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TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND

Ein umfassendes Organisationsentwicklungsprojekt als Investition in die Zukunft

1. Eine Vision – 13 Leitziele

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„Trainerinnen und Trainer sind zentrale Bezugspersonen für Athleten und Sportler aller Leistungsklassen. Sie entwickeln die sportliche Leistungsfähigkeit, leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und vermitteln die Werte, die uns im Sport so wichtig sind. Trainer sind unsere Schlüsselfiguren in Sportdeutschland, daher spielen sie auch bei uns im DOSB eine ganz zentrale Rolle. Trainer brauchen gesellschaftliche Anerkennung und optimale Rahmenbedin- gungen – dafür setzen wir uns mit ganzer Kraft ein.“ Veronika Rücker, DOSB-Vorstandsvorsitzende, A-Trainerin des Deutschen Tennis Bundes

Keine Frage – Trainer sind Schlüsselpersonen in Sportdeutschland. Sie sind es, die die Kernaufgaben des Sportvereins umsetzen: Sie fördern sportliche Leistungen von Sportlern auf allen Ebenen, von der Basis bis an die Spitze. Sie begeistern Menschen für den Sport im Verein und motivieren dazu, lange aktiv Sport zu treiben. Und sie unterstützen die persönliche Entwicklung ihrer Sportler, sind Vorbild und wichtige Vertrauenspersonen sowohl für die Sporttreibenden als auch für ihre Sportorganisation.

Die Bedeutung dieser besonderen Rolle von Trainern wird vor allem darin ersichtlich, dass der Wettkampfsport nach wie

Eingegangen: 6.8.2019 vor der bei Weitem größte Bereich im Kinder- und Jugendsport der Sportvereine ist. Ca. 80 % der Angebote im Kinder- und Jugendsport sind wettkampfbezogen1. Folglich prägen die Begegnungen mit Trainern in den unterschiedlichen Sportarten aktive Menschen im Sportverein ganz besonders. Es liegt dann an den Sportorganisationen, diese Prägung möglichst positiv zu gestalten, indem sie ihre Trainer fördern und weiterentwickeln sowie ideale Rahmenbedingungen schaffen.

Das Projekt rückt alle Trainer in Sportdeutschland in den Fokus, also sowohl die haupt- und nebenberuflichen als auch die ehrenamtlichen Trainer. Dabei werden alle unterschiedlichen Bereiche des Sports berücksichtigt, wie z. B. der Spitzensport, der Nachwuchsleistungssport, der Kinderund Jugendsport, der Breiten-, Behinderten- oder Gesundheitssport u.v.m. Die Übergänge zwischen den jeweiligen Bereichen sind oft fließend, die Schlüsselfunktion der Trainer für den Sport ist aber gleichermaßen gegeben.

Daher ist es unerlässlich, die unterschiedlichen Akteure in den Sportorganisationen für dieses gemeinsame Ziel zu motivieren und zu mobilisieren. In diesem Rahmen können Ressourcen gebündelt sowie Ideen gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden; durch das Teilen von Erfahrungen und Wissen kann von- und miteinander gelernt werden. Dabei sind insbesondere die Klärung der eigenen Rolle im System und die übergreifende Zusammenarbeit, also eine viel stärkere innere Kollaboration, wichtig. Daraus er-

1 Güllich, A. & Richartz, A. (2015). Leistungssport. In W. Schmidt et al. (Hrsg.), Dritter Deutscher Kinderund Jugendsportbericht (S. 140). Schorndorf: Hofmann.

2 Breuer, C. & Feiler, S. (2017/18). Sportvereine in Deutschland: Organisationen und Personen. Sportentwicklungsbericht für Deutschland 2017/2018 –Teil 1. Bonn: Bundesinstitut für Sportwissenschaft.

3 Digel, H., Thiel, A., Schreiner, R. & Waigel, S. (2010). Berufsfeld Trainer im olympischen Spitzensport. Schorndorf: Hofmann.

4 https://cdn.dosb.de/Berufsbild_Berufstrainer_in_ im_Sport.pdf

5 Ptack, R. & Sygusch, R. (2016). Kompetenzorientierte Qualifizierung im DOSB: Trainer/-in Leistungssport zwischen Anspruch und Wirklichkeit (QuaTro). Paper Präsentation.

6 Breuer, C. & Feiler, S. (2013). Trainer/innen, Übungsleiter/innen und Qualifizierung. Sonderdruck anlässlich des 21. Sportwissenschaftlichen Hochschultages der dvs in Konstanz 2013 – Auszug aus dem Sportentwicklungsbericht 2011/2012. Köln. Download unter https://www.bisp.de/SharedDocs/ Downloads/Sportentwicklungsberichte/SEB_2011_ 2012/SEB_2011_12_Qualifizierung.pdf?__blob= publicationFile&v=6 geben sich schließlich unterschiedliche Themenfelder mit verschiedenen Kollaborations- und Lernformen, neuen Handlungsmöglichkeiten und Kompetenzen, die das Sportsystem insgesamt weiterentwickeln.

Aus diesem Grund hat der DOSB einschließlich seiner Jugendorganisation dsj 2016 die DOSB-Konferenz „Schlüsselfigur TrainerIn“ durchgeführt und gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen die „Vision TrainerInSportdeutschland“ mit ihren 13 Leitzielen erarbeitet.

Der DOSB rückt diese Vision, die von Abbildung 1 veranschaulicht wird, nun mit seinem Projekt TrainerInSportdeutschland in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Ziel des Projekts ist es, einen nachhaltigen Lern- und Veränderungsprozess in den Sportorganisationen anzustoßen und zu begleiten, der die Trainer sowie deren Bedürfnisse und Rahmenbedingungen auf Grundlage der Vision in den Fokus stellt. Daher ist das Projekt als Organisationsentwicklungsprojekt angelegt. Der DOSB hat dabei die Aufgabe, einen Rahmen zu schaffen, Veränderungen zu initiieren und umzusetzen, die Erprobung innovativer Ideen zu ermöglichen sowie den systematischen Austausch und das Wissensmanagement zur Weiterentwicklung in diesem Themenfeld zu schaffen und zu begleiten. Um dies zu erreichen, wurde dem Projekt eine digitale Strategie zugrunde gelegt, die es ermöglichen soll, Akteure und Prozesse miteinander zu verknüpfen und querliegende Innovationspotenziale zu heben.

Im Folgenden wird das Projekt von der Herleitung und seiner Bedeutung über das konkrete Vorgehen bis hin zu den Beteiligungsformaten ausführlich beschrieben.

2. Die Potenziale des Projekts TrainerInSportdeutschland nutzen und den Herausforderungen begegnen

Werfen wir zunächst einen Blick auf die aktuelle Situation im Handlungsfeld Trainer und die daraus resultierenden Herausforderungen, mit denen die Akteure konfrontiert sind. Zuallererst ist festzuhalten, dass ein deutlicher Mangel an (qualifizierten) Trainern in den Sportvereinen herrscht. Die Gewinnung neuer und die Bindung bestehender Trainer stellt eine zentrale Herausforderung für Sportvereine dar und kann sogar zu einem existenzbedrohenden Problem werden2. Neubesetzungen mit wunschgemäß qualifiziertem Personal sind nicht immer einfach.

Die systematische Rekrutierung und Entwicklung von neuem Trainerpersonal wird gerade im Leistungssport von Verbänden als besonders problematisch eingestuft. Generell sind die Rahmenbedingungen für hauptberufliche Trainer nicht optimal. Für Frauen scheint der Trainerberuf dabei wenig attraktiv zu sein, was sich beispielsweise darin zeigt, dass lediglich 13 % der Trainer im Spitzensport weiblich sind3 Häufig sind befristete Arbeitsverträge, eine hohe Arbeitsbelastung mit viel Reisetätigkeit und ungleiche bzw. unzureichende Bezahlung die Regel. Hinzu kommt, dass es mittlerweile zwar ein Berufsbild „BerufstrainerIn im Sport“4 gibt, dieses aber noch wenig verbreitet und nicht gesellschaftlich verankert ist.

Darüber hinaus erfahren Trainer eine mangelnde gesellschaftliche Anerkennung. Dies hängt eng mit der Tatsache zusammen, dass die Ausbildungen für Trainer kaum formale Anerkennung im Bildungssystem genießen. Die DOSB-Lizenzausbildung ist zwar ein ausdifferenziertes Ausbildungssystem, aber sie beschreibt keinen in der Bildungspolitik formal anerkannten Bildungsweg bzw. keine formal anerkannte Berufsausbildung. Zudem werden die in der DOSB-Lizenzausbildung und in der Trainertätigkeit erworbenen Kompetenzen weder sichtbar noch transparent dargestellt, weshalb diese in anderen Kontexten, z. B. an Universitäten oder im Beruf, noch zu wenig bis gar nicht anerkannt werden.

Gleichzeitig steigen die gesellschaftlichen Anforderungen an die Trainer, die nicht nur Erfolge im Sport sichern, sondern vor allem auch junge Menschen ganzheitlich fördern und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen, Elternarbeit betreiben und Vorbild für die Sportler sein sollen. Im Leistungssport wird zusätzlich noch der hohe Erfolgsdruck spürbar, wobei der Erfolg der Trainer fast ausschließlich am sportlichen Erfolg der Athleten und Mannschaften gemessen wird.

Eine weitere Herausforderung neben der Gewinnung und Bindung ist die Qualifizierung der Trainer. Studien5 zeigen, dass gerade die Entwicklung der Sozial-, Methoden- und Vermittlungskompetenz eine wichtige und zugleich schwierige Aufgabe in der Trainerausbildung darstellt. Hier können Sportverbände Rahmenbedingungen schaffen, mit denen die Kompetenzentwicklung der Trainer bestmöglich unterstützt wird – sowohl in den formalisierten Lizenzausbildungen als auch in den informellen Lernsettings des Traineralltags.

Ausgehend von den beschriebenen Herausforderungen im Handlungsfeld Trainer, wurden im Rahmen der DOSB-Konferenz 2016 die „Vision TrainerInSportdeutschland“ (Abbildung 1) sowie 13 Leitziele (Infokasten 1) erarbeitet.

3. Die Vision und die 13 Leitziele des Projekts TrainerInSportdeutschland

Die Vision steht als Leitgedanke und Dach über dem gesamten Projekt. Der Anspruch liegt nicht darin, diese zu messen, sondern sie in gewisser Weise als Ideal und Anspruch über alles zu setzen. Die 13 Leitziele, die in Infokasten 1 dargestellt sind, gliedern sich in drei Bereiche. Ein Bereich beschreibt das deutsche Sportsystem, das die Belange der Trainer als Kernaufgabe definiert und sich für attraktive Rahmenbedingungen einsetzt, um Trainer zu gewinnen und zu fördern. Der nächste Bereich stellt das Selbstverständnis der Trainer und ihre Rolle im Training, im Wettkampf, im Sportverein als Berater, Lernbegleiter, Bezugsperson und Vorbild dar. Somit ist es eine wichtige Aufgabe, das aktuelle Selbstverständnis zu beschreiben und es positiv aufzuwerten. Der letzte Bereich umfasst das Umfeld der Trainer außerhalb des organisierten Sports, also die Politik, Gesellschaft und Wissenschaft, die sich den Trainern in ihrer Schlüsselfunktion widmen und entsprechende Maßnahmen zur Analyse ihres Handelns, zur Verbesserung ihrer Rahmenbedingungen sowie zur Steigerung ihrer Anerkennung einfließen lassen, begleiten und ermöglichen sollen. Die Vision lautet:

Bis zum Jahr 2026 verfügen alle Sportarten im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainerinnen und Trainern.

Da sowohl Sportvereine/-verbände als auch Trainer unter einem hohen Professionalisierungsdruck stehen und unterschiedliche Anforderungen an die Trainertätigkeit gestellt werden, muss eine entsprechende Qualifizierung und Förderung von Trainern höchste Priorität haben. Der Trainerbildung im DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen kommt ein hoher Stellenwert zu (Leitziel 2). Sportvereine/ -verbände sind damit an erster Stelle gefordert, das Thema Trainer als einen zentralen Schwerpunkt und eine Kernaufgabe ihrer Arbeit zu sehen (Leitziel 1), sie im Rahmen von geeigneten Qualifizierungsmaßnahmen zu fördern, Instrumente zur Gewinnung und Bindung zu entwickeln und sie im Rahmen eines Personalmanagementkonzepts stetig in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Sie sollten ihnen die Möglichkeit geben, ihre Kompe- tenzen weiterzuentwickeln, ihr Handeln zu reflektieren sowie den Austausch mit anderen Trainern systematisch zu unterstützen. Dabei kann der Einsatz digitaler Medien und Werkzeuge für den Aufbau von Netzwerken oder dem Wissensmanagement von Trainern hilfreich sein. Die Implementierung eines übergreifenden Wissensmanagements, das auch Wissenschaft und Praxis sowie unterschiedliche Sportarten und Ebenen des Sports verbindet, wird angestrebt (Leitziel 5).

Digitale Werkzeuge könnten aber auch im Rahmen von Aus- und Fortbildungen eingesetzt werden, um den Zugang zur Bildung zu erleichtern, neue Formen des Lernens zu schaffen und informellen Lernprozessen einen Raum zu geben. Das Selbstverständnis der Trainer als lebenslang Lernende hängt eng mit diesem Gedanken zusammen (Leitziel 8). Die persönliche Entwicklung von Trainern ist ein lebenslanger Prozess. Sie sind verantwortlich für ihre Kompetenzentwicklung und nutzen unterschiedliche Situationen und Plattformen, Gelegenheiten und Lebensorte, um zu lernen. Es gilt, die Trainer bei dieser Entwicklung zu unterstützen und ihnen gute Rahmenbedingungen zu bieten, sodass ihr Engagement oder ihr Beruf als Trainer auch weiterhin attraktiv bleibt bzw. für neue Trainer attraktiv wird (Leitziel 3).

Bis zum Jahr 2026 …

Die Arbeitsbedingungen sollen verbessert und Trainer von belastenden administrativen Aufgaben befreit werden. Die Arbeitsschutzbestimmungen sowie eine Work-Life-Balance sollen sowohl für ehrenamtliche als auch für hauptberuflich tätige Trainer ermöglicht bzw. eingehalten werden.

An die im Ehrenamt engagierten Trainer werden besondere Anforderungen gestellt. Die Vereine/Verbände müssten ihnen entgegenkommen und die Engagementbedingungen im Allgemeinen verbessern; immerhin sind 90 % der Trainer ehrenamtlich tätig6. Es ist wichtig, sie bei ihren Aufgaben zu unterstützen, ihnen Anerkennung dafür auszusprechen und die in diesem Rahmen erworbenen Kompetenzen sichtbar zu machen (Leitziel 4). Die Kompetenzen von Trainern sollen wertgeschätzt und für die Organisationsentwicklung genutzt werden. Sie kennen die Strukturen und Aufgaben ihres Vereins/Verbandes sehr gut, können beratend oder entscheidend herangezogen werden. Hier liegt ein stark partizipativer Ansatz zugrunde, der die Selbstwirksamkeit von Trainern und ihre Kompetenz anspricht (Leitziel 7).

Zur Personalentwicklung und -gewinnung sollten aber auch neue oder noch nicht erreichte Zielgruppen bedacht werden. Dazu gehören insbesondere Frauen,

1. … verstehen DOSB und die Mitgliedsorganisationen die Förderung von Trainern als Kernaufgabe.

2. … kommt der Trainerbildung im DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen ein hoher Stellenwert zu.

3. … sind die Arbeitsbedingungen für haupt- und nebenberufliche Trainer hoch attraktiv.

4. … sind die Engagementbedingungen für ehrenamtliche Trainer hoch attraktiv.

5. … hat sich im deutschen Sportsystem Wissensmanagement für Trainer etabliert.

6. … gibt es für alle Zielgruppen Zugangsmöglichkeiten zur und Entwicklungsmöglichkeiten in der Trainertätigkeit.

7. … nehmen die Trainer stärkeren Einfluss auf die Entwicklungen im Verein/Verband.

8. … verstehen sich Trainer als lebenslang Lernende.

9. … verstehen sich die Trainer als Lehrende (Lernbegleiter/Mentoren/Ermöglicher/ Berater), die (selbstbestimmte) Sportlerpersönlichkeiten bilden.

10. … erfahren Trainer eine hohe gesellschaftliche Wertschätzung.

11. … sind die Kompetenzen der Trainer bildungspolitisch anerkannt.

12. … hat sich am Arbeitsmarkt ein Berufsbild „Trainer“ etabliert.

13. … sind die Trainer, deren Handeln und die auf sie einwirkenden Faktoren ein etablierter Forschungsgegenstand.

Infokasten 1: Die 13 Leitziele im Überblick die in dieses Feld noch weitaus stärker einbezogen werden und ihre Expertise einbringen sollten (Leitziel 6). Die richtige Ansprache und Förderung junger Frauen ist ausbaufähig und muss dringend mehr Bedeutung finden, vor allem wenn es um die Nachwuchsgewinnung geht.

Trainer sind Analysten, Gestalter von Training, Coaches, und sie entfalten bei Sportlern beste Leistungen. Wir begreifen die Aufgabe von Trainern dahingehend, individuelles und ganzheitliches Lernen in den Mittelpunkt zu stellen, als Lernbegleiter und Berater für Sportler zu fungieren (Leitziel 9), sie zu unterstützen, aber auch sie zu schützen und dabei zu begleiten, verantwortungsbewusste Persönlichkeiten zu werden. Damit haben Trainer offensichtlich eine hohe gesellschaftliche Verantwortung und erfüllen Aufgaben, die in die Gesellschaft wirken. Dafür sollten sie ausreichend von der Gesellschaft geschätzt und anerkannt werden (Leitziel 10). Es gilt, das Bild der Trainer aufzuwerten und darzustellen, welche Leistungen erbracht werden und wie essentiell ihr Beitrag für die Gesellschaft ist. Die Anerkennung soll aber nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene, sondern auch bildungspolitisch gefördert und verankert werden (Leitziel 11).

Damit würde der Sportverein als Bildungsort sichtbarer und schließlich auch für ehrenamtlich Aktive attraktiver, weil sie die dort erworbenen Kenntnisse, Fä- higkeiten und Fertigkeiten auch für ihren Beruf nutzen könnten. Dies setzt aber eine Anerkennung seitens der Bildungspolitik voraus sowie die Darstellung der Trainerkompetenzen über den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Berufsbild für Trainer (Leitziel 12) ist bereits erstellt worden. Es gilt nun, es flächendeckend umzusetzen, sportarten- und kontextbezogene Berufsbilder zu erarbeiten und nachhaltig in den Strukturen des Sports zu verankern. Es ist notwendig, den Trainern dabei zu helfen, über ihr eigenes Rollenprofil zu verfügen und damit stärker in Gesellschaft und Politik auftreten zu können sowie dieses Rollenprofil gemeinsam mit ihnen permanent zu überprüfen und weiterzuentwickeln.

Schlussendlich ist es bedeutsam, dass Trainer und ihr Handeln zu einem Forschungsgegenstand werden (Leitziel 13). Wissenschaft und Sportpraxis müssen in einen Dialog treten und gemeinsam die Situation der Trainer analysieren sowie Maßnahmen zur Unterstützung etablieren.

4. TrainerInSportdeutschland –Projektbeschreibung und Vorgehensweise

Ziel des Projekts TrainerInSportdeutschland ist die Umsetzung der Vision mit ihren 13 Leitzielen. Das Projekt ist als umfassendes und übergreifendes Organisationsentwicklungsprojekt angelegt. Es verknüpft die Prozesse, den Wissens- transfer und den Kompetenzaufbau innerhalb der Sportorganisationen mit dem Ziel, sich als Gesamtorganisation im Themenfeld Trainer weiterzuentwickeln und nachhaltige Veränderungen anzustoßen, um die Rahmenbedingungen für Trainer langfristig zu verbessern.

Das Projekt zielt dabei – analog der Vision – auf alle Trainer im Sportsystem ab, unabhängig davon, ob sie einen breitenoder leistungssportlichen Bezug haben, im Kinder- oder Erwachsenensport tätig sind, oder ihre Tätigkeit haupt-, nebenberuflich oder ehrenamtlich ausführen. Das Projekt ist im Juli 2019 gestartet, auf vier Jahre angelegt und wird von der Stiftung Deutscher Sport finanziert.

Themenbezogene Teilprojekte –Impulse für Sportdeutschland

Die Vision und ihre 13 Leitziele sollen inhaltlich mithilfe themenbezogener Teilprojekte umgesetzt werden. Antragsberechtigte Sportorganisationen haben die Möglichkeit, sich mit Teilprojekten zu bewerben. Eine detaillierte Ausschreibung sowie Informationen zum Bewerbungsund Auswahlverfahren wird es voraussichtlich Ende Oktober 2019 auf der Projekthomepage www.TrainerInSportdeutschland.dosb.de geben.

Ziel der Teilprojekte ist es, im eigenen Verband Strategien und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die dazu beitragen, die Vision zu verwirklichen. Diese Projekte können – je nach Bedarf und Situation der Trainer und der Rolle der jeweiligen Sportorganisationen – sehr unterschiedlich konzipiert sein.

Nach dem Auswahlverfahren werden die geförderten Teilprojekte durch ein Projektmentoring seitens des DOSB begleitet. Dies soll die Vernetzung der Teilprojekte untereinander, den Wissensaustausch und das Wissensmanagement fördern und gleichzeitig der nachhaltigen Verankerung des Projekts in Sportdeutschland dienen. Darüber hinaus werden die Teilprojekte zu Beginn, während und zum Ende ihrer Laufzeit evaluiert, um einen erfolgreichen Verlauf des Projekts sicherzustellen.

Mit einer digitalen Strategie zur Organisationsentwicklung

In diesem Projekt werden die Sportorganisationen als lernende Gesamtorganisationen betrachtet. Vor diesem Hintergrund sollen möglichst viele Akteure involviert werden, die zum Ansteuern der Vision einen Beitrag leisten können. Die Idee ist, die Beteiligten in ihrer Eigenverantwortung und in ihrem Innovationspotenzial zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, in Teilprojekten neue We- ge zu erproben und wichtige Prozesse in ihrem System anzustoßen. Die Erfahrungen aus den einzelnen Teilprojekten sollen durch digitale Austauschformate und ein intensives Wissensmanagement geteilt werden, um voneinander profitieren zu können und den Lern- und Entwicklungsprozess der Gesamtorganisation zu ermöglichen.

Damit die Teilprojekte und die Lernerfahrungen daraus breit und nachhaltig umgesetzt und zugänglich gemacht werden können, wurde ein digitaler Ansatz für TrainerInSportdeutschland gewählt. Dieser bietet das Potenzial, die Prozesse und Akteure im Handlungsfeld Trainer miteinander zu verknüpfen und querliegende Innovationspotenziale systematisch zu heben. Er bildet damit die Grundlage, eine inhaltlich logische Umsetzung zu gewährleisten und das Erreichen der Leitziele durch die Teilprojekte nachhaltig zu unterstützen. Der digitale Ansatz wird im DOSB umgesetzt und umfasst im Kern vier Bereiche:

Ein digitales Projektmanagement soll die Transparenz, Kollaboration, Nachvollziehbarkeit und den Wissenstransfer innerhalb des Projekts und zwischen den Projektbeteiligten sicherstellen. Die Projektpartner der Teilprojekte werden digital begleitet; der kollegiale Austausch untereinander und das Lernen voneinander werden ermöglicht.

Durch den Ausbau des DOSB-Wissensnetzes (Infokasten 2) soll das digitale Wissensmanagement für Trainer und in der Trainerbildung weiter verbessert werden. U.a. wird das DOSB-Wissensnetz als Basis-Version, d. h. ohne Inhalte, für das Wissensmanagement der Verbände mit ihren Trainern zur Verfügung gestellt. Verbände können dieses eigene VerbandsWissensnetz dann für das Wissensmanagement mit ihren Trainern ausbauen, beispielsweise für eine digitale Rahmentrainingskonzeption oder den Aufbau einer Trainer-Community.

Ein wichtiger Aspekt in der Vision ist die Verbesserung der Trainerbildung und die Begleitung von Trainern bei ihren informellen Lern- und Entwicklungsprozessen (z. B. Mentoring). Hierzu soll das digitale Bildungsmanagement weiter ausgebaut und den Verbänden leichter zugänglich gemacht werden. Verbände sollen die Möglichkeit erhalten, digitale Bildungsformate zu erproben und zudem die Inhalte und Aufgaben in der Trainerbildung miteinander zu teilen. Zudem sollen der Austausch und Wissenstransfer unter Trainern sowie die Begleitung informeller Lern- und Entwicklungsprozesse durch den Einsatz von Feedback- und Reflexionswerkzeugen verbessert werden.

Um die gesellschaftliche Anerkennung von Trainern und deren Kompetenzen zu fördern, sollen zudem Möglichkeiten geschaffen werden, die langfristig erworbenen Kompetenzen und Fähigkeiten von Trainern sichtbarer zu machen. Hierbei soll die Entwicklung von ePortfolios helfen. Ehrenamtliche und hauptberufliche Trainer könnten somit beispielsweise ihre ePortfolios bei Bewerbungsverfahren einsetzen, um ihre Kompetenzen darzulegen. Im Leistungssport wäre der Einsatz von ePortfolios für die effiziente Suche nach Trainertalenten und gezielten Scoutings möglich. Zudem kann über solche ePortfolios das Berufsbild von Trainern transparenter dargestellt werden.

Die systematische Beteiligung (Partizipation) von Trainern

Ein zentraler Aspekt im Gesamtprojekt ist die Beteiligung und Einbindung der Trainer bei der Umsetzung und Reflexion der (Teil-)Zielerreichung. Dies gilt sowohl für die einzelnen Teilprojekte in den Sportorganisationen als auch für die Aktivitäten in der Gesamtprojektsteuerung. In den Teilprojekten ist es ein wichtiges Kriterium, die Mitsprache und Partizipation der Trainer bei der Projektplanung, Durchführung und Reflexion sicherzustellen. In der Gesamtsteuerung des Projekts werden regelmäßig Beteiligungsformate durchgeführt, z. B. über Social Media, Befragungen, Webinare oder Workshops. Um möglichst viele Trainer mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen und Herausforderungen einzubinden, sollen insbesondere digitale Formate erprobt und genutzt werden.

Next Steps – wie geht es weiter?

Bereits zu Beginn des Projekts sollen möglichst viele Akteure in den Sportorganisationen, die direkt oder indirekt mit dem Handlungsfeld der Trainer zu tun haben, informiert und beteiligt werden. Hierfür wird am 21. Oktober 2019 eine Kick-OffVeranstaltung in Frankfurt durchgeführt. Auf der Projekthomepage www.TrainerInSportdeutschland.dosb.de werden alle Informationen zum Projekt, zu SocialMedia-Aktivitäten, zu Beteiligungsmöglichkeiten und (Zwischen-)Ergebnisse veröffentlicht. Bewerbungen für die Teilprojekte werden voraussichtlich ab Ende Oktober möglich sein. Auch hierzu werden auf der Projekthomepage detaillierte Informationen rechtzeitig eingestellt.

5. Ausblick

Die Sportorganisationen sind sich einig, dass die Verbesserung der Situation der Trainer eine äußerst wichtige Aufgabe eines jeden Verbandes ist. Die Ergebnisse der DOSB-Konferenz 2016 haben uns die Vorlage gegeben, was zu tun ist. Sie zeigen auch klar auf, dass Veränderungen nur möglich sind, wenn alle eigenverantwortlich an der Umsetzung der Vision Trainer arbeiten und dabei die Potenziale der einzelnen Organisationsbereiche – Jugendorganisationen, Bildung, Sportentwicklung und Leistungssport und deren unterschiedliche Akteure und Partner – vereinen und Synergien entdecken, anstatt in getrennten Strukturen zu verharren.

Damit dies gelingen kann, ist es unabdingbar, dass die Förderung von Trainern in den Führungsebenen der Sportorganisationen gewollt und zur Kernaufgabe gemacht wird, was auch bedeutet, notwendige finanzielle und personelle Ressourcen bereitzustellen.

Für den DOSB hat das Projekt TrainerInSportdeutschland eine herausragende Bedeutung. Er möchte damit einen Rahmen schaffen, der die Sportorganisationen bei der Umsetzung der Vision unterstützt. Im Zentrum steht dabei der übergreifende und kollaborative Charakter, durch den eine breite und nachhaltige Veränderung in den Sportorganisationen bewirkt werden soll. Ziel ist, dieses Thema wahr- und ernst zu nehmen und auch unabhängig von einer Projektfinanzierung in eigene Handlungsfelder zu integrieren. Die nachhaltige Verankerung der Schlüsselperson Trainer in sämtlichen Bereichen ist das prioritäre Ziel. Ein solcher struktureller Veränderungsprozess benötigt Zeit und Geduld, denn es bedeutet, miteinander ins Gespräch zu kommen, die Sichtweisen und Haltungen der anderen kennenzulernen, voneinander zu lernen und gemeinsame Strategien auszuhandeln und zu entwickeln.

Alle Informationen mit Verlinkung zu neuen Berichten können auch unter www.trainerinsportdeutschland.dosb.de noch einmal eingesehen werden.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

Wiebke Fabinski/Katharina Morlang/Christian Witusch/Eva Zehnder

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