157 Broschüre Höhepunkte der Weinkultur

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Hรถhepunkte der Weinkultur


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Inhalt Vorwort

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Ahr

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Baden

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Franken

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Hessische Bergstraße

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Mittelrhein

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Mosel

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Nahe

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Pfalz

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Rheingau

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Rheinhessen

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Saale-Unstrut

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Sachsen

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Württemberg

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Übersichtskarten der Anbaugebiete

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Impressum

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V o rw o rt

Höhepunkte der Weinkultur Die 13 deutschen Weinregionen bieten nicht nur eine Vielfalt an Weinen. Sie vermitteln auch, warum Wein ein so kostbares Kulturgut ist. Seit 2010 zeichnet das Deutsche Weininstitut „Höhepunkte der Weinkultur“ aus: Orte, die Geschichte und Tradition des Weinbaus, aber auch Innovation und Fortschritt eindrucksvoll dokumentieren. Dazu gehören alte Weinbergslagen und Weinbaumuseen ebenso wie historische Kelteranlagen, traditionsreiche Weinbaugemeinden oder moderne Weingüter, Vinotheken und Kunstobjekte. Eine unabhängige Jury aus Fachleuten der Weinwirtschaft, des Tourismus, Kulturorganisationen sowie der Medien traf die Auswahl der bislang 52 weinkulturellen Höhepunkte aus Hunderten von eingereichten Vorschlägen.

Genusstouren Der Reiseführer „Genusstouren durch die deutschen Weinregionen“ aus der Reihe MERIAN live! beschreibt ausführlich alle Höhepunkte der Weinkultur, nennt wichtige Sehenswürdigkeiten in der Nähe und empfiehlt die besten Wein-Adressen. Erhältlich im Buchhandel oder Genießer-Shop des Deutschen Weininstituts unter shop.deutscheweine.de für 12,99 €.

Ausstellungen Zu den Höhepunkten der Weinkultur finden in unregel­mäßigen Abständen Ausstellungen statt. Informationen zu Terminen und Orten sind auf deutscheweine.de zu finden.

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Ahr DAS TAL DER ROTEN TRAUBE

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Ahr

Verträumt schlängelt sich die Ahr in engen Bögen durch die bizarre Felslandschaft in Richtung Rhein und die Weinberge schmiegen sich an karge Felsen. Das milde Klima beschert den Trauben im Ahrtal optimale Voraussetzungen, auch weil die aufgewärmten Felsen in der Nacht ihre gespeicherte Wärme an die Reben abgeben.

Die Ahr ist mit etwa 560 Hektar Rebfläche eines der kleinsten und nördlichsten Weinanbaugebiete Deutschlands. An den Steilhängen über dem Fluss gedeihen vor allem die Rotweine hervorragend. Doch nicht nur die Liebhaber eines exzellenten Roten pilgern gern ins „Rotweinparadies“ Deutschlands. Bereits die Römer wussten die klimatischen Vorteile des wild-romantischen Ahrtals zu schätzen und pflanzten die ersten Reben. Heute präsentiert sich das Ahrtal im Norden von Rheinland-Pfalz als profiliertes Rotweinanbaugebiet. Neben dem König der roten Reben, dem Spätburgunder, zählt der als ebenso wertvoll eingeschätzte Frühburgunder zu den Spezialitäten der Region. Der Verein „Slow Food“ kümmert sich um den Schutz solcher qualitativ hochwertigen Produkte. Dazu gehört auch der Erhalt der selten anzutreffenden Frühburgunder-Weinberge durch engagierte Ahrwinzer. Die Spitzenweine der Ahr können nur mit großen Mühen erzeugt werden. So müssen die Winzer für die Arbeit am Rebstock und zur Lese oft durch zerklüftete Felsspalten in extreme Steilhänge „klettern“, wo teils nur wenige Rebstöcke nebeneinander stehen. Spitzenqualität belohnt die beschwerliche Arbeit im Weinberg.

Mit herrlichen Wanderwegen, ausgetüftelten Radstrecken und einem vielseitigen Nordic-Walking-Fitness­ park zieht die Ferienregion Ahr, Rhein, Eifel viele Touristen an. Die meisten wandern auf dem malerischen Rotweinwanderweg, der von Bad Bodendorf bis Altenahr über 35 Kilometer die Weinorte miteinander verbindet. Er bietet zu jeder Jahreszeit spektakuläre Aussichten auf das Ahrtal. Abstiege und Wege führen direkt in die Weinorte, wo Weinproben in der Probierstube und Winzervesper in der Straußwirtschaft Hunger und Durst stillen. Romantik prägt die Wein- und Ferienregion ebenso wie hervorragende Weine und ein exklusives Speisenangebot. Winzergenossenschaften und Weingüter laden zu erlebnisreichen Veranstaltungen in alte Gemäuer und Weingärten ein. Und die besten Gastronomen der Region arbeiten mit den Spitzenwinzern zusammen. So bei der Veranstaltungsreihe „Gourmet & Wein“, die sich seit Jahren großen Zuspruchs erfreut. Nach einer glanzvollen Gala im Januar bietet diese Veranstaltungsreihe das ganze Jahr über einen Hochgenuss für die Sinne der Feinschmecker und Weinkenner. Die Seele baumeln lassen und genießen kann man auch auf den zahlreichen Weinfesten und weinkulturellen Events, sei es beim Weinmarkt der Ahr an Pfingsten, bei H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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der LebensAHRt oder bei den Weinwochenenden zur Weinlesezeit, die ein brillantes Feuerwerk in den Weinbergen abschließt.

Information: Ahrwein e.V. Hauptstraße 80 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler Tel. 02641 9171-0 Fax 02641 9171-51 www.ahrwein.de info@ahrwein.de Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. www.ahrtal.de info@ahrtaltourismus.de

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AHR IM ÜBERBLICK Geografische Lage: im Nordwesten vom Ahr­gebirge begrenzt, im Schutz der Eifel · Klima: mild und günstig (Kölner Bucht), teilweise treibhausartig in Steillagen · Böden: tiefgründig und lössreich im unteren Ahrtal, steinhaltig, teilweise Schiefer und vulkanisches Gestein im mittleren Ahrtal · Rebfläche: ca. 560 ha · Rebsorten: Spätburgunder, Portugieser, Dornfelder, Riesling, Müller-Thurgau; besondere Spezialität: Frühburgunder


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Ahr: Höhepunkte der Weinkultur DIE VINOTHEK DES ROTWEINGUTS JEAN STODDEN

Jean Stodden gab dem Rotweingut in Rech an der Ahr seinen Namen. Seine Initialen sind es auch, die für die Qualität des Weins bürgen – Fass für Fass und Flasche für Flasche. Bis ins Jahr 1578 reicht die Weinbautradi­ tion der Winzerfamilie zurück. Heute ist Kellermeister Alexander Stodden für die preisgekrönten Spätburgunder verantwortlich, die an den Hängen des Ahrtals gedeihen und in den Fässern der Kellerei reifen. Initialzündung Tradition zu bewahren und gegenüber Neuem aufgeschlossen zu sein, stellt eine spannende Verbindung dar, die sich auch in der Gestaltung des Weinguts zeigt. So ließen die Stoddens eine alte Lagerhalle zur repräsenta-

tiven Vinothek umbauen. Die Räume für Verkauf und Verkostung wirken modern, doch keinesfalls kühl. Stein und Holz bestimmen das Ambiente und verströmen eine erdverbundene Atmosphäre, die sich auf das Wesentliche konzentriert: das Felsgestein, auf dem die Reben wachsen, und das Holz der Eichenfässer, in denen die Weine reifen. Diese beiden Stoffe – Stein und Holz – bilden auch die wesentlichen Elemente der architektonischen Gestaltung: An den Wänden wechseln sich Drahtkörbe voller Bruchsteine aus den Weinbergen mit Eichenholzpaneelen ab, auf denen der traditionelle Schriftzug des Weinguts Jean Stodden angebracht ist. Jean Stodden – Das Rotweingut Rech/Ahr, Rotweinstraße 7 – 9 Tel. 02643 3001 www.stodden.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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MAYSCHOSS – WIEGE DER WINZERGENOSSENSCHAFTEN

Schroffe Felsen und wildromantische Uferhänge begleiten die Ahr auf ihrem Weg durchs Rheinische Schiefergebirge. Fast senkrecht hat sich der Fluss ins Gestein hineingefressen – wie hier in Mayschoß. Auf den Weinbergsterrassen der sonnenverwöhnten Südhänge heizen sich die Schieferböden tagsüber rasch auf. Sie speichern die Wärme und geben sie nachts an die Reben ab. In diesem ungewöhnlichen Mikroklima entstehen erstklassige Rotweine. Steiler geht’s kaum! Am 20. Dezember 1868 taten sich in Mayschoß 18 Winzer zusammen und gründeten die erste Winzergenossenschaft der Welt. Deren Erfolg sprach sich rasch herum: 1881 zählte der Winzerverein bereits 141 Winzer. Heute sind rund 90 Prozent aller Ahrwinzer genossenschaftlich organisiert. Mayschoß, die Wiege der Bewegung, fusionierte 1982 mit Altenahr zur Winzer­ genossenschaft Mayschoß-Altenahr. Ihr gehören derzeit 420 Mitglieder an, die eine H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Anbaufläche von 150 Hektar bewirtschaften. Unter den Rebsorten dominiert der Spätburgunder, dem 60 Prozent der Anbaufläche vorbehalten sind, auf 20 Prozent wächst Riesling. Die Jahresproduktion liegt bei durchschnittlich 1,3 Millionen Flaschen. In den gewaltigen Gewölbekellern gibt es Holzfässer mit Lagerkapazitäten von 300.000 Litern, weitere 1,6 Millionen Liter stehen in Tanks zur Verfügung.

Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr Mayschoß, Ahrrotweinstraße 42 Tel. 02643 93600 www.wg-mayschoss.de


Ahr

DAS KLOSTER MARIENTHAL BEI DERNAU

Knapp 900 Jahre ist es her, dass sich in einem steilen Seitental der Ahr 40 Augustinerinnen niederließen, um im Kloster Marienthal ein gottgefälliges Leben zu führen. Die Nonnen bewirtschafteten die umliegenden Landparzellen und bauten an den Steilhängen des Hubachtals Wein an. Heute sind nur noch die malerischen Mauern der Klosterkirche erhalten, in die allerdings neues Leben eingezogen ist. Kontrastreiche Genüsse Das Augustinerinnenstift Marienthal wurde um das Jahr 1137 gegründet und gilt als ältestes Kloster im Ahrtal. Im Lauf der Jahrhunderte musste es immer wieder Feuersbrünste, Plünderungen und Kriegszerstörungen über sich ergehen lassen. Nachdem die letzten Nonnen gegangen waren, zerfiel das Kloster und wurde im 19. Jahrhundert als Steinbruch genutzt. Seine von Efeu und Wildem Wein bewachsenen Ruinen überragen die Hundertseelengemeinde Marienthal zwischen Walporzheim und Dernau. 2004 entstand das Weingut Kloster Marienthal, das sich im Besitz der benachbarten Winzergenossenschaft Mayschoß-­Altenahr, der Dagernova Weinmanufaktur sowie der Weingüter Meyer-Näkel und Brogsitter befindet. Klosterkirche und Kreuzgang bilden nun den stimmungsvollen Rahmen für Konzerte, Feste, Weinproben und andere Veranstaltungen. Vom Rotweinwanderweg führt eine Treppe direkt in den wunderbar angelegten Klostergarten.

Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr Mayschoß, Ahrrotweinstraße 42 Tel. 02643 93600 www.wg-mayschoss.de Dagernova Weinmanufaktur Dernau, Ahrweg 7 Tel. 02643 1266 www.dagernova.de Weingut Meyer-Näkel/Ahr Dernau, Friedenstraße 15 Tel. 02643 1628 www.meyer-naekel.de Brogsitter Weingüter, Privat-Sektkellerei, Exklusiv-Importe GmbH Grafschaft, Max-Planck-Straße 1 Tel. 02225 918111 www.weingut-brogsitter.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Baden ... IN SONNE UND BURGUNDER

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Das Weinbaugebiet Baden, mit fast 16.000 Hektar Rebfläche das drittgrößte Deutschlands, erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über eine Länge von etwa 400 Kilometern. Entsprechend vielgestaltig präsentieren sich die Weine entlang der Badischen Weinstraße. Diese sind „von der Sonne verwöhnt“, darin sind sich die Weinkenner schon lange einig. So war es nur konsequent, dass Baden als einziges deutsches Weinbaugebiet der EU-Weinbauzone B zugeschlagen wurde. Deshalb müssen die Weine höhere Öchsle­grade als anderswo aufweisen. Reichlich Sonnenschein­stunden und die wohl wärmsten Orte Deutschlands am Kaiser­stuhl sorgen dafür, dass dies auch gelingt. Das Anbaugebiet Baden erstreckt sich von der Tauber im Norden bis zum Bodensee im Süden. Die neun

Bereiche, in die das Anbaugebiet aufgeteilt ist, sind landschaftlich und klimatisch recht unterschiedlich. Im Norden des Anbaugebiets, in Tauberfranken, an der Badischen Bergstraße und im Kraichgau stehen Rivaner, Riesling und Schwarzriesling im Vordergrund. In der Mitte Badens, in der Ortenau, wachsen vor allem Spätburgunder und Riesling, im Süden, also im Breisgau, am Kaiserstuhl und am Tuniberg vornehmlich rote und weiße Burgunder. Das Markgräflerland an der Grenze zur Schweiz pflegt die Weißweinspezialität Gutedel, und am Bodensee gedeihen vor allem Spätburgunder und Müller-Thurgau. Baden ist das wichtigste deutsche Anbaugebiet für Spätburgunder. Die Sorte erfreut sich in all ihren Ausbaustilen und Geschmacksrichtungen – auch als Rosé oder Weißherbst – großer Beliebtheit. Samtige, kraftvolle Weine werden häufig im Barrique ausgebaut.

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BADEN IM ÜBERBLICK Geografische Lage: vom Bodensee entlang der Ober­rheinischen Tiefebene über die Badische Berg­straße und den Kraichgau bis nach Tauberfranken · Klima: sonnig und warm, am Kaiserstuhl wärmste Region Deutschlands · Böden: Moränenschotter am Bodensee, tertiäre Kalk-, Ton- und Mergelböden, riesige Lössablagerungen, vulkanische Böden am Kaiserstuhl und im Markgräflerland, Muschelkalk und Keuper im Kraichgau und Taubergrund · Reb­fläche: ca. 16.000 ha · Rebsorten: Spätburgunder, MüllerThurgau, Grauburgunder, Riesling, Gutedel, Weißer Burgunder, Silvaner, Traminer Und Baden ist Burgunderland, heißt es. So ist die ganze Rebsortenfamilie vertreten, kräftiger Grauburgunder ebenso wie eleganter Weißburgunder oder filigraner Auxerrois. Badisch Rotgold heißt die roséfarbene Spezialität aus Spät- und Grauburgundertrauben. Nicht nur das milde Klima, die hübschen Weinorte und die landschaftliche Vielfalt locken viele Gäste nach Baden, beispielsweise an die Hänge von Odenwald und Schwarzwald oder an die Ufer des Bodensees. Touris­ tisch sehr beliebt sind auch Städte wie Heidelberg, Konstanz, Baden-Baden, Karlsruhe oder Freiburg. Vielfältig ist auch das Angebot für den Aktivurlaub, sei es Radeln entlang der Tauber, ein Spaziergang auf einem der zahlreichen Weinlehrpfade oder Wandern auf den Weinwanderwegen. Einige Kurstädte von Badenweiler bis Baden-Baden empfehlen sich für Wellnesstage, am besten in Verbindung mit Wein. Mehr als 50 Winzer­ genossenschaften und viele der über 300 Weingüter laden regelmäßig zu Tagen des offenen Winzerkellers ein. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Den besten Überblick über das aktuelle Weinan­ gebot aus badischen Kellern liefert jeweils im Mai die Badische Weinmesse in Offenburg, und der älteste badische Weinmarkt findet – wie schon im 19. Jahrhundert – alljährlich im April in Müllheim im Markgräflerland statt.

Information: Badischer Wein GmbH Basler Landstraße 28b 79111 Freiburg Tel. 0761 89784784 Fax 0761 89766396 www.badischerwein.de info@badischerwein.de


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Baden: Höhepunkte der Weinkultur

DAS WEINGUT ABRIL IN BISCHOFFINGEN

Wer sich hier an die Kommandozentrale des Raumschiffs Enterprise erinnert fühlt, liegt gar nicht so falsch. In der puristischen Ästhetik seiner Außen- und Innengestaltung ist das Weingut Abril im badischen Bischoffingen genauso zukunftsweisend wie in der nachhaltigen Erzeugung ökologischer Spitzenweine. Seine 20 Hektar Rebfläche machen es zum größten ökologischen Weinbaubetrieb im Kaiserstuhl, der dem Bundesverband Ecovin angehört.

Innovativ sind auch die kontrolliert ökologische Bewirtschaftung und der konsequente Verzicht auf chemisch-synthetische Hilfsmittel – angefangen bei der Arbeit im Wein­ berg, wo Kräutersaaten und organische Dünger eingesetzt werden, über den Anbau bis hin zur Verarbeitung und Produktion. Der Sortenspiegel reicht von Riesling über Weiß- und Grauburgunder bis zu Pinot Noir, Cabernet und Merlot. Weingut Abril Vogtsburg-Bischoffingen im Kaiserstuhl, Am Enselberg 1 Tel. 07662 9493230 www.weingut-abril.de

The Future is Now „Weine aus einer ganz neuen Perspektive“ sind das Motto des Weinguts Abril, das 2012 am Enselberg, einer der Spitzenlagen des Kaiserstuhls, seine Tore öffnete. Das Innovative spiegelt sich bereits in der ungewöhnlichen Architektur wider: Die rostfarbenen Stahlfassaden mit dem umlaufenden Metallband, auf dem knorrige Weinreben zu sehen sind, bilden einen deutlichen Kontrast zum satten Grün des umliegenden Reblands. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DER HEILIG-GEIST-TORKEL IN MEERSBURG

„Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“, steht über dem Eingangsportal des Weinmuseums in Meersburg. In den Räumen des ehemaligen Heilig-Geist-Spitals wird die über 1.000 Jahre alte Geschichte der Bodenseewinzer lebendig – zum Beispiel anhand eines historischen Traubeneinfuhrwagens, mit dem die Trauben einst nach der Weinlese zur Kelter gebracht wurden. Traubenwagen, Torkel und Türkenfass Das reich verzierte „Türkenfass“ – ein 50.000 Liter fassendes Zehntgefäß des Deutschordens – und eine über 400 Jahre alte Kelter stellen die Hauptattraktionen des Meersburger Weinmuseums dar. Die Kelter ist auch unter dem Namen Heilig-Geist-Torkel bekannt. Das hat allerdings weniger etwas mit den Folgen übermäßigen Weingenusses zu tun – das Wort Torkel kommt von dem lateinischen Begriff „torculum“, und der bedeutet Weinpresse. Der mächtige, hölzerne Heilig-Geist-Torkel stammt aus dem Jahr 1607 und gilt als älteste H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

noch funktionsfähige Kelter der Bodenseeregion. Tatsächlich wurde mit ihr bis 1922 Wein gekeltert. Seit 1961 besteht das Museum im ehemaligen Heilig-Geist-Spital. Im Erdgeschoss des Gebäudes befand sich im 17. Jahrhundert eine Kelterhalle, während im Obergeschoss die Pfründnerstuben des Spitals – eine Art Altersheim für Arme – untergebracht waren.

Weinbaumuseum Meersburg, Vorburggasse 11 Tel. 07532 440400 www.meersburg.de


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DIE REICHENAU – WO IM WASSER WEIN ENTSTEHT

Auf der Hochwart – dem höchsten Punkt der Reiche­ nau – wurde 1839 ein Teehäuschen mit Belvedere errichtet. Heute ist der kubische Bau mit den grünen Fensterläden ein beliebter Treffpunkt für Besucher, die die größte Bodenseeinsel und ihre Weinkultur kennenlernen möchten. Von hier hat man einen herrlichen Blick über die Weinberge, die Gemüsefelder – und natürlich über den Bodensee.

von Gutedel und Muskateller über Chardonnay, Spätburgunder und Grauburgunder bis zu MüllerThurgau und Kerner. Die Weine werden noch immer in den massiven Gewölben des alten Klosterkellers gekeltert, allerdings auf dem neusten Stand der Technik.

Hochstimmung garantiert! Vor über 1.100 Jahren wurden die ersten Rebstöcke auf der Insel gepflanzt. Die Benediktinermönche des Klosters Reichenau nutzten das milde Bodenseeklima mit seinen vielen Sonnenstunden und geringen Tem­ peraturschwankungen für Weinbau in größerem Stil. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden 140 Hektar – über ein Drittel der gesamten Insel – als Rebflächen genutzt. Heute umfasst das südlichste Weinanbaugebiet Deutschlands nur noch 18 Hektar. Auf ihnen kultiviert der Winzerverein Reichenau, die kleinste selbstständige Winzergenossenschaft Badens, alte und neue Rebsorten:

Winzerverein Insel Reichenau e. G. Reichenau, Münsterplatz 4 Tel. 07534 293 www.winzerverein-reichenau.de

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bestimmt und bereits das vierte Große Fass an gleicher Stelle. Für das erste war Ende des 16. Jahrhunderts sogar eigens ein Gebäude errichtet worden: der Fassbau des Heidelberger Schlosses. Er lag unmittelbar neben dem Festsaal, was vor allem bei großen Banketten äußerst praktisch war. Allerdings versorgten die 127.000 Liter Wein, die in das erste Fass passten, den Heidelberger Hof nur 60 bis 100 Tage lang. Das zweite Fass mit 195.000 Litern Fassungsvermögen reichte immerhin 120 bis 150 Tage lang. Das dritte fasste 202.000 Liter, war aber nie ganz dicht – ebenso das Carl-Theodor-Fass, in das über 220.000 Liter Wein passten. DAS GROSSE FASS IM HEIDELBERGER SCHLOSS

„Ruinen machen vielen Spaß, auch sieht man gern das Große Fass“, reimte Wilhelm Busch über die Touristen­attraktion im Heidelberger Schloss. Auch Heinrich Heine, Mark Twain, Victor Hugo und Jules Verne haben darüber geschrieben – sogar im Roman über den Wal „Moby Dick“ wird es mehrmals erwähnt. Bis heute zieht es knapp eine Million Besucher im Jahr an. Unfassbar groß Das Große Fass ist 7 Meter breit und 8,5 Meter lang. Auf seiner Oberseite befindet sich ein Tanzboden, der über Holztreppen erreichbar ist. Die goldenen Initialen verweisen auf den Bauherrn, Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, der das gigantische Gefäß 1750 in Auftrag gab. Es war für den Zehntwein aus der Kurpfalz H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Heidelberger Schloss Heidelberg, Fassbau Tel. 06221 538431 www.schloss-heidelberg.de


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DER VULKANFELSGARTEN WINKLERBERG IN IHRINGEN

Geschafft! Müde, aber zufrieden treffen sich die Winzer und ihre fleißigen Helfer am alten Rebhäuschen. Aus den Trauben, die sie gelesen haben, wird edler Kaiserstühler Wein – gewachsen auf dem Ihringer Winklerberg, der wärmsten deutschen Lage mit stellenweise subtropischem Mikro­ klima. Auf Lössböden, die während der letzten großen Eiszeit entstanden, und auf dem Lavagestein eines vor 15 Millionen Jahren erloschenen Vulkans gedeihen hervorragende Burgunder, Traminer und Muska­teller mit einer ganz speziellen vulkanischen Note.

Kaiserstuhl Touristik Ihringen am Kaiserstuhl Bachenstraße 38 Tel. 07668 93 43 www.ihringen.de

Lavafelsen und Lössböden Seinen Namen verdankt der Ihringer Winklerberg den zerklüfteten Rebanlagen, die jeden Winkel zwischen den Vulkanfelsen ausnutzen. Der Winzerort im Süden des Kaiserstuhls wurde im Jahr 962 erstmals urkundlich erwähnt – Weinanbau gab es in Ihringen aber schon vorher. Heute bewirtschaften die Ihringer Winzer rund 600 Hektar Rebfläche, davon 117 Hektar auf dem Winklerberg. Im mediterranen Klima gedeihen zwischen den steilen Weinbergsterrassen auch wilde Kakteen mit süßsauren Früchten, Mandelbäume und Orchideen. Auf den Trocken­mauern sonnen sich grün schillernde Smaragd­eidechsen, Gottesanbeterinnen und andere seltene Tiere. Der Vulkanfelsgarten-Pfad führt in einem 2,4 Kilometer langen Rundweg über den Winklerberg. Bei schönem Wetter hat man einen grandiosen Blick auf den Schwarzwald, die Vogesen und den Schweizer Jura. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Franken WEIN.SCHร NER.LAND! REISE ZUM FRANKENWEIN

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Das fränkische Weinland begrenzen die Rhön im Norden, der Steigerwald im Osten, das Taubertal im Süden und der Spessart im Westen. Die etwa 6.100 Hektar Rebland konzentrieren sich vor allem rund um Klingenberg, Würzburg, Volkach und Iphofen und liegen ansonsten weiträumig verteilt über das gesamte Weinland. Besonders der Silvaner gedeiht optimal auf den Muschelkalk- und Keuperböden und ist ein Aushängeschild fränkischer Weinmacherkunst. Feinaromatischer Müller-Thurgau, Frankens meist­angebaute Rebsorte, wird von jungen Winzern modern ausgebaut und erlebt eine Renaissance. Rund 80 Prozent beträgt der Weißweinanteil in Franken, neben Silvaner und Müller-Thurgau kommt der weißen Rebsorte Bacchus als regionale Spezialität eine große Bedeutung zu. Zentrum des Anbaugebiets ist die Barock- und Festspielstadt Würzburg mit der Residenz und der mittelalterlichen Festung Marienberg. Und mit berühmten Weinlagen wie dem Würzburger Stein, der schon zu Goethes Lieblingsweinen zählte. Die Würzburger Traditionsweingüter laden zur Besichtigung weitläufiger Keller und imposanter Architektur ein, die sich mit fränkischen Spitzenweinen und feiner Küche perfekt bei den Würzburger Barockfesten genießen lässt. Frankens Winzer sorgen vor allem mit ihren Weißweinen auf nationaler und internationaler Bühne seit Jahren für Furore. Berühmt sind die Silvanerweine, perfekte Essens­begleiter, die rund um Würzburg ihre Heimat gefunden haben. In der Region sind Tradition und Moderne eine gelungene Liaison eingegangen. Die Winzer sind stolz auf ihre Wurzeln und erzeugen mit der Erfahrung aus Jahrhunderten moderne Weine für Menschen von heute. Der reichhaltigen Geschichte begegnet man bei einer

Reise durch das Weinanbaugebiet auf Schritt und Tritt. Auch in den kleineren Weinstädten Frankens ist das Mittelalter präsent, etwa in Miltenberg, Iphofen oder Volkach. Wehrmauern, Giebel, Türme, gepflasterte Gassen und romantische Innenhöfe lohnen eine Entdeckung. Fachwerkhausidylle präsentiert der gemütliche Steigerwald. Ins Auge fallen aber auch die Vinotheken mit ihrem ausgewählten Weinsortiment, ebenso die moderne Wein­architektur, die sehr geschmackvoll zum stilvollen Weinerlebnis einlädt und von der Aufbruchstimmung in Franken zeugt. Hervorragende Begleiter im Weinland Franken sind die „Gästeführer Weinerlebnis Franken“. Sie führen charH ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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FRANKEN IM ÜBERBLICK mant, fachkundig und phantasievoll auf die Spuren des Frankenweins. Die Weinlandschaft kann man auf dem Main-Radweg erkunden, die reizvolle Landschaft der Volkacher Mainschleife lässt sich gar vom Floß aus erleben. Ein besonderes Erlebnis rund um Trauben und Wein bietet die Mithilfe bei der Weinlese. Den Abschluss der Weinernte feiern die Franken mit der letzten Fuhre, bei der neuer Wein ausgeschenkt wird. Federweißenfeste schließen sich an und beenden eine Weinfestsaison. Darüber hinaus versteht man es in Franken, Wein, Kulinarik und Kultur einfallsreich zu kombinieren. Das vielfältige Angebot für Genießer bietet unvergessliche Weinerlebnisse und eröffnet neue Horizonte.

Geografische Lage: zwischen Aschaffenburg, Bam­berg ­und Neustadt/Aisch; an den Talhängen des Mains und seiner Nebenflüsse und am Westhang des Steigerwalds · Klima: überwiegend kontinental mit trockenen, warmen Sommern · Böden: Verwitterungs­ böden des Urgesteins und Buntsandsteins im Main­ vier­eck, Lehm-, Löss- und Muschelkalkböden im Maindreieck, Keuperböden im Bereich Steigerwald · Rebfläche: ca. 6.000 ha · Rebsorten: Müller-Thurgau, Silvaner, Riesling, Bacchus, Scheurebe, Speziali­täten wie Rieslaner, Spätburgunder, Domina, Portugieser, Regent

Information: Frankenwein-Frankenland GmbH Hertzstr. 12 97076 Würzburg Tel. 0931 39011-0 www.frankenwein-aktuell.de kontakt@haus-des-frankenweins.de Wein.Schöner.Land! www.franken-weinland.de Wine Guides www.gaestefuehrer-weinerlebnis.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r


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Franken: Höhepunkte der Weinkultur DAS WEINREICH IN SOMMERACH

„Vision braucht Raum“, sagten sich die 90 Winzer­ familien der ältesten Winzergenossenschaft Frankens. Und den haben sie sich mit dem „Weinreich“ im unter­ fränkischen Sommerach geschaffen. Zur ­Philosophie der Sommeracher Winzer gehört, Traditionsbewusst­sein mit Weltoffenheit und Innovationsgeist zu verbinden. Dies ist ihnen nicht nur bei der Neugestaltung ihres Genossenschaftsbaus gelungen – sie beweisen es auch jedes Jahr aufs Neue mit ihren Weinen. Im Reich der Sinne Jung, frisch und modern wirkt die Vinothek im Erdgeschoss. Hier lädt die „Kostbar“ zur Verkostung fränkischer Klassiker und internationaler Rebsorten ein. Das Spektrum reicht von Silvaner, Riesling und Traminer

über Burgunder, Cabernet und Sauvignon blanc bis hin zu Scheurebe und Bacchus. Über eine Treppe, deren Wand die Namen der Sommeracher Winzer zieren, ge­ langt man von der leichten, unbeschwerten Atmos­phäre der Vinothek hinab in die massiven Kellergewölbe. Sie stammen noch aus der Gründungszeit der Winzer­ genossenschaft im Jahr 1901 und werden heute als Rotweinkeller und Schatzkammer für die Spitzenweine genutzt. In den düsteren Tonnengewölben setzt ein ungewöhnliches Beleuchtungskonzept die alten Bruchsteinmauern in Szene: Aus dem Dunkel schimmern die Edelstahltanks geheimnisvoll in Lila, Pink und Orange, und im Barriquekeller taucht der Besucher in eine Unterwelt aus Licht und Farbe ein.

Winzerkeller Sommerach eG Sommerach am Main, Zum Katzenkopf 1 Tel. 09381 80610 www.winzer-sommerach.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DAS WEINGUT BRENNFLECK IN SULZFELD AM MAIN

„Klar, schnörkellos und eigenständig“ finden Susanne und Hugo Brennfleck den kubischen Neubau ihres Kelterhauses neben dem spätmittelalterlichen Gutshof. Das Winzerehepaar aus dem fränkischen Sulzfeld am Main führt das Familienunternehmen in der 13. Generation. Das ungewöhnliche Bauensemble im historischen Weindorf vereint Traditionsbewusstsein und Zeitgeist – genauso wie die Weine aus dem Hause Brennfleck. Bocksbeutel, Bordeaux- und Burgunderflaschen „Mit einem Schluck Wein entdeckt man die Region, die Landschaft, den Jahrgang und die Handschrift des Winzers“, sagt Hugo Brennfleck. In den denkmalgeschützten Kellergewölben seines Weinguts, die bis ins Jahr 1479 zurückdatieren, reift vor allem Silvaner, aber auch Müller-Thurgau, Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder, Bacchus, Scheurebe, Spätburgunder, H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Dornfelder- und Domina-­ Cuvées. Das Kelterhaus hebt sich mit seiner puristischen Formensprache ganz bewusst vom historischen Kontext ab. Holz aus dem eigenen Wald, Muschelkalk aus der Region und nüchterner Sichtbeton sind die wesentlichen Baustoffe. Wer will, erhält auch Einblick in die Verarbeitung und Kellertechnik. „Das stößt auf großes Interesse“, erklären die Brennflecks. „Die hochwertigen Materialien und die schlichte Verarbeitung geben auch dem Wein eine hohe Wertigkeit und runden so das Gesamtbild perfekt ab.“

Weingut Brennfleck Sulzfeld am Main, Papiusgasse 7 Tel. 09321 4347 www.weingut-brennfleck.de


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DIE VINOTHEK DES WEINGUTS MAX MÜLLER I

Offen für Neues und gleichzeitig verwurzelt mit den Ursprüngen – so lautet die Devise von Monika und Rainer Müller, die mit ihrer Familie das Weingut Max Müller I im fränkischen Volkach führen. Wer in der Vinothek das lichtdurchflutete Ambiente im massiven Barockgemäuer erlebt, kann nachvollziehen, was sie damit meinen: Hier ist alles freundlich, einladend, spritzig und gleichzeitig bodenständig und solide. Lichtdurchflutet und voller Inspiration Die Kombination aus Tradition und Innovation prägt auch das Sortiment des Weinguts. Weltoffen, unkompliziert, frisch und voller Inspiration sind die Weine der Linie „Neues Franken“ – die Linie „Klassisches Franken“ vereint große Weine aus den besten Lagen rund um Volkach. In den Steilhängen entlang der Mainschleife mit Hangneigungen bis zu 70 Prozent gedeihen Silvaner, Riesling, Rieslaner, MüllerThurgau, Scheu­rebe, Weißburgunder, Domina und Spätburgunder.

Biosektor“ einen Teil der Arbeit: Im Steilhang hoch über dem Main grasen bretonische Zwergschafe und lassen sich das Weinlaub schmecken. So schaffen sie Ordnung unter den Rebstöcken und sorgen für die ausreichende Belüftung der Trauben.

Weingut Max Müller I Volkach, Hauptstraße 46 Tel. 09381 1218 www.max-mueller.de

Innovativ sind die Müllers auch im Weinberg. Im Filet­ stück ihrer Rebflächen – dem „Volkacher Ratsherr“ – übernehmen „französische Gastarbeiter aus dem H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DAS WÜRZBURGER WEINGUT AM STEIN

„WeinWerk“ heißt die Vinothek des Würzburger Wein­ guts am Stein, das Ludwig Knoll und seine Familie bereits in der fünften Generation führen. Von der Spitzenlage über Würzburg hat man einen herrlichen Blick auf die Altstadt, die Festung Marienberg, das mittlere Maintal und die Rebhänge des Maindreiecks. Wenn es dunkel ist, wird das Weingut selbst zum Highlight – dann hebt sich die beleuchtete Fassade des WeinWerks vom schwarzen Nachthimmel über der einstigen Residenzstadt ab. Lichtblick hoch über Würzburg Das WeinWerk ist ein streng geometrischer Kubus mit einer außergewöhnlichen Hülle. Vor den grün getönten Glaswänden streben senkrechte Holzstangen nach oben, die dem Bau in lockerem Abstand vorgeblendet sind. Sie heben die strenge Geschlossenheit des Baukörpers auf, lassen die Geschossgliederung aber noch deutlich erkennen. Inspiriert wurde die Gestaltung durch die Rebstöcke in den Weinbergen der Umgebung. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Hinter der Fassade befinden sich Räume für Verkostungen, Präsentationen und Seminare. Durch das getönte Glas und das davor gesetzte Holz entsteht in den Innenräumen ein faszinierendes Lichtspiel, das sich mit dem Stand der Sonne permanent ändert. Konstant ist dagegen die hervorragende Qualität der hauseigenen Weine. Zu den wichtigsten Rebsorten des Weinguts gehören Silvaner, Burgunder und Riesling, daneben auch Neuzüchtungen wie Müller-Thurgau, Scheurebe, Rieslaner und Bacchus.

Weingut am Stein Würzburg, Mittlerer Steinbergweg 5 Tel. 0931 25808 www.weingut-am-stein.de


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DIE VINOTHEK IPHOFEN

Selbstbewusst wie die Iphöfer Weinbauern, die bodenständig und gleichzeitig international ausgerichtet sind, präsentiert sich auch ihre Vinothek. Die besteht aus einem denkmalgeschützten roten Putzbau mit graublauen Fensterläden und einer transparenten Stahl-Glas-Konstruktion. Im Zentrum des fränkischen Weinstädtchens, zwischen dem barocken Rathaus und der Stadtpfarrkirche St. Veit, behauptet sich das ungewöhnliche Ensemble, das historische und aktuelle Architektur gelungen miteinander verbindet.

Bodenständig, aber weltoffen Ausgangspunkt der Vinothek Iphofen war der zweigeschossige Putzbau aus dem 17. Jahrhundert, in dem einst der Messner der Veitskirche wohnte. Unmittelbar daneben schließt sich der im Jahr 2000 fertiggestellte Anbau an, in dem die Iphöfer Winzer neben ihren Weiß-, Rosé- und Rotweinen auch Winzersekte, Liköre und Destillate präsentieren. Im Innenraum setzten die Bauherren auf heimische Rohstoffe wie Iphöfer Roteiche – eine Holzart mit mineralisch roter Verfärbung, die warm und einladend wirkt. Trotz der Gegensätze harmonieren das historische Barockanwesen und der lichtdurch­ flutete Glas-Stahl-Anbau aufs Beste miteinander. Sie umschließen einen sonnigen Innenhof, der zum Verweilen einlädt. Insgesamt bringt es der Baukomplex auf eine Fläche von 600 Quadratmetern auf vier Ebenen. Neben der Weinbar haben hier auch ein Bistro, die Tourist-­Information, eine Galerie für Wechselausstellungen, Tagungsund Seminarräume Platz gefunden. Vinothek Iphofen Iphofen, Kirchplatz 7 Tel. 09323 870317 www.vinothekiphofen.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DER STAATLICHE HOFKELLER UNTER DER WÜRZBURGER RESIDENZ

„Es ist verboten das Zanken, Fluchen, Zotenreißen, mit großen Worten um sich schmeißen, das Kratzen, Schreiben an den Wänden, das Klopfen an das Fass mit Händen, Fürwitz und ander Ungebier, geziemet sich durchaus nicht hier!“ So lautet das historische Kellerrecht, das seit Jahrhunderten die Verhaltensregeln am Eingang zum Staatlichen Hofkeller Würzburg verkündet. Danach öffnet sich die Unterwelt der Würzburger Residenz mit ihrem Labyrinth an Gewölben und Kellern.

Fundamenten der Residenz unter. Bis heute reifen in den mächtigen Gewölben mit ihren bis zu 6 Meter dicken Stützmauern erlesene Weine aus den Spitzenlagen um Würzburg, im Steigerwald, am Untermain und im Mainviereck. Auf einer Gesamt­ fläche von über 4.500 Quadratmetern mit Temperaturen zwischen 15 und 18 Grad Celsius erschließen knapp 900 Meter lange Gänge die verschiedenen Kellerbereiche, darunter der Beamtenweinkeller, in dem einst der flüssige Sold des Hofstaats in drei gigantischen Riesenfässern lagerte, und der ovale Rondellkeller mit dem mächtigen zentralen Rundpfeiler, der als ingenieurbauliche Meisterleistung Balthasar Neumanns gilt. Im ehemaligen Eiskeller werden heute hochwertige Rotweine im Barrique ausgebaut.

Staatlicher Hofkeller Würzburg, Rosenbachpalais Würzburg, Residenzplatz 3 Tel. 0931 3050923 www.hofkeller.de Barock und Barrique Anno Domini 1719 erteilte der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn dem Barockbaumeister Balthasar Neumann den Auftrag, eine standesgemäße Schlossanlage samt vorzüglichem Weinkeller zu errichten. Den brachte Neumann in den H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r


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DAS BÜRGERSPITAL ZUM HEILIGEN GEIST IN WÜRZBURG

Als die Stadt Würzburg im Jahr 1726 der Weinpanscherei den Kampf ansagte, verfügten die Ratsherren, die vorzüglichen Steinweine des Jahrgangs 1718 in gläserne Bocksbeutel abzufüllen. Die bauchigen Bouteillen wurden mit dem Stadtwappen versiegelt und in den Kellern des Bürgerspitals eingelagert. Bald zog man neben Gewächsen der Spitzenlage Würzburger Stein auch andere erlesene Frankenweine auf Flachkugelflaschen. Seitdem ist der Bocksbeutel ein Markenzeichen für Qualitäts- und Prädikatsweine aus Franken. Bauchige Bouteillen im Bürgerspital Das Bürgerspital zum Heiligen Geist geht auf die Stiftung eines wohlhabenden Würzburger Patriziers im frühen 14. Jahrhundert zurück. Ziel der karitativen Einrichtung war die Pflege mittelloser Menschen. Zum Unterhalt des Spital­ betriebs trugen die Erträge von Ackerland und Weinbergen bei. Aus dem Jahr 1598 ist überliefert, dass jeder Spitalbewohner ein Maß Wein am Tag erhielt – das entspricht

etwa 1,2 Litern. Doch dies galt nur bei einwandfreiem Verhalten. Wer sich nicht benahm, bekam zur Strafe Wasser in den Wein gegossen; bei schwerwiegenden Vergehen wurde der Trunk sogar komplett gestrichen. Heute unterstützt das Weingut des Bürgerspitals mit jeder verkauften Flasche die sozialen Einrichtungen der Stiftung, darunter Wohnund Seniorenheime für über 750 Menschen. Im Bürgerspital selbst befindet sich nun eine geriatrische Rehaklinik, die rund 500 Patienten im Jahr pflegt. Die Stiftungsmittel werden nach wie vor aus den stiftungseigenen Liegenschaften erwirtschaftet. Bürgerspital zum Heiligen Geist, Weingut Würzburg, Theaterstraße 19 Tel. 0931 3503441 www.buergerspital.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DAS WÜRZBURGER JULIUSSPITAL

Wenn die Fässer durch den langen Arkadengang des Fürstenbaus rumpeln, wird es schon mal laut. Doch bald kehrt wieder Ruhe ein im beschaulichen Innenhof des Juliusspitals. Neben Krankenhaus, Palliativakademie, Seniorenstift und Berufsfachschulen gehört auch Deutschlands zweitgrößtes Weingut zu der bedeutenden Stiftung, die Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn am 12. März 1576 ins Leben rief. Da bewegt sich was „Allerhand Sorten Arme“ und „schadhafte Leut, die Wund- und anderer Arznei notdürftig“ sind, sollte das Juliusstift aufnehmen, „desgleichen Waysen“ und Pilger auf der Durchreise. So steht es in der Fundationsurkunde von 1579. Der Fürstbischof, nach dem das Juliusspital benannt ist, stattete seine Stiftung mit Wald und Ländereien aus, darunter auch Weinberge in allen H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Bereichen des fränkischen Weinbaugebiets. Zu den Paradelagen zählen heute Würzburger Stein, Iphöfer Julius-Echter-Berg, Volkacher Karthäuser, Randersackerer Pfülben, Rödelseer Küchenmeister und Escherndorfer Lump. Insgesamt bewirtschaftet das Weingut Juliusspital aktuell 177 Hektar Rebland. In den Gewölben des 250 Meter langen Holzfasskellers reifen die Weine in 220 großen und kleinen Eichenfässern. Zum Kellerbetrieb gehören natürlich auch computer­ gesteuerte Hightech und riesige Edelstahltanks.

Weingut Juliusspital Würzburg, Klinikstraße 1 Tel. 0931 3931400 www.juliusspital.de


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DAS FÜRSTLICH CASTELL’SCHE DOMÄNENAMT IN CASTELL

Prüfend lässt Ferdinand Graf zu Castell-Castell den Blick über den neu angelegten Weinberg am Westrand des Steigerwalds schweifen. Es dauert noch drei, vier Jahre, bis hier zum ersten Mal Trauben gelesen werden. Doch Zeit scheint im Fürstlich Castell’schen Domänen­ amt relativ zu sein – immerhin ist das Haus Castell dem Weinbau schon seit mindestens 800 Jahren ver­bunden. Die älteste urkundliche Erwähnung von Weinbergen in Familienbesitz stammt aus dem Jahr 1224. Den Silvaner im Blick Wolfgang Dietrich zu Castell, ein Vorfahre der heutigen Familienmitglieder, machte sich ganz besonders um den fränkischen Weinbau verdient. 1659 ließ er am Casteller Schlossberg die ersten Silvanerstecklinge auf deutschem Boden pflanzen; damals nannte man die

Rebsorte noch „Österreicher“. 1669 gediehen bereits 10.000 Silvanerstöcke auf Casteller Gemarkung. Seither spielt Silvaner die Hauptrolle im Fürstlich Castell’schen Domänenamt: Im Moment sind fast 40 Pro­zent der Anbaufläche der widerstandsfähigen Rebsorte vorbehalten. Die wohl aus Österreich eingeführten Reben waren robust und nicht so anfällig für Frühjahrsfröste. So nahm die Bedeutung des Silvaners in der Weinbauregion Franken stetig zu und gilt seit langem als Aushängeschild fränkischer Winzerkunst. Doch damit nicht genug: Von Castell aus – der Wiege des Silvaners – eroberte der Silvaner auch andere deutsche Weinanbaugebiete.

Fürstlich Castell’sches Domänenamt Castell, Schlossplatz 5 Tel. 09325 60160 www.castell.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Hessische Bergstraße F R Ü H L I N G S GA RT E N UND WEININSEL

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H essische B e r gs t r asse

Wenn es im März oder April mancherorts noch fröstelt, setzt an der Hessischen Bergstraße schon die prachtvolle Mandelblüte ein. Denn am westlichen Fuß des Oden­ walds beginnt der Frühling meist ein paar Tage früher. Forsythien, Kirschen, Aprikosen und Magnolien folgen den Mandelbäumen. Aber nicht nur an der herrlichen Natur kann man sich erfreuen. Ob Zwingenberg, Heppenheim, Alsbach oder Bensheim – überall laden pittoreske Altstadtviertel die Gäste zum Verweilen ein. Die quirligen Orte längs der alten Römerstraße „strata montana“ und die stillen Täler des Odenwalds sorgen für willkommene Abwechslung.

Bei Wild und Forelle aus dem Odenwald und einem guten Bergsträßer Wein fühlt man sich hier schnell zu Hause. Der hessische Teil der Bergstraße ist seit 1971 ein eigenständiges Weinanbaugebiet, dessen Rebfläche von etwa 450 Hektar sich auf zwei räumlich getrennte Bereiche verteilt: Die „Region Starkenburg“ beginnt südlich von Darmstadt mit vereinzelten Weinbergen, nach Süden hin werden ab Zwingenberg die Rebflächen geschlossener. Weinbauliche Schwerpunkte finden sich in Auerbach, Bensheim und Heppenheim. Südlich von Heppenheim endet dieser Bereich an der hessischen Landesgrenze. Der zweite, wesentlich kleinere Bereich – die „Odenwälder Weininsel“ – trägt den offiziellen H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Namen „Bereich Umstadt“. Sein Mittelpunkt ist das Städtchen Groß-Umstadt. Die besten Weinlagen findet man in den zum Rheintal hin geneigten Hängen, oft sind es Steillagen, die von den Winzern bewirtschaftet werden. Am Melibokus bei Zwingenberg, dem höchsten Berg der Region, sind die oberen Teile der Lagen terrassiert. Durch die Aufgliederung in viele kleine Parzellen wirken die Weinberge auf Urgesteinsböden sehr malerisch. In dem kleinen Weinbaugebiet werden vornehmlich trockene und halbtrockene Weine erzeugt. Die Rebsorte Riesling ist typisch für das Gebiet und wird ergänzt durch Rivaner, Grauburgunder, Silvaner, H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Kerner und Weißburgunder. Zunehmend werden auch die roten Sorten Spätburgunder, Dornfelder und St. Laurent angebaut. Der Bergsträßer Weinlagenweg ist ein herrlicher Wanderweg mitten durch das Weinanbaugebiet. Die abwechslungsreiche, hügelige Landschaft bietet großartige Ausblicke zum Odenwald und über die Rheinebene. Alljährlich am 1. Mai laden die Jungwinzer in die Weinberge zwischen Heppenheim und Zwingenberg zur Bergsträßer Weinlagenwanderung ein. Im Rahmen des Bergsträßer Weinfrühlings findet


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HESSISCHE BERGSTRASSE IM ÜBERBLICK Geografische Lage: eingebettet zwischen Neckar, Rhein und Main im Schutz des Odenwalds; dazu die Odenwälder Weininsel um Groß-Umstadt · Klima: beste Sonnen­ein­strahlung und genügend Niederschläge, geschützt gegen kalten Ostwind durch den Odenwald · Böden: leichtere Böden mit unter­schiedlich hohem Lössanteil · Reb­fläche: ca. 440 ha · Rebsorten: Riesling, Müller-Thurgau, Grau- und Spätburgunder

auch der Bergsträßer Weintreff in Bensheim statt. Auch die größeren Weinfeste bieten die Möglichkeit, den außerhalb des Anbaugebiets selten zu findenden Wein der Hessischen Bergstraße näher kennen zu lernen. So lädt Zwingenberg an Pfingsten auf den historischen Marktplatz zum Weinfest ein, Bensheim und Groß-Umstadt feiern im September. Auch der Bergsträßer Weinmarkt in der Altstadt von Heppenheim bietet Ende Juni traditionell eine repräsentative Weinauswahl. Wer nicht zur Weinfestzeit anreist, findet die raren Tropfen auf jeden Fall in einer der zahlreichen Bergsträßer Weinstuben.

Information: Weinbauverband Hessische Bergstraße e. V. Kettelerstraße 29 64646 Heppenheim Tel. 06252 75654 Fax 06252 788256 www.bergstraesser-wein.de info@bergstraesser-wein.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Hessische Bergstraße: Höhepunkte der Weinkultur DER ERLEBNISPFAD „WEIN UND STEIN“ IN HEPPENHEIM

„Wein und Stein“ ist das Motto des Erlebnispfads, der durch die Weinberge von Heppenheim an der Hessischen Bergstraße führt. Die monumentale Weintraube aus Porphyr und Granit setzt das Thema wortwörtlich um. Geschaffen hat sie der Künstler Adolf Mayer aus Tramin, der die Steine für die einzelnen Beeren an Flüssen seiner Südtiroler Heimat fand. Seine Skulptur mit dem Titel „Die Genesis von König Riesling“ erinnert daran, dass der König der deutschen Rebsorten seinen Ursprung im Roten Riesling hatte. Kunst zwischen Reben Die Urform des weißen Rieslings war im Mittelalter verbreitet, geriet dann aber in Vergessenheit – bis die Forschungsanstalt Geisenheim sich an die Wiederbelebung der historischen Rebsorte machte. 1996 wurden die ersten „Pilotreben“ in Heppen­heim angepflanzt, wo sich inzwischen die weltweit größte Anbaufläche von Rotem Riesling befindet. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Heppenheim gilt nicht nur als älteste, sondern auch als größte Weinbaugemeinde der Hessischen Bergstraße. Kein Wunder, dass hier auch der größte Weinproduzent des Anbaugebiets seinen Sitz hat, die 1904 gegründete Winzergenossenschaft „Bergsträßer Winzer“, der rund 500 Winzerfamilien angehören. Seit 2007 informiert der Erlebnispfad „Wein und Stein“ über die Kultur­geschichte des Weins. Auf dem sieben Kilometer langen Rundweg dreht sich an rund 70 Stationen alles um den Weinbau und die künstlerische Auseinandersetzung mit ihm. Bergsträßer Winzer e. G. Heppenheim, Darmstädter Straße 56 Tel. 06252 79940 www.weinundstein.net


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WELTKULTURERBE KLOSTER LORSCH

Die prächtige Torhalle ist alles, was vom karolingischen Kloster Lorsch erhalten blieb. Und das auch nur mit viel Glück, denn 1797 war sie so baufällig, dass sie abgerissen werden sollte. Die Rettung des architektonischen Juwels ist allein dem damals regierenden Landgrafen und späteren Großherzog Ludwig I. von Hessen-Darmstadt zu verdanken. Er erwarb den um 850 errichteten Bau mit dem einzigartigen Fassadenschmuck und bewahrte damit eines der wenigen erhaltenen Monumente karolingischer Baukunst vor der Zerstörung. Große Kunst für Karl den Großen Seit 1991 gehört Kloster Lorsch zum Weltkulturerbe der UNESCO. Dem 764 gegründeten Kloster hatte der Papst höchstpersönlich die Gebeine des heiligen Nazarius übereignet. Die kostbaren Reliquien lockten scharenweise Pilger nach Lorsch und brachten der Region enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Dank umfangreicher Schenkungen wurde das Kloster bald zum Großgrundbesitzer. Von der Nordsee bis zu den Alpen reichten seine Ländereien. Sie umfassten neben Acker- und Weideland auch Weinberge und Wälder, Bäche und Teiche, Straßen und Brücken, ja sogar ganze Dörfer samt ihren Bewohnern. „Wenn wir einen Teil unseres Vermögens den Stätten der Heiligen schenken,

wird uns das ohne Zweifel in der Ewigkeit nutzen“, erklärte Pfalzgraf Ansfrid in seiner Stiftungsurkunde aus dem Jahr 866. Da Besitz rasch Begehrlichkeiten weckt, wurde Kloster Lorsch acht Jahre nach seiner Gründung unter den Schutz Karls des Großen gestellt. Der Frankenherrscher war zwar nur ein einziges Mal in Lorsch, machte dem Kloster aber bedeutende Schenkungen. Zu seinen Stiftungen gehörte Heppenheim, die bedeutendste Weinbaugemeinde der Hessischen Bergstraße, und zwar „mit allem, was zu diesem Dorf von Gesetzes wegen gehört“, wie in der Stiftungsurkunde zu lesen ist – inklusive Grenzzäune und Marksteine. Die Abschriften von über 3.800 Stiftungsurkunden sind im Lorscher Codex erhalten, einer prachtvoll gestalteten Dokumentensammlung, die heute im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt wird. Dass dort in über 1.000 Urkunden von Weinbergen und Weingärten die Rede ist, zeigt, welch bedeutende Rolle dem Weinbau im Mittelalter zukam.

Museumszentrum mit UNESCO-Welterbe Lorsch, Nibelungenstraße 35 Tel. 06251 103820 www.kloster-lorsch.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Mittelrhein LO R E L E Y L I E BT R I E S L I N G

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M i t t el r hein

Eine malerische Kulisse bietet das Rheintal zwischen Bingen und Bonn. Von Burgen gekrönte Rebhänge und mittelalterliche Städtchen schmücken das Rheinufer. Hier ist das Weinanbaugebiet Mittelrhein zu finden, in dem die Römer die ersten Rebgärten anlegten. Seine Weinberge erstrecken sich über mehr als 100 Kilometer von Bingen bis vor die Tore Bonns. Dieses Gebiet entlang des Rheins repräsentiert einen besonders schönen Teil Deutschlands. Das enge, von zahllosen schroffen Felsrücken gegliederte Rheintal bietet ein imposantes Landschaftsbild – nicht zuletzt durch den recht arbeitsaufwendigen Weinbau, der überwiegend in Steillagen betrieben wird. Der südliche Teil dieser einzigartigen Kulturland-

schaft, das Obere Mittelrheintal, wurde im Jahr 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe geadelt. Es ist das Herzstück des Anbaugebiets, mit Burgen an den Hängen und mittelalterlich anmutenden Städtchen an den Flusswindungen. Am Bopparder Hamm liegt mit fünf Kilometern Länge die größte zusammenhängende Rebfläche des Mittelrheins. Hier kann man H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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alljährlich Ende April den neuen Weinjahrgang beim „Mittelrheinischen Weinfrühling“ genießen – und natürlich den Panoramablick. Am Mittelrhein lässt sich Rheinromantik pur erleben. Nicht nur am sagenumwobenen Loreleyfelsen. Zahlreiche mächtige Burgen und alte Schlossruinen folgen dicht aufeinander. Und in den Dörfern und Städten findet sich kaum eine Gasse ohne Straußwirtschaft, Weinstube oder Gutsschänke. Ausgewählte Gaststätten sind als „Haus der besten Schoppen Mittelrhein“ ausgezeichnet. Weinbau betreiben die Winzer fast ausschließlich auf terrassierten Steillagen. Das Siebengebirge und die Loreley teilen das Gebiet in zwei Weinbaubereiche H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

ein. Um die Qualität zu erhöhen, ernten die Winzer im Schnitt nur 60 hl pro Hektar. Die kargen Tonschieferböden in den Steillagen, die Temperatur ausgleichende Wasseroberfläche des Rheins und der niedrige Ertrag sind die Grundlagen für die Spitzenqualität der Weine am Mittelrhein. Die Winzer favorisieren die klassischen Rebsorten. Vor allem der Riesling findet hier ideale Wachstumsbedingungen. Er präsentiert sich mineralisch, mit feinem Duft und rassiger Säure. Mit zwei Dritteln der Anbaufläche ist er die Nummer eins unter den Weißweinreben am Mittelrhein. Daneben gedeihen noch Müller-­ Thurgau, Kerner und Burgunder. Die wichtigste rote


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MITTELRHEIN IM ÜBERBLICK Geografische Lage: 100 km lang auf beiden Seiten des Rheins, von der Nahe bis Koblenz und von Kaub bis zum Siebengebirge · Klima: viele Sonnentage und windgeschützte Lagen; der Rhein wirkt als Wärme­ speicher · Böden: Schiefer- und Grauwackenverwitte­ rungsböden, vereinzelte Lössinseln; im Norden Böden vulkanischen Ursprungs · Rebfläche: ca. 470 ha · Rebsorten: Riesling, Müller-Thurgau, Kerner und Spätburgunder

Rebsorte ist der Spätburgunder. Zahlreich sind die Ausflugsziele. Im Herzen dieser einzigartigen Flusslandschaft liegt Koblenz, eine der größten Weinbau treibenden Städte überhaupt. St. Goar und Boppard sind ebenso wie Oberwesel mit seiner fast vollständig erhaltenen Stadtmauer sehenswert. Das malerische Bacharach ist ein altes Weinhandelszentrum. Und auch die Feste um den Wein, wie der Weinmarkt in Ober­ wesel oder die kulinarische Sommernacht in Bacharach, haben das ganze Jahr über Saison. Ebenso die Weinpräsentationen und Erlebnistage. So sind im Juni bei „Tal to Tal“ die Straßen für das autofreie Vergnügen reserviert. Bei „Rhein in Flammen“ erstrahlt das ganze Tal in bengalischem Licht. Einen weiteren Höhepunkt

im reichhaltigen Programm der Weinveranstaltungen bietet das „Weinforum Mittelrhein“ im September. Bei dieser Weinpräsentation kann man rund 100 prämierte Weine verkosten.

Information: Mittelrhein-Wein e. V. Am Hafen 2 56329 St. Goar Tel. 06741 77-12 Fax 06741 77-23 www.mittelrhein-wein.com info@mittelrhein-wein.com H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Mittelrhein: Höhepunkte der Weinkultur DER BOPPARDER HAMM AN DER RHEINSCHLEIFE

Bei Boppard liegt nicht nur die eindruckvollste Flussbiegung des Rheins, sondern auch die größte zusammenhängende Rebfläche am Mittelrhein: der Bopparder Hamm. Ob sein Name vom lateinischen Wort „hamus“ für Haken oder vom rheinischen Ausdruck „Hamm“ für Flussufer stammt, ist umstritten – fest steht allerdings, dass der Bopparder Hamm sowohl die Rheinschleife als auch die Weinlage am linksrhein­ischen Steilufer bezeichnet.

Die Weinschleife am Rhein Auf fünf Kilometern Länge ziehen sich die Rebhänge des Bopparder Hamms über ein Gebiet von 75 Hektar. Und diese Lage hat’s in sich: Ihre Südhänge stehen im idealen Neigungswinkel zur Sonne, der Rhein reflektiert die Sonnenstrahlen und speichert die Wärme, ebenso das Schiefergestein, das die Wärme auch noch lange H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

nach Sonnenuntergang an die Reben abgibt. Die Steil­ lagen erfordern allerdings auch viel Handarbeit von den Winzern, die die Weinberge im Bopparder Hamm bewirtschaften. Sie produzieren fast ausschließlich Riesling – mit seiner charakteristischen Mineralik und rassigen Säure ist er die mit Abstand meistangebaute Rebsorte am Mittelrhein. Der Weinbau am Bopparder Hamm geht bis in die Römerzeit zurück. Mitte des 4. Jahrhunderts wurde das Römerkastell Bodobrica zum Schutz gegen die Germanen jenseits des Rheins errichtet. Seine Mauern haben sich in der Bopparder Altstadt über 16 Jahrhunderte hinweg erhalten. Wer die eindrucksvolle Kulturlandschaft um den Bopparder Hamm hautnah erleben will, dem sei eine Wanderung durch die Weinberge an der Rheinschleife ans Herz gelegt.

Tourist-Information Boppard, Karmeliterstraße 2 Tel. 06742 3888 www.boppard-tourismus.de


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BACHARACH – ZENTRUM DER RHEINROMANTIK

„Zu Bacharach am Rheine wohnt eine Zauberin ...“ So beginnt Clemens Brentanos 1801 entstandene Ballade von der schönen Lore Lay, die sich aus Sehnsucht nach ihrem Geliebten von einem Felsen in den Rhein stürzte. Die Geschichte löste einen regelrechten Boom der Rheinromantik aus und zog scharenweise Besucher nach Bacharach sowie zum fast zwölf Kilometer flussab liegenden Loreleyfelsen bei Sankt Goarshausen. Rheinromantik und Weinseligkeit Bevor Bacharach zum Zentrum der Rheinromantik wurde, war es ein bedeutender Stapel- und Umschlagplatz der Rheinschifffahrt. Weil im Mittelalter das Binger Riff – ein Felsenkamm am Durchbruch des Rheins ins Rheinische Schiefergebirge – den Gütertransport auf dem Fluss nur bei Hochwasser zuließ, mussten die Lastkähne bei Lorch entladen werden.

Auf kleinen Booten mit wenig Tiefgang oder auf dem Landweg ging es dann weiter nach Bacharach. Erst hier war der Weitertransport mit großen Handelsschiffen möglich. Neben Wein vom Mittelrhein wurden auch Weine aus dem Rheingau und der Pfalz, aus Rheinhessen, Baden und dem Elsass verladen und unter der Bezeichnung „Bacharacher“ weitergehandelt. So wurden Bacharach und „sein“ Wein weltweit bekannt. Mit der Sprengung des Binger Riffs ab dem 17. Jahrhundert verlor Bacharach seine Bedeutung als Wein­ umschlagplatz. Vom einstigen Wohlstand kündet heute die historische Altstadt mit ihren mittelalterlichen Befestigungsan­ lagen und mächtigen Torbauten. Die über dem Rhein thronende Burg Stahleck trägt ebenfalls zum malerischen Bild bei, das die Rheinromantik maßgeblich beeinflusste.

Rhein-Nahe Touristik e.V. Bacharach, Oberstraße 10 Tel. 06743 919303 www.rhein-nahe-touristik.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Mosel RÖMER, RIESLING, STEILE HÄNGE

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Das Anbaugebiet an Mosel, Saar und Ruwer gilt als älteste Weinregion Deutschlands. Die Römer brachten den Weinbau in großem Stil an die Mosel, die Mönche und Nonnen der mittelalterlichen Klöster entwickelten den Steillagenweinbau weiter. Unzählige Funde, darunter mehrere Kelteranlagen aus römischer Zeit, zeugen von der großen Weinbautradition. Heute befindet sich die Hälfte der Rebfläche in Steilund Terrassenlagen mit über 30 Grad Hangneigung. Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr Steillagenweinberge als in dem fünftgrößten Weinbaugebiet Deutschlands. Zwischen Koblenz und Zell (Bereich Burg Cochem) ist das Moseltal besonders eng. Da der Weinbau in diesem Gebiet fast ausschließlich in terrassierten Weinbergen möglich ist, wird diese

Region als Terrassen­ mosel bezeichnet. Dort befindet sich der steilste Weinberg Europas, der Bremmer Calmont mit einer Neigung von fast 70 %. Die Mittel­mosel zwischen Briedel und Trier (Bereich Bernkastel) gilt als Herzstück des Anbaugebiets. Dort sind die meisten Reben zu finden, weltberühmte Steillagen reihen sich aneinander. Südlich von Trier beginnt die Ober­mosel, im Dreiländer­eck mit Frankreich und Luxemburg. Tradi­tionsreiche Weinorte und weltberühmte

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Weinlagen finden sich an den Unterläufen der Nebenflüsse Saar und Ruwer, die in der Nähe von Trier auf die Mosel treffen. Zu Recht verstehen sich die Winzer an Mosel, Saar und Ruwer als Riesling-Spezialisten, wächst die Rebsorte doch auf über 5.000 Hektar Rebfäche. Seinen besonderen Charakter erhält der Riesling durch die geologischen und klimatischen Bedingungen in den Flusstälern. Die spät reifende Rebsorte findet in den Steillagen ideale Anbaubedingungen. Die Schieferhänge speichern am Tag die Sonnenwärme und geben sie nachts wieder ab. Die Wurzeln der Reben dringen tief H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

ins Gestein ein, um sich mit Wasser und Mineralien zu versorgen. Die Reifephase zwischen Blüte und Ernte ist in den Steillagen besonders lang, oft werden die Trauben erst im November geerntet. Das bringt den Weinen Mineralität und feine Fruchtaromen. Weltberühmt sind die edelsüßen Weine, die bei Auktionen Rekordpreise erzielen, aber der Riesling vom Schieferboden erbringt zudem hervorragende feinherbe und trockene Gewächse, die in besonderer Weise das Terroir widerspiegeln. Schiefer und Riesling dominieren die Weinbergslagen. Weitere Rebsortenweine komplettieren das Angebot: Der Rivaner ist die zweitwichtigste Rebsorte, die alte Rebsorte Elbling ist eine Spezialität der Obermosel. Aus ihr werden frische, trockene Weine und Winzersekte erzeugt. Weißer und Grauer Burgunder sowie Auxerrois sind weitere beliebte Weißweine. Die Rotweintradition früherer Jahrhunderte haben die Mosel-Winzer seit Ende der 1980er Jahre wiederbelebt.


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MOSEL IM ÜBERBLICK Geografische Lage: Im Westen Deutschlands, entlang der Mosel von der französischen Grenze bis Koblenz sowie an den Neben­ flüssen Saar und Ruwer · Klima: eine der wärmsten Regionen Deutschlands, mildes Klima mit ausreichend Niederschlägen, optimale Sonneneinstrahlung in den Steillagen · Böden: vorwiegend Sedimentgesteine (ehemals Meeresböden von Urozeanen); an der Obermosel Muschelkalk und Keuper; an Saar und Ruwer sowie an der Mittelmosel von Trier bis Zell Devon-Schiefer; von Zell bis Koblenz quarzitischer (teils auch kalkhaltiger) Sandstein mit Schiefer; in den Tallagen Schotter-, Kies- und Sandablagerungen; an der Mittelmosel bei Ürzig Rhyolith (vulkanisches Gestein) aus dem Rotliegend · Reb­fläche: ca. 8.800 ha · Rebsorten: Riesling, Müller-Thurgau, Elbling, Kerner, Weißer und Grauer Burgunder, Spätburgunder, Dornfelder

Das Moselland ist eine attraktive Reiseregion, die viele Erlebnisse in einer einzigartigen Weinkulturlandschaft bietet: Klettern und Wandern in Steillagenweinbergen, Radfahren, Wassersport, Wellness in romantischen Hotels sowie Kulturfestivals vor antiker Kulisse. Viele Winzer bieten Urlaub auf dem Winzerhof an, die Tore von Weingütern, Vinotheken und Straußwirtschaften stehen zu Weinprobe und Einkehr offen.

Information: Moselwein e. V. Gartenfeldstraße 12a 54295 Trier Tel. 0651 710280 Fax 0651 45443 www.weinland-mosel.de info@weinland-mosel.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Mosel: Höhepunkte der Weinkultur DAS WEINGUT LUBENTIUSHOF IN NIEDERFELL

Auf den Schieferterrassen der Untermosel gedeihen die Reben des Niederfeller Weinguts Lubentiushof. Die extreme Steillage lässt den Einsatz von Maschinen in den Weinbergen nicht zu. Daher muss alles von Hand gemacht werden, und das braucht Zeit. Die nimmt sich Andreas Barth, gelernter Jurist und Quereinsteiger in die Welt des Weins, nur zu gerne. Und zwar so ausgiebig, dass er als Experte für langsamen Riesling gilt.

Langsamer Riesling Der Lubentiushof geht auf eine Kellerei der Fürsten von der Leyen aus dem Jahr 1711 zurück. Seit 1994 bewirtschaften Andreas Barth und seine Frau Susanne das Weingut in Niederfell an der Mosel. Als es den beiden im Ortskern des Moseldorfs zu eng wurde, entschieden sie sich, ihr Anwesen durch einen Neubau zu erweitern. So entstand auf einem winzigen Grundstück neben dem historischen Winzerhaus ihre Weinwerkstatt – ein Bau aus Stahl, Glas, Bruchstein und Beton, der sich harmonisch ins Ortsbild einfügt. Senkrechte Holzstäbe vor der durchgehenden Glasfassade sorgen wie ein Vorhang für etwas Sichtschutz, und vom Dachgeschoss reicht der Blick über die Mosel bis zum Gondorfer Gänsberg. Dort, in der renommierten Steillage „Gondorfer Gäns“, liegt auch ein Teil der gutseigenen Weinberge. Auf den schroffen Schieferböden bringen bis zu 100 Jahre alte Rieslingstöcke ursprüngliche Weine hervor, denen Andreas Barth extrem viel Zeit zum Vergären lässt, und das ausschließlich mit natürlichen Hefen.

Weingut Lubentiushof Niederfell/Mosel, Kehrstraße 16 Tel. 02607 8135 www.lubentiushof.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r


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DIE RÖMISCHEN KELTERN VON PIESPORT

Dass die Römer den Moselwein einst mit Füßen traten, beweisen die antiken Kelteranlagen, die sich an der Moselschleife bei Piesport erhalten haben. Wie es vor 1700 Jahren zuging, wenn Sklaven mit blanken Füßen die Trauben zerstampften, zeigen die Piesporter alljährlich Anfang Oktober beim Römischen Kelterfest. Dann schlüpfen Frauen, Männer und Kinder in Lendenschurz und Tunika, und die historische Kelter erwacht zu neuem Leben. Salve, Piesport! Seit über den historischen Pressbecken eine Spindelkelter mit schwebendem Gewicht rekonstruiert wurde, ist die größte römische Kelter nördlich der Alpen wieder voll funktionsfähig. Die 44 Meter lange und 20 Meter breite Anlage wurde Mitte der 1980er-Jahre am Fuß der berühmten Steillage „Piesporter Goldtröpfchen“ entdeckt. Im 4. Jahrhundert haben hier schätzungs­ weise 130 Arbeiter an die 60.000 Liter Maische zu 30.000 bis 40.000 Liter Wein im Jahr verarbeitet. Die zur Kelteranlage gehörende Rebfläche könnte sich über 60 Hektar erstreckt haben. Die ungewöhnliche Größe lässt vermuten, dass die Piesporter Kelter ein staatlicher Betrieb war, der für die Präfektur in Trier – vielleicht sogar für den kaiserlichen Hof – arbeitete. Für wen auch immer hier im großen Stil Wein produziert

wurde – die römischen Keltern an der Mosel machen die Region jedenfalls zu einem der ältesten Weinbaugebiete Deutschlands.

Tourist-Information Piesport, Heinrich-Schmitt-Platz 1 Tel. 06507 2027 www.piesport.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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heute ein Geschoss tiefer als zur Römerzeit und bildet den Weinkeller der Vereinigten Hospitien. In der Merowingerzeit wurden die schweren Gewölbe eingezogen, die auf wuchtigen Rundpfeilern ruhen.

DAS WEINGUT DER VEREINIGTEN HOSPITIEN IN TRIER

Der älteste Weinkeller Deutschlands liegt in Trier, genauer gesagt unter einem prächtigen Barockbau im Park der Vereinigten Hospitien. In dem um 1740 entstandenen Gebäude befindet sich heute ein Altenwohnund Pflegeheim. Der Keller im Untergeschoss stammt allerdings aus der Zeit um 330. Damals ließ Kaiser Konstantin hier zwei riesige Speicherhäuser bauen, in denen neben Getreide auch der Wein von den römischen Weingütern entlang der Mosel gelagert wurde. Kaiser Konstantins Weinlager Die kaiserlichen Lagerhallen waren mit jeweils 70 Metern Länge und 20 Metern Breite die größten römischen Zweckbauten nördlich der Alpen. Von den acht Meter hohen Seitenwänden hat sich ein Mauerstück in voller Höhe erhalten. Seine obere Hälfte ist im Römersaal zu sehen, einem Veranstaltungsraum im Erdgeschoss des Barockbaus. Die untere Hälfte liegt H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Die Stiftung selbst geht auf einen weiteren Kaiser zurück: 1804 ordnete Napoleon die Errichtung eines Spitals mit 100 Betten für verwundete Soldaten und 50 weiteren Betten für bedürftige Kranke an. Hierzu wurden die bislang von Klöstern betriebenen Siechenhäuser der Stadt zusammengelegt und als Vereinigte Hospitien in der aufgelösten Benediktinerinnenabtei Sankt Irminen untergebracht. Zum Stiftungskapital trägt bis heute das Weingut der Vereinigten Hospitien mit seinen erstklassi­ gen Rieslingen von Mosel und Saar bei. Weingut der Vereinigten Hospitien Trier, Krahnenufer 19 Tel. 0651 9451210 www.weingut.vereinigtehospitien.de


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DIE WEINBERGSSONNENUHREN UM BERNKASTEL-KUES

Die Steilhänge entlang der Mittelmosel bilden die Kulisse für eine Zeitreise der besonderen Art: Inmitten der Weinberge heben sich von den dunklen Schieferfelsen immer wieder riesige weiß gekalkte Felder mit schwarzen Ziffern ab. Wenn die Schatten der Zeiger wandern, sieht man, wie die Zeit vergeht – vorausgesetzt, die Sonne scheint. Gleichzeitig markieren die Sonnenuhren auch die Filetstücke der Weinlagen, auf denen sonnenverwöhnte Reben Spitzenrieslinge von internationalem Ruf hervorbringen. Zeitreise durch die Weinberge Wenige Kilometer westlich von Bernkastel-Kues ragt eine Sonnenuhr aus den Weinbergen des Winzerorts Brauneberg, die von Sommerzeit auf Winterzeit umgestellt werden

kann. Mit ihrem weithin sichtbaren Zifferblatt hat sie der Spitzenlage „Juffer Sonnenuhr“ den Namen gegeben. Auf dem blaugrauen Devonschiefer mit dem ungewöhnlichen Mikroklima werden im Sommer schon mal 41 Grad Celsius gemessen – das ist rekordverdächtig für deutsche Verhältnisse. Etwas flussabwärts, im Weindorf Wehlen, wurde 1842 in der Steillage „Lammerterlay“ eine riesige Sonnenuhr angelegt; die war bald so populär, dass die Weinlage kurzerhand in „Wehlener Sonnenuhr“ umbenannt wurde. In unmittelbarer Nachbarschaft hebt sich in Zeltingen die größte Weinbergsonnenuhr Deutschlands vom Steilhang ab. Die nächste bemerkenswerte Sonnenuhr folgt gleich darauf: Zum Weinort Ürzig gehört die älteste Sonnenuhr an der Mosel. Sie schmückt die Reste eines mittel­alterlichen Wehrturms, der von einer der drei Ürziger Ritterburgen stammt. Mosel-Gäste-Zentrum Bernkastel-Kues, Gestade 6 Tel. 06531 500190 www.bernkastel.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Dass neben dem Handel auch der Anbau und die Produktion des Weins von Bedeutung sind, erklärt Stadtweinkönigin Anna I. von Traben-Trarbach. Die Weinberge hoch über der Moselschleife sind zum Teil so steil, dass sie nur von Hand oder mit der Monorackbahn bearbeitet werden können. Auf den Tonschieferböden gedeihen vor allem Rieslingreben, die Weine von spritzig-leichtem Charakter und geschmacklicher Eleganz hervorbringen.

TRABEN-TRARBACH

Stockfinster war’s, und die Wellen der Mosel peitschten gegen das Schiff, auf dem Goethe im November 1792 in einer stürmischen Nacht nach Trarbach kam. Entspannen konnte sich der Herr Geheimrat erst, als man ihm ein Glas „des köstlichsten Moselweins“ auftischte. Vielleicht waren’s auch zwei. Und womöglich hatte er am nächsten Morgen dann Augen für die malerische Ruine der Grevenburg, von der man noch heute einen fantastischen Blick über das Moseltal hat. Hoch über der Moselschleife 100 Jahre nach diesem denkwürdigen Besuch wurde eine Brücke zwischen Trarbach und Traben errichtet – auf ihr führte die erste Straße zwischen Bernkastel und Koblenz über die Mosel. Kurz darauf vereinigten sich die beiden Gemeinden, und das Doppelstädtchen Traben-Trarbach wurde 1904 zum zweitgrößten Weinumschlagplatz Europas nach Bordeaux. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Tourist-Information Traben-Trarbach, Am Bahnhof 5 Tel. 06541 83980 www.traben-trarbach.de


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AM BREMMER CALMONT

Wer im Herbst an den Bremmer Calmont kommt, ist berauscht, noch bevor er den ersten Schluck Wein trinkt. Die leuchtenden Farben der Reben, die von sattem Grün über sonniges Gelb und warmes Orange bis zum feurigen Rot reichen, sind ein Fest für die Sinne. Dazu kommt die atemberaubende Landschaft der Moselschleife, die Halbinsel mit den Ruinen von Kloster Stuben, und die steilen Prallhänge des Höhenzugs Calmont. Jetzt noch ein Glas Riesling – und einfach nur genießen … Farbenrausch am warmen Berg Für die Winzer bedeutet die Bewirtschaftung der Weinberge allerdings Schwerstarbeit – trotz der Monorackbahn, die in den 1990er-Jahren ein wenig technischen Fortschritt in die schroffen Felshänge gebracht hat. Die Rebhänge am Bremmer Calmont zählen zu den steilsten Einzellagen in ganz Europa. Die Sonnenstrahlen fallen hier fast senkrecht auf den Boden, wo Schiefergestein die Wärme speichert und an die Reben weiter-

gibt. Das erklärt vielleicht auch den Namen der Lage: Calmont ist wohl aus dem römischen „calidus mons“ entstanden und bedeutet „warmer Berg“. Die bis in die Spätantike zurückreichende Weinbautradition ist sogar literarisch überliefert. Im Jahr 588 beschreibt der römische Dichter Venantius Fortunatus die Weinberge am Calmont: „Allseits siehst du die Höhen umkleidet mit grünenden Reben, […] dicht in Zeilen gepflanzt in das Schiefergestein ist der Rebstock. […] Wo Weinberge belaubt aufstreben zu kahlen Berghöhen, und reichschattendes Grün das trockene Geröll bedeckt: Hier sammelt der Winzer die Ernte der gefärbten Trauben, am Felshang hänget er, lesend die Frucht.“ Tourist-Information Bremm an der Mosel Tel. 0175 3249114 www.bremmer-calmont.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Nahe S A N F T E R F LU S S & SCHROFFER FELS

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An der Nahe erwarten den Besucher sanftes Grün, romantische Flusstäler und dramatische Felsformationen. Dazu gastfreundliche Winzer und ihre vielfältigen Weine. 2.000 Jahre Weinbautradition hat das Anbaugebiet an der Nahe und den Nebenflüssen Glan und Alsenz. Vor kalten Winden durch den hohen Hunsrück geschützt, schaffen milde Temperaturen und viel Sonnenschein ein hervorragendes Klima für den Weinbau in dem regenarmen und sonnigen Tal. Eine bewegte Erdgeschichte hat der Naheregion eine große Bodenvielfalt beschert. Kein anderes Anbaugebiet bietet so viele verschiedene Bodentypen auf so kleinem Raum: Die Reben wachsen auf Schiefergestein, vulkanischen Porphyr- oder Löss- und Lehm­böden. Das ermöglicht eine Vielfalt an Rebsorten und Weinstilen.

Auf rund 4.200 Hektar werden Rebsorten wie Riesling, Rivaner und Silvaner angebaut, auch die Spielarten des Burgunders sowie Kerner, Scheurebe, Portugieser und Dornfelder sind hier zu Hause. Lieblingskind der Winzer ist aber der an Finessen reiche Riesling, ein Viertel der Rebfläche ist damit bestockt. An der Nahe ist immer etwas los: Beim beschwingten Hoffest mit Jazz, beim festlichen weinkulinarischen Abend oder bei einer kräftigen Vesperplatte nach dem Wandern macht sich der Nahe­wein stets als guter Begleiter. In Sachen Wellness hat sich die Nahe ebenfalls einen Namen gemacht: Bad Kreuznach, Bad Münster am Stein und Bad Sobernheim sind beliebte Orte der EntH ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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spannung. Die Gäste genießen nicht nur das solehaltige Wasser aus den Heilquellen, sondern lassen es sich auch bei Sauna, Lehmbad, Felkekur oder Vinotherapie wohl ergehen. Einen guten Einblick in das Anbaugebiet gewinnt man auf der idyllischen Naheweinstraße oder dem Naheradweg. Für Wanderer bietet sich der traumhaft schöne 100 km lange „Weinwanderweg Rhein-Nahe“ im Naturpark Soonwald-Nahe an. Bad Kreuznach mit seinen historischen Brückenhäusern und den zahlreichen Erinnerungen an die Römerzeit ist immer einen Ausflug wert. Das romantisch im Talkessel gelegene Bad Münster am Stein-Ebernburg ist bekannt für seinen mittelalterlichen Markt, die Burg und seine Ritterspiele. Und wer erst einmal einen Blick vom Rotenfels – übrigens die höchste Steilwand nördlich der Alpen in Deutschland – geworfen hat, weiß, warum die Menschen hier stolz auf ihre Heimat sind. Den Nahewein entdecken kann man in bester Gesellschaft auch auf einem der zahlreichen Weinfeste an der Naheweinstraße, die überwiegend im Spätsommer

stattfinden. Wer den Nahewein erst einmal funkelnd im Glas genossen hat, dem eröffnen sich feinste Geschmacksfacetten: frische Frucht, feine Säure, mineralische Noten und reiche Aromen. Kein Wunder also, dass Nahewein ein Geheimtipp unter Kennern ist, ein Juwel aus dem Südwesten. Information: Weinland Nahe e. V. Burgenlandstraße 7 55543 Bad Kreuznach Tel. 0671 83405-0 Fax 0671 83405-25 www.weinland-nahe.de info@weinland-nahe.de

NAHE IM ÜBERBLICK Geografische Lage: Weinbau entlang des Flusses Nahe am Fuße des Hunsrücks von Martinstein bis Bingen und in den Seitentälern von Guldenbach, Gräfenbach, Glan, Trollbach, Ellerbach und Alsenz, eingebettet im Naturpark Soonwald-Nahe · Klima: ausgeglichen, mild, frostarm und regenarm · Böden: Quarzit- und Schiefer­ böden an der unteren Nahe; Porphyr, Melaphyr und Buntsandstein an der mittleren Nahe; Verwitterungsböden und Ton­­über­lagerungen aus Sandstein, Löss und Lehm bei Bad Kreuznach · Rebfläche: ca. 4.200 ha · Rebsorten: Riesling, Müller-Thurgau, Weißburgunder, Graubur­gunder, Kerner, Silvaner, Dornfelder, Spät­burgunder und Portugieser

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Nahe: Höhepunkte der Weinkultur DIE KLOSTERRUINE AUF DEM DISIBODENBERG

Auf dem Disibodenberg wirkte vor 900 Jahren Hildegard von Bingen. Die berühmte Mystikerin trat 1112 in das neu gegründete Frauenkloster an der Mündung des Glan in die Nahe ein, wo sie auch die nächsten 40 Jahre verbrachte. Hier schrieb sie ihre Visionen nieder und verfasste Schriften zur Pflanzenheilkunde. Über 30 Kräuterrezepturen auf Weinbasis belegen, welche enorme Heilwirkung sie dem Rebensaft zuschrieb. Orleans an der Nahe Von der Benediktinerabtei, die zwischen 1108 und 1559 auf dem Disibodenberg existierte, sind heute nur noch die Ruinen erhalten. Um das Kloster herum wurde bereits im Mittelalter Wein angebaut. 2005 entdeckte Luise Freifrau von Racknitz-Adams auf einer schwer zugänglichen Stelle am Disibodenberg fünf alte, knorrige Weinstöcke – und wie sich herausstellte, stammen

sie noch aus dem mittelalterlichen Weinberg. Bei dem Sensationsfund handelt es sich um die kälteempfindliche Rebsorte „Orleans“, die während der Warmzeit zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert weitverbreitet war. Orleansreben brachten feurige, gewürzhafte Weißweine hervor, die sich lange lagern ließen. In der Kleinen Eiszeit vom 15. bis 19. Jahrhundert verschwand der Orleans fast völlig. Heute ist er in Deutschland nur an wenigen Stellen mit extrem mildem Mikroklima zu finden. Die Orleansreben vom Disibodenberg gehören mit einem Alter von 500 bis 900 Jahren zu den ältesten auf deutschem Boden gefundenen Weinstöcken.

Klosterruine auf dem Disibodenberg Odernheim am Glan Tel. 06755 285 www.disibodenberg.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Hunderttausende Kubikmeter Erde – von Hand! – bewegt werden. Ein unglaublicher Aufwand, der sich allerdings bald bezahlt machte: Acht Jahre später brachte der mineralreiche Vulkanverwitterungsboden mit Schieferanteilen den ersten aufsehenerregenden Jahrgang hervor. 1921 schaffte es die Riesling-Trockenbeerenauslese des Jahrhundertjahrgangs sogar auf legendäre 308 Grad Öchsle.

DIE SCHLOSSBÖCKELHEIMER KUPFERGRUBE

Wo einst Halbedelmetall abgebaut wurde, wird heute edler Wein angebaut. Entlang der Nahe, an der Nahtstelle von Hunsrück und Pfälzer Bergland, verlief früher die Grenze zwischen den Königreichen Preußen und Bayern. Auf preußischer Seite entstand ab 1901 die Weinbaudomäne Niederhausen-Schlossböckelheim. In Anlehnung an die Kupfererze, die hier geschürft wurden, erhielt die Lage den Namen „Kupfergrube“. Vom halbedlen Metall zum edlen Tropfen Der felsige Südhang war mit seinem Mikroklima wie geschaffen für den Weinbau. Doch bevor 1903 die ersten Rieslingreben gepflanzt werden konnten, mussten im steilen, zerklüfteten Gelände Felsen gesprengt und H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das ehemals preußische Staatsweingut an das Land Rheinland-Pfalz über. Seit 2010 ist es in Privatbesitz und trägt den Namen „Gut Hermannsberg“. Auf den Weinbergsterrassen der Schlossböckelheimer Kupfergrube lassen sich nach wie vor Rieslingreben von der Sonne verwöhnen. Ihre Beeren lässt Kellermeister Karsten Peter hinter der Kupferfassade des Kellereigebäudes mit ausschließlich weinbergseigenen Hefen vergären und zum Großen Gewächs heran­ reifen.

Gut Hermannsberg Niederhausen an der Nahe Tel. 06758 92500 www.gut-hermannsberg.de


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DAS FREILICHTMUSEUM IN BAD SOBERNHEIM

Alles nur Fassade? Wie man’s nimmt. Das stattliche Winzerhaus stammt zwar aus dem 17. Jahrhundert, doch es steht erst seit ein paar Jahren im Nachtigallental bei Bad Sobernheim. Hinter seiner prächtigen Fachwerkfassade befindet sich nun das „WeinKulturGut“ – ein interaktives Museum samt topmoderner Vinothek. Mit frischen grünen Farbakzenten lädt das WeinKulturGut zur Auseinandersetzung mit der Kulturgeschichte des rheinland-pfälzischen Weins und seiner sechs Weinregionen ein. Wein + Kultur = sehr gut Wie die Winzer an Ahr, Mosel und Nahe, in der Pfalz, am Mittelrhein und in Rheinhessen während der letzten 500 Jahre lebten, lässt sich im RheinlandPfälzischen Freilichtmuseum bei Bad Sobernheim gut nachvollziehen. Hierzu wurden historische Gebäude an ihrem Ursprungsort abgebaut und auf dem Museumsgelände originalgetreu wiederaufgebaut. Stein für Stein und Balken für Balken. So stand das Winzerhaus, in dem sich seit 2011 das WeinKulturGut befindet, vorher 60 Kilometer weiter nordwestlich in Enkirch an der Mosel.

Der Alltag der Winzer wird jedoch nicht nur durch ihre Wohn- und Wirtschaftsgebäude lebendig, sondern auch durch den museumseigenen Weinberg samt historischem Weinbergshäuschen. Auf dem Steilhang hinter dem WeinKulturGut baut die Winzer­genossenschaft Rheingrafen­berg aus dem nahen Medders­heim verschiedene Rebsorten an, allen voran Riesling, aber auch Müller-­Thurgau, Silvaner, Ruländer, Elbling, Gewürz­traminer und Portugieser. Gleichzeitig werden hier auch die regionaltypischen Besonderheiten der Reberziehung und die verschiedenen Techniken des Rebschnitts anschaulich erklärt.

Stiftung Rheinland-Pfälzisches Freilichtmuseum Bad Sobernheim an der Nahe, Nachtigallental 1 Tel. 06751 855880 www.freilichtmuseum-rlp.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Pfalz GENUSS ENTLANG DER DEUTSCHEN WEINSTRASSE

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Die Pfalz hat viele Superlative: Das größte Weinfass und das größte Weinfest der Welt in Bad Dürkheim, den ältesten Wein der Welt im Historischen Museum zu Speyer, aber auch die erste und bekannteste Weinroute, die Deutsche Weinstraße. Auf 85 Kilo­ metern verknüpft sie die 30 Weinorte des Anbaugebiets zwischen Bockenheim und Schweigen an der Grenze zum Elsass miteinander. Die Pfalz ist mit rund 23.500 Hektar Rebfläche das zweitgrößte deutsche Weinbaugebiet und setzt sich aus den beiden Bereichen Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße und Südliche Weinstraße zusammen. Das Hauptaugenmerk der Winzer in dem vom Pfälzerwald begrenzten und durch ihn geschützten Anbaugebiet liegt auf klassischen Rebsorten, allen voran dem Riesling. Der „König der Weißweine“ ist in der Pfalz inzwischen unbestritten die Nummer eins mit mehr als 5.500 Hektar Anbaufläche. Doch auch die Weißund Grauburgunder sind stark im Kommen. Daneben

gehören unter anderen Silvaner, Müller-Thurgau, Scheurebe, Gewürztraminer und Kerner zum vielfältigen Weißweinangebot der Pfalz. Immer wichtiger werden die Rotweine. Da gibt es spritzigfrische Weißherbste von der Portugieser-Rebe und fruchtige Spätburgunder. Und als besondere pfälzische Erfolgsgeschichte den Dornfelder, der seit einigen Jahren für Furore sorgt. Der tiefdunkle Tropfen überzeugt, meist trocken ausgebaut, mit südländischer Anmut. Ähnliches gilt für die verstärkt angepflanzte neue Rotweinsorte Regent. Rund 37 Prozent der Rebstöcke zwischen Rhein und Haardtgebirge tragen rote Trauben – die Pfalz ist damit das größte deutsche Rotweingebiet. Dass in der Pfalz besonders viel und gerne gefeiert wird, ist bekannt. Die Weinfest-Saison beginnt mit dem Mandelblütenfest in Neustadt-Gimmeldingen und endet erst, wenn St. Martin in dem gleichnamigen

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Weindorf beim Martinus-Weinfest im November seinen Mantel teilt. Unter den zahlreichen Weinfesten verliert der Besucher leicht den Überblick, deshalb eine Empfehlung: der Erlebnistag Deutsche Weinstraße, bei dem stets am letzten Sonntag im August die Straße für Autofahrer gesperrt und zur 85 Kilometer langen Genießermeile wird. Die Nachbarschaft der Pfalz zu Frankreich ist überall spürbar, nicht zuletzt in der Vorliebe der Pfälzer für gutes Essen. Entlang der Deutschen Weinstraße haben sich inzwischen Spitzenköche etabliert, die mit der regionalen Küche erfolgreich experimentieren und einen Besuch wert sind. Daneben wartet die Pfalz mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten auf: Neben dem Pflichtbesuch der Zentren Bad Dürkheim, Neustadt und Landau sowie den malerischen Winzerdörfern wie St. Martin, Rhodt oder Gleiszellen sind Abschweifungen zu den Burgen und Burgruinen, nach Freinsheim, Deidesheim oder Annweiler am Trifels zu empfehlen. Auch das abgelegene, zauberhafte Zellertal lohnt einen Umweg. Und

PFALZ IM ÜBERBLICK Geografische Lage: südlich von Worms bis an die französische Grenze und von den Hängen des Pfälzerwalds bis in die Rhein­ebene · Klima: hoher Anteil an Sonnentagen; Temperatur­ mittel bei 11 Grad · Böden: Buntsandstein, kalkhaltige Lehm- und Ton­böden, Mergel- und Keuper­böden, eingestreuter Muschelkalk; Granit-, Porphyr- und Schiefertoninseln · Rebfläche: ca. 23.500 ha · Rebsorten: Riesling, Müller-Thurgau, Kerner, Silvaner, Weißburgunder, Grauburgunder, Dornfelder, Portugieser, Spätburgunder

wer oberhalb von Eschbach zur Madenburg, einer der schönsten Burgruinen im Lande, aufsteigt und hinab Richtung Rheinebene schaut, erblickt einen sattgrünen Reichtum: Reben, so weit das Auge schauen kann.

Information: Pfalzwein e. V. Martin-Luther-Straße 69 67433 Neustadt/Weinstraße Tel. 06321 912328 Fax 06321 12881 www.pfalz.de info@pfalz.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r


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Pfalz: Höhepunkte der Weinkultur DAS WEINGUT KREUTZENBERGER IN KINDENHEIM

Berührungsängste mit der Moderne kennt Jochen Kreutzenberger nicht. Schon gar nicht, wenn es um innovative Technik im Weinbau geht. Sein Trauben­ vollernter kommt allerdings erst nach einer gründlichen Vorlese im Weinberg zum Einsatz. In mühevoller, zeitintensiver Arbeit werden alle fäulnisbelasteten und unreifen Trauben selektiert und von Hand herausgeschnitten. So bleiben nur gesunde, reife Trauben für die maschinelle Lese. Innovativ und modern Die selektive Vorlese ist eine der Grundvoraussetzungen für die Qualitätsansprüche des Weinguts Kreutzenberger im pfälzischen Kindenheim. Denn nur aus hochwertigem Lesegut kann exzellenter Wein entstehen – vorausgesetzt, der Rebensaft wird schonend verarbeitet. Dazu gehören gekühlte Gärung im Edelstahl und neueste Filtrationstechnik im Kellerbereich. Bei einem Rundgang durch das „gläserne Weingut“ können interessierte Besucher sämtliche Produktions­ prozesse der Vinifikation von der Traube bis in die Flasche verfolgen.

„Der Mut, neue Wege zu gehen, hat unsere Familie schon immer geprägt“, sagt Jochen Kreutzenberger. Sein Urgroßvater Emil brachte 1929 die Neue Sachlichkeit ins alte Weindorf und ließ das Anwesen der Winzerfamilie im damals avantgardistischen Bauhausstil erbauen. Dabei fühlt sich das kleine Familienweingut, dessen Weinberge in den besten Lagen von Kindenheim, Bockenheim und Wachenheim liegen, durchaus der Tradition verpflichtet; immerhin reichen seine Wurzeln bis ins Jahr 1438 zurück.

Weingut Kreutzenberger Kindenheim, Hauptstraße 5 Tel. 06359 4266 www.kreutzenberger.com H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DAS RÖMISCHE WEINGUT IN UNGSTEIN

Vor 2.000 Jahren stellten die Römer fest, dass sich die sonnigen Hänge des Pfälzer Hügellands hervorragend für den Weinbau eigneten. Wo sich heute der Winzerort Ungstein bei Bad Dürkheim befindet, entstand in den Jahren 20 bis 30 n. Chr. eine Villa rustica, die sich bis zum 4. Jahrhundert zu einem stattlichen Landgut entwickelte. Neben dem mehrgeschossigen Herrenhaus gehörten auch Pferdeställe, ein Badetrakt mit Schwitzbad und eine Kelteranlage zum Anwesen. Römische Rebsorten 400 Jahre lang wurde hier das Lesegut aus den umliegenden Weinbergen angeliefert, in zwei große Becken geschüttet und mit den Füßen zerstampft. Der Most floss in ein tiefer gelegenes drittes Sammelbecken, von wo er mit Schöpfkellen in Fässer gefüllt werden konnte.

Heute wissen wir sogar, welche Rebsorten in Ungstein gekeltert wurden: Die an den Maische­ becken gefundenen Traubenkerne stammen von frühen Riesling-, Traminerund Burgunder­ reben. Schätzungen zufolge wurde in der Kelteranlage das Lesegut von 30 bis 40 Hektar Rebfläche verarbeitet; das könnte bei den damaligen Erträgen zwischen 15.000 und 25.000 Liter Wein im Jahr ergeben haben. Bis zum 5. Jahrhundert bestand die Villa rustica auf dem Weilberg bei Ungstein, danach verfiel sie und verschwand unter der Erde, bis sie 1981 wiederentdeckt wurde. Ihre Existenz hat sich über die Jahrhunderte hindurch im Flurnamen erhalten: 1309 hieß das Gelände „zu wile“ – abgeleitet von Villa –, später entwickelte sich daraus der Name „Weilberg“, den die Weinlage noch heute trägt.

Tourist-Information Bad Dürkheim, Kurbrunnenstraße 14 Tel. 06322 935140 www.bad-duerkheim.com H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r


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RHODT UNTER RIETBURG

Knorrige Rebstöcke – hauptsächlich Traminer mit rötlichen Beeren, dazwischen aber auch ein paar Silvaner mit grünlichen Trauben – fallen im Rhodter Rosengarten am östlichen Ortsrand von Rhodt unter Rietburg aus dem Rahmen. Warum? Weil sie ganz besonders knorrig aussehen – und weil sie wesentlich niedriger wachsen als sonst in der Pfalz üblich. Es handelt sich nämlich um einen der ältesten – wenn nicht sogar DEN ältesten noch tragenden Weinberg der Welt. Rhodter Rosengarten Die Reben im Rhodter Rosengarten wurden vor über 400 Jahren gepflanzt und bringen

bis heute auf nicht einmal einem Hektar Fläche zwischen 50 und 300 Liter Ertrag – je nach Jahrgang. In guten Jahren kommen auch mal über 400 Liter Most zusammen, in schlechten nur ein paar Eimer. Das liegt vor allem daran, dass Traminerreben äußerst anspruchsvoll sind. Kurioserweise liegen die Wurzeln der Winzerfamilie, die den Rhodter Rosengarten seit 1970 bewirtschaftet, im südtirolischen Tramin. Von dort sind die Vorfahren des heutigen Besitzers 1754 nach Deutschland ausgewandert. 2005 hat Stefan Oberhofer die Leitung des Weinguts Oberhofer in Edesheim übernommen. Seitdem reift der geschichtsträchtige Rebensaft in seinem Keller zum herb-würzigen Traminer heran, dessen Rosenaroma dem „Rhodter Rosengarten“ alle Ehre macht.

Weingut Stefan Oberhofer Edesheim, Am Linsenberg 1 Tel. 06323 944911 www.weingutoberhofer.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DEIDESHEIM – WEINORT MIT TRADITION

Rebenbündel im alten Gewölbekeller zeigen, wo alles beginnt: im Weinberg. Genauer gesagt, in den Spitzenlagen rund um Deidesheim. Dort bringen die Reben des Weinguts Reichsrat von Buhl seit 1849 zeitlose, terroirgeprägte Weine hervor, die sich nicht von vergänglichen Modeerscheinungen beeindrucken lassen. Reichsrat Franz Eberhard Buhl wurde 1913 zum ersten Präsidenten des deutschen Weinbauverbands gewählt. Traditionsbewusstsein und Pioniergeist Auch im Deidesheimer Weingut von Winning setzt man auf Altbewährtes: Wie bis vor 100 Jahren üblich, stehen die Reben in Dichtpflanzung mit 9.500 Stöcken pro Hektar – das ist doppelt so viel wie bei „normaler“ Pflanzung und bringt nur den halben Ertrag. Dafür werden die einzelnen Rebstöcke weniger belastet und können qualitäts­ fördernde Stoffe besser aufnehmen. Ihren Traditionen treu zu bleiben, hat die Deidesheimer Winzer jedoch nie davon abgehalten, neue Wege zu beschreiten. So wurde in dem beschaulichen Städtchen am Ostrand der Haardt 1802 der erste Qualitätswein der Pfalz hergestellt, als Weingutsbesitzer Andreas H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Jordan seine Weine nach Rebsorte und Lage benannte. Zu den Pionierleistungen der Deidesheimer Winzer gehört auch die Selektion des Leseguts: Mitte des 19. Jahrhunderts fingen sie an, die Trauben direkt im Weinberg in separaten Kübeln zu sortieren. Die Mühe hat sich gelohnt: International bekannt war Deidesheimer Riesling spätestens, als er 1869 bei der Einweihung des Suezkanals ausgeschenkt wurde.

Weingut Reichsrat von Buhl Deidesheim, Weinstraße 18 – 24 Tel. 06326 965019 www.von-buhl.de Weingut von Winning Deidesheim, Weinstraße 10 Tel. 06326 966870 www.von-winning.de Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan Deidesheim, Kirchgasse 10 Tel. 06326 6006 www.bassermann-jordan.de Museum für Weinkultur Deidesheim, Historisches Rathaus, Marktplatz 9 Tel. 06326 981561 www.weinkultur-deidesheim.de


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WEINMUSEUM SPEYER

In den Gewölben des Weinmuseums zeigt das Historische Museum der Pfalz Schätze wie den ältesten flüssig erhaltenen Rebenwein der Welt. Um 300 n. Chr. wurde er abgefüllt und einem Verstorbenen auf den Weg ins Jenseits mitgegeben. Der Sensationsfund befand sich in einem Sarkophag, der in einem Weinberg bei Speyer entdeckt wurde. Unter den Grabbeigaben waren noch weitere Weinflaschen, doch nur in einer hatte sich Römerwein erhalten. 2.000 Jahre Wein in der Pfalz Bei seiner Eröffnung 1910 war das Speyerer Weinmuseum die erste öffentlich zugängliche Sammlung dieser Art weltweit. Heute beleuchtet es farbenfroh die unterschiedlichsten Aspekte der rund 2.000-jährigen Kulturgeschichte des

Weins. Unter den Exponaten sind kostbare Prunkfässer mit reichen Schnitzereien und eine Kollektion historischer Weinflaschen aus der Königlich Bayerischen Hofkellerei in Würzburg. Sie enthalten bis zu 460 Jahre alten Frankenwein, darunter 1540er Leistenwein, 1631er Steinwein, 1728er Leistenwein und 1822er Steinberger. Wie man in der Pfalz mit Dieben umging, die beim Stehlen im Weinberg erwischt wurden, zeigt eine Schandgeige aus Haßloch – sie wurde dem Delinquenten um den Hals gehängt, bevor man ihn damit durchs Dorf jagte. Außerdem erfährt man, dass Speyer lange ein bedeutender Weinhandelsplatz war. Von hier gelangte der Pfälzer Wein über den Rhein flussabwärts bis an den Niederrhein, nach Holland, Skandinavien und England.

Weinmuseum im Historischen Museum der Pfalz Speyer, Domplatz 4 Tel. 06232 13250 www.museum.speyer.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Rheingau WEIN UND GENUSS A M F LU S S

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Einer Laune der Natur ist es zu verdanken, dass der sonst in Richtung Norden fließende Rhein bei Wiesbaden fast im rechten Winkel nach Westen abbiegt, um schon 30 km später, bei Rüdesheim am Rhein, wieder in Richtung Norden zu fließen. Das Rheingaugebirge hält den Fluss auf und zwingt ihn zur Richtungsänderung. So entstand am 50. Grad nördlicher Breite das Rheinknie und auf dem schmalen Streifen rechts des Rheins, zwischen Wiesbaden und Lorch am Rhein, das Weinbaugebiet Rheingau, das sich im Osten bis Flörsheim-Wicker erstreckt. Der schöne Flecken Erde ist mit ca. 3.200 Hektar Reben bepflanzt. Hier ist vor allem die Heimat des Rheingauer Rieslings, der auf rund 2.500 Hektar Rebland wächst, und die des Spätburgunders, für den vor allem Assmannshausen bekannt ist. In den

trockenen, steinigen Südhängen gedeiht der Riesling besonders gut. Er übersteht auch kalte Wintertage und nutzt die lange Reifeperiode zur Ausbildung feiner Fruchtsäuren und Aromen. Bereits im Jahr 1775 entdeckte das Kloster Johannisberg den Vorteil einer späten Weinlese, und auch heute zählen die Rheingauer Riesling Spätlesen zu den Vorzeigeweinen der Region. Seit einigen Jahren dokumentieren die Weine mit der Auszeichnung „Erstes Gewächs“ den Anspruch der Winzer, sich immer wieder neue, ehrgeizige Ziele zu setzen und Außergewöhnliches in die Flasche zu füllen. Diese Weine stammen aus klassifizierten „Ersten Lagen“ und werden nach sehr anspruchsvollen und strengen Kriterien erzeugt und vinifiziert. Der Rheingau ist eine touristisch sehr beliebte Reise­ region, in der alte Klöster und Schlösser stimmungsvoll H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Rheingauer Weingüter und Gastronomen bieten das ganze Jahr über weinkulinarische Erlebnisse auf hohem Niveau. Mit dem Gourmet- und Weinfestival im März, mit den Schlemmerwochen Ende April, mit dem Rheingau Musik Festival über die Sommermonate und mit den Glorreichen Rheingautagen im November. Ein einmaliges Erlebnis bieten auch die traditionellen Weinversteigerungen auf Kloster Eberbach.

in die Weinlandschaft eingebettet sind. Auf 120 Kilometern führt die Rheingauer Riesling Route durch die malerischen Weinorte. Unterwegs laden Gutsschänken und Straußwirtschaften zur Einkehr beim Rheingauer Wein ein und kulturhistorische Sehenswürdigkeiten warten am Wegrand. Wer die markanten Aussichtspunkte des Rheingaus besucht, wie das Niederwalddenkmal, Schloss Johannisberg, die Hallgartener Zange über Oestrich-Winkel oder die Bubenhäuser Höhe, sieht vor sich die historischen Zentren des Weinbaus liegen. Da ist zuerst einmal die ehemalige Zisterzienserabtei Kloster Eberbach, eine der besterhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen Deutschlands. Der Johannisberg ist nicht nur bekannt für das gleichnamige Schloss, das aus den Ruinen einer Klosteranlage entstanden ist, sondern weinhistorisch auch als der Ort, an dem die Spätlese ihren Ursprung hat. Nicht zu vergessen die Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim, die durch ihre umfangreichen Forschungen immer neue Anregungen für qualitative Verbesserungen liefert. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Information: Rheingauer Weinbauverband e.V. Probeck´scher Hof Rheinweg 30 65375 Oestrich-Winkel Tel. 06723 60272-21 Fax 06723 60272-25 wein@kulturland-rheingau.de www.kulturland-rheingau.de

RHEINGAU IM ÜBERBLICK Geografische Lage: beginnend am Untermain südlich von Wiesbaden, rechtsrheinisch bis Lorchhausen, nördlich von Rüdesheim am Rhein · Klima: vom Taunus geschützt, milde Winter und warme Sommer, Temperaturmittel 10,6° C · Böden: schwere tertiäre Mergelböden; Schiefer, Quarzit, Kiesel und Sandstein; Lehm; tiefgründige, meist kalkhaltige Böden aus Sandlöss oder Löss; mittel- und tiefgründige Phyllitschiefer · Rebfläche: ca. 3.200 ha · Rebsorten: Riesling, Spätburgunder


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Rheingau: Höhepunkte der Weinkultur des Rheingaus gediehen die Reben prächtig und brachten Burgunder­ weine hervor, die sich zum Export­ schlager entwickelten. 1803 wurde das Kloster aufgelöst, und das klostereigene Weingut ging in Staatseigentum über. Inzwischen ist es als Domäne Steinberg Teil der Hessischen Staatsweingüter.

KLOSTER EBERBACH

„Die Tür steht offen, mehr noch das Herz!“ So begrüßten die Zisterzienser von Kloster Eberbach einst ihre Besucher. Heute öffnen sich die Tore für die Besucher des Weinguts, das aus dem Kloster in der Nähe von Eltville am Rhein hervorgegangen ist. Hier reifen Spitzenweine, die als „flüssige Botschafter“ für diesen besonderen Ort und die Weinbautradition des Rheingaus werben. Mit Burgunder fing alles an Als die Zisterzienser vor 900 Jahren im Kloster Eberbach einzogen, hatten sie Rebstöcke aus ihrer burgundischen Heimat im Gepäck. Im milden Klima

Vor den Toren des Klosters liegt der Steinberg – ein historischer Weinberg, der im 18. Jahrhundert rundum mit einer Natursteinmauer versehen wurde. Mit einer Gesamtfläche von 34 Hektar bildet er die größte Lage im Rheingau und ist derzeit ausschließlich mit Riesling bestockt. Unmittelbar daneben öffnete 2008 der Stein­ berg­keller, eine der modernsten Weinproduktionsstätten Europas, die Tore. Insgesamt bewirtschaften die Hessischen Staatsweingüter 220 Hektar Rebfläche, von denen 161 Hektar auf Riesling, 32 Hektar auf Spätburgunder, 7 Hektar auf Weißburgunder und 3 Hektar auf Grauburgunder entfallen.

Hessische Staatsweingüter, Kloster Eberbach Eltville im Rheingau Tel. 06723 60460 www.klostereberbach.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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SCHLOSS JOHANNISBERG UND DIE ERFINDUNG DER SPÄTLESE

„Das Licht der Welt erblickte ich an den Ufern jenes schönen Stromes, wo auf grünen Bergen die Torheit wächst und im Herbste gepflückt, gekeltert, in Fässer gegossen und ins Ausland geschickt wird“, schrieb Heinrich Heine in seinen Reisebildern. „Mon dieu! Wenn ich doch so viel Glauben in mir hätte, dass ich Berge versetzen könnte – der Johannisberg wäre just derjenige Berg, den ich mir überall nachkommen ließe.“ Besser spät als nie Heines Begeisterung ist wohl damit zu erklären, dass auf dem Johannisberg die Spätlese erfunden wurde – wenn auch eher unfreiwillig. Mitte des 18. Jahrhunderts war der Johannisberg mitsamt seinen Weinbergen im Besitz des Bischofs H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

von Fulda, und ohne dessen schriftliche Erlaubnis konnte die Weinlese nicht beginnen. So warteten die Winzer im Herbst 1775 ungeduldig auf das offizielle Go, denn die Trauben auf dem Johannisberg waren reif. Doch der bischöfliche Bote traf zwei Wochen zu spät ein. Die Beeren an den Rebstöcken waren inzwischen geschrumpft und teilweise sogar verfault. In der Not ließ der Verwalter des bischöflichen Weinguts die Trauben dennoch keltern – und der Kellermeister stellte bald erstaunt fest, dass aus der vermeintlich verdorbenen Ernte ein Wein allerhöchster Qualität entstanden war. Seither wird auf dem Johannisberg die Lese so weit wie möglich hinausgezögert, und die Spätlese aus edelfaulen Beeren hat vom Rheingau aus Winzer und Weintrinker in aller Welt überzeugt.

Fürst von Metternich Winneburg’sche Domäne, Schloss Johannisberg Geisenheim Tel. 06722 70090 www.schloss-johannisberg.de


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OESTRICH-WINKEL

Im gesamten Rheingau gab es nur vier Städte, die das Privileg hatten, einen Verladekran zu betreiben. Eine davon war Oestrich. Der historische Kran am Rheinufer ist nicht nur das Wahrzeichen des Orts – er zeigt auch, welche Bedeutung der Rheingauer Wein für den Handelsplatz hatte. Mit dem Oestricher Kran wurden nämlich hauptsächlich Weinfässer auf Rheinschiffe verladen. Im Jahr 1780 waren es über 500.000 Liter Wein in 420 Fässern à 1.200 Liter. Voll verladen Der Kran wurde 1745 auf einer Kaimauer am Rhein­ ufer errichtet und lag bis zum Bau der Bundesstraße 42 mit zwei Seiten direkt am Wasser. Als Landkran galt er

als sicherer und wartungsfreundlicher als die sonst üblichen Schwimmkräne, die dem ständigen Wellengang des Flusses ausgesetzt waren. Über einem Sandsteinsockel mit über 1,5 Meter tiefen Fundamenten erhebt sich der kubische Turmtretkran, aus dessen schiefergedecktem Dach der 9 Meter lange Kranausleger herausragt. Im Inneren des Kranhauses befanden sich zwei monumentale Holzräder, in der sich die Kranknechte ins Zeug legen mussten, um die Kranwinde in Betrieb zu setzen. In der Regel waren es zwei Kranknechte pro Laufrad, bei besonders schweren Lasten auch mehr. Insgesamt konnten bis zu 2,5 Tonnen mit dem Oestricher Kran verladen werden. 1926 stellte er als letzter deutscher Verladekran den Betrieb ein, wäre aber noch immer voll funktions­ fähig. Heute ist er der einzig verbliebene Verladekran am rechten Rheinufer.

Tourist-Information Oestrich-Winkel, Hermannstraße 6 Tel. 06723 6012806 www.oestrich-winkel.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Rheinhessen WEINERLEBNIS AUF SCHRITT UND TRITT

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Tausend sanfte Hügel. Und Reben, so weit das Auge reicht – das ist Rheinhessen, Deutschlands größtes Weinanbaugebiet. Über 26.500 Hektar umfasst die Rebfläche zwischen Alzey, Worms, Mainz und Bingen, im Norden und Osten vom großen Rhein­ bogen umschlossen. Kein Wunder also, dass fast jedes rhein­hessische Dorf, von der Rheinterrasse über den Wonnegau bis ins Alzeyer Hügelland, auf eine lange Weinbautradition zurückblicken kann. Schon die Römer haben auf dem linksrheinischen Gebiet Wein angebaut und auch die älteste Urkunde über eine deutsche Weinbergslage – die Niersteiner Glöck – betrifft eine Weinlage in Rheinhessen. Hier herrscht ideales Weinbauklima. Das Weinland schützen die

Gebirgszüge im Westen, das Wetter ist niederschlags­ arm, sommerwarm und wintermild. Die idealen Arbeitsbedingungen weiß auch die neue, junge rheinhessische Winzergeneration zu schätzen, die in den letzten Jahren durch klasse Weine auf sich aufmerksam macht. Es sind nicht nur deren Rieslinge vom Rhein und aus dem Hügelland, die für Furore sorgen. Auch die Traditionsrebe Rheinhessens, der Silvaner, macht wieder von sich reden, bekannt unter anderem unter dem Kürzel „RS“. Und als klassische Weißweinsorten sind vor allem die Burgunder mächtig im Kommen. Daneben hat sich die Rotweinfläche innerhalb eines Jahrzehnts mehr als verdoppelt. Dieser Rotweinboom wurde insbesondere von der Rebsorte Dornfelder getragen. Dreißig Prozent der rheinhessischen Rebfläche

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RHEINHESSEN IM ÜBERBLICK Geografische Lage: im Rheinbogen zwischen Bingen, Mainz, Worms und Alzey · Klima: milde Durchschnitts­temperaturen; im Schutz von Donners­berg, Taunus und Odenwald · Böden: Löss, Sand, Mergel, Kalkstein, Ton, Rotliegend, Braunerde, Quarzit und Porphyr · Rebfläche: ca. 26.500 ha · Rebsorten: Müller-Thurgau, Riesling, Silvaner, Weiß- und Grauburgunder, Scheurebe, Dornfelder, Portugieser, Spät­burgunder

sind nun mit roten Rebsorten bestockt. Rheinhessens Winzer produzieren moderne, unkomplizierte Weine ebenso wie absolute Spitzenprodukte. So gibt es schon seit den 90er Jahren die „Selection Rheinhessen“ – eine ambitionierte Klasse feiner trockener Weine. Das Spitzenwein-Programm verkörpert authentische Weine auf höchstem Niveau. Schließlich sind die Winzer auch Sektspezialisten. Schon vor 25 Jahren brachten sie den ersten Winzersekt auf den Markt. Daraus ist in den vergangenen Jahren in der Region eine beachtliche Sektkultur entstanden. Die Gastronomie in Rheinhessen hat so viele Gesichter wie das Weinbaugebiet Rebstöcke. Am unkompliziertesten geht es in den Straußwirtschaften und Gutsschänken zu. Auch die feine Küche wird in Rheinhessen gekocht. Dabei kommt auch eine große Portion Lokalkolorit zum Zug. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

So sind noch spannende kulinarische Entdeckungen zu machen. Und Entdeckungen anderer Art, etwa bei einer Weinbergswanderung vorbei an südländisch anmutenden Schutzhütten (Trulli), bei einer Radtour von Winzerhof zu Winzerhof oder bei einer Kräuterwanderung in der „Rheinhessischen Schweiz“.

Information: Rheinhessenwein e. V. Otto-Lilienthal-Straße 4 55232 Alzey Tel. 06731 951074-0 Fax 06731 951074-99 www.rheinhessen.de info@rheinhessen.de


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Rheinhessen: Höhepunkte der Weinkultur WASEMS KLOSTER ENGELTHAL

Wenn man heute das Haus des Weines in Wasems Kloster Engelthal sieht, kann man sich kaum noch vorstellen, wie schwierig es war, neues Leben in die alten Mauern zu bringen. Vom ehemaligen Zisterzienserinnenkloster in Ober-Ingelheim waren nur noch der Westflügel und ein annähernd rechtwinklig dazu stehender, landwirtschaftlich genutzter Bau mit Wirtschaftshof erhalten. Vor 600 Jahren haben hier vermutlich an die 20 Ordensfrauen aus Adelsfamilien der Umgebung gelebt. Die Schlafräume der Nonnen befanden sich zum Teil im Obergeschoss des Westflügels. Gegensätze verbinden Das im 13. Jahrhundert gegründete Kloster hatte Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz im Jahr 1573 aufgelöst; während des Dreißigjährigen Kriegs wurde es dann weitgehend zerstört. Die heutigen Besitzer – die Ingelheimer Winzerfamilie Wasem, die seit 1726 Weinbau betreibt –, wagte 2010 den Versuch, die

denkmalgeschützten Klostermauern durch einen Neubau zu verbinden. Und der sollte sich deutlich von den historischen Fassaden abheben – einerseits durch das blockhafte Raumkonzept mit Flachdach, andererseits durch die transparenten Glasfassaden, in denen korrodierte Cortenstahlflächen als Schriftträger dienen. Der Neubau dient als zentrales Torhaus, das alle Ebenen des Gebäudeensembles über Treppen und Aufzüge erschließt. In den alten Klostermauern sind unter anderem eine Vinothek und eine Weinscheune mit angeschlossenem Weingarten untergebracht.

Wasems Kloster Engelthal, Haus des Weines Ingelheim am Rhein, Edelgasse 15 Tel. 06132 2304 www.wasem.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DAS LIEBFRAUENSTIFT-KIRCHENSTÜCK IN WORMS

Jakobspilger, die im Wormser Liebfrauenstift einst ein Bett für die Nacht suchten, bekamen von den Stiftsherren auch köstlichen Wein eingeschenkt. Den erschöpften Pilgern kam der goldene Rebensaft „süß wie die Milch der heiligen Jungfrau“ vor. So war der Wein, der um die Liebfrauenkirche herum angebaut wurde, bald unter dem blumigen Namen „Liebfrauen­milch“ bekannt und erfreute sich besonders in England, wo man bekanntlich einen besonderen Sinn für schrägen Humor hat, größter Beliebtheit. Erst berühmt, dann berüchtigt Ab 1808 erwarb Peter Joseph Valckenberg den Großteil der Rebflächen um das inzwischen säkularisierte Liebfrauenstift. Der aus den H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Niederlanden stammende Kaufmann machte die Wormser Liebfrauenmilch zum Aushängeschild für deutschen Wein und verkaufte sie in die ganze Welt. Seine Rieslingweine begeisterten eine erlesene Kundschaft, etwa den Schriftsteller Charles Dickens, den Erzbischof von York und sogar das britische Königshaus. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte es die Liebfrauenmilch auf die Weinkarten der teuersten Restaurants geschafft. Doch da der Name nicht geschützt war, gab es immer mehr minder­wertige Weißweinverschnitte, die unter dem Label Liebfrauenmilch verkauft wurden. Um Verwechslungen zu vermeiden, sind die hochwertigen Rieslinge von der Wormser Toplage heute unter dem Namen „Liebfrauen­stift-Kirchenstück“ auf den Weinkarten der Spitzengastronomie zu finden.

Weingut Liebfrauenstift Worms, Liebfrauenstift 20 Tel. 06241 911119 www.liebfrauenstift.com


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DIE NIERSTEINER GLÖCK

Ein ganz außergewöhnlicher Boden ist es, der die Niersteiner Glöck so besonders wertvoll macht: Weinbau auf dem eisenhaltigen Tonschiefergestein der Nierstein-Formation ist weltweit eine Seltenheit. Dank der optimalen Sonnenbestrahlung am Roten Hang, der Nähe zum Rhein und der windgeschützten Lage innerhalb der Einfriedung bringt das einmalige Terroir Weine von filigraner Fruchtigkeit mit einer leicht mineralischen Säure hervor.

Weinbergslage. Im Jahr 742 wurde die Glöck vom fränkischen Hausmeier Karlmann, einem Onkel Karls des Großen, dem Bistum Würzburg geschenkt. Seit den 1760er-Jahren wird sie von einer Mauer eingefasst, die 1992 restauriert wurde. Ihre Natursteine schützen den Weinberg vor Wind und speichern die Wärme. Dies trägt entscheidend zum Mikroklima am Roten Hang bei. Das Rebland der Niersteiner Glöck umgibt die Kilianskirche, deren Glockengeläut der berühmten Lage den Namen gegeben haben soll. Staatliche Weinbaudomäne Oppenheim Oppenheim, Wormser Straße 162 Tel. 06133 930305 www.domaene-oppenheim.de

Klein, aber fein Mit gerade mal 2,1 Hektar Anbaufläche ist die Niersteiner Glöck die wertvollste Einzellage der Staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim und als „Großes Gewächs Rheinhessen“ klassifiziert. Außerdem gilt das kleine, aber feine Hangstück über dem linken Rheinufer als Deutschlands älteste namentlich bekannte H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Saale-Unstrut KO S T B A R E W E I N E – E I N Z I GA RT I G E K U LT U R L A N D S C H A F T

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Zwei Flüsse geben dem Anbaugebiet seinen Namen, denn die meist terrassierten Weinberge liegen vor allem in den engen Flusstälern von Saale und Unstrut. Hier verläuft der 51. nördliche Breitengrad, das Anbaugebiet ist somit das nördlichste Qualitätswein­ anbaugebiet Deutschlands. Trotzdem beschert die Natur der Region ausgedehnte Vegetationszeiten. Und der ausgewogene Mix aus Sonne und Kühle sorgt für feingliedrige und spritzige Tropfen. Die Rebhänge sind vorwiegend nach Süden gerichtet, in den Flusstälern bilden „Wärmeinseln“ ein besonders mildes Mikroklima. Mit rund 500 mm Niederschlag jährlich zählt die Weinbauregion zu den niederschlagsärmsten in Deutschland, die Sonne scheint etwa 1.600 h im Jahr. Die durchschnittliche Erntemenge beträgt nur 50 hl/ha. Ursprüngliche Landschaften finden sich hier: Steilterrassen, Jahrhunderte alte Trockenmauern und Weinbergshäuschen, dazwischen Streuobstwiesen und Flussauen. Hoch oben stehen trutzige Burgen und Schlösser. Kultur und Geschichte, Natur, Romantik und Wein sind hier ganz selbstverständlich vereint. Die Reben geben der Flusslandschaft ihren unverwechselbaren Charakter und das seit über 1.000 Jahren. Die Geschichte des Weinbaus an den Flüssen Saale und Unstrut beginnt

mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 998. Für den Bereich der Mansfelder Seen bei Halle gilt eine Tauschurkunde des Kaisers Otto II. von 973 als ältester urkundlicher Nachweis für den Weinbau. Entlang der Weinstraße Saale-Unstrut verlaufen die „Straße der Romanik“ sowie die „Himmelswege“. Burgen und Schlösser, wie die Neuenburg oder Rudelsburg, bedeutende Bauwerke, wie der Naum­ burger Dom, sowie mystische Stätten, wie der Fundort der „Himmelsscheibe von Nebra“, erzählen von der kulturellen Geschichte des Landes. Als heimliche Weinhauptstadt gilt Freyburg an der Unstrut. Auf dem sehr gut ausgebauten Rad-, Wander- und Wasserwege­

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SAALE-UNSTRUT IM ÜBERBLICK Geografische Lage: 51. Breitengrad nördlicher Breite – in den Tälern von Saale und Unstrut · Klima: Jahresmitteltemperatur bei 9,1 °C, geringe Niederschlagsmenge (500 mm/Jahr), durchschnittlich 1.600 Sonnenstunden/Jahr · Böden: Muschelkalk, Buntsandstein, Lösslehm, Kupferschiefer · Rebfläche: ca. 770 ha · Rebsorten: Müller-Thurgau, Weißburgunder, Silvaner, Riesling, Portugieser, Dornfelder

netz macht die Erkundung des Anbaugebiets und seiner Weine, der Weingüter, Straußwirtschaften und Gutsschänken besonders viel Spaß. Der weitaus größte Teil des Weinbaugebiets befindet sich im Naturpark Saale-Unstrut-Triasland. Traditionell trocken ausgebaute Weine mit gebietstypischer, fein nuancierter Fruchtigkeit und Spritzigkeit sind das Markenzeichen des Gebiets. Der größte Teil der Weinberge liegt im Süden Sachsen-Anhalts, einige Hektar in Thüringen und Brandenburg. Rund 30 Rebsorten laden zum Probieren und Vergleichen ein. Die Hauptsorte ist der Müller-Thurgau, der hier dank des geringen Ertrags erstaunliche Feinheiten birgt. Besonders stolz sind die Winzer von Saale und Unstrut auf ihren Weißburgunder, auch Silvaner und Riesling gehören zu den H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Klassikern der Region. Auf einem Viertel der Rebfläche stehen Rotweinsorten, vor allem Portugieser, Dorn­ felder, Spätburgunder und Zweigelt. Raritäten, wie die Rotweinsorte André, die in Deutschland nur in Saale-Unstrut gedeiht, vervollständigen das Angebot.

Information: Weinbauverband Saale-Unstrut Querfurter Straße 10 06632 Freyburg Tel. 034464 26110 Fax 034464 29416 www.natuerlich-saale-unstrut.de info@weinbauverband-saale-unstrut.de


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Saale-Unstrut: Höhepunkte der Weinkultur DIE SEKTKELLEREI ROTKÄPPCHEN

Es waren einmal zwei Brüder, die gründeten mit ihrem Freund eine Weinhandlung … So beginnt 1856 die märchenhafte Erfolgsgeschichte der Sektkellerei Rotkäppchen in Freyburg an der Unstrut. Damals hieß die Firma noch Kloss & Foerster. Rasch widmete sie sich neben dem Weinhandel auch der „Anfertigung moussierender Weine“. Die ersten 6.000 Bouteillen wurden noch in einer Hinterhauswohnung abgefüllt, und der erste Sektkorken knallte 1858 zur Hochzeit von Firmenmitbegründer Julius Kloss. Prickelnde Erfolgsgeschichte Das Unternehmen lief wie geschmiert, und bald reichte der Wein im nördlichsten deutschen Anbaugebiet nicht mehr aus. Daher mussten ab 1867 Weine aus anderen

Regionen Deutschlands aufgekauft und an der Unstrut versektet werden. Seit 1895 heißt die Sektkellerei Rotkäppchen. Während ihrer wechselvollen Firmengeschichte überstand sie zwei Weltkriege und war ein Musterbetrieb der DDR, der verwegene Kreationen wie den koffeinhaltigen Schaumwein „Mocca-Perle“ und „Sekt-Pils für den Mann“ kreierte. Herzstück des Unternehmens ist bis heute das imposante Kellereigebäude von 1897 mit seinen fünf Kellergeschossen. Dort lagern die Weine in Eichenholzfässern, bevor sie zu Cuvées vermischt und in Flaschen gefüllt werden. Der besondere Stolz der Kellerei ist das größte Cuvéefass Deutschlands mit kunstvollen Schnitzereien. Es wurde aus dem Holz von 25 Eichen in der hauseigenen Küferei gebaut und 1896 fertiggestellt. Mit einem Fassungsvermögen von 120.000 Litern nimmt es im Domkeller ganze drei Geschosshöhen ein.

Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien Freyburg an der Unstrut, Sektkellereistraße 5 Tel. 034464 340 www.rotkaeppchen.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DIE WEINBERGSHÄUSCHEN AN SAALE UND UNSTRUT

Charakteristisch für die Anbauregion Saale-Unstrut sind die vielen Weinbergshäuschen an den Rebhängen und auf den Steilterrassen der Flussufer. Die meisten sind kleine, zweckmäßige Hütten, in denen die Winzer einst ihre Arbeitsgeräte aufbewahrten, den Proviant verzehrten und an rauen Tagen Schutz vor Wind und Wetter fanden; einige dienten auch als schmucke Wochenendhäuschen – und manche sogar als luxuriöse Lustschlösschen, in denen weinselige Feste gefeiert wurden. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Südliches Flair in der nördlichsten Weinregion In kaum einem anderen deutschen Anbaugebiet gibt es so viele Weinbergshäuschen wie an den Uferhängen von Saale und Unstrut – vermutlich, weil es hier niemals eine Flurbereinigung gab, die die kleinen Weinbergsparzellen zu großen Anbauflächen zusammengefasst und im Zuge der Umlegung den alten Rebbestand samt Häuschen und Hütten vernichtet hätte. Auf den bis zu zehn Weinbergsterrassen des Schweigenbergs bei Freyburg befinden sich auf 25 Hektar Rebfläche sage und schreibe 90 Weinbergshäuschen. Am bekanntesten ist vielleicht das Toskana­schlösschen mit seinem ziegelroten Putz und den weiß gefassten Fensterbögen und Gesimsen; vom Aussichts­turm hat man einen herrlichen Blick über die Rebflächen des Schweigenbergs mit seinen alten Trocken­mauern und unzähligen Treppenstufen – und natürlich auf das Tal der Unstrut.

Weinbauverband Saale-Unstrut Freyburg an der Unstrut, Querfurter Straße 10 Tel. 034464 26110 www.weinbauverband-saale-unstrut.de


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DAS „STEINERNE BILDERBUCH“ BEI NAUMBURG

An der Mündung der Unstrut in die Saale, vor den Toren Naumburgs, erhebt sich der Markgrafenberg bei Großjena. Hier erwarb der Naumburger Hof­ juwelier Johann Christian Steinauer im Jahr 1705 einen Weinberg, über dem er sich eine stattliche Villa erbauen ließ. In die Felswände zu Füßen des Weinbergs ließ er einen monumentalen Bildzyklus hauen, den er Herzog Christian zu Sachsen-Weißenfels zu dessen zehnjährigem Regierungsjubiläum widmete.

Das nächste Bild zeigt Noah mit langem Rauschebart und wallendem Mantel als ersten Weinbauern; in der einen Hand hält er einen Rebstock, in der anderen ein Winzermesser. Selbstverständlich hat sich auch der Stifter im Bilderzyklus verewigen lassen, wenn auch nur in der Widmungsinschrift vom 17. März 1722. Dem Landesherrn zum Wohlgefallen Der Name des Bildhauers ist nicht überliefert, doch sein Werk wurde als „Steinernes Bilderbuch“ bekannt. Auf dem Buntsandstein sind zwölf lebensgroße Reliefs zu sehen, darunter der Landesherr als stolzer Reiter zu Pferd. Die übrigen Bilder zeigen vor allem Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, bei denen sich natürlich alles um den Wein dreht. Ein Relief zeigt beispielsweise Jesus, wie er mit nackten Füßen die Trauben im Weinbottich zerstampft, während Winzerinnen und Winzer weitere Trauben in Holzbütten bringen.

Tourist-Information Naumburg, Markt 12 Tel. 03445 273125 www.naumburg.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Sachsen I N D I V I D U A L I TÄT – R A R I TÄT – Q U A L I TÄT

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Sachsen ist das nordöstlichste und eines der kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands. Erst bei Pirna, am 51. Grad nördlicher Breite, beginnen die rund 500 Hektar Weinberge, die sich entlang der Elbe bis hinter Meißen erstrecken. Dabei hat der Weinbau hier eine fast 850-jährige Tradition. Im Jahr 1161 wurde er erstmals urkundlich erwähnt und umfasste in seiner Blütezeit im 17. Jahrhundert eine Fläche von 5.000 Hektar. Die Porzellanstadt Meißen gilt als die Wiege des sächsischen Weinbaus. Noch heute wird dort das größte Weinfest der Region gefeiert. Kirche und weltliche Obrigkeit bemühten sich über die Jahrhunderte um den Weinbau. Schlösser, Berg- und Lusthäuser entstanden, ebenso wie Winzerhäuser, Weinbergskirchen und

Weinschänken. So entwickelte sich die für die Region typische Verbindung von Baukunst und Weinbau. Dass hier im Nordosten, insbesondere bei den Weißweinen, Spitzenqualitäten gekeltert werden können, ist Ausdruck einer besonderen Klimagunst. Dort, wo die Niederschläge noch ausreichen, schafft das Kontinentalklima mit seinen 1.600 Sonnenscheinstunden optimale Bedingungen für das Wachsen und Reifen der Trauben. Der stete Wechsel von Tageswärme und Kühle der Nacht sorgt für reiche Aroma- und Bukettstoffe in den Weinen. Der Wein aus Sachsen ist eine Rarität. Man findet ihn vor allem im Anbaugebiet selbst – in gemütlichen Weinstuben und edlen Restaurants, in stilvollen Vinotheken und auf herbstlichen Weinfesten – und H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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natürlich bei den Winzern. Diese sind an der Sächsischen Weinstraße zu Hause. Die 55 Kilometer lange Route von Pirna über Dresden, Radebeul und Meißen bis in die idyllischen Elbweindörfer um Diesbar-Seußlitz verbindet kulturhistorische Sehenswürdigkeiten und die reizvolle, vom Weinbau geprägte Landschaft. Die typischen, mit Bruchsteinmauern terrassierten Steillagen sind ein besonderes Kleinod des Weinbaus in Sachsen, denn an den steilen Elbhängen gedeihen die großen Weine dieser Region wie Weiß- und Grauburgunder und vor allem Traminer. Auch der 90 Kilometer lange Sächsische Weinwanderweg verbindet die Perlen H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

der Gegend, führt zu den schönsten Weinbergen, zu Aussichtspunkten und Weinkellern. Zu einem Schoppen Wein und einer deftigen Mahlzeit laden etliche Straußwirtschaften ein. Diese rustikalen Einkehrmöglichkeiten, meist von Klein- und Nebenerwerbswinzern betrieben, erfreuen sich großer Beliebtheit. Wer mehr von der Arbeit im Weinberg und dem Reifen des Weins im Keller erfahren möchte, sollte einen Urlaub beim Winzer buchen oder die „Tage des offenen Weingutes in Sachsen“ besuchen: Am letzten Augustwochenende laden mehr als 25 Weingüter zu Kellerbesichtigungen, Weinbergs­


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SACHSEN IM ÜBERBLICK Geografische Lage: Elbtal und Nebentäler zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz über 55 km, daneben Bereiche Elstertal (Sachsen-Anhalt) und Schlieben (Brandenburg) · Klima: milde Jahres­ temperaturen, gemäßigtes Kontinentalklima, mittlere Niederschläge · Böden: vielfältig von Granit- und Granitporphyrverwitterungen bis zu Lehm, Löss und Sandstein · Rebfläche: ca. 500 ha · Rebsorten: Müller-Thurgau, Riesling, Weißund Grau­burgunder, Traminer, Spätburgunder, Kerner

führungen und Verkostungen ein. Dabei kann man neben Müller-Thurgau, Riesling und Weißburgunder auch Raritäten aus dem etwa zwei Dutzend Rebsorten umfassenden Sortiment der Elbtal-Winzer probieren. Etwa einen Elbling oder Gutedel oder auch einen Goldriesling, der nur hier in Sachsen angebaut wird.

Information: Weinbauverband Sachsen e. V. Fabrikstraße 16 01662 Meißen Tel. 03521 7635-30 Fax 03521 7635-40 www.weinbauverband-sachsen.de info@weinbauverband-sachsen.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Sachsen: Höhepunkte der Weinkultur

SCHLOSS WACKERBARTH

Dass die Gegenwart immer auch ein Spiegel der Vergangenheit ist, zeigt das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth. Neben der barocken Schlossund Gartenanlage entstand zwischen 1999 und 2002 eine moderne Wein- und Sektmanufaktur, die mit klaren Linien und viel Transparenz einen bewussten Kontrast zu den verspielten Barockbauten mit Rokokoanklängen bildet. Gleichberechtigt stehen die beiden Pole nebeneinander – ein Symbol für den Weinbau an der Elbe, der seine Tradition achtet und selbstbewusst in die Zukunft blickt. Barocke Pracht und zeitgemäße Transparenz Die Anfänge von Schloss Wackerbarth gehen in die Zeit Augusts des Starken zurück. Dessen Generalfeldmarschall und Staatsminister, Reichsgraf August Christoph von Wackerbarth, ließ sich um 1730 vor H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

den Toren Dresdens einen standesgemäßen Alterssitz am rechten Elbufer errichten. Als Baumeister verpflichtete er zwei ganz große Namen: Johann Christoph Knöffel, der Hauptvertreter des sächsischen Rokoko, entwarf das Schloss, Matthäus Daniel Pöppelmann, der Schöpfer des Dresdner Zwingers, das Belvedere über den Weinbergsterrassen. Schon damals war Schloss Wackerbarth von Weinbergen umgeben. Heute präsentiert sich das Anwesen im Radebeuler Stadtteil Niederlößnitz als Erlebnisweingut. Auf seinen Syenit-, Kalksteinund Granitböden, zum Teil von Löss-Lehm-Schichten überlagert, wachsen neben Riesling, Traminer, Weißburgunder, Goldriesling und Blaufränkisch auch Scheurebe, Dornfelder, Bacchus, Kerner, Grau- und Frühburgunder. Die Sortenvielfalt ist typisch für Sachsen, ebenso der winterharte Goldriesling – eine sächsische Rarität, die in kaum einer anderen Weinregion angebaut wird.

Sächsisches Staatsweingut, Schloss Wackerbarth Radebeul, Wackerbarthstraße 1 Tel. 0351 89550 www.schloss-wackerbarth.de


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DIE HOFLÖSSNITZ IN DER HISTORISCHEN WEINBERGLANDSCHAFT RADEBEUL

Im sonnenverwöhnten Rebland der Sächsischen Weinstraße öffnet sich das Tor zur Hoflößnitz, dem berühmten historischen Weingut bei Radebeul. Dort wird an den Lößnitzhängen nordwestlich von Dresden seit über 600 Jahren Weinbau betrieben, und zwar im großen Stil. Begonnen hat alles anno 1401. Damals kaufte Wilhelm der Einäugige, Markgraf von Meißen, das Gelände über dem Lößnitzbach – mitsamt dem „Weyngarten, der do heyst auff der Lessenitz“. Wiege des sächsischen Weinbaus Die nächsten 500 Jahre blieb das Weingut im Besitz der wettinischen Fürsten, die in Sachsen bis 1918 regierten. Vor allem unter August dem Starken fanden hier rauschende Feste statt; auf ihn geht auch die barocke Himmelsleiter zurück, die als längste Treppenanlage Sachsens die Weinbergsterrassen über der Hoflößnitz erschließt. Nach der verheerenden Reblauskatastrophe des 19. Jahrhunderts schien der Weinbau im Elbtal am Ende – bis der Önologe Carl Pfeiffer 1913 mit der systematischen Aufrebung der Terrassen begann. Als Leiter der Weinbauversuchs- und -Lehranstalt, die 1927 in der Hoflößnitz eingerichtet wurde, entwickelte Pfeiffer Marketingstrategien, die die Elbweine überregional bekannt machen sollten. Sie gipfelten 1931 in der

Erfindung der „Sachsenkeule“ – einer grünen Weinflasche in eleganter Keulenform, die nach wie vor vielen Elbtalwinzern als Markenzeichen für sächsischen Wein gilt. Seit 1998 bewirtschaftet die Hoflößnitz als erstes zertifiziert ökologisches Weingut Sachsens rund 8,5 Hektar Rebland. Die gutseigenen Weine und Sekte können im Hofladen probiert und gekauft werden.

Stiftung Hoflößnitz Radebeul, Knohllweg 37 Tel. 0351 8398341 www.hofloessnitz.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Württemberg SCHILLER MEETS TROLLINGER & LEMBERGER

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Unter Deutschlands großen Weinbaugebieten belegt Württemberg mit rund 11.300 Hektar Rebfläche Platz vier. Von diesen ist es das einzige, das mehr Rotwein als Weißwein produziert. Bei etwa 70 Prozent liegt der Rotweinanteil, am bekanntesten ist nach wie vor der Trollinger. Man nennt den süffigen Rotwein das „Nationalgetränk der Württemberger“, das gerne und häufig zum Vesper getrunken wird. Bekanntermaßen liegt der Weinkonsum in Württemberg deutlich höher als anderswo. Der Trollinger trägt einen großen Teil dazu bei, vermutlich auch nach dem Trollinger-Marathon, der alljährlich in Heilbronn veranstaltet wird. Dagegen verstehen sich Schwarz­riesling, Lemberger und Spätburgunder, Württembergs weitere wichtige Rotweinsorten, vornehmlich als genussvolle Begleiter einer anspruchsvollen Küche. Im Sommer genießt man im Übrigen gerne einen Württemberger

Schillerwein, eine aus roten und weißen Trauben her­ gestellte Weinspezialität, oder auch ein Glas Riesling, die wichtigste Weißweinsorte Württembergs. Weinbau betreiben die Weingärtner entlang des Neckars, aber auch in den geschützten Flusstälern der NeckarNebenflüsse Rems, Enz, Kocher, Jagst und Tauber und sogar am Bodensee. Herzstück des Weinbaugebiets ist der Bereich Württembergisches Unterland am Mittleren Neckar, südlich davon schließt sich der Bereich Remstal-Stuttgart an. Der Anteil der wertvollen Steillagen ist hoch. Vielfach bewirtschaften die Winzer nur kleine Parzellen, deren Ertrag sie traditionell an die nächstgelegene Weingärtnergenossenschaft liefern. Mehr als 50 gibt es davon in Württemberg; sie vermarkten etwa 80 Prozent der Württemberger Weine. Weite Teile des Weinbaugebiets erschließt die Württemberger Weinstraße, die von Weikersheim bei Bad Mergentheim bis H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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WÜRTTEMBERG IM ÜBERBLICK Geografische Lage: zwischen Reutlingen und Bad Mergentheim; Zentren in Stuttgart und Heilbronn · Klima: milde Jahrestemperaturen, durch Schwarzwald und Schwäbische Alb geschützte Tallage des Neckars · Böden: verschiedene Keuper­forma­tionen; am mittleren Neckarraum Muschel­kalkinseln · Rebfläche: ca. 11.300 ha · Reb­sorten: Trollinger, Riesling, Schwarzriesling, Lemberger, Spätburgunder, Kerner, Silvaner, Müller-Thurgau und als Spezia­­litäten Samtrot und Frühburgunder (Clevner)

nach Metzingen, östlich von Tübingen gelegen, über 500 Kilometer hauptsächlich am Neckar und seinen reizvollen Seitentälern entlang führt. Einladend liest sich auch Württembergs Weinfestkalender mit mehr als 200 Angeboten, um den vor Ort angebauten Wein in stimmungsvoller Umgebung kennenzulernen. Zu den bekanntesten und größten Weinfesten zählt das Heilbronner Weindorf. Schließlich versteht sich Württemberg auch als Land der Philosophen und Dichterfürsten. Der erste Präsident der Bundesrepublik soll, durch ein Glas Lemberger beflügelt, seine Reden geschrieben haben, auch Schiller und Hölderlin fanden wohl Inspiration beim Württemberger. So kommt eine Weinreise nach Württemberg wohl kaum an Kunst und Kultur vorbei, etwa bei einem Abstecher ins schwäbische Marbach mit dem Schiller-Nationalmuseum oder bei der Besichtigung der Burg Hornberg des Götz von Berlichingen. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Information: Werbegemeinschaft Württembergischer Weingärtnergenossenschaften e G Raiffeisenstraße 6 71696 Möglingen Tel. 07141 2446-0 Fax 07141 2446-20 www.wwg.de info@wwg.de Weinbauverband Württemberg e. V. Hirschbergstraße 2 74189 Weinsberg Tel. 07134 8091 Fax 07134 8917 www.weinbauverband-wuerttemberg.de info@weinbauverband-wuerttemberg.de


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Württemberg: Höhepunkte der Weinkultur DER WINZERHOF GIERER AM BODENSEE

Seit über 300 Jahren widmet sich die Winzerfamilie Gierer am sonnenverwöhnten Nordufer des Bodensees dem Weinbau. Kein Wunder, dass sich im Lauf der Zeit allerhand ausrangiertes Arbeitsgerät angesammelt hat. Vom Kummet bis zur Kelter wurde alles beiseite geräumt, um Platz zu schaffen für den neuen Eingangsbereich zur Vinothek – einen unkonventionell gestalteten Anbau, der den alten Holzfasskeller mit einbezieht und gleichzeitig die zeitgemäße Visiten­ karte des Weinguts darstellt.

Reizvolle Aus- und Einblicke Mit ihrer Stirnwand aus Valser Quarzit, der markant abgewinkelten Linienführung und den transparenten Fassaden vereint die neue Vinothek regionale Materialien und außergewöhnliche Formen mit umwerfenden Aus- und Einblicken – nicht nur auf die nahe und ferne Umgebung, sondern auch in den Keller, in dem

die gutseigenen Weine reifen. Nach Norden hin lenkt die verglaste Rückfront den Blick direkt in die Weinberge. Nach Süden hin reicht der Blick durch die gläserne Eingansfront über den Bodensee auf die Alpen. Und der unter der Scheune liegende Barriquekeller wird durch ein begehbares Fenster im Fußboden in den Präsentationsbereich mit einbezogen. Einen passenderen Rahmen kann man sich eigentlich nicht vorstellen, um die gutseigenen Weine zu verkosten: Müller-Thurgau, Riesling, Grauburgunder, Sauvignon blanc und Bacchus, Spätburgunder und Dornfelder, Weißherbst und den für den Bodensee typischen Rotling.

Winzerhof Gierer Nonnenhorn, Sonnenbichlstraße 31 Tel. 08382 89581 www.winzerhof-gierer.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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DIE KELLEREI WILHELM KERN IM REMSTAL

„Die Schnörkellosigkeit, die unsere Weine und uns selbst ausmacht, findet sich auch in unseren Räumlich­keiten wieder“, meinen die Kerns vom Weingut Wilhelm Kern in Kernen-Rommelshausen. Sie arbeiten mit über 150 Winzern aus ganz Württem­ berg zusammen, deren Lesegut – Kerner, Riesling, Silvaner, Weiß-, Grau- und Spätburgunder, Zweigelt, Lemberger und natürlich Trollinger – in den Edelstahl­ tanks und Holz­fässern des Familienunternehmens zu gebietstypischen, aber auch individuellen Weinen ausgebaut werden. Kern, Kerner, Kernen Begonnen hat alles in der Stuttgarter Innenstadt, wo Wilhelm Kern im Jahr 1903 eine Küferei nebst Kelterei und Weinhandlung eröffnete. Im Zuge des Wirtschaftswunders suchten die Kerns nach mehr Platz für ihr florierendes Unternehmen und verlegten den H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Firmensitz nach Fellbach-Schmiden nordöstlich der Stadtgrenze Stuttgarts. Doch auch dort war es irgendwann zu eng, und so wurde der Firmensitz 2012 ins Remstal verlegt. Heute präsentiert sich die Kellerei in Kernen-Rommels­hausen als moderner Kubus, der komplett mit Lärchenholz verkleidet ist. Dynamisch geschwungene Öffnungen, die an die Silhouette einer hügeligen Weinbergslandschaft erinnern, durchbrechen die Geschlossenheit der Fassaden. Alles wirkt ruhig und gelassen, damit die Besucher sich auf das Wesentliche konzentrieren können: die Weine der Kellerei. Denn „die Weinberge in ihrer vielfältigen und reizvollen Umgebung“, so die Kerns, „sind das Kapital und das Fundament, auf dem wir unsere Zukunft gestalten.“ Kellerei Wilhelm Kern Kernen-Rommelshausen, Wilhelm-Maybach-Straße 25 Tel. 07151 2766790 www.kern-weine.de


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DIE SEKTMANUFAKTUR KESSLER IN ESSLINGEN

„Wie lieb und luftig perlt die Blase der Witwe Klicko in dem Glase“, reimte Wilhelm Busch in seiner Bildergeschichte über „Die fromme Helene“. So oder ähnlich mag Georg Christian Kessler gedacht haben, denn der Gründer von Deutschlands ältester Sektmanu­faktur lernte die hohe Kunst der Schaumweinherstellung in der Champagne – genauer gesagt in der Kellerei Veuve Clicquot-Ponsardin in Reims. Schäumender Württemberger nach Champagner Art Dort machte der aus Heilbronn stammende Kaufmann eine steile Karriere, und Witwe Barbe-Nicole Clicquot persönlich bestimmte ihn zum Erben ihres Champagner­imperiums. Doch dann kam alles ganz anders. Georg Christian Kessler ging ins heimatliche Württemberg zurück und gründete 1826 in Esslingen sein eigenes Unternehmen, die G. C. Kessler & Compagnie. In der ehemaligen Kelter des Kaisheimer Pfleghofs unterhalb der Esslinger Burg stellte er nach der Champagner­methode die ersten 4.000 Flaschen „schäumenden Württemberger Wein“ aus Früh­

burgunder her. Da die Glasflaschen dem hohen Druck der Flaschengärung damals nicht immer standhielten, war die Schaumweinproduktion ein ziemlich riskantes Geschäft. Kesslers Unternehmen lief jedoch ausgesprochen erfolgreich, und 1832 nahm er die Verlegung des Firmensitzes an den heutigen Standort in Angriff: das Kesslerhaus im ehemaligen Speyrer Zehnthof am Esslinger Marktplatz. Dessen südlicher Teil wurde 2013 zu Ehren des 1841 geadelten Firmengründers in Georg-Christian-vonKessler-Platz umbenannt.

Kessler Sekt Esslingen, Kessler-Karree 18 Tel. 0711 31059341 www.kessler-sekt.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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Terrassensteillage über dem Neckar Im Jahr 1184 wurde Burg Hornberg erstmals urkundlich erwähnt – und mit ihr der Weinbau an den Hängen über dem Neckar. Das macht die Burg zum ältesten durchgehend bewirtschafteten Weingut Baden-Württembergs und zum zweitältesten der Welt. Dabei haben im 4. Jahr­hundert vermutlich die Römer die ersten Reben an den Neckar gebracht und die Steilhänge als Weinbergsterrassen angelegt. Heute durchziehen insgesamt neun Kilometer Mauerwerk das zehn Hektar große Traditionsweingut, das vom Burgherrn persönlich geführt wird. Baron Dajo von Gemmingen-­ Hornberg, diplomierter Ingenieur für Weinbau und Kellerwirtschaft, nutzt das besondere Mikroklima auf den Steilterrassen über dem Fluss zum Anbau von Weißburgunder, Riesling, Muskateller, Chardonnay, Silvaner, Trollinger, Spätburgunder und Dornfelder. BURG HORNBERG AM NECKAR

Hoch hinaus ragen die Mauern von Burg Hornberg, der größten und ältesten Wehranlage am Neckar. Vor rund 500 Jahren diente sie dem viel zitierten Götz von Berlichingen als Wohnsitz. Hier lebte er bis zu seinem Tod im Sommer 1562. Wenn ihm nicht gerade danach war, „die Landesgegend ein Weilchen unsicher zu machen“ – wie er in seinen Lebenserinnerungen schreibt – oder er eine Haftstrafe verbüßen musste, widmete er sich dem Weinbau am Südwesthang unterhalb der Burg. Und das so erfolgreich, dass er seinen Wein bis an den Wiener Hof verkaufte. H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

Burg Hornberg Neckarzimmern Tel. 06261 5001 www.burg-hornberg.de


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PFEDELBACH UND DAS FÜRSTENFASS

Der nackte Bacchus mit dem riesigen Feigenblatt sieht eigentlich aus, als hätte er schon mehr als genug Wein getrunken. Trotzdem hält er in jeder Hand einen leeren Wein­becher und scheint nach mehr zu verlangen. Die originelle Holzskulptur diente als Fassriegel – eine Verschlussvorrichtung, die bei Fässern ab 1.000 Liter Fassungsvermögen üblich war. Fassriegel verschlossen an der Unterseite großer Fässer die Öffnung, durch die der restliche Wein abgelassen und das Fass gereinigt werden konnte. Ein Fass als Finanzamt 64.664 Liter Wein fasste das Fürstenfass, das für Joseph Fürst zu Hohenloe und Waldenburg Pfedelbach 1752 fertiggestellt wurde. So verkündet es jedenfalls die prachtvoll eingefasste Inschrift auf dem Prunkfass, das im Weinbaumuseum von Pfedelbach im Herzen des Hohenloher

Landes zu sehen ist. Gebaut hat es der fürstliche Hofküfer Michael Mayer aus dem benach­barten Michelbach am Wald. Das Fürstenfass war für den Zehntwein bestimmt, der hauptsächlich dazu diente, die Beamten im Dienste des Fürsten zu bezahlen. Die sonnenverwöhnten Hänge an Kocher, Jagst und ­Brettach bringen hervorragende Weiß- und Rotweine hervor – das wussten bereits die Römer zu schätzen. Doch die Untertanen des Fürsten zu Hohenlohe lieferten­­nicht immer die edelsten Tropfen als flüssige Steuern ab. Daher enthielt das prunkvolle Fürstenfass leider meist Cuvées von mittelmäßiger Qualität. 1822 wurde es zum letzten Mal mit dem Weinzehnten gefüllt.

Weinbaumuseum Pfedelbach, Baierbacher Straße 12 Tel. 07941 608111 www.pfedelbach.de H ö h e p u n k t e d e r We i n k u l t u r

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