WW Magazin No. 1/14

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WW Magazin No. 1 märz / april 2014

Nimm mich die Trends der Saison – Mode, Uhren, design Mario Botta Leben und Werk des grossen Schweizer Architekten

Fr. 6.50

Eine Zeitschrift der Weltwoche Verlags AG

ZoË Jenny Neue Kurzgeschichte der Schweizer Schriftstellerin discjockeys Von Nebendarstellern zu Popstars – der Aufsteiger-Report




Der Stein des Lebens und der Liebe «Beim Rubin wechseln lichte und samtene Töne von Rosa bis zu dunklem Purpur: Je leuchtender, je lebhafter das Rot funkelt, desto erlesener und kostbarer ist der Stein des Lebens und der Liebe.» Dr. Eduard J. Gübelin (1913 – 2005)

6.95 ct Rubin aus Burma im Ovalschliff

Luzern Zürich Basel Bern St. Moritz Genève Lugano Kuala Lumpur Hong Kong




N EW C OLLECTION S P R I NG / S U M M E R 2014 AVAI LAB LE AT ALL PAU L K E H L AN D P K Z M E N & P K Z WOM E N STOR E S W W W.PAU LK E H L.C OM


no 1

Editorial

März april

Willkommen Es ist im Grunde unklug, wenn man an dieser Stelle auf das hinweist, was neu ist im Heft. Weil das impliziert, dass alles, wovon man nicht schreibt, alt ist. Wir machen es trotzdem: In dieser Ausgabe des WW-Magazins  machen wir etwas, was chez nous  fast niemand macht, von Londoner und New Yorker Redaktionen dagegen gepflegt wird – das Abdrucken von Kurz­ geschichten mit literarischem Anspruch nämlich. Wir wollen das ab sofort auch tun (jedenfalls immer dann, wenn wir einen Schriftsteller finden, der eine solche verfasst hat und bei uns veröffentlichen will); den Anfang macht Zoë Jenny mit ihrer Short Story «Die Rache der Julia Cane». Ausserdem: Die ­Seite «Auto» wird ersetzt durch eine Kolumne mit Namen «Wanderlust», in der es um Mobilität im weiteren Sinn geht. Als Erstes schreiben wir über ­flache Betten in Flugzeugen, in der Businessklasse. Ich wünsche Ihnen viel Lese­vergnügen und einen schönen Frühling. Ihr Mark van Huisseling

shooting-star  Bild aus unserer Modestrecke, zu sehen ab Seite 40 (kein innerer Zusammenhang zum Editorial). 8

Bild: Pierluigi Macor   März / April 2014


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Contributors

Pierluigi Macor

Mario Botta Die Schweiz hat, gemessen an der Bevölkerungszahl, wahrscheinlich mehr bedeutende, ja ­grosse ­A rchitekten hervor­g ebracht als jedes andere Land. ­Heute kommen einem vielleicht als Erstes die ­Namen Herzog & de Meuron und, möglicher­weise, Zumthor in den Sinn, wenn es um die Herausragenden der Branche geht. Ein Grund mehr, fanden wir, Mario Botta zur WW-Magazin-Persönlichkeit dieses Monats zu wählen und auf zwölf Seiten einen knappen Einblick in sein umfangreiches Werk zu geben. Bottas Laufbahn, nur zum Sagen, ­dauert mittlerweile bereits fast fünfzig Jahre, und ­Gebäude von ihm befinden sich auf drei Kontinenten. Obwohl er mit siebzig Jahren noch immer sehr beschäftigt ist (zurzeit entwirft er etwa ­einen ganzen Stadtteil in der ­chinesischen Fünf-Millionen-Stadt Shenayng), freute er sich über den Besuch aus Zürich (und führte die Journalistin in sein Lieblingsrestaurant; es gab Tatar mit Trüffeln). Mehr Botta gibt es ab Seite 30

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Jillian Tamaki Illustrator ist ein merkwürdiger Beruf. Oft geht ein Auftragsbeschrieb ungefähr so: «Wir benötigen ein Bild, das eine Geschichte illustriert, die noch nicht vorliegt, bei der es aber um ein Liebespaar geht. Das heisst, die Frau liebt eigentlich einen anderen. Und das Ganze spielt in London. Alles klar?», sagt der Art­director, der auf Arbeiten der Zeichnerin aufmerksam geworden ist. Alles klar, so sieht es aus, wenn man das Werk unserer Illustratorin zur ­neuen Kurzgeschichte von Zoë Jenny (Seite 58) anschaut. Unsere Illustratorin, nebenbei, lebt in Brooklyn, New York, und kommt aus Alberta, Kanada. Ob sie schon einmal in London war und schon einmal Jenny gelesen hat, wollen wir gar nicht wissen. Denn ihr Bild passt zu gut zum Text der Autorin.

Der Unterschied zwischen e­ inem Fotografen und einem guten ­Fotografen ist, dass der gute aus einer Ausgangs­lage, die alles andere als neu und/oder überraschend ist, ein Ergebnis herausholt, das neu und/oder überraschend daherkommt. Die Ausgangslage von Pier­ l uigi M acor, dem Fotografen aus ­ ­Zürich, war, neue Mode an einem blonden Model in der ­Suite ­eines alten Hotels zu fotografieren. Und das Ergebnis, finden wir, ist neu, überraschend und vor allem schön – was Mode und Models ja immer auch sein sollten. ­Macor ist, was Mode angeht, an old hand. Er arbeitete schon für die meisten Maga­zine der Schweiz, die Modefotos selber herstellen ­lassen und zeigen, aber auch aus­serhalb der Schweiz, natürlich – für Vogue China, Vogue  ­Portugal oder für das ZeitMagazin, zum Beispiel. Ausserdem gibt es ein Buch mit freien Arbeiten von ihm, das man schon wegen des Titels haben möchte, es heisst «Zukunft». Und haben wir eigentlich schon gesagt, dass wir Pierluigi M ­ acor einen guten Fotografen finden? Seinen Beitrag finden Sie ab ­Seite 40

ZoË Jenny Mit dieser Ausgabe beginnen wir ein, sagen wir, anspruchsvolles Vorhaben: die Veröffentlichung von Kurzgeschichten mit literarischem Anspruch (in ­loser ­Folge). Anspruchsvoll, weil es in der Schweiz keine solche Tradi­ tion (mehr) gibt und darum auch nicht viele Schriftsteller, die beim ­Schreiben daran denken, ihr Werk als Kurzgeschichte in e­ iner Zeitschrift zu veröffent­lichen. Wenn man etwas Neues beginnt, ist das aber weniger der Augenblick, zu erzählen, weshalb es nicht geht. ­Darum: Wir veröffentlichen eine neue Kurz­geschichte von Zoë ­Jenny, der Schweizer Schriftstellerin, die nach Jahren in Berlin, London, New York und Italien zurückgekommen ist in die Schweiz; sie lebt mit ihrer vierjährigen Tochter und ihrem Partner am Zürichsee. Nach Hause gekommen ist sie auch mit ihrem Buch «Spätestens morgen», das sie vergangenes Jahr veröffentlichte; seit längerem wieder einmal ein ­Jenny-Werk, das nicht nur Lesern, sondern auch Kritikern gefällt. Seite 58

Bilder: Robert Doisneau, stahlphoto.ch   März /April 2014



Inhalt

I

WW-Persönlichkeit: Mario Botta ist der grösste Schweizer ­A rchitekt, den man oft vergisst. Vielleicht, weil er im Tessin lebt und arbeitet, ­v ielleicht, weil er vor allem im Ausland baut. Egal, wir zeigen ihn und sein Werk auf zehn Seiten. Seite 30 briefing Wissenswertes aus der Uhrenbranche. Seite 16

Mario Botta Seite 30

Trend-Reports:

mode Schweizer Design-Hoffnung, Sportbekleidung, Schuhe. ab Seite 18

uhren Neue Modelle, die man sich ansehen sollte. Seite 24

wohnen Schöne neue Stücke für Zuhause. Seite 26 12    Titelbild: Pierluigi Macor (Kleid von Balmain, Collier von Agent Provocateur, Armreif von Tom Ford)  Bild oben: Maurice Haas   März /April 2014



Inhalt

II

Dahinter steckt ein kluger Kopf, nehmen wir an. Was wir wissen: Die Uhr am Arm ist (fast) die flachste der Welt. Seite 54

ko l u m n e n

Geschichten

Service

Brief aus den Bergen von Lisa Feldmann SEITE 28

titelstrecke Neue Mode, fotografiert in einem alten Hotel. Seite 40

bezugsquellen ab Seite 66

Ansichten aus dem Maschinenraum der Kunst von Andreas Ritter SEITE 29 Wanderlust von Mark van Huisseling SEITE 62

Mein Stil von Karlie Kloss Seite 64 14

fragen Sie einen Einkäufer Wie wird der Sommer, modisch besehen? Der Chefeinkäufer von PKZ, Reto Senti, weiss Bescheid. Seite 68

report Der Aufstieg der Discjockeys. SEITE 50 ww-belletristik «Die Rache der Julia Cane» von Zoë Jenny Seite 58

impressum Seite 69 Bild: Roderick Aichinger  Illustrationen: Jillian Tamaki   März / April 2014


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Uhrenbranche

Briefing

Die horlogerie  (man spricht français  in der Industrie) ist eine ExportLokomotive der Schweiz. Das ist gut. Und die Zeitmesser, die hergestellt werden, sind schön. Dazu ein paar weniger bekannte Fakten.

29 200 000 . . . Uhren exportierte die Schweiz im Jahr 2012, was einem Wert von 21,4 Mil­liarden Franken entspricht. ­China, zum Vergleich, führte im gleichen Jahr 662,5 Millionen Uhren aus.

Die erste Schweizer Uhr im Weltall war eine «Stopwatch» von Tag Heuer, die John Glenn 1962 während einer Weltumrundung trug.

662,5 Mio.

29,2 Mio. Schweiz

Schwerelos

China

So viele Jobs werden in der Schweiz von der Uhrenbranche gesichert.

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. . . ist mit geschätzten 5,074 Milliarden franken Franken (2013) die wertvollste uhrenmarke. Vacheron Constantin

«Calibre 89» Die komplizierteste Taschenuhr der Welt ist Patek Philippes 1,1 Kilogramm schwere «Calibre 89» mit 33 Kompli­ kationen und 1728 Einzelteilen. Sie wurde 1989 vier Mal hergestellt – je einmal in Gold, Weissgold, Roségold und Platin.

. . . wurde 1755 in Genf gegründet und ist somit die älteste ununterbrochen tätige Uhrenmanufaktur.

A ’ x e l o R uster Rolex’ «Oyster» wurde 1926 als erste wasserdichte Uhr patentiert.

Im Dezember 1999 verkaufte Sotheby’s die «Supercomplication»-Taschenuhr von ­Patek Philippe, die 1933 für den Banker und ­Uhrensammler Henry Graves hergestellt worden war, für 11 Millionen USDollar – keine andere Uhr brachte an einer Auktion auch nur annähernd so viel Geld.

M us é e i n t e r nat i o na l d’h o r lo g e r ie Das Uhren­ museum in La Chaux-deFonds beheimatet die weltweit grösste Uhrensammlung.

Rol e x

Die teuerste Uhr überhaupt ist die mit exakt 1282 Juwelen bestückte «Big Bang $ 5 Million» von Hublot. Redaktion: Oliver Schmuki   Bilder: iStockphoto


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Trend-Report

no 1

März april

Giorgio Armani holt sich ­einen Schweizer in sein Theater.

I

ch sass auf dem Velo in ­Zürich, als der Anruf kam. Ich muss­ te mich erst mal ­hin­legen», sagt der Schweizer Modedesig­ ner ­Julian ­Zigerli. Vergangenen Januar d ­ urfte er seine Kollek­ tion für den kommenden Herbst/ Winter in Mailand – im ­Armani ­Teatro– präsentieren. Weshalb ­gerade er? Das erklärt er sich so: «­Giorgio Armani hat das Po­ tenzial der Julian-Zigerli-Mode gesehen und erkannt, dass ich etwas Neues, Modernes, Zeit­ genössisches und trotzdem Zu­ kunftsorientiertes schaffe.» Seither hat die Aufmerksamkeit für seine Marke (mit Herzli im Logo) stark zugenommen. «Es ist schön, gesehen zu werden, und ich hoffe, dass das nur der Anfang ist», sagt ­Zigerli. «Doch mein Leben ist noch ­dasselbe, der Überlebenskampf im Modebusi­ ness hart, die Arbeit geht weiter.» Zigerlis Label spricht den selbstbewussten, sportlichen, ­verspielten Mann an, der ­Design wertschätzt und gerne Farbe trägt. Die Kollektion gibt es bei Temporär (Kalkbreitestrasse 43) und bei Globus (Schweizer­ gasse 11, noch bis 6. April) in ­Zürich sowie in seinem OnlineStore (www.julianzigerli.com). julian zigerli, 29, studierte Mode­ design an der Berliner Universität der Künste. 2010 kam er in die Schweiz zurück, wo er sein eigenes Modelabel gründete. Zigerli fertigt auch Kostüme für die Film- und Theaterbranche an. 18

Redaktion: Yvonne Wigger   Bild: Jonas Hegi   März /April 2014


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TrendReport

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mode

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must-have des monats 5

«Praktisch» ist das Gegenteil von «sexy»? Kann sein. Aber nicht in diesem Frühjahr. Sportlich unterwegs zu sein, ist in die­ sem Frühling angesagt: moderne Snea­ kers oder Pumps, kombiniert mit Shorts und bauchfreiem Top. Etwa für Marc by Marc Jacobs, Prada oder Barbara Bui ­gingen Models in solchen Looks über die Laufstege, und auch Navyboot empfiehlt Kundinnen diesen Auftritt. Vorreiter des sportlichen Trends: die amerikanische Marke Tommy Hilfiger. «Von Mel­rose nach Malibu – die Westküste reprä­ sentiert eine goldene Ära von Surfen, Sport und Optimismus», schwärmt Mar­ kengründer Hilfiger über seine Inspira­ tionsquelle. G ­ egen diesen Trend gibt es nichts einzuwenden – was ist besser als bequeme Kleidung, die gleichzeitig sexy aussieht? Ready, set, go. 20

1 Outfit von balenciaga Top: ca. Fr. 9920.–, Shorts: ca. Fr. 23 000.–, Schuhe: ca. Fr. 1000.–. 2 Outfit von

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Tommy Hilfiger Sweater: ca. Fr. 440.–, Hose: ca. Fr. 1060.–, Schuhe: ca. Fr. 500.–. 3 Outfit von

barbara bui

8 lpd new york Vielleicht nicht die beste aller Mannschaften, aber mit Sicherheit diejenige mit dem meisten Stil: Team Miuccia. T-Shirt, ca. Fr. 100.– (bei Net-a-porter.com).

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Bolero: ca. Fr. 500.–, Hotpants: ca. Fr. 210.–, Schuhe: ca. Fr. 500.–. 4 Outfit von marc by

marc jacobs Jacke: ca. Fr. 670.–, Shorts: ca. Fr. 300.–. 5 Flasche von sigg Fr. 22.90. 6 Tasche von

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markus lupfer ca. Fr. 240.– (bei Net-a-porter.com).

März /April 2014


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