DRAHTESEL 2019-4 - das Österreichische Fahrradmagazin

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36.  Jahrgang / Ausgabe 4 / 2019

Radfahren auf dem Land Mobilität zwischen Genuss und Gefahr Seite 8

Konrad Paul Liessmann Österreichs bekanntester Philosoph im Interview Seite 12

Wiens Radwege 2019 Infrastruktur-Rückschau: Das Jahr war sehr o. k. Seite 22

Multimodal als Qual Radeln zu Omis Wurzeln. Die Rückkehr: schwierig Seite 42

Österreichische Post AG, MZ 02Z033821 M Radlobby ARGUS, Frankenberggasse 11, 1040 Wien

Das österreichische Fahrradmagazin

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Fahrradschlösser im Test


IRON CURTAIN TRAIL AT-CZ

Waldviertel Tourismus, Daniel Gollner

AUF DEM „IRON CURTAIN TRAIL“ EUROPÄISCHE GESCHICHTE ERFAHREN Grenzüberschreitender Radgenuss im Waldviertel Mit insgesamt 10.400 Kilometern ist der „Iron Curtain Trail“ nicht nur der längste Radweg Europas, sondern gleichzeitig auch einer der spannendsten. Entlang des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ bietet er vielfach Gelegenheit, auf sportliche Weise europäische Geschichte hautnah zu erleben. An der Grenze zwischen Österreich und Tschechien führt ein kleines, aber feines Stück des abwechslungsreichen Weges auch durch das Waldviertel.

Programm. Von möglichen Etappenzielen wie Litschau, Slavonice, Drosendorf, Hardegg oder Znaim bis hin zu eindrucksvollen historischen Erinnerungsstätten: Es ist die landschaftliche und kulturelle Vielfalt, die das Radfahren zwischen zwei Ländern zum unvergleichlichen Erlebnis macht. Weitere Infos unter: www.waldviertel.at/iron-curtain-trail-euro-velo www.ev13.eu

Unterwegs auf dem „Eurovelo 13“ Unter dem offiziellen Namen „Eurovelo 13“ führt der Waldviertler Abschnitt des „Iron Curtain Trails“ auf knapp 200 Kilometern von der einst geteilten Grenzstadt Gmünd bis in die Windmühlen- und Weinstadt Retz. Dabei stehen ganze acht Grenzübertritte und insgesamt 2.100 Höhenmeter auf dem sportlichen

Waldviertel Tourismus (T) +43 2822/541 09 (E) info@waldviertel.at

EUROPÄISCHE UNION

Österreich-Tschechische Republik Europäischer Fonds für regionale Entwicklung


Brief des Herausgebers

Sc he DR Sc nk D h dra e hte AHT atzi ine m sel e .or. ESE in at/ L-A ge sch bo! en ka

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Die Parlamentswahlen im September haben eindrucksvoll gezeigt, dass die Klimakrise für die österreichische Bevölkerung inzwischen ein bestimmendes Thema ist. Jetzt ist die Politik am Zug und muss beweisen, dass es ihr mit dem Schutz der Zukunft dieses Planeten und seiner Bevölkerung ernst ist. Unsere Erwartung an die nächste Regierung ist daher, dass sie dem Klimaschutz höchste Priorität gibt. Das Umweltbundesamt hat die CO2Einsparungspotentiale analysiert und ist zum Schluss gekommen, dass eine Qualitätsoffensive beim Zu-Fuß-Gehen und Radfahren zu einer Ersparnis von 250.000 Tonnen CO2 im Jahr führen würde. Verbesserungen für den Radverkehr sind rasch und kostengünstig umsetzbar und hätten massive positive Effekte für die gesamte Gesellschaft. Auf Bundesebene bestehen mehrere Möglichkeiten, den Radverkehr zu stärken. Als erstes sollten die voriges Jahr gestrichenen Bundesmittel (der DRAHTESEL berichtete) wieder eingeführt und aufgestockt werden. Zur Sicherheit der Radfahrenden gehört, dass endlich ein gesetzlicher Mindestüberholabstand und niedrigere Tempolimits für Kfz vorgeschrieben werden. Wichtig wäre es auch, dass ÖBB und ASFINAG beauftragt werden, beim Bau von Brücken und Unterführungen den Radverkehr mit der gleichen Priorität wie den Kfz-Verkehr zu berücksichtigen. Was in Sachen Fahrrad-Infrastruktur in diesem Land geschieht, darüber informieren wir Sie wieder ausführlich im vorliegenden Heft, das diesmal auch eine Rückschau über Wiens wichtigste Infrastrukturmaßnahmen 2019 vorlegt (Seite 22). Chefredakteur Matthias Bernold und Autor Klaus Brixler haben weiters

mit Konrad Paul Liessmann gesprochen. Österreichs wahrscheinlich bekanntester Philosoph ist selbst begeisterter Rennradfahrer und nimmt sich – wie Sie im Interview ab Seite 11 lesen können – kein Blatt vor den Mund. Im Reiseteil (ab Seite 40) finden sich zwei besonders ungewöhnliche Reportagen: Theologe Heinz Mittermayr und fünf weitere sportliche Geistliche begaben sich auf eine ambitionierte Radreise gegen die Ausgrenzung. In unserer zweiten Reportage begleiten wir unseren Autor Matthias Pintner auf der Suche nach seinen familiären Wurzeln in Mähren und Schlesien. Mehrere Wochen Arbeit, Kraft und viel Schweiß steckte ein Team um Mario Sedlak und Hannes Friedrich in unsere Cover-Geschichte zum Thema Sicherheit von Fahrrad-Schlössern. Dank gebührt an dieser Stelle der „Sportgruppe Wien“ vom Verein OpenLocks im Wiener Metalab, die die Schlösser zerstörungsfrei mit Hilfe von feinem Gerät zu öffnen suchten. Die grobe Brucharbeit oblag dann unserem bärenstarken Reparatur-Guru Andreas Röderer. Auch ihm ein herzliches Dankeschön. Die DRAHTESEL-Redaktion hofft, mit einem Mix aus fachlichen Informationen, praktischen Tipps und spannenden Geschichten aus der Welt des Radfahrens, Menschen mehr und häufiger zum Radfahren zu bewegen. Wir freuen uns, wenn Sie sich auch im Winter aufs Rad schwingen. Eine gute Gelegenheit dazu wird es beim traditionellen österreichweiten Neujahrsradeln der Radlobby geben. Wir wünschen Ihnen erholsame und schöne Feiertage und gute und sichere Fahrt! Andrzej Felczak

Andrzej Felczak Vorsitzender von Radlobby ARGUS und Radlobby Österreich

Mehr zu den politischen Forderungen der Radlobby finden Sie auf radlobby.at/forderungen-regierung

36. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2019

Radfahren auf dem Land Mobilität zwischen Genuss und Gefahr Seite 8

Konrad Paul Liessmann Österreichs bekanntester Philosoph im Interview Seite 12

Wiens Radwege 2019 Infrastruktur-Rückschau: Das Jahr war sehr o.k. Seite 22

Multimodal als Qual Radeln zu Omis Wurzeln. Die Rückkehr: schwierig Seite 42

Österreichische Post AG, MZ 02Z033821 M Radlobby ARGUS, Frankenberggasse 11, 1040 Wien

Das österreichische Fahrradmagazin

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Fahrradschlösser im Test

Cover: Daniel Triendl

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 3

Liebe Leserin, lieber Leser,


Inhalt Politik

8 Radfahren auf dem Land

Es ist schön und hässlich zugleich. Vier Erfahrungsberichte

Interview mit dem Philosophen Konrad Paul Liessmann

D. Écouvreur berichtet über den Radverkehr in Montreal

Community

11 Bessere Gedanken beim Radfahren 14 Oh, wie schön ist Kanada

17 Teddybär für Radverkehr

Diese Kampagne setzt Plüschtiere auf die Straße

Rechtsschutzversicherung, DRAHTESEL-Abo und vieles mehr

18 Bewährt: Serviceleistungen für Mitglieder Infrastruktur 19 Best Practice Guntramsdorf

Eine Unterführung mit Vorbildwirkung für die Verkehrsplanung

Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand

Wienzeile, Fahrradstraßen und mehr: 2019 war ein gutes Jahr

Lebensstil

Ein Team rund um Reporter Mario Sedlak und DRAHTESEL-ReparaturGuru Andreas Röderer hat sich Falt-, Bügel- und Kettenschlösser vorgenommen. Seitenschneider, Flex und sonstiges Einbruchswerkzeug kamen zum Einsatz ...

22 Radwegeausbau in Wien

25 Bücher

Lesestoff für Velophile

Extrem-Radler Michael Strasser verteidigt seinen Lebenstraum

Produkte & Technik

27 Debatte: Jeder Flug eine Sünde?

32 Coverstory: Fahrrad-Schlösser im Test

Welches knackt am schnellsten? Wir haben es ausprobiert

Inspirationen für das Fahrrad-Christkind

38 Geschenke, Geschenke!

Tour & Reise 41 Radausflug ins Grenzland

Kolumnen Cinemascope Ines Ingerle über die LastenradDoku „Motherload" Seite 24 Brief aus London Omo Lisboa schreibt uns aus der britischen Metropole Seite 26

Der Iron Curtain Trail zwischen Waldviertel und Südböhmen

42 Multimodaler Reisethriller mit Oma

Matthias Pintner radelt dorthin, wo seine Großmütter herkamen 44 Radsport gegen die Ausgrenzung Sechs Geistliche radeln in sechs Tagen zu Österreichs Ecken

Forum

46 Leserbriefe 47 Termine

Orcas Kettenbriefe Clara Felis über Kinder, Radfahren und gelernte Gelassenheit Seite 30 Technik-Tipp Andreas Röderer über Antriebssätze und deren Wartung Seite 31 Reflektor Verkaufspsychologie: Reinhold Seitl mag keine Schwätzer im Fahrrad-Shop Seite 46 Impressum: Seite 29

Foto: Paul Kubalek

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 4

20 Plus / Minus

32 Cover: Fahrradschlösser im Test


Aus aktuellem Anlass

##Autobahnmaut #Ikea #Brigittenau #nicht verzweifeln!

gemeinsam mit der Stadt Graz hundert Millionen Euro in Fuß- und Radverkehr investieren zu wollen. Auch von Seiten der Wirtschaft gibt es gute Neuigkeiten: Der schwedische Möbelhändler Ikea, dessen Geschäftsmodell darauf beruht, in der Peripherie von Ballungsräumen riesige Parkplätze mit angeschlossenem Geschäft zu errichten, baut in Wien eine – zentrumsnahe – Filiale mit Zielgruppe Menschen ohne Auto. Das hat Symbolkraft! Auch aus der Wiener Wirtschaftskammer kommen neue Töne: Kürzlich gestand die Kammer ein, dass Verkehrsberuhigung gut ist für den Handel. Das ist beachtlich, weil die Wirtschaftskammer seit der Errichtung der Fußgängerzone in der Kärntner Straße 1974 jede Maßnahme zur Beschränkung von Autos mit Zähnen und Klauen bekämpft. Vier Jahrzehnte sind eine lange Zeit um einen Zusammenhang zu begreifen. Verglichen mit so mancher Wiener Bezirksvorstehung ist die Kammer aber ziemlich flott. In der Brigittenau zum Beispiel wehrt man sich nach wie vor gegen jede minimale Verbesserung des Rad- und Fußverkehrs und verteidigt Kfz-Parkplätze, als wären diese die Gradmesser einer freien Solidargesellschaft. Diese Relikte aus verkehrspolitischer Vor-Steinzeit wären eigentlich zum Verzweifeln. Hätte ich nicht für heute die anderslautende Parole ausgegeben. In diesem Sinn: Frohe Festtage und gute Fahrt! Nicht unterkriegen lassen! Mahalo!

Matthias G. Bernold Chefredakteur

In der Verkehrspolitik ändert sich was: Sogar die Wirtschaftskammer hat verstanden, dass Verkehrsberuhigung gut ist fürs Geschäft

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Rückfall in die verkehrspolitische Vor-Steinzeit. So bewertet Verkehrsforscher Hermann Knoflacher den – mit Stimmen von ÖVP, NEOS und Grünen – im November gefällten Nationalratsbeschluss, die Autobahnmaut an ausgewählten Strecken aufzuheben: Mit 15. Dezember 2019 gelten MautAusnahmen auf vier grenznahen Autobahnstücken. Wer sich jetzt fragt, wie es sein kann, dass in Zeiten der Klimakrise Abgaben auf das Autofahren gestrichen werden, dem will ich an dieser Stelle zurufen: Verzweifle nicht – ist nicht so schlimm! Auch wenn die Mautpflicht löchrig wird, ist die heimische Verkehrspolitik dennoch um keinen Deut schlechter geworden. Die Vignette taugte ohnehin nie als Maßnahme, um Menschen zum Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu bewegen. Lächerlich niedrig angesetzt ist sie und dazu noch ungerecht: Wer dreimal im Jahr mit seinem Camper an den Wörthersee fährt, zahlt ebenso viel wie ein Frächter, der Zehntausende Kilometer im Jahr zurücklegt. Die Vignette gehört ersetzt. Durch eine kilometerabhängige Straßenabgabe zum Beispiel, die für Kostenwahrheit zwischen Straßen- und Schienentransport sorgt, durch eine Erhöhung der Mineralölsteuer sowie die Abschaffung des Dieselprivilegs. Verzweiflung ist auch deshalb fehl am Platz, weil es vorsichtige Anzeichen für ein Umdenken in der Verkehrspolitik gibt. Immerhin kündigte jüngst die steirische Landesregierung an,

Fotos: privat

Hervorzuheben in diesem Heft

Magda Jöchler ist eine von vier Autorinnen und Autoren, die von ihren RadErfahrungen auf dem Land berichten. Jöchler wuchs selbst in Südtirol nahe Brixen auf. Dort war sie als Alltagsradlerin eine Exotin.

Mario Sedlak betreute zusammen mit Hannes Friedrich unsere Fahrradschlösser-Story. Sedlak wurde selbst 2014 ein Fahrrad gestohlen, das nur mit einem billigen Bügelschloss gesichert war. Inzwischen hat er aufgerüstet.

Paul Kubalek Von ihm stammen die feinen Fotos zur Cover-Geschichte. Kubalek hat im Detail festgehalten, wie sich die Fahrradschlösser gegen Flex, Seitenschneider und sonstiges Einbruchswerkzeug bewähren.


Politik Radfahren auf dem Land: Vier Erfahrungsberichte Seite 8

Bessere Gedanken am Rad: Konrad Paul Liessmann Seite 11

Oh, wie schön ist Kanada: Radaktivismus in Übersee Seite 14

Respektables Budget für den Radverkehr in Graz Land Steiermark und Stadt Graz starten eine Radverkehrsoffensive. Ein Masterplan Radmobilität soll einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und Staus reduzieren.

Top Firmenrad statt Firmenauto Mit 1. Jänner 2020 werden Fahrräder, die Unternehmen ihren Arbeitnehmenden zur Verfügung stellen, vorsteuerabzugsfähig. Das bedeutet, dass Arbeitgebende die 20 Prozent Mehrwertsteuer für das Fahrrad zurückerhalten. Arbeitnehmende und Arbeitgebende sparen damit Geld.

Elke Kahr (KPÖ) ist Verkehrsstadträtin in Graz

Die Stadt Graz investiert kräftig in die Radinfrastruktur und den Ausbau des Straßenbahnnetzes; auch Kfz-Parkplätze sollen reduziert werden. Bis zum Jahr 2030 sollen 100 Millionen Euro in den Ausbau der Radinfrastruktur fließen, samt Radschnellrouten und Fahrradgaragen. Wir sprechen mit Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ). DRAHTESEL Aus Graz ereilen uns gar erfreuliche Nachrichten. Was ist im Süden los? Elke Kahr Stadt und Land haben einen budgetären Rahmen definiert, der mit 10 Mill. Euro pro Jahr eine Verfünffachung des Grazer Radbudgets auf etwa 30 Euro pro Kopf bedeutet. Das ist erfreulich. Wir haben da einiges im Köcher, auch an

Landesstraßen mit überregionaler Bedeutung. Konkrete Projekte werden wir im Frühjahr vorstellen, nach Vorliegen der Radnetzstudie des Landes, die gerade im Fertigwerden ist. Was hat den Meinungsumschwung bewirkt? Sicher die Sorge, dass wir die Klimaziele womöglich verpassen. Gerade beim Verkehr hinken wir in der Steiermark – wie auch in Österreich insgesamt – hinterher. Außerdem stellt das 2016 beschlossene Radverkehrskonzept des Landes Steiermark den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur in den Ballungsräumen in den Fokus, speziell im Zentralraum Graz. Der Radwegebau soll in drei Kategorien passieren, gestaffelt nach Bedeutung und Qualität. Ei-

nige Punkte im Förderübereinkommen – der Schlüssel ist ja nach wie vor 50:50 – sind noch zu hinterfragen, etwa die Notwendigkeit von Garagen und der Aufbau einer flächendeckenden ELadeinfrastruktur. Wie realistisch ist es, dass das, was jetzt angekündigt wurde, nicht doch noch scheitert? In der Regel prüft man den Bedarf, dann die Umsetzbarkeit und sichert schließlich die Finanzierung. Jetzt läuft es umgekehrt. Ich habe nichts dagegen einzuwenden. Klar ist aber, dass es ohne mehr Personal für Planung und Umsetzung nicht gehen wird, und die Zusagen eingelöst werden müssen. Auch in den nächsten politischen Funktionsperioden.

Weihnachtsmärkte Wieder ist sie da, die Zeit von Glühwein, zuckrigem Punsch und Kopfweh am nächsten Tag. Das wäre an sich ok, wenn nicht durch die Weihnachtsmärkte regelmäßig wichtige Radrouten in Mitleidenschaft gezogen würden. Etwa am Karlsplatz, wo der bereits berüchtigte Kabelkanal Radfahrende und Rollstuhlfahrende am Durchkommen hindert. Dabei wäre die Lösung einfach: Überplattungen, wie sie etwa beim Streetlife Festival in Wien zum Einsatz kamen.

1,10 € kostet in Österreich ein Liter Diesel. Billiger als in Österreich ist der Treibstoff kaufkraftbereinigt nur in Luxemburg, Dänemark und Irland. Der niedrige Treibstoffpreis ist kein Anreiz, weniger Auto zu fahren und erschwert das Erreichen der Klimaziele, betont der Verkehrsclub Österreich in einer Aussendung und spricht sich für eine ökosoziale Steuerreform samt CO2-Bepreisung aus. In Italien ist Diesel, gemessen an der Kaufkraft, um ein Drittel teurer als in Österreich, in Frankreich und Spanien um ein Fünftel und in Deutschland und den Niederlanden um rund zehn Prozent teurer als in Österreich. Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2019

Foto: privat

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Flop


Blick in die Welt

Politik

B RÜ S SEL

H E L S IN K I

Am Sonntag, dem 22. September, begingen Städte in der ganzen Welt den „Autofreien Tag“. Brüssel feierte am gehörigsten: von 9.30 bis 17 Uhr blieb das gesamte Stadtgebiet für den Kfz-Verkehr gesperrt, lediglich Busse und Taxis durften – maximal mit Tempo-30 – unterwegs sein. Wo sonst Blechkolonnen, Lärm und Abgase Straßen beherrschten, feierten die Menschen. Ein Effekt: Die Messwerte des giftigen Luftschadstoffs NO2 fielen innerhalb eines Tages um 70 bis 80 Prozent.

Die neue finnische MitteLinks-Regierung will bis zum Jahr 2035 ihren CO2-Ausstoß auf null senken – fünfzehn Jahre früher als dies die EU vorschreibt. Konkret schlägt sich die finnische Politik in Mehrausgaben für den klimafreundlichen Geh- und Radverkehr nieder: Statt bisher 20 bis 30 Millionen fließen ab 2020 jedes Jahr 50 Millionen Euro jährlich in Radund Fußverkehr. Pro Kopf sind das neun Euro – neun Mal mehr als in Österreich pro Kopf für diesen Zweck ausgegeben wird.

Autofreier Sonntag: 80 Prozent weniger Luftverschmutzung

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Klimaschutz: Finnland beschließt Fahrrad-Offensive

DRAHTESEL-Cartoonist Franz Kainz macht sich Sorgen um die Jobaussichten von Rentieren. Transporträder sind ganz einfach praktischer.

ROM

AU G SB U RG

WA S H IN GT O N D C

Z Ü R IC H

Die italienische RadfahrendenInteressensvertretung – Federazione Italiana Ambiente e Bicicletta (FIAB) – freut sich über eine Einigung mit Transportminister Danilo Toninelli: Ab 2020 stattet die Eisenbahngesellschaft Trenitalia alle InterCity-Züge mit Stellplätzen für sechs Fahrräder aus. Eine Verbesserung. Allerdings bleibt man dennoch unter den Vorgaben des Europäischen Parlaments zurück, berichtet die European Cyclists Federation: Erst im Oktober 2018 hatte das EU-Parlament ein Minimum von acht Stellplätzen pro Zug festgelegt.

Um im Straßenverkehr auch an engen Gefahrenstellen für Sicherheit zu sorgen, setzen Beamte ein Fahrrad als mobiles Geschwindigkeitsmessgerät ein. „Es handelt sich um ein herkömmliches Lastenfahrrad, auf dem eine mobile Geschwindigkeitsmesseinheit montiert wurde“, teilte ein Sprecher des Verkehrsüberwachungs- und Ordnungsdienstes der Stadt der Deutschen Presseagentur (DPA) mit. Das polizeiliche Lastenrad werde seit Anfang November an Baustellen oder an engen Straßen vor Kindergärten und Altersheimen eingesetzt.

Bloomberg Philanthropies, eine Non-Profit-Organisation des US-Medienmoguls und ehemaligen New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg, präsentierte im Oktober die „Asphalt Art Initiative“: Das Projekt unterstützt US-Städte dabei, ihre Straßen durch den Einsatz von Kunst und Design schöner und sicherer zu machen. Neben dem Sammeln von Best-PracticeBeispielen aus der ganzen Welt, finanziert die Initiative großflächige Malereien auf Fahrbahnen, in Kreuzungsbereichen oder in verkehrsberuhigten Zonen. Michael Bloomberg erklärte dazu in einer Aussendung: „Kunst im öffentlichen Raum hat die Kraft, unsere Wahrnehmung von Städten zu ändern, Sicherheit und Lebensqualität zu erhöhen und Menschen zu inspirieren.“

Pro Velo, die RadfahrendenInteressensvertretung der Schweiz, hat ihre Kampagne „Abstand ist Anstand“ gestartet, mit der sie einen gesetzlichen Mindestüberholabstand von 1,5 Meter fordert. Auch in der Schweiz gehört zu knappes Überholtwerden durch Kfz zu den großen Gefahren für Radfahrende. „Jeder zehnte Velounfall passiert, wenn Velofahrende von anderen Fahrzeugen überholt werden“, heißt es auf der Website zur Kampagne. Die Schweiz gehört wie Österreich zu den wenigen Ländern, in denen ein Mindestüberholabstand nicht gesetzlich festgeschrieben ist.

Cartoon: Franz Kainz

Fahrräder in Italiens Schnellzügen

Fahrrad als mobiler Tempo-Blitzer

Bunte Straßen sind sichere Straßen

Abstand ist Anstand: Schweizer Kampagne

www.1m50.ch


Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 8

Zwischen Genuss und Gefahr Einsame Landstraßen, Hühner am Straßenrand, die Frische der umliegenden Wälder, ein weiter Horizont ohne Schlote, Hochhäuser oder andere Schatten menschlichen Wirkens: So sieht das Idealbild des Radfahrens am Land aus. Wer sich entschlossen hat, außerhalb der Ballungszentren zu leben und dabei auf nachhaltige Mobilität setzt, der bemerkt bald, dass die Wirklichkeit eine deutlich rauere ist : Wenig oder schlechte Fahrrad-Infrastruktur, rücksichtslose Autofahrende, hohe Geschwindigkeiten des Kfz-Verkehrs und fehlende Integration öffentlicher Verkehrsmittel mit sanften Mobilitätsformen erfordern großes logistisches Geschick.

Verkehrspolitische Maßnahmen Die Berichte und Anekdoten unserer Autorinnen und Autoren auf den nächsten Seiten zeigen, dass es zwar möglich ist, auch auf dem Land ohne Auto zu leben. Aber auch, dass für die Verkehrspolitik in den ländlichen Regionen allerdings größter Handlungsbedarf besteht. Nicht ohne Grund fordert die Radlobby Österreich seit geraumer Zeit gesetzlich verankerte Seitenabstände beim Überholen, systematische Errichtung von Radwegen entlang von Überlandstraßen und mehr Investitionen in sichere Radinfrastruktur.

Eine individuelle Logistik entwickeln Als Landarzt im Waldviertel bin ich bis zu meiner Pensionierung im Jahre 2011 jährlich über 10.000 Kilometer mit dem Rad gefahren, ab 2006 auch die ganzen Winter hindurch. Ich absolvierte tausende Hausbesuche bei Patienten. Für dringende Notfälle stand ein Auto bereit. Seit 2011 lebe ich sehr gut mobil ohne Auto.

TEXT: Klaus Renoldner

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ür Alltagsradelnde am Land gelten etwas andere Kriterien als für Stadtradelnde. Während man in Wien per Rad meist schneller ans Ziel kommt als mit Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln, ist am Land das Rad doch relativ langsamer. Dennoch bietet es viele Vorteile, die man erst so richtig genießen kann, wenn man sich mit den gängigen Vorurteilen auseinandergesetzt und sie überwunden hat. In meiner Gemeinde waren die öffentlichen Verkehrsverbindungen sehr schlecht, der Bahnhof 19 Kilometer entfernt. Ich genoss es, täglich 35 bis 50 Kilometer durch die Natur zu radeln, kannte meine Abkürzungen und Feldwege. Für größere Entfernungen, z. B. Wochenendfahrten, Urlaub oder Kongressbesuch, hat sich die Kombination von Rad und Bahn bewährt. Auch da gilt es, Organisation zu lernen und eine individuelle Logistik zu entwickeln. Das Faltrad ist praktisch, da ich es ohne Reservierung in jedem Zug mitnehmen kann. Die Begegnungen mit Wildschweinen, Rehen und Hasen waren stets freundlich, hier gilt es ebenso, die irrationale Angst zu überwinden, wie beim Fahren in der Nacht. In den Sommermonaten grüßten mich daherkommende Tourenradelnde freundlich,

wohl meinend, ich sei mit zwei großen Packtaschen (mit medizinischer Ausrüstung) auch einer von ihnen. Mit guter Winterausrüstung inklusive Spikereifen war ich öfters auch manchem Autofahrenden überlegen, der an Stellen der Schneeverwehung stecken blieb, während ich mein Rad wenige Meter durchschob, und es bei Sperren oder Überschwemmungen schieben oder tragen konnte. Gegen extreme Sommerhitze helfen viel Wasser und der kühlende Fahrtwind. Täglich 35 Kilometer in der Natur Einmal war ich bei Sommerhitze unterwegs, ausgerüstet mit zwei Litern Trinkwasser. Ich fuhr an einem Feld vorbei und hörte, wie eine mir bekannte Bäuerin, die vor Hitze stöhnte, ihrer Schwiegertochter zurief: „Hast was z’tringa?“ Jene verneinte. Ich blieb spontan stehen und gab der Bäuerin eine volle Wasserflasche. Sie strahlte vor Freude und meinte, sie müsse sich unbedingt einmal revanchieren, zu Kaffee einladen oder so. Dazu kam es zwar nicht mehr, da ich bald darauf in Pension ging. Aber die Erinnerung an das frohe Gesicht erfüllt mich heute noch mit Freude.

Landarzt in Pension: Klaus Renoldner. Ein Audio-Interview mit dem begeisterten Radfahrer und Umweltaktivisten gibt es im Podcast „Reich durch Radeln“: www.drahtesel.or.at/ rdr-landarzt-renoldner

Foto: Bernold

Radeln am Land Politik


„Am Land brauchsch a Auto“

Politik

Alltagsradeln ist auch auf dem Land eine praktische Lösung: Manch eine muss zuerst in die Stadt ziehen, um das zu erfahren.

TEXT: Magda Jöchler

gungen kann es nicht liegen: Die gerade mal 80 Höhenmeter rollte ich in Südtirol morgens in gemütlichen fünfzehn Minuten – meist aber in gerasten zehn Minuten – bergab. Und das mit einem entscheidenden Vorteil: 30 Minuten mehr Schlaf! Damit war ich in meinem Dorf aber beinahe die Einzige. Nach einer WhatsApp-Umfrage unter Bekannten weiß ich: das ist heute immer noch so. Obwohl sich Südtirol in den letzten fünfzehn Jahren zu einem Radparadies entwickelt hat: Mitten durch den Hof meiner Familie führt heute ein komfortabler Radweg, diesen Sommer verkündete der Bürgermeister stolz die Anschaffung von 49 E-Bikes für den Verleih an Pendelnde – sie sollen weggehen wie die warmen Semmeln.

Erste Versuche auf dem Fahrrad. Die Autorin mit ihren Eltern.

Für die Kinder aus dem Dorf scheint die Rad-Distanz zur Stadt aber immer noch unbewältigbar. Allerdings sehe ich seit einiger Zeit immer öfter Kinder auf den viel zu großen Elektrorädern ihrer Eltern. Ändert sich da alllmählich die Überzeugung in Richtung „am Land brauchsch a E-Bike“? Mir soll es recht sein.

Babybauch, Bullitt, ÖBB Unsere Autorin lebte jahrelang in Wien, bis sie mit Familie auf einen Bio-Bauernhof zog. Ihre Mobilität ist heute eine andere. TEXT: Eliza Brunmayr

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Fotos: privat

Transportiert ganze Familien, auch auf dem Land: ein Bullitt-Lastenrad

m Sommer 2018 haben wir unser Bullitt bepackt und sind umgesiedelt. Von der Stadt aufs Land. Von Wien ins oberösterreichische Rutzenmoos. Von einer 45m²-Wohnung im neunten Bezirk in ein Wohnprojekt auf einem Biobauernhof. OK, ich gebe zu, der Umzug der befüllten Schachteln und ausgewählten Möbel hat schon vorher per VW-Bus stattgefunden. Aber den richtigen Abschied aus Wien wollten wir sinnlicher erfahren, die Distanz spüren mit all dem was dazwischen liegt. Wofür ein Railjet zwei Stunden braucht, haben wir uns eine knappe Woche Zeit genommen. Unser damals siebenmonatiges Kind haben wir mit Maxi-Cosi ins Transportrad gesetzt, da hatte dann noch das Babyzeug für unterwegs Platz. Die Campingsachen und unser Gewand waren in den Packtaschen des Tourenrads verstaut. Wie hat sich meine bzw. unsere Mobilität seither verändert? Während ich in Wien automatisch immer zum

Fahrrad gegriffen habe, denke ich nun darüber nach, wie ich wohin fahre und wann. In die Arbeit pendeln nach Linz? Per Rad zum Zug, zu Fuß ins Büro. Einkaufen? Einen Großteil deckt schon der Hofladen ab, der Rest geht leicht per Fahrrad. In die näheren Zentren Gmunden oder Vöcklabruck? Da kommt das Fahrrad oder nun, mit wachsendem Babybauch, auch vermehrt der Bus zum Einsatz – also der Linienbus, denn der VW-Bus wurde verkauft. Glücklicherweise kommen wir ohne eigenes Auto aus, können uns aber dennoch gelegentlich und unkompliziert eines von Mitbewohnerinnen und -bewohnern leihen. Ein offizieller E-Carsharing-Standort bei uns am Hof ist ebenfalls in Planung. Und wir haben uns eine ÖBB-Familien-Österreichcard gegönnt, um zum Beispiel ganz spontan Wien einen Besuch abzustatten. Es sind nur zwei Stunden Bahnfahrt – aber wir wissen nun, wie viel Landschaft dazwischenliegt.

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ch bin in einem 3.400 Einwohnende zählenden Dorf in Südtirol aufgewachsen. Nicht auf 1.300 Meter Seehöhe. Aber auch unten im Tal wächst man hier mit der Überzeugung auf: „Am Land brauchsch a Auto.“ Selbst habe ich mich daran nie gehalten: Bei schönem Wetter radelte ich mit dem Rad zur Schule oder eben – „in die Stadt“ – nach Brixen. Das 30 Jahre alte Hollandrad meiner Mutter landete irgendwann im Gebüsch vor der Diskothek und ward seitdem nie wieder gesehen. Für die Meisten war das Fahrrad hauptsächlich Spaßgerät. Warum das so war, verstehe ich bis heute nicht. Exakt drei Kilometer sind es von meinem Dorf bis nach Brixen. Mein Arbeitsweg in Wien ist heute 300 Meter länger, dafür das Rad zu nehmen, fühlt sich dennoch selbstverständlicher an. An den Stei-


Politik

24 Kilometer ins nächste Geschäft Unsere Autorin wollte eigentlich einmal Radprofi werden. Daraus wurde zwar nichts. Aber ein bestimmender Teil ihres (Familien-)Lebens ist das Radfahren allemal.

TEXT: Birgit Aigenbauer

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adprofi wollte ich werden – wurde aber nichts daraus. Trotzdem nennt mich jeder hier „die Radlfoararin“. Und das, obwohl ich mit drei Kindern keine Zeit zum Trainieren habe. Zeit zum Radeln allerdings genug, denn wir haben kein Auto und wohnen am Land. Zum nächsten Geschäft sind es hin und zurück 24 Kilometer. Öffis gibt es keine, dafür eine echt idyllische Strecke entlang eines Bächleins, und die will mitunter mehrmals täglich zurückgelegt werden. Mit E-Stufentandem und Radanhänger kann ich alle drei Kinder mitnehmen. Wobei die Große meist schon allein mit ihrem E-Liegetrike unterwegs ist. Seit einem halben Jahr hat sie den Radführerschein und schon 5.000 Kilometer auf dem Tacho ... Wir radeln nämlich auch in den Urlaub. Heuer zum Beispiel von zu Hause nach Italien, Frankreich und Deutschland. Vor zwei Jahren radelten wir nach Finnland und – vor den Kindern – begaben wir uns auf Rundtour durch Asien und Australien. Die größte Herausforderung beim Radeln am Land? Wahrscheinlich die selbe wie in der Stadt: rücksichtslose Autofahrende. Zu knapper Überholabstand. Auf unseren schmalen Straßen kommen noch die „Kurvenschneider“ hinzu – speziell in der Nacht achten sie in Kurven nur auf den Lichtkegel ent-

gegenkommender Autos. Außerdem gibt es hier keine Möglichkeit, mit Öffis Wege abzukürzen. Der VOR-Bus nimmt keine Fahrräder mit. Aber zu Fuß wären unsere Ziele zu weit von den Haltestellen entfernt. Noch eine Herausforderung: das Winterradeln mit Kindern. Die Kleinen beginnen bald, an Finger und Zehen zu frieren; Sohlenheizungen helfen zumindest bedingt. Auch schwierig: Schnee und Schneematsch. Stereotyp: besonders öko Ich habe nicht mitgezählt, wie oft mich jemand nach dem Warum gefragt hat. Man fällt auf mit unseren Spezialgefährten. Manchmal ist es mühsam für die Kinder, weil ein einfacher Stopp außerhalb unseres gewohnten Umfeldes oft ein längeres Gespräch über unsere besondere Art der Fortbewegung nach sich zieht. Schnell sind Stereotype zur Hand: besonders verrückt, besonders öko, besonders gesund oder besonders bedauernswert (speziell die Kinder). Zumindest mit dem Wort „besonders“ haben die Leute Recht: für uns bedeutet Radfahren nämlich besonders spannend, besonders spaßig, besonders entschleunigend und – um es mit den Worten meiner Tochter auszudrücken: „Autofahren ist langweilig, nur beim Radfahren ist man wirklich bei sich.“

Foto: priivat

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 10

Familie Aigenbauer mit Fuhrpark: Die Tandems, Liegeräder, Renn- und Reiseräder sind essenzieller Teil der Alltagsmobilität und Vehikel für Reisen. Zum Beispiel nach Genua (Bild)


„Die besten Gedanken kommen beim Radfahren“ Österreichs bekanntester Philosoph ist auch ein begeisterter Radfahrer. Mit der aktuellen Verkehrspolitik ist er nicht zufrieden: Gespräch mit Konrad Paul Liessmann.

Foto: Heribert Corn

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 11

INTERVIEW: Matthias Bernold und Klaus Brixler


Politik

„Verstehe nicht, warum Menschen, die zigtausende Euro für ein Auto ausgeben, glauben, das Recht zu haben, dieses Auto überall gratis abstellen zu können.“ Konrad Paul Liessmann

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 12

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ie ist Ihre Liebe zum Radfahren entstanden? Konrad Paul Liessmann: Als Kind in den 1950er-Jahren war das Rad der Inbegriff individueller Mobilität. An Mopeds oder gar Autos war nicht zu denken – zumindest nicht in den sozialen Verhältnissen, in denen ich aufgewachsen bin. Das erste Rad, das ich gefahren bin, war das alte Waffenrad meines Großvaters. Ich war damals allerdings noch so klein, dass ich nicht über das Oberrohr reichte und mit meinen Beinen darunter durchtreten musste. Also im Stehen, das Rad schief haltend? Genau. Dann bekam ich das alte Rad meines Vaters geschenkt, in das er mir später eine Dreigangschaltung eingebaut hat. Damit war ich wesentlich mobiler, träumte aber weiterhin von dem, von dem man als zwölfjähriger Knabe damals eben geträumt hat: einem Zehngangrad. Vom ersten selbstverdienten Geld habe ich mir dann eines gekauft. Ich war 22 oder 23, als das erste richtige Rennrad kam. Motorisierte Gefährte haben Sie nie interessiert? Nicht wirklich. Obwohl ich aus Villach stamme, einer Gegend, wo man kaum öffentlich übers Land kam. Ich habe relativ spät den Führerschein gemacht und spät ein Auto gekauft. Ich muss allerdings dazusagen, dass das Rad für mich Mittel der Freizeitgestaltung, der Naturerfahrung, des Auslotens meiner Möglichkeiten war. Kaum ein praktisches Fortbewegungsmittel. Auch als Student in Wien sind Sie nicht geradelt? Nein, aus zwei Gründen: Meine Wohnsituation war so, dass ich mit der Straßenbahn schnell auf die Universität gekommen bin. Eine Zeitlang habe ich sogar im Albert Schweitzer-Haus im 9. Bezirk gewohnt, musste also nur über die Straße gehen. Der zweite Grund

war, dass ich in einer Zeit studiert habe, als es in Wien so gut wie keine Radwege gegeben hat. Das langsame Umdenken in der Verkehrspolitik weg von einer autogerechten Stadt war in den frühen 1970er-Jahren noch kein Thema. Inzwischen ist Wien mit dem 9. Platz im Copenhagenize Index der radfreundlichsten Städte „geadelt“ worden. Ein Grund, Alltagsradeln auszuprobieren? Ich kann es mir inzwischen schon vorstellen. Müsste mir allerdings ein anderes Fahrrad zulegen. Wenn ich mit meinem Rennrad auf einem 50 Zentimeter breiten Radstreifen fahre – rechts die parkenden Autos, wo man nie weiß, wer wann wo die Tür aufmacht, links überholen Lkw mit fünf Zentimeter Abstand – bin ich nach wenigen Kilometern physisch und psychisch fertig. Wie ist es für Sie auf der Landstraße? Ich fahre seit über 40 Jahren Rad und bin nur einmal schwer gestürzt: Mit dem Mountainbike im Wald. Richtig wohl fühlt man sich auf der Straße natürlich trotzdem nur, wenn es keinen Autoverkehr gibt. Zum Glück gibt es im Alpenvorland wunderbare Strecken, wo man fast allein unterwegs sein kann. Natürlich macht man sehr bald die Erfahrung, dass Radfahrer nicht mit derselben Rücksicht behandelt werden wie Autofahrer. Dass einem von einem Auto der Vorrang genommen wird, ist etwas Alltägliches. Man bekommt den Eindruck, als müssten Radfahrer unter allen Umständen überholt werden – egal wie unübersichtlich die Strecke ist. Das ärgert mich. Wie lässt sich so ein Verhalten ändern? Es hat wohl mit der Präsenz von Radfahrern auf der Straße zu tun. Wenn man in den Dolomiten die Sella Ronda fährt, gibt es genauso viele Rennräder wie Autos oder Motorräder. Wenn Autolenker hinter jeder Kurve auf Radler treffen, lernen sie Achtsamkeit. In Ös-

terreich sind Radfahrer für Autofahrer immer die Überraschung. Abgesehen von dem Faktor Quantität: Wie sehen politische Maßnahmen aus, um diese Mentalität zu ändern? Ich habe kürzlich mit Erstaunen gelesen, dass es in Österreich – im Gegensatz zu anderen Ländern – keine Vorschrift über den minimalen Überholabstand gibt. Das müsste dringendst repariert werden. Dass wir außerdem kein Konzept haben, um neben stark befahrenen Bundesstraßen systematisch Radwege anzulegen, ist ein Armutszeugnis. Radwege in ländlichen Regionen sind nicht nur für den Radsport wichtig, sondern vor allem auch für Leute, die in den Nachbarort radeln wollen. Das Tempo der Automobile ist ein weiteres Thema: Ich habe den Eindruck, dass gerade in ländlichen Regionen mit furchtbar überhöhter Geschwindigkeit gefahren wird. Warum wird die verkehrspolitische Debatte, wenn es um Verkehrsberuhigung, Kurzparkzonen, Tempolimits oder CO2Abgaben geht, sofort emotional? Es hat wohl damit zu tun, dass wir in Österreich – ähnlich wie in Deutschland – immer noch eine etwas libidinöse Beziehung zum Auto haben. Wir neigen außerdem dazu, aus allem eine Weltanschauung oder ein moralisches Prinzip zu machen. Das gilt übrigens für beide Seiten: Für mich ist Radfahren keine Weltanschauung, und Radfahrer sind für mich nicht a priori bessere Menschen. Sie sind oft genug rücksichtslos unterwegs. Noch ein Umstand mag eine Rolle spielen, den der Philosoph und Technik-Kritiker Günther Anders so beschrieben hat: Menschen neigen dazu, die Logik der Geräte bzw. Gefährte zu übernehmen, die sie gerade verwenden. Wie sieht eine vernünftige Verkehrspolitik in der Stadt aus?


Politik

Konrad Paul Liessmann liebt das Rennradfahren abseits stark befahrener Straßen und in gebirgigem Terrain. Seine bevorzugte Rennrad-Region: die Dolomiten. Die ungekürzte Audio-Fassung des Interviews mit Konrad Paul Liessmann gibt es im FahrradPodcast „Reich durch Radeln“ zum Nachhören:

Nicht erst seit Greta Thunberg ist klar, dass in Ballungszentren der Autoverkehr zurückgedrängt werden muss. Aus Gründen der Lebensqualität, der Umwelt, der Schadstoffreduzierung. Es ist offensichtlich, dass die Stadtplanung der 1960er-Jahre, die die autogerechte Stadt gefordert hat, ein Irrweg war. In Zeiten, in denen sich die Städte stark aufheizen, wären wir glücklich, wenn man in den 1960er-Jahren nicht Alleen abgeholzt hätte. Heute kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass man in der Burggasse im Schatten von Bäumen sitzen konnte. Gleichzeitig ist klar, dass eine moderne Gesellschaft ein hohes Maß an Mobilität braucht. Man muss einen Ausgleich finden.

Foto: privat

Wie kann der aussehen? Eine ganz einfache Maßnahme wäre die Verknappung des Parkplatzangebots. Ich verstehe nicht, warum Menschen, die zigtausende Euro für ein Auto ausgeben, glauben, das Recht zu haben, dieses Auto überall gratis abstellen zu können. Ich wäre für eine Verteuerung von Parkplätzen und deren Verknappung zu Gunsten von Boulevards und Radwegen. Es wird von mancher Seite gerne argumentiert, dass jeder das Recht habe, ein Verkehrsmittel seiner Wahl zu verwenden. Ihre Antwort? Ich habe nichts dagegen, dass jeder das Verkehrsmittel seiner Wahl verwendet. Aber natürlich unter Maßgabe der gegebenen Möglichkeiten. Es gibt Gegebenheiten, gerade in alten Städten, wo ein Auto nichts verloren hat. Das Konzept der Fußgängerzone oder der Begegnungszone hat sich in vielen europäischen Städten als erfolgreich erwiesen. Ich kann mich noch an den Aufschrei der Geschäftsleute erinnern, als die Kärntner Straße zur Fußgängerzone gemacht wurde: Niemand werde mehr dort einkaufen, der 1. Bezirk werde veröden, hat es geheißen. Dieses

irrationale Argumentieren, mitunter gegen die eigenen Interessen, hat es bei der Diskussion um die Mariahilfer Straße wieder gegeben. Mittlerweile ist die Mariahilfer Straße unglaublich attraktiv geworden. Nicht zuletzt, weil der Autoverkehr minimiert wurde. Ich denke, durch solche praktischen Beispiele kann man die Menschen überzeugen. Vor kurzem hat ein Autolenker bei einem Crash zwei Kleinkinder im Fahrradanhänger getötet. Die Reaktionen darauf waren unfassbar: In Onlineforen ist die Mutter kritisiert worden und die Schuld wurde Eltern gegeben, die mit Kinderanhängern unterwegs sind. Ihre Meinung? Ich habe mich ähnlich gewundert wie Sie. Es ist ein weiteres Indiz dafür, dass sehr viele, auch maßgebliche Verkehrspolitiker, immer noch diese affektive Haltung haben, dass die Straße eigentlich für die Autos da ist. Natürlich wäre die richtige Reaktion gewesen, nach der Verantwortung des Autofahrers zu fragen. Wenn der vorschriftsmäßig unterwegs ist, kann er ein Fahrrad mit Anhänger nicht übersehen. Gibt es in der Philosophie eine Idealformel, um Lust und Risiko abzuwiegen? Nein, ich habe keine Formel. Ich weiß, dass es Rennradfahrer gibt, die das Risiko suchen, aber die Lust, die ich beim Rennradfahren verspüre, steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Risiko. Natürlich gibt es rasante Abfahrten, wo man sich hinterher denkt, Gott sei Dank ist da jetzt kein Reifen geplatzt und kein Eichkätzchen über die Straße gerannt. Ich finde es bei aller Anstrengung und Selbstüberwindung, die es kostet, mindestens genauso lustvoll, einen Pass hinaufzutreten. Dieser Kampf gegen sich hat mit unmittelbarem Risiko wenig zu tun. Stichwort Lust an der körperlichen Anstrengung: Gibt es in der Philosophie ei-

nen Autor, der sich damit befasst? Philosophen sind zwar nicht gerade berühmt für ihre sportlichen Höchstleistungen. Es gibt aber immer wieder Philosophen, die auf den Zusammenhang von Denken und körperlicher Bewegung hinweisen. Schon in der Antike gab es eine eigene Denkschule, die angeblich im Gehen philosophiert hat. Auch Wandern spielt seit der Entdeckung der Alpen als Naturschönheit eine Rolle – eine Zeitlang war ja Sils Maria in der Schweiz ein berühmter Treffpunkt: Nietzsche hat dort gewohnt, Adorno ist in dieser Gegend gestorben. Und Martin Heidegger war geradezu ein Pionier des alpinen Skilaufs. Es gab immer wieder auch Philosophen, die in jungen Jahren gute Sportler gewesen sind, Hans Lenk etwa war 1960 Olympiasieger mit dem Deutschland-Achter, später wurde er ein bedeutender Philosoph. Nur nebenbei: Auch Peter Sloterdijk war und ist ein passionierter Radfahrer, mit dem ich mich mehrmals über unsere gemeinsame Leidenschaft unterhalten habe. Für mich ist das Radfahren auch deshalb ein so wunderbarer Sport, weil ich diese meditative Form der Bewegung als geistig anregend empfinde. Man denkt besser, und es fallen einem mehr Dinge ein. Worin liegt der Reichtum des Radelns? Es ist Reichtum an Erfahrung im Wortsinn. Mit dem Rad erfährt man sich eine Landschaft. Das meint die doppelte Bedeutung von Erfahrung: Einerseits im Sinne von neuer Erkenntnis. Andererseits Erfahrung im Sinne des Durchschreitens einer topografischen Gegebenheit. Ganz unmittelbar für mich: Ich glaube wirklich, dass ich viele Gedanken, die sich in meinen Lehrveranstaltungen und Büchern niedergeschlagen haben, zum ersten Mal am Rennrad gehabt habe. Der ganze „Reichtum“ meines Schaffens ist mir, überspitzt formuliert, durch mein Rennrad geschenkt worden.

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drahtesel.or.at/rdr-liessmann


Oh, wie schön ist Kanada Bei der Stärkung des Radverkehrs in Montreal spielte die RadfahrendenInteressensvertretung Vélo Québec eine wesentliche Rolle.

LOKALAUGENSCHEIN: D. Écouvreur

Herauforderung: Sechs Monate Schnee Wesentlich ist dieser, für nordamerikanische Verhältnisse hohe Radverkehrsanteil auf „Vélo Québec“ (VQ) zurückzuführen, eine Organisation, die sich seit mehr als 50 Jahren verkehrspolitisch engagiert. Ursprünglich als touristische Organisation etabliert, wurde VQ zunehmend zu einer verkehrspolitischen Bewegung, die seit den 1980er-Jahren bei den damals ins Leben gerufenen Sternfahrten auf den Bedarf von Radverkehrsinfrastruktur hinweist. 60 bis 100 Menschen arbeiten für VQ in vier Sparten: Radtouristik, Veranstaltungen, dem Magazin „vélo mag“ sowie einer Interessensvertretungsabteilung. Finanziert wird VQ durch die ersten drei Säulen, aber auch durch eine Co-Finanzierung durch das TransportMinisterium in Québec. Die seit mehr als 25 Jahren bestehende Zusammenarbeit mit dem Transport-Ministerium ist auch insofern interessant, als dass VQ eine Beratungsrolle für Kommunen einnimmt und diese etwa bei der Er-

richtung von Radverkehrsinfrastruktur und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Selbst die Zertifikation von Kommunen und Unternehmen übernimmt VQ. Dass die Menschen in Montreal gerne und oft Rad fahren ist auch deshalb beachtlich, weil die Straßen rund sechs Monate im Jahr von Schnee und Schneematsch bedeckt sind und die Temperaturen regelmäßig unter minus 20 Grad fallen. „Aber selbst dagegen gibt es Rezepte“, erklärt Magali Bebronne, Programm Managerin bei Vélo Québec: „Etwa hochwertige Radverkehrsinfrastruktur, die die Schneeräumung erleichtert oder der Bau von Fahrrad-Highways – welcher auch von der Bürgermeisterin Valérie Plante aktiv lanciert wird.“ Auch in Montreal könnte die Entwicklung freilich schneller vorangehen: Im Winter sind einige Radwege aus Sicherheitsgründen sogar gesperrt. Andere Themen erinnern an die verkehrspolitische Debatte in Österreich. Fahrrad-Aktivistinnen und -Aktivisten fordern Rechtsabbiegen bei Rot, das Brüsseler Einbahnenmodell (grundsätzliche Öffnung aller Einbahnen für den Radverkehr) und Maßnahmen gegen das Gefahrenpotenzial von großen Lkw. Die Öffnung von Busspuren steht ebenso auf der Agenda wie die Mitnahme von Fahrrädern in den Bussen. Welcher Eindruck bleibt? VQ ist ein exzellentes Beispiel, wie trotz widrigster Umstände – nordamerikanische Stadtplanung gepaart mit kaltem Wetter und viel Schnee – gemeinsam die Situation der Radfahrenden verbessert werden kann. Nur falls mal wieder jemand mit dem Argument kommt, es sei in Österreich zu nass, zu kalt und überhaupt, um im Alltag Rad zu fahren …

Die Radinfrastruktur in Montreal ist teilweise sehr hochwertig – der Radverkehrsanteil hoch

Fotos: Mathieu Lamarre, Vélo Québec

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N

ordamerika und Alltagsradverkehr – das klingt oftmals wie ein Paradoxon. Das Beispiel der kanadischen 1,8-Millionen-EinwohnerStadt Montréal zeigt eindrucksvoll, welch wichtige Rolle Interessensvertretungen bei der Stärkung des Radverkehrs zukommt. Bei einem mehrwöchigen Studienaufenthalt in Montreal konnte ich mich von der teilweise sehr hochwertigen Radverkehrsinfrastruktur und dem damit verbundenen hohen Radverkehrsanteil überzeugen. Die frankophone Stadt, in der ein halbes Jahr Schnee liegt, rangiert derzeit auf Platz 18 des CopenhagenizeIndex. Der Radverkehrsanteil im Zentrum von Montréal beträgt mehr als 10 Prozent; Kinder und ältere Menschen auf dem Fahrrad gehören zum Stadtbild. Das Radwegenetz umfasst mehr als 300 Kilometer baulich getrennter Radwege und wird durch ein exzellentes Fahrradverleihsystem mit 110 Stationen und 1.200 Rädern gestärkt.


Kindertransport: Restriktive Gesetzeslage

Politik

Unser Experte widmet sich diesmal dem Thema Transport von mehreren Kindern auf einem Fahrrad.

Erstens: Durch den Transport von mehr als einem Kind auf seinem Fahrrad hat der Vater gegen das Verbot des § 6 Abs. 1 Fahrradverordnung verstoßen. Dort steht „Die Beförderung von mehr als einem Kind ist unzulässig.“ (Mehrere Kinder dürfen nur in einer Transportkiste auf dem Rad transportiert werden.) Zweitens: Da nur Kinder bis acht Jahre in einem Kindersitz transportiert

werden müssen, prüfte das Gericht die Voraussetzungen für den Personentransport: Da das Rad keine gemäß § 1 Abs. 1 Z 7 Fahrradverordnung vorgeschriebene „Haltevorrichtung“ aufwies, war der Transport auch deshalb strafbar. Das Ergebnis ist im Vergleich zum Personentransport auf einem Mofa unverständlich. Bei einem Moped genügt, dass die mitfahrende Person sich am Lenkenden festhält, beim Transport auf dem Rad braucht es eigene Haltegriffe. In Österreich werden die strengen Anforderungen mit einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis gerechtfertigt. Daher kann auch nicht mit den Vorschriften aus anderen EU-Ländern argumentiert werden. Will man sichergehen, ob ein Transportrad für den Einsatzzweck geeignet ist, muss man „behördlichen Rat“ einholen. Bei Unklarheiten sollte daher eine schriftliche Auskunft vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Radetzkystraße 2, 1030 Wien, Österreich eingeholt werden. Die Radlobby ersucht um eine Kopie jeder dieser Auskünfte. Nach Kenntnis des Autors vertritt das Ministerium im Unterausschuss Radverkehr des Verkehrssicherheitsbeirats allerdings eine restriktive Auffassung, wonach auchFollowMe-Systeme beziehungsweise Trail-Gators verboten sind.

Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby

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In einer Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts Wien (VGW031/016/6914/2019) vom 9. September 2019 ging es um einen Vater, der seine drei Söhne im Alter von zwölf, zehn und acht Jahren auf seinem „Longtail“-Rad transportierte. Bei derartigen Rädern ist die Hinterachse ein Stück nach hinten verschoben und der so gewonnene Platz kann für Sitzbänke genützt werden. Alle Kinder saßen also hinter dem Fahrer, ein Sohn im – am hinteren Ende des Gepäckträgers – angebrachten Kindersitz. Die beiden anderen auf einer Holzplatte am Gepäckträger. Die Holzplatte wies seitliche Einbuchtungen auf, durch welche man auf die darunter liegenden Längsstreben des Gepäckträgers greifen konnte. Der Vater hat keine behördliche Auskunft eingeholt, ob er mit dem Rad beim Kindertransport StVO-konform unterwegs ist. Das Landesverwaltungsgericht Wien wies die Beschwerde zurück und begründete die gegen den Vater verhängte Strafe wie folgt:

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Unfallversicherung weltweit, bis EUR 7.200 Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 18


Community Österreich radelt: 27.000 nahmen daran teil Seite 16

Fahrrad-Zustelldienste: Neuer Kollektivvertrag Seite 17

Serviceleistungen für Radlobby-Mitglieder Seite 18

ÖSTERREICH

Österreich radelt von Jung bis Alt

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27.000 Menschen jeden Alters nahmen an der neuen Initiative „Österreich radelt“ teil.

ÖSTERREICH

Neuer Lehrberuf Fahrradmechatronik Gute Nachrichten für alle, die Fahrrad-Mechaniker bzw. -mechanikerin werden wollen: Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Wirtschaftskammer und der Innung der Mechatroniker gibt es den neuen Lehrberuf des Fahrrad-Mechatronikers, der -mechatronikerin. Die neue Ausbildungsordnung ist ein auf fünf Jahre angelegter Probelauf. Danach wird auf Basis eines Gutachtens entschieden, ob es zur Verordnung eines Regellehrberufes kommt. Drei Jahre dauert die Ausbildung, die u. a. folgende Fähigkeiten vermitteln soll: das Instandhalten von Fahrrädern und deren mechanischen, elektrischen oder hydraulischen Bauteilen; das Anpassen von Rädern an ergonomische Anforderungen; Wartungsarbeiten an elektrischen Zusatzantrieben.

FREISTADT

BERICHT: Alec Hager

Ü

ber 27.000 Menschen nahmen heuer an der neuen Motivationsaktion „Österreich radelt“ teil: gemeinsam sammelten sie 17,5 Millionen Radkilometer und leisteten einen großen Beitrag zum Klimaschutz – mehr als 3.000 Tonnen CO2-Ausstoß wurden durch ihre Radfahrten vermieden. „Österreich radelt“ vereinigte die drei Initiativen „Fahrradwettbewerb“, „Wer radelt, gewinnt“ und „Österreich radelt zur Arbeit“. Das Ziel der bundesweiten Fahrradkampagne blieb das selbe: die Gelegenheit zu bieten, Radkilometer im freundschaftlichen Wettbewerb zu vergleichen und Preise zu gewinnen. Die Breite der Aktion wird auch durch das Altersspektrum der Teilnehmenden deutlich: Von den „Schoolbiker“-Bundessiegern der Neu-

en Mittelschule Stams-Rietz mit den 162 mitradelnden Schülerinnen und Schülern bis zum ältesten Teilnehmer: Heinrich Hattinger aus Imst in Tirol, der im Herbst 98 Jahre alt wurde und jährlich mehrere hundert Kilometer am Rad zurücklegt. „Ich fahre jeden Tag zwei Kilometer ins Altersheim zum Essen“, berichtet Hattinger: „Und danach fahre ich noch zum Friedhof und manchmal sogar noch ins Gurgltal rauf durch den Wald. Am Tag bis zu 15 Kilometer.“ Auch Schwester Astrid (Bild) von den Franziskanerinnen in Waidhofen an der Ybbs sammelte Kilometer für „Österreich radelt“. Die 80-Jährige bewältigte Zeit ihres Lebens ihre Wege mit dem Rad; in ihrer Pension radelte sie bis vor kurzem noch mit dem E-Bike zur Seelsorge im Krankenhaus.

Der Regionalverein „Umsatteln“ und der Energiebezirk Freistadt möchten mit dem Projekt JobRad das Alltagsradeln in der Region ankurbeln. Das Projekt bietet Betrieben die Möglichkeit, für interessierte Angestellte ein Fahrrad oder E-Bike anzuschaffen. Die Betriebe vermieten diese Fahrräder dann an ihre Angestellten, denen dafür monatliche Nutzungsgebühr von ihrem Gehalt abgezogen wird. Nach vier Jahren und 48 Monatsraten kann das wertmäßig abgeschriebene Fahrrad von den MitarbeiterInnen um einen symbolischen Euro erworben werden.

Foto: Österreich radelt

JobRad statt Dienstauto


Gesucht: Neue Konzepte für das Mountainbiken Die Entwicklung nachhaltiger integrativer und attraktiver Mountainbike-Konzepte ist Ziel eines Projektes des Umweltbundesamtes. Bis 2021 sollen die Bedürfnisse verschiedener Interessensgruppen gemeinsam mit der Radlobby und Projektpartnerinnen und -partnern aus Wissenschaft und Grundeigentum analysiert und Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. Für die Radlobby nehmen Julia Beckel und Mountainbikeexperte Alexander Arpaci an dem Projekt teil.

WIEN

Für Radgipfel 2020 : Projekte einreichen! Vom 29. bis 31. März 2020 findet in Wien der 13. Österreichische Radgipfel statt. Fachleute aus Wissenschaft und Verwaltung, Teilnehmende aus Politik und NGOs diskutieren und erarbeiten Lösungen für mehr Radverkehr im Zeichen des Klimaschutzes. Noch bis zum 15. Dezember können Vorhaben und Projekte eingereicht werden. fahrradwien.at/oesterreichischerradgipfel-2020/

WIEN

Teddybären schützen Kinder

Stofftiere sichern den Radstreifen in der Währinger Straße

BERICHT: Ines Ingerle

Die meisten Kinder fahren gerne Rad, leider ist das jedoch gerade in Städten oft nicht gefahrenfrei möglich. Das Kind müsste zumindest streckenweise im Mischverkehr mit Autos, Lastern und Motorrädern radeln oder auf schmalen Radstreifen zwischen Fließverkehr und parkenden Autos. Dass es dringend der systematischen Errichtung von schützenden Radwegen und kindersicherer Radinfrastruktur bedarf, darauf wies die

Radlobby Wien mit ihrer Aktion „Teddybär für Radverkehr“ hin: Während der Europäischen Mobilitätswoche im September sorgten die Stofftiere in der Währinger Straße in Wien-Alsergrund für den nötigen Schutz auf dem – bekanntermaßen unzureichenden – Radstreifen. Die Teddybären wirkten als bauliche Trennung, die Autofahrende daran hindern soll, auf den Radfahrstreifen zu fahren. Mehr Infos auf www.radlobby.at/teddy

ÖSTERREICH

Neuer Kollektivvertrag für Botendienste Im September wurde in Österreich ein Kollektivvertrag für Fahrradbotendienste vereinbart. Was ist davon zu halten? KOMMENTAR: Tobias Tschurtschenthaler

WIEN

Fotos: Markus Schieder, Peter Provaznik

Ein Lastenrad im Auftrag von Siemens Vom Rauchmelder über Serviceteile für Heizungs-, Lüftungsund Klimatechnik: Derartige Teile rund um Gebäudesicherheit und Gebäudetechnik liefert Siemens Infrastructure in Wien seit kurzem mit Hilfe von ELastenrädern aus. Konkret hat der Technologie-Konzern den Lastenrad-Logistiker Heavy Pedals mit dieser Service-Leistung beauftragt.

Prinzipiell ist der Abschluss des Kollektivvertrages (KV) zu begrüßen. Nach langen Vorbereitungen und mehreren Verhandlungsrunden wurde ein guter Kompromiss erstritten. Gut finde ich die Entschädigung für das Verwenden des eigenen Rads und Handys, wohingegen ich die fehlende Sonntagsentschädigung kritisiere. Diskutieren kann man auch den Stundenlohn: 8,70 € brutto für eine körperlich fordernde, nicht ungefährliche und dem Wetter direkt ausgesetzte Tätigkeit ist alles andere als hoch. Ärgerlich: Ein großer Teil der Botinnen und Boten ist nicht in einem klassischen Arbeitsverhältnis. Viele sind freie Dienstnehmende (z. B. bei Mjam) oder Selbstständige (z. B. bei Velofood). All diesen Menschen bringt der neue KV nichts. Der KV betrifft nur „typische“ Arbeitsverhältnisse. Das bedeutet nicht nur eine Ungerechtigkeit unter den verschiedenen Beschäftigten,

sondern auch für die Unternehmen: Wer seine Dienstnehmenden korrekt anstellt, hat beträchtlich höhere Kosten. Das verzerrt den Wettbewerb. Nicht angestellt sein, bedeutet eine prekäre Arbeit mit geringer sozialer Absicherung, mangelndem arbeitsrechtlichen Schutz und einem Einkommen, das – wenn überhaupt – zur Existenzsicherung reicht. Es ist unwürdig, dass atypische Arbeitsverhältnisse zugelassen werden. Das Problem dahinter ist freilich ein größeres. Unser Arbeitsmarkt wurde in den letzten Jahrzehnten liberalisiert, der Wettbewerb hat sich verschärft. Zustelldienste sind nur eine von vielen betroffenen Branchen. Es fehlt an strengeren Gesetzen und deren Kontrolle. Scheinselbständigkeit wird von Behörden weiterhin geduldet. Die Motive hinter diesem Handeln sind mir unklar, die Folgen für viele Menschen direkt spürbar.

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ÖSTERREICH


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Infrastruktur Best Practice: So muss Unterführung Seite 19

Plus / Minus: FahrradInfrastruktur im Test Seite 20

Radwege-Ausbau in Wien: So gut war das Jahr 2019 Seite 22

Ideallösung für eine Unterführung Die neue Südbahn-Unterführung in Guntramsdorf ist vorbildlich. Leider bleibt Radinfrastruktur in dieser Qualität in Niederösterreich eine absolute Ausnahme.

breiter Geh- und Radweg errichtet sowie am Geländer ein Spritzschutz montiert. Die beiden Kfz-Spuren sind jeweils 3,5 Meter breit. Niederösterreich, ÖBB und die Gemeinden Mödling und Guntramsdorf realisierten und finanzierten das Projekt gemeinsam. Die Gesamtkosten betrugen 4,2 Mill. Euro. So sollte es immer sein Westlich der Unterführung verläuft der Geh- und Radweg auf der Nordseite der Straße, weil Wohngebiete, Geschäfte und Betriebe vorhanden sind. Außerdem ist der 1. Wiener Wasserleitungsweg von hier erreichbar. Weil deshalb mit einem höheren Fußgängeraufkommen zu rechnen ist, entfällt auf dem Geh- und Radweg bergab die Benützungspflicht: Schnelle Radfahren-

Neue Südbahn-Unterführung Guntramsdorf

de, die bergab unterwegs sind, können auf der Straße fahren. Östlich der Unterführung verläuft der Gehund Radweg auf der Südseite der Straße. Damit wird ein Queren der sehr frequentierten Zufahrt zum DHL Logistikcenter vermieden. Karl Zauner, Vorsitzender der Radlobby NÖ, hält die Lösung in Mödling „für hochqualitativ und vorbildlich“. Allerdings sei gute Radinfrastruktur in Nieder-

österreich immer noch die Ausnahme. „Niederösterreich braucht ausgebildete Planerinnen und Planer für Radinfrastruktur“, bemängelt Zauner: „Hier ist man gewohnt, alles für den KfzVerkehr zu planen. Für Radwege werden Holperstrecken gebaut. An den meisten Radwegkreuzungen sind Kanten und Stufen eingebaut. Das macht Alltagsradfahren völlig uninteressant.“

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36. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2019

Fahrrad-Polizei Interview: Warum diese schikanösen Kontrollen? Seite 10

Wahlkompass Wie es die Parteien mit dem Radfahren halten Seite 12

Kreuzungs-Design Best Practice: Ideale Infrastruktur aus Holland Seite 20

Klimakrise So retten wir mit Radfahren die Welt Seite 24

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Das österreichische Fahrradmagazin

Radverkehrszahlen Wie verlässlich sind Modal Split und Co? Seite 8

Jahresausgleich So sparen Sie mit Radfahren Steuern Seite 10

Frau und Rennrad Großes Interview mit Mitzi and Friends Seite 22

36. Jahrgang / Ausgabe 2 / 2019

E-Falträder im Test Kleine Kraftpakete : Sind sie alltagstaugl ich? Seite 30

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Das österreichische

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2019. All Rights Reserved

Der Berliner Cartoonist Lucky Luke, das FahrradMawil lehrt zu lieben

– by Mawil

Verkehrswende im Wilden Westen

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Bedenkt man, dass die Unterführung der Südbahn in der Guntramsdorfer Straße (Bezirk Mödling in Niederösterreich) aus dem Jahr 1841 stammt, verwundert es einen wenig, dass die Verkehrsorganisation hier längst nicht mehr zeitgemäß war: Für Radfahrende, Zufußgehende und auch den Kfz-Verkehr bedeutete sie eine massive Problem- und Gefahrenstelle. Die Notwendigkeit einer Neugestaltung stand deshalb außer Frage. Da diese Strecke außerdem die Verbindung nach Guntramsdorf und einen Teil des SüdbahnRad-Highways darstellt, war eine Berücksichtigung des Radverkehrs selbstverständlich. Mit den zuletzt abgeschlossenen Baumaßnahmen wurde in der Unterführung ein 3,5 bis 3,8 Meter

Illustration: Lucky Comics,

Foto: Andrzej Felczak

ANALYSE: Andrzej Felczak


PLUS  ⁄  MINUS

Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest

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QUALITÄTSKONTROLLE: Andrzej Felczak

Oberösterreich, Steyregg

Oberösterreich, Region Untere Feldaist

Graz, Lendplatz

In Steyregg wurde in der Linzer Straße zwischen B3 Radwegröhre und dem Kreisverkehr ein ein Kilometer langer und 3,5 Meter breiter Geh- und Radweg errichtet. Der Weg verläuft konsequent auf der Nordseite der Straße. Die Strecke stellt ein Teilstück auf der Radhauptroute nach Luftenberg und zwischen dem Zentrum von Steyregg und Steyregger Brücke bzw. Donauradweg dar. 1,9 Millionen Euro wurden investiert und insgesamt ein ambitioniertes Projekt geschaffen, das eine Vorzeigeradhauptroute werden soll. Leider leidet die Gesamtqualität unter schlecht ausgeführten Detaillösungen: So sind die Übergänge zwischen Radweg und Fahrbahn steil und schräg, Zufahrten zu Geschäften und Firmen sind sehr breit und bei den Radwegüberfahrten für Kfz-Lenkende schlecht markiert, es gibt keine Radzufahrten zu Geschäften auf der anderen Straßenseite, Radfahrende werden bei untergeordneten Querstraßen benachrangt. Schließlich finden sich mehrmalige enge Verschwenke am Radweg-Ende.

Seit fünf Jahren läuft in den vier Gemeinden der Region Untere Feldaist – Pregarten, Wartberg, Hagenberg und Unterweitersdorf – die Initiative „Umsatteln“. Ziel ist es, die Alltags-Infrastruktur für Fuß- und Radverkehr auszubauen und attraktiver zu machen. Die maximale Entfernung zwischen den Gemeinden beträgt fünf Kilometer. Deshalb ist einer der Schwerpunkte, Radverbindungen zu schaffen. Ebenfalls sollen ÖV-Haltestellen, Schulen usw. optimal mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar sein. Ziel ist es auch, eine komfortable und sichere Radverbindung nach Linz zu schaffen: Im August konnte der etwa 3,5 Kilometer lange Radweg parallel zur B124 vom Bahnhof Pregarten bis Unterweitersdorf (Foto) eingeweiht werden. Seit 2017 wurden 1,2 Mill. Euro aus Gemeindemitteln, Landesbudget und aus dem EU-Förderprogramm EFRE investiert. Entscheidend für diesen Erfolg: eine positive Einstellung zum Fahrrad bei den Gemeinden und der konsequente Einsatz der Radlobby Aist.

Die Fußgängerzone Lendplatz stellt die Verbindung zwischen dem meist frequentierten Radweg Keplerstraße mit bis zu 9.000 Radfahrenden am Tag und dem Bauernmarkt am Lendplatz dar. Beim Umbau des Lendplatzes 2015 wurde an der Ostseite eine 10 bis 15 Meter breite Fußgängerzone – leider ohne Ausnahme für Radfahrende – geschaffen, obwohl dort zuvor jahrelang der Radverkehr in beiden Richtungen geflossen war. Seit mehreren Korrekturen wurde zwar die Zufahrt für Kfz bei Ladetätigkeit und zu einem Hotel erlaubt, Radfahrenden blieb die Durchfahrt aus nicht plausiblen Gründen auf einem Teilstück von etwa 30 Metern verwehrt. In der Praxis wurde das Verbot ignoriert, es gab keinerlei Konflikte zwischen Zufußgehenden und Radfahrenden. Die Radlobby ARGUS Steiermark hat mehrfach die Aufhebung des Verbots gefordert. Nun wurde endlich die gesamte Zone für den Radverkehr freigegeben.

Fahrradhauptroute aufwändig gestaltet, doch Mängel stecken im Detail

Initiative „Umsatteln“ mehrt Radinfrastruktur und macht sie attraktiver

Fotos: Walter Heimel, Ronald Messics, Radlobby ARGUS Stmk, Radlobby OÖ

Nach langem Warten: Fußgängerzone für Radfahrende geöffnet


Graz, St. Peter Hauptstraße

Niederösterreich, St Pölten

Villach, Heidenfeldstraße

Im Sommer wurde der Umbau der St. Peter Hauptstraße – einer Haupteinfahrtsroute aus dem Osten – auf einer Länge von 1,9 Kilometer abgeschlossen. Stadtauswärts gibt es jetzt einen 1,5 Meter breiten Radstreifen neben einer 2,9 Meter Fahrspur. Bei Tempo-50, starkem Kfz-Verkehrsaufkommen, Schwerverkehr und Bussen keine brauchbare Verkehrsorganisation. Die neue Busspur stadteinwärts ist zwar für den Radverkehr geöffnet. Allerdings nur von 6 bis 9 Uhr, weil der Bezirk auf die zeitliche Einschränkung wegen Parkmöglichen für die Geschäfte bestanden hatte. In der Praxis wird selten geparkt, aber für Radfahrende bedeutet jedes geparkte Auto wegen des intensiven Kfz-Verkehrs ein riskantes und nervenaufreibendes Überholmanöver. Eine Weiterführung der Radverkehrsanlage gibt es weder stadteinwärts noch stadtauswärts, und eine brauchbare Parallelroute ist ebenfalls nicht vorhanden. Leider wieder ein negatives Beispiel, wo sich lokale Interessen mit negativen Folgen für Rad- und ÖV-Verkehr durchsetzen konnten.

Bei Baustellen werden Radfahrende oft unzureichend berücksichtigt. Ein aktuelles Beispiel ist der Neugebäudeplatz in St. Pölten Richtung Stadtzentrum, wo der Gehsteig wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Zufußgehende nutzen deshalb den Radfahrstreifen bzw. den Radweg – auch, weil die Bushaltestelle nur so erreichbar ist. Radfahrende müssen ausweichen, wodurch es zu Konflikten mit Kfz-Lenkenden kommt. Bei Baustellen gehört es zu den Aufgaben der Stadtverwaltung, alle Verkehrsgruppen zu berücksichtigen. Leider kennen viele Amtssachverständige die Bedürfnisse der Radfahrenden nicht bzw. beschränken sich auf juristische Aspekte. Die Folgen sind nicht praxisgerechte Baustellenregelungen. Die Radlobby St. Pölten meldet regelmäßig problematische Baustellen an die Stadtverwaltung. Erfreulicherweise nimmt Stadtrat Harald Ludwig die Anliegen an und setzt sich für Verbesserungen ein. Optimal ist dieser Ablauf dennoch nicht, nachträgliche Adaptierungen brauchen oft mehrere Wochen.

In der Heidenfeldstraße endete der Radweg Richtung Norden 70 Meter vor der Kreuzung Ossiacher Zeile. Radfahrende hatten Nachrang und mussten sich in den intensiven Kfz-Verkehr einordnen. Es kam häufig zu Konflikten bzw. radelten Schülerinnen und Schüler der angrenzenden Schule am Gehsteig weiter. Die Radlobby Kärnten wies schon im Jahr 2013 auf die Problematik hin, jedoch war der Eigentümer der angrenzenden Liegenschaft nicht bereit, Grund für einen Radweg zu verkaufen. Nach einem Eigentümerwechsel wurde der Verkauf möglich und die Stadt Villach investierte 70.000 Euro in einen Geh- und Radweg, der im Juli eingeweiht wurde. Der Lückenschluss ist ein Baustein für eine durchgängige Radwegverbindung zwischen Villach Hauptbahnhof und dem drei Kilometer entfernten Werksgelände der Firma Infineon am Stadtrand. Von den 3.800 Mitarbeitenden kommen 800 mit dem Fahrrad in die Arbeit.

Absurd: Busspur frei für Radverkehr – aber nur drei Stunden täglich

Baustellen: Radverkehr wird nicht ausreichend berücksichtigt

70.000 Euro für wichtigen Lückenschluss Richtung Stadtzentrum

Einfach online Radbeschwerden abgeben: radkummerkasten.at

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 21

Infrastruktur


Infrastruktur-Bilanz Wien 2019 Als das bescheidene Wiener „Bauprogramm Radverkehrsanlagen 2019“ Anfang des Jahres präsentiert wurde, war die Enttäuschung groß. Zu Jahresende sieht die Bilanz viel günstiger aus. Im Radverkehrsnetz wurden langjährige Lücken geschlossen und die Qualität verbessert.

Margaretenstraße: Schnelle Verbindung Richtung City Die Einbahn Margaretenstraße zwischen Margaretenplatz und Spengergasse wurde für Radfahrende auf einer Länge von 500 Metern geöffnet. Sie bietet jetzt eine schnelle und direkte Verbindung stadteinwärts. Be-

sonders wichtig ist diese Route wegen der Sperre des Wientalradweges bei der U-Bahn-Station Pilgramgasse. Problematisch: dass – wie die Beobachtung zeigt – manche Kfz-Lenkende Linkskurven schneiden und auf dem Radstreifen gegen die Einbahn als Geisterfahrer unterwegs sind. Die Radlobby hatte im Jahr 2018 eine Öffnung der gesamten 1000 Meter bis zum Margaretengürtel gefordert.

Wientalradweg: besser, aber nicht perfekt Der Abschnitt des Wientalradweges zwischen Fabriksbrücke und Schönbrunner Brücke verlief auf der Südseite des Wienflusses und war durch die geringe Breite von niedriger Qualität. Im Zuge der Bautätigkeiten auf den Komet-Gründen wurde auf der Nordseite eine Auskragung (eine Überbrückung) errichtet, die Fläche

verbreitert und die Rad- und Gehwege auf den ersten 100 Metern erheblich verbreitert. Ergebnis: sehr hohe Qualität. Weiter Richtung stadtauswärts bis zur Schönbrunner Brücke dient der alte Gehweg jetzt als Geh- und Radweg mit einer Breite, die nicht mal die Mindestqualitätskriterien einer Langstrecke erfüllt. In Summe eine Verbesserung, aber es gibt noch genug Luft nach oben.

Fotos: Andrzej Felczak, Wolfgang Peterka

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 22

Naschmarktradweg: Der letzte Lückenschluss An der Weiterführung des Naschmarktradweges wird intensiv gebaut. Zum Redaktionsschluss war der Abschnitt zwischen Nibelungengasse und Getreidemarkt fertig, bis zum 13. Dezember soll die gesamte Strecke befahrbar sein. Dieses Radinfrastrukturprojekt ist deshalb so erfreulich, weil bisher in der Linken Wienzeile auf Höhe Naschmarkt eine 700 Meter lange Lücke klaffte. Die Parallelrouten in der Margaretenstraße bzw. Gumpendorfer Straße verlaufen auf stark befahrenen Hauptstraßen und sind nicht für alle Alters- und Nutzendengruppen geeignet.


Infrastruktur

Die Radlobby Wien setzt sich intensiv für eine Steigerung des Ausbautempos und die Erhöhung der Qualität der Radinfrastruktur ein. Im Austausch mit dem Verkehrsressort, mit der Fachkommission Verkehr und den Bezirksvorstehungen bringen Radlobby-Vertreterinnen und -Vertreter Verbesserungsvorschläge ein. Die Infrastrukturleitlinien der Radlobby Wien:

Oberlaa: fünf neue Fahrradstraßen für den Süden von Wien Fahrradstraßen sind bei Radfahrenden eine sehr beliebte Verkehrsorganisation. In Wien wurden sie bisher leider nur spärlich eingesetzt, weil die Widerstände wegen des Durchfahrverbots für Kfz groß waren. Jetzt konnte eine Lösung auf Strecken ohne KfzDurchzugsverkehr gefunden werden. Dort können wichtige Zufahrtswege für Anrainerinnen und Anrainer mit einem Zusatzschild erlaubt werden. Im Ersteinsatz sind sie in Oberlaa, wo auf der Langstrecke Süd fünf Fahrradstraßen entsprechend den Qualitätsleitlinien für Fahrradstraßen errichtet wurden.

Querung Gumpendorfer Gürtel: Leider wieder eine Bettelampel Die neue Querungsmöglichkeit für Radfahrende eröffnet eine komfortable Parallelroute nördlich der Wienzeile über die Mollardgasse/Magdalenenstraße. Negativ ist das gemischte Fußgänger-/Radfahrendensignal bei einer zu querenden Fahrbahn mit drei Fahrstreifen (weil die Grünphase für Radfahrende kürzer als notwendig ist) und die Bedarfsanmeldung mit Druckknopf (vulgo „Bettelampel“).

Ring/Babenbergerstraße: Wichtige neue Querung für Radfahrende Die zusätzliche Querungsmöglichkeit für Radfahrende auf der Nordseite der Kreuzung ermöglicht eine direkte Weiterfahrt am Radweg Richtung Mariahilfer Straße. Sie wurde sofort nach Einrichtung stark genützt. Negativ ist hier ebenfalls das gemischte Fußgänger-/Radfahrendensignal bei drei Fahrstreifen und zwei Straßenbahngleisen. Eine getrennte Signalisierung hätte den Radfahrenden eine zehn Sekunden längere Grünzeit gegeben. Diese Verbesserung geht auf eine Intervention der Radlobby zurück.

www.radlobby.at/infrastrukturleitliniender-radlobby-wien

Wir ersuchen die DRAHTESEL-Leserinnen und Leser, weiterhin über Missstände und Verbesserungsbedarf zu informieren. Zuschriften bitte über radkummerkasten.at wien@radlobby.at

Weitere wichtige Radinfrastrukturmaßnahmen in Wien 2019 • Radweg in der Neuhaufenstraße • Querung Wienerbergstraße/ Clemens-Holzmeister-Gasse • Öffnung Einbahn Rotenturmstraße durch Begegnungszone • Radweg in der Kaisermühlenstraße • Südbahnhofbrücke • Radweg Josef-BrazdovicsStraße • Öffnung Einbahn Florianigasse • Verbesserung Ampelschaltung Urania, durch Aktion der Radlobby Wien erreicht

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 23

Gersthofer Straße: Bergab für Selbstbewusste und Geübte Im Jahr 2017 wurde der Radweg in der Lidlgasse errichtet, im Jahr 2018 dann die Fortsetzung Gersthofer Straße bis Czartoryskigasse. Heuer führte man die Radverbindung bis zur Kreuzung Währinger Straße weiter. Bergauf als Radweg, bergab dürfen Radfahrende die Busspur mitbenützen. Durch das Gefälle kommen Radfahrende komfortabel mit dem Kfz-Verkehr mit, aber es ist Radinfrastruktur hauptsächlich für Selbstbewusste und Geübte.


Lebensstil Filmempfehlung: Motherload Seite 24

Bücher: Lesestoff für Velophile Seite 25

Kontroverse: Michael Strasser und das Fliegen Seite 27

Cinemascope

An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des Fahrrad-Films vor.

Ein Film über die unbegrenzten Möglichkeiten durch Lastenräder

Motherload Dokumentation, USA, Australien, Deutschland, Ghana, Nicaragua, UK Regie: Liz Canning und unzählige Menschen weltweit Schnitt: Liz Canning, Shannon Whitnack Evans Kamera: John Behrens u. a. Produktion: Marilyn DeLaure, Erica Tanamachi Script: Denise Bostrom

Die Filmemacherin Liz Canning teilt eine Erfahrung mit vielen anderen Frauen: Mutterschaft ist wunderschön, gleichzeitig treibt sie schnell in Isolation und Verzweiflung. Gerade in den USA, aber auch in allen anderen europäischen Ländern dieser Welt, hält sich der Glaube, es brauche ein Auto, um Kinder von A nach B zu bringen: Ein gutes Auto, ein sicheres – im Idealfall ein SUV. Was das gleichzeitig heißt: Die Mutter wird zur Taxifahrerin ihrer Sprösslinge und ist im Blechkobel ebenso von ihrer Umwelt abgeschottet wie die Kinder. Der Weg ist dann nicht das Ziel, sondern ein nötiges Übel. Canning, die vor der Geburt ihrer Kinder leidenschaftliche Radfahrerin war, suchte nach einer Lösung aus dieser scheinbar ausweglosen Situation und fand sie in Form des Transportrades. Durch Crowdfunding finanzierte sie den daraus entstandenen Film, der weit mehr ist als die Geschichte einer Mutter, die ihre Liebe zum Cargobike

entdeckte: „Motherload“ verwebt gekonnt historische Elemente mit den Geschichten unzähliger Menschen weltweit, die ihren Alltag mit dem Lastenrad meistern – so hat beispielsweise auch die Kidical Mass in Wien ihren Sekunden-Leinwandauftritt. Von der Geburt des Fahrrades und den ersten Frauen am Rad über die Entstehung von Lastenrädern bis hin zu einer neuen Bewegung im Mobilitätssektor nimmt uns dieser Film auf eine lebendige, energiegeladene Reise mit. Die Botschaft ist klar: jeder und jede kann dieses gesunde, dynamische und freudvolle Leben führen und ist gleichzeitig eingebettet in ein Netzwerk von Gleichgesinnten und Unterstützern. „Motherload“ macht das so unmittelbar erlebbar, dass bei der Premiere im Wiener Stadtkino selbst Menschen, die noch nie auf einem Lastenrad gesessen sind, am liebsten sofort damit heimradeln wollten. Alle Infos und Screenings gibt´s auf: www.motherloadmovie.com

Fotos: Liz Canning

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Motherload


BÜCHER

Zweimal um die Welt Weil’s beim ersten Mal so schön war – zu lesen im ersten „Rad ab!“-Reisebericht (2005) – machte sich Peter Smolka 2013 zum zweiten Mal auf Weltumradelung. In „Rad ab 2“ beschreibt er seine Abenteuer auf den 88.000 Kilometern durch 68 Länder, für die er viereinhalb Jahre unterwegs war. Job gekündigt, Auto verkauft, Wohnung geleert und alles, was man für viereinhalb Jahre braucht, in Packtaschen verstaut – im Frühjahr 2013 lässt der Erlanger das bequeme Leben erneut hinter sich: Bis nach Russland begleiten ihn Freunde, jenseits von Moskau ist Smolka dann allein unterwegs. Über Pakistan und

Südindien geht es nach China, ein Jahr später steht er in Shanghai am Pazifik, den er mit einem Containerschiff nach Kanada überquert. Als langsam Reisender ist Peter Smolka ganz nah an den Menschen und an der Natur: auch davon erfährt man einiges bei der Fernweh-weckenden Lektüre. Als ihm nach 60.000 Kilometern in Argentinien sein Rad gestohlen wird, steht die Reise kurz vor Abbruch. Doch Smolka gibt nicht auf, setzt über nach Südafrika, radelt von Kapstadt bis Kairo, quert den Bosporus nach Europa. Bleibt nur noch eine Frage: wie lange noch, bis Smolka wieder auf Reisen geht? Omo Lisboa

Smolka, Peter Rad ab 2. Zum zweiten Mal mit dem Rad um die Welt – Vier Jahre, 68 Länder und 88.000 Kilometer Bielefeld: Reise Know-How, 2019 ISBN 978-3-89662-526-7 403 Seiten 17,50 Euro

Reparieren wie die Rennrad-Profis

Klimakatastrophe in Infografiken

Radentscheid in Bamberg

Bilderbuch als „lange Straße“

Was täten die großen Rennradstars ohne ihr Team im Hintergrund? Welchen enormen Beitrag die Fahrradmechanikerinnen und -mechaniker leisten, zeigt Luke Edwardes-Evans in seinem Bildband. Vom Wissen der Profis profitieren die Lesenden: über Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu Lenkerband wickeln, die tägliche Wartung und Vorbereitung bis hin zu Reifen, Zubehör und Elektronik. Was muss man checken, sollte es zu einem Sturz gekommen sein, wie sind Klassiker zu warten und ein Pro&Contra zu Scheibenbremsen.

In ihrer Sammlung von Infografiken zu Klima und Klimakatastrophe stellt Esther Gonstalla komplexe Zusammenhänge und wissenschaftliche Daten leicht verständlich dar. Die Infografiken veranschaulichen, wie das Klimasystem funktioniert, wie der Mensch das Klima verändert und welche verheerenden Auswirkungen entstehen. Das Buch zeigt, was auf dem Spiel steht, und bietet Handlungsvorschläge. Ein wichtiger Lösungsansatz: Fahrrad als Teil von Transportwende und der smarten Transformation von Städten.

Berlin machte es vor, viele deutsche Städte folgten. So auch Bamberg – nun muss die Stadt dem erfolgten Ratsbeschluss, ein Fahrradgesetz zu erlassen, Taten folgen lassen. Das Buch beschreibt die eindrucksvolle Geschichte des Radentscheid Bamberg von der ersten Idee bis hin zur Umsetzung. Es zeigt Gefahren und Risiken, gibt Tipps für einen erfolgreichen Bürgerentscheid und zeigt, was in jeder Stadt möglich ist.

Frank Viva hat mit „Eine lange Straße lang“ ein wunderschön gestaltetes Bilderbuch geschaffen: Zwischen schlichten Farben und auffallenden Illustrationen folgen wir dem unermüdlichen Sportler bergauf und bergab eine lange Straße entlang, die dann immer wieder von vorn beginnt: mal schnell, mal rauf, mal durch den Tunnel und am Meer entlang – Begeisterung fürs Rad fahren in Bilder gefasst. Dazu gibt’s ein sechs Meter langes Wandposter!

Omo Lisboa

Omo Lisboa

Omo Lisboa

Daniela Bernold

Edwardes-Evans, Luke Hinter den Kulissen der Tour de France. Die Tipps & Tricks der Teammechaniker Bielefeld: Delius Klasing Verlag, 2019 ISBN 978-3-667-11687-1 208 Seiten, 24,90 Euro

Gonstalla, Esther Das Klimabuch. Alles, was man wissen muss, in 50 Grafiken München: Oekom-Verlag, 2019 ISBN 978-3-96238-124-0 128 Seiten, 24,70 Euro

Hader, Christian Was möglich ist – Der Radentscheid Bamberg. Erfolgsgeheimnisse einer kreativen Bürgerinitiative Röthenbach an der Pegnitz: Thiemo Graf Verlag, 2019 ISBN 978-3-940217-27-1 208 Seiten, 30 Euro

Viva, Frank Eine lange Straße lang Zürich: Diogenes, 2014 ISBN 978-3-257-01176-0 40 Seiten, 25,60 Euro

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Lebensstil


Briefe aus der Ferne Euston Station, endlich angekommen in London und ab aufs Brompton. Auf das Radfahren in der britischen Metropole habe ich mich sehr gefreut: wenn man Spaß am schnellen Fahren hat, ist das Rad hier das ideale Fortbewegungsmittel. Nur nicht vergessen: „Links, links, links“ – vor allem beim Abbiegen an den großen Kreuzungen bin ich manchmal etwas überfordert, der zum Teil sehr starke Verkehr auf der falschen Seite erfordert Konzentration. Ich spare das Geld für die „oyster card“, das Öffi-Ticket, und lege alle Strecken im kurzen Familienurlaub mit dem Rad zurück – die Distanzen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten sind zwar weiter als in Wien. Doch man kommt auf den Busspuren, Quietways – Radrouten auf verkehrsberuhigten Straßen – und cycleways, die sich seit dem letzten Besuch vermehrt haben, flott voran und sieht viel mehr von der schönen Stadt. Vor allem, wenn man sich mal wieder verfahren hat. Trotz Citymaut und wenig Parkplätzen gibt es noch viel

Autoverkehr. Der Stau besteht aber fast nur aus Bussen, Taxis und Lieferwagen. Immerhin: Radfahrende auf Radstreifen erhalten einen Deut früher grünes Licht als der Kfz-Verkehr. Entlang vom Regents Canal, das ist ein 14 Kilometer langer Kanal nördlich von Central London, ist es immer sehr idyllisch. Ausgenommen am Samstag Vormittag, wenn man sich den schmalen Weg mit Laufenden und Reisenden teilen muss. Nur im Hyde Park werde ich von einem Polizisten freundlich gebeten, hier nicht Rad zu fahren. Also muss ich – weit – bis zum nächsten Radweg schieben. Alltagsradfahrende in normaler Kleidung treffe ich in den vier Tagen überraschend wenige, dafür umso mehr „men in lycra“ (und Warnweste), die um 17 Uhr mit dem Rennrad nach Hause eilen (oder ins nächste Pub). Fazit: London ist zwar noch keine Fahrradstadt. Aber das beste Fortbewegungsmittel von allen ist auch in London nicht fehl am Platz. Omo Lisboa

Auch für Touristinnen wie unsere Autorin ideal: Radfahren in London

Foto: Omo Lisboa

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 26

Dieses Mal: London

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Kontroverse

Fliegen in Zeiten der Klimakrise

REPLIK: Michael Strasser

J

a, für mein Projekt „Ice2Ice“ bin ich gemeinsam mit meinem Team mit dem Flugzeug nach Alaska geflogen. Ja, auch von Südamerika nach Wien sind wir wieder mit dem Flugzeug gereist und ja, es haben mich während des Projekts zwei Begleitfahrzeuge begleitet. Diese für das Projekt genutzten Transportmittel haben ohne Zweifel dazu beigetragen, dass sich das Weltklima weiter erwärmt. Ja, ich bekenne mich schuldig. Fühle ich mich deswegen schlecht? Nein. In diesem Text möchte ich darlegen warum. In zwei Sätzen zusammengefasst: Weil es keine andere Möglichkeit gegeben hat, mein Vorhaben zu verwirklichen. Und: weil es nicht gleichgültig ist, warum man eine Flugreise tut. Vorweg: Ich bin Sportler. Ich suche die Herausforderung. Ich bemühe mich darum, Dinge zu schaffen, die davor noch keiner geschafft hat. Jedem steht es frei, diese Motivation zu mögen oder sie als Verrücktheit abzutun. Damit kann ich leben. Für mich ist es mein Lebensinhalt und mein Traum. Selbstverständlich geht es bei so einem Projekt um Aufmerksamkeit. Es geht darum, Sponsoren zu finden und die notwendigen Geldmittel. Aber das ist nicht alles: Ein Projekt wie „Ice2Ice“ ist nicht Selbstzweck. Es hat das Potenzial, Aufmerksamkeit auf etwas anderes, vielleicht Größeres zu lenken. Es kann – so hoffe ich – Bewusstsein schaffen, für das, was Menschen und für das, was mit Hilfe des Fahrrads möglich ist. Meine These ist: Man muss mitunter große Dinge tun, um eine ein-

fache Botschaft zu überbringen. Mit „Ice2Ice“ – das ist ein Faktum – konnte ich mehr Menschen erreichen als es mir bis dahin gelungen ist. Hunderttausende Menschen haben meine Reise in Blogeinträgen, in Videos, in Dutzenden Medienberichten verfolgt. Diese Reichweite haben wir dafür genutzt, die Welt ein bisschen besser zu machen. Wir haben mit unserer Charity-Aktion mehr als 50.000 Euro für Patientinnen und Patienten der Nervenkrankeit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und des Chronischen Erschöpfungssyndroms (ME/CFS) gesammelt. Auf die Gefahr hin, dass jetzt einige wieder aufschreien: mit dem Automobilclub ÖAMTC als Medienpartner konnten wir dessen – mehr als zwei Millionen – Mitglieder erreichen und ihnen das Thema Fahrrad näherbringen. Über die Dauer von drei Monaten wurde wöchentlich im Club TV von meinem Radprojekt berichtet und das Fahrrad als solches beworben. Wer jetzt verächtlich auf die ÖAMTC-Mitglieder blickt, der sei erinnert: Dort sitzt das „andere“, das neue Zielpublikum für das Radfahren. (Einem DRAHTESELLeser muss ich wohl nicht mehr die Vorzüge eines Rades schmackhaft machen.) Unzählige Leute haben mir geschrieben, dass sie – angeregt durch mein Projekt – wieder viel öfter mit dem Fahrrad unterwegs sind. Solche Nachrichten freuen mich und machen mich stolz. Ich würde mir wünschen, dass der Griff zum Rad – nicht zuletzt im Sinne des Klimas – auch für die kleinen Wege im Alltag zur Selbstverständlichkeit wird.

Leserbrief (gekürzt) Auf Seite sechs der aktuellen Ausgabe steht, dass sich Michael Strasser für den Klimaschutz einsetzt und von Alaska nach Patagonien geradelt ist. Wie ist er denn nach Alaska gekommen? Mit dem Schiff? Ach so, er hat den Flug mit einer Spende kompensiert. Er erwartet als extremster Radfahrer der Welt, dass Otto Normalverbraucher öfters mit dem Radl zur Arbeit oder in den Supermarkt fährt? Das ist aus kommunikativer Sicht leider ein „Patschen“ – diese Erfahrung hab ich sogar als durchschnittlich fitter Rennradfahrer schon gemacht. Bernhard Kreuzer

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DRAHTESEL-Leser Bernhard Kreuzer kritisierte Extremsportler und DRAHTESEL-Autor Michael Strasser für fehlendes Klimabewusstsein, weil der mit dem Flugzeug zum Startpunkt seiner Amerika-Rad-Durchquerung gelangte. Michael Strasser will das nicht unwidersprochen stehen lassen.

Lebensstil

Die filmische Dokumentation von Michael Strassers Abenteuer Ice2Ice kommt im Dezember in die heimischen Kinos. Am 5. Dezember findet im Wiener Gartenbaukino die Vorpremiere statt.

Fotos: privat

www.strassermichael.at


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Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 28

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Diverses Die Radstation Verleih-Reparatur-Parken-Shop Am Hauptbahnhof 1 1100 Wien Tel.: 01/895 99 09-8800 office@dieradstation.cc dieradstation.cc

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Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 29

BIKEREI e.U. Gerhard Gruber Karl-Wurmb-Straße 8 4600 Wels Tel.: 07242 / 277 444 office@bikerei.eu bikerei.eu

Impressum

DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin 36. Jahrgang   ⁄  Heft 4 Erscheinungsdatum 28. November 2019 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin Radlobby ARGUS –  Arbeits­gemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak andrzej.felczak@radlobby.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at

Unter Mitarbeit von Stefanie Bermesser Daniela Bernold Walter Bradler Klaus Brixler Andrzej Felczak Hannes Friedrich Willi Grabmayr Wolfgang Graschopf Magdalena Jöchler Jan Killian Paul Kubalek Valerie Madeja Ernst Miglbauer Margit Palman Peter Provaznik Roland Romano Brigitte Schicho Heidi Schmitt Mario Sedlak Kolumnen Clara „Orca“ Felis Ines Ingerle Johannes Pepelnik Andreas Röderer Reinhold Seitl Cover Daniel Triendl danieltriendl.com

Art Direktion Anna Hazod (karenziert) annahazod.com Markus Schuster Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Illustrationen Daniela Bernold Miguel Ángel Camprubí miguelangelcamprubi.com (Autorenportraits) Anna Hazod Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo–Fr 14–19 Uhr, Sa 10–14 Uhr Tel.: 01  ⁄  505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus

Radlobby ARGUS   Wien-Büro Lichtenauerg. 4  ⁄  1  ⁄  1 1020 Wien Tel. & Mail siehe ARGUS-Fahrradbüro Mo–Fr 10–13 Uhr Bankverbindung IBAN AT40 6000 0000 0758 2600 BIC BAWAATWW Leserbriefe sind herzlich willkommen, allfällige Kürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Zur Veröffentlichung ist die Angabe des vollen Namens und der Postleitzahl notwendig. Namentlich ge­ kenn­zeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der DRAHTESEL-Redaktion übereinstimmen. Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der Radlobby ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt.

Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umwelt­zeichen abgewickelt.

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686, Ferdinand Berger & Söhne GmbH


Lebensstil

Orcas Kettenbriefe Hier geht es um Leben

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 30

Clara „Orca“ Felis ist Radbotin, Buchhändlerin und schreibt. In ihrer Glosse berichtet sie aus dem Straßendschungel zum Wortmeer

Die Parole lautet: Radverkehr erhöhen und erweitern. Die Menschen werden dadurch gleichzeitig gesünder und mobiler. Radfahren, das Glück auf Erden. Das beste Fortbewegungsmittel, das es gibt. Meine persönliche Meinung. Neulich war ich in einer Schule und habe ein Lastenrad und dessen Möglichkeiten präsentiert. Vielen war das neu und hatten kaum davon gehört, noch seltener eines gesehen. Auf mein Fragen, ob sie Fahrrad fahren, folgte ein „ja, in der Freizeit. Im Verkehr nicht, da ist es viel zu gefährlich!“ Und das macht mir Bedenken, wenn sich manche Schüler*innen nicht trauen, weil sie das Gefühl haben, dass auf sie als Radler*innen keine Rücksicht genommen wird, weil es keine durchgängigen Radwege und ähnliches gibt. Und wer kennt als

radfahrende Person nicht solche Momente? Wie lässt es sich also bewerkstelligen, dass Menschen ohne fahrradfreundlichen Hintergrund die Lust und Freude am Radfahren finden? Wo findet sich ihr Stück vom Fahrradglück? Wie lässt sich das Vertrauen schüren? Den Mut und die Selbstverständlichkeit erfahren, Teil des Verkehrs zu sein. Fahrsicherheitstraining? Gemeinsame Ausfahrten? Schulausflüge mit dem Rad? Wer hat Ideen und setzt sie um? Schafft Vertrauen, für den eigenen Raum einzustehen? Wer kann die Angst in das Gefühl der Freiheit wandeln? In selbstbestimmte Individuen, die die Straße und Stadt mit dem Fahrtwind spüren? Einfach auf‘s Rad und los? Sich immer wieder im Kreis und am Rad heraus drehen. Erfahrung erfährt die Wiederholung geübter Gelassenheit.

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Produkte & Technik Technikkolumne: Kette oder Riemen? Seite 31

Cover: Fahrradschlösser im Härtetest Seite 32

Schaufenster Spezial: Das sind die besten Geschenke Seite 38

REPARATURKOLUMNE

Kette oder Riemen?

Andreas Röderer ist Fahrradmechaniker bei Heavy Pedals

Foto: www.pd-f.de | Gunnar Fehlau

D

er Winter rückt ein schmutziges Problem in den Vordergrund: Ungepflegt verwandelt sich die Fahrradkette entweder in ein rostiges, quietschendes Ärgernis oder sie hinterlässt – bei großzügiger Ölung – Spuren am Hosenbein. Was lässt sich tun und gibt es Alternativen? Das Prinzip der stählernen Rollenkette ist seit über hundert Jahren bewährt. Sie überträgt bei bescheidenem Eigengewicht von etwa dreißig Dekagramm eine Antriebskraft von mehr als einer Tonne und schluckt im besten Fall nur zwei bis drei Prozent der Tretleistung. Nach einigen Tausend Kilometern hat die Reibung in den Gelenken die Kette um etwa 1 Prozent gedehnt. Dann sollte sie ersetzt werden, um Verschleiß der Kettenräder zu vermeiden. Die Haltbarkeit hängt von den Umweltbedingungen ab. Straßennässe spült schmirgelnden Staub und Sand in die Kette und wäscht das Kettenfett aus. Streusalz sorgt für Rostbildung und kann Kettenglieder völlig blockieren oder zum Riss der Kette führen. Die Pflegeintervalle einer offenen Kette in der nassen Jahreszeit sollten nur ein bis zwei Wochen betragen. Zum Reinigen empfiehlt sich ein grober Lappen mit Petroleum und eine alte Zahnbürste. Dabei Handschuhe und eine

unempfindliche Unterlage verwenden; kräftige Entfetter meiden! Zur Schmierung über den Zahnrädern zähflüssiges Kettenöl auf die Rollen tropfen, durch längeres Kurbeln einsickern lassen und danach trockenwischen, um später keinen Schmutz anzuziehen. Einen wirksamen Kettenschutz bietet nur ein ganz geschlossener Kettenkasten, der aber eine Nabenschaltung erfordert. Offene, starre oder mitlaufende oder gleitende Kettenschützer verhindern die Verschmutzung durch Spritzwasser letztlich nicht und brauchen mindestens die regelmäßige Ölung. Wirklich sauber sind sie leider nicht. Riemenantrieb als Alternative? Der Zahnriemen hat sich seit gut zehn Jahren als praktische Alternative bewährt. Mehrere parallele KarbonStränge in einem gezahnten, gleitfähig beschichteten Kunststoffriemen ergeben einen ähnlich zuverlässigen Antrieb wie die Fahrradkette. Der größte Vorteil, neben etwas weniger Gewicht, ist die Sauberkeit und leichte Pflege des Riemens. Grober Schmutz lässt sich einfach abwaschen, Schmiermittel sind unnötig. Die Laufleistung kann eine Kette mehrfach übertreffen und

den Mehrpreis von gut zweihundert Euro wett machen. Der Riemenantrieb ist aber technisch aufwendiger. Er kann prinzipiell nur an Fahrrädern mit einem geteilten Rahmen und einer präzisen Spannvorrichtung auf speziellen Zahnriemenscheiben verwendet werden. Ohne genaue Ausrichtung und Vorspannung des Riemens ist ein Durchrutschen oder erhöhte Reibung und Verschleiß möglich. Die Karbonfasern können bei unvorsichtiger Montage geknickt und beschädigt werden. Durch die nötige Vorspannung schluckt der Riemen etwas mehr Kraft, als eine gut geölte Kette. Als Schaltungen kommen nur Naben- oder Tretlagergetriebe in Frage, die auch einen schlechteren Wirkungsgrad als Kettenschaltungen haben. Allerdings sind sie, wie der Riemen, sehr wartungsarm. Auch mit Tretlager-Elektromotoren sind sie gut kompatibel. Eine Abdeckung der Riemenscheibe als Schutz gegen das Einklemmen ist jedenfalls empfehlenswert. Gekapselte Getriebe- oder Kardanwellen haben sich trotz etlicher Versuche in den vergangenen Jahrzehnten nicht durchgesetzt. Technischer Aufwand, Gewicht, Kraftverlust oder Preis waren meist zu hoch für eine weite Verbreitung und die Räder blieben Exoten.

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 31

Unser Technik-Guru widmet sich diesmal dem Thema Fahrrad-Antrieb und dessen Pflege.


Fotos: Paul Kubalek

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Schlösser-Test

Der Brecher


Bricht nicht, gibt‘s nicht Bügel, Kette oder Faltschloss: Wir haben getestet, wie gut Fahrradschlösser wirklich schützen und wann auch das teuerste Schloss seinen Widerstand aufgibt.

L

aut Statistik wird in Österreich durchschnittlich alle 23 Minuten ein Fahrrad von seinem Besitzenden getrennt. Das muss nicht sein. Viele Räder werden nur unzureichend oder gar nicht gegen Diebstahl gesichert, bemängelt die Polizei. Sogar schäbige, alte Räder werden entwendet, wenn es einfach geht. Bei manchen Stehlenden dürfte gerade da die Hemmschwelle sinken. Es geht also nicht ohne ein gutes Fahrradschloss. Aber welches Schloss ist gut? Lohnt sich eine größere Investition? Um das herauszufinden, haben wir acht Schlösser zum Preis von 10 bis 130 Euro getestet. Zuerst hat die „Sportgruppe Wien“ vom Verein OpenLocks im Wiener Metalab versucht, die Schlösser zerstörungsfrei zu öffnen, indem sie mit Spezialwerkzeugen so

Die Opfer

lange im Schließmechanismus herumstochern, bis dieser aufspringt. Dann hat Andreas Röderer von „Heavy Pedals Lastenradtransport und -verkauf“ in seiner Werkstatt alle Schlösser mit Gewalt geöffnet. Es kamen hauptsächlich Sägen, Bolzenschneider und eine Akku-Flex zum Einsatz. Ergebnisse Alle Schlösser konnten geknackt werden. Es gibt aber große Unterschiede: Unser Testsieger Abus Granit XPlus widersteht Säge und ruiniert Bolzenschneider. Mit der Flex lässt sich das Schloss zwar wie jedes andere bezwingen, aber es dauert mit Abstand am längsten. Die schlechtesten Schlösser im Test können hingegen in wenigen Sekunden durchgezwickt werden.

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COVERSTORY: Mario Sedlak, FOTOS : Paul Kubalek


Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 34

Die Methoden

Die Fachleute von OpenLocks konnten drei unserer acht Testschlösser öffnen. Schätzungen, wie oft Diebe solche „intelligenten“ Methoden anwenden, reichen von jedem hundertsten bis zu jedem zehnten Fahrrad, das gestohlen wird. Das ist nicht viel, aber trotzdem wäre es ungünstig, ein Schloss zu kaufen, das ganz leicht mit Dietrich und Co. geöffnet werden kann. Langfinger spezialisieren sich oft auf Schlösser mit Schwachstellen. Es gibt durchaus auch Schlösser, deren Schließmechanismus in wenigen Sekunden überlistet werden kann, im Extremfall sogar von Anfängern. Solche Reinfälle waren in unserem Test nicht dabei. Grundsätzlich gibt es eine einfache Faustregel, die auch unser Test bestätigt hat: Leichte Schlösser taugen nichts. Zum Beispiel ist das Kettenschloss XLC Cosa Nostra LO-C20 angenehm leicht, aber fast so einfach wie ein billiges Seilschloss zu knacken. Für Diebe sind solche Schlösser „Geschenkbänder“. Außerdem zeigte unser Test, dass es riesige Unterschiede bei der Härte des eingesetzten Metalls gibt. Hier lautet die Faustregel: Je teurer, desto härter. Genaueres zeigt unsere Tabelle. Panzerkabelschlösser haben wir nicht getestet, weil die gängigen leichten Modelle kaum einen Dieb aufhalten können.

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Es lohnt sich, ein hochwertiges Schloss zu kaufen. Gute Bügelschlösser bieten besseren Schutz als andere Typen mit gleichem Gewicht. Im Keller tut es auch eine schwere, aber etwas billigere Kette. Wer sein Fahrrad wirklich liebt, der verwendet sogar zwei Schlösser, am besten unterschiedlicher Bauart und von verschiedenen Herstellern. Wenn ein Schloss eine Schwachstelle hat oder aus sonstigen Gründen versagt, sichert noch das andere den geliebten Untersatz. Stehlende suchen sich wahrscheinlich eine leichtere Beute. Absoluten Schutz gibt es natürlich nicht, aber das heißt nicht, dass alle Bemühungen zwecklos sind. Auch jede Wohnungstür kann von Profis überwunden werden, und trotzdem würde niemand die Tür nur mit einem Kabelbinder „versperren“. Wichtig ist auch die richtige Verwendung: immer an einen festen Gegenstand anschließen, nicht an einem Maschendrahtzaun, und immer prüfen, ob die Stange oder der Fahrradbügel auch wirklich fix verankert ist. Manche Bügel lassen sich einfach herausziehen oder abschrauben. Auch im eigenen Keller ein Schloss verwenden. Wenn keine Anschlussmöglichkeit vorhanden ist, dann mehrere Räder zusammenhängen. Schloss immer (auch) durch den Rahmen – nicht nur durch Vorder- oder Hinterrad – fädeln. Möglichst nicht in Bodennähe anschließen, weil dort Werkzeug leichter angesetzt werden kann. Fazit: Wer ein bisschen Zeit und Geld investiert, wird mit seinem Rad lange Freude haben.

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 35

Tipps

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7 von 15

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700 g

2 von 6

2.717 g

9 von 10

Die Kettenglieder haben einen Querschnitt von 10 × 10 Millimetern und sind ordentlich gehärtet. Mit reichlich Gewalt konnte das Schloss dennoch durchtrennt werden. Der viereckige Querschnitt hat das merklich erschwert, aber nicht unmöglich gemacht. Intelligente Methoden waren nicht erfolgreich. 310 g

4 von 10

6 Millimeter sind definitiv zu wenig für ein Kettenglied: Das billigste Schloss im Test ließ sich ganz leicht und schnell durchtrennen. Das Metall scheint überhaupt nicht gehärtet zu sein. Das XLC Cosa Nostra LO-C20 taugt damit nicht einmal als Zweitschloss. Auch beim gewaltfreien Öffnen war es das schlechteste Schloss im Test. In nicht einmal 2 Minuten hatte es ein „Schloss-Sportler“ aufbekommen. 1.040 g

k. A.

Sowohl Kette als auch Rahmenschloss lassen sich relativ leicht durchzwicken. Abschrecken soll ein lauter Alarm, den das Schloss bei Bewegungen abgibt. Versperrt wird das Schloss via Handy-App. Schlüssel gibt es nicht. Die Leute von OpenLocks konnten da nichts ausrichten. Kommt man zum Fahrrad zurück, öffnet die Handy-App das Schloss automatisch. 129,95 €

Texlock Eyelet Seil inkl. X-lock Textilschloss mit Bügelschloss tex-lock.com

15 von 15

Hier ist der Metallkern nur 2,5 Millimeter dick. Das Schloss lässt sich sogar mit reiner Muskelkraft verbiegen! Zum Öffnen wird Werkzeug benötigt, ist aber nicht schwierig. Die Leute von OpenLocks konnten hingegen nichts ausrichten. Billigere Schlösser sind aufgrund ihrer schlechteren Qualität manchmal schwerer zu „fühlen“, sagen sie.

128,90 € I LOCK IT classic inkl. Rahmenschloss mit Kettenschloss ilockit.bike

gewaltfreies Öffnen

Das Faltschloss hat unter dem Plastik einen Kern aus Metall, der 5,5 Millimeter dick und 22 Millimeter breit ist. Er erwies sich als mittelhart und erzielte dadurch im Aufbruchstest ein besseres Ergebnis als das dickere Abus Facilo Bügelschloss. Das intelligente Öffnen dauerte 20 Minuten und war so mühsam, dass keiner einen 2. Versuch machen wollte.

10 € XLC Cosa Nostra LO-C20 Kettenschloss

Öffnen mit Gewalt

Das Bügelrohr hat einen Durchmesser von 12 Millimetern, aber das Material ist nicht gut gehärtet. Gewaltfreies Öffnen gelang in 5 Minuten.

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1.650 g

Sicherheitsstufe laut Hersteller

Lässt sich nur mit Flex öffnen. Andere Werkzeuge haben gegen den bestens gehärteten Vierkantbügel keine Chance. Zwei Schnitte sind erforderlich, da das Schloss nach einem Schnitt immer noch so stabil ist, dass man es nicht aufbekommt. Der Schließ­ mechanismus ist so schwer zu überlisten, dass es die „Sportgruppe“ von OpenLocks gar nicht erst probiert hat.

99,99 € Trelock FS 500/90 Toro Faltschloss trelock.de

Gewicht

1.420 g

k. A.

Die Textilfasern sind verdrillt und wehren sich unerwartet stark gegen Durchtrennung. Tief drinnen verbirgt sich noch eine dünne, aber recht harte Kette. Außer der Flex, die jedes Schloss öffnet, fanden wir kein Werkzeug, das sowohl Textilmantel als auch Stahlkern schneidet. Das kleine Bügelschloss ist zum Einsatz wie ein Rahmenschloss gedacht und gut gehärtet. Intelligentes Öffnen war nicht möglich, weil der Schlosstyp Spezialwerkzeug erfordert, das nicht vorhanden war.


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ARGUS-Shop Frankenberggasse 11, 1040 Wien, Mo–Fr 14–19 Uhr, Sa 10–14 Uhr Für mehr Informationen rund um die ARGUS-Mitgliedschaft und Produkte rufen Sie uns an (01/505 09 07) oder besuchen Sie uns in der Frankenberggasse. Wir informieren und beraten Sie gerne! Bestellungen auch telefonisch, im Web oder per Mail. www.argusshop.org, shop@argus.or.at Bildrechte bei den Herstellern. Alle Bilder sind Symbolfotos, Farbabweichungen möglich, alle Angaben zu Produkten und Preisen vorbehaltlich Druck- bzw. Satzfehler, Angebote solange der Vorrat reicht. Alle Preise in Euro inkl. MwSt.


Das DRAHTESEL Schaufenster

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 38

A

C

Das Delite Vom deutschen Hersteller Riese & Müller kommt ein völlig neu konzipiertes E-Bike: das Delite. Es integriert Motor und Akkus ins Rahmendesign, bietet serienmäßig Fernund Bremslicht sowie drei verschiedene FahrwerksVarianten, die sich in Fahrwerksabstimmung, Federweg und Tretlagerhöhe voneinander unterscheiden. Die High-End-Räder sind außerdem mit dem neuen Bosch Performance Line CX Motor ausgestattet. Die Offroad-Variante kommt mit breiten Stollenreifen, Luftfedergabel und absenkbarer Sattelstütze. Wahlweise gibt es Ketten- oder wartungsarmen Karbon-Riemenantrieb in Verbindung mit einer Rohloff 14-Gang-Nabenschaltung. Das Delite wird mit dem RX Chip zum „Connected E-Bike“ – es vernetzt sich mit dem Internet und ermöglicht unter anderem die Lokalisierung im Fall eines Diebstahls.

Baramind Kopfsteinpflaster ohne Schrecken: Der Lenker von Baramind wurde speziell konstruiert, um Stöße zu absorbieren und Vibrationen zu minimieren. Die flexiblen Lenker-Enden entfalten ihre Wirkung bei Schlaglöchern, Kopfsteinpflaster und holprigen Straßen. Der Lenker ist für Citybikes, Trekking-Räder und MTBs erhältlich.

A

Gesehen beim Hersteller Ab 69 Euro baramind-bike.com

D H

Turn-off für Diebsgesindel Der Bremer Schlüssel ist eine fest verbaute Sicherung für alle gängigen Fahrräder, die zusätzliche Sicherheit ohne zusätzliches Gepäck bietet. Beim Abschließen wird die Verbindung zwischen Vorderrad und Lenker unterbrochen: Das Fahrrad wird dadurch unbrauchbar.

G

Gesehen im Fachhandel ab 5.719 Euro

Gesehen beim Hersteller um 79 Euro

r-m.de

bremerschluessel.com

B Café du Cycliste Elegante Mode für Radsportlerinnen ohne zwanghaftes Pink im Farbenspektrum gestaltet der französische Hersteller Café du Cycliste. Im Bild: Ein Set, bestehend aus Winter-Trikot Claudette plus Fahrradhose Marie. Der Hersteller verspricht ein „Maximum an Komfort, selbst auf den längsten Touren“. Erhältlich sind die Produkte in der Veletage in der Praterstraße oder direkt im Online-Shop.

E F

K

Finn – die universelle Smartphone-Halterung! Für jedes Fahrrad und für jedes Smartphone eignet sich die Halterung Finn. Das Silikon für Finn kommt aus Deutschland; aber hergestellt, kontrolliert und vertrieben wird er in Österreich. Das verblüffend einfache System ist in unterschiedlichen Farben erhältlich und kommt mit einer kostenlosen Navigationskarte für die in Graz entwickelte Navigations-App „Bike Citizens“.

Gesehen online um 323 Euro

Gesehen im Fachhandel um 15 Euro

veletage.com

getfinn.com


F

I

Garmin Edge 830 Der Fahrrad-Computer Garmin Edge 830 will professionelles Fahrrad-Training für Rennrad oder MTB ermöglichen. Die eigene Leistung lässt sich u. a. im Hinblick auf maximale Sauerstoffaufnahme, Erholungszeiten sowie Hitze- und Höhenakklimatisierung analysieren. Dazu gibt es GPS, routingfähige Fahrradkarten und eine bemerkenswerte Akku-Laufzeit von 20 Stunden.

Dreh dich nicht um! Rundumsicht, ohne nach hinten zu sehen, verspricht das norwegische Start-up TriEye: die neuartige Sportbrille mit integriertem Rückspiegel macht es möglich. Das preisgekrönte Produkt erlaubt es, mit einer kleinen Kopfneigung zu sehen, was sich hinten ereignet. Geliefert wird das Advanced Set mit verschiedenen Wechselgläsern und biegbaren Ersatzbügeln.

Gesehen bei Bernhard Kohl Triester Straße 282–284, 1230 Wien ab 399,99 Euro

Gesehen bei MOMES GmbH um 79 Euro o-synce-shop.de

garmin.com

B

KEEGO Quetschbar wie herkömmliche Plastikflaschen, aber mit einem Innenleben aus flexiblem Titan: Das ist die innovative Trinkflasche des Wiener Start-Ups Keego. Titan ist ein absolut geschmacksneutrales Metall: Es verhindert, dass unerwünschte Plastikteile in das Getränk gelangen und sichert so einen reinen, plastikfreien Geschmack. Titan lässt sich zudem leicht reinigen und beugt Schimmelbildung vor.

Damm kann aufatmen Beim UN-Sattel handelt sich laut Hersteller um ein „ergonomisches HochleistungsFahrradsitzsystem“. Selbiges soll die Kompression des Dammbereiches reduzieren und die Tret-Leistung verbessern, da weniger Energie bei gleichem Pedaldruck benötigt wird. Die seitliche Links-Rechts-Bewegung des Sattels fördert diesen Effekt zusätzlich.

C E

Gesehen beim Hersteller ab 149 Euro

Das DRAHTESEL-Schaufenster entsteht in Kooperation mit den Herstellern; Fotos: Hersteller

skopre.com/unsaddle

Gesehen beim Hersteller um 59 Euro

K

shop.keego.at

H SPIRGRIPS Mit den Spirgrips – ergonomischen Griffen, die auf physiologischen Studien basieren – sollen schmerzende Handgelenke und taube Finger künftig der Vergangenheit angehören. Die Spirgrips (erhältlich für MTB und Rennrad) richten die Gelenke der Unterarme des Fahrers auf natürliche Weise aus und erhöhen, verspricht der Hersteller, die Kontrolle, Sicherheit und Aerodynamik während des Fahrens.

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woom OFF Der Klosterneuburger Kinderrad-Hersteller woom hat jetzt auch ein Mountainbike im Angebot. Wie für die Marke gewohnt, punktet das Fahrrad mit niedrigem Gewicht und schnörkellosem Design. Ausgestattet ist das Mountainbike mit Carbon-Gabel, hochwertigen Schwalbe-Reifen und gut dosierbaren hydraulischen Scheibenbremsen. Ein spezielles Kettenblatt verhindert zuverlässig ein Abspringen der Kette. Das woom OFF passt Kindern zwischen sechs und vierzehn Jahren.

Gesehen beim Hersteller ab 49,90 Euro

Gesehen im Fachhandel ab 699 Euro

skopre.com/shop-online/

woombikes.com

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 39

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Tour & Reise Produkte & Technik Produkte & Technik

Perfekte Familientour: Der Piestingtalradweg Seite 40

Ahnensuche (fast) ohne Wiederkehr Seite 42

Österreich-Tour: Zwölf Füße gegen die Ausgrenzung Seite 44

Eine perfekte Familienradtour Unsere Autorin befährt mit ihrer Familie den Piestingtalradweg in Niederösterreich. BERICHT: Julia Beckel

felsiges Gebiet. Die Kinder freuen sich über den Bach – immer wieder bleiben wir stehen, um zu plantschen, Steine zu werfen, oder einfach eine Jause zu nehmen. Und kleines Detail am Rande: bei der Evaluationsbefahrung kollidiere ich fast mit einem Steinbock, der hinter einer Felsnase am Radweg stand: wohl ein Ausflügler von der Hohen Wand. Die Infrastruktur ist fast überall sehr gut bis gut: Durchgehend asphaltiert, es gibt nur vereinzelt Aufwölbungen durch Wurzeln im Asphalt und einige wenige Schlaglöcher. Die Route ist meist eigenständig abseits vom Verkehr geführt; zwischendurch gibt es kurze Strecken durch Siedlungen auf der Straße. Bei Pernitz muss man entlang der Bundesstraße fahren, jedoch auf einem vom Verkehr getrennten Radweg. Es gibt lediglich einige Querungen, die geschützter eingerichtet hätten werden können. Die Beschilderung ist fast lückenlos, nur anfangs fehlen einige Schilder in Sollenau. Vom Layout her mischen sich alte mit neuen Schildern und damit die Routenbezeichnung. Das ist neben den teils etwas verwunderlichen Entfernungsangaben etwas verwirrend. Rastplätze könnte es mehr geben, aber es gibt einen tollen Spielplatz in Waldegg. Alles in allem eine für Familien sehr empfehlenswerte Route! www.radtourismus.at

Bad Vöslau

A2

Myrafälle Pernitz Rohr im Gebirge

Markt Piesting

Sollenau

Gutenstein Wiener Neustadt

„Bei der Evaluationsbefahrung kollidiere ich fast mit einem Steinbock, der hinter einer Felsnase am Radweg stand.“ Fotos: Julia Beckel

Drahtesel 4 ⁄ 2019 – 40

V

orweg: Die Schönheit der Landschaft, die günstige Streckenlänge, Verpflegungsmöglichkeiten und vor allem die Möglichkeit, mit dem Zug hinzukommen, machen diesen Radweg zur idealen Fahrrad-Tour für Familien. Nach dem Befahren der Route für das „Quick Check“Programm des Arbeitskreis Radtourismus wählte ich deshalb die selbe Tour nur wenig später für einen Tagesausflug mit einer Freundin und unseren insgesamt vier Kindern. Aber der Reihe nach: Von Sollenau geht es durch das „Biedermeiertal“ gemütlich über ca. 40 Kilometer bis Gutenstein. Wer sich richtig anstrengen will, kann noch 15 Kilometer – großteils bergauf auf der Landstraße – bis Rohr im Gebirge weiterfahren. Ein großer Pluspunkt für diesen Radweg ist die unkomplizierte Anreise mit der Bahn: Es gibt sowohl in Sollenau als auch in Felixdorf einen Bahnhof – je nach Zugverbindung ist einmal der eine oder der andere besser. Zurück geht es vom Bahnhof in Gutenstein. Wer nicht so weit fahren will, kann vorher schon die Bahn nehmen. Landschaftlich verbindet der Radweg die im Sommer sehr heiße und trockene Ebene mit den Wiener Alpen. Anfangs durch landwirtschaftliche Felder und Siedlungen, tauchen schon bald bewaldete Hügel auf, ein Großteil der Route führt dann lauschig an der Piesting entlang. Durch Wald, Wiesen, Dörfer und teilweise


in die Welt hinaus „Radle ” dich wunderbare Träume n e t r a w r es e

Flanierzone an der Grenze

VORSCHAU 2020

Datum Tage Reiseziel 04.04.2020 6 Frühling am Gardasee / Lombardei 16.04.2020 4 Therme Bad Waltersdorf 17.04.2020 10 Sizilien - Grüne Insel der Kontraste 17.04.2020 10 Sizilien - La Magna Via Francigena 25.04.2020 8 Sternfahrt Zadar 06.05.2020 4 Sternfahrt Venezien 09.05.2020 9 Rhone II - Provence und Cote d'Azur 21.05.2020 4 Karlsbad und das Erzgebirge 30.05.2020 4 Watzmann - Berchtesgadener Land 06.06.2020 3 Ostböhmen 11.06.2020 4 Kärntner Seenzauber 17.06.2020 5 Altmühltal - Rothenburg nach Regensburg 21.06.2020 7 Genussradeln im Passeier Tal 04.07.2020 9 Traumhaftes Südschweden 18.07.2020 9 Weichsel II - Von Krakau nach Warschau 29.07.2020 5 Radparadies Kitzbüheler Alpen 08.08.2020 8 Flandern - Sternfahrt Gent 23.08.2020 7 Mini-Transalp - "Via Montagna" 23.08.2020 7 Inntal - Vom Maloyapass nach Kufstein 31.08.2020 6 Save I - Flussradeln nach Zagreb 06.09.2020 8 Rumänien - unberührte Landschaften 16.09.2020 5 Prosecco Weinstraße - La Dolce Vita 23.09.2020 8 Montenegro - Land der Schwarzen Berge 03.10.2020 9 Bulgarische Donau - Donaupuzzle 14.10.2020 5 Pecs - Iron Curtain 24.10.2020 3 Südburgenland 29.10.2020 4 Rad & Therme

Unser Autor radelt den Iron Curtain Trail an der Grenze zwischen dem Waldviertel und Südböhmen.

BERICHT: Ernst Miglbauer

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terreichs nördlichste Grenzecke. Glasmacher aus Böhmen trugen zum Aufblühen der Waldviertler Glashütten bei. In Litschau beginnt das Reich der Karpfenteiche, die „Himmelsteiche“ genannt werden. Denn das Wasser „fließt“ nur von oben zu, durch Regen und Schnee. Bald taucht die Route ins Waldgebiet von „Česká Kanada“ ein. An der Grenze erinnert eine Tafel an den gemeinsamen Alltag von Deutschen und Tschechen. Zu den besonderen Grenzorten zählt Drosendorf mit seiner ältesten, noch vollkommen erhaltenen Stadtmauer Österreichs aus dem 12. Jahrhundert. Eine weitere Besonderheit ist Hardegg im Nationalpark Thayatal – die kleinste Stadt Österreichs. Die Staatsgrenze unweit des Ortszentrums verläuft in der Mitte der Thaya, die hier – tief eingeschnitten – seit Jahrhunderten unverändert fließt. Im Unterschied zu den Grenzen ...

An- und Rückreise am besten mit der Bahn: Wien – Gmünd, weiter nach Weitra www.waldviertelbahn.at Wien – Retz, weiter nach Drosendorf mit dem ReblausExpress www.reblaus-express.at www.waldviertel.at/ iron-curtain-trail-euro-velo

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Foto: Daniel Gollner

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ber 40 Jahre teilte ein 7.000 Kilometer langer Stacheldrahtzaun Europa; ein Überschreiten der Grenze konnte tödlich enden. Gustáv Husák, letzter Präsident der Tschechoslowakei, stellte klar, dass der Eiserne Vorhang „keine Flaniermeile“ sei. Doch es kam anders. Nach dem Mauerfall wandelt sich die Grenzzone – dank des „Iron Curtain Trail“ – zu einer Flanierzone für Radler. Die Kleinstadt Weitra mit ihrer Dauerausstellung „Schauplatz Eiserner Vorhang“ eignet sich ganz besonders zum Einstimmen auf die Radtour: Hier finden sich Relikte wie der Gleichstrom-Bewegungsmelder, der alle Impulse an die Grenzposten weiterleitete. Nicht erfasst wurde damit ein slowakischer Ingenieur, der mit dem ausgestellten Motor-Drachenflugzeug 1987 die Grenze überflog. Nach der Ausstellung sollte man sich ein Bier gönnen. Immerhin befindet man sich in Österreichs ältester Braustadt. Dass Grenzen beweglich sind, wird am Anreise-Bahnhof Gmünd deutlich. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde aus der Landesgrenze der Monarchie eine Staatsgrenze. Die Eisenbahn-Werkstätten werden durch Grenzverschiebung der Tschechoslowakei einverleibt. Nach Gmünd verläuft die Trail-Route mit leichten Steigungen in Ös-

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Spurensuche (fast) ohne Wiederkehr Unser Autor radelt zu den Geburtsorten seiner Großmütter in Schlesien bzw. Mähren. Die Rückreise wird kafkaesk: der Versuch, ein Rad-Ticket für die Bahn zu erwerben, scheitert.

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Wrocław

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Prudnik Gliwice

TEXT & FOTOS: Matthias Pintner

Sternberk

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ls Ahnenforschungsreise angelegt, wollte ich die Heimat meiner beiden Großmütter im Herzen Mitteleuropas per Zug und Rad erkunden. Meine Großmutter väterlicherseits stammte aus der mährischen Hauptstadt Brünn, die andere aus dem schlesischen Dorf Wiese Gräflich, das heute Łąka Prudnicka heißt und in Polen liegt. Beide Frauen wurden 1945 vertrieben, da sie der verhassten deutschen Volksgruppe angehörten. Rasch nach ihrer Flucht schloss meine Großmutter väterlicherseits ihr in Brünn begonnenes Studium der Chemie an der TU Wien ab. Danach arbeitete sie als Laborantin in einem chemischen Labor. Meine Großmutter mütterlicherseits arbeitete bis zu ihrer Pensionierung in einer Spritzgussfabrik in Wien Hernals. Ich erinnere mich daran, als Kleinkind im Fabrikshinterhof meine erste Übungsrunde mit einem Kinderrad gemacht zu haben. Ob ich es von meiner Oma geschenkt bekam, weiß ich nicht mehr. An einem Regentag im Mai 2019 radeln wir die EuroVelo 9 Route nach Mistelbach. Wegen Starkregens steigen wir dort in den Regionalzug nach Břeclav (Lundenburg) um, wo wir zügig den nächsten Fahrkartenschalter

aufsuchen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch keine Fahrradreservierung für die Rückfahrt von Breslau nach Wien in der Tasche, da man in Wiener Bahnhöfen nicht in der Lage war, uns eine zwei Landesgrenzen überschreitende Fahrradreservierung zu verkaufen. Der Bahnbeamtin in Břeclav ist unser auf Englisch vorgetragenes Anliegen offenbar ebenfalls zu kompliziert: sie deutet auf ihre Uhr und lässt vorsorglich den Rollbalken herunter. Dass wir weiterhin keine Reservierungen haben, sollen wir im weiteren Verlauf der Reise noch bereuen. Geburtshaus der Großmutter Aber vorerst geht es bei Sonnenschein und erstklassig beschildert durchs tschechische Weinviertel. In Mikulov (Nikolsburg) stärken wir uns mit Kofola, einer tschechischen ColaVariante. Wir passieren den idyllischen Dyje Stausee und radeln entlang einer Grünroute nach Brünn. Nach der Besichtigung der Thomaskirche, in der meine Großmutter getauft wurde, probieren wir am Brünner Bahnhof neuerlich unser Glück. Die Bahnangestellte blättert verzweifelt durch ein dickes Fahrplanbuch und gibt nach einer hal-


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ben Stunde auf. Immerhin bleibt der Rollladen offen. Aber wir bleiben radticketlos. Nach komfortabler Regionalzugfahrt erreichen wird Sternberk. In drei Etappen radeln wir über unbefestigte und oft gatschige Wege und Landstraßen durch die Waldeinsamkeit des Altvatergebirges, vorbei an Schiliften und Schihütten. In einer Kapelle in Suchá Rudná (Dürrseifen) begegnen wir einem Touristen aus Prag. Er kennt die Kriegs- und Vertreibungsgeschichte der Sudetendeutschen: „We know what happened, but we are a new generation.“ Ohne Grenzkontrolle radeln wir nach Polen. In Łąka Prudnicka suche ich vergeblich das Geburtshaus meiner Oma. Möglicherweise ist es eines der vielen verfallenen Häuser, die hier unbewohnt verblieben sind. Auch der alte Friedhof wurde aufgelassen. Der Deutsch sprechende Pfarrer lädt uns zur Messe ein und meint nüchtern: „Es leben jetzt keine Deutschen mehr hier. So ist eben Geschichte.“ Mit dem Zug rollen wir in Breslau ein, wo meine Oma – wie sie mir erzählte – einige Kindheitssommer verbrachte. Die Fahrkarten dorthin bekommen wir nach dem Einstieg in Prudnik bei einem gemütlichen Schaffner mit roter Krawatte und Boris-Jelzin-Nase.

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Das tipp-top herausgeputzte Breslau überrascht mit viel Radverkehr und internationalem Tourismus. Für meinen Geschmack zu viel Trubel im Zentrum, gefällt mir die ruhigere Oderpromenade deutlich besser, da man auf gemütlichen Bänken sitzend, das Landen und Abfahren der Ausflugsschiffe beobachten kann.

Zugetappe wegen Starkregens 2 Start in Wien auf alter Eisenbahntrasse neben Brünnerstraße 3 Tschechisches Weinviertel Hintergrund Mikulov 4 Grenzenlos Radeln

Fahrradmitnahme unmöglich! Einen Tag vor der geplanten Rückfahrt pilgern wir zum Bahnhof – schließlich haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir mit den Rädern im Zug nach Wien kommen. Auch eine Kombination von Regionalzügen würden wir nehmen, erklären wir am Schalter. Nach fast 20-minütiger Beratung fällt die Bahnbeamtin letztlich ihr Urteil: „Rower (Polnisch für Fahrrad), impossible!“ Fahrradmitnahme unmöglich! In der Not frisst der Teufel Fliegen: Frustriert mieten wir ein Auto, verstauen unsere Räder darin und fahren auf der Autobahn nach Wien zurück. Diese Einwegfahrt über 535 Kilometer, die 6 Stunden dauert, wird uns am Ende 800 Euro gekostet haben – mehr als die gesamte restliche Reise.

5 Łaka Prudnicka Geburtsort der Großmutter 6 Breslau an der Oderpromenade 7 Prudnik Bahnhof – keine Fahrkarten

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Zwölf Füße für ein Halleluja

Der Autor auf der Großglockner Hochalpenstraße

BERICHT: Heinz Mittermayr

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napp 2.400 Kilometer auf dem Rad bzw. zu Fuß, 25.000 Höhenmeter, das alles in sechs Tagen. Denn am siebenten Tag wird geruht. Das sind die Eckpunkte des vom Obdachlosen-Seelsorger Helmut Eder ins Leben gerufenen Projektes, bei dem es neben der körperlichen „Grenz-Er-Fahrung“ vor allem um die Begegnung mit Menschen ging, die in ihren Leben Begrenzung bzw. Ausgrenzung erfahren: Gleichzeitig ging es darum, sich solidarisch mit jenen Menschen zu zeigen, die unfreiwillig große Strecken auf sich nehmen, um unsere Staatsgrenzen zu erreichen. Im Team: Sechs sportliche Theologen. Einer davon: ich. Wohnmobil als Schlafplatz

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m null Uhr in der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober 2019 starteten wir in Linz, geteilt in zwei Dreier-Teams, in einer Art Staffellauf, bei der sich Radfahrer bzw. Läufer alle drei Stunden abwechselten. Als Schlafund Regenerationsplatz dienten zwei Wohnmobile – die wir selber fuhren und in denen wir auch unser Essen zubereiteten. Ich war Teil jener DreierGruppe, die in Richtung Norden starte-

te. Bis nach Rottal ins Waldviertel in der Nähe von Litschau: Die Bundesstraßen gehörten uns in der Nacht meist ganz alleine – unter Sternenhimmel und Mondschein trübten nur die nächtliche Kälte und der teilweise Nebel unser Fahrerlebnis. Zu morgendlicher Stunde erreichten wir „ganz oben in Österreich“. Emmausgemeinschaft in St. Pölten Der Weg führte weiter Richtung St. Pölten. In der Nähe von Zwettl übernahm das B-Team, das der Emmausgemeinschaft in St. Pölten einen Besuch abstattete. Das Projekt, ursprünglich als Auffangnetz für Haftentlassene 1982 gegründet, bietet Unterkunft für Menschen in Krisensituationen nach Heim-, Gefängnis- oder Psychiatrieaufenthalten. In Fischamend übernahm unser Team die Strecke im Burgenland bis zum Dreiländereck Slowakei, Ungarn und Österreich – dem östlichsten Punkt. Dort eine abendliche Begegnung mit Mitgliedern der Pfarre Nickelsdorf, die im Jahr 2015, als täglich tausende Geflüchtete durch den kleinen Ort zu Fuß unterwegs waren, spontan Hilfe zukommen ließen.

Weiter durch Eisenstadt, Mattersburg bis Bernstein – wo Team B um 3 Uhr früh übernahm. Mit dem Wohnmobil fuhren wir weiter in die Südsteiermark nach St. Oswald ob Eibiswald, wo der nächste Wechsel bevorstand. Inzwischen gab es für das B-Team ein Frühstück und Gespräche im VinziDorf in Graz – eine Einrichtung zur Betreuung von obdachlosen, alkoholkranken Menschen. VinziDorf in Graz Nach den eher flacheren Teilen unserer Rundtour ging es nun ans Eingemachte: Christoph Burgstaller übernahm die Soboth, die Passstraße an den südwestlichen Ausläufern der Koralpe in der Nähe des Dreiländerecks Kärnten-Steiermark-Slowenien. Für mich hieß es, von Eisenkappel aus unser südlichstes Ziel, den Seebergsattel zu erklimmen. Hinunter bis Ferlach und über Klagenfurt nach Krumpendorf, wo die Ablöse durch Team B wartete. Die hatten eine Nachtfahrt am Wörthersee und durchs Drautal bis Lienz und Mörtschach vor sich. In aller Früh begab sich unser Team zum Anstieg auf den

Fotos: privat

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Sechs Theologen radeln in sechs Tagen in alle Landeshauptstädte und zum nördlichsten, südlichsten, westlichsten und östlichsten Punkt des Landes. Unterwegs besuchen sie soziale Einrichtungen. Ziel: ein Zeichen setzen gegen Ausgrenzung


Tour & Reise

höchsten Punkt unserer Tour. Wir teilten uns die Strecke, und so kamen wir nach knapp drei Stunden am Hochtor auf 2.504 Meter Seehöhe an. Ab 2.300 Meter umhüllten uns dichte Wolken; Wind und 1,5 Grad luden auch nicht wirklich zum Verweilen ein. Während der Abfahrt hinüber zum Fuschjoch lichteten sich zwar die Wolken, doch wurde der böige Südwind immer heftiger. Auf den ersten hundert Höhenmetern meiner Abfahrt war er teilweise so stark, dass ich mich kaum auf dem Rad halten konnte. Irgendwie schaffte ich es zur Mautstation in Ferleiten, glücklich, ohne Sturz davongekommen zu sein.

In Fieberbrunn wurden wir um 7 Uhr morgens von Helmuts Eltern und Schwester mit Kaffee und Schnaps empfangen – eine Stärkung für die weitere Strecke nach Salzburg. An Michael Münzner lag es, den Übergang bei Dienten am Hochkönig zu nehmen, bevor Paul Neunhäuserer einen Marathon-Distanz-Lauf bis Salzburg anging. Inzwischen war unser Team im „ABZHaus der Möglichkeiten“ in Salzburg/ Itzling eingetroffen, wo wir uns regenerierten. In der Begegnung mit den Mitarbeitenden dort erfuhren wir über die vielfältige Nutzung dieser kirchlichen Räumlichkeiten – vom interkulturellen Stadtteilgarten, Arbeitslosentreff bis zur Menschenrechtsarbeit.

Wohneinrichtung Waldhüttl Den Weg über den Gerlospass und das Inntal entlang bestritt das B-Team. Zeitlich lagen wir vor unserer Planung, und so ging sich für uns ein längerer Besuch beim Waldhüttl, einer Wohneinrichtung für Angehörige der Volksgruppe der Roma, aus. Den Passübergang über die Silvretta nach Vorarlberg bewältigte unser Team wieder aufgeteilt in den Morgenstunden, sodass wir nach einer rasanten Fahrt und bei föhnigem Wind in Bangs bei Feldkirch am westlichsten Punkt Österreichs ankamen. In Bregenz erwartete uns der Diözesane Arbeitskreis der Homosexuellenpastoral beim Molo, einem modernen Leuchtturm am Bodensee, mit einem Sektempfang – Ausgrenzung hat leider in unserer Gesellschaft immer noch viele Gesichter. Über die Bregenzerwaldstraße ging es für das B-Team hinauf bis auf die Passhöhe des Hochtannbergs. Die Abfahrt durften wir bestreiten, um uns Schwung für unseren letzten Pass, das Hahntennjoch zu holen. Danach hinunter nach Imst, das Inntal entlang und wieder hinauf nach St. Johann in Tirol.

Homosexuellenpastoral beim Molo Von Salzburg aus nahm unser Team dann den grenznahen Weg über St. Radegund, Braunau, Obernberg am Inn bis Niederranna. Der letzte Tag war geprägt von Öffentlichkeitsarbeit und Empfängen. Gerhard, Pfarrer von Haslach, wurde von vielen Menschen seiner Gemeinde empfangen und das Projekt der Caritas für „Pflegende Angehörige“ konnte ihre Aktivitäten vorstellen. Nach einer kurzen Dankfeier in der Kirche am Pöstlingberg empfing man uns dann auch am Domplatz in Linz freudig mit einem kleinen Imbiss und Umtrunk. Beglückt, gesegnet und beschenkt fühle ich mich, wenn ich an die Tage zurückdenke: Vom tollen Miteinander in den Teams, vom herrlichen Herbstwetter und der Schönheit unseres Landes, vom Spüren der körperlichen Grenzen, aber vor allem auch vom geplanten und ungeplanten Zusammentreffen mit der Vielzahl an Menschen, die an unterschiedlichsten Orten Begrenzungen überwinden und so Begegnung ermöglichen.

Homosexuellen-Pastoral in Bregenz

Von 16. bis 22. Oktober radelten und liefen sie gegen die Ausgrenzung: Helmut Eder Obdachlosenseelsorger, Pfarrassistent St. Severin, IronmanFinisher, (Ultraberg)Marathonläufer, Triathlet Gerhard Kobler Pfarrer in Haslach, auf Langdistanzen „schnellster Diener Gottes“, Absolvent des „Marathon des Sables“, Ironman-Finisher Paul Neunhäuserer Referent Beziehungsleben, Marathonläufer, Finisher von 12 h-Läufen Michael Münzner Diözesanjugendseelsorger, Regens im Priesterseminar, Marathonläufer Christoph Burgstaller designierter Geschäftsführer des Vereins für Franziskanische Bildung, Gemeindeberater, Marathonläufer, Finisher Traunsee-Bergmarathon, Langdistanzradler Heinz Mittermayr Abteilungsleiter Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung, Alltagsradler, Freund der Berge Mit Hilfe der Öffentlichkeitsarbeit zur Tour sammeln die Theologen Spenden für die besuchten Projekte: Konto: 12 Füße für ein Halleluja IBAN: AT77 3441 0000 0620 9100

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Gerhard Kobler auf der Bieler Höhe (Silvretta Hochalpenstraße)


Forum Briefe von Lesern und Leserinnen Seite 46

Reflektor: R. Seitl: Tipps für den Fahrrad-Handel Seite 46

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#DE19_3 #“lukrative“ Kontrollen von Radfahrenden Danke für dieses aufschlussreiche Interview. Es ist immer interessant zu erfahren, wie Menschen, die man nicht unbedingt im Bekanntenkreis hat, denken und ticken. Auch wenn der interviewte Radpolizist Reinhard Kolm einiges an Verständnis für Radfahrende aufzubringen meint, irritiert doch vor allem sein Zugang betreffend die Kreuzung Mariahilfer Straße / Neubaugasse, wo er – wie er sagt – „gerne“ kontrolliert. Dass diese Stelle „lukrativ“ ist glaube ich gerne. Aber gerade, wenn die dort platzierte Ampelanlage laufend und massenweise ignoriert wird – und das wird sie tatsächlich – frage ich mich, worin der Sinn von Kontrollen gerade dort liegen soll. Offensichtlich wird diese Ampel als unnötiger Fremdkörper in einer sich ansonsten ganz gut selbst regelnden „Begegnungszone“ wahrgenommen. Anstelle dort schwerpunktmäßig zu kontrollieren, wäre es vielleicht an der Zeit, die Ampelanlage an sich in Frage zu stellen. Die behauptete Unfallhäufung an der Kreuzung

Fahrrad-Termine: Was tun im Winter? Seite 47

ist nach der Unfallstatistik 2018 auch nicht nachvollziehbar. Gerade einmal ein relevanter Unfall ist dort verzeichnet ...

gegenüber realer Infrastruktur sinnvoll ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Carl Friedrich Kreß, Wien

Ingo Lantschner, Wien

#DE19_3 #Copenhagenize-Ranking der radfreundlichen Städte Vielen Dank für die Aufklärung des Mysteriums, warum Wien unverständlicherweise so gut beim Copenhagenize Index abschneidet. Es bleibt noch zu erwähnen, dass die Infrastruktur anhand der offiziellen Zahlen in den Index einfließt. Von den übermittelten 1.379 Kilometern Radinfrastruktur ist nur ein winziger Teil baulich getrennter, hochwertiger Radweg, wie die Radlobby auf ihrer Website aufschlüsselt. Ich habe die Macher des Index auf diesen Zahlen-Schiefstand hingewiesen. Aus deren Antwort geht hervor, dass Wien selbst dann gut abschneiden würde, wenn man minderwertige Infrastruktur herausrechnet. Der Grund: die PR- und Kommunikationsmaßnahmen. Ob eine so hohe Gewichtung von PR

#DE19_3 #Gesamtkunstwerk Der DRAHTESEL vom September 2019 ist ein Gesamtkunstwerk. Besonders hervorheben möchte ich „Po sucht Sattel“, sehr informativ, prägnant und kurzweilig-ironisch geschrieben. P.S dass der DRAHTESEL gemäß der Umweltzeichen-Richtlinie UZ 24 gedruckt wird ist natürlich auch supa. Arno Dermutz, Wien

Nun hat sich der DRAHTESEL zu einer echten österreichischen Radler. innenzeitung entwickelt. Informativ und konsequent für die Radler.innenbelange eintretend, und ästhetisch ansprechend. Wenn nun die Bundesländerbeiträge auch noch stärker deren Interessierte erreichen, sehe ich einer erfolgreichen Verbreitung positiv entgegen. Wolfgang Juen, Dornbirn

Der Reflektor

Verkaufspsychologie

Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien.

Verkaufende haben es nicht leicht. Die Firmenleitung erwartet von ihnen Umsatz, die Kundschaft erwartet von ihnen Beratung. Schlechte Beratung führt nicht zum Kaufabschluss, sondern vertreibt Kundinnen und Kunden. Und nicht wenige, die sich als kaufwillig gerieren, holen sich im Geschäft Expertenwissen und kaufen im Internet. Mein Spiegelbild zeigt unübersehbar deutliche Gebrauchsspuren. Mit dieser Außenwirkung ausgestattet treffe ich im Fahrradfachgeschäft mitunter auf Verkaufspersonal, das auf meine knappe, präzise Anfrage nach einem Ersatzteil oder einer Komponente ins Schwadronieren gerät. Sie könnten mir vielleicht schon meinen Wunsch erfüllen, aber da gäbe es bessere Lösungen für mein Problem ... Könnte gut gemeint sein, würde sich nicht in der Folge des Verkaufsgespäches herausstellen, dass die umsatzorientierte Plaudertasche gerade im Begriff ist, unbewusst ihre fachspezifischen Wissensdefizite vor mir auszubreiten. Und sie will auch nicht lo-

cker lassen, erzählt, dass sie dieses neue Teil selbst schon einige Zeit zur vollsten Zufriedenheit fährt, und alternativ und ergänzend dazu gäbe es noch dieses und jenes. Einwände meinerseits werden scheinbar interessiert zur Kenntnis genommen, aber ich werde das Gefühl nicht mehr los, dass mein Gegenüber meinen ursprünglichen Kaufwunsch bereits aus den Augen verloren hat. Verkaufen verlangt vom Verkäufer, mit psychologischem Feingefühl ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Stehen auf Kundenseite Wissende – oder gar Besserwisser –, ist das für den Verkaufenden keine leichte Aufgabe. Über die Psychologie hinausreichend ist es jedoch eine Frage der Verhaltens-Intelligenz, gerade bei Kunden und Kundinnen mit exakt formulierten Kaufabsichten von vornherein von einem gewissen Erfahrungsschatz auszugehen. Gutes Verkaufspersonal weiß es und kommuniziert da auf gleicher Augenhöhe – damit nach dem Kauf einen nicht das Gefühl beschleicht, etwas aufgeschwatzt bekommen zu haben.


Termine

Tee, Keks und Kettenöl Di., 10. Dezember, 17 bis 18.30 Uhr, Opernring/Operngasse, 1010 Wien Bereits zum neunten Mal steigt am 10. Dezember ab 17.30 die Weihnachtsaktion der Radlobby Wien mit „Tee, Keks und Kettenöl”.

Jahresbeginn in vielen österreichischen Städten die neue Radsaison ein! Alle Infos und Abfahrzeiten: radlobby.at/neujahrsradeln2020

St. Pöltner Radlstammtisch Do., 2. Jänner & 6. Februar, ab 18.30 Uhr, KulturhauptStartbüro im Löwenhof, Linzer Straße 16, St. Pölten Jeden ersten Donnerstag im Monat findet der St. Pöltner Radlstammtisch statt. Themen sind u.a. Problemstellen und Lösungsansätze für den Radverkehr und die Organisation von Veranstaltungen.

ACTIVE SITZEN GESUND & ARBEITEN

Weitere Termine in NÖ finden Sie unter: radlobby.org/noe/

Die Sitz- und Stehhocker von ONGO® bringen

Radlobby Weihnachtsfeier Di., 10. Dezember, 19 Uhr Alpenrad – die Stadtwerkstatt, Skodagasse 1, 1080 Wien Im Anschluss an „Tee & Keks“ laden Radlobby Wien und DRAHTESEL-Redaktion zur Weihnachtsfeier in die Stadtwerkstatt „Alpenrad“. Herzlich willkommen!

Radlobby Wien Jour Fixe Do., 9. Jänner & 6. Februar, 19 Uhr, Amerlingbeisl, EG-Saal, Stiftgasse 8, 1070 Wien Beim Jour-Fixe planen Wiener Radaktive Projekte und tauschen Erfahrungen zum Thema Radverkehrspolitik und Infrastruktur aus.

einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit und

Weihnachtsfeier der Radlobby ARGUS Steiermark Di., 17. Dezember, 19 Uhr StadtSchenke, Neutorgasse 22, 8010 Graz Im Anschluss an den Rückblick auf das ereignisreiche Radljahr lädt die Radlobby ARGUS Steiermark zu Buffet und gemütlichem Beisammensein.

Radlobby-Hock zum Thema „Fahrradpflege“ Mi., 15. Jänner, 19 Uhr Pfarrheim Nenzing, Landstraße 19, 6710 Nenzing In Kooperation mit dem Reparatur-Café Nenzing gibt es Tipps und Tricks zu Themen wie Bremsbacken einstellen oder Fahrrad winderfit machen.

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Wohnstudio Hammetter

radlobby.at/wien

Critical Mass Fr., 20. Dezember, 16:30 Uhr Schwarzenbergplatz, 1030 Wien Die Critical Mass, die Radausfahrt für eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums, findet in Wien jeden dritten Freitag im Monat statt. Auch in Graz, Innsbruck, Linz und Salzburg wird geradelt – dort jeweils am letzten Freitag im Monat.

ARGUS Bike Festival 2020 & Radparade Sa. und So., 28. und 29. März Rathausplatz Wien, 1010 Wien Ein grandioses Wochenende im Zeichen des Radfahrens ist das jährliche ARGUS Bike Festival am Wiener Rathausplatz mit Fahrrad-Messe und jeder Menge Aktionen. Am 29. März 2020 gilt es außerdem, ein Jubiläum mit zehn Jahren Wiener Radparade zu feiern!

criticalmass.at

bikefestival.at; radparade.at

Neujahrsradeln Mi., 1. Jänner 2020 Das Fahrrad als bestes urbanes Verkehrsmittel hat immer Saison – auch wenn sich das Gerücht, die Radsaison würde erst um Ostern herum anfangen, hartnäckig hält. Daher läutet die Radlobby pünktlich zum

Radgipfel 2020 So. bis Di., 29.-31. März Gösserhalle Wien, Laxenburgerstraße 2B, 1100 Wien Vom 29. bis 31. März 2020 findet in Wien der 13. Österreichische Radgipfel statt. fahrradwien.at/oesterreichischerradgipfel-2020

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Radlobby-Aktiven-Treff Fr., 6. Dezember, 19 Uhr Kaplan Bonetti Haus, Kaplan-Bonetti-Straße 1, 6850 Dornbirn Jeden ersten Freitag im Monat treffen einander Radaktive in Dornbirn, um über Radverkehr und Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren.


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Die größte Fachveranstaltung zum Radfahren in Österreich findet im Jahr 2020 in Wien statt. Klimaschutz ist dringender denn je. Welche Rolle kommt dem Radverkehr bei Handlungen gegen die Erderhitzung zu? Wie können die hohen Ziele erreicht werden? Was benötigt es dazu an Ressourcen und Strukturen im Verkehrsbereich? Unter anderem dazu treffen sich beim 13. Österreichischen Radgipfel Leute aus Wirtschaft, Wissenschaft, NGOs und Politik. Melden auch Sie sich an. Alle Informationen und Anmeldung zum Konferenz-Newsletter auf www.radgipfel2020.at

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