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BIO-WENDE
DIE INITIATORIN DER INTERNETPLATTFORM „NACHHALTIG IM BURGENLAND“, ELISABETH NUSSBAUMER, BEGRÜSST DIE BIO-STRATEGIE DES LANDES UND WÜNSCHT SICH NOCH MEHR INFORMATIONEN IN DEN SCHULEN.
In der Corona-Krise setzen sich nachhaltige Lebensstile stärker durch als je zuvor. Massentourismus und Shoppingcenter werden hinterfragt, man denkt wieder kleinstrukturierter, regionaler und vor allem auch bewusster. Dazu zählt in erster Linie auch die Beschaffung von regionalen Lebensmitteln. Darum wird in Zeiten der Krise das bereits bestehende Angebot an Nahversorgern und Direktvermarktern besonders geschätzt und genutzt. Das Umdenken darf jetzt aber nicht aufhören.
Nachhaltige Haushaltsplanung ist gefragt. Dafür engagiert sich im Burgenland Elisabeth Nussbaumer aus Weppersdorf bereits seit dem Jahr 2011. Damals kam sie mit ihrem Mann Andreas zurück ins Burgenland und baute mit ihm den Hof Sonnenweide auf. Dort leben sie mit ihren derzeit rund 120 Tieren ihre Vorstellung von Nachhaltigkeit. „Bevor wir hergezogen sind, war ich Personalberaterin, ich war mein Leben lang selbstständig. Mein Mann war Kommunikationstrainer. Die Tiere haben uns verändert. Durch die Ernährungsumstellung haben wir begonnen, im Supermarkt auf die Inhaltsangaben der Produkte zu schauen“, erzählt Nussbaumer. Das Ehepaar hat dabei bemerkt, dass es viele E-Nummern gibt. „Dadurch sind wir dann auf Bio gekommen.“ Das bewusste Einkaufen ging weiter. „Wir haben uns gefragt, nehme ich die Bio-Kartoffeln aus Ägypten oder die gespritzten aus dem Weinviertel? Wir haben begonnen, uns für die regionalen Abläufe zu interessieren. Soweit es geht, kaufen wir regional ein.“
Den Nussbaumers war wichtig, die Zusammenhänge zu verstehen. „Wenn ich regional einkaufe, dann tue ich mir in erster Linie selbst etwas Gutes, aber auch den Bauern und Produzenten. Letztendlich dem ganzen Land.“
Mit ihrer Internetplattform „Nachhaltig im Burgenland“ leistet Elisabeth Nussbaumer – schon lange vor der Krise – Pionierarbeit für all jene, die gerne gut und umweltbewusst im Burgenland leben wollen. Auf der Homepage fndet man eine sehr umfangreiche Aufistung sämtlicher nachhaltiger Einkaufsmöglichkeiten, Initiativen, Events, Veranstaltungen sowie aktuelle Tipps zum Reparieren, Wiederverwer
© Land Burgenland/Tschank Bio-Pionierin Elisabeth Nussbaumer
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ten und Recyceln, aber auch Lern- und Bildungsangebote. „Es ist wesentlich leichter, regional einzukaufen, als die meisten denken, auch wenn nicht alles in der unmittelbaren Umgebung hergestellt wird, zum Beispiel wird Klopapier nicht im Burgenland produziert.“
Nussbaumer ist überzeugt, dass die Plattform „Nachhaltig im Burgenland“ zahlreiche Möglichkeiten aufzeigt, regional einzukaufen. „Ich war erstaunt, dass es über 120 Bio-Direktvermarkter im Burgenland gibt, das war für mich neu. Und ständig werden es mehr.“
Die Frage, warum vielen der Umstieg schwerfällt, beantwortet Nussbaumer mit einem Wort: „Gewohnheit.“ Man sei es gewohnt und es sei einfach praktisch, im Supermarkt alles zu bekommen, was man braucht. „Es geht um die Frage, was bringt es mir? Im Bewusstsein ist das noch nicht verankert“, sagt Nussbaumer. Sie plädiert dafür, die Schüler besser zu informieren, auch mehr in der Lehrerfortbildung zu machen. Lehrer sind Multiplikatoren.
Auch für Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf ist Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen. Durch die große Bio-Wende und auch durch den Wandel in der Landwirtschaft und bei Konsumentinnen und Konsumenten stehen Nahversorger und Direktvermarkter ganz oben auf der Agenda des
LandeshauptmannStellvertreterin Eisenkopf will die Nahversorgung mit Bio-Produkten fördern
Landes. Mit der Bio-Initiative und dem Zwölf-Punkte-Programm hat sich die Landesregierung dazu verpfichtet, nachhaltig zu denken und zu handeln. Astrid Eisenkopf legt die Schienen für ein ökologisches Leben im Burgenland – für diese und für die nächsten Generationen.
Elisabeth Nussbaumer beobachtet diese Entwicklungen besonders genau: „Ich fnde die Bio-Wende super, weil ich glaube, dass sich das Burgenland da mit Ruhm bekleckern kann. Dadurch unterscheidet sich das Burgenland von anderen Regionen. Burgenland hat die Strukturen, die Möglichkeiten dazu, bei Bio und Nachhaltigkeit wirklich ganz viel zu bewegen. Das Burgenland hat bei Bio eine Vorbildwirkung.“ n
Nadja Tschank 13
Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf ist für Agrar, Frauen und Gemeinden zuständig.
Nachhaltigkeit ist in Corona-Zeiten stark in den Vordergrund getreten. Vielen ist jetzt bewusst, dass regionale Lebensmittel einen hohen Stellenwert haben.
Die Bio-Wende haben wir schon vor eineinhalb Jahren in die Wege geleitet. Neu dazugekommen ist die Nahversorger-Richtlinie, die einzigartig in Österreich ist. Damit sollen Direktvermarkter, Nahversorger und Buschenschanken sowie die Gastronomie gefördert werden.
Jetzt klären wir die rechtlichen Rahmenbedingungen, wie eine Genossenschaft, eine Bio-Direktvermarktungsgesellschaft, funktionieren kann. Das ist uns ein wichtiges Anliegen, um die Bio-Wende konsequent zu verfolgen. Die Vernetzung zwischen den Produzenten und dem Endverbraucher muss relativ nahtlos hergestellt werden. Unsere Intention sind faire Preise. Wir hoffen, dass wir heuer noch mit dieser Direktvermarktungsgesellschaft starten können.
Vor einem Jahr haben wir die Bio-Umstiegsförderung gestartet. Das war so erfolgreich, dass wir das Budget zwei Mal aufstocken mussten. Mittlerweile haben mehr als 100 Betriebe umgestellt, kalkuliert haben wir mit 17 Betrieben.
Auch Konsumentinnen und Konsumenten hinterfragen immer öfter Herkunft und Inhalt der Produkte. Bis 2027 wollen wir 50 Prozent Bio-Anbaufächen haben. Das ist ambitiös, aber machbar, zeigt eine aktuelle Studie.
Unseren Ansatz von Bio und Nachhaltigkeit wollen wir auch Kindern und Jugendlichen vermitteln. In ÖKOLOGSchulen passiert das bereits, da sind wir Vorreiter. Weitere Projekte im Bereich Bewusstseinsbildung sind geplant.
Mit der Bio-Wende und den Maßnahmen, die wir künftig setzen werden, sind wir Spitzenreiter in Europa.