![](https://static.isu.pub/fe/default-story-images/news.jpg?width=720&quality=85%2C50)
3 minute read
1.13 Durststrecke
Die Geschichte von Mose – das ist eine spannende und besondere Geschichte. Sie spielt in Ägypten, vor langer Zeit; weit über 3000 Jahre ist es her. Ein mächtiger Pharao, so hieß dort der König, regierte über das Land; er war sehr streng und wurde verehrt wie ein Gott. Er ließ große Bauwerke errichten, einen Palast, Häuser, ganze Städte. Auch die Pyramiden stammen aus dieser Zeit, das sind die Grabstätten der ägyptischen Könige. Wenn ein Pharao starb, dann wurde er einbalsamiert, zu einer Mumie gewickelt und in einen kostbaren Sarkophag gelegt. Einer, mit Namen Tutanchamun, hatte sogar eine Maske aus purem Gold. Dazu bekam der König unermessliche Reichtümer mit ins Grab, denn die Ägypter stellten sich das Leben nach dem Tod sehr real vor – dass man dort auch Diener, Schmuck und Geld braucht. Der Pharao war also sehr reich, er lebte sorglos, es fehlte ihm an nichts. Aber wie es so ist: Irgendwoher muss das viele Geld kommen. Wenn einer reich ist, sind andere dafür arm und werden ausgebeutet. Und das waren damals die Israeliten. Aber wie kamen die Israeliten überhaupt nach Ägypten? Sie wohnten eigentlich in Kanaan, das ist dasselbe Land, das später Palästina genannt wurde und heute Israel heißt. Es liegt am Mittelmeer und ist ein Nachbarland von Ägypten.
Dazu muss man noch einmal 400 Jahre zurückgehen und einen anderen wichtigen Mann aus der Bibel vorstellen: Josef. Er war einer von 12 Söhnen Jakobs gewesen, und zwar der Lieblingssohn. Das zeigte Jakob deutlich und er bevorzugte Josef. Seine Brüder hassten ihn so sehr deswegen, dass sie ihn verprügelten, in einen Brunnen warfen und dann als Sklaven verkauften, als zufällig eine Karawane mit reisenden Händlern vorbeikam. Diese nahmen Josef nach Ägypten mit. Dort war er erst Sklave bei Potifar, dann wegen einer falschen Anschuldigung im Gefängnis. Als der damalige Pharao einen seltsamen Traum hatte, war es Josef gewesen, der ihn deuten konnte: Er sah voraus, dass eine große Hungersnot kommen würde. Der Pharao hatte nicht nur die Vorhersage geglaubt, sondern hatte Josef selbst die Aufgabe gegeben, Vorräte zu sammeln, um die Hungersnot zu verhindern. So war damals, vor 400 Jahren, alles gut geworden. Am Ende durfte Josef sogar seine ganze Familie nach Ägypten holen und bekam aus Dankbarkeit für das, was er für Ägypten geleistet hatte, ein großes Stück Land geschenkt.
Advertisement
Aber das war lange her. Vierhundert Jahre später war Josef natürlich schon längst gestorben, und von den Ägyptern erinnerte sich keiner mehr an ihn. Josefs Nachfahren, seine Kinder, Enkel, Geschwister, Neffen und Nichten, hatten Kinder bekommen und dann diese und so weiter; so war aus den Israeliten ein großes Volk geworden. Die Ägypter sahen das mit zunehmendem Misstrauen: »Hier wird es nicht mehr genug Essen für alle geben; die Israeliten sind einfach zu viele!«, »Das sind Ausländer. Sie nehmen uns die Arbeit weg!«, »Sie sollen verschwinden und wieder in ihr Land gehen!« So hörte man es überall. Auch der neue Pharao wusste nichts mehr davon, dass sein Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater damals die Israeliten nach Ägypten eingeladen hatte. Auch er sah, wie stark ihr Volk war. Er fürchtete um seine Macht: »Wenn das so viele sind, werden sie bestimmt demnächst Ansprüche stellen und mitbestimmen wollen. Nein – das muss ich verhindern!« Er hatte einen Plan, damit würde er zwei Probleme auf einmal lösen.
Er rief seine Minister zu sich und befahl, dass die Israeliten ab sofort harte Arbeit leisten mussten: Sie waren es, die für die Bauarbeiten eingeteilt wurden, Steine aus dem Steinbruch schlagen und schleppen mussten, Wasser holen, Mauern errichten, Ziegelsteine aus Lehm herstellen. Es waren sehr anstrengende Arbeiten, jeden Tag von früh bis spät. Das Schlimmste aber war, dass die Israeliten gezwungen wurden. Sie bekamen wenig Geld dafür, gerade nur so viel, dass sie nicht verhungerten. Wenn jemand sich weigerte, wurde er hart bestraft. Sie waren Sklaven. »Das ist gut: Ich bekomme meinen Palast und meine Pyramiden gebaut – Und diese schwere Arbeit wird die Israeliten schwach machen!«, dachte der Pharao. Aber er irrte sich: Das Volk wurde nicht schwächer, eher im Gegenteil. Die Israeliten schafften die Arbeit, sie waren gesund und stark, sie hielten fest zusammen und: Sie hatten ihre Religion. Sie trafen sich am Abend und beteten miteinander. Sie glaubten an Gott und vertrauten, dass er ihnen in ihrer schwierigen Lage irgendwie helfen würde.
Die Ägypter hatten eine ganz andere Religion: Sie verehrten viele Götter, die für verschiedene Bereiche zuständig waren, z. B. Amun, den obersten Gott, mit seiner Frau Isis, den Sonnengott Ra und Osiris, den Gott der Unterwelt. Die Unterschiede zwischen der ägyptischen und der jüdischen Reli-