37. Jahrgang / Ausgabe 2 / 2020
Der Corona-Faktor Temporäre Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung Seite 8
Mehr Marie fürs Rad? Was die Bundesregierung Radfahrenden verspricht Seite 10
Friede am Anninger So werden Mountainbiker und Wandernde versöhnt Seite 23
Neu: EuroVelo 14 Fernradel-Route von Zell am See bis Budapest Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
SIE WOLLEN
Mehr Baum Mehr Rad Mehr Lebensraum Veronika Wirth und Barbara Laa sind zwei Aktivistinnen der Wiener Verkehrs-Initiative „Platz für Wien“
Online unterzeichnen auf www.platzfuer.wien
Brief des Herausgebers
Liebe Leserin, lieber Leser,
20 Prozent mehr Radfahrende Stichwort Verkehr: Bewegung und Sport im Freien sind in Corona-Zeiten klugerweise erlaubt geblieben, was dem Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel und Sportgerät einen kräftigen Aufschwung gebracht und unsere gute Laune wiederhergestellt hat. Laut VCÖ wurden in Wien im April 2020 bei den dreizehn Zählstellen in Summe um 20 Prozent mehr Radfahrende gezählt als im Vorjahr. Als punktueller Vergleich können ASFINAG-Zählstellen in Wien dienen, die auf der A23 Rückgänge von bis zu 36% beim Kfz-Verkehr zu verzeichnen hatten. Auch in anderen Städten in Europa hat der Radverkehr stark zugenommen, und auf den Radwegen ist es noch enger geworden. In Paris, Berlin, Budapest, Bogota, Mailand oder New York haben die Behörden mit kurzfris-
tig eingerichteten Radstreifen – sogenannte Pop-up-Bike-Lanes – reagiert. In Wien wurden ebenfalls solche Radstreifen eingerichtet, lesen Sie mehr darüber auf Seite 8. Positives für den Radverkehr bringt auch das Bundesbudget 2020: Fördermittel für Radinfrastruktur wurden auf 40 Millionen Euro angehoben. Das ist eine Vervielfachung der Mittel, die bisher zur Verfügung standen. Unsere Analyse dazu finden Sie auf Seite 10. Was gibt es sonst noch in diesem Heft? Neben unserer Coverstory über die unterstützenswerte Initiative „Platz für Wien“ (Seite 12) bewerten wir das aktuelle Radwege-Bauprogramm in Wien (Seite 20). Außerdem schauen wir uns das neue Nutzungskonzept für den Anninger an, das Wandernde und Mountainbiker versöhnt (Seite 23). Wir testen ABS fürs Fahrrad und bringen ein Interview mit dem Extremradler Jonas Deichmann, das Klaus Brixler für den DRAHTESEL geführt hat.
Andrzej Felczak Vorsitzender von Radlobby ARGUS und Radlobby Österreich
Mitgliedschaft radlobby.at/mtg
Spenden radlobby.at/spenden
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 3
Als wir die DRAHTESEL-Frühlingsnummer fertig produzierten, hatten wir keine Ahnung, was kurz nach Druck der Ausgabe über die Welt hereinbrechen würde: Das druckfrische Heft war noch nicht einmal bei Ihnen, lieber Abonnent, liebe Abonnentin, da folgten die Hiobsbotschaften über den Corona-Lockdown und die Ausgangssperren. Davon betroffen: Nicht nur unser Frühlingsheft, das – angesichts der darin nicht vorkommenden CoronaPandemie – merkwürdig aus der Zeit gefallen wirkt. Sondern, und das war für uns noch schmerzlicher: kein Arbeiten im Radlobby-Büro, keine Arbeit im ARGUS-Shop und die Absage der für die Radlobby wichtigsten Veranstaltungen des Jahres: ARGUS Bike Festival, Radparade und Radgipfel. Es sind Veranstaltungen, die für uns eine fundamentale Rolle spielen, weil wir dort unsere Anliegen einer Vielzahl von Menschen nahe bringen, die teilweise noch wenig über menschenfreundliche Mobilitätspolitik und das Potenzial des Fahrrades als Alltags-Verkehrsmittel wissen. Und weil diese Großveranstaltungen für uns die wichtigsten Gelegenheiten sind, neue Mitglieder für unsere Sache zu begeistern.
Spendenaufruf Abschließend in eigener Sache: Wir freuen uns sehr über die positiven Entwicklungen bei der Rad-Mobilität und bei den Rad-Investitionen in Österreich. Bis zur Verkehrswende ist es allerdings noch ein weiter Weg. Die Arbeit der Radlobby ist der Garant dafür, dass Radverkehrsanlagen praxisgerecht, komfortabel und zügig befahrbar gebaut werden und rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die das Radfahren sicher und komfortabel machen. Daher die große Bitte, uns mit einer Mitgliedschaft oder mit einer Spende zu unterstützen und damit unsere Ressourcen zu stärken. Vielleicht haben Sie auch Lust, einen lieben Menschen mit einem DRAHTESEL-Abo zu überraschen. Das DRAHTESEL-Team wünscht allen Leserinnen und Lesern einen schönen und erholsamen Fahrrad-Sommer! Andrzej Felczak
37. Jahrgang / Ausgabe 2 / 2020
Danke Corona! Temporäre Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung Seite 8
Mehr Marie fürs Rad? Was die Bundesregierung Radfahrenden verspricht Seite 10
Friede am Anninger So werden Mountainbiker und Wandernde versöhnt Seite 23
Neu: EuroVelo 14 Fernradel-Route von Zell am See bis Budapest Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
S I E WO LLE N
Mehr Grün Mehr Fahrrad Mehr Lebensraum Veronika Wirth und Barbara Laa sind zwei Aktivistinnen der Wiener Verkehrs-Initiative „Platz für Wien“
Coverfoto: Matthias Bernold
Inhalt Politik 8 10
Es war nicht alles schlecht während Corona Temporäre Verkehrsberuhigung in den Städten der Welt Mehr Geld für Radinfrastruktur? Matthias Bernold über das neue Fahrrad-Bundesbudget
Community 14 Wien: Pop-up-Radweg Hörlgasse Schritt für Schritt Richtung Verkehrsberuhigung
15 Zähes Ringen um eine Einbahnöffnung
So erreichte die Radlobby Krems einen Teilerfolg
16 Serviceleistungen für Mitglieder
Rechtsschutzversicherung, DRAHTESEL-Abo und vieles mehr
Infrastruktur 17 Fahrbahn anpinseln: Nein, danke! Mehrzweckstreifen statt baulicher Maßnahmen in Klagenfurt
12 Platz da – wir kommen! Barbara Laa und Veronika Wirth, Sprecherinnen der Initiative „Platz für Wien“, im Interview über KampagnenTricks, Unterschriften sammeln und den richtigen Zeitpunkt, die Stadt jetzt so richtig leiwand zu machen
Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand
20 Wiens Radwege-Ausbauprogramm 2020 Große Würfe sehen anders aus...
Lebensstil 23 Versöhnung am Anninger Neues Nutzungskonzept für Wandernde und Mountainbiker
27 Recht: Vorsicht bei Unfallversicherungen!
Downhill-Mountainbiker sollten das Kleingedruckte lesen
28 Bücher
Produkte & Technik 31 Test: Fahrrad mit ABS Ob Sie das immer schon brauchten, ohne es zu wissen?
Tour & Reise 37 Beiderseits der March Julia Beckel unternimmt eine doppelte Grenzfahrt
39 Deichmanns Schokofahrten
Interview: Unsupported-Weltrekord-Halter Jonas Deichmann
42 Entlang der Gewässer Europas
Neue Eurovelo-Radfernroute von Zell am See bis Budapest
44 Hürden für Faltrad-Reisende
Kolumnen Cinemascope Ines Ingerle über die Dokumentation „Onboard The Transcontinental Race“ Seite 22 Kein Brief von nirgendwo Corona-bedingt sind alle daheim geblieben und haben auch keine Postkarte geschrieben Orcas Kettenbriefe Clara Felis über eine neuentflammte alte Liebe Seite 26
ÖBB verschärfen Kriterien für die Mitnahme von Falträdern
Forum 46 Leserbriefe 47 Termine
Technik-Tipp Andreas Röderer über elektrische Schaltungen Seite 29 Reflektor Reinhold Seitl geht das Leistungsdenken auf die Nerven Seite 46 Impressum: Seite 35
Foto: Matthias Bernold
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18 Plus / Minus
Aus aktuellem Anlass
#Raus aus der Krise #Jetzt das Richtige tun
Corona-Krise zeigen Städte wie Wien vor, was alles möglich ist, wenn man den nötigen politischen Willen aufbringt. Pop-up-Radwege liefern einen Vorgeschmack, wie es wäre, würde der Platz auf den Straßen gerechter verteilt. Und sie verhindern, dass die momentan geminderte Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs dazu führt, dass der private Kfz-Verkehr explodiert. Es ist ein Vorteil für Wien, dass in der Verwaltung der Stadt Menschen sitzen, die diese Zusammenhänge verstehen. Es ist ein Vorteil für Österreich, dass auch in der Bundesregierung Menschen sitzen, die diese Zusammenhänge begreifen. Das Radverkehrs-Investitionsprogramm der türkis-grünen Regierung zeigt, dass sich vernünftiges verkehrsplanerisches Denken bis hinauf in die höchsten Entscheidungsgremien verbreitet hat. Selbstverständlich sind die 40 Millionen Euro für den Radverkehr im Bundesbudget Peanuts im Vergleich zum österreichischen Krisenpaket von 38 Milliarden Euro. Aber immerhin besteht so die Chance, dass an den Fahrrad-Boom während der Zeit des Lock-Downs angeknüpft werden kann. Nur: Gelingt es jetzt nicht, die Rahmenbedingungen für das Radfahren deutlich attraktiver zu machen, könnte es sein, dass viele Räder, die in den vergangenen Wochen aus dem Keller geholt wurden, schon sehr bald wieder dorthin zurück kehren.
Matthias G. Bernold Chefredakteur
38 Milliarden Euro umfasst das Corona-Paket der österreichischen Bundesregierung Zum Vergleich: 40 Millionen Euro stecken im RadverkehrsTopf, wie ihn das Budget 2020 vorsieht. Das ist bereits eine Verzehnfachung der Mittel aus dem Vorjahr.
„Es ist nicht Mangel an Fahrrädern, der die Menschen am Umsatteln hindert“
Fotos: privat
Hervorzuheben in diesem Heft
Klaus Brixler Der Co-Producer des FahrradPodcasts Reich-durch-Radeln hat für diese Ausgabe mit Extremradler Jonas Deichmann gesprochen.
Julia Beckel Erkundet und evaluiert Österreichs beste Radwege: Diesmal war sie an der March unterwegs und befuhr gleich beide Ufer des Grenzflusses.
Andrzej Felczak Der Herausgeber-Vertreter begibt sich für diese Ausgabe zum Anninger, wo ein neues Nutzungskonzept Wandernde und Mountainbiker versöhnt.
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Ja, es ist die richtige Vorgangsweise, viel Geld in die Hand zu nehmen, aus der ökonomischen Corona-Talsohle zu kommen. Worüber man freilich streiten kann (und sollte), ist die Frage, wofür dieses Geld verwendet wird. Da gibt es Hilfsmaßnahmen, die kontraproduktiv sind. Weil sie einen Zustand wieder herstellen wollen, den wir längst nicht mehr haben wollen: Subventionen für Billigflieger, Prämien für Kfz mit Verbrennungsmotor zählen dazu. Es gibt Maßnahmen, die – zweitens – gut klingen, aber weniger bringen als man meinen könnte: Kaufförderungen für Fahrräder zum Beispiel wie in Italien. Zwar gibt es zweifellos Schlechteres, wofür der Staat Geld ausgeben kann. Doch aus verkehrspolitischer Sicht ist der Ansatz nicht zu Ende gedacht. Es ist nicht Mangel an Fahrrädern, der die Menschen am Umsatteln hindert. Gesetzt werden sollten – und damit bin ich bei Punkt Drei – jene Maßnahmen, die den Menschen, der Umwelt und der Wirtschaft gleichermaßen nützen. Rad-Infrastruktur erfüllt diese Kriterien. Mit der Corona-Krise als Hebel lässt sich vieles umgestalten, das in den letzten Jahrzehnten am Widerstand der Automobil-Lobby und kurzsichtiger Politikerinnen und Politiker gescheitert war: Lebensfreundliche Straßen, die zum Verweilen, Konsumieren und zum sozialen Austausch einladen. Unter dem Eindruck der
Politik Corona und Verkehr: Städte proben neue Wege Seite 8
Fahrrad-Budget 2020: Mehr Geld als jemals zuvor Seite 10
Cover: Platz für Wien im großen Interview Seite 12
Top Neuer Radmotorik-Park Am linken Ufer der Neuen Donau in Wien-Donaustadt errichtet die Stadt Wien gemeinsam mit dem 22. Bezirk auf 8.000 Quadratmeter Fläche einen Radmotorikpark für Kinder und Jugendliche. Zwölf Stationen können in einem Parcours abgefahren werden. Hinter dem Projekt stehen der Klubvorsitzende der SPÖ Wien, Josef Taucher sowie Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy und Umweltstadträtin Ulli Sima (beide SPÖ). Die Anlage soll September 2020 fertig sein.
Flop Widerstand Pop-up-Radweg Ernst Nevriviy, der Bezirksvorsteher des 22. Bezirks muss leider auch an dieser Stelle genannt werden. Statt sich über den neuen Pop-up-Radweg in der Wagramer Straße zu freuen, stimmt er gemeinsam mit FPÖ und ÖVP für eine Resolution gegen das Projekt. Unwürdig.
Balkon-Konzert in Zeiten von Corona: Markus Walter und Babl Joachim sind Jowa
Als die Corona-Krise Menschen zwingt, zu Hause zu bleiben, und die Kultur auf Sparflamme hinuntergedreht wird, bündelt das Wiener Musik-Duo Jowa, bestehend aus Babl Joachim und Markus Walter, seine kreative Energie auf dem Balkon. Jeden Tag wird ein neues Lied zum Besten gegeben und via Social Media geteilt. Darunter der Song „Fuck the Cars“. Was hat es damit auf sich? DRAHTESEL Wie seid ihr auf die Idee zu „Fuck Cars“ gekommen? Jowa Die Idee für dieses Lied ist an der Kreuzung Krottenbachgasse / Cottagegasse in Döbling entstanden. Wir radeln dort jeden Tag in der Früh vorbei und immer staut sich der Autoverkehr in alle Richtungen.
Die Autofahrenden wollen einem die Zeit nicht geben, um die steile Cottagegasse hinaufzuradeln. Sie schneiden dich, überholen aggressiv. Du musst auf Abbiegende aufpassen. Es ist sehr gefährlich, und wir haben den Eindruck bekommen, die Autos würden dich am liebsten niederfahren. Deshalb Fuck the Cars. Das klingt nach ziemlich viel Wut. Aber auch nach einem ziemlich guten Weg, Wut in Kreativität umzulenken...? Für uns funktioniert das so. Vielleicht für andere Radfahrende auch. Du nimmst die Wut und den Ärger über rücksichtlose Autofahrende und schreist es hinaus. Der Ärger vergeht dann auch, wenn man das Lied singt. So ist übrigens auch der Song entstanden: aus dem
Schimpfen über die Autos in der konkreten Situation. Da war irgendwann klar: Ahh, das ist ja ein Song. Wie hat dann der weitere Prozess des Komponierens ausgesehen? Zuerst war der Text da. Die Musik ist dann relativ schnell dazu entstanden. Es war ein treibendes Riff da, ein einfacher EinserBeat. Wir wollten, dass es für E-Gitarre funktioniert und auch akkustisch. Dann kam die Harfe dazu. Wir haben uns zusammen hingesetzt und losgespielt. Das ganze hat vielleicht zehn Minuten gedauert: dann war die Melodie fertig. Eigentlich ist es ein Lied, das wir für uns selbst geschrieben haben.
439.000
Fahrräder wurden 2019 in Österreich verkauft. Das entspricht einem Rückgang von 4 Prozent zum Vorjahr. Zugleich stieg allerdings der Umsatz im Fahrradhandel um 20 Prozent auf 700 Millionen Euro. Dies deshalb, weil Radfahrende vermehrt zu teureren Räder greifen. Wie sich Corona auswirken wird, ist noch unklar. Der Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster (VSSÖ) geht von einem Umsatzrückgang von minus 15 Prozent aus. Vor allem die Rückgänge beim Rad-Verleih in Tourismusregionen trübten die Bilanz. Zuwächse könnten sich für den Fachhandel in urbanen Gebieten und beim Verkauf von E-Bikes ergeben.
Foto: Jowa
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Fahrrad-Protestlied vom Corona-Balkon
Blick in die Welt Kaufprämie für Fahrräder Mit dem Förderprogramm „Buono mobilità“ (zu deutsch etwa: Mobilitäts-Bon) in Höhe von 120 Millionen Euro will Italien zwei Probleme auf einmal lösen: die Konjunktur in Zeiten der Wirtschaftskrise ankurbeln. Und: das Land einen weiteren Schritt Richtung Verkehrswende bringen. Wer ein Fahrrad erwirbt, bekommt bis zu 60 Prozent des Kaufpreises, höchstens allerdings 500 Euro erstattet. Die Fahrrad-Förderung ist ein kleiner Teil des milliardenschweren italienischen Konjunkturpakets.
Fahrrad-Boom auch in den USA In Reaktion auf die Corona-Krise zeigt sich weltweit ein starker Aufwärtstrend bei den verzeichneten Radfahrten und bei den Verkaufzahlen von Fahrrädern. Auch in den USA: Die in New York ansässige National Association of City Transport Officials (NACTO) spricht von einer „Explosion des Radfahrens“ in vielen US-Städten. Das Fahrrad sei zum Symbol für Freiheit in Zeiten der Pandemie geworden und werde als Chance erlebt, physisch und psychisch gesund zu bleiben. „Du bewegst dich schneller, du bewegst dich weiter, aber du bist nie zu schnell, um die kleinen Dinge zu bemerken“, wird Ken McLeod von der League of American Bicyclists im Guardian zitiert.
L OND O N
MÜNC HEN
L JU B L JANA
B RÜ S S E L
Der britische RennradmodeHersteller Rapha entdeckt die Verkehrspolitik: Mit der Kampagne #choosecycling will Rapha die Menschen ermutigen, aufs Rad umzusteigen. Neben Plakat-Sujets gibt es eine Social Media-Kampagne: Radfahrende sind aufgerufen, ihre Radgeschichten zu teilen. „Dies ist ein einzigartiger Moment, der uns alle vor die Wahl stellt“, heißt es von Rapha: „Wir können zu alten Routinen zurückkehren, zu unseren Autos, zu Staus und schlechter Luft, oder wir können eine bessere Zukunft herbeiführen, uns über sicherere Straßen freuen und ein glücklicheres, gesünderes Leben führen.“
München könnte in Sachen Verkehrswende schneller als andere Großstädte sein. Befindet sich die bayrische Hauptstadt doch gerade mitten in der Umsetzung der beiden Bürgerbegehren „Radentscheid“ und „Altstadt-Radlring“. Wie der Stadtrat in Reaktion auf die Initiativen beschloss, sollen bis zum Jahr 2025 1,5 Milliarden Euro in den Radverkehr fließen, dazu kommt ein Radwege-Programm mit 450 Kilometer Länge. Die temporären Maßnahmen infolge der Corona-Krise beschleunigen diesen Prozess weiter.
Eine der vielen Veranstaltungen, die aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden mussten, ist die – ursprünglich für Juni geplante – Velo City in Ljubljana. Die größte europäische Konferenz zum Radfahren findet nun von 15. bis 18. September 2020 am selben Ort statt. Angepasst wurde das Programm, das sich in vielen Konferenz-Beiträgen damit befasst, wie Radfahren zur Überwindung der Folgen der Corona- und Klimakrise beitragen kann.
Teil des EU-Budgets für den Corona-Wiederaufbau, der auch der Zielsetzung des von Kommissionspräsidentin Ursula Van der Leyen ausgerufenen European Green Deal entsprechen soll, könnte ein Paket für städtische Mobilität und den Radverkehr sein. Wie der Exekutivvizepräsident der Kommission, Frans Timmermans, in einer Pressekonferenz ankündigte, sollen Radfahren, E-Ladestationen und öffentlicher Verkehr mit voraussichtlich rund 20 Mrd. Euro gefördert werden.
Rapha mit Kampagne zur Verkehrswende
Cartoon: Franz Kainz
N EW YO R K C I T Y
Was sich Autofahrende ans Vehikel hängen: DRAHTESEL-Cartoonist Franz Kainz muss sich mitunter wundern...
Auf dem Weg zur Radl-Hauptstadt
Velo City findet im September statt
velo-city2020.com
EU-Paket für städtische Mobilität
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ROM
Politik
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1 Wien-Leopoldstadt: Pop-up-Radweg in der Praterstraße 2 New York: Park Avenue, ein Teil von New Yorks „Open Streets“ – Straßen, die für Fuß- und Radverkehr freigegeben wurden.
Corona als
Chance
Was zuvor nur langsam vonstatten ging, geht unter Eindruck der Covid19-Krise plötzlich ruckzuck: Städte in der ganzen Welt ergreifen Maßnahmen zur Verbesserung des Rad- und Fußverkehrs. Ein Überblick.
BERICHT: Ines Ingerle
D
ie Pandemie macht deutlich, was vielen bereits lange bewusst ist: Das Fahrrad ist das beste und sicherste Verkehrsmittel, vor allem in Krisenzeiten. Viele Geh- und Radwege sind jedoch nach wie vor zu schmal – in Österreich und auch in vielen anderen Teilen der Welt. Radfahrende und Zufußgehende sind auf engem Raum zusammengepfercht und kommen oftmals nur schleppend voran, während für Blechkarossen ein Großteil des öffentlichen Raums reserviert bleibt. Unter dem Eindruck der CoronaPandemie und der Vorgabe, zueinander einen Meter Sicherheitsabstand einzuhalten, setzten Stadtverwaltungen in der ganzen Welt Maßnahmen, um ein zügiges und sicheres Vorankommen aller Verkehrsteilnehmenden zu gewährleisten: sei es mit temporären Radwegen, Gehsteigen, Fußgängerstraßen oder Begegnungszonen. Auch Österreichs Straßen haben ein großes Potenzial. Allerdings ist bisher wenig in diese Richtung geschehen. Für Wien hat die neue Initiative „Platz für Wien“ – siehe auch Interview auf Seite 12 – in Zusammenarbeit mit der Radlobby Wien einen Katalog von möglichen temporären Radwegen in Wien erstellt, von denen einige bereits umgesetzt wurden: etwa in der Wagramer Straße, Praterstraße oder in der Hörlgasse.
Barcelona In Barcelona werden bestehende Radwege verbreitert, damit Radfahrende Abstand zueinander halten können. Ebenso entsteht neue Radinfrastruktur. Bogotá Eine der ersten Städte, die Radfahren als Teil der Lösung erkannte, war die kolumbianische Hauptstadt Bogotá. Dort wurden bereits Mitte März 120 Kilometer Fahrbahnen in temporäre Radwege umgewandelt. Berlin Ende März widmete der Bezirk in Kreuzberg entlang des Halleschen Ufers sowie in der Zossener Straße die ersten Fahrstreifen zu breiten Radwegen um. Anfang April folgten drei weitere temporäre, breite Radwege. Budapest Auch Budapest hat temporäre Radwege für mehrere wichtige Routen in der Stadt eingerichtet. Der drastische Rückgang des sozialen und öffentlichen Lebens hat die Verkehrsmuster grundlegend verändert. Mehrspuriger Straßen wurden in jeder Richtung mit einem Radweg ausgestattet. Brüssel Die regionalen Behörden in Brüssel errichteten 40 Kilometer temporäre Rad-
Fotos: Robert Haas, AP/LaPresse/Claudio Furlan
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3 Die schottische Regierung unterstützt Gemeinden bei der Finanzierung von Rad-Infrastruktur
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4 Mailand: Eine Familie unterwegs auf einem der neuen Radwege im Zentrum Mailands.
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7 Barcelona: Bestehende Radwege werden verbreitert.
5 München: In der Zweibrückenstraße demonstrierte der ADFC, wie es gehen kann.
wege. Die neu errichteten Wege wurden an das bestehende Fahrradnetz angeschlossen. London London senkte die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten von 30mph (~50km/h) auf 20mph (~30km/h). Verkehrsminister Grant Shapps kündigte Mitte Mai an, 250 Millionen Pfund in die Errichtung von temporären Radwegen, breiteren Gehwegen, sichereren Kreuzungen und Bus-Spuren in England zu investieren. Mailand Mailand wandelt dauerhaft 35 Kilometer Straßen in Fußgängerzonen und Radwege um. Montreal Montreal kündigte Mitte Mai den Plan “Network of Safe Active Lanes” an. Ab Anfang Juni werden 112 Kilometer geschützte Radwege und Gehwege umgesetzt, die Parks und Freizeitziele verbinden. München Auf fünf größeren Straßen Münchens soll jeweils eine Autospur für den Radverkehr freigegeben werden. Bis zum Oktober will die Stadt schauen, wie die neuen Radwege angenommen werden, und dann entscheiden, wie es weitergeht.
New York City Auch in New York City wurden Fahrbahnspuren in temporäre Radfahrstreifen umgewandelt, einige Straßenzüge wurden für den motorisierten Verkehr komplett gesperrt. Darüber hinaus sind in der Stadt die öffentlichen Radverleihsysteme kostenfrei. Das hat Mitte März fast zu einer Verdoppelung der Nutzendenzahlen im Vergleich zum Vorjahr geführt. Neuseeland Verkehrsministerin Julie Anne Genter forderte die neuseeländischen Städte auf, eine 90-prozentige Finanzierung für die Verbreiterung von Gehwegen und die Ausarbeitung temporärer Radwege zu beantragen. Oslo Das Stadtzentrum Oslos ist seit letztem Jahr fast vollständig autofrei, nachdem Parkplätze beseitigt und Autos auf bestimmten Straßen verboten wurden. Paris 650 Kilometer Radwege – darunter eine Reihe von Pop-up-Corona-Radwegen – sind seit 11. Mai in Betrieb. Die Stadt verbannte auch Autos aus der berühmten Einkaufsstraße Rue de Rivoli in der Nähe des Louvre. Philadelphia In Philadelphia wurden fast acht Kilo-
meter des Martin Luther King Drive auf unbestimmte Zeit für den KfZ-Verkehr gesperrt. Interessengemeinschaften arbeiten daran, dass weitere öffentliche Straßen für den Rad- und Fußverkehr freigegeben werden. Pontevedra (Spanien) In der spanischen Stadt Pontevedra sind Autos schon seit fast 20 Jahren weitgehend aus der Innenstadt verbannt, Zufußgehende haben Vorrang. Das Ergebnis: keine Verkehrstoten und eine Reduktion der KohlendioxidEmissionen um 70 Prozent. Einzelhändler profitieren davon, dass mehr Menschen vorbeikommen. Rom In Rom waren vor der Pandemie bestehende Radwege oft nicht miteinander verbunden, was Radfahrende dazu zwang, sich auf stark befahrenen und gefährlichen Straßen zu behaupten. Der Verkehrsrat versprach nun, dass die temporär errichteten Radwege auch nach der Krise bestehen bleiben werden. Schottland Die schottische Regierung bietet lokalen Behörden eine hundertprozentige Finanzierung für die Errichtung von Pop-up-Radwegen und breiteren Gehwegen in Höhe von umgerechnet 11 Millionen Euro an.
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6 Neuseeland: Der pinke Nelson Street Cycleway in Auckland ist seit Jahren eine Attraktion.
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Deutlich mehr Geld für den Radverkehr BERICHT: Matthias Bernold
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Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 10
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UND, WIE GEHT ES IHNEN? Berichte aus aller Welt mit und ohne Corona-News. Wie geht es dem Südwind-Magazin in Corona-Zeiten? suedwind-magazin.at/suedwind-corona Qualitätsjournalismus und der Blick über die Grenzen hinweg sind wichtiger denn je.
Südwind
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Internationale Politik, Kultur und Entwicklung
Abo-Bestellung: ganz einfach und schnell Online: www.suedwind-magazin.at/abo E-Mail: abo@suedwind.at, Tel.: 01 405 55 15
er in der Regierungsarbeit der vergangenen Monate die grüne Handschrift vermisste, der wird sich über den aktuellen Budget-Entwurf 2020 freuen, der kürzlich vom Parlament beschlossen wurde. Hier ist tatsächlich einiges für den Radverkehr enthalten. So wird zum einen der schon früher bestehende im Umweltbudget angesiedelte „klimaaktiv mobil-Topf“, von 4,4 auf 21,4 Millionen Euro aufgestockt. Dazu kommen Gelder aus dem Budget des jetzt mit dem Umweltministerium zusammengelegten Verkehrs- und Infrastrukturministerium. Insgesamt ergibt das eine Fördersumme von 40 Millionen Euro, mit der Rad-Projekte in den Ländern und Gemeinden gefördert werden. Städte erhalten wieder Zugriff auf Bundesmittel Außerdem wird der Topf für Städte mit mehr als 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern geöffnet. Mithin genau in den Gemeinden, in denen der Radverkehr besonderes Potenzial für den Alltagsverkehr hat. Insbesondere erhalten damit auch die Landeshauptstädte einen Zugriff auf Bundesmittel. Die Fördermittel können von den Gebietskörperschaften über „klimaaktiv-mobil“ angefordert werden. Der Bund schießt zu Radinfrastrukturprojekten 20 bis 30 Prozent, Radschnellverbindungen werden sogar mit bis zu 50 Prozent gefördert. Radinfrastruktur gibt den Ausschlag „Corona hat in die breite öffentliche Wahrnehmung gerückt, dass es rasch viel mehr Platz und bessere Bedingungen fürs Radfahren und Zufußgehen braucht“, erklärt dazu der grüne Klimasprecher im Parlament, Lukas Hammer: Sichere und komfortable Radinfrastruktur sei ausschlaggebend dafür, ob Österreicherinnen und Österreicher öfter auf das Rad steigen.
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Im Bundesbudget 2020 findet sich zehnmal mehr Geld für Radinfrastruktur. Jetzt liegt es an Ländern und Gemeinden, die Fördermittel abzurufen.
Mit Kind sicher on Tour
Radlobby freut sich Vorsichtig optimistisch zeigt sich Roland Romano, Sprecher der Radlobby Österreich, über die Budget-Erhöhung. Selbst wenn man sich auch mit der jetzt erfolgten Mehrung der Mittel vielerorts weit unter den von der Radlobby geforderten Ausgaben von 30 Euro pro Kopf und Jahr bewegt. „Bisher wurde auf Bundesebene etwa ein Euro pro Kopf und Jahr in den Radverkehr investiert, manche Jahre sogar nur ein halber Euro“, rechnet Romano: Jetzt würden die Bundesmittel immerhin auf etwa viereinhalb bis fünf Euro anwachsen. Damit jetzt rasch viele Radwege gebaut werden, müssen die Länder und Gemeinden aktiv werden. Die Initiative für Errichtungen von Radwegen u.ä. muss nämlich bisher von diesen Gebietskörperschaften ausgehen. „Der Bund hat grob die Hälfte seines Weges zurückgelegt, jetzt müssen die Länder und Gemeinden den Rest machen“, sagt Romano. Sinnvolles Konjunkturprogramm Vor dem Hintergrund der von Corona verursachten Wirtschaftskrise könnten sich Investitionen in den Radverkehr freilich gleich mehrfach lohnen. „Baumaßnahmen sind arbeitsplatzintensiv“, betont auch Hammer, „das ist ein zusätzlicher Vorteil. Hier gehen Konjunkturbelebung und klima-bewusste Mobilitätspolitik Hand in Hand.“ Wenn die Gemeinden das Angebot annehmen, sollten die ausgelösten Investitionen in den Radverkehr jedenfalls deutlich höher sein als 40 Millionen im Jahr. „Ich hoffe, dass sich die Gemeinden auf die Fördermittel stürzen werden“, meint Hammer gegenüber dem DRAHTESEL: „Dass eine Art Wettbewerb einsetzt – ähnlich wie bei der Investitionsoffensive zur Photovoltaik.“
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Titel
„Wollen Wien besser machen“
„Viele Leute, die jetzt das Radfahren für sich entdeckt haben, werden nicht dabei bleiben, wenn wir nichts an der Infrastruktur ändern“
„Ich denke, das Bewusstsein für ein qualitätsvolleres Leben in der Stadt und für mehr Klimafreundlichkeit wächst“
BARBARA LAA
VERONIKA WIRTH
INTERVIEW: Matthias Bernold, Klaus Brixler
DRAHTESEL Zum Zeitpunkt dieses Interviews Ende Mai haben 11.078 Menschen „Platz für Wien“ mit einer Unterschrift unterstützt. Ist das mehr oder weniger, als ihr erwartet habt? Barbara Wir liegen gut im Plan. Unser erklärtes Ziel sind diese 57.255 Unterschriften bis Oktober. Wie waren die Reaktionen der Menschen auf der Straße? Veronika Zum Großteil positiv: Es gibt Leute, die sich vielleicht ein bisschen lustig machen über unsere orangen T-Shirts und fragen, ob wir bei der MA48 sind. Die meisten waren sehr interessiert und wollten entweder gleich unterschreiben oder haben gesagt, sie schauen es sich im Internet an. Barbara Mir sind nur zwei Personen untergekommen, die gesagt haben: „Nein, ich möchte diese Forderungen nicht unterstützen.“ Dann wünscht man einen schönen Tag und lässt sich nicht auf Diskussionen ein. In eurer Kampagne finden sich 18 Forderungen, darunter ein durchgängiges Radwegenetz, Tempolimits, sichere Mobilität für Kinder. Das sind Forde-
rungen, die es seit Jahrzehnten gibt. Warum soll „Platz für Wien“ gelingen, was davor nicht gelungen ist? Barbara Ich glaube, dass es unser Vorteil ist, dass wir sehr breit aufgestellt sind. Wir sind sehr unterschiedliche Menschen, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen und sich zu diesem gemeinsamen Ziel zusammengefunden haben. Wir bilden ab, was derzeit in der Bevölkerung passiert: ein breites Bewusstsein für die Dringlichkeit dieser Maßnahmen. Veronika Dazu kommt, dass es nicht nur Wien allein, sondern in vielen Städten auf der ganzen Welt ähnliche Bewegungen gibt. Das Bewusstsein der Menschen für ein qualitätsvolleres Leben in der Stadt und für mehr Klimafreundlichkeit wächst. Gibt es für euch irgendwo eine ModellStadt, in der die Forderungen von Platz für Wien bereits umgesetzt sind? Barbara Es gibt natürlich Fahrradstädte wie Kopenhagen, die schon ein super ausgebautes Radwegnetz haben. Vielfach bestehen dort dann andere Schwächen, etwa beim Fußverkehr oder fehlende Anknüpfungspunkte zu den Öffis. Wir wollen nicht wie eine an-
dere Stadt werden, sondern Wien besser machen. Wie baut man so eine Kampagne auf? Barbara Unsere Arbeit hat im November begonnen. Seither laufen die Vorbereitungen. Rund 50 Personen haben an Planungssitzungen teilgenommen, die nach dem soziokratischen Prinzip organisiert waren und in Arbeitsgruppen spezielle Themen erarbeitet haben. In zwei großen Plenar-Sitzungen haben wir unsere Forderungen mit Konsentprinzip abgestimmt. Die Coronakrise hat ja den Kampagnenstart beim ARGUS Bikefestival vermasselt, oder? Veronika Genau. Da hätten wir sicher viele interessierte Leute erreicht. Es ist anders gekommen, aber ich glaube, auch der Start in den Onlineplattformen hat sehr gut funktioniert und wir haben da sehr gute MitarbeiterInnen die das ganz gut können. Inspiration für „Platz für Wien“ war der erfolgreiche „Volksentscheid Fahrrad“ in Berlin. Was habt ihr euch abgeschaut, wo liegen die Unterschiede? Veronika Der Radentscheid in Berlin hat die Radfahrenden in den Vor-
Foto: Matthias Bernold
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 12
Derzeit läuft in Wien die bisher ambitionierteste Kampagne für eine bessere Verkehrspolitik und eine bessere Gestaltung des öffentlichen Raums. Wir haben mit „Platz für Wien“-Sprecherinnen Barbara Laa und Veronika Wirth gesprochen.
dergrund gerückt; wir haben bewusst eine breitere Basis gesucht. Weil wir glauben, dass in Wien andere Mängel bestehen und wir so mehr Unterstützung finden. Barbara Die rechtlichen Mittel unterscheiden sich. Wir haben das Instrument einer Petition nach dem Wiener Petitionsgesetz gewählt. Gibt es bereits Reaktionen der politischen Parteien? Barbara Bisher gab es Unterstützendes, aber auch Gegenwind. Wir haben alle Bezirksvorstehungen zum Gespräch eingeladen. Die Corona-Krise hat das Verkehrsverhalten vieler Menschen verändert: Was bedeutet das für eure Kampagne und für Verkehrspolitik allgemein? Barbara Wir glauben, dass man die Corona-Krise durchaus „nutzen“ kann. Die Menschen bemerken, wie wenig Platz Zufußgehenden und Radfahrenden zur Verfügung steht. Viele sind auf das Fahrrad umgestiegen und bemerken die Schwächen der Rad-Infrastruktur.
Veronika Das Augenmerk auf die Aufenthaltsqualität in der unmittelbaren Lebensumgebung ist größer geworden. Vielleicht noch ganz kurz zum Radverkehr: Glaubt ihr, dass die Leute, die während des Lock-Down aufs Rad umgestiegen sind, dabei bleiben? Barbara Ich befürchte, dass eine große Anzahl der Leute, die jetzt das Radfahren für sich entdeckt haben, nicht dabei bleiben werden, wenn wir nichts an der Infrastruktur ändern. Wie kann man „Platz für Wien“ unterstützen? Veronika Am besten mit einer Unterschrift online. Man kann die Seiten auf Social Media teilen, Bekannten und Freunden davon erzählen. Und man kann auch selber Unterschriften sammeln. Auf platzfuer.wien sind Listen zum Herunterladen verfügbar. Das ist die gekürzte und bearbeitete Fassung eines Interviews für den FahrradPodcast „Reich durch Radeln“ www.reichdurchradeln.at
VERONIKA WIRTH ist Zahnärztin in Ottakring
Forderungen von „Platz für Wien“ im Überblick • Attraktive Straßen zum Gehen und Verweilen • Sichere Mobilität für Kinder • Durchgängige und sichere Radinfrastruktur • Sichere Kreuzungen • Multimodalität durch attraktives Umsteigen Platz für Wien hier unterstützen! www.platzfuer.wien
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 13
BARBARA LAA ist Verkehrswissenschafterin an der TU Wien
Community Radparty in der Hörlgasse: Hier entsteht was Gutes Seite 14
So wird’s gemacht: Radlobby-Arbeit in Krems: Seite 15
Serviceleistungen für Radlobby-Mitglieder Seite 16
WIEN
Rad-Corso Hannovermarkt
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WIEN
Rad-Party in der Hörlgasse Die Hörlgasse in Wien-Alsergrund hat jetzt auch einen Pop-up-Radweg bekommen. Dies ist aber erst das Vorspiel für den grundlegenden Umbau des Straßenzugs. BERICHT: Matthias Bernold
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nfang Juni gab es in der Hörlgasse in Wien-Alsergrund Anlass zu feiern: Nachdem die Stadt in der dreispurigen Straße, die von der Rossauerbrücke am Donaukanal hinauf bis zur Votivkirche führt, Wiens dritten Pop-upRadweg errichtet hatte, wurde dies am Samstag, dem 6. Juni, mit einer Radausfahrt gebührend gefeiert. Die einen Kilometer lange temporäre Radspur führt bergauf in Richtung Innere Stadt und reicht von der Oberen Donaustraße über die Rossauer Brücke, die Türkenstraße und die gesamte Länge der Hörlgasse sowie die Straße des 8. Mai bis zur Universitätsstraße. Dabei wurde eine von drei Auto-Fahrspuren zur Popup-Radspur. Wie auf der Pra-
terstraße ist der temporäre Radweg durch orangefarbene Markierungen und Leitbaken abgesichert. Erfolg für „Allee Hopp“ Der temporäre Radweg ist nicht zuletzt auch ein weiterer Erfolg für die Bürgerinitiative „Allee Hopp“, die sich hier seit sechs Jahren für Verkehrsberuhigung einsetzt. Bereits im Jahr 2015 gelang es der Initiative rund um den Wiener Autor Kurto Wendt, beim Bezirk die Festlegung einer Tempo-30-Zone zu erwirken. Mit dem – vorerst bis Ende des Sommers befristeten – Pop-up-Radweg wurde fürs erste eine weitere Forderung der Initiative erreicht: die Reduzierung der Kfz-Fahrspuren von drei auf
zwei. Das Beispiel Hörlgasse zeigt, was alles möglich wird, wenn die richtigen Personen zusammenkommen. In diesem Fall neben Allee Hopp: Verkehrsstadträtin Birgit Hebein und Saya Ahmad, die Bezirksvorsteherin von Wien-Alsergrund. „Es freut mich sehr, dass wir mit dem bislang längsten Popup-Radweg nicht nur akut für eine Verbesserung sorgen werden, sondern auch den ersten Schritt für einen nachhaltigen Veränderungsprozess setzen konnten“, wird SPÖ-Politikerin Ahmad in einer Aussendung zitiert. SPÖ-Bezirks-Chefin Ahmad Unterstützt von Hebein und ganz im Sinn der Bürgerinitative will Ahmad die Hörlgasse so umgestalten,
dass sie mehr Platz für Zufußgehende und Radfahrende bietet. Baumpflanzungen, breitere Gehsteige und Sitzmöglichkeiten sollen die Aufenthaltsqualität verbessern und die Straße abkühlen. Jobs statt Parkplätze „Den Weg aus der Arbeitsmarkt-Krise und der Klimakris können wir nur schaffen, wenn wir jetzt in klimafreundliche Infrastruktur investieren und nachhaltige Jobs schaffen“, kommentierte Hebein: „Es ist nicht mehr die Zeit, sich um jeden Parkplatz zu streiten, sondern dafür zu sorgen, dass unsere Kinder und Enkelkinder in einer lebensund liebenswerten Stadt aufwachsen.“
Foto: Rolf Nagel
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 14
In Ausgabe 20 /1 haben wir gezeigt, warum die Brigittenau das verkehrspolitische Schlusslicht Wiens ist: Seit zehn Jahren stagniert der Radwegebau, Stellplätze werden weniger, und die vorhandene Infrastruktur ist teils schikanös. Um für Verkehrsberuhigung zu demonstrieren, lud die Initiative „Die 20er*innen“ im Juni zum Radcorso am Hannovermarkt: 150 Anrainer radelten mit.
KREMS
VORARLBERG
Drei Jahre Ping-Pong um eine Einbahn
Mit Kiki-Plakaten für mehr Abstand
In Krems kämpfen Radfahrende seit Jahren für die Öffnung einer Einbahn, die für den Radverkehr eine essenzielle Verbindung darstellt. Die Bemühungen sind ein Lehrstück dafür, wie zäh das Ringen mit Behörden und Politik verlaufen kann …
ERFAHRUNGSBERICHT: Jakob Pachschwöll
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Faktor eins: Zusammenarbeit
Fotos: Jakob Pachschwöll, Radlobby Vorarlberg
Die Kooperation mit Hochschülerschaft (ÖH), FH IMC Krems, sicher.in.Krems und lokaler Radlobby war sicherlich der wichtigste Faktor: die ÖH konnte die finanziellen Mittel für die Studienbeauftragung aufbringen und mobilisierte Studierende. Von sicher.in.Krems kamen Insider-Informationen und juristisches Know-How. Die Radlobby lieferte die Fakten und das verkehrsplanerische Wissen. Faktor zwei: Medialer Druck Eine Einbahnöffnung an sich ist noch keine reißerische Story für Lokalzeitungen. Lange legten die lokalen Medien den Fokus auf wegfallende Parkplätze. Das nicht eingehaltene politische Versprechen, die Einbahnöffnung umzusetzen, erwies sich jedoch als ideales Thema, um medial daran anzuknüpfen.
Die Alauntalstraße verbindet die Kremser Innenstadt und den Stadteil Stein
Faktor drei: Hartnäckigkeit
Veronika Rüdisser
radlobby.at/vorarlberg
Zeitweise schien es, als würde es keine Aussicht auf Erfolg geben und sich die mühsame Arbeit nicht lohnen. Möglicherweise war es auch Kalkül der Projekt-Gegner und -Gegnerinnen, dass die Initiative erlahmen könnte. Doch gerade dieser Gedanke ermutigte uns, weiterzumachen. Faktor vier: Anrainer Natürlich gab es auch Dinge, die – im Nachhinein betrachtet – von uns unterschätzt wurden: Die Anrainerinnen und Anrainer waren anfangs unzureichend eingebunden, was dazu führte, dass sie um Parkplätze fürchteten. Letztlich gab den Ausschlag, dass nach ersten negativen Anrainerreaktionen sofort das Gespräch gesucht wurde, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Fazit War die gefundene Lösung am Ende optimal? Aus unserer Sicht nicht. Zwar ist der Straßenzug zum überwiegenden Teil jetzt für Radfahrende in beiden Richtungen befahrbar. Aber für die Umsetzung der Einbahnöffnung mussten wir einer Variante zustimmen, bei welcher ein Gehsteig zum Radweg umgewidmet wird. Wie immer stellt sich die Frage, wie viel Kompromiss man eingehen darf... Jakob Pachschwöll ist Mitglied bei der Radlobby Krems
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ie Alauntalstraße ist eine der wichtigsten Verbindungen zwischen der Kremser Innenstadt und dem Stadtteil Stein samt Uni-Campus, wird jedoch als Einbahn geführt. Bereits 2016 schlossen sich mehrere Interessengruppen zusammen, um die Öffnung der Einbahn für den Radverkehr durchzusetzen. Zunächst wurde eine Studie in Auftrag gegeben, um Machbarkeit und Rahmenbedingungen zu klären. Nach Pressekonferenz, Unterschriftenaktion und Gesprächen mit Politik und Behörden wurde September 2017 schriftlich zugesagt, einen Teil der Straße zu öffnen. Eine private Baustelle hinderte jedoch den Magistrat, die versprochene Verordnung zu erstellen. Es folgten Gespräche mit dem Bauträger, der wiederum von Verzögerungen seitens der Stadt sprach. Über dieses Ping-Pong-Spiel erschien im Sommer 2019 ein Artikel in der lokalen Presse. Im vergangenen Herbst kam es plötzlich – nach drei Jahren – zur Umsetzung. Welche Instrumente führten zum Erfolg?
Mit reflektierenden „Kiki-Plakaten“ für den Kinderanhänger und Straßenplakaten beginnt im Juni in den Vorarlberger Gemeinden Hard, Kennelbach, Lauterach, Wolfurt und Schwarzach eine Bewusstseinskampagne für sichere Überholabstände. Die Kampagne erinnert Verkehrsteilnehmende daran, dass beim Überholen ein dem Fahrtempo angepasster, seitlicher Abstand einzuhalten ist. An 60 Standorten werden Schilder mit dem neuen „Abstand macht sicher“-Sujet aufgestellt. Die reflektierenden „Kiki-Plakate“ wurden eigens zum Befestigen am Fahrradanhänger entwickelt – und können bei der Radlobby Vorarlberg zum Selbstkostenpreis bestellt werden.
KÄRNTEN
Petition gegen Bettelampeln Druckknopfampeln oder auch gerne „Bettelampeln“ genannt, sind Radfahrenden und Zufußgehenden wohlbekannt und ein Dorn im Auge. In Kärnten versucht die Radlobby schon seit langem, das Land dazu zu bewegen, diese Benachteiligung für aktive Mobilität abzuschaffen. Im Lichte von Corona bekommt das Anliegen eine neue Facette, denn trotz regelmäßiger Betonung der Wichtigkeit von Handhygiene werden diese Verkehrsteilnehmenden immer noch dazu gezwungen, einen Knopf zu drücken, um manche Straßen überhaupt queren zu können. Mark Richter
Die Petition kann unter radlobby.at/kaernten/bettelampeln
unterstützt werden.
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Infrastruktur Mehrzweckstreifen: Ausrede statt Ausbau? Seite 17
Plus / Minus: Infrastruktur im Test Seite 18
Radwege-Programm: Wie gut wird Wien 2020? Seite 20
Farbe ist keine Infrastruktur In Klagenfurt dienen Mehrzweckstreifen als Ausrede dafür, innerstädtisch oder entlang wichtiger Hauptstraßen keine bauliche Radinfrastruktur zu errichten BERICHT: Mark Richter
Fülle an Mehrzweckstreifen Seit über einem Jahrzehnt gab es in Klagenfurt kaum noch Verbesserungen in Form von baulicher Infrastruktur. Was der Radmasterplan aber mit sich gebracht hat, war eine Fülle an Mehrzweckstreifen, die quasi als Allheilmittel für den städtischen Radverkehr betrachtet wurden. Die Unfallzahlen auf Mehrzweckstreifen etwa in Wien (z.B. durch Dooring – also das plötzliche Öffnen von Auto-Türen) zeigen je-
Foto: Daniel Wuttej
?
Mehrzweckstreifen wie hier im Bild können bauliche Infrastruktur nicht ersetzen. Was die Sicherheit angeht, sind sie häufig sogar kontraproduktiv.
doch, dass diese Radinfrastruktur ungeeignet ist. Im heurigen Wiener Bauprogramm Radverkehrsanlagen ist deshalb kein einziger Mehrzweckstreifen mehr vorgesehen. Bei der jährlichen Evaluierung des Radmasterplans wurde von der Radlobby Kärnten bereits zum zweiten Mal die Wichtigkeit baulich getrennter Radwege entlang von Haupt-
straßen betont, doch alle Rufe sind verhallt. Hauptsache: Parkplätze Brisanter (Negativ-) Höhepunkt des heurigen Jahres wird ein Mehrzweckstreifen in einer Straße mit rund 20.000 Kfz proTag sein. Das widerspricht den Richtlinien und Vorschriften für den Straßenverkehr (RVS), die bei Tempo 50
Mehrzweckstreifen nur bis zu 10.000 Kfz proTag erlaubt und ab 18.000 Kfz pro Tag ausschließlich Radwege vorschreibt. Platz für eine sichere Lösung wäre da. Ein Lückenschluss in Form eines baulich getrennten Radweges wird durch den politischen Unwillen, fünfzehn Stellplätze umzuwidmen, verhindert.
Was heißt eigentlich?
RVS
RVS steht für Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen – ein tausende Seiten umfassendes Regelwerk, in dem unter anderem beschrieben wird, wie Radinfrastruktur sein soll, z. B. die Mindestbreite von Mehrzweckstreifen und Radwegen sowie Kriterien, wann Einbahnen für Radfahrende geöffnet werden sollen oder die Benutzungspflicht von Radwegen aufge-
hoben werden kann. Die RVS werden laufend von Experten/Expertinnen und Interessenvertretenden überarbeitet. Die Radlobby ist dabei als Interessenvertretung der Radfahrenden eingebunden. Gesetzeskraft haben die Beschlüsse des Gremiums zwar nicht, aber sie werden bei Neuplanungen von Infrastruktur weitgehend eingehalten. In Diskussionen wird oft auf die RVS verwiesen, aber
was genau in den RVS steht, wissen nur relativ wenige, da die RVS nur kostenpflichtig gelesen werden können. Das Büro der Radlobby Österreich berät Radlobby-Gruppen zur RVS bzw. nennt Ihnen Schlüsselstellen der Richtlinie auf Anfrage. Mario Sedlak
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n Kärntens Landeshauptstadt wurde im Frühjahr 2018 der Radmasterplan präsentiert, und es schien, als könnten sich Radfahrende damit auf gute Zeiten einstellen. Zwei Jahre später ist das Ergebnis mager. Zwar hat man längst fällige Maßnahmen wie Radfahren gegen die Einbahn ermöglicht und Radfahrerüberfahrten installiert, aber die großen Lücken im Netz werden weiterhin schlicht ignoriert.
PLUS ⁄ MINUS
Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest
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QUALITÄTSKONTROLLE: Andrzej Felczak
Wien 12., Belghofersteg
Wien 6., Brückengasse
Wien 3., Schwarzenbergplatz Höhe Ring
Der Belghofersteg konnte bisher nur über hohe Treppen passiert werden. Dabei ist der Steg eine Schlüsselstelle im Wiener Hauptradverkehrsnetz. Vom Steg führt stadteinwärts Richtung Osten eine durchgängige Route über den Bahnhof Meidling, Flurschützstraße, Siebenbrunnengasse bis zur Innenstadt. Richtung Norden verläuft eine durchgängige Route über der Schwenkgasse bis zum Wienfluss /Langstrecke West. Richtung Süden /Osten wird Hetzendorf und in weiterer Folge werden große Teile von Hietzing und Liesing erreicht. Durch die Barrierewirkung der Südbahn, der Bahnverbindung nach Hütteldorf und der Altmannsdorfer Straße sind Alternativrouten mit großen Umwegen verbunden. Anfang 2020 wurden auf beiden Seiten des Steges bequeme und breite Rampen errichtet. Das ist nicht zuletzt deswegen von Bedeutung, als in diesem Eck von Wien das Radverkehrsnetz dünn und voller Lücken ist. Jetzt – mit einer komfortablen Verbindung Richtung Innenstadt – ist der richtige Zeitpunkt, um die Radverbindungen weiter auszubauen.
Die Brückengasse liegt im Hauptradverkehrsnetz und verbindet Gumpendorfer Straße und Mollardgasse mit der Linken Wienzeile. In die direkte Verlängerung führt eine Kfz-freie Brücke über den Wienfluss zur Rechten Wienzeile. Richtung Wienzeile führt eine Radspur gegen die Einbahn, auf Höhe Hausnummer 6 befindet sich eine leichte Rechtskurve. Zwischen Radstreifen und Fahrspur war zwar bisher eine Sperrfläche zum Schutz der Radfahrenden vorhanden, aber da etliche Kfz-Lenkende nicht imstande waren, sie zu respektieren, und die Kurve schnitten, war das Radfahren gegen die Einbahn hier unangenehm und mit einem Verkehrsrisiko verbunden. Jetzt wurde auf Antrag der Grünen und der NEOS zur Sicherheit der Radfahrenden ein Fahrbahnteiler in der Kurve errichtet. Dass bei Radstreifen gegen die Einbahn in der Kurveninnenseite ein baulicher Schutz Regelfall sein sollte, empfiehlt auch die MA 46 auf der Website der Stadt Wien: „Bei Kurven entstehen ohne begleitende bauliche Maßnahmen Verkehrssicherheitsprobleme.“
Die Ampelschaltung für den äußeren Ringradweg am Schwarzenbergplatz wurde seitens der Fahrrad-Community jahrzehntelang als Schikane gesehen: Während Autos, Straßenbahnen und Zufußgehende auf dem parallel verlaufenden Zebrastreifen durchgängig Grün hatten, mussten die Radfahrenden die Kreuzung in zwei Etappen queren. Das bedeutete Zeitverlust, und eine Benachteiligung gegenüber anderen Verkehrsteilnehmenden, was für Unmut sorgte. Durch den jahrelangen hartnäckigen Einsatz der Radlobby Wien wurde diese Ampelschaltung adaptiert und endlich eine durchgängige Grünphase bei der Querung eingerichtet.
„Missing Link“ Belghofersteg saniert, Radfahren möglich
Fahrbahnteiler erhöht Sicherheit und Sicherheitsgefühl
Ungeteilte Grünphase: „Schwarzenberg-Schikane“ ist endlich Geschichte
Einfach online Radbeschwerden abgeben: Fotos: Andrzej Felczak (3), Jean-Marie Welbes (1), Radlobby Steyregg (1), Klemens Pürmayr (1)
radkummerkasten.at
Salzburg, Thalgau
Niederösterreich, Achau
Steyregg (OÖ), BILLA-Markt
In Thalgau klaffte entlang des parallel zur Landesstraße L103 verlaufenden Geh- und Radweges eine 400 Meter lange Lücke. Radfahrende mussten die Straße bei Tempo-80 mit viel Pkwund Schwerverkehr teilen. Jetzt wurde das fehlende Radwegstück errichtet, wodurch eine durchgängige, 23 Kilometer lange Radverbindung zwischen Stadt Salzburg und Mondsee besteht. Eine Verbindung, die sowohl Alltagsradfahrenden als auch Radtouristen zur Verfügung steht. Wegen der Hangsicherung betrugen die Gesamtkosten 810.000 Euro, davon wurden 510.000 Euro vom Land Salzburg getragen. Der Rest wurde durch die klimaaktiv Bundesförderung finanziert. Dass es das Land Salzburg mit der Radverkehrsförderung ernst meint, zeigt auch das Radbudget: für 2020 sind sechs Millionen Euro vorgesehen. Das entspricht fast 11 Euro pro Einwohner und Einwohnerin. „Unser Ziel ist ein durchgängiges Radroutennetz in Salzburg“, erklärt der Salzburger Landesverkehrsrat Stefan Schnöll in „meinbezirk.at“. „Nur wenn die Fahrt mit dem Fahrrad sicher und möglichst komfortabel ist, steigen mehr Menschen auf das Rad um, ob für den Weg zur Arbeit oder in der Freizeit.“
Im Zuge des Ausbaus der Pottendorfer Bahnlinie zwischen Meidling und Wiener Neustadt wurde für die Querung mit der Hauptstraße in Achau eine Unterführung errichtet. Erfreulicherweise wurde auch für Zufußgehende und Radfahrende eine hochqualitative Unterführung mitgebaut – was in Niederösterreich leider keine Selbstverständlichkeit ist. Von Biedermannsdorf kommend beträgt die Rad-Rampenbreite 2,8 Meter; die Rampe ist vom Fußgängerverkehr mit einem Geländer getrennt. Auch die Unterführung selbst ist baulich getrennt und komfortable vier Meter breit. Leise Kritik: Im Kurvenbereich und in der Unterführung würde eine Mittellinie die Sicherheit erhöhen. Die Weiterfahrt Richtung Ortszentrum Achau führt durch die Bushaltestelle, was angesichts der Längsneigung nicht optimal ist. Aber durch die zur Verfügung stehende Breite und die guten Sichtverhältnisse akzeptabel. Was fehlt, ist eine beschilderte und richtlinienkonforme Weiterführung durch Achau.
Bei der neuen BILLA-Filiale in Steyregg hat man die radfahrenden Kundinnen und Kunden berücksichtigt und im Eingangsbereich eine hochqualitative Radabstellanlage errichtet. Als Radständer wurde das Modell Xserie von Connexurban gewählt, das speziell für den Einsatz bei Geschäften konzipiert ist. Mittlerweile ist das Aufstellen von guten Radständern bei Neuerrichtung oder Umbau von Supermärkten erfreulicherweise zum Regelfall geworden. Optimal ist es, wenn der Radabstellplatz überdacht ist. Beim BILLA Steyregg gibt es zwar ein Vordach. Der Radständer steht jedoch im Freien. Die Zufahrtsbreite von der Hauptradroute Linzerstraße beträgt nur 1,5 Meter. Laut den Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen (RVS) beträgt die Mindestbreite bei Geh- und Radwegen 2,5 Meter, was sichere und komfortable Begegnungen ermöglicht. Bei der Geländeplanung für Radkunden ist offensichtlich noch Luft nach oben. Angesichts des großzügig dimensionierten Parkplatzes können die Mängel nicht an Geld oder Platz liegen, sondern an mangelnden Kenntnissen der Bedürfnisse der radfahrenden Kunden.
Durchgängige Radverbindung Stadt Salzburg – Mondsee
Bahnunterführung gut gelöst, Anschluss mit Optimierungsbedarf
Neue Billa-Filiale jetzt mit Radständer – nur das Dach fehlt
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Infrastruktur
Infrastruktur
Bauprogramm Wien: Große Würfe reichen weiter Mitte Mai 2020 wurde das Bauprogramm für den Radinfrastrukturausbau der Stadt Wien veröffentlicht. Was ist davon zu halten?
ANALYSE: Andrzej Felczak
N
achdem drei Jahre in Folge eine ehrgeizige Investitionsoffensive angekündigt worden war, die dann jedes Mal ausblieb, waren diesmal die Erwartungen bei Radfahrenden besonders groß. Wir präsentieren einige Highlights und ziehen Bilanz.
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Lindengasse – Einbahnöffnung kommt Die Lindengasse ist als Hauptradroute ausgewiesen – aber die Einbahn zwischen Andreasgasse und Neubaugasse verhindert das Radfahren stadteinwärts. Die sehr erfolgreiche Petition „Verbesserungen für den Fußund Radverkehr Lindengasse“, die von einem Anrainer eingebracht worden war, beförderte das Thema schließlich in den Wiener Gemeinderat. Weil auch die Bezirksvorstehung grünes Licht für die Einbahnöffnung gab, wird diese nun – anlässlich des Umbaus der direkt angrenzenden Neubaugasse Realität. Wagramer Straße – Radweg wird verlegt und verbreitert Zwischen UNO-City und Alter Donau ist dieser Teil der Rad-Langstrecke Nord nur als 1,8 Meter schmaler Zweirichtungsradweg ausgeführt. Er wird nun von der Häuserfront zur Allee verlegt, auf drei Meter verbreitert und die Qualität deutlich verbessert. Was noch fehlt, ist eine zweite Radverkehrsanlage entlang der östlichen Bebauungsseite und die beidseitige Weiterführung entlang der Wagramer Straße bis Kagraner Platz. Breitenfurter Straße – beidseitige Einrichtungsradwege Die Breitenfurter Straße ist in der Planung der Stadt Wien als Hauptradroute zwischen Meidling und Liesing vorgesehen. Bisher existierte sie allerdings nur auf dem Papier. Dank eines Neubauprojektes sollen nun auf 550 Metern beidseitige Einrichtungsrad-
wege entstehen. Eine ausgezeichnete Vorlage für den Rest der Breitenfurter Straße. Nordbahnstraße – zweiter Radweg vom Praterstern bis Taborstraße Das Gebiet zwischen Nordbahnstraße und S-Bahn Hauptstrecke wird bebaut. Im Zuge dessen erhält die Nordbahnstraße einen neuen Zweirichtungsradweg auf der Ostseite mit hoher Qualität. Der Praterstern ist so mit der neuen Schützenden Kreuzung „Am Tabor“ verbunden. Die Radlobby Wien setzt sich für die Verlängerung des Radweges Richtung Norden bis zur Innstraße in der Brigittenau ein, um die Hauptradroute Dresdner Straße anzubinden. Fahrradstraßen 2020 wird das Jahr der Fahrradstraßen, soviel ist sicher. Insgesamt vierzehn Fahrradstraßen und sechs fahrradfreundliche Straßen werden eingerichtet, in einigen Fällen mit baulichen Maßnahmen. Dieses Bündel an Verbesserungen ist ein konkretes Ergebnis des Masterplan Fahrradstraßen nach der Fahrradstraßen-Petition der Radlobby Wien. Fazit Die Liste der Projekte 2020 ist kein Bauprogramm einer Verkehrswende. Zwar werden einige Stellen verbessert, viele große Lücken im Radverkehrsnetz sind jedoch wieder nicht dabei. Insgesamt sollen nur 4,5 Kilometer Radwege/-Streifen geschaffen werden. Die sechs Kilometer Fahrradstraßen/ fahrradfreundliche Straßen sind zwar ein erfreulicher Lichtblick, jedoch auf 20 kurze Teilstücke aufgeteilt. www.radlobby.at/wien/bauprogramm-2020veroeffentlicht
40 Mio. Euro Fördermittel für den Radverkehr! Das Klimaschutzministerium fördert Investitionen in den Radverkehr als krisensichere, nachhaltige Fortbewegung der Zukunft Verzehnfachung des Förderbudgets
systemen, aber auch begleitende Informationskam-
Das Bundesministerium für Klimaschutz investiert noch
pagnen. Einen besonderen Anreiz für Betriebe bietet
heuer zur Umsetzung des Masterplans Radfahren bis
die finanzielle Unterstützung von sogenannten Jo-
zu 40 Mio. EUR in den Ausbau und die Verbesserung
bRädern, die einen gesunden Arbeitsweg per Fahrrad
des Radverkehrs in Österreich. Das Förderbudget ist
ermöglichen. Der Fördersatz beträgt abhängig vom
im Vergleich zum Vorjahr fast zehnmal so hoch und
Maßnahmenmix und der Projektqualität bis zu 30% der
damit ein klares Bekenntnis zum Radverkehr.
förderfähigen Kosten.
Mit der Förderoffensive für den Radverkehr unter-
Neuer Förderschwerpunkt Radschnellverbindungen
stützt das Klimaschutzministerium im klimaaktiv mobil
Ein Schwerpunkt des Förderprogramms ist der Ausbau
Förderprogramm ein breites Bündel an Maßnahmen,
von Schnellradwegen, die ein sicheres und attraktives
das in ganz Österreich radfahrfreundlichere Rahmen-
Radfahren über größere Entfernungen hinweg ermög-
bedingungen scha". Das Förderangebot richtet sich
lichen. Das Klimaschutzministerium übernimmt bis zu
an Länder, Städte, Gemeinden, Betriebe und Vereine
50% der förderfähigen Kosten für die Errichtung von
sowie auch touristische Einrichtungen.
Radschnellverbindungen durch Gebietskörperschaften.
Förderfähig sind beispielsweise die Errichtung von
Kostenfreie Beratung unter klimaaktivmobil.at
Radwegen und Radabstellanlagen, Radverleih-
Online-Einreichung unter umweltfoerderung.at
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
bmk.gv.at
Lebensstil Anninger: eine Trennung, die Konflikt entschärft Seite 23
Orca: Eine neu entdeckte alte Liebelei Seite 26
Bücher: Lesestoff für Velophile Seite 28
Cinemascope
Onboard – the Transcontinental Race immer weiter! 50 Prozent der Teilnehmenden schaffen es nicht oder nicht rechtzeitig ins Ziel, die schnellsten der anderen Hälfte jedoch fahren dieses Rennen in neun (!) Tagen. Das sind täglich 444 Kilometer und 18,5 Stunden im Sattel! Dazu kommt, dass die Planung, Navigation und Verpflegung vollkommen autonom ist, Hilfe gibt es hier keine – nur vier Kontrollpunkte. Es ist verrückt und absolut faszinierend zugleich. Als Zuschauerin ist man stets hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, dabei zu sein und der Erleichterung, das ganze von der Couch aus bequem mitzuverfolgen. Ein Filmerlebnis der besonderen Art.
Und, soviel sei verraten: das gelingt!
Onboard – The Transcontinental Race Dokumentation, Frankreich 2019 (54 Minuten) Regie und Kamera: Antonin Michaud-Soret, Schnitt: Robin Montrau, Soundtrack: La Cantina, Monplaisir, Degiheugi, u.a. Mit: Mike Hall, Anna Haslock, Matthew Falconer, Ede Harrison, Matthiew Lifschitz, James Hayden, Melissa Pritchard, u.a.
Antonin, der sich auf Dreharbeiten unter Extrembedingungen spezialisiert hat, schlüpft einigen Fahrerinnen und Fahrern quasi unters Radtrikot – so intim sind manche Szenen. Sie machen die psychischen und physischen Heraus- und Überforderungen spürbar. Tagelange Strapazen, Schlafmangel, mentale Zusammenbrüche, komplette Erschöpfung – und dennoch: Es geht
Mike Hall, der Gründer des Transcontinental Race, starb am 31. März 2017 während er am Indian Pacific Wheel Race durch Australien teilnahm. Er wurde von einem Auto angefahren.
Zu streamen auf: www.onboardtcrfilm.cc
Foto: Onboard the Transcontinental Race
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 22
An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des Fahrrad-Films vor.
Es gilt als eines der härtesten Rennen der Welt: 4.000 Kilometer durch Europa, ohne Unterstützung und mit einem Zeitlimit von 17 Tagen. Das Transcontinental Rennen fordert die Teilnehmenden auf allen Ebenen heraus. Wer hier mitfährt, ist danach ein anderer Mensch. Die Dokumentation des französischen Regisseurs und Kameramanns Antonin Michaud-Soret wurde zwischen 2016 und 2019 gedreht und zeigt Eindrücke aus drei unterschiedlichen Rennjahren. Ihr Ziel, so verrät eine Texteinblendung zu Beginn der einstündigen Reise, ist es, eine Idee dieser einzigartigen Erfahrung zu geben.
Mehr Trennung, weniger Streit
Lebensstil
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 23
Ein neues Nutzungskonzept für den Anninger soll seit Anfang 2020 Konflikte zwischen Mountainbikenden und Spaziergehenden verhindern. Taugt das Konzept als Lösungsansatz für andere ähnliche Gebiete in ganz Österreich?
Der Anninger ist ein beliebtes Ausflugsgebiet für Erholungssuchende, zu Fuß, für Familien und auch für Mountainbiker
TEXT UND FOTOS: Andrzej Felczak
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Meter ragt der Anninger in die Höhe, das genügt, damit ihn Ostösterreicher stolz als Berg bezeichnen. Schon zu Lebzeiten von Beethoven war die – im heutigen Naturpark Föhrenberge im Bezirk Mödling gelegene – Gegend rund um den Anninger ein beliebtes Ausflugsgebiet. Auch der große Komponist suchte hier – so wird berichtet – Erholung und Inspiration. Weil sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten allerdings immer mehr Menschen mit ganz unterschiedlichen Auffassungen von Erholung auf den Wegen des Anninger einfanden, sorgte dies zunehmend für Konflikt. Vornehmlich zwischen Wandernden und Mountainbike-Fahrenden kam es
immer wieder zu „Bröseln“ – wie man auf gut Wienerisch sagt. Shared Trails und Single Trails Ein neues Konzept verteilt den Raum jetzt allerdings neu: Auf besonders stark frequentierten Abschnitten oder herausfordernden topografischen Gegebenheiten (Steigungen und unübersichtliche Strecken) wurde das Mountainbiken nur bergauf erlaubt. Bergab stehen Mountainbikern parallele Single-Trails exklusiv zur Verfügung. Dort wo geringes Konfliktpotenzial herrscht bzw. keine alternativen Wege möglich sind, sind alle Erholungssuchenden gemeinsam auf sogenannten Shared Trails unterwegs. Diese Regelung greift auch auf der steilen
Unser Autor ist seit vielen Jahren Stammgast auf dem Anninger. Er kennt das Gebiet als Wanderer und als GenussMountainbiker. Die neue Regelung erscheint ihm geeignet, die früher oft verkommenden Konflikte zu entschärfen. Mountainbiker ist nicht gleich Mountainbiker Mountainbiken ist grundsätzlich ein Fahren im Gelände mit einem dafür geeigneten Fahrrad (robuster Rahmen, breite Stollenreifen, Dämpfungselemente an Gabel, ggf. am Hinterbau …). Es hat sich seit den 1990erJahren vom Nischensport zum Breitensport entwickelt. Fortsetzung nächste Seite
Lebensstil
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 24
Mountainbiker ist nicht gleich Mountainbiker: Folgende Gruppen kann man unterscheiden: Genuss- / TourenRadfahrende sind auf Forststraßen und Wegen unterwegs, gelegentlich auf leichten Single-Trails. Naturerlebnis und Fitness stehen im Vordergrund. „Klassische“ Mountainbiker / All Mountain befahren unbefestigte, steile, geschlungene Wege und Pfade. Fokus ist auf Fahrerlebnis, Kondition und Fahrtechnik,
Der Anninger ist wahrscheinlich das Gebiet in Österreich mit der höchsten Dichte an Wanderern und Mountainbikern.
Oben am Anninger beginnt der „Alte-Rodelbahn-Trail“ exklusiv für Mountainbiker an. Die Beschilderung gehört noch optimiert.
Forststraße hinauf zum Schutzhaus Anninger. Sie ist jetzt großteils als Uphill-Strecke eingerichtet, parallel verlaufen die Single-Trails „Anninger-Trail“ und „Alte Rodelbahn“ zum Bergab-Fahren. Ähnlich gestaltet wurden auch der Gaadener-Uphill und der Buchtal-Trail. Insgesamt wurden fünf Single-Trails eingerichtet. Die neuen Regelungen wurden mittels neuen aber leicht verständlichen Schildern kundgetan.
Wienerwald Trails eingebunden. Federführend im Prozess war Wienerwald Tourismus. Für die 1.250 Kilometer Wege wurden entsprechende Pacht-Verträge mit den Grundeigentümern geschlossen. Betreiber und für das Streckennetz verantwortlich ist jetzt Wienerwald Tourismus, die jährlichen Gesamtkosten betragen 200.000 Euro. Das dabei entwickelte Nutzungskonzept für den Anninger ist auch vor dem Hintergrund der Neuaufsetzung der Organisation der MTB-Strecken im Wienerwald zu sehen. „Wir sind froh über diese erfolgreichen Schritte, arbeiten aber weiter am Ausbau der Strecken sowie am gegenseitigen Verständnis für die vielen Nutzergruppen im Wald“, berichtet Saul Ferguson vom Verein Wienerwald Trails, der seit inzwischen sechs Jahren an den Verhandlungen über neue Trails und die Nutzungsbedingungen beteiligt ist: „Alle Könnens- und Altersstufen von Mountainbikenden brau-
Partizipativer Prozess Unter den neuen Voraussetzungen konnte ein neues Nutzungskonzept im Wienerwald im Zuge eines partizipativen Prozesses unter der Moderation der Niederösterreichischen Umweltanwaltschaft entwickelt werden. Es beteiligten sich Bundesforste, Stift Klosterneuburg, Stadt Wien, 40 Wienerwald-Gemeinden und das Land Niederösterreich. Zudem waren die Vereine Sportunion Hinterbrühl und
Zu den zwei Gruppen oben gehören etwa zwei Drittel der Ausübenden, und sie haben ähnliche Bedürfnisse. Es ist sinnvoll, ihnen geeignete Strecken zur Verfügung zu stellen.
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Auf der Anninger Forststraße werden etwa auf Höhe Abzweigung Husarentempel bergabfahrende Mountainbiker auf den Anninger (Single) Trail geleiet.
chen noch weitere Angebote, genau wie Wanderer und Natur ihre Bereiche mit Ruhe.“
en Regelungen. Positiv ist auch, dass neue Mountainbike-Strecken geöffnet wurden, so dass ein Routennetz entstanden ist. Luft nach oben gibt es noch bei der Beschilderung, es ist an manchen Stellen nicht klar, wo gefahren werden darf und wo nicht. Außerdem fehlen Übersichtskarten des gesamten Gebietes, was hilfreich wäre, um insbesondere die Uphill- und die dazu passenden Downhill-Trails zu finden. Aber wie Saul Ferguson vom Verein Wienerwald Trails so schön sagt: „Es ist und bleibt ein Prozess.“
Verhandlungen über MTB-Strecken Forstliche Sperrgebiete gehören zu den größten Unannehmlichkeiten für Mountainbiker. „Lieblingsstrecken sind plötzlich gesperrt, obwohl oft tagelang keine Arbeiter zu sehen sind“, erklärt Ferguson: „Teilweise ist es verständlich, Subunternehmen werden beauftragt, bekommen ein Zeitfenster, aber aus Wettergründen verschieben sich die Arbeiten. Trotzdem sind in Zeiten der Digitalisierung rechtzeitige und aktuelle Informationen über Sperren ein gerechtfertigter Wunsch.“ Conclusio und Kommentare Zurück zum Annninger: Wie bewährt sich die neue Nutzungsordnung in der Praxis? Erste Beobachtungen zeugen von einer guten Akzeptanz der neu-
Die steile Forststraße hinauf zum Schutzhaus Anninger ist jetzt großteils als Uphill-Strecke eingerichtet
Enduro / Freeride / Downhiller fahren auf eigens dafür präparierten, hauptsächlich/ ausschließlich bergab führenden Strecken (häufig in Bikeparks). Für sie sind hohes Tempo, Sprünge und enge Kurven am wichtigsten. Cross-Country-Fahrende sind auf Forststraßen, und leichten unbefestigten Wegen unterwegs und es zählt die Top-Ausdauerleistung.
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 25
Die durch Wanderer frequentierte und steile Forststraße hinauf zum Schutzhaus Anninger ist jetzt großteils als UphillStrecke eingerichtet
Die Position der Radlobby zum Mountainbiken: radlobby.at/mountainbike
Alle Infos zum Mountainbiken im Wienerwald wienerwald.info/mountainbiken
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Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 26
Neue alte Bekanntschaft
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Im Keller steht ein Waffenrad. Umgeben von einer Aura bestehend aus gefahrenen Kilometern, Erinnerungen und Staub. Manchmal kommt ein Besucher vorbei, ein schon etwas älterer Herr, redet ihm gut zu, bedankt sich, entschuldigt sich. Der richtige Zeitpunkt, um wieder auf das edle Ross zu steigen, wird kommen! Hab Geduld und warte. Es wartet geduldig und weiß. Etwas später (Jahre, Tage, Wochen): Die Welt hat sich gedreht, windet sich unermüdlich und hält gleichzeitig den Atem an, ist gefangen zwischen Entscheidungsfindung und Vorschriften. Eine Unruhe bringt den Frühling, wandelt sich in einen zaghaften Sommer. Der Besucher geht in den Keller. Das Rad fühlt, dass die Zeit gekommen ist. Ein Ausritt wird in Bälde stattfinden. Und tatsächlich: sie nähern sich auf der Straße wieder an. Erobern die Stadt mit gemächlichen Pedalumdrehungen. Nicht gleich so schnell, nur keine Überforderungen. Der Radius weitet sich, die Stadt wird gemeinsam wieder erfahren, die gegangenen Wege müssen überdacht und Fußgängerzonen umfahren werden. Vertraute Geschichten, die sich neu zu einer veränderten Stadtansicht verknüpfen. Der Staub wirbelt Staub auf und macht Mut, sich auf die eigenen Fähigkeiten zu besinnen. Die Beine sind müde, der Geist ist frei. Wird der Besucher freudig erzählen. Das Waffenrad schnurrt und surrt, nachdem es wieder seine Bestimmung gefunden hat. Eine neue alte Bekanntschaft bringt diese Zeit hervor. Eine Rückbesinnung: was braucht der Mensch?
Clara „Orca“ Felis ist Radbotin, Buchhändlerin und schreibt. In ihrer Glosse berichtet sie aus dem Straßendschungel zum Wortmeer
Unfall im Bikepark: Versicherung zahlt nicht
Infrastruktur
Dank Downhill-Klausel muss eine Versicherung nicht zahlen, obwohl die Unfallversicherung eigens fürs Mountainbiken abgeschlossen wurde. Der Streit dreht sich um Begrifflichkeiten: Wann ist es DownhillMountainbiking und wann nicht?
Unfall im Bikepark Was das Unfallopfer angeht: Der damals 20-jährige Sohn der Klägerin kam in einem Bikepark mit seinem Mountainbike zu Sturz. Und zwar auf einer Anfänger-Strecke, die laut Betreiber für sämtliche Könnensstufen befahrbar ist. Zum Zeitpunkt des Unfalls trug er Knie-
und Ellbogenschützer, ein Hemd mit Rücken- und Brustprotektor, Radhandschuhe, Radlerhose, Fahrradhelm sowie handelsübliche Freizeitsportschuhe. Dennoch erlitt er infolge des Sturzes Verletzungen, die einen stationären Krankenhausaufenthalt erforderlich machten. Als die Mutter die Versicherungsleistung abrufen wollte, berief sich die Versicherung auf den Risikoausschluss zum Downhill-Mountainbiken. Die Mutter hingegen vertrat die Ansicht, dass eine Fahrt auf einer Anfängerstrecke in einem Bikepark wohl nicht zum „Downhill-Mountainbiken“ im Sinne der in Artikel 20 AUVB genannten Extremsportarten zählen dürfe. Die Rechtssache ging durch die Instanzen. Schließlich entschied der OGH, dass das Erstgericht neuerlich, etwa durch ein Gutachten eines Sachverständigen, zu klären habe, was die Allgemeinheit unter „Downhill-Mountainbiken“ versteht.
Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 27
W
enn die Versicherungen immer in den Fällen zahlen würden, für die sie abgeschlossen werden, würden sie nicht in diesen Glaspalästen sitzen“, sagt ein Sprichwort. Die Entscheidung 7 Ob 25/19f zeigt einmal mehr den Wahrheitsgehalt dieses geflügelten Wortes: Die Klägerin hatte mit der Versicherung einen Unfallversicherungsvertrag abgeschlossen, in dem ihr Sohn mitversichert war. Die Versicherung beinhaltet unter anderem Amateursport und führte dazu bespielhaft unter anderem an: Basketball, Mountainbiking und Radfahren. Der Polizze war überdies die im Antrag angesprochene „Polizzenklausel US005, Berufssportler – Amateursportler, Teilnahme an Wettbewerben“ angeschlossen, die Versicherungsschutz für Unfälle bei Wettkämpfen sowie am offiziellen Training für diese Veranstaltungen bietet und u.a. für Badminton, Basketball, Mountainbiking und Radfahren gilt. Klingt gut, die Krux steckt allerdings in den Allgemeinen Bedingungen für die Unfallversicherung (AUVB 2008). Hier werden in Artikel 20 besonders gefährliche Sportarten genannt, die nicht vom Versicherungsschutz umfasst sind u.a. Freeriding, Bergsteigen/ Klettern über Schwierigkeitsgrad VI und/oder über 7.000 Höhenmeter, Vollkontakt-Kampfsport, Expeditionen – und eben Downhill-Mountainbiken.
Zurück ans Erstgericht Offene Fragen: Was bedeutet das Urteil aber für jene, die in Bikeparks gerne ihre Freizeit verbringen? Immerhin findet sich bei vielen Bikeparks der Hinweis, dass der Sport auf eigenes Risiko ausgeübt wird und die Nutzenden über eine persönliche Unfallversicherung verfügen müssen. Was aber, wenn der Versicherungsschutz in den Klauseln regelmäßig ausgeschlossen wird? Es empfiehlt sich daher, die Unfallversicherung im Hinblick auf Ausschlüsse der jeweiligen sportlichen Betätigung zu durchforsten. Wenn dies der Fall ist, sollte die Versicherung nachgeschärft werden, um nicht im Falle eines Unfalls ohne Schutz dazustehen.
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Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 16
BÜCHER
Vision: autofreie Stadt
Lebensstil
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Finkelstein, Kerstin E. Straßenkampf Berlin: Ch. Links Verlag, 2020 ISBN 9783962890810 186 Seiten 15,50 Euro
Waren früher Straßen auch Orte der Begegnung, wo man kurz für einen Plausch mit dem Nachbarn stehenblieb, ist heute menschliches Leben weiträumig zu Gunsten des Autoverkehrs verschwunden“, schreibt Kerstin Finkelstein in ihrem Buch „Straßenkampf “. Ausgehend davon und dass sich etwas ändern muss, setzt sie sich mit verschiedenen Themen auseinander: Benutzung des öffentlichen Raums, finanzieller Überblick über den Autoverkehr, Einblick in die Verkehrspolitik, Vor(ur)teile des Fahrrads und der öffentlichen Wahrnehmung und Beispiele, wie verschiedenen Städte und Länder den dortigen
Fahrradanteil erhöhen wollen. Erschreckend dabei ist, dass von Seiten der Politik kaum bis keine Unterstützung kommt. Auch hier beherrscht der Markt die Richtung, z.B. der Dieselskandal, bei dem die Marke „Made in Germany“ wichtiger ist als der Schaden. Die Vorteile, die das Fahrrad gesamtgesellschaftlich bringen würde, werden leider außer Acht gelassen. Um so wichtiger ist die Vision einer autofreien, begegnungsfördernden Stadt, die mit Graswurzelbewegungen ins Rollen gebracht wird. Clara „Orca“ Silef
Schön: Räder aus Bambus
Seltsam: Räder mit Namen „Bonanza“
Nützlich: Wissen für Radpendelnde
Zum Ärgern: Biber mit Patschen
Als 1894 auf der Londoner Stanley Cycle Show das erste Bambusfahrrad vorgestellt wird, inspiriert dies die Fahrradenthusiasten Franz Grundner, Otto Lemisch und Karl Bräuer in Klagenfurt. Ihre Bambusräder erlangen Serienreife, 1898 steht das Unternehmen in Wettbewerb zu Erfindern in England und den USA: Aus diesem Fundus stellt dieses Buch Ideen vor, die – in Verbindung mit digitalen Fertigungstechniken und neuen Materialen – nachhaltige Fahrräder ermöglichen.
Ungeklärt ist, woher der Name Bonanzarad kommt. Klar ist, dass das Rad diesen Namens einen Kult ausgelöst hat, der bis heute nachwirkt. Unglaublich, dass jemand auf einem dieser – eigentlich unfahrbaren – Dinger die Strecke der Tour de France 2015 nachfuhr. Da ist einfaches Sammeln und Restaurieren schon leichter zu bewerkstelligen. Die „Bonanzarad-Bibel“ erzählt von all diesen Typen, die sich ihren Jugendtraum aus Bananensätteln und Schaltknüppel erfüllen.
Die schöne Radtour zum heiß ersehnten Picknick endet mit einem Patschen und Frippe ist untröstlich. Doch Biberfreund Kasimir macht auch aus dem Reifenflicken einen großen Spaß und erklärt seinem kleinen Freund ganz genau, wie man das eigene Rad schnell wieder fahrbereit macht und was man dafür alles braucht. Und auch eine zweite Panne kann die beiden Biber nicht von einem gemütlichen Picknick abhalten.
Omo Lisboa
Alec Hager
Dass der tägliche Arbeitsweg mit dem Rad viele Freuden bringt, aber anfangs auch manche Fragen aufwirft, wissen Pendelnde, die tagaus, tagein mit dem Rad unterwegs sind. Für die, die jetzt damit beginnen wollen, in die Arbeit zu radeln, gibt es diesen Ratgeber: von den wichtigsten Bauteilen über die Auswahl des geeigneten Fahrrads bis hin zu Ausrüstung und Wartung ist hier alles dabei. Ein informativer Einsteigerguide mit vielen Porträts von Pendelnden, die erzählen, wie sie ihren Arbeitsweg organisieren.
Wieser, Oswald GRUNDNER & LEMISCH Bambusfahrräder – in die Zukunft geholt Purkersdorf: Verlagsbuchhandlung Brüder Hollinek & Co, 2019 ISBN 978-3-85119-380-0 136 Seiten; 34,90 Euro
Maltzan, Jörg; Langhorst, Martin; Ziegler, Alexander Die Bonanzarad-Bibel Von Bananensattel & Sissybar bis Pornoschaltung Bielefeld: Delius Klasing Verlag, 2020 ISBN 978-3-667-11840-0 176 Seiten; 30,80 Euro
Omo Lisboa
Dietz, Matthias Mit dem Fahrrad ins Büro Alles, was Fahrradpendler wissen sollten Bielefeld: Delius Klasing Verlag, 2020 ISBN 978-3-667-11848-6 175 Seiten; 17,40 Euro
Omo Lisboa
Klinting, Lars Kasimir hat einen Platten Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger, 2005 ISBN 978-3-7891-6784-3 32 Seiten 12,40 Euro
Produkte & Technik Elektrische Schaltungen: Brauchen wir das? Seite 29
Testbericht: E-Bike mit Anti-Blockier-System Seite 31
Schaufenster: Neue Produkte für Velophile Seite 30
REPARATURKOLUMNE
Elektrische Fahrradschaltungen
Andreas Röderer ist Fahrradmechaniker bei Heavy Pedals
Komponenten-Gruppe mit Elektronik. Hier: Deore-XT von Shimano
D
er Gangwechsel erfolgt bei elektronischen Systemen nicht mehr über Bowdenzüge, sondern über kleine Servomotoren direkt an den Schaltungen. Bei Kettenschaltungen mit bis zu zwölf sehr schmalen Ritzeln lässt sich so das hintere Schaltwerk dauerhaft exakt positionieren. Bei Mehrfach-Kettenblättern passt sich der vordere Umwerfer auch selbsttätig an den Schräglauf der Kette an, damit im gesamten Übersetzungsbereich nichts schleift. GetriebeNaben werden über externe Schaltboxen angesteuert, die sich automatisch kalibrieren.
Foto: Hersteller
Belastungsprobe für Elektrik Die traditionellen Probleme bei Verlegung und Wartung der Schaltseile entfallen ebenso wie schwergängige oder schlecht erreichbare Schaltgriffe. Die elektrischen Schaltknöpfe lassen sich optimal an verschiedenen Lenkerpositionen anbringen und ohne Kraftaufwand bedienen. Die Steuerungskabel können zwanglos am oder im Rahmen verlegt werden. Auch völlig kabellose Funksteuerung ist möglich.
Nachteil: Die Elektrik ist harten Belastungen durch Witterung und Erschütterungen ausgesetzt. Alle Komponenten müssen entsprechend robust gebaut und gut gedichtet sein. Das hat seinen Preis und wiegt meist auch etwas mehr als ein mechanisches System. Die komplexe Sensortechnik kann bei Störungen unterwegs auch kaum repariert werden. Die Stromversorgung reicht bei Rennrädern für viele Hundert Kilometer. Bei E-Bikes ist ohnehin genug Saft vorhanden. Wer ganz aufs Laden vergisst, hat aber leider nur einen Gang zur Verfügung. Die Einstellung und Optimierung der Schaltung erfolgt mehr oder weniger komfortabel über eigene Displays oder den Computer des E-Bikes. Funksysteme können via App mit dem Smartphone bedient werden. In der Werkstatt werden markenspezifische Interfaces und Serviceprogramme zur Fehlersuche und für Software-Updates verwendet. Neben der einfachen und präzisen Bedienbarkeit bieten manche elektronische Schaltungen auch die Möglichkeit, automatisch den optimalen Gang für die aktuelle Geschwindigkeit, Tritt-
frequenz und Pedalkraft einzustellen. Die Einstellung der persönlichen Parameter kann sich dabei zu einer ziemlichen Wissenschaft auswachsen. Die beliebten Mittelmotoren bei E-Bikes stellen durch ihr hohes Drehmoment eine starke Anforderung für Nabenschaltungen dar. Beim elektrischen Gangwechsel drosselt der Motor für einen Moment seine Antriebskraft, so dass der Schaltvorgang nicht unter Last stattfindet. Das schont die Kette und das Getriebe. Eine automatische Gangwahl für den individuellen Fahrstil spart zusätzlich Leistung und steigert so die Reichweite des Akkus. Fazit Elektronische Schaltungen können das Radfahren noch ein bisschen effizienter und komfortabler machen. Sie sind aber sehr komplexe und teure Systeme, die nicht mit einfachen Mitteln repariert werden können. Ohne leicht erreichbares High-Tech-Service im Hintergrund landet die schöne, neue Fahrradwelt rasch im SinglespeedModus...
Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 29
Vorteil oder Schnickschnack: Wie sinnvoll sind elektrische Schaltungen?
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Das DRAHTESEL Schaufenster
Auf den Spuren der Römer Der neue bikeline-Radreiseführer im CD-Format begleitet seine Leserinnen und Leser am Römer Radweg. Von Passau entlang der bayrischen Grenze, weiter durch den idyllischen Kobernaußer Wald und ins Salzkammergut – mit Badegenuss am Attersee – führt die antike Spurensuche schließlich bis nach Enns. Gesehen im ARGUS Shop Frankenbergg. 11 1040 Wien um 8,90 Euro
D Ein Baby-Helm mit Glanzeffekt Das fluoreszierende MELON® Synapse-Design reflektiert bei Dunkelheit einen hellen, silbrigen Glanz auf den Helm und fügt der Toddler-Serie ein weiteres Sicherheitsmerkmal hinzu: Eine für Babys entwickelte Helmschale mit seitlichen Trennverriegelungen und Anti-Hautklemm-Magnetverschluss. Gesehen im Fachhandel um 59,95 Euro melon-helmets.com
esterbauer.com
E Frog Bikes - Electric Blue Als Laufrad, Hybrid-Rad und – für den RadsportNachwuchs – auch als Rennrad sind die Kinderfahrräder des britischen Herstellers Frog Bikes verfügbar. Seit Mai übrigens auch in der neuen Farbe Electric Blue. Frog Bikes zeichnen sich durch leichtere Rahmen, optimierte Rahmengeometrie, kürzere Kurbeln sowie durch hochwertige und kindgerechte Komponenten aus.
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Gesehen im Fachhandel ab 180 Euro (Laufrad) 425 Euro (Hybrid-Rad) 580 Euro (Rennrad)
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Gesehen bei Glanzrad Leopoldsgasse 21 1020 Wien sowie Mariahilfer Strasse 23 8020 Graz um 399-529 Euro facebook.com/glanzrad
Gesehen im Fachhandel um 69,99 Euro (City und Design) und 79,99 Eur (Urban) ortlieb.com
www.frogbikes.at
Wie vor 100 Jahren An die heimische Fahrradmacher-Tradition knüpft der kleine österreichische Hersteller Glanzrad an. Die eleganten Retro- und VintageFahrräder werden in Italien von Hand gemacht und in Wien, Kopfstetten und Graz assembliert. Im Bild: Glanzrad Mixte 6 -18 Gang handmade. In fünf Farben erhältlich!
Lenkerkorb von Ortlieb Vom renommierten deutschen Fahrradtaschen-Hersteller kommt dieser wasserdichte Fahrrad-Lenkerkorb mit Deckelverschluss aus PU-beschichtetem Gewebe. Die mittige Deckelfixierung erlaubt schnellen Zugriff auf den Inhalt. Aluminiumrahmen und Innenversteifungen sorgen für Stabilität. Maximale Zuladung: fünf Kilogramm.
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Schwalbe Schwalbes erster Marathon speziell konzipiert für das EBike kombiniert die bewährte Unplattbar-Technik mit neuen Eigenschaften für die E-Mobilität: „Mit leichtem Lauf bei höchster Fahrsicherheit, außergewöhnlicher Stabilität und Langlebigkeit können die Fahrer des Marathon E-Plus die ganze Kraft moderner E-Bikes ausschöpfen“, verspricht der Hersteller. Gesehen im Fachhandel um 44,90 Euro schwalbe.com
Das DRAHTESEL-Schaufenster entsteht in Kooperation mit den Herstellern; Fotos: Hersteller
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Test
Jetzt auch mit ABS Fahrrad-Hersteller bauen immer häufiger Antiblockiersysteme in ihre E-Bikes ein. Aber brauchen wir diese wirklich? Oder ist es bloß der jüngste Verkaufsschmäh?
TESTBERICHT: Elisabeth Waclavicek und Reinhold Seitl
S
eit rund zwei Jahren gibt es von Bosch ein Anti-BlockierSystem (ABS) auch für den Einbau in Fahrrädern. Einige Fahrradhersteller wie Centurion, Flyer, Haibike, KTM und Riese & Müller bieten nun in ihrer Produktpalette E-Bikes mit ABS an. ASB und E-Bike, das passt gut zusammen. Schon allein deshalb, weil das Bosch-Bremssystem Strom braucht. Aber auch, weil höhere Geschwindigkeiten und höheres Fahrzeuggewicht an die Bremsanlage höhere Anforderungen stellt. Uns stand das KTM Macina City zum Testen zur Verfügung. Hier ein Fahr- und Bremsbericht. Wohl die allermeisten Alltags- und Hobby-Radelnden reagieren beim Fahren auf plötzlich auftretende Hindernisse mit einem kräftigen, ruckhaften Zug an den Bremshebeln. In der Regel blockieren dann die Reifen, und das Fahrrad rutscht weg. Solche Stürze soll das Antiblockiersystem (ABS) verhindern.
kann laut Hersteller das Bremssystem auch das Überschlagen des Fahrrades mit einem Abhebe-Sensor am Hinterrad verhindern. Das Antiblockiersystem aktiviert sich, sobald sechs Stundenkilometer erreicht sind. Was kann das ABS, was nicht? Das ABS wirkt am besten, wenn der Reifen vertikal aufrecht läuft. Das Wegrutschen bei Seitenneigung, also bei Kurvenfahrten, kann es nur eingeschränkt verhindern. Weil das Abheben des Hinterrades beim Bremsen unterdrückt wird, bleibt die Fahrstabilität erhalten, aber der Bremsweg kann sich dabei verlängern. Das Blockieren des Hinterrades wird durch das ABS nicht verhindert.
Brems-Erfahrungen mit ABS Ob auf Sand, Schotter oder Matsch: das Vorderrad blockiert beim Bremsen nicht. Das Fahrrad bleibt gut kontrollierbar. Auf trockenem Asphalt ist die Verzögerung enorm. Das Hinterrad neigt dabei zum Blockieren, weil man meist links und rechts gleich stark am Bremshebel zieht. Was ich nicht getestet habe: brutales Abbremsen auf rutschigem Terrain aus Geschwindigkeiten über 30 Stundenkilometer. (Da war uns das Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden, die Sache nicht wert.) Fahreindrücke am KTM Macina City Die Sitzposition ist aufrecht, der Sattel weich, die Sattelstütze gefedert. Die Kette vom Blatt (46) zu den elf Ritzeln
MARKE & TYP
KTM MACINA CITY 5 ABS BELT
PREIS / GEWICHT
UVP 2020er Bike: 4499.-Euro / 27,4 kg
ANTRIEB
Bosch PERFORMANCE CX Gen.4-25km/h / 60Nm
AKKU
Bosch PowerTUBE 625Wh
BREMSE
Hydr. Scheibenbremse Bosch / Magura ABS set w/Rotor 180 / 180
Foto: Hersteller
Wie funktioniert das Ganze? Prinzipiell einmal genauso wie ABS beim Automobil oder Motorrad: Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Vorder- und Hinterrad werden beim Bremsen erkannt, und bei Blockiergefahr des Vorderrades wird dessen Verzögerung elektronisch dosiert. Zudem
ktm-bikes.at
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KTM Macina City: ABS und E-Bike, das passt gut zusammen
Produkte & Technik
(11-46) ist oben abgedeckt, ein stabiler Gepäckträger und ein Seitenständer runden den alltagstauglichen Eindruck des KTM Macina City ab. Der Motor lädt zum entspannten Fahren ein. Also ein ideales Stadt-Gefährt? Nein, nicht wirklich. Ein rund 26 Kilogramm schweres Fahrrad ist, wenn man gerade nicht damit fährt, mühsam im Handling. Das zeigt sich beim Schieben und Rangieren, vor allem aber, wenn das Gefährt im Stiegenhaus einen Halbstock hochgewuchtet werden will. Die Motorkraft ist überdimensioniert. Beim Anfahren beschleunigt man für den Umgebungsverkehr oft zu stark, und die rasch erreichten 25 km/h sind in vielen Situationen zu schnell. Für den Stadtverkehr befremdlich wirkt der breite Lenker mit Bar-Ends. Das kann im dichten Verkehr schon einmal zu eng werden. Ideal im hügeligen Terrain
den, und bei den Abfahrten kann man auf die stabile Lage des KTM vertrauen. Das ABS-System kann man auf losem Untergrund gut gebrauchen. Ein klares Sicherheits-Plus. Die Magura-Bremsen beißen allerdings so kräftig zu, dass dosiertes Bremsen aus geringeren Geschwindigkeiten erst trainiert werden sollte. Die Laufräder von DT Swiss bewirken gemeinsam mit den Reifen von Schwalbe einen sanften Fahreindruck. Die Suntour-Gabel mit 63 mm Federweg dämpft Erschütterungen am Vorbau. Das Shimano Deore XT-Schaltwerk ist am Lenkergriff etwas rau zu bedienen. Fazit Insgesamt ist das KTM Macina City ein stark technisiertes Fahrrad mit vielen Qualitätsmerkmalen, aber für den mühelosen Umgang im (städtischen) Alltag nicht gebaut. Besonderheit des E-Bikes ist das ABS, welches kritische Brems-Situationen deutlich entschärfen kann.
Im hügeligen Gelände sieht die Sache anders aus. Da werden Steigungen dank satter Motorkraft leicht überwun-
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Ciclopia Fahrrad + Werkstatt Stiegengasse 20 1060 Wien Tel.: 01 / 586 76 33 ciclopia.at
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Fahrradwerkstatt Flickschuh Brompton- u. Lastenradspezialist Hetzendorfer Straße 81 1120 Wien Tel.: 0650/484 22 22 fahrradwerkstatt@flickschuh.wien fahrradwerkstatt.flickschuh.wien
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IG-Fahrrad Shop Neu- und Gebrauchtradverkauf Werkstätte u. Verleih Westbahnstraße 28 1070 Wien Tel.: 01 / 523 51 13 ig-fahrrad.at
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Mistelbiker e.U. Gerhard Döltl Florianigasse 54/7 1080 Wien Tel.: 0680/12 76 183 office@mistelbiker.at mistelbiker.at
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DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin 37. Jahrgang ⁄ Heft 2 Erscheinungsdatum 17. Juni 2020 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin Radlobby ARGUS – Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak andrzej.felczak@radlobby.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at
Unter Mitarbeit von Stefanie Bermesser Daniela Bernold Walter Bradler Klaus Brixler Andrzej Felczak Hannes Friedrich Willi Grabmayr Wolfgang Graschopf Magdalena Jöchler Jan Killian Paul Kubalek Valerie Madeja Ernst Miglbauer Margit Palman Peter Provaznik Roland Romano Brigitte Schicho Heidi Schmitt Mario Sedlak Kolumnen Clara „Orca“ Felis Ines Ingerle Johannes Pepelnik Andreas Röderer Reinhold Seitl Cover Matthias Bernold
Art Direktion Anna Hazod annahazod.com Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Illustrationen Daniela Bernold Miguel Ángel Camprubí miguelangelcamprubi.com (Autorenportraits) Anna Hazod Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo–Fr 14–19 Uhr, Sa 10–14 Uhr Tel.: 01 ⁄ 505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus
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Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umweltzeichen abgewickelt.
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Tour & Reise Produkte Produkte & Technik & Technik
Schokitour: Jonas Deichmann im Interview Seite 39
Faltrad im Zug: ÖBB beschränken Mitnahme Seite 44
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Tourbericht: Radfahren beiderseits der March Seite 37
Steil und Kopfsteinpflaster – trotzdem jede Menge Spaß: In Velo Veritas
Besser spät als abgesagt Die 8. Ausgabe der In Velo Veritas, der beliebten Weinviertel-Rundfahrt auf klassischen Rennrädern, wird am 15. und 16. August in Hollabrunn starten.
Startpunkt wird heuer die Gemeinde Hollabrunn sein. „Wir haben in den letzten Monaten intensiv die Strecken im Westen des Weinviertels erkundet“, berichtet Horst Watzl vom In Velo Veritas-Organisationsteam: „Von so manchen Passagen sind wir selbst überwältigt.“ Watzl ist überzeugt, dass auch die verschobene Ausgabe 2020 wieder den hohen Ansprüchen gerecht wird: Zwischen Wein und Wald „In Velo Veritas erfindet sich jedes Jahr neu. Drei selektive Strecken über 70, 140 und 210 Kilometer lassen die Rennradler und Rennradle-
rinnen die landschaftlichen Vorzüge des sanften Weinviertler Hügellandes spüren.“
wird vielmehr einzeln oder in kleinen Gruppen. Der Start dauert von 6 bis 10:30 Uhr. Jede Startnummer bekommt eine eigene Startzeit.
Anmeldefrist verlängert Die Anmeldefrist geht noch bis zum 24. Juli, 12 Uhr. Nachnennungen an Start und Ziel sind prinzipiell ebenfalls möglich. Allerdings gibt es heuer eine Teilnehmenden-Höchstzahl von 500 Personen. 350 Anmeldungen liegen bis jetzt vor, sagt Watzl. Den Covid19Sicherheitsmaßnahmen geschuldet ist der geänderte Ablauf der Rundfahrt: So wird es heuer keine Massenstarts geben. Losgefahren
Kriterium Rad – die Regeln Bei „In Velo Veritas“ sind ausschließlich Rennräder bis Baujahr 1987 zugelassen. Bis dahin waren Stahlrahmen mit der Schaltung am Rahmenrohr Stand der Technik. Damals gab es noch keine Klick-Pedalen und innenliegende Bremszüge. Entsprechende stilvolle, in die Zeit und zum Rad passende, Radtrikots werden von den Veranstaltern geschätzt. Inveloveritas.at
Foto: InVeloVeritas
W
enn Männer und Frauen in Wolltrikots auf klassischen Rennrädern über Schotterstraßen und durch die Weingärten radeln, dann wissen Eingeweihte, womit sie es zu tun haben: Die In Velo Veritas, das wahrscheinlich kultigste FahrradEvent Österreichs geht ins achte Jahr ihres Bestehens. Nach einer langen Schrecksekunde und der Absage aller Events setzten die Veranstalter alles dran, einen neuen Termin für die Rundfahrt zu finden. Wie vor kurzem bekannt wurde, ist dieser Termin mit dem Wochenende vom 15. / 16. August gefunden.
Radfahren beiderseits des Endes der Welt An den Ufern der March lässt es sich vorzüglich Rad fahren. Die beiden Radwege am Grenzfluss haben überraschend unterschiedlichen Charakter und erzählen viel über die Geschichte Europas.
BEFAHRUNG: Julia Beckel
D
ie Radrouten beiderseits der March zwischen Hohenau und Schloss Hof (jeweils ca. 65 Kilometer) sind nicht zuletzt deshalb spannend, weil sie in zwei verschiedenen Ländern liegen: westlich der March ist dieser Radweg Teil der Kamp-Thaya-March-Radroute (kurz KTM) in Österreich, östlich der March fährt man am Iron Curtain Trail (kurz ICT) in der Slowakei. Sowohl der KTM Radweg, als auch der Iron Curtain Trail gehören zu den niederösterreichischen Top-Radrouten. Die Kamp-Thaya-March-Radroute führt auf 420 Kilometern von Krems ins Waldviertel und durch das Weinviertel nach Schloss Hof. Der Iron Curtain Trail
ist als der EuroVelo13 Teil des europäischen Netzes, mit 9.950 Kilometern der längste der europäischen Fernradwege. Die Route geht entlang des ehemaligen Eisernen Vorhanges quer durch Europa und wechselt ständig zwischen den benachbarten Ländern hin und her. In Hohenau verlässt der Radweg Österreich und geht auf slowakischem Gebiet weiter. An den Marchauen war für beide Länder lange Zeit das Ende der Welt Für beide Touren gilt: Anreise mit dem Zug von Wien nach Hohenau ist optimal, wochentags stündlich bis halbstündlich, am Wochenende aller-
Die genaue Evaluierung der Qualität der Radwege an der March erfolgte im Rahmen der Quick Check Evaluationen, die – in diesem Fall im Auftrag von EcoPlus – vom Arbeitskreis Radtourismus der Radlobby durchgeführt werden. Die Evaluation dient dazu, den touristischen Destinationen und Radwegbetreibern einen Überblick über den Zustand der Radinfrastruktur auf der befahrenen Radroute zu geben und Anregungen für Verbesserungen zu machen.
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FOTO: Ingimage
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ICT: Österreich www.euovelo.at und www.eurovelo.at/de/routes/ eurovelo-13
KTM im Weinviertel www.weinviertel.at/a-kamp-thayamarch-radroute
ICT: Etappe Valtice – Mannersdorf www.weinviertel.at/a-ev13-etappe9-valtice-mannersdorf
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ICT: Etappe Mannersdorf – Bratislava www.weinviertel.at/a-ev13-etappe10-mannersdorf-bratislava
ICT: Slovakische Website www.eurovelo.sk/en/13.html www.radtourismus.at
Die Brücke der Freiheit bei Schloss Hof wurde eigens für Radfahrende und Zufußgehende errichtet.
dings teilweise nur zweistündlich. Auf österreichischer Seite geht die Route parallel zur Eisenbahnlinie, was für Leute, die nicht die ganze Strecke nach Marchegg fahren wollen, z.B. Familien mit Kindern, sehr praktisch ist. In der Slowakei gibt es zwar auch eine parallele Bahnlinie, die ist aber etwas weiter weg, so dass man dann schon mal fünfzehn Kilometer Anfahrt zum nächsten Bahnhof in Kauf nehmen muss. Abreise: Fährt man bis zum UNESCO-Welterbe Schloss Hof muss man noch sechs Kilometer zum Bahnhof nach Marchegg zurück. Derzeit kann man auf der Strecke dreimal die March queren: bei Hohenau, auf der Hälfte der Strecke gibt es bei Angern die Möglichkeit, mit der Rollfähre über die March zu wechseln, und bei Schloss Hof über die nur für Radfahrende und Zufußgehende gebaute Brücke der Freiheit. Dadurch werden Rundtouren oder die Halbierung der Strecke mit Abreise mit dem Zug möglich. Streckenführung: Beide Routen haben kaum Steigungen und sind daher auch für konditionell Schwächere komfortabel zu fahren. Beide Routen beginnen in einem Naturschutzgebiet, der KTM führt durch den Auwald und großteils durch landwirtschaftliche Felder, teilweise mit Obstbaumreihen durchsetzt, sowie durch einige Dörfer. Eine Zeitlang fährt man auf dem Hochwasserdamm oberhalb des Auwaldes. Bei Marchegg führt der Radweg durch die Pferdeweide des WWF. Mit der Beweidung durch eine Herde aus polnischen Konik-Pferden (Nachkommen von Wildpferden) soll hier eine artenreiche Landschaft entstehen. Später vorbei an einer Storchenaufzuchtstation. Insgesamt ergeben sich schöne Ausblicke auf den Auwald, die March und die Lößwände bei Stillfried. In der Slowakei: Ursprünglichkeit Auf der slowakischen Seite hat man das Gefühl von mehr Ursprünglichkeit der Landschaft, was einerseits daran liegt, dass der Radweg auf größeren Tei-
len durch Auwald und ehemaliges Niemandsland führt, andererseits haben viele Felder noch die Größe der ehemaligen Kolchosen, was den Eindruck erweckt, man befinde sich abseits der Zivilisation. Durch die vielen ehemaligen Bunker wird man an die geschichtlichen Vorkommnisse erinnert. Straßenbelag mitunter abenteuerlich Zum Belag und zur Qualität: Der KTM wurde kurze Zeit vorher teilweise optimiert und einige Strecken auf den Hochwasserdamm verlegt mit neuem, sehr gut befahrbarem wassergebundenen Belag. Der Rest der Strecke ist intakter Asphalt. Östlich der March merkt man die lange Zeit des Eisernen Vorhangs und vor allem auch, dass lange Zeit die Besitzverhältnisse für die Radroute unklar waren und an vielen Stellen nicht investiert werden konnte. Im ersten Teil bis Zahorska Ves (Höhe Angern) wechseln außergewöhnlich guter Asphalt mit tiefen Löchern in kaputtem Belag, grobem Schotter und Wurzelaufrissen. Hier sollte man nicht unbedingt mit dreijährigen Kindern unterwegs sein. Ab Zahorska Ves wird das wesentlich besser, der letzte Teil ist vor kurzem neu asphaltiert worden. Die neu erstellte Wegweisung auf österreichischer Seite ist top, in der Slowakei fehlen doch einige der (kleinen) Schilder. Man ist gut beraten, den downloadbaren gpx-Track und eine gute Karte dabei zu haben. Auf der österreichischen Seite mangelt es an Rastplätzen, davon hat der slowakische Teil – wenn auch in großen Abständen – einige zu bieten, meist sogar mit Dach zum Unterstellen. Fazit: Der Teil westlich der March ist eine bequeme Route für Familien mit Kindern oder jene, die gemütlich dahinradeln wollen und die Möglichkeit brauchen, jederzeit in den Zug einsteigen zu können. Wer es abenteuerlicher und ursprünglicher möchte und gerne das Gefühl vom Abseits hat, findet das östlich der March auf der slowakischen Seite inklusive uriger „Ostblock-“ Kneipen. Aber eigentlich sollte man beides gefahren sein!
Fotos: Julia Beckel
Tour & Reise
Mitunter verläuft der Radweg direkt auf dem Damm. Die Absperrungen sind auch für Radfahrende schwierig zu durchfahren.
Foto: Jonas Deichmann
INTERVIEW: Klaus Brixler und Magda Jöchler
Jonas Deichmann lässt mit seinem Lebenswandel den Berufswunsch „Astronaut“ oder „Rennfahrer“ regelrecht konservativ aussehen. Der 33-jährige Deutsche lebt seit Jahren von seinen Fahrrad-Abenteuern und hält mehrere Weltrekorde im unsupported bike-racing wie etwa in 72 Tagen, sieben Stunden und 27 Minuten vom Nordkap bis nach Kapstadt.
DRAHTESEL Wie hat deine Liebesgeschichte mit dem Fahrrad angefangen? Jonas Deichmann Also, mein Fahrrad nenne ich tatsächlich „Esposa“, das bedeutet „Ehefrau“ auf Spanisch. Liebesgeschichte trifft es genau. Ich bin in der Jugend Radrennen gefahren, bin dann zum Studium nach Skandinavien und wollte um die große weite Welt. Dafür habe ich das Fahrrad entdeckt. Ich bin dann in 18 Monaten um die Welt geradelt. Das war noch recht gemütlich am Touring-Rad. Später kam dann der Traum, Leistungssport und Abenteuer zu verbinden: So kommt man letztlich auf Kontinentaldurchquerungen.
Logistische Frage: Wie ist es dir gelungen, für deine Abenteuer so lange frei zu bekommen? Anfänglich hatte ich das Glück, dass mir mein damaliger Arbeitgeber die Zeit gegeben hat, den Eurasien-Rekord aufzustellen. Ich bin dann vom Atlantik in Portugal bis an die Pazifikküste in Wladiwostok geradelt, 14.000 Kilometer in 64 Tagen, und danach hat es mich gepackt und ich bin seitdem vom Beruf her Abenteurer und lebe auf dem Fahrrad.
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„230 Mal zum nächsten Schokoriegel“
Jonas auf dem Weg durch Afrika
Tour & Reise
„Ultra-Cycling ist auch ein Esswettbewerb.“
Was genau muss man zu seinem Arbeitgeber sagen, damit er einen für so ein Abenteuer freistellt? Also, das Timing ist immer alles und es war auf dem Oktoberfest in München, nachdem mein Chef ein bisschen was getrunken hatte. Wolltest du schon als Kind Abenteurer sein? Seit ich klein war, habe ich mich gefragt, was ich im letzten Monat erlebt habe, an das ich mich wohl im Alter erinnern würde. Als Abenteurer gibt’s da jeden Tag so etwas. Und im klassischen Bürojob war das bei mir nicht der Fall. Was waren die Entwicklungsschritte vom Angestellten zum hauptberuflichen Abenteurer? Unsupported Radfahren, also ohne Begleitfahrzeuge unterwegs zu sein: davon hat ursprünglich keiner in Europa gelebt. Ich hatte ein paar bezahlte Vorträge und ein oder zwei Sponsoren, aber nichts von dem man leben konnte. Die ersten Monate habe ich das noch neben meinem Job aufgebaut und dann gekündigt und alles darauf gesetzt. Der entscheidende Punkt ist: Ich habe meine Lebenshaltungskosten heruntergefahren. Seit zwei Jahren habe ich keine Wohnung, kein Auto. Ich lebe auf dem Fahrrad und bin dann auch in günstigen Ländern unterwegs. Von daher war vielleicht weniger finanzieller Druck. Seitdem ist es auch gewachsen und ich kann jetzt auch gut davon leben.
Heute lebst du von Motivationsund Abenteuervorträgen? Genau. Ich rede über meine Abenteuer wie Cape to Cape, daneben halte ich auch Vorträge bei Firmen über Motivation und Mindset. Am Ende ist auch Extremsport zu 95 % Kopfsache und die Strategien dort funktionieren auch im Berufsleben. Was bringt dir das Leben bei, was auch für Unternehmen interessant ist? Als erstes: Die Grundeinstellung: Ich will es, und ich glaube daran, dass ich es kann. Das ist einfach gesagt, aber wenn man mit einer Lebensmittelvergiftung in der Sahara liegt, muss man trotzdem daran glauben, dass es morgen besser wird. Ich nutze immer Wörter, die positiv sind. Mein Ziel ist nicht: „Ich könnte es in 75 Tagen schaffen“, da hätte ich mir ein Hintertürchen offengelassen, sondern: „Ich werde es in 75 Tagen schaffen. Punkt.“ Es ist auch wichtig, die großen Ziele in kleine herunterzubrechen. Ich sage immer: „Ich bin gar keine 18.000 km vom Nordkap nach Kapstadt gefahren, sondern ich bin 230 Mal zum nächsten Schokoriegel gefahren.“ Stichwort Ernährung: Wie funktioniert das auf der Tour? In Afrika war das Fahrradfahren für mich der einfache Teil. Aber bei der Ernährung muss ich täglich auf fast 10.000 Kalorien kommen, die bekomme ich an Tankstellen und kleinen Shops an der Straße, bei denen man dann Cola, Kekse und Snickers bekommt. Das ist die
Fotos: Jonas Deichmann
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Deichmann mit seinem minimalistisch bepackten Fahrrad
Tour & Reise
große Herausforderung. Ultra-Cycling ist auch ein Esswettbewerb. Kannst du eigentlich auch einfach nur eine Runde um den See fahren ohne Druck? Absolut, für mich ist die richtige Balance: Ein großes Projekt im Jahr, dann bleiben mir immer noch sechs Monate, bei denen ich mit meinem Gravel-Bike in den Wald fahre und Spaß habe. Die Kombination aus beidem machts. Wie ist dein Zugang zu Einsamkeit? Wenn ich alleine in der Natur bin, fühle ich mich nicht einsam. Bei Cape to Cape hab ich einen abgelegenen Teil der Sahara durchquert, die nächste Stadt war fast 1.000 Kilometer entfernt. Einsamkeit habe ich dennoch nicht empfunden. Einsam hab ich mich zuletzt gefühlt, als ich in München gearbeitet habe und krank in meiner Wohnung saß. Hast du auch hie und da bedauern dass du immer – schnell – weitermusst, auch wenn es dir dort gefallen sollte wo du gerade bist? Auch wenn ich Zeitdruck habe, es kommt nicht auf jede Minute an. Das Rad-Abenteuer ist allerdings oft auch mal nur eine erste Entdeckungsreise. Zu den Highlights möchte ich wieder hin, dann mit mehr Zeit. Georgien, Kenia und Iran zum Beispiel würde ich gerne wieder besuchen; dann mit ein, zwei Monaten Zeit, komplett ohne Druck.
Gibt es da Länder, die super schön und spannend sind, nur die Allgemeinheit weiß es nicht? Klassisches Beispiel: Der Iran ist eines der besten Reiseländer überhaupt, landschaftlich ein Traum und es sind die nettesten und freundlichsten Menschen, die ich je erlebt habe. Man fährt in ein Dorf hinein, und es kommt eine Menschenmenge, einer nach dem anderen lädt einen nach Hause ein, zu Essen und Schlafplatz. Hast du eine Vision oder eine Mission, die dich antreibt? In einem Satz: Ich wache morgens in meinem Zelt auf, und ich weiß: ich erlebe heute etwas, das ich noch nie erlebt habe. Ich weiß, ich werde Menschen treffen, die ich noch nie getroffen habe. Das sind die Momente, für die ich das mache. Gibt es ein künftiges Abenteuer, von dem du gerade träumst? Ich hab noch ein Projekt, das ich auf jeden Fall machen möchte: ich möchte einmal die Welt mit eigener Muskelkraft umrunden. Ohne Segelboot, mit Fahrrad, zu Fuß und mit Skiern über die Landmassen und mit Ruderboot über die Ozeane, also einmal rum. Das ist die gekürzte und bearbeitete Fassung eines Interviews für den Fahrrad-Podcast „Reich durch Radeln“ www.reichdurchradeln.at
„Ich sage immer: ich bin gar keine 18.000 Kilometer vom Nordkap nach Kapstadt gefahren, sondern ich bin 230 Mal zum nächsten Schokoriegel gefahren.“
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Jonas am Weg zu einem Weltrekord
Tauernradweg R3
Fritztal
Ennsradweg R7
Rastlandradweg R15
Liezen Admont
Bibliothek
EV7
Bischofshofen Zell am See
h Salzac
Radstadt
Dachstein
Selzthal
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Schladming
Pa lte n
Steiermark
Salzburg
Taxenbach Kitzlochklamm
Fritzbach
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EV7
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NEUER EUROVELO
An den Gewässern Europas Die neue EuroVelo-Radfernroute 14 wurde im Frühling offiziell eröffnet. Die Strecke geht derzeit von Zell am See bis Budapest.
BERICHT: Andrzej Felczak
Die Website www.eurovelo.at dient als Einstiegsportal für die österreichischen EuroVeloRouten. Sie bietet eine Routenübersicht mit den wichtigsten Informationen. Anfang 2020 wurde sie überarbeitet und neue Features eingebaut: • Downloadbare GPS-Tracks in GPX- und KML-Format • Verlinkungen zu Rad-Reisepartnern und deren Angeboten, Radtourenbüchern, Radwanderkarten und Reiseliteratur • Übersichtskarten im pdf-Format mit den Eckdaten der Route, Informationen zu Anreise und Bahnhöfen, Herbergsbetrieben, kulturelle Glanzlichter und Schlechtwetter-Optionen • Kurzbeschreibungen der Touren auch auf Italienisch, Ungarisch und Französisch www.eurovelo.at www.bettundbike.de
E
KARTE: Daniela Bernold
ine neue EuroVelo-(EV)-Radfernroute wird nicht jeden Tag eröffnet, seit Gründung des europäischen Fernradwege-Netzwerks im Jahr 1995 ist es erst die fünfte Routenerweiterung. Der DRAHTESEL freut sich daher besonders, die EuroVelo 14, mit dem Namen „Entlang der Gewässer Europas“ vorstellen zu können. Sie verbindet mehrere bekannte Flussradwege und wird von Gletschern und Bergseen begleitet. Die gerade Nummer 14 gibt an, dass es sich um eine Route in OstWest-Richtung handelt. Routen in Nord-Süd-Richtung werden mit ungeraden Nummern gekennzeichnet.
und wechselt in den Raabtalradweg. Kurz vor dem ungarischen Grenzort Szentgotthard ist ein Abzweigen auf die EV13 (Iron Curtain Trail) möglich. Die Gesamtlänge der EV14 in Österreich beträgt 434 Kilometer mit 1.348 Höhenmetern, die Fahrtzeit wird auf neun Tage geschätzt. Weiter führt die EV14 durch Ungarn, passiert den Nationalpark Őrség, verläuft auf der Nordseite des BalatonSees und hört aktuell kurz vor Budapest auf. In der nächsten Ausbauphase soll die Route über Budapest nach Debrecen in Ostungarn verlängert werden.
Beginn in Zell am See
Auf der EV14-Route befinden sich einige Highlights: Die Kitzlochklamm liegt auf Höhe Taxenbach und ist eine der schönsten Schluchten in Österreich. Die Rauriser Ache und die steilen Felswände bieten ein spektakuläres Erlebnis. Die weltgrößte Klosterbibliothek ist in Admont zu besichtigen. Technikbegeisterte können im Museum Pernegg eine echte Turbine von innen besichtigen. Die steirische Landeshauptstadt Graz ist eine eigene Reise wert, für Radfahrende kann das Johann-Puch-Museum besonders
„Entlang der Gewässer Europas“ beginnt in Zell am See, wo eine sehr gute Zuganbindung mit Salzburg besteht. Die Route führt Richtung Osten über den Tauernradweg/Bischofshofen, wo sie die EV7 kreuzt, und wechselt dann zum Ennsradweg/Schladming. Ab Liezen geht es über den Rastlandradweg nach St. Michael. Weiter verläuft die Route entlang des Murradweges über Bruck an der Mur bis Graz. Von Graz fährt man auf dem Mostwärtsradweg
Höhepunkte: Kitzlochklamm, Admont
Murradweg R2
Mostwärtsradweg R49
Raabtalradweg R11
Tour & Reise
Bruck an der Mur Leoben
ur M
Liesin
Burgenland
Pernegg St. Michael
Schauturbine
itz
n Laß
Gleisdorf EV13
Graz
EV9
Raab Fehring
Budapest Szentgotthárd
UNGARN
empfohlen werden. Wen Brauchtum interessiert, sollte die Berghofer-Mühle bei Fehring mit regionalen Produkten besuchen. Auf österreichischem Gebiet sind entlang der Route Bahnhöfe im Regelfall etwa alle fünf Kilometer vorhanden. Die Kombination mit den vielen Bett+Bike-Beherbergungsbetrieben er-
laubt eine sehr flexible Befahrung, abhängig vom Wetter oder persönlichen Vorlieben. Die zertifizierten Bett+BikeBetriebe heißen Radurlauber auch für nur eine Nacht willkommen, bieten sichere Stellplätze und helfen bei kleineren Pannen.
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Drahtesel 2 ⁄ 2020 – 43
g
Tour & Reise
Faltradmitnahme in ÖBB-Zügen eingeschränkt Für kombinierte Fahrrad- und Zug-Reisen sind Falträder ideal. Im vergangenen Dezember allerdings verschärften die ÖBB ihre Beförderungsbestimmungen: Viele Falträder sind jetzt für die Mitnahme zu groß ...
W
enn nicht gerade ein Virus das gewohnte Leben auf den Kopf stellt, kann die Kombination von Fahrrad- und Zugfahrten insbesondere für Menschen, die einen weiten Weg zu ihrer Arbeitsstätte zurückzulegen haben, ideal sein. Falträder ermöglichen auch, in Pandemiezeiten in weniger frequentierten Außenästen öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, und dann, wenn die Personendichte im Waggon bedrohlich ansteigt, auszusteigen, das Rad auseinanderzuklappen, und mit eigener Kraft weiterzufahren.
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Allerdings: Seit 15. Dezember 2019 verbietet die ÖBB-Personenverkehr AG die Mitnahme vieler Falträder. Damals wurde in den Beförderungsbedingungen eine „maximale Abmessung von 90 cm x 60 cm x 40 cm“ für Gepäckstücke festgelegt (Handbuch für Reisen mit der ÖBB in Österreich; siehe Marginalspalte). Ausnahmen gibt es nur für Skier & Snowboards, Ski- bzw. Wanderstöcke, Blas-, Streich- bzw. Zupfinstrumente, Rollstühle und Kinderwagen. Die meisten Falträder mit 16-ZollRädern dürften die Bedingungen er-
Fotos: Omo Lisboa
BERICHT: Gerhard Kettler
füllen. Mit 18- und 20-Zoll-Rädern gibt es allerdings nur wenige Modelle, die die maximale Abmessung nicht überschreiten. Mit einem Brompton gibt es kein Problem, ein Vello geht sich auch noch aus, ein Birdy ist schon ein bisserl zu groß, bei Dahon kommt es auf die Bauart an, von Tern entspricht nur das neue BYB den Vorgaben der ÖBB (laut Faltmaßangaben der Herstellerfirmen). Brompton und Vello passen noch ... Vor dem 15. Dezember war es auch möglich, „normale“ Fahrräder zu zerlegen und zu verpacken, und so im Zug mitzunehmen. Damit ist es mit den neuen maximalen Abmessungen auch vorbei. Laut ÖBB-Konzernkommunikation habe die Fahrrad- und Gepäckbeförderung in der Vergangenheit häufig zu Situationen geführt, die den sicheren Bahnbetrieb gefährdet haben. Insbesondere demontierte und verpackte Fahrräder hätten dabei außergewöhnliche Probleme dargestellt. Eine geringfügige Überschreitung der maximalen Abmessung werde laut ÖBB-Konzernkommunikation in einem leeren Zug
wohl eh kein Problem darstellen. Wenn ein zu großes Gepäckstück den sicheren Bahnbetrieb gefährde, sei es aber aus dem Zug zu entfernen. Darüber habe das Zugpersonal zu befinden. Immerhin gebe es laut ÖBBKonzernkommunikation keine Fahrgeldnachforderung oder Strafe, wenn einer Anweisung des Zugpersonals, das zu große Gepäckstück zu entfernen, gefolgt wird. Nicht vollständig zusammengeklappte Falträder oder Fahrräder, auf denen etwa (quasi symbolisch) nur mal schnell ein Rad ausgebaut worden ist, gelten als normale Fahrräder und unterliegen den Bedingungen für die Fahrradmitnahme: in dafür vorgesehenen Zügen, in dafür vorgesehenen Bereichen, bei ausreichendem Platz und nur mit vor Fahrtantritt erworbenem Fahrradticket, im Fernverkehr außerdem nur mit Reservierung.
geklappte Falträder als Handgepäck kostenlos mitgenommen werden dürfen. Das steht jetzt nicht mehr drin. Laut Auskunft einer Pressesprecherin gelte in den Fahrzeugen der Wiener Linien aber unverändert, dass zusammengeklappte Falträder kostenlos mitgenommen werden dürfen, wenn die allgemein gültigen Bedingungen für Handgepäck erfüllt werden. Also wenn sie – laut Beförderungsbedingungen der Wiener Linien – „ohne Behinderung, Belästigung oder Gefährdung der anderen Fahrgäste auf dem Schoß oder in der Hand gehalten werden können“.
Strengere Bestimmungen in Wien Auch die Wiener Linien haben die Beförderungsbedingungen im Dezember geändert. Bis dahin war ausdrücklich angeführt, dass zusammen-
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Vom Buckl zum Berg
Wirtshauskultur mit E-Bike erfahren
vom
Buckl zum Berg © Wiener Alpen/Fröhlich
Bei einer zweitägigen E-Bike-Genuss-Tour quer durch die Wiener Alpen von Wirtshaus zu Wirtshaus radeln und die Kulinarik im Paradies der Blicke genießen. Mehr erfahren: www.wieneralpen.at/buckl-zum-berg Mit der Schaffung einer gemeinsamen Radregion zwischen Kőszeg, dem Komitat Vas und den österreichischen Regionen Südburgenland, Oststeiermark und Wiener Alpen in Niederösterreich wird ein Beitrag zu Überwindung von Grenzen geleistet.
Forum Briefe von Lesern und Leserinnen Seite 46
Reflektor: R. Seitl: Hört mit Selbstoptimierung auf Seite 46
# Lobautunnel # Lob Der DRAHTESEL ist allgemein eine tolle, sehr vielseitig informative Zeitschrift, nicht nur für Radfahrende! Ihr bringt Beiträge, die man sonst nirgendwo lesen kann, und erweitert dadurch das Verständnis, wie wichtig und richtig Fahrräder in ihrer mannigfaltigen Erscheinungsform für eine zwingend nötige Verkehrswende sind. Die Regierung muss viel mehr in den Ausbau des Radnetzes investieren, anstatt der Strabag für den unnötigen Lobautunnel und die noch unnötigere Autobahn nach Bratislava Millionen Euro in den Rachen zu werfen. Macht weiter so!
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Helga I., 1010 Wien
Fahrrad-Termine: Was tun im Sommer? Seite 47
# Brigittenau ist Betonien #Recherche in DE 20 / 1
Jetz
tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!
Absolut treffender Artikel, als Bewohner des Bezirks kann ich sämtliche Beschreibungen bestätigen. Die verkehrsplanerische Kompetenz des Bezirks scheint tatsächlich mit dem Erhalt von Parkplätzen zu enden – mit der Konsequenz, dass selbst Seitenstraßen zu Rennstrecken verkommen, die Wallensteinstraße von Leerstand und Handyshops geprägt ist und am Hannovermarkt jeden Samstag das Verkehrschaos losbricht. In der Brigittenau braucht es endlich eine Verkehrsplanung für Menschen, statt für Autos! Johannes Reuter, 1200 Wien
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Der Reflektor Selbstoptimierung
Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien
Die Medienwelt ist scheinbar voller guter Ratschläge. Überall lauern Expertinnen und Experten, die uns weismachen, was uns gut täte und was nicht. Dieses Korn essen! Diesen Saft trinken! Genau die Anzahl X Minuten lang laufen, in genau dieser Pulsfrequenz! Du wirst schon sehen, wie schlimm es wird, wenn du diese Regeln nicht befolgst. Zufälligerweise tummeln sich diese „Ratschläge“ vornehmlich dort, wo es ums Verkaufen geht, also eingebettet zwischen Werbeeinschaltungen, im so genannten redaktionellen Umfeld. Es nimmt daher nicht Wunder, dass dieser „gute Rat“ als verdeckter Imperativ daherkommt. Hier einige Zitate aus einem zeitgeistigen Druckwerk: „Sei du ein Herkules! Du schaffst es.“ – „Nur im Grenzbereich kannst du das wahre Leben kennen lernen.“ – „Die tiefgründigen Antworten kommen aus dir selbst.“ – „Sei du ein Pionier unserer Zeit!“ – „Mach dir Druck!“ – „Check deinen Fortschritt!“ Dieses und jenes sollen wir unternehmen, damit wir gut aussehen und leistungsstark sind. Unser Stolz und unsere Eitelkeit werden angefacht, also führen wir diese „Empfehlungen“ aus.
Gut für die Hersteller, dass wir ihre Produkte dafür benötigen.Selbstoptimierung ist angesagt. Eine gemütliche Radausfahrt ist in dieser „leistungsstarken“ Medienwelt kein erstrebenswertes Ziel. Wenigstens die Beine sollen schmerzen, sonst ist es keine Erwähnung wert. Was wirklich zählt, sind Bestleistungen. Eine auf Höchstleistungen getrimmte Welt braucht die entsprechenden Ikonen: Der antike Marathonläufer verblasst zu einem netten Histörchen, vergleicht man ihn mit den Helden von heute. Letztere laufen Ultra-Marathons über 250 Kilometer und / oder mit Skiern durch Eis und Schnee. Blickt man auf die Vielzahl an Extremsport-Bewerben, die heute existieren, wirkt selbst ein Tour de France-Sieg als vergleichsweise angenehme Freizeitfahrt. Helden werden zu allen Zeiten gemacht und als nützliche Idioten ge- und missbraucht. Es lohnt, die suggestiven Aufforderungen, man solle stets nach dem Ultimativen streben, zu hinterfragen. Neben ganz wenigen strahlenden Siegern keuchen unzählige Verlierer. Und viele von diesen müssen versuchen, sich den Unsinn ihrer Plackerei schönzureden.
Termine Platz für Klosterneuburg Mi., 1. Juli, 17 Uhr Rathausplatz, 3400 Klosterneuburg Mit einer großen Radparade fordert die Radlobby Niederösterreich eine klimagerechte und flächengerechte Aufteilung des öffentlichen Raumes in Klosterneuburg. radlobby.org/noe/pfk
Radlobby Wien Jour Fixe Do., 2. Juli, 19 Uhr Amerlingbeisl, EG-Saal, Stiftgasse 8, 1070 Wien Jeweils am ersten Donnerstag des Monats treffen Wiener Radaktive einander zum Gedankenaustausch. Beim Jour-Fixe werden Projekte und Aktionen geplant sowie Erfahrungen zu Radverkehrspolitik und Infrastruktur geteilt. radlobby.at/wien
Critical Mass Fr., 17. Juli & 21. August 16:30 Uhr Schwarzenbergplatz, 1030 Wien Die Critical Mass, die Radausfahrt für eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums, findet in Wien jeden dritten Freitag im Monat statt. Auch in Graz, Innsbruck, Linz, Klagenfurt und Salzburg wird geradelt – alle Termine österreichweit auf criticalmass.at
In Velo Veritas Die klassische Radrundfahrt im Waldviertel So., 16. August Alte Hofmühle, 2020 Hollabrunn In Velo Veritas, EDITION 8, findet mit einem neuen Termin zum ersten Mal in Hollabrunn statt und schlägt in der Alten Hofmühle aus dem Jahr 1614 ihre Zelte auf: Je nach Lust und Laune geben ungefähr genussreiche 70, anspruchsvolle 140 bzw. epische 210 Kilometer Ausblicke in das sanfte
Wellental und womöglich in die weite Ferne. www.inveloveritas.at
Sterntourenwoche Steiermark Rund um Feldkirchen bei Graz 22. bis 30. August Ausgangspunkt Feldkirchen bei Graz Die Radlobby ARGUS Steiermark lädt zu Sternfahrten per Bahn und Rad. Ausgangspunkt ist Feldkirchen bei Graz. Auf dem Programm stehen Natur, Kunst, Kultur und Kulinarik. Außerdem: das Arbeitsleben der Steiermark von der Glashütte in der Weststeiermark bis zur Kernöl-Produktion.
Die In Velo Veritas, die Rundfahrt auf klassischen Rennrädern, findet heuer am 15. und 16. August in Hollabrunn statt. inveloveritas.at
radlobby.at/steiermark
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