die ZWIEBEL 1-2015

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wiebel Z Magazin fĂźr das lebenswerte Bamberg

Kultur Genuss Portraits Lebenswertes Veranstaltungen Aktuelles aus Bamberg

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 Januar 2015


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die ZWIEBEL 1/2015

Wir – erscheinen monatlich mit lesenswerten Beiträgen rund um Menschen und Kultur in Bamberg – haben in den letzten drei Jahren ein Magazin aufgebaut, das die Leser schätzen – haben gezeigt, dass kostenlos nicht billig bedeuten muss – suchen Verstärkung in der Beratung unserer Inserenten

Sie – sind ein freundlicher Mensch, gern auch über 50 – gehen gern auf alte und neue Kunden zu – stehen hinter dem Konzept der ZWIEBEL als hochwertigem Magazin, das von A bis Z handgeschrieben ist – möchten unsere Inserenten in Voll- oder Teilzeit beraten

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die ZWIEBEL Herrn Henning Brandt Schellenbergerstr. 8 post@die-zwiebel.de Für Fragen: 09 51 / 51 93 95 - 0

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die ZWIEBEL 1/2015 gruß aus der küche

Wer hat an der Uhr gedreht?

Geht Ihnen das auch so: Man hat das Gefühl, dass die Zeit irgendwie immer schneller vergeht? Schwuppdiwupp ist wieder ein Jahr vorbei. Blitzblank und neu präsentiert sich also der Januar 2015 mit ganz viel Platz für gute Vorsätze, viele Pläne, Termine… Halt! Stopp! Sollten wir es nicht mal etwas ruhiger und genussvoller angehen lassen? Vielleicht wäre das ja mal ein guter Start ins neue Jahr? die ZWIEBEL hat jedenfalls schon mal viel Genussreiches für jeden Geschmack angerichtet: Karpfen für den Gaumen, Kultur für die Seele, Musik für die Ohren, Tanz für Senioren und (den Traum von) Schnee für Bamberg.

Ein weiteres Thema dieser Ausgabe ist der Schlaganfall: Auch hier spielt Zeit eine lebenswichtige Rolle: Zeit für schnelle Hilfe, aber auch Zeit im Umgang mit solch einem Schicksalsschlag. Ein Ereignis, das zeigt, wie schnell sich das Leben von einer Minute auf die andere verändern kann. Das aber auch bestätigt, was bereits Rousseau im 18. Jahrhundert (der guten alten Zeit) feststellte: „Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.“ In diesem Sinne ein genussreiches neues Jahr wünscht Ihre ZWIEBEL-Redaktion

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anzeige die ZWIEBEL 1/2015

ein Steuer-schutzengel sorgt vor

Irene Arbogast-Eisend ist Steuerberaterin mit Leib und Seele. „Ich hatte schon immer ein gutes Gespür für Zahlen“, sagt sie. Als Chefin fühle sie sich manchmal wie ein Adler, der in der Luft kreist und alles im Blick hat. Aber nur Zahlen zu be- und zu verarbeiten reiche in diesem Beruf nicht aus. „Eine gute und umfassende Beratung meiner Mandanten ist wichtig.“ Bereits 1950 wurde die Kanzlei in der Friedrichstraße von Hermann Kestel gegründet. Später, von 1964 bis 1967 führte Kestel diese in Sozietät mit seinem Schwiegersohn Norbert Stein, der sie bis zu seinem Unfalltod 1977 allein innehat-

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te. Irene Arbogast-Eisend, bis dato angestellte Steuerberaterin in der Kanzlei, übernahm das Steuerruder spontan. Damals für eine Frau ein eher ungewöhnlicher Schritt. „Der Start war schwierig, der Antrittsbesuch beim Finanzamt frustrierend. Mir wurde zunächst zögerlich Anerkennung entgegengebracht“, erinnert sie sich. Zum Glück hat sich das über die Jahre und Jahrzehnte hinweg deutlich geändert. Heute beschäftigt ArbogastEisend eine junge Steuerberaterin sowie fünf Mitarbeiter/innen und eine Auszubildende. Einige ihrer Mandanten von damals begleitet sie schon in der dritten Generation. Ihr Beratungskonzept schließt auch ein Stück Lebensberatung mit ein – von der Wiege bis über die Bahre hinaus. „Speziell viele Frauen stehen beim Tod des Ehemannes hilflos da, weil dieser die Finanzgeschäfte geregelt hat“, weiß sie, „und das ist nicht nur bei den Älteren, sondern auch bei den Jüngeren nach wie

vor oft der Fall.“ Dann kommt ArbogastEisend als „Steuer-Schutzengel“, wie sie sich selbst nennt, eilends zur Hilfe und unterstützt bei der Regelung der Finanzen, „damit die Hinterbliebenen nicht im Schlamassel dastehen.“ Keine leichte Aufgabe, können die Witwen ihr Vermögen oftmals selbst gar nicht überblicken, weil sie zu Lebzeiten des Partners zu wenig in die Finanzgeschäfte eingebunden waren. Ein schwerwiegender Fehler, der leider häufig gemacht werde. „Man muss seinen Ehepartner rechtzeitig zur/m Witwe/r erziehen“, sagt sie scherzhaft und es ist doch ernst gemeint. Der Partner muss eingearbeitet sein, damit er sich auskennt. Blauäugigkeit und die Hoffnung, dass es einen schon nicht treffen werde, helfen im Ernstfall nicht weiter. Patientenverfügung, Generalvollmacht und Testament sind Möglichkeiten, die vieles vereinfachen, wenn alles anders läuft, als man es sich vorgestellt hat. Auch bei Krankheit, etwa wenn der Partner durch Koma oder Schlaganfall nicht mehr entscheiden kann. „Der andere ist dann blockiert“,

sagt die Steuerberaterin, „wie es weitergehen soll, ohne Vollmacht, ist im Leben oft schwieriger zu regeln als nach dem Tod.“ Auch auf die Notwendigkeit der Feststellung des Behindertenstatus weist sie ihre Mandanten ständig hin. Nicht nur Privatleute, auch Unternehmer sollten deshalb rechtzeitig ihre Nachfolge bzw. Betriebsübergabe planen und die Nachkommen an die ­bevorstehenden Aufgaben heranführen. Wer sich zeitlebens schon mit seinen Erben befasst, wird zudem in Sachen Erbschafts- und Schenkungssteuer gut beraten, damit die für ihn und den Betrieb beste Möglichkeit der Übergabe gefunden werden und das Unternehmen in die Zukunft geführt werden kann. „Die Jugend hat sicher auch gute Ideen“, meint ArbogastEisend, „für mich zählt immer die Gesamtbetrachtung von allem, was dahinter steckt – dann bin auch ich in meiner Entscheidung gut beraten.“ [dp] Steuerkanzlei Arbogast-Eisend Friedrichstraße 17, 96047 Bbg. T 0951/98610-0 • F 0951/28084 www.arbogast-eisend.de

Fotos: Anny Maurer

Die Steuerkanzlei Arbogast-Eisend in der Friedrichstraße feiert 65-jähriges Jubiläum. Zeit für Irene ArbogastEisend, einen Blick zurück auf die Anfänge zu werfen und natürlich weiter in eine interessante Zukunft im Zeichen der Vorsorge zu schauen.


Das Lesen Sie im Januar 2015 in der Zwiebel Kultur Vom guten Rutschen Unangepasster Kritiker Gelauscht: Musikneuheiten Gelesen: Aktuelle Buchrezensionen

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kurz & knackig die ZWIEBEL 1/2015

Ein herz für leere wände

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Leere Hände sind für einen Kulturbürgermeister Alltag – eine Stadt, die für ansiedlungswillige Unternehmen großherzig die Schatulle öffnet und auch gern überflüssige Sonderwünsche erfüllt, hat für die kleinen Bedürfnisse der Kulturschaffenden zwar immer ein paar warme Worte, aber immer weniger Geld zur Hand. Leere Wände im Büro des Kulturbürgermeisters gehen allerdings gar nicht, fand selbiger. Wie gut, dass es den Kunstverein gibt! Solange es der Stadt nicht gelingt, dauerhafte Ausstellungsräume für dessen umfassende Sammlung moderner Kunst zur Verfügung zu stellen, hat sich 2. Bürgermeister Dr. Lange bereit erklärt, wenigstens einige kleine Exponate auszustellen. Ein Bild aus der Serie „Addis Abeba“ von 1972 des in diesem Jahr verstorbenen Malers Otto Piene ist jetzt in seinem Amtszimmer zu sehen. Ferner zeigt er auf seinem Schreibtisch die Darstellung einer Frau und eines Mannes aus Hartbleiguss des Bildhauers Stephan Balkenhol, wie die Stadt jüngst mitteilte. Unbekannt sind bis dato die Öffnungszeiten von Bambergs kleinster Kunstschau im größten

Das Vernissagenfoto zeigt die Leihgeber Dr. Barbara Kahle, Maren Jensen und Franz Ullrich (v.r., alle Kunstverein Bamberg e.V.) mit dem treuesten Besucher des Minimuseums.

Dies‘ Bildnis ist bezaubernd schön Diese Arie wird man vielleicht jetzt gelegentlich aus dem Rathaus hören, mit Sicherheit aber im Juli aus dem E.T.A.Hoffmann-Theater. Denn dann findet wieder die Sommeroper Bamberg statt, diesmal mit Mozart zum Dritten: die Zauberflöte steht nach der Hochzeit des Figaro 2011 und Don Giovanni 2013 in diesem Jahr auf dem Programm. Wieder sind internationale Nachwuchskünstler aufgefordert, sich als Sänger oder Musiker für die Meisterkurse und die

Aufführungen zu bewerben. Mit dem vorgezogenen Spieltermin im Juli wird es diesmal auch eine echte Sommeroper. Doch nicht nur die künftigen Stars der Bühne dürfen sich bewerben, denn für den Chor werden Sängerinnen und Sänger aus der Region gesucht. Im Juni beginnen die Proben, sechs Aufführungen zwischen 20. und 28. Juli sind zu absolvieren. Erstmals gibt es auch einen Tagesspesenzuschuss. Wer also gern einmal zum Beispiel als Priester auf der Opernbühne stehen und im Chor „O Isis und Osiris“ singen möchte, findet weitere Angaben unter www. sommer-oper-bamberg.de. Bis Anfang Februar läuft die Bewerbungsfrist, erstes Vorsingen am 15.2.2015.

erwischt!

Wenn der Winter dann doch noch mit Macht vordrängen sollte, kommt wieder ein großes Räumen und Fegen über die Bürger. Und über den EBB, der mit vielen fleißigen Mitarbeitern schon zu nächtlicher Stunde Straße und Wege vom Eise befreit. Wie das zu geschehen hat, steht ausführlich in § 9 der „Verordnung über die Reinhaltung und Reinigung der öffentlichen Straßen und die Sicherung des Verkehrs auf Gehbahnen zur Winterszeit in der Stadt Bamberg“. Nämlich „mit geeigneten abstumpfenden Mitteln (z. B. Sand, Splitt), nicht jedoch mit Tausalz“. Außer „an Treppen oder erheblichen Steigungen“. Leider liest niemand das Ortsrecht, auch wenn es regelmäßig im Jubelblatt Rathaus-Journal

abgedruckt wird. Außer der GAL. Und die hat mit kriminalistischem Spürsinn in die Streugutbehälter des EBB geschaut, aus dem sich auch die Bürger gern bedienen, und mit Schaudern die Anwesenheit von Streusalz in 25 bis 30-prozentiger Mischung mit Splitt konstatiert. Stadträtin Gertrud Leumer hat nun beantragt, die Stadt möge sich, um Bäume, Hunde und Katzen nicht länger zu salzen, um Alternativen bemühen und diese nicht allein den Bürgern vorschreiben, sondern mit gutem Beispiel selbst vorangehen. Vielleicht überzeugt ja das Argument, dass dann auch die Dienstwagen der Stadt nicht so schnell rosten.

Mit Bayern ins Reine kommen Wasser, nein, Bier auf die Mühlen aller, die es schon immer gewusst haben: Franken ist den Bayern um Jahre voraus! Um 27 Jahre, um genau zu sein. Was in Fachkreisen schon länger gemunkelt wurde, ist nun belegt: Älter als das bairische (schrieb man bis 1831 so) Reinheitsgebot von 1516, das im nächsten Jahr überschwänglich gefeiert werden soll, ist das fränkische, sogar: Bamberger Reinheitsgebot. Der stellvertretende Leiter des Staatsarchivs Bamberg, Dr. Klaus Rupprecht, hat seine Hausaufgaben frühzeitig gemacht. Er kann nach intensiver Suche in den Beständen des Bamberger Staatsarchivs in der Hainstraße nun nachweisen, dass Fürstbischof Heinrich III. am 12. Oktober 1489 in einer „Umgeldordnung“ verfügte, dass im Stadtgebiet für das Brauen von

Foto: Pressestelle Stadt Bamberg

Kurz & Knackig Januar 2015

Amtsgebäude der Stadt. Für den Besuch der bislang unbefristeten Sonderausstellung sollten daher sicherheitshalber Termine unter 87-1400 vereinbart werden.


die ZWIEBEL 1/2015 kurz & knackig Bier „nichts mere denn Malz, Hopfen und Wasser“ zu verwenden sei. Der bislang fehlende Quellenhinweis ist damit aufgefunden. Das kommt zur rechten Zeit. Denn Altbaiern beginnt bereits, das Jubiläum zu kapern: die Bayerische Landesausstellung mit dem Thema „Bier in Bayern“ findet in Niederbayern statt. Der Ausrutscher mit der Bayerischen Bierkönigin, die 2014 aus Oberfranken kam, wird sich sicher nicht so schnell wiederholen, und nachdem die CSU im Landtag eine Petition der Brauer für Bier ohne Gentechnik abgelehnt hat, steht das Reinheitsgebot ohnehin auf tönernen Füßen. Soweit konnten schließlich weder Heinrich III. noch seine Nachahmer von 1516, die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und

Ludwig X. vorausschauen, sonst hätten sie sich bestimmt auch gegen unnatürliche Produktionsweisen eingesetzt. Die schöne Feier wird man sich natürlich nicht nehmen lassen. Also, so glaubt‘s die ZWIEBEL, wird passieren, was immer passiert, wenn fränkische Einwirkungen auf die südlichen Nachbarn drohen: man wird sie ignorieren. Und fröhlich 500 Jahre feiern. Klingt ja auch besser als 527.

umsonst ist billiger als preiswert „Die Kiste“ in der Nürnberger Straße 47, seit 1982 eine Anlaufstelle für Second

Das Rückgrat für Ihr Bett!®

Hand-Bekleidung, hat im Dezember ihre Pforten geschlossen. Der Deutsche Familienverband, der den Laden von Beginn an getragen hat, sieht sich nicht mehr in der Lage, den personellen Aufwand zu leisten, auch wirtschaftlich ging es nicht mehr weiter, somit wurde der Verkauf eingestellt. Umsonst schlägt billig, so könnte man meinen, denn nicht weit entfernt eröffnete der Verein Mosaik seinen „Umsonstladen“, der zunächst in der Luitpoldstraße angesiedelt war. Ein Zusammenhang besteht eher nicht, denn der Umsonstladen bietet neben Kleidung auch Möbel, Bücher, Spielzeug, Geschirr, Elektrogeräte und immer wieder auch gerettete Lebensmittel an. Und das auf der Höhe der Zeit: die Facebook-Seite (Umsonstin-

Beratungstage mit Herrn Michael Meißner aus dem Hause Lattoflex am 7. und 8.1.2015 bei Betten-Friedrich am Luitpoldeck. Bitte vereinbaren Sie einen Beratungstermin unter Tel. 0951/27578. Tiefschlafgarantie vom 27.12.2014 bis 24.01.2015.

„Im Zusammenspiel von Unterstützung, Druckentlastung und Dynamik vermittelt dieses neue Lattoflex-System das wunderbare Gefühl des Schwebens. Das sind Goldene Zeiten für den Rücken” Der Vorstandsvorsitzende des Forum Gesunder Rücken – besser leben e.V. Prof. Dr. med. Erich Schmitt demonstriert die vier Federungsebenen des Lattoflex 300.

Bamberg) informiert tagesaktuell über verderbliche Ware, die frisch reingekommen ist. Haltbare Ware ist mittlerweile in solchen Mengen eingegangen, dass Mitte Dezember ein Aufnahmestopp verhängt werden musste – der Laden ist voll und hofft auf Abholer. Diese können entscheiden, ob ihnen für die mitgenommenen Artikel eine Spende möglich ist oder nicht. Neben der Annahme und Abgabe der Ware will der Umsonstladen aber auch Treffpunkt und Kulturstätte sein und „zu mehr Solidarität und Begegnung in der Bevölkerung anregen“. Nötig wär‘s, die engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen machen den ersten Schritt dazu. [hb]

Viele Rückenschmerzen lassen sich vermeiden! Nur echt mit dem goldenen Siegel!

Lattenrost ade. Gegen den neuen Trend zur Punktfederung hat er wenig Chancen. Immer mehr Menschen holen sich die Unterfederung, die viele Rückenschmerzen vermeiden kann.

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lebenswertes die ZWIEBEL 1/2015

„Grüßt Euch in 2015!“ DAS ALTE JAHR VERGANGEN IST oder: THAT WAS THE YEAR THAT WAS Es kommt von Herzen – und ist trotzdem doppelt falsch: „in“ gehört zu den überflüssigsten Anglizismen, und das verkürzte „Gott grüß‘ dich!“ (für Agnostiker zur Not auch: „Ich grüß‘ dich“) bleibt in der

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Einzahl, auch wenn mehrere angesprochen werden; die gelegentlich zu hörende Aufforderung, sie sollten sich selbst grüßen, ist auch 2015 nicht recht sinnvoll. Also: „Grüß‘ euch!“

Im Jahr 2015, nicht im Jahr 1 – ein Rückblick aufs verflossene kann nicht schaden, es geht ja ziemlich bruchlos weiter. Nicht unbedingt am E. T. A. Hoffmann-Theater, wo ’14 das letzte volle Kalenderjahr der Ära Lewandowski war. Zahlreiche fundierte Würdigungen, vermutlich wenig kongruent, stehen uns bevor. Wer nur sporadisch im Publikum saß (den


die ZWIEBEL 1/2015 lebenswertes hübschen Druckfehler „Zublikum“ verewigte Karl Kraus in seiner letzten „Fackel“), hat immerhin wohl eine Reihe bemerkenswert gelungener Aufführungen in dieser langen Zeit gesehen: „Die letzten Tage der Menschheit“; „Faust I“ (mit kleineren Abstrichen auch „Faust II“); „Undine“; „Rose Bernd“; „Glückliche Tage“; „Das letzte Band“; „Die acht Frauen“. Und aus der Feder des Intendanten z. B. „Weihnachten in Gefahr“; „Hitze, Hitze, wie ich schwitze – aber bald wird es kalt“ zitieren auch erwachsen gewordene Kinder noch hin und wieder. Dass R. L. damit nicht

2014 auch der Abzug der Amerikaner. Vor einer Schmiererei „Ami go home“, oder so ähnlich, sagte einer von ihnen einmal zu einem gleichfalls nachdenklichen Deutschen: „Wir haben uns eingesetzt, wir haben ihnen Sicherheit gegeben – das ist der Dank“. Wenn das vereinfachend war, so doch entschieden weniger als Meinung und Mentalität hinter der unverblümten Aufforderung, deren Kurzsichtigkeit sich schon darin zeigte, dass sie über ihrem fadenscheinigen Idealismus die möglichen Folgeschäden für die Stadt ignorierte. Auch hier gilt es das Geschehene, auf das „wir“ ja keinen Ansätze zu differenzierterem öffentlichen Denken und Einfluss hatten, hinzuSprechen im Jahr 2014: man reiche mir eine Laterne… nehmen und klug zu zu den zwanzig „führenden Autoren“ unsetun, was jetzt getan werden kann und muss. rer Zeit gehört (und mit anderem, wie mit (Könnte ein Politiker formuliert haben; so dem „Stauffenberg“, der immerhin überzeuwahr wie leer…) gend die Banalität des Guten vorführte, auch nicht): kann und konnte man damit nicht leVon anderem, was wie ein naturgewaltiger ben? Und dass der Autor immer wieder von Schicksalsschlag über Stadt und Land kam, dem Seinen gab: sicher, man kann auch „Er in Fortsetzung schon länger rumorender nahm sich die Gelegenheit, etwas rauszuTendenzen – „Nichts Neues unter dem Neulassen“ sagen, aber sollte man das ernsthaft mond“ –, sei angesprochen, dass Live-Twittun? Die aktuelle Entwicklung, zwischen ter-Beiträge (auf Tafel 777) sich endgültig Niederschrift und Veröffentlichung vielleicht als integraler Bestandteil von „Tatort“ und schon weitergekrochen, wird, wer nicht hinLänderspielübertragungen etabliert haben ter die Kulissen blickt (hier einmal ziemlich dürften. (Merke: Das „Problem Privatsender“ wörtlich zu verstehen), möglichst zurückhalbesteht immer weniger in ihrem Programmtend bewerten. Eines freilich darf man von niveau, sondern im immer stärkeren und den Vertragsunterzeichnern wie von der jetzt erfolgreicheren Bemühen von ARD und ZDF, vertraglichen Gebundenen verlangen: dass von ihnen ununterscheidbar zu werden.) sie nicht behaupten, sie hätten das Kom„Wenn kein Tor fällt, tu‘ ich das, sagte der Remende nicht vorhergesehen oder wenigstens gen.“ „Kroosartig!“ Nicht dort zu lesen, aber für möglich gehalten, nicht billigend in Kauf die verständliche Reaktion eines Lesers, der genommen, wenn schon nicht gewollt, kurz: sich verpflichtet fühlt, wahrzunehmen und halt schlicht nicht bedacht – wäre es so, wäfestzuhalten, „was läuft“ (und nicht bequem ren sie allesamt fehl am Platze. Maßgeblich seinen Seelenfrieden zu pflegen und den ist jetzt die künstlerische Qualität des NeuErgüssen fernzubleiben): „Der Menschheit en – und vor dem Urteil darüber sollten die ganzer Jammer fasst mich an, Erlkönig hat administrativen Querelen tunlichst aus den mir ein Leids getan.“ Wir sind und bleiben Köpfen verdrängt werden. doch das Volk Goethes und Kants.

Und nennen eine daraus, oder woraus auch immer, resultierende aggressive Überheblichkeit weiterhin „Rassismus“, auch wenn das Wort „Rasse“ in der bescheidenen Argumentation überhaupt nicht vorkommt. Auch in der politischen Sphäre ist „gut gemeint“ bei allzu weit getriebener Grobschlächtigkeit oft nicht – oder nicht oft? – ,,mit „gut“ identisch. Aber Ansätze zu differenzierterem öffentlichen Denken und Sprechen im Jahr 2014: man reiche mir eine Laterne… Ansonsten: gingen die lebenswerten Bamberger Dinge ihren gewohnten guten Gang. Das Atrium blieb ein Dauerthema – okay, solange die Toiletten darin kostenfrei zugänglich sind; sie sind’s doch noch?… Die Stadtbusfahrer entschuldigten sich freundlich und höflich für jede Verspätung über zwei Minuten hinaus – in Japan übrigens, heißt es, kriegen in diesem Fall die Verantwortlichen wegen „Verrats an der Kundschaft“ eins aufs Dach. Einfacher wäre es freilich, auf die Mitteltür „Sorry, ich bin zu spät“ zu schreiben – peinlich müsste das den Verkehrsbetrieben nicht sein, die meisten lesen „Bitte vorne einsteigen“ auch nicht. (Darf mal wieder erwähnt werden.) Ja, so war’n s‘, die Tage und Nächte des Jahrs 2014; lebenswert halt. Nett, net? Von den Schlagzeilen über einen Arzt abgesehen – die kein Gegenstand für eine launige Plauderei dieser Art sind (eine solche, nebenbei, „hat“ hoffentlich „Format“, „ist“ aber keines, egal, wie häufig man dergleichen hört). Allen Ernstes gilt für den Betreffenden übrigens bis zu einer Verurteilung die Unschuldsvermutung, das sollte man nicht vergessen. Fürs kommende Jahr gilt sie bis zum Beweis des Gegenteils gleichfalls. Grüß’ Euch! [ms]

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bamberger kulturleben die ZWIEBEL 1/2015

Vom guten Rutschen Viele fragen mich, was eigentlich im Internationalen Künstlerhaus über den Jahreswechsel passiert. Feiern alle miteinander Weihnachten in der Villa Concordia?

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Den ganzen Dezember über bereiten wir uns – ganz im Sinne der Ankunft, der ja der Advent gewidmet ist – auf eine neue Publikation vor: das Concordi.A.-Magazin, das wir 2015 zum 5. Mal an alle Interessierten aushändigen. Es ist im wahrsten Sinne ein Gesamtkunstwerk, denn nicht nur arbeiten alle Stipendiatinnen und Stipendiaten eines Jahrganges daran mit, sondern zwei Grafiker führen alle Beiträge zusammen zu einer Einheit. Die beiden Gestalter Jeff und Andrew Goldstein habe ich 2008 in Karlsruhe an ihrer Alma Mater kennen gelernt. Die beiden waren damals noch Studenten und betrieben (wie heute auch) einen literarischen Salon an der Hochschule, zu dem sie mich eingeladen hatten und in den Jahren auch zahlreiche unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten. Seit den Anfangsjahren unserer Bekanntschaft haben die Brüder – unverkennbar: Zwillinge! – ein unabhängiges Grafikbüro unter dem Namen „2xGoldstein“ eröffnet und gestalten regelmäßig für den Schweizer Verlag Walde & Graf,

Fotos: Ronald Rinklef, Villa Concordia

Habt Ihr einen großen Christbaum im Saal stehen? Fällt das Büro in eine Art Winterschlaf und wacht erst nach dem 6.1. wieder auf? Auf alle diese Fragen antworte ich kopfschüttelnd, muss aber lächeln, denn natürlich haben wir statt eines Baumes viele einzelne Arrangements, die von der Weihnacht künden. Mancher Stipendiat hat seine eigene Krippe aus der Heimat mitgebracht und sie aufgebaut. Ein großer Christbaum im Saal, der wäre allzu alleine und außerdem nicht wirklich mit den Brandschutzauflagen moderner Institutionen in Einklang zu bringen. Leider. Im Büro halten wir außer an den Feiertagen, die für alle in Deutschland gelten, die Stellung, so daß man die Ausstellung „Samen im Wald _ Gold im Fluss“ vom Spanier Jesús Palomino besuchen kann. (Wie passend! Über die letzten Tage im Jahr und die ersten Tage des neuen Jahres, ein Besuch beim Künstler mit dem Vornamen Jesus!)


die ZWIEBEL 1/2015 bamberger kulturleben Plakate, Bücher, Werbemittel und natürlich alle Jahre wieder: unsere Concordi.A. in Printform, den Bild-Spiegel unserer Jahresgemeinschaft. Als ich 2010 zur Direktorin des Künstlerhauses wurde, hatte ich mir diese Art der Gemeinschaftsleistung einfallen lassen, um alle Künstler aus ihren 11 Monaten gemeinsamen Aufenthalts mit einer „handfesten“ Gabe entlassen zu können. Eine Printausgabe, die es uns ermöglichen würde, das hohe Niveau der Künste unserer Gäste zu präsentieren und dabei viele Besucherinnen und Besucher zum Blättern, Nachsinnen und Nachschauen anregen zu können, war meine Motivation. Jetzt gehen wir ins 5. Jahr mit den Brüdern Goldstein, die jedes Jahr viel Zeit darauf verwenden, die Künstlerinnen und Künstler in unserem Haus kennen zu lernen und mit ihnen eine gemeinsame Gestaltungssprache zu finden. Die Beiden sind Ende 30, leben mit ihren Familien gemeinsam in einem Haus bei Karlsruhe, das auch ihr Büro beherbergt. Oft beendet der Eine die Sätze des Anderen. Diese Art der Arbeits-und Lebenssymbiose ist ihr Geheimnis. Jedes Mal verblüffen sie mich mit ihren Entwürfen! Die Stipendiaten freuen sich in der Regel sehr an diesem neuen Kontakt zu zwei international so vernetzten Persönlichkeiten und bleiben auch nach dem Aufenthalt in Bamberg mit ihnen in Kontakt. So ließ Olga Martynova eine ganze Seite der Stuttgarter Nachrichten von den beiden für ihre Texte gestalten, der bildende Künstler Sebastian Kuhn entwickelte mit ihnen seinen neuen Katalog, der Ende Januar in der Ausstellung „Controlled Collisions“ in der Villa Dessauer erhältlich sein wird, und natürlich auch im Handel! Die „Goldsteine“, wie ich sie gerne nenne, sind Inspirationsboten, die uns besuchen kommen und mit mir die Gestaltungsparameter für jede neue Ausgabe absprechen. Die

ganz anderen Rückblick auf das vergangene Jahr“ bietet. Die Exemplare konnten wir bisher immer kostenlos an interessierte Leser und Betrachter abgeben, was uns sehr froh macht, denn Kunst kann auch ein Werkzeug sein: Eines zum erleichterten Öffnen der „Verständnisdose“ komplexer Weltzusammenhänge, sozusagen.

Portraitfotos der Stipendiatinnen und Stipendiaten, die der Berliner Fotograf Tobias Bohm schießt, werden integriert, in jedem Jahr schreibe ich ein erklärendes Vorwort im Heft und wir veröffentlichen neben den Vitae der Abgebildeten auch eine Liste unserer Danksagungen an Unterstützer, Freunde und Inspirateure für das vergangene Jahr sowie einen ausführlichen Kalender, der ausgewählte Daten unserer Veranstaltungen im und um das Künstlerhaus festhält. Die Innenseiten aber gehören ganz den Stipendiaten, jeder gestaltet eine Doppelseite zusammen mit „2xGoldstein“. Viel zu tun also im Dezember, damit das Magazin am 5. März um 19 Uhr in der Villa übergeben und vorgestellt werden kann. Wer noch nie dabei war, hat gleich einen Termin für 2015. Fans dieser Veranstaltung, die gleichzeitig die Verabschiedung des Jahrganges der deutschen und spanischen Künstler 2014/2015 ist, gibt es viele. Oft werde ich gefragt, wann denn endlich wieder eine neue Ausgabe des Magazins „diesen

Oft finden sich ganz unerwartete Neuigkeiten in den Magazinen: Erstveröffentlichungen, private Einblicke, Neuerarbeitetes, manches mit direktem Bezug auf Bamberg und Umgebung. Selbst ich, die ich den Prozess der Entstehung lebhaft begleite, bin bei Erscheinen erstaunt. – Um über dieses Staunen und viele andere Vorgänge im Künstlerhaus Auskunft zu geben, haben wir uns im Internet ein neues Gesicht gegeben. Unter der alten Adresse www.villa-concordia.de kann man jetzt übersichtlicher das erfahren, was man immer wissen wollte, aber bisher vielleicht nie zu fragen wagte. So starten wir also ins neue Jahr: mit Freude über Ihren Besuch im Künstlerhaus! [Nora-Eugenie Gomringer]

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kultur in sicht die ZWIEBEL 1/2015

Glenn miller orchestra konzerthalle, hegelsaal fr, 2.1.2015, 20.00 Uhr Beswingt in das neue Jahr starten? Da kommt schon am 2. Januar die passende Starthilfe: das Glenn Miller Orchestra gastiert mit seinem neuen Programm „The History of Big Bands“. Denn der legendäre Bandleader, der so früh und mysteriös starb, spielte vor der Erfindung seines typischen Sounds in anderen Bigbands seiner Ära, unter anderem bei den Dorsey Brothers und Benny Goodman. Diesen erweist die Showband, seit 1990 von Wil Salden geführt, ihre Referenz.

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Der Glenn Miller-Sound bleibt dabei natürlich nicht auf der Strecke. Seine Besonderheit lag darin, den Saxophonsatz durch die Klarinette anzuführen, die in den Ensembles der damaligen Zeit sonst überwiegend solistisch eingesetzt

BAyerisches landesjugendorchester konzerthalle, hegelsaal so, 4.1.2015, 17.00 Uhr Viele Kleine versammeln sich an diesem Sonntag unter einem Großen: Bayerns Nachwuchs-Renommier-Ensemble, das Landesjugendorchester, hat sich in den Weihnachtsferien zu einer erneuten Arbeitsphase versammelt und schließt diese mit fünf Konzerten ab. Und weil es sich um ein Jubiläum handelt, das 40-jährige Bestehen nämlich, konnte man einen Großen für die musikalische Leitung gewinnen, nämlich Jonathan Nott. Begleitet vom Bamberger Solohornisten Christoph Eß, übt er mit den jungen Orchestermusiker/innen „Die lustigen Streiche des Till Eulenspiegel“, Richard Strauß‘ Hornkonzert Nr. 2 und „Petruschka“ in der Urfassung ein. Letztere wurde 1911 von den Ballets Russes uraufgeführt, steht heute aber

im Schatten der 1947 vorgenommenen Bearbeitung für kleineres Orchester, die Strawinski selbst favorisiert haben soll. Nach dem Auftakt im großen KeilberthSaal spielt das Orchester drei weitere Konzertabende in Bayern, bis es Ende Januar auf Einladung der bayerischen Vertretung wieder in das Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt geht.

Aida E.t.a.-hoffmann-theater fr, 9.1.2015, 20.00 Uhr Oberfrankens kälteste Ecke sehnt sich nach Wärme. Ob das der Grund war, dass das Landestheater Hof in dieser Saison „Aida“ ins Programm genommen hat – Verdis Oper in ägyptischem Stil? Die Sonne des Ramses scheint am 9. und 10. Januar jedenfalls bis ins E.T.A.Hoffmann-Theater, wenn der berühmte Triumphmarsch am Schillerplatz erklingt. Verdis Werk, für das er vom Auftraggeber, dem ägyptischen Vizekönig, die sagenhafte Summe von 150.000 Goldfranken erhielt, dreht sich um Aida, eine versklavte Prinzessin aus Äthiopien, die sich in den ägyptischen Heerführer Radames verliebt. Ramses‘ Tochter hätte den mutigen Kämpfer jedoch auch gern und kann zudem den Thron des Pharaos in die Waagschale werfen. Radames bleibt natürlich standhaft und wird erst recht zum Helden, als ihm durch List Militärgeheimnisse entlockt werden. Leider ist zum Zeitpunkt der Uraufführung 1871 das Happy-End für Helden keine Selbstverständlichkeit mehr, weshalb die Liebenden auch in der Inszenierung von Klaus Kusenberg einem dramatischen

Schluss entgegensehen. Man darf gespannt sein, wie das Hofer Ensemble das gern monumental inszenierte Werk auf die Bühne bringt. Echte Verdi-Fans werden eher am 10. Januar (dann schon um 19.30 Uhr!) hingehen, denn tags zuvor erklingt in der Konzerthalle „Nabucco“. Philharmonieorchester und Chor Klausenburg unter Cristian Sandu, mit Alfio Grasso und Maria Ogueta, gastieren an der Regnitz und setzen Aidas Triumph­ marsch den nicht minder berühmten Gefangenenchor entgegen.

nero Palais Schrottenberg sa, 10.1.2015, 20.00 Uhr Verbrannte Erde, um etwas Neues entstehen zu lassen: das kennt man im Kleinen vom sogenannten „warmen Abriss“ und im Großen von Nero. Wie grenzenlos muss der Größenwahn sein, eine ganze Stadt niederbrennen zu wollen um der künstlerischen Selbstverwirklichung willen? Die Forschung bezweifelt indes, dass der Brand von Rom wirklich auf Nero und nicht auf den laschen Brandschutz zurückging (den Nero nach dem Inferno verbessern ließ). Unbestritten hingegen ist die Neigung zur Kunst, mit der sich der Kaiser in Adelskreisen zum Gespött machte. Diese Frage war es, die das WildWuchs-Theater dazu animierte, sich im Ein-Personen-Stück „Nero“ der tragischen Historiengestalt anzunehmen. Nicht der Kostümschinken steht im Vordergrund, sondern die Suche „nach einer zutiefst menschlichen Seite hinter der großen Fassade der politischen

Foto: Glenn Miller Productions, WildWuchs Theater, Michael Reichel

Kultur in Sicht Januar 2015

wurde. Dafür verzichtete er zeitweise auf das markante Baritonsaxophon, was den Satz sauberer und lyrischer klingen ließ. Nicht umsonst stand Miller für den „weißen“ Bigband-Sound im afroamerikanisch dominierten Jazz und trug auch zur Kommerzialisierung des Stils bei. Seit nun 25 Jahren hat Wil Salden diesen Sound gepflegt und trat mit bis zu 200 Konzerten im Jahr in ganz Europa auf. Die klassische Bigbandbesetzung erweitert Salden um eine Sängerin und ein fünfstimmiges Gesangsensemble, im Gepäck wie immer die Eröffnungsnummer „Moonlight Serenade“, Millers einzige bekannte Eigenkomposition, und viele Klassiker seiner Band.


die ZWIEBEL 1/2015 kultur in sicht und künstlerischen Selbstinszenierung, nach dem gescheiterten Versuch, den Lebensentwurf des Übermenschen zu meistern“, teilt der Princeps des Theaters und Regisseur Frederic Heisig mit.

„großartige Kleinode und kleine Großaufnahmen im vollmundigen Dialekt“ verspricht uns der Pressetext.

ein guter meister Bamberger Hof, schönleinspl. mo, 12.1.2015, 19.30 Uhr

Der fränkische Nero, verkörpert von Daniel Reichelt, darf dabei ein wenig zur (Lauten-?)Musik von Sebastian Stahl im fränkischen Rom zündeln. Das Publikum mag sich derweil darüber freuen, dass heute nicht mehr der oberste Bürger, sondern der ganze Stadtrat darüber entscheidet, ob nutzbare Altbauten dem Großen und Neuen zuliebe plattgemacht werden.

gsucht & gfunna theater am michelsberg so, 11.1.2015, 18.00 Uhr Extrem-Fränkisch beginnt das TaM am Michelsberg das neue Jahr: zwei Musigger und ein Dexder kommen, zum ersten Mal in dieser Kombination, auf dieser Bühne, zusammen. Winni Wittkopp, Arne Unbehauen & Helmut Haberkamm bringen das Mittelfränkische inklusive des Aischgründer Dialekts in die gefühlte Hauptstadt Oberfrankens. Haberkamms Gedichte, die die fränkische Seele seit über 20 Jahren aus dem Aischgrund in die Welt tragen, hat Winni Wittkopp zu Musik verarbeitet und mit eigenen Stücken zu einem Programm verwoben:

Nur wenige Komponisten früherer Epochen fanden Gnade vor dem gestrengen Auge Richard Wagners. Einer davon war Willibald Gluck, dessen Werk der Leipziger intensiv studierte. Glucks „Iphigenie in Aulis“ von 1774 bearbeitete er sogar und fand sich zeitweise dem Opernerneuerer der Vorklassik als einem seiner wenigen akzeptierten Vorgänger verbunden. „Ein guter Meister“ heißt denn auch der Vortrag, den der Bayreuther Wagnerkenner Frank Piontek auf Einladung des Richard-Wagner-Verbandes Bamberg im Bamberger Hof hält und in dem er die Beziehung Wagners zu Gluck beleuchtet. Der Eintritt ist frei, auch Nichtmitglieder sind willkommen.

krimi-Dinner orlando, austraSSe do, 15.1.2015, 20.00 Uhr Eine Lesung der anderen Art erwartet die Besucher an diesem Donnerstagabend. Normale Autoren lesen in Buchhandlungen, Sigi Hirsch im Nudellokal. Das hat mehrere Gründe: erstens kommt das Lokal im Buch vor (wenngleich es dort im fiktiven Öschelwarde verortet ist statt im realen Bamberg). Zweitens dreht sich der Krimi ohnehin um Nudeln. Denn ein Nudelfabrikant kommt zu Tode, wird fachgerecht mit Teigwaren bestattet und

hinterlässt allerlei Verwirrung unter den weiteren Pastaproduzenten der Stadt. Kommissar Wickelkraut und sein Assistent Dr. Winkelmuss (einfachere Namen wären vermutlich zu einfach) ermitteln unter den Teigtycoons und lösen den Fall mit Hilfe fränkischer Flüssignahrung, die im ebenfalls in Öschelwarde gelegenen Fässla beim Wirt Roland einverleibt wird. Wer mit dem „Nudelmord“ einen echten Krimi erwartet, wird enttäuscht. Es steht ja auch „Nonsens-Krimi“ drauf, und das löst das Büchlein durchaus ein. Hat man sich bis zur Mitte mit dem Stil angefreundet (so lange braucht man, um es nicht als ärgerlichen Blödsinn abzutun), dann schließt man die Ermittler mit den seltsamen Namen letztlich doch ins Herz, zumal die Geschichte auch an Fahrt aufnimmt. Die mehr oder minder zufälligen Indizien führen zu einer natürlich völlig hanebüchenen Lösung, die mit den kauzigen Ermittlern zu entdecken seltsamerweise trotzdem Spaß macht. Viele kleine hingeworfene Randgedanken sorgen für stetes Schmunzeln. Wer mitschmunzeln möchte, findet sich am 15. im Orlando ein. Aber Vorsicht vor den Makkaroni!

schorlemmer a.d.universität 7, U7/1-05 fr, 16.1.2015, 19.30 Uhr Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus mit seinem übersteigerten Kollektivdenken ist Gemeinschaftssinn out. „Verwirkliche Dich selbst“, brüllt es uns aus jeder Castingshow entgegen, und nicht nur von dort. Das Pendel schlägt zurück, zum totalen Individualismus; selbst Gewerkschaften, das Sinnbild der

Solidarität an sich, zersplittern (und kannibalisieren) sich zunehmend. Egoismus allerorten. Aber „eine Gesellschaft von Egoisten, getrieben von der Sucht nach mehr, kann nicht überleben“, lautet die Erkenntnis des Theologen und DDRBürgerrechtlers Friedrich Schorlemmer, die er in seinem neuen Buch „Die Gier und das Glück. Wir zerstören, wonach wir uns sehnen.“ verbreitet. Dabei hat er es kommen sehen: sein Vorstoß nach dem Mauerfall, die DDR nicht einfach einzugliedern, sondern in Freiheit fortzuentwickeln, wurde vom kurzfristig verständlichen Konsumbedürfnis seiner Landsleute hinweggespült. Eine interessante Lesung, die die Universität an diesem Abend anbietet.

hoffmann/Kafka e.t.a.-hoffmann-haus fr, 16.1.2015, 20.00 Uhr Zwei Erzählungen, geschrieben im Abstand von recht genau 100 Jahren, und in beiden wird der Affe zum Menschen. Schneller als in der Realität, durch Dressur statt Evolution.

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kultur in sicht die ZWIEBEL 1/2015

Milo heißt der Schimpanse Hoffmanns, der Sprechen, Lesen und Schreiben lernt und sich – bis auf kleine Ausrutscher, in denen die ursprüngliche Art durchkommt – souverän in der Gesellschaft bewegt. Des Lernens nicht genug, komponiert er schon bald seine erste Oper. Bei Kafka kommt Rotpeter mit einer Expedition, für Hagenbecks Tierpark bestimmt, nach Europa. Während der langen Schiffspassage lernt er, die Menschen zu imitieren, um einen Ausweg aus dem vorbestimmten Schicksal zu finden. Er steigert die Imitation so weit, dass er sich auf dem Bildungsstand eines Durchschnittseuropäers wähnt (bei Erscheinen 1917 gegen Ende des 1. Weltkriegs vielleicht keine Übertreibung) und feiert glänzende Erfolge in Varieté und Gesellschaft. Andreas Ulich geht in seiner Lesung im E.T.A.-Hoffmann-Haus am Schillerplatz der Frage nach, wieviel Affe im Menschen steckt – und umgekehrt.

kammerkonzert musikschule st. getreu-str. so, 18.1.2015, 11.30 Uhr

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Nicht nur viele Übungsräume, auch zwei Säle mit ausgezeichneter Akustik hat die Musikschule mit ihrem Umzug

fauré Quartett konzerthalle fr, 23.1.2015, 20.00 Uhr Mit dem Fauré Quartett verwöhnt der Musikverein unsere Stadt wieder einmal mit exzellenter Kammermusik. Als eines der weltweit führenden Klavierquartette können es sich die drei Herren mit einer Dame leisten, dem Publikum auch seltener Gespieltes vorzusetzen – das Vertrauen der Fachwelt genießen sie seit längerem. Auch Ausflüge in die populäre Musik werden bei ihnen nicht nur geduldet, sondern sogar gefeiert. An diesem

Abend spielen sie den Quartettsatz aMoll von Gustav Mahler, ein Allegrosatz, der als einziger von diesem Frühwerk mit 16 Jahren erhalten ist. Nach Richard Strauß‘ Klavierquartett op.13 erklingt mit dem Klavierquartett E-Dur op. 20 ein Werk des weniger bekannten russischen

mit Migrationshintergrund, das Zuhause als letzter Rückzugsort – sieben Szenen bei freiem Eintritt im Studio für sieben Nachwuchskräfte des Theaterlebens: Bianca Eberle, Lucie Homann, Magnus Hösch, Jennifer Ruff, Jasmin Schmidt, Severin Spies und Anna Lena Westphal spielen unter der Leitung von Anja Simon, auch am 24. und 25.1. Mal sehen, wie sich die erfolgreiche Jugendarbeit in der nächsten Saison fortsetzt.

symphoniekonzert Komponisten Sergej Tanejew, immerhin Lehrer von u.a. Rachmaninow und Skrjabin und ein sehr genauer Kenner der barocken und klassischen Literatur.

zuhause e.t.a.-hoffmann-theater fr, 23.1.2015, 20.00 Uhr Viele treue Theaterfreunde fühlen sich im Haus am Schillerplatz wie zuhause. Und doch sieht dieses Zuhause anders aus als ihr echtes Zuhause, so intim wie dieses kann jenes nicht sein. An diesem Abend aber doch. Denn das jETA, die junge Bühne, holt das private Zuhause in das öffentliche. „Zuhause“ heißt die Monologsammlung von Ingrid Lausund. Die frühere Hausautorin und Regisseurin des deutschen Schauspielhauses in Hamburg ist eine der meistgespielten deutschen Gegenwartsautoren und seziert in ihren Monologen das Leben in den eigenen vier Wänden, das jeder kennt. Und das damit für jeden relevant wird. Nachbarschaftsstreit um eine Teekanne

konzerthalle sa, 24.1.2015, 20.00 Uhr 33 Konzerte hat Mischa Maisky schon mit den Bamberger Symphonikern bestritten, seit 1981 bereits währt die Zusammenarbeit. Doch die Konzerthalle sah der Cellist aus Riga noch nicht von innen. Er wird sie an diesem Abend kennenlernen, wenn er mit Elgars Cellokonzert eMoll op. 85 unter Jonathan Nott auftritt. Der Pressetext der Bamberger bescheinigt ihm einen „einzigartigen, gleichsam süffig-herben Klang“, der zu Elgars Alterswerk gut passe. Maisky selbst sagt, dass ihm die Expressivität wichtiger ist als die Perfektion, wobei insbesondere der flink ausgehende zweite Satz ohne annähernd perfekte Technik nicht funktionieren dürfte. Zuvor erklingt mit „Verwandlung 5“ ein Werk von Wolfgang Rihm. Im Auftrag des Musikvereins Wien komponiert, wurde es erst vor gut einem Jahr im Goldenen Saal mit großem Erfolg uraufgeführt. Das virtuose Werk aus dem unerschöpflichen Œuvre des Komponisten beginnt verspielt, steigert sich jedoch

Fotos: Mat Hennek, Carola Hölting

Kultur in Sicht Januar 2015

in die Propstei von St. Getreu gewonnen. Neben zahlreichen Vorspielen und Konzerten der Schülerinnen und Schüler erklingen dort auch fertige Meister: zur Einweihung des DientzenhoferSaals gibt sich das Holzbläserquintett der Bamberger Symphoniker die Ehre. Nach der offiziellen Eröffnung durch Kulturbürgermeister Dr. Christian Lange musizieren Ursula Haeggblom (Flöte), Barbara Bode (Oboe), Christoph Müller (Klarinette), Alexei Tkachuk (Fagott) und William Tuttle (Horn) in der Matinee. Am Abend sind Haeggblom und Müller noch einmal im Einsatz, wenn sie, ergänzt um Jakub Fortuna, Kontrabass, mit dem Quinten-Quartett im Stammhaus spielen. Im Kammerkonzert der Symphoniker erklingt um 17.00 Uhr „En Saga“ von Sibelius in der 2003 rekonstruierten Fassung für Septett, der sehr emotionale Langsame Satz für Streichquartett von Anton Webern und das Streichquintett G-Dur op. 77 von Antonín Dvořák.


die ZWIEBEL 1/2015 kultur in sicht mit perkussiven Schlägen ins Expressionistische. In der zweiten Hälfte steht Dvořáks 8. Symphonie auf dem Programmzettel, die „Englische“. Wie schon in den ersten Takten zu hören ist, kam der Name definitiv nicht aufgrund der Komposition selbst zustande, denn es geht in schönster ländlich-böhmischer Manier los. Die Widmung ist stattdessen dem Londoner Verleger und der warmen Aufnahme durch das englische Publikum zu verdanken. Ein ebenso beliebtes wie gesangliches Werk im Zyklus der „musikalischen Landschaften“.

Martina Schwarzmann konzerthalle di, 27.1.2015, 20.00 Uhr Gute Unterhaltung, schlecht zu verstehen – das ist Martina Schwarzmann in Franken. Ob sich die Oberbayerin aus Altomünster in Franken besonders viel Mühe gibt, verstanden zu werden? Hofentlich, denn es wäre schade um die Gags. In ihrem neuen Programm „Gscheid gfreid“, für das sie von Plakaten listig um die Ecke schaut, geht es persönlicher zu denn je, meint die 35-Jährige. Sie käme ja nicht mehr so viel rum, seit sie 2010 und 2011 zwei Kinder bekommen habe und jetzt mit Familie auf dem eigenen Hof lebe. Eine gewagte Aussage bei über 100 Bühnenauftritten pro Jahr, trotzdem lässt sie nun mehr Erlebnisse aus ihrem Privatleben ins Programm einfließen. Zum Beispiel, an der Gitarre gewohnt sparsam begleitet, „Sex am Lagerfeuer“. Klinge gut, sei in der Praxis

aber nicht zu empfehlen. Auch der Mann und die Kinder liefern Material, ohne dass das Programm ins „Hausfrauenkabarett“ abgleitet. Dagegen sprechen schon die teils politischen Gedichte, die sie ebenfalls auf Lager hat. Insgesamt eine spezielle Mischung, kreuz und quer gedacht, typisch für Martina Schwarzmann. Gute Unterhaltung eben, der genau zuzuhören sich lohnt.

der feuervogel/ En saga e.t.a.-hoffmann-theater mi, 28.1.2015, 20.00 Uhr Nach der Oper kommt im Januar auch das Ballett ins Große Haus des Bamberger Theaters. Zwei märchenhafte Stoffe bringt das Ballettensemble, das Zugpferd des Landestheaters Eisenach, mit: Strawinskijs „Feuervogel“ und „En Saga“ von Jean Sibelius. Mit ersterem begründete der Komponist 1910 seinen Ruf als Ballettkomponist. Niemand geringeres als Sergej Djagilew gab den Auftrag, das Thema für seine berühmten Ballets Russes in Töne zu setzen – für den noch un-

bekannten Strawinskij eine Ehre, die er durch ein schillerndes Werk voll leuchtender Klangfarben rechtfertigte.

„En Saga“ – ein Märchen – war erst zehn Tage zuvor im Septett der Symphoniker zu hören; hier nun von der Eisenacher Landeskapelle unter Carlos DomínguezNieto. Selten ist die sinfonische Dichtung als Ballett zu erleben, wiewohl sie dafür geeignet ist, geht sie doch auf eine zuvor komponierte „Ballettmusik Nr. 2“ zurück, die Sibelius 1891 in Wien verfasste. „Niemals fühlte ich mich finnischer als in Wien, Paris und Italien“, sagte der Komponist später einmal, entsprechend durchdringt nordische Schwere das Werk. Andris Plucis hat die Choreographie dazu entwickelt, im Ausdruck zwischen dem wichtelähnlich schlurfenden Auftaktmotiv und dessen runenhafter Fortsetzung.

zirkusvarieté don bosco zirkuszelt ab fr, 30.1.2015, 19.30 Uhr Die Benefizgala für den Zirkus Giovanni steht diesmal unter dem Motto „Tat Ort Teufelsgraben“. Wieder haben 20 lokale bis internationale Artisten lange geprobt für eine Varieté-Show mit Akrobatik, Jonglage und Komik. Zuletzt war das Zelt immer ausverkauft – stark anzunehmen, dass das dreitägige Festival (auch Sa, So) auch in diesem Jahr wieder den Geschmack des Publikums treffen wird. Dem Motto gemäß soll es nicht nur künstlerisch hochwertig, sondern auch spannend zugehen. Mit dem kleinen Festival des Varietés unterstützt der Bamberger Zirkus-Varieté e.V. die Jugendarbeit des Zirkus Giovanni, der mit seinen Trainings insbesondere benachteiligte Kinder stark macht.

hoffmanns erzählungen cinestar sa, 31.1.2015, 19.00 Uhr E.T.A. Hoffmann goes New York – und Bamberg kann dabei sein. Denn an diesem Abend überträgt das CineStar wieder einmal live und in HD aus der New Yorker Met. Hoffmanns Erzählungen stehen auf dem Programm, die turbulente Oper von Jacques Offenbach, deren Libretto auf ein Bühnenstück zurückgeht, das verschiedene Erzählungen Hoffmanns zusammenfasst und in eine Rahmenhandlung einbettet. So kompliziert, wie es klingt, ist es auch. Da trifft sich Hoffmann in der Weinstube mit Studenten und erzählt weinselig von seiner Geliebten, die Giovannis Donna Anna singt. Lindorf als personifizierter Teufel will sie ausspannen, derweil Hoffmann von anderen Liebschaften erzählt. Mit Olympia, Antonia und Giulietta zieht Hoffmann durch seine rauschhaften Märchen, bis er am Schluss nicht mehr in der Lage ist, die Geliebte zu erkennen, die daraufhin mit dem Rivalen abzieht und Hoffmann der Muse überlässt. Zahlreiche Bearbeitungen hat die Nummernoper erlebt, nur an den ersten war Offenbach noch selbst beteiligt. Der Beliebtheit beim Publikum tat das keinen Abbruch: Stücke wie die Barcarole begeistern die Opernfreunde seit Jahrzehnten. An der Met werden, wie es Tradition ist, die vier Heldinnen in den fünf Akten von einer einzigen Sängerin verkörpert; Hibla Gerzmava nimmt sich an diesem Tag der Herausforderung an. Die Oper erklingt auf Französisch mit deutschen Untertiteln. [hb]

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bamberger kulturleben die ZWIEBEL 1/2015

Unangepasster Kritiker in bayerischem Dialekt

Welche gesellschafts- und systemkritischen Themen stehen bei Hans Söllner aktuell im Vordergrund bei einem Auftritt? Die Legalisierung von Marihuana und die Massentierhaltung, die Landwirtschaft. Der

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kurz kommen. Aktuell setzt sich der Rebell aus Bad Reichenhall für das Aufenthaltsrecht einer Fillipina aus Krumbach ein, die von der Abschiebung bedroht ist. Gemäß dem Motto: „Ein bisserl Widerstand geht immer“ stand Hans Söllner vor dem Konzert der ZWIEBEL Rede und Antwort.

Landschaftsschutz, vor allem die Bienenhaltung und das Bienensterben sowie die Monokulturen in Bayern. Alles was mit dem Überleben, der Ernährung und der Artenvielfalt auf der Erde zu tun hat.

mee. Auch zu ausländerfeindlichen Aussagen von Politikern aus der CSU, SPD und sogar den Grünen und von anderen Menschen und Tierrechtsverachtenden habe ich kein gutes Verhältnis.

Das Präsidium der Bayerischen Bereitschaftspolizei befindet sich in Bamberg. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Ermittlungsverfahren gegen Sie wegen des Besitzes von Betäubungsmittlen, die jedoch zu keiner Verurteilung führten. Ist da Bamberg ein besonders prekärer Ort für Sie? Nein!

Wenn Sie heute auf ihre langjährige Karriere, die 1979 bereits begann, zurückblicken, welche Alben besitzen für Sie selbst bis heute den größten Stellenwert? „Hey Staat!“ (1989), „Grea, Göib,R oud“ (1995), „A Jeda“ (1997), „Viet Nam“ (2007) und „SoSoSo“ (2012).

Wie wurden Sie generell ihr Spannungs­ verhältnis zum Staat charakterisieren? Ich habe ein Spannungsverhältnis zu Politikern, insbesondere zu Politikern die Waffengeschäfte und das TTIP befürworten oder bewerben. Womit natürlich auch gemeint ist, dass unsere Politiker für Bayer und Monsanto werben und Studien in Auftrag geben, die von diesen Umweltvernichtern und Menschenrechtsverletzern bezahlt werden. Ein sehr gespaltenes Verhältnis habe ich zu Ursula von der Leyen und ihrer familienfreundlichen Ar-

Alben, Videos, DVD´s, Hörbücher, aktuell auch ein Blog. Brauchen Sie diese große Vielfalt um sich nach wie vor als Mensch und Künstler voll zu entfalten? Ich brauche es immer wieder, aber es hat Nichts mit meiner Entfaltung zu tun. Entfalten tue ich mich durch meine Kreativität und durch die Kunst. Ich brauche die Alben, DVDs Facebook und Homepage usw. nur, um mich nach außen zu transportierten und um auf mich aufmerksam zu machen. Sie sind das konservierte Endprodukt meiner Gedanken, Ängste, meiner Liebe und Sorgen, meines

Fotos: Baernhard Müller, jahpix

Im Januar wird Hans Söllner erneut in Bamberg zu Gast sein. Ein gutes Jahr nach seinem letzten Album „Zuastand 2“ (Trikont) präsentiert der außergewöhnliche Songwriter, Sänger und Musiker ein neues Best Of – Programm. Da werden Themen aus Gesellschaft und Politik sowie Kritik an Staat und Kirche sicher nicht zu


die ZWIEBEL 1/2015 bamberger kulturleben Humors und meiner Einstellung zu dieser Welt und den Lebewesen auf ihr, zu meiner Sicht der Dinge und zu allem was passiert. Egal ob es um einen Staudamm in einem Naturschutzgebiet geht oder um ein Biomasse-Heizkraftwerk, für das die Bäume in Weißrussland gefällt werden, weil man hier gar nicht so viele Bäume fällen kann wie man bräuchte, um ein solches Kraftwerk zu betreiben.

wir irgendwann die Zeit finden, uns wieder auf den Ursprung zu besinnen, dann können wir es wieder werden. Allerdings glaube ich eher an die Unschuld einer Hure als an die Vernunft der Menschheit, was uns die aktuelle Lage dieser Welt und ihrer Herrscher sehr deutlich zeigt. Hier in Europa ist Babylon vertreten durch Brüssel und wenn ich an etwas glaube, dann nicht an ein vereintes Europa unter diesen Umständen.

Sie haben den „bayerischen Reggae“ populär gemacht, waren Vorreiter für viele andere Künstler dieses Genres. Was bedeuten Reggae und Rastafari-Bewegung ihnen aktuell? Ich habe durch Reggae und den Glauben an eine höhere Macht (ich nenne es Universum) gelernt zu warten. Ich glaube weder an Haile Selassie noch an einen anderen Massenmörder, der sich an der Armut und Gutgläubigkeit seiner Untertanen bereichert. Ras bedeutet Fürst und das sind wir Menschen vor langer Zeit einmal gewesen und wenn

Sie haben eine abgeschlossene Lehre als Koch und Automechaniker, was würden Sie heute jungen Leuten raten, die als Künstler ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Sofort loslegen, oder erst über den Umweg Berufsausbildung die künstlerische Entwicklung forcieren? Ich kann nur sagen, dass ich meine Zeit erkannt habe, als sie da war und das kann ich nur weitergeben. Keinen Tag eher oder später. Ich habe auch als Jugendlicher davon geträumt, mit 40 das Arbeiten aufzuhören, aber

ich habe gewusst, dass ich bis ich 40 bin arbeiten werde. Dass es anders gekommen ist, dazu habe ich nichts getan, außer dass ich nicht durch Schule oder Studium oder Meisterprüfung meine Zeit verplempert habe. Ich habe gelebt und war jung und brauchte nicht viel und vor allem hatte ich keine Schulden und keinen Handyvertrag oder sonst was, womit ich mich von jemandem abhängig machte. Ich hatte mich, das hat mir gereicht und ausgefüllt und das ist bis heute so geblieben. Nimm mir alles weg, so hab ich doch noch alles, was ich brauche, um weiterzugehen. Und wenn es bloß meine Füße sind. Ich brauche nicht mal eine Straße, um zu Dir zu kommen, sondern nur die Zeit. Und die hab ich. Mit welchen Plänen starten Sie in das Jahr 2015, haben Sie neue Aufnahmen geplant und wenn ja, solo oder mit Bayaman´s Sissdem, ihrer langjährigen Begleitband? Ich habe überhaupt nichts geplant, außer dass ich auf meine Füsse aufpasse, damit ich die Wege, die ich zu gehen habe, auch gehen kann. Ich kann, was ich muss, weil ich will. Ist nicht von mir, aber könnte von mir sein. Wie erholt sich ein Hans Söllner vom Touren, welchen Hobbies geht er in seiner Freizeit nach? Ich brauche mich nicht von etwas erholen, was ich gern tue. Meine Touren strengen mich nicht an, weil ich etwas mache, was ich will und darf und wollen und dürfen strengt nicht an. Müssen ist anstrengend. In meiner Freizeit gebe ich Konzerte. In meiner Freizeit schreibe ich Lieder und in meiner Freizeit bin ich Vater und Ehemann. Eine andere Zeit kenn ich nicht. [fk] 16.01.2015, 20.00, Konzerthalle/Hegelsaal www.soellner-hans.de

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gelauscht die ZWIEBEL 1/2015

Gelauscht Januar 2015

das Tanzbein geschwungen werden. The Satelliters sind Teil eines immerwährenden, kleinen aber feinen Beat-Revivals. „More Of The Satelliters (als CD und LP in rotem Vinyl erhältlich) demonstriert die Qualitäten der Gruppe: Melodiös-kraftvolle Titel Marke „Gotta Get You (Out Of My Head)“ mit deutlichem Hitcharakter. [fk]

The Satelliters More Of The Satelliters Dionysus Records

Marcos Valle & Stacey Kent Ao Vivo Sony Music

The Beat Goes On! Diesem Motto bleiben die Satelliters aus dem Großraum Darmstadt/Frankfurt am Main in Sachen Sixties- und Garage-Rock auch auf dem aktuellen Album „More Of The Satelliters“ treu. Sänger Steve, Gitarrist Zahni, Bassist Diego und Schlagzeuger Alex stehen seit über 20 Jahren auf interna-

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tionalen Bühnen. Dank zahlreicher Veröffentlichungen im In- und Ausland sind sie auch im Studio zu Profis in Sachen Fuzz, Garage, Beat und Surf geworden. Mit den 12 neuen Stücken (inkl. drei Coverversionen) brennen sie zwischen „You Turned Into My World“ und „Part Time Passions“ erneut ein Retro-Hitfeuerwerk ab. Dazu kann in bester Sixties-Manier

Der 1943 geborene Marcos Valle aus Rio de Janeiro gilt seit den 60er Jahren als einer der bekanntesten und erfolgreichsten Vertreter der brasilianischen Popmusik. Mit dem Klassiker „Summer Samba (Samba de Verao)“ wurde er auch international bekannt. In den späten 90er Jahren rückte er durch das elekt-

ronische Bossa Nova-Revival auch ins Rampenlicht der weltweiten Clubszene. Anlässlich seines 50jährigen KünstlerJubiläums hat sich Marcos Valle mit der US-amerikanischen Jazz-Diva Stacey Kent für ein Karriere-Best Of zusammengetan. Das vorliegende Live-Album enthält insgesamt 15 Stücke, darunter

„Summer Samba“, „She Told Me, She Told Me“ sowie den Bonustrack „My Nightingale“. Zielsicher bewegen sich die beiden mit ihren hochkarätigen Mitstreitern (u.a. Saxophonist Jim Tomlinson) durch ein vielseitiges Repertoire aus Pop, Bossa Nova, Jazz und Weltmusik. Valle bleibt noch immer der leichtfüßige, nie langweilig werdende Poet aus Ipanema, dessen zeitlose Arrangements nach wie vor internationale Anerkennung finden. [fk]

AC/DC Rock Or Bust Sony Music

men dabei nicht nur rein zufällig recht „oldschoolig“ daher. „Das ist quasi eine Rückkehr zu den Sixties“, erklärt Angus Young, „in den Sechzigerjahren waren die Alben sehr kurz, aber es waren große Songs drauf. Das war auch unser Ziel.“ Produzent Brendon O’Brien sagte: „Je tighter wir die Songs machen, desto aufregender wird das Album. Bei einem AC/DC-Konzert will man doch, dass die Songs Bang! Bang! Bang! hintereinander abgefeuert werden.“ Gesagt – getan, und jetzt warten alle Fans auf die für 2015 angekündigte Welttournee. Mit Hits wie „Play Ball“ und Rock Or Bust“. [fk]

Hoffmaestro Schwierige Zeiten für die australische Rocklegenden von AC/DC. Rhythmusgitarrist Malcolm Young ist an Demenz erkrankt und musste AC/DC endgültig verlassen. Zudem muss sich Schlagzeuger Phil Rudd in Neuseeland wegen Drogenbesitzes und Morddrohungen

vor Gericht verantworten. Dem aktuellen Longplayer „Rock Or Bust“ hat dies alles im 41. Jubiläumsjahr aber nichts geschadet, es ist ein kurzes, aber sehr solides AC/DC-Album geworden. Die 35 Minuten Album-Gesamtlaufzeit kom-

Hoffmaestro Side One Dummy Records/ Cargo

Die elfköpfige schwedische Ska-Reggae-Band Hoffmaestro wurde in den 90er Jahren in Stockholm gegründet. 2005 gelang ihnen der Durchbruch mit dem Film „Stockholm Boogie“, zu dem

sie das Drehbuch und den Soundtrack schrieben. Auf den folgenden Alben „The Storm“ (2008) und „Skank-A-Tronic Punkadelica“ flossen auch stilistische


die ZWIEBEL 1/2015 gelauscht Ausflüge in Richtung Techno, Funk und Country in die Musik der Band um Sänger/Gitarrist Jens Malmlöf ein. Auch auf dem aktuellen Longplayer „Hoffmaestro“ mit seinen 12 Stücken von „Desperado“ bis hin zur Liveversion von „Round It Goes“ setzt sich die BigbandFormation kaum Limits gemäß dem DIYEthos. Beeinflußt von einer Punk- und HipHop-Attitüde gehen Hoffmaestro auf Konfontations-Kurs zu Major-Labels und kümmen sich lieber selber um Aufnahme, Mix und CD-Artwork. Für alle außerhalb Schwedens, die Hoffmaestro jetzt erst entdecken, gibt es auf dem Album die erste Single „Highwayman“ erneut zu hören, die deutliche Rückschlüsse über die hervorragenden Live-Qualitäten der Band offenbart. [fk]

Malasaners Spanish Eyes Wolverine Records/Soulfood

Sänger Carlos Del Pino und Gitarristin Elena (beide auch beim Johnny CashTribute No Cash aktiv) mixt traditionellen Irish Folk mit Elementen aus Country, Punk und Rock. Und während die Vier bei den 13 auf „Spanish Eyes“ enthaltenen Stücken auf eigenes, englischsprachiges Songmaterial zurückgreifen können, kommt auch ihre spanische Heimat in musikalischer Hinsicht nicht zu kurz. Mit großer Erfahrung, die Teile der Band bei The Dubliners und Flogging Molly sammeln konnten, machen sie Musik für das Volk, die sich nicht in volkstümlichen Klängen erschöpft. Dieser direkte, auch in den Texten transportierte ehrliche Sound wurde durch Mass Giorgini in den USA veredelt. Und vom titelgebenden Opener über „Drunk and Single in Madrid“ bis hin zu „Stoneheart“ versprühen die Wahlbamberger immense Spontanität und Lebensfreude. [fk]

wie Etana („Trigger“), Romain Virgo, Maxi Priest oder Queen Ifrica („Love Is Not Blind“). Im Gegenzug dazu begibt man sich mit den 12 Titeln der Bonus-CD auf eine musikalische Zeitreise. Die darauf veröffentlichten Klassiker, u.a. von Dennis Brown (Sitting And Watching“), Beres Hammond oder Luciano („Sweep Over My Soul“) reichen bis in das Jahr 1979 zurück. Beide CD´s beweisen nachhaltig, wie zeitlos Reggae ist, ganz gleich ob er nun in Richtung Roots, Lovers Rock, Dub oder Dancehall tendiert. Produziert hat übrigens Christopher Chin, der zur jamaikanischen Familie des Firmengründers Vincent Chin gehört. [fk]

Diverse Strictly The Best – Volume 50 VP Records/Groove Attack

Dorf Clejani wurden komplexer, das Spiel virtuoser und die Balance zwischen Gesangsstücken und Instrumentalstücken verschob sich zugunsten letztgenannter. Diese Hommage an frühere Generationen, bei der Balkanfolk und orientalische Melodien ihren festen Platz haben, wurde von Stéphane Karo und Vincent Kenis produziert. Eine Geburtstagstournee der international so erfolgreichen Band ist derzeit in Planung. [fk]

Taraf De Haidouks Of Lovers, Gamblers and Parachute Skirts Crammed Discs/Indigo

Wer die britische Folktradition mit Bands wie The Pogues, The Men They Couldn´t Hang oder The Levellers mag, wird an

der spanischen Formation Malasaners kaum vorbeikommen. Das ursprünglich aus Madrid stammende Quartett um

„Balalau from Bucharest“ über „Clejani Love Song“ und „The High Balcony in Ciolpan“ bis hin zu „Marius ´Lament“ erneut perfektioniert. Die Harmonien und Songstrukturen der Musiker aus dem

VP Records ist ein amerikanisches Independent-Musiklabel und gilt als eines der größten und bedeutendsten Labels, das auf Reggae-Musik spezialisiert ist. Jeweils zum Jahreswechsel präsentiert das Label eine Best Of-CD. Im 35. Jubiläumsjahr haben sich VP Records dazu entschlossen, der 16 aktuelle ReggaeHits umfassenden CD1 noch eine BonusCD hinzuzufügen. Das Tracklisting der aktuellen CD präsentiert ausgesuchte Hits von nahmhaften InterpretInnen

Das rumänische Haiducken-Orchester veröffentlicht zu seinem 25. Geburtstag ein neues, mittlerweile sechstes Album. Nach einigen Umbesetzungen (vier ihrer ältesten Sänger sind verstorben) hat die Zigeuner-Bigband um die beiden Sänger Constantin Lautaru Costica und Marin P. Manole den Mix aus rumänischen Balladen, Gypsy-Liebesliedern, Tänzen und Uptempo-Instrumentals zwischen

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ein mensch? die ZWIEBEL 1/2015

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die ZWIEBEL 1/2015 ein mensch?

Ab in die Truhe? Kalt muss es sein und schneien sollte es bitteschön auch – nur dann ist Herr Schneemann bereit, sich der Welt zu zeigen. Und die Welt freut sich auf ihn, von ein paar notorischen Wintergegnern einmal abgesehen. Ein Portrait eines auch in Bamberg gern gesehenen Herrn.

Es ist schon ein komisches Dasein, das der rundliche Mann mit der langen Nase und den funkelnden Augen führt: Er taucht immer nur für kurze Zeit auf, aber dann kann man ihn überall sehen, mal etwas kleiner, mal etwas größer, im Garten, im Wald oder auf der verschneiten Wiese. Kaum wird es etwas wärmer, schmilzt er nur so dahin, wird stündlich kleiner, bis lediglich eine jämmerliche Pfütze von ihm übrig bleibt. In der schwimmen dann eine verlassene Mohrrübe, ein paar Zweige oder Nüsse, vielleicht sogar mal eine Mütze

oder ein Eimer. Die traurige Hinterlassenschaft eines kurzen Lebens. die ZWIEBEL wollte wissen, wie man sich fühlt, wenn das eigene Dasein so ungewiss ist und besuchte Herrn Schneemann in einem seiner bevorzugten Domizile in den Schweizer Alpen. „Eigentlich kann ich mich nicht beklagen“, sinniert er. „Ich weiß ja, dass ich immer wieder komme und dass mich alle gerne haben.“

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ein mensch? die ZWIEBEL 1/2015 Dennoch, die Zeiten sind härter geworden. „Der Schneefall der vergangenen Jahre war ziemlich mager, früher konnte ich mich viel mehr und viel länger entfalten. Vor allem in Bamberg lässt der Winter seit einiger Zeit zu wünschen übrig. Wenn das so weiter geht, kennt mich die kommende Generation gar nicht mehr.“ Und dabei ist der Schneemann bei uns in Deutschland seit über 240 Jahren ein Begriff. Erstmals tauchte er 1770 in einem Leipziger Kinderliederbuch auf. Damals noch bedrohlich mit grimmiger Miene und erhobenem Besenstiel. „Das lag vor allem daran, dass die Menschen den Winter mit seiner eisigen Kälte fürchteten – früher war das eine harte Zeit, in der viele an Hunger und Frost zugrunde gingen.“ Seitdem hat sich viel getan: man wohnt behaglicher, die Temperaturen sind etwas moderater geworden – der Schneemann ist nicht länger gefürchtet, sondern ein gemütlicher, dicker Kamerad beim fröhlichen Treiben in der winterlichen Schneelandschaft.

Schneemannparty am 18. Januar Sowie die ersten Schneeflocken fallen, stürmen vor allem die Kinder nach draußen, anfangs formen sie kleine Schneebälle, mit denen sie sich munter bewerfen. Doch sowie die Schneedecke dichter und größer wird, gibt es kein Halten mehr: ein Schneemann muss her. „Ich kann mich noch sehr gut an den Jahreswechsel 2001/2002 erinnern. Damals wurde nicht nur der Euro eingeführt, sondern es gab auch Unmengen Schnee. Und zwar wochenlang. In ganz Bamberg“, erinnert Herr Schneemann sich wehmütig. „Selbst die Mittagssonne konnte mir nichts anhaben, das bisschen, was ich tagsüber weggeschwitzt habe, wuchs in der Nacht sofort nach.“ Es war eine schöne Zeit für den alten Herrn und man spürt förmlich seine Sehnsucht: „Ich würde so gerne mal wieder ein paar Tage in der Domstadt verbringen. Die Menschen sind dort so freundlich und geben sich viel Mühe mit mir. Aber wenn das Wetter nicht mitspielt, werde ich wohl auch diesen Winter mehr Zeit in den Alpen oder in Skandinavien verbringen müssen.“ Keine Frage: Herr Schneemann ist ein echter Weltenbummler – überall, wo es kalt ist und schneit, lässt er sich gerne nieder.

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„Sogar in Afrika war ich mal für kurze Zeit“, verrät er grinsend. „Da hat mich ein kleiner Junge, ich glaube, er hieß Karli, in Rostock auf ein Schiff


die ZWIEBEL 1/2015 ein mensch? verfrachtet – und zwar in den Kühlraum. Die Überfahrt hat ja noch ganz gut geklappt, aber als sie mich in Afrika an Land brachten, hat mir die Sonne schon schwer zu schaffen gemacht. Da bin ich schnell in einen sowjetischen Frachter gewechselt, der mich zu den Eskimos gebracht hat. Man hat damals sogar einen Film über dieses Abenteuer gedreht.“

bringen ihren Schnee mit. Wenn möglichst viele mitmachen, könnte ich dieses Jahr mal wieder auf einen Sprung bei Euch vorbei schauen.“ Als Notlösung keine schlechte Idee – trotzdem: mal wieder ein richtiger Winter mit ganz viel Schnee wäre einfach schöner. Dann könnte Herr Schneemann nämlich auch ein paar Tage länger bleiben.

Sein Bekanntheitsgrad hat auch dafür gesorgt, dass es seit einiger Zeit einen Welttag des Schneemannes gibt – und zwar am 18. Januar. „Das hat mich schon sehr stolz gemacht“, gesteht er. Umso schöner fände der eisige Zeitgenosse es, wenn weltweit alle Menschen die Gelegenheit bekämen, ihn einmal persönlich kennenzulernen.

So kommt Herr Schneemann in Form

„Neulich habe ich etwas Hochinteressantes gelesen: Da will sich ein Professor nach seinem Tod einfrieren lassen, um dann in der Zukunft völlig unversehrt wieder zum Leben erweckt zu werden. Das ist schon eine reizvolle Sache, so könnte ich noch Jahrhunderte überleben – ohne dass mir die Erderwärmung zu schaffen machen würde.“ Die Sache hat nur einen Haken: Solch ein Projekt würde viel Geld kosten, Geld, das Herr Schneemann leider nicht hat. „Ich würde ja gerne arbeiten gehen, doch wer nimmt so jemanden wie mich? Man weiß ja nie, ob ich nicht ganz schnell wieder abtaue.“ Der alte Mann blickt nun ganz betrübt, die ZWIEBEL kann ihn gut verstehen und würde gerne helfen – doch mehr, als ihm alternativ zur Mohrrübe als Nase zu dienen, fällt ihr auch nicht ein. Plötzlich kommt Herrn Schneemann eine brillante Idee: „Wenn Du wieder in Bamberg bist, dann sagt den Menschen dort bitte folgendes: So wie es auch nur ein kleines bisschen schneit, sollen sie den Schnee sofort in ihre Gefriertruhen legen. Und dann am 18. Januar – meinem Welttag – gehen sie zum Maxplatz und

Formen Sie einen Schneeball und rollen Sie diesen immer weiter durch den Schnee – so dass er immer größer und größer wird. Insgesamt werden drei verschieden große Schneebälle benötigt, der unterste ist der größte. Bevor Sie die drei Schneebälle übereinander bauen, suchen Sie einen guten, nicht zu sonnigen Standort. Dorthin rollen Sie den ersten Schneeball, dann heben Sie den zweiten auf den ersten und befestigen die Übergänge mit etwas Schnee. Der dritte Schneeball sollte ungefähr Kopfgröße haben, so dass ein Hut oder Eimer auf ihn passen. Auch bunte Mützen stehen ihm gut. Ist die Kopfbedeckung fertig, wird es Zeit für ein freundliches Schneemann-Gesicht: Für die Augen eignen sich Steine oder Kohlen, für die Nase nimmt man eine Karotte (auch eine Zwiebel macht sich gut) und den Mund kann man aus zwei gebogenen Zweigen oder aus kleinen Steinchen formen. Auch ein Schneemann geht mit der Mode: Deshalb kleidet ihn ein schöner bunter Schal gut und schützt seinen empfindlichen Hals. Seitlich kann man noch einen Besen in den Schneemann stecken – dass er damit nachts heimlich das Grundstück fegt, konnte bislang allerdings nicht nachgewiesen werden. [sb]

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lebenswertes die ZWIEBEL 1/2015

Darf ich bitten? Ein Besuch beim Seniorentanz. Übungsraum des Gemeindehauses St. Martin/St. Josef langsam aufheizt. Nach jeder Tanzrunde eilt Seniorentanzleiterin Elisabeth Ullrich zum CD-Player, drückt auf die Stopptaste und sagt den nächsten Tanz an. Dann spielt sie das Stück ab („Hört es Euch erst mal an.“), erklärt kurz die Schritte und tanzt sie vor – die Damen folgen. Erst einen Walzer, dann einen Square Dance und schließlich einen griechischen Volkstanz.

Zugegeben: Ich hatte mir einen Besuch beim Seniorentanz anders vorgestellt. Mit alten deutschen Schlagern und noch älteren Männern, die ihre Tanzpartnerinnen im Dämmerlicht übers Parkett schieben. Stattdessen bin ich in der Seniorentanzgruppe von Elisabeth Ullrich gelandet, einer von sieben Seniorentanzgruppen in der Domstadt unter der Trägerschaft der Caritas in der Erzdiözese Bamberg. Hier halten sich 15 Frauen an den Händen und drehen sich zu Musette-Walzern und Volkstänzen im Takt, während sich die Luft im

Meine Tanzpartnerin, eine zierliche 68-Jährige, bringt mich durch energisches Ziehen auf Kurs. Ausnahmsweise stehen die Kursteilnehmerinnen paarweise beieinander, das ist hier eher ungewöhnlich. Elisabeth Ullrich geht es in erster Linie darum, dass jeder – ob mit oder ohne Partner – mitmachen kann. Das Tanzfieber hat Elisabeth Ullrich schon vor 25 Jahren gepackt. „Es ist eine Sucht!“, sagt sie und lacht. Seitdem sie damals ihre

Fotos: Katja Müller

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Die Stern-Rumba ist mein Untergang. „Vor, zurück – in die Box!“ ruft Elisabeth Ullrich munter, während sie zu „I Just Called To Say I Love You“ von Stevie Wonder im Takt wippt. Die Damen links und rechts neben mir verstehen die Anweisung sofort und tanzen ein Karree auf dem hellen Parkettfußboden. Nur ich gerate aus dem Takt, stolpere und ziehe meine 68-jährige Tanzpartnerin mit mir ins Verderben.

Vielleicht ist es ganz gut, dass ich gleich zu Anfang ein paar Mal aus dem Takt gerate. So komme ich gar nicht erst auf den Gedanken, dass sich hier „nur“ ein paar ältere Damen zum Schunkeln getroffen haben. Zum einen ist die jüngste Teilnehmerin gerade einmal 52 Jahre alt. Zum anderen merke ich bald am eigenen Leib, worum es hier geht: um Rhythmus, Koordination, Gehirntraining. Schon bald weicht die konzentrierte Stille im Übungsraum lautem Mitzählen, immer wieder unterbrochen von ausgelassenem Lachen und kurzen Anweisungen wie „naaaaaaaa, Du musst da her!“.


die ZWIEBEL 1/2015 lebenswertes erste Seniorentanzgruppe in Ebermannstadt gegründet hat, tanzt sie durchs Leben. Den Anfang machte eine Ausbildung zur Seniorentanzleiterin beim Bundesverband Seniorentanz. Es folgten Seminare, Tanzfreizeiten, Workshops – bis heute. Aber warum sind keine Männer dabei? „Das ist eine gute Frage“, sagt Elisabeth Ullrich und zuckt mit den Schultern. Als sie nach ihrem Umzug nach Bamberg 2011 den ersten Seniorentanz-Kurs anbot, seien zwei Paare da gewesen. „Aber ich glaube, die haben sich irgendwie zerstritten“, schließt sie. Eine vorsichtige Nachfrage bei den Tänzerinnen im Saal ergibt: Einem Tanzpartner weint hier keine hinterher. Die meisten sind einfach nur froh, im Alter noch einmal eine Möglichkeit gefunden zu haben, sich mit anderen im Takt der Musik zu bewegen. „Wo soll ich denn sonst hin – in die Disko?“, fragt Margarete Helmich und lacht. Früher hat die 70-Jährige mit ihrem Mann Standard getanzt. „Aber seit er krank ist, geht das nicht mehr“, erzählt sie. Anna Wegner ist aus ähnlichen Gründen zum Seniorentanz gekommen. Bis zum Tod ihres Mannes vor zwölf Jahren gehörte der klassische Tanz zu ihrem Leben. „Und dann – nichts mehr“, erzählt die Bambergerin. Umso mehr genießt es die 68-Jährige seit zwei Jahren, regelmäßig unter der Anleitung von Elisabeth Ullrich zu tanzen. Aber nicht nur das: So oft es geht, besucht Anna Wegner die TanzteeVeranstaltungen in der Region – in Hirschaid, Bad Staffelstein, Breitengüßbach. „Da wird sonntags vom Kaffeetrinken bis in den Abend getanzt“, erzählt sie mit leuchtenden Augen. Ihren neuen Tanzpartner, einen 82-Jährigen, hat sie – wo sonst – beim Tanzen kennengelernt.

Nach einer kurzen Pause, in der die Frauen ihre Trinkflaschen aus den Handtaschen ziehen, beginnt der zweite Teil des Tanzabends: meditativer Tanz. Elisabeth Ullrich legt eine bunte Tischdecke in die Raummitte und platziert eine Schale mit Blumen darauf. Dann fassen sich alle Frauen an den Händen, bilden einen Kreis und bewegen sich langsam zu „Das Lied von der Anderwelt“. Die Schritte hat ihnen Elisabeth Ullrich vorher gezeigt. „Es macht total Spaß, man lacht viel – auch über sich selber. Und man konzentriert sich so auf die Schritte, dass man alles andere vergisst“, flüstert mir meine Tanznachbarin auf die Frage zu, warum sie an dem Kurs teilnimmt. Es ist ganz friedlich im Raum, das Licht ist jetzt gedimmt, alle scheinen sich im Gleichklang zu bewegen. Nur ich, Verzeihung, stolpere in die falsche Richtung. Meine Tanznachbarin lacht, fasst meine Hand fester – und zieht mich mit. [km]

2015

Veranstaltungen des Senioren- und Generationenmanagements Seniorenfahrten am Mittwoch (Kosten pro Fahrt: 10 €)

21. Januar 25. März 29. April 22. Juli

23. September 21. Oktober 25. November

Fasching (Eintritt: 5 €) Mittwoch, 11. Februar 2015 im Hegelsaal der Konzert- und Kongresshalle

Konzert (Eintritt: 5 €) Mittwoch, 20. Mai 2015

im Joseph-Keilberth-Saal der Konzert- u. Kongresshalle

Weinfest Freitag, 26. Juni 2015

im Innenhof Schloß Geyerswörth

Via Futura - 2. Bamberger Fachmesse für Barrierefreiheit Freitag, 8. Mai 2015 und Samstag, 9. Mai 2015 Mitmachmarkt Samstag, 25. Juli 2015

Elisabeth Ullrich (Mitte) bringt Senioren seit 25 Jahren in tänzerische Bewegung

Information und Anmeldung: Senioren- und Generationenmangement der Stadt Bamberg Rathaus Geyerswörth Eingang „Rosengarten“, Zi. N0 Telefon 0951 87-1514 E-Mail: seniorenmanagement@ stadt.bamberg.de

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ausgestellt die ZWIEBEL 1/2015

Aktuelle Ausstellungen in Bamberg

Michaela Eichwald Villa concordia mo-do 8-12, 14-16, fr 8-13, sa-so 11-16

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ausstellung der aktuellen stipendiatin bis 15.2.2015

gerd müller

kostbarkeiten aus dem welterbe

controlled collisions

bis 15.1.2015

stadtarchiv, stadtbücherei zu den öffnungszeiten ausgewählte stücke aus den museen des welterbes bis 16.1.2015

villa dessauer di-do 10-16, fr-so 12-18 jahresausstellung des kunstvereins mit aldona kut und sebastian kuhn bis 31.1.2015

Don’t Worry

Dasdemed Sampil

galerie kleinod mi-fr 15-18, sa 10-14

E.t.a.-hoffmann-theater di-sa 10-13, mi 16-18 und zu den vorführungen

zwischen blauhemd und bluejeans

jazzclub zu den konzerten fotografien bamberger motive

Arbeiten in öl un d acryl von Deenesh Ghyczy, untere sandstr. 37 ab 29.1.2015 bis 21.2.2015

eindringliche Gemälde des künstlers aus der mongolei ab 23.1.2015 bis 8.3.2015

levi-strauss-museum, buttenheim di,do 14-17, sa-so 11-17 jeans in der ddr bis 31.5.2015

Fotos: Museen der Stadt Bamberg, Gerd Müller, S. Kuhn & VG Bildkunst Bonn, Tobias Bohm

ausgestellt Januar 2015


die ZWIEBEL 1/2015 scharlotte

Die Welt sieht anders aus, wenn man sie mit den Augen einer Zwiebel betrachtet. Aber hat eine Zwiebel überhaupt Augen? Scharlotte schon – und mit denen sieht sie das Leben in unserer Stadt aus einem ganz eigenen Blickwinkel.

Scharlottes Welt

Foto: Katja Müller

Markt der langen G`sichter Die Frage nach dem „Warum?“ darf ich mir gar nicht stellen. Ansonsten müsste ich mich mit der Frage auseinandersetzen, ob die weihnachtliche Nächstenliebe von Familie und Freunden nur geheuchelt war – oder ob in Wahrheit tiefe Hassgefühle in ihnen schlummern. Denn anders kann ich mir nicht erklären, warum mir ausgerechnet meine Taufpatin (!) ein Päckchen unter den Weihnachtsbaum gelegt hat, dessen Inhalt definitiv auf mein Ableben zielt: ein Zwiebelmesser! Auch über den geschmacklos gemusterten, überdimensionierten SalzPfeffer-Streuer von Tante Agathe konnte ich mich nicht freuen. Will mich die liebe Verwandtschaft erst vierteln, dann würzen und

schließlich verspeisen? Da fehlt ja nur noch die Bratpfanne! Glücklicherweise war die unter dem Tannenbaum nicht zu finden. Ich hatte auch so wirklich schon genug damit zu tun, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, um mein Weihnachtslächeln nicht völlig entgleisen zu lassen. Das Fest der Liebe hat mir einiges abverlangt. Und da sitze ich nun: neben einem Berg übrig gebliebener Plätzchen (die ich nicht mehr sehen kann), mehreren halbleeren Flaschen Glühwein – und den besagten ungeliebten Geschenken. Wohin nun mit dem ganzen Mist?

Die Lösung liegt etwa 90 Kilometer entfernt in Nürnberg. Dort gibt es jedes Jahr den „Markt der langen G`sichter“ – eine beliebte Auktionsveranstaltung, bei der unglücklich Beschenkte ihren Geschenke-Ballast loswerden und versteigern können. Faszinierenderweise hat dort noch jede geschmacklose Skulptur oder überflüssige Tagesdecke einen neuen Besitzer gefunden. Eine sehr sinnvolle Einrichtung, die ich mir auch für Bamberg wünschen würde. Blöde Geschenke gibt es schließlich alle Jahre wieder. [km]

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lebenswertes die ZWIEBEL 1/2015

Frischer Fisch seit Jahrhunderten In den Mühlwörth Fischwinterungen, den einzigen noch verbliebenen Teichen der Stadt, verbringen Karpfen ihre Winterzeit. Wie schon im Mittelalter macht

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man sich dabei ein ausgeklügeltes Wässerungssystem zu nutze, für einen garantiert frischen Fisch. Ein Ortsbesuch.


die ZWIEBEL 1/2015 lebenswertes Sie liegen etwas versteckt, die Mühlwörth Fischteiche oder Fischwinterungen, in der Nähe der Nonnenbrücke zwischen dem Linken Regnitzarm und dem Ludwig-DonauMain-Kanal oberhalb des Hollergrabens. Dicke Sandsteinmauern trennen den Spaziergänger entlang des Kanals in Richtung Schleuse 100 von den beiden letzten verbliebenen Fischteichen der Stadt, in denen sich muntere Karpfen, Schleien, Hechte, Waller und Weißfische tummeln.

Fotos: Daniela Pielenhofer

Die Fischwinterungen umfassten ursprünglich acht Teiche am Mühlwörth und waren bereits auf dem Stadtplan von Petrus Zweidler aus dem Jahr 1602 verzeichnet. Fischwinterungen sind tiefe, frostsichere Becken, in denen die Fische über den Winter hinweg gehalten werden. Zu Zeiten des Mittelalters waren das vornehmlich Karpfen aus dem Aischgrund und dem Steigerwald zur Nahrungsversorgung der Stadtbevölkerung. Auch im Clarissenkloster, das der heutigen Nonnenbrücke ihren Namen gab, wusste man zur Barockzeit um die Vorteile der eigenen Fischzucht am Mühlwörth. So verzeichnete das Kloster 1753 sieben Teiche und Winterungen, deren Wasserzu- und -abfluss über Rinnen vom Linken Regnitzarm in den tieferliegenden Hollergraben erfolgte. Ein Röhrensystem versorgte die hölzernen Bassins ständig mit Frischwasser, indem man sich den Höhenunterschied zwischen dem für die Mühlennutzung künstlich höher gelegten Linken Regnitzarm am Talrand und dem Hollergraben („Alten Fluss“) nutzbar machte.

Kiesboden und vieles mehr. Im Jahr 2001 hat sich Fischwirtschaftsmeister Peter Papritz der Wiederbelebung der beiden noch übrig gebliebenen historischen Teiche der Stadt angenommen – ein großes Projekt mit einer aufwändigen Sanierung unter strengen Denkmalschutzauflagen.

Das mittelalterliche Wässerungssystem funktionierte ganz ohne Energieaufwand, nur durch das natürliche Gefälle – bis heute. Das Verrohrungssystem wurde allerdings komplett erneuert, wie auch die Eichenspundwände, die alte Sandsteinmauer, der

Da die Teiche über viele Jahre hinweg nicht genutzt wurden, waren sie bis dahin verwahrlost und zu einer Art Sumpf verkommen, in dem sich allerhand Unrat angesammelt hatte: Bauschutt, Berge von Flaschen, umgeknickte Bäume und sogar Autowracks. „Rund 20 LkW’s an Schutt mussten entsorgt werden, bevor wir mit der eigentlichen Sanierung der Teichanlagen beginnen konnten“, erinnert sich Papritz, damals gerade frisch gebackener Fischwirt, als die Stadt auf der Suche nach einem neuen Pächter mit dem Sanierungsvorhaben im Gepäck auf ihn zukam. Was folgte, war ein enormer Arbeits- und Kostenaufwand, wie man ihn nur aus Überzeugung für das Projekt bewältigen konnte. Peter Papritz war überzeugt. Schon seit der Kindheit befasst sich der gebürtige Unterfranke mit Fischen und deren Lebensraum, besaß Aquarien und Fischwasser und begleitete seinen Onkel beim Angeln. Mit 11 Jahren machte er selbst den Angelschein. Sein „Fischtick“ ließ ihn nicht los und sollte noch intensiver werden. „Ich arbeite gerne mit Fischen“, sagt er, „ich züchte und kümmere mich gerne um sie – ich fange und esse sie aber auch.“ Ein vielfältiger Beruf, der Spaß macht. „Man ist ein einerseits Landwirt, weil

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lebenswertes die ZWIEBEL 1/2015 man ständig draußen arbeitet und andererseits Koch, weil man auch schlachtet, räuchert und filetiert“, meint der 37-Jährige und lacht.

den. Der Ablauf funktioniert über einen so genannten „Mönch“ im Hollergraben. Das System von Zu- und Ablauf ermöglicht es Papritz zudem, die Teiche innerhalb weniger Stunden abzulassen und im Laufe nur eines halben Tages wieder zu befüllen. So gelang es auch bereits im Mittelalter den Klosterangehörigen, ähnliche Produktionsmengen an Fisch wie heute zu erzeugen.

Gerade hat der Fischwirtschaftsmeister einen Waller aus einem der beiden Teiche gefischt. Ein stattliches Exemplar, das er im eigenen kleinen Hofladen in der Villachstraße verkaufen wird. Wie auch die Karpfen, die den größten Anteil seiner Fischzucht ausmachen. Von seinen Fischen leben kann der 37-Jährige dennoch nicht. „Inzwischen ist es mein Hobby“, sagt er, „der Lebendfischhandel ist kaum rentabel.“ Vor allem nicht, wenn man seine Fische auf dem Markt verkauft oder die Gastwirte der Region damit beliefert. „Ich habe das viele Jahre lang gemacht, aber es ist ein sehr undankbares Geschäft.“ Das An- und Abfahren von Fisch in der Stadt sei zudem schwierig. „Kaum jemand hat Verständnis

dafür, wenn hier bei den Teichen um vier Uhr morgens Betrieb herrscht“, meint Papritz. Heute holt er seine Fische nur noch für den eigenen Hofladen ab. „Meine Kunden wissen die Qualität zu schätzen“, sagt er, „da bin ich auch gerne bereit, auf besondere Wünsche einzugehen.“ Papritz filetiert den Fisch auf Bestellung und räuchert an den Verkaufstagen am Wochenende frisch, damit die Kunden den Fisch direkt aus dem Ofen kaufen können. Ein besonderer Genuss.

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Ihr neutrales Aroma, ein Zeichen für Frische und Qualität, haben Papritz‘ Fische dem alten Wässerungssystem des Mittelalters zu verdanken. „Das Regnitzwasser sorgt für einen ständigen Frischwasseraustausch, so wird der Geschmack der Fische nicht beeinträchtigt“, erklärt er. Da der Zulauf unterhalb der Wasserlinie der Regnitz verläuft, friert er selbst im tiefsten Winter nicht ein – es ist also immer genügend Frischwasser vorhan-

Fisch, besonders Karpfen, war damals teurer als Fleisch und genoss ein hohes Ansehen. Entgegen der gängigen Meinung ist der Karpfen kein Allesfresser, sondern ernährt sich von Getreide, das ihm über das Jahr hinweg gefüttert wird und der Naturnahrung, die er im Teich vorfindet. Von November bis Ende Februar legt er kaum mehr an Gewicht zu. Je länger er sich vor dem Verzehr im Frischwasser bewegt, desto besser schmeckt er. Während der Franke den Karpfen gehälftet oder als Filet mit einem Gewicht von 1 bis 1,2 kg schmackhaft findet, kommt er in den neuen Bundesländern bevorzugt als Kotelett, bei einem Fanggewicht von 3 bis 4 kg, auf den Teller. Bis Papritz seine Karpfen aus den beiden Teichen nach und nach abgefischt hat, wird es Ende März sein. Die letzten Karpfen gibt es traditionell am Karfreitag. Sein ausgeprägtes Hobby wird ihn auch weiterhin begleiten – der Pachtvertrag mit der Stadt über die Mühlwörth Fischwinterungen läuft noch bis 2019. Mindestens. [dp] Der Hofladen „Fisch & Fein“ von Peter Papritz und seiner Frau Kathrin in der Villachstraße 10 ist immer freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet.


die ZWIEBEL 1/2015 lebenswertes

Im Sommer legt am Mühlwörth eine Fähre ab und verbindet es so mit dem gegenüberliegenden Ufer, der Straße Alter Graben und der Villa Concordia

Das Mühlwörth entstand im Hochmittelalter auf Grund der Mühlen des Steinmühlenverbandes an der Oberen Mühlbrücke. Die Müller, die dort Besitz hatten, gaben ihm seinen Namen. Im 15. Jahrhundert ließ die Stadt am idyllischen Mühlwörth ausgedehnte Gärten, wie einen Bürgermeister- oder Ratsgarten errichten. Wohlhabende Bamberger nannten 1565 gar ein Gartenfeld mit Lusthaus, Fischhaus und zwei Fischweihern (Mühlwörth Nr. 11a bis 14), die an den Bürgermeistersgarten angrenzten, ihr Eigen. Vom 16. bis 19. Jahrhundert siedelten sich am Mühlwörth Fischer, Schiffer und Fährleute an, die ursprünglich im Sandgebiet beheimatet waren. Einige pachteten die Teiche und Fischwinterungen aber auch nur. Mit Fertigstellung des Ludwig-Donau-Main-Kanals

im Jahr 1846 entstand ein weiterer Hafen im Bereich des Nonnengrabens mit Kai und Kranen sowie einer dahinter liegenden Lagerhalle, da die Mainschiffe für den Kanal zu breit waren und die Kanalschiffe für den Fluss einen zu großen Tiefgang hatten, weshalb in Bamberg umgeladen werden musste. Holzhandel und Flößerei blühten, so dass um 1900 der gesamte Regnitzbereich um die Einmündung des Kanals bei Bug zum Floßhafen geworden war. Die Regnitzschifffahrt zwischen Bamberg und Forchheim erfreute sich zudem wachsender Beliebtheit, erkannte man mehr und mehr auch die Vorzüge der Freizeit und Erholung am Fluss. So kursierten von der Anlegestelle am Regnitzufer fortan nicht nur Fracht- sondern auch Personenschiffe. Der Ludwig-Donau-Main-Kanal brachte jedoch nicht den erhofften wirtschaftlichen Erfolg und fuhr Ende des 19. Jahrhunderts nur noch Verluste ein. An seine kurze Blütezeit erinnert bis heute unter anderem die nahe dem Mühlwörth gelegene und noch immer funktionsfähige Schleuse 100.

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genuss die ZWIEBEL 1/2015

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die ZWIEBEL 1/2015 genuss

Pfanne frei für den Karpfen! Fett, strohig, modrig und langweilig – es ist schon allerhand, was man dem guten alten Karpfen in Sachen Geschmack so alles nachsagt. Zugegeben: er ist nicht so elegant wie die Forelle, schmeckt nicht so edel wie Lachs und entbehrt der Exotik eines Tilapias, doch wenn man dem Karpfen mit etwas Einfallsreichtum und Raffinesse begegnet, zeigt er sich unerwartet wandlungsfähig. Nicht zu vergessen, seine inneren Werte: in seinem Reichtum an wertvollen Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß, Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen ist er seinen schwimmenden Kollegen durchaus ebenbürtig. Also: Ran an die Flossen und guten Appetit!

Bamberger SüSSholz-Karpfen

Suppen-Karpfen

Wenn auch nicht geraspelt, so doch zumindest gestreift: so präsentiert sich der Karpfen am Süßholz-Spieß. Dafür nehme man 1 Karpfen-Filet, in feine Streifen geschnitten, 2 Stangen Süßholz, jeweils halbiert und einseitig angespitzt.

In der Suppe kommt so ein Karpfen ganz groß heraus – kein Wunder, ist Wasser doch sein Element. Mit Dill und Crème fraîche an seiner Seite wird er zum delikaten Star auf dem Esstisch.

Die Filetstreifen auf die Süßholz-Spieße ziehen, salzen und ganz vorsichtig in Sesamöl braten. 1 Radicchio in Olivenöl und 1 TL braunem Zucker anbraten, bis das Ganze karamelisiert ist, dann vorsichtig mit einem Schuß BalsamicoCreme ablöschen und salzen. 1 kleine Pastinake schälen und würfeln, in Öl fritieren und ebenfalls leicht salzen. Zum Servieren legt man die Radicchio-Blätter fächerartig auf den Teller, fügt die Pastinakenwürfelchen hinzu und legt darüber die Karpfen-Spieße.

1 großer Karpfen wird zunächst zerlegt, die edlen Filetstücke hält man separat kühl. Kopf, Gräten, Flossen und Haut werden mit Zwiebeln kurz angebraten und dann mit ausreichend Wasser bedeckt. 1 Bund Suppengrün und 4 Lorbeerblätter hinzufügen und das Ganze eine knappe Stunde leise köcheln lassen. Anschließend den Sud durch ein Sieb geben, den Fischfond zusammen mit den Filetstücken zehn Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen. Man kann die Suppe etwas mit Speisestärke binden, zum Schluss 1 Becher Crème fraîche mit 1 Bund gehackten Dill unterrühren, nicht mehr aufkochen. Kleiner Tipp: Wer mag, ergänzt die Suppe mit gekochten Kartoffeln.

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genuss die ZWIEBEL 1/2015 Karpfen aus 1001 Nacht

Curry-Karpfen à la Japonaise

Feuriges Karpfen-Gulasch

Mandeln, Trauben, Nelken und Rosinen verwandeln den Karpfen zu einem orientalischen Gaumengenuss – bei soviel Sinnenfreude kann es passieren, dass man hinterher gerne noch einen kleinen Bauchtanz auf’s Parkett legen möchte (aber zum Glück nicht muss!)

Ihre Gäste werden Augen machen, wenn Sie ihnen verraten, dass in diesem köstlichen Curry-Gericht ein Karpfen „schwimmt“. Vor allem aber werden sie nicht merken, wie einfach dieses Rezept ist.

So scharf haben Sie den Karpfen noch nie erlebt: mit Paprika, Knoblauch und Pfeffer wird der Fisch zum feurigen Gaumenschmaus. Rund 1 kg Karpfenfilet putzen und würfeln. 5 rote Paprikaschoten in feine Streifen schneiden, zusammen mit 1 kleinen Chilischote, 4 Schalotten und 6 Knoblauchzehen (alles fein gehackt) in zerlassener Butter anschwitzen. Mit je 1/8 L Gemüsebrühe und Weißwein ablöschen und zugedeckt dämpfen. Anschließend fein pürieren. Das Fischfilet in Olivenöl anbraten, anschließend in der Paprikasauce fertig garen. Mit Pfeffer, Salz und Paprikapulver würzen. Dazu Sauerrahm und Kartoffeln oder Reis servieren. [sb]

1/2 l Fischfond aufkochen und mit fein gewürfeltem Suppengrün rund 15 Minuten köcheln lassen. Einen küchenfertigen Karpfen mit etwas Zitronensaft beträufeln. 6 kleine Zwiebeln oder Schalotten in feine Ringe schneiden und in einem Bräter in Sesamöl glasig dünsten, mit 1/4 l Weißwein und dem Fischfond angießen, Fisch draufsetzen und im geschlossenen Bräter rund 20 Minuten bei 180°C backen. Prüfen, ob der Fisch gar ist, dann auf einer Platte warm halten. Den Sud mit 50 g gehackten Mandeln, 1 EL Rosinen sowie 300 g halbierten, hellen Weintrauben auffüllen und noch einmal erhitzen. Mit Nelkenpulver, Muskat, Majoran, Salz und Pfeffer würzen. Die Sauce separat zum Karpfen servieren, dazu passen Reis und Fladenbrot.

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600 g Karpfenfilet in etwas japanischer Sojasauce und Reiswein marinieren. In einer Pfanne Öl erhitzen und 2 EL Currypulver 5 Minuten lang rösten. 2 EL Sojasauce, 1/2 L Dashi-Brühe (Asien-Laden) und 3 EL Reiswein hinzufügen, mit Salz, Pfeffer, Paprika und etwas Zucker einige Minuten auf kleiner Flamme köcheln, dann 3 feingeschnittene Zwiebeln hinzufügen und weitere 5 Minuten köcheln lassen. Zum Schluss den in Stückchen geschnittenen Karpfen in die Sauce geben und gar ziehen lassen. Dazu serviert man duftenden Asia-Reis.


die ZWIEBEL 1/2015 zuhause in…

Zuhause in der Warum heißen Bamberger Straßen eigentlich, wie sie heißen? die ZWIEBEL geht der Sache auf den Grund. Die Fischerei ist eine Gasse, die von der Markusstraße entlang des linken Regnitzarmes bis zur Kapuzinerstraße verläuft. Nicht zu verwechseln mit der Fischstraße, einer Verbindungsgasse zwischen dem Grünen Markt und dem Platz Am Kranen.

Foto: Daniela Pielenhofer

Seit dem Mittelalter, etwa um 1500, haben sich in der Fischerei die Fischer der Stadt angesiedelt. Vorher bildete der Abtswörth zusammen mit den Bereichen rechts und links der Kapuzinerstraße und der Weide eine Insel im Fluss, deren Südspitze am Kranen lag und die etwa bei der Konzerthalle endete. Mittelpunkt dieser „Insel außerhalb der Babenberger Mauern“ war der Goldschmidshof, heute das „Gasthaus – Restaurant Fischerei“ (Fischerei 15), eine Weinwirtschaft mit fränkischen Gerichten und Brotzeiten. Die Goldschmids oder Goldsmits waren eine wohlhabende Bamberger Familie, der im Hochmittelalter das gesamte Gelände rund um die Gasse gehörte, bevor sich die Fischer und Färber am Wasser ansiedelten und immer mehr Häuser entstanden. So etwa auch der Hohnertshof, benannt nach der Bamberger Schiffermeisterfamilie Hohnert (Fischerei 3/3a/3b), in dem sich später ein Reichspostamt befand. Über die Jahrhunderte hinweg blieben die Fischer gerne unter sich und ließen die Gasse in Höhe des Hinteren Grabens durch ein Fischerpförtchen abschließen.

Das Bamberger Fischerhandwerk wird erstmals 1409 erwähnt, die Fischerzunft 1463, wobei es schon 1348 einen Fischmarkt der einheimischen Fischer am Kranen gab. Bis ins 19. Jahrhundert ging die Flussfischerei mit dem Binnenschiffergewerbe praktisch einher. Während die Obere und kleinere Schifferzunft die Schifffahrt auf der Regnitz betrieb, waren die Mainschiffer in der Unteren und größeren Zunft vereint. Letztere hatten ihre Häuser demnach in der Fischerei.

Die Konkurrenz im Fischerhandwerk war groß, die Fischrechte waren deutlich abgegrenzt. Die Bamberger Fischerzunft beanspruchte ihr Fischrecht auf dem Main bis Mainz und teilte sich dieses mit den Schweinfurtern, die aufgrund eines königlichen Privilegs ebenfalls von Bamberg bis Mainz fischen durften. Mit den „Bauernfischern“ des Hochstifts lieferten sich die Zünfte jedoch ständig Auseinandersetzungen, die sogar in offenen „Seeschlachten“ auf der Wasserstraße ausarteten.

Nahezu vier Fünftel des Güterverkehrs zwischen Nürnberg und Frankfurt liefen im Spätmittelalter auf dem Main. Bamberg war dabei ein wesentlicher Hafen und Hauptumschlagplatz für den mainfränkischen Wein. Aber auch Metalle, Gewürze und Holz für den Floßbau waren Produkte des regen Flusshandels. Wehre und Wasserzölle verschlechterten jedoch zunehmend die Bedingungen der Flussschifffahrt, später zu Beginn des 19. Jahrhunderts ersetzte die Eisenbahn große Teile der Binnenschifffahrt. Der Fischhandel blieb, da Fisch im Mittelalter und darüber hinaus in einer geistlich dominierten Stadt mit vielen Klosterangehörigen eine enorme Rolle spielte. Neben den Gärtnern und den Bierbrauern waren die Fischer im 18. Jahrhundert das drittstärkste Gewerbe. So verzeichnete die Stadt 1811/12 alleine 94 Fischer im Stadtteil Sand.

Die Häuser in der Fischerei, ursprünglich Pfahlbauten, die im Wasser standen, waren ganz auf die Bedürfnisse der Zunft abgestimmt. So konnten die Fischer in ihre Kellergeschosse als offene Hallen direkt einfahren und Fang und Boote unterbringen. Auch die Wohnräume darüber lagen zum Fluß hin. Auf Seite der Straße waren die Fischerhäuser hingegen kaum von anderen Reihenhäusern zu unterscheiden. Von ihrem „Klein Venedig“ aus hatten die Fischer zudem einen wunderbaren Panoramablick auf die Domtürme, der – steht man im Torbogen eines Fischerhauses – fast den Eindruck macht, als wäre er am Regnitzufer gebaut. Ein kleines Stück „Alt Bamberg“ also, auch wenn dieser besondere Ausblick dem gemeinen Sandkirchweihbesucher bisweilen verwehrt bleibt. [dp]

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genuss die ZWIEBEL 1/2015

Flüssiges Gold vom Fuß der Altenburg Golden leuchtet es aus der Flasche, das fränkische Raps-Speiseöl. Ein Zufall, denn: „Das Öl sieht jedes Jahr ein bisschen anders aus“, weiß Ralf Geyer, der seit 2005 Rapsöl aus eigenem Anbau presst: „Je nach dem Wetter übers Jahr ist das Öl mal etwas heller oder etwas grüner. Dieses Jahr ist es richtig schön goldfarbig geworden.“

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Nur ein Bruchteil davon landet schließlich in der Küche: rund 6.000 Flaschen zu 0,5 und 0,75 l füllen Ralf und Renate Geyer jährlich in Handarbeit ab. Dabei kommt nur Öl aus dem eigenen Anbau zum Einsatz: „Hier wissen wir genau, was wir als Lebensmittel auf den

Markt bringen“, sagt der 43-Jährige. Die zwei großen Ölpressen verarbeiten zudem auch zugelieferten Raps von weiteren Anbauern aus der Region, denn das Gros seines Erzeugnisses kommt als Energieträger zum Einsatz. „Durch seinen Energiegehalt und die Viskosität ist Rapsöl perfekt für moderne DieselEinspritzanlagen geeignet“, weiß Geyer auch aus eigener Erfahrung: seine Traktoren und PKWs sind lange mit Rapsöl im Tank gefahren. In letzter Zeit wurde es für den alternativen Treibstoff aber immer schwieriger, denn die „Tank statt Teller“-Diskussion und eine aufwändige Bürokratisierung und Besteuerung des Öls für Antriebszwecke hat die Ver-

Fotos: privat, Henning Brandt

Die gute Adresse für regionale Produkte und Dienstleistungen im Internet!

Auf die Qualität wirke sich das Farbenspiel freilich nicht aus, betont der Landwirt, dessen Familie ihren Hof bereits seit 1663 ununterbrochen bewirtschaftet. Obwohl sein Betrieb in Schirnsdorf bei Mühlhausen schon in Mittelfranken liegt, befinden sich die meisten Anbauflächen im Landkreis Bamberg; bis an die Stadtgrenze bei Wildensorg blüht Geyers Raps zu Füßen der Altenburg.


die ZWIEBEL 1/2015 genuss wendung als Öko-Kraftstoff seit 2010 zunehmend unattraktiv gemacht.

Geyer‘s Rapsöl

Zu Unrecht, findet Ralf Geyer: „Solange in Europa Lebensmittel über den Bedarf produziert und dann mit Subventionen in Entwicklungsländer geliefert werden, anstatt die dortige Landwirtschaft aufzubauen, gibt es keinen Grund, die Energiepflanzen zu verteufeln.“ Auch für die angeblich schlechte Energieausbeute der Pflanzenkraftstoffe sieht der Landwirt sich und seine Kollegen zu Unrecht an den Pranger gestellt: „In der Statistik wird meist nur der Energiegehalt des Öls pro Hektar betrachtet. Aber das Öl macht nur ein Drittel der Ernte aus. Die anderen zwei Drittel der Pflanze geben, zu Presslingen geformt, ein hervorragendes, energie- und eiweißreiches Futter für die Tiere ab. Dieser Zusatznutzen fällt dabei immer unter den Tisch.“ Trotzdem beobachtet der Rapsbauer, dass seine Lieblingspflanze an Boden verliert: „Es wird immer weniger gelbe Felder geben, weil viele Kollegen auf Mais umsteigen.“ Die Nachfrage ist durch die vielen Biogas-Anlagen deutlich gestiegen, zudem sei Mais auch einfacher anzubauen. Ralf und Renate Geyer bleiben dem Raps treu: auf rund 100 Hektar bauen sie die Energiepflanze jährlich an, jedes dritte bis vierte Jahr kommt sie auf den Acker: „Der Kreislauf mit Mais und Getreide hat sich für die Böden bewährt.“ Der Anbau geschieht konventionell, mit sparsamem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Dem Rapsglanzkäfer, den jeder kennt, der im Frühjahr mit einem gelben Pullover spazieren geht, sei nicht anders beizukommen. „Ganz ohne Pflanzenschutz und Düngung geht es nicht, aber nur, wenn es wirklich nötig ist, das kostet schließlich auch viel Geld“, meint Ralf Geyer.

aus dem Steigerwald

Das kostbarste Endprodukt, das kaltgepresste Speiseöl, findet seinen Weg in die Regale der Region unter anderem auch über die Regionalkampagne von Stadt und Landkreis Bamberg. „Es war uns wichtig, neue Kunden über die Broschüre der Kampagne zu finden, die unser regionales Produkt gern kaufen und verarbeiten möchten.“ Ein anderer Vertriebsweg ist – neben regiomino.de – die Initiative „original regional“, über die die goldgelben Öle von Geyer in Bamberg beispielsweise in den Rewe-Märkten Würzburger Straße, Caspersmeyerstraße und Breitenau zu finden sind. Auch auf dem Bauernmarkt samstags auf der Promenade ist das Rapsöl am Stand von Meerrettich Pröls erhältlich. Wer sich auf den Weg zur Familie Geyer macht, kann sich dort auch 5- und 10-Liter-Kanister im Hofladen mitnehmen. Gesund ist es allemal, auf Rapsöl umzusteigen: kein anderes Speiseöl hat ein besseres Verhältnis von Omega-6- zu Omega3-Fettsäuren, somit ist es besonders gut für den Cholesterinhaushalt. [hb]

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gelesen die ZWIEBEL 1/2015

Gelesen Januar 2015

Der böse nik helwig arenz ars vivendi, 17,90 € Gute Romane zeichnen sich neben einer spannenden Handlung ohne logische Brüche vor allem durch eine glaubhafte, detailreiche Charakterisierung der handelnden Personen aus. Im besten Fall lernt der Leser ein ihm zuvor unbekanntes Milieu kennen und versteht die Verhaltensweisen der darin lebenden Menschen. Nach dieser Definition ist der Erstlingsroman von Helwig Arenz ein gutes Buch. Wir lernen Nik kennen und sein Leben, das aus Drogen und Alkohol besteht – und einem ernüchternden Desinteresse an seinen Mitmenschen. Gabriel, für den

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das unsympathische Wort des „Gutmenschen“ erfunden worden zu sein scheint, ist für Nik allenfalls der Depp, der dumm genug ist, Leuten wie ihm die Chance auf

ein besseres Leben geben zu wollen. Der naive Tommi L dient zur Geldbeschafffung durch Arbeit – ein Konzept, das Nik eher mit Belustigung betrachtet. Nur Lauri, offiziell mit Gabriel liiert, löst Gefühle in ihm aus. Es gelingt dem 33-Jährigen Autoren und Schauspieler Arenz, den Leser durch das trostlose Leben seines Protagonisten zu führen und ihn dennoch Sympathie für diese mustergültig verkrachte Existenz entwickeln zu lassen. Die Selbstverständlichkeit und bisweilen rührende Harmlosigkeit, die von dem Soziopathen Nik ausgeht, öffnet die Tür in eine Welt, die der Wohlstandsbürger allenfalls vom Wegschauen kennt. Zur Liebesgeschichte reicht es nicht unbedingt, doch Arenz‘ Roman ist eine auch sprachlich ausgezeichnete Milieustudie. [hb]

Winnetou, abel und ich josef Winkler suhrkamp, 16,95 € Angesichts der Auflagen der grünen Bände aus dem Karl May-Verlag dürften Millionen Jugendlicher erste literarische Erinnerungen mit den Helden des sächsischen (Phantasie-)Reiseschriftstellers verknüpfen. Auch der vielfach ausgezeichnete österreichische Autor Josef Winkler gehört zu ihnen, wie er im vorliegenden Band bekennt. Unter erschwerten Bedingungen: denn das Lesen von Büchern wurde in dem kargen Müllerhaushalt als Zeitverschwendung betrachtet. Der gleiche Vater, der dem Sohn widerwillig eine Schreibmaschine für seine Ausbildung in der Handelsschule kaufte, bezeichnete ihn ob seiner Un-

fähigkeit zu landwirtschaftlicher Arbeit als „nutzlosen Fresser“. Der Hass auf den Vater scheint bei dem heute 61-jährigen Schriftsteller ungebrochen, denn die erste Hälfte des Buches ist eine einzige Abrechnung mit der Familie seiner Jugendzeit. Der lieblose, mürrische Vater, der „älteste Bruder und Hoferbe“, wie es vielfach heißt, als sei der Erbstreit frisch ausgebrochen, die tatenlose Mutter: das ganze Elend breitet Winkler, zunehmend

anekdotisch, vor dem ratlosen Leser aus. Einschließlich seiner Gegenmaßnahmen wie dem Diebstahl der Verkaufserlöse aus dem Kirchenblatt, die der Ministrant und Austräger Josef nicht beim Pfarrer abliefert, sondern in der Buchhandlung. Die zweite Hälfte des Buchs enthält vier Nacherzählungen, offenkundig verfasst unter dem Eindruck der Deckblattbilder Sascha Schneiders. Diese Bilder, von Karl May selbst in Auftrag gegeben, schmückten erste Ausgaben seiner Reiseerzählungen, bevor sie vom Verlag aus den nachfolgenden Auflagen wegen ihrer eindeutig homoerotischen Überzeichnung entfernt wurden. Das Brudermordmotiv, das auch den Umschlag des Bandes ziert, passt zu dieser Abrechnung, die dem Leser jedoch das unangenehme Gefühl vermittelt, versehentlich als Besucher in einen ausufernden Familienstreit geraten zu sein. Hilflos, machtlos – und (zum Glück) nicht wirklich selbst betroffen. [hb]

Tage wie Salz und Zucker Shari Shattuck Rowohlt Verlag, 9,99 € Ellen Holmes liebt es, ihre Mitmenschen zu beobachten – sie selbst aber möchte nicht gesehen werden. Erstaunlicherweise gelingt ihr das auch. Denn obwohl die junge Frau stark übergewichtig ist, wird sie von ihren Mitmenschen geflissentlich ignoriert. Ausgerechnet die Begegnung mit einem blinden Mädchen holt Ellen aus ihrer Isolation. Temerity kann (sie) zwar nicht sehen, sprüht aber vor Lebensfreude und erobert ebenso hartnäckig wie liebenswürdig Ellens Vertrauen. Dabei entwickeln die beiden Frauen ein ungewöhnliches Hobby: Sie mischen sich in das Leben anderer ein – immer dann, wenn jemanden Unrecht geschieht. „Tage wie Salz und Zucker“ ist ein kuscheliger Roman über Freundschaft und Nächstenliebe, der – wie der Name schon sagt – sehr süß daherkommt, dabei aber gut und gerne eine Prise Salz mehr vertragen hätte.

Denn die amerikanische Autorin Shari Shattuck gibt sich zwar redlich Mühe, die Tiefe der Hauptfigur erahnen zu lassen. Doch die massiven Veränderungen in Ellens Leben reihen sich– trotz ihrer Tragweite – seltsam emotionslos aneinander. Ellen steckt die neuen Erfahrungen


die ZWIEBEL 1/2015 gelesen ein wie einen Gratis-Donut, während ihr ihre neue Freundin Temerity das Leben erklärt. Das liest sich hübsch in einem Rutsch, lässt den Leser aber letztlich mit dem Gefühl zurück, Ellen nicht richtig kennengelernt zu haben. [km]

Bozzetto Hermann Alexander Beyeler, Gerd J. Schneeweis Weissbooks-Verlag, 22,90 € Im Mittelpunkt dieses höchst spannenden Thrillers steht ein Stück Holz, allerdings ein Stück Holz voller Magie und Geschichte. Hat doch kein Geringerer als Michelangelo darauf einen Entwurf für die Sixtinische Kapelle in Rom gezeichnet. Ein liebestoller Kardinal lässt das gute Stück Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem Vatikan verschwinden – von da an hinterlässt das sogenannte „Bozzetto“ eine blutige Spur durch die europäische Geschichte – bis in die heutige Zeit hinein: Galerist Hans Bilgrin und Rechts-

anwalt Max Prückner (das Autorenpaar lässt grüßen) wollen nun das Bild zurück in den Vatikan bringen – allerdings werden sie so sehr in seinen Bann gezogen, dass sie mehr über das Bozzetto erfahren müssen und sich damit in tödliche Gefahr begeben. Denn auch andere Organisationen sind an der geheimnisvollen Macht des Michelangelo-Werkes interessiert – nicht zuletzt eine geheime Nazi-Verbindung. Immerhin soll in einem Schweizer Schloss der einbalsamierte Leichnam Adolf Hitlers aufbewahrt sein und die Neonazis erhoffen sich mit der Magie des Bozzettos ein Aufleben der rechtsradikalen Kräfte. Zudem taucht

noch ein über hundertjähriger NaziKunsthändler auf (auch Herr Gurlitt sen.

lässt grüßen), so dass die Situation für Bilgrin und Prückner immer verhängnisvoller wird. Ein herrlicher Schmöker mit fast 600 Seiten voller schwarzem Humor, Spannung und Abenteuer, den man bis zum Ende ungern wieder aus der Hand legt. (übrigens: Dan Brown lässt natürlich auch noch grüßen). [sb]

allmächd! Frank N. Wirth, stefan imhof ars vivendi, 16,90 € „Jeden Tag eine gute Tat“ – so lautet bekanntlich die Pfadfinderlosung. „Einmal am Tag gescheit geschimpft“ scheint das Lebensmotto manch bärbeißigen Frankens zu sein, wenn man nur einmal das Klischee betrachtet. In Wirklichkeit ist das natürlich alles ganz anders. Hinter fränkisch harter Schale versteckt sich oft ein weicher Kern. Wenn er gar zu weich ist und dem Franken so gar kein Schimpfwort über die Lippen kommen

mag – aber auch, wenn er so viele absondert, dass er Nachschub braucht: für diese Fälle hat der ars vivendi-Verlag vorgesorgt. „Allmächd!“ heißt mittelfränkisch der allerdings panfränkische Wochenkalender mit den schönsten Beleidigungen. In Bamberg nicht unbekannt ist „aufgschdelldä Mäusdregg“ für „Menschen von eher geringer Körpergröße, die mit übertriebenem Imponiergehabe Eindruck schinden wollen“, wie die fachkundige

Erläuterung mitteilt. Jede Woche eine neue Gemeinheit: der 128-seitige Tischkalender hat mit 21cm im Quadrat fast ZWIEBEL-Format, ist auch schön illustriert, aber viel unfreundlicher – natürlich nur des Spaßes halber! [hb]

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gesundheit die ZWIEBEL 1/2015

„Das geht schon“, dachte Renate Göller, als sie nach einem Schlaganfall im Krankenhaus lag. „Das wird schon“, glaubte Edeltraud Schneider und ging davon aus, dass ihr Mann bald wieder auf den Beinen wäre. Beide Frauen irrten sich. Weit über die Hälfte der Überlebenden hat nach einem Schlaganfall mit Einschränkungen zu kämpfen – und mit ihnen ihre Familien. Ein Besuch bei der Selbsthilfegruppe der Schlaganfallbetroffenen in Stadt und Landkreis Bamberg.

War es aber nicht. Die technische Sachbearbeiterin, die vor dem Schlaganfall täglich mit hohen Summen jonglierte, war mit dem Zahlenwerk plötzlich überfordert. Freunde, denen sie in ihrer Zeit im Krankenhaus Karten geschrieben hatte, meldeten sich besorgt: die Postkarten seien größtenteils unleserlich gewesen. Als sie, als Mitglied des DeutschEnglischen Clubs Bamberg, Gäste aus Großbritannien begrüßen wollte, kam ihr kein einziges englisches Wort über die Lippen. Und in den Gesprächen mit ihrem Ehemann kam es zu Missverständnissen, weil aus ihrem Mund andere Wörter kamen, als sie dachte. „Das war eine ganz schlimme Zeit, ich bin ein tiefes Loch gefallen, wurde depressiv“, erzählt sie. Am meisten konnte ihr in dieser Zeit ihre Tochter helfen, eine Psychologin. „Sie hat mir erklären können, was mit mir passiert, das hat mir und meinem Mann sehr geholfen.“

Edeltraud Schneider (li.) und Renate Göller engagieren sich für Schlaganfallpatienten

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Renate Göller konnte die Veränderung lange Zeit nicht akzeptieren. „Ich habe so ausgesehen wie vorher, es gab keine optische Veränderung. Also dachte ich, es hätte sich nichts verändert! Aber das hat hinten und vorne nicht gestimmt.“ Die 65-Jährige klingt aufgewühlt, wenn sie von ihrem Schlaganfall erzählt – auch heute noch, 19 Jahre später. Mit 46 Jahren war sie beim Vulkanwandern auf La Palma zusammengebrochen. Vier Wochen später saß sie wieder an ihrem Arbeitsplatz in Bamberg. „Ich konnte meinen rechten Arm wieder bewegen, wieder klar sprechen – ich dachte, alles ist beim Alten.“

Als Renate Göller Ende 1996 in der Tagespresse den Aufruf las, in Bamberg eine Selbsthilfegruppe zu gründen, meldete sie sich. 1997 wurde der Verein „Selbsthilfegruppe der Schlaganfallbetroffenen in Stadt und Landkreis Bamberg“ gegründet, den Renate Göller seitdem leitet. Denn die 65-Jährige hatte Glück in Unglück: Die Aphasie, die Sprachlosigkeit, unter der viele Schlaganfallpatienten leiden, weil bei dem Schlag ihr Sprachzentrum geschädigt wurde, war bei ihr nur von kurzer Dauer. Die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe ist redegewandt und agil, eine Kontakterin.

Fotos: Selbsthilfegruppe der Schlaganfallbetroffenen in Stadt und Landkreis Bamberg

Drei Hände für ein Kunstwerk


die ZWIEBEL 1/2015 gesundheit Man muss die kurzhaarige Frau schon genau kennen, um ihre Handicaps zu bemerken: eine minimale Verlangsamung der rechten Körperseite, Konzentrationsprobleme, wenn sie sehr müde ist. „Ich lerne seit vielen Jahren wieder Englisch. Alles, was man als Schlaganfallpatient nicht trainiert, verliert man wieder“, sagt sie. Dazu gehöre auch die Motorik, die bei vielen eingeschränkt sei. Dennoch musste Renate Göller in den Anfangsjahren der Selbsthilfegruppe acht Jahre lang kämpfen, bis die Krankenkassen die Kosten für den Rehabilitationssport der Gemeinschaft übernahmen. Um die Finanzierung bis dahin sicher zu stellen, entwickelte Renate Göller zusammen mit dem Bamberger Bildhauer Horst Hauck eine ungewöhnliche Idee: einen jährlichen Bildhauer-Workshop. „Ich habe immer gesagt: Wir betteln nicht. Jeder hat einen Kopf und eine Hand zum Arbeiten“, so Renate Göller. Die Kunstwerke, die die Mitglieder der Selbsthilfegruppe auf Haucks Ateliergelände in Strullendorf schaf-

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gesundheit die ZWIEBEL 1/2015 fen, werden seit 1998 Jahr für Jahr in einer Vernissage ausgestellt und verkauft. Mit dem Erlös finanziert der Verein Musiktherapie, Psychologen, Vorträge und Sportkurse – sowohl für die Betroffenen, als auch für deren Angehörige. „Durch einen Schlaganfall wird man mitten aus dem Leben gerissen. Wenn es den Hauptverdiener einer Familie trifft, ist die Not groß“, weiß Renate Göller.

Horst Hauck hat einen Hammer entwickelt, mit dem auch Schlaganfallpatienten bildhauerisch tätig werden können.

Der Lohn der Steinhauer ist aber nicht in erster Linie das Geld – es ist vor allem das Selbstbewusstsein. „Bei einer Vernissage fließen oft Tränen. Angehörige sagen dann: Der Vater kann sich nicht mal selbst ein Brot schmieren oder allein anziehen, aber er hat diese Skulptur gemacht“, erzählt Bildhauer Horst Hauck. Er hat einen speziellen Hammer entwickelt, den man als Spitz- und Querhammer verwenden kann. „Die meisten können keinen Meißel halten, weil sie halbseitig gelähmt sind“, erklärt der Skulpteur. Aber wie funktioniert das Arbeiten dann? „Die schlechte Hand

liegt auf dem Stein, die gesunde schwingt den Hammer. Und dann hauen die das weg, was nicht hingehört.“ Bei der Arbeit mit den Schlaganfallpatienten hat Hauck oft staunend beobachtet, wie diese sich gegenseitig zum Weitermachen anspornen. „Natürlich verliert auch mal einer der Mut. Aber dann schaut der, was sein Nebenmann klopft und sagt dann: Was der kann, das kann ich auch.“ Auch Horst Hauck hat einen Leitspruch, mit dem er die Truppe motiviert: „Egal, wie groß der Stein ist: Ein Igel wird`s immer.“ Nach einer schweren Erkrankung 2012 arbeitet Horst Hauck „nur“ noch wöchentlich mit seinen „Klopfern“. Die Montagsgruppe mit etwa zwölf Teilnehmern gibt es seit 15 Jahren und setzt sich aus Betroffenen und ihren Angehörigen zusammen. Auch Edeltraud Schneider und ihr Ehemann Volkmar haben zehn Jahre lang gemeinsam aus Steinen Kunst geschaffen. „Ein Schlagan-

Einmal jährlich werden die Steinarbeiten der Selbsthilfegruppe verkauft – der Erlös kommt der Therapie und Hilfe zugute.

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die ZWIEBEL 1/2015 gesundheit fall ist eine Krankheit für zwei. Plötzlich muss man für beide schauen und aufpassen. Da sieht man die Welt mit ganz anderen Augen“, erzählt die 78-Jährige. Weil ihr Mann nach seinem Schlaganfall im Jahr 1998 linksseitig gelähmt war, übernahm Edeltraud Schneider bei den Bildhauer-Workshops die Arbeit mit Hammer und Meißel, während ihr Partner die Feinarbeit machte: Muster, Blüten, Vertiefungen. Gemeinsam schuf das Ehepaar Vogeltränken, kleine Stelen und Figuren.

Am besten geht‘s im Team „Man muss im Team arbeiten, anders geht es nicht“, erklärt Edeltraud Schneider. Das fiel ihr am Anfang schwer. Ihr Mann, der als Textilingenieur im Außendienst arbeitete, aktiv war und viele Freunde hatte, war von einem Tag auf den anderen auf ihre Hilfe angewiesen – rund um die Uhr. „Ich konnte ihn nicht mehr alleine lassen, hatte immer Angst, dass er stürzt. Mein Mann hat die Krankheit

angenommen, aber ich habe mich dagegen aufgelehnt“, erinnert sie sich. Hilfe und Unterstützung fand sie bei der Selbsthilfegruppe der Schlaganfallbetroffenen. „Da habe ich gesehen, dass wir nicht allein sind“, erzählt Edeltraud Schneider. Ihr Mann ist 2010 im Alter von 76 Jahren verstorben, aber Edeltraud Schneider ist nach wie vor fest in die Gemeinschaft der Selbsthilfegruppe integriert. So soll es nach Meinung der Vorsitzenden Renate Göller auch sein. „Ein Schlaganfall ist ein schlimmes Ereignis für die ganze Familie. Alle brauchen Unterstützung.“ Eines noch ist ihr wichtig zu sagen: „Bei uns geht es nicht darum zu jammern, sondern eine Gemeinschaft zu erleben, in der man nicht schief angeschaut wird.“ Eine Erfahrung, die Edeltraud Schneider sehr geholfen hat: „Das Leben ist durch den Schlaganfall meines Mannes anders geworden, aber nicht schlechter. Es waren unsere intensivsten Jahre.“ [km]

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gesundheit die ZWIEBEL 1/2015

Es kommt auf die Minute an Gerade stand man noch mitten im Leben: Familie, Freunde, Beruf, Hobbys – alles hatte seinen Platz und seine Ordnung. Nichts musste in Frage gestellt werden. Und dann plötzlich, von einem Augenblick auf den anderen, gerät die bisherige Welt aus den Fugen.

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Wenn einen der Schlag trifft, zählt auf einmal jede Minute: Je schneller ein Apoplexie-Patient versorgt wird, umso größer die Chance, dass bleibende Schäden verhindert werden können. Weltweit ist der Schlaganfall inzwischen die zweithäufigstes Todesursache, allein in Deutschland erkranken jährlich um die 270.000 Menschen, rund 20 Prozent sterben innerhalb eines Monats, knapp 40 Prozent innerhalb eines Jahres. Wer überlebt, wird häufig zum Pflegefall. Deshalb sind zwei Dinge von entscheidender Bedeutung beim Schlaganfall: Wie kann man ihn verhindern?

Und falls es einen trotzdem erwischt: Was kann man tun, um ernsthafte Folgeschäden zu verhindern? Grundsätzlich ist wichtig, die Risikofaktoren für einen Schlaganfall zu kennen: Dazu gehören Bluthochdruck, Arteriosklerose, Diabetes, Alkohol- und Nikotin-Missbrauch, hohe Cholesterinwerte, mangelnde Bewegung und starkes Übergewicht. Besonders gefährlich ist, wenn mehrere dieser Krankheitsbilder zusammen kommen. Insofern ist die Ausschaltung der Risikofaktoren durch gesunde Ernährung, viel Bewegung und die Vermeidung von Stress von allergrößter Bedeutung. Wer bereits unter einer oder mehreren Vorerkrankungen leidet, sollte auf jeden Fall versuchen, mit gezielten Maßnahmen und durch engmaschige ärztliche Kontrollen schlimmeren Folgen entgegenzuwirken. Aber warum sind Bluthochdruck oder Diabetes überhaupt so gefährlich? Dazu muss man wissen, was bei einem Schlaganfall im Körper passiert: Beim so genannten Apoplex sind bestimmte Gehirnbereiche nicht mehr ausreichend durchblutet, dadurch werden die Zellen unterversorgt und drohen abzusterben. Je länger dieser Zustand anhält, umso stärker und dauerhafter sind die Langzeitschäden. Zu dieser Minderdurchblutung des Gehirn kommt es vor allem aufgrund von Blutgerinnseln oder „verkalkten“ Gefäßen –


die ZWIEBEL 1/2015 gesundheit

Die Reaktionen auf solch eine Unterversorgung des Gehirn können sehr unterschiedlich sein – deshalb sollte man die Symptome für einen Schlaganfall erkennen können und unbedingt ernst nehmen: Je nach betroffenem Areal kann es zu Lähmungen, Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen, Bewusstseinstrübung oder Wahrnehmungstörungen kommen. Ganz typische Symptome sind halbseitige Lähmungen im Gesicht, ein herabhängender Mundwinkel, aber auch Sprachstörungen. Wann immer solche Beschwerden – auch wenn sie nur vorübergehend sind – auftreten, sollte man reagieren. Je schneller der Patient behandelt wird, umso eher können dauerhafte Schäden vermieden werden. Der Akutbehandlung durch den Notarzt und im Krankenhaus, schließt sich in der Regel eine langfristige Rehabilitationsphase an – vor allem, wenn die Störungen und Behinderungen geblieben sind. Mit Hilfe konsequenter Therapie gewinnen viele Patienen einen Teil oder sogar alle ihrer alten Fähigkeiten zurück. Von entscheidender Bedeutung ist hierfür eine umfassende und zugleich individuelle Behandlung: Dazu gehören neben der medikamentösen Versorgung in jedem Fall Ergo- und Physiotherapie, Logopädie und in der Regel auch eine psychische Betreuung. Denn viele Patienten (und – nicht zu

vergessen – ihre Angehörigen) fallen nach solch einer Erkrankungen in ein tiefes Loch, wissen nicht, wie sie ihren künftigen Alltag bewältigen sollen. Der Weg zurück ist häufig ein mühsamer, der allen Betroffenen viel Geduld und Ausdauer abverlangt, denn immer wieder kann es zu Rückschlagen kommen, manche Patienten bleiben für den Rest ihres Lebens ein Pflegefall. Hinzu kommt bei vielen die Angst vor einem erneuten Schlaganfall und einer damit verbundenen Verschlimmerung der Krankheit. Eine wirkliche Stütze in solch schwieriger Lebenslage kann eine Selbsthilfegruppe sein – hier in Stadt und Landkreis Bamberg ist man besonders aktiv: neben regelmäßigen Gruppentreffen gibt es ein gemeinsames Kunstprojekt sowie ein Reha-Sportangebot. Vielfältige Aktivitäten, intensiver Erfahrungsaustausch, aber auch aktive Hilfe zur Selbsthilfe verhindern eine Isolierung der Betroffenen. Zugleich erleichtern sie die Wiederaufnahme eines aktiven und selbstbestimmten Lebens. [sb] Selbsthilfegruppe der Schlaganfallbetroffenen in Stadt und Landkreis Bamberg e.V. Drosselweg 8 • 96114 Hirschaid Tel. 0 95 43 / 41 05 78 • Fax: 0 95 43 / 41 05 79 www.shg-schlaganfall-bamberg.de Die Autorin Syke Brandt ist Journalistin und Heilpraktikerin in Bamberg.

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Heilpflanze im Portrait Der Wacholder – Juniperus communis

Heilpflanze verbessert werden. Viele kennen den Wacholder als Bestandteil des alkoholischen Getränkes Gin – dabei kommen vor allem seine appetitanregenden Inhaltsstoffe zum Tragen. Zugleich kann er unterstützend gegen Blähungen, Koliken und Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden. Vereinzelt hilft die Heilpflanze bei Erkrankungen der Atemwege wie Heuschnupfen (Zedernpollen), Husten oder Schnupfen. Als Desinfektionsmittel wurde der Wacholder viele Jahrtausende auch zum Schutz vor Infektionen und Epidemien genutzt, im Mittelalter setzte man ihn sogar im Kampf gegen die Pest ein. Doch auch psychisch hat der Juniperus eine reinigende Kraft: Wer sich von negativen Emotionen oder Alltagsbelastungen befreien möchte, findet bei einem Vollbad mit ein paar Tropfen Wacholderöl oder beim Inhalieren seines Aromas häufig die ersehnte Entspannung. [sb] Wichtig: Heilpflanzen können Nebenwirkungen haben, einige wirken in hoher Dosierung sogar toxisch. Bitte stimmen Sie sich – vor allem bei bestehenden Erkrankungen – immer mit Ihrem behandelndenTherapeuten ab.

Grafik: Diana Lawniczak

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Seit vielen Jahrtausenden nutzen die Menschen die Heilkraft der Pflanzen. Durch die moderne Medizin ist vieles von dem alten Wissen in Vergessenheit geraten, doch in jüngster Zeit gewinnt die Naturheilkunde immer mehr an Bedeutung. Deshalb stellt die ZWIEBEL jetzt jeden Monat eine Heilpflanze und ihre therapeutische Wirkung vor. (Ergänzender Buchtipp: „Das kleine Heilpflanzenbuch, Inselverlag, 8,99 €)

Der Wacholder ist ein kleiner Baum mit nadelartigen Blättern aus der Gattung der Zypressen. Er besitzt blaue Beeren, die nach zwei bis drei Jahren schwarz werden und dann als reif gelten. Zum Wachstum bevorzugt er karge Berghänge, Heide- oder Moorlandschaften, beheimatet ist er in Europa, Nordasien und Nordamerika. Seit der Antike gilt Wacholder als antiseptisches und harntreibendes Mittel, sein Öl wirkt reinigend und entgiftend. Vor allem bei Beschwerden von Blase und Nieren leistet Wacholder ausgezeichnete Dienste, bei Männern mit vergrößerter Prostata kann es den beeinträchtigten Harnfluss wieder aktivieren. Bei Frauen wirkt Wacholder ausgleichend auf die Menstruation, vor allem bei ausbleibenden oder spärlichen Regelblutungen. Vorsicht ist jedoch geboten bei Schwangeren, da er die Gebärmuttermuskulatur beeinflussen kann, unter der Geburt wird ihm eine beschleunigende Wirkung nachgesagt. Durch die vermehrte Harn- und Stoffwechselauscheidung kann der Wacholder eine deutliche Linderung von rheumatischen Leiden wie Gicht oder Arthritis erzielen. Auch Hautbeschwerden wie Zellulitis, Akne oder nässende Ekzeme können durch die reinigenden, entschlackenden Eigenschaften dieser


die ZWIEBEL 1/2015 cartoon – gerd bauer

Gerd Bauer illustriert die ZWIEBEL jeden Monat mit einem seiner typischen ­Cartoons, die das fränkische Lebensgefühl auf den Punkt bringen.

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ausgehen die ZWIEBEL 1/2015

Ausgehen Januar 2015

neujahrs­konzert konzerthalle do, 1.1.2015, 17.00 Uhr festliches neujahrskonzert mit dem bamberger kammer­ orchester und solisten unter gerhard olesch

Glenn miller orchestra konzerthalle, hegelsaal fr, 2.1.2015, 20.00 Uhr* „the history of bigbands“ mit dem renommierten swingorchester

BAyerisches landesjugendorchester konzerthalle, hegelsaal so, 4.1.2015, 17.00 Uhr*

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nachwuchsorchester mit christoph eSS, horn unter jonathan nott

Carsten höfer

nero

ein guter meister

e.t.a.-hoffmann-theater mo, 5.1.2015, 20.00 uhr

Palais Schrottenberg sa, 10.1.2015, 20.00 Uhr*

Bamberger Hof, schönleinspl. mo, 12.1.2015, 19.30 Uhr*

der „Gentlemankabarettist“ kommt mit seinem programm „Frauenversteher“, karten unter matz@kopfwerk.com

Einpersonen-stück über kunst und gröSSenwahn mit daniel reichelt, wildwuchs-theater, weitere termine im januar

vortrag von frank piontek über richard wagners blick auf willibald gluck und sein werk

feuerwerk der turnkunst

franz von assisi

wiener johann strauSS gala

brose arena fr, 9.1.2015, 19.00 uhr athletik und artistik in der tournee 2015 – vertigo

Aida E.t.a.-hoffmann-theater fr, 9.1.2015, 20.00 Uhr*

brentano theater so, 11.1.2015, 17.00 Uhr so siegt die armut über macht und wahn – poesie über franz von assisi, von dante bis zur gegenwart

chinesischer nationalcircus konzerthalle s0, 11.1.2015, 18.00 Uhr

konzerthalle mo, 12.1.2015, 20.00 uhr konzertgala mit k&korchester und -ballett

krimi-Dinner orlando, austraSSe do, 15.1.2015, 20.00 Uhr*

verdis ägyptisches meisterwerk mit dem landestheater hof, auch 10.1., 19.30 Uhr

„Die verbotene stadt - leben und kunst am hof der chinesischen kaiser“

oppenheimer

gsucht & gfunna

schorlemmer

E.t.a.-hoffmann-theater fr, 9.1.2015, 20.00 Uhr

theater am michelsberg so, 11.1.2015, 18.00 Uhr*

a.d.universität 7, U7/1-05 fr, 16.1.2015, 19.30 Uhr*

premiere des schauspiels von heinar kipphardt um den genialen physiker und die atombombe

fränkischer abend mit Winni Wittkopp, Arne Unbehauen & Helmut Haberkamm

lesung mit dem theologen und ddr-bürgerrechtler „die gier und das glück“

*Ausführliche Informationen siehe „Kultur in Sicht“ ab Seite 12

krimilesung „Nudelmord“ mit sigi hirsch


die ZWIEBEL 1/2015 ausgehen

hans söllner

tarte d‘ort bamberg

fauré Quartett

konzerthalle, hegelsaal fr, 16.1.2015, 20.00 uhr

theater am michelsberg mo, 19.1.2015, 20.15 uhr

konzerthalle fr, 23.1.2015, 20.00 Uhr*

der bayerische liedermacher mit seinem best of-programm

kriminalistisches impro­ theater mit stadtbekannten schauspielern

Musikverein: das führende klavier­quartett mit werken von mahler, r. strauSS und tanejew

hoffmann/Kafka

Nacht der musicals

zuhause

e.t.a.-hoffmann-haus fr, 16.1.2015, 20.00 Uhr*

konzerthalle di, 20.1.2015, 20.00 uhr

e.t.a.-hoffmann-theater fr, 23.1.2015, 20.00 Uhr*

lesung von andreas ulich: nachrichten von einem gebildeten jungen mann/ bericht für eine akademie

ein dutzend musicals an einem abend: die erfolgreichsten lieder aus berühmten produktionen

die nachwuchsbühne des theaters mit 7 monologen über das leben in den eigenen vier wänden

ballettabend mit dem landestheater eisenach

markus schiefer­ decker trio

benefizkonzert

symphoniekonzert

zirkusvarieté

live-club do, 22.1.2015, 21.00 uhr

konzerthalle sa, 24.1.2015, 20.00 Uhr*

don bosco zirkuszelt fr, 30.1.2015, 19.30 Uhr*

„delikatessen“ und „mellosheen“ spielen für „Ärzte ohne grenzen“

bamberger symphoniker und mischa maisky, cello: rihm, elgar und dvorak

varieté-show mit 20 bamberger artisten „tat ort teufelsgraben“, auch 31.1./1.2.

kammerkonzert

inventur 2014

musikschule st. getreu-str. so, 18.1.2015, 11.30 Uhr*

haas säle fr, 23.1.2015, 20.00 uhr

von goethe inspiriert

hoffmanns erzählungen

spiegelsaal der harmonie so, 25.1.2015, 17.00 uhr

cinestar sa, 31.1.2015, 19.00 Uhr

einweihung des dientzenhofer-saals mit dem holzbläserquintett der bamberger symphoniker

heidi friedrich und birgit süss im kabarettistischen jahresrückblick

lieder von schubert u.a. mit Nils Giebelhausen und Gerhard Weinzierl

live-übertragung aus der met, new york

jazzclub sa, 17.1.2015, 21.00 uhr asteroid 7881: zwischen kirchenmusik und stellarem jazz

Martina Schwarzmann konzerthalle di, 27.1.2015, 20.00 Uhr* die bayerische kabarettistin mit ihrem programm „gscheid gfreid“

der feuervogel/ En saga e.t.a.-hoffmann-theater mi, 28.1.2015, 20.00 Uhr*

49


impressum & adressen die ZWIEBEL 1/2015

Impressum Verlag

Satz

Zwiebelverlag Inh. Henning Brandt Schellenbergerstraße 8 96049 Bamberg

Henning Brandt grafik@die-zwiebel.de

Telefon 09 51 / 51 93 95 - 0 Telefax 09 51 / 51 93 95 - 55

Fotografie Anny Maurer Telefon 09 51 / 9 23 08 85

Anzeigen www.die-zwiebel.de post@die-zwiebel.de

Chefredakteur Henning Brandt [hb] (V.i.S.d.P.) h.brandt@die-zwiebel.de

Redaktion Katja Müller [km] k.mueller@die-zwiebel.de Daniela Pielenhofer [dp] d.pielenhofer@ die-zwiebel.de Syke Brandt [sb] www.globuli-bamberg.de Frank Keil [fk] f.keil@die-zwiebel.de Matthias Schleifer [ms] post@die-zwiebel.de Dr. Barbara Pittner [bp] post@die-zwiebel.de

50

N.N. Telefon 09 51 / 51 93 95 - 0 anzeigen@die-zwiebel.de Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2015 vom 1.1.2015. Anzeigenschluss 20. des Vormonats.

Druck Safner Druck & Verlags-GmbH 96170 Priesendorf www.safner-druck.de

Bamberger Symphoniker

Lichtspiel Kino & Cafe

Mußstraße 1 Telefon 9808220 (Karten) bamberger-symphoniker.de

Untere Königstr. 34 Telefon 26785 www.lichtspielkino.de

Brentano Theater

Live club / Haas säle

Gartenstr. 7 Telefon 54528

Obere Sandstr. 7 Telefon 53304 www.live-club.de

Chapeau Claque Theater Grafensteinstr. 16 Telefon 39333 chapeau-claque-bamberg.de

Cinestar Kino Ludwigstr. 2 Telefon 3028850 www.cinestar.de

Club Kaulberg Unterer Kaulberg 36 Telefon 51953330 www.nana-productions.de

Diözesanmuseum

Erscheinungsweise

Domplatz 5 Telefon 502316 www.erzbistum-bamberg.de

die ZWIEBEL (Aufl. 6.000 Ex.) ist monatlich an über 250 Vertriebsstellen in Bamberg kostenfrei erhältlich.

E.T.A.Hoffmann-Platz 1 Telefon 873030 www.theater.bamberg.de

© Copyright 2015 für eigens gestaltete Anzeigen und Texte beim Verlag. Nachdruck und Vervielfältigung, (auch auszugsweise). Wiedergabe durch Film, Fernsehen, Rundfunk sowie Speicherung auf elektronischen Medien nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Namentlich oder mit Autorenkürzel gekennzeichnete Texte geben nicht unbedingt die Meinung des Verlags wieder.

E.T.A.-Hoffmann-Theater

Historisches Museum Domplatz 7 Telefon 5190746 www.bamberg.de/museum

Jazzclub Bamberg Obere Sandstr. 18 Telefon 53740 www.jcbamberg.de

Künstlerhaus Villa Concordia Concordiastr. 28 Telefon 955010 www.villa-concordia.de

Wichtige Adressen

Bamb. Marionettentheater Untere Sandstr. 30 Telefon 67600 www. bambergermarionettentheater.de

Morphclub Obere Königstr. 39 Telefon 0170/4230208 www.morphclub.org

Städtische Musikschule St.-Getreu-Straße 14 Telefon 509960 www.musikschule.bamberg.de

Naturkundemuseum Fleischstr. 3 Telefon 8631248 www.naturkundemuseumbamberg.de

Odeon Kino & Cafe Luitpoldstr. 25 Telefon 27024 www.lichtspielkino.de

Stadtbücherei Bamberg Obere Königstr. 4a Telefon 981190 stadtbuecherei-bamberg.de

Stadtgalerie Villa Dessauer Hainstr. 4a Telefon 871861 www.bamberg.de/museum Viele weitere Infos unter

www.kultur.bamberg.de


Hier finden Sie die Zwiebel – eine Auswahl von Auslagestellen – Gesamtübersicht auf www.die-zwiebel.de

a.p. männer

Karolinenstraße

Eigenart

Untere Königstraße

Ölkännla

Fortenbachweg

Ahorn-Apotheke

Buger Straße

Elsbeth Müller Vertriebs KG

Michelinstraße

Optik Demmler

Franz-Ludwig-Straße

Antiquariat Lorang

Karolinenstraße

Emilia Mode

Lange Straße

Outfit

Lange Straße

AWO Sozialdienst

Theatergassen

Engel & Völkers

Luitpoldstraße

PhysioVital

Luitpoldstraße

Bäckerei Oppel

Emil-Kemmer-Straße

Fachzentrum MEDICUM

Heinrichsdamm

Praxis „Im Röckeleinskeller“

Laurenzistraße

Bäckerei Schüller

Ottostraße

Fahrradhandel Löwenbrücke

Äußere Löwenbrücke

REHA aktiv

Kärntenstraße

Bäckerei Seel

Lugbank

Friseur Lenhart

Heumarkt

Reisebüro L'TUR

Franz-Ludwig-Straße

Bamberger Genuss-Stübchen

Obere Sandstraße

Gärtnerei Eichfelder

Gundelsheimer Str.

Restaurant Josch

Untere Königstraße

Bamberger TKS

Geyerswörthstraße

Geigenbau van der Heyd

Hasengasse

Rewe Fröhlich

An der Breitenau

bfz

Lichtenhaidestraße

Goldschmiede Volk

Lange Straße

Rewe Weich

Pödeldorfer Straße

Betten Friedrich

Obere Königstraße

Greiff Mode

Memmelsdorfer Str.

Rösterei M.A.G.

Keßlerstraße

Biomarkt Endres

Moosstraße

Hampel Textil GmbH

Promenadestraße

Salon Gitte

Am Luitpoldhain

Blumenkunst Kleberstraße

Kleberstraße

Hörgeräte Seifert GmbH

Lange Straße

Sammlung Ludwig Bamberg

Obere Brücke

Blumenstil

Siechenstraße

Hof Apotheke

Karolinenstraße

Schreibwaren Kugler

Mittlerer Kaulberg

Bootshaus im Hain

Mühlwörth

Höreder Beck

Kettenbrückstraße

Schuhhaus Zeller

Grüner Markt

Boutique Der Blitz

Heumarkt

Hotel Central

Promenadestraße

Schuhmode Wegner

Theatergassen

Brasserie

Pfahlplätzchen

Hotel National

Luitpoldstraße

Sozialstiftung

Buger Straße

Brot- und Feinbäckerei Kunze

Mittlerer Kaulberg

Hotel Rest. Brudermühle

Schranne

Speer Damenmode

Lange Straße

bvd Kartenservice

Lange Straße

K&K Gewürzladen

Jäckstraße

St. Kilian Apotheke

Bamberger Straße

Cafe Bar New York

Austraße

Karstadt Warenhaus

Grüner Markt

Stadtbau GmbH Bamberg

Schillerplatz

Cafe Esspress

Austraße

Kleehof in der Gärtnerstadt

Untere Königstraße

Stadtmarketing

Obere Königstraße

Café Villa Remeis

St.-Getreu-Straße

Konditorei Emmie

Altenburger Straße

Tabak & Presse Almstedt

Austraße

Caffèbar Kranen

Am Kranen

Küchen-Design

Dr.-Robert-Pfleger-Str.

Tandem Hotel

Untere Sandstraße

CariThek

Obere Königstraße

Landgasthof Café Heerlein

Wildens. Hauptstr.

Tante Emma Laden

Michelsberger Straße

Cecil Store

Hauptwachstraße

Logopädie Först & Mansaré

Friedrichstraße

tegut

Michelinstraße

City-Markt Massak

Lange Straße

Malort Bamberg

Kapuzinerstraße

Töppner Holzspielwaren

Kleberstraße

coffee fellows

Michelinstraße

Malzfabrik Weyermann

Brennerstraße

Trosdorfer Landbäckerei

Luitpoldstraße

Confiserie Storath AG

Lange Straße

Metzgerei Kalb

Theuerstadt

Uhren- und Schmuck Zahleis

Hauptwachstraße

Damenmoden Zahn

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Mode macht Mut

Luitpoldstraße

Ultimativ

Pfahlplätzchen

Der neue Metzner

Hauptwachstraße

Mode Zum Hut

Kleberstraße

Vespino Bamberg

Kirschäckerstraße

Der Radladen Bamberg

Steinweg

Müller 7

Grüner Markt

Vitamin X

Austraße

Die Teegießerei

Pfahlplätzchen

Musikhaus Kliemann

Siechenstraße

VR Bank Bamberg

Gaustadter Hauptstr.

Diözesanmuseum Bamberg

Domplatz

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Friedrich-Ebert-Str.

Weltladen

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Kettenbrückstraße

Obstmarkt No 6

Obstmarkt

Zahnarztpraxis Dr. Müller

Hainstraße

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Mode, die Sie nicht an jeder Ecke finden!


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