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Kultur & Design
CHRISTINE CAZON
Christine Cazon, alias Christiane Dreher, ist Krimiautorin und Wahlfranzösin. Zusammen mit ihrer Romanfigur Kommissar Duval erlebt sie Cannes sowohl vor als auch hinter den Kulissen der südfranzösischen Glitzerwelt.
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Wo andere Urlaub machen
STEPHAN GABRIEL * PORTRÄT CHRISTINE „Wir fahren heute nach Lorgues“, sagte mir eine Dame, die ich weil es Sommer ist und natürlich, keiner sagt es offen, weil wir am Strand kennengelernt habe. „Wie schön“, sage ich vage, denn im Süden wohnen, dort wo jeder gerne Urlaub macht. „Aber ich ich habe keine Ahnung, wo Lorgues liegt und was es da gibt. Ich muss arbeiten“, sage ich verzweifelt. „Wie lange werden sie bleiwar noch nie in Lorgues, ich war auch noch nie auf dem Plateau ben?“ Das weiß kein Mensch, das fragt man auch nicht. Franzode Valensole zur Zeit der Lavendelblüte oder auf dem Pic d’Ours sen sind ein gastfreundliches Volk und im Süden lebt man stets im benachbarten Esterelgebirge, ich habe nur sehr wenig von mit offener Tür. Franzosen genießen das gesellige Zusammendem gesehen, was Urlauber hier so sehen, dabei lebe ich doch sein in der Regel auch, nur mich überfordert diese unablässige hier, wie die Dame neidvoll seufzt. Ja, seufze ich zurück. „ArbeiBesuchsserie. Entspann dich mal, sagt Monsieur und drückt mir ten, wo andere Urlaub machen“, hört sich großartig an, bedeutet ein Glas in die Hand. Heute Abend grillen wir Sardinen oder aber nur: man selbst arbeitet, andere machen Urlaub. So wie Lammkoteletts, und die Nachbarn kommen auch. Das ist einfach Selbstständige vielleicht ohne feste Bürozeiten und lästigen und du machst nur schnell ein, zwei Salate und vielleicht eine Chef, aber dafür meist „selbst“ und „ständig“ arbeiten. Alltag im Quiche, schlägt er versöhnlich vor. „Ich muss …“ sage ich, aber es Urlaubsparadies: ohne Meerblick oder Pool, ohne Garten oder wird nur abgewinkt. Es ist doch Sommer. In meinem Kopf aber Klimaanlage, aber mit den alltäglichen Sorgen und Nöten: Ich ist das berühmte Sommerloch. Mir fällt nichts ein. Weder bin ich kaufe ein und koche, ich spüle Geschirr eine amüsante Gastgeberin, noch kommt und bügele Wäsche, ich stehe im Stau mein Manuskript voran, wie soll es jemals und suche einen Parkplatz, Rechnungen Es ist heiß, ich bin fertig werden? Ein Magazin will einen flattern ins Haus und Steuererklärungen wollen gemacht werden; es ist heiß, ich müde, das Telefon witzigen Text für eine Sommerbeilage, gut gelaunt soll es klingen, Sommerfeebin müde, das Telefon klingelt, die Nachbarn sind laut, und ich habe heute klingelt, die ling eben, Sie leben doch im Süden, das fällt Ihnen doch leicht. Immer will jemand noch keine Zeile geschrieben. Seit ich in Nachbarn sind einen Geheimtipp für Cannes, aber einen Frankreich lebe, und egal in welchem Metier ich tätig war, habe ich jedes Jahr laut, und ich habe echten, in ein paar Zeilen, gerne bis morgen. Alle wollen was. Cherié, ruft Monsiausgerechnet im Sommer meine Hauptheute noch keine eur von der Terrasse, die Sardinen sind arbeitszeit. Ich arbeite also nicht nur wo, sondern auch noch, wenn andere Zeile geschrieben. fertig, wo bleiben die Salate? Zuhause arbeiten, wo und vor allem, wenn andere Urlaub machen. Mein südlicher WohnUrlaub machen, macht mich fertig. Und ort am Meer zieht Familie, Freunde, doch: Manchmal gibt es diese Tage danähere und fernere Bekannte aus Deutschland an. Sie sind in zwischen, wenn ein Text wundersamer Weise, ich weiß wirklich Urlaub und gerade in der Nähe, wir könnten uns doch mal auf nicht, wie und wann, fertig geworden ist und wir allein sind. einen Kaffee, einen Wein oder ein Essen treffen? Manchen sage Aufatmend schwimme ich mitten in der Woche in aller Frühe im ich zu, vielen aber sage ich ab, obwohl sie sich, wie man das so Meer, das Wasser ist glasklar und frisch, ich treibe auf dem Rümacht in Deutschland, oft schon Monate zuvor angemeldet hacken und blinzele in das wolkenlose Blau. Später, auf dem Markt, ben, es passt mir aber gerade trotzdem nicht, ich muss arbeiten, was für ein Schauspiel, schleppen zwei Fischer einen riesigen erkläre ich, es wird eng mit dem Abgabetermin. Manche kränkt Schwertfisch an, sie können ihn kaum tragen, allein sein Schwert es, kann ich als Selbstständige das nicht freier einteilen? Wie misst einen Meter; ich erstehe spontan ein Stück davon für das kann ich erklären, dass ihr lang geplanter Aufenthalt und meine Mittagessen. Dazu gibt es Reis aus der Camargue, vorher einen Arbeitsplanung stets von den Franzosen unterlaufen werden, die Salat aus sonnengereiften und tiefroten Coeur de Boeuf-Tomagar nicht erst anfragen, sondern einfach spontan kommen. „Wir ten, später etwas Ziegenkäse und zum Dessert honigsüße frische sind morgen da“, sagen sie. Im ersten Jahr fragte ich allen ErnsFeigen. Monsieur öffnet dazu einen gut gekühlten Rosé, und wir tes noch „Warum?“. Warum kommen die bitteschön? Ich habe sie genießen all das bei offenem Fenster im leichten Wind des Vendoch nicht eingeladen. Aber diese Frage stellt man nicht, Frantilators. Die Luft flirrt, die Zikaden zirpen in der Sommerhitze, zosen kommen, weil man sich schon lange nicht gesehen hat, und plötzlich ist er doch ganz leicht, der Alltag hier. •