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AUSBLICK KULTUR

NEUSTART KULTUR MIT GUTSCHEINEN

CORONA HAT KÜNSTLER UND KULTURSCHAFFENDE SCHWER GETROFFEN. EIN KULTUR-HILFSPAKET WURDE GESCHNÜRT. IN MÖRBISCH WIRD 2021 „WEST SIDE STORY“ AUFGEFÜHRT.

Corona hat in diesem Sommer zu Absagen von zahlreichen Großveranstaltungen geführt, die Kulturbetriebe Burgenland haben aber mit einem Alternativprogramm gegengesteuert. Eines darf man nicht vergessen: Kultur ist neben Freude auch Grundlage von Erwerbstätigkeit und Teil touristischer Konzepte.

Um die Folgen der Corona-Krise abzufedern, gibt es für Künstler und Kulturschaffende Unterstützungen. Mit den vom Land subventionierten Kulturgutscheinen in der Höhe von 200.000 Euro sollen in Summe 800.000 Euro für den Kunst- und Kulturbereich mobilisiert werden. „Das ist eine ganz bewusste Maßnahme“, man vergebe „keine Almosen“, Künstler seien „anerkannte Leistungsträger“, betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Durch die Kofnanzierung zahlt das Land 25 Prozent. Ein Gutschein im Wert von 100 Euro kostet den Käufer folglich 75 Euro. „Damit soll die Marktsituation für Künstler, Kunsthandwerker und Kulturschaffende verbessert und privates Geld aktiviert werden“, erklärte Doskozil. Die Kulturgutscheine kann man bei gelisteten Kunst- und Kulturschaffenden einlösen. Sie sind bei der Kulturabteilung des Landes, in jeder Bezirkshauptmannschaft, in Kulturzentren und via Onlineshop erhältlich.

Die reguläre Kulturförderung von knapp drei Millionen Euro läuft weiter.

In Kooperation mit Energie Burgenland, einem der größten Kultursponsoren des Landes, werden 40 Künstler-Stipendien in der Höhe von jeweils 2500 Euro ausbezahlt. Teile sind schon vergeben, Anträge sind aber noch möglich. Die Stipendien werden auf Vorschlag einer unabhängigen Jury zuerkannt.

Hoffnung auf einen spannenden und reichen Kultursommer 2021 macht die Ankündigung, das Musical „West Side Story“ 2021 in Mörbisch zur Aufführung zu bringen. Die für dieses Jahr vorgesehenen Produktionen „Außer Kontrolle“ bei den Schloss-Spielen Kobersdorf sowie jOBERA auf Schloss Tabor werden im nächsten Jahr gezeigt. n

künstlerischer direktor peter edelmann

© Seefestspiele Mörbisch

Kulturgutschein-Infos unter:

Telefon: 057/600-2085 oder -2452 E-Mail: kulturgutschein@bgld.gv.at

Kultur im Herbst: Das Programm der Kulturzentren des Burgenlands bekommen Sie unter kulturbetriebe.at Tipp: Güssing, Sonntag, 11. Oktober 2020, 18 Uhr: Otto Schenk. Die besten Sachen zum Lachen. Die große Tour zum 90. Geburtstag Herbstgold im Schloss Esterházy, 9.–20. September; www.herbstgold.at Liszt Festival Raiding, Oktober-Zyklus 16.–25. Oktober; www.lisztfestiva.at

JETZT KARTEN SICHERN www.seefestspiele.at

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DER WISSENSCHAFTLICHE KURATOR DER AUSSTELLUNG „100 JAHRE BURGENLAND“, OLIVER RATHKOLB, GIBT EINBLICK IN DIE GROSSE SCHAU AUF BURG SCHLAINING. GEZEIGT WIRD, WAS MENSCHEN BERÜHRT.

Die Arbeiten für die Ausstellung „100 Jahre Burgenland“, die ab Mitte Mai 2021 auf Burg Schlaining zu sehen sein wird, laufen auf Hochtouren: „Wir haben schon interessante Objekte im Auge“, gibt Oliver Rathkolb bekannt. Der Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien fügt aber gleich hinzu, dass die Suche nach interessanten Objekten weitergeht. Im September startet ein Internet-Aufruf an die Bevölkerung, Erinnerungsstücke wie alte Fotos, Dokumente, Bücher oder andere Gegenstände auf eine Plattform hochzuladen. Jede oder jeder kann sich an dieser digitalen Ausstellung beteiligen. Besonders seltene Sachen werden auch in Schlaining im Original präsentiert.

Rathkolb selbst hat kürzlich das Burgenland bereist, um private Sammler oder lokale Chronisten und Museumsbetreiber aufzusuchen und Ausschau nach Objekten zu halten, die „historisch aufgeladen“ sind. Dem Zeithistoriker geht es dabei um „Bilder und Erzählungen über Objekte, die eine andere Tiefenwirkung haben als klassische Flachware wie alte Zeitungsausschnitte oder Plakate“. Spannende Lebensgeschichten von Menschen sowie die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Landes stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. „Aus den bisherigen Gesprächen und Recherchen hat sich ein zentrales Thema herauskristallisiert, das die Bürger bewegt, es ist die Entwicklung der Lebenswelten.“ Wie hat sich zum Beispiel der Anbau von Wein entwickelt? Was ist wirtschaftlich passiert? Wie waren Schule und Unterricht in den 1920er-Jahren? Und wie wird Bildung heute weitergegeben?, zählt Rathkolb einige Beispiele auf.

Familiengeschichten über Generationen, oftmals verbunden mit Migration, werden dargestellt. Auch die dunklen Seiten der Geschichte werden nicht ausgeblendet: Die Verfolgung der Roma und die Vertreibung und Ermordung von Juden durch das NaziRegime werden in allen Facetten aufgezeigt. „Es gibt eindrucksvolle Einzel

Zeithistoriker Oliver Rathkolb ist wissenschaftlicher Kurator der Ausstellung

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© Land Burgenland/Wiesinger geschichten, die man kaum kennt: So wird der Gründer der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg, Hofantiquar Albert Abraham Pollak, aus dem damaligen Mattersdorf, heute Mattersburg, porträtiert. Anhand dieser Persönlichkeit wird die Geschichte der jüdischen Gemeinden, die weit über das Burgenland hinausreicht, aufgerollt.“

Der Zeithistoriker will auch die „internationale Verfechtung“ des Burgenlandes aufzeigen, Entwicklungen sind nicht nur regional begrenzt. „Der Ansatz ist, Geschichte anhand von exemplarischen Lebensentwürfen und Netzwerken darzustellen.“ Umfassend werden die ethnischen Minderheiten – Roma, Kroaten und Ungarn – behandelt, in der Schau selbst und ebenso in den beiden Ausstellungsbänden mit zahlreichen burgenländischen Expertinnen und Experten. Die zentrale Frage ist: Gibt es so etwas wie einen burgenländischen Weg in Bezug auf das Zusammenleben von Minderheiten? Ein Modell sozusagen.

Im Herbst beginnt das Wiener Büro Christof Cremer und Rigewa, das die europaweite Ausschreibung gewonnen hat, mit den Vorbereitungen zur Ausstellungsarchitektur und Technik auf Burg Schlaining. Die Ausstellungseröffnung ist für den 15. Mai 2021 geplant. Nach dem Jubiläumsjahr wird die Ausstellung Teil des Hauses der Geschichte, das auf Burg Schlaining ganzjährig geöffnet sein wird. n

Margaretha Kopeinig

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