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Karl Wilhelm Diefenbach
DIEFENBACH
SEINER ZEIT VORAUS
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Eine Straße in Solln hat man zwar irgendwann lange nach seinem Tod nach ihm be- nannt – zu Lebzeiten hatte Karl Wilhelm Diefenbach es in München aber zwanzig Jahre lang schwer. Unter an - derem als „Kohlrabi-Apostel" wurde er von seinen Zeitge nossen verspottet, so lange, bis der Maler und Visionär schließlich das Weite suchte. Es ist keine leichte Aufgabe, die schillernde Persönlichkeit K.W. Diefenbach in wenigen Worten zu um schreiben. Er war weit mehr als ein Maler – er war ein Kulturrebell. Als er 1872 im Alter von 21 Jahren ndet ü zum Studium an der Kunstakademie nach München kam, war das wilhelminische Kaierreich begr und der deutsch-französische Krieg gerade beendet. Mit seinen Themen Nacktheit, Natürlichkeit, Kör - perlichkeit und Freiheit wandte er sich gegen die autoritäre, prüde und materialistisch-mechanistische Welt des Kaiserreichs. Mit seinen revolutionären Ansichten war Diefenbach nicht nur seinen Zeitgenossen im 19. Jahrhun dert, sondern auch den meisten heutigen Bewohnern Münchens eine Erkenntnis voraus. Einige Monate nach Beginn seines Studiums erkrankte Diefenbach schwer an Typhus und zog sich eine Thrombose im rechten Arm zu, die zum Schwund der Oberarmmuskulatur führte. Er therapierte sich in Eigenregie mit „naturgemäßer Lebensweise“ und wurde in der Folge ein vehementer Verfechter eines konse quent gesunden Lebensstils. Er ernährte sich ausschließlich von veganer Rohkost und verzichtete auf Alkohol und Tabakprodukte. Außerdem lief er barfuß und gerne auch ganz nackt umher, was dazu führte, dass er sich im ersten Nudistenprozess der Geschichte gegen die Anklage wegen „grobem Unfugs“ verteidigen musste. Wenn er Kleidung trug, dann waren es weite, luftige Gewänder, die den Körper nirgends einengten. Er schwor auf die gesundheitsfördernden Einflüsse von Sonnenlicht und
frischer Luft – und das in einer Zeit, in der in den Städten die industrielle Massenproduktion von Wirt - schaftsgütern erstmals richtig Fahrt aufnahm, die Schlote der Fabriken rauchten und in denen meis- tens Menschen ohne Urlaubsanspruch und abgeschottet von der Natur arbeiteten. Um die „Schande“ eines zweiten unehelichen Kinds zu vermeiden, wurde Diefenbach von seinen Schwiegereltern in die Ehe gezwungen. Am Morgen nach seiner standesamtlichen Trauung im Januar 1882 hatte er eine Erleuchtung: Er hatte die Quelle allen Elends gefunden! Im Bestreben diese Er - kenntnis mit seinen Mitmenschen zu teilen, gründete er zwei Monate später den Verein „Menschheit“, der sich der „Versöhnung der Menschheit mit der Natur, zu ihrer Erlösung“ widmen sollte. Um Säale für Vorträge über naturgemäße Lebensweis anmieten zu dürfen, stellte er gleich einen Antrag an den Magistrat der Stadt München. Zu ersten Vorträgen kam es allerdings erst 1884, zwei Jahre später. Vom Verein blieb letztlich nicht viel mehr als der Name – „HUMANITAS“. So nannte Diefenbach auch seinen Rückzugsort, das alte Steinbruchhaus in der Einöde von Höllriegelskreuth südlich von Mün chen. Dorthin zog er sich nach Verspottungen durch die Münchner Mitbürger und Schikanen der Be hörden im Jahr 1885 mit seinen drei kleinen Kindern zurück und betrieb eine „Werkstätte für Wissen schaft, Kunst und Religion“. Nach einer erfolglosen Ausstellung seiner Gemälde in München verließ er die bayrische Landeshauptstadt Anfang der 1890er-Jahre und ging nach Wien. Dort wurde seine erste Ausstellung zwar ein Sensationserfolg, jedoch wurde er vom Direktor des Kunstvereins ausgebeutet. Diefenbach verlor sein finanzielles Vermögen und wurde obdachlos. Im Jahr 1895 überquerte er zusammen mit seinen Kindern, deren Privatlehrerin und drei Schülern die Alpen und konnte nach einem kurzen Aufenthalt am Gardasee und dank der Unterstützung einer italienischen Herzogin für kurze Zeit nach Ägypten auswandern. Dort waren seine Gemälde gefragt und er konnte Kräfte sammeln. Er plante, seine Ideen für ein naturnahes Leben mit einer Wanderaus stellung in ganz Europa zu verbreiten. Stattdessen gründete er nach seiner Rückkehr nach Wien eine Kommune mit rund zwanzig Anhän gern, welche zwar nur zwei Jahre bestand, heute aber als Keimzelle vieler Alternativbewegungen des 20. Jahrhunderts gilt. Ob Friedensbewegung, Umweltbewegung, Kleiderreform, sexuelle, schöpferi sche oder religiöse Befreiung – viele Themen, die erst einige Jahrzehnte später wieder ins Gespräch kamen, wurden bereits damals diskutiert. Von einem seiner Schüler, Magnus Schwantje, der ein füh render Tier- und Menschenrechtler wurde, stammt zum Beispiel die Fügung „Ehrfurcht vor dem Le ben“, die oft Albert Schweitzer zugeschrieben wird. Diefenbach selbst schrieb 1893 in einem Brief an die spätere Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner: „In meinem Ringen nach der Lösung der Frage, wie der Mensch [...] zum grausamsten Vernichter des Lebens werden konnte, bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass der Menschenmord nur die natürliche Folge ist des Tiermordes und dass er niemals [...] verschwinden wird solange Tiermord zu Ernährung in Gesellschaft, Schule, Kirche und Staat als erlaubt erklärt und systematisch betrieben wird.“ Diefenbach blieb seinem Credo „Lieber sterben, als meine Ideale verleugnen!“ bis zuletzt treu. Seine letzten Jahre bis zu seinem Tod 1913 verbrachte er auf Capri und in Sorrent. Noch zu Lebzeiten erfuhr er die Anerkennung für seine Ideen,
TEXT: PETRA KIRZENBERGER // FOTO: THOMAS VONIER ►foto.thomas-vonier.de
Die EXTINCTION-REBELLION-Bewegung, ursprünglich aus Großbritannien stammend, agiert inzwischen weltweit. Ihre Hauptforderung: Die Netto-Emissionen von Treibhausgasen in Deutschland sollen bis zum Jahr 2025 auf null gesenkt werden.
Die Fakten liegen auf dem Tisch – und zwar nicht erst seit dem Report des Weltklimarats (IPCC) vom Oktober 2018: Durch den Klimawandel stehen wir vor dem ökologischen Kollaps. Die drohende Klimaerwärmung birgt für Mensch und Umwelt große Risiken. CO2-Ausstoß, Fracking, Rodungen, Massentierhaltung, Überfischung und Vermüllung der Meere bedrohen das Leben auf unserem Planten. Das Aussterben der Menschheit in absehbarer Zukunft ist ein durchaus reales Szenario. Millionen von Menschen leiden bereits jetzt an den Auswirkungen von Dürren, Überschwemmungen und Verteilungskriegen. Regierungen missachten diese Tatsachen trotz der elementaren Bedrohung. Ihre Entscheidungen und Aktionen stehen in keinem Zusammenhang zu der fortschreitenden Zerstörung unseres Lebensraums. Und sie missachten das Recht der Öffentlichkeit, umfassend und wahrheitsgemäß über Risiken und Ausmaße informiert zu werden. XR ruft zur gewaltfreien Rebellion auf, um die Klimakatastrophe abzuwenden und unser Überleben zu sichern. Zu diesem Zweck organisieren die Rebellen verschiedenste Aktionen, Trainings, Vorträge und
Demos. ►extinctionrebellion.de/og/muenchen
FORDERUNGEN DER XR
SAGT DIE WAHRHEIT: Regierungen müssen die volle Wahrheit über die ökologische Krise offenlegen und dieses gemeinsam mit den Medien klar kommunizieren.
NETTO-NULL BIS 2025: Es muss eine umfassende „Klimamobilisierung“ erfolgen, um verbindlich festgelegte Klimaziele – u.a. die Reduktion der CO2-Emissionen auf null bis 2025 – zu erreichen. Der Ressourcenverbrauch muss drastisch reduziert werden.
POLITIK NEU LEBEN! Die Regierung muss eine BürgerInnenversammlung für die notwendigen Maßnahmen gegen die ökologische Katastrophe einberufen und nach deren Beschlüssen handeln. Die RED REBELS sind eine Street-Art-Performance im Rahmen von EXTINCTION REBELLION. Zu diversen Kundgebungen und Protestaktionen hüllen sich XRMitstreiter in rote Gewänder, das Gesicht mit weißer Farbe bemalt, die Augen schwarz betont. Ihr Auftritt ist bemerkenswert – geheimnisvoll, mystisch und wie von einer anderen Welt vermitteln die Red Rebels das Gefühl, eine Zukunft zu kennen, die uns noch verborgen ist. Ihre Selbstbeschreibung ist ebenso poetisch wie ihre Performance:
„Die Red Brigade symbolisiert das Blut, das wir mit allen Lebewesen teilen, das uns verbindet, das uns zu Einem macht. So bewegen wir uns als Eins, handeln als Eins – und fühlen als Eins. Wir sind untrennbar miteinander verbunden und empfinden mit allem, was uns umgibt. Wir sind Vergebung, wir sind empfänglich und demütig, voll Mitgefühl und Verständnis.“
Die Red Rebels wollen die Herzen der Menschen berühren, sie zum Staunen bringen und sie inspirieren. Sie stehen für Hoffnung und den Wandel, den wir alle gemeinsam möglich machen können!
► redrebelbrigade.com