DRAHTESEL 2019-2 - das Österreichische Fahrradmagazin

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36.  Jahrgang / Ausgabe 2 / 2019

Radverkehrszahlen Wie verlässlich sind Modal Split und Co? Seite 8

Jahresausgleich So sparen Sie mit Radfahren Steuern Seite 10

Frau und Rennrad Großes Interview mit Mitzi and Friends Seite 22

E-Falträder im Test Kleine Kraftpakete: Sind sie alltagstauglich? Seite 30

Österreichische Post AG, MZ 02Z033821 M Radlobby ARGUS, Frankenberggasse 11, 1040 Wien

Verkehrswende im Wilden Westen Der Berliner Cartoonist Mawil lehrt Lucky Luke, das Fahrrad zu lieben

Illustration: Lucky Comics, 2019. All Rights Reserved – by Mawil

Das österreichische Fahrradmagazin


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Brief des Herausgebers

Jetz

tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!

den letzten Freitag im Mai habe ich zusammen mit vielen Tausend Menschen am Heldenplatz verbracht. Wir sind von dort zum Schwarzenbergplatz marschiert, um dafür zu demonstrieren, dass endlich Maßnahmen gegen die Klimakrise gesetzt werden. In meinem Editorial habe ich bereits wiederholt die Bedeutung des Radverkehrs bei der Bewältigung der Klimakrise thematisiert und die schleppenden Maßnahmen zur Förderung kritisiert. Seit Greta Thunberg – sie war an besagtem Freitag ebenfalls bei der Demo in Wien – ihren „Schulstreik für das Klima“ gestartet hat und Jugendliche auf der ganzen Welt im Rahmen von „Fridays for Future“ mobilisiert, wurde der Klimaschutz weltweit in den Blickpunkt gerückt. Jugendliche zeigen heute politisches Bewusstsein und Engagement, wie wir es in vielen Jahren nicht gesehen haben. Kein Wunder: es geht um ihre Zukunft. Bei den letzten Europawahlen hat es sich gezeigt, dass die Position zum Klimaschutz einen erheblichen Einfluss auf das Wahlverhalten – zumindest der jungen Leute – hat. „Fridays for Future“ und dieses Wahlergebnis führen dazu, dass die Politik endlich aufwacht und überlegt, wie sie darauf reagieren soll. Wenn der gesellschaftliche Druck weiterhin ausgeübt wird, besteht die begründete Hoffnung, dass die Förderung des Radverkehrs erheblich ernster genommen wird als bisher. Zur Radverkehrsförderung gibt es eine Vielzahl von Best-Practise-Beispielen, Forschung und Know-how. Auch Richtlinien gibt es bereits, die detailliert darlegen, was geschehen müsste, um die Menschen in den Sattel zu bringen. Woran es scheitert, ist nicht das Wissen; es ist der politische Wille, Radfahrende zu priorisieren. Es ist die stiefmütterliche Behandlung des Radverkehrs bei der Verteilung der Finanzmittel und des Straßenraums. Unsere

Radlobby-Aktiven auf lokaler, regionaler und Bundesebene sind jetzt dazu aufgerufen, Entscheidungstragenden die Bedeutung des Radverkehrs für den Klimaschutz in Erinnerung zu rufen. Es ist ihnen zu empfehlen, darauf hinzuweisen, dass die Bevölkerung die existenzielle Bedeutung des Themas erkannt hat. Wir wissen inzwischen, dass Radlobby-Arbeit einen langen Atem braucht. Es überrascht daher nicht, dass es heuer zwei 40er-Jubiläen zu feiern gibt: Bei der Radlobby Oberösterreich findet am 24. Juni ein Festakt in Linz statt. Die Radlobby ARGUS hat ihren 40. Geburtstag am 12. Juli. Mehr dazu im Heft. Radinfrastruktur ist für Radfahrende von essenzieller Bedeutung und ein fixer Bestandteil jedes DRAHTESEL. Ab Seite 17 präsentieren wir einige aktuelle High- und Lowlights: ein Stadterweiterungsgebiet ohne Radanschluss, den geplanten Naschmarktradweg in Wien sowie in unserer Rubrik „Plus und Minus“ aktuelle InfrastrukturMaßnahmen aus ganz Österreich. Was gibt es noch in diesem Heft? Einen umfassenden Test zu E-Falträdern, in dem wir die trendigen Flitzer auf ihre Praxistauglichkeit prüfen. Einen Schwerpunkt zum Thema Frauen und Rennrad samt Bike-Fitting und Interview mit dem Radsportclub Mitzi and Friends. Im verkehrspolitischen Teil dieser Ausgabe wiederum finden Sie eine Analyse des TU-Verkehrsforschers Ulrich Leth, der sich mit dem Modal Split und anderen Forschungsinstrumenten zum Erfassen des Radverkehrs befasst. Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern einen schönen Sommer mit viel Zeit für Radausflüge und Radtouren.

Andrzej Felczak Vorsitzender von Radlobby ARGUS und Radlobby Österreich

Wichtige Information für Mitglieder und Abo-Beziehende Die am 1. Juni 2019 in Kraft getretene 31. StVO-Novelle regelt u. a. die elektrisch betriebenen Klein- und Miniroller neu. Sie werden nicht als Fahrräder eingestuft, sondern als neue und eigene Fahrzeugkategorie. Somit sind sie nicht durch die Radlobby-Mitgliedsversicherung gedeckt.

Andrzej Felczak Cover: Mawil

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 3

Liebe Leserin, lieber Leser,


Inhalt Politik

8 Modal Split vs. Zählstellen

Welche Zahl beschreibt den Radverkehr besser?

Wie Sie beim Jahresausgleich Geld sparen

Von den Anfängen der Interessensvertretung

Community

10 Fahrrad und Steuer 12 Argus wird 40

14 Ausstellung: Die Rückeroberung der Stadt

Fahrrad-Schau im Grazer Haus der Architektur

Rechtsschutzversicherung, DRAHTESEL-Abo und vieles mehr

16 Serviceleistungen für Mitglieder

Infrastruktur 17 So nicht: Neubaugebiet ohne Fahrrad-Anschluss

In Wien-Atzgersdorf wurde bei der Planung gepatzt

Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand

Endlich: Lückenschluss für die Radstrecke Wien-West

Lebensstil

26 Coverstory: Lucky Luke sattelt um Der Berliner Cartoonist Mawil setzt den Westernhelden aufs Fahrrad. Seine Hommage an den Mann, der schneller zieht als sein Schatten, ist auch eine Kritik an unserer Auto-zentrierten Gesellschaft

20 Naschmarkt-Radweg

22 Interview: Mitzi and Friends

So fassen Frauen Freude am Radsport

Wichtige verkehrspolitische Anliegen, die alle betreffen

Bike-Fitting: Magda Jöchler hat es ausprobiert

Lesestoff für Velophile

Produkte & Technik

24 Radsport oder Alltagsradeln? 25 Die Vermessung der Wade 28 Bücher

30 Test: Falträder mit Elektro-Antrieb

35

Fünf brandneue Boliden auf dem DRAHTESEL-Prüfstand Schaufenster Neue Möglichkeiten, Geld auszugeben

Tour & Reise 38 Familienradtour am Wiener Neustädter Kanal

Ernst Miglbauer radelt am Thermenradweg in Niederösterreich

Johannes Mayr radelt von Kanada bis Mexiko

42 Traum-Radreise: Entlang der Pazifikküste

Forum

46 Leserbriefe

Zuschriften aus der Fahrrad-Community

47 Termine

Kolumnen Orcas Kettenbriefe Clara Felis stürzt und fährt wieder weiter: „Widerstand ist ein Rad" Seite 11 Cinemascope Ines Ingerle über den Reisefilm „Anderswo. Allein in Afrika" Seite 21 Technik-Tipp Andreas Röderer hilft uns beim Fahrrad putzen Seite 29 Brief aus Uganda Martin Friedl schreibt uns aus Buhoma Seite 39 Reflektor Reinhold Seitl radelt, auch dann, wenn Ärzte warnen Seite 46 Impressum: Seite 37

Illustration: Mawil

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 4

18 Plus / Minus


Aus aktuellem Anlass

#Rennrad vs. Alltagsradeln? #hohes Tempo ist kein Menschenrecht

Tempo. Dieser Grundsatz gilt übrigens gleichermaßen, wenn Ware zu spät ausgeliefert oder der eigene Rekord auf Strava verfehlt wird. Rennradfahren ist nicht nur ein wunderbarer Sport. Es öffnet – wie das Radreisen oder das Mountainbiken – einen Zugang zur Welt des Radfahrens. Wer einmal am Radsport Gefallen findet, bekommt vielleicht Lust, auch die Alltagswege auf dem Rad zurückzulegen. Wer über die Grenzen blickt, sieht außerdem, welche gewaltige Breitenwirkung Radsport-Events entfachen. Werden sie richtig inszeniert – siehe etwa Giro oder Tour de France, dann sind Radrennen Volksfeste. Sie geben Anlass, Alltags- und Freizeitradfahrende in die Region zu locken. (Ein Beispiel für Events in Österreich, bei denen das ebenfalls sehr gut klappt, ist etwa die Vintage-Radrundfahrt In Velo Veritas.) Rennradfahren war lange ein von Testosteron und Männerschweiß dominiertes Feld. Seit einigen Jahren kommen immer mehr Frauen dazu und schwitzen mit. Eine Institution, die es ihnen erleichtert, in den Radsport einzusteigen, ist der Wiener Verein „Mitzi and Friends“, den wir in dieser Ausgabe vorstellen.

Matthias G. Bernold Chefredakteur

Empfehlung: Die Vintage-Radrundfahrt In Velo Veritas am 16. Juni 2019 in Poysdorf: Sie kombiniert Radsport, Lebensgefühl und Genuss auf einzigartige Weise. www.inveloveritas.at

Lesenswert in diesem Heft; Schwerpunkt Frauen und Rennrad. Ab Seite 22.

Viel Spaß beim Lesen und schönen Fahrrad-Sommer!

Fotos: privat

Hervorzuheben in diesem Heft

Paul Kubalek Schreibt zum ersten Mal für den DRAHTESEL. Er ist hier stellvertretend für unsere Test-Crew gewürdigt, die diesmal E-Falträder unter die Lupe genommen hat. Paul war mit dem Vello aus Titan unterwegs: schick.

Ines Ingerle Beginnt gerade mit dem Rennradfahren und war diesmal besonders fleißig. Neben der Filmkolumne interviewte sie „Mitzi and Friends“ und listete verkehrspolitische Forderungen von Rennradfahrenden auf.

Ulrich Leth Der TU-Verkehrsforscher analysiert die verschiedenen Erhebungsmethoden für den Radverkehr und erklärt, warum sich Modal Split und automatische Zählstellen mitunter widersprechen.

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 5

Diese Ausgabe unseres Magazins enthält einen Rennrad-Schwerpunkt (genauer gesagt: einen Rennrad-undFrauen-Schwerpunkt). „Rennrad?“, wird vielleicht jetzt die eine oder der andere fragen: „Warum Radsport im DRAHTESEL, der vorrangig über Themen des Alltagsradelns berichtet?“ Die Antwort aus unserer Sicht ist klar: Alltagsradelnde und RadsportFans sind häufig auf denselben Straßen unterwegs, und sie haben viele Freuden und Herausforderungen gemeinsam. Die Freude, sich aus eigener Kraft fortzubewegen, zum Beispiel; oder die Herausforderung, sich vor rasenden oder zu knapp überholenden Kfz-Lenkenden in Acht nehmen zu müssen. Wo decken sich die verkehrspolitischen Interessen? Auf Seite 24 arbeiten wir es heraus. Stichwort Rücksichtslosigkeit: Wer am Donaukanal oder auf der Donauinsel unterwegs ist, hat wahrscheinlich Rennradfahrende gesehen, die mit hoher Geschwindigkeit unterwegs waren – auch dort, wo sie die Wege mit vielen Zufußgehenden, Kindern oder langsameren Radfahrenden teilen. Dieses unwürdige Verhalten ist freilich nicht Spezialität der Rennradfahrenden, sondern kommt unter allen Verkehrsteilnehmenden vor. Es versteht sich von selbst, dass wir rücksichtsloses Verhalten ablehnen. Egal, ob mit Rennrad, Pedelec, Einrad, E-Scooter oder im Automobil: Es gibt kein Menschenrecht auf hohes


Politik Modal Split vs. Zählstelle: Welcher Trend stimmt? Seite 8

Geld verdienen mit dem Steuerausgleich Seite 10

Zum 40er: Interview mit ARGUS-Mitgründer Hiess Seite 12

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 6

Kampf gegen Klimakrise: Was Radfahren beiträgt

Top Michael Strasser Der Extrem-Radsportler (zuletzt: Ice2Ice von Alaska bis Patagonien) und DRAHTESEL-Autor, setzt sich für den Klimaschutz ein. Zuletzt appellierte er beim – von Arnold Schwarzenegger initiierten – Klimaschutzgipfel R20 „Austrian World Summit“ in Wien an die Welt: „Wenn ich 85 Tage hintereinander 300 Kilometer am Tag radeln kann, dann sollte es auch möglich sein, mit dem Fahrrad zum Heurigen, in die Arbeit oder in den Supermarkt zu fahren. Wir könnten alle ein Stück klimafreundlicher unterwegs sein.“

Flop

Welchen Beitrag das Radfahren zur Senkung des klimaschädlichen CO2 in Österreich leisten könnte, wenn dessen Potenzial von der Verkehrspolitik ausgeschöpft würde, erklärt Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt. Dieses veröffentlichte im Herbst 2018 den Sachstandsbericht Mobilität, in dem 50 mögliche Einzelmaßnahmen zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen aus dem Verkehrssektor untersucht wurden. Die Analyse dient als fachliche Grundlage für die Klima- und Energiestrategie #mission2030. DRAHTESEL Welcher Anteil am klimaschädlichen CO2Ausstoß entfällt auf den Kfz-Verkehr Günther Lichtblau Im Jahr 2017 wurden in Österreich 82,3 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert. Der Kfz- Verkehr ist für ungefähr 29 Prozent davon verantwortlich und ver-

zeichnete 2017 im dritten Jahr in Folge einen Anstieg gegenüber dem jeweiligen Vorjahr. Welcher Teil des motorisierten Individualverkehrs bzw. der Lkw-Transporte könnte aufs Fahrrad verlagert werden? Der Radverkehrsanteil liegt österreichweit derzeit bei knapp 7 Prozent. Wenn man auf die Distanzen schaut, die motorisiert zurückgelegt werden, ist das Potenzial für diesen Anteil weit höher: ungefähr 19 Prozent aller Fahrten sind maximal 2,5 Kilometer lang, rund 40 Prozent sind maximal fünf Kilometer lang. Das sind Distanzen, die mit dem Fahrrad gut und auch in kurzer Zeit zu bewältigen sind. Auch beim Güterverkehr ist das Potenzial für den Einsatz von Transportfahrrädern enorm. Im Projekt Cyclelogistics geht man davon aus, dass in europäischen Städten rund

die Hälfte aller kommerziellen und privaten Fahrten mit Warentransport auf das Lastenfahrrad verlagert werden könnten. Welche sonstigen verkehrspolitischen Maßnahmen sollten jetzt ergriffen werden? Das altbekannte Prinzip Vermeiden – Verlagern – Verbessern ist auch für die nachhaltige Mobilität der Zukunft das zentrale Leitprinzip! Die Hebel liegen in der Technologie, in der Raum- und Infrastrukturplanung und in den ökonomischen Rahmenbedingungen. Ziel ist ein Gesamtsystem, in dem der öffentliche Verkehr das Rückgrat bildet.

Mehr als fünf Millionen Autos Ende April waren in Österreich 5.002.266 Pkw angemeldet. Aneinandergereiht ergäbe dies – wie der Verkehrsclub Österreich aufmerksam macht – eine 25.000 km lange Autokolonne. Mit Ausnahme von Wien ist die Zahl der Autos in allen Bundesländern stärker gewachsen als die Bevölkerung. „Früher galt Autobesitz als ein Zeichen von Wohlstand. Heute ist es ein Indiz von Mangel: Mangel an Nahversorgung, Mangel an öffentlichen Verkehrsverbindungen, Mangel an Freiheit in der Verkehrsmittelwahl“, wird VCÖ-Experte Markus Gansterer in der Aussendung zitiert.

457.000

Die österreichische FahrradBranche feierte ein Rekordjahr: Laut Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs wurden 2018 rund 457.000 Fahrräder verkauft. Das ist eine Steigerung um 10,4 Prozent zum Vorjahr. Treibende Kraft sind die E-Bikes: Jedes dritte Fahrrad kommt mit Elektro-Antrieb: 150.000 waren es in absoluten Zahlen.


Blick in die Welt

Politik

D ENV ER

BERLIN

Dass Radinfrastruktur – insbesondere baulich getrennte Radwege – nicht nur die Verkehrssicherheit für Radfahrende hebt, sondern auch für alle anderen Verkehrsteilnehmenden, zeigt eine Studie der University of Colorado. Verantwortlich dafür seien „verkehrsberuhigende Nebeneffekte“, die das Tempo von Kfz reduzieren. Für die Untersuchung wurden Unfall-Daten aus dreizehn Jahren in zwölf großen US-Städten ausgewertet.

Rund 90.000 Radfahrende radelten – laut Angaben des Veranstalters – am Sonntag, dem 2. Juni 2019, bei der Sternfahrt des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) mit. Die Radfahrenden forderten Politik und Verwaltung auf, die Verkehrswende anzupacken und das Fahrrad in der Planung gebührend zu berücksichtigen. Während der Aktion waren u.a. Teile der Stadtautobahn A100 (Südring) sowie der A115 (Avus) für Kfz gesperrt.

Radwege erhöhen Sicherheit für alle

www.sciencedaily.com/releases/2019/ 05/190529113036.htm

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 7

90.000 nahmen an Sternfahrt teil

Hier radeln die Nackerten! Im Juni finden weltweit in vielen Städten die „Naked Bike Rides“ statt. In Wien am 21. Juni 2019 als – wenn man so will – Sonderedition der Critical Mass.

NEW YO RK

MA D RI D

LONDON

KO P E N H AG E N

Am 3. Juni 2019 wurde – zum bereits zweiten Mal – der Weltfahrradtag begangen. In zahlreichen Städten organisierten Radfahrende weltweit Events und gemeinsame Ausfahrten. Im April 2018 hatte die UN-Generalversammlung in New York City den 3. Juni zum Weltfahrradtag erklärt, um dieses Vehikel zu würdigen, das sich „seit zweihundert Jahren als simples, leistbares, verlässliches und umweltfreundliches Verkehrsmittel bewährt“. Auch die Radlobby Wien feierte am 3. Juni an der Opernkreuzung das Fahrrad.

Madrids linke Bürgermeisterin Manuela Carmena machte während ihrer Amtszeit progressive Verkehrspolitik und förderte nach Kräften den Radverkehr. Im November 2018 schuf sie „Madrid Central“, eine Umweltzone im Zentrum der Stadt, in die nur noch emissionsfreie Fahrzeuge, Anrainer und Öffis fahren dürfen. Der Kfz-Verkehr sank daraufhin um 24 Prozent, NOX-Abgase um 38 Prozent, CO2-Emissionen um 14 Prozent. Mit der jüngsten Wahl dürften diese Tage allerdings vorbei sein. Zwar bekam Carmena wieder die meisten Stimmen. Doch der Block von Bürgerlichen und Rechtsextremen errang die Mehrheit. Isabel Díaz Ayuso von den Konservativen kündigte an, Madrid Central abzuschaffen: „Die Staus gehören zur Kultur unserer Stadt dazu.“

In Großbritannien verzeichnen automatische Zählstellen Rekordwerte, nachdem dort neue Fahrrad-Highways errichtet und Rad-Netzwerke verbessert wurden. Wie der Guardian berichtet, wurden allein auf den beiden neuen Londoner RadSuper-Highways von Februar bis Oktober 2018 mehr als zwei Millionen Radfahrten verzeichnet. Radrouten, die qualitativ aufgewertet wurden, verzeichneten – wie die Zählstellen dokumentierten – Zuwachsraten von bis zu 200 Prozent.

Radfahrende brechen weniger Verkehrsregeln als Kfz-Lenkende: Das ist das Ergebnis einer Studio im Auftrag der dänischen Regierung. Demnach brechen weniger als 5 Prozent der Radfahrenden Verkehrsregeln, bei den Autofahrenden waren es zwei Drittel. Für die Studio wurden Videokameras an großen Kreuzungen in verschiedenen dänischen Städten installiert. Fahrrad-Verkehrsdelikt Nummer Eins war Radeln am Gehsteig; Autofahrende brachen das Gesetz meistens, indem sie Tempo-Limits überschritten.

World Bicycle Day: Radfahren feiern

Cartoon: Franz Kainz

www.un.org/en/events/bicycleday

Nach Rechtsruck: Aus für Umweltzone?

Rekord an den Zählstellen

Studie: Radfahrende sind regeltreuer


Der Modal Split – das unbekannte Wesen Mit den Zahlen aus dem Modal Split wird Stadtplanung betrieben und Politik gemacht. Aber wie verlässlich sind die Ergebnisse der Verkehrserhebung?

ANALYSE: Ulrich Leth, GRAFIK: Daniela Bernold

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 8

D

er sogenannte Modal Split gibt die prozentuelle Aufteilung des Verkehrsaufkommens (Anzahl der Wege), seltener des Verkehrsaufwandes (Personenkilometer), auf die einzelnen Verkehrsmittel wieder. Die Idee dahinter ist, das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung mit einem möglichst einfachen, repräsentativen Kennwert abzubilden, um die Wirksamkeit von verkehrlichen oder raumplanerischen Maßnahmen nachverfolgen zu können. Für die Stadt Wien zum Beispiel kommt der Modal Split 2018 zum Ergebnis, dass die Wienerinnen und Wiener 38 Prozent ihrer Wege per Bus, Bim oder U-Bahn zurücklegen. Ein Drittel der Wege sind Autofahrten. 7 Prozent der Wege wurden mit dem Rad zurückgelegt. Tendenz gleichbleibend. Es ist dies eine Verteilung, für die Wien übrigens aufgrund des niedrigen Anteils, den der motorisierte Individualverkehr ausmacht, international beneidet wird. Kritik am Modal Split

Allerdings ist der Modal Split in seiner Aussagekraft nicht unumstritten. Die konzeptuelle Kritik z. B. von Autofahrerverbänden richtet sich gegen die Verwendung der Anzahl der Wege als Indikator für das Mobilitätsverhalten, weil sie nämlich die dabei zurückgelegten Entfernungen außer Acht lasse. Bei Berücksichtigung der Weglängen würden die Anteile des Fuß- und Radverkehrs gegenüber den Kfz- und ÖVAnteilen verschwindend gering – der durchschnittliche Fußweg ist eben kürzer als eine Autofahrt. Diese Kritik ist allerdings nur teilweise berechtigt. Schließlich ist Verkehr ja immer zweckgebunden und entsteht durch einen Mangel am Ort – etwa einen Mangel an Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten oder Erholungsraum –, so dass der Modal Split über die Notwendigkeit und Art der Ortveränderung, nicht aber über die Distanzen Auskunft gibt. Weiters bezieht sich der Modal Split nur auf das Hauptverkehrsmittel eines Weges, also jenes, mit dem die längste

Wegetappe zurückgelegt wird. Dadurch werden z. B. Zugangs- und Abgangswege zu den Öffis, aber auch zum Auto ignoriert. Würden sie berücksichtigt, würde der Modal Split also auf einzelne Wegabschnitte gerechnet, verdoppelte sich der Fußwegeanteil in Wien z. B. auf 56 Prozent. Modal Split nicht gleich Modal Split Ein dritter Kritikpunkt betrifft die Erhebungsmethodik, die sich international aber auch national stark unterscheidet. Modal Split ist nämlich nicht gleich Modal Split: Stichprobengrößen, Stichprobenziehung und Befragungsart können sich stark unterscheiden, was sich maßgeblich auf die Qualität der Daten auswirkt. Während bei der österreichweiten Mobilitätserhebung („Österreich unterwegs“ 2013/14) per Zufall aus dem Melderegister bestimmte Haushalte postalisch kontaktiert wurden, herrschte lange die Meinung vor, dass die Erhebung in Wien als Telefonbefragung unter Festnetznummern durchgeführt würde – was natürlich die Stichprobe massiv verzerrt hätte. Wie eine Anfrage ergab, wird aber auch zur Ermittlung des Wiener Modal Splits die Stichprobe per Zufall aus dem Melderegister gezogen, die Haushalte dann schriftlich kontaktiert, und bei Interesse an der Teilnahme dann telefonisch befragt – immerhin 2.000 Wienerinnen und Wiener jedes Jahr. Was und wie genau befragt wird, ist aber nicht publiziert. Auch die Tatsache, dass ein Meinungsforschungsinstitut im Auftrag der Wiener Linien die Erhebung durchführt, sorgt für Skepsis. Schlüsselfaktor der Verkehrspolitik Fest steht jedenfalls die Bedeutung, die den Ergebnissen des Modal Split zukommt: Strategische Zielsetzungen der Wiener Verkehrspolitik, etwa im Fachkonzept Mobilität, beziehen sich darauf. Bei der Interpretation der Modal Split-Werte ist immer auch die räumliche Abgrenzung zu berücksichtigen. Ein Beispiel: Während die Wienerinnen und Wiener 71 Prozent ihrer

Wege in Wien zu Fuß, per Rad oder Öffis zurücklegen, sieht der Modal Split völlig anders aus, sobald wir uns den stadtgrenzenüberschreitenden Frühverkehr ansehen: Hier sinkt der Anteil der umweltfreundlichen Fortbewegungsarten auf weniger als ein Drittel. Bei entsprechend großer Stichprobe ist auch eine Auswertung auf Bezirksebene möglich: hier zeigt sich z. B., dass der Radverkehrsanteil in den Bezirken 8 und 9 am höchsten ist (15 Prozent). Im 23. Bezirk ist der Autoverkehranteil bei weitem am höchsten, gefolgt von den Bezirken 21 und 22. Entwicklung über die Jahre Im zeitlichen Vergleich zeigt sich, dass der Radverkehrsanteil in Wien (aber auch in Österreich) seit einigen Jahren stagniert. Für Verwirrung sorgt dabei oft die Tatsache, dass gleichzeitig fast jedes Jahr neue Rekorde an den automatischen Wiener Radverkehrszählstellen gemeldet werden (deren Messgenauigkeit aber ebenfalls nicht bekannt ist). Ein gleichbleibender Modal Split spricht für eine Zunahme der mit dem Rad zurückgelegten Wege im selben Ausmaß wie das Wiener Bevölkerungswachstum. Tatsächlich fallen die Steigerungen an den Zählstellen aber verhältnismäßig höher aus, was auf eine verstärkte Bündelung des Radverkehrs entlang der Routen mit Zählstellen, auf längere Wegweiten im Radverkehr oder auf eine zunehmende Untererfassung in der Modal Split-Erhebung zurückzuführen sein kann. Sowohl Modal Split als auch die Zählung mittels automatischer Zählstellen, liefern trotz methodikbedingter Ungenauigkeiten wichtige Anhaltspunkte für die Radverkehrsplanung und –politik. Und sie zeigen, dass die national wie regional gewünschte Verdoppelung des Radverkehrs deutlich mehr Commitment und Nachdruck in der Umsetzung erfordern als bisher politisch gewünscht bzw. möglich war.


Zählstellen gesamt: +863.910 Radfahrende

+13%

7.730.631 6.866.721

Radverkehrsanteil in Österreich Österreichweite Mobilitätserhebung „Österreich unterwegs“ 2013/14, BMVIT.

4,0%

Wien

7,7%

6,1%

Niederösterreich

Oberösterreich

Vorarlberg

9,3%

6,8%

6,4%

6,0%

Steiermark

Salzburg

Tirol

%

16,3%

Burgenland

4,3% Kärnten

Radverkehrsanteil in Wien nach Bezirken

Modal Split in Wien 2018

Mobilitätsbefragung 2010–2014 (Omnitrend im Auftrag der Wiener Linien, 2014 auch im Auftrag der Stadt Wien).

wienerlinien.at

7%

21.

%

19. 17. 18.

20. 9. 16. 8. 1. 2. 14. 15.7. 3. 6. 4. 5. 13. 12. 11. 10. 23.

38%

26%

unter 4%

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 9

Fahrrad

ÖPNV

Zu Fuß

4% bis 7%

22.

7% bis 10% 10% bis 13% über 13%

29%

PKW

+9%

Zählstellen in Wien 2014–2018

+22%

nast.at

368.075

381.850

1.060.971 868.955

1.007.422

617.990

494.027

540.700

-4%

361.240

327.674

162.037

147.726

215.862

142.125

1.012.090

1.121.962

+10% +10%

2018

+25%

-0,6%

533.816

464.762

550.033

744.695

814.817

+15%

537.340

+52%

+10% 895.980

+35%

1.225.203

-0,5%

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2014


Radelnd Steuer sparen

Politik

Wer in die Arbeit radelt, stellt sich häufig die Frage, ob und wie diese Fahrten steuermindernd berücksichtigt werden können. Unser Experte hat sich die Rechtslage angeschaut. ANALYSE: Diethard Isepp

F Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 10

ür immer mehr Steuerpflichtige stellt das Fahrrad ein Verkehrsmittel im betrieblichen und beruflichen Alltag dar. Daraus folgt, dass die damit zusammenhängenden Ausgaben steuerlich abzugsfähig sein können, wenn die Nutzung beruflich oder betrieblich veranlasst ist. Voraussetzung für die Abzugsfähigkeit ist, dass es sich um ein Verkehrsmittel handelt, also z. B. nicht um ein Sportgerät (ausgenommen: etwa Berufssportler und -sportlerinnen). Als Verkehrsmittel kommen in erster Linie Straßenfahrräder in der üblichen Ausstattung sowie Lastenräder in Betracht. 1. Nichtselbstständige Tätigkeit

Mag. Diethard Isepp ist Steuerberater in Graz. Radfahren bedeutet für ihn den täglichen Weg ins Büro mit Bewegung ohne zusätzlichen Zeitaufwand zu verbinden.

Grundsätzlich ist der Weg zwischen Wohnung und Arbeitsort durch den jährlichen Verkehrsabsetzbetrag von 400 € abgegolten. Für die Inanspruchnahme eines Pendlerpauschales kann ein Fahrrad in die Beurteilung einbezogen werden. Dabei kommt es darauf an, welches Verkehrsmittel üblicherweise benutzt wird und ob die Benützung überwiegend zumutbar ist. Für beruflich veranlasste Fahrten sowie für Fahrten im Auftrag des Dienstgebers sind die tatsächlichen Kosten absetzbar. Nach den Lohnsteuerrichtlinien bestehen allerdings keine Bedenken, wenn zur Schätzung der Kosten der amtliche Kilometersatz (0,38  € pro Kilometer; maximal 1.500 Kilometer pro Jahr) herangezogen wird. Mit dem Verkehrsabsetzbetrag ist unter Ansatz des amtlichen Kilometersatzes nur eine tägliche einfache Wegstrecke zwischen Wohnung und Arbeitsplatz von 2,2 Kilometer abgegolten – was leider nicht der Lebensrealität der Mehrzahl der radelnden Dienstnehmenden entspricht. 2. Betriebliche Tätigkeit Kommen wir nun zu den steuerlichen Möglichkeiten, die das Fahrrad selbstständig Erwerbstätigen bzw. Unternehmen bietet. Das Fahrrad ist Teil des Betriebsvermögens, wenn es über-

wiegend für betriebliche Zwecke genutzt wird, sonst gehört es zum Privatvermögen. Das Überwiegen ist anhand eines Fahrtenbuches nachzuweisen bzw. mit anderen Beweismitteln (Terminkalender oder anhand eines Werkvertrages) glaubhaft zu machen. Dieser Nachweis ist auch für das Ausscheiden eines etwaigen Privatanteils heranzuziehen. Die Anschaffungskosten eines Fahrrades von mehr als 400 € sind über die „betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer“ zu verteilen, die von der jeweiligen Intensität der Nutzung abhängt. In der Regel wird ein Rad über sieben bis zehn Jahre abzuschreiben sein. Im Falle von unangemessen hohen Anschaffungskosten kann die Nichtabsetzbarkeit einer sogenannten Luxustangente zum Thema werden. Als laufende Betriebsausgaben sind nur die bescheidenen tatsächlichen Kosten absetzbar. Wird ein dem Privatvermögen zuzuordnendes Fahrrad für betriebliche Zwecke verwendet, kann im Schätzungsweg der amtliche Kilometersatz (siehe oben) als Betriebsausgabe angesetzt werden. Elektrofahrrad Das Steuerrecht unterscheidet grundsätzlich zwischen Fahrrad und Motorrad. Nicht als Kfz, sondern als Fahrrad gilt nach dem Kraftfahrgesetz (KFG) auch das E-Bike mit einer Leistung von nicht mehr als 600 Watt und einer Bauartgeschwindigkeit von nicht mehr als 25 km/h. Liegt die Leistung darüber, handelt es sich um ein Motorfahrrad bzw. Moped. Im Unterschied zum konventionellen Fahrrad wird ertragsteuerlich aufgrund der vorhandenen Technik von einer etwas kürzeren Nutzungsdauer von fünf bis sieben Jahren auszugehen sein. Bezüglich der Absetzbarkeit der laufenden Kosten gibt es keinen Unterschied zum oben Gesagten; im Falle eines Motorfahrrads beträgt der amtliche Kilometersatz allerdings nur 0,24 € pro Kilometer.


Orcas Kettenbriefe

The Global Platform

Stolpersteine

Ich bin vom Rad gefallen. Und wieder aufgestanden. Bei Nässe hat es mir das Hinterrad weggezogen und ich bin der Schwerkraft gefolgt. Eine Motorhaube hat mich zum Rutschen eingeladen, die Hose war zerrissen und das Adrenalin hat keinen Schmerz gespürt. Ich konnte einem Auto knapp ausweichen und bin ihm parabelmäßig näher gekommen, näher nicht berührt. Ich fuhr im toten Winkel und wurde gezwungen, rechts abzubiegen. Das wollte ich nicht. Ich habe manche Türen öffnen sehen, den meisten konnte ich ausweichen, eine hat mir den kleinen Finger gebrochen. Ich bin über den Lenker gefallen, meine erste Ausfahrt mit Helm. Der Kopf ist heil geblieben. Die Delle an der Helmfront habe ich stolz gezeigt. Ein Lkw ist nah an mir vorbeigerauscht. Gefühlt zu nah. Manchmal frag ich mich, ob es lohnt, sich in Gefahr zu begeben. Immer wieder. Für die eigene Freiheit. Für das eigene Fahrgefühl. Für die Blase, in der ich mich bewege. Für die Ruhe, die sie mir gibt. Ich bin in Allem und doch für mich. Liegen bleiben gibt es nicht. Aufstehen. Auf das Rad schwingen. Der Angst durch die Rotation, durch die Balance näher kommen, an mir vorbei fahren lassen. Ich mache das schon so lange. Was sollen diese kleinen Stolpersteine auf meinem Weg. Zusammengehäuft habe ich schon Bergketten überwunden. Ich radele weiter. Kein Mensch kann mich stoppen. Den Mut zur Freiheit mir niemand nehmen. Mir nicht. Nicht den Frauen. Nicht den Andersdenkenden. Widerstand ist ein Rad.

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Clara „Orca“ Felis ist Radbotin, Buchhändlerin und schreibt. In ihrer Glosse berichtet sie aus dem Straßendschungel zum Wortmeer

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Politik

„Wir fühlten uns wie Helden“ Aus Anlass des 40-Jahre-Jubliäums der ARGUS: Interview mit Helmut Hiess, einem der Gründerväter der Fahrrad-Interessensvertretung.

INTERVIEW: Matthias Bernold

H

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elmut Hiess ist einer der Gründerväter der Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Straßenverkehr (ARGUS), die am 12. Juli 1979 gegründet wurde. Heute ist er einer der Partner beim Planungsbüro Rosinak & Partner. Wir sprechen mit ihm über Radfahren in den 1970er-Jahren, die Anfänge der ARGUS und über die Zukunft des Straßenverkehrs. Wie hat alles begonnen? Die ARGUS ist aus der Anti-AKWBewegung entstanden: Nach dem Erfolg bei der Volksabstimmung haben sich die Zwentendorf-Aktivistinnen und -Aktivisten in Graz getroffen, um zu überlegen wie es weitergeht. Unsere Haltung war: man kann nicht immer gegen alles sein; man muss Alternativen aufzeigen. Unter anderem haben wir über umweltfreundliche Mobilität nachgedacht. Dazu muss man wissen: Die späten 1970er-Jahre waren eine Zeit, in der es in Wien nur noch dreizehn Kilometer Radweg gegeben hat – und die waren Überbleibsel aus der Zwischenkriegszeit. Wie hat man sich damals als Radfahrender gefühlt? Wie ein Held. Man hatte das Gefühl, die Zukunft des Verkehrs zu sein. Die anderen Verkehrsteilnehmenden haben einen als Exot betrachtet. Nachdem wir so wenige waren, hat Radfahren – im Gegensatz zu heute – keine Aggressionen ausgelöst. Wie ist es weitergegangen? Wir haben eine Radsternfahrt organisiert, zu der überraschend viele Leute gekommen sind. 2.000 Menschen sind über die Ringstraße zum Rathausplatz gefahren. Das war der Startpunkt für eine ganze Serie von Aktionen. Wir sind zum Beispiel beim Aufmarsch der SPÖ am 1. Mai mitgefahren. Auf unserem Plakat ist gestanden: „Dem Sozialismus kann man sich nur mit dem Fahrrad nähern“ – ein Zitat von Allende. Der Zuspruch der Leute hat uns euphorisiert. Wann kam die Institutionalisierung? Um die Demos anzumelden, ist es notwendig gewesen, einen Verein zu gründen. Innerhalb der Gruppe hat das zunächst überhaupt keine Rolle gespielt. Wir waren eine Handvoll Leute,

die einander regelmäßig im ersten Bioladen Wiens getroffen haben. Es war eine relativ hohe Fluktuation. Kein stabiles Gefüge. Die Institutionalisierung ist später gekommen mit Hans und Evi Doppel. Da war ich aber schon nicht mehr aktiv dabei. Wie hat sich aus deiner Sicht der Radverkehr in der Stadt verändert? Ohne Frage zum Positiven. Es fasziniert mich, was aus diesem kleinen Häuflein von damals geworden ist: Wie sich unser Denken in der Stadt ausgebreitet hat. Die vielen Radfahrenden, die Infrastruktur, das Radwegenetz, die Stellplätze: Es ist eine völlig andere Verkehrskultur entstanden. Trotzdem gibt es natürlich immer noch stark befahrene Straßen, Lärm und Abgase. Und die Hauptangst vieler Politik ist nach wie vor, dass es einen Aufstand gibt, wenn ein paar Parkplätze verloren gehen. Die Elektrifizierung macht neue, wundersame Vehikel möglich. Was hältst du davon? Vor ein paar Jahren hätte niemand daran gedacht, dass Elektroroller die Städte überschwemmen könnten oder Elektro-Fahrräder so ein Hype werden. Die Zukunft des Verkehrs ist momentan schwierig einzuschätzen. Ich sehe zwei ganz konträre Entwicklungsmöglichkeiten. Entweder werden die privaten Pkw zu autonom fahrenden Pkw: dann hat man nicht weniger Fahrten, sondern mehr. Oder – zweite Möglichkeit – es werden die autonomen Fahrzeuge zu halb öffentlichen Verkehrsmitteln, quasi ein Taxisystem mit viel weniger Autos, die aber viel effizienter genutzt werden. Das sind zwei völlig unterschiedliche Szenarien und es ist völlig offen, in welche Richtung es gehen wird.

Mehr zur Geschichte der Radlobby ARGUS: radlobby.at/argus/geschichte

ARGUS-Flyer aus den Anfangstagen


Wer bei Radausflügen haftet

Politik

Haftungsfragen bei Radausflügen beschäftigen immer wieder unsere Leserinnen und Leser. Unser Rechtsexperte gibt Auskunft.

Anklage gegen Radclub Für mediale Aufmerksamkeit in diesem Zusammenhang sorgte die Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den Verantwortlichen des Radclub ARBÖ Feld am See, der den Radmarathon Bad Kleinkirchheim bis 2016 ausgerichtet hat: Ein Teilnehmer war aufgrund eines Risses im Straßenbelag gestürzt und hatte sich sehr schwere Verletzungen zugezogen. Das Bezirksgericht Spittal an der Drau sprach den Organisator – wie jetzt bekannt wurde – vom Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung frei. (Das Urteil ist inzwischen rechtskräftig.) Der Angeklagte habe – so das Gericht in seinem Urteil – mit der gebotenen Sorgfalt gehandelt, indem er die 171 Kilometer lange Strecke mit einem Auto abgefahren und auf atypische Fahrbahnschäden kontrolliert habe: Der Sachverständige gab ab, dass ein Unfall selbst dann nicht ausgeschlossen gewesen wäre, wenn die Stelle mit einem Dreieckständer gesichert worden wäre. Analogie zu Skipistenerhaltern Verwiesen wird auf die Judikatur zu Skipistenerhaltern, die auch nur vor

atypischen, nicht erkennbaren Gefahren warnen müssen. Radmarathonteilnehmende – so die aktuelle Entscheidung – müssen mit Rissen in Straßen rechnen. Was bedeutet dieses Urteil nun für die Organisatoren von Radausflügen? Im Vorfeld gilt zu beachten, dass derjenige, der eine Veranstaltung – egal ob entgeltlich oder unentgeltlich – organisiert, Verkehrssicherungspflichten zu beachten hat und alle zum Schutz der Teilnehmenden erforderlichen Maßnahmen treffen muss. In diesem Zusammenhang werden oft Haftungsausschlüsse verlangt. Diese sind nur in dem engen Rahmen wirksam, als auf den Regress verzichtende Teilnehmende konkret auf die Gefahr hingewiesen wurden. Da dies meist nicht möglich ist, sind diese Ausschlüsse oft unwirksam, weil Teilnehmende eben mit dieser Gefahr nicht rechnen mussten.

Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 13

Viele Menschen schrecken vor der Planung gemeinsamer Radausflüge aufgrund der rechtlichen Gefahren zurück. Hauptangst ist üblicherweise, dass sich Teilnehmende verletzen könnten und dann die Organisierenden zur Haftung heranziehen. Zur Anwendung könnte nämlich einerseits die zivilrechtliche Haftung für sämtliche unfallkausale Schäden bis hin zur Versehrtenrente kommen. Andererseits die strafrechtliche Haftung wegen fahrlässiger Körperverletzung unter allenfalls gefährlichen Umständen.

Strecke prüfen Angesichts des nunmehr rechtskräftig erfolgten Freispruchs wird Personen, die Radveranstaltungen organisieren, geraten, die Strecke sorgfältig ohne gefährliche Stellen zu planen, sie selbst abzufahren, die Teilnehmenden über mögliche Gefahrenstellen aufzuklären sowie vor Beginn eine technische Prüfung der Räder durchzuführen. Falls es sich um eine größere Menge an Teilnehmenden handelt, sollte eine Haftpflichtversicherung für die Veranstaltung abgeschlossen werden und gegebenenfalls erfahrenes Personal mit der Streckensicherheit beauftragt werden. Es empfiehlt sich außerdem, eine Checkliste der sicherheitstechnischen Anforderungen zu erstellen und dem Sicherheits-Personal nachweislich entsprechende Anweisungen zu erteilen.

Information der Radlobby

Als Radlobby-Mitglied gut versichert unterwegs! Rechtsschutzversicherung europaweit, deckt Anwalts-, Gerichts- und Sachverständigenkosten bis EUR 57.000

Haftpflichtversicherung europaweit, bis EUR 1,5 Mill.

Unfallversicherung weltweit, bis EUR 7.200

Kinder  ⁄  Jugendliche sind bis zum vollendeten 19. Lebensjahr automatisch mitversichert. radlobby.at/mtg

Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 16


Community 40 Jahre Radlobby Oberösterreich Seite 14

Radelnder Komparse im Akademietheater Seite 15

Serviceleistungen für Radlobby-Mitglieder Seite 16

STEIERMARK

NIEDERÖSTERRREICH

Landesausstellung „Welt in Bewegung“

Rückeroberung der Stad in Graz Das Haus der Architektur hat die Ausstellung „Fahr Rad! Die Rückeroberung der Stadt“ nach Graz geholt. Mit Projektbeispielen aus Kopenhagen, Groningen, Barcelona, New York oder Oslo wirbt die Ausstellung für die sanfte Rückeroberung der Stadt und zeigt, wie der Weg zu einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Umwelt über die Planung von fahrradgerechten Städten führt.

Auch die niederösterreichische Landesaustellung 2019 widmet sich dem Thema Fahrrad. Noch bis 10. November kann in den Kasematten und im Museum St. Peter an der Sperr die „Welt in Bewegung!“ bestaunt werden. Die Anreise von Wien mit dem Rad ist über den Thermenradweg entlang des Wiener Neustädter Kanals ein schöner Ausflug. www.noe-landesausstellung.at

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hda-graz.at

OBERÖSTERREICH

Radlobby OÖ feiert 40er WIEN

Critical Mass – Naked bike ride Am 21. Juni herrscht bei der Wiener Critical Mass wieder ein besonderer Dresscode: Nackt (oder zumindest nackter als gewöhnlich). Ausfahrten unter dem Motto Naked Bike Ride gibt es in Städten auf der ganzen Welt im Juni. Sie erinnern an die besondere Verletzlichkeit von Radfahrenden. Die Critical Mass, die Radausfahrt für eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums, findet in Wien jeden dritten Freitag im Monat statt. Treffpunkt ist Freitag, der 21. Juni um 16.30 Uhr am Schwarzenbergplatz. Auch in Graz, Innsbruck, Linz und Salzburg wird geradelt – dort jeweils am letzten Freitag im Monat. Alle Termine österreichweit auf criticalmass.at

N

icht nur die ARGUS feiert heuer ihr 40-jähriges Jubiläum: Der Erster Anziger und Mutiger Drahteselclub (EAMDC) wurde 1979 in Linz gegründet. Er bildete die Basis für die heutige Radlobby Oberösterreich. Im Jahr 2004 benannte sich der EAMDC (klingt ja in der Aussprache irgendwie nach einem bekannten Automobilclub?) anlässlich der 25-Jahr-Feier in „Initiative Fahrrad Oberösterreich“ (I Fahr Rad) um. Im Zuge der Gründung des Bundesverbandes Radlobby Österreich wurde der Verein im Juni 2013 zur Radlobby Oberösterreich. Mit der Gründung neuer Gemeinde- und Regionalgruppen wurde die Arbeit über die Linzer Stadtgrenzen hinausgetragen. Urgestein der ersten Stunde und heute noch immer an vorderster Stelle in der Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden ist Lukas Beurle für die Radlobby Oberösterreich tätig. In den vier Jahrzehnten seit der Gründung darf sich die Interessensvertretung über einige große Erfolge freuen: Zum Beispiel die Verankerung verpflichtender Radabstellplätze in Quantität und Qualität in der Bauordnung des Landes oder die Installation eines Radfahrbeauftragten. Dazu kamen zahlreiche Einbahn- und Busspuröffnungen sowie Radweglücken-, Holperstellenstudien und Radständerbedarfserhebungen in Linz. Am bemerkenswertesten

ist vielleicht die ganzjährige Öffnung der Radwege über die Donaukraftwerksbrücken – ein Ergebnis von drei Jahren hartnäckiger und geschickter Verhandlungen. Ein Erfolg, der dem Verein viele Sympathien breiter Bevölkerungsgruppen einbrachte. Bereits zweimal (2004, 2013) gewann die Radlobby OÖ den Umweltpreis IRIS der Stadt Linz, 2019 erfolgte mit der Nominierung zum Umweltpreis „Energy Globe OÖ“ eine weitere Riesenauszeichnung für das Engagement für Alltagsradverkehrsförderung. Im Juni 2018 wurde der Steyregger Gerhard Fischer als erster „Nichtlinzer“ zum 7. Vorsitzenden der Radlobby Oberösterreich gewählt. Er machte sich vor allem durch die erfolgreiche Gemeindevernetzung seit Jahren verdient, aus der sich mit dem OÖ SternRADLn zum Linzer Mobilitätsfest die größte Alltagsradveranstaltung des Landes entwickelte. 2018 wurde die höchst erfolgreiche Mobilitätskampagne „Sei schlau, pfeif auf’n Stau“ initiiert. Größte Herausforderungen stellt in Oberösterreich aktuell die völlige Schieflage in der Verkehrspolitik mit milliardenschweren Kfz-Großprojekten und nur minimalen Budgets sowie kaum bewusstseinsbildenden Maßnahmen für den Radverkehr dar. Die Radlobby OÖ feiert am 24. Juni Gebur tstag: siehe Termine auf Seite 47

Fotos: Klaus Pichler, schubiduquartet.com

TEXT: Gerhard Fischer


WIEN

WIEN

Unser Autor radelt als Komparse durchs Theaterstück „Land in Sicht“ von Joachim Meyerhoff im Akademie-Theater.

Dein Rad hat einen Patschen und bis du mal zum Radgeschäft kommst, vergehen Tage oder gar Wochen? Deine Schaltung spinnt, und du ärgerst dich bei jeder Fahrt darüber? Die Radlobby Wien hält ab sofort Workshops ab, in denen gezeigt wird, wie man das Rad wieder flott bekommt. Einfache Reparatur-Arbeiten können so selbst erledigt werden. Jeder der Workshops widmet sich einem bestimmten Thema. Merke: Etwas, das du nicht reparieren kannst, gehört dir auch nicht (ganz)!

BERICHT: Rainer Stummer

A

ller Anfang ist konventionell: ein Casting wird veranstaltet, es werden Komparsen gesucht, die auf der Bühne Radfahren können. Kann ich, glaub ich. Zumindest abseits des Rampenlichts ganz gut, also fahr ich hin. Die Probebühne ist etwas versteckt im Arsenal untergebracht und nicht wirklich angeschrieben. Ich werde direkt in die Garderobe gebeten, es wird Maß genommen, und ich bekomme ein Kostüm: Retro-Radlwäsche, also Wolltrikot, Strickhandschuhe und ein weißes Kapperl. Was dann kommt, wirkt für mich unwirklich: ein großer, beinahe leerer Raum, Holzboden, ein langer Tisch, an dem das gesamte Produktionsteam im Dunkeln sitzt, um das Geschehen in Ruhe zu beobachten. In der Mitte die vier anderen potenziellen Komparsen, die schon am Fahren sind. Bis zu diesem Moment hatte noch niemand erwähnt, dass das Radfahren auf Rollen stattfinden würde. Vier von uns haben das noch nie zuvor gemacht. Rund zwanzig Minuten vergehen bis der Rollenabstand meinem Rad entsprechend eingestellt ist und ich das erste Mal – ohne runterzufallen – allein aufsteigen und losfahren kann. Mit 28 Jahren ein zweites Mal Radfahren lernen zu müssen, hätte ich mir nicht erwartet. Irgendwann funktioniert es. Und es wird sogleich rumprobiert. Während wir uns mühsam auf den Rädern halten, werden Scheinwerfer auf uns gerichtet, ein riesiger Ventilator simuliert Herbstwind, jemand spielt Klavier und singt. Ich merke bald: das fühlt sich gut an und macht tatsächlich Spaß. Das Casting wird beendet, alle fünf Rad-

fahrer machen mit. Wir übersiedeln vom Arsenal ins Akademietheater. Die Atmosphäre ist locker. Bei jeder Kleinigkeit stehen sofort mindestens zwei Leute bereit, um zu helfen: das Trikot sitzt nicht gut? Die Schneiderin macht das. Die Schuhsohlen sind rutschig? Der Schuhmacher nagelt neue dran. Und das beste: ein Rad ist defekt? Jemand anders macht sich die Finger schmutzig! Theater, ich mag dich! Auch Radfahrer dürfen hübsch sein In jeder Probe sitzen wir am Rad. Zwanzig, dreißig Minuten, pitschnass ab der Hälfte. Klavierspiel, Schauspielende um uns, die Windmaschine. Das Rad ruhig halten, nicht von der Rolle fallen, auf die Musik achten und auf die Erzählung des Regisseurs – am Anfang locker treten, dann etwas schneller, zum Schluss: Unterlenker-Position und Sprint. Dann: Abgang. Das Rad zurück zur Requisite. Raus aus der nassen Wolle und ins trockene Kostüm für den zweiten Teil. Und natürlich in die Maske – auch Radfahrer dürfen hübsch sein. Das Stück selbst ist übrigens eine Art Hommage an den im September 2018 verstorbenen Burgschauspieler Ignaz Kirchner, der in seinen Notizbüchern abseitige Fußnoten der Geschichte festgehalten hat. Mit „Land in Sicht“ setzte Regisseur und Hauptdarsteller Joachim Meyerhoff seinem Kollegen ein Denkmal. Die Notizen des Verstorbenen ergeben zusammen mit den humorvollen, einfühlsamen Anekdoten Meyerhoffs ein letztes, wahrhaftig lebendiges Bild des Verstorbenen.

Workshop-Termine jeweils Donnerstag, 11. Juli (Reifen), 8. August (Schaltung), 5. September (Bremse), 18 Uhr im Radlobby-Büro Lichtenauergasse 4, 1020 Wien Kosten: 20 Euro (15 Euro für Radlobby-Mitglieder), max. 6 Personen pro Kurs, zumindest drei Teilnehmende, Dauer: ca. zwei Stunden, verbindliche Anmeldung unter: wien@radlobby.at radlobby.at/reparaturkurse

VORARLBERG

Cycle Cinema on Tour: Vorarlberg Der Cycle Cinema Club wird mit der Pedalkraft des Publikums betrieben und bespielt öffentliche Orte mit Filmen zum Radund Klimathema. Die heurige Tour führt von 30. August bis 3. September durch Vorarlberg. Davor sind mehrere Auftritte in Wien und Niederösterreich geplant.

Foto: Burgtheater/Georg Soulek

www.cyclecinemaclub.at

Szene von Land in Sicht. Unser Autor radelt vorne rechts im blauen Trikot

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Workshop zum Rad-Reparieren

Theater, ich mag dich!


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DRAHTESEL-Abo Viermal jährlich kommt der DRAHTESEL, das österreichische Fahrrad­ magazin, zu Ihnen ins Haus!

Mitglied werden zahlt sich aus! Sie können in jedem Bundesland bei einem Radlobby-Verein Mitglied werden! Und zwar bei Radlobby ARGUS  (Bgld, Ktn, Tirol, Wien) sowie bei Radlobby Niederösterreich, Radlobby Oberösterreich, Radlobby ARGUS Steiermark, Radlobby Salzburg und Radlobby Vorarlberg. Bis zu EUR 2,– Ermäßigung bei Einziehungsaufträgen –  gilt für alle Mitgliedsarten Mitgliedervorteile und -beiträge können je Bundesland geringfügig variieren. Anmeldung und ausführliche Infos zur Mitgliedschaft: radlobby.at/mtg

Einzel-Mitgliedschaft

Studierende

Haushalts-Mitgliedschaft

Alle Mitgliedervorteile um EUR 40,- pro Jahr

Ermäßigte Mitgliedschaft EUR 26,- pro Jahr für Studierende bis 26 sowie für alle unter 19 Jahren

Für Familien, WGs und Lebensgemeinschaften: Pro Jahr EUR 40,- für das Erstmitglied, alle weiteren Haushalts­ mitglieder je EUR 26,unter 18 Jahren gratis.

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Infrastruktur Stadterweiterung ohne Radwegenetz Seite 17

Plus / Minus: FahrradInfrastruktur im Test Seite 18

Naschmarkt-Radweg: Wichtiger Lückenschluss Seite 20

Paradies mit Schönheitsfehler

Die Kräne markieren das große Stadterweiterungsgebiet in Atzgersdorf: Leider gibt es keine Anbindung ans Wiener Radverkehrsnetz.

BERICHT: Andrzej Felczak

1.200 Wohnungen werden derzeit im Stadterweiterungsgebiet Carrée Atzgersdorf errichtet. Das Angebot wendet sich an Menschen, denen eine ökologische und gesunde Wohnumgebung wichtig ist: verkehrsfreie Boulevardzone, Baumpflanzungen, begrünte Gebäudeflächen etc. Es ist eine Klientel, die gerne radelt. Konsequenterweise werben die Wohnbaugesellschaften mit der Anbindung an das Radverkehrsnetz, Abstellplätzen und Fahrradwerkstatt.

Foto: Andrzej Felczak

Versäumnis der Verantwortlichen Was nach Fahrradparadies klingt, hat allerdings einen entscheidenden Schönheitsfehler: Laut unseren Informationen wird es an Radwegen fehlen, die das Wohngebiet mit dem umliegenden Radverkehrsnetz verbinden. Im Westen bildet die Südbahn eine Barriere. Nach Norden, entlang der Atzgersdorfer Straße, ist keine Radan-

bindung geplant. In der Ziedlergasse (rechts am Foto) hatte die Stadt eine Hauptradroute mit Anschluss an den Liesingbachradweg vorgesehen. Wegen den zu groß gewordenen Bäumen in der Parkspur wird sie jedoch nicht gebaut. Auch in der Hödlgasse wird keine Radverbindung realisiert, obwohl laut Flächenwidmung ein 17 Meter breites Verkehrsband zur Verfügung stünde. Immerhin soll Richtung Süden über die Scherbangasse eine Einbahn bis zum Kirchenplatz geöffnet werden. Diese Strecke zum Liesingbachradweg ist jedoch 800 Meter länger, nur stückweise Radweg und nicht einmal durchgängig Tempo 30. Bei jedem Stadterweiterungsgebiet werden Straßen mitgeplant, zeitgemäß wäre es, auch Radwege mit der gleichen Priorität vorzusehen. In Atzgersdorf haben die zuständigen Stellen jedoch verabsäumt, rechtzeitig eine Trasse freizuhalten: Der dringend benötigte Radweg bleibt auf der Strecke.

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Für das Stadterweiterungsgebiet Carrée Wien-Atzgersdorf wird mit ökologischer Wohnumgebung und Fahrrad-Freundlichkeit geworben. Tatsächlich haben die Verantwortlichen auf die Anbindung ans Radwegenetz „vergessen“.


PLUS  ⁄  MINUS

Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest

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QUALITÄTSKONTROLLE: Andrzej Felczak, MITARBEIT: Walter Bradler

& Wien 8., Florianigasse

Wien 15., Goldschlagstraße

Wien 21., Prager Straße

In der Florianigasse wurde der 800 Meter lange Einbahnabschnitt zwischen Skodagasse und Landesgerichtsstraße geöffnet. Die Radfahrenden können die Strecke jetzt praktisch durchgängig vom Gürtel bis zum Ring schienenfrei im Tempo-30-Bereich befahren. Die Strecke hat nur halb so viele Ampeln wie z. B. die Josefstädter Straße. Bei der Kreuzung Skodagasse erleichtert eine Verkehrsinsel das Einbiegen in die geöffnete Florianigasse. Bei der Landesgerichtsstraße ist das letzte Stück der Radspur gegen die Einbahn durch eine Schwelle abgesichert, um sicherzustellen, dass entgegenkommende Fahrzeuge nicht die Kurve schneiden und Radfahrende auf diese Weise gefährden. Unser Lokalaugenschein zeigt, dass der Radstreifen gegen die Einbahn bei den Ecken Buchfeldgasse und Piaristengasse leider häufig von illegal parkenden Kfz blockiert wird, insbesondere durch Lieferfahrzeuge. Radfahrende werden zum Ausweichen gezwungen und landen im Schleppkurvenbereich der aus den Seitengassen kommenden Busse bzw. Lkw. Hier ist zur Absicherung noch eine bauliche Maßnahme erforderlich.

Eine ungewöhnliche bauliche Maßnahme wendet die Stadt auf der Kreuzung Goldschlagstraße/Hackengasse in Wien-Fünfhaus an: Poller, die in einer Diagonale über die Kreuzung verlaufen. Zwischen den Pollern ist so viel Platz, dass Radfahrende in allen Richtungen durchfahren können. Mehrspurige Fahrzeuge hingegen müssen abbiegen. Auf diese Weise unterbindet man den Durchzugsverkehr, lässt aber eine Zufahrtsmöglichkeit für Anrainer bestehen. „Verkehrsfilter“ heißt das im Fachjargon der Verkehrsplanung. Bisher wurden in Wien Poller zwar auch zur Verkehrsleitung eingesetzt, in dieser Komplexität und mitten in einer Kreuzung ist es unserem Wissen nach ein Novum. Poller können kostengünstig jederzeit angebracht werden und erlauben bei Bedarf eine einfache Änderung der Verkehrsorganisation.

In Floridsdorf wurde die äußere Prager Straße zwischen Mayerweckgasse und Ernst-Vasovec-Gasse von vier (sehr wenig genutzten) Fahrspuren auf zwei zurückgebaut und ein vier Meter breiter Geh- und Radweg errichtet. Grundsätzlich stellen gemeinsame Geh- und Radwege aus Sicht der Radlobby Wien problematische Lösungen dar, die nur in besonderen Fällen verwendet werden sollten. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten passt die Verkehrsorganisation an dieser Stelle allerdings recht gut. Der Radweg hat nur lokale Bedeutung als Verbindung zwischen Floridsdorf und Langenzersdorf. Jeder, der weiter mit dem Rad fahren will, wählt den Donauradweg: Kfz-Verkehrsfrei, ampelfrei und mit schöner Aussicht auf die Donau. Auch ist die Frequenz der Zufußgehenden in diesem Bereich sehr niedrig. Durch den Umbau konnte auch der Grünbereich um drei Meter verbreitert werden. Zweckmäßig wäre es, die Radverbindung Richtung Bezirkszentrum Floridsdorf weiterzuführen.

Radroute zwischen Gürtel und Ring in beiden Richtungen befahrbar

Kreuzung Hackengasse – diagonal gesetzte Poller als „Verkehrsfilter“

Fotos: Andrzej Felczak (3), Wolfgang Parnigoni, Gunnar Scholz, Walter Bradler

Prager Straße rückgebaut, Geh- und Radweg hier eine passende Variante


NÖ, Perchtoldsdorf

NÖ, Waidhofen an der Ybbs

Graz, Eggenberger Straße

Eine Radverbindung, die Wien und die Gemeinden südlich davon verbindet, ist ein langjähriger Wunsch der Radfahrenden. Jetzt hat Perchtoldsdorf eine 1.100 Meter lange Teilstrecke in guter Qualität zwischen Mühlgasse und Vesperkreuzstraße errichtet. Sie verläuft ampelfrei und weitgehend als eigener Geh- und Radweg. Nur ein kurzes Stück führt durch einen Sackgassenbereich. Besonders wichtig ist die Unterführung bei der Außenringautobahn/A21, die als große Barriere wirkt. Verbesserungswürdig ist an manchen Stellen die Breite der Radverbindung. Bei Hauptrouten besagen die RVS (Richtlinien und Vorschriften für den Straßenverkehr), dass eine Regelbreite von drei Meter zweckmäßig ist, damit Überholmanöver und Begegnungen sicher ablaufen können. An der Weiterführung Richtung Süden arbeitet die Gemeinde Brunn am Gebirge. Es soll ein Geh- und Radweg östlich der B12 kommen. Die Umsetzung ist für das Jahr 2020 geplant. Lücken im Radwegenetz bestehen noch in Richtung Norden, z. B. zum Liesingbachradweg Richtung Nordost oder zur Brunner Straße.

Wenn gemeinsame Geh- und Radwege bisher über Straßen geführt wurden, meinten viele Verkehrsjuristinnen und -juristen, dass es – aufgrund der internationalen Wiener Straßenverkehrskonvention aus dem Jahr 1968 – notwendig sei, die Wege zu trennen und als eigenen Fußgänger-Übergang und eigene Radfahrer-Überfahrt zu führen. Das stellte die Planung regelmäßig vor praktische Probleme. In manchen Städten, wie z. B. St. Pölten, war man flexibler, und es wurden gemeinsame Geh- und Radüberfahrten eingerichtet. Am 1. April 2019 wurde dieses „St. Pöltner-Modell“ oder „Leiter-Modell“ in die StVO aufgenommen und somit juristisch einwandfrei einsetzbar. Der wahrscheinlich erste Einsatzort des – gesetzeskonformen – „Leiter-Modells“ in Österreich war Waidhofen an der Ybbs. Zeitgleich mit dem Inkrafttreten der StVO-Novelle kam die neue Verkehrsorganisation am 1. April zum Einsatz, und zwar beim Übergang Pockensteinerstraße beim Kindergarten. Zum raschen Einsatz hatte die gute Zusammenarbeit zwischen der lokalen Radlobby und der Gemeinde maßgeblich beigetragen.

In der Eggenberger Straße in der Nähe des Hauptbahnhofs ließ die Stadt etwa 50 Meter des erst vor sechs Jahren komfortabel ausgebauten nordseitigen Zweirichtungs-Geh-/Radwegs abreißen und in eine Kfz-Abbiegespur plus Einrichtungs-Radstreifen in Richtung Westen umwandeln. Am Foto ist der linke Rand des bisherigen Radweges eingezeichnet. Das Ergebnis: Sperre für Zufußgehende und umständliche Seitenwechsel für Radfahrende sowie Verminderung der Verkehrssicherheit. Die verantwortliche Stadtbaudirektion begründet diese Unterbrechung der stark genutzten Hauptradroute 12 damit, dass sie mit erhöhtem KfzAufkommen während der zweijährigen Bauzeit der Straßenbahnlinie nach Reininghaus rechne. Entgegen den Mobilitätszielen der Stadt erhält hier temporär – nach Ende der Bauarbeiten soll der Zweirichtungs-Geh-/Radweg wiederhergestellt werden – der Kfz-Verkehr Vorrang gegenüber der Sanften Mobilität.

„Radhighway“-Abschnitt entlang der Südbahn wurde fertiggestellt

Erster Einsatz des „Leiter-Modells“ bei Radüberfahrten

Falsches Signal: Geh-/Radweg wurde zur KFZ-Abbiegespur

Einfach online Radbeschwerden abgeben: radkummerkasten.at

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 19

Infrastruktur


Lückenschluss auf der Linken Wienzeile

So könnte der Radweg in Zukunft aussehen.

ANALYSE: Andrzej Felczak

D

er derzeitige Zustand auf der Linken Wienzeile, Teil der Langstrecke West, ist selbst für routinierte Radfahrende eine Mutprobe: hohes Tempo, zu knappes Überholen durch Kfz-Lenkende, unachtsam aufgerissene Autotüren, Fahrzeuge, die plötzlich stehen bleiben, um zu parken oder auszuladen. Kein Wunder, dass viele Radfahrende den Straßenzug meiden und ihn großräumig umfahren. 700 Meter lange Lücke geschlossen Entlang der Linken Wienzeile plant die Stadt Wien daher mit dem Bezirk Mariahilf einen Zweirichtungsradweg. Mit diesem Stück Radinfrastruktur – das übrigens bereits seit Jahren von der Radlobby gefordert und diskutiert wird – soll eine 700 Meter lange Lücke im Wiener Hauptradverkehrsnetz geschlossen und die Wientalradroute, die bisher in der Köstlergasse endete, bis zum Radweg Operngasse Höhe Nibelungengasse verlängert werden. Auch der stark befahrene Radweg Margaretenstraße würde so entlastet. Zwischen Ladezonen/Parkplätzen und Radweg

soll ein ein Meter breiter Streifen für Sicherheit sorgen. Beim Eingang zum „Theater an der Wien“ und bei Hauseinfahrten wird der Radweg mit Signalfarbe eingefärbt. Die Maßnahme ist für Radfahrende gut. Und sie könnte auch Autofahrenden Vorteile bringen: Beide Fahrspuren der Linken Wienzeile bleiben nämlich bestehen, ebenso alle Abbiegemöglichkeiten. Die Kapazität für den Fließverkehr auf der Fahrbahn wird durch verringerte Ein- und Ausparkvorgänge sogar erhöht. Auch durch den baulich getrennten Radweg – so die Prognose der Stadtplaner – wird sich der Verkehrsfluss für den motorisierten Individualverkehr verbessern. Kompromiss vieler Interessen Anders als es die aufgeheizte Debatte in einigen Medien glauben lassen könnte – auch der Radweg am Naschmarkt wurde wieder für politische Attacken genützt – ist die Stadtverwaltung behutsam mit den vielen berührten Interessen umgegangen: Die Taxistandplätze bleiben erhalten; für die Geschäftstreibenden am Naschmarkt

werden Ersatzliefermöglichkeiten in der Rechten Wienzeile geschaffen. Verbilligtes Kurzparken Für die entfallenden rund 70 Parkplätze wird es Kompensationsmöglichkeiten geben: Kunden und Kundinnen des Naschmarkts und der Geschäfte entlang der Wienzeile bekommen ein stark verbilligtes Kurzparken, für die Bewohnerinnen und Bewohner des 6. Bezirks wird es ein stark vergünstigtes Angebot an Dauergaragenparkplätzen geben. Und für Gastronomie-Betriebe, die in diesem Bereich bisher Schanigärten hatten, wurden Ausweichmöglichkeiten in Seitengassen geschaffen. Insgesamt halten wir die Vorgangsweise beim Radweg Naschmarkt für durchaus beispielhaft: Ein essenzielles Stück Radinfrastruktur wird hier in konstruktiver Zusammenarbeit mit allen Betroffenen realisiert. Wünschenswert für die Zukunft wäre es freilich, wenn wichtige verkehrspolitische Maßnahmen endlich nicht mehr dafür missbraucht würden, politisches Kleingeld zu wechseln. Mehr Infos und Grafiken auf: radlobby.at/linkewienzeile

Grafik: Stadt Wien/Radlobby, Radweg für den DRAHTESEL farblich hervorgehoben

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 20

Ein neuer Radweg auf der Linken Wienzeile soll den lange ersehnten Lückenschluss für die Langstrecke West bringen und eine für Radfahrende unzumutbare Verkehrssituation beenden.


Lebensstil Frauen und Radsport: Hier kommen die Mitzis Seite 22

Rennrad vs. Alltagsradeln: Gemeinsame Anliegen Seite 24

Cover: Lucky Luke schafft die Verkehrswende Seite 26

Cinemascope

An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des Fahrrad-Films vor.

Anselm ist mit dem Rad durch Afrika gefahren, 414 Tage lang. 15 Länder hat er gesehen, 15.000 Kilometer zurückgelegt und dabei mit seiner 300-€-Kompaktkamera Material für das gesammelt, was wir nun bestaunen können: Eine Reisedokumentation, die weder bewertend noch politisch ist, doch auf die das Attribut „neutral“ trotzdem nicht passt. Was bedeutet Heimat?

Die Bilder, die Farben, die Emotionen – sie alle ergeben ein stimmiges Gesamtwerk.

Denn „Anderswo“ lässt niemanden kalt, der Film nimmt den Zuseher mit auf eine Reise – durch ferne Länder, zu fremden Kulturen, vor allem aber zu sich selbst. Anselm wirft viele zentrale Fragen auf: Was bedeutet Heimat? Was ist Freiheit? Wohin will ich? In welchem Tempo bewege ich mich durchs Leben? Dabei wirken seine Kommentare aus dem Off nie überzogen oder theatralisch; sie fügen sich natürlich in die Erlebnisse ein, denen wir beiwohnen: Anselm im Sandsturm, Anselm, der mit Zahnseide seinen Patschen flickt, Anselm, der gegen Malaria kämpft. Lachende Menschen, wilde Tiere, atemberaubende Natur. Die Bilder, die Farben, die Emotionen – sie alle ergeben ein stimmiges Gesamtwerk. Das zeigte sich im Wiener Votivkino beim Publikumsgespräch mit Anselm, in dem er das tat, was er besonders gerne macht: Mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben.

Für Zusehende überraschend ist, dass sein Film – wie er sagt – nicht geplant gewesen, sondern einfach so passiert ist. Die Kamera sei für ihn vor allem ein Mittel gewesen, um die Einsamkeit zu überwinden. Neben dem kleinen Stativ halfen Bäume, Lkw, Eselskarren und Passanten beim Filmen. Erst nach Anselms Rückkehr gaben Freunde den Anstoß, Sponsoren für eine professionelle Postproduktion des 40-stündigen Materials zu finden. Anselm sagt, er sei auf dieser Reise sich selbst und den Menschen so nah gekommen, wie vorher noch nie. Sein Film hilft nun jedem dabei, sich selbst auf die Reise zu machen – auf die innere oder die äußere – ganz egal, wo diese hinführt. Denn: Ziellosigkeit tut gut. Anderswo. Allein in Afrika. Dokumentation, Afrika 2014 (110 Minuten) Regie / Kamera /Buch: Anselm Nathanael Pahnke; Schnitt: Andree Fischer; Sounddesign und Tonmischung: Enrico Horn, Tom Puschmann; Farbkorrektur: Dennis Wieck; Produktion: Laia Gonzales; Postproduktion: Florian Alart, Jennifer Fuchs; Musik: Jan Finck, Thomas Kisser, Thomas Reifner, u. a. Anderswo. Allein in Afrika. ist aktuell auf Kinotour durch Österreich und Deutschland, er wird in ausgewählten österreichischen Sommerkinos laufen und bald auch online anzusehen sein. Alle Termine und weiteren Infos auf: www.anderswoinafrika.de

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Anderswo. Allein in Afrika.


Lebensstil

Hier kommen die Mitzis Der Verein Mitzi and Friends hilft Frauen beim Einstieg in den Radrennsport. Verkehrspolitik spielt ebenfalls eine Rolle ...

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INTERVIEW: Matthias Bernold und Ines Ingerle


Wie sieht der Gründungs-Mythos von Mitzi and Friends aus? Stefanie Wacht: 2013 habe ich mir ein Trekking-Bike gekauft, weil ich nach einem Bandscheibenvorfall nicht mehr laufen gehen durfte. Alleine Runden auf der Donauinsel zu fahren, war mir dann bald zu langweilig. Ich habe festgestellt, dass es Frauen am Rad gibt – meistens allerdings alleine oder im Windschatten von einem Mann. Ich habe dann andere Frauen angequatscht und gefragt, ob sie nicht Lust hätten, gemeinsam zu fahren. Daraus ist Mitzi and Friends entstanden. Eines führte zum anderen. Jetzt sind wir 40 Frauen im Verein – und zwei Männer. Wie ist es zum Namen gekommen? S. W.: Der Name ist mir spontan eingefallen. Mein erstes Rennrad habe ich so getauft. Erst später habe ich herausgefunden, dass es vor ca. 120 Jahren in Graz einen Damen-Radsportverein gegeben hat, und eine der Gründerinnen hieß damals Mitzi Albl. Dürfen Männer dem Verein beitreten? S. W.: Ja, wir freuen uns über männliche Begleitung. Mein Lebensgefährte hat mit mir den Verein gegründet und ist immer noch fix verankert. Allerdings liegt unser Fokus ganz klar auf Frauen und Frauenthemen. Wir wollten eine Plattform schaffen, die zeigt: Wir Frauen sind auch da. In der Branche dominieren nach wie vor die Männer. Ich bin selber Querfeldeinrennen gefahren. Da fahren hundert Männer und, wenn es hoch kommt, fünf Frauen mit. Entsprechend schaut es mit Preisgeld für Frauen aus – es gibt meistens keines.

Foto: Georg Pfarl

Was braucht es, damit das besser wird? S. W.: Je mehr Frauen Radsport betreiben und auch an Rennen teilnehmen, desto mehr Aufmerksamkeit und Sponsoren gibt es. Wenn viele Frauen radfahren, wird etwas für sie getan. Wenn es wenige sind, vergisst man auf sie recht rasch. Erzählt uns bitte von euren Aktivitäten! Leonie Breth: Was wir ausschließlich für die Frauen anbieten sind die Trainings. Wir haben eine Trainerin, die wir regelmäßig buchen. Es gibt bei uns eine große Bandbreite von Leistungs-Levels: Von Sportlerinnen, die

bei Bewerben aufs Podium kommen. Bis hin zu Leuten, die sich gerade erst ein Rennrad gekauft haben. Eva-Maria Entstrasser: Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass gezeigt wird: Man muss nicht immer auf Leistung, Distanz und Geschwindigkeit fahren, sondern kann auch mal eine gemütliche Plauderausfahrt machen. Bei unseren „Soft Banana Rides“ für Einsteigerinnen wollen wir die Schwelle so niedrig wie möglich halten. Da orientieren wir uns an der Langsamsten und erklären vor der Abfahrt die Handzeichen und Regeln fürs Gruppenfahren. Was sind eure Tipps für Einsteigerinnen bzw. Einsteiger? S. W.: Auf jeden Fall einmal ein passendes Rad. Gut finde ich auch Workshops, wo man lernt, wie man selber einen Schlauch picken oder tauschen kann. Eine gute Radhose ist natürlich empfehlenswert – und ein cooles MitziTrikot.

„Wir wollten eine Plattform schaffen, die zeigt: Wir Frauen sind auch da.“

Wie viel Geld sollten Einsteigerinnen ins Rennrad investieren? S. W.: Man kann das pragmatisch angehen und sich ein recht gutes Einsteiger-Rennrad auf willhaben kaufen. Da ist man ab 750 € dabei. Lasst uns über das Klima auf den Straßen sprechen! L. B.: Auf Landstraßen habe ich schon oft unangenehme Situationen erlebt, die sich größtenteils aus Unwissen der Autofahrenden ergeben: Unwissen darüber, dass Rennradfahrende in Zweierreihen fahren dürfen oder einen Radweg nicht benützen müssen. Ich muss mir – umgekehrt – als Radfahrerin auch darüber im Klaren sein, dass ich nicht überall schnell fahren kann. Etwa am Donaukanal: Da kann ich nicht durchpreschen. S. W.: Ich hatte leider richtig viele unangenehme Erlebnisse mit Autofahrenden, die zu knapp überholen. Ich bin selber Fußgängerin, habe einen Hund, bin Radfahrerin und Autofahrerin, aber was mir auf dem Rad an Unverständnis und brenzligen Situationen untergekommen ist, ist sehr bedenklich. E. E.: Schockierend finde ich, dass zu knappes oder gefährdendes Überholen oftmals von Autolenkenden gar nicht bemerkt wird. Als ich einmal mit dem Stadtrad unterwegs war, hat mich ein Auto so knapp überholt, dass es mit

dem rechten Vorderlicht meine Radtasche touchiert hat. Wie viel seid ihr selber im Alltag mit dem Fahrrad unterwegs? S. W.: Ich wohne seit drei Jahren in Großenzersdorf und arbeite dort auch. Mein Radweg in die Arbeit hat sich dadurch von 42 Kilometer täglich auf eine Minute pro Strecke verkürzt. Vom Trainings-Gesichtspunkt ist das natürlich suboptimal. Zu der Zeit, als ich täglich nach Wien in die Arbeit gefahren bin, habe ich einiges erlebt. Vieles war hilfreich für mein Training. Track Stand vor der Ampel üben zum Beispiel, oder Blitzstart. Das hat sich in der Cyclocross-Rennsaison bezahlt gemacht. L. B.: Ich habe im Moment keine Jahreskarte bei den Wiener Linien. Auch, um mich zu disziplinieren. So fahre ich jeden Tag die sieben Kilometer in die Arbeit mit dem Rad – das ist mir sehr wichtig, um abzuschalten. Man muss andererseits schon auch sehr wachsam sein im Straßenverkehr. Gerade im 19. Bezirk fühlen sich die Autofahrenden in der Oberhoheit. Was sind für euch die wichtigsten Maßnahmen, um das Radfahren in der Stadt sicherer und komfortabler zu machen? L. B.: Ich bin stark für eine Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht: Das würde helfen, die Autofahrenden daran zu gewöhnen, dass Radfahrende da sind. Auch Begegnungszonen finde ich interessant; es wäre schön, wenn es davon in Wien mehr geben würde. Eine weitere wichtige Maßnahme sind Geschwindigkeitsbeschränkungen. Man muss in der Großstadt keinen 50er fahren – Tempo-30 reicht. Letzte Frage: Wie hat Radfahren euer Leben bereichert? E. E.: Es hat sehr viel mit Freiheit und Unabhängigkeit zu tun. Nicht bloß für mich persönlich, sondern für alle Menschen, die sich kein Auto leisten können oder keine guten Öffi-Verbindungen haben. S. W.: Für mich ist es Psychohygiene. Ich radle mir Stress und Gedanken aus dem Kopf. L. B.: Für mich bietet Radfahren auch die Möglichkeit, etwas zu sehen und zu erleben. Reichweite und Tempo sind beim Radeln etwas Eigenes. Das bringt einen an Orte, an die man zuvor nie gekommen wäre. Sowohl räumlich als auch mental. Dieser Text ist die stark gekürzte und adaptierte Fassung eines Interviews für den Fahrrad-Podcast „Reich durch Radeln“. Die Audio-Version in voller Länge zum Nachhören gibt es hier: www.drahtesel.or.at/rdr-mitzi

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eit dem Jahr 2015 gibt es den Mitzi and Friends Women's Cycling Club, gegründet von Stefanie Wacht. Wir haben uns mit Stefanie und ihren Vereinskolleginnen Leoni und Eva über Frauen im Radsport, Trainingstipps, ekstatische Momente und Erfahrungen als Sportlerinnen und Alltagsradfahrende unterhalten.


Sport und Alltag Egal, ob auf Carbonrenner oder Hollandrad: bestimmte verkehrspolitische Anliegen sind allen radfahrenden Menschen wichtig. Wir haben die acht wichtigsten aufgelistet. ANALYSE: Ines Ingerle

1. Überholabstand Mangelnde Seitenabstände überholender Kfz stellen für Radfahrende eine signifikante Gefahr dar. Kfz-Lenkende sollten beim Überholen von Radfahrenden mindestens 1,5 Meter Seitenabstand einhalten oder – wenn dies nicht möglich ist – das Überholen unterlassen. Ein ausreichender Seitenabstand ist auch beim Vorbeifahren an anderen Menschen und Fahrzeugen wichtig. Radfahrenden sei empfohlen, mindestens 1,2 Meter Seitenabstand zu abgestellten Fahrzeugen zu halten. Kleine Erinnerung für Autoinsassen: Öffnen von Autotüren ist verboten, wenn andere behindert oder gefährdet werden.

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2. Sichere Geschwindigkeiten Über ein Drittel aller Verkehrsunfälle wird durch zu hohe Geschwindigkeit verursacht – es ist die Todesursache Nummer eins auf Österreichs Straßen. Bei einem Zusammenstoß mit Tempo-50 ist die durchschnittliche Sterbewahrscheinlichkeit fünf Mal höher als bei Tempo-30. Daher sollte die Regelgeschwindigkeit in der Stadt Tempo-30 betragen, auf Freilandstraßen maximal Tempo-80. 3. Bessere Gesetze Damit radfahrende Menschen sicher, entspannt und schnell vorankommen, braucht es fahrradfreundliche Regeln. Die erst kürzlich in Kraft getretene 30. Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) fiel nur teilweise zugunsten der Radfahrenden aus. Immer noch fehlen der verpflichtende Seitenabstand für Kfz beim Überholen, die gänzliche Abschaffung des Sondernachrangs beim Verlassen von Radwegen, die breitenwirksame Erlaubnis zum Nebeneinander Radfahren im Ortsgebiet oder das – international bewährte – Rechts bei Rot für den Radverkehr. 4. Planung, die sichtbar macht Von Kfz-Lenkenden übersehen zu werden, ist eine Haupt-Gefahrenquelle für Radfahrende – egal, ob auf dem Rennrad oder dem Citybike. Die wichtigen Sichtfelder auf Straßen und an Kreuzungen sollten deshalb von

Hindernissen freigehalten werden. An Straßen mit viel Autoverkehr sind geschützte Radspuren und Radwege notwendig, die auch durch Kreuzungen sicher geführt werden. Im verkehrsberuhigten Bereich sind Fahrradstraßen ideal, um Radverkehr zu fördern. 5. Investitionen in den Radverkehr Um gute und sichere Radinfrastruktur in Österreich zu errichten und mit entsprechenden Services auszustatten, braucht es eine Erhöhung des Radverkehrsbudgets auf mindestens 30 € pro Einwohner und Jahr. 6. Radverkehrsanlagen Für gute Bewegungsfreiheit und Sicherheit sollen Radstreifen neben abgestellten Fahrzeugen sowie Radwege auf Hauptradrouten pro Richtung zwei Meter breit sein. 7. Wahlfreiheit bei Radwegen Radfahrende auf Trainingsfahrt sind bekanntlich von der geltenden Radwegebenützungspflicht ausgenommen. In der Praxis ergeben sich immer wieder Diskussionen mit Amtsträgern. Eine generelle Aufhebung der allgemeinen Radwegebenützungspflicht würde viele Gefahrensituationen entschärfen und Kfz-Lenkende an Radfahrende gewöhnen. 8. Informationen über die Rechtslage Nicht alle Bestimmungen der StVO sind unter Kfz-Lenkenden bekannt. So ist es bei Trainingsfahrten Radfahrenden gestattet, nebeneinander unterwegs zu ein. Auch sind sie von der allgemeinen Radwegebenutzungspflicht ausgenommen. Allein – diese Informationen haben sich offenbar bei vielen Autolenkenden nicht herumgesprochen. Besonders Menschen auf dem Rennrad kämpfen mit Konflikten, die aus Unwissen entstehen. Zu knappes Überholen, Ausbremsen, an den Rand drängen und ähnliche „erzieherische“ Maßnahmen sind die Folge. Es ist daher dringend geboten, Autolenkende über die aktuelle Rechtslage in Kenntnis zu setzen.


Im Radlabor

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Wer mit dem Rennradfahren beginnen will, sollte vor allen Dingen ein Rad fahren, das passt. Unsere Autorin hat sich in der Veletage vermessen lassen.

Bike-Fitting: Eineinhalb Stunden dauert das Vermessen und Einstellen. 150 Euro kostet das Service.

BERICHT: Magda Jöchler

Fotos: Bernold

I

ch kippe gerade auf ein neues Hobby rein: das Rennradfahren. Und wie das bei Über-30-Jährigen mit Neuanfängen so ist, möchte ich nichts dem Zufall überlassen. Deshalb setze ich mich im Fahrrad-Shop Veletage in der Praterstraße in Wien auf das Fitting-Bike – eine Art Ergometer, an dem so gut wie jeder Winkel mittels Stellschrauben justiert werden kann – und lasse mich von den Zehen- bis zu den Fingerspitzen vermessen. Komfort, sagt mir der „Fitter“ Josh gleich als erstes, entscheidet im Rennradsport über dranbleiben oder aufhören. Los geht es mit Sattelhöhe und Fußhaltung. Eine falsche Position kann Hüft-, Knie- oder Rückenprobleme verursachen. Mit einem Pendel misst Josh deshalb, ob mein Knie im richtigen Winkel zum Fuß sitzt. Die Sattelstütze schraubt er solange nach oben und unten bis er zufrieden ist. Jetzt geht es an den Lenker. Hier bemerkt er gleich meine falsche Armhal-

tung: Die Ellbogen sollten nicht nach innen gedreht und keinesfalls überstreckt sein. Gar nicht gut ist auch ein Katzenbuckel: Dadurch verengt sich der Brustkorb, das Atmen fällt schwerer und weniger Luft bedeutet weniger Leistung. Mit dem Satteldruckmessgerät analysiert Josh als nächstes die – wenn man so will – Achillesferse der Rennradfahrenden: den Hintern. Dafür lässt er mich in allen drei Positionen radeln: Hände am Oberlenker, an den Schalthebeln bzw. im Untergriff. Der Sattel des Fitting Bikes ist mit Sensoren ausgestattet. Der Monitor zeigt exakt die Belastung an: Rote Punkte weisen auf mögliche Druckstellen hin. Die lassen sich mit dem richtigen Sattel vermeiden. Weil sich mit der Erfahrung aber die Sitzposition ändert, sollten insbesondere Anfänger nach ein paar Monaten wiederkommen und nachjustieren lassen, sagt Josh. Ob das Rad jetzt tatsächlich richtig eingestellt ist, sieht der Fitter erst mit

Hilfe von 3D-Kameras. Um die Bewegungen möglichst genau zu erfassen, klebt er Dutzende kleiner weißer Kugeln an meine Arme, Beine und Rücken. Wieder trete ich eine Zeitlang in die Pedale. Danach klebt er die weißen Kugeln an das Rad, damit auch dessen Maße exakt erfasst werden. Am Ende der eineinhalbstündigen Session drückt mir Josh ein Protokoll mit ca. 20 Werten in die Hand. Dieses Papier soll mich vor falschen Radkäufen oder unbequemen Sätteln bewahren. Ich lerne: man kann doch recht viel falsch machen. Die richtige Rahmengröße allein sagt noch relativ wenig darüber aus, ob ich mich auf meinem Rad wohlfühlen werde. Ein Interview mit Veletage-Boss Kurt Stefan und mehr Infos zur Bike-Fitting-Session von Magdalena Jöchler gibt es im Podcast „Reich durch Radeln“ zum Nachhören. www.reichdurchradeln.at/veletage veletage.com


Verkehrswende im Wilden Westen

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Der Berliner Cartoonist Mawil setzt den Westernhelden Lucky Luke aufs Fahrrad. Eine originelle Idee und mehr als das: Mawil kritisiert augenzwinkernd unsere Autoverliebte Gesellschaft.

PORTRÄT: Matthias Bernold

A

ls Lucky Luke nach „Traffic Gulch“ kommt, steht er gleich einmal im Stau: Pferde quälen sich im Stop-and-Go durch die Straßen, niemand findet einen Parkplatz, und im Saloon drehen sich alle Gespräche nur um das eine: wer das schönste und schnellste Pferd reitet. Bereits die Ortstafel vor der Stadt zeigt den pferde-getriebenen Verkehrsinfarkt an: Sie steht in einem Berg aus dampfenden Rossäpfeln. In Mawils Hommage an den Mann, der schneller zieht als sein Schatten, ist das Pferd eine Metapher für das Automobil. Immer wieder lässt Markus „Mawil“ Witzel seine Kritik am automobilen Alltag anklingen. „Ich finde Autos schon interessant und kuck sie mir gerne wegen ihres Designs an. Aber ich selber brauche keines. Ich fahre mit dem Fahrrad durch Berlin von meiner Wohnung zum Atelier“, erklärt Mawil im Gespräch mit dem DRAHTESEL: „Ich denke, die Welt wird ein besserer Ort, wenn mehr Menschen auf dem Fahrrad statt im Auto unterwegs sind.“ Dass im Heft immer wieder Kritik am motorisierten Individualverkehr aufflackert, sei kein Zufall. Zwar gebe es in Berlin immer mehr Fahrräder und die rot-rot-grüne Regierung habe sich die Förderung des Radverkehrs auf die Fahnen geheftet, mangelhafte Radwege, diskriminierende Ampelschaltun-

gen und zu wenig Platz für Zufußgehende und Radfahrende vermittelten aber immer noch das Gefühl, wer nicht Auto fahre, sei Bürger zweiter Klasse. „Ich denke, eine ganze Menge Leute könnten auch viel mehr mit dem Fahrrad schaffen“, sagt Mawil. „Wenn man als Kind das Fahrrad nahe gelegt bekommt, wenn man lernt, einen Platten zu flicken, kriegt man das auch fertig, mit zwei Packtaschen hinten drauf einen Großeinkauf mit dem Fahrrad zu machen.“ Mawil (Jahrgang 1976) wuchs zu DDR-Zeiten im Osten Berlins auf. Er sei ein Stubenhocker gewesen und habe viel Zeit alleine verbracht. Vor allem mit dem Zeichnen von Comics, das für ihn auch Möglichkeit gewesen sei, die anderen Kinder zu beeindrucken: „Das war mein Erfolgserlebnis.“ Selbst kann er gar nicht genug von Comics bekommen. Eine Bekannte aus dem Westen schickt Hefte in Paketen mit doppeltem Boden im Austausch gegen DDR-Briefmarken: Asterix, Tim und Struppi, Lucky Luke. Mawil verschlingt alles. Und auch das, was in der DDR zu bekommen ist: „Es gab im Osten sehr verrückte und schräge Kinderbücher. Von Autoren, die ansonsten nichts mehr veröffentlichen durften.“ Am Wochenende legt Markus dann den Zeichenstift zur Seite und geht Radfahren. Von einem alten Klapprad schraubt er alles ab, damit es ein biss-


chen so aussieht wie ein BMX. „Damals gab es im Osten noch wenige Autos. Ich habe mit meinem Rad immer größere Kreise gezogen durchs Umland von Berlin, bin durch jedes staubige Sandloch gerollt. Das war eine gute Kindheit.“ Auch nach dem Mauerfall bleibt er seinen beiden Leidenschaften treu: Er studiert Grafikdesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und gründet mit anderen die Comicgruppe Monogatari. Zeichnet für verschiedene Magazine und Zeitungen. Veröffentlicht Bücher, die immer wieder Preise gewinnen: „Wir können ja Freunde bleiben“ (2003), „Kinderland“ (2014) und „The Singles Collection“ (2015). Wenn er nicht arbeitet, geht er auf FahrradTour. Mit seinem Diamant radelt er durch Europa, ins Baltikum, weiter bis Georgien und Azerbaidschan.

Spannungsbogen, dass Pope ein skrupelloser Schurke ist, der die Dominanz des Hochrades mit allen Mitteln erhalten will. Klar, dass sich Lucky Luke auf die Seite Overmans stellen muss und so zum Siegeszug des Fahrrades beiträgt. Auch bei Mawil ist Lucky Luke ganz der schweigsame Superheld mit der außergewöhnlichen Geschicklichkeit mit dem Revolver. „Er ist eine besonders coole Figur“, erklärt Mawil, „was für mich sehr ungewohnt war, weil meine Figuren sonst eher Loser-Typen sind.“ Fast zu perfekt sei ihm der Cowboy erschienen. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, muss Mawils Lucky Luke mehr leiden als für gewöhnlich: „Er kriegt von mir das Fahrrad als Gegenspieler. Als neue Herausforderung, für die es mehr braucht als einen schnellen Schuss.“ Lucky Luke ist zunächst ein Held wider Willen.

Illustrationen: Lucky Comics, 2019. All Rights Reserved – by Mawil

Wie die Idee entstand Bereits 2016, zum 70. Geburtstag des Helden, hatte es zwei Hommagen an den Westernhelden gegeben. Mawils Buch ist die dritte dieser Würdigungen und die erste von einem deutschen Zeichner. Bei der Wahl des Themas habe ihm der Egmont-Verlag völlig freie Hand gelassen: „Ich habe lange überlegt. Und bin dann aufs Radfahren gekommen. Auch, weil mein nächstes Comic sowieso ein Fahrrad-Comic geworden wäre.“ Er beginnt zu recherchieren und stößt auf eine historische Brücke: Der Siegeszug des modernen Fahrrades beginnt Ende des 19. Jahrhunderts; genau zu der Zeit, als auch die Lucky LukeGeschichten angesiedelt sind. Auch zwei historische Persönlichkeiten gibt es, die Mawil einbaut: Den HochradProduzenten Albert Augustus Pope und Albert H. Overman als Importeur „moderner“ britischer Fahrräder. Die beiden wollen – so der Plot – in einem Radrennen herausfinden, welcher Typ Fahrrad der bessere ist. Es erfordert der

Radeln und Schießen Es wäre freilich nicht Lucky Luke, würde er nicht auch das Radfahren binnen weniger Seiten meistern: Nach einem holprigen Start mit Geigeln und Stürzen quert er im Fahrrad-Sattel den ganzen Kontinent, radelt mit hinterm Rücken gefesselten Armen. Lernt während des Radfahrens zu schießen. Und hängt schließlich einen Indianerstamm mit berittenen Verfolgern ab. Am Ende freilich steigt Lucky Luke doch wieder aufs Pferd um. (Schon alleine deshalb, weil er Jolly Jumper aus dessen Depression reißen will, in die der treue Hengst geschlittert ist, weil Lucky Luke so viel Gefallen am Fahrrad fand.) Aber auch, weil das Ende einer Lucky Luke-Story so sein muss: „Der Verlag hat mir nichts vorgegeben außer eben den Schluss“, lacht Mawil: „Die Alben haben ja die verschiedensten Geschichten. Aber sie enden immer gleich.“ Immerhin hat Lucky Luke jetzt, wenn er in den Sonnenuntergang reitet, eine Fahrrad-Klingel dabei.

Im Jahr 1946 schuf der belgische Comic-Zeichner Morris die Figur des Lucky Luke. Bis 1955 zeichnete und textete er die Abenteuer allein, danach begann seine Zusammenarbeit mit Asterix-Erfinder René Goscinny, mit dem er bis zu dessen Tod 1977 zusammenarbeitete. Nach Morris’ Tod 2001 übernahm der französische Künstler Achdé die visuelle Gestaltung der Serie. Lucky Luke gehört zu den bekanntesten und bestverkauften Comic-Serien in Europa und wurde in 23 Sprachen übersetzt. Neben den 68 offiziellen Bänden gibt es inzwischen drei Hommagen: Zum 70-jährigen Jubiläum erschien 2016 „Der Mann, der Lucky Luke erschoss“ von Matthieu Bonhomme. 2017 „Jolly Jumper antwortet nicht“ von Guillaume Bouzard. „Lucky Luke sattelt um“ ist die dritte würdigende Auseinandersetzung mit dem Westernhelden. Mawil: Lucky Luke sattelt um Egmont Comic Collection, 2019. ISBN 978-3-7704-4060-3 64 Seiten, 15,50 €

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Lebensstil


BÜCHER

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Allt jag vet om cykling Drei Jahre nach der schwedischen Originalausgabe, die unter dem Titel „En Cyclo Pedi. Allt jag vet om cykling“ bei Norstedts, Stockholm erschienen ist, veröffentlichte der Benevento Verlag 2019 die deutsche Erstausgabe der „Encyclopedia“ des schwedischen Journalisten, Reisereporters und Fahrradliebhabers Johan Tell. Das persönliche Fahrradlexikon des Besitzers von immerhin sieben Fahrrädern – wie er im persönlichen Vorwort stolz schildert – reicht alphabetisch geordnet von vom „Abenteurer“ Göran Kropp, der mit dem Rad von Stockholm zum Mount Everest fuhr und diesen sogleich bestieg, bis zum Fahrradtei-

lehersteller „Zipp“, der unter anderem Scheibenräder produziert. Manche Begriffe wie „Fixie“ (Fahrrad ohne Freilauf) werden über mehrere Seiten erörtert, andere wie „Muur“ (niederländisch für „Mauer“, kurzer steiler Hügel) in einem Einzeiler erklärt. Die Illustrationen von Lukas Möllersten wirken spielerisch und unterstreichen die persönliche Note dieses Lexikons. Ob das Nachschlagewerk die Behauptung des Subtitels „Alles übers Fahrradfahren“ erfüllt, möge die Leserin oder der Leser selbst entscheiden. In eine gut sortierte Fahrradbibliothek passt es gewiss.

Lyrisches Weltbuch für Radreisende

Rennradprofi: Ein Buch vom Scheitern

Radfernwege in Österreich

Radfahren lernen mit Emil Ente

Ich mag es, wenn Geschichten nicht am vermeintlichen Anfang beginnen. Bereits auf Seite 1 bin ich eingesogen, als sich die beiden Kanadierinnen und Freundinnen-aus-Kindertagen Kate und Mel per Rad illegal über die Grenze nach Tibet wagen. Nicht beirren lassen vom (zu) konservativen Buchtitel und Cover der deutschen Ausgabe. „Lands of lost borders“ ist unglaubliche Autobiografie, Abenteuerroman und Atlas. Ein lyrisches Weltbuch nicht nur für Menschen, die gerne reisen: Seid gefasst, mitten im Lesen Buch und Rad packen zu müssen und aufzubrechen!

Das Scheitern im Profizirkus in ungewöhnlichem Stil erzählt: Dominik Nerz hat es trotz großem Talent und perfektem Karrierestart nicht zum Siegfahrer geschafft. Schlechte Berater, falscher Trainingsehrgeiz und zuletzt seine Essstörungen lassen die sportlichen Ziele unerreichbar werden. Falsche Selbsteinschätzung und Raubbau am Körper führen Nerz in die totale Erschöpfung. Der Sportjournalist Ostermann hat die Karriere von Nerz akribisch aufgearbeitet. Trotz extrem persönlicher Einblicke beschreibt er distanziert ein verstörendes Gesamtbild vom Leben als Radprofi.

Wer eine längere Radreise plant, sich aber nicht entscheiden kann, wohin es gehen soll, findet in diesem Überblickswerk der bikeline-Reihe viele Inspirationen: die 59 wichtigsten Radfernwege von Österreich, Schweiz und Italien sind mit Übersichtskarten leicht einzuordnen. Wegeführung, Verkehrsaufkommen, Steigungen und Wegequalität sowie Natur- und Kulturerlebnis erleichtern es, einen schnellen Überblick über die Route zu bekommen. So lässt sich der nächste Trip besser planen...

Endlich wieder ein Kinderbuch mit Fahrrad-Bezug: Emil Ente und Henry Schwan sind beste Freunde und wollen eine Radtour unternehmen. Blöd nur, dass Emil noch gar nicht Rad fahren kann. Wie er es dann mit Hilfe von Henry lernt und warum der Schwan dabei unsanft in Kontakt mit dem Boden kommt – davon erzählt Günther Jakobs in liebevollen Zeichnungen.

Andrea Siegl

Matthias Pintner

Basta Biker

Harris, Kate Auf der Seidenstraße. Zwei Räder, eine legendäre Route und keine Grenzen München: Malik, 2019 ISBN 978-3-89029-517-6 336 Seiten, 18,50 Euro

Tell, Johan Encyclopedia – alles übers Fahrradfahren. Salzburg: Benevento Verlag, 2019 ISBN 978-3-7109-0075-4 255 Seiten 24 Euro

Ostermann, Michael Dominik Nerz – Gestürzt Bielefeld: Covadonga Verlag, 2019 ISBN 978-3-95726-037-6 288 Seiten, 17,30 Euro

Omo Lisboa

Radfernwege Österreich, Schweiz, Italien: ein original bikeline-Radtourenbuch Rodingersdorf: Verlag Esterbauer, 2019 ISBN 978-3-85000-734-4 391 Seiten, 15 Euro

Matthias Bernold

Jakobs, Günther Klingeling; Fahrradfahren ist entenleicht Hamburg: Carlsen Verlag 2018 ISBN 978-3-551-51850-7 32 Seiten, 13,40 Euro


Produkte & Technik Nur saubere Räder sind gesunde Räder Seite 29

Elektro-Falträder im DRAHTESEL-Test Seite 30

Schaufenster: Aktuelle Produkte für Velophile Seite 35

REPARATURKOLUMNE

Fahrrad reinigen, aber richtig Ein sauberes Fahrrad ist nicht nur eine Augenweide – regelmäßige Pflege verbessert auch die Funktion und Sicherheit.

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Die richtige Ausrüstung Zum Fahrrad-Reinigen sollten diese Voraussetzungen gegeben sein: unempfindlicher Boden mit Abfluss, Reparaturständer, Gartenschlauch ohne hohen Druck oder Wasserkübel, ein großer Schwamm, eine weiche Bürste, alte Zahnbürste, Putzfetzen und Mikrofasertücher. Mit feiner Stahlwolle lassen sich Roststellen entfernen. Für Perfektionisten gibt es Spezialbürsten für Ritzelpakete und Kettenblätter oder spezielle Kettenreinigungsgeräte.

Foto: Manprit Kalsil

Die Reinigungs- und Pflegemittel Ich empfehle möglichst biologisch abbaubare Entfetter oder Petroleum für den Kettenantrieb, Bremsenreiniger für Scheibenbremsen, milden Universalreiniger oder Fahrradreiniger in Pumpflasche, Wachsspray für die Konservierung, dünnes, harzfreies, gummiverträgliches Fahrradöl, zähes, gut haftendes Kettenöl. Die Arbeitsschritte Das Fahrrad am besten auf einen Reparaturständer klemmen oder mit Seil oder Gurt am Sattel aufhängen. Das ergibt eine bequeme Arbeitshöhe und der Antrieb lässt sich zur Reinigung gut bewegen. Gleichzeitig lässt sich auch der Rahmen einfacher auf etwaige Schäden untersuchen. Leicht demontierbare Laufräder – vor allem mit Scheibenbremsen – ausbauen und separat waschen. So kann man auch die Innenseite von Rahmen und Gabel leicht erreichen. Die Bremsflanken der Felgen gründlich abreiben, Reifen mit der Bürste waschen und auf

Andreas Röderer ist Fahrradmechaniker bei Heavy Pedals

Risse und Abnützung achten. Bremsscheiben frei von Öl, Fett, Seife oder Wachs halten und am besten mit kräftig entfettendem, rückstandsfreien Bremsenreiniger säubern. Fahrrad gut abspülen – mit mildem Wasserstrahl oder Schwamm – um Staub oder Schlamm zu lösen. Damit sandiger Schmutz den Lack nicht zerkratzt, sollte höchstens mit einer weichen Bürste nachgeholfen werden. Dann den Antrieb mit Fettlöser einweichen und hartnäckige Fettkrusten abschaben oder abbürsten – mit alter Zahnbürste oder schmalen Spezialbürsten, die zwischen die Zahnräder gelangen. Mit robusten Textilstreifen erreicht man auch schwer zugängliche Stellen. Für die Kette gibt es geschlossene Reinigungsgeräte mit rotierenden Bürsten, die rasch und sauber arbeiten und sich bei häufigen Geländefahrten empfehlen. Rahmen und Anbauteile mit Reinigungsmittel einsprühen oder mit weichem Schwamm einschäumen und einige Minuten einweichen lassen. Immer von oben nach unten arbeiten und separate Schwämme und Tücher für den öligen Antrieb und das restli-

che Rad verwenden. Wasserlöslichen Entfetter dann gemeinsam mit dem Schaum abspülen und das Rad mit einem weichen Tuch – z. B. aus saugfähiger Mikrofaser – trockenwischen. Pflegen und Konservieren Die Kette nach der Reinigung am besten direkt über den Ritzeln großzügig ölen und mit einem festen Lappen wieder trockenwischen. Das verhindert, dass sich Staub festsetzt und einen klebrigen Fettfilm bildet. Nicht auf die Rollen des Schaltwerks vergessen, die sonst schwergängig laufen. Dünnes Öl in den Seilzügen und auf den Gelenken macht die Bremsen leichtgängig und die Schaltung präziser und verdrängt auch Feuchtigkeit, die im Winter festfrieren kann. Das ganze Fahrrad lässt sich mit einer Wachspolitur gut schützen. Nach dem Trocknen alles mit Ausnahme der Bremsflächen mit Wachs einsprühen, trocknen lassen und polieren. Die versiegelte Oberfläche ist vor Korrosion geschützt und kann leichter gereinigt werden.

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einigen sollte man Fahrräder zumindest zu Beginn der Saison vor dem Jahresservice im Frühjahr. Für den strapaziösen Wintereinsatz ist zusätzlich eine Behandlung mit Schutzwachs zu empfehlen. Auch nach jeder starken Verschmutzung hilft sofortiges, gründliches Abspülen und bei anhaltender Nässe regelmäßiges Kettenölen.


E-Falträder

Klassiker mit extra Punch Unsere Testerin versucht sich am brandneuen E-Brompton BERICHT: Omo Lisboa

In diesem Jahr bringen mehrere Hersteller Vehikel auf den Markt, die gleich zwei Trends der letzten Jahre in sich vereinen: Faltmechanismen und E-Antrieb. In den neuen Elektro-Falträdern steckt viel Hirnschmalz und Tüftelei der Konstrukteure. Wir haben fünf brandneue Modelle im Hinblick auf ihre Praxistauglichkeit getestet. Nicht alle überzeugten unsere Test-Crew gleichermaßen ...

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ndlich ist‘s soweit – ich darf mein Testrad, das brandneue E-Brompton, abholen! Seit Tagen bin ich ganz gespannt, wie es so sein wird mit dem E-Faltrad rumzuflitzen (und schaue immer wieder auf die Wetterprognose). Erster Eindruck: schick schaut es aus, und fast merkt man ihm das E-Bike nicht an. Der 300 Wattstunden Lithium-Ionen-Akku ist unauffällig in der kleinen Fronttasche am Trägerblock montiert und lässt sich leicht abnehmen. Trotz – im Vergleich zu einem nicht elektrifizierten Brompton – um vier Kilogramm höherem Gewicht (v.a. wegen des Williams-Motors im Vorderrad und des Akkus), fährt es sich super. Die Pedelec-Unterstützung setzt nach kurzer Tretleistung ein: Im Tretlager gibt es einen Sensor, der Trittkraft und -frequenz misst. Im 250 Watt-Frontmotor misst ein Sensor die Fahrgeschwindigkeit, und der Controller analysiert dann alle diese Daten, um die benötigte Unterstützung exakt zu bestimmen. Schon mit der ersten Unterstützungsstufe flitzt man an der Kreuzung allen davon. Bergauf weiß man die E-Unterstützung bald zu genießen: Gewohnte Strecken gehen viel müheloser, vor allem, wenn man es eilig hat und der ewige Gegenwind bläst. Ich werde ein bisschen zum Raser mit dem ungewohnt, aber leise surrenden E-Bike – aber auch ohne E-Unterstützung fährt es sich kaum anders als mein „normales“ Brompton. Wenn man sich beim Brompton-Falten auskennt, ist kaum was anders. Nur das zusätzliche Gewicht im Vorderrad überrascht bei

den gewohnten Handgriffen. Mit Akkutasche über der Schulter verteilt sich das Gewicht beim Tragen etwas besser, auch ungefaltet auf der Schulter merkt man das MehrGewicht kaum. Oder habe ich sonst in meiner Tasche vorne einfach viel mehr Sachen mit? Ein Display am Lenker wie bei anderen E-Bikes gibt’s beim Brompton übrigens nicht – alle Knöpfe befinden sich direkt am Akku vor dem Lenker, was beim Bedienen während der Fahrt etwas gewöhnungsbedürftig ist. Drei Unterstützungsstufen gibt es, eine Anzeige über den Ladestand, Licht – auch mit Automatik!, Ein-/AusSchalter. Was leider fehlt: Infos über die gerade gefahrene Geschwindigkeit. Um die mit 30 bis 80 Kilometern angegebene Reichweite zu testen, reichen meine Testfahrten leider nicht aus – es regnet einfach immer! So viel mit Regenponcho gefahren bin ich schon lang nicht mehr, aber es hat viel Spaß gemacht. Unbedingt zu empfehlen ist die extra Fronttasche, damit man mit dem E-Bike auch etwas transportieren kann. Fazit: Die Elektro-Variante des beliebten Faltrades aus Großbritannien ist gut gelungen.

Fotos: Omo Lisboa, Hersteller

Drahtesel 2  ⁄  2019 2 ⁄ 2019 ––30 30

Kompakte KraftPakete


Spaßig, praktisch, etwas schwer

Produkte & Technik

Unsere Testerin fährt das Puch Compact e Fold S BERICHT: Hanter

Fotos: Alfred, Hersteller

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ls ich gefragt wurde, welches E-Klapprad ich testen möchte, habe ich aus dem Bauch heraus das Puch gewählt. Im Hinterkopf hatte ich dabei die schnittigen, eher filigranen Puch-Räder: Stahl-Klassiker aus dem vergangenen Jahrhundert eben. Damit hat das Compact e Fold S allerdings wenig zu tun. Die dicken Rohre samt Akku und Motor lassen es klobig wirken. Dieses Erscheinungsbild passt zum – nicht unerheblichen – Gewicht von 23 Kilogramm. Der tiefe Einstieg lässt jedoch vermuten, dass ich mit meinen 30 Jahren einfach nicht der Zielgruppe entspreche, anderen Menschen gefällt es: So wurde ich von älteren Semestern auffällig oft bewundernd auf das Rad angesprochen. Kommen wir zum Fahrverhalten: Das Radeln mit dem elektrifizierten Puch macht jedenfalls Spaß. Wie bei jedem E-Bike besteht die Versuchung, Schaltvorgänge durch die E-Unterstützung zu ersetzen. Die Abriegelung der E-Unterstützung bei 25 km/h begrenzt auch bald den Ehrgeiz, mit höherem Tempo unterwegs zu sein. Das Auf- und Zuklappen ist mit fünf Handgriffen rasch erledigt. Die offensichtlichen Scharniere lassen mich intuitiv die richtigen Knöpfchen drücken. Insgesamt funktioniert das Klappen etwas schwergängig, ein wenig Kraftauf-

wand ist erforderlich. Auch besteht die Gefahr, dass es beim Klappen nach vorne kippt. Meistens zwar auf die – dafür vorgesehenen – Stützen, mitunter aber auch auf meine Füße. Die ausgewählten Komponenten in der Standardausführung sind sehr solide und gut bewährt. Dinge, an denen sonst gerne gespart wird – Ständer, Gepäckträger oder Kotflügel – sind robust und klappern nicht. Negative Ausnahme: Die Falt-Pedale sind recht klapprig gewählt. Was mir persönlich sehr weh tut, ist die lieblose Ausführung eines sehr wichtigen Details: Der Rahmen, der zugleich auch der Kabelkanal ist, ist überhaupt nicht entgratet und schneidet bei jedem Aufklappen in Bowden und – früher oder später – in Kabel und Seile. Fazit: Ein robuster Stadtfalter. Funktion und Komfort passen für die Zielgruppe. Für Ästhetik und Gewicht gibt’s Punkteabzug.

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 31

Unsere Testerin hat Spaß beim Fahren. Nur die Optik macht ihr Probleme: Die alten Puch-Klassiker gefallen ihr besser


Produkte & Technik

Ein starkes großes Kleines Unser Tester versucht sich am Tern Vektron S10 X BERICHT: Jan Killian

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 32

Kommen wir aber zu den positiven Eigenschaften: Das Rad fährt sich spurstabil und agil – wie ein großes: Man hat nie das Gefühl, auf einem Faltrad zu sitzen. Es ist – wie immer bei Tern – solide gebaut und mit guten Komponenten ausgestattet. Solange der Untergrund befestigt ist, zieht man – angetrieben vom starken Bosch-Motor – freudig flinke Kurven mit schönen Schräglagen. Im Tourmodus, der vollkommen ausreichende Unterstützung bietet, kommt man 60 Kilometer weit. Nettes Detail: Das Rad kommt mit elektronischer Schiebehilfe. Über die habe ich mich sehr gefreut, als ich diverse Rampen überwinden musste. Fazit: Robustes Fahrzeug für eine Zielgruppe mit barrierefreiem Zugang zum Fahrrad-Raum.

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Fotos: Hersteller

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s entspricht der Logik unseres wachstumsorientierten Wirtschaftssystems, dass Produkte auf den Markt kommen, von denen man davor noch nicht wusste, dass man sie braucht. Bei den Smart Phones war es so, dann hatte plötzlich jeder eines. Millionen Autofahrer kaufen SUVs, die niemals eine Schotterstraße sehen werden. Aus der Welt der Fahrräder fallen mir zum Beispiel die Fatbikes ein. Was die Entwicklung ungewöhnlicher Vehikel angeht, ist der taiwanesische Hersteller Tern stets mit dabei, der seit längerem versucht, Falttechnik und E-Antriebe auf innovative Weise zu kombinieren. Auf das „Get Stuff Done“, ein für Familien optimiertes Long Tail, folgt nun das Tern Vektron S10, eine eigenwillige Mischung aus Faltrad, Transportrad und Pedelec. Mich lässt das Gefährt allerdings etwas ratlos zurück. Um wirklich von den Vorteilen eines Faltrades profitieren zu können, ist es meines Erachtens zu groß und zu schwer. Für ein echtes Lastenrad ist es wiederum zu klein. Der Gepäckträger ist massiv genug, um auch große Packtaschen links und rechts und eine oben drauf packen zu können. Aber wie bringe ich das Ganze dann z. B. in die Bahn? Man könnte es natürlich tragen, aber 22 Kilogramm Eigengewicht verheißen nicht Gutes für die Bandscheiben.


Kein Körbchen für das KTM

Produkte & Technik

Unsere Testerin radelt auf dem KTM MACINA FOLD BERICHT: Margit Palman

So flott wie mit dem E-Faltrad von KTM ist unsere Testerin noch nie bergauf unterwegs gewesen

jedoch schmäler als die handelsüblichen: keiner meiner Körbe passt. Immerhin kann ich Packtaschen montieren. Den Akku kann man entnehmen oder direkt am Rad aufladen. Wer den Schlüssel zum Entriegeln nicht ganz ins Schloss steckt, braucht sich nicht wundern, dass die Batterie in der Halterung festsitzt. Beim nächsten Anlauf war das kein Problem mehr. Fazit: Ein ergonomisch designtes Rad mit einem starken Motor, um jede Steigung mühelos und flott zu überwinden. Für Leute, die nicht so kräftig sind, ist es allerdings zu schwer, um über Stiegen getragen oder verladen zu werden.

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Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 33

Fotos: Margit Palman, Hersteller

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e, jetzt fährt sie auch schon elektrisch“, wird mir nach der Abholung des E-Faltrades freundlich nachgerufen: Mit einem Faltrad mit E-Motor fällt man gleich auf. Gleich von vorneweg hatte ich ein gutes Sitzgefühl, die Innenschaltung mit Freilauf und Riemenantrieb bietet Komfort, zudem gibt es eine Anfahrhilfe. Das Display für den Elektroantrieb ist ausreichend groß mit der üblichen Anzeige für Unterstützungsstufe, Geschwindigkeit, Reichweite und Ladestand. Los geht es mit der ersten Stufe „Eco". Je länger die Fahrt wird, desto mutiger wird man, „Tour“ ist angesagt. Kommt noch eine Steigung dazu, schaltet man auf „eMTB“ oder „Sport". So flott bin ich in meinem ganzen Leben noch nie bergauf unterwegs gewesen. Auf dem Weg nach Hause teste ich auf der letzten Steigung die höchste Stufe aus, keine Gefahr, ausgepowert zu werden. Insgesamt ein gutes Fahrgefühl. Das Zusammenlegen ist kinderleicht, wäre da nicht das stattliche Gewicht von fast 24 Kilogramm. Da ich keinen Platzmangel habe, lasse ich das Rad immer startbereit in der Garage stehen. Auch das Ziehen des gefalteten Rads ist aufgrund des Gewichts nicht so einfach wie man glauben möchte. Ein Griff hinten am Sattel ist aber eine gute Hilfe, um das Rad gefaltet zu bewegen. Ein Gepäckträger ist zwar vorhanden,


Dich lasse ich nicht gern allein

Produkte & Technik

Unser Tester hat sich in das VELLO Bike+ Titan verliebt BERICHT: Paul Kubalek

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Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 34

in Vello für drei Wochen – und dann noch das Modell mit TitanRahmen! Ja, das hat mir dann doch gefallen. Bewegt sich zwar irgendwo in einem für mich utopischen Preisbereich; dafür ist es mit größter Sorgfalt konstruiert und wohl durchdacht. Das Ergebnis ist ein Vehikel, das nicht nur im Alltag überzeugt, es würde sich auch als Wandschmuck gut machen – vielleicht statt Fernseher oder Ölgemälde oder so. Kommen wir zum Test: Nach enthusiastischem Vortrag von Valentin Vodev, dem Erfinder des Vello, geht es raus in die Stadtwildnis. MaiSchüttregen-bedingt wird’s zunächst einmal eine Fahrt mit der U-Bahn, und ich falte schon mal. Gewohnt bin ich zwar mein englisches Faltwunder (siehe Test auf Seite 30), aber es geht auch mit dem Wiener Konkurrenzprodukt: nur einen Zug versäumt. Dass das Vello nicht ganz so klein wird wie das Brompton, daran muss ich mich noch gewöhnen. Zum E-Antrieb: Motoreinstellungen und Ladestands-Kontrolle für den Akku erfolgen über das Handy. Der Antrieb ist in der Hinterradnabe versteckt, also kein uncooler Block irgendwo am Rad.

Beeindruckt vom Vello: Paul Kubalek

In der Ebene wirkt sich die Unterstützung durch den Elektro-Motor sehr unspektakulär aus: Bei 25 km/h riegelt die Elektronik den Motor ab. Schneller zu fahren, heißt haxeln ohne Ende. Einen zusätzlichen Gang gibt es als Extra gegen Aufpreis. Richtigen Spaß bereitet der E-Motor dann am Berg: In Meidling zische ich die Tanbruckgasse im Turbo-Mode hinauf. Der Antrieb hält mich auf 20 km/h – oben am Berg angekommen bin ich nicht einmal außer Atem. Ein Bringer: Speziell wenn ich mit einem vollen Rucksack vom Markt komme. Recht gern hab ich auch die EBremse, die vor der Kreuzung durch Zurücktreten das Rad verlangsamt und dabei Strom in den Akku zurückspeist. Eindrucksvoll auch der Gewichtstest: das motorisierte Titan-Vello ist unwesentlich schwerer als mein Brompton ohne Motor. Resümee: Im Vello stecken gute Ideen und tolle Teile. E-Antrieb und niedriges Gewicht machen es alltagstauglich. Nachteil: ein Faltradl in dieser Preisklasse will man nicht so recht am Fahrradständer alleine lassen.

MODELL

PREIS

GEWICHT

PACKMASS

MOTOR

WEBADRESSE

Tern Vektron S10

3.399 €

22,1 kg

86 × 68 × 41

Bosch Gen.3 Active Line PLUS, 36 V, 250 W

ternbicycles.com/de

VELLO Bike+ Titan

3.990 €

12 kg

57 × 79 × 29

ZEHUS Bike+ 3in1 mit K.E.R.S. (Rekuperation), 250 W

vello.bike

PUCH Compact e Fold S

2.299 €

21 kg

70 × 80 × 35

Bosch Active Line Plus

shop.funbike.at

KTM MACINA FOLD

3.499 €

23,7 kg

70 × 84 × 44

Bosch Drive Unit 36 V, 250 W

ktm-bikes.at

Marktstart Ö 2020 geplant

17,3 kg

59 × 57 × 27

Williams – Advanced Engineering Ltd., 250 W

brompton.at/electric

Brompton Electric H6L


Das DRAHTESEL Schaufenster

A Muskel Müsli: Ganz Bio und für starke Waden Vor wenigen Wochen landete in der DRAHTESEL-Redaktion ein großer Karton mit bunt bedruckten Kartonröhren. Darin: Protein-Müslis des Hamburger Start-ups „Stark“. Wir testeten die beiden veganen Sorten Protein Müsli und Protein Porridge Heidelbeere, Mandel, Kokos sowie die beiden nicht-veganen Sorten Apfel-Mohn-Dattel und Natur Pur. Die Mischungen bestehen aus natürlichen Zutaten in Bioqualität. Die Porridge-Sorten basieren auf Haferflocken, das Müsli auf Sojaflocken. Mandel-, Reis- oder Milchprotein (laut Hersteller aus Österreich) sorgen für den hohen Eiweißgehalt. Unser Urteil: Schmeckt wirklich sehr gut und verspricht, stark zu machen. Eiweißreiches Eis stellen die Start-up-Gründer Johanna Köhler und Lukas Weinrich ebenfalls her. Das probieren wir dann als nächstes.

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Gesehen im Fachhandel um 3.199 Euro gazelle.de

Stadthelm, bei dem dir ein Licht aufgeht Der deutsche Hersteller Abus – bekannt auch durch seine Qualitätsschlösser – bietet einen Fahrrad-Helm an, der für das Fahren in der Stadt optimiert ist. Natürlich kommt der Helm in verschiedenen Farben und Größen. Als Besonderheit hat er ein integriertes Licht.

Das DRAHTESEL-Schaufenster entsteht in Kooperation mit den Herstellern; Fotos: Hersteller

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Gesehen bei Ig-fahrrad Westbahnstr. 28, 1070 Wien um 74,90 Euro ig-fahrrad.at

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www.eurovelo.at/ev13.html www.esterbauer.com

Gesehen im Argus Shop Frankenbergg. 11, 1040 Wien um 16,90 Euro

Kleines Stadt-Dingi: Maderna City Scooter Der Maderna City Scooter (MCS III) ist klein, wendig und fährt sich wie eine Mischung aus BMX und Tretroller. Das bewährte Stecksystem mit einem kompakten Rahmen ohne Gelenke erhöht Stabilität und Effizienz in Kraftübertragung und Lenkverhalten. Gute Komponenten und Alurahmen sorgen für ein Leichtgewicht von 10,8 kg. Erhältlich ist der Scooter in himmelblau, schwarz und rot mit einer Nexus 3-Gang Schaltung.

argusshop.org

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Gesehen bei Maderna Grundsteingasse 11, 1160 Wien um 399 Euro (bis August) maderna.at

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 35

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www.stark.bio

Eiserner-Vorhang-Radweg Radführer zum Jubiläum Gerade rechtzeitig zum 30jährigen Jubiläum des Falls des Eisernen Vorhanges erscheint die Neuauflage des Bikeline-Radtourenführers mit dem Teilstück des Eiserner-Vorhang-Radweges (EuroVelo 13) „Von Hof nach Szeged“ im Esterbauer-Verlag. Autor ist der ehemalige grüne EU-Parlamentarier Michael Cramer. Der EuroVelo 13 erstreckt sich in seiner gesamten Länge über 10.400 Kilometer und führt durch 20 europäische Länder von der Barentssee bis ans Schwarze Meer.

Gazelle Nummer Eins: Grenoble C7+ HMB Elite Mit dem Beinahmen „Elite“ für das Grenoble C7+ HMB zeigt der niederländische Marktführer Gazelle sein Top-Modell an. Das elektrifizierte Holland-Rad ist mit starkem PowertubeAkku (Kapazität: 500 Wh) ausgestattet, der in der Mitte des Fahrrads platziert wurde, um Gewichtsverteilung, Straßenlage und Balance zu optimieren. Front- und Rücklichter sind in die Schutzbleche integriert. So sind die LED-Leuchten auch von der Seite aus sichtbar.


ARGUS Fördernde Mitglieder Fahrradhändler 2Rad-Peter Vesecky 2Rad-Fachbetrieb seit 1919 Böcklinstraße 64 1020 Wien Tel.: 01/728 93 11 2rad-pv@gmx.at 2rad-pv.at

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Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 36

Glanzrad majestic stylish retro bicycles Leopoldsgasse 21 1020 Wien Tel.: 0676 / 411 42 29 office@glanzrad.com glanzrad.com

das taschenfahrrad Stadt-, Tourenräder &  Fahrrad­taschen Verkauf / Werkstatt Leopoldsgasse 28 1020 Wien Tel.: 0699 / 104 31 886 hans.poellhuber@chello.at dastaschenfahrrad.com

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Starbike Dein Radspezialist am Praterstern Lassallestraße 5 1020 Wien Tel.: 01/219 80 65 office@starbike.at starbike.at

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VELETAGE Salon für Radkultur Praterstraße 13 1020 Wien Tel.: 01/212 49 11 salon@veletage.com veletage.com

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Die Radstation Verleih-Reparatur-Parken-Shop Am Hauptbahnhof 1 1100 Wien Tel.: 01/895 99 09-8800 office@dieradstation.cc dieradstation.cc

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Manfred Dittler Waffenradspezialist Schlöglgasse 19 1120 Wien Tel.: 01 / 802 52 22 waffenrad.at Hitec-Sports Ges.m.b.H Erfolgreichster Simplon-Händler seit 2003 Rotenberggasse 6 1130 Wien Tel.: 01/ 879 60 06 office@hitec-sports.at hitec-sports.at

Radlheim-Fünfhaus Fahrrad.Werkstatt.Kollektiv Dingelstedtgasse 2/1 1150 Wien Tel.: 01/929 15 82 radlheim.org

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Fahrräder TRAPPL Fahrradverkauf und Werkstatt Leystraße 75 1200 Wien Tel.: 01 / 330 06 96 fahrradtrappl.at

RAD & TAT Verkauf, Reparatur, Service Fultonstraße 5-11/7/ R1 1210 Wien Tel.: 0699 /10 69 28 61 technik@radundtat.co.at radundtat.co.at

2rad-shop GERHARDT GmbH Langobardenstraße 19 1220 Wien Wiedner Hauptstr. 55 1040 Wien Tel.: 01 / 282 51 44 office@2rad-shop.at 2rad-shop.at

2radtreff.at 2radtreff huber e.U. Breitenfurter Straße 270 1230 Wien Tel.: 01 / 869 63 75 www.2radtreff.at

Wienerwaldbiker.at Friedrich Michael Wehrgasse 4 2340 Mödling Tel.: 02236 / 273 07 wienerwaldbiker.at

Bikeshop Kreuzer E-Bikes, Road, Dirt, MTB, Downhill, Trekking Badnerstraße 49 2540 Bad Vöslau Tel.: 02252 / 707 16 bikeshop-kreuzer.at

Brückl Fahrräder und Nähmaschinen Dametzstraße 5 4020 Linz Tel.: 0732 / 777 276 office@brueckl.cc brueckl.cc

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BIKEREI e.U. Gerhard Gruber Karl-Wurmb-Straße 8 4600 Wels Tel.: 07242 / 277 444 office@bikerei.eu bikerei.eu

Impressum

DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin 36. Jahrgang   ⁄  Heft 2 Erscheinungsdatum 13. Juni 2019 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin Radlobby ARGUS –  Arbeits­gemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak andrzej.felczak@radlobby.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at

Unter Mitarbeit von Stefanie Bermesser Daniela Bernold Walter Bradler Klaus Brixler Andrzej Felczak Hannes Friedrich Willi Grabmayr Wolfgang Graschopf Magdalena Jöchler Jan Killian Valerie Madeja Ernst Miglbauer Margit Palman Peter Provaznik Roland Romano Brigitte Schicho Heidi Schmitt Mario Sedlak Reinhold Seitl Kolumnen Clara „Orca“ Felis Ines Ingerle Johannes Pepelnik Andreas Röderer Reinhold Seitl Cover Lucky Comics, 2019. All Rights Reserved – by Mawil www.mawil.net

Art Direktion Anna Hazod (karenziert) annahazod.com Markus Schuster Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Illustrationen Daniela Bernold Miguel Ángel Camprubí miguelangelcamprubi.com (Autorenportraits) Anna Hazod Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo–Fr 14–19 Uhr, Sa 10–14 Uhr Tel.: 01  ⁄  505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus

Radlobby ARGUS   Wien-Büro Lichtenauerg. 4  ⁄  1  ⁄  1 1020 Wien Tel. & Mail siehe ARGUS-Fahrradbüro Mo–Fr 10–13 Uhr Bankverbindung IBAN AT40 6000 0000 0758 2600 BIC BAWAATWW Leserbriefe sind herzlich willkommen, allfällige Kürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Zur Veröffentlichung ist die Angabe des vollen Namens und der Postleitzahl notwendig. Namentlich ge­ kenn­zeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der DRAHTESEL-Redaktion übereinstimmen. Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der Radlobby ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt.

Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umwelt­zeichen abgewickelt.

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686, Ferdinand Berger & Söhne GmbH


Tour & Reise Produkte & Technik Produkte & Technik

Familientaugliche Tour: Wiener Neustädter Kanal Seite 38

Martin Friedl schreibt uns aus Buhoma Seite 39

USA-Tour: Entlang der Pazifik-Küste Seite 42

Stockenten-Aufmarsch am Wiener Neustädter Kanal

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 38

Unser Autor folgt dem Thermenradweg entlang des Wiener Neustädter Kanals: Die Tour ist perfekt für Familien.

Der Thermenradweg wird auch von frechen Zufußgehenden benutzt. Bitte vorsichtig fahren!

BERICHT: Ernst Miglbauer

ten bietet sich ein Abzweiger zum neuen Fledermaus-Erlebnisweg an, der zur „Einödhöhle“ und „Fledermauswiese“ führt.

Thermenradweg (Teilstrecke EuroVelo 9) vom Schlosspark Laxenburg bis Bahnhof Leobersdorf (Länge: ca. 25 Kilometer)

Biosphärenpark Wienerwald

wienerwald.info/der-thermenradweg

Diese Gegend rund um den Biosphärenpark Wienerwald ist für seltene Schmetterlingsarten bekannt. Auf den Kanalböschungen finden sie ihre Futterplätze. Das floristische Umfeld von Wasserschwertlilien, Mädesüß oder Sonnenröschen lädt zum Picknick am grünen Kanal. Pappeln in geradezu majestätischer Größe stehen dabei Spalier und bieten Windschutz auf der Radtour. Dazwischen laden radfreundliche Bett+Bike-Betriebe entlang des Thermenradwegs zum Einkehren und Übernachten ein. Besonders originell: die Schlaffässer von Tattendorf.

Bett+Bike-Betriebe www.hotel-holzinger.at (BioGastronomie) www.landhaus-moserhof.at www.schlossgumpoldskirchen.at www.hotel-turmhof.at in Gumpoldskirchen www.atthepark.at www.motel-baden.at in Baden www.schlaffass.at in Baden

Fotos: Ernst Miglbauer

E

inst kamen auf dem Wiener Neustädter Kanal von Pferden gezogene Kähne an den kaiserlichen Schlössern von Laxenburg vorbei. Schwer beladen mit Scheiterholz von Rax und Schneeberg oder Kohle und Ziegeln versorgten sie die rasch wachsende Hauptstadt der Habsburger. Heute bestimmt die Leichtigkeit des Radelns auf dem Thermenradweg den Alltag am Kanal. Tiere und blühende Pflanzen tragen das ihre dazu bei. Der Laxenburger Schlosspark ist ein vorzüglicher Startort für eine Familien-Radtour entlang des einstigen Wasserweges. Bald hält eine Stockentenfamilie neugierig Nachschau auf dem Radweg oder quert gar den Weg auf ihre gemächliche Art. Sie verlangen von den Radfahrenden ein Abbremsen auf Schritttempo – wie einst zu Zeiten des Treidelns am Kanal. Bei Pfaffstät-


Tour & Reise

Briefe aus der Ferne Am Anfang war das Rad, genau genommen ein Mountainbike. Evelyn Habasa und ihr Mann Denis Rubalema wollten etwas tun, womit Frauen im Dorf – Buhoma, der Ausgangspunkt für Gorilla-Tracking im Bwindi-Forest in Uganda – ein zusätzliches Einkommen erwirtschaften konnten. Es wurden also einige weitere Mountainbikes angeschafft, um diese an Touristinnen und Touristen zu vermieten. Letztere kommen zahlreich hierher – es gibt nur wenige Orte weltweit, wo man Gorillas beobachten kann. „Ride 4 a Woman“ nannte man die Initiative. Die Räder wurden mehr schlecht als recht gewartet und wurden bald kaputt. Was tun? Reparieren lassen. Wer konnte das? Niemand. Also musste man sich selbst damit beschäftigen, lernte von einem Radmechaniker. Bald war ein neues Geschäftsmodell geboren: Rad-Reparatur-Kurse! Diese werden bis heute angeboten, nicht nur in Buhoma, sondern in der ganzen Region. Letztlich waren diese

Reparatur-Kurse die Initialzündung für alles, was Ride 4 a Woman heute anbietet und leistet. Aus einem Radverleih für Reisende im Jahr 2009 wurde eine Kooperative, der heute 300 Frauen in elf Dörfern angehören. Ride 4 a Woman hat ein Community-Center aufgebaut mit Werkstätten aller Art, einem Restaurant, Zimmer-Vermietung und – einem Frauenhaus. Häusliche Gewalt ist leider ein ganz großes Thema. Frauen einen geschützten Raum zu bieten, ein Auffangnetz, eine Gemeinschaft ist inzwischen eines der zentralen Themen bei Ride 4 a Woman. So sind immer auch 30 bis 40 Frauen da, flechten Körbe, nähen Stoffe, kochen, reparieren, singen und lachen. Der Shop, wo wunderbares Kunsthandwerk verkauft wird (übrigens in selten schöner Qualität!), produziert für die Initiative Einnahmen. Empowering women at it’s best!

Mit einem Mountainbike hat alles begonnen. Heute ist die Initiative „Ride 4 a Woman“ in elf Dörfern in Uganda aktiv.

www.ride4awoman.org Martin Friedl

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Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 39

Fotos: Martin Friedl

Dieses Mal: Buhoma


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R A D E L N AU F D E R S O N N E N S E I T E Ö S T E R R E I C H S Genussradeln ist angesagt im Burgenland, wo 2.500 attraktive Radwegekilometer für eindrucksvolle Erlebnisse sorgen.

W

illkommen im Burgenland, dem „Fahrradies“! Viel­ fältige Landschaften, seltene Tiere und Pflanzen, herausragende Kulturangebote und exzellente Gas­ tronomie locken am Wegesrand. Steigungen gibt es kaum, und das milde Klima lässt nahezu ganzjährig Touren zu. Etwa auf dem Neusiedler See­Radweg um den größten Steppensee Mitteleuropas. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad­Club (ADFC) hat die­

sem Klassiker heuer zum dritten Mal hintereinander die Fünf­Sterne­Bestnote verliehen: eine eindeutige Emp­ fehlung, auf der 125­Kilometer­Runde den Nationalpark Neusiedler See­Seewinkel, das Herzstück der UNESCO Welterbe­Region zu erkunden. Sportliche Radler umrunden den See in einem Tag. Familien brauchen zwei bis drei Tage – oder kürzen die Runde mit der Fähre Illmitz–Mörbisch ab. Durchs Fahrradies rollen Im Südburgenland gilt die „Paradies­ route“ als Königin unter den E­Bike­ bzw. Radtouren.

© Burgenland Tourismus/steve.haider.com

Diese Genussroute, auf der man abseits der Trampelpfade Natur, Wein und Kultur gleichermaßen genießt, ist 260 Kilometer lang und bietet auf sechs Tagesetappen sanft­hügelige Landschaften, zauberhafte Flussauen und alte Dörfer. Man durchquert drei Naturparke, rollt über Weinberge und durch idyllische Keller­ viertel, kommt vorbei an trutzigen Burgen, verträumten Schlössern, an Haubenloka­ len, gediegenen Gasthäusern und urigen Buschenschenken.  rad.burgenland.info


Tour & Reise

Entlang der Pazifik-Küste

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 42

Unser Autor nahm sich sechs Wochen Zeit, um die 3.000 Kilometer von Kanada zur mexikanischen Grenze zu radeln und in die nordamerikanische Kultur einzutauchen.

TEXT UND FOTOS: Johannes Mayr

N

ach einem ruhigen Flug mit Aussicht auf die Gletscher Grönlands, auf Packeisfelder und den Whistler Mountain war ich Anfang September 2018 im herbstlich-milden Vancouver gelandet. Ich machte mich an das Auspacken des mitgebrachten Fahrrads, bemüht, den Karton und das Füllmaterial so zu entsorgen, wie es auf einer Tafel in der Ankunftshalle auf Englisch, Französisch und Spanisch sowie in mehreren asiatischen Sprachen beschrieben war. Letzteres empfand ich zunächst als netten Willkommensgruß an Touristinnen und Touristen von der anderen Seite des Pazifiks. Nach dem Einkaufen im Supermarkt und einem Blick ins Internet war mir klar: Es sind dies die Muttersprachen für ein Drittel der Stadtbevölkerung Vancouvers, die fast zur Hälfte einer visible minority – so die offizielle Bezeichnung – angehört. Dieses multikulturelle, mich zunehmend faszinierende Ambiente

änderte sich während meiner weiteren Reise nicht – nur der Prozentsatz der Spanischprechenden stieg: In Kalifornien verlocken dann nicht mehr View Points zu einem Fotostopp, sondern Vista Points. Und deutsch klingende Ortsbezeichnungen wie Carlsbad oder Bremerton zeigen, dass sich einst auch „Wirtschaftsflüchtlinge“ aus unserer Nachbarschaft in den Goldenen Westen aufmachten. World famous Langenlois Als ich auf einer Ortstafel World famous Langenlois angekündigt sah, dachte ich zunächst, auf Landsleute aus dem Kamptal zu stoßen – der Speisekarte des Straßencafés entnahm ich jedoch, dass ein Franzose der Namensgeber war. Ich musste also bis Santa Monica warten, bis ich mir sicher sein konnte: Hier wohnt mit Arnold „Swortsenegger“ tatsächlich ein echter Austro-Amerikaner.


Kanada

Vancouver

Start

Tour & Reise

Swartz Bay Victoria Kingston

Bremerton

Seattle

WASHINGTON

Montesano Astoria

Reisetipps • Wegen vorherrschender Windrichtung von Norden nach Süden fahren; • außerhalb der Hauptsaison (Ostern bis Anfang September) reisen; • wellige Strecken und teilweise lange Steigungen einkalkulieren; • breite Straßenränder (shoulders) funktionieren wie Radwege • billige, Tag für Tag vorausbuchbare Motels ersparen das Mitnehmen des Zeltes und ermöglichen das Verstauen des Rades im Hotelzimmer während der Stadtbesichtigung • die Radmitnahme beim Rückflug kann kompliziert und teuer werden, evtl. das Rad an Donate a Bike oder Hotelpersonal verschenken.

Lincoln City

OREGON

Florence

Langlois

USA Gold Beach

Eureka Rio Dell

Myers Flat

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KALIFORNIEN

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San Francisco

San José

Salinas

Illustration: Daniela Bernold

Big Sur

Pazifischer Ozean

Los Angeles Santa Monica Long Beach

San Diego Tijuana Ende

Mexiko

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 43

Garibaldi


1 Tour & Reise

2 1 San Francisco (CA), Alamo Square 2 Gold Beach (OR), Meyers Beach 3

Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 44

Humboldt Redwood State Park (CA), Avenue of the Giants 4 Big Sur (CA), mit der Golden Gate Bridge auf dem Trikot vor der Bixby Creek Bridge

3

4

Wenn man in den USA mit dem Fahrrad unterwegs ist, findet man schnell Anschluss. Where are you from? Where are you going? Das sind die Standardfragen, die man von zeltenden Radfahrenden ebenso gestellt bekommt wie von Sport- und Wohnwagenreisenden, die einen auf Aussichtsplätzen ansprechen. Und man erntet zweifelnde bis bewundernde Blicke, wenn man so wie ich mit kleinem Radkoffer und alleine unterwegs ist (und offensichtlich schon einige Jahre auf dem Buckel hat). Nach meiner Ankunft in einem Hotel rief Dany, der aus Indien stammende Besitzer, sogar seine Frau – eine Mexikanerin – herbei, um ihr diesen seltsamen, ohne Auto reisenden und daher wohl mittellosen Menschen zu zeigen. Die beiden luden mich in ihre Wohnung auf ein Bier ein, und Dany beschenkte mich sogleich mit einer Stirnlampe – angeblich ein must have für Radfahrende. Er bot mir sogar an, mein altes Rad gegen sein neues, gerade erst im Kaufhaus erstandenes zu tauschen. Seines sei immerhin mit weichem Sattel und Federgabel ausgestattet, damit ich es bequem habe. Nur mit Mühe konnte ich dieses Angebot abwehren. Als Ersatz drückte er mir ein Bündel druckfrischer Dollarscheine in die Hand und erließ mir die Kosten für das Zimmer.

Dany selbst war vor dreißig Jahren in die USA gekommen und hatte als Hilfskraft in Hotels begonnen. Jetzt müsse er nicht mehr arbeiten, meinte er, er wäre ja nun selbst der Chef. Ein amerikanischer Traum auf indisch. San Francisco und Silicon Valley Schon in den Vororten von San Francisco tauchen bunt bemalte Gefährte und Radelnde in „alternativem“ Outfit im Straßenbild auf. Ich folge Scott McKenzies Rat – If you’re going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair – und überquere entsprechend dekoriert die Golden Gate Bridge. Eine fasziniernde Stadt: die Wolkenkratzer der Banken, viktorianische Häuserzeilen, die Pavillons der Weltausstellung 1915, Mario Bottas Museum of Modern Art, die Seehunde am Pier 39, an der Küste flanierende Menschen, die Cable Cars und Reminiszenzen an die Hippie-Bewegung. Diese entspannt-kreative Stimmung setzt sich im angrenzenden Silicon Valley fort. Ich komme an der Eliteuniversität Stanford und am Hauptquartier des Hightech-Unternehmens Tesla vorbei. Mit meinem in China zusammengebauten iPhone in der Trikottasche werfe ich einen Blick in die AppleZentrale, wo es vermutlich entworfen


5 Tour & Reise

6

7 5 Seattle (WA), Museum of Pop Culture 6 Salinas (CA), Erdbeerernte 7 Vancouver (BC), Stanley Park 8

Garibaldi (OR), „Vogelbaum“ am Highway 101

wurde. So nebenbei lerne ich, dass der im Valley häufig zu lesende Schriftzug „Adobe“ Gebäude aus Lehmziegeln meint – wir kennen üblicherweise nur die nach diesen benannte Software. Über einen Bergrücken gelangte ich ins Becken von Salinas, die „Salatschüssel“ der USA und die Region, in der John Steinbeck seinen Roman „Of Mice and Men“ spielen lässt. Es ist die Geschichte vom tragischen Zerbrechen der Träume zweier Wanderarbeiter. Deren Nachfolgerinnen und Nachfolger kann ich auf endlos anmutenden Feldern dabei beobachten, wie sie im Takt dröhnender mexikanischer Schlagermusik Erdbeeren pflücken. Mit welchen Hoffnungen wohl diese dreamers aus Lateinamerika ins land of the free gekommen waren? Wovor man sich (nicht) fürchten muss Ist es nicht gefährlich dort drüben? Diese Frage hatte ich vor meiner Abreise oft gehört. Tatsächlich gibt es keinen Mangel an Schildern, die vor allen möglichen Gefahren warnen. Entlang der Küste klären Infotafeln über das richtige Verhalten bei Tsunamis auf. In den höher gelegenen, dünn besiedelten Redwood Forests wird vor tierischen Gefahren gewarnt, z. B. vor Berglöwen. Plakate wiesen darauf hin, dass erst wenige Tage vor meiner Ankunft ein

solches Tier gesichtet worden wäre und erinnerten daran, dass man nur in Gruppen unterwegs sein sollte. Falls sie aber angreifen, gelte: „Fight back aggressively.“ Glücklicherweise sah ich das Video über solch eine Attacke erst Wochen später. So konnte ich mich mit dem Gedanken beruhigen, dass es an der Pacific Coast wenigstens keine streunenden Hunde gibt ...

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Freundliche Zurufe aus dem Auto Vermutlich droht die größte Gefahr letztlich von den Touristen, die zum ersten Mal in ihrem Leben einen überdimensionierten Leih-Wohnwagen über den Highway 101 oder die schmale California State Route 1 manövrieren und sich vom glitzernden Meer oder den – unvermittelt über ihnen auftauchenden – Kondoren ablenken lassen. Letztlich kann man aber dank der entspannten Fahrweise in den USA selbst dann beruhigt radeln, wenn man ein Stück der Strecke auf dem vielspurigen Interstate Freeway 5 zurücklegen muss. Zurufe aus den Autos machen jedenfalls Mut: Be save! Enjoy! You’ll make it! In Österreich würde man auf der A1 wohl anderes zu hören bekommen.

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Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 45

Los Angeles (CA), Hollywood Walk of Fame 9


Forum Briefe von Lesern und Leserinnen Seite 46

Reflektor: Was heißt schon: krank Rad fahren? Seite 46

Termine: Was tun im Sommer? Seite 47

#Aus aktuellem Anlass #Tod auf den Straßen Meines Erachtens ist der Punkt, wo zusätzliche Maßnahmen kaum mehr erhöhte Verkehrssicherheit erzeugen, schon erreicht. In Summe gesehen gilt bei uns: Verkehrsteilnehmende verlernen, achtsam zu sein. Dazu kommt noch, dass Menschen, die sich in überregulierten Zonen bewegen, dazu neigen, Regeln nicht mehr ernst zu nehmen. Schutzwege und Fahrradübergänge und grüne Ampelphasen werden betreten/befahren, so als ob es noch nie einen Fahrzeuglenker gegeben hätte, der etwas übersah. Der Versuch vieler schwächerer Verkehrsteilnehmer, immer und überall auf ihr Recht zu pochen, hat etwas Kindliches. Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 46

Reinhold Sulz, 1210 Wien

Jedes Jahr sterben Radfahrende, aber auch Zufußgehende unter den Rädern rechts abbiegender Lkw. Da eine baldige Einführung entsprechender technischer Gegenmittel nicht in Sicht ist, müssen vor allem Radfahrende sich dringend durch entsprechende Aufmerksamkeit selbst schützen. Immer, wenn man neben einem Lkw steht, der vielleicht abbiegen könnte, muss man mit dem Losradeln warten, bis die Fahrtrichtung des Lastwagens klar feststeht. Schon der Dichter Franz Molnar stellte übrigens fest, dass es gefährlich ist, als Zufußgehender bei Grün die Straße zu queren: „Wenn Sie bei Rot gehen, dann können die Autos nur von der Seite kommen. Gehen Sie aber bei Grün, dann werden Sie von hinten überfahren!“ DI Ewald Pangratz, 1130 Wien

# Förderung nur für ökostrombetriebene E-Fahrzeuge Bei der Diskussion um die Förderung von E-Rädern und E-Autos sollte immer berücksichtigt werden, wie der laufende Betrieb erfolgt. Ich empfehle, Förderungen auf fünf bis zehn Jahre aufzuteilen. Dabei muss dann jeweils der Nachweis erbracht werden, dass der Privathaushalt oder das Unternehmen 100 Prozent Ökostrom bezieht. Da wesentliche ökologische und soziale Kosten in der Herstellung entstehen, sollte die Förderung auch darauf zielen, dass ab dem Bergbau bis zur Fertigung ökologisch und sozial faire Bedingungen bestehen. Ein normales Fahrrad wird eigenartigerweise nicht gefördert, obwohl es ressourcenschonender in Erzeugung und Betrieb ist. Fritz Pichlmann, 6020 Innsbruck

Der Reflektor

Krank Rad fahren? Aber was heißt krank?

Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien.

Vor kurzem habe ich im Buch „Kranke Gene“ von Genetiker Markus Hengstschläger gelesen, dass niemand eindeutig definieren könne, ob ein Patient bzw. eine Patientin „wirklich“ krank sei: auf beiden Seiten spielt die subjektive Einschätzung eine Rolle. (Das dürfe man nie aus den Augen verlieren, wenn man medizinische Anwendungen der Genforschung diskutiert.) Dieser Tage besprach ich mit einem Kardiologen – der alte war in Pension gegangen – die Ergebnisse meines Ergometer-Tests: er legte mir eine hochmoderne Analysemethode nahe, weil es Anzeichen einer Durchblutungsstörung gäbe. Ich lehnte dankend ab, weil meine Ergo-Tests die letzten 15 Jahre immer so ausgesehen und weitere Untersuchungen nie Eindeutiges zu Tage gebracht hätten. Ich erzählte ihm von meiner Jahreskilomterleistung auf dem Fahrrad. Er zupfte an seinem Ohrläppchen und meinte: „Aber ihr Herz wird nicht jünger.“ Vor der Apotheke parkte ich dann mein Fahrrad, um mir das verschriebene Medikament abzuholen. Draußen pfiff ein kalter Wind, in der warmen Apotheke tränten mir die Augen, und ich musste etwas husten. Die freundliche Dame, die mir das Mittel ausfolgte, meinte fürsorglich: „Mit diesem Hus-

ten würde ich nicht Rad fahren.“ Am nächsten Tag rief mich ein befreundeter Arzt an, ein superfiter Ausdauersportler. Ich nahm die Gelegenheit wahr und fragte ihn, ob er auch trainiere, wenn er sich krank fühlt. Seine Empfehlung war diese: bei banaler Erkältung ein wenig reduzieren, wichtig aber sei, nie längere Zeit körperlich untätig zu sein. Da fiel mir ein Orthopäde ein, der mich vor Jahren zur Knieoperation ins Krankenhaus geschickt hatte. Dort besprach ich mit dem Operateur den bevorstehenden Eingriff. Dieser prüfte eingehend das marode Gelenk und das mitgebrachte Bildmaterial. „Ich operiere Sie nicht“, sagte er kurz und bündig. „Machen Sie eine gescheite Physiotherapie und bleiben Sie in Bewegung. Wenn nicht, sehen wir uns in zwei Jahren im Operationssaal wieder.“ Ich habe die Empfehlung des Chirurgen befolgt und radle bis heute OP- und schmerzfrei. Endlich kam mir auch ein lieber Freund in den Sinn, der seit Jahrzehnten begeistert Rad fährt, obwohl ihm seit jeher nur eine eingeschränkte Lungenfunktion zur Verfügung steht. Er hat gelernt, damit umzugehen. Ich bin sicher, es würde ihm nie in den Sinn kommen, aufs Fahrradfahren zu verzichten.


Termine

Die fünf Tugenden der Shaolin Samstag., 29. Juni & 20. Juli, 9–16 Uhr Bewohnerservice Lehen, Strubergasse 27a, Salzburg Im eintägigen Workshop „Die fünf Tugenden der Shaolin“ lernt man die fünf wichtigsten Tätigkeiten zu Wartung und Pannenhilfe. Eigenes Rad mitbringen! radlobby.at/salzburg/schrauberworkshop-der-radlobby-salzburg

Selbsthilfewerkstatt St. Pölten Mi., 3. Juli, 7. August, ab 19 Uhr Spratzerner Kirchenweg 81 (im Sonnenpark), St. Pölten Hilfe zur Selbsthilfe gibt es jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19 Uhr - gegen eine freie Spende gibt es entsprechende Werkzeuge, Ersatzteile und Know how zur Fahrradreparatur.

Radlobby Wien Jour Fixe Do., 4. Juli, 19 Uhr Amerlingbeisl, EG-Saal, Stiftgasse 8, 1070 Wien Jeweils am ersten Donnerstag des Monats treffen einander Radaktive zum Gedankenaustausch. Projekte und Aktionen werden geplant, Erfahrungen zu Radverkehrspolitik und Infrastruktur geteilt. radlobby.at/wien

St. Pöltner Radlstammtisch Donnerstag., 4. Juli, 1. August, ab 18:30 Uhr KulturhauptStartbüro im Löwenhof, Linzer Straße 16, St. Pölten Jeden ersten Donnerstag im Monat findet der Radlstammtisch statt. Themen sind u.a. Problemstellen und Lösungsansätze für den Radverkehr und die Organisation von Veranstaltungen. radlobby.org/noe/

Radlobby Radflohmarkt Krems Samstag., 6. Juli & 3. August, 7.30–12 Uhr Dreifaltigkeitsplatz, Krems Jeden 1. Samstag im Monat, von April bis Oktober, bei Schlechtwetter: 2. Samstag des Monats, Annahme fahrtüchtiger Räder von 7.30 bis 8.30 Uhr, Kommissionsverkauf bis 12 Uhr.

Klima-Radtour nach Wolkersdorf Sa., 6. Juli, 8 Uhr Treffpunkt Bahnhof Wiener Neustadt Die Radlobby NÖ lädt wieder zur Klima-Radtour: Diesmal geht es mit der Bahn nach DeutschWagram. Von dort mit dem Rad – Gesamtstrecke ca. 46 km – nach Obersdorf/Wolkersdorf zum Infovortrag bei einem Windrad des Betreibers Ökoenergie. (Danach zum Heurigen.) radlobby.org/noe/radtouren-2019

Rad-Orientieren in Dornbirn Samstag., 13. Juli, 15.30–18 Uhr Rohrbach, Furt, Parkplatz Ostseite, Dornbirn Wer weiß, was ein Orientierungslauf ist, kann sich auch vorstellen, was Rad-Orientieren ist: Ziele mit einer Karte suchen und finden, ins Ziel kommen, sich beglückwünschen, eine Erfahrung reicher sein. radlobby.at/Rad-Orientieren

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Drahtesel 2 ⁄ 2019 – 47

40-Jahr-Feier Radlobby Oberösterreich Montag, 24. Juni, 19 Uhr Altes Rathaus Linz, Hauptplatz Highlights aus 40 Jahre Radinitiative Oberösterreich mit Podiumsdiskussion, Musik und sonstigen Acts. Siehe auch Seite 14. Anmeldung: ooe@radlobby.at


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