36. Jahrgang / Ausgabe 1 / 2019
Abstand halten! Studie: So riskant überholen Kfz-Lenkende Seite 8
Bernhard Kohl 2.0 Interview: Zehn Jahre nach dem Doping-Crash Seite 36
Test: Smart Gadgets Mit Funk und Hirn: Brillen, Helme, Uhren Seite 42
30. & 31. März Österreichische Post AG, MZ 02Z033821 M Radlobby ARGUS, Frankenberggasse 11, 1040 Wien
Das österreichische Fahrradmagazin
Baby an Bord
Kindersitz, Anhänger & Co: die besten Transportsysteme für kleine Leute
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Jeder mit dem Rad gefahrene Meter zählt: Ob ins Büro, in den Kindergarten, zum Einkaufen oder ins Wochenende, alleine oder als Gruppe: Radelt mit! Spaß macht das auf jeden Fall, ganz nebenbei tut ihr etwas für eure Gesundheit und schützt das Klima. So einfach geht’s: Jetzt kostenlos registrieren oder Wien-radelt-App downloaden, Radfahren und Kilometer sammeln und jeden Tag tolle Preise gewinnen. Von 21.3. bis 30.9. Anmeldung & Infos auf www.fahrradwien.at & www.wien.radelt.at Übrigens: Ganz Österreich radelt
Brief des Herausgebers
Jetz
tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!
ich möchte dieses Editorial ausnahmsweise mit einem Appell beginnen: die Auswirkungen des Klimawandels werden auch im Alltag immer spürbarer. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bezeichnete das Jahr 2018 als das „wahrscheinlich wärmste in Österreichs 252-jähriger Messgeschichte“. Der von rund 240 österreichischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verfasste und vom österreichischen Umweltministerium geförderte Klimawandel-Sachstandsbericht zeigt, dass die gesamte Gesellschaft von den Auswirkungen erheblich betroffen ist und „eine grundlegende Veränderung erforderlich ist, für die jeder seinen Beitrag leisten muss“, wenn eine weitere Erderwärmung verhindert werden soll. Bei dieser Entwicklung ist der Begriff Klimawandel nicht mehr adäquat, wir müssen von einer Klimakrise sprechen und zur Eindämmung konsequente und wirksame Maßnahmen setzen. Einer der Hauptverursacher von Treibhausgasen ist der motorisierte Individualverkehr. Ein Umstieg auf umweltfreundliche Alternativen – allen voran das Fahrrad – kann eine Schlüsselrolle spielen. Laut dem Bericht sind beim Radverkehr in Österreich „deutliche Steigerungspotentiale zu erkennen“. Aus unserer Sicht läuft die Verbesserung der Radverkehrssituation jedoch in vielen Fällen schleppend und mit qualitativ unzufriedenstellenden Ergebnissen. Angesichts der Klimakrise fordern wir Verkehrspolitik auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene, Legislative und Verkehrsplanung auf, jetzt verantwortungsbewusst, mutig und weitsichtig zu handeln: Radfahren als kostengünstigste und platzeffiziente Mobilitätsform muss schnell und massiv gefördert werden.
Jetzt zum vorliegenden Heft: So wie jedes Jahr erscheint die erste DRAHTESEL-Ausgabe zum Radlobby ARGUS Bike Festival am Rathausplatz in Wien. Wir haben wieder ein vielschichtiges Heft gestaltet, an dem Sie hoffentlich Gefallen finden. (Wie immer freuen wir uns über Ihr Feedback.) Einige Glanzlichter: Unsere CoverStory widmet sich dem Thema Kleinkind am Fahrrad. Eltern teilen ihre Erfahrungen, wie sie ihre Sprösslinge komfortabel und sicher durch den Alltag transportieren: ab Seite 27. Für Freundinnen und Freunde der Technik stellen wir ab Seite 42 smartes Fahrrad-Zubehör vor. Doping beherrscht dieser Tage die Sport-Nachrichten. Wieder einmal: Vor zehn Jahren beendete der österreichische Profi-Radler Bernhard Kohl nach einem positiven Doping-Test seine bis dahin sensationelle Karriere. Wir haben mit ihm gesprochen, um zu schauen, wie es ihm heute geht: ab Seite 36. Desweiteren möchte ich Ihnen unseren umfangreichen Radreiseteil ans Herz legen: ab Seite 48 finden Sie Entscheidungshilfen für Ihre nächste Radtour in Niederösterreich. Ehrgeizige und politisch interessierte Langstreckenfahrer finden möglicherweise Inspiration bei unserem Reisebericht vom Balkan. Last but not least empfehlen wir allen verkehrspolitisch Interessierten die Beiträge zu Überholabständen in Berlin und den „Mythos Hügel“. Viel Vergnügen!
Andrzej Felczak Vorsitzender von Radlobby ARGUS und Radlobby Österreich
Die Radlobby ARGUS lädt ihre Mitglieder zur Generalversammlung am Freitag, dem 26. April im Geschäftslokal von Vello (Reinprechtsdorferstr. 58–60, 1050 Wien) ein. Beginn ist um 18 Uhr. Bitte um Anmeldung unter service@argus.or.at Alle Informationen dazu: radlobby.at/argus/gv2019
36. Jahrgang / Ausgabe 1 / 2019
Abstand halten! Studie: So riskant überholen Kfz-Lenkende Seite 8
Bernhard Kohl 2.0 Interview: Zehn Jahre nach dem Doping-Crash Seite 36
Österreichische Post AG, MZ 02Z033821 M Radlobby ARGUS, Frankenberggasse 11, 1040 Wien
Das österreichische Fahrradmagazin
Andrzej Felczak P.S. Das Radlobby ARGUS Bike Festival und die Radparade finden am 30. und 31. März statt. Besuchen Sie uns im ARGUS-Zelt gleich beim Burgring. Wir freuen uns!
Test: Smart Gadgets Mit Funk und Hirn: Brillen, Helme, Uhren Seite 42
30. & 31. März
Baby an Bord
Kindersitz, Anhänger & Co: die besten Transportsysteme für kleine Leute
Cover: Yann Bastard
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 3
Liebe Leserin, lieber Leser,
Inhalt
Politik
8 Lass mir meinen Abstand!
Berliner Studie untersucht Überholmanöver von Kfz
Was Elektromobilität für uns tun kann
Was die Attraktivität des Radverkehrs wirklich bestimmt
Community
10 Die Neuerfindung des Fahrrades 12 Mythos Hügel
16 Trauer um Wolfgang Brunner
Wiens letzter gelernter Fahrrad-Mechaniker ist tot
Rechtsschutzversicherung, DRAHTESEL-Abo und vieles mehr
18 Serviceleistungen für Mitglieder Infrastruktur 19 Tuning für den Donauradweg
Neuer Radschnellweg bei Melk nützt Alltagsradelnden
Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand
Langstrecke Süd stockt zwischen Hauptbahnhof und Ring
Lebensstil
26 Coverstory: Radeln mit Kleinkind Kindersitz, Anhänger oder Transportrad: Welche Option ist die beste für meinen Sprössling?
22 Handlungsbedarf: Argentinierstraße
36 Bernhard Kohl 2.0
Interview: Zehn Jahre nach dem Doping-Crash
38
Lesestoff für Velophile Gegen die Ausgrenzung Karin Lukas-Cox porträtiert Aktivistinnen in den USA
Produkte & Technik
35 Bücher
42 Helferchen mit Hirn
Wie konnten Sie bisher ohne diese Gadgets Radfahren?
Neuigkeiten vom Fahrrad-Markt
47 Schaufenster
Tour & Reise 48 Europa-Radweg Eiserner Vorhang
Der Radführer zum Eurovelo 13 wurde runderneuert 50 Test: Ausflugsziele in Niederösterreich Sechs sehr unterschiedliche Radrouten im Überblick 59 Die Balkanroute offen Eine 1.700 Kilometer lange Radreise durch Südosteuropa Forum
61 Leserbriefe
Zuschriften aus der Fahrrad-Community
62 Termine
Kolumnen Cinemascope Ines Ingerle über „Silk Road Mountain Race“ Seite 26 Orcas Kettenbriefe Clara Felis nähert sich dem Radfahren auf lyrische Art Seite 54 Brief aus Uganda Martin Friedl schreibt uns aus Kyantambara Seite 55 Technik-Tipp Andreas Röderer schreibt, was im Werkzeugkoffer nicht fehlen darf Seite 41 Reflektor Reinhold Seitl mit einer Dystopie in Sachen Wearables Seite 61 Impressum: Seite 25
Illustration: Yann Bastard
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 4
20 Plus / Minus
Aus aktuellem Anlass
# Tod auf den Straßen #Politische Verantwortung
Hier kommt die politische Verantwortung ins Spiel. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass gewählte Repräsentanten und Repräsentantinnen für ihre Zuständigkeitsbereiche Verantwortung tragen. Führen systematische Missstände immer wieder dazu, dass Menschen sterben, sind diese Toten selbstverständlich jenen Politikern und Politikerinnen zuzurechnen. Zu den Verdiensten von Helge Fahrnberger, Hanna Schwarz und Ulrich Leth, die die Kampagne „Leben retten im toten Winkel“ gestartet haben, gehört es, dass sie diese politische Verantwortung einmahnen. Ich halte es für essenziell, bei jedem tödlichen Verkehrs-„Unfall“ nicht nur dessen systematische Ursachen aufzeigen, sondern auch alle Personen namhaft zu machen, die durch ihr Handeln oder Unterlassen dafür mitverantwortlich waren. Wer plante diese Kreuzung? In wessen Zuständigkeitsbereich fällt ein Straßenstück? War die Gefahrenlage bekannt? Gibt es ein Tempo-Limit? Wird es überwacht? Gibt es schützende Infrastruktur? Zu jeder Mahnwache, jeder Gedenkfeier und jedem Ghostbike-Ride sind die – verantwortlichen – Politikerinnen und Politiker einzuladen. Es stünde ihnen gut an, diese Gelegenheiten zu nutzen, um ehrliche Betroffenheit zu zeigen und ihren Willen zu bekunden, das Sterben auf den Straßen zu beenden.
Matthias G. Bernold Chefredakteur
„Laden wir die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker zu den Mahnwachen ein“
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 5
Am 7. März überrollte in Salzburg ein abbiegender Lkw eine 24-jährige Radfahrerin. Es ist der zweite Fall innerhalb weniger Wochen, in dem ein Lkw-Lenker einen Menschen tötet: Im Februar war ein Neun-Jähriger auf einem Zebrastreifen in Wien unter die Räder gekommen. Zwei Frage stellen sich jetzt: Wie beenden wir das Sterben auf den Straßen? Und: wer trägt die Verantwortung dafür, dass sich dieser Horror nicht wieder ereignet? In den Jahrzehnten automobiler Hegemonie wurde uns eingetrichtert, dass Tragödien wie die oben genannten, „Unfälle“ sind – Ereignisse also, in denen schicksalshafte Kräfte plötzlich und unabwendbar Zerstörung bringen. Problem dabei: Verkehrs-„Unfälle“ mögen eine schicksalshafte Komponente haben – immerhin entscheiden Bruchteile von Sekunden darüber, ob jemand die Straße heil überquert oder nicht – sie sind aber eben keine unverrückbare Konstante unseres Seins. Verkehrs-„Unfälle“ haben systematische Ursachen, die von Statistik und Forschung dokumentiert sind. Begriffe wie „Unfall“ oder „höhere Gewalt“ passen nicht, weil wir es mit Fehlern im System zu tun haben. Es genügt deshalb nicht, nur auf der Ebene des Einzelnen nach Verantwortlichen zu suchen. (Wiewohl auch das dazu gehört.) Wir müssen dort hinsehen, wo Veränderung im großen Maßstab durchgeführt werden kann.
Fotos: privat
Hervorzuheben in diesem Heft
Markus Schuster Er ist der Neue im DRAHTESELTeam: Während der nächsten Ausgaben wird er Art Director Anna Hazod vertreten, die dieser Tage ihr Baby erwartet. Wir finden: Dieses Heft ist ihm schon exzellent gelungen.
Karin Lukas-Cox Karin Lukas-Cox verfasste eine Reportage über drei Rad-Aktivistinnen in Charlotte und erklärt dabei, wie das Fahrrad zur Waffe gegen rassistische und diskriminierende Verkehrspolitik wird.
Julia Beckel Die studierte Geographin arbeitet als Projektleiterin für den Arbeitskreis Radtourismus der Radlobby Österreich. In dieser Ausgabe testete sie Ausflugs-Radrouten in Niederösterreich.
Politik E-Mobilität: Tücken der neuen Förderung Seite 10
Mythos Hügel: Für Radverkehrsanteil egal Seite 12
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 6
„Sterben auf der Straße müsste nicht sein“ Wenige Wochen, nachdem ein Lkw einen 9-Jährigen auf einem Zebrastreifen in Wien tötet, bringt im März in Salzburg ein Lkw-Fahrer eine Radfahrerin zu Tode: In beiden Fällen beim Abbiegen. Hatte Verkehrsminister Norbert Hofer zunächst angekündigt, die Forderung nach einer verpflichtenden Einführung von Abbiegeassistenten bei Lkw zu unterstützen, erteilte er nach einem „Verkehrsgipfel“ diesem Vorhaben eine Absage. Wir sprechen mit Hanna Schwarz, einer der Gründerinnen der Initiative „Leben Retten im toten Winkel“. DRAHTESEL Jetzt wurde eine Radfahrerin in Salzburg totgefahren. Wieder von einem Lkw, wieder beim Abbiegen. Was jetzt? Hanna Schwarz Es ist tragisch, dass so etwas wieder passiert ist. Und es zeigt, wie wichtig es ist, am Thema dran zu bleiben. Wir dürfen uns nicht mit den unbrauchbaren Ergebnissen des Verkehrsgipfels abspeisen lassen. In Wirklichkeit war das eine Farce, die nur den Zweck hatte, die Gemüter zu beruhigen. Weil Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer die Abbiegeassistenten nicht wollen, ist man eingeknickt. Wie bringt man Politikerinnen und Politiker dazu, dass sie ihre politische Verantwortung wahrnehmen und die Straßen sicher machen?
Top Reißverschlusssystem Die jüngste Novelle der Straßenverkehrsordnung bringt die Reduktion von Vorschriften, die einen „Sondernachrang“ bei Radfahranlagen festlegen, die also vom System der allgemeinen Vorrangregeln zum Nachteil der Radfahrenden abweichen. Neu und zu begrüßen: Endet ein Radfahrstreifen, kommt nun das Reißverschlusssystem zur Anwendung. Bisher mussten Radfahrende beim Verlassen von Radfahranlagen jedenfalls Vorrang geben, auch wenn sie die Rechtskommenden waren.
Flop Mahnwache für eine getötete Fußgängerin in Ottakring
Ich denke, ein wichtiger erster Schritt in diese Richtung ist gesetzt: Das Thema ist in den Medien angekommen. Immer weniger Menschen wollen es hinnehmen, dass das Sterben zu unseren Straßen dazu gehören soll. Endlich wird gefragt: Was wollen wir für eine Stadt haben? Wollen wir uns weiterhin vom Autoverkehr versklaven lassen? Ich glaube, das Bewusstsein der Leute ändert sich. Verkehrspolitikerinnen und -politikern, die sich nicht engagieren, muss man beinhart sagen: Sie tragen die Verantwortung dafür, wenn Kinder oder ältere Menschen im Straßenverkehr ihr Leben lassen.
Was kann man Eltern raten, die Angst um ihre Kinder haben? Vielleicht, dass sie ihre Angst in Gestaltungswillen umlenken. Dass sie Druck auf die lokale Politik ausüben, den Schulweg oder den Weg in den Kindergarten sicherer gestalten. Ein Mittel gegen die Angst ist es auch, früh mit aktiver Mobilität zu beginnen. Zu Fuß oder mit dem Rad in Kindergarten und Schule. Keine Elterntaxis. Je mehr Kinder auf der Straße unterwegs sind, umso sicherer wird die Straße. Weil sich Autofahrende an dieses Bild gewöhnen und es langsam in die Köpfe der Menschen sickert. bit.ly/abbiegeassistent
Radverkehrsanteil Keine guten Nachrichten liefert aus Wien der aktuelle Modal Split, die Erhebung der Verkehrsmittelwahl. Der Anteil der Radfahrenden am Gesamtverkehr liegt weiterhin bei 7 Prozent. Der Anteil des Autoverkehrs stieg im Vergleich zum Vorjahr von 27 auf 29 Prozent. Der Anteil der Fußwege sank sogar von 28 auf 26 Prozent. Immerhin verzeichnet der öffentliche Verkehr Zuwächse: Knapp 966 Millionen Fahrgäste wurden gezählt – ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr.
28.
Platz Nirgendwo in Europa gibt es mehr Verkehrsunfälle mit Verletzten als in Österreich: Das ist die Bilanz des Unfallreports der Europäischen Kommission für das Jahr 2018. Unter den 28 EU-Staaten wurde Österreich auf den letzten Platz gereiht. Am besten (niedrigsten) liegen hingegen Dänemark, Zypern und Finnland. Dort ist die Unfallgefahr neunmal niedriger als hierzulande.
Foto: Margit Palman
Überholabstand: Studie zeigt Handlungsbedarf Seite 8
Blick in die Welt MADRID
H A M B U RG
Städte, die ihre Wirtschaft ankurbeln wollen, sollten ihre Zentren vom Autoverkehr befreien. Das ist das Ergebnis einer Studie aus Madrid, die von Banco Bilbao Vizcaya Argentaria, dem zweitgrößten Bankinstitut des Landes im Auftrag der Stadtverwaltung durchgeführt wurde. Wie Forbes berichtet, bewirkte die Verkehrsberuhigung der zentralen Geschäftsviertel Dezember/Jänner 2018/2019 ein Umsatz-Plus von 9,5 Prozent. Nebeneffekt der KfzSperre: Im Zeitraum zwischen 1. Dezember 2018 und 7. Jänner 2019 sanken die gemessenen Luftschadstoffe um 71 Prozent.
Nach dem Vorbild des erfolgreichen Volksentscheid Fahrrad Berlin setzen sich Bürgerinnen und Bürger in Hamburg jetzt ebenfalls mit einem Plebiszit für die Förderung des Radverkehrs ein. Gefordert werden unter anderem ein dichtes, barrierefreies Radfahrnetz, sichere Schulradwege, breite und geschützte Radwege an allen Hauptstraßen, Fahrradstraßen, geschützte Kreuzungen nach niederländischem Muster sowie diebstahlsicheres Parken. In einem ersten Schritt müssen in Hamburg nun 10.000 gültige Unterschriften von Wahlberechtigen gesammelt werden.
Noch so einer: Radentscheid
Höhere Gewalt?!
radentscheid-hamburg.de
SAN F RAN CIS C O
G Ö T EB ORG
A M S T E R DA M
M IN N E A P O L I S
Ob Frauen radeln oder nicht, hängt stark vom Ausbau der Rad-Infrastruktur ab. Das zeigt eine jetzt veröffentlichte Studie der kalifornischen Berkeley Universität. Von Mai bis August 2018 untersuchte die Studie in San Francisco Zusammenhänge von Geschlecht, Ethnie, Einkommen und Mobilität. Derzeit besteht die RadfahrendenCommunity nur zu 29 Prozent aus Frauen. Die Stadtverwaltung sieht den Radverkehr als Schlüssel beim Erreichen ihrer Klima- und Nachhaltigkeitsziele: Bis 2030 sollen alle Wege per Rad, Öffis oder zu Fuß zurückgelegt werden. Bis 2050 will die Stadt emissionsfrei sein.
Um die Zahl der Verkehrstoten zu verringern, will Volvo ab 2020 seine Neuwagen mit einer elektronischen Geschwindigkeitsbegrenzung von 180 km/h ausstatten. Laut Spiegel Online prüfe der Autohersteller neben der Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auch, wie eine intelligente Geschwindigkeitssteuerung in Zukunft das Tempo eines Fahrzeugs, beispielsweise vor Schulen oder Krankenhäusern, automatisch begrenzen könnte.
Die neunjährige Lotta Crok ist die weltweit erste „KinderFahrrad-Bürgermeisterin“. Ihr Arbeitsort: Amsterdam, wo der Fahrrad-Anteil an allen Wegen bei stolzen 63 Prozent liegt. Wie der Guardian berichtet, ist es Lottas Aufgabe, Kinder zum Alltagsradeln zu motivieren. Außerdem soll sie auf Schwierigkeiten für Kinder im Straßenverkehr aufmerksam machen: „Die drei größten Probleme für Kinder sind Autos, radelnde Touristen und Touristinnen und E-Scooter.“
In der Cover-Story unserer letzten Ausgabe (DE18/4) befasst sich Reinhold Seitl mit den positiven Auswirkungen des Radfahrens auf die Psyche. Jetzt ist eine weitere Studie erschienen, die diesen Zusammenhang bestätigt: Forschende der Humphrey School of Public Affairs an der University of Minnesota untersuchten die Transportformen Gehen, Autofahren, Radeln und Öffi-Fahren. Gefragt wurde im Hinblick auf sechs Gefühlszustände: Glück, Sinnfindung, Müdigkeit, Stress, Traurigkeit und Schmerz. Ergebnis: Die Fahrrad-Pendelnden waren die Glücklichsten.
Frauen brauchen Radinfrastruktur
w4c.org/case-study/women-and-bikingcase-study-use-san-francisco-bike-lanes
Volvo will Autos mit Tempo-Sperre
Lotta Crok ist jüngste Rad-Bürgermeisterin
Die glücklichste Form der Fortbewegung
https://www.sciencedirect.com/science/ article/pii/S0965856417301842
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 7
Autofreie Innenstadt bringt Umsatzplus
Cartoon: Franz Kainz
Politik
Politik
Überholabstände in Berlin untersucht Auch in Berlin werden Radfahrende gefährlich knapp überholt: Mehr als die Hälfte aller Überholmanöver unterschreiten den gesetzlichen Mindestabstand.
ANALYSE: Andrzej Felczak
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 8
Z
u enges Überholen durch Kfz stellt für Radfahrende ein erhebliches Unfallrisiko dar und ist einer der häufigsten Gründe, warum viele Menschen sich nicht trauen, Rad zu fahren. Der Berliner „Tagesspiegel“ hat jetzt im Zuge des Projekts „Radmesser“ die bisher umfangreichste und fundierteste Untersuchung zu Überholabständen durchgeführt. Gemeinsam mit Fachleuten entwickelte die Tageszeitung ein MessSystem, das während einer Radfahrt mittels Ultraschall den Abstand zu geparkten Autos rechts und zu überholenden Autos links misst und speichert. Bei Überholvorgängen wird darüber hinaus ein Foto mit einem am Fahrrad montierten Smartphone gemacht. Die gefahrene Strecke wird mittels GPS aufgezeichnet; ebenso die Zeitpunkte und die genauen Orte der Ereignisse.
Die Messungen fanden zwischen 30. August und 11. November 2018 statt. Einhundert Freiwillige nahmen an dem Projekt teil. Ausgewählt wurden möglichst unterschiedliche Radfahrende: Männer und Frauen, verschiedene Altersgruppen, Wohnorte und FahrradTypen, Radfahrende mit und ohne Kinder, Viel- und Wenigfahrende usw. Im Mess-Zeitraum legten die Freiwilligen insgesamt 13.300 Kilometer zurück und zeichneten 16.700 Überholmanöver von Autos, Lastern, Bussen und Rollern auf. 16.700 Überholmanöver dokumentiert Laut deutschem Verkehrsrecht muss ein Kraftfahrzeugführer beim Überholen von Radfahrenden einen Mindest-Seitenabstand von 1,5 Meter einhalten. Von den Überholvorgängen unterschritten 6.383 (oder 38 Prozent)
Gesetzgeber ist gefordert Auch Radfahrende in Österreich, ob im Alltag oder bei einer Trainingsfahrt unterwegs, kennen die Schreckmomente, wenn sie von Autos zu eng oder auch zu schnell überholt werden. KOMMENTAR: Andrzej Felczak
D
ie heimische Straßenverkehrsordnung (StVO) schreibt in § 15 (4) zwar vor, dass beim Überholen „ein der Verkehrssicherheit und der Fahrgeschwindigkeit entsprechender seitlicher Abstand vom Fahrzeug, das überholt wird, einzuhalten“ ist. Diese Bestimmung ist aber im Verkehrsalltag von wenig Nutzen. In der Rechtsprechung hat sich die Daumenregel von „ein Meter plus ein Zentimeter pro Stundenkilometer allgemein durchgesetzt, was bei einer Kfz-Geschwindigkeit von 50 km/h einem Überholabstand von 1,5 Meter entspricht. Dies wird zwar inzwischen von den Fahrschulen erfreulicherweise konsequent gelehrt, erreicht aber die große Gruppe von bestehenden Führerscheinbesitzenden nicht.
Auch für polizeiliche Kontrollen von Überholabständen ist diese Gesetzeslage völlig unzureichend. Die Radlobby findet es daher für die Verkehrssicherheit unumgänglich, einen verbindlichen Überholabstand von zumindest 1,5 Meter in der StVO zu verankern, so wie manche Länder es schon heute geregelt haben. Gesetzlich klargestellt werden sollte ebenfalls, dass das Überholen – wenn ein ausreichender Überholabstand nicht eingehalten werden kann – auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen ist. Um die Einhaltung eines ausreichenden Überholabstandes zum Regelfall zu machen, sind zudem eine bundesweite bewusstseinsbildende Kampagne und entsprechende Kontrollen der Exekutive, so wie zuletzt in Salzburg durchgeführt, erforderlich.
nur seltener – etwa nur halb so oft – überholt, als jemand der langsamer als mit 13 km/h unterwegs ist. Zudem wird der Schnelle in 48 Prozent der Fälle mit ausreichendem Abstand überholt, der Langsame nur in 40 Prozent. Gesetzlicher Mindestüberholabstand Überraschenderweise konnte zwischen verschiedenen Radfahrgruppen kein statistisch relevanter Unterschied beim Überholabstand festgestellt werden: Geschlecht, Alter oder Warnweste hatten keinen Einfluss. Lediglich beim Kindertransport war der Abstand um – mickrige – 8,4 Zentimeter größer. Fazit: Es ist sehr positiv, dass eine
Tageszeitung das Thema Überholabstand so konsequent behandelt. Es ist dies jedoch eine Aufgabe, die eigentlich von den Verkehrsverantwortlichen auf Landes- und Bundesebene wahrgenommen werden sollte. Wichtiger noch: aus den teilweise erschütternden Ergebnissen sollten entsprechende Handlungsvorgaben für Verkehrspolitik, Verkehrsplanung, Legislative und Exekutive abgeleitet und umgesetzt werden. Was Österreich betrifft: Es ist ein Armutszeugnis der Verkehrspolitik, dass ein gesetzlicher Mindestüberholabstand in der StVO immer noch fehlt. tagesspiegel.de/radmesser
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Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 9
Illustration: Daniela Bernold
1,5 Meter, 2.827 (17 Prozent) unterschritten 1 Meter – bei 192 Überholmanövern (1 Prozent) ließen Kfz-Lenkende sogar weniger als einen halben Meter Abstand. Damit waren 56 Prozent aller Überholmanöver rechtswidrig. Was die Studie außerdem zeigte: wer mehr Abstand zu parkenden Autos hält, wird rücksichtsvoller überholt! Mit 1,5 Meter Abstand zur Parkspur überholten 47 Prozent der Autos rechtskonform, bei nur 0,5 Meter Abstand hielten nur 29 Prozent der Kfz-Lenkenden den erforderlichen Überholabstand ein. Interessantes Ergebnis: schnelle Radfahrende haben offenbar einen doppelten Sicherheitsbonus: wer schneller als 17 km/h fährt, wird nicht
Neuerfindung des Fahrrades
Politik
Was uns eine neue Generation an E-Bikes bringt und warum sie gefördert gehört.
ANALYSE: Daniel Böhm
V
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 10
Förderprogramme von Bund, Ländern und Gemeinden für den Kauf von E-Bikes und E-Transporträdern, detaillierter Überblick auf der Website der Radlobby Österreich: www.radlobby.at/ foerderungen-fuertransportraeder
iele denken beim Thema EMobilität als Erstes an Elektroautos. Was sie nicht wissen – das wohl beliebteste Elektrofahrzeug in Europa ist nicht der Pkw sondern eindeutig das Fahrrad. So wurden letztes Jahr in ganz Österreich etwa 120.000 E-Bikes verkauft – und damit fast zwanzig mal so viele wie EPkws. Wir können beim E-Bike damit mittlerweile ruhig von einer QuasiNeuerfindung des Fahrrads sprechen. Denn durch die elektrische Tretunterstützung hat sich das Einsatzgebiet des Velocipedes deutlich ausgeweitet. Die Geschäftsfrau, die damit locker und schnell von Termin zu Termin radelt. Der Vater, der seine Kinder mit dem E-Lastenrad in den Kindergarten bringt. Die Seniorengruppe, die eine Radreise rund um den Bodensee unternimmt. Die Möglichkeiten, die das Elektrofahrrad für Alltag und Freizeit bietet, sind besonders vielfältig. Wer bisweilen das Fahrrad mied, um nicht verschwitzt am Arbeitsplatz anzukommen, gelangt so frisch und bequem ans Ziel. Auch technisch hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Waren EBikes vor einigen Jahren noch sperrige Fahrzeuge mit klumpigen Blei-Akkus, muss man heute oft zweimal hinsehen, um den Unterschied zwischen einem „herkömmlichen“ und einem elektrisch unterstützten Fahrrad zu erkennen.
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Gerade bei Transportfahrrädern und Mountainbikes bringt das Vorteile. Modernere Räder können nämlich auch recht gut ohne zugeschaltete Tretunterstützung gefahren werden. Die Reichweite des Akkus erhöht sich dadurch deutlich. Wie attraktiv Mountainbikes mit E-Unterstützung sind, zeigen die Verkaufszahlen: denn der größte Teil der verkauften E-Bikes waren im vergangenen Jahr in Österreich MTBs. E-Bike-Förderung Um diesen Trend auch noch stärker in der Alltagsmobilität zu verankern, wurden in den letzten Jahren einige Förderprogramme ins Leben gerufen. Im Jahr 2017 hatte zum Beispiel die Stadt Wien einen TransporfahrradSchwerpunkt: Innerhalb kürzester Zeit waren die veranschlagten 300.000 Euro Fördersumme ausgeschöpft. Seit März fördert auch der Bund mit einer Förderschiene „klimaaktiv mobil“ Cargo Bikes (mit und ohne Elektroantrieb) für Privatpersonen mit bis zu 400 Euro pro Rad. Für Unternehmen und Kommunen gibt es neben Transportfahrrädern sogar die Möglichkeit, sich auch andere Elektrofahrräder fördern zu lassen. Aktuell scheint es aber so zu sein, als ob Wiener Unternehmen heuer davon ausgeschlossen sind: die Förderkriterien schließen nämlich Unternehmen aus, die in Städten mit mehr 30.000 Bewohnenden ihren Sitz haben. Private, die bisher mit dem Gedanken gespielt haben, sich ein Transportfahrrad kaufen zu wollen, sollten spätestens jetzt die Gelegenheit ergreifen. Denn gerade mit E-Unterstützung sind die Bikes nicht nur extrem praktisch, sie machen obendrein auch noch jede Menge Spaß.
Österreich radelt! Die neue Kampagne
Politik
Im März 2019 startet die neue Motivationskampagne „Österreich radelt“, bei der die Teilnehmenden Fahrrad-Kilometer sammeln und – auf spielerische Weise – ihre Gesundheit verbessern und das Klima schützen können.
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Foto: Peter Provaznik
iese neue Aktion, die von der Radlobby Österreich aktiv unterstützt wird, vereint die bisher in verschiedenen Bundesländern erfolgreichen Initiativen „Fahrradwettbewerb“, „Wer radelt gewinnt“ und „Österreich radelt zur Arbeit“ zu einem großen Aufruf: Steigt in die Pedale, denn jeder Kilometer zählt! Damit sollen alle Menschen in Österreich angesprochen werden, die bereits aktiv Rad fahren – in der Freizeit, auf dem Arbeitsweg, zur Schule oder als Sport – und jene, die noch einen kleinen Schubs brauchen, um das Rad als Alltagsfahrzeug zu verwenden. Insgesamt hatten im Jahr 2018 über 46.000 Menschen bei den drei Radkampagnen mitgemacht, dabei 21 Millionen Radkilometer gesammelt und weit mehr als 2.000 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden. Dieses Potential an Bewegungsfreude und Umweltschutz möchte die neue Kampagne bündeln, die von den neun Bundesländern und vom Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus durchgeführt wird.
chen Wettbewerb zu vergleichen und dabei täglich spannende Preise zu gewinnen. Denn das „Radel-Lotto“, das bei der Radlobby-Kampagne „Radelt zur Arbeit“ seit 2011 im Mai gespielt wurde, ist nun über sechs Monate hinweg täglich im Gange. Das bedeutet fast 200 Gewinnchancen auf E-Bikes, Falträder, Kinderräder und Citybikes sowie zahlreiches Radzubehör sowie das eigens von Löffler gestaltete Radtrikot „Österreich radelt“. Betriebe, Gemeinden, Vereine und Schulen können aktive Veranstalter der Kampagne sein. Die Teilnahme für deren Teams ist ganz einfach über die Homepage oder die App möglich, indem sie sich online kostenlos registrieren. Der österreichische Extremradler Michael Strasser – er durchquerte im Jahr 2018 in Rekordzeit die amerikanischen Kontinente und fuhr in Rekordzeit von Alaska nach Feuerland – wird sich als Botschafter für „Österreich radelt“ einsetzen. www.radelt.at
Aktionsstart: 21. März Start des Aktionszeitraums ist der Frühlingsbeginn 21. März, das Finale findet am 30. September statt. In diesem Zeitraum bietet sich allen Menschen in Österreich die Gelegenheit, ihre Radkilometer im freundschaftli-
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Die Radlobby Österreich setzt sich das Ziel, stärkster Verein der Aktion zu werden! Also meldet euch alle an, ordnet euch dem Verein zu und unterstützt unser Ziel.
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 11
BERICHT: Alec Hager
Politik
s o H h t ü y ge l l a n d M
Nicht Hügel und Anstiege bestimmen die Attraktivität des Radverkehrs in einer Stadt, sondern Verkehrskonzepte: Das zeigt eine aktuelle BachelorArbeit der Technischen Universität Wien.
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 12
BERICHT: Matthias Pintner
I
n Österreich wird man immer wieder mit der Meinung konfrontiert, die heimische Topografie sei ein wesentlicher Grund dafür, dass in Österreich weniger Menschen Rad fahren als in Radfahrnationen wie z.B. den Niederlanden. Tatsächlich klingt die Annahme, dass Hügel und Steigungen einen größeren Einfluss darauf haben, wie viele Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, im ersten Moment plausibel. Immerhin befinden sich zwei Drittel der österreichischen Landesfläche im alpinen Raum. Sieht man jedoch genauer hin und analysiert man die Bevölkerungsverteilung, so erkennt man, dass 84 Prozent der Menschen in niedrigeren Lagen, und nur 6 Prozent in höheren Lagen über 800 Meter leben. Schauen wir noch genauer hin:
In seiner Bachelorarbeit verglich der TU-Student Maximilian Steiner die Verkehrsorganisation von Houten (die Stadt wurde zur niederländischen Fahrradstadt 2018 gewählt) mit jener von Wiener Neustadt. Die beiden Städte wählte Steiner aufgrund ihrer großen Ähnlichkeit was Größe, Lage, Bevölkerungsanzahl und Bevölkerungsdichte betrifft. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: beide Städte sind überwiegend flach. Gefilterte Durchlässigkeit Wenn die Topografie nun ein Haupteinflussfaktor für die Verkehrsmittelwahl wäre, so müsste der Anteil an mit dem Rad zurückgelegten Wegen ein ähnliches Niveau aufweisen. Tut er aber nicht. Während in Houten mit 48 Prozent fast die Hälfte aller Wege mit
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Politik
Wenn es hügelig ist, helfen E-Bikes Was aber erklärt den höheren Radverkehrsanteil? Für Studienautor Steiner ist es die konsequente Anwendung des „Planungsprinzips der gefilterten Durchlässigkeit“: Es bedeutet, dass der Autoverkehr in Houten über eine Hauptstraße außen um das Stadtzentrum geführt wird. Ziele im Zentrum wie in anderen Stadtteilen sind für Autofahrende nur über – wenn man so will – jeweils eine Sackgasse erreichbar. Hingegen gelangen Menschen am Rad und auch zu Fuß immer in möglichst direkter Linie zum Ziel, wodurch das Fahrrad für viele Wege schneller und attraktiver ist als
das Auto. Anders in Wiener Neustadt: Hier werden zusätzlich zu den vielen zentralen Straßen zahlreiche Durchfahrtsmöglichkeiten („Schleichwege“) für den Autoverkehr geboten, was Anreize fürs Autofahren schafft. Während also die Topografie als Erklärung für einen niedrigeren Radverkehrsanteil ausgeschieden werden kann, präsentiert sich „gefilterte Durchlässigkeit“ als Erfolgsrezept, das in allen Städten, Gemeinden oder Grätzeln angewandt werden kann, in denen der politische Wille besteht, mehr Menschen das attraktive Angebot zu machen, mehr Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen. Dort wo es tatsächlich hügelig ist, kann mit einer entsprechenden Angebotsplanung für die E-Bike-Nutzung nachgeholfen werden ...
Konsequente Anwendung des „Planungsprinzips der gefilterten Durchlässigkeit“ bestimmt die Attraktivität des Radverkehrs.
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 13
dem Rad zurückgelegt werden, sind es in der niederösterreichischen Stadt gerade einmal 10 Prozent.
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Kleine Leute – große Rechtsfragen
Politik
Passend zu unserem Kleinkinderschwerpunkt befasst sich unser Experte mit Rechtsfragen zum Kindertransport auf dem Fahrrad.
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 14
Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby
Ich kann mich gut an die Zeiten erinnern, als ich unsere Kinder mit dem Fahrradanhänger in die Krippe brachte: Der Anhänger blieb dort, meine Frau holte später Kinder samt Anhänger wieder ab. Woran ich mich ebenso erinnere: Die vielen Male, als wir von Autolenkenden aufgehalten und zurechtgewiesen wurden: Was sei bloß los mit uns, dass wir unsere Kinder einer derartigen Gefahr aussetzen würden? Und: sei das überhaupt erlaubt? Zur ersten Frage: Meine Kinder haben die Fahrten im Anhänger freudig und heil überstanden und sind inzwischen dem Kleinkindalter entwachsen. Zu den rechtlichen Fragen: Den Rahmen für den (Klein-)Kindertransport bilden die §§ 65 und 66 der Straßenverkehrsordnung (StVO) sowie die Fahrradverordnung. Vorweg: Eine konkrete Bestimmung, wie alt oder groß ein Baby sein muss, damit es rechtskonform am Fahrrad transportiert werden darf, gibt es nicht. Einige Hersteller bieten für ihre Anhänger spezielle Liegesitze für Säuglinge. Diese „Hängematten“ haben sich in der Praxis bewährt und sind rechtskonform. Ist das Kind jünger als acht Jahre, muss ein entsprechender Kindersitz vorhanden sein. Außerdem gilt für Kinder unter zwölf Jahren die Helmpflicht. Ausnahme laut § 68 Abs. 3: wenn der Gebrauch des Helms wegen der körperlichen Beschaffenheit des Kindes nicht möglich ist. Das gilt insbesondere für Babys, deren Nackenmuskulatur noch nicht stark genug ist. Für das Fahrrad, das einen (Kinder-)Anhänger zieht, gelten zusätzliche Vorschriften. Wenn Kinder befördert werden, sind Fahrrad oder Anhänger so auszurüsten, dass ein Berühren der Speichen bzw. ein Einklemmen ausgeschlossen ist. Und: das Zug-Fahrrad muss über einen Ständer verfügen.
Der Fahrradanhänger muss mit einer unabhängigen Lichtanlage, mit einem roten Rücklicht sowie vorne mit einem weißen und hinten mit einem roten Rückstrahler ausgestattet sein. Dazu kommen gelbe Seitenstrahler. Bei Anhängern, die breiter sind als 60 Zentimeter, sind jeweils zwei Rücklichter sowie zwei weiße und zwei rote Rückstrahler anzubringen. Fahrrad-Anhänger Fahrradanhänger sind mit einer Radblockiereinrichtung, die auf beide Räder wirkt, oder einer Feststellbremse auszustatten. Außerdem brauchen Kinder-Anhänger Gurte sowie eine mindestens 1,5 Meter hohe, biegsame Fahnenstange mit leuchtfarbenem Wimpel. Die Befestigung am Fahrrad muss über eine Kupplung erfolgen, die gewährleistet, dass der Anhänger aufrecht stehen bleibt, auch wenn das Zugfahrrad umkippt. Kindersitze Kindersitze müssen mit dem Fahrradrahmen fest verbunden und hinter dem Sattel angebracht sein. Sitze an Lenker oder Oberrohr sind (in Österreich) verboten. Die Beförderung von mehr als einem Kind auf einem gewöhnlichen Fahrrad ist unzulässig. Weitere Erfordernisse: Gurt, Bein- und Speichenschutz sowie eine Lehne mit Kopfstütze. Transportrad Auch beim Transport in Fahrrädern mit Transportkisten (Bakfiets, Christiania etc.) muss ein Gurtsystem vorhanden sein. Die Kiste darf vor oder hinter dem Lenker angebracht sein. Allgemein gilt: Radfahrende, die Personen mitführen, müssen das 16. Lebensjahr vollendet haben.
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Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 18
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Community VORARLBERG
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 16
Neu gegründet: Radlobby im Ländle Die Interessensvertretung der Radfahrenden im Ländle organisiert sich neu: Für Dienstag, den 19. März 2019, war die Gründungsversammlung des Vereins „Radlobby Vorarlberg“ angesetzt. Damit werden die Vorarlberger mit einem eigenen Verein in der Radlobby Österreich vertreten sein. Radlobby Vorarlberg vertritt die Alltagsradfahrenden im Bundesland und engagiert sich für bessere Bedingungen auf der Straße, mehr Sicherheit und Sichtbarkeit der Radfahrenden. Für heuer sind vier sogenannte Radlerhocks geplant, die im Frühling, Sommer, Herbst und Winter an wechselnden Standorten organisiert werden sollen.
Rad-Community trauert um Wolfgang Brunner Seite 17
Serviceleistungen für Radlobby-Mitglieder Seite 18
Simmering bekommt eine WienMobil Station Das eigene Rad sicher in einer Fahrradparkbox versperren oder aufladen, ein E-Bike oder E-Lastenrad ausleihen oder sich ein Carsharing-Fahrzeug ausborgen: all das ist in der WienMobil Station am Simmeringer Platz, gleich neben der U3-Endstation, möglich. Sechs E-Bikes und ein E-Lastenrad von Simbike gibt es hier zum Verleih. Will man eines der Räder mieten, muss man sich online registrieren und die App herunterladen. Für zwei Euro pro Stunde oder zwanzig Euro pro Tag kann man eines der Räder ausborgen.Zusätzlich gibt es Fahrradboxen „Safetydock“ – hergestellt vom Linzer Unternehmen Innovametall – zu mieten.
www.radlobby.at/vorarlberg
GRAZ
www.sycube.at/simbike www.safetydock.at
Würdigung für Gerd Kronheim Gerd Kronheim, Gründungsmitglied und Geschäftsführer des Verein Bicycle Sozialökonomischer Betrieb erhält den Menschenrechtspreis des Landes Steiermark 2018. Kronheim arbeit seit fast 30 Jahren im Bereich der Arbeitsmarktpolitik; insbesondere für die Beschäftigung und Integration von Langzeitarbeitslosen. Unter seiner Führung setzte Bicycle für mehr als 1.500 Jugendliche arbeitsmarkt- und gesellschaftspolitische Impulse. „Den Preis nehme ich stellvertretend für all meine Kolleginnen und Kollegen gerne entgegen, die sich tagtäglich in verschiedenen Institutionen für arbeitslose Menschen einsetzen“, betonte Gerd Kronheim bei Überreichung des Preises heuer im Februar.
Die neue WienMobil Station in Simmering
OBERÖSTERREICH
Rechtsabbiegen bei Rot In Linz sollen demnächst Pilotversuche zum umstrittenen Rechtsabbiegen bei Rot für Kfz beginnen. Die Radlobby Oberösterreich schlägt nun weitere Kreuzungen vor, bei denen Rechtsabbiegen bei Rot erlaubt sein soll: allerdings exklusiv für Radfahrende. Mit der jüngsten StVO-Novelle wurde die Grundlage geschaffen, „Rechtsabbiegen bei Rot“ von Kfz an ausgewählten Kreuzungen zuzulassen. Eine Maßnahme, die viele Verkehrsexpertinnen und -experten kritisieren. Auch die Radlobby OÖ fordert Prüfungen für jede einzelne Kreuzung, um jegliches Gefährdungspotential auszuschließen. „Völlig untergegangen in der Diskussion ist bisher, dass Rechtsabbiegen bei Rot für den Radverkehr viel mehr bringen würde,
und dies in sehr vielen europäischen Ländern bereits seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert wird“, meint Gerhard Fischer, Vorsitzender der Radlobby OÖ. Aus diesem Grund habe man Verkehrsstadtrat Hein kontaktiert, um das Pilotprojekt für den Radverkehr auf ausgewählten Kreuzungen zu erweitern. Die Reaktion Heins: „Ich werde mich natürlich bei Bundesminister Hofer dafür einsetzen, dass dieses Pilotprojekt um das Radfahren erweitert wird – inklusive eigener Beschilderung! Damit Radfahrer an Kreuzungen, die Sinn ergeben und für das Auto nicht geeignet sind, nicht unnötig warten müssen!“
Fotos: Innovametall Stahl- und Metallbau GmbH
Menschenrechtspreis für Gerd Kronheim Seite 16
Abschied von Wolfgang Brunner
GRAZ
Fahrrad-Projekt an der FH Joanneum
Im Februar verstarb Wolfgang Brunner. Der 76-jährige war der letzte aktive Fahrradmechaniker-Meister in Wien. TEXT: Matthias Bernold
Original mit Hut Das Wiener Original, das niemals ohne seinen stilprägenden Hut in die Öffentlichkeit trat, war regelmäßiger Gast bei Veranstaltungen der Wiener Fahrrad-Szene: er fuhr bei Radparaden und Critical Mass mit – stieg vor wenigen Jahren noch aufs Tall Bike – und besuchte Vorstellungen des Cycle Cinema Club.
Mit Wolfgang Brunner verliert Wiens Fahrrad-Szene nicht nur einen verlässlichen Mechaniker, sondern einen genauen Beobachter, der immer für ein Bonmot gut war und die Autoverliebtheit vieler Zeitgenossen stets belächelte. Selbst vornehmlich mit dem Fahrrad unterwegs, musste Brunner vor zwei Jahren einen Schicksalsschlag hinnehmen. Nachdem er auf einem Schutzweg von einem Auto angefahren und niedergestoßen worden war, musste ihm ein Bein abgenommen werden. Seither war ihm das Radfahren nicht mehr möglich. Wolfgang Brunner wurde am 5. März 2019 auf dem Friedhof Ottakring (1160 Wien, Gallitzinstraße 5) beigesetzt. Zu seinen Ehren veranstalteten Freunde und Wegbegleiter eine gemeinsame Fahrt von seiner Werkstatt in der Degengasse zum Friedhof. Die Werkstatt wird von Klemens Schachinger weitergeführt. Brunner hatte ihn während der vergangenen Jahre als Nachfolger aufgebaut. Im vergangenen Dezember sprach Wolfgang Brunner mit Isabella Klebinger und Magdalena Jöchler für den FahrradPodcast „Reich durch Radeln“. Wer hören will, wie Brunner redete und dachte, kann das Gespräch hier nachhören: www.drahtesel.or.at/rdr-wolfgang-brunner/
Studierende an der FH Joanneum widmen sich dem Radfahren
Studierende des Studiengangs Journalismus und PR (JPR) der Fachhochschule Joanneum Graz thematisieren derzeit in einem ambitionierten Projekt Mobilität und Radfahren: Im Auftrag des Landes Steiermark recherchieren die jungen Leute und berichten in Form von Texten, Podcasts und Videos über Tücken und Vorteile der Radmobilität. Erklärtes Ziel ist auch der Aufbau bzw. die Erweiterung einer Radfahrenden-Community. Auf den innerhalb des Projekts aufgebauten Kanälen Facebook, Instagram, Medium, Soundcloud und Youtube publizieren die Studierenden seit Mitte Dezember 2018. Das Projekt ist Teil der Kommunikationsoffensive „Go! Steiermark Radmobil“, die vom Land Steiermark im Mai des Vorjahres ins Leben gerufen wurde. Eingebettet in die Radverkehrsstrategie Steiermark 2025 soll damit innerhalb von zwei Jahren der Radverkehrsanteil in der Steiermark erhöht und das Fahrrad als alltägliches Verkehrsmittel für viel mehr Menschen als heute selbstverständlich werden. Koordiniert wird das Projekt von Hochschullektorin Gudrun Reimerth, von der auch das Konzept stammt. www.fh-joanneum.at/projekt/kooperation-go-steiermark-radmobil/
Eine Legende nimmt Abschied: Wolfgang Brunner in seinem Geschäft in der Degengasse in Wien-Ottakring
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 17
B
is zu seinem Tod am 14. Februar 2019 war Brunner fast täglich in seinem Geschäft in der Degengasse 37 anzutreffen. Die technische Entwicklung des Fahrrades und die vielen Trends – vom simplen Waffenrad bis hin zum komplexen E-Bike – erlebte und gestaltete er mit. Sein fundiertes technologisches Wissen teilte er als Vortragender in Kursen am Wifi und an Volkshochschulen. Die Liebe zum Fahrrad sollte sein Leben bestimmen. Selbst wenn er – wie er in seinem letzten Interview mit dem Fahrrad-Podcast „Reich durch Radeln“ im vergangenen Dezember bekannte – eigentlich einen anderen Lehrberuf hatte ergreifen wollen. Erst als Vierzehnjähriger, wenige Tage bevor er die Lehre begann, erlernte er das Radfahren. Am Schluss war er der letzte aktive Fahrradmechaniker-Meister in der Stadt. (Die Lehrausbildung wurde im Jahr 1970 abgeschafft.)
Foto: Magda Jöchler
Fotos: Innovametall Stahl- und Metallbau GmbH
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Infrastruktur Bei Melk jetzt besser: der Donauradweg Seite 19
Was heißt eigentlich: Radschnellverbindung Seite 19
Plus / Minus: FahrradInfrastruktur im Test Seite 20
Tuning für den Donauradweg Wie eine touristische Radverbindung für den Alltags-Radverkehr nutzbar gemacht wird. BERICHT: Andrzej Felczak
Foto: Schneider Consult
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freut sich Christian Höller von der Radlobby Melk. Damit der gut ausgebaute Donauradweg sein Potenzial zur Stärkung des lokalen Radverkehrs nutzen kann, sei es nun wichtig, auch die Radinfrastruktur im Stadtgebiet von Melk zu verbessern. Höller: „Eine sichere Abbiegelösung für Radfahrende auf der vielbefahrenen Wie-
nerstraße in den Zubringer zum Donauradweg in den Salmannsgraben wird dringend gebraucht und immer noch fehlt eine adäquate Beschilderung des Donauradweges durch Melk. Viele Radwegeplanungen sind zwar fertig, aber die Umsetzung scheitert an der mangelnden Finanzierung.“
Neu ausgebauter Donauradweg östlich von Melk
Was heißt eigentlich?
Radschnellverbindung Eine Radschnellverbindung – oftmals irreführender Weise „Fahrrad-Highway“ genannt – ist in der Regel ein Radweg oder eine Fahrradstraße bzw. die Kombination aus diesen Infrastruktur-Typen. Ziel ist es, attraktive Mobilitätsangebote zu schaffen, die es Pendelnden erlauben, aus Außenbezirken oder dem weiter entfernt gelegenen Umland in die Stadtzentren zu radeln. Radschnellverbindungen sind ein praktikables Werkzeug zur Errei-
chung von bedeutenden und drängenden gesellschaftlichen Zielen wie Abmilderung der Klimakrise, zur Steigerung der Lebensqualität und zum Umsetzen der Vision Zero: also der Senkung der Zahl der Verkehrstoten auf null. Die Mindeststandards für Radschnellverbindungen sind eine Fahrbahnbreite von vier Metern plus Sicherheitsabstände und die durchgängige Bevorrangung gegenüber Seitengassen. Für ein sicheres und zügiges Vorankommen an grö-
ßeren Verkehrsknotenpunkten sorgen Radbrücken oder Radtunnel. Was viele nicht wissen: Radschnellverbindungen werfen eine hohe Rendite ab. Der volkswirtschaftliche Nutzen übersteigt laut Kosten-Nutzen-Analyse der deutschen Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen die investierte Summe deutlich – er ist mehr als drei Mal so hoch. trid.trb.org/view/1396208 Matthias Pintner
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 19
D
ie Strecke östlich von Melk war nicht mehr zeitgemäß: sie querte die Kreuzung B1/B33 ungesichert über insgesamt vier Fahrstreifen und der nur 1,5 Meter breite Radweg erforderte bei Gegenverkehr ein Absteigen. Im vergangenen Herbst schritten die Verantwortlichen von Land Niederösterreich, Stadtgemeinde Melk und Stift Melk zur Tat und ließen einen neuen, 400 Meter langen und 2,5 Meter breiten Radwegabschnitt, auf einem Niveau unterhalb der Kfz-Fahrbahn, errichten. Die vier Meter breite Unterführung stellt die Verbindung zum bestehenden Radweg dar. Gesamtkosten: rund eine Million Euro. „Es ist erfreulich, dass diese touristische Hauptradroute so ausgebaut wurde, dass auch Alltagsradfahrende sie als Radschnellweg zwischen den Orten an der Donau nutzen können“,
PLUS ⁄ MINUS
Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 20
QUALITÄTSKONTROLLE: Andrzej Felczak, MITARBEIT: Daniel Wuttej
Wien 2., Schmelzgasse
Wien 10., Kennergasse
Wien 21., Josef-Brazdovics-Straße
Das Öffnen der Schmelzgasse für Radfahrende zwischen Taborstraße und Große Mohrengasse eröffnet eine neue, höherwertige Radverbindung zwischen Karmeliterplatz und Nestroyplatz. Sie führt durchgängig durch Tempo-30-Gebiet, ist kürzer und hat weniger Ampeln als die bestehenden Radrouten. Besonders hervorzuheben: die Verkehrsinsel in der Kreuzung Taborstraße/Schmelzgasse, die den Komfort und die Verkehrssicherheit für Radfahrende Richtung Nestroyplatz gewährleistet. Sie bewirkt, dass KfZ, die in die Einbahnrichtung in der Schmelzgasse fahren und in die Taborstraße links abbiegen, den Radstreifen gegen die Einbahn nicht blockieren. Zudem verhindert die Verkehrsinsel ein Schneiden der Kurve. Um eine ausreichende Restfahrbahnbreite für den Linienbus und für das Radfahren gegen die Einbahn zu schaffen, wurde die Schrägparkordnung in eine Längsparkordnung umgewandelt. Was jetzt noch fehlt: Eine Öffnung der Einbahn Schmelzgasse zwischen Große Mohrengasse und Zirkusgasse, wie es die Radlobby Wien vorschlägt.
Im DRAHTESEL 2/18 berichteten wir ausführlich über die Errichtung der wichtigen Langstrecke Süd, die von der Wiener Stadtgrenze bei Leopoldsdorf entlang der verlängerten U1 durch Favoriten zum Hauptbahnhof sowie weiter die Argentinierstraße entlang bis ins Stadtzentrum führt. Der Radweg Favoritenstraße ist seit Ende 2018 fertig. Jetzt wurde mit dem neuen, 140 Meter langen Zweirichtungsradweg Kennergasse zwischen Favoritenstraße und Bürgergasse eine der letzten Lücken geschlossen. Mit einer Breite von 3,9 Metern erreicht dieser Abschnitt die beste Langstrecken-Wertung „Ausgezeichnete Qualität“. Durch die Änderung der Verkehrsorganisation ist die Kennergasse für Kfz jetzt einspurig. Somit konnte die Ampel in der Wieselburger Gasse abgeschafft werden, was in Kombination mit der neu errichteten Fahrbahnanhebung eine komfortable und sichere Anbindung an den Radweg Wieselburger Gasse ohne Ampelwartezeiten ermöglicht. Auf der Wunschliste steht noch die Qualitätserhöhung auf Langstreckenqualität bis zur Gudrunstraße.
Im Gebiet Siemens/Paukerwerke klaffte bisher eine große Lücke im Radverkehrsnetz. Ein Durchkommen war nur auf stark befahrenen Hauptstraßen möglich. Der neue 2,5 Meter breite Zweirichtungsradweg in der Josef-Brazdovics-Straße schließt jetzt die Lücke in Nord-Süd-Richtung. Dadurch wird z.B. der in Bau befindliche Stadtteil „Neu Leopoldau“ mit 1.400 Wohnungen an das Stadtzentrum erheblich besser angeschlossen. Der Abschnitt in der Hans-Czermak-Gasse ist das letzte Stück auf der Nord-SüdStrecke ohne baulich getrennte Radinfrastruktur. Früher war sie verkehrsarm und angenehm zu befahren. Die neuen Siedlungen verursachen jedoch erheblich mehr Verkehr; auch hier wird deshalb ein getrennter Radweg dringend gebraucht. Der neue, zwei Meter breite Radweg in der Siemensstraße stellt die Verlängerung des bestehenden Radweges dar und schließt die Route zur Nord-Süd-Strecke. Eine noch wichtige zu schließende Lücke im Hautradverkehrsnetz klafft in der Siemensstraße Richtung Osten bis zur Langstrecke Nord in der Kürschnergasse.
Neue hochwertige Radverbindung für die Leopoldstadt
Langstrecke Süd: Jetzt ist auch der Abschnitt Kennergasse fertig
Fotos: Andrzej Felczak (3), Alfred Kaiblinger, Daniel Wuttej, Helga Rader
Dank Lückenschluss: Neu Leopoldau besser mit Rad erreichbar
NÖ, Tulln Bahnhof
Kärnten, Klagenfurt, Radweg R4
Kärnten, Klagenfurt Hauptbahnhof
Im Herbst 2018 wurde der Umbau des Bahnhofs Tulln abgeschlossen. Die lokale Radlobby hat sich bei den Planungen schon ab dem Jahr 2013 konsequent und intensiv eingebracht, und ihr Einsatz hat sich gelohnt: Einige der Vorschläge haben Stadtverwaltung und ÖBB umgesetzt, so dass das Gesamtergebnis sehr positiv ausfällt. Die Park & Ride-Anlage Egon-Schiele-Gasse/Bahnhofstraße liegt auf der Südseite unmittelbar vor dem Zugang zu den Bahnsteigen, wo jetzt wettergeschützt im Erdgeschoss 400 Doppelstock-Fahrradabstellplätze und 50 Radständer Beta Classico, beide von der Firma Orion, eingerichtet wurden. Um eine sichere Zu- und Abfahrt für Radfahrende zu gewährleisten, wurden einige Parkplätze in der Parkgarage aufgelöst und eine Fahrspur verlegt. Auf der Nordseite des Bahnhofs wurden 82 überdachte DoppelstockFahrradabstellplätze direkt beim Bahnhofseingang errichtet. Die Radverkehrsanbindung ist auf der Nordund Südseite sehr gut. Bei beiden Zugängen gibt es außerdem fünf Plätze für Leihräder von NextBike.
Im Süden von Klagenfurt quert der überregionale Radweg R4 entlang der Glanfurt (Sattnitzbach) die Waidmannsdorfer Straße, die aus den südlichen Vororten ins Stadtzentrum führt. Bisher war an dieser Stelle eine ungeregelte Kreuzung ohne Radinfrastruktur. Im Herbst 2018 wurde im Zuge der Umsetzung des Radmasterplans Klagenfurt die Brücke über den Bach um einen Rad- und Gehweg verbreitert und die Kreuzung durch eine Ampel geregelt. Zusätzlich zum Druckknopf an der Ampel hat die Stadt vorbildlich aus allen Richtungen etwa 20 bis 40 Meter vor der Überfahrt einen Voranmeldeknopf für Radfahrende aufgestellt. Wenn der Voranmelde-Knopf im langsamen Vorbeifahren gedrückt wird, schaltet die Ampel in wenigen Sekunden um, wodurch die Ampelwartezeit für Radfahrende entfällt. Noch besser wäre ein Sensor für ein automatisches und berührungsfreies Anmelden. Für den Radverkehr förderlich wäre es auch, andere Ampeln in Klagenfurt auf automatische Anmeldung und kurze Ampelwartezeiten umzustellen.
Am Bahnhof Klagenfurt wurden zehn Fahrradboxen zum Mieten unmittelbar neben dem Bahnsteig aufgestellt. Sie sind Teil des Angebotes „Radbox“ in Kärnten, das derzeit sechs Standorte umfasst. Weitere sechs Standorte sind in Planung. Zusätzlicher Bedarf oder neue Standortvorschläge können über die Website angemeldet bzw. eingebracht werden. Die Jahresmiete für eine Radbox beträgt 120 €; darin finden jeweils ein Fahrrad samt Fahrradausrüstung Platz. Aufgrund der immer größeren Reichweite der E-Bikes scheint derzeit eine Lademöglichkeit nicht notwendig. Vorkehrungen für einen nachträglichen Einbau sind berücksichtigt. Je Radbox fallen Errichtungskosten von etwa 1.300 € an; etwa die Hälfte wird vom Verkehrsministerium im Rahmen des Programms Intermodale Schnittstellen im Radverkehr (ISR) zugeschossen. Die zweite Hälfte finanziert das Land Kärnten. Abgewickelt wird das Projekt durch die Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH. Die Boxen werden von der Kärntner Firma Buttazoni GmbH hergestellt.
Moderne, überdachte Radabstellplätze für den Bahnhof Tulln
Einfach online Radbeschwerden abgeben: radkummerkasten.at
Gute Lösung: Kreuzung mit „Voranmeldeknopf“ für Radfahrende
Projekt Radbox: neue Fahrradboxen zum Mieten
www.radbox-kaernten.at
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Infrastruktur
Ringen um Argentinierstraße Der Vorschlag der Bezirksvorstehung Wieden erweist sich bei näherer Betrachtung als unzureichend und nicht kosteneffizient.
ANALYSE: Andrzej Felczak
Ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis Dennoch ist die zeitgemäße Ausgestaltung der Radinfrastruktur über das Stadium bloßer Willensbekundungen nicht hinausgekommen. Die Bezirksvorstehung sieht als einzige Option eine Verlegung des Radweges auf die westliche Straßenseite unter Beibehaltung der aktuellen Parkordnung. Detailpläne, Kostenschätzungen und eine fundierte Analyse der Vor- und Nachteile sind uns nicht bekannt. Laut Radlobby-Analyse würde diese Variante die Situation der Radfahrenden wenig verbessern: in Summe fielen zwei Straßenquerungen weg, der Radweg würde, je nach Örtlichkeit, um 0,5 bis 0,8 Meter breiter. Die vier ungeregelten Radweg-Kreuzungen, wo eine An-
So würde ein Zweirichtngsradweg in der Argentinierstraße in Langstreckenqualität aussehen.
näherungsgeschwindigkeit von 10 km/h vorgeschrieben ist, blieben bestehen. Die von der Radlobby geschätzten Kosten würden 1, 7 Millionen Euro betragen. Angesicht der minimalen Qualitätsverbesserungen und der verbleibenden Mängel stellt diese Option ein unvertretbar ungünstiges Kosten-NutzenVerhältnis dar. Beste Variante: Fahrradstraße Der Vorschlag der Radlobby Wien, eine Fahrradstraße in der Argentinierstraße zu errichten, wurde von der Bezirksvorstehung abgelehnt. Begründung: bei Fahrradstraßen müsse der Durchzugs-Kfz-Verkehr unterbunden werden, was Kfz-Nutzenden nicht zuzumuten sei. Verkehrstechnisch sinnvoll ist es, sich in der zentrumsnahen Argentinierstraße an der Qualität des gerade fertiggestellten Langstrecken-Abschnittes in der Favoritenstraße zu orientieren. Beispiel: der Zweirichtungsradweg in der Kennergasse ist 3,9 Meter breit. Um eine ausreichende Breite für den Radweg zur Verfügung zu stellen, wäre es – aus unserer Sicht – erforderlich, eine der zwei Parkspuren zwischen Karlsplatz und Gürtel durch-
gängig umzuwidmen. Im Bereich des St.-Elisabeth-Platzes wäre, wegen der beengten Platzverhältnisse, eine beidseitige Umwidmung erforderlich. Laut Schätzungen der Radlobby Wien würden bis zu 270 Abstellplätze von der Umwidmung betroffen sein. In der Praxis werden zwischen Theresaniumgasse und Plößlgasse die etwa 50 Abstellplätze kaum genutzt, was einen Netto-Umwidmungsbedarf von 220 Abstellplätzen bedeutet. Eine Ausgestaltung des Radweges Argentinierstraße in LangsteckenQualität ist für die Verkehrssicherheit und für die Förderung des Radverkehrs in Wien essenziell. Die hochqualitative Ausführung in der Favoritenstraße und die Weiterführung bis zur Stadtgrenze und nach Niederösterreich machen eine weitere rasche Steigerung der Nutzungsfrequenz sehr wahrscheinlich. Durch das Gefälle ist ein Überholen öfters als sonst erforderlich. Das alles macht eine richtlinienkonforme Breite unbedingt notwendig. Wir meinen: Bei einer Langstrecke mit eminenter Bedeutung für FahrradPendelnde aus dem Süden von Wien, muss eine hochqualitative Lösung gefunden werden.
Fotomontage: Andrea Siegl, Figuren: skalgubbar.se
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n der Argentinierstraße verläuft der zentrumsnahe Abschnitt der Langstrecke Süd: die Verbindung von Hauptbahnhof mit dem RingRadweg. Im Jahr 2018 verbuchte die Zählstelle Argentinierstraße 744.695 Radfahrende. Ein Jahr zuvor waren es noch 675.421 gewesen: ein Zuwachs von mehr als zehn Prozent. Somit ist die Argentinierstraße die viertmeist befahrene Radstrecke in Wien. Für die heutigen Radverkehrsmengen ist der Radweg jedoch gravierend unterdimensioniert. Die Breite beträgt teilweise nur 1,6 Meter während die Richtlinie RVS eine Mindestbreite von zwei Metern vorschreibt. 1,6 Meter entsprechen ziemlich genau zwei Fahrradlenkern, was jede Begegnung zur Präzisionsarbeit macht und ein Überholen nur mit einem erheblichen Risiko erlaubt. Zudem stellen die Querungen des Radweges mit den Seitengassen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Insbesondere in den Kreuzungen Plößlgasse und Schwindgasse kommt es regelmäßig zu Zusammenstößen zwischen Fahrrädern und Pkw. Die Mängel sind seit Jahren bestens bekannt, und die SPÖ-Bezirksvorstehung Wieden hat sich für eine Verbesserung der Verkehrssicherheit ausgesprochen. Grüne und die Neos sehen ebenfalls großen Handlungsbedarf.
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Mistelbiker e.U. Gerhard Döltl Florianigasse 54/7 1080 Wien Tel.: 0680/12 76 183 office@mistelbiker.at mistelbiker.at
Enzovelo Ing. Heinz Wipplinger Spittelauer Lände 11 1090 Wien Tel.: 01 / 310 05 45 enzovelo.at
MOUNTAINBIKER.AT Stadtbahnbögen 145-150 Währinger Gürtel Ecke Sternwartestraße 1090 Wien Tel.: 01 / 470 71 86 mountainbiker.at
Die Radstation Verleih-Reparatur-Parken-Shop Am Hauptbahnhof 1 1100 Wien Tel.: 01/895 99 09-8800 office@dieradstation.cc dieradstation.cc
VERTICAL eMobility GmbH Der E-Bike-Spezialist Beratung, Verkauf, Service, Testfahrten Gänsbachergasse 1 1110 Wien Tel.: 01 / 929 66 90 team@vertical.world vertical.world
Manfred Dittler Waffenradspezialist Schlöglgasse 19 1120 Wien Tel.: 01 / 802 52 22 waffenrad.at Hitec-Sports Ges.m.b.H Erfolgreichster Simplon-Händler seit 2003 Rotenberggasse 6 1130 Wien Tel.: 01/ 879 60 06 office@hitec-sports.at hitec-sports.at
Radlheim-Fünfhaus Fahrrad.Werkstatt.Kollektiv Dingelstedtgasse 2/1 1150 Wien Tel.: 01/929 15 82 radlheim.org
Radshop.at Gabor Magyar e.U. Neubaugürtel 31 1150 Wien Tel.: 01 / 98 222 39 info@radshop.at radshop.at
Wolfgang Brunner Fahrradmechanikermeister Degengasse 37 1160 Wien Tel.: 01 / 485 57 32 reparaturnetzwerk.at/wolfgangbrunner
das faltrad Ottakringer Straße 71 1160 Wien Tel.: 0681 / 104 07 744 dasfaltrad.at
Fahrräder TRAPPL Fahrradverkauf und Werkstatt Leystraße 75 1200 Wien Tel.: 01 / 330 06 96 fahrradtrappl.at RAD & TAT Verkauf, Reparatur, Service Fultonstraße 5-11/7/ R1 1210 Wien Tel.: 0699 /10 69 28 61 technik@radundtat.co.at radundtat.co.at
2rad-shop GERHARDT GmbH Langobardenstraße 19 1220 Wien Wiedner Hauptstr. 55 1040 Wien Tel.: 01 / 282 51 44 office@2rad-shop.at 2rad-shop.at
2radtreff.at 2radtreff huber e.U. Breitenfurter Straße 270 1230 Wien Tel.: 01 / 869 63 75 www.2radtreff.at
Wienerwaldbiker.at Friedrich Michael Wehrgasse 4 2340 Mödling Tel.: 02236 / 273 07 wienerwaldbiker.at
Bikeshop Kreuzer E-Bikes, Road, Dirt, MTB, Downhill, Trekking Badnerstraße 49 2540 Bad Vöslau Tel.: 02252 / 707 16 bikeshop-kreuzer.at
Brückl Fahrräder und Nähmaschinen Dametzstraße 5 4020 Linz Tel.: 0732 / 777 276 office@brueckl.cc brueckl.cc
Rad & Sport Kiesl Gmbh Beratung, Verkauf, Service Freistädter Straße 297 4040 Linz Tel.: 0732 / 750 450 radsport.kiesl@aon.at radsport-kiesl.at
Fahrradständer radparkplatz.at Fahrradbügel-Verleih für Events Servitengasse 17 1090 Wien Tel.: 01/319 19 01 office@dieeventcompany.at radparkplatz.at
Rasti GmbH An der Mühle 21 D-49733 Haren Tel.: +49 5934/7035-0 rasti.eu
Radverleih CleverCycling Van Raam Spezialfahrräder Tel.: 0664 / 819 35 48 r.jordan@3rad.cc 3rad.cc vanraam.de
Veeelo Cycles spezielle Fahrräder, E-Bikes und Motor-Kits, Verkauf + Werkstatt Cytastraße 10 6176 Völs Tel.: 0699 / 194 71 966 info@veeelo.eu veeelo.eu
Reiseausrüstung Steppenwolf Alles für unterwegs Kirchengasse 34 1070 Wien Tel.: 01 / 523 40 55 steppenwolf.at
CONNEXURBAN Fahrradparker / Überdachungen Tel.: 07613 / 8895 connexurban.at
Pedal Power Vienna rent a bike / city bike tours Bösendorferstraße 5 1010 Wien Tel.: 01 / 729 72 34 pedalpower.at
Die Radstation Verleih-Reparatur-Parken-Shop Am Hauptbahnhof 1 1100 Wien Tel.: 01/895 99 09-8800 office@dieradstation.cc dieradstation.cc
Fahrrad Aschauer Verleih, Verkauf, Reparatur Floridsdorfer Brücke/ Donauinsel (Parkplatz) 1210 Wien Tel.: 01/ 278 86 98 rad-verleih.at
Diverses Die Radstation Verleih-Reparatur-Parken-Shop Am Hauptbahnhof 1 1100 Wien Tel.: 01/895 99 09-8800 office@dieradstation.cc dieradstation.cc
Triebl – Dein Schuhmacher Reparaturspezialist Gersthoferstraße 47 1180 Wien Tel.: 01 / 478 43 44 dein-schuhmacher.at
ORION Bausysteme GmbH Waldstraße 2 D-64584 Biebesheim Tel.: +49 6258 / 5552-0 orion-bausysteme.de
ZIEGLER Außenanlagen GmbH Betriebsstraße 13/Top 23 4844 Regau Tel.: 07672/958 95 ziegler-metall.at streetfurniture.at
Kinderkutsche.at Kinderkutschen ausprobieren – erwerben – leihen Glockengasse 22 1020 Wien Tel.: 0650/942 34 55 post@kinderkutsche.at kinderkutsche.at facebook.com/Kinderkutsche
Hochschaubahn Reparatur+Garage Prater 113 1020 Wien Tel. / Fax: 01 / 729 58 88 radverleih-hochschaubahn.com
Fahrradboten Hermes Fahrradbotendienst Zirkusgasse 36 1020 Wien Tel.: 01 / 317 68 69 hermes.at
Heavy Pedals LastenradbotInnendienst Am Hundsturm 1 1050 Wien Tel.: 01/353 0 353 DW 11 transport@heavypedals.at heavypedals.at
rahmennummer.at Identifiziere Dein Fahrrad Gratis Fahrradregistrierung rahmennummer.at
Innsbrucker Verkehrsbetriebe Gratis Fahrradtransport Bus & Tram Pastorstraße 5 6010 Innsbruck Tel.: 0512 /53 07-0 ivb.at
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Impressum
DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin 36. Jahrgang ⁄ Heft 1 Erscheinungsdatum 19. März 2019 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin Radlobby ARGUS – Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak felczak@argus.or.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at
Unter Mitarbeit von Stefanie Bermesser Daniela Bernold Walter Bradler Klaus Brixler Andrzej Felczak Hannes Friedrich Willi Grabmayr Wolfgang Graschopf Martina Gura Alec Hager Magdalena Jöchler Jan Killian Valerie Madeja Margit Palman Peter Provaznik Roland Romano Brigitte Schicho Heidi Schmitt Mario Sedlak Reinhold Seitl Beatrice Stude Kolumnen Clara „Orca“ Felis Ines Ingerle Johannes Pepelnik Andreas Röderer Reinhold Seitl Cover Yann Bastard www.behance.net/ yannbastar3063
Art Direktion Anna Hazod (karenziert) annahazod.com Markus Schuster Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Illustrationen Daniela Bernold Miguel Ángel Camprubí miguelangelcamprubi.com (Autorenportraits) Anna Hazod Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo - Fr 14 - 19 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr Tel.: 01 ⁄ 505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus
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Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umweltzeichen abgewickelt.
Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686, Ferdinand Berger & Söhne GmbH
Lebensstil Cover-Story: Radeln mit Kleinkind Seite 27
Bernhard Kohl über Lebenskrisen und Doping Seite 36
Charlotte, North Carolina: Radeln gegen Rassismus Seite 38
Cinemascope Wild Horses
„Die Kirgisen sind gastfreundliche Menschen, aber das Land ist es nicht“ Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 26
Zitat aus Wild Horses
am Ende der Welt, still und scheinbar zeitlos. Die Landschaft ist beeindruckend und gleichzeitig beängstigend. Ein Radrennen hier ist eine extreme Herausforderung – umso mehr, wenn es auf der gesamten Strecke nur drei Checkpoints gibt und die Teilnehmenden ansonsten komplett auf sich alleine gestellt sind. 25 von ihnen geben bereits in den ersten Tagen auf. Es setzt sich eine klare Spitze ab, die wir bei ihrem Kraftakt begleiten. Irritierend, motivierend, verstörend und gleichzeitig wunderschön. Eine Dokumentation für alle Radverrückten und alle, die sich an der Anmut einer Landschaft erfreuen können. Gratis zu sehen auf www.pedaled.com Fotos: Giovanni Maria Pizzato, Filmstills
An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des Fahrrad-Films vor.
Das Silk Road Mountain Race, gesponsert vom japanisch/italienischen Bekleidungshersteller PEdALED, fand im Jahr 2018 das erste Mal statt. Die 1.700 Kilometer lange Strecke führte durch das zentralasiatische Kirgistan entlang der Seidenstraße, der alten Handelsroute zwischen China und der Mittelmeerregion, mit seiner rauen, weitläufigen Landschaft und den atemberaubenden Bergen. 88 Sportler und Sportlerinnen wagten den Start, „Wild Horses“ dokumentiert die Erlebnisse einiger von ihnen. „Die Kirgisen sind gastfreundliche Menschen, aber das Land ist es mit Sicherheit nicht“, erklärt der Initiator des Rennens in der Anfangssequenz. Ein wildes, großteils verlassenes Land
Titel
Nicht ohne mein Kleinkind Auch mit Kleinkind ist ein Fahrradorientierter Lebensstil sehr gut möglich. Hier ein paar Tipps dazu. BERICHT: Matthias Bernold
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ür die meisten Menschen beginnt mit der Elternschaft ein neues Leben. Vieles (wenn nicht alles :), das früher einfach und problemlos war, ist – mit Nachwuchs – deutlich komplizierter. Abends Fortgehen zum Beispiel, Freunde treffen oder so simple Dinge wie Ausschlafen: mit den kleinen Mitbewohnern sind derlei Freuden nicht mehr ohne weiteres zu haben. Das gleiche gilt für das Radfahren. Einfach nur einmal so in den Sattel steigen, Hosenbein hochkrempeln und losfahren: diese Tage liegen in der Vergangenheit. Jetzt die gute Nachricht: mit etwas Vorbereitung lässt sich das Kleinkind sehr gut auf dem Fahrrad mitnehmen. Und auch das ganze Drumherum – Windeln, Spielzeug, Extra-Gewand, Verpflegung – hat auf dem Fahrrad ausreichend Platz. Allerdings ist die Zahl der Optionen anfangs etwas verwirrend. Wir wollen deshalb einen Überblick über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme geben. Dazu liefern wir einige Erfahrungsberichte von Eltern.
Alle Infos rund um Rad & Kind: radlobby.at/kindertransport
OPTION 1
Illustration: Yann Bastard
Fotos: Giovanni Maria Pizzato, Filmstills
Der Anhänger Wer ein Neugeborenes im Alter von bis zu einem Jahr transportiert, für den ist das eine der besten Optionen. Kombiniert mit einer Baby-Hängematte, reiten Sohn oder Tochter wie auf Wolken durch die Stadt. Durch den Überrollbügel aus Aluminium, Sicherheitsgurte und – gegebenenfalls – die Hängematte stimmen Komfort und Sicherheit. Qualitäts-Anhänger haben außerdem ein Federungssystem, das an das Gewicht des kleinen Fahrgastes angepasst werden kann. Weitere Vorteile: Im Anhänger ist Platz, um Einkäufe und
Kinderzubehör wie Trinkflaschen, Picknick-Decke und Windelarsenal unterzubringen. Das Kind ist bestens von Wind, Wetter und Sonneneinstrahlung abgeschirmt. Und: Einschlafen ist kein Problem, hier kippt keine Halswirbelsäule gesundheitsschädlich auf die Seite. Nachteil: Der Anhänger braucht mehr Platz und Zeit als ein Kindersitz auf dem Fahrrad. Für Ausfahrten muss er ans Rad gekoppelt werden. (Geübte brauchen hierzu maximal fünf Minuten.)
Leicht auseinander genommen Baby Schlaffaktor: 100 Prozent Sicherheit Erlaubt Transport von Babys Nimmt mehr Platz ein Benötigt beim Fahren ein wenig Übung Teuer in der Anschaffung Kein Augenkontakt
Lebensstil
OPTION 2
Kindersitz
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Einerseits sind die Kindersitze praktisch: sie ermöglichen die Nutzung des eigenen Fahrrades ohne großes Gschistigschasti. Andererseits haben die Kindersitze Nachteile bei der Sicherheit: Im Falle eines Sturzes stürzen Elternteil und Kind. Durch den hohen Schwerpunkt wird das Ganze außerdem kippelig. Standard-Seitenständer plus hoher Schwerpunkt ist eine äußerst unsichere Kombination. Die Gefährlichkeit dieser Transportlösung, selbst ohne Fremdeinwirkung, steht übrigens in Gegensatz zur
subjektiven Wahrnehmung der meisten Fahrrad-Anfänger-Eltern: Die denken oft, sie würden dadurch die Sicherheit erhöhen, dass der Nachwuchs gleich hinter ihnen sitzt. Letzter Gedanke: Wenn die Kinder auf dem Kindersitz einschlafen (was häufig bereits nach wenigen Minuten passiert), hängen sie in einigen Sitzmodellen in einer äußerst unangenehmen Position auf der Seite.
Kann man in U-Bahn mitehmen
Fahrrad wird instabil
Preisgünstige Option
Hoher Schwerpunkt
Spart Platz im Fahrradraum
Stürzt der Fahrer, stürzt das Kind
Kind ist nah
Nicht ideal, wenn das Kind einschläft
OPTION 3
Transportrad Bei Transporträdern wird es schnell unübersichtlich. Das liegt daran, dass heute viele Hersteller Transporträder anbieten, die für den Kindertransport optimiert sind. Cargo-Bikes gibt es in vielen Varianten – etwa als einspurige oder mehrspurige Modelle. Je nach Modell sitzen die Kinder vor oder hinter dem Fahrer. Wenn sie vorne sitzen, dann meistens in einer Transportkiste auf Kindersitzen. Welches Mo-
dell zu einem passt, lässt sich nur durch eine Testfahrt ermitteln. Zum Beispiel beim ARGUS Bike Festival am letzten März-Wochenende. Lastenräder machen es möglich, gleich mehrere junge Passagiere zu befördern. Außerdem gibt es regelmäßig die Option, die Lastenräder mit E-Antrieb auszustatten. Wer im Alltag Hügel zu bewältigen hat, wird dies zu schätzen wissen.
Bessere Handhabung als der Anhänger Kinder sind näher am Fahrer, was die Kommunikation erleichtert Einige Cargobikes bieten Platz für bis zu drei kleine Passagiere mehr Fahrspaß Viel Platz für andere Fracht- und Einkaufsartikel Ein Problem bei den meisten Lastenrädern: sie sind zu groß, um sie mit U-Bahn oder Zug zu kombinieren Teurer als die anderen Varianten Braucht sicheren Abstellplatz
Mit Wehen im Bakfiets Wenige pflegen einen Fahrrad-zentrierten Lebensstil in dieser Konsequenz: Unsere Autorin fuhr bereits zur Entbindung im Lastenrad ...
BERICHT: Aglaia und Eric Poscher-Mika
Tränen hilft: Losfahren! Eventuell ist die Laune vorher nicht so gut, und beim Anschnallen in der Babyschale wird noch gemeckert. Aber sobald sich das Rad bewegt, verfliegt die üble Stimmung im Nu. Schön, das Baby vor sich zu haben, gut für die Kommunikation. Ich selbst habe Bakfiets, das Circe Stufen-Tandem mit Babyschalenhalter und das Urban Arrow mit Hängematte probiert. Hat eigentlich alles funktioniert: Hauptsache, das Kind ist vor mir, ich sehe mit einem Blick, ob es schläft – was bei den Neugeborenen während des Radelns meistens der Fall ist, kann an der Ampel schnell das Häubchen zurecht rücken, falls es ins Gesicht gerutscht ist, oder es mit lebhafter Kommunikation bei Laune halten – oft zum Amusement derer, die mir entgegenkommen ;) Sehr schnell gewöhnt man sich an das Fahrgefühl mit einem Lastenrad, das vorne etwas länger ist. Einen Anhänger würde ich nicht fahren wollen, weil mir da das Kind zu weit weg ist. Seinen größten Schatz will man nahe bei sich haben, v. a. im Verkehr!
Aglaia und Eric Poscher-Mika setzen seit vielen Jahren auf Fahrrad-Mobilität. Daran änderte sich auch mit der Geburt ihres Kindes nichts.
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an könnte fast sagen, dass unser Kind in den Sattel geboren wurde. Schon die Fahrt in den Kreißsaal legten wir nämlich spätabends im Bakfiets zurück: Mama konnte sich mit den Wehen in die Transport-Kiste knien, Papa ist geradelt und hat Fotos gemacht. Wenige Tage später ging es dann zum ersten Mal zu dritt nach Hause, mit Babyschale, Mama in der Kiste auf der Sitzbank (die war erstaunlich bequem) trotz Sack und Pack! Was mir schon Wochen vorher immer wieder Sorgen bereitet hatte – ich hatte mich gefragt, ob so eine Fahrt kurz nach der Entbindung gut gehen kann – wurde eine sehr beglückende Radfahrt in der Abendsonne den Fluss entlang. Das Baby schlief während der Fahrt sogar ein. Wir haben natürlich die verkehrsärmste Route gewählt, und Papa ist so vorsichtig gefahren, dass es möglichst keine Erschütterung gab. Außer Stillen oder Tragen (oder am besten beides in der Kombination „Mama to go“) gibt es etwas, das so gut wie immer gegen Bauchweh, Wut und
Spaß mit dem großen Grünen Longtail-Lastenräder wie das Yuba sind ein guter Kompromiss aus Ladekapazität und Handling. Den Kindern gefällt's.
BERICHT: Katharina Dablumes
Fotos: Yuba Bikes, privat
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s kam, wie es kommen musste: Das alte Radl war nicht stabil genug, um eine mittelgeschickte Person, ein zappeliges Kleinkind und Sandspielkram sicher auf den Spielplatz zu befördern. Die Faulheit war aber auch zu groß, um alles per pedes mitzuschleppen, zumal sich das zappelige Kind häufig in ein müdes Trag-mich-heim-Kind verwandelt. Ein neues Radl musste also her: Stabil sollte es sein, viel Platz sollte es haben, gemütlich zu fahren sollte es sein und – darüber hinaus – aus einem tiefen Kellerloch heraustragbar. Die Wahl fiel auf ein Yuba Boda Boda, das Gewicht ist gerade noch im Rahmen, und auch sonst erfüllt es alle Kriterien. Als Bonus ist es auch noch grün! Mit einem überdimensionalen Frontkorb ausgestattet, transportiert der neue, treue Lastesel al-
les – von Bällen, über Sandspielzeug und Verpflegung für einen ganzen Sonnentag im Park. Der Kindersitz ist fest mit dem extralangen Gepäckträger verbunden, so bringt auch Aufregung ob eines vorbeilaufenden Hundes zum Beispiel das Gefährt nicht ins Schwanken. Auch für die kleinen Fahrgäste scheint es bequem zu sein: immerhin streiten Tochter und Neffe regelmäßig, wer jetzt auf dem Grünen und wer im verwandtschaftlichen Bullitt in der Kiste sitzen darf. So fahre ich nun mit meinem Lastenrad durch Wien. Die Breite des Gefährts macht es auf den schmalen Mehrzweckstreifen zwar nicht immer lustig, aber ob des massiven Aussehens scheinen Autofahrende einen etwas größeren Bogen um das große Grüne zu machen. Für mich die ideale Lösung!
Katharina Dablumes und ihre dreijährige Tochter Mathilda sind Yuba-Fans: Das verlängerte Heck bietet ausreichend Platz für Kindersitz und Packtaschen. „Darüber hinaus ist es aus einem tiefen Kellerloch heraustragbar“
Für alles samt Dackeline Mit Kindern, Badezeug und Hund an die Alte Donau und dort einen Tag verbringen: Mit der Kinderkutsche kein Problem. BERICHT: Christine Nouikat
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Es ändert sich so vieles, wenn Kinder in die Welt kommen. Aber nicht, was die Mobilität betrifft: Mit einem Familienrad ist man vom ersten Tag an unterwegs – bzw. sobald frau sich dazu wieder in der Lage fühlt … BERICHT: Katharina und Stephan Renner
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ls wir vor einigen Jahren mit unserem Bakfiets-Lastenrad aus Belgien zurück nach Wien gekommen sind, wurden wir oft auf der Straße angesprochen, ob wir das Rad selber gebaut hätten. Haben wir nicht, war unsere Antwort, kann man kaufen. Und es war die Investition wert: Wir nehmen den Picknick-Korb, die Kinder, und sind im Nu im Wald. Wir bleiben aktiv und sparen uns die Zeit (und das Geld) fürs Fitnessstudio. Wir sind sicher unterwegs, weil wir unsere Kinder im Blick haben, defensiv fahren und trotzdem schneller als im Auto sind. Außerdem ist es günstig. Ein Pkw kostet hundert Euro in der Woche. Das glauben manche nicht, bestätigen aber sogar die Autoclubs! Ein wirklich schönes elektrisches Familienrad ist dagegen sehr wertstabil und kostet mit allen Nebenkosten nur etwa 15 Euro in der Woche, also rund zwei Euro am Tag. Ganz klar, ein Lastenrad ist kein Leichtgewicht. Doch das Balancehalten erlernt jede gleich beim ersten Ausprobieren, schwere Lasten wie der Wocheneinkauf stabilisieren noch zusätzlich, und das Fahren mit Motor geht auch schnell ins Gefühl über. Für uns ist jedenfalls ein Leben ohne Lastenrad nur schwer vorstellbar. Auch größere Kinder wollen oft noch gebracht werden, zum Geburtstagsfest oder zum Hockey. Die Einkaufsmengen werden auf absehbare Zeit nicht we-
niger. Dass Fahrradfahren gut für die Umwelt ist, ist ein angenehmer Nebeneffekt. In erster Linie vereinfacht ein Familienrad aber unser Leben. Und es macht Spaß, den Kindern beim Mitfahren – und uns beim Radeln. Katharina und Stephan Renner haben vier Kinder und betreiben den Blog Familienrad.at, der sich mit aktiver Familienlogistik beschäftigt. Um noch aktiver sein und auch Projekte umsetzen zu können, haben sie jetzt einen Verein gegründet. Wer sich für aktive Mobilität interessiert und mitmachen will, möge sich unter servus@familienrad.at melden.
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Fotos: privat
Mobiles Quartett
ir fahren gerne mit unserer Kinderkutsche überall hin. Und nehmen gerne alles mit. Die Dackeline sitzt vorne und lässt die Ohren im Wind flattern. Jede verdächtige Bewegung am Wegesrand wird gemeldet. Dann kommen jede Menge Sachen, die man unterwegs braucht. Je nach Jahreszeit Decken und Handtücher, Proviantkorb, Bastelzeug, Lautsprecher, iPods und iPads, Schreibzeug, Schere und Papier, Badeanzüge, Sonnencremes. Die Kinder sitzen auf der Sitzbank und haben so viel zu besprechen, dass die Fahrt aus dem Zweiten zur Alten Donau viel zu kurz für alles Wichtige ist. Es ist heiß, das Sonnendach hilft nicht wirklich gegen diese Affenhitze. Die Kinderkutsche wird ganz nah am Wasser geparkt und bildet einen Sichtschutz beim Umziehen. Alle nehmen ein Bad, inklusive Dackeline. Die Stunden vergehen, es wird noch heißer. Der Hund ist verschwunden. „Tina, Tina!“ rufen wir in die Wiese. Hinter uns raschelt es. Tina streckt die Schnauze unter der Kinderkutsche hervor und lässt uns wissen, dass sie hier bleibt bis zum Abend. Unter ihrem Schattendach. Ein gescheiter Hund. Und eine gescheite Anschaffung.
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Chromglanz unter Rost und Schmutz
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Die Werkstatt ist der Ort, wo Gianluca Zaghi ganz bei sich ist; sie ist sein Atelier, sein Rückzugsort, und – stärker noch als seine Wohnung – sein Zuhause. Bei der Restaurierung klassischer Stahlräder geht es Zaghi weniger ums Ergebnis (obwohl sich das sehen lassen kann). Ihm ist an der manuellen Arbeit an sich gelegen und an den Sinneseindrücken auf dem Weg zu einem fahrbaren und ansehnlichen Ergebnis: dem Geruch von Schotter, Asphalt, Schmierfett und Lederpflegemittel. Dem unter Rost und Schmutz hervorbrechenden Glanz von Chrom. Und der Glätte von schellackversiegeltem Lenkerband. Dem
Schnurren des Freilaufs, der Haptik bis aufs Metall abgeschliffener Rahmen und der Sexyness elegant gebogener Lenker. Praktische Tipps für das Zerlegen und Zusammenbauen historischer Räder, mit Schritt-für-Schritt-Fotos anschaulich illustriert, findet man freilich auch in anderen Reparaturhandbüchern. Lesenswert ist „Vintage Räder“ nicht so sehr als zielführender Wegweiser zum wiederhergestellten Rennradklassiker, sondern vielmehr aufgrund der Wertschätzung gegenüber der Handarbeit: der eigenen, und jener der Fahrradhersteller des 20. Jahrhunderts.
Vom Programmierer zum Allein-Radler
Peter Sagan: Leben eines Rennradstars
Fahrrad-Historie für die eigenen Wände
Endlich ein gutes Fahrrad-Kinderbuch
Weltrekorde oder Extremsport gehen anders, aber der gebürtige Wiener Klaus Komenda meisterte bei seiner Radreise durch die USA seine eigenen Herausforderungen. Das Programmiererleben im Silicon Valley hatte er satt, Aufbruch war die Lösung und die andere Küste das Ziel. 5.000 Meilen radelte er alleine: vom Pazifik zum Atlantik, von San Francisco nach Washington. Er schildert seine 92-tägige Reise vor allem durch Begegnungen mit den Menschen am Weg und spart auch Motivationstiefs und Zweifel nicht aus.
Peter Sagan, eine der faszinierendsten Persönlichkeiten im Radsportzirkus, ist der erste Radrennfahrer, der die Straßen-WM dreimal in Folge gewonnen hat (2015–2017). Für die Slowakei ist er ein Nationalheld wie Toni Sailer im Nachkriegs-Österreich. Das Buch gibt einen Einblick in Sagans Leben und kreist immer wieder um sein tätowiertes Lebensmotto "Why so serious?“. Trotz aller betonter Coolness beschreibt Sagan dann doch, wie viel Fleiß, Professionalität und Verantwortung auch für so ein Ausnahmetalent notwendig sind.
Der Sammelband vereint 22 heraustrennbare historische Fahrradposter vom Ende des 19. Jh. bis in die 1970er-Jahre. Darunter Werbeplakate für Marken wie Bianchi oder Poster bekannter Radrennen. Kurze Texte auf der Rückseite der Poster erzählen deren Entstehungsgeschichte und stellen Anlass, Entstehungszeit und Gestaltende in einen (kunst-) historischen Zusammenhang. Der Autor sorgt für weiterführende Literatur zum Thema Poster. Wer möchte, kann die Plakate (35 × 29 cm) auch an die Wand hängen – schön!
Paul freut sich über die Ferien bei Opa, doch es ist langweilig am Land: kein Internet, kein Kino, und kein Auto! Wie kommen sie denn jetzt zum Badesee? Da war doch mal ein rostiges Klapprad in den Brombeersträuchern, meint Opa. Paul ist bald begeistert von seinem roten Flitzer, als die Reifen geflickt sind und die Kette geölt ist. Dann machen sich Paul und Opa auf den abenteuerlichen Weg zum See ... Karsten Teichs liebevolles Bilderbuch zeigt Kindern alles Wichtige rund ums Rad.
Alec Hager
Basta Biker
Daniela Bernold
Komenda, Klaus Highways and backstreets. Cycling solo across America Eigenverlag, 2018 ISBN 978-0-69206-166-4 192 Seiten, 44,50 Euro highwaysandbackstreets.com
Sagan, Peter; Deering, John Meine Welt München: MALIK, 2018 ISBN 978-3-89029-514-5 319 Seiten 22,70 Euro
Edwards, Andrew Vintage Cycling Posters München: Prestel Verlag, 2018 ISBN 978-3-7913-8429-0 48 Seiten 25,70 Euro
Zaghi, Gianluca Vintage Räder. Wie Sie alte Fahrradschätze aufspüren und restaurieren Bielefeld: Covadonga Verlag, 2018 ISBN 978-3-95726-033-8 208 Seiten 30,70 Euro
Omo Lisboa
Teich, Karsten Paul und Opa fahren Rad Hildesheim: Gerstenberg Verlag, 2019 ISBN 978-3-8369-5614-7 40 Seiten 14,40 Euro
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Stefanie Bermesser
„Nicht mit den Fehlern hadern“ Bernhard Kohl zehn Jahre nach dem Crash – wie sich der Radprofi und Doping-Sünder neu erfand und was wir daraus lernen können.
INTERVIEW: Matthias Bernold und Magda Jöchler
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Du kommst gerade von einem RennradUrlaub mit Freunden auf Gran Canaria zurück. Wie sieht heute ein Fahrrad-Tag von Bernhard Kohl aus? Ein guter Tag ist ca. 150 Kilometer lang und 3.500 Höhenmeter steil. Meine Freunde sind Hobby-Sportler. Für die ist das ambitioniert; für mich gemütlich. Wie hat ein Trainingstag in deiner Zeit als Radprofi ausgesehen? Eine halbe Stunde Rudern vor dem Frühstück. Anschließend fünf bis sieben Stunden auf dem Rad. Dann nach Hause, essen und fernschauen. Auf keinen Fall sollte ich danach auf den Beinen sein. Ein Störfaktor wie etwa eine Freundin hätte alles durcheinander gebracht. Wie geht ein Radprofi vor, damit er am Start der Tour de France das ideale Gewicht hat und auf der Spitze seiner maximalen Leistungsfähigkeit ist? Zu meiner aktiven Zeit war ein bisschen mehr Gefühl gefragt. Das hat sich alles geändert. Sensoren und Computer legen fest, wie lang man in welchem Puls- oder Wattbereich fahren muss. Im Radsport: Wie viel Prozent sind hartes Training, wie viel Talent? Und welchen Anteil haben medizinische „Hilfsmittel“? Ohne Talent geht gar nichts. Trainingsehrgeiz macht den entscheidenden Unterschied. Ein guter Vergleich sind Jan Ulrich und Lance Armstrong: Ulrich hatte mit Abstand am meisten Talent. Aber Lance Armstrong hatte viel mehr Härte zu sich selbst. Deshalb hat er die Tour de France sechs Mal gewonnen und Ulrich nur einmal. In der Weltspit-
ze kommen drei bis vier Prozent Medizin hinzu. In meiner aktiven Zeit gab es wenige Tour de France-Sieger, die nicht positiv getestet wurden. Sind deine Erfolge aus heutiger Sicht weniger Wert weil du gedopt hast? Für mich bleibt die Wertigkeit dieselbe. Ich weiß, was ich damals genommen habe. Ich weiß, was Kollegen genommen haben. Aber ich weiß auch, wie hart ich dafür trainiert habe. Wäre ich bei der Tour de France mit einem Kilo mehr am Start gewesen, hätte mir das ganze Doping nichts gebracht und ich wäre wahrscheinlich Zwanzigster geworden. Wann war der Zeitpunkt, wo du gemerkt hast, dass Trainieren allein nicht reicht? Der Knackpunkt war, als ich mit 18 Jahren ins Heeressportzentrum gekommen bin. Dort habe ich mit anderen Sportlern gewohnt und schnell gemerkt, dass im Kühlschrank der Älteren auch Medizinprodukte drinnen waren. Kannst du dich noch an das erste Mal erinnern, als du etwas Unerlaubtes genommen hast? Man fängt nicht mit unerlaubten Dingen an. Ich habe zunächst mein Blutbild testen lassen: Mein Hämatokritwert (Anm. Blutdichte) war 37, mein Eisenwert 6. Mein Zimmerkollege hat mich gefragt, wie ich mit so einem niedrigen Eisenwert überhaupt schnell radeln kann und gemeint, ich müsste Eisen spritzen. Daraufhin macht er den Kühlschrank auf, zieht das mit einer Spritze auf, setzt an und spritzt es mir. Das war nicht verboten. Aber ohne Arzt hochriskant. Das wusste ich natürlich nicht. Im Oktober 2008 wurde dir bei einem Doping-Test Erythropoietin (EPO) nachgewiesen. Wie war das für dich? Es war eine Zeit lang eine Leere da. Ich wusste nicht, was ich kann. Ich habe Rauchfangkehrer gelernt, aber in Wirklichkeit wollte ich immer nur Radfahren. Es wäre wahrscheinlich möglich gewesen, die Sperre durchzusitzen, hart zu trainieren, möglicherweise weiter zu dopen und ein paar Jahre später wieder einzusteigen. Ich habe mich aber dagegen entschieden. Zusammen mit meinem damaligen Medienberater habe ich beschlossen, alles offen zu legen und ein Radgeschäft zu eröffnen. Ab diesem Moment hatte ich wieder ein Ziel vor Augen.
Jeder Mensch muss im Lauf seines Lebens Krisen meistern. Welche Faktoren haben dir dabei geholfen? Ich habe im Sport gelernt, negative Einflüsse auszublenden. Nach dem Test haben alle mit dem Finger auf den Dopingsünder Kohl gedeutet. Ich habe gar nicht wahrgenommen, dass mich die Leute angeschaut haben. Ein zweiter Faktor war sicher meine Frau, die ich direkt nach der Tour de France kennengelernt habe. Schließlich die Familie und die engsten Freunde. Nach dem Erfolg hast du tausend Freunde – in der Krise kann man sie an einer Hand abzählen. Welche Freunde sind dir geblieben? Alle, die damals im Radzirkus tätig waren, haben den Kontakt abgebrochen – ich hatte ja gegen die Radsportfamilie gesprochen. Ich bin ihnen da gar nicht böse, hätte das an ihrer Stelle genauso gemacht. Andere „Freunde“, die mit dem Erfolg gekommen sind, waren auch sofort weg. Erwin Pröll, damals Landeshauptmann von Niederösterreich, war einer der wenigen, die zu mir gestanden sind. Dafür bin ich ihm dankbar. Hat deine Glaubwürdigkeit unter deinem Karriere-Ende gelitten? Es hat Kommentare wie „wer soll denn beim Bernhard Kohl ein Radl kaufen?“ gegeben. Mittlerweile ist das Geschäft auf 3.000 Quadratmeter und 37 Angestellte gewachsen. Mein Name hat sicher geholfen. Der positive Dopingbefund hat mich natürlich noch bekannter gemacht. Nur: ein Rad-Geschäft läuft nicht zehn Jahre, bloß weil du einen bekannten Namen hast. Beratung und Service sind das wichtigste. Wie kommst du morgens ins Geschäft? Meistens fahre ich mit dem Rennrad. Mit dem Lastenrad bringe ich meine beiden Kinder in die Schule – das macht mir Spaß und den Kindern auch. Was würdest du rückblickend in deinem Leben anders machen? Ich habe gelernt, dass man im Hier und Jetzt leben muss. Wenn man mit seinen Fehlern hadert, ist man im Jetzt nicht glücklich. Das ist die gekürzte und adaptierte Fassung eines Interviews für den Fahrrad-Podcast „Reich durch Radeln“. www.drahtesel.or.at/rdr-bernhard-kohl/
Foto: Matthias Bernold
G
locknerkönig, österreichischer Straßenmeister, im Jahr 2008 dann der größte Triumph: Gesamtdritter und Bergsieger bei der Tour de France, dem prestigeträchtigsten Straßenrennen der Welt: Bernhard Kohl war einmal der erfolgreichste Radfahrer des Landes. Doch unmittelbar auf den Sensations-Erfolg folgte der Crash: Positiver Doping-Test, die Annullierung der Wertung bei der Tour de France. Sperre als Profi-Radler. Kohl zog die Konsequenzen. Im Frühling 2009 beendete er seine sportliche Laufbahn. Was danach kam, ist ebenfalls bemerkenswert. In kürzester Zeit überwand der heute 37-Jährige seine größte Krise und begann ein neues Leben als Fahrrad-Händler.
Drahtesel 1 ⁄ 2019 – 37 Foto: Matthias Bernold
Ist glücklich in seinem zweiten Leben als Fahrradhändler und Familienvater: Bernhard Kohl
Lebensstil
Selbstbewusst aus der Armut radeln In den Vororten der Stadt Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina betoniert Verkehrspolitik die Ausgrenzung von Einkommensschwachen. Drei Aktivistinnen wollen das ändern. Mit Hilfe des Fahrrades ...
Pause beim Radfahren mit Freundinnen, Nadine Ford
Bei dieser Rechtskurve ist es wichtig, so weit wie möglich links in der Fahrbahn zu fahren, damit euch die Autofahrer sehen. Habt keine Hemmungen: je sichtbarer, um so sicherer seid ihr – das ist die Grundlage.“ Das ist Pamela Murrays Einführung bevor wir eine kritische Stelle am Rande der Innenstadt in Charlotte, North Carolina, befahren. Die längere Ausfahrt durch die Straßen der Stadt ist Teil ihres Kurses „Cycling Savvy“ – das Wort „savvy“ kann man mit „geschickt und schlau“ übersetzen, der Teilnehmenden in der 1,5 Millionen-EinwohnerStadt das nötige Selbstvertrauen und die Sicherheit geben soll, das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel zu benutzen. Pamela Murray – eine 1,60 Meter große Frau mit breitem Lächeln – ist eine von einer Handvoll Fahrrad-Aktivistinnen in der Metropole. Kurse wie der ihre sind bitter notwendig in einer Stadt mit einem Radfahrenden-Anteil von gerade einmal 0,25 Prozent und einer Mobilitätskultur, die vom privaten Automobil beherrscht wird und weite Teile der Bevölkerung strukturell diskriminiert. „Wenn ihr im Straßenverkehr selbstbewusst auftretet“, erklärt Pamela, „seid ihr kein Hindernis. Im Gegenteil: ihr tut
mit eurer Sichtbarkeit allen Verkehrsteilnehmenden einen Gefallen.“ Wie viele ihrer Kursteilnehmerinnen war ich anfangs skeptisch gewesen, als mich Pamela überreden wollte, den Kurs zu besuchen: Ich, die in elf Städten in fünf verschiedenen Ländern gelebt und geradelt war, hatte nichts dazuzulernen. Oder doch? Diskriminierende Verkehrsplanung Ganz entgegen meiner ursprünglichen Erwartung sollte sich in den zehn Stunden des Kurses nicht nur meine ganze Einstellung zum Radfahren, sondern auch zu meinen Rechten als Mensch auf der Straße ändern. Und zwar so fundamental, dass das, was ich bei Pamela lernte, ein leitendes Prinzip in der Erziehung meiner Kinder wurde. Zwanzig Jahre lang lebte ich mit meiner Familie in den USA, die oft das Land der unbegrenzten Möglichkeiten genannt werden. In Wirklichkeit sind die Möglichkeiten vieler hier begrenzt. Rassismus und Diskriminierung bleiben allgegenwärtig; nur manifestieren sie sich heute seltener in Äußerungen. Sehr wohl aber in den historisch gewachsenen Rahmenbedingungen. Und Mobilität ist eine davon. Blickt man auf die urbane und die
Fotos: Michael Hernandez, Demiachel Gholston, Charlotte Spokes People, Cycling Savvy
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REPORTAGE: Karin Lukas-Cox
Lebensstil
Fotos: Michael Hernandez, Demiachel Gholston, Charlotte Spokes People, Cycling Savvy
Selfie mit Kursleiterin Pamela Murray (mi.) und zwei Cycling Savvy Kursteilnehmenden
demographische Entwicklung von Charlotte in den letzten Jahrzehnten, sieht man, wie viele Afroamerikaner, durch Trends auf den Immobilienmärkten und – teilweise bewusst gesetzte – Maßnahmen benachteiligt wurden. So wurde etwa ein wohlhabender, sehr lebendiger afro-amerikanisch dominierter Stadtteil in den 1960er-Jahren weggerissen, um Platz für ein dominantes „Government Center“ (samt Gefängnis!) zu schaffen. Die Bürgerinnen und Bürger wurden dann in einem Viertel neu angesiedelt, das durch einen Autobahnring vom Rest der Stadt abgeschnitten ist. Schnellstraßen als Barrieren Weil die Stadt wenig öffentliche Verkehrsoptionen hat und Autos für einkommensschwache Bevölkerungsschichten unerschwinglich sind, geht dieses geographische An-den-RandDrängen mit ökonomischer und politischer Isolation einher. Dazu kommt, dass die Infrastruktur in den Vierteln der Einkommensschwachen minderwertig und mangelhaft ist. Schnellstraßen ohne ausreichend Querungsmöglichkeiten schaffen physische Barrieren. Um in die Schule zu gelangen, müssen Kinder hier täglich größe-
re Hürden überschreiten als Kinder in wohlhabenderen Gegenden. Spätestens seit der Veröffentlichung einer Harvard-Studie zu sozio-ökonomischer Aufwärts-Mobilität im Jahr 2014, in der Charlotte unter den US-Metropolen den fünfzigsten und letzten Platz belegte, lässt sich die Bedeutung eines fairen Verkehrssystems nicht mehr ignorieren: Die Länge, die Sicherheit und die Zumutbarkeit der Wege bestimmen, ob ein Kind, das arm geboren wurde, jemals der Armut entrinnen kann. Für Aktivistinnen wie Pamela ist es das Radfahren. Neben ihren monatlichen „Cycling Savvy”-Kursen organisiert sie „Slow Sunday”-Touren und Nachbarschafts-Nachtfahrten. Bei jedem Wetter ist sie dort anzutreffen – egal ob nur eine Person erscheint oder 175. Unbeirrbar und forsch fordert sie jeden heraus, das Radfahren nicht als Hobby der weißen Elite zu sehen, sondern als Chance für die Bewohnerinnen und Bewohner ihres Viertels. Im Stadtteil Cherry, der historisch mehrheitlich von Afro-Amerikanern und Afroamerikanerinnen bewohnt wird, aber unter Druck von Gentrifikation historische Substanz und schwarze Einwohnende verliert, setzt sich die Lehrerin Bethanie Johnson für die selben Ziele ein wie Pamela.
Ich lerne Bethanie im November vor Thanksgiving beim jährlichen „Cranksgiving“-Event kennen: hier versammeln sich Radfahrende des Vereins „Charlotte Spokes People“ zur CharityRad-Tour. Ziel: Essen für Bedürftige für das Thanksgiving-Fest zu sammeln. Nebeneffekt: der Fahrrad-Corso für den guten Zweck fällt auf und verschönert das Stadtbild. Radfahren nicht nur für weiße Eliten Bethanie lernte im konservativen ländlichen Louisiana auf dem Rad ihres Bruders die Freiheit genießen, abseits einengender religiöser Vorstellungen. Obwohl es noch ein enormes Wachstumspotential an Fahrradbeteiligung gibt, brauche es viel Kraft und Idealismus, um die fest eingefahrenen Vorstellungen der Menschen zu ändern, erzählt Bethanie: „Leute zu ändern ist schwer!“ Deswegen zielt ihr Fahrrad-Aktivismus auf Kinder: „Kinder sind offen. Die lassen sich begeistern!“Die ehemalige Soldatin der US-Armee führte an ihrer Schule einen „Bicycle Friday“ ein, an dem sie mit bis zu vierzig Schülerinnen und Schülern in die Schule radelt. Im Sommer leitet sie „Bike Camps“. Inzwischen hält sie Vorträge bei lokalen
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Bethanie Johnson (li.) vor der Abfahrt zum Plaza Midwood Tuesday Night Ride
Lebensstil
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Sie erinnert gerne daran, wie immer zuerst die wohlhabenden Stadtteile von Fahrradinfrastruktur und Mobilitätskonzepten profitieren. Obwohl die Bewohner dort das Fahrrad hauptsächlich für Freizeit-Fahrten verwenden, während in ärmeren Gegenden Fahrräder als Transportmittel gebraucht würden. Eine Problematik, die mit dem Schlagwort „Bike lanes are white lanes“ beschrieben wird. Nadine, Bethanie und Pamela sind in ihren Communities zu Führungspersönlichkeiten geworden. Mit verschiedene Ansätzen arbeiten sie für das selbe Ziel: die Zahl der radelnden Menschen zu vergrößern, Radfahren als selbständigen Teil des Verkehrs zu etablieren und ihre Stadt lebenswerter und gerechter zu machen. Mit ihren Fahrrädern, mit ihrer Herzlichkeit und der offenen Art, mit der sie auf die Menschen zugehen, schaffen sie völlig neue Perspektiven. Auf einmal sieht man in der Stadt nicht mehr nur die Blechkolonnen, sondern entdeckt die vielen idyllischen Straßen, die unterschiedlich gestalteten Häuser in diversen Nachbarschaften. Man sieht mehr Kinder als zuvor und begegnet Menschen aller Hautfarben, Schichten und Hintergründe. Fast erscheint es, als würde sich die große anonyme Stadt in eine Dorfgemeinschaft verwandeln. Auch das ein Nebeneffekt des Radfahrens.
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Community- und Verkehrssymposien. Bethanie: „Ich bin stolz darauf, ein Teil dieser FrauenRadgemeinschaft zu sein, um die Transportgewohnheiten in der Stadt zu ändern und die Straßen sicherer zu machen.“ Begeisterung für das Radfahren finde ich auch bei Nadine Ford, die im Recycling-Center von Charlotte arbeitet. Die Abfall-Spezialistin lacht gerne herzhaft und ihre Sätze enthalten häufig Ironie. Etwa, wenn sie sagt, dass sie so gerne radelt, „weil es meine Beine sexy macht“ oder wenn sie erklärt, dass sie „als Kind Radfahren gelernt und danach nie erwachsen geworden ist“. Neben ihrem Einsatz für einen Verein schwarzer Radfahrerinnen, in dem es um Gesundheit, Gemeinschaft, Selbstbewusstsein und Spaß geht, sitzt sie im ehrenamtlichen Charlotte Bicycle Advisory Committee, dem Fahrrad-Ausschuss der Stadt. Dort kämpft sie dafür, das Fahrrad in den Gesamtverkehr zu integrieren. Besonders die einkommensschwachen Viertel sind ihr ein Anliegen, „damit die ausgegrenzten Nachbarschaften nicht vernachlässigt werden“.
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Produkte & Technik Tipp: Werkzeug für den Fahrrad-Keller Seite 41
Smart Gadgets: So schlau kann Rad-Zubehör sein Seite 42
Schaufenster: Aktuelle Produkte für Velophile Seite 47
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Fahrrad-Werkzeug: Das Wesentliche Zur Faszination Fahrrad gehört, dass es mit etwas Know-how und den richtigen Werkzeugen in Schuss gehalten werden kann. Diese Werkzeuge sollten in keinem Haushalt fehlen.
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Standpumpe Die meisten Fahrräder rollen auf viel zu weichen Reifen herum. Das ist unnötig mühsam, strapaziert das Reifengewebe und walkt die Schläuche undicht. Bei Elektrorädern reduziert sich auch die Reichweite erheblich. Abhilfe schafft eine solide Standpumpe mit Manometer und gut passendem Ventiladapter. Mindestens einmal pro Monat sollte auf den empfohlenen Reifendruck (steht normalerweise direkt am Reifen) nachgepumpt werden.
Foto: Arthur Lambillotte
Minipumpe Vor allem auf Radtouren sollte eine kompakte, leichte und trotzdem leistungsfähige Luftpumpe nicht fehlen. Für breite Reifen muss rasch ein großes Luftvolumen gefördert werden können. Rennräder brauchen schlanke Pumpen, die einen hohen Luftdruck erzeugen. Reifenheber Der Patschen bleibt trotz ständig verbesserter Reifentechnologie immer noch die häufigste Panne. Für den Schlauchwechsel ist ein Set von zwei bis drei robusten Reifenhebern sehr
hilfreich. Die richtige Arbeitsweise: Den luftlosen Reifen in die Mitte der Felge drücken, dann auf einer Seite nach außen ziehen und gleichzeitig gegenüber tief in den Felgenboden drücken. So lässt sich jeder Reifen leicht aus der Felge hebeln. Multitool Die schlauen Werkzeugkästen im Miniformat können sehr hilfreiche Begleiter sein. Sie müssen nicht notwendigerweise eine Unmenge von Werkzeugen besitzen, sondern zu den wichtigsten Befestigungs- und Einstellschrauben des eigenen Fahrrads passen – optimalerweise auch an engen Stellen. Vor allem die Demontage der Räder bei Reifenpannen sollte gut möglich sein. Pedalschlüssel Der Transport oder die Lagerung von Fahrrädern geht oft besser ohne Pedale. Für die Montage empfiehlt sich ein Pedalschlüssel, der schmäler und viel länger ist als gewöhnliche Schraubenschlüssel. Damit passt er gut auf die engen Pedalachsen und erleichtert das kräftige Anziehen. Zu beachten: Linke Pedale werden gegen den Uhrzeiger-
sinn angezogen und Pedalgewinde gehören gut gefettet. Y-Schlüssel Handlich und schnell bei der Arbeit sind dreiarmige Y-Schlüssel mit jeweils drei verschiedenen Schlüsselgrößen. Gut sind Stecknüsse 8, 9 und 10 mm, Inbusse 4, 5 und 6 mm und Torx-Schlüssel TX10, TX15 und TX25. Torx-Schrauben – abgerundete Verwandte des Inbus – werden in der Fahrradtechnik immer häufiger verwendet, weil sie flachere Köpfe haben und kräftiger angezogen werden können. Nippelspanner Ein Achter ist meist die Folge von lockeren Speichen. Zur raschen Kontrolle der Speichenspannung ab und zu paarweise parallele Speichen in der Hand zusammendrücken. Straffe Speichen lassen sich nur wenige Millimeter verbiegen. Sonst müssen die Speichennippel an der Felge nachgespannt werden. Dafür braucht man einen präzis sitzenden Nippelspanner, am besten mit komplettem Vierkant und fingerfreundlicher Form.
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Smart Gadgets
Lord Helmchen ruft Prinz Schwammerlkopf Vergangenen Sommer fuhren wir mit dem Rennrad von Villach nach Grado, dann durch das Soča-Tal und über Vršič- und Wurzenpass wieder retour. Die viertägige Tour bot Gelegenheit, den R1 zu testen, einen „smarten“ Helm von Sena.
Digitalisierung und Elektronik machen es möglich: FahrradZubehör, das aus Radfahrenden Superhelden oder Jet-Piloten macht. Sprechende Helme, Brillen mit Augmented Reality, Uhren mit künstlicher Intelligenz, Computer und Sensoren, mit deren Hilfe Atmung, Puls und Trittfrequenz exakt gemessen werden können. Dazu Navigationssysteme, die Kartenlesen als anachronistischen Akt erscheinen lassen. Aber welche der Gadgets brauchen wir wirklich? Was ist nützlich und was ist ein Verkaufsschmäh, der den simplen Genuss des Radfahrens bloß verkompliziert? Wir haben uns einige der angesagtesten Stücke angeschaut und in der Praxis getestet ...
Zum Begriff „Gadget“ meint das Urban Dictionary: An electronical or mechanical device that people buy as a toy rather than a practical tool
R
adfahren kann oft eine recht einsame Sache sein. Viele Strecken ermöglichen kein Nebeneinanderfahren. Mitunter ist es einfach sicherer, hintereinander zu radeln. Sei es auf stark befahrenen Straßen oder auf Single-Trails: Sich den Begleitenden mitzuteilen, ist mitunter recht schwierig und belastet die Stimmbänder. Genau dieses Problem packt der smarte Helm „Sena R1“. Der Hersteller hatte uns zwei Stück davon zum Testen während unserer viertägigen Rennradreise von Villach nach Grado und wieder zurück zur Verfügung gestellt. Anfangs noch skeptisch über Sinn und Zweck der Smarthelme (Stückpreis: 260 €), lernten wir sie im Lauf unserer Reise lieb zu gewinnen. Aber Schritt für Schritt: Was kann so ein Smarthelm überhaupt? Vereinfacht gesagt: kommunizieren. Mittels Bluetooth überträgt der Helm akustische Signale vom Smartphone auf die im Helm integrierten Lautsprecher. Mögliche Anwendungen sind: Musik- bzw. Podcast-Hören, Nutzen von Navigations-Apps, schließlich Telefonieren: mittels Druck auf die Tasten an der Helmseite können Gespräche angenommen werden. Das alles klingt schon ziemlich cool. Als wirklich nützlich
erwies sich für uns vor allem die Möglichkeit, über eine lokale Funkverbindung im Gespräch zu bleiben. So wird es möglich, miteinander zu sprechen, selbst wenn man sich außer Sichtweite befindet. Ein Vorteil vor allem bei Bergfahrten des Autoren-Duos. Ist doch der eine deutlich schneller beim Klettern, der andere wiederum lässt den einen bei den Abfahrten uralt aussehen. Freilich ist der Radius des Systems limitiert. Abhängig von der Topographie ist nach einigen hundert Metern Schluss. Was sich außerdem für uns bewährte: es ist möglich, beide Helme über das selbe Telefon zu beschallen. So konnten wir beide die selben Podcasts bzw. Musik hören. Ein Knopfdruck genügt, um vom gemeinsamen Hörprogramm wieder auf Sprechfunk umzuschalten. Die Klangqualität ist übrigens ausgezeichnet. Anders als Ear-Phones erlauben es die Lautsprecher, die Umgebungsgeräusche wahrzunehmen: ein wichtiger Sicherheitsfaktor im Straßenverkehr. Kritische Anmerkung: das Synchronisieren von Telefon und Helm funktionierte – bei uns – nicht fehlerfrei. So war es mit Matthias’ Helm+Telefon-Kombination möglich, über den Helm zu telefonieren, nicht aber die akustischen Hinweise von Google-Maps zu übertragen. Bei Jan wiederum war es genau umgekehrt. Kann sein, dass man diese Schwierigkeiten mit etwas mehr Spielerei in den Griff bekommt. Mit der Ladezeit der Akkus waren wir zufrieden. Wir hängten die Helme über Nacht ans Netz, so dass wir niemals bei Funkstille fahren mussten. Fazit: Die Sena R1-Fahrrad-Helme sind auf Radreisen überaus praktisch. Insbesondere an den Sprechfunk kann man sich gewöhnen. Tipp: Die Funkverbindung abstellen, wenn man die Toilette besucht. Die Produkte wurde uns vom Hersteller zum Testen zur Verfügung gestellt. www.sena.com/product/r1
Foto: Jan Killian
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Schlaue Stücke
BERICHT: Matthias Bernold und Jan Killian
Man fühlt sich ein wenig wie ein Cyborg Mit dem Raptor von Everysight –Fahrradbrillen mit Augmented Reality – radle ich durch Südtirols Berge. BERICHT: Klaus Brixler
drauf geladen. Nachteil: es werden alle Files in ein Verzeichnis gespeichert, man kann entsprechend schwer durch die Sammlung flippen. Gespannt war ich auf die Video- und Foto-AufnahmeFunktion. Leider können Videos nur in einer Maximallänge von 60 Sekunden aufgenommen werden, das erschwert das Einfangen einer imposanten PassAbfahrt. Fein ist, dass man mit dem Raptor fotografieren kann, ohne anhalten und Gerätschaften rauskramen zu müssen. Nachteil: Man sieht nicht, was auf den Fotos ist, da das Gerät über kein Display wie etwa ein Smartphone verfügt – für mich kam damit eine unschöne Überraschung: bei meiner Tour in nasskaltem Wetter beschlug der Bereich vor der Linse: So war ein Großteil der Fotos unbrauchbar – das ist bei einem 749 €-Spielzeug ärgerlich. Fazit: Lustiges Gadget, mit dem Kauf würde ich persönlich noch ein bis zwei Generationen warten.
Der Visor wurde uns vom Hersteller zum Testen zur Verfügung gestellt. everysight.com
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Fotos: Everysight
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ür meine Südtirol-Ausfahrt bekomme ich etwas ganz Modernes zum Testen: den „Everysight Raptor“, einen Smart Visor mit Augmented Reality-Technologie, GPS-Navigation, MP3-Player, Kamera und allem, was moderne Sportgadgets bieten. Ich kalibriere das Teil über das Smartphone, stelle meine Sehschärfe ein und kann loslegen. Man fühlt sich ein wenig wie ein Cyborg, gewöhnt sich aber schnell an die 100 Gramm auf der Nase. Die Informationen werden auf das Brillenglas projiziert. Es ist eine Technologie wie sie in Kampfjets verwendet wird. Gefinkelt ist die Steuerung: über einen druckempfindlichen Bereich am rechten Brillenbügel werden durch Tippen und Wischen die Funktionen aufgerufen. Das klappt mit etwas Übung recht gut: zu meiner Überraschung auch mit Handschuhen. Das Gerät kann sich 16 GB Daten merken: entsprechend habe ich gleich einige MP3-Files
Produkte & Technik
Weniger kostet eben mehr Unser Autor testet den „Omata One“, einen Radcomputer mit analoger Anzeige. BERICHT: Johannes Pepelnik
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ieses Gerät faszinierte mich so sehr, dass ich dafür eine Crowdfunding-Kampagne über Kickstarter unterstützte: Omata, ein Radcomputer, der die wichtigsten Daten – ermittelt von GPS und anderen Sensoren – in mechanische Bewegungen übersetzt und analog darstellt. Das finnische Wort „omata“ heißt übrigens „aufweisen“, „haben“ oder „über etwas verfügen“. Im vergangenen Jahr hatte ich endlich Gelegenheit, das Gerät zu testen. Vorweg: Der kleine runde Radcomputer fühlt sich ordentlich verarbeitet an; er ist robust und metallisch. Die minimalistische Anzeige ist gut zu lesen. Dazu passend gibt es eine App, die ich am iPhone sowie am iPad ausprobierte. Das Uhrwerk des Omata One ist von Seiko. Was mich gestört hat: Dass man den Omata nicht am Garmin HandlebarArm aufstecken kann, sondern die mitgelieferte Halterung verwenden muss. Die lässt sich leider nur durch mühsames Herumschrauben befestigen: lästig. Doch einmal montiert, passt der Garmin auch auf die Omata-Halterung. Noch ein Nachteil: dass man mit dem Einschalten (äußeres Rad drehen) zugleich die Verankerung des Gerätes lockert. Auf dem Ziffernblatt des Omata befinden sich vier Anzeigen: Geschwindigkeit (großer roter Zeiger): 30 km/h liegen bei 12 Uhr. Gefahrene Kilometer (0 bis 100): was für Tagestouren meistens reichen
sollte. Verstrichene Zeit (0 bis 12 Stunden): dies hätte kleiner skaliert werden können, da man für bis zu 100 Kilometer kaum mehr als sechs, jedenfalls selten 12 Stunden braucht. Höhenmeter (0 bis 4000): auch recht üppig. Die Anzeigen sind alle gut zu lesen, die Zeiger bewegen sich ein wenig ruckelig, vergleichbar alten Bahnhofsuhren. Die Zeit wird zeigen, ob der Computer auch Wind und Wetter standhält: Hinten am Gerät befindet sich die ungeschützte Buchse für das USB-C-Kabel, was sich als Schwachstelle erweisen könnte. Die direkte Einspielung in die Plattform Strava klappte bei mir nicht, weshalb ich die Datei händisch hochlud. Die Verknüpfung mit Brustgurt, Cadenzmesser über Ant+ hat bei mir nicht funktioniert – da hätte ich vielleicht etwas geduldiger sein müssen. Fazit: Zum Rennrad fahren muss man den Omata nicht haben, aber er sieht jedenfalls gut aus und hält, was er verspricht. Der Neupreis ist happig: ich habe ihn um den early bird-Preis von 400 € bekommen. Zum Vergleich: ein Garmin 520 kostet ca. 300 €. Aber weniger kostet eben mehr. www.omata.com
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Fitnesstracker oder Sportcomputer? Gesundheit oder Leistung überwachen? Smartwatches wie die geteste „Huami Amazfit Verge“ wollen alles. BERICHT: Reinhold Seitl
gen wie SMS, E-Mail, ja selbst telefonieren kann man dann mit dem Ding. Die gesammelten Leistungsdaten können mittels Handy-App synchronisiert und in grafischen Übersichten ausgewertet werden. WLAN ist auch an Bord. Ich habe die Smartwatch (Preis: ca. 150 €) im Alltag, beim Indoor- und Outdoor-Radfahren und Wandern nun ein paar Wochen getragen. Die Präzision aller Messdaten hat mich überrascht. Rund fünf Tage lang hält der Akku. Fazit: auf dem Fahrrad kann sie zwar einen leistungsstarken Radcomputer nicht ersetzen, insgesamt aber erhält man durch die lückenlose Überwachung ein breites Gesundheits- und Leistungsprofil. Meine Schlafdaten haben mir zu denken gegeben ...
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Foto: Huami
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as Sport-Wearable am Handgelenk kann viele verschiedene spezifische Leistungsdaten wahlweise etwa zum Laufen, Wandern, Skifahren, Fußball und Radfahren (Indoor und Outdoor) aufzeichnen. Die kluge Uhr errechnet – je nach Sportprofil – Streckenverlauf, zurückgelegte Schritte, Höhenunterschiede, verbrannte Kalorien usw. Darüber hinaus ist die Huami Amazfit Verge satt mit Funktionen ausgestattet, welche das alltägliche Bewegungsverhalten analysieren. In der Nacht etwa wird der Schlaf überwacht, und wer zu lange sitzt, wird sanft an diesen Bewegungsmangel erinnert. Wird das Gerät über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, erhält man am Handgelenk Benachrichtigun-
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Assistent für Elektro-Flitzer Unsere Autorin testet das COBI.Bike System – eine App, die das Smartphone mit dem Fahrrad oder E-Bike verbindet und „intelligente Assistenzfunktionen“ bietet. BERICHT: Beatrice Stude
richten. Ich zucke lächelnd mit den Schultern und sage „Testfahrt!“. Vom Margaretengürtel ins Nordbahnviertel – 7,2 Kilometer – in 20 Minuten, das ist etwas schneller als ich sonst mit meinem Alltagsrennrad unterwegs bin. Die Anzeige meiner aktuellen Geschwindigkeit und Tretkraft auf der App war wohl hier zusätzliche Motivation. App und Fahrrad sind leicht zu benutzen: App laden, anmelden, Bluetooth einschalten und los geht's. Mein Smartphone befestige ich in der Halterung am Lenker, diese wirkt zunächst etwas fragil, hält aber sehr gut – auch bei Fahrten über Kopfsteinpflaster. Alles lässt sich leicht mit dem linken Daumen über den Joystick und die Tasten steuern. Mein Telefon wird über das angenehm kurze Kabel während der Fahrt geladen. Die Adressen, die ich ansteuern möchte, findet der Routenplaner nicht immer. Einen direkten Link zum Download von Karten gibt es nicht, nur den Hinweis, dies zu tun. Hier könnte nachgebessert werden. Einmal muss ich mich bei der App komplett neu anmelden und alles wieder neu auswählen. Ein anderes Mal wird der Akku nicht sofort erkannt. Auch das Licht lässt sich bei der letzten Fahrt nicht ansteuern, es bleibt eingeschaltet. Fazit: COBI.Bike ist intuitiv benutzbar und die App sehr ansprechend designt. Ein feines System für digitalaffine Menschen, die gern ihre Wege mit dem Fahrrad tracken und beim Fahren telefonieren wollen. cobi.bike/de
Beatrice Stude fährt zum ersten Mal ein E-Bike mit dem digitalen COBI.Bike-Assistenten. Das Fahrrad wurde uns von Riese & Müller zum Testen zur Verfügung gestellt r-m.de
Foto: Hersteller/privat
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ür den Test kann ich eine Woche lang ein Riese & Müller Nevo GT fahren. Das Besondere: es ist mit dem Assistenzsystem COBI.Bike ausgestattet, das via Smartphone die Steuerung des E-Bikes übernimmt. Riese & Müller ist der erste große Hersteller, der auf COBI.Bike als Standard setzt. Die App wurde im Jahr 2014 von einem in Frankfurt am Main angesiedelten StartUp entwickelt – mittlerweile wurde die Firma von Bosch eBike Systems übernommen. Während der Fahrt konzentriere ich mich zunächst auf Verkehrsschilder und Masten entlang des Radweges. Ich fühle mich so viel breiter als sonst und befürchte, mit dem Lenker hängenzubleiben. Das stresst mich und ich biege auf die Wienzeile ab. Hier, auf der Straße, radelt es sich entspannter. Ich kann mich durch die App klicken und die Unterstützungsstufen von Eco bis Turbo ausprobieren. Der zusätzliche Schwung durch den Elektromotor beim Anfahren macht richtig Spaß! Am Karlsplatz muss ich zurück auf den Radweg, denn hier gibt es einen. Die Bremsen funktionieren sehr gut. So gut, dass die Reifen den Split geräuschvoll verdrängen und sich alle Blicke der Wartenden vor der Ampel auf mich
Ponytail kompatibel Für Kinder gilt Helmpflicht in Österreich. Aber Mama, was ist mit der Frisur? Genau hier setzt der Scraper Kid 3.0 von Abus an. Laut Hersteller ist er nämlich auch für Zopf-Tragende gut geeignet dank „Ponytail Kompatibilität“. Abgesehen davon verspricht der Helm mit ABS Hartschalentechnologie Sicherheit und gute Ventilation.
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D Der Achtschüsser Was mag sich hinter der Bezeichnung EIGHTSHOT X-COADY 20 verbergen? Kinderrad-Hersteller Puky hat die Erklärung: „EIGHTSHOT steht für durchdachte Mountainbikes, die den besonderen Kriterien von Jugendlichen in den Punkten Ergonomie, altersgerechten Komponenten und Gewicht entsprechen.“ Aha. Konkret kommt das 20 Zoll-Modell mit Alu-Rahmen, optimierter Kurbellänge, niedrig positioniertem Tretlager und Shimano 7-Gang Schaltung.
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B Der Kipplaster Mit seinen kompakten Abmessungen – Länge: unter zwei Meter, Breite: 73 Zentimeter – fühlt man sich auf dem Chike auch auf schmalen Radwegen wohl. Mit viel Stauraum und zulässigem Gesamtgewicht von 200 Kilo lässt sich sehr viel draufpacken. Originell: das gefederte Neigefahrwerk. Über einen Drehgriff am Lenker kann die Neigung in zwei Stufen eingestellt werden. Zum Beladen oder Kinder einsteigen lassen blockiert man die Neigung einfach ganz.
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puky.de
E Kraftprotz Robust: Das ist der Eindruck, den das Riese & Müller Multicharger City weckt. Das E-Bike mit dem verlängerten integrierten Gepäckträger eignet sich laut Hersteller als Touren-, Familien- oder Transport-E-Bike. Die Ausstattung mit Bosch Active Plus Motor, Shimano Nexus 8-Gang-Nabenschaltung und hydraulischen Magura MT4 Scheibenbremsen ist hochwertig.
A C
Gesehen bei Heavy Pedals Am Hundsturm 1, 1050 Wien ab 3.195 Euro
Gesehen im Fachhandel um 3.879 Euro
Das DRAHTESEL-Schaufenster entsteht in Kooperation mit den Herstellern; Fotos: Hersteller
chike.de, heavypedals.at
C Pelago Airisto Commuter Klassische Anmutung zeichnet den Airisto Commuter von Pelago aus. Und die guten Komponenten: Durchstiegsrahmen, hydraulische Scheibenbremsen, 8-Gang-Nabenschaltung, Nabendynamo und Brooks Cambium All Weather-Sattel. Die Sitzposition ist aufrecht. Der Hersteller verspricht „eine solide, selbstbewusste Fahrt mit einer ruhigen Qualität“. Gesehen bei Citybiker Lerchenfelder Str. 13 1070 Wien um 1.575 Euro pelagobicycles.com
r-m.de
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F Anfängerglück Der österreichische Hersteller woom setzte von Beginn an auf sorgfältiges, exakt auf Kinderbedürfnisse hin entwickeltes Design. Dazu zählen passgenaue Geometrie und die vielen, kleinen Details. Großen Wert legt man bei Woom auf ein niedriges Gewicht der Räder: woom-Bikes wiegen deutlich weniger als gewöhnliche Kinderräder. Das hebt den Fahrspaß deutlich.
E
F
Gesehen im Fachhandel ab 179,- Euro woombikes.com
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Inserat
Tour & Reise Produkte & Technik Produkte & Technik
Mountainbike: Neue Regeln im Wienerwald Seite 48
Ausflugstipps in Niederösterreich Seite 50
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Meine große Balkan-Tour Seite 56
Zum Jahrestag: 30 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs zen Meer. Geistiger Vater ist der deutsche EU-Abgeordnete Michael Cramer (Grüne), der soeben die neue, erweiterte Auflage eines Reiseführers (bikeline-Buch im Verlag Esterbauer) vorgestellt hat. Für Cramer ist der Radweg ein Lebensprojekt. Im Radtourismus sieht er eine echte Alternative zu umweltschädlichen Fernreisen. 44 Milliarden Euro würden mittlerweile im Radtourismus jedes Jahr umgesetzt: mehr Geld als in der europäischen Kreuzfahrtschifffahrt, erinnert Cramer: „Hätte ich diese Entwicklung vor 20 Jah-
ren vorhergesagt, hätte man mich für bekloppt erklärt.“ www.eurovelo13.com www.eurovelo.at
An der Grenze zu Tschechien: Teilabschintt des Iron Curtain Trails (EuroVelo 13) im Waldviertel
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Neue Trails und neue Regeln für Mountainbiker im Wienerwald
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inige Neuerungen kommen heuer auf Mountainbiker im Wienerwald zu: Seit 1. März steht ein größeres Streckennetz zur Verfügung: Von 1.100 Kilometern 2018 wurde die Gesamtlänge der Trails auf 1.250 Kilometer erweitert. Außerdem: Der Tourismusverband übernimmt künftig die Haftungen von den Grundeigentümern und deckt sie durch eine VersiAnzeige
cherung ab. Und: Auf allen Wegen, die nicht im Streckennetz aufscheinen, ist das Mountainbiken dezidiert verboten. Derzeit wird neu beschildert, die neuen Routen werden danach schrittweise freigegeben, hieß es in einer Aussendung. In den vergangenen Wochen und Monaten waren die Routen-Vorschläge der Gemeinden im Wienerwald von den Grundei-
gentümern geprüft worden – unter anderen den Bundesforsten, Stadt Wien sowie dem Stift Klosterneuburg. In der Folge wurden neue Verträge zwischen WienerwaldTourismus, den Gemeinden und Grundbesitzern geschlossen. Finanziert wurde das neue Streckennetz durch die Wienerwald-Gemeinden, unterstützt von den Ländern Niederösterreich und Wien. wienerwaldtrails.at
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Foto: Waldviertel Tourismus/Studio Kerschbaum
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euer jährt sich der Fall des Eisernen Vorhangs zum 30. Mal. Der Jahrestag ist Anlass für zahlreiche Events und Aktionen rund um das geschichtsträchtige Datum und rund um den EuroVelo 13, der über 10.400 Kilometer und 20 Länder entlang der Grenzlinie zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und dem „Westen“ verläuft. Der Eiserne-Vorhang-Radweg, der wie kein anderes Projekt Radtourismus und politische Bildung verbindet, führt von der Barentssee im Norden Finnlands bis zum Schwar-
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Inserat Radtabelle_Layout 1 07.03.2019 10:53 Seite 1
Im Eisernen Tor mit Blick auf den großen Kasan © 2015
Werde auch du Donau-Finisher...
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entdecken und erleben mit dem Fahrrad
Die Ziele von Elite Rad Tours sind keine NullAcht-Fünfzehn Destinationen. Das Elite Radteam veranstaltet alle Reisen selbst und stellt für jedes Jahr ein abwechslungsreiches Programm zusammen. Für die Saison 2019 gibt es wieder eine Reihe von höchst ambitionierten und interessanten neuen Zielen. So starten wir heuer gleich zwei neue Flussreiseprojekte: Erstens am Rhonegletscher mitten im Schweizer Hochgebirge und an der Weichselquelle an den polnischen Flanken der Besikden. Ein Dauerbrenner ist das Vier-Jahresprojekt DONAUFINISHER - von der Quelle bis ins Delta. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums “Fall der Berliner Mauer” radeln wir verstärkt in den “Osten”: Masuren, Oder - Spree Landschaften, entlang der Elbe bis Cuxhaven. In Italien befahren wir den ganzen Stiefel: Apulien - die Region im Absatz, Marken in der Mitte und die Lagune von Venedig am Stiefelrand. Das größte Highlight des Jahres 2019 bildet zweifelsohne Schottland auf den Spuren von Loch Ness und Braveheart.
Weitere Informationen findest du in unserem Jahreskatalog oder auf unserer Hompage
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13.04.19 6 27.04.19 8 27.04.19 8 05.05.19 4 08.05.19 5 13.05.19 7 22.05.19 5 25.05.19 9 02.06.19 8 08.06.19 3 13.06.19 4 19.06.19 5 28.06.19 10 13.07.19 9 21.07.19 8 02.08.19 10 15.08.19 4 18.08.19 9 23.08.19 4 24.08.19 8 02.09.19 5 08.09.19 8 21.09.19 2 21.09.19 9 22.09.19 8 01.10.19 5 11.10.19 3 18.10.19 3 31.10.19 4
Frühling in Slowenien - Highlights Küste und Karst Dalmatiens Hinterland - Bahntrasse Mostar - Dubrovnik Inselhüpfen Dalmatien - mit der "MS Romantica" Moldau I - Von der Quelle bis Budweis Moldau II - Von Budweis bis Melnik Von Triest nach Chioggia - Golf von Venezia Mozartradweg - Von Salzburg nach München Elbe II - Natur- und Kulturjuwele an der Mittelelbe Elbe III - von Magdeburg nach Cuxhavn Steirische Täler und Pässe-Tour Donauradweg - von Regensburg nach Linz Weichsel Oberlauf - Von der Quelle nach Krakau Faszinierendes Schottland - Schottenrock und Dudelsack Rhone I - Vom Gletscher nach Lyon Posen - Berlin - 30 Jahre Fall der Berliner Mauer Masurische Seenplatte - landschaftliche Erlebnisreise Tauernradweg mit Sturm auf den Glockner - der Klassiker Sternfahrt Pinzgau Mini-Kreuzfahrt Passau - mit dem Rad retour nach Ybbs Lechtalradweg - von den Alpen bis zur Donau Zipser Land und Hohe Tatra Serbische Donau - von Osijek bis zum Eisernen Tor Unbekanntes Innviertel - zwischen Schärding und Linz Marken Cross - durch das ursprüngliche Italien Apulien - Land der Trulli und Olivenhaine Törggelen in Südtirol - Sternfahrt Leifers Balatoner Oberland - Von Sopron bis an den Balaton Iron Curtain - durch Ungarn und Slowenien Therme Olimia - Rad und Therme
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Im Test: Radrouten in Niederösterreich
Illustration: Daniela Bernold
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Etwas für jeden Geschmack: Sechs Ausflugsradrouten von der Mini-Radtour bis zur mehrtägigen Reise im Überblick
Tour & Reise
Alex Kubik, Ewald Gärber, Hermann Hiebner und Julia Beckel befuhren sechs niederösterreichische Radrouten zwischen Mai und September 2018.
ZUSAMMENSCHAU: Julia Beckel
fahrenstellen (z. B. Poller, Straßenquerungen), Möglichkeit der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, touristische Infrastruktur und Informationen im Internet werden beurteilt. In der Saison 2018 konnten wir mehrere kürzere und längere Radrouten im Auftrag der Niederösterreich-Werbung und Mostviertel Tourismus befahren. Die Unterschiedlichkeit der befahrenen Routen ist spannend. Wir stellen die Ergebnisse einiger der untersuchten, sehr verschiedenen Routen kurz vor:
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m die Qualität von Radrouten und ihre Eignung als Ausflugsroute zu bewerten, führte das Team der Radlobby Radtourismus-Gruppe im Herbst 2018 auf Anfrage von Tourismusorganisationen „Quick Check-Befahrungen“ durch. Meistens finden diese Testfahrten auf bereits bestehenden Routen statt. Manchmal aber schon in der Planungsphase für eine neue Radverbindung. Kriterien wie Beschilderung, Routenführung, Belag (Art und Zustand), Ge-
Tour
Laabentalradweg Zwischen Laaben (nördlich von Wöllersdorf) und Neulengbach verläuft der fünfzehn Kilometer lange Laabentalradweg: Eine gemütliche und familientaugliche Ausflugsradroute, die meist entlang des Laabentalbaches verläuft. Das Ziel liegt in der Ebene nördlich von Neulengbach, wo der Radweg an den Großen Tulln-Radweg anschließt. Es wird abwechselnd auf eigenständigen Radwegen und Nebenstraßen durch Siedlungen gefahren, wobei hinsichtlich der Oberflächenqualität die Teile auf eigenständigen Radwegen wesentlich besser sind als die Straßen, die teilweise ein Flickwerk voller Löcher sind, auf denen man sehr achtsam fahren muss. Heißt es doch oft, der KFZVerkehr würde begünstigt, muss man hier sagen: der Radweg hat die bessere Qualität. Die Route hat zwei Kreuzungsstellen im Ortsgebiet, an denen es keine klare, durchgeplante offizielle Routenführung für Radfahrende gibt und man es diesen überlässt, sich auf sicherstem und pragmatischem Weg „durch-
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zuwurschteln“. Bemängelt werden die vielen Poller, die zwar einerseits Autos vom Radweg fernhalten, andererseits eine Gefahr v.a. für radfahrende Gruppen darstellen. Aufgrund vieler Brücken gibt es viele Unterführungen ohne abgesichertes Ufer – selber Mutter von zwei Buben weiß ich, dass ich, wäre ich vor ein paar Jahren mit ihnen hier unterwegs gewesen, bei jeder Unterführung einen Adrenalinanstieg gehabt hätte. In einigen Gemeinden sollte die Beschilderung nachgebessert werden. Wie so oft bemerkt man am Radweg die Gemeindegrenzen. Das Engagement der für die Beschilderung zuständigen Gemeinden ist sehr unterschiedlich: War die Beschilderung gerade noch super, fehlt plötzlich jedes zweite Schild. Will man öffentlich anreisen, kann man nach Neulengbach mit dem Zug fahren und dann den Radweg hin und retour fahren. www.bergfex.at/sommer/niederoesterreich/touren/ radfahren/99240,laabental--radweg
Landschaft Schwierigkeit Routenführung Bodenbelag Familientauglichkeit
Tour
Helenentalradweg 2
Tour & Reise
Landschaft Schwierigkeit Routenführung Bodenbelag Familientauglichkeit
(in Baden
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Der Helenentalradweg gehört zu den bekannteren Radrouten in Niederösterreich; eine feine Route – besonders zu empfehlen wenn man der Sommerhitze entfliehen will – die am Thermenradweg (EV9) in der Nähe von Baden startet und auf einem von der Qualität her sehr guten, meist eigenständigen Radweg ohne Kfz-Verkehr auf 17 Kilometern theoretisch nach Heiligenkreuz führt. Theoretisch deshalb, weil in Sattelbach ein Schild steht, das anzeigt, dass der Helenentalradweg hier endet und auf der (stark befahrenen) Bundesstraße weiter gefahren werden muss. Dass das nicht so ganz stimmt, bemerkt man beim Weiterfahren: nach einem Kilometer gibt es wieder einen eigen-
ständigen Radweg, den Stiftsradweg. An den Tourismusorganisationen und Gemeinden liegt es, eine Lösung für diese Radwegslücke zu finden und die Beschilderung und Information im Internet abzustimmen. Ansonsten ist der Radweg in allen Bereichen zufriedenstellend. Mit Ausnahme der mitunter üblen Belagsqualität auf den Straßen in Baden. Vor allem fällt auf, dass die Radwegverantwortlichen versuchen, viel für Sicherheit und Komfort zu tun: beispielsweise werden bei einer Baustelle die Radfahrenden auf die Führung und Länge der Umleitung hingewiesen. Auch sind die wenigen Poller mit einer Bodenmarkierung zur Warnung versehen. www.wienerwald.info/a-helenentalradweg
Landschaft Schwierigkeit Routenführung ? Bodenbelag
Mit einer Länge von 85 Kilometern ist der Bandlkramerradweg in den Hügeln des Waldviertels eine Herausforderung für die Oberschenkel. Von den namensgebenden Bandlkramern ist zwar während der Fahrt wenig zu spüren. Dafür überzeugt die Fahrbahn-Beschaffenheit der Radroute, die hauptsächlich
Familientauglichkeit ?
auf wenig befahrenen Landstraßen und Feldwegen verläuft. Als problematisch können sich jedoch Verschmutzungen in Folge landwirtschaftlichen Verkehrs erweisen. Mangelhaft sind drei Querungen der Bundesstraße – da sollte etwas getan werden, um die Sicherheit für Radfahrende zu erhöhen. Bei der Beschilderung fällt auf, dass viele Schilder kantensichtig angebracht wurden – dadurch werden sie leicht übersehen. Besser wäre eine frontale Ausrichtung. Bei der Beschilderung wäre es außerdem zweckmäßig, die Thayatalrunde einzubeziehen. www.waldviertel.at/a-bandlkramer-radweg
Tour
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Tour
Perschlingtalradweg 4 Als Radweg der etwas anderen Art präsentiert sich der Perschlingtalradweg – eine weitgehend vergessene Verbindung zwischen Traisental- und Donauradweg vom Mostviertel ins Tullnerfeld. Zunächst fallen die drei verschiedenen Beschilderungsarten und Radwegnummern aus unterschiedlichen Zeitaltern
auf, was immer wieder für Verwirrung sorgt. Die Beschilderung ist lückenhaft, nahe der Donau ist sie dann gar nicht mehr vorhanden. Hier ist klar: Soll der Radweg beibehalten werden, muss die Beschilderung vereinheitlicht werden und die Karten nachgeführt werden.
Landschaft Schwierigkeit Routenführung Bodenbelag Familientauglichkeit
Fotos: Waldviertel Tourismus, Weinviertel Tourismus/Wurnig
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Bandlkramerradweg
Ybbstalradweg Der neu ausgebaute Ybbstalradweg führt über 111 Kilometer von Ybbs nach Lunz am See. Er verläuft zunächst auf verkehrsarmen Nebenstraßen und Feldwegen, ab Waidhofen an der Ybbs dann auf dem neu errichteten Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse. Die Oberfläche ist meistens gut oder sogar
Tour
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Tour & Reise
sehr gut. An drei Kreuzungen könnte die Radroute besser gesichert sein. Außerdem hat der Abschnitt zwischen Ybbs und Waidhofen, der bisher noch nicht erneuert wurde, zwei unangenehme Strecken mit zu viel Kfz-Verkehr. Die Beschilderung im älteren Abschnitt ist mangelhaft, so dass man ohne weitere Unterlagen dem Radweg nicht folgen kann. Bei der neueren Beschilderung fielen hingegen viele kantensichtige Schilder (d. h. man sieht sie nur von der schmalen Seite) negativ auf. Teilweise wurde überhaupt auf Beschilderung verzichtet und nur auf Bodenmarkierungen gesetzt. Letztere haben den Nachteil, dass sie durch Licht- und Schatteneffekte sowie Verunreinigungen verdeckt sein können.
Landschaft Schwierigkeit Routenführung Bodenbelag Familientauglichkeit
Landschaft Schwierigkeit Routenführung Bodenbelag Familientauglichkeit
Auf 95 Kilometern spannt sich der Liechtensteinradweg durch die Weinviertler „Agrarsteppe“. Der Radweg über Hügel, mal sanfter, mal doch ganz schön steil, überschreitet die Grenze und führt in Tschechien über nichtasphaltierte Wege durch einen schönen Landschaftsgarten. Aufgrund der Höhenmeter und der genannten Streckenqualität ist es sinnvoll, eine Übernachtung einzuplanen. Weil es zudem auf der österreichischen Seite an Gastronomie fehlt, sollte Verpflegung mitgenommen werden. Der Radweg ist in gutem Zustand, die Beschilderung ist in Österreich und Tschechien unterschiedlich. Im Weinviertel entspricht sie noch nicht den Richtlinien für Radroutenschilder der Niederösterreich-
Werbung, sie sind zu klein und weiß, die Farben meist ausgeblichen. Oft sind sie dadurch schwer zu entdecken. Auch geübte Radfahrende mit einer genauen Karte müssen häufig zur Orientierung stehen bleiben. www.weinviertel.at/a-liechtenstein-radroute
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Fotos: Waldviertel Tourismus, Weinviertel Tourismus/Wurnig
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Liechtensteinradweg
Orcas Kettenbriefe Tour & Reise
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Clara „Orca“ Felis ist Radbotin, Buchhändlerin und schreibt. In ihrer Glosse berichtet sie aus dem Straßendschungel zum Wortmeer
Meer an radelnden Menschen Der Frühling lacht lockend zwischen den immer grüner werdenden Bäumen und Gräsern hervor. Endlich wieder Zeit zum Radeln wird sich der eine oder die andere denken, endlich wieder den Fahrtwind zwischen den Fingern spüren, war der Winter zwar nicht lang, aber grau, nicht so kalt, aber kalt genug, nicht das Rad zu benutzen, eine volle U-Bahn ist doch so viel gemütlicher … So tummelt es sich neuerdings wieder vermehrt auf den Radadern der Stadt. Mag sich die eine oder der andere grummelig darüber aufregen, dass es nun wieder mehr sind, dass wir nun wieder mehr werden. Ein Meer an radelnden Menschen, klein und groß, mit viel oder wenig Gepäck, schnell oder schnatternd. Wir sind mehr und werden immer mehr. Und wünschen uns doch eigentlich immer mehr zu
werden, aber wenn es dann wieder beginnt sich zu mehren, ist anfangs doch dieses kleine Gezeter im Kopf zu hören … Ja, wir, die wir im Jahreszeitenwechsel unermüdlichen pedalierenden Radler*innen. Der Balance ist Raum zu geben und Raum zu lassen für all die Variationen an „fahr Rad!“ Freuden. Beklagen lässt es sich bequem über die weniger bequem werdenden Radwege. Daraus folgt nur, im größeren Stil beklagen, auf anderen Ebenen Radschläge verteilen, dass sich die Radwege mehren für mehr Radspaziergänger*innenplatz und windschnittige Radmenschen. Schließlich sind unser aller Spielplatz die Verkehrsadern, die den Puls der Stadt beschleunigen und zu Hochformen ankurbeln.
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Briefe aus der Ferne Im Jänner ist Trockenzeit in Uganda. Dennoch gießt es wie aus Schaffeln, aber das wird nicht lange dauern, denn es ist ja Trockenzeit. In der Regenzeit regnet es dann auch nicht heftiger, aber halt 24 Stunden durchgehend. Gut für die Bananen, die hier wachsen, hier wie überall im Tropengürtel Afrikas. Keine Plantagen wie in Südamerika, sondern kleine Gärtchen, mal hier ein paar Stauden, dort ein kleines Bananenwäldchen. Jetzt ist Erntezeit, und damit kommt das Fahrrad ins Spiel. Mit dem Rad werden die Stauden nämlich zum nächsten Sammelplatz gebracht. Über Stock und Stein, weil die Straßen nicht asphaltiert sind hier, abseits der großen Fernstraßen. Durch Wasser und Schlamm, weil auf den Gravel Roads das Wasser zusammenrinnt zu einer braunen Soße, dass unsereins schon mal den Allradantrieb einlegt um weiterzukommen. Komfortabel ist das nicht mit dem Rad, die Strecken sind oft weit, und es dauert viele Stunden bis der Sammelplatz erreicht ist. Dort wird ausbezahlt, und zurück geht es mit dem Rad, um den nächsten Transport vorzubereiten. Anzeige
Tour & Reise
Bananen-Transport: ohne Fahrrad geht in Kyantambara gar nichts
Wenn man tagelang zugesehen hat, welche Schwerstarbeit allein der Transport der Bananen bis zum allerersten Sammelplatz ist, fragt man sich zwangsläufig, wie ein Kilo Bananen bei uns im Supermarkt nur 1,89 Euro kosten kann. Bei unseren Lohnkosten wäre damit nicht einmal das Pflücken abgedeckt, und die Banane käme niemals an im Billa-Regal. Jö, endlich hat es zu regnen aufgehört! Martin Friedl
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Fotos: Martin Friedl
Dieses Mal: Uganda
Die Balkanroute offen Unser Autor begab sich drei Wochen lang auf Radreise nach Südosteuropa. Die rund 1.700 Kilometer lange Strecke durch Serbien, Bosnien, Montenegro, Kosovo, Mazedonien, Albanien und Griechenland auf autoarmen Straßen, durch dünn besiedelte und geopolitisch interessante Gebiete wurde für ihn zum besonderen Erlebnis.
R U MÄ
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Belgrad
START Divčibare
Anreise: Wien-Budapest-Beograd. Fahrradticket für die Verbindung Budapest-serbische Grenze nur in Budapest erhältlich. Größere Straßen sollten aufgrund des Transitverkehrs vermieden werden, kleinere Straßen sind nicht immer asphaltiert; GPS und gutes Kartenmaterial empfehlenswert. Im Hochsommer ist die Hitze ein nicht zu unterschätzender Faktor. Rückreise mit Fähre aus Albanien oder Griechenland nach Italien und ab dort wieder per Zug. Alternativ mit dem Flugzeug aus Korfu. Achtung: Hirtenhunde treten gerne im Rudel auf, Radreisende eher alleine.
Sarajevo
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Mitrovica
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Skopje
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Korfu
REISEBERICHT: D. Écouvreur
1.700 Kilometer, drei Wochen.
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it Zug, Fahrrad und einmal umsteigen in Budapest geht es bequem von Wien nach Belgrad. In Belgrad beginnt dann eine Reise, die auf rund 1.700 Kilometern viel Abwechslung verspricht. Erste Schwierigkeit dabei: Belgrad mit seiner faszinierenden Architektur und den exzellenten Kaffeehäusern macht es einem nicht leicht, die Stadt zu verlassen. Irgendwann geht’s dann aber doch los Richtung Südwest-Serbien und den Bergort Divčibare. Eine eindrucksvolle Hügel- und Berglandschaft begleitet Radreisende in den kommenden Tagen durch Bosnien (Republika Srpska), das östliche Montenegro und wieder retour nach Serbien. Moscheen,
orthodoxe Kirchen sowie Betonbauwerke aus der Ära Titos sorgen für architektonische Abwechslung. Immer wieder sind auch noch Zeugnisse aus dem Jugoslawienkrieg, wie Kriegsdenkmäler oder zerstörte Häuser zu sehen. Besonders deutlich treten die ethnischen Spannungen bei der Weiterreise nach Kosovo zu Tage. Serbische Flaggen und albanische/kosovarische Flaggen wechseln sich teilweise innerhalb weniger Kilometer ab. In der kosovarischen Stadt Mitrovica werden die Spannungen noch spürbarer, KFOR-Einheiten patrouillieren und die verbarrikadierte Brücke über den Ibar teilt die Stadt in einen serbisch- und einen albanischsprachigen Teil. Für den
Fotos: D. Écouvreur
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5 1 Ohne Worte 2 Blick auf die albanischen Alpen 3 Albanien 4 Gastfreundschaft bei albanischen Bauern 5 Kosovo, Sar Berge
1 Tour & Reise
1 Straßenszene 2 Ohrid See 3 Nach dem Markt
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naiven Radreisenden, vollgepumpt mit Glückshormonen ob der Gastfreundschaft und der schönen Landschaft, sind diese Spannungen nur schwer nachvollziehbar. Sichtbar werden die Wunden des Krieges auch bei der Weiterfahrt Richtung Pristina: zahlreiche Kriegsdenkmäler säumen den Weg und erinnern an den Kosovokrieg. Im Kontrast dazu stehen die schöne Landschaft und hübsche kosovarische Städte wie etwa Gjakova oder Prizren. Der Kosovo ist aufgrund seiner Größe schnell durchquert, und so erreicht man bereits nach rund zwei Tagen die albanische Grenze. Entlang der albanischen Alpen geht es weiter Richtung
Süden und hinauf in die Berge. Unasphaltierte Straßen, Schaf- und Ziegenherden sowie Hirtenhunde auf den Wegen machen die Fahrt mal mehr, mal weniger angenehm. Gastfreundschaft und Strapazen Doch die Gastfreundschaft gleicht viele Strapazen aus, verirrt im Dunkeln nach einem mehrstündigen Fußmarsch mitsamt Rad durch einen Wald wird man von einem Bauern aufgenommen, bekocht und spricht mit Händen und Füßen über die politische Situation, die Arbeit als „illegaler“ Bauarbeiter in Deutschland und die Lebensbedingungen am Bauernhof: kein
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Fließwasser, keine stabile Stromversorgung. Im Zick-zack geht es in den kommenden Tagen retour via Kosovo zum Ohrid-See in Mazedonien. An den CoFinanzierungshinweisschildern (EU, KFOR, USA, Russland, Saudi Arabien und Türkei) von Infrastrukturprojekten in diesen Ländern wird auch sichtbar, wie internationale Investoren um Einfluss am Balkan ringen. Balkan heiß umkämpft Stichwort international: Besonders spannend ist, wie viele Menschen am Balkan ihren Lebensmittelpunkt in deutschsprachigen Ländern haben und in ihre alte Heimat für Urlaub zu-
rückkehren. Für Radreisen hat das den Vorteil, dass man mit Deutsch sehr gut durchs Land kommt. In vielen Gesprächen mit Einheimischen verbessert sich das Verständnis für die Herausforderungen, und man bekommt Tipps zu lokalen Sehenswürdigkeiten und kulinarischen Spezialitäten. Von Mazedonien geht es retour durch das albanische Bergland Richtung albanischer Riviera, welche zur ausführlichen Erfrischung einlädt. Wenn da nicht das Rückfahrtsticket in Griechenland gewesen wäre, wäre der Autor heute noch nicht zurück.
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4 Typisch albanische Bunker 5 Albanische Strandszene 6 Korfu
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TOP-Rad-Events 2019: • 19.05.2019 | Geero Genuss-Radrundfahrt in Kaindorf-Stubenberg • 22.- 23.06.2019 | MTB-Marathon im Naturpark Pöllauer Tal • 19.- 20.07.2019 | 24h Ultra Rad Challenge in der Ökoregion Kaindorf • 14.- 21.08.2019 | Hartbergerland Weltradsportwoche • 21.- 25.08.2019 | Int. Radjugendtour Oststeiermark Oststeiermark Tourismus Besuchen Sie uns am Bike-Festival in Wien am Rathausplatz von 30. – 31. März! T: +43 3113 20678, 8222 Feistritztal info@oststeiermark.com Ausflugszielekarte und Radkarte (ab Mai) kostenlos bestellen unter: www.oststeiermark.com
Dieses Inserat wird finanziert von der Regionalentwicklung Oststeiermark Projekt Veloregio ATHU64 (Interreg Österreich - Ungarn).
Forum Briefe von Lesern und Leserinnen Seite 61
Reflektor: Dystopie von der schönen neuen Welt Seite 61
Termine: Was tun im Frühling? Seite 62
#Lob für den DRAHTESEL #mehr DE18/4 Zum Leitartikel „Wie Berichte über E-Bikes bitte böse sind E-Scooter?“ Ich werde zwar heuer 80 Jahre alt und fahre nur mehr wenig mit dem Fahrrad, möchte aber ARGUS weiter unterstützen. Zur Neugestaltung Ihrer Zeitschrift möchte ich sagen, dass mir das Ergebnis gut gefällt. Vielleicht kann man etwas mehr auf den Fahrradmarkt eingehen. Es gibt eine Vielzahl von E-Bikes auf dem Markt. Was sind die Vor- und Nachteile von 26'', 27,5'' oder 29'' Bikes? Vielleicht kann man den Interessierten bei der Kaufentscheidung helfen. Für den Fortbestand Ihrer Zeitschrift wünsche ich Ihnen viel Erfolg!
Gehen, radeln und auch Roller treten ist eine gesunde Sache und spart Fremdenergie. E-Bikes haben auch eine Berechtigung bei Höhenüberwindung und für ältere Radler. Jugendliche mit E-Bikes in der Stadt finde ich sehr fragwürdig. E-Scooter werden meist von Jungen auf kurzen Strecken gefahren. Das ist eine Energieverschwendung. Ich hoffe, es gibt bald auch im DRAHTESEL andere Meinungen zu diesem Thema.
Jetz
tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!
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Der Reflektor Schöne neue Welt*
Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien.
Ich bin doch erst um 8:32 Uhr aufgestanden. Eigentlich war ich schon, wie an normalen Arbeitstagen, um 7 Uhr munter, aber meine Healthwatch (HW) am Handgelenk empfahl mir an diesem arbeitsfreien Tag eine andere Aufwachzeit. „Besser, ich bleibe noch im Bett“, dachte ich mir, „wer weiß, ob das die European Health Association (EHA) gut heißt, wenn ich früher aus dem Bett steige.“ Mein Arbeitgeber versichert seit einiger Zeit die Angestellten bei der EHA. Dort werden mittlerweile von einer ausgeklügelten Künstlichen Intelligenz die Gesundheitsdaten von 120 Millionen Menschen verarbeitet. Aus den persönlichen Werten, die unter anderem von Arztbesuchen, Apotheken und den Healthwatches stammen, werden Nahrungs- und Bewegungsempfehlungen errechnet und den Versicherten ans Handgelenk geschickt. Mir macht meine HW für heute verschiedene Aktivitätsvorschläge. Ich entscheide mich für zwei Stunden Radfahren mit dem E-Bike. Die Elektronik des Bikes ist mit der HW gekoppelt, welche die Tretunterstützung erst einschaltet, wenn mein Puls über 130 geht. Ich könnte die Koppelung aufheben und mit freier Motorunterstützung fahren, aber dann gibt's keine Bonuspunkte im Gesundheitsprogramm, und ich falle um die 10 Prozent Beitragsermäßigung um. Nach zwei Stunden bekomme ich ans Handgelenk eine Belobigung: „Du hast heu-
te dein persönliches Aktivitätsziel erreicht.“ Hungrig fahre ich mit GPS zum nächsten EHA-Fastfood, halte meine HW zum Bestellscanner und wähle per Taste mein Lieblingsmenü. Die Zutaten werden automatisch nach meinen Körper- und Kaloriedaten portioniert. Ich bekomme bei jedem Besuch auf diese Weise 10 Bonuspunkte. Ab 100 Punkten gibt es ein weiteres Prozent Beitragsermäßigung. Jetzt blinkt es am Handgelenk, und meine Health-Partnerin fragt, ob ich abends ins Fitness Studio komme. Ich tippe zur Antwort auf den „DVF“- (Day Value Finished) und den „No“-Button. Meine Partnerin verzichtet übrigens auf eine HW; sie hat sich die Healthtechnologie unter die Haut applizieren lassen. Sieht aus wie ein hübsches Tattoo. Die Kommunikation wird in ihre VR-Brille eingespiegelt. „Die neuen HWG (Health Watch Glasses) sind super“, schwärmt sie, „kein Vergleich mit der alten HW. Und außerdem bezahle ich um 20 Prozent weniger Versicherungsprämie!“
* „Schöne neue Welt“ (im englischen Original: Brave New World) von Aldous Huxley ist 1932 als utopischer Roman erschienen, in dem es der Wissenschaft gelungen ist, geistig und körperlich gesunde Menschen zu entwickeln, damit sie mit ihrer genetisch manipulierten Rolle im Leben zufrieden sind.
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Termine Fahrradausstellung im Museum Mödling 23. Februar – 30. Juni Museum Mödling – Thonetschlössl, Josef-Deutsch-Platz 2, 2340 Mödling Die Ausstellung im Mödlinger Museum zeigt u.a. die längst vergessene Geschichte der Mödlinger Radrennbahn, die sich neben der Fleischmann-Fabrik befand. Mit einem weiteren Schwerpunkt, dem Themenkreis „Frau und Fahrrad“, spannt Ausstellungskurator Walter Ulreich den Bogen bis in die Gegenwart.
ARGUS Bike Festival und 9. RADpaRADe Sa., 30. & So., 31. März, 9–18 Uhr Rathausplatz, Wien Das ARGUS Bike Festival als größtes Fahrrad-Festival Europas lädt ein, das Fahrrad in all seiner Vielfalt zu bestaunen, der Wiener Rathausplatz wird so zum großen Treffpunkt der RadInteressierten und Rad-Begeisterten. Die 9. RADpaRADe startet wie immer am Sonntag, 31.3., pünktlich um 12 Uhr am Ring vor dem Burgtheater.
www.museum-moedling.at
Radlobby Wien Jour Fixe Do., 4. April & 2. Mai, 19 Uhr Amerlingbeisl, EG-Saal, Stiftgasse 8, 1070 Wien Jeweils am ersten Donnerstag des Monats treffen einander Wiener Radaktive zum Gedankenaustausch. Beim Jour-Fixe werden Projekte und Aktionen geplant sowie Erfahrungen zum Thema Radverkehrspolitik und Infrastruktur geteilt.
Ringvorlesung „Aktive Mobilität – Radfahren und Gehen in der Stadt" 6. März – 26. Juni, 18 Uhr TU Wien, EI 8 Pötzl-Hörsaal, Gusshausstr. 2-29, Stg. 1, EG Im Sommersemester 2019 kommt die beliebte Ringvorlesung „Aktive Mobilität – Radfahren und Gehen in der Stadt“ mit einem interessanten, zeitgemäßen und vor allem thematisch höchst relevanten Programm wieder. Alle Themen finden sich hier: www.fvv.tuwien.ac.at/lehre/ ringvorlesungen/230030-aktivemobilitaet-radfahren-und-gehenin-der-stadt-2019
bikefestival.at
radlobby.at/wien
Radtage – Öffnung Villacher Hauptplatz Di., 2. - Sa., 6. April Hauptplatz, 9500 Villach Viel los ist am Villacher Hauptplatz anlässlich der heurigen Radtage: ein Kinder-Fahrradparcours am Unteren Kirchenplatz sowie Info-Cube, Radkino und vieles mehr. www.facebook.com/events/ 1050085888448890/
Radlbörse Tirol Sa., 6. April & So., 7. April Marktplatz Innsbruck & Cyta Völs Die RadlBörsen sind die Gelegenheit, ein gebrauchtes Fahrrad zu verkaufen oder zu kaufen und funktionieren nach dem Tauschmarktprinzip: Wer sein Fahrrad verkaufen möchte, bringt das Rad zwischen 8 und 10 Uhr zum Marktplatz und legt den Verkaufspreis fest. Alle ausgestellten Fahrräder können dann von 10 bis 12 Uhr bei den RadlBörsen Probe gefahren und natürlich gekauft werden. Alle Infos zu den RadlBörsen, inkl. Tipps zum Verkauf finden Sie auf radlobby.at/tirol/radlboerse
Mitgliederversammlung Radlobby Salzburg Do., 11. April, 18:30–21 Uhr Stadtwerk Lehen, Gemeinschaftsraum Ost, Strubergasse 26, 5020 Salzburg Die Radlobby Slazburg lädt zur Generalversammlung ein: Neben einem Rückblick auf die Aktivitäten im vergangenen Jahr (Repair Cafe, Radlichtaktionen, Lobby-Arbeit, ...) geht es vor allem um die Weiterentwicklung des Radverkehrs in Stadt und Land Salzburg. radlobby.at/salzburg
Critical Mass Fr., 19. April & 17. Mai, 16:30 Uhr Schwarzenbergplatz, 1030 Wien Die Critical Mass, die Radausfahrt für eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums, findet in Wien jeden dritten Freitag im Monat statt. Auch in Graz, Innsbruck, Linz und Salzburg wird geradelt – dort jeweils am letzten Freitag im Monat und Klagenfurt radelt am 1. Donnerstag. Alle Termine österreichweit auf criticalmass.at
Radlobby ARGUS Generalversammlung Fr., 26. April, 18–21 Uhr Vello, Reinprechtsdorfer Straße 58-60, 1050 Wien Die Radlobby ARGUS möchte Sie zur diesjährigen Generalversammlung einladen. Alle Infos und die Tagesordnung finden Sie unter: radlobby.at/argus/gv2019
Radtour: Der ZiegelbaronRadweg Sa., 27. April, 9 Uhr Liesing, Bahnhofsplatz Die Radlobby NÖ-Radtour zur Eröffnung des Ziegelbaron-Radwegs: von Liesing geht es über den Liesingbach-Radweg, den EuroVelo 9, den ZiegelbaronRadweg bis Laxenburg. Weiter nach Wiener Neustadt. Insgesamt 79 km Strecke. Infos auch zu allen weiteren Radtouren der Radlobby NÖ findet man hier: radlobby.org/noe/radtouren-2019 Anzeige
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Kidical Mass Wien Sa., 25. Mai, 15 Uhr Platz der Menschenrechte, Mariahilfer Straße 1, 1070 Wien Bereits zum dritten Mal radelt die Kidical Mass durch Wien, um auf ihre Forderung nach einem sicheren Verkehrsumfeld für Kinder hinzuweisen. Dabei kann man natürlich ganz viel Spaß haben. kidicalmass.at
Tag des Fahrrads Mo., 3. Juni, 16:30–18:30 Uhr Opernring/Operngasse, 1010 Wien Die Radlobby Wien will das Fahrrad feiern und alle, die es regelmäßig benutzen! Schaut in der Operngasse vorbei und lasst euch gratulieren.
Foto: Peter Provaznik
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12. Österreichischer Radgipfel Mo., 27. – Mi., 29. Mai Messecongress Süd, Messeplatz 1, 8010 Graz Die steirische Radfahrhauptstadt Graz lädt Sie dazu ein, in Dialog mit nationalen und internationalen Expertinnen und Experten zu treten. Ein besonderer Schwerpunkt des Radgipfels um das Leitthema „radfahren.verbindet“ liegt auf der D-A-CH-Region sowie auf zentral- und osteuropäischen Ländern. Am Dienstag, dem 28. Mai 2019, gibt es ein gemeinsames CityRadeln in Graz.
6. Tweedride der Radlobby Melk Sa., 25. Mai, 14 Uhr Stift Melk, Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1, 3390 Melk Stilvoll nostalgisch gekleidet, beschwingt vom Swing-Jazz der 20er- und 30er-Jahre, gemeinsam per Fahrrad etwa eine Stunde gemütliche Rundfahrt vom barocken Stift durch die Stadt Melk, das Stadtumland und auch zur Donau. Der Tweedride Melk findet bei jedem Wetter statt.
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In Velo Veritas: Die klassische Radrundfahrt im Waldviertel So., 16. Juni Poysdorf, „Gstettn“ In Velo Veritas, Edition Nummer 7, findet heuer zum 1. Mal in Poysdorf statt und zeigt die attraktivsten, originellsten und gefinkeltsten Wege in der Gegend. Wir lieben Überraschungen!
7. Floridsdorfer Radrundfahrt Sa., 15. Juni, 15 Uhr, Amtshaus Floridsdorf, Am Spitz, 1210 Wien Die Radlobby Floridsdorf organisiert eine Runde durch den Bezirk. Gemeinsam geht es nach Strebersdorf. Anschließend wird auf der Donauinsel gegrillt. Schaut vorbei!
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Gibt es auch heuer wieder: Tweed Rides, z. B. in Melk am 25. Mai
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