Die eigenwillige Aude
Viel mehr als nur Carcassonne Carcassonne, die mittelalterliche Hauptstadt der Aude, ist zurecht berühmt. Doch planen Sie ruhig einige Tage extra ein, um auch die Umgebung zu entdecken. Journalistin Renate van der Bas wohnt hier bereits seit 23 Jahren. Sie verrät uns ihre Urlaubstipps: „Zwischendurch sollten Sie einfach mal nichts tun. In der Aude ist es keine Schande, zu faulenzen, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen und die Ruhe zu genießen.“
TEXT RENATE VAN DER BAS FOTOS HANS AVONTUUR, RENATE VAN DER BAS, BENOIST ADT AUDE,
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SHUTTERSTOCK, SÉBASTIEN CARLES, CITÉ@VINCENT, VINCENT PHOTOGRAPHIE
AUDE
26 FRANKREICH MAGAZIN
nsgeheim haben wir dieses recht unbekannte Departement schon mal mit Ostfriesland verglichen. Vor allem das lang gestreckte Tal südlich von Carcassonne, wo sich der Fluss Aude seinen Weg durch das Vorland der Pyrenäen in Richtung Mittelmeer bahnt, hat etwas seltsam Verlassenes. Dabei ist es nur ein halbes Jahrhundert her, dass im Haute Vallée de l’Aude noch glückliche Gemeinschaften von Handwerkern gelebt haben. Damals gab es hier eine prosperierende Schuhindustrie und in der Region wurden auch viele Hüte hergestellt. Für die Armee, für andere Berufsgruppen in Uniform und für gewöhnliche Menschen. Doch wer trägt heute
schon noch einen Hut? Die Arbeitsplätze sind verschwunden, vielen Familien weggezogen und die Dörfer zusehends verlassen. Doch grâce à Dieu ändert sich das grade wieder. Die Aude wird hipper und dynamischer: Immer mehr junge, eigenwillige Unternehmer wittern hier ihre Chance, eine Existenz aufzubauen. Sie leben in einer Region mit den vielleicht schönsten unberührten Hügellandschaften, Tälern und Landstraßen ganz Frankreichs. Da wundert es nicht, dass Besucher zuweilen erkennen, dass die Toskana ziemlich schön sein mag, doch die Aude erst so richtig umwerfend ist. Auch, weil sie nicht so dicht bevölkert ist. Je weniger Menschen, desto schöner die Fotos. Oder etwa nicht?