WW MAGAZIN No. 6 NOVEMBER / DEZEMBER 2015
TRÄUME Ein Heft über Wünsche, die in Erfüllung gingen – und solche, die es hoffentlich noch tun. Über Klarträume und Traumlaufbahnen. Über Schmuck, Mode und Kunst
Fr. 6.50
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Innenbetrachtung Editorial
Erfolg und Spass, bitte
Das zu Ende gehende Jahr war kein leichtes: Wer etwa ein Magazin leitet, das (fast) ausschliesslich mit Einnahmen aus Anzeigen auskommen muss, befindet sich zurzeit im recht harten Wettbewerb. Denn im Gegensatz zu früher, können Auftraggeber aus vielen Angeboten auswählen, wo und wie sie ihr Werbebudget investieren wollen. Da tut es gut, einen Unternehmer zu befragen wie 4 WW Magazin
Jean-Claude Biver, Präsident der Uhrenmarke Hublot und WW-Persönlichkeit dieser Ausgabe. Ihm ist schon zweimal gelungen, was den meisten nicht ein Mal gelingt: Eine Firma zu kaufen, gross zu machen und im richtigen Augenblick wieder zu verkaufen. Warum es gut tut, einen solchen Unternehmer zu treffen? Weil ein Teil seines Erfolgs mit seiner Haltung zusammenhängt – er glaubt an sich und daran, dass es weiter aufwärts gehen wird. Und er hat Spass an allem, was er macht, beziehungsweise er macht nur, was ihm Spass macht. Ich wünsche Ihnen Erfolg und Spass. Sein persönlicher Geschenktipp: Ein Kleidungsstück der Schweizer Modemacherin Dorothee Vogel.
November / Dezember
Nr.6 2015
BUCHERER.COM
EINZIGARTIG WIE IHRE EMOTIONEN – SEIT 1888 UHREN SCHMUCK JUWELEN
Innenbetrachtung Mitarbeiter dieser Ausgabe 1 1) TOMMY HILFIGER
3) THOMAS MORF
Unseren Autor muss man nicht vorstellen, wenn es um den Unternehmer geht, der vor ungefähr vierzig Jahren in New York eine Modemarke gegründet und dieser seinen Namen gegeben hat. Kleidung von TommyHilfiger ist heute auf allen E rdteilen zu kaufenund die Ausstrahlung des Brands ist die eines guten Amerikas, das man mit Selbstbewusstsein, E ntspanntheit und Lebensfreude verbindet. Wofür Hilfiger weniger bekannt ist, ist für seine Kunstsammlung. Für uns schreibt er darüber, wie er Kunst und Kunstwerke entdeckte und zu lieben b egann. Und wie er vom gelegentlichen Käufer eines Bilds zu einem wichtigen Sammler der massgebenden Künstler seines Landes und, seit einigen Jahren, Grossbritanniens wurde. Seite 12.
Der Autor, der in dieser WW-Magazin-Ausgabe über den derzeitigen Zustand der Schweizer Uhrenbranche schreibt, ist für uns ein Glücksfall. Weil es sich bei ihm um einen Insider handelt, der bereit ist, seine Einsichtenin die Branchemit Ihnen, den Lesern, zu t eilen. Im Gegensatz zu Journalisten, die eine Branche von a ussen beobachten, war Tom, wie er genannt wird, jahrelang Teil der Branche; als CEO der Firma Carl F. Bucherer, der Uhrenmanufaktur von Bucherer, dem Luzerner Uhren- und Schmuckhändler, sowie als CEO und Mitbesitzer von H anhart, einer Chronografenmarke Swiss made. Tom ist zwischenzeitlich ausgestiegen– er ist Partner von Brand Masters International, einer Marketingund Vertriebsorganisation für hochwertige K onsumgüter in Nordamerika und Europa, die er mitgegründet hat. Auf die Uhrenindustrieblickt er mit Strenge, aber auch Wohl wollen. Seite 14.
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TOMMY , MARIANNE , THOMAS UND CHRISTINE 1)
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3)
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2) MARIANNE ESCHBACH
Wir freuen uns, eine neue Kollegin begrüssen zu dürfen, die in dieser Ausgabe von WW-Magazin ihren ersten Text schreibt, über ein Haute Joaillerie-Stück, ein Collier mit Diamanten, der Firma Bucherer. Über aussergewöhnliche Schmuckstücke und komplizierteUhren zu schreiben, ist für Marianne natürlich nichts Neues – sie tat es die zurückliegenden zwei Jahrzehnte bereits, lange Zeit für die Modezeitschrift Bolero, deren stellvertretende Chefredaktorin sie zuletzt war. Wir heissen Marianne herzlich willkommen, die von nun an für uns über Schmuck schreibt und verabschieden uns mit grossem Dank von Valeska Jansen, die diesen Posten zuvor während mehrerer Jahre inne hatte. Seite 18.
6 WW Magazin
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4) CHRISTINE BENZ
Die Fotografin ist eine old hand in unserer Zeitschrift, obwohl sie noch jung ist. In den letzten Jahren erledigte sie mehrere grosse Aufträge für uns, u nter anderem fotografiertesie die Breguet-Manufaktur. Für diese WW-Magazin-Ausgabe begibt sie sich aber auf ein neues Terrain: Sie hat Schmuck am lebenden Objekt festgehalten. Mit anderen Worten: Sie war verantwortlich für unser SchmuckShooting. Schmuck schön zu fotografieren wird, mit Recht, als eine der anspruchsvollsten Herausforderungen b ezeichnet – die Kostbarkeitensind klein und voll von Reflektionen. Christine hat einmal mehr einen guten Job gemacht, f inden wir. Doch entscheiden Sie s elber, ab Seite 36.
Nr.6 2015
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Innenbetrachtung Inhaltsverzeichnis
Bild: CHRISTINE BENZ
WW Magazin Nr.6 IN H A LT Grobstrickpullover von STELLA JEAN (bei Trois Pommes). Schmuck von PASQUALE BRUNI (bei Les Ambassadeurs).
EDLE STEINE UND METALLE
Der schönste Schmuck zur schönsten Zeit für die Schönste – Bildstrecke.
36 8 WW Magazin
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Nr.6 2015
Titelbild: Christine Benz Model Romy/Modelwerk trägt ein Top von RODARTE (bei Trois Pommes) und Ohrringe von SIMONE ROCHA (bei Mytheresa) Bild: Nicole Bachmann Illustrationen: Ping Zhu, Jason Ford, Kali Ciesemier, Paul Blow
Inhaltsverzeichnis Innenbetrachtung
CONTRIBUTORS
KOLUMNEN
Mitarbeiter dieser Ausgabe
von Andreas Ritter
SEITE 6
SEITE 10
WW- PERSÖNLICHKEIT
KUNST I
KUNST II
TREND- REPORTE
von Tommy Hilfiger SEITE 12 UHRENBRANCHE
SCHMUCK
SEITE 18
von Thomas Morf SEITE 14
WANDERLUST
von Mark van Huisseling SEITE 50
KULINARIK
MODE
SEITE 20
Die besten Hotelbars SEITE 44
ANLEITUNG
JEAN-CLAUDE BIVER
Burattas Siegeszug
Wie tickt der Unternehmer, der zwei Uhren firmen gross gemacht, verkauft hat (und dabei reich geworden ist), und jetzt verantwortlich ist fürs Uhrengeschäft von LVMH?
SEITE 48 ARBITER ELEGANTIARUM
Charlotte Casiraghi SEITE 52
SEITE 22
GESCHICHTEN
BRIEFING
Aussergewöhnliche Geschenke SEITE 16
MANUFAKTUR-REPORTAGE
Wie Cartiers Uhren entstehen SEITE 32 VERSCHWINDEN
Ich habe einen Traum SEITE 46
SERVICE
BEZUGSQUELLEN
SEITE 53
TRAUMDEUTUNG
IMPRESSUM
Weshalb wir was träumen – und was Träume bedeuten. Interview mit der Psychologie-Professorin Brigitte Boothe
SEITE 53
SEITE 28
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WW Magazin 9
Xxxxx Xxxx «Trough the fence, Xxxxx him and her» Seidendruck auf spiegel-poliertem Stahl von Michelangelo Pistoletto, 2008 (nicht das Werk, das unser Kolumnist kaufen wollte).
Styling: XXXX XXXXXXX Model: XXXX XXXXXXX
*Sein persönlicher Geschenktipp: Handgemachte Kerzen von «La Maison Trudon», Paris.
Kunstkolumne Aussenbetrachtung
DIE KUNST DES KAUFENS
Wer genug GELD hat, kann Werke nach GUTDÜNKEN anschaffen, meint man. So einfach ist die Sache aber nicht mehr, Professionalisierung ist nötig. Unser KOLUMNIST empfiehlt, sich im Voraus zu erkundigen, zu prüfen, zu kalkulieren und – sich zu freuen, wenn das ausgewählte Werk heil ankommt.
Text:
ANDREAS RITTER*
Bild: Michelangelo Pistoletto/Courtesy of the artist, Luhring Augustine, New York and Galleria Christian Stein, Milan
R
etour im Flieger von der «Frieze» in London bin ich ganz ermattet: Gesehen habe ich eine gute zeitgenössische und eine hervorragende Messe mit klassischer Kunst, wobei ich hierzu Werke von der Antike bis zu den 1970er-Jahren zähle. Dazu das mittlerweile übliche Schaulaufen der internationalen Schickeria – Der Kunstmarkt ist definitiv im Entertainment-Business amerikanischer P rägung angekommen. Gemäss dem mass geblichen Jahresbericht zum Kunstmarkt, der von The European Fine Art Fair (TEFAF) erstellt wird, haben vergangenes Jahr Kunstkäufer weltweit 45 Milliarden Dollar ausgegeben, was eine Zunahme von sieben Prozent im Vorjahresvergleich darstellt. Bereits 2014 wurde der Allzeit-Rekord gebrochen, der Kunstmarkt hatte, was Ausgaben anging, das Vor-KrisenHoch des Jahres 2007 übertroffen. Wie lange das so weitergehen kann, darüber will ich hier keine Aussage wagen, vielmehr wieder einen Blick hinter die Kulissen dieser traumhaft erfolgreichen Welt werfen. Obwohl eine grosse Zahl von Auktionen während dieser Kunstwoche in London stattfinden, mit einer unwahrscheinlichen Menge angebotener Werke, finden sich immer die selben Künstler versammelt, und zwar bloss wenige Dutzend an der Zahl. Der ganze Rest, die Hundertschaften, die an der zeitgenössischen Messe auf dem Primärmarkt präsentiert werden, findet keinen oder noch keinen sogenannten Sekundärmarkt. Das heisst, die meisten hier angekauften Werke, sind nicht oder (lange Zeit) nur schwer wieder weiter
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zu verkaufen. Deshalb gilt: Kunstsammeln ist immer noch zuallererst eine Leidenschaft, und erst in zweiter Linie eine Investition. Und zwar eine für Anleger mit langem Anlagehorizont. Heute gekauft und morgen verkauft geht hier nicht wie am Aktienmarkt, die Anlage ist erst einmal gebunden, die Banken sprechen deshalb – und hierüber muss ich immer schmunzeln – von der «emotionalen Dividende» an der Wand. Auch die Besichtigung der Werke selbst im Auktionshaus gibt einige Denksportaufgaben auf: Im Katalog auf Hochglanz poliert, findet man bei der Besichtigung die eine oder andere Ruine an der Wand. Ein Werk eines aufstrebenden Künstlers, für das ich mich nach Studium des Auktionskatalogs begeisterte, sollte eigentlich im Zustand, wie ich es gesehen habe, direkt in ein Restaurierungsatelier wandern Wie viele Käufer sehen sich die Werke vorher an? Wie viele bestellen einen Zustandsbericht? Was sagt ein solcher aus, der von einem «guten» Erhaltungszustand spricht? Weiter fällt mir auf, dass von einem Künstler, der gerade sehr en vogue ist, in jedem der drei Häuser fünf oder mehr Werke zu entdecken waren. Michelangelo Pistolettos Silkscreen-Prints auf poliertem Stahl, italienische Arte Povera-Werke der 1960er- und 1970er-Jahre, sind leicht zu fälschen. Hat das Auktionshaus hier genau, sehr genau recherchiert? Immerhin reicht die Preisspanne je Werk in die Millionen. Provenienzrecherche tut also Not und ich frage mich, wie viele Sammler hier ihre Hausaufgaben machen. Ich selbst habe vor drei Monaten einen (für das bürgerliche Budget) moderaten Pistoletto, eine Edition, ersteigert. Die Provenienz der kleinen Arbeit habe ich geprüft, es war nicht ganz einfach, doch sie war in Ordnung. Dennoch ging die Sache nicht gut aus: Noch vor
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Abholung des Werkes erhielt ich vom Auktionshaus die Nachricht, dass das Spiegelobjekt leider bei einer Umhängung zerbrochen sei. Der bereits bezahlte Preis wurde mir eilends rückerstattet – doch ein Werk aus derselben Serie ging heute, während ich diese Zeilen schreibe, in London für den fünffachen Preis weg. Auch so kann also ein Traum wortwörtlich in die Brüche gehen. Doch führen wir das Auktionsgeschäft in Gedanken zu Ende: Kaufe ich ein Werk und stellt es sich als echt heraus – und in der Annahme, das Auktionshaus macht es nicht kaputt –, so kostet es mich eine zusätzliche Stange Geld, bis ich es stolz zu Hause präsentieren kann: Aufgeld, Folgerechtsabgabe, Versicherung, Transport, Importsteuer und allenfalls ein Kunstlager. Alles profane Dinge, die meinen Traum, einen Pistoletto zu Hause zu haben, etwas irdischer werden lassen. Es sei deshalb wiederholt: Es verlangt echte Leidenschaft, wenn man all diese Hürden zu nehmen bereit ist und ein Werk sein eigen nennen will. Hohe Transaktionskosten heisst das dann jeweilen, wenn es um die Beschreibung von Kunst als alternative Anlageklasse geht. Die gute Nachricht zum Schluss: Die längst überfällige Professionalisierung des Kunstmarktes hat begonnen, der Ruf nach Transparenz und klaren Regeln wird lauter. Die Branche tut gut daran, sich diesen Anforderungen zu stellen. Bevor die Fälle vor dem Richter landen. Das sage ich als Sammler und als Anwalt.
ANDREAS RITTER ist Rechtsanwalt für Kunstrecht. Der Fünfzig- jährige führt gemeinsam mit Sibylle Loyrette die Kanzlei Ritter & Partner Rechtsanwälte in Zürich.
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Aussenbetrachtung Kunstkolumne II
DIE KUNST DES SAMMELNS
Wann wird ein KUNSTKÄUFER zum Sammler? Und wie geht das überhaupt: Was für WERKE kauft man, wer hilft einem dabei und wo hängt man sie auf? Unser Autor erinnert sich, gibt Antworten – und kaufte ein HOTEL , um endlich genug Wände und Platz zu haben.
TOMMY HILFIGER
M
eine Sammlung würde ich als contemporary Pop Art bezeichnen. Ich habe in den 1980er-Jahren damit angefangen und in den frühen 1990er-Jahren realisierte ich langsam, dass ich mich von einem Kunstliebhaber zu einem Kunstsammler entwickelt habe. Kunst inspirierte mich mehr und mehr. In den späten 1970er-Jahren zog ich von meiner Heimatstadt Elmira im Bundesstaat New York in den Big Apple, um dort Kleider zu designen und ein eigenes Label zu gründen. Zuvor hatte ich schon sieben Jahre lang zusammen mit zwei Freunden erfolgreich eine Boutique in Elmira geführt. In New York traf ich Andy Warhol, der mich mitnahm in seine Ateliers, seine «Factories», über die ganze Stadt verteilte Fabrikhallen, in denen er an unterschiedlichen Projekten herumexperimentierte. Sie bildeten den Pool der kreativen Szene New Yorks, waren Atelier, Partylocation, Wohnort für Künstler und Filmstudio in einem. Er hat mir einen Einblick in sein Schaffen ermöglicht. Wie er Musik, Film, Mode, Unterhaltung und Showbiz in seiner Kunst vereinte, gefiel mir vom ersten Moment an. Doch zu dieser Zeit realisierte ich noch nicht, so wie die meisten, wie wichtig seine Bilder waren. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie irgendwo verkauft würden, weil sie damals zu teuer waren, auch für mich. Aber als meine Modemarke immer erfolgreicher wurde und ich damit Geld verdiente, wollte ich dieses Geld in Kunst investieren. Ich kaufte also Warhol, hauptsächlich seine bunten Ikonen-Bilder: Muhammad Ali, Elizabeth Taylor, Grace Kelly, Mick Jagger, Marylin Monroe und Liza Minelli. Über die Jahre kaufte ich eine Menge von ihm. Und dann, mit der Zeit, fand ich mich auch auf Auktionen wieder, überall auf der Welt. Dort schaute ich mich um und
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erwarb, was mir gefiel. Auf einer Auktion in St. Tropez lernte ich den Sammler und Händler Enrico Navarra kennen und er nahm mich mit zu sich nach Hause. An seinen Wänden hingen Werke von Jean-Michel Basquiat, Andy Warhol, Tracey Emin, Damien Hirst und Keith Haring – also eine Menge sehr interessante Sachen. Und ich liebte es. Man ging von einem Raum in den nächsten und jeder war total anders. Überall gab es etwas zu Entdecken. Ich sah Bilder, die mich faszinierten. Skulpturen, die mich schockierten - ich war wirklich sehr begeistert. Direkt danach kaufte ich diesem Händler einen Keith Haring ab. Es war das Bild «The Doors», das Haring auf die Türen seines New Yorker Appartements gemalt und das Jim Morrison, der einen Namen für seine Band suchte, inspiriert hatte. Später sammelte ich Warhol/ Basquiat-collaborations. Der Zürcher Galerist Bruno Bischofberger brachte beide 1982 zusammen. Bischofberger nahm Basquiat damals mit in Warhols Factory, damit dieser ein Porträt des jungen, aufstrebenden Künstlers anfertigen konnte. Stattdessen fertigte Basquiat ein Doppelbildnis an – der Grundstein für das spätere, gemeinsame Schaffen. In Bischofbergers Galerie in Männedorf kaufte ich aber nur Einzelstücke von Basquiat. Danach entdeckte ich bei ihm Damien Hirst und einen neuen Künstler aus London, dessen Skulptur-Gemälde ich sofort toll fand: Henry Hudson. Heute gehört er, neben Tracey Emin und Skulpteur Marc Quinn, der übrigens Hirsts ehemaliger Mitbewohner ist, zu meinen britischen Lieblingskünstlern. Marc Quinn und auch Henry Hudson sind inzwischen gute Freunde von mir. Ich entscheide aus dem Herzen, was ich sammle. Wenn ich etwas sehe, was mir gefällt, muss ich es fühlen. Ich habe noch nie ein Bild gekauft, weil ich es als reine Investition betrachtet habe. Investment ist wichtig, wenn man Kunst kauft, aber es geht mir nicht ausschliesslich darum. Ich muss die Sachen wirklich lieben. Natürlich denke ich bei meinen Käufen auch an einen möglichen Handelswert,
November / Dezember
aber ich erwerbe oft Bilder von Künstlern, wo diese Frage nicht im Raum steht. Ich kaufe auch wenig von mid-career-artists, bei denen man schwer abschätzen kann, wie sich die Preise ihrer Werke entwickeln werden. Meine Kaufentscheidungen habe ich meistens selbst getragen. Jeffrey Deitch, ein befreundeter Kunsthändler, mit dem ich auch schon zusammen eine Ausstellung in New York kuratiert habe, steht mir manchmal beratend zur Seite. Kürzlich verkaufte ich durch Jeffrey einen sehr wichtigen Basquiat an ein Museum. Mit Jeffrey besuche ich seit sechs Jahren zusammen die Art Basel in Miami. Es ist immer sehr beeindruckend, fantastisch. Letztes Jahr wollte ich dort ein bestimmtes Kunstobjekt erwerben. Stattdessen kaufte ich das Art Deco-Hotel «Raleigh» in Miami Beach. Ein Wahrzeichen der Stadt, direkt am Ocean Drive gelegen. Das Haus ist zu meinem eigenen Museum geworden, dort habe ich viele meiner Werke ausgestellt. Vorher hatte ich viel Gemälde und Kunstwerke eingelagert und konnte mich nicht daran erfreuen, ich wollte sie aber sehen. Was mein nächstes Objekt sein wird, weiss ich noch nicht. Das hängt auch vom Preis ab. Ich werde mich an den kommenden Auktionen umsehen. Ein Künstler, den ich auf jeden Fall im Auge behalten werde, ist der in Hongkong lebende Brite Simon Birch. Er ist eigentlich Maler, arbeitet aber auch mit anderen Medien. Den muss man weiterverfolgen.
THOMAS JACOB HILFIGER besser bekannt als Tommy Hilfiger, 64, aus Elmira, New York, ist ein amerikanischer Unternehmer in der Modebranche. Zusammen mit Geschäfts- und Finanzpartnern baute er die Marke auf, die zur Hauptsache Kleidung im sogenannten College- oder Preppy-Stil (von preparatory school) anbietet. 2006 verkaufte er seine Anteile für 1,6 Milliarden Dollar. Hilfiger ist heute Principal Designer und Visionary. Er ist zum zweiten Mal verheiratet, hat fünf eigene Kinder s owie zwei Stiefkinder.
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Bild: Courtesy Tommy Hilfiger
Text:
«Acrobats», Skulptur von Keith Haring, auf dem Grundstück des Hauses unseres Autors in Miami Beach.
Aussenbetrachtung
Kolumne Uhrenbranche
*Sein persönlicher Geschenktipp: QLOCKTWO «Zeit in Worten».
Spezial Report Auktion Laureus Charity Night 2015
LÄUFT DIE BRANCHE – ODER STEHT SIE? Auf die Schweizer UHRENINDUSTRIE ist Verlass. So war das die längste Zeit jedenfalls. Doch zurzeit, so sieht's aus, gibt es ein paar Schwierigkeiten. Text:
THOMAS MORF*
I
n den vergangenen 15 Jahren ist die heim ische Uhrenindustrie gewachsen, phänome nal gewachsen. Neue Marken schossen aus dem Boden; junge, hungrige Märkte kompensierten Absatzschwierigkeiten im satten Europa und Amerika und die technische Entwicklung brachte Schwindel erregend komplizierte Werke hervor. Die Verantwortlichen der Branche liessen sich auch von M ärkten verführen, die keine Nachhaltigkeit haben und deren Politik wenig demokratisch ist. Die BRIC Staaten (Brasilien, Russland, Indien und C hina) wurden zu Heilsbringern der Industrie erklärt. Hohe Summen wurden in diese Märkte inves tiert und die Absätze, speziell in China, sind explodiert. Keiner wollte die Party verpassen. Und heute? Von der guten Stimmung ist nicht mehr viel zu spüren. Die Entschei dungsträger sind träge und selbstzufrieden geworden. Innovationen, sowohl was die Produkte als auch Marketingideen a ngeht, w urden wen iger und seltener. Das Wachstum der BRICStaaten kam ins Stocken, von China ist zurzeit auch nicht viel zu erwarten: Das neue Anti-Korruptionsgesetz – teure Uhren waren als Beste chungsgeschenke beliebt – und gesetzlich beschränkte Einkäufe von Chinesen im Ausland, führten zum Nachfrageschwund. Zudem drückte der Fall der Shanghaier Börse auf die Ausgabebereitschaft. Was in diesem Umfeld noch fehlt, war die Ankündigung von Apple, in den Markt für soge nannte wearables oder Smartwatches einzustei gen. Seither ist die Branche in zwei Lager geteilt: Die einen hat blankes Entsetzen gepackt, die an deren geben sich gleichgültig bis herablassend. Schon kurz nach Apples Ankündigung brach bei den Uhrenhersteller Hektik aus – man hat te k eine Ahnung, was kommen würde. Einzige Gewissheit: Apple ist immer gut für Überraschungen, und das hat in Chefetagen für Nervosität gesorgt.
14 WW Magazin
Würde die Uhrenbranche die nächste In dustrie sein, die durch A pples technologische Entwicklungen disrupted, gestört, würde? Die Ausstrahlung der M arke, der sichMillionen von Konsumenten kaum entziehen können, verunsichert Uhren-CEOs. Kommt dazu, dass der Plan, Apple-Watches bis 15 000 Franken anzubieten, eine Kampfansage ist, die man so nicht erwartet hatte. An der «Baselworld», der wichtigsten Messe der U hrenund Schmuckbra nche, präsentier ten im vergangenen Frühjahr sogleich verschiedene Marken ihre, eher bescheidenen, eigenen Smartwatches oder machten Ankün digungen, denen bis jetzt nicht viel Greif- und Tragbares folgte. Und jetzt, nachdem man die Apple Watch seit einigen Wochen kaufen kann? Erstes grosses Aufatmen – denn die Apple Watch hat, glaube ich, die Erwartun gen nicht oder nur teilweise erfüllt. Ei nen Energy Drink könne man auch nicht mit einem Bordeaux ver gleichen, obwohl es sich bei beiden um Getränke han delt, von denen eine Wirkung ausgeht. Diese Analogie sagt für mich alles: Die mechanische Uhr ist nach wie vor das Mass der Dinge in Bezug auf Image, Wert beständigkeit und Stil. Dann ist also alles in Ordnung und business as usual angesagt? Ich bin nicht so sicher. Für die kommenden Jahre tun die Branchenverantwortlichen auf jeden Fall gut daran, sich auf ein vernünfti ges und nachhaltiges – also bescheideneres – Wachstum einzustellen.
IWC Portugieser Tourbillon Mystère Rétrograde
Ein besonderes Einzelstück einer uhrmacherischen Glanzleistung kommt zur Versteigerung – für einen guten Zweck.
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n diesem Jahr spendet IWC Schaffhausen erneut einen einzigartigen Zeitmesser, zur Unterstützung der Laureus Stiftung Schweiz. An der Portugieser Tourbillon Mystère Rétrograde schätzen Uhrenliebhaber besonders die ungewöhnliche Inszenierung des aus 82 Teilen bestehenden fliegenden Tourbillons als «lebendige Zwölf». Die retrograde, also rückläufige Datumsanzeige, springt beim Übergang vom 31. zum 1. des Monats automatisch zurück, in kürzeren Monaten lässt sich der Zeiger per Schnellschaltung weiterbewegen. Die Anzeige der 7 -Tage-Gangreserve informiert über den verbleibenden Energievorrat des M anufakturkalibers 51900. Die schmale und teilweise durchbrochene Schwungmasse aus massivem Rotgold, gestattet einen grosszügigen Blick auf das IWC-Manufakturkaliber. Die Rückseite des kostbaren Unikats weist die Gravur «Laureus Sport for Good Foundation Unique Piece · Zürich 2015» auf. Der gesamte Erlös der Auktion fliesst in die P rojekte der Laureus Stiftung Schweiz.
THOMAS MORF 51, ist Gründer und Partner von Brandmasters, einer Marketing- und Vertriebsorganisation für hochwertige Konsumgüter. Zuvor war er CEO der Uhrenfirmen Carl F. Bucherer und Hanhart.
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MITBIETEN: Gebote können schriftlich eingereicht werden an: Alexandra Elser, Laureus Stiftung Schweiz, Tel. 041 799 86 63, alexandra.elser@laureus.ch
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Aussenbetrachtung Erfüllte Wünsche
Redaktion: SARAH STUTTE Illustration: PAUL BLOW Sein persönlicher Geschenktipp: Tickets für das Vintage-Radrennen L'Eroica Britannia.
Briefing AUSSERGEWÖHNLICHE GESCHENKE GIRAFFENMODE
LIEBESBEWEIS I
Zarafa war eine Giraffenkuh, die als erste seit der sogenannten Medici-Giraffe, nach über 300 Jahren, lebend Europa erreichte. Sie war ein Geschenk des ägyptischen Gouverneurs Muhammad Ali Paschas an König Karl X. von Frankreich. 1827 traf sie in Paris ein und wurde als Sensation gefeiert. 60 000 Franzosen begleiteten das Tier zum Jardin des Plantes. Monatelang waren alle im Giraffenfieber. So inspirierte das Tier die Pariser Damenwelt unter anderem zu Frisuren à la g irafe, die Männer trugen dagegen hohe Hüte, sogenannte g irafiques, dazu Krawatten und gefleckte Westen. Der Name Zarafa stammt vom arabischen Wort für Giraffe: «zurāfa, die Liebliche», mit dem die Tierart später auch im deutschen Sprachgebrauch bezeichnet wurde. Zarafa lebte achtzehn Jahre im Jardin des Plantes und wurde nach dem Tod ausgestopft. Das Präparat kann man heute im Museum in La Rochelle besichtigen.
Der Taylor-Burton-Diamant wurde 1966 in der Premier Mine in Südafrika entdeckt und war damals gut 240 Karat schwer. Nach der Verarbeitung wog er noch 69 Karat und erzielte 1969 auf einer Versteigerung 1,5 Millionen US-Dollar. Der Zuschlag ging an Cartier. Doch schon wenige Tage später wechselte das Schmuckstück den Besitzer: Richard Burton schenkte den weis sen Diamanten seiner damaligen Frau Elizabeth Taylor. Nach dem Ehe-Aus verkaufte diese den Edelstein 1978 für 5 Millionen US-Dollar.
Bei einem seiner ersten Auftritte prallte Buddy Holly mit einem hübschen Mädchen zusammen. 1957 hatte er die Begegnung längst vergessen und nahm mit seiner Band «The Crickets» den Song «Cindy Lou» im Studio auf. Drummer Jerry Allison wollte einem Mädchen imponieren und schlug vor, den Song in «Peggy Sue» umzutaufen. Dabei handelte es sich um die Schönheit, mit der Buddy einst zusammenstiess. Er schenkte beiden nicht nur den Song, sondern damit auch eine Hochzeit: 1958 heiratete Schlagzeuger Allison seine Angebetete. REIF FÜR DIE INSEL Die Ernst-Thälmann-Insel liegt nicht, wie der Name vermuten lässt, irgendwo vor der Ostseeküste, sondern in der Karibik vor Kuba. Als Fidel Castro 1972 auf Staatsbesuch in der ehemaligen DDR war, zeigte er Erich Honecker stolz die Landkarte mit der Insel und dem dazugehörigen «DDR-Strand». Hierbei handelte es sich aber nur um ein symbolisches Geschenk, deutsche Rechtsansprüche auf die Insel nach der Wende entfielen. Die bis heute unbewohnte Insel wurde 1998 durch den Hurrikan Mitch teilweise zerstört, dabei fiel auch die Thälmann-Büste um, die ebenfalls 1972 zu Ehren des deutschen Politikers dort aufgestellt wurde.
16 WW Magazin
Ein 49-jähriger Chirurg verklagte in Amerika seine Frau nach der Trennung auf die Niere, die er ihr während der Ehe gespendet hatte. Da sie ihn betrogen habe, wolle er sein Organ zurück. Weil das nicht ein zweites Mal transplantiert werden konnte, verlangte er stattdessen Schadensersatz in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar.
KOSTBARES OSTEREI Seit dem 17. Jahrhundert ist es russischer Brauch, sich an Ostern verzierte Holz- oder Glaseier zu schenken. Weil es am Hofe in St. Petersburg jedoch etwas Edleres sein durfte, gab Zar Alexander III beim Hofjuwelier Peter Carl Fabergé 1885 das «Hennen-Ei» in Auftrag. Er schenkte das Goldschmiedekunstwerk seiner Gattin Maria Fjodorowna und danach jedes Jahr ein Neues. Dabei wurden auch Elfenbein, Perlen, Saphire, Rubine oder Diamanten verarbeitet und die Form selbst wurde immer aufwendiger. Fünfzig FabergéEier wurden offiziell für die ZarenFamilie gefertigt. Nach der russischen Revolution galten acht Eier als verschollen, kürzlich tauchte eines wieder auf. Der russische Oligarch Victor Vekselberg, der in der Schweiz lebt, besitzt neun kaiserliche Eier und stellte diese auch schon in Zürich aus.
KLEIDER MACHEN LEUTE Im Alten Orient vergab der Kalif an Sultane und Emire häufig sogenannte Ehrenkleider. Sie sollten den Beschenkten nicht nur auszeichnen, sondern auch die Unterordnung und Anerkennung der Herrschaft des Kalifen kennzeichnen. In Staaten mit einer gefestigten Bürokratie wie Byzanz oder Ägypten, fanden Ehrenkleider vor allem als Geschenke und Symbole bei der Bestätigung von Amtsträgern Verwendung und wurden im Rahmen von Einsetzungszeremonien übergeben.
Nr.6 2015
Quelle: Wikipedia, Spiegel Online, Michael A.Köhler, Faz, Pop Splits
HOCHZEITSSONG
LIEBESBEWEIS II
Aussenbetrachtung Opener
Redaktion: MARIANNE ESCHBACH Ihr persönlicher Geschenktipp: Frau - eine Seidenbluse
Bild: CHRISTINE BENZ
im 70er-Jahre Stil, Mann - ein Bartpflege-Erlebnis bei einem Barbier.
WW Magazin Nr.6 T R EN D R EPORT Heller Glanz für dunkle Nächte – Diamanten zum bevorstehenden Fest.
W
18 WW Magazin
COLLIER VON BUCHERER aus Weissgold mit 55 natur farbenen Diamanten in diver sen Schliffen (total 16.4 ct) und 803 Brillanten (total 4.59 ct), Einzel stück, Fr. 325 000.-.
November / Dezember
Bild: Xxxxxxxx, Xxxxxxx
Wenn Diamanten in schillernden Farben daherkommen, wird es preislich spektakulär. Für solch rare Stücke werden zwei und mehr Millionen Dollar pro Karat (0,2 g) bezahlt. «In den letzten zehn Jahren sind die seltensten Farb diamanten wesentlich mehr im Preis gestiegen als weisse Diaman ten», weiss Olivia Kowal Schweizer, Category Manager Diamanten bei Bucherer. Es sind Launen der Natur, welche den zur Trans parenz komprimierten Kohle stoff farbig funkeln lassen. Das Element Bor färbt ihn blau, mit et was Stickstoff entstehen gelbe und orangefarbene Vari anten. Radioaktives Uran an der Lagerstätte sorgt für atem beraubende Grüntöne, wäh rend bei Rot, Pink und Braun Defekte in der Kristallstruktur der Steine vermutet werden. «Alle Geheimnisse farbiger Diamanten sind noch nicht ergründet», sagt Olivia Kowal Schweizer. Grün und Rot sind die seltensten Far ben im Diamantkaleidoskop. Aber genauso wie der Herbst die Blät ter an den Bäumen von leucht endem Rot (eher selten) bis zu sanften Erd- und Ocker tönen (viel häufiger) färbt, hält die Natur «im etwas weniger hohen Preissegment Diamanten in ganz spannenden braunen Farbmi schungen bereit, die perfekt zur herbstlichen Garderobe passen», so die Diamant-Expertin.
Nr.6 2015
Caran d’Ache. Die Exzellenz des Swiss Made seit 1915. BOUTIQUES CARAN D’ACHE GENÈVE – Place du Bourg-de-Four 8 • Rue de la Corraterie 10 • ZÜRICH – Löwenstrasse 19 carandache.com