34. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2017
Wie wählen? Der Fahrrad-Kompass zur Nationalratswahl Seite 12
Diebstahlschutz Test: So praktisch sind GPS-Ortungsgeräte Seite 34
Fahrradindustrie Visite in Águeda, Portugals Bici-Cluster Seite 36
Giro d’Italia Wir sind mitgefahren. Es war recht anstrengend Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Das gelobte Land Nirgendwo ist Radfahren angenehmer als in den Niederlanden. Was machen die da oben bloß besser als wir?
Brief des Herausgebers Liebe Leserin, lieber Leser, Wer sein Fahrrad liebt, der sichert es gegen Diebstahl. In erster Linie mit einem guten Fahrradschloss. Ist mehr Sicherheit erwünscht, bieten sich spezielle GPS-Ortungsgeräte an. Der Markt ist unübersichtlich. Nicht jedes Produkt hält, was es verspricht. Unsere Marktübersicht schafft Abhilfe (ab Seite 34). Mit etwas Glück wird es im Spätsommer ein für Radausflüge geeignetes Wetter geben. Zwei schöne, neu geschaffene Radtouren für Genussradfahrende stellt unser radelnder Reporter Mario Sedlak ab Seite 40 vor: Die Thayarunde, die entlang von aufgelassenen Bahnstrecken durchs Waldviertel verläuft. Und die Wienerwald-Runde, die vier bestehende Top-Radrouten zu einer 215 Kilometer langen Rundfahrt kombiniert. Wir wünschen allen Radfahrerinnen und Radfahrern genussvolle und entspannte (Fahrrad)tage und einen schönen Herbst. Wie immer freuen wir uns sehr über Leserbriefe und Feedback!
Andrzej Felczak Vorsitzender von ARGUS und Radlobby Österreich
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Kopenhagen ist – gefolgt von Amsterdam – laut CopenhagenizeIndex die radfreundlichste Stadt der Welt. Als radfreundlichstes Land insgesamt gelten jedoch die Niederlande. Grund genug, in dieser Ausgabe einmal ausgiebig dem Phänomen Niederlande nachzuspüren. Die Arbeit fiel uns umso leichter, als in den letzten Jahren gleich mehrere Kolleginnen und Kollegen durch die Niederlande geradelt sind und Gelegenheit hatten, persönlich Erfahrungen zu sammeln. Die Qualität der Radinfrastruktur, Orientierungssystem und ganz generell die Priorisierung des Radverkehrs haben uns zutiefst beeindruckt. Für unsere Cover-Geschichte ab Seite 8 haben wir fünf velophile Erfolgsfaktoren herausgearbeitet. Wir meinen: Auch die österreichische Verkehrspolitik könnte sich getrost das eine oder andere – gerne auch alles – abschauen! Im Herbst haben Sie durch die Nationalratswahl die Möglichkeit, die zukünftige Radverkehrspolitik mitzubeeinflussen. Unser FahrradKompass auf Seite 12 hilft Ihnen, Kriterien bei der Wahlentscheidung zu finden.
Gute Fahrt! Andrzej Felczak
34. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2017
Wie wählen? Der Fahrrad-Kompass zur Nationalratswahl Seite 12
Diebstahlsschutz Test: So praktisch sind GPS-Ortungsgeräte Seite 34
Fahrradindustrie Visite in Águeda, Portugals Bici-Cluster Seite 36
Giro d’Italia Wir sind mitgefahren. Es war recht anstrengend Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Das gelobte Land
Jetz
Nirgendwo ist Radfahren angenehmer als in den Niederlanden. Was machen die da oben bloß besser als wir?
tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!
Cover: Lilly Panholzer www.lillpanholzer.com
Inhalt
Politik 9 12
Gelobtes Holland Weshalb Radfahren hier besser ist als anderswo Qual der Wahl Welche Partei tut was für den Radverkehr?
Community 16 Europäische Mobilitätswoche Streetlife-Festival, Rad-Gemeinderäte und mehr
17 Radprüfung mit persönlicher Note Inspektor Christian Dungl im Porträt
18 Serviceleistungen für Mitglieder Rechtsschutzversicherung, DRAHTESEL-Abo und vieles mehr
Infrastruktur 19 Invasion der Leihräder Segen und Fluch eines globalen Trends
Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand
24 Recht: Ferne fremde Welt
Wie andere Rechtsordnungen mit Radfahrenden umgehen
Lebensstil 26 Radfahren trotz Lähmung
8 Coverstory: Niederlande Macht es wie die Niederländer! Hier kommen die fünf wichtigsten Erfolgsgeheimnisse der Rad-Nation
Patricia Tobin über ihr neues, selbstbestimmtes Leben
27 Villanders glüht im Einrad-Fieber
Ein kleiner Südtiroler Ort ist berühmt für eine Nischensportart
Kolumnen
Produkte & Technik
Cinemascope Ines Ingerle widmet sich in ihrer Kolumne dem Film Janapar Seite 25
33 Schaufenster: Neu und käuflich Der DRAHTESEL-Produkte-Überblick
34 Test: Ortungsgeräte gegen Diebe
GPS-Sender, die das Fahrrad schützen
36 Portugals Fahrrad-Cluster
Krisensicher: In Águeda boomt die Fahrrad-Industrie
Tour & Reise 40 Jahreszeiten-Touren 41 42
Entlang der Thaya-Runde durchs Waldviertel Einmal rund um Wien Mario Sedlak testet die neue Wienerwald-Runde Giro d’Italia: Er war dabei Johannes Pepelniks Abenteuer als radelnder Zaungast
Forum 46 Leserbriefe 47 Termine
Sportecke Michael Strasser mit Sicherheitstipps zum Rennradfahren Seite 29 Fahrstil Barbara Ottawa fordert mehr Courage von Radfahrenden Seite 15 Brief aus der Ferne Gleich nochmal Barbara Ottawa: Sie schreibt uns aus London Seite 28 Der Reflektor Reinhold Seitl über die Vielfalt des Radfahrens Seite 46 Impressum: Seite 45
Illustration: Lilly Panholzer
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20 Plus / Minus
Wo bleibt die Verkehrswende? #Abgasskandal #Wann, wenn nicht jetzt?
getürkten Pkw als Geschädigte betrachtet werden, aber kaum vom Rest der Gesellschaft gesprochen wird, der Schaden durch Abgase erleidet. Generell kann ich mir nicht erklären, wie eine Mobilitätsform gesellschaftlich akzeptiert sein kann, deren Gebrauch weltweit laut WHO jedes Jahr 1,25 Millionen Unfalltote verursacht. Die weitere Millionen mit Abgasen gesundheitlich schädigt, die uns den Platz und den Schlaf raubt. Eine Technologie, die Zersiedelung und Versiegelung vorantreibt. Die tagtäglich als Ventil benutzt wird, Zorn auf andere Menschen abzuladen, andere zu beleidigen und zu gefährden. Noch absurder ist, dass der motorisierte Individualverkehr weiterhin massiv gefördert wird: Pendlerpauschalen, Steuerprivilegien und gratis Infrastruktur für eine Technologie, die ein Hauptfaktor für den Klimawandel ist? Gerne führen die Schutzpatrone des Automobils das ArbeitsplatzArgument ins Treffen. Nur: Es ist ein Argument für und nicht gegen härtere umweltpolitische Rahmenbedingungen. Es ist höchste Zeit, das Wissen, die Produktivität und die Kraft der in der Auto-Industrie Tätigen in eine neue Richtung zu lenken.
Matthias G. Bernold Chefredakteur
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Wer dieser Tage die Nachrichten rund um Diesel-Skandal und Kungelei zwischen Industrie und Politik verfolgt, traut seinen Ohren nicht: Software-Update und Prämien für Neuwagen sollen der Preis sein, den unredliche Konzern-Chefs und tricksende Ingenieure dafür bezahlen, dass sie über Jahre oder Jahrzehnte Abgasvorschriften missachteten und die Luft vergifteten? Was ist los mit unserer Gesellschaft und ihren Repräsentanten und Repräsentantinnen, dass sie auf so einen schäbigen Deal einsteigen? Dabei ist der groß angelegte Betrug um Abgaswerte ja nur ein klitzekleiner Baustein im Mosaik unseres Mobilitäts-Status-quo. Nicht erst seit gestern setzt die Automobil-Industrie wissentlich auf umweltschädliche Technologie in Form von Verbrennungsmotoren, verkauft immer größere, immer schwerere und immer leistungsstärkere Fahrzeuge. Und nicht erst seit gestern sichert die Politik dem Automobil die Vormachtstellung. Dabei ist die grundsätzliche Frage: Was muss eigentlich noch alles passieren, damit endlich die Verkehrswende eingeleitet wird? Wie lange noch wollen wir zulassen, dass eine Technologie unsere Umwelt, unsere Lebensqualität und den Lebensraum für uns und künftige Generationen zerstört? Es ist mir unverständlich, dass in der ganzen Debatte zwar die Fahrenden von
Mahalo
Fotos: Merlin Daleman, Helena Wimmer, privat
Hervorzuheben in diesem Heft
Michael Riedmüller lebt und arbeitet seit 2015 als Journalist in Lissabon. Die vielen Hügel der portugiesischen Hauptstadt machten ihn zum Fan von E-Bikes, die seit kurzem an den Bike-SharingStationen angeboten werden.
Magda Jöchler Die gebürtige Südtirolerin hat uns eine Reportage aus ihrer Heimat mitgebracht: Sie reiste in den Ort Villanders, wo die Leute am liebsten nicht auf vier und auch nicht auf zwei Rädern unterwegs sind: Ein Rad genügt!
Mario Sedlak Unser Radtouren-Spezialist hat sich für dieses Heft besonders ins Zeug gelegt. Nicht nur testete er die Wienerwald-Runde und den neuen Thaya-Rundweg. Er nahm auch GPS-Systeme zum Diebstahlschutz unter die Lupe.
Politik Blick in die Welt: Fahrrad-Neuigkeiten Seite 7
Coverstory: Gelobtes Holland Seite 8
Nationalratswahl: Der Fahrrad-Kompass Seite 12
Auto-Machos im Visier
Top Grätzlrad Wien Als innovative Idee, die den Anwendungsbereich von Transporträdern zeigt, bewährt sich die Grätzlrad-Aktion der Wiener Mobilitätsagentur: Zehn im Rahmen der Transportradförderung 2017 finanzierte Lastenräder (teilweise mit E-Antrieb) werden von verschiedenen Betreibern – Geschäften, Cafés und Werkstätten – der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Über ein Verleihsystem kann man sich die Räder ausborgen.
Flop Kerstin Stark vom Volksentscheid Fahrrad: „Sexistische Pöbeleien aus dem Autofenster sind nicht akzeptabel“
Die Aktivistinnen des Berliner Volksentscheid Fahrrad wehren sich in einer neuen Kampagne gegen sexistische Pöbeleien von aggressiven Autofahrern. Der DRAHTESEL hat mit Kerstin Stark von der Initiative gesprochen. DRAHTESEL Wie schlimm ist es, als Frau in Berlin mit dem Rad unterwegs zu sein? Kerstin Stark Im Vergleich zu anderen Städten ist es einigermaßen o.k. Die Radinfrastruktur ist bei uns halt immer noch so, dass die Macht der Autofahrenden auf den Straßen bewahrt werden soll. Das andere ist die Aggression im Straßenverkehr, die sich prinzipiell gegen schwächere Verkehrsteilnehmende richtet. Das spüren Radfahrende und im besonderen Frauen: Aggressive Pöbeleien bekommen oft eine sexistische Note.
Was waren die Eckpunkte eurer Kampagne? Wir wollen auf das Thema aufmerksam machen und haben dafür den Begriff „Auto-Macho“ geprägt. Er soll jenen Typ von Autofahrer beschreiben, der – obwohl eine radikale Minderheit – die aggressive Atmosphäre auf den Straßen erzeugt. Es sind Leute, meistens eben Männer, die ihre Emotionen nicht unter Kontrolle haben, die auf die Hupe drücken und aus dem Fenster pöbeln. Das alles in der Schutzzone ihres Autos. Viele nehmen es hin und denken, es sei eben so im Straßenverkehr, dass alle verrückt spielen. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass dieses Verhalten nicht akzeptabel ist. Welche Reaktionen hattet ihr bisher auf eure Kampagne? Mehr als 16.000 Menschen haben unsere Petition un-
terzeichnet. Die Leute schreiben uns und sagen: Ja, ich bin auch betroffen. Viele wollen wissen, wie man sich dagegen wehren kann. Wir bekommen natürlich auch Kritik in die Richtung, dass Aggression im Autoverkehr nicht bloß ein Problem für radelnde Frauen ist. Unsere Antwort darauf ist, dass wir generell ein Problembewusstsein schaffen wollen: Es ist kein Kavaliersdelikt, Beleidigungen aus dem Autofenster zu raunzen. Frage an die DRAHTESELLeserinnen und Leser: Wie ist die Situation auf österreichischen Straßen? Schildern Sie uns Ihre Erlebnisse mit aggressiven Verkehrsteilnehmenden und wie Sie damit umgegangen sind!
Fahrrad-Kontrollen Während Wien im Baustellenfieber lag und der Autoverkehr etwa in der Brigittenau großräumig durch Tempo-30-Zonen umgeleitet wurde – natürlich ohne dass dabei Polizeikontrollen die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzungen kontrollieren würden – veranstaltete die Polizei im Wiener Augarten eine Aktion Scharf gegen Radfahrende.
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Jahre Critical Mass. Die gemeinsamen Ausfahrten für mehr Platz und eine bessere Infrastruktur für Radfahrende haben heuer ein rundes Jubiläum zu feiern: In Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck fanden im Jahr 2007 die ersten Fahrten der Critical Mass (CM) statt. In den vier genannten Städten wird jeden letzten Freitag im Monat geradelt. In Wien radelt man jeden dritten Freitag im Monat, um eine alternative Nutzung des öffentlichen Raumes zu fordern. Ursprung der CM ist San Francisco, wo im September 1992 die erste derartige Aktion stattfand.
Foto: Manuel Fricke
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www.graetzlrad.wien
Blick in die Welt B ER L IN
B ERLI N
Erfolg für die Initiative „Volksentscheid Fahrrad“: Der Entwurf für ein neues Mobilitätsgesetz, für den man 105.425 Unterschriften gesammelt hatte, wurde im August vom Stadtsenat vorgestellt. Jetzt geht das Gesetz, das unter anderem konkrete RadinfrastrukturMaßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung von acht Jahren vorschreibt, in Begutachtung. Noch Ende 2017 könnte das Gesetz beschlossen werden.
„Abgas-Gipfel“ in Berlin wie in Wien endeten für die Autoindustrie ohne Verbote und mit minimalen Verpflichtungen: Ein Software-Update und Prämien beim Kauf neuer Fahrzeuge sollen die tatsächlichen an die gesetzlichen Abgaswerte heranführen. Unterdessen gab
es in den USA im August die erste Verurteilung wegen des Abgas-Betrugs: Gegen einen VW-Ingenieur wurden 40 Monate Haft plus eine Geldstrafe von 200.000 Dollar ausgesprochen.
Während die Zahl der Verkehrstoten auf USStraßen 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent stieg, wuchs die der getöteten Radfahrenden um 12,2 Prozent. Wie ein Bericht der Governors Highway Safety Association feststellt, waren die Hauptursachen für tödliche Kollisionen zwischen Fahrrädern und Kfz Alkoholisierung (37 Prozent), Verletzung von Vorrangregeln durch Autolenkende (25 Prozent) und Übersehen von Radfahrenden (11,7 Prozent). Insgesamt starben laut National Safety Council 2015 knapp 38.300 Personen auf US-Straßen. 818 davon waren Radfahrende.
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In der niederländischen Stadt Utrecht wird gerade die weltweit größte FahrradGarage errichtet. Unter dem Hauptbahnhof sollen auf einer Fläche von 17.100 Quadratmetern anfangs 6.000 und bis Ende 2018 12.500 Stellplätze zur Verfügung stehen. Bisheriger Rekordhalter war die Rad-Garage bei der U-BahnStation Kasai in Tokyo gewesen. Zum Vergleich: Beim neuen Hauptbahnhof Wien wurden 1.100 Stellplätze errichtet.
Hügelige Topografie und holprige Pflaster mussten in der Vergangenheit als Gründe dafür herhalten, dass in Lissabon die Radkultur nicht sehr ausgeprägt war. Ein neues Leihrad-System, das auf Pedelecs setzt, soll jetzt die Situation verändern und dabei helfen, die notorischen Staus in Portugals Hauptstadt zu reduzieren: Im Juni begann die Testphase mit 100 Leihrädern an zehn DockingStationen. In Kürze soll das System 1.410 E-Bikes umfassen.
Wie sich Verbesserungen der Rad-Infrastruktur auswirken, lässt sich in New York City studieren: Täglich werden 450.000 Radfahrten verzeichnet, berichtet die „New York Times“. Noch im Jahr 2005 waren es 170.000 gewesen. Im Jahr 2007 begannen der damalige Bürgermeister Michael Bloomberg und seine Verkehrsstadträtin Janette Sadik-Khan, in den fünf Boroughs der Stadt ein Radwege-Netzwerk und autofreie Zonen einzurichten.
Laut dem US-amerikanischen Marktforscher Persistence Market Research (PMR) wird der globale Markt für Fahrräder und Zubehör bis 2024 um 37,5 Prozent wachsen. Bis dahin würden sich die Umsätze von derzeit rund 45 Milliarden US-Dollar auf mehr als 62 Milliarden US-Dollar steigern, prognostiziert die 223 Seiten lange Studie. Den größten Teil des Kuchens sichern sich dabei die asiatischen Produzenten. Dominierendes Marktsegment: E-Bikes.
Weltgrößte Radgarage
Automobilindustrie richtet sich’s
Leihräder mit Elektroantrieb
450.000 Radfahrten pro Tag
U SA
Gefährliche Highways
Rad-Industrie wächst rasant
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Fahrrad-Gesetz in Begutachtung
Cartoon: Franz Kainz
Politik
Erasmus-Brücke in Rotterdam: Genügend Platz für den Radverkehr
Das gelobte Land Was macht Radfahren in den Niederlanden so angenehm? Unsere Autoren begaben sich auf Recherche-Reise und kamen mit fünf Antworten zurück.
Foto: Adobe Stock
TEXT: Matthias Bernold, Andrzej Felczak, Matthias Pintner ILLUSTRATIONEN: Lilly Panholzer
1. Priorität für Radverkehr Hauptradrouten und Langstrecken werden gegenüber dem Kfz-Verkehr konsequent bevorrangt. Wichtig dabei ist die Gestaltung von Kreuzungen, den – üblicherweise – unfallträchtigsten Stellen. Zum Einsatz gelangen sogenannte Berliner Kissen (kleine kreisförmige Temposchwellen, die mit Pkw überfahren werden und von Bussen und Fahrrädern umfahren werden können), Fahrbahnanhebungen, deutliche Bodenmarkierungen und rote Einfärbungen. Auch anhand der Platzverteilung ist die Priorisierung des Radverkehrs deutlich zu erkennen. In Amsterdam beträgt zum Beispiel die Breite des Zweirichtungsradweges in der Prins Hendrikkade beim Hauptbahnhof 4,5 Meter – was ein komfortables und gleichzeitiges Überholen in beiden Richtungen erlaubt. Dem Kfz-Verkehr stehen im selben Abschnitt sparsame drei Fahrstreifen auf einer Gesamtbreite von elf Metern zur Verfügung. 2. Bauliche Trennung Herzstück der niederländischen Radinfrastruktur sind baulich getrennte Radwege entlang von stark mit Kfz befahrenen Straßen. Die Radwege sind als Ein- oder Zweirichtungsradwege in einer Breite angelegt, die Nebeneinanderfahren (ein Standard in den Niederlanden!) und sicheres Überholen ermöglichen. Ein Markenzeichen Niederländischer Radwege ist die rote Farbe (oft roter Asphalt), die den Radweg für alle Verkehrsteilnehmenden sofort erkennbar macht. Bei Zweirichtungsradwegen weist eine Mittelmarkierung darauf hin, dass mit Radverkehr aus beiden Richtungen gerechnet werden muss. Radwege sind elementarer Bestandteil von sogenannten monofunktionalen Straßen. Diese haben nur eine Funktion: den fließenden Verkehr abzuwickeln. Um den oft knappen Platz effektiv zu nutzen und die Kapazitäten für den Personentransport voll auszuschöpfen, sind entlang dieser Straßen Radwege vorgesehen, aber keine KfzParkplätze.
Politik
Drei Recherche-Reisen Matthias Pintner fuhr zusammen mit zwei Freunden im Mai 2016 eine Variante der touristischen Radroute „Rund um das Ijsselmeer“. Matthias Bernold radelte im Jahr 2015 zusammen mit seiner damaligen Freundin und jetzigen Frau von Arnheim nach Amsterdam, Haarlem, dann nordwärts und über den Abschlussdeich (Afsluitdijk) nach Groningen. Andrzej Felczak besuchte in Juni mit einigen Radlobby-KollegInnen den Fahrradkongress Velo-City 2017 in Nijmegen/Arnhem. Auch ein Besuch in Amsterdam durfte nicht fehlen.
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E
s ist kaum vorstellbar, aber bis in die 1970er-Jahre gab es in den Niederlanden keine Anzeichen dafür, dass sich das Land dereinst in ein Paradies für Radfahrende verwandeln würde. Im Gegenteil: Die Entwicklung verlief parallel zu der in anderen Städten. Mit steigendem Wohlstand verdrängte das Automobil zusehends das bis dahin äußerst beliebte Fahrrad. Stadtplanung und Politik trieben den Umbau des öffentlichen Raumes voran. Das Ziel: Die Städte autogerechter zu machen. Mit den bekannten Auswirkungen auf die Lebensqualität. Ganze Viertel wurden dem Zeitgeist der 1950er- und 1960erJahre entsprechend betoniert, um Raum für Parkplätze und Fahrspuren zu schaffen. In der Folge stieg der Autoverkehr stetig und damit auch die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle. Im Spitzenjahr 1971 wurden – berichtete der britische „Guardian“ – in den Niederlanden 3.300 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet. Darunter 400 Kinder. Diese schauerliche Statistik rief Bürgerbewegungen auf den Plan: Eltern organisierten sich in der NGO „Stop de Kindermoord“ – niederländisch für Stopp dem Kindermord. Radfahrende gründeten den Fietsersbond, die Vereinigung der Radfahrenden: Fahrrad-Demos überzogen das Land, Unfallstellen wurden besetzt und Straßenzüge gesperrt, um Kindern das sichere Spielen auf den Straßen wieder zu ermöglichen. Unter dem Eindruck der Ölkrise und begünstigt von mildem Klima, flacher Topographie und einer traditionell starken Fahrradkultur stieß man bei den Behörden auf offene Ohren. Viele der – damals revolutionären – Ideen wurden in die Verkehrsplanung übernommen. Schritt für Schritt begann die holländische Politik die Vorteile des Radfahrens zu entdecken. Bald änderte sich die Verkehrspolitik insgesamt. Schon in den 1980er-Jahren gestalteten Städte ihre Straßen wieder fahrradfreundlicher. Radrouten und später Radwegnetzwerke durchzogen Gemeinden. Dass heute die Holländerinnen und Holländer mehr als eine Viertel aller Wege mit dem Rad zurücklegen – und zwar sowohl im städtischen wie im ländlichen Raum –, ist kein Zufall, sondern das Resultat einer über Jahrzehnte geübten und immer weiter entwickelten Verkehrspolitik, die konsequent auf das Fahrrad setzt. Hier die Schlüsselfaktoren niederländischen Verkehrsdesigns:
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1. Das Knotenpunktsystem erlaubt Radreisenden ein simples Planen der Touren 2., 3., 4., 5. Was Radreisende zu sehen bekommen 6. Der Küstenradweg: Mitunter radelt man direkt am Strand 7. Sich zu orientieren, ist in den Niederlanden ein Kinderspiel 8. Das Land ist von einem dichten Radwege-Netz überzogen 9. Herzstück der niederländischen Radinfrastruktur sind baulich getrennte Radwege 10. Die hochgeklappte Brücke zeigt eine für Holland typische Straßenorganisation
Fotos: Matthias Bernold, Hannes Friedrich, Matthias Pintner, Daniela Schulhofer, Markus Straub
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auf das Fahrrad zu erleichtern. Ein wichtiger regionaler Radschnellweg ist der 17 Kilometer lange „RijnWaalpad“, der die beiden Städte Arnhem und Nijmegen verbindet. Insgesamt sind ca. 30 Radschnellwege in den Niederlanden geplant, viele werden aktuell gebaut oder ausgebaut.
3. Kreuzungsmanagement
5. Orientierungssystem
Auch in den Niederlanden gefährden rechtsabbiegende Kfz-Lenkende Radfahrende auf straßenbegleitenden Radwegen. Zur Erhöhung der Sicherheit sind deshalb auf manchen Kreuzungen die Verkehrslichtanlagen mit einem zusätzlichen Lichtsignal ausgerüstet, das so lange das Piktogramm „Achtung auf Radfahrende beim Rechtsabbiegen“ blinkend anzeigt wie der geradeaus fahrende Radverkehr Grün hat. Laut unseren Beobachtungen wird der Zusatz-Lichtsignalgeber bei Kreuzungen mit einer hohen KfzRechtsabbiegefrequenz eingesetzt. Seit dem Jahr 1990 können niederländische Gemeinden mittels Zusatzschild Radfahrenden das Rechtsabbiegen bei Rot erlauben – wovon sie auch häufig Gebrauch machen.
Was bringen Super Cycle Highways, Kreuzungsdesign und radfreundlichste Ampelschaltungen, wenn man dann den Weg zum gewünschten Ziel nicht findet? Die niederländischen Verkehrsplanenden haben sich mit genau dieser Frage beschäftigt und ein einheitliches Orientierungssystem geschaffen. Zum einen erfolgt die Beschilderung für den Radverkehr einheitlich auf rechteckigen Tafeln mit roter Schrift auf weißem Hintergrund, die sich gut von den Tafeln für den motorisierten Verkehr unterscheiden. Zum anderen folgen die Richtungsangaben einer einheitlichen Systematik: Üblicherweise werden nicht mehr als zwei Ziele auf einer Hinweistafel für eine Fahrtrichtung angegeben. Die Tafeln zeigen das nächste Ziel entlang der Route (z.B. ein kleinerer Ort) und wichtige überregionale Ziele. Elementarer Bestandteil des Orientierungssystems ist das Knotenpunktsystem (Knooppuntnetwerk). Dabei wird jedem wichtigen Knotenpunkt im (regionalen) Radverkehrsnetz eine Nummer zugeordnet. Möchte man vom Ort A in den Ort B fahren, müssen Radfahrende sich die auf der Übersichtstafel angezeigten Knotenpunktnummern merken und diesen schließlich folgen. An Abzweigungen sind Tafeln mit Richtungspfeilen zu den nächstgelegenen Knotenpunkten angebracht. Unserer Erfahrung nach leitet das Knotenpunktsystem Reisende zuverlässig von einem Dorf zum Nächsten. Auch spontane Routenanpassungen sind kein Problem.
4. Radschnellwege Wer von Amsterdam in die 20 Kilometer entfernte, küstennahe Stadt Haarlem radeln möchte, findet sich auf einem Radschnellweg, einer Snelfietsroute, wieder. Diese speziell für den Pendlerverkehr geschaffenen Radverbindungen ermöglichen ein flottes Vorankommen, kaum unterbrochen von roten Ampeln und getrennt vom KfzVerkehr (mit Ausnahme leider von Mopeds, denen die Benutzung der Snelfietsrouten ausdrücklich erlaubt ist). Bereits seit den 1980er-Jahren experimentiert man in den Niederlanden mit Radschnellwegen. Vor allem im Entfernungsbereich bis 15 Kilometer sollen diese Verbindungen Pendlerinnen und Pendlern ermöglichen, ihr Ziel schnell und sicher zu erreichen. Seit 2006 gibt es in den Niederlanden das Projekt „Fiets filevrij“ zur landesweiten Planung und Errichtung von Radschnellwegen, das Teil der nationalen Mobilitätsstrategie ist. Ziel ist die Schaffung eines landesweiten Radschnellwegenetzes mit einheitlichen Standards, das in die kommunalen, regionalen und touristischen Radverkehrsnetze integriert ist. Nicht zuletzt in Verbindung mit E-Bikes und Speed-Pedelecs wird den Fahrrad-Highways großes Potenzial zugeschrieben, den Umstieg vom Auto
Politik
Zusätzlich zu den Orientierungstafeln stehen Radfahrenden in den Niederlanden online Radroutenplaner zur Verfügung: www.fietsrouteplanner.nl
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Auch wesentlich ist, dass die Radwege nicht vor Kreuzungen enden, sondern miteinander verbunden sind und somit ein vollständiges Radwegenetz ergeben. Erst das ermöglicht ein sicheres und attraktives Angebot, das von allen Nutzendengruppen – vom Schulkind bis zur Oma – angenommen wird.
Fahrrad-Kompass
Politik
Zukunftsentscheidung bei den Nationalratswahlen im Herbst: Hier sieben Punkte, die Parteien für Radfahrende wählbar machen
TEXT & RECHERCHE: Alec Hager, INFOGRAFIK: Anna Hazod
Die aktuellen Analysen der Wahlprogramme sind unter radlobby.at/koalitionmitrad
zu finden.
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Anmerkung: zu Redaktionsschluss waren noch nicht alle Wahlprogramme veröffentlicht
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m 15. Oktober finden die vorgezogenen Nationalratswahlen für das österreichische Parlament statt. Wir sind aus diesem Anlass dem Vorbild von Bundeskanzler Christian Kern gefolgt und haben sieben Punkte formuliert, die es allen kandidierenden Parteien ermöglichen, sich zu orientieren: Sind unsere Wahlprogramme geeignet für eine Koalition mit dem umweltfreundlichsten individuellen Verkehrsmittel? Österreichische Wählerinnen und Wähler, die ihre Alltagswege teilweise oder ausschließlich mit dem Rad zurücklegen – immerhin rund 4,8 Millionen Menschen – finden dadurch eine Entscheidungshilfe. Diese stellen sich Fragen wie: Ist die Partei, der man seine Stimme geben will, im Verkehrsbereich progressiv und verantwortungsvoll genug? Kann sie die Herausforderungen der aktuellen Klima- und Verkehrspolitik realistisch einschätzen und geeignete Maßnahmen setzen, damit die Rah-
menbedingungen für den Radverkehr signifikant verbessert werden? Kann die kommende Regierung als erste die massiven Synergieeffekte von steigendem Radverkehr für den Gesundheitsbereich erkennen und die entsprechenden Mittel investieren? 1. Grundverständnis Findet sich im Wahlprogramm der jeweiligen Partei oder Liste ausdrücklich die verkehrspolitische Bedeutung des Fahrrades als Verkehrsmittel wieder? Wenn mehr als die Hälfte der Staatsbürgerinnen und -bürger das Rad im Alltag regelmäßig nutzt, muss eine mehrheitsfähige Partei das mit klaren Worten berücksichtigen. 2. Klimaziele Intensivieren die kandidierenden Parteien die Bemühungen der österreichischen Bundesregierung um CO2-Einsparung und Klimaschutz im
Mobilität in Zahlen Wo in Österreich Handlungsbedarf besteht
45 Prozent der CO2Emissionen in Österreich gehen auf den Verkehr zurück (BMLFUW)
4,8
Millionen AlltagsradfahrerInnen (VCÖ)
1,5 Meter Mindestüberholabstand per Gesetz fordern Radlobby und KfV (Kuratorium für Verkehrssicherheit)
1,5m
zur Nationalratswahl
3. Straßenverkehrsordnung Die radfreundliche Novelle der StVO ist höchst an der Zeit, wurde aber von den vorgezogenen Neuwahlen verzögert. Darin sollten sich die Abschaffung der diskriminierenden Sonder-Nachrangregeln für Radfahrende, Erleichterungen für radfahrende Kinder und Eltern sowie die gesetzliche Regelung des Seitenabstandes beim Überholen finden. Auch die Erlaubnis für Radfahrende, an spezifischen Kreuzungen bei Rot rechts abzubiegen.
4. Gesundheitsvorsorge
6. Gerechtes Kilometergeld
Bewegungsmangel und Umweltschäden haben Gesundheitskosten in Milliardenhöhe zur Folge. Mehr Alltagsradfahrende wären Teil der Lösung dieser Probleme. Der bereits existente „Nationale Aktionsplan Bewegung“ muss Maßnahmen im Radverkehrsbereich ergreifen und dafür Mittel freigeben. Das rechnet sich: Alle drei Kilometer spart ein Radfahrer einen Euro für das Gesundheitssystem.
Amtliches Kilometergeld für Dienstwege mit dem Fahrrad wird nur für Wege ausbezahlt, die länger als zwei Kilometer sind. Diese Grenze existiert für Kfz nicht. Während das Kilometergeld bei der Verwendung eines Autos pro Jahr mit maximal 30.000 Kilometern limitiert ist, liegt die Obergrenze bei Fahrrädern bei nur 1.500 Kilometern pro Jahr, also fünf pro Tag. Diese Ungerechtigkeiten müssen endlich beseitigt werden.
5. Vision Zero Das offizielle Ziel der Bundesregierung, gar keine Verkehrstoten mehr auf Österreichs Straßen beklagen zu müssen, kann nur erreicht werden, wenn Verkehrssicherheitsmaßnahmen und Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Tempo 30/80 rigoros umgesetzt werden.
7. Natur öffnen Auf Forststraßen gilt generelles Fahrverbot, viel zu selten sind Radfahrende davon ausgenommen. Dadurch ist in Österreich das Radfahren im Wald meistens verboten, wohingegen es beispielsweise in Deutschland und der Schweiz grundsätzlich erlaubt ist. Daher fordert die Radlobby Österreich: Forststraßen fürs Radfahren gesetzlich freigeben.
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120.000 Kilometer Forststraßen gibt es in Österreich (Naturfreunde)
Verkehrstote im Jahr 2016, davon 47 auf dem Rad und 72 zu Fuß (BMVIT)
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Cent / Rad-Kilometer Ersparnis für Gesundheitssystem durch Bewegung (HEAT-Tool Querschnitt)
30.000 Kilometer pro Jahr beträgt das Limit beim Kilometergeld für das Auto. Nur 1.500 Kilometer beim Rad (Help.gv.at)
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Verkehr, der 45 Prozent der CO2-Emissionen in Österreich außerhalb des EU Emissionshandels verursacht, und die Vorgabe der EU, den CO2-Ausstoß bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu senken, indem sie verbindliche Klimaziele einführen wollen?
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Fahrstil
Der Zorn der Anderen In einem Forum auf einer bekannten Social-Media-Seite fragte vor kurzem jemand, warum Radfahrende auf zu engen Kreuzungsbereichen nicht die Fahrbahn der Autos verstellen, sondern lieber die des radelnden Gegenverkehrs, wenn zu wenig Platz zum Warten ist. Die meisten Kommentare nannten Selbstschutz und Angst vor dem Angefahren-Werden. Ein verständliches Argument. Aber auch ein überzeugendes? Man könnte ja Rotphasen nutzen, um jene Kreuzungsbereiche so zu verstellen, dass die Autofahrenden keine andere Wahl haben, als die große Zahl der Radfahrenden zuerst starten zu lassen. Damit würden auch riskante Überholmanöver verhindert und der Radverkehr würde sich nicht selbst blockieren. Nur: Dann droht der Zorn der motorisierten Anderen. Eigentlich wollen wir ja alle nur ungestört Rad fahren. Was die meisten von uns nicht wollen, ist, sich dieses Recht erst erkämpfen zu müssen. Leider braucht es in einer Stadt, die seit
mehr als einem Jahrhundert auf den Autoverkehr ausgelegt ist, ein wenig Selbstvertrauen, um nicht zu sagen, Kampfgeist. Aber nicht in Form gesteigerter Aggression, wie sie vor allem bei heißen Temperaturen noch viel gehäufter auftritt. Und schon gar nicht gegen andere Radfahrende. Kampfgeist – wie ich das meine – braucht Einsicht, Rücksicht, aber auch die Bereitschaft zur verbalen Konfrontation. Man müsste sich öfter die Zeit nehmen, Verkehrssituationen zu klären – egal ob mit Autofahrenden, Radfahrenden oder Zufußgehenden. Und manchmal bemerkt man selbst, dass sich (Verkehrs-)Situationen aus dem Blickwinkel des Gegenübers völlig anders darstellen. Großer Dank gebührt jenen, die sich auf Ebene der Politik und Verwaltung für mehr Rechte für Radfahrende einsetzen. Bei dieser Überzeugungsarbeit können wir alle täglich mithelfen. Und wenn es nur darum geht, sich ab und zu dem Zorn der Anderen zu stellen.
Barbara Ottawa ist Journalistin in Wien
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 15
Reiseausrüstung
Community Ausblick: Europäische Mobilitätswoche Seite 16
GRAZ
Seit heuer können sich Betriebe nach einem EU-weiten Standard zum fahrradfreundlichen Betrieb zertifizieren lassen. In Österreich erfolgt die Umsetzung durch die Forschungsgesellschaft Mobilität und die Radlobby. Als österreichweit erstes Unternehmen hat es die Grazer Kunst-Uni geschafft, die „CFE-Zertifizierung“ (Cyclefriendly-Employer) zu erreichen. Besonders zeichnet sich diese Uni durch qualitätsvolle Fahrradstellplätze und striktes Parkraummanagement aus, der gesamte Campus ist inzwischen autofrei, was die Aufenthaltsqualität dort immens steigert.
Service: Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 18
So bunt wird heuer die Mobilitätswoche
cfe-zertifizierung.at Brigitte Schicho
STADT SALZBURG
Verdoppelung des Fahrrad-Budgets
Im Juli beschloss der Gemeinderat die neue Radverkehrsstrategie für die Stadt Salzburg. Geplant sind Investitionen in die Infrastruktur, mehr Rad-Parkplätze sowie der Aufbau eines Leihrad-Systems. Ziel bis 2025: den Radverkehrsanteil von derzeit 20 Prozent auf 28 Prozent erhöhen. Vielleicht der wichtigste Punkt: Das Radverkehrsbudget wurde von einer auf zwei Millionen Euro verdoppelt. Statt wie bisher 7 Euro kommen damit 15 Euro pro Kopf und Jahr dem Radverkehr zugute. Das 28-seitige Papier wurde in einer Projektgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt, der Landtagsparteien und der Wissenschaft ausgearbeitet. Für Radlobby SalzburgSprecher Fidelius Krammel ist das Ergebnis „zwar nicht sensationell“, dennoch stehe Salzburg damit besser da als alle anderen Landeshauptstädte.
Aktionen in 800 europäischen Gemeinden TEXT: Stefanie Kousek
V
om 16. bis zum 22. September findet heuer die Europäische Mobilitätswoche statt. Europaweit nehmen an der – im Jahr 1998 vom französischen Umweltministerium ins Leben gerufenen – Initiative mehr als 800 Gemeinden teil. In Österreich sind neben Gemeinden und Regionen auch Bildungseinrichtungen und Unternehmen mit Veranstaltungen vertreten. Streetlife Festival in Wien Straßenfeste wie das Streetlife Festival in Wien, Spaziergänge und Radtouren, Bahnhofsfeste und diverse Aktionen zum Beleben des öffentlichen Raums stellen unter Beweis, dass Mobilität mehr ist als Autoverkehr – und dass Zufußgehen sowie die Nutzung von Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln nicht nur die eigene Gesundheit und Lebensqualität fördern, sondern Städte und Gemeinden insgesamt lebenswerter machen. Als besonders gesunde und ressourcenschonende Art der individuellen Mobilität und weil das Fahrrad zudem seinen zweihundertsten Geburtstag fei-
ert, werden zahlreiche Veranstaltungen zum Thema Radverkehr angeboten. Rad-Gemeinderatssitzungen Hervorzuheben sind dabei etwa die Rad-Gemeinderatssitzungen, die auf Initiative der Radlobby Niederösterreich abgehalten werden: Dabei stehen die Vertreterinnen und Vertreter der lokalen Radlobby-Gruppen in den Gemeinderatssitzungen für Diskussionen und als Sachverständige zur Verfügung. Weil sich manche örtlichen Gegebenheiten vom Rad aus leichter erschließen, werden die Abgeordneten außerdem gebeten, mit dem Fahrrad anzureisen und die Radfreundlichkeit ihrer Gemeinde so gleich selbst zu testen. Das vollständige Programm der Veranstaltungen in der Europäischen Mobilitätswoche gibt es unter mobilitaetswoche.at Foto: Klimabündnis
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 16
EU-Zertifikat: Radfreundliche Betriebe
Fahrrad-Prüfung mit persönlicher Note Seite 17
WIENER NEUSTADT
Prüfung mit persönlicher Note 80.000 Kinder legen jedes Jahr in Österreich die Radfahrprüfung ab. In Wiener Neustadt kümmert sich Inspektor Christian Dungl seit 30 Jahren mit viel persönlichem Einsatz um den Nachwuchs BERICHT: Hannes Höller
V
erdunkelte Brillengläser, klare Anweisungen und ein etwas skeptischer Blick: Inspektor Christian Dungl gibt auf dem Verkehrsübungsplatz in Wiener Neustadt den Ton an. Heute steht für die elfjährige Nina (Name von der Redaktion geändert. Anm.) die Wiederholung der praktischen Radfahrprüfung auf dem Programm. Der Polizist in Zivil schaut zu, wie das Mädchen aufsteigt, in die Pedale tritt, wie sie die Kurven nimmt, die Verkehrszeichen beachtet, sich an der Kreuzung verhält und wie sie mit dem entgegenkommenden Radfahrer Blickkontakt aufnimmt. Am Ende der Fahrt wird der skeptische Blick einem freundlichen Lächeln gewichen sein. Nina darf sich über ihren Radfahrausweis freuen.
Fotos: Hannes Höller
Es gibt immer eine zweite Chance „Das sind die schönsten Momente, dafür lohnt sich der Aufwand“, sagt Dungl, der sich seit 30 Jahren um die Radfahrprüfung an den Volksschulen von Stadt und Bezirk Wiener Neustadt kümmert: „Vor zwei Wochen beim ers-
ten Antritt war das noch ganz anders. Sie konnte nicht einmal ordentlich Radfahren. Ich hab mit ihr nachher geredet und ihr gesagt, dass sie das schaffen wird.“ Mehr als 25.000 Radfahrausweise hat der velophile Polizeibeamte bereits ausgestellt. Diese erlauben es Kindern bereits mit zehn statt mit zwölf Jahren ohne Beaufsichtigung mit dem Rad am Straßenverkehr teilzunehmen.
auslegen“, erklärt Dungl. Die Theorie findet in Wiener Neustadt im Rahmen des Sachunterrichts statt und fließt in die Schulnote ein – auch das ist nicht überall so. Für die freiwillige, praktische Prüfung, bei der ca. 10 Prozent nicht antreten, gibt es eigene Checklisten zur Vorbereitung. Dungl: „Zu Hause wiederholen und lernen müssen sie aber schon.“ Wichtig: Verhalten der Eltern
Theorie im Sachunterricht Von Jänner bis Juli ist Dungl dafür jedes Jahr im Einsatz. Zunächst geht es in die Klassenzimmer. Drei Stunden Theorie stehen auf dem Programm. Dann folgen die schriftliche und die praktische Prüfung – ebenfalls unter seiner Aufsicht. Wer in einem der beiden Teile durchfällt, für den gibt es eine zweite Chance. Das ist allerdings genauso wie das zeitliche Engagement des Polizisten aus Wiener Neustadt keine Selbstverständlichkeit. „Die Polizei hat lediglich die gesetzliche Vorgabe, mitzuwirken – das kann man breit
Wichtig sei auch das Verhalten der Eltern: „Wenn die Eltern selbst kein Interesse am Radfahren haben und ihre Kinder nicht unterstützen, wird es schwierig. Ich gebe den Kleinen dann den Tipp, dass sie ihre Eltern ruhig ein bisschen quälen sollen. Schlussendlich gehört Radfahren für mich zur Grundbildung eines Kindes.“ Mit der Tagesbilanz war Dungl auch zufrieden. Lediglich einer ist heute durchgefallen. Für den schiebt Dungl einen Extra-Nachtermin ein. Dungl ist zuversichtlich: „Der schafft es auch noch.“ www.radfahrprüfung.at
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 17
Inspektor Christian Dungl und Prüflinge am Verkehrsübungsplatz Wiener Neustadt: Mit bestandener Radfahr-Prüfung dürfen Kinder ab zehn Jahren ohne Begleitung im Straßenverkehr radeln
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Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 18
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Einzel-Mitgliedschaft
Studierende
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Alle Mitgliedervorteile um EUR 25,- zum Halbjahrespreis
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Infrastruktur Plus / Minus: Infrastruktur im Test Seite 20
Radbügel-Systeme: Großer Test in Arbeit Seite 22
Rechtskolumne: Blick über die Grenzen Seite 24
Invasion der Leihräder Ende August starteten die chinesischen Leihrad-Anbieter oBike und ofo ihr Angebot in Wien. Eine gute Sache?
ANALYSE: Andrzej Felczak
Stationslose Leihfahrräder sind ein globaler Trend. In Asien gibt es schon Millionen von Leihfahrrädern in mehr als hundert Städten, jetzt wird nach Europa expandiert: Zürich, Manchester und London waren als erste dran – Ende August starteten oBike und ofo ihr Service auch in Wien.
ser Effekt auch hierzulande eintreten könnte: Im Fahrrad Report Wien 2016 nannten 31 Prozent der Befragten als Grund, nicht Rad zu fahren, gar keines zu besitzen. Allerdings könnten mit den Leihrädern auch Probleme auf die Stadt zukommen: Zürich und Manchester machten schon ihre gemischten Erfahrungen damit.
Nicht an fixe Standorte gebunden
Foto: Ofo
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Ausleihen mittels Smartphone-App
Dai Wei ist Gründer und CEO des chinesischen Leihrad-Anbieters Ofo, der seit August auch in Wien operiert. Noch als Student entwickelte er in Peking eine Bike-Sharing Plattform, auf der Studierende ihre eigenen Fahrräder untereinander verleihen konnten.
Ein Problemfeld: Radabstellplätze. In Wien fehlen jetzt schon 18.000 davon, mehrere Tausend Leihräder könnten dazukommen. Außerdem: Leihräder, die mangels Radbügel, Schloss und Rechtskenntnis ungeordnet abgestellt werden, könnten Zufußgehende behindern. Noch eine Schwierigkeit: Die ungleiche Verteilung von Leihrädern, die sich ohne entsprechende Verschublogistik und Controlling etwa an manchen Stellen (z.B. Knotenpunkten des Öffentlichen Verkehrs) häufen und an anderen Stellen fehlen. Wir sind gespannt darauf, wie sich die Systeme in der Praxis bewähren und freuen uns über Erfahrungsberichte und Feedback der DRAHTESEL-Leserinnen und -Leser. www.o.bike/at www.ofo.com
WAS HEISST EIGENTLICH?
Radfahrerüberfahrt
Eine Radfahrerüberfahrt ist der Schutzweg („Zebrastreifen“) für Radfahrende und soll ihnen ein gefahrloseres Queren von Kreuzungen ermöglichen. Sie wird durch weiße, quadratische Bodenmarkierungen entlang der Überfahrt angezeigt. Ist sie nicht durchgängig ampelgeregelt, ist das blaue eckige Hinweiszeichen „Kennzeich-
nung einer Radfahrerüberfahrt“ für den Querverkehr vorgeschrieben. Fahrzeuglenkende (außer Schienenfahrzeuge!) müssen Radfahrenden das ungefährdete Benutzen einer Radfahrer überfahrt ermöglichen. Deswegen sind sie laut Straßenverkehrsordnung (StVO) dazu verpflichtet, sich einer Radfahrerüberfahrt so lang-
sam anzunähern, dass sie –falls erforderlich – rechtzeitig anhalten können. Radfahrende andererseits dürfen die Überfahrt nicht unmittelbar vor herannahenden Fahrzeugen und für andere Verkehrsteilnehmende überraschend befahren. Radfahrerüberfahrten gehören zur Gruppe der Radfahranlagen mit den dem-
entsprechenden Vorrangregelungen. Was viele nicht wissen: Radfahrende dürfen sich einer nicht ampelgeregelten Radfahrerüberfahrt nur mit max. 10 km/h annähern. (Diese umstrittene Bestimmung wurde im Jahr 2011 in der StVO verankert.) Matthias Pintner
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 19
Besonderheit der Systeme: Die Fahrräder sind nicht an fixe Standorte gebunden, sondern können überall, wo es gesetzlich erlaubt ist, abgestellt werden. Jedes Fahrrad ist mit einem GPS-Ortungssystem ausgestattet, die aktuelle Position wird in der Zentrale verfolgt. Eine SmartphoneApp erlaubt den Nutzenden das Auffinden, Ausleihen und Zurückgegeben der Räder. Über die Zahl der stationslosen Leihräder in naher Zukunft gibt es unterschiedliche Angaben, genannt werden einige hundert bis zu mehreren Tausend. Wie aber ist der Markteintritt der neuen Anbieter zu bewerten? Zunächst einmal stellen die neuen Räder eine große Chance dar, die Fahrradnutzung weiter zu steigern – in China war das, berichten zumindest mehrere Medien, der Fall. Warum die-
PLUS ⁄ MINUS
Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 20
QUALITÄTSKONTROLLE: Andrzej Felczak (Leitung), Martina Gura
&
Wien 14., Ameisgasse/Karlingergasse
Innsbruck, Hauptbahnhof
Wien 12., Dunklergasse
Die Ameisgasse ist eine wichtige NordSüd-Route im Radgrundnetz. Zudem stellt sie die einzige Möglichkeit dar, im Umkreis von 800 Metern die Gleise der Westbahn mit dem Rad zu queren. Der 700 Meter lange Lückenschluss zwischen Märzstraße und Cumberlandstraße war daher doppelt wichtig. Für die Radverbindung wurden vier verschiedene Anlagearten eingesetzt: Radwege mit einer unbefriedigenden Breite von einem Meter. Zweitens: Radfahrstreifen neben Längsparkern mit einer komfortablen Breite von 1,7 Metern. Drittens: Mischverkehr Richtung Norden bei der Bushaltestelle. Viertens und besonders problematisch: Mehrzweckstreifen mit Mindestbreiten in der Karlingergasse Richtung Norden. Insgesamt eine klare Verbesserung der Radinfrastruktur, aber behaftet mit Qualitätsmängeln. Hätte man auf 17 Parkplätze und eine von fünf Kfz-Spuren verzichtet, wäre eine gute, baulich getrennte Radverkehrsanlage für alle Nutzendengruppen – d. h. auch Kinder, Ungeübte, Ältere – möglich gewesen. Diese Chance wurde leider vertan.
Dass die vorhandenen Radabstellanlagen am Hauptbahnhof Innsbruck bei weitem nicht ausreichen, ist an den überall herumstehenden und -liegenden Fahrrädern zu sehen: im Bushaltestellenbereich, auf Gehsteigen, Verkehrsinseln – jedes noch so kleine Plätzchen wird als Fahrradabstellplatz genutzt. Die Situation ist nicht neu, hat sich aber in den letzten Monaten nochmals verschlechtert, nachdem zwei Abstellplätze durch den Umbau der Polizeistation entfernt und nur teilweise ersetzt wurden. Ein Lokalaugenschein der Radlobby Tirol zeigt den Bedarf: Im Bereich des Bahnhofvorplatzes waren gezählte 235 Räder außerhalb der dafür vorgesehenen Anlagen abgestellt. Die Radlobby ARGUS Tirol fordert daher ÖBB und Stadt Innsbruck auf, mittelfristig 300 zusätzliche Radabstellplätze im Bahnhofsbereich zu errichten. Anmerkung zum Foto oben: Auf der Tafel steht: „Dies ist kein Fahrradabstellplatz, abgestellte Fahrräder werden entfernt.“
Die Wientalradroute verlief bisher auf Höhe Dunklergasse über eine fast rechtwinkelige Kurve und durch eine Engstelle unter einem Stadtbahnbogen. Jetzt wurde die Dunklergasse ausgebaut und die Route dorthin verlegt: ein erheblicher Qualitätsgewinn. Nun bewegen sich Radfahrende auf dem 1,1 Kilometer langen Teilstück zwischen St.-Johann-Gasse und Michael-Bernhard-Gasse auf einer durchgängigen Radroute, die einigen Qualitätskriterien einer Langstrecke – breite Radfahranlagen und große Kurvenradien – entspricht. Die Ampelwartezeiten können noch verbessert werden. Bis die gesamte Wientalradroute die Langstrecken-Qualitätskriterien erfüllt, gibt es freilich noch viel zu tun. Im Besonderen fehlt der wichtige Lückenschluss auf Höhe Naschmarkt, der von der Radlobby seit vielen Jahren gefordert wird.
Leider nur halbe Sache: Lückenschluss einer wichtigen Nord-Süd-Route
Am Hauptbahnhof Innsbruck fehlen 300 Radabstellplätze
Weitere, deutliche Verbesserung für die Wientalroute
Einfach online Radbeschwerden abgeben: Fotos: Andrzej Felczak(3), Martina Gura, Heidi Schmitt, Karl Zauner
radkummerkasten.at
Wien 23., Autofabrikstraße
Graz, Alte Poststraße
NÖ, EuroVelo 9 bei Schönau
Durch die Öffnung der 300 Meter langen Einbahn Autofabrikstraße zwischen Reklewskigasse und Carlbergergasse ist eine Lücke im Radverkehrsnetz geschlossen worden. Sehr positiv sind die neu errichteten Fahrbahnteiler in der Einmündung der Autofabrikstraße in die Carlbergergasse, die den Radfahrenden beim Queren der Fahrspur eine baulich abgedeckte Aufstellfläche anbieten. Jetzt gibt es eine durchgängige Radverbindung von der Brunner Straße/Stadtgrenze über die Carlbergergasse, Autofabrikstraße, Reklewskigasse und weiter über den Liesingbachradweg Richtung Nordosten bis zum Bahnhof Meidling. Richtung Norden und Westen sind weitere Lückenschlüsse erforderlich. Ebenfalls fehlt ab der Stadtgrenze die Anbindung Richtung Süden. Hier sind die Wiener Nachbargemeinden aufgerufen, die Radverkehrsanlagen weiterzubauen, um Anschlüsse zum niederösterreichischen Radverkehrsnetz zu schaffen.
Im Grazer Westen ist ein Abschnitt des Zweirichtungsradwegs an der AltenPoststraße im Zuge eines Bauvorhabens verbessert worden. Führte früher der schmale Radweg innen am Baum vorbei, verläuft er jetzt in Richtungsfahrbahnen vorbildlich beidseitig am Baum vorbei. Auch auf den rot/gelben Leitbaken wurde nicht vergessen. Was noch bei dieser Nord-Süd-Achse fehlt: die Durchbindung zwischen Eggenberger Straße und Laudongasse, wo es derzeit einen Radfahrstreifen nur in eine Richtung gibt. In Graz wird derzeit generell auf Upgrading-Maßnahmen auf den bestehenden Hauptrouten (HR) fokussiert. So wurde die HR 11 im Bereich Triesterstraße/Karlau ausgeweitet. Die HR 12 wird in der Eggenberger Allee und in der Keplerstraße verbessert.
Vor sieben Jahren fand eine Recherchefahrt der Radlobby Niederösterreich im Auftrag des Landes Niederösterreich statt. An der Kreuzung des EuroVelo 9/Triestingau-Radweges (Gemeinde Schönau) wurde eine Gefahrenstelle mit einem liegenden und schlecht sichtbaren Poller festgestellt. Die Stelle wurde in das Befahrungsprotokoll aufgenommen und das Protokoll den zuständigen Stellen in Niederösterreich übergeben. Danach geschah sieben Jahre lang –nichts. Erst nach erneuter Urgenz wurde vor kurzem der Poller entfernt und die Gefahrenstelle entschärft. Es stellt sich die Frage, wieso die zuständigen Stellen die Routen nicht oder so mangelhaft kontrollieren und Gefahrenstellen beseitigen. Wie im DRAHTESEL 2/17 berichtet, sind Infrastrukturmängel wie z.B. schlecht sichtbare Poller, für 25.000 Rad-Alleinunfälle mitverantwortlich. Die Euro Velo Route 9 ist Teil des höchstrangigen europäischen Radverkehrsnetzes und sollte regelmäßig und sorgfältig überprüft werden.
Einbahnöffnung schließt Radroute StadtgrenzeBahnhof Meidling
Upgrading-Maßnahmen auf den Grazer Hauptfahrradrouten
Gefahrenstelle mit liegendem Poller nach sieben Jahren beseitigt
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 21
Infrastruktur
Radanlagentest
1
Infrastruktur
Ein Plätzchen für dein Fahrrad
2
Die Radlobby Österreich führt derzeit einen groß angelegten Radanlagen-Test durch. Im Oktober sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden. TEXT: Beatrice Stude
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 22
Gute Radabstellanlagen sind das A und O der Radverkehrsförderung. Doch angesichts eines sehr vielfältigen Angebots an unterschiedlichen Technologien und einer Vielzahl von Produzenten ist es für Bauträger und Gemeinden, für Investoren, Planende und ArchitekturSchaffende gar nicht so einfach, Entscheidungen über die Radinfrastruktur zum Parken zu treffen. Welches Modell ist gut? Welches benutzerfreundlich? Hier will die Radlobby Österreich unterstützen und hat im großen Radabstellanlagen-Test verschiedene Radabstell-Modelle testen lassen. Mitte Oktober sollen die Informationen samt Planungsempfehlungen in einer Broschüre veröffentlicht werden.
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Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 23
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Infrastruktur
Unser Rechts-Experte erhält sich die Urlaubslaune: In seiner Kolumne blickt er über die Landesgrenzen und assoziiert zu Fragen der Rechtskultur
S
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 24
Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby
ommerzeit, Reisezeit. Zeit, über den Tellerrand zu blicken und Radfahrregeln und Verhaltensweisen außerhalb Österreichs genauer zu beleuchten. Was hierzulande umstritten oder undenkbar wäre, ist anderswo oft bereits Realität. Dass Radfahrende bei Rot rechts abbiegen dürfen, gilt beispielsweise schon in Deutschland – wenn dies mit einem Verkehrsschild mit grünem Pfeil so ausgewiesen ist. Man muss nicht gleich bis Australien radeln, wo das Tragen von rosa Hotpants Sonntagnachmittags untersagt ist – so schreiben es zumindest Roman und Alexandra Leuthner in ihrem Buch über gesetzliche Kuriositäten. Schlechter geht immer
Nicht nur die gesetzlichen Anforderungen an die Ausstattung der Räder sind unterschiedlich, sondern auch die Verhaltensweisen auf dem Rad sind verschieden geregelt: Helmpflichten für Erwachsene gibt es weltweit so gut wie gar nicht. Ausnahme: Australien. Die Akzeptanz von Radfahrenden und der Umgang der Verkehrsteilnehmenden untereinander scheint mir anderswo oft entspannter: Hierzulande gibt es zudem die Besonderheit des Einmahnens von Rechtsvorschriften, die in Wirklichkeit gar nicht existieren. So wird man etwa auf dem Rennrad von Autolenkenden häufig lautstark darauf hingewiesen, den Radweg zu benützen. Dass Rennradfahrende laut Straßenverkehrsordnung berechtigt sind, die Fahrbahn zu nutzen (und auf dieser auch nebeneinander zu fahren), ist offenbar entweder unbekannt oder wird verdrängt.
Weitere nicht ausrottbare Irrtümer sind: Radfahrende träfe eine Mitschuld, wenn sie mit einer sich öffnende Autotüre zusammenstoßen. Oder, dass Radfahrer so weit rechts zu fahren hätten, dass Automobile sie jederzeit überholen können. Schlechter geht aber bekanntlich immer. Deshalb hier zur Aufmunterung eine Liste der Städte mit den unfairsten Regeln für Radfahrende: 1. Sydney, wo kürzlich die Strafen für Radfahrende verschärft wurden: Fahren ohne Helm kostet nun 220 Euro. Nicht an einem Zebrastreifen anzuhalten sogar 290 Euro. 2. Hong Kong: Eine Hölle für Radfahrende: Nicht aufgrund seiner Steigungen und des Klimas mit Temperaturen wie in einer Sauna. Sondern weil man an Kreuzungen sein Rad über die Fußgängerbrücken tragen muss. 3. Delhi: Die für die Commonwealth Spiele gebauten Radwege dürfen inzwischen von Motorradfahrern genützt werden, und die Luftverschmutzung ist doppelt so schlecht wie in Peking, was den Gesundheitseffekt des Radfahrens aufhebt. 4. Moskau: Die zweitschmutzigste Stadt Russlands (nach Norilsk) ist nicht nur wegen ihrer Winter und aggressiven Autolenkenden Radfahrenden nicht zu empfehlen. 5. Kairo: der Straßenzustand lässt Radfahren im Grunde nicht zu. Weiters gibt es keinerlei Disziplin, sich an die vorgegebenen Spuren zu halten. Überdies wird berichtet, dass Radfahrende permanent Pöbeleien ausgesetzt sind. Nicht viel besser soll das Radfahren in Peking, Nairobi, Mumbai, Sao Paulo oder Orlando sein. Freuen wir uns also auf daheim...
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Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 18
Lebensstil Selbstbestimmt: Ein Fahrrad für Patricia Seite 26
Weltmeisterlich: Im Dorf der Einräder Seite 27
Lesestoff: Bücher für Velophile Seite 31
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 25
Der Held muss sich entscheiden: Lebenstraum erfüllen oder dem Ruf der Liebe folgen?
Cinemascope
Janapar: Love, on a Bike Tom Allen ist 23 und lebt in Northamptonshire, England. Er steht als freischaffender Web-Entwickler gut im Leben. Einer erfolgreichen Karriere liegt eigentlich nichts im Weg. Doch Tom ist nicht glücklich, und er ist auch ganz und gar nicht zufrieden. Eine Frage plagt ihn und schreit immer lauter: Gibt es da nicht mehr als dieses bürgerliche Leben? Odyssee auf dem Fahrrad Tom will es wissen, und er ist wild entschlossen, es herauszufinden. Obwohl er nie ein sonderlich begeisterter Radfahrer war, entscheidet er sich, seine Reise mit dem Fahrrad anzutreten. Ausgestattet mit Zelt und Kamera radelt er dreieinhalb Jahre lang durch 32 Länder und drei Kontinente. In mehr als 300 Stunden Filmmaterial dokumentiert Allen seine Odyssee durch die pittoreske Landschaft. Der Zuschauer ist Zeuge der emotionalen Hoch- und Tiefflüge des strampelnden Helden, der humorvoll und
rührend ehrlich seine Erlebnisse dokumentiert. Eine der Perlen im Film ist zweifelsohne der Moment, als sich Tom – bezaubert von seiner iranisch-armenischen Reisebekanntschaft Tenny – entscheiden muss zwischen Traumerfüllung und Liebe. „Janapar: Love, on a Bike“ ist eine mitreißende und inspirierende Hommage an die (radelnde) Freiheit und die wahre Liebe. Janapar feierte beim Raindance Film Festival 2012 Premiere. Er wurde seither auf über zwanzig Festivals gespielt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Janapar: Love, on a Bike Dokumentation, Großbritannien (und 32 andere Länder), 2012 (110 Minuten) Regie: James Newton, Tom Allen Kamera: Tom Allen, Schnitt: Richard Wheat Musik: Vincent Watts Mit: Tom Allen, Tenny Adamian, Andrew Welch, Mark Maultby www.janapar.com
An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des FahrradFilms vor.
Lebensstil
So hat das Fahrrad mein Leben verändert Patricia Tobin ist seit dem 19. Lebensjahr halbseitig gelähmt. Seit März 2017 führt sie – mit Hilfe eines Therapierades – ein selbstbestimmteres Leben mit viel Bewegung an der frischen Luft
TEXT: Mirko Javurek
Welchen Stellenwert hat Bewegung für dich? P.T. Seit meiner Krankheit habe ich zugenommen. Bewegung ist für mich wichtig, um Stress ab- und Muskeln aufzubauen. Bisher habe ich hauptsächlich beim Zufußgehen und in der Physiotherapie Bewegung gemacht. Wie kam es dazu, dass du nun doch eine Möglichkeit zum Radfahren gefunden hast? P.T. Auf einer Messe konnte ich vor
drei Jahren ein Van Raam „Fun 2 Go“ Therapierad ausprobieren. Das ist ein dreirädriges Tandem, wo man nebeneinander sitzt. Jeder kann unabhängig treten und selbst den passenden Gang wählen. Zusätzlich gibt es noch eine Unterstützung mit Elektromotor. Ich war begeistert, endlich wieder einmal Rad fahren zu können. Bei der Österreich-Vertretung von Van Raam konnte ich das Rad für eine Woche ausprobieren, und da war für mich klar, dass ich dieses Rad unbedingt haben will. Wie bist du zu dem Rad gekommen? P.T. Die Kosten für das Rad sind etwa 13.000 Euro, die für mich völlig unerschwinglich gewesen wären. Der Händler hat uns empfohlen, das Rad durch Sponsoren zu finanzieren. Meine Mutter und meine Schwester ha-
ben zunächst bei großen Firmen und Organisationen angefragt, die jedoch nur Vereine sponsern. Den durchschlagenden Erfolg haben wir erzielt, indem wir bei Hilfsorganisationen wie Juvenilia Linz und Licht ins Dunkel, bei der Krankenkasse und bei Landeshauptmann Pühringer um Förderungen angesucht haben. Das Rad wurde speziell an deine Bedürfnisse angepasst? P.T. Es hat Armlehnen, damit ich stabil sitzen kann. Da ich einen Fuß nicht aktiv bewegen kann, hat es eine Stützvorrichtung, mit der Fuß und Unterschenkel fixiert werden, damit das Bein nicht seitlich wegkippen kann.
„Ich hatte bis dahin noch nie Tiere wie Hasen, Igel, Rehe und Eichkätzchen in freier Wildbahn gesehen“ Wer nutzt das Fahrrad mit dir, und wer lenkt? P.T. Meine Mutter fährt oft mit mir, manchmal auch Freunde. Gelegentlich lenke ich auch selbst, und das gibt mir viel Selbstvertrauen. Bis zu 60 Kilometer schaffe ich an einem Tag!
Patricia Tobin (links) mit ihrer Mutter auf ihrem Van Raam bei der Critical Mass in Linz
Wie hat das Fahrrad dein Leben verändert? P.T. Es tut mir gut, wieder öfter aus der Wohnung herauszukommen, Menschen zu treffen, regelmäßig Bewegung an der frischen Luft zu machen, und die Natur zu erleben. Schon durch kurzes Training spüre ich meine inaktiven Muskeln, und ich gehe etwas sicherer. Immer wieder entdecke ich neue Orte, die ich vorher nicht erreichen konnte. Ich hatte bis dahin auch noch nie Tiere wie Hasen, Igel, Rehe und Eichkätzchen in freier Wildbahn gesehen. Höhepunkt war eine einwöchige Radreise am Donauradweg. Ich bin zutiefst berührt, nicht mehr so einsam zu sein.
Foto: Christian Herzenberger
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DRAHTESEL Du kannst schon seit einiger Zeit kein „normales“ Rad fahren? Patricia Tobin Als Kind bin ich oft und gern Rad gefahren. Seit ich 19 bin, habe ich jedoch eine halbseitige Lähmung.
Die Teilnahme an der Europameisterschaft in Sittard-Geleen sollte sich für die Südtirolerinnen und Südtiroler lohnen: 40 Medaillen brachten die Einradler aus Villanders nach Hause, darunter vier Europameistertitel.
Lebensstil
Villanders glüht im Einradfieber. Unsere Autorin hat sich in dem Südtiroler Bergdorf umgesehen und Radsportlerinnen und -sportler bei den letzten Vorbereitungen für die Europameisterschaft besucht
TEXT: Magdalena Jöchler
Fotos: Vera Hofer, Florian Rabensteiner
S
chwungvoll fährt Lukas auf den schmalen Balken zu, die linke Hand am Sattel, der rechte Arm rudert in der Luft, um die Balance zu halten. Er tritt noch einmal in die Pedale, springt vom Balkenende in eine abschüssige Wiese, landet etwas wackelig und gleitet vom Einrad. Hinter ihm landet schon die nächste Fahrerin. Und noch einer. Und noch eine. Die Mädchen und Buben vom AC Villanders Einrad bereiten sich gerade auf die Europameisterschaft im niederländischen Sittart-Geleen vor, die dort vom 28. Juli bis 6. August stattfinden wird. Zehn Kehren führen vom Eisacktal hinauf nach Villanders. Hier oben, auf 880 Metern Seehöhe, ist kaum eine Straße eben. Wer hier mit dem Rad unterwegs ist, hat normalerweise zwei Räder montiert – die Villanderer Alm ist ein Paradies für Mountainbiker. Seit über vier Jahren hat es der Dorfjugend aber das Einrad angetan. Mit der Gründung des Vereins kamen regelmäßige Trainingseinheiten und Wettbewerbe quer über den Erdball. Auf den Geschmack gekommen sind ein paar Villanderer bei einer Einradvorführung in Lajen, einem Bergdorf auf der gegenüberliegenden Tal-
seite. Dort war das Einradfieber noch etwas früher ausgebrochen. Die Disziplinen sind fast dieselben wie beim Zweirad: Trial, Langstrecken, Cross Country, Downhill oder Freestyle. Die stärksten Disziplinen der Villanderer Gruppe sind – wenig überraschend – Downhill und Cross Country. Unter den mittlerweile neunzig Mitgliedern sind einige amtierende Welt- und Europameister und -meisterinnen. Närrisches Abwärtstreten „Warum müssen diese Narren abwärts auch noch treten?“, beschreibt Ida Treibenreif die Reaktionen einiger älterer Dorfbewohner. Erklärung für Nicht-Eingeweihte: Einräder haben keinen Freilauf. Wenn die jungen Leute die steilen Gassen und Wiesen hinunterjagen und dabei in die Pedale treten, tun sie das also nicht um zu beschleunigen. Ida Treibenreifs gesamte Familie ist beim Verein. Ob sie nicht Angst um ihre drei Kinder hätte, die sich dem Einrad-Sport verschrieben haben? Ida zuckt mit den Achseln. „Es ist weniger gefährlich als mit dem normalen Rad, weil man schneller vom Rad abspringen kann“, fügt Vera Hofer hinzu. Die
18-Jährige ist amtierende DownhillWeltmeisterin. Ganz ohne Risiko ist der Sport freilich nicht: Eine gebrochene Elle und Speiche waren bisher ihre schlimmsten Verletzungen. Wendiger auf schwierigen Strecken Neben dem vereinseigenen Hindernisparcours ist das bevorzugte Trainingsgelände vor allem für die Downhillfahrer die Alm. Hinauf geht’s mit dem öffentlichen Bus. Über steile Pfade hinunter ins Dorf, mit dem sogenannten Muni, dem Mountain Unicycle. „Auf schwierigen Strecken ist man wendiger und schneller", beschreibt Vera die Vorteile gegenüber einem normalen Mountainbike. Nicht wenige im Verein besitzen gar kein normales Fahrrad mehr. Einzig als Verkehrsmittel für den Alltag hat sich das Einrad (noch) nicht etabliert. Um etwa Freunde im Nachbardorf oder auch nur ein paar Straßen weiter zu besuchen, steigen die meisten auf den Motorroller oder das Auto um. Begründung: Mit Anstiegen von bis zu 30 Prozent seien die Gassen und Zufahrten zu steil, um darauf auch noch nach Trainingsschluss aus eigener Kraft unterwegs zu sein.
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Talwärts auf dem Einrad
Briefe aus der Ferne Dieses Mal: London
Jetzt habe ich zwar eine Kreditkarte, aber keinen Pin dazu. Von den Londonern wird das System per Jahreskarte allerdings viel genutzt – egal ob im Anzug oder zum Einkaufen. Wie auch in Wien fragen jene, die in der Stadt lieber nicht mit dem Fahrrad fahren: „Ist das nicht gefährlich?“ Geöffnete Rettungszufahrten Einige Lösungen sind in London definitiv gut überlegt. So etwa, dass Zufahrten für Rettungs- und Servicefahrzeuge auf Brücken für Radfahrende geöffnet wurden, um zu vermeiden, dass diese mit den Autos in die mehrspurigen Kreisverkehre einfahren müssen. Die Beschilderungen der Radrouten ergeben teilweise mehr Sinn als in Wien. Aber dann gibt es wieder Radwege, die im Nichts enden und Radinfrastruktur, die nicht zu Ende gedacht wurde – so dass man mitunter meinen könnte, man wäre daheim...
Foto: Adobe Stock
Radfahren in London. Auch hier enden Radwege mitunter im Nichts
Gleich vorweg: Ja, es gibt sie wirklich, die „Cycle Superhighways“ in London. Aber sie sind weitaus weniger atemberaubend als die Mythen und ihr Name vermuten lassen. Abschnittsweise sind sie beeindruckende Beispiele von baulich getrennten, deutlich markierten Fahrspuren, die breit genug sind, um Gegenverkehr und Überholen zum selben Zeitpunkt zu ermöglichen. Ein paar hundert Meter weiter verwandeln sie sich aber in schmale Streifen, die nur durch eine Linie begrenzt sind. Und es gibt davon auch zu wenige, wie eine Alltagsradlerin bestätigt: „Diese Routen sind immer so voll.“ Als Beobachterin kann ich bestätigen, dass zur Rush Hour vor allem Rennrad- oder auch BromptonFahrende in Lycra die Radschnellwege frequentierten. An dieser Stelle muss ich gestehen: Selbst konnte ich die neuen Routen nicht mit dem Rad ausprobieren, weil das städtische Radverleihsystem geändert wurde – es funktioniert nur mehr mit Kreditkarte und Pin-Code.
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Sportecke
Sicherheit am Rennrad – Blechkontakt gefällig?
Lebensstil
Wer beim Rennradfahren stur auf sein Recht im Straßenverkehr beharrt, wird nicht lange alle Schneidezähne behalten, meint unser Autor. Seine Devise: Fehler anderer kompensieren, mitdenken und vorausschauend fahren
#Radeln im Pulk Auf der Straße bietet das Fahren in der Gruppe um einiges mehr Sicherheit. Wir dürfen als Rennradfahrende nebeneinander fahren. Im Sinne der Sichtbarkeit (wie der Fahrfreude) ist dies, vor allem im Freiland, durchaus zu empfehlen. Mein Tipp: Auf steilen Anstiegen sollten wir nervöse Autofahrende nicht zusätzlich in Rage bringen und besser hintereinander bleiben. #Sichtbarkeit Nicht nur im Winter sind die Erkennbarkeit von Weitem (und der Style! :) essenziell. Helm, Schuhe, Trikot, Handschuhe und selbst die Socken könnten farblich aufeinander abgestimmt sein. Und sie sind in vielen Signalfarben erhältlich.
Ich bin übrigens schon länger auch am Tag mit „Blinkis“ unterwegs – gibt mir Sicherheit, wenn sich im Waldstück mal wieder ein Mensch auf einem Motorrad auf einer Rennstrecke wähnt. #Handy Handys in der Hand von Autofahrenden gehören leider zur – wahnsinnig gefährlichen – Normalität. Umso mehr sollten wir in eine bessere Sichtbarkeit investieren. Für uns selbst sollte das Handy sowohl im Auto wie auf dem Fahrrad tabu sein. Unsere Zeiten können wir auch im Anschluss an die Fahrt auf Strava laden. Außerdem: nicht jede Rollerei muss zwingend mit der Welt geteilt werden ;) Oder? #Materialcheck Ein Schnellcheck vor jeder Abfahrt sollte immer durchgeführt werden. Gerade wenn man sein Rennrad oftmals mit dem Auto transportiert, vergisst man schnell einmal, die Bremsen wieder zu schließen. Noch ein Hinweis: Superleichte Laufräder aus Carbon verlieren bei Regen und Nässe deutlich an Bremskraft.
Michael Strasser In unserer Rubrik „Sportecke“ gibt der Triathlet und ExtremSportler Michael Strasser Tipps für das Fahrrad-Training, für gesunden Muskel-Aufbau und für die richtige Ernährung. Strasser leitet Kurse am Universitätssportzentrum Wien und berät Sport-Treibende beim Erreichen ihrer sportlichen Ziele. Im Jahr 2016 radelte er in 34,5 Tagen von Kairo nach Kapstadt und stellte damit neuen Weltrekord auf.
#Weekend Warrior? Wir Rennradelnde sollten uns an der eigenen Nase nehmen und vor allem enge städtische Radwege nicht zur Rennstrecke erklären. Fahret schön schnell, aber nur dort, wo auch genügend Platz ist. Wer gerne seine Performance zeigen möchte, sollte sich für ein Rennen melden (oder ein Stück mit mir fahren :) und nicht andere auf engen, städtischen Wegen gefährden. Und jetzt – ab aufs Rad! Genießt den Tag am Bike und nehmt Rücksicht, nur so haben wir lange Freude am Pedalieren.
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#Radweg oder Straße? Wenngleich die Wahrscheinlichkeit von schweren Unfällen im Mischverkehr mit Kfz wesentlich größer ist, sind Radwege für ernsthaftes Trainieren keine Option. Gerade in den Sommermonaten ist das Risiko zu hoch, mit anderen Radfahrenden oder Spaziergehenden zusammenzustoßen. Vor allem auf den frequentierten Routen glauben viele, dass jegliches Regelwerk abgeschafft wurde. Kreuz und quer wird gefahren, geschoben und ohne Umsicht abgebogen. So kam es übrigens vor drei Jahren zu meiner Knieoperation – ein Schwind’liger auf dem Rad brachte mich zu Sturz: Versicherung oder Vermögen hatte er nicht, sodass ich für meinen Schaden selbst aufkommen musste. Selbst eine von Weitem betätigte Glocke trägt oft noch mehr zur völligen Verunsicherung der wesentlich langsamer Radelnden bei.
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Zwölf Jahre mit der Tour de France Am 23. Juli ging die diesjährige Tour de France zu Ende – es war der 104. Durchlauf des legendären Radrennens, das sich diesmal in 21 Etappen über insgesamt 3.540 Kilometer zog. Gesamtsieger wurde der Brite Chris Froome von Team Sky. Die Tour war wieder einmal eine aberwitzige Demonstration dessen, wozu der (austrainierte) Mensch fähig sein kann. Abgesehen von den extremen sportlichen Höchstleistungen ist die Tour auch ein Volksfest mit hunderttausenden Besuchern. Auf genau dieses Geschehen neben der Rennstrecke legt Nicola Mesken ihr Augenmerk. Über einen Zeitraum von zwölf Jahren dokumentierte die in Barcelona lebende Fotografin das Leben am Rande des Rennens. Es sind Bilder der Fans, die in Klappstühlen sitzen, ihr Frühstück zubereiten, sich die Wartezeit verkürzen oder den Profis auf dem eigenen Rad hinauf in die Berge folgen. Meskens Stil ist dabei reduziert. Sie fotografiert ausschließlich in Schwarz-Weiß und mit analoger Kleinbildkamera im klassischen Stil der Reportage-Fotografie. Mehr als 3.000 Negative sind auf diese Weise in den vergangenen zwölf Jahren entstanden. Eine Auswahl der Fotos hat Mesken jetzt als Fotoband veröffentlicht.
Nicola Mesken Die Fotografin zeigt eine Auswahl ihrer Arbeiten auf ihrer Website zum Fotoprojekt: www.allezletour.com www.nicola-mesken.com
Das Buch „ALLEZ LE TOUR! – 12 Jahre Leben am Rande der Strecke der Tour de France“ kann direkt im Webshop der Fotografin bestellt werden.
Zwölf Jahre mit der Tour de France: Nicola Mesken veröffentlicht ein Buch mit ihren schönsten Bildern vom Rennen
BÜCHER
Kultobjekt Fahrrad
Lebensstil
Das Fahrrad erlebt heute vor allem in unseren Großstädten eine Renaissance. Neue Konzepte, Pendel- und Transportlösungen sowie der ästhetisch-künstlerische Anspruch der neuen Zweiradkultur stehen im Zentrum dieses reich bebilderten Bandes – herausgegeben von Olaf Thormann, dem langjährigen stellvertretenden Direktor des Grassi Museums für angewandte Kunst in Leipzig. Der Bildband erschien zur – noch bis 1. Oktober in Leipzig laufenden – Ausstellung „Bikes!“ mit rund 70 aktuellen Fahrrädern und Prototypen von Holz bis Carbon, „eine Momentaufnahme des gegenwärtigen Wandels der urbanen und der neuen Fahrradmobilität.“ Essays von
Mobilitätsforscher Stephan Rammler über die Potenziale des Radverkehrs, von Juergen Ghebrezgiabiher über Transporträder im urbanen Kontext und Gunnar Fehlau über die Elektrisierung des Rades liefern Einblicke in eine mögliche Zukunft unserer Mobilität. Außerdem geht es schwerpunktmäßig um die Themenfelder Stadtraum, das Pendeln mit dem Fahrrad, Räder für alle, Radkult – Kultrad sowie Fahrrad-Kunst und nicht zuletzt mit dem Rad in die Zukunft. Wer es nicht mehr rechtzeitig zur Ausstellung in die – laut Lonely Planet – „coolste Stadt Sachsens“ schafft, wird mit dieser Lesereise viel Vergnügen haben.
Wildpferde und Teufelskarren
Fahrrad-Hymne und „Pedal-Neid“
Thriller um die Tour de France
200. Geburtstag der genialen Maschine
Die Journalistin Kerstin Finkelstein und Regina Marunde, deutsche Mountainbike-Meisterin und Osteopathin, behandeln in ihrem Ratgeber Aspekte, die es zu beachten gilt, wenn man aufs Rad umsteigen will. Zudem werden Trainingsplanung und Ergonomie erörtert. Originell: Wir lernen Synonyme fürs Rad aus aller Welt kennen. So nennt man in China Räder „fußbewegte Wagen“, im Iran „wunderbare Wildpferde“, und in Kirgisien „Teufelskarren“.
„Die anmutigste, die effizienteste, die erhabenste, die berauschendste Art der Fortbewegung“, schreibt Journalist Sebastian Herrmann. Der Mann kennt alle Facetten des Lebens im Sattel: Vom täglichen Arbeitsweg bis hin zu Amateurrennen, Alpenüberquerungen und Donauradwanderungen. Er erzählt vom Wettbewerb in Apps wie Strava, von der Furcht vor der Müdigkeit, von skurrilen Rekorden und dem Phänomen des „Pedalneides“.
Eine geniale Maschine wird 200: Am 12. Juni 1817 startete Freiherr Drais von Sauerbronn die erste Ausfahrt mit seiner selbstkonstruierten „einspurigen Laufmaschine“, der nach ihm benannten „Draisine“. Heute erlebt das Fahrrad seinen neuesten Boom im Zeichen von vernetzter und nachhaltiger Mobilität. Johann-Günther König erzählt diese Erfolgsgeschichte unter Berücksichtigung der vielfältigen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte.
Omo Lisboa
Omo Lisboa
Auf der drittletzten Etappe bricht Tour-Debütant Lilian Fauger aus – nur um festzustellen, dass er auf dem Rennrad zwar das Peloton hinter sich lassen kann, nicht aber die Schmerzen, die Eitelkeiten seiner Sponsoren und die Sensationsgier des Publikums. Für den Rest der Tour flieht Fauger: Nicht vor der Konkurrenz auf dem Rad, sondern vor der Kommerzialisierung der Tour de France und der Instrumentalisierung der Fahrer. Prosa, spannend und überraschend bis zur letzten Kurbelumdrehung.
Thormann, Olaf (Hrsg.) Bikes! Das Fahrrad neu erfinden München: Hirmer, 2017 191 Seiten ISBN 978-3-7774-2747-8 30,80 Euro
Omo Lisboa
Stefanie Kousek
Finkelstein, Kerstin; Marunde, Regina Fahr Rad! Alles über Kauf, Ausrüstung, Fahrtechnik und Reparaturen Bielefeld: Delius Klasing, 2017 148 Seiten ISBN 978-3-667-10924-8 20,40 Euro
Herrmann, Sebastian Gebrauchsanweisung fürs Fahrradfahren München: Piper, 2017 216 Seiten ISBN 978-3-492-27692-4 15,50 Euro
Pouy, Jean-Bernard 54x13 – Die Tour de France Wien: egoth, 2017 77 Seiten ISBN 978-3-903183-02-5 10,99 Euro
König, Johann-Günther Fahrradfahren. Von der Draisine bis zum E-Bike Stuttgart: Reclam, 2017 235 Seiten ISBN 978- 3-15-011098-0 19,60 Euro
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Omo Lisboa
Produkte & Technik Im Schaufenster: Käufliches Allerlei Seite 33
Im Test: Ortungsgeräte gegen Fahrraddiebe Seite 34
Im Tal der Räder: Fahrradcluster Portugal Seite 36
TECHNIK-TIPP
Nabenschaltungen – Pro & Kontra Unser Radtechnik-Experte ist ein Fan der Nabenschaltung. Hier erklärt er, warum er ihr bei Stadträdern den Vorzug gibt
im Nabengehäuse kreisen Planetengetriebe
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Blick ins Innere einer RohloffNabenschaltung
geschaltet wird mit Sperrklinken oder Keilen, die über die Achse bedient werden
TEXT: Andreas Röderer
Übersetzungsbereiche Nabenschaltungen gibt es mit zwei bis vierzehn Gängen und sogar stufenlos. Die Spanne vom leichtesten Berggang zum größten Schnellgang entscheidet über den Einsatzbereich: Für Kurzstrecken kommt man mit zwei oder drei Gängen aus. Mit sieben oder acht Gängen sind leichte Touren zu bewältigen – Topmodelle mit elf oder vierzehn Gängen eignen sich für sportliche Unterfangen und Reisen. Wichti-
ger Unterschied zur Kettenschaltung: Die Gänge stehen in vollem Umfang zur Verfügung, während es bei Kettenschaltungen meist zu Überschneidungen kommt. Bei E-Fahrrädern reichen gröbere Gangstufen. Für Antriebe mit Mittelmotor wird häufig die stufenlose Nabenschaltung gewählt. Vorteile und Nachteile Die gekapselte Bauweise hält Schmutz und Wasser vom Getriebe fern und schützt vor mechanischen Beschädigungen. Für den Antrieb können robuste Ketten oder Zahnriemen verwendet werden: Letztere sind geräuschlos und fettfrei, aber etwas teurer und komplexer. Noch ein Vorteil der Nabenschaltung: Die Bedienung ist einfach und lässt sich vollautomatisch in Elektroantriebe integrieren. Jetzt zu den Nachteilen: Die Reibung der vielen Zahnräder untereinander und auf ihren Achsen schluckt Antriebskraft. Hochwertige Naben mit Ölbad erreichen ca. 95 Prozent Wirkungsgrad, klassische Designs 90 Prozent und stufenlose Getriebe 85 Prozent, was deutlich zu spüren ist. Gut
gewartete Kettenschaltungen sind effizienter und leichter – sie werden daher im Radsport bevorzugt. Hochwertige Nabenschaltungen können auch sehr kostspielig sein. Eine Wartung der Getriebe – abgesehen vom Ölwechsel bei Edelnaben – ist Fachwerkstätten vorbehalten. Schäden kommen allerdings selten vor, und die Naben müssen nur alle paar Jahre zur Reinigung und Schmierung geöffnet werden. Perspektiven Für Transporträder und den urbanen Bereich haben Nabenschaltungen großes Potential. Marktführer Shimano, die relativ neue stufenlose NuVinci-Nabe und die konkurrenzlose 14-Gang-Nabe des deutschen Herstellers Rohloff dominieren das Angebot. Die beiden europäischen Traditionsfirmen Fichtel&Sachs, später SRAM, und Sturmey&Archer sind in den 1990erJahren nach Asien abgesiedelt worden. Vor kurzem hat SRAM die Produktion von Nabenschaltungen eingestellt, was mich schmerzlich an das Ende von Puch kurz vor dem MountainbikeBoom der 1980er-Jahre erinnert...
Foto: Rohloff
S
eit mehr als 100 Jahren hilft die Nabenschaltung, die Trittfrequenz ergonomisch an die Fahrgeschwindigkeit anzupassen. Sie war der Kettenschaltung um Jahrzehnte voraus. Das Prinzip ist simpel, die Technik komplex: Gut geschützt im Nabengehäuse kreisen Planetengetriebe, die einzeln oder in Kombination die Nabe schneller oder langsamer drehen lassen als die Kurbel. Geschaltet werden die vielen unsichtbaren Zahnräder mit Sperrklinken oder Keilen, die über die Achse bedient werden. Das funktioniert sehr intuitiv und sogar im Stillstand.
A App für Iron Curtain Trail Eine neue App erleichtert Radreisenden die Erkundung und Planung auf dem „Iron Curtain Trail“, dem Eurovelo 13 (EV13). Abenteuerlustige Radfahrende können auf dem EV13 den einstigen Eisernen Vorhang von der Barentsee bis zum Schwarzen Meer „erfahren“. Die von der Radlobby-Radtourismus mitentwickelte App enthält nicht nur den GPS-Track, sondern die Koordinaten aller historisch interessanten Stellen, der UNESCO-Welterbe-Stätten und der Naturschauplätze.
D
Das DRAHTESEL Schaufenster C
Bunt in den Herbst Die Kinderkutsche ist das perfekte Gefährt für die Fahrt zum Kindergarten, Spielplatz oder Einkaufen. Spaß macht das bei jedem Wetter: dank mitgeliefertem Regendach. Bis zu vier kleine Menschen können auf diese Weise umweltfreundlich transportiert werden. Für die Eltern gibt es wahlweise einen Elektromotor zur Unterstützung. kinderkutsche.at
Gesehen bei Kinderkutsche.at Glockengasse 22 1020 Wien ab 2.700 Euro Verleih ab 8 Euro / Stunde
Julia Beckel
www.eurovelo13.com
B E D F
ig-fahrrad.at
Gesehen bei ig-fahrrad Westbahnstraße 28 1070 Wien um 1.099 Euro
stadtradler.at
Das DRAHTESEL Schaufenster entsteht in Kooperation mit den Herstellern / Fotos: Hersteller
glanzrad.com
Gesehen bei Glanzrad Leopoldsgasse 21 1020 Wien um 499 Euro
Gesehen bei Stadtradler Karlsgasse 16, 1040 Wien ab 79,95 Euro
B
C Zeitloser Glanz Auf Retroräder und Stadträder mit Pfiff hat sich die österreichische Marke Glanzrad spezialisiert. Seit 2015 lässt das Unternehmen Räder in unterschiedlichen Fabriken in Europa produzieren. Flagship-Model ist das Modell 1940. Mit gemufftem Stahlrahmen aus Italien, mit Ambrosio-Felgen und -Kotflügeln, Ledersattel und 3-Gang Shimano Nexus Schaltung ist das Rad die gelungene Neuinterpretation eines Klassikers.
Bobike Kindersitz Wer seine Sprösslinge auf dem Rad mitnehmen möchte, kann unter zahlreichen Anbietern wählen. Empfehlenswert: die ebenso praktischen wie soliden Kindersitze des niederländischen Marktführers Bobike. Für Kinder ab 9 Monaten und bis max. 35 Kilo Gewicht.
F
A E
Tubolito Tubes Die ultraleichten Mountainbike-Schläuche des österreichischen Herstellers versprechen ein Drittel weniger Gewicht bei doppelter Robustheit. Möglich wird dies durch ein neues Hightech-Material und eine nahtfrei Verarbeitung. tubolito.com
Gesehen im Fachhandel um 29,90 Euro
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Vollblut-Renner Das Fuji Roubaix 1.5 zeichnet sich durch einen hochwertigen Alu-Rahmen, geringes Gewicht (8,5 Kilo) und ausgewogene Geo metrie aus. Mit Carbon-Gabel und 2 Mal 10 Gängen ist das Preis-LeistungsVerhältnis exzellent!
Gegen Diebe: Wer sendet, der findet Wer es Fahrraddieben schwieriger machen will, kann sein Fahrrad mit einem Ortungsgerät versehen. Unser Autor hat sich mehrere Produkte genauer angesehen
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TEST: Mario Sedlak
Im Jahr 2016 wurden in Österreich 27.465 Fahrräder als gestohlen gemeldet. Gute Schlösser sind der wirksamste Diebstahlschutz, aber eine Garantie gibt es nie. Wenn das Rad weg ist, dann können versteckte Sender – sogenannte GPSTracker – Gold wert sein: Sie alarmieren bei Diebstahl sofort den Besitzer und übermitteln danach laufend den aktuellen Standort des entwendeten Gefährts. Mit diesen Informationen kann die Polizei das Rad suchen und sicherstellen. Einige deutsche Fernsehsender und Zeitschriften unternahmen Tests mit „Lockvogel“-Rädern, die sie schlecht oder gar nicht versperrt auf der Straße zurückließen. In den meisten Fällen war die Polizei in der Lage, die Fahrräder sicherzustellen. Unübersichtlicher Markt Der Markt von Ortungsgeräten ist allerdings nicht sehr übersichtlich. Produkte werden groß angekündigt und kommen dann nicht. Oder sie verschwinden bald nach ihrer Markteinführung wieder in der Versenkung. Der DRAHTESEL hat deshalb zwei Geräte ausführlich getestet, die schon seit einiger Zeit erhältlich sind. Beide Geräte werden mit Handy-App gesteuert – sie funktionieren gleichermaßen für Android- wie für iPhone-Nutzer. (Der Vollständigkeit halber haben wir auf Seite 35 auch weitere Geräte angeführt.) Wie bei jeder Nutzung des Global Positioning Systems (GPS) üblich, kann es am Anfang ein paar Minuten dauern, bis eine Positionsbestimmung möglich ist. Außerdem kann es in Häuserschluchten durch Reflexionen zu einer größeren Ungenauigkeit kommen. Und die wichtigste Einschränkung: ohne Sichtkontakt zum Himmel – kein GPS-Signal! Wenn am letzten Standort größere Häuser mit vielen Wohnungen sind, reicht GPS allein deshalb nicht aus, um das Rad wiederzubekommen. Die Polizei durchsucht Wohnungen nur dann, wenn es hinreichenden Verdacht gibt, dass sich das Diebesgut dort befindet.
VELOCATE VC ONE
REXBIKE
Hier versteckt sich der Sender in einem großen Rücklicht, das auch wie ein ganz normales Rücklicht funktioniert. Über eine Handy-App wird das Gerät scharf gemacht. Auf einer Karte ist zu sehen, wo sich das Rad befindet. Als Vorteil ist zu werten, dass das Velocate VC one auch über den Nahbereichsfunk Bluetooth geortet werden kann. Die Reichweite entspricht ungefähr der eines WLANSenders – wird also etwa durch Stahlbetonwände reduziert. Aber mit etwas Glück reicht es aus, damit der Bestohlene der Polizei sagen kann, wo sein Rad ist. Außerdem kann über die App ein lautes akustisches Signal, ein Piepen, eingeschaltet werden. Wenn sich das Rad trotz allem nicht mehr orten lässt, besteht dennoch weiter Hoffnung: Sobald das Bike wieder benutzt wird, schlägt das Gerät erneut Alarm. Der Akku reicht ca. zwei Wochen und wird durch den Dynamo automatisch geladen.
Die GPS-Ortung mit HandyApp funktioniert hier ähnlich wie bei Velocate. Hingegen ist das Rexbike-Gerät nicht getarnt. Es wird als kleiner schwarzer Kasten (140×38×13 mm) sichtbar am Rahmen angeschraubt, z. B. unter dem Flaschenhalter. Spezialschrauben erschweren ein Abmontieren. Bei einem Praxistest des deutschen Fernsehsenders ZDF schöpfte der Dieb Verdacht und entfernte das Gerät mit Fußtritten. Rexbike arbeitet auch als automatisches Notrufsystem: Wird das Rad nach einer Fahrt nicht mehr bewegt, fragt die Handy-App, ob alles ok ist. Wenn nicht darauf reagiert wird, könnte es sich um einen schweren Unfall handeln, und es wird automatisch eine zuvor definierte Telefonnummer per SMS verständigt (mit Link zum aktuellen Standort). Ansonsten ist die Funktion eine gute Erinnerung, wenn der Radfahrende vergessen hat, seinen Tracker scharf zu stellen.
+ ausgereiftes Produkt + kein manuelles Aufladen + gut getarnt – lässt sich nur auf einem Gepäckträger korrekt montieren – keine Ortung über Handynetz (wäre hilfreich, wenn GPS nicht empfangbar)
+ mit Notrufsystem - nicht getarnt - zum Aufladen muss das Gerät leider alle ein bis zwei Wochen an die Steckdose
Rücklicht mit gefinkeltem Zusatznutzen
DiebstahlSicherung plus Notrufsystem
Preis: 165,90 Euro + 3,90 Euro /Monat rexbike.eu
Preis: 199 Euro + 39 Euro / Jahr ab dem 2. Jahr oder 259,90 Euro für unbegrenzte Laufzeit velocate.com Fotos: Hersteller
Ortungsgeräte im Test
TRACKIMO
SAR-MINI
INCUTEX Produkte & Technik
hat die Form einer Streichholzschachtel (40×47×17 mm). Der Akku muss alle zwei bis vier Tage aufgeladen werden. + Ortung über Handynetz, wenn GPS nicht verfügbar + SOS-Taste + auch im Browser bedienbar (statt App) – manuell aufzuladen Preis: 89 Euro + 5 Euro / Monat ab dem 2. Jahr trackimo.info
ist so groß wie ein Schlüsselanhänger (61×44×16 mm) und kann einfach irgendwo am Fahrrad versteckt werden. Für Bastler gibt es das Produkt auch als Platine (printed circuit board, PCB), die mit der passenden Elektronik an das Bordnetz des Rads angeschlossen werden kann, damit das manuelle Aufladen entfällt. + Ortung über Handynetz, wenn GPS nicht verfügbar + Einbau im Rahmen möglich, wenn das Gerät nicht allseitig von Metall umgeben ist. – Anschluss an die Fahrradelektrik, nichts für Laien Preis: 135,39 Euro + SIM-Karte
Die Firma Incutex bietet verschiedene Tracker an, die wie SaR-Mini und Trackimo nicht speziell für Fahrradortung gemacht sind und daher regelmäßig aufgeladen werden müssen. + SOS-Taste – manuell aufzuladen – Kommunikation nur per SMS (keine App) Preis: 64,80 Euro + SIM-Karte gpsvision.de
Empfehlung Velocate VC one ist zur Zeit das einzige laientaugliche Fahrradortungsgerät, bei dem lästiges Aufladen entfällt. Doch der Diebstahlschutz rechnet sich nur für teure Räder. Für billigere ist eine Versicherung günstiger. Siehe auch Radlobby Versicherung auf Seite 45.
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Zum Ursprung der Wiener Citybikes Águeda im Norden Portugals mit seiner traditionsreichen Fahrradindustrie mausert sich zu einem der führenden Cluster in Europa. Unser Autor hat sich in der Region umgesehen
REPORTAGE: Michael Riedmüller
Agueda Coimbra
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Lissabon
Zur Region Der Kreis Águeda mit knapp 50.000 Einwohnern, auf halbem Weg zwischen Lissabon und Porto gelegen, ist seit Jahrzehnten eines der Zentren der metallverarbeitenden Industrie in Portugal. Vor allem Fahrräder, Motorräder und dazugehörige Komponenten werden hier produziert. Nach einem steten Niedergang boomt die lokale Fahrradindustrie seit einigen Jahren wieder. Eine Renaissance, die der Wirtschaftskrise im Land trotzte und vor allem auf regionale Initiativen wie „Bike Value Portugal“ zurückzuführen ist, die dem Land einen festen Platz auf der Weltkarte der Fahrradindustrie sichern möchte.
F
Wiener Citybikes aus Águeda Tatsächlich: Wer auf einem der Wiener Leihräder unterwegs ist, sitzt auf einem Fahrrad aus Portugal. Auch die Räder der Bike-Sharing-Netzwerke in Paris, Ljubljana oder Malaga kommen aus der Orbita-Fabrik. Seit mehr als neunzig Jahren werden in der Gegend um Águeda Fahrräder, Motorräder und dazugehörige Komponenten produziert. Bis in die 1980er-Jahre dominierte der Sektor die lokale Industrie, dann begann ein langer Abstieg. Portugal setzte auf Dienstleistungen, die herstellende Industrie wurde vernachlässigt, und auch die lokale Wirtschaft in Águe-
da war lange auf dem absteigenden Ast. Doch seit ein paar Jahren geht es wieder bergauf, die Radproduktion im ansonsten verschlafenen Landkreis in der portugiesischen Pampa auf halbem Weg von Lissabon nach Porto erlebt einen neuen Boom – und das in einer Zeit, in der die portugiesische Wirtschaft eine ihrer größten Krisen durchgemacht hat. Die alten Fabriken setzen auf neue Produktionsmethoden und haben so einen Cluster ins Leben gerufen, in dem nationale und internationale Firmen neue Produkte testen und entwickeln. Heute ist Portugal mit fast zwei Millionen produzierten Einheiten der drittgrößte Fahrradhersteller Europas, Tendenz stark steigend. Standortvorteile für Europa Zwei der treibenden Institutionen hinter dieser Entwicklung sind der portugiesische Radsportverband und Abimota, der Verband der Zweiradindustrie. Ersterer eröffnete 2009 in Sangalhos eines der besten Velodrome Europas, das die weltweite Bahnradelite in das verschlafene Dorf unweit von Águeda bringt. Und Abimota betreibt gleich ums Eck der Orbita-Fabrik ein hochmodernes Testlabor, das Analysen für die Rad- und Komponenten-Entwicklung erstellt. Das reicht von Sicherheitstests bis zu Langlebigkeits- und Konformitätsprüfungen von verschiedenen Komponenten wie Lenkstangen oder Fahrradketten. Firmen aus ganz Europa greifen auf die dortige Expertise zurück, für die lokalen Unternehmen sind die kurzen Wege ein riesiger Standortvorteil, wie Orbita-Chef Jorge Santiago erklärt. Über das Testlabor hinaus betreibt Abimota Lobbyingarbeit, um Águeda prominenter auf der Weltkarte der Radindustrie zu platzieren.
Fotos: Michael Riedmüller, Adobe Stock
Porto
ängt Jorge Santiago einmal an, über seine Firma zu sprechen, ist er kaum zu stoppen. Mit lauter Stimme die lärmenden Maschinen in seiner Fabrikhalle übertönend, erläutert er Fertigungslinien, Optimierungsprozesse, Expansionspläne oder E-Bikes als Zukunft der Fahrradindustrie. Alles mit der Verve eines Entrepreneurs, der eine neue Leidenschaft gefunden hat. Gemeinsam mit zwei Partnern übernahm der Mittfünfziger im Jahr 2015 den Fahrradhersteller Miralago/Orbita in Águeda in Zentralportugal, zwei Autostunden nördlich von Lissabon gelegen. Von der Fahrradindustrie hatte er wenig Ahnung, als er das Angebot bekam, das alteingesessene Unternehmen zu kaufen. Das Potential aber überzeugte ihn. „Wir sind Teil einer grünen Bewegung, Fahrräder und saubere Transportmittel sind die Zukunft“, sagt er, während er den Besucher aus Österreich zu einer Produktionslinie führt – sichtlich erfreut über den zeitlichen Zufall. „Hier fertigen wir gerade eine neue Tranche an Citybikes für Wien“.
Produkte & Technik
Schritt 1
Schritt 2 In der Orbita-Fabrik in Águeda werden die Speichen der Räder händisch kontrolliert und ausgebessert
Schritt 3 Auf einem Fließband werden die verschiedenen Komponenten zusammengesetzt
Schritt 4 Orbita-Chef Jorge Santiago präsentiert das fertige Wiener Citybike
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Lokalaugenschein in der Fabrik von SRAM in Coimbra: In aufwendigem Verfahren werden Fahrrad-Ketten produziert
„Bike Value Portugal“ heißt die Initiative. Der Name, sagt Abimota-Chef Jorge Medeiros schmunzelnd, erklärt sich so: „Ein Bike Valley gab es bereits in Belgien, deshalb mussten wir namentlich umdisponieren.“ Ziel sei, die Produktion von Rädern und E-Bikes bis zum Jahr 2020 auf 3,5 Millionen hochzuschrauben. „Die Investitionen dafür werden zuerst vor allem von lokalen Unternehmen kommen, aber wir wollen in Zukunft auch vermehrt internationale Firmen nach Portugal holen.“
„Azulejos“, wohin das Auge blickt Die kunstvollen Fliesen wurden im 14. Jahrhundert von den Mauren auf die iberische Halbinsel gebracht, heute gehören sie zum Stadtbild wie der Fado zur portugiesischen Volksmusik. In Lissabon gibt es sogar ein eigenes Museum, das sich ausschließlich der lokalen Fliesenkunst widmet.
Einen der Gründe für den Boom der portugiesischen Radindustrie sieht Abimota-Chef Medeiros aber nicht nur in den finanziellen Anreizen, sondern im Standortvorteil gegenüber asiatischen Ländern: „Unsere Lieferzeit innerhalb Europas beträgt zwei bis drei Wochen, von der Bestellung bis zu dem Zeitpunkt, wenn das Rad beispielsweise in einem deutschen Geschäft steht.“ Paulo Rodrigues sieht dahinter einen grundsätzlichen Wandel bei Produktion und Handel. E-Bikes gehört die Zukunft
Regierung setzt Anreize
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Das Projekt kann bereits erste Erfolge vorweisen. Der Radhersteller Orbea beispielsweise baute 2015 seine Fabrik in Águeda aus und schloss im Gegenzug seine Produktionsstätte in China. FJ Bike baut gerade eine riesige Manufakturhalle im lokalen Industriepark, und auch der chinesische Hersteller Cronus investiert in eine Produktionsstätte in Portugal. Die Stadtverwaltung von Águeda spielt dabei eine gewichtige Rolle: „Die Zusammenarbeit mit der lokalen Politik funktioniert hervorragend, vor allem, wenn es darum geht, geeignete Flächen zur Verfügung zu stellen“, sagt Medeiros. Auch die portugiesische Regierung setzt Anreize. Beispielsweise mit günstigen Krediten, von denen bei Schaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen ein Teil der Kreditsumme erlassen werden kann. Bis 2020 hat Portugal ein Budget von 25 Milliarden Euro aufgesetzt, um Investitionen in Produktion, Forschung und Entwicklung im Fahrrad-Sektor zu fördern.
Der Orbita-Geschäftsführer und bis vor einem Jahr Abimota-Chef ist einer der führenden Köpfe hinter dem portugiesischen Radboom. Im Gespräch mit dem DRAHTESEL wirft er Begriffe wie Grüne Wirtschaft, Smart Cities oder Industrie 4.0 in den Raum. Die Entwicklung in Águeda stellt er in einen größeren Rahmen der Revitalisierung der Industrie in Europa: „Wir haben hier bereits seit vielen Jahrzehnten einen Cluster, darauf müssen wir uns besinnen. Jetzt geht es darum, die Tradition mit Innovation zu verbinden.“ Wie Rodrigues sieht auch Santiago die Radindustrie dabei als Vorreiter, vor allem im Bereich grüner Mobilität: E-Bikes und Bike-SharingNetzwerken gehöre die Zukunft. „In Städten wie Wien sehen wir das ja heute schon“, sagt der Manager mit einem Lächeln auf den Lippen, während er ein brandneues Wiener Citybike vom Förderband hebt.
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Wienerwaldrunde: Einmal um die Stadt Seite 41
Giro d’Italia: J. Pepelnik und Sohn radelten mit Seite 42
Fahrrad-Tourismus: Von Deutschland lernen Seite 44
Vielleicht die gemütlichste Art, durchs Waldviertel zu radeln: die Thayarunde
Hier war einmal ein Zug Über ehemalige Bahntrassen und durch die malerischen Herbstwälder des Waldviertels führt die neue Thayarunde. Eine Empfehlung BERICHT: Mario Sedlak
S
Slavonice
Dobersberg
Raabs Waidhofen an der Thaya
Streckenbeschaffenheit Aus Naturschutzgründen sind Verbindungswege teilweise nicht asphaltiert; kein Winterdienst. Bahn Einziger Bahnanschluss ist Göpfritz an der Wild. Busse, die als Ersatz für die aufgelassenen Bahnstrecken verkehren, nehmen keine Räder mit. Der Bahnhof Slavonice ist nur für die Anreise aus Tschechien zu gebrauchen. Von Österreich aus ist er kaum in vernünftiger Zeit zu erreichen, schon gar nicht mit Radtransport. Unterkünfte in jedem größeren Ort. thayarunde.eu
o viele Radfahrende hat das Waldviertel noch nie gesehen: Von Waidhofen an der Thaya bis Tschechien und von Raabs an der Thaya bis Göpfritz wurden 43 Kilometer alte Bahntrassen zu einem sehr flachen, asphaltierten Radweg umgebaut, der eine ungewohnt mühelose Fahrt durch diesen recht hügeligen Teil Niederösterreichs erlaubt. Wie der Lokalaugenschein zeigt, wird die komfortable Route sowohl von Alltags- als auch Freizeitradfahrenden bereits gut angenommen. Zusammen mit Verbindungswegen ergibt sich eine Runde von 111 Kilometern Länge. Genussradfahrende sollten hierfür ca. neun Stunden vorsehen. Offizielle Eröffnung war im Juni 2017. Die Baukosten betrugen sieben Millionen Euro. Erwartet werden 25.000 Radfahrende pro Jahr, die dabei jährlich 1,3 Millionen Euro in die wirtschaftlich eher schwache Region bringen sollen. Unterwegs wie ein Zug Es macht Spaß, wie ein Zug auf einer privilegierten Strecke unterwegs zu sein. Nur an den Kreuzungen heißt es aufpassen und Vorrang geben. Die Schranken wurden leider abmontiert: Wie schön wäre es, wenn sie sich automatisch schließen würden, sobald sich Radfahrende nähern?
Ansonsten bleibt auf den ehemaligen Bahntrassen nichts zu wünschen übrig. Drei stärker befahrene Landesstraßen wurden mit Rad-Unterführungen versehen. Überdachte Raststationen laden zum Verweilen. Auch die Beschilderung ist vom Feinsten. An die Vergangenheit erinnern die massiven Brücken, die für Radfahrende seltsam überdimensioniert wirken, und alte Stationsgebäude, die heute als Schutzhäuser dienen. Des einen Freud, des anderen Leid Das Einstellen regionaler Bahnverbindungen ist verkehrspolitisch äußerst problematisch. Bürgerinitiativen pochten auf die seit Jahrzehnten versprochene Revitalisierung der Thayatalbahn und verzögerten den Bau der Radroute um mindestens ein Jahr, berichtet Reinhard Deimel, Bürgermeister von Dobersberg und treibende Kraft bei der Verwirklichung der Thayarunde. Auch die behördlichen Bewilligungsverfahren seien „anspruchsvoll“ gewesen, sodass vom Planungsbeginn 2011 bis zur Eröffnung sechs Jahre verstrichen. Seit das Radprojekt fertig ist, gebe es kaum noch Kritik, berichtet WilhelmChristian Erasmus, der Tourismusverantwortliche der Region Thayaland: „Viele, die dagegen waren, sind nun begeisterte Radfahrende.“
Fotos: Mario Sedlak
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RADTOUREN FÜR JEDE SAISON
Top-Radroute mit Optimierungspotenzial Unser Autor befährt die Wienerwald-Radrunde, die vier komfortable Strecken zu einer abwechslungsreichenTour kombiniert
BERICHT: Mario Sedlak
Baden an der Traisen Der Triesting-Gölsental-Fahrradweg hat als Besonderheit eine Steigung von ca. 300 Höhenmetern auf fünf Kilometer. Alternativ kann die relativ flache, aber stark befahrene Straße benutzt werden, um vom Triesting- ins Gölsental zu wechseln. An der Traisen angelangt, können wir entspannt die Hügel um uns vorbeiziehen lassen und ein spontanes Bad in den seichten Ausläufern der Traisen nehmen. Der Donauradweg leitet dann zurück nach Wien. Beim Kraftwerk Greifenstein empfehle ich den Wech-
sel auf das Nordufer, weil der Weg dort übersichtlicher und schneller zu fahren ist, da es keine Wohnstraßen und weniger Konfliktstellen gibt. Mein persönliches Highlight entlang der Strecke sind die zahlreichen Kirschpflaumen, Beeren, Nüsse usw., die mancherorts direkt neben dem Radweg zu finden sind. Verbesserungspotenzial Für den Radverkehr ist in Niederösterreich grundsätzlich jede Gemeinde selbst verantwortlich. Das führt zu beträchtlichen Qualitätsunterschieden bei der Beschilderung und bei der Radwegführung. Manchmal fehlen Wegweiser, etwa in Guntramsdorf nach einer Stiege, wo Radfahrende ohne Kartenmaterial oft orientierungslos herumstehen. Statt Stiegen würden sich „radfreundliche, kostengünstige Lösungen anbieten, die man einfach einrichten müsste“, sagt Karl Zauner von der Radlobby Niederösterreich. An anderen Stellen ist der Thermenradweg in einem schlechten Zustand (obwohl Jahr für Jahr einige Abschnitte erneuert werden) und teilweise auch viel zu schmal. Die Radlobby Mödling erstellt gerade einen Maßnahmenkatalog. Handlungsbedarf sieht auch Maria Zögernitz von der Radlobby St. Pölten: „Der Traisental-Radweg ist landschaftlich schön mit sehr viel Grün, aber ziemlich an den Kapazitätsgrenzen.“ Fazit: Auch Top-Radrouten sind nicht perfekt, aber die WienerwaldRadrunde sollte jeder radbegeisterte Mensch, der das südliche Niederösterreich kennenlernen will, einmal gefahren sein.
Fotos: Mario Sedlak
Saubere Gewässer sind auf der Wienerwald-Radrunde ein ständiger Begleiter.
Beschilderung nicht als Wienerwald-Radrunde, sondern dem jeweiligen Teilstück folgen Streckenbeschaffenheit Thermenradweg und TriestingGölsental-Radweg nicht durchgängig für Rennräder geeignet; kein Winterdienst Bahn Im Triesting/Gölsental gibt es zwischen Weißenbach und Hainfeld keinen Zugverkehr mehr; ansonsten überall. Auf den Nebenbahnen betragen die Intervalle allerdings bis zu zwei Stunden. Detailiertere Karten mit Sehenswürdigkeiten und Listen radfreundlicher Unterkünfte: niederoesterreich.at/ wienerwaldradrunde eurovelo9.com triesting-goelsentalradweg.at traisentalradweg.at www.donauradweg.at
Donau Traismauer Tulln
Wien Gumpoldskirchen Stift Lilienfeld Berndorf
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D
onauradweg, Thermenradweg, Triesting-Gölsental-Fahrradweg und Traisental-Radweg gehören zu den Top-Radrouten in Niederösterreich. Sie sind meist flach, gut beschildert, weitgehend getrennt vom Kfz-Verkehr und schön zu fahren. In Kombination ergeben die vier Wege eine 215 Kilometer lange Runde durch den Wienerwald im Industrie- und Mostviertel. Als gemütlicher Radler rechne ich mit 15 km/h im Schnitt, also gut 14 Stunden für die gesamte Runde. Der Thermenradweg ist bereits in Wien als EuroVelo 9/Laxenburg-Radweg beschildert. Ab Laxenburg folgt die Route mehr oder weniger dem Wiener Neustädter Kanal. Aus Transdanubien kommend empfehle ich statt des Thermenradwegs die frühere EuroVelo9-Route über Schwechat, die am Anfang noch als EuroVelo 9 beschildert ist, später dann als Triestingau-Radweg (9a). Von der Qualität her ist sie ebenfalls eine Top-Radroute.
Tour & Reise
Freiluftoper der Landstraße Einmal im Leben beim Giro d’Italia mitfahren: Unser Autor hat sich diesen Traum erfüllt. Zusammen mit seinem zwölfjährigen Sohn bewältigte er als radelnder Zaungast zwei Etappen des legendären Radrennens
J
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TEXT & FOTOS: Johannes Pepelnik
Technisches Räder: Zweimal Cannondale; Zweimal Canyon Laufräder: Viermal Mavic GPS: Viermal Garmin Strecke per Auto: 1.547 Kilometer (Team) plus 1.450 Kilometer Begleitfahrzeug
eder Sport hat sein Walhalla. Für die Leichtathletik gibt es seit 776 v. Chr. mit Olympia im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes einen Ort, an dem sich regelmäßig die jeweils Besten versammeln. Für Tennis liegt dieser Ort in Wimbledon, einem Stadtteil im Südwesten von London. Für Pelota das Trinquete de Gros in San Sebastian, für Eishockey das Centre Bell der Canadiens de Montréal. Und für Drachenbootrennen ist es – so hört man – Kunming in der chinesischen Provinz Yunnan. Rennradsportbegeisterte haben ihr Walhalla im Giro d'Italia (kurz Giro). Dieses seit 1909 ausgetragene RadsportEtappenrennen ist das zweitwichtigste der Welt. Ins Leben gerufen wurde es vom Herausgeber der – auf rosa Papier gedruckten – Zeitung La Gazzetta dello Sport. Daher trägt der Gesamtführende das rosa Trikot (die „maglia rosa“) und die Straßenzüge sind am Tag des Giro im Mai rosa geschmückt. Für Enthusiasten auf zwei schmalen Reifen ist es ein Lebenstraum, zumindest einmal an dieser italienischen Freiluftoper der Landstraße teilzunehmen. So war es auch für mich: Einmal dieselben Berge wie die Profis hinauffahren und die rauschenden Abfahrten mit eigenen Beinen erleben. Ein lose organisierter Kreis von Rennrad-affinen Wienern mit Namen Neigungsgruppe Rennradsport machte sich Ende Mai auf den Weg, zu überprüfen, ob die Tagesetappen des Giro am jeweiligen Renntag „mitgefahren“ werden können, also ob dieselbe Etappe des Rennens am selben Tag vor – soweit man kommt – und nach dem
Rennen gefahren werden kann. Für diesen Zweck wählten wir die 19. und 20. Etappe, die beide durch Norditalien führten: Die neunzehnte von Innichen in Südtirol über 191 Kilometer und 2.438 Höhenmeter nach Piancavallo; die zwanzigste von Pordenone über 190 Kilometer und 3.484 Höhenmeter nach Asiago nahe Vicenza. Beide Strecken sind Bergetappen und liegen in atemberaubend schönen Landschaften. Allerdings sei hier eine Warnung ausgesprochen: Wer nach einem ruhigen Wochenende und einsamen Bergpässen sucht, ist beim Giro fehl am Platz, da dies ein sportliches Großereignis mit Volksfestcharakter ist. Aufwärmrunde: Zu den Drei Zinnen Unsere Reisegruppe bestand aus einem Begleitfahrzeug mit einem ebenso bergerfahrenen wie geduldigen Autofahrer und vier Radfahrern im Alter von 12 bis 47 Jahren. Beim 12-Jährigen handelte es sich um meinen Sohn Philemon. Zunächst parkten wir das Teamfahrzeug am Ziel des zweiten Tages in Asiago und drehten eine Aufwärmrunde zu den Drei Zinnen in den Sextner Dolomiten. Am Vorabend des Starts stieg dann die Spannung: Das Team Sky fährt mit Kochbus und dem gesamten Tross an und wohnt gegenüber. Abends erreicht auch die Werbekarawane das selbe Hotel. Zur Erklärung: Die Werbekarawane fährt vor dem Rennen her, hält vor Menschenmengen, um Geschenke zu verteilen und die Stimmung anzuheizen (die Fahrerinnen steigen aus und tanzen bei lauter italienischer Musik).
Freitag in der Früh wird es dann ernst: Gestartet wird um 6 Uhr bei knapp null Grad, aber Sonnenschein in den Dolomiten. Die Straßen sind frisch gereinigt, oft ganz neu asphaltiert. Zum Teil wird in der Früh noch die fehlende Markierung angebracht. Nach einem Espresso-Stopp zum Aufwärmen klettert das Thermometer auf bis zu 30 Grad. Die Anrainer schmücken ihre Häuser mit rosa Kleidungsstücken, stellen Räder, Sessel und Griller vors Haus, hängen rosa Luftballons auf und wickeln rosa Schleifen um die Laternen. Je näher der Start des Rennens rückt, desto mehr Zuschauer finden sich am Straßenrand ein. Ganze Schulklassen sind gekommen, Wohnmobile, Besucherinnen und Besucher aus aller Herren Länder schwenken Fahnen und skandieren die Namen ihrer Favoriten. Die Straße ist mit Sprüchen, Figuren, Comics und den Spitznamen der Fahrer beschriftet bzw. bemalt. Inizio Gara Ciclistica Wir rasen kilometerlange Abfahrten, Haarnadelkurven fast völlig frei von Kfz-Verkehr. Die Berge (Sella Chianzutan, Monte Grappa und hinaus nach Asagio) sind beschwerlich. Mit uns radeln viele Rennrad-Fans mit Rädern aller Jahre, Preisklassen und Fabrikate. Es gibt immer etwas zu bestaunen. So lassen sich die Strapazen ertragen, und der Tag verfliegt im Nu. An der Strecke wird musiziert, gekocht, gesungen. Frenetische Fans, bewehrt mit Klomuscheln, ausgestopften Füchsen, riesigen Wasser- und Weinflaschen, begleiten das anarchistisch anmutende Spektakel. Wir sind nicht die
einzigen, die aus Wien angereist sind: Gesehen wurden Rennradler vom Radclub Dynamo Neubau, vom Vienna International Cycling Club und von den Radpiraten des Wiener Sportclubs. Am ersten Tag schaffen wir den Aufstieg nach Piancavallo nicht mehr und werden am Fuß des Berges vom Peloton eingeholt. Vorab einige Motorräder, dann kommt ein Bus auf dem steht 'inizio gara ciclistica'. Alle noch auf der Straße befindlichen Amateur-Radelnden und Zaungäste räumen die Straße und schauen sich die vorbeirasenden Rennfahrer an: Hautnah, kostenlos und unmittelbar in der ersten Reihe. Nach dem letzten Fahrer, der ca. nach 20 Minuten vorbeikommt, fährt ein weiterer Bus mit einem Schild 'fine gara ciclistica'. Wer mit dem Fahrrad da ist, kann jetzt wieder aufsteigen und selbst in die Pedale treten. Wer nur gekommen ist, um zuzuschauen, platziert sich um ein TV-Gerät vor einem Wohnmobil und verfolgt auf diese Weise den Ausgang des Rennens. Zu viel Gegenverkehr nach Asiago Am zweiten Tag (Samstag) starten wir wieder um 6 Uhr, diesmal in Pordenone. Über den Monte Grappa machen wir uns auf den Weg nach Asiago. Das Rennen holt uns nach ca. 150 Kilometern ein. Als der Tross vorbei ist, nehmen wir erneut die Verfolgung auf. Beim letzten Anstieg nach Asiago kommen wir allerdings nicht mehr weiter: Weil das Rennen vor einer halben Stunde endete, machen sich jetzt zig Tausende auf Rädern auf den Heimweg und kommen uns bergab entgegen.
An ein gefahrloses Bergauffahren ist nicht mehr zu denken. Wir sind beide Etappen in einem gleichmäßigen Tempo von knapp 20 km/h gefahren, um diese Reise als Langdistanz zu überwinden und uns nicht völlig zu zerstören. Natürlich hatten wir in unserer Gruppe unterschiedliche körperliche Voraussetzungen – waren doch vier Generationen unterwegs. Nichtsdestotrotz steigt die Bewunderung für die Rennfahrer, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Gladiatoren der Landstraße dieselbe Strecke in weniger als einem Drittel der Zeit bewältigen. Unser Resümee Generell ermöglicht das Radfahren am Rande des Radrennens erst, die Leistung der Spitzensportler wirklich zu begreifen. Nicht zu vergessen ist der StravaEffekt: Dank der App kann man auf einen Blick sehen, welcher Rennfahrer in welchem Abschnitt wie schnell gewesen ist und dessen Leistung mit der eigenen vergleichen. Diese Unmittelbarkeit der sportlichen Erfahrung zusammen mit einem knapp 200 Kilometer messenden Spalier aus Menschen auf geschmückter Straße machen den Giro zu einem einzigartigen Erlebnis. Gleichzeitig ist es Italien, also ein wenig chaotisch, zumeist freundlich, ein wenig unverständlich, kostenlos, anarchistisch, desorganisiert – aber im Großen und Ganzen funktioniert alles in diesem Walhalla wunderbar.
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 43
Im Uhrzeigersinn, rechts beginnend: Etappenstart in Pordenone, vier Rennräder und Gepäck in einem Sieben-Sitzer, in den Dolomiten, an den Drei Zinnen, Verschnaufpause
Tour & Reise
Lokale Highlights besser inszenieren Was kann sich Österreich von den Deutschen in Sachen Radtourismus abschauen? Unsere Autorin hat bei Gabi Bangel vom ADFC nachgefragt
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 44
INTERVIEW: Julia Beckel
Gabi Bangel arbeitet seit zwei Jahrzehnten in der Bundesstelle für Tourismus beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC). Mit der Entwicklung von Radrouten, dem Bett+BikeProgramm, das radfreundliche Betriebe auszeichnet, und Beratungsleistungen für Regionen, Gemeinden und Tourismusorganisationen ist der Verein seit Beginn der 1990er-Jahre ein wichtiger Wegbereiter für den Radtourismus.
DRAHTESEL Seit mehr als 20 Jahren bist du mit dem Thema Radtourismus befasst. Was sind die wichtigsten Entwicklungen? Gabi Bangel Der Radtourismus ist in diesem Zeitraum immens gestiegen. Mitte der 1990er-Jahre haben zwei Millionen Menschen mit dem Rad in Deutschland Urlaub gemacht. Im Jahr 2016 waren es 5,2 Millionen. Die Wachstumsraten sind weiterhin hoch: Seit 2015 durchschnittlich plus 12 Prozent. Damit hat dieser Bereich deutlich höhere Wachstumsraten als andere Tourismussparten. Was hat diesen Boom bewirkt? G. B. Radtourismus heute ist in den Medien angekommen und die Qualität der Radrouten ist höher. Klassiker oder Einsteigerrouten wie der Donau-, Altmühl- oder Weserradweg haben Maßstäbe gesetzt. Themenradrouten werben mit spannenden Geschichten und Historie. Die Einführung des Pedelecs hat sehr viel dazu beigetragen, dass auch Regionen, die bisher nicht auf Radtourismus gesetzt haben, jetzt eine Chance sehen, in dieses Segment einzusteigen. Menschen, die weniger sportlich sind, haben damit die Möglichkeit, längere Radreisen zu unternehmen. 2016 waren 13 Prozent der Radreisenden mit Pedelecs unterwegs. Wie siehst du den Radtourismus in Österreich? G. B. Dazu muss man vorausschicken: Österreich hat am Anfang der 1990er gezeigt, wie man Radreisende willkommen heißt: Schon bevor wir Bett+Bike eingeführt haben, hat es in Österreich „fahrradfreundliche Gastbetriebe“ gegeben. Das sah man etwa am Tauernradweg, wo viele Betriebe grüne Fahrradfahnen „Radfahrer willkom-
men“ gehisst haben. Das hat uns sehr motiviert, so etwas auch in Deutschland einzuführen. Inzwischen gibt es in Deutschland 5.500 Gastbetriebe, und das Bett+Bike-Label wird – neben Österreich – auch in drei weiteren Ländern geführt. Wo siehst du Handlungsbedarf? G. B. Ich denke, dass man sich mehr darauf konzentrieren sollte, die lokalen Highlights an der Radroute stärker zu inszenieren. Naherholung zum Beispiel ist ein großes Thema, die Leute wollen raus aus der Großstadt. Sie wollen sich auf gut gepflegten Radrouten erholen, regionale Geschichten und Lukullisches der Region entdecken. Da könnte noch sehr viel mehr verknüpft werden: z.B. das Weinviertel an die Metropole Wien. Was ist deine Vision für den Radtourismus in den nächsten zehn bis 20 Jahren? G. B. Dass er sich noch breiter aufstellt. Es gibt ein gewaltiges Potenzial für Aktivtourismus, auch für die Verbindung von Wandern, Kanu etc. mit Radfahren. Wir liegen im Herzen Europas, das ist ein gewaltiger Vorteil. Sehr viele Radreisende aus den umliegenden Ländern radeln gerne über die Grenzen, um die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten hier zu entdecken. Qualität muss sich weiter durchsetzen: Es geht nicht um mehr und noch mehr Radrouten, sondern darum, Service zu verbessern und das Typische einer Region erlebbar zu machen. Sodass es noch viel leichter ist, Leute im Urlaub aus dem Auto aufs Rad zu holen.
Impressum
DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin
Erscheinungsdatum 4. September 2017 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin ARGUS – Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak felczak@argus.or.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at
Unter Mitarbeit von Walter Bradler Eliza Brunmayr Michael Bürger Andrzej Felczak Martin Friedl Hannes Friedrich Willi Grabmayr Martina Gura Alec Hager Eva Häfele Mirko Javurek Magdalena Jöchler Jan Killian Stefanie Kousek Valerie Madeja Margit Palman Matthias Pintner Clara Porak Peter-Alexander Pöltl Peter Provaznik Roland Romano Heidi Schmitt Daniela Schulhofer Mario Sedlak Reinhold Seitl Christian Steiner Beatrice Stude Kolumnen Roland Girtler Ines Ingerle Barbara Ottawa Johannes Pepelnik
Andreas Röderer Reinhold Seitl Michael Strasser Cover Lilly Panholzer lillypanholzer.com Art Direktion Anna Hazod annahazod.com Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Illustrationen Lysanne Bellemare (Autorenportraits) Anna Hazod Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo - Fr 14 - 19 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr Tel.: 01 ⁄ 505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus
Information der Radlobby
Radlobby ARGUS Wien-Büro Lichtenauerg. 4 ⁄ 1 ⁄ 1 1020 Wien Tel. & Mail siehe ARGUS Fahrradbüro Mo-Fr 10-13 Uhr Bankverbindung IBAN AT40 6000 0000 0758 2600 BIC BAWAATWW Leserbriefe sind herzlich willkommen, allfällige Kürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Zur Veröffentlichung ist die Angabe des vollen Namens und der Postleitzahl notwendig. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der DRAHTESEL-Redaktion übereinstimmen.
Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umweltzeichen abgewickelt.
Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686, Ferdinand Berger & Söhne GmbH
Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt.
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Reflektor: Reinhold Seitl über die Typenlehre Seite 46
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#Plus-Minus DE2 ⁄ 17 Ihr feiert die Öffnung der Dornbacherstraße gegen die Einbahn zwischen Andergasse und Alszeile als Alternativroute zur stark befahrenen Alszeile/ Vollbadgasse. Es gibt jedoch absolut keine Anbindung vom gemütlichen Radweg im stillen Teil der Alszeile dort hinüber. Man muss an sehr unübersichtlicher Kurve die Vollbadgasse überqueren (viel Autoverkehr, Straßenbahn), sich ein Stück entlang der Schienen und durch eine Haltestelle quälen. Die Kennzeichnung gegen die Einbahn ist gut, aber wie man dann wieder über den Spitz Alszeile/Dornbacher Straße kommt, bleibt rätselhaft. Illegal hat sich die Benützung des Fußwegs entlang des Weinberges eingebürgert. Warum die offizielle Nutzung nicht gestattet wird, ist reiner Amtsschimmel! Senta Vogl, 1140 Wien
Veranstaltungen und Events aus der Radszene Seite 47
Antwort der Redaktion: Uns sind die Mankos in diesem Bereich bewusst. Sie wurden im PlusMinusBeitrag beschrieben. Zudem ist es meistens einfacher, für die Schließung einer Lücke zu argumentieren als für die Einrichtung einer langen Radverkehrsanlage. Die Breite des Gehsteiges entlang des Weinberges beträgt laut Online-Stadtplan nur 2,2 Meter. Für die Einrichtung eines richtlinienkonformen Geh- und Radweges ist allerdings eine Breite von drei Metern erforderlich. Wir meinen: von sehr schmalen Geh- und Radwegen haben weder die Radfahrenden noch die Zufußgehenden etwas.
#DE2 ⁄ 17 Frauenausgabe Ausgezeichnete Wahl des Schwerpunktthemas mit sehr interessanten Artikeln. Insbesondere das Porträt von Dervla Murphy und die Geschichte des Grazer Damen-Bicycle-Clubs. Die Illustrationen gefallen mir zwar nicht besonders, machen aber aufmerksam und erfüllen so ihren Zweck. Christa Bradler, 8020 Graz
Jetz
tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!
Das Cover ist sehr gut. Nur hätte ich weniger rosa genommen – in Zeiten des allgemeinen Rosa-Booms für Mädchen... und die Kinderwagen-Story bitte in die Männerausgabe – because it´s 2017 ;-) Christina Buczko, 1120 Wien Ich fand es eine sehr gute Idee, diese Ausgabe den radfahrenden Frauen zu widmen. Ich hoffe, dass dies hilft, das Radfahren insgesamt attraktiver zu machen. Auch das poppige Cover hat mir sehr gut gefallen. Helmut Bauer, 1130 Wien
Die Redaktion freut sich über Diskussionsbeiträge und Leserbriefe. Bitte senden Sie uns Ihren Text unter Bekanntgabe Ihres Namens und der Postleitzahl an drahtesel@argus.or.at
Der Reflektor Wer bin ich?
Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien. Er betreibt das FahrradTextportal bikeletter.at
Die Speichen rosten, die Schutzbleche klappern, die Kette rasselt laut hörbar. Die quietschenden Pedale tritt ein Männlein mit Dreadlocks in ChristusSchlapfen. Das bunte Sommerkleid weht im Fahrtwind, elegante Sandalen treten langsam die Kurbel nach unten. Ein perfektes Makeup und modische Sonnenbrillen zeugen von Selbstbewusstsein. Anzug mit Krawatte, das gebügelte Beinkleid zum Schutz geklemmt, die Lederschuhe glänzen, der Fahrer aufrecht. Der Pedelec-Motor surrt leise, während das Fahrrad an stromlos Strampelnden vorbeirauscht. Kanari-buntes Renn-Shirt, verspiegelte Sonnenbrille, tief über den Lenker gebeugt. Die gebräunten Wadln als Leistungsnachweis. Der Rennradler signalisiert: jetzt komme ich!
Papa führt die Sprösslinge in der offenen Transportkiste auf dem Lastenrad aus. Alle tragen Helm und kurze Hosen. Die beiden Kleinen quietschen vor Vergnügen. Mountainbiker mit Vollvisierhelm und Protektoren, Radtouristen mit Navigerät und Packtaschen, Faltrad-Liebhaber im britischen Tweed, Herren auf Fatbikes in militärischer CamouflageBekleidung, Einrad-Artisten, fröhliche Jugendliche, die neben geliehenen City Bikes in der Wiese liegen... Bunt und vielfältig ist das Bild, das Radfahrende in der Öffentlichkeit abgeben. Persönliches Statement und zugleich gesellschaftspolitische Aussage: Wer bin ich? Was will ich von der Welt? Wie soll sie aussehen? Die Botschaft ist für alle sichtbar und unzweideutig. Wer Rad fährt, zeigt Flagge. Da gibt es kein Verstecken in motorisierten Blechhäuschen.
200 Jahre Fahrrad Aus Anlass des 200. Geburtstags des Fahrrades finden heuer in ganz Österreich Veranstaltungen statt. Im Bild die Radparade durch St. Pölten im Juni, veranstaltet von Radlobby St. Pölten und Radlselbsthilfewerkstatt.
Termine
radlobby.at/wien
Critical Mass Fr., 15. September, 16.30 Uhr Schwarzenbergplatz, 1030 Wien Die Critical Mass, die Radausfahrt für eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums, findet in Wien jeden dritten Freitag im Monat statt. Auch in Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg und Wiener Neustadt wird geradelt – dort jeweils am letzten Freitag im Monat. Alle Termine österreichweit auf criticalmass.at
pedal“ ab Steyregg, Leonding, Puchenau und Gallneukirchen gemeinsam auf Hauptfahrbahnen geradelt. In Linz gibt es von 10 bis 13 Uhr ein buntes Rahmenprogramm unter dem Titel „Umweltzirkus" – gemeinsam gestaltet von Radlobby und Klimabündnis OÖ. Alle Details: radlobby.at/sternradln
Streetlife-Festival Wien Sa., So.; 16., 17. September Babenbergerstraße / Mariahilfer Straße, Wien Flanieren, tanzen, reden, sich kunstvoll fortbewegen und vieles mehr. Mitten auf der Straße, mitten in Wien – das ist das Streetlife-Festival. Von 16. bis 17. September verwandelt sich auch heuer die Babenbergerstraße wieder in Wiens größtes Wohnzimmer. 30.000 Menschen haben sich letztes Jahr über urbane Mobilität informiert. Auch die Radlobby Wien ist mit mit einem Infostand und dem KinderRadSpaß dabei!
Radtouren und Aktionen für den Alltagsradverkehr und Umweltschutz. radlobby.at/niederoesterreich
Mobilitätswoche 2017 16. bis 22. September In der Europäischen Mobilitätswoche, Europas größter Kampagne für sanfte Mobilität, gibt es auch in ganz Österreich viele Termine. (Siehe Seite 16 in diesem DRAHTESEL) Das vollständige Programm:
Sie haben einen Termin, den Sie gerne in dieser Rubrik verzeichnet hätten: Schreiben Sie uns an drahtesel@argus.or.at Weitere Termine auf radlobby.at
Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 47
Radlobby Wien Jour Fixe Do., 7. September & 5. Oktober, 19 Uhr Amerlingbeisl, EG-Saal, Stiftgasse 8, 1070 Wien Jeweils am ersten Donnerstag des Monats treffen einander Wiener Radaktive zum Gedankenaustausch. Beim Jour-Fixe werden aktuelle Projekte und Aktionen geplant und diskutiert sowie Erfahrungen zum Thema Radverkehrspolitik und Infrastruktur geteilt.
mobilitaetswoche.at
Mobilitätsfest und „Tour de Graz“ Fr., 22. September, ab 10 Uhr, Lendplatz, Graz Das Mobilitätsfest der Stadt Graz zum Europaweiten Autofreien Tag findet heuer erstmals am Lendplatz statt. Auch die Radlobby ARGUS Steiermark ist mit einem Stand dabei, um 17 Uhr startet die „Tour de Graz“, anschließend gibt es LiveMusik am Lendplatz. radlobby.at/argus-steiermark
EL TE S H RA ren! tD bo e Jetz bonni .or.at/a l a e s ahte w.dr w w
Sternradln zur Linzer Rad-Parade Sa., 16. September, ab 8 Uhr Das oberösterreichische Sternradln, die Sternradfahrt der Radlobby zur Linzer Rad-Parade, findet heuer zu Beginn der Europäischen Mobilitätswoche statt. Die Radlobby Oberösterreich erwartet heuer hunderte Teilnehmende aus mehr als 50 Gemeinden und Gäste aus anderen Bundesländern. Für das letzte Stück der Fahrt wird unter dem Motto „Radpedal statt Gas-
30 Jahre Radlobby Wiener Neustadt Sa., 16. September, 18 Uhr: Bildungszentrum St. Bernhard, Domplatz 1, 2700 Wiener Neustadt DINAMo - Drahtesel Initiative Wiener Neustadt – abgas- und motorfrei wurde 1987 gegründet und besteht seit 2012 als Radlobby Wiener Neustadt als Teil der Radlobby Niederösterreich weiter. Gefeiert werden 30 Jahre Interessensvertretung,
Cycle Cinema Club on Tour Fr., 22. September, Korneuburg Auf Generator-Rädern erradeln die Zuschauerinnen und Zuschauer den Strom für den Cycle Cinema Club (CCC). Die Filme beim Open-Air-Kino handeln vom Radfahren. Der „CCC" ist auch im September wieder unterwegs – die Filme starten bei Einbruch der Dunkelheit. cyclecinemaclub.at
33. Jahrgang / Ausgabe 4 / 2016
Fünf Jahre Martin Blum Was Wiens FahrradBeauftragtem gelang Seite 8
Abstand halten! Neues Gerichtsurteil stärkt Radfahrende Seite 10
Legenden mit Bäuchlein Eddy Merckx Classic im Salzkammergut Seite 24
34. Jahrgang / Ausgabe
Durch Afrika in 34 Tagen Extrem-Sportler Michael Strasser im Interview Seite 38
StVO-Reform Wie unsere Straßen sicherer werden Seite 14
Frühlingserwachen So gelingt der Start in die Radsportsaison Seite 29
1 / 2017
Mit Kleinkindern So wird der Family Trip zum Traumurlaub Seite 50
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
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Das österreichische Fahrradmagazin
Das österreichische Fahrradmagazin Die besten Geschenktipps
für Velophile Seite 28
Foto: Bernhard Kalteis
streetlife.wien
Macht Rahmen nach Maß
Ich trag’s dir!
Originell, stilvoll, persönlich? Was ist dran am Customize-Trend?
Wie Transporträder unsere Welt verbessern 20 Seiten Lastenradschwerpunkt
großer Cargobiketest
Rechtliches
34. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2017
34. Jahrgang / Ausgabe 2 / 2017
Vehikel der Freiheit So wichtig war das Rad für die Emanzipation Seite 8
Unfallursache Nummer 1 Kfz sind die größte Gefahr für die Radfahrenden Seite 23
Taga im Test Transformer aus Rad und Kinderwagen Seite 34
MTB in Nordirland Zwischen Himmel, Meer und Wald. (Und Schafen.) Seite 40
Wie wählen? Der Fahrrad-Kompass zur Nationalratswahl Seite 12
Diebstahlsschutz Test: So praktisch sind GPS-Ortungsgeräte Seite 34
Fahrradindustrie Visite in Águeda, Portugals Bici-Cluster Seite 36
Das österreichische Fahrradmagazin
Das gelobte Land Nirgendwo ist Radfahren angenehmer als in den Niederlanden. Was machen die da oben bloß besser als wir?
Wie weiblich ist Radfahren?
Giro d’Italia Wir sind mitgefahren. Es war recht anstrengend Seite 42
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Drahtesel 3 ⁄ 2017 – 48
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