33. Jahrgang / Ausgabe 1 / 2016
Besser bauen Wie fahrradfreundliche Stadtplanung aussieht Seite 8
2. & 3. April / Seite 27
Test: Shopping-Hilfen Einkaufen mit Körbchen, Tasche oder Lastenrad Seite 38
Grüne Lunge FM4-Moderator Chris Cummins in Bangkok Seite 50
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Komm in den Frühling! Dein Fahrrad braucht Bewegung
Radfahren während der U4-Sperre
Juli) . Schönbrunn ab 2. zw (b g in tz ie H d un Hütteldorf eichen. Linie U4 zwischen e di t is r be f das Fahrrad ausw em au pt ch Se au 4. it s Ze bi il er pr Von 30. A nnen in dies ing. odernisiert. Sie kö m ird w e teldorf nach Hietz ck üt re H St n ie vo D l . pe llt m te A es eing ptafel und men Sie ohne Stop m ko eg w ad sr us Am Wienfl
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Fahrradgarage Citybike Station
Für die Routenplanung steht Ihnen die kostenlose App Bike Citizens mit Navi-Funktion zur Verfügung. Mehr unter www.fahrradwien.at
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Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 2
Gratis Rad-Checks
Brief des Herausgebers Liebe Leserin, lieber Leser, erschwert. Der Bereich Radtourismus der Radlobby Österreich hat 2015 die erste Radreiseumfrage in Österreich durchgeführt. Wir haben die Ergebnisse zusammengefasst und für Sie ab Seite 46 optisch aufbereitet. Einkaufen mit dem Fahrrad erfordert etwas Vorbereitung, ist aber garantiert klimaneutral und erlaubt ohne Umladen den Transport der Einkäufe von der Supermarktkassa bis zum Küchentisch. Über kreative Lösungen für kleine und große Besorgungen können Sie sich ab Seite 38 informieren. Schließlich möchte ich an dieser Stelle noch die vielen neuen Abonnentinnen und Abonnenten begrüßen, die im Zuge unserer erfolgreichen Weihnachtsaktion zu uns gestoßen sind. Wir heißen Sie herzlich in unserer Community willkommen! Lassen Sie uns wissen, wie Ihnen der DRAHTESEL gefällt oder schauen Sie doch einmal bei einer unserer Veranstaltungen vorbei! Gute Fahrt in den Frühling! Andrzej Felczak
Andrzej Felczak ARGUS-Vorsitzender und Vorsitzender Radlobby Österreich
Einladung zur ARGUSGeneralversammlung 2016 Die ARGUS lädt ihre Mitglieder zur Generalversammlung am Freitag, dem 29. April, im Veranstaltungsraum des Amerlinghauses (Stiftgasse 8, 1070 Wien) ein. Beginn ist um 18 Uhr. Alle Informationen dazu: radlobby.at/argus/gv2016
PS: Machen Sie auch heuer wieder bei unserer Aktion Radelt zur Arbeit mit und motivieren Sie viele Kolleginnen und Kollegen. Einfach online anmelden und schöne Preise gewinnen.
33. Jahrgang / Ausgabe 1 / 2016
Besser bauen Wie fahrradfreundliche Stadtplanung aussieht Seite 8
2. & 3. April / Seite 27
Test: Shopping-Hilfen Einkaufen mit Körbchen, Tasche oder Lastenrad Seite 38
Grüne Lunge FM4-Moderator Chris Cummins in Bangkok Seite 50
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
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Das österreichische Fahrradmagazin
Komm in den Frühling! Dein Fahrrad braucht Bewegung
Cover: Lysanne Bellemare & Anna Hazod
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 3
dass Stadtplanung ein entscheidender Faktor für die persönliche Mobilitätsentscheidung, und somit für die urbane Lebensqualität und Gesundheit ist, blieb in Österreich viel zu lang unberücksichtigt. Erst bei einigen neu errichteten Stadtentwicklungsgebieten wurden manche zukunftsorientierten Konzepte aus internationalen BestPractice-Beispielen übernommen. Der DRAHTESEL hat die Wiener Projekte Nordbahnhof und Seestadt Aspern sowie die Grüne Mitte in Linz unter die Lupe genommen – natürlich mit genauem Blick auf die Radverkehrstauglichkeit der Entwicklungsgebiete. Unsere Bilanz finden Sie ab Seite 8. Das diesjährige ARGUS Bike Festival findet am ersten April-Wochenende statt, und es wartet mit allerlei neuen Highlights auf: Pumptrack-Contest, Österreich-Meisterschaft im Rad-Trial, Red Bull Fuxjagd, BMX-Schule oder eine Transportradschau. Das gesamte Programm finden Sie in der Heftmitte ab Seite 27. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Schauen Sie auch beim Radlobby ARGUS-Zelt vorbei, wo wir für Fragen, Anliegen und Anregungen zur Verfügung stehen. Urlaub mit dem Fahrrad wird immer beliebter: In Österreich ist jedoch die Datenlage zum Fahrradtourismus sehr dünn, was eine zielgerichtete Weiterentwicklung von Tourismusbetrieben und Radinfrastruktur
Inhalt
Politik 6 8 12
Drei Fragen an: Martin Kroißenbrunner Leiter der Grazer Abteilung für Verkehrsplanung im Kurzinterview Besser planen – besser leben Drei Stadtentwicklungsgebiete im Vergleich Ein Wohnhaus für Velophile Über die Baugruppe „Bikes & Rails“ im Wiener Sonnwendviertel
Community 14 Österreich radelt zur Arbeit 15 16
Die Radlobby startet ihre große Kampagne Architektur mit dem Fahrrad entdecken Verein Archivelo veranstaltet Radtouren zu Baudenkmälern Serviceleistungen für Mitglieder Rechtsschutzversicherung, DRAHTESEL-Abo und vieles mehr
38 Kleine Shopping-Hilfen Das DRAHTESEL-Team testet Körberl, Sackerl & Co
Infrastruktur Servicestände und Info-Kampagne sind nicht genug
18 So wird’s gemacht: Karwendelbrücke
Innsbruck liefert ein feines Stück Fahrrad-Infrastruktur
20 Plus ⁄ Minus
Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand
Service & Recht 24 Jetzt noch stylisher: Der Reparaturtipp Marcin Dopieralski zeichnet einen Pedalwechsel auf
46 Was Radreisende wollen Die große Radlobby Tourismus-Umfrage
25 Recht: Haftungsfragen bei Veranstaltungen
Johannes Pepelnik spricht eine ernste Warnung aus
Lebensstil 32 VICC: Sonntags an der gelben Brücke 34
Ein neuer Rennradverein trainiert in den Hügeln um Wien Bücher Lesestoff für Radfahrende
Produkte & Technik 36 Bicycle Business: Die Flickerei Wo Jan Killian Bier trinkt und sein Rad repariert
42 Neues aus dem ARGUS-Shop
Rad-Überraschung, Licht und Pumpe
Tour & Reise 44 Österreichs beste Rad-Wirte Gasthof Franzl in Wilhelmsburg an der Traisen
48 Gratis übernachten auf Radreise
Mario Sedlak schläft in fremden Betten und schreibt darüber
50 Radfahren in Bangkok
Chris Cummins unterwegs auf geheimen Pfaden
Forum 53 Leserbriefe 55 Termine
Rubriken Brief aus der Ferne Ernst Miglbauer aus Athen Seite 23 Cinemascope Ines Ingerle über „Premium Rush“ Seite 31 Fahrstil Barbara Ottawa zieht die Ärmlinge ab Seite 35 Girtler Auf der Prater Hauptallee Seite 52 Der Reflektor Reinhold Seitl über die Tücken der Mathematik Seite 53 Impressum: Seite 26
Foto: Andrea Siegl, Illustration: Anna Hazod
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 4
17 U4-Sperre als Chance: Was tut die Stadt?
Aus der Redaktion # deadlines # ketchup # grünewege
Die epische Wahrheit dieser Aussage – welcher Autor, welche Autorin kennt dieses Gefühl nicht? – macht jedes weitere Drängen zum Sakrileg. Das Sprachbild lässt sich auch auf andere Zusammenhänge übertragen. Im Jahr 2013 beging die Stadt Wien das Fahrradjahr. Viele Menschen hofften damals, dass dies der Moment sein könnte, an dem sich eine neue, fortschrittliche Verkehrspolitik über die autoverkehrsgeplagte Stadt ergießen würde wie Ketchup über Pommes. Leider ist von der damaligen Euphorie heute nur noch wenig zu spüren: Bezirkspolitischer Kleingeist und parteipolitisches Kalkül hemmen den Weg in Richtung einer menschengerechteren Stadt nach Vorbild von München, Amsterdam oder Kopenhagen. Verbesserungen des Radwegenetzes sind vielfach kosmetischer Natur – strukturelle Probleme bleiben bestehen. Maßnahmen wie das Grünfärben von Radwegen scheinen absurd, wenn sie ausgerechnet im Kreuzungsbereich (dort, wo die meisten Gefahren drohen) unterbrochen sind. Bleibt das Gefühl, immer noch auf die Einlösung eines Versprechens zu warten. Als würden wir die KetchupFlasche schütteln und schütteln – aber es kommt nix...
Matthias G. Bernold Chefredakteur Ist spätestens nach dem Blick auf das blattgrüne Cover in totaler Frühlingsstimmung und freut sich schon aufs bloßfüßige Laufen
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 5
Ein Schlüsselbegriff im Redaktionsalltag ist der Begriff der Deadline. Dieses angeblich aus dem US-Amerikanischen Bürgerkrieg stammende Wort bezeichnet angeblich eine Sperrlinie in Kriegsgefangenen-Lagern, die zu überschreiten mit Tod durch Erschießen geahndet wurde. Mit Überschreiten einer redaktionellen Deadline kommt nun zwar kein Mensch zu körperlichem Schaden, aber das Gesamtgefüge einer so komplexen Sammlung von Text und Bild, aus der eine Publikation wie der DRAHTESEL besteht, gerät ins Wanken: die vielen beteiligten Hände geraten durcheinander, Lektorin und Lektor warten nervös, der Drucktermin rückt näher, alle sind angespannt, und am Ende geht sich doch alles aus. Zeitungmachen ist aufwändig. Und die meisten, die an unserem Magazin mitarbeiten, sind ehrenamtlich tätig. Sie schlagen sich Nächte um die Ohren und investieren viel Energie und Zeit, die sie auch anders verbringen könnten. Wer eine Deadline verpasst, hat zumeist gute Gründe. Noch nie aber hat es eine schönere Erklärung gegeben als während der letzten Produktion: „Manchmal ist Schreiben wie eine Ketchup-Flasche“, ließ mich ein säumiger Autor wissen, „man schüttelt und schüttelt, es kommt lange nichts, und plötzlich – mit einem Schwall – ist der ganze Flascheninhalt draußen.“
Mahalo
Fotos: Paris-Tsitsos; privat; Marlies Plank
Hervorzuheben in diesem Heft
Beatrice Stude hat für diese Ausgabe die große Geschichte zum Thema Stadtplanung verfasst. Die studierte Stadtplanerin und Radlobbyistin lebt selbst am Nordbahnhof und engagiert sich dort in der lokalen Bürgerinitiative
Chris Cummins brachte uns von seiner Reise einen Bericht über die Grüne Lunge Bangkoks mit. Der FM4-Journalist und begeisterte Radfahrer erkundete hierfür die versteckten Wege der Metropole. Natürlich auf dem Rad!
Anna Hazod gestaltete in dieser Ausgabe nicht bloß die entzückende Infografik zur Radlobby-Radtourismus-Umfrage. Die DRAHTESEL Art Direktorin entwarf mit Kollegin Lysanne Bellemare auch das blattgrüne Frühlingscover. Lauschig!
Politik Wo passiert was? Blick in die Welt Seite 7
Sonnwendviertel: Haus für Radfahrende Seite 12
Stadtentwicklung: Das neue Wohnen Seite 8
Drei Fragen an Martin Kroißenbrunner
DRAHTESEL Graz setzt bei neuen Wohnanlagen auf Verkehrsverträge, um Mobilität ohne Auto zu fördern. Was können solche Verträge zwischen Kommune und Bauträger? Kroißenbrunner Mit solchen Verträgen ist es möglich, in Ergänzung zu Pkw-Stellplatzobergrenzen privatrechtlich die Umsetzung von Maßnahmen zu vereinbaren, die derzeit gesetzlich nicht vorgeschrieben werden können – etwa Mobilitätsmanagement, Qualitäten für die Rad-Infrastruktur, Car sharing und anderes. Die Modal Split-Erhebung 2013 war ernüchternd: Plus beim Kfz-Anteil, minus beim Fahrrad (16,1 auf 14,5 Pro-
zent). Ist da das Ziel, bis 2021 auf 20 Prozent Radanteil zu kommen, realistisch? Dieses Ergebnis hat uns auch alles andere als gefreut, noch dazu wo sehr viel in Radverkehrsmaßnahmen investiert wurde. Graz war fahrradfreundliche Vorzeigestadt. In den letzten Jahren hört man da wenig. Wird es beim Radverkehr wieder Akzente geben? Ja. Wir wollen gute Bedingungen für das Radfahren nicht nur in den Stadtentwicklungsgebieten, sondern haben mit dem Land Steiermark vereinbart, weitere Lückenschlüsse vorzunehmen. Eine Herausforderung wird es sein, auf den Hauptrouten die erforderlichen Kapazitäten bereitzustellen – dafür braucht es eine Umverteilung von Straßenraum. Wolfgang Wehap
ECF-Studie: Chancen Modal Split Wien: Anteil für die lokale Wirtschaft der Radfahrenden stagniert Die Effekte fahrrad-freundlicher Die im Jänner veröffentlichten Straßengestaltung auf lokale Zahlen aus dem Modal Split Gewerbebetriebe hat die Euroin Wien zeigen: Im Jahr 2015 pean Cyclists’ Federation (ECF) wurde im Vergleich zum Jahr untersucht. Ergebnis: Europas davor mehr zu Fuß gegangen Radfahrende geben jedes Jahr und weniger mit Auto oder 111 Milliarden Euro im EinzelMotorrad gefahren. Das hohe handel aus. Die ECF möchte Niveau beim Öffentlichen mit der Untersuchung, die auch Verkehr konnte mit 39 Prozent Fallstudien aus verschiedenen Nutzungsanteil gehalten werEU-Ländern enthält, Gewerbeden. Die schlechte Nachricht: treibenden die Angst nehmen, Die Zahl der Radfahrenden dass Verkehrsberuhigung stagniert bei 7 Prozent. und Rückbau von Parkplätzen ihre ökonomischen Chancen Wahl der Verkehrsmittel 2015 schmälern. „Geschäftsleute unterschätzen oft den Anteil der 27% zu Fuß Kunden, die mit dem Fahrrad 39% Öffis kommen und überschätzen den Anteil derer mit Auto“, heißt es 7% Fahrrad in der Studie. ecf.com 27%KFZ
Foto: Wolfgang Wehap
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 6
Martin Kroißenbrunner ist Leiter der Abteilung für Verkehrsplanung der Stadt Graz
Wir müssen den Straßenraum zugunsten der Radfahrenden umverteilen Martin Kroißenbrunner
Mildes Urteil gegen Linzer Audi-Rowdy Jener Autohändler, der am 30. Oktober 2015 mit einem geborgten Audi A6 durch die Linzer Critical Mass gerast war und dabei einen 27-jährigen Radfahrer angefahren und zu Sturz gebracht hatte, wurde zu einer Geldbuße in Höhe von 1.800 Euro wegen leichter Körperverletzung verurteilt. Obwohl der Vorfall mit einer Handy-Kamera gefilmt wurde (das Video landete auf Youtube) und alles nach Absicht aussieht, rückte der Richter vom Vorwurf der versuchten, absichtlichen schweren Körperverletzung ab. Zu Redaktionsschluss war die Entscheidung noch nicht rechtskräftig.
Top EU-Fahrrad-Deklaration Im Herbst 2015 unterzeichneten die EU-Verkehrsminister die „Declaration for Cycling“ : Das Papier legt fest, den Radverkehr auf höchster EU-Ebene zu berücksichtigen und in EU-Finanzierungsinstrumente einzubinden. Bleibt zu hoffen, dass auf die Erklärung Taten folgen.
Flop Diesel: Legalisierter Betrug EU-Parlament und -Rat haben im Februar einen Verordnungsentwurf abgesegnet, wonach Dieselfahrzeuge künftig Abgastests unter realen Bedingungen bestehen müssen. Klingt gut, nur: Die Stickoxid-Grenzwerte dürfen dabei um bis zu 110 Prozent überschritten werden.
Blick in die Welt Politik
I N D IAN WE LLS , KALI FO R N I E N
LO N D O N
M Ü LH E I M
Schlechter Radweg: Schadenersatz 2012 wurde Gerald Brett Weiss, ein in den USA bekannter Neurochirurg, von einem alkoholisierten Autofahrer auf einem Radstreifen in der kalifornischen Gemeinde Indian Wells angefahren und getötet. Die Familie des Getöteten klagte die Gemeinde und bekam – wie die State Smart Transportation Initiative berichtete – 5,8 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen. Grund: Die Stadt treffe eine Mitschuld, weil sie es verabsäumt hatte, die Straße mit sicheren Radwegen in ausreichender Breite auszustatten.
Kfz-Versicherung für Radler billiger Die britische Versicherung carinsurance4cyclists.com gibt Mitgliedern von Radfahrorganisationen bessere Konditionen für ihre Autoversicherung. Grund: Radfahrende hätten ein besseres räumliches Bewusstsein, könnten Gefahren im Straßenverkehr besser erkennen und seien – weil körperlich fitter – auch mental agiler. Als Mitglied einer Radfahrorganisation sei man außerdem mit hoher Wahrscheinlichkeit gesellig und ein freundlicher, rücksichtsvoller Verkehrsteilnehmer.
Deutsche Radschnellstraße Immer konkretere Formen nimmt die erste deutsche Fahrrad-Schnellstraße (RS1) im Ruhrgebiet an, die auf einer Strecke von mehr als hundert Kilometern Duisburg, Bochum und Hamm verbinden wird: Im vergangenen Herbst wurde bereits der zweite Teilabschnitt in Mülheim eröffnet. Die autofreie Fernverbindung wird alte Bahntrassen oder bereits gebaute Wege nutzen und durchgehend beleuchtet sein.
R I O D E JAN E I R O
B O LO G N A
N E W S O UT H WA LE S
Niemeyer Küstenradweg Die Radfahrenden-Community in Rio de Janeiro freut sich über den neuen Küstenradradweg: Parallel zur Avenida Niemeyer erstreckt sich die 3,9 Kilometer lange Route, die die Stadtteile Leblon und São Conrado mit dem Süden der Stadt verbindet. Der Radweg mit Meerblick – Kostenpunkt der Errichtung: 45 Millionen Dollar – ist Teil einer Radinfrastruktur-Offensive und für 70.000 Radfahrten täglich ausgelegt.
Mit dem Rad wird Kino günstiger Wer mit dem Fahrrad kommt, zahlt nur 6 Euro statt 8 Euro für die Kinokarte. Diese erfreuliche Initiative kommt aus der italienischen Universitätsstadt Bologna und wird dort – unterstützt von der Stadtverwaltung und der Umweltorganisation Legambiente – von vier Kinos angeboten. Als Nachweis reicht das Herzeigen eines Fahrradschloss-Schlüssels.
Anti-Radfahrenden-Gesetze Härtere Strafen werden im ostaustralischen Bundesstaat New South Wales gegen Radfahrende verhängt. Wie der Guardian berichtet, wurden mit März 2016 die Strafen für bestimmte Verkehrsdelikte vervierfacht und auf das Niveau von Pkw-Strafen gehoben. Außerdem müssen Radfahrende einen Lichtbildausweis mitführen. Gesetzlich fixiert wurden auch Überholabstände: Autofahrer sind verpflichtet, zumindest einen Abstand von einem Meter bzw. bei einem Tempo von mehr als 60 km ⁄ h eineinhalb Meter einzuhalten.
Illustrationen: Anna Hazod
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 7
rs1.ruhr
Lebenswert, attraktiv und leistbar, grün und fahrradfreundlich: Stadtentwicklungsgebiete sollen den unterschiedlichsten Idealen entsprechen. Wie dies gelingt, analysiert unsere Autorin anhand von drei neuen Projekten
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 8
ANALYSE: Beatrice Stude
Bauen für neue Zeiten NORDBAHNHOF ⁄ WIEN Ende der 1980er-Jahre beginnen die Überlegungen zur städtebaulichen Neustrukturierung des Nordbahnhofgeländes in Wien-Leopoldstadt. Auf Basis des Leitbilds von 1994 wird die erste Hälfte bebaut. Im Jahr 2012 wird ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Auf dessen Grundlage und unter Partizipation der Bevölkerung entsteht das aktuelle städtebauliche Leitbild. Im Jahr 2025 soll der Rest – das Gebiet um die 12,5 Hektar große Freie Mitte – bebaut sein. 85 Hektar bis zu 10.000 Wohnungen & 20.000 Arbeitsplätze (gesamt) Bildungscampus 18,6 Hektar Park 20 Radminuten zum Stephansplatz, 30 Radminuten zum Hauptbahnhof
GRÜNE MITTE ⁄ LINZ Im Jahr 2005 verkaufen die ÖBB das Gelände des ehemaligen Frachtenbahnhofs an die Stadt Linz. Ein EUweiter Wettbewerb wird ausgeschrieben, um ein innerstädtisches Quartier mit zeitgemäßer Wohn-, Büro- und Geschäftsnutzung zu entwickeln. Sieben Wohnbaugesellschaften werden Projektpartnerinnen. 2010 steht ein Bebauungsplan fest, der allerdings – nicht zuletzt aufgrund der angespannten Lage am Büroimmobilien-Markt – den Schwerpunkt auf Wohnen legt. 2012 erfolgt der Spatenstich, bis Ende 2016 werden die Wohnungen bezogen. Im südlichen Anschluss stehen weitere Flächenreserven für eine Entwicklung bereit. 8,5 Hektar 800 Wohnungen 52.200 m2 Wohnnutzfläche, 300 m2 Gewerbefläche 1,4 Hektar Park Zehn Radminuten zum Mariendom, sieben Radminuten zum Hauptbahnhof
SEESTADT ASPERN ⁄ WIEN Im Jahr 1992 wird ein städtebauliches Expertenverfahren für die Nachnutzung des Flugfeldes Aspern durchgeführt aber nicht umgesetzt. Erst mehr als ein Jahrzehnt später wird die Idee wieder aufgegriffen und ein neuer Masterplan für eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas beschlossen. Eine Kleinstadt mit Nutzungs- und sozialer Durchmischung soll entstehen. 2014 wird das erste Wohngebäude bezogen. Bisher ist knapp ein Drittel errichtet. Bis 2028 soll das gesamte Gebiet fertiggestellt sein. Endausbau: 240 Hektar 10.500 Wohnungen & 20.000 Arbeitsplätze 3.500 m2 gemanagte Handelsfläche & 9.000 m2 sonstige Gewerbefläche (1. Ausbaustufe) Schulzentrum Stadtteilmanagementbüro 37 Hektar Grünraum und Badeteich 50 Radminuten zum Stephansplatz, 66 Radminuten zum Hauptbahnhof
Politik
NORDBAHNHOF Wohnen, in die Schule gehen und in der Mitte ein großzügiger Park
Foto: Beatrice Stude, Plan: Stadt Wien
I
ch hab hier Vorrang!“ lächelt der Bub verschmitzt, während er mir bewusst vors Fahrrad läuft und mich zum Anhalten zwingt. Wächst hier ein neues Selbstverständnis heran? Die Fußgängerzone am Park ist für den Radverkehr freigegeben. So wie die vor der Schule, in der allerdings häufig Autos unterwegs sind – die Gestaltung der Fußgängerzone verführt dazu, die Fahrverbotsschilder zu missachten. Zumindest zwei Chancen wurden vergeben, den Nordbahnhof auf der kulturellen Stadtkarte zu verorten: Die ehemalige Busremise nutzt ein Hofer und die Straßenbahnremise ein Billa. Letztere wurde vormals für Veranstaltungen genutzt. Das Fehlen von kulturellem Angebot spürt auch die ansässige Gastronomie. Das Nordbahnhofgelände hat vorrangig eine Funktion: Es ist Wohnort. Sperrstunde ist meist um 22 Uhr, während hinter den Bahngleisen, nördlich der Praterstraße, die Bars kaum vor ein Uhr zusperren. NIMBY(not in my backyard) heißt das Phänomen. Wer will schon den Schanigarten unter dem eigenen Schlafzimmerfenster? Wenn alle
Erdgeschoße gewerbliche Nutzungen hätten, wäre die Akzeptanz vermutlich höher. Die Stadtplanung hat den Bauträgern Zäune untersagt. So lässt sich das Viertel meist auf direktem Wege durchqueren. Die Gestaltung des öffentlichen Raums ist allerdings oft kontraproduktiv. Parkende Autos und Baumscheiben erzeugen Sicht- und Gehbarrieren, die den Zugang auf die Fahrbahn erschweren - in der Praxis heißt das: Radfahren auf dem Gehsteig. Die freien Zugänge haben oft hohe Randsteine. Die Menschen hier fahren zunehmend Rad. Lastenräder werden immer mehr. Öffentliche Radbügel fehlen allerdings, obwohl dies von Bewohnerschaft und Gewerbetreibenden eingefordert wird. Gäste haben keinen Zugang zu den ohnehin überfüllten Radräumen, die Pkw-Tiefgaragen erlauben keine Radabstellung und stehen zum Teil leer. Der Fokus liegt auf dem Autoverkehr, wie bei der entbehrlichen Ampel in der Hausstein straße ⁄ Ecke Vorgartenstraße: Menschen zu Fuß, am Rad oder im Auto warten oft allein auf weiter Flur auf grünes Licht.
Fazit + immer mehr Radverkehr + kurze direkte Wege im Gebiet – autogerecht gestalteter öffentlicher Raum und kaum Radbügel – wenig Erdgeschoßnutzung ⁄ Kultur künftig sollte überall belebte Erdgeschoßnutzung in die Gebäude integriert werden
„Ja, das möchtest: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn der Attersee, hinten die Mariahilfer Straße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist der Großglockner zu sehn – aber abends ins Kino hast du’s nicht weit.“ Kurt Tucholsky „Das Ideal“ 1. Strophe, abgewandelt auf Österreich
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 9
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Politik
SEESTADT Sogar Bhutans Glücksminister Ha Vinh Tho kam auf Besuch
E Foto: wien3420-bohmann, Plan: wien3420
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 10
S E E S TA D T A S P E R N ine neue Stadt ensteht. Im Jahr 2028 werden hier 20.000 Menschen leben – so viele wie in Mödling. Das Gebiet liegt wie eine Insel. Der grüne Freiraum schafft bewusst Abstand zu den bestehenden Siedlungsgebieten ohne Direktanbindung für den Autoverkehr und begünstigt physisch die Funktion der Seestadt als Testlabor. Und auch ein umgesetztes Ergebnis der frühen Bürgerbeteiligung. Dirigiert wird das Ganze von der Wien 3420 Aspern Development AG als zentrale Anlaufstelle für alle. Nur die Entscheidungskompetenzen liegen verteilt. Gewerbebetriebe, teils auch Büros und der Wohnteil sind örtlich getrennt. Die Einkaufsstraße im Wohnteil ist erstmalig zentral gemanagt. Vergeben werden Lokale jedoch nicht nur nach kommerziellen Interessen. Ein Wettbewerb schafft ökosozialen Mehrwert und bietet drei Jahre Mietfreiheit. Gewinner ist das Fahrrad-Café „United in Cycling“, dessen Betreiber mit Radkursen und Aktionen Groß und Klein Freude am Radfahren ver-
+ + – –
mitteln wollen. Neu ist das eigene Radverleihsystem, welches auch E-Bikes und Lastenräder beinhaltet. Gespeist wird er aus Abgaben der Sammelgaragen für Pkw. Während meiner Erkundung fällt mir auf, dass der öffentliche Raum weitgehend barrierefrei gestaltet ist. Dennoch ist selbst in den temporeduzierten Straßen die Orientierung am Auto: Asphaltfläche in der Mitte, seitlich flankiert von Gehflächen und Grün. Das erklärt auch, warum die multifunktionalen Flächen derzeit nur als Längsparker wahrgenommen und genutzt werden. Vieles zur Mobilität, das im Testlabor Seestadt entstanden ist, stößt auf Kritik. So werden etwa mehr Parkplätze für Pkw gefordert. Um dieser Kritik sachlich zu begegnen, wird derzeit die Faktenlage erhoben und das Mobilitätsverhalten evaluiert.
Fazit übergreifendes Mobilitätskonzept mit Mobilitätsfonds barrierefreier öffentlicher Raum mit geringen Pkw-Stellplätzen teils noch reine Wohngebäude, kaum mehrgeschoßige Mischnutzung Trennung in Funktionen Gewerbe & Wohnen mit Einkaufen Als Labor sollte die Seestadt mutiger werden (dürfen) und auch die Zeit zur Entfaltung zugestanden bekommen
Politik
GRÜNE MITTE Das Stadtentwicklungsgebiet im Zentrum von Linz
Foto: Beatrice Stude, Modell: Magistrat Linz, Reinthaler
W
ien wächst, so auch Linz. Die oberösterreichische Landeshauptstadt entwickelt gleichermaßen für die steigende Nachfrage nach Wohnraum ihre aufgelassenen Verkehrsflächen. Die Grüne Mitte ist wörtlich zu verstehen, die Situierung der Gebäude um den grünen Kern schirmt auch den Straßen- und Bahnlärm ab. In der Lastenstraße, der einzigen Erschließungsstraße am Gebiet, liegt die Priorität mit sechs Spuren allerdings auf dem motorisierten Verkehr. Es wurde nur Platz gelassen für einen einseitigen Rad- und Gehweg: eine bekanntermaßen konfliktträchtige Verkehrsplanung. Eine erste Verbesserung brächte hier die Aufhebung der Radwegbenützungspflicht beziehungsweise Mitbenützung der Busspur. Richtung Osten ist das Gebiet derzeit völlig abgeschnitten, die direkte Anbindung über einen gemischten Geh- und Radweg noch in Verhandlung mit den ÖBB. Die Regelungen zu den Radabstellanlagen haben sich während der Entwicklung geändert. Zuerst waren
die Räder zwingend in Radräumen im Erdgeschoß unterzubringen. Dann nur mehr überdacht im Freien oder in der Tiefgarage. Gut so. Denn nun konkurrieren sie nicht mehr mit belebter Nutzung im Erdgeschoß. Einer Apotheke hat dies nichts genützt. Ihre Ansiedlung ist an der Pkw-Verpflichtung gescheitert. Das heißt, die hierfür zusätzlich zu schaffenden Pkw-Parkplätze waren in der fortgeschrittenen Planung nicht mehr unterzubringen. Die Bauherren sind hier alle gemeinnützige Wohnbaugesellschaften, die sich ohnehin mit gemischter Nutzung etwas schwerer tun. Ihr Wunsch nach Unterstützung durch Angebote der Wirtschaftsinstitutionen wurde noch nicht erfüllt. Darüber hinaus reglementiert das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz den Anteil der Mischnutzung auf ein Drittel. Überschreitungen sind kritisch und können den Verlust der Gemein nützigkeit bedeuten.
Fazit + geplante Anbindung Richtung Osten und damit kurze Wege für Fuß- und Radverkehr + Druck auf Erdgeschoßnutzung reduziert durch angepasste Radabstellregelungen – Automobilfokus im umliegenden Verkehrsnetz – viele reine Wohngebäude Dass gerade gesetzliche Pkw-Stellplätze einen Nahversorger verhindern, zeigt, dass die Stellplatzverpflichtung abgeschafft gehört und auch für die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Maßstab der Mensch sein muss
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 11
GRÜNE MITTE
Ein Radhaus zum Wohnen
Politik
Die Baugruppe „Bikes & Rails“ errichtet im neuen Sonnwendviertel am Wiener Hauptbahnhof gerade ein velophiles Traumhaus
In unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof soll das fünfstöckige Wohnhaus entstehen
N
icht jede Person, die hierher ziehen will, muss ein FahrradFanatiker sein“, schmunzelt Fernanda Aparecida De Souza: „Aber Sympathie für das Radfahren sollte sie mitbringen und bereit sein, in der Stadt auf das eigene Auto zu verzichten.“ Mit „hierher“ meint De Souza das Wohnprojekt im neuen Sonnwendviertel, das ihre Baugruppe „Bikes & Rails“ errichten will. Ab dem Jahr 2017 soll das fünfstöckige Gebäude beim Wiener Hauptbahnhof mit seinen 17 Wohneinheiten, 90 Fahrrad-Stellplätzen, gemeinsamer Dachterrasse und Sozialräumen Menschen beherbergen, die einem sozial nachhaltigen, urbanen und umweltbewussten Lebensstil anhängen. Zusammen mit Patrick Bischoff und ihrem Mann Julian Walkowiak betreibt De Souza derzeit die Fahrrad-Werkstatt „United in Cycling“ in der Seestadt Aspern. Mit der Baugruppe packen die jungen Leute jetzt ein weiteres velophiles Projekt an, das dank Fahrrad-Café ein Fixpunkt in der Wiener Radszene
werden könnte. „Die Lage neben dem Hauptbahnhof macht uns zum logischen Treffpunkt für Radtouristinnen und -touristen“, erklärt Bischoff: „Ihnen steht auch das Angebot zur Verfügung, bei uns zu nächtigen.“ Pkw-Stellplatzverpflichtung ausgehebelt Im Herbst 2014 traf sich die kleine Gruppe von Freunden rund um De Souza, Bischoff und Walkowiak zum ersten Mal. Bei der Ausschreibung für ein Grundstück am Sonnwendviertel reichten sie ihr Konzept ein. Im Sommer 2015 folgt der Zuschlag. Mit Hilfe des gemeinnützigen Bauträgers Familienwohnbau und dem Architekturbüro Georg Reinberg machte sich die Gruppe an die Ausarbeitung der Pläne. Hauptmieter der Immobilie und gewerblicher Nutzer des FahrradCafés wird der Trägerverein der Baugruppe, der die Wohnungen an seine Mitglieder weitervermietet. Die gewählte Ausgestaltung als Wohnheim
ermöglicht es, der Stellplatzverpflichtung der Wiener Bauordnung zu entkommen, die üblicherweise für neu errichtete Wohnhäuser eine bestimmte Anzahl von Auto-Parkplätzen vorschreibt. Das Geld für die teure Tiefgarage wird so für andere Einrichtungen frei bzw. senkt die Baukosten deutlich. Förderung für partizipative Bauformen In Wien gibt es Baugruppen mittlerweile schon recht lange. Ein Erfolgsbeispiel ist etwa die Sargfabrik im 14. Bezirk, deren Bewohnerinnen und Bewohner Ende der 1990er-Jahre auf dem Gelände der einst größten Sargtischlerei der Donaumonarchie ein Wohn- und Kulturareal samt Badehaus schufen. Inzwischen werden partizipative Bauformen von der Stadt gefördert. Auch, um in den neu entstehenden Stadtteilen soziale Durchmischung herzustellen und die Bildung von Problemvierteln zu verhindern. gemeinsam-bauen-wohnen.org
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PASTA ist ein europäisches Forschungsprojekt, das die Wirkung von Mobilität auf Mensch und Stadt untersucht. In Wien wird daher eine Befragung durchgeführt.
Rendering: Bikes & Rails
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 12
TEXT: Matthias G. Bernold
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Unterstützen Sie die verkehrspolitische Arbeit der ARGUS! Wenn auch Sie förderndes Mitglied werden wollen, senden Sie bitte Ihre Daten direkt an uns: service@argus.or.at
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Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 13
Werden Sie ARGUS Fördermitglied!
Community Radelt zur Arbeit: Viele tolle Preise Seite 14
Archivelo: Radtouren zu sehenswerten Gebäuden Seite 15
Serviceleistungen für Mitglieder Seite 16
ÖSTERREICH
Mit Elan in den Arbeitsalltag Im Mai startet die Radlobby Österreich zum bereits sechsten Mal die Aktion „Österreich radelt zur Arbeit“ Die bundesweite Kampagne „Österreich radelt zur Arbeit“ wird von der Radlobby Österreich mit Unterstützung des Umweltministeriums und der Bundesländer durchgeführt. Im Vorjahr beteiligten sich 32.000 Personen, insgesamt 3,5 Millionen Kilometer wurden geradelt und dadurch 560 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden. Interessierte können sich ab sofort auf der Website anmelden und gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen ein Team bilden. Die geradelten Kilometer können mit der Radelt-zurArbeit-App automatisiert übertragen oder im OnlineKalender eingetragen werden. Ziel ist, im Radel-
monat Mai mindestens die Hälfte aller Arbeitstage in die Arbeit zu radeln. Auf die Teilnehmenden warten Preise im Gesamtwert von 40.000 Euro: von Fahrradzubehör, über Naturkosmetik bis hin zu Städtereisen. „Zu den sicheren Gewinnern zählen bereits jetzt die Umwelt, Gesundheit sowie das eigene Geldbörsl“, erklärt dazu Alec Hager, der die Aktion bundesweit koordiniert: „Der Preisregen und der Teamgeist von Radelt zur Arbeit sind ein guter Anlass, das Fahrrad für den Arbeitsweg auszuprobieren. Da merkt man: es macht ja Spaß, den Tag auf dem Fahrrad zu beginnen.“
SALZBURG
WIEN
WIEN
LINZ
Auch im Jahr 2016 fördert die Stadt Salzburg wieder den Kauf von Fahrrad-Anhängern und Lastenrädern mit 25 Prozent des Anschaffungspreises bis maximal 150 Euro (Anhänger) bzw. 300 Euro (Lastenräder). Im Jahr 2015 – dem ersten Jahr der Aktion – konnten 34 Kinderanhänger und sechs Lastenräder gefördert werden: hauptsächlich wurden dabei Familien unterstützt. Statt 5.000 Euro (2015) stehen heuer sogar 10.000 Euro an Gesamtfördersumme zur Verfügung. Die Aktion geht auf eine Initiative von Gemeinderat Bernhard Carl (Bürgerliste) zurück.
Im Sommersemester findet an der TU Wien die Ringvorlesung „Aktive Mobilität – Radfahren und Gehen in der Stadt“ statt. Jede Woche werden Vortragende aus den unterschiedlichsten Disziplinen über viele verschiedene Aspekte sprechen: Von Verkehrs- und Stadtplanung über Kinder im Straßenverkehr bis hin zu nationalen Strategien zur Förderung aktiver Mobilität. Die Ringvorlesung, die von TUVerkehrsplaner Tadej Brezina initiiert wurde, gibt es bereits seit dem Jahr 2013. Die Vorträge finden in der Regel montags um 18 Uhr in der Gußhausstraße 27-29 statt.
Bereits zum dritten Mal wird die Goldene Speiche von der Radlobby Wien (IGF & ARGUS) vergeben. Viele Menschen in der Stadtverwaltung und -politik setzen sich für bessere Radinfrastruktur in Wien ein. Um sie zu würdigen, wurde der Preis ins Leben gerufen. Radfahrende haben die Möglichkeit, die besten Maßnahmen in eine Online-Karte einzutragen. Aus den fünf meistgenannten wählt eine Fachjury die Siegerin. Die Preisverleihung findet beim ARGUS Bike-Festival statt. Zuletzt gewann die neue Radwegführung bei der U4-Station Margaretengürtel.
Das Ars Electronica Center Linz und der Linzer Street-TrialSportler Dominik Raab laden zu den „Bike Visions“ am 23. und 24. April 2016. Gezeigt werden Bilder und Videos aus der Sicht von Radfahrenden, Foto- und Film-Schaffenden. Vom TrialBiken bis zu einer Hochzeitsreise mit dem Fahrrad um die Welt, von einem MountainbikeTrip auf die Kapverden bis zum Thema E-Bike werden die verschiedensten Facetten des Radfahrens präsentiert. Als Vorgeschmack präsentiert Axel Kreuter am Donnerstag, dem 21. April, seinen Vortrag „Namibia Burning Mountains“.
stadt-salzburg.at
www.ivv.tuwien.ac.at
goldenespeiche.radlobby.wien
aec.at
10.000 Euro für die Lastenradförderung
Foto: Peter Provaznik
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BERICHT: Eliza Brunmayr
Die Weltmeisterin im Einrad-Downhill, Conny Panozzo, und Trial-ORF-Star Lorant Suciaghi radeln mit Begeisterung zur Arbeit
radeltzurarbeit.at
Startschuss für TU-Ringvorlesung
Infrastrukturpreis Goldene Speiche
Bike Visions bei der Ars Electronica
ÖSTERREICH
Kopfgenuss und Wadenspaß
Community
Der Verein „Archivelo“ veranstaltet Radtouren zu sehenswerten Bauwerken
„Menschen anzuregen, die Freude an der Natur mit Kultur und lukullischem Genuss zu verbinden“, so fasst Gabriele Brugner den Reiz der Archivelo-Touren zusammen. Seit dem Jahr 2012 organisiert die studierte Architektin und leidenschaftliche Radfahrerin Ausfahrten zu Schauplätzen architektonischen Schaffens. Das Zusammenspiel aus Theorie, Bewegung, Kommunikation und Genuss macht dabei den besonderen Charakter aus. Die Exkursionen führten in Wien unter anderem zum Projekt „Wohnen auf dem Auhofcenter“, zum Bestattungsinstitut Simmering, Muth im Augarten oder zum Wirtschaftspark Breitensee. In Eisenstadt zum Café Maskaron im Schloss Esterhazy. In St. Pölten zum neu errichteten Schwaighof Seminar- und Tageszentrum. Bei den Ausflügen erklären zumeist die Architektinnen
und Architekten selbst die Hintergründe des Bauprozesses und die Rahmenbedingungen, unter denen die Objekte entstehen. „Die Idee kam mir schon während des Architekturstudiums, als ich das erste Mal mit meiner damaligen Freundin und Studienkollegin von Graz bis in das Burgenland geradelt bin“, erzählt Brugner: „Während dieser Fahrt haben wir uns mehrere zeitgenössische architektonische Objekte angesehen.“ Brugner plant die Touren zusammen mit einem kleinen Team Architekturund Fahrrad-begeisterter Menschen. Für die Anreise in die Bundesländer wird bevorzugt die Eisenbahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel in Anspruch genommen. Archivelo bietet auch an, spezielle Ausfahrten nach den Wünschen von Teilnehmenden zusammenzustellen. archivelo.at
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 15
Foto: Margit Palman
BERICHT: Margit Palman
In einer netten Runde Architektur besser verstehen lernen: Archivelo
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Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 16
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Einzel-Mitgliedschaft
Studierende
Haushalts-Mitgliedschaft
Alle Mitgliedervorteile um EUR 40,- pro Jahr
Ermäßigte Mitgliedschaft EUR 26,- pro Jahr für Studierende bis 26 sowie für alle unter 19 Jahren
Für Familien, WGs und Lebensgemeinschaften: Pro Jahr EUR 40,- für das Erstmitglied, alle weiteren Haushaltsmitglieder je EUR 26,unter 18 Jahren gratis.
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Infrastruktur U4-Sperre: Anreize für das Radfahren schaffen Seite 17
Gut gemacht: Karwendelbrücke in Innsbruck Seite 18
PLUS/MINUS: Infrastruktur im Praxistest Seite 20
U4-Sperre: Wird die Chance genutzt?
Grafik: Mobilitätsagentur Wien
Dass die Mobilitätsagentur die U4-Sperre dafür nutzen will, mehr Menschen zum Radfahren zu bringen, ist eine gute Idee. Servicestände und eine Informationskampagne sind ein Anfang. Aber weit wichtiger wäre es, die Gelegenheit zu nutzen, endlich eine leistungsfähige Langstreckenverbindung zu schaffen. Menschen aus dem Westen Wiens und aus den Umlandgemeinden sollen sicher und komfortabel ins Zentrum radeln können. Nur auf den ersten Blick sieht die Situation für Radfahrende attraktiv aus. Gleich drei parallele Radrouten stehen zur Verfügung. (Zwei davon werden von der Mobilitätsagentur nach einer Untersuchung empfohlen.) Bei genauerem Hinsehen zeigen aber alle Routen deutliche Schwächen. Der Wienflussweg zwischen Hütteldorf und Kennedybrücke ist zwar ampelfrei und angenehm zu befahren. Nur ist die Strecke in der Nacht gesperrt. Auch endet sie abrupt. Ab Hietzing mäandert der Radweg, wechselt das Flussufer und wird immer wieder von Fahrrad-unfreundlichen Ampel-
schaltungen unterbrochen. Fraglich ist auch die Umgestaltung des SchönbrunnVorplatzes: Hier steht der Bau hunderter Autoparkplätze bevor – eine zeitgemäße Ausgestaltung des Radweges aber ist fraglich.
Was heißt eigentlich?
Der Begriff „8 to 80“ – er wird zumeist mit „Straßen für Alle“ ins Deutsche übersetzt – bezeichnet ein inklusives Gestaltungsprinzip des öffentlichen Raumes. Straßen werden so organisiert, dass sich Menschen jeden Alters – Achtjährige ebenso wie 80-Jährige – dort sicher und angenehm bewegen und aufhalten können. „Straßen für Alle“ ermöglichen allen Teilen der Bevölkerung die Teilhabe am
„8 to 80“
?
Neulinge nicht verschrecken Die Strecke Auhofstraße wiederum hätte ebenfalls gute Voraussetzungen: ist bestens erreichbar, teilweise als geöffnete Einbahn geführt und hat eine Tempo30-Beschränkung. In der Praxis ist die Route aber wegen der hohen Kfz-Belastung und der Wartepflicht an vielen Kreuzungen nur
bedingt brauchbar. Hier wären Durchfahrtsbeschränkungen (etwa wechselnde Einbahnführung) eine kostengünstige und effiziente Maßnahme. Die U4-Sperre könnte eine große Chance sein, vielen das Rad als Alltagsverkehrsmittel schmackhaft zu machen. Wenn sich Neulinge allerdings durch schlechte Infrastruktur quälen müssen, wird sie das nicht begeistern, sondern verschrecken. Die Sperre beginnt jedoch erst am 1. Mai und mehrere Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Genug Zeit also, die Radinfrastruktur entlang der U4 entsprechend auszubauen.
öffentlichen Raum durch gutes Design. Hierfür unerlässlich ist selbstbestimmte Mobilität zu Fuß, mit dem Rad oder mit den Öffis Die Förderung dieser Fortbewegungsarten ist allerdings kein Selbstzweck, sondern Teil nachhaltiger und menschengerechter Stadtentwicklung. Denn: Städte, die gut für Kinder und gut für Ältere sind, sind gut für alle. Roland Romano
880cities.org
Die U4-Sperre nutzen, um den Menschen den Umstieg aufs Fahrrad schmackhaft zu machen, ist das Ziel der Mobilitätsagentur. Servicestände und eine Informationskampagne machen dabei auf geeignete Routen für Radpendlerinnen und -pendler aufmerksam
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 17
KOMMENTAR: Roland Romano
Historische Brücke mit moderner Nutzung
Infrastruktur
Die Innsbrucker Karwendelbrücke ist ein schönes Beispiel für gelungene Radinfrastruktur
S Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 18
eit der offiziellen Eröffnung am 19. Oktober 2015 darf der Inn, nach über hundert Jahren, über die Karwendelbrücke endlich auch legal mit dem Fahrrad gequert werden. Die zweiteilige, 104 Meter lange, Kastenbrücke ist Teil der im Jahr 1912 von Ingenieur Josef Riehl erbauten Karwendelbahn. Ursprünglich war keine öffentliche Nutzung vorgesehen, im oberen Teil verläuft die Bahnstrecke und der darunter befindliche Steg diente zur Inspektion. Da es aber nur die Innbrücke im Zentrum und die sieben Kilometer westlich gelegene Kranebitter Brücke gab, und die Stadt sich langsam in diese Richtung auszubreiten begann, wurde in den 1920er-Jahren die Karwendelbrücke für Zufußgehende geöffnet. Seit Jahren gab es Bestrebungen, die unter Denkmalschutz stehende Brücke auch dem Fahrradverkehr zugänglich zu machen. Befinden sich doch die nächsten komfortablen Möglichkeiten, den Inn zu queren, in beiden Richtungen jeweils mehr als einen Kilometer entfernt. Die Stadt Innsbruck, die ÖBB als Eigentümerin und das Denkmalamt
ÖBB, Stadt Innsbruck und Denkmalamt setzten sich gemeinsam für die Lösung ein: mit Erfolg
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setzten sich gemeinsam für die erfolgreiche Lösung ein. Der Steg wurde von 1,70 Meter auf 2,80 Meter verbreitert, bei den Portalen besteht eine kurze Einengung auf 2,50 Meter, sodass Zufußgehende und Radfahrende bequem aneinander vorbeikommen. „Die zu 100 Prozent von der Stadt Innsbruck getragenen Baukosten belaufen sich auf 420.000 Euro“, erklärt Karl-Heinz Reckziegel vom Stadtmagistrat Innsbruck gegenüber dem DRAHTESEL: „Weitere 80.000 Euro wurden an die ÖBB für die nunmehr erschwerte Inspektion des Tragwerkes erstattet.“ Christian Wieser von den ÖBB führt aus, dass es ein großes Anliegen sowohl der Stadt als auch der Bahn gewesen sei, mit einer Verbreiterung des Stegs den Fahrradverkehr zu fördern. „Wir hoffen, dass der neue Steg gut angenommen wird“, sagt Wieser. Die ARGUS Radlobby Tirol freut sich sehr über die neue Verbindung. „Die Lösung bei der Karwendelbrücke zeigt, dass auch schwierige Probleme gelöst werden können, wenn der Wille und die Kooperationsbereitschaft da sind“, kommentiert Ingrid Egermann.
Fotos: Martin Schönherr
BERICHT: Andrzej Felczak
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 19
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PLUS ⁄ MINUS
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 20
Infrastruktur
Verkehrs-Infrastruktur
&
Innsbruck
Wien 2., Praterstern
Wien 22., Kagraner Brücke
Am erst 2004 gänzlich neu gestalteten Hauptbahnhof in Innsbruck herrschte aufgrund der sparsam bemessenen und wenigen überdachten Fahrradabstellplätze ein ziemliches Chaos. Dem wurde jetzt zumindest ein wenig abgeholfen: Den dem Haupteingang nächstgelegenen Platz hat die ÖBB auf Doppelstockparker der Firma Orion Bausysteme umgebaut. In diesem Bereich stehen nun 442 Stellplätze zur Verfügung, von denen 370 überdacht sind. Der kürzeste Abstand zwischen Radständer und Bahnsteig beträgt nur zehn Meter. Bei einem anderen Fahrradparkplatz weiter südlich wurde eine Überdachung für 240 Räder montiert. ARGUS Tirol ist über diese Verbesserung sehr erfreut, es bleibt allerdings abzuwarten, ob damit der Bedarf gedeckt ist.
Der bisherige Radweg rund um den Praterstern verlief im Abschnitt Prater Hauptallee ⁄ Ausstellungsstraße neben der Kaiserwiese, was einen Umweg bedeutete und zu Konflikten mit Zufußgehenden führte. Die Breite betrug nur 2,5 Meter. Er wurde derart verlegt, dass er jetzt unmittelbar neben der Fahrbahn verläuft. Zudem wurde er auf 3,8 Meter verbreitert, dazu kommt ein Sicherheitsabstand von einem halben Meter zur Fahrbahn. Die Radweg-Kreuzung Ausstellungsstraße in Fahrtrichtung Lasallestraße ist jedoch problematisch. Rad- und Autoverkehr bekommen gleichzeitig Grün. Durch den großen Kurvenradius ist der Kfz-Verkehr sehr schnell unterwegs. An dieser Stelle befinden sich Radfahrende im toten Winkel. Durch die S-förmige Fahrspur der Radfahrenden erfolgt unmittelbar vor der Querung ein plötzlicher und für den Autofahrenden unerwarteter Richtungswechsel, was ein erhebliches Unfallrisiko bedeutet.
Bei den Sanierungsarbeiten der Kagraner Brücke wurde die Baustellenumleitung für die wichtigste Hauptradroute in der Donaustadt vorbildlich gelöst. Eine der drei Fahrspuren wurde in einen Geh- und Radweg umgewidmet, und die Abtrennung zur Fahrbahn erfolgte mittels Betonleitwänden. Auch auf eine Anrampung bei der Abfahrt wurde nicht vergessen. Wie auf dem um 8.30 Uhr an einem Wochentag aufgenommenen Foto zu sehen ist, fließt der Kfz-Verkehr trotz temporärem Entfall einer Fahrspur problemlos. Die Fahrzeuge stehen nicht, sondern fahren unbehindert, und die zweite Fahrspur ist komplett frei. In diesem Straßenabschnitt ist auch die Langstrecke Nordost geplant: Ohne Auswirkung auf den Kfz-Verkehr könnte hier eine Fahrspur in einen Radweg am Stand der Technik umgewidmet werden. Das würde auch die Konflikte mit den Zufußgehenden auf der bestehenden Strecke beseitigen.
Bessere Stellplätze am Innsbrucker Hauptbahnhof
Praterstern wird radfreundlicher, aber Kreuzung bleibt gefährlich
Vorbildlich: Umleitung wegen Sanierung der Kagraner Brücke
Einfach online Radbeschwerden abgeben: Fotos: Ingrid Egermann, Fidelius Krammel, Max Hartmann, Margit Palman (2), Matthias Pintner
radkummerkasten.at
im Praxistest
&
Wien
Salzburg, Nelböck-Viadukt
Vorarlberg, Röthis ⁄ Weiler
Radverkehr benachteiligt: Hilfreich wäre Aufheben der Benützungspflicht
Mehr Bewusstsein für den Radverkehr bei Sicherung von Baustellen
Entgegen der internationalen Praxis erlauben die aktuellen Richtlinien der Stadt Wien eine Ausführung von Radlangstrecken als gemischte Gehund Radwege (maximal zehn Gehende innerhalb von fünf Minuten). Wahrnehmungen der Radlobby und Rückmeldungen aus der Rad-Community bestätigen jedoch: Dies ist keine akzeptable Verkehrsorganisation. Bei Langstrecken wird Komfort, Sicherheit und zügiges Vorankommen erwartet. Die gemischte Führung von Rad- und Fußverkehr führt zu Konflikten und erfüllt deshalb nicht die Anforderungen an eine Langstreckenverbindung. Zudem bedeutet diese Verkehrsorganisation massive Einschränkungen der Verkehrsqualität für Zufußgehende. Mit gutem Grund werden Langstrecken in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark als breit dimensionierte Radwege, Radstreifen oder Radstraßen realisiert. Als „Worst-Practice“-Beispiel ist am Foto der drei Meter breite Gehund Radweg in der Schönbrunner Straße Nummer 245 abgebildet.
Vor wenigen Jahren wurde das Nelböck-Viadukt, unter dem die B1 die Westbahn quert, verbreitert und beidseits ein adäquater Einrichtungsradweg geschaffen. Auf östlicher Seite des Viadukts folgt ein von Radfahrenden viel befahrener Kreisverkehr, von dem es nur mehr hundert Meter zur neuen Radstation beim Hauptbahnhof sind. Kommt man aus Richtung Unterführung, endet der Radweg vor dem Kreisverkehr und Radfahrende werden verwinkelt über Gehsteig und Querstraße geführt, um mit Nachrang in den Kreisverkehr einzufahren. Wir meinen: An einer so zentralen Stelle wäre der Radverkehr besser zu berücksichtigen. Die Radlobby schlägt vor, zumindest, die Benützungspflicht aufzuheben und geübten Radfahrenden die Möglichkeit zu geben, den Kreisverkehr auf der Fahrbahn zu befahren.
An vielen Baustellen werden AlltagsRadfahrende, nicht nur im „Ländle“, sondern überall in Österreich, stiefmütterlich behandelt. In einem Gespräch mit dem Landesstraßenbauamt im Jahr 2015 hat ARGUS Radlobby Vorarlberg auf diese Problematik hingewiesen. Diese Gespräche scheinen jetzt erste Ergebnisse zu bringen: Bei der Baustelle an der L190 Höhe Gemeindegrenze Röthis ⁄ wWeiler wurde ein temporärer Radstreifen markiert. Die Breite beträgt 1,25 Meter, die Fahrbahn ist 3,5 Meter breit, und im Baustellenbereich gilt Tempo 30 – insgesamt eine eindeutige Verbesserung. Da jedoch zahlreiche Kfz-Lenkende Kurven gerne schneiden, wäre auf einer Landesstraße eine Radfahrstreifenbreite von 1,75 Meter angebracht. Die restliche Fahrbahn ist mit drei Metern für Kfz breit genug.
Inakzeptabel: Gemischte Geh- und Radwege bei Radlangstrecken
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 21
Infrastruktur
Taiwan – ein Paradies für Radfahrer Lasst uns Radfahren – in Taiwan! Radfahrbegeisterte kommen in Taiwan voll auf Ihre Kosten: Egal ob Profi, Amateur oder Familien, jedermann kann die Ilha Formosa per Rad erkunden. Von der gemütlichen Umrundung des malerischen Sonne-Mond-Sees bis hin zur anspruchsvollen Bergfahrt über den 3275 Meter hoch gelegenen Wuling Pass bietet die Insel ein breites Spektrum an Radtouren für jedes Können. Vor der wunderschönen Berg- und Wasserkulisse Taiwans´ können Radfahrer aus der ganzen Welt das Paradies für ihr besonderes Hobby entdecken. Hier haben Sie die Möglichkeit sich aus einer Vielzahl an Radfahrmöglichkeiten, die für Sie passende auszusuchen und zu erleben. Auf diese Weise dient das Fahren auf dem “Drahtesel” nicht mehr nur den sportlichen Absichten, sondern wird vielmehr zum perfekten Erlebnis für Körper und Seele.
http://taiwanbike.tw www.taiwantourismus.de
Infrastruktur
Briefe aus der Ferne
Athener Radparade mit der Devise „brake free“
Im Zentrum der griechischen Hauptstadt wird es oft richtig eng: tiefe Häuserschluchten, schmale und mit Pollern gespickte Gehsteige. Auch Automobile haben es anscheinend schwer – trägt doch deren blecherner Schutz häufig Dellen und Kratzer. Wie soll hier Vorankommen mit dem Fahrrad möglich sein? Erst nach und nach fügt sich ein anderes Bild zusammen. Es gibt sie nämlich doch in Athen: Radfahrende. Und auch neue Radwege wie jener, der hinaus nach Piräus führt. Meine Erkundungstour beginnt beim industriekulturellen Technopolis-Gelände. Dort steht einmal im Jahr mit dem Athener Bike Festival das Fahrrad im Mittelpunkt. Auch eine Radparade mit der Devise „brake free“ gibt es, bei der jedoch einige Male Absteigen nötig wird: Anrainer haben den neuen Radweg als vorzüg-
lichen Pkw-Abstellplatz entdeckt. Am nächsten Tag führt uns Reiseleiterin Monique vom Radtouren-Veranstalter „Let’s Meet in Athens“zu Sehenswürdigkeiten der Stadt. Diesmal geht es ohne Unterbrechungen: Auch durch die Fußgängerzone der Plaka, eines der ältesten Viertel am Fuß der Akropolis, wird geradelt. Das verwundert holländische Teilnehmerinnen, weil das bei ihnen zu Hause nicht erlaubt ist. Absteigen oder nicht absteigen? Diese Frage wird in Athen sehr eigenwillig beantwortet: Es fehlt wohl an Regel-Bewusstsein bei Behörden wie bei Verkehrsteilnehmenden. Jedenfalls steigt das Interesse am Radfahren, wie das große Interesse am Bike Festival beweist. Dies, auch in Zeiten der griechischen Krise. Oder vielleicht gerade deshalb?
Foto: Ernst Miglbauer
Dieses Mal: Athen
Ernst Miglbauer
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Service & Recht Reparaturtipp: Pedale montieren, aber richtig! Seite 24
Recht: Wer haftet bei Fahrrad-Veranstaltungen? Seite 25
Impressum: Wir machen den DRAHTESEL Seite 26
Pedale warten, aber richtig! Pedale richtig montieren, ist nicht wirklich schwierig. Viele Radfahrende stellt diese Aufgabe dennoch vor eine schwierige Herausforderung. Außerdem vergessen viele bei der Neumontage auf das Fetten der Gewinde – und das wiederum kann bei künftigen Pedal-Wechseln viele Probleme verursachen GEBRAUCHSANWEISUNG: Marcin Dopieralski
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 24
Marcin Dopieralski leitet den ARGUS-Shop. Der begeisterte Rad designer – Eigenmarke B’IQ – gibt für den DRAHTESEL Reparatur-Tipps. 1 Wir brauchen neue Pedale, Kugellagerfett, einen 15er-Schlüssel bzw. einen Inbus
2 Die Gewinde der Pedale ordentlich einfetten
3 Die linke Kurbel hat ein Linksgewinde (wir drehen in Fahrtrichtung bei Montage-links)
5 Bei manchen Systemen werden die Pedale statt mit einem 15er-Schlüssel mit Inbus montiert Jetzt können wir wieder richtig treten! Gute Fahrt!
4 Die rechte Kurbel hat Rechtsgewinde (ebenfalls in Fahrtrichtung bei Montage rechts)
Wer bei Radtouren haftet
Rauf aufs Rad und hinaus in die Welt. Was kann es Schöneres geben? Unerfreulich wird es, wenn dabei Schäden auftreten. Es lohnt sich, über Haftungsfragen Bescheid zu wissen
Service & Recht
Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby TEXT: Johannes Pepelnik
Wofür haftet also ein Veranstalter? Zunächst sei klargestellt, dass jede Person, die eine Radtour organisiert, Veranstalter ist. Veranstalter sind alle, die andere einladen, an einer Radtour teilzunehmen, die eine Tour organisieren, bewerben oder auf andere Weise unterstützen. Teilnehmende und Gäste dürfen darauf vertrauen, dass atypische Gefahrenquellen nicht vorhanden sind. Im Fall einer organisierten Radtour ist weiter zu unterscheiden, ob es sich um eine entgeltliche oder unentgeltliche Tour handelt: Im zuerst genannten Fall kann der Veranstalter aus dem Vertrag, wie beispielsweise einer Vereinsmitgliedschaft, einem Reiseveranstaltungsvertrag oder Ähnlichem
Zu empfehlen: Versicherungsschutz Grundsätzlich ist jedem Veranstalter anzuraten, die sich aus seiner Veranstalterhaftung ergebenden Risiken durch eine entsprechende Haftpflichtversicherung abzudecken. Versicherungen bieten leistbare Prämienpakete für eine Pauschalversicherungssumme. So werden für eine bis zu 24-stündige Veranstaltung mit bis zu 500 Personen und einer Versicherungssumme von 5 Mill. Euro 67,50 Euro fällig. Der vorstehende Artikel soll selbstverständlich niemanden davon abhalten, mit Bekannten bzw. deren Kindern eine Radtour zu organisieren. Allerdings sollte man ehrlich mit Teilnehmenden umgehen, die beispielsweise mit ungeeignetem Material ankommen.
Information der Radlobby
Als Radlobby-Mitglied gut versichert unterwegs! Rechtsschutzversicherung europaweit, deckt Anwalts-, Gerichts- und Sachverständigenkosten bis EUR 57.000
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haften. Aber auch bei unentgeltlichen Veranstaltungen (Gefälligkeiten) kann der Grund für die Haftung in der Übertretung von Rechtsvorschriften (abhängig von der Art und der Teilnehmerzahl, etwa Lärmschutz, Beleuchtung, ErsteHilfe-Leistung) oder in der Verletzung von Verkehrssicherungsvorschriften liegen. Der Glaube eines Veranstalters, durch eine allfällige „Freizeichnung“ der Teilnehmenden gänzlich aus der Haftung zu kommen, muss enttäuscht werden. Der Oberste Gerichtshof bewertet gänzliche Haftungsausschlüsse als rechtsunwirksam, weil sie Teilnehmenden unterstellen würden, mit mangelnden Sicherheitsvorkehrungen einverstanden zu sein. Für Ausflüge mit Kindern greifen zusätzliche Aufsichtspflichten. Aufsichtspflichtig sind in erster Linie die Eltern bzw. diejenigen, denen Kinder bzw. Jugendliche anvertraut werden. Die Pflicht orientiert sich am Alter, Eigenart und Reife des Kindes sowie der Qualität der Gefahrenquelle. Maß-
stab ist jeweils, wie sich ein anderer vergleichbarer, professioneller, durchschnittlicher Betreuer in der den Unfall begründenden Situation verhalten hätte. Die Aufsichtspflicht beinhaltet grundsätzlich die Pflicht zur Information, beispielsweise muss vor einem Ausflug geprüft werden, ob es Behinderungen, Krankheiten, Allergien etc. gibt. Weiters müssen Gefahrenquellen vermieden werden bzw. muss vor nicht vermeidbaren erkennbaren Gefahren gewarnt werden.
radlobby.at/mtg
Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 18
Cartoon: Fugart
I
n Österreich gilt das Prinzip „casum sentit dominus“: Grundsätzlich hat jeder seinen (zufälligen) Schaden selbst zu tragen. Nur in bestimmten Fällen kann ein anderer dafür verantwortlich gemacht werden. Dann nämlich, wenn ein Schaden rechtswidrig und schuldhaft verursacht wurde, wenn das Gesetz eine Haftung anordnet, oder – drittens – wenn sich jemand „ohne Not in fremde Geschäfte gemengt“ hat. Haftung bzw. Schadenersatzpflicht betrifft auch Personen, die eine Veranstaltung – etwa eine Radtour oder einen Wettkampf – organisieren.
Impressum
DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin
33. Jahrgang ⁄ Heft 1 Erscheinungsdatum 16. März 2016 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin ARGUS – Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak felczak@argus.or.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt
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Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at
Unter Mitarbeit von Walter Albrecht Lukas Beurle Walter Bradler Eliza Brunmayr Michael Bürger Andrzej Felczak Martin Friedl Hannes Friedrich Evelyn Eder Willi Grabmayer Martina Gura Eva Häfele Mirko Javurek Jan Killian Rolf Nagel Valerie Madeja Margit Palman Peter-Alexander Pöltl Erwin Preuner Peter Provaznik Roland Romano Martin Rotter Heidi Schmitt Mario Sedlak Daniela Schulhofer Reinhold Seitl Andrea Siegl Christian Steiner Beatrice Stude Horst Watzl Wolfgang Wehap
Kolumnen Marcin Dopieralski Roland Girtler Ines Ingerle Barbara Ottawa Johannes Pepelnik Reinhold Seitl Cover Lysanne Bellemare, Anna Hazod (Art Direktion)
Radlobby ARGUS Wien-Büro Lichtenauerg. 4 ⁄ 1 ⁄ 1 1020 Wien Tel. & Mail siehe ARGUS Fahrradbüro oben Mo-Fr 10-13 Uhr
Art Direktion Anna Hazod annahazod.com Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Reinhold Seitl (Tourismus) reinhold.seitl@commdes.at Illustrationen Lysanne Bellemare (Autorenportraits) Anna Hazod
Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo - Fr 14 - 19 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr Tel.: 01 ⁄ 505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus
Bankverbindung IBAN AT40 6000 0000 0758 2600 BIC OPSKATWW
Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt.
Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umweltzeichen abgewickelt.
Leserbriefe sind herzlich willkommen, allfällige Kürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der DRAHTESEL-Redaktion übereinstimmen.
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Wien Rathausplatz, täglich 09.00 – 18.00 Uhr, Eintritt frei! Das ARGUS BIKE FESTIVAL auf dem Wiener Rathausplatz ist die größte FahrradVeranstaltung Österreichs und das größte Bike-Festival Europas. Die Vielfalt der Programminhalte, die unzählichen Showprogramme, die Test- und Mitmachstationen und nicht zuletzt die einzigartige Kulisse des Wiener Rathauses machen den großen Erfolg und das einzigartige Flair dieser Veranstaltung aus. Das Argus Bike Festival findet statt seit 1999, von 2006 bis 2015 war der Dirt-Contest VIENNA AIR KING das große Programm-Highlight. 2016 werden wir wieder einmal ganz neue Wege beschreiten, und neue, nie da gewesene Programm-Formate auf den Rathausplatz bringen. Eine völlige Neuplanung des Festivalgeländes erwartet die radbegeisterten Besucherinnen und Besucher!
HIGHLIGHTS 2016
HIGHLIGHTS 2016
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FA LT E R V E R L A G Die besten seiten Österreichs
Lebensstil Mutig: Durch Europa mit dem Bambus-Tandem Seite 31
Schnittig: VICC, Wiens neuer Rennrad-Verein Seite 32
Bibliophil: Bücher für Fahrrad-Affine Seite 34
Europa-Mission mit Bambus-Tandem Mit selbst gebautem Bambus-Tandem will ein junges Paar auf Europa-Reise gehen und fürs Radfahren werben und Epoxidharz. Nach dem Schleifen und Lackieren des Rahmens montierten sie die Komponenten: Kurbeln, Bremsscheiben, Pedale, 14-Gang-Rohloff-Schaltung. „Rund 70 Arbeitsstunden
haben wir bisher hineingesteckt“, erklärt Ewa. Die Arbeitszeit nicht eingerechnet kostet das Rad rund 3.000 Euro. Die Reise wird das junge Paar in einem großen Kreis von Österreich bis zum
Roland Kloss und Ewa Gruszyk in der Werkstatt von Bambooride in der Beethovengasse in Wien-Alsergrund
Schwarzen Meer, dann über Odessa, Vilnius weiter bis Tallinn führen. Von Stockholm geht es über Kopenhagen und durch Deutschland wieder zurück nach Hause. Während der Reise wollen die beiden in Kontakt zu anderen Planerinnen und Planern, zu Entscheidungstragenden und FahrradAktiven treten. „Gerade im Osten Europas ist die grüne Mobilitätswende durch die schnell wachsende Motorisierung bedroht“, sagt Ewa. Vor dem Workshop waren die beiden übrigens alles andere als Radtechnik-Experten. Roland: „Bisher habe ich nur Kette geschmiert und Schläuche gewechselt.“ tandem-crossover.eu bambooride.com
Cinemascope Premium Rush
Wilee (Joseph Gordon-Levitt) rast als Fahrradkurier quer durch New York und lässt sich dabei von nichts und niemandem aufhalten. Egal ob rote Ampeln oder Straßensperren, plötzlich aufgerissene Autotüren, oder Fußgänger, die ihm vors Rad hüpfen – Wilee weicht gekonnt aus (und manchmal halt einfach auf die Gegenfahrbahn). Stehen bleiben könnte er nicht einmal, wenn er wollte – denn sein Fixie-Rad hat keine Bremsen. „Get rid of them!“ rät er seiner Kollegin und Exfreundin Vanessa (Dania Ramirez) in einem Versuch, ihr seinen halsbrecherischen Fahrstil schmackhaft zu machen. Der Tatsache, dass sich eines Tages die Zustellung eines mysteriösen Umschlags als lebensgefährliches Unterfangen erweist, kann allerdings nicht einmal unser draufgängerischer Held etwas abgewinnen. Kaum hat Wilee den Auftrag angenommen, heftet sich ein etwas zweifelhafter Polizist (großartig
komisch: Michael Shannon) an seine Fersen – und der kennt keine Skrupel, um in den Besitz der brisanten Sendung zu gelangen. „Premium Rush“ ist ein Adrenalinkick und ein Rausch der Sinne, bei dem man sich (vor allem als Fahrradfahrerin) in der ein oder anderen Szene schmunzelnd wiedererkennen kann. Die klaren Logik-Lücken der Handlung ignoriert man dabei mindestens so bereitwillig, wie Wilee die Verkehrsregeln New Yorks. Premium Rush Actionthriller, USA 2012 (91 Minuten) Regie: David Koepp, Drehbuch: David Koepp & John Kamps, Kamera: Mitchell Amundsen, Schnitt: Derek Ambrosi & Jill Savitt, Musik: David Sardy, Ausstattung: Thérèse DePrez Mit : Joseph Gordon-Levitt, Michael Shannon, Dania Ramirez, Wolé Parks
An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des FahrradFilms vor.
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Foto: Matthias G. Bernold
BERICHT: Matthias G. Bernold
Diesen April starten die Raumplaner Ewa Gruszyk und Roland Kloss ihre sechsmonatige FahrradMission „Crossover“ durch fünfzehn Länder Europas: Vehikel der Wahl ist ein selbstgebautes Tandem aus Bambus. „Mit unserer Tour wollen wir aufzeigen, wie vielfältig, lustvoll und nachhaltig Radfahren sein kann“, sagt Roland: „Bambus als ökologisches Baumaterial passt einfach perfekt dazu.“ In einem Workshop stellten die beiden im Februar das Vehikel für ihren Trip fertig. Unter den kundigen Augen von BamboorideBoss Alex Bergner schnitten sie die Rohre für den Rahmen zurecht und verbanden das Ganze mit Kohlefaser
Lebensstil
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Stuart Marven (mit orangem Radhelm) und andere Mitglieder des VICC posieren auf der Wiener Donauinsel
Sonntags an der gelben Brücke TEXT UND FOTOS: Matthias G. Bernold
Treffpunkt bei der „gelben Brücke“, neben der Nordbrücke: in der Regel jeden Sonntag um 10 Uhr
Eigentlich wollte Stuart Marven bloß mit Freunden Radfahren gehen. Um die Ausfahrten zu organisieren, gründete der gebürtige Schotte im Jahr 2013 eine Facebook-Gruppe und nannte sie „Vienna International Cycle Club“. Dann passierte Social Media. Die Seite wurde bekannter und die Leidenschaft fürs Rennradeln griff um sich. Inzwischen ist der VICC zur mehr als 1.000 Mitglieder starken Bewegung angewachsen. Jeden Sonntag treffen einander Rennrad-Enthusiasten am Steinitzsteg, der gelben Behelfsbrücke neben der Nordbrücke. Dann geht es raus aus Wien: 70 oder 100 Kilometer und manchmal bis ins Waldviertel oder an die tschechische Grenze: „Wir haben einige sehr ehrgeizige junge Mitglieder, aber auch viele, die es etwas gemütlicher angehen wollen.“ In der Regel werde gemeinsam losgefahren. Nach den ersten zehn, zwanzig Kilometern spalte man die Gruppe in einen schnelleren und ein oder zwei langsamere Verbände. „Im Vordergrund“, sagt Marven, „steht die Freude am Radfahren.“
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BÜCHER
Lebensstil
Der Mythos Puch lebt weiter Die österreichische Fahrradgeschichte ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Johann Puch. Eine umfassende Monographie befasst sich nun mit dem Konstrukteur und seinem Produkt
REZENSION: Omo Lisboa
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F Ulreich, Walter; Wehap, Wolfgang Die Geschichte der PUCH-Fahrräder Graz 2015: Weishaupt Verlag ISBN 978-3-7059-0381-4 399 Seiten 48 Euro
ast hundert Jahre schrieb der „geniale Mechaniker“ Johann Puch mit seinen Fahrrädern österreichische Fahrradgeschichte. Von den rund zehn Millionen produzierten Rädern sind heute immer noch viele Liebhaberstücke weltweit unterwegs. Fahrradhistoriker Walter Ulreich und Wolfgang Wehap, ARGUS-Aktiver und DRAHTESEL-Autor, der in unmittelbarer Nähe zum Puchwerk in Graz-Thondorf in einer „Puchianer“-Familie aufgewachsen ist, lassen in ihrer umfassenden Monografie den Mythos Puch weiterleben. Soziale Hintergründe Fachleute, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen kommen zu Wort. Die technische Entwicklung wird im Detail samt Prototypen aus Alu und Carbon präsentiert.
Franz, Joachim; Huthmacher, Matthias Iron-Curtain-Trail Mit dem E-Bike von Norwegen zum Schwarzen Meer. Bielefeld 2016: Delius Klasing Verlag 238 Seiten ISBN 978-3-667-10450-2 23,60 Euro
Sparshott, David Bike Watching. An Explorer’s Journal. London 2012: Laurence King 160 Seiten ISBN 978-1856699181 14,90 Euro
Spektakuläre Entwürfe und die sozialen, kulturellen und mobilitätsgeschichtlichen Hintergründe finden ebenso Platz wie die großen PuchRennsport-Erfolge. Silberrad und Bergmeister Nicht nur Puch-Fans finden im umfangreichen Anhang mit Modell- und Rahmennummern-Listen praktische Handreichungen und reichliches, großteils bisher kaum veröffentlichtes Fotomaterial. Drei faksimilierte Kataloge bieten einen Querschnitt durch das frühe Modellprogramm. Vom „Styria“ über Legenden wie das „Silberrad“ oder das „Bergmeister“ und heute noch geläufige Räder wie „Jungmeister“ und „Clubman“ bis zu den Rennrädern der „Mistral“Serie spannt sich der Bogen der präsentierten Modelle. Um auch internationale
Mit dem E-Bike am Eisernen Vorhang Seit mehr als 25 Jahren ist der Eiserne Vorhang Geschichte. Anlässlich des Jahrestags des Mauerfalls 1989 begab sich Ausnahmesportler Joachim Franz im Jahr 2014 auf eine außergewöhnliche Tour: In 30 Tagen ging es gemeinsam mit seinem Begleiter Christian Roth quer durch Europa – mehr als 9.000 Kilometer auf dem E-Bike und das in nur 30 Tagen – eine Herausforderung für Mensch und Maschine. Im reich bebilderten Reisebericht „Iron Curtain Trail“ erzählt Joachim Franz gemeinsam mit Matthias Huthmacher von der abenteuerlichen Extremtour durch Tundra, Taiga,
über Ostseeraum, deutsches Mittelgebirge, Tatra, Karpaten bis ans Schwarze Meer zur türkisch-bulgarischen Grenze. Zahllose Denkmäler und Museen erinnern auf der Strecke an die Jahre der Trennung: Autor Joachim Franz hat auf seiner Expedition ohne Probleme zahlreiche Grenzen passiert und erlebte ein „offenes, großzügiges Europa“. An vielen dieser Grenzen stehen heute wieder Zäune. Bleibt zu hoffen, dass die Epoche der Offenheit nicht schon wieder vorbei ist. Omo Lisboa
Puch-Aficionados erreichen zu können, übersetzte Ben Hemmens eine Kurzfassung und die Bildtexte in englische Sprache. „Auch wenn das Puch-Zweirad 1987 geschlossen und verkauft wurde – die Puch-Fahrradstory ist keineswegs zu Ende“, meint Co-Autor Wehap: „Sie geht weiter, und zwar nicht nur im Museum.“ Foto- und Videobewerb In Ergänzung zur Publikation gibt es einen Foto- und Videobewerb: Bis zum 1. August 2016 werden Fotos und Fotostorys von Puchrädern und deren Besitzerinnen und Besitzern gesammelt. Die Einsendungen werden auf der Puchrad-Facebook-Seite veröffentlicht und nehmen an einer Verlosung teil: als Preise locken unter anderem zwei Original-Puch-Räder. facebook.com/puchrad
Fahrradschau Statt Birdwatching oder Trainspotting betreibt der Londoner Illustrator David Sparshott jetzt Bike Watching: Sparshott, der auch das Rad-Kartenspiel „Battle of Bikes“ entwarf, feiert mit seinem Journal die Rad-Kultur in ihrer ganzen Vielfalt: Fahrradtypen, stylische Accessoires, schöne Radteile, Bike-Events oder ungewöhnliche Rad-Begegnungen gilt es einzutragen – in diesem schönen Rad-Tagebuch ist auch viel Platz für eigene Beobachtungen, Skizzen und Notizen. Nicht brandneu, aber fast zu schön für den Alltag. Omo Lisboa
Lebensstil
Fahrstil
Vorspielverlängerung In der undefinierten Jahreszeit, die wir jetzt anstelle des früher üblichen Winters erleben, bieten sich schwer definierbare Kleidungsstücke als ständige Begleiter der Allwetterradelnden an. Jacken oder Hosen sind oft zu warm und auch zu groß, um sie für den Notfall mitzunehmen. Stattdessen greift man zu sogenannten Armlingen und Beinlingen – keinesfalls mit ihrem historischen Namen „Legwarmers“ zu benennen! Sie treten auch unter dem Namen Stulpen auf. Es sind dies Schläuche unterschiedlichster Länge, die entweder nur die Handgelenke oder Knöchel wärmen, oder aber die ganze Länge von Arm und Bein bedecken. Wenn untertags die Temperatur nach oben klettert, können sie wie Socken zusammengelegt
und relativ klein in der Tasche verstaut werden. Natürlich gibt es wie immer bei Fahrrad-Outfits alle Varianten von Merino bis Voll-Lycra; aber auch die Ärmel-Recyling-Methode, bei der abgeschnittene Teile von Kleidungsstücken als Stulpen fungieren. Noch praktischer sind Armlinge und Beinlinge mit Reflektoren zur besseren Sichtbarkeit. Ein gleichermaßen wenig beachteter wie pikanter Nebeneffekt dieser Teil-Kleidungsstücke ist die Vorspielverlängerung: Nicht-Radfahrenden sind die praktischen Accessoires oft unbekannt. Da ist das Erstaunen groß, wenn beim Ausziehen auf einmal nur ein Ärmel zu Boden fällt, dann noch einer, darunter eine weitere Schicht, dann ein Beinling, und noch einer ... das kann dauern.
Barbara Ottawa ist Journalistin in Wien
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Produkte & Technik Bicycle Business: Die Flickerei Seite 36
Test: Einkaufshilfen für Radfahrende Seite 38
Neue Produkte im ARGUS-Shop Seite 42
BICYCLE BUSINESS
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Die Flickerei ist mehr als eine Radwerkstatt – sie ist ein urbaner Kulturfolger, der von einem Leerstand zum nächsten zieht. Begonnen haben die ambitionierten Schrauberinnen und Schrauber im Trust 111, einem Zwischennutzungsprojekt im 15. Bezirk. Nach einem Brand übersiedelten sie in die Pizzeria Anarchia. Als letztere den Investoren weichen musste, zog man ins Packhaus. Dienstags kann man hier bei Bier und 80er-Jahre-Musik das schöne Gefühl des Selbermachens erleben. Finanziert wird das Projekt aus eigener Tasche. Förderungen oder politische Vereinnahmung werden abgelehnt, Spenden oder Ersatzteile aber gerne genommen. Wer kein Geld hat, zahlt nicht oder später. In diese Einkommensschicht fallen auch die Flüchtlinge aus der Umgebung. Die Kunst der Improvisation haben sie aus ihren Herkunftsländern mitgebracht. Voneinander Lernen ist überhaupt eines der Grundprinzipien der Flickerei. Wer selbst repariert, spart Geld und gewinnt einen neuen Bezug zum Rad.
flickerei.blogsport.at
Bier und Basteln in der Flickerei
Das Packhaus in der Marxergasse ist die temporäre Heimat der Selbsthilfe-Werkstatt Flickerei
Jan Killian
Fotos: Hersteller
HOT OR NOT Zeugs für Radfahrende
Neoklassiker: Bianchi L’Eroica
Speichenleuchten von Monkeylectric
Bianchi bedient mit seiner „Vintage“-Linie jene, die gerne klassische Radbaukunst und moderne Technik kombinieren. Top-Modell 2016 ist das L’Eroica mit Stahlrahmen und Campagnolo-Rahmenschaltung. Darf auch bei Vintage Radrennen wie eben der L’Eroica oder In Velo Veritas starten!
Bei der Wiener Critical Mass sind einige Menschen bereits damit aufgefallen: Lichtsysteme von Monkeylectric, die das Fahrrad in Szene setzen. Mit Hilfe von LED-Bausätzen für die Speichen lassen sich während der Fahrt spektakuläre Lichteffekte erzielen und sogar kurze Videosequenzen zeigen. Billig ist das ganze freilich nicht: Das teuerste System des kalifornischen Herstellers kostet rund 900 Euro.
bianchistore.de
monkeylectric.com
Stahlfahrrad aus dem 3D-Drucker
Studenten der TU Delft in den Niederlanden entwickelten einen Fahrrad-Gitterrohrrahmen und stellten den Rahmen anschließend mit einem speziellen 3D-Drucker her. Der StahlFahrradrahmen des Arc Bicycle wurde mit einem speziellen 3D-Schweißroboter des Unternehmens MX3D hergestellt. waam2015.weblog.tudelft.nl
Handschuhe mit LED-Blinker Diese Handschuhe sollen nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmende sichtbarer machen: die sogenannten Zackees haben auf dem Handrücken eine Reihe LEDs, die jeweils einen Pfeil formen, der gelb blinkt, wenn man die Kontakte an Daumen und Zeigefinger gegeneinander drückt. Die Erfindung wurde über die Plattform Kickstarter finanziert und kann via OnlineVersand auf der Website bestellt werden. zackees.com
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Kaufrauschmittel Vor langer, langer Zeit gab es das Einkaufskörberl. Und sonst nix. Inzwischen sind die unterschiedlichsten Produkte auf dem Markt, um den Menschen Einkäufe mit dem Fahrrad zu erleichtern. Die DRAHTESEL-Test-Crew ist einkaufen gegangen. FOTOS: Andrea Siegl
Winther Donkey Trolley
Nicht ohne meinen Krauthappel
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 38
Mario Sedlak
Wie praktisch: Ein Mini-Einkaufswagen, der ans Fahrrad gehängt werden kann! Beim Einkaufstest am Wiener Naschmarkt war es kein Problem, damit zwischen den Menschen durchzukommen. Gerne hätten mir die quirligen Marktstandler den Winther Donkey vollgefüllt – aber so viel Geld hatte ich gar nicht mit. Platz gibt es genug: Eine Getränkekiste samt üppigem Einkauf passt hinein. Allerdings ist mir unterwegs ein Krauthappel entwischt! Das Gitter, das der Donkey vorne hat, ist nur lose mit einem Gummi befestigt und kann durch das Gewicht des Gepäcks aufgedrückt werden. Der Vorteil dabei: Es lässt sich zu Hause beim Ausräumen leicht abnehmen. Der „Einkaufswagen“ wird mit einem Handgriff am Rad befestigt. Für Regentage ist eine wasserdichte Abdeckung dabei, die ich für den Test allerdings nicht benötigte. Das Fahrverhalten ist ordentlich: Auch bei der Fahrt übers Kopfsteinpflaster fiel nichts heraus. Allerdings eignet sich der Donkey – zulässige Höchstgeschwindigkeit: 25 km ⁄ h – nicht zum Rasen. Schon bei geringer Geschwindigkeit eierte der Anhänger hin und her. Da sich der Anhänger nicht zusammenklappen lässt, eignet er sich vor allem für Leute, die viel Platz haben und häufig groß einkaufen fahren. gesehen um 349 Euro fahrradstudio.at
Mario Sedlak nimmt den Trolley auf den Wiener Naschmarkt mit
DIY-Faltrad-Shopper
Croozer Cargo
Omo Lisboa und Daniela Schulhofer
Peter-Alexander Pöltl
Wer kämpft nicht mit diesem Problem? Immer so viel Zeug dabei, und bald ist der Rucksack voll und zu schwer. Die Lösung heißt: Radtasche. Davon gibt es fürs Brompton auch jede Menge zu kaufen. Alle Behältnisse sind aber mehr oder weniger unhandlich, wenn man nur wenig mit hat. Dieser Notlage entsprang die Idee, eine Tasche zu nähen, die man schnell bei Bedarf auspacken kann, wenn unterwegs noch ein paar Einkäufe mitzunehmen sind. Also eine super Ergänzung zu Faltkorb oder Reisetasche. Ein weiterer Vorteil – wenn einem das aktuelle Design nicht mehr gefällt, kann man schnell und kostengünstig eine neue nähen. Nur zu groß oder schwer dürfen die transportierten Güter nicht sein. Es passt aber überraschend viel rein und auch fahrtechnisch gibt’s keine Probleme.
Ich habe meinen Croozer vor einigen Jahren bei „Radelt zur Arbeit“ gewonnen. Und muss gestehen: Sehr sorgsam habe ich ihn nie behandelt ‑ außer gewaschen nach Fahrten im Salzmatsch. Transportiert habe ich mit ihm schon so ziemlich alles. Mehrmals die Woche fahre ich für den Verein Foodsharing: Dann ist der Anhänger oft übervoll mit Getränken, Gebäck, Joghurt oder fertigem Essen. Auch vier übereinandergestapelte Bananenkartons mit Obst und Gemüse passen hinein. Im Dienst der Radlobby stand der Croozer auch schon – 700 DRAHTESEL haben darin Platz. Eigentlich beeindruckend, was der Anhänger alles mitmacht. Wegen Überladung ist mir zweimal die Vollachse meines Vintage-Renners gebrochen. Der Mechaniker sagt, es liegt an der einseitigen Belastung. Dem Mountainbike macht’s aber offensichtlich nichts aus. Was der Croozer wegen seiner oben zusammenlaufenden Form leider nicht packt: Mehrere gestapelte 60 mal 40 ZentimeterEurokisten befördern. Das ist schon etwas nervig: mit dem Vorgängermodell ging es nämlich.
Ein Arbeitstier, das niemals scheut
gesehen um 299 Euro fahrradstudio.at
So schön: Daniela Schulhofer hat Tulpen geladen
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 39
Selbstgenäht: Ein Beutel für alle Fälle
Gut gelaunter Spezialist für Schwertransporte mit dem Fahrrad: Peter-Alexander Pöltl
Ortlieb Velo-Shopper
Die Lotte
Eine wasserdichte Osterüberraschung
Ein Prototyp wie aus Transformers
Tragerl von steinerdesign & stude
Margit Palman
Klaus Brixler
Paul Weber und Julia Lehner
Der Velo-Shopper ist wie alle anderen Ortlieb-Taschen absolut wasserdicht. Das Füllvolumen ist mit 18 Liter geringer als beim Backroller, der mit 40 Liter Fassungsvermögen zum Klassiker für Radreisende avancierte. Besonders praktisch finde ich das unkomplizierte Befestigen der Tasche. Man braucht keinen Inbusschlüssel mehr und kann die Tasche individuell rechts oder links aufhängen. Wunderbar gelöst auch das Innenleben der Tasche: Es gibt drei unterschiedlich große Innenfächer zum Verstauen von Kleinzeug und einen Karabiner, um den Haustorschlüssel daran zu befestigen. Auch der Magnetverschluss kommt meiner Bequemlichkeit entgegen. Ein Klick und schon ist sie verschlossen. Durch ihre stabile Form steht die Tasche auf dem Boden und fällt nicht um, was das Beladen mit dem täglichen Einkauf erleichtert. Mein Fazit: Wer keine Großfamilie zu versorgen hat, ist mit der Tasche bestens bedient. gesehen um 99 Euro
Irgendwie erinnert die Lotte an die Filmreihe „Transformers“: in zehn Sekunden verwandelt sie sich vom Fahrradanhänger in ein Einkaufswagerl. Dabei muss man lediglich die Anhängerkupplung vom Rad lösen und die Ladefläche hochfahren: Die zwei Boxen, die auf dem Prototyp fixiert sind, fassen 80 Liter. Als durchschnittlich gefräßiger Haushalt bringt man da den Wocheneinkauf unter. Bei den ersten Stopps ist man beim Handling noch etwas tollpatschig. Erkenntnis: zuerst das Fahrrad am Radständer fixieren, dann den Anhänger lösen, sonst fällt das Rad zwangsläufig um. Im Supermarkt, Anerkennung von meiner Lieblingskassierin: „A schens Wagerl homs do.“ Die richtige Stärke spielt die übrigens auch mit dem VCÖ-Mobilitätspreis ausgezeichnete Lotte beim Abladen in der Wohnung aus: man gleitet direkt zum Küchentisch. Fazit: Viel Platz für allerlei Frachtgut, benötigt abgestellt nur überschaubaren Stauraum.
Was tun, wenn sich nach dem Einkaufen herausstellt, dass die Lebensmittel doch nicht alle aufs Rad passen? Hier setzt die Idee des „Tragerl fürs Fahrrad“ an: Bei Bedarf spontan im Geschäft mitgenommen, wird die faltbare Kartonkiste einfach hinten über den Gepäcksträger gehängt. Unser größter Transport waren zwei Wochen Futtervorrat für unsere Katzen, das entspricht circa sieben Kilogramm. Diese Ladung steckte das Tragerl problemlos weg. Generell wirkt es stabil verarbeitet. Auch passen die meisten Einkäufe problemlos in das überraschend voluminöse Behältnis. Leichte Kritik gibt es beim Entfalten: Die Griffmulden neigen zum Knicken. Auch klappt sich das leere Tragerl gerne von selbst wieder zusammen. Wetterfest ist es natürlich auch nicht. Fazit: Für spontane Einkäufe ist das Tragerl sehr zu empfehlen! Wir hoffen, dass es auch dieses Jahr wieder bei Spar erhältlich ist.
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Fotos: Margit Palman; Hersteller; Andrea Siegl; Klaus Renoldner; Jan Kilian; Ivi Ton
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Test
Yuba Mundo
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Das vom Lastenradkollektiv Wien zur Verfügung gestellte Yuba Mundo ist mit einem riesigen Korb vor dem Lenker ausgestattet. Auf den drei Ladeflächen lassen sich vier große Umzugskartons oder sogar ein Kühlschrank transportieren. Das Yuba ist etwa 25 Zentimeter länger als ein herkömmliches Rad, hat einen massiven Rahmen, einen 70 Zentimeter langen Gepäcksträger und zwei ebenso lange Abstellflächen beidseits des Hinterrades. Die starken Felgen sind mit extradicken Speichen bestückt, sodass eine Ladung von bis zu 250 Kilogramm mitgeführt werden kann. Sehr angenehm: das stabile Fahrverhalten. Trotz Eigengewicht von dreißig Kilogramm konnte ich das Rad in einem älteren Zugwaggon mit steilem Einstieg mitnehmen. Insgesamt ein sehr brauchbares Gerät zum nachhaltigen Lastentransport. Für den täglichen Einkauf wahrscheinlich übertrieben. Ideal: Bei Bedarf Ausleihen beim Lastenradkollektiv gegen eine freie Spende.
Die Getränkekiste trägt sich angenehm und ist mit einem Handgriff „entzweit“. Der Transport auf dem Fahrrad – links und rechts lässt sich je eine Hälfte mit ihrem Tragegriff einhängen – funktioniert sogar noch besser! Jetzt das große Aber: Es beginnt mit der Montage, für die man vier Hände bräuchte. Ist die Halterung fix mit dem Gepäckträger verschraubt, finden acht Ein-Liter-Flaschen Platz. Allerdings: Der Mensch lebt bekanntlich nicht von Wasser allein. Beim Getränkemarkt meines Vertrauens teste ich daher, was noch in die Kiste passt. Leider scheint die Konstruktion primär darauf abzuzielen, dass darin Vöslauerflaschen möglichst gut zur Geltung kommen. Die offene Bauweise hat zur Folge, dass kleinere Flaschen keinen Halt finden. Ernüchterndes Ergebnis: Meine Bierflaschen entspringen bei der ersten Schwelle. Stellt sich die Frage, ob 38 Euro für ein System, mit dem man bloß Flaschen des Herstellers transportieren kann, gerechtfertigt sind. Gesehen um 38 Euro
Dass sich der Pletscher Korb, gefüllt mit Gemüse und Obst, in der Stadt sehr gut bewährt, war nicht die große Überraschung. Aber dass man damit auch mit dem Mountainbike durchs Gelände fahren kann, sehr wohl. Auch wenn sich das Fahrgefühl mit der Zuladung natürlich ändert. Jedenfalls ist das Pletscher-System praktisch: Der Korb sitzt sehr ruhig und stabil. Ladung bis zu 25 Kilogramm kann man damit damit tadellos transportieren – sogar mit dem Mountainbike. Ebenfalls sehr praktisch erscheint mir die Möglichkeit, das System zu erweitern. Pletscher ist so etwas wie der LEGO-Bausatz unter den Fahrrad-Gepäcksträgersystemen. Mit Hilfe der sogenannten Easy Snap-Kupplung und Zusatzelementen können auch gefederte Kindersitze und Fahrradkoffer montiert werden. Die maximale Zuladung des Systems liegt bei 40 Kilogramm. Korb gesehen um 28 Euro Einlegetasche um 15 Euro
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1. ARGUS Rad Die Radlobby ARGUS bekommt ihr eigenes Fahrrad. Premiere am 2. ⁄ 3. April beim ARGUS Bike Festival. Neugierig? Besuchen Sie uns beim ARGUS-Stand oder ab 4. April im Shop. 2. Busch + Müller IQ-X: HighEnd Frontlicht 100 Lux Die neu entwickelte Lichttechnologie macht es erstmals möglich, mit einem Dynamoscheinwerfer die 100-Lux-Marke zu knacken. Das Gehäuse, das auch als Kühlungssystem dient, besteht aus hochwertigem Aluminium. Der Busch + Müller IQ-X bietet Großflächen-Lichtfeld mit Nahfeld-Ausleuchtung, sensorgesteuertes Tagfahrlicht mit seitlicher Abstrahlung sowie Standlicht. statt 139 Euro nur 120 Euro 3. Kryptonite New York Fahgettaboudit Massiv und unzerstörbar: Das „Fahgettaboudit“ zeigt selbst Profi-Panzerknackern ihre Grenzen. Zum Mitnehmen aufgrund des hohen Gewichtes eher unkomfortabel, ist es dafür bestens geeignet, das Fahrrad sicher im Innenhof oder Keller abzusperren. statt 139 Euro nur 120 Euro
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4. ABUS Arica Helme Helm mit floralem Muster für den Alltag und Touren in stabiler Inmold-Helmschalen-Konstruktion. Für bessere Sichtbarkeit ist am hinteren Einstellrad ein rotes LED-Rücklicht angebracht. statt 49,90 Euro nur 29,90 Euro 5. Lezyne Sport Drive HP Eine Fahrrad-Minipumpe aus dem Hause Lezyne aus Aluminium mit Anti-RutschBeschichtung: Die Minipumpe CNC Sport Drive HP ist nur 17 Zentimeter lang und 75 Gramm leicht. Damit passt sie auch spielend leicht in die Rückentasche eines Radtrikots und ist bei einer Panne schnell zur Hand. statt 20,90 Euro nur 17,90 Euro 6. Korkgriff Ein besonderer Griff: Aus Naturkork auf einer Gel-Unterlage, geschraubt, mit 130 Millimeter Länge. Jetzt mit silbernem Ring und gefräster Alu-Kappe. statt 19,90 Euro nur 16,90 Euro
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7. Stylische Rennglocke Fahrradglocke aus Aluminium (rot und blau eloxiert), wie früher die klassischen Rennglocken mit Seitenschlägel und Hutmutter ganz aus Metall (kein Kunststoff). Passend für alle Lenker mit 22,2 Millimeter GriffDurchmesser. statt 5,90 Euro nur 5 Euro ARGUS-Shop in der Frankenberggasse 11, 1040 Wien, Mo-Fr 14-19 Uhr, Sa 10-14 Uhr Für mehr Informationen rund um ARGUS-Mitgliedschaft und Produkte rufen Sie uns an (01/505 09 07) oder besuchen Sie uns in der Frankenberggasse. Wir informieren und beraten Sie gern! Bestellungen auch telefonisch, im Web oder per Mail radlobby.at/argus argusshop.org Bildrechte bei den Herstellern. Alle Bilder sind Symbolfotos, Farbabweichungen möglich, alle Angaben zu Produkten und Preisen vorbehaltlich Druck.- bzw. Satzfehler, Angebote solange der Vorrat reicht. Alle Preise in Euro inkl. MwSt
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Tourismus-Umfrage: So ticken Radreisende Seite 46
Smarter reisen: So übernachten Sie gratis Seite 48
Reportage: Chris Cummins in Bangkok Seite 50
Foto: Veranstalter
Die Hügel rund um Eferding im Hausruckviertel (OÖ) laden Stahlrahmenbegeisterte ein, sie zu erklimmen. Am 5. Mai wird ebendort die „Kirschblütenradklassik“ erstmals stattfinden: eine Feiertags-Ausfahrt auf alten Rennrädern. Der Name ist Programm – zumindest, wenn das Wetter mitspielt. Dann kann man die Kirschblütenpracht auf drei Strecken – kurzen 40, anständigen 75 oder anspruchsvollen 110 Kilometern – genießen. Auch wenn die Natur noch nicht so weit ist, bietet die Ausfahrt neben sportlichen Herausforderungen wunderschöne Ansichten des Hausruckviertels. Barbara Ottawa
kirschbluetenradklassik.at
Neu im Hausruckviertel: Kirschblütenradklassik ‑ Feiertagsausfahrt auf alten Rennrädern
EINKEHRSCHWUNG: ÖSTERREICHS BESTE RAD-WIRTE
Verleihung des Radreise Award Niederösterreich Die Sparte Radtourismus der Radlobby Österreich hat im Jahr Über die Bett+Bike-Kriterien hi- 2015 die Auszeichnung „Radreise Award Niederösterreich“ naus gibt es im Gasthof Franzl: ins Leben gerufen und erstmals vergeben. Die Preisverleihung • Zehn Leih-E-Bikes mit ein fand in Zusammenhang mit gebautem Navigationssystem der „Fachtagung Radtouris• Aufbereitete Radtouren – am Traisental-Radweg zu den mus in Niederösterreich“ am 30. November 2015 im Palais Herstellern regionaler Produkte oder nach St. Pölten; Niederösterreich in Wien statt. Ausgezeichnet wurden heraus Tipp: Besuch des Geschirr ragende Medien-Projekte für museums in Wilhelmsburg Radrouten und Radregionen. gasthof-franzl.com In der Kategorie „Onlinemedien“ wurde der MarchfeldkanalRadweg ausgezeichnet, die Kategorie „Preis der Jury“ gewann „Radeln für Kids“ der Niederösterreich-Werbung GmbH und der TraisentalRadweg war der Sieger in der Kategorie „Printmedien“. Die DRAHTESEL-Serie radtourismus.at Einkehrschwung: Österreichs beste Rad-Wirte stellt Gastronomie-Betriebe vor, die Radfreundlichkeit überzeugend leben
Gut versorgt am Traisenradweg Unsere Erkundung führt uns diesmal an den Traisental-Radweg, eine der VierSterne-Qualitäts-Radrouten Österreichs. Weitgehend abseits vom motorisierten Verkehr verläuft die 111 Kilometer lange Route von Traismauer bis Mariazell. Der Radweg präsentiert die Kulturlandschaft Niederösterreichs in ihrer gesamten Breite: Von der Donau bis in die Alpen, von den Weinkulturen im Unteren Traisental bis zu den Waldregionen der Ostalpen. Und das weitgehend eben bis unmerklich steigend verlaufend. Nur der Anstieg auf das Gscheid stellt eine sportliche Herausforderung dar. Wer entlang der Strecke den richtigen Platz zum Einkehren sucht, ist beim Gasthof Franzl in Wilhelmsburg an der Traisen an der richtigen Adresse. In den
letzten Jahren wurde der Gasthof zu einer beliebten Adresse für Radfahrende aus dem Großraum Wien. Bereits in vierter Generation empfängt die Familie Franzl Gäste in ihrem um die Jahrhundertwende erbauten Gasthof, der mit seinen liebevoll renovierten Gästezimmern Flair aus früheren Zeiten vermittelt. Regionale Zutaten In den Gaststuben trifft man sich sonntags zum Kartenspiel, im Garten schmaust man unter Kastanien. Die Küche setzt auf Hausmannskost mit frischen Zutaten aus der Region: Vom Hof des Onkels kommen Rind- und Ochsenfleisch, vom Schwager Milch und Honig, von den Hoflieferanten Käse und Topfen, Säfte und Schnäpse. Ernst Miglbauer
Foto: Petra Franzl
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Für Stahlrad-Fans: Kirschblütenklassik
RS-Serie Das Multitalent. Sie verbindet diverse E-Bike-Eigenschaften und -Charaktere, was sie so einmalig macht. Sie ist ganz einfach das E-Bike für immer und überall – wenn auch nicht für jeden. Die RS-Serie mag Tourer, Cruiser, Pendler und Geniesser mit einer sportlichen Einstellung, mit hohen Komfort und Designansprüchen. Sie mag jene, die ein E-Bike schätzen, das genauso zuverlässig und unterhaltsam ist wie ein guter Freund.
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So gebildet sind sie
50% Fachhochschule, Universität 31% Matura 19% Pflichtschule, Lehre, Fachschule
So beziehen sie Reise-Informationen*
13% Radreiseveranstalter
19% Tourismusverband
38%
59% Online
Radreiseführer
Was Radreisende wollen Im Sommer 2015 führte die Radtourismus-Gruppe der Radlobby Österreich gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Kondeor die erste landesweite Radreiseumfrage durch. Ziel dabei: Die Vorlieben, Gewohnheiten und Wünsche der heimischen Radtouristinnen und -touristen zu erkunden. Hier die Ergebnisse. RECHERCHE: Andrzej Felczak, INFOGRAFIK: Anna Hazod
So viel geben Radreisende pro Tag im Durchschnitt aus
Männlein oder Weiblein
68% weiblich
32% männlich
So alt sind sie
So organisieren sie die Radreise 15-29 20% 30-39 20% 1% Sonstiges
40-49 23% 50-59 20%
81%
60-69 11%
10% Pauschalreise
selbst organisiert
70+ 6%
Wie viele machen Tagesausflüge?
8% z.T. fremdorganisiert
80%
2% Sonstige 2% Freunde / Bekannte
2% Jugendherberge
6% 2* oder 1* Hotel 7% freies Campieren
26%
Gasthof oder Pension
Dort übernachten sie 8% 5* oder 4* Hotel
So reisen sie an*
9% Campingplatz
12% Privatzimmer
26%
3* Hotel
61% Rad 19% Bahn 17% PKW
Die beliebtesten Fernradwege
31% Donauradweg (EuroVelo 6)
4% öffentl. Bus 2% Schiff 1% Begleitbus
12,4% Neusiedler See Radweg 6,3% EuroVelo 9 ⁄ Drauradweg
An der Online-Umfrage nahmen 667 Personen mit Lebensmittelpunkt in Österreich teil. Die Entscheidung über die Teilnahme trafen die Befragten selbst, somit ist die Umfrage nicht repräsentativ. Dennoch liefert die Umfrage erstmals ein Stimmungsbild über das Radreiseverhalten der heimischen Bevölkerung. Es sind Informationen, die zur Verbesserung der Tourismusangebote und der Radinfrastruktur genutzt werden können. * Mehrfachnennungen waren möglich www.kondeor.at/projekte
5,9% Ciclovia Alpe – Adria 5,7% Ennsradweg 5,5% Murradweg 5% Salzkammergutradweg
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Dein Gratis-Quartier für die Radreise Betthüpfer, Warmduscher und Dachteiler – unser Autor schläft sich zu Testzwecken durch dreierlei Bettenbörsen
ERFAHRUNGSBERICHT: Mario Sedlak
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enn ich mehrtägige Radtouren plane, dann suche ich immer in Gastfreundschaftsnetzwerken nach Leuten, die mich bei sich übernachten lassen. Couchsurfing ist die bekannteste Plattform für diesen Zweck. Warmshowers richtet sich speziell an Tourenradelnde, genauso wie der ARGUS Dachgeber: Wer sich eintragen lässt und 10 Euro im Jahr zahlt, bekommt ein Adressenverzeichnis. Couchsurfing und Warmshowers sind kostenlos. Teilnehmende an Dachgeber können auch die Dachgeber anderer Länder (u.a. in Deutschland, der Schweiz und Frankreich) benützen. Alle Gastfreundschaftsnetzwerke beruhen auf Gegenseitigkeit, das heißt, wer bei anderen übernachten will, sollte auch selbst bereit sein, Gäste aufzunehmen. Es besteht aber niemals eine Verpflichtung. Jeder Gast muss sich im Voraus anmelden, und allein der Gastgeber entscheidet, ob er die Anfrage ak-
zeptiert. Neulingen auf Couchsurfing und Warmshowers rate ich, zunächst Leute bei sich daheim übernachten zu lassen. Durch die Referenzen, die die Gäste (hoffentlich) hinterlassen, steigen die Chancen, selbst bei jemand anderem für ein, zwei Nächte aufgenommen zu werden. Die meisten, die Fremden ein kostenloses Quartier anbieten, sind sehr gastfreundlich, aber grundsätzlich ist auch ein spartanisches Angebot ok. Das Wichtigste ist fast allen Teilnehmenden der Austausch. Es geht nicht so sehr darum, Hotelkosten zu sparen, sondern neue, interessante Leute kennenzulernen. Deswegen sollten die Übernachtungsanfragen auch möglichst individuell gestaltet sein. Der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Fröhliche Leute, die etwas Ungewöhnliches machen, sind gern gesehen. Haben Gastgeberinnen und Gastgeber einmal zugesagt,
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Bei Bedarf: Klare Worte sprechen Auf meinen Touren haben mich schon viele nette Menschen aufgenommen. Von Kunstschaffenden bis zu einem Quantenphysiker war alles dabei. Oft fällt es schwer, das spannende Gespräch zu beenden und schlafen zu gehen. Manche Gastgeber sind erstaunlich vertrauensvoll und geben einem gleich ihre Wohnungsschlüssel. Negative Erfahrungen sind selten. Der Umgang mit meinen Gästen war bei mir immer unkompliziert. Sie erwiesen sich als höflich, bescheiden und hielten sich an die Hausregeln. Bei Bedarf ist es hilfreich, klare Worte zu sprechen, dann verläuft der Aufenthalt
zur beiderseitigen Zufriedenheit und es wird ein schöner Austausch. Der ideale Zeitpunkt für eine Übernachtungsanfrage ist zwei Wochen im Voraus. Es geht aber auch früher oder kurzfristiger. Zuerst kontaktiere ich ARGUS Dachgeber, denn die sagen meiner Erfahrung nach am ehesten zu. Warmshowers ist meine zweite Wahl und zuletzt suche ich auf Couchsurfing, bevorzugt nach Radfahrenden oder Menschen mit anderen Gemeinsamkeiten.
couchsurfing.com warmshowers.org radlobby.at/dachgeber
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dann bleibt es – meiner Erfahrung nach – auch dabei. Eine kurzfristige Absage hatte ich noch nie. Dennoch ist es empfehlenswert, immer darauf vorbereitet zu sein.
Als Gastgeschenk: Der DRAHTESEL In größeren Städten ist die Chance, Quartier zu finden, am höchsten und in kleinen Touristenhochburgen am geringsten. Frauen nehmen meist nur andere Frauen oder Pärchen auf. Gastgeschenke sind kein Muss, aber z. B. über eine Ausgabe des DRAHTESEL freut sich jeder, der ihn noch nicht kennt …
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Tour & Reise
Durch die grüne Lunge Bangkoks Unser Autor erkundet die geheimen Pfade von Thailands Hauptstadt
E Chris Cummins ist Moderator beim Radiosender FM4
s ist ein schwüler Tag in Bangkok, und die Straßen sind wie immer verstopft: gelbgrüne und rosarote Taxis stecken neben Kleinlastwagen und knatternden Tuk-Tuks im Stau. Es stinkt nach Abgasen, und das Licht ist so grell, dass man sogar hinter Sonnenbrillen blinzelt. Auf den ersten Blick ist Bangkok kein Paradies für Radfahrende. Mit einem ortskundigen Führer an der Seite offenbart die Hauptstadt Thailands allerdings ihre geheimen Wege. Prawit Chankasem von Follow Me Bike Tours hat uns ins Armenviertel Klong Toey mitgenommen. Eine Siedlung, in der niedrig gebaute Holz- und Betonhäuser dicht beieinander stehen. So schmal sind die Gassen hier, dass die Lenker eines Fahrrads gerade dazwischen passen. Statt Verkehrslärm hört man Vögel in Käfigen zwitschern. Es ist schattig, und vor den Hauseingängen stehen Töpfe mit bunten Blumen.
Die dunklen Arterien dieses lebendigen Viertels formen ein Labyrinth Hier wohnen hauptsächlich sogenannte Isan, Thais aus dem ländlichen Norden des Landes, erklärt Prawit. Viele Zugereiste lassen sich zunächst in Klong Toey nieder, um von dort in die Stadtmitte zur Arbeit zu pendeln. Viele der bescheidenen Häuser sind zur Straße hin offen. Während wir langsam vorbeiradeln, sehen wir Frauen in dampfenden Töpfen rühren. Es duftet nach Chili, Zwiebeln, Zitronengras und Kur-
kuma. Drahtige Männer spielen Karten. Eine Gruppe Kleinkinder sitzt vor einem Fernseher und schaut gebannt Trickfilme. Es ist herrlich, durch die kühlen Gassen zu gleiten und das rege Treiben zu beobachten. Auch wenn wir überall freundlich begrüßt und angelächelt werden, kommen wir uns bald wie Eindringlinge vor. „Wir sind in Thailand, dem Land des Lächelns“, erinnert uns Prawit: „Im Ernst: die Leute sind froh, dass Touristen hierher kommen.“ Ohne unseren Guide wären wir bald verloren. Die dunklen Arterien dieses lebendigen Viertels formen ein Labyrinth. Immer wieder muss ich mich beeilen, um Prawits Hinterrad nicht aus dem Blick zu verlieren. Plötzlich ist alles wieder hell. Eine enge Gasse hat uns auf einem sonnigen Platz ausgespuckt. Mönchsgesänge und Glockenklang lenken unsere Aufmerksamkeit auf einen Gabentisch, der zum nahe gelegenen taoistischen Tempel gehört. Schweinsköpfe mit offenen Mäulern liegen darauf. Rundum verstreut auch Blumen und Plastikspielzeug. Ein Stück weiter erblicken wir Stelzenhütten aus Bambus. Wir sind nahe dem Fluss Chao Praya, und plötzlich wird uns bewusst, dass wir erstaunlich weit gefahren sind. In Bangkok brauchen Autofahrer für eine Strecke von zwei Kilometern oft eine halbe Stunde. „Mit dem Rad ist man im Handumdrehen am Ziel“, sagt Prawit. Am Fluss verladen wir unsere Räder in ein schmales Holzboot und tuckern ans andere Ufer zur Phra Prada-
Fotos: Chris Cummins; Follow Me Bangkok Biketours
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REISEBERICHT: Chris Cummins
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eng Halbinsel, der „Grünen Lunge von Bangkok“. Wieder befinden wir uns in einer anderen Welt. Ein Dschungel aus Mangroven, Kokospalmen und Obstplantagen. Hier wird das Radfahren richtig abenteuerlich. Der Boden ist sumpfig, weshalb die Straßen auf Betonsäulen gebaut wurden. Die Fahrbahn verläuft zwei Meter über dem Grund, fast auf der Höhe der Palmwedel, links und rechts der Pedale geht es ohne Sicherung bergab. Unten in den Feldern wachsen Bananen, Papayas und Mangos.
Der Farbe nach zu urteilen, besteht das Getränk aus Algen der Klongs Wir erreichen schließlich ein Dorf im Schatten des 250 Jahre alten Tempels Bang Namphueng Nok. Es ist ein Feiertag, und wir finden uns mitten im geschäftigen Treiben eines festlichen Marktes wieder. Prawit führt uns von Stand zu Stand und reicht Kostproben. Immerhin haben wir beim Radfahren einiges an Kalorien verbraucht. Gerade hat Prawit für uns einen – wie er sagt – „sehr gesunden“ Saft bestellt. Der Farbe nach zu urteilen, besteht das Getränk aus Algen der Klongs (Kanäle) von Bangkok. (Es schmeckte dann doch ziemlich gut.) Zuletzt überreicht er uns eine Mischung aus gerösteten Erdnüssen, getrockneten Shrimps, Ingwer, Limette und Chili, sorgfältig eingewickelt in Bananenblätter. Wer braucht bei solch einer Kost schon Powerbars?
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Das Unternehmen Follow Me Bangkok Biketours bietet FahrradFührungen durch die Straßen der thailändischen Hauptstadt
Durch Wald und Haide Die Smartphone-App BikeNatureGuide erweist sich als brauchbare Alternative zu Navigationsgeräten
Tour & Reise
TESTBERICHT: Rolf Nagel
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Nicht unpraktisch: Wenn der Akku lang genug hält
Fotos: privat; BikeNatureGuide
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Rolf Nagel testete den BikeNatureGuide in den Weinbergen zwischen Langenlois und Krems
er auf einsamen Rad-Wegen gemütlich durch Österreichs schöne Natur geleitet werden möchte, kann dafür statt Rad-Navi (siehe DE 3 ⁄ 15) oder Rad-Karte auch ein Smartphone mit der Gratis-App BikeNatureGuide samt elektronischem Kartenmaterial und Lenkerhalterung nutzen. Meine Erfahrungen damit sind durchaus positiv: Sowohl die Navigation unter Eingabe eines selbst gewählten Zieles als auch bei Auswahl eines der Strecken- oder RundtourVorschläge brachten brauchbare Ergebnisse. Als unsportlicher Radler mit normalem Trekking-Rad wählte ich in der App die Einstellungen „Gemütlich“ für das Routing und „Alle Wege“ für das Untergrund-Profil. Das bewirkt, dass man bei der Navigation überwiegend auf autofreien Wegen geführt wird, die aber auch mit Schotter- oder Kopfsteinpflaster belegt sein können. Zu selbst gewählten Zielen navigiert zu werden – etwa über die kleinen Güterwege in den Weinbergen zwischen Langenlois und Krems – hat mich so begeistert, dass ich unbedingt
auch die Rund-Touren der App ausprobieren wollte. Die von mir gewählten Rund-Touren „Waldviertler Wasserlandschaftsradweg“ ab Schrems, „Dunkelsteinerwald und Wachau“ ab Karlstetten und „Weinstraßen Tour Variante 2“ ab Gamlitz waren sehr reizvoll. Doch sie brachten mir die Erkenntnis: Die App bietet die Führung der Tour nur in eine Richtung an. Oft merkte ich erst vor Ort, in welche. Die Touren-Beschreibungen der App könnten hier eindeutiger sein. Problem bei längeren Rad-Touren: Die begrenzte Akku-Laufzeit von RadNavis. Der Akku meines Smartphones war z.B. nach drei Stunden Navigation fast leer. Abhilfe verschaffte mir ein externer Zusatz-Akku. Auch bietet die vom App-Hersteller angebotene Lenkerhalterung „Finn“ keinen NässeSchutz. Bei aller Navi-Begeisterung nehme ich für etwaige Ausfälle immer noch Rad-Karte und Kompass mit. Fazit: Die BikeNatureGuide App ist eine brauchbare Navi-Alternative, wenn die Rad-Tour in Österreich stattfindet und der Naturgenuss im Vordergrund steht. bikenatureguide.org
In der Prater Hauptallee
Roland Girtler Der vagabundierende Kulturwissenschaftler und Universitätsprofessor schreibt regelmäßig an dieser Stelle
Vom Wiener Donaukanal kommend radle ich in die Prater Hauptallee, die sich über fast fünf Kilometer vom Praterstern bis zum Lusthaus erstreckt. Hier tummeln sich Menschen zu Fuß und auf dem Rad, groß und klein, jung und alt. Zum Glück ist es Autofahrenden grundsätzlich untersagt, die Hauptallee zu benützen. Erst seit April 1766 wurde der Prater für die Bevölkerung geöffnet. Bis dahin war der Park nur Kaiserhaus und hohem Adel vorbehalten. Erst der großzügige Kaiser Josef II., der Sohn Maria Theresias, der ein Herz für die Wiener hatte, öffnete – sehr zum Ärger der Adeligen – den Prater für alle. Als ein Adeliger meinte, jetzt seien sie, die Adeligen, nicht mehr unter sich, antwortete Josef II.: „Wenn ich unter Meinesgleichen sein will, müsste ich in der Kaisergruft spazieren gehen.“ Die Hauptallee war schon unter Kaiser Ferdinand II.
im Jahr 1538 angelegt worden, allerdings gab es damals noch keine Kastanienbäume. Die erste Rosskastanie brachte 1603 der Hofbotaniker Carolus Clusius aus dem osmanischen Reich nach Wien. Heute macht es Freude, im Schatten der Kastanien zu radeln und die Menschen zu beobachten. Der Kellner Gerhard vom Schweizerhaus erzählte mir, dass an warmen Tagen eine ca. 80-jährige Dame fünfmal in der Woche vorbei käme, nachdem sie die Hauptallee bis zum Lusthaus und zurück gegangen sei. Sie nehme keine Medikamente, dafür trinke sie jedes Mal ein Glas Bier. Für Radfahrende gilt dasselbe: Regelmäßiges Radeln und anschließend ein Schluck Bier halten gesund. Auf das Wohl vor allem der Radfahrenden in der Hauptallee erhebe ich daher ein kleines Glas mit dem isotonischen Getränk!
Forum Reflektor: Tücken der Mathematik Seite 53
# Lob für den DRAHTESEL Wenn etwas nicht gelungen ist, dann beschweren sich die Meckerer (wie gendert man die?). Wenn alles passt – interessante Beiträge, schöne Fotos, spannende Grafiken, wichtige Hinweise, ... – freuen sich viele im Stillen. Das möchte ich mit diesem Leserinbrief ändern und lobe hiermit den DRAHTESEL sehr. Der Relaunch, die Zusammenführung mit Radinitiativen anderer Bundesländer, das Über-den-Tellerrand-Schauen hat der ARGUS-Zeitung wirklich gut getan. Sehr fein! Lesenswert! Weiter so! Sonja Wlcek, 1170 Wien PS: Und natürlich ist das Lobbying der ARGUS fürs Radfahren ganz wichtig und offenbar auch erfolgreich: Ich spüre, dass sich – langsam, aber doch – etwas ändert in Wien. Vielen Dank an das ARGUS Radlobby-Team!
# VW-Schwindel (DE 4 ⁄ 15) Danke für Ihren überaus treffenden Kommentar zum Thema Todesopfer und VW-Schwindel im aktuellen Heft.
Termine: In Velo Veritas, Radgipfel, Radparade Seite 55
Übrigens war bzw. ist es ein sehr gelungenes Heft geworden. PS: Ich habe noch eine sprachliche Anmerkung: „Sinn“ kann eine Sache „haben“, wir können einer Sache einen Sinn „geben“, wir können jedoch nicht Sinn „erzeugen“ oder „machen“. Es gibt nur zwei Zustände: Es hat Sinn oder es hat keinen Sinn. Auch wenn die englische Redewendung „That makes sense“ in ihrer falschen Übersetzung überall Einzug hält, wird die Verwendung „Sinn machen“ dadurch nicht besser oder „richtiger“. Christian Hlavac, 1190 Wien
# Bahnfahren # Radkummer Nun gibt es endlich brauchbare Verbindungen von Wien zum TullnerfeldBahnhof ab Hbf ⁄ Meidling, oder Westbhf ⁄ Hütteldorf, über die Fahrradmitnahme habe ich mich allerdings zu früh gefreut: Der IC ist nach wie vor teuer und reservierungspflichtig. Die Westbahn verlangt 5 Euro und bietet dafür nicht einmal anständige Stellplätze, nur einen Bügel gleich neben der Tür. Der REX ab Westbahnhof (z. B. Abfahrt
13.20 Uhr) nimmt keine Räder mit. Ich werde wieder einmal so, wie ich heiße! Cordula Bösze, 1060 Wien Wir wollten am 24. Jänner 2016 ein Fahrrad im Zug von Wien nach Jenbach mitnehmen. Im Internet wird angezeigt, dass dies möglich ist, es aber eine Reservierungspflicht gibt. Am 19. Jänner waren wir am Schalter am Wiener Hauptbahnhof. Dort wurde uns gesagt, dass wir zwar eine Karte für das Rad lösen könnten – ob wir es dann aber mitnehmen könnten, sei nicht sicher. Begründung: Eine Reservierung sei über das System am Schalter nicht möglich. Wir sollten die Hotline 05-1717 anrufen. Als wir die Hotline anriefen, erhielten wir die Info, der Zug sei für Fahrräder ausgebucht; der Zug davor und der danach ebenfalls. Mehr noch: Bis 1. März (!) gäbe es wegen Überbuchung keine Möglichkeit der Fahrradmitnahme. Interessant nur, dass man in den Zügen kein einziges Rad sieht, sondern nur leere Fahrradplätze! Offenbar hat jetzt plötzlich ganz Österreich der Radboom gepackt (mitten im Winter)! Christoph Teufl, 1090 Wien
Der Reflektor
Verkehr, mathematisch Der Radverkehrsanteil in Wien ist auf 7,1 Prozent gestiegen. Das klingt erfreulich, aber was sagt diese Zahl tatsächlich aus? Nehmen wir zum Vergleich eine Sitzbank. Wenn darauf ein dicker und ein dünner Mensch sitzen, benützen sie – pro Kopf gerechnet – die Bank zu gleichen Teilen, ihr Platzanspruch hingegen unterscheidet sich gravierend. Der Dicke braucht dabei, sagen wir, drei Mal so viel Sitzfläche. Sitzen drei Dicke und ein Dünner auf der Bank, ist der Benutzungsanteil der Gruppen 75 Prozent für die Dicken und 25 Prozent für die Dünnen. Aber die drei Dicken beanspruchen 90 Prozent Sitzfläche. Nun setzt sich noch ein Dünner dazu. Der Benutzungsanteil der Dicken sinkt auf 60 Prozent, dennoch brauchen sie 82 Prozent des Platzes. Immer mehr Dicke und Dünne wollen auf die
Bank: von jeder Gruppe darf noch einer dazu. Jetzt sitzen dicht gedrängt vier Dicke und drei Dünne. Der Benutzungsanteil der Dünnen beträgt nun zwar fast 43 Prozent, aber es stehen ihnen nur 25 Prozent der Sitzfläche zur Verfügung. Am Beginn hatte der Dünne viel Platz auf der Bank, obwohl er nur 10 Prozent der Fläche beansprucht hatte. Am Ende ist der Benutzungsanteil der Dünnen über 40 Prozent, aber sie können sich kaum rühren. Ähnlich das Geschehen auf unseren Straßen: Es sinkt zwar der Anteil der privaten Autonutzung, aber weder Gesamtzahl noch Größe der Autos nehmen ab. Um wirklich positive Auswirkungen auf Verkehrsgeschehen und Klima zu erreichen, genügt es nicht, den Radverkehrsanteil zu erhöhen. Dafür braucht es weniger dicke Brummer auf den Straßen.
Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien. Er betreibt das FahrradTextportal bikeletter.at
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 53
Briefe von Leserinnen und Lesern Seite 53
Forum
# Wunschliste an Wiens neue Regierung (DE 4 ⁄ 15)
Drahtesel 1 ⁄ 2016 – 54
Ich habe eure Wunschliste an die neue Wiener Stadtregierung mit großem Interesse gelesen. Bei Punkt Sechs – „Bewusstseinsbildung“– geht Ihr meines Erachtens mit einem blinden Auge vor. Radfahrende haben ebenso viel (wenn nicht mehr) Bedarf an Verkehrserziehung, besonders was Rücksicht und Einhaltung der Verkehrsregeln betrifft. Ich hatte einen einzigen Unfall mit dem Fahrrad in Wien, und er wurde durch einen rücksichtlosen Radrowdy am Nussdorfersteg verursacht, der sich nicht einmal nach meinem Wohlbefinden erkundigte, nachdem er mich zu Sturz brachte. Mark Miller, 1210 Wien Im aktuellen DRAHTESEL – übrigens ein sehr gelungenes Medium – geht es um die Frage, wo sich die Radlobby besonders für eine Umsetzung einsetzen soll. Die genannten Punkte halte ich alle für wichtig. Für meinen Geschmack fehlt allerdings die Betonung der Dringlichkeit baulich getrennter Radwege und zwar flächendeckend. Ich halte diese Forderung als die einzige, deren Umsetzung für die avisierte Verdoppelung des Radverkehrs bis 2020 tauglich scheint. Denn wer in Wien regelmäßig Rad fährt, tut das – meiner Meinung nach – trotz der katastrophalen Situation. Sicher nicht, weil’s so schön ist. Ein Vorschlag wäre, jede zweite Straße für den Autoverkehr zu sperren. Eine Alternative: 50 Prozent aller Parkplätze im öffentlichen Raum zu streichen. Der öffentliche Raum, der für den Verkehr vorgesehen ist, wird nicht mehr, wenn man ihn teilt. Er wird für die schwächeren Verkehrsteilnehmer lediglich gefährlicher. Der einzige Weg, um Radfahrenden zu ihrem Platz zu verhelfen, wird sein, ihn den Autos wegzunehmen. Übrigens habe ich vor kurzem bei einem Vortrag über den Bedeutungswandel des öffentlichen Raums gehört, dass es die Nationalsozialisten waren, die das Abstellen von Kfz im öffentlichen Raum auch in der Nacht in den Straßen Wiens erlaubt hätten. Zuvor war scheinbar der Besitz einer Garage die Voraussetzung für den Autobesitz – wie das übrigens in Tokio auch heute der Fall ist. Ein zweiter Punkt wäre eine quantitative Festsetzung von Mindestflächen für Radabstellplätze bei Neubauten in der Wiener Bauordnung. Derzeit findet sich lediglich der Passus „ist in dem der
Jet ww zt D R A w.d rah HTE S tes el.o E L ab r.at /ge onnie re sch enk n! abo
Anzahl der Wohnungen entsprechenden Ausmaß ein Raum zum Abstellen von Kinderwagen und Fahrrädern vorzusehen“sowie „Bei der Ermittlung des erforderlichen Ausmaßes des Fahrradabstellraumes ist auf die besondere Bedeutung der umweltverträglichen Verkehrsart Rad fahren Bedacht zu nehmen.“ (§119 Abs 5) Das ist viel zu schwammig formuliert! Ernst Gruber, 1090 Wien Antwort DRAHTESEL
Lieber Ernst Gruber, Herzlichen Dank für die positive Rückmeldung. Ihre Forderungen spiegeln sich sehr gut in den Infrastrukturleitlinien der Radlobby Wien wieder: (Link dazu: radlobby.at/infrastruktur leitlinien-der-radlobby-wien) Wir arbeiten intensiv daran, mehr Platz für Radfahrende zu schaffen und fordern in vielen Fällen, Parkplätze aufzulösen, um hochqualitative Radinfrastruktur zu errichten. Dies ist jedoch ein langfristiger Prozess, in dem jede Verbesserung viel Arbeit und Argumentationsaufwand bedeutet. Die Situation in Wien wird auch laufend besser – obwohl wir uns natürlich ein höheres Tempo wünschen würden. Hochqualitative Radwege entlang aller Hauptstraßen sind jedenfalls eine unserer Hauptforderungen. In Anrainerstraßen mit einer wirkungsvollen Verkehrsberuhigung, Begegnungszonen oder Fahrradstraßen ist Mischverkehr eine sehr gute Option. Bei der Wiener Bauordnung sind wir auch aktiv und es hat bei der letzten Novelle eine gewisse Verbesserung gegeben, leider ohne klare Kriterien für die Qualität. Wir bleiben jedoch dran. Andrzej Felczak
# „Wir wohnen zusammen“ (DE 4 ⁄ 15) Die Ausgabe ist super! Gratulation an die Redaktion! Und das beste – aus meiner Sicht – ist die Fotostory! Erinnert ein bisserl an meine Jugend... Christian Huber, Facebook
# Tödliche Lkw Am 15. Jänner 2016 ist in Wien wieder ein Mensch durch einen rechts abbiegenden Lkw getötet worden. Diesmal eine Fußgängerin im 19. Bezirk auf einem Zebrastreifen. Zuletzt, im Juni 2015, war es eine Radfahrerin auf einer Radüberfahrt beim Hauptbahnhof. Immer wieder wird mit dem „toten Winkel“ argumentiert. Leider auch auf eurer Webseite. Rein pragmatisch gesehen ist es natürlich richtig, dass mensch sich von einem Lkw immer und überall möglichst fern halten sollte, um nicht Opfer einer Unaufmerksamkeit des Lkw-Lenkenden zu werden. Das kann aber nicht alles sein. Bei gesetzeskonformer Ausstattung sollte es keinen toten Winkel geben. Leider wird in einem diesbezüglichen Beitrag auf eurer Webseite darauf nicht eingegangen, sondern ein Lehrfilm gezeigt, in welchem die Mär vom Toten Winkel perpetuiert wird. Darin wurde sogar der zweite Spiegel eines Lkw abgedeckt, um einen möglichst großen Toten Winkel zu erzeugen! Ich habe 2012 und nach dem Unfall beim Hauptbahnhof ans Verkehrsministerium geschrieben und die Vorschreibung besserer Maßnahmen zur Vermeidung des unhaltbaren Zustandes eines Toten Winkels gefordert, daraufhin jedoch nur pappige Antworten bekommen, die es auch einmal wert wären, veröffentlicht zu werden. Jeder halbwegs gut ausgestattete Pkw hat heute so was wie eine Rückfahrkamera, und da soll es bei Lkw akzeptabel sein, dass quasi legal reihenweise Menschen umgemäht werden? Ich bringe meinen Kindern natürlich bei, sich von Lkw fernzuhalten und gegenüber rechtsabbiegenden größeren Kfz auf den Vorrang zu verzichten. Von der Radlobby erwarte ich mir aber ein wesentlich stärkeres Lobbying dafür, dass in dieser Hinsicht nicht verkehrssichere Fahrzeuge so rasch wie möglich aus dem Verkehr gezogen werden bzw. entsprechende technische Maßnahmen für lückenlose Sicherheit im Nahbereich von Lkw vorgeschrieben bzw. umgesetzt werden. Dr. Gerald Pärtan, 1220 Wien Die Redaktion freut sich über Diskussionsbeiträge und Leserbriefe. Bitte senden Sie uns Ihren Text unter Bekanntgabe Ihres Namens und der Postleitzahl an drahtesel@argus.or.at
Foto: Bengt Stiller
In Velo Veritas – die klassische Radrundfahrt im Weinviertel Wer noch das passende Wolltrikot sucht, kann bei der OnlineAnmeldung gleich ein In Velo Veritas-Trikot des italienischen Herstellers DeMarchi zu vergünstigten Konditionen mitbestellen.
Termine ARGUS Bike Festival Sa., 2. & So., 3. April Wien, Rathausplatz Europas größtes Fahrrad-Festival findet am ersten April-Wochenende auf dem Wiener Rathausplatz statt. Höhepunkte sind die Red Bull Fuxjagd, die RadTrial-Österreichmeisterschaft und ein großer Lastenrad-Schwerpunkt. Daneben stellen mehr als hundert Hersteller ihre Produkte aus.
Wiener Radparade So., 3. April 2016, 11 Uhr, Burgtheater Die Radparade findet am Sonntag, dem 3. April 2016 – am Wochenende des ARGUS Bike Festivals – statt. Die Strecke führt vom Burgtheater um den Ring, die Praterstraße bis Praterstern, wieder zurück zum Ring und zum Ausgangspunkt, wo bewachte Radabstellanlagen zur Verfügung stehen.
In Velo Veritas So., 12. Juni Wolkersdorf Wolkersdorf im Weinviertel ist heuer Start- und Zielort für die klassische Radrundfahrt In Velo Veritas. Man huldigt auf historischen Rennrädern vergangenen Epochen. Geradelt wird über drei Distanzen – 70, 140 oder epische 210 Kilometer – durch die malerischen Gassen und Hügel des Weinviertels.
Radgipfel 2016 Do., 23. & Fr., 24. Juni Kultur- und Kongress zentrum, Eisenstadt Eisenstadt ist Schauplatz des 9. Österreichischen Radgipfels. Die Fachtagung soll neue Impulse für den Radverkehr im Bereich der Kinder- und Jugendmobilität setzen und Möglichkeiten zur Transformation von Radtourismus- zum Alltagsverkehr aufzeigen.
Bezirksrundfahrt Leopoldstadt Fr., 8. April (bei jedem Wetter), 17 Uhr, City bikestation Heinestrasse beim Praterstern Die Radgruppe Leopoldstadt lädt zur Rundfahrt durch Wiens 2. Bezirk. Mit vielen radelnden Kindern durchgeführt, soll die Rundfahrt Aufmerksamkeit wecken und Radfahren für Kinder sicherer machen. Weitere Termine:
bikefestival.at
radparade.at
inveloveritas.at
radgipfel2016.at
radlobby.at
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SONNTAG
3. APRIL 6. WIENER RADPARADE
UM DEN RING
mit Unterstützung von
theater. 11.00 Uhr Treffpunkt beim Burg rt um den Ring. 12.00 Uhr Abfahrt zur Rundfah Wir setzen (uns) auf‘s Rad!