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Prolog vor dem Vorhang: Es war einmal ...

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Quellenverzeichnis

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Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob.

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So beginnen Märchen. Wann, wo, wie? Ist das wirklich passiert?

Typisch, von einer Frau ist nicht die Rede.

Das ist irgendwo weit im Osten, jedenfalls nicht in Israel. Ist es die Gegend, aus der Abraham kommt? Das wäre eine Anspielung auf die Ursprünge Israels.

Der Name bedeutet: Wo ist mein Vater? Es klingt aber auch das Wort »Feind« mit (Ojeb). Hiob ist auch im Islam bekannt. Er kommt noch zweimal in der Bibel vor. Heute heißen in Arabien manchmal Kamele nach ihm – wegen ihrer Geduld.

Der war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse.

Gleich viermal – der Verfasser kann Hiob gar nicht genug loben. Ein anständiger Mensch! Aber wäre er mir auch sympathisch?

Und er zeugte 7 Söhne und 3 Töchter und er besaß 7000 Schafe, 3000 Kamele, 500 Joch Rinder und 500 Eselinnen und sehr viel Gesinde, und er war reicher als alle, die im Osten wohnten.

Unglaubliche Zahlen! Ein typischer reicher Nomadenscheich – stammt die Geschichte aus der Nomadenzeit? Er ist gut und ihm geht es gut – typisch für weisheitliches Denken. Das kann nicht gut gehen; irgendetwas passiert jetzt.

DAS HIOBBUCH

• Das Buch Hiob (auch: Ijob) gehört zur alttestamentlichen Weisheitsliteratur*. Es besteht aus einer Prosa-Rahmenerzählung vom frommen Hiob, der trotz schwerster Schicksalsschläge an Gott festhält, und einem metrisch gestalteten dialogischen Mittelteil. Darin klagt Hiob über sein Leid und wird zunehmend zum Ankläger Gottes. Seine Freunde versuchen ihn vergeblich zurechtzuweisen. Schließlich ergreift Gott selbst das Wort.

• Die Rahmenerzählung des Hiobbuchs ist in märchenhaft-legendärer Form gestaltet und geht möglicherweise auf mündliche Vorformen zurück. Der kunstvolle Dialog und das gesamte Werk in seiner Endgestalt, das in seinem Aufbau an ein Theaterstück erinnert, dürfte nachexilischen* Ursprungs sein (5.–2. Jh. v. Chr.).

• Kaum ein anderes Buch der Bibel stellt so radikal die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes angesichts des Leidens unschuldiger Menschen. Es wurde zur Inspirationsquelle für zahlreiche theologische, philosophische und künstlerische Deutungen und Bearbeitungen bis heute.

»Mit dem ersten Satz wird der Stein ins Rollen gebracht. Der erste Satz ist Versprechen, Duftmarke, Schlaglicht – kurz: der Brühwürfel, mit dem die ganze folgende Suppe gekocht wird. (Thomas Brussig, Schriftsteller)

Hiobs Gl Ck

1. Suchen Sie »erste Sätze« aus Büchern, Theaterstücken, Filmen, biblischen Schriften usw. und beziehen Sie sie auf T. Brussigs Zitat.

2. Auch Hi 1,1-3 ist so ein »Brühwürfel«: Das Bild der Leiter nimmt den Gedanken der »Abstände zwischen den Stufen« ( S. 75) auf. Füllen Sie sie mit eigenen Ideen und Fragen!

Hiob! Hast du wirklich nichts anderes gesagt als jene schönen Worte? Weißt du nicht mehr zu sagen, wagst du nicht mehr zu sagen, als was die beamteten Tröster wortkarg dem Einzelnen zumessen, was die beamteten Tröster, steifen Zeremonienmeistern gleich, dem Einzelnen vorschreiben, dass es nämlich in Stunden der Not ziemlich [angemessen] sei zu sprechen: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobet, nicht mehr und nicht weniger, ebenso wie man Prosit sagt zu dem Niesenden!

Søren Kierkegaard*,

1843

Der Satz Hiobs ist gerade nicht als duldsame Einwilligung in das Leiden zu verstehen.

Denn kein blindes Schicksal traf Hiob, sondern Adonaj*, Gott selbst: »Niemand als Adonaj ist’s, der gegeben, niemand als Adonaj ist’s, der genommen hat, gesegnet sei der Name Adonaj.« Wer so spricht, ist kein Objekt eines bloß passiv hinzunehmenden Geschicks. Wer so redet, weiß, mit wem er es zu tun und von wem er sein Recht zu fordern hat. »Wenn nicht Gott, wer dann?« Fromm sein, heißt nicht allein Ja und Amen zu sagen. Es gibt auch ein Nein und Amen.

Jürgen Ebach, Theologe

Da stand Hiob auf und zerriss sein Kleid und schor sein Haupt und fiel auf die Erde und neigte sich tief und sprach: Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen; der Name des HERRN sei gelobt! In diesem allen sündigte Hiob nicht und tat nichts Törichtes wider Gott.

Hi 1,20 ff.

Die »Hiobsbotschaften« überschlagen sich: Hiob verliert seinen ganzen Besitz und seine Kinder. Hier eine Buchmalerei aus dem 11. Jh.

EINES TAGES ABER …

1. Lesen Sie Hi 1,13–22 und beschreiben Sie, mit welchen Stilmitteln Hiobs Unglück gestaltet wird.

2. Tauschen Sie Ihre Eindrücke über Hiobs Reaktion aus.

3. Hi 1,21b wird manchmal bei Beerdigungen gesprochen und in Todesanzeigen zitiert. Versuchen Sie nachzuvollziehen, welche Gedanken und Gefühle bei der Entscheidung für diesen Vers eine Rolle spielen könnten. Führen Sie ein Schreibgespräch zu dem Anzeigenmuster.

4. Vergleichen Sie S. Kierkegaards und J. Ebachs Interpretationen von Hi 1,21b. Probieren Sie dazu auch aus, in welchem Ton man die Sätze Hiobs sprechen könnte. Achten Sie auch auf seine Körpersprache in der Szene.

5. »Es gibt auch ein Nein und Amen« – finden Sie Beispiele.

Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gelobt! (Hi 1,21)

Vorname – Nachname

*Geburtsdatum –  Todesdatum

Trauernde

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