DRAHTESEL 2017-4 - das Österreichische Fahrradmagazin

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34. Jahrgang / Ausgabe 4 / 2017

Critical Mass Zehn-Jahres-Jubiläum in den Bundesländern Seite 8

Thema Stellplätze Alles, was man über Radparken wissen muss Seite 11

Inhalt fürs Packerl Geschenkideen für das Fahrrad-Christkind Seite 38

Ostwärts Radreise nach Moldawien, Transnistrien, Ukraine Seite 42

P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M

Das österreichische Fahrradmagazin

Überwintern aber richtig! So radelst du fidel und sicher durch die kalte Zeit


MONTAG 18:00

auf

Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 2


Brief des Herausgebers

Liebe Leserin, lieber Leser, davon mit Augenzwinkern) ab Seite 26. Dass auch im Winter Rad gefahren wird, steht heute aber erfreulicherweise außer Diskussion. Und sollte jemand skeptisch nachfragen, gibt es die klassische Gegenfrage: „Und fährst du im Winter Schi?“ „wieso“? „Ist dir nicht zu kalt dabei“? Was ist sonst noch im Heft? Der Reiseteil hält wieder einige Inspirationen für die nächste größere Radtour bereit. Andreas Röderer, unser Technik-Experte, befasst sich – in der dunkleren Jahreshälfte besonders wichtig – mit modernen Lichtanlagen für das Fahrrad. Last but not least haben wir wieder Geschenkideen für velophile Menschen gesammelt. Besonders möchten wir unseren Leserinnen und Lesern dabei das DRAHTESEL-Geschenk-Abo ans Herz legen. Jemandem mit FahrradNews eine Freude machen und gleichzeitig die Interessen der Radfahrenden in Österreich stärken: Sinnstiftender kann Schenken kaum sein! Ich möchte mich bei allen DRAHTESEL-Mitarbeiterinnen und-Mitarbeitern für ihr Engagement und ihre Kreativität bedanken. Insbesondere die vielen ehrenamtlichen Autoren und Autorinnen und alle Mithelfenden machen den DRAHTESEL in diesem Umfang erst möglich. Im Namen des Radlobbyund DRAHTESEL-Teams wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten, ein glückliches neues Jahr und gute Fahrt bis zur nächsten Ausgabe.

Andrzej Felczak Vorsitzender von Radlobby ARGUS und Radlobby Österreich

2017 war das FahrradParken ein großer Radlobby-Schwerpunkt – wir informieren in unserer Infografik über alles rund ums Abstellen des Fahrrads – und unser neuer umfangreicher Abstellanlagentest samt Planungsleitfaden ist jetzt online: radlobby.at/radparken

34. Jahrgang / Ausgabe 4 / 2017

Andrzej Felczak

Critical Mass Zehn-Jahres-Jubiläum in den Bundesländern Seite 8

Thema Stellplätze Alles, was man über Radparken wissen muss Seite 11

Inhalt fürs Packerl Geschenkideen für das Fahrrad-Christkind Seite 38

Ostwärts Radreise nach Moldawien, Transnistrien, Ukraine Seite 42

P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M

Das österreichische Fahrradmagazin

Überwintern aber richtig! So radelst du fidel und sicher durch die kalte Zeit

Cover: Miguel Ángel Camprubí López miguelangelcamprubi.com

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Dass in Wien heuer wichtige Radverbindungen und Lückenschlüsse errichtet wurden, war nicht zu übersehen. Projekte wie Getreidemarkt, Lidlgasse, Peter-Jordan-Straße und Flötzersteig wurden in den Medien umfangreich behandelt, leider fast nur negativ und aus Sicht des Autofahrenden. Staus ohne Ende und massive Parkplatzverluste wurden prophezeit. Beispiel Flötzersteig: „Radweg frisst Fahrspur & kilometerlange Parkspur“, schrieb die Gratiszeitung Heute Anfang Oktober. Jahrzehntelang war es in Wien Usus, Radinfrastruktur immer nur dort in den Straßenraum zu quetschen, wo dies dem Kfz-Verkehr keinen Platz wegnahm. Die Folgen dieser inkonsequenten Verkehrspolitik sind bekannt: zu schmale Mehrzweckstreifen mit Dooring-Gefahr, Geh- und Radwege, die Konflikte mit Zufußgehenden provozieren oder Radwege, die im Nichts enden. Derartige Lösungen sind mit den heutigen Qualitätskriterien nicht vereinbar. Und freie Flächen, um Radwege zu errichten, gibt es keine mehr. Somit ist es der logische Schritt, Straßenraum für Kfz zugunsten des platzeffizienten Radverkehrs umzuverteilen. Dass dies möglich ist, zeigen die Medienkommentare nach der Fertigstellung der neuen Radverbindung am Flötzersteig: „ARBÖ verbreitet Fake News“ (Heute) oder am vorab vehement kritisierten Radweg Getreidemarkt: „Staus fehlen“ (Presse), „Kein Stau in Sicht…“ (meinbezirk.at 11.9.), „Kaum ist die Wattgasse in die Lidlgasse übergegangen, ist von Stau aber keine Spur mehr.“ (meinbezirk). Unsere Radinfrastrukturbilanz auf Seite 22 präsentiert die wichtigsten Verbesserungen im Jahr 2017 in Wien. Für eine Stadt mit einem Ziel von 10 Prozent Radverkehrsanteil bis 2020 ist selbstverständlich beim Radinfrastrukturausbau noch reichlich Luft nach oben. Die kalte und niederschlagsreiche Jahreszeit ist da, und es wird über geeignete Kleidung und Ausrüstung beim Radfahren intensiv diskutiert. Wir geben dazu zehn Tipps (manche


Inhalt Politik 8 11 12 13

Kritische Masse Zehn Jahre Critical Mass in den Bundesländern So wichtig sind Stellplätze Fahrrad-Parken: Alles, was man wissen muss Wir wollen Fahrradstraßen! Mehr als 2.000 Personen unterschrieben die Radlobby-Petition Recht: Vorsicht beim Kindersitz-Kaufen Höchstgerichtliche Entscheidungen zum Thema Radfahren

Community 16 Rückenwind für die Ohren RadRadRadiooo: So gut ist die neue Fahrrad-Sendung

16 Verkehrspolitik im Ländle

Vorarlberg mit neuer Fahrrad-Strategie

16 Pasta ist fertig

EU-Studie zu Radeln und Gesundheit: Hier die Ergebnisse

18 Serviceleistungen für Mitglieder Infrastruktur 20 Plus / Minus

26 Coverstory: Richtig überwintern Kalter Wind und heiße Ohren: Zehn Überlebenstipps für den dunklen Teil der Fahrrad-Saison

Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand

22 Infrastruktur-Hitliste 2017

Das sind Wiens beste Maßnahmen für den Radverkehr

Lebensstil 30 Der Zugvogel 32

Michael Strasser trainiert im Winter in Südafrika Zeitreise ins Mittelalter BärlinPedälBättle: Spaßiger Lanzengang zu Rade

Produkte & Technik 34 Test: E-Falträder Drei faltig Stromende in der DRAHTESEL-Praxisprüfung

38 Schaufenster: Es weihnachtet sehr!

Geschenkideen für das Fahrrad-Christkind

Tour & Reise 42 Ostwärts Radreise nach Moldawien, Transnistrien, Ukraine

44 Radabenteuer für die ganze Familie

Hanna Schwarz ist vom Gailtalradweg begeistert

Forum 46 Leserbriefe 47 Termine

Kolumnen Fahrstil Barbara Ottawa zur Relativität von Distanzen Seite 15 Cinemascope Ines Ingerle über den Tour-de-France-Film „The Road Uphill“ Seite 24 Technik-Tipp Andreas Röderer über moderne Lichtanlagen Seite 33 Brief aus der Ferne Klaus Brixler schreibt uns aus dem holprigen Mantua Seite 45 Der Reflektor Reinhold Seitl erinnert sich, wie alles begann Seite 46 Impressum: Seite 41

Illustration: Miguel Ángel Camprubí López

Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 4

Rechtsschutzversicherung, DRAHTESEL-Abo und vieles mehr


Leitartikel

# Heimatsuche # Gummibärchen # Mut

Wahrheit. Sieht man von den pragmatischen Vorarlbergern ab, die – quer über die Parteigrenzen – den Radverkehr fördern, findet sich in Österreich keine politische Kraft, die sich ernsthaft für das Radfahren einsetzen würde. Weltweit kämpfen die Städte mit den selben Problemen: Platzmangel, Luftverschmutzung, Unfälle, Lärm. Die Lösungen sind überall die gleichen: Umverteilung des Straßenraums zugunsten des Rad- und Fußverkehrs, Verkehrsberuhigung, Rad-Infrastruktur. Hierzulande wird derlei – angespornt vom geifernden Boulevard – als grüne Marotte abgetan. Zugespitzt ausgedrückt ist der Autofahrer der Bully bei der Kinderparty, der mit dreckigen Fingern in der Gummibärchen-Schüssel wühlt. Die politische Kraft, die sich hinstellt und sagt: „Hey, lass den anderen auch noch etwas und wasch dir vorher die Hände!“, ist uns abhanden gekommen. Was also tun? Den Kollaps der Grünen als Weckruf verstehen. Noch stärker als bisher werden Einrichtungen wie Radlobby und Verkehrsclub Österreich, werden Bürgerinitiativen, Kunstschaffende, Aktive und letztlich jeder und jede Einzelne auf die Verkehrswende hinarbeiten müssen. Sonst – das ist der traurige Befund – tut es nämlich niemand.

Matthias G. Bernold Chefredakteur

„Teilt die Gummibärchen gerechter auf!“

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Mit der kunstvollen Selbstzerstörung der Grünen und deren Auszug aus dem Parlament haben wir – zumindest auf Bundesebene – die einzige Partei verloren, die sich umweltgerechter Mobilität verschrieben hatte. Für viele Menschen, denen Klima- und Landschaftsschutz, Lebensqualität und Verkehrssicherheit ein Anliegen sind, bedeutet dies den Verlust der politischen Heimat. Wahlkämpfe hierzulande werden nicht mit Stadtplanung und Verkehrsmanagement gewonnen, sondern mit einem Wer-bietet-mehr im Bedienen von Ressentiments. Debatte über die Zukunft der Mobilität gibt es so gut wie keine. Stattdessen errichtet man Autound Landebahnen und gräbt Tunnel. Wer die tägliche Pendelnden-Welle befremdlich findet, wer Diesel-Privileg und SUV-Käufe hinterfragt, wird als oberlehrerhaft abgekanzelt. Es ist bezeichnend, dass sich einen Tag nach der Nationalratswahl in Wien Gewaltakte gegen Radfahrende häuften: einmal fuhr ein verärgerter Autofahrer einen Radfahrer absichtlich über den Haufen. Einmal bedrohte ein Autolenker einen Radfahrer mit einer Schusswaffe, während er ihn als „Scheiss Grünen“ beschimpfte. Als ob jeder Mensch auf dem Rad selbstverständlich grün wählen müsste. Besonders traurig daran: Der Autofahrer liegt mit seiner Assoziation vermutlich nicht weit weg von der

Mahalo und frohe Weihnachten!

Fotos: privat

Hervorzuheben in diesem Heft

Mirko Javurek Unser Mann in Linz hat die große Reportage über die Critical Mass in den Bundesländern zusammengestellt. Der Mechatroniker lebt seit jeher autofrei. Seine Liebe zum Rad war die logische Konsequenz

Stefanie Kousek nennt sich selbst die „Radkummerkasten-Tante“. In diesem DRAHTESEL ist die Alu-Rahmen-Verächterin gleich zweimal vertreten: mit einem Beitrag zum neuen RadRadRadiooo und dem Testbericht zum neuen Vello+

Hanna Schwarz Unsere Familienreise-Expertin radelte diesmal mit ihren beiden Söhnen und ihrem Mann am Gailtalradweg in Kärnten. Die gelernte Waldpädagogin hat eine Abenteuergeschichte mitgebracht. Inklusive Perseidenschauer!


Politik Jubiläum: Critical Mass in den Bundesländern Seite 8

Petition: Mehr Fahrradstraßen für Wien Seite 12

Fahrrad und Recht: Neues aus der Judikatur Seite 13

„Verkehrsplanung ist Gesundheitsvorsorge“

Top Radstrategie im Ländle Nachdem zuletzt die Stadt Salzburg eine ambitionierte Radverkehrsstrategie (samt Verdoppelung des FahrradBudgets) vorgelegt hatte, aktualisiert nun auch Vorarlberg seine „Ketten-Reaktion“ – so heißt die Radstrategie des Landes. Vorgesehen sind u.a. Lückenschlüsse im Routennetz und Radschnellverbindungen. (Seite 16)

Elisabeth Raser (rechts) und Mailin Gaupp-Berghausen von der BOKU forschten für das EU-Projekt Pasta

Im Herbst endete das EU-Projekt Physical Activity Through Sustainable Transport Approaches (PASTA). Vier Jahre lang untersuchte es den Zusammenhang von aktiver Mobilität (Radfahren, Gehen) und Gesundheit in sieben europäischen Städten. In Wien führten die BOKU-Wissenschaftlerinnen Elisabeth Raser und Mailin Gaupp-Berghausen Interviews mit Gesundheits- und Verkehrsexperten und eine Fallstudie mit 1.472 Beteiligten durch. DRAHTESEL Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus vier Jahren Pasta? Elisabeth Raser Ob sich in Sachen Mobilität etwas ändert, hängt vom Engagement einflussreicher Politikerinnen und Politiker

ab. Wenn die eine Veränderung wollen – siehe Boris Johnson zu seiner Zeit als Londons Bürgermeister – tut sich was fürs Radfahren. Interessiert es die Mächtigen nicht, passiert auch nichts. Mailin Gaupp-Berghausen Was uns noch überrascht hat: Dass die Stellen in der Verwaltung, die für Mobilität bzw. für Gesundheit zuständig sind, kaum kooperieren. Der gegenseitige Nutzen ist offenbar nicht klar. Dabei ist Verkehrsplanung, die aktive Formen der Mobilität begünstigt, Gesundheitsvorsorge. Welche Effekte könnte das Pasta-Projekt haben? E. R. Wir haben Factsheets und ein Best-Practise-

Handbuch erstellt, um Städte besser zu analysieren und politische Entscheidungen und Infrastruktur zu verbessern. Hat sich durch die Beschäftigung mit dem Thema für euch persönlich etwas geändert? M. G. Ich fahre jetzt selber mit dem Rad. Vorher war es mir in der Stadt zu gefährlich. Es ist mir irgendwann komisch vorgekommen, mich mit Radfahren zu beschäftigen und es selber nicht zu machen. Ich habe früher gedacht, dass ich es nicht bis zur BOKU raufschaffe. Aber erstens geht es gut. Und zweitens – hat die Studie bewiesen – hält es mich gesund. Mehr zu Pasta: Seite 16

Debatte um Gratis-Bikes Heftig wird in Wien derzeit über die neuen Leihrad-Systeme gestritten. Immer wieder kommt es zu Vandalenakten, die farbigen Räder stapeln sich an allen möglichen und unmöglichen Orten. Nur: Die Diskussion wird missbraucht, um Stimmung gegen das Radfahren zu schüren. Zur Erinnerung: Nicht verirrte Leihräder vergeuden den meisten Platz. Sondern Pkw – und zwar sowohl die legal, als auch die illegal abgestellten.

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Million Radfahrende Bei der automatischen Zählstelle in der Wiener Operngasse wurden von Anfang 2017 bis Ende Oktober mehr als eine Million Radfahrende gezählt. Erstmals in der Geschichte der Zählstelle wurde die Million bereits im Oktober übersprungen. Im Jahr 2014 wurde die Million am 5. November erreicht, im Jahr 2015 war es am 17. November der Fall. Letztes Jahr war die Zählstelle wegen einer Baustelle längere Zeit nicht in Betrieb – da dauerte es dann bis Dezember, berichtet die Wiener Mobilitätsagentur.

Foto: Matthias Bernold

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Flop


Blick in die Welt Strößenreuther tritt zurück Der Berliner Fahrrad-Aktivist Heinrich Strößenreuther, Initiator des von 100.000 Personen unterschriebenen Volksentscheid Fahrrad, beendete im Herbst sein Engagement. Mit der neuen Regierung aus SPD, Linken und Grünen flossen die zehn Forderungen aus dem Volksbegehren in einen Gesetzesentwurf, der 2018 in Kraft treten soll. „Damit habe ich meinen Job erledigt“, sagt Strößenreuther zum DRAHTESEL: „Außerdem war in doppelter Hinsicht mein Konto alle. Ich bin am Burn-out vorbeigeschrammt. Auch mit dem Geld wurde es knapp.“

W IL M IN GT O N

Verleiden Staus auf den Radwegen den Kopenhagenern das Radfahren?

Kfz-Hersteller tricksen beim Spritverbrauch Nicht nur bei den Schadstoffwerten tricksen große KfzHersteller: Wie eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) zeigt, liegt der Verbrauch von Neuwagen im Alltagsbetrieb um durchschnittlich 42 Prozent über dem im Labor ermittelten Normverbrauch. Die in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware ansässige unabhängige Forschungseinrichtung, die auch den Dieselskandal aufgedeckt hat, untersuchte Daten von etwa 1,1 Millionen Fahrzeugen aus acht europäischen Ländern. www.theicct.org

volksentscheid-fahrrad.de

WA SHINGT O N D.C.

KOP ENHAG EN

Weniger Radfahren in der Radhauptstadt

BERLIN

CO2-Einsparungen: Rad als Klima-Retter?

OSLO

Im November veröffentlichte die League of American Bicyclists ihr aktuelles Ranking der radfreundlichsten Universitäten. Spitzenplätze, die sogenannte „Platin-Wertung“, ergingen dabei an die University of California, Stanford University, University of Minnesota sowie Portland State University. Insgesamt wurden 182 Universitäten als „bikefriendly“ eingestuft. Die in Washington ansässige Interessensvertretung attestiert, dass immer mehr Universitäten ihre Campusse radfreundlicher gestalten.

Staus auf den üppig ausgebauten Radwegen, eine weitere U-Bahnlinie und Zuwachs bei den privaten Kfz könnten die Ursachen dafür sein, dass in Kopenhagen die Zahl der mit dem Fahrrad zurückgelegten Strecken abnimmt. Wie der Guardian berichtet, liegt der Fahrrad-Anteil an den Verkehrswegen heute bei 41 Prozent, im Jahr 2014 waren es 45 Prozent gewesen. (Freilich Werte, von denen man in anderen Städten bloß träumen kann.) Das Ziel Kopenhagens, bis 2025 die 50-Prozent-Marke zu erreichen, könnte allerdings schwieriger zu erreichen sein als erhofft.

Am Rande des UN-Klimagipfels in Bonn im November wies der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) auf das Potenzial des Radverkehrs beim Bekämpfen des Klimawandels hin: Laut Studie des deutschen Umweltbundesamtes ließen sich in Deutschland jährlich drei Mill. Tonnen CO2 einsparen. Durch die Dominanz der Autoindustrie in der verkehrspolitischen Debatte würden Potenziale des Radverkehrs sträflich vernachlässigt. ADFCBundesgeschäftsführer Burkhard Stork: „Deutschland hat verlernt, Mobilität ohne Motor zu denken.“

Bei einer Tagung der C40Städte-Initiative zur Bekämpfung des Klimawandels in Oslo einigten sich zwölf Megacities – darunter London, Paris, New York, Los Angeles und Kapstadt – darauf, ab 2025 nur noch emissionsfreie Busse zu kaufen. Außerdem sollen große Teile der Stadtgebietes zu Umweltzonen erklärt werden, berichtet Reuters. „Luftverschmutzung durch Verbrennungsmotoren tötet weltweit Millionen Menschen in den Städten,“ wurde die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo zitiert: „Es sind dieselben Emissionen, die auch den Klimawandel mitverursachen.“

Fahrradfreundliche Universitäten

bikeleague.org/university

adfc.de

Ab 2025 ohne Stinkebusse

Cartoon: Franz Kainz

c40.org

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B ER L IN

Politik


Critical Mass

Klingeln statt Hupen Seit zehn Jahren gibt es die Critical Mass auch in den Bundesländern. Zeit für eine Würdigung dieser lebensfrohen Protestbewegung

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ZUSAMMENSTELLUNG: Mirko Javurek

Critical Mass Mehr Infos unter www.criticalmass.at ooe.radlobby.at/download/2009Kontraste_CM.pdf

Linz Motorgeräusche weichen Fahrrad-Klingeln

D

ie Critical Mass (abgekürzt CM) entstand 1992 in San Francisco. Die Idee der CM: Radfahrende kommen einmal im Monat zusammen, um sich auf der Straße den Platz zu nehmen, den autozentrierte Verkehrsplanung ansonsten Autos vorbehält. CM-Fahrten funktionieren nur dann richtig, wenn eine gewisse Zahl an Menschen, eine „kritische Masse“ eben, mitradelt, die dem Autoverkehr ein entsprechendes Gegengewicht setzt. Mittlerweile finden die Fahrten weltweit in mehr als 300 Städten statt. Hierzulande etablierten sich die Ausfahrten zunächst in Wien. Vor zehn Jahren dann auch in den Bundesländern. Wir unternehmen aus diesem Anlass einen Streifzug durch ganz Österreich und schauen nach, wie sich die Critical Mass abseits der Bundeshauptstadt entwickelt hat. Graz: Die Braven und die Bunten Die erste CM in Graz rollte am letzten Märzfreitag 2007


Graz Publikum ist heute heterogener

Wiener Neustadt Auch mal aus traurigem Anlass: Mit Ghostbike

Salzburg CM als Teil der neuen Fahrradkultur

vom Südtiroler Platz los. Damals noch mit Starthilfe aus Wien. Seither wurde 105 mal gefahren, jeweils ein bis eineinhalb Stunden gemächlich auf Hauptverkehrsstraßen, meist mit Musik, manchmal mit Motto und immer recht bunt. Es dauerte, bis die unorganisierte, spontane temporäre Inanspruchnahme des Straßenraums zum Selbstläufer wurde; anfangs kam es wegen „unterkritischer“ Beteiligung, wozu auch Polizeistrafen beigetragen haben dürften, zu Absagen. Nach einer Phase der Begleitung durch die Polizei, die auf Einhaltung gewisser Spielregeln pochte, wird inzwischen ohne Eskorte gecruist. „Das Fahrrad stellt ein wichtiges Verkehrsmittel der Mobilitätskette dar und verdient daher vollwertige verkehrspolitische Anerkennung und Förderung als nachhaltigstes, klügstes, gesündestes Nahverkehrsmittel“, heißt es auf einem Flugblatt zur Pionierfahrt vor zehn Jahren. An diesem Ziel hat sich bis heute nichts geändert. Sehr wohl geändert hat sich das Publikum: Anfangs stärker politisiert, ist die Masse heute heterogener. Bei den jeweils 50 bis 100 Personen hat außerdem der Fun-Faktor größere Bedeu-

tung. Soundmobile und Livebands auf Lastenrädern sorgen für Rhythmus, Verkleidungen sind erwünscht, einige haben auch (flüssige) Verköstigung an Bord. Der Fuhrpark umfasst nahezu alles, was unter Einsatz von Muskelkraft rollt. Öfters klingt die Ausfahrt mit einem Picknick im Park oder einem Festl aus. Einige Male wurden aus der CM (leider) Trauerfahrten, bei denen für im Straßenverkehr getötete Radfahrende weiße Ghostbikes aufgestellt wurden.

eine gute Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und verkehrspolitisches Bewusstsein zu wecken. Im vergangenen Jahr wurde die Tour de Leonding umbenannt und als Frühlings- und Herbst­ radln neu organisiert.

Am 20. April 2007 wird erstmals auch Linz zum Schauplatz einer Critical Mass. Rund 70 Personen nehmen an der Ausfahrt teil. Zeitzeugen berichten, dass sich eine euphorische Stimmung einstellt, als die oft mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen von einem Pulk von Radfahrenden vereinnahmt werden und Motorgeräusche dem Klang von Klingeln weichen. Bei den ersten Fahrten kommt es noch gelegentlich zu Polizeieinsätzen, aber bald wird die CM als Aktionsform geduldet. Jeden letzten Freitag im Monat treffen einander 70 bis 230 Radfahrende jeweils um 16.30 Uhr am Linzer Hauptplatz. In den ersten paar Jahren gab es noch eine Winterpause von November bis Februar – mittlerweile wird durchgefahren (Ausnahme: Dezember). Live-Musik und mobile Tonanlagen verbreiten auch in Linz PartyStimmung. Leonding: Frühjahrsradeln Frustriert durch die schlechten Bedingungen fürs Radfahren und die geringen Aussichten, etwas verbessern zu können, fanden Aktive in Leonding Gefallen an der CM-Idee. Sie organisieren in der an Linz grenzenden Stadt seit 2012 mehrmals jährlich die „Tour de Leonding": Radfahrten, die quer durch die Stadt zu verschiedenen Zielen führen und schließlich gemeinsam ausklingen. Diese Radtouren sind

In Wels, mit 60.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs, fanden 2009 mehrere CM-ähnliche Fahrten unter dem Titel „Rad & Tat“ statt, die sich aber nicht dauerhaft etablieren konnten. Mögliche Ursachen sind wenig studentisches Publikum und die Abwanderung engagierter Personen – insbesondere jener, die zum Studieren die Stadt verlassen. Salzburg: frische Impulse Gerade einmal 20 Teilnehmende zählte die erste Salzburger CM im September 2008. Heuer – bei den Feiern zum 200. Geburtstag des Fahrrades – radelten bereits 200 Personen mit. Dazwischen liegen Ausfahrten mit einer Handvoll Radlerinnen und Radlern, aber auch „Schönwetter-CMs“, zu denen mehr als hundert Personen stießen. Es gab mehrere Winterpausen und Fälle von CM-Frühjahrsmüdigkeit. Regelmäßige unangenehme Begegnungen mit Ordnungskräften in den frühen Jahren waren eher Folge der behördlichen Unkenntnis als gezielte Repression. Die CM wird in Salzburg oft als Teil der „neuen Fahrradkultur“ gesehen oder zumindest als frisches aktivistisches Milieu, von dem Impulse für eine bessere Mobilität und lebenswerteren Stadt ausgehen. In einer Stadt wie Salzburg, in der jeder fünfte Weg per Rad zurücklegt wird, wäre es freilich verwegen, Fahrradkultur bloß an einer monatlichen Radfahrt einiger Dutzender festzumachen. Ein Aspekt der CM, der tatsächlich einen Wandel des urbanen Radfahrens ablesbar macht, ist allerdings der steigende Anteil mitradelnder Eltern mit Kindern.

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Linz: CM als Aktionsform geduldet

Wels: Rad & Tat


Politik

Innsbruck: Nicht die Massen

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Im Jahr 2008 starteten in Innsbruck regelmäßige Critical-Mass-Fahrten. Man traf sich am letzten Freitag im Monat bei der Annasäule in der Maria-Theresien-Straße und radelte je nach Lust und Laune inklusive Musikbegleitung durch Innsbruck. Die „Massen“ waren durch die CM in Tirols Landeshauptstadt hingegen schwer zu erreichen. Woran es lag, dass die CM nicht richtig ins Rollen kam? Wechselnde Personen, die sich um die Bewerbung kümmerten, Winterpausen, die teilweise ungeplant länger als ein paar Wintermonate dauerten sowie die Situation, dass viele radelnde Studierende am Wochenende und im Sommer Innsbruck verlassen. Die Radlobby Tirol war meistens mit Vertreterinnen und Vertretern bei der CM dabei. Seit einigen Jahren ist die CM in Innsbruck leider gänzlich eingeschlafen. Engagierte Menschen, die die CM wieder aufleben lassen, sind dringend gesucht! Feldkirch: Rauch war dabei „Wir hatten ein paar Flyer gedruckt und verteilt. Und waren dann überrascht, wie viele sich am Busplatz Katzenturm versammelt hatten“, berichtet Erwin* von der ersten Critical Mass in Vorarlberg, die 2008 in Feldkirch stattfand: „Ich hatte einen Ghettoblaster vom Sperrmüll mit einem alten Notebook-Akku ausgestattet und auf die Ladefläche meines Bäckerrads montiert.“ Neben dem improvisierten Soundmobil waren auch rund 80 Radfahrende dabei, unter ihnen Johannes Rauch, der in Vorarlberg inzwischen Verkehrslandesrat ist. Es gab in Feldkirch in der Folge noch zwei CM-Fahrten, dann schlief die Sache ein.

Klagenfurt: 2018 wieder

Melk, St. Pölten und Neunkirchen

Ansätze einer CM gibt es auch in Klagenfurt: die erste kommt im November 2013 zustande. Seither fahren einige Dutzend Aktive in unregelmäßigen Abständen und neben den üblichen Freitagen auch an Samstagen vor dem Wörtherseemandl in der Fußgängerzone los. Die Strecke führt meistens über den stark Kfz-frequentierten Innenring. „Entlang unserer Route gab es nur teilweise Radwege, die wir aber als Critical Mass nicht benutzten“, berichtet ein Aktivist: „Dadurch kam es zu Behinderungen des motorisierten Individualverkehrs. Kfz-Lenkende brachten ihre ablehnende Haltung uns gegenüber mit Hupen zum Ausdruck.“ Die nächste Critical Mass in Klagenfurt wird erst wieder 2018 ausgeschrieben.

Keine CM im eigentlichen Sinn, aber regelmäßige Ausfahrten gibt es in Melk, wo die Radlobby 2014 zum ersten Tweed Ride lud. 2015 gab es die erste Radparade in St. Pölten, die inzwischen zweimal jährlich stattfindet. Neu hinzugekommen ist die Radparade 2017 in Neunkirchen, wo sich in der kleinen Stadt immerhin über 30 Teilnehmende fanden.

Niederösterreich: jetzt Radparade Die Vorreiterrolle bei der CM in Niederösterreich kommt Wiener Neustadt zu, wo am 12. September 2008 die erste Fahrt stattfand. 50 Leute machen damals mit. „Angespornt durch diesen Zuspruch beschlossen wir eine monatliche CM in Wiener Neustadt“, berichtet Peter*. Leider sei dies aus Mangel an regelmäßig Teilnehmenden nicht durchzuhalten gewesen. „In der Folge beschlossen wir, die CM nur einmal im Jahr zu organisieren. Da beteiligten sich dann immer viele Leute.“ Seit einer Ermahnung durch die Polizei werden die CM-Fahrten als Versammlung angemeldet. 2016 wurde die jährliche CM dann in „Radparade“ umbenannt. „Das versteht jeder. Es wirkt auch am Land oder in kleineren Städten besser“, meint Peter: „Auch die Startzeit wurde auf Samstag Vormittag verlegt.“

Fazit CM-Fahrten konnten sich in den größeren Landeshauptstädten etablieren und haben einen frischen Wind in die Radkultur gebracht. Weil in kleineren Städten mit weniger als ca. 100.000 Bewohnerinnen und Bewohnern die Bildung einer kritischen Masse schwierig ist, steht oft mehr der Spaß als die Rückeroberung des Straßenraums im Vordergrund. Obwohl die CM vom Grundgedanken her eine nicht organisierte Aktionsform ist, braucht es ein paar Motivierte, die sich insbesondere um die Ankündigung und Bewerbung kümmern. Die CM hat dazu beigetragen, dass Radfahren von der Allgemeinheit, aber auch von Politik und Verkehrsplanung stärker wahrgenommen wird. Manche Leute werden zum Radfahren motiviert, die sich alleine aufgrund schlechter Bedingungen nicht trauen. Für die Mehrheit gilt jedoch das Motto: „ride daily, celebrate monthly!“ – frei übersetzt „täglich im Alltag Radfahren, und es einmal im Monat feiern!“. * Namen auf Wunsch der Interviewten von der Redaktion geändert Dieser Text ist die Zusammenschau von Beiträgen verschiedener Autorinnen und Autoren aus den Bundesländern

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So wichtig sind Stellplätze

Politik Politik

Auf einen Blick: Alles, was man zum Thema Fahrrad-Parken wissen muss RECHERCHE: Roland Romano, INFOGRAFIK: Anna Hazod

D

ie neue Radlobby Wien-Analyse widmet sich dem Thema Radparken. In Österreichs Ballungsräumen herrscht beinahe flächendeckend ein Mangel an sicheren Abstellanlagen, obwohl gute Radabstellmöglichkeiten das Radparken erheblich erleichtern. In Wien kommt auf 25 Fahrräder nur ein Abstellplatz. Und es ist abzusehen: 2020 werden – gemessen am Bedarf – etwa 18.000 Plätze fehlen. Für den Ausbau in Städten braucht es ein jährliches Ausbaubudget, um die Lücke in der Bedarfsdeckung strukturiert zu schließen.

Platznutzung und Umsätze in Einkaufsstraßen4

Rad-Umsätze sind um den Faktor

3,6

radlobby.at/wien/radparken

größer

Radabstellplätze Wien – Bestand vs. Bedarf 20201

7€ 31€ pro m² und Stunde

80.000

66.000

18.000

60.000

Radabstellplätze

Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 11

70.000

Plätze fehlen 50.000

33.000

48.000

40.000

41.000

30.000 2011

2016

Kosten von Abstellanlagen von Fahrrad und Pkw2

2020

Jahr

Stellplatz

Radabstellplätze Bestand

Radabstellplätze Bedarf

überdachter Stellplatz

100

1.000 3.000

8.000

Raddiebstähle 20165 *pro 1000 Fahrräder **in absoluten Zahlen

7,6

Wien

Salzburg

Steiermark

Kärnten

Tirol

3,0

Niederösterreich Burgenland

3.213

2,8

2,2 691

3,9 4.877

2.193

3,9

584

4,0 1.437

4,0 3.597

2.174

8.699**

5,0

Der erste Radlobby-Ratgeber zum Radparken samt Planungsleitfaden jetzt online: radlobby.at/radparken

Oberösterreich

Quellen: 1 TU Wien, Radlobby Wien, 2 BMVIT, 2013, 3 Celis, Bolling-Ladegaard 2008, 4 eigene Erhebung & Lee, A. and March, A. (Melbourne, 2007), 5 statistik.at, Bundeskriminalamt, BMVIT, eigene Berechnung

Vorarlberg

Das österreichische Fahrradmagazin


Politik

Beliebt und sicher: Fahrradstraßen in Wien

Fahrradstraßen für Wien Mehr als 2.000 Menschen unterschrieben die Fahrradstraßen-Petition der Radlobby Wien. Sie setzen sich damit für ein Ausbauprogramm dieser – ebenso beliebten wie sicheren – Radinfrastruktur ein

Fahrradstraßen sind für den Radverkehr optimierte, verkehrsberuhigte Straßen mit Vorrang für den Radverkehr. Sie sind seit 2013 in der Straßenverkehrsordnung gesetzlich verankert. Es gilt Tempo-30, das Nebeneinanderfahren am Rad ist erlaubt. Fahrradstraßen motivieren zum Radfahren und machen Städte lebenswerter und klimafreundlicher.

F

rägt man Radfahrende, wo sie am liebsten unterwegs sind, dann belegt eine Verkehrsanlage regelmäßig den Spitzenplatz: die Fahrradstraße. Das zeigte zu Jahresbeginn wieder eine repräsentative Umfrage der Radlobby. Fahrradstraßen erhielten dabei – neben Radwegen – die Bestnote. Auch Eltern mit Kindern bevorzugen sie. Mit gutem Grund übrigens: vereinen sie doch viele Vorteile wie Tempo-30 und Vorrang für den Radverkehr. Allerdings: Obwohl Fahrradstraßen seit dem Jahr 2013 in der StVO verankert sind, existieren in Wien derzeit nur drei davon: die Goldschlagstraße, die Hofjagdstraße und die Kuchelauer Hafenstraße. In ganz Österreich sind es bloß etwa 30 Fahrradstraßen. Seit 2013 in der StVO verankert Zum Vergleich: alleine in München gibt es bereits 60 Fahrradstraßen! Auch in Dänemark und den Niederlanden sind Fahrradstraßen ein beliebtes und bewährtes Mittel, um Radrouten effizient durch ruhige Viertel zu führen. Zur Bewerbung und Umsetzung von mehr Fahrradstraßen startete die Radlobby Wien deshalb im April 2017

die Petition „Fahrradstraßen für jeden Wiener Bezirk“. Statt der laut Wiener Petitionsgesetz notwendigen 500 Unterstützungserklärungen unterschrieben mehr als 2.000 Menschen das Anliegen: Die Stadt Wien wird in der Petition dazu aufgerufen, ein Programm zum Ausbau von Fahrradstraßen auszuarbeiten und bis zum Jahr 2020 mindestens eine Fahrradstraße pro Bezirk zu realisieren. Die Verkehrsstadträtin möge alle Bezirksvorstehungen anhalten, entsprechende Pläne auszuarbeiten und jene Straßen zu benennen, die bis zum Jahr 2020 zu Fahrradstraßen umgestaltet werden, heißt es im Petitionstext. Bei der Überreichung der Petition im September 2017 wurde von Verkehrs-Stadträtin und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou ein „Masterplan Fahrradstraßen“ angekündigt. Ende November wurde die abgeschlossene Petition im Petitionsausschuss des Wiener Gemeinderates behandelt. Vom Ausschuss werden dann in der Regel die Stadt Wien und die betreffenden Bezirke um Stellungnahmen gebeten. Wir sind gespannt und bleiben dran. radlobby.at/fahrradstrassenwien

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Foto: Mobilitätsagentur Wien / Christian Fürthner

Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 12

TEXT: Roland Romano


Judikatur: Schlechte Nachrichten für Eltern

Politik

Neues von den Höchstgerichten: Kindersitze, Vorrangregeln, Schmerzengeld: Johannes Pepelnik über drei aktuelle Fahrrad-Fälle

1. Vorrang auf Radfahrerüberfahrt Bereits am 16. Mai 2017 entschied der Oberste Gerichtshof (OGH) über die Klage einer Radfahrerin nach einem Unfall mit einer Autofahrerin: Die Radfahrerin fuhr in der Abenddämmerung mit einer Geschwindigkeit von max. 20 km/h auf einem Geh- und Radweg, der von der Ausfahrt einer Tankstelle gequert wird. Auf dem Boden des Gehund Radwegs ist das Vorrangzeichen „Vorrang Geben“ gemalt, am Beginn der Tankstellenausfahrt das Gebotszeichen „Ende des Geh- und Radwegs“ angebracht. Die Autolenkerin – sie fuhr mit einer Geschwindigkeit von zumindest 10 km/h aus der Tankstellenausfahrt – hatte ihrerseits ein Stopp-Schild. Weil sie zudem alkoholisiert (Blutalkohol von 1,52 Promille) war, wurde die Kfz-Lenkerin wegen fahrlässiger Körperverletzung strafrechtlich verurteilt. Im anschließenden Haftungsprozess wurde ein Mitverschulden der Radfahrerin eingewandt. Gegenüber der Alkoholisierung und dem schwerwiegenden Vorrangverstoß der Kfz-Lenkerin falle die Geschwindigkeitsübertretung der Radlerin jedoch nicht ins Gewicht, entschied der OGH (2 Ob 87/17h). 2. Busampel gilt nicht für Radfahrer In der Entscheidung vom 17. August 2017 hatte der OGH über einen Unfall im Kreuzungsbereich zu entscheiden, bei dem ein Radfahrer, der erlaubter-

weise die Busspur nutzte, und ein KfzLenker zusammengestoßen waren. Der Kfz-Fahrer kam aus derselben Richtung wie der Radfahrer – allerdings nicht auf der Busspur und wollte rechts abbiegen. Die Bus-Ampel zeigte „Halten“, der Radfahrer richtete sich nach der „normalen“ Ampel und fuhr bei grün geradeaus und kollidierte dabei mit dem Kfz. Der Radfahrer erlitt unter anderem eine Schädelprellung mit einer Riss-Quetsch-Wunde an der Stirn sowie zahlreiche Prellungen und Hautabschürfungen. Der verlangte Schadenersatz belief sich auf 10.100 Euro. Der Einwand, dass das Rad nur über eine Vorderbremse verfügte, wurde vom OGH damit entkräftet, dass der Unfall auch bei funktionierenden Bremsen derselbe gewesen wäre. Und Bus-Ampeln sind für Radfahrende, die berechtigterweise auf den Busstreifen fahren, nicht relevant.

Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 13

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orrangregeln bei der Nutzung von Fahrrad-Überfahrten, der Geltungsbereich von Busampeln und die Montage von Kindersitzen auf dem Oberrohr – also zwischen Lenker und Sattel – beschäftigten kürzlich die Höchstgerichte. Hier ein Überblick.

3. Kindersitze Im März 2017 entschied der Verfassungsgerichtshof (VfGH) in der Rechtssache 102/2015, dass das österreichische Verbot zur Montage eines Kindersitzes auf dem Oberrohr zwischen Sattel und Lenkstange nicht EU-rechtswidrig ist. Hintergrund: Aufgrund der Gleichwertigkeitssklausel dürfen in anderen EU-Staaten zugelassene Ausrüstungsgegenstände für Fahrräder auch in Österreich vertrieben werden. Allerdings lässt die heimische Fahrradverordnung nur Kindersitze zu, die mit Rückenlehne, Kopfstütze und Fußrasten ausgestattet sind. Dagegen wandte sich der Antragsteller unter Hinweis auf die Gleichwertigkeitsklausel. Der VfGH verneinte allerdings deren Anwendung mit Blick auf den Schutzzweck der Norm. Diene das Verbot doch der Gesundheit der Kinder.

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Fahrstil

Distanzen – eine Relativitätstheorie Wie viele Kilometer fahrt ihr so pro Tag? Das ist eine der häufigsten Fragen, die Fahrradbotinnen und -boten gestellt bekommen. Die häufigste Antwort liegt irgendwo zwischen 20 und 100 Kilometer je nach Schicht, Aufgaben, Botendienst etc. Oft entlocken beide Aussagen ein bewunderndes Staunen. Bei Radfahrenden, die selbst lange Distanzen zurücklegen, ist es weniger die Länge, die zu Anerkennung führt, sondern der Umstand, dass diese Strecken im Straßenverkehr, mit Ampelstopps und Ablieferungen inklusive Stiegensteigen zurückgelegt werden – und das bei jedem Wetter. Dazu kommt, dass viele Radfahrende selten längere Strecken ausprobieren. Selbst solche nicht, wo man entlang der Eisenbahn radelt und eigentlich jederzeit umsteigen könnte. Ist es die Angst vor dem „Nicht-Schaffen“? Oder will man gar nicht so lange

radfahren? Vielleicht ist es aber auch schlicht und einfach eine schlechte Sattelerfahrung – hier hilft übrigens die richtige (Höhen-)Einstellung und womöglich ein anderes Modell. Wenn man selbst einmal die 300Kilometer-pro-Tag-Grenze überschritten hat, trifft man z.B. auf Brevet-Fahrende. Sie bereiten sich oft auf internationale Langstreckenrennen mit über 1.000 Kilometer in möglichst kurzer Zeit vor. Tagesziel (inklusive Teile der Nacht): 600 Kilometer oder mehr. Da bleib ich doch lieber bei meiner Philosophie: Ich fahre nicht irgendwo hin, um Rad zu fahren. Ich fahre Rad, um irgendwo hinzukommen.

Barbara Ottawa ist Journalistin in Wien

Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 15

Reiseausrüstung


Community Freuen: Vorarlbergs neue Radstrategie Seite 16

Hören: Neue FahrradSendung bei Radio Orange Seite 17

Beitreten: Jetzt Mitglied bei der Radlobby werden Seite 18

EUROPÄISCHE UNION

Pasta ist jetzt fertig

EU-Projekt zeigt Zusammenhänge von Gesundheit und Mobilität

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 16

Radfahrende sind 4 kg leichter

Aus­gebautes Rad­wegenetz ist Voraussetzung, um Radverkehrsanteil von 25 Prozent zu erreichen

Gesundheitliche Vorteile des Radfahrens überwiegen Nachteile durch mögliche Unfälle und Luft­verschmutzung

Nach vier Jahren Forschungsarbeit ging das groß angelegte EU-Projekt Physical Activity through Sustainable Transport Approaches (PASTA) zum Thema Mobilität und Gesundheit im Herbst zu Ende. In den Städten Antwerpen, Barcelona, London, Örebro, Rom, Zürich und Wien hatten Forscherteams Interviews und eine Feldstudie mit insgesamt mehr als 10.000 Personen – geteilt in Radfahrende und Autofahrende – durchgeführt. In Wien führte ein Team an der Universität für Bodenkultur die Unterschungen durch. Die Studienergebnisse im Detail: pastaproject.eu

VORARLBERG

Kettenreaktion mit offenem Ausgang

Die neue Vorarlberger Radstrategie ist modern und ambitioniert. Hoffentlich wird sie so auch umgesetzt BERICHT: Eva Häfele

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m Jahr 2009 hatte Vorarlberg unter dem Titel „Frischer Wind“ eine der ersten Radstrategien beschlossen. Ziel damals: ein Radverkehrsanteil von 17 Prozent bis 2015. Im Oktober wurde die 80-seitige Neuauflage „Ketten-Reaktion – eine Radstrategie Vorarlberg“ präsentiert, die Leitlinien der Radpolitik bis 2027 festlegt. Radfahren soll selbstverständlicher Teil der Alltagsmobilität werden, wünscht sich der zuständige Landesrat Johannes Rauch, Vorarlberg künftig in einer Liga mit Fahrrad-Städten wie Amsterdam und Kopenhagen mitspielen. Optimierung des Bestehenden Die „Hard-Facts“ der Radstrategie konzentrieren sich auf die Optimierung der vorhandenen Radinfrastruktur: Lückenschlüsse im 895 Kilometer langen Landesroutennetz; rund 200 Kilometer davon sollen zu Radschnellverbindungen ausgebaut werden, die – entlang der Hauptstrecken – direktes und mög-

lichst kreuzungsfreies Fortkommen ermöglichen. In den Gemeinden und Städten soll durch finanzielle und fachliche Unterstützung der Ausbau eines radfreundlichen Straßennetzes unter Einhaltung von Standards wie flächendeckende Tempo-Limits, Fahrradstraßen und Bevorrangung von Radrouten an Kreuzungspunkten gefördert werden. 40 Stellplätze pro Zug Die Kombination von Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln verlangt regensichere Abstellanlagen und mehr Platz in den Zügen. Die neuen Zuggarnituren sollen ab 2019 Platz für rund 40 Fahrräder haben. Die Berücksichtigung und Förderung von Rad- und Fußverkehr soll auch in der Raumplanung vermehrt Platz finden. Vorarlberger Unternehmen brauchen, heißt es in der Radstrategie, Unterstützung beim betrieblichen Mobilitätsmanagement, damit Fahrräder und

speziell E-Bikes zum Hauptverkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit werden. Warentransporte per Fahrrad sollen durch nachhaltige Förderung und Vorbildwirkung der öffentlichen Hand flächig verbreitet werden. Als „Soft-Faktoren“ sollen die „Vorarlberger Radkultur“, die „Radkompetenz“ für unterschiedliche Zielgruppen oder das Image des Fahrrads als Gesundheits- und Wohlfühlwerkzeug die Menschen vom Fahrradfahren überzeugen. Nicht zuletzt will sich das Land Vorarlberg auf Bundesebene für die Änderung von Gesetzen einsetzen, sodass die Radfreundlichkeit erhöht wird. Fazit: Alle wesentlichen Anliegen der Alltagsradfahrenden sind in dem Papier genannt. Das Ergebnis wird freilich von der Bereitschaft der beteiligten Akteure – Landespolitik, Gemeinden und Betriebe – abhängen, die Maßnahmen auch umzusetzen.


WIEN

ÖSTERREICH

Seit Juli 2017 widmet sich die Sendung „RadRadRadiooo“ auf Radio Orange 94.0 dem besten aller urbanen Fortbewegungsmittel

Im aktuellen „Landeshauptstädte-Ranking“ von Greenpeace zu sauberer Mobilität belegt Wien – gefolgt von St. Pölten und Graz – den ersten Platz. Die Kriterien für die Bewertung waren: Modal Split, Luftqualität, Radverkehr, öffentlicher Verkehr, Parkraumbewirtschaftung, Fußgängerfreundlichkeit, E-Mobilität und Carsharing. Im Radverkehrsbereich fällt die Top-Platzierung von Eisenstadt und Wien auf. Würden andere Kriterien wie Pro-Kopf-Radverkehrsbudget oder Verkehrszahlen zugrunde liegen, lägen Salzburg beim Budget und Innsbruck und Bregenz beim Radverkehrsanteil vorne.

BERICHT: Stefanie Kousek

J

etzt also auch noch eine Radiosendung. Freundin C. war skeptisch. Zu oft hatte sie geduldig meinen Erläuterungen über die Gefahren von in Dooring-Zonen verlaufenden Mehrzweckstreifen gelauscht. Hatte meine Kritik an radunfreundlichen Ampelschaltungen und an fehlenden Radabstellanlagen mitangehört. Wer, außerhalb der Bubble urbaner Fahrrad-Enthusiasten, würde seine Freitagabende schon freiwillig mit solchen Spezialfragen verbringen? Radio Orange hatte uns – ein Redaktionsteam aus Aktiven der Radlobby Wien – eingeladen, eine Sendung über das Radfahren in Wien zu gestalten: Aus der Radcommunity und für die Radcommunity, jeden zweiten Freitag im Monat jeweils eine Stunde lang. Viel gute Fahrrad-Musik Dass dabei viele Facetten urbanen Lebens auch jenseits der Verkehrsplanung und -politik berührt werden, wurde uns schnell bewusst. Eine Mischung aus Informationen, Service und Einblicken in die Fahrradszene Wiens sollte es sein, die hörbar macht, warum wir das Fahrrad für das beste städtische Verkehrsmittel halten. Eine Sendung, die nicht nur Radverkehrsplanungsen-

thusiasmierten Spaß macht, sondern allen am modernen Stadtleben interessierten Menschen. Und natürlich gibt’s Fahrradmusik, viel und gute Fahrradmusik! Seit dem Start im Sommer sind bereits fünf Sendungen ausgestrahlt worden. So haben wir die Wiener Fahrradmechanikerlegende Wolfgang Brunner in seiner Werkstatt in Ottakring besucht und haben uns zeigen lassen, wie man einen Patschen flickt. Wir haben die fantastische Stimmung bei den European Cycle Messenger Championships festgehalten, bei der österreichischen Bike Polo Meisterschaft mitgefiebert. Auch beim Ghost Bike Ride anlässlich eines tödlichen Verkehrsunfalls Ecke Seegasse/D’OrsayGasse waren wir dabei. Die anfängliche Skepsis von C. ist aufgrund der Vielfalt an Themen inzwischen einer wachsenden Begeisterung gewichen. Bei der nächsten Sendung, sagt sie, wird sie das Radio jedenfalls wieder aufdrehen... Die nächste RadRadRadioooSendung wird am Freitag, dem 8. Dezember, um 21 Uhr auf Radio Orange 94.0 ausgestrahlt und kann jederzeit im OnlineSendungsarchiv nachgehört werden. cba.fro.at/series/rad-rad-radiooo

WIEN

Ich fahre mit meiner Laterne

Mobilitätsranking: Wien auf Platz Eins

OBERÖSTERREICH

VCÖ-Preis für Mobilitätsrechner Der Mobilitätsrechner des Landes Oberösterreich ist vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) heuer mit dem Mobilitätspreis ausgezeichnet worden: Bei der Wohnortwahl werden häufig die künftigen Mobilitätskosten außer Acht gelassen. Der Rechner hilft dabei, die zukünftigen Wohn- und Mobilitätskosten an jedem beliebigen Standort im Land Oberösterreich zu berechnen und zeigt die fußläufige Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen sowie die Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln und deren Intervalle. SALZBURG

Foto: Margit Palman

Keine Zufahrt für „Elterntaxis“

Laut und bunt: Eine spezielle „Laternderl-Critical-Mass“ erhellte Wien im November. Die gemeinsame Ausfahrt zur Eroberung des Straßenraums findet in Wien jeden dritten Freitag im Monat statt: criticalmass.at

Im Herbst 2017 hatte die Stadt Salzburg angekündigt, an vier Schul-Standorten die Zufahrt von „Elterntaxis" zu unterbinden. Seit November vereiteln Scherengitter die Zufahrt mit dem privaten Pkw. „Was sich vor dem Campus Mirabell und den Volksschulen Lehen, Maxglan und Morzg durch elterliche Zubringerfahrten abspielt, ist nicht länger tragbar“, teilten Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ) und Planungsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) in einer Aussendung mit.

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 17

Rückenwind für die Ohren


Radfahren stärken? Werden Sie Mitglied der Radlobby und nutzen Sie die Vorteile

Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 18

Die Radlobby-Vereine vertreten über 6.000 Mitglieder in ganz Österreich. Mitglieder können auf viele Vorteile zählen – vom Versicherungspaket über Einkaufsrabatte bis zum DRAHTESEL-Abo

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Interessensvertretung

Dreifach-Schutz: RechtsschutzVersicherung für Anwaltsund Gerichtskosten; Unfallund Haftpflichtversicherung.

Günstiger einkaufen im ausgesuchten Radhandel in ganz Österreich.

Die Radlobby tritt für die Interessen der AlltagsRadfahrenden in ganz Österreich ein.

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DRAHTESEL-Abo Viermal jährlich kommt der DRAHTESEL, das österreichische Fahrradmagazin, zu Ihnen ins Haus!

Mitglied werden zahlt sich aus! Sie können in jedem Bundesland bei einem Radlobby-Verein Mitglied werden! Und zwar bei Radlobby ARGUS (Bgld, Ktn, Tirol, Vbg, Wien) sowie bei Radlobby Niederösterreich, Radlobby Oberösterreich, Radlobby ARGUS Steiermark, Radlobby Salzburg. Bis zu EUR 2,Ermäßigung bei Einziehungsaufträgen – gilt für alle Mitgliedsarten Mitgliedsvorteile und -beiträge können je Bundesland geringfügig variieren. Mitgliedsanmeldung und ausführliche Infos zur Mitgliedschaft: radlobby.at/mtg

Einzel-Mitgliedschaft

Studierende

Haushalts-Mitgliedschaft

Alle Mitgliedervorteile um EUR 40,- pro Jahr

Ermäßigte Mitgliedschaft EUR 26,- pro Jahr für Studierende bis 26 sowie für alle unter 19 Jahren

Für Familien, WGs und Lebensgemeinschaften: Pro Jahr EUR 40,- für das Erstmitglied, alle weiteren Haushaltsmitglieder je EUR 26,unter 18 Jahren gratis.

Nur für Mitglieder Die optionale kostengünstige FahrradDiebstahl-Versicherung radlobby.at/dsv


Infrastruktur Weltweiter Trend: Geschützte Radstreifen Seite 19

Plus / Minus: Österreichs Infrastruktur im Test Seite 20

Hitliste 2017: Das sind Wiens beste Maßnahmen Seite 22

Alternative, günstig und gut Geschützte Radstreifen bewähren sich in vielen Städten als neues Planungsinstrument BERICHT: Roland Romano

Rascher zu errichten

Foto: SenUVK, Visualisierung: Bloomimages

Die Beliebtheit geschützter Radstreifen hat gute Gründe: Haben sie doch das Potential, den radfreundlichen Umbau von Straßen zu beschleunigen. Geschützte Radstreifen sind eigene Radverkehrsflächen auf Fahrbahnniveau, welche durch

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Drahtesel 4  ⁄  2017 – 19

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euerdings sind sie immer häufiger zu sehen: geschützte Radstreifen. In San Francisco, Washington, New York, Lissabon, Sevilla, Köln, Frankfurt und London gehören sie bereits zum Straßenbild. In Berlin könnten sie bald folgen: Diesen November kündigte die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther an, dass geschützte Radstreifen bald auch in der deutschen Hauptstadt eingerichtet werden (siehe Visualisierung in der mehrspurigen Hasenheide, der Straße am gleichnamigen Park zwischen Südstern und Hermannplatz).

Visualisierung eines geschützten Radstreifens Hasenheide in Berlin: Schutzstreifen und Trennelemente schaffen Raum fürs Rad

ein bauliches Trennelement und einen Schutzstreifen von der angrenzenden Nutzung (z.B. zur Fahrbahn oder zu abgestellten Fahrzeugen) abgegrenzt sind. Neue Radstreifen werden mit Sicherheitselementen und auf diese Weise mit neuen Qualitäten ausgestattet:

Bessere Trennung, Schutz und Sichtbarkeit im Straßenraum. Sie sind fünf bis 20 Mal günstiger und deutlich rascher errichtet als bauliche Radwege – bei ähnlicher Schutzwirkung und Akzeptanz. Hiermit können sehr effizient einzelne Fahrstreifen oder Parkstreifen zur de-

zidierten Radverkehrsfläche umgestaltet werden. Die Radlobby spricht sich dafür aus, geschützte Radstreifen näher zu untersuchen und in guter Qualität zu errichten. Das heißt: Mindestbreite von zwei Metern, gut sichtbare Trennelemente und Schutzstreifen.

Was heißt eigentlich?

Bikebox

Als Bikebox bezeichnet man eine markierte Aufstellfläche an einer Kreuzung mit Ampel. Ihre Haltelinie liegt meist drei bis fünf Meter vor der allgemeinen Haltelinie, und sie ist meist so breit wie ein oder mehrere Fahrstreifen. Nutzen dürfen sie laut Straßenverkehrsordnung (StVO) nur einspurige Fahrzeuge; mit Fahrradsymbol nur Fahrräder. Während der Rotphase sollen Radfahrende am

restlichen Verkehr vorbeifahren und sich vorne positionieren können, damit zum Beispiel das Linksabbiegen einfacher wird. Bikeboxen können ohne oder mit Radstreifen im Zufahrtsbereich ausgeführt werden – bei letzterem spricht man vom „aufgeweiteten Radstreifen“. Da Bikeboxen meist mit ungeschützten Radstreifen einhergehen,

kein baulicher Schutz auf Kreuzungen gegeben ist und ihre Vorteile hauptsächlich während der Rotphase wirken, sind Bikeboxen nicht ohne Einschränkung empfohlen. Besonders effektiv sind sie in ruhigen Straßen an ampelgeregelten Kreuzungen mit langen Wartezeiten. Roland Romano


PLUS  ⁄  MINUS

Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest

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QUALITÄTSKONTROLLE: Andrzej Felczak

Wien 1., 6., Getreidemarkt Teil 2

Highlight 2017: Einrichtungsradwege für alle Nutzendengruppen Über den letzten Lückenschluss zwischen Radweg Zweierlinie Höhe Mariahilfer Straße und Karlsplatz wurde jahrelang diskutiert. Den ersten Planungsvorschlag im Jahr 2014 mit einem Mehrzweckstreifen hatte die Radlobby Wien als nicht verkehrssicher und unattraktiv abgelehnt. Nach einer Umplanung wurde im Sommer zwischen Mariahilfer Straße und Lehargasse/Gauermanngasse eine Fahrspur bergab aufgelassen und Einrichtungsradwege in beiden Richtungen errichtet. Bergauf erlaubt die Breite von 1,9 Meter ein Überholen, bergab ist der Radweg 1,6 Meter breit. Die geöffnete Einbahn Gauermanngasse und die Querung Höhe Lehargasse bieten Anschlüsse zu den Querverbindungen. Die neue Radverkehrsanlage bedeutet eine erhebliche Verbesserung von Sicherheit und Sicherheitsgefühl. Sie ist für alle Nutzendengruppen geeignet. Was noch fehlt, ist die direkte Verbindung vom Karlsplatz an den Wientalradweg und an den Getreidemarktradweg bergauf.

Wien 17., 18., Lidlgasse / Wattgasse

Wien 4., Südtiroler Platz

Endlich: Neuer Radweg zwischen Hernals und Gersthof  ⁄  Pötzleinsdorf

Zukunftsweisend: Querung der Radroute Schelleingasse

Bisher gab es keine durchgängige Radverbindung zwischen Gersthof  ⁄  Pötzleinsdorf und Hernals; bei allen Routen musste eine Hauptstraße im Mischverkehr befahren werden. Nach Berechnungen der MA 46 war in der Lidlgasse das Auflassen einer Fahrspur ab Roggendorfgasse bergauf für den Kfz-Verkehrsfluss unkritisch. Zwischen Gersthofer- und Hernalser Hauptstraße verläuft jetzt bergab ein 1,4 Meter breiter Einrichtungsradweg. Leider ohne Zufahrten zu Rötzergasse und Rhigasgasse. Bergauf besteht der Abschnitt Wattgasse-Roggendorfgasse aus einem Radstreifen nach RVSRegelmaß. Für eine bessere Lösung mit baulich getrenntem Radweg wäre genügend Platz gewesen – ein Vorschlag der Radlobby Wien wurde leider abgelehnt. Der Einrichtungsradweg Roggendorfgasse-Gersthofer Straße ist bis zu 1,6 Meter breit und lässt – mit etwas Vorsicht – ein Überholen zu. Eine Weiterführung des Radweges in der Gersthofer Straße wäre der nächste logische Schritt.

Entlang der Schelleingasse verläuft eine Basisroute Priorität 1 (höchstrangige Radroute in Wien). Im Zuge der Umgestaltung des Südtiroler Platzes wurde auch die Querung mit der Favoritenstraße (Tempo 50) verbessert. Durch die Öffnung des Mittelstreifens ist jetzt ein geradliniges Durchfahren in beiden Richtungen möglich. Die Aufstellfläche am Mittelstreifen erlaubt auch ein Queren der Favoritenstraße in zwei Etappen. Die Bodenmarkierungen machen den Kfz-Verkehr auf die Querung aufmerksam. Zwecks Verkehrsberuhigung wurde Richtung stadteinwärts  ⁄  bergab eine Fahrbahnanhebung errichtet. Insgesamt eine sehr gelungene und zukunftsweisende Verkehrsorganisation, die ohne Ampel auskommt. Nicht optimal ist der zu schmale Mittelstreifen und die Sichtbehinderung auf die Rechtsabbiegespur durch den gerade aus fahrenden Kfz-Verkehr.

Einfach online Radbeschwerden abgeben: Fotos: Andrzej Felczak, Ulrike Beck, Christian Steiner

radkummerkasten.at


Wien 23., Walter-Jurmann-Gasse

Wien 19., Peter-Jordan-Straße

Eisenstadt

Poller sind in etlichen Fällen leider notwendig. Sie stellen jedoch für Radfahrende eine erhebliche Gefahr dar. Insbesondere wenn in der Gruppe gefahren wird und die Sicht auf die Poller für die hinten fahrenden verdeckt ist. In der Dunkelheit sind Poller besonders schlecht sichtbar. Wie im DRAHTESEL 2  ⁄  17 berichtet, ereignen sich in Österreich geschätzte 25.000 statistisch nicht erfasste RadAlleinunfälle. Poller sind dabei eine der genannten Gefahrenquellen. Aus Verkehrssicherheitsgründen sollten sie folgendermaßen gestaltet sein: Erstens, Rundum-Rückstrahler. Zweitens, Bodenmarkierungen, die auf den (ggf. umgelegten) Poller aufmerksam machen. Drittens, wenn vorhanden, den Poller unter einer Straßenlaterne aufstellen. Als gutes Beispiel kann die neu errichtete Zufahrt zum Liesingbachradweg über die Walter-JurmannGasse angeführt werden. Optimalerweise sollte bei der Bodenmarkierung noch eine fünf Meter lange Linie von den Spitzen weg in beiden Richtungen markiert werden.

In der Peter-Jordan-Straße verläuft eine Basisroute Priorität 1 (höchstrangige Radroute in Wien). Mit einer Restfahrbahnbreite von fünf Metern und Tempo-50 war die Strecke bergauf wegen drängelnder Kfz, insbesondere bei Begegnungsverkehr, sehr unangenehm zu befahren. Um die Situation zu entschärfen und das Drängeln zu beenden, wurde jetzt bergab eine Einbahn eingerichtet. Bergauf bietet der 1,7 Meter breite Radfahrstreifen gegen die Einbahn den Radfahrenden eine eigene Spur, was wegen des Tempo50-Limits des Kfz-Gegenverkehrs notwendig war. Bergab verbessert sich die Situation marginal: Die Begegnungsvorgänge mit bergauf fahrenden Kfz fallen hier weg, Drängeln durch bergab fahrende Kfz bleibt. Insgesamt eine bedeutende Verbesserung für geübte Radfahrende, aber keine Route für alle Nutzendengruppen.

Mit der Öffnung zweier zentrumsnaher Einbahnen für den Radverkehr – in der Franz-Liszt-Gasse und in der Ignaz Philipp Semmelweis-Gasse – wurde langjährigen Verbesserungsvorsch­ lägen der Radlobby Burgenland entsprochen. Die Franz-Liszt-Gasse verbindet das östliche Ende der Eisenstädter Fußgängerzone in der Hauptstraße mit der Überlandstraße nach Stotzing im Leithagebirge. Am Foto ist die Kreuzung Joseph-Haydn-Gasse  ⁄  Franz-Liszt-Gasse zu sehen. Die Ignaz Philipp Semmelweis-Gasse führt vom westlichen Ende der Fußgängerzone Richtung Süden. Aktuell ist die Einstellung zum Radfahren gegen die Einbahn bei manchen in Eisenstadt etwas skeptisch. So erklärt sich die immer vorherrschende Zurückhaltung beim Öffnen von Einbahnen für den Radverkehr. Wenn aber in Wien 257 Kilometer Radfahren gegen die Einbahn gut funktioniert, sollte dies auch in der burgenländischen Landeshauptstadt kein Problem darstellen.

Mehr Verkehrssicherheit: Durch Markierungen von Pollern

Verbesserung: Zwischen Linneplatz und Billrothstraße

Einbahnöffnung: Bessere Anbindung an Hauptstraße

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 21

Infrastruktur


Infrastruktur-Hitliste 2017 Heuer gingen in Wien einige langjährige Radfahrwünsche in Erfüllung. Hier unsere Auswahl der acht besten Maßnahmen 2017

Getreidemarkt Zwischen Mariahilfer Straße und Lehargasse / Gauermanngasse wurde eine Fahrspur bergab aufgelassen und zwei Einrichtungsradwege errichtet. Die neue Radverkehrsanlage bedeutet eine erhebliche Verbesserung. Sie ist für alle Nutzendengruppen geeignet und spricht auch die 60 Prozent der Menschen an, die sich vorstellen können das Rad zu benützen, jedoch nicht im starkem KfzVerkehr fahren wollen.

2. Lidlgasse / Wattgasse Bisher war eine Radfahrt zwischen Gersthof/Pötzleinsdorf und Hernals nur im Mischverkehr über Hauptstraßen möglich. Jetzt wurde bergauf eine Fahrspur aufgelassen und Radwege errichtet. Mittlerweile sind fast alle Wohngebiete in WIen verkehrsberuhigt und eignen sich gut zum Radfahren. Die Verbindung dieser „Inseln“ mittels

hochwertiger Radverkehrsanlagen ist eine sehr effiziente Methode, ein zusammenhängendes Radverkehrsnetz zu schaffen.

Südtiroler Platz Die Querung der Radroute Schelleingasse wurde erheblich verbessert. Durch die Öffnung des Mittelstreifens ist jetzt ein geradliniges Durchfahren in beiden Richtungen möglich. Richtung stadteinwärts/bergab wurde zusätzlich zwecks Verkehrsberuhigung eine Fahrbahnanhebung errichtet.

3.

O-Ton eines kritischen Radfahrers: „Welten besser als vorher, kein einziges Mal beim Queren anhalten müssen.“ Querungen von Hauptrad­ routen mit Hauptstraßen ohne Ampelregelung werden schon länger z.B. in den Niederlanden oder in Schweden eingesetzt. Für die Sicherung sind bauliche Maßnahmen erforderlich.

Fotos: Andrzej Felczak, Ulrike Beck, Christian Fürthner

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 22

1.


4.

6.

Infrastruktur

Was 2017 fehlte

Peter-Jordan-Straße

Die Einbahn Dunklergasse wurde geöffnet und der Radweg Harthaus­ ergasse verbreitert (Wien, 12.). Gemeinsam mit dem im Jahr 2016 errichteten Radweg in der Schönbrunner Straße ist jetzt ein durchgängiger und hoch­ qualitativer Radroutenabschnitt zwischen St-Johann-Gasse und MichaelBernhard-Gasse vorhanden.

Vom Linneplatz zur Billrothstraße (Wien, 19.) wurde eine Einbahn eingerichtet, mit dem Rad fährt es sich bergab weiterhin flott im Mischverkehr. Bergauf ist Radfahren gegen die Einbahn auf dem 1,7 Meter breiten Streifen erlaubt, jetzt aber komfortabel ohne überholende /drängelnde Kraftfahrzeuge.

5.

7. Grabner- und Webgasse Gemeinsam mit der im Jahr 2016 geöffneten Einbahn Schottenfeldgasse wurde eine 3,5 Kilometer lange gürtelparallele Radroute im Mischverkehr von der Rein­prechtsdorfer Straße bis zum AKH geschaffen. Zu den im Jahr 2016 insgesamt 257 Kilometern an geöffneten Einbahnen kamen 2017 noch 36 weitere Straßen dazu.

Autofabrikstraße

8. Severingasse

Die Einbahnöffnung zwischen Reklewskigasse und Carlbergergasse (Wien, 23.) schließt die Radroute von der Wiener Stadtgrenze / Brunner Straße bis Bahnhof Meidling. Besonders hervorzuheben sind die Fahrbahnteiler bei der Kreuzung Carlbergergasse, die den Radfahrenden beim Queren der Fahrspur eine baulich abgedeckte Abstellfläche anbieten.

Durch die neue Gürtel­querung ist die Severingasse und das Grätzel zwischen AKH und Währinger Straße (Wien, 9.) erstmals an Gürtelradweg und Radverkehrsnetz Richtung Westen angebunden. Früher war ein Fahren auf stark befahrenen Hauptstraßen wie der Währinger Straße unvermeidbar.

Die Radlobby Wien setzt sich intensiv für eine Steigerung des Ausbau­ tempos und die Erhöhung der Qualität der Radinfrastruktur ein. In stetigem Austausch mit dem Verkehrsressort, mit der Fachkommission Verkehr und mit den Bezirksvorstehungen bringen Radlobby-Vertreterinnen und -Vertreter Vorschläge zur Verbesserungen ein. Die Infrastrukturleitlinien der Radlobby Wien definieren eine Radinfrastruktur für alle Nutzergruppen www.radlobby.at/infrastrukturleitlinien-der-radlobby-wien

Wir ersuchen die DRAHTESEL-Leserinnen und Leser, weiterhin über Missstände und Verbesserungsbedarf zu informieren. Zuschriften bitte über radkummerkasten.at oder wien@radlobby.at

Information der Radlobby

ARGUS Fahrrad-Diebstahlversicherung • Ab nur 9% Jahresprämie • europaweiter Versicherungsschutz • gilt rund um die Uhr • kein Selbstbehalt • Teilediebstahl ab 20 Euro gedeckt

Für mehr Infos rufen Sie uns an (01/5050907) oder besuchen Sie uns in der Frankenberggasse (Mo-Fr 14-19, Sa 10-14 Uhr). Alle Infos rund um die ARGUS Diebstahlversicherung finden Sie auf unserer Website: radlobby.at/dsv

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 23

Wiental­rad­route Höhe Gürtel

Im Wiener Bauprogramm unterrepräsentiert waren 2017 Radverkehrsanlagen wie z.B. durchgängige / längere Radwege und Fahrradstraßen, die auch von Kindern, ungeübten, vorsichtigen oder älteren Radfahrenden angenommen werden. Viele aus diesen Gruppen sind zum Radfahren positiv eingestellt, trauen sich jedoch nicht, in oder neben schnellem Kfz-Verkehr mitzufahren. Mehrzweck- oder Fahrradstreifen sind für diese Personen­ gruppen keine wirkungsvolle Fahrradförderung.


Lebensstil Abenteuer Schneesturm: Wärmer durch den Winter Seite 26

Abenteuer Lanzengang: BärlinPedälBättle Seite 32

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 24

Abenteuer im Kopf: Bücher für Velophile Seite 25

Cinemascope

Protagonisten im Film: das Brüderpaar Andy und Fränk Schleck aus Luxemburg

The Road Uphill

An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des FahrradFilms vor.

Die Tour de France 2011 war die 98. Austragung des wichtigsten Etappen-Radrennens der Welt. Über eine Strecke von 3.430 Kilometer und einen Zeitraum von drei Wochen kämpften die 22 Teams und ihre jeweils neun Fahrer um den Sieg. Als Favoriten galten neben Cadel Evans und Alberto Contador die beiden luxemburgischen Brüder Andy und Fränk Schleck aus dem Team Leopard-Trek. In „The Road Uphill“ heftet sich die Kamera an die Fersen dieses Teams, dokumentiert die harten Trainings und beleuchtet die Beziehungssysteme, Motivationsgründe und Vertrauensgrundlagen der Fahrer. Enormer Erwartungsdruck Die Kamera bietet intime Einblicke in das tägliche Leben eines ProfiTeams. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Schleck-Brüdern, die versuchen, dem enormen Erwartungsdruck eines ganzen Landes standzuhalten.

Der Film ist eine gute Mischung aus humoristischen Momenten (etwa, wenn Jens Voigt erklärt, ein großer Teil seiner Arbeit bestehe darin, den „Jungs zu helfen, Stress abzubauen, indem sie über mich lachen“) und tragisch-traurigen (etwa der tödliche Unfall Wouter Weylandts, der sowohl für die Fahrer als auch für Zuschauende die Risiken eines solchen Radrennens in Erinnerung ruft). „The Road Uphill“ gibt uns eine Idee davon, welche physischen, emotionalen und mentalen Grenzen es zu überwinden gilt, wenn man das größte RadRennen der Welt gewinnen will. The Road Uphill Dokumentation, Luxemburg 2011 (89 Minuten) Regie: Jean-Louis Schuller Kamera: Olivier Koos, Jean-Louis Schuller Schnitt: Felix Sorger, Musik: André Dziezuk Mit: Andy Schleck, Fränk Schleck, Fabian Cancellara, Stuart O’Grady, Jakob Fuglsang, Linus Gerdemann


BÜCHER

Mit dem Ossi-Rad durch das Eis Mit einem 50 Jahre alten, nur dezent gepimpten DDRKlapprad, Modell MIFA 900, macht sich der britische Reisejournalist Tim Moore auf zu neuen Abenteuern. Nachdem er bereits mit einem störrischen Vierbeiner den Jakobsweg erwandert hat („Zwei Esel auf dem Jakobsweg“) und mit einem 100 Jahre alten Fahrrad die Strecke des Giro d’Italia 1914 abgeradelt ist („Gironimo!“), geht es diesmal mit dem Ossi-Rad am Eurovelo 13 entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs: 8.500 Kilometer von der eisigen norwegischen Barentsee bis an die brütend heiße bulgarische Schwarzmeerküste.

Wird Tim Moore den Weg durch endlose, verschneite finnische Wälder finden? Den Frühlingsbeginn an der Ostsee ohne abgefrorene Extremitäten erfahren? Russlands gemeingefährlichen Autoverkehr überleben? Diese Fragen und noch viele mehr beantwortet diese Lektüre! Fazit: Ein unterhaltsames Radreisebuch, das als gute Inspiration für den nächsten Radurlaub dienen kann. Auch GeschichteAficionados kommen auf ihre Rechnung: Es gibt zahlreiche historische Exkurse vom Zweiten Weltkrieg über den Kalten Krieg bis zum Fall der Berliner Mauer.

Lebensstil

Moore, Tim Mit dem Klapprad in die Kälte Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail Bielefeld: Covadonga Verlag, 2017 384 Seiten, 15,30 Euro ISBN 978-3-95726-017-8

Streitschrift: Volk ohne Wagen

Bilderbuch: Rad in Alltag und Sport

Historie: Vierzig Jahre „Junior“

Zahlenspiel: Radwelt in 101 Infografiken

„Streitschrift für eine neue Mobilität“ untertitelt der Braunschweiger Kunstprofessor und Leiter des Instituts für Transportation Design sein Werk. Die Lust an Disput und Wortspiel prägen die 180 Seiten. Was mit kämpferischem „Vorglühen“ beginnt und das Festhalten an fossilen Kfz-Antrieben als illusionär bezeichnet, endet mit einem „wahrscheinlichen Szenario“. Bis dahin stärken eine Alternativgeschichte des Autos als Stehzeug, Transportradlogistik und die Analyse der Kfz-Dependenz Deutschlands die Überzeugung der bereits überzeugt Lesenden.

In welchen Lebenslagen ist Lycra die passende Bekleidung? Wie warnt man Zufußgehende, ohne sie zu Tode zu erschrecken? Warum rasieren sich Rennradfahrer die Beine? Und wie viele Fahrräder braucht man wirklich? In seiner Comic-Sammlung illustriert Dave Walker mit Ironie, Menschenkenntnis und Liebe zum Fahrrad Beobachtungen aus Radalltag und -sport. Klug, witzig und mit hohem Wiedererkennungswert für alle, die gern Rad fahren.

„Nur“ 40 Jahren gab es den steirischen Fahrradhersteller Junior. Wolfgang Wehap, DRAHTESELLeserinnen und Lesern als Autor bekannt, erzählt in seinem neuen Buch die Geschichte des Unternehmens – lebendig, kenntnisreich, wohl illustriert und reich dokumentiert. Vorläuferfirmen werden ebenso untersucht wie motorisierte Ausflüge und die Verflechtungen mit dem großen Konkurrenten Steyr-DaimlerPuch. Ein Anhang mit reproduzierten Katalogen beschließt das interessante Buch.

Zahlen, Fakten und Statistiken in 101 ansprechenden und amüsanten Infografiken – so bringt uns Robert Dineen den Radsport näher: Infos über Tour de France, Giro d’Italia und Vuelta a España, über die berühmtesten Rennfahrer und deren Trikots, Spitznamen, Haarschnitte und Bärte, bis hin zu den skurrilsten Preisen oder den dümmsten Ausreden von Doping-Sündern. RadsportFreaks und Neulinge erfahren in diesem schön gestalteten Buch einiges Neues. Gesprächsstoff beim nächsten Radstammtisch ist garantiert.

Alec Hager

Rammler, Stephan Volk ohne Wagen Streitschrift für eine neue Mobilität Frankfurt am Main: Fischer, 2017 192 Seiten, 10,30 Euro ISBN: 978-3-596-29862-4

Stefanie Kousek

Walker, Dave Die Radfahrer Cartoons Eine illustrierte Anleitung für das Leben auf zwei schmalen Reifen Bielefeld: Covadonga Verlag, 2017 144 Seiten, 13,20 Euro ISBN 978-3-95726-026-0

Walter Ulreich

Wehap, Wolfgang Der Löwe mit dem Sportlerherz Geschichte der Junior-Fahrradwerke Gnas: Weishaupt Verlag, 2017 250 Seiten, 45 Euro ISBN 978-3-7059-0399-9

Omo Lisboa

Dineen, Robert Velopedia Die Fahrradwelt in Infografiken Bielefeld: Delius Klasing, 2017 192 Seiten, 20,50 Euro ISBN 978-3-667-11013-8

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 25

Matthias Pintner


Überwintern aber richtig! Radfahren in der kalten Jahrszeit kann ganz schön, aber auch ganz schön mühsam sein. Mit diesen zehn Tipps von unseren erfahrenen Ganzjahres-Radelnden kommst du auch bei Sturm und Minusgraden fidel und sicher ans Ziel. Außerdem: Der nächste Frühling kommt bestimmt... ILLUSTRATIONEN: Miguel Ángel Camprubí López

TIPP 1

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Weiterradeln Tägliche zügige Bewegung an der frischen Luft stärkt die Gesundheit und hält länger fit. Radfahren hat positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und die Lunge, auf Knochen, Gelenke und Muskeln sowie den Stoffwechsel (wirkt Diabetes und Fettstoffwechselstörungen entgegen). Außerdem stärkt es Nerven- und Immunsystem. Diese Vorteile wirken auch im Winter: Nicht nur, dass wir unsere Abwehrkräfte stärken, wir sind auch der Ansteckungsgefahr in „Öffis“ weniger ausgesetzt. Ich bin als Landarzt viele Winter durchgeradelt; im Tiefschnee oder durch Schneeverwehungen habe ich notfalls einige Meter geschoben. Der Winter macht uns leicht zu Stubenhockern. Sich zu motivieren, in die Arbeit und wieder heim zu radeln, fällt oft leichter, als sich abends zur sportlichen Bewegung im Fitnesscenter aufzuraffen. Klaus Renoldner

TIPP 2

Survival Pack Auf YouTube widmen sich unzählige Beiträge der Frage, was in eine „BugOut“-(Flucht) oder „Everyday Carry“Tasche zu packen sei. Oft wird in den Videos vom Bevorstehen einer Zombie-Apokalypse ausgegangen, zumindest aber vor der liberalen Anti-Waffen-Lobby gewarnt, die rechtschaffenen US-Bürgerinnen und -Bürgern die Sturmgewehre fladern will. Für Radfahrende im Winter ist nun das Nachdenken über den Inhalt der Alltagstasche (bitte ohne Sturmgewehr!) tatsächlich sinnvoll. Oft nämlich schlägt im Lauf des Tages das Wetter um. Ich empfehle: eine gute, ultradünne Windjacke, die sich auf Faustgröße zusammenknüllen lässt (am besten in Signalfarbe zum Überziehen für kalte Nachtfahrten). Eine enganliegende Fleece-Mütze, die man unter Helm oder Haube tragen kann, ein Extra-Paar Handschuhe sowie ein Reserve-Rücklicht zum Anklippen. Ein Taschenmesser sollte jeder Mensch ohnehin immer dabei haben. Schon allein der Zombies wegen… Matthias Bernold


TIPP 5

Technik

Die Gattihose

Der Winter verlangt sowohl den Radfahrenden als auch dem Fahrrad einiges ab. Vereiste und rutschige Straßen testen Bereifung, Bremsklötze und Fahrkönnen. Mit diesen Vorkehrungen trotzt ihr Kälte und Dunkelheit: Sichtbarkeit Ist bei Dunkelheit und trübem Wetter besonders wichtig. Darum bitte überprüfen, ob alle vorgeschriebenen Reflektoren (nach StVO: vorne, hinten, Pedale und Speichen) am Rad angebracht und noch in Ordnung sind. Licht Seitenläufer-Dynamos sind nicht mehr state of the art, rutschen oft durch und beleuchten daher nur unzureichend. Entweder auf Nabendynamo mit praktischer Standlichtautomatik umstellen oder kostengünstigere LED-Lichter aufs Rad schnallen. (Siehe dazu auch Technik Seite 33.) Bremsverhalten Die Bremsbeläge überprüfen und – falls abgefahren – tauschen. Aber auch die beste Bremse nutzt nichts, wenn die Reifen rutschen. Darum auch das Profil und die Lauffläche der Mäntel überprüfen! Eis, Matsch und Streugut machen es den Reifen zusätzlich schwer. Eventuell Winterreifen andenken! Reinigung Schmutz und Streusalz setzen dem Lack und den Lagern ganz schön zu. Darum sollte nach jeder Ausfahrt das Rad trockengewischt und in regelmäßigen Abständen die beweglichen Teile (Kette, Bowden, usw.) geölt und geschmiert werden. Das verlängert die Haltbarkeit!

Kürzlich sprach mich ein Hausgenosse an, der sich nicht genug darüber wundern konnte, dass ich „sogar noch Anfang November“ das Fahrrad benutze. „Kein Problem, mir ist nie zu kalt zum Radeln, nur wenn Schnee liegt, fahre ich mit der Straßenbahn“, entgegnete ich. Dass ich mein Faible für umweltbewussten Individualverkehr auch im Winter ausleben kann, weil ich nebst warmer Oberbekleidung auch mit langer Unterhose adjustiert bin, ließ ich bei dieser Gelegenheit unerwähnt. Ich hätte es aber auf Nachfrage ohne zu zögern kundgetan. Andererseits gibt es nach wie vor eine nicht geringe Anzahl von Männern, die eine lange Unterhose als antiviril, ja geradezu unsexy empfinden. Da laufen sie lieber bibbernd durch die Gegend, als sich einzugestehen, dass ein solches Kleidungsstück bei klirrender Kälte sinnvoll eingesetzt werden kann. Aus der Biedermeierzeit ist bekannt, dass gegen eine „grobleinene Gattihose“, wie die lange Unterhose schon damals bezeichnet wurde, keinerlei Vorbehalte bestanden. In den 1960er-Jahren habe ich dann selber wahrgenommen, wie bereits Volksschulbuben, die von ihren Müttern in lange Unterhosen gesteckt worden waren, einander wegen dieses Wäschestücks neckten. Noch heute ist zu beobachten, dass vor allem Männer der Generation 50+ eine regelrechte Abscheu vor langen Unterhosen haben. Während in den 1960er und 1970er-Jahren bloß graue und weiße Gattihosen aus Baumwolle zu bekommen waren (die in ihrer klobigen Machart zugegebenermaßen tatsächlich unsexy wirkten), besteht heute ein durchaus attraktives – und vielfarbiges – Angebot. Tipp im Tipp: Auf gute Qualität achten! Bei billigen Gattihosen beginnen sich die Gummizüge bald auszuleiern oder sogar aufzulösen– mitunter bereits nach dem ersten Waschgang.

Sabine Dönz (vom Radpunkt)

TIPP 4

Bei Nordwind: Uschanka Radfahrende, die bei Frost mit freiem Haupt unterwegs sind, ringen mir Respekt ab. Meine Devise: am Kopf lieber etwas zu warm als zu kalt. Einfache Strickhauben sind bestenfalls für milde Temperaturen geeignet. Zu sehr bläst der Fahrtwind durch die Löcher. Es braucht dicht gewebtes Material, das dem Jänner-Nordwind standhält. Sinken die Temperaturen merklich unter den Gefrierpunkt, bewährt sich auch am Kopf das Lagen-System: Drunter eine dünne Haube, drüber eine zweite, dickere, am besten mit Ohrenschutz. In Russland heißt die klassische Pelzmütze „Uschanka“. Darin steckt das russische Wort für Ohren, weil seitlich Klappen nach unten geschlagen werden können. Dort wo es wirklich kalt ist, weiß man eben, wie man sich bei Kälte kleidet. Wer mit einer Uschanka – und die gibt es bei uns in modischen und etwas leichteren Ausführungen aus Kunstpelz – schon mal bei Eis und Schnee geradelt ist, wird das weiterhin tun wollen: Radeln im tiefen Winter mit Hochgenuss. Martin Blum

Von Ivan Gnirfrew

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TIPP 3


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TIPP 6

TIPP 8

Sei wie Peter

Spinnen im Dunkeln

Kalt wird’s – Zeit sich zu verhüllen! Falsch! Nicht weil’s jetzt verboten wäre. No Sir! Unsereins geht auch weiterhin mit der Balaclava zum Shoppen ins Goldene Quartier und im Niquab zum WKR-Ball, oder auch umgekehrt – je nach Lust und Laune. Aber am Rad ist das erstens unpraktisch und zweitens ein Zeichen von fehlenden Eiern bzw. Eierstöcken, wenn ab November nur noch vollverhüllt in Funktionswäsche pedaliert wird. Heuer zeigen wir Härte und machen es wie Peter. Ich treffe ihn bei der Critical Mass und – in derselben Woche – in der Flickerei. Beide Male trägt er sein ultrakurzes Nylonhoserl. „Wie hältst du das aus?“, will ich wissen. Beinbehaarung helfe da nicht, versichert er. Man müsse sich hingegen an die Kälte gewöhnen, sich mit ihr gewissermaßen anfreunden. Peter macht das so: Kurze Hose bis es weniger als zehn Grad hat, dünne Jacke ist erlaubt, Handschuhe auch, Schal muss sein. Erst bei Minusgraden tauscht Peter Nylon-Hose dann doch gegen Funktionskleidung. Am besten – sagt er – vom Diskonter, die ebenda zweimal im Jahr verramscht wird. Je billiger, desto höher sei der Kunststoffanteil und der sorge für die richtige Wärme...

Was an Ausdauer beim HausbergeFahren zusammengeradelt wird, überwintert – anders als das Rennrad – leider nicht bequem im Keller. Damit es klappt mit der Fitnesskonservierung bis zum Frühlingserwachen braucht’s Bewegungsalternativen. So eine findet sich zum Beispiel im soundcycle Spinning Studio von Fitnesstrainer Stefan Macek in Wiens Innerer Stadt. Das Besondere: Geradelt wird im abgedunkelten Raum, ohne ohrenbetäubende Geräuschkulisse, weil Musik samt Wegleitung aus dem Kopfhörer strömen. Großes Plus: Jede Einheit ist anders, Macek persönlich stellt Playlists und Touren zusammen. Während der Fahrt sagt er den Streckenverlauf an. Programm der Probefahrt: „Drei flotte Berge.“ Der Tretwiderstand wird entsprechend eingestellt. Vor der Stunde passt man den schnittigen Star Trac Spinner – so heißen diese Ergometer – an den Körper an. Klick links, Klick rechts (SPD-Pedale oder Körbchen für die Füße) und los geht’s. Im Vergleich zum Rennrad sind die Spinner bequemer und kennen weder Glatteis noch Reifenplatzer. Wechselnde Techniken, vom einfachen Wiegetritt zu rhythmischen Jumps und spritzigen Runnings machen das Training kurzweilig. Schenkel brennen. Schweiß – lass – nach. Nach einer Stunde waren Berge und Schweinehund überwunden. Fazit: Intensives und effizientes Intervalltraining für alle, die sich beim Radtraining nicht von der Jahreszeit ins Beinwerk pfuschen lassen wollen.

Jan Killian

TIPP 7

Füße warm halten Eine 200 Jahre alte RadfahrendenWeisheit besagt: Der Mensch fängt am Fuß zu frieren an. Was also tun, damit die Füße warm bleiben? Wichtig ist zunächst einmal, dass zwischen Fuß und Schuh genug Platz ist zum Zehenwackeln. Daher: nicht mit den dicksten Socken in die Pelzstiefel zwängen, sondern besser dünnere, warme Socken (z.B. aus Merinowolle – die hält auch schön trocken oder doch die Funktionskleidungsvariante?) mit warmen Schuhen kombinieren. Manche schwören auch auf Neoprenüberschuhe oder Gamaschen. Für den Alltag erweist sich derlei Ausstattung allerdings als etwas kompliziert. Schick sind die PlastikAccessoires auch nicht unbedingt. Wenn’s wirklich zu kalt wird, hilft zwischendurch ein bisschen Gehen oder ein gemütlicher Kaffee im Warmen. Oder doch die heizbaren Einlagen ausprobieren? Omo Lisboa

Claudia Aschour


TIPP 10

Quasi Strampelanzug

TIPP 9

Die richtige Attitüde Der Blick hinaus dämmert in Grautönen zwischen Wolkenbänken, kahl werdenden Bäumen und Hauswänden, die müde gähnen und noch nicht feierlich in Licht gehüllt. Die Motivation, auf das Rad zu steigen, sich durch den Nebel zu kämpfen, umschichtet das Gemüt wie die Wärmelagen, die zur Erwärmung beitragen sollen. Wie also den Mut finden, sich auf das Rad zu setzen und die Leichtigkeit des Sommers wieder einzufangen? So anders ist es ja nicht. Die Bewegung ist die gleiche: die Hände am Lenker, die Füße auf den Pedalen, die Augen wachsam. Auf dem Rücken die Utensilien für den Tag. Der Weg zum Fahrrad ist der längste an diesen grauen Tagen. Sitzt mensch erstmal, ist die ganze Grübelei verflogen. Die Augen vielleicht etwas mehr zugekniffen. Aber das kann auch bei gleißendem Sonnenschein passieren. Der Schal ist enger geschnürt, die Haube schützt die Ohren vor dem kalten Fahrtwind, und die Wollsocken dürfen natürlich nicht vergessen werden. Aber sobald die Position auf dem Rad eingenommen wurde, ist die Freiheit greifbar. Die Verlängerung des Körpers flügelgleich leicht. Der Weg ist das Ziel in der eigenen Blase. Dieser besondere Wohlfühlort. Egal, ob der Wetterfrosch von Plus- oder Minusgraden erzählt. Freiheit ist hier die richtige Attitüde. Und hilft in allen Lebenslagen. Ob bei Sonne, Regen oder Winterwinden. Clara Felis

Aus anthropologischer Sicht betrachtet, ist der Mensch für Temperaturen zwischen 24 und 32 Grad geeignet. Diese idealen Voraussetzungen ermöglichen ein Leben ohne Kleidung. Sie existieren allerdings nur zwischen dem nullten und dem 30. Breitengrad, also in tropischen und subtropischen Gebieten, wo die Geschichte des Menschen vermutlich ihren Anfang nahm. Außerhalb dieser Klimazonen gilt es, ähnliche Bedingungen mit Hilfe der Kleidung zu simulieren. Vorbild hierfür ist die Körperbehaarung von kältefesten Säugetieren, die den Körper möglichst lückenlos umschließt. Und genau hier zeigen sich die Schwachstellen: Lücken in der Isolation an Handgelenken, Waden und – der anatomische Kälte-GAU: der Hals. Das ideale Kleidungsstück wäre ein Strampelanzug („Onesie“) mit Rollkragen. Wem das modemäßig zu gewagt erscheint, der sollte danach streben, die Isolationslücken zu schließen. Schal ⁄ Tuch und hohe Strümpfe, eventuell Leg-Warmer sind ein Muss. Und ohne Handgelenkswärmer radle ich zum Beispiel nicht einmal zur nächsten Wasserstelle. Gerlinde Puck

Lebensstil


Sportecke

Überwintern für Sport­begeisterte

Michael Strasser beim Fahrradtraining in Südafrika: Links im Hintergrund: der Tafelberg in Kapstadt

F

ür mich geht’s heuer bereits zum siebenten Mal nach Südafrika. Dem kalten Winter entfliehen, ist meine Devise. Aber es geht nicht nur um das perfekte Klima – noch nie habe ich einen anderen Ort erlebt, wo der Sport in all seinen Spielformen so dermaßen hohen gesellschaftlichen Stellenwert hat. Es ist der Spirit, der diese Region für mich zu einem genialen Trainingsdomizil werden hat lassen. Speziell der Radsport ist beliebt. Wie auch die „Cape Town Cycle Tour“ zeigt, ein Radrennen im März mit 35.000 Startenden aus der ganzen Welt. Bei der Umsetzung einer

ausgeglichenen „Work-Life-Balance“ ist uns Südafrika um einiges voraus. Ganz selbstverständlich gehören Sport und Bewegung zum täglichen Ausgleich. Jeder dort hat inzwischen verstanden, dass eine Stunde Bewegung pro Tag in mehr Produktivität und Lebenslust resultiert. Egal, ob Arbeitende oder Top-Manager, alle Menschen hier scheinen „Early Birds“ zu sein, die einander schon um 5.30 Uhr morgens zur gemeinsamen Rennradausfahrt treffen. Rechtzeitig um 8 Uhr sind sie bereits zurück, wenn die reguläre Arbeitswelt erwacht. Ich wohne außerhalb

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Drahtesel 4  ⁄  2017 – 30

DRAHTESEL-Kolumnist und Extremsportler Michael Strasser verlegt sein Wintertraining nach Südafrika. Hier erklärt er, warum.


dem „Chapmans Peak Drive“, schlängelt man sich in 114 Kurven, unmittelbar zwischen Meer und steilen Felswänden entlang. Von Kapstadt bis zum Kap der Guten Hoffnung. Übrigens, auf diesen besagten Kurven hatte ich 2016 bei meiner Kontinentaldurchquerung auch meinen ersten Sturz – 11.000 Kilometer von Kairo bis Kapstadt unfallfrei – auf den letzten Kilometern, abgelenkt von der faszinierenden Landschaft, passierte es dann. Schürfwunden und Prellungen gehören zum Leben eines Radsportlers aber dazu. In diesem Sinne: Genießt die Stunden am Rad, und vielleicht trifft man sich ja mal in Südafrika. s

Weltbekannte MTB-Anlagen Abwechslung bringt’s – weltbekannte Mountainbike-Anlagen laden ein, das Rennrad auch mal für ein paar Tage zur Seite zu stellen. Tagelang kann man sich Trail für Trail erarbeiten, ohne auch nur eine Strecke zwei Mal zu fahren. Wer nicht sein eigenes Bike mitbringen möchte, findet bei den zahlreichen Verleihern genügend Auswahl. Eines unterscheidet sich aber grundsätzlich von den Bike-Parks bei uns: Aufstiegshilfen sind verpönt, Lifte gibt’s dort keine – es geht ja um die Bewegung ;)! Hier wohnt man in kleinen Apartments, trifft sich abends mit Einheimischen zum Essen in einem der Restaurants. Noch nie habe ich durchgehend so gute Qualität zu durchwegs geringen Preisen gesehen. Hotelburgen mit „all-you-can-fressBuffet“ gibt’s zum Glück keine.

Michael Strasser In unserer Rubrik „Sportecke“ gibt der Triathlet und ExtremSportler Michael Strasser Tipps für das Fahrrad-Training, für gesunden Muskel-Aufbau und für die richtige Ernährung.

Küstenrunde am „Chapmans Peak“ Am Wochenende trifft man sich dann zur großen Kap-Runde. Ein absolutes Highlight: Auf wohl einer der großartigsten Küstenstraßen der Welt,

Cairo2Cape Das Buch über Michael Strassers Weltrekordfahrt von Kairo nach Kapstadt ist soeben in 2. Auflage erschienen. 351 Seiten, Eigenverlag, bestellbar um 20 Euro bei strassermichael.at

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Weitere „Wintersport-Orte“ Mallorca Als Geheimtipp würde ich diese Insel schon lange nicht mehr bezeichnen. Jeden Frühling pilgern Tausende auf die Mittelmeerinsel. Infrastruktur und Straßennetz sind inzwischen für Radfahrende optimiert. Fernab vom Ballermann erwartet euch ein bergiger Norden mit absoluten Klassikern wie dem Anstieg von „Sa Calobra“, den man einmal im Leben gefahren sein muss. Einzig das Wetter lässt oft zu wünschen übrig. Stabiles warmes Wetter gibt’s erst ab Mitte März. Teneriffa ist die größte der kanarischen Inseln. Im europäischen Winter eine wirkliche Option und wohl auch ein Rad-Paradies. Eines muss man aber sagen: Flache Strecken zum lockeren „Rollen“ findet man sehr schwer. Permanent geht’s bergauf-bergab. Radsportelnde sollten über die Grundlagen verfügen, ansonsten wird man auf den Anstiegen zum Kraterrand auf 2500 Meter Seehöhe ganz schön fluchen. Kroatien Wer nicht unbedingt ins Flugzeug steigen möchte, der findet auch in diesem Land gut ausgebaute Rad-Infrastruktur vor. Einzig das Klima stellt hier wieder das entscheidende Kriterium dar. Für wirkliches Winter-Training muss man schon sehr weit in den Süden fahren. Im Frühjahr kann ich Istrien empfehlen. Tolle Landschaften, verkehrsberuhigt im Hinterland – herrlich.

Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 31

von Kapstadt, einem Ort namens Stellenbosch, welcher für seine großartigen Sportanlagen (und den guten Wein) bekannt ist. In „Stellis“, wie das Sport-Mekka des Landes von den Einheimischen genannt wird, treffen sich zur europäischen Winterzeit die Top-Athleten der nördlichen Hemisphäre. Nicht selten sitzt man nach dem Radeln im „Ride-in-Cafe“ am Tisch neben Weltmeistern oder Olympiasiegerinnen. Ganz entspannt und ohne Star-Allüren trinkt man grüne Smoothies und verabredet sich – ein bisschen Vitalität in den Beinen vorausgesetzt – zur nächsten gemeinsamen Ausfahrt.


Brot und Spiele und Rösser aus Stahl Zum sechsten Mal fand heuer in Berlin das BärlinPedälBättle statt. Die Idee dahinter: Mittelalterlicher Wettkampf mit Fahrrädern statt Pferden TEXT: D. Écouvreur

D

a krachen Ketten, knattern Ritzel und knacksen so manche Knochen. Die Teams tragen schräge Namen wie „The Mantally Beknighted“ oder „Friendlie Feier“. Sie „bättle’n“ in Disziplinen wie dem Tjosten (einem Lanzengang auf Rädern bzw. Streitwagen), dem Ritzelstechen oder Rolandsreiten um den Turniersieg. Wild und schräg wie das Turnier ist auch der Rest der Veranstaltung: die Teams – bestehend aus Kämpfern und Knappen beiderlei Geschlechts – haben ihre Basis in Zelten. Rauchschwaden von Grillplätzen und Lagerfeuern ziehen über den Platz, und geselliges Zusammensein mit Bier rundet das mittelalterliche Lebensgefühl ab. Die jüngsten Gäste können Schilde

bemalen, Bogen schießen usw. Geleitet wird der Wettkampf vom König – auch „Schädelspalter“ genannt. Doch auch dessen Regentschaft ist keine unverrückbare Konstante: Am Ende versuchen einige Kämpfer im Übereifer, sich seiner Krone zu bemächtigen. Doch die Rebellion scheitert. Zwischendurch wird die eine oder andere Privatfehde (oder Privatfete…) um Ruhm und Ehre ausgetragen. Mit Einbruch der Dunkelheit gibt's zu harten Klängen mit Punk, Metall etc. etwas für die Ohren. Nächstes Jahr wartet das 7. BärlinPedälBättle. Dann vielleicht auch mit österreichischen Pedälrittern? www.bärlinpedälbättle.de

Fotos: Jens Blumberg

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 32

Lanzengang auf Rädern und Streitwagen: Beim BärlinPedälBättle erlebt das Mittelalter eine ruppige Renaissance


Produkte & Technik Heller: Neue Technologie verbessert Fahrradlichter Seite 33

Schneller: E-Falträder im DRAHTESEL-Test Seite 34

Knüller: Geschenkideen für das Fahrrad-Christkind Seite 38

TECHNIK-TIPP

Das Ende der Finsternis

Halogenlampe mit 17 Lux vs. LED-Flutlicht mit 90 Lux TECHNIKTIPP: Andreas Röderer

Fotos: Busch&Müller

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o chleis tung s -L euchtdio den haben mehr als die zehnfache Lichtausbeute von Glühbirnen. Damit lässt sich aus den bescheidenen drei Watt Leistung von klassischen Dynamolichtanlagen endlich genug Helligkeit herausholen. Die komplexe Spiegeltechnik moderner Scheinwerfer erzeugt dabei ein gleichmäßiges Lichtfeld, das vom Nahbereich bis in Dutzende Meter Entfernung reicht. In den Rücklichtern sorgen Prismensysteme für ein großflächiges Rotlicht. Die Lebensdauer von LED-Lichtern ist praktisch unbegrenzt – sofern auf gute Kühlung, solide Konstruktion und stabile Stromkontakte geachtet wird. Hohe Energieeffizienz macht Standlicht beim Ampelstopp möglich.

ist. In der Stadt reichen 10 bis 20 Lux als Positionslicht, 30 bis 50 Lux sind eine vernünftige Leistung auf der Landstraße, und Flutlichter mit 100 Lux erlauben schnelle Nachtfahrten. Die Preise reichen von 20 bis weit über 100 Euro. Im Offroadbereich soll auch der nächtliche Wald weiträumig und möglichst hell erstrahlen. Die Leistung wird hier nach Lumen bewertet – einige hundert Lumen reichen für günstige und handliche Orientierungshilfen, Topmodelle haben mehrere tausend Lumen, externe Akkupakete und astronomische Preise. Im Straßenverkehr sind diese Streulichtkanonen wegen ihrer Blendwirkung nicht zulässig.

Lux und Lumen

Standard bei Stadt-, Trekking- und Reiserädern ist inzwischen die fest installierte Lichtanlage mit Nabendynamo. Sie bietet maximale Zuverlässigkeit und optional auch eine USB-Stromquelle, um Smartphones, Navis und Kameras laden zu können. Tagfahrlicht und kurzzeitiges Flutlicht sind zusätzliche Sicherheitsfeatures von Top-Lampen. Abnehmbare Akku-Lichter sind eine gute Wahl für leichte Sporträder. Ein stabiler, einfach bedienbarer Halter

Bei der Wahl einer Lampe helfen zwei Kenngrößen: Die Beleuchtungsstärke LUX gibt an, wie hell die Fläche vor dem Fahrrad angestrahlt wird. Der Lichtstrom LUMEN ist die Menge des abgegebenen Lichts, unabhängig von der Wirkung. In Österreich ist eine Lichtstärke von 100 Candela vorgeschrieben – eine Einheit, die bei Lampenherstellern aber ungebräuchlich

Dynamo oder Akku

ist wichtig und direktes Aufladen per USB-Buchse praktisch. Die Leuchtdauer sollte für eine ganze Nacht reichen. Fluch des Flutlichts Waren früher notorisch durchbrennende Glühbirnen und fragile Stromleitungen für chronische Finsternis verantwortlich, ist heute die Blendwirkung von zu hoch eingestellten Scheinwerfern ein Problem. Dabei verschlechtert sich meist auch die Sicht auf Hindernisse unmittelbar vor dem Rad. Für eine blendfreie Einstellung aus ca. fünf Meter Entfernung an eine Wand leuchten. Die Oberkante des Lichtfelds soll dabei etwas tiefer liegen als die Lampe. Öfter kontrollieren und Lampe gut festschrauben! Die Lichtverteilung des Scheinwerfers ist wichtiger als die reine LUX-Zahl und sollte individuell ausprobiert werden. Bei alten Rädern ist mindestens die Nachrüstung eines LED- Rücklichts mit Standlicht sehr zu empfehlen. Dabei kann man auch gleich zweiadrige Kabel mit soliden Steckkontakten verlegen. Scheinwerfer ohne Halogenbirnen sollten ebenfalls ersetzt werden – dafür gibt es sogar LED-Lampen in klassischen Designs.

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Leuchtdioden, Nabendynamos und gute Akkus schaffen endlich die technischen Voraussetzungen für sichere Beleuchtung auf dem Fahrrad


E-Falträder-Test

TERN VEKTRON

Fährt sich gut, trägt sich schwer Matthias Bernold

Im aktuellen DRAHTESELProdukttest widmen wir uns der Vermengung zweier trendiger Fahrrad-Typen: Es sind Gefährte, die sich zusammenklappen lassen. Und die – darüber hinaus – über einen elektrischen Zusatzantrieb verfügen. Keine einfache Aufgabe für die Konstrukteure. Vor allem dann, wenn sie vermeiden wollen, dass ihre Vehikel allzu schwergewichtig werden.

Die DRAHTESEL Test-Crew

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iesen Sommer hatte ich Gelegenheit, das Tern Vektron mehrere Wochen lang ausführlich Probe zu fahren. Meistens war ich damit im Stadtbetrieb unterwegs. Ich bin aber auch einige längere Radtouren (bis 30 Kilometer) damit gefahren. Das Fahrrad zeichnet sich durch sehr solide Verarbeitung und gute Komponenten aus: u.a. hydraulische Deore-Scheibenbremsen, integrierte Scheinwerfer mit 150 Lumen und Touren-tauglicher Gepäckträger. Ein 250 Watt starker Bosch-PedelecMotor treibt das Gerät an. Vier verschiedene Einstellungen – Eco, Touring, Sport und Turbo – können mit einem Regler am Lenker ausgewählt werden. Sie bestimmen Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung. Die Reichweite wird vom Hersteller mit 100 Kilometern angegeben. Mir ist es nicht gelungen, das Rad „trocken“ zu fahren, weil ich es nach längeren Fahrten regelmäßig an die Steckdose gehängt habe. Fahrverhalten

Stefanie Kousek ... testet das Vello Bike+

Matthias Bernold ... fährt mit dem Tern Vektron

Margit Palman ... prüft das Nanoo EFB12

Der E-Zusatzantrieb ist ausgesprochen kraftvoll. Für meinen Geschmack fast eine Übermotorisierung. Radfahren wird praktisch ohne jeden Kraftaufwand möglich. Auch starke Steigungen und Gegenwind packt der Motor problemlos. Überhaupt spielt das Tern beim Fahren seine Stärken aus. Nach ein paar Metern gewöhnt man sich an den – im Vergleich zu einem Nicht-Faltrad – kürzeren Radstand. Durch eine Art Teleskop-Mechanismus ist die Sattelstütze zwei Mal verlängerbar. Damit wird das Tern auch für größer gewachsene Fahrer und Fahrerinnen interessant. (Oft ein Schwachpunkt bei Falträdern.) Der Falt-Mechanismus ist relativ einfach zu bedienen. Beim ersten Mal Zusammenklappen dauert es natürlich etwas länger. Die Verschlüs-

se sind groß und einfach zu öffnen. Beim Arretieren hinterlassen sie einen sehr soliden Eindruck. Laut Hersteller ist das Vektron innerhalb von zehn Sekunden zusammengeklappt. So schnell ist es mir nicht gelungen. Aber: Mit etwas Übung schafft man es jedenfalls unter einer Minute. Mit Abmessungen von 86 x 68 x 36 Zentimetern im gefalteten Zustand ist das Rad immer noch ein recht sperriges Teil. Immerhin lässt sich das zusammengeklappte Tern am ausgezogenen Sattel greifen und durch die Gegend schieben: Ein Vorteil, wenn man das Rad in Bus oder Bim mitnehmen will. Schwachpunkt Gewicht Apropos: Bus oder Bim. Der große Vorteil von Falträdern liegt ja in deren „multimodalem“ Einsatz: das heißt in der Verwendung in Verbindung mit anderen Verkehrsmitteln. In den öffentlichen Verkehrsmitteln zählt ein gefaltetes Rad als Gepäckstück und nicht als Fahrrad. Weshalb es einfacher (und günstiger) mitgenommen werden kann. Hier kommt beim Vektron – und das ist meiner Ansicht nach der größte Schwachpunkt – das hohe Gewicht ins Spiel: knapp 22 Kilogramm. Zweifellos eine Folge der üppigen Ausstattung und der leistungsstarken Motor/Akku-Kombination. Bei so viel Gewicht überlegt man zweimal, ob man das Rad ohne Lift hinunter zur U-Bahn trägt oder nicht lieber weiterradelt. Letzteres macht jedenfalls deutlich mehr Spaß... Fazit: Ein solide verarbeitetes, aber schweres E-Faltrad. Gut für längere Touren. ternbicycles.com/de

Fotos: Hersteller, privat

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Faltige StromGefährte


VELLO BIKE+

Dein Rad, dein Kraftwerk

Produkte & Technik

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instweilen noch Protoyp des Wiener Herstellers kommt das elektrifizierte Vello im Frühling offiziell in die Geschäfte. Dass man am Fahrrad Bewegung in elektrische Energie übersetzen kann, hat mich fasziniert, seit ich mit sechs Jahren das erste Rad mit Dynamobeleuchtung bekommen habe. Zu meiner Enttäuschung waren damals die Einsatzmöglichkeiten dafür leider begrenzt: Im Sommer wurde es erst weit nach meiner nur widerwillig eingehaltenen Zubettgehzeit finster, und die dunklere Jahreszeit lag nach Einschätzung meiner begrenzt radaffinen Familie außerhalb der Fahrradsaison. Die am Dynamo so schön sichtbare Möglichkeit, Strom zu produzieren, begeistert mich aber immer noch. Energieautarkie verheißt Unabhängigkeit, und die symbolisiert das Fahrrad ohnehin wie keine andere Maschine. Dass es mit der eigenen Muskelkraft sogar möglich sein soll, den Akku eines E-Bikes zu laden, klingt dann aber fast zu gut, um wahr zu sein. Genau das verspricht das Bike+ des Wiener Herstellers Vello nämlich: Mithilfe des Kinetic Energy Recovery System (KERS) soll der Akku beim Treten und Bremsen geladen werden und das Vello

Akku ein paar zusätzliche Prozent Ladung zuzuführen. Wie viel Energie man gerade generiert oder verbraucht, lässt sich dabei am Handy mitverfolgen. Von meinem Plan, ganz ohne Steckdose auszukommen, verabschiede ich mich aber bald: Dafür genieße ich das mühelose Bergauf- und Gegen-den-WindRollen bei maximaler Motorunterstützung einfach zu sehr. Das KERS hilft dabei, die Akkureichweite deutlich über die vom Hersteller genannten 30 bis 50 Kilometer zu erweitern, und ist eine praktische Ergänzung zur Energie aus der Steckdose.

Bike+ dadurch (je nach gewählter Motorleistung) sogar ganz ohne externe Stromzufuhr auskommen. Wird mehr Energie verbraucht als erzeugt, kann der Akku auch innerhalb von drei Stunden an der Steckdose voll aufgeladen werden. Haltungsnote: Sehr gut Schön ist es jedenfalls schon einmal, das minimalistische Vello mit seinem schlanken Stahlrahmen. Mit Akku und Motor in der Hinterradnabe und der Steuerung per Smartphone-App ist es nicht sofort als E-Bike zu erkennen. Durchdachte Details wie eine integrierte Beleuchtung sowie Zubehör, das beim Zusammenfalten nicht stört, machen das Fahrrad alltagstauglich. Seine knapp dreizehn Kilogramm Gesamtgewicht rechtfertigen den Eindruck der Leichtigkeit. Das Fahrgefühl ist dank der bewährten Rahmengeometrie und der in den Faltmechanismus integrierten Federung komfortabel.

Fazit: Gut zu fahren, klein zu falten, leicht zu tragen, schön anzuschauen und – ein wenig sportlicher Ehrgeiz vorausgesetzt – mit Strom aus 100 Prozent erneuerbarer Energie. vello.bike

Eingebautes Kraftwerk Auch das Aufladen beim Fahren funktioniert: Insbesondere bei Rückenwind gelingt es leicht, dem

MARKE & TYP

PREIS* / GEWICHT

TERN VEKTRON

2.990 / 22 kg

VELLO BIKE+

2.490 / 13 kg

NANOO EFB12

1.747 / 17,3 kg

*Preise in Euro

FAHRVERHALTEN

KLAPP-MECHANISMUS

PACKMASS

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Stefanie Kousek


NANOO EFB12

Small is beautiful Margit Palman

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 36

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o stand es bei der Übergabe vor mir: klein, orange und mit extravagantem Design. Besonders auffällig waren die breiten, kaum mehr als 30 Zentimeter großen Räder. E-Motor mit Knopfdruck starten. Und es kann gleich los gehen. Schon bei der ersten Ausfahrt muss das Rad den ersten Härtetest bestehen, vom Geschäft weg prasselt nämlich heftiger Regen – da heißt es für uns nach kurzer Zeit: in die S-Bahn in Ottakring einsteigen und das zur Stoßzeit! Das Rad kann im zusammengefalteten Zustand gerollt werden. Wenn es keine Stiegen zu überwinden gilt, erspart man sich so die Schlepperei. Auch im Lift zum Bahnsteig hat das EFB12 genug Platz. Etwas ungewohnt: der Schraubverschluss, mit dem man den Faltmechanismus öffnen muss. Im Zug erweist sich die sehr kompakte Form abermals als Vorteil. Die Weiterfahrt mit dem Bus mit drei Müttern mit Kinderwägen auf der Plattform des Busses Richtung Wohnort stellt ebenfalls keine Hürde dar. Wie ein zusammengeklappter Kinder-Buggy auf die Seite gestellt, nimmt es überhaupt keinen Platz weg. Statt in der Garage darf das Kleine dann auch im Windfang übernach-

ten, für die Garage ist das Rad einfach zu schade. Mühelos auf den Berg Am nächsten Tag ist eine „Bergtour“ über den Flötzersteig angesagt. Wo ich sonst nur mit keuchendem Atem den Gipfel erreiche, komme ich jetzt ganz mühelos hinauf. Drei verschiedene Stufen elektrischer Unterstützung und sieben Gänge ermöglichen es, Tempo und eigene Anstrengung genau zu steuern. Zum Fahrverhalten: Trotz kleinen Rädern läuft das Rad nicht unruhig. Anscheinend schlucken die doch sehr breiten Reifen zuverlässig Unebenheiten. Auch eine knapp zehn Kilometer lange Tour ließ sich mit dem Nanoo angenehm und komfortabel zurücklegen. Vorausgesetzt, mensch ist nicht zu groß oder zu schwer: Ab einem Körpermaß von 1,80 Meter oder einem Körpergewicht über 85 Kilogramm wird es ungemütlicher. Was das Falten betrifft: Ohne Anleitung ist es nicht ganz so einfach wie im Video des Unternehmens dargestellt. Das liegt auch daran, dass – wie erwähnt – nicht ein Hebel, sondern eine Schraube betätigt werden

muss. Der ungewöhnliche Mechanismus soll der Haltbarkeit des Materials dienen. Beim Zusammenlegen ist zu beachten, dass man den Sattel hineinschiebt, damit das Rad sich nicht wieder selbständig auffaltet, wenn man es schiebt oder trägt. Für Licht am Rad muss man selber sorgen, aber da gibt es ja genug Auswahl am Markt. Auf meinem Rad war auch eine Korbhalterung montiert. Fazit: Ein Rad, wie gemacht für den multimodalen Stadtverkehr, das jederzeit in öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden kann und mit dem man auch keine Steigung zu fürchten braucht. nanoo.biz, dasfaltrad.at

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F Wie wählen? Der Fahrrad-Kompass zur Nationalratswahl Seite 12

Diebstahlsschutz Test: So praktisch sind GPS-Ortungsgeräte Seite 34

34. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2017

Fahrradindustrie Visite in Águeda, Portugals Bici-Cluster Seite 36

Giro d’Italia Wir sind mitgefahren. Es war recht anstrengend Seite 42

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Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 38

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Handarbeit in St. AndräWördern: Joschi Sedlak (links) flext sich ein Fahrradfilet zurecht. Zusammen mit Partner Stefan Novek (Bild unten) fertigt er aus alten FahrradTeilen Hocker, Lampen und vieles mehr

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Drahtesel 4  ⁄  2017 – 39

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Neues Sein aus alten Gäulen Fahrradfilet: Am „Hauptplatz“ in St. Andrä-Wördern werden alte Rahmen zu Inventar Wer die Eingangspforte zum „Hauptplatz“ durchschreitet, befindet sich in einer anderen Welt. Der alte Vierkanthof wurde zur Hälfte von einem Kulturverein gemietet und dient als sozioökonomisches Zentrum u.a. mit Korbflechterei, Möbeltischler und Foodcoop. Im

Gemeinschafts-Café kocht die lokale Kindergruppe Mittagessen. Ab und zu finden hier Feste und sogar Hochzeiten statt. Inmitten dieses charmanten HipsterRefugiums betreiben Stefan Novak und Joschi Sedlak ihr Upcycling-Unternehmen „Fahrradfilet“: Aus alten

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Tour & Reise Produkte & Technik Produkte & Technik

In den Osten: Radtour Moldawien und Ukraine Seite 42

Unter Sternen: Mit Familie entlang der Gail Seite 44

In den Süden: Brief aus Mantua Seite 45

Radausflug in die Winterlandschaft: Vorbei an Wallersee (links) und Mattsee

SAISONALE TOUREN Drahtesel 4  ⁄  2017 – 40

Ursprung von „Stille Nacht“ Unsere winterliche Radtour führt uns diesmal auf Mountainbikes zum Mozart-Radweg zwischen Salzburg und Oberndorf

TIPPS Obwohl im Seenland im Vergleich mit anderen Salzburger Regionen die Winter mild sind und die Straßen meist schneefrei, ist eine jahres­zeitlich angepasste Fahrweise an­gebracht; Fahrräder mit Stollenreifen sind wegen des gestreuten Splits auf alle Fälle zu empfehlen Radroute: www.mozartradweg.com/de/etappen

10 Bett+Bike-Gastgeber befinden sich entlang der Strecke: www.radtouren.at/radgastgeber

Infos zum Jubiläum des Weihnachtsliedes: stillenacht.com

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alzburg ist das Musikland unter Österreichs Bundesländern. Das gilt vor allem auch für die Weihnachtszeit mit vielen Bezugsorten für das weltweit bekannteste Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Dieses erklang erstmals am 24. Dezember 1818 in Oberndorf. Hilfspfarrer Joseph Mohr verfasste die Zeilen, Franz Xaver Gruber vertonte sie. Für eine Radtour auf den Spuren des Weihnachts-Hits bietet sich der Mozart-Radweg zwischen Salzburg und Oberndorf mit einer Länge von 78 Kilometern an. Eine singende Eisdecke Wie es Mozart mit Weihnachten hielt, darüber ist wenig bekannt. Überliefert ist aber seine Vorliebe für den Punsch. Er lernte dieses Getränk 1764 bei einem Aufenthalt in England kennen. Vom Norden der Landeshauptstadt führt die Tour auf der ehemaligen Trasse der Ischlerbahn acht Kilometer sanft steigend nach Eugendorf und von dort weiter nach Henndorf. Von nun an gleicht die Radtour einer Panoramatour auf einem weiten Bogen um den Wallersee. Dieser hat mitten in der Hü-

gelwelt des Salzburger Seenlandes eingebettet seine Winterruhe gefunden. In Köstendorf ist der halbe Weg der Tour zurückgelegt. Als radfreundlicher Bett+Bike-Betrieb empfiehlt sich die Frauenschuh Taverne am Dorfplatz. Der zweite Radltag führt über Schleedorf nach Mattsee mit Adventmarkt beim Stiftskeller. Girlandenhaft schlängelt sich die Radtour eng an Mattsee, Grabensee und Obertrumer See vorbei. In Seeham verführt zur Advent- und Weihnachtszeit der Kräuter-Düfte-Licht-Weg zu einem besonderen Sinneserlebnis. Dass die Seen nicht still und starr ruhen, sondern gelegentlich auch singen, davon wissen die Uferbewohner am Obertrumer See zu berichten: Mitunter beginnt die Eisdecke am See, verursacht durch Spannungen infolge von Kälte und Sonneneinstrahlung, zu „singen“. Über Anthering führt die Tour zurück an die Salzach und schließlich nach Oberndorf zur Stille-Nacht-Kapelle. Sie wurde an der Stelle der alten St.-Nikola-Kirche erbaut, wo das Lied zum ersten Mal erklang. Im neuen Stille-Nacht-Museum nebenan findet man dazu historischen Kontext.

Fotos: Emma Sommeregger, Salzburger Seenlandtourismus

BERICHT: Ernst Miglbauer


Impressum

DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin

Erscheinungsdatum 29. November 2017 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin ARGUS – Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak felczak@argus.or.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at

Unter Mitarbeit von Walter Bradler Eliza Brunmayr Andrzej Felczak Hannes Friedrich Willi Grabmayr Martina Gura Alec Hager Eva Häfele Mirko Javurek Magdalena Jöchler Jan Killian Stefanie Kousek Valerie Madeja Margit Palman Clara Porak Peter-Alexander Pöltl Peter Provaznik Roland Romano Heidi Schmitt Daniela Schulhofer Mario Sedlak Reinhold Seitl Beatrice Stude Kolumnen Roland Girtler Ines Ingerle Barbara Ottawa Johannes Pepelnik Andreas Röderer Reinhold Seitl Michael Strasser

Cover Miguel Ángel Camprubí López miguelangelcamprubi.com

1020 Wien Tel. & Mail siehe ARGUS Fahrradbüro oben Mo-Fr 10-13 Uhr

Art Direktion Anna Hazod annahazod.com

Bankverbindung IBAN AT40 6000 0000 0758 2600 BIC OPSKATWW

Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Illustrationen Lysanne Bellemare (Autorenportraits) Anna Hazod Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo - Fr 14 - 19 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr Tel.: 01 ⁄ 505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus Radlobby ARGUS Wien-Büro Lichtenauerg. 4 ⁄ 1 ⁄ 1

Leserbriefe sind herzlich willkommen, allfällige Kürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Zur Veröffentlichung ist die Angabe des vollen Namens und der Postleitzahl notwendig. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der DRAHTESEL-Redaktion übereinstimmen. Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt.

Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umweltzeichen abgewickelt.

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686, Ferdinand Berger & Söhne GmbH

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Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 41

34. Jahrgang ⁄ Heft 4


Tour & Reise

Krasyvyy И ЖáPKO*

Unser Autor radelt durch die Ukraine, Moldawien und Transnistrien und bekräftigt dabei seine Liebe zu Reisen in Ressentiments-belastete Regionen

Reisetipps In allen größeren Städten gibt es Unterkünfte; in allen Dörfern kleine Geschäfte, die mit den obligatorischen osteuropäischen Wafli jeden Hungerast besiegen können. Der Wechselkurs steht derzeit gut: Mittagessen kosten zwischen 3 und 7 Euro, Unterkünfte rund 10 Euro/Nacht. Größere Radgeschäfte gibt es in Czernowitz, Chisinau und Odessa. Anreise: mit dem Zug von Wien Hauptbahnhof nach Cierna nad Tisou (9 Stunden, Fahrradmitnahme problemlos). Abreise: entweder mit dem Zug Odessa – Kiev – Wien (3x umsteigen, rd. 25 Std.) oder Direktflüge von Odessa nach Wien mit AUA. Radstreckenlänge: ca. 990 Kilometer.

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kraine? Krieg! Moldawien? Diebesbanden! Transnistrien? Hä? Radreisen in bestimmte Länder lösen regelmäßig – und unabhängig von Land und Gesellschaftsschicht – Ressentiments aus. Dagegen hilft ein ehernes Radreisendengesetz: „Je größer die Ressentiments gegen ein Land – umso gastfreundlicher die Menschen dort und umso schöner das Land.“ Los geht es am Wiener Hauptbahnhof: Nach neun Stunden Zugfahrt, zweimal umsteigen und einfacher Radmitnahme erreicht man die slowakischukrainische Grenze. Ab Uzghorod – nachdem die mühsame Schengengrenze (die dort für Radfahrende eigentlich tabu ist) überquert ist – geht’s zur Einstimmung ein paar Tage durch recht flaches Gebiet, das teilweise von ungarischsprachigen Minderheiten bewohnt wird. Danach beginnt jenes Gebiet, welches die Herzen von Bergfans und Geschichtsinteressierten höher schlagen lässt: Transkarpatien. Löchrige Straße, gschmackiges Essen

Stahlrahmen, Rohloff und wasserdichte Gepäcktaschen

* Übersetzung: Schön und heiß

Löchrige und unasphaltierte Straßen, geschmackiges Essen und – mitten in den abgeschiedenen Bergen – Dörfer von österreichischen Aussiedlerinnen und Aussiedlern, deren Vorfahren im 18. Jahrhundert aus der Gegend um Bad Ischl hierherkamen: Nimecka Mokra (Deutsch Mokra) und Ust Corna (Königsfeld). Wer in Königsfeld beim größten Wirten im Ort absteigt (Pension U Josifa) trifft auf Menschen, die einen uralten österreichischen Dialekt sprechen. Der Besitzer der Pension Josef erzählt gerne ausführlich bei Banosch, Borsch und Kwas von früheren Zeiten und aktuellen Herausforderungen. Nach ein paar Tagen Radeln durch die wunderschöne Berglandschaft Transkarpatiens erreiche ich Czernowitz, die ehemalige k.u.k. Verwaltungsstadt sowie Hauptstadt der Bukowina. Ihre Architektur und Kultureinrichtungen machen sie absolut sehenswert. Vor der moldawischen Grenze wird es flach. Zumindest verspricht das die Karte. Tatsächlich machen es kleine, giftige Anstiege allerdings mühsam, streunenden Hunden davonzuradeln.

Für positivere Abwechslung sorgt die Gastfreundschaft, welche man bei zahlreichen hitzebedingten Pausen in den kleinen Dörfern der Ukraine und Moldawiens erfährt. Durch die „Bloodlands“ Moldawien– ein kleines Land im Spannungsfeld zwischen EU und russischem Einfluss – ist mit dem Rad schnell durchquert. So geht es flott zur Grenze nach Transnistrien, wo gut sichtbar russische Soldaten und Panzer stationiert sind. In Transnistrien – ein nur von wenigen Staaten anerkannter Staat – fühlt man sich dank der Präsenz von Sowjetsternen und Leninstatuen in Sowjetzeiten zurückversetzt. Mit einer Breite von 60 Kilometern ist das Land bald durchquert. So ist man flugs wieder zurück in der Westukraine – die politisch wiederum eher Richtung EU strebt. Hier holt die Radreisenden erneut die Geschichte ein: man fährt durch ehemalige Gebiete der Schwarzmeerdeutschen, wovon Dorfarchitektur und Kirchenruinen zeugen. Entlang der gesamten Strecke wird man immer wieder an die blutige Geschichte der Region erinnert, wie sie auch der US-amerikanische Historiker Timothy Snyder in seinem preisgekrönten Buch „Bloodlands“ beschreibt. So kamen im vergangenen Jahrhundert Millionen Menschen in Polen, Belarus und eben der Ukraine durch Hungersnöte, durch Sowjet- und später durch Nazi-Gewalt ums Leben. Verfallene jüdische Friedhöfe erinnern an die einst große Anzahl jüdischer Menschen, die in dieser Gegend lebten und Opfer des Genozid wurden. Zielort: Odessa Nach ein paar Stunden durch die glühende Hitze erreicht man dann das Ziel der Reise: Odessa. Eine Stadt, so schön wie ihr Name: eindrucksvolle Architektur, cooler Partystrand und in jeder Gasse etwas zu entdecken. Ein idealer Abschlussort für eine Radreise entlang der geopolitischen Spannungslinien zwischen Ost und West, Russland und der EU.

Fotos: D. Écouvreur

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 42

BERICHT UND FOTOS: D. Écouvreur


Nicht gerade überlaufen: landschaftliche Idyllen in Transkarpatien

Architektonische Zeitzeugen: Agrarruinen aus der Sowjetära

Polen Slowakei

Ukraine Königsfeld Czernowitz

Cierna nad Tisou

en

wi

lda

Mo

Ungarn

Uzghorod

Rumänien

Chisinau

Tiraspol

Odessa Schwarzes Meer

Berglandschaft in Transkarpatien


Tour & Reise

Unter Sternschnuppen

Drahtesel 4 ⁄ 2017 – 44

Eine Radreise mit Vollmondnächten, Lagerfeuer und Schlafen unter Sternenhimmel führt unsere Autorin samt Familie auf dem Gailtalradweg von Kötschach-Mauthen bis Villach in Kärnten

Der Gailtalradweg erweist sich als idealer Familienradweg TEXT UND FOTOS: Hanna Schwarz

Tipps zum Radeln mit Kind und Tandem-Anhänger 1. Wenn es die Strecke erlaubt: Kind entscheiden lassen, ob es ganz alleine fahren will, oder mit dem FollowMe-Tandem. 2. Zeit nutzen, wenn das Kind so „nah“ bei einem fährt und sich erzählen lassen, was es alles beobachtet (Spiel: „Ich seh, ich seh, was du nicht siehst...“). 3. Möglichkeit einplanen, dass das Kind bei Müdigkeit vom FollowMe-Tandem in den Radanhänger umsteigen kann. (Fünf bis zehn Kilometer am Stück fuhr Theo mit FollowMe – dann brauchte er eine Pause im Radanhänger.)

V

ollmondnächte haben etwas Magisches, finde ich. Und laue Sommernächte unter freiem Himmel, zur Zeit der Sternschnuppen (Perseidenschauer) ganz besonders. Wir waren gerade in Kärnten, in unserem „Basislager“ im Gartenhaus der Großmutter, mit unseren zwei Kindern, Theo (4) und Janosch (2), zwei Falträdern (Dahon Visc), der „Dicken Berta“ (unser Winther-Dolphin-Anhänger) und einem Kinderrad (Woom 2) samt FollowMe-Anhänger. Und: wir wollten ein „richtiges Abenteuer“ erleben.

den Zug übers Drautal bis Oberdrauburg und beginnen die Tour mit dem kleinen Gailbergsattel (350 Höhenmeter auf 6,5 Kilometer). Ich ziehe Theo mit dem Tandem hinauf und bin fasziniert, wie er mich immer wieder von hinten anschiebt. Ab Mauthen radelt man idyllisch entlang der Gail, meist auf asphaltierten Radwegen. Ideale Bedingungen, um unseren vierjährigen Theo alleine Radfahren zu lassen. Auf extrem verkehrsarmen Straßen fahren wir durch wildromantische Gegenden.

Taschen sind schnell gepackt

Auff ällig ist die Stille aufgrund des fehlenden Verkehrslärms in diesem Tal. Hermagor ist die einzige größere Stadt. Danach führt die Strecke entlang von Natura2000-Gebieten durch den Wald, wo sich sogar der Braunbär wieder angesiedelt hat. In „der Schütt“ – wo im Jahre 1348 ein gewaltiger Felssturz vom Dobratsch abbrach – treffen wir wieder auf die Gail, schwimmen in klarem Wasser, schlafen unterm Sternenhimmel und sehen Sternschnuppen. Magisch eben. Das letzte Stück zwischen Arnoldstein und Villach kennen wir schon von unserer Vorjahrsradtour – nach Italien am Pontebbana-Radweg. Es bringt uns wieder zurück ins Basislager.

Vier Radtaschen waren schnell gepackt, Kocher, Zelt, Iso-Matten und Schlafsäcke im Radanhänger verstaut. Das bisschen Gewand, das man im Sommer brauchte, fand auch noch irgendwo Platz. Wir wollten den als familienfreundlich geltenden Gailtalradweg testen. Gemütlich flussabwärts radelnd, beginnt man die 96 Kilometer lange Strecke am besten in KötschachMauthen am Fuß des Karnischen Hauptkamms. Manche radeln die Strecke in sechs Stunden, wir brauchen dafür fünf Tage – ein richtiges Abenteuer eben. Kötschach-Mauthen liegt nicht mehr an der Bahnstrecke, deshalb nehmen wir

Schwimmen in der Gail


d c i u h r e F

. . . R E M M O T S N E S N Ä H C E D F N AU VORFREUDE 2018 Reisecode Reisedatum

www.eliteradtours.at

Reisetitel / Reiseziel

Land

18ert0325

So 25.03. - Fr 30.03.18 Frühling in Istrien - Sternfahrt Porec

HR

18ert0420

Fr 20.04. - So 22.04.18 Durch das Donauknie - von Györ nach Budapest

HU

18ert0428

Sa 28.4. - Sa 05.05.18 Norddalmatien - Aktivurlaub im Falkensteinerhotel Diadora ****s

HR

18ert0508

Di 08.05. - So 13.05.18 Entlang der Eisack an den Gardasee / Mountainbikeparadies Gardasee

IT

18ert0519

Sa 19.05. - Mo 21.05.18 Niedere Tatra - Slowakisches Naturparadies

SK

18ert0523

Mi 23.05. - So 27.05.18 Mährische March - Zeitreise am Grenzfluss

CZ

18ert0531

Do 31.05. - So 03.06.18 Entlang der Soca/Isonzo - Rund um den Triglav von Bled nach Triest

IT

18ert0609

Sa 09.06. - Sa 16.06.18 Deutsche Donau - von Donaueschingen bis Regensburg

DE

18ert0624

So 24.06. - Sa 30.06.18 Rund um den Bodensee - 3-Länder-Reise klassisch

DE

18mtb0624

So 24.06. - Sa 30.06.18 Großes Walsertal - Naturparadies für Biker

AT

18ert0708

So 08.07. - So 15.07.18 Nordfriesland - Schleswig Holstein und die Nordseeküste

DE

18ert0717

Di 17.07. - Sa 21.07.18 Tschechische Elbe I - Von der Quelle im Riesengebirge nach Melnik

CZ

18ert0721

Sa 21.07. - So 29.07.18 Elbe II - Natur- und Kulturjuwele an der Mittelelbe

DE

18ert0804

Sa 04.08. - So 12.08.18 Vennbahn - Im Land der Eiffel von Aachen nach Straßburg

BE

18ert0821

Di 21.08. - So 26.08.18 Iron Curtain Tschechien - Von Franzensbad nach Haidmühle

CZ

18ert0906

Do 06.09. - Sa 08.09.18 Nationalpark Kalkalpen - Wassererlebnis im Herzen Österreichs

AT

18ert0915

Sa 15.09. - Sa 22.09.18 Piemont - Land des Spumante am Rande der Alpen

IT

18ert1004

Do 04.10. - So 07.10.18 Naturerlebnis Hortobagy Puszta - Ungarns weite Ebene

HU

18ert1025

Do 25.10. - So 28.10.18 Rad und Therme Dobrna

SI

FERIEN

Besuchen Sie uns auf der Messe Wien vom 11. - 14. Jänner in der Halle B | Bike Village Vienna

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Forum An die Redaktion: Briefe Reflektor: R. Seitl erinnert von Leserinnen und Lesern sich, wie alles begann Seite 46 Seite 46

#DE3  ⁄  17 Auto-Machos Vorweg ein großes Lob für euren DRAHTESEL, den ich immer von vorn bis hinten lese! Im letzten Heft gibt es gleich ein paar Themen, zu denen ich Stellung nehmen möchte:

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 46

Thema Auto-Machos: Täglich nehmen mir Autofahrende – aus Seitenstraßen kommend – auf dem Radweg die Vorfahrt. Die Mehrheit gehört in die Kategorie „Nicht aufgepasst“… Aber eine Minderheit legt es offensichtlich darauf an nach dem Motto „ist ja nur ein Fahrradfahrer...“ Einmal wäre ich fast verprügelt worden, weil ich auf meinem Vorrang bestanden hatte. Thema Rechtsabbiegen für Radfahrende: Der Bericht aus Holland hat mich darauf gebracht – zwei Maß-

Termine: Was in der Rad-Community los ist Seite 47

nahmen, die das Risiko vermindern würden: 1. Die Ampel für Rechtsabbieger ist nicht grün, sondern blinkt gelb! Grün bedeutet schließlich nach Meinung vieler: freie Fahrt! Genau das gilt aber nicht, wenn sich rechts ein Radweg befindet. 2. Bauliche Trennung von Straße und Radweg im Kreuzungsbereich: Ein Bordstein würde schon genügen, um rechtsabbiegende Autofahrer auf Abstand zu halten. Nach der Kreuzung kann man den Radweg wieder als Radstreifen weiterführen. Damit könnte man den Radfahrenden auch gefahrloses Rechtsabbiegen bei (Auto)-Rot erlauben. Thema Fahrradkompass zur Nationalratswahl: 4,8 Millionen Alltagsradfahrende in Österreich! Wie bitte? Das ist ja mehr als die Hälfte der Bevölkerung! Da würde es aber

Jetz

tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!

anders aussehen auf unseren Straßen! Da hat offenbar bei der Umfrage das schlechte Gewissen zugeschlagen, und jeder, der mehr als einmal im Jahr an einem Werktag das Rad aus dem Keller holt, fühlt sich schon als „Alltagsradler“. Peter Gärtner, 1220 Wien

Die Redaktion freut sich über Diskussionsbeiträge und Leserbriefe. Bitte senden Sie uns Ihren Text unter Bekanntgabe Ihres Namens und der Postleitzahl an drahtesel@argus.or.at

Der Reflektor

Das Glück dieser Erde

Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien. Er betreibt das FahrradTextportal bikeletter.at

Die alte Schwarzweiß-Fotografie zeigt Radfahrvergnügen vor etwa 60 Jahren. Der Vierjährige sitzt auf einer kleinen Sitzschale am Oberrohr nahe beim Lenker, und seine Beinchen stehen auf zwei minimalen Fußrasten links und rechts an der Vorderradgabel. Sein Vater hat ihm eingeschärft, sich ja fest an der Lenkstange anzuklammern. So erlebte ich aufgeregt und glücklich meine ersten Radausflüge. In der Folgezeit wuchs der Wunsch nach einem eigenen Fahrrad. Ein solches fuhr ich dann einige Jahre später enthusiastisch durch viele, unendlich lange Sommer, über löchrige Sandstraßen, durch manche Wiesen und Wälder und vereinzelt an Zäune, bis die Geometrie mehrfach verwunden war. Schließlich brach auch noch der Rahmen. Sparen für einen neuen Drahtesel war angesagt. Nach der Sparbuchplünderung schob ich erstmals eine Renngeometrie unter meinen Hintern, und ich war – ohne dass es mir damals bewusst wurde – jetzt endgültig mit dem Fahrrad-Virus infiziert.

Da war auch der Sohn des Hausmeisters, der jeden Sonntagmorgen im Renntrikot seine Ausfahrt startete. Und auch ein Mitschüler, mit dem ich ungezählte Nachmittage radfahrend verbrachte. Beide waren etwas älter, und ich bewunderte ihre Kraft und Ausdauer. Schon bald ging es kreuz und quer durch Österreich, sportliche Herausforderungen suchend, Erfolgsgefühle genießend. Und vor allem: unbeschwertes Freiheitsgefühl, wenn sich die Räder drehen und der Fahrtwind um die Nase weht. Eine sechsstellige Kilometer- und eine zweistellige Fahrradanzahl später genieße ich noch immer jede Minute auf dem Fahrradsattel. Die Anstrengungen wandeln sich in Leistungsfreude, Alltagsstress wird gleichsam weggeblasen. Durch die Landschaft cruisen, Sonne, Wind und Wetter auf der Haut... Liebe Mütter, Väter, Tanten, Onkeln und Kinderfreunde: nehmt die Kleinen auf Radausfahrten mit, kauft ihnen ihr erstes Fahrrad und seid radelnde Vorbilder! Denn: Radfahren kann glücklich machen.


Termine Weihnachtsfeier der Radlobby ARGUS Steiermark Di., 12. Dezember, 19 Uhr Krone Center, Münzgraben­ straße 36, 8010 Graz Die Radlobby ARGUS Steiermark lädt zur gemütlichen Feier mit einem Rückblick auf das Radljahr, Buffet und Getränken. Anmeldung: argus.steiermark@radlobby.at

Tee & Keks Mi., 13. Dezember, 16.30 Uhr Vor der Oper, Wien Heuer schon zum 8. Mal gibt es für alle Radfahrenden, die der Kälte trotzen, „Tee & Keks“: Die Winter-Aktion der Radlobby

Wien stärkt die Winterradelnden an einer der meistbefahrenen Stellen des Radwegenetzes. Radlobby & DRAHTESEL feiern Weihnachten Mi., 13. Dezember, 19 Uhr Alpenrad – die Stadtwerkstatt Skodagasse 1, 1080 Wien Im Anschluss an „Tee & Kekse“ laden Radlobby Wien und DRAHTESEL zur Weihnachtsfeier. Location ist – zum bereits dritten Mal – die urige Fahrradwerkstatt „Alpenrad“ in der Skodagasse. Schaut vorbei! Auch der Weihnachtsmann hat sein Kommen zugesagt... alpenrad.at

RADKULT WIEN #6 Fr., 15. Dezember, 20 & 22 Uhr Urania Kino, 1010 Wien Zehn Jahre Radfilmfestival in Wien: Was 2007 mit dem ersten, kleinen „Bicycle Film Festival“ im Topkino begann, ist heute zum großen RADKULT WIEN in den größten Kinos der Stadt angewachsen. Nun hebt sich der Vorhang zum letzten Mal: das Festival nimmt mit zwei Filmprogrammen voller Fahrräder fröhlichen Abschied. Eine Weltpremiere gibt es auch: die brandneue Kurz-Doku „RADKULTur WIEN. Mei Community“. Eintritt frei!

Neujahrsradeln Mo., 1. Jänner 2018 Viele Radlobby-Gruppen in ganz Österreich veranstalten jeweils am 1. Jänner das Neujahrsradeln und eröffnen damit offiziell die Radsaison – u.a. in Graz, Korneuburg, Linz, Villach, Waidhofen / Ybbs, Wolkersdorf, Wiener Neustadt und Wien. radlobby.at/neujahrsradeln

Sie haben einen Termin, den Sie gerne in dieser Rubrik verzeichnet hätten: Schreiben Sie uns an drahtesel@argus.or.at Weitere Termine: radlobby.at

Briefe aus der Ferne

Foto: Klaus Brixler

Es ist bekanntlich in der Ferne nicht immer alles besser als zu Hause (abgesehen von Wetter und Pizza). Bei uns wird ja gern über den Michaelerplatz als Inbegriff des holprigen Straßenpflasters gesudert. Hier in Mantua würde man sich über Straßenbeläge wie an besagtem Platz allerdings freuen. Denn in der von Etruskern gegründeten Stadt rrrrüttelt es noch viel wilder – und zwar durchgängig in der ganzen Innenstadt: ein Rüttelmosaik auf großer Fläche sozusagen. Nebenbei weiß ich jetzt auch, mit welchen Worten italienische Zufußgehende Radfahrende beflegeln, wenn diese sie am Gehweg aus dem Weg klingeln wollen: „A mano!“ Was – frei übersetzt – so viel heißt wie: „Schieb dein Fahrrad!“ Also alles ähnlich wie daheim, nur klingt es gleich viel lei-

denschaftlicher. Im Mischverkehr mit Kfz auf der Straße gestaltet sich die Fahrt deutlich erlebnisorientierter als man es vielleicht gewöhnt ist: Um ein Fahrrad zu überholen, muss der gelernte Italiener nämlich weder sein Auto signifikant vom rechten Straßenrand weglenken, noch seine Geschwindigkeit verringern. Das führt zu derart knappen Manövern, dass ich den Luftzug des überholenden Fahrzeuges spüre. Überhaupt verlernt man, sich richtig über die Überholkultur zuhause aufzuregen. Als Wiener tut es einem im Herzen weh, wenn man draufkommt, dass daheim gar nicht alles am schlimmsten ist. Auf die nächste Radreise nach Italien freut man sich natürlich trotzdem.

Drahtesel 4  ⁄  2017 – 47

Dieses Mal: Mantua

Verglichen mit Mantuas Kopfsteinpflaster ist Wiens Michaelerplatz eine brettlebene Fläche

Klaus Brixler

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