#42
Winter | Inviern 2011 | 2012
DER INN
Lebensader und Inspirationsquelle
[ Passiun ]
Leidenschaft
HOTELS
Gastgeber mit Leib und Seele
KONDITOREN
Backen seit Generationen
INHALT / CUNTGNU Editorial. Leidenschaft – ein grosses Wort.
5
Von der Kunst der Konditoren. Viele Engadiner
6
Zuckerbäcker sind ausgewandert, doch andere sind geblieben oder selber zugezogen.
Warum stehst du morgens auf? Johannes Burr
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sammelt die überraschenden Antworten.
Lebensader und Inspirationsquelle. Der Fotograf
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Michael Bühler zeigt stimmungsvolle Flussbilder in einem neuen Buch.
Skilehrerin: Einmal für immer. Rita Bina Schmidt
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wollte eigentlich nur eine Saison lang unterrichten, doch sie fährt noch immer vor.
Die unmögliche Liebe zum Haus. Wohnen im
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Genossenschaftsblock ist auch im Engadin kein Fremd wort mehr.
Bauhüttenmeister Karls des Grossen. Der
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Restaurator Jürg Goll kennt jedes Fresko und fast jeden Stein im Kloster Son Jon in Müstair.
Dis da bellezza. Jachen Riatschs Jägergeschichten.
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Ohne Leidenschaft kein neues Hotel. Ein Bericht
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der Hochschule Chur zeigt die Finanzierungsprobleme der Hotels.
Wo Mann mit 60 noch Jungspund ist. Die Veterans
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da Motta Naluns aus Scuol sind im Sommer auf den Ve los und im Winter auf Skiern munter unterwegs.
Rekord auf dem Mont San Jon. Bruno Gerber
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wartet geduldig, bis er seine Papierflieger in den «rich tigen Wind legen» kann.
Philemon und Baucis in Tschierv. Hanna und
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Florian Pitsch über «ewigi Liebi» im Münstertal.
Kalter Krieg auf dem Eisfeld. Der Engadiner Reto
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Delnon wurde 1962 Eishockey-NationalmannschaftsTrainer – aber nur für zwei Wochen.
Die Villa Vedette als Lotteriegewinn. Wie Arthur
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Fonjallaz zu seiner St. Moritzer «Villa Vedette» kam.
Bücher. Neuerscheinungen aus der Region in Deutsch
60
und Romanisch.
Pizzeria. Aktuelles aus Südbünden.
62
Vorschau. Impressum.
66
Titelbild und Bild rechts aus dem Buch von Kathrin Siegfried: «Steivan Liun Könz, Geschichtenmaler und Bildererzähler. 1940–1998». Limmatverlag, 2011. Foto Ralph Feiner: «La ritscha, part d’ün sgraffito da la chasa Angele (Nr. 73), Ardez.
Leidenschaft – ein grosses Wort Liebe Leserinnen und Leser – chara lectura, char lectur
L
eidenschaft verbinden wir in ihrer angenehmaufregenden Art mit Liebe, Emotionen, tiefer In brunst, voller Hingabe, mit Lust, Feuer und Flam
men. Aber manchmal schwingt auch leise etwas
P
aschiun rinserra in sia vart agreabla ed interes santa amur, emoziuns, profuond’ardur e pre mura ferventa – la vöglia dad esser be fö e
flomma per alch. Ma minchatant as fan vivas varts ne
Negatives mit: Leidenschaft kann auch zerstörerisch
gativas da la paschiun: Ella po bainschi eir esser de
sein und hässlich. In dieser piz-Ausgabe beschäftigen
structiva e trida. In quista ediziun ans occupaina però
wir uns mit den schönen Seiten.
cun sias bellas varts.
Wer leidenschaftlich ist, verfolgt seine Ziele intensiv
Chi chi’d es paschiunà perseguitescha intensiva
und mit viel Energie. Egal ob im Beruf, in der Politik
maing e cun bler’energia seis böts. Quai vala i’l man
oder bei einem gesellschaftlichen Engagement. Da
ster, illa politica o cun s’ingaschar per la società. La
wirkt ein Antriebsmotor – der uns Menschen zu Er
paschiun dvainta ün motor chi stimulescha ils umans
EDITORIAL
staunlichem bewegt. Zum Beispiel den Fotografen Mi
da far chosas surprendentas. Sco per exaimpel pro’l
Urezza Famos
chael Bühler mit engen Beziehungen zum Engadin.
fotograf Michael Buehler chi ha üna stretta relaziun
Immer wieder ist er bei jeder Witterung und Jahreszeit
cun l’Engiadina. In mincha stagiun e pro minch’ora
dem Inn entlang gewandert. Dabei entstanden tief
è’l adüna darcheu chaminà davo l’En. Seis purtrets
gründige Bilder voller Sinnlichkeit. Nicht weniger lei
sun profuonds e plain sensualità. E nemain pa
denschaftlich interpretieren viele Schriftsteller und
schiunà interpreteschan blers scriptuors e bleras poe
Poetinnen «unseren» Fluss. Er ist ihnen eine wichtige
tessas «nos» flüm chi’d es per els ün’importanta fun
Inspirationsquelle. Wir stellen das Zusammenspiel
tana d’inspiraziun. In quist nomer as preschantaina
von Bildern und Texten hier vor – das Buch dazu,
l’interacziun da purtrets e texts – i’l cudesch «L’En»
«L’En», ist im Edescha Art Verlag erschienen.
chi’d cumparü illa chasa editura Edescha-Art.
Dass das Alter kaum einen Einfluss auf Leidenschaf
Cha l’età ha pac’influenza sün differentas paschiuns
ten hat, zeigt uns die Reportage über die aktiven Senio
ans muossa la reportascha sur dals seniors activs dals
ren des Scuoler Vereins «Veterans da Motta Naluns».
«Veterans da Motta Naluns» da Scuol. Saja quai art,
Ob Kunst, Sport, Beruf oder stille Hingabe – wir port
sport, professiun o dedicaziun quieta - darcheu pur
rätieren wieder einige Menschen, die es sich nicht
tretaina persunas chi nu’s laschan tour da far quai in
nehmen lassen, das zu tun, wofür sie sich berufen füh
gio ch’els saintan lur clamada realisond lur profuonds
len – Herzensanliegen umzusetzen. Dazu gehören
desideris. Pro quels tocca eir l’archeolog Jürg Goll
auch der Archäologe Jürg Goll, der sich dem Kloster
chi’s dedichescha a la clostra Son Jon da Müstair opür
Son Jon in Müstair widmet, oder die Bäckerfamilien
las schlattas da furner Giacometti e Kochendörfer chi
Giacometti und Kochendörfer, die seit Generationen
prodüan daspö generaziuns cun grond’amur lur tuor
ihre Nusstorten mit viel Liebe produzieren und diese
tas da nusch ed exportan la specialità regiunala our i’l
Spezialität der Region in die halbe Welt exportieren.
mez muond.
Freuen Sie sich also wieder auf ein Heft voller interes
S’allegrai dimena sün ün magazin plain istorgias inte
santer Geschichten und abonnieren oder verschen
ressantas ed abunai o regalai il piz – piz es nempe eir
ken Sie piz – denn piz ist selbst auch eine kleine Spe
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piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
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Von der Kunst der Konditoren Alle Welt kennt die Engadiner Zuckerbäcker. In ganz Europa begründeten sie den Ruhm der Konditorenkunst. Doch nicht alle wanderten aus. Es gibt auch solche, die blieben, wie Giacometti in Lavin, und solche, die eingewandert sind, wie Kochendörfer in Pontresina.
Text: Ralph Hug Fotos: Mayk Wendt
W
er glaubt, die berühmte Engadiner Nusstorte
ohne Lächeln. Im Bergell hätte der Grossvater wohl
stamme aus dem Engadin, liegt leider falsch.
keine Zukunft gehabt. Eigentliche Bäckereien, wie wir
Richtig ist, dass sie von Engadinern stammt,
sie kennen, gab es zu jener Zeit noch nicht. In den Dör
aber von jenen, welche ihre Heimat im 17. und
fern existierten grössere Quartier-Holzbacköfen, in
18. Jahrhundert aus wirtschaftlicher Not verliessen
denen die Einwohner ihren mitgebrachten Teig gegen
und das Glück im Ausland suchten. Die so genannten
einen Obolus, der meist in Naturalien entrichtet
«Engadiner Zuckerbäcker» – Konditoren, Patissiers,
wurde, zu Brot backen konnten. Auch war zu jener Zeit
Confiseure – begründeten ihren Weltruf auswärts. Die
die Palette an Backwaren und Süssigkeiten beschränkt.
Nuss-torte wurde in Frankreich und Italien entwickelt.
Es wurde hauptsächlich Schwarzbrot gebacken, das
Im Engadin hätte sie kaum entstehen können, weil es
möglichst lange herhalten musste.
dort nämlich keine Nüsse gibt. Das kalorienreiche
6
Süssgebäck wurde in die Heimat importiert und er
Mit dem Pferdewagen von Dorf zu Dorf
langte auf diesem Umweg den Ruf einer Bündner Spe
Am Dorfplatz in Lavin konnten Mario und seine Frau
zialität. Die «tuorta da nusch» teilt damit das Schick
Neisa Defila, die er in Sent kennen gelernt hatte, ein
sal des Bündnerfleischs. Dessen Hauptingredienz, das
Haus kaufen, wo die erste richtige Bäckerei eingerich
Fleisch, kommt meistens auch nicht aus Graubünden,
tet wurde. Als Erstes schloss man gleich den Quartier
sondern aus Südamerika. Dennoch sind beide als
backofen, um unerwünschte Konkurrenz auszuschal
Schweizer Originale geschätzt und anerkannt.
ten. Vom Backen allein konnte jedoch niemand leben.
Auf der Suche nach der besten Engadiner Nusstorte
Man behalf sich nebenher mit einem kleinen Land
fällt schnell der Name Giacometti in Lavin. In einem
wirtschaftsbetrieb.
italienischen Degustationstest landete diese «tuorta
Von gesundem Geschäftssinn zeugt Giacomettis Idee,
da nusch» kürzlich auf Platz eins. Sie ist auch in den
mit einem Pferdewagen die benachbarten Dörfer zu
Coop-Regalen erhältlich. «Wir beliefern Coop seit
beliefern. Der Ein-PS-«Brotexpress» brachte den er
Jahren», sagt Robert Giacometti, der von1977 bis 2010
wünschten Mehrabsatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg
in dritter Generation den Betrieb in Lavin führte und
übernahm Sohn Balser Giacometti mit seiner Ehefrau
noch heute in der Backstube steht. Man liefert dem
Rosa den Betrieb. Er baute aus und modernisierte. Es
Grossverteiler auch Engadiner Birn- und Bauernbirn
entstanden zusätzliche Läden in Susch und Ardez. Die
brot. Beide sind mit einer Banderole versehen, auf der
dritte Generation, Robert Giacometti und seine Frau
das Horn des Steinbocks aufgedruckt ist – Giacomettis
Greta, bauten weiter aus, erweiterten den Betrieb
Markenzeichen.
nochmals und richteten in Lavin ein Café ein. Man
Robert Giacometti ist ursprünglich Bergeller und er
liefert seit den Achtzigerjahren auch nach Guarda,
stammt, wie der Name vemuten lässt, aus Stampa. Zur
nachdem der dortige Bäcker seinen Betrieb aufgab.
berühmten Künstlerfamilie bestehen verwandtschaft
Brot und Süssigkeiten werden in Lavin in einer Back
liche Beziehungen. Sein Grossvater Mario Giacometti
stube produziert, die wohl mit der schönsten Aussicht
gründete die Bäckerei noch vor dem Zweiten Welt
auftrumpfen kann: Aus den Fenstern blickt man di
krieg, aber eben nicht im Bergell, sondern im Unteren
rekt auf den rauschenden Inn und die mächtigen
gadin, wo er in Sent seinen Beruf erlernt hatte. «Er ist
Bergflanken des Nationalparks – eine unübertreffli
auch ausgewandert», sagt Robert Giacometti nicht
che Kulisse.
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Robert Giacometti prĂźft die Nusstorte auch mit der Nase (unten links). Claudio KochendĂśrfer backt nicht mehr selber, aber er leitet den Traditionsbetrieb.
Schon Balser Giacometti hatte sich ein zweites Stand
daraus, gebacken aus Bio-Arvenkernen, Roggenmehl,
Giacometti in Lavin und
bein mit einem Spezialitätensortiment aufgebaut.
Rohzucker, Butter, Bio-Eiern und Arvenlikör. Eine
Kochendörfer in Pontresina.
Nun wurden Nusstorten und Birnbrot, das früher nur
Kostprobe zeigt, dass sie das Zeug zum Bestseller ha
Blicke in die Backstuben von
an Weihnachten hergestellt wurde, produziert. Sie
ben – sie sind wirklich schmackhaft.
sorgen heute über den Abnehmer Coop für den lan
Giacometti verrät ein Geheimnis, das gut zum Schick
desweiten Bekanntheitsgrad des Namens Giacometti.
sal der Engadiner Spezialitäten passt: Auch die Arven
Die Beliefertung des Grossverteilers ist aber auch eine
kerne stammen nicht aus dem Engadin, denn hier ist
Herausforderung für die zwölf Mitarbeitenden. «Es
es verboten, den Arven die Zapfen zu nehmen. Giaco
kommt ein Fax, und eine Woche später müssen tau
metti verwendet daher Arvenkerne, die aus Sibirien
send Nusstorten bereit stehen», schildert Robert Gia
importiert werden. Schon überlegt er sich, ob er diese
cometti. Pro Arbeitsgang entstehen rund zweihun
nicht einmal direkt in Russland einkaufen soll. Wenn
dert Nusstorten. Trotz Knetmaschinen, Teigmischern
Feriengäste statt nur immer Nusstorten vermehrt
und digital gesteuerten Backöfen ist immer noch viel
auch Nuschpignas als süsses Souvenir mit nach Hause
Handarbeit erforderlich.
nehmen, dürfte eine Reise von Lavin in den fernen
Was aber macht die Qualität einer guten Nusstorte
Osten bald auf dem Programm stehen.
aus? Gibt es ein Geheimnis? Sind es die Zutaten? Gia cometti schmunzelt: «Alle Zutaten sind auf der Pa
Nationalparkpräsident
ckung angegeben. Das Geheimnis ist die Handarbeit.»
Robert Giacometti ist nicht mehr Vollzeit in der Bä
Und hier ist das feine Gespür für die Karamellisierung
ckerei tätig. 15 Jahre lang amtete er im Nebenamt als
das Wichtigste. Man muss genau den richtigen Mo
Gemeindepräsident von Lavin und neun Jahre auch
ment treffen, wenn der Zucker braun wird. Dies macht
als Grossrat. Vermehrt widmet er sich nun seinen
den entscheidenden Unterschied aus. Und selbstver
Hobbys und Mandaten, zu denen neben der Jagd auch
ständlich braucht es stets frische Zutaten.
das Präsidium der Nationalparkkommission zählt.
Erfindergeist Den Erfolg verdanken die Engadiner Bäcker und Kon
8
Dieses hat er vor drei Jahren von Nationalrat Andrea Hämmerle übernommen. Die Bäckerei hat er inzwischen an die vierte Genera
ditoren nicht zuletzt ihrer Kreatitivät und Innovati
tion übergeben. Tochter Miranda und ihr Ehemann
onskraft. Die Lust am Erfinden und an der Schöpfung
Arthur Thoma sorgen für Kontinuität. Arthur Thoma
von Neuem ist auch bei den Giacomettis spürbar. Erst
stammt aus dem Münstertal und sagt von sich selbst,
drei Monate alt ist die jüngste Kreation des Hauses: die
er sei ein Quereinsteiger. Als gelernter Koch setzt er
«Nuschpignas» oder Arvenzapfen. Das sind Trocken
nun in Lavin die Bäckertradition der Giacomettis fort.
guetzli mit Arvenkernen. Die Arvenzapfen enthalten
Dabei darf er auch auf eine wachsende Online-Kund
unter den Blättern einen Kern in einer harten Schale.
schaft zählen: «Wir erhalten immer mehr Bestellun
Er ähnelt den Pinienkernen, ist aber etwas kleiner. Seit
gen übers Internet», berichtet er. Das sind gute Zei
längerem trug sich Robert Giacometti mit der Idee,
chen für die Zukunft. Aber es braucht weiterhin den
aus Arvenzapfenkernen ein neues Produkt zu kreie
vollen Einsatz, um Spitzenprodukte auf dem gewohnt
ren. Erste Versuche mit einer «Arventorte» ergaben
hohen Level herzustellen. Niemand zweifelt daran,
keine befriedigenden Resultate. Nun wurden Guetzli
dass dies in Lavin auch künftig der Fall sein wird.
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Der eingewanderte «Fritz»
den Hotelbetrieb bei ihm einzukaufen. Umgekehrt
Ortswechsel vom Unter- ins Oberengadin. Eine Stunde
liess sich der Hotelier dieses Entgegenkommen mit der
Zugreise und zehn Minuten Fussweg entfernt, stehen
Pflicht abkaufen, dass der Kamin um zwei Meter höher
wir neben der Post Pontresina vor der Auslage der Kon
als geplant zu bauen sei. 1907 stand die Bäckerei, und
ditorei-Bäckerei Kochendörfer, die zugleich auch ein
es kehrte zwischen den Nachbarn Friede ein.
Restaurant und ein Hotel («Albris») ist. Kochendörfer tönt nicht sehr Engadinisch und ist es auch nicht. Jo
Ein Deutscher erfindet die Engadiner Torte
hann Friedrich («Fritz») Kochendörfer, der Gründer,
Über diese schöne Geschichte schmunzeln die Ein
war ein Deutscher, den es 1893 von Württemberg nach
heimischen in Pontresina noch heute. Inzwischen ist
Pontresina verschlug. Welches die Gründe für diesen
Kochendörfer zu einem Begriff im ganzen Engadin
doch nicht gerade alltäglichen Transfer waren, kann
und darüber hinaus geworden. Die meisten bringen
Claudio
ihn mit der Engadiner Torte in Verbindung, der be
Kochendörfer
nicht
sagen.
Mit
dem
iPhone will er rasch seinen Vater kontaktieren, doch
kannten Spezialität des Hauses. «Wir produzieren da
der ist gerade nicht erreichbar. Egal. Er vermutet, dass
von 24’000 Stück im Jahr», sagt Claudio Kochendörfer,
nach der Auswanderung so vieler Engadiner Bäcker in
Vertreter der vierten Generation der Familie. 90 Pro
diesem Gewerbe bereits wieder ein Personalnotstand
zent gehen über den Ladentisch, der Rest wird ver
geherrscht hat, so dass gelernte Berufsleute höchst
schickt. Die exquisite Torte gilt als Prunkstück Enga
willkommen waren. Jedenfalls wirkte sein Urgrossva
diner Konditorenkunst – auch wenn sie der Sohn
ter zunächst im Hotel «Roseg» und dann im Hotel «Sa
eines Deutschen erfunden hat, nämlich Fritz’ Sohn
ratz», wo er die Hausbäckerei mietete und die anderen
Oscar, der sie in den Dreissigerjahren entwickelte. Die
Hotelbetriebe mit Brot belieferte. Es war die Zeit, als
Torte mit dem feinen Mürbeteig, der Rahm-Kirsch-
der Tourismus vor allem mit englischen Gästen
Füllung und dem Florentinerdeckel geht – wie Giaco
boomte und die Hotelpaläste entstanden.
mettis Nusstorte – zu einem schönen Teil in den «Ex
Der tüchtige «Fritz», wie er genannt wurde, erwarb ein
port» ins Unterland. Feriengäste nehmen sie als
Grundstück gegenüber dem heutigen Fünf-Sterne-
Mitbringsel mit nach Hause und Firmen bestellen sie
Hotel «Walther», das damals noch «Palace» hiess, um
am Jahresende als Geschenk für Kunden und Ge
dort eine eigene Bäckerei zu errichten. Doch der noble
schäftspartner. «Das ist sehr vorteilhaft für uns», sagt
Nachbar hatte etwas dagegen: Besitzer Claudio B. Sa
Claudio Kochendörfer. So kann er in der frequenz
ratz befürchtete Russ und Rauch vom Koksofen und
schwachen Zeit Anfang Dezember vor dem Beginn der
setzte alles daran, Kochendörfer vom Bau abzuhalten.
Wintersaison dennoch einige Arbeitskräfte beschäfti
Unter anderem drohte er ihm mit einem Brotboykott.
gen.
Kochendörfer wollte darauf das Grundstück der ka
Schon Fritz Kochendörfer hatte die Bäckerei mit Pen
tholischen Kirche verkaufen, die dort ein Gotteshaus
sionszimmern und einem Tearoom ergänzt. Daraus
plante. Da strich der erzreformierte Walther-Besitzer
entstand später das Hotel «Albris», das im Unterschied
die Segel. Immissionen waren ihm dann doch lieber
zu anderen Hotels in Pontresina ein Ganzjahresbe
als Katholiken. Kochendörfer nutzte die Seelennöte
trieb ist. Im Restaurant, das für seine Fisch- und Wild
des Nachbarn gleich aus, indem er ihn in einem Zehn
küche bekannt ist, tafeln viele Feriengäste – auch Pro
jahresvertrag dazu verpflichtete, sämtliches Brot für
minenz. Es fällt Claudio Kochendörfer nicht schwer,
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Tortenbacken als Familien
mit etlichen Namen von bekannten Politikern und
tradition: Kochendörfers (links)
Wirtschaftsgrössen aufzuwarten, die er regelmässig
den Fünfzigerjahren ein und versorgte die Engadiner
und Giacomettis (rechts).
bewirtet. Das «Kochendörfer» ist aber auch ein belieb
Hotellerie mit zusätzlichen Gästen. «Ein Markstein
ter Treffpunkt der Einheimischen. Dies trägt dazu bei,
war der Bau der Diavolezzabahn», sagt Claudio Ko
dass sich der Familienbetrieb auf einen saisonal sehr
chendörfer, «mit ihr kam der grosse Aufschwung.»
ausgewogenen Umsatz verlassen kann. Die Sommer saison bringt hier finanziell etwa gleich viel ein wie
Tourismusförderer und Lokalpolitiker
die Wintersaison. Und auch die drei Sparten des Be
Daran war sein Grossvater nicht unschuldig – er
triebs – Bäckerei-Konditorei, Restauration und Hotel –
wirkte bei der Gründung der Bergbahn «in die oberen
tragen gleichmässig zu je einem Drittel zum Umsatz
Dreitausend» (Werbeslogan) aktiv mit, wohl nicht
bei. Ein solideres wirtschaftliches Fundament kann
ohne berechtigte Hoffnung auf den eigenen wirt
man sich in einer stark vom Tourismus abhängigen
schaftlichen Erfolg. Sein Sohn, der ebenfalls Oscar
Region nicht wünschen.
Schwierige Zeiten überstanden Natürlich gab es auch andere Zeiten. Gründer Fritz Ko
hiess, setzte das Werk in den Siebzigerjahren fort. Auch er war Bäcker / Konditor von Beruf. Und es gibt eine weitere Familienkonstante: Oscar sen. betätigte sich politisch und war während vieler Jahre Mitglied
chendörfer musste den Ersten Weltkrieg und die nach
des Gemeinderates Pontresina, Oscar jun. tat es ihm
folgende Wirtschaftskrise überstehen und sich dabei
in der Folge gleich und auch Claudio Kochendörfer
ordentlich abrackern. Das ging ihm derart an die Subs
sitzt seit drei Jahren in der lokalen Exekutive und hält
tanz, dass er 1927 im Alter von nur 56 Jahren starb. Da
das politische Fähnlein hoch. Für welche Partei? «Für
rauf mussten die Witwe Hermine und der erst 25-jäh
gar keine», antwortet er. Er wurde auf Vorschlag des
rige Sohn Oscar einspringen, der wie der Vater das
Hoteliervereins gewählt und besitzt kein Parteibuch.
Konditorenhandwerk erlernt hatte. Oscar heiratete
In Pontresina kennt man sich, man wählt Menschen,
wenig später in Davos Felicie Fopp. Mutter, Sohn und
nicht Parteivertreter.
Schwiegertochter spannten nun zusammen und hiel
In einem Punkt aber hat er mit der Kochendörfer’schen
ten den Familienbetrieb über Wasser, bis ihn Oscar
Tradition gebrochen: Während seine Vorgänger noch
übernehmen konnte. Die Pension wurde in ein kleines
allesamt in der Backstube standen, verzichtete er auf
Gasthaus ausgebaut, und mit der Engadiner Torte ent
den Bäcker-Konditor-Beruf und die Handels- und die
stand der Klassiker des Hauses, der den Familienna
Hotelfachschule. Ihm und seiner Schwester Stéphanie
men definitiv in den Olymp der Konditorenkunst hie
obliegt bereits seit zehn Jahren die Führung des Be
ven sollte. Übrigens: Wer während des Zweiten
triebs. Dieser ist aus dem Dorf ebenso wenig wegzu
Weltkriegs eine Torte erstehen wollte, hatte 4.50 Fran
denken wie die Engadiner Torte aus dem regionalen
ken auf den Tisch zu legen und musste erst noch But
Spezialitätenangebot.
ter-Rationierungsmarken für 150 Gramm beilegen. Während der Kriegsjahre kam den Kochendörfers zu gute, dass sie das Militär mit Brot beliefern konnten. In jenen Jahren war im Winter noch nicht viel los. Die Gäste vergnügten sich mit Eislaufen, Curling und 10
Sonnenbaden. Der Ski-Massentourismus setzte erst in
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Warum stehst du morgens auf? Johannes Burr beschäftigt sich seit Jahren mit Forschungen zum Thema Motivation im Alltag. Teile dieser mitunter durchaus leidenschaftlichen Forschungen fanden auch in Nairs, im Zentrum für Gegenwartskunst, statt.
Text: Franco Brunner Videostills: Johannes Burr
12
A
m Abend gehe ich total gerne ins Bett ... aber
als auch der Genuss enthalten. Es gebe ganz unter
auch Erwachen und Aufstehen find ich wun
schiedliche Arten von Leidenschaften, zum Beispiel
derbar.» Andrea L. aus Berlin scheint sie nicht
intellektuelle oder sinnliche. «Es gibt ja schliesslich
wirklich zu kennen, die Schwierigkeiten, am Morgen
sowohl leidenschaftliche Denker als auch leiden
richtig in die Gänge zu kommen. Die junge Frau aus
schaftliche Esser», sagt Burr lachend.
der deutschen Bundeshauptstadt ist jedoch nur eine
Im Falle dieses Motivationsforschungsprojekts muss
von knapp 40 Personen, die der Künstler Johannes
ten die «Probanden» in erster Linie leidenschaftliche
Burr im Rahmen seines Langzeitprojekts «Motivati
Bewegungskünstler sein. Denn Burr erwartete von
onsforschungen» befragt hat. Wobei «befragt» viel
seinen Interviewpartnern eine nonverbale Antwort
leicht etwas hoch gegriffen ist. «Ich habe allen nur
auf die von ihm gestellte Frage. Wortreiche Gespräche
eine einzige Frage gestellt», erklärt er bei einem Be
habe es erst nach der eigentlichen Aktion gegeben.
such im Kulturzentrum Nairs, wo er immer mal wie
«Ich wollte sozusagen Bilder für etwas Unsichtbares
der zu Gast ist. «Warum stehst du morgens auf?» lau
finden», erklärt er. So stellten Leute von Berlin bis
tete die scheinbar simple Erkundung.
Basel vor laufender Kamera ohne Worte dar, weshalb
Was treibt die Menschen an?
tun. Da gab es die verschiedensten Interpretationen:
Es habe ihn ganz einfach interessiert, dem Willensim
«Vom pragmatischen Durchspielen der morgendli
puls sprich der Motivation nachzugehen, die einen
chen Rituale bis hin zu symbolischen Darstellungen
Menschen antreibt. Das Wort «Leidenschaft» nimmt
auf einer höheren Ebene.»
Burr in diesem Zusammenhang nur ungern in den
So sei eine Frau ohne gross zu überlegen auf den Kü
Mund. «Der Begriff Leidenschaft ist mir noch nicht so
chenschrank gestiegen und danach nicht mehr von
sie jeden Morgen aufs Neue aufstehen und wie sie das
ganz klar», sagt der Basler Künstler, der vornehmlich
dort heruntergekommen, «wie ein Bergsteiger, der ei
in Berlin lebt und arbeitet. Das sei eine sehr ambiva
nen Gipfel erstürmt und danach den Weg nach unten
lente Sache, schliesslich sei darin sowohl das Leiden
nicht mehr findet». Ob diese Bergsteigerin eine der Be
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fragten aus dem Engadin war, will der Künstler nicht
aufs Neue. Aber was treibt uns dazu an? Was ist sozu
Sie erklären ohne Worte, wes
verraten. Dass ihm die Engadin-Interviews – die 2007
sagen die Leidenschaft unseres Lebens? Diese Frage
halb sie jeden Tag aufstehen:
bei einem Aufenthalt in Nairs entstanden sind – ganz
kann auch Burr nicht wirklich beantworten. Gerade
Annina S.; Andrea L.; Maya R.; Jon R.; Vreni C. (v.l.n.r.)
besonders am Herzen lagen, ist offensichtlich. Und
deshalb habe er entschieden, sie anderen Leuten zu
Burr erklärt auch weshalb: «Ich bin in Tarasp geboren
stellen, sagt er lachend.
und lebte hier bis zu meinem vierten Lebensjahr. Des
Ein abschliessendes Urteil oder gar eine Wertung der
halb war es für mich total spannend, sozusagen die
erhaltenen Antworten will sich der Künstler indes
neuen Bewohner meiner alten Heimat in die Arbeit
nicht anmassen. «Es war einfach spannend zu sehen,
miteinfliessen zu lassen.» Nicht zuletzt deshalb prä
dass jede und jeder eigenen Vorstellungen, Projekten
sentierte er im Sommer 2011 einzelne der entstande
und Leidenschaften nachgeht. Am Ende aber greift ir
nen Interviews in einer Inszenierung im Hotel «Li
gendwie trotzdem alles ineinander und fügt sich in der
schana» in Scuol.
Gesellschaft zu einem stimmigen Ganzen zusam
Überraschende Ähnlichkeiten
men», resümiert der Künstler. «Diese Feststellung war für mich faszinierend und überraschend zugleich.»
Inhaltlich grosse Unterschiede zu den anderen Befrag
Überrascht zeigte sich am Ende des nonverbalen Inter
ten hätten sich bei den Unterengadinern indes nicht
views auch Thomas K. aus Berlin, ein weiterer Proband.
ausmachen lassen. «Ich war doch einigermassen über
«Es ist eigentlich besser gegangen, als ich gedacht
rascht, dass sich die Antworten und das Verhalten der
habe», gab er nach seiner nonverbalen Antwort zu Pro
Menschen im Unterengadin nicht sonderlich von den
tokoll. In solchen Protokollen ist festgehalten, was die
jenigen in Norddeutschland unterschieden», stellt Burr
«Akteure» nach ihren «Antworten» mit Burr bespra
fest. Die grössten Unterschiede habe es zwischen jun
chen. Diese Gespräche sind aufgezeichnet und sollen
gen und alten «Interviewten» gegeben. Die Aktionen
transkribiert und zusammengestellt werden. So soll
und «Antworten» der Jungen seien von mehr Leiden
das Langzeitprojekt zu einem leidenschaftlichen Ende
schaft geprägt gewesen als diejenigen der Älteren. Vor
gebracht werden. www.schuften-und-faulenzen.ch
allem hätten die Jungen intensiv nach dem richtigen Platz im Leben gesucht, während die älteren Gesprächs partner meist nach anfänglichem Zögern und Nach
Wärmefeld
denken umso souveräner und abgeklärter wirkten.
«Diese Videos, die zurückbleiben, bedeuten für sich
Die Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem
genommen so gut wie gar nichts. Das Wesentliche ist die Interaktion im Beziehungsfeld – es entstand ein
Klar ist: Johannes Burrs Motivationsforschungspro
‹Wärmefeld›. Den Willensimpuls, den es braucht, um
jekt ist keine wissenschaftliche Grundlage für das Mo
am Morgen in den eigenen Körper reinzukommen
tivations- und Leidenschaftsverhalten der Mensch
und aufzustehen, kann man auch als Wärme wahr
heit. Trotzdem bietet es interessante Einblicke. Die
nehmen. Und dieser Wärmeprozess ist vielleicht eine
simple und einzige Frage «Warum stehst du morgens
höhere Form von Leidenschaft, im zusammengesetz
auf?», die in ihrer zentralen Bedeutung kaum zu über
ten Sinn des Wortes. Allerdings wird das durch die
treffen ist, stellen sich im Alltag wohl nur die wenigs
Kälte des Mediums Video fast wieder ausgelöscht.»
ten Menschen. Und doch tun sie genau dies jeden Tag
Johannes Burr
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Ingio avda la poesia scha na in ün crap dal flüm […] aint il sbriun d’ün’aua ravaschusa chi squitta our’in sbrinzlas sa paschiun Andri Peer, 1955
Lebensader und Inspirationsquelle «L'En» so der Titel eines bibliophilen Buches mit Fotografien von Michael Bühler, begleitet von Textfragmenten zahlreicher romanischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller, zusammengestellt von Clà Riatsch. piz stellt die fast mythischen Fotografien vor. Die zweisprachigen Gedichte über den Inn beziehen sich aber nicht direkt auf die Bilder – mit Absicht. Text: Marina U. Fuchs
BUCHTIPP ZUM THEMA:
Fotos: Michael Bühler
Michael Bühler, Clà Riatsch, Ramun Spescha: «L’En». 80 Seiten, Edescha Art Verlag.
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Wo ist die Poesie wenn nicht in einem Stein des Flusses […] im Schwall eines rauschenden Wassers das seine Leidenschaft in Funken versprüht Andri Peer, 1955
W
asser, Gegenstand der Mythologie und Na
bis 109 lautet: «Ripam Aeni fluminis, quod Raetos No
turphilosophie, wurde schon früh zu den
ricosque interfluit» – «Das Ufer des Flusses Inn, der
vier Urelementen gezählt. Es war seit jeher
zwischen den Rätern und den Norikern fliesst.»
Gegenstand von Auseinandersetzungen über die Nut zung von zu viel oder zu wenig. Es dient dem Trans
Atem der Ahnen und Opfer des Fortschritts
port, der Energiegewinnung, als Nahrungsquelle, als
Seit jeher hat der Fluss die Geschicke der Menschen im
Badegewässer und Trinkwasserreservoir. Nicht anders
Engadin bestimmt und es konnte nicht ausbleiben,
war und ist es beim Inn, romanisch «En», der Namens
dass er und seine Nutzung mehr und mehr zum Poli
geber für das ganze Tal, das er durchfliesst. Er ent
tikum wurden. Über das Wasser wurde und wird ge
springt auf 2484 Metern über dem Meer, nahe dem
stritten. Wo früher ein stolzer wasserreicher Fluss das
Lunghinsee und mündet in Passau in die Donau.
Tal durchschnitt, ist heute oft nur noch ein vergleichs
Der Name Inn leitet sich von den keltischen Wörtern
weise mageres Rinnsal zu sehen.
«en» und «enios» ab, welche frei übersetzt «Wasser»
Clà Riatsch, Professor für rätoromanische Sprach- und
bedeuten. In einer Urkunde aus dem Jahre 1338 ist der
Literaturwissenschaft an der Universität Zürich, be
Fluss einfach mit dem Namen «Wasser» eingetragen.
schreibt seine Empfindungen so: «Wann immer ich
Die erste schriftliche Erwähnung aus den Jahren 105
aus dem Vereina-Tunnel komme und den Inn sehe,
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15
En, stat dechantà flüm alpin, taidla; teis nom nu s’affà per ta via. Damar’at nomnain: En-ergia. Armon Planta, 1966
denke ich: Restwasser. Der Lärm der Talstrasse ist oft
Mit der Kamera erwandert
lauter als der Inn, dies macht mich immer wieder zum
Auch den Fotografen Michael Bühler verbindet eine
hilflosen Nostalgiker.»
Der Fluss in der Literatur Der Fluss weckt Emotionen, bringt Leidenschaften
16
lange intensive Beziehung mit dem Inn und mit dem Engadin. Bereits 2001 präsentierte er im Zentrum für Gegenwartskunst in Nairs seine Fotos in einer Mappe mit der fünfzehnteiligen Serie «l’En». Die Fotos er
ans Licht, lässt die Menschen selten unbeteiligt. In
schienen ausserdem auch zu Texten von Clà R iatsch.
vielen Gedichten der bedeutenden Unterengadiner
Und so kann Michael Bühler feststellen, dass «das
Poeten aus Vergangenheit und Gegenwart, mit denen
Wasser wiederholt zum zentralen Rückgrat meiner Ar
sich Clà Riatsch in seiner Arbeit intensiv beschäftigt,
beit wurde». Er schreibt dies zur erwähnten Mappe,
spielt der Inn eine bedeutende Rolle. Er wird besungen
die als Teil einer fotografischen Aufarbeitung des The
und beschrieben als Atem der Ahnen, als Gesang für
mas «Landschaft und Architektur im Unterengadin»
Alle und den Einzelnen, als Verkünder der Endlichkeit
im Rahmen des Atelieraufenthaltes in Nairs entstand.
des Lebens. Aber auch als ausgebeutete Natur und als
Daran hat sich wenig geändert, auch wenn Bühler in
Vater der Zeit voller Weisheit, beruhigend und aufrüt
zwischen seine intensive hochemotionale Auseinan
telnd, als Sänger des Engadins.
dersetzung mit dem Berg gesucht hat. Seine neuste Ar
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En, besungener Alpenfluss, hör zu; dein Name passt nicht zu deinem Weg. Wir nennen dich deshalb: En-ergie. Armon Planta, 1966
beit «Der Albula, eine mystische Reise» führt hinauf
sich erneut auf den Weg, diesmal mit einer analogen
auf den Pass und die Berge – trotzdem bleibt das Was
Kamera, die ein ganz anderes Betrachten erfordert.
ser, der Inn, sein zentrales Thema.
Und mit Gedichten wie «Furnatsch» von Andri Peer als
Angeregt durch seine früheren Arbeiten, reifte in Büh
Inspirationsquelle in der Tasche.
ler das Buchprojekt. Er wollte über den Inn erzählen, eine bildliche Ode über den Fluss verfassen, seine Ge
Zeit und Ewigkeit
danken und Empfindungen weitervermitteln, damit
«Dann stimmte plötzlich alles», freut sich der Fotograf,
mehr Menschen den Inn bewusster wahrnehmen.
«jetzt war die Tiefe da, der Sinn. Ich habe den Fluss er
Das Thema liess ihn nicht mehr los und trotz einiger
wandert, wie ich Gedichte lese.» Bereits als Kind war
Rückschläge, die ihn an Sinnhaftigkeit, Tiefe und
Michael Bühler vom Wasser begeistert. Es hat für ihn
Qualität zweifeln liessen, wanderte er im Herbst 2010
schon immer Geborgenheit bedeutet, ist für ihn die
erneut den Flusslauf in seiner ganzen Länge durch das
Metapher des Mensch-Seins. «Fliessendes Wasser
Engadin ab. Die dabei entstandenen digitalen Auf
bringt mich zu mir hin», stellt er fest. Damals, als er in
nahmen hatten für ihn aber vorerst nur die Qualität
Nairs arbeitete, habe er mit offenem Fenster geschla
von Notizen. Angeregt durch Gespräche mit Clà Ri
fen, dabei sei der laut rauschende Fluss «in meine
atsch und dem Grafiker Ramun Spescha machte er
Träume hineingeströmt».
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Chanzun da l’En […] schi’s taidla bain, minchün lur’ingiavina i’l chant per tuots alch be per el sulet. Peider Lansel, 1939
Michael Bühler bildet nicht nur ab, er gibt in seinen
Schönheit und Würde, von Zerstörung und Heimweh,
Fotografien viel von sich preis, von seinem Empfin
von der Gewalt des Wassers und ihrer Unterdrückung.
den, seinen Beweggründen, seiner Sensibilität und
«Die Texte von Andri Peer, Peider Lansel, Men Rauch,
immerwährenden Suche, seiner Begeisterung, Lei
Armon Planta, Cla Biert, Rut Plouda und Clo Duri Bez
denschaft und Verbundenheit mit den Themen seiner
zola sollen ein Spannungsverhältnis aufbauen, keine
Aufnahmen. Er reflektiert und ist offen für das, was
Bildlegende sein», betont Clà Riatsch, «sie sollen vom
kommt. Es gelingt ihm, die Zeit aufzuheben, er zeigt
Bild zum Text führen und umgekehrt». Bühlers Fotos
das Schöne und Romantische, das Mystische, klam
und die eindringlichen Worte zeigen den Inn als Bild
mert aber die Zerstörung, die Zähmung und Beschnei
des Ewigen ebenso wie als Bild der Zeit, so wie es Cla
dung nicht aus.
Biert in seinem Gedicht «La müdada» beschreibt: «im
Der Inn in Gedichten Hier setzen die Textstellen an. Es sind immer nur we nige Zeilen, oft nur Teile aus längeren Passagen. Sie be ziehen sich nicht auf ein konkretes Bild, aber auch sie berichten von Geschichte und Vergewaltigung, von 18
Lied des Inns […] wenn man gut lauscht, errät ein jeder im Gesang für alle etwas nur für ihn allein. Peider Lansel, 1939
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mer da und immer unterwegs» – «adüna qua ed istess adüna in viadi».
Skilehrerin: Einmal und für immer Als Skilehrerin Rita Bina Schmidt die erste Saison auf der Piste verbringen wollte, wurde sie von ihrem damaligen Chef gewarnt: Du hörst nie mehr auf. Der Mann hat recht behalten. Geschichten der dienstältesten Skilehrerin.
Text: Sina Bühler Fotos: Robert Bösch, United Archives
O
b sie die dienstälteste Skilehrerin in der Schule
käme sicher nie mehr in eine Praxis zurück. Ganz un
sei, frage ich Rita Bina Schmidt. «Von den
recht hatte er nicht, der Doktor: Rita Schmidt machte
Frauen vielleicht», sagt sie, die seit 40 Jahren je
das Skilehrerpatent und verbringt seit jenem ersten
den Winter als eine der «Blues», der Suvretta-Skischul
Jahr jede Wintersaison auf den Pisten. Den Rest des
lehrer im blauen Dress, verbringt. Aber der Fridli, der
Jahres allerdings arbeitet sie weiterhin als Praxisassis
sei viel länger dabei, seit 60 Jahren wahrscheinlich.
tentin – seit 37 Jahren im Heilbad St. Moritz.
Fridli Wyss ist über 80, sein Ruhestand ist nicht in Sicht. Bei Rita Schmidt ist es etwas anders: In zwei Jah
Langzeitgäste sind rar geworden
ren geht sie – vielleicht – in Rente, denn sie hat mehr
Sie hat Geschichten gesammelt in diesen 40 Jahren –
als nur eine Leidenschaft. In ihrer Freizeit malt sie seit
unzählige. Und sie erzählt gern. Von der Frau eines
ihrer Jugend. Nach einer Malausbildung an der Mai
englischen Ministers beispielsweise, einer Lady, deren
länder Accademia Cimabue hatte sie schon verschie
Familie sie zehn Jahre lang betreute. Jedes Jahr brachte
dene Ausstellungen. Das Sujet? Die Berge, die Engadi
die Lady Weihnachtsgeschenke. «Absurdes Zeug»,
ner Natur in allen Jahreszeiten. Doch: «Na ja, vielleicht
sagt Rita Schmidt lachend, «Kleiderbügel, Bettfla
mache ich dann doch weiter bei der Skischule, denn
schen und Handtäschli. Ich und Handtäschli! Ach, es
ich fahre sehr, sehr, sehr gerne Ski.»
war jedes Jahr eine neue Überraschung.»
Es blieb nicht bei einer Saison
20
Dass Gäste jahrelang zu ihr kommen, ist immer noch üblich. Aber während sie früher für zwei, drei Wochen
Rita Schmidt stammt aus Bergün. Nach der Lehre als
am Stück gebucht wurde und schon ein ganzes Jahr im
medizinische Praxisassistentin arbeitete sie bei einem
Voraus, komme es heute öfter vor, dass sie kurzfristig
Arzt in Sils, fuhr in der Freizeit viel Ski. Sie liebäugelte
zwei, drei Stunden eingesetzt werde. Weniger aus fi
immer schon mit dem Skilehrerberuf. Als sie ihrem
nanziellen Gründen, wohl eher darum, weil die Gäste
damaligen Chef dann sagte, sie würde gerne eine Sai
gar nicht mehr so lange in St. Moritz bleiben, zwi
son als Skilehrerin arbeiten, meinte der lachend, sie
schendurch nach London, New York und Dubai jet
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ten. «Richtige Ferien machen sie gar nicht mehr.» Da
bremst, aber er hörte nicht auf mich. Dann, nach
Skischul-Impressionen einst
werde den ganzen Tag lang telefoniert und am Abend
kurzer Zeit, ist ihm schlecht geworden.» Sie hielt ihm
und heute.
der Laptop eingeschaltet und herumgemailt. Nicht
Coramin-Tabletten hin und erklärte ihm die Bergwelt,
weniger kompliziert als die Ferienplanung der Winter
bis er sich erholt hatte. Später habe sich dieser Skischü
sport-Touristen ist auch die Einsatzplanung der Ski
ler herzlich dafür bedankt. Er habe zum ersten Mal die
schule. «Da gehen fünf bis sechs Mails hin und her, bis
Umgebung wahrgenommen.
die Ansprüche und Wünsche der Gäste alle erfüllt
So schön St. Moritz ist, so schwer ist es, junge Leute
sind», sagt der Leiter der Suvretta Ski School Patrik
hierzubehalten. Viele ziehen weg aus dem teuren Tal.
Wiederkehr. Die Wünsche reichen von besonderen
Einheimische zu rekrutieren sei schwieriger gewor
Anforderungen an Skilehrerinnen bis zum Pyscholo
den, hat Skischulleiter Patrik Wiederkehr die Erfah
gischen: Patrik Wiederkehr sorgt deshalb auch dafür,
rung gemacht. Auch weil der Wohlstand zugenom
dass Gäste und Skilehrer gut zueinander passen, sei es
men hat und nicht mehr alle etwas dazuverdienen
sprachlich, vom Alter und Geschlecht, von der Erfah
müssen. Und weil die Dorfjugend zu lange Snowboard
rung oder vom Fahrstil.
statt Ski gefahren ist: «Snowboardlehrer brauchen wir
Die Natur geniessen
viel weniger, jetzt ist Skifahren wieder in. Bis jemand, der jahrelang nur Snowboard gefahren ist, wieder ein
«Um mit den ganz jungen, superguten Skigästen zu
gutes Skiniveau hat, dauert es zu lange», sagt Wieder
fahren, bin ich zu alt», diesbezüglich sei sie vorsichti
kehr. Dazu kommt: Seit der Bologna-Reform, der An
ger geworden, sagt Rita Schmidt. Hier werden die jun
passung an die internationalen Universitätssysteme,
gen Skilehrerinnen und Skilehrer eingesetzt. Es gebe
stimmen die Semesterferien der Unis nicht mehr mit
jedoch genügend Gäste, die es auch ein wenig gemüt
der Ski-Hochsaison überein. Studierende haben gar
licher nehmen möchten, etwas über die Geschichte
keine Zeit mehr, um im Winter zu arbeiten.
des Engadins erfahren und die Landschaft erleben möchten, um nebenbei auf den neuesten Stand des
Skischule als Grossbetrieb
Carving-Turns getrimmt zu werden. «Solche Gäste
Deshalb ist die Suvretta-Skischule auch auf auswär
habe ich gerne», sagt Skilehrerin Schmidt. So fahre sie
tige Lehrerinnen und Lehrer angewiesen, auf Leute,
auch in ihrer Freizeit: «Mal eine Piste im Kurzschwung
die Russisch sprechen beispielsweise. Mehr als ein
und dann schaue ich mich wieder ganz lange um.»
Dutzend Nationen sind unter den Lehrerinnen und
Die Natur zu erleben, draussen zu sein, das ist für sie
Lehrern der Suvretta-Schule vertreten, 250 Leute sind
der Hauptgrund für ihre Berufswahl.
es insgesamt. Während der Hochsaison arbeiten bis
Sie versuche jeweils herauszufinden, wie die Gäste
200 gleichzeitig. Zwei Drittel haben ein Skischulpa
«ticken»: «Ich zeige ihnen dann einen schönen Berg.
tent, der Rest ist noch in Ausbildung. Die Schule betei
Wenn sie desinteressiert wirken, dann lass ich es. Aber
ligt sich an den Ausbildungskosten, denn die Kurse
meistens wollen sie mehr erfahren.» Einmal habe sie
zum Skilehrerpatent kosten gegen die 10’000 Franken.
jemanden zum Hinschauen gezwungen. Dieser Gast
Ausländische Lehrer bekommen hier allerdings nur
war innert weniger Stunden von New York über Zü
einen Job, wenn sie schon ausgebildet sind.
rich auf den Corvatsch gefahren, auf 3303 Höhenme
Als Rita Schmidt 1971 das Patent gemacht hat, war Ski
ter. «Er wollte sofort losfahren, ich hab ihn etwas ge
lehrerin noch kein Frauenberuf. Sie war damals die
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
21
einzige Frau in ihrer Klasse. Es sei schon mal vorge
treffende Gast gebucht, je einen für die Söhne und ei
kommen, dass ein Gast gemeint habe, eine Frau könne
nen für sich selber, seine Frau und die Töchter. Die
ihm doch gar nichts mehr beibringen, er sei doch
Kinder hätten überhaupt nicht fahren können, der
schliesslich bereits ein guter Skifahrer. «Ein älterer
Junge, der ihr zugeteilt worden war, habe aus Angst
Kollege hat mir mal geraten, mit Männern und guten
nur geheult, denn er hatte sich im Jahr zuvor das Bein
Skifahrern als Testfahrt direkt die Buckelpiste anzu
gebrochen. Der Vater aber bestand darauf, dass er bis
steuern. Früher war der Corvatsch voll davon. Die OK-
Punkt 16 Uhr auf der Piste bleibe. «Ich hab dann dem
Technik, die Oberschenkel-Knie-Technik, die konnte
Mann beim Sessellift gesagt, er soll jetzt bitte abstel
ich richtig gut. Die Show hat jedes Mal gewirkt!»
Alternativprogramm inklusive
len, obwohl es noch nicht vier Uhr war.» Dann hat Rita Schmidt den jungen Gast abgegeben, höflich ge sagt, sie habe am nächsten Tag leider andere Kunden.
Nie habe sich übrigens jemand getraut, sie als Dienst
Das stimmte zwar nicht, aber sie mochte es sich nicht
magd einzusetzen, sie für Mineralwasser in den Laden
mehr ansehen, wie die Kinder geplagt wurden.
oder für eine Pizza ins Restaurant zu schicken. Sie hätte sowieso nein gesagt. Doch es gibt auch Situatio
Wo wohl ihr Bild hingekommen ist?
nen, da betreut Rita Schmidt ihre Gäste «über die Piste
Das war die grosse Ausnahme: «Mit den langjährigen
hinaus». Wenn das Wetter zu schlecht ist, macht sie
Gästen macht Skifahren immer Spass. Zum Teil sind
Vorschläge für ein Alternativprogramm und geht
daraus tolle Freundschaften geworden. Oft werde ich
auch mal mit zum Langlauf, zum Schneeschuhlaufen
eingeladen, die Gäste in der Heimat zu besuchen.»
oder auf einen Waldspaziergang samt Mittagessen.
Doch dies hat sie bisher noch nie getan. In einem Fall
«Den Gästen gefällt das, es gehört ja auch zu den Fe
bereut sie dies: Der Lebensmittelindustrielle aus Paris
rien.»
und dessen Frau sind mittlerweile beide verstorben.
Einen kleinen Gast hat sie einmal sogar bis nach Zü
Der betagte Herr in den Neunzigern sei nur spaziert.
rich begleitet: Der Junge hatte sich das Bein gebro
Seine Frau aber, auch schon über achtzig, fuhr Ski.
chen. Sie flog mit ihm im Helikopter direkt von der
Zum Mittagessen trafen sie sich jeweils. «In ihrer
Piste ins Spital nach Zürich, mit dem Hausschlüssel
Wohnung hingen Bilder von Matisse, Giacometti,
der Familie in der Tasche. In der Wohnung der Fami
Turner und vielen mehr. Die hätte ich gern gesehen»,
lie konnte sie übernachten und sie wartete im Spital,
schildert sie. Vielleicht auch, ob zwischen so viel be
bis die Eltern eintrafen. Diese Familie habe sie auch
rühmter Kunst ein «Schmidt» hing – die beiden hat
schon in andere Skigebiete mitgenommen, nach
ten nämlich auch eines ihrer Bilder gekauft.
Crans-Montana, Zermatt, Chamonix und Arosa. «Das hat ihr richtig Spass gemacht.»
Ein Nein als grosse Ausnahme In ihrer ganzen Karriere hat Rita Schmidt nur einmal einen Gast abgelehnt. «Es war ein schrecklicher Tag, es regnete bis hoch hinauf, es war kalt und wir waren die einzigen Skifahrer.» Drei Skilehrer hatte der be 22
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Seit 40 Jahren Skilehrerin: Rita Bina Schmidt
Die unmögliche Liebe zum Haus Jeder Engadiner Familie ihr Haus. Betrachtet man historische Dorfkerne, erkennt man, woher die Behauptung kommt. Doch das Tal verstädtert immer mehr und urbane Wohnmodelle breiten sich aus. Insbesondere der genossenschaftliche Wohnungsbau erlebt einen Aufschwung.
Text: René Hornung Illustration: Gregor Gilg
S
ie stehen wie städtische Exoten neben dem
«Hüsli»-Hang in Ftan, die beiden Mehrfamilien
sammlung bewilligte Mitte September 2011 der Ge
häuser der Chasa Reisgia: 13 Wohnungen, ge
nossenschaft ein Darlehen von einer Million Franken.
baut von der eigens gegründeten Genossenschaft. Das
Im Laufe des Winters soll das Bauprojekt mit geplan
war für die Einwohner neu, aber es funktioniert. Die
ten 15 Wohnungen detailliert ausgearbeitet werden,
Wohnungen waren alle rasch vermietet – zu Preisen
Gemeindepräsident Christian Fanzun ist überzeugt,
zwischen 1500 und gut 1600 Franken. «Für diese Re
dass der Plan gelingt, denn seit die neue Hochbrücke
gion nicht billig, aber immerhin erschwinglich»,
über den Inn befahrbar ist, ist Tarasp zu einem gut er
kommentiert Architekt Urs Padrun, der den Wettbe
reichbaren Wohnort geworden. «Die neue Brücke hat
werb für diese Überbauung gewonnen hatte.
uns schon kurz nach der Eröffnung neue Einwohner
Möglich wurde dieses städtisch geprägte Wohnmo
gebracht», stellt er erfreut fest. In Vulpera – der ersten
dell, weil der frühere und der amtierende Gemeinde
Fraktion von Tarasp gleich bei der Brücke – sind bereits
präsident von Ftan sich der Problematik des fehlenden
mehrere frühere Zweitwohnungen zu dauernd be
Wohnraums für Einheimische intensiv angenommen
wohnten Erstwohnungen geworden.
hatten. Die Gemeinde stellte Land im Baurecht zur Verfügung und gewährte der Genossenschaft ein
Nicht die ersten Genossenschaften
günstiges Darlehen von einer Million Franken. Für
Diese beiden jungen Genossenschaften in Ftan und
insgesamt fünf Millionen wurden hier 13 Wohnun
Tarasp nehmen eine Tradition wieder auf, die es nicht
gen gebaut. «Wenn die Politik mitzieht, ist preisgüns
nur in den grossen Städten gibt. Auch das Engadin
tiger Wohnungsbau möglich», kommentiert Padrun.
kennt den genossenschaftlichen Wohnungsbau seit
Ftan beweist es.
Jahrzehnten, wenn auch im eher kleineren Massstab.
Modell wird übernommen
24
Grundstück im Baurecht, und die Gemeindever
In Scuol existiert seit 1973 die Genossenschaft Piz Buin. Initiiert wurde sie damals von einigen Mitarbei
Das Beispiel ist zwar wegen der Betonarchitektur in
tern der Post. Diese machten schon damals Erfahrun
der Region nicht unbedingt geliebt – aber die sozialen
gen mit dem Wohnungsmangel: Vor allem die saiso
und wirtschaftlichen Überlegungen haben inzwi
nal angestellten Postautochauffeure fanden nirgends
schen andere Engadiner Gemeinderäte überzeugt. In
eine Bleibe. Sie brachten die eidgenössische Finanz
Tarasp ist 2011 ein Wettbewerb für zwei Mehrfamili
verwaltung dazu, einen Genossenschaftsblock mit
enhäuser entschieden worden. Sie werden auf dem
15 Wohnungen zu finanzieren. Die Post, früher auch
schon seit 20 Jahren eingezonten, aber bisher nie be
Swisscom und Zoll, hatten hier Mitarbeiterwohnun
bauten Areal Curtin am Dorfeingang zu stehen kom
gen gemietet. Heute mietet der Bund noch zwei Feri
men. «Nach Jahren des Stillstands geht es hier nun
enwohnungen. Die Chasa Buin ist längst zum belieb
los», ist Gemeindepräsident Christian Fanzun zufrie
ten Wohnhaus geworden, vor allem seit sie energetisch
den. Hier habe es ausserdem Platz für Einfamilienhäu
saniert und die Wohnungen erneuert wurden. «Die
ser, ergänzt er, und hofft auf weitere Zuzüger.
Mieten sind trotzdem moderat geblieben», ist Genos
Tarasp nahm sich Ftan zum Vorbild: Auch hier wurde
senschaftspräsident Andrea Nogler stolz. Kein Wun
die Genossenschaft mit Gemeindehilfe gegründet,
der, gibt es hier selten einen Mieterwechsel, und wenn,
auch sie bekommt das der Gemeinde gehörende
wie kürzlich, eine Wohnung frei wird, «haben wir
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eine ganze Flut von Bewerbungen, ohne dass wir die Wohnung je ausgeschrieben hätten», so Nogler. Trotz
Gemeinden für die Zweitwohnungen eine Abgabe
grosser Nachfrage hat sich die Genossenschaft aber
verlangen, können sie mit diesem Geld den Erstwoh
nie überlegt, zusätzliche Wohnungen zu bauen.
nungsbau verbilligen.
Auch im Oberengadin gibt es ein ähnliches Modell:
So macht es auch La Punt-Chamues-ch. Auf einer Par
die Wohnbaugenossenschaft Larsch. Ihr erstes Haus
zelle am Albulahang stehen bereits zwei Mehrfamili
wurde in St. Moritz Bad schon 1964 gebaut, zwei wei
enhäuser – von der Gemeinde gebaut. Jetzt soll die
tere 1966 und 1972. Insgesamt 67 Wohnungen sind
Dorfentwicklung im Talboden weitergehen. Der Bo
hier in genossenschaftlicher Hand, und auch hier
den gehört der Gemeinde und der Kirchgemeinde.
wird regelmässig investiert. Zuletzt wurde der grösste
Gegen das Projekt opponiert allerdings der Land
Block, die Ches’Ota, energetisch saniert. Seither lie
schaftsschutz, weil er es falsch findet, wenn die bei
fern Kollektoren 60 Prozent des Warmwassers.
den Dorfteile La Punt und Chamues-ch bald ganz zu sammengebaut werden. «Die Gemeindeversammlung
Schlüsselfaktor: Bodenpreis
hat dieses Thema schon dreimal diskutiert und sich je
Zu den jüngeren Genossenschaften im Engadin ge
des Mal für Neubauten in diesem Gebiet ausgespro
hört Promulins in Samedan. Sie wurde vor 20 Jahren,
chen», kontert Gemeindepräsident Jakob Stieger. Der
1992, gegründet und besitzt zwei Mehrfamilienhäu
entsprechende Zonenplan sei auch längst rechtsgül
ser mit zusammen 26 Wohnungen – «alles Erstwoh
tig. Entstehen sollen dort Wohnungen für Einheimi
nungen», wie Treuhänder Andry Niggli betont, der die
sche und Alterswohnungen sowie eine gewerbliche
Genossenschaft verwaltet. Bauen konnte Promulins
Nutzung, allenfalls eine Arztpraxis und ein Restau
damals auf Boden, den die evangelische Kirchge
rant. Dieser Standort in der Nähe der Schule sei für Fa
meinde der Genossenschaft verkaufte. Geld gab es
milien sehr geeignet, betont Stieger. Auch hier will die
beim Bau noch von der Wohnbauförderung des Bun
Gemeinde das Modell aus Ftan übernehmen, die
des – diese Verbilligungen sind inzwischen zurückbe
Gründung einer Genossenschaft anregen und ihr das
zahlt. Doch schon bald wird Promulins wieder mit
Land im Baurecht zur Verfügung stellen.
Kreditgebern reden, denn jetzt geht es um neue Fens
26
lerina kennt entsprechende Vorschriften. Dort, wo
ter und eine bessere Isolation. Die Wohnungen sind so
Kritik an St. Moritzer Baurechtsverträgen
gesucht, dass sich die Genossenschafter überlegen,
Pläne für den Erstwohnungsbau gibt es talauf, talab
nochmals zu bauen. Bereits gibt es neue Pläne für ein
im ganzen Engadin. Auch in St. Moritz wird Woh
Gebiet südwestlich des Dorfzentrums von Samedan,
nungsbau auf gemeindeeigenen Grundstücken vor
wo das Ftaner Genossenschaftsmodell ebenfalls zur
angetrieben, allerdings werden hier weitgehend Ei
Diskussion steht.
gentumswohnungen erstellt. Sie sind immerhin mit
«Grundvoraussetzung für günstigen Erstwohnungs
klaren Beschränkungen bezüglich Nutzung und Wei
bau ist der Bodenpreis», betont Andry Niggli. Und den
terverkauf belegt. Trotzdem setzte es im Sommer 2011
könne eine Gemeinde durchaus steuern: Wenn auf ei
eine Debatte um das aktuell grösste Projekt, die Über
ner Parzelle ausschliesslich Erstwohnungen für Ein
bauung «Tinus» am Chantarella-Hang, ab. Dort hat
heimische gebaut werden dürfen, sinke der Landpreis
die Gemeinde eine Parzelle im Baurecht abgegeben,
automatisch, so Treuhänder Niggli. Die Gemeinde Ce
damit Erstwohnungen gebaut werden – ausdrücklich
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für Bewohner, die bisher noch kein Wohneigentum
Abschied vom Einfamilienhaus?
besitzen. Das schon 1999 umgezonte Areal wird aber
Ist mit diesen Mehrfamilienhausbauten und -projek
erst jetzt teilweise bebaut. Dabei ist im Laufe der Jahre
ten ein Paradigmawechsel eingeläutet? Ist dies der Ab
der Passus «für Einheimische, die noch kein Wohnei
schied vom Einfamilienhaus? Bei den Ferienwoh
gentum besitzen» fallen gelassen worden. Nun gehö
nungsbesitzern gebe es einen klaren Trend zum
ren örtliche Bauunternehmer, aber auch Gemeinde
Mehrfamilienhaus, stellt Architekt Men Duri Arquint
räte zu den künftigen Wohneigentümern – Leute, die
fest. Ob bei den Einheimischen diese Entwicklung al
schon andere Wohnungen oder Häuser besitzen.
lerdings auch angekommen sei, bezweifelt er: «Die
«Damit sind die guten Absichten pervertiert», protes
Engadiner haben traditionell ihre eigenen Häuser.»
tiert der St. Moritzer Architekt und Planer Robert Ob
Schaut man in Scuol an den Südhang, ist klar, dass das
rist, vor allem auch, weil die Investoren bis 2017 kei
«Hüsli»-Denken noch weit verbreitet ist. Dieweil wer
nen Baurechtszins zahlen müssen. «Ein stolzes
den die geerbten grossen Engadiner Häuser oft ver
Geschenk für gutbetuchte Mitbürger», so Obrist in ei
kauft – zum höchstmöglichen Preis. Dann sind meist
nem Leserbrief. Trotz dieser Geschenke sind aber im
Luxussanierungen für Feriendomizile die Folge.
Areal Tinus noch Wohnungen zu haben. Weitere
Inzwischen wird aber immer klarer, dass es aus raum
kommunale oder genossenschaftliche Bauprojekte
planerischen Gründen so nicht weitergehen kann.
sind laut Bauamt St. Moritz zurzeit nicht spruchreif,
Der Kanton Graubünden bewilligt kaum noch Einzo
nicht zuletzt weil die Bautätigkeit insgesamt hoch
nungen für Einfamilienhäuser, und auch der finan
bleibt und auf zwei Ferienwohnungen immer auch
zielle Druck wird höher. Einige Gemeinden verlangen
eine Einheimischenwohnung gebaut werden muss.
explizit den Bau von Mehrfamilienhäusern – die Um
In Pontresina besitzt die Gemeinde zwar ebenfalls
setzung gelingt allerdings nicht immer, wie das Bei
Land, auf dem Erstwohnungen für Einheimische er
spiel Ardez zeigt, wo eine entsprechende Regelung gilt,
stellt werden sollen, doch hier will die Gemeinde die
aber trotzdem nur Einfamilienhäuser gebaut werden.
Rolle der Bauherrschaft nicht selbst übernehmen.
«Die Engadiner haben noch nicht so richtig gemerkt,
Man suche Investoren, doch rechtlich könne die Ge
dass sie in den letzten Jahren zu einer weitgehend
meinde als Grundeigentümerin das spätere Baupro
städtischen Agglomeration geworden sind», stellt
jekt durchaus beeinflussen.
Men Duri Arquint fest. Und er fordert dazu auf, Ver
Weder ein kommunales noch ein genossenschaftli
antwortung zu übernehmen und sich für Alternati
ches Modell ist ein Neubauprojekt in Scuol. Weil es
ven zum Einfamilienhausbau stark zu machen.
sich aber an einem dichten städtischen Muster orien
Aber auch der Mehrfamilienhausbau müsse am richti
tiert, werden auch so zahlbare Mietwohnungen mög
gen Ort erfolgen – an Orten, die gut mit dem öffentli
lich. Am linken Clozza-Ufer, unterhalb des Straduns,
chen Verkehr erschlossen sind. Denn mit dem Bau
soll eine entsprechende Überbauung entstehen. Ar
boom werden die täglichen Autofahrten immer länger.
chitekt Men Duri Arquint (Ardez und Chur) arbeitet
Zum Bodenverbrauch kommt so auch noch das Ver
an einem Quartierplan. Die potenziellen Investoren –
kehrsproblem hinzu. Wenn immer mehr Menschen
in den USA lebende Schweizer – wollen sich hier ein
durchs halbe Tal pendeln, dann braucht es letztlich ei
Feriendomizil bauen, allerdings in einem Mehrfami
nen verdichteten Fahrplan, und wer mit der Bahn pen
lienhaus, das ganzjährig bewohnt ist.
delt, wohnt am besten nahe an einem Bahnhof.
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Neue Häuser – neue Technik Im Mehrfamilienhausbau kann in der Regel mit höhe
tung via Internet oder via Funk aus Distanz kontrol
rem Standard gebaut werden als bei Einfamilienhäu
liert und gesteuert werden. «Ein Hauswart kann heute
sern. Die Kosten für nachhaltige Materialien und
auf seinem Mobiltelefon diese Werte abrufen, Hei
technisch aufwändigere Ausstattungen lassen sich
zung und Lüftung steuern und er wird bei Störungen
hier auf mehr Wohnungen verteilen. Das gilt auch für
automatisch alarmiert», schildert Merz die Vorteile.
die installierte Technik, insbesondere die Kommuni
«Die Erfahrung zeigt, dass allein die rasche Informa
kationstechnik. Der Elektroingenieur Martin Merz
tion hilft, Energie zu sparen, denn welcher Hauswart
aus Samedan weist in diesem Zusammenhang auf die
weiss sonst, wie hoch die Raumtemperatur in einer
Hausverkabelung hin, die einzurichten sich rasch loh
leeren Ferienwohnung ist?»
nen kann, denn eine moderne Haustechnik bringt nicht zuletzt bezüglich Energieeinsparungen viele
Verbrauch kontrollieren
neue Möglichkeiten.
Nicht nur einem Hauswart bringen Netzwerke Vor
Früher wurden in einem Haus Strom-, Telefon- und
teile. Auch die Bewohner selbst können auf den mo
Fernsehkabel separat verlegt. Heute werden Neubau
dernen Zählern mit kleinen Monitoren ihren Ver
ten mit multifunktionalen Netzwerken ausgestattet.
brauch leicht ablesen und so besser kontrollieren:
Martin Merz kennt die Entwicklung genau, denn zu
«Die Anzeige der aktuellen Verbrauchswerte verändert
seinem traditionellen Elektroinstallationsgeschäft in
das Verhalten der Bewohner meist sehr rasch», hat
Samedan gehört schon seit 1995 auch die IT-Firmen
Merz festgestellt. Wer sieht, wie hoch der Standby-Ver
gruppe Metelcom, die entsprechende Netzwerke auf
brauch der vielen Netzgeräte oder eines nicht abge
baut. Darüber laufen die verschiedensten Daten,
stellten Computers ist, geht den Stromfressern meist
heute meist auch das Telefon und in naher Zukunft
selber nach – und schaltet sie aus. Gerade energiebe
auch die Fernsehsignale.
wusste Bauherren und Genossenschaften können mit
Netzwerke benötigten anfänglich bloss Industrie-
Netzwerk-Installationen einen Beitrag zum nachhal
und Gewerbebetriebe. Dann folgten Hotels und heute
tigeren Wohnen leisten. Finanzierbar sind solche In
werden immer mehr Wohnbauten damit ausgestattet,
vestitionen, weil es inzwischen den internationalen
nicht nur luxuriöse Villen, sondern auch Mehrfamili
KNX-Standard für Anschlüsse und Übertragungspro
enhäuser, denn die Investition zahlt sich rasch aus.
tokolle gibt (www.knx.ch). Merz’ Metelcom ist als ein
Metelcom hat zuletzt unter anderem das Plusenergie-
zige Schweizer Firma auch massgeblich an der in Lon
Hotel «Muottas Muragl» verkabelt (siehe piz 41) und
don domizilierten Promoveo-Technology beteiligt, wo
das Netzwerk für die Steuerungen der Engadiner Berg
Steuerungen für die Anwendungen entwickelt werden.
bahnen verlegt. In zahlreichen Hotels sind Kassen
Energiemanagement im Haushalt hat eine grosse Zu
miteinander verbunden und auch der Internetzugang
kunft. Bereits spricht man von «smart grids» oder von
für die Gäste braucht ein entsprechendes Netzwerk.
«Digitalstrom», von intelligenten Stromnetzen, die
Im Wohnungsbau gewinnt man damit vor allem ener
beispielsweise die Waschmaschine erst dann in Be
getische Einsparungen. Dank moderner Verkabelung
trieb setzen, wenn genügend günstiger Strom vorhan
können beispielsweise Strom-, Wasser- und Ölver
den ist. Über Messpunkte, «smart meters», kommuni
brauch, aber auch die Raumtemperatur oder die Lüf
zieren die Netzwerke miteinander. rhg
Mit dem iPad das ganze Haus verwalten? Keine Zu kunftsmusik!
28
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
Clever Energie sparen durch intelligente LÜsungen Metelcom AG Cho d’Punt 57 CH- 7503 Samedan +41 81 850 09 99 www.metelcom.ch
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Bauhüttenmeister Karls des Grossen Die mittelalterliche Bauhütte ist ein zukunftsträchtiges Modell für die permanente Restaurierung eines lebendigen Kulturgutes. In der Klosteranlage St. Johann in Müstair ist seit sieben Jahren der Luzerner Archäologe Jürg Goll der Bauhüttenmeister.
Text: Esther Scheidegger Fotos: Katja Jug
E
r erinnert sich genau an den Tag, an dem es «klick» machte: Jürg Goll war zwölf, seine Grossmutter
es nicht «die richtigen» sind, wenn eine solitäre Au
hatte ihm ein Fotoapparätli geschenkt, er stand in
ssenwandmalerei an der Heiligkreuzkapelle freigelegt,
Müstair in der Klosterkirche Son Jon Battista vor der ge
wenn das Museum im Planta-Turm endlich eröffnet
waltigen Statue des Stifters Karl der Grosse (747 oder
werden kann oder Klosternächte gefeiert werden.
748-814) – und der Blitz versagte. Das war zwar ein Frust,
Die persönliche archäologische Sternstunde der Auto
aber Jahre später studierte er Kunstgeschichte und Mit
rin war im August 1959, als der Zürcher Anthropologe
telalterarchäologie, historische Hilfswissenschaften
Erik Hug (1911–1991) in der Churer Kathedrale den
und Kirchengeschichte. Sein Professor war Hans Ru
Leichnam von Jürg Jenatsch exhumierte: Ich durfte
dolf Sennhauser, auch ein Müstair-Experte. 2003
sozusagen assistieren, mein Vater hatte mir diesen
konnte Goll einen Abguss der ältesten, einst farbigen
Event ermöglicht, ich war wie elektrisiert und wollte
Statue Karls des Grossen als Geschenk der Eidgenossen
natürlich Archäologin werden. Es kam nicht dazu.
schaft ins Historische Museum Berlin begleiten. 2008
Müstair «entdeckte» ich erst 2001.
wurden als Leihgaben zwei Fresken aus dem mittelal terlichen Wandmalereizyklus nachgeliefert.
Fragmente lesen
Jürg Goll, gebürtiger Luzerner, Sohn eines Orgelbau
Jürg Goll kann im Alltag auf seiner ewigen Baustelle
meisters, promovierte 1994 über die «Baugeschichte
Spuren, Schichten, Fragmente, Fugen und Verputze
und Baugestalt des mittelalterlichen Klosters St. Ur
«lesen» wie Laien den opulenten Bildband «Müstair –
ban». Ab 1987 war er örtlicher Leiter der archäologi
Die mittelalterlichen Wandbilder in der Klosterkir
schen Forschungen im Kloster Müstair, seit 2004 ist er
che», den Goll zusammen mit Matthias Exner und Su
Geschäftsleiter der Stiftung Pro Kloster St. Johann
sanne Hirsch im NZZ-Verlag herausgegeben hat. Seit
und als Bauhüttenmeister verantwortlich für alle For
2006 besteht übrigens eine intensive, kompetente
schungs-, Restaurierungs- und Bauvorhaben. «Voll
und freundschaftliche Partnerschaft mit dem Klos
amtlich», lacht er, habe er mit seiner Frau Ursula drei
ter Lorsch (www.kloster-lorsch.de), ebenfalls einem
Kinder grossgezogen, nebenamtlich ist er auch Ge
Unesco-Welterbe, wie es Müstair seit 1983 ist.
schäftsleiter der Stiftung Ziegelei-Museum in Cham.
Als Bauhüttenmeister leistet Jürg Goll eine immense,
«Die Karriere liegt in den Trümmern»
managt und vernetzt und dokumentiert Archäologen,
Über seine Karriere mag er nicht gross reden, denn
Architekten, Schreiner, Maurer, den Bischof, Restaura toren, Sponsoren, Besucher und nicht zuletzt den
Anfang an in Trümmern», wie er selbstironisch einen
Konvent. Denn im Kloster St. Johann leben und wir
englischen Kollegen, Paul Bahn *, zitiert. Er ist nicht
ken seit dem zwölften. Jahrhundert bis auf den heuti
nur ein ambitionierter Wissenschafter, sondern auch
gen Tag gottesfürchtige Benediktinerinnen – zwölf
als Handwerker ein Profi. Mit zunehmender Reife sei
Frauen sind es derzeit. Sie beten für die Welt und für
er genauer geworden, sagt er. «Die Faszination steigert
unser aller Seelenheil. Amen.
sich, je tiefer du in die Materie hineinkommst.» Kein
archäologischen Forschungen
schwärmerischer Schatzsucher will er sein, obwohl es
30
aufreibende, unermüdliche Koordinationsarbeit, er
«die Karriere eines Archäologen liegt eigentlich von
Jürg Goll ist seit 1987 Leiter der
im Kloster Müstair (rechts).
deckt werden, auch wenn sich später herausstellt, dass
natürlich Sternstunden gibt, wenn Reliquien ent
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
Paul Bahn, «The bluffers guide to archaeology», London 1989, neue Aufl. 1999: «To make career. This ist not easy, for an archaeologist’s career lies in ruins from the start.»
*
Dis da bellezza Eir scha Jachen Riatsch nu va daspö blers ons plü a chatscha – cur cha la chatscha cumainza, bada el amo hoz la feivra. 45 ons s’ha el allegrà sül settember. Da seis temp cumanzaiva la chatscha adüna als 9 da settember e cun quel di per blers chatschaders il plü bel temp da l’on.
Notadas da Susanna Fanzun Fotografias : SF
B
e duos ons nun es el i a chatscha. Üna jada cha sia
Jachen Riatsch am da in man il cudesch da la Cha
mamma staiva mal ed üna jada per chaprizi. El
monna Truoinouv, ingiò cha el e seis cumpogns han
vaiva gnü dit, ch’el nu giarà a chatscha e sias fi
scrit aint lur aventüras ed impissmaints a partir dal
glias til vaivan perquai ris oura e manià ch’el be dia
1957. Lura cumainza’l am quintar sias istorgias predi
quai. Lura però nun es el pelvaira brich i a chatscha.
lettas.
Davo quai nu füss el plü stat buun da star sainza ir a chatscha. Intant s’haja bler müdà. Chatschaders e
***
chatschadras sajettan sainza retgnentschas chavras da chavriöl, pitschens bokins da chavriöl, stechs da
Nos vegl ravarenda Schimun Vonmoos giava a
chamuotsch, chi nu’s sapcha schi sajan chamuot
chatscha. Sia figlia vaiva maridà a Claudio Valentin
schins o leivras, disch Jachen Riatsch. Baincler ch’el
da Strada, ün paur chi giaiva eir a chatscha. Ün di dei
sapcha, cha la ledscha permetta quai, ma el ma nu vess
ran Claudio Valentin e meis cumpogn da chatscha
fat alch simil. Da seis temp traivan aint ils chatscha
Not giò pro la resgia, cha sar Schimun es gnü giò da la
ders al di da la festa federala, a la festa d’ingrazcha
Val d’Assa, giò da la Motta da barba Flora cun ün cha
maint federala lur büschmainta da chatscha d’indu
muotsch. A Claudio haja dat in ögl, cha Schimun
mengias e bod tuot ils chatschaders giaivan a predgia.
portaiva il chamuotsch cullas chommas intuorn seis
Implü hajan gnü ils chatschaders da plü bod daplü
culöz, impè dad intuorn il cheu sco chi’s es adüsà
umor. La sairada a chatschaders as pudaiva far schnöss
pro’ls chatschaders. Claudio ha dit a Not: «Eu vegn
sainza chi füssan stats sparmalats. Jachen Riatsch am
via e disch a meis sör chi’s porta ün chamuotsch cul
muossa plüsas ediziuns da las falistoccas da Val d’Assa
las chommas intuorn il cheu.» Cur ch’el ha gnü dit
e toffarias da Sursavuogn . Ils versins in quist artichel
quai a Schimun, schi til ha quel dat per resposta: «Eu
sun ün per dals 35 versins da l‘ediziun dal 1970.
douvr meis cheu per alch oter, tü cun teis fa che cha tü voust!»
Colani clom’na, Not ha’l nom,
34
A Dumenic esa reuschi,
el sbaglia circa tun per tun.
duos chamuotschs al listess di.
Cha teis Mauser bain nu giaja,
Il prüm quel eira ün pa ün quibel,
quai char Not ingün nu’t craja.
e'l grond traiv'adimmaint ün cribel.
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
Amo üna dal sar ravarenda… Üna dumengia davo la
malitats ed id es stat bun. Eu sun tuornà e nu sun plü i
Ils rosts sun dalönch mangiats,
chatscha vaiva sar Schimun dad ir a tgnair predgia
cun grond schwung a chatscha. Lura davo la chatscha
las bellas algordanzas restan
oura Strada. Per na ir a pè ha’l drizzà ün vittürin, ad Ul
n’haja inscuntrà ün di a Clà Famos, Clà da Foggia oura
inschmanchablas. Impre
rich Koch, vegl paur da Ramosch. Strada fond ha’l
Martina. El am ha dit ch’el haja dudi ch’eu n’haja sa
schiuns da chatscha da Jachen
quintà al vitürin üna passada da chatscha ün pa plü
jettà ün chamuotsch cun corna massa cuorta. Eu n’ha
Riatsch.
lunga e cur chi sun rivats oura avant Strada ha dit il vi
dit da bain e che voust far, oramai d’eirla fatta.Sün
türin: «Uossa lascha ir il tun, ischnà stoust trar giò da
quai am ha’l dit: «Toc tschavattun! Quella roba nu
chonzla!»
tocca da dar giò al chantun. Quella tocca casü per l’aglia e per las vuolps e na per cha’l circul possa far
Plü haikel es lura Martin,
amo ün affarin!»
avant co ir vi dal chanun. Schi nun ais propi alch da pumpa, schi tira’l be vi da la stumpa.
Da Samuel be bun poss dir, quel es tuotta di in gir. Eir schid es pelplü pel giat,
Sar Jon Martin e sar Nicola abitaivan oura illa Crusch
quai cha bap ha dit vain fat.
d‘immez cumün, ün sper l’oter. Sar Nicola d‘eira presi dent dal circul e sar Jon Martin chatschader e paur. El
Eu d’eira a chatscha aint in Züzzas giosom il laviner
nu pigliaiva uschè precis cullas prescripziuns da
dadaint la föglia pro’l plattun. Guardond cul spejel
chatscha. Ün di es el cumparü cun üna chargia romma
n’haja dat in ögl giò’l spi da Züzzas a collega Men Ja
via avant era e sar Nicola es per cas rivà nanpro sainza
nett tschantà suot ün larschun. Men Janett d’eira il ba
noschs impissamaints. Meditond la chargia d’laina
zegner dals Fränzlis. El giaiva sül cunfin tanter Ra
ha’l badà chi guotta sang ed ha dit a Jon Martin: «Ma
mosch e Tschlin a chatscha e quai amo in ota età. Eu
tü hast quia chi guotta giò sang tanter la romma oura?»
n’ha tut subit meis schluppet e sun i giò pro el. No vain
Sün quai ha respus Jon Martin: «Va vi in ta chasa e ta
gnü plaschair da nos inscunter e vain discuorri da la
scha chamön, tü survainst ün rost!»
scoula e s’inclegia da la chatscha. Tavellond am n’haja permiss da dir: «Tü Men sarast teir vegl ed est amo
Jachen, Luzzi e Men da Peder,
uschè fit per ir a chatscha.» «Char collega, ons n’haja
cur chi plouv'as sta alleger.
blers, ma vegl amo nu suna», es statta sia resposta.
Tuns han trat in quantità,
Quant bel chi füss, scha glieud in sia età pudess as
trentiset biras cupichà.
chattar amo uschè sco collega Men.
Il prüm di ch’eu n’ha pudü ir cul spejel da mera, il
Quist an vain gnü eir ün giarsun,
prüm tun ch’eu n’ha dat sü Val d’Assa d’eira ün cha
Jonin cul temp pudess gnir bun.
muotsch cun corna massa cuorta. Che ch’eu n’ha bla
A tour palorm’as po pretender,
stemà quel di vi in quella grava – our da tuot möd e
nu vessa’l gnaca gnü d’imprender.
masüra. Quai da üna bremsada infama. Insomma i nun es restà oter co dad ir pel chamuotsch e da til dar giò al guardgiachatscha Jon Mayer. Quel ha fat sias for
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
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Ohne Leidenschaft kein neues Hotel Glaubt man einem neuen Bericht, haben es Hotels im Engadin alles andere als einfach. Betriebe der höheren Kategorie schafften es ohne Zweitwohnungsverkauf oder «Götti» wirtschaftlich kaum. Trotzdem gibt es genug Hoteliers, die sich mit viel Herzblut als Gastgeber engagieren.
Text: Thomas Müller Fotos: Archive
D
as Hotel «In Lain» («aus Holz») sticht allein
subventionierung mit dem Verkauf von Zweitwoh-
schon durch seine Lage am östlichen Ende der
nungen oder Mäzenatentum möglich, sagt der Bericht.
Plaiv-Ebene heraus. Brail, eine Fraktion der Ge
Im Oberengadin mit seiner Bodenpreissteigerung der
meinde Zernez, liegt gut 20 Kilometer vor den Tum
vergangenen Jahrzehnte gilt dieser Befund erst recht.
melplätzen der Prominenz weiter oben im Tal. «Die
Die «Untersuchung der betriebswirtschaftlichen
Natur ist hier Bühne und Zuschauerraum zugleich»,
Machbarkeit neuer (Ferien-)Hotels am Beispiel des
sagt Dario Cadonau (31), Koch und Hotelier – und in
Oberengadins» basiert auf betriebswirtschaftlichen
den vergangenen Jahren zusammen mit seinem Bru
Daten von sechs Betrieben: Dem Fünf-Sterne-Hotel
der Marco, dem Schreiner und Möbeldesigner, auch
«Waldhaus» in Sils-Maria (230 Betten), den beiden
Bauführer. Anfang Dezember haben sie den Anbau
Vier-Sterne-Superior-Hotels «Castell» in Zuoz (120
mit seinen elf Suiten im modernen Holz-Design eröff
Betten) und «Saratz» in Pontresina (186 Betten), dem
net, im Minergiestandard selbstverständlich. Zuvor
Drei-Sterne-Garnihotel «Allegra» in Pontresina (104
hatten sie das 400-jährige Bauernhaus der Grosseltern
Betten), dem Romantikhotel «Chesa Salis» in Bever
für den Hotelbetrieb fit gemacht.
(42 Betten) und dem «Laudinella» in St. Moritz Bad
Das umgebaute Engadiner Haus mit dem Gourmet-
(über 300 Betten). Es sind Betriebe – so betonen die
und À-la-carte-Restaurant sowie einer Schaukäserei
Verfasser Andreas Deuber und Noelene Orsolini –,
hatten Dario Cadonau und seine Frau Tamara (32) im
«die allesamt aus Kunden- und Marktsicht in ihrem
Dezember 2010 als ersten Teil des Hotels eröffnet, das
Segment als zeitgemäss und attraktiv gelten».
nun insgesamt 36 Betten zählt. 14 GaultMillauPunkte holte sich der Koch auf Anhieb. Nach seiner
Probleme: Saisonbetrieb und wenig Betten
Lehre im Suvretta House in St. Moritz arbeitete er un
Der Bericht anerkennt die qualifizierte Arbeit, die in
ter anderem bei den Top-Punkte-Köchen Philippe Ro
den untersuchten Häusern geleistet wird. Das Wald
chat in Crissier und bei Daniel Bumann in La Punt. Im
haus in Sils-Maria schneidet bezüglich Wirtschaft
Herbst 2010 erhöhte der Gastroführer auf 15 Punkte
lichkeit am besten ab. Während seiner Öffnungszeit
und das Magazin «Graubünden geht aus» meint: «Wir
in den Saisons waren die Betten im Durchschnitt der
wollen nicht zu viel behaupten. Auch nicht übertrei
vergangenen drei Jahre zu 85 Prozent ausgelastet. Al
ben. Aber wir haben schon lange nicht mehr an einem
lerdings fallen viele Kosten unabhängig von der
solch zauberhaften Ort zu Tisch gesessen und so aus
Saisonöffnungszeit an, weshalb die aufs ganze Jahr
gezeichnet gegessen.»
berechnete Auslastung aussagekräftiger ist. Sie liegt
Gegen alle Prognosen
sonbetrieben (keine Angaben für «Castell») zwischen
Fotos gegenüberliegende Seite:
Ein neues Kleinhotel der Top-Klasse ist aus eigener
39 und 60 Prozent. Experten nennen als kritische
Szenen aus den Hotels «Scuol
Kraft entstanden – den Prognosen zum Trotz, wie sie
Grenze 50 Prozent Ganzjahresauslastung. Das ganz
beim «Waldhaus» bei 60 Prozent, bei den übrigen Sai
Palace» (oben) und «Piz
ein jüngst veröffentlichter Bericht von Touristikspezi
jährig geöffnete «Laudinella» (Auslastung 78 Prozent)
Tschütta» (rechts unten).
alisten der Hochschule für Technik und Wirtschaft
kann diesem Kriterium gut genügen.
© Christof Rösch, Maurice
Chur (HTW) im Auftrag der Stiftung Terrafina auf
Schwierig wird es, wenn zur Saisonalität noch eine
Grünig und photocase: kemai
zeigt. Die Finanzierung von Hotelprojekten der geho
kleine Zahl von Zimmern kommt. Denn Hotels unter
(unten links).
benen Kategorie sei praktisch nur durch eine Quer
80 bis 100 Betten müssen härter kämpfen, weil ge
38
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
wisse Kostenblöcke wie zum Beispiel das Marketing
2010 – schweizweit erstmalig – einen Beitrag von drei
dère» Scuol, «Castell» Zuoz und
unabhängig von der Betriebsgrösse anfallen und auf
Millionen Franken für den Erhalt des Vier-Sterne-Be
«Waldhaus» Sils-Maria (v.l.n.r.).
weniger Gäste verteilt werden können. So erzielte die
triebs «Albana». Das Haus liegt nun in einer Hotel
© Hotels, Diego Zanghi
«Chesa Salis», die mit einem Gourmetrestaurant mit
zone, die einzig klassische Hotellerie erlaubt und
und photocase: luxuz.
14 GaultMillau-Punkten glänzt, nur gerade einen
Apartmentvermietung untersagt. Die drei Millionen
Fotos aus den Hotels «Belvé-
Bruttogewinn von 245’000 Franken. Damit müssen
verstehen sich als A-fonds-perdu-Beitrag. Das Hotel
Kapitalzinsen, Abschreibungen, Steuern oder Renova
kann aber ohne Rückzahlung der Subvention nicht
tionen bezahlt werden.
mehr aus der speziellen Zone entlassen werden. Mag
Unmittelbar gefährdet ist keines der sechs Hotels.
sich ein Betrieb diesen Einschränkungen nicht unter
Doch der Bericht zeigt, dass die «Chesa Salis» die auf
stellen, kann die Gemeinde ein zinsloses Darlehen ge
gestauten Investitionen nicht aus eigener Kraft finan
ben, das aber im Grundbuch eingetragen wird. Dort
zieren kann und auf eine Querfinanzierung durch
wird eine klassische Hotelnutzung festgehalten. «Wir
den Bau von Zweitwohnungen angewiesen sein wird.
investieren allerdings nur, wenn ein Hotel auf dem
«Wir leben von der Substanz, haben aber eine Landre
Markt eine Chance hat», betont Gemeindepräsiden
serve, die wir langfristig für den Zweitwohnungsbau
tin Claudia Troncana.
nutzen könnten», bestätigt Hotelier Jürg Degiacomi.
40
Schon das «Saratz» und das «Castell» haben ihre um
Aus Ersatzabgaben finanziert
fassenden Erneuerungen der vergangenen Jahre teil
Finanziert wurden die Beiträge bis anhin durch eine
weise mit Gewinnen aus Residenzverkäufen im Lu
Ersatzabgabe für nicht erstellte Erstwohnungen.
xussegment finanziert. Der Bau von Zweitwohnungen
Künftig soll auch eine wiederkehrende Abgabe auf
ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, verliert
Zweitwohnungen, die nicht vermietet werden, dafür
doch ein Hotelier damit Kundschaft.
eingesetzt werden. Sie beträgt zwei Promille des Steu erwerts, was bei einer Dreieinhalbzimmerwohnung
Behörden sind gefordert
mit 1200 bis 2000 Franken jährlich zu Buche schlägt.
Weitere Lösungswege sieht Andreas Deuber, der Co-
Die Lenkungsabgabe erfasst auch die bestehenden
Autor der Untersuchung und Studienleiter Tourismus
Wohnungen, die vom «exorbitanten» Anstieg der
an der HTW Chur, im Zusammenschluss oder in der
Oberengadiner Bodenpreise (Martin Neff, Cheföko
Zusammenarbeit von kleineren Hotels, und er meint,
nom Credit Suisse) profitiert haben. Nachdem Ferien
oft seien auch neue Betriebskonzepte nötig. «Zudem
hausbesitzer den entsprechenden Passus im Baugesetz
sollte sich auch die jeweilige Destination oder der
angefochten haben, muss nun das Verwaltungsge
Kanton überlegen, welchen Beitrag sie zur Stützung
richt Graubünden und später wohl auch das Bundes
bestehender Betriebe und zur Neuansiedlung leisten
gericht die Rechtmässigkeit der Abgabe beurteilen.
können.» Dazu könnten günstiges Bauland oder ein
Dank Anreizen ist Silvaplana sogar zu einem neuen
fachere Bewilligungsabläufe ebenso zählen wie eine
Vier-Sterne-Superior-Hotel mit 70 Zimmern und ei
Person, die seitens der Behörden als Ansprechpartner
nem Spa-Wellnessbereich gekommen. Die Gemeinde
für alle Themen eines Investors zur Verfügung steht.
erlaubte den Bau von 19 Zweitwohnungen unter der
Die Gemeinde Silvaplana hat diesbezüglich schon ge
Auflage, es sei ein neues Hotel zu erstellen. So entstand
handelt: Sie schuf ein Hotelfördergesetz und sprach
das «Alpine Rock» direkt bei der Talstation der Cor
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
vatschbahn, das kurz vor Weihnachten 2010 eröffnet
trieb. Dennoch sind sich die Betreiber in Brail bewusst,
wurde. Bereits zwei Monate später wurde allerdings
dass der Start nicht einfach ist, vor allem der starke
die Geschäftsführung ausgewechselt, im Juni 2011
Frankenkurs sorge für Gegenwind. Aber bisher stimm
das Hotel an die indisch-britische Gesellschaft
ten die Zahlen, «wir sind sehr zufrieden». Sagts und
«Shanti Hospitality Group» mit Sitz in London ver
eilt in die Küche.
kauft. Was ist hier schief gelaufen? «Keine Sorge», ent gegnet Claudia Troncana, «das kommt schon gut.» Es
Stardesign allein genügt nicht
handle sich um Geburtswehen. Der Verkauf durch
«Zupacken, persönlich für die Gäste da sein – das ist
den Immobilieninvestor an eine Hotelgruppe sei eine
das Erfolgsrezept eines jeden tüchtigen Hoteliers», be
positive Entwicklung. Ende November 2011 wurde
stätigt Jürg Degiacomi. Zusammen mit seiner Frau Si
der Betrieb unter dem neuen Namen «Nira Alpina»
bylla führt er seit acht Jahren das Romantikhotel
wiedereröffnet.
«Chesa Salis» im Dorfkern von Bever, das er vom Vater
Engagement und Herzblut
HSG in St. Gallen studiert. Der Verstand sagt ihnen,
erbte. Beide sind Ökonomen, beide haben einst an der
Auf eine Querfinanzierung durch den Bau von Ferien
dass sie in anderen Berufen mit weniger Aufwand ein
wohnungen, auf Förderbeiträge oder die Gelder eines
beeindruckenderes Einkommen erzielen könnten.
Mäzens haben Dario und Tamara Cadonau in Brail
Doch das Herz schlägt für das 2003 renovierte Haus
nicht zählen können. «Wir hätten auch Zweitwoh
aus dem 16. Jahrhundert – und für seine Gäste. Die
nungen bauen können, doch das wollten wir auf kei
beiden wussten, worauf sie sich mit dem Kleinhotel
nen Fall», sagt Dario Cadonau. Wie haben sie denn die
einliessen, zumal Sibylla Degiacomi einst die Höhere
Differenz zwischen Investitionskosten und Markt
Fachschule für Tourismus in Luzern leitete. Und sie
wert überbrückt? Der junge Hotelier lacht und meint
bereuen ihre Wahl nicht
schliesslich: «Mit Elan.» Im Klartext: mit Eigenleis
Gerade die Frankenstärke zeige, ob ein Hotelier seine
tungen, Knochenarbeit auf der Baustelle und den zu
Hausaufgaben gemacht habe, ist Jürg Degiacomi über
sammengekratzten Ersparnissen der ganzen Familie.
zeugt. Ist die Stammkundschaft treu? Kehrt sie zurück,
Den dreijährigen Umbau des alten Engadiner Hauses
obwohl die Währungsrelationen etwas ungünstiger
hat die Familie komplett aus eigener Hand finanziert,
sind? «Es ist nicht mit dem Stardesigner getan, der das
für den Anbau sprach die Graubündner Kantonal
Haus schön eingerichtet hat», verdeutlicht der Hote
bank einen Hypothekarkredit.
lier, «man muss die Menschen gern haben, sie immer
Über alles gerechnet mache das Fremdkapital etwa die
wieder positiv überraschen.» Ein kleines Beispiel: In
Hälfte aus. «Voll eigenfinanziert», so Cadonau, «wäre
der Chesa Salis stellt man am Abend die schmutzigen
das Projekt nicht machbar.» Aber dank familieneige
Schuhe vor die Zimmertür, am nächsten Morgen sind
ner Holzmanufaktur war der Innenausbau leichter fi
sie blitzblank. Das übertrifft selbst den Service in
nanzierbar. So entstand auch das Konzept, das auf lo
manchem Fünf-Sterne-Betrieb. Allzu oft findet dort
kales Handwerk setzt. Fragt ein Gast, wo denn dieser
ein Gast bloss noch ein müdes Schwämmchen mit ei
Stuhl erhältlich sei, so wird ihm die Gegenfrage ge
nem beeindruckenden Logo drauf vor, die Finger aber
stellt: «Wollen sie ihn gleich mitnehmen?» Tisch,
darf er sich dann selbst schmutzig machen. «Unsere
Stuhl, Bett, Sofa – alles stammt aus dem Familienbe
Gäste», sagt Deciagomi, «sind Freunde des Hauses.»
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
41
Wo Mann mit 60 noch Jungspund ist Velotouren, Skirennen, Wanderungen und Kulturreisen: Die 180 Mitglieder des Vereins Veterans da Motta Naluns sind sehr aktiv und viel unterwegs. Ein Stimmungsbericht von einer Kaffeepause anlässlich einer Velotour ins Prättigau.
Text: Franco Brunner Fotos: Hansruedi Steiger
R
egenschauer, Nebel, ein bissiger Wind und emp
sagt Oscar Stupan, Präsident der Veterans, voller Zu
seiner schönsten Seite zeigt sich dieser Mitt
versicht, als er vor seinem Kaffee sitzt. Und sowieso
wochmorgen in Grüsch nicht. Wer nicht unbedingt
stehe heute ja nur eine kleine Tour auf dem Pro
raus muss, bleibt wohl lieber in der warmen Stube.
gramm, lässt einer der Teilnehmer vom Nebentisch
Oder etwa doch nicht? Just in diesem Moment taucht
wissen. Von Küblis über Grüsch und Schiers nach Jen
eine Gruppe von rund 20 Velofahrern aus dem Nebel
ins. Gerade mal schlappe 40 Kilometer. Da habe man
auf. Das Tempo, mit dem der Tross daherrollt, ist eher
schon ganz andere Touren hinter sich gebracht. Die
gemächlich. Hier scheint für einmal niemand auf Se
längste habe über stolze 100 Kilometer geführt – «in
kundenjagd zu sein. Völlig durchnässt, aber sichtlich
klusive aller Falschfahrten». Lautes Gelächter. Die
gut gelaunt platzieren die Herren ihre Fahrräder im
Stimmung ist gelöst bei den über 60-jährigen Män
Stil einer Motorrad-Gang in Reih und Glied vor dem
nern aus dem Unterengadin und dem Münstertal.
Restaurant. Einige tragen ein rotes Rennfahrer-Shirt
Jünger ist keiner in dieser Truppe. Denn 60 Jahre alt
mit dem Konterfei des Münstertaler Langlauf-Stars
muss man mindestens sein, um bei den Veterans auf
Dario Cologna.
genommen zu werden.
Was das wohl für eine Gruppe sein mag? Erst als einer
44
«Die Sonne wird heute schon noch hervorkommen»,
findlich kalte Temperaturen. Nein, gerade von
nach dem anderen den Helm abzieht, wird klar, dass
Mit dem Velo, den Ski oder zu Fuss
es sich hier nicht um einen semiprofessionellen Velo
Grössere und kleinere Velo-Touren sind nur ein Teil
touren-Club handelt, der heute Wind und Wetter
der Aktivitäten der Veterans da Motta Naluns. Wie der
trotzt und nun zu einer verdienten Pause einkehrt. Es
Name sagt, ist der Verein 1985 von Skifahrern aus der
sind alles Männer gesetzteren Alters, die sich mit ei
Region gegründet worden. Auch heute stehen deshalb
nem Kaffee stärken und aufwärmen wollen, alles Mit
noch alljährlich Skianlässe auf dem Programm. «Im
glieder des Unterengadiner Vereins Veterans da Motta
Frühjahr organisieren wir jeweils mit gütiger Mithilfe
Naluns, um genau zu sein.
der Bergbahnen Motta Naluns und der Skischule
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
Scuol ein Skirennen», erklärt Präsident Oscar Stupan.
Männerclub handle, und dieser zählt heute rund 180
Ein nicht ganz gewöhnliches Skirennen, wie der
Mitglieder. Die «Amtssprache» im Club ist selbstver
liche Ausflüge: Impressionen
68-Jährige mit einem Anflug von Stolz präzisiert.
ständlich romanisch, vor allem an den Generalver
aus dem Vereinsleben der
Denn bei den Veterans gewinnt nicht, wer die beiden
sammlungen. Den Mitgliedern, die aus dem Unter
Veterans da Motta Naluns.
schnellsten Läufe auf die Piste zaubert, sondern derje
land stammen, muss jeweils der Tischnachbar die
nige, der zwei möglichst gleich schnelle (oder eben
Übersetzung zuflüstern. Apropos Generalversamm
gleich langsame) Fahrten zustande bringt. «Beim letz
lung: Dort – und darauf ist der Vorstand besonders
ten Rennen hat der älteste aller Teilnehmer gewonnen,
stolz – treffen jeweils bis zu 100 Mitglieder zusam
mit einer Zeitdifferenz von gerade einmal zwei Hun
men. «Mit den 25-Franken-Jahresbeiträgen der weite
dertstelsekunden», lässt Stupan wissen. Mit dieser et
ren 80 Mitglieder bezahlen wir gleich noch das Nacht
was ungewöhnlichen Art der Zeitmessung werde ver
essen nach der Versammlung», sagt Stupan lachend.
hindert, dass automatisch nur die körperlich fittesten
Und man trifft sich im «Belvédère» in Scuol, lässt sich
Teilnehmer – also die «Jungen» – den ersten Platz er
also nicht lumpen.
gattern.
Beliebte Ausflüge
Fröhliche Stimmung, sport
Helm auf und rein in die Pedalen «Meine Herren, wir müssen wieder weiter», ruft Präsi
Für die Veterans, die weder mit Velotouren noch mit
dent Stupan in die Runde des ansonsten menschen
Skirennen etwas anfangen können, stehen jedes Jahr
leeren Restaurants. Trotz der klaren Aufforderung be
Wanderungen und Tagesausflüge sowie weitere Akti
stellen einige in aller Ruhe noch einen zweiten Kaffee.
vitäten auf dem Programm. Vor allem die Ausflüge
Der Präsident nimmt die kleine Meuterei gelassen:
seien bei den Mitgliedern sehr beliebt, weiss der Präsi
«Sie hören halt nicht immer ganz aufmerksam zu»,
dent. Im vergangenen Jahr stand zum Beispiel ein Be
sagt er lachend. Aber es brauche nun mal jemand, der
such im Messner Mountain Museum bei Bozen auf
sage, wo es langgeht.
dem Reiseplan. «Das wichtigste Ziel unseres Vereins
Doch dann geht es doch weiter in Richtung Schiers,
ist es, die Freundschaften zu pflegen», sagt Stupan.
wo das Mittagessen auf die sportlichen Senioren war
Das sei schon vor mittlerweile 26 Jahren die Philoso
tet. Salat, Fleisch und Reis stehen auf dem Menüplan,
phie der Gründerväter gewesen, und an diesem simp-
verrät Stupan seinen Gümmeler-Kollegen noch vor
len aber erfolgreichen Grundrezept müsse auch
dem Start. Drum: «Helm auf und rein in die Pedale.»
heute nichts geändert werden, ist sich der Präsident si
Die Stimmung in der rüstigen Männertruppe ist nach
cher. Dass es sich bei diesen Freundschaften um reine
wie vor glänzend – und mittlerweile glänzt auch die
Männerkameradschaften handle – Frauen sind im
Sonne zaghaft zwischen den sich verziehenden Ne
Verein nicht zugelassen –, habe sozusagen «histori
belschwaden hervor.
sche» Gründe, verrät Stupan mit einem schelmischen Lächeln. Damals, bei der Vereinsgründung, seien Frauen sehr wohl zugelassen gewesen, doch keine habe die Möglichkeit eines Beitritts genutzt. Deshalb habe man später entschieden, in den Statuten festzu halten, dass es sich bei den Veterans um einen reinen
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
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Rekord auf dem Mont San Jon Bruno Gerber faltet in seiner Freizeit Papierflieger, so wie andere Velofahren trainieren. Er entwickelte über die Jahre an die hundert Modelle und die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus. Nun hat er einen Traum.
Text: Kaspar Surber Fotos: Mayk Wendt
D
er weisse Papierflieger zieht von der Rampe hin
er verwendet, Klebestreifen kommen nur im Ausnah
unter, dreht nach rechts, in Richtung des Dorf
mefall zum Einsatz. Von einem eigenen Modell
kerns von Scuol-Sot, gewinnt an Höhe, schwebt
spricht er dann, wenn ein Detail eine erkennbare Ver
über den Engadiner Häusern, fällt und steigt noch
besserung bringt. «Anfänglich dachte ich, dass die
mals, fällt wieder und verschwindet in einem Garten.
Möglichkeiten irgendwann ausgeschöpft sind.» Doch
«Ich beschäftigte mich schon als Kind mit Papierflie
immer wieder finde er einen Hinweis – auch aus der
gern», erzählt Bruno Gerber. Wie alles begann, dazu
«richtigen» Aviatik, etwa in einem Dokfilm über den
gibt es eine Anekdote: Schüler Bruno spickte in der
Jumbojet. So entwickelt er die Papierflieger immer
Schule in Dornach ein Gummiband durchs Zimmer.
weiter. «Wie andere Leute Velofahren trainieren.»
Die Lehrerin ermahnte ihn aufzuhören, dafür bas telte sie ihm in der Pause einen Papierflieger. «Den
Aus jeder Quittung wird ein Flugzeug
darfst du jetzt werfen.» Zum Geburtstag erhielt Bruno
Eine Leidenschaft sei es, man dürfe durchaus von Fa
ein Buch mit Anleitungen für Papierflieger, er besitzt
natismus sprechen. «Wann immer ich ein Blatt in der
es heute noch.
Hand habe, sei es auch nur eine Einkaufsquittung, be
Wir hatten uns an diesem Spätherbsttag zuerst in sei
ginne ich einen Papierflieger zu falten», erzählt der
ner Wohnung gleich neben der alten Holzbrücke über
vergnügte Mann mit den langen blonden Haaren.
den Inn getroffen. Das erste Buch, das er erhalten
Eine eigentliche Papierflieger-Szene gibt es keine.
hatte, «Papierflieger – Modelle zum Selberfalten» der
Zwar werden international Wettbewerbe ausgetragen.
Autoren Maander, Dipple und Gossage, liegt auf dem
Sie finden aber drinnen, in einer Halle statt. Wie beim
Tisch. «Mit seinen genauen Skizzen ist es für mich am
Kugelstossen werden die Flieger dabei mit möglichst
Anfang hilfreich gewesen», erzählt er. Doch bald
viel Kraft geworfen. Gemäss dem Guinessbuch der Re
wurde die Papierfliegerei zum grossen Hobby für den
korde dauerte der Weltrekordflug 27 Sekunden. Bruno
Schüler einer Rudolf-Steiner-Schule, für den Jungen,
Gerber würde zwar gerne einmal einen solchen Wett
der damals unter einem Aufmerksamkeitsdefizit litt.
bewerb besuchen, doch ihn interessiert weniger die
Immer mehr Bastelbücher kamen hinzu. «Darin fin
Kraft als die Technik.
den sich auch viele Krüppelflieger.» Gerber begann
Und sein eigener Rekord? Er realisierte ihn auf dem
deshalb, seine eigenen Modelle zu entwickeln.
Mont San Jon in der Nähe von Scuol, ein Kollege war
Ideale Bedingungen in Avrona
46
mit dabei: Ganze 18 Minuten blieb der Papierflieger in der Luft! «Und vermutlich flogen einige noch länger –
Nach einer Anlehre als Koch fand er eine Arbeitsstelle
nur habe ich sie aus dem Blickfeld verloren.»
in der Bergschule Avrona in Tarasp – und dort ideale
Gerber nimmt jetzt ein A4-Blatt und beginnt es mit
Bedingungen zum «Flügerle», wie er sagt: Am Hang
flinken Fingern zu falten. Für das Gleichgewicht ist
am Waldrand konnte er seine Modelle ungestört aus
wichtig, dass schon zu Beginn der Mittelpunkt des
probieren. Schätzungsweise hundert sind es mittler
Blattes überdeckt wird. Schnell liegt eine einfache
weile. Bruno Gerber kennt die Bauanleitungen alle
Schwalbe auf dem Tisch. Dann faltet er ein komplizier
auswendig – aber zur Sicherheit bewahrt er je ein Ex
teres Modell, in die Tragflächen knickt er sogenannte
emplar in einem Sichtmäppchen auf. Vom Zigaretten
Kreuzprofile. Schliesslich nimmt er noch zwei Ein
papier bis zum A3-Blatt reichen die Papierformate, die
kaufsquittungen und verwandelt auch sie in Flieger.
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Schneiden, falten und trimmen. Bruno Gerber perfektioniert seine Papierflieger.
Wir packen die Modelle in eine Migrostasche und ma
Gerber beschäftigt sich nicht nur mit Papierfliegern:
chen uns auf den Weg: Aus dem Dorf hinauf zum Ho
Er bastelt auch Modellflugzeuge oder Flugdrachen.
tel «Belvédère». «Als ich von Tarasp für eine neue
Auch die Origami-Faltkunst beherrscht er. «Die Pa
Stelle nach Scuol zog, machte ich mir schon etwas Sor
pierflieger sind mir aber immer am wichtigsten gewe
gen, einen idealen Flugplatz zu finden.» Aber hier an
sen.» Wo liegt die Wurzel für diese Leidenschaft?
der Strasse unterhalb des «Belvédère» habe er einen
«Dass man praktisch aus dem Nichts ein Flugzeug hat,
guten Startplatz gefunden. «Manchmal fliegen sie
das alle komplexen Fragen aufwirft.» Man spürt, hier
nicht nur übers Dorf, sondern bei Aufwind auch in die
geht es um eine Kunst: Um Reduktion und Eleganz.
Tassen der Hotelgäste oben auf der Terrasse», berichtet
Wir sind beim «Flugplatz» angekommen. Nach ersten
er und lacht. Die Leute ärgerten sich allerdings selten,
Versuchen mit der Schwalbe und den kleinen Fliegern
die meisten interessierten sich für seine Flieger. Und
stellt Gerber fest: «Die Wetterverhältnisse sind durch
wenn er lange dort stehe, kämen oft Bitten, die Flieger
schnittlich.» Trotzdem kommt jetzt das komplizierte
endlich loszulassen, aber es brauche eben etwas Ge
Modell zum Einsatz. In einer Kreisbewegung nach
duld, bis der Wind stimme. Manchmal komme es
links fliegt es von der Rampe weg und wieder zurück.
auch zu regelrechten Fachgesprächen, zuletzt mit ei
Gerber fängt den Flieger auf: «Jetzt geht es ans Trim
nem Swiss-Piloten.
men.» Will heissen: an die Feineinstellung. Er knickt das Heck auf die andere Seite.
In den Wind legen
Bruno Gerbers Traum ist ein eigenes Buch mit seinen
Wenn man mit dem 45-Jährigen spricht, merkt man:
Modellen. Dazu bräuchte er einen Grafiker – und
Die Papierfliegerei ist eine Wissenschaft. Er weiss Be
Geld für die Verlags- und Druckkosten. Vielleicht
scheid über Thermik und Aerodynamik. Und der Re
kommt irgendwann ein Sponsor vorbei. Zu finden ist
porter lernt, dass es zwei Typen von Papierfliegern
Bruno Gerber leicht, er steht fast jeden Tag auf seinem
gibt: «Solche, die stabil mit der Strömung fliegen und
«Flugplatz». Jetzt wartet er auf den günstigen Moment,
Nicht geworfen, bloss
wie ein Lift Stufe für Stufe nach oben steigen. Und sol
legt den Flieger nur in den Wind und das kleine weisse
in den Wind gelegt, und schon
che, die sich wie ein Vogel hinaufschrauben: Dafür
Modell zieht von der Rampe weg, hinunter, in Rich
muss man aber viel über Gleitwinkel wissen.»
tung Scuol-Sot, dreht nach rechts ...
startet das Papierflugzeug.
INSTITUT FÜR AESTHETISCHE CHIRURGIE Fetttransplantation Auch körpereigenes Fett kann man nicht einfach von einer Stelle zur anderen verschieben. Fettgewebe schrumpft sobald seine Durchblutung gestört wird. In kleinen Mengen können kleine Fettkügelchen an Stellen mit Polsterfett abgesaugt und an andern Stellen injiziert werden. Dazu müssen die Fettkügelchen mit feinen Kanülen im Bindegewebe fast „einzeln“ verteilt werden. Fettabsaugen Pölsterchen am Körper können ebenfalls in örtlicher Betäubung entfernt werden, die Erholungszeit dauert nur wenige Tage. Natürlich kann damit nicht Übergewicht korrigiert werden, es kann aber eine gute Motivation zum Abnehmen sein. MEDIZINISCHES ZENTRUM HEILBAD, St. Moritz - Bad Tel.: 081 830 80 55, E-Mail: info@drhosch.ch www.aesthetic-surgery.ch
Philemon und Baucis in Tschierv «Ewigi Liebi» im Val Müstair. Kaum zu glauben, unvorstellbar eigentlich. Aber es gibt sie! «Amur per ots ed adüna.» Hanna und Florian Pitsch haben sich 1948 das Ja-Wort gegeben und sind wohl das am längsten verheiratete Paar im Tal.
Text: Esther Scheidegger Fotos: Katja Jug
O
b das antike Liebespaar Philemon und Baucis einen Hund hatte, hat uns Ovid in seinen Me
scheinlich nicht an die ETH Zürich geschafft, wo er in
tamorphosen nicht überliefert. Die Brandel
Rekordzeit Ingenieur studierte, denn Militärdienst
bracke von Florian und Hanna Pitsch-Mögling jeden
falls heisst Aragon und ist zwei Jahre alt. Letztes Jahr
musste er ja auch noch leisten.
hat er einen grässlichen Auto-Unfall mit seinem Meis
Sport- und Kulturengagement
ter unbeschadet überlebt. Den Sar Florian konnte die
Mit Kollegen, insbesondere mit Oswald Tousch, der
Rega wegen Nebels nicht nach Chur fliegen, er wurde
damals in Tschierv Gemeindepräsident war, machte
in Lugano behandelt. Der Arzt beglückwünschte ihn:
Florian Pitsch den Skibetrieb Minschuns möglich, für
mindestens sieben Schutzengel müsse er gehabt ha
den sich die bäuerliche, periphere Talschaft nur zöger
ben, nach seinen 62 unfallfreien Auto-Jahren. Auch
lich begeistern liess. Umweltschützer Franz Weber
nach dreissig Jahren wundert sich der ehemalige
hatte sich sogar als Ehrenpräsident der «Salvaders da
Transporteur immer noch ein bisschen, wie gut seine
la Val Müstair» engagieren lassen. Und doch konnte
Frau chauffiert, obwohl sie eine Frau ist. Er lernte 1949
Minschuns in der Wintersaison 1976/77 eröffnen. Im
Auto fahren, sie machte die Prüfung 1983.
April 1977 konnten bereits FIS-Rennen stattfinden,
Dass die Pitschs einen verkleidet vagabundierenden
mit dabei war damals schon Heini Hemmi, der spätere
Griechengott in ihrem Haus gastfreundlich empfan
Olympiasieger.
gen würden, daran besteht kein Zweifel, sogar ein
Florian Pitsch war auch im Lions Club Val Müstair ak
Stück Nusstorte hätte er wahrscheinlich bekommen.
tiv, ein kulturelles Engagement. Bei der Musica Uniun
Und auch das Happy End, die wundersame Verwand
Tschierv-Fuldera-Lü hat er Althorn gespielt und war
lung von zwei uralten Leuten in eine Eiche und eine
auch der Fähnrich. Und er war Theaterleiter im alten
Linde, wäre im Val Müstair nicht unmöglich, beide
Schulhaus in Fuldera – es gab immer viel Applaus.
Bäume werden auch ennet dem Ofenpass gehegt und
Beruflich kümmerten sich die Pitschs um die Tank
gepflegt, und sie gedeihen.
stelle und den Transportbetrieb an der Kantonsstrasse in Tschierv. 1949 haben sie damit angefangen. Seit ein
Seit 63 Jahren verheiratet
paar Jahren führt Sohn Gian Ulrich den Betrieb.
Hanna und Florian Pitsch heirateten am 15. Juni 1948
2008 feierten Hanna und Florian Pitsch die diaman
in Fuldera. Sie haben acht Kinder, sieben Männer und
tene Hochzeit mit der ganzen Familie. Schmerzlich
Uorschla, die Tochter, die nach der Grossmutter heisst.
fehlte Enkel Gian Andrea Rupp, der 2002 in Kuta auf
Der frühe, jähe Tod dieser Nona war ausschlaggebend,
Bali bei einem terroristischen Bombenanschlag ums
dass sich die blutjung Verliebten das Ja-Wort geben
Leben kam. «Das war fast nicht zu ertragen, damals ...»,
durften. Hanna war gerade 19, der Bräutigam, Florian,
sagen sie, und beide verstummen.
drei Jahre älter. Er knurrt noch heute zärtlich, seine
50
rin hätte es Florians jüngerer Bruder Tumasch wahr
Frau habe ihm der Herrgott geschickt. Denn in der
Pfarrerstochter wird Schneiderin
verwaisten Chasa Pitsch fehlte damals dringend eine
Hanna Pitsch ist eine Pfarrerstochter. Sie und ihre
Frau, die Mutter- und Hausfrauenpflichten zu über
zwei Schwestern wurden streng erzogen. Der calvinis
nehmen gewillt war und es mit dem Schwiegervater
tische deutsche Pfarrer Wolfgang Mögling sorgte sich
konnte. Ohne den Sukkurs seiner resoluten Schwäge
in Fuldera, Lü und Tschierv aber nicht nur ums Seelen
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heil seiner Gemeinde, er engagierte sich auch als Prä
Gelegentlich muss sie ihn korrigieren, wenn er sich
sident der Stromversorgung. In ihrer Lehre als Schnei
mit Jahreszahlen verheddert. Sie weiss auch, wo das
derin, die sie in Müstair abschloss, musste Hanna
Jagdtagebuch liegt, zuvorderst prangt ein Edelweiss:
damit leben lernen, dass Ökumene im damals erzka
«Grüssgott Ihr wackeren Jägersmannen / die uns emp
tholischen Klosterdorf noch ein Fremdwort war.
fingen mit vollen Pfannen. Dank auch für den feinen
Ihre rostrote Hochzeitstracht hat sie selbst geschnei
Roten / das beste Rezept gegen kalte Pfoten.»
dert, Romanisch lernte sie ohne Aufhebens, perfekt
Draussen im Flur hängt das Ahnenporträt des Daniel
natürlich, und sie hat stets die Buchhaltung der pros
Mögling aus dem Jahr 1590, der in Tübingen lehrte.
perierenden Firma geführt. Dazu kam der Haushalt
Der stolze Steinbock daneben ist wesentlich jünger, er
ihrer wachsenden Grossfamilie. Windeln musste sie
wurde 1993 geschossen. Die Treppe hinauf in die Ar
noch draussen im Dorfbrunnen waschen, die erste
venstube ist eine Trophäen-Galerie. Die Stube wurde
Waschmaschine wurde 1961 angeschafft, im gleichen
1731 gebaut, ohne einen einzigen Nagel, im Fenster
Jahr wie die Benzintanksäule. Gekocht hat sie auf dem
hängt die Wappenscheibe mit dem Pichalain, dem
Hanna und Florian Pitsch aus
Holzherd. Es waren harte Zeiten, sie schufteten, Ferien
Specht. Richtig friedlich ist es draussen im Garten.
Tschierv: 1948 haben sie
lagen nicht drin. «Es braucht zwei, einer allein kann
Die beiden sitzen unter der Hängebirke die Hanna vor
geheiratet (oben links). Heute sit
nichts machen», sagt Florian Pitsch nachdenklich,
dreissig Jahren pflanzte – wie Philemon und Baucis.
zen sie öfter gemütlich
und seine Frau nickt.
Nur Hund Aragon drängt sich dazwischen. A revair!
unter der Hängebirke.
Lukas R. Vogel, geboren 1959, Optiker, Kunstmaler, Bergsteiger und Organist, ist ein bekannter Landschaftsmaler in der Region Engadin/Bergell. In Zofingen/Kt. Aargau aufgewachsen, zog er nach der Berufsausbildung zum Augenoptiker 1980 ins Engadin, übernahm 1984 ein Optikerfachgeschäft in St. Moritz und gründete im Jahr 1989 die Galerie Palü in Pontresina, seit Herbst 2009 mit einem zweiten Ausstellungsraum in Samedan. Er wohnt im Oberengadin und im Bergell, in dem Atelier in Stampa entstehen die meisten seiner Gemälde. Aus verschiedenen malerischen Experimentierphasen entstand, immer rein autodidaktisch erlernt, sein eigener, naturalistischer Malstil, wie ihn die klassischen Bergmaler im 19. Jahrhundert pflegten. Vom Hobby Fotografieren her kommend, ist Vogels Absicht stets, die Landschaften so realistisch wie möglich darzustellen, durch diesen aufwendigen Malstil dauert die Vollendung eines grösseren Werkes dann auch bis zu einem Jahr, wobei er immer mehrere Leinwände parallel in Arbeit hat. Die Mehrzahl der Werke sind Gemälde mit Ansichten der Engadiner und Bergeller Alpenlandschaft; Berge, die er zum Teil auch selbst bestiegen hat. Sein Schaffen befasst sich aber auch mit Gipfeln anderer Regionen, aus den Berner Alpen, dem Wallis und auch aus dem Himalaya. Neben seinem Lieblingsberg Piz Palü, den er schon dreissigmal bestiegen und in allen Ansichten gemalt hat, kam in den Jahren 2007 bis 2009 auch die umfangreiche Gemäldereihe BADILE² – BADILE IM QUADRAT dazu: Es ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem berühmten Kletterberg im Bergell, in verschiedenen Ansichten und Wetterstimmungen, alle in quadratischen Formaten von 30 x 30 cm bis 150 x 150 cm. Aus der gleichen Idee arbeitet er jetzt an BERGE² – BERGE IM QUADRAT mit Gipfeln aus dem ganzen Alpenraum. Mit den «Momenti» und «Impressionen» entwickelte sich ein teilweise abstrahierender Malstil als Gegenstück oder Ergänzung zum Realismus: Hier werden die Berge auf die sonnenbeleuchtete Seite reduziert und schweben so über dem Tal im Himmel. Bei den «Momenti» sind die Flanken wie bei den realistischen Gemälden vollständig und detailgetreu fertiggemalt, während die Schattenseite ganz fehlt oder nur mit wenig Felsen angedeutet ist. Bei den «Impressionen» verwendet Vogel dazu echtes Weiss- oder Gelbgold, dessen Verarbeitung sehr heikel ist. Zur Verwendung kommen bei allen Varianten ausschliesslich die klassischen Ölfarben und die Alkydharzfarben, eine Form schneller trocknender Ölfarbe auf Basis der bewährten Pigmente; als Untergrund für die Gemälde dienen Leinwände auf Keilrahmen. Die aktuellen Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte der Homepage www.vogel-gp.ch oder erfahren Sie per Telefon: 081 833 32 89 oder E-Mail: galerie.palue@vogel-gp.ch.
Elisabeth Costa Galerie 7504 Pontresina Telefon 081 842 76 70 www.elisabethcosta.ch Oeffnungszeiten Di - Fr 15.00 - 18.30 od. nach Vereinbarung
Corsin Fontana
Gaudenz SignoreIl
„Ziguinchor“ 28. Dezember 2011 – 2. März 2012
Vernissage: 28. Dezember 16 –19 Uhr
Im Archiv Werke von: Cristina Spoerri . Mayo Bucher . Gina Burdass . Guido Baselgia Florio Pünter . Adriana Beretta . Guido Baselgia . Andrea Malaer . Hans Schweizer Matias Spescha . Birgit Widmer . Gaspare 0. Melcher . Not Vital . Elisabeth Arpagaus
piz : Publireportage
BERGE IM LICHT Der Engadiner Kunstmaler Lukas R. Vogel
1
Kalter Krieg auf dem Eisfeld Im Januar 1962, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs, machte die «Affäre Delnon» schweizweit Schlagzeilen. Der Engadiner Hockeyspieler, der in La Chaux-de-Fonds lebte, war 14 Tage NatiCoach. So lange brauchten Presse und Politpolizei, um den Kommunisten abzuschiessen.
Text: Jürg Frischknecht Fotos: Archive
V
or fünfzig Jahren, in den Tagen vor Weihnach
como Delnon (siehe piz 38) flitzten schon als Buben
ten 1961, ist der Schweizerische Eishockey-Ver
auf dem Eisfeld von Samedan herum, wenn sie nicht
band unerwartet in der Klemme. Kurz vor der
gerade im väterlichen Geschäft mithalfen. «Kein
Weltmeisterschaft wirft der Coach der Schweizer Na
Wunder», sagt der Bildhauer Giuliano Pedretti, ein
tionalmannschaft, der Berner Beat Rüedi, das Hand
Klassenkamerad von Reto Delnon, «wurden sie her
tuch. Über die Festtage sucht der Verband fieberhaft
vorragende Hockeyaner. Im Winter konnten sie hier
einen Nachfolger – und wird fündig. Am Silvester mel
oben ja keine Grabsteine setzen.»
den die Zeitungen: «Reto Delnon neuer Nati-Coach». Ein Zernezer Bürger, aufgewachsen in Samedan und
Von Samedan in die Romandie
in jener Zeit Trainer des HC La Chaux-de-Fonds.
Reto Delnon spielte im damaligen HC Samedan, dann
Zwei Wochen später melden die gleichen Zeitungen
im HC St. Moritz. 1951 zog er in die Romandie und vor-
den fristlosen Rauswurf des gerade Berufenen. «Eisho
übergehend auch nach Milano, wo er bei den Diavoli
ckey-Delnon als Kommunist entlarvt», prangt auf der
Rossoneri, den gefürchteten und erfolgreichen «rot
«Blick»-Frontseite in grossen Lettern, «Verband wirft
schwarzen Teufeln», spielte. Zur Heimat wurde ihm
ihn als National-Trainer hinaus.»
Der «-non-Sturm» Bei der Wahl hatte niemand die Qualifikationen des
54
jedoch La Chaux-de-Fonds, wo er seine Frau fand und 1958 Trainer des Hockeyclubs wurde. Eishockey war sein Leben. Wenn er nicht auf dem Eis feld war, führte er gleich neben Stadion und Schwimm
Engadiners bezweifelt. Immerhin hatte der 38-Jährige
bad die Bar «Patinoire des Mélèzes», ein bekannter
bereits 74 Länderspiele bestritten. Reto und seine Brü
Treffpunkt von Mitgliedern und Sympathisanten der
der Othmar und Hugo waren als -non-Sturm eine Le
POP, wie die kommunistische Partei der Arbeit im
gende, ähnlich wie der Davoser -ni-Sturm mit Bibi
Kanton Neuenburg noch heute heisst. Dass Delnon
Torriani und den beiden Cattini. Die drei Söhne des
zur POP gehörte, war vor Ort allgemein bekannt. Und
Bildhauers und dorfbekannten Kommunisten Gia
auch der Politischen Polizei. Im August 1960 hatte die
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
3
2
Bundespolizei eine Fiche eröffnet zu «Delnon Reto,
derntags liess sich Vico Torriani im «Blick» verlauten
Geburt 1.5.1924 in Samaden, Restaurateur». Erster
und stellte klar: «Ich bin kein Kommunist, sondern
Mannschaft von Montchoisi
Eintrag: «v. Pol. Kdo. NE: Erhebungsbericht über D.,
Schweizer.» Schweizer sind keine Kommunisten.
Lausanne, Zweiter von rechts.
stützte sich bereits auf einen Telefon-Abhör-Bericht:
Nein zu Delnon …
Münchenstein)
«aus TAB v. 3./4.1.61: Gespräch zwischen D. u. VOLF
Am gleichen 11. Januar eröffnete der rechtsbürgerli
Sympathisant der POP-NE». Der nächste Eintrag
1 Reto Delnon in der damaligen
(Sportmuseum Schweiz,
Blahoslav *1925 betr. D’s Aufenth. in der CSSR, von
che Artikeldienst «spk.» (Schweizerische Politische
2 «Blick» schiesst Delnon als
welchem er sehr begeistert ist wie übrigens auch von
Korrespondenz) in einer «Glosse» mit dem Titel «Kom
Nationaltrainer ab.
der DDR». Und später im Jahr: «Sein übles Spiel weiss
munisten unter sich» das Sperrfeuer gegen den neuen
D. geschickt zu tarnen, doch wird er scharf im Auge
Hockey-Nati-Trainer Delnon. Die Deutschschweizer
behalten.» Im Visier hatten die Staatsschützer vor al
Presse stimmte fast unisono ein. «Darum möge der
lem die Freundschaftsspiele in der Tschechoslowakei
Bundesrat oder wer auch immer zuständig ist, statt
und der DDR, deren Berner Botschaftstelefone sie sys
verklausulierter Erklärungen über den Osthandel ab
tematisch abhörten.
zugeben, hier ein- und durchgreifen», forderten die
«Moskaupilger» werden denunziert
«Neuen Berner Nachrichten». In der Deutschschweiz wahrte nur die vom Migrosgründer Gottlieb Duttwei
Wir befinden uns auf dem Höhepunkt des Kalten Krie
ler finanzierte «Die Tat» eine kritische Distanz.
ges, der 1948 mit dem kommunistischen Umsturz in
Zuständig fühlte sich das eilends einberufene Zentral
der Tschechoslowakei und der Berlin-Blockade seinen
komitee des Eishockeyverbandes (man staunt, dass der
Anfang nahm. 1956 folgte der Einmarsch der Sowjets
Begriff ZK nicht in Ungnade gefallen war). Resultat:
in Ungarn und im August 1961 baute die DDR die Ber
Delnon wird sofort freigestellt, was die NZZ wohlwol
liner Mauer. In der Schweiz, genauer: in der Deutsch
lend absegnete: «Dass man den 'völlig unpolitischen
schweiz, wurden «Osthandel» und «Ostsport» an den
Menschen' Delnon auf der PdA-Liste der Bundesan
Pranger gestellt, zwei Wörter, für die es keine griffigen
waltschaft verzeichnet fand, war ein kleines Malheur –
französischen Übersetzungen gibt, so wenig wie für
und dass der hohe Verband sogleich die Notbremse zog
«Geistige Landesverteidigung».
und den unerwünschten Zugführer ohne komplizier
Öffentlich gebrandmarkt wurden nicht nur Sportver
tes Prozedere hinauswarf, das war lediglich die notwen
eine, die Ostkontakte pflegten, sondern auch Kultur
dige Konsequenz aus einer Unterlassungssünde.»
schaffende, darunter Vico Torriani, Bürger von Soglio
3 Reto Delnon. (Keystone)
und aufgewachsen in St. Moritz (und Neffe von Bibi
… oui à Delnon
Torriani). Nach der Rückkehr von einer Tournee durch
«Ostschweizer Eishockeyfreunde» schickten dem
die Sowjetunion wurde der populäre Schnulzensän
«verdammten Sau Kommunist» handschriftlich eine
ger als «Moskaupilger» beschimpft. «Aargauer Kan
Morddrohung: «Wir werden versuchen, Sie mit der
tonsschüler pfeifen Vico Torriani aus», titelte der
Pistole oder mit irgendeinem andern Mittel für immer
«Blick» am 11. Januar 1962 auf der Frontseite. Fünfzig
unschädlich zu machen.» Ganz anders tönte es in der
Kantischüler hatten bei einem Torriani-Konzert dage
Romandie. Auch bürgerliche Redaktoren warfen den
gen protestiert, «dass Vico als Schweizer seine Lieder
Deutschschweizer Kollegen Borniertheit und Hexen
für Rubel» in der Sowjetunion gesungen habe. An
jagd vor. «Rufmord im Eishockey» oder «Eishockey der
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
55
4
4 Von der Bundespolizei über wacht: Reto Delnons Fiche.
5 Delnon-Familienbild. Reto stehend in der hinteren Reihe, Dritter von links. (Familienarchiv)
Hysterie geopfert» lauteten die Titel. Ein neuer Rösti
den Presse und Vorstand EH-Verband orientiert»,
graben tat sich auf. So sehr, dass der junge Peter Sager
«Vertraulich Dr. Thoma, Präsident des EH-Verbandes,
vom Schweizerischen Ost-Institut, wahrhaft ein ge
orientiert» usw.
eichter Antikommunist, aus Sorge um ein Auseinan derfallen der Schweiz zur Besonnenheit aufrief.
Der Staatsschutz zog die Fäden
Zurück im Engadin Für die Politpolizei war der «Abschuss» von Delnon ein grosser Erfolg. Auf dessen Fiche prangte nun – wie
Zufrieden mit Delnons Abschuss war ein anderer
auf der Fiche seines Vaters – das dicke «V», wie «Ver
Bündner: Bupo-Inspektor Eugen Caviezel, gebürtig
dächtiger», V wie «Verhaftung im Ernstfall». Aller
von Tomils und beim Schweizer Staatsschutz die Num
dings mussten die Staatsschützer auch registrieren,
mer drei. Caviezel hatte bereits in der Vergangenheit
dass Delnons Popularität in der Romandie und beson
für die politische Überwachung von Delnons Vater Gi
ders in La Chaux-de-Fonds massiv zugenommen
acomo gesorgt, auch mit einem Besuch in Samedan.
hatte – «monté en flèche», so ein Rapport.
Nun elektrisierte ihn der Sohn. Am Morgen der ZK-Sit
Das änderte nichts daran, dass Delnon seinen Job los
zung schrieb er mit seinem unverwechselbaren blauen
war. Er zog nach Samedan, wo er bei seinem Klassen
Farbstift auf eine Aktennotiz: «Hoffentlich bringt der
kameraden Rico Venzi, dem Gemüsehändler, als Ma
[Eishockey-]Verband den Mut auf, Reto Delnon kalt zu
gaziner arbeitete. Da Delnons welsche Frau im Enga
stellen.» Der Kalte Krieg verlangt Kaltstellungen.
din nicht heimisch wurde, zog die Familie nach einem
Heute sind die Akten der Politpolizei zur Affäre Del
Jahr zurück in die Romandie. In Samedan war Delnon
non im Bundesarchiv einsehbar. Zusammen mit Ak
politisch nicht aufgefallen, wie ein eifriger Dorfpoli
ten, die im ETH-Archiv für Zeitgeschichte liegen, lässt
zist nach Bern meldete. Der Kommunist habe weder
sich ein Netzwerk zwischen EJPD (Generalsekretär Ar
an kommunalen noch kantonalen noch eidgenössi
min Riesen), Bundespolizei (1. Adjunkt André
schen Urnengängen teilgenommen.
Amstein, wenige Monate später Chef), Schweizeri
56
5
schem Aufklärungsdienst SAD (Ernst Mörgeli, später
Nach sechs Jahren von der V-Liste gestrichen
EMD-Pressechef) und «spk.» rekonstruieren.
Zurück im Welschland arbeitete Delnon in Fribourg
Bereits am 4. Januar – dem zweiten Arbeitstag des
bei der Brasserie Beauregard und trainierte den HC Pa
neuen Nationaltrainers – lag ein Kurzbericht zu Reto
yerne sowie Gottéron-Fribourg. Erst 1967 entliess ihn
Delnon auf dem Tisch der Staatsschützer. Neben den
der Staatsschutz aus dem Spezialregister der Verdäch
Freundschaftsspielen hatten sie Kontakte zu Ost-Bot
tigen: «Auf V-Liste Kat. 4 gestrichen. Spez. Reg. Hs.»,
schaften und ein Interview in der «Voix Ouvrière»,
lautet der entsprechende Eintrag.
dem Sprachrohr der welschen Kommunisten, regist
Die sechs Fichen-Seiten schliessen mit der Notiz, dass
riert. Unter Missachtung nachrichtendienstlicher Re
Delnon seit 1963 den EHC Gottéron trainiere «und
geln – «keine Spuren hinterlassen, damit alles abstreit
1965 mit diesem Hockeyclub in der CSSR zu Freund
bar bleibt» – hielt Amstein Tag für Tag in
schaftsspielen weilte. Er ist in politischer Hinsicht
handschriftlichen Vermerken fest, wen er mit staat
nicht mehr in Erscheinung getreten. Nichts Nachteili
lich gesammelten Informationen bediente: Herrn
ges bekannt.» – Reto Delnon starb 1983 im Alter von
Dr. Riesen und Dr. Steiner (Fremdenpolizei) «zuhan
59 Jahren an einem Nierenleiden in Fribourg.
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
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Die Villa Vedette als Lottogewinn piz berichtete im Sommer 2010 über die Villa Vedette in St. Moritz. Ihre Geschichte ist aber noch aussergewöhnlicher als damals dargestellt: Das Haus war der erste Preis einer Tombola zur Erhaltung des Engadiner Museums.
Text: Ralph Hug Historische Abbildungen: Dokumentationsbibliothek St. Moritz
S
ie liegt an bester Lage an der Via Laret 12 in
Haupttreffer. So kam es, dass er sich nach dem Bau im
St. Moritz und während Jahren war die Villa Ve
Oktober 1912 als erster Besitzer der Villa Vedette ins
dette im Besitz des Genfer Obersten Arthur Fon
Grundbuchamt eintragen lassen konnte. Noch heute
jallaz (1875-1944), besser bekannt unter dem Namen
hängt das Los in der Villa als Andenken an der Wand.
«le colonel fasciste». Der zackige Fonjallaz war in den
Heute erscheint es unvorstellbar, dass man durch ei
1930er-Jahren Anhänger Mussolinis und wollte auch
nen Tombolagewinn in den Besitz einer Villa an bes
in der Schweiz den Faschismus einführen. In St. Mo
ter Lage im Oberengadin gelangen könnte. Doch vor
ritz war er zeitweise ungern gesehen, weil man vom
genau hundert Jahren herrschten noch andere Ver
«braunen» Offizier einen Imageschaden befürchtete.
hältnisse. Aber die Welt war schon damals ungerecht,
Der Oberst zog das grosse Los
hätte brauchen können, sondern einem bereits Ver
Beinah unglaublich mutet die Entstehung der Villa
mögenden: Fonjallaz entstammte einer reichen Win
Vedette an: 1911 wurde eine Tombola zur Erhaltung
zerfamilie aus dem berühmten Lavaux und hätte ein
des Engadiner Museums durchgeführt. Insbesondere
solches Anwesen wohl auch ohne Tombolagewinn fi
der Heimatschutz setzte sich für dieses «Kulturwerk
nanzieren können. Die Villa blieb bis 1950 im Besitz
ersten Ranges» ein. Als erster Preis winkte eine «herr
der Familie, als Sohn René Fonjallaz, der sich ebenfalls
lich gelegene Villa in St. Moritz» im Wert von 69’000
politisch kompromittiert hatte, sich gezwungen sah,
Franken. Es war die Villa Vedette beziehungsweise das
nach Franco-Spanien zu ziehen, dem sicheren Hafen
Projekt der Architekten Hartmann & Cie. samt Grund
für alle möglichen Nazis auf der Flucht. Der Erlös aus
stück. Auch die übrigen Preise waren nicht zu verach
dem Verkauf der Villa Vedette sicherte ihm ein sorgen
ten, unter anderem eine ganze Wohnungseinrich
freies Leben auf der sonnigen Insel Ibiza und dem
tung, Velos, Uhren oder Gemälde von einheimischen
neuen Besitzer, einem italienischen Physikprofessor,
Künstlern. Fonjallaz erwarb für einen Franken ein Los
ein stattliches Feriendomizil, das erst im vergangenen
– und zog bei der Ziehung vom 30. September 1911 den
Jahr wieder die Hand wechselte.
Die Tombola-Ausschreibung mit dem Hauptgewinn einer «herrlich gelegenen Villa» (oben). Die Villa Vedette nach dem Bau 1912 und heute (rechts).
58
winkte das Losglück doch nicht jemandem, der es
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Die neue Pflegeformel. Natürliche Schönheit für Haut, Haare und Nägel. Mit der Unterstützung von Mikronährstoffen und Pflanzenextrakten haben wir die Chance, die Schönheit der Haut, des Haares und der Nägel zu bewahren. Intensivpflege von innen: Mit diesem ganz anderen, innovativen Ansatz zu einer hochwertigen Pflegelinie bringt Burgerstein drei Produkte auf den Markt, die den Wunsch nach einem attraktiven Erscheinungsbild begünstigen. Da die Nährstoffversorgung von aussen ihre Grenzen hat, ist es wichtig, den Aufbau- und Pflegeprozess mit auserlesenen Aktivstoffen von innen zu fördern.
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BUCHER Wieso heisst er Spaniolaturm?
Ün roman engiadinais
Our dal relasch d’Andri Peer
Architektur in Samedan
Lukas Högl (Hrsg.): «Der Spaniolenturm zu
Oscar Peer: «La rumur dal flüm. Ün roman
Andri Peer: «Essais, correspondenza e critica
Roderick Hönig (Hrsg.): «Bauen und Archi-
Pontresina» Schweizerischer Burgenverein,
autobiografic». Chasa editura rumantscha,
1947–1994». ediziun da D. Andry, R. Caduff,
tektur in Samedan». Edition Hochpareterre.
Basel, Band 37, Fr. 58.–,
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in tuot las librarias.
mantscha, Cuoira, 500 paginas, Fr. 35.–.
Der mittelalterliche
La rumur dal flüm es ün
Andri Peer (1921-
Die meisten kennen
Burgenturm steht am
dals bestsellers dad Os-
1985) da Lavin nun es
das Dorf Samedan
oberen Dorfrand von
car Peer (*1928), l’autur
be ün dals plü impor-
als Ferienort, doch
Pontresina. Erbaut
da divers cuntschaints
tants poets ladins e
es ist auch ein
wurde er um 1210.
romans. Il cudesch es
rumantschs, seis re-
Wohnort, der sich
Von den vier Geschos-
stat exaust per divers
lasch cuntegna eir
intensiv um seine
sen wurde in den zwei oberen ge-
ons ed es uossa gnü reedi in üna
fich numerus essais davart lingua e
Baukultur kümmert: Sorgfältig
wohnt, dies zeigen die Forschungen,
nouva versiun da la Chasa editura
litteratura, publichats in diversas lin-
werden die historischen Engadiner
die in diesem Band des Burgenver-
rumantscha sco bella ed eleganta
guas e differentas gasettas, chi demu-
Häuser gepflegt, stimmungsvoll
eins präsentiert werden. Erklärt wird
ediziun tascabla. Carolina, Zernez,
ossan seis grond interess e savair in
werden Neubauten ins Dorfgefüge
die Geschichte des Bauwerks. Dazu
Lavin – scu divers oters da seis ro-
quist chomp. Sper l’ouvra essaistica
eingepasst. Der Architekturführer
gehört ein Vertrag von 1458 zwi-
mans tratta eir quist dal retuorn: il
dad Andri Peer renda quista nouva
zieht eine Zwischenbilanz, fragt
schen den Leuten von Pontresina
retuorn i’l temp, il retuorn illa me-
ediziun da la gruppa da retschercha
nach dem Umgang mit der Baukul-
und dem Churer Bischof, der die
moria, il retuorn als lös da l’infanzia.
chi s’ha dedichada ils ultims ons a
tur, mit der Landschaft und den Inf-
Nutzung des Baus regelt. Der heutige
In tscherts resguards es quist roman
l’ouvra e la persuna da Peer eir acces-
rastrukturbauten wie Flughafen
Name «Spaniolaturm» taucht erst
aviertamaing autobiografic. Il ro-
sibla üna part da la correspundenza
oder RhB. 40 Gebäude ab 1200 sind
1837 auf. Was er mit Spanien zu tun
man quinta da las trais generaziuns
dad Andri Peer cun persunalitats ru-
hier dokumentiert. Alle Bilder stam-
hat, bleibt ungeklärt. Möglich, dass
chi vivan insembel la perioda dals
mantschas e svizras ed eir ün’intera
men vom Architekturfotografen
es einen Zusammenhang mit der
ons trenta als tschinquanta in Engi-
collecziun d’artichels chi analise-
Ralph Feiner. Die die Publikation
«bes-cha spaniola» genannten
adina Bassa, da lur plaschairs e
schan e valüteschan l’actività e
begleitenden iApp gibt es kostenlos
Schafart hat.
displaschairs, da la vita düra. rv
l’ouvra dal poet. rv
im iTunes Store.
Bildband
Las ouvras da Jon Pult
Proust im Engadin
Regina Zimet
Markus Aebischer, Marlène Hagmann:
Jon Pult: «Pleds e scrits / Reden und Schrif-
Luzius Keller. «Proust im Engadin». Hoff-
Mario Frigg: «Max Del Nero und Regina
«Engadin». Edition Panorama, EUR 40.–
ten». Societad Retorumantscha, Cuoira,
mann und Campe, Fr. 19.90
Zimet». Südostschweiz Buchverlag, 2011,
400 paginas, Fr. 29.–.
Fr. 26.–
Das Enga-
Jon Pult (1911–1991) da
1893 reiste Marcel
Der 17-jährige Max Del
din bietet
Sent es stat ün
Proust zusammen mit
Nero lebt in Chur. Die
viele se-
cuntschaint activist ed
Louis la Salle aus Paris
Sommerferien ver-
henswerte
ambaschadur pel ru-
ins Engadin. Am 22. Au-
bringt er jeweils im
Highlights.
mantsch, activ in di-
gust nächtigte er in ei-
Elternhaus seiner Mut-
Markus
versas instituziuns ru-
ner Hütte am Sassal Ma-
ter im norditalieni-
Aebischer kennt wie kein Zweiter die
mantschas e societats culturalas
sone beim Berninapass und
schen Veltlin. Dort lernt Max im
Vielseitigkeit der natürlichen und
svizras. Per seis 100avel cumplion es
verewigte sich im Gästebuch. Seinen
Sommer 1944 Regina Zimet kennen.
kulturellen Landschaft der Schweiz
gnü edi quist cudesch chi cuntegna
kryptischen VIP-Eintrag entdeckt
Das deutsch-jüdische Mädchen hat
und hat für dieses Buch kontrastrei-
quatter artichels tematics illustrats
hat Kurt Wanner. Der Zürcher Luzius
mit seinen Eltern im Hause der Bau-
che Aufnahmen zusammengetragen,
davart sia vita, sias correspundenzas
Keller, emeritierter Professor für die
ernfamilie Della Nave im Dörfchen
die zeigen, wie einzigartig das be-
e si’actività pel rumantsch. L’editur
Geschichte der französischen Litera-
San Bello Asyl gefunden. Während
rühmte Hochtal ist. Er zeigt die Natur
Rico Valär ha fat la tscherna d’üna
tur und ein ausgewiesener Kenner
Max von seiner unbeschwerten Kind-
mit seinen wilden Tälern und idylli-
trentina da discuors e d’artichels da
von Marcel Prousts Werk, hat weiter
heit in Chur berichtet, erfährt er von
sche Dörfern mit ihrem besonderen
Jon Pult, per gronda part amo mai
recherchiert, viel Herzblut und Spür-
Regina, wie ihre heile Welt in Leipzig
Charakter. Auf 65 Doppelseiten er-
publichats. Quists pleds e scrits da
sinn investiert und legt seine inspi-
durch die Machtübernahme der Na-
halten wir auf grossformatigen Bil-
Jon Pult in rumantsch, tudais-ch,
rierenden Befunde in einem neuen,
zis zerbrochen ist und wie die Familie
dern neue Einblicke und in den Be-
frances ed inglais sun documaints
postkartenschmucken Bändchen
zur Flucht gezwungen wurde. Regina
gleittexten in Deutsch, Englisch,
istorics interessants chi documente-
vor, das zu verschenken die reine
Zimet ahnt nicht, dass Max ein ge-
Französisch und Italienisch werden
schan sper lur cutgnü, chi’ns muossa
Freude ist. Die Originalausgabe die-
fährliches Spiel treibt, welches ihn in
wir ins Brauchtum und Leben der Re-
diversas fasettas da l’activist Jon Pult,
ses Titels erschien 1998 beim Insel
den Strudel der kriegerischen Ereig-
gion eingeführt. Ein Erinnerungs-
eir il pensar e sentir avant, dürant e
Verlag. Keller folgt den Spuren
nisse zu reissen droht: Ihr Freund
buch an herrliche Ferien und ein Ein-
davo la seguonda guerra mundiala in
Prousts im Engadin und den Spuren
fungiert nämlich als Kurier lokaler
blick in oft unbekannte Orte.
Engiadina.
des Engadins in Prousts Werk. es
Partisanenverbände.
60
piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
BUCHER Kulturschaffende
Magische Berge
Literarische Spuren
Ignazios Nachkommen
Maya Höneisen, Franco Brunner, Yannick
Gabriela Holderegger, Jano Felice Pajarola:
Adrian Stokar, Thomas Burla: «Dem Süden
Elisabeth Mascheroni: «Ignazios Nachkom-
Andrea: «Bündner Kulturschaffende – Schöp-
«Muntognas magicas – Barlots, baubuzis e
verschwistert – Literarische Wanderungen im
men». Ein historischer Roman. Südost-
ferische Kraft aus den Bergen». Offizin Ver-
bag ianauas striunadas». Lia Rumatscha/
Oberengadin». Rotpunktverlag. Fr. 38.–
schweiz Buchverlag, 2011, Fr. 34.–
lag, 2011, Fr. 42.–
Südostschweiz Buchverlag, 2011, Fr. 28.–
Auf ihren journa-
Sagen, Märchen,
Seit rund 150 Jahren
«Ignazio war Wegma-
listischen Streif-
Brauchtümer – alles
ist das Engadin ein
cher auf dem Passo dal
zügen durch das
verstaubt und von ges-
magischer Anzie-
Fuorn. Jetzt schreibt
Kulturschaffen
tern? Mitnichten:
hungspunkt für
Elisabeth Mascheroni
im Kanton Grau-
«Muntognas magicas»
Schriftsteller und In-
über Ignazios und
bünden treffen
rückt den reichen
tellektuelle, für Rei-
Anna-Marias Kinder
die drei Autoren immer wieder auf
Schatz an Volkserzählungen und le-
sende und Nichtsnutze, für Lebens-
und Enkel. Die überlieferten Briefe
Menschen, die sich künstlerisch mit
bendigen Traditionen in ein neues
künstler jeder Couleur. Ob auf
und Notizen des Sohnes Giuseppe
ihrer Herkunft auseinandersetzen
Licht – aus allen Bündner Regionen.
«Murmeljagd» mit Ulrich Becher,
(1884–1936) und seiner Frau
und dafür eigene Ausdrucksformen
Eine Auswahl an packenden Origi-
«Im Dienst Ihrer Majestät» mit Ian
Natalina (1899–1960) dokumentie-
suchen. Es sind Menschen, die seit
naltexten aus Caspar Decurtins’ «Rä-
Fleming, auf «Bergfahrt» mit Lud-
ren die Auswirkungen des Kriegs auf
Generationen geprägt sind von der
toromanischer Chrestomathie» be-
wig Hohl oder unterwegs mit Anne-
Graubünden und das angrenzende
rauen Kargheit der Berge. Jede Kultur
richtet von Bäuerinnen, Alphirten
marie Schwarzenbach, Annette
Italien. Das Leben ist hart, ein
hat über die Jahrhunderte Lösungen
und Handwerkern. Dazu kommen
Kolb und Iso Camartin – die Liste
Schweizer Pass kann Leben retten.
gefunden, um ein Leben und ein
Fachleute zu Wort und es gibt Wan-
liesse sich endlos verlängern. Der
Im Mittelpunkt der Handlung steht
Auskommen für sich zu finden. Es ist
dervorschläge zu mythischen Orten.
leidenschaftlich belesene Autor Ad-
Beppo (1925–2006), Ignazios Enkel.
nicht weiter verwunderlich, dass in
Elf Gastautorinnen und -autoren der
rian Stokar stellt auf zwölf mehr
Ein Arbeitsunfall im Alter von
dieser Konstellation auch immer wie-
jungen Generation erzählen ihre
oder weniger strapaziösen Wande-
17 Jahren zeichnet ihn schwer, den-
der Reibungsflächen entstehen, die
«modernen Sagen». Eigenheiten der
rungen Orte vor, die von Bekannten
noch erreicht er seine Ziele und fin-
es auszuhalten gilt. Denn ein Mitein-
romanischen Sprache werden erklärt.
aus der Literatur- und der Kulturge-
det sein Glück. Zwei Jahre nach
ander ist nicht zu umgehen. Das Re-
Und das Buch verleitet auch zum Ge-
schichte besungen, beschrieben
«Ignazio, der Wegmacher auf dem
sultat daraus ist eine in der Schweiz
nuss, denn einheimische Küchen-
oder auch verflucht worden sind.
Passo dal Fuorn» ist Elisabeth Mas-
einzigartige Kulturlandschaft. Dieser
chefs bringen althergebrachte Spei-
Eine erbauliche, amüsante, überra-
cheroni erneut ein eindrückliches
Band stellt mit dreissig Porträts in
sen in ein frisches Gewand. Das
schende und mitunter auch verstö-
und berührendes Buch gelungen,
Wort und Bild die unterschiedlichs-
zweisprachige Buch (Romanisch und
rende Lektüre. Ein rühmenswertes
das in der Form des historischen Ro-
ten Bündner Kulturschaffenden vor.
Deutsch) baut Brücken. Es handelt
Kapitel für sich sind die stimmigen
mans die vergangenen Zeiten aufle-
Am Band mitgearbeitet haben auch
sich nicht um Übersetzungen von
Farbfotos von Thomas Burla, die die
ben lässt und uns vergessene Tradi-
piz-Fotograf Yannick Andrea und Au-
Texten, sondern die Texte ergänzen
historischen Abbildungen konge-
tionen näher bringt und lebendig
tor Franco Brunner.
sich gegenseitig.
nial bereichern. es
werden lässt.
Und da könntand Sie * no a Werbig macha! * Deutsch: Und hier wäre ein idealer Platz für Ihr kleines Inserat!
piz-anzeigenverk auf | inserats: e. deck marketing solutions via giovanni segantini 22, ch-7500 st. moritz, tel. +41 (0)81 832 12 93, e.deck@bluewin.ch
PIZZERIA Gemeindefusion im Unterengadin
Passion Single Malt Whisky
Was im Bergell und im Münstertal bereits umgesetzt ist, greift nun auch im Unterengadin. Die kleinen Gemeinden schliessen sich zu grösseren Gebilden zusammen. Im Oktober 2011 hiessen die Stimmberechtigten der beiden untersten Engadiner Orte Tschlin und Ramosch die Fusion gut. Ab 2013 wird die Gemeinde mit dem neuen Namen Valsot und mit rund 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern funktionieren. Beide bisherigen Gemeinden können dann die Steuern senken, der Kanton beteiligt sich an den Fusionskosten mit 2,4 Mio. Franken.
Uras d’avertüra «Caferama»: lün–vend: 15–18 h. Dals 13.2.–9.3.2012 cun musica Viennaisa düraunt las uras d’avertüra dal museum www.cafe-badilatti.ch
62
Nairs – Ensemble setzt sich in den Köpfen fest Nairs, das Zentrum für Gegenwartskunst, finden wir unten am Inn in Scuol, im ehemaligen Kurmittelhaus. Das Gebäude beherbergt jeden Sommer zahlreiche Künstler, die hier arbeiten, und es werden hochkarätige Ausstellungen gezeigt. Das Gebäude selbst ist Teil des 1864 entstandenen Ensembles bei den Tarasper Mineralquellen und es ist sowohl vom Kanton als auch vom Bund inventarisiert und geschützt. Nun soll Nairs zum Ideenlabor ausgebaut werden, das aufgrund seiner Lage am Fluss zwischen Natur und Kultur vermitteln will, denn die historischen Gebäude sind ein idealer Ausgangspunkt. Hier drehte sich schon immer alles ums Thema Wasser. Die Fundaziun Nairs ist fest entschlossen, hier noch aktiver zu werden. Der neue Stiftungsratspräsident Hans-Jörg Heusser hat als Kunsthistoriker, Publizist und Unternehmensberater zahlreiche neue Wege aufgezeigt. Heusser war zuvor fast zwanzig Jahre lang Direktor des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaften. Die Fundaziun Nairs findet auch immer mehr «Verbündete» für ihre Pläne. Scuol unterstützt den Kulturbetrieb schon lange und der Gemeindevorstand von Tarasp – die Trinkhalle gehört der Gemeinde – setzt sich ebenfalls für das Ensemble ein. Geplant ist auch ein neuer Verein, der sich um diese «Kathedrale des Wassers» kümmert – der letzten erhaltenen Trinkhalle aus dem 19. Jahrhundert in der Schweiz.
Badilatti nun es dal tuot tschient … ma per la peja daspö 99 ans la brastullaria da cafè la pü ota in Europa. Chi so quauntas discussiuns famiglieras, cunfessas persunelas, cumpromiss politics, trattativas delicatas o dutschas seducziuns chi haun mê gieu lö cun üna tazza cafè da Badilatti? A nu saro simpel dad eruir quista dumanda, ma sainza dubi as po però constater cha’l gust tipic da cafè brastullo es resto tresour tuot quists ans il medem. La firma es daspö 99 ans in mauns da la famiglia e vain al mumaint mneda da Daniel Badilatti in terza generaziun. Sia devisa es la qualited e cun que vegnan brassos illa brastullaria a Zuoz be ils meglders grauns da cafè e creedas be las pü gustusas masdüras chi vegnan paquettedas in seguit cun piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012
Das Einkaufszentrum Acla da Fans im Unterengadin ist so etwas wie die zweite Heimat der schottischen Whiskys. «Man findet eine sanfte Zitrusfrucht mit einer Toffee-artigen Malzigkeit und grasigen, trockenen grünen Noten im Finish.» So beschreibt Experte Stefan Wolters im Rahmen eines Testabends den hochprozentigen Auftakt. Acht Single Malts werden degustiert, eine kleine Auswahl aus den gut sechshundert schottischen Single Malts, welche das Bündner ZollfreiEinkaufszentrum Acla da Fans im Angebot führt. Monatlich werden hier Testabende veranstaltet. Angereichert werden die Treffen mit Geschichten, Informationen und allerlei Anekdoten. Für Geschäftsleiterin Bettina Zannier ist der Anlass mehr als ein Fixpunkt in der Agenda. Und da das Einkaufszentrum acht Kilometer vor Samnaun und somit nicht einfach um die Ecke liegt, bleibt Zannier mit den Kunden und den Single-MaltFans in Kontakt und besucht sie auch auswärts.» Themen und Daten der Whisky-Tastings im Einkaufszentrum Acla da Fans unter www.acla-da-fans.ch.
granda chüra in lur paquettins da vendita. Daniel Badilatti s’ingascha inpü gia daspö divers ans cun granda devoziun a favur da duos cooperativas da cafè in Indonesia, las quêlas el cussaglia e sustegna e da quêlas el retira minch’an üna quantited fixa da lur producziun ad ün predsch solidaric. Il fat, cha l’istorgia nun es gnida fatta be in Engiadina cun agüd d’üna o da püssas tazzas da cafè, dimpersè cha la bavranda es üna part da la cultura intuorn tuot il muond, as po seguir ed admirer aint il museum da cafè «Caferama» illa Chesa Cafè a Zuoz. L’exposiziun declera tuot ils aspets chi haun da che fer culla cultivaziun e l’elavoraziun dal cafè e vain cumpletteda cun üna interessanta exposiziun da tuotta sorts antiquiteds e ogets faszinants intuorn il tema cafè.
PIZZERIA Hotel Waldhaus, Sils-Maria, Winterprogramm 2011/2012 Details und Ergänzungen: www.waldhaus.ch 27.12.
«Mit dem Inn nach Wien». Liederabend mit der jungen
27.2.
Biert (Piano). 28.12.
2.3.
Hot Jazz im Stil von Django Reinhard mit der Schweizer
5.3.
Theater Basel: «Atlantik Mann», mit Nikola Weisse und
Band Swing Express.
«Verba alpina». Alte Dialekte, neue Medien. Thomas Krefeld, München, präsentiert eine projektierte digitale
Autorenlesung: Gabrielle Alioth, «Die griechische Kaiserin».
Engadiner Sopranistin Sara Bigna Janett und Risch
Alexander Tschernek.
sprachgeografische Datenbank. «Zwischen Gestern und Morgen». Martin Rapold und
8.3.
«Do the Yiddish Mambo!» Global Shtetl Band.
Benedict Freitag lesen Tucholsky.
11.-17.3.
Body und Ski (Feldenkrais) mit Andrea Hennen.
6.1.
Jazz mit Claude Diallo Situation.
12.3.
Autorenlesung: Barbara Bongartz, «Die Schönen und
9.1.
Autorenlesung: Daniela Kuhn, «Zwischen Stall und
3.1.
Hotel – 13 Lebensgeschichten aus Sils». 11.1.
die Reichen». 15.3.
Theater Triebgut: Annette Wunsch, Gian Rupf und Philipp Siegel zeigen Stefan Zweigs «Brennendes
Streichquintette: Mendelssohn und Bruckner mit
Geheimnis».
Solisten des Sinfonieorchesters Engadin. 14.1.
Andreas Knecht und Freunde: Jazz und CD-Taufe.
18.-24.3.
Yoga-Woche.
16.1.
«Auf der Suche nach dem Gedächtnis»: Petra Seeger
19.3.
«Leben hinterm Mond». Solokabarett mit Josef Brustmann.
zeigt ihren Dokumentarfilm über den Hirnforscher und Nobelpreisträger Eric Kandel. Diskussion am 18.1. 23.1.
Autorenlesung: Jens Steiner, «Hasenleben».
27.1.
Jazz. Dani Felber Quartett und Sängerin Crystal Night.
30.1.
Autorenlesung: Irene Dische, «Ein amerikanischer
24.3.
Puschkin bis Tschechow, Klänge von Tschaikowski bis Glinka. 26.3.
MedeA Trio spielt Dvorˇák und Mendelssohn.
6.2.
Konzert mit den Chören aus Sils: «Girls», «Chor Viva».
9.2.
Bernina Quartett mit Jessica Mehling und Yannik
30.3.
13.2.
Musique Simili. Virtuose Zigeunerweisen und okzitanische Volksmusik.
2.4.
Alessandro Zuffellato, «Musikbox». Geschichten, Tanz, Gesang, Pantomime und Akrobatik.
«Veri» alias Thomas Lötscher: «Ab- und Zufälle», ein Kabarettabend.
Angelika Overath im Gespräch mit Chasper Pult über «Alle Farben des Schnees».
31.3.
Frateur (Violinen), Paul Westermayer (Viola), Pi-Chin Chien (Cello).
Multimedia-Autorenlesung: Maria Blumencron, «Kein Pfad führt zurück».
Ehemann». 1.2.
«Russische Seele», literarisches Konzert. Texte von
6.4.
Karfreitagskonzert mit Michele Montemurro, Klavier. Mozart, Beethoven, Chopin und Isaak Berkowitsch.
17.2.
Autorenlesung: Klemens Renoldner, «Lilys Ungeduld».
20.2.
«Der Kleine Prinz». Puppentheater für Kinder und
8.4.
Blues Blend.
Erwachsene.
13.4.
Chasper Pult erzählt vom Engadiner Lehrer, Autor und
14.4.
Bluegrass Stuff. Musik aus den Bergen von Tennessee
23.2.
Theatermann Jon Semadeni (1910-1981).
Jeremias Gotthelf, «Die schwarze Spinne», gelesen von Silvia Jost, begleitet von Andreas Berger.
23.2.-2.3. Shiatsu mit Claudia Carigiet. Reservationen ratsam.
und Kentucky.
Infotage der Höheren Fachschule für Tourismus Informationen aus erster Hand und vor Ort über den Studiengang dipl.
Neubau und neue Kurse Die Academia Engiadina in Samedan hat im August ein neues Schulgebäude mit topmoderner Einrichtung eingeweiht. Gleichzeitig startete die Fachmittelschule mit den Berufsfeldern Gesundheit und Pädagogik. Der Abschluss, die Fachmatura, eröffnet den Zugang zu den Fachhochschulen. Ausserdem werden Leistungssportler/-innen und ambitionierte Musizierende speziell gefördert. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Langlaufstützpunkt Oberengadin und der regionalen Musikschule ermöglicht die Kombination
Tourismusfachfrau/ -fachmann HF. Gleichzeitig kann der gesamte Campus der Academia Engiadina in Samedan besichtigt werden und es gibt
von Unterricht, Sport und Musik. Das Gymnasium der Academia
Kontaktmöglichkeiten
Engiadina in Samedan wird in den drei Sprachen des Einzugsgebie-
mit den Studierenden:
tes unterrichtet: Deutsch, Italienisch und Romanisch. Ausbildungs-
Sa. 14. Januar 2012 und
schwerpunkte liegen in den Bereichen Naturwissenschaften, Wirt-
Do. 23. Februar 2012
schaft, moderne Sprachen und Kunst. In Samedan kann auch die
jeweils 10.45–16.00 Uhr.
«Matura Bilingua» absolviert werden und es gibt einen englischen
Anmeldung erwünscht:
Immersionsunterricht. Die Handelsmittelschule schliesst mit der
www.academia-engiadina.ch
Berufsmatura Kauffrau/Kaufmann ab und ebnet mit anschliessen-
Y Höhere Fachschule für
der Berufsmatura den Weg in viele Berufsfelder oder weiterführende
Tourismus Graubünden,
Ausbildungen. www.academia-engiadina.ch
Infotage oder Tel. +41 (0)81 851 06 11
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PIZ BERICHTETE Abschied vom Obligatorium «Der Sprachenstreit dreht eine neue Runde» – so berichtete piz in der Sommerausgabe 2011 von den Diskussionen um Rumantsch grischun als Einschulungssprache. Der neue Bündner Bildungsdirektor Martin Jäger gab inzwischen dem Druck von «Pro Idioms» weitgehend nach und räumte die Schwierigkeiten mit der Einheitssprache ein. Wenn das Bündner Kantonsparlament auf den 2003 gefällten Entscheid zurückkommt, was bei Redaktionsschluss
Bio-Bauer Planta bekommt recht «Bauer gegen Zwangsimpfungen» titelte piz in der letzten Ausgabe und berichtete über den Scuoler Bio- und Demeter-Landwirt Tumasch Planta, der sich gegen die Blauzungenkrankheit-Zwangsimpfung seiner Schafe gewehrt hatte. Planta hatte gegen den Kantonstierarzt geklagt, der 2009 in einer Nacht- und Nebelaktion rund hundert Schafe mit Hilfe von Feuerwehr und Polizei von der Alp holen und impfen liess. Jetzt ist klar: Der Kantonstierarzt ging zu weit. Zwangsimpfungen seien weder nötig noch rechtens gewesen, stellte inzwischen das Bündner Verwaltungsgericht fest und korrigierte damit den erstinstanzlichen Entscheid des zuständigen Departements für Volkswirtschaft und Soziales. Das Verwaltungsgericht meint, dass die Trennung der nichtgeimpften Schafe Plantas von der geimpften anderer Bauern auf der Alp zwar richtig gewesen sei. Weil danach aber keine weitere Ansteckungsgefahr mehr bestanden habe, sei die Zwangsimpfung zu weit gegangen. Der Landwirt bekam auch Recht in seiner Auffassung, das Amt hätte ihn mindestens
zuerst anhören müssen. Tumasch Planta wehrte sich gegen die Impfungen, weil danach viele Tiere erst recht krank geworden, einige sogar gestorben seien. Solche Impfaktionen habe man wegen der Grossbetriebe eingeführt – für die Biound Bergbauern seien sie völlig übertrieben und schädlich. www.blauzungenimpfung.ch
noch nicht klar war, wird es künftig wieder Lehrmittel in Deutsch, Italienisch, Rumantsch grischun und in den fünf Idiomen geben.
Mehr Verantwortung beim Bauen gefordert Als piz in der Sommerausgabe 2010 unter dem Titel «So nicht!» auch ein Foto vom «@-Center» in Scuol zeigte, gab es einige heftige Reaktionen aus der Bevölkerung. Jetzt doppelt der Engadiner Heimatschutz nach und formuliert offene Kritik. Der massive fünfgeschossige Sockelbau, der von Scuol Sot aus gesehen mit seiner roten Farbgebung hervorsticht, sei ein «Paradebeispiel für das Fehlen einer übergeordneten Gesamtplanung im Unterengadin» Kritisiert wird nicht zuletzt, dass diese Etagen im Südhang bloss als Parkgarage benützt werden. Der Vorstand des
Preise für Plusenergie Hotel Auf dem Muottas Muragl ob Pontresina steht das erste Plusenergie-Hotel – piz hat es in seiner letzten Ausgabe vorgestellt. Inzwischen wurde sein Energiekonzept mit zwei Solarpreisen ausgezeichnet, den einen in der Kategorie «Gebäudesanierungen», den anderen in der neuen Kategorie «Plusenergiebauten.» Dazu kommt der «Milestone Umweltpreis» 2011. Das 1907 erbaute Hotel wird seit dem Umbau 64
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Engadiner Heimatschutzes schlägt vor, eine regionale Planungsgruppe mit Fachleuten einzusetzen, die Gestaltungsrichtlinien erarbeiten soll. Scuols Gemeindepräsident Jon Domenic Parolini verteidigt zwar das seit 40 Jahren geltende, liberale Baugesetz der Gemeinde, doch er begrüsst auch intensivere Diskussionen über die Siedlungspolitik. Der HeimatschutzVorstand kritisiert, dass Planung zu oft von Individualinteressen geprägt sei. Doch Bauen sei eine gesellschaftliche Aufgabe. In diese Richtung will die Organisation die Bevölkerung vermehrt sensibilisieren.
vollständig über erneuerbare Energien beheizt und mit Warmwasser versorgt. Der aussergewöhnlich sonnenreiche Standort, eine gute Wärmedämmung und die Kombination von Solar- und Erdwärme machten die Realisierung des Vorzeigeobjekts möglich. Erdwärme wird über Sonden aus 200 Meter Tiefe ins Haus geführt. Überschussenergie wird im Felsen gespeichert. Über Kollektoren wird Wärme für die Heizung und das Warmwasser gewonnen. Die Fotovoltaik-Anlage entlang der Standseilbahn erzeugt genug Strom, um die Wärmepumpe und das Haus zu versorgen. Einen hohen Energiebeitrag liefern auch die Südfenster. Übers Jahr gerechnet produzieren die Anlagen 105 Prozent der verbrauchten Energie. Öl wird auf dem Berg keines mehr verbrannt, was die CO2-Emmissionen um 144 Tonnen pro Jahr senkt. Der Solarpreis lobt das Konzept: «Das 104-jährige Berghotel zeigt, dass hochstehender Hotel-Komfort auch auf 2456 Metern über Meer im Plusenergiebau-Bereich realisierbar ist.» Die Bergbahnen Engadin St. Moritz AG, der das Hotel gehört, zeigt sich stolz über die erhaltenen Preise.
PIZZERIA Haus des Jahres: Stallumbau in Soglio Der Umbau eines zuvor ziemlich lottrigen Stalles in Soglio in ein Wohnhaus hat Architekt Armando Ruinelli den Preis für das «Haus des Jahres 2011» eingebracht. Uber 180 Bewerbungen gingen für den Wettbewerb ein. Dem zum Wohnhaus umgebauten Stall sieht man seine neue Funktion erst auf den zweiten Blick an. Das wollte der Hausherr so, der international tätige Schweizer Fotograf Raymond Meier. Er hatte sich bereits früher von Armando Ruinelli ein Atelierhaus bauen lassen. Der frühere Salis-Stall mit seinen vier gemauerten Eckpfeilern und dem Steinplattendach wurde ohne Kran umgebaut. Der Innenausbau erfolgte weitgehend in Holz. Böden, Decken, Türen und Einbauten sind aus unbehandelter Eiche. Wo betoniert
Kulturagenda Hotel Laudinella, Winterprogramm 2011/2012 26.12. Weihnachtskonzert. Werke von Haydn, Wieniawski, Brahms mit Clara Saitkoulov, Violine; Claire Oppert, Cello; Roustem Saitkoulov, Klavier. 28.12. Kasperli-Theater: «Hans im Glück», 17 Uhr. 5.1.
Rezital. Werke von Tschaikowsky, Rachmaninoff, Glinka, Prokofiev mit Konstantin Scherbakov, Klavier.
11.1. Esther Hasler - Beflügelt! Solo im Duo mit Piano. 18.1. Kochkurs: Sushi Secrets, 14 Uhr. 28.1. Lesung und Gespräch: Petros Markaris «Faule Kredite». 10.2. Rezital. Alexei Zuev, Klavier. 18.2. Neues Zürcher Orchester. The Best of Music: Telemann, Händel, Bach. 21.2. Sing oder stirb! Annette Postel erzählt Parodien mit Koloratur, Komik und viel Stimme. 27.2. Lesung und Gespräch: Ilija Trojanow «EisTau». 7.3.
Crusius & Deutsch – das Bergdrama. Musikalische Alpenpersiflage.
werden musste, wurde in kleinen Mengen, Schicht um Schicht, Stampfbeton eingebracht. Auch aussen ist das Haus mit einer Stampfbetonmauer umgeben. Die Jury würdigte die Arbeit des Bergeller Architekten so: «Der Ansatz, beim Umbau nicht auf einen deutlichen Kontrast von Neu und Alt zu setzen, sondern alles zu vermengen, wird als sehr glücklich angesehen – eine sinnliche Kombination.»
Er brachte die Romantik nach Poschiavo – im September 2011 ist der Kunstsammler Ernesto Conrad, der Gründer der Casa Console in Poschiavo, im Alter von 84 Jahren gestorben. Seit seiner Jugend – so erzählte Conrad – habe ihn die Kunst magisch angezogen. Als Sammler widmete er sich der Romantik, vor allem der Münchner Schule. Bereits seit den Siebzigerjahren hielt sich Conrad im Puschlav auf und 2002 – mit 75 Jahren – erfüllte er sich in der Casa Console in Poschiavo seinen Traum und eröffnete dort sein eigenes Museum. Die Sammlung besteht aus 100 Gemälden aus dem 19. Jahrhundert – darunter auch Werke von Carl Spitzweg, Albert Anker und Ferdinand Hodler. Für sein kulturelles Engagement erhielt Ernesto Conrad 2007 den Anerkennungspreis des Kantons Graubünden und im gleichen Jahr zeichnete ihn auch die Bündner Vereinigung für Kultur und Tourismus aus. Ernesto Conrad hatte schon bei der Gründung des Museums das Haus und die Bilder in eine Stiftung eingebracht. So bleibt diese Sammlung über den Tod des Gründers hinaus erhalten.
Genuss für Leib und Seele – dazu lädt das seit 2011 mit 5 Sternen ausgezeichnete Hotel «Paradies» in Ftan auch in dieser Wintersaison ein. «Sterne-Auszeichnung» haben auch die kulinarischen Kreationen von Küchenchef Martin Göschel. Im hoteleigenen Restaurant «La Bellezza» präsentiert er seine Kunst,
12.3. Lesung und Gespräch: Schischkin «Venushaar».
die mit 18 Punkten Gault
19.3. Menschen erzählen: Luzius Keller, Bever. Mit Proust im
Millau und einem Michelin-
Engadin. Moderation: Cordula Seger.
Stern benotet ist. Im Bild
21.3. Kochkurs: Süsses für die Ostertage, 14 Uhr.
das «Engadiner Weiderind».
22.3. Kammerphilharmonie Graubünden. Die goldenen 20er
Und «noch näher bei den
Jahre. Tanzschlager von Oh Donna Clara bis Schöner
Sternen» ist man, wenn
Gigolo, Samuel Johannes Zünd, Refraingesang.
man unter freiem Himmel
29.3. Kochkurs. Thai-Gerichte, 14 Uhr.
ein wohltemperiertes Bad
8.4.
geniesst. Auf der neuen
Osterkonzert.
12.4. «Das Streben, in das Geheimnis des farbigen Lichtes
Ernesto Conrad ist tot
Den Sternen noch näher
Dachterrasse, die den
einzudringen …» Giovanni Giacometti zwischen Bergeller
bestehenden Wellness-
Heimat und europäischer Avantgarde. Vortrag von Mirella
Bereich erweitert, ist
Carbone und Joachim Jung. Anmeldungen für Kochkurse nötig. Tel.: 081 836 06 16. Falls nichts anderes vermerkt, beginnen die Veranstaltungen um 20.30 Uhr.
Entspannung bei einem wunderbaren Ausblick auf die Bergwelt garantiert. www.paradieshotel.ch
Hatecke Zernez in neuem Gewand Seit 55 Jahren besteht die Bacharia / Metzgerei Hatecke in Zernez und verkauft ihre Engadiner Spezialitäten vom Rind, Kalb, Lamm und Wild. Jetzt hat der bekannte Ostschweizer Architekt Beat Consoni das Geschäft im Zentrum von Zernez, an der Kreuzung von Engadiner- und Ofenpassstarasse, neu gestaltet – ganz Hatecke-like: eine Metzgerei ohne hohe Glasscheibe.
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VORSCHAU / PREVISTA
IMPRESSUM
Berge | Muntognas Was dürfen Sie von einem Heft zum Thema «Berge» erwarten, wenn die Heimat dieser Publikation mitten in den Bergen liegt? Sicher mehr als ei nen Kitschkalender und mehr als heroische Bergsteigergeschichten. Wir werden Ihnen in der nächsten piz-Ausgabe von einer Kultur, aber auch von wirtschaftlichen Herausforderungen berichten, die sich nach wie vor vom Leben in den Städten unterscheidet. Gerade diese Unterschiede sind es ja, was die Städterinnen und Städter suchen, wenn sie in die Alpen reisen. Hier finden sie Anregung und Erholung. Wer aber dauernd in den Bergen lebt, hat oft eine ganz andere Sicht, andere Sorgen und Probleme. Das Span nungsfeld ist damit ausgesteckt – freuen Sie sich auf piz im Sommer 2012.
Herausgeberin | editura Edition piz, Urezza Famos, Palüzot, CH-7554 Sent Tel. +41 (0)81 864 72 88, info@pizmagazin.ch, www.pizmagazin.ch Redaktion | redacziun Urezza Famos, René Hornung (rhg), redaktion@pizmagazin.ch Anzeigenverkauf | inserats E. Deck Marketing Solutions, Edmund Deck, Via Giovanni Segantini 22, 7500 St. Moritz, Tel. +41 (0)81 832 12 93, e.deck@bluewin.ch Produktion | producziun René Hornung, Eva Lobenwein Artdirektion, Grafik | grafica Eva Lobenwein, Innsbruck, www.dieeva.com Bildredaktion | redacziun da las illustraziuns Urezza Famos Bildbearbeitung | elavuraziun grafica TIP – Tipografia Isepponi, Poschiavo Korrektorat | correctorat tudais-ch Helen Gysin, Uster Copyright Edition piz, Scuol Druck | stampa Grafica Editoriale Printing Srl, Bologna, Italia
Autorinnen und Autoren, Fotos | auturas ed auturs, fotografias Franco Brunner, *1977, freier Journalist in Chur. www.francobrunner.ch Michael Buehler, *1963, arbeitet als freier Fotograf in Zürich. www.michael-buehler.com Sina Bühler, *1976, Redaktorin «work».
Magazin für das Engadin und die Bündner Südtäler Magazin per l'Engiadina ed il Grischun dal süd
www.pizmagazin.ch Nr. 42, Winter | invern 2011 / 2012. Erscheint zweimal jährlich. Auflage: 30’000 Ex.
Susanna Fanzun, *1963, Redaktorin der Televisiun Rumantscha. Sie arbeitet und lebt in Scuol. Jürg Frischknecht, *1947, Journalist und Autor in Zürich. Marina U. Fuchs, *1953 in Nürnberg / D, freie Kulturjournalistin, Kulturvermittlerin und -beraterin, Juristin. Lebt und arbeitet in Celerina. Gregor Gilg, *1964, visueller Gestalter und Comic-Zeichner in Bern.
Abonnemente: Edition piz, CH-7554 Sent. Zweijahresabonnement: Fr. 35.– (exkl. Versandkosten und MwSt.). Das Abonnement ist mit
René Hornung, *1948, Redaktor des piz Magazins. Arbeitet als freier Journalist im «Pressebüro St. Gallen» und für «Hochparterre».
einer Frist von zwei Monaten vor Ablauf kündbar. Ohne schriftli-
Ralph Hug, *1954, freier Journalist im «Pressebüro St. Gallen».
che Kündigung erneuert es sich automatisch um zwei Jahre.
Katja Jug, *1973, Fotografin und Künstlerin in Zürich und Bern.
info@pizmagazin.ch
Thomas Müller, *1965, freier Journalist in Zürich. Esther Scheidegger, *1946, freie Journalistin in Zürich.
Nächste Ausgabe: Juni 2012 Für unverlangt eingesandtes Text-, Bild- und Tonmaterial übernimmt der Verlag keine Haftung. – Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.
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Kaspar Surber, *1980, Redaktor der Wochenzeitung WOZ. Mayk Wendt, *1982, der Fotograf ist in Ostdeutschland aufgewachsen und lebt seit sieben Jahren im Engadin. Er ist Mitglied von «freelens» in Hamburg. www.maykwendt.com
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