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Der Lebensraum

Der Lebensraum – die wichtigste Säule für unser Wild

Der Lebensraum eines Wildtieres ist sein Wohn-/Ess- und Schlafzimmer und die Kinderstube. Je nach jahreszeitlichen Ansprüchen wechseln die Habitatansprüche und auch die Wildtiere wechseln im Revier oder über die Reviergrenzen hinweg (z.B. Sommer- vs. Wintereinstand Rotwild). Gedanken von Landesniederwild-Referent Dr. DI Leo Cecil

Die Gesamtheit dieser Anforderungen an das Biotop (=Lebensstätte) machen den Lebensraum aus. Der Lebensraum selbst wirkt maßgeblich auf unsere Wildtiere ein. Sind die Bedingungen schlecht oder für die Art ungeeignet, ist die Reproduktion vermindert und essentielle Nahrungsbestandteile sind Mangelware. Im schlimmsten Fall kann es das Ende einer Population bedeuten, was wir anhand des Rebhuhns leider in einigen Teilen des Landes bereits feststellen müssen. Viele Komponenten wirken auf den Lebensraum ein und gestalten ihn z.T.

02/2020

drastisch um: Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus, Verkehr und Industrie wirken mit Bearbeitung, Flächenversiegelung oder Störung direkt und indirekt auf den Lebensraum. Aber auch die Jagd (Stichwort: Jagddruck) wirkt sich auf die Lebensraumnutzung aus. Wenn wir uns über Lebensräume und „lebensraumverbessernde“ Maßnahmen unterhalten, denken wir meist an das Niederwild. Aus meiner Sicht auch zurecht, denn wie die Abschuss-Statistiken der letzten Jahre zeigen, nehmen die Strecken und damit die Bestände von Hase, Fasan und Rebhuhn sukzessive ab. Die Schalenwildstrecken steigen allerdings. Bei lebensraumverbessernden Maßnahmen soll das Schalenwild aber nicht unter den Tisch fallen, es profitiert von abwechslungsreichen Lebensräumen genauso wie Wildtiere, die nicht dem Jagdrecht unterlegen, wie z.B. Bodenbrüter, Singvögel oder Insekten. Wie die Beispiele aus drei Revieren aus dem Burgenland zeigen, fußt eine nachhaltige (Nieder-) Wildhege auf drei Säulen: • Lebensraum erhalten/schaffen • Äsungsverbesserung/ -unterstützung

FORSTWIRTSCHAFT JAGD

Wechselwirkungen Umwelt – Wildtier (nach Reimoser 1983)

LEBENSRAUM VON WILDTIERPOPULATIONEN

LANDWIRTSCHAFT TOURISMUS VERKEHR INDUSTRIE

Prädatoren - Management

Die Gewichtung dieser drei Säulen fällt bei jeder Wildart (Schalenwild, Niederwild) etwas anders aus, denken wir nur an den Prädatorendruck beim Niederwild. Wichtig ist: die rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Umsetzung von Maßnahmen müssen eingehalten werden!

Ein kleiner Leitfaden für die Praxis:

• Definieren Sie die Wildart(en), die sie stützen bzw. unterstützen wollen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die IST Situation (z.B. Hasenzählungen mittels Scheinwerfer, verfügbarer Lebensraum) der Wildart Formulieren Sie eine ZIEL Vorstellung (stabiler Bestand, höherer Bestand, nachhaltige Jagden) Gewichten Sie die drei Säulen der Wildhege für die formulierten Ziele

WILDTIERE

Definieren Sie die Aktionen, um zum Ziel zu kommen. • Suchen Sie Partner bei der Umsetzung (auch finanziell, z.B. ÖPUL) Die Erhaltung des natürlichen (Nieder) Wildbestandes stellt heutzutage eine große Herausforderung dar, die ohne zusätzliches Engagement nicht bewältigt werden kann. Ich denke, dass der Jäger der Zukunft an diesen Maßnahmen und an diesem (außerjagdlichen) Engagement für „schwache“ Wildarten in der Öffentlichkeit und von der Gesellschaft gemessen werden wird. •

Die langjährige Statistik zeigt einen stetigen Rückgang der Jagdstrecke.

BEGRIFFSERKLÄRUNG Habitat:

Wohn- oder Aktionsraum einer bestimmten Tier- oder Pflanzenart. Zeitliche Unterschiede möglich: Sommer-Habitat, Winter-Habitat

Biotop:

Begriff für die artneutrale Lebensstätte (=Lebensraum), gleichzeitig verschieden Tier- und Pflanzenarten

Biozönose:

Lebensgemeinschaft.

Ökosystem:

Biotop + Biozönose

© Grafik: BLJV

02/2020

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