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Leitkultur?

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Quellenverzeichnis

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LEITKULTUR FÜR DEUTSCHLAND –WAS IST DAS EIGENTLICH?

Es gibt so etwas wie eine »Leitkultur für Deutschland«. Manche stoßen sich schon an dem Begriff der »Leitkultur«. Das hat zu tun mit einer Debatte vor vielen Jahren. Man kann das auch anders formulieren. Zum Beispiel so: Über Sprache, Verfassung und Achtung der Gr undrechte hinaus gibt es etwas, was uns im Innersten zusammenhält, was uns ausmacht und was uns von anderen unterscheidet.

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Ich finde den Begriff »Leitkultur« gut und möchte an ihm festhalten. Denn er hat zwei Wortbestandteile. Zunächst das Wort Kultur. Das zeigt, worum es geht, nämlich nicht um Rechtsregeln, sondern ungeschriebene Regeln unseres Zusammenlebens. Und das Wort »leiten« ist etwas anderes als vorschreiben oder verpflichten. Vielmehr geht es um das, was uns leitet, was uns wichtig ist, was Richtschnur ist. Eine solche Richtschnur des Zusammenlebens in Deutschland, das ist das, was ich unter Leitkultur fasse. [...]

Umgekehrt ist auch richtig: Andere Länder, andere Sitten. Wenn eine Lebensgewohnheit im Ausland anders ist, ist sie eben anders als in Deutschland, nicht besser oder schlechter. Es ist die Mischung, die ein Land einzigartig macht und die letztlich als Kultur bezeichnet werden kann. [...]

1. Wir legen Wert auf einige soziale Gewohnheiten, nicht weil sie Inhalt, sondern weil sie Ausdruck ei- ner bestimmten Haltung sind: Wir sagen unseren Namen. Wir geben uns zur Begrüßung die Hand. Bei Demonstrationen haben wir ein Vermummungsverbot. »Gesicht zeigen« – das ist Ausdruck unseres demokratischen Miteinanders. Im Alltag ist es für uns von Bedeutung, ob wir bei unseren Gesprächspartnern in ein freundliches oder ein trauriges Gesicht blicken. Wir sind eine offene Gesellschaft. Wir zeigen unser Gesicht. Wir sind nicht Burka. [...]

6. In unserem Land ist Religion Kitt und nicht Keil der Gesellschaft. Dafür stehen in unserem Land die Kirchen mit ihrem unermüdlichen Einsatz für die Gesellschaft. Sie stehen für diesen Kitt – sie verbinden Menschen, nicht nur im Glauben, sondern auch im täglichen Leben, in Kitas und Schulen, in Altenheimen und aktiver Gemeindearbeit. Ein solcher Kitt für unsere Gesellschaft entsteht in der christlichen Kirche, in der Synagoge und in der Moschee. [...] Unser Staat ist weltanschaulich neutral, aber den Kirchen und Religionsgemeinschaften freundlich zugewandt. Kirchliche Feiertage prägen den Rhythmus unserer Jahre. Kirchtürme prägen unsere Landschaft. Unser L and ist christlich geprägt. Wir leben im religiösen Frieden. Und die Grundlage dafür ist der unbedingte Vorrang des Rechts über alle religiösen Regeln im staatlichen und gesellschaftlichen Zusammenleben.

Thomas de Maizière, ehem. Bundesinnenminister, 2017

Erarbeiten Sie die Position von Th. de Maizière zum Thema »Leitkultur« ( S. 70) und diskutieren Sie diese vor dem Hintergrund des Kapitels sowie der Karikatur von Thomas Plaßmann ( S. 70). Formulieren Sie eine eigene Stellungnahme zum Thema.

»In unserem Lande ist Religion nicht Keil, sondern Kitt der Gesellschaft.« Erläutern Sie diese Aussage mithilfe von Beispielen und problematisieren Sie das dahinterstehende Verständnis von Religion vor dem Hintergrund dessen, was Sie in der 10. Jgst. zur Funktion von Religion gelernt haben.

Gehen Sie mit offenen Augen durch Ihr Schulgebäude und suchen Sie Spuren von Toleranz in Architektur, Gestaltung und Ausstattung, in den schulischen Angeboten, in der Schulkultur oder bei den Menschen, die das Schulhaus nutzen. Verfassen Sie einen Beitrag für die Schulhomepage zum Thema Toleranz, der die Ergebnisse aufnimmt, beschreibt und gegebenenfalls Vorschläge zu einer Weiterentwicklung dieses Themas an Ihrer Schule macht.

Überlegen Sie sich Situationen in Ihrem alltäglichen Leben, in denen Ihnen die Erkenntnisse aus diesem Kapitel konkret helfen können und tauschen Sie sich darüber aus.

Was haben Sie dazugelernt (vgl. S. 49)?

Was möchten Sie sich merken?

Welche Methoden bzw. Materialien haben Sie besonders angesprochen?

Was wird Sie weiter beschäftigen?

Welche Fragen bleiben offen?

Suchen Sie nach Aktionen und Angeboten an Ihrem Wohnort oder z. B. in der nächsten größeren Stadt zum Thema interreligiöser Dialog, Begegnung der Religionen, Fest der Kulturen und Ähnlichem. Versuchen Sie etwas über die Motive der Beteiligten in Erfahrung zu bringen, sich in dieser Weise zu engagieren.

Beobachten Sie für einige Tage die Nachrichten in den Medien. Sammeln Sie Meldungen über Themen, die weltanschauliche und/oder religiöse Felder berühren bzw. die als weltanschauliche bzw. religiöse Themen gedeutet werden. Versuchen Sie die Meldungen für sich zu ordnen und überprüfen Sie die Zuordnung der Themen zu den Bereichen Religion, Weltanschauung bzw. Kultur.

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