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Quellenverzeichnis

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DIE SATANSSZENEN

Der »Prolog im Himmel« aus Johann Wolfgang von Goethes »Faust*« ist dem Hiobbuch nachempfunden. Mephisto wettet mit dem HERRN, dass er es schaffen werde, Faust, den unermüdlich Fragenden und Suchenden, von seinem Weg abzubringen. Hier sieht man die Szene in einer Comicfassung von Flix.

Zwischenspiel Im Himmel

1. Erinnern Sie sich an typische Kasperltheaterszenen und beschreiben Sie die Funktion des Teufels* darin.

2. In Hi 1,21 sagt Hiob: »Der HERR [allein] hat�s gegeben, der HERR hat�s genommen.« – Was ändert sich, wenn ein Teufel* mit im Spiel ist? Spielen Sie es gedanklich – oder wenn Sie mögen, in kleinen Szenen mit Kasperlfiguren – durch.

3. Lesen Sie Hi 1,6–12 und 2,1–7; untersuchen Sie die Rolle des Satans* und vergleichen Sie sie mit den Bildern auf dieser Seite. Achten Sie genau auf den Gegenstand der Wette.

4. »Der Auftritt Satans* bringt Gott aus der Schusslinie.« – »Er macht alles noch viel schlimmer.« –Diskutieren Sie.

5. Tauschen Sie sich darüber aus, welche Bedeutung die Gestalt des Satans bzw. Teufels für Sie hat. Informieren Sie sich über seine Rolle in Bibel und Christentum. BeMERKung von Robert Musil*: Ich glaube nicht an den Teufel, aber wenn ich es täte, würde ich ihn mir als den Trainer vorstellen, der den Himmel zu Rekordleistungen hetzt.

• Die beiden Himmelsszenen Hi 1,6–12 und Hi 2,1–7 stehen im Buch Hiob isoliert da. Danach ist von Satan* nicht mehr die Rede. Manche Forscher halten diese Passagen daher für nachträglich eingefügt, womöglich unter Einfluss der persischen Zarathustra*-Religion, die durch einen ausgeprägten Dualismus (Widerstreit eines guten und eines bösen Prinzips) charakterisiert war. In der Bibel ist eher selten vom Satan (hebr: Widersacher) oder vom Teufel* (griech. diabolos: Durcheinanderwerfer) die Rede. Ein konsequenter Dualismus wäre mit biblischen Gottesvorstellungen, die Gut und Böse auf Gott zurückführen, nicht vereinbar.

• Im Hiobbuch erscheint Satan zusammen mit den »Gottessöhnen«; hier liegt die altorientalische Vorstellung einer himmlischen Ratsversammlung zugrunde. Diese ursprünglich polytheistische Vorstellung wird allerdings im Alten Testament so umgewandelt, dass Gott in dieser »Konferenz« fraglos das Sagen hat.

SATANSGEHILFIN ODER PARTNERIN IM LEID?

1. Vergleichen Sie die Personenkonstellationen auf den beiden Bildern. Deuten Sie die Unterschiede mithilfe von Hi 2,9 f. und dem apokryphen* Text (unten).

2. Erzählen Sie Hi 1 und 2 aus der Perspektive von Hiobs Frau.

3. Suchen Sie, ausgehend von der Info, weitere Beispiele für eine Abwertung oder ein Unsichtbarmachen von Frauen in der Bibel.

Hiob wird von Satan und seiner Frau gegeißelt (mittelalterliche Buchmalerei).

AUS DEM APOKRYPHEN* »TESTAMENT DES HIOB«

Der greise Hiob erzählt rückblickend:

»Und ich sah mit eigenen Augen, wie meine erste Frau Wasser in das Haus eines Reichen trug als Dienstmagd, bis sie Brot bekam und es mir brachte. Und betroffen sprach ich: ›Welche Unverschämtheit von den Herrn dieser Stadt! Wie können sie es wagen, meine Frau wie eine Sklavin zu behandeln?‹ Aber sie teilte, was sie bekam, mit mir und schämte sich nicht, auf den Markt zu gehen, und Brot von den Brotverkäufern zu erbetteln.«

[Sie selbst erzählt:] »Und ich bat um Brot. Aber der Händler sprach: ›Gib das Geld und nimm.‹ Da tat ich ihm unsere Not kund und bekam von ihm zu hören: ›Wenn du kein Geld hast, Frau, so gib dein Haar her und nimm dafür drei Brote. Gewiss werdet ihr drei Tage davon leben können.‹ Und in meiner Verzweiflung sprach ich: ›Steh auf und schere mich‹. Und so stand er auf und schor mit einer Schere mir zur Schande mein Haar auf dem Markt vor der gaffenden Menge.«

FRAU HIOB – SICHTBAR GEMACHT

• Hat Hiobs Frau nicht auch gelitten über den Tod ihrer Kinder? Wie so oft in der Bibel zählt nur die Perspektive des Mannes. Hiobs namenloser Frau bleibt lediglich der denkbar unvorteilhafte Satz: »Sage Gott ab und stirb!« (andere Übersetzungen: »Fluche Gott!«), auf den Hiob schroff entgegnet: »Du redest, wie die törichten Frauen reden.« (Hi 2,9 f.)

• Feministische Theologinnen ( S. 95) machen hingegen darauf aufmerksam, dass in Frau Hiobs Satz der hebräische Begriff für »Gott absagen, Gott fluchen« eigentlich derselbe ist wie »Gott segnen«. Zwar nehmen die meisten Auslegenden hier einen Euphemismus an – aber wie, wenn hier wirklich »segnen« gemeint wäre, etwa so: »Auch wenn ich es nicht verstehe, segne Gott, solange du es noch kannst; gib ihm die Ehre, die ihm zusteht, damit du in Frieden mit deinem Gott sterben kannst!« (M. Frettlöh).

• In diese Richtung weist auch ein Blick in außerkanonische* Schriften: Die Hiobübersetzung der Septuaginta* enthält eine anrührende Klage der Frau Hiobs. Und das apokryphe* Testament Hiobs lässt sie zur gleichberechtigt leidenden Partnerin werden.

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