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Freiheit und Geld
KANN MAN FREIHEIT KAUFEN?
Echte Zufriedenheit und Glückseligkeit kann man mit Geld allein wahrscheinlich nicht kaufen. Aber wie sieht es mit Freiheit aus? Klar, man kann diese Frage nicht allgemeingültig beantworten, da jeder Mensch Freiheit anders definiert. Es gibt aber ein paar Aspekte, die fast alle Menschen teilen. Was also ist Freiheit, die durch Geld ermöglicht wird?
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Ganz einfach: Im Grunde ist es die Summe der Möglichkeiten, die du hast, und die du ohne Geld eben nicht hättest. Nehmen wir deine Gesundheit. Sie ist sicherlich mehr wert als alles Geld, aber nur mit den passenden Finanzen hast du die Möglichkeiten schneller und meist auch besser behandelt zu werden. Drei Monate den Job pausieren, um die Welt zu bereisen ohne das nötige Kleingeld …? Klingt nach einem riskanten Abenteuer. Was auch immer du vorhast, du musst es nicht tun, aber du könntest es – das ist Freiheit.
Du kannst deine finanzielle Freiheit natürlich auch auf andere Menschen übertragen und ihnen mit deinem Geld helfen. Ganz gleich, ob du an eine Organisation spendest oder einen Freund unterstützt. Wenn wir also sagen, Freiheit ist immer die Summe der Möglichkeiten, die du hast, dann trifft es in vielen Fällen zu: Dann kann man sich Freiheit mit finanzieller Unabhängigkeit kaufen.
Aus einer Werbung für eine Geldanlage-App
FREIHEIT – DIE SUMME DER MÖGLICHKEITEN?
1. Formulieren Sie Sätze mit den Wörtern »ich« bzw. »mein«, »Geld« und »Freiheit«. Tauschen Sie sich darüber aus und vergleichen Sie sie mit den Zitaten (rechts unten).
2. Recherchieren Sie nach Ratgebern zum Thema »Geldanlage«. Überprüfen Sie, welche Rolle der Gedanke der Freiheit in Aufmachung und Inhalt spielt. Recherchieren Sie auch nach Werbeanzeigen, die mit dem Freiheitsmotiv arbeiten, und analyisieren Sie die dort gegebenen Freiheitsversprechen.
3. Beschreiben und deuten Sie das Gemälde »Gekaufte Freiheit« (oben).
4. Diskutieren Sie über die Positionen, die in den beiden Texten zum Ausdruck kommen.
GELDFREI LEBEN?
Der Aktivist Tobi Rosswog äußert sich in einem Interview: Zweieinhalb Jahre habe ich radikal geldfrei gelebt, um Erfahrungen und Perspektiven außerhalb von Verwertungslogik, Leistungsdruck und Selbstoptimierungswahn zu machen. Aktuell lebe ich nur noch geldfreier. Das heißt ich gebe lediglich für zwei Dinge ein wenig Geld aus: Zum einen für die Warmmiete zur Finanzierung eines Projekt und Gemeinschaftshauses. Und zum anderen für die Krankenversicherung. Welche positiven Veränderungen gibt es, wenn Geld keine Rolle mehr spielt?
Das Leben ohne Geld oder Tauschlogik bewirkt zum einen eine Befreiung – wenn diese Lebensweise selbstbestimmt gewählt ist. Zum Beispiel befreit sie von Bürokratie. Außerdem überwindest du damit die klassischen Rollen von Verkäufer*in und Konsument*in. Somit kannst du Menschen wieder auf einer menschlichen Ebene begegnen. Und vor allem ist geldfrei(er) zu handeln das Nachhaltigste, was du tun kannst, weil du keine weitere finanzielle Nachfrage für Angebote schaffst, die ohnehin schon in Hülle und Fülle vorhanden sind.
»Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!
(Mk 10,21 b)
»Geld ist geprägte Freiheit.
(Fjodor Michailowitsch Dostojewski)
»Der Preis, den wir für das Geld bezahlen, ist die Freiheit.
(Robert Louis Stevenson)
»Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit, dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft.
(Jean-Jaques Rousseau*)
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FREIHEIT GEGEN SICHERHEIT?
Das Grundgesetz kennt keine ausdrückliche Bestimmung über das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit. Aus dem Satz »Die Würde des Menschen ist unantastbar« und aus den Garantien der Grundrechte kann man erkennen, dass unsere Verfassung von der Freiheit und dem »Eigenwert« der einzelnen Person ausgeht. Diese ist jedoch nicht »isoliert«, sondern »gemeinschaftsbezogen und gemeinschaftsgebunden«, wie das Bundesverfassungsgericht gesagt hat. Die im Menschenwürde Satz ausgesprochene Verpflichtung »aller staatlichen Gewalt« (z. B. der Richter, Polizisten und Abgeordneten), die Menschenwürde zu »achten und zu schützen«, bedeutet einerseits die Wahrung der individuellen Freiheit in allen ihren Formen, andererseits aber auch die Pflicht des Staates, Schutzmaßnahmen gegen Angriffe durch Dritte (Kriminelle, Terroristen) zugunsten aller Bürgerinnen und Bürger vorzukehren, kurz: für Sicherheit zu sorgen.
Neue Balance
Seit dem 11. September 2001 und den nachfolgenden islamistischen Terroranschlägen ist vielerorts die Rede davon, das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit müsse neu ausbalanciert werden. Auch das Bundesverfassungsgericht erkennt die Befugnis des Gesetzgebers an, die traditionellen rechtsstaatlichen Bindungen des Polizeirechts (z. B. klare Ermächtigungen durch Gesetz, richterliche Vorbehalte für Durchsuchungen) jeweils nach den Erkenntnissen neuartiger Gefährdungsund Bedrohungssituationen fortzuentwickeln. Die