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TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN
Impulse für TrainerInSportdeutschland setzen – Teil 3
„Ich finde es toll, dass mit diesem Projekt die Arbeit der Trainerinnen und Trainer in den Fokus gerückt und gewürdigt werden soll. Wir leisten wirklich viel und werden letztlich nur an unseren Erfolgen gemessen. Mit diesem Projekt werden wir auch als Menschen wahrgenommen und nach unseren Bedürfnissen gefragt.“
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Katarina Prokesova, DTB-Cheftrainerin Trampolinturnen und bis Ende 2020 Landestrainerin im Niedersächsischen TurnerBund
1. DGV-Nachwuchspreis –Auszeichnungen für vorbildliches Engagement im Kinder- und Jugendgolf
Frank Pinter, Christine Bitterle (Deutscher Golfverband, DGV)
Engagierte Trainer zu würdigen, Jugendwarte und weitere Ehrenamtliche auszuzeichnen, dies ist das Anliegen des DGV. Gerade im Kinder- und Jugendbereich nehmen Trainer und andere Ehrenamtliche eine wichtige Rolle ein. Mit dem Projekt werden erstmals die Akteure im Kinder- und Jugendgolf geehrt und in den Fokus gerückt, um die Wichtigkeit und den Stellenwert des Ehrenamts im Sport darzustellen. Diese Wertschätzung und Anerkennung in der Öffentlichkeit soll gleichzeitig neue Trainer ansprechen und für die Tätigkeit begeistern. Im Rahmen der Auszeichnung werden Projekte und Maßnahmen von lizenzierten Trainern und Ehrenamtlichen in den Mittelpunkt gestellt. Neben der Ehrung geht es insbesondere darum, die Arbeit und Leistungen der Trainer, Ehrenamtlichen und Vereine öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Die Kandidaten können vorgeschlagen werden oder sich selbst über das DGV-Serviceportal bewerben. Anschließend wählt eine Jury die Finalisten aus. Im Rahmen des Jugendgolf-Kongresses werden alle Finalisten mit ihren Projekten und Maßnahmen in Form von Postern vorgestellt, sodass sich die Teilnehmer darüber informieren können. Die Sieger werden dann per LiveVoting von den Teilnehmern des Jugend-
Die Trainer*in-Projekte stellen das Kernstück des Projekts TrainerInSportdeutschland dar. Die Sportorganisationen haben hier die Möglichkeit, Trainerinnen und Trainer als Kernaufgabe zu setzen und Ideen und Projekte zu realisieren, die dazu beitragen, sich der Vision Trainer*in 20261 zu nähern. Es ist vorgesehen, die Maßnahmen und Erfahrungen aufzubereiten und allen Sportorganisationen in Sportdeutschland zur Verfügung zu stellen. Im vor- liegenden Beitrag geht es schwerpunktmäßig um das Selbstbild Trainer*in. golf-Kongresses ermittelt. Um „BestPractice-Beispiele“ für Golfanlagen und Vereine zu geben, werden im Nachgang von den Siegern kurze Videos erstellt. Es ist vorgesehen, die Ehrung alle zwei Jahre durchzuführen. Diese trägt nicht nur dazu bei, die Trainer und Ehrenamtlichen in den Vereinen wertzuschätzen, sondern auch das Bild der Trainer und Vereine nach außen besser zu stärken.
Eingegangen: 29.7.2022
1 https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/vison
2. Mentoren-Plattform
Ulrich Forstner (Deutscher Hockey Bund, DHB), Peter Radegast (Deutscher Basketball Bund, DBB), Lothar Linz (Trainerakademie Köln, TA) Austausch, Feedback und persönliche Weiterentwicklung werden immer wichtiger für den Trainerberuf. Es herrscht Einigkeit darüber, dass die (Weiter-)Bildung von
Trainer*innen mit positivem Selbstbild nehmen / sind:
• Starken Einfluss auf Entwicklungen im Verein/Verband
• Lebenslang Lernende
• Lernbegleiter*innen
Trainer*innen mit positivem Selbstbild nehmen/sind: Sportsystem ein attraktives System sieht die / sorgt für:
• Förderung von Trainer*innen als Kernaufgabe
• Trainer*innenbildung mit hohem Stellenwert
• Attraktive Arbeitsbedingungen
• Gute Engagementbedingungen
• Etablierung von Wissensmanagement
• Entwicklungsmöglichkeiten
Ein Umfeld mit optimalen Rahmenbedingungen schafft:
• Gesellschaftliche Wertschätzung
• Bildungspolitische Anerkennung der Kompetenzen
• Etablierung des Berufsbildes Trainer*in
• Kontinuierliche Erforschung
Vision Trainer*in: Bis 2026 verfügen alle Sportarten im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen.
Projekt TrainerInSportdeutschland
Trainern nicht bei dem Erlangen einer Trainerlizenz oder dem Besuchen von Fortbildungen aufhört, sondern ein lebenslanger Prozess ist. Daher werden vermehrt Mentorenprojekte und -programme in den einzelnen Sportverbänden implementiert, um die persönliche Entwicklung der Trainer bestmöglich zu unterstützen. Mit der Mentoren-Plattform soll eine ausbildungsunabhängige Austausch- und Weiterentwicklungsmöglichkeit für Trainer geschaffen werden, bei der mit Eingabe eigener Suchkriterien ein möglichst passender Trainer-Partner zum Austausch und Feedbackgeben gefunden werden kann. Bei diesem Projekt haben sich der DHB mit dem DBB und der TA Köln zusammengeschlossen, um eine sportartübergreifende Mentoren-Plattform aufzubauen. In den Verbänden sind die Themen Mentoring und Coaching aktuell Bestandteil der A-Trainerausbildung. Darüber hinaus könnte die Mentoren-Plattform bereits beim Hospitieren in den Ausbildungsmaßnahmen der niedrigeren Lizenzstufen die Vernetzung zwischen Trainern anregen. Die TA Köln des DOSB bietet seit zwei Jahren für alle mit Bundesmitteln finanzierten Trainer die Möglichkeit eines individuellen Mentorings an. Im Rahmen dieses Angebots unterstützt sie auch diverse Verbände bei dem Aufbau eines innerverbandlichen Mentoren-Systems, bei dem die Mentoren-Plattform ebenfalls sehr hilfreich sein kann.
Konkret wird eine digitale Plattform programmiert und erstellt, mit der eine sportartübergreifende Vernetzung von Trainern aller Lizenzstufen und Erfahrungs-/Tätigkeitsfelder möglich gemacht werden soll. Die Plattform und das damit verbundene Aufeinandertreffen (Mat- chen) von zwei Trainern soll einen organisatorischen Rahmen bieten, der einen intensiven Austausch, gegenseitiges Feedbackgeben, das Voneinanderlernen und somit das individuelle Weiterentwickeln miteinander möglich macht. In der kooperativen Planungsgruppe zur Entwicklung der Mentoren-Plattform werden Trainer unterschiedlicher Lizenzstufen und Sportarten sowie Studierende und Absolventen der TA mit ihren Wünschen, Erfahrungen und Vorstellungen eingebunden. Insbesondere bei den Suchkriterien und der Priorisierung sowie den benötigten Materialien wird auf die Expertise der Trainer zurückgegriffen. Mit Hilfe dieser digitalen Plattform finden Trainer zukünftig einen Austauschpartner (Mentor, Coach), welcher ein gleichbedeutendes Interesse an einer persönlichen Entwicklung mit sich bringt und dank der individualisierten Suchfunktion genau zu einem passen kann. Die voraussichtlich neue Perspektive von fachfremden Trainern zeigt neue Wege im Trainingsverhalten oder Trainerhandeln auf. Eine wertschätzende Rückmeldung innerhalb des Tandems über beobachtete oder erzählte Trainings- und Wettkampferlebnisse unterstützt die Trainerpersönlichkeit und fördert deren Entwicklung.
3. Trainer*in Leitbild –Selbstbild und Handlungssicherheit stärken
Eva Reinschmidt, Dr. Kathrin Staufenbiel (Deutscher Turner-Bund, DTB)
Im gesamtverbandlichen Kultur- und Strukturprozess „Leistung mit Respekt” werden Trainer aktiv einbezogen und es soll u. a. ein modernes Leitbild entstehen.
Diese Leitbildentwicklung findet im Rahmen einer partizipativen Workshopreihe unter dem Motto „Von Trainern für Trainer“ statt. Bei der Leitbildentwicklung stehen Werte im Vordergrund, wie sich diese Werte ganz konkret im täglichen Handeln zeigen, was Trainer dafür vom Arbeitgeber benötigen und was sie selbst dazu lernen müssen.
Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, die Wertschätzung der alltäglichen Arbeit von Trainern zu erhöhen sowie die Handlungssicherheit und Professionalisierung weiter zu stärken. Das entwickelte Leitbild kann sowohl jungen als auch erfahrenen Trainern Orientierung bieten und gleichzeitig nach außen darstellen, wofür Trainer in Turndeutschland stehen. Bereits die partizipative Entwicklung des Leitbilds gemeinsam mit den Bundes- und Cheftrainern aller vier olympischen Sportarten und dem Sportdirektor stellt einen Mehrwert dar.
Auf einer Meta-Ebene werden gemeinsam mit einer externen Beraterin und ehemaligen Trainerin Erwartungen und Schwierigkeiten in der Tätigkeit als Trainer im Leistungssport reflektiert.
Neben der Entwicklung und Veröffentlichung des Leitbildes wird ein Ausbildungsblock zur Reflexion der eigenen Rolle und des Trainerleitbilds in der Trainerausbildung im Leistungs- und Breitensport etabliert. Dies wird im Rahmen des Projekts bereits durch mehrere Workshops erprobt. Darüber hinaus soll das Thema Leistung mit Respekt in der Praxis gefördert werden und sollen konkrete Projekte und Maßnahmen aus den Verbänden und Vereinen vorgestellt werden. Dies wird über eine bundesweite Projektausschreibung ermöglicht.
Die sportartübergreifende MentorenPlattform TrainerInKontakt vom Deutschen Hockey Bund, dem Deutschen Basketball Bund und der Trainerakademie Köln des DOSB
4. Stärkung von Image und Zuspruch der Trainertätigkeit 2.0 Carsten Röhrbein (Niedersächsischer Turner-Bund gemeinsam mit dem Landesspor tbund Niedersachsen)
Mit diesem Projekt baut der Niedersächsische Turner-Bund (NTB) auf das erfolgreich durchgeführte Projekt aus der ersten Runde Trainer*in-Projekte auf und führt den begonnenen Prozess der Werte-Ermittlung in Abstimmung mit dem Deutschen Turner-Bund (DTB) und dessen Trainer*inProjekt fort. Übergeordnetes Ziel ist es, die Rahmenbedingungen und Attraktivität der Trainertätigkeit zu verbessern, um langfristig mehr Trainer für diese Tätigkeit zu begeistern und zu gewinnen. Der Fokus liegt dabei auf den Werten der Trainer, die über eine Imagekampagne nach außen getragen werden. Neben der Wertschätzung der Arbeit der Trainer nach innen möchte man auch nach außen darstellen, was Trainer alles leisten und welche individuellen Stärken sie auszeichnen. Aufbauend auf den bereits ermittelten Selbstbildern der Trainer, werden die ausgearbeiteten Werte weiter geschärft und partizipativ mit allen Beteiligten (Trainern, Sportlern, Eltern) besprochen, sodass ein abgestimmtes und visualisiertes Wertebild entsteht. Die gemeinsamen Werte werden anschließend in eine Imagekampagne „Gold im Herzen“ überführt und nach außen getragen. Die beiden Arbeitsgruppen „Kommunikation“ und „Verbesserung des Arbeitsumfeldes“ werden fortgesetzt und deren Ausarbeitungen in einem Entwicklungskonzept zusammengetragen. Erste Maßnahmen im Bereich Ausund Fortbildung von Trainern werden realisiert, um insbesondere deren überfachliche, pädagogische Kompetenzen zu stärken. So sollen Trainer fit gemacht werden für aktuelle Anforderungen.
Gemeinsam mit dem Deutschen TurnerBund liegt der Fokus aktuell darauf, den Turnsport als ein gewaltfreies und – im wahrsten Sinne des Wortes – wertvolles Bewegungsangebot darzustellen, das Kinder in einem geschützten Raum unter Anleitung fachkundiger und respektvoller Trainer und mit viel Freude ausüben können. Hierbei nehmen die Trainer eine Schlüsselrolle ein, die es zu stärken und zu unterstützen gilt.
5. Frauenpower im Spitzensport Holger Stitz (Niedersächsischer Boxsportverband gemeinsam mit dem Deutschen Boxsport-Verband)
Mehr Trainerinnen für den Boxsport gewinnen – das ist das Ziel des Niedersächsischen Boxportverbandes (NBSV) ge- meinsam mit dem Deutschen Boxsportverband (DBV). Leider gibt es viel zu wenige qualifizierte Trainerinnen, die für die Sportlerinnen als Ansprechpartnerin fungieren können. Um das Leistungsvermögen von Athletinnen ausschöpfen zu können, bedarf es im eher männerdominierten Boxsport mehr weiblicher Vorbilder, die als Trainerinnen tätig werden. Dafür ist es wichtig, dass Trainerinnen die Akzeptanz erhalten, die sie sich durch zahlreiche Erfolge in den letzten Jahren eigentlich verdient haben. Teilnehmer in den Vereinen entwickeln die erforderliche Breite, um letztlich an das Leistungsvermögen anderer Länder anzuknüpfen. Konkret sollen durch das Projekt neue Trainerinnen angesprochen und in ihrer Entwicklung gefördert werden. Dabei ist es vorgesehen, unter anderem aktive Sportlerinnen über die Möglichkeiten einer Trainerausbildung zu informieren und für eine Trainertätigkeit zu begeistern. Interessierte Frauen werden anschließend bei den Aus- und Weiterbildungen begleitet. Es soll eine gesonderte Ausbildung nur für Trainerinnen geben, sodass sie sich in einem geschlossenen Kreis mit Gleichgesinnten weiterentwickeln können. Ausbildungsbegleitend wird es separate Fortbildungen und Schulungen für Trainerinnen geben, die sich mit den Themen Selbstbild Trainerin, Hauptamtlichkeit und sexualisierte Gewalt befassen.
5. Schlusswort
Eva Zehnder (Deutscher Olympischer Sportbund, DOSB)
Die Vision Trainer*in 20261 beschreibt Entwicklungspotenziale in drei Bereichen. Neben einem attraktiven Sportsystem und optimalen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind es die Trainer selbst, die einen Beitrag zu einem positiven Trainerbild leisten können und so auf die Vision einzahlen.
„Bis zum Jahr 2026 verfügen alle Sportar ten im Spor tvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen (…), denn bis dahin hat sich das Selbstverständnis von Trainerinnen und Trainern positiv verändert.“
Auf die Persönlichkeitsentwicklung von Trainern und deren Entwicklungspotenziale und Spielräume haben die Sportorganisationen nur indirekten Einfluss. Daher muss ein strategischer Schwerpunkt darauf liegen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Entwicklung eines positiven Selbstverständnisses fördern. Konkret heißt das, dass Trainer sich ihrer Wirkung und ihrer Bedeutung bewusst sind, die sie im Sport einnehmen, und da- durch auch selbstbewusst aktiv Prozesse in Vereinen/Verbänden mitgestalten. Aktuell passiert im Bereich der Trainerentwicklung vieles noch zufällig, ist stark von den individuellen Rahmenbedingungen und Motivlagen der Trainer abhängig. Gezielte (Personal-)Entwicklung ist in vielen Organisationen noch kein Standard. Perspektivisch ist dies ein Bereich, in dem noch viel Potenzial liegt. Wenn wir langfristig qualifizierte Trainer im organisierten Sport einsetzen wollen, müssen wir viel früher damit beginnen, diese in erster Linie zu gewinnen, sie ganzheitlich zu fördern, zu begleiten und an die Trainertätigkeit selbst heranzuführen. Gleichzeitig müssen Bemühungen daran gesetzt werden, die Trainer, die aus ihrer Tätigkeit ausscheiden oder diese temporär nicht mehr wahrnehmen können, weiterhin für ein Engagement im Sportverein oder -verband zu gewinnen, sodass daraus ein sich selbst erhaltender Kreislauf entsteht. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Trainer die Prozesse im organisierten Sport und die Verbands-/Vereinsentwicklung aktiv mitgestalten können und ein Mitbestimmungsrecht erhalten. Also nicht nur im System arbeiten, sondern auch die Möglichkeit haben, an dem System/der Organisation zu arbeiten. Trainer sind Schlüsselpersonen, die Herausforderungen im Training, mit den Kindern, den Eltern, den Angeboten des Vereins/Verbandes und die Potenziale am besten kennen und einschätzen können und damit auch viel stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden sollten.
Gute Ideen und Ansätze für eine gelingende Umsetzung werden in den Trainer*inProjekten erprobt, z. B. indem sie partizipative Workshops anbieten und Trainern Raum geben, sich über ihre Rolle und Werte auszutauschen und ein gemeinsames Leitbild ihrer Arbeit entwickeln zu können. Zudem stärken sie das Image der Trainer, heben ihre wertvolle Arbeit hervor und zeichnen diese aus. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Entwicklung abseits der formalen Ausbildung von Trainern, beispielsweise die Begleitung durch einen erfahrenen Trainer im Sinne eines Mentorings
Korrespondenzadresse
Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main
E-Mail: zehnder@dosb.de
Eva Zehnder/Tim Böhme/Martin Brückner/Björn Frommann/Jonas Henschler/Kirsten Hüttemann/Manfred Kehm/Marco Lutz/ Anita Parsche/Nicole Rothenbücher/Wiebke Fabinski