35. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2018
Tödliches Tempo Zahlen und Fakten zur Unfallursache Nummer 1 Seite 10
Paris bald Fahrradstadt? Wie es um die Umsetzung des „Plan Vélo“ steht Seite 12
Drehtag am Stundenplan Jugendliche gestalten Film über das Radfahren Seite 26
Nachbauen statt Kaufen XYZ Cargo: Innovative Lastenräder aus Hamburg Seite 34
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Ber
itte
ne Poliz ei
Teststrecke 140 km/h
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Rechts Abbiege n
bei Rot für Kfz
Sturm in Stre
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Das Prinzip Ablenkung Wie mit Nebelgranaten, Sündenbock-Politik und putzigen Inszenierungen von den relevanten Fragen in der Verkehrspolitik abgelenkt wird
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Brief des Herausgebers
Liebe Leserin, lieber Leser, Was sich noch im Heft findet: Unter anderem ein Bericht über den „Plan Vélo “ aus Paris. Reisereportagen aus Flandern und aus der Steiermark. Und eine lesenswerte Reportage über XYZ Cargo, die Hamburger Lastenrad-Schmiede, die ein innovatives Modulsystem für Transporträder entwickelt hat. Was uns besonders daran gefällt: Das Projekt ist zugleich kommerziell wie nicht-kommerziell. Räder können gekauft werden. Es ist aber auch möglich, kostenlos Bausätze von der Website zu laden und mit eigenen Materialien nachzubauen. Lassen Sie sich weder durch Politik noch durch Verkehrskontrollen die beste Art der Fortbewegung vermiesen. Vor allem aber nicht vom Wetter: Unser Vergleich der Landeshauptstädte auf Seite 15 zeigt, wie gering das Risiko, nass zu werden, tatsächlich ist. Wären Regentage maßgeblich, sollte in Amsterdam eigentlich deutlich weniger Rad gefahren werden, als in Österreich :-) Ärger mit der Polizei vermeiden Sie am einfachsten, wenn Ihr Fahrrad gut ausgerüstet ist. Mit dem Radlobby-Rechtsratgeber sind Sie über die geltende Rechtslage bestens informiert, und sollte es zu rechtlichen Problemen kommen, bekommen Sie als Radlobby-Mitglied die nötige Unterstützung.
Andrzej Felczak Vorsitzender von Radlobby ARGUS und Radlobby Österreich
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 3
Die österreichische Politik dieser Tage ist geprägt von medienauffälligen Aktionen bis hin zu Hochzeiten mit Wladimir Putin als Ehrengast. Im Bereich der Verkehrs- und Sicherheitspolitik sorgten berittene Polizei oder Tempo 140 auf der Autobahn für Schlagzeilen. Und auch wenn für die intensiven Polizeikontrollen von Radfahrenden der letzten Monate Verkehrssicherheit ins Treffen geführt wird, lassen Timing und Durchführung den Schluss zu, dass tagespolitische Erwägungen auch hier eine Rolle spielten. Vorzüglich lässt sich damit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von den Sachthemen wie Budgets, Gesetze oder Infrastruktur gezielt ablenken. Zudem werden die wirklichen Risiken im Straßenverkehr verschleiert; die freie Fahrt der – vermuteten – eigenen Wählerinnen und Wähler bleibt unangetastet. Mehr zu dieser Politik der Blendgranaten finden Sie ab Seite 8. Größtmögliche Verkehrssicherheit sei ein wichtiges Anliegen, wird von Politik, Polizei und Verwaltung stets betont. Die Hauptunfallursache – zu hohe Geschwindigkeit – wird jedoch inkonsequent und populistisch angegangen: zu hohe Tempolimits, Straftoleranz, niedrige Verkehrsstrafen, zu wenig Kontrollen. Wie eine Erhöhung der Verkehrssicherheit erreicht werden kann, könnte man sich in Schweden und in der Schweiz abschauen, wo es – bezogen auf die Einwohneranzahl – nur halb so viele Verkehrstote wie in Österreich gibt. Insbesondere auf Freilandstraßen passieren hierzulande überproportional viele tödliche Fahrradunfälle: Eine Verringerung der Tempolimits wäre eine sehr wirksame Maßnahme für mehr Verkehrssicherheit. Unser Beitrag „Speed kills“ auf Seite 10 liefert Zahlen und Fakten, um die Zusammenhänge zwischen Geschwindigkeit, Verkehrsunfällen und deren Folgen darzulegen.
Andrzej Felczak
35. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2018
Tödliches Tempo Zahlen und Fakten zur Unfallursache Nummer 1 Seite 10
Paris bald Fahrradstadt? Wie es um die Umsetzung des „Plan Vélo“ steht Seite 12
Drehtag am Stundenplan Jugendliche gestalten Film über das Radfahren Seite 26
Nachbauen statt Kaufen XYZ Cargo: Innovative Lastenräder aus Hamburg Seite 34
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Ber
itte n Poliz e ei
Teststrecke 140 km/h
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Rechts Abbiege n bei Rot für Kfz
Sturm gewehre in Streif enwage n
Scharf Aktion gegen ende hr Radfa
Das Prinzip Ablenkung Wie mit Nebelgranaten, Sündenbock-Politik und putzigen Inszenierungen von den relevanten Fragen in der Verkehrspolitik abgelenkt wird
Cover: Anna Hazod
Inhalt Politik
8 Nebelgranaten und Sündenböcke
Sinnvolle Verkehrspolitik sieht anders aus Tödliches Tempo Zahlen und Fakten zur Unfallursache Nummer Eins Paris auf dem Weg zur Fahrradstadt Ehrgeizige Ziele: Wie steht es um den „Plan Vélo“? Ausrede Regen Schlechtes Wetter im Faktencheck
Community
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16 Grätzloase vor dem Radlobby-Büro
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Dieser urbane Garten bietet etwas für Rad und Mensch Europäische Mobilitätswoche Zahlreiche Events bei Europas größter Mobilitätskampagne Serviceleistungen für Mitglieder Rechtsschutzversicherung, DRAHTESEL-Abo und vieles mehr
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36 Coverstory: Politik der Ablenkung Planquadrate gegen Radfahrende, berittene Polizei, Tempo-10 Annäherungsgeschwindigkeit: Wo bleiben die sinnvollen verkehrspolitischen Maßnahmen?
Infrastruktur 19 Und sie beruhigte sich doch...
Die Lange Gasse in der Josefstadt hat eine Begegnungszone
Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand
Fahrradstraßen in Vorarlberg und Salzburg
Lebensstil
20 Plus / Minus
22 Best Practice
25 Bücher
Lesestoff für Velophile
Schulprojekt: Kurzfilm über den Zauber des Radfahrens
Seltsame Klänge aus dem Fahrrad-Kassettenspieler
Produkte & Technik
26 Dreharbeiten in Steinerkirchen 27 Cranked-Tapes
31 Schaufenster
Neue Produkte im Überblick
Modulare Lastenräder zum Kaufen oder Nachbauen
Liegerad mit einem Hauch von Luxus
Kompaktes E-Longtail für die ganze Familie
34 Zu Besuch bei XYZ Cargo 37 Test: Streetmachine von HP Velotechnik 38 Test: Tern GSD
Tour & Reise 40 Radtour zum Grünen See
Mario Sedlak radelt zum schönsten Gewässer der Steiermark
Matthias Pintners merkwürdige Reise-Erlebnisse
42 Überraschend anders: Flandern
Forum
45 Leserbriefe 47 Termine
Kolumnen Orcas Kettenbriefe Clara Felis nähert sich dem Radfahren auf lyrische Art Seite 29 Cinemascope Ines Ingerle über den Film „The Bullitt’s Burden“ Seite 24 Technik-Tipp Andreas Röderer baut sich eine Faltbox Seite 30 Brief aus der Ferne Magdalena Jöchler schreibt uns aus Kopenhagen Seite 29 Der Reflektor Reinhold Seitl über „den alten Mann und das Fahrrad“ Seite 46 Impressum: Seite 33
Illustration: Anna Hazod
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 4
Leitartikel
#Kritik in Zeiten der Anti-Fahrrad-Propaganda
ohne sich zu entschuldigen, weiter. Am Ringradweg Höhe Schwarzenbergplatz begegnete mir vor zwei Wochen ein E-Bike-Fahrer mit gefühlten 60 km/h (ohne dabei zu treten). Vielleicht haben unsere Leserinnen und Leser einen Tipp, wie man mit den schwarzen Schafen umgehen soll. Wie man Kritik üben kann, ohne die kleinformatige Anti-Fahrrad-Propaganda zu bestärken. Was eingangs geschildertes Erlebnis betrifft: Ich spielte alle Varianten durch: Seitenschneider holen und das Schloss abzwicken, die Polizei rufen, mein Fahrrad einfach hängen lassen und beleidigt nach Hause trotten. Die Lösung materialisierte sich letztlich in Form zweier Radreisender aus Passau: Er hatte zum Glück ein MiniWerkzeug dabei, mit dem ich meinen Bremszug freilegen konnte. (Das Schwammerl hatte nur meinen Bremszug „eingesperrt“, aber nicht den Rahmen.) So gelang es mir, das Rad zu befreien. Wer weiß, vielleicht stünde ich zur Stunde immer noch dort und wartete auf den Übeltäter. Es sei ihm – der Vorfall ereignete sich am Samstag, dem 18. August – aber ins Stammbuch geschrieben: Pass bitte besser auf. Es genügt doch, dass wir uns mit den Autofahrenden ärgern müssen. Machen wir Radfahrende einander nicht zusätzlich das Leben schwer. Mahalo!
Matthias G. Bernold Chefredakteur, freut sich über Kritik und Feedback chefredakteur@drahtesel.or.at
„Wie sollen wir mit anderen Radfahrenden umgehen, die Mist bauen? “ Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 5
Unlängst ist mir genau das passiert, von dem man annimmt, es würde sich nur in Versteckte-Kamera-Sendungen ereignen: Irgendein Schwammerl versperrte sein Fahrrad mit Schloss am Radständer – und meines gleich mit. (Es lehnte an der anderen Seite des selben Bügels.) Von der Frage „Was tun in so einer Situation?“ und „Wie mit dem Ärger umgehen?“ gelangte ich bald zur allgemeineren Frage, wie wir generell mit anderen Radfahrenden umgehen sollen, die Mist bauen? Die Sache ist nämlich die: Der Boulevard betreibt – angefeuert von konservativer und rechter Politik – ohnehin eine Hetzkampagne gegen Menschen, die auf zwei Rädern unterwegs sind: Wer einmal bei Rot radelt, ist zumindest ein Rambo, wer sich nicht gleich in die parkenden Autos stürzt, wenn ein Mensch in einer motorisierten Maschine just in diesem Moment überholen will, ist zumindest ein Rowdie. Und wer von einem Hund in den Unterschenkel gebissen wird, ist zumindest ein Tierquäler. Vor dem Hintergrund dieses Narrativs ist Solidarität unter Radfahrenden unbedingt geboten. Nur: Soll man deshalb jeden Trottel oder Rabauken automatisch in Schutz nehmen? Letztens wurde ich tatsächlich von einem anderen Radfahrer, der mich auf dem Donaukanal-Treppelweg überholte, angerempelt. Der Mann preschte,
Fotos: privat
Hervorzuheben in diesem Heft
Christoph Weymann schreibt über Paris auf dem Weg zur Fahrrad-Stadt. Der Freie Journalist lebt in der Nähe von Freiburg im Breisgau und behandelt v.a. Gesundheitsthemen. So freut es ihn, dass seine Lieblingsstadt Paris viel unternimmt, den Smog loszuwerden.
Xenia Kopf steuert die exzellente Reportage über XYZ Cargo in Hamburg bei. Die Kulturwissenschaftlerin befasst sich mit städtischem Raum, kultureller Praxis, freiem Theater und Kulturpolitik. Derzeit forscht sie zu autonomen Kulturzentren in Städten.
Mario Sedlak ist gleich mit zwei feinen Geschichten in diesem Heft vertreten: Zuerst unternahm unser Reporter einen Radausflug zum Grünen See in der Steiermark. Dann testete er auch noch die Streetmachine von HP Velotechnik – ein Liegerad zum Reisen.
Politik Ausrede Regen: Schlechtes Wetter im Faktencheck Seite 15
Infografik: So gefährlich ist überhöhtes Tempo Seite 10
Gesucht: Maßnahmen gegen die extreme Hitze Durchschnittliche Zahl der Hitzetage (> 30°C)
42 (2015)
42 (2015)
1961–1990 1971–2000
41 (2015)
1981–2010
31
5,3 7,810,8
9,5 11,5 15,2
Rekordjahr 10,1 11,6 13,6
2018 (inkl. 20.8.) Linz
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St. Pölten
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Wien
Salzburg 8 10,4 16,6
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Innsbruck
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Graz 40 (2003)
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Klagenfurt 6,2 3,7 13,9
11,4 12,8 15,9
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Ein Blick auf die Wetterdaten zeigt: Die Sommer werden immer extremer
Und wieder ein Sommer mit überdurchschnittlich vielen Hitzetagen. Meteorologin Maja Zuvela-Aloise von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) analysiert mit Hilfe von Satellitenbildern und Simulationen die Effekte städteplanerischer Maßnahmen auf das Mikroklima in den Ballungszentren. DRAHTESEL Was können Städte gegen die Hitze unternehmen? Maja Zuvela-Aloise Neben der Verminderung von Emissionen durch den Umstieg von fossilen auf andere Energiequellen und die Nutzung von CO2-neutralen Verkehrsmitteln geht es um die Anpassung der Städte: Wir müssen Städte so gestalten, dass sie weni-
ger zum Anstieg der lokalen Temperatur beitragen und dass man darin die Hitze extreme leichter aushält. Wie kann das gelingen? Durch mehr Wasserflächen oder die Vermehrung von Grünraum zum Beispiel. Bäume haben sehr starke Auswirkungen, die sofort spürbar werden: durch Beschattung und Verdunstungskühlung verbessern sie das Mikroklima deutlich. Auch Dachgärten sind nicht schlecht, allerdings sind sie oft zu hoch oben, um auf der Straße das Klima zu verbessern. Wirksamer sind da oft Anstriche, die das Sonnenlicht besser reflektieren. Mit den richtigen Maßnahmen ließe sich die Zahl der Hitzetage um ein Drittel reduzieren.
Lückenschluss Naschmarkt Jetzt ist es dem Vernehmen nach fix: Der seit langem geforderte und dringend benötigte Lückenschluss des WientalRadweges am Naschmarkt soll im Sommer 2019 errichtet werden. Zwar fehlen zwischen Getreidemarkt und Köstlergasse nur noch 495 Meter Radweg, doch um die gab es jahrelang heftigste Auseinandersetzungen.
Flop
Eisenstadt
41 (2003)
32 (2015)
Bregenz Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 6
Top
Welche Rolle spielt die Wahl des Verkehrsmittels? Abgesehen von ihrer Rolle als ein Hauptverursacher von CO2, erzeugen auch die Motoren von Kraftfahrzeugen Wärme. Zur Erhöhung der Temperaturen trägt auch die Auto-Infrastruktur bei: Versiegelte Flächen wirken wie Wärmespeicher. Letztlich verbrauchen Autos wertvollen Platz, der für Begrünung oder CO2-freie Mobilität benutzt werden könnte. Mit dem Rad zu fahren, ist ein Beitrag, den jeder leisten kann, um das Klima in unseren Städten zu verbessern.
Radler biss Hund Klingt ungewöhnlich, der Titel sollte aber bloß Aufmerksamkeit erregen. In Wahrheit biss natürlich ein Hund einen Radfahrer. Und zwar auf der Donauinsel im August. Das hinderte freilich weder FP-Rumpelstilzchen Anton Mahdalik, noch die „Kronenzeitung“ daran, gegen „rasende Pedalritter, die ruhende Vierbeiner erschrecken“, zu wettern. Klingt nach TäterOpfer-Umkehr. Oder?
24.795
Fahrräder wurden im Jahr 2017 in Österreich gestohlen. Erfreulich: Es ist dies im dritten Jahr in Folge ein Rückgang: Im Jahr 2014 wurden noch 28.274 Fahrräder entwendet. 2015 waren es 28.018 und 2016 immer noch 27.465. Auch in Wien ging – bei zunehmendem Radverkehr – die Zahl der Fahrraddiebstähle zurück: 7.983 Räder verschwanden 2017. Drei Jahre zuvor waren es noch 9.431 gewesen. Ein gegenläufiger Trend zeigt sich leider in Vorarlberg: Hier kam es 2017 zu 1.385 FahrradDiebstählen. Das ist fast eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr.
Grafik: Anna Hazod / Quelle: ZAMG
Cover: Nebelgranaten und Sündenböcke Seite 8
Blick in die Welt Erfolg für „MiniHolland“-Ansatz Zwischen 2012 und 2016 richtete man in drei Londoner Außenbezirken (Waltham Forest, Enfield und Kingston) sogenannte „Mini-Holland“Programme, eine Kombination aus verkehrsberuhigten Straßen und Radverbindungen nach niederländischem Vorbild ein. Eine Studie der Westminster University zeigt nun, dass sich die Geh- und Radverkehrsraten in den Mini-Holland-Gebieten erhöht haben: Menschen gingen hier demnach durchschnittlich 41 Minuten pro Woche mehr zu Fuß und radelten mehr als jene in Gebieten ohne diese Infrastruktur. Die Studie untersuchte ein Jahr lang die Wege von 1.700 Menschen.
S EV I L L A
Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit im österreichischen Straßenverkehr wie sie DRAHTESELCartoonist Franz Kainz sieht
Zukunft Mobilität – Sprinten lohnt sich In seinem exzellenten Blog-Beitrag analysiert der Verkehrsforscher Martin Randelhoff die verkehrspolitische Entwicklung von Sevilla. Innerhalb weniger Jahre konnte die viertgrößte Stadt Spaniens den Radverkehrsanteil von 0,6 auf sechs Prozent anheben. Ein Faktor hierfür sei die schnelle Errichtung eines durchgängigen, homogenen und intuitiv nutzbaren Netzes an baulich getrennten Radwegen gewesen, schreibt Randelhoff. Ein weiterer: Kein bis wenig politischer Widerstand, weil „davon ausgegangen wurde, dass die Planungen wie üblich nicht über das Planungsstadium hinauskommen würden. Der mit Beginn der Baumaßnahmen aufkommende Protest kam zu spät.“ zukunft-mobilitaet.net
T OUR DE F RAN CE
O T ROKOV I C E
SA N F R A N C IS C O
B RÜ S S E L
Mit der Aerodynamik des Peloton – also des Pulks von Radrennfahrenden – befassten sich Forschende der Technischen Universität Eindhoven. Für ihre Studie platzierten sie 121 Rad-Dummies aus Kunststoff in einem Windkanal. Mit Hilfe dieses Modells war es möglich, den Windwiderstand an jeder einzelnen Position im Peloton exakt zu bestimmen. Ergebnis: In der Mitte des Feldes treffen Radfahrende nur auf 6 Prozent jenes Luftwiderstandes, mit dem ein Einzel-Radfahrender ringt. Die Hauptperson des Pelotons hat den meisten Luftwiderstand, aber auch an den äußeren Rändern ist der Widerstand hoch. Der optimale Platz liegt – laut Studie – in den Reihen sechs bis acht.
Mit einem neuen Instrument versucht der tschechische Radfahrendenverband die Fahrrad-Tauglichkeit von Städten zu messen: Laut European Cyclists’ Federation basiert das „Cyclelobarometer“ auf einer Umfrage unter den Teilnehmenden der tschechischen Version der Radelt-zur-Arbeit-Kampagne. 37 Punkte – darunter Fahrradbedingungen, Komfort, Sicherheit und Fahrradinfrastruktur – wurden auf einer Skala von 1 bis 6 bewertet. Dabei setzte sich die mährische Stadt Otrokovice als radfreundlichste Stadt Tschechiens durch.
Das umstrittene Transportunternehmen Uber steigt ins Geschäft mit Leihfahrrädern ein. Wie das Schweizer Velojournal berichtet, kaufte Uber bereits im Frühjahr 2018 die US-amerikanische Bikesharingfirma Jump Bikes. Seither sind deren rote E-Bikes in den USA via Uber-App verfügbar. Eine Untersuchung das Nutzungsverhalten von Uber-Kundinnen und -Kunden in San Francisco zeigt nun, dass an Wochentagen die Taxi-Buchungen zugunsten von Jump-Buchungen zurückgingen. Und zwar insbesondere zwischen 8 und 18 Uhr, wenn sich der motorisierte Verkehr in den Straßen staut.
Seit 17. Juli 2018 ist die Einfuhr von chinesischen Elektrovelos in die Europäische Union mit einem provisorischen AntiDumpingzoll belegt. Die Zollabgaben fallen für die Hersteller unterschiedlich aus und reichen von 27,5 Prozent bis 83,6 Prozent. Dem Entscheid war eine Antidumpingklage der europäischen Fahrradproduzenten vorausgegangen. Die Durchführungsverordnung wurde im Amtsblatt der EU-Kommission veröffentlicht und ist dort nachlesbar.
Cartoon: Franz Kainz
Physik gewinnt im Peloton
sciencedirect.com/science/article/pii/ S0167610518303751
Tschechiens „Cyclelobarometer“
Uber macht auch E-Bikesharing
velojournal.ch/vj-online/nachrichten/2018/uber-jump.html
Strafzölle für E-Bikes aus China
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 7
L OND O N
Politik
Titel
Kein Tag ohne Nebelgranate Mit medialen Inszenierungen, populistischen Maßnahmen und Sündenbockpolitik wird in Österreich von den Zukunftsfragen der Mobilität abgelenkt
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 8
ZWISCHENRUF: Matthias Bernold ILLUSTRATION: Anna Hazod
E
s ist Freitag, der 3. August. Noch ein heißer Nachmittag in der Stadt. Ein gutes Dutzend Polizisten, einige davon auf Fahrrädern, haben in der Praterstraße ein Planquadrat errichtet. Alle Radfahrenden, die hier auf einem der beiden Richtungswege unterwegs sind, werden angehalten. Fahrräder im Hinblick auf die gesetzmäßige Ausstattung kontrolliert. Es setzt Strafmandate. Schwerpunktaktionen wie diese setzt die Polizei zuletzt immer häufiger. Laut Angaben der Pressestelle der Wiener Landespolizeidirektion wurden – zusätzlich zu verstärkten Kontrollen auf Bezirksebene – in den Monaten Juni bis August insgesamt fünf dieser Schwerpunktaktionen durchgeführt. Bilanz: 1.375 Organstrafmandate und 443 Anzeigen wegen Fahrens bei Rotlicht, Beanstandungen wegen angeblich unzureichender Ausrüstung und Verstößen gegen das bizarre TempoLimit von 10 km/h bei der Annäherung an ungeregelte Radfahrerüberfahrten.
Sturmgewehre
für Funkstreifen Wer jetzt beginnt, sich über die Sinnhaftigkeit derartiger Einsätze den Kopf zu zerbrechen, wer das Gefahrenpotenzial hervorstreicht, das Fahrrädern im Vergleich zu überschweren SUVs innewohnt, die durch Tempo30-Zonen und Wohnstraßen brettern oder gar die Frage stellt, wie derartige Aktionen sich mit dem Bekenntnis der österreichischen Bundesregierung zur Förderung des Radverkehrs vertragen, hat eine wichtige Lektion populistischer Verkehrspolitik nicht verstanden. Dass es nämlich nicht in erster Linie darum geht, Maßnahmen zu setzen, die verkehrspolitisch Sinn ergeben. Sondern darum, Schauspiele zu inszenieren, die von der eigenen Klientel mit Wohlwollen aufgenommen werden und suggerieren, hier geschehe etwas. Mit Nebelgranaten wird von fragwürdigen Maßnahmen oder von der eigenen Untätigkeit abgelenkt. Ganz nebenbei erklärt man – unter dem Applaus einer opportunistischen Boulevard-Presse – ganze Gruppen von Personen oder Verkehrsteilnehmenden zu Sündenböcken. Ängste oder Ressentiments werden gestärkt, die Gesellschaft polarisiert. Beispiele gefällig? Was ist davon zu halten, dass die österreichische Polizei mit 700 Sturm-
Politik
Planquadrate
Kleines Einmaleins der Demagogie: Sündenböcke bestimmen, Personengruppen abwerten, die Bevölkerung aufwiegeln, um von tatsächlichen Problemen abzulenken. Für Trump: die „Fake News“; für Viktor Orban: Investor George Soros; für Rechte und Nationalkonservative: Ausländer und Asylsuchende. Im verkehrspolitischen Kontext kommt Radfahrenden die Rolle der Prügelknaben zu. Unerträglich der Hass, wie er einem aus Foren von Boulevardblättern und sozialen Medien entgegenschwappt. Die undankbare Aufgabe, die Symbolpolitik gegen die erklärten Feindbilder zu exekutieren, überträgt man der Polizei. Mit den konzertierten Kontrollen gegen Radfahrende wird jene Stimmung in Teilen der Bevölkerung befeuert, die radfahrende Menschen insgesamt als Rowdies diskreditiert, die man im Straßenverkehr bedrängen oder bewusst gefährden darf. Es ist die totale Ignoranz der tatsächlichen Verhältnisse und der physikalischen Gesetze. Es fällt auf, dass gerade die besonders fragwürdigen Regelungen in der Straßenverkehrsordnung besonders akribisch kontrolliert werden. Etwa wenn am helllichten Tag fehlende Pedalreflektoren beanstandet werden. Oder das Tempo-10-Limit, das für Radfahrende auf Radwegen gilt, die sich einer ampelfreien Kreuzung mit Radfahrerüberfahrt nähern – obwohl sie beim Queren dieser Kreuzung Vorrang
haben. Einmal abgesehen davon, dass Radfahrende nicht verpflichtet sind, technische Einrichtungen an Bord zu haben, um die Fahrgeschwindigkeit zu messen, bedeutet die Regelung eine Diskriminierung von Radfahrenden. Wieso – darf man sich fragen – wird hier eigentlich nicht, so wie bei Kfz, eine Straf- und Messtoleranz von 10 km/h, zugestanden? Wechseln wir ins Ressort von Verkehrsminister Norbert Hofer: Alle Unfallstatistiken belegen, dass überhöhte Geschwindigkeit Hauptursache von Verkehrsunfällen ist und dass Tempo die Unfallfolgen massiv erhöht. (Siehe dazu die Datenzusammenschau auf den Seiten 10 und 11.) Höheres Tempo verursacht mehr Abgase, mehr Lärm, mehr Feinstaub und erhöht den CO2Ausstoß von Verbrennungsmotoren. Es ist kein Zufall, dass die meisten Staaten in Europa niedrigere Tempolimits als Österreich haben und tendenziell danach trachten, die gefahrenen Geschwindigkeiten weiter zu senken. Das Gegenteil davon betreibt der Verkehrsminister. Auf zwei Teilstücken der Westautobahn ließ er – zu Testzwecken – Tempo-140-Zonen einrichten. „Umweltpolitische Geisterfahrt“ nennt das Adam Pawloff, Klima-Sprecher bei Greenpeace, vor dem Hintergrund eines anhängigen EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen zu hoher Stickoxidbelastungen gegen Österreich und des Verfehlens der Klimaziele.
Tempo 140
Eine Geisterfahrt, die laut Anfragebeantwortung des Verkehrsministeriums 311.000 Euro kosten wird. Zum Vergleich: Für Radworkshops an Schulen wendet das Verkehrsministerium heuer 88.320 Euro auf. Einer Politik der Nebelgranaten setzt man am besten Fakten entgegen. Nur: Eine Behauptung ist schnell in den Raum gestellt, ihre Widerlegung aufwändig. Kaum hat man die Schleier der letzten Nebelgranate gelüftet, zündet bereits die nächste. Häufig sticht Emotion Ratio. Und zwischen den vielen symbolischen Maßnahmen, die bloß irritieren wollen, verbergen sich einige mit gewaltigem Zerstörungs-Potenzial, die man im Trubel bald einmal übersieht: Das in Begutachtung befindliche Standortentwicklungsgesetz ist so ein Fall. Die darin vorgesehene automa-
tische Genehmigung von Großprojekten, selbst wenn die umweltrechtlichen Verfahren noch nicht abgeschlossen sind, kann man als umweltpolitischen Super-GAU bezeichnen. Von „Aushebelung des Rechtsstaates“ spricht der Verfassungsrechtler Heinz Mayer in einem Ö1-Interview. Großprojekte wie der Lobautunnel, Mur-Kraftwerk oder Dritte Flughafenpiste könnten in Zukunft handstreichartig und ohne Berücksichtigung von Anrainer- oder Umweltinteressen umgesetzt werden. Wie aber sieht nun eine konstruktive und zielgerichtete Verkehrspolitik vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen aus?
gehen?
Wie damit um
Die Rezepte kennt man inzwischen, und sie werden vielerorts erfolgreich praktiziert. Dass sie auch unter heimischen Entscheidungstragenden bekannt sind, zeigen die Ankündigungen und Erklärungen, wie sie gerne in offiziellen Papieren vorkommen – und leider dann selten umgesetzt werden. So spricht die Endfassung der Klima- und Energiestrategie des Verkehrsund des Nachhaltigkeitsministeriums von Juni 2018 vom Ziel, eine Erhöhung des Radanteils in Österreich von 7 auf 13 Prozent bis 2025 zu erreichen. Was zunächst gut klingt, krankt am Fehlen konkreter Maßnahmen: Wo werden konkrete Budgetmittel zur Errichtung entsprechender Infrastruktur vorgesehen? Wo konkrete legistische und administrative Maßnahmen zur Gewährleistung fahrradfreundlicher Verkehrsplanung vorgelegt? Wer betreibt die Entrümpelung und Anpassung von StVO und Fahrradverordnung? Es wird die Aufgabe aller in der Verkehrspolitik aktiven Kräfte sein, die Nebel immer wieder aufs Neue zu lüften und vernünftige Lösungen einzufordern. In den eingangs geschilderten Fällen heißt es: nicht die Fassung verlieren, sich zusammenschließen und gemeinsam für eine sachorientierte Verkehrspolitik stark machen.
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 9
gewehren ausgestattet wird? Nicht nur Spezialkräfte und Anti-Terror-Einheiten werden die vollautomatischen Waffen mitführen. Auch Funkwagen mit normalen Streifenpolizisten. Was diese Anschaffung angesichts sinkender Kriminalitätsraten – laut Bundeskriminalamt ein Minus von zehn Prozent bei den Anzeigen im ersten Halbjahr 2018 – bringen sollen, ist unklar. Anderes Beispiel: die berittene Polizeistaffel, die ohne jede sachliche Grundlage, aber teuer in Anschaffung und Erhaltung (berichtet wird von 350.000 Euro im Jahr), aufgebaut werden soll. Ein fast putzig anmutender Versuch, Aufmerksamkeit zu erregen. Nur: Glaubt tatsächlich irgendjemand, die Sicherheit in unserem Land ließe sich durch reitende Cops oder mehr Feuerkraft erhöhen?
Speed kills
Überhöhte Geschwindigkeit ist Todesursache Nummer Eins auf Österreichs Straßen. Die Sanktionen fallen jedoch weit milder aus als anderswo.
RECHERCHE:Roland Romano, INFOGRAFIK: Anna Hazod
Tödliches Tempo: Bei 33% der Fälle Hauptunfallursache 1
33%
Fahrgeschwindigkeit
14,2%
Vorrangverletzung
12,0%
Unachtsamkeit, Ablenkung
8,7%
Überholen
8,3%
Fehlverhalten von Fußgängern
5,7%
Alkohol
4,9%
Übermüdung
4,1%
Herz-Kreislaufversagen, akute Erkrankungen
9,1% 0%
5%
10%
Sonstige 15%
20%
25%
30%
35%
Anteil der vermutlichen Hauptunfallursachen
375 Euro
So billig ist Rasen in Österreich 2
400
Mindeststrafen bei 20 km/h zu schnell
100
12 Euro
150
30 Euro
200
50 Euro
250
100 Euro
300
170 Euro
350
50 0
Norwegen Schweden Finnland Italien Niederlande Schweiz Dänemark Frankreich Estland Island Großbritannien Belgien Griechenland Spanien Ungarn Irland Slowenien Malta Kroatien Portugal Rumänien Bosnien Luxemburg Türkei Monenegro Tschechien Deutschland Slowakei Zypern Österreich Bulgarien Polen Serbien Lettland Mazedonien Litauen
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 10
B
lickt man auf die Ursachen von tödlichen Straßenverkehrsunfällen, dann überragt eine Ursache alle anderen: zu hohe Geschwindigkeit. Mit einem Anteil von mehr als einem Drittel an den Hauptunfallursachen (und in einer Vielzahl von Fällen zumindest ein weiterer bestimmender Faktor) ist sie jener Grund, der mit Abstand den meisten Menschen das Leben kostet. 414 Menschen starben 2017 auf Österreichs Straßen. 37.000 Unfälle mit Verletzten gab es insgesamt – das sind mehr als hundert schwere Unfälle pro Tag! Ein Drittel davon verschuldeten Raserinnen und Raser. Die täglichen Unfälle und Toten stehen in krassem Widerspruch zum von der Bundesregierung verkündeten Ziel der Vision Zero – also der Reduktion der Verkehrstoten auf null. Die tatsächlichen Maßnahmen – Stichwort Tempo-140 auf ausgewählten Straßenstücken – weisen in eine andere Richtung. Nicht nur ist Österreich eines der freizügigsten Länder was die Tempo-Limits betrifft. Sondern es werden auch Verstöße gegen die Geschwindigkeitslimits mit vergleichsweise läppischen Strafen geahndet: Billiger als in Österreich ist Rasen nur noch in Bulgarien, Serbien, Polen und im Baltikum. Dazu kommen „Toleranzgrenzen“ beim Messen und Strafen, die de facto die Limits um bis zu 20 km/h erhöhen. Es ist eine simple Wahrheit: Wer den Straßenverkehr einbremst, erhöht die Sicherheit. Konsequenterweise setzt sich die Radlobby für Tempo-30 als flächendeckende Regelgeschwindigkeit in Ortschaften und Tempo-80 auf Freilandstraßen ein: Letztere Maßnahme käme übrigens nicht nur Radfahrenden und Zufußgehenden zugute. Denn zwei Drittel der Todesopfer im Überlandverkehr sind die Insassen von Kfz ...
Der knapp verhinderte Unfall bei 30 km/h ist ein ungebremster Aufprall bei 50 km/h. Der Anhalteweg bei 30 km/h ist kürzer als der Reaktionsweg bei 50 km/h
Tempo-30 rettet Leben 3
Überlebenschance
100 80
Überlebenschance
20
13,8m
13,9m 27,7m
km/h
30%
5m
50 km/h
50
Überlebenschance
40
8,3m 13,3m
km/h
90%
60
0
30
0m
5m
10m
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Kfz*
Drei Viertel aller Verkehrstoten kamen bei Unfällen auf Freilandstraßen ums Leben
Schweden, Teile Belgiens
80 km ⁄ h
60%
Albanien, Bosnien-Herzegowina, Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Malta, Mazedonien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Schweiz, Serbien, Zypern
50%
zu Fuß*
40% 30%
0%
30m
70 km ⁄ h
70%
10%
25m
Freilandstraßen sind Todesfallen 5
Verkehrstote 2017 nach Verkehrsmittel 4
20%
20m
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 km/h km/h
Geschwindigkeit in km/h
80%
15m
90 km ⁄ h
Belgien, Bulgarien, Estland, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn
Fahrrad*
73 32
Bus/Straßenbahn* 0
*Beteiligung
Quellen: 1 statistik.at Basis 2012, 2 ADAC e.V. 2018, 3 bfu 2007, 4 statistik.at , 5 EU Kommission
100
km ⁄ h
Deutschland, Österreich
Das österreichische Fahrradmagazin
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 11
Die Überlebenswahrscheinlichkeit nach Zusammenstoß mit Tempo-30 (Kfz/Mensch) ist drei Mal so hoch wie bei Tempo-50.
Reaktionsweg Bremsweg Anhalteweg Aufprallgeschwindigkeit
Politik
Schöne Stadt, (noch) keine Fahrradstadt Wie steht es um den „Plan Vélo“, der Paris bis zum Jahr 2020 zur Fahrradstadt machen soll? Unser Autor hat sich in der Seinemetropole umgesehen
I
BERICHT: Christoph Weymann
m Pariser Marais-Viertel mit seinen riesigen alten Stadtpalästen, großen Innenhöfen hinter hohen Mauern und schmalen Gehsteigen, wo sich die Passanten drängeln, ist es herrlich durch die engen Straßen zu radeln. Jedenfalls, bis von hinten ein Bus oder ein Taxi kommt und man lieber in eine Einfahrt ausweicht. Selbst auf breiteren Straßen müssen sich Radfahrende in dieser Stadt oft vor Bussen in Acht nehmen.
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 12
Maßnahmen gegen Abgase und Stau Weil die französische Hauptstadt seit Jahren unter zu vielen Motorfahrzeugen und schlechter Luft leidet, hat die Stadtregierung Gegenmaßnahmen ergriffen – darunter ein Projekt, das die Schöne an der Seine zu einer „Fahrradhauptstadt“ machen soll: Der „Plan Vélo“ sieht vor, zwischen 2015 und 2020 insgesamt 150 Millionen Euro zu investieren. Unter anderem in die Erweiterung des Velo-Netzes von 700 auf 1.400 Kilometer mit zusätzlichen Radwegen und Radschnellverbindungen. Dazu sollen zahlreiche Abstellmöglichkeiten und flächendeckend Tempo-30-Zonen entstehen. Außerdem schießt die Stadt bei jedem Kauf eines E-Bikes oder Lastenrads bis zu 400 Euro zu. Bereits in den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil der Radpendlerinnen und –pendler auf mittlerweile 5 Prozent verdoppelt. Bis 2020 will man auf 15 Prozent kommen – und das in einer eingefleischten Autostadt. „Hier muss man sich teilweise ziemlich durchkämpfen“, sagt die aus Berlin stammende Studentin Anja, die – wie sie erzählt – oft von abbiegenden Autos geschnitten wird. Auch deshalb sind Radfahrende im Stadtbild noch nicht sehr zahlreich vertreten, dafür sieht man auffällig viele unter ihnen, die Helme tragen. Selbst Zufußgehende sind es hier noch nicht gewohnt, sich nach Radfahrenden umzudrehen. Die Radaufstellstreifen vor der Ampel werden gerne von motorisierten Zweirädern besetzt. Die kontrollierenden Polizisten hatten das lange ignoriert, weil die Scooter dadurch wenigstens nicht mehr direkt auf dem
Zebrastreifen warteten, erklärt der Künstler Pierre Fabre, der sich wie die Studentin Anja bei der Initiative „Velorution“ engagiert. Seit Jänner dieses Jahres ist die zuständige Polizeieinheit direkt der Stadt unterstellt. Alexis Frémeaux, Präsident von „Mieux se déplacer en Bicyclette“ (MDB), der ältesten Fahrrad-Interessenvertretung Frankreichs und wichtigsten Stimme der Radfahrenden im Großraum Paris, ist überzeugt, dass es dadurch bald striktere Kontrollen und mehr Respekt vor Radfahrenden geben wird. Momentan gibt es wieder mal einen Rückschritt: Ein neuer Betreiber sollte das „Velib'“-Leihradsystem der Stadt modernisieren; stabilere Räder und auch E-Bikes sollten seit Jahresbeginn zur Verfügung stehen. Nach massiven technischen Problemen zeichnet sich ab, dass das neue System frühestens im September richtig funktionieren wird. Daher können viele Pendelnde seit Monaten nicht mehr mit einem Velib' zur Arbeit fahren. Nicht den Spaß verderben lassen Dennoch scheinen gerade viele junge Leute das Fahrrad als praktisches Gefährt für den Alltag zu entdecken: Die 21-jährige Rosa zum Beispiel genießt es, mit dem eigenen Rad quer durch Paris zur Arbeit zu fahren. „Alle meine Freunde kaufen sich gerade ein Rad“, erzählt die angehende Schuhmacherin. Dabei sind viele Radwege hier oft nur Bus- und Taxispuren, die auch für den Radverkehr geöffnet wurden. Das sei einmal ein hart erkämpfter Fortschritt gewesen, erinnert sich Pierre Fabre, der in Paris schon seit 40 Jahren mit dem Rad unterwegs ist, „aber die Busse überholen auch im dichten Stadtverkehr oft ohne Sicherheitsabstand“. Inzwischen gibt es schöne Bereiche an der Seine, die für den Autoverkehr gesperrt wurden und einige echte Radstrecken, viele andere sind im Bau. Gefährliche Stellen an Kreuzungen wie der Bastille sind aber immer noch nicht entschärft worden. Dennoch ist Frémeaux optimistisch, dass die meisten Probleme in den nächsten zwei Jahren gelöst sein werden: „Es wird eine Art Netzwerk aus geschützten Radstrecken
geben, und es wird einfacher und sicherer sein, in Paris Fahrrad zu fahren“ – gemeint sind separate, familientaugliche Radverbindungen in alle Richtungen. Alle ehrgeizigen Ziele des Plan Vélo werden sich in den verbleibenden zwei Jahren nicht erreichen lassen. Die Stadt wird aber gerade deutlich fahrradfreundlicher. Diese Entwicklung ist, trotz mancher Widerstände, nicht mehr aufzuhalten. Auch wenn Paris noch lange keine Fahrradstadt wie Münster oder Kopenhagen sein wird: es gibt immer mehr Möglichkeiten, die schöne Stadt auch auf zwei Rädern zu genießen.
Info www.paris.fr/velo
Informationen der Stadt Paris mit Links zu engagierten Radvereinen mdb-idf.org
Mieux se déplacer en Bicyclette (MDB) velorution.fr/paris
Velorution Paris / Île de France
Von 2015 bis 2020 sollen 150 Millionen Euro in Radinfrastruktur fließen
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 13 Oben: Fahrrad-Aktivist Pierre Fabre und Studentin Anja auf einer neuen Schnellverbindung; Rechts: Das neue Velib’-System ist noch nicht in Vollbetrieb; Rechts unten: Motorradfahrende nutzen die Rad infrastruktur
Fotos: Christoph Weymann
rechtsu
Autonome Fahrzeuge
Was zu tun ist Um autonome Fahrzeuge in den Alltagsverkehr zu integrieren, bedarf es genauer Vorbereitungen
KOMMENTAR: Roland Romano und Andrzej Felczak
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 14
Im DRAHTESEL 2018/2 analysierten die Verkehrswissenschaftler Tadej Brezina und Ulrich Leth die Auswirkungen von autonom fahrenden Kraftfahrzeugen – im Volksmund auch „Roboterautos“ genannt. An dieser Stelle soll der Versuch unternommen werden, die wichtigsten Voraussetzungen für die Integration derartiger Fahrzeuge in den Alltagsverkehr zu skizzieren.
Technische Anforderungen Manche Aussagen zu maschinell gelenkten Fahrzeugen geben jedoch Anlass zu Befürchtungen, dass diese Verkehrsmittel einen Trend einleiten könnten, der in eine ganz andere Richtung geht. Der frühere Leiter der USBundesbehörde für Verkehrssicherheit und jetziger Sicherheitsverantwortlicher eines Start-Up für autonomes Fahren, Mark Rosekind, sagte „there will be some lives lost“. Von Alexander Meschtscherjakov, dem stellvertretenden Leiter des Zentrums für MenschComputer-Interaktion an der Universität Salzburg, kommt die Aussage, dass „in einigen Jahren autonome Autos in abgesperrten Innenstadtbereichen unterwegs sein werden“. Die Radlobby hat sich die aktuellen Entwicklungen genauer angesehen und zeigt die notwendigen Handlungsfelder auf, um das Geschäftsmodell ma-
schinelles Fahren in eine für die Gesellschaft vorteilhafte Richtung zu lenken. Fahrzeuge mit automatisiertem Fahrmodus – inklusive Testbetrieb – dürfen nur nach intensiver technischer Bewährung und Prüfung eine Zulassung zum Betrieb auf öffentlichen Straßen bekommen. Sie müssen Tempolimits und die geltenden Gesetze konsequent einhalten. Beim Überholen von Fahrrädern ist ein Abstand von 1,5 Meter einzuhalten. Alle Arten von Verkehrsteilnehmenden – Radfahrende, Menschen zu Fuß und im Rollstuhl – müssen zuverlässig erkannt werden. Verkehrspolitische Maßnahmen Außerdem braucht es verkehrspolitische Maßnahmen, welche die Vorteile von maschinellem Fahren für die Stadt mit menschlichem Maßstab nutzbar machen und schädliche Auswirkungen auf die Allgemeinheit hintanhalten. Verkehrspolitik muss sich an den Anforderungen des Umweltverbunds (Fuß-, Rad- und öffentlicher Verkehr) orientieren. Auch für das Lenken eines teilautomatisierten Fahrzeuges soll ein Befähigungsnachweis erforderlich sein. Zwecks Unfallminimierung sollen Verkehrsabläufe und Unfallgeschehen systematisch erfasst und analysiert werden und die Ergebnisse in die einschlägigen Richtlinien einfließen.
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D
ie Belastungen für die Gesellschaft durch die Massenmotorisierung haben zu einem Umdenken in vielen österreichischen Gemeinden geführt. Anstelle der Techno-Utopie setzt sich eine menschliche Sehnsucht durch: Städte für Menschen gewinnen an Beliebtheit. Sie sind lebenswert, sicher und leise. Man kann aus mehreren Verkehrsmitteln wählen und kommt angenehm und flott voran.
Die Schlechtwetter-Ausrede
Politik
Oft gehörte Begründung der Fahrrad-Muffel: schlechtes Wetter. Eine genaue Analyse zeigt allerdings: Es regnet seltener als man meinen könnte
RECHERCHE: Ines Ingerle, Roland Romano
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114
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157
160
der Fahrten niederschlagsfrei sind. Die so gesehen „trockenste“ Landeshauptstadt ist – mit 86 Prozent an niederschlagsfreien Fahrten – Graz. Salzburg war mit 75 Prozent an niederschlagsfreien Fahrten die Regenhauptstadt. Selektive negative Erinnerung Setzt man das Ergebnis in Vergleich zu Fahrradstädten wie Amsterdam, zeigt sich, dass es dort zumindest gleich viel, wenn nicht noch mehr regnet. In allen österreichischen Landeshauptstädten gibt es jährlich weniger Regentage als in Amsterdam und Kopenhagen. Dazu kommt: Selbst wenn es einmal wirklich regnet, bedeutet es nicht, dass man auch durchnässt wird: Von den weniger als 25 Prozent Fahrten mit Niederschlag ist die Hälfte nicht
172 182
messbar (Niederschlag <0,1 mm); viele Schauer dauern nur wenige Minuten. Woher kommt also der Mythos vom schlechten Wetter? Gerard Poels, Gründer der niederländischen Seite italmostneverrains.nl (auf Deutsch: „Es regnet fast nie“) nennt als Grund selektive negative Erinnerung. Diese wird oftmals als Ausrede herangezogen, um das Fahrrad stehen zu lassen. Man lässt sich die positiven Aspekte des Radfahrens entgehen – aus Angst vor dem sehr unwahrscheinlich eintretenden Regen. Mit ein wenig Geduld lässt sich der Schauer allerdings abwarten und gleich danach die frisch gewaschene Luft genießen. Gerade an den ultraheißen Hundstagen, die uns die Sommer der letzten Jahre bescheren, sind Regentage ja das Gegenteil von schlechtem Wetter...
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 15
Bregenz
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Amsterdam
Innsbruck
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Salzburg
Linz
Grafik: Anna Hazod
75%
78% St. Pölten
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Klagenfurt
Tage mit Niederschlag
50% Wien
Anteil Trockener Fahrten
Eisenstadt
Mit diesem zugrundeliegenden Schema zeigt sich, dass in allen Landeshauptstädten mehr als drei Viertel
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Graz
Graz ist am „trockensten“
Fahrten nach Landeshauptstadt
86%
s ist eine Frage, mit der AlltagsRadfahrende immer wieder konfrontiert sind: Wie kannst du bloß täglich mit dem Rad fahren? Was ist, wenn es regnet oder schneit? Der Mythos rund um das „schlechte Wetter“ war der Ausgangspunkt für eine Task-Force der Radlobby Österreich, sich einmal etwas eingehender mit den Wetterdaten in Österreich zu befassen. Im Zentrum der Untersuchung standen die Regenmelder-Daten der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) für die österreichischen Landeshauptstädte von Jänner 2015 bis Dezember 2017. Präzise auf die Minute wird dort nämlich jeder Regentropfen dokumentiert. Um jetzt zu einer lebensnahen Analyse zu kommen, arbeitete man mit einer fiktiven Radfahrenden-Persönlichkeit, die rechnerisch zwei Stunden täglich aufs Rad gesetzt wurde. Und zwar: Montag bis Sonntag, jeweils von 8 bis 9 Uhr sowie von 17 bis 18 Uhr. Also in Zeiten, in denen viele Pendelnde typischerweise unterwegs sind. Wenn während dieser Zeiträume auch nur ein einziges Mal der Regenmelder anschlug, wurde die gesamte Fahrt als nass gewertet.
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Community Neue Grätzloase vor dem Radlobby-Büro Seite 16
Mobilitätswoche: Das sind die Highlights Seite 17
Serviceleistungen für Mitglieder Seite 18
WIEN
Luft und Kettenöl für Stahlrösser Vor dem Büro der Radlobby Wien lädt eine neue Grätzloase zum Verweilen
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 16
Bis vor Kurzem sah es vor dem Büro der Radlobby Wien eher trist aus: Ein Kfz-Stellplatz reihte sich an den anderen – Großstadt-Kulisse aus Blech und Grau. Lange bemühte man sich hier um eine Grätzloase. Anfang Juli war es dann endlich so weit: Der Verein Lokale Agenda 21 Wien setzte die Aktion „Drahteseloase mit Kettenöltränke & Frischlufttankstelle“ in Kooperation mit der Bürogemeinschaft Lichtenauergasse – bestehend aus Radlobby, Radvokaten und Asthaus – um. Die Drahteseloase versorgt durstige Stahlrösser mit Kettenöl und frischer Luft für die Reifen. Einen RastiReparaturständer gibt es auch. Parklet vor dem Radlobby Büro Lichtenauergasse 4 1020 Wien
GRAZ
WIEN
LINZ
VORARLBERG
In Graz sind seit Anfang August für ein halbes Jahr fünf Busse der Graz Linien mit dem roten Kampagnen-Sujet am Heck unterwegs, bis Ende August leuchtet es auch im Intervall vom zentralen Info-Screen am Jakominiplatz. Die 2015 von der Radlobby Österreich bundesweit gestartete Kampagne „Abstand macht sicher“ appelliert an überholende Kfzund vorbeifahrende Radfahrende, mit ausreichend Distanz zu passieren. Auch die Verankerung eines verpflichtenden Seitenabstandes von zumindest 1,5 Meter beim Überholen von Radfahrenden wird gefordert. In Wien ist derzeit ein Bus mit dem Abstandssujet unterwegs.
Es ist eines der bemerkenswertesten Wiener Modellprojekte: Das Wohnhaus der Baugruppe Bikes and Rails im Entwicklungsgebiet am Hauptbahnhof, das auf die Verwendung umweltverträglicher Verkehrsmittel und die Schaffung von bezahlbarem und selbstverwalteten Wohnraum setzt. Zur Verwirklichung des Projektes ersuchen die Projektbetreibenden jetzt um Unterstützung via Direkt kredit.Mehr als 500.000 von insgesamt 1,5 Mio. Euro wurde bereits aufgebracht. Für September sind Baubeginn und der Erwerb des Grundstücks geplant.
In der Linzer Tabakfabrik findet von 12. bis 14. Oktober die Messe Wearfair statt, wo ökologisch und fair produzierte Kleidung präsentiert wird. Immer mehr Unternehmen haben auch Kleidung mit Fahrradbezug im Sortiment. Die Radlobby Linz veranstaltet im Rahmen der Messe eine Ausfahrt unter dem Motto "Fesch am Rad". Teilnehmende mit dem elegantesten Style können Preise gewinnen, die von den Messeausstellern zur Verfügung gestellt wurden. Für alle Teilnehmenden der „Fesch am Rad“-Rundfahrt ist der Messe-Eintritt frei.
Die Einreichfrist zum von der Vorarlberger Landesregierung ausgeschriebenen Ideenwettbewerb „Radkultur“ läuft noch bis Ende September 2018. Unternehmen, Betriebe, Vereine und Einzelpersonen sind eingeladen, Ideen einzureichen, die zu mehr Radkultur in Vorarlberg beitragen. Die besten Projekte werden mit bis zu 5.000 Euro belohnt. In Frage kommen gemeinnützige und nicht-gewinnorientierte Projekte, die Radkultur in Vorarlberg vor Ort unterstützen und fördern, und deren Umsetzung 2018 stattfindet oder schon stattgefunden hat.
bikesandrails.org/wp/direktkredit
„Fesch am Rad“ bei Wearfair Messe
wearfair.at radlobby.at/oberoesterreich
Radkultur fördern: Ideenwettbewerb
radlobby.at/vorarlberg
Foto: Andrea Siegl
Auf fünf Bussen: Bikes & Rails sucht Abstandskampagne Unterstützung
EUROPA
„Sei flexibel –mix and move“ Anlässlich der Europäischen Mobilitätswoche bekennen sich auch 500 österreichische Gemeinden zu klimafreundlicher Mobilität
BERICHT: Ines Ingerle
V
on 16. bis 22. September 2018 findet heuer die Europäische Mobilitätswoche statt. Europas größte Kampagne für sanfte Mobilität, läuft in diesem Jahr zum bereits 19. Mal, diesmal unter dem Motto „Sei flexibel – mix and move“. Damit sollen die Vorteile der Kombination von Radfahren und Zufußgehen mit der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel unterstrichen werden. In Österreich werden sich über 500 Gemeinden mit verschiedensten Aktionen beteiligen. Die partizipierenden Gemeinden betonen damit, dass klimafreundliche Mobilität die Lebensqualität der Städte erhält bzw. fördert.
lässt. Am Mittwoch, dem 19. September treffen einander Radfahrende von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr bei der Opernkreuzung in Wien, um der schönsten Form der Fortbewegung mit einem Applaus zu huldigen.. Radbuddy – Radel mit mir! Wer gerne manche Alltagswege mit dem Rad zurücklegen würde, aber unsicher ist, wie und wo das am besten geht, für den ist die Aktion „RadBuddies“ der Radlobby Wien ideal. Auf Wunsch wird man von einem der Radbuddies zu Hause abgeholt und zum Zielort gebracht. Voranmeldung bis zum 10. September per E-Mail: wien@radlobby.at.
Weitere Termine und Infos zur Mobilitätswoche finden Sie auf: radlobby.at/oesterreich/mobilitaetswoche-2018
Zahlreiche Angebote
Applaus fürs Rad
Foto: Mobilitätsagentur/C. Fürthner
Neu im Programm heuer: Ein FlashMob, der Radfahren als umweltfreundlichste Verkehrsmittelwahl hochleben
Kidical Mass
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 17
In Wien bildet das Street Life Festival am 15. und 16. September den Auftakt. Für zwei Tage verwandelt sich die Babenbergerstraße in Wiens größtes Wohnzimmer und bietet Raum zu flanieren, zu tanzen, zu plaudern und sich kunstvoll fortzubewegen. Auch die Radlobby wird mit einem Infostand vertreten sein.
Mit seinen Kidical Mass-Ausfahrten möchte Organisator Florian Klein die Wichtigkeit von sicherer Radinfrastruktur für Kinder unterstreichen. Die erste dieser, der Critical Mass nachempfundenen, Ausfahrten fand im vergangenen Mai in Kooperation mit der Radlobby Wien statt. Am 22.September um 15 Uhr startet nun am Platz der Menschenrechte / Mariahilfer Str. 1, 1070 Wien, die Kidical Mass 2.0. Familien sind herzlich eingeladen. Die Ausfahrt wird von der Polizei begleitet. Dauer: Ca 90 Minuten.
Ein Glanzlicht der Mobilitätswoche in Wien: Das Street Life Festival in der Babenbergerstraße
Radfahren stärken? Werden Sie Mitglied der Radlobby und nutzen Sie die Vorteile
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 18
Die Radlobby-Vereine vertreten über 6.500 Mitglieder in ganz Österreich. Mitglieder können auf viele Vorteile zählen – vom Versicherungspaket über Einkaufsrabatte bis zum DRAHTESEL-Abo
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DRAHTESEL-Abo Viermal jährlich kommt der DRAHTESEL, das österreichische Fahrrad magazin, zu Ihnen ins Haus!
AKTION 25 Euro statt 40 Euro HalbjahresMitgliedschaft
Mitglied werden zahlt sich aus! Sie können in jedem Bundesland bei einem Radlobby-Verein Mitglied werden! Und zwar bei Radlobby ARGUS (Bgld, Ktn, Tirol, Vbg, Wien) sowie bei Radlobby Niederösterreich, Radlobby Oberösterreich, Radlobby ARGUS Steiermark, Radlobby Salzburg. Bis zu EUR 2,Ermäßigung bei Einziehungsaufträgen – gilt für alle Mitgliedsarten Mitgliedsvorteile und -beiträge können je Bundesland geringfügig variieren. Mitgliedsanmeldung und ausführliche Infos zur Mitgliedschaft: radlobby.at/mtg
Einzel-Mitgliedschaft
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Alle Mitgliedervorteile um EUR 40,- pro Jahr
Ermäßigte Mitgliedschaft EUR 26,- pro Jahr für Studierende bis 26 sowie für alle unter 19 Jahren
Für Familien, WGs und Lebensgemeinschaften: Pro Jahr EUR 40,- für das Erstmitglied, alle weiteren Haushalts mitglieder je EUR 26,unter 18 Jahren gratis.
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Infrastruktur Endlich: Lange Gasse hat Begegnungszone Seite 19
Plus/Minus: Radinfrastruktur im Test Seite 20
Nachtrag: Fahrradstraßen in Vorarlberg und Salzburg Seite 22
Was lange währt, wird endlich gut Mit der neuen Begegnungszone in der Lange Gasse gewinnt die Wiener Josefstadt an Lebensqualität
BERICHT: Ulrich Leth
Anrainerbefragung Nach jahrelangem Hin und Her zwischen den politischen Fraktionen, Bezirk und Stadt, Magistratsabteilungen und Menschen in der Nachbarschaft brachte eine Befragung der Anrainerinnen und Anrainer Mitte 2017 die Entscheidung: 56,3 Prozent sprachen sich für die Umgestaltung in eine Begegnungszone aus. Doch damit begann erst der
Foto: Matthias Bernold
?
Jetzt wohnlicher: Blick vom Schanigarten des „Café Namenlos“ in die Begegnungszone Lange Gasse
Kampf um Zentimeter, Gehsteig- und Fahrspurbreiten, Grünflächen, Parkplätze und Ladezonen. Ringen um jeden Parkplatz Am 12. Juli 2018 wurde die neue Lange Gasse feierlich eröffnet. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: ein niveaugleicher Straßenraum mit attraktiver Pflasterung wertet die Straße deut-
lich auf, spärliche, versetzt angeordnete Parkplätze drosseln die Kfz-Geschwindigkeit. Leider bestanden die Magistratsabteilungen auf eine optische Trennung von Fahrbahn und Gehsteig und auf eine relativ breite Fahrgasse. Auch die Begrünung – derzeit nur ein Beet mit Sträuchern und einige privat initiierte und gepflegte Topfpflanzen – könnte üppiger sein. Und der Rad-
verkehr? Der darf nach dem Umbau nun die Lange Gasse auch gegen die Einbahn fahren – momentan leider nur bis zur Josefstädter Straße. Und endlich wurde im Zuge der Begegnungszone auch die Stopptafel auf der Hauptradroute Zeltgasse bei der Querung der Lange Gasse entfernt – ein langjähriger Wunsch der ansässigen LA21-Gruppe „Radfahren in der Josefstadt“.
Was heißt eigentlich?
Begegnungszone? Begegnungszonen sind seit 2013 in der Straßenverkehrsordnung verankert und ein wichtiges Element zeitgemäßer Verkehrsplanung. Das Verkehrszeichen „Begegnungszone“ kennzeichnet Anfang und Ende dieser Zone. Dieses blau-weiße, hochformatige Schild enthält neben Piktogrammen von Auto, Menschen zu Fuß und am Rad auch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit
von 20km/h oder 30km/h. In Begegnungszonen dürfen Fahrzeuglenkende FußgängerInnen weder gefährden noch behindern, dies gilt auch für Kraftfahrzeuglenkende gegenüber Radfahrenden. Das Nebeneinanderfahren am Rad ist erlaubt. Beim Verlassen der Begegnungszone gelten die allgemeinen Vorrangregeln. Empfohlen ist eine Gestaltung in hoher Qualität, die die
Einhaltung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit unterstützt. Dazu gehören z.B. niveaugleiche Ausführung des Straßenraumes, Pflasterung, Verschwenke und vertikale Elemente. Was viele nicht wissen: In Begegnungszonen dürfen Fußgänger die gesamte Fahrbahn in Längsrichtung benützen, jedoch den Fahrzeugverkehr nicht mutwillig behindern.
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 19
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ie Begegnungszone in der Lange Gasse (zwischen Josefstädter Straße und Zeltgasse/Josefsgasse) in Wiens 8. Bezirk hat eine lange Geschichte hinter sich. Seit 2011 war klar, dass der Belag saniert werden musste. Bürgerinnen und Bürger wünschten sich aber statt einer reinen Sanierung im Bestand gleich eine Aufwertung und Attraktivierung – die Lokale Agenda 21-Gruppe „Lebenswerte Lange Gasse“ war geboren.
PLUS ⁄ MINUS
Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 20
QUALITÄTSKONTROLLE: Andrzej Felczak
Wien 3., Landstraßer Hauptstraße
Wien 19., Kuchelauer Hafenstraße
Wien 22., Breitenlee
Die Landstraßer Hauptstraße stellt eine gerade und zügige Radverbindung zwischen dem 3./11. Bezirk und der Innenstadt dar und wird dementsprechend intensiv von Radfahrenden genutzt. Der bestehende Mehrzweckstreifen ist jedoch zu schmal: neben den Längsparkspuren ist er nur 1,25 Meter breit (Richtlinie RVS empfiehlt mindestens 1,5 Meter und eine Regelbreite von 1,75 Meter). Auch die Längsparkspur ist 1,9 Meter statt der richtlinienkonformen zwei Meter breit. Die Folge: Radfahrende werden gehindert, einen sicheren Abstand zu geparkten Kfz einzuhalten, und es kommt häufig zu Dooring-Unfällen. Laut Statistik Austria gibt es hier jährlich im Schnitt fünf Radunfälle mit Personenschaden nach Kollisionen mit haltenden Fahrzeugen. Die Radlobby hat die zuständigen Stellen mehrfach informiert. Jetzt wurde zwar ein Abschnitt des Mehrzweckstreifens auf Höhe Hausnummer 110 erneuert – leider mit denselben nicht richtlinienkonformen Maßen.
Die bereits bestehende Fahrradstraße in der Kuchelauer Hafenstraße wurde ab Zufahrt Bahnübergang um 500 Meter verlängert und verläuft jetzt bis zur Wiener Stadtgrenze. Zwei Fahrbahnanhebungen und große Fahrradpiktogramme am Anfang und Ende machen Kfz-Lenkende auf die Rechtslage aufmerksam und unterstützen das selbstbewusste Radfahren. Bei einem Lokalaugenschein Ende Juni zeigte es sich, dass wesentlich mehr Radfahrende als Kfz unterwegs waren. Manche Kfz-Lenkende scheinen allerdings die Vorschriften für Fahrradstraßen (§ 67 Abs. 3 StVO) nicht zu kennen, wo es heißt: „Radfahrer dürfen weder gefährdet noch behindert werden“. Zusätzliche Fahrradpiktogramme wären zweckmäßig. Noch ein Schwachpunkt: Von Niederösterreich kommend stoßen Radfahrende bei der Kreuzung Inkustraße auf ein Stopp-Schild, was bei der am stärksten befahrenen touristischen Radroute Österreichs völlig unverständlich ist.
Eine durchgängige Radverbindung vom Donaustädter Bezirkszentrum entlang der Breitenleer Straße nach Breitenlee und weiter war ein jahrzehntelanger Wunsch der Radfahrenden. Jetzt ist die letzte, 400 Meter lange Lücke geschlossen. Zwischen „An der Neurisse“ und „Am Bergl“ wurde der bestehende Radweg verlängert, bei den Querstraßen hat man zur Sicherheit der Radfahrenden einseitige Rampen errichtet. Im Bereich des Radfahrstreifens ist keine Mittellinie markiert, was beim Überholen von Radfahrenden durch Kfz einen größeren Seitenabstand bewirkt. Der letzte Abschnitt verläuft als Radfahren gegen die Einbahn in der Nebenstraße. Bis zur Stadtgrenze führt im Überlandgebiet der vorhandene Geh- und Radweg. Zweckmäßig ist die Weiterführung der Route auf niederösterreichischem Gebiet bis zum 1,6 Kilometer entfernten Raasdorf.
Trotz Erneuerung: Mehrzweckstreifen viel zu schmal
Fahrradstraße verlängert: Österreichs wichtigste Radreiseroute aufgewertet
Durchgängige Radroute vom Bezirkszentrum bis zur Stadtgrenze
Einfach online Radbeschwerden abgeben: Fotos: Andrzej Felczak (4), Radlobby Mödling (1), Walter Bradler (1)
radkummerkasten.at
Mödling, Museumspark
Wien, 2., Am Tabor/Nordbahnstraße
Graz, Marburger Kai
Der Museumspark in Mödling, durch den eine Radroute führt, wird für Veranstaltungen gerne genutzt, was eine kontrollierte Zufahrt mit Lieferfahrzeugen erfordert. Standardlösung in so einem Fall sind umlegbare Poller, die jedoch für Radfahrende (und auch für Zufußgehende) eine erhebliche Sturzgefahr bedeuten: Schlecht sichtbare Poller sind in Österreich jedes Jahr für 25.000 Rad-Alleinunfälle mitverantwortlich. In Mödling begegnet man diesem Problem durch die Verwendung von Pollern, die beim Umlegen in einer Vertiefung verschwinden und eine ebene Fläche zurücklassen. Vorbildlich: Diese Variante sollte bei Radverkehrsanlagen zum Standard werden.
Um das in Errichtung befindliche Wohngebiet am alten Nordbahnhof mit der Nordbahnstraße und „Am Tabor“ zu verbinden, wurde eine Unterführung unter der Nordbahn errichtet. Aktuell ist in der Unterführung in der 1. Bauphase ein 2,5 Meter breiter Zweirichtungsradweg auf der Südseite benützbar. Bei der 2. Bauphase wird daraus ein Einrichtungsradweg Richtung Osten und auf der Nordseite wird ein gleich breiter Einrichtungsradweg Richtung Westen errichtet. Diese Breiten ermöglichen ein Überholen und erfüllen die qualitativen Anforderungen an eine Fahrrad-Langstrecke. Die Breite des Gehsteigs daneben beträgt 3,5 Meter – somit haben Zufußgehende keine Notwendigkeit, auf den Radweg auszuweichen. Auf der Kreuzung Nordbahnstraße sind Radquerungen an allen vier Kreuzungsseiten vorhanden, wodurch die jeweils günstigste Ampelphase genützt werden kann. Insgesamt eine vorbildliche Radfahranlage.
Im DRAHTESEL 2018/1 wurde die Fertigstellung des Radweges an der Hauptradroute Marburger Kai, die täglich von mehreren tausend Radfahrenden in Graz genutzt wird, mit einem Plus ausgezeichnet. Gleich danach ist jedoch wieder eine Baustelle wegen des Murkraftwerks/Speicherkanals eingerichtet worden. In weiterer Folge erging die Nachricht, dass die Hauptradroute aus Sicherheitsgründen gesperrt werden müsse, da nun eine Ausfahrt für Lkw eingerichtet würde. Gegen diese Sperre liefen der Grazer Radverkehrsbeauftragte Helmut Spinka, der Grazer Verkehrsreferent Wolfgang Wehap und andere Sturm. Die Proteste machten sich letztlich bezahlt: Eine vom Murkraftwerksprojekt finanzierte Umleitungsbrücke für Zufußgehende und Radfahrende hält jetzt den Verkehrsfluss aufrecht.
Vorbildlich: Umlegbare Poller ohne Sturzgefahr für Radfahrende
Unterführung verbindet das Nordbahnhofviertel mit „Am Tabor“
Statt Radwegsperre: Errichtung eigener Fahrrad-Brücke
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 21
Infrastruktur
Fo rt D set R A zun H TE g F S a E L hr 2 rad / 20 stra 18 ße n
Fahrradstraßen in Österreich: Wo es begann In DRAHTESEL 2/2018 lieferten wir einen Überblick über Fahrradstraßen in Österreich. Ohne allerdings Vorarlberg zu würdigen. Dabei nimmt das westlichste Bundesland eine Vorreiterrolle ein
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Infrastruktur
NACHTRAG: Juliane Alton
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Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 22
Die erste Fahrradstraße Österreichs in Hard am Bodensee
ie Initiative, die Verkehrsorganisation Fahrradstraße in die StVO aufzunehmen, kam aus Vorarlberg und die einschlägige StVO-Novelle trat am 1. April 2013 in Kraft. Bereits am 5. April 2013 wurde auf dieser Rechtsgrundlage die erste Fahrradstraße Österreichs in Hard am Bodensee eröffnet: Dieses 500 Meter lange Straßenstück verbindet die Radbrücke Hard-Bregenz mit dem Zentrum Hards. Eine wegweisende Besonderheit war damals die Änderung des Vorrangs an einer wichtigen Kreuzung zugunsten der Radstraße. Die Gemeinden Bregenz und Wolfurt folgten rasch mit der Verordnung von insgesamt sechs Fahrradstraßen. Fahrradstraßenkonzept In Dornbirn wurde im Jahr 2015 die Erarbeitung eines Fahrradstraßenkonzepts beschlossen. Als wichtige Kriterien für die Zulassung einer Fahrradstraße wurden angesehen: 300 Radfahrende pro Stunde, geringe KfzBelastung, Einbindung ins Fahrradroutennetz sowie eine Straßenbreite
von 3,5 bis 6,5 Meter. Sieben Fahrradstraßen wurden mit der Zusatztafel „Durchfahren von KFZ erlaubt“ verordnet. Mittlerweile gibt es in den Vorarlberger Gemeinden Altach, Hard, Lauterach, Bregenz, Götzis, Wolfurt, Hörbranz und Dornbirn Fahrradstraßen mit einer Gesamtlänge von über 17 Kilometern: Ein Spitzenwert im Vergleich der österreichischen Bundesländer. Fahrradstraßen erlauben die Einrichtung von bevorrangter und attraktiver Radinfrastruktur, wo eigenständige Radwege nicht möglich oder sinnvoll sind. Auf Hauptradrouten im untergeordneten Straßennetz stellen sie eine kostengünstige Möglichkeit zur Förderung des Radverkehrs dar. Vor allem Familien spüren die verbesserte Sicherheit durch das erlaubte Nebeneinanderfahren. Die vom Land Vorarlberg empfohlene und gut sichtbare Bodenmarkierung in Form von großen Fahrradpiktogrammen hebt Fahrradstraßen hervor. KfzLenkende werden auf die besonderen Verhältnisse aufmerksam gemacht. Die Markierung unterstützt das selbstbewusste Radfahren (auch von Schulkindern).
Kein Zankapfel Während anderswo über die Errichtung von Fahrradstraßen oft gestritten wird, geht man in Salzburg sachlicher vor
D Fahrradstraße in Salzburg: Die Errichtung erfolgt hier ohne große Diskussion
ie erste Fahrradstraße in Salzburg wurde im Jahr 2014 auf dem Treppelweg auf der Ostseite der Salzach errichtet. Der 370 Meter lange Abschnitt liegt zwischen der Linken Glanzeile und der Bozener Straße. Die Markierung besteht aus etwa 0,7 Meter breiten Fahrradpiktogrammen – was relativ klein ist – zusätzlich wurden Verkehrszeichen errichtet. Die Fahrradstraße Wallnergasse befindet sich zwischen Gaswerkgasse und Literaturhaus Salzburg und verläuft entlang der Bahnstrecke. Sie ist Teil des geplanten Radschnellweges
nach Freilassing. Die Fahrradstraße Scherenbrandtnerhofstraße ist eine 210 Meter lange Alternative zur stark durch Kfz belasteten Ziegeleistraße. Seit kurzem ist der Makartkai zwischen Franz-Martin-Straße und Bozener Straße eine Fahrradstraße. Positiv ist das gleichzeitig eingeführte Parkverbot, was den Kfz-Verkehr verringert und das Radfahren angenehmer macht. In der Stadt Salzburg verläuft die Errichtung von Fahrradstraßen ruhig und ohne große Diskussionen. Weitere Projekte sind in Planung.
Fotos: Radlobby Salzburg, Radlobby Vorarlberg
TEXT: Klemens Pürmayr
Scheibenbremsen und deren Rechtsfolgen
Infrastruktur
Die Verwendung von Scheibenbremsen wirft interessante Rechtsfragen auf. Zum Beispiel jene, ob Mountainbiker, deren überhitzte Scheibenbremsen einen Brand verursachen, zur Rechenschaft gezogen werden können
hinsichtlich der Herbeiführung der Gefährdung genügt, es muss also nicht effektiv brennen. (OGH 04.06.1991, 14 Os 13/91). Hier muss allerdings auch differenziert werden: Strafbar ist die Herbeiführung einer Feuersbrunst. Eine Feuersbrunst muss aber eine bestimmte räumliche Ausdehnung aufweisen, sowie eine – wenngleich bloß abstrakte – Gefährdung für Leib oder Leben anderer Menschen oder für fremdes Eigentum darstellen. Eine Feuersbrunst ist beispielsweise gegeben, wenn ein Wohnblock, Supermarkt, Bahnhof, eine Kirche oder Tankstelle oder ein Einfamilienhaus brennt. Hingegen hat die Rechtsprechung das Vorliegen einer Feuersbrunst in Fällen (noch) eingeschränkten Brandumfanges verneint. Auch wenn der Einsatz der Feuerwehr notwendig war, liegt wegen mangelnder Ausbreitung keine Feuersbrunst vor, wenn sich das Feuer nur auf ein Objekt, wie zum Beispiel einen Pkw, zwei Holzstöße, ein Wartehäuschen oder eine Scheune beschränkt.
Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby
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nfang des Jahres soll eine überhitzte Scheibenbremse eines Schweizer Mountainbike-Fahrers einen Waldbrand in Vorarlberg verursacht haben. Auf einer inoffiziellen Abfahrtsstrecke am Vorarlberger Muttersberg hatte der MTB-Fahrer sein Rad in eine Wiese gelegt. „Dort dürfte sich eines der staubtrockenen Grasbüschel entzündet haben“, sagte ein Polizeisprecher. Trotz der Löschversuche des Bikers und seiner zwei Begleiter breitete sich das Feuer in der Gemeinde Nüziders in schwer zugänglichem Gelände schnell aus, berichteten das Landesstudio des ORF und die Vorarlberger Nachrichten. Der Radfahrer rief nach seinen erfolglosen Löschversuchen selbst die Polizei. Zunächst ist auf die allenfalls strafrechtlichen Folgen hinzuweisen, wonach selbst bei nur fahrlässiger Begehung eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen droht, wenn jemand – wie es im Gesetz heißt – eine Feuersbrunst herbeiführt. Fahrlässig ist, wer die gebotene Sorgfalt außer Acht lässt. Zu dieser Sorgfalt gehört sicher, die Bedienungsanleitung einer Scheibenbremse gelesen zu haben. In derartigen Bedienungsanleitungen stehen zumeist Sätze wie: „Bremssattel und -scheibe der Scheibenbremse erhitzen sich beim Betrieb der Bremse. Daher sollten Sie sie während der Fahrt oder unmittelbar danach nicht berühren. Bei Nichtbefolgen besteht Verbrennungsgefahr.“ Soweit ersichtlich ist bislang kein Strafurteil zu einem Brand wegen überhitzten Bremsen ergangen. Bestraft wurden Personen, die einen Brand dadurch verursachten, dass sie mit einer Zigarette im Bett einschliefen. Wobei zu beachten ist, dass Fahrlässigkeit bloß
Versagen der Bremse Rechtliche Folgen kann ein Bremsversagen infolge der Überhitzung der Bremse haben. Für Schäden infolge mangelnder Bremsleistung sind die Fahrradlenkenden im Falle eines Unfalls verantwortlich. Dasselbe gilt für alle Verletzungen, die durch die Verwendung von Scheibenbremsen anderen zugefügt wurden. Prominentes Beispiel dafür waren die Schnittwunden von Francisco Ventoso beim Radrennen Paris–Roubaix im Jahr 2016, der dann auch einen offenen Brief gegen die Verwendung von Scheibenbremsen bei Profi-Radrennen schrieb.
Information der Radlobby
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radlobby.at/mtg
Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 18
Lebensstil
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Bücher: Lesestoff für velophile Menschen Seite 25
Schulprojekt: Kurzfilm zur Freude am Radeln Seite 26
Kunst: Cranked-Tapes erfüllen Stadt mit Klang Seite 27
Cinemascope
The Bullitt’s Burden
Das Leben einer Familie an der dänischen Küste wird maßgeblich von BullittTransporträdern geprägt
Besonders im Gedächtnis bleibt dabei etwa jene einer kleinen Familie an der dänischen Küste, deren Leben maßgeblich von ihren neun Bullitts geprägt ist. Oder jene tragische über den Fahrradkurier Blaine „Beezy“ Klingenberg, der mit seinem Bullitt bei einem Verkehrsunfall in Chicago ums Leben kam. Zu Wort kommt dabei immer wieder Hans Bullitt Fogh von Larry vs Harry, der erklärt, was dieses Rad seiner Meinung nach der Gesellschaft über sich selbst, über Materialismus, Leben und Tod beibringen kann. The Bullitt's Burden Dokumentation, USA 2017 (55 Minuten) Regie, Kamera, Schnitt: Chase Carlsen Bauer; Ton: Caleb Neubauer Mit: Hans Bullitt Fogh, Familie Barfoed, Brandon Gobel, Brice Bedos, Lloyd Klingenberg, Walt Klingenberg, Maja Perez, Billy Brown. Der Film wurde laut Regisseur durch Privatpersonen finanziert. Für einen kleinen Beitrag kann man ihn hier sehen: vimeo.com/ondemand/thebullittsburden/233055022
Foto: The Bullitt’s Burden
An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des Fahrrad-Films vor.
Ein Film über den dänischen Lastenrad-Klassiker und die Menschen, die dafür und dahinter stehen. Stark, schnell, verlässlich und sexy. Das waren die Grundanforderungen an das Lastenrad, das die Inhaber von „Harry vs. Larry“ in Kopenhagen bauten. Man wollte ein Rad konstruieren, das der Funktionalität von Autos in der Stadt so wenig wie möglich nachstand, dennoch leicht zu fahren und schön anzusehen war. Heraus kam das „Bullitt“ – mittlerweile ein heiß begehrtes und viel gefahrenes Kultobjekt mit internationaler Fan-Gemeinde. Chase Bauer, ehemaliger Fahrradkurier in Chicago und leidenschaftlicher Bullitt-Fahrer, hat über das coole Cargobike und seine Fans einen Film gedreht. Wer nun denkt, es handle sich dabei um eine Lobeshymne, der liegt allerdings falsch. The Bullitt’s Burden ist mehr ein Erklärungsansatz: ein Versuch, die vielen unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen dieses Fahrrades begreifbar zu machen und einige der persönlichen Geschichten zu erzählen, die es umranken.
BÜCHER
Seismograf der Urbanität
Lebensstil
„FAHR RAD! Die Rückeroberung der Stadt“ handelt vom Radverkehr als „Seismograf der Urbanität“ an der Schnittstelle von Städtebau, Landschaftsarchitektur und Verkehrsplanung. Die Publikation entstand als Begleitband zur bis Anfang September laufenden gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt/Main und zeigt Schlaglichter kontemporärer Radverkehrsplanung. Von New York City und Portland, Oregon, über Barcelona, Kopenhagen, Groningen und Oslo bis Karlsruhe und zum Ruhrgebiet werden Herangehensweisen an eine menschen- und rad-
verkehrsgerechte Stadt- und Verkehrsplanung dargelegt. Die Leuchtturmprojekte aus 25 Städten – Parks, Brücken, Rad-Parkhäuser, Radschnellwege – sind kurz beschrieben und ausführlich mit Fotos oder Skizzen bebildert. Zwischendurch sind kurze, zweiseitige Essays internationaler Expertinnen und Experten eingestreut, u.a. von Janette Sadik-Khan, Steffen de Rudder und Jan Gehl. Mit letzterem gibt es ein mehrseitiges Interview. Fazit: Pflichtlektüre für Menschen in Verkehrsplanung und Kommunalpolitik. Und für alle, die wissen wollen, wie man Radverkehr wirklich fördern kann.
Reparatur: DIY nach Schweizer Art
Reisehandbuch: Keine Fragen offen
Zeitreisen: am Eisernen Vorhang
Lexikon: Pimp your Radsport-Vokabular!
Nicht machen lassen, sondern selber Hand anlegen: Die Schweizer Illustratorin Nora Ryser erklärt in ihrem liebevoll gestalteten Ratgeber, wie das Fahrrad funktioniert und angepasst wird, wie man es in Schuss hält und selbst wieder zum Laufen bringt. Die Illustrationen führen Schritt für Schritt und leicht verständlich durch die Reparaturen. Wichtiges wird farblich hervorgehoben und auf einen Blick erkennbar. Nicht zuletzt lernt man einige ungewöhnliche Schweizer Radbegriffe kennen. Also ab zur Velomechin.
Wer erstmals eine Radreise plant, kann sich – mit dem Buch des Ehepaars Bergh aus Wien – beruhigt aufs Abenteuer einlassen. Die beiden gut trainierten Radfahrenden haben ihre Erfahrungen in Buchform gegossen und an alles gedacht: Wo stellt man welches Zelt auf? Welches Rad nehme ich? Was koche ich womit? Vor allem: was wiegt wie viel? Prioritätenabwägung spielt eine große Rolle: Es reicht ein Kaffeelöffel für zwei, aber ein Komfortkopfpolster für jeden darf nicht fehlen. Dass ein Rezept für Butterbrot vorkommt, zeigt die Wichtigkeit einfacher Freuden auf Radreise.
Auf acht Touren folgt Julia Köstenberger dem Verlauf des ehemaligen Eisernen Vorhangs vom Böhmerwald bis Hohenau an der March. Die Spuren jahrhundertelanger nachbarschaftlicher Beziehungen sowie der gewaltsamen Grenzziehungen und Vertreibungen des 20. Jh.s sind mitunter unscheinbar. Das sorgfältig recherchierte Reisehandbuch lenkt die Aufmerksamkeit auf die wechselvolle Geschichte dieser Gegend. Detaillierte Routenbeschreibungen und Informationen zur An- und Abreise machen „Grenzenlos Radeln“ zum praktischen Reisebegleiter.
Wer die wichtigsten Begriffe und Fakten kennen und nachschlagen möchte, für den ist das sympathische Radsportlexikon „P wie Peloton“ von Suze Clemitson gemacht. Amüsante Fakten und bizarre Geschichten – kunstvoll von Mark Fairhurst illustriert – erzählen Radsportgeschichte: Von Alpe d’Huez und Angliru über Echelon und Gradient bis Joop Zoetemelk und Erik Zabel, von großen Rundfahrten und bitteren Niederlagen – ein Nachschlagewerk, das durch seine Gestaltung begeistert.
Alec Hager
Stefanie Bermesser
Bergh, Hana & Peter Handbuch Radreisen Mit dem Fahrrad entdecken und genießen. Wien: Braumüller Verlag, 2017; ISBN: 978-3-99100-230-7 282 Seiten, 24 Euro
Köstenberger, Julia Grenzenlos Radeln Wien: Falter Verlag, 2018 ISBN 978-3-85439-591-1 352 Seiten, 29,90 Euro
Omo Lisboa
Ryser, Nora Veloflickbuch Thun/Gwatt: Werd Verlag, 2018 ISBN 978-3-85932-901-0 40 Seiten, 25 Euro
Fahr Rad. Die Rückeroberung der Stadt. Katalog zur Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt, 2018 Basel: Birkhäuser Verlag, 2018 ISBN 978-3-0356-1547-0 279 Seiten 49,95 Euro
Omo Lisboa
Clemitson, Suze Fairhurst, Mark P Wie Peloton. Das A bis Z des Rennradsports. Bielefeld: Delius Klasing Verlag, 2017 ISBN 978-3-667-11059-6 160 Seiten, 17,40 Euro
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Ulrich Leth
Schulprojekt
Drehen wir einen Film! In Steinerkirchen an der Traun gestalteten Schülerinnen und Schüler einer vierten Klasse ein Video über den Zauber des Radfahrens
BERICHT: Matthias Bernold
Min Radl in’d Schui heißt der knapp fünf Minuten lange Kurzfilm. Hier der Link zum Video: youtube.com/ watch?v=K56F2gjpchc Am 6. September um 18.30 wird der Film unter dem Motto „Damma wos“ im Medienkulturhaus Wels präsentiert. Fotos: Impressionen von den Dreharbeiten
Fotos: NMS Steinerkirchen an der Traun
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osefa schwingt sich auf ihr oranges Mountainbike. Es geht durch Wiesen und Wälder, nach und nach holt sie die anderen Klassenkolleginnen und -kollegen ab. Die Luft ist gut, die Sonne lacht, und am Ende ist es eine kleine Radparade, die vor der Schule eintrifft. Das ist der Plot jenes Kurzfilms, den zwölf Schülerinnen und Schüler einer vierten Klasse an der neuen Mittelschule in Steinerkirchen ⁄ Traun im vergangenen Juni gedreht haben. Initiiert wurde der Kurzfilm, der Anfang September im Medienkulturhaus Wels gezeigt werden wird, vom Kunstlehrer der Schule, Wolfgang Wurm. „Auch im ländlichen Raum ist das Fahrrad ein geniales Fortbewegungsmittel“, sagt der begeisterte Alltagsradler Wurm: „Als ich in der Klasse vorgeschlagen habe, einen Film über Mobilität zu drehen, waren alle begeistert.“ Sogar eine Förderung stellte der Lehrer auf: 5.000 Euro von der Leader Region Wels Land. Das Kompetenzzentrum für Film des Medienkulturhauses Wels schickte außerdem zwei Experten, um zusammen mit den Schülerinnen und Schülern ein Drehbuch zu entwickeln und bei der technischen Umsetzung zu helfen. Drei Tage dauerten die Dreharbeiten, einen Tag lang gestalteten die Jugendlichen Animationen. Den Rest der Woche wurde geschnitten und vertont. „Wir wollten zeigen: Wenn man durch die Landschaft radelt, erlebt man weit mehr als im Auto“, erklärt Wurm: „Man begegnet anderen Menschen und der Natur. Es ist eine lustvolle Erfahrung.“ Positiver Nebeneffekt, wie Wurm herausstreicht: „Als die anderen in der Schule mitbekommen haben, dass wir einen Film drehen, sind sofort mehr Kids mit dem Rad in die Schule gekommen.“
Make cities loud again
Lebensstil
Unsere Autorin nahm am Cranked-Tapes-Workshop des Künstlerduos Mayo teil. Bei der Juli-CM kamen die Fahrrad-Kassetten-Spieler zum Einsatz
BERICHT: Isabella Klebinger
Fotos: Ioana Tarchila / Conny Zenk
Zusammen mit den Workshopteilnehmenden bespielten und begleiteten MAYO die CM in die Seestadt, wo sich das Projekt schließlich zu einer vielschichtigen Sound-Performance verdichtete: Auf einer Bühne erzeugten drei umgedrehte Fahrräder stationär und handgekurbelt Sounds, während drei Räder Parcours fuhren und geschwindigkeitsabhängige Klänge erzeugten.
MAYO Yoana Buzova oyoana.com
Matthias Hurtl randomaccessmemory.at radperformance.wordpress.com www.criticalmass.at www.facebook.com/ events/228506437964128
Schlager-Musik Dabei vermischten sich Sounds des hauseigenen Kassettenlabels der Artists mit verfremdeten Tönen von Schlager-Musikkassetten zu einer dichten Soundsphäre, die im letzten Sonnenlicht des dritten Freitages im Juli erklang. Den Hintergrund bildete die halbfertige Großstadtsilhouette der Seestadt inklusive Baukräne. Nach Sonnenuntergang endete der Abend mit einer Kurzfilmvorführung des Cycle Cinema Club mit Häppchen und Drinks vom Seestädter Fahrrad-Treff United In Cycling. Fazit: Eine kulturträchtige CM, die zeigt, wie vielseitig (urbane) Fahrradkultur sein kann und welches Potenzial im Fahrrad als Musikinstrument und Sprachrohr einer urbanen Kultur steckt.
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ake cities loud again“ – mit diesem Aufruf lud das Künstlerduo MAYO alias Yoana Buzova und Matthias Hurtl in Kooperation mit Radperformance Vienna – einer interdisziplinärkünstlerischen Radkulturplattform – zu einem zweitägigen Selbstbauworkshop von „Cranked Tapes“. Die Fahrradmodule sind kurbelbetriebene, am Fahrrad befestigte Kassettenspieler (Walkmen), montiert in einer Jausendose am Fahrradrahmen, die in Symbiose mit der Trittgeschwindigkeit dynamische Klänge erzeugen: Dabei bestimmt die Trittfrequenz die Abspielgeschwindigkeit, was zu eigenwilligen Klang-Effekten führt. Zwei Abende lang schraubten, löteten und bastelten die Teilnehmenden im Kunstkanal Wien an den Soundmachines, die aufnehmen können und den urbanen Raum mit Klang erfüllen. Die Idee zu dem ungewöhnlichen Kunstprojekt kam den beiden Kunstschaffenden im Zuge eines Aufenthaltes in Rotterdam, wo sie durch die Auseinandersetzung mit dem Werk Henri Lefebvres „Rhythmanalysis“ die Velo-Soundmachines für eine performative Stadttour entwickelten. Die Performance in Wien war Teil der Critical Mass am 20. Juli, die vom Schwarzenbergplatz in die Seestadt Aspern führte.
Die Workshop-Teilnehmenden beim Basteln und Löten
Cranked-Tapes in Aktion: Die Fahrgeschwindigkeit bestimmt die Abspielgeschwindigkeit der Musik-Kassetten
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Lebensstil
Orcas Kettenbriefe Gangarten
Auf dem großen Kranzl: der Anschub für den Subtext, der große Tritt für den Moment, die Herausforderung, der letzte Schwung, um noch über die Ampel zu kommen, die schon die längste Zeit nach einem Stopp verlangt, aber die Hoffnung, es noch zu schaffen, größer. Dazwischen die Glieder, die geschmeidig laufen wollen, wären da nicht so viele Meinungen und Perspektiven. Die einen wollen einen Rückwärtsgang, die anderen den Rücktritt, jene einen einen Freilauf, jene anderen einen starren Gang. Geklingelt wird in Gefahrenzonen. Ein Ausruf vor Veränderung. Ein Signal für Veränderung. Ein: Heast! Entweder: Vorsicht! Oder: Achtung! Folglich: achtet auf die Gangart.
Clara „Orca“ Felis ist Radbotin, Buchhändlerin, und sie schreibt. An dieser Stelle: lyrische Miniaturen aus dem Straßendschungel zum Wortmeer
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Auf dem einen Gang findet sich: Licht, die Blendung, das ungewollte Innehalten, das Hinterfragen, die Kontrolle, Hierarchien abklopfen, die Duckmäuser und ihr Gegenüber, manchmal das Engagement, sehr oft das Kopfschütteln über die Situation. Auf dem anderen Gang findet sich: Undurchsichtigkeit, Entscheidungen auf anderer Ebene, die einen betreffen oder – noch – nicht. Befindlichkeiten, die nicht unter die Lupe genommen werden (dürfen). Austauschbare Marionettenspieler und -spielerinnen und Leitfiguren. Auf dem kleinen Kranzl: die Leichtigkeit, um den Berg zu erklimmen, einen Überblick erhaschen, um zu verstehen. Strukturen entdecken, jene, die geändert werden können, andere, die geändert werden wollen. Und dazwischen auch einfach sein.
Briefe aus der Ferne
Foto: Magda Jöchler
Dieses Mal: Kopenhagen Es dauert längstens eine halbe Stunde, dann hat man als Radfahrerin begriffen, wie sicher man sich im Straßenverkehr fühlen kann, ja eigentlich fühlen sollte. In den letzten zehn Jahren hat die Stadtverwaltung über 134 Millionen Euro in dieses Gefühl investiert. Nun hat jede noch so kleine Straße zumindest einen Fahrradstreifen. An mehrspurigen Straßen ist eine erhöhte Spur für Radfahrende reserviert. Eigene Ampeln geben Radfahrenden die Vorfahrt, bei Tempo 20 gibt es eine grüne Welle – spätestens dann hat das Auto in Sachen Schnelligkeit keine Chance mehr: Auf dem Fahrrad hingegen entsteht der Eindruck, sich wie auf der Autobahn fortzubewegen. Dabei ist Dänemarks Hauptstadt nicht einmal das einfachste Pflaster für die Planung eines flächendeckenden
Radwegenetzes. Daran ist vor allem der Hafen schuld, der entlang der ausgefransten Küstenlinie immer wieder bis ins historische Stadtzentrum schneidet. Deshalb plant die Stadt sechzehn neue Brücken, die Zufußgehenden und Radfahrenden vorbehalten sind. Einige davon gibt es schon: etwa die 235 Meter lange „Fahrradschlange“ und die vor zwei Jahren fertig gestellte „Inderhavnsbroen“, die den westlichen Nyhaven mit dem Stadtteil Christiania verbindet. Heute radeln deshalb über 60 Prozent der Kopenhagener zur Arbeit oder an die Universität/Schule. In den Parkgaragen der Bürogebäude und Unis parken deshalb keine Autos mehr, sondern Fahrräder. Wichtiger Überlebenstipp für Reisende: Lernen Sie die Handzeichen, bevor Sie die Stadt per „cykel“ erkunden. Magda Jöchler
Blick auf die „Inderhavnsbroen“, eine Fahrradbrücke zwischen Nyhaven und Christiania
Produkte & Technik Schaufenster: Neue Produkte für Velophile Seite 31
Reportage aus Hamburg: Workshop von XYZ Cargo Seite 34
Test: Streetmachine von HP Velotechnik Seite 37
REPARATURKOLUMNE
Die praktische DIY-Klappbox Unser Technik-Guru sucht eine bessere Transportlösung als das Körberl. Im Fall der Fälle: Selber machen
Andreas Röderer ist Fahrradmechaniker bei Heavy Pedals 1
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1. Zuschnitt: Rück- und Frontwand jeweils 335 x 220 mm, 4 Seitenwände 90 x 220 mm, Boden 335 x 185 mm. 2. Quer mit einer feingezahnten Säge schneiden, längs mit Cuttermesser beidseitig entlang des Stegs, dann Überstände vorsichtig wegschnitzen. 3. Schnittkanten mit Schleifklotz und Schleifpapier (100er) glätten und abrunden, Staub ausblasen. 4. Bohren mit Holz- oder Metallbohrer 4mm mittig in der Hohkammer neben den Kanten. (Bild 1) 5. Bohrungen ca. alle 2 cm auf gleicher Höhe, 1 cm von den Ecken beginnen. 6. Rückwand 8 mm oberhalb der Unterkante bohren, Bodenplatte 6 mm vom Rand. 7. Schnurende mit Flamme spitz zuformen und Einfädeln mit der Frontwand und den Faltwandteilen beginnen. 8. Seitenwände so schnüren, dass die diagonalen Seile auf der Außenseite der Scharniere liegen, beim Mittelscharnier innen. (Bild 2) 9. Schnur straff ziehen, doppelt verknoten, überstehendes Seilende ev. in die Hohlkammer stecken. (Bild 3) 10. Boden mit der Rückwand verschnüren, Diagonalseile außen. 11. Boden einklappen und als Distanz beim Verschnüren der Innenscharniere der Faltwände nutzen – diese Schnüre bleiben lockerer, spannen sich unter Last.
12. Aluwinkel 10 mm von den Enden und alle 100 mm bohren, 6mm vom oberen Rand, 4 mm Bohrer. 13. Aluwinkel an der Unterkante der Frontwand verschrauben, innen mit 6er-Scheiben. 14. Spannschnur der Faltwände beidseitig neben dem Mittelscharnier durch die Hohlkammern ziehen und unter dem Boden straff verknoten. 15. U-Profil auf die obere Kante der Rückwand stecken, darunter drei mal paarweise mit einer Kammer Abstand bohren. 16. Kabelbinder oben doppelt wickeln und straff ziehen, auch unten am Gepäckträger festspannen. Ein Gummispanner, senkrecht um den Korb gespannt, sichert die Zuladung und hält den Korb im gefalteten Zustand flach. Schnüre nach einiger Zeit kontrollieren und ev. etwas nachziehen. Fertig! (Bild 4) Viel Spaß beim Basteln – natürlich auf eigenes Risiko! Material → Polycarbonat Stegplatte 6 mm, zwei Quadratmeter reichen für ca. sechs Körbe, oder Reste verwenden. → Polypropylen-Flechtschnur 3 mm, schwarz, UV beständig ca. acht Meter Aluwinkel 20/20/2 mm, Länge 320 mm → Alu-U-Profil 8/8/1 mm für die 6-mmPlatte, Länge 335 mm → vier Kabelbinder 4,8 mm breit → vier Senkkopfschrauben M 4x15 mm mit Hutmuttern und Sprengringen → 4 Beilagscheiben 6 mm
Fotos: Andreas Röderer
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ür Kleintransporte mit dem Fahrrad sind Körbe die einfachste Lösung. Leider machen sie das Rad beim Parken recht sperrig. Zum Platzsparen gibt’s Faltkörbe aus Draht für die seitliche Montage. Doch die sind schwer und rosten. Die Lösung: Klappbox aus PolycarbonatStegplatten – bruch- und wetterfest und vor allem: leicht. Sie wiegt nur ein halbes Kilo statt 1,25 beim üblichen Metall-Korb von ca. 13 Liter Volumen.
Corky – Rückspiegel für das Rennrad Die Kappe vom Lenkerende gezogen, Corky reingesteckt, Feststellschraube angezogen: Fertig. Schon verfügt das Rennrad über einen aufklappbaren Rückspiegel in der Größe eines Dentalspiegels. Das Produkt des französischsüdkoreanischen Herstellers wurde durch mehrere erfolgreiche CrowdfundingKampagnen bekannt. Unser erster Eindruck: praktisch.
Das DRAHTESEL Schaufenster C
Puky Roller R07 L Als Einstieg in die umweltfreundliche Mobilität und aktive Fortbewegung taugt der Roller von Puky. Die Highlights: Lenker höhenverstellbar, Dual-Density-Lenkergriffe, Speichenräder und Lenkung sind kugelgelagert, luftbereifte Laufräder (50203) mit farbiger Seitenwand, V-Brake (hinten), rutschhemmendes Trittbrett, Ständer. Stoßfeste Pulverlackierung. Ab viereinhalb Jahren.
thebeam-europe.com
puky.at
Gesehen im Online-Shop um 20 Euro
Gesehen im Fachhandel um 139,99 Euro
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Riese & Müller Packster 40 Das kompakte Packster 40 ist trotz großer Ladefläche mit ca. 2,23 Metern Länge kaum länger als ein herkömmliches Fahrrad. So passt es in jeden Fahrradkeller und wiegt knapp unter 30 Kilogramm. Praktisch: Der Sitzpolster des optionalen Kindersitzes lässt sich in den Kinderfußraum der Box klappen, wodurch im Handumdrehen eine Ladefläche entsteht.
Handgemachte Sättel Schenkt man den Produktfotos auf der Website des in Austin, Texas, ansässigen Zwei-Personen-Unternehmens Leh Cycling Vertrauen, verkaufen die dort die schönsten Ledersättel, die derzeit für Geld erhältlich sind. Abgebildet ist der handgemachte Fizik Aliante Gamma Brogue (249 Dollar).
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lehcyclinggoods.com
r-m.de
Das DRAHTESEL Schaufenster entsteht in Kooperation mit den Herstellern; Fotos: Hersteller
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Gesehen bei Cooperative FAHRRAD Gumpendorfer Straße 87 1060 Wien ab 4.489 Euro
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C Mikili KAPPÔ Das Berliner Designstudio Mikili hat sich auf elegante Fahrradmöbel spezialisiert, die es erlauben, das Fahrrad stilvoll in der eigenen Wohnung zu verwahren. Im Bild: das Regal KAPPÔ in der Variante aus Eichenholz. mikili.de
Gesehen im Online-Shop um 285 Euro
Gesehen im Online-Shop ab 249 Dollar
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Bambus-E-Bike Europas größter Bambusfahrradhersteller my Boo fertigt seine Produkte gemeinsam mit einem sozialen Projekt in Ghana und verbindet soziales Engagement, nachhaltige Innovation und wirtschaftliches Handeln. Die in Ghana hergestellten Bambus-Rahmen federn Stöße und Vibrationen sogar besser als Stahl. Mit Starrgabel, leistungsstarkem ShimanoSteps Mittelmotor E6000 und hochwertigen Komponenten ist das my Volta Gates als E-Bike für den urbanen Alltag konzipiert. my-boo.de
Gesehen bei Enzovelo Spittelauer Lände 11 1090 Wien ab 3.999 Euro
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ARGUS Fördernde Mitglieder Fahrradhändler 2Rad-Peter Vesecky 2Rad-Fachbetrieb seit 1919 Böcklinstraße 64 1020 Wien Tel.: 01/728 93 11 2rad-pv@gmx.at 2rad-pv.at
Sator Bike Shop Neu- u. Gebrauchträder, Reparaturen Böcklinstraße 104 1020 Wien Tel.: 01/728 91 36 office@sator-bike.at sator-bike.at
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Glanzrad majestic stylish retro bicycles Leopoldsgasse 21 1020 Wien Tel.: 0676 / 411 42 29 office@glanzrad.com glanzrad.com
das taschenfahrrad Stadt-, Tourenräder & Fahrradtaschen Verkauf / Werkstatt Leopoldsgasse 28 1020 Wien Tel.: 0699 / 104 31 886 hans.poellhuber@chello.at dastaschenfahrrad.com
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SPORTHAUS RIH Fahrradverkauf und -reparatur Praterstraße 48 1020 Wien Tel.: 01 / 214 51 80 radsport-rih.com
VELETAGE Salon für Radkultur Praterstraße 13 1020 Wien Tel.: 01/212 49 11 salon@veletage.com veletage.com
huberista / CHHUBER bicycles GmbH Christian Huber Erdbergstraße 22 1030 Wien Tel.: 0676/366 09 00 huberista.com
Radlobby ARGUS Shop Verkauf-WerkstattVersicherungen-Anhängerverleih Frankenberggasse 11 1040 Wien Tel.: 01/505 09 07 shop@argus.or.at argusshop.org
Stadtradler Dein Hollandrad-Spezialist Karlsgasse 16 1040 Wien Tel.: 0664 / 340 15 68 stadtradler.at
MITICO Bikes Vienna Zweiradladen, Werkstatt, Caffè Margaretenstraße 107 1050 Wien Tel.: 01/ 907 20 87 office@miticobikes.com miticobikes.com
Heavy Pedals Lastenradtransport und -verkauf OG Am Hundsturm 1 1050 Wien Tel.: 01 / 353 0 353 info@heavypedals.at heavypedals.at
Cooperative Fahrrad Fahrradverkauf und -werkstatt Gumpendorfer Straße 111 1060 Wien Tel.: 01 / 596 52 56 fahrrad.co.at
Ciclopia Fahrrad + Werkstatt Stiegengasse 20 1060 Wien Tel.: 01 / 586 76 33 ciclopia.at
Radpunkt OG von hier aus weiter Schmalzhofgasse 10 1060 Wien Tel.: 0660 / 159 33 99 office@radpunkt.at radpunkt.at
CITYBIKER.AT Lerchenfelder Straße 13 1070 Wien Tel.: 01 / 522 19 02 citybiker.at
IG-Fahrrad Shop Neu- und Gebrauchtradverkauf Werkstätte u. Verleih Westbahnstraße 28 1070 Wien Tel.: 01 / 523 51 13 ig-fahrrad.at
die stadtwerkstadt zertifizierte Fachwerkstatt Skodagasse 1 1080 Wien Tel.: 0676/928 32 00 office@alpenrad.at alpenrad.at
Mistelbiker e.U. Gerhard Döltl Florianigasse 54/7 1080 Wien Tel.: 0680/12 76 183 office@mistelbiker.at mistelbiker.at
Enzovelo Ing. Heinz Wipplinger Spittelauer Lände 11 1090 Wien Tel.: 01 / 310 05 45 enzovelo.at
MOUNTAINBIKER.AT Stadtbahnbögen 145-150 Währinger Gürtel Ecke Sternwartestraße 1090 Wien Tel.: 01 / 470 71 86 mountainbiker.at
Die Radstation Verleih-Reparatur-Parken-Shop Am Hauptbahnhof 1 1100 Wien Tel.: 01/895 99 09-8800 office@dieradstation.cc dieradstation.cc
VERTICAL eMobility GmbH Der E-Bike Spezialist Beratung, Verkauf, Service, Testfahrten Gänsbachergasse 1 1110 Wien Tel.: 01 / 929 66 90 team@vertical.world vertical.world
Manfred Dittler Waffenradspezialist Schlöglgasse 19 1120 Wien Tel.: 01 / 802 52 22 waffenrad.at Hitec-Sports Ges.m.b.H Erfolgreichster Simplon-Händler seit 2003 Rotenberggasse 6 1130 Wien Tel.: 01/ 879 60 06 office@hitec-sports.at hitec-sports.at
Radlheim-Fünfhaus Fahrrad.Werkstatt.Kollektiv Dingelstedtgasse 2/1 1150 Wien Tel.: 01/929 15 82 radlheim.org
Radshop.at Gabor Magyar e.U. Neubaugürtel 31 1150 Wien Tel.: 01 / 98 222 39 info@radshop.at radshop.at
Wolfgang Brunner Fahrradmechanikermeister Degengasse 37 1160 Wien Tel.: 01 / 485 57 32 reparaturnetzwerk.at/wolfgangbrunner das faltrad Ottakringer Straße 71 1160 Wien Tel.: 0681 / 104 07 744 dasfaltrad.at
Fahrräder TRAPPL Fahrradverkauf und Werkstatt Leystraße 75 1200 Wien Tel.: 01 / 330 06 96 fahrradtrappl.at RAD & TAT Verkauf, Reparatur, Service Fultonstraße 5-11/7/ R1 1210 Wien Tel.: 0699 /10 69 28 61 technik@radundtat.co.at radundtat.co.at
2rad-shop GERHARDT GmbH Langobardenstraße 19 1220 Wien Wiedner Hauptstr. 55 1040 Wien Tel.: 01 / 282 51 44 office@2rad-shop.at 2rad-shop.at
2radtreff.at 2radtreff huber e.U. Breitenfurter Straße 270 1230 Wien Tel.: 01 / 869 63 75 www.2radtreff.at
Wienerwaldbiker.at Friedrich Michael Wehrgasse 4 2340 Mödling Tel.: 02236 / 273 07 wienerwaldbiker.at
Brückl Fahrräder und Nähmaschinen Dametzstraße 5 4020 Linz Tel.: 0732/777 276 office@brueckl.cc brueckl.cc
Rad & Sport Kiesl Gmbh Beratung, Verkauf, Service Freistädter Straße 297 4040 Linz Tel.: 0732 / 750 450 radsport.kiesl@aon.at radsport-kiesl.at
BIKEREI e.U. Gerhard Gruber Karl-Wurmb-Straße 8 4600 Wels Tel.: 07242 / 277 444 office@bikerei.eu bikerei.eu
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Impressum
DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin 35. Jahrgang ⁄ Heft 3 Erscheinungsdatum 29. August 2018 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin ARGUS – Arbeits gemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak felczak@argus.or.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at
Unter Mitarbeit von Stafanie Bermesser Walter Bradler Eliza Brunmayr Andrzej Felczak Hannes Friedrich Willi Grabmayr Martina Gura Alec Hager Eva Häfele Mirko Javurek Magdalena Jöchler Jan Killian Isabella Klebinger Valerie Madeja Margit Palman Clara Porak Peter Provaznik Roland Romano Brigitte Schicho Heidi Schmitt Daniela Schulhofer Mario Sedlak Reinhold Seitl Kolumnen Clara „Orca“ Felis Ines Ingerle Johannes Pepelnik Andreas Röderer Reinhold Seitl Cover Anna Hazod
Art Direktion Anna Hazod annahazod.com Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Illustrationen Miguel Ángel Camprubí miguelangelcamprubi.com (Portraits der Autorinnen und Autoren) Anna Hazod Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo - Fr 14 - 19 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr Tel.: 01 ⁄ 505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus
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Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt.
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Für die Lastenräder in modularer Leichtbauweise können im Internet Bausätze heruntergeladen werden: kostenlos.
Das Fahrrad und der Tschechenigel XYZ CARGO Bikes sind Lastenräder in modularer Leichtbauweise, gefertigt in Hamburg und Kopenhagen – Selbstbau möglich
E
BERICHT: Xenia Kopf
in sogenannter Tschechenigel ist ursprünglich eine Panzersperre aus drei überkreuzt verschweißten Stahlprofilen. Mitte der 1930er in der Tschechoslowakei als Teil eines Verteidigungswalls gegen die Nazis entwickelt – hat sich die Bezeichnung bis heute für ähnlich stabile, dreidimensionale Bauteilverbindungen erhalten. Die Entwickler des deutsch-dänischen Herstellers XYZ CARGO wandelten ihn zu XYZ Nodes ab – also zu drei miteinander verschraubten Alu-Profilen – und adelten ihn damit zu Lastenrad-Architektur. Im Frühjahr 2018 lernte ich im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes in Hamburg einige lokale, selbstverwaltete Projekte kennen. Dabei hatte ich Gelegenheit, einen Lastenrad-SelbstbauWorkshop zu besuchen. XYZ CARGO Lastenräder werden aus handelsüblichen, eloxierten Aluprofilen gebaut, die lediglich miteinan-
der verschraubt werden. Und zwar in ‚Tschechenigel‘-Manier: drei Profile entlang einer gedachten x-, y- und zAchse. Das modulare Konstruktionsprinzip ermöglicht lokale Herstellung in kleinen Strukturen unter selbst bestimmten, fairen und ökologischen Bedingungen. Open Source Es wurde zudem als Open Source veröffentlicht: Wer, statt ein fertiges Lastenrad zu kaufen, selbst eines bauen will, ist zum eigenhändigen, nicht-kommerziellen Nachbau eingeladen. Für zwei der sieben Modelle gibt es detaillierte Konstruktionsanleitungen unter einer Creative Commons-Lizenz (CC BY-NCSA 3.0). Unter der fachkundigen Anleitung von Till Wolfer – er hat das Konzept mit seinem Partner Ion Sørvin bei N55 in Kopenhagen entwickelt – ist das Ganze natürlich einfacher: Er hat die benötigten Bauteile in der CNC-Fräse vorberei-
Fotos: Till Wolfer
Lastenrad-Workshop bei XYZ Cargo in Hamburg: Diesmal steht der Bau eines Küchenrades sowie eines Kindertransportrades auf dem Programm
Die Materialdiskussion Auf meine Frage, warum er sich ausgerechnet für das Material Aluminium entschieden habe, meint Till, es sei zwar in der Herstellung problematisch, könne aber vollständig recycelt werden. „Bei diesen Profilen kann ich davon ausgehen, dass die Recylingrate bei durchschnittlich 70 Prozent liegt“, meint er. Außerdem sind die Profile
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tet und behält auch während des Arbeitens immer den Überblick, welches Teil wohin gehört. Wir sind zu viert in der Entwurfswerkstatt und bauen in Zweier-Teams jeweils ein Trike: eins davon wird ein Stadtteil-Lastenrad mit Küchen-Aufbau, das andere – bei dem ich mitschraube – ein Kindertransportrad. Erster Lerneffekt: Bei der Entnahme der Teile aus der CNC-Fräse immer beide Halterungen aufschrauben, sonst holt man sich einen blutigen Daumen an der ungeschliffenen Schnittkante. Alles Weitere gestaltet sich höchst unblutig: Die Aluprofile sind leicht und einfach zu bearbeiten, die benötigten Teile schnell fertig zugeschnitten, geschliffen und gebohrt. Schweißen ist nicht nötig, gefordert sind lediglich etwas Fingerfertigkeit an Bandsäge und Schleifmaschine, Standbohrer und Akkuschrauber. Es geht flott dahin: Tretlager, Rahmen und Transportbox sind schon am ersten Workshop-Tag fertig.
laut Till im Metallhandel günstig erhältlich und gegebenenfalls leicht ersetzbar. Dank der Langlebigkeit des Materials seien Reparaturen aber selten notwendig. Im Prinzip könnten auch andere Materialien verwendet werden. Eine plattenbasierte Bauweise aus Holz war auch die ursprüngliche Idee von XYZ Cargo, hat sich aber als nicht tauglich herausgestellt. Das Holz müsste gänzlich mit Lack versiegelt werden, um wetterfest genug zu sein, ähnlich den vollständig mit Epoxit umhüllten Bambus-Rahmen – und das sei nicht mehr ökologisch, weil nicht mehr wiederverwertbar, erklärt Till. Kunst und Politik XYZ Bikes lassen sich leicht adaptieren und erweitern. Die kleine Entwurfswerkstatt ist voll mit verschiedenen Modellen: An der Wand hängt z.B. ein dreirädriges Liegerad mit hinten angeordneter, zweiteiliger Transportbox, im Schaufenster ist ein schmales zweirädriges Lastenrad ausgestellt, und an der Rückseite steht ein frisch entwickelter, vierrädriger ‚Truck‘ (Schwerlasten-Rad mit Zuladungs-Kapazitäten bis zu 300 Kilogramm). Auch lehnen an der Wand große, mit Kunstrasen begrünte Plattformen, deren Zweck sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Sie stammen – wie ich später herausfinde – aus dem künstle-
Erforderlich: etwas Fingerfertigkeit an Bandsäge und Schleifmaschine, Standbohrer und Akkuschrauber.
Produkte & Technik
Weiterführende Informationen XYZ CARGO by Till Wolfer & N55: Lastenräder in modularer Leichtbauweise nach Open Source-Konstruktionsprinzip. Lokal, fair und nachhaltig produziert in Hamburg und Kopenhagen. www.xyzcargo.com (Interessierte aus Österreich können sich entweder direkt dort melden oder sich an Lemur Bike & Bones in Graz wenden: le-mur.at) N55 Plattform für politisch engagierte Kunst- und Designprojekte www.n55.dk
Anleitung XYZ ONESEATER
Reclaim the City Ins Bild passt auch, dass die Hamburger Entwurfswerkstatt Teil des Gängeviertels ist, ein kleiner selbstorganisierter Stadtteil mitten im hyperkapitalisierten Zentrum, der noch viele andere Projekte beherbergt: nichtkommerzielle Räume für Veranstaltungen, Akti-
www.n55.dk/MANUALS/SPACEFRAMEVEHICLES/DIY.pdf
Gängeviertel in Hamburg Selbstorganisierter Stadtteil das-gaengeviertel.info
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risch-aktivistischen Projekt Parkcycle Swarm (2013): Dieser Schwarm besteht aus mehreren XYZ Bikes mit begrünten Plattformen. Die Räder können ausschwärmen und Parkplätze – siehe Park(ing) Day – oder anderen öffentlichen Raum kapern: Fertig ist der selbstgemachte Pop-up-Park an praktisch jedem erdenklichen Ort samt Statement zur Frage „Wem gehört der öffentliche Raum?“ Das ist nur eines von vielen nicht-kommerziellen XYZ-Projekten. In der Unterhaltung mit Till ist bald klar: Das hier ist kein konventionelles Cargobike-Startup; es sind politische Ambitionen im Spiel. An der Wand der Werkstatt hängt ein großes Transparent mit dem Motto „Reclaim the Production“, im Booklet ist zu lesen: XYZ CARGO setzt „auf die Produktion in lokalen Micro Factories zu selbst bestimmten Bedingungen.“
vismus, Kunst- und Kulturproduktion, Wohnen, Volx- und Gemeinschaftsküchen, etc. In direkter Nachbarschaft zu Unternehmen wie Facebook, Exxon Mobile und dem Springer Verlag werden hier alternative Wirtschafts- und Lebensformen umgesetzt – und eben auch eigenhändig Lastenräder zusammengeschraubt. Die Workshoptage Zwei und Drei sind den Details gewidmet. Das heißt vor allem: schrauben, schrauben, schrauben. Aber auch das Montieren von Brems- und Schaltkabeln, Laufrädern, Lenkergummi, etc. Das StadtteilRad ist nach drei Tagen gemütlichen Werkelns – inklusive intensiver fahrradpolitischer Diskussionen – fertig. Die Kinderkutsche muss noch ein paar Tage aufgebockt in der Werkstatt auf Hinterrad, Kette und Motoraufhängung warten. Dann geht’s mit dem Lastenrad täglich quer durch Hamburg in die Kita. Ich konnte bisher nur eine Proberunde drehen, aber mir wurde immerhin eine dauerhafte Mitnutzungsgarantie eingeräumt. Mal sehen, wann die nächste Gelegenheit kommt, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen.
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Test: Liegerad Produkte & Technik
STREETMACHINE GTE
Muskelkater an ungewohnter Stelle Testbericht: Mario Sedlak
Fotos: privat
A
ls ich das Reiseliegerad sah, war ich beeindruckt. Ein richtiger Sitz, fast wie in einem kleinen Auto! Beinahe hätte ich die Gurte gesucht, um mich anzuschnallen. Die steilen Lenkergriffe wirken wie die Hebel der Macht in einem Fahrzeug. Aber in meiner Streetmachine gibt es keinen Motor. Ich muss selber treten – und Gleichgewicht halten. „Am Anfang schwankt jeder“, beruhigt mich Heinz Wipplinger von Enzovelo freundlich. Tatsächlich hatte ich bei meinen ersten Fahrversuchen wieder das Gefühl, ein völliger Anfänger zu sein. Nach einer Viertelstunde konnte ich mich aber schon auf Radwege wagen. Bald fing das ungewöhnliche Fahrrad an, Spaß zu machen. Ich testete Schotterwege, wie sie auf vielen Radreisen unvermeidbar sind. Auch dort kam ich mit der Streetmachine gut voran. Schlaglöcher spürte ich wenig. Schwellen und andere kleine Erhebungen am Weg schüttelten mich hingegen nahezu ungedämpft durch. Vielleicht könnte das durch Feinjustierung der Federung verbessert werden. Sogar als ich ein Stück über eine Wiese fuhr, machte das Rad einen guten Eindruck. Es ist aber nur für befestigte Wege bestimmt. Der Hersteller erlaubt nicht einmal, eine Wurzel damit zu überfahren. Als ich an einem Tag 100 Kilometer praktisch in einem Stück am Donauradweg fuhr, erwies sich der Sitz als äußerst bequem: keine Druckstellen, kein Wärmestau. Aber für meinen Körper war es doch eine etwas ungewohnte Belastung. Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal, dass mir die Fußsohlen einschlafen können. Nach den 100 Kilometern spürte ich auch einige Muskeln vor allem im Gesäßbereich deutlich. Wer im Liegen fährt, braucht eben andere Muskeln als ein aufrechter Radfahrender. Gewöhnungsbedürftig ist auch die 1.590 € teure Pinion-Schaltung: Bergauf streikte sie, bis ich fast alle Kraft von den Pedalen nahm. Erst wenn das Rad vollständig zum Stillstand gekommen ist, soll der Fah-
Testpilot Mario Sedlak war mit dem Liegerad schneller unterwegs als gewöhnlich
rende ein Bein auf den Boden stellen, warnt die Anleitung – aber das ist bei dem Zweirad kaum möglich. Bereits bei Schritttempo kann es schnell kippen. Dreimal musste ich mich mit meiner Hand am Boden auffangen. Ich trug Handschuhe, sodass mir nichts passierte, aber das Rad bekam hauptsächlich am Griff sofort Schrammen. Was sind denn die Vorteile? Am Liegerad war ich 2 bis 3 km/h schneller als sonst. Gegenwind bremste weniger. Leute sprachen mich an: „Cooles Fahrrad!“ Vor allem Kinder konnten ihre Bewunderung nicht verbergen. Wer es aus irgendwelchen Gründen nicht auf einem Fahrradsattel aushält, für den kann ein Liegerad eine gute Alternative sein. Im urbanen Alltagsradverkehr ist die niedrige Sitzhöhe allerdings ein Nachteil. Noch eine Information für Menschen mit schlechterem Gleichgewichtsgefühl: Es gibt auch eine Variante mit drei Rädern. hpvelotechnik.com
Streetmachine Gte Schaltung Pinion C1.12 (voll gekapselt, 12 Gänge) Bremsen Shimano BR-M315 Pedale Shimano XT PD-8000 Federelement hinten Rock Shox Federelement vorne Spinner grind 2 Nabendynamo SON Dioden-Scheinwerfer Busch & Müller IQ-X Laufräder 20 Zoll vorne, 26 Zoll hinten Max. Reifenbreite 2 Zoll (5 cm) Rahmen Alu 7005T6 Gewicht 15 kg Sitzhöhe 63 cm Länge 170–195 cm Geeignet für Körpergröße ca. 164–200 cm Preis in der getesteten Ausstattung 5.198,20 Euro
Das Testrad wurde uns von Heinz Wipplinger von Enzovelo zur Verfügung gestellt
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Die Streetmachine von HP Velotechnik verspricht ein eigenes Fahrgefühl mit einem Hauch von Luxus. In der Praxis jedenfalls unstrittig: der Coolness-Faktor
Test: E-Longtail Produkte & Technik
TERN GSD
Zwischen Moped und SUV BERICHT: Matthias Bernold
Mit dem „Get Stuff Done“ bringt Tern ein elektrifiziertes Transportrad für Familien auf den Markt. Was kann das Ding?
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ternbicycles.com
Kompaktes Longtail: Tern hatte bei der Entwicklung des GSD vor allem Familien als Zielgruppe im Auge
D
er taiwanesische Hersteller Tern hat heuer ein neu entwickeltes Long Tail – d.h. Transportrad mit verlängertem Hinterbau – auf den Markt gebracht. Das „Get Stuff Done“ versteht sich als kompaktes E-Transportrad für die ganze Familie und soll – wie es heißt – zwei Kinder transportieren, für eine Woche Vorrat an Lebensmitteln besorgen, oder eine große Ladung aufnehmen können. Mit insgesamt 1,80 Meter Länge ist das GSD in etwa so lang wie ein gewöhnliches Fahrrad. Ohne Extras und Taschen, aber mit Akku wiegt es 27 Kilogramm. Angesichts des massiven Alu-Rahmens samt integriertem Gepäckträger ist das gar nicht einmal so viel. Ich teste das GSD im Rahmen einer Wochenend-Ausfahrt nach Aderklaa im Marchfeld, an der nordöstlichen Wiener Stadtgrenze, um Gemüse ab Hof zu kaufen. Ein Ausflug von insgesamt 45 Kilometer Länge. Die üppige Motorisierung mit Bosch Performance-Antrieb macht das Radeln auch bei Steigungen und Gegenwind zum Kinderspiel. Und das trotz absolut aufrechter Sitzhaltung, mit Sohn und viel Gepäck an Bord. Besonders beeindruckend: die Reichweite. Die zwei Akkus des Testrades (Dual-Battery-Technologie von Bosch) mit je 900 Wattstunden, was die
Reichweite auf imposante 250 Kilometer hebt. Probleme ergaben sich für mich aufgrund der Geometrie: Damit der Gepäckträger in dieser Länge ausgeführt werden konnte, verkürzte man die Geometrie entlang des Oberrohres. Menschen ab einer Körpergröße von 1,90 Meter werden sich schwer tun, eine angenehme Sitzposition zu finden. Handling mit Kind Was beim Radeln mit Kleinkind wichtig ist: Ein niedriger Schwerpunkt sowie ein exzellenter Hauptständer. Beide Aufgaben werden vom Tern mit Bravour gemeistert. Durch den „langen Hintern“ des Fahrrades hat der kleine Passagier viel Freiheit und pickt nicht unmittelbar am Rücken des Chauffeurs. Theoretisch wäre sogar noch genug Platz für einen weiteren Fahrgast. Das offizielle Tern Video zum GSD zeigt zwei hintereinander montierte Kindersitze. Für das GSD hat Tern einige Falt-Elemente übernommen, damit das Rad etwas leichter transportiert werden kann. Die Ausstattung ist – wie von Tern gewohnt – sehr großzügig. Schaltung (Shimano Deore, 1 x 10 Speed), hydraulische Bremsen (Magura MT5, 180 mm Scheiben) und Lichtanlage sind erstklassig. Mit einem Preis von knapp 4.000 Euro in der Basis-Version zielt das GSD auf seine direkten Konkurrenten – den Edgerunner von Xtracycle und das Spicy Curry von Yuba. Wichtig bei allen Herstellern: Die Extras (Kindersitze, Front-Gepäckträger, Taschen, usw.) können ordentlich ins Geld gehen. Für einen starken Bosch-Extra-Akku zum Beispiel werden 759 Euro fällig. Fazit: Mit dem GSD hat Tern ein Transportrad entwickelt, bei dem die Elektrifizierung von Anfang an in die Konstruktion eingeflossen ist. Bei Reichweite, Kompaktheit, Qualität und Alltagstauglichkeit vermag das GSD zu punkten. Größer gewachsene Menschen könnten mit der Geometrie Schwierigkeiten haben. Jedenfalls: Eine Option für Familien, die eine umweltfreundliche Alternative zum Automobil suchen.
Fotos: Hersteller
Tern GSD Schaltung Shimano Deore, 1 × 10 Bremsen Magura MT5 (hydraulische Scheibenbremsen) Motor Bosch Performance Batterie Bosch Dual Battery System: 400wh/500wh/900wh Scheinwerfer Tern Valo (integriert), 41 lux /150 lumen Gewicht 27 kg (mit einem Akku) Zuladung 200 kg (inkl. Fahrer)
Tour & Reise Produkte & Technik Produkte & Technik
Spendentour: Cycling for Understanding Seite 39
Ausflugsziel: Radtour zum Grünen See Seite 40
Überraschend anders: Flandern auf dem Rad Seite 42
„Cycling for Understanding“ für mehr Toleranz Radfahren für einen guten Zweck: Judith Haidacher am Meer
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Mit dem Rennrad von Spanien nach Tirol, 1.832 Kilometer, 16.760 Höhenmeter, 160 Liter Wasser, 71 Bananen und 132.000 verbrannte Kalorien: Das ist die Bilanz der Rennradtour „Cycling for Understanding“ von Judith Haidacher und Thomas Lässer, die im Juli in 15 Tagen von Valencia in Spanien nach Rum in Tirol radelten – und zwar für den guten Zweck: nämlich den Erhalt der „Coloured Glasses”-Toleranzworkshops der NGO Youth for Understanding (YFU) Austria. Da die Förderung der Workshops, bei denen sich Jugendliche mit Themen wie Kultur, Identität, Stereotypisierung und Menschenrechten auseinandersetzen, Ende des Jahres ausläuft, stand die Fortführung auf der Kippe. Mit der Tour lukrierten sie 4.155 Euro an Spenden und stellten die Finanzierung 2019 sicher. verein.yfu.at
TAUERNRADWEGRUNDE
Genussradeln entlang der Saalach BERICHT: Ernst Miglbauer
Fotos: Cycling for Understanding
S
chon seit Beginn der 1990er-Jahre führt der Tauernradweg von Krimml nach Salzburg entlang der Salzach. Wenig bekannt ist, dass die Route entlang der Saalach von Zell am See über Saalfelden, Lofer und das „Kleine deutsche Eck“ nach Salzburg mit 94 Kilometern die „Tauernradwegrunde“ bildet. Sie verläuft insgesamt stets leicht fallend mit ein paar kurzen Steigungen in die Festspielstadt. Zu Beginn breitet sich der Zeller See
als natürliches Schwimmbecken am Fuß der Schmittenhöhe aus. Die Saalach trifft bei Maishofen auf die Radroute. In der Ortschaft Gerling ist ein Panoramaplatz erreicht: Hier zeigt sich das Steinerne Meer mit seinen stolzen Berggestalten in voller Breite. Unterhalb führt die Radtour mit einem Schlenker, kleineren Steigungen und Bergabfahrten durch Maria Alm und nach Saalfelden. Die Spitzen des Steinernen Meeres spiegeln
sich im Naturbad Ritzensee. Auf dem Weg nach Norden verengt sich das Saalachtal im Schatten der Steinberge von Leogang und Lofer, das für seine Almenwelt bekannt ist. Der Zwiebelturm der Pfarrkirche macht wie ein Zeigefinger auf das Ortszentrum aufmerksam. Bald wird das „Kleine deutsche Eck“ erreicht mit Bad Reichenhall. Nach dem bayerischen Kurort trennen sich Saalach und Radroute. Bevor es am Fuße des Untersbergs in die Mozartstadt geht, lädt
das Freilichtmuseum von Großgmain noch einmal ein zu einem kurzen Streifzug durch die alpine Kulturlandschaft. Informationen: tauernradweg.com bettundbike.de/radweg/tauernradweg
Empfehlenswerte Bett+BikeBetriebe an der Route: Saalfelden, Pension Kellerer; Unken: Kirchenwirt kirchenwirt-unken.at Landhotel Schütterbad schuetterbad.at, Wals: Hotel Laschenskyhof laschensky.at
Grüner wird’s nicht!
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Der Grüne See in der Steiermark ist nicht nur einer der schönsten Österreichs, sondern auch recht gut mit dem Fahrrad erreichbar
Feines Gesteinsmehl könnte die Ursache für die einzigartige Farbe des Sees sein BERICHT: Mario Sedlak
schend grün erscheint. Der Weg durch den grünen Auwald ist leider bald zu Ende. Der Lamingtalradweg verläuft meist neben oder auf der Hauptstraße: Ein Wermutstropfen für Familien oder ungeübte Radfahrende – aber dafür gibt es fast durchgängig Asphalt. Nur vor Pichl-Großdorf ist ein nennenswertes Stück Schotterpiste. Die Berglandschaft bildet eine wunderschöne Kulisse, die die Tour zu etwas Besonderem macht. Auch viele Wiesen heben sich mit ihren Kräutern und Blumen vom Alltäglichen ab. In Tragöß-Oberort fahre ich mit einem Lächeln an den gebührenpflichtigen Pkw-Parkplätzen vorbei. Bald darauf komme ich zum kleinen Pfarrteich, der schön klares Wasser hat. Wenig später heißt es: „Lamingtalradweg Ende“.
Die letzten Meter zum Grünen See finde ich aber auch ohne Beschilderung. Am Ziel Der Grüne See schaut eigentlich eher türkis aus. Es gibt abenteuerliche Theorien, woher die schöne Farbe kommt. Meiner Meinung nach ist die Ursache feines Gesteinsmehl, das sich in dem vom Schmelzwasser gespeisten See ansammelt, ähnlich wie im Peyto Lake in Kanada und vielen anderen Bergseen. 2014 wurde der Grüne See zum schönsten verborgenen Platz Österreichs gewählt. Seit 2016 ist tauchen, baden, Boot fahren usw. verboten. Es gibt aber eine Alternative: „Der am Weg liegende Zenzsee ist als Badesee sehr beliebt“, informiert Claudia Flatscher,
Fotos: Mario Sedlak
W
er ins Gebirge radeln will, muss sich normalerweise auf größere Steigungen einstellen. Nicht am Lamingtalradweg: Fast unmerklich geht es vom Mürztal gut 300 Höhenmeter hinauf, wo der smaragdgrüne See wartet. Die 26 Kilometer Streckenlänge habe ich als gemütlicher Radfahrender in zweieinhalb Stunden geschafft. Der Anfang des Lamingtalradwegs (R 41) befindet sich weniger als einen Kilometer nördlich vom Bahnhof Bruck an der Mur und ist gut beschildert. Vom Bahnhof oder vom Murradweg einfach das kleine Stück dem Mürztalradweg (R 5) folgen, dann leiten dich die Wegweiser über die Mürz nach Berndorf und dort an die Laming, die an dieser Stelle gestaut wird und bereits überra-
Naturschutzgebiet Grüner See Tour & Reise Tragöß
St. Katharein an der Laming Kapfenberg Bruck an der Mur
Geschäftsführerin des Tourismusregionalverbands Hochsteiermark. Wer sportlich ist und den Lamingtalradweg fortsetzen möchte, kann auf die Jassingalm fahren. Dann ist aber Schluss; das Tal ist eine „Sackgasse“. Um trotzdem nicht den gleichen Weg zurück nehmen zu müssen, habe ich mein Rad über Forststraßen und naturnahe Waldwege bis auf 1.200 Meter Seehöhe geschoben. Lückenschlüsse und Ausbau Fahren ist nicht erlaubt. Dementsprechend übernachten nur sehr wenige Tourenradler in Tragöß. Auf dem kleinen Bauernhof, wo ich schlief, war ich der erste. Die Beschilderung des Lamingtalradwegs wird gerade erneuert.
Im September soll sie fertig sein. Die Hälfte der Kosten zahlt eine Versicherung, die auf den Schildern genannt wird. Lückenschlüsse werden noch länger dauern. In Arndorf ist ein Begleitweg neben der Straße in Planung. Vor Oberdorf soll der Gehsteig verbreitert werden. Natürlich ist das auch eine finanzielle Frage. Die letzte größere bauliche Maßnahme am Lamingtalradweg war eine Straßensanierung 2010/2011 von Kilometer 7,8 bis 9,6 vor St. Katharein. Hier investierte die Gemeinde 140.000 Euro in die Errichtung eines Geh-und-Radweges (dazu kamen 20.000 Euro Förderung vom Klimaaktiv-Fonds). Das teilte das Land Steiermark auf Anfrage des DRAHTESEL mit.
INFOS Öffentlicher Verkehr Im Lamingtal fahren nur Busse, die keine Fahrräder mitnehmen. E-Mountainbike-Verleih in Kapfenberg: Stadtwerke Kapfenberg 03862/23516-2230 Evtl. auch Lieferung zum Bahnhof Bruck an der Mur möglich Badesee in Pichl-Großdorf: zenzsee.at Danksagung: Der Autor dankt der Kapfenbergerin Eva Meierhofer für aktuelle Informationen zu der Radroute.
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Reisetitel
06.09.- 08.09.18 06.09.- 08.09.18 15.09.- 22.09.18 04.10.- 07.10.18 25.10.- 28.10.18 Tagestouren 01.09.2018 02.09.2018 04.09.2018 15.09.2018 16.09.2018 25.09.2018 30.09.2018 10.10.2018 14.10.2018 14.10.2018 21.10.2018
Nationalpark Kalkalpen - Flusswanderung Nationalpark Kalkalpen - Mountainbiken Piemont - Land des Spumante Ungarisches Naturparadies - die Puszta Rad und Therme Dobrna Romantische Thaya II - KTM-Puzzle Teil Romantische Thaya II - KTM-Puzzle Teil 5 Heldenberg - durch das Schmidatal Wilder Kamp I - KTM-Puzzle Teil Wilder Kamp II - KTM-Puzzle Teil 5 Seegrotte Hinterbrühl - Naturwunder Bük - über den Iron Curtain Trail Nonseum - der March und Zaya Rund um die Hohe Wand - Biedermeiertal Familienradtour Myrafälle - KidsBus Saisonabschluss - Euro Velo 9
Alle Touren werden von unseren erfahrenen Radguides begleitet. Für die Unterbringung buchen wir *** / **** Hotels, großteils mit Halbpension. Alle Touren beginnen in Wien. Busbegleitung, Rad- und Gepäckstransport, Plan und Infomaterial inklusive!
„Belgium is very difficult to understand“
Tour & Reise
Kellnerinnen, die sich über zu viel Trinkgeld beschweren, mühsame Aufstiege in den Ardennen und Feiern mit den Fußballmeistern: So erlebte unser Autor seine Radreise durch Flandern
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Entlang und über die Schelde unten Leuven Fons Sapientiae
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REISE & FOTOS: Matthias Pintner
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ach komfortabler Nachtzugfahrt erreichen wir nach zwei Umstiegen Leuven. Der Radtransport funktioniert perfekt. Das südländisch entspannte, Kaiser-Franz-Josef-Kappen tragende belgische Zugpersonal hilft sogar beim Räderverladen in den IC Zügen. Am Ausgangsort unserer 400 Kilometer langen Tour besichtigen wir den pittoresken Marktplatz und einen mittelalterlichen Beginenhof, in dem bis vor kurzem Frauen dieser christlichen Gemeinschaft lebten. Danach radeln wir querfeldein über ruhige Landwirtschaftswege in Richtung Nordwesten. An einem heißen Nachmittag ruhen Kuhherden unter Schatten spendenden Bäumen. Eine Afroflämin trägt einen Wasserkanister am Kopf und winkt freundlich. Der Flow erzeugt Glücksgefühle. Das Etappenziel Rumst erreichen wir schnell. Wo waren wir heute? Ein Out-of-Africa-Tag in Nordwesteuropa? Die erste Überraschung. Am zweiten Tag gleiten wir auf befestigten Dammwegen der LF1 Vlaan-
deren Fietsroute entlang der Schelde nach Dendermonde. Unser redseliger flämischer B&B-Gastgeber liefert dort das Frühstück stilecht mit dem Hollandrad und beschwert sich, dass er in Österreich ständig für einen Niederländer gehalten wird. Kälteeinbruch: Schlafen mit Haube Nach einer anstrengenden Gegenwindfahrt erreichen wir Gent. Die Schönheit der mittelalterlichen Häuser und Grachten beeindruckt uns genauso, wie das Straßenleben unser Herz wärmt: Eltern befördern ihre Kinder in Transporträdern oder radeln mit ihnen Hand in Hand. Die Glücksmomente werden getrübt, als ein Kälteeinbruch zu Pfingsten für klamme Finger sorgt. Ich schlafe mit Haube und Fleecejacke in unserem ungeheizten B&B-Zimmer. Zwischen Gent und Brügge erblicken wir endlich eine Windmühle. Das Glockenspiel des Brügger Belfrieds – ein für flämische Städte typischer Glockenturm – am Grote Markt begrüßt
Fotos: Matthias Pintner
oben
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Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 43
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Rathaus mit Belfried in Diksmuide 3 Genter Tor in Brügge 4 Diksmuide Brothers-In-Arms-Memorial No more war 5 Gipfelsieg über die Muur von Geraardsbergen 6 Beginenhof in Leuven
Tour & Reise
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 44
Am Land zwischen Leuven und Rumst
tät stärken, radeln wir weiter Richtung Südwesten. In Diksmuide besuchen wir das Brothers-In-Arms-Memorial, das an die Schrecken des Ersten Weltkrieges und an aktuelle Fluchtschicksale erinnert. Wir erholen uns in einer Brasserie, in der uns eine Kellnerin die Speisekarte Zeile für Zeile vom Niederländischen ins Englische übersetzt. Sie wird sich später über zu viel Trinkgeld beschweren. Wir bewegen uns weiter ins hügelige Grenzland zur frankophonen Wallonie. Die Ausläufer der Ardennen bescheren uns mühsame Anstiege. Ein flämischer Pensionist auf einem EddyMerckx-Rennrad gibt uns steigungsvermeidende Routentipps. Über Belgien nachdenkend meint er, dass die Flamen darunter leiden, dass Belgien in der Welt als frankophon wahrgenommen würde, obwohl doch die Flamen uns wenig später mit einem kitschigen die Bevölkerungsmehrheit stellen. Er schließt: „Belgium is very difficult to „La Paloma“. understand.“ Besuch im Frietsmuseum Muur van Geraardsbergen Als wir ein Vorstadtpub betreten, Über Ronse erreichen wir Geraardsum uns aufzuwärmen, streckt uns ein junger Mann fröhlich seine Hand ent- bergen. Den legendären Flandernrundgegen. Wir werden wie gute Freunde fahrt-Anstieg über Kopfsteinpflaster, begrüßt und sind so überrascht, dass die „Muur van Geraardsbergen“, bewir von einer Verwechslung ausgehen. wältigen wir schiebend. Bergauf und Die Erklärung für die gute Stimmung: bergab geht’s auch auf unserer letzten Der Lokalmatador FC Brügge gewann Etappe. Ziel ist Halle, eine Kleinstadt am Vorabend die belgische Fußball- nur etwa 15 Zugminuten von Brüssel meisterschaft! Nach einem Besichti- entfernt. Am Ortsrand dankt uns ein gungstag, an dem wir im „Frietsmuse- Einheimischer dafür, dass wir Flanum“ die Geschichte der Pommes frites dern besuchen und wünscht uns eine erkunden und uns anschließend mit gute Rückreise. Belgien, ein Land voller der energiereichen belgischen Speziali- freundlicher Überraschungen!
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Forum Post von Lesern und Leserinnen Seite 45
Reflektor: Der alte Mann und das Fahrrad Seite 46
Termine: Das tut sich in der Fahrradszene Seite 47 Jetz
Im letzten DRAHTESEL ist es mir wieder untergekommen, dieses so unglücklich gewählte Wort gibt mir jedes Mal einen Stich ins Herz: „schwache Verkehrsteilnehmende“. Wir Radfahrenden sind also die Schwachen. Es wird Zeit, dass wir uns etwas einfallen lassen! Uns selbst als „schwach“ zu bezeichnen, sollten wir endlich hinter uns lassen, da wir damit nur den konservativen Sprachgebrauch widerspiegeln. Es wird Zeit, uns an neue, progressive Sprach-Ufer zu wagen. Vielleicht wäre es ein Anfang, Radfahrende und Zufußgehende als normale Verkehrsteilnehmende anzusehen, die kein zusätzliches Adjektiv brauchen? Aktive Mobilität gehört nun mal zum natürlichen Fortbewegungsstil! Alles andere bedarf eines zusätzlichen vorangestellten Wortes. Oder? Sophie Thiel, 1020 Wien
# Haftpflicht für E-Bikes? Motorisierte Fahrräder sollten als das behandelt werden, was sie sind: Motorfahrräder. Ihren gegenwärtigen Aufschwung verdanken diese Fahrzeuge dem Umstand, dass in den 1950erJahren MoFas wie Fahrräder eingestuft wurden. Im Zuge der Re-Industrialiserung ließ man dies gelten, denn alles, was die Mobilität steigerte, schien wünschenswert. Moderne E-Bikes von der tatsächlichen Klassifizierung in der StVO auszunehmen, ist sowohl gegenüber den sich auf ihre Muskeln verlassenden Radfahrenden als auch angesichts der Alltagsrealität ungerecht: Ein sehr großer Anteil überschreitet die Bauartgeschwindigkeit von 25 km/h durch Umgehen der vorgesehenen Beschränkungseinrichtungen. Zumindest sollten die der StVO nicht entsprechenden E-Bikes von Radverkehrsanlagen auf die Fahrbahn verwiesen und ihre Fahrer zum Tragen von entsprechenden Helmen verpflichtet werden. Die dramatisch steigende Anzahl von Unfällen mit E-BikeBeteiligung lassen eine Änderung der gegenwärtigen Regelungen angebracht erscheinen. Eric Maier, Eugendorf bei Salzburg
Antwort der Redaktion Laut Armin Kaltenegger, Leiter der Rechtsabteilung beim Kuratorium für Verkehrssicherheit „gibt es noch keine zuverlässigen Zahlen, weil das E-BikeTuning ein relativ neues Phänomen ist“. Jemand der E-Bike-Tuning betreibt, riskiert Verkehrsstrafen, Verlust der Versicherungsleistung und sogar Zivilstrafen. E-Bikes – oder richtiger – Pedelecs, sind für mehrere Nutzendengruppen ein geeignetes Verkehrsmittel und ersetzen in etlichen Fällen auch Autos. Die schweren Unfälle passieren zum Großteil mit Autos als Unfallgegner. Laut Statistik des Kuratoriums sind in drei Viertel der Fälle die KfzLenkenden schuld.
# Fahrradhelme Argumente zu lesen, wie jenes zum Thema Helm in DRAHTESEL 1/18 finde ich sehr bereichernd! Das hilft nämlich auch in den Debatten im Freundes- und Bekanntenkreis, die jede Stadtradfahrerin wohl immer wieder führt. In diesen Debatten geht es sehr häufig um Bilder, wechselseitige Vorurteile, subjektive Werturteile, die meist von einer unhinterfragten Dominanz des Kfz-Verkehrs geprägt sind. Eine Diskussion und Korrektur solcher Bilder gelingt nur mit Aufklärung: Sichtbarmachen der kulturellen Muster, Verbreitung von Fakten und Wissensbeständen, die diesen Hegemonien widersprechen etc. Xenia Kopf, 1030 Wien
# Aktion scharf gegen Radfahrende Keine Frage, auch Radfahrer haben sich an die Verkehrsregeln zu halten, aber um das Thema in Relation zu setzen, sei bemerkt, dass die meisten der Unfälle zwischen Rad- und Autofahrenden durch letztere verursacht werden. Die schweren Unfälle und Todesfälle von Radfahrenden in jüngster Vergangenheit, verursacht durch unaufmerksam abbiegende Kfz-Lenkende, sind wohl noch in Erinnerung. Den Befürwortern einer Nummernschildpflicht für Fahrräder sei gesagt, dass eine solche Autofahrende auch nicht davon abhält, gegen Verkehrsregeln zu verstoßen. Oder gibt es Autofah-
rende, die sich in der Stadt an Tempo-30-Zonen halten? Ernst Pitlik, Meissnergasse 4-6/3/7 1220 Wien
# Annäherungsgeschwindigkeit Mich interessiert doch sehr, woher die Motivation kommt, gegen Radfahrende mit derartig viel Aufwand vorzugehen. Absurdes Detail am Rande: Ein SUV, der über dieselbe Kreuzung mit 65 km/h donnert, erhält keine Strafe, weil ihm 15 km/h als Toleranz/Messfehler „gutgeschrieben“ werden. So tolerant kann die Polizei sein… Gerd Müller, 1030 Wien
# Aggressive Autolenkende Ich bringe jeden Tag meinen Sohn mit dem Fahrrad in die Schule. Mittlerweile bin ich schon richtig frustriert. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht von Autofahrenden angehupt werden bzw. einmal sogar angefahren (!) wurden. Wenn uns Autofahrende nicht sofort überholen können, lassen sie den Motor aufheulen oder versuchen, uns hupend auf die Seite zu drängen. Das Hupen erschreckt mich jedesmal und macht mir Angst. Mein Sohn möchte im Frühling wieder selber mit dem Fahrrad fahren. Doch auch er wurde schon angehupt. Ich bin wirklich verzweifelt und bitte um Hilfe. Wie kann ich mit diesen Situationen umgehen? Was kann man tun, um den öffentlichen Raum sicherer zu machen? Was können wir tun? Marion K. (voller Name der Redaktion bekannt.), 1170 Wien
Die Redaktion freut sich über Diskussionsbeiträge und Leserbriefe. Bitte senden Sie uns Ihren Text unter Bekanntgabe Ihres Namens und der Postleitzahl an drahtesel@argus.or.at
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 45
# Wer ist hier schwach?
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Der Reflektor Der alte Mann und das Fahrrad
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Wie fahrradfreundlich ist Ihre Chefin? Illustration: ADFC/Alexander Boder
Drahtesel 3 ⁄ 2018 – 46
Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien
Finden Sie es heraus auf: http://cfe-zertifizierung.at
Er hatte aufmerksam zugehört, als ihm sein junger Fahrrad-Freund die faszinierenden Features des Radcomputers erklärt hatte: GPS-Tracking und -Routing, Trittkadenz und Powermeter, Herzfrequenz und Trainingskontrolle. Vor vielen Jahren hatte der Alte dem Jungen beigebracht, die Kurbel leicht und rund zu treten, die Sitzposition mit optimalem Vortrieb zu finden, Flankenatmung zu trainieren, das Rad mit hoher Geschwindigkeit sicher durch die Kurven zu führen. Inzwischen hatten sich die Rollen geändert: Der Junge schwärmte von Vollcarbonrahmen, elektronischen Schaltungen und all den Features, die Radfahrenden das Leben erleichtern. „Ich würde gerne eine Ausfahrt mit dir machen. Auf unseren Lieblingsberg. Du kannst gerne mein Carbonrad nehmen“, sagte der Junge. „Fahr’ du nur mit denen, die dich fordern“, meinte lachend der Alte und fuhr alleine. Jetzt kurbelte der Alte mit festem, rundem Tritt die ersten Kehren hinauf. Früher ging’s schneller, aber die Beine haben mir immer schon weh getan, dachte er sich. Unter der dünnen Haut zeichneten sich seine knorrigen Muskeln ab, und diese wurden härter, je höher er hinaufkam. In den flacheren Passagen versuchte er, seinen schmerzenden Rücken im Wiegetritt zu lockern. „Aufpassen, dass das Herz nicht zu stark am Hals pulsiert.“ – Im Stillen gab er sich Anweisungen, nicht der Erschöpfung nachzugeben. Tief sog er die Atemluft ein und stieß sie rhythmisch wieder aus. „So ein leichtes Carbonrad wäre schon eine feine Sache“, aber er verwarf den Gedanken gleich wieder, weil er sich keine Schwäche eingestehen wollte, auch wenn sein Tritt schwerer und unrund wurde. Noch zwei Kehren – ein dumpfes Bohren in den Knien stellte sich ein. Schließlich die lange, steile Gerade. Keuchend und müde kam er oben an, aber augenblicklich erfasste ihn das wohlige Gefühl süßer Zufriedenheit, das ihn für alle Mühe entschädigte. „Warum will man alles leichter machen?“, sinnierte der Alte bei der Abfahrt, „wo doch genau die Plackerei vorher das schönste Erfolgsgefühl danach bewirkt?“
Termine Critical Mass Fr., 21. September, 16:30 Uhr Schwarzenbergplatz, 1030 Wien Die Critical Mass, die Radausfahrt für eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums, findet in Wien jeden dritten Freitag im Monat statt. Auch in Graz, Innsbruck, Linz und Salzburg wird geradelt – dort jeweils am letzten Freitag im Monat. Alle Termine österreichweit auf criticalmass.at
radlobby.at/wien
Streetlife Festival Wien Sa., So., 15., 16. September Babenbergerstraße, 1010 Wien Für diese zwei Tage verwandelt sich die Babenbergerstraße in Wiens größtes Wohnzimmer: Konzerte, Street Artists, Street Food, Street Market, Street Sport und vieles mehr. Jedenfalls einen Besuch wert! streetlife.wien/streetlife-festival
Mobilitätswoche 2018 16. bis 22. September Bereits zum 19. Mal findet Europas größte Kampagne für sanfte Mobilität, die Europäische Mobilitätswoche, statt. Von 16. bis 22. September 2018 sollen unter dem Motto „Mix and move“ Vorteile des Radfahrens, der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und des Zufußgehens unterstrichen werden. Auch mehr als 500 österreichische Gemeinden zeigen, wie verschiedene Verkehrsmittel geteilt und genutzt werden können. mobilitaetswoche.at
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International Cycling Film Festival im „Das Kino“ Salzburg Fr., 21. September, 20:15 Uhr Salzburger Filmkulturzentrum, DAS KINO, Giselakai 11, 5020 Salzburg Rio Moves und Radlobby Salzburg bringen anlässlich der Mobilitätswoche mit dem zweiten Salzburger Fahrradfilmfestival das International Cycling Film Festival nach Salzburg. Gezeigt wird das Programm des international Cyling film festivals, das am gleichen Tag auch in Kattovice/Polen stattfindet. Thema: verschiedene Facetten der offenen Gesellschaft und die Rolle des Fahrrads. radlobby.at/salzburg
Sternradln zum Linzer Mobilitätsfest & Rad-Parade Sa., 22. September 2018 Im Rahmen der Mobilitätswoche gibt es auch heuer wieder das beliebte oberösterreichische Sternradln aus vielen Umlandgemeinden nach Linz. Stadt Linz und Radlobby veranstalten am – erstmals autofreien – Linzer Hauptplatz ein Mobilitätsfest mit einer Rad-Parade als Höhe-
punkt. Dazu gibt es u.a. GratisFahrradcheck, E-Bike-Test, Kinder-Radparcours, Fahrradflohmarkt. Infos und Abfahrtszeiten: radlobby.at/sternradln
Mobilitätsfest und „Tour de Graz“ Sa., 22. September, 10 bis 21:30 Uhr Lendplatz, Graz Anlässlich des „Europaweiten Autofreien Tags“ lädt die Stadt Graz alljährlich zum „Mobilitätsfest“, das heuer zum zweiten Mal auf dem Lendplatz und in den umliegenden Gassen stattfindet. Infos, Musik, Spiel und Spaß für Jung und Alt rund um das Thema alternative Mobilität; um 17 Uhr findet die „Tour de Graz“, eine gemeinschaftliche, begleitete Rundfahrt über 22 Kilometer mit Labestationen statt. radlobby.at/argus-steiermark/mobilitaetsfest-und-tour-de-graz
Kidical Mass Sa., 22. September, 15 Uhr Platz der Menschenrechte, Mariahilfer Str. 1, 1070 Wien Kinder fahren gerne Rad, doch oft ist das in der Stadt nicht sicher möglich. Deshalb gibt es – nach dem großen Erfolg der ersten Kidical Mass – jetzt am 22. September die Kidical Mass Nummer Zwei. Ziel: auf die Wichtigkeit von sicherer und kindergerechter Rad-Infrastruktur hinzuweisen. kidicalmass.at
Europäischer Radgipfel 2018 24. bis 26. September Salzburg Unter dem Motto „Radkultur bewegt“ findet in Salzburg vom 24. bis 26. September der Europäische Radgipfel 2018 statt. Im Rahmen der dreitägigen Veranstaltung werden radfahrende Menschen in den Mittelpunkt gerückt und das Fortbewegungsmittel Fahrrad in seinen Facetten beleuchtet. Das Programm bietet Podiumsdiskussionen, Fachvorträge und interaktive Formate. Darüber hinaus gibt es einen Ausstellungsbereich, verschiedene Rad-Exkursionen und ein attraktives Rahmenprogramm. cyclingsummit.zgis.at
Radtour zu Alpakas in Traunfeld Radlobby Wolkersdorf Sa., 20. Oktober, 13:30 bis 18 Uhr Rathaus Wolkersdorf, Hauptstraße 28, 2120 Wolkersdorf Weinviertel, Österreich Vom Wolkersdorfer Rathausplatz über den Zweigelt nach Hautzendorf und die L301 nach Traunfeld führt die Alpaka-Radtour der Radlobby Wolkersdorf. Höhepunkt der 21 Kilometer langen Tour ist eine Führung am Hof von Achters Alpakas. www.radlobby.org/noe/radlobby-radtour-wolkersdorf-achters-alpakas
Sie haben einen Termin, den Sie gerne in dieser Rubrik verzeichnet hätten? Schreiben Sie uns an drahtesel@argus.or.at Weitere Termine: radlobby.at
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Radlobby Wien Jour Fixe Do., 6. September & 4. Oktober, 19 Uhr Amerlingbeisl, EG-Saal, Stiftgasse 8, 1070 Wien Jeweils am ersten Donnerstag des Monats treffen einander Wiener Radaktive zum Gedankenaustausch. Beim Jour-Fixe werden Projekte und Aktionen geplant sowie Erfahrungen zum Thema Radverkehrspolitik und Infrastruktur geteilt.
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