Stil
No. 5 Oktober/November 2010
Neue Mode für kühle Tage
Ausserdem: Traumauto gegen Traumfrau
Was der Club Med kann
Fr. 10.— Euro 7.—
Fashion Days Zurich
p−a−r−f−ü−m Die Düfte der Saison
Karl Lagerfelds Cruise-Collection für Chanel, fotografiert in Saint-Tropez
www.chanel.com
S No. 5
eltwoche til
W
editorial
Liebe Leserin, lieber leser
s
Stil
No. 5 Oktober/November 2010
Neue Mode für kühle Tage
Was der Club Med kann
Fr. 10.— Euro 7.—
Fashion Days Zurich
p−a−r−f−ü−m Die Düfte der Saison
Ausserdem: Traumauto gegen Traumfrau
Für unsere Stil-Ausgabe No. 5 dieses Jahres wählten wir eine Covergeschichte über – Chanel. Links eine Idee, die es fast auf das Titelbild ge schafft hat.
Karl Lagerfelds Cruise-Collection für Chanel, fotografiert in Saint-Tropez
oktober/november 2010 der Style des Sommers
Ihr Mark Van Huisseling
Bild marc wetli (13 Photo)
Bald ist wieder November. Zum Glück. Es gibt Leute, die diesen Monat mit grauen Tagen, langen Nächten und einer «Wer jetzt kein Haus baut, baut sich keines mehr»-Stimmung gleichsetzen. Wir nicht. Wir finden, der November sei so etwas wie die Karolina Kurkova (unser Cover–Model, Fotostrecke aus Saint-Tropez ab Seite 42) der Monate, der dreissigtägige It-Eintrag im Kalender. Weil viel los ist (lange Nächte) und man wenig andere Zerstreuung findet (graue Tage), genau richtig zum Ausgehen und Einkaufen. Wer eine Social Secretary hat, kann diese fragen, sie kann es bestätigen. Ein anderer It-Eintrag im Kalender sind die ersten sogenannten «Charles Vögele Fashion Days Zurich», die vom 3. bis zum 6. November (natürlich) in Zürich stattfinden. Wir freuen uns auf diesen Anlass. Und schreiben darüber, um ihn auch Ihnen näherzubringen (Berichte dazu sind im Inhaltsverzeichnis gekennzeichnet – Überschriften von Hand geschrieben, in Rot). Es ist nicht der Augenblick, finden wir, zu fragen, wozu Zürich «Fashion Days» brauche, oder zu sagen, unsere Stadt habe sowieso keine Chance gegen Paris oder Mailand. Es ist November, demnächst, der Augenblick zum Hingehen, Ausgehen (und, gelegentlich, zum Zeitschriftenlesen).
POESI E – FEUER BUCHERER VERBINDET
UHREN BASEL
BERN
Z E R M AT T
D AV O S
ZÜRICH
|
GENÈVE BERLIN
INTERLAKEN
DÜSSELDORF
SCHMUCK L AU S A N N E
FRANKFURT
JUWELEN
LOCARNO
HAMBURG
LUGANO
MÜNCHEN
LUZERN
NÜRNBERG
ST. GALLEN |
WIEN
|
ST. MORITZ
B U C H E R E R .C O M
Weltwoche Stil No. 5
mitarbeiter des Monats:
4 2
s 10
3
1 4
N o. 1
a ndr é Maeder Er war Chef von Harrods, das ist heute ziemlich bekannt. Doch 1999, als ich Korrespondent in London war und darüber in der Zeitung las, war ich unsicher, ob die Nachricht stimmte – würde Mohammed al-Fayed («The Phoney Pharaoh» nannten ihn britische Journalisten) einen Schweizer nehmen für den wichtigsten Posten in seinem Unternehmen? Als ich Maeder traf, erfuhr ich, erstens, dass die Nachricht stimmte (und, zweitens, dass al-Fayed weder phoney noch ein Pharao ist). Heute ist Maeder Chef von Charles Vögele und macht, was dort keiner vor ihm machte: Er denkt big. Und holt Penélope und Mónica Cruz als Designerinnen in das Unternehmen (für viel Geld). Und holt, als Titelsponsor, die so genannten Charles Vögele Fashion Days Zurich 2010 in unsere Stadt (für ein wenig weniger viel Geld). Wir mögen Leute, die Geld ausgeben. Und solche, die etwas machen, noch lieber. Deshalb luden wir Maeder ein, für uns zu schreiben, über sich und darüber, was er macht (Seite 70).
N o. 2
a ndreas Güntert
Nach längerem Suchen haben wir einen Reisejournalisten gefunden, den wir mögen und dem wir vertrauen. Mein Eindruck von diesen Branchenkollegen ist, ganz ehrlich, nicht der beste. Schuld daran ist ein Erlebnis, das ich vor fünfzehn Jahren oder so hatte: Beim Auschecken aus einem Hotel, in dem Ihr Redaktionsleiter und einige Autoren ein paar Nächte verbrachten, free of charge, natürlich, regte sich einer auf über die «nicht gastfreundliche Haltung der Direk tion» (seine Worte). Weil er Zigaretten und Alkoholika aus der Minibar selber bezahlen respektive auf die Spesenrechnung des Verlags setzen musste. Das war in einem Club Med auf den Bahamas. Andreas’ erste Geschichte (ab Seite 56) handelt ebenfalls vom Club Med. Und dort hören die Gemeinsamkeiten auf, soviel ich weiss. Und das Rauchen, nebenbei, will sich Andreas zudem abgewöhnen.
N o. 3 Kate Bellm
Sie ist die jüngste Mitarbeiterin, die wir hier bisher vorstellen durften (und weil sie eine Frau ist, sagen wir nicht, wie jung genau). Auf jeden Fall arbeitet die Londonerin in Berlin, sie fotografiert dort Frauen für GQ, Esquire oder Tatler, die ungefähr gleich jung sind wie sie oder jünger. Dass ich das erzähle, hat Gründe: Wäre sie, erstens, keine Frau und, zweitens, keine junge, wären die Bilder, die sie aufgenommen hat, erstens, nicht zustande gekommen und/oder, zweitens, irgendwie nicht zeigbar – ausser sie wären von Araki oder einem anderen, der es nicht bloss schafft, auf der Strasse Mädchen anzusprechen und sie kurze Zeit später, sagen wir, freizügig zu fotografieren, sondern auch noch Künstler ist. Und das ist jetzt der Augenblick, in dem wir hoffen, dass Sie vorbereitet sind auf Kates «Girls und Mädchen» sowie auf die Seiten 74/75 springen, um «Die Seite für den Mann No. 2 » anzuschauen. Und dann zurück blättern, damit Sie in der Spalte rechts erfahren, wer sonst noch an dieser Ausgabe mitgearbeitet hat.
oktober/november 2010
N o. 4
silk e Wichert
Unsere neue Redaktorin für Schmuck fiel mir zum ersten Mal vor einigen Jahren auf, als sie mehr oder weniger alleine den Stilbund (oder das «Stilbuch», wie man in Deutschland einem Zeitungsbund sagt) der Welt am Sonntag schrieb. Das heisst, ihr Name fiel mir auf. Die Frau selber hatte erst Gelegenheit, mir aufzufallen, als ich für die damals neue Vanity Fair in Berlin arbeitete, wo sie Moderedaktorin war. Die Zeitschrift mit dem grossen Namen gab es nur kurze Zeit (Silke trifft keine Schuld, denke ich), und das ist unglücklich, aber für die Autorin war es vielleicht gar nicht schlecht. Sie kann nämlich mehr als über Mode schreiben. Zum Beispiel eine eigene Firma gründen, zusammen mit einer Kollegin, und Modestrecken für Redaktionen produzieren. Oder die schönsten neuen Schmuck stücke auswählen und für Sie beschreiben (Seiten 30 und 32).
D A S PA R F U M . E I N E N E U E E S S E N Z
hermes.com
Weltwoche Stil No. 5
inhalt 1 Eigentlich schade, dass man auf diesem Foto von Karolina Kurkova ihr Gesicht nicht sieht – es handelt sich dabei nämlich um eines der zurzeit teuersten Gesichter (deshalb haben wir es auf unserem Titelbild gebracht, gross und gut zu sehen). Den Rest von Karolina, nebenbei, finden wir aber auch zeigens- sowie sehenswert.
Seite
42
s 12
Bild benoit peverelli
«Let the Sunshine in»: Chanel-Shootingstar Karolina Kurkova.
oktober/november 2010
A u s s c h l i e s s l i c h i n L o u i s V u i t t o n G e s c h 채 f t e n e r h 채 l t l i c h . T e l . 0 4 4 2 21 11 0 0 l o u i s v u i t t o n . c o m
Weltwoche Stil No. 5
Pa uft – bstd r e H
rfüm-News. Ab S
ei t
inhalt 2 e3
4
Das Amulett Schmuck-Must-Haves Ab Seite 30
Pretty in Brombeere– Fashion-MustHaves Ab Seite 22
Inspirationen aus der Natur und für um den Hals seite No. 32 must-haves Schmuck
s 14
Filigrane Armbändchen und Ohrringe – sowie starke Military-Accessoires seite No. 34 herbstduft
Ein neuer Eames-Stuhl von Vitra, das finden wir weich – Wohn-News Ab Seite 38
seite No. 8 editorial seite No. 10 mitarbeiter des monats
Acht neue Saison-Parfüms
seite No. 24 m ust-haves Fashion
Spitze – Sich verführerisch kleiden, ohne aufdringlich zu sein
seite No. 20 mvhs liste
Der Redaktionsleiter empfiehlt Dinge, die er besitzt, benutzt und mag.
seite No. 26 m ust-haves Fashion
Leo – wilde Trend-Teile für die stärksten Katzen
seite No. 22 m ust-haves Fashion
Früchtchen – Die Liebe trägt in dieser Saison Beerentöne
seite No. 28 m ust-haves Fashion
Lamm – Wohlig warme Lady-Looks
Paris, Mailand, New York . . . Zürich – Fashion Days, jetzt auch bei uns. Ab Seite 52 berichtigung
Eine Leserin schrieb: «Auf Seite 26 der Weltwoche-Stil-Ausgabe No. 5 vom 23. September wird eine Kroko-Tasche von Dior gezeigt, zu kaufen in der Boutique an der Bahnhofstrasse in Zürich, für 16 050 Franken. Meine Tochter (in leitender Stellung in der Modebranche) sucht eine solche Tasche. Bitte bestätigen Sie, ob der Preis korrekt ist oder ob es sich um einen Druckfehler handelt.» Die Nachrecherche unserer Moderedaktorin hat ergeben, dass der Preis falsch ist – er beträgt 20 000 Franken für die kleinere und 23 000 für die grössere Tasche. Man hat uns den Preis in Euro angegeben. Wir entschuldigen uns für die Ungenauigkeit. oktober/november 2010
Bild ALEXIS ZURFLÜH & DANIEL SCHNITTERBAUM
seite No. 30 must-haves Schmuck
Weltwoche Stil No. 5
inhalt 3
Impressum Herausgeberin: Weltwoche Verlags AG, Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich Redaktion: Telefon 043 444 57 00, Fax 043 444 56 69 E-Mail: redaktionAweltwoche.ch E-Mail: leserbriefeAweltwoche.ch Verlag: Tel. 043 444 57 00, Fax 043 444 56 07 E-Mail: verlagAweltwoche.ch
Beiträge zu den Zurich Fashion Days sind rot markiert
Die Firma, die Tiger Woods vermarktet u. a. – Porträt von IMG. Ab Seite 60
Internet: www.weltwoche.ch Abo-Service: Tel. 043 444 57 01,
E-Mail-Adressen:
vorname.nameAweltwoche.ch Gründer:
Karl von Schumacher (1894–1957)
Sechzig Jahre Ferien – Ein Bericht über den Club Med Ab Seite 56
Verleger und Chefredaktor:
Roger Köppel Redaktionsleiter:
Mark van Huisseling creative Director: Mirko Borsche Art-Direction/Layout: Alexis Zurflüh
(Bureau Mirko Borsche), Rudi-Renoir Appoldt Produktionschef: David Schnapp Fotoproduktion/Bildredaktion:
Christophe Bosset Produktion: Oliver Schmuki
s 18
Korrektorat: Cornelia Bernegger und Rita Kempter (Leitung), Sybille Brütsch-Prévôt, Eva Koenig, Sandra Noser Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Art/Bild: Julian Baumann, Kate Bellm, Gustav Dejert, Jean-Philippe Delhomme, Beni Haslimeier, Gianmarco Magnani, Benoît Peverelli, Daniel Schnitterbaum, Marius Claudius Wolfram, Alexis Zurflüh
Vorsprung durch Mechanik – Reportage über Glashütte Original Ab Seite 64
seite No. 68 Die Seiten für den Mann No. 1
Die Seiten für den Mann No. 2 – Girls, was sonst? Ab Seite 74
seite No. 78
Mercedes SLS – Der Ladykiller seite No. 70
mein luxus Den Luxus unseres Autors kann man sich ansehen – André Maeder, CEO von Charles Vögele, bringt Zürich vier Fashion Days
seite No. 72 reiseführer «mEIN Las Vegas»
Oliver Schmuki über das Suchen und Finden von Lady Luck
Meine Tasche Anne Gorgerat, PR-Unternehmerin
seite No. 76 kochen
David Schnapp über sein Küchenpraktikum seite No. 80 bezugsquellen
seite No. 82
fragebogen Antworten von Peter Barandun – Electrolux-Verwaltungsratspräsident in der Schweiz
Text/Redaktion: Peter Barandun, Sandra Bauknecht, Carmen Gasser, Anne Gorgerat, Andreas Güntert, Delia Lenoir, André Maeder, Oliver Schmuki, David Schnapp, Silke Wichert Sekretariat: Miriam Schoch (Leitung), Inga-Maj Hojaij-Huber Verlagsleitung: Sandro Rüegger Marketing: Ivo Schneider (Leitung) Anzeigenverkauf: Jean-Claude Plüss
(Leitung), Marco Chini, Brita Vassalli Anzeigeninnendienst:
Samuel Hofmann (Leitung), Philipp Glauser Tel. 043 444 57 02, Fax 043 444 56 07 E-Mail: anzeigenidAweltwoche.ch Druck: Ziegler Druck- und Verlags-AG, Rudolf-Diesel-Strasse 22, 8404 Winterthur
oktober/november 2010
Die Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion gestattet.
Bilder Winslow Townson (AP, Keystone), kate bellm, Illustration gustav DEJERT
Fax 043 444 50 91 E-Mail: aboserviceAweltwoche.ch Jahresabonnement Inland Fr. 203.– (inkl. MwSt.)
guebelin.ch
New Yo r k made by Gübelin.
Eine lustvolle Neuinterpretation des Art Déco mit der Grandezza der aufregendsten Metropole: Die neue New York Kollektion aus den Ateliers von Gübelin. Sie überrascht mit Feueremail in kontrastreicher Farbigkeit, glänzt mit Weissgold und wird überstrahlt durch Brillanten und seltene Smaragde aus Sandawana und Kolumbien.
Weltwoche Stil No. 5
Lieblinge MVHs Liste Der Redaktionsleiter empfiehlt Dinge, die er besitzt, benutzt und mag sowie selber bezahlt hat (in den meisten Fällen). Von Mark Van Huisseling
Die schärfste, die ich kenne, ist die einfachste: Krawatte.
Man entwickelt sich, der Klassiker bleibt, weil es nicht nötig ist, ihn zu verändern: Gürtel.
Wie bei seinem Schneider (nur mit weniger Anproben, nämlich einer bloss): Anzug.
Sollte auf jeden Fall aus Horn sein beim Mann: Brille.
N o. 1 _ Schmale Krawatte
N o. 2 _ Panama Diary
N o. 3 _ Gürtel, schliesse H−FÖRMIG
N o. 4 _ Massanzug
N o. 5 _ Korrekturbrille
aus Seide von Windsor
von Smythson
von Hermès
von «b easy»bei Grieder
von l.a. Eyeworks
Es gibt nicht bloss scharfe Anzüge, es gibt auch scharfe Krawatten. Die schärfste, die ich kenne, ist die einfachste: schmal, gerade, einfarbig. Und wie immer bei Kleidung oder Accessoires sind die Stücke, die am einfachsten aussehen, am schwersten zu finden. Ich habe lange gesucht und dann habe ich gefunden, bei A.P.C. in Paris, fast (weil alles richtig war ausser der Farbe, nur in Taubenblau; gekauft habe ich trotzdem). Jetzt habe ich die schmale Krawatte gefunden (nicht fast, sondern ganz). Her gestellt aus Windsor aus Seide, Farbe Dunkelbraun, eine Farbe, von der ich nicht gedacht hätte, dass es eine scharfe Farbe sein kann. Gekauft habe ich sie nicht, nebenbei – eine Mitarbeiterin der Firma hat sie mir geschenkt. Das war weniger ein Disclaimer, mehr ein Ratschlag, was man einem Bekannten schenken könnte als Frau. Wie geschrieben, einem Bekannten, nicht dem Partner.
Es kann nicht das Ziel des Verantwortlichen einer Stil-Beilage sein, gegen technische Geräte zu sein. Bin ich auch nicht, technische Geräte sind in Ordnung. Aber ich benutze trotzdem seit einiger Zeit keine elektronische Agenda mehr, sondern wieder eine old schoolmässige aus Papier (hellblau, mit Wasserzeichen), gebunden in Leder. Ähnlich wie die schmale Krawatte ist eine solche Agenda einfach zu beschreiben – und schwer zu finden. Bis man beim London-Aufenthalt an die Bond Street fährt und in das Geschäft von Smythson tritt. «Panama Diary» heisst das little black book, und weil der Name so gut ist, ist er geschützt, kein anderer Hersteller darf ihn verwenden. Die «Panama Diaries», nebenbei, gibt es auch in anderen Farben, Hot Pink zum Beispiel, und wäre ein Geschenk für die Bekannte, die einem die schmale Krawatte geschenkt hat. Oder sogar für die Partnerin, falls es nicht das einzige Geschenk ist.
Klassische Stücke erkennt man daran, dass man sie zuerst blöd findet, später ihnen gegenüber indifferent ist – und sie plötzlich will. Was ich sagen will: Man entwickelt sich, der Klassiker bleibt, weil es nicht nötig ist, ihn zu verändern. Zum Beispiel der Ledergürtel mit H-förmiger Schliesse von Hermès. Mein Umdenken, gebe ich zu, begann, als mir Michel Comte begegnete, und ich fand, an ihm und zu Jeans, weit unten auf der Hüfte, sehe der Gürtel irgendwie gut aus. Ein paar Jahre danach traf ich Alexander McQueen und fand, an ihm und zu Jeans, weit unten . . . Sie verstehen. Jetzt habe ich den Gürtel selber, das heisst zwei davon. Einen mit silberner und einen mit goldener Schliesse. Was ich noch nicht herausgefunden habe: Welche Ausführung klassischer ist beziehungsweise ob man das Adjektiv «klassisch» steigern kann oder ob das nicht geht wie etwa bei dem Adjektiv «nass».
Es ist nicht einfach für mich, aber ich sage, dass ich seit einiger Zeit einen Anzug trage, der nicht von Brioni ist. Sondern von dem Department Store Grieder in Zürich. Man wird dort vermessen, wählt den Stoff aus, entscheidet sich für den Schnitt, und einige Wochen später ist der Anzug fertig, wie bei seinem Schneider also (nur mit weniger Anproben, nämlich einer bloss). Klar, der Anzug wurde nicht von Grund auf für einen hergestellt, sondern für einen angepasst, und es gibt darum Leute, die sagen dazu «Masskonfek tion», nicht «Massanzug». Das ist in Ordnung, denn wer einen solchen Anzug vergleicht mit den ganz von Hand genähten Anzügen, die er besitzt, wird im Blindtest bloss ziemlich kleine Unterschiede feststellen. Nicht dass Einzelheiten nicht zählen, aber, wenn wir es schon von Zahlen haben: Der grosse Unterschied ist der Preis. Das Einzige, was mir an dem Anzug nicht gefällt, ist der Name, er hätte einen grösseren verdient als «b easy», kleingeschrieben.
Eine Sonnenbrille zu finden, ist leicht, im Grunde banal, finde ich («Aviator» von Ray-Ban, die Sonnenbrille). Weniger leicht ist es, die Korrekturbrille zu finden. Vielleicht weil es sie nicht gibt respektive falls es sie gäbe, wäre es wahrscheinlich das runde Gestell aus Metall – in der Schweiz sagt man Suva-Modell dazu, in anderen Ländern redet man von der John-Lennon-Brille (und beide Übernamen zeigen, was das Problem an dieser Brille ist). Von mir aus gesehen, sollte die Brille des Mannes auf jeden Fall aus Horn sein, die der Frau, nebenbei, auf keinen Fall. l.a. Eyeworks, finde ich, hat die beste Auswahl an Gestellen aus Horn (das heisst, es ist nicht echtes Horn, sondern Kunstoff, Plastik, um genau zu sein, was aber aussieht, wie es aussehen soll). Wie geschrieben, die Auswahl ist gut, aber nicht gross. Das ist unangenehm, falls man keine Brille findet, die passt, aber angenehm im anderen Fall – weil man dann fast die Brille gefunden hat.
oktober/november 2010
Illustrationen BUrEAU MIRKO borsche
s 20
Nicht elektronisch, sondern «old school»mässig aus Papier (hellblau, mit Wasserzeichen): Agenda.
WWW.JEANPAULGAULTIER.COM
FRÜCHTCHEN
Wenn Sie von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt sind, dann liegen Sie jetzt genau richtig. Die Farbe der Liebe dominiert diesen Winter, gepaart mit satten Beerentönen. Von SANDRA BAUKNECHT 2
1
3
4
7 8
s 22
6
No. 1 _ Outfit von BOTTEGA VENETA, Preis a. A. No. 2 _ Blazer von H&M, Fr. 79.90 No. 3 _ Tasche von PRADA, Fr. 4950.– No. 4 _ Schlüsselanhänger von PRADA, Fr. 148.– No. 5 _ Schuhe von LOUIS VUITTON, Fr. 1530.– No. 6 _ Lippenstift von DIOR, Fr. 47.– No. 7 _ Outfit von PAUL SMITH, Kleid: Fr. 537.— Jacke: Fr. 1228.— Gürtel: Fr. 155.— Schuhe: Fr. 926.—
5 2
9
E
RDBEER-ROSA MIT BROMBEER-LILA
und Himbeer-Pink mit JohannisbeerRot. Auf den Laufstegen konnte einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen beim Anblick dieser süssen Früchtchen. Mit diesen geschmackvollen Farbkombinationen ernten Sie sicherlich viel Lob. Unglaublich weiblich, sendet der leuchtende Trend die richtigen Signale und verschönt uns graue Wintertage. Sehen Sie rot! Und das am besten von Kopf bis Fuss! 12
13
10
11
2
No. 8 _ Nagellack von DIOR, Fr. 37.— No. 9 _ Armreif von LOUIS VUITTON, Fr. 565.– No. 10 _ Kleid von DSQUARED, Fr. 2268.– No. 11 _ Outfit von ROCHAS, Top: Fr. 2362.– Jupe: Fr. 2375.– Schleife: Fr. 322.– No. 12 _ Hemd von WINDSOR, Fr. 169.– No. 13 _ Schuhe von TABITHA SIMMONS, Fr. 1121.–
Melanie Winiger photographed by Michel Comte
www.navyboot.com Official Partner of Michael Schumacher
Weltwoche STIL No. 5
M U S T- H AV E S
Fashion
SPITZE Diesen Winter dürfen Sie weit gehen, wenn Sie den femininsten aller Stoffe mögen (und es ausserdem mögen, wenn Männerköpfe sich nach Ihnen umdrehen). 8
F
1
ALLS SIE MODISCH AN DER SPITZE liegen wollen, sollten Sie für Durchblick sorgen. Am liebsten in Schwarz und von Kopf bis Fuss, schmeichelt der filigrane Stoff der Haut und lässt sie verführerisch durchscheinen, ohne aufdringlich zu sein. Wem der TotalLook zu viel ist, der kombiniert mit schlichten Uni-Teilen oder fokussiert auf die Accessoires, die in Spitze besonders chic sind. Mit diesem Fashion-Statement sind spitze Bemerkungen dann wohl eher eine 5 Seltenheit.
6
3
s 24
2
7 9 4
3
No. 1 _ Strümpfe von WOLFORD, Fr. 145.– No. 2 _ Tasche von VALENTINO, Fr. 114.– No. 3 _ Schuhe von DOLCE & GABBANA, Preis a. A. No. 4 _ Schuhe von LOUBOUTIN, Preis a. A. No. 5 _ Body von H&M, Fr. 29.90 No. 6 _ Schuhe von DIOR, Fr. 953.– No. 7 _ Diadem von MAISON MICHEL, Fr. 161.— No. 8 _ Hemd von BURBERRY PRORSUM, Fr. 1604.—
LaceLove No. 9 _ Outfit von LA PERLA, BH: Fr. 653.– Huftbund: Fr. 1015.– Slip: Fr. 363.– No. 10 _ Outfit von DOLCE & GABBANA, Preis a. A. No. 11 _ Outfit von RALPH LAUREN COLLECTION, Hose: Fr. 1275.– Handschuhe: Fr. 792.– Top: Fr. 4697.– No. 12 _ Outfit von OSCAR DE LA RENTA, Kleid: Fr. 4013.– Manschette: Fr. 564.–
10
12
11
Weltwoche STIL No. 5
M U S T- H AV E S
Fashion
LEO
Fahren Sie Ihre Krallen aus, wenn Sie auf Beutezug gehen. Heisse Trendteile mit Leo–Print sind gefragt, und die grösste Beute auf der Einkaufstour (und auch sonst) macht die stärkste Katze. 1
V
ON DER STEPPE in die grossen Metro-
polen — Raubkatzen erobern die Strassen. Edel und scharf, gerne in Kombination mit Schwarz, schleichen sie sich an und machen leichte Beute. Die Tiermuster, allen voran die von Leopard und Ozelot, beweisen ihre Vielseitigkeit und machen die Trägerin zur Königin ihres Stadtviertels. Ein gefährlich-schönes Jagderlebnis der besonderen Art. Aber übertreiben Sie nicht, denn Leoparden küsst man nicht.
3 2
4
6
s 26
5
7
8 9
10
11
13
12
OKTOBER/NOVEMBER 2010
No. 1 _ Schuhe von BALMAIN, Fr. 1361.– No. 2 _ Handschuhe von MIU MIU, Fr. 580.– No. 3 _ Strümpfe von WOLFORD, Fr. 960.– No. 4 _ Tasche von YVES SAINT LAURENT, Fr. 1604.– No. 5 _ Schuhe von JIMMY CHOO, Fr. 1255.– No. 6 _ Outfit von KENZO, Preis a. A. No. 7 _ Tasche von LOUBOUTIN, Fr. 1067.– No. 8 _ Stiefel von RALPH, LAUREN, Fr. 2349.– No. 9 _ Clutch von MARNI, Fr. 1641.– No. 10 _ Schuhe von BALLY, Fr. 739.– No. 11 _ Outfit von ROBERTO, CAVALLI, Preis a. A. No. 12 _Outfit von BALMAIN, Preis a. A. No. 13 _ Schal von LOUIS VUITTON, Fr. 720.–
Parsifal
For more information and catalogue, please contact +41 (0)26 460 84 40 info@gouten-distribution.ch
RWG_Parsifal_230x300_Weltwoche.indd 1
A to Au toma ma ati tic ch chro r no nogr grrap aph Po P owe er re eserv se ervve: e 42h 2 Wa atte er re er esi s st stan an nc ce e: 10 00m 0 / 330 3 ft f Sa S ap pp phi hire re cry cry ryst stal a witth anti tigl ti tigl g ar a e tr trea eatment Allllililiga A ga ato tor fu fullllll skin sttrap wi w th t fol o diing clasp ra aym y on nd d--weilil.c .com
08.10.10 8:17
Weltwoche STIL No. 5
M U S T- H AV E S
Fashion
LAMM Lammfell ist das Lieblingsmaterial des Winters. Unerwartet neu kommt es jetzt elegant geschneidert daher und zeigt, dass Lady–Look und wohlige Wärme zusammengehen. 1 2
No. 1 _ Outfit von BURBERRY PRORSUM, Jacke: Fr. 3751.– Rock: Fr. 1335.– Body: Fr. 1335.– Overknee-Stiefel: Fr. 1604.– No. 2 _ Outfit von PRADA, Mantel: Fr. 2107.– Strickjacke: Fr. 1007.– Hose: Fr. 752.– Schuhe: Fr. 1181.– No. 3 _ Schuhe von DIOR, Fr. 953.– No. 4 _ Schuhe von MANOLO BLAHNIK, Fr. 1212.– No. 5 _ Mantel von WINDSOR, Fr. 3490.–
3
5
s 28
6
No. 6 _ Schuhe von BURBERRY, Fr. 1202.– No. 7 _ Tasche von MARNI, Fr. 2025.– No. 8 _ Outfit von WUNDERKIND, Jacke: Fr. 2007.– Kleid: Fr. 1449.– Gürtel: Fr. 383.– No. 9 _ Outfit von DEREK LAM, Jacke: Fr. 3355.– Kleid: Fr. 1879.– Schuhe: Fr. 1061.– No. 10 _ Tasche von JIMMY CHOO, Fr. 2275.– No. 11 _Outfit von PRINGLE OF SCOTLAND, Preis a. A. No. 12 _Outfit von YVES SAINT LAURENT, Preis a. A. No. 13 _ Tasche von MIU MIU, Fr. 2080.–
7
8
4
D
IE LAMMFELLJACKE hat das Zeug zum It-Piece der Saison, und das haben wir grösstenteils Burberry Prorsum zu verdanken. Deren heissbegehrte aviator jackets lassen Sie zum modischen Überflieger werden. Rustikaler Chic, der seine ungeahnte Vielfalt diese Saison richtig auslebt. Von Natur aus schön kuschelig, ist es nur natürlich, dass die LammfellBooties zum Must-have der Saison werden. Ziehen Sie sich warm an.
Furr
e ov L y
11
12
10
9
13
TROIS POMMES — ZÜRICH, BASEL, ST. MORITZ, GSTAAD
P H OTO G R A P H Y BY WA LT E R P F E I F F E R
THE STYL E OF
WOMENSWEAR ADAM JONES ALEXANDER MCQUEEN AZZARO AZZEDINE ALAÏA BALENCIAGA BALMAIN BLUMARINE CÉLINE COMME DES GARÇONS DOLCE & GABBANA DUSAN ETRO GAMME ROUGE GIAMBATTISTA VALLI GIANVITO ROSSI GUCCI JIL SANDER JITROIS JOHN GALLIANO LANVIN LUCIEN PELLAT- FINET MARC JACOBS MARNI MARY KATRANTZOU MEINDL MIU MIU MONCLER PRADA PRADA LINEA ROSSA RICH & SKINNY ROBERTO CAVALLI STALLION BOOTS THOM BROWNE TOMAS MAIER YOHJI YAMAMOTO ZAGLIANI — JEWELRY BY KIESELSTEIN - CORD, LYDIA COURTEILLE, SEAMAN SCHEPPS
more information W W W.TROISPOMMES.CH
tp_anzeige_weltwoche_230x300_Okt2010_PRINT.indd 1
08.10.10 14:22
Weltwoche STIL No. 5
a h t s Mu
CK U M H C S s ve
Das Amulett
S
No. 1 _ «Gold Rush»-Pendant aus der DesignerKollektion mit Anton Heunis von SWAROVSKI, Fr. 140.– No. 2 _ Kette aus Platin mit Medaillon aus gelben und weissen Diamanten von TIFFANY & CO., Preis a. A. No. 3 _ Kette mit Brillantenanhängern von
Befruchtet Der neuste Trend geht zurück – zur Natur. designer mehr als die Natur, denn sie ist als Quelle unerschöpflich. Zurzeit sind die einzelnen Schmuckstücke entweder sehr filigran – dafür reich verziert, etwa über und über mit kleinen Diamanten besetzt –, oder sie entsprechen dem Trend zum «Statement-Schmuck» und wachsen mit farbigen Steinen auf beinahe naturgetreue Blütengrösse heran.
nie aus der Mode kommt, aber im Zuge des Siebziger-Jahre-Revivals doch noch so etwas wie einen fashion moment erlebt. Perfekt zu Schluppenblusen und weiten Hosen oder über schlichten Kleidern. BUCHERER, Fr. 13 252.– No. 4 _ «Trinity Panthère»Pendant aus Weiss-, Rotund Gelbgold (18 Karat) und Diamanten von CARTIER, Fr. 16 615.– No. 5 _ Glas-Metall-Medaillon, vergoldet (24 Karat), von GRIPOIX, Fr. 2130.– No. 6 _ Vergoldete Kette mit Amethyst-Anhänger von ROBERTO CAVALLI, Fr. 675.–
3
4
5
6
1. _ Diadem aus Gelbgold mit Diamanten, Zitrinen,
Opalen, Turmalinen und Peridoten von CHAUMET, Preis a. A. 2. _ Ringe «Bahia» aus Roségold mit Edelsteinen von POMELLATO , ab Fr. 7775.– 3. _ Ring und Collier in Rotgold (18 Karat) mit braunen Diamanten von KURZ, Fr. 1980.–/2950.– 4. _ Ohrhänger aus Weissgold (18 Karat) mit Saphiren und Diamanten von KURZ, Fr. 4750.–
12-Zeilen-Porträt
rend der Sai
s on
WENIG INSPIRIERT Schmuck-
2
Bild ERIC RYAN (GETTY IMAGES)
s 30
IE SIND WIE Medaillen, die die Familie verleiht: lange Ketten mit Medaillons, häufig zum Aufklappen und mit alten Fotos darin. Oder mit einem kleinen Amulett, das schmückt und beschützt. Ein Schmuck-Klassiker, der eigentlich
Top -T
1
Was beim Mann der Siegelring, ist bei der Frau das Medaillon. Wer auf keine Familienstücke hoffen kann, schenkt sie sich selbst. Von SILKE WICHERT
2
3 4 1
OKTOBER/NOVEMBER 2010
CAMILLE MICELI ERST PRESSEDAME BEI CHANEL , dann persönliche Muse von Marc Jacobs, nun Designerin für costume jewellery bei Dior: Die Französin Camille Miceli hat eine beachtliche Karriere vorgelegt. Was auch nicht erstaunt, wenn man ihre erste Kollektion für Dior anschaut. Im Gegenteil. Mit gewöhnlichem Modeschmuck haben ihre Entwürfe nicht mehr viel zu tun, weder vom Aussehen noch vom Preis her. In jedem Fall eine Liaison, die man im Auge behalten sollte.
Collection Villeret ( rĂŠf. 6639-3431-55B )
www.blancpain.com
Weltwoche STIL No. 5
M U S T- H AV E S
Schmuck
T- H AV E US M KLEINES LICHT
S
Neue Freundin am Arm
Uhren müssen nicht mehr alleine sein.
1
FRÜHER WAR ES UNDENKBAR, neben einer teuren Arm-
2
3
banduhr noch ein kleines Armbändchen zu tragen, geschweige denn zwei oder drei davon, womöglich gar mit bunten Perlen und Anhängern. Aber weil sich der Trend zum Aufaddieren am Handgelenk hält, werden nun auch die Uhren nicht länger verschont und bekommen Gesellschaft von feingliedrigen Begleitern, die ihnen nicht die Show stehlen, sondern nur ein bisschen aufmuntern wollen. Und siehe da: Sie vertragen sich ausgesprochen gut! 2 1 IM BESTEN FALLE funktionieren Ohrringe wie kleine Scheinwerfer, die seitlich auf das Gesicht strahlen und die Wangenknochen sanft modellieren. «Chandelier»-Ohrringe sind dafür wie geschaffen. Ihre Form erinnert an prächtige Kronleuchter vergangener Tage, die mit Diamanten, farbigen Saphiren oder kleinen Perlen auf mehreren Etagen verzaubern.
3
1. _ «Baby Trinity Bracelet» mit Ringen aus Weiss-, Gelb- und Rotgold (18 Karat) von CARTIER, Fr. 512.–. 2. _ Satin-Armband mit vergoldetem Amulett von VONHEY, Fr. 42.–. 3. _ Armbänder mit Diaman-
ten (25 Karat) von CHOPARD, Preis a. A. 2. _ High-Jewellery-Ohrringe in BicolorGold mit Saphiren, Rubinen, Smaragden, Diamanten von BULGARI, Fr. 161 000.–. 3. _ «Blé»-Ohrringe in Weissgold (18 Karat) mit Diamanten und Perlen von CHANEL, Preis a. A.
ilitary-Chic
re
M s im
1. _ Ohrringe in Weissgold mit Diaman-
3
2
s s oi
Waffen der Frau − in Tarnfarbe
Ac c e
s 32
ten- und Goldamulett (14 Karat) von SCOSHA, Fr. 389.–.
4 1
Military ist längst ein Megatrend der Mode. Auch Schmuck– designer lassen sich jetzt von der Armee inspirieren.
D
5
EN CAMOUFLAGE-LOOK
auf Schmuck zu übertragen, ist nicht einfach. Das Gute daran: Es passieren wenig stilistische Unfälle. Und es gibt im Accessoire-Bereich viele Military-Anwendungen, die wir spannend finden. Die besten knüpfen beim Spikes- und Nietenschmuck der vergangenen Saison an. Ketten, die an Patronenhülsen erinnern, massive Gliederarmbänder, Uhren mit khakifarbenen Nylonbändern, alles etwas düster und hart zwar, aber genau richtig für Frauen, die wissen, wann sie ihre Schwäche für starken Schmuck zeigen können.
5
6
Outfits von BALMAIN, Preis a. A.
No. 1 _ Vergoldete Kette von STELLA MCCARTNEY, Fr. 285.– No. 2 _ Vergoldete Kette von J DAUPHIN, Fr. 739.– No. 3 _ Armreif aus geschliffenem Silber von BURBERRY PRORSUM, Fr. 630.– No. 4 _ Roségold-farbenes Armband von BALENCIAGA, Fr. 392.– No. 5 _ Cocktailring aus Sterlingsilber mit Zirkonia-Pavé-Steinen von THOMAS SABO, Fr. 395.– No. 6 _ «BR 03 Military Ceramic»-Uhr von BELL & ROSS, Fr. 4200.–
HERBSTDUFT
s 34
«Hier riecht’s so frisch, ich denk’, ich bin im Wald», so warb man in den siebziger Jahren. Die Idee ist nicht neu, aber nicht schlecht – wir gingen deshalb auch in den Wald, um für die Düfte der Saison zu werben. Die riechen nicht nach Wald, sondern anderswie gut. Von ALEXIS ZURFLÜH und DANIEL SCHNITTERBAUM (Bilder)
AZZARO, «POUR HOMME ELIXIR», EdT, 50 ml, Fr. 73.–
DOLCE & GABBANA, «THE ONE GENTLEMAN», EdT, 50 ml, Fr. 95.–
GUCCI, «GUILTY», EdT, 50 ml, Fr. 115.–
OKTOBER/NOVEMBER 2010
CHANEL, «BLEU DE CHANEL», EdT, 50 ml, Fr. 88.–
BEI DER KREATION EINES NEUEN KAFFEES STELLT ALEXIS GEORGE CLOONEY IN DEN SCHATTEN – ABER NUR DANN! Alexis ist Experte für Rohkaffee. Er wählt die besten aromatischen Profile, um daraus mit viel Geschick unsere Grands Crus meisterhaft zu kreieren. Mit einem Angebot von 7 Espressos „Blend“ (Mischung aus mehreren Herkunftsländern), 3 Espressos “Pure Origine”, 3 Lungos, 3 Decaffeinatos und pro Jahr bis zu 5 Varietäten in limitierter Ausgabe kann Nespresso jedem Kaffeegeschmack gerecht werden. Erfahren Sie mehr auf www.nespresso.com/experts
CHAaout10Weltwoche Alexis 230x300.indd 1
31/08/10 16:18
Parfüm-
Weltwoche STIL No. 5
s 36
NEWS
CHLOÉ, «LOVE CHLOÉ», EdP, 50 ml, Fr. 128.–
YVES SAINT LAURENT, «BELLE D’OPIUM», EdP, 50 ml, Fr. 118.–
GUERLAIN, «SHALIMAR ODE À LA VANILLE», EdP, 50 ml, Fr. 73.–
OKTOBER/NOVEMBER 2010
ESTÉE LAUDER, «SENSUOUS NOIR», EdP, 50 ml, Fr. 78.–
WENN ER WIEDERVERWERTBARE KAPSELN HERSTELLT, STIEHLT CHRISTOPHE GEORGE CLOONEY EIN WENIG DIE SCHAU. Christophe ist Leiter des Projekts Nachhaltige Entwicklung bei Nespresso. Er ist einer der Experten, die Aluminium empfehlen, das ideale Material um die Aromen eines aussergewöhnlichen Kaffees frisch zu halten und die Oxidation des Kaffees zu vermeiden. Darüber hinaus kann Aluminium endlos wiederverwertet werden, was zur Erhaltung natürlicher Ressourcen beiträgt. Um daher das Recycling von gebrauchten Kapseln zu erleichtern, sind wir bestrebt, die Zahl der Sammelstellen dauernd zu erhöhen. Erfahren Sie mehr auf www.nespresso.com/experts
CHAse10Weltwoche Christophe 230x300 1
01/10/10 18:31
Weltwoche STIL No. 5
s 38
Das Designerbüro heisst Raw-Edges, rohe Kante, und macht Fischgrat-Parkett bunt und frisch.
FRISCHER FISCH
Das Londoner Studio Raw–Edges entwirft nicht bloss Möbel und Gegenstände für zu Hause, die Designer begründen einen Stil. Der heisst dann Design-Art. Von DELIA LENOIR (Text)
W Den fünfzigsten Geburtstag der ArneJacobsen-Produktefamilie feiert der Hersteller Louis Poulsen mit einem neuen Entwurf: der AJ-Steh- und AJ-Tischleuchte in Pastell. Die neuen Farben strahlen Ruhe und Harmonie aus. Das also, worum es Jacobsen bei seinen Entwürfen ging. LOUIS POULSEN, Infos über: Targetti Poulsen Switzerland AG, Grabenhofstrasse 6, 6010 Kriens, Tel. 041 768 52 52
ER PRODUKTE entwirft und Kunst macht, macht DesignArt. Und auch wenn sich das junge Israeli-Duo Yael Mer und Shay Alkalay (beide 33) lieber als Experimentalisten bezeichnet, so ist es doch diese Kombination, welche die beiden nach ihrem Hochschulabschluss in no time von null auf erfolgreich gebracht hat. Ihr Geheimnis? Eine einfache Form und ein Konzept, das jeder versteht: Milch kommt in die Tüte. Oder: «Warum streichen wir nicht den Boden, Schatz?» Und: Hat das schon jemand mit einem Vogelhaus versucht? «Trial and Error» macht man am besten selber, und das tun Mer
und Alkalay auch. Sie stellen ihre Möbel zum grossen Teil selber her. Weil sie so das jeweilige Material, mit dem sie arbeiten, besser verstehen und auch die nötige Nähe zu ihren Produkten bekommen. Was dabei herauskommt, ist vielleicht nicht immer komplett funktional, da sind sie schon richtige Briten, aber es regt die Fantasie an. Und wirkt. Zum Beispiel an der Design Miami/Basel. Oder bei Established & Sons, dem Londoner Anbieter guten Designs. Oder bei dem Auktionshaus Phillips de Pury & Company. Raw-Edges ist ein Name, der zum heutigen Zeitpunkt auf keiner Shopping-Liste fehlen darf – ehe er zu teuer wird.
OKTOBER/NOVEMBER 2010
MILCHKARTON,
preisgekrönt.
«TAILORED WOOD»-BANK
SCHUBLADEN-SINFONIE RAW-EDGES DESIGN STUDIO, Stoke Newington, London. www.raw-edges.com
Der ultimative TV SAMSUNG LED TV 9000. Ultimative 7,98 mm schlank. Ultimative Ausstattung. Ultimative Schรถnheit. Ultimatives Erlebnis. Ultimativ real mit Full HD 3D. led9000.samsung.ch
Weltwoche STIL No. 5 NEWS
Stühle, die sitzen
Vitra hat sich für diesen Herbst etwas Neues einfallen lassen. Das finden wir weich.
D Mein Schloss ist shabby Auch wer kein Château hat, kann wohnen wie in einem. Und erst noch schneller, als man meint.
s 40
D
ER SHABBY CHIC – aufpoliert zum CountryChic – war diesen Herbst bei der Pariser Messe «Maison & Objet» ein absolutes Must. Es geht dabei um Stilmöbel, die aussehen, als hätten sie ein paar Jahre in einem Schloss gestanden,
IESE SESSEL sind neu – ab Fr. 490.–; mit Armlehne: ab Fr. oder nicht? Die Wahrheit: 430.–) mit dem sogenannten HopDie Eames Chairs wurden sack-Stoff, der zweiten Neuheit aufgepolstert oder upholstered, wie dieses Möbels. Nicht bloss, weil das im Jargon heisst. Damit man der Stoff in einer Reihe von Farben noch komfortabler sitzt, natürlich, erhältlich ist, obwohl das auch aber auch, damit es noch besser schön ist, sondern weil man in aussieht. Bezogen sind die Essden Sesselstoff sinkt und danach stühle und -sessel tatsächlich sitzt, nicht herum(ohne Armlehne: rutscht wie im Gummiboot. In diesem Sessel sitzt man nicht bloss gut, man sieht auch gut aus.
aber nicht zusammenkrachen, wenn man sie benützt, weil sie eben neu sind. Einige der besten Anbieter dieses Stils (Blanc d’Ivoire, Athezza Hanjel, JCB) findet man zum Beispiel in dem kleinen, feinen Geschäft mit Namen La Bagatelle am Zürichsee.
LA BAGATELLE GMBH, Seestrasse 64, 8712 Stäfa, Tel. 044 926 26 66, www.labagatelle.ch
Was dieser «Dizainier» (kommt von dix und heisst: zehn Schubladen) kostet, schreiben wir erst am Schluss. Entworfen hat das Staumöbel (125 · 50 · 36 cm) Jean Paul Gaultier. Die Kollektion «Malle» feiert das Fünfzig-Jahr-Jubiläum von Roche Bobois. Der «Dizainier» ist limitiert auf 250 Stück, er ist aus schönem Leder und mit Sattlernähten verarbeitet. Wer zu spät kommt, für den gibt es noch die ebenfalls zum runden Geburtstag lancierten Reeditionen. Die entwarf JPG 1993 für sich selbst: den Ben-Hur-Sessel oder das zu einem Spiegel umgearbeitete Lagerwägelchen «Diable» (Fr. 2580.–). Und jetzt der Preis des «Dizainier»: Fr. 13 880.–.
Wenn die Verantwortlichen von Hermès etwas machen, dann richtig. Das bisherige Geschäft an der Bahnhofstrasse in Zürich war gut, das neue (an der Bahnhofstrasse in Zürich) ist besser. Das bisherige war ziemlich klein, das neue ist ziemlich gross. Was sich nicht geändert hat: die Qualität des Angebot.
8001 Zürich, Tel. 044 211 41 77
Perfect Ten Schöner sahen zehn Schubladen noch nie aus.
HERMÈS BOUTIQUE
HERMÈS, Bahnhofstrasse 28a,
Bezug: z. B. über Teo Jakob Colombo AG, Mühle Tiefenbrunnen, Seefeldstrasse 231, 8008 Zürich, Tel. 044 421 18 18, www.teojakob.ch
Von dem Schubladenmöbel «Dizainier» wurden bloss 250 Stück präsentiert. Für die, die keines bekommen, gibt es Alternativen. OKTOBER/NOVEMBER 2010
ROCHE BOBOIS, Neumühlequai 32/34, 8006 Zürich, Tel. 044 362 31 31, www.roche-bobois.com
NO. 5
S 42
WELTWOCHE STIL
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
WELTWOCHE STIL
NO. 5
CRUISE WITH ME LINKS:
Jumpsuit aus Seide: Fr. 6536.–, Collier: ab Fr. 1631.–, Bracelet: Preis a. A. S 43
COLLECTIONS
Croisière, auch Cruise–Collections genannt, stellen bloss wenige Modemarken her, Chanel z. B. Die Kleider einer solchen Kollektion beziehungsweise die dazugehörenden Accessoires braucht man, wenn es bei uns kühler wird und man darum nach, sagen wir, Saint-Barthé lemy, Nevis, Acapulco oder auf eine Jacht ausweicht, die in den Meeren um diese schönen Orte kreuzt. Mit anderen Worten, genau jetzt. Aber das wissen Sie ja alles. Darum machen wir es wie die Filmemacher – Show, don’t tell (Zeige, erzähle nicht). Bloss noch das: Diese Cruise–Collection zeigte Karl (Lagerfeld) in Saint– Tropez, und die Stars, neben den Kleidern, heissen Karolina Kurkova, Abbey Lee Kershaw, Natasha Poly oder Toni Garrn. VON BENOÎT PEVERELLI (Bilder) und MARK VAN HUISSELING (Text) OKTOBER / NOVEMBER 2010
NO. 5
S 44
WELTWOCHE STIL
Natasha Poly trägt: «Pampelonne»Collier: Preis a. A. RECHTS UNTEN:
Abbey Lee
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
WELTWOCHE STIL
NO. 5
S 45
OKTOBER / NOVEMBER 2010
WELTWOCHE STIL
NO. 5
S 46
BILD MAX MUSTERMANN
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
NO. 5
S 47
BILD MAX MUSTERMANN
WELTWOCHE STIL
OKTOBER / NOVEMBER 2010
S 48
WELTWOCHE STIL
NO. 5
OBEN LINKS: Badeanzug «Vichy»: Preis a. A. DIESES BILD: Toni Garrn
(3. v. l.), Baumwoll-Strickjacke (4. v. l.): Fr. 4344.–
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
WELTWOCHE STIL
NO. 5
PLAYLIST CROISIÈRE 2010/2011 Schön, wenn man auf eine Kreuzfahrt gehen kann mit solchen Begleiterinnen (Foto unten). Noch schöner, wenn man dann das passende Mix Tape laufen lassen kann. 1. Sympathy for the Devil – The Rolling Stones 2. Why Can’t We Live Together – Shoes 3. Cha Cha Cha du loup (B.O.F. Les loups dans la bergerie) – Serge Gainsbourg 4. Are You Crazy? – Shoes 5. (I Can’t Get No) Satisfaction – The Rolling Stones 6. Get It on – T. Rex 7. Sympathy for the Devil (Fatboy Slim Remix) – The Rolling Stones 8. Bonnie and Clyde – Serge Gainsbourg, Brigitte Bardot
9. 10. 11. 12. 13.
Why Can’t We Live Together – Shoes Mambo Miam Miam – Serge Gainsbourg Are You Crazy? – Shoes La bergerie – Serge Gainsbourg Je n’avais qu’un seul mot à lui dire (B.O.F. Anna) – Jean-Claude Brialy 14. Anna (B.O.F. Anna) – Michel Colombier 15. Rien rien j’disais ça comme ça Anna (B.O.F. Anna) – Michel Colombier, Serge Gainsbourg 16. Why Can’t We Live Together – Shoes 17. Let’s Spend the Night Together – The Rolling Stones
S 49
OKTOBER / NOVEMBER 2010
WELTWOCHE STIL
NO. 5
S 50
Seidenbluse «Vichy»: Fr. 2540.–, Tasche «Vichy»: Preis a. A.
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
WELTWOCHE STIL
NO. 5
Badeanzug (Top: Fr. 628.–, Slip: Fr. 561.–)
nau zu sein: Er spricht weniger über Kleider, mehr über sich respektive fashion business. Andere Modedesigner erfüllen die Anfordedarüber, was ihn dazu brachte, die Kleider so zu entwerfen, und das rungen, die man an sie stellt, wenn ihre Kollektion gut ist. ist sowieso interessanter. Er antwortet auf die Frage, weshalb er SaintWenn man Karl ist – es ist ein Zeichen von Ehrerbietung, Tropez gewählt habe: Weil er keine Lust mehr habe, stundenlang in auf dem Planeten Mode mit dem Vornamen auszukommen –, einem Flieger zu sitzen, der ihn an ein Ziel bringe, an dem es nicht schömuss die Kollektion, erstens, sehr gut sein, jedes Mal. Und ihre Präsenner sei als hier, weniger als eine Stunde entfernt von Paris. Und falls man tation, zweitens, ein Ereignis; bloss ein Defilee wäre zu wenig. sagt, Saint-Tropez sei nicht immer so ruhig und zum Fotografieren geDie sogenannte Cruise-Collection, so sieht es aus, präsentiert Lagereignet wie an einem Morgen im Mai, entgegnet er, er kenne Saint-Tropez feld besonders, sagen wir, karlmässig. Vor zwei Jahren zum Beispiel, auf gut (und besser als der, der so etwas sagt) und sein Saint-Tropez sei kein dem kleinen Flughafen von Santa Monica bei Los Angeles, gab es zwei Ort aus Stein und Glas, sondern ein gedanklicher Entwurf, in dem es um Maschinen, die mit «Chanel» angeschrieben waren, aus denen die MoEsprit und Geist gehe und auch nicht um Kunststoff, mit dem man heute dels stiegen. Dieses Jahr wurden die Kleider, die man jetzt, aber nicht in Frankreich baut, sondern um Stoff, aus dem Kunst wird. hier trägt, sondern auf einer Jacht unter der Sonne (deshalb der Name Saint-Tropez auch wegen Juliette Gréco, wie in den Unterlagen steht? «Cruise-Collection» oder «collection croisière») in Saint-Tropez gezeigt. Richtig, Gréco sei für ihn zwar mehr Saint-Germain, aber ein wenig Wenn in Südkalifornien das Fortbewegungsmittel of choice die Boeing ist, Saint-Tropez sei sie auch, sagt er. Ausserdem war sie Kundin und kannte ist es in Südfrankreich die Riva, und zwar mit tiefroter MahagonibeMadame Chanel. Lagerfeld, nebenbei, sagt, dass es ein dünner Faden sei, plankung, die üblich war, als die Boote noch in Sarnico am Lago d’Isea der seine Cruise-Collection mit Saint-Tropez verbinde. Doch das sei egal hergestellt wurden, nicht bei Ferretti und aus Kunststoff. Die Jacht ist und ein verkehrter Ansatz, dieses Sich-an-Gegenständen-Festhalten das eine, das Mädchen darauf das andere. In Saint-Tropez muss es une und Versuchen, Mode erklären zu wollen. Statt sie anzusehen, zu fühlen fille pieds nus sein (endloser Sommer und, eben, Leben auf Mahagoniplan- – und zu lieben. ken zwischen Ozean und Himmel). Die Barfussmädchen zeigen Kleidung, wie man sie von Chanel erwartet: Mikrominis, Kleider mit hochgeschnittener Hüfte, leichte Blusen. Und Bademode, Bikinis etwa mit Rüschen. Geht Karl selber, nebenbei, eigentlich schwimmen? Er sei Schwimmer, sagt er, aber nur in trüben Wassern, jamais dans la mer. Zurück zu den Mädchen – Lagerfeld arbeitete für diese Präsentation mit Karolina Kurkova, Abbey Lee, Toni Garrn oder Natasha Poly. Falls es die Zeitschrift Max noch gäbe, in der immer stand, Models, das heisst Topoder Supermodels, seien grössere Stars als Schauspielerinnen, hätte der Chefredaktor mit diesem Cast eine Sonderausgabe machen können. Lagerfeld sitzt an einem der roten Plastiktische in der Bar «Le Sénéquier» am Hafen von Saint-Tropez und erklärt seine Kollektion. Um ge-
OKTOBER / NOVEMBER 2010
S 51
K
ARL LAGERFELD IST VIELLEICHT the hardest working man in
WELTWOCHE STIL
C I H R S Ü Z SC H
NO. 5
G E A T E Ö NST
Von S AN D RA BAU KN EC HT
S 52
BILD MAX MUSTERMANN
Die spannendste Zeit für die Modewelt: Fashion−Shows. Die Mode ist schon da, jetzt kommt der Event dazu nach Zürich, sorry, Zurich – «Charles Vögele Fashion Days» mit Namen. Was in Paris, Mailand, New York, Schanghai, Berlin und anderswo geht, soll auch hier Erfolg haben. Obwohl, wir sind anders, und darum gibt es einen Unterschied.
C
OOLE PARTYS, grosse Auftritte,
Flashbacks und Skandale sind nur Hintergrundszenarien während der für die Modewelt wohl spannendsten Zeit, der zweimal im Jahr stattfindenden Fashion Weeks in den grossen Metropolen. Erlebt habe ich persönlich schon viele, und zwar in allen Varianten, als Praktikantin bei Sonia Rykiel hinter der Bühne, als Moderedaktorin im wohl besten Arbeitsstress der Welt und als geladene Kundin zum Amüsement. Es liegt dann eine ganz besondere Stimmung in der Luft, eine unbeschreibliche Energie. Die Strassen und Restaurants sind gefüllt mit interessanten Menschen, die sich mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen und sich von den Trends der Laufstege inspirieren lassen. Diese Reizüberflutung kann wahrlich in einen Rauschzustand versetzen. Und dieses Flair kommt vielleicht Anfang November
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
zu uns in die Schweiz. Veranstaltet von IMG, werden 2010 zum ersten Mal die sogenannten «Charles Vögele Fashion Days Zurich» in der Industriehalle des «Puls 5» stattfinden. Im Gegensatz zu den bekannten Modewochen können hier Interessierte Tickets für zahlreiche Schauen erwerben, die sonst mit strenger Limitation nur Einkäufern, Medienmitarbeitern und VIPs zugänglich sind. Aber für den Glamourfaktor braucht es die eben doch. So wird für die teilnehmende Stil-Prominenz auf dem gegenüberliegenden Platz ein zweistöckiges Sponsorenzelt aufgebaut, in dem das «Park Hyatt» für kulinarische Highlights sorgt. Dass es jedoch dennoch nicht zu abgehoben wird, dafür sorgt der Titelsponsor Charles Vögele, der mit der Opening Show den Event einläuten wird. Aber wo lohnt es sich hinzugehen? Der Donnerstag steht ganz im Zeichen junger Schweizer Talente, denen mit den Fashion Days
NO. 5
S 53
BILD MAX MUSTERMANN
WELTWOCHE STIL
Guido Maria Kretschmer zeigt in Z端rich solche Kleider. OKTOBER / NOVEMBER 2010
Zurich eine Plattform geboten wird, um auf sich aufmerksam zu machen. Namen wie Toujours Toi – Family Affairs, Aluar Balagan sowie PortenierRoth werden wohl bald einem grösseren Publikum bekannt sein. Hinter all diesen Labels steht ein Design-Duo. Interessant hier die Verkaufskonzepte: So gehört Aluar-Balagan-Modeschöpferin Laura Lazura zu den Gründern der kürzlich in den Viaduktbögen eröffneten Menswear & Style Gallery Fashionslave. Hier entsteht auch die exzentrische Herrenlinie, zusammen mit Raul Egloff Alcaide. Das in Thun und Paris ansässige Label PortenierRoth setzt wiederum auf sporadische Kleinserien ausserhalb der bekannten Modesaisons, die die beiden Designerinnen nur über den fliegenden Verkauf «The Flying Fashion Store» vertreiben. Für schöne Womenswear steht die Westschweizerin Aleksandra Wisniewska mit ihrer gleichnamigen Kollektion, die mit Romantik und einem Hauch der wilden zwanziger Jahre verzaubern soll. Gewinnerin zahlreicher Preise und ein schon bekannteres Gesicht der Modeszene ist die heute in Genf ansässige Amerikanerin Redley Exantus. Ihre Kreationen sind klar, modern und tragbar, inspiriert auch von ihrer zweijährigen Tätigkeit für Calvin Klein. Im Rahmen der Fashion Days Zurich wird am Abend zum elften Mal der Modepreis «Swiss Textiles Award» verliehen. Der Gewinner darf sich über ein Preisgeld von 100 000 Euro freuen, das seiner Karriere noch den letzten Push geben soll. Ermittelt wurden die sechs Finalisten von einem internationalen Expertenteam im Nominationsverfahren. Dieses Jahr präsentiert sich ein hochkarätiges Feld von Teilnehmern: Schon weltweit bekannt sind die zeitlosen Klassiker des New Yorkers Adam Kimmel, der ein wenig in die Fussstapfen Ralph Laurens zu treten scheint. Das US-Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman hat Kimmel, der seit 2005 in Paris zeigt, unlängst als Zukunft der Männermode bezeichnet. Ebenfalls gute Chancen darf sich der 27jährige Jason Wu ausmalen, dessen grosser Fan Michelle Obama am Ball anlässlich der Amtseinführung ihres Mannes eine seiner Traumroben trug. Die First Lady leistete dem Taiwaner nochmals Amtshilfe, als sie sich in einer seiner Kreationen für das Cover der US-Vogue ablichten liess. Die Griechin Mary Katrantzou gehört zu einer neuen Generation von Designern und ist eine Visionärin der Szene. Ihre surrealistischen Digitaldrucke, wie zum Beispiel ihre berühmten Parfümflakons-Kleider, sind zukunftsweisend. Ein gutes Gespür für Farben und Formen beweist auch der aus Nigeria stammende Duro Olowu, der schon zum siebten Mal in Folge auf der Londoner Fashion Week seine fröhliche Kollektion präsentieren konnte.
S FA
HIO
N −D A Y −H I G H
NO. 5
LIG
HT
S
Mittwoch, 3.11. 20.30 Uhr OPENING SHOW
Für Starwatchers: Penélope Cruz soll ihre neue Kollektion zeigen.
Donnerstag, 4.11., 20.30 Uhr SWISS TEXTILES AWARD
Für Fashion-Victims: Show von Alexander Wang, Gewinner vom Vorjahr.
Nice !
W OW Freitag, 5.11., 11.00 Uhr – ESTABLISHED SWISS DESIGNER SHOWS –
Für Neopatrioten: Paris, Mailand, New York – Zurich.
Ye s!
Samstag, 6.11., 20.30 Uhr INTERNATIONAL DESIGNERS SHOW
Für VIPs & Wannabes (mit Closing Party).
I Lo ve!
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
Vom Magazin GQ für die Wahl zum «Mann des Jahres» in der Kategorie Newcomer nominiert, kleidet Damir Doma, den es von Bayern nach Paris zog, Männer wie Frauen gleichermassen in seine avantgardistischen und androgynen Schnitte. Lenny Kravitz, Bruce Springsteen und Robert Pattinson gehören zu seinen Fans. Auch kein unbeschriebenes Blatt ist der Koreaner Juun.J, der seit elf Jahren mit seinem tragbaren Casual-Look für Herren grosse Erfolge feiert. Es bleibt also spannend, wer den Preis erhalten wird. Letztes Jahr war es der Amerikaner Alexander Wang, der mittlerweile zum Kultlabel für die junge Generation avanciert ist und der seine Kollektion in einer «Special Show» in Zürich zeigen wird. 2001 hatte die begehrte Trophäe der Schweizer Shootingstar Tran Hin Phu abgeräumt. Seine Werke kann man am Freitag während der Showblöcke etablierter Schweizer Designer bewundern. Der Wahlzürcher bietet exklusive Masskreationen für Damen unter dem Label «tran hin phu private collection» an. Zeitlose Eleganz, hohe Schneiderkunst und Kleinserien scheinen auch das Erfolgsrezept für Labels wie Lela Scherrer oder Heinrich Brambilla zu sein. Ein Mass an bescheidener Bodenständigkeit ausserhalb des FashionHypes, das macht die Schweizer Modewelt aus. Aber dass das Alpenland auch über seine Grenzen hinauswachsen kann, beweist Sandro Schwyzer mit seinem Label Saro – Celebrities wie Natalie Imbruglia und Roisin Murphy gehören zu den Trägerinnen seiner extrem auffälligen Kreationen. Sein Handwerk lernte er unter anderem während seiner Zeit als Assistent bei Vivienne Westwood. Dort hat auch Kazu Huggler ein Praktikum gemacht. Ihr japanischer Hintergrund beeinflusst ihre ästhetischen Designs, die sie unter dem Namen Kazu ausschliesslich in der Schweiz produziert. Weitere Highlights am Freitag sind die Calida-Bodywear- und Aubade-Lingerie-Show sowie die siebte Verleihung des Annabelle Award, bei der dem Gewinner ein einjähriges Praktikum bei einem bekannten Designer winkt. Für die nötige Dramatik zum Abschluss sorgt der deutsche Modeschöpfer Guido Maria Kretschmer mit seiner Show. Sein Credo: Eleganz ist der letzte Luxus unserer Tage. In diesem Sinne werden die Fashion Days Zurich sicher ein Event werden, den die Schweiz so noch nie gesehen hat. Mit einem Teil dieser Auflage haben wir die Programmzeitschrift für die Charles Vögele Fashion Days Zurich, die zum ersten Mal vom 3. bis zum 6. November 2010 in Zürich stattfinden, verbreitet. Darin stehen alle weiteren Einzelheiten zu diesem Anlass. www.charlesvoegele-fashiondays.ch
Bild VINCE BUCCI (AP, KEYSTONE)
S 54
WELTWOCHE STIL
DIE EMOTIONEN STEIGEN
VON
I
N
0
AUF
W EN I G EN
100
S EK U N D E
Erleben Sie den RCZ auf Ihrem iPhone. Laden Sie einfach die kostenlose RCZ-App aus dem App Store herunter.
N. www.peugeot.ch
PEUGEOT RCZ: AUCH MIT 200 PS STARKEM MOTOR ERHÄLTLICH.
Peugeot RCZ 1.6 Turbo 200 PS: Treibstoffverbrauch kombiniert 6,9 l/100 km, CO 2 -Ausstoss gesamt 159 g/km, Energieeffizienz-Kategorie C. Der Durchschnitt aller angebotenen Neuwagenmarken und -modelle in der Schweiz beträgt 188 g/km.
S 56
WELTWOCHE STIL
NO. 5
WELTWOCHE STIL
NO. 5
S 57
Man kann, aber man muss nicht. Oder: Wie sich der Club Med veränderte. Und welche Rolle die gentils organisateurs dabei spielen. Von AND
JERT (Illust TERT und E D N ration) R E AS G Ü G U STAV
OKTOBER / NOVEMBER 2010
S 58
WELTWOCHE STIL
Das Program m h
A
NO. 5
p re s s i o n , p. auloises, m e bière m G m r u e e r h h P g r r y i Bo d e ute : Wenige G o lf. Wen
M FLUGHAFEN FARO STELLT CÉDRIC DIE FRAGE NOCH NICHT. Erst mal raus aus dem Terminal, rein in die köst-
liche Kühle des Minivans, der den Genfer Fondsmanager und seine vierköpfige Familie ans Ferienziel bringt. Cédric hat zwei Wochen gebucht im Club Med «Da Balaia» an der Algarve. Im Reisebüro beruhigte man ihn, als er sein Begehr vorbrachte. Bald wird er, der den double-check zu seinem Geschäftsprinzip erhoben hat, wissen, was Sache ist. Heute Abend wird er nachhaken. Und nur ein «Nein» akzeptieren. «Mais non!», sagt Tanya, «also das ist doch wirklich eine alte Geschichte.» Cédric und die Seinen haben sich eingefunden zur Conférence, zur Hotelführung für Neulinge. Was Cédric in Erfahrung bringen musste, wollen auch andere wissen, die einmal mit ihren Eltern au Club waren und danach diese Ferienformel untergewichtet hatten. «Nein», sagt Tanya, «dass man die Leute an Achtertische zwingt, das kennt man bei uns nicht mehr.» Cédric hat gehört, was er hören wollte. Zustimmendes Nicken erntet auch Tanyas Kernpunkt: «Bei uns gilt: Du kannst. Aber du musst nicht.» Vor dem ersten Schlummer registriert die Genfer Familie: Alles da, was gehobenen Ferienspass verspricht. Tolle Buffets, grosser Pool. Gepflegte und elegante Anlage, grosse Grünfläche oberhalb eines Atlantik-Kliffs. Privattreppe zum Strand. Umfassendes All-inclusive-Angebot, bis hin zur Golf- und Tennisschule, zu Hamam und Pétanque-Turnier. Lounge. A-la-carte-Restaurant. Komfortable Zimmer. Balkon. Das gute Leben. Stil. Privacy. Das war nicht immer so. 1950, als der Club Med vom Belgier Gérard Blitz gegründet wurde, nächtigte man in ausrangierten Armeezelten; schon im ersten Feriendorf in Alcúdia auf Mallorca galt, was für lange Zeit Standard werden sollte: Man speist zusammen an Achtertischen und kann jederzeit ins Wasser geworfen werden. Ein Kollektiv-Kick fern aller Konventionen, die Geburt einer neuen erfolgreichen Urlaubs-
formel. Zusammen mit Compagnon Gilbert Trigano expandierte Blitz schnell und traf mit dem ungehemmten Lifestyle den Geist der Zeit. Bald setzte man auch auf Übersee-Ferienanlagen, kultivierte den Wintertourismus und globalisierte die Club-Med-Zahlungsweise – man legte sich gegen Cash ein Perlenband zu und beglich damit seine Drinks. Was lange Jahre gut lief, war irgendwann nicht mehr so begehrt. Andere Anbieter besetzen plötzlich das Thema des locker-flockigen Urlaubsgefühls günstiger als das Original; der Club Med verlor zusehends seine Lufthoheit über ein Gebiet, das er selber erfunden hatte. Also erfand er sich neu. Das Programm heute: Weniger Gauloises, mehr Golf. Weniger bière pression, mehr Body Pump. Weniger Triebhaftigkeit, mehr tridents. Mit dem Dreizack-Symbol kennzeichnet der Club die Komfortstufen seiner Feriendörfer. Seit Henri Giscard d’Estaing, Sohn des einstigen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing, auf dem Chefposten sitzt beim Club Med, werden die Ferienanlagen luxuriöser positioniert. Über eine Milliarde Euro investierte die Firma in den letzten sieben Jahren, um neue Resorts zu bauen und bestehende aufzuhübschen. Machten die 4(«Premium»)- und 5-Trident-Anlagen («Luxury») 2001 erst einen Fünftel aller Club-Dörfer aus, sind es heute über die Hälfte. 76 Ferienanlagen betreibt der Club Med auf der ganzen Welt, man begrüsst jährlich 1,2 Millionen Gäste und erzielt einen Umsatz von 1,8 Milliarden Franken. Jüngst kehrte man in die Gewinnzone zurück, nach erfolgreicher Anstrengung, vermögendere Gäste anzuziehen. Dazu gehört hierzulande auch eine Vertriebspartnerschaft mit Kuoni; man möchte mehr als die letztjährigen 27 000 Gäste aus der Schweiz gewinnen, die aus den europäischen Quellmärkten immerhin die viertstärkste Nation stellt. Hat man den ursprünglichen Sex-Appeal, diesen leicht frivolen Touch, weg-reorganisiert? Nein. Natürlich ist das Angebot segmentiert, es gibt diejenigen Clubs, die Singles ansprechen; die Schweizer Kunden
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
WELTWOCHE STIL
er Club nicht g
s eopfert, er is e g rö t n o c i m m e r di h
aber interessieren sich vor allem für die 4- und 5-Trident-Anlagen mit Familien-Flair. Im 4-Trident-Club-Dorf «Da Balaia» an der Algarve kommt die Woche für ein Paar mit zwei Kindern im Vorschulalter im Minimum auf 4800 Franken zu stehen, in der 5-Trident-Anlage auf Mauritius etwa liegt eine Woche für ein Paar in der Zwei-Zimmer-Villa mit Meerblick ab 6000 Franken drin. Komplett-Deals mit Anreise, Transfers, Mahlzeiten, Drinks und Sportangebot. Seine All-inclusiveVollmacht zeigt der Gast heute mit einem dezenten Baumwollband am Handgelenk. Bezahlt wird mit einem Kärtchen, das bei der Abreise totalisiert wird. Der Club ist erwachsen geworden. Und damit auch austauschbar? Non. Seine Seele hat der Club nicht geopfert. Der Club Med fungiert mit seinem ausgebauten Aktivitätsangebot immer noch als grösste Sportschule der Welt. Wem der Sinn steht nach verrückten Tänzen und Singspielen, der kann unter fachkompetenter Anleitung tanzen und singen. Aber so, dass nicht das ganze Resort gerockt wird. Wenn sich Sportlehrer und Animatoren am Pool vorstellen, darf das schon mal seinen Reiz fürs Zwerchfell haben. Der Generaldirektor, in anderen Ferienanlagen ein bleicher Mann, der im Back Office Rechnungen visiert, ist hier der Chef de Village mit einem guten Teint, der sich unters Volk mischt und das allabendliche spectacle mit einem «Whopaa, maintenant showtime!» eröffnet. Klar, dass er anschliessend auch noch in der Disco tanzen wird. Hier der Gast, da der Diener, so etwas lässt sich im Club «Da Balaia» nicht verspüren. Der baumlange Mitarbeiter vom Käse-Buffet: «Wenn dir gestern schon etwas Rezentes geschmeckt hat, dann probier hier mal meinen Queijo da Ilha, der wird dich freuen.» Der Frühaufsteher, der Club-Gäste auf einen zweistündigen Spaziergang rund ums Resort führt: «Dich hab ich doch gestern schon gesehen. Was hast du heute noch alles vor?» Es ist diese Unkompliziertheit, die den Club Med einzigartig macht, eine unaufgeregte Nähe zum Gast.
ste Spo
lt. rtsch ule der We
Wobei man ja auch nach sechzig Jahren nicht von «Gästen» spricht. Sondern von GMs, gentils membres, die von GOs, gentils organisateurs, umsorgt werden. Letztere verströmen auch heute noch das spezielle Flair au Club. GOs gehen tagsüber ihrer Aufgabe als Tennislehrer, Kinderbetreuerin oder Tauch-Coach nach, mischen sich aber jederzeit dezent unters Volk, setzen sich etwa beim Frühstück – nach der Frage, ob’s erlaubt sei – neben den GM hin: «Ca va?» Gegenüber früher sind sie mehrsprachig geworden, parlieren auch in Englisch oder Deutsch und müssen ein Diplom haben für ihre Tätigkeit. Wem’s danach ist, kann mit seinem GO durchaus über pädagogische Konzepte oder neueste Erkenntnisse der Sportwissenschaft plaudern. Es sei denn, er oder sie werde gerufen. Ehrensache, dass der GO mitmacht beim abendlichen spectacle – und sei es nur als Mitglied der Club-eigenen Claque. Danach sorgt er in der Disco für Stimmung – oder probt die nächste Abendshow ein. GOs sind eine Trademark, der Nukleus der sonnigen Sorglosigkeit. Waren es früher Spass-Ministranten, so sind es heute Work-Life-Balance- enablers, Leute, die einem munteren Mutes den perfekten Golf-Swing beibringen, die Kinder der GMs fördern und so einem Gast wie Cédric, dem Fondsmanager aus Genf, die längst versprochene Quality-Time mit seiner Frau ermöglichen. Junge Leute aus dem neuen Europa, die zwei, drei, vier Sprachen sprechen und – fast bedauert man es schon – in ihrem Englisch oder Deutsch nur noch selten französischen Akzent aufscheinen lassen. Bald werden sie auch Mandarin sprechen. Der Club Med will bis ins Jahr 2015 fünf Club-Dörfer betreiben in China; man will das Riesenreich zudem mit 200 000 Gästen jährlich zum zweitgrössten Quellmarkt nach Frankreich – von dort stammten letztes Jahr 531 000 Kunden – machen. Dazu passt, dass sich das chinesische Fosun-Konglomerat am Club Med beteiligt hat. Die Investoren aus dem Wilden Osten werden schlau sein und das stärkste Asset des Club nicht beeinflussen – die gentils organisateurs.
OKTOBER / NOVEMBER 2010
S 59
Seine Seele hat d
NO. 5
WELTWOCHE STIL
NO. 5
In seinem Geschäft ist das amerikanische Sponsoring–Unternehmen IMG fast nicht zu schlagen. Seit fast fünfzig Jahren. Doch auch so kann man sich noch weiterentwickeln, zum Beispiel mit einem neuen Fashion-Event – in Zürich.
Von OLIVER SCHMUKI
S 60
G
Um IMG zu beschreiben, kann man In der Schweiz ist IMG seit 1993 im über einen Catwalk, Geschäft. Zuerst in Neuenburg angezu einem beliebig langen siedelt, findet man die Büroräumlichschlägt Tiger Woods vom Namedropping ansetzen. Oder man keiten heute in Zürich, im West-QuarTee und lächelt Roger Fekann die Gesichter zu den tier. «Die einzige internationale derer von einem JuraNamen zeigen, wie auf den Seiten Vorgabe ist, dass wir unsere Zahlen Werbeplakat, bedeutet das in jedem 61 und 62. liefern müssen», sagt Haensel, «und Fall, dass sie dabei Geld verdient: die natürlich gibt es einen verbindlichen Vermarktungsagentur IMG. Das Unternehmen IMG beschreiben kann man zum Beispiel mit einer Qualitätsstandard.» Diese Autonomie hilft beim Finden von Ideen für Zahlenreihe oder mit langem, einschüchterndem Namedropping. Man Neu- und Weiterentwicklungen. Gleichzeitig gilt es aber auch, Konventikann aber auch in ganzen Sätzen erzählen, was genau die Marketingagen- onen und Traditionen zu berücksichtigen. «Wir versuchen immer, in den Märkten eine möglichst hohe Lokalität zu ermöglichen», sagt Haensel. So tur macht. IMG – kurz für International Management Group – ist eine amerika- hat IMG in Indien die Cricket League neu gegliedert und fernsehtauglich nische Erfindung. Gegründet wurde sie in den frühen Sechzigern von gemacht. Hierzulande hat sie den «Run to the Beat»-Marathon in Basel Mark H. McCormack, einem Anwalt und Autor, der in der Literatur auch ins Leben gerufen und die Professionalisierung in der Vermarktung von als eigentlicher Erfinder des Sportmarketings auftaucht. Schwingern vorangetrieben. Der Schwingsport ist ein Beispiel, «das einMcCormack erkannte damals, in der Frühzeit des Farbfernsehens, als ei- drücklich illustriert, wie jedes Land, in diesem Fall die Schweiz, über ner der Ersten das wirtschaftliche Potenzial von Sport im Rundfunk. Also ganz individuelle Möglichkeiten verfügt», sagt Haensel. Die erstmalige begann er dieses entsprechend gewinnbringend auszunutzen, indem er Vermarktung eines Schwingers überhaupt passierte einst durch IMG. Heute hat man Christian Stucki und Jörg Abderhalden unter Vertrag. Ihr Athleten als Kunden aufnahm, für die er Sponsoringverträge abschloss. Im Kern ist dieser Gedanke bis heute das IMG-Businessmodell geblie- Werbepotenzial liegt irgendwo zwischen einer viertel und einer halben ben: das Inszenieren von Sport- und anderen Anlässen als persönlich Million Franken im Jahr. Spricht die Presse von IMG, fallen oft Begriffe, die als Kompliment erlebbare und medial vermarktbare Events. Kunden klopfen bei IMG an, weil sie mindestens in einem (im Idealfall in jedem) der folgenden Felder daherkommen, aber stark nach Vorwurf und/oder Neid riechen: «Markeihren Wert steigern wollen: Image, Werbewirksamkeit, Kundenbindung, tinggigant» ist einer oder «Werbeprofis». Dazu passt das mit BusinessBekanntheitsgrad. IMG wiederum will Anlässe mit ihren Stars upgraden begriffen gespickte Vokabular von Haensel. Sein beruflicher Alltag dreht oder neue Events veranstalten, die die Massen begeistern, weil sie am Puls sich um Visibilität, um Rechtekauf und -vertrieb, um Marktforschung, Refinanzierung – und auch um Margen, natürlich. Aufblühen tut Stefan der Zeit, an Technologie und Trends, orientiert sind. Wenn Stefan Haensel, Business Development Director bei IMG Haensel, wenn es um Schweizer IMG-Sololäufe geht: «Unser Bestreben Schweiz, von der «bunten Welt» spricht, in der das Unternehmen und er und unsere Philosophie sind es, eigene Events als Veranstalter aufzubausich bewegen, meint er die Vielzahl von Projekten, in die er involviert ist, en.» Seine Auffassung ist dementsprechend, dass man etwas anreissen die grosse Schar an Sportlern, Models und Celebrities, die man vermarktet. kann, weil es ganz einfach Spass macht. Die Emotionen (und Finanzen) Aber er meint vor allem auch die Möglichkeiten zur Expansion, also den müssen stimmen, und dann sei es vertretbar, etwas Neues zu wagen – wie im Falle der Fashion Days Zurich. kreativen Teil seiner Tätigkeit. EHT NAOMI CAMPBELL
BILDLEGENDEN
No. 1 _ DANE REYNOLDS, US Open of Surfing, Huntington Beach, Los Angeles, 2010 No. 2 _ AARON HOMOKI, Hurley Pro, Lower Trestles, Kalifornien No. 3 _ Model an der MERCEDES-BENZ FASHION WEEK BERLIN 2010 No. 4 _ Siegerehrung am HURLEY PRO, Lower Trestles, Kalifornien No. 5 _ VISANTHE SHIANCOE, RANDALL GAY, SCOTT SHANLE, MALCOLM JENKINS, Minnesota Vikings–New Orleans Saints, New Orleans Superdome, 2010 No. 6 _ OMAR HASSAN, US Open of Surfing No. 7 _ ROGER FEDERER, beim Sieg gegen Andy Roddick in Wimbledon, 2009 No. 8 _ Startvorbereitungen für die O’Reilly Auto Parts NHRA 2010 bei LUCAS OIL, Concord, North Carolina, 2010 No. 9 _ IMG-Gründer MARK MCCORMACK
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
Bilder im Uhrzeigersinn (3) US OPEN OF SURFING, WINSLOW TOWNSON (AP, KEYSTONE), HURLEY PRO, ALASTAIR GRANT (AP, KEYSTONE), WALTER IOOSS JR. (SPORTS ILLUSTRATED, GETTY IMAGES), SPORTS ILLUSTRATED, RUSTY JARRETT (GETTY IMAGES), LARRY W. SMITH (EPA, KEYSTONE), STUART RAMSON (AP, KEYSTONE), MERCEDES-BENZ FASHION WEEK BERLIN, MATT SAYLES (AP, KEYSTONE)
DIE FIRMA
WELTWOCHE STIL
1
2
NO. 5
T
Woods r e ig
3
K
4
a te Ju s
tin Timberlak
7
e
BILD MAX MUSTERMANN
Moss 5
6
8
9
OKTOBER / NOVEMBER 2010
1
WELTWOCHE STIL
NO. 5
Gi s e l
3 2
Shaun White
5
S 62
4
Der Mode-Event, der vom 3. bis zum 6. hat, der zu einem grossen Teil mitverantWas vor allem stimmen muss November 2010 erstmals stattfinden wird, wortlich dafür ist, dass das Zürcher Fafür IMG, sind die ist eine Adaption der Fashion Weeks, shion-Happening gleich zu Beginn wohl Emotionen (und die Zahlen). präsentiert von IMG, die es beispielsweise schwarze Zahlen schreiben wird. bereits in New York, Berlin oder Sydney gibt. Sie ist eine Konsequenz Kommt dazu, dass IMG Schweiz hier einen komplett anderen Ansatz konzeptioneller strategischer Überlegungen von IMG Schweiz aus dem verfolgt. Die bestehenden Fashion Weeks sind B2B(Business-to-Business)Jahr 2008. Damals hat man als exklusiver Vermarkter der Uefa einen Events, also etwas für Einkäufer und Journalisten. Die Fashion Days Zurich Drittel des weltweiten Umsatzes durch VIP-Tickets alleine in der hingegen sind ein am Konsumenten orientierter Publikums-Event – wer ein Schweiz erzielt – bei ihrer Grösse äusserst beachtlich. Dieses Potenzial Ticket kauft, kann, falls der Abend noch nicht ausverkauft ist, bei einer will man nun auch mit den Fashion Days nutzen, einem Event, der laut Schau dabei sein. Ausserdem profitieren Schweizer Designer (siehe Artikel Haensel «sexy ist, international und einen hohen Erlebniswert hat» – Seite 52), die ihre Kollektionen vor grossem Publikum zeigen können. ausserdem gab es so einen mehrtägigen Event bis heute in der Schweiz Und worauf ist Stefan Haensel besonders stolz, wenn er an die nicht. Modeschauen sind also ein WachsFashion Days Zurich denkt? «Meines Erachtumsmarkt in unserem Land. Was aber nicht tens ist dies der erste Event, der so viele Mebedeutet, dass IMG die Augen schliesst, dienhäuser miteinander vereint», sagt er. wenn irgendwo ein neues Golfturnier lanRingier TV produziert für Pro Sieben die ciert wird oder die Ligarechte im Schweizer Sendung «Fashion Days Model Challenge», Fussball neu ausgeschrieben werden. 20 Minuten Friday, Annabelle und die Ein Vorteil bei den Fashion Days ist, dass Weltwoche sind Medienpartner für Print man über langjährige Erfahrung mit Schwesund Online. ter-Events im Ausland verfügt und neben den Um auf das Zahlendropping zurückzuTeams von New York und Berlin auf kompekommen: acht, das ist die Zahl täglich welttente Partnerunterstützung wie jene vom weit stattfindender Events, in die IMG verwiSTEFAN HAENSEL, 37, ist seit 2007 bei IMG (Schweiz) AG tätig und als Mitglied der Geschäftsleitung für den Textilverband Schweiz zählen darf. Dabei ist ckelt ist. Und zum Namedropping – werfen Bereich Business Development und das Projekt Charles Vögele noch nicht erwähnt, dass man mit Charles VöSie doch einfach einen Blick auf die FotograFashion Days verantwortlich. Er lebt mit seiner Frau gele als Titelsponsor einen Partner gewonnen fien, die diesen Artikel begleiten. und zwei Kindern im Kanton Aargau. BILDLEGENDEN
No. 1, No. 2 _ SHAUN WHITE, in der Luft und am Boden an den Olympischen Spielen in Vancouver, 2010 No. 3 _ MARTINA HINGIS, ANNA KURNIKOWA, Wimbledon, 2010 No. 4 _ STEVE DAVIES, KAMRAN AKMAL beim Cricket-Match England–Pakistan, Rose Bowl, Southampton, 2010 No. 5 _Hair and Make-up an der MERCEDES-BENZ FASHION WEEK BERLIN 2010 .
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
Bilder im Uhrzeigersinn ROBERT BECK (SPORTS ILLUSTRATED, GETTY IMAGES), ANDREW GROMBERT (EPA, KEYSONTE), MERT ALAS, MARCUS PIGGOT/PIRELLI-KALENDER (DPA, KEYSTONE), MERCEDES-BENZ FASHION WEEK BERLIN, MATT DUNHAM (AP, KEYSTONE), NEIL MUNNS (EPA, KEYSTONE), IMG
dc he n Bün
e
S 64
WELTWOCHE STIL
NO. 5
VORSPRUNG DURCH MECHANIK
Glashütte ist ein Ort in Sachsen. Und eine Manufaktur, die gute Uhren herstellt. So gute, dass Schweizer sie kaufen. Von CARMEN GASSER (Text)
I
M ZENTRUM VON GLASHÜTTE , gleich gegenüber dem kleinen Bahnhof, steht das stattlichste Gebäude des Orts. 2001 renoviert, erstrahlt die Manufaktur Glashütte Original im neuen Glanz. Während sich viele andere Uhrenfirmen gegen neugierige Blicke der Konkurrenz wehren und Aussenstehenden keinen Zutritt gewähren, werden interessierte Besucher bei der Firma Glashütte Original gleich zweimal täglich auf einem dafür eingerichteten Lehrpfad durch die Manufaktur geführt. Gegen 10 000 sind es jedes Jahr, die so erfahren, wie viele Einzelschritte für den Bau der mechanischen Meisterwerke benötigt werden. Und schon beim Betreten der riesigen, lichtdurchfluteten Empfangshalle, in der unzählige teure, aufwendige Präzisionsuhren der letzten 165 Jahre ausgestellt sind, wird einem die lange und bewegte Geschichte des Unternehmens nähergebracht.
Glashütte Original heisst die Marke, Glashütte der Ort. Und der ist ziemlich weit weg. Acht Stunden dauert die Fahrt von Zürich in das Hinterland Ostdeutschlands. Kurz nach Dresden biegt man von der Autobahn auf eine Landstrasse ab, welche sich durch Dörfer zieht, vorbei an Feldern und Wäldern. Ausgerechnet in der sogenannten strukturschwachen Provinz hat sich im Dorf Glashütte die deutsche Uhrmacherkunst von Weltruf entwickelt und, ungeachtet aller Wechselfälle der Geschichte, behauptet. Zehn Manufakturen beherbergte der Ort mit seinen konstant zweitausend Einwohnern in den letzten hundert Jahren. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass es in der Gegend wenig Möglichkeiten für Zerstreuung gibt und deshalb die Köpfe frei sind für die Uhrmacherkunst. Hinter der grossen Glaswand im ersten Stock sitzt Karl-Heinz Reichardt, der Chef der Untergruppenmon-
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
WIE DIE ZEIT VERGEHT 1845
Ferdinand Adolph Lange, der Vater der deutschen Uhrmacherkunst, baut eine Uhrenmanufaktur in Glashütte auf. Gelernt hat er das Handwerk auf Wanderjahren in der Schweiz und in Frankreich. Es gelingt ihm, Handelsbeziehungen zu ausländischen Konzessionären aufzubauen und Uhren in der ganzen Welt zu verkaufen.
WELTWOCHE STIL Weltwoche STIL No. 2 NO. 5
S 65
DAS UHRMACHER-GEN VON GLASHÜTTE IST UNZERSTÖRBAR, SO SIEHT ES aus nach zwei
Weltkriegen, vierzig Jahren Sozialismus und einigen anderen Schwierigkeiten
Schön kompliziert und zu schade zum Verstecken – deshalb hat jede Uhr einen Saphirglasboden. OKTOBER / NOVEMBER 2010
WELTWOCHE STIL
NO. 5
S 66
«Um sieben Uhr morgens beginnen die meisten», erzählt ein Uhrmacher, der seit vielen Jahren für Glashütte arbeitet, «um diese Zeit ist die Konzentration am höchsten.» 1875
Lange stirbt im Alter von sechzig Jahren, seine Marke ist berühmt, und die Uhren sind so präzise, dass sie als Instrumente für astronomische und physikalische Messungen verwendet werden. Besonders die Taschenuhren sind spektakulär kompliziert – Männer geben ein Jahressalär für ein Exemplar aus.
1945
Die Loyalität der Uhrmacher in Sachsen trägt dazu bei, dass die Uhrenbranche auch Krisen übersteht. Wie als einen Tag vor Kriegsende durch einen Fliegerangriff das Dorf zerstört wird. Kurze Zeit später zerschlägt die Rote Armee Glashütte und transportiert Maschinen, Werkzeuge und Produktionspläne nach Moskau, wo von da an russische Uhren produziert werden. Doch einige Maschinen übersehen die Russen. Diese reichen den deutschen Uhrmachern, um die Produktion wieder
tage. Er trägt einen weissen Kittel über den Jeans, wie alle Uhrmacher, und blickt hochkonzentriert durch seine Lupe, während er seine Fortschritte beim Eindrehen der Goldgewichtsschrauben begutachtet. Leise spielt Volksmusik in dem Radio, daneben hört man eine Stanzmaschine, welche in unregelmässigen Abständen laute Geräusche von sich gibt. Bei Reichardt werden Werkteile zu ersten Funktionseinheiten zusammengebaut, wie die Unruh-Montage oder Rotoren. «Es sieht einfach aus», erklärt er den Arbeitsschritt, aber es brauche schon viel Übung. Allergrösstes handwerkliches Können ist gefordert, wenn er die Schraube, 0,35 Millimeter klein und von blossem Auge kaum zu sehen, in die Unruh dreht. Wird die Schraube mit zu viel Kraft hineingedreht, könnte sich die Unruh verziehen oder der Schraubenkopf abgedreht werden. Doch das passiert dem 65-Jährigen selten, wie er sagt. Immerhin ist er seit 45 Jahren Uhrmacher. Er hat hier als Uhrmacherlehrling begonnen – und seither den Arbeitgeber nicht mehr gewechselt. «Wir in dieser Gegend», meint Reichardt, «sind eben keine Wandervögel.» Was man in dieser Gegend dafür ist und hat: Uhrmacher und eine Art Uhrmacher-Gen. In Glashütte befinden sich, neben der Manufaktur mit heutigem Namen Glashütte Original, auch noch die Uhrenhersteller A. Lange & Söhne, Nomos Glashütte, Bruno Söhnle (Quarzuhren) sowie Nautische Instrumente Mühle (Schiffschronometer, mechanische Uhren); diese Firmen gingen alle hervor aus dem einstigen Volkseigenen Betrieb Glashütter Uhrenbetriebe.
Im obersten Stock des Gebäudes herrscht Stille. Die Unterarme auf weisse Polster gestützt, sitzen die Uhrmacher an ihren brusthohen Tischen und sind so konzentriert, dass sie den Besuch nicht bemerken oder sich jedenfalls nichts anmerken lassen. Hier werden die teuersten Modelle mit ihren aufwendigen Komplikationen zusammengebaut. Nur auf Voranmeldung, ausstaffiert mit Haube und Mantel, darf man das Atelier betreten, dies, um die staubfreie Atmosphäre nicht zu verändern. «Um sieben Uhr morgens», erklärt Andreas Seltmann, ein langjähriger Uhrmacher, «beginnen die meisten mit ihrer Arbeit, da um diese Zeit die Konzentration am höchsten ist.» Auf Seltmanns Hochtisch liegt fein säuberlich unter seiner Lupe mit Sechsfachvergrösserung Zahnrad neben Zahnrad, Schräubchen neben Schräubchen, Zeiger neben Zeiger, die Unruh neben den mit Perlagen dekorierten Unruhkloben. «Für eine Uhr ohne grössere Komplikationen braucht ein Uhrmacher etwa drei Monate», sagt Seltmann und flüstert so leise, dass er kaum zu hören ist. Jede zusätzliche Komplikation hingegen könne schon ein paar Wochen mehr bedeuten. Eine derart aufwendige Komplikation ist beispielsweise der ewige Kalender, der aus 200 Einzelteilen zusammengesetzt wird. Innerhalb der Uhrmacherei bildet er einen Superlativ. Tag, Wochentag, Wochenzähler, Monat, Jahresanzeige, Schaltjahresanzeige werden über die Jahre präzise dargestellt, ungeachtet eines Schaltjahres. «Bei derart vielen Einzelteilen ist es wichtig, dass die Qualität
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
WELTWOCHE STIL
NO. 5
höchsten Massstäben entspricht», so Seltmann. Deshalb würden beinahe alle Komponenten von Glashütte selbst hergestellt, inklusive der Werkzeuge, die es dazu benötige. Diese enorme Fertigungstiefe von 95 Prozent wird weltweit nur von einer Handvoll Manufakturen erreicht. «Jede Schraube», so Seltmann, «selbst mit einem Durchmesser von 0,3 Millimetern, wird im Betrieb konstruiert, gedreht, poliert und montiert.» Dieses Fertigungs-Know-how führte dazu, dass die Manufaktur nach über 150-jähriger, wechselvoller Geschichte 1994 von Heinz Pfeifer, einem Privatinvestor, übernommen wurde. Er verkaufte das Unternehmen im Jahr 2000 an die Schweizer Swatch Group. Ein Glücksfall für Glashütte. Nicht nur finanzierte der verstorbene Swatch-Patron Nicolas Hayek der Gemeinde ein Uhrenmuseum, er gab dem Unternehmen, das damals 150 Mitarbeiter beschäftigte, auch die Möglichkeit zur Internationalisierung. Mittlerweile zählt Glashütte Original rund 320 Mitarbeiter. Der Einstiegspreis von ehemals 5000 Franken für einen Zeitmesser wurde auf 6000 erhöht. Dank dem Ausbau der Kollektionen, die je nach Modell mit aufwendigen Komplikationen ausgestattet sind, werden mittlerweile auch Uhren im Wert von 180 000 Franken produziert. Glashütte Original hat es im Laufe der letzten Jahrzehnte geschafft, das Ansehen der deutschen Uhrmacherkunst in die Welt zu tragen. Gerade in der Schweiz, dem Zentrum der Uhrmacherkunst, wo die Kompetenz
ausländischer Manufakturen, Qualitätsuhren herzustellen, manchmal streng beurteilt wird, verstand es Glashütte Original, sich bei Händlern und anspruchsvollen Kunden zu etablieren. Es ist der Retro-Stil, frei vom Haschen nach Effekten, der Anhänger findet. Und die Strategie: Revolutionäre Änderungen gab es keine bei Glashütte Original in den letzten Jahren, Tradition wird hier als wichtiger angesehen. Auf die Zeitspanne der goldenen zwanziger Jahre ist man bei Glashütte stolz. Deshalb wurde an der diesjährigen Uhrenmesse Baselworld die «Taschenuhr Nr. 1» vorgestellt. Der Preis: 59 200 Franken. «Es ist unsere Geschichte, unsere Kompetenz, die wir mit dieser Taschenuhr zum Ausdruck bringen möchten», erklärt Katharina Stegmann, Produktdesignerin bei Glashütte Original. Ihr Job ist es, ständig neue Einzelteile, Modelle oder ganze Modellreihen zu kreieren. «Wir orientieren uns immer wieder an bewährten Elementen von früher», sagt Stegmann, «wie mit dem kissenförmigen Gehäuse der ‹Senator Sixties Square›. Dieses Modell wurde 2009 erstmals lanciert und fand sofort Zuspruch.» Im Atelier ist es bereits dunkel, es ist Abend geworden. Nur in den unteren Stockwerken sieht man noch Mitarbeiter in den Gängen. Die Tagestouristen sind abgereist. Doch das Licht, das aus Wohnungen durch Vorhänge schimmert, zeigt, dass Glashütte nicht menschenleer ist. Es sind zurückgezogene Leute, die in dem kleinen Dorf in Sachsen leben, so sieht es aus. Leute, die es braucht, um grosse Uhren herzustellen.
OKTOBER/ NOVEMBER 2010
aufzunehmen. Das Glück der Tüchtigen hält nicht an – 1948 werden die Betriebe verstaatlicht und später zum VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) fusioniert. 1990
Das Uhrmacher-Gen scheint nicht rezessiv zu sein in Glashütte. Trotz Misswirtschaft geht das Wissen von mechanischer Qualität nicht verloren. 1990, nach dem Zerfall des Ostblocks, wird aus den verstaatlichten Glashütter Uhrenbetrieben die heutige Glashütte Original. 1994
Die Manufaktur wird von Heinz Pfeifer, einem deutschen Privatinvestor, übernommen. Er verkauft diese im Jahr 2000 an die Schweizer Swatch Group von Nicolas Hayek. Ein Glücksfall für beide Unternehmen, bis heute.
S 67
Andere Uhrenfirmen wehren sich gegen neugierige Blicke, Aussenstehende dürfen nicht rein. Bei Glashütte Original werden Interessierte zweimal am Tag auf einem Lehrpfad durch die Manufaktur geführt – vergangenes Jahr 10 000 Besucher.
s 68
Weltwoche STIL No. 5
Der Autofreund pflegt bei solchen Anblicken zu sagen: «Das ist reine Pornografie!» OKTOBER/NOVEMBER 2010
Weltwoche STIL No. 5
Die Seiten für den Mann No.1
DER LADYKILLER
Müsste unser Autotester wählen zwischen einem Tag im Mercedes SLS und einer Nacht mit einer atemberaubenden Schönheit, wäre der Entscheid hart, aber klar. Von DAVID SCHNAPP (Text) und GIANMARCO MAGNANI (Illustration)
D
ER MERCEDES SLS AMG
damenhaft zu verlassen. Andererseits: Wer will aus so einem Auto wieder aussteigen? Der SLS ist ein besonderes Auto, und wenn man wählen könnte zwischen einer Tagestour über Schweizer Alpenpässe und fantastischem Sex mit einer atemberaubenden Schönheit, würde die Wahl sehr schwer fallen. Ich hatte jedenfalls die Pässe vor, eine Route war geplant, von der einer meiner Autofreunde sagt, dass sie jeder Schweizer einmal gemacht haben muss, auch wenn er vielleicht nachher einen neuen Satz Reifen braucht. Von Zürich sollte es via Luzern über den Susten gehen, dann auf den Grimsel, das Goms hinab Richtung Nufenen, über den Gotthard, weiter über die Furka, wieder Grimsel und Susten. Das war der Plan. Zum Einfahren nahmen wir die Zürcher Lokalpässe Albis (1) und Hirzel (2). Der SLS liegt wie ein Surfbrett auf der Strasse, die breite Spur, der lange Radstand und das rennsportartige Fahrwerk sorgen für enorme Bodenhaftung und Querbeschleunigung. Ein paar Zentimeter über dem Boden sitzt man als Pilot und spürt je nach Fahrwerkseinstellung jeden einzelnen Kieselstein. Die Arbeitsumgebung ist ein Traum aus Karbon, Leder und Aluminium; mit Luftdüsen wie Triebwerken, und die Schaltung für das automatische Getriebe gleicht dem Schubhebel eines Düsenjets. Dem Fahrer zugeneigt sind die «Drivers Control Unit» – mit einem Drehschalter für die Fahrprogramme (Comfort, Sport, Sport plus und Manuell) –, der Startknopf oder die AMG-Taste, welche die bevorzugten Einstellungen auf Knopfdruck abruft, angebracht.
Wer im SLS unterwegs ist, sollte eine gewisse Souveränität ausstrahlen und nicht allzu schüchtern sein. Das Auto ist optisch und akustisch nicht gerade das, was man gemeinhin als unauffällig bezeichnen würde. Nicht zuletzt bei der Komposition des Motorensounds haben die AMG-Ingenieure aus dem Vollen geschöpft. Ein Brüllen und Grollen, Kreischen und Dröhnen entfährt der Sportabgasanlage, so dass jeder Passant den Kopf dreht und meine attraktive Beifahrerin ein bisschen tiefer in den Sitz sinkt, weil sie sich dafür ein bisschen schämt. Das war aber, nachdem sie überhaupt eingestiegen war; wegen der auffälligen Erscheinung des SLS weigerte sie sich zuerst, mitzufahren, als wir eines Abends zum Essen verabredet waren. Zuvor aber war ich mit meinem kleinen Bruder immer noch unterwegs auf der ambitiösen Pässetour. Als dritte Passhöhe erreichten wir den Susten (3) bei Nebel und Nieselregen. Nach Meiringen auf dem Weg zum Grimsel mussten wir feststellen, dass der Pass geschlossen war, die Schönheit unserer Route wurde angekratzt. Es ging also zurück über den Susten (4) und dann über den Furkapass (5). Bei Realp nahmen wir den Autozug nach Andermatt und fuhren auf den Gotthard (6) und zurück wieder über den Susten (7) und via Brünig (8) nach Sachseln, Luzern, Zürich. Das Fazit unseres Ausflugs laut Bordcomputer: 554 Kilometer, 9:02 h Fahrzeit, Durchschnittsgeschwindigkeit 61 km/h und, Achtung!, ein Verbrauch von 13,8 Litern Benzin. Das ist für eine solche Tour und ein solches Auto sensationell.
OKTOBER/NOVEMBER 2010
Zwischendurch haben wir die Motorhaube geöffnet, um zu sehen, was uns eigentlich antreibt. In einem Karbonrahmen sitzt der stärkste serienmässige Achtzylinder-Saugmotor der Welt: 6,3 Liter Hubraum, 571 PS, 650 Nm. Mein erwähnter Autofreund pflegt bei solchen Anblicken zu sagen: «Das ist reine Pornografie!» Der SLSMotor wird nach dem Prinzip «Ein Mann, eine Maschine» von Hand gebaut. Ein Ingenieur trägt die Verantwortung, deshalb ist eine Plakette angebracht, auf die der Name des zuständigen Mitarbeiters gedruckt wurde. Wir bedanken uns deshalb an dieser Stelle bei Robert Feller für seine herausragende Arbeit. Zum Schluss noch etwas zum Thema Geschwindigkeit. Das Schöne an Autos wie dem SLS ist die Beschleunigung, man muss damit nicht unbedingt schnell fahren. Aber man kann. Die Obergrenze liegt bei 317 km/h (Audi R8: 316 km/h). Bevor ich den Wagen zurückgab, machte ich einen Ausflug nach Deutschland. Es war eindrücklich. Über den kurzen Tempoexzess soll der Mantel des Schweigens gelegt werden, aber so viel kann man sagen: Der SLS fährt sich selbst bei sehr, sehr hohem Tempo etwa so wie ein Smart bei 120 km/h. Der Unterschied ist vielleicht, dass der SLS wie ein Räumungsbefehl auf der Überholspur wirkt, wenn er im Rückspiegel des Vordermanns auftaucht. Die Träume werden halt für jeden auf eine etwas andere Art wahr. Bei dem von unserem Autor gefahrenen Modell handelt es sich um den Mercedes SLS AMG mit V8-Motor, 6208 ccm, 571 PS für Fr. 343 900.—. Grundpreis: Fr. 280 000.—.
s 69
gehört in die Kategorie Traumautos – eine Mischung aus Exklusivität, Preis, Design und Leistung definiert diese Sorte Sportwagen, für die mancher Mann seine Grossmutter verkaufen oder wenigstens ausleihen würde. Als Tester fährt man Autos, die meist ziemlich weit ausserhalb der persönlichen Reichweite liegen, weshalb immer wieder Träume in Erfüllung gehen. Bevor ich den SLS AMG abholen konnte, hatte ich schlaflose Nächte, und während er auf meinem Parkplatz stand, hatte ich immer etwas zu viel Adrenalin im Blut, um wirklich gut ruhen zu können. Die Form des SLS mit der langgezogenen Haube und dem kurzen Heck ist klassisch. So ist auch der legendäre 300 SL aufgebaut oder ein Jaguar E-Type. Deshalb wirkt die Form trotz ihrer Extreme harmonischer als zum Beispiel beim Audi R8, einem anderen Traumsportwagen, den ich kürzlich testete. Zur Aura des Klassikers gehören beim SLS natürlich die Flügeltüren. Öffnet man per Fernbedienung das Auto, fahren die Griffe heraus, und man muss sich etwas bücken, um sie erreichen zu können. Das Einsteigen erfordert ein Mindestmass an Sportlichkeit, nach ein paar Tagen hatte ich eine – in meinen Augen – sehr fliessende, elegante Bewegungsabfolge einstudiert, die es mir ermöglichte, stilvoll in den Wagen zu gleiten und gleichzeitig mit der linken Hand die Flügeltüre zuzuziehen. Das Aussteigen ist fast noch anspruchsvoller, man kommt von weit unten, und die breite Türleiste macht es beispielsweise Frauen in engen Röcken nicht einfach, den Wagen wirklich
Weltwoche STIL No. 5
Mein Luxus
ANDRE´ MAEDER
Unser Autor, der Chef von Charles Vögele, leistet sich zurzeit ziemlich viel Luxus: die Zusammenarbeit mit Pen é lope und M ónica Cruz für die neuste Modemarke seines Arbeitgebers zum Beispiel. Und zudem ist seine Firma Titelsponsor der Fashion Days Zurich, die zum ersten Mal stattfinden. Und dann gibt es noch die Geschichte mit seinen Poschettli. Von ANDRE´ MAEDER (Text) und JULIAN BAUMANN (Bild)
s 70
L
UXUS spielt sich auf unter-
schiedlichen Ebenen in unzähligen Formen ab und ist von der Lebenssituation, dem Alter und den individuellen Präferenzen abhängig. Bezogen auf die Welt der Mode, ist das Thema Luxus ein spannendes und herausforderndes Feld, in dem der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. In diesem Zusammenhang ist für mich Luxus, sich schön zu finden, sich selbst zu gefallen. Ausschlaggebend ist nicht der Preis der Kleidungsstücke und Accessoires, sondern vielmehr, dass das Outfit typgerecht gewählt wird und man sich in seinen Kleidern wohl fühlt. Im Unterschied zu Gottfried Kellers Einschätzung in seiner Novelle «Kleider machen Leute» zahlen sich «Verkleidungen» in meinen Augen selten aus. Als operativer Chef von Harrods habe ich Luxus in seiner edelsten Form erleben dürfen. In meiner damaligen Funktion habe ich jahrelang die renommiertesten Fashion-Shows in London, Mailand, Paris oder New York besucht. Von der ersten Reihe aus konnte ich erlesene Stoffe, leuchtende, intensive Farben und imposante Kombinationen bestaunen. Ich habe eine Welt kennengelernt, die voller Emotionen steckt und jeden in ihren Bann zieht. Diese glamouröse, ja teils surrealistische Traumwelt ist aber nur einem auserlesenen Fachpublikum und den Medien vorbehalten. Für viele nicht minder an Mode interessierte Personen blei-
ben die Türen verschlossen – eigentlich schade. Aus diesem Grund freut es mich besonders, dass mit den Charles Vögele Fashion Days Zurich die Türen zur glamourösen und facettenreichen Welt der Mode für alle geöffnet werden. Als letztes Jahr bekanntwurde, dass IMG, Organisator der internationalen Fashion-Weeks, das Konzept in abgeänderter Form – als sogenannter B2C-Event, also business to consumer-Anlass – auf die Schweiz zu übertragen plane, war mir sofort klar, dass wir mit unserem Unternehmen unbedingt dabei sein müssen. Mit dem Engagement als Titelsponsor der Charles Vögele Fashion Days Zurich und unseren eigenen Fashion-Shows positionieren wir uns in der Branche und können unsere Modekompetenz aufzeigen. Das Publikum kann hautnah die neusten Fashion-Trends in einem professionellen und kreativen Ambiente erleben und in eine Welt aus feinsten Stoffen und schillernden Farben eintauchen. Der viertägige Event ist auch eine ideale Plattform sowohl für Nachwuchsdesigner als auch für international bekannte Designer. Für Hollywood-Glamour sorgen unsere beiden Markenbotschafterinnen Penélope und Mónica Cruz. Sie werden an der Opening Night erstmals ihre eigene Kollektion für unser neues Label «Biaggini Violett» präsentieren. So viel darf ich verraten: Es wird eine exklusive Party- und Cocktailkollektion sein – lange,
atemberaubende Roben und traumhafte Cocktailkleider. Dazu gibt es fliessende Stolen mit Spitzeneinsätzen sowie Bolerojäckchen in Pelzoptik. In den Kleidungsstücken aus der «DesignFeder» von Penélope und Mónica Cruz sieht man an jedem Anlass gut aus und muss nicht tief in die Tasche greifen – Luxus, den man sich leisten kann. Den beiden Schwestern gelingt der Spagat auch in ihrem Leben: auf der einen Seite zwei engagierte, erfolgsverwöhnte Frauen, immer topmodisch gekleidet, in den angesagtesten Klubs und Restaurants anzutreffen, auf der anderen Seite casual gekleidet, meistens im Vintagelook, auf Einkaufsbummeln oder beim Jogging. Trotz grossem Erfolg sind sie mit beiden Füssen auf dem Boden geblieben – dies im Unterschied zu einigen berühmten Pop-Ikonen oder Rappern, die Luxus auf penetrante Art und Weise zur Schau stellen. Durch ihr authentisches Auftreten besitzen sie eine hohe Glaubwürdigkeit und zeigen auf eindrückliche Weise, dass eine Luxuswelt gar nicht so weit entfernt sein muss. Als meinen persönlichen Luxus schätze ich es, beruflich und privat meine Kleidungsstücke frei wählen und kombinieren zu können. Für Charles Vögele bin ich viel unterwegs und lasse mich weltweit von neuen Modetrends, dem Ladendesign und der Dekoration, aber auch von Marketingaktivitäten – insbesondere der Werbung – inspirieren. Auf meinen Reisen in die Mode-
OKTOBER/NOVEMBER 2010
metropolen dieser Welt entdecke ich auch interessante Kleidungsstücke, die ich zu speziellen Looks kombiniere. Ich kann mich sowohl für eine knallige Leinenhose mit einer cognacfarbenen Wildlederjacke als auch für eine ockerfarbene Kordhose mit einem unkonstruierten Baumwollblazer begeistern. Ich geniesse es, meine Kreativität in der Mode voll ausleben zu können. Meine grosse Leidenschaft sind Poschettli. Es ist kein Geheimnis, dass ich stets auf der Suche nach neuen, mal auffälligen, mal ganz unscheinbaren Poschettli bin. Über die Jahre habe ich über 200 Stück davon gesammelt. Die kleinen Tücher sind für mich Luxus in der Hinsicht, dass ich mich durch die gezielte Kombination von Farbe, Muster und Stoff ausdrücken kann. Diese Schätze aus Seide, Baumwolle oder Leinen lassen sich genauso gut bei Hermès, Etro oder Paul Smith wie auch auf einem Basar in Marrakesch oder Istanbul erwerben. Ich freue mich, an der Opening Night der Charles Vögele Fashion Days Zurich am 3. November 2010 in der ersten Reihe sitzen zu dürfen und den spannenden Mix aus Fashion, Glamour und Entertainment auf mich wirken zu lassen – was für ein Luxus! ANDRÉ MAEDER, 51, ist CEO des Kleider- und Modeunternehmens Charles Vögele seit Januar 2009. Zuvor war er in den Geschäftsleitungen von Hugo Boss und Harrods in London. Er ist in Muri bei Bern aufgewachsen, heute wohnt er in Wilen bei Wollerau.
Weltwoche STIL No. 5
s 71
Im Unterschied zu Gottfried Kellers Einschätzung in seiner Novelle «Kleider machen Leute» zahlen sich «Verkleidungen» in André Maeders Augen selten aus. OKTOBER/NOVEMBER 2010
Weltwoche STIL No. 5
Mein Las Vegas
VIVA
Unser Autor schreibt über das Suchen und Finden von Lady Luck. Und über die sieben (seine Glückszahl) goldenen Regeln der Stadt. Von OLIVER SCHMUKI (Text) und BENI HASLIMEIER (Illustration)
L
einen «Sex on the Beach» bestellt. Cassidy und Melissa sind Verplumpes Werbeversprechen körperungen der sprichwörtlichen klingen und ist zudem eine äusserst Lady Luck: greifbar nah, alles verwaghalsige Behauptung. Besonders sprechend, aber flüchtig wie der wenn man bedenkt, wie hoch die Alkohol in meinem «New Life». Erwartungshaltung ist. Dafür sorDoch obwohl der Jackpot immer gen eine unüberschaubare Zahl an von jemand anders gewonnen wird, Hollywood-Storys, Erzählungen hat man am Strip von Vegas die aus dem Bekanntenkreis und jener Zeit seines Lebens, und selbst das Mythos, der die Casinostadt mitten Verlieren fühlt sich wie gewinnen in der Mojave-Wüste seit ihrer ersan. (An dieser Stelle zwei Zwischenten Blütezeit zu Beginn der vierzibemerkungen: Spricht man vom ger Jahre leuchten lässt. «Strip», sind damit die Hotel-CasiFakt ist aber, dass jeder, der nos gemeint, die das knapp sieben schon einmal dagewesen ist, seinen Kilometer lange südliche Ende des eigenen, unvergesslichen VegasLas Vegas Boulevard säumen. Und: Moment hat. Denn Vegas hält auch In diesem Artikel kommen viele für den grössten Skeptiker ein ErNamen vor. Weil Namen wichtig lebnis bereit, das ihn bekehrt und sind, überall in den USA, aber vor zu einem Sin-City-Süchtigen allem in Las Vegas, wo niemand wemacht. Das muss keine lebendige niger wert ist als ein No Name.) Dschungelkatze im Badezimmer Da wäre zum Beispiel Georgeta, der Hotel-Villa sein wie in der eine Polin und die vielleicht charScrewball-Komödie «The Hangmanteste Buchhändlerin der Stadt. over». Das kann ein Lapdance sein, Ihr Arbeitsort, der erste Flagshipsorgfältig ausgeführt von Cassidy Store des Assouline-Verlags, ist im «Spearmint Rhino», einem soein wahres Bijou und liegt im genannten Gentlemen’s Club (in «Crystals», dem neu eröffneten dem man bedenkenlos die Kredit«City Center»-Komplex, der Itkarte zücken kann, übrigens, auf Shopping-Mall für Luxusartikel. der Abrechnung steht dann ganz Gleich ums Eck serviert Don, der unschuldig «SRB Bar & Grill»). Barkeeper im «Todd English Oder aber das kann, wie in meinem P.U.B.», den vielleicht besten BurFall, ein Cocktail namens «New ger am Strip. (Der Double Stack Life» sein, serviert bei SonnenBeef Burger erhält von mir Note 8,5 untergang am Tag der Ankunft auf auf der Skala von 1 bis 10.) Dazu der Terrasse der Voodoo-Lounge trinkt man ein Bier im brown bag im 51. Stockwerk des leicht offoder ein Chimay «Cinq Cents» vom strip gelegenen «Rio»-Hotels. Fass – gratis, falls man das inner«Das hätte ich auch gerne», halb von sieben Sekunden schafft. entgegnete Melissa damals bei Gestoppt wird mit eigens dafür am meinem ersten Aufenthalt in der Tresen befestigten Mini-SandStadt auf meine Bestellung. Die uhren. Und abends macht Cathy cocktail waitress war nicht unbeeinen richtig gemeinen «Bloody dingt das, was der Volksmund als Mary» im «The Griffin». Die mit as American as apple pie bezeichnet. zwei Kaminen versehene Bar mutet (Obwohl, wo sonst sieht man sie an wie ein Kellergewölbe und ist häufiger als in Vegas, diese Hochein Geheimtipp im aufkommenden glanzmännermagazin-Frauen, die Fremont-Quartier. selbst in echt so aussehen, als wäDer Insider-Tipp für die Bar ren sie mit «Photoshop» bearbeitet kam von Nick. Nick singt in einer worden?) Und ich kann mir gut Band, die im «Griffin» schon Konvorstellen, dass Melissas Antwort zerte gab. Erzählt hat er mir das identisch gewesen wäre, hätte ich dort, wo er vermutlich mehr Geld
s 72
AS VEGAS ENTTÄUSCHT NIE. Das mag jetzt wie ein
verdient – im «Boot Star». Der Laden befindet sich im MezzanineLevel der «Fashion Show Mall», die gleich gegenüber dem schicken «Wynn»-Hotel liegt, dem neusten Haus von Casinobetreiber-Legende Steve Wynn. Wer sich keinen Abstecher nach Texas leisten kann, kauft sich dort seine shitkickers, zum Beispiel ein Paar des relativ jungen kalifornischen Stiefelherstellers «Old Gringo»; in diese steigt man am liebsten barfuss. Zum Schluss noch sieben (meine Glückszahl) Regeln, die es in Vegas zu befolgen gilt: 1. Nach Las Vegas fährt man idealerweise mit dem Auto, und zwar von Norden her bei Nacht über die Interstate 15. Sie werden verstehen, warum. 2. Nach der Übergabe des Wagens an das Valet-Personal des Hotels bewegt man sich in Vegas ausschliesslich per Taxi fort. Einerseits spart man so Zeit (also Geld, also gambling money), und andrerseits ist es fast immer zu heiss zum Gehen. Eine Journalistin des Las Vegas City Life (des ZüriTipps von dort, sozusagen) machte den Versuch, den neuen Strip mit Hilfe von Monorail, Verbindungspassagen und Trams rauf- und runterzugehen, ohne nach draussen zu müssen (was beinahe machbar ist). Der Titel ihres Berichts: «Too Damn Hot». 3. Weg vom Strip geht nur, wer länger als, sagen wir, vier Tage bleibt. Sonst geht die Vorstellung kaputt. Schliesslich linst man in den Universal Studios auch nicht hinter die Kulissen. 4. Wer neben all dem Flüchtigen etwas für die Ewigkeit sucht, also ein Tattoo oder eine Ehebescheinigung, der geht die Distanz vom «Stratosphere»-Hotel zur Fremont Street zu Fuss (was auch der einzige erlaubte Bruch von Regel Nummer zwei wäre). 5. Bestellen Sie nie einen Drink an einer Bar innerhalb eines Casinos. Drinks in Vegas sind – bis auf
OKTOBER/NOVEMBER 2010
das obligate tip (mindestens ein Dollar) – gratis. Man hat sich dafür lediglich an eine slot machine oder einen Spieltisch zu setzen. 6. Man mietet sich zwar in einem schicken, überraschend günstigen Luxus-Hotel ein (meine Top drei: «Mandalay Bay», wenn man es nobel mag; «Bellagio», wenn man gerne Pomp und eine zentrale Lage hat; «The Venetian», wenn man gut essen und ausgehen will – das hauseigene und zum Verirren grosse «Tao» ist der derzeit angesagteste Club in town, sagen Monica, die Rezeptionistin, und Jay-Z, ein Stammgast); man ist aber nur in seiner Suite, um zu duschen und zu schlafen. Die Gründe: Die Zeit ist zu wertvoll, die Versuchungen ausserhalb der Suite sind zu gross und eine Minibar meistens nicht vorhanden. 7. Vor dem ersten Trip nach «Vegas Baby, Vegas!» hat man sich die Komödie «Swingers» aus dem Jahr 1996 anzuschauen. Vince Vaughn und Jon Favreau lehren, was es bedeutet, ohne Geld zu gewinnen trotzdem money zu sein. Sie werden begreifen, wovon ich spreche. Und nicht enttäuscht sein. ADRESSEN SKYTOURS, Reiseinformationen, Flüge, Mietwagen, Hotels etc. Tel. 043 211 71 57 www.skytours.ch ASSOULINE, Flagship-Store;
Buchhandlung, die anmutet wie eine Hausbibliothek 3750 Las Vegas Blvd S, NV 89109 Tel. +1 (702) 795 0166 «BOOT STAR», Stiefel und Acces-
soires für Cowboys und Wannabes 3200 Las Vegas Blvd S, Suite 2160, NV 89109-0754 Tel. +1 (702) 632 0848 «THE GRIFFIN», schummrige
Bar mit tougher Bedienung (und ebensolchen Drinks) 511 E. Fremont St, NV 89104 Tel. +1 (702) 382 0577 «TODD ENGLISH P.U.B.», feinstes
Bar-Food und unzählige Offenbiere 3720 Las Vegas Blvd S, NV 89109 Tel. +1 (702) 489 8080
s 73
Spricht man vom «Strip», sind damit die Hotel-Casinos gemeint, die das knapp sieben Kilometer lange südliche Ende des Las Vegas Boulevard säumen. OKTOBER/NOVEMBER 2010
Weltwoche STIL No. 5
Die Seiten für den Mann No 2
GIRLS
Wir können es nicht versprechen, aber es ist möglich, dass die Bilder unserer jüngsten Mit– arbeiterin in ein paar Jahren als Kunst angesehen werden. Der Unterschied zwischen einem Foto und einem Kunstfoto hat, unter anderem, mit der Mehrdimensionalität oder Viel– schichtigkeit des Bilds zu tun, sagen Kenner. Wir glauben, hier einige Schichten zu erkennen, zudem einen konzeptionellen Ansatz. Und falls wir falsch liegen, waren die Fotos bloss technisch gut und schön. Das geht auch. Von KATE BELLM (Bilder)
s 74
Bild MAX MUSTERMANN
OKTOBER/NOVEMBER 2010
s 75
Bild MAX MUSTERMANN
Weltwoche STIL No. 5
OKTOBER/NOVEMBER 2010
s 76
Weltwoche STIL No. 5
Wer gerne kocht, will irgendwann von einem Profi lernen, und Kochsendungen am Fernsehen sind daf端r nicht das Richtige. OKTOBER/NOVEMBER 2010
Weltwoche STIL No. 5
Essen
ICH, DER GOURMETKOCH
Unser Autor darf in der Küche des Gault-Millau-Restaurants «La Brezza» im Hotel «Eden Roc» in Ascona mitarbeiten. Das hinterlässt Spuren an seinem Körper. Von DAVID SCHNAPP (Text) und MARIUS CLAUDIUS WOLFRAM (Bild)
A
LS SIEBENJÄHRIGER
sind nicht üblich, so sieht es aus. Neben dem Chef arbeiten hier sein Souschef, eine Patissière, zwei Köche als Gardemangers (kalte Küche), der Saucier (Saucen, Fleisch, Fisch) sowie der Entremetier (Gemüse, Pasta, Suppen etc.). Ich schäle als Nächstes sieben Kilogramm Spargel; die dicken aus Deutschland werden zu Suppe verarbeitet, der schmalere, feinere Donauspargel kommt ganz auf die Teller. Zum Schälen empfiehlt sich, übrigens, das Spargel-Ende auf einen umgedrehten Topf zu stützen, das erleichtert die Arbeit. Anschliessend müssen jeweils sieben Spargel zusammengebunden werden, so sind sie portionenweise jederzeit kochbereit. Nach einer halben Stunde Mittagspause arbeitet man bis zur Zimmerstunde um 15 Uhr. Während ich mich zwischendurch immer wieder dem köchelnden Fleischfond widme und gewissenhaft die Fettschichten abtrage, wartet die nächste handwerkliche Herausforderung auf mich: Es sollen Ochsenschwanzravioli gemacht werden. Die kräftige, kompakte Fleischmasse liegt schon in einem grossen Spritzbeutel bereit. Wir fertigen mit der Pastamaschine Teigbahnen, auf die die Füllung platziert wird. Anschliessend wird eine weitere Teigbahn darübergelegt, und mit einer Ausstechform werden die Ravioli definiert. Zum Schluss streichen wir sorgfältig die Luft aus jedem einzelnen Raviolo, damit er im Wasser nicht aufsteigt. In so einer kleinen Teigtasche steckt ziemlich viel Handarbeit. Nach der Zimmerstunde biegt man langsam auf die Zielgerade
ein, sozusagen. War die Stimmung am Morgen noch locker, aber konzentriert, ist sie nun angespannt. Zwischendurch wird einer zurechtgewiesen, die Tonlage ist forscher. Es gibt ein Thymian-Problem. Der Chef ist nicht zufrieden mit den abgezupften Kräutern. Er will für das Schwertfisch-Carpaccio – eine der Vorspeisen – jedes einzelne Blättchen abgezupft haben, es soll schön aussehen. Ich helfe mit, ein paar hundert der kleinen Dinger zu verlesen, eine Arbeit, für die Kinderfinger besser geeignet wären als Männerhände (den Kochkollegen scheint der Aufwand masslos übertrieben).
ausgewählt hat, aber im Tessin gilt ein Gitzi noch etwas. Die Teller kommen mehrheitlich ausgegessen zurück, Reklamationen gibt es keine. Es scheint, dass wir den Geschmack der Baumeister getroffen haben. Gegen 23 Uhr ist der erste Tag zu Ende. Am zweiten geht es mit Gemüse weiter. Rote und gelbe Peperoni sind zu schälen und in Würfel zu schneiden. Zwei Millimeter Kantenlänge ist die Zielvorgabe. Das Kleinschneiden ist schliesslich eines der wichtigen Erkennungsmerkmale der Gourmetküche. Meine neugewonnenen handwerklichen Fähigkeiten erprobe ich später an Wachtelbrüsten, deren Kno-
Ich brate also vorgeröstete Rindsknochen und Fleischabfälle in einer badewannengrossen Industriepfanne im Öl an, es raucht, zischt und riecht ziemlich streng. Die Aufgaben für die Schöpfstrasse am Abend sind verteilt, ich soll Dekorationselemente wie einen Fenchel-Chip auf das Carpaccio platzieren. Beim anschliessenden Pastagang habe ich auf jeden Teller ein Floss aus Makkaroni zu legen, darauf kommen Spinat, Morcheln und eine Wachtelbrust. Meine Nervosität ist gross, grösser jedenfalls als die mir übertragene, überschaubare Verantwortung. Der Hauptgang naht, und ich beziehe Stellung fast am Ende der Schöpfstrasse, wo ich auf ein Arrangement aus Pilzen und Gemüse einen Klecks Polenta setze. Darauf kommt schliesslich ein Stück Gitzibraten. Man hat sich ein bisschen gewundert, dass die Festgesellschaft gerade dieses Fleisch
OKTOBER/NOVEMBER 2010
chen ich freilege, an Fischen, die filetiert werden, oder an Hasenrückenfilets, die zurechtgeschnitten und zur späteren Verwendung sauber aufgerollt werden müssen. Die Arbeit am Fleisch macht froh, endlich hat man richtige Stücke vor sich und nicht bloss abgepackte, vakuumierte Portionen. Nach zwei Tagen rieche ich streng nach Lamm- und Kalbsfond, meine Hände geben den Geruch von Fisch und Thymian wieder. Mein Praktikum hat schöne Spuren hinterlassen. DAS RESTAURANT «L a Brezza» hat 16 Punkte im « Gault
Millau»; das «Eden Roc» wurde zum Hotel des Jahres gewählt. Der Autor kocht regelmässig für Familie und Freunde.
s 77
wurde mir ein Traum erfüllt, als mir ein Lokführer erlaubte, zwischen Wettingen und Lenzburg im Führerstand mitzufahren. Dreissig Jahre später war es ähnlich, als ich im Restaurant «La Brezza» des Fünfsternehotels «Eden Roc» in Ascona ein Küchenpraktikum machen durfte. Das Haus wurde für seine Küche eben vom Gourmetführer «Gault Millau» zum Hotel des Jahres gewählt. Wer gerne kocht, will irgendwann von einem Profi lernen; Kochsendungen am Fernsehen sind dafür nicht das Richtige. Das ist, als würde man jemandem, der eine Fremdsprache lernen will, die «Teletubbies» zeigen. Der Arbeitstag beginnt um 8.30 Uhr mit dem Morgenappell, Chefkoch Rolf Krapf verteilt Aufgaben und orientiert über das Bankett, das abends auszurichten ist. Der Tessiner Baumeisterverband hat sich angemeldet, als Hauptgang ist Gitzi gewünscht. Meine erste Station ist die Jus-Herstellung. Über drei Tage zieht sich der Prozess hin, am Ende bleiben zwei Liter Jus, wahlweise vom Kalb, Rind, Geflügel oder Lamm; der Saucier nennt das «mein schwarzes Gold». Ich brate also vorgeröstete Rindsknochen und Fleischabfälle in einer badewannengrossen Industriepfanne im Öl an, es raucht, zischt und riecht ziemlich streng. Die Stimmung in der Küche ist locker und gelassen, der Umgangston anständig, aber direkt und bestimmt in der Sache. Schreckensszenarien von herumbrüllenden Küchenchefs, die mit Suppenlöffeln und anderem nach einem werfen,
Weltwoche STIL No. 5
Meine Tasche
ANNE GORGERAT
s 78
Die Public–Relations–Unternehmerin hat meistens gute Laune. Das liege daran, dass sie meistens mit dem Fahrrad unterwegs sei. Und an ihrer Handtasche oder, genauer gesagt, deren Farbe. JULIAN BAUMANN (Bilder)
No. 1 _ Ich trage zwar nicht oft eine Sonnenbrille, wenn aber, dann meine übergrosse in Fliederfarbe von Miu Miu. No. 2 _ Unverzichtbar: meine Tageszeitung mit gut recherchierten Hintergründen, die mich zudem an meine Heimat erinnert. No. 3 _ Ein Lederetui für meine Visitenkarten. No. 4 _ Mein Nokia-Mobiltelefon, mit dem ich vor allem – telefoniere!
No. 5 _ In mein Notizbuch von Moleskine findet alles Eingang, was für die Arbeit wichtig ist. No. 6 _ Das Leben macht mehr Spass, wenn man liest. Darum habe ich immer ein Buch dabei. Im Moment ist das «La promesse de l’aube» von Romain Gary. No. 7 _ Fehlt nie: ein Lipgloss. No. 8 _ Meine Montblanc-Schreibgeräte begleiten mich schon viele Jahre. Das eine hat mir eine Freun-
din vor langer Zeit zum Geburtstag geschenkt. No. 9 _ Alle meine Termine trage ich nach wie vor per Hand in meine Agenda ein – natürlich mit meinen Montblancs.
No. 11 _ Die rote Handtasche von Céline sah ich per Zufall eines Tages bei Grieder im Schaufenster. Die Farbe hat mir wahnsinnig gefallen: Das Rot ist speziell und macht gute Laune. ANNE GORGERAT ist Inhaberin
No. 10 _ Ich bewege mich in der Stadt ausschliesslich mit dem Velo fort, einem Citybike der Marke Villiger (ein Herrenmodell, die sind stabiler). Trotzdem habe ich den Volvo-Schlüssel immer mit dabei. Man weiss ja nie . . .
OKTOBER/NOVEMBER 2010
einer PR-Agentur in Zürich und arbeitet z. B. für Swiss Textiles. Sie ist in La Chaux-de-Fonds aufgewachsen und hat in Deutschland Volkswirtschaft studiert. Sie lebt seit 1996 in der Nähe von Zürich.
Weltwoche STIL No. 5
4 5 3
7
2
6
8
1
10
9
Die Céline-Tasche von Anne Gorgerat enthält immer etwas, was sie an ihre Heimat erinnert – etwas zum Telefonieren, Schreiben und etwas für alle Fälle. OKTOBER/NOVEMBER 2010
s 79
11
Weltwoche Stil No. 5
Bezugsquellen A ALEXANDER WANG Z. B. Vestibule, St. Peterstrasse 20, Zürich. Tel. 044 260 13 31; www.alexanderwang.com AZZARO Z. B. Gross Couture, Bahnhofstrasse 22, Zürich. Tel. 044 221 17 48; www.azzaroparis.com
B BALLY Bahnhofstrasse 66, Zürich. Tel. 044 224 39 39; www.bally.com
dsquared Z. B. Fidelio, Münzplatz 1, Zürich. Tel. 044 211 13 11; Ciolina, Markt gasse 51, Bern. Tel. 031 328 64 64; www.dsquared.com
BALENCIAGA Z. B. Trois Pommes, Storchengasse 4, Zürich. Tel. 043 497 20 60; www.balenciaga.com BALMAIN Z. B. Trois Pommes, Storchengasse 21, Zürich. Tel. 044 212 70 05; www.balmain.com BELL & ROSS Z. B. Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, Zürich. Tel. 044 227 17 17; www.bellross.com
CHLOÉ Z. B. Marionnaud Parfumeries, Bahnhofstrasse 35, 8001 Zürich. Tel. 044 221 08 60; www.chloe.com cHOPARD Bahnhofstrasse 40, Zürich. Tel. 044 215 30 30; www.chopard.com CHRISTIAN LOUBOUTIN Z. B. Boutique Charivari, Kuttelgasse 2, Zürich. Tel. 043 497 23 77; rue du Rhône 17, 1204 Genf. Tel. 022 310 57 90; www.christianlouboutin.com d derek lam Auskunft über Bismarck Comm. & Media New York. Tel. 001 212 741 01 41; www.dereklam.com
Gucci Rue du Rhône 92, Genf. Tel. 022 310 84 06; Poststrasse 3, Zürich. Tel. 044 211 46 20; www.gucci.com/ch/ guerlain Z. B. bei Globus, Schweizergasse 11, Zürich. Tel. 044 226 60 60; www.guerlain.com
H H & M Geschäfte in der ganzen Schweiz; Infos: Tel. 044 224 49 44; www.hm.com HERMÈS Z. B. Freie Strasse 107, Basel. Tel. 061 283 04 90; Theaterplatz 13, Bern. Tel. 031 312 05 40; rue du Rhône 43, Genf. Tel. 022 819 07 19; rue de la Paix 1, Lausanne. Tel. 021 312 33 22; Piazzetta Maraini, Lugano. Tel. 091 914 92 20; Bahnhofstrasse 28a, Zürich. Tel. 044 211 41 77; www.hermes.com J J DAUPHIN Infos: Tel. 0033 629 90 44 53; www.jdauphin.com
JIMMY CHOO Z. B. Grieder, Bahnhofstrasse 30, Zürich. Tel. 044 224 36 36; www.bongenie-grieder.ch
k kenzo Auskunft über Kenzo Paris: Tel. 033 1 73 04 21 91; www.kenzo.fr KURZ Bahnhofstrasse 80, Zürich. Tel. 044 219 77 77; www.kurzschmuckuhren.ch L lanvin Rue du Rhône 78, Genf. Tel. 022 310 81 43; Ciolina, Marktgasse 51, Bern. Tel. 031 328 64 64; www.lanvin.com LOUIS VUITTON Freie Strasse 88, Basel. Tel. 061 272 07 80; rue du Prado, Crans-sur-Sierre. Tel. 027 481 82 12; place du Lac 2, Genf. Tel. 022 311 02 32; Via Nassa 31, Lugano. Tel. 091 910 20 80;
O OSCAR DE LA RENTA Z. B. Gross Couture, Bahnhofstrasse 22, Zürich. Tel. 044 221 17 48; www.oscardelarenta.com P PAUL SMITh Z. B. Fidelio, Münzplatz 1, Zürich. Tel. 044 211 13 11; www.paulsmith.co.uk Pomellato Z. B. Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, Zürich. Tel. 044 211 18 10; www.pomellato.it prada Bahnhofstrasse 18, Zürich. Tel. 044 211 09 43; www.prada.com prINGLE OF SCOTLAND Z. B. Fidelio, Münzplatz 1, Zürich. Tel. 044 211 13 11; www.pringlescotland.com r RALPH LAUREN Z. B. The Murezzan, Via Serlas 30, St. Moritz. Tel. 044 081 830 03 40; www.ralphlauren.com
Die neue
Weltwoche
Stil
No. 6 Erscheint am 11.11.2010
oktober/november 2010
ROBERTO CAVALLI Z. B. Trois Pommes, Storchengasse 21, Zürich. Tel. 044 212 70 05; www.robertocavalli.com rochas Z. B. Linea by Donna, Grossmünsterplatz 6, Zürich. Tel. 044 262 33 85; www.rochas.com S SCOSHA Infos über www.scoshanyc.com STELLA MCCARTNEY Z. B. Salvatore Schito, In Gassen 14, Zürich. Tel. 044 210 19 06; www.stellamccartney.com SWAROVSKI Bahnhofplatz 7, Zürich. Tel. 044 211 10 20; www.swarovski.com T tabitha simmons Infos London: Tel. 0044 207 514 00 00; www.tabithasimmons-eu.com THOMAS SABO Brandschenkestrasse 64, Zürich. Tel. 044 857 80 00; www.thomassabo.com TIFFANY & CO. Bahnhofstrasse 14, 8001 Zürich. Tel. 044 211 10 10; www.tiffany.com V vonhey Infos über www.vonhey.com W WINDSOR Männer z. B. Bruger, Bahnhofstrasse 42, Zürich. Tel. 043 344 70 80; Frauen z. B. Globus, Schweizergasse 1, Zürich. Tel. 044 226 60 60; www.windsor.ch WOLFORD Bahnhofstrasse 47, Zürich. Tel. 043 497 38 88; www.wolford.com WUNDERKIND Z. B. Linea by Donna, Grossmünster platz 6, Zürich. Tel. 044 262 33 85; www.wunderkind.de Y YVES SAINT LAURENT Parfüms z. B. Parfümerie Douglas AG, Bahnhofstrasse 32, Zürich. Tel. 044 212 40 65. Mode-Infos Paris: Tel. 0033 1 56 62 64 00; www.ysl.com
s 80
CHAUMET Rue du Rhône 21, Genf. Tel. 022 310 72 50; www.chaumet.com
MARC JACOBS Z. B. Trois Pommes, Storchengasse 6, Zürich. Tel. 044 211 06 21; www.marcjacobs.com
MIU MIU Z. B. Trois Pommes, Storchengasse 16, Zürich. Tel. 044 212 83 18; www.miumiu.it
C CARTIER Bahnhofstrasse 47, Zürich. Tel. 044 202 09 07; www.cartier.com
MANOLO BLAHNIK Auskunft über www.manoloblahnik.com
G GRIPOIX Infos Paris: Tel. 0033 1 42 71 20 46; www.gripoix.fr
BURBERRY Bahnhofstrasse 44, Zürich. Tel. 044 221 05 18; www.burberry.com
CHANEL Boutique Bahnhofstrasse 39, Zürich. Tel. 044 211 17 81; www.chanel.ch
M MAISON MICHEL Vestibule, St. Peterstrasse 20, Zürich. Tel. 044 260 13 31; Joy Fashion, Via Brattas 2, St. Moritz. Tel. 081 834 92 92
MARNI Z. B. Trois Pommes, Storchengasse 6, Zürich. Tel. 044 211 06 21; www.marni.ch
BUCHERER Bahnhofstrasse 50, Zürich. Tel. 044 211 26 35; www.bucherer.ch
Bahnhofstrasse 30, Zürich. Tel. 044 221 11 00 ; www.vuitton.com
E ESTÉE LAUDER Z. B. Parfümerie Oswald, Bundesplatz 12, Zug. Tel. 041 711 46 46; www.esteelauder.com
BOTTEGA VENETA Boutique Bahnhofstrasse 25, Zürich. Tel. 043 344 86 36; www.bottegaveneta.com
BULGARI Bahnhofstrasse 25, Zürich. Tel. 044 212 53 03; www.bulgari.com
DIOR Boutique Bahnhofstrasse 13, Zürich. Tel. 044 215 68 80; Kosmetik z. B. Parfümerie Hyazinth, Falknerstrasse 17, Basel. Tel. 061 261 65 64; www.dior.com dolce & Gabbana Z. B. Ciolina, Marktgasse 51, Bern. Tel. 031 328 64 64; Trois Pommes, Weinplatz 10, Zürich. Tel. 044 211 55 05; www.dolcegabbana.it
Weltwoche Stil No. 5
Fragebogen peter barandun
s 82
Modisch tonangebend war er schon im Alter von zwölf Jahren. Heute ist Electrolux-CEO Peter Barandun stolz auf sein Golf-Handicap. Und auf seine positiven Blicke auf die Welt. Jean-Philippe Delhomme (Illustration)
Daheim trägt er hellblaue Crocs: Peter Barandun.
Ihre erste Erinnerung an Mode? Schöne Röhrli-Jeans, welche ich von einer Tante aus Basel erhalten habe, als ich zirka zwölf Jahre alt war. Alle haben mich darum beneidet. Wie viel Zeit benötigen Sie, um sich anzuziehen, bevor Sie aus dem Haus gehen? Ganz wenig, ich entscheide schnell – es ist mir jedoch sehr wichtig, schön angezogen zu sein. Gegenstand des letzten Tischgesprächs? Es ging um das Thema «Kochen» – ich kochte gemeinsam mit der Familie. Schlussendlich drehte sich alles um den Risotto aus dem Wok mit Steinpilzen aus Graubünden. Gegenstand des letzten Streits? Das war geschäftlich. Ich konnte nicht verstehen, wieso eine
Schwesterfirma von uns einen guten Partner nicht fair behandelte.
Ihr teuerstes Kleidungsstück? Ein Anzug von Armani. Was tragen Sie daheim an den Füssen? Hellblaue Crocs, weil diese so bequem sind. Was irritiert Sie an Leuten aus Ihrer Branche? Leider dreht sich viel zu vieles um den Preis – in einer Partnerschaft sollte doch noch mehr zählen.
Sie sind kein Freund von . . . Teil einer Gesprächsrunde zu sein, in welcher viel geredet, aber nichts gesagt wird. Diese Begabung gäbe man Ihnen nicht: Dass ich ein Golf-Handicap von 17,5 habe und trotzdem über 60 Stunden pro Woche arbeite. In Ihrem Koffer gibt es immer . . . Sportkleidung. Der beeindruckendste Mensch der Geschichte? Nicolas Hayek.
Das letzte Mal, dass Sie etwas repariert haben, war . . . Mein Mountainbike, vor einer grossen Bike-Tour.
Ihr Lieblingsgeschäft? Wisel Kälin, ein Sportgeschäft in Einsiedeln mit dem freundlichsten und kompetentesten Personal.
Erste Lust? Ich glaube, das war, als ich das erste Mal verliebt war.
Wunsch von der Fee? Dass meine Kinder und meine Frau immer gesund bleiben.
oktober/november 2010
Ich wäre gerne für einen Tag . . . Ein Tiger in der Wildnis. Das beste Lied aller Zeiten? «I Have A Dream» von Abba. Das wichtigste Haushaltgerät aller Zeiten? Natürlich der «Profi Steam» von Electrolux. Warum sind Sie beliebt? Ich sehe die Welt von der positiven Seite und ermutige gerne andere zu einer positiven Zukunft. peter barandun, 45, ist Verwaltungsratspräsident und CEO von Electrolux Schweiz, einem Hersteller von Haushalt geräten. Electrolux ist Presenting Sponsor der ersten Ausgabe der Fashion Days Zurich (3. bis 6. November 2010). Barandun ist gebürtiger Bündner und leidenschaftlicher Hobbykoch.
84
Weltwoche Nr. XX.09 Bild: