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Das Private-Banking-Magazin Ihrer Sparkasse
[ Olympische Spiele ]
[ Feuriges Hawaii ]
[ GrĂźne Dachterrassen ]
Fest der Träumer
Ursprung der Erde
Oasen der Entspannung
Der Platz ganz oben Wie sich Macht definiert und warum sie oft ambivalent ist
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Editorial
Wer Macht besitzt, kann Gutes bewirken
Thomas Stoll, Chefredakteur Deutscher Sparkassenverlag thomas.stoll@dsv-gruppe.de
Der Soziologe Max Weber schrieb 1921: Wer die Macht habe, besitze „jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen“. Das klingt beim ersten Lesen schlüssig, doch Weber wird damit dem Phänomen nicht wirklich gerecht: Macht hat viele Gesichter. Sie wirkt mitunter bedrohlich und zieht uns doch immer wieder magisch an. In unserer Titelstory ab Seite 4 widmen wir uns deshalb den reichhaltigen Facetten der Macht, die mit Inszenierung, Dominanz und Charisma verknüpft sind. Macht begegnet uns täglich: ob im Beruf oder innerhalb der Familie, in Politik oder Wirtschaft, in Sport oder Medien. Macht kann man nicht anfassen, aber spüren. Sie ist allgegenwärtig, erotisch und abstoßend zugleich. Typischerweise sprechen wir von einem Willen zur Macht, aber nicht von der Liebe zur Macht. Trotzdem streben viele Menschen nach ihr: Sie ist verlockend, einschüchternd und hart umkämpft. Der französische Philosoph und Romanautor Honoré de Balzac geht noch weiter als Weber: „Wer von Macht spricht, spricht von Gewalt.“ Aber sorgt Macht in Demokratien nicht
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auch für Ordnung, etwa in Gestalt staatlicher Macht und Staatsgewalt? Hinzu kommt: Menschen mit Macht verfügen oft über Vermögen und in u um er nderungen um u en hin anzustoßen und karitativ zu wirken. Auch die Sparkassen im Verbund besitzen Macht. Das können Sie sehen und spüren – im ende enden i ia ne an rund Mitarbeitern und der Präsenz der Marke. Mit i i nen unden ind die ar a en größter Finanzdienstleister Deutschlands. Sie bewirken Gutes, wenn sie ihrem öffentlichen Auftrag folgen, zum Sparen und zur Vorsorge animieren und jedem Bürger einen Zugang zu Finanzdienstleistungen gewährleisten. Mit zum Auftrag zählt das Engagement in i ungen u ur der r . ragen ie ren Berater – Sie werden überrascht sein, wie viele Projekte die Sparkasse fördert. Eine anregende Lektüre wünscht
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Inhalt
04 Vorbildlich: Ihre Majestät Elizabeth II. genießt weltweit Wertschätzung
16 Engagiert: Exmanager
Fotos: Tim Graham/Getty Images, Alohacherie Manufaktur, DAVID CROOKES; Cover: Getty Images/iStockphoto
Jochen Zeitz in Kenia
04 Facetten der Macht Wo immer Menschen zusammenleben, üben sie Macht aufeinander aus – ob in Politik, Wirtschaft, Medien oder Alltag. Der Wille zur Macht ist uns angeboren. Macht bedient sich unterschiedlicher Instrumente und wirkt oft ambivalent. 10 Oasen der Ruhe Die Sehnsucht nach einem Rückzugsort im Freien verändert das Stadtbild. Architekten planen vermehrt großzügige Dachgärten und -terrassen in Grün.
20 Die Magie der Spiele Die Olympischen Spiele haben sich von einem Fest der sportlichen Völkerverständigung zum wirtschaftlichen Weltereignis gewandelt. Im Rampenlicht stehen Athleten und Träumer. 24 Die moderne grüne Küche Vegane Ernährung ist eintönig? Nein, sagen Spitzenköche und zeigen, wie vielfältig und geschmackvoll sie ohne tierische Produkte kochen können.
14 Büchse nach Maß Mit dem Interesse an der Jagd wächst die Nachfrage nach hochwertigen, individuellen Gewehren aus den Werkstätten der Büchsenmacher.
26 Am Anfang waren Feuer und Wasser Ein Besuch auf Hawaii bietet eine überwältigende Naturerfahrung. Vulkane haben die Insel geformt – und formen sie noch heute. Hier fühlen sich die Menschen dem Ursprung der Welt nahe.
16 „In Segera steckt mein Herzblut“ Der ehemalige Puma-Chef Jochen Zeitz erzählt im VENTURA-Interview, wie er sich mit seiner Luxuslodge in Kenia für nachhaltige Entwicklung engagiert.
30 Tradition auf der Themse Alljährlich elektrisiert ein Ruderwettkampf die britischen Sportfans: das Boat Race der Universitäten Oxford und Cambridge.
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Kolumne Das Gedicht Kunst Die wunderbare Welt der Farben 34 Ein Bild und seine Geschichte 34 Impressum
24 Delikat: veganer Kokosmilchreis mit Rhabarber
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Facetten der Macht Ob in Politik, Wirtschaft, Medien oder auch im Privaten – Macht ist allgegenwärtig. Doch was eint die Mächtigen der Welt und was trennt sie? VENTURA geht auf Spurensuche.
Fotos: Dominik Butzmann/laif, Photothek via Getty Images
:: Von Yorca Schmidt-Junker und Ralf Kustermann
Einst war die sogenannte Merkel-Raute eine wohl unbewusste, einfache Geste, die sich ritualisierte und schließlich für immer mehr Aufmerksamkeit sorgte. Die Bundeskanzlerin formt sie gerne mit ihren Händen, wenn sie öffentlich auftritt. Damit verleiht sie ihrer Person und ihrem Amt Haltung und Ausdruck. Selten gab es eine höhere Wiedererkennung in Politik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft. Noch erstaunlicher, dass sie zum Symbol, zu einer Insignie für die mächtigste Frau der Welt wurde – die personifizierte Standhaftigkeit und Authentizität. Menschen gewinnen auf unterschiedliche Weise Macht, diese nur schwer zu fassende Kraft, die in Systemen und sozialen Gefügen auf andere wirkt und sie beeinflusst. Manche dieser sogenannten Machtmenschen setzen ihre Ziele mit Brutalität, andere mit Kompetenz, Vermögen, Geschick oder Charisma durch, wieder andere suchen Allianzen. Der französische Philosoph und Gesellschaftstheoretiker Michel Foucault verstand unter Macht alle „Strategien, mit denen Individuen andere zu lenken und zu bestimmen versuchen“. Gerade deshalb wird Macht häufig in einen eher negativen Kontext gestellt. Zugleich verbinden sich mit dem Konzept der Macht eine Vielzahl verwandter oder zusammenhängender Begriffe, die gleichfalls einen schlechten Ruf haben: Kontrolle, Gewalt, Herrschaft, Autorität oder Zwang. Sie werden entweder ausgeübt oder man besitzt sie. Klar ist, dass nicht jeder über Macht verfügen, andere steuern oder regieren kann. Doch bietet der Platz ganz oben beste Aussichten im Streben nach Selbstverwirklichung. Dabei kann Macht viele positive Seiten haben. So förderte die einflussreiche Familie der Medici einst im Florenz des 15. bis 17. Jahrhunderts Bildung und Kunst – und half dabei, ein humanistisches Menschenbild zu etablieren. USPräsident Abraham Lincoln schaffte gegen Widerstände die Sklaverei ab. Friedensnobelpreisträger Muhammad
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Standhaft: Angela Merkel ist seit 22. November 2005 Bundeskanzlerin. Ihre Karriere begann im Kabinett Kohl, als sie überraschend 1991 zur Bundesministerin für Frauen und Jugend ernannt wurde. Heute gilt sie als mächtigste Frau der Welt. Große internationale Anerkennung genießt sie dank ihrem diplomatischen Geschick und besonnenen Agieren.
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Die US-Sängerin Taylor
Gerhard Richter beein-
Dieter Zetsche gilt als
Unternehmer Bill Gates
Swift beherrscht Charts
flusst den Kunstmarkt
sehr erfolgreich, ein-
stiftete 28 Milliarden
und Werbemarkt.
und bleibt bescheiden.
flussreich und beliebt.
US-Dollar für gute Zwecke.
Machtmenschen zeichnen sich durch starkes Sendungsbewusstsein, Exzellenzstreben und einen gewissen Grad an Rücksichtslosigkeit aus. Sentimentalitäten finden in der Welt der Mächtigen selten einen Platz, weshalb Machtmenschen bedingungslos handeln, wenn es ihren Interessen oder der höheren Sache dient. Das mag dämonisch klingen, ist aber sinnvoll und notwendig, um weitreichende Entscheidungen zum Wohl der Allgemeinheit zu treffen. Bei klassischen Machtmenschen denken wir an Männer wie Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation, an den ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens, Silvio Berlusconi, oder den Expräsidenten des Weltfußballverbands, Sepp Blatter. Mit ihrem betont virilen, vor Selbstbewusstsein – das bis ins Ridiküle reichen kann – strotzenden Auftreten verkörpern sie den machiavellistischen Machttypus. Sie leben frei nach dem Schlagwort des Absolutismus – L’état c’est moi! – ihre privilegierte Position. Dazu passt die mediale Inszenierung im Stil royaler Vorbilder: Fernsehkameras folgen ihnen auf dem Weg durch prächtige Räumlichkeiten, huldvoll an Vasallen und Claqueuren vorbei, um das Bild des starken Mannes zu zeichnen. Bereits William Hazlitt, britischer Essayist der Zeitung „Times“, beobachtete Ende des 19. Jahrhunderts: „Die Freiheit lieben, heißt andere lieben; die Macht lieben, sich selbst lieben.“ Dafür werden Rechte gedehnt, Fakten verschleiert und Skandale ausgesessen. Doch wer an der Macht klebt, kann zur tragischen Figur werden. Gesellschaftswissenschaftler Dirk Baecker: „Jeder Machthaber kann nur die
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Macht ausüben, die diejenigen, die dieser Macht unterworfen sind, bereit sind zu akzeptieren.“ Sepp Blatter und Silvio Berlusconi mussten das schmerzlich erfahren. Zeigen sich aber ob des Machtverlusts konsequent uneinsichtig. Wie schrieb der französische Politiker Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord im 18. Jahrhundert: „Kein Abschied auf der Welt fällt schwerer als der Abschied von der Macht.“ Was für einen Kontrast bietet das Kirchenoberhaupt der katholischen Kirche. Zweifelsohne zählt Papst Franziskus zu den Machtträgern auf Erden. Doch verkörpert dieser mit aller Bescheidenheit, einer einfachen Sprache und seinem weltnahen Agieren eine völlig andere Qualität der Macht. Er ist ein Papst der Annäherung und Nähe, der durch den Verzicht auf die Insignien der Macht seine Macht gefunden hat. Franziskus genießt unter Gläubigen und Nichtgläubigen weltweite Anerkennung und Sympathie. Er hinterfragt seine Kirche, das Handeln in Politik und Wirtschaft und findet unter weltlichen Machtträgern Gehör und Akzeptanz. Er ist für viele die Stimme der Armen und Schwachen. Generell dominiert das Recht des Stärkeren in den Führungsebenen der Industriebetriebe. Ein ohne Frage sozialdarwinistischer Machtansatz, der auch öffentlich wird wie etwa im Fall des VW-Konzerns. Vollkommen anders gerieren sich der einflussreiche Daimler-Chef Dieter Zetsche, der Verleger Hubert Burda oder der Ausnahmekünstler Gerhard Richter: In ihren Metiers Vordenker und rigide Anführer, dabei aber zurückhaltend, reflektiert und empathisch. Sie verkörpern den Typus des stillen, intellektuellen Machtmenschen, der für Image und Qualität seiner Produkte alles gibt, sich selbst aber nicht allzu wichtig nimmt. Gerühmt wurde Zetsche für seine Erfolge und sein effizientes Krisenmanagement. Beliebtheit hingegen erwarb er sich mit dem Geständnis: „Man wird einsam da oben.“ Ähnlich ist es mit Künstler Gerhard Richter. Er hält sich selbst für überschätzt, bezeichnet die Preise für seine Bilder als „unangemessen“. Sätze wie „Ich habe von Kunst keine Ahnung“ stempeln ihn zu einem Meister des Lakonischen. Ein wohltuend bodenständiger, stets gelassener und selbstironischer Herrscher inmitten der hyperventilierenden, mitunter prätentiösen Kunstwelt – selten kommt Macht sympathischer daher. Hubert Burda wiederum regiert ein Medienimperium, macht sich für Gesundheitsprojekte,
Fotos: AFP/Getty Images, SZ Photo/Regina Schmeken, picture alliance/Sven Simon, mauritius images
Yunus gründete die Grameen Bank und unterstützte mit Mikrokrediten die Mittellosen in Bangladesch. MicrosoftGründer Bill Gates kämpft mit seiner Stiftung gegen Armut, Malaria und andere Geißeln der Menschheit. Dies sind nur einige Beispiele dafür, dass Macht durchaus Gutes hervorbringen kann. Bundeskanzler Konrad Adenauer kam im Jahr 1956 zum Schluss: „Macht und Verantwortung sind untrennbar miteinander verbunden.“ Macht wohnt eben Ambivalenz inne: Sie kann gleichsam Gutes wie Schreckliches hervorbringen. Und sie wirkt im Kleinen wie im Großen, im Öffentlichen und Privaten, in Politik und Wirtschaft, in Medien und Sport. Doch wie definiert sich Macht? Was eint die Mächtigen unserer Welt, so verschieden sie uns als Charaktere erscheinen mögen?
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Versöhnend: Papst Franziskus ist der 266. Bischof von Rom und das Oberhaupt der römischkatholischen Kirche. Er gilt als durchsetzungsstark. Bereits vor seiner Wahl zum Papst trat er als „asketischer Mann Gottes“ auf. Sein Verhalten ist geprägt von Demut und Bescheidenheit. Er wohnt nicht in der Papstsuite im Palast, sondern im Gästehaus und trägt noch immer sein eisernes Brustkreuz aus der Kardinalszeit. Er möchte der Papst der Armen sein und die Kurie reformieren.
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Majestätisch: Queen Elisabeth II. ist die derzeit älteste amtierende Monarchin der Welt. Sie ist das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland sowie seiner ehemaligen Kolonien. Zugleich gebietet sie über den 53 Staaten umfassenden Commonwealth of Nations. Des Weiteren ist sie das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Church of England, der Staatskirche Englands. Auch als Schirmherrin von über 600 wohltätigen und ehrenamtlichen Organisationen verfügt sie über mehr als einen rein repräsentativen Einfluss. Selbst wenn nur dieser ihr offiziell zugestanden wird.
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Russlands Präsident
Muhammad Yunus
Sepp Blatter wurde
Christine Lagarde
Putin liebt öffentliche
ermöglichte den
von der Ethikkommissi-
steht als erste Frau an
und mediale Auftritte.
Armen Mikrokredite.
on der FIFA gesperrt.
der Spitze des IWF.
Fotos: action press, WireImage, AFP/Getty Images, picture alliance/BREUEL-BILD, interTOPICS/Public Address, krohnfoto.de,
Kunst und die Gestaltung der digitalen Zukunft stark. Wo immer er auftritt, strahlt er nahezu beständig aus, dass er versucht, etwas zurückzugeben. Damit sind Engagement und Großzügigkeit zentrale Elemente einer Machtgestaltung, die positiv konnotiert wird. Neu im Kabinett der Macht ist eine Riege von Frauen, die ihre Ressorts auf unterschiedlichste Arten bespielen und beherrschen. War die Machtrolle der Frau historisch vorrangig auf einen royalen Status beschränkt – siehe Kleopatra, Katharina die Große oder Maria Theresia –, treten im 21. Jahrhundert mit der geschäftsführenden Direktorin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, und Janet Yellen, Präsidentin der US-Notenbank, andere Protagonistinnen auf den Plan. Lagarde kennt die Herausforderung: „Die Grundlage ist, körperlich zu bestehen, ohne zwischen Blöcken, Ländern und Egos der Weltelite zerrieben zu werden.“ Gegen die geballte Männermacht komme frau nur an, „wenn sie ihr nicht gleichen will“. Da erscheint Queen Elisabeth II. zunächst nur wie ein Relikt aus vergangenen Tagen und einer Sehnsucht nach royaler Stärke und Macht. Dabei verfügt sie über mehr als die ihr zugeschriebene repräsentative Form. Allein ihre gesellschaftliche und mediale Präsenz machen dies deutlich. So lieben und verehren nicht nur die Briten die Königin, die im gereiften Alter mit Herz und Verstand das englische Königshaus durch eine schwere Krise führte. Auch Politiker schätzen sie sehr. Großbritanniens ehemaliger Premierminister Tony Blair sagte einst anerkennend: „Es gibt einen Grund, warum sie so erfolgreich ist: Sie ist tatsächlich schlau. Sie hat verstanden, dass sich die Monarchie verändern und modernisieren muss, und diesen Prozess hat sie über 50 Jahre lang außergewöhnlich effektiv betrieben.“ Christine Lagarde und Janet Yellen stehen an der Spitze der neuen Elite, die sich nicht betont feminin, aber kämpferisch für ihr Geschlecht gibt. Beide eint Souveränität, taktisches Kalkül und Beständigkeit in Entscheidungen. Als einzige Referenz an die Weiblichkeit dient dezenter Lippenstift oder, wie bei Madame Lagarde, eine subtil platzierte Vorliebe für Hosenanzüge und Taschen aus dem Hause Chanel. Expressive Weiblichkeit mag in der Finanz- und Wirtschaftswelt verpönt sein – in anderen Metiers stellt sie einen nicht zu unterschätzenden Machtfaktor dar. Die
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neue Generation von Musikerinnen, allen voran die amerikanische Sängerin Taylor Swift, erkannte, dass sie dank ihrer Präsenz in den digitalen Medien das Konsumverhalten vieler Fans steuern kann. Das ist Großkonzernen wie Pepsi, Apple und Nike viel wert. Laut dem amerikanischen Wirtschaftsmagazin „Forbes“ zählt die 26-jährige Swift mit einem Jahressalär von rund 80 Millionen US-Dollar zu den bestbezahlten unter 30-Jährigen der Welt. Mit Sheryl Sandberg, Susan Wojcicki und Mary Barra stehen drei Frauen in Spitzenpositionen bei den Megaunternehmen Facebook, Youtube und General Motors. Und mit Hillary Clinton könnte erstmals eine Frau das US-Präsidentenamt bekleiden. Auch wenn ihr – ganz wie im Fall von Angela Merkel – ein wichtiges Attribut aberkannt wird: Charisma. Fakt ist, dass Charismatiker Macht über Menschen haben. Allerdings verfügt nicht jeder Mächtige über Charisma. US-Präsident Barack Obama? Eindeutig. Sein Vorgänger George Bush? Definitiv nein. Der Dalai Lama oder König Felipe von Spanien? Eher nicht. Dass man ohne Charisma an die Spitze kommen kann, beweist unsere Bundeskanzlerin nur zu gut. Auch die Macht des Bildes wird gern bemüht, um Sublimität und Omnipotenz herauszustellen. Russlands Präsident Putin zeigt sich ebenso gerne mit bloßem Oberkörper wie Frankreichs früherer Staatspräsident Nicolas Sarkozy mit Modelgattin und Sängerin Carla Bruni. Die Grenzen vom Ich-Marketing zum Narzissmus sind fließend. War Macht früher an Zepter, Hermelin, an Purpurrot und Mitra abzulesen, sind es heute Kunstsammlungen, Schlösser und Paläste. Die Macht hat sich im Laufe der Zeit nicht gewandelt. Sie wurde nur vielfältiger, bunter und demokratischer. Sie ist leichter zu erlangen, schwerer zu kontrollieren und zu halten. In Zeiten globalen Austauschs und wachsender Transparenz lässt sich nicht mehr so einfach herrschen wie in analogen Jahrhunderten. Zudem war, ist und bleibt die Macht immer ein zweischneidiges Schwert. Es gilt, sie in der richtigen Dosis aus Strategie und Empathie, Zweckdienlichkeit und Allgemeinwohl einzusetzen. Der beste aller Machtmenschen? Vielleicht ist dieser eine Mischung aus Machiavellis „Fürst“ und dem Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer, aus dem römischen Kaiser Julius Cäsar und dem indischen Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi. Dann wäre der Platz in den Geschichtsbüchern für alle Zeiten gesichert...
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Oasen der Ruhe Ob hundert Quadratmeter oder auch nur fünf: Immer mehr Menschen suchen die Kraft grün gestalteter Dachterrassen – private Paradiese.
Foto: Jürgen Becker, Design: Manuel Sauer
:: Von Klara Walk
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Rhein-Panorama: Dachgarten am Ufer von Düsseldorf-Kaiserswerth. Im Zentrum der Wahrnehmung steht der Fluss. So symbolisieren das in den Dachaufbau integrierte Wasserbecken und die flankierenden Pflanzbeete den Rhein und die auf ihm schwimmenden Lastkähne.
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Die berühmtesten Dachterrassen der Welt sind aus Liebe entstanden – das sagt die Legende über die Hängenden Gärten im antiken Babylon. Nebukadnezar II., König von ab n ie ei u ge ar enan agen au bereinanderge u en erra en r eine rau m i i an egen. ie amm e au einem e r gr nen ei er ien . n der r enen bab ni en e e er i r de a b ein eima en en. en anden die ngenden r en die eigen i mi a gar en au erra en ber e erden m en. ie iebe gabe ebu adne ar u den ieben e undern der n i e. eu e ann i eder ein eigene eine e under in e a eine a gar en der einer a erra e bauen. a gar en be ei ne man ein mi rdrei bede e be an e a da . ine a erra e i dagegen der au gede n e a n einer a ge nung un er reiem imme . er r i e ern mid au ran ur am ain ag rei uadra me er a ne ind bei ri a u ern ab u au der de. r ane in und ieder gan e u en en und er i einen genere en rend au gema aben. a nen er ager i na drau en mein er. a ge ei da man e au erren mi dem r ie en uer ber die a ge a ung und dann ber da au re en m en. n ein r e erinner mid i be nder gu . a en die au erren ren b man n der a erra e au au ein aum au und in den ar en mm und b und man eine e ne anda bauen ann beri e er. a r e ei ar ein u na me a ge e en d a g r en und a erra en erden au ri na g i . er rund da r i eina gib eu e me r a d er a r er. n den ei eri ran i en r i e en aer i d auer e igner und ad aner C ar e d uard eannere ri be er be ann a e C rbu ier und einer der ein u rei en r i e en de . a r under begei er en a d er und die gi ei en ie u nu en. a g r en und a erra en ge r en r den umri enen und n r er di u ier en ad e re i er u den er ma en einer neuen ia en r i e ur. em ri e en dien en ie a u i e reie e an der rien u . e C rbu ier bau e gar m e e urn a en und au ba nen au die a d er n n u ern.
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Arrangements: Dachterrassen variieren stark in der Ausgestaltung. So fangen Stauden und Sträucher das warme Licht der Abendsonne ein, während
ar i e ur in nn an auer r en r ri a eu e und ar . une mend ird er au r e u i e a erra en beau rag . a eben drau en an der ri en u a eine enu ua i be ba e auer. an mu nur einma a am dur eine ad au en. ie u enga r n mie nimm e ig u ede n eine Ca e im reien i e und e au und im in er ie man e un er ei i en i en im brigen ni nur au er.
moderne Holzbänke mit tĂźrkisfarbenen Kissen zum Ausruhen einladen (Bild oben). Eine groĂ&#x;zĂźgige Terrasse kann zum Garten werden, mit der sie umgebenden Landschaft verschmelzen (Bild Mitte) oder als kleine Oase mit Rhododendron, Zwergflieder, Schneeflockenstrauch, Farnen und roter Garnitur wirken (Bild unten).
an i m er ang en die er eine r ia e un i n uminde au gr en e r ar eien m e en. un berna men a erding nur enige au erren die deen n e C rbu ier da a d er ange a arung in en i und undi ga en r ie mid . abei i ein begr n e a und ei e nur mi r ern be an gar be er ge uminde ei e die gi ei gib da a mi e ie en a ien gegen ur e n u i ern. udem ne men an en a er au und ei ern e nger. an e mmunen geben au be i ern mi a begr nung de a b einen aba au die en r die n erung. ern mid egr n e a d er en am n ang me r. ber ie en die a au und ind dadur ang ebig. n der ein a en a begr nung bi um a gar en er ein e dann ni me r ei und d ei en beide einen n er ied au . anue auer and a ar i e und u r me rerer er ag gi e r nde ind ni au aggebend da r b emand i einen a gar en an eg . i einem r erramanu and a -
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Besonders im urbanen Raum regi rier and a arie auer die une mende e n u na dem eben im reien. ir ge en au ei en a ren in rmere nder und e en d r ie ne i enn man ein n immer drau en a er r auer die e n men. enau da en ie e en en i u au e erm g i en mi einem a gar en der einer a erra e. en au erren ge e um eben ua i . nd r immer me r enen ei eben ua i me r ei an der ri en u u erbringen aber ne den ang anderen d ern in einem en i en ar u begegnen. u der nraum au dem a ein a nraum i ri a . ird da a um ge en d er r u einem unbe ba e en aber d ni gan abge enen ug r u einer bar ei im eng bebau en urbanen aum. e re i i a a e au einem a ge a en n der e ne and a ber den inder ie a bi um n e en begren en em egar en. r eine ni u e ra agan e a ge a ung m en au erren minde en ur r uadra me er in e ieren. ei ei en a g r en mi indi idue ge a e en a ere emen en be n der an be n mi e eu ung n e und au ma i er an enbe erung i mi ur u re nen er e auer. er u bau mu rg ig rberei e ein. un ind die u igen aradie e n der a i ab ngig die u bau en d r en ni u er ein. er den edan en eg ein a da u er ande n ben ig aneri e i e. u erdem ind gu e and er er a au gu e a eria i ig n ann die reude ber den neu ange eg en eigenen a an der nne ne in rger um agen. e a e e er ind ie der u gu au einem e en ann e r indig ein die nne ein unge inder au da a eria und e regne au a e . mange e ni an au ge a enen ragma i en er ie en der un i na en deen. e rbeau rag er an der e ni en ni er i arm ad ie der ran ur er ern mid ie e n r e n r i e ur uden en. ein a da rge e en eien ge a e e und nu bare a en eu e a e b er nd i . er ann u i einen eigenen a an der nne.
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Mit Risikointelligenz entscheiden Der komplexe Alltag fordert dem modernen Menschen viel ab. Doch wer sich mit sich selbst auseinandersetzt, legt das Fundament für bessere Entscheidungen und kann mit deren Risiken und Folgen besser umgehen.
Fotos: Friedrich Strauss/GBA/Nichols, ZinCo, Peter Buchenau
:: Von Peter Buchenau
Wann immer im Leben eine Entscheidung ansteht, fühlt es sich erst mal so an, als sei das pure Chaos im Kopf ausgebrochen. Der Denkprozess, die Abwägung beginnt. Am Ende treffen wir eine Entscheidung. Ob diese immer richtig ist, sei dahingestellt, denn darum geht es nicht. Richtig oder falsch unterliegen subjektiven Bewertungsmustern, die von jedem Menschen anders wahrgenommen werden. Dies hängt auch vom m men anen e nden ab. Das oberste Ziel muss es also sein, den Abwägungsprozess so zu strukturieren, dass er in eine Strategie mündet, die dem Chaos abhilft. Und diese Strategie prägt dann in Zukunft unsere Denkmuster. Am besten laufen sie wie instrumentalisiert ab, denn so bringen sie den größten u en. a ma da eben e ien er und den Menschen selbstbewusster, sodass er das nächste Risiko noch mutiger und intelligenter angeht. Risikointelligenz bedeutet, eine Haltung einzunehmen. Reduziert sich ein Risiko, welches einer Entscheidung anhaftet, indem ich es intelligent angehe? Indem ich Strategien entwickle? Nein, das kann Risikointelligenz nicht leisten. Doch werden die Auswirkungen kalkulierbarer, und die Fallhöhe verringert sich. Welche Strategie ich Ihnen empfehle? Versuen ie dur e b re e i n eine innere a tung zu fundamentalen Themen zu gewinnen. Wenn Sie nicht bei jeder Entscheidung bei null anfangen müssen, sondern auf gewisse Einstellungen zurückgreifen können, ist dies gewinnbringend. Wenn Sie nicht für jede Kleinigkeit in erneute langatmige Diskussion über Für und Wider mit sich selbst eintreten müssen, dann
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werden Sie in Zukunft keine Angst mehr vor Entscheidungen haben, sondern sogar Spaß daran nden. i i in e igen e ande n und n scheiden ist nicht in klassischem Sinne trainierbar und verleiht auch keine Flügel, doch spannt e ein i er ei ne au . ber die e b re ei n den ugang u den eigenen e en edürfnissen und inneren Prozessen suchen und nden bie e die en eidende rund age r die Balance, in der sich das eigene Leben nicht aufreibt und abnutzt, sondern dazugewinnt.
Peter Buchenau ist Unternehmer, Buchautor, Kabaret-
Risikointelligenz bedeutet also nicht, den Fokus auf jede einzelne Entscheidung zu legen, sondern zunächst einmal die grundsätzliche Auseinandersetzung mit den Themen, die das eigene Innerste berühren. Dazu sollten Sie immer wieder hinterfragen, wo Sie stehen – und warum Sie dort stehen. Daraus können Sie Schlüsse für den weiteren Weg ziehen. Sie sollten Ihre Vergangenheit, die vielleicht für gewisse Ängste verantwortlich zeichnet, nicht leugnen oder abtun, sondern sie wahrnehmen, ohne sie überzubewerten. Wenn Sie dem Bewusstsein erlauben, das Unterbewusstsein anzunehmen, machen Sie einen wichtigen Schritt hin zu Entscheidungen, die mal aus dem Bauch, mal aufgrund ganzheitlichen Denkens und mal nach stringent kausalem Vorgehen getroffen werden können. Abwägungsprozesse werden immer Teil unseres Lebens bleiben. Diese Mechanismen laufen unterschiedlich ab, je nach Anlass und nachdem, wie wir geprägt sind. Ein Mensch bleibt ein Mensch, er wird nie zu einer Maschine mutieren, die Herausforderungen einfach abhaken kann. Und das ist – wie heißt es so schön – gut so!
tist und Hochschuldozent. Ernste und kritische BusinessThemen verpackt er unterhaltsam. Mehr zu ihm auf www. peterbuchenau.de.
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Büchse nach Maß Wertvolle Materialien, höchste technische Präzision: Moderne Jagdgewehre sind handwerkliche Meisterstücke. Die Nachfrage ist hoch, denn das Interesse am Waidwerk wächst. :: Alexandra Baur
Edle Hölzer, feinste Gravuren: das Jagdgewehr F3 Heritage von Blaser.
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Immer mehr Städter schätzen die Jagd als Ausgleich zum Beruf. 2015 wurden rund 374 000 Jagdscheine gelöst. Dabei handelt es sich um die geb ren i ige r aubni die ur u übung der Jagd in Deutschland erforderlich ist.
i ung n a r nen. ami nn en nun a en n ruier erden die ni me r nger einzeln per Hand geladen werden mussten. Stattde en rg die e ani de er u rgang da r da die a r nen au dem aga in
Für Büchsenmacher und Hersteller von Jagda en i die e n i ung er reu i denn er ni au eine a e ur grei en ann wird sich mit dem Bestehen des Jagdscheins eine au en. ann ren ei er de Cu m Shops beim Jagdwaffenhersteller Blaser in Isny: „Die neuen Jäger bringen mit ihren veränderten Ansprüchen frischen Wind ins Büchsenmacherand er . ni ie in der u m bi indu trie sind ungewöhnliche Materialien und eine individuelle Gestaltung besonders gefragt. Die Geschichte der Waffe ist so alt wie die Geschichte der Menschheit. Schon immer legten die ger er au i r er eug. a n eugen virtuos hergestellte Dolche der Steinzeit genauso ie un ge miede e und ig er ier e Jagdwaffen des 18. Jahrhunderts. Mit dem 19. Jahrhundert begann das Zeitalter der modernen agd a en. gi urde die dur die n -
für den nächsten Schuss in das a r nen ager ran r ier erden. Weiteren Auftrieb für das Büchsenmacherand er bra e der eg a de agd ri i eg für den Adel. Ab 1848 durften auch Bürger die agd au ben. re r e ungen beein u en e ign und un i n der a en. be rug en ie bei ie ei e mange e ge da um a aden rend der agd berei and ei u ge a en. u die e ei e ie en i schnell zwei Schüsse hintereinander abgeben. Schon damals mussten sich die Büchsenmaer ni nur in der e a bearbei ung au ennen ndern genau beim er i r and er i e nnen un er e ei e en. „Grob gesprochen besteht eine Jagdwaffe immer au einem der me reren u en a er u und einem aga in u b ug er r ren . er eu e enma er
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Fotos: Blaser
erden i mu in der ege eine drei rige u bi dung ab ieren und ernen ie man ea und un bearbei e . u erdem e en a enre C n r ing und me u au dem e r an. u enn au matisierte Fertigungsmethoden die Herstellung n agd a en er nder aben ie and er i e r a rung de enma er ie au eu e n eine gr e e. er au eiden a den eru de enma er reb ni nur e ni e ere i n an. ie me r ge e darum indi idue e agd a en na unden un u ge a ten. Das geschieht beim einzelnen Büchsenma er genau ie bei gr en er e ern ie a er. ei en i e da Cu m eam de er e er au dem g u deen ie aus einer Jagdwaffe ein persönlicher Begleier ird u g r ein gan e ger eben. b ra uren beren a er der einzelne Details wie die uge de
ammergri a a e ei e nnen er na i ier erden. gib nur eine ren e e ni e a bar ei . Diese wird immer wieder getestet. Neue Materia ien ie da e ene de me a u enium oder hochmoderne Beschichtungen wie Diam nd i e Carb n mmen eben um in a ie eder ei e Carb n e ui i e eder der e ni ma eria ie a r ein erbund in den natürliche Materialien wie Maisfasern in un ar einge en erden. m e ai erden au den ber en ra nier e ie ge ene e ie ge a en und in erbindung mi g deinge eg en gen und a arabe en ed e rnamen e au der a e
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gebildet. Auch das Bild vom treuen Jagdhund ann au einer der indi idue en en ere ig erden. er iedene a en n ua i en e en ur undenau a . i u a re a ind die u b ume au deren Holz die Schäfte gefertigt werden. Sie stammen au den argen en agen de au a u ie un er e remen imabedingungen ber a r under e eran a en. a e u a ind be e ua i und ein igar ige a erung. r der ei eren earbei ung erden die genann en an e n in i re u n ige m de e i e r b rm ge g . ie e e ign en steht durch die Bearbeitung mit hochmodernen C C a inen. ren e en i und i r au endige ni er a en die e n and. n ere unden nnen i dabei i ren a er n i au u en ag ren . en m e en deenrei um a a eriaien e ign und e a ung m g i ei en beri nnen n ere ier e au der i ig en a me e der in rnberg be aunen. abei ande e i um gan e u i e in e e. ren ir angen n ein a r r er dami an ei a ein eine ra ur berei
Meisterstücke: Jann Ahrenholz, Leiter des Custom Shops bei Blaser in Isny, zeigt gerne die aus hochwertigen Materialien gefertigten Perfektionsbüchsen.
me rere na e dauern ann. e a en en eine gemein am ren e b da er e ei er au un erer er a i eder ei ur agd ein a berei .
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„In Segera steckt mein ganzes Herzblut“ Sind Luxus und Nachhaltigkeit vereinbar? Ja, sagt Jochen Zeitz. Der ehemalige Puma-Chef unterhält eine Touristenlodge in Kenia und engagiert sich in vielen Projekten. Im Interview mit VENTURA erklärt er, was ihm wichtig ist. :: Das Interview führte Günther Kast
VENTURA: Herr Zeitz, warum haben Sie ausgerechnet in Kenia eine Luxuslodge gebaut? JOCHEN ZEITZ: Ich habe 13 Jahre lang gesucht, bis ich den idealen Ort fand, der alle für mich wichtigen Kriterien erfüllt. Es sollte dort eine artenreiche Tierwelt geben in einer einzigartigen Landschaft. Das Land sollte mit dem Flugzeug leicht zu erreichen, nachhaltig zu bewirtschaften und malariafrei sein. Und ich wollte in einer politisch stabilen Nation investieren, deren Wirtschaft dynamisch wächst. VENTURA: Ihre Lodge Segera bietet luxuriöse Safarierlebnisse an. Passt das denn zu Ihrer Idee von nachhaltigem Wirtschaften? JOCHEN ZEITZ: Luxus und Nachhaltigkeit sind keine Widersprüche. Wir wollen ja nicht mit Fünf-SterneHotels in Metropolen konkurrieren. Luxus in Segera heißt: nur wenige Gäste, möglichst viel Privatsphäre, nahe an der Natur und individuelle Safaris. VENTURA: Warum packen Sie nicht dort an, wo der vermeintliche Hebel sitzt? Warum beraten Sie nicht die Regierung Kenias, um die Strukturen zu ändern, die vielen Menschen im Land den Zugang zu Ressourcen verwehren? JOCHEN ZEITZ: Segera hat eine große Strahlkraft. Wir bewirtschaften hier 200 Quadratkilometer Land nach nachhaltigen Kriterien. Alle im Land, auch die führenden Politiker, bekommen das mit. Wir sind Vorbild und inzwischen in ganz Laikipia aktiv. Wir fördern nachhaltige Entwicklungsprojekte und wollen diese über die „The Long Run“-Initiative, die meine Stiftung entwickelt hat, weltweit etablieren. VENTURA: Interessieren sich Ihre wohlhabenden Gäste wirklich für Tier- und Menschenschutz?
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JOCHEN ZEITZ: Das tun sie! Kürzlich war eine Familie aus Kalifornien zu Gast. Deren 14-jährige Tochter besuchte unsere Modellschule und war so begeistert, dass sie zu Hause in den USA zehn Stipendien für Mädchen unserer Schule organisierte. Bessere Botschafter können wir uns gar nicht vorstellen. VENTURA: Aber stillen Sie mit Segera, wenn Sie ehrlich sind, nicht auch ein bisschen Ihre eigenen Afrika-Sehnsüchte und Karen-Blixen-Fantasien? JOCHEN ZEITZ: Natürlich habe auch ich als Kind „Daktari“ und Sendungen von Bernhard Grzimek geliebt. Ich musste hier viel Neues lernen, mich umstellen. Da wäre ein allzu romantisches Bild von Afrika hinderlich gewesen. Ich denke, dass eine emotionale Beziehung zu Land und Menschen neben all dem Realismus sehr wichtig ist. In Segera stecken mein Herzblut und meine Leidenschaft für Afrika. VENTURA: Segera ist das Flaggschiff Ihrer Stiftung, eines der Ecosphere Resorts, Luxusdestinationen mit Ökoanspruch. Wer die Leitlinien – Natur- und Umweltschutz, Stärkung der Gemeinschaft, Erhalt kultureller Werte, wirtschaftliches Handeln – erfüllt, wird aufgenommen. JOCHEN ZEITZ: Die Kriterien sind sehr streng, und der Prozess der Zertifizierung ist rigoros. Weniger als 20 Prozent aller Mitglieder haben es bislang an die Spitze als Global Ecosphere Retreat geschafft. Das Interesse, aufgenommen zu werden, ist groß. VENTURA: Für Puma ließen Sie als erster deutscher Konzern 2010 eine Ökobilanz erstellen und kamen auf Umweltschäden in Höhe von 145 Millionen Euro. Was trieb Sie damals und was treibt Sie heute an?
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Aus der Chefetage in die Savanne: Jochen Zeitz, Jahrgang 1963, stammt aus einer Arztfamilie in Mannheim. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und ging 1988 zu Puma, wo er im Marketing begann. Ihm gelang ein steiler Aufstieg: 1993 Ăźbernahm er den Vorstandsvorsitz. Diesen Posten gab er 2011 ab. 1989 war er erstmals nach Kenia gereist, wo er 2005 die Farm erwarb, auf der heute die nachhaltig gefĂźhrte Luxuslodge Segera steht.
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VENTURA: Was brachte dieses Vorgehen? JOCHEN ZEITZ: Der gesamte Kering-Konzern, zu dem heute auch Puma gehört, ist ein deutlich nachhaltigeres Unternehmen als vor dem Jahr 2010 und ein Vorbild für andere Firmen. VENTURA: Welchen Ökoschaden verursacht Ihre Lodge in Afrika, wenn man den ökologischen Fußabdruck Ihrer Gäste mit einrechnet, deren Flüge, importierte Getränke und exklusive Speisen? JOCHEN ZEITZ: Unter dem Strich ist unsere Bilanz positiv. Wir setzen zum Beispiel ausschließlich Solarenergie ein und erzeugen unseren Strom selbst. Wir sammeln bis zu 600 000 Liter Wasser in unseren Zisternen und bereiten dieses wieder auf. Unsere Lebensmittel stammen weitgehend aus eigenem Anbau oder lokaler Produktion. Aber auch die Artenvielfalt auf Segera gibt Bonuspunkte bei der Erstellung der Ökobilanz.
Unverzichtbar: Lange Distanzen lassen sich in Kenia am besten per Flugzeug bewältigen. Jochen Zeitz besitzt natürlich den Pilotenschein.
VENTURA: Sie selbst besitzen eine Farm in Kenia, ein Haus in der Schweiz und eins in den USA, wo Ihre Verlobte lebt. Ihr ökologischer Fußabdruck muss dick im Minus sein … JOCHEN ZEITZ: Ich setze all meine Zeit für nachhaltige Projekte in der ganzen Welt ein. Dass viele Reisen dafür notwendig sind, ist unabdingbar. Meine private Zeit plane ich um diese Projekte herum und lebe ansonsten so nachhaltig wie möglich. Mit all dem, was ich tue, ist meine Ökobilanz netto positiv, nicht zuletzt auch durch Segera. VENTURA: 2009 gründeten Sie die Zeitz Foundation, eine Umweltstiftung. Was haben Sie erreicht? JOCHEN ZEITZ: Nachhaltiges Wirtschaften ist heute als Konzept viel bekannter und besser akzeptiert als damals. Wir initiieren Projekte, die irgendwann selbstständig werden sollen. „The Long Run“ soll so zu einer starken Marke für Nachhaltigkeit werden. Eine unserer fünf von der Stiftung gegründeten und mitfinanzierten Schulen im Umfeld von Segera wurde jüngst als grünste Schule der Welt ausgezeichnet. In Nordkenia unterstützen wir eine Fußballliga, bei der am Ende nicht das Team oben steht, das nur
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Spiele gewinnt, sondern jenes, welches insgesamt ein nachhaltiges Konzept verfolgt und zum Beispiel CO2-neutral zu den Auswärtsspielen anreist. Der Sport ist hier Transportmittel für das Thema Nachhaltigkeit. Durch diese Projekte können wir auch einen positiven Einfluss auf den Tourismus generell nehmen, der ja nicht immer unbedingt nachhaltig mit der Natur und Kultur umgeht, die er für seine Interessen aber oft nutzt. VENTURA: Sie stiften Ihre Sammlung afrikanischer Kunst, die Zeitz Collection, dem Mocaa-Museum in Kapstadt, das Ende 2016 eröffnen wird. Wollen Sie dem Namen Jochen Zeitz ein Denkmal setzen? JOCHEN ZEITZ: Ach was! Es geht mir darum, dass afrikanische Kunst und deren Diaspora eine Heimat und bedeutende Plattform bekommen, und zwar in Afrika selbst, nicht in Museen in New York oder London. Viele der Künstler haben eine soziale und politische Botschaft. Das Projekt dient deshalb auch der Bewusstseinsfindung des Kontinents und zum besseren Verständnis von Afrika in der Welt. VENTURA: Was sagen Sie jenen, die Stiftungen als wenig demokratisch erachten? Einige Wohlhabende entscheiden, wer Hilfe bekommt. Sie investieren zum Beispiel in eine Kunstsammlung in Kapstadt. Warum stiften Sie nicht für Augenoperationen oder Ärzte ohne Grenzen? JOCHEN ZEITZ: Es gibt immer gute und schlechte Beispiele für alles. Nobody is perfect. Ich weiß, dass ich nicht alles weiß, man lernt ja bekanntlich nie aus. Wichtig ist daher, dass es Partner, Ratgeber und Unterstützer gibt, die helfen, mehr richtig als falsch zu machen. Bei der Zeitz Foundation treffen wir Entscheidungen deshalb gemeinsam nach intensiven Debatten. VENTURA: Was können private Stiftungen besser als der Staat? Sind sie effizienter? JOCHEN ZEITZ: Das kann ich nicht abschließend beurteilen. Wichtig aber ist doch, dass alle gut zusammenarbeiten. VENTURA: Löwe oder Leopard? Elefant oder Giraffe? Wenn Sie ein Tier der afrikanischen Savanne wären, was wären Sie dann? JOCHEN ZEITZ: Ich fühle mich der gesamten Tierwelt hier verbunden. Kleine, seltene Tiere machen mich genauso froh wie die Big Five Afrikas.
Fotos: DAVID CROOKES
JOCHEN ZEITZ: Man braucht Fakten und Transparenz, wenn man besser werden will. Nur wenn man etwas messen kann, kann man Prozesse auch verändern und sich Ziele setzen, seine Manager motivieren, diese dann auch zu erreichen.
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Das Gedicht
An der Brücke stand jüngst ich in brauner Nacht. Fernher kam Gesang: goldener Tropfen quoll’s über die zitternde Fläche weg. Gondeln, Lichter, Musik – trunken schwamm’s in die Dämmrung hinaus … Meine Seele, ein Saitenspiel, sang sich, unsichtbar berührt, heimlich ein Gondellied dazu, zitternd vor bunter Seligkeit. – Hörte jemand ihr zu? … Friedrich Nietzsche :: Illustration: Lisa Rock
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Die Magie der Spiele Die Idee der Völkerverständigung spielt bei Olympia nur noch eine Nebenrolle. Wie das Sportfest zum Weltereignis und Geschäft wurde. :: Von Jürgen Löhle
Sie nannten ihn alle nur Jim und er war ein glücklicher Mann. James Franciscus Thorpe stand im Juni 1912 in Stockholm auf dem Siegerpodest und bekam die Goldmedaille im Zehnkampf um den Hals gehängt. Thorpe war der Star der fünften Olympischen Spiele der Neuzeit und auf dem Weg zur ersten Sportikone der USA. Ein paar Monate später verlor er die Medaille wieder. Der Sportler mit irischen, französischen und indianischen Vorfahren spielte vor den Wettbewerben einige Male für ein paar Dollar in einer halbprofessionellen Baseball-Liga. Als das durch einen Zeitungsartikel öffentlich wurde, zeigte sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) tief empört. Thorpe urde um r er r eine edai e abgen mmen. Die Olympischen Spiele, so ihr Gründer Baron Pierre de Coubertin, hätten gefälligst ein Ort reinster Amateure zu sein. 60 Jahre später schloss IOC-Präsident Avery Brundage den Österreicher Karl Schranz von den Winterspielen 1972 in Sapporo aus. Der Skiheld vom Arlberg trug ein Jahr zuvor bei einem Fußball-Prominenten-Spiel ein Leibchen mit dem Logo eines Kaffeeherstellers. Er verstieß damit in den Augen der Olympier gegen den Amateurstatus und wurde gebannt. Das sollte die letzte olympische Welle gegen Geld im Sport sein. Und wenn in Rio de Janeiro im August die 31. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit beginnen, werden erstmals Golfer um Olympische Medaillen spielen, also Vertreter eine r der ie ein ei er r r um e . Keine Frage, die Olympischen Spiele haben sich seit der ersten Austragung 1896 in Athen gewaltig gewandelt. Vor allem ökonomisch. An den Premierespielen 1896 nahmen etwa 250 Athleten aus zehn Ländern teil. Die olympischen Rin-
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ge gab es noch nicht, die erfand Olympiagründer Coubertain erst 1913. Finanziert wurden die Spiele durch eine staatliche Lotterie, die meisten Starter waren Griechen, für die anderen Länder traten aus Kostengründen auch gerne mal Botschaftsangestellte an. Die Sieger in den neun Disziplinen bekamen Silbermedaillen, für die Zweiten gab es Ölzweige, für die Dritten nichts mehr – das hätte das Budget nicht hergegeben. Frauen waren als Zuschauer erlaubt, teilnehmen durften sie nicht, da war der Franzose Coubertain alles andere als ein Kavalier. Zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele am 5. August in Rio de Janeiro werden stundenlang Athleten ins Stadion einmarschieren. An den 31. Spielen der Neuzeit nehmen voraussichtlich 10 500 Sportler aus 206 Nationen teil, die sich in über 900 Wettbewerben in mehr als 40 Sportarten um die begehrten Medaillen streiten. Das Organisationskomitee kalkuliert mit Ausgaben
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Feierlicher Moment: die Entzündung des Olympischen Feuers in Athen. Im Anschluss startet ein Fackellauf, der die Flamme nach Rio de Janeiro bringt.
von etwa 13 Milliarden Euro, was erfahrungsgemäß wohl noch korrigiert werden dürfte. Dem IOC wiederum spült der Verkauf der Senderechte an den Spielen von Sotschi 2014 und Rio 2016 knapp 2,8 Milliarden Euro in die Kassen. Die Olympier nahmen damit seit Einführung der Senderechte 1960 in Squaw Valley (45 000 Euro) knapp 37 Milliarden Euro an Lizenzgebühren ein. Die Spiele entwickelten sich vom eher kleinen, internationalen Sportfest zur Förderung der Körperertüchtigung und Völkerverständigung zu einem sozialen und ökonomischen Weltereignis. Für die ausrichtenden Länder sind sie Prestigeobjekt, ein 16-tägiger weltweiter Dauerwerbespot, für die Städte ein milliardenschweres Infrastrukturprogramm. München bekam 1972 zum Beispiel ein modernes Nahverkehrsnetz, von dem die Stadt heute noch profitiert. Die Spiele von 2012 in London brachten der gesamten britischen Wirtschaft laut einer Expertise
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des britischen Departement of Culture, Media and Sport ein Plus von 11,5 Milliarden Euro. Zusätzlich seien 31 000 neue Jobs entstanden und ausländische Investitionen von mehr als 3,4 Milliarden Euro akquiriert worden. 8,2 Milliarden Euro wurden darüber hinaus für durch die Olympischen Spiele ausgelöste Aktivitäten wie Merchandising-Produkte eingenommen. Trotz all dieser ökonomischen Aspekte ist das olympische Sportfest noch immer die Bühne für Athleten zu sportlichem Ruhm und – für einige wenige – des materiellen Wohlstands. Alle vier Jahre geht auch für die das große Licht an, die sonst in ihrer Karriere im Schatten der medialen Übersportarten wie Fußball, Tennis oder Formel 1 stehen. Für Turner, Ruderer, Bogenschützen, Ringer oder Judoka kann ein Olympiasieg ein Moment sein, der ein ganzes Leben verändert. Reich wird man aber in der Regel als Randsportler nicht. In Rio lobt der Deutsche Olympische
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Meister der Inszenierung: Sprinter Usain Bolt aus Jamaika.
Aus dem Nichts: Die 16-jährige Ulrike Meyfarth freut sich über HochsprungGold in München.
Unvergessen: Der Schwimmer Michael Groß – Albatros genannt – präsentiert seine Medaillen.
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Sportbund 20 000 Euro für eine Goldmedaille aus, das ist ungefähr das Salär eines FußballWeltmeisters für eine Autogrammstunde. Alle vier Jahre erheben sich Athleten in den Olymp, viele sind schnell wieder vergessen, aber eines bleibt ihnen allen. Einen Weltmeistertitel, so sagen die Sportler selbst, bist du irgendwann wieder los, Olympiasieger bleibst du ein Leben lang. Und manche Athleten nutzen die Chance auch öfter. Unvergessen aus deutscher Sicht ist die olympische Karriere der Ulrike Meyfarth. Das Bild ging um die Welt: Da saß sie mit 16 Jahren auf der grünen Matte der Sprunganlage im Münchner Olympiastadion und lachte ungläubig und glücklich in die Kameras. Sekunden zuvor hatte sie mit 1,92 Metern den Weltrekord eingestellt. Es war ein Olympiasieg aus dem Nichts. Ulrike Meyfarth ist bis heute die jüngste Siegerin im Hochsprung. Danach konnte sie jahrelang nicht mehr an ihre Leistung anknüpfen. Dann kam Los Angeles 1984, zwölf Jahre nach München. Ulrike Meyfarth gewann wieder Gold, dieses Mal mit 2,02 Metern und beendete siegreich den letzten Wettkampf ihrer langen Karriere. Einzigartig bleibt auch der Schwimmer Michael Groß, der 1984 in Los Angeles die SchwimmGroßmacht USA fast im Alleingang im Schwimmbecken versenkte. Der Albatros, wie er oft genannt wurde, galt als unkonventionell und eckig, nicht gerade raining ei ig aber unge euer a entiert. Zweimal gewann er Gold und Silber in Freistil- und Schmetterlingrennen in Los Angeles, g der ba r in e u u einer dri en Goldmedaille über 200 Meter Schmetterling. Geschichten über große deutsche Olympioniken gäbe es noch viele zu erzählen. Gemein ist allen, dass es nur wenige schafften, ihren Erfolg im Zeichen der Ringe zu vermarkten. Zumindest nicht so, wie es in der jüngeren olympischen Geschichte möglich geworden ist. Den jamaikanischen Leichtathleten Usain Bolt katapultierten seine sechs Goldmedaillen von Peking 2008 und
London 2012 in den Einzel- und Staffelsprints in eine ganz eigene Liga. Laut Branchendiensten verdient der schnellste Mann der Welt etwa 10 Millionen US-Dollar im Jahr. US-Schwimmer Michael Phelps, der mit seinen 18 Goldmedaillen im Einzel und in Staffelwettbewerben der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten ist, wird über Sponsoring auf 7 Millionen Dollar Grundeinkommen im Jahr geschätzt. Was Baron de Coubertin zu all den monetären Entwicklungen sagen würde? Und was zu den vielen Wolken, die um die Ringe kreisen? 120 a re na iederau egung der ie e einen die e au einem anderen ane en a u nden. Aus dem bescheidenen Sportfest, bei dem man sich einst in Sportarten wie Tauziehen, Hindernisschwimmen oder Weitsprung für Pferde versuchte, entwickelte sich ein Mega-Event, an dem die ganze Welt teilnimmt. Es geht um viel Geld und nationales Prestige. Deshalb hat die Krake Doping die olympische Idee im Würgegriff. Und deshalb werden immer wieder Athleten DopingCocktails aus den Laboren skrupelloser Pharmakologen und Ärzte konsumieren. Den Vorwurf des Gigantismus geht man beim IOC in Lausanne an. Ausufernde Spiele wie die von Peking mit geschätzten 40 Milliarden Euro Kosten oder die wahrscheinlich noch teureren Prestige-Winterspiele von Wladimir Putin in Sotschi 2014 soll es nicht mehr geben. IOC-Chef Thomas Bach schaut inzwischen verstärkt auf die Nachhaltigkeit der Sportstätten. Ob dies alles mehr als Ansätze zu einer neuen Wende oder gar der Beginn zu einer Rückbesinnung werden kann, muss bezweifelt werden. Dazu sind stärkere olympische Momente nötig. So wie im Fall von Guor Marial, der 2012 in London an den Wettbewerben teilnahm. Ein Flüchting au dem d udan er ga ie a aatenlos und lief unter der neutralen Olympischen Flagge den Marathon. Vielleicht sehen wir in Rio de Janeiro ein ähnliches Zeichen . . .
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horizontes gemelos II, 2012, Vinyl/Holz, 100 x 70 cm, 3000 Euro
Exklusive Leseraktion. Kunst kann sich sowohl monetär als auch emotional rentieren und verbindet im Idealfall Sammelleidenschaft und Wertanlage. VENTURA präsentiert in seiner Kunstserie exklusiv ausgewählte Werke zu einem attraktiven Preis.
Fotos: LOUISA GOULIAMAKI/AFP/Getty Images, ddp images/Sven Simon, Herradas-Martin
:: Von Karin Uhr
Leidenschaft und große Emotionen prägen die Malerei von Cristina Herradas-Martín. Die gebürtige Spanierin studierte an der Städelschule in Frankfurt am Main, wo auch der Ursprung ihrer Landschaftsmalerei liegt. Die ersten Bilder waren von flacheren Landschaften geprägt, doch die starke Farbigkeit, das Licht des Südens waren von Anfang an prägend. Mit dem späteren Umzug in die Schweiz und dann ins nahe gelegene Bregenz in Österreich kamen die Berge in Martíns Werke, die die Malerin schon allein wegen ihrer vielfältigen Formen und der damit einhergehenden kompositorischen Möglichkeiten liebt. Die Kombination aus mediterran anmutenden Farben und Gebirgsmotiven verleiht den Bildern eine impulsive, lebendige Wirkung. Durch die starken Farbkontraste und den expressiven Duktus entstehen poetische, märchenhafte Szenerien, die
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den Betrachter auf den ersten Blick in ihren Bann ziehen. Herradas-Martín regt mit ihren Bildern die Fantasie an und weckt Assoziationen und Erinnerungen, die in jedem von uns verborgen sind. VENTURA-Leser können beim DSV Kunstkontor des Deutschen Sparkassenverlags Bilder von Cristina Herradas-Martín erwerben. Die Kunstexperten des Deutschen Sparkassenverlags arbeiten mit national und international bekannten Künstlern zusammen und beantworten gerne Ihre Fragen zu den Kunstwerken, Künstlern und der VENTURA-Kunstserie.
Cristina Herradas-Mart n 1974 in Madrid geboren 1997 – 2002 Städelschule Frankfurt am Main 2002 Meisterschülerin bei
Weitere Informationen: www.dsvkunstkontor.de kunstkontor@dsv-gruppe.de Tel. +49 711 782-1566
Prof. Hermann Nitsch lebt und arbeitet in Kennelbach bei Bregenz
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Die moderne grüne Küche Ernährung ohne tierische Produkte liegt im Trend. Doch nicht nur streng orthodoxe Veganer wählen fleischlos. Immer mehr Spitzenköche beweisen, dass die Kost wahre Gaumenfreuden bereiten kann. :: Von Andreas Hohenester
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Kreativ: Vegane Pfannkuchen mit grünem Spargel aus der Küche des The Vegan Eagle (Bild linke Seite); Ragout mit getrüffeltem Kür-
Fotos: Hannah Meier, Alohachérie Manufaktur
bispüree, Steinpilze
Ob Esskastanienbraten mit getrüffeltem Süßkartoffelpüree, Steinpilzen, gebratenen Bamberger Hörnchen und Balsamicojus oder aber Aubergine geschmort mit Olivencrunch, als Conund Cr me i ud C u u ri a enade und Buchenpilze – selbst die überzeugten Fleischesser vermissen bei diesen Kreationen keine aus der herkömmlichen Hochküche gewohnten Geschmackskomponenten wie Butter, Schmalz und Sahne. Das erstgenannte Gericht mit Esskastanienbraten kreierte Bastian Wittmann, Küchenchef im Hamburger Restaurant Alohachérie. Er trat vor zwei Jahren mit dem Ehrgei an a er er ne ieri e r du e einen Michelin-Stern zu erkochen. Das zweite Rezept stammt von Andreas Krolik, Küchenchef de ran ur er urme em e a eur im ee a au a mengar en der a bi er einziger Sternekoch in Deutschland ein komplett veganes Menü seinen Gästen anbietet. Der Trend zur Küche ohne Fleisch und Fisch ist nicht mehr zu übersehen. Das vegane Angebot wächst rasant und gehört im Lebensmittelhandel inzwischen selbst beim Discounter zum Standard. Kein Wunder; Der Umsatz mit vegetarischen Wurst- und Fleischalternativen ist laut ar r ung in i u ie en im ergangenen a r um r en au i i nen uro gestiegen. Im Oktober startet an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld, Köln und Bamberg sogar ein Studiengang „Vegan Food Management“, der Ernährungswissenschaft und betriebswirtschaftliches Know-how vermittelt. Sebastian Joy, Geschäftsführer des VEBU Vegetarierbund Deutschland eV: „Es gibt heute so gut ie ein eri da ni au in einer an ichen Variante zubereitet werden kann.“ Die Basis für ambitionierte Herdzauberer ist geschaffen. Sie können aus einer Vielfalt von Viktualien schöpfen. Ob rein vegane Küchenmeister auch die Gnade professioneller Küchenkritiker nden mu i a erding er n be ei en. Renommierte Restaurantführer wie der „Gault & Millau“ oder „Michelin“ fremdeln noch mit der ier reien . a ri ia r m C e reda eurin der deutschen Ausgabe des „Gault & Millau“: „Der genann e egane rend nde r a em in den edien und in der a rung mi e indu rie statt, die ein neues Geschäftsfeld wittert.“ Echte
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in Rotweinjus und Gojibeeren (Mitte) und Summerrolls mit Sprossen, Gemüse, Reisnudeln und gelierter Soyasauce (rechts) aus dem Alohachérie.
Ambitioniert: Das Team um den Küchenchef Bastian Wittmann (rechts) im Hamburger Restaurant Alohachérie greift nach einem „Michelin“-Stern.
Schrankenlos: Chefkoch Konstantin Elser (rechts) des hanseatischen Restaurants The Vegan Eagle überzeugt mit ausgefallenen Crossover-Kreationen.
Veganer gehören allerdings noch einer winzigen Splittergruppe aus der Bevölkerung an. Als Gäste in der gehobenen Gastronomie spielen sie nach Bröhms Beobachtung noch keine entscheidende Rolle. Sie glaubt zu wissen: „Vegetarische Menüs werden zunehmend sogar in Spitzenrestaurants angeboten, doch vegan ist für kreative Köche kein Thema, weil es eine unattraktive Einschränkung der verfügbaren Lebensmittel darstellt.“ Auf höchstem Feinschmecker-Niveau zu kochen, ist trotz der Restriktionen möglich. Genau dies wollen ehrgeizige Küchenchefs wie Andrea r i m a eur e be ei en. a a eur i da mi au i au un en und ei „Michelin“-Sternen am höchsten bewerteste Restaurant Frankfurts. Oder aber Aufsteiger Bastian Wittmann, der es mit seinem Alohachérie bereits in die bundesweiten veganen Top-Ten-Empfehlungen des deutschen Gastro-Führers „Falstaff“ a e. i mann i ie a i ig te Element einer Gourmet-Küche ist die Qualität der r du e i re ri e i r e ma . a darf man keine Kompromisse eingehen“. Daneben spielt die Optik der präsentierten Speisen für ihn eine wichtige Rolle: „Jede Speise sollte so kreativ und hübsch angerichtet sein, dass der Gast zunächst Kunst serviert bekommt und genießt, bevor er dieses isst. Das Gemüse auf dem Teller muss aussehen, als käme es direkt vom Feld – frisch, knackig und in leuchtenden Farben“. a die em Cred arbei en au die amburger Konkurrenten vom Restaurant The Vegan Eagle, die seit Sommer 2014 Gourmets auf den ei en e ma bringen m en. C e koch Konstantin Elser: „Wir glauben, dass veganes Essen zuerst auf dem Gaumen überzeugen muss, um auch in Deutschland richtig im Alltag anzukommen, ohne dabei kompliziert zu sein“. Zweifelsohne ist etwas Detektivarbeit erforder i um die er en eganer un in eu and u nden. er i gan der radisch ohne Tierprodukte ernähren will, dem sind beispielsweise das Kopps – Bar & Restaurant in Berlin, Timo Franke in Bühl im Schwarzwald oder Amano Verde im Düsseldorfer Radisson Blu Media Harbour Hotel zu empfehlen. Adressen, die mit kreativen und bunten Gerichten selbst bekennende Fleischliebhaber begeistern.
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Am Anfang waren Feuer und Wasser An wenigen Orten der Welt kommt man dem Ursprung der Erde so nahe wie auf Hawaii – der Insel, die einem ganzen Archipel den Namen gab. Hier zeigen sich die Gewalten der Natur in all ihrer Kraft und SchÜnheit. :: Von Ulrich Pfaffenberger
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Sehenswert: Das Observatorium auf dem Mauna Kea bietet sensationelle Weitblicke (links); heilige Stätte des Puukohola Heiau umgeben von frucht-
Tief in der Nacht. Kein Licht außer dem schwachen Schimmer der Sterne. Schweigend sitzt eine Gruppe von Menschen an der felsigen Küste und blickt auf den Ozean. Sie hört die heranrollenden Wellen. Einige Minuten vergehen, dann bohren sich glühend orange Linien ins Dunkel. Sie werden a rei er bi ein brei er a a u dur die Finsternis strömt. Mit dem nächsten lauten Donner rollt eine weitere mächtige Welle heran. Sie überspült die Lava, unter gewaltigem Zischen löscht sie das Feuer – die Glut ist verschwunden. Der Kampf der Elemente, der vor Jahrmilliarden unseren Planeten formte: An den Ufern von a aii and der gr en n e de a i en r i e nde er bi eu e a . e aar a re, wenn sich die Lava in Ufernähe Bahn bricht und ins Meer strömt, ist das Geschehen zu beobachten. Wer eine solche Nacht hinter sich hat, gewinnt ein neues Verständnis von der Rolle des Menschen in der Natur – und dafür, dass Kultur und Leben auf den hawaiianischen Inseln von Legenden und Mythen durchdrungen sind. Ihre Spuren lassen sich wie jene der erstarrten Lava verfolgen, die das Bild der Landschaft prägt. Die Quelle der Ausbrüche sind die aktiven Ströme im Inneren der Insel, von denen die beiden großen Gipfel, Mauna Loa und Mauna Kea, in schwindelerregende Höhen getrieben wurden. Welchen Gottheiten wir da begegnen, im Land aus Feuer und Wasser, zwischen schwarzsandigen Stränden und eisbedeckten Gipfeln? Sieht man sich ihre Kräfte und Eigenschaften an, reift
schnell die Erkenntnis, dass wir es mit der Abteilung „Südsee“ des griechischen Götterhimmels zu tun haben. Ku, der Kriegsgott, und Kane, Vater aller Lebewesen, strotzen vor Männlichkeit, während Kanaloa als Gott des Ozeans und Todes eine bedrohlich stille Präsenz zeigt. Papa als Göttin der Fruchtbarkeit und Laka als Göttin des sogenannten Hula, des erzählenden Tanzes, sind für die schönen Seiten des Lebens zuständig. Am bekanntesten ist die von den Hawaiianern am meisten verehrte und geliebte Göttin Pele. Sie kam einst mit dem Kanu übers Meer und lebt im Krater des Kilauea, einem der beiden großen Vulkane der Insel Hawaii. Ihr Name bedeutet „geschmolzene Lava“. Im Urglauben der Inselbewohner gilt Pele als Besitzerin des kostbaren Landes der Inseln. Ob harter Fels oder fruchtbare Erde – der Boden ist ein Teil ihres heiligen Körpers. Die Mitnahme des kleinsten Lavasteins bringt angeblich das Leben des Diebs in Unordnung. Eine fromme Fabel, die besorgte Park-Ranger oder verärgerte Tourbus-Fahrer verbreiten, um die Mitnahme mineralischer Souvenirs und die Verschmutzung der Fahrzeuge einzudämmen. In den Liedern, Tänzen und Bräuchen der ursprünglichen Hawaiianer spiegelt sich eher Spiritualität als solcher Hokuspokus. Noch einmal sei daher die Aufmerksamkeit auf die Götter der Hawaiianer gerichtet. Eine ganze Reihe von Heiligtümern, manche davon aus fast noch frisch blumenbekränzter Vorzeit, säumt die Gestade
barem Land (rechts).
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Friedlich: Ein ruhiges Bild des Mauna Loa – dabei ist der Vulkan einer der
Fotos: Frans Lanting/G. Brad Lewis/Science Faction/Micha Pawlitzki/Corbis, ddp images
aktivsten der Welt.
der Insel – königliche Refugien, Kolonien für Ausgestoßene, Opferstätten. Immer wieder erkennen aufmerksame Beobachter kleine Opferstätten – in der Weite der Lavalandschaft, verborgen auf und hinter Felsen oder an ehemaligen Tempelplätzen. Erkennbar an frischen Blumengaben, kleinen Steinhaufen, ornamental angeordneten Muschelschalen. Wo sich solche Orte auf dem Areal des Nationalparks befinden, werden sie von den Rangern geduldet und geschützt. Wer danach fragt, erntet freundliches Schweigen. Im Gegensatz zu den massentouristischen Vergnügungsstätten sind selbst die als Denkmal ausgewiesenen historischen Stätten nicht überlaufen. Gleichwohl zeigen sich dort die Sonnenauf- und -untergänge nicht weniger spektakulär, rauscht die Brandung nicht weniger dramatisch und lassen sich gelegentlich gar Wale in Strandnähe beobachten. Mehr noch: Wenn sich das Wasser rund um den Palisadenzaun des alten Heiligtums golden färbt, wenn sich die Umrisse der sakralen Schnitzereien in den Horizont stanzen, wenn über den Abendhimmel eine Armada von Wolkensegelschiffen heraufzieht, dann wäre es keine Überraschung, schöbe sich aus der Bucht ein Auslegerkanu, das seine Ruderer im gleichmäßigen Takt über das Meer treiben. Der Ort, an dem dies geschieht, heißt „Puukohola Heiau“. Er steht beispielhaft für viele ähnliche heilige Stätten, die sich überwiegend an den en a aii nden rend im in er and die Vulkane wie mächtige Wächter in den Himmel ragen. In Puukohola steht einer der größten, jemals auf Hawaii erbauten Tempel, geschaffen mittels einer Menschenkette für die Steine aus den viele Kilometer entfernten Bergen. Er ist einer der letzten durch den legendären König Kamehameha I. vor über 200 Jahren errichteten Tempel. Umgeben ist die Tempelanlage von jener reichen und sehr fruchtbaren Landschaft, die über ie e a r under e den a i en ied ern da Leben auf den Inseln lebenswert machten. Im
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tropischen Klima entlang der Küsten gedeihen nicht nur unzählige Orchideen und Bougainvilleas, sondern auch ein überaus seltener Kaffee von geringer Säure, intensivem Geschmack und markantem, fülligen Aroma. Den größtmöglichen Kontrast zur sonnenbeschienenen Küste sowie den Startpunkt, um in eine andere Ebene hawaiianischer Kultur vorzudringen, erleben Reisende nur wenige Meilen weiter. Aus menschenleerer Landschaft, sporadisch durch übende US-Truppen belebt, zieht eine Passstraße die Verbindung zwischen der Ost- und Westküste der Insel. Zu ihren Seiten ragen Mauna Kea und Mauna Loa auf, zwei Vulkane, der eine seit Jahrtausenden im Schlummer, der andere einer der aktivsten seiner Art auf diesem Planeten. Geologisch gesehen sind es auch die beiden höchsten Berge der Erde, jeweils rund 4200 Meter über und mehr als 6000 Meter unter dem Meeresspiegel aufragend. Wobei sie wegen ihres immensen Gewichts den Meeresboden noch um rund 8000 Meter nach unten gedrückt haben dürften. Auf dem Sattel zwischen den beiden Riesen zweigt eine unscheinbare Route ab, ein Strich an der erg an e au der man gig e ge inn hinauf auf den Mauna Kea. Schon auf halber Höhe spürt man am heftigen, kalten Wind das ganz und gar unhawaiianische Klima dieser alpinen Region, bis dann am Gipfel die Schritte in den Schnee führen. Wen mag es da wundern, dass viele Generationen von Hawaiianern das weithin leuchtende Weiß für göttliches Zeugnis hielten und dort die Schneegöttin Poliahu ansiedelten – die erbi er e i a in e e eu e nde i au dem Gipfel eines der angesehensten Observatorien der westlichen Hemisphäre. Es gewährt Astronomen und Laien einen bemerkenswert klaren Blick ins Universum, der die Winzigkeit des Homo sapiens bewusst macht. Ein Blick in die Zeit zurück, in der Feuer und Wasser gemeinsam die Erde entstehen ließen, auf der wir leben.
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Tradition auf der Themse Die härteste und bedeutendste Ruderregatta der Welt wird einmal im Jahr in London ausgetragen. Beim Boat Race gehen seit 1829 nur zwei Boote an den Start: die Achter der Elite-Universitäten Oxford und Cambridge. :: Von Christian Haas
Perfekter Schlagrhythmus, stolze Haltung, präzise Bewegungen und dann erst das elegante Gleiten auf dem Fluss: Rudern ist eine Sportart, die wie für britische Gentlemen gemacht zu sein scheint. Seine Wurzeln reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück; damals wie heute war die Themse Schauplatz der wichtigsten Rennen. Das mit Abstand bedeutendste ist das Boat Race, bei dem die Dark Blues der Universität Oxford gegen die Light Blues der Universität Cambridge antreten. Selbst nach fast 200 Jahren elektrisiert dieses Duell der beiden Achter. Es ist nicht nur die meistbeachtete Ruderregatta der Welt und damit sogar wichtiger als olympische Wettkämpfe, sondern auch das größte Ereignis des Amateursports und das populärste akademische Ereignis der Welt – bestritten von Studenten, bestaunt von Millionen. Am Ostersonntag 2016 war es wieder so weit. Muskulöse Hünen in hell- und dunkelblauen Trikots lieferten sich ein packendes Rennen, an dessen Ende die Studenten aus Cambridge die Arme in die Höhe rissen. Trainer Steve Trapmore lobte nach der obligatorischen Champagnerdusche
Galerie des Ruhms: Im Bootshaus des Thames Rowing Club wird an die siegreichen Achter des Race erinnert.
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seine Crew und sagte: „Mir fehlen die Worte. Ich bin so stolz auf die Burschen, sie haben sich jede Minute hiervon verdient.“ Die absolvierten die knapp sieben Kilometer lange Strecke in 18 Minuten und 41 Sekunden. Kein neuer Rekord – den hält Cambridge seit 1998 –, aber auch kein Vergleich zu den Anfangsjahren, als Zeiten zwischen 20 und 25 Minuten die Regel waren. Wichtiger ist ohnehin die Deutlichkeit des Siegs. Und zweieinhalb Längen stellen beim Boat Race einen ordentlichen Vorsprung dar. Am allerwichtigsten jedoch: Mit diesem Triumph hält Cambridge die Verfolger in der ewigen Tabelle wieder etwas auf Distanz, nachdem Oxford die letzten drei Rennen in Folge für sich entscheiden konnte. Der aktuelle Stand nach 162 Rennen lautet nun: 82 Siege für Cambridge, 79 für Oxford, 1 Unentschieden – dazu später mehr. Das Rennen elektrisiert das ganze Land. Schon Wochen vorher gibt es Berichte in landesweiten Medien, und Spieler platzieren in Scharen ihre Tipps in den Wettbüros. Wichtigster Parameter für die große Bedeutung des Gigantenduells der beiden Elite-Universitäten aber bleibt das enorme Zuschauerinteresse. Rund 15 Millionen verfolgen das Ereignis an den Fernsehgeräten sowie etwa 250 000 Zuschauer vor Ort. Sie verteilen sich auf die 6779 Meter lange Strecke zwischen den Londoner Stadtteilen Putney und Mortlake. Am Ufer und auf den Brücken stehend, sitzend, jubelnd und Tee trinkend, bekommen sie bei der jährlich rund um die Ostertage ausgetragenen Regatta immer etwas geboten. Mal brechen Ruder, mal kollabieren Ruderer, mal ist der Vorsprung im Ziel so knapp, dass selbst die Sportler nicht wissen, wer denn nun die Bugspitze
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Zieleinlauf: Seit 1845 fahren die Achter von der Putney Bridge zur Chiswick Bridge, wo sich die Zuschauer drängeln. Hier jubelt das Team von Oxford nach dem Sieg im 155. Boat Race 2009.
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Traditionsreich: Das Boat Race war immer ein Zuschauermagnet – hier Aufnahmen aus den 20er- und 30erJahren. Das Foto oben entstand am 24. März 1937, als der Oxford-Achter triumphierte.
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vorne hatte. 2003 etwa, als Oxford mit einem Vorsprung von nur 30 Zentimetern, dem knappsten Zieleinlauf überhaupt, gewann – was erst nach ausgiebigen Beratungen der Zielrichter und Zeitlupenstudien entschieden werden konnte. Für Spannung sorgt auch der ungewöhnliche Austragungsort. Regatten werden meist auf stehenden Gewässern ausgetragen. Die Wellen der Themse hingegen sind unberechenbar und tückisch. Was auch daran liegt, dass während des Boat Race die Strömung aus Richtung des Meers mm . ie em e ie dann er e r erum denn es herrscht Flut, die viel stärker ist als die Fließstärke durch das natürliche Gefälle. Kurz: Die Strömung beträgt beachtliche sieben bis acht Kilometer pro Stunde. Kein Wunder, dass es im Eifer des Gefechts schon zu mehreren Havarien kam. Dreimal wurde das Rennen auf diese Wei-
Ein Ehrenplatz gebührt den Erfindern des Rennens, den beiden Freunden Charles Merivale aus Cambridge und Charles Wordsworth aus Oxford. Als sie am 10. Juni 1829 das erste Race organisierten, konnten sie nicht ahnen, welchen historischen Grundstein sie damit legten. Die Strecke wurde des Öfteren geändert. Das erste Rennen auf dem bis heute aktuellen Abschnitt der Themse fand 1845 statt. Seither rattert die Statistik. Und zu der gehört auch das berühmte Unentschieden im Duell vom 24. März 1877, das als totes Rennen in die Geschichte eingegangen ist. Dabei blieb es auch, nachdem sich die beiden Universitäten vor Gericht wiedersahen – ein Vorgang brigen den e u ger gab der mi erweile aber seltener geworden ist. Stattdessen etablierten sich zusätzliche Rennen im Vorprogramm: der Wettbewerb für Reservisten etwa und das Women’s Boat Race. Auch hier liegt Cambridge im ewigen Duell mit einem komfortablen 41 zu 30 vorn. Die Oxfordianer halten trotzig entgegen, dass sie fast alle Jubiläumsrennen gewonnen haben, nämlich das 25., 50., 75., 100. und 125. Rennen. Erst am 28. März 2004, im 150. Rennen, stellte Cambridge diese Serie ein. Das nächste Jubiläumsrennen steht brigen an aber bi da in ie n ie Wasser die Themse hinunter – und hinauf.
Fotos: Richard Heathcote AFP/Fox Photos/Juliette Wade/Getty Images/Johner RF, Bernd Vogel/PictureNet/Corbis
se vorzeitig entschieden. Cambridges Boot sank in den Jahren 1859 und 1978, Oxfords im Jahr 1925. 1912 gingen sogar beide Achter unter – das Rennen wurde tags darauf erneut angesetzt. Heutzutage werden Lenzpumpen in die Achter eingebaut, um ein Kentern zu verhindern. Wer einen der acht Plätze in einem der Boote ergattert, muss hart trainieren und einiges vorei en um ei ie eine i a a uder r . So ruderten auch schon Studenten aus Deutschland beim Traditionsrennen mit. Für Cambridge jubelte 1999 und 2001 Tim Wooge, 2008 konnte Olympionike Jan Herzog mit Oxford einen Sieg feiern. 2016 war wieder ein Deutscher Teil des Siegerteams: der Heidelberger Ali Abassi. Mit ihm legten sich weitere Legionäre in die Riemen – drei Amerikaner sowie Clemens Auersperg, der erste Österreicher, der den Siegpokal in Händen hielt. Ein Moment für die Ewigkeit. Prämien werden übrigens keine ausgezahlt, der Lohn sind Aufmerksamkeit und Ehre.
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Die wunderbare Welt der FARBEN Gelb ist die Farbe des Sommers, dann leuchten die Felder, und das Obst an den Bäumen reift. Auch Habsburger, Dortmunder und Radsportler mögen sie. :: Von Antje Schmitz
Gelb schmeckt gut. Sobald die Sonne am Himmel steht und ihre wärmenden Strahlen sendet, reift das Obst. Bananen und Zitronen aus südlichen Ländern, Aprikosen und Quitten aus Deutschland spenden Vitamine und gute Laune. Sonnenblumen und Ähren leuchten gelb auf den Feldern, und wenn sich Wolken vor die Sonne schieben und Regen fällt, dann schützt der gelbe Friesennerz seinen Träger vor Nässe. Und auch eißige Bienen brummen gelb-schwarz umher. Die Fußballmannschaft von Borussia Dortmund läuft im Übrigen bereits seit 1913 im Bienendress auf. Tennisspieler treiben gelbe Bälle über den Platz, und der führende Fahrer des bedeutendsten Radrennens der Welt, der Tour de France, trägt das Gelbe Trikot. So ist er im Fahrerfeld immer zu erkennen. Auf dem Fußballplatz zückt bekanntlich der Schiedsrichter die Gelbe Karte, wenn er unsportliches Verhalten ahndet. Gelb zählt neben Blau und Rot zu den drei Grundfarben. Im Christentum wird es mit Judas Iskariot assoziiert, der Jesus verraten hatte. Gelb ist auch die Farbe von Simon Petrus, dem Menschenfischer und ersten Papst. Auch deshalb schmücken Gelb und Weiß die vatikanische Flagge. Gelb trugen zudem die mittelalterlichen Gläubigen, die als Ketzer verfolgt wurden; gelbe Flecken und Ringe stigmatisierten die Juden. Den gelben Stern mussten sie in den Jahren des nationalsozialistischen Terrors tragen. Im alten China und in allen asiatischen Kulturen galt Gelb als Farbe der Glückseligkeit, der Weisheit und des Ruhms. Nicht verwunderlich,
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dass es auch zur Farbe des Kaisers von China wurde und nur er gelbe Kleidung tragen durfte. Kaiser Maximilian wählte im frühen 16. Jahrhundert Schwarz und Gelb als Farben des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Die Habsburger schufen dagegen ihren eigenen Gelbton, das Schönbrunner oder Habsburgergelb. Es schmückt bis heute die Fassaden vieler Repräsentativbauten. Und auch in Thailand ist Gelb die Farbe des Königshauses. Als König Bhumibol im Jahr 2006 sein 60. Thronjubiläum feierte, trugen viele Thailänder ein gelbes Kleidungsstück oder ein gelbes Band. In Deutschland und Österreich ist Gelb die Parteifarbe der Liberalen. Die Regensburger Familie Thurn und Taxis nahm einst die Reichsfarben für ihre kaiserliche Kurierpost auf. Es gibt nur wenige Dinge mit höherer Wiedererkennbarkeit als Postautos und Briefkästen. Dafür sorgte der Alliierte Kontrollrat, der 1946 Gelb als einheitliche Farbe für die Post einführte. Dabei liefert die gelbe Post auch Yellow Press in die Haushalte. Dieser Begriff stammt aus dem Angelsächsischen und bezeichnet Zeitschriften, die ihre Leserinnen und Leser mit Geschichten aus der Welt des Adels unterhalten.
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Tennisbälle in Signalfarbe
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Klassischer Regenschutz
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Sommerlicher Gruß auf den Feldern
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Gesunde Quitten
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Ein Bild und seine
30.7.1966 :: Von Antje Schmitz
Weltmeister, der Treffer geht als Wembley-Tor in die Sportgeschichte ein. 1998 erhebt Königin Elisabeth II. Geoffrey Hurst in den Adelsstand. Die deutschen Spieler beteuern, dass der Ball nicht hinter der Torlinie aufgetroffen ist, viele wissenschaftliche Untersuchungen geben ihnen recht. Doch das Trauma des Wembley-Tors bleibt. Uwe Seeler, heute Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft, wird auf immer ohne internationalen Titel bleiben,
ebenso Hans Tilkowski und andere dieser großen Elf. Erst viele Jahre später erfährt FußballDeutschland ausgleichende Gerechtigkeit. Am 27. Juni 2010 erzielt Frank Lampard im WMe na ie eu land gegen England beim Stand von 2:1 ein Tor. Sein Distanzschuss trifft die Unterkante der Torlatte, landet hinter der Torlinie, springt nochmals an die Latte und wird von Torhüter Manuel Neuer nach dem zweiten Aufprall auf der Torlinie festgehalten. Weder der Schiedsrichter noch der Linienrichter erkennen den Treffer an. Deutschland gewinnt die Partie mit 4:1, England scheidet aus, wie fast immer bei den großen Turnieren. Deutschland ist nach 1966 dreimal Weltmeister geworden, England nie wieder. Der einzige große Titel des Fußball-Mutterlandes beruht auf einem irregulären Tor.
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Foto: Popperfoto/Getty Images
Geoffrey Hurst bekommt eine Flanke von der rechten Seite. England und Deutschland stehen sich an diesem 30. Juli 1966 im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft gegenüber. Im Londoner Wembley-Stadion steht es 2:2 in der Verlängerung. Hurst nimmt den Ball an und überwindet mit seinem Drehschuss den deutschen Torhüter Hans Tilkowski. Der Ball trifft die Querlatte des deutschen Tors, springt von dort aus auf den Boden und ins Feld, wo ihn Wolfgang Weber über die Querlatte ins Toraus köpft. Schiedsrichter Gottfried Dienst entscheidet auf Torabstoß, verständigt sich dann aber per Zeichensprache mit dem sowjetischen Linienrichter a ram und en eide auf Tor für England. Die deutsche Mannschaft ist gebrochen, Hurst gelingt in der 120. Minute sogar noch das Tor zum 4:2. Die Three Lions werden vor heimischem Publikum
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