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Das Private-Banking-Magazin Ihrer Sparkasse

[ Fliegenfischen ]

[ Steinway & Sons ]

[ Weltraum ]

Der perfekte Wurf

Der perfekte Klang

Der perfekte Markt

Joseph Beuys’ Formel über Kreativität als Schlüssel der Evolution

Die Art Cologne feiert ihren 50. Geburtstag. Wie eine Messe den Kunstmarkt veränderte und warum sie bis heute so erfolgreich ist

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Editorial

Wie eine Messe vor 50 Jahren den Kunstmarkt veränderte

Thomas Stoll, Chefredakteur Deutscher Sparkassenverlag thomas.stoll@dsv-gruppe.de

Die Fähigkeit, sich immer wieder anzupassen und Neues zu schaffen – für den Aktionskünstler, Bildhauer, Maler und Kunsttheoretiker Joseph Beuys war das der eigentliche Schlüssel zur menschlichen Evolution. Seiner Überzeugung gab er die Formel „Kunst = Kapital“, die unsere VENTURA-Titelseite ziert. Die notierte er 1979 provokant auf Geldscheinen – eine Ironie, die bis heute falsch interpretiert wird und die als Kritik an einem elitären Kunstmarkt verstanden wurde. Dabei brachten die Galeristen Rudolf Zwirner und Hein Stünke bereits zwölf Jahre zuvor Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und mehr in die Häuser der Republik, als sie mit dem Kunstmarkt Köln die erste internationale Messe für moderne Kunst starteten. Unter dem heutigen Namen Art Cologne feiert die Messe nun ihren 50. Geburtstag, der zugleich an die Geburtsstunde des modernen Kunstmarkts erinnert. Als Mutter aller Kunstmessen ist sie die Wiege der Künstlergeneration um international verehrte Kreativgenies wie Polke oder Richter. Ihr Erfolgsgeheimnis: Köln war in den 1960er-Jahren das kulturelle Zentrum Deutschlands und Heimat bedeutender Galerien und

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Sammler. Ein Standort mit einzigartigem Flair. Ideal, um die internationale Kunstwelt anzuziehen. Ebenso entscheidend war jedoch: Die Art Cologne sprach auf höchstem Niveau ein breites Publikum an Kunstinteressierten an und gab den Topgalerien sowie Sammlern der Welt ein einzigartiges Forum. Mit unserer Titelgeschichte ab Seite 4 gratulieren wir und erzählen die Geschichte der renommierten Kunstmesse. Auch wenn die Sparkassen ein ganzes Stück vom Flair einer Kunstmesse entfernt sind – eines haben sie doch mit der Art Cologne gemeinsam. Sie bieten erstklassige Lösungen für alle Kundengruppen. Und sie schaffen den Spagat zwischen breitem Kundenstamm und hochindividuellen Angeboten im Private Banking. Denn in Umkehrung der Formel von Beuys muss es hier heißen: Kapital = Kunst. Eine anregende Lektüre wünscht

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Inhalt

04 Hohe Kunst: Die Art Cologne vereint Publikum, Experten und Künstler auf einzigartige Weise.

04 Ein Fest für die Kunst Die Art Cologne gilt als Mutter aller Kunstmessen. Sie brachte die Kunst und ihre Künstler zum Publikum und bietet seit 50 Jahren ein einzigartiges internationales Forum, indem sie Masse und Klasse verbindet.

Fotos: Steinway & Sons, Caro/Oberhaeuser

10 Die Digitalisierung managen Wir sind überall jederzeit erreichbar – die Mobilität verändert die Art, wie wir kommunizieren und handeln. Auch Unternehmen müssen sich rüsten, um ihre Geschäfte mittelfristig zu sichern.

20 Meisterhafte Klänge Fast alle namhaften Pianistinnen und Pianisten bevorzugen ihn, er steht in den großen Konzertsälen der Welt: Ein Steinway-Flügel ist immer hochwertig und ein Synonym für perfekten Klang. 24 Kunst am Cognac Napoleon und Josephine Baker liebten ihn, und über zwei Jahrhunderte war er geschätzt. Nun erlebt die edle und aromatische Spirituose ein Comeback.

14 Der Stoff der Highlands Schottische Plaids wärmen den Körper, stehen für Stil und repräsentieren eine lange Tradition der britischen Inseln.

26 Petri Heil im Paradies liegenfischer ben tigen viel bung. Ihren meditativen Sport praktizieren sie meist im Süßwasser. Nun entdecken sie das Meer für sich und werfen ihre Angeln auf den Seychellen aus.

16 Wettlauf ins All Die Raumfahrt wird privatisiert. Große Unternehmen investieren in den Markt von morgen. Sie bieten Tourismus und suchen nach knappen Rohstoffen.

30 „Jede neue Show ist riskant“ Wie wird ein Musical zum Publikumserfolg? Ein Interview mit Bernhard Volk, dem musikalischen Leiter des Hamburger Operettenhauses.

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Kunst-Edition Das Gedicht Kolumne Die wunderbare Welt der Farben 34 Ein Bild und seine Geschichte 34 Impressum

20 Hohes Renommee: ein Flügel von Steinway.

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Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Aenean commodo ligula eget dolor. Aenean massa.

SIE GILT ALS MUTTER ALLER KUNSTMESSEN UND WIEGE DER KÜNSTLERGENERATION UM POLKE, RICHTER UND TROCKEL: DIE ART COLOGNE. IN DIESEM JAHR FEIERT SIE IHREN 50. GEBURTSTAG. ANLASS FÜR EINE CHRONIK IHRER BEWEGTEN GESCHICHTE UND EINE ANALYSE IHRES ERFOLGSKONZEPTS … :: Yorka Schmidt-Junker

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Gründungsväter im Gespräch: die beiden Kölner Galeristen und Visionäre Hein Stünke (links) und Rudolf Zwirner

1967

(rechts) auf dem ersten Kunstmarkt Köln.

Berühmte Besucher: Joseph Beuys auf einem Foto von

1970

Angelika Platen – „Wir betreten den Kunstmarkt“.

Es begann mit einer List. Einer List, die eine einmalige Erfolgsgeschichte nach sich zog. Um ihre Idee der weltweit ersten Messe für moderne Kunst umzusetzen, mussten die Kölner Galeristen Rudolf Zwirner und Hein Stünke sich als Institution formieren, denn Einzelpersonen war es untersagt, einen Antrag auf ealisierung eines st dtischen ro ekts mit finanziellen Zuwendungen zu stellen. Also versammelten Zwirner und Stünke 16 befreundete Kunsthändler aus Deutschland, um 1966 den Verein progressiver deutscher Kunsthändler ins Leben zu rufen. Oberstes Satzungsziel: die Ausrichtung des ersten Kölner Kunstmarkts. Das ist viele Jahre her und mehr als Geschichte. Den Initiatoren gelang es, Kunst aus dem damals elitären Olymp zu holen und den Kunstinteressierten aller Bevölkerungsschichten begreifbar zu machen. Der Kunstmarkt vereinigte Künstler, Top-Galerien, Sammler und Besucher auf einzigartige Weise und markierte die Geburtsstunde des modernen Kunstmarkts. Vom 14. bis zum 17. April wird das heute unter Art Cologne bekannte Forum zum 50. Mal seine Türen öffnen. Dabei waren es vor allem gute Kontakte, die eine Erfolgsstory einleiteten. Einen Fürsprecher fand man im Kulturdezernenten Kurt Hackenberg, der sich bereits um die intensive Förderung der Oper, des Balletts und des Schauspiels Köln verdient gemacht und der Stadt damit in den frühen 1960erJahren den Ruf einer Kulturmetropole von Weltrang beschert hatte. Mithin herrschte in der Domstadt ein kulturelles Ausnahmeklima, das im Schatten der damaligen Bundeshauptstadt Bonn und des industriell breit aufgestellten Ruhrgebiets gedieh und von beider Ressourcen, dem olitik und dem eldadel, nachhaltig profitierte. s war also kein Zufall, dass Zwirner und Stünke ausgerechnet dort ihren Traum einer Kunstmesse realisieren wollten, hinter deren Idee sich noch ein ungleich stärkeres Bestreben verbarg, denn es sollte nicht nur der darbende nationale Markt angekurbelt, sondern generell eine neue, demokratisch gesinnte und nicht mehr explizit elitäre Form des Kunsthandels erprobt werden. Die Gründerväter des Kunstmarkts hatten 1959 auf der Documenta in Kassel bemerkt, dass rafiken sich zum erkaufsschlager beim breiten Publikum entwickelten. Die vormals reine Kunst-

Aktionskunst: ein Foto der legendären Performance von

1977

Abramovic/Ulay mit dem Namen „Light/Dark“. Volle 20 Minuten ohrfeigten sich die Protagonisten.

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betrachtung des prototypischen Ausstellungsbesuchers wich dem Drang, selbst Kunst zu besitzen. Vorausgesetzt, diese war für den Normalbürger überhaupt zugänglich und erschwinglich. Ein Ansatz, den Zwirner und Stünke mit ihrer Messe-Idee zu verfolgen gedachten. Zugleich mussten sie die renommierten Sammler mit einem anspruchsvollen, visionären Programm ansprechen. Masse und Klasse mussten einen gemeinsamen enner finden. Der erste Kunstmarkt im prestigeträchtigen Kölner Gürzenich startete 1967 mit nur 18 Ausstellern, die alle dem Verein progressiver deutscher Kunsthändler angehörten. Würden die Kölner, eingeladene Sammler, angereiste Besucher und Kollegen das Konzept annehmen? Die anfängliche Skepsis erwies sich als unbegründet und rückblickend als Koketterie. An den fünf angesetzten Ausstellungstagen vom 13. bis 17. September 1967 verbuchte der erste Kölner Kunstmarkt 15 000 Besucher und einen Umsatz von rund 1 Million D-Mark. Den Rekorderlös im Messeprogramm, das von modernen Druckgrafiken ab ark über Bl tter um pressionisten ie Nolde, Feininger und Schmidt-Rottluff sowie Pop-Art bis zu Werken der Noveaux Réalistes um Yves Klein reichte, erzielte Hein Stünke selbst. Für ein Baumstrunkgemälde des Surrealisten Max Ernst zahlte ein Privatsammler stolze 65 000 D-Mark. Das Kalkül der Kölner ging auf: Kunst als allgemeingültiges Objekt der Begierde zu etablieren. In die Geschichte ging das Jahr1969 ein, als ein Sammler für Joseph Beuys’ Schlitteninstallation, die später als „Das Rudel“ bekannt wurde, eine sechsstellige Summe zahlte und Beuys damit als erster deutscher Künstler

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Berühmte Ausstellung: Mit „Szene New York“ kuratierte Rudolf Zwirner moderne und hoch anerkannte US-Kunst.

die magische 100 000-D-Mark-Latte riss. Daniel Hug, seit irektor der esse: er Kunstmarkt K ln, in Art Cologne umbenannt, war vom Start weg bis 1990 die unangefochten wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst.“ In den 1970er-Jahren zeigten sich Ermüdungserscheinungen, woraufhin man 1977 überlegte, die Messe im Folgejahr pausieren zu lassen. Zudem einigte man sich mit Düsseldorf, das aufgrund der ansässigen weltberühmten Kunstakademie und einer international hoch geschätzten Galerienszene als Konkurrenz galt, auf eine alternierende Ausrichtung. Ein Umstand, der Aussteller und ste irritierte. ie olgen: rückl ufige Besucherzahlen, schwindende Verkäufe und fehlende Innovationen. Die 1980er-Jahre brachten wieder die Wende und gingen als die erfolgreichsten in die Messegeschichte ein. Die Neuen Wilden um Baselitz, Lüpertz, Penck und Kiefer sorgten für Furore, eine aufstrebende Garde amerikanischer Star-Künstler wuchs heran, und das neu initiierte Förderprogramm, das heute New Positions heißt, zeigte vielversprechende Talente wie Rosemarie Trockel mit ihren später weltberühmten Strickbildern. 1985 bescheinigte die Fachpresse der wieder fest in Köln verankerten Messe, die 55 000 Besucher zählte und 165 Aussteller bot, „die schönste Kunstmesse der Welt“ zu sein. Umso tiefer war der Sturz in der folgenden Dekade. Zunächst sorgte der Börsencrash 1990 für eine globale Verwundung des Kunstmarkts. Doch setzten der Art Cologne die Wiedervereinigung und der damit einhergehende Exodus der Szene nach Berlin noch mehr zu. Hug: „Die

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Interaktiv: Der dänische Künstler Jeppe Hein zeigt seine Installation „Cage & Mirror“.

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Strahlkraft: das ild mit den runden Farb ächen von Jerry Zeniuk aus der Galerie Rupert Walser, München.

war, und führte das Prinzip einer stringenten Auswahl und Priorisierung von Ausstellern ein. Sein Ziel: die wenigen verbliebenen Teilnehmer aus der Top-Liga halten, vielversprechende junge Galeriepositionen einbinden und – die wohl größte Herausforderung – internationale Spitzengalerien gewinnen. Und er besann sich auf die Grundidee seiner Vorgänger Zwirner und Stünke, die auf ein qualitativ hochwertiges, dabei aber demokratisches Kunstangebot gesetzt hatten. „Gute Kunst, also Kunst, die stark konzeptuell geprägt und museal ausgerichtet ist, lässt sich schwer verkaufen. Aber mit ihr spricht man die Top-Sammler an, auf deren Besuch eine Messe wie die Art Cologne angewiesen ist“, erklärt Hug. Auf der anderen Seite habe man das breite Publikum, das sich eher für gegenständliche Malerei begeistere. Es komme folglich auf eine exzellente, sorgfältig austarierte Mischung an. Hug reformierte die Teilnahmebedingungen für die New Contemporaries – junge Galerien mit Renommee, aber noch geringem Budget – und gab ihnen die Chance, sich auf der Messe zu positionieren. Und er gründete die Collaborations, bei denen zwei Galerien projektbezogen zusammenarbeiten und sich einen Stand teilen oder eine Galerie ein kollaboratives Projekt mehrerer Künstler zeigt. Ein zusätzlicher Faktor war eine überschaubare Anordnung der Kojen und Stände, die für die Orientierung von Besuchern und Ausstellern wichtig ist und über den Erfolg einer Messe entscheidet. Hug, ein erklärter Anhänger der klassischen Moderne und frühen Avantgarde des . ahrhunderts, sieht die tr mungen bis hin zur zeitgenössischen Kunst als lineare Entwicklung, der er auch mit der Hallenaufteilung gerecht werden wollte. Hugs Reformen zeigten Erfolg und ließen die Verkäufe wieder deutlich steigen, was zahlreiche Top-Galeristen zur Rückkehr bewegte. Allen voran Thaddaeus Ropac, der seit ieder auf der Art ologne ausstellt. ie esse ist dabei, sich international neu zu positionieren. Und Daniel Hug hat die nötige Vision, um das voranzutreiben. Dabei

Fotos: Kölnmesse/Art Cologne, Wolf P. Prange, Angelika Platen, Caro/Oberhaeuser, interTOPICS/CTS

Messe war Anfang der 1990er-Jahre rund ahre alt. amit stand ein mbruch an, in dessen Folge sich die neue Generation von Galeristen und Künstlern an Berlin als Standort orientierte. Dort herrschten Aufbruch und ein gefühltes Weltstadtklima, es gab günstige Mieten, unbegrenzte Möglichkeiten. Köln war einfach nicht mehr attraktiv.“ Viele Top-Aussteller kündigten ihre Teilnahme, die verbliebenen Galeristen der alten Garde gaben der Messe ein verstaubtes Image. Ein Vakuum, das die Art Basel füllte, die zur Leitmesse für moderne und zeitgenössische Kunst aufstieg – was sie bis heute geblieben ist. Die Art Cologne erfuhr eine Identitätskrise. Thaddaeus Ropac, einer der einflussreichsten aleristen der elt und lang hriger Aussteller, fasst zusammen: „Die Messe hatte durch regionale Grabenkämpfe viel an Bedeutung verloren. Es gab gravierende Versäumnisse und massiven Aufholbedarf.“ engagierte die esse schlie lich den ch eizamerikaner Daniel Hug als Direktor der Art Cologne. Von dem Kunsthistoriker, der selbst eine erfolgreiche Laufbahn als Galerist absolviert hatte, erhoffte man sich Impulse und eine stärkere Vernetzung mit internationalen Playern im Kunstmarkt. „Als ich kam, fand ich ein großes Durcheinander vor. Es mangelte an einem schlüssigen Konzept und klaren Strukturen. Also mussten wir erst mal aufräumen“, erzählt Hug. So reduzierte er die Ausstellerzahl, die auf rund 300 angewachsen

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Reformer: Daniel Hug holte auch junge Galerien zur Art Cologne.

zählt das Sammlerverhalten auf der Art Cologne zum Besten, was es weltweit gibt“, sagt er. Neben anderen Granden der Szene konnte Daniel Hug auch den laut „Forbes“ zurzeit wichtigsten Galeristen der Welt gewinnen: David Zwirner, Wahl-New-Yorker, Hausgalerist der Star-Riege um Jeff Koons und Yayoi Kusama und Sohn des Messegründers Rudolf Zwirner, der heute in Berlin lebt. Zum 50. Geburtstag der Art Cologne, der sich am Gründungsjahr des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler orientiert, ist Großes geplant. So wird es einen aufwendigen Bildband geben, der die spektakulärsten Künstler, Ausstellungen und Performances aus 50 Jahren Messegeschichte präsentiert. Darunter selten bis nie zuvor gesehenes Fotomaterial der legendären AbramovicUlay-Performance „Light/Dark“ von 1977, in der das Paar sich über inuten ohrfeigte. der Bilder der bahnbrechenden „Szene New York“-Ausstellung von 1984, die Rudolf Zwirner kuratierte und zu der er US-Künstlerin und otografin ind herman so ie Künstler obert Longo auf der Messe begrüßen konnte. Und natürlich Werke von Gerhard Richter und Sigmar Polke, deren Ausnahmekarrieren ohne den Kunstmarkt Köln beziehungsweise die Art Cologne nicht möglich gewesen wären.

Eine schöne Rand-Anekdote: Die Galerie Thomas aus München wird wieder mit dabei sein und hält somit den Rekord als einziger Aussteller, der seit 1967 ununterbrochen auf der Art Cologne vertreten ist. Multimediafans dürfen sich auf das Festival Film Cologne freuen, das visionäre Film- und Videokunst aus fünf Dekaden vorstellt. Und auch die Aussteller planen, dem runden Geburtstag angemessen Rechnung zu tragen. „Wir reisen im April mit Schlüsselwerken von Robert Rauschenberg an“, verrät Ropac. „Durch den Sammler Peter Ludwig war Rauschenberg schon früh in Köln vertreten und von Beginn an auf der Messe. Indem wir uns auf ihn fokussieren, wollen wir daran erinnern, dass auf der Art Cologne Kunstgeschichte geschrieben wurde.“ Dass sie fortgesetzt wird, dürfte eine der Herausforderungen der Zukunft sein. Daniel Hug erklärt: „Demnächst steht ein weiterer Generationenwechsel an, sowohl bei den Galerien als auch bei den Künstlern. Wir müssen genau beobachten, welchen Weg die nächste Garde einschlägt, und unter hoffnungsvollen Aspiranten die richtige Auswahl für die Zukunft treffen.“ Nicht unwahrscheinlich, dass er wie seine Vorgänger dafür zur einen oder anderen List greifen muss. Aber wenn es für den Erfolg wichtig ist, mögen wir und die moderne Kunst es verzeihen.

Moderne Welten: Die renommierte Galerie Thaddaeus Ropac präsentiert das britische Duo Gilbert & George.

Fotos: Kölnmesse/Art Cologne, Wolf P. Prange, Angelika Platen, Caro/Oberhaeuser, interTOPICS/CTS

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Die Digitalisierung managen Vernetzung, Mobilität und soziale Medien – Schlagworte, die quer über den Globus schwirren und uns längst erreichen. Unternehmen suchen deshalb verstärkt nach einer Transformation der Geschäfte. :: Von Klemens Skibicki

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Wir sind immer und überall erreichbar. Wir suchen Unterhaltung, Information, Nutzwert, Produkte und Leistungen. Wenn wir in uns gehen, wissen wir: Es hat sich etwas verändert. Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sprechen vom digitalen Wandel und den Herausforderungen, Risiken und Chancen moderner Technik und Kommunikation. Viele vergleichen ihn mit der industriellen Revolution vor 200 Jahren, die sich auf fast alle Lebensbereiche auswirkte. Doch wie in jeder Revolution entsteht auch in dieser zunächst ein hohes Maß an Desorientierung. Ursachen, Konsequenzen und Handlungszwänge sind unklar. Das betrifft vor allem Unternehmen, die sich über kurz oder lang der digitalen Welt stellen und ihre Geschäfte transformieren müssen. Im Wesentlichen wirken drei große Treiber struktur- und prozessverändernd: mobiles Internet, Vernetzung und soziale Medien. So bringt das mobile Internet die digitale Vernetzung überall hin, ermöglicht die Unabhängigkeit von Ort und Zeit. Die Vernetzung von Dingen im Internet wird die Prozesse und Wertschöpfung in nahezu allen Branchen verändern, wenn Daten eigenständig und automatisch ausgetauscht werden können. Soziale Medien wie Facebook oder Whatsapp – Technologien, mit denen Nachrichten und Inhalte einzeln oder in Gruppen jederzeit und unmittelbar kommunizierbar sind – verändern die Art und eise, ie enschen nformationen filtern, erstellen und verbreiten. Alle Unternehmer müssen das Verständnis für diese Informations- und Entscheidungsprozesse erlernen, um in den datengetriebenen Geschäftsmodellen zukünftig Geld verdienen zu können. Dabei dürfte Folgendes nicht überraschen: Vernetzte Dinge und vernetzte Menschen wachsen zusammen. Der in Deutschland verbreitete Begriff „Industrie 4.0“ greift in diesem Zusammenhang allerdings viel zu kurz, da er meist die Perspektive auf die vernetzte Fabrik reduziert, statt den Blick auf die ganzheitlich vernetzte Netzwerkökonomie zu lenken. Etablierte Unternehmen sind zum Großteil noch immer auf die bei ihrer Entstehung herrschenden Rahmenbedingungen ausgerichtet – nicht nur extern. Ein erster Schritt muss es sein, interne Abteilungen und Unternehmensgrenzen neu zu definieren und übergreifend agil und interaktiv zu vernetzen. Hierzu sind Informations- und Kommunikationsstrategien erforderlich.

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In der klassischen Kommunikationswelt sendeten Firmen ihre Botschaften an TV, Radio und Print. Die Kunden selbst spielten meist nur in geringem Ausmaß eine aktive Rolle innerhalb der Unternehmensprozesse. Menschen haben zwar immer schon untereinander Meinungen zu Produkten ausgetauscht, dies hatte aber aufgrund der begrenzten eich eite geringeren influss. ie starke Ausbreitung von sozialen Medien leitete die Ablösung des einseitigen Sendemodells ein. Heute kann jeder Smartphone-Nutzer prinzipiell das, was vor Jahren noch den Medienhäusern vorbehalten ar: hochaufl sende ideos, bearbeitete otos und Textbotschaften in jeglicher Kombination überall erstellen und Milliarden von Menschen mit wenigen Klicks zur Verfügung stellen. Dieses Modell macht sich immer stärker im Konsumbereich bemerkbar. ntersuchungen des influsses auf Kaufentscheidungen kommen in allen Kulturen der Welt zu konstanten Ergebnissen: Die vertrauensvollste Quelle für Menschen sind Empfehlungen von Menschen, die sie kennen. Sicher wird ein Unternehmen immer sein eigenes Produkt „empfehlen“, um Geld zu verdienen. Ein Bekannter hingegen wirbt für das, as er irklich gut findet. ürde er dies nicht tun, müsste er Sanktionen durch den um Meinung Fragenden fürchten, wenn der sich „verkauft“ fühlt. Genau dieses „soziale Haftungskapitel“ macht andere Quellen zur zweiten Wahl, sobald Bekannte oder Freunde informieren. Revolutionär ist der Umstand, dass über sozialen Medien und mobile Endgeräte diese bevorzugte Quelle immer und überall verfügbar ist – eine gigantische Marktmachtverschiebung. In den zwölf Jahren seines Bestehens hat Facebook als größtes soziales Netzwerk mehr als 1,5 Milliarden Menschen verbunden. Auf den Videokanal Youtube greift eine Milliarde Menschen zu, und über Linked-In, das größte Businessnetzwerk, kommunizieren 400 Millionen Nutzer. Wesentlicher als die austauschbaren Plattformen ist allerdings die Etablierung des Gesprächsprinzips als des grundsätzlichen Kommunikationsprinzips im digital vernetzten Zeitalter. Menschen können nicht nur auf Botschaften aufmerksam machen, jeder kann durch ein „Gefällt mir“ zeigen, dass ihn etwas anspricht, er kann etwas kommentieren oder an seine eigenen Kontakte weiterleiten. Mit anderen Worten: Hier laufen „Gespräche“, wie sie immer schon auf Gartenpartys und Schulhöfen, auf Messestandpartys oder bei infor-

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Die Datenflut ann s stematisc und individuell aufbereitet werden, damit Entscheider diesen Resonanzkasten der vernetzten Welt nutzen können, um zum Beispiel zu klären: Auf welchen Plattformen wird wie viel von wem über unternehmensrelevante Themen gesprochen? Wie ist die verwendete Tonalität: positiv, negativ oder neutral? Wer spricht, und wem hören andere zu? Gibt es Meinungsmacher? Solche Echtzeitmarkt-

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forschung ermöglicht marktnähere Entscheidungen und verspricht Wettbewerbsvorteile. Klassische Messgrößen wie die Reichweite publizierter Inhalte bleiben hinter den neuen Möglichkeiten zurück. Es kann gemessen werden, ob, wie und wem wir für Kunden so relevante Dinge erzählen konnten, dass sie darüber sprechen wollten und sogar Empfehlungen gaben. Solche Interaktionen durch „Gefällt mir“, Kommentare und das Teilen von Inhalten stellen elementare Währungseinheiten dar und sind bestmögliche Indikatoren für eine Markenentwicklung. Meinungsmacher und „soziale Knotenpunkte“ nutzen bereits Social Media, um ihre Meinungen zu verbreiten und sich als erson zu spezifischen Themen zu positionieren. Anhand von Messsystemen be erten irmen den influss inzelner auf andere, etwa indem gemessen wird, wie viele Leute ihnen in sozialen Netzwerken folgen und ob auf deren Botschaften eine Reaktion erfolgt. Erarbeitet sich eine Firma Empfehlungen solcher ultiplikatoren, hat das einen gr eren influss, als wenn andere ohne eine große Vernetzung überzeugt wurden. Im digitalen Zeitalter wird es darum gehen, mithilfe einer datengetriebenen Marktnähe Entscheidungen zu treffen. Ausschlaggebend ist das in Echtzeit eingeholte Feedback der anderen Marktseite. Dazu ist es unumgänglich, von der Produktentwicklung über Produktion und Marketing bis zum Service die Strukturen und Kulturen in Unternehmen zu digital interagierenden Wertschöpfungsnetzwerken umzubauen. Problematisch aus deutscher Sicht: der geringe Anteil der Digital Natives – Menschen, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind. So ist der durchschnittliche Deutsche 46 Jahre alt und zum Beispiel 17 Jahre älter als ein Media-Türke. Kein Wunder, dass viele Entscheider hierzulande beruflich und privat noch zu enig von der Allgegenwärtigkeit der digital vernetzten Kommunikationswelt „fühlen“. Die könnte fatal sein. Entscheider sollten jetzt weniger das Neue hinterfragen als vielmehr systematisch das Gelernte überprüfen, ob es noch zu den neuen Rahmenbedingungen passt. Für Unternehmen bleibt in rasanten Revolutionen keine Zeit, lediglich festzustellen, dass es ein Neuland im digital vernetzen Zeitalter gibt. Besser wäre es, dieses zu erobern, bevor das alte untergeht.

Fotos: Getty Images/Ikon Images, Frank Kleinbach, Stuttgart, Stephan Zirwes

mellen Geschäftsessen stattgefunden haben. Im Social Web können die Gespräche unabhängig von Raum und Zeit stattfinden. Unternehmer sollten sie fest in ihre Strategie integrieren, denn vor den Produkten und der Markenbotschaft stehen Zuhören, Beobachten und Analysieren; später folgt das Optimieren. Diese Möglichkeit eröffnen sogenannte Social-Media-Listening-Systeme. Hier werden derzeit bis zu 400 Millionen Quellen im öffentlich zugänglichen sozialen Netz in Echtzeit analysiert.

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Exklusive Leseraktion. Kunst kann sich sowohl monetär als auch emotional rentieren und verbindet im Idealfall Sammelleidenschaft und Wertanlage. VENTURA präsentiert in seiner Kunstserie exklusiv ausgewählte Werke zu einem attraktiven Preis. :: Von Ralf Kustermann

Selten wirken Landschaften malerischer als in der otokunst des tuttgarters tephan Zires. em otografen und edienkünstler gelingt es, den raum der enschen vom liegen in ein Abbild der ealit t zu ver andeln. on einem ubschrauber aus oder mithilfe von rohnen fotografiert er aus einigen undert etern he Landschaften, t dte, Ballungsr ume, ch immb der oder olfpl tze immer aus der überraschenden ogelperspektive. adurch gelingt dem mehrfach ausgezeichneten otokünstler eine einzigartige und faszinierende iniaturisierung von enschen, atur und Architektur. m okus der otos stehen zumeist bunte arb und trukturfelder, stets abstrakt und doch sthetisch anmutend. n den otiven seiner olf erie kontrastieren die frisch gem hten rünfl chen des asens mit den Braun und Beiget nen der andbunker

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und dokumentieren eine sorgf ltig konstruierte Komposition aus l che und arbe. as Besondere der ubschrauberperspektive: rotz aller istanz erden beim n heren Betrachten etails sichtbar, die zun chst nicht zu sehen sind. A Leser k nnen beim Kunstkontor des eutschen parkassenverlags Bilder von tephan Zir es er erben. ie Kunste perten des eutschen parkassenverlags arbeiten mit national und international bekannten Künstlern zusammen und beant orten ragen zu Kunst erken, Künstlern und der A Kunstserie.

Weitere Informationen: .dsvkunstkontor.de kunstkontor dsv gruppe.de el.

Stephan Zirwes 1967 in indelfingen geboren 2008 Aenne Biermannreis der tadt era 2009 on orld hotographer A ard, ine Art 2010 asselblad asters A ard, ch eden lebt in tuttgart

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Schottische Plaids stehen für wärmende Behaglichkeit, aber auch für modischen Chic in höchster Qualität. Die besten dieser Wolltücher und der daraus entstandenen Kleidungsstücke stammen aus traditionsreichen Unternehmen.

Fotos: Bildagentur Huber/G. Simeone, Tweedmill/CETRA STUDIO

:: Von Daniel Steffens

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Beim Betrachten des weichen und anschmiegsamen Stoffs und seiner Karomuster entstehen vor dem geistigen Auge Szenen von vornehmen Jagdgesellschaften in der wildromantischen Landschaft der schottischen Highlands. Gleichzeitig drängen sich die Bilder der britischen High Society auf, deren Mitglieder sich gerne mit Understatement in den landestypischen Stoffen, Designs und Mustern kleiden. Das Wort „Plaid“ bedeutet Wolltuch oder Decke. Plaids gehören zur traditionellen Kleidung der Schotten. Ursprünglich bedeckten sie als bis zu sechs Meter lange und eineinhalb Meter breite Stoffbahnen, geschickt gefaltet und gewickelt, den gesamten – männlichen – Körper. Erst im 18. Jahrhundert entstand der moderne Kilt. Der Plaid blieb als langes Schultertuch fester Bestandteil der Kleidung, wie sie bis heute beispielsweise bei den militärischen Dudelsackkapellen zu sehen ist. Plaid wurde im Englischen auch zum Synonym für „kariert“. Heute versteht man unter Plaids unterschiedliche Kleidungsstücke und Accessoires wie Schultertücher, Stolen oder Schals, aber auch Woll- und Picknickdecken. Gemeinsam ist ihnen zum einen, dass sie in feinster Qualität meist aus der hochwertigen Wolle von Lämmern, vom Merinoschaf, von der Kaschmirziege oder vom südamerikanischen Lama gefertigt werden. Zum anderen sind bei allen Varianten Tartan-Muster typisch – wenn auch nicht zwingend. Die wohl hochwertigsten Plaids fertigt das 1797 gegründete Traditionsunternehmen Johnstons of Elgin im Nordosten Schottlands. Es fabriziert auch Wolltuche zur Weiterverarbeitung, etwa in Schneidereien oder für Möbelüberzüge. Das Haus bietet darüber hinaus eine große Palette an eigenen Kleiderkollektionen, Tweeds, Strickwaren und Accessoires, meist aus feinster Wolle, ob Lambswool, Merino, Vikunja oder – hierauf hat sich Johnstons of Elgin spezialisiert – Kaschmir. Diese weltweit sorgsam ausgewählten Wollsorten sind deswegen so hochgeschätzt, weil ihre Haare sehr fein sind, meist unter 20 Mikrometer dick. Deshalb fühlen sich die Produkte besonders eich und flauschig an, sie kratzen nicht auf der Haut. Kaschmirtuch ist so hochpreisig, weil aus einer Ziege pro Jahr nur 250 Gramm des feinen Unterhaars gewonnen werden können, während ein Merinoschaf bis zu zehn Kilogramm Wolle

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jährlich abgibt, die jedoch nicht ganz so fein ist. Wegen der hohen Qualität der Produkte gehört auch das Britische Königshaus zu den Kunden von Johnstons of Elgin. So besuchten Prinz Charles und seine Frau Camilla die Manufaktur und verliehen ihr den „Royal Warrant“, der sie als offiziellen oflieferanten aus eist. ohnstons of Elgin gehört außerdem zu den Lieferanten der berühmten Maßschneider in der feinen Londoner Savile Row. In ihren Anfängen war die als Familienunternehmen geführte Weberei für Leinen und Flachs bekannt, erst etwa um 1810 stieg sie auf Wolle um und avancierte rasch zu einer der führenden Firmen in der Wollindustrie. Bis heute produziert Johnstons of Elgin als eine der wenigen vollstufigen e tilfabriken von der ollfaser bis zum Endprodukt ausschließlich auf schottischem Boden. Neben den modernsten Maschinen kommen ursprünglichste „Geräte“ zum Einsatz: Zum behutsamen Aufrauen der Kaschmirwolle verwendet man auch heute noch, eingespannt in einer speziellen Apparatur, die stacheligen Köpfe der Kardendistel. Sie erzeugen die Flauschigkeit der Kaschmirprodukte. Keine moderne Technologie ist dafür besser geeignet als diese flanzenteile.

Die klassischen Schottenkaros, Tartans genannt, repräsentierten erst in der Neuzeit die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Klan, davor waren sie eher Ausdruck des Wohlstands: Je mehr farbige Fäden in einen Plaid eingewebt waren, desto betuchter war sein Träger.

Nicht nur Schotten verstehen sich auf Plaids und edle Wollstoffe. Selbstverständlich lassen sich auch die Engländer nicht lumpen. Seit 1837 besteht das Unternehmen Abraham Moon & Sons Ltd. in Guiseley bei Leeds. Auch hier sind alle Fertigungsschritte unter einem Dach vereint: Bleichen und Färben, Kardieren und Verspinnen, Zwirnen und Weben, Stricken und Waschen, Schneiden und Falten. Moon stellte und stellt in erster Linie Wollstoffe für die Kleidungs- und Möbelindustrie her. Erst mit der Übernahme der Marke Bronte Tweeds im Jahr 2009 erweiterte das Unternehmen sein Sortiment auch um hochwertige Plaid-Endprodukte. Wer die feinen Wollerzeugnisse in den Fachgeschäften oder in den eigenen Shops der Hersteller sieht und befühlt, bei dem stellt sich vielleicht eine Sehnsucht nach der kühlen Jahreszeit ein, in der man sich mit solch behaglichen und stilvollen bis e uisiten laids kleiden, rmen und bedecken kann. Ohne Frage: Die Qualität erfreut die Sinne, bestärkt durch das Wissen um das verdiente enommee britischer e tilien.

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Wettlauf ins Weltall Ob die Menschheit je die Erde verlassen wird und in den Tiefen des Weltalls eine neue Heimat findet, bleibt noch lange Science-Fiction. Real ist jedoch, dass private Unternehmen bereits unseren Orbit verlassen und neue Märkte erschließen. :: Von Christine Maucher

Der Tag war ein historischer Einschnitt, doch kaum jemand bemerkte es. Am 25. November 2015 unterzeichnete der amerikanische Präsident das esetz mit der ummer . . . Barack Obama trat jedoch nicht vor die Kameras, seine Presseleute schienen die Nachricht in einer Sammelmeldung zu verstecken. Dabei ist dieses „Gesetz über die Wettbewerbsfähigkeit der privaten Weltraumfahrt in Amerika“ ungemein bedeutend. Es ermächtigt amerikanische Bürger, Weltraumressourcen „ohne störende Einmischungen von außen“ kommerziell auszubeuten. Insbesondere dürfen sie die Erträge ihrer Investitionen „besitzen, transportieren, nutzen und verkaufen“. Die Weltöffentlichkeit, beschäftigt mit Flüchtlingskrise, Syrien-Krieg und Terror, nahm diesen Coup kaum zur Kenntnis. Bei Unternehmen, die den Kosmos erobern möchten, brach eine regelrechte Euphorie aus. Chris Le icki, hef von lanetar esources in edmond im Bundesstaat ashington, jubelte: „Das Gesetz befeuert eine neue Branche, die unser Leben auf der Erde auf ewig zum Besseren wenden wird.“ Das 2010 gegründete Unternehmen will wertvolle Metalle wie Gold, Platin und Iridium auf Asteroiden schürfen. Laut Barack Obama darf es das nun auch. Das Gesetz könnte wie ein Startschuss für den Wettlauf der Unternehmer ins Weltall wirken. Trainiert haben die Teilnehmer schon lange, vor allem in den USA. Unter den Milliardären des Silicon Valley gehört es schon fast zum guten

Mehrfachnutzung: Elon Musks SpaceX-Falcon-9-Raketen sollen planmäßig zur Erde zurückkehren.

on, eine eltraumfirma zu gründen, ob sie auf Space-Tourismus setzen wie Amazon-Gründer Jeff Bezos oder einen Pendeldienst zur internationalen aumstation einrichten ie esla Chef Elon Musk. Einige von ihnen erlebten als Kind, wie Juri Gagarin die Erde umkreiste, Apollo 8 den Mond umrundete und Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat. Sie wissen: Wer den Kosmos als Wirtschaftsraum erschließt, der geht in die Geschichte ein. Überdies winken den Ersten fantastische Pioniergewinne. Die riskanten und innovativen Projekte werfen allerdings Fragen auf. Soll der Kosmos kommerziell genutzt werden wie ein brachliegender Kontinent? Wer bestimmt, wenn anstelle von Nationen private Unternehmen das Weltall beherrschen? ir brauchen neue egeln“, sagt der Politikwissenschaftler Max Mutschler, der für die Berliner Stiftung für Wissenschaft und Politik jahrelang zur Weltraumnutzung forschte. Die Ausbeutung von Asteroiden ist die wohl aussichtsreichste kommerzielle Nutzung. Spätestens seit 2014 die europ ische aumsonde osetta Millionen Kilometer von der Erde entfernt den oboter hilae auf einen Kometen platziert hat, gilt kosmischer Bergbau als technisch m glich. lanetar esources und seine ettbewerber setzen darauf, dass es immer lukrativer werden dürfte, seltene Metalle abzubauen, die auf der Erde knapp oder nicht mehr existent sind. Außerdem könnten Asteroiden als Weltraumtankstelle dienen, enn sich aus ihren ohstof-

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Fotos: xyz

fen aketentreibstoff herstellen lie e. as k nnte die Kosten für aumfahrt deutlich senken. Andere Unternehmen spekulieren, dass Vergnügungsreisen ins All zum Massengeschäft werden: einmal Orbit und zurück. Sie stellen aufblasbare odule für aumstationen her oder bauen mobile Abschussrampen für aketen. ie utzung des Weltalls erscheint uns heute exotisch, doch in zehn Jahren wird das ganz normal sein , glaubt illiam ankin, rofessor für Luftfahrtmanagement am Florida Institute of Technology. „Beim Flugverkehr hat es ähnlich angefangen.“ Doch viele Menschen irritieren die Pläne zur Erschließung des Alls. Für sie sind Himmel, Mond und Sterne nicht einfache Wirtschaftsgüter, sondern eine Lebensumgebung, die so selbstverständlich wie auch unantastbar ist. In den schwerelosen Weiten des Weltalls ist jede Spur, die der Mensch hinterlässt, für die Ewigkeit. Anders gesprochen: Dürfen Unternehmer nach Herzenslust Planeten anbohren, aketenreisen veranstalten und Marskolonien gründen? Gbenga Oduntan, Experte für internationales Wirtschaftsrecht an der University of Kent, sagt: „Bergbau im Weltall könnte das Erdumfeld schädigen und zu K mpfen um essourcen führen. er eltraumvertrag von legt fest, dass sich kein Staat den Kosmos aneignen darf. Strittig ist jedoch, inwieweit dies für die Ausbeutung von essourcen gilt. en restriktiveren ondvertrag von haben die ereinigten taaten, ussland

Raumkapsel: Sieben Astronauten reisen in der Dragon V2 von Space X zur Weltraumstation ISS.

und hina nie ratifiziert. nsofern, urteilt das nternational Institute of Space Law in Paris, sei das esetz . . eine zul ssige nterpretation der echtslage. b man diese ituation als zufriedenstellend betrachtet, ist eine andere Frage“, hei t es. akt ist: eue egeln über eine nachhaltige Nutzung des Weltalls sind überfällig. Verhandlungen über einen Kodex, zu denen die Europäische Union die Völkergemeinschaft im Juli 2015 in New York eingeladen hatte, blieben allerdings ergebnislos. rüher ar die aumfahrt so teuer, dass sie den egierungen der ro mächte vorbehalten blieb. Doch nach dem Ende des Kalten Kriegs stellten die A die eichen in ichtung rivatisierung – bei der Weltraumbehörde Nasa mussten Tausende Mitarbeiter gehen. Zugleich f rderte die egierung das ngagement von rivatfirmen. Aus anfangs vorsichtigen Investitionen entwickelte sich ein Hype. Die Kosten für isikokapital sind historisch niedrig, und der Klimawandel fördert die Sorge um die Endlichkeit der Erde. Die Eroberung des Weltalls wird sowohl von Gewinnstreben wie auch vom Mut der Verzweiflung und der Vision einiger Unternehmer getrieben, die Großes, nie Dagewesenes erreichen wollen. Neben Bezos und Musk gehört dazu auch Microsoft-Mitbegründer Paul Allen. Er investiert in ein Superflugzeug, das als Abschussrampe für aketen dienen soll. Oder der schillernde britische Unternehmer ir ichard Branson, bei dessen irma Virgin Galactic schon mehr als 800 tollkühne

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nicht genug: Die Milliardäre Elon Musk (links), Jeff Bezos (Mitte) und Richard Branson (rechts) greifen nach den Sternen.

Aus ug:

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aum ugzeugen wie Spaceship Two will Virgin Galactic Touristen ins Weltall befördern.

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siert. Dabei ist schon heute klar: Die einen werden den Pionieren etwa bei Genehmigungen helfen, die anderen klagen im Namen geschädigter Passagiere oder Mitarbeiter. Denn die wird es geben. Im Oktober 2014 zerschellte das Testraumschiff Spaceship Two von Virgin Galactic in der Wüste von Kalifornien. Ko-Pilot Michael Alsbury kam ums Leben. Zwei Dutzend Astronauten in spe stornierten daraufhin ihre Buchung und forderten ihr Geld zurück. Die großen Gefahren der Branche werfen darüber hinaus ethische Fragen auf. Darf es Projekte geben wie das des Niederländers Bas Lansdorp, der eine Marskolonie gründen und den Menschenversuch als ealit pektakel vermarkten will? Und was passiert, wenn so ein Abenteuer misslingt? Muss die Staatengemeinschaft die Beteiligten mit Milliardenaufwand retten? ie unsichere echtslage und enorme aftungsrisiken zählen zu den größten Lasten der privaten aumfahrt. Bisher arbeitet sie in den USA noch überwiegend mit Ausnahmegenehmigungen. Ob die Behörden allerdings jemals ihr lazet für einen egelbetrieb geben erden und die Versicherer willens sind, Policen abzuschließen, ist offen. Auch könnte der Hype in sich zusammenbrechen, wenn Geld wieder teurer wird und die Investoren den zum Teil kühnen Projekten Kapital entziehen. So schreibt die Unternehmensberatung Accenture in ihrer Studie „Courage or Capital“ von 2015: „Nicht alle Geldgeber haben den Mumm, den es braucht, um sich an einem so hochriskanten und langfristigen Investment zu beteiligen.“ Der US-Astrophysiker Neil deGrasse Tyson prophezeit dagegen: „Der erste Billionär der Welt wird der sein, der Asteroiden schürft.“ Und Accenture teilt mit, dass die Zahl der in Erdnähe entdeckten Asteroiden in den vergangenen 15 Jahren um 1400 Prozent gestiegen sei. ie essourcen und der arkt sind vorhanden. Die Frage ist nur, ob wir mutig und clever genug sind, um die letzten politischen, technischen und finanziellen ürden zu nehmen. nd ob die Menschheit eine unbeschränkte kommerzielle Nutzung des Weltalls wirklich will.

Fotos: Space X, MarsScientific.com/Virgin Galactic, Michael Prince/Forbes Collection/Corbis Outline, Martin Klimek/ZUMA Press/Allan Davey/Masterfile/Corbis, Polaris/StudioX

Die Welt ist ihnen

Privatleute eine Tour in das Weltall gebucht und dafür 250 000 US-Dollar gezahlt haben. Und das im oraus der ungfernflug steht noch aus. Die Begeisterung fürs All erfasste Hobbyastronomen, Stars und Wissenschaftler. Die Schauspielerinnen Angelina Jolie und Kate Winslet besitzen ebenso Tickets wie der Physiker Stephen Hawking. Die Firmen werben gezielt an Treffpunkten des Jetsets um Investoren und Kunden, etwa im exklusiven, von renommierten Forschern gegründeten New Yorker Explorers Club. Virgin alactic mietete für einen mpfang das aumfahrtzentrum im Naturkundemuseum an der Upper West Side von Manhattan samt Podiumsdiskussion im Planetarium. Das Marketing: perfekt mit aketenschokolade und Kugelschreibern, die angeblich auch im All funktionieren. Auch die Infrastruktur steht. 2011 eröffnete nördlich von El Paso mit Spaceport America der erste kommerzielle eltraumflughafen, ent orfen vom britischen Star-Architekten Sir Norman oster und vorfinanziert vom Bundesstaat e Mexico. Virgin Galactic bezog in dem futuristischen 200-Millionen-US-Dollar-Bau sein Hauptuartier. nd es gibt eine tart up zene, finanziert unter anderen vom Space Angels Network, einer Vereinigung spezialisierter Investoren. Die neue Branche besitzt zudem mit der Commercial paceflight ederation in ashington eine Lobb , die an der erabschiedung von . . nicht unbeteiligt gewesen sein dürfte. echtsan lte ie ichael Listner, ründer der Kanzlei Space Law & Policy Solutions, haben sich auf den Wachstumsmarkt Weltall speziali-

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Das Gedicht

Im Frühlingsschatten fand ich sie. Da band ich sie mit Rosenbändern. Sie fühlt’ es nicht und schlummerte. Ich sah sie an; mein Leben hing Mit diesem Blick an ihrem Leben. Ich fühlt’ es wohl und wußt’ es nicht. Doch lispelt’ ich ihr sprachlos zu Und rauschte mit den Rosenbändern. Da wachte sie vom Schlummer auf. Sie sah mich an; ihr Leben hing Mit diesem Blick an meinem Leben. Und um uns ward’s Elysium. Friedrich Gottlieb Klopstock :: Illustration: Lisa Rock

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Meisterhafte Klänge Steinway ist ein Synonym für vollendete Flügel – namhafte Pianistinnen und Pianisten schwören auf das Instrument, das der deutsche Auswanderer Heinrich Steinweg gebaut hat. :: Von Stefan Dangel

Baumeister: Henry E. Steinway (1797– 1871) baute 1836 als Heinrich E. Steinweg in Deutschland seinen ersten Flügel in seiner Küche.

Der Anblick des elegant geschwungenen und auf Hochglanz polierten Flügels bringt selbst bei weniger musikalisch interessierten Menschen das Ohr zum Klingen. Fast unausweichlich ertönen im Kopf die Weisen eines Johann Sebastian Bach, Frédéric Chopin oder Franz Liszt, wenn nicht gar der Widerhall von Ludwig van Beethoven oder Sergei Rachmaninow in großen Konzerthäusern. Eine erstaunliche Quote: Neun von zehn Konzertpianisten entscheiden sich für ein Instrument von Steinway & Sons. Das behauptet jedenfalls das Klavierbauunternehmen. Es stützt sich dabei auf die große Gruppe der „Steinway Artists“, zu denen die in New York und Hamburg ansässige Firma engen Kontakt pflegt. azu geh rt die r me de la r me der Tastenvirtuosen von A wie Claudio Arrau bis Z wie Lil a Zilberstein. es eiteren finden sich gro e Namen wie Daniel Barenboim, Alfred Brendel, Lang Lang, Vladimir Horowitz oder Artur Rubinstein. Die populäre Musik ist mit Künstlern wie etwa Billy Joel, Bruce Hornsby und Gianna Nannini vertreten, der Jazz zum Beispiel mit Diana Krall, Keith Jarrett und Ahmad Jamal. „Wir haben tolle Kontakte zu über 1700 Künstlern, die auf unsere Instrumente bestehen“, freut sich Pressesprecherin Sabine Höpermann von der Hamburger Niederlassung. „Die Künstlerfamilie wächst, und wir schätzen den Dialog sehr.“ Die Instrumente genießen ein hervorragendes Renommee. icht nur die bekannten Künstler, auch zahllose rofis und rivatleute schwören auf den exzellenten Klang und die Spitzenqualität der Flügel und Klaviere von Steinway & Sons. Was den einzigar-

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80 Prozent Hand­ arbeit gewährleisten, dass sich die Klavier­ bauer vor allem um den perfekten Klang kümmern.

tigen Klang der Instrumente ausmacht, kann jeder Künstler nur für sich selbst beantworten. „Ich würde ihn als klar und brillant beschreiben“, bringt es Sabine Höpermann auf eine einfache Formel. „Der Steinway ist in der Lage, alles zuzulassen. Er kann mit seinem großen Klangspektrum alles erzeugen, was der Pianist braucht.“ Sieben Flügel- und zwei Klaviermodelle bietet das Unternehmen. In der Bauweise sind sie identisch, variieren aber in der Größe, Klangfarbe und ntonation. eder empfindet Klang und Spielgefühl anders. Unsere Instrumente sind sehr unterschiedlich im Anschlag, im Ton, im Gefühl“, erklärt die Sprecherin. „Das ist etwas ganz Individuelles, nicht Messbares. Man muss sich wohlfühlen mit dem Instrument. Deshalb haben unsere Kunden die Möglichkeit, zum Beispiel aus fünf Flügeln den passenden für sich auszusuchen.“ An der Perfektion des Klangs hat die Steinway-Familie von Anfang an getüftelt und es seit der Gründung vor 163 Jahren auf über 125 Patente gebracht.

Einzigartig: Generell werden Steinway­ Flügel schwarz lackiert. In der exklusiven Crown­ Jewels­Edition sind sie auch mit hoch­ wertigen Edelholz­ furnieren erhältlich.

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Henry E. Steinway kam als Heinrich Engelhard Steinweg in Wolfshagen im Harz zur Welt und lebte von 1797 bis 1871. Als 15-Jähriger begann er eine Tischlerlehre. Ab 1820 arbeitete er als Möbelschreiner und setzte außerdem Orgelpfeifen instand. Dabei entdeckte er seine Leidenschaft für das sogenannte Fortepiano. 1825 eröffnete Steinweg in Seesen seine eigene Werkstatt. Im selben Jahr heiratete er Juliane Thiemer und verehrte ihr als Hochzeitsgeschenk ein selbst gebautes Tafelklavier. Das Paar hatte zehn Kinder, von denen sechs Söhne und drei Töchter überlebten. Steinweg fertigte 1836 seinen ersten Flügel in der Küche seines großen Wohnhauses an, das später auch Platz für eine Werkstatt bot. Dieses als Küchenflügel berühmt ge ordene nstrument, dessen esonanzbodensteg aus nur einem Stück besteht, ist heute noch im Musical Instruments Museum in Phoenix, Arizona, zu bewundern. Im folgenden Jahrzehnt baute er 482 weitere Flügel und Klaviere und erhielt

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dafür viele Auszeichnungen. Sein Landesherr, der Herzog von Braunschweig, kaufte ihm einen Flügel für die damals unglaubliche Summe von 14 Jahren in der 300 Mark ab. Steinway Hall sein Die politischen, gesellschaftlichen und wirtAmerika­Debüt. Heu­ schaftlichen Folgen der 1848er-Revolution verante sagt er: „Wenn ich so gut spielen soll wie lassten den 53-jährigen Steinweg, im Jahr 1850 mit der Familie nach New York auszuwandern. In möglich, dann führt an Steinway kein Weg den harten Anfangsjahren arbeiteten die Männer der Familie für wenig Geld als Möbelschreiner. vorbei. There is no Die Steinwegs litten unter Anfeindungen wegen way but Steinway.“ ihrer deutschen Herkunft, deshalb beschlossen sie, ihren Namen in Steinway zu ändern. Die harte Arbeit und das Streben nach handwerklicher Perfektion zahlten sich aus. Das Familienoberhaupt gründete 1853 in New York Steinway & Sons. Der erste Flügel hatte in Fortsetzung der Produktion in Deutschland die Seriennummer 483. Er steht heute im Metropolitan Museum of Art. Nach sechs Jahren lieferte das Unternehmen bereits 500 Flügel jährlich aus. Wenig später nahm die Fabrik einen ganzen Häuserblock in der Fourth Avenue ein, die Jahresproduktion stieg auf 1800 Stück. Steinway meldete zahlreiche Patente an und verfolgte beharrlich sein Vorhaben, das bestmögliche Piano zu bauen. Als er 1871 starb, übernahmen seine Söhne Theodore und William das Geschäft. 1880 wurde die Hamburger Steinway-Fabrik gegründet. way: Der Chinese

Lang Lang gab mit

Rund 600 000 Flügel baute das Unternehmen bis heute in den beiden Fabriken in New York und Hamburg. Jeder Flügel beansprucht etwa ein Jahr Bauzeit. Noch heute werden 80 Prozent der Arbeiten von Hand ausgeführt. Dabei kommen je nach Funktion der Bauteile die unter-

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Die Künstler der Steinway-Familie loben die Instrumente nicht nur, sie sind begeistert. Kein Wunder, dass ihnen ein fester Platz in den Konzertsälen der Welt gehört. So schwärmte der chilenische Star-Pianist Claudio Arrau: „Die Steinway-Flügel erfüllen die kühnsten Träume eines Pianisten. Dank für die klavierbaulichen Wohltaten.“ Der legendäre Artur Rubinstein meinte knapp: „Ein Steinway ist ein Steinway, und es gibt nichts auf der Welt wie ihn.“ Noch prägnanter formulierte Rockmusikerin Gianna Nannini: „Wer piano und forte spielt, der spielt Steinway.“ Und der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim, der 25 Exemplare für die limitierte Daniel-BarenboimEdition auswählte und auf der Gussplatte handsignierte, äußerte sich geradezu poetisch: „Die guten Eigenschaften des Steinway-Flügels geben mir die völlige Unbefangenheit, all mein musikalisches mpfinden durch das unvergleichliche Instrument ausdrücken zu können.“

Fotos: ddp images/Nigel Treblin, Art Archive/FOTOFINDER.COM, Steinway & Sons, www.gerdaeichholzer.com

Superstar auf Stein­

schiedlichsten Hölzer zum Einsatz: Ahorn und Mahagoni fürs Gehäuse, Fichte für den Resonanzboden, außerdem Buche, Kiefer und andere Hölzer. „Das macht die Steinway-Historie aus. Vater und Söhne fanden heraus, welches Holz für welches Teil bestens funktioniert“, erläutert Sabine Höpermann. 12 000 Teile werden in einem Flügel verbaut. Entscheidend seien beispielsweise die 2000 Teile der Mechanik, die mit höchster Präzision so aufeinander abgestimmt werden, dass sie in ihrem Zusammenwirken das gewünschte Spielgefühl des Pianisten erzeugen können. Die Lebensdauer eines Steinway-Flügels? „Das wissen wir nicht“, lächelt Höpermann. In 163 Jahren ist noch kein Instrument wirklich „verbraucht“ worden, wenngleich das Unternehmen natürlich Restaurationen durchführt. Die Flügel in ihren sieben Varianten sind das Aushängeschild der Marke Steinway & Sons, doch auch die beiden Klaviermodelle genügen höchsten Ansprüchen. Die Preise für die Klaviere liegen zwischen rund 32 000 und 36 000 Euro, die für Flügel zwischen knapp 70 000 und 150 000 Euro. Zu den wichtigsten Kunden zählen nicht nur die Pianisten selbst, sondern auch Konzerthäuser in aller Welt. Sie statten ihre Musiksäle zum allergrößten Teil mit Steinway-Flügeln aus New York oder Hamburg aus.

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Mit den Augen hören Die Körpersprache ist unser elementarstes Kommunikationsmittel. Wer versteht, was sein Gegenüber ohne Worte zum Ausdruck bringt, der kann Verhandlungen und wichtige Gespräche weitaus erfolgreicher führen. :: Von Ulrike Knauer

Der Sprache des Körpers kann sich niemand entziehen. Weder Ihr Gegenüber noch Sie selbst haben die Möglichkeit, gesendete Signale zu unterdrücken. Der Körper spiegelt jede innere Regung, jeden Wunsch und jeden Gedanken innerhalb von Sekundenbruchteilen wider. Die eigene Körpersprache zu kontrollieren oder gar den anderen zu täuschen, gelingt kaum jemandem. Der bessere und zielführende Weg ist es, die Körpersprache unserer Gesprächspartner mit allen Sinnen zu erkennen und zu interpretieren. Wer sie lesen und deuten kann, profitiert eindeutig und oft unmittelbar. Ob in Verhandlungen, Verkaufssituationen oder auch in privaten Gesprächen: Es geht nicht ausschließlich darum, zu hören, was unsere Gesprächspartner aussprechen. Wichtiger ist es, richtig und rasch zu interpretieren, was sie durch ihre eingenommene Haltung und ihre Gesten ausdrücken. Wer sich diese Interpretationsfähigkeit erfolgreich aneignet, der kann im übertragenen Sinne mit den Augen hören. Dabei erhöht sich nach und nach die Fähigkeit, auch kleinste Nuancen von Gestik und Mimik zu erkennen und zu analysieren. Wer das beherrscht, der durchschaut diverse Image-Aktionen, derer sich viele Menschen gerne bedienen, um einen positiven Eindruck von sich zu vermitteln. Er kann Verhandlungsszenarien völlig neu einschätzen und geschickt zum eigenen Vorteil nutzen. Wer Gestik, Mimik sowie Körperspannung und -entspannung lesen kann, erkennt ebenso trickreiche Verhandlungsbluffs und kann Situationen steuern, rechtzeitig drehen und zu einem erfolgreichen Abschluss kommen. Auch aktive und bewusste Täuschungsmanöver offenbaren sich aus der Haltung des Gesprächs-

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partners. Wer möchte nicht erkennen oder wissen, wann in unserer zuweilen harten Businesswelt ein geschäftliches Desaster drohen könnte? Das gelingt natürlich nicht immer auf Anhieb. Doch ist es wichtig, zu verstehen, dass verschiedene körpersprachliche Signale unterschiedlich interpretiert werden können. Wir müssen die körpersprachlichen Äußerungen in einem Zusammenhang sehen. Wohl jeder kennt das falsche Lachen, das oft auf Fotos gezeigt wird. Die Mundwinkel werden nach oben gezogen, doch die Augen blicken traurig geradeaus. Im Gespräch kann ein Lächeln durchaus Freundlichkeit bedeuten, gleichzeitig hochgezogene Zehenspitzen lassen allerdings auf eine leichte Abwehrhaltung schließen. Deshalb müssen alle Elemente der Gestik, Mimik und generellen Körperhaltung beobachtet und richtig interpretiert werden. Aus singulären Beobachtungen können Sie falsche Schlüsse ziehen. Wer ein solches Analyseverfahren lernen will, benötigt ein Basiswissen, was welche Mimik, welche Geste in welcher Kombination bedeutet. Danach ist viel praktische Übung „am lebenden Objekt“ und in direkten Gesprächssituationen erforderlich. Das kann geschult werden. Wie überall fällt auch in dieser Domäne kein Meister vom Himmel. Mit den Augen hören zu können, erfordert Geduld. Wer es geschafft hat, kommt leichter und erfolgreicher durchs Leben. Er wird sich einfacher, zielführender und konflikt rmer verst ndigen. Das Verstehen der Signale der Körpersprache erleichtert Gespräche und führt langfristig zu mehr Abschlüssen und msatz im beruflichen Umfeld wie auch zu mehr Verständnis und Harmonie im privaten Bereich. Versuchen Sie es!

Ulrike Knauer ist Vortragsrednerin, Trainerin, Autorin und Expertin für werteorientierten Spitzenverkauf. Mehr im Internet auf www. ulrikeknauer.com.

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Kunst am Cognac

Tradition mit Anspruch: Cognac ist die mit Abstand aromatischste und wohl edelste Spirituose der Welt. Höchste Zeit also, sich näher auf den hochkomplexen und verführerischen Franzosen einzulassen . . .

Er beflügelte Victor Hugo zu literarischen Höchstleistungen. Josephine Baker genoss ihn rituell nach dem Auftritt in ihrer Garderobe. Und Napoleon erbat, dass man ihm gnadenhalber einige Flaschen in sein Verbannungsdomizil auf St. Helena verschiffen möge. Die Rede ist von der vielleicht edelsten aller Spirituosen: Cognac. Über rund zwei Jahrhunderte beliebt und von Connaisseuren auf der ganzen Welt vergöttert, galt der urfranzösische Weinbrand Ende der 1970erJahre als out. Andere Alkoholika wie Grappa und Whiskey prägten den Geschmackskanon. Aufgrund der sinkenden Nachfrage setzte man im Anbaugebiet rund um die westfranzösische Gemeinde Cognac im Departement Charente nun lieber auf Monokulturen als auf die Cognac-Trauben Ugni Blanc oder Folle Blanche. Viele der kleinen, unabhängigen Cognac-Produzenten mussten aufgeben – und ließen ihre Weinstöcke herausreißen, um Weizen, Mais, Sonnenblumen oder Obst anzubauen. Für ein weltweites Comeback sorgte Anfang des Millenniums eine Konsumentenschicht, die man so gar nicht als Zielgruppe vor Augen hatte: Beflügelt durch den Hip-Hop-Song „Pass The Courvoisier“ begannen junge Afroamerikaner, sich für Cognac

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zu interessieren. Und so kehrte der Weinbrand als Status- und Lifestylesymbol einer urban und hedonistisch orientierten Klientel zurück, die Wert auf Herkunft, Qualität und eine gewisse Noblesse legt. Das traf auch in Deutschland den Nerv der Zeit: In Zeiten von Massenproduktion und Globalisierung zählt für viele wieder das Ursprüngliche und Handgemachte. Cognac erfüllt diese Begehrlichkeiten – und erfreut sich sowohl im deutschen Einzelhandel als auch in Bars und Restaurants einer steigenden Beliebtheit. Cognac-Experte Max von Olfers kennt das Geheimnis: „Keine andere Spirituose hat so eine Aromenvielfalt, einen derartigen Facettenreichtum. Das macht ihn einzigartig.“ Der Deutsch-Franzose betreibt mit seiner Schwester Sophie seit 2010 den Blog cognac-expert.com. Die Geschwister stammen aus einer Familie von Cognac-Bauern und genießen als Sophie & Max internationales Renommee. Sie setzen das Erbe ihrer Vorfahren in einem virtuellen Raum fort. So berichten sie über ihre Besuche bei kleinen und großen Erzeugern, geben Wissenswertes über die Herstellung weiter, testen Klassiker und Neuerscheinungen und liefern gehaltvolle Anekdoten rund um Cognac. Dabei räumen sie auch mit My-

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:: Von Liora Jacobsen

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Fotos: Getty Images/DeAgostini, Courvoisier, Hennessy, Remy Martin, Martell

Nicht nur eine Frage des Geschmacks: Mitentscheidend beim Preis sind Alter, Komposition, Lagen und Erzeuger. (1) Courvoisier von Emperor (2) Rémy Martin

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Louis XIII (3) Martell Cordon bleu (4) Hennessy X. O. 4

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then auf, etwa dass Franzosen selbst die größten Cognac-Trinker seien. Von Olfers: „Die Exportrate von Cognac beträgt 98 Prozent, Franzosen trinken ihn kaum.“ Wenn sie ihn zu sich nehmen, genießen sie ihn zumeist als Mix mit einem Tonic.“ Dabei wird am Genuss lange gefeilt – die Herstellung von Cognac ist extrem aufwendig. Sie erfordert eine über Generationen vererbte Expertise, viel Geduld und eine buchstäbliche „Supernase“. Das im Doppelbrandverfahren über eine spezielle Brennblase, der Alambic charentais, gewonnene Enddestillat wird als „Lebenswasser“ bezeichnet und im Eichenfass gelagert. Dabei muss der Kellermeister – Maître de Chai – eine Entscheidung treffen: Führt er zwei verschiedene Enddestillate zusammen und lässt sie als Mariage gemeinsam im Fass reifen? Oder lagert er die Essenz einzeln, um sie später mit anderen Jahrgängen und Lagen anzureichern und eine sogenannte Assemblage, eine Komposition zu kreieren? Letztere ist das übliche, aber diffizilere Verfahren. „Die Aufgabe der Kellermeister ist es, aus vielen Facetten eine Komposition, zu erstellen, die alle Eindrücke vereint und gleichzeitig einzigartig für den Stil ihres Hauses ist“,

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erklärt Cognac-Experte Jürgen Deibel, der für den französischen Verband Bureau National Interprofessionnel du Cognac tätig ist. „Das ist eine große Herausforderung, die nur die Besten meistern.“ Je nach Assemblage ergeben sich Altersangaben, wobei sich die Bezeichnung immer auf den jüngsten der Assemblage zugefügten Teil bezieht. So ist bei einem Cognac V. S. das jüngste Destillat mindestens zwei, beim V. S. O. P. mindestens vier, beim Hors d’Age oder Napoléon mindestens sechs und bei einem X. O. ab April 2016 wenigstens zehn Jahre alt. Das sagt wenig über die älteren hinzugefügten Destillate aus, die gerne 20, 50 oder gar 100 Jahre alt sein können. Besonders exklusiv: Vintage Cognac, der aus einer einzigen Lese stammt und Kultstatus genießt. Die Frage nach dem besten Cognac obliegt dem persönlichen Geschmack. Neben Traditionsmarken wie Hennessy oder Courvoisier gibt es jüngere Erzeuger wie André Petit, ABK6 oder Sylvelune, die mit raffinierten Kreationen überzeugen. „Schlechte Cognacs gibt es nicht. Durch strenge Regeln und Anforderungen an Erzeuger entstehen nur Topprodukte“, erklärt von Olfers. Und die vielfältigen Variationsmöglichkeiten machen Cognac auch für die weibliche Klientel attraktiv.

Liebhaber: Kaiser Napoleon mochte auch in der Verbannung nicht auf guten Cognac verzichten.

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Trainingsmeister: Um den Köder ideal auf der Wasserober äche aufsetzen zu können, müssen Fliegen scher ihre Abwurftechnik intensiv trainieren.

Petri Heil im Paradies Um die elegante Wurftechnik zu beherrschen, ben tigen Fliegenfischer viel bung. Als ideale rainingsreviere gelten Fl sse in Großbritannien oder Skandinavien. Au den Seychellen k nnen eugierige und Profis im Salz asser angeln. :: Von Günter Kast

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ereits der nflug auf l onse sland mit der dröhnenden kleinen Propellermaschine beeindruckt: In tiefen Blau- und Türkistönen glitzert das flache eer, sanft umspülen die ellen das Atoll blendend ei er Korallensand, Kokospalmen und eine Landebahn, die gerade lang genug ist, um die aschine zum tehen zu bringen. ut Kilometer süd estlich der e chellen auptinsel ah befindet sich eines der besten alz asserreviere für liegenfischer. Zehn Angler aus chottland, or egen, ussland, eutschland, üdafrika und Kalifornien klettern aus dem lieger. edem der Ank mmlinge sieht man die Vorfreude und Erwartungshaltung an auch den urop ern, die nach einem irektflug mit ondor von rankfurt nach ah ersch pft sind. och sie k nnen es kaum er arten, den ersten K der zu erfen die Amerikaner issen um den eiz des ports im alz asser. liegenfischen, zu eilen auch als lugangeln bezeichnet, gilt als die sch ierigste, kostspieligste und sicherste ethode, keinen isch zu fangen so die p tter. ennoch muss der port ohl süchtig machen. Anf nger und rofis fischen in uropa gerne in den lüssen or egens oder ch edens so ie auf den Britischen nseln. Klimatisch oft et as rauher. ie e chellen locken dagegen mit viel onne, traumhaften tr nden, Badeurlaub und einer kolossalen isch elt. evan van der er e, braungebrannter anager und hef uide des Atolls, begrü t die ste. Zufall, aber der üdafrikaner erinnert an den chauspieler Brad itt in Aus der itte entspringt ein luss . er ilm brachte das gleicherma en sthetische ie komple e liegenfischen einer breiteren chicht n her: z ei hne, ein strenger ater die assion für das ischen mit Kunstfliege h lt die amilie zusammen.

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Farbenfroh und in vielfältigen Formen stehen die künstlichen öder den Anglern zur Verfügung.

n den A ar lugangeln eniger e otisch als in eutschland. ort hat der port ie in ro britannien und kandinavien eine lange radition. eine urzeln liegen in der agd auf orellen und Lachse in den lüssen der Britischen nseln. liegenfischen im alz asser machten erst die Amerikaner richtig popul r, schlie lich finden sie passable eviere in lorida oder Kalifornien. Es sind die ünstlic en der die das liegenfischen vom generellen Angeln abgrenzen und zur eigenen isziplin erheben. iese K der imitieren liegen, im asser sch immende nsekten oder kleine ische. Zum erfen sind sie allerdings viel zu leicht. eshalb ird das e icht einer besonderen liegenschnur als urfge icht eingesetzt. it einem speziellen Angelger t und einer ausgefeilten urftechnik bringen lugangler die chnur dann in die Luft. ur die richtige ischung aus elassenheit und hrgeiz führt zu rfolgen. abei helfen ahrelange rfahrung und diszipliniertes ben: ie ute soll zum verl ngerten Arm erden, die Be egungen müssen ineinanderflie en , doziert van der er e. ur dann platziert man die liege mit ener Leichtigkeit am richtigen rt, die den port so faszinierend, so elegant erscheinen l sst. ie meisten der Alphonse ste sind rofis, nur die beiden ussen Anatoli und gor ben tigen achhilfestunden. an der er e betreut sie enger. Zun chst geht es mit dem utterschiff von Alphonse zum achbar Atoll t. ran ois, o die ischgründe liegen. ach dem Ankern steigt das rio in ein flaches Aluminiumboot ein sogenanntes kiff. it diesem ntersatz steuert van der er e in das nur hüfthohe asser des Atolls, aus dem die lut gerade abl uft. Aussteigen , ruft er. ie beiden ussen lassen sich aber nur z gerlich ins bade annen arme asser gleiten. chlie lich sahen sie gerade noch einen gro en tachelrochen und einen ai vorbeiziehen. Zum Auf rmen und ben mit der liegenrute sollen die beiden einen sogenannten Bonefish, auch Knochenfisch genannt, überlisten. as flache asser rund um das Atoll ist hierfür ideal, vielleicht das perfekte evier überhaupt. as irtschaftsmagazin orbes hlte Alphonse unter die op en der eltbesten Angelpl tze für liegenfischer. An van der er es este und ut h ngen mehrere gro e künstliche liegen

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in allen erdenklichen arben und ormen. er üdafrikaner entscheidet sich edoch für ein Krabbenimitat und knotet dieses ans orfach. ann zeigt er gor, ie er den Bones den Appetithappen pr sentieren soll und ie er die inikrabbe in die Luft bekommt: r h lt die ute in der rechten and, den nterarm auf elf hr ange inkelt, be egt die Angel zurück auf ein hr zuerst langsam, dann schneller erdend. as anze zurück, der umgekehrte Be egungsablauf. abei gibt er immer mehr lugschnur frei, die liege saust ann hernd aagerecht durch die Luft, bis sie sanft auf der asseroberfl che aufsetzt. m Anschluss dirigiert er die Kunstkrabbe so verführerisch und lebensecht unter asser, dass ihr ein Bonefish nicht iderstehen kann. ach einem nur kurzen rill, dem ab echselnden chnurgeben und eranpumpen, ist der ünfpfünder bereit für ein oto, ehe er schonend ieder zurückgesetzt ird. atch elease ist im aturschutzgebiet rund um Alphonse flicht. Kein isch ird get tet und keiner soll unn tig leiden. eshalb sind iderhaken verboten. ach der ersten Lektion erkunden die ste auf klapprigen, aber rundum funktionsf higen dern das kleine nselparadies Alphonse. iftgrüne eckos, iesenschildkr ten und utzende

Fotos: G nter Kast, Alphonse sland Resort Mark e is/Getty mages

Reine Imitate:

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olossal: Fast allen Gästen auf Alphonse sland gelingt der Fang eines kapitalen

eeresgiganten des ndischen zeans, und sie verewigen

diesen im ild (links). Ein Skiff, ein aches oot aus Aluminium, bringt die passionierten Angler zu den schreichen evieren (links unten) lick aus der Propellermaschine ins Angelparadies (unten rechts).

Arten von eev geln leben hier. ie Angler ohnen in lu uri sen halets, eden Abend kommt frisches eeresgetier auf den isch, und nach dem inner lassen sich oft noch childkr ten auf dem eg zur iablage beobachten. er ollins amilie aus üdafrika, die das Atoll vor drei ahren für ahre pachtete, liegt sehr viel am aturschutz, erz hlt anager van der er e. as ar nicht immer so. rühere Besitzer erlaubten das Angeln mit aturk dern, ro fische landeten in den pfen des Küchenteams. eute ist nur noch die irsch mit der Kunstfliege erlaubt. m n c sten ag m c ten einige Gäste ihre erste Bastardmakrele fangen, ie ein iant revall im eutschen et as despektierlich genannt ird. er ist ge isserma en der Kampfpanzer des ndischen zeans: bullig, bis zu Kilo sch er und eineinhalb eter lang, misstrauisch und sch ierig zu überlisten. ft bleiben nur enige ekunden für einen urf, ehe der isch ieder in der iefe versch indet. ie beiden russischen Anf nger und van der er e sind bereits mehrere tunden mit dem kiff unter egs, als der hef uide pl tzlich den otor abstellt und auf einen sch arzen leck blickt. st nur childkr tengras , meint Anatoli.

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er perte kontert: childkr tengras be egt sich nicht. ann ird Anatoli blass. a sch immen rund s und fünf gro e iffhaie iner der bis zu 50 Kilogramm schweren eineinhalb eter langen iganten des zeans zieht fast die komplette chnur von der olle, mehr als eter. er usse hat keine eserve mehr, sch itzt vor Aufregung und hat lück. rst als der seine lucht stoppt und sich am rund des eeres lzt, kann er den Kampf mit dem isch beginnen: lüchtet der iese erneut, muss er ihm chnur geben, sch immt er auf ihn zu, kann er Leine einholen. indestens z ei von vier s gelingt es, den K der ieder abzuschütteln, indem sie et a an die berfl che springen oder sich um Korallen inden, bis das orfach der ute bricht. ach inuten zieht der usse den über einen gro en Kescher. s ist eine der gr ten Bastardmakrelen, die ste des Atolls in dieser aison gefangen haben, mindestens fund sch er und mehr als einen eter lang. Anatoli drückt dem südafrikanischen hef uide seine Kamera in die and und sagt: s muss ein gutes oto erden ann setzt er die im Bild vere igte roph e ieder ab. iese versch indet im türkisblauen asser des Atolls. nd schon heute ei er: ch erde iederkommen.

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„Jede neue Show ist riskant“ Ein Auge auf die Bühne gerichtet, eines in die Noten und hoch konzentriert bei der Musik. Bernhard Volk, musikalischer Leiter des Hamburger Operettenhauses, dirigiert das Ensemble großer Musicalshows und sorgt für perfekte Harmonien. :: Das Interview führte Britta Scholz

VENTURA: Herr Volk, seit Ende 2015 spielt „Liebe stirbt nie“, Fortsetzung des Erfolgsmusicals „Das Phantom der Oper“, am Operettenhaus. Sind Sie mit dem künstlerischen Ergebnis und Erlebnis zufrieden? Oder basteln Sie noch an der Aufführung? Bernhard Volk: Ein Stück benötigt Zeit, um sich einzuspielen. Die endgültige Version steht tatsächlich erst einen Tag vor der Premiere. Ablauf, Tempi, genaue Bühnenbewegungen: Das stellt sich immer kurz vorher ein. Danach sind Wochen erforderlich, um ein Stück mit Leben zu füllen. Eine Zeit, in der sich Darsteller sozusagen freispielen. Das haben wir hinter uns – und ja, ich bin sehr zufrieden. VENTURA: Für „Liebe stirbt nie“ begannen die Vorbereitungen im Frühjahr 2015, die Premiere fand im Oktober statt. Ist das nicht ein irres Tempo? Bernhard Volk: So betrachtet: Sieben Wochen vor der Premiere gehen Proben los. Dann sind Orchesterund Castproben sowie Produktionsmeetings angesetzt, und es müssen Noten geschrieben werden. In dieser Zeit arbeitet das Kreativteam, also Regisseur, Choreograf und Musical Supervisor. Auch Komponist Andrew Lloyd Webber war bei „Liebe stirbt nie“ eine Woche hier. Während im Theater die Kulisse entstand, übte das Ensemble auf Probebühnen. VENTURA: Und wann finden Sie für solche Großproduktionen die Besetzung und Musiker? Bernhard Volk: Im Frühjahr fanden Castings statt, in denen wir Darsteller und Musiker suchten. Vor den Castings steht jedoch immer der Prozess der Planung. Was wird benötigt, welche Kreativen sind zu welchem Zeitpunkt verfügbar? Funktionieren Ausbau der alten Bühnenkulisse und Einbau der neuen? Die Vorplanung startet ein Jahr vor der Premiere.

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VENTURA: Wird das Team von Produktion zu Produktion komplett ausgetauscht? Bernhard Volk: Im Idealfall versuchen wir, so viele Crewmitglieder wie möglich zu halten. Im Orchester ist das schwierig, weil beispielsweise die Besetzung bei „Liebe stirbt nie“ eine ganz andere ist als bei „Rocky“, das vorher in Hamburg lief. Das betrifft Stil, die Anzahl der Musiker und die Instrumente. VENTURA: Machen Sie die Dinge gerne anders gegenüber vorherigen Inszenierungen? Bernhard Volk: Das kommt eigentlich nicht vor. Die Idee ist, dass das Publikum überall auf der Welt das gleiche Produkt hört und sieht. Anders als etwa bei einer Beethoven-Sinfonie, bei der Dirigenten Interpretationsfreiheiten besitzen, hat jedes Musical eine ideale Form, die man erreichen sollte – was nicht heißt, dass jede Show gleich ist. In jedem Musical stecken Details in Technik, Beleuchtung und Choreografie, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Da kann ich nicht sagen: „Ich mach es heute mal ein Drittel schneller oder eine Stufe lauter.“ Man hat einfach nicht so viele Gestaltungsmöglichkeiten. VENTURA: Bei „Liebe stirbt nie“ mussten Sie die Rolle des zehnjährigen Gustave besetzen. Läuft ein Kindercasting anders ab? Und was ist das Besondere an der Arbeit mit Kindern? Bernhard Volk: Mit Kindern muss man natürlich anders umgehen. Da sitzt man nicht hinter einem Tisch und sagt: „Jetzt sing mal, wir sagen dir dann, ob es uns gefällt.“ Man muss hier einen anderen Zugang entwickeln, damit Kinder sich wohlfühlen, nicht nervös werden oder das Gefühl haben, das sei ein Test oder eine Prüfung. Bei Kindern ist der erste Schritt, zu entscheiden: „Wir glauben, aus dem wird

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Musikleben: Kapellmeister Bernhard Volk spielt unter anderem Klavier und Klarinette. Der gebürtige Badener übernahm 2007 die musikalische Leitung des Operettenhauses.

ein Gustave.“ Die Kinder müssen vom Typ passen und eine schöne Stimme haben. In unserer hauseigenen Schule bekommen sie dann Gesangs-, Schauspiel- und Bewegungsunterricht. VENTURA: Gibt es besondere Auflagen, was den Arbeitsumfang angeht? Bernhard Volk: Kinder dürfen nur einmal pro Woche und an maximal 30 Tagen im Jahr arbeiten. Deshalb müssen wir die Rolle des Gustave mindestens 14-fach besetzen. Und Kinder müssen spätestens um 23 Uhr das Theater verlassen. Die späten Vorstellungen beginnen daher eine halbe Stunde früher als andere Shows. VENTURA: Wochenlang proben Orchester und Darsteller getrennt, in der sogenannten Sitzprobe treffen sie aufeinander. Was passiert hier? Bernhard Volk: Die Sitzprobe ist die einzige Probe, in der es nur um Musik geht. Und die einzige, in der sich Musiker und Darsteller in die Augen schauen. Sonst liegt zwischen ihnen der Orchestergraben. Für die Darsteller ist die Sitzprobe zudem der erste Moment, in dem sie hören, wie das Orchester klingt. Eine immer spannende und sehr emotionale Phase. VENTURA: Musicals – die einen lieben, die anderen hassen sie. Viele betrachten sie als Kunst und perfekt inszenierte Unterhaltung, andere sprechen von Kitsch bei austauschbarer Musik und Bühnenbildern. Versuchen Sie, hier zu vermitteln? Bernhard Volk: Leute, die das so streng einteilen, haben zu wenig Musicals gesehen. Musical ist ein anderes Genre, aber nicht weniger kunstvoll. Was die klassische Musik vom Musical unterscheidet, ist, dass wir ein Stück sehr lange spielen. Kein

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VENTURA: Ist es heutzutage einfach, schwierig oder riskant, ein Musical auf die Bühne zu bringen? Bernhard Volk: Eine neue Produktion ist immer riskant, weil einfach viel Geld investiert werden muss, bevor eine Show Premiere feiert. „Liebe stirbt nie“ startete deshalb übersetzt bei minus 10 Millionen Euro. Die müssen erst mal eingespielt werden. VENTURA: Wie wichtig ist der Standort? Bernhard Volk: Hamburg ist der drittgrößte Musicalmarkt der Welt hinter New York und London. Jede dritte Übernachtung in der Stadt geht auf einen Musicalbesuch zurück. Deshalb finden auch alle wichtigen Premieren hier in Hamburg statt.

Perspektivenwechsel: Bernhard Volk im Operettenhaus Hamburg, ausnahmsweise im Zuschauerraum und nicht im

VENTURA: Wer entscheidet, auf welcher Bühne ein Stück gespielt wird? Bernhard Volk: Ein wichtiges Kriterium sind die Besucherzahlen. Ein Stück, das fünf Jahre läuft, bekommt vielleicht an einem anderen Standort mehr Publikum. Und wie gesagt: Alle wichtigen Premieren finden in Hamburg statt. Seit ich im Operettenhaus bin, erlebte ich es dreimal, dass ein Stück noch gut besucht, das Haus aber für eine neue Premiere benötigt wurde. Deshalb ist auch „Rocky“ nach fantastischen drei Jahren nach Stuttgart umgezogen.

Orchestergraben.

VENTURA: Nicht alle Produktionen sind erfolgreich. „Mozart!“ und „Titanic“ verließen Ihre Bühne bereits nach weniger als einem Jahr. Was braucht eine Show, damit sie beim Publikum ankommt? Bernhard Volk: Wenn man das wüsste … Natürlich betreiben wir intensive Marktforschung, aber letztlich bleibt es ein Stück weit Glückssache. Manchmal kann es auch von der politischen und ökonomischen Lage abhängig sein. „Titanic“ lief 2002 an, also zu einer Zeit, als es vielen in Deutschland wirtschaftlich nicht gut ging. Da besuchten die Leute lieber „Mamma Mia!“ und fühlten sich gut, anstatt 1500 Leute sterben zu sehen. Das war einer der Gründe. Bei „Mozart!“ lag es daran, dass die Vorgängerfirma von Stage Entertainment, die Stella AG,

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vor der Insolvenz stand. Das Stück war gut und hätte länger laufen können, wenn man mehr ins Marketing investiert hätte. Leider waren zu der Zeit die Mittel nicht da. VENTURA: Wie fühlt sich ein Flop für Sie an? Bernhard Volk: Klar schmerzt es sehr, wenn ein Stück – aus welchen Gründen auch immer – weniger erfolgreich ist. Es gibt aber auch die positive Seite. Wenn ein Musical zwei Jahre läuft, beginnt die Phase, in der ich nicht mehr viel entwickeln kann. Dann bin ich auch nicht böse, wenn etwas Neues kommt. VENTURA: In der 2001 beendeten Spielzeit von „Phantom der Oper“ saßen 29 Musiker im Orchestergraben, beim Comeback 2013 nur 14. „Tarzan“ wurde in Stuttgart auf 7 reduziert, in Hamburg waren es noch 17. Geht da die Musik verloren? Bernhard Volk: Die Orchester werden kleiner, das stimmt, aber sie werden nicht durch Play-back-Musik ersetzt. Die Größe der Orchester kam hauptsächlich durch die Streicher zustande. In der 29er-Besetzung von „Phantom der Oper“ hatte ich 14 Streicher. VENTURA: Aber der Trend zu mehr Technik scheint sich doch zu festigen. Wie stehen Sie als Musiker dazu? Bernhard Volk: Das liegt daran, dass wir heute mit modernen Synthesizern denselben Sound erzeugen können. Mit weniger Musikern, ja, aber trotzdem wird noch immer live musiziert. Man kann sich der Technik einfach nicht verschließen. VENTURA: Aber funktioniert das mit der Technik? Bernhard Volk: Es ist heikler, weil ein Keyboarder mit dem Druck auf eine einzelne Taste den Klang eines ganzen Streichersatzes erzeugt. Damit kann er mehr kaputt machen als ein einzelner Musiker im Orchester, der einen falschen Ton spielt. Aber wir haben zum Glück sehr gute Musiker, die wissen, wie sie mit der Technik umgehen müssen. VENTURA: Aber wo endet das? Sind Darsteller zukünftig ergänzend und kostensparend per Videoclip auf einer Wandprojektion zu sehen? Bernhard Volk: Ich kann mir schon vorstellen, dass es irgendwann mal ein Konzept gibt, bei dem eine Cyberfigur durch den Raum schwebt, aber nicht, dass Darsteller durch Projektionen ersetzt werden. Dann müsste sich das Musical neu erfinden.

Fotos: Romanus Fuhrmann, Getty Images/Johner RF/Michael Rosenfeld/iStockphoto/Cultura Exclusive/Moment RF

Opernhaus spielt „La traviata“ über drei Jahre. Für Musiker ist ein Musical ebenso schwer zu spielen wie eine Wagner-Oper. Das gilt auch für die Sänger. Bei einem klassischen Musical wie „Liebe stirbt nie“ stehen übrigens ausgebildete Opernsänger auf der Bühne. Ich habe nicht das Gefühl, hier etwas zu tun, was weniger anspruchsvoll ist als eine Oper.

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Die wunderbare Welt der FARBEN Nichts wirkt reiner und unschuldiger: Weiß erinnert an das Licht der Sonne und ist in Religion, Mode und Alltag fest verankert. :: Von Ralf Kustermann

Weiß ist die Summe aller Einzelfarben. Leise und friedlich, doch weder kraft- noch farblos. Weiß begegnet uns in unzähligen Hell-dunkelAbstufungen und Farbnuancen. Eskimos kennen Dutzende Namen für Weiß. Im Deutschen sind Redewendungen wie „weiß wie die Wand“ bei einer Ohnmacht oder die „weiße Weste“ als Zeichen der Unschuld ebenso gebräuchlich wie blütenweiß, brillantweiß oder schneeweiß. Hell, zuweilen grell, erinnert Weiß an das Sonnenlicht. Und wer Neuschnee, tiefverschneite Berge oder weite Schneelandschaften sieht, spürt die Ruhe, Reinheit und Unschuld, die von der Farbe ausgehen. Weiß weckt durchweg positive Gedanken, ist der Gegenpol zu Schwarz. Weiß ist Bejahung, Schwarz Verneinung, Weiß ist gut, Schwarz ist böse. In fast allen Religionen steht die Farbe für das ttliche und findet in ieren ihre epr sentanz. Im Hinduismus gelten Rinder als heilig, in hailand ei e lefanten, Zeus erscheint uropa als weißer Stier. Mittelalterliche Abbildungen zeigen weiße Einhörner mit der Jungfrau Maria im Paradies, und der Heilige Geist wird als weiße aube dargestellt. ei ist die liturgische arbe der höchsten Festtage und mit Versöhnung und Erlösung verknüpft – so trägt der auferstandene Christus ein lichtweißes Gewand. n Asien gilt ei noch heute als rauerfarbe, in Europa trugen Frauen bis über das Mittelalter hinaus zum Zeichen der rauer ei e ücher. Nach der Französischen Revolution galt Weiß, beeinflusst von der ückkehr der ei en Antike, als Modefarbe. Weiße und schlichte Bekleidung

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zeigten geistige Größe und innere Werte. Zugleich stand Weiß für den gehobenen gesellschaftlichen Status. Heute assoziieren wir die Farbe gerne mit dem ochzeitskleid. abei ist die radition ung: Königin Victoria heiratete 1840 Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha in Weiß und setzte einen rend. Zuvor heirateten rauen im besten Kleid, doch breitete sich der raum, für einen ag eine Königin zu sein, schnell aus. Dabei galt das ragen von ei für sch angere oder geschiedene Bräute lange als sittenwidrig. Bis heute steht Weiß für Hygiene und Reinheit. Die Lebensmittelbranche veredelt durch Entzug der Farbe oder Zugabe von weißem Farbstoff Produkte, um ihre Sauberkeit zu unterstreichen, etwa bei Zucker, Mehl oder Reis. Auch Menschen, die Nahrung verarbeiten oder verkaufen, tragen ei . leiches gilt für den flegebreich oder in den Reinsträumen der Hightech-Branche. Bei Astronauten wehrt der weiße Raumanzug das sichtbare Sonnenlicht ab und ist somit eine Lebensversicherung. Denn die Sonnenstrahlen im Weltall werden bis zu 120 Grad Celsius heiß, und die ei e berfl che des Anzugs reflektiert das Licht im leisen und friedlichen Weltall.

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Märchenwelt: Schneelandschaften wirken ruhig und

friedlich.

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Sonnenschutz: Der weiße Raumanzug ist für

das Weltall unverzichtbar. aufgehübscht.

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Veredelung: Zucker wird

Friedenssymbol: die weiße Taube.

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Ein Bild und seine

17.03.1956 darauf erhielt Elvis Presley für seinen Song „Heartbreak Hotel“ die erste von unzähligen Goldenen Schallplatten. Presley gilt heute mit über einer Milliarde verkaufter Tonträger als erfolgreichster Solokünstler weltweit. Seine körperbetonten Bühnenauftritte, seine drei Oktaven umfassende Stimme

und sein gesamter Gesangsstil brachten ihm als einzigem Künstler in der US-amerikanischen Chartgeschichte Nummer-eins-Hits in den Genres Pop, Rock, Country, Gospel und Blues. Heute noch führt er die Liste der 500 erfolgreichsten Künstler seit 1955 an; 15 seiner Alben standen auf dem ersten Platz der Billboard-Charts. Neben dem Gesang versuchte er sich über zehn Jahre lang als Schauspieler und irkte in pielfilmen mit. er okumentarfilm „Elvis on Tour“ erhielt sogar den renommierten Filmpreis Golden Globe. Seine Shows in Las Vegas sind bis heute Kult, seine Karriere und sein wechselvolles Leben eine Legende. Elvis Presley starb bereits mit 42 Jahren. Alfred Wertheimer schrieb später: „Er hatte eine Begabung, der man nur alle 50 oder 100 Jahre begegnet.“

Impressum Herausgeber und Verlag: Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, 70547 Stuttgart, Tel. +49 711 782-0 Chefredakteur: Thomas Stoll Stv. Chefredakteur: Ralf Kustermann (Redaktionsleitung), Tel. +49 711 782-1586, Fax +49 711 782-1288, E-Mail: ralf.kustermann@dsv-gruppe.de Art Director: Joachim Leutgen Chefin vom Dienst: Antje Schmitz Layout und Grafik: 7Stars NewMedia, Leinfelden-Echterdingen Autoren und Mitarbeiter: Stefan Dangel, Liora Jacobsen, Günter Kast, Ulrike Knauer, Christine Maucher, Yorca Schmidt-Junker, Britta Scholz, Klemens Skibicki, Daniel Steffens Druck: MP MediaPrint Informationstechnologie GmbH, Paderborn Anzeigen: Anneli Baumann, Tel. +49 711 782-1278 Artikel-Nr. 330 155 043

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Foto: Getty Images/Alfred Wertheimer

Als Alfred Wertheimer, ein US-Fotograf, gebeten wird, den jungen Künstler Elvis Presley während der Vorbereitungen und am Tag des Auftritts in der „Stage Show“ der Dorsey Brothers zu fotografieren, antwortet er: „Welcher Elvis?“ Das war im Frühjahr 1956. Der spätere King of Rock ’n’ Roll war noch relativ unbekannt, doch seine ersten beiden Auftritte mit den für ihn typischen rhythmischen Hüftund Beinbewegungen hatten für eine Sensation gesorgt. Die Produzenten der beliebten Show wussten um die Aufmerksamkeit und buchten ihn gleich noch viermal. Am 17. März begegneten sich die beiden Künstler zum ersten Mal. Wertheimer: „Er war eigentlich schüchtern und begann gerade zu spüren, dass er etwas hatte, was das Publikum wollte.“ Vier Monate begleitete Wertheimer den jungen Sänger und seinen kometenhaften Aufstieg. Bereits kurz

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Was macht glücklich?

Gute Freunde, Musik, ein blauer Himmel, die Liebe, nette Kollegen, ein großes Eis? Jeder Mensch hat große und kleine Träume vom Glück. Wir wollen helfen, dass auch für Menschen mit Behinderungen viele dieser Träume wahr werden. In einem Leben, das so selbstbestimmt wie möglich ist, mit so viel Hilfe wie nötig. Denn Freiheit macht glücklich.

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