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Prozess gegen Gott
Will Eisner begründete mit seiner Bildgeschichte »Ein Vertrag mit Gott« die Graphic Novel. Sie handelt von einem frommen Juden in den USA, der in seiner Jugend einen Vertrag mit Gott geschlossen und auf einem Steintäfelchen fixiert hat. Er hält sich seither treu daran, doch als seine Tochter stirbt, kündigt er ihn in seiner Wut und Verzweiflung auf und wird zum skrupellosen Immobilienspekulanten. Am Ende findet ein Junge die Steintafel und trägt seinen Namen darunter ein.
»HIER MEINE UNTERSCHRIFT!«
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1. Hiobs Klage wird zunehmend zur An-Klage. Belegen Sie dies anhand der Textausschnitte Hi 9,19–36; 16,18–22; 19,6–7.23–29; 31,35 ff.
2. Klären Sie die Rollen in dem von Hiob gewünschten Prozess. Achten Sie besonders auf die Rolle Gottes. Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit dem von Goethe überlieferten lateinischen »Merke« (Niemand gegen Gott außer Gott selbst).
3. Gibt es überhaupt eine Rechtsgrundlage für einen Prozess gegen Gott? Wiederholen Sie, was Sie über den Bund Gottes mit Israel wissen.
4. Hat Satan seine Wette jetzt gewonnen? Erfinden Sie ein »Zwischenspiel im Himmel«.
5. Lassen Sie sich vom Comic und der Zeitungsnachricht anregen, den Gedanken eines Prozesses gegen Gott unter aktuellen Vorzeichen weiterzudenken: Ist ein solcher Prozess erlaubt und sinnvoll? Wie könnten Anklage, Verteidigung, Urteil lauten? Sie können z. B. Texte verfassen, Szenen spielen oder einen Film drehen.
Klage Gegen Gott Abgewiesen
Verbreitung von Tod, Zerstörung und Terror: Wegen dieser Vergehen hatte der Ex-Senator Ernie Chambers (Nebraska, USA) keinen Geringeren als Gott verklagt. Nun wurde das Verfahren abgeschmettert. Ein US-Gericht wies die Klage gegen Gott ab, weil der Beschuldigte keine Adresse habe, an die die Anklageschrift gesendet werden könne.
A us einer Zeitungsnachricht
Hier meine Unterschrift!
Der Allmächtige antworte mir!
Hi 31,35
Denn ich bin der HERR, der das Recht liebt.
Jes 61,8a
So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten.
Dtn 7,9
Hebr. goel, Partizip zu gaal: loskaufen, auslösen, aus fremder Verfügungsgewalt befreien, den Rechtszustand wiederherstellen
SCHWIERIG ZU ÜBERSETZEN: HI 19,25–27
Aber ich weis das mein Erlöser lebet / und er wird mich hernach aus der Erden auffwecken. Und werde darnach mit dieser meiner Haut umbgeben werden / und werde in meinem Fleisch Gott sehen. Den selben werde ich mir sehen / und meine augen werden jn schauen / und kein Fremder.
Martin Luther 1545
Aber ich weiß, mein Bluträcher ist am Leben und wird zu guter Letzt sich über dem Staube aufheben. Der Zeuge meiner Unschuld wird bei mir sein und meinen Schuldbefreier werde ich für mich sehen, mit eigenen Augen sehe ich’s und kein Fremder.
Ernst Bloch*
Doch nein, ich weiß, dass Gott, mein Anwalt, lebt! Er spricht das letzte Wort hier auf der Erde. Jetzt, wo die Haut in Fetzen an mir hängt und ich kein Fleisch mehr auf den Knochen habe, jetzt möchte ich ihn sehn mit meinen Augen, ihn selber will ich sehen und keinen Fremden!
Gute Nachricht
Ich weiß ja doch, dass mein Erlöser lebt. Als mein Anwalt wird er auf der Erde auftreten. Und zum Schluss meine Unschuld beweisen. Mit zerfetzter Haut stehe ich hier. Abgemagert bin ich bis auf die Knochen. Trotzdem werde ich Gott sehen.
Ich werde ihn mit meinen Augen sehen, und er wird für mich kein Fremder sein.
BasisBibel
SOPRANARIE AUS G. F. HÄNDELS »MESSIAH«
I know that my redeemer liveth, / and that he shall stand / at the latter day upon the earth. / And though worms destroy this body, / yet in my flesh shall I see God. / For now is Christ risen from the dead, / the first fruits of them that sleep.
(Hi 19,25 f. und 1 Kor 15,20)
AUF WEN WARTET HIOB?
1. Hi 19,25 ff. ist eine aus textkritischen ( vgl. S. 92) und inhaltlichen Gründen sehr umstrittene Passage. Kopieren Sie die Übersetzungsvorschläge und zeichnen Sie Verständnislücken und Leerstellen als »Zwischenräume« ein.
2. Wer ist der goel? Vergleichen Sie die Übersetzungen.
3. Lesen oder hören Sie die Sopranarie aus Händels »Messiah« (unten) und deuten Sie den Text mithilfe der Info.
Info
HI 19,25 ff. IN CHR ISTLICHER DEUTUNG
Hi 19,25 ff. ist einer der im Christentum meistzitierten alttestamentlichen Texte, denn man sah darin eine Anspielung auf Jesus Christus und eine Voraussage seiner Auferstehung. Dieses Deutungsschema – das Alte Testament als Verheißung, das Neue als Erfüllung – prägte lange Zeit den christlichen Umgang mit der Hebräischen Bibel (v. a. auch mit den Prophetentexten). Es ist nicht nur historisch fragwürdig, sondern steht auch in Gefahr, die Hebräische Bibel christlich zu vereinnahmen. Eine Lesart, die die Eigenständigkeit beider Teile der Bibel bewahren kann, ist die intertextuelle ( S. 94): Sie geht davon aus, dass biblische Texte sich gegenseitig beleuchten können, ohne voneinander abhängig zu sein. Hi 19,25 ff. wäre dann keine Voraussage Christi, aber die Hiobdichtung könnte dennoch Jesu Passion verstehen helfen. Jesu »Warum« am Kreuz (Mk 14,34) bekommt einen widerständigeren Ton, wenn Hiobs Anklagen mitschwingen. Umgekehrt eröffnet die Botschaft vom »gekreuzigten Gott« [9] eine neue Perspektive auf Hiobs Prozessforderung (Gott gegen Gott!).