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Über Fächergrenzen hinweg
Im zweiten Kapitel dieses Buches haben Sie über das Verhältnis von »Glauben und Vernunft« nachgedacht und dabei Jürgen Baumerts Modell der Weltzugänge kennengelernt ( S. 39): Unterschiedliche Wissenschaften – und entsprechend unterschiedliche Schulfächer – betrachten die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven, stellen unterschiedliche Fragen, sprechen unterschiedliche Sprachen, wenden unterschiedliche Methoden an. Dabei ist keiner dieser Zugänge den anderen überlegen, vielmehr ergänzen und begrenzen sie sich gegenseitig. Doch es ist die eine Welt, auf die sie sich beziehen, und es ist der einzelne Mensch, in dessen Kopf sie zusammentreffen. So stehen auch Sie als Schülerin und Schüler vor der Herausforderung (die im Bild angedeutet ist), die einzelnen Fächer Ihres Stundenplans nicht einfach so nebeneinander stehen zu lassen, sich aber auch nicht durch ihre Vielfalt durcheinanderbringen zu lassen, sondern sie in ihrer Unterschiedenheit in Ihr Weltbild zu integrieren. Solche fächerverbindende »Mehrsprachigkeit« muss man üben. Im Unterricht gibt es immer wieder Situationen, in denen man Bezüge zu anderen Fächern entdeckt oder in denen die Expertise von Fachleuten nötig ist. Besonders geeignet zum fächerverbindenden Lernen sind gemeinsame Aktionen, Projekte, Studientage, Wissenschaftswochen, die bestimmte Themen aus der Sicht mehrerer Fächer und Wissenschaften beleuchten. Das Fach Religionslehre (aller Konfessionen und Religionen) mit der Bezugswissenschaft Theologie ist bei solchen Projekten eine wichtige Partnerin. Wenn Religion »Weltabstand« ist und das Ganze der Welt in den Blick nimmt, dann ergeben sich Berührungspunkte zu Fragestellungen aller Wissenschaftsbereiche. In den Interviews auf S. 135–141 wurde deutlich, wie sehr jede theologische Disziplin vom interdisziplinären Dialog lebt.
In den Aufgabenstellungen und Materialien dieses Buches finden sich vielfältige Anregungen zum fächerverbindenden Arbeiten. Größere Projekte – bezogen auf die L ernbereiche der Jahrgangsstufe 11 – wären z. B. zu folgenden Themen denkbar:
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»Zwischenräume«: das Leitmotiv dieses Buches könnte zu einem Projekt z. B. mit Kunst, Mathematik, Literatur oder Sozialkunde anregen.
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Die Epoche der Aufklärung lässt sich aus der Sicht von Kunst, Musik, europäischer Literatur, Geschichtswissenschaft, Theologie und Philosophie erforschen und beschreiben.
Beim Thema Schöpfung und Evolution sind z. B. Fächer wie Ethik, Biologie und Physik wichtige Diskussionspartner.
Freiheit, das Kernthema evangelischen Glaubens, ist ein zentrales Thema der politischen Bildung, der Geschichte, der Literatur und Philosophie, der Neurowissenschaften und Psychologie.
Zusammen mit anderen Fächern lässt sich die Beschäftigung mit Judentum oder Islam vertiefen (ihre Geschichte und politische Bedeutung; ihre Kultur, z. B. Kunst, Literatur und Musik).
Ein Thementag oder eine Themenwoche zum Thema Toleranz würde über die einzelnen Fächerbezüge hinaus auch Fragen des Schullebens einbeziehen. Die Wirkungsgeschichte einzelner biblischer Traditionen lässt sich in Kooperation mit Deutsch, Kunst, Musik , Fremdsprachen und Philosophie untersuchen.