DRAHTESEL 2018-1 - das Österreichische Fahrradmagazin

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35.  Jahrgang / Ausgabe 1 / 2018

Vor uns: Vergangenheit Zur Verkehrspolitik unter Schwarz-Blau Seite 8

Jubiläum: Wir sind älter! Österreichs Radmagazin feiert 35. Geburtstag Seite 18

14. & 15. April 2018 Seite 31

Test: Stahl-Trekker So schneidig sind Reiseräder aus Stahl Seite 47

P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M

Das österreichische Fahrradmagazin

Fahrheiratet! TRAUMHOCHZEITEN FÜR VELOPHILE


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Drahtesel 1  ⁄  2018 – 2

Wien auf dem Fahrrad erleben

Mit dem Rad besser unterwegs. Holen Sie sich jetzt die Radkarte 2018. Bequem online bestellen oder druckfrisch beim Fahrrad-Wien-Stand am Bike Festival. Wann und Wo: 14. und 15. April 2018 am Rathausplatz. Wir freuen uns über Ihren Besuch. Für alle die mit Smartphone unterwegs sind: Die kostenlose Fahrrad-Navi-App können Sie hier herunterladen: www.fahrradwien.at/app

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Brief des Herausgebers Liebe Leserin, lieber Leser, in der verbesserungswürdigen Radinfrastruktur. Unser Beitrag ab Seite 26 zeigt nachahmenswerte Lösungen und Verbesserungsbedarf. Unser Reiseteil ab Seite 53 beginnt mit einer Genusstour am Lago Maggiore von unserem Reisereporter Mario Sedlak. Als Inspiration für ehrgeizige Sportradfahrende dient Klaus Brixlers Tour von Innsbruck nach Korsika. Zu bewältigen waren der Reschenpass (1.500 Meter), Regen, Kälte und Tagesetappen bis 175 Kilometer. Alles machbar – vorausgesetzt man verfügt über den nötigen Galgenhumor.

Andrzej Felczak Vorsitzender von Radlobby ARGUS und Radlobby Österreich Einladung zur Rad­lobby ARGUSGeneral­versammlung 2018.

Andrzej Felczak P.S. Das ARGUS-Bikefestival am Wiener Rathausplatz und die Rad­ parade finden am Wochenende des 14. und 15. April statt. Wir laden dazu herzlich ein! Das komplette Programm finden Sie ab Seite 31. Besuchen Sie uns im Radlobby ARGUS-Zelt! Wir freuen uns darauf, mit Ihnen zu plaudern.

Die ARGUS lädt ihre Mitglieder zur Generalversammlung am Freitag, dem 4. Mai im Agendabüro (Neulingg. 34-36), 1030 Wien, ein. Beginn ist um 18 Uhr. Bitte um Anmeldung unter service@argus.or.at

Alle Informationen dazu: radlobby.at/argus/gv2018

35. Jahrgang / Ausgabe 1 / 2018

Vor uns: Vergangenheit Zur Verkehrspolitik unter Schwarz-Blau Seite 8

Jubiläum: Wir sind älter! Österreichs Radmagazin feiert 35. Geburtstag Seite 18

14. & 15. April 2018 Seite 31

Test: Stahl-Trekker So schneidig sind Reiseräder aus Stahl Seite 47

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Fahrheiratet! TRAUMHOCHZEITEN FÜR VELOPHILE

Cover: Ilse Mitterschiffthaler, Fotografin aus Aschach/Steyr hat für unser HochzeitstagSpecial das Brautpaar Corinna und Paul fotografiert. „Die gegenseitige Motivation ließ uns im wahrsten Sinne des Bildes hoch fliegen“, sagt sie über das Shooting. Wir meinen: Die Bilder sind bezaubernd geworden! www.fotoilse.at

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Was wäre der schönste Tag im Leben ohne das beste aller Verkehrsmittel? In unserer Coverstory erzählen fünf Paare von ihrer Hochzeit, die sie hoch zu Rad oder Rikscha gefeiert haben. Vor 35 Jahren erschien der erste DRAHTESEL. Damals in einem Umfang von vier Seiten und in schwarzweiß, was uns Anlass zu einem leicht nostalgischen Rückblick auf Seite 18 gibt. Der Name unseres Magazins ist zwar gleich geblieben, aber ansonsten hat sich der DRAHTESEL ganz schön weiterentwickelt. Die vielen Rückmeldungen von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zeigen, dass das Heft bei Ihnen auch heute noch gut ankommt. Unser Wunsch ist natürlich, dass sich möglichst viele Menschen auch in Zukunft mit dem Rad fortbewegen. Daher liegen uns die Verkehrspraxis und Verkehrsgewohnheiten von Kindern sehr am Herzen. Die Soziologin Virginia Connolly hat im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit die Routen-Vorlieben radfahrender Familien untersucht. Im Interview ab Seite 8 schildert sie, welche Bedürfnisse es gibt, wie unterschiedlich das Mobilitätsverhalten sein kann und wie Familien bei ihrer persönlichen Verkehrswende unterstützt werden können. Niederösterreich ist das zweitbevölkerungsreichste Bundesland in Österreich. Auch dort gibt es Bestrebungen, das Radfahren attraktiver zu machen. Die starke Fokussierung auf den Kfz-Verkehr und das Fehlen einer für den Radverkehr zuständigen zentralen Stelle äußert sich sehr deutlich


Inhalt Politik

8 Was Eltern brauchen

Bachelor-Arbeit untersucht die Bedürfnisse radelnder Familien

Womit wir in den nächsten Jahren rechnen müssen

Fahrrad-Kilometer sammeln für den Klimaschutz

Community

12 Verkehrspolitik unter Schwarz-Blau 14 Radelt zur Arbeit

16 Hinter dem grünen Drachen

Wien bekommt seine erste Kinder-Critical-Mass

17 Generationswechsel bei der Radlobby

Roland Romano löst Alec Hager als Sprecher ab 18 35 Jahre DRAHTESEL Kleine Chronik erzählt über die Stimmen unserer Lesenden 20 Serviceleistungen für Mitglieder Rechtsschutzversicherung, DRAHTESEL-Abo und vieles mehr

36 Coverstory: Ja-Sagen und losradeln Für fünf Paare spielte das Fahrrad an ihrem Hochzeitstag eine wichtige Rolle. Hier erzählen sie davon

Infrastruktur 24 Plus / Minus

Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand

Das sind die Stärken und Schwächen des Bundeslandes

Höchstgerichtliche Entscheidungen zum Thema Radfahren

Lebensstil

26 Radland Niederösterreich?

30 Recht: Auch Fixies brauchen zwei Bremsen

42 Bücher

Lesestoff für Velophile

Öko-Landbau mit Lastenrad-Logistik in Budapest

44 Cargonomia

Produkte & Technik

47 Test: Stahl-Trekkingbikes

52

Sechs Reiseräder zeigen, was sie können Schaufenster Neue Produkte im Überblick

Tour & Reise 54 Auf ins magische Tal

Mario Sedlak bereist das Tessin

Klaus Brixler nimmt sein Rih auf die lange Reise

56 Mit dem Fahrrad nach Korsika

Forum

62 Leserbriefe 63 Termine

Kolumnen Neue Kolumne: Orca Clara Felis nähert sich dem Radfahren auf lyrische Art Seite 43 Cinemascope Ines Ingerle über den Film „Tall Bikes“ Seite 35 Technik-Tipp Andreas Röderer über den Kauf von Vintage-Bikes Seite 46 Brief aus der Ferne Brigitte Schicho schreibt uns aus Sizilien Seite 59 Der Reflektor Reinhold Seitl über Grenzzäune und dicke Windschutzscheiben Seite 62 Impressum: Seite 29

Foto: Peter Provaznik

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Leitartikel #Durch Elternaugen

zweckstreifen zwischen potenziell doorend Parkenden auf der einen und stinkend Stauenden auf der anderen Seite: Dort will ich mit Anhänger jetzt nicht mehr fahren. In einer Tempo30-Zone von einem Rücksichtslosen angehupt werden: unangenehmer als sonst. Soll ich ihn zur Rede stellen und mich – mit dem Kind im Anhänger – auf eine minutenlange (und in der Regel fruchtlose) Diskussion einlassen? Will ich, dass mein Sohn zusieht, wie ich in eine Rauferei gerate? Die meisten, die Eltern werden, sind ab diesem Zeitpunkt defensiver unterwegs. Sie nehmen für mehr Sicherheit und bessere Luft auch Umwege in Kauf. Sie bemerken plötzlich, wie wichtig die Existenz von hochqualitativer Radinfrastruktur ist. Damit unsere Kinder von klein auf Vorzüge und Freude kennenlernen, die mit dem Radfahren verbunden sind, braucht es den unerschütterlichen Einsatz für menschengerechte Straßen. Lassen wir uns aber vor allen Dingen nicht die Freude am Radfahren verderben. Frühling steht vor der Tür. Es ist bald wieder Zeit für In-der-Wiese-sitzen, für Ausflüge zum Picknicken, für Radreisen mit Zelt und all die Dinge, die in der warmen Jahreszeit besonders viel Spaß machen. Auch mit Kind übrigens. Und da vielleicht noch mehr. Wollen wir Radfahren, Bub? „Ja, Papa!!! Radfahren!“

Matthias G. Bernold Chefredakteur

„Will ich, dass mein Sohn zusieht, wie ich auf der Straße in eine Rauferei gerate?“

* weil ein Leser nach­gefragt hat: Das hawaiianische Grußwort Mahalo bedeutet so etwas wie Dankbarkeit, Wertschätzung und respektvolle Grüße.

Mahalo! *

Fotos: privat

Hervorzuheben in diesem Heft

Walter Bradler Besorgt üblicherweise mit bemerkenswerter Akribie und Genauigkeit das Lektorat für den DRAHTESEL. In dieser Ausgabe erzählt er die 35-jährige Geschichte unseres Magazins und lässt dafür Leserbriefschreibende zu Wort kommen.

Clara „Orca“ Felis ersetzt ab sofort Barbara Ottawa als Kolumnistin. Die Radbotin, Buchhändlerin und Poetry-Slammerin widmet sich dem Radfahren aus poetischer Sicht. Auf Seite 43 findet sich ihr erster Text. Willkommen an Bord!

Miguel Ángel Camprubí Der spanische Illustrator hat in der Vergangenheit einige schöne Cover für unser Magazin gestaltet. Zuletzt auch die neuen Porträts unserer Kolumnistinnen und Kolumnisten. Wie gefallen die Zeichnungen unseren Leserinnen und Lesern? Feedback willkommen.

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Es ist eine ebenso abgedroschene wie wahre Aussage: „Mit einem Kind verändert sich alles.“ Für das Radfahren gilt das auch. Gerade war man noch unbeschwert durch die Stadt gesurft, Wind im Haar und die Bewegung genießend. Setzen mit dem Spross an Bord ernstere Gedanken ein: Wie soll ich den kleinen Menschen transportieren? Wie soll ich ihn anziehen? Wenn ich ihn überreden muss, dass er einen Helm trägt, soll ich dann – der Vorbildwirkung wegen – auch einen aufsetzen? Zu all diesen Fragen kommt der erhöhte Zeitaufwand. War es früher eine Sache von ein paar Sekunden, das Rad zu schnappen und mich in den Verkehrsalltag zu werfen. Ist nun der logistische Aufwand höher. Der kleine Kerl muss in den Anhänger, der Anhänger muss aus dem Kinderwagenraum runter auf die Straße. Das Rad hingegen aus dem Keller geholt werden. Es sind nur wenige Handgriffe und man gewöhnt sich daran: Aber das Ineinanderstecken der Kupplungsteile will gelernt sein. Unter klammen Fingern klemmt mitunter ein Plastikteil. Der Kleine will losfahren und wird ungeduldig. Usw. usf. Was sich massiv ändert: Der Blick auf Wegstrecken. War man zuvor von den Qualitäten der Radinfrastruktur unerschüttert: Gab es eine brauchbare, gut. Gab es die nicht, fuhr man eben auf der Fahrbahn. Sieht jetzt die Sache anders aus. In einem schmalen Mehr-


Politik Radelnde Familien: Was sie sich wünschen Seite 8

Radfahren in Wien beim Facebook-Summit Seite 11

Verkehrspolitik ohne Rad: Das plant Schwarz-Blau Seite 12

DHL mit E-Cargobikes: „Kein alternativer Jux“

Top Wie der jetzt veröffentlichte Bericht des Förderprogramms „Intermodale Schnittstelle Radverkehr“ (ISR) zeigt, wurden von 2008 bis 2016 bei mehr als hundert Projekten mit Gesamtprojektkosten von 15 Mill. Euro 11.600 neue Fahrradabstellplätze bei Bahnhöfen und Haltestellen errichtet und dafür eine Fördersumme von sechs Mill. Euro zugeschossen. Mit dem ISR förderte das Verkehrsministerium auch Lückenschlüsse von Radwegen.

Flop

DHL ist in Wien jetzt mit Cargobikes des schwedischen Herstellers Velove unterwegs

Warum der Zustelldienst DHL jetzt auch in Wien auf Spezial-Lastenfahrräder setzt, erklärt Richard Komina, der Service-Manager des Unternehmens im Interview DRAHTESEL Warum setzt DHL jetzt auch in Wien auf Lastenräder? Richard Komina: Die Idee entspringt der „Go green“Initiative unseres Konzerns zur Reduktion von CO2Emissionen. In Städten wie etwa Berlin und Frankfurt sind bereits die gleichen E-Cargobikes unterwegs, die wir jetzt auch in Wien bekommen.

Was sind deren Vorteile? Viele unterschätzen derzeit noch die Produktivität der Transporträder. Für uns sind die wirtschaftlichen Vorteile entscheidend: Die Betriebskosten sind bei den Fahrrädern wesentlich geringer als bei Automobilen: Versicherung, Service, Sprit, Anmeldung. Wir haben außerdem klare Produktivitätsvorteile gegenüber dem Auto: Parkplätze finden ist einfacher. Das Radwegenetz ist immer besser ausgebaut, Stau ist kein Problem. Im innerstädtischen Bereich schaffen Biker 20 bis 25 Adressen pro Stunde. Damit kann kein Auto mithalten.

Wie viel Auftragsvolumen können Sie mit Lasten­ rädern abwickeln? In meinem Servicegebiet, das Wien, zwei Drittel von Niederösterreich, Linz und das komplette Burgenland umfasst, gehen wir von einem Potenzial von insgesamt zehn bis fünfzehn Prozent aus. Natürlich sind Fahrräder für das Waldviertel oder den Semmering nicht die richtige Lösung. Im städtischen Raum aber könnten wir die Hälfte aller Zustellungen mit den Cargobikes erledigen. Derzeit sind wir in Wien mit vier Rädern unterwegs. Wir würden gerne auf zehn bis 15 Stück aufstocken.

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Luftgüte-Messstellen verzeichneten 2017 in Österreich Überschreitungen der europäischen bzw. der heimischen Jahresgrenzwerte: Wie der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zeigt, ist der Ausstoß von giftigem NO2 nicht nur in Deutschland, sondern auch hierzulande ein Problem. Betroffen sind Regionen entlang der Transitautobahnen und verkehrsnahe Messstellen in Städten. Hauptverursacher für NO2 sind Dieselabgase. Am höchsten war die Belastung in Tirol an der A12. In Wien am Hietzinger Kai.

Foto: DHL

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Tief in der Welt von vorvorgestern steckt Ernst Pfleger, Verkehrswissenschaftler und ehemalige SPÖ-Gemeinderat, fest. Pfleger sieht alles kritisch, was den Autoverkehr einschränkt: Tempo-80 auf Autobahnen, Verkehrsberuhigung der Mahü, Radwege zulasten von PkwFahrstreifen. Alles Unfug, oder zumindest – erklärte er zuletzt im Kurier – „blindwütige Politik für Radler“.


Blick in die Welt

Politik

M O SK AU

R I O DE JA N E IRO

Im vergangenen Februar fand zum bereits fünften Mal der Winter Cycling Congress statt. Nach Oulu (Finnland), Winnipeg (Can), Leeuwarden (NL), Minneapolis (USA) und Montreal (Can) war heuer Moskau Veranstaltungsort. Erfinder der Konferenz ist der Finne Timo Perälä. Ziel ist der Austausch über wintertaugliche Radinfrastruktur. „Es ist reine Dummheit, Radinfrastruktur nur für einige Jahreszeiten zu bauen“, erklärt Perälä dem DRAHTESEL: „Es gibt viele Städte in kalten Regionen. Da das Radfahren weltweit zunimmt, möchten wir, dass die Städte wissen, dass das Radfahren das ganze Jahr über möglich und mit relativ geringen Kosten machbar ist.“

Mit den gesundheitlichen Aspekten des Radfahrens wird sich die internationale FahrradKonferenz Velo-City 2018 befassen, die heuer von 12. bis 15. Juni in Rio de Janeiro stattfindet. Was Radeln aus medizinischer Sicht bewirkt, wird immer besser erforscht: Zuletzt von der Universität Glasgow, die 2017 eine Studie veröffentlichte, wonach Fahrrad-Pendelnde gegenüber körperlich inaktiven Pendelnden ein reduziertes Risiko haben, Herz-Kreislauf-Krankheiten zu entwickeln (minus 46 Prozent) bzw. daran zu sterben (minus 52 Prozent). Das Risiko, an Krebs zu erkranken, ist laut Studie um 45 Prozent reduziert.

wintercycling.org

Velo-City und Gesundheit

DRAHTESEL-Leser Benno Bretthauer hat sich – wie er sagt –„Gedanken über den Autowahn“ gemacht. Diese Zeichnung ist dabei herausgekommen. Vielen Dank!

velo-city2018.rio bmj.com/content/357/bmj.j1456

D EU T S CHL AND

C H R I S T C H U RC H

Seit Dezember 2017 ist in deutschen ICE-Zügen auf einigen Strecken die Mitnahme von Fahrrädern möglich. Mit der Einführung der neuen ICE-4-Garnituren sind erstmals Stellplätze in einem ICE vorhanden. Bisher war die Mitnahme normaler Fahrräder im Fernverkehr nur in Intercity-Zügen erlaubt. Lediglich Falträder fuhren schon bisher (ohne zusätzliche Kosten) als Gepäckstücke mit. Mit acht Fahrradplätzen pro Zug ist das Angebot begrenzt. Aber immerhin.

Das Marketing-Unternehmen Make Collective in Neuseeland bietet seinen Angestellten einen Gehaltsbonus von bis zu 10 Dollar pro Tag (rund 5,80 Euro), wenn sie mit dem Fahrrad in die Firma kommen. Wie der „Guardian“ berichtet, erhalten Angestellte fünf Dollar für jeden Tag, an dem sie mit dem Fahrrad einpendeln. Verzichten sie mehr als ein halbes Jahr lang auf Autofahrten ins Büro, verdoppelt sich der Bonus sogar. Zum Newsportal „Stuff“ sagte Firmenchef Tim Chesney, der sich selbst als begeisterten Radfahrer bezeichnet, er habe schon länger darüber nachgedacht, Radfahren zu belohnen: „Bargeld ist eindeutig der beste Anreiz.“

Fahrradmitnahme in deutschen ICE-Zügen

Zehn Dollar täglich für Fahrrad-Pendelnde

stuff.co.nz/business/102002969/ status-green-cash-for-biking-to-work-a-big-incentive

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Winter Cycling Congress in Moskau


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Alle Eltern sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder. Nur: Wie sie damit umgehen, ist sehr unterschiedlich

Familien und Fahrrad: Was Eltern wünschen Soziologin Virginia Connolly hat für ihre Bachelor-Arbeit die Routenvorlieben radfahrender Familien untersucht. Ergebnis: Alle wünschen sich Sicherheit, nur verstehen sie darunter nicht unbedingt das selbe

Foto: croozer.de

INTERVIEW: Matthias Bernold


Politik

DRAHTESEL Du hast für deine Bache­ lorarbeit das Radfahrverhalten von Fa­ milien untersucht. Was hast du dabei herausgefunden?

tofahrer in dieser Situation rücksichtsvoller gewesen wäre. Oder wenn es an dieser Stelle einen Radweg gäbe.

Man würde annehmen, die Sorge um die Sicherheit der Kinder führt zu ähn­ lichen Bedürfnissen. Oder? Alle wissen um die Fragilität des Rades und – klarerweise – sorgen sie sich gleichermaßen um die Sicherheit ihrer Kinder. Wie sie damit umgehen, ist aber sehr unterschiedlich. Die eine Gruppe sagt: wir blockieren den Verkehr nicht, wir sind der Verkehr. Dementsprechend selbstbewusst treten sie auf und haben zum Beispiel auch keine Scheu, in der Mitte des Fahrstreifens unterwegs zu sein und genügend Abstand zu parkenden Autos zu halten. Die andere Gruppe ist deutlich zurückhaltender: Sie fahren nicht immer auf der Fahrbahn und weichen gelegentlich auf den Gehsteig aus. Auf-dem-Gehsteig-Fahren ist für diese Gruppe eine normale Option. Sie sagen dann Dinge wie: „Immer fahr ich nicht auf der Fahrbahn, wozu hab ich ein Rad?“ Abhängig von dieser Kategorisierung und diesem Fahrverhalten werden unterschiedliche Situationen als stressig empfunden und unterschiedliche Wege gewählt. Wovon hängt es ab, zu welcher dieser Gruppen man zählt? Das kann ich nicht sagen. Was ich sagen kann, ist: Oftmals ziehen sich diese unterschiedlichen Auffassungen quer durch eine Kernfamilie. Auch dort sind sich mitunter nicht alle einig, was sicheres Fahren bedeutet. Ein Vater erzählte mir, dass er bei einem Familienausflug hinter dem Kind in der Fahrbahnmitte gefahren ist, um enges Überholen zu verhindern. Die Mutter ist vor dem Kind gefahren. Irgendwann ist ein Autofahrer von hinten gekommen und hat – weil er überholen wollte, aber nicht konnte – alle drei angehupt. Für den Vater war sein Verhalten die sicherste Fahrweise, um das Kind zu schützen. Die Mutter hingegen hat gesagt: Wenn wir angehupt werden, sollten wir auf den Gehsteig ausweichen. Es ist das ein Konflikt, der natürlich nicht entstehen würde, wenn der Au-

Virginia Connolly Soziologin, studiert Raum­planung an der TU Wien

Das ist das Trennende. Haben Familien mit Kindern bei der Wegewahl auch Ge­ meinsamkeiten? Das Kreuzen von Straßenbahnschienen wird allgemein als besonders unangenehm erlebt. Auch hier sind aber die Konsequenzen aus dieser Wahrnehmung unterschiedliche. Eine Probandin sagte, sie steigt in solchen Situationen ab. Andere wählen eine andere Route. Und wieder andere fahren die Strecke trotzdem. Vor diesem Hintergrund: Ist es denn überhaupt möglich, Eltern Routenemp­ fehlungen zu geben? Auf jeden Fall. Nur müssen diese Empfehlungen – etwa bei einer App – individuell angepasst werden können. Entweder über eine sehr komfortorientierte Abfrage, die detailliert nach den Fahrgewohnheiten und Vorlieben frägt. Oder automatisiert: indem die App die gefahrenen Strecken speichert, sich das Fahrverhalten merkt und daraus lernt. Habt ihr etwas darüber gelernt, wie Eltern die Radinfrastruktur in Wien wahrnehmen? Es ist deutlich geworden, dass vor allem die fehlenden Lückenschlüsse ein Problem sind. Vielfach sind Radstrecken inzwischen recht gut ausgebaut. Aber dorthin zu kommen, ist oft schwierig, mühsam oder sogar gefährlich. Verglichen mit der Radinfrastruktur ist die Autoinfrastruktur sehr homogen. Die Verkehrsplanung ist immer noch überwiegend für das Automobil optimiert. Mit dem Fahrrad bist du ständig in einer Situation, abwägen zu müssen: Soll es jetzt die schnellere und

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Virginia Connolly In aller Kürze zusammengefasst kann man sagen, dass die Gruppe radfahrender Familien – so wie Radfahrende allgemein – sehr heterogen ist. Was es schwer macht, für alle Menschen mit Kindern, Routenempfehlungen abzugeben.


Vor allem fehlende Lückenschlüsse sind ein Problem

Politik

gefährlichere oder die verlässlichere, aber langsame Route sein? Und auch viele – an sich sichere Strecken – haben dann einzelne, unübersichtliche oder schlecht gelöste Gefahrenpunkte. Das ist natürlich für viele Eltern stressig.

Forderungen der Radlobby • Freiwillige Radprüfung ab acht Jahren • Erlaubnis zur unbegleiteten Gehsteig-Nutzung bis zehn Jahre • Erlaubnis zum Alleinefahren ab zehn Jahren und zum Nebeneinanderfahren mit Kind • Autofreie Zonen rund um Schulen • Radwege und Fahrrad-­ straßen statt Mehrzweck streifen und ungeschützer Radstreifen • generelle Temporeduktion • Motivationskampagnen in Kindereinrichtungen • Integrative Verkehrs-­ erziehung und Fahrsicher- heitstrainings im Lehrplan

Warum hast du dieses Thema gewählt? Ich bin selbst eine begeisterte Alltags-Radfahrerin und habe mich während des Studiums bereits früher mit Radbotinnen und -boten beschäftigt. Es hat sich dann so ergeben, dass am Austrian Institute of Technology zu ein Projekt durchgeführt worden ist, das sich mit der Frage beschäftigt, wie man Menschen, die im Alltag nur wenig radeln, den Wiedereinstieg ermöglichen kann. Meine Bachelor-Arbeit sollte in diesem Rahmen Routen evaluieren. Beschreib uns doch bitte deine Methode beim Forschen. Wir sind mit einer Mischung aus quantitativen und qualitativen Methoden an die Forschungsfrage herangetreten. Wobei der Fokus auf dem

Qualitativen lag. Das heißt, wir haben offene Interviews geführt, die unseren Probandinnen und Probanden Anreize geben sollten, dass sie möglichst viel erzählen. Dazu gab es die quantitative Analyse, für die wir gebeten haben, Routen anhand von zehn Eigenschaftsworten zu bewerten. Die Probandinnen und Probanden sind eine Wegstrecke gefahren, für die wir einmal eine komfortorientierte und einmal eine schnelligkeitsoptimierte Route festgelegt haben. Wir sind die Wege abgefahren, und gleich hinterher gab es dann das Interview. Gibt es etwas, das du bei einer Wieder­ holung des Projektes anders machen würdest? Das Test-Setting war vielleicht insofern nicht ideal, als die Testpersonen ihren Weg selbst aussuchen konnten. Wir haben das so angelegt, weil wir gedacht haben, dass sie so dem Test eher zustimmen. Das Problem war, dass vielen Testpersonen der kürzeste Weg bekannt war. Das beeinflusst aber den Test sehr stark. Weil die Menschen dazu neigen, die Route zu wählen, die sie kennen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

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„Radfahren in Wien“ beim großen Facebook Summit Die Social-Media-Plattform Facebook umsorgt die Admins ihrer Gruppen. Im Februar lud man zum großen Summit nach London Der Summit fand im Lee Valley Velo Park statt. BERICHT: Klaus Brixler

Foto: Zeynep Araboglu

A

dministratorinnen und Administratoren von 150 Facebookgruppen und -pages wurden am 8. und 9. Februar von Facebook nach London eingeladen. Ziel des Summits: Menschen zu unterstützen, die Communities entwickeln. Erfreulicherweise waren mit „Radfahren in Wien“, „Ciclabili Siciliane – Sicily Cycling“ – einer Facebookseite, die den Fahrradtourismus in Sizilien fördert und „Bisikletli Kadın İnisiyatifi“, einer Facebookgruppe, die Frauen in Istanbul aufs Rad bringen möchte, gleich drei velophile Gruppen vertreten. In Workshops arbeiteten GruppenAdmins gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Facebook an möglichen Verbesserungen der Funktionalitäten. In weiteren Runden wurden die Themen „Gruppenwachstum“, „Umgang mit Konflikten“ und „Stärkeres

Engagement in der Community“ diskutiert. Bei einer Reihe kurzer Keynotes sprach das Facebook-Management auch sehr offen an, dass die Plattform in letzter Zeit häufig auch schlechte Presse bekam. Stichwort: Zensur der Venus von Willendorf bzw. Ignorieren von diskriminierenden Kommentaren. Daher sei es ein Anliegen, gemeinnützige Initiativen zu unterstützen, ließ man wissen. Aus Perspektive von Fahrradfans war die Veranstaltungslocation charmant gewählt: im Mittelpunkt des „Lee Valley Velo Park“ steht das Velodrom in dem etwa die olympischen Bewerbe 2012 stattfanden und Bradley Wiggins seinen Stundenrekord 2015 mit 54,5 Kilometern aufstellte. Interessierte durften sich ebenfalls auf der Bahn versuchen – ich dürfte den Rekord von Herrn Wiggins aber versäumt haben...

Als eine der aktivsten FahrradCommunities in Europa war „Radfahren in Wien“ zum Facebook Communities Summit in London eingeladen. Insgesamt waren lediglich sechzehn Communities aus dem deutschsprachigen Raum dabei. Derzeit zählt die von Klaus Brixler, der auch nebenstehenden Artikel verfasst hat, gegründete Gruppe mehr als 12.000 Mitglieder. www.facebook.com/groups/ RadfahrenInWien

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Zweimal erwähnt Österreich hat eine neue Regierung. Was aber heißt das für den Radverkehr? Wir haben uns das Regierungsprogramm genauer angesehen

ANALYSE: Roland Romano

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Drahtesel 1  ⁄  2018 – 12

Roland Romano ist seit Jahresanfang Sprecher der Radlobby Österreich

uffällig ist: Das Regierungsprogramm behandelt unter „Verkehr und Infrastruktur“ primär energieintensive Mobilitätsformen wie den Kfz-, Schienenund Luftverkehr. Dabei wird betont, dass diese „leistbar“ bleiben und, „effizient“ sowie „beschleunigt“ werden sollen. Der Radverkehr hingegen wird im 180 Seiten umfassenden Regierungsprogramm gerade einmal in zwei Sätzen – davon einmal gemeinsam mit Tretrollern – erwähnt. Wortwörtlich spricht die Regierung von einem „funktionierenden Miteinander und rücksichtsvollen Auskommen aller Verkehrsteilnehmer“ und von „Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung für die Nutzung ökologisch nachhaltiger und gesundheitsförderlicher Fortbewegungsmittel“. Was das konkret bedeuten soll, wird allerdings nirgends ausgeführt. Abgesehen von dieser mageren Ausbeute expliziter Erwähnungen haben wir uns weitere Themenbereiche angesehen, die das Radfahren in Österreich betreffen könnten oder sollten: Umwelt- und Klimaschutz Die Regierung möchte – erklärt sie in ihrem Programm – alle internationa-

len Verträge zum Klimaschutz umsetzen und die UN-Nachhaltigkeitsziele beachten. Auch bei dieser Zielvorgabe, die an sich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, fehlt es an konkreten Maßnahmen. Bereits unter den Regierungen vor Schwarz-Blau war Österreich bei der Umsetzung seiner Klimaziele säumig. Klimaschutzpolitik blieb vielfach auf Lippenbekenntnisse beschränkt, die CO2-Emissionen in Österreich sind konstant hoch. Laut aktuellem Klimaschutzbericht des Umweltbundesamtes sind die Treibhausgasemissionen zuletzt sogar wieder deutlich um 3,2 Prozent oder 2,5 Mill. Tonnen CO2 gestiegen. Neben der Industrie Hauptverursacher klimaschädlicher (und gesundheitsschädlicher) Emissionen ist: der Kfz-Verkehr. Die Verlagerung des Individualverkehrs vom Auto zum Fahrrad wäre eine der effizientesten Klimaschutzmaßnahmen. Rechts bei Rot Die Regierung möchte den „Verkehrsfluss im Kreuzungsbereich“ durch Rechtsabbiegen bei Rot beschleunigen. Lediglich für Lkw schließt Minister Norbert Hofer das Rechtsabbiegen bei Rot im Vorfeld aus. Die Städte Linz und

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Politik

Beschränkungen der selbstbestimmten Kindermobilität sollten aufgehoben und durch zukunftstaugliche Regelungen ersetzt werden. Auch die spezielle Beschilderung von Tempo 30 innerorts, Tempo 80 außerorts und der Rad-Ausnahme in Einbahnstraßen fördert den Schilderwald. Die bessere Alternative: flächendeckendes Tempo 30 in Ortsgebieten, maximales Tempo 80 außerhalb von Ortsgebieten und die generelle Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr ohne spezielle Beschilderung.

Entrümpelung der StVO

Das Thema selbstfahrende Fahrzeuge nimmt im Regierungsprogramm viel Platz ein. Hier soll umfassend erleichtert, gefördert und beschleunigt werden. Wir hoffen sehr, dass der Fokus nicht bloß Kraftfahrzeuge umfasst. Hier sollte sich Österreich ein Beispiel an Deutschland und insbesondere an Magdeburg nehmen, das an selbstfahrenden Fahrrädern und anderen leichten sicheren Fahrzeugen forscht.

Der gesamte Rechtsbestand der Republik soll durchforstet und die Notwendigkeit von Geboten und Verboten überprüft werden. Im Bereich des Straßenverkehrs ist eine Reduktion des Schilderwaldes geplant. Auch dieser Ansatz kann durchaus seine Vorzüge haben. Aus Sicht der Radfahrenden könnte man gleich mehrere Regelungen streichen: Neben der veralteten Benützungspflicht von Radfahranlagen sind die Sondernachrangregeln beim Verlassen derselben nicht mehr zeitgemäß. Bestehende

Automatisiertes Fahren

Transportfahrräder

me, insbesondere im dicht besiedelten, städtischen Bereich. Unsere Meinung: Der Radverkehr bietet mit Transportfahrrädern bereits jetzt die zukunftsfähigste Lösung. Für mehr Lastenradlogistik braucht es eine Erhöhung der zulässigen Höchstgewichte sowie Verteilzentren, Ladezonen und angepasste Radinfrastruktur. Fazit Insgesamt wird dem Radverkehr im Regierungsprogramm nicht der Stellenwert eingeräumt, der für eine zukunftstaugliche Mobilität notwendig ist. Nicht explizit im Regierungsprogramm enthalten sind wichtige Neuerungen wie verbindliche Regelungen zum Seitenabstand beim Überholen, zum Dooring-Problem und zum Nebeneinanderfahren am Rad. Die in letzter Zeit bekannt gewordenen Einsparungsverpflichtungen im Verkehrsressort lassen eine nationale Investionsoffensive zur Errichtung eines Radverkehrsnetzes in weite Ferne rücken und machen klar, dass mit diesem Regierungsprogramm alleine keine großen Steigerungen im Radverkehr erwartbar sind.

Ein Vorhaben der Regierung ist die Forcierung ökologischer Zustellsyste-

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Mit dem kraftvollen Bosch Performance Mittelmotor ist kein Hügel zu hoch und kein Ziel zu weit. Dieses E-Bike ist perfekt für den Arbeitsweg und zugleich ein herrliches Freizeitrad. Das rassige, sportliche Styling macht das Cityzen T10 HMB zu einer augenfälligen Erscheinung.

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Drahtesel 1  ⁄  2018 – 13

Wels haben Interesse an einem Pilotversuch an insgesamt drei Kreuzungen angemeldet. Unsere Meinung dazu ist differenziert: Einerseits begrüßen wir die Idee, weil Rechtsabbiegen bei Rot für Radfahrende trotz einer Vielzahl von internationalen Best-Practice-Beispielen vom Ministerium bisher als „nicht möglich“ abgelehnt worden war. Kritisch zu sehen ist allerdings die geplante gleichzeitige Freigabe für Kraftfahrzeuge. Bisherige Erfahrungen damit in Deutschland weisen auf eine nicht vertretbare erhöhte Gefährdung Nichtmotorisierter hin.


Spielerisch die Luft verbessern

Politik

„Radelt zur Arbeit“ geht in die neue Saison. Bei der Radlobby-Kampagne messen sich Teams aus Unternehmen und Organisationen darin, wer die meisten Fahrradtage sammelt

TEXT: Omo Lisboa

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ehr als fünf Millionen Fahrrad-Kilometer wurden 2017 aufgezeichnet: 40 Prozent mehr als im Jahr davor. Insgesamt hätten die Teilnehmenden mehr als 750 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden, rechnet Alec Hager, der Organisator von Radelt zur Arbeit (RZA), vor: „Damit wurde das klimaschonende Potenzial des Verkehrsmittels Fahrrad überzeugend vor Augen geführt.“ Mitmachen geht so: Wer bisher noch nicht registriert war, kann sich und sein Team über die Website oder die HandyApp Bike Citizens anmelden. Mit der Nutzung der App werden Kilometer direkt aufgezeichnet, auf der Website kann man Radtage und Kilometer händisch eintragen. In der App steht den

Usern die Fahrrad-Navigation von Bike Citizens zur Verfügung, das RZA-Profil kann über die App bearbeitet und im Ranking nach Platzierungen gesucht werden. Teilnehmende der vergangenen Jahre müssen ihre Teams nicht – wie früher – neu für die aktuelle Saison anmelden. Ihre Teams laufen 2018 unverändert einfach weiter. Wie gewohnt findet auch 2018 wieder der Radelmonat Mai mit Radel-Lotto und Teampreisen statt. Hauptpreise sind eine TeamReise nach Amsterdam und zahlreiche Fahrräder. Gewissermaßen als Side-Event von RZA gibt es heuer wieder den großen eBike Test. Bei der zweiten „Bosch eBike Challenge“ haben RZA-Teilneh-

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mende die Möglichkeit, Elektrofahrräder verschiedener Anbieter zu testen und darüber auf Social Media-Kanälen zu berichten.

Foto: Radelt zur Arbeit

Leitfaden für Diensträder Wie Diensträder die Unternehmenskultur zum Vorteil aller verändern können, damit beschäftigt sich ein neuer Leitfaden des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus. Diensträder können von Unternehmen ihren Mitarbeitenden ohne Sachbezug und

Lohnsteuerbelastung zur Verfügung gestellt oder mittels Leasing angeboten werden. Die Caritas Wien geht dabei als Premium Partner von „Österreich radelt zur Arbeit 2018“ mit beeindruckendem Beispiel voran: 150 eBikes wurden von der Caritas angekauft. „Maßnahmen wie diese tragen zu erhöhter Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und zu klimaschonender Mobilität bei“, sagt Hager: „Sie erhöhen letztlich die Attraktivität des Unternehmens für die Angestellten.“

radeltzurarbeit.at jobrad.at

Politik


Community Generationswechsel bei der Radlobby Seite 17

35 Jahre DRAHTESEL: Wir blicken zurück Seite 18

Beitreten: Jetzt Mitglied bei der Radlobby werden Seite 20

WIEN

Auf geht’s zur Kidical Mass!

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 16

Auf die Räder, fertig, los! Am 26. Mai fahren Alt und Jung gemeinsam durch die Stadt. Die Kidical Mass rollt ganz nach ihrem Vorbild der „Critical Mass“ durch Wien. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Platz der Menschenrechte (Mariahilfer Straße, Museumsquartier, öffentlich erreichbar mit U2/U3). Von dort aus wird die Route quer durch die Innenstadt auf den FranzJosefs-Kai und weiter über die Praterstraße bis in den grünen Prater führen, wo genug Platz für ein gemütliches Picknick ist (Jause nicht vergessen :-) Die fünf Kilometer lange Strecke wird – gesichert von der Polizei – auf der Fahrbahn zurückgelegt. Laufräder, Fahrräder, Lastenräder – vor allem aber Kinder, Enkelkinder, Cousinen und Schulfreunde sind eingeladen, den grünen Sound-Drachen (Bild) zu begleiten. Florian Klein

kidicalmass.at

GRAZ

Die FahrBar belebt die Innenstadt Im Mai ist Graz um eine Attraktion reicher: Die FahrBar, eine mobile Fahrrad-Bar mit eigener Energieversorgung, lädt zum Kaffeetrinken und Wohlfühlen im öffentlichen Raum

D

ie Inspiration für die FahrBar kam Irene Stockinger und André Lintschnig während einer Reise durch Lateinamerika, wo kleine, kreative und mobile Geschäfte das Straßenbild prägen und beleben. Während des vergangenen Jahres feilten die beiden intensiv an der Idee, mit einer mobilen Bar mit eigener Energieversorgung auf zwei Lastenrädern frischen Wind in die Murmetropole zu bringen. Dabei ist die FahrBar weit mehr als ein reiner Gastronomiebetrieb. Den beiden Radlobby ARGUS SteiermarkAktiven ist es schon länger ein Anlie-

gen, für sanfte Mobilität einzutreten und den Menschen öffentlichen Raum zurückzugeben. Stockinger und Lintschnig gründeten im Oktober 2017 einen Verein, der ein Lastenfahrrad nahe beim Hasnerplatz gratis zur Verfügung stellt. Dieses wird von der Nachbarschaft bereits regelmäßig genutzt. Auch für umweltschonende Übersiedlungen und Möbeltransporte übrigens. „Für uns ist die FahrBar die logische Fortführung“, sagt Irene: „Eine Einladung an alle Menschen, an beliebigen Stellen im öffentlichen Raum zusammenzukommen. Hier kann man disku-

tieren oder sich einfach zwischendurch einen feinen Kaffee gönnen.“ Letzterer kommt – so verheißt die Gründerin –in Barista-Qualität von einer kleinen Privatrösterei. Dazu werden frische süße oder pikante Snacks von einer kleinen Privatbäckerei gereicht. Die FahrBar soll Anfang Mai 2018 aus dem Werk rollen. Die Radlobby ARGUS Steiermark wünscht sich schon lange eine mobile Rad-Bar und wird diese nach Fertigstellung auch für diverse Aktionen und Veranstaltungen buchen. diefahrbar.at

Foto: Peter Provaznik

BERICHT: Heidi Schmitt


ÖSTERREICH

Generations­wechsel in der Radlobby Seit Anfang des Jahres ist Roland Romano neuer Sprecher der Radlobby Österreich, sein Vorgänger Alec Hager konzentriert sich auf Fahrradkampagnen

WIEN

Nordbahnhalle: Ausstellung Von 27. April bis 3. Juni 2018 findet in der Wiener Nordbahnhalle (Leystraße 150, 1020 Wien) die Ausstellung „Bicycles! A love story“ statt. Portraits von Radpionieren, Schlüsselmomente der Radsportgeschichte, seltene Fahrräder und eine 35 Meter lange multimediale Installation formen eine Hommage an das Fahrrad. VORARLBERG

S

eit ihrer Gründung im Jahr 2012 wurde die Radlobby Österreich als Dachverband der österreichischen Alltags-Radverkehrsorganisationen von Alec Hager als verkehrspolitischem Sprecher in der Öffentlichkeit vertreten. Hager hatte den Modernisierungsprozess innerhalb der Radinteressensvertretungen wesentlich vorangetrieben. Mit Jahresende hat nun ein Generationenwechsel stattgefunden. Roland Romano löst Hager als Sprecher ab, der sich nun selbstständig um mobilisierende Radprojekte wie „Radelt zur Arbeit“ und die Koordination der Plattform „Radkompetenz Österreich“, kümmern wird. Romano hatte bei der Radlobby Österreich bereits seit 2016 den Bereich Verkehrsplanung geleitet und die erfolgreiche Kampagne „Abstand macht sicher“ mitgestaltet.

Foto: Andrea Siegl, Radlobby Österreich

Umsetzung der StVO-Novelle „Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und möchte an vorderster Stelle mitwirken, das Fahrrad als attraktives, rasches und sicheres Verkehrsmittel in ganz Österreich zu etablieren“, sagt Romano, der neben der Rolle als Sprecher auch die Interessen der Radfahrenden in entscheidenden Gremien auf Bundesebene vertritt. Eine der kommenden Aufgaben sind die Verhandlungen über die Umsetzung der aktuellen StVO-Novelle, die in den vergangenen Jahren im Unterausschuss Radverkehr des Verkehrsministeriums von der Radlobby mitverhandelt worden war. „Darin warten ganz zentrale Anliegen auf die Verabschiedung durch das Parlament: die benachteiligenden Sondernachrangregeln für Radfahrende müssen endlich aufgehoben werden. Selbstständige Kindermobilität per Rad braucht rechtliche Absicherung. Und der Transportradtrend muss sich auch in der Gesetzgebung wiederfinden“, fasst Romano zusammen. Ein weiterer

Dass zwischen Dornbirn und Lustenau nicht schon viel früher eine brauchbare Radverbindung realisiert wurde, lag an der Querung eines Natura2000-Schutzgebietes und landwirtschaftlichen Nutzungsansprüchen. Jetzt scheint es doch zu gelingen. Eine Machbarkeitsstudie wurde von den Gemeinden angenommen und zur Weiterbearbeitung beschlossen. Enden die Behördenverfahren positiv, steht der Realisierung 2019/20 nichts mehr im Wege. Wolfgang Juen

WIEN

Buskampagne unterstützen! Roland Romano ist der neue Sprecher der Radlobby Österreich

verkehrspolitischer Schwerpunkt soll auf „Rechts abbiegen bei Rot für Radfahrende“ liegen, für dessen Einführung genügend internationale Erfolgsbeispiele vorliegen. Gesundheitlichen Vorteile betonen Schließlich will Romano die gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Vorzüge des Radfahrens im öffentlichen Diskurs hervorstreichen. „Steigender Radverkehr bringt mehr Gesundheit und reduziert dadurch die Krankheitsausgaben massiv“, erklärt Romano: Radfahren leistet jeden Kilometer einen Beitrag für die Volkswirtschaft und senkt dadurch die hohen externalisierten Kosten des Autoverkehrs. „Auf den Punkt gebracht: Radfahren schafft Wohlstand!“

Mangelnde Seitenabstände überholender Autos und Dooring stellen für Radfahrende eine signifikante Gefahr dar: Dem will die Radlobby jetzt mit einer Plakatkampagne auf Bussen der Wiener Linien entgegenwirken und bittet dazu um finanzielle Unterstützung. Ein Teil der Kosten für den ersten Bus wurde via Crowdfunding aufgestellt. Jetzt wird gesammelt, um weitere Busse bekleben zu können. Radlobby ARGUS, IBAN: AT40 6000 0000 0758 2600, Verwendungszweck: Buskampagne Per Online-Formular: radlobby.at/buskampagne

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 17

Von Dornbirn nach Lustenau

BERICHT: Andrzej Felczak


DRAHTESEL-Autor Walter Bradler hat sich durch die Leserbriefe aus 35 Jahren DRAHTESEL gearbeitet. Hier seine Chronik des Magazins aus Sicht unserer Leserinnen und Leser

D

R

J A ah H re T ES EL

35

...und dann wird das Auto der Krampus sein CHRONIK: Walter Bradler

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 18

1987

1990

1984

1986 1990

1992

Die Auflage stieg kontinuierlich von anfangs 3.000 auf bereits 12.000 im Jahr 1989 und bewegt sich nun im 35. Jahrgang bei bis zu 20.000 Heften. In den 1990er-Jahren erschienen sechs Hefte jährlich. Jetzt bekommen ihn Abonnentinnen und Abonnenten zwar nur vier Mal im Jahr nach Hause geliefert – dafür ist das Heft deutlich umfangreicher. Bezogen sich vorerst die Berichte hauptsächlich auf Wien, kamen ab den späten 1980er-Jahren immer mehr Bundesländer-Artikel dazu. Fixer Bestandteil waren lange die genialen Cartoons von Herbert Loserl oder die Comics von Peter Friedrich. Heute finden sich im DRAHTESEL Illustrationen und Infografiken junger, talentierter Kunstschaffender aus dem In- und Ausland. Ein ungewöhnliches Problem hatte ein Leser 1987, als die Zeitung noch auf grauem Umweltschutzpapier erschien: „Müsst Ihr denn unbedingt Eure tolle Zeitung auf so einem dunklen Papier drucken? Ich kann sie deswegen am Häusl – wenn das Licht ausgeht – nur schwer lesen!“ In der Tat war die Papierqualität für den vermehrten Druck von Fotos nur bedingt geeignet. Mit dem Aufkommen der chlorfreien Papierbleiche wurden die Seiten heller, dafür der Druck bunter – vorerst nur mit einer Schmuckfarbe, ab 1994 durchgehend vierfarbig. Auf einem der ersten Farbumschläge radelte 1990 eine einkaufende Jazz Gitti zum Markt – daneben der etwas despektierliche Titel „Gewichtige Umsätze“. Der erklärende Zusatz im Namen variierte im Laufe der Jahre zwischen „Zeitung/Zeitschrift/Journal“ bis zum heutigen „Das österreichische Fahrradmagazin“. 1990 wurde die stolze Bezeichnung „aufrecht“ im Titel im Zuge einer Modifizierung gestrichen. Zank um den Namen Eines aber blieb bis heute: der Name „DRAHTESEL“, die liebevolle, laut Duden „ugs., scherzh.“ Bezeichnung für das Fahrrad. Allerdings erschien er der Redaktion im Oktober 1994 nicht mehr „repräsentativ“ genug: „Es ist nicht unsere Absicht, die üblichen Bike-Magazine

DRAHTESEL

1984

– das Jahr, in dem George Orwell, einen gleichnamigen Roman angesiedelt hat. In diesem Jahr wird Mark Zuckerberg geboren, der US-Präsident heißt Ronald Reagan, Niki Lauda wird Formel-1-Weltmeister, STS singen „Fürstenfeld“ und in Wien erscheint der erste „DRAHTESEL – Die Zeitung für aufrechte Radfahrer/innen“. Herausgegeben von der fünf Jahre zuvor gegründeten ARGUS ist er vier Seiten stark, auf der Schreibmaschine geschrieben und mit ein paar Comics illustriert, einfärbig schwarz gedruckt auf grauem Umweltschutzpapier. Schon der erste Leserbrief gibt ein Stimmungsbild: „Liebe ARGUS, täglich fahre ich vom 14. Bezirk zur Arbeit in den 1. Bezirk. Täglich habe ich dabei mit rücksichtslosen Autofahrern, die mit zu wenig Abstand und überhöhter Geschwindigkeit herumrasen, zu tun, nicht zu reden von den Auspuffgasen! Könnt ihr die Verantwortlichen dazu bewegen, mehr für uns Radler zu tun, anstatt immer mehr Autobahnen zu bauen? Peter S., Stadtradler“. Die Antwort steht auf Seite 1: der Schleichwegeplan, die erste große Aktion!


Community

2008

„Im Jahr 2010 wird das Radl die heilige Kuh des Massenverkehrs sein“ Günther Nenning im Jahr 1992

nicht auf vermeintliche Marktbedürfnisse und andere Zeit’geistig’keiten Rücksicht nimmt. Daher bleibt bitte bei dem archaischen ‚DRAHTESEL‘ und verwurstet ihn nicht zum x-ten ‚Citycruiser‘, ‚Superhyperbikemagazin‘, ‚Monte-Glatzo-Biker‘…!“ Überhaupt bilden die Briefe an die Redaktion neben Lob und Kritik sehr schön die Vielfalt an Themen ab, die die radelnde Leserschaft bewegen:

fehlende/schlechte Infrastruktur, Aggression/Rücksichtnahme im Straßenverkehr, Fahrraddiebstahl, Rad+Bahn, Schneeräumung, Befahren von Forststraßen,… Wie unterschiedlich Stadtverkehr wahrgenommen werden kann, belegen zwei Briefschreiber aus Wien im Frühjahr 1992: „Ich möchte hiermit meine Mitgliedschaft bei ARGUS löschen. Es ist mir nicht mehr möglich, Ihren ketzerischen Ansichten betreffend des Kfz-Verkehrs zu folgen…“ Dagegen meinte der zweite: „Manchmal scheint es mir, daß Ihr dem motorisierten Verkehr sehr konziliant gegenübersteht… Die ARGUS wird ihrem Namen also nicht gerecht, wenn sie dem Autoverkehr auch nur irgendwelche Zugeständnisse macht.“ Im selben Heft versuchte sich Günther Nenning in einem kämpferischen Artikel als Prophet: „Im Jahr 2010 wird das Radl die heilige Kuh des Massenverkehrs sein und das Auto der Krampus. Eigentlich ist es jetzt schon so.“ Der DRAHTESEL als heilige Kuh? Ein schönes Bild, auf das wir wohl noch etwas warten müssen – aber wenn es so weit ist, steht es bestimmt im DRAHTESEL!

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2013

2015

34. Jahrgang / Ausgabe 4 / 2017

Critical Mass Zehn-Jahres-Jubiläum in den Bundesländern Seite 8

Thema Stellplätze Alles, was man über Radparken wissen muss Seite 11

Inhalt fürs Packerl Geschenkideen für das Fahrrad-Christkind Seite 38

Ostwärts Radreise nach Moldawien, Transnistrien, Ukraine Seite 42

P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M

Das österreichische Fahrradmagazin

Überwintern aber richtig! So radelst du fidel und sicher durch die kalte Zeit

2017

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 19

zu kopieren … Nur – einmal davon abgesehen, daß in „DRAHTESEL“ das Wort „Esel“ enthalten ist – fürchten wir, daß das ernstzunehmende Alltagsverkehrsmittel RAD als „DRAHTESEL“ nicht wirklich ernstgenommen wird.“ Und so wurde aufgerufen: „Neuer Titel gesucht! Wir bitten um Eure Vorschläge.“ Die Leserschaft war anderer Meinung: „Ihr wollt doch nicht etwa im üblichen Zeitschrifteneintopf versinken?“ und „Dieser zugegeben ‚sperrige‘ Name ist ein Rest dieser Selbstironie, die eben


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Mitglied werden zahlt sich aus! Sie können in jedem Bundesland bei einem Radlobby-Verein Mitglied werden! Und zwar bei Radlobby ARGUS  (Bgld, Ktn, Tirol, Vbg, Wien) sowie bei Radlobby Niederösterreich, Radlobby Oberösterreich, Radlobby ARGUS Steiermark, Radlobby Salzburg. Bis zu EUR 2,Ermäßigung bei Einziehungsaufträgen –  gilt für alle Mitgliedsarten Mitgliedsvorteile und -beiträge können je Bundesland geringfügig variieren. Mitgliedsanmeldung und ausführliche Infos zur Mitgliedschaft: radlobby.at/mtg

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Drahtesel 1  ⁄  2018 – 21

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Infrastruktur Verkehrszählungen: Autoverkehr nimmt ab Seite 23

PlusMinus: Radinfrastruktur im Test Seite 24

Radland Niederösterreich? So sieht es wirklich aus Seite 26

Weniger Kfz-Bewegungen Die gute Nachricht zum Tag: Verkehrszählungen in Wien belegen einen Rückgang des motorisierten Verkehrs

BERICHT: Roland Romano

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Infografik: Radlobby

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Fahrzeugbewegungen auf Gemeindestraßen Wien 2005-2015 (Fahrzeuge pro Werktag)

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 23

ie letzte der seit 1995 auf Gemeindestraßen Wiens durchgeführten Verkehrszählungen verzeichnet in ihren letzten veröffentlichten Daten aus 2015 einen massiven Rückgang der Kraftfahrzeugbewegungen bei gleichzeitig steigenden Radverkehrszahlen. Bei den Zählungen werden zusätzlich zu fix installierten Zählstellen an Gemeindestraßen Stichproben gezogen. Bei Betrachtung der mittleren gewichteten Verkehrsentwicklung für das gesamte Wiener Zählstellennetz zeigt sich eine Abnahme der Kfz-Bewegungen zwischen 2010 und 2015 von circa 6,3 Prozent. Werden nur die Hauptstraßen der Kategorie A betrachtet, ergibt sich eine Abnahme von circa 8,5 Prozent. Für den donauquerenden Verkehr (Floridsdorfer & Brigittenauer Brücke, Reichsbrücke) zeigt sich eine Abnahme von circa 4 Prozent. Untergliedert man Wien nach Regionen, zeigt sich eine differenzierte Entwicklung des Verkehrs-

aufkommens: Im innerstädtischen Bereich fand mit minus 11,2 Prozent die größte Reduktion statt. Die Region Süd verzeichnet mit minus 1,6 Prozent die niedrigste. Ergänzend zu den so genannten Straßenverkehrszählungen auf Gemeindestraßen in Wien (die hauptsächlich Kfz erfassen) werden Zufußge-

hendenzählungen und seit 2002 auch Radverkehrserhebungen durchgeführt. Eine Gegenüberstellung (siehe Grafik) auf hochrangigen Straßen liefert erstaunliche Ergebnisse: Am Ring, Gürtel und auf der Lassallestraße wurden beim Kfz-Verkehr minus 10, minus 11 und minus 33 Prozent verzeich-

net, während gleichzeitig der Radverkehr dort um 69, 39 und 57 Prozent anstieg. Auch der Motorisierungsgrad sinkt im mittelfristigen Trend: Während er von 1952 bis 2002 auf 426 Pkw pro 1.000 in Wien Wohnende anstieg, ging er bis zum Vorjahr auf 371 zurück.

Was heißt eigentlich?

Fußgängerzone Als Fußgängerzone bezeichnet man einen Bereich, der dem Fußgängerverkehr vorbehalten und in dem jeglicher Fahrzeugverkehr verboten ist. Der Beginn und das Ende der Zone werden mit dem Verkehrszeichen „Fußgängerzone“ beschildert. Hier ist das Spielen auf der Fahrbahn erlaubt, und Zufußgehende dürfen die Fahrbahn benutzen, den Fahrzeugverkehr aber nicht mutwillig

behindern. Das Schieben eines Fahrrades und das Rollschuhfahren sind erlaubt. Die Behörde kann das Befahren mit bestimmten Fahrzeugen dauerhaft oder zu gewissen Zeiten zulassen, was durch eine Ausnahme auf einer Zusatztafel oder am Verkehrszeichen selbst kundgemacht wird. Fußgängerzonen zählen zum ruhenden Verkehr und beim Befahren gilt Schrittgeschwindigkeit. Bei

Vorliegen einer Rad-Freigabe sind das Nebeneinanderfahren sowie das Halten und Parken mit dem Rad erlaubt (sonst nicht). Aufgrund der vorgeschriebenen Schrittgeschwindigkeit sind Fußgängerzonen nur sehr beschränkt für Hauptradrouten geeignet – erfüllen aber hervorragend die Erschließungsfunktion lokaler Ziele. Roland Romano


PLUS  ⁄  MINUS

Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 24

QUALITÄTSKONTROLLE: Andrzej Felczak (Leitung), Heidi Schmitt, Klemens Pürmayr, Matthias Pintner

Wolkersdorf, Rathausplatz

Wien 17., Geblergasse

Salzburg

Im Kreuzungsbereich Hauptstraße/ Rathausplatz war bisher der Vorrang von querenden Radfahrenden durch das Verkehrszeichen „Vorrang geben“ und die Bodenmarkierung „Haifischzähne (Dreiecke)“ gekennzeichnet, was von vielen Verkehrsteilnehmenden nicht erkannt bzw. respektiert wurde. Im November 2017 wurde der Vorrang durch Roteinfärbung des Radfahrstreifens und die zusätzliche Bodenmarkierung „Gefahrenstelle“ verdeutlicht und ist jetzt nicht zu übersehen. Das Problem mit dem Verparken des Radfahrstreifens ist leider unverändert geblieben. Die Radlobby Wolkersdorf fordert daher Kfz-Lenkende auf: „Respektiert auch unsere Wege!“ Der Rathausplatz hat sich erfreulicherweise zu einem lebendigen Platz entwickelt, was jedoch das Passieren des Ortskerns für Radfahrende erschwert. Das Öffnen der Einbahn Bachgasse für Radfahrende mit einem breiten Radfahrstreifen und deutlichen Bodenmarkierungen hat eine sichere und komfortable Alternativradroute in beiden Richtungen geschaffen.

Über eine Strecke von 760 Meter kann seit Oktober 2017 die Geblergasse in beiden Richtungen mit dem Rad befahren werden. Die Einbahn-Öffnung wurde von der Radlobby Hernals vorgeschlagen und von der Bezirksvorstehung Hernals umgesetzt. Diese Maßnahme stellt eine deutliche Verbesserung dar, weil große Umwege – teilweise über stark befahrene Schienen-Hauptstraßen ohne Radinfrastruktur wie die Hernalser Hauptstraße und Wilhelminenstraße – vermieden werden können. Um den Zweirichtungsradverkehr zu ermöglichen, wurde die Parkordnung auf Höhe der Firma Manner angepasst. Wünschenswert wären noch Verkehrsberuhigungsmaßnahmen, z.B. vor den Schulen in der Geblergasse, eine Fortsetzung der Einbahnöffnung bis zum Gürtel und eine Anbindung an den Gürtelradweg. Die Radlobby Hernals hat der Bezirksvorstehung auch vorgeschlagen, in der Geblergasse eine Fahrradstraße zu errichten.

Im Salzburger Stadtteil Leopoldskron wurde im Herbst 2017 entlang des Almkanals zwischen der Karl-HöllerStraße und der Leopoldskronstraße ein 400 Meter langer, nicht benützungspflichtiger Geh- und Radweg errichtet. In den kommenden Monaten sollen die bestehenden Lücken auf der Radroute zwischen der Gemeinde Grödig (südlich der Landeshauptstadt) und der Innenstadt von Salzburg geschlossen werden. Die Entfernung von sechs Kilometern kann mit dem Fahrrad ideal zurückgelegt werden. Für den weiteren Ausbau Richtung Süden zur Thumegger Straße laufen derzeit Planungen. Heute wird der Radverkehr in diesem Bereich auf der Leopoldskronstraße im Mischverkehr geführt.

Ortskern sicherer und komfortabler befahrbar

Einbahnöffnung macht große Umwege künftig überflüssig

Lückenschlüsse auf Radroute zwischen Grödig und Innenstadt

Einfach online Radbeschwerden abgeben: Fotos: Klemens Pürmayr, Andrzej Felczak, Hermann Hiebner, Radlobby ARGUS Steiermark

radkummerkasten.at


Graz, Schönaugasse/Grazbachgasse

Graz, Marburger Kai

Graz, Weblinger Kreuz

Im Kreuzungsbereich der Grazbachgasse/Schönaugasse stadtauswärts war die Radverkehrsführung stark verschwenkt. Folge: für Kfz-Lenkende schlecht vorhersehbare Richtungsänderungen der Radfahrenden. Die Kreuzung wurde von der Radlobby ARGUS Steiermark von Anfang an bemängelt. Nicht zuletzt weil es dort immer wieder zu gefährlichen Situationen kam. Ein Fahrradunfall eines Radlobby-Mitglieds Anfang 2017 ließ die intensive Diskussion aufs Neue aufleben. Nun wurde die Kreuzung nach den Vorschlägen der Radlobby ARGUS Steiermark vollständig umgebaut, zwei Autoparkplätze umgewidmet und der Radstreifen begradigt. Auf den letzten 20 Metern vor der Grazbachgasse wurde ein 2,5 Meter breiter, baulich getrennter Zweirichtungsradweg errichtet. Jetzt werden Radfahrende an der Geh-und RadwegAmpel über die Grazbachgasse nicht mehr durch einbiegende bzw. ausparkende Autos gefährdet. Im südlichen Anschluss wurde der Radstreifen entlang der Parkspur aufgelassen und stattdessen Fahrradpiktogramme angebracht.

Der Radweg am Marburger Kai ist gleichzeitig Teil des Murradwegs und der Grazer Hauptradroute 8. Dementsprechend intensiv ist hier der Radverkehr – insbesondere im Berufsverkehr. Der bisherige Radweg war weniger als zwei Meter breit und den Anforderungen längst nicht mehr gewachsen. Ebenfalls entsprach der über zwei Fahrspuren führende Zebrastreifen nicht mehr dem Stand der Technik. Zu groß ist das Unfallrisiko, wenn ein Kfz in einer Spur stehen bleibt und ein zweites in der anderen Spur nicht. Die Stadtverwaltung entschied deshalb, auf dem Marburger Kai zwischen Kalchberggasse und Andreas-Hofer-Platz von zwei auf eine Kfz-Fahrspur zu reduzieren, um so die Verkehrssicherheit für Zufußgehende zu erhöhen. Auf der frei gewordenen Fläche wurde der Radweg auf 3,5 Meter verbreitert, was den Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen (RVS) entspricht. Ebenfalls konnten komfortable Aufstellflächen errichtet werden. Der Verzicht auf die Fußgängerampel macht auch den Kfz-Verkehr flüssiger.

Der geplante Bau einer Autobahn durch den Grazer Westen wurde aufgrund massiver Proteste der Bevölkerung und einer Volksbefragung 1975 verhindert. Der schon errichtete Weblinger Autobahnstumpf blieb jedoch seitdem als Relikt und Barriere für Zufußgehende und Radfahrende bestehen. Nun wurde dieser Stumpf erfreulicherweise abgetragen und das Gebiet völlig neu gestaltet. Entlang der Kärntner Straße hat man beidseitig 3,5 Meter breite Geh- und Radwege errichtet. Zwei neue Unterführungen (8 und 25 Meter lang) erlauben ein zügiges und sicheres Vorwärtskommen. Zudem wurde die bestehende Geh- und Radweg-Anbindung Richtung „Center West“ verbreitert. Die Radlobby ARGUS Steiermark hat diese langjährigen Forderungen der Bürgerinitiative „Gehen Radln Leben in Straßgang“ unterstützt und Vorschläge für die Neugestaltung eingebracht, die in die Planung eingeflossen sind. Nächste Ziele sind der Anschluss der S-Bahn-Haltestelle Webling und die Verbesserung der Verbindung zur S-Bahn in Puntigam.

Nach Fahrrad-Unfall: Vorbildlicher Umbau einer Kreuzung

Mehr Sicherheit durch Reduktion von Kfz-Fahrstreifen

Autobahnstumpf weg – gelungene Neugestaltung des Straßenraums

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 25

Infrastruktur


Infrastruktur

Niederösterreich im Infrastruktur-Check Von unseren Leserinnen und Lesern angeregt, hier eine Zusammenschau einiger Radinfrastruktur-Beispiele in Niederösterreich (samt deren Mängel)

ZUSAMMENSTELLUNG: Andrzej Felczak

Hennersdorf-Biedermannsdorf: neue Brücke für Radroute Im Zuge des Ausbaus der Pottendorfer Bahnlinie wird eine Brücke errichtet. Ursprünglich war eine Rampenneigung von 10 Prozent geplant, aber die angrenzenden Gemeinden Hennersdorf und Biedermannsdorf haben sich eingesetzt und leisteten auch einen finanziellen Beitrag. Jetzt wird die Rampenneigung 6 Prozent betragen, was die Nutzungsfreundlichkeit sowohl für die Landwirtschaft als auch für den Radverkehr erheblich steigert.

Hennersdorf–Biedermannsdorf: Radroute mit Fahrverbot Die Radroute zwischen Hennersdorf und Biedermannsdorf ist Teil des Radlgrundnetzes und durch die Nähe zum EV9 von überregionaler Bedeutung. Im Jahr 2014 investierte man 39.000 Euro in einen Lückenschluss und beim Ausbau der Pottendorfer Bahnlinie wird eine fahrradgeeignete Brücke errichtet. Das Verkehrsschild „Fahrverbot ausgenommen Anrainer“ bedeutet jedoch, dass sie von Gemeindefremden legal nicht befahren werden kann.

Leopoldsdorf: Geh- und Radweg Himberger Straße Die derzeit im Bau befindliche Wiener Langstrecke Süd wird vom Ring bis zur Stadtgrenze bei Leopoldsdorf führen. In Leopoldsdorf ist die Weiterführung als drei Meter breiter Geh- und Radweg fast fertiggestellt. Besonders erwähnenswert ist die hochqualitative Beleuchtung. Ein gutes Beispiel für die – nicht ganz selbstverständliche – Koordination zwischen Wien und Niederösterreich.

Vösendorf: neuer Geh- und Radweg entlang der Ortsstraße Grundsätzlich sind neue Radverbindungen wünschenswert. Umso mehr als die Ortsstraße in Vösendorf nicht angenehm mit dem Rad zu befahren ist. Ein gemischter Geh- und Radweg so wie zwischen Schönbrunner Allee und Metro-Platz ist jedoch wegen hohen Konfliktpotenzials nur bei geringem Fußgänger- und Radverkehr zulässig und wegen der Haustore und Einfahrten nicht empfehlenswert.

Fotos: Andrzej Felczak

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 26

N

iederösterreich präsentiert sich gerne als Radland und die EuroVeloRouten, die durch das Bundesland führen – EV6  /  Donauradweg, EV9 / Dampfross, DRAHTESEL / Thermenradweg und EV13  /  Iron Curtain Trail – scheinen diesen Anspruch zu bestätigen. Keine Frage: Es gibt gute Radinfrastruktur im Land unter der Enns. Allerdings werden bereits auf einen schnellen zweiten Blick zahlreiche Qualitätsdefizite und Lücken im Radverkehrsnetz sichtbar. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass viele der Radinfrastrukturschwächen in Niederösterreich auf das Fehlen einer zentralen Zuständigkeit für gemeindeübergreifende Radverbindungen beruhen. Für Errichtung und Erhaltung von Radinfrastruktur sind die Gemeinden zuständig. Das ist insofern problematisch, als sich die Gemeinden hauptsächlich für ihre Bewohnerinnen und Bewohner zuständig fühlen. Bei regionalen und überregionalen Radverbindungen entstehen den Gemeinden Aufwände. Den Nutzen aber – so die vielfach gehörte Auffassung – haben überwiegend gemeindefremde Radfahrende. Dass da die Motivation, hochqualitative regionale und überregionale Radrouten zu schaffen, begrenzt ist, überrascht nicht. Nur wird bei dieser Sichtweise übersehen, dass ein Angebot von gemeindeübergreifenden Radverkehrsverbindungen nicht nur von überragender Bedeutung für den Radtourismus ist. Sondern auch eine Voraussetzung dafür, dass Pendelnde aufs Fahrrad oder auf die Kombination Rad plus Öffis umsteigen. Ein System wie bei den Landesstraßen wäre dringend erforderlich, wo das Land für gemeindeübergreifende Radverbindungen zuständig ist. Hier einige positive und negative Beispiele, die für viele andere Fälle stehen.


Infrastruktur

RADLGRUNDNETZ

Querung Eurovelo 9  mit der Schönbrunner Allee Der EV 9/Thermenradweg verläuft zwischen Vösendorf und Biedermannsdorf und quert die Landesstraße L2007/ Schönbrunner Allee. Das Tempolimit wird im Querungsbereich von 100 auf 70 km/h verringert, und es wird durch Verkehrszeichen und Bodenmarkierungen auf den Radverkehr aufmerksam gemacht. Die Mittelinsel erlaubt Radfahrenden ein Queren in zwei Etappen. Eine hochqualitative Verkehrsorganisation. Nachahmenswert.

Entlang des Wiener Neustädter Kanals verläuft die Hauptradroute von Wiener Neustadt über Baden, Mödling nach Wien. Sie wird sowohl von vielen Touristinnen und Touristen als auch von Pendelnden benützt. In Traiskirchen quert sie eine untergeordnete Straße. Laut den Richtlinien und Vorschriften für den Straßenverkehr (RVS) soll die Hauptradroute bevorrangt sein. Eine Zusatztafel schreibt jedoch den Radfahrenden das Absteigen vor. Ein Umbau der Kreuzung und eine Änderung der Vorrangverhältnisse wäre bei dieser hochrangigen Radverkehrsverbindung angebracht.

www.radland.at/radlgrundnetz

Mehr Informationen und die Position der Radlobby NÖ: radlobby.org/noe/radpolitik

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 27

Thermenradweg neben Wiener Neustädter Kanal

Das Projektziel ist es, ein attraktives und sicheres Radverkehrsnetz für den Alltagsradverkehr in Niederösterreich zu errichten. Gemeinsam mit dem Land, den Gemeinden und dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) werden Planungen erstellt und verbindliche Qualitätskriterien erarbeitet. Für die Detailplanung und die Umsetzung gibt es spezielle Förderungen, wobei die Einhaltung der Kriterien die Voraussetzung für den Erhalt von Fördermitteln ist.

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Drahtesel 1  ⁄  2018 – 29

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Impressum

DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin

35. Jahrgang   ⁄  Heft 1 Erscheinungsdatum 28. März 2018 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin ARGUS – Arbeits­ gemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak felczak@argus.or.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at

Unter Mitarbeit von Walter Bradler Eliza Brunmayr Andrzej Felczak Hannes Friedrich Willi Grabmayr Martina Gura Alec Hager Eva Häfele Mirko Javurek Magdalena Jöchler Isabella Klebinger Jan Killian Stefanie Kousek Valerie Madeja Margit Palman Clara Porak Peter Provaznik Roland Romano Heidi Schmitt Brigitte Schicho Daniela Schulhofer Mario Sedlak Reinhold Seitl Kolumnen Clara „Orca“ Felis Roland Girtler Ines Ingerle Johannes Pepelnik Andreas Röderer Reinhold Seitl

Coverfoto Ilse Mitterschiffthaler Art Direktion Anna Hazod annahazod.com Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Illustrationen Miguel Ángel Camprubí miguelangelcamprubi.com (Autorenportraits) Anna Hazod Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo - Fr 14 - 19 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr Tel.: 01  ⁄  505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus

Radlobby ARGUS   Wien-Büro Lichtenauerg. 4  ⁄  1  ⁄  1 1020 Wien Tel. & Mail siehe ARGUS Fahrradbüro Mo-Fr 10-13 Uhr

Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt.

Bankverbindung IBAN AT40 6000 0000 0758 2600 BIC BAWAATWW Leserbriefe sind herzlich willkommen, allfällige Kürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Zur Veröffentlichung ist die Angabe des vollen Namens und der Postleitzahl notwendig. Namentlich ge­ kenn­zeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der DRAHTESEL-Redaktion übereinstimmen.

Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umwelt­zeichen abgewickelt.

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686, Ferdinand Berger & Söhne GmbH


Ausgebremst!

Infrastruktur

Immer wieder beschäftigen Fixies die österreichischen Gerichte. Die jüngste Judikatur fordert eine zweite Bremse, auch für das Hinterrad

A

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Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby

m 17. November 2017 hat der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) in seiner Entscheidung Ro 2016/02/0006-4 erkannt, dass eine starre Nabe doch keine „Bremsvorrichtung“ im Sinne der Fahrradverordnung ist. Damit hob das Höchstgericht die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Wien vom 10. Mai 2016 (ZI VGW 031/059/12870/2015/A-9 ) auf und widersprach der Entscheidung des UVS Graz (LVwG 30.29-5876/2014). Die beiden unteren Instanzen hatten einen starren Antrieb sehr wohl als Bremsvorrichtung gewertet. Zur Erinnerung: ein „Fixie“ ist ein Fahrrad mit fixer hinterer Nabe. Das heißt, die Pedale drehen sich kontinuierlich mit dem Hinterrad weiter. Gebremst wird – abgesehen von einer auf das Vorderrad wirkenden Handbremse – durch Krafteinwirkung gegen die Drehbewegung des Hinterrades. Sprich: Hineinstemmen und zeitweiliges Blockieren. Derartige Antriebe sind aus dem Bahnradsport bekannt und werden auch bei Radpolo, Radball und Artistik eingesetzt. Derartige Räder sind unter anderem deshalb zuletzt in Mode gekommen, da sie extrem wartungsarm sind und selten gestohlen werden. Statistiken, dass derartige Räder häufiger in Unfälle verwickelt sind, existieren nicht. Der Rechtsrahmen wird durch § 1 Abs.1 der Fahrradverordnung abgesteckt, der lautet: „Jedes Fahrrad, das in Verkehr gebracht wird, muss […] ausgerüstet sein: 1. mit zwei voneinander unabhängig wirkenden Bremsvorrichtungen, mit denen auf trockener Fahrbahn eine mittlere Bremsverzögerung von 4 m/s2 bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 20 km/h erreicht wird“. Fraglich war nunmehr, ob eine starre Nabe als Bremsvorrichtung zu sehen ist.

Diese Gründe führte der VwGH dagegen ins Treffen: Die Bremsleistung sei allein vom individuellen Geschick des Fixie-Fahrenden bestimmt. Die bloße Möglichkeit, durch Körperkraft eine Verzögerung oder Blockade der Raddrehung herbeizuführen, schaffe noch keine Einrichtung, die als Bremsvorrichtung bezeichnet werden kann. Die starre Nabe sei primär als Antriebsmechanismus und nicht als (eigenständige) Bremsvorrichtung anzusehen. Und: bei einer Bremsvorrichtung müsse es sich um einen eigenen Ausrüstungsgegenstand am Fahrrad handeln. Kritik am VwGH-Urteil Die vom VwGH angezogene Begründung ist aus folgenden Gründen zu kritisieren: Schon der historische Gesetzgeber der Fahrradverordnung war sich einer sogenannten Rücktrittsbremse bewusst. Eine Rücktrittsbremse ist nun aber auch keine eigene Einrichtung, die extra zum Bremsen angebaut wurde, sondern nur ein sogenannter Freilauf. Auch die Rücktrittsbremse wird nur durch Muskelkraft betrieben. Weiters ist die Interpretation nicht mit dem Wortlaut der Fahrradverordnung in Einklang zu bringen, die keinerlei Bedingungen festlegt, unter welchen die dort geforderte Bremsverzögerung erreicht werden soll. Außer, dass dies auf trockener Fahrbahn geschehen soll und mit zwei voneinander unabhängig wirkenden Bremsvorrichtungen. Egal, wie man zum VwGH-Urteil steht: Bis zur Änderung der Rechtslage gilt, dass ein Fixie mit starrer Nabe eine zweite Bremse am Hinterrad benötigt, oder einen Freilauf, der eine Rücktrittsbremsung ermöglicht.

Information der Radlobby

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Unfallversicherung weltweit, bis EUR 7.200

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radlobby.at/mtg

Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 20


09 00 18 00 uhr

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 31

14. 15. april

dirt-battle vienna — senade’s school2rock — minidrome-contest bmx flatland-jam — trail show — große fahrradmesse — e-bike-test fahrrad-kinderwelt — großes gewinnspiel — fahrrad-check fahrrad-flohmarkt — transportrad — radparade


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willkommen auf europas größtem fahrrad festival!

20 Jahre Argus Bike Festival! Das Argus Bike Festival gibt es seit 1999, findet im Jahr 2018 also zum 20. Mal statt. Das Argus Bike Festival ist längst zur Institution geworden als größtes Fahrrad-Event Österreichs und Eröffnung der Fahrrad-Frühjahrs-Saison. Eine einzigartige Plattform um das Thema Fahrrad in all seiner Vielfalt zu zeigen, der Wiener Rathausplatz wird so zum großen Treffpunkt der Rad-Interessierten und RadBegeisterten. Zum Jubiläum werden wir Bewährtes beibehalten und um neue, spannende Highlights erweitern. Basis der Veranstaltung ist wie immer die große Messe mit etwa 100 Ausstellern, die Testmöglichkeit von E-Bikes und Lastenfahrrädern, die Fahrrad-Kinderwelt und die Streetfood-Trucks für allerbeste kulinarische Qualität.

Komm vorbei und besuche uns im ARGUS-Zelt, das ARGUS-Zelt findet ihr wie immer am Ring gegenüber des Burgtheaters.


Dirt-Battle Vienna

Senad’s School2Rock

Minidrome-Contest

Vienna Jam mit Viki Gomez

Die Dirt-Jumper sind zurück, mit einem Highjump- und Best-Trick-Contest.

Das coolste Klassenzimmer der Welt zu Gast am Rathausplatz.

Die kleinste Radbahn der Welt: ausprobieren und mitmachen beim Publikumsrennen!

Die BMX-Flatland-Jam mit Workshops vom mehrfachen Weltmeister aus Spanien.

Trial-Show mit Dominik Raab

Große Fahrradmesse

E-Bike-Testparcours

Fahrrad-Kinderwelt

Ein Klassiker am Bike Festival, nach vielen Jahren wieder einmal dabei, mit eigenem Show-Parcours.

Das Herzstück der Veranstaltung, mit über 100 Marken und allen relevanten Herstellern.

Der größte E-Bike-Test Österreichs mit allen wichtigen Herstellern und den neuen Trends.

Alles was Kindern Spaß macht & Eltern interessiert, wenn es um die Mobilität der Kleinen geht.

Transport-Fahrrad

Hoch-Einrad-Show

Falter-Fahrrrad-Flohmarkt

In Velo Veritas

Die umfassende Übersicht über Lastenräder, KinderTransporträder, Anhänger und followMe-Systeme.

Zum Jubiläum packte Mr.Marcus noch einmal das Hochrad aus für seine ledendäre Show.

Die ideale Möglichkeit unkompliziert sein Rad zu verkaufen oder ein günstiges Bike zu erwerben.

Präsentation der Strecken 2018 und gemütliches Plaudern mit den Veranstaltern.

Histo-Corner

Fahrrad Wien

Slotbike-Race

RADpaRADe

Hier finden sie alle zusammen: Die Sammler und die Sammlerstücke.

Alle Infos zum Radfahren in Wien, und natürlich die druckfrische Gratis-Radkarte 2018.

Modell-Rad-Rennbahn für alle die sich schon jetzt auf die Rad-WM2018 vorbereiten wollen.

Entspannt durch Wien auf autofreien Straßen, das gibt es in dieser Form nur einmal im Jahr. Sei dabei!

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highlights 2018


marken 2018 2 rad-shop GERHARDT, ABUS, add-e by GP Motion GmbH, adidas Sport eyewear, Altenmarkt-Zauchensee, Alps2Adria Tourismus, AnachB, ARGUS – Die Radlobby, Ariel Rider E-Bike, Assos, AUVA-Laufrad&Rollerparcours, AUVA-Radworkshop, B-Turtle, Babboe, Bakfiets, Bergamont, Bernhard Kohl-Fahrrad und Fitness, Best Bike, BESV, Bicicapace, Bikepark Innsbruck, Bikepro – MTB Guide Ausbildungen, Bikers Dream, Bikestore.cc, BMC, Bosch eBike Systems, Bosch Uphillflow, Bratislava Region , Breezer, Brompton, Bullitt, Butchers & Bicycles, Cannondale, Caritas reStart, Castelli, Chesini, Christiania Bikes, Citybike Wien, Colnago, Cooperative Fahrrad, Crankworx Innsbruck, Croozer, Cube, CzechTourism, Dirt Love, e-zweirad.at, Eleven, Elite Tours, ENIT-italienische Zentrale für Tourismus, FamilyBikes Wright, Fahrrad Wien, FH Technikum Wien-Sportgerätetechnik, Fischer E-Bike, Freygeist, freytag & berndt, Garmin, Gazelle, Geero, Giant, Gore Bike Wear, GT, Haibike, Heavy Pedals, Herz bewegt, HUGO Bike s.r.o., Johnny Loco, Hervis, ig fahrrad, In Velo Veritas, Innsbruck Tourismus, Isaac, Isadore, Italien Tourismus, Kalkhoff-My bike, Kärnten Werbung, Kemper Filibus, KTM BIKE INDUSTRIES, Kron Bike Austria, Labská stezka / Elberadweg, LINES Magazine, List and Ride, Lock&Dock, Lungau, MA31-Wiener Wasser, Masters of Dirt, MCS Trucks, Međimurje Cyclists welcome, Melasan Sport, MOBIME, Modellsport Schweighofer, Mostviertel, Möve Bikes, Nakita, Niederösterreich Werbung, Nihola, NIVEA, Nockbike, Nora Pure Sports, Oberösterreich Tourismus, oemobil, Ortlieb, Osprey Boards, Pinarello, POC, PUKY, Rad- und Mountainbikeland Niederösterreich, Radkutsche, Region Liberec, Region NLW, Region Olomouc, Rennradregion Salzburger Land, rethink, Ridley, Riese & Müller, Royal Dutch Gazelle, Salzburger Land, Shimano, Shimano Steps, Scott Sports AG, Siga, Simplon, SKS, Slowenien Tourismus, Spanien Tourismus, Specialized, SP Connect, Strida, Taxi 40100, Tour de Mur, Tschechische Zentrale für Tourismus-CzechTourism, UCI Rad WM Innsbruck-Tirol, Up Store-Upcycling, Urban Arrow, used-eBike.com, Uvex, Veleon, Verkehrsverbund Ostregion (VOR) GmbH., Votani, VSF Fahrradmanufaktur, Wagrain-Kleinarl, Waldviertel, Weinviertel Tourismus, Wexl Trails, Wilier, Wiener Alpen in Niederösterreich, Winther, Wienerwald Tourismus, WorkCycles, WOOM,

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Xtracycle, Yuba, Zillertal Tourismus GmbH, ZOZO Fahrradzubehör.

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Lebensstil Cover: Fahrheiratet! Velophile Hochzeiten Seite 36

Literatur: Bücher für Fahrrad-Begeisterte Seite 42

Ökologisch: Regional essen, mit dem Lastenrad liefern Seite 44

Kaum Platz zum Überholen, enge Kurven, Türstöcke, Absperrgitter und ein Dach über dem Kopf: Nur einige Features des Radrennens in der Nordbahn-Halle in Wiens 2. Bezirk Anfang Februar. Auf einem 600 Meter langen Kurs traten 44 Fahrerinnen und Fahrer in Sechsergruppen im K.O.-System gegeneinander an. Organisiert war die Veranstaltung vom Institut für – gegen Baukultur, gesponsert von Citybiker.at und Nordbahn-Halle. Die AfterRace-Party mit DJ, Feuertonne und Erdäpfelgulasch ging bis 2 Uhr Früh. „Im Frühling/Sommer könnte es eine Wiederholung der Veranstaltung mit längerer und geänderter Strecke geben“, versprechen die Veranstalter. BEO

nordbahnhalle.org

Perfekte Zwischennutzung: Die Nordbahnhalle war Schauplatz eines spektakulären Radrennens

Cinemascope

Foto: Nordbahnhalle

Tall Bikes Will Save The World Creative everywhere. Mit diesem Schriftzug beginnt der Film von und über jene sechs Brüder, die seit über zwanzig Jahren alle möglichen und unmöglichen Räder bauen. Mit ihren „art bikes“ machten sie bereits in Kindheitsjahren Vancouver unsicher. Ihre Eltern hatten ihnen beigebracht, die eigene Kreativität zu erforschen – ganz egal, wo diese sie hinführen würde. Heute sind nicht nur die Brüder erheblich größer, sondern auch ihre selbst gebauten Tallbikes. Skinny Tim, ein Mitglied der Tallbike Crew, gibt zu, dass man sich in der Sache selbst nicht allzu ernst nehmen kann. Es wäre auch ein wenig albern, wirft Benny Zenga ein, aber ab einem gewissen Punkt wäre die „ridiculous nature of it ridiculously practical“ geworden. Tallbikes bieten aufgrund ihrer Höhe nunmal um ein vielfaches mehr Möglichkeiten, Dinge zu trans-

portieren, als herkömmliche Räder. Das Besondere an ihren Tallbikes sei auch, dass sie nicht Teil der Wirtschaft seien, erklären die Zenga Brothers. Man kann sie nicht in einem Geschäft kaufen, sie sind etwas ganz Individuelles. In einer Zeit, wo auf allem ein Preisschild klebt, stellt das eine erfrischende Ausnahme dar. „Tall Bikes Will Save The World“ ist ein unglaublich motivierender 26-Minüter voller Ideenreichtum und Lebendigkeit. Eindrucksvolle Kameraperspektiven und Stimmungsbilder machen ihn auch visuell zu einem reinen Genuss. Tall Bikes Will Save The World Dokumentation, Kanada 2017 (26 Minuten) Von und mit: Zenga Brothers Gratis zu sehen auf: www.vimeo.com/zengabros

An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des Fahrrad-Films vor.

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Radrennen auf engstem Raum


COR I N NA U N D PAU L

„Tröten, Rikschas, Seifenblasen“

Fahrheiratet! D

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Diese Paare haben es getan: Den – wie es so schön heißt – Bund fürs Leben geschlossen. Das Fahrrad hat an ihrem Hochzeitstag eine besondere Rolle gespielt. Hier erzählen sie davon

Gemeinsame Anfahrt zum Standesamt mit dem Bus. Und hinterher ein Radkorso mit Rikschas: So heirateten Corinna und Paul

a wir sonst auch fast alle Wege des täglichen Lebens mit Fahrrädern zurücklegen, war es für uns ganz klar, auch bei unserer Hochzeit aufs Rad zu setzen. Zuerst dachten wir an alte Falträder, oder weiß geschmückte Hollandräder. Wir wollten, dass alle unsere Gäste mit dem Rad mobil sind. An einem lauen Sommerabend stolperten wir dann im Prater über Fahrrad­ rikschas. Neun Stück waren schnell reserviert. Für die nicht mehr so sicheren Radfahrenden organisierten wir drei Faxis mit Fahrern. Der Rikschaverleih bot uns an, die vierrädrigen Gefährte mit Lkw vors Standesamt zu liefern. Die nötige Parkplatzreservierung über das Magistrat erwies sich allerdings als zu umständlich, weshalb wir uns etwas Neues einfallen lassen mussten. Zum Glück sprangen Freundinnen und Freunde ein und boten an, die Rikschas direkt vom Prater abzuholen. An unserem großen Tag fuhren wir zusammen mit unseren Familien im öffentlichen Bus zum Standesamt. Nach der Trauung warteten bereits die geschmückten Fahrradrikschas am Vorplatz. Was uns besonders gefallen hat: dass auch die autoaffinen Gäste vom Land sichtlich Spaß am In-die-PedaleTreten hatten. Corinnas Opa, normalerweise auf einen Stock angewiesen, warf diesen ins Faxi und schwang sich voll motiviert auf die Sitzbank. Unterdessen wurden mit Lastenrad und Fahrradanhänger Tische, Sonnenschirm, Speisen und Getränke für unseren Empfang in den Augarten chauffiert. Die Rikschafahrt dauerte uns allen nicht lange genug. Statt lautem Autogehupe setzten wir auf Tröten, Rasseln und Seifenblasen. Das Wetter war zum Glück auf unserer Seite, Plan B hätte es aber eh nicht gegeben. TIPPS → kurzes Hochzeitskleid ;) → Gäste damit überraschen → Freunde und Freundinnen einspannen → Schienenstraßen vermeiden → Sitzplan für Rikschas → Dosen gut anbinden → Autofahrenden freundlich zuwinken → langsam fahren, damit’s länger dauert :)


Fotos: Ilse Mitterschiffthaler

Auch die autoaffinen Gäste vom Land hatten sichtlich Spaß am In-die-Pedale-Treten. Selbstverständlich durften auch auf der Hochzeitstorte die Räder nicht fehlen.


DAN I U N D MATTH IAS Lebensstil

Der heißeste Tag in unserem Leben

W TIPPS

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→ Rechtzeitig die Räder für radlose Gäste bereitstellen → Aufgaben und Verantwortlichkeiten unter den Festgästen verteilen → Strecke für den Corso so wählen, dass Gäste im Ermüdungsfall in die Öffis umsteigen können → An heißen Tagen: genügend Wasser mitführen! → Wechselgarderobe mitnehmen, gegebenfalls für Duschoption sorgen

Kurz vor dem Ziel: Der HochzeitsTross auf der Landstraße Richtung St. Andrä-Wördern

er sagt, dass die besten Partys in der Nacht stattfinden müssen? Stimmt gar nicht, finden wir. Schon bevor unser kleiner Sohn Schlafen komplizierter machte, waren wir Morgenmenschen. An unserem Hochzeitstag hätten wir es vermutlich noch schlechter ausgehalten als sonst. Immerhin war Tagwache bereits um fünf Uhr früh. Einmal wegen des Einjährigen. Und weil noch sieben Räder aufzupumpen und herzurichten waren. Insgesamt hätte die ganze Show sicher mehr Vorlaufzeit und Organisation vertragen. Aber dann: Uns nährt ein profundes Ur-Vertrauen in die Selbstorganisationskraft improvisierter Prozesse. Um 8 Uhr herrschte vor unserem Haus fröhliches Chaos. In den Tagen davor hatten wir für unsere radlosen Gäste Vehikel organisiert. Jetzt trudelten sie in kleinen Gruppen ein, fuhren Räder Probe und montierten Rucksäcke an Fahrradrahmen: Die Verwandten aus der Steiermark, Tim aus Brooklyn, Mario aus Berlin – alle waren gekommen. Nur DJ Dirk mit dem Soundanhänger war noch nicht da. Er hatte – wie sich später herausstellte – am Vorabend woanders aufgelegt und war zum Zeitpunkt der Räderausgabe noch nicht aus seinem Rausch erwacht. Irgendwie gelang es uns, alle irgendwann auf ein halbwegs passendes Rad zu setzen. Wir radelten zum Standesamt am Schlesingerplatz in der Josefstadt. Dort wartete schon der restliche Tross auf uns. Insgesamt 41 Gäste, darunter viele, die mit Alltagsradeln bisher gar nichts am Hut hatten, würden die Strecke von 30 Kilometern vom Standesamt zum „Dorfplatz“ in St. AndräWördern radeln. Angemerkt sei, dass es an diesem schönen Junitag über 30 Grad hatte. Der Dress-Code – Surferhochzeit – war vor diesem Hintergrund

ein Segen. In luftigen Hawaiihemden und Kleidchen. Mit Blumenkränzen darüber und Bikini darunter, ausgestattet mit reichlich Flüssigkeit radelten wir im Pulk los. Einige Critical Mass-erfahrene ARGUS-Mitglieder waren unter den Gästen und halfen, die Gruppe zusammenzuhalten – über Laudongasse, Lange Gasse, altes AKH, Berggasse zum Donaukanal. Von dort über Nussdorfer Spitz zur Donau und weiter den Donauradweg nach Wördern. Tatsächlich schafften es alle zumindest bis zum Zwischenstopp Kahlenbergerdörfl. Dort stiegen drei oder vier in die S-Bahn um. Wer im achten Monat schwanger ist, darf abkürzen. Die anderen erfreuten sich an serbischem Fladenbrot und etwas Käse. Inzwischen war auch – wenngleich ohne Soundanhänger –DJ Dirk zu uns gestoßen. Nach einem Badestopp in Greifenstein kamen wir zu Mittag am „Dorfplatz“ an. Letzterer ist ein Verein, der sich in einem alten Gutshof angemietet hat und dort verschiedenste lokale Initiativen, Handwerks- und Kunsthandwerksbetriebe unterstützt. Auch duschen kann man dort! Nach Essen, Reden, etwas Tanzen und Feiern in entspannter Atmosphäre, brachen wir am Abend wieder zum Rückweg auf. Im Donaubad Greifenstein erlebten wir den Sonnenuntergang, als wir gerade alle gemeinsam ins kühle Nass tauchten. Ein magischer Moment, der sich so nicht hätte planen lassen. Die meisten packten die Räder dann in die S-Bahn und fuhren heim. Ein harter Kern trat auch die Rückfahrt mit dem Radl an. Der Bräutigam mit dem Lastenrad und den restlichen serbischen Brötchen darin hatte sowieso keine andere Wahl. DJ Dirk fuhr gleich weiter zum Donauinselfest. Und wir Frischverheirateten lagen Punkt 22.30 Uhr im Bett. Herrlich!


Fotos: Peter Provaznik

Oben: Einfahrt am „Dorfplatz“ in St. Andrä-Wördern, wo das Hochzeitsessen stattfindet. Von Wien nach Wördern sind es 30 Kilometer. Rechts: Vor dem Standesamt Schlesingerplatz in Wien Unten: Illustre Gäste und ein Corso quer durch Wien (Critical-Mass-Style)


DAN I E LA U N D M I R KO

TIPPS

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 40

→ Am besten gleich mit der Einladung klar machen, dass das Fahrrad zum Dresscode gehört → Crowdfunding fürs Hochzeits-Tandem: Gäste können jeweils ein Teil sponsern und dürfen dann auch mal das Tandem für eine Tour (oder die nächste Hochzeit) ausleihen.

„Auch der Anzug hat es gut überlebt“

„Sogar mein Mann hat gelacht“

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ir haben uns relativ spontan für eine standesamtliche Hochzeit in sehr kleinem Rahmen entschieden. Unser Haus wurde damals gerade umgebaut, und die Bauarbeiter staunten nicht schlecht, als meine Frau und ich plötzlich im Hochzeitsgewand aus dem Haus kamen, und wir uns mit unserem Hase Pino Tandem auf den Weg zum Standesamt machten. Fast wären wir zu spät zu unserer Trauung gekommen, weil sich unterwegs herausgestellt hat, dass wir den Bauarbeitern den falschen Hausschlüssel hinterlassen hatten, und sie nach ihrer Mittagspause nicht weiterarbeiten hätten können. Telefonisch konnten wir sie jedoch zu einem hinterlegten Reserveschlüssel führen, und erreichten das Standesamt noch rechtzeitig. Um für unbeteiligte Zaungäste etwaige Zweifel zu beseitigen, führten wir ein Schild mit der Aufschrift „Frisch fahrheiradet!" mit. Nachdem das Fahrrad für unsere alltäglichen Wege eine zentrale Rolle spielt, war es für mich selbstverständlich, dass wir diesen besonderen Weg auch mit dem Rad zurücklegen. Umso mehr freute ich mich, dass meine Frau auf den Vorschlag sofort eingegangen ist. Ein bisschen Bedenken hatte ich, weil mein Anzug von einem Freund ausgeborgt war. Aber er hat die Fahrt gut überstanden, und ich konnte ihn unbeschadet zurückgeben. Mit dem Wetter hatten wir einfach Glück gehabt, ich weiß gar nicht mehr, ob wir uns für den Fall, dass es regnet, etwas überlegt hatten.

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ls wir nach unserer standesamtlichen Hochzeit aus dem Rathaus gekommen sind, stand da plötzlich ein Tandem, das unsere Verwandten aufgetrieben hatten – wir wussten vorher nichts davon! Ich kann mich nicht mehr erinnern, warum es für mich so klar war, vorne aufzusteigen. Würde ich wahrscheinlich heute wieder so machen – wohl wahrscheinlich deshalb, weil ich generell die Initiativere bin, wenn es um soziale Aktivitäten oder einfach Gaudi geht. Frei nach dem Motto: Einfach durchstarten und das Leben in vollen Zügen genießen. Bevor wir unsere Fahrt über den Stadtplatz antreten konnten, musste ich erst meinen Sari, eine traditionelle indische Bekleidung, die nur aus einer kompliziert anzulegenden Stoffbahn besteht, mit dem Strumpfband hochbinden. Los ging’s! Ich weiß noch, dass wir mit einem Riesen-Smile losgefahren sind. Sogar mein Mann hat gelacht, obwohl das vor der Kamera beim ihm sehr selten ist. Lustigerweise bekamen wir von manchen Gästen einer gleichzeitig stattfindenden Oldtimer-Show spontanen Applaus. Zum Teil lachten wir deshalb so, weil wir uns dachten: „Wenn die Autos durch die an sich radfreie Fußgängerzone fahren dürfen, dann dürfen wir auch eine Runde über den Schrannenplatz drehen.“

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Fotos diese und rechte Seite : privat

Lebensstil

M ECHTH I LD U N D KON RAD


AG LAIA & E R IC

„Sonnenuntergang über den Schweizer Bergen“ Der Höhepunkt einer FahrradHochzeit ist natürlich der Corso von der Kirche zum Fest. Wir haben auch die Wege zum Standesamt und zur Kirche mit dem Tandem zurückgelegt. Auf dem Weg vom Fest nach Hause hatten wir Begleitung von ein paar guten Freunden. Die Rikschas von „Radeln ohne Alter“ haben älteren Gästen, die schon länger nicht mehr radeln konnten, viel Spaß gebracht. Der Braut gefiel am besten, mit dem Corso dem Sonnenuntergang über den Schweizer Bergen entgegen zu radeln. Die Gäste hatten besonderen Spaß an der gemeinsamen Radfahrt und beehrten uns mit einem Sprechchor. Übrigens: eine Radhochzeit fällt nicht unter das Versammlungsgesetz. Eine Anmeldung ist daher nicht erforderlich, es erleichtert die Sache jedoch, wenn die Polizei Bescheid weiß.

TIPPS → Auf gutes Wetter hoffen und auf Überraschungen vorbereitet sein, z.B. Regen- hose unterm Hochzeitskleid → Auch das Fahrrad braucht einen Strauß, wobei Floristen meist ohnehin einen fürs Braut-Fahrzeug machen. Unsere Freunde hatten viel Spaß dabei, unser Tandem und die Fahrräder der Gäste zu schmücken! Auch eine Fahrradsegnung nach der kirchlichen Trauung ist etwas Besonderes :)

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er das ganze Jahr und bei jedem Wetter selbstverständlich mit dem Fahrrad fährt, will sich am schönsten Tag des Lebens auch in keine Blechkarre setzen! Davon konnten wir auch die meisten unserer lieben Gäste überzeugen. Das Tandem war die besonders romantische Variante, ganz in Schwarz und Weiß. Mit dem Wetter hatten wir großes Glück – aber wir hätten es in jedem Fall so gemacht.

Lebensstil


BÜCHER Lebensstil

Die Mobilitätsrevolution

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Ghebrezgiabiher, Jürgen und Poscher-Mika, Eric Cargobike-Boom: wie Transport­räder unsere Mobilität revolutionieren Bern: MAXIME Verlag, 2018 224 Seiten, 27,80 Euro ISBN 978-3-906887-04-3

Immer häufiger sind sie auch auf unseren Straßen unterwegs und sorgen für Aufsehen: die Cargobikes. Juergen Ghebrezgiabiher und Eric Poscher-Mika haben in „Cargobike-Boom“ alle Fakten rund ums Transportrad versammelt. Das erste umfassende Buch zum Lastenrad bietet einen Überblick, eine Zukunftsvision und zeigt, dass es für jeden Zweck das richtige Lastenrad gibt. Die unterschiedlichen Bauformen – vom Bäckerrad, über Frontlader, Long John, Tieflader, Longtail oder mehrspurig als Backfiets oder Delta-Dreirad – samt Lenkungstypen, Ladekapazitäten, Material, Bremsen und Neigetechnik

werden einfach erklärt. Die Geschichte des Cargobikes erzählt von den Urahnen der Transportradgeschichte ab dem späten 19. Jahrhundert, der Wiederentdeckung und den aktuellen Entwicklungen. Fehlen dürfen natürlich nicht die Pioniere und Bastler, die mit DIY-Projekten für Innovationen sorgen. Ebenfalls Thema: die Diskussion um die Nutzung des öffentlichen Raums und damit verbundene (Kunst-) Aktionen: etwa „Retreat into the Streets" von Isabella Klebinger und Dima Isaiev, die in einer minimalistischen Wohnbox auf einem chinesischen Lastenrad den öffentlichen Raum besiedelten. Omo Lisboa

In Italien: nicht als Tourist

Nach Radhausen: mit Einhörnern

Durch Frankreich: total zugedröhnt

In Niederösterreich: vierzehn tolle Touren

Lidewey van Noord und Robert Jan van Noort berichten in diesem Band von den Schauplätzen des italienischen Radsports und dessen Helden. Eine der bewegendsten Episoden erzählt vom dreifachen Giro-Gewinner Gino Bartali, der während der Mussolini-Diktatur mit seinem Rennrad Dokumente in die Klöster von Assisi schmuggelte, um dort versteckten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Flucht vor dem faschistischen Terror­regime zu ermöglichen. Das Buch macht Lust, italienische Orte und deren Geschichte abseits der Touristenpfade zu erkunden. Am besten – wie sonst? – mit dem Rad.

Als Eva Elefant ihre Tante in Radhausen besucht, trifft das Organisationskomitee gerade letzte Vorbereitungen für das große Fahrradfest. Der Bürgermeister lädt Familie Hase im Transportrad, den Frosch mit seinem Amphibienfahrrad und das Tallbike-fahrende Meerschweinchen zur Parade ein, wo sie auf Einhörner in einer Rikscha und turtelnde Papageien am Tandem treffen. Wer aber soll den Festzug anführen? Egal, wie viele Pfoten, Flossen oder Flügel man hat: In Alison Farrells fantastisch-detailreichen Wimmelbildern findet jeder sein Fahrrad. Ein großer Spaß.

Tour de France, 1928: Das ist der historische Hintergrund für den Abenteuer- und Fahrradroman des neuseeländischen Autors David Coventry. Der Autor quält seinen ebenfalls aus Neuseeland stammenden Protagonisten über 5.400 Kilometer auf Schotterpisten und Kopfsteinpflaster kreuz und quer durch Frankreich. Auf einfachen Rädern, ohne technische Hilfe. Aber unter Einfluss von allen Substanzen, die Medizin und Apotheken damals zu bieten hatten – lange bevor Doping ein Begriff wurde. Daneben zeigt das Buch, wie das Echo des Ersten Weltkriegs diese Generation so traumatisch fesselte.

Kamp, Thaya, March, Triesting, Gölsen, Piesting, Schwarza, Traisen, Donau, Pielach und Ybbs – diese Flüsse erschließen die abwechslungsreichen Landschaften Niederösterreichs. Das neue Bikeline-Radtourenbuch im Maßstab 1:75.000 und im bewährten wetter- und reißfesten Format umfasst 14 Touren mit unterschiedlichen Höhenprofilen, die zu einem gemütlichen Ausflug am Wochenende oder einer Mehrtagestour einladen. Zahlreiche Kulturtipps und ein Unterkunftsverzeichnis bieten die Voraussetzung für eine gelungene Ausflugsplanung.

Matthias Pintner

Noord, L. van; Noort, R. J. van Pellegrina: Eine italienische Radsportwallfahrt Bielefeld: Covadonga Verlag, 2017 202 Seiten, 25,50 Euro ISBN: 978-3-95726-013-0

Stefanie Kousek

Farrell, Alison Das große Fahrrad-Fest Hildesheim: Gerstenberg Verlag, 2018 40 Seiten, 17,50 Euro ISBN: 978-3-8369-5627-7

Basta Biker

Coventry, David Die unsichtbare Meile Leipzig: Insel Verlag, 2017 366 Seiten, 22,70 Euro ISBN 978-3-458-17701-2

Omo Lisboa

Fluss-Radwege Niederösterreich Mit Kamp-Thaya-March-Radweg & Triesting, Gölsen, Piesting, Schwarza, Traisen, Donau, Pielach und Ybbs. Rodingersdorf: Verlag Esterbauer, 2018 172 Seiten, 14,90 Euro ISBN 978-3-85000-689-7


Lebensstil

Orcas Kettenbriefe Gemeinsam frei gleiten

und du und all jene, die per Velo die City unsicher machen. Doch nur unsicher im Auge des Betrachters, der nicht radfahrend ist. Die Sicherheit liegt in der Erfahrung, der Drehung der Pedale, die unermüdlich ist, einen Kreislauf bildet, der kein Ende und keinen Anfang kennt, die Bewegung ist die Sinnesfreude, die Freiheit, sich aus eigner Kraft frei zu bewegen. Die Gelassenheit und Konzentration ist das Wohlfühlgewand, das tagtäglich angezogen wird. Mit dem Rad, das die Verlängerung des Körpers darstellt und zum Fliegen einlädt. Ich freue mich darauf, dich später auf der Straße zu treffen, dich anzulächeln. Dieses Wissen mit dir und euch zu teilen und gemeinsam frei im Fluss zu gleiten.

Clara „Orca“ Felis ist Radbotin, Buchhändlerin und schreibt. In ihrer Glosse berichtet sie aus dem Straßendschungel zum Wortmeer

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Im farbenfrohen Verkehrsstrom fliegen die freigleitenden Radakrobaten innen und außen an den Fenstern vorbei. Sie fühlen den Puls der Ampelschaltung und wissen, welche Unebenheit der Oberfläche zum fliegenden Fallen einladen will, die aber flugs ausgeschlagen wird, denn sie tanzen dazwischen und darüber hinweg. Sie kennen den Stadtdschungel mit den Tücken von offenen Einbahnstraßen und wuseligen Begegnungszonen, scharfen Kanten und wirren Kreuzungen. Wissen, wo die Brunnen zur Labung aufwarten, welcher Kaffee zum kurzen Verweilen einlädt und welche Häuserfluchten Durchgang gewähren. Die Stadt ist ihr Spielplatz, auf dem sie wild und frei sich bewegen. Sie, das sind ich

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Mit Kind sicher on Tour

Thule RideAlong

Der Thule RideAlong wird durch seine smarten Designinnovationen zu einem intuitiven, sicheren und benutzerfreundlichen Fahrradkindersitz, mit dem Ihre täglichen Fahrten oder Familienausflüge mit dem Rad zu etwas Besonderem werden. Wir freuen uns auf Ihren Besuch auf dem Thule Stand.


Zustellung mit Hilfe von selbst gebauten Lastenrädern

Ein Hinterhof als Zukunftslabor

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Die Budapester Initiative Cargonomia zeigt vor, wie regionale Lebensmittelproduktion und nachhaltige Logistik Hand in Hand gehen können LOKALAUGENSCHEIN: Isabella Klebinger

Cargonomia Hier laufen die Fäden zusammen – der kleinste gemeinsame Nenner ist immer das Rad. Ein Kernteam steuert die gemeinsamen Projekte der Initiativen: öffentliche Lastenradtests, Veranstaltungen, das Projekt Bio-Kistl und für die nahe Zukunft geplant: lokales Lastenradsharing. Zsámboki Biokert Biodynamisch wirtschaftende Farm, mit ganzjähriger Bewirtschaftung. Kantaa selbstorganisierter Lastenradbotendienst und Zustellservice. Geliefert wird mit Bikes von Cyclonomia.

E

in unscheinbarer Hinterhof in Pest, dem flachen Stadtteil von Budapest, fünf Radminuten vom Bahnhof „Keleti“ entfernt. Die linke Hofseite ziert ein großflächig gemaltes Lastenrad, mit Blättern und Gemüse auf der Ladefläche, davor steht eine Handvoll Fahrräder. Es duftet nach frisch gebackenem Brot, von der Bio-Backstube Pipacs nebenan. Hier, in der Dembinszky utca 32, ist der Sitz von Cargonomia, einer gemeinwohlorientierten, lokalen Initiative, die mit neuen Ideen und der Verknüpfung von urbaner Mobilität, Biolandwirtschaft, Fahrradselbstbau und Lastenradzustellung Ungarns Hauptstadt aufmischt. Seit dem Jahr 2015 gibt es die Initiative, die sich auch als offener Raum für Gesellschaftsdiskurs und eine Art Labor für zukunftsfähiges Wirtschaften versteht. Brücke zwischen Stadt und Umland „Wir machen das alles aus sozialen und ökologisch orientierten Motiven heraus“, erklärt Logan Strenchock von Cargonomia: „Mit unserer Herangehensweise besetzen wir ganz im Sinne des Degrowth eine nachhaltige Nische in der Stadt und schlagen eine Brücke von Budapest zum Umland.“ Herzstück von Cargonomia ist das regionale Biokistl, also ein Obst/Gemüse-Zustellservice, anhand dessen sich wunderbar darlegen lässt, wie die verschiedenen Kooperativen – eine Radwerkstätte, ein Kurierdienst und

eine biodynamische Farm – zusammenwirken. Die frischen Lebensmittel stammen vom landwirtschaftlichen Partnerbetrieb Zsámboki Biokert. Das kleine Dorf Zsámbok liegt etwa 50 km von Budapest entfernt. Dort werden auf einem Hektar Land in Demeterqualität – hierbei gelten noch strengere Anbaumaßstäbe als bei Biozertifikaten – Obst und Gemüse angebaut. Auch Pferde kommen hier bei der Arbeit auf dem Feld zum Einsatz, etwa zum Pflügen. Neben dem Obst- und Gemüseanbau liegt in Zsámbok auch ein Schwerpunkt auf Wissensvermittlung. Es werden Führungen, Kurse und Ausbildungen für jene angeboten, die Biolandbau lernen möchten, im speziellen auch für Familien. Die Gärtnerinnen und Gärtner in Zsámbok haben viel Expertise was den Anbau von Wintergemüse angeht. Das Angebot ist ganzjährig, und die Kundschaft wird auch im Winter mit frischen Vitaminen aus den unbeheizten Folientunneln versorgt. Nachhaltige Stadtlogistik „Jeden Mittwoch werden die frisch geernteten Lebensmittel bei uns am Hof für den Transport in die Stadt vorbereitet“, erklärt Logan. Ein kleiner Lkw bringt die Kisten zu Cargonomia nach Budapest. Dort kommt noch das Biobrot vom Bäcker Pipacs und lokales Biobier dazu – das Angebot wird


Hinterhof von Cargonomia: Hier laufen alle Fäden zusammen Lebensstil

Die Bio-Landwirtschaft in Zsámbok

laufend erweitert. Donnerstags werden dann – vom Hauptquartier aus – die KundInnen direkt beliefert. Auch bei den sieben Partnerstellen in Pest, meist Vereinslokale und/oder Cafés, werden Kisten abgeladen. Einige der Kistlbeziehenden holen ihre Esspakte lieber selbst ab. Ansonsten liefern die Fahrerinnen und Fahrer vom selbstverwalteten Zustelldienst Kantaa. Deren Lastenräder wiederum entstammen der Fahrradkooperative

Cyclonomia, die Transporträder entwickelt, entwirft und in der eigenen Werkstatt von Cargomania zusammenschraubt. 80 Kundinnen und Kunden in Budapest nehmen derzeit das Gemüse-Zustellservice in Anspruch. Und das Service soll nicht auf Budapest beschränkt bleiben. „Wir wollen definitiv, dass es viele Nachahmerinnen gibt“ sagt Strenchock, der aus den USA stammt und seit einigen Jahren in Budapest lebt: „Gerne überall.“

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Ein Fahrradträger für alle

Thule VeloSpace XT

Der vielseitige Fahrradträger Thule VeloSpace XT für Fahrräder jeder Art – von E-Bikes und Fatbikes bis hin zu Kinderfahrrädern. Wir freuen uns auf Ihren Besuch auf dem Thule Stand.

Cyclonomia Fahrrad-Selbstbauwerkstatt und Lastenradlabor. Hier können Laien mit Hilfe von Semiprofis dem Do-it-yourself-Prinzip frönen. Räder entwickeln, bauen und reparieren oder mieten und kaufen. cargonomia.hu/deutsch www.zsambokibiokert.hu/home cyclonomia.org kantaa.hu pipacspekseg.com

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 45

Wir wollen, dass es viele Nachahmerinnen und Nachahmer gibt. Gerne überall


Produkte & Technik Oldtimer kaufen: aber richtig! Seite 46

Trekking-Räder aus Stahl im Test Seite 47

Lebensstil

Schaufenster: Neue Produkte Seite 52

REPARATURKOLUMNE

Ein Oldie muss kein Goldie sein

Andreas Röderer ist Fahrradmechaniker bei Heavy Pedals

Nicht jeder Oldtimer ist auch fahrtüchtig. Hier ein paar Tipps zum Kauf eines Fahrrad-Klassikers

G

erade in Zeiten von Nostalgie-Rennen und Tweedrides entsteht in vielen Menschen der Wunsch, einen zeitlosen Klassiker in die Fahrrad-Sammlung aufzunehmen. Aber Vorsicht: Lass Dich nicht vom glänzenden Chrom oder nostalgischen Gefühlen täuschen. Oldtimer führen uns in eine ferne TechnikVergangenheit – so sicher und zuverlässig wie moderne Fahrräder sind sie oftmals nicht. Einen Tiefpunkt der Fahrradkultur zu Zeiten der Vollmotorisierung markieren etwa die Leichtlauf-Sporträder und Klappräder der 1970er-Jahre. Sie sollten eher vermieden werden. Edle Rennräder und solide Tourenräder dieser Periode können aber durchaus Freude bereiten. Vermeiden: Klappräder aus den 70ern Der österreichische Klassiker schlechthin ist das gute, alte Waffenrad. Obwohl auch hier die anfangs makellose Qualität im Lauf der Zeit nachgelassen hat, bewährt es sich bis heute als Alltagsrad: Rücktrittbremse und Dreigang-Nabenschaltung bleiben auch bei mangelhafter Wartung jahrzehntelang einsatzfähig. Die 1980er-Jahre waren vom Beginn des Mountainbike-Booms geprägt: Robustheit und Sicherheit der Fahr-

räder verbesserten sich stark. Cantileverbremsen mit soliden Sockeln auf Rahmen und Gabel sorgten für genug Bremskraft und erlaubten breite Reifen. Berggängige Schaltungen und bequeme Armaturen ermöglichten vielseitige Sport- und Alltagsräder, sowohl in 26-, als auch 28-Zoll-Größe.

und porös und können bei korrektem Luftdruck platzen. Reibrollendynamos, Glühbirnen und fragile Kabel waren chronische Schwachpunkte der Lichtanlagen, die vor allem bei Regen und Schnee regelmäßig versagten.

Problemzonen von Oldtimern

Dies alles soll uns die Freude am Klassiker nun nicht verleiden. Es fährt sich jedenfalls besser, wenn man folgende Punkte beachtet.

Typische Problemzonen von Oldtimern sind die Bremsen: Klassische Felgenbremsen leiden meist unter schwergängigen, rostigen Seilzügen, verhärteten Bremsgummis, allgemein schwächlicher Konstruktion und den bei Nässe berüchtigt rutschigen Chrom-Stahlfelgen. Trommelbremsen bremsen grundsätzlich mäßig, können bei mangelhafter Wartung aber katastrophal blockieren. Gummiblock-Reifenbremsen sind überhaupt ein No-Go. Die Kugellager verfügten früher nicht über hochwertige Dichtungen und waren daher langfristig nur mit alljährlicher kompletter Zerlegung und üppigen Fettpackungen schadensfrei zu betreiben – eine Service-Intensität, die leider nur wenigen Rädern zuteil wurde. Die Reifen hatten keinerlei Pannenschutz, häufige Patschen waren normal. Gummi und Gewebe werden zudem über die Jahrzehnten brüchig

Tipps für den Gebrauchtradkauf

• • • • • • • • • •

Bedürfnisse und Ausstattung klären und nicht zu spontan kaufen. Rahmen und Gabel auf Stauchungen und Risse prüfen. Geradeauslauf bei Probefahrt muss neutral sein. Aluteile der 1970er- und 1980er-Jahre sind bruchgefährdet, vor allem Lenker, Vorbau und Kurbeln. Cantilever- und V-Bremsen sind gut, Scheibenbremsen komplex, Rücktrittbremsen meist ok. Bremsen auf Leichtgängigkeit, Griffigkeit, Bremswirkung, Abnutzung testen. Nabenschaltungen sind meist ok, wenn Hebel und Züge leichtgängig sind. Kettenverschleiß checken. Klassische Dynamolichtanlagen am besten mit einem Back-Up aus Akku-LED-Lampen ergänzen. Laufräder auf Achter und Spiel prüfen.

Fotos: Andreas Röderer

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Unser Technik-Kolumnist begibt sich heute in die Welt der Vintage-Fahrräder. Worauf sollte man beim Kauf eines Oldtimers achten?


Vor nicht allzu langer Zeit galten sie als Inbegriff veralteter Technik: Fahrräder mit Stahlrahmen. Die Legierung aus Eisen, Chrom und Molybdän galt als zu schwer und teuer, um es mit modernen Leichtmetall-Rahmen aufnehmen zu können. Inzwischen feiert der Werkstoff ein Comeback. Immer mehr Produzenten heben Stahlräder ins Programm: Dauerhaftigkeit, schlanke Silhouette und nur geringfügig höheres Gewicht machen sie zu einer interessanten Alternative. Weiterer Vorteil: Stahlrahmen lassen sich problemlos löten und schweißen, wenn unterwegs einmal etwas kaputt geht.

Fotos: Andrea Siegl, privat

Die DRAHTESEL-Testcrew im Einsatz: Stefanie Kousek, Peter-Alexander Pöltl, Isabella Klebinger, Jan Killian (rechts beginnend, dann gegen den Uhrzeigersinn). Ohne Abbildung, aber ebenso akribisch beim Testen: Omo Lisboa, Christian Gottschall.

Stahlkraft

Test: Trekking-Räder


Ihm hat's gefallen: Tester PeterAlexander war mit dem Pelago Stavanger sehr zufrieden

PELAGO STAVANGER COMMUTER

Das Dekorative Peter-Alexander Pöltl

Fazit: Kein 08/15-Rad aus dem Sportgeschäft, sondern ein qualitativ hochwertiges Stadt- oder Reiserad: ein verlässlicher Begleiter für alle Wege. Einziger Kritikpunkt: Offenbar ist die Montage eines Ständers nicht vorgesehen.

Foto: Andrea Siegl; kl. Bilder: Hersteller

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A

ls ich das Pelago zum ersten Mal bei uns im Shop sehe, sticht es mir sofort ins Auge. Nicht der Herstellername dominiert die Optik, sondern die Präsenz von Stahl. Dazu: dezenter Metallic-Lack, polierte Alu-Schutzbleche und saubere Verarbeitung. Wirklich ein hübsches Teil, das auch an der Wohnzimmerwand hängend ausgesprochen dekorativ wäre. Nur fände ich das irgendwie komisch: Fahrräder sind zum Fahren da! Die Vorfreude wächst. Ich dränge Marcin (den ARGUS-Shop-Werkstattleiter), endlich Pedale zu montieren und finde die SPD-Klickpedale, die er mir zeigt, gar nicht so unpassend. Eigentlich ist es mir aber egal, ich will fahren. Jetzt, in diesem Augenblick. Der Sattel ist bereits in der richtigen Höhe, los geht`s. Argentinierstraße rauf, Gürtel gen Osten, Ampelphasen alle gemütlich erwischt. Ich bin etwas langsamer als mit meinem VintageRenner, was wohl an den Schutzblechen liegt: die verrichten beim gerade einsetzenden Regen und dem Queren der Wasserlacken gute Dienste. Die Kojaks – profillose Reifen – könnten etwas mehr Luft vertragen, fünf Bar sind mir zu wenig. Wie fährt sich ein Stahlrad verglichen mit anderen Rädern? Dieses hier ist definitiv auf der robusten Seite. Wir biegen auf Kopfsteinpflaster ab, dann auf den unbefestigten Weg entlang des Bahndamms. Das Fahrverhalten ist gutmütig, der Wohlfühlfaktor hoch. Es erinnert mich an meinen ersten Halbrenner, mit dem ich als Jugendlicher viele Kilometer abgespult habe. Grundsolide verarbeitet hat auch das Pelago das Zeug zum langjährigen Wegbegleiter.


CONTOURA SALERNO

FUJI TOURING

Das Bequeme

Die Friendzone Das Flotte

Christian Gottschall

Stefanie Kousek

I

n der Vergangenheit habe ich nie besonders auf das Rahmenmaterial geachtet. Es gab immer genau eines, das bei vernünftigen Rädern in vernünftiger Preisklasse verbaut war. In meiner Kindheit und Jugend war das Stahl, später Aluminium. Mein 1980er-Jahre-„Weltkrone“Fünfgang-Versandhausrad, „made in Germany“, steht wahrscheinlich immer noch mit intaktem Rahmen in einem Geräteschuppen in der Buckligen Welt. Die Alu-Trekkingräder, die ich seither gefahren bin, sind hingegen alle einem Rahmenbruch zum Opfer gefallen – natürlich spontan und unangekündigt. So war es auch bei meinem ersten, schon etwas besseren Rad, einem Gudereit LC45, dessen blauer Aluminiumrahmen gerade einmal zwei Jahre durchhielt. Der Alu-Tauschrahmen war dann die letzten sieben Jahre im Einsatz. Dennoch begleitet mich all diese Jahre der Entschluss, als nächstes wieder ein Rad aus Stahl zu kaufen. Tatsächlich gibt es inzwischen Stahlrahmen, die auch nicht viel mehr kosten als ein ordentliches Aluminiumrad. Und so wurde es kein neues Rad, sondern bloß ein neuer Rahmen zu den Komponenten des LC45. Tatsächlich war der schlanke Rahmen so etwas wie ein ästhetischer Flash. Der alte Alu-Rahmen kam mir im Vergleich dazu klobig und schwer vor. Was ich zunächst für aus Begeisterung gespeiste Einbildung hielt, bestand den Test auf der Waage: Im Originalzustand hatte das Gudereit-Rad eine Federgabel. Mit dem Stahlrahmen kam auch eine Stahlgabel ohne Stoßdämpfer. Damit rutschte das Gesamtgewicht des neuen etwas unter das des alten Rades. Fazit: Der Stahlrahmen ohne Federgabel fährt sich genauso bequem wie der Alurahmen mit. Dabei ist die Optik eleganter. Kein schlechter Tausch, würde ich sagen.

E

s tut mir leid”, muss ich ihm am Ende gestehen, „es liegt nicht an dir!”. Woran es liegt, weiß ich selbst nicht so genau. Schließlich tut das Contoura Salerno wirklich alles, was ein Fahrrad tun soll: Es rollt leicht, lenkt wendig, schaltet mühelos und bremst brav. Mit seiner leistungsstarken Lichtanlage sorgt es für Sichtbarkeit. Der mit 25 Kilogramm Gepäck belastbare Racktime-Gepäckträger hält nicht nur Lehrbücher, Arbeitsunterlagen und Einkäufe, sondern auch Reisegepäck für kürzere Touren. Einziges Manko, das ich benennen kann: Die Curana-Schutzbleche, die laut Hersteller, „für einen cleanen Look” sorgen sollen. Was die Optik betrifft, hat der Hersteller damit durchaus Recht. Allerdings erstreckt sich die Sauberkeit leider nicht auf mein Gewand: Weil die Bleche für die Reifen zu schmal sind, ist meine Hose nach jeder Regenfahrt mit Gatsch­spritzern übersät. An den Kotflügeln liegt es aber auch nicht, dass in mir keine rechte Euphorie aufkommen will. Von meinen eigenen Rädern (alt, verbastelt, immer ächzend oder quietschend) bin ich es nicht gewohnt, dass sie einfach so funktionieren. Immer laborieren sie an irgendwelchen Wehwehchen. Vielleicht sind es genau ihre Schwächen, die meine Leidenschaft für sie wecken. Und Leidenschaft ist etwas, das ich beim Salerno – trotz aller praktischer Vorteile – vermisse. Nach drei Wochen miteinander besteht auch keine Hoffnung mehr, dass wir je aus der friendzone finden. „Sie gehen verschiedene Wege – das ist ja auch okay”, sagt mein Horoskop heute. „Adieu, Salerno!” sag ich, „du hast eine Bessere verdient als mich!” Fazit: Nicht meine große Liebe, aber auf jeden Fall ein zuverlässiger Partner für Touren und Alltagswege.

Produkte & Technik

Isabella Klebinger

D

as Fuji Touring ist ein eleganter Randonneur – ein für flottes Reisen optimiertes Stahlrahmenrad mit Rennlenker. Ich hatte Gelegenheit, das Fahrrad eine Woche lang ausgiebig zu testen. Der späte Wintereinbruch verhinderte allerdings ausgedehnte Touren ins Wiener Umland. Immerhin nahm ich das Fuji mit auf eine große Runde über die Donauinsel und testete es in allen Situationen des urbanen Alltags. Eins gleich vorweg: Das Fuji Touring ist gut ausgestattet. Hinten ist alles bereit für jede Menge Gewicht und Packtaschen – da kommen auch gleich meine Einkäufe drauf. Nach dem ersten Schwung in den Sattel auf der Westbahnstraße ist die Freundschaft besiegelt: Das Rad fährt sich solide und dynamisch. Die Schaltung an den Lenkerenden ist für mich anfangs gewöhnungsbedürftig, macht aber nach kurzer Zeit bereits Spaß. Vor allem der ausladende Rennlenker hat es mir angetan, er schafft ein sicheres und stabiles Fahrgefühl. Auch die Optik des Stahlrades ist gut gelungen. Apropos attraktiv: Das Fuji hat nicht nur mir gefallen – auch bei unbeteiligten Dritten weckte es Neugierde. So radelte mir auf der Strecke zwischen Urania und Schwedenplatz plötzlich ein motivierter Herr hinterher, der mir kurz zuvor auf dem Radweg entgegengekommen war. „Was ist das denn für ein tolles Fahrrad?“, rief mir mein Verfolger zu, der kurz zuvor einen U-Turn hingelegt haben musste. Ich sagte ihm, dass es sich um ein Fuji Touring handele, musste schmunzeln, und riet ihm, für mehr Informationen den nächsten DRAHTESEL zu lesen... Fazit: Solides und wendiges Fahrgefühl, und sicher ein würdiger Begleiter für die nächste große Fahrradreise.

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 49

INTEC F 10


TOUT TERRAIN TANAMI XPLORE EXPEDITION PREMIUM

VSF RADMANUFAKTUR T 100 S

Jan Killian

Omo Lisboa

Das Unzerstörbare

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ie fremdsprachenaversen Franzosen bezeichnen als Velo Tout Terrain das, was der Rest der Welt Mountainbike nennt, wortwörtlich übersetzt: ein Rad für jedes Gelände. Das Tanami Xplore kommt dieser Definition recht nahe, denn es ist als Expeditionsrad für unbefestigte Straßen und Touren jenseits der 1.000 Kilometer konzipiert, fernab von Zivilisation und Werkstätten. Keine Schrauben, Ketten, Flüssigkeiten oder Zahnkränze waren erlaubt. Leichtbau übrigens auch nicht – 17,5 Kilogramm sind der Preis der Unzerstörbarkeit. Die Ausstattung wurde kompromisslos dem Primat der Wartungsfreiheit unterworfen. Beispiel eins: die Schaltung. Das gekapselte Pinion Getriebe verwaltet eine Spreizung von sensationellen 636 Prozent in Form von 18 perfekt abgestuften Gängen. Das Antriebskapitel verhandeln ein Carbon Drive Riemen und oversized Naben. Für die Logistik verantwortlich zeichnet ein Gepäckträger, der tragender Teil des Dedacciai Cro-Mo Rahmens ist und für bis zu 40 Kilogramm Ladung geradesteht. In der Abteilung für Laufruhe, Federung und Speed sind pannensichere 29 Zoll Big Ben Ballonreifen

Das Solide

von Schwalbe zugange. Und weil das Xplore wirklich „tout terrain“ ist, übernimmt das Xplore auch sämtliche Aufgaben eines Alltagsrades. Denn trotz seiner auf Resilienz optimierten Bauweise, ist das Tout Terrain erstaunlich elegant und, wo es möglich ist, filigran. Mit voll aufgepumpten Semi-Slicks bewältigt man très rapide den Weg zum Arbeitsplatz, während sich das Smartphone am integrierten USB Port auflädt. Ob man im Büro ankommt, hängt dann nur noch von der Kraft des Widerstandes ab – des Widerstandes gegen die Versuchung, an der nächsten Ampel für zwei Jahre auf die Seidenstraße abzubiegen. Fazit: Kompromissloses Expeditionsrad mit herausragenden Komponenten, das auf Wartungsfreiheit optimiert wurde. Dementsprechend ist auch der Preis.

Fazit: Optisch sehr ansprechend, ist das vsf in diversen Variationen erhältlich: Diamant- oder Trapezrahmen, mit den unterschiedlichsten Ausstattungen und in allen Wunschfarben.

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wischen Schneesturm eins und Schneesturm zwei dieses Tages hole ich mein Testrad ab, packe den Ranunkelstrauß auf den Gepäckträger und ab geht’s. Ranunkeln mag ich, weil sie Hoffnung schenken, dass die warme Jahreszeit nicht mehr weit ist. Aber ich schweife ab. Gilt es doch, einen Testbericht zu verfassen. Konkret: Zum neuen Stahl-Trekkingbike der vsf Radmanufaktur. Meine Pläne, das Rad auf Herz und Nieren zu prüfen, stocken leider in Schneematsch und Salzschleim des späten Wintereinbruchs. Den Unterschied zwischen Alu und Stahl kann ich daher nicht selbst „erfahren“: dazu müsste ich wohl länger und auch abseits der Straßen unterwegs sein. Was ich sagen kann: Das vsf funktioniert tadellos, wie man es von einem neuen Rad des deutschen Herstellers erwarten kann. Auf meinen gewohnten Strecken bin ich – auch mit zwei vollbepackten Fahrradtaschen – spürbar schneller. Der eine oder andere persönliche Strava-Rekord ging sich aus. Detail am Rande: Die Ranunkeln haben die Minusgrade gut überstanden. Und es wurde doch noch Frühling...

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Christian Gottschall ... prüft das INTEC F 10

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Die DRAHTESEL Test-Crew

Stefanie Kousek ... testet das Contoura Salerno

Jan Kilian ... fährt mit Tout Terrain

Isabella Klebinger ... prüft das Fuji Touring


Torrot Citysurfer Der Citysurfer ist ein kleines, faltbares Fahrrad mit Leichtmetallrahmen und Elektroantrieb – die Batterie ist im vorderen Rahmen versteckt. Das schützt vor Hitze, Kälte und Nässe und gegen Diebstahl. Die Reichweite wird mit 50 Kilometer angegeben. In fünf Stunden ist der Akku voll geladen. Der Citysurfer wiegt samt Batterie 21 Kilogramm und kommt in den Farben blau und schwarz.

Das DRAHTESEL Schaufenster

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Corky Gerade erst erfolgreich zu Ende gegangen ist die Crowdfunding-Kampagne von Corky: Die unauffälligen Rückspiegel können auf Rennlenkern angebracht und gegebenenfalls eingeklappt werden, falls der Luftwiderstand zu groß werden sollte. Auf der Plattform Indiegogo sammelte der koreanische Entwickler 25.243 Dollar. Die Kampagne auf der Plattform Kickstarter war zu Redaktionsschluss noch in Gang.

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Küchengeheimnisse In diesem Kochbuch geben die „Drauradweg Wirte” ihre Küchengeheimnisse preis. Der Drauradweg, vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) mit der Höchstwertung von fünf Sternen ausgezeichnet, führt über 366 Kilometer vom Toblacher Feld in Italien durch Osttirol und Kärnten bis Marburg. Die 60 Partner-Betriebe an der Strecke machen die Reise auch zum kulinarischen Erlebnis.

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Gesehen bei shop.kaernten.at um 9,89 Euro

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Gesehen bei Kickstarter.com F

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Sq-lab.com

Aus Surfmast wird Rad Die kleine, feine Carbonschmiede in Wien rund um Christoph Buchegger und Gerald Berger baut Rahmensets und Kompletträder ganz nach Kundenwunsch. Als Material für die ultraleichten Custommade CarbonRahmen-Sets werden fast ausschließlich High-Tech Windsurfmasten verwendet. surfbike.at

vertical.world

SQlab 610 Ergolux Ein Sattel, der perfekt passt. Das ist die Mission von SQlab. Zusammen mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Medizin, Technik und Sport optimiert der deutsche Hersteller die Produkte immer weiter. Das hochgezogene Heck der ERGOLUX® Serie sorgt für mehr Halt nach hinten und eine effizientere Kraftübertragung. Die tiefer liegende Sattelnase schont die empfindlichen Körperstellen.

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Daheim klettern üben Wem die Heimtrainer fürs Rennrad bei den Anstiegen bisher zu wenig realistisch waren, für den könnte Kickr Climb von Wahoo die Lösung darstellen. In Kombination mit einem Smart Trainer und Apps wie Zwift hebt bzw. senkt das Gerät je nach Topographie der gewählten Route die Vorderachse des Fahrrades und stellt so Steigungen und Gefälle von 20 Prozent bis minus 8 Prozent nach. Das Gerät soll heuer auf den Markt kommen. Gesehen bei eu.wahoofitness.com

Das DRAHTESEL Schaufenster entsteht in Kooperation mit den Herstellern; Fotos: Hersteller

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Tour & Reise Produkte & Technik Produkte & Technik

Geheimtipp: Tessin als Radreise-Paradies Seite 54

Reif für die Insel: Mit Rennrad nach Korsika Seite 56

Brief aus der Ferne: Radeln in Sizilien Seite 59

In Velo Veritas: Rein in die alte Wolle

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Sie ist der österreichische Fixpunkt für Vintage-Fans schlechthin: Die In Velo Veritas, die heuer zum bereits sechsten Mal stattfindet (10. Juni mit Start in Retz). Geradelt wird über 70, 140 oder 210 Kilometer durch das Weinviertel und – bei der längsten Runde – sogar über die tschechische Grenze. Erstmals sind einige tschechische Fahrrad-Stars der 1970erund 80er-Jahre mit dabei: Svatopluk Henke, Libor Matějka, Roman Kreuziger sen., Lubomír Burda und Jiří Konečný treffen auf ihre damaligen österreichischen Rivalen. Es wird ohne Zeitnehmung auf klassischen Rennrädern gefahren. Zugelassen sind Rennräder bis Baujahr 1987/88 ohne Klick-Pedale und ohne Brems-Schaltwippen am Lenker. Die Räder werden bei der Startnummernausgabe auf Regelkonformität überprüft. Online-Anmeldung bis 1. Juni. Danach gibt es nur mehr die Nachnennung vor Ort in Retz.

Der mittelalterliche Stadtkern von Retz gibt den perfekten Rahmen für die In Velo Veritas 2018

www.inveloveritas.at

SAISONALE TOUREN

Frühlings-Fest­spiele der Edelkirschen BERICHT: Ernst Miglbauer

Fotos: Steve Haider, In Velo Veritas

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n den Ausläufern der Leithaberge und den Ufern des Neusiedler Sees künden jedes Jahr im April die Blüten tausender Kirschbäume in allen Farbtönen zwischen weiß und zartrosa vom Einzug des Frühlings. Ein besonderer Weg, um dieses Naturschauspiel zu erleben, ist der 40 Kilometer lange Kirschblütenradweg zwischen Jois und Donnerskirchen mit seinen malerischen Ausblicken über blühenden Baumreihen und den See hinweg, bis hin

zu den Rändern der ungarischen Tiefebene. Anders als die große Rundroute um den Neusiedler See wartet der durchgehend asphaltierte Kirschblütenradweg mit einigen Steigungen vor allem auf dem ersten Drittel auf.

Die Leithaberger Edelkirschen tragen Namen wie „Donnerskircher Blaukirsche“, „Frühbraune von Purbach“ oder „Windener Schwarze“. Zwischen ihnen eingesprenkelt auf ebener Obstgartenwiese finden sich gelbe Adonisröschen, dunkelviolette Kuhschellen oder rosa Rittersporn. Die Weinblüte folgt Ende Mai, wenn die Kirschenzeit beginnt. Zeitenverkehrt wird jetzt Wein verkostet wie etwa in der historischen Kellergasse von Purbach, kombiniert

mit Gedanken an eine Rückkehr zur Zeit der Weinblüte. Zwischen Jois und Donnerskirchen erweisen sich vier radfreundliche Bett+Bike-Betriebe nicht nur als vorzügliche Gastgeber, sondern auch als kundige Botschafter der Kirschenund Weinkultur. Informationen: Leithaberger Edelkirsche: www.edelkirsche.at Neusiedler See Tourismus: www.neusiedlersee.com

Bett+Bike-Gastgeber: www.bettundbike.de


Auf ins magische Tal! Die Maggiatal-Radroute führt durch eindrucksvolle Naturlandschaften und mitten durch die Ortskerne

Die Region am Lago Maggiore ist ein noch wenig bekanntes Paradies für Radfahrende

TEXT UND FOTOS: Mario Sedlak

Alte und neue Brücken sorgen für komfortables und abwechslungsreiches Vorankommen

Bignasco Maggia Locarno Lago Maggiore Lugano

Radeln auf alten Eisenbahntrassen Die Maggiatal-Route ist deswegen so komfortabel, weil sie teilweise auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse angelegt wurde. Der letzte Zug ist dort 1968 gefahren. Nach langen Vorbereitungen wurde von 2007 bis 2016 der jetzige Teil der Radroute gebaut. Die Kosten betrugen 10,5 Millionen Franken (ca. 9 Millionen Euro). Im Jahr 2014 wurden

Fotos: Mario Sedlak, Catharina Berni

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n der italienischsprachigen Schweiz gibt es nicht nur einen großen See, der für mildes, südländisches Klima sorgt, sondern auch an die 50 ausgeschilderte Routen für Radfahrende jeden Könnens. Eine davon führt von Locarno am Lago Maggiore 34 Kilometer das schöne Maggiatal hinauf. Palmen in den Gärten und mitunter sogar wild wachsend sorgen für mediterranes Flair. Langsam und meist kaum spürbar geht es 300 Höhenmeter hinauf bis zum Ziel in Cavergno. Die Route ist gut beschildert. Sie verläuft überwiegend auf ruhigen Wegen durch Wälder, vorbei an hohen Wasserfällen und mitten durch viele kleine Dörfer mit den dort typischen Häusern aus Steinen. Es wirkt fast wie ein Freiluft-Museum. In gemütlichem Fotosafari-Tempo war ich dreieinhalb Stunden unterwegs. Zur Einkehr bietet sich ein sogenanntes Grotto an – ein traditionelles Restaurant, vergleichbar mit einem Heurigen bei uns, aber mit Steintischen. Granit- oder Felsblöcke sind im Maggiatal überall anzutreffen. In manchen Gärten sogar als Rankhilfen für Pflanzen anstatt eines Stabes aus Holz. Zwischen Someo und Cevio (5,6 Kilometer) klafft auf der MaggiatalRadroute noch eine Lücke, die bis 2020 geschlossen werden soll. Einstweilen muss dort auf der Hauptstraße im Mischverkehr gefahren werden. Immerhin hält sich der Verkehr in Grenzen, weil das Maggiatal keine Transitstrecke ist.


Tour & Reise

Bignasco ist auch ein schönes Fotomotiv

In dem kleinen Dorf Maggia gibt es die älteste Kirche des ganzen Tals

bereits fast 100 000 Radfahrende auf der Route gezählt. Der Schweizer Radfahrenden-Verband Pro Velo hat die Maggiatal-Route als „wegweisendes Infrastrukturprojekt“ ausgezeichnet. „Die Verbindung dient vor allem touristischen Zwecken, aber in mehreren Abschnitten auch dem Alltagsverkehr, namentlich als Schulweg“, erklärt die Interessensvertretung und hebt hervor: „Die für ein solches Projekt nötige Ausdauer, Fachkenntnis und politische Überzeugungsarbeit verdient besondere Aner-

kennung.“ Zuvor gab es in dem Tal eher wenig Radverkehr. Quellseen der Maggia Die Maggiatal-Radroute ist Teil der Schweizer Radroute Nr. 31, die in Bellinzona beginnt. Von dort bis Locarno sind es 22 Kilometer und rund 100 Höhenmeter bergab. Der Abschnitt auf der Uferpromenade beim Lago Maggiore ist auch für kleine Kinder geeignet. Für Rennradfahrende gibt es dort eine eigene Variante auf parallelen Straßen.

Wer lieber höher hinaus will, kann bis zu den Quellseen der Maggia auf 1.461 bis 2.310 Meter Seehöhe radeln – allerdings ohne Radwege und mit anstrengenden Steigungen. Hierfür und für die meisten anderen Routen in der Region ist ein Mountainbike empfehlenswert. (Offenlegung: Die Reise erfolgte auf Einladung des Bikehotels Belvedere, das für Kost und Logis des DRAHTESELReporters aufkam.)

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INFOS TESSIN RADREISEN Streckenbeschaffenheit von Locarno nach Cavergno Asphalt: 31 km Naturbelag: 3 km von Bellinzona nach Locarno: Asphalt: 21 km Naturbelag: 1 km Öffis Bei einer Übernachtung im Tessin ist das Ticino-Ticket inkludiert, welches zu freier Fahrt in allen Bussen und Bahnen des Kantons berechtigt (ausgenommen Bergbahnen). Fahrradmitnahme ist (gegen Aufpreis) in den meisten Bussen möglich, jedoch ist eine Reservierung empfehlenswert, teilweise auch verpflichtend. Die Anreise aus Österreich ist mit der Sparschiene möglich. In der Schweiz muss zweimal umgestiegen werden.

Unterkünfte Das 4-Stern-Bikehotel Belvedere in Locarno bietet kostenlose Leihräder (auch mit Elektromotor), Fahrrad-Abstellraum, Reinigungsplatz, Werkzeug für Reparaturen, Unterlagen und Beratung über Radtouren, LeihRucksäcke, Lunchpaket sowie – für die Entspannung nach der Tour – eine spezielle „BikerMassage“. Alle zertifizierten Bikehotels im Tessin www.ticino.ch/de/plan/accommodation/hotels/bike-hotel.html

Karten und Beschreibungen der Radrouten www.schweizmobil.ch/de/ veloland.html www.ascona-locarno.com/de/Cosafare/Bike.html

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In acht Tagen nach Korsika

Tag Drei: Endlich bessert sich das Wetter. Blick von oben auf den Gardasee

Unser Autor erfüllt sich einen Lebenstraum und radelt von Innsbruck nach Korsika

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en Gedanken hatte ich schon seit einigen Jahren mit mir herumgetragen: Einmal mit dem Rad ans Meer! Nach mehrmonatiger Planung, in der ich verschiedene Varianten gewälzt hatte, entschied ich mich für die Route Innsbruck über den Reschenpass, Stilfser Joch, Comosee nach Genua zur Fähre und schließlich Korsika, von Bastia nach Calvi. Um der Tour noch etwas Glanz zu verleihen, bin ich mit meinem 1960er-Jahre Rih unterwegs – die alte Dame hätte sich auch nicht gedacht, noch mal soweit herumzukommen. Kälte und Dauerregen Die Tour am 1. September startet mit dem vorhergesagten Kaltwettereinbruch in Innsbruck. Überraschend schnell gewöhne ich mich an den permanenten Regen. Es geht auf einem hübschen Radweg neben der Eisenbahn bis Landeck, dort biegt die Strecke scharf links ab und mäandert Richtung Reschenpass. Mein Rucksack wird leichter: ich habe mittlerweile fast alles an, weil es ab 1.500 Meter Seehöhe merklich kühler wird. Durchgefroren erreiche ich nach rund 160 Kilometern mit Graun im Vinschgau mein Tages­ etappenziel. Der nächste Tag startet mit einer Hiobsbotschaft: Die Route über das Stilfser Joch ist wegen Schneefalls gesperrt. Ich prüfe am Frühstückstisch Alterna-

tivrouten und entscheide mich für den Garda- statt Como-See und eine Route weiter östlich über Mantua. Tagesziel: Trento. Damit ich nicht zwischendurch schwach werde, buche ich vor dem Wegfahren gleich ein Hotel. Die Route führt mich entlang der Etsch, am Start noch ein kleines Bacherl mit starkem Gefälle. Es geht 1.200 Höhenmeter abwärts. Wäre die Straße nicht vom permanenten Regen so rutschig und meine Finger von der Kälte so klamm, könnte ich den permanenten Schwung so richtig genießen. In Trento komme ich nach 175 Kilometern wiedermal fröstelnd nach Dauerregen an. Das Zimmer ist – wie ich feststellen muss – 150 Höhenmeter über dem Ort. Dafür erhalte ich im Hotel ein Zimmer-Upgrade, damit „mein Rad auch drin Platz hat“. Auch nicht schlecht. Jauchegefüllte Betonwanne Am nächsten Morgen lacht mir erstmals die Sonne entgegen. Ich buche gleich wieder ein Hotel vom Frühstück aus und definiere Mantua als Tagesziel. Nach den Südtiroler Apfelplantagen prägen bald Weinreben die Landschaft. Am Weg gable ich „Fredo“ auf: Ein schnauzbärtiger Italiener Mitte 50 auf einem uralten Mountainbike, der mir den Weg Richtung Gardasee erklärt und mich gleich in seinen Windschatten beordert. Er erzählt mir – vermutlich –

Start Öst. 1

Schweiz

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4 5 6

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Ziel

Italien

Korsika Routenplanung – Routenrealität 1 Nauders: Wintersportorte sind unglaublich hässlich, wenn grad nicht Winter ist 2 Reschensee (der Stausee mit dem Kirchturm in der Mitte) 3 Route wenn kein Schnee gewesen wäre … (Stilfser Joch) 4 Gardasee 5 Das Stück mit dem Zug gefahren (Mantua – Codogno) 6 Bis Tortona fährt man die Po-Ebene hinauf – sehr cool! 7 Passo della Bocchetta (770 m) – von da an nach Genua bergab. 8 Schiff von Genua nach Bastia

Fotos: Klaus Brixler

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REISEBERICHT: Klaus Brixler


Tour & Reise

Das 1960er-Jahre Rih auf Korsika: Im Hintergrund: die Hafenstadt Calvi

„Mich fasziniert vor allem, wie dramatisch sich das Verhalten der Autofahrenden auf Korsika ändert: Einer davon bremst sich neben mir auf der Bergstraße ein, um mir „Bon courage!“ zuzurufen“ Anekdoten aus seinem Radfahrerleben. Leider verstehe ich – abseits von meinem Pizzeriavokabular – kein Italienisch. Egal. Unsere Wege trennen sich zehn Kilometer vor dem Gardasee. Als ich das untere Ende des Sees über eine stark befahrene Uferstraße erreiche, habe ich noch 35 Kilometer bis Mantua. Im Luftbild sah das Ganze nach einer wildromantischen Fahrt durch die PoEbene aus. In Wirklichkeit verlaufen die letzten fünfzehn Kilometer entlang einer 20 Meter breiten jauchegefüllten Betonwanne mit so vielen Mücken, dass man jede Pause nach wenigen Sekunden beendet. Dafür ist Mantua wunderschön. Was mich aber jetzt weniger interessiert als Pizza und Bett. Tortona gibt es hier nicht Für den nächsten Tag behelfe ich mir mit dem Zug bis Codogno, und spare mir so rund 100 Kilometer Po-aufwärts – was dem Plan nach eine Tagestour von 80 Kilometern ergeben sollte. Die ersten Kilometer durch die Poebene laufen perfekt, bis ich an die südlich

Unterwegs in Frankreich. Wenn das Schild nicht der ultimative Beweis ist...

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Allein auf Korsikas Landstraßen: Zehn Kilometer vor dem Ziel

angrenzende Hügelkette stoße. Weil ich die stark befahrene Bundesstraße vermeiden möchte, lasse ich mich zu einer Routenimprovisation hinreißen: Die funktioniert so gut, dass meine Strecke im Innenhof eines Bauernhofes endet. Dort bellt mich der Hofhund von meinem Rad und die Bäuerin erklärt mir, dass hier ganz sicher kein Ort namens Tortona zu finden sei.

Ich schaffe es schließlich dennoch zu meinem Tagesziel, wenngleich ich die letzten zehn Kilometer nochmals den Zug nehme, weil mir das Tageslicht abhanden kommt. Tags drauf stehe ich kurz davor, das Meer zu erreichen. Nur noch der 800 Meter hohe „Passo di Bocchetta“ steht dazwischen. Oben angekommen sehe ich das Meer aufblitzen, da wird man glatt sentimental. Von hier aus geht es nur mehr bergab nach Genua, wo mein Schiff nach Korsika wartet. Im Hafengelände verpacke ich mein Rad für die Überfahrt. Am letzten Tag bin ich auf Korsika unterwegs: über Saint-Florent radle ich nach Calvi. Mich fasziniert vor allem, wie dramatisch sich das Verhalten der Autofahrenden auf Korsika ändert: Einer davon bremst sich neben mir ein, um mir „Bon courage!“ zuzurufen. In meiner Unterkunft in Calvi wird mir langsam bewusst, wie vielfältig Land und Leute, aber auch die klimatischen Bedingungen während der Reise waren. Von knapp fünf Grad in Südtirol bis zu fast 30 Grad an der korsischen Küste. Kaum wieder daheim beginne ich bereits, die nächste Tour zu planen. Diesmal von der Haustür weg, gleich aufs Rad – ganz ohne Zugstrecken und nur mit Muskelkraft.

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Tour & Reise

Briefe aus der Ferne Sizilien

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In Sizilien ist jeder Mensch dort unterwegs, wo gerade Platz ist, und nicht dort, wo es die Verkehrsregeln vermuten lassen würden. So werden etwa rote Ampeln als Vorschlag verstanden, Radstreifen zu Auto-Parkstreifen umfunktioniert, und auf der Straße wird zu Fuß gegangen, weil die Gehsteige ohnehin verparkt sind. Dies mag nun den einen oder die andere verschrecken. Im Allgemeinen aber geht es sehr entspannt zu. Rechthaberei kommt auf der Insel nicht vor. „Des is a Gehsteig!“-Rufe oder nervöses Gehupe, wenn jemandem die Vorfahrt genommen wird, sind unbekannt. Dafür sind die Leute sehr aufmerksam: Als ich einmal in einem Abstand von ca. 100 Meter hinter meinem Mann fuhr und dieser links abbog, hat mich niemand mehr überholt – offenbar rechneten die Autofahrenden damit, dass ich möglicherweise das gleiche machen könnte. Insgesamt kann man Sizilien als autolastigen Quasi-Shared-Space begreifen. Radfahrende sieht man selten: Abgesehen von uns sind nur einige wenige bunte Männer auf teuren Rennmaschinen zu sehen. Dazu Flüchtlinge und – originellerweise – Weihnachtsmänner. Letztere fahren seit einigen Jahren in Linguaglossa zu Weihnachten durch die Stadt. Was für uns eher wie eine spaßige Critical Mass wirkte, ist eine von der Bürgermeisterin organisierte Veranstaltung. Was uns radelnde Menschen in Sizilien fasziniert, ist der Respekt und die Rücksichtnahme. Egal auf welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sind: Die Leute passen aufeinander auf.

Foto: Innsbruck Tourismus / Webhofer

Brigitte Schicho

Radfahrende sieht man in Sizilien selten. Wenn, dann handelt es sich meist um Rennradelnde, Flüchtlinge oder – Weihnachtsmänner. Die haben in Linguaglossa eine Parade...

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Foto: Brigitte Schicho

HOHE BERGE, LEBENDIGE STADT. Innsbruck stellt 2018 seine Veranstaltungskompetenz in Sachen Sommer und Radsport gleich zwei Mal unter Beweis: Von 13.–17. Juni macht Crankworx, das größte Gravity Mountainbike Festival der Welt, zum mittlerweile zweiten Mal Station im Bikepark Innsbruck. Zusätzlich ist Innsbruck stolze Host City der UCI Straßenrad WM 2018, bei der von 22.–30. September die internationale Rennrad-Elite zur schwersten WM aller Zeiten erwartet wird. Mehr Informationen unter www.bikecity-innsbruck.com


Forum Briefe von Leserinnen und Lesern Seite 60

Reflektor: R. Seitl fordert mehr Moral Seite 62

Veranstaltungen und Events aus der Radszene Seite 63 Jetz

#DE 4  ⁄  17 Leitartikel von Matthias Bernold

Überlegungen basierenden Gutachten abgelehnt.

Nach der kunstvollen Selbstzerstörung auf Bundesebene werden wir uns auf Gemeinde – und Landesebene ins Zeug legen – jetzt nicht nur für den Radver­ kehr. Aber vielleicht könnt ihr eine Seite erübrigen für Positives bzw. Negatives vom „flachen“ Land, den Dörfern? Und: was heißt „mahalo“?

#Fahrradhelme

Reinhard Paulesich, 2361 Laxenburg

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#DE 4  ⁄  17 Recht #Kindersitze Ich halte den österreichischen Sonder­ weg in Sachen Kindersitze für einen richtigen Schwachsinn! Es kann doch nicht sein, dass in anderen europäi­ schen Staaten, ja sogar in richtigen Fahrrad-Nationen, Kindersitze an der Lenkstange oder am Oberrohr als sicher erachtet werden, während man bei uns glaubt, es besser zu wissen. Aus welchem Grund bitte? Stefan Ludwig, 1170 Wien

Antwort der Redaktion Die Radlobby spricht sich für die Möglichkeit aus, Kinder auf einem vor der / dem LenkerIn montierten Kindersitz zu transportieren. Leider haben dies die Höchstgerichte anhand von einem rein auf theoretischen Anzeige

Beim Lesen des letzten DRAHTESEL ist mir aufgefallen, dass die überwiegende Zahl der im Heft abgebildeten Radfah­ renden ohne Helm unterwegs sind. So­ gar am Titelblatt!!! Prozentuell sind es weit mehr als in meinem „Radel-Alltag“ in Wien. Macht ihr das bei der Auswahl der Bilder bewusst so? Vorbildwir­ kung...?! Meiner Ansicht nach ist der Helm ein Bestandteil der alltäglichen Fahrrad-Ausrüstung. Wilfried Ramsaier-Gorbach, 1180 Wien

Antwort der Redaktion Helme können gewisse Unfallfolgen verringern, aber keine Unfälle verhindern. Helmdebatten lenken von den großen Unfallrisiken im Straßenverkehr ab: mangelhafte oder schlecht gewartete Radinfrastruktur, unzureichende Sichtverhältnisse, zu schnell fahrende Kfz, StVO-unkundige, rücksichtslose oder abgelenkte (z.B. durch Telefonieren oder SMS-Schreiben) Kfz-Lenkende. Eine große Unfallgefahr sind Lkw, die für etwa ein Viertel der Radunfälle mit Todesfolge verantwortlich sind. Bei Lkw-Unfällen hätte in den meisten Fällen auch kein Helm

tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!

genützt. Maßnahmen gegen Unfälle helfen nicht nur Radfahrenden, sondern auch Zufußgehenden. Wir lehnen Helme weder ab, noch bewerben sie. Sondern sehen das Helmtragen als persönliche und wertfreie Entscheidung.

#DE 4  ⁄  17 Testberichte Vielen Dank für die – immer wieder interessanten und vor allem auch sehr unterhaltsamen -Testberichte. Der DRAHTESEL hebt sich in dieser Hin­ sicht wohltuend von anderen FahrradMagazinen ab. Einziger Kritikpunkt: Ihr solltet öfter erscheinen! Alina Moldowa, 1070 Wien

Die Redaktion freut sich über Diskussionsbeiträge und Leserbriefe. Bitte senden Sie uns Ihren Text unter Bekanntgabe Ihres Namens und der Postleitzahl an drahtesel@argus.or.at


Lass dich von den wärmenden Sonnenstrahlen, vom satten Grün der Wiesen und von der bunten Blütenpracht der Natur verzaubern. Genieße die ersten Ausfahrten mit dem Fahrrad und plane deine Radreisen für 2018. Wir haben die schönsten Regionen und Landschaften ausgewählt und in unser Radtourenprogramm aufgenommen. Komm mit und steig auf ...

FLÜSSE & TRASSEN KÜSTEN & SEEN

STADT & LAND 19.05. - 21.05.18 Slowak. Naturparadies von Nitra nach B. Bystrica 21.08. - 26.08.18 Iron Curtain Tschechien Von Franzensbad nach Haidmühle 06.09. - 08.09.18 Nationalpark Kalkalpen Naturidylle im Ennsund Steyrtal 15.09. - 22.09.18 Piemont Land des Spumante am Rande der Alpen 04.10. - 07.10.18 Ungar. Naturparadies Von der Theiss in die Puszta

3 Tage

475,00

Slowake

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6 Tage

795,00

Tschech

ien

3 Tage

420,00

Österreic

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8 Tage

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4 Tage

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20.04. - 22.04.18 Donauknie Von Györ nach Budapest

3 Tage

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Ungarn

25.03. - 30.03.18 Frühling in Istrien Sternfahrt Porec

6 Tage

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Kroatien

08.05. - 13.05.18 6 Tage Von den Alpen bis Verona 955,00 Entlang von Eisack und Etsch Italien

28.04. - 05.05.18 8 Tage 1.155,00 Sternfahrt Zadar Falkensteiner Hotel Diadora Kroatien

23.05. - 27.05.18 Die Mährische March Zeitreise am Grenzfluss

24.06. - 30.06.18 Rund um den Bodensee 3-Länder-Tour klassisch

1.165,00

08.07. - 15.07.18 Nordfriesland Schleswig Holstein und die Nordsee

1.565,00

31.05. - 03.06.18 Entlang der Soca/Isonzo Von Bled nach Triest 09.06. - 16.06.18 Deutsche Donau Von Donaueschingen bis Regensburg

5 Tage

590,00

Tschech

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4 Tage

595,00

Slowenie

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7 Tage

DE/CH/A T

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21.07. - 29.07.18 9 Tage Mittelelbe / Elbe II 1.178,00 Von Melnik bis Magedeburg Deutschland 04.08. - 12.08.18 9 Tage Vennbahn 1.510,00 Von Aachen nach Straßburg DE/LU

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Der Reflektor

Höchste Zeit für Moral

Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien.

Derzeit wird über ein Radfahrverbot in Wien-Hietzing diskutiert. Die Maxingstraße, die entlang der Mauer des Schönbrunner Schlossparks verläuft, soll nach den Wünschen mancher von Pedalierenden gesäubert werden. Die Bezirksvertretung unter Silke Kobald (ÖVP) hält die Straße laut Medienberichten für „zu schmal“ und „zu gefährlich“, als dass dort auch der Radverkehr unterwegs sein könnte. Es ist dies der selbe Geist, der hinter der Forderung steht, man möge doch Militär an den Grenzen einsetzen, um sich vor Hilfesuchenden zu „schützen“ (so formulierte es Österreichs ehemaliger Außenminister und aktueller Bundeskanzler). Geschützt hinter Grenzzäunen oder im geschlossenen Auto sitzt man und hält die ungeschützten Menschen draußen für Störenfriede oder Feinde, die man von sich fernhalten muss. Hier schließen die Indolenten Fenster und Türen, um nicht von der Not draußen gestört zu werden. Es ist der selbe Geist, der zu Fuß Gehende (anstatt mo-

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BORDO™ ALARM

THE SOUND OF SECURITY

Sorgen Sie für noch mehr Sicherheit und geben Sie Ihrem Fahrradschloss eine Stimme. Mit einem eingebauten 100 Dezibel lauten Warnsignal ist das BORDO™ Alarm so laut wie ein Presslufthammer und das neue Maß aller Dinge im Bereich der Faltschlösser. abus.com

torisierte Fahrzeuge) in unterirdische Passagen verbannt, Überlandstraßen begradigt und massiv verbreitert, ohne auch nur daran zu denken, dass hier Menschen auch zu Fuß gehen wollten oder der Milliarden Euro für einige Kilometer Stadt-Autobahn ausgibt. Während das Bemalen von kleinen Straßenbereichen mit grüner Farbe zur Erhöhung der Sicherheit des Radverkehrs als sinnlose Geldverschwendung angeprangert wird. Die Geschichte wird diese dissoziale Gesinnung anders als unsere heutigen Entscheidungsträger bewerten. Unsere Kinder und Enkelkinder sollten sich einst für unsere Dummheit und Unmenschlichkeit nicht rechtfertigen müssen. Nur auf kluge und menschenfreundliche Entscheidungen können unsere Nachfahren historisch unbelastet aufbauen.


Termine Forum

radlobby.at/wien

Critical Mass Fr., 20. April, 16.30 Uhr Schwarzenbergplatz, 1030 Wien Die Critical Mass, die Rad­ ausfahrt für eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums, findet in Wien jeden dritten Freitag im Monat statt. Auch in Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg und Wiener Neustadt wird geradelt – dort jeweils am letzten Freitag im Monat.

RadlBörsen Tirol Sa., 7. April, Marktplatz Innsbruck Sonntag, 15. April, Cyta Völs Die RadlBörsen funktionieren nach dem bewährten Prinzip der Tauschmärkte: Fahrtüchtige Kinder- und Erwachsenenräder, aber auch Sonderfahrräder, EBikes und Anhänger können in der Früh abgegeben werden. Im Anschluss können die erzielten Erlöse bzw. nicht verkaufte Räder wieder abgeholt werden.

criticalmass.at

radlobby.at/tirol

Radlobby ARGUS Generalversammlung 2018 Fr., 4. Mai, 18 Uhr Agendabüro, Neulingg. 34-36, 1030 Wien Alle ARGUS-Mitglieder sind herzlich zur Generalversammlung im Agendabüro in der Neulinggasse 34 – 36 eingeladen. Beginn ist um 18 Uhr. Bitte um Anmeldung:

ARGUS Bike-Festival & RADpaRADe Sa. & So., 14. & 15. April Rathausplatz, Wien Heuer wird Europas größtes Radfestival, das ARGUS BikeFestival, 20 Jahre alt. Am Rathausplatz gibt es in entspannter Festival-Atmosphäre ein vielfältiges Messe-Programm und die Testmöglichkeiten von E-Bikes und Transportfahrrädern. Am Sonntag, dem 15. April, lädt die 8. RADpaRADe zu einer gemütlichen Runde durch die Stadt. bikefestival.at radparade.at

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RADLakademie Mi., 25. April, 14 bis 17 Uhr Energie- & Umweltagentur, Grenzgasse, 3100 St. Pölten Die RADLakademie von Radland NÖ bietet die Möglichkeit zum Austausch über Best Practice-Lösungen für den Alltagsradverkehr – diesmal stehen Lastenräder im Mittelpunkt. www.radland.at

Lastenradparade in St. Pölten Fr., 4. Mai, 17 Uhr Treffpunkt St. Pöltner Bahnhofsvorplatz Die Vielfalt und Einsatzbreite von Transporträdern wird bei der Lastenradparade in St. Pölten sichtbar. Auch konventionelle Räder dürfen gerne mitfahren! radlobby.at/noe

Tweed Ride Melk Sa., 5. Mai, 14 bis 17.30 Uhr Stift Melk, Abt-BertholdDietmayr-Straße 1, 3390 Melk, Treffpunkt im Hof vom Stift Stilvoll nostalgisch gekleidet, beschwingt vom Swing-Jazz der 20er- und 30er-Jahre: der 5. Tweedride in Melk führt gemeinsam per Fahrrad etwa eine Stunde vom barocken Stift durch die Stadt Melk und ihr Umland. Gemütlicher Ausklang im Stadtzentrum. radlobby.at/noe

service@argus.or.at radlobby.at/argus/gv2018

Kidical Mass Sa., 26. Mai, 14 Uhr Treffpunkt Platz der Menschenrechte, 1070 Wien Angeführt vom Drachen-Soundmobil führt diese Familienradfahrt quer durch die Wiener Innenstadt über die Praterstraße in den Prater, wo wir gemeinsam den Nachmittag bei einem Picknick genießen. Seid dabei! www.kidicalmass.at

Rad-Etappe für herzkranke Kinder 2018 Sa., 9. Juni, Passau – Wien Diese gemeinsame Radausfahrt von Passau nach Wien (oder ein Teilstück) dient einem guten Zweck: für herzkranke Kinder werden Kilometer und Geldspenden gesammelt. Zugleich erhalten Radfahrende die Möglichkeit, eine sportliche Herausforderung zu meistern. Teilnahmebedingung: je nach gewählter Streckenlänge muss ein Mindestbeitrag für Operationen von herzkranken Kindern gesammelt werden. herzbewegt.org/radetappe-2018

In Velo Veritas So., 10. Juni Hauptplatz, 2070 Retz Die Vintage-Radrundfahrt findet heuer wieder im nördlichen Weinviertel statt. Startpunkt ist Retz, Österreichs nördlichste Weinstadt. Genussreiche 70 km, anspruchsvolle 140 km oder epische 210 km stehen zur Auswahl. Online-Anmeldung bis 1.6. möglich. www.inveloveritas.at

Weitere Termine in ganz Österreich finden Sie auch auf unserer Website: radlobby.at

Drahtesel 1  ⁄  2018 – 63

Radlobby Wien Jour Fixe Do., 5. April & 3. Mai, 19 Uhr Amerlingbeisl, EG-Saal, Stiftgasse 8, 1070 Wien Jeweils am ersten Donnerstag des Monats treffen Wiens Radaktive einander zum Gedankenaustausch. Beim Jour-Fixe werden Aktionen geplant sowie Erfahrungen zu Verkehrspolitik und Infrastruktur geteilt.



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