WW Magazin No. 3/17

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WW MAGAZIN Nr. 3 OKTOBER / NOVEMBER 2017

SUPER-PILLE AUCH MILLIARDÄRE MÜSSEN STERBEN. ABER NICHT MEHR LANGE – FALLS DIE RECHNUNG DER HELLSTEN KÖPFE DES SILICON VALLEY AUFGEHT

Intelligent geschäften

MIT «DEIN DEAL» WURDE DER UNTERNEHMER ADRIAN LOCHER REICH – MIT SEINER ­NEUEN FIRMA WILL ER ZUDEM WICHTIG WERDEN

GELDBESCHAFFUNG 2.0 Kleinvieh macht auch Mist ‑ wie sich Unternehmer durch Crowdfunding ihre Produkte vorfinanzieren lassen

Geländetauglich

EIN SUVFAHR­T RAINING NUR FÜR FRAUEN

Neue Mode, NEUES BUSINESS Wir stellen interessante Unternehmer und ihre Geschäftsideen vor. Und wir ­zeigen, wie schön die Damenmode dieses Herbsts daherkommt




60 YEARS OF ADVENTURE AND DISCOVERY



Innenbetrachtung  Editorial

Interessant bis komisch «Crowdfunding», «­Machine Learning», «­Longevity» . . .  ­interessante Wörter ­beziehungsweise ­Ideen, die man hört, wenn man ­ zurzeit mit ­Unternehmern spricht. Es geht d ­ arum, dass F ­ irmenchefs bei K ­ unden Geld sammeln, um ­Produkte für d ­ iese ­herstellen zu ­können. Und darum, dass Maschinen ­lernfähiger ­werden – bis sie ­künstliche Intelligenz ­erreichen. Oder, drittens, dass sich ­einige der erfolgreichsten und ­reichsten Menschen der Welt, meist Männer, nicht mehr ­damit abfinden ­wollen, sterben zu müssen mit a­ chtzig oder neunzig wie der s­ ogenannte Joe ­Sixpack, der Mann von der Strasse. Was­­diese ­Gebiete verbindet? 6  WW Magazin

Und warum hier davon ­erzählt wird? ­Dahinter steckt ­immer ein kluger Kopf und ­meistens eine ­Persönlichkeit, die v ­ ieles anders macht als ­andere. Wir haben mit ­solchen ­Persönlichkeiten ­gesprochen, um ihre I­deen in dieser ­Ausgabe, u ­ nserer ­Innovations-Nummer, ­vorzustellen. Man kann die Ideen komisch finden und ablehnen. Doch man s­ ollte sie kennen, damit man sich eine Meinung bilden kann. Und ­vielleicht ­teilhaben kann d ­ aran, wie ­diese Ideen, die unser L ­ eben m ­ itbestimmen, ­vorangetrieben ­werden. Ich wünsche Ihnen eine ­lehrreiche und ­spannende Lektüre

Oktober / November

Nr. 3 2017


Sie glauben nicht an hรถhere Intelligenz? Denken Sie nicht an ein Auto. Audi ist mehr. Der neue Audi A8.

Audi Vorsprung durch Technik

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Innenbetrachtung  Mitarbeiter dieser Ausgabe

1) DIRK BOLL

3) LUKAS SPEISER

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DIRK BOLL , MICHAEL ­BRUNNBAUER , ­LUKAS SPEISER , STEPHANIE PFAENDER , URBAN ZINTEL 1)

2)

3)

2) MICHAEL BRUNNBAUER

Unser Mitarbeiter, der zum zweiten Mal für WW-­Magazin eine Auswahl von technischen Geräten und Objekten zusammenstellt, hat einen angenehmen Arbeitsalltag: Er taucht im O ­ zean der neusten G ­ adgets nach Perlen und berichtet dann d ­ arüber, im Hauptberuf für das zweimal jährlich e­ rscheinende österreichische Männer-Lifestyle-Magazin Provocateur, dessen Gründer und Mitbesitzer er ist. Wem s­ eine Tipps und Auswahl, die es in unserer Zeitschrift und chez ­P rovocateur gibt, zu wenig sind, für den gibt es gute Nachrichten: Der deutsche teNeues-Verlag hat mit ­Michael ein Buch herausgebracht, «­U ltimate Toys vor Men». Darin stellt er auf 256 grossen Seiten und mit 700 Bildern die ultimativen Männerspielzeuge vor. Seine Objekte-Auswahl für uns ist auf den Seiten 20 und 22 zu finden.

8  WW Magazin

Man hat seine Vorstellung von jemandem, der im Sexspielzeug- und Reizwäsche­geschäft ist. L ­ ukas Speiser ist so ­jemand. Und wenn man ­unseren ­Mitarbeiter trifft, sieht man, wie weit entfernt die Vorstellung, die man von einem solchen Unternehmer hat, von der Wirklichkeit ist. Speiser, 35, studierte an der Universität Zürich ­ Betriebswirtschaftslehre. Er arbeitete dann im Investmentbanking, bevor er sich, zusammen mit einem Geschäfts­ partner, im Online-­Handel ­selbständig machte. Aus ­dem Start-up Amorana wurde innerhalb von vier Jahren der ­grösste Schweizer OnlineShop für Lifestyle-Toys. Weshalb er diese Branche gewählt hat, erzählt er auf S ­ eite 14.

2

4) STEPHANIE PFAENDER, 5) URBAN ZINTEL

4)

5)

3

4

5

Für Stephanie war es eine Art Heimspiel, für uns Herbst- und Wintermode von Louis ­Vuitton in Paris zu fotografieren (ab S ­ eite 34). Sie wuchs teilweise in dieser Stadt auf – und, als Kon­trast, in einem Dorf in Bayern –, und sie arbeitete bereits in der Vergangenheit für das französische Mode- und Lederwarenhaus. Heute lebt S ­ tephanie, g ­ elernte Grafikerin, in B ­ erlin; sie fotografiert etwa für das Zeit-Magazin, den britischen Tatler oder Modekunden, Levi’s zum Beispiel. Eine ganz ähnliche Biografie hat ­Urban Zintel, der den Schweizer Unternehmer A ­ drian Locher ab Seite 24 für uns porträtiert: Auch er kommt aus e­ inem Dorf in Bayern, auch er lebt heute in Berlin, wo ­unsere Bilder entstanden. Einziger Unterschied: Er machte keinen Abstecher als Grafiker, er fotografierte schon als Achtjähriger mit einer Agfa Instamatic.

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Bild: Artur Voth

«Von Beruf ist unser Mitarbeiter Europa-Chef von Christie’s», stand an dieser Stelle, als er das letzte Mal für uns schrieb. Obwohl das noch gar nicht so ­lange her ist, ist der «smarte ­Jurist mit dem glücklichen Händchen für Kunst» Handelsblatt in der Zwischenzeit schon wieder befördert worden – im Februar dieses Jahres zu einem von drei Präsidenten des Auktionshauses; vor wenigen Jahren noch war er der Chef des Londoner Unternehmens in der Schweiz. Auf Seite 16 erklärt er, was eigentlich mit den schönen Classic Cars passiert, der zurzeit am stärksten wachsenden ­A nlage unter den sogenannten ­passion investments, wenn es in ferner Zukunft kein Benzin mehr zu kaufen gibt, um damit Verbrennungsmotoren anzutreiben.


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Innenbetrachtung  Inhaltsverzeichnis

WW Magazin Nr. 3    IN H A LT

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Im Treppenhaus eines Bürogebäudes in Saint-Denis, Frankreich.

Der Aufwand FÜR UNSERE MODESTRECKE hat sich gelohnt, finden wir: Folgen Sie uns über die Treppe IN DIE BELETAGE, und machen Sie sich selber ein Bild. 10  WW Magazin

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Titelbild: Stephanie Pfaender Model Fanélie A. (Marilyn Agency) trägt ein asymmetrisches ärmelloses Kleid, Pullover, hohe Stiefel und eine Halskette von LOUIS VUITTON Hair: Christos Vourlis Make-up: Christina Lutz (B Agency)

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339 Passagiere im Flugzeug?

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Innenbetrachtung  Inhaltsverzeichnis

I N H A LT

WW Magazin Nr. 3 CONTRIBUTORS

WW-PERSÖNLICHKEIT

Mitarbeiter dieser Ausgabe SEITE 8

TREND-REPORTE

HOME ELECTRONICS

SEITE 20 GESEHEN BEI MARSHALL

SMARTE STÜCKE

SEITE 22

ADRIAN LOCHER

Mit seinem Unternehmen Dein Deal wurde der Schweizer reich. Jetzt will er mit seiner Berliner START-UP-FIRMA MERANTIX wichtig werden. SEITE 24

KOLUMNEN

O

PENING

RUBRIKEN, GESCHICHTEN

BRIEFING

Höhenflüge und Abstürze SEITE 18 CROWDFUNDING

Geldbeschaffung 2.0 SEITE 30 KULINARIK MEINE GESCHÄFTSIDEE

Eine gute Bieridee

von Lukas Speiser

SEITE 44

SEITE 14

N

KUNST

von Dirk Boll SEITE 16 WANDERLUST

von Sarah Stutte SEITE 50

SUPER-PILLE

Auf der Suche nach dem langen Leben SEITE 46

SERVICE ANLEITUNG BEZUGSQUELLEN

SEITE 53

ARBITER ELEGANTIARUM

IMPRESSUM

Mark Zuckerberg

SEITE 53

SEITE 52

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ach mehrmonatigem Umbau präsentiert sich die LouisVuitton-Boutique jetzt frisch aufgehübscht. Blickfang des Geschäfts an der Bahnhofstrasse sind das Öl­gemälde «Seidenzucht im XVI. Jahrhundert» des S ­ chweizer Kunstmalers Otto Pilny – und natürlich die Entwürfe der L ­ ouisVuitton-Designer. Neu gibt es in Zürich auch Kleidung für Herren. Die Damenmodeabteilung befindet sich im ersten Stock, und den Accessoires, für welche die französische Luxusmarke wohl am bekanntesten ist, begegnet man partout im Haus. Louis Vuitton Zürich, Bahnhofstrasse 30, Zürich, Tel. 044 221 11 00, www.louisvuitton.com

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Aventus

The fragrance for men

250 years of excellence


Kolumne  Geschäftsidee

Illustration: BENI HASLIMEIER

STEIL NACH OBEN

Diskret und einfach: Das World Wide Web ist wie gemacht für den Verkauf von SEXSPIELZEUG und LINGERIE , sagte sich unser Autor. Und gründete ­­ einen O ­ NLINE-HANDEL für LIFESTYLE-TOYS. Das Geschäft lief, aber nicht ­unanständig gut – bis eine unbekannte Autorin ihre Romantrilogie «FIFTY SHADES OF GREY» veröffentlichte. Und damit vieles veränderte. Auch die Erfolgsrechnung von A ­ morana.

Text:

LUKAS SPEISER

W

as 1951 in Flensburg mit dem ersten Sexshop der Welt begann, ist heute noch immer in Bewegung. Die Enttabuisierung der Sexualität und der dazugehörigen Hilfsmittel, sprich: Toys für Erwachsene, wurde von B ­ eate Uhse vor über 65 Jahren in einem kleinen L ­ aden im Norden Deutschlands lanciert. Viele Jahre wurde die entsprechende Unterhaltungselektronik nur in altmodischen Läden und per Versandkataloge an den Mann und die Frau gebracht. Der Schritt zum modernen und a ­ nsprechenden Ladengeschäft w ­ urde in der Erotikbranche nie gemacht, und das ­Thema war somit überreif für eine grundlegende Veränderung des Verkaufskanals – und diese b ­ rachte das Internet. Die Diskretion und Einfachheit des OnlineShoppings ist für Erotikprodukte b ­ esonders gefragt. Doch etwas fehlte noch immer: ­ ­Design, Lifestyle und die Abkopplung von der Pornoindustrie waren die nächsten n ­ ötigen ­Schritte, um das Thema endlich für alle Menschen z ­ ugänglich zu machen. So entstand 2013 unsere Idee, Amorana als LifestyleShop für Erwachsene ins Leben zu rufen. ­L ebensfreude, eine gesunde Beziehung zur eigenen Sexualität und die Möglichkeit, sein ­sexuelles P ­ otenzial voll auszuschöpfen sind die obersten Gebote des neuen Erotikgeschäftes. So richtet sich das A ­ ngebot nicht nur an sexuell erfahrene und Toy-gewandte Personen, sondern an alle, die ihr Sexualleben verbessern möchten. Ob in e­ iner Beziehung oder als Single, jede und jeder s­ ollte in unserem neuen Online-Shop

14  WW Magazin

Amorana das passende Produkt finden und sich beim Einkauf wohlfühlen. Kurz nach dem Start unseres neuen ­Geschäfts, in einer für uns unbekannten Branche, wurden wir selbst vom rasanten Wachstum überrascht. Die «Fifty Shades of Grey»-Buch­ trilogie hat die öffentliche Wahrnehmung ­darüber, wie man sexuelle Erfüllung finden kann, verändert. Plötzlich war es in Ordnung, während eines Abendessens mit Freunden über Liebeskugeln, Bondage und dergleichen zu sprechen. Die so geweckte Neugierde hat viele zum ersten Kauf eines Toys bewegt – und in kürzester Zeit waren die in den Büchern erwähnten Produkte ausverkauft. Nicht nur bei uns, sondern weltweit. Die Welle der neu entdeckten sexuellen Freiheit hat alle überrascht, und wir ­waren mittendrin. Unterdessen schrieben wir das Jahr 2015, und unser Start-up-Unternehmen war auf zehn Mitarbeiter angewachsen. Unser Kellerabteil, angemietet in den Räumlichkeiten der Y&R Group, und das eigentlich als ­Einzelbüro ­gedachte Glasbüro, welches inzwischen von acht Mitarbeitern benutzt wurde, waren nun ­definitiv zu klein. Die zwei Personen im Keller konnten sich zwischen ­wackeligen ­Secondhand-Regalen und bis unter die ­Decke ­gestapelten Paketen kaum noch bewegen. U ­ nsere Idee brauchte mehr Platz, viel mehr Platz. So zogen wir in ein ­600 Quadratmeter grosses ­L okal um und implementierten ein s­ ophistiziertes Lagersystem mit automatisch optimierter Anordnung der Ware für schnelleres sogenanntes Picken und Packen. Die Produktivität im Lager verdoppelte sich, und wir konnten weiterwachsen. Die Logistik ist zwar das Kernstück ­eines jeden Online-Handels, doch unsere Idee ­ brauchte mehr als ein grosses Lager und ­

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schnellen Versand. Um jeder und jedem den neuen Lifestyle zugänglich zu machen, mussten wir die Idee weiterentwickeln. Oberhalb des neuen Lagers bezogen wir 120 Quadratmeter Büro und stellten neue Mitarbeiter ein. Diese brauchten wir, um den nächsten Schritt umzusetzen – Content und Curation, Inhalte und ­deren Betreuung – ­sowie Aufklärung. Ein Team von Beratern und Textern sorgt seit rund einem Jahr für erhellende Produkttexte, inspirierende B ­ logbeiträge und eine umfangreiche Kundenberatung per ­E-Mail und am Telefon. Dieser Effort wurde mit zwei zweiten Plätzen an den Schweizer E ­ -Commerce Awards 2017, einer wichtigen Branchenauszeichung, und der Wahl unter die hundert besten Start-ups der Schweiz honoriert. Dass wir am E-­Commerce Award nur von ­Galaxus geschlagen wurden, ist für uns ein Wermutstropfen und Ansporn zugleich. So wurde aus unserer anfänglichen Idee, SexToys übers Internet zu verkaufen, die g ­ rössere Aufgabe, den Menschen eine g ­ esunde Sexualität und ein erfülltes Sexleben zu e­ rmöglichen. Bei dieser Herausforderung stehen wir noch ganz am Anfang, und es ist noch ein weiter Weg ­zurückzulegen.

LUKAS SPEISER, 35, ist CEO von Amorana.ch. Zusammen mit seinem ­G eschäftspartner Alan Frei gründete er das Unternehmen 2013. Nach Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaft an der Universität Zürich arbeitete er vier Jahre im Investmentbanking. Die Finanzwelt liess er aber hinter sich, als er zusammen mit Frei die Idee entwickelte, Sex-Toys im Monatsabo zu verkaufen. Daraus entstand der heute grösste Online-Shop für Lifestyle-Toys der Schweiz.

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Logistik ist das Kernstück des Online-Handels, doch für Erfolg mit Sexspielzeug braucht es mehr als ein grosses Lager und einen raschen Versand – Aufklärung nämlich.


Land of plenty – noch fliesst Benzin in Strömen, um Autos mit Verbrennungsmotoren anzutreiben. Noch . . .


Kunstkolumne  Aussenbetrachtung

VOLLE KANNE – ODER LEERE?

Bild: Martin Parr, Fashion Magazine, Fashion Shoot, New York, 1999, Lambda-Print © Martin Parr, Magnum. Courtesy Stephen Daiter Gallery, Chicago & Rocket Gallery, London

Die PREISE VON SPORTWAGEN der 1960er bis 90er Jahre beschleunigten im ­vergangenen Jahrzehnt fast so schnell wie die Autos selber – weil reiche ­Männer die LIEBLINGSAUTOS ihrer Jugend kaufen. Was aber passiert mit den ­passion ­investments, SAMMLERSTÜCKEN, wenn in nicht allzu ferner Zukunft kein ­Benzin mehr gekauft werden darf, um Verbrennungsmotoren zu betreiben?

Text:

Investments in klassische Automobile und ihr Prestige auch durch deren Nutzungsmöglichkeiten ausgelöst. Und während gegen das Ende des­ 20. Jahrhunderts Bugattis und Bentleys der Zwischenkriegszeit, für deren Betrieb man Mechanikerwissen oder eigene Mechaniker brauchte, ange bevor die Ölvorräte aufgebraucht besonders begehrt waren, sind ­heute Sportwasind, wird dem Verbrennungsmotor nicht gen der 1960er bis 1990er Jahre die höchstbedas, was oben eingeführt wird, zum Ver- zahlten Fahrzeuge – auch weil die Besitzer sie hängnis, sondern, was unten herauskommt. fast wie Alltagsautos einsetzen können. Analog Ständig sinkende Luftreinheits-Grenzwerte, zum Marktgeschehen bei der bildenden Kunst ­steigende Feinstaub- und Abgasbelastungen hat das zeitgenössische Produkt ­jenes aus der und als ­Katalysator dieser Entwicklung noch Nachkriegszeit preislich eingeholt, schon rare Wolfsburger Dieselbetrügereien: In diesem Porsches aus den vergangenen zwei Jahrzehnten Klima haben Grossbritannien und Frankreich können heute ­bereits millionenschwer b ­ ewertet ­Verkaufsverbote für Verbrennungsmotoren ab sein. 2040 angekündigt, und sogar die deutsche Die rechtlichen Rahmenbedingungen des BeBundeskanzlerin hält das Ende dieser Techno- triebs klassischer Automobile dürften z ­ unächst logie für richtig. Künftige Generationen werden unproblematisch bleiben. So wird es ab 2040 sich batteriebetrieben und autonom fortbewe- wohl eine Übergangsfrist für den Bestand geben, gen. Dies mag Fahrer stören, die gern einen weitere 15 bis 20 Jahre sollten Verbrenner zu Sportwagen auf der Landstrasse bewegen, für betreiben sein. Für kulturell r­ elevante Klassiker die meisten Verkehrsteilnehmer wird es jedoch werden die Besitzer Ausnahmegenehmigungen bekommen, repräsentieren sie doch weniger als eine Erleichterung sein. Es stellt sich allerdings die Frage, was mit ein Prozent des gesamten Autobestands. Eher all den Liebhabern historischer Automobile pas- ­dürfte die ­absterbende Infrastruktur zum Prosieren wird, die ihre Schätze nur ­gelegentlich blem werden – denn wo wird der Herrenfahrer und rein zum Vergnügen fahren. Ihre Zahl ist seinen Kraftstoff finden? Möglicherweise müsin den letzten Jahren stark ­gestiegen; Oldti- sen Oldtimer-Liebhaber der Zukunft (wie auch ­ echnologien) ihr mer und Classic Cars werden zunehmend als die ­late adopters der neuen T ­Instrument sozialer D ­ istinktion angesehen s­ owie Benzin flaschenweise in der Apotheke erwerben. als ­Anlage genutzt. Von allen Teilmärkten der Und damit wieder aufschliessen zur VergangenKunstwelt zeigt derjenige für historische Fahr- heit, als einst Berta Benz ihre Reise von Mannzeuge, trotz einer leichten Abschwächung 2016, heim nach Pforzheim in ihrem damals ­neuen über die letzte Dekade den höchsten Umsatzzu- Automobil unternahm. wachs sowie die stärkste Preissteigerung unter Werden künftig frühe Elektro- oder den sogenannten Leidenschafts-Anlagen: plus­ ­Hybridmodelle als Sammelstücke angesehen? 332 Prozent seit 2005, was mehr als das D ­ oppelte Zumindest gibt es mit einem elektrisch angeder Wertsteigerung bei Uhren, Schmuck oder triebenen Lohner-Porsche von 1899 ein Beispiel Wein entspricht. Doch noch vor dem geplan- für e­ inen Oldtimer der sogenannten Messingten Ende der Verbrenner in Neuwagen könnte Ära. Die r­ asant wachsende Schar von Youngdieser Rausch bereits vorbei sein – werden doch timer-Liebhabern könnte sich an Modellen wie

DIRK BOLL

L

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dem Audi Duo von 1990 erfreuen. Wer diesbezüglich h ­ eute strategisch einkaufen möchte, ­sollte sich den BMW i3 in der neuen Sportversion ansehen. Und wo bleibt die Oldtimer-Leidenschaft? Aufschlussreich ist das Schicksal historischer Vorläufer heutiger Fortbewegungsformen: Das Ende des Kutschenverkehrs hat das Pferd zum Sportgerät und Luxusgegenstand gemacht, ­seine «Nutzung» hat keinerlei Gebrauchswert. Die Art und Weise, wie seither Pferdesport ­betrieben und von spezialisierten Medien kommuniziert wird, zeigt Parallelen zur automobilen Liebhaberei: Beim automobilen Festival of Speed in Goodwood kommt Rennfieber auf, wie das in Iffezheim beim Pferde-Galopprennen schon lange der Fall ist. An der millionenschweren Marktspitze werden Autos ohnehin schon jetzt vor allem als rollende Skulpturen verehrt, die man vor den Gefahren der Strasse oder Bewegung schützen muss. Für die ernsthaft Fahrwilligen gibt es U ­ nternehmen wie Zelectric oder Kreisel ­Electric, die Klassiker ausbeinen und ihnen mit zeitgenössischer Technologie ein zweites Leben als Elektroautos schenken. Kunstsammler können eine Skulptur des deutschnorwegischen Künstlers Yngve H ­ olen erwerben, als zeitloses Memento mori. Alle anderen besuchen diesen Herbst die Aus­stellung «Das Auto in der Kunst – Rasende Leidenschaft» in der Kunsthalle des norddeutschen Emden (aus der wir links ein Bild von Martin Parr zeigen), um sich standesgemäss davon zu verabschieden.

DIRK BOLL, 47, ist Präsident von Christie’s und verantwortlich für das Auktionsgeschäft in Europa, Grossbritannien, dem ­Mittleren Osten sowie Russland und Indien. Er arbeitet in London und unterrichtet zudem ­­ Kulturmanagement in Hamburg.

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Aussenbetrachtung  Start-ups

Redaktion: SARAH STUTTE  Illustration: AKIRA SORIMACHI

Briefing HÖHENFLÜGE UND ABSTÜRZE

TESLA MOTORS

UBER

Der amerikanische Elektroautohersteller setzte sich, u­ nter Leitung von CEO und Mitgründer Elon Musk, 2003 das Ziel, die Nachhaltigkeit in der ­Automobilindustrie zu beschleunigen. Dazu sollen Elektrofahrzeuge für den ­g rossen Markt kompatibel gemacht werden. Mit dem jüngst ­erschienenen Model 3 (Bild) scheint der Plan definitiv umgesetzt. Tesla will die Produktion 2018 auf insgesamt 500 000 Autos erhöhen, für 2020 wird die M ­ illionenmarke pro Jahr angepeilt. 2016 produzierte Tesla 84 000 Wagen. DR. OETKER

AIRBNB

Die Webseite, auf der p ­ rivate Vermieter ihr Zuhause oder ­Teile davon kurzzeitig an Reisende vermitteln können, gehört zu den erfolgreichsten Start-ups der Welt. Dabei wurde es 2008 aus der Not heraus geboren, als Nathan Blecharczyk aus der WG mit Joe Gebbia und dem heutigen CEO

Brian ­Chesky ausziehen ­wollte. Die anderen beiden wollten bleiben, hatten aber keinen festen Job und vermieteten das freigewordene Zimmer kurzfristig ­unter. Die Plattform ist heute in über 190 Ländern und 65 000 Städten ­vertreten. Sie wurde 2016 von 80 Millionen Reisenden genutzt.

COMMODORE

Firmengründer Jack Tramiel gilt bis heute als Pionier auf dem Computer-Markt. Dies, weil er mit seinem Commodore als Erster einen Rechner herstellte, der auch für Privatpersonen erschwinglich war; ab 1982 eroberte das Unternehmen mit dem C64 den Heimmarkt. Bis heute gilt er, mit gegen 30 Millionen Exemplaren, als meistverkaufter Heimcomputer der Welt. Später kaufte das Unternehmen den Konkurrenten Atari. Doch dann verliess erst der Chefentwickler die Firma, dann sogar Gründer Tramiel. 1994 musste Commodore aufgeben.

18  WW Magazin

Wer vor hundert Jahren erfolgreicher Entrepreneur sein ­wollte, wurde Fabrikant. So auch­­­ Dr. August Oetker, gelernter Apotheker, der 1891 in Bielefeld sein Lebensmittelunternehmen gründete. Mit dem berühmten Backpulver fing alles an, es folgten weitere ­P rodukte wie Pudding oder T ­ iefkühlpizza. Oetkers A ­ nsprüche an die E xpansion der Firma w ­ ­ aren hoch – also suchte er den d irekten Austausch mit den ­ Verbrauchern, ­entwickelte frühe Content-Marketing-Strate­g ien und schloss sich mit ­a nderen ­Fabrikanten zusammen. ­Heute beschäftigt das Unternehmen weltweit 32 000 Mitarbeiter.

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Das wertvollste Start-up-Unternehmen der Welt (Stand Februar 2017) vermittelt seit 2009 Privatpersonen mit Auto als Fahrer. Bis jetzt konnten weder rechtliche Hindernisse in vielen Länder oder zahlreiche, teils handgreifliche Taxifahrerproteste und s­ ogar interne Sexismusvorwürfe den Aufwärtstrend des Fahrgastvermittlers stoppen. Der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 6,5 Milliarden US-Dollar.

DOODLE 2003 ist das mittlerweile erfolgreichste Schweizer Start-up als privates Projekt der beiden ETH-Absolventen ­Michael Näf und Paul E. Sevinç entstanden. 2011 stieg Tamedia ein und erwarb 49 Prozent der Anteile. Drei Jahre später übernahm der Medienkonzern Doodle komplett. In Berlin wurde 2015 das weltweit erste Tochterunternehmen gegründet. Bald darauf folgte die Lancierung einer G ­ ratis-App für iPhone und Android.

COLLAPSED

Wie man es nicht machen sollte, zeigt die Seite des Londoner Web-Entwicklers Aaron Kazah. Auf seinem «Friedhof der gescheiterten Start-ups» werden Geschäfts-ideen gesammelt, die nicht funktionierten. Dazu liefert Collapsed eine knappe Liste von Zahlen und Daten. Darunter auch durchgeführte Geldsammel-Runden, Informationen zu den Investoren sowie Gründe für das Scheitern. Häufigste Nennung: fehlende Nachfrage, unausgereiftes Produkt oder Geldprobleme.

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PARADEPLATZ ZURICH

AURA Event Saal

AURA Event Saal

AURA Foyer

AURA 800° Grill Restaurant

AURA Bar & Smoker’s Lounge

AURA: Eine Location, vielfache Möglichkeiten für Ihren Anlass

MODERNSTE EVENT LOCATION AUF ÜBER 2’000m2 IM HERZEN VON ZÜRICH Das AURA, direkt am Paradeplatz in Zürich, kombiniert auf verschiedenen Etagen einen Event Saal, ein GrillRestaurant mit Terrasse direkt am Fluss sowie eine grosse Bar mit Smoker‘s Lounge. EVENT SAAL MIT 360° PROJEKTION Der 450m2 grosse Saal bietet durch das hauseigene Mobiliar zahlreiche Set Up- und Bestuhlungsmöglichkeiten für 80 bis 650 Gäste. Die einzigartige 360° Projektion ermöglicht völlig neue Möglichkeiten, Gäste in eine eigene Welt zu entführen oder mit einem Motto zu begeistern. Der hochmoderne und wandelbare Event Saal eignet sich hervorragend für eindrückliche Firmenpräsentationen oder Gala Dinners.

Kontakt AURA Event Team: Tel. +41 44 448 11 47, events@aura-zurich.ch AURA – 800° Grill & Bar, Event Saal, Club Bleicherweg 5, 8001 Zürich – www.aura-zurich.ch

URBANE BAR IM ERSTEN STOCK Bis zu 250 Gäste finden in der stilvoll eingerichteten Bar im ersten Stock für ein Flying Dinner Platz. Für ungezwungene Firmenanlässe und gemütliches Beisammensein, bietet die AURA Bar den perfekten Ort. 800° GRILL RESTAURANT Eine Besonderheit in Zürich ist das 800° Grill Restaurant welches für bis zu 100 Gäste Platz bietet. Die Speisekarte überrascht mit ausgefallen europäischen und internationalen Köstlichkeiten und Grill Spezialitäten von ausgewählten Farmen, mit bester Fleischqualität, perfekt gereift und zubereitet.

Kontakt AURA 800° Grill & Bar: Tel. +41 44 448 11 44, welcome@aura-zurich.ch


Aussenbetrachtung  Opener

Redaktion: MICHAEL BRUNNBAUER

WW Magazin Nr. 3    T R EN D-R EPORT Schön naheliegend, wie man heute FERNSIEHT – dank B&O -Design und Technik von LG

I

In den technikverliebten 1980er und 90er Jahren war der Fernseher der Blickfang des Wohnzimmers. Um ihn herum wurde das rest­liche ­Interieur platziert. Doch im Zeitalter von Smartphones, ­Tablets und Laptops verlor die Kiste, die einst sämtliche bewegte Bilder ins Heim brachte, zunehmend an ­Bedeutung. Was sich auch in der aktuellen Raumgestaltung widerspiegelt: ­A nstatt einer langweiligen schwarzen Fläche wünschen Kunden heute einen Fern­seher, der sich im ausgeschalteten ­Modus stilistisch ins Ambiente einfügt. I­ntegration statt Dominanz also. Bei der dänischen M ­ arke Bang & Olufsen haben Designer das schon früh ­erkannt, und B&O ­liefert seit ­jeher seinen Kunden nicht nur technisch, sondern auch ­ästhetisch hochwertige ­P rodukte. So bietet der neue «BeoVision ­Eclipse» dem ­Zuschauer sowohl im aus- als auch im eingeschalteten Zustand ein schönes Bild. Und kann dank Koo­peration mit dem Techniklieferanten LG auch mit hochwertigen Features wie ­einem 4K-Oled-­Display ­sowie der ­Integration sämtlicher modernen ­Streaming-Dienste von Spotify über Netflix bis A ­ mazon aufwarten. So sieht Fernsehen 2017 aus.

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3 ½ u. 4 ½ Zi. Eigentumswohnungen in 8953 Dietikon Stefanie Bigler Tel. 044 316 13 11 Standort: www.soonbylepa.ch

7 ½ Zi. Atrium- und 5 ½ Zi. Reihen-EFH in 8302 Kloten Kevin Braunwalder Tel. 043 255 88 88 www.soonbylepa.ch

4 ½ Zi. Eigentumswohnungen in 8143 Stallikon Désirée Keller Tel. 044 316 13 15 www.zuerikon.ch

3 ½ - 5 ½ Zi. Terrassenwohnungen in 8102 Oberengstringen Ramona Schiesser Tel. 044 316 13 21 www.soonbylepa.ch

2 ½ Zi. Mietwohnung in 8706 Meilen Ramona Schiesser Tel. 044 316 13 21 www.haltenstrasse.ch

3 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen in 8127 Maur Stefanie Bigler Tel. 044 316 13 11 Standort: www.soonbylepa.ch

5 ½ - 6 ½ Terrassenwohnungen in 8103 Unterengstringen Ramona Schiesser Tel. 044 316 13 21 Standort: www.soonbylepa.ch

5 ½ Zi. Einfamilienhäuser in 8476 Unterstammheim Rolf Flacher Tel. 052 338 07 09 www.heerenweg.ch

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5 ½ Zi. Einfamilienhäuser in 8453 Alten b. Andelfingen Paul Späni Tel. 052 338 07 09 www.vecciacasa.ch

4 ½ Zi. Terrassenwohnung in 8610 Uster Désirée Keller Tel. 044 316 13 15 www.schwizerberg.ch

Haben Sie ein Grundstück auf dem Immobilienträume verwirklicht werden können? Melden Sie sich bei unserem Chef

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Aussenbetrachtung  Geräte

Redaktion: MICHAEL BRUNNBAUER

Trend-Report SMARTE STÜCKE J’ADORE DIOR

Der neue Sennheiser-­Kopfhörer PXC 550 im Dior-Finish verfügt über eine aktive Geräusch­unter­drückung. Es gibt ihn ­inklusive eines aus ­Leder ­gefertigten DiorHomme-Rucksacks in der sogenannten «Travel Solution»Edition. KLANGWUNDER

Der erste Kompakt-Speaker, der eine komplette High-End-Stereoanlage ersetzen kann. Bei einer Leistung von hohen 4500 Watt liefert er immer noch klaren Sound – und ist nicht viel grösser als eine Melone.

«PXC 550, Travel Solution» von Sennheiser x Dior, F ­ r. 2250.–.

NEUER MEISTER

Samsung bringt mit dem «Frame-TV» einen Fernseher, der ausgeschaltet aussieht wie ein Gemälde. Da das Gerät aussergewöhnlich dünn ist – und dank der speziellen Darstellung (der Effekt wird durch Bewegungs- und Lichtsensoren verstärkt) –, merkt man als Betrachter kaum, dass man vor einem Fernseher steht. Holzrahmen und simulierter Passepartout machen das Werk schon fast museumswürdig.­

«Gold Phantom» von Devialet, Fr. 2590.–.

KONTAKT-LINSE

Eine der wenigen hochwertigen Linsenauf­ sätze für iPhone 6 und 7 – im Bild das ­Weitwinkelobjektiv. Es gibt als Varianten auch Tele- und Makro­­objektive, beide mit Zubehör, um die Linsen am iPhone zu befestigen.

«The Frame» von Samsung, Fr. 2199.–.

FINDLING

«ExoLens Pro» von Zeiss, Fr. 209.–. 61 GRAMS HANDTASCHENKAMERA

Die superkleine «AirSelfie»Drohne ermöglicht, wie der Name schon sagt, Selfie-Bilder aus der Luft. Sie wiegt bloss 61 Gramm und kann mit einer speziellen Hülle direkt am Mobil­ telefon transportiert und geladen werden.

Eine praktische, weil ­ extrem transportable ­Polaroid-Kamera mit zwanzig Megapixel. Macht Sofortbilder (8,9 x 10,8 cm), verfügt über einen Blitz, Blue­ tooth und Wi-Fi und ist in sechs Farben erhältlich.

«AirSelfie» von Airselfie Camera, Fr. 405.–.

«Pop» von Polaroid, ca. Fr. 267.–.

Ein praktischer BluetoothTracker, der so flach ist (zwei Kreditkarten dünn), dass er auch gut ins Portefeuille passt. Oder beispielsweise hinten an ein Tablet. Dadurch findet man seine Kreditkarten immer per App, ein akustisches Signal macht es noch einfacher. Oder andersrum: Ein Knopfdruck am «Tile Tracker» führt einen zum verlegten Smartphone. Ausserdem erfasst die App per GPS, wann der Gegenstand das letzte Mal in Reichweite war. «Tile Slim» von Tile Tracker, ca. Fr. 40.–.

VERSTÄRKT

Bekannt für seine Gitarrenverstärker, bringt der amerikanische Hersteller Marshall nun das erste Multi-Room-System mittels ­Wi-Fi auf den Markt. Es ist in drei verschiedenen Grössen erhältlich, wobei der grösste mit 110 Watt sehr ordentlich Leistung bringt. «Acton» von Marshall, Fr. 380.–.

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TALK 24. Oktober 2017

INNOVATION IM BUSINESS

– echte Pionierleistung oder bloss Marketing? PODIUMSGÄSTE:

MODERATION:

PROGRAMM:

ANMELDUNG:

DONATO BOCHICCHIO

MARK VAN HUISSELING

Markenchef Audi Schweiz

Redaktionsleiter WW-Magazin

18.30 Uhr: Türöffnung 19.00 Uhr: Beginn Talk, anschliessend Publikumsfragen 20.30 Uhr: Apéro, Networking

bis 23. Oktober 2017 an werbemarkt@weltwoche.ch (Beschränkte Platzzahl – deshalb nur angemeldete Gäste.)

HAUPTSPONSOR:

LOCATION-PARTNER:

HALEH ABIVARDI

Gründerin Zahnarztzentrum

VERANSTALTUNGSORT:

MICHEL PÉCLARD

Gastronomie-Unternehmer («Fischer’s Fritz», «Coco», «Rooftop»)

«Aura»-Event-Saal, Bleicherweg 5, 8001 Zürich, www.aura-zurich.ch


«Ich halte die Trennung respektive die Stilisierung Mensch versus Maschine für etwas polemisch»: Adrian Locher, 35, Serienunternehmer.


WW-Persönlichkeit  Story

Seit er vierzehn ist, gründet er UNTERNEHMEN. Mal mit viel, mal mit wenig – und manchmal mit sehr viel ERFOLG. «Dein Deal», das Schnäppchen-Portal, hat ihn reich gemacht. Mit seiner neusten Firma, bei der es um KÜNSTLICHE INTELLIGENZ geht, will er wichtig werden.

Text:

MARK VAN HUISSELING

Bilder:

URBAN ZINTEL

Adrian Locher Nr. 3 2017

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Story  WW-Persönlichkeit

In Berlin bist du, mit Respekt, ein eher unbeschriebenes Blatt. Dass du in Zürich die Internet-Plattform Dein Deal aufgebaut und verkauft hast, dürfte dort weitgehend unbekannt sein – ein Nachteil?

A Adrian Locher ist Serienunternehmer – er hat mit vierzehn sein erstes Unternehmen gegründet. Sein erster Grosserfolg, zusammen mit Geschäftspartnern, war die Gründung von «Dein Deal», einem OnlineHandelsplatz für Aktionen und Sonderangebote – beispielsweise ein Essen in einem bestimmten Restaurant an einem bestimmten frequenzschwachen Abend für einen niedrigen Preis, vielleicht 19 Franken statt 50 oder so, die es gemäss Speisekarte kosten ­würde –; die Online-Plattform kassiert eine Kommission, wenn sie Schnäppchenangebote verkaufen kann. Die me-too-Idee war die Umsetzung des amerikanischen Unternehmens Groupon mit gleichem Geschäfts­ modell. Die Bilanz schätzt das Vermögen des 35-Jährigen auf fünf bis zehn Millionen Franken – dies nach dem V ­ erkauf von Dein Deal im Jahr 2015 an das Zürcher Medienhaus ­Ringier. Für sein neustes Unternehmen mit Namen Merantix ist Locher mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern nach Berlin gezogen. Merantix, das er mit einem Geschäftspartner mit eigenem Geld gegründet hat, bearbeitet Geschäftsfelder, bei denen es um machine learning und künstliche Intelligenz geht. Das Unternehmen hat zurzeit zwölf Mitarbeiter, bis Ende des Jahres sollen es zwanzig sein. Merantix erzielt zwar bereits Umsätze, verliert aber noch Geld.

Das ist eine lustige Betrachtung. Ich habe an sich s­ owieso was gemacht, was jeder Vernunft entgegenläuft. Ich war in der Vergangenheit sechs Jahre lang, sagen wir: sehr erfolgreich im E ­ -­Commerce tätig [Handel mit Waren und Dienstleistungen im World Wide Web]. Und dann habe ich entschieden, auf ein ganz neues Feld zu gehen; allerdings auf eines, das mehr meinem Hintergrund und meiner Herkunft entspricht, ich komme aus der Software-Entwicklung. Aber es stimmt: Für meinen Ausflug in die künstliche Intelligenz kann ich nicht gross auf meine Erfahrungen aus dem E-Commerce zurückgreifen. Und dann noch der Wechsel in einen anderen Markt, ein anderes Land – nicht unbedingt the smartest move. Aber es ist das Thema, das mich am meisten ­gereizt hat. Wie kamst du darauf?

Nachdem wir Dein Deal verkauft hatten [an Tamedia], habe ich ein Sabbatical gemacht, zum Teil im Silicon Valley. Und dort ist mir klar geworden, dass ich nicht nochmal dasselbe machen will, bloss mit einer neuen Firma. Das war ein wichtiger Treiber. Ich kenne deine Mutter nicht – aber wie erklärst du ihr, was deine neue Firma Merantix macht?

Ich würde dafür sehr stark über die Anwendungsgebiete gehen, weil es so viel weniger abstrakt und sehr viel besser fassbar wird, was wir machen. Ein Projekt, das wir machen, ist in der Radiologie angesiedelt. Radiologie ist medizinische Bildgebung. Unsere ­machine learning-Systeme erkennen medizinische Diagnosen auf Bildern. Sie helfen dem Radiologen bei der Feststellung von Diagnosen, sie helfen, schneller zu werden, Fehler zu vermeiden, sie ­übersehen weniger. Und in der Zukunft, irgendwann, werden sie die Arbeit ­selbständig erledigen können.

Weshalb hast du dein neues Unternehmen in Berlin gegründet?

Zurzeit gibt die Maschine erst eine Zweitmeinung ab?

Berlin als Standort ist für uns weniger interessant, was die Märkte angeht, die wir bedienen, aber sehr interessant, was die Mitarbeiter angeht. Wir rekrutieren viel in Amerika, in New York und San Francisco. Und diese Leute nach Berlin zu holen, ist deutlich einfacher, ehrlich gesagt, als nach Zürich. Weil sie Berlin kennen und es sich dort günstig leben lässt. Zürich dagegen ist ein guter Standort, was die Nähe zu den Universitäten angeht – in der Schweiz gibt es zwei Top-Tech-Universitäten von Weltruf, die ETH Zürich und die EPF Lausanne –, und darum bin ich ungefähr zweimal im Monat in Zürich, meist aber nur für einen Tag.

Richtig, es gibt gesetzliche Vorgaben, die besagen, dass ein Arzt Diagnosen machen muss. Und so wie auf dem Feld der ­Radiologie sind wir zurzeit auch noch in fünf anderen Feldern ­tätig. Kurz und knapp: Merantix baut Firmen auf, die auf künstlicher Intelligenz basieren.

Ist Zürich denn für die Finanzierung deiner Firma der richtige Ort?

Im Augenblick nicht – wir haben nämlich noch gar keine Inves­toren, ausser meinem Geschäftspartner und mir. Das kann sich n ­ atürlich in Zukunft ändern. Dann wird vielleicht auch Zürich ein Ort, wo wir uns nach Kapitalgebern umsehen. In Zürich gibt es zwar keine besonders entwickelte Venture-Capital-Kultur [Risikokapital, d. Red.], aber das ist auch nicht das, was für uns am interessantesten ist. Denn Anleger, die Venture-Capital zur Verfügung stellen, wollen nach drei oder fünf Jahren Erträge sehen u ­ nd/­oder ihr Geld zurück, bei uns wird es aber wohl zehn oder zwanzig J­ ahre dauern, bis es soweit ist. Darum sind für uns eher family ­offices [Gesellschaften, die das Vermögen reicher Familien bewirtschaften] interessant – und davon gibt es in Zürich, wie an anderen Orten auf der Welt, wo es sich angenehm leben lässt, einige.

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Was ist der Unterschied zwischen machine learning und künstlicher Intelligenz?

Es sind zwei verschiedene Dinge, die aber oft vermischt werden. Wir sprechen eigentlich nicht von AI [Artificial Intelligence, künstliche Intelligenz, auch KI, künstliche Intelligenz], sondern von ­machine learning. Das ist das, was wir machen: maschinelles Lernen. Wir bringen der Maschine zum Beispiel bei, Muster zu erkennen. Und das Ergebnis einer gut funktionierenden Maschine, die lernfähig ist, kann künstliche Intelligenz sein. In der künstlichen ­Intelligenz unterscheidet man zwischen narrow, general und super intelligence. Und narrow [schmal] intelligence, ist das Einzige, was bisher funktioniert – ganz spezifische, eng definierte Problemstellungen, etwa die Steuerung einer Einspritzanlage bei einem Automotor. Oder ein Bild erkennen. Dort ist die Maschine dem Menschen überlegen. Tatsächlich?

Ja. Ein guter Radiologe sieht im Lauf seines Arbeitslebens vielleicht ein paar hunderttausend Bilder. Eine Maschine dagegen kann auf Datenbanken mit Millionen von Bildern zugreifen und jedes

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WW-Persönlichkeit  Story

Bild, das ihr vorgelegt wird, damit vergleichen. Am ersten Arbeitstag hat sie also schon mehr Bilder «gesehen», als ein Mensch in zwanzig Jahren. Was Maschinen aber nicht können, oder jedenfalls noch nicht: ein Problem lösen, für das sie nicht programmiert wurden. Das können Menschen dagegen sehr gut – einen Wissenstransfer von ­G elerntem, wie wir sagen: anderen Domänen aus vornehmen. Das Computerprogramm Alphago, das menschliche Go-Spieler geschlagen hat, kann keine Radiologiebilder erkennen. Das ist die grösste Limitation der künstlichen Intelligenz. Wobei, und das ist das Spannende an diesem Feld, zurzeit hat man alle paar Monate einen Durchbruch – und plötzlich funktioniert etwas. Der Autor und Futurist Ray Kurzweil schreibt, im Jahr 2045 seien ­Maschinen klüger als Menschen. Was hältst du von dieser Behauptung?

Man muss bei künstlicher Intelligenz zwischen domänenübergreifender und spezifisch auf ein Problem trainierter KI unterscheiden. In Letzterer ist die Maschine jetzt schon besser als der Mensch in vielen Belangen, zum Beispiel bei der Bild- und Gesichtserkennung. Im Bereich genereller, domänenübergreifender KI sind wir allerdings noch weit davon entfernt. Daher hängt es stark davon ab, was man unter klüger versteht. Und dann noch ein zweiter Gedanke: Ich halte die Trennung respektive die Stilisierung Mensch versus Maschine für etwas polemisch. Weil der Mensch seit der Erfindung der ersten Technologie, Feuer wahrscheinlich, immer neue Technologien wie das Rad oder den Buchdruck bis zum Internet erschaffen hat. Und diese Technologien wurden dazu verwendet, sich selber besser zu machen. Aktuellstes Beispiel ist doch das Smartphone: Es hat aus uns, richtig eingesetzt, effizientere, schnellere, unabhängigere

Das Smartphone hat aus uns, ­richtig eingesetzt, effizientere, s­ chnellere, unabhängigere und nicht zuletzt ­klügere Problemlöser gemacht. und nicht zuletzt klügere Problemlöser gemacht. Was also, wenn wir die Perspektive ändern und sagen: Künstliche Intelligenz wird den Menschen genauso nützen, wenn wir uns mit ihr verbinden. Viele Menschen haben aber Angst, dass die klugen, guten Maschinen übernehmen – und dann vielleicht böse werden . . .

Das Bild der bösen KI ist von Science-Fiction geprägt und aus meiner Sicht unbegründet. Man muss die positiven Anwendungen, Potenziale und Chancen in den Vordergrund stellen, in der M ­ edizin, der Mobilität und so weiter. Was aber nicht heisst, dass man nicht gleichzeitig darüber debattieren und diskutieren soll, was zum Beispiel reguliert werden soll und wie. Wichtig scheint mir j­edoch, neue Technologien nicht im Keim zu ersticken. Das Beispiel der I­ nitiative Open AI, einer Interessengruppe für künstliche Intelligenz in Amerika, die eine Selbstregulierung der Industrie anstrebt, ist für mich viel sinnvoller als das Bestreben der EU, gleich Gesetze zu entwerfen. Ein weiterer Gedanke in diesem Zusammenhang, der verunsichert: ­ KI frisst Jobs . . .

Klar. Aber das ist ein weiterer klassischer Fehler in der Einschätzung von technologischen Entwicklungen. Wir versuchen mit dem Wissen und der Erfahrung aus der Vergangenheit, die Auswirkungen einer zukünftigen Technologie einzuschätzen. Es gab einen guten Artikel im Economist dazu, der die Parallelen zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert aufgezeigt hat. Und die Arbeit, wie damals befürchtet wurde, ist uns bisher auch nicht ausgegangen. Und was sagst du zur Gefahr von Kollateralschäden der neuen ­Technologien? Twitter an sich ist nichts Schlechtes. Der Kurznach­richtendienst machte aber wohl erst die Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten, mit allen Folgen, möglich.

Was Kollateralschäden, angerichtet durch lernende M ­ aschinen und/oder künstliche Intelligenz sein könnten, wissen wir noch nicht. Darüber wird aber nachgedacht – und ich denke, in diesem Bereich ist die Sensibilität sehr hoch, across the board, von Indus­trie über Universitäten bis zur Politik. Die Institution Open AI, von der ich vorhin erzählt habe, ist nur ein Beispiel, daneben gibt es unzählige Forschungskooperationen, Ethik-Gremien, et cetera. Ist deine Firma cashflow positiv, verdient sie Geld?

Nein, wir sind im Investitionsmodus. Aber wir haben Umsätze, wir verbrennen nicht nur Geld, und wie gesagt: Es ist unser eigenes Geld. Wir wachsen gewollt schneller, als es unsere Umsätze zulassen würden, darum verbrauchen wir Geld. Was hast du für einen Zeithorizont – wann soll Merantix Geld verdienen?

«Wir haben Umsätze, wir verbrennen nicht nur Geld, und wie gesagt: Es ist unser ­eigenes Geld»: Locher über den Merantix-Geschäftsgang.

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Das könnten wir im Prinzip von heute auf morgen umschalten. Wenn wir jetzt sehr viel mehr Projektgeschäfte machen und Beratungsaufträge annehmen würden, würden wir mehr einnehmen. Stattdessen entwickeln wir Produkte, in die wir investieren und für die wir bezahlt werden. Dies zusammen mit Partnern, meist mit

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Story  WW-Persönlichkeit

«Stufe eins war, dass wir Gründer Geld und, wie man so schön sagt: sweat equity [Schweiss-Kapital] reingaben. Danach kam Stufe zwei»: Locher über die Anfänge von «Dein Deal».

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WW-Persönlichkeit  Story

Es gab ganz wenige, z­ ugegebenermassen spektakuläre Fälle von ­Konkursen bei Partnern, bei denen wir dann blöd dastanden.

wo ich mitarbeiten kann. Auch das Merantix-Konstrukt ist aus dieser Überlegung entstanden: dass ich mehrere Unternehmen gleich­zeitig aktiv aufbauen kann. Zurzeit bearbeiten wir fünf verschiedene Bereiche, aber wir möchten auf zehn erhöhen.

Industrieunternehmen; im Fall der Radiologielösung sind es beispielsweise grosse deutsche Spitalketten. Das Ziel ist, diese Produkte langfristig vermarkten zu können. Mein Antrieb ist, zukunftsfähige Produkte anzubieten, nicht, Beratung zu verkaufen.

Wenn man eine rationale und nicht eine religiöse Diskussion über die Finanzierung führen will, muss man das im Kontext tun: In welchem Markt ist man? Was ist es für ein Unternehmen? Wie sieht das Team aus? Man kann ein erfolgreiches Unternehmen mit Mitteln aufbauen, die das Unternehmen selbst erwirtschaftet, also organisch wachsen, es dauert einfach eher lang. Und manchmal gibt es ein Wettrennen um die Nummer-eins-Platzierung im Markt. Dann gibt es keine andere Möglichkeit, als mit fremdem Geld zu arbeiten.

Hockenheim-Fahrtrainig und der Massschneider – unsere b ­ eiden berühmtesten Beispiele. Das Business, das wir mit Dein Deal betrieben haben, ist ein gutes und nachhaltiges Geschäft, es hat über hundert Millionen Franken Jahresumsatz gemacht, bevor ich ausgestiegen bin. Und der ganz grosse Teil davon lief problemlos, sonst hätten wir nicht so hohe Kundenzahlen gehabt: gegen eine Million Kunden in der Schweiz und über 5000 Partner, die mit uns arbeiteten . Aber es gab ganz wenige, zugegebenermassen spektakuläre Fälle von Konkursen [bei Partner-Unternehmen], bei denen wir dann blöd dastanden [Leistungen, für die Kunden bezahlt hatten, konnten nicht erbracht werden]. Aber wir gingen als Unternehmen gestärkt daraus hervor. Ich habe nicht deshalb die Branche gewechselt, sondern weil mir der Technologiebezug bei dem, was ich machte, fehlte – und es mich zu etwas Neuem hinzog.

Wie hast du Dein Deal am Anfang finanziert?

Hast du von Anfang an auf einen Exit, Firmenverkauf, hingearbeitet?

Es gab zwei Stufen. Stufe eins war, dass wir Gründer Geld und, wie man so schön sagt: sweat equity [Schweiss-Kapital] reingaben. Danach kam auf Stufe zwei mit Klaus Hommels [wichtigster und erfolgreichster Wagniskapitalgeber der Schweiz] der erste aussenstehende Investor dazu. Und schliesslich stieg Ringier ein.

Nein, null. Persönlich glaube ich auch, wenn man mit diesem Ziel an den Aufbau eines Unternehmens herangeht, kann man fast nur unglücklich werden. Ich glaube dagegen, man sollte machen, was man gerne macht. Weil man das gut kann. Und irgendwann einmal fängt sich das an auszuzahlen – und so ergibt sich vielleicht die Möglichkeit, ein Unternehmen zu verkaufen.

Bei Dein Deal hattest du als Geschäftsführer mit unzufriedenen K ­ unden zu tun, etwa wenn Vertragspartner deines Unternehmens ihre Leistung nicht erbrachten. Ist das ein Grund, weshalb du in einen anderen Bereich mit anderen Kunden gewechselt hast?

Weshalb gehst du mit deinem eigenen Geld rein? Es gibt Unternehmer, die bevorzugen es, mit dem Geld anderer Leute zu arbeiten . . .

Du selber investierst einen Teil deines Gelds auch in Start-upUnternehmen – weshalb?

Ich habe früh in meinem Leben beschlossen: Ich mache nur das, was mir Spass macht. Was mir Spass macht, ist, Dinge aufzubauen. Entsprechend macht es mir Spass, Start-ups aufzubauen und zu entwickeln. Je näher ich am Tagesgeschehen bin, desto besser. Ich bin kein guter Seitenlinieninvestor, ich helfe lieber mit. Um mithelfen zu können, musst du einen verhältnismässig grossen ­Anteil am Kapital eines Unternehmens bringen.

Das ist richtig, und auch der Grund, warum ich nicht breit gestreut investiere, sondern nur einige wenige Investitionen habe,

Was braucht es für erfolgreiches Unternehmertum vor allem – die zündende Idee oder die perfekte Umsetzung?

Ich glaube, vor allem die frühe Phase eines Unternehmens wird nicht ausgemacht durch Prozesse und Strukturen, s­ ondern durch Leute, die für ihr Unternehmen brennen und gemeinsam etwas e­ rreichen wollen. Das lässt sich nicht prozessualisieren. ­Schliesslich betritt man Neuland mit einem jungen U ­ nternehmen. Man braucht also Leute, die bereit sind, Risiken einzugehen. Die zündende Idee finde ich gar nicht so wichtig. Denn, egal was es schon gibt – wenn ich ein grossartiges Team habe, habe ich die Chance, etwas besser zu machen als die Konkurrenz.

KARRIERESTATIONEN

2002 Zimtkorn GmbH. Noch während des Studiums an der HSG gründet Adrian Locher die Web-Agentur und Software-Firma.

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2007 Social-MediaTechnologiefirma Smaboo. 2009 muss Locher diese schliessen, weil er mit der Kampagnenverwaltung zu früh gekommen sei, sagt er.

2010 Dein Deal. Nach der ersten Phase mit Eigenkapital beteiligte sich ein Privatinvestor, später übernahm die Firma Ringier das Unternehmen ganz.

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2016 Merantix entsteht in Berlin, bearbeitet machine learning und ­künstliche Intelligenz. Locher und Geschäftspartner Rothe finanzieren privat.

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Text:

TOBIAS MORSTEDT

Illustrationen: TIM LAHAN

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Story  Geldbeschaffung

Die Idee ist einfach: Viele EINZELPERSONEN ODER ­ORGANISATIONEN geben je wenig Geld. So kommen HOHE SUMMEN zusammen. Damit stellen Unternehmer ­ Produkte her, für welche die GELDGEBER SCHON BEZAHLT haben. So geht Crowdfunding. Dieses wird dank dem World Wide Web immer öfter angewendet. So oft, dass vor RISIKEN UND ­NEBENWIRKUNGEN gewarnt werden muss.

D

Der Scorkl ist eine brillante Erfindung. Man kann es nicht anders sagen. In einem Web-Video sieht man, wie junge Beach-Beautys in kristallblaues Wasser waten, eine Taucherbrille überziehen und das Mundstück einer kleinen gelben Röhre zwischen die vollen Lippen nehmen. Dann tauchen sie ab und schwimmen zwischen knallbunten ­Fischen und ­anderem high-definition-­Getier herum. «Bis zu zehn Minuten totale Freiheit», damit wirbt das Video – ohne Taucherschein und Sauerstofftanks. Der Scorkl versöhnt die Sehnsucht des Menschen, neue Welten wie Korallenriffe zu erobern

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trotz der A ­ bscheu vor knallengen Gummianzügen und T ­ heorieunterricht. Man kann das Gerät sogar mit ­einer Art Fahrradpumpe mit Sauerstoff laden. Warum bloss haben nicht alle Strandurlauber so ein Teil? Den Scorkl kann man nicht im Laden kaufen, es gibt ihn nur auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter, im Zwischenreich zwischen Idee und Realität. In kürzester Zeit haben die Scorkl-Macher, die jeden Durchschnittsbürger zum «Aquaman» machen wollen, über eine Million australische Dollar von Fans und potenziellen Kunden eingesammelt – dem World Wide Web sei Dank. Wer Geld für die Entwicklung zur Verfügung stellt, bekommt eines der ersten Produkte, wenn es denn hergestellt worden ist. Die Rollen des Investors und des Konsumenten verschmelzen. Crowdfunding bezeichnet eine netzbasierte Form der Kapitalbeschaffung, des Fundraising also, bei der Einzelpersonen oder Organisationen versuchen, über spezielle Plattformen innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums ausreichend Mittel zu sammeln, um ein Projekt umzusetzen, zum Beispiel so ein nützliches Gerät wie den Scorkl. Ursprünglich stammt das Prinzip aus der Welt der Start-up-Firmen, junger Unternehmen also, die nach flüssigen Mitteln dürsten. Mittlerweile wird es fast global eingesetzt: in Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft oder Entwicklungshilfe. Kreative, Erfinder, Künstler, Aktivisten und Zocker haben in den vergangenen Jahren unzählige Crowdfunding-Projekte auf den Weg gebracht – für Filme, Gadgets, Musikalben, Weltraummissionen. Sogar syrische Krankenhäuser werden über Crowdfunding-Plattformen unterstützt.

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Geldbeschaffung  Story

Geld gut investiert wu rde, sondern dass Patrick Hohmann, der Werenbac h-Gründer und ihr Uhr­ versicherung zahlen zu können oder die BeerEs gibt drei zentrale Gründe für Menschen, sich mit macher, zu einer Art Fre und wird. ihrem sauer verdienten Eigenkapital an der­artigen digung ihrer toten Grossmutter. Ein AmerikaVer keh rte We lt: Wä hre nd Ma rke tin g und ner, der ein Jahr täglich dreissig ­Kilometer zu Projekten zu beteiligen: ­Customer Service traditio nell am Ende einer Pro- Fuss zur Arbeit gehen musste, weil sein Auto Passion: Sie glauben an das Produkt. Mit ganzem duktentwicklung stehen , muss man hier zuerst kaputtgegangen war, erlangte im Netz als walHerzen. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als dass ­Leute begeistern – die Ide e ist nur der Beginn. king man Berühmtheit. Sein Auftritt im ­Internet es ein Smartphone gibt, das nachhaltig ist und länDer Young Entrepreneur Co unc il, eine Beratungs­ ­hatte sich gelohnt: Ihm s­ chenkten g ger als ein Jahr hält (Fairphone 2, 2015: 9 Millionen ­ erührte Nutorganisation für junge Un ternehmer, rät unter an- zer insgesamt 350 000 US-Dollar. Es wäre herzEuro). Sie träumen von einer T ­ asche mit unzähligen derem: «Permanent übe r das Produkt reden und erwärmend, wenn für jede dieser G Stau­fächern, die gleichzeitig ­Koffer und Rucksack ­ eschichten, Buzz herstellen», «sozial e Medien jenseits der Platt- die in den Medien auftaucht und die, zumindest ist (Peak Design Everyday Backpack, 2017: 6,5 Millioform einsetzen», «Video s in guter Qualität produ- vorübergehend, ein Happy End bekommt, nicht nen US-Dollar) oder einem Film über Weltraum-Nazieren» . . . zis («Iron Sky», 2012: 1 M ­ illion Euro). Sie interessieren unzählige Härtefälle in den Tiefen des Webs verAuch die Schweizer Led erwaren- und Mode- sinken würden. Die grundsätzlich bestehende Besich für Details aus der Entwicklungsarbeit und folmanufaktur Rubirosa hat mit Crowdfunding ihr Zie gen den Machern auf Twitter – sie sind sogenannte l reitschaft von Einzelpersonen im Netz-Zeitalter, erreicht – Unternehme r Flavio Agosti sammelte ihre Mitmenschen finanziell zu unterstützen, kann brand enthusiasts, eine wichtige Kundenkategorie: im Mai dieses Jahres me hr als 50 000 Franken, systematische Hilfe und Unterstützung durch die Nur hier lieben Menschen eine Marke schon, bevor um Sneakers mit handge ma chtem, italienischem sie von den Herstellern überhaupt eingetragen wurde. öffentliche Hand oder grosser Kooperativen nämSchuhmacherkunsthandw erk zu vereinen. Da ss lich nicht ersetzen. Geld: Sie glauben an die Erfolgschancen des man sich darüber hinaus auf den dominikanischen Produkts. Sie haben die Wachstumskurven in TechBei Crowdfunding geht es aber weniger um ­Polospieler und Playboy Por firio Rubirosa aus den Rationalität oder Gerechtigkeit oder andere übernologie- und Immobilienmärkten gesehen und wol1950er Jahren bezog, hat ihnen bei der Kunden- geordnete Faktoren als um das Gefühl, das einen len mitmachen. Gemeinsam mit anderen. Oft ist es Community sicher zusätz lich geholfen. überkommt, wenn man einen solchen Pitch zum auch so, dass ein funder das Produkt, wenn es dieCrowdfunding wird nic ht nur für Konsum­ ersten Mal sieht: Amerikanische Forscher haben ses dann gibt, zu einem früheren Zeitpunkt und zu artikel angeboten, sonder n auch von immer mehr herausgefunden, dass beim Spenden übers Netz einem niedrigeren Preis beziehen darf, was ziemlich Wissenschaftlern genutz t, um Forschungsarbeit die Kriterien, die bei klassischen Wohltätigkeitsgenau dem alten Subskriptionsgedanken entspricht. zu finanzieren. Die ent spr ech enden Plattformen organisationen ins ­Gewicht ­fallen – Grösse der Moral: Sie glauben an das Gute im Menschen hei ssen Experiment .com, Petridish.org oder, im Organisation, Reputa­tion, Effizienz – kaum eine und in der Wirtschaft. Sie wollen helfen. deutschsprachigen Rau m, Sciencestarter.de. Lau Crowdfunding unterscheidet sich stark von dem t Rolle spielen. deutschen Sciencestarte r-Team hat die ÖfDiese Impulssteuerung könnte jedoch auch traditionellen Investments. Das liegt vor allem fen tlichkeit so die Möglichke it, Wissenschaft wie- ­einer der Gründe sein, warum aus verhältnis­mässig daran, dass es keine Vermittler zwischen Anbie- der unmittelbar mitzugestalte n – man spricht von wenigen Crowdfunding-Hypes eine nachhaltige ter und Inter­essenten gibt. Während bei einem ­e iner Demokratisierung der Wis senschaft. Die me- ­Erfolgsgeschichte wird. Es ist einfacher, einen Rumherkömmlichen Investment etwa Banken und diz inische Zeitschrif t The Lancet befürchtet je- mel um eine Idee zu entfachen, als ein Produkt zu ­Ratingagenturen die Qualität respektive das ­Risiko doc h, dass nur «panda bea r science» gefördert entwickeln, dessen Herstellung und Vertrieb skaliereiner Anlage bewerten, nutzen Crowdfunding-In- wü rde, wenn die Masse übe r Förderung entschei- bar sind. Das Hamburger Start-up Protonet etwa, das itiatoren andere Instrumente, um L ­ eute zu über- det , also: unterhaltsame, ein grosses Publikum 2014 noch einen deutschen Crowdfunding-­Rekord zeugen: Transparenz und Exklusivität. ansprechende ­Studien ohne wissenschaftlichen aufgestellt hatte und Server für den Heimbetrieb Ein gutes Beispiel für dieses Vorgehen ist etwa Ge halt. Eine Analyse des Ins tituts für Publizistik- entwickelte, musste dieses Jahr Insolvenz anmeldas Schweizer Start-up-Unternehmen ­Werenbach wis senschaft und Medienfo rsc hung der Universi- den – ob die Investoren ihr Geld zurück­bekommen, von Patrick Hohmann, das mechanische Uhren tät Zürich zeigt, dass vor alle m Projekte gefördert ist nicht klar. Ein anderer Superstar der Crowdfunaus einer Sojus-Weltraumrakete herstellt, die im wer den, die mit V ­ ideos oder Animation en veran- ding-Bewegung, die Smartwatch-Firma Pebble, w All war – im Frühjahr s­ ammelte der Unterneh- sch ­ urde aulicht werden und bei denen die Funder mit von einem Konkurrenten übernommen – und wird mer mehr als 700 000 Franken von zukünftigen den Experten kommuniziere n können. ­Uhrenkäufern. Ohne diese Mittel hätte er das Moden Service für Produkte bald einstellen. Und der Auf der Website Patreo n.com können sich ­Videospieleentwickler Chris Roberts, bekannt für den dell nicht realisieren können. Die Uhren sind in der Kün stler, Kreative und Aktivis ten fleissig um Mä- 1990er-Blockbuster «Wing Commander», hat seit 2012 Zwischenzeit hergestellt und sollen im Oktober zen e bewerben, die sie mit Abo nnementen und mehr als 148 Millionen US-Dollar über Crowdfunding (Redaktionsschluss von WW-Magazin war Ende Spe nden unterstützen. So kam en allein 2017 schon für sein neues Videospiel «Star Citizen» eingesamSeptember) versandt werden. Je nachdem, wie 150 Millionen US-Dollar melt – trotz, oder wegen des vielen Gelds, wird der viel man investierte, bekommt man andere Pro- zus ammen (die WebStart immer weiter in die Zukunft verschoben. Bisdukte: Für einen Franken gibt es nur einen «di- Co mpany selbst begitalen High-Five» und regelmässige Updates, häl lang versucht Roberts die Leute mit Einblicken t 5 Prozen t des während man für gut 750 Franken ein Ziffern- ges in die Entwicklung und neue Konzeptstudien ammelten Gelds). blatt aus dem S ­ ojus-Antriebsmodul bekommt Au ruhig zu halten. Doch erste Investoren haben f Cro wd fun din g(mit Kratzern, die bei dem wilden Ritt entstan- P l Klagen eingereicht. attformen wie den). Ein ­Rabatt zum Marktpreis versteht sich von ­Indi Auch Crowdfunding ist am Ende ein Busiegogo.com oder Goselbst. Gleichzeitig halten die ­Macher ihre Kun- fun ness. Trotzdem: Wer sich auf Plattformen wie dm e.c om bie ten abe r den und Investoren mit regelmässigen Updates auc Kickstarter oder Gofundme umsieht, hat h viele Leute nichts we iauf dem Laufenden. «Die Sojus-Kapsel traf ein», ter das Gefühl, dass die Z ­ ukunft eine schöne an, als ihre Bedürf tig keit. «Wir sind im Plan», «Fortsetzung folgt» . . . sein könnte – es gibt so viele gute Ideen da Sie bitten um Hilfe, um ihre KrankenDurch diese Nähe haben die interessierdraussen. Ideen, an denen man teilhaben ten Menschen nicht nur das Gefühl, dass ihr kann, oft schon mit ganz wenig Geld.

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Aussenbetrachtung  Modestrecke

Bilder:

Styling:

STEPHANIE PFAENDER

KIM DUNG NGUYEN

So schön kann's im Büro sein Die neue HERBSTKOLLEKTION von LOUIS VUITTON ist nicht genau das, was man als klassische BUSINESSMODE bezeichnen würde. Auf der anderen Seite – weshalb nicht einmal SCHICKER FREITAG statt casual friday? 34  WW Magazin

Oktober / November

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Kurzärmelige Weste, Lederhosen und ­besticktes Halskragen-Gilet.


Langer Ledermantel mit beigem GĂźrtel.


Ärmelloses Kleid und Tasche «City Steamer PM».


Langarmkleid, Gürtel aus Nappaleder, Tasche «Pochette Metis» und Stiefeletten.


Reissverschluss-Jacke, Kurzarm-Gilet und Hose.


4-Taschen-Jacke, Rock mit Gürtel, Tasche «Glitter Metal Box» und Stiefeletten.


4-Taschen-Jacke und Ohrringe «Handy LV».


Reissverschluss-Jacke «Perfecto», Hose und beiger Gürtel.


Asymmetrischer Pullover, Hose und Handtasche «Twist PM Spaceship».

Hair: CHRISTOS VOURLIS Make-up: CHRISTINA LUTZ (B Agency) Model: FANÉLIE A. (Marilyn Agency) Casting Director: EMILIE ÅSTRÖM

(Creartvt) Fotoassistenz: BENJAMIN HEINRICH

Digital Operator: CHLOE MAY TRUONG Location: 20 000 LIEUX


Aussenbetrachtung  Kulinarik

Illustration: RICCARDO GUASCO

GUTE BIERIDEE

Der Trend CRAFT-BEER kommt, of course, aus Amerika: Klein- und ­­­Kleinst­­ undschaft ­damit, brauereien stellen SPEZIALITÄTENBIERE her und geben i­hrer K was sie will – und seien das bloss ein paar D ­ utzend Abnehmer. ­Angenehme ­Nebenerscheinung: Eine jahrhundertealte BIERTRADITION lebt wieder auf. Text: SARAH STUTTE

F

rüher war nicht alles besser, aber vieles einfacher – der Geschmack des Schweizer Biers etwa w ­ urde von den Mitgliedern des Bierkartells bestimmt. Mit anderen Worten: Was die grössten Brauereien einschenkten, hatte den Trinkern zu schmecken. Denn Alternativen gab es wenige, und sie waren schwer zu finden; Ergebnis eines Kartells eben. Heute muss jeder Brauer für sein Bier Käufer finden, die genau das wollen, was er aufstellt. Und das, so sieht es aus, gelingt. Denn sogenanntes Craft-Beer ist auch hierzulande mittlerweile in aller Munde. Der Trend aus Amerika sorgte dafür, dass sich bei uns ebenfalls immer mehr regionale Betriebe mit ihren Spezialprodukten etablieren konnten. Zählte man Anfang der 1990er Jahre erst rund 32 unabhängige, meist kleinere Brauereien, sind es mittlerweile landesweit mehr als 750 (Stand Ende 2016). Auch Winterthur, wo es mit der ehemaligen Haldengut-Brauerei eine lange Biertradition gibt, scheint immer noch ein gutes Bierklima zu besitzen. Denn in den vergangenen Jahren entstanden hier v ­ iele Kleinbrauereien: Euelbräu, Fahrtwind, Grundlos, Overboard oder 8406 – um nur einige zu nennen. Doch während diese ihr Bier vor allem an Abnehmer aus ihrer Region verkaufen wollen, hat sich ein ­Anbieter innert kurzer Zeit einen Namen über die Kantonsgrenze hinaus gemacht: die Doppelleu-­Brauerei. 2012 entstanden, feierte sie von Beginn an mit ihrem Zugpferd Chopfab – einer Wortkreation, die unter anderem auf Swissness anspielt, mit dem «CH» am Anfang des Worts, sowie auf eine ­wichtige Brauzutat (Hopfen) und auf das Öffnen (Köpfen) der Bierflasche – Erfolge. Der Betrieb expandierte, zog in e­ inen hochmodernen Bau und digitalisierte die Produktion, was vergangenes Jahr mit dem Start-up-Preis des Swiss Economic Forum ausgezeichnet wurde. Mit vier Mitarbeitern gegründet, zählt das Unternehmen mittlerweile vierzig bis fünfzig Angestellte. Einer von ihnen ist Patrick Thomi, der erste Braumeister, dazu Bier-Sommelier, ach was, seit diesem Jahr Schweizer Meister der Bier-Sommeliers. Als Braumeister ist er für die tägliche Überprüfung der einzelnen Chopfab-, Doppelleu- und Craft-Beer-Sorten verantwortlich und kümmert sich darüber hinaus um organisatorische und administrative Belange. Der hohe technologische Standard bei ­Doppelleu gäbe ihm die Möglichkeit, die Qualität ständig zu verbessern, sagt er. Auf die Frage, was Doppelleu so anders mache, antwortet er: «Unser stimmiges Sortiment, welches für beinahe jeden Geschmack einen qualitativ hochwertigen Biertyp bietet, hat zu unserem heutigen Erfolg s­ icher viel beigetragen.» Was wichtig sei, denn wenn der Kunde ein Bier zuerst entdecke, es aber nachher nicht mehr finde, vergesse er es bald. «Sieht man es aber immer wieder, wird es plötzlich zum Lieblingsbier.» Mittlerweile bietet Doppelleu vierzehn verschiedene Sorten an. In der sogenannten Brewmaster-­ Edition werden alle paar Monate bestimmte geschmacksstarke Spezialbiere vorgestellt. Das ­neuste, ­gerade lancierte Bier ist das Chocolate Stout, das mit echter Schokolade gebraut wird. Alle Biere bei Doppelleu sind obergärig, werden also bei höheren Temperaturen hergestellt. Obergärige Biere b ­ ilden grundsätzlich mehr Aromastoffe, was ein Bier intensiver und zum Genussbier macht. Im Gegensatz zum untergärigen L ­ agerbier mit weniger Aromen. Deshalb ist das Lagerbier leichter trinkbar und in der Schweiz beliebt. Doch die Spezialbiere sind im Aufwind. Man könne, um Craft-Beer verstehen zu wollen, nicht einfach den englischen Begriff craft mit Handwerk übersetzen, sagt Thomi. «Es geht darum, die Kreativität spielen zu lassen. Das beste Produkt mit unkonventionellen Ideen umzusetzen und nicht einfach Standardbier herzustellen.» Nimmt die CraftBeer-Bewegung gar die Herausforderung an, Weintrinker von Bier zu überzeugen oder Frauen, d ­ enen normales Pils bisher zu herb schmeckte (siehe Kasten rechts)? Patrick Thomi ist davon überzeugt. «Bier rückt wieder stärker in den Fokus, man entdeckt traditionelle Stile neu. Der K ­ unde hat so mehr Auswahl und die Wahrscheinlichkeit, dass jeder etwas findet, wird erhöht.» Zudem ­würde man sich ­heute ­bewusster ernähren und auch mehr Wert auf das ­passende Getränk zum Essen l­egen. Es gilt die Grundregel: schweres Bier zu schwerem Essen, leichtes Bier zu leichtem Essen. Er selbst wähle zu jeder Stimmung das passende Bier aus, denn auch privat verfügt der Braumeister über eine grosse Sammlung aus aller Welt. Für ihn ist Bier eine Leidenschaft, die ihn nie ganz loslässt.

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Oktober / November

VON WEGEN MÄNNERGETRÄNK

Die im Zürcher Weinland beheimatete Bier-Sommelière Nyree Nijboer hat sich mit ihren Degustationen auf eine Zielgruppe spezialisiert: Frauen. Die gebürtige Niederländerin will helfen, weibliche Ressentiments gegenüber dem Malzund-Hopfen-Getränk abzubauen. «Bier macht nicht ausnahmslos dick und ist auch nicht nur etwas für Männer», sagt sie. Im Gegenteil: Frauen besitzen 30 Prozent mehr Geschmacksnerven und ­erkennen deshalb Bierfehler, wie etwa eine falsche Lagerung, schneller. Auch gab es bis ins 15. Jahrhundert fast nur Bierbrauerinnen. Dann fehlten ­ ihnen vielerorts die finanziellen Mittel, und auch das A ­ ufkommen der Männerzünfte v ­ erdrängte die Frauen aus dem ­G ewerbe. Dies ­jedoch nur, wenn sie nicht schon vorher als Bierhexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden – fehlgeschlagene Brauversuche brachte man im Mittelalter häufig mit Mystik in Verbindung. Dem Aberglauben ein Ende ­setzte erst die flächendeckende Hinzunahme von Hopfen, der den Brauprozess stabiler machte. Ob ein Indian Pale Ale, das gut zu asiatischem Essen passt, weil es die Schärfe reduziert, ein deutsches Klosterweizen oder ein belgisches Fruchtbier – für den sensiblen Frauengaumen gibt es manche ausgezeichnete Sorte. Auch sehr beliebt ­natürlich: das britische Chocolate Stout. Ein grosser neuer Kundenstamm für Doppelleu ist also gefunden.

DEGUSTATION Nichts geht übers Probieren. ­ Frauen können sich bei Nyree Nijboer trauen, in ­unbekannte ­Geschmackswelten einzutauchen. Ob zu ­Hause, in der Firma oder an einem speziellen Ort – überall kann das persönliche Frauenbier, das nicht «Eve» heisst, entdeckt werden. www.bier-probieren.ch

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Das neuste, ­gerade lancierte Bier ist das Chocolate Stout, das mit echter Schokolade gebraut wird.


SUPER -

Story  Unsterblichkeitsfantasie

Aus dem Silicon Valley, wo viele der ­erfolgreichsten ­Technologiefirmen und REICHSTEN UNTERNEHMER DER WELT ihren Sitz beziehungsweise ihre Anwesen h ­ aben, ­kommen geniale, manchmal REVOLUTIONÄRE IDEEN – die­ Mehrheit der Geräte etwa, die unseren Alltag besser ­machen respektive zumindest bestimmen, wurde dort 46  WW Magazin

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- PILLE

Unsterblichkeitsfantasie  Story

entwickelt. Jetzt wollen ein paar besonders findige – ODER GRÖSSENWAHNSINNIGE? – mittelalte Männer die letzte ­Grenze überschreiten: Sie lassen MEDIKAMENTE ERFINDEN, dank ­denen sie 150 Jahre alt werden können. Oder b ­ esser GLEICH UNSTERBLICH. Daran geforscht wird, nebenbei, nicht nur in Nordkalifornien. Nr. 3 2017

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Story  Unsterblichkeitsfantasie

A

Text: SARAH STUTTE Illustrationen: RUNE FISKER

Als übergewichtiger Programmierer arbeitete sich Dave Asprey bis zum Manager für IT-Firmen und Start-ups hoch und brachte es zum Pionier der Cloud-Technologie. Mit 26 Jahren fühlte er sich unbesiegbar. Vor dem Tod wollte er sich nicht mehr beugen. Also nahm er ab und kletterte im ­Himalaja-Gebirge, um sich fit zu halten. Doch die Tour war strapaziös, und ein Einheimischer versorgte ihn deshalb mit einer Mischung aus Tee und Yak-Butter. Wieder daheim, entwickelte er das Getränk weiter. Seine ­Version – der Bulletproof Coffee (aus Kaffee, Butter und Kokosöl) – hielt ihn über lange Zeit wach und half zudem beim Gewichtsverlust. Mit der ­Rezeptur gründete er sein eigenes Unternehmen und gilt heute als Guru der Bio­ hacker. Also allen, die ihre direkte Umgebung beeinflussen, um damit ­ihre körperliche und mentale Leistungsfähigkeit zu optimieren. Zusätzlich zum Kaffeegenuss verbringt Asprey täglich drei Minuten in seinem millionenteuren Luftbehälter, um bei minus 168 Grad Celsius die Dichte seiner Mitochondrien zu erhöhen, die den Zellen zur Energiegewinnung dienen. Doch er will nicht alleine unsterblich werden. In seinem Silicon ­Valley Health Institute in Palo Alto kommen regelmässig Wissenschaftler und ­Unternehmer zusammen. Sie alle sind vom Gedanken beseelt, den Schlüssel zur Langlebigkeit in der Technik zu finden. Die ultimative Formel, um dem Tod Lebewohl zu sagen oder zumindest, um das Unausweichliche so lange wie möglich hinauszuzögern. Gleiches versucht man auch auf dem Google Campus, der unweit von ­Aspreys Institut liegt. Die Suchmaschinengründer Sergey Brin und Larry Page glauben beide fest an die Idee des ewigen Lebens – diese war ihnen 2013 knapp eine Milliarde US-Dollar wert, so viel investierten sie in ihr Start-up-Unternehmen Calico (California Life Company). Calico widmet sich der modifizierten Gentechnik anhand eines Algorithmus. Dieser soll sich durch Datenmengen kämpfen, Schwachstellen entdecken und so Zellvorgänge verständlicher machen. Ziel soll dabei sein, aus einer völlig gesunden DNA neue Organe zu züchten. Damit liesse sich eine Vielzahl von Altersleiden wie Krebs, Alzheimer oder Herzprobleme bekämpfen, hofft man. Auch der Biochemiker Craig Venter, dem es als erster gelang, das menschliche Genom zu entschlüsseln, arbeitet mit seinem Unternehmen ­Human Longevity an dieser Form der Gen-­Analyse, um neue Diagnoseverfahren und ­Therapieansätze zu finden und marktfähig zu machen. Schon in den 1990er Jahren meinte man, dem Ziel nahe zu sein, als Cynthia Kenyon einen winzigen Nermatodenwurm entdeckte und so ­herausfand, dass eine einzelne Genmutation das

Leben verlängern kann. Doch die Freude währte nur kurz, denn trotzdem sind nach wie vor Hunderte von Genen dafür verantwortlich, wie lange ein Leben dauert. Dennoch löste die Erkenntnis einen regelrechten Forschungsboom aus, da der Tod nicht mehr länger als ein metaphysisches Problem betrachtet wurde. Heute arbeitet Kenyon für Calico. Die Tech-Leader sparen auch hier nicht, holen sich Genetik-Koryphäen und Nobelpreisträger, um die Forschung voranzutreiben. Weitere Milliardäre aus dem Silicon Valley verfolgen ähnliche Ziele – vielleicht auch deshalb, weil sie schon früh mit dem Tod konfrontiert wurden. Und ihn nicht akzeptieren wollen. Was einerseits zum Forscher-Weltbild passt, das viele erfolgreiche Technologie-Unternehmer haben, und andererseits zur ebenfalls latent vorhandenen Allmachtsfantasie – weshalb soll sich einer, der aus eigener Kraft Serienunternehmer und Milliardär wurde, den Naturgesetzen beugen müssen wie Joe Sixpack, der durchschnittliche Nichtleistungsträger? Larry Ellison, Mitgründer des Software-Herstellers Oracle, etwa gründete vor über zwanzig Jahren eine Stiftung, mit der er verschiedene Forschungsvorhaben unterstützt, weil der Tod für ihn, nach eigener Aussage, «nie einen Sinn ergeben hat». Sergey Brin besitzt aufgrund einer ­Genmutation ein erhöhtes Risiko, an Parkinson zu erkranken, und fördert die Forschung hier explizit. Z ­ usammen mit Mark Zuckerberg, dem Facebook-Gründer, hat er ausserdem den Breakthrough Prize ins Leben gerufen, der jährlich bahnbrechende Erkenntnisse im Bereich der Lebensverlängerung mit drei Millionen US-Dollar honoriert. Das Start-up Unity Biotechnology arbeitet an Medikamenten, mit d ­ enen der Körper ältere Zellen abstossen soll, um damit den Alterungsprozess ­sogar gänzlich zu stoppen. Amazon-Chef Jeff Bezos hat bereits 116 Millionen ­US-Dollar in Unity Biotechnology gesteckt. Auch Peter Thiel, der zusammen mit E ­ lon Musk Paypal gründete, heute aber mehr mit radikal-libertären Ideen auffällt – er lehnt, verkürzt gesagt, etwa jede Form staatlicher Eingriffe ins Leben der Bürger ab –, ist einer der Geldgeber. Thiel ist gleich bei mehreren Projekten dabei, die unterschiedliche Ansätze in der Problemlösung Tod verfolgen. So nimmt er beispielsweise am Ambrosia-Experiment teil und lässt sich zu Forschungszwecken für umgerechnet 8000 Euro im Monat Blut injizieren. Dieses Blut stammt von Menschen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Untersucht wird, wie sich das junge Blut auf den Alterungsprozess auswirkt. Dies erinnert an schaurige Vampirgeschichten von Dracula bis zur ungarischen Blutgräfin Elisabeth Báthory. Dem russischen Ökonomen Alexander Bogdanow bekamen die Selbstversuche mit Bluttransfusionen an seinem eigens dafür gegründeten Institut nicht besonders, nebenbei erwähnt – er starb 1928 bei einem dieser wissenschaftlichen Experimente. Thiel hat verfügt, nach seinem Tod bei minus 196 Grad eingefroren zu werden. Oder gar in flüssigem Stickstoff eingelagert, wie es der britische ­Biogerontologe und Software-Ingenieur Aubrey de Grey für sich plant. Dieser ist davon überzeugt, dass wir – einer Maschine gleich – zukünftig einfach unsere defekten Teile reparieren, austauschen sowie regelmässig warten können. Die defekten Teile sind dabei die sogenannten Telomere, eine Art ­Schutzkappe. Ähnlich der Plastikkappen an Schnürsenkelenden sitzen sie am Ende der Chromosomen. Bei jeder Teilung verkürzen sie sich, fransen irgendwann aus und verlieren so ihre Schutzfunktion. Die Zelle wird funktionsun­fähig. Deshalb wird jeder Mensch, selbst wenn er hundertprozentig gesund ist, sich perfekt ­ernährt, Sport treibt und jeden Tag gute Luft einatmet, m ­ omentan nicht älter als 120 Jahre. Das ist die biologische Limite, die durch die Telomere definiert wird. Deshalb sucht de Grey nach einer Möglichkeit, die Zellen unendlich zu erneuern und damit die Begrenzung aufzulösen. Man wäre mit reichlich Lebenserfahrung ausgestattet und bliebe ­dabei für immer jung. Ist der Weg für die Ewigkeit erstmal geebnet, soll es auch möglich sein, die eingefrorenen Unternehmer mittels Nanotechnologie wiederzubeleben oder zumindest

Weshalb soll sich einer, der aus eigener Kraft Milliardär wurde, den ­Naturgesetzen beugen?

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Unsterblichkeitsfantasie  Story

An der ETH Zürich filterten Forscher ­dreissig Gene heraus, die die ­Lebensdauer beeinflussen.

ihr Gehirn in einem gesunden Designkörper weiterexistieren zu lassen. Science-Fiction, wie wir sie heute nur aus Filmen kennen, könnte also Realität werden, falls Entwicklungen in ­diese Richtung erfolgreich verlaufen und sich umsetzen lassen. Auch in der Schweiz beschäftigt man sich, wenn auch nicht ganz so exzessiv wie in ­Amerika, mit der Zukunftsforschung und dem Thema A ­ lter. An der ETH Zürich filterten Forscher vor zwei Jahren aus 40 000 Genen dreissig spezielle heraus, die bei verschiedenen Spezies – vermutlich auch beim Menschen – die Lebensdauer beeinflussen. Ebenfalls massgeblich ­beteiligt ist die ETH an der Entwicklung im Bereich der Exoskelette und Robotik. Die Think-Tanks Avenir Suisse oder Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI) ­erstellen Studien und liefern Denkanstösse dazu. So gab Letzteres vor zwei Jahren die Untersuchung «Digital Ageing» heraus, die unter anderem die Folgen einer alterslosen Gesellschaft behandelt. Pflegeheime wären in diesem Szenario überflüssig, eine ganze Industrie, die heute am Alter der Menschen verdient und auch daran, weniger schnell zu altern, würde abgeschafft und müsste sich neu ausrichten. «Das Bevölkerungswachstum wird explodieren, und die Ressourcen werden knapp. Dies kann jedoch auch dazu führen, dass die Menschen umweltbewusster denken. Vielleicht würde es auch eine rigorose Geburtenkontrolle geben. Und eventuell werden wir alle zu Universalgelehrten. Man kann verschiedene Karrieren starten, immer noch Astronaut werden. Oder aber es findet eine völlige Abstumpfung statt, weil man alles schon einmal erlebt hat und sich langweilt», schreibt Jakub ­Samochowiec, Senior Researcher am GDI, in der Studie. Der Erkenntnisgewinn der Tech-Milliardäre mit ihrer Vision vom Übermenschen hat Vor- und Nachteile: Zum einen sind Unternehmer dem Gemeinwohl nicht verpflichtet, im Gegensatz zur staatlichen Gesundheitsförderung. Während die Wissenschaft auf sorgsam abgesicherte Resultate setzt, will man im Silicon Valley möglichst schnell Ergebnisse sehen, um selbst noch davon profitieren zu können – schliesslich zahlt man dafür aus der eigenen tiefen ­Tasche. Als Vorteil ist zu werten, dass die Medizin datenbasiert wird und ­IT-Firmen die ­dafür nötigen Rechenkapazitäten anbieten können. Zudem wäre – dank Cloud-Technologie – ein schnellerer Zugriff auf gewonnene D ­ aten möglich, was sich vor allem bei Diagnosen als hilfreich erweisen könnte. Jedoch kosten alle Vorhaben enorm viel Geld und zeigen: «Früher waren wir vor dem Tod alle gleich. Heute gilt, wer mehr Geld hat, lebt länger», sagt ­Nicole Brandes, Partnerin des Zukunftsinstituts, eines der grössten Think-Tanks in Europa. Denn auch mögliche Wunderpillen werden von der Pharmaindustrie einzig dann entwickelt, wenn damit eine konkrete Krankheit bekämpft werden kann. ­Alterungsprozesse jedoch betreffen den ganzen Körper und sind deshalb ­finanziell für die Konzerne nicht tragbar. In Zürich beheimatet, erarbeitet die ehemalige Managerin mit Unternehmen zeitgemässe Leadership-Programme und hält international Vorträge zu zukunftsorientierten Führungskompetenzen. Technologie könne vieles, aber nicht die tiefen menschlichen Bedürfnisse und Sehnsüchte ersetzen, denn das seelische Wohlbefinden entscheide darüber, wie wir uns fühlen, findet sie. «Glück ist keine App, Beziehung kein Algorithmus, und Sinn kann man nicht downloaden», ist Brandes überzeugt. Wenn die Verlängerung des ­Lebens käuflich werde, verliere es an seiner Kostbarkeit, denn es korreliere mit der Begrenzung. Es korreliere auch mit innerem Wachstum und der Frage nach dem Sinn. «Was machen wir mit der gewonnenen Zeit? Was bedeutet das für die Erwerbstätigkeit? Werden wir mit 110 noch arbeiten?», wirft Brandes als Impulsgeberin auf. Gerade die Auswirkungen auf Politik und Wirtschaft sind zu prüfen. Nachwuchs, der notwendige neue Inputs liefern kann, wird nicht mehr nachrücken. Neben Diktatoren, die ihr Regime ewig aufrecht erhalten können, würden auch in Grosskonzernen, Universitäten oder in der Politik ­lange Zeit einzelne Führungspersonen dominieren. «Finden wir eine Welt mit solchen Möglichkeiten wirklich erstrebenswert?», fragt Brandes.

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Elon Musk, der Gründer von Tesla Motors, findet das. Er will bis dahin den Mars besiedelt h ­ aben. Wer weniger ambitioniert ist und nicht ewig l­ eben und auch nicht 170 Jahre alt werden möchte, kann sich immer noch mit der ihm n ­ atürlich zustehenden Lebenszeit zufriedengeben – und diese qualitativ zu verbessern versuchen. Aufhören, exzessiv zu trinken und zu essen, kann dabei b ­ eispielsweise helfen. Oder beim Autofahren den Sicherheitsgurt anzulegen und, vor allem, nicht zu rauchen. Das sind nämlich die beiden Massnahmen, die statistisch gesehen das Leben am meisten verlängern – plus sieben respektive plus neun Jahre. Wogegen Medikamente, die Krebs und Herzinfarkt aus der Welt schaffen, durchschnittlich bloss fünf respektive drei Jahre mehr L ­ ebensdauer bedeuten.

WIE ALPHAMÄNNER IM SILICON VALLEY DAS STERBEN ABSCHAFFEN WOLLEN (oder wenigstens sehr lange hinauszögern) DIÄTEN UND PRÄPARATE: Ob nun ein Bulletproof-Kaffee mit Butter und Kokosöl, kohlenhydratarme Mahlzeiten oder bis zu 150 Vitamin- und Mineralientabletten am Tag – dies alles, um zu erleben, dass die Technologie, die das Leben endlos längen soll, so weit ist. WUNDERPILLEN: Verschiedene Start-up-Firmen arbeiten an Medikamenten, die altersbedingte Krankheiten stoppen oder bestimmte ­lebensverlängernde Enzyme nähren sollen. KRYONIK: Körper tiefgefrieren (bei minus 196 Grad) und auf die ­Findung der ultimativen Lösung warten. GENTECHNIK: Mit modifizierten Genen gegen den Alterungsprozess kämpfen. ­Diese sollen mittels Algorithmus ermittelt werden. ROBOTIK UND NEUROCHIRURGIE: Nicht mehr funktionstüchtige Körperteile durch mechanische ersetzen oder die Neuronen im Hirn beispielsweise an einen Computer anschliessen. LUFTBEHÄLTER: Drei Minuten täglich in einem auf minus 168 Grad ­gekühlten 50 000 US-Dollar teuren Behältnis verbringen. BLUTTRANSFUSION: Für rund 8000 Euro lässt man sich Blut von ­Spendern unter 25 Jahren injizieren. Das junge Blut soll die biologische Uhr zurückdrehen.

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Aussenbetrachtung  Wanderlust

Illustration: PIETER VAN EENOGE

Am Hang Frauen mögen SUVs, sagt man, und sei es nur wegen DER ­V IELEN ­BECHERHALTER, die in den grossen Autos zu finden sind. Frauen, die mehr ­erwarten, werden in einem S­ PEZIELLEN ­FAHRTRAINING so ­geländetauglich gemacht wie ihr Gefährt. Unsere ­Autorin trainierte mit. Text: SARAH STUTTE

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An Transportmitteln benutze ich, nach kurzer Eigenrecherche, am allermeisten den Zug oder den Bus. So auch diesmal, allerdings in einer anderen Umgebung als meiner gewohnten. Ich tuckerte, nachdem ich den Zug nach Luzern ­genommen hatte, mit dem Postauto durchs Herz der Zentralschweiz, zum Verkehrssicherheits- und Eventcenter Seelisberg. Dieses befindet sich mitten im Wald und ist auch nur via einzigen H ­ altestelle mit gleichem N ­ amen erreichbar – oder eben, viel einfacher, mit dem Auto. Ich wurde denn auch mit den Worten begrüsst: «Das hatten wir bis jetzt auch noch nicht, dass jemand mit dem Bus zum Fahrtraining kommt.» Erst dachte man, ich sei den ganzen Weg gelaufen, was noch mehr Stirnrunzeln verursachte. Jaguar Land Rover Schweiz, dessen ­Geländewagen «Defender» zu den Klassikern der Automobilgeschichte zählt (ein ­neues ­Modell ist für 2019 geplant), hatte zu einem «Onroad/

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«Frauen fahren umsichtiger und hören besser zu. Männer geben oft Vollgas», sagt der Verkaufsdirektor von Land Rover.

Offroad»-Fahrtraining eingeladen, das speziell für Frauen durchgeführt wurde. Vor ungefähr neun Jahren sei die Idee entstanden, jährlich einen festen «Women P ­ ower Experience Day» anzubieten, sagt ­Robert Seitz, Direktor Sales & Product Management. Eingeladen werden dazu Frauen aus allen Berufsgruppen: von der Leiterin eines Unternehmens über eine selbständige Kosmetikerin, eine ­Zukunftsforscherin bis zur – Journalistin. Damit vergrössert nicht nur

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der Autokonzern sein Netzwerk, auch die Frauen verbinden sich oft untereinander. Ob Frauen an den Trainings anders fahren als Männer? «Mir ist aufgefallen, dass Frauen umsichtiger fahren und besser zuhören. Männer geben oft Vollgas», sagt Seitz. Davon kann ich mich dann gleich selbst überzeugen. Nach einer kurzen Einführung durch drei Instruktoren, die uns mit auf den Weg geben auch «viel Spass zu haben», teilen wir uns in Gruppen ein.

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Wanderlust  Aussenbetrachtung

Meine fährt auf der asphaltierten Strecke und darf somit als erstes den neuen Range Rover Velar ausprobieren, der Mitte August lanciert ­w urde. Weiter stehen uns der Range Rover Sport und der Evoque zur Auswahl – Letzterer ist mit weltweit über 500 000 verkauften Modellen in nur fünf Jahren der Bestseller von Land Rover. Alle Typen haben – neben hochwertigem Design – die beeindruckende Technik gemein, Knöpfe oder Schalthebel sucht man also vergebens. Das jeweilige Fahrzeuginnere ist sozusagen ein einziger Touchscreen, weiter gibt es eine Drehscheibe für die Gangwahl sowie einige vollautomatische Funktionen.

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Nach ein paar Runden Einfahren üben wir das Notbremsen bei Tempo 50. Dabei sollen wir den Evoque nach rechts ziehen. Es zeigt sich, dass der richtige Bremsmoment oft falsch eingeschätzt wird. Erst nach einigen Durchgängen werden erste Erfolge verzeichnet. Dies weil viele anfangs noch zögerlich auf die Bremse treten. Doch sobald die Eisen greifen und die Reifen viel Grip entwickeln, kurbelt sich auch unser Mut nach oben. «Es ist gut zu spüren, wie dieses wendige Auto in einer solchen Situation reagiert. Man weiss, dass man sich darauf verlassen kann», sagt eine Teilnehmerin.

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Mit dem Range Rover Sport geht es dann auf einen kurvigen Belag. Sobald ab einem ­bestimmten Punkt zu schnell angefahren wird, rutscht das Auto weg und gerät ins Schlingern. Dies passiert, als wir mit dem Velar bei ­Tempo 40 über eine nasse Fläche fahren. Er bricht aus, wir versuchen gegenzulenken und zu stabilisieren. Jedoch rutschen wir viel zu schnell Richtung Asphalt und drehen uns einmal um uns selbst, bevor wir zum Stehen kommen. Dabei hat sich sogar der Motor kurzzeitig ausgeschaltet. Mir wird erstmals ein wenig flau im Magen. Beim zweiten Versuch und mit­hilfe der Funktion «Terrain Response» haben wir kein Schleudererlebnis mehr. Damit lässt sich das Auto auf die verschiedenen Bodenbedingungen wie Schnee, Gras, Sand, Schlamm oder Schotter einstellen. Eine Neuauflage des Systems ­aktiviert sich sogar selbständig, sobald man auf dem jeweiligen Untergrund fährt. Am Nachmittag dürfen wir dann ins ­Gelände, zusammen mit dem Discovery und dem Evoque Cabrio. Als wir eine T ­ reppe hochfahren, über Baumstämme oder eine ­Wippe holpern, zeigt sich rasch, dass dies eine ganz andere Geschichte ist. In beiden Fahrzeugen sitzt man höher, dank dreier wählbarer Modi zur Luftfederung. Diese ermöglicht eine vergrös­ serte Bodenfreiheit sowie das Absenken für ein bequemeres Einsteigen. Im Wald selbst probieren wir uns an den verschiedenen Möglichkeiten aus. Mit der B ­ ergabfahrhilfe («Hill Descent Control») kommen wir lenkend herunter, ohne die Bremse zu betätigen. Ein u ­ ngewohntes Fahrgefühl. Mit dem «Drive A ­ ssist» können wir über einen Bildschirm die millimetergenaue Positionierung verfolgen und allfälligen Hindernissen rechtzeitig ausweichen. Als Knackpunkt erweist sich vor allem die Aufgabe, schräg über eine Kieswand zu fahren. Nicht nur die Schwebe­ lage ist trotz Gurt unangenehm, das Auto vor uns droht auch kurz zur Seite zu kippen. Per Anweisung zum richtigen Lenken wird jedoch Schlimmeres verhindert. Kurz bevor an diesem Tag der Sturm einsetzt, endet unser Training. Trotz gefährlicher Aktionen fühlt man sich nun sicherer. Als alle mit dem Auto den Heimweg antreten, warte ich auf meinen chauffeurgelenkten Wagen – den Bus nämlich.

RANGE ROVER VELAR Bei dem von unserer Autorin gefahrenen Modell handelt es sich um den Range Rover Velar von Land Rover, den wir hier abbilden, mit LED-Schein­ werfern, 8-fach manuell verstellbaren Vordersitzen, versenkbaren Türgriffen, Sprachsteuerung und Einparkhilfe; Modell mit Grundausstattung ab Fr. 63 500–.

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Anleitung  Arbiter Elegantiarum

Moderedaktion: WW-FASHION-TEAM

FÜR SELFMADE-MILLIARDÄRE

Hoodie von NIKE, ca. Fr. 207.– (bei MrPorter.com).

Shirt von AMERICAN VINTAGE, ­ca. Fr. 51.– ­ (bei Stylebop.com).

Taschen-Organizer von LOUIS VUITTON, ­Fr. 330.–.

Wer einen hoodie trägt, führt, natürlich nicht ­immer, aber zumindest potenz­iell, Übles im Schilde: Wunderkind und Unternehmer Zuckerberg.

Wenn einer mit 33 Altersjahren schon seine ersten 71 ­V ERMÖGENSMILLIARDEN

Jeans von A.P.C., ­ ca. Fr. 185.– (bei Mrporter.com).

Sneakers «Ozweego III by Raf Simons» von ADIDAS, ­ca. Fr. 400.– (bei Ssense.com).

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z­ usammenhat, kann er bei der A ­ USWAHL DER ­A LLTAGSBEKLEIDUNG recht ­nonchalant ans Werk gehen. ­ Könnte man meinen. Umso überraschender, dass Mark Zuckerberg, FacebookGründer und -Chef durch seine KLEIDUNG KOMMUNIZIERT. Ohne Worte zwar, aber, so sieht es aus, nicht ohne Absicht und Berechnung. Oktober / November

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Sein Kleidungsstil ist Stilverweigerung, ein No-Stil, meint man. Das mag gute Gründe haben: Als einer der jüngsten S ­ elfmade-Milliardäre – sein Vermögen wird von F ­ orbes auf 71,4 Milliarden US-­ D ollar g eschätzt – kann der ­ ­ h eute 33-­j ährige ­F acebook-Gründer und -Chef sagen, für Mode habe er k ­ eine Musse. Und ist d ­ amit in ­prima ­Gesellschaft: ­A lbert ­Einstein argumentierte, das Leben sei zu kurz, um sich den klugen Kopf über Kleider zu zerbrechen, und fand Zuflucht in seiner Uniform – schwarzer Anzug und weisses Hemd. Doch ist Zuckerbergs Stil tatsächlich ein No-Stil? Kaum. Der im kühlen, sittenmässig eher zugeknöpften Bundesstaat New York ­G eborene hat sich für den ­gedanklich wie auch textil­mässig leichteren, ­offeneren ­c alifornia style entschieden: Jeans, T-Shirt, Laufschuhe. Das, obschon San Francisco kein mildes Klima hat – ein Mittelfingerzeig an BrooksBrothers-Anzug t­ragende Unternehmer. Andererseits ist es ein Hinweis darauf, dass die Salatbar für hart denkende und a ­ rbeitende Zeitgenossen lange aufgeladene Essen im Steakhaus mit Rotwein­ begleitung schlägt. Sein Stück aber, das den tiefsten Einblick gewährt sozusagen, ist das Kapuzenshirt. Wer einen hoodie trägt, führt, natürlich nicht i­mmer, aber zumindest potenz­iell, Übles im Schilde. Dank Kapuze wird er dabei von Polizeiaugen oder Überwachungskameras nicht erkannt. Würde man dem Wunderkind derartige Absichten zutrauen? Ja, falls man die ­G eschichte von Facebook kennt, ­respektive den Film darüber («The Social Network») gesehen hat. Es stimmt schon: Kleidung ist Kommunikation ohne Worte. Mark van Huisseling

Nr. 3 2017

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MARK ZUCKERBERG


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23. NOVEMBER 2017

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