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ALCHIMIA

PARADIES APULIEN

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Im Goldenen Dreieck Apuliens hat Caroline Groszer ein kleines Imperium besonderer Übernachtungsdomizile aufgebaut. Vorläufi ger Zwischenstand: Eine Masseria und zwei Stadtwohnungen. Der Oberbegriff „Alchimia“ ist ein augenzwinkernder Verweis darauf, wie Alt und Neu in den Räumen zu einem ganz eigenen Zauber verschmelzen.

TEXT JEROEN JANSEN FOTOS JEROEN JANSEN & COSMO LAERA

Der Charme Apuliens ist mit wenigen Worten kaum zu beschreiben. Das liegt an der lieblichen Natur im Hinterland des Apennins, wo die Felder der Bauern sanft in Richtung Meer abfallen. Ebenso hinreißend ist die Gastfreundschaft der Apulier. Hinzu kommt die Sonne, die unentwegt scheint, um die weiß getünchten Häuser in warmes Licht zu tauchen. Außerdem wären da noch die Masserias, die sich im Hinterland zwischen den Ländereien ausbreiten, oftmals wie weiße Baukästen am Ende einer langen Zufahrt. Ganz so wie die Masseria von Caroline Groszer, Hotelbesitzerin und Ökonomin. Ihr Eröffnungsseite: Studium war die Grundlage für ihr Caroline Groszer im Garten der Masseria späteres Leben als Selfmade-GeschäftsAlchimia; Oktopussalat frau, doch ohne ihre kreative Ader und mit Wein bei La ihre ausgeprägte Abenteuerlust wäre es Risacca. nie so weit gekommen. Unten: Der Olivenhain der Alchimia und die Von der Schweiz nach Italien Aussicht von der Wir treffen Caroline Groszer im Masseria über das prächtigen Garten der MasseriaGoldene Dreieck Apuliens. Wohn- und Alchimia, wo sie uns zwischen den Esszimmer der Kakteen umherführt und uns auf einer Palazzina Alchimia in der Terrassen mit Wein, Antipasti und Fasano. Taralli (ringförmige Snacks) verwöhnt. Wir blicken auf den kleinen Platz, der sich vor der Masseria ausbreitet. Daneben liegt eine Höhle, wo Hochzeiten und Gesellschaften stattfi nden. Doch gerade herrscht Ruhe auf dem Landgut: Die Gäste lesen ein Buch oder sie picknicken im Schatten eines Olivenbaums. Hier erzählt Groszer von ihrem Werdegang. Erst studierte sie Betriebswirtschaft im schweizerischen Sankt Gallen. „Meine Eltern wollten, dass ich einen ernsthaften Beruf erlerne“, lacht sie. „Mit einem Gehalt, von dem ich gut leben kann. BWL schien das zu erfüllen. Ich selbst hatte etwas anderes im Sinn: Pilotin, Architektin oder Fotografi n.“ Nach dem Studium übernahm sie einen Marketingjob bei einem Schweizer Unternehmen. Bald wurde sie nach Mailand versetzt, um dort eine Filiale zu eröffnen. „Ich bluffte damit, gut Italienisch zu sprechen, obwohl ich kaum weiterkam als Pizza, Pasta oder Cappuccino. Zum Glück habe ich schnell gelernt.“ So nahm Groszers Italien-Abenteuer seinen Lauf, das sie in den tiefen Süden führte. Von ihrem Job aber hatte sie bald genug: zu sachlich, außerdem konnte sie sich kaum einbringen. „Ich trage gerne Verantwortung“, sagt sie. „Dazu gehört auch, bestimmte Sachen zu regeln.“ Also reicht sie die Scheidung von ihrem Job ein, um >

„ICH BLUFFTE DAMIT, GUT ITALIENISCH ZU SPRECHEN, OBWOHL ICH KAUM WEITERKAM ALS PIZZA, PASTA UND CAPPUCCINO.“

stattdessen einen Italiener zu heiraten. Mit dem hat sie einen Sohn, Oliviero. „Mein damaliger Mann war Journalist“, erzählt sie. „Als er nach New York ging, um einen Roman zu schreiben, habe ich ihn natürlich begleitet. Eine Auszeit von einem Jahr, in der ich nicht tatenlos herumsitzen wollte. Ich beschloss zu fotografieren, was schon immer meine Leidenschaft war.“

Erfolgreiche Fotografin Ein Jahr hat sie als Assistentin bekannter amerikanischer Fotografen gearbeitet. Anschließend kehrte sie nach Italien zurück, um ein neues Kapitel in ihrem Leben auszuschlagen. Nicht in Mailand, sondern in Verona, wo sie als Freiberuflerin das Leben der neuen Veronesi abgebildet hat. Groszer hält ein Buch mit Porträts von Migranten hoch. „Dies ist eins meiner größten Projekte“, sagt sie. „Verona ist eine in sich geschlossene Stadt, die Menschen sind sehr auf sich selbst fixiert. Als Außenstehende hatte ich damit anfangs meine Schwierigkeiten. Wie muss das erst für Migranten ohne Privilegien sein? Ich habe die Porträts aufgenommen und selbst Texte dazu geschrieben.“ Als sie ihre Arbeiten ausstellte, wurde dies mit einer Anfrage für eine Hochzeitsreportage belohnt. „Da hatte ich überhaupt keine Lust zu“, lacht sie. „Darum habe ich bizarr hohe Preise verlangt, doch zu meiner Überraschung schien das kein Problem. So habe ich die Hochzeiten reicher Familien aus Verona abgelichtet. An einem Tag habe ich genug verdient, um zwei Monate davon zu leben.“

Verliebt in Apulien Von ihrem Geld hat Groszer 2005 fünf zusammengehörige Trulli in Cisternino gekauft. Trulli sind traditionelle Steinhäuser mit einem spitz zulaufenden Runddach, im Süden Apuliens ein häufiger Anblick. „Seit meinem ersten Urlaub in Apulien war ich verliebt in diese Trulli“, erzählt sie. „Vor 20 Jahren waren sie noch bezahlbar. Ich

ZWEI ENGLISCHE URLAUBER WAREN DERART BEEINDRUCKT, DASS SIE IHR EINEN ORDENTLICHEN BATZEN GELD BOTEN.

kam rechtzeitig vor dem Aufschwung.“ Nach einer gründlichen Renovierung begann sie damit, ihre Ferienwohnung auch an Gäste zu vermieten. Zwei englische Urlauber waren derart beeindruckt, dass sie ihr einen ordentlichen Batzen Geld boten. Groszer: „Anfangs sagte ich noch: diese Häuschen sind unverkäuflich. Aber letztlich war das Angebot zu gut, um abzulehnen.“ Groszer verkaufte ihre Trulli wieder, blieb Apulien jedoch treu. „Damals hat die EU ein Entwicklungsprogramm eingeführt“, erzählt sie. „Wenn du als Frau ein Unternehmen gegründet hast, hast du einen Teil der Investitionen erstattet bekommen.“ Also habe ich mich an alles erinnert, was ich während des Studiums gelernt habe, um einen Businessplan aufzustellen. Zusätzlich zu dem, was ich schon verdient hatte, habe ich so weiteres Startkapital erhalten.“

Verlassenes Landgut Das genügte unter dem Strich für den Erwerb der Masseria, die sie zwischenzeitlich gefunden hatte. 2006 war sie auf das verlassene Landgut zwischen dem Städtchen Fasano und der Küste gestoßen. Mit einem alten Landhaus, Hofanlagen, Obsthainen, Olivenbäumen und besagter Höhle, in der früher die Oliven gepresst wurden. Die Fundamente datieren aus dem 17. Jahrhundert. Groszer: „Die ersten Bewohnerinnen waren Nonnen. Sie lehrten die weibliche Bevölkerung, gute Hausfrauen zu sein. Als ich die Masseria fand, war sie verlassen, umringt von 17 Hektar Land. Ich musste 20 Anwohner von meinen Plänen überzeugen, weil die Nachbarn ein Vorkaufsrecht besitzen. Das war ein ziemlicher Tanz, aber es ist geglückt. Jetzt nutze ich drei Hektar, der Rest wird von meinen Nachbarn bewirtschaftet.“

Luxuriöses Boutique-Hotel Ebenso wie die Trulli zählen auch die Masseria zum Kulturerbe der Region. Beide sind weiß getüncht, wie fast alle Bauten in Apulien. Das auf einem Hügel gelegene Städtchen Ostuni ist eine der bekanntesten Città bianca. Angeblich diente der weiße Kalk einst als Desinfektionsmittel gegen die Pest. Fest steht indes, dass die weißen Gemäuer die Hitze abhalten. Groszer hat sich ein Jahr lang Zeit gelassen mit dem Umbau. > Rechts: Suite der Masseria Alchimia. Oben: Aussicht von der Dachterrasse der Torretta Alchimia auf die Kirche San Vito Martire in Ostuni.

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Oben: Das Boutiquehotel. Rechts: Die Eigentümerin und eine der Sitzecken.

Die Masseria Alchimia sollte ein luxuriöses Boutique-Hotel werden, mit acht Suiten und Zimmern – alle mit eigener Küche und Terrasse. Der Name Alchimia verweist auf die Verschmelzung von nördlichen und südlichen Einflüssen, Altem und Neuem sowie historischem und modernem Design. „Als Tochter schweizerischer und deutscher Eltern wollte ich diesem Erbe Süditaliens neues Leben einhauchen“, so die Eigentümerin. „Die Masseria hatte bereits einen Namen: Lugorgo. Düster und alles andere als verlockend. Damit würde ich keine Gäste anziehen. Daher also ‚Alchimia‘, der Name hat ganz nebenbei den Vorteil hat, mit dem Buchstaben „A“ anzufangen. So erscheint man in den meisten Suchlisten oben.“

Stadtwohnung in Fasano Im vergangenen Jahrzehnt hat Groszer ihr Unternehmen zur „Alchimia Kollektion“ ausgebaut. Die Geschäfte gingen so gut, dass die Bank ihr ein Angebot gemacht hat: „Ich konnte frisches Geld für Investitionen aufnehmen“, erzählt sie. „‘Warum kein zweites Hotel?‘, wurde ich gefragt, als wäre alles nicht schon hektisch genug gewesen. Doch die Bedingungen waren gut und ich war reif für etwas Neues. Ich finde es toll, aus alten Häusern etwas völlig Neues zu machen, mit einem Gespür für Design unter Beachtung der Historie. Architektur war schon immer meine Leidenschaft, schon als ich studiert habe. Wenn ich in einem Hotel übernachtet habe, wollte ich sofort das Zimmer neu einrichten. Auch meine Gäste wissen Design und Stil eines Boutique-Hotels zu schätzen. Die Alternative wäre ein Sterne-Hotel, aber die sind oft weniger intim und persönlich. Als ich das Angebot von der Bank erhalten habe, konnte man in Fasano kaum etwas buchen. Also habe ich noch am selben Tag mit der Suche begonnen und an der nächsten Ecke zwischen den Palazzi sofort ein schönes Stadthaus gefunden. Drei Etagen mit Dachterrasse, das musste ich haben.“

Die schönste Aussicht Gesagt, getan. Das im Zentrum von Fasano gelegene Haus wurde zur Palazzina Alchimia, eine geschmackvoll eingerichtete Ferienwohnung für Fans des urbanen Lebens. Mitten im „Goldenen Dreieck“ Apuliens, zwischen dem azurblauen Meer und inmitten der schönsten Trulli-Dörfer und Städtchen, in denen man sich verlieren kann. Doch auch da sollte es nicht bei bleiben, denn 2017 kaufte Groszer ein Turmhaus am höchsten Punkt von Ostuni, dem weißen Städtchen, das seinen Schatten weit über das Land wirft. Am nächsten Tag führt uns Groszer zu der dritten Adresse ihrer

Kollektion. Am Fuße der Stadtmauer nehmen wir in einem offenen Taxi Platz. Der Fahrer bringt uns ins autofreie Zentrum. Unser Weg zur Torretta Alchimia führt vorbei an den schönsten Plätzen, Stadttoren und Aussichtspunkten. Wir enden auf der Dachterrasse mit der wohl schönsten Aussicht Ostunis. Direkt unter uns die Dächer und Gassen der Stadt, einen Steinwurf entfernt die Kathedrale und die barocke Kuppel der Kirche San Vito Martire. Hinter dem weißen Häusermeer sehen wir am Horizont viel Grün und dahinter die Adria. Ein SelfieSpiegel lädt zu Selbstporträts ein, eine Versuchung, die zu ignorieren schwerfällt. Als Groszer das Haus erwarb, bestand es aus einem Dutzend kleiner Zimmer. Sie riss alle Mauern ein, um daraus zwei große Räume zu machen: Ein Esszimmer mit Küche und ein Schlafzimmer mit Bad. „Ideal für Paare“, sagt sie. „Oder für Schriftsteller und Künstler, die eine inspirierende Umgebung suchen. Ich persönlich wüsste das sehr zu schätzen.“

Goldenes Dreieck Zurück nach Fasano, wo alles angefangen hat. Das lebendige Städtchen verdankt seinen Namen dem Fasan. Der Vogel ziert auch das Stadtwappen, das in das Pflaster des zentralen Platzes eingelassen ist. Wer drüber läuft, dem drohen sieben Jahre Unglück. Auf besagtem Platz bestellen wir „Tetta di Venere“ (frei übersetzt: Venusnippel) in der Form einer weiblichen Brust. Diese bekannteste Leckerei der Stadt wird aus Schokolade und Sahne gemacht. Seit jeher ist Fasano Wohnort vieler Landwirte, Palazzi erinnern an die reiche Geschichte. Für eine kleine Provinzstadt gibt es auffällig viele moderne Geschäfte und Cafés. Groszer nimmt uns mit ins Pentole e Provette, einem vorzüglichen Restaurant in der Via Angelo Musco. Wir essen Oktopus mit Erbsen, Limonen-Mayonnaise und grünem Olivenpulver sowie Pannacotta mit Salzkaramell und Popcorn als salzig-süßes Finale. Fasano sonnt sich in der Nähe seiner bekannteren Nachbarstädte. Andere Highlights sind Ostuni im Süden sowie Monopoli und Polignano e Mare im Norden – zwei Perlen an der Küste. Beide Städtchen enden abrupt an der Felsenküste. Dicht bebaute Klippen gruppieren sich um alte Häfen und kleine Stadtstrände. Der berühmteste Kieselstrand von Polignano ist eingerahmt von Felsen. Vor allem Jüngere wagen den Sprung von den meterhohen Steinformationen, in die das Wasser über die Jahrhunderte Grotten hineingefressen hat. Die Grotta Palazzese ist Teil des gleichnamigen Restaurants mit einer der spektakulärsten und meistfotografierten Terrassen der Welt. Im Westen grenzt das goldene >

„DIE TORRETTA ALCHIMIA IST IDEAL FÜR SCHRIFTSTELLER UND KÜNSTLER AUF DER SUCHE NACH INSPIRATION.“

Unten: Weinverkostung bei A-Mano in Noci. Rechts: Weinbar mit Terrasse in Ostuni unweit der Torretta Alchimia.

Dreieck an das Trulli-Dorf Alborello und an Noci, das seinen Namen der Walnuss verdankt, aus der ein hervorragender Likör produziert wird. Dies ist jedoch nicht der Anlass unseres Besuchs. Viel mehr schickt uns Caroline zu Weinprobe und Mittagessen in den Palazzo A-Mano, der Mark und Elvezia gehört. Er war früher Winzer in Kalifornien, sie ist ein bekannter Marketingguru aus dem Friaul im Norden Italiens. Gemeinsam haben sie sich in die Primitivo-Weine aus Apulien verliebt, den sie selber zu produzieren beschlossen haben. Das Ergebnis ist ein vollmundiger, eleganter Rotwein mit einem Abgang voller Kräuternoten. Mittlerweile ergänzen ein vorzüglicher Rosé, der rote Negroamaro und ein Susumaniello das Portfolio, die an dem Esel auf dem Etikett zu erkennen sind. Der Susumaniello ist eine einheimische Traube, die stur ist wie ein Esel, so wie Winzer Mark, wenn man dessen Frau glaubt.

Ein Mahl an der Küste All dies erwartet die Besucher der Masseria Alchimia, denn Caroline Groszer kennt die besten Adressen der Region. Das fängt beim Käseproduzenten um die Ecke und dem Hofladen hinter ihrem Anwesen an, zu dem ein schmaler Pfad führt. Sie reserviert einen Tisch bei La Risacca, wo man von der Terrasse aufs Meer blickt, um köstlichen Fisch und Meeresfrüchte zu verspeisen. Am nächsten Tag geht es ganz in der Nähe zum schickeren Il Punto, oder eben zur Weinprobe in Noci. Vom Besuch eines Beach Clubs bis hin zu einer Vespa-Tour genügt eine Anfrage – und schon wird alles organisiert. Doch das goldene Dreieck hat so viel zu bieten, dass es Entscheidungen zu treffen gilt. Ein Glück, dass man innerhalb der Alchimia Collectie den Aufenthaltsort wechseln kann. Fürs Erste hat Groszer nun genug investiert – auch wenn sie sich Optionen offenhält. „Ich habe Glück gehabt. Ich war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Vor 15 Jahren war Apulien noch nicht so angesagt. Ich habe das Potenzial erkannt und hatte Gelegenheit, hier etwas auf- und auszubauen. Ich lebe für diese Projekte. Sollte sich etwas anbieten, werde ich mir das sehr genau ansehen. Noch ein Haus modernisieren – oder einen Strandclub für meinen Sohn. Vielleicht arbeiten wir eines Tages zusammen. Doch das ist natürlich nicht nur an mir, erst einmal soll er seinen eigenen Weg gehen.“ •

Masseria Alchimia, Contrada Fascianello 50, www.masseria-alchimia.it

TIPPS & ADRESSEN

WEINGUT A-MANO Das Haus ermöglicht Weinproben mit und ohne Lunch. Die Weine von A-Mano (Primitivo, Negroamamo, Susumaniello) gehören zu den besten Apuliens, sie werden gerne in der (Sterne-)Gastronomie ausgeschenkt. Via San Giovanni 41, Noci. www.amanowine.com

PENTOLE E PROVETTE Zweifelsohne das beste Restaurant von Fasano. Moderne, stimmungsvolle Einrichtung mit kreativer Küche, die sich vor allem auf kleine Gerichte mit überraschenden Kombinationen versteht. Die Bedienung ist jung, freundlich und engagiert. Via Musco 37, Fasano.

MASSERIA MONTE Nur einen Steinwurf von der Masseria Alchimia entfernt, werden hier lokale Produkte verkauft: Marmelade, Honig, Olivenöl, hausgemachte Liköre und frisches Brot. In der anderen Richtung bei der Masseria Lamapecora gibt es den besten Käse. Contrada Fascianello 48 & Via Fascianello 30, Fasano.

CAPITOLO Ganz in der Nähe der Masseria Alchimia liegt ein feiner Sandstrand. Bei Lido Bambu gibt es einen Verleih für Surfausrüstungen, Liegestühle und Sonnenschirme. Die hauseigene Trattoria mit Terrasse und Bar bietet Sushi aus tagesfrischem Fisch an. www.lidobambu.it

TORRE GUACETO Der Ort Torre Guaceto verfügt über einen der feinsten Sandstrände der Region. Alternativ warten die Liegewiesen des Guna Beach Club. Der Club verfügt über eine Jazz-Bar mit tollem Restaurant. Eigentümer Max baut Gemüse im eigenen Garten an. Guna Beach Club, Contrada da Apani, Torre Guaceto. www.gunabeach.com

WEITERE LOKALE AN DER KÜSTE: Das LIDOBIANCO ist ein hervorragendes Fischlokal mit toller Aussicht, ideal zwischen den Felsen von Monopoli gelegen. Das IL PUNTO in Torre Canne steht dem wenig nach, weder bezüglich der Aussicht noch was das gastronomische Angebot betrifft. Klassiker sind der Seebarsch (der natürlich am Tisch filetiert wird), der Oktopussalat und die frittura mista mit frittiertem Fisch und Meeresfrüchten. Außerdem: LA RISACCA, ein gemütliches Familienlokal mit simpler Terrasse am Meer, Pasta, Pizza, Antipasti und traditionellen Fischgerichten von gegrilltem Oktopus bis zu Seeigel. • Lidobianco, Via Procaccia, Monopli. www.ristorantelidobianco.com • Il Punto, Via Eroi del Mare. • La Risacca, Contrada Capitolo, Capitolo.

Binnen einer Stunde erreicht man mit MATERA und LECCE zwei besondere süditalienische Städte. Matera gehört zu den ältesten Städten des Planeten und steht in seiner Gesamtheit auf der Liste des Unesco Weltkulturerbes. Matera war 2020 Europäische Kulturhauptstadt. Die Stadt ist vor allem für ihre Höhlenwohnungen bekannt, die sogenannten Sassi. Die Barockstadt Lecce gilt als „Florenz des Südens“. Sie beeindruckt mit ihren vielen Palazzi sowie Ausgrabungen aus der Römerzeit: vom Amphitheater auf der Piazza Sant‘ Oronzo bis zum Teatro Romano. Die schöne historische Innenstadt, aus goldgelbem Kalkstein gebaut, ist für ihre lebendige Gastronomie bekannt, wozu auch die vielen Studenten aktiv beitragen.

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MARTIN ZÖLLER

martin zöller ist autor von „madonna, ein blonder! ganz und gar nicht alltägliche geschichten aus rom“

MARIEKE VAN DITSHUIZEN ILLUSTRATION

Küchen-Lyrik

In Italien gibt es die schöne Redewendung, wonach sich ein Mädchen oder eine Frau dadurch auszeichnen kann, „aqua e sapone“ zu sein, wörtlich übersetzt „Wasser und Seife“. Auf den ersten Blick klingt das nicht gerade wie ein Kompliment, wenn man sagt: „Ich hätte nicht gedacht, dass Du so ein Wasser- und Seifen-Mädchen bist!“. Tatsächlich ist es aber genau das: Eine „ragazza aqua e sapone“ muss nicht mehr aus sich machen, als sie ist, sie braucht sich nicht zu schminken, sie ist wie Aschenputtel: einfach, unkompliziert, erdverbunden, einfach schön. Diese aqua-e-sapone-Einfachheit ist für mich auch das Markenzeichen der italienischen Küche: Selbst da wo man in Deutschland sagen würde „gut bürgerlich“ und vielleicht schon etwas angestaubt, ist die Küche hier von immer höchstem Niveau, mal abgesehen von den vielen und zu vielen Touristen-Restaurants, vor denen mit „yes please Spaghetti“ die Besucher Roms, Venedigs oder Neapels angeworben und dann drinnen abgespeist werden. Insbesondere Rom hat eine sehr bodenständige Küche, es gibt auf verschiedene Art zubereitetes Fleisch, dazu Beilagen, oder natürlich Pasta und Pizza. Das Verrückteste ist dann schon die „Pizza della Casa“. Interessanterweise scheint es weder den Restaurant-Köchen noch den RestaurantBesuchern irgendetwas auszumachen, dass es eigentlich immer das Gleiche gibt. Es ist halt einfach gut. Was mich nun im Sommer erschaudern ließ, war das, was ich als Speisekartenlyrik bezeichnen würde und was ich bisher nur aus Deutschland kannte: Die Ausdehnung der schlichten Bezeichnung „Wiener Schnitzel“ zu „Wiener Schnitzel vom Weidekalb in Bio-Semmbröselkruste“. Hat diese Mode, das gute, schlichte Essen in etwas wahnsinnig bedeutungsschwangeres, elaboriertes, umzubennen, etwa auf Italien übergegriffen? Noch ist mein Befund rein subjektiv und nicht valide, aber, wehret den Anfängen. Nicht, dass es auch in Italien bald eine Speisekartensprache gibt, wie sie in Deutschland gepflegt wird, wo ich kürzlich, beim Italiener(!) statt schlicht „Nudeln mit Tomatensoße“ lesen musste: „Hausgemachte Nudeln aus im Naturstein gemahlenen Mehl mit Tomatensoße“. Wäre noch Platz gewesen, hätten die Küchenlyriker wohl am liebsten auch noch die Soße als „hell bis mitteldunkelrote Soße von den sonnengereiften Wochenmarkttomaten“ beschrieben. Umso dankbarer bin ich, dass ein italienisches TourismusAusbildungs-Institut, nun eine klare Empfehlung für die Speisekarten-Sprache gegeben hat, ich zitiere: „Es ist schon möglich, ein bisschen poetische Sprache zu verwenden, aber der Gast muss vor allem wissen, was er zu essen bekommt.“ Die Kunst sei es, Zusatzinformationen zu geben, ohne den Gast zu langweilen: „Es interessiert niemanden, ob es sich um Markt- oder Gartensalat handelt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Das Beste ist sowieso, der Küche zu vertrauen. In einem Restaurant in Rom sagt man beim Betreten nur „pesce“ oder „carne“. Alles andere passiert einfach. Ganz ohne angestrengter Speisekartenlyrik. Die Karte muss kein Gedicht sein – das Essen schon. •

GIRO DI GUSTO

Wer serviert die beste Pasta, wo liegt die gemütlichste Trattoria und welche hat die schönste Aussicht? Das Team des Italien Magazin verrät seine Lieblingslokale. UNSERE 150 RESTAURANT FAVORITEN TEIL 1

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