Piz #48 LICHT [GLÜM]

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#48

Winter | Inviern 2014 | 2015

IM OSTEN EIN    FROHES LEUCHTEN  Geborgenheit in  alten  Kirchen

DER  FOTOGRAF  UND  DER KÜNSTLER Giuliano Pedretti in Bildern   von Christian Scholz

SCHNEE SO WEISS WIE  PUDERZUCKER  Vom Farbenspiel der Schneephysik

[ Glüm ]

Licht



INHALT / CUNTGNU Editorial. Aus dem Tal des Lichts.

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… und im Osten ein frohes Leuchten. Die alten Kirchen

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im Unterengadin wirken mittelalterlich düster. Hat dies architektonische oder symbolische Gründe?

Schnee so weiss wie Puderzucker. Selbst unter einigen Metern Schnee bleibt es hell. Doch warum ist das Licht dort unten blau? Ein Ausflug in die Schneephysik.

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Geschichten in Kirchenfenstern. Besonders schöne und reich ausgestattete Glasfenster kamen mit den englischen Touristen auch ins Engadin.

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Scholz – Pedretti und das Licht. Der Zürcher Fotograf

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Christian Scholz setzt Giuliano Pedretti ein Denkmal.

Kultur fördern – oder doch nicht. Zweimal hat das Bündner

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Kantonsparlament 2014 mehr Geld für die Kultur bewilligt. Doch im Wirtschaftsbericht ist Kultur nur Nebensache.

Kunst zwischen hell und dunkel. Samedan, Zürich,

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New York und Tibet prägten den Künstler Kesang Lamdark und seine Werke. Er kam 1963 als Flüchtling ins Engadin.

Die dunkle Nacht gibts nicht mehr. Hell beleuchtete

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Strassen, stark reflektierende Strassenschilder und Lichtinszenierungen ganzer Berggruppen. Die Lichtverschmutzung nimmt auch in den Bergen ständig zu.

Heidi gegen Schellen-Ursli. Die beiden berühmten Kinderbücher werden zurzeit verfilmt. Wer gewinnt an der Kinokasse?

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Auf dem Piz Top of the World. St. Moritz ist ein Ort der Pioniertaten: der erste motorisierte Flug in der Schweiz, die neue Skitechnik und ein Gourmetrestaurant an der Skipiste.

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Häuser schreien um die Wette. Die aus dem Ortsbild

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herausstechenden farbigen Gebäude stossen auf Kritik.

Zwischen den Kulturen. Maloja, zwischen geografischen und kulturellen Differenzen angesiedelt, muss seine Identität immer wieder neu erfinden. Dies macht das Dorf einzigartig.

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Scoula Steiner – lernen fürs Leben. Seit 14 Jahren

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gibt es in Scuol die privat getragenen Schule. Sie ist klein, doch sie hält sich tapfer.

Bücher. Neuerscheinungen aus der Region.

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Pizzeria. Aktuelles und Kulturhinweise aus Südbünden.

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Vorschau. Impressum.

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Titelbild: Blaues Licht unterm Morteratschgletscher. Foto: Marcia Phillips. Foto rechts: Lichteinfall in der Kirche Giarsun. Foto: Verena Schoch.


s e t s b e i l r e s . t r Un o p s r e t n i W : y Hobb logie o Techno r t t a u q quattro. en s t e s e d u d e n n a im L it der ommen tback m k r l o il p W S . 3 ik iA nam Der Aud n und Dy io is z 채 r P r f체r meh

Mehr Infos

.audi.ch unter www


Aus dem Tal des Lichts Liebe Leserinnen und Leser – chara lectura, char lectur

D

as Engadin – als «Tal des Lichts» berühmt – wurde schon vor der Tourismusindustrie von Kunstschaffenden, Forschern und Visionä-

ren entdeckt. Viele kamen wegen des besonderen

L’

Engiadina – renomnada per sia glüm – es gnüda scuverta amo avant l’era turistica d'artists, da scienziats e da visiunaris. La glüm es

statta adüna darcheu l'impuls per lur creatività.

Lichts. Das Licht war ihnen Nährboden für ihre Kre-

Uschè sun dvantats ils purtrets da Giovanni Segan-

ativität. So sind die Gemälde von Giovanni Segan-

tini ün messadi cuntschaint in bleras parts dal

tini eine Botschaft, die weit in die Welt hinausgetra-

muond. Visiunaris sco p.ex. Johannes Badrutt han

gen wird. Visionäre, wie Johannes Badrutt, brachten

introdüt l'on 1879 la prüma glüm electrica in Engia-

1879 das erste elektrische Licht ins Engadin, und wir

dina. Sper quist'innovaziun istorica as muossaina

stellen Ihnen andere «Highlights» der St. Moritzer

eir otras «cleridas» dal vilup turistic a San Murezzan.

Tourismusentwicklung vor. Den 2012 verstorbenen

A l’artist Giuliano Pedretti chi’d es mort dal 2012

Künstler Giuliano Pedretti zeigen wir in Fotos von

vezzaina in retrats da Christian Scholz. Sias fotogra-

EDITORIAL

Christian Scholz. Auf diesen Bildern spielen Licht

fias muossan il gö tanter glüm e sumbriva. Plüna-

Urezza Famos

und Schatten miteinander. Wir stellen Ihnen den

vant As preschantaina l’artist Kesang Lamdark chi

Künstler Kesang Lamdark vor, der im Engadin auf-

ha passantà si’infanzia in Engiadina e fa sculpturas

gewachsen ist und Lichtskulpturen schafft. Das

da glüm. Il tema glüm invida da render visibels

Thema Licht ruft geradezu danach, Dinge «ans Licht

tscherts temas chi restan uschigliö a la zoppada. Il

zu bringen», die sonst im Verborgenen bleiben. So

fisicher da naiv ans declera perche chi nun es s-chür

erklärt der Schneephysiker, warum es unter einer

suot üna lavina e perche cha la glüm para blaua. No

Lawine nicht dunkel ist, sondern das Licht blau

tematisain che importanza cha la glüm vers ost ha

schimmert. Wir zeigen, wieso das Licht aus dem Os-

in chapellas e baselgias da l’Engiadina Bassa e co

ten in den ältesten Unterengadiner Kapellen und

chi’d es gnü adaquella cha turistichers inglais han

Kirchen eine so wichtige Rolle spielt und wie es kam,

importà fanestras da baselgias culuridas da gronda

dass englische Touristen aufwendig gestaltete far-

lavur. Ill'architectura vegnan tschernüdas hozindi

bige Kirchenfenster ins Engadin brachten. Heute

suvent culuors intensivas per dar ün accent a las fa-

wird in der Architektur oft mit kräftigen Fassaden-

tschadas. Lur straglüsch es ferm – quai chi nu pla-

farben ein Zeichen gesetzt – das führt mitunter zu

scha a minchün – eir quai ün tema da la glüm.

leuchtenden Häusern, die nicht nach jedermanns

L’insuos-chamaint da la glüm es dvantà ün problem

Geschmack sind – ebenfalls ein Licht-Thema. Zu ei-

global. I dà be amo pacs lös, ingio cha’l tschêl resta s-

nem weltweiten Problem ist die Lichtverschmut-

chür da not: La differenza tanter L’Engiadin’Ota e la

zung geworden. Es gibt nur noch wenige Gebiete, in

Val Müstair vezzaivat in quista ediziun.

denen der Himmel nachts wirklich dunkel ist – den

Sco’l solit provaina d’iglüminar da differentas varts

Unterschied zwischen Oberengadin und Münster-

il tema dal magazin o eir da til volver ün pa. Perquai

tal können Sie in dieser piz-Ausgabe sehen. Wie im-

vaina fat la dumonda, scha artistas ed artists gri-

mer versuchen wir das Heftthema auch etwas zu

schuns ed engiadinais e las instituziuns culturalas

drehen und zu wenden. Deshalb gehen wir der Frage

vegnan sustgnüdas sufficiaintamaing da la politica.

nach, ob die Bündner und Engadiner Kulturschaf-

Per finir as preschantaina la Scoula libra da Rudolf

fenden und -institutionen von der Politik den Stel-

Steiner a Scuol.

lenwert zugeschrieben bekommen, den sie verdie-

Per cas cha Vo vessat jent dad abunar il piz o da til re-

nen, und wir stellen die Steiner-Schule in Scuol vor.

galar, scrivai ün mail a: info@editionpiz.ch

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015

Abos und Geschenkabos: info@editionpiz.ch

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... und im Osten ein frohes Leuchten Sind die alten Kirchen im Unterengadin wirklich mittelalterlich düster? Hat dies architektonische oder symbolische Gründe? Oder haben sich nur die Sehgewohnheiten verändert? Ein Streifzug durch die Gebirgs- und Sakralwelt des gar nicht so finsteren Mittelalters.

Text: Thomas Kaiser Fotos: Verena Schoch

A

uf Landkarten erscheint die Schweizer Berg-

zum Sonnenaufgang hin also. Licht hat hier also

welt wenig farbenfroh: Über 120 Gipfel sind

nicht nur dank dem Evangelium, sondern auch ar-

dem Namen nach schwarz, am zweithäufigs-

Aber warum erscheint das Innere der Kirche von

auch nicht viel, dass all die Schwarz- und Weisshör-

Giarsun – zumindest auf den ersten Blick – dennoch

ner je nach Sprachregion anders benannt werden.

düster? Konnte man im frühen 13. Jahrhundert

Im Westen tragen sie ein «noir» oder «blanc» im Na-

noch gar nicht anders bauen, konnte man aus stati-

men, im Süden ein «nero» und «bianco». In der Ru-

schen Gründen das Licht gar nicht raumerhellend

mantschia ragen sie mit einem «nair» oder «alv»

ins Kircheninnere eindringen lassen? Man konnte

ausgestattet in den Himmel. Finster wie das Mittel-

schon. In Paris zum Beispiel hatte man in der Mitte

alter bleiben all die Schwarzhörner dennoch, und

des 12. Jahrhunderts die schweren Tonnengewölbe

die Weisshörner erscheinen so kalkweiss wie die Kir-

und massiven Mauern des romanischen Baustils

chenräume zur Reformationszeit, als man die alten

durch filigrane Rippen und Strebenpfeiler ersetzt,

Wandgemälde übertünchte, als nichts Bildliches

durch hohe, bunt verglaste Fenster fiel in Saint-De-

mehr vom reinen Wort ablenken sollte.

nis nun das Licht in die gotische Klosterkirche. Und

Der Eindruck aber täuscht: Im Unterengadin sind

der Abt namens Suger versprach sich viel von dem

Farbe und Licht als Landschaftsnamen zu finden

hellen Sakralbau: «Dies Werk, das edel erstrahlt, er-

und in nahezu himmlischer Höhe auch direkt zu be-

leuchte die Köpfe, damit sie durch das wirkliche

staunen: Oberhalb Guarda, hoch über dem Val Tuoi,

Licht aufsteigen zu dem wahren Licht Gottes.»

schimmern jeden Sommer der Lai Blau, der Lai Grisch und der Lai Verd fröhlich vor sich hin. Und

Kirche Lavin: In Graubünden kam die Spätgotik erst im 15. und 16. Jahrhundert zur Blüte. (Foto rechts)

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chitektonisch seine Bedeutung.

ten sind weisse Berge auszumachen. Daran ändert

Gotik kommt mit Verspätung

so finster wie, man es dem Mittelalter nachsagt, war

Im Königreich Frankreich entstanden zwischen

es in Graubünden gar nicht.

1150 und 1300 über 2500 Kirchen und gut 20 Kathe-

Kirchlein Giarsun

gegen erst im 15. und 16. Jahrhundert die Spätgotik

Wer unterhalb von Guarda das romanische Kirch-

zur Blüte, im Unterengadin zum Beispiel in der Kir-

dralen im gotischen Stil. In Graubünden kam hin-

lein von Giarsun aus dem 13. Jahrhundert betritt,

che von Lavin. Diese Verzögerung hatte aber weni-

der muss sich allerdings erst an die Lichtverhält-

ger mit fehlendem baumeisterlichem Wissen zu tun,

nisse gewöhnen: Hell ist es tatsächlich nicht in der

sondern mit dem Umstand, dass sich in den Bünd-

kleinen Saalkirche mit ihrer halbrunden, gewölbten

ner Bergen in den politisch turbulenten Zeiten erst

Apsis. Einige Male sollte das Kirchlein schon aus

einmal neue Bauherren etablieren mussten. Diese

dem Dunkel der Entstehungszeit herausgeholt wer-

Rolle übernahmen an der Stelle von feudalen oder

den: Im 17. Jahrhundert wurde das Dach erhöht und

kirchlichen Stiftern letztlich die politisch erstark-

ein neues Glockenjoch angebracht, 1922 brachte Ar-

ten Gemeinden.

chitekt Jachen Ulrich Könz neue Farben ins Kirche-

Das heutige Graubünden war aber schon im Mittelal-

ninnere, gleichzeitig wurde der Eingangsbereich

ter weit mehr als eine unwirtliche Gebirgsgegend, die

neu gestaltet. Trotzdem blieb das kleine Gotteshaus

vom abendländischen und vom baumeisterlichen

dunkel. Es ist seit je nach Osten hin ausgerichtet,

Wissen abgeschnitten war: Bereits ums Jahr 800

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schimmerte in Müstair das Licht durch buntes Fens-

wirkt je nach Erwartungshaltung oder Vorstellung

terglas in die karolingische Klosterkirche. Die Mate-

schon etwas dunkel.» Auf die Kirche in Sur En treffe

rialien für die Glasherstellung kamen aus dem Na-

das aber nicht zu. Dort wurden später viereckige

hen Osten, verarbeitet wurde das Glas direkt in

Fenster herausgebrochen, die Kirche wirke deshalb

Müstair. Kostspielig war Glas nicht zuletzt wegen

heute heller als in ihren Anfängen. Nur: Das mit der

der Transporte: Natron oder Soda wurden zum

dämmrigen Wirkung sei durchaus kein Zufall oder

grossen Teil über den Hafen von Aquileia im heuti-

dem Unvermögen der Baumeister zuzuschreiben.

gen Friaul abgewickelt, später über Venedig. Wohl

Das Schiff wirke vielleicht dunkel, im Chor dagegen

wegen der umständlichen Wege über die Alpen zu

ist es hell. «Man tritt gewissermassen aus dem Wes-

den Häfen fanden sich in den Unterengadiner Kir-

ten in den Kirchenraum ein und erblickt im Osten

chen noch lange geölte Tierhäute als Ersatz von

das Licht, das biblische Zeichen der Auferstehung

Fensterglas. Solche Häute dürften nicht nur in der

und des Lebens.»

Kirche von Giarsun die Öffnungen verschlossen ha-

Stephan Bösiger empfindet das Dämmrige eher als

ben, sondern auch im Kirchlein von Sur En, dem

eine Form von Geborgenheit. Der Kirchenraum sei

Weiler auf der südlichen Innseite von Ardez.

ja Ort der stillen Besinnung und der Verkündigung

Archaische Ausstattung

Tageslicht oder gar so grell wie der Schein einer elek-

1222 wurde das heute noch archaisch wirkende

trischen Strassenlampe in einer dunklen Nacht

Kirchlein von Sur En erbaut. Die spartanischen Kir-

müsse ein Kirchenraum nicht sein.

chenbänke, gezimmert aus einfachen Holzbalken,

Im Kirchlein von Sur En aus dem 12. Jahrhundert (rechte Seite oben) und in der Kapelle von Giarsun aus dem 13. Jahrhundert (unten) spielt das von Osten einfallende Licht eine wichtige Rolle.

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der frohen Botschaft. Und so hell wie draussen das

die auf der Männer- und der Frauenseite mal längs,

Baumeisterlich nicht im alpinen Abseits

mal quer zum Kirchenschiff aufgestellt sind, stehen

Dass Graubünden im Mittelalter und in der Spätgo-

noch so wie im Mittelalter.

tik durchaus in die europäische Kulturwelt einge-

In den Kirchen von Giarsun und Sur En spielte –

bunden war, das zeigt sich sowohl in malerischer

schon lange bevor das Glas ins Tal kam – das von Os-

wie in akustischer Hinsicht. In der spätgotischen,

ten kommende Licht eine wichtige Rolle. Christian

um 1480 erbauten Kirche von Lavin malten oberita-

Caminada, volkskundlich interessierter Bischof von

lienische Künstler, die bereits in Celerina und Pon-

Chur, zitierte 1961 in seinem Buch «Die verzauber-

tresina gearbeitet hatten, den Chor vollständig aus.

ten Täler» einen Engadiner, der Folgendes zu berich-

Inmitten der Apostel und der Kirchenväter an Lese-

ten wusste: «In Suren d’Ardez gingen die Leute des

pulten ist hier der Heiland gleich dreifach in einer

Dorfes am Tage, da die Sonne wieder im Frühling auf

Gestalt zu sehen, als heilige Dreifaltigkeit mit drei

ihr Gebiet zu scheinen begann, derselben mit Fast-

Gesichtern, vier Augen, drei Nasen und einer irritie-

nachtsküchlein, ‹Paclanas›, auf Tellern oder Platten

rend raumfüllenden Präsenz – zumindest wieder

gehäuft, entgegen. Die Fraktion ist einige Monate

seit 1955, seit der Freilegung der Gemälde, die in La-

ohne Sonne, ebenso Giarsun.»

vin, dem ersten reformierten Ort im Unterengadin,

In Giarsun gab es laut Christian Caminadas Auf-

1529 übertüncht worden waren.

zeichnungen einen ähnlichen Brauch. Hier ging

Und bemerkenswert ist die Akustik im Kirchlein

man aber etwas weniger euphorisch zu Werke: «In

von Giarsun: In der halbkugelförmigen Apsis lässt

Giarsun gingen die Leute nur auf den nächsten Hü-

sich eine Sprechposition einnehmen, von der aus

gel, wo jetzt die Station Guarda steht, die Sonne zu

sich der Schall im ganzen Kirchenraum verzehn-

begrüssen, wenn sie wieder ihren Gang höher als

facht. Zufall dürfte auch dies nicht sein: Der opti-

den sie verbergenden Berg nahm.» An beiden Orten

male Klang ergibt sich auf einer Höhe von 170 Zen-

spielte das Licht aus Osten nicht nur im Evangelium

timetern über Boden; in einer Höhe, in der einst die

und architektonisch eine wichtige Rolle. Mit ihm

frohe Botschaft aus des Pfarrers Mund erklang.

verband man im Unterengadin auch Kult und

Licht und Farbe, Raum und Klang erzielten schon

Brauch, schon in vorchristlicher Zeit.

im Mittelalter und in der Spätgotik auch im Alpen-

Geborgenheit – nicht Dunkelheit Aber was hat es mit den düsteren Kirchenräumen auf sich? Fragen wir den Pfarrer von Ardez, der auch Guarda betreut. Stephan Bösiger überlegt erst eine Weile, dann stimmt er vorsichtig zu: «Ja, Giarsun

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raum nicht nur zufällig eine Wirkung, sondern wurden gestalterisch eingesetzt – mit Wirkung bis heute.



Schnee so weiss wie Puderzucker Wer schon einmal einen Lawinenkurs absolviert hat, weiss: Selbst unter einigen Metern Schnee bleibt es hell. Allerdings ist das Licht dort unten nicht mehr weiss, sondern blau. Martin Schneebeli, Forscher für Schneephysik, erklärt, wie die Kristalle das Licht brechen.

Text: Sina Bühler Fotos: WSL-Institut, Davos

E

s ist ein eindrückliches Ski-Video, gedreht mit

die winzigen Kristalle trifft, wird in jede mögliche

vor einem Hang, bereiten sich auf die Tief-

Richtung reflektiert. Je grösser die Oberfläche eines

schneeabfahrt vor, lachen. Doch nach wenigen

durchsichtigen Materials ist, desto weisser erscheint

Schwüngen entsteht ein Riss in der Schneedecke.

es.» Dasselbe Phänomen zeigt sich in einem Wild-

Schnell ist klar, es löst sich eine Lawine. Die Helm-

wasserstrudel oder bei Wasserfällen. Und aus dem-

kamera nimmt nur noch Farben auf: Das Bild wird

selben Grund scheint auch Puderzucker weisser als

weiss, hellblau, dunkelblau und dann wieder him-

Kristallzucker – die einzelnen Partikel sind kleiner,

melblau. Unendliche vier Minuten lang, bleibt es so.

damit wird die Oberfläche insgesamt grösser.

Man hört nur die Atemzüge des Skifahrers. Plötzlich

Martin Schneebeli ist Leiter der Forschungsgruppe

knirscht es. Das Blau wird heller, dann weiss. Und

Schneephysik beim SLF. Er ist ausgebildeter Um-

endlich gräbt sich eine Schaufel durch. Die Kollegen

weltingenieur: «Schneephysik ist eben nicht nur

haben den Skifahrer gefunden und gerettet.

Hardcore-Physik. Wir erforschen zwar die physika-

Der Mann lag die ganze Zeit im Licht – obwohl er un-

lischen Eigenschaften, weil Schnee aber in der Na-

ter einigen Kubikmetern Schnee begraben war. Lässt

tur vorkommt, müssen wir alles drum herum auch

Schnee also das Licht durch? Und warum erscheint

anschauen», erklärt er. Mit Schneebeli arbeiten ne-

er auf der Oberfläche weiss? Warum ist das Licht da-

ben drei Physikerinnen und Physikern auch eine

runter blau? Und weshalb wirkt alter Schnee grau?

Geologin, eine Meteorologin, ein Meteorologe und

Die Antworten auf alle diese Fragen gibt die Physik.

Phänomene der Lichtbrechung

10

ein Maschineningenieur. Gemeinsam pröbeln sie in der Kältekammer, entwerfen Modelle am Computer, studieren auch mal die Kristalle in Eiscreme

Martin Schneebeli arbeitet am Institut für Schnee-

und bohren Löcher in den ewigen Schnee der Ant-

und Lawinenforschung (SLF) der Forschungsanstalt

arktis – blaue Löcher.

Wald, Schnee, Landschaft (WSL) in Davos. Er erklärt

* www.youtube.com Stichwort: «Von Lawine begraben»

aus unzähligen kleinen Partikeln. Das Licht, das auf

einer Helmkamera.* Ein paar Skifahrer stehen

den Grundsatz: «Es ist die Lichtbrechung.» Erin-

Blauer und grauer Schnee

nern wir uns an den Physikunterricht. Dort wurde

Blau leuchtet es auch in der Tiefe von Gletscherspal-

ein Lichtstrahl auf ein Glasprisma projiziert. Das

ten, in Eishöhlen und in Iglus. Blau dominiert auch

Licht bricht und tritt auf der anderen Seite des Pris-

im Lawinenfilm. «Schnee und Eis absorbieren die

mas als farbiger Regenbogen wieder aus. Weisses

einzelnen Farbwellen nicht genau gleich. Der rote

Licht besteht also aus verschiedenen Farben mit un-

Teil wird stärker geschluckt als der blaue.» Auf der

terschiedlichen Wellenlängen. Schnee wirkt wie

Schneeoberfläche bleibt diese Wirkung unsichtbar,

ein Lichtprisma. Frisch gefallener Pulverschnee

das Licht ist zu stark. Doch je weniger Licht durch-

glitzert deshalb in der Sonne nicht nur weiss und

dringt, desto blauer wird es im Schnee. «Und irgend-

golden. Schaut man lange und genau hin, zeigen

wann sogar schwarz. Je nachdem, wie tief unten und

sich alle Farben des Regenbogens.

wie dicht er ist», schildert der Schneeforscher.

Warum aber ist Schnee für unsere Augen weiss, ob-

Die Dichte ist auch die Erklärung dafür, warum alter

wohl er aus durchsichtigem Wasser und aus Eis be-

Schnee eher grau wirkt. Die Umweltverschmutzung

steht? Martin Schneebeli erklärt: «Schnee besteht

hat – vor allem in den Bergen – nichts damit zu tun.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


Glitzernd weisser Schnee am Lawinenanriss. Foto: Thomas Stucki

Weder Schnee noch Eis, sondern Reif. Foto: J端rg Schweizer


BUCHTIPP

«Schnee ist ein ‹Hochtemperaturmaterial› und im-

Reflektion Albedo. Martin Schneebeli erklärt: «Die

WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung: «Schnee», 160 S., 100 Abbildungen, 2013, Fr. 59.90

mer nahe am Schmelzpunkt. Im Verlauf eines Win-

Wärme, die als Licht ins Weltall zurückgeworfen

ters kristallisiert das Eis mehrmals neu und wird da-

wird, geht der Erde verloren. Dadurch bleibt sie kühl.

bei dichter und grobkörniger.» In grossen Kristallen

Das wiederum führt dazu, dass der Schnee länger

muss das Licht eine dickere Fläche durchdringen.

liegen bleibt.» Würde es im Winter nur regnen, wäre

Auch hier gilt: Der rote Teil des Lichts wird stärker

es auf der Erde fünf bis zehn Grad wärmer.

absorbiert. Darum wirkt Altschnee dunkler.

Vor fünf Jahren warb deswegen der US-Energiemi-

Diese Farbunterschiede haben nicht nur eine Ursa-

nister Stephen Chu dafür, Albedo als Kampf gegen

che, sondern auch eine Wirkung. Je dunkler eine

die Erderwärmung zu nutzen, weil weisse Dächer,

Fläche ist, desto mehr Sonnenstrahlen werden ab-

Häuser und Strassen die Erderwärmung abschwä-

sorbiert und als Wärme gespeichert. Wer an einem

chen könnten. Dass die Erwärmung wegen der klei-

Sonnentag barfuss über einen Teerboden läuft,

ner werdenden Schneeflächen auch in der Schweiz

weiss: Der Boden wird unerträglich heiss. Eine

zunimmt, ist allerdings Spekulation. Das habe – so

weisse Fläche hingegen wirft 90 Prozent des Lichts

die Fachleute – nach milden Wintern, wie dem letz-

zurück in die Atmosphäre. Die Fläche selber und die

ten, mehr mit Gefühl als mit Wissenschaft zu tun.

Luft in der Umgebung bleiben kühler. Das ergibt

«Kurzfristige Statistiken sind schwierig zu interpre-

eine natürliche Klimaanlage, wie sie beispielsweise

tieren», stellt Martin Schneebeli fest. Die Menge der

auf der griechischen Insel Mykonos genutzt wird:

Schneefälle ist von Jahr zu Jahr sehr unterschied-

Die Häuser, selbst die Dächer, sind weiss gestrichen.

lich. Zuverlässige Aussagen seien erst möglich, wenn

Die grossen Schneeflächen sind deshalb eine Klima-

man etwa fünfzig Jahre überblicken kann. Aller-

anlage für die Erde. Wenn mitten im Winter die

dings ist klar, dass im Mittelland heute weniger

Hälfte der Nordhalbkugel von Schnee bedeckt ist,

Schnee liegt als früher. In den Bergen hingegen –

wirkt das wie ein riesiger Spiegel, der von der Sonne

auch in Davos – bleibt die Schneedecke den ganzen

nicht erwärmt wird – in der Fachsprache heisst diese

Winter hindurch weiss oder blau und dann grau.

Weiss, blau und erst ganz tief unten die Dunkelheit im Schneeloch. Foto: Martin Schneebeli


vivanda genuina engiadina


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2

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Geschichten in Kirchenfenstern Sie spielen mit dem Licht – die farbigen Glasfenster der Kirchen. Besonders schöne und reich ausgestattete Kunstwerke wurden zu Zeiten Queen Victorias (1819–1901) hergestellt. Und mit den englischen Touristen kamen die Kunstwerke auch ins Engadin.

Text: Diane Conrad Bearbeitung: Redaktion piz Fotos: M. van Swoll, Foto-Optik Rutz, © Diane Conrad

14

V

or 40 Jahren, 1974, fuhren in Pontresina die

störungswelle überlebt. Hier kann man die Werke

Bagger vor der anglikanischen Kirche vor und

bedeutender englischer Glasmanufakturen noch

zerstörten das Gotteshaus. Damit verschwand

heute bestaunen.

laut Kunstgeschichte-Experten die grösste und schönste englische Kirche der Schweiz. Immerhin

Fenster erzählen Geschichten

gelang es der Denkmalpflege, das 7,5 Meter hohe

Die Fenster kamen damals zerlegt in die Schweiz

kunstvolle Ostfenster und einzelne ganz kleine

und wurden hier neu zusammengesetzt. Finanziert

Fenster zu retten. 2016 soll das grosse Fenster als ver-

wurden die aufwendigen Kunstwerke in der Regel

kleinertes Abbild in einer Ausstellung des Rätischen

von Privaten vor allem zur Erinnerung an Verstor-

Museums einen Ehrenplatz bekommen. Die übri-

bene. Die Fenster erzählen deshalb manch abenteu-

gen Glaskunstwerke wurden damals mit dem Bau-

erliche Geschichte.

schutt abtransportiert. Gleich ging es der engli-

Die zwei ältesten Fenster in St. John’s wurden bereits

schen Immanuel-Kirche in Samedan, die schon in

kurz nach dem Bau der Kirche, 1871/72, eingesetzt

den 1960er-Jahren abgebrochen wurde. Auch diese

und stammen aus der damals bekannten Werkstatt

Glasfenster wurden zerstört.

Heaton, Butler & Bayne in London. Die Darstellung

Von den einst vier englischen Kirchen, die ab 1871

in der Mitte der Apsis zeigt die Kreuzigungsgruppe

im Engadin gebaut wurden, stehen noch die Gottes-

mit traditionellen Sonne- und Mond-Symbolen und

häuser in Scuol und in St. Moritz. In Scuol dient der

die Inschrift «It is finished» («Es ist vollendet»). Wer

Bau am Hang über dem Hotelkomplex des ehemali-

dieses Fenster gestiftet hatte, ist nicht mehr be-

gen Kurhauses Tarasp, dem heutigen Scuol Palace,

kannt. Das zweite Fenster aus der gleichen Werk-

aber nicht mehr dem Gottesdienst, und die farbigen

statt, hoch oben in einer grossen Nische in der West-

Fenster sind dort längst verschwunden. Nur die heu-

wand, scheint der erste Teil eines grösseren Werkes

tige evangelische Kirche in St. Moritz-Bad – 1871 als

zu sein, das nie ausgeführt wurde. In der Mitte zeigt

St. John’s Kirche erbaut – hat die Abbruch- und Zer-

es Christus, von den vier Evangelisten umgeben. Im

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


4

5

untersten Teil liest man die Widmung für Franklin

Kaplan Alfred Strettell wirkte bereits seit 1860 in

Kinney, der – so die Inschrift – auf seinem Weg nach

St. Moritz und war der Hauptinitiant des Kirchen-

St. Moritz am 14. Juli 1871 in Chiavenna gestorben

baus von St. John’s. Die englischen Touristen hatten

ist. Kinney kam als amerikanischer Repräsentant

1867 von Hotelier Johannes Badrutt den Bauplatz

1851 für die Weltausstellung nach London. Die Fa-

geschenkt bekommen – dies, nachdem sie das nö-

milie scheint gut vernetzt gewesen zu sein. Seine

tige Geld zum Bau zusammengebracht hatten. 1868

Ehefrau war ans Sterbebett des amerikanischen Prä-

begann der Bau nach einem Entwurf des damals be-

sidenten Lincoln gerufen worden, die Tochter war

kannten englischen Architekten Arthur Blomfield.

mit dem Hofmeister des späteren italienischen Kö-

Ausgeführt hat sie der Bündner Architekt Nicolaus

nigs Umberto verheiratet.

Zur Kur gekommen und gestorben

Hartmann. 1871 wurde die Kirche geweiht. Der Turm entstand erst vier Jahre später.

Zwei Fenster in der evangelischen Kirche in St. Mo-

Dem Gründer-Kaplan gewidmet

ritz-Bad sind der im Alter von 19 Jahren verstorbe-

Alfred Strettell wirkte jeden Sommer bis 1900 als an-

nen Mary Brittan gewidmet. Sie war 1872 mit ihren

glikanischer Kaplan. Nach seinem Tod 1904 – Stret-

Eltern nach Champfèr gekommen, um sich zu kurie-

tell wurde 88 Jahre alt – hat seine Kirchgemeinde

ren, starb jedoch schon am Tag nach ihrer Ankunft.

ihm ein farbiges Fenster als Denkmal gewidmet. Das

Sie wurde als Erste auf dem Friedhof der – erst im

Bild zeigt König David mit dem Satz, der – über-

Jahr zuvor fertiggestellten – St. John’s Kirche begra-

setzt – bedeutet: «Ich hebe meine Augen auf zu den

ben und ihr Grabstein ist bis heute erhalten. Zum

Bergen, von welchen Hilfe kommt.» Dieses Fenster

Andenken an ihre Tochter stifteten die Eltern die

wurde vom englischen Architekten und Land-

zwei Fenster aus der Werkstatt Joseph Bell & Son,

schaftsgestalter Harry Inigo Triggs gestaltet, der

Bristol, einem weiteren wichtigen Familienunter-

selbst auch in St. Moritz gebaut hat. Er hat diesen Kö-

nehmen, das bis 1996 produzierte. Die Fenster heis-

nig David mit Strettells Gesicht abgebildet und ihm

sen «Das Licht der Welt» und «Der gute Hirte». Die

so ein Denkmal gesetzt.

beiden Motive wurden damals oft verwendet, wenn

1956 wurde aus St. John’s die evangelische Kirche

Menschen in jungen Jahren starben.

St. Moritz-Bad. Den neuen Eigentümern war der

Das Fenster neben dem Taufstein ist dem Nachkom-

Raum aber zu düster und sie entfernten während

men einer Bankiersfamilie, Charles Sartoris, gewid-

späterer Umbauarbeiten eines der bemalten Fenster

met. Er starb vermutlich bei einem Erdrutsch im

in der Südfassade. Diese Veränderungen wurden da-

September 1884. Beerdigt ist er auf dem Friedhof

mals aber nicht dokumentiert und das entfernte

St. Mauritius neben dem schiefen Turm von St. Mo-

Kunstwerk gilt als verloren.

ritz. Die Witwe des Verunglückten stiftete St. John’s

In der Kirche lohnt sich aber nicht nur ein Blick auf

das Fenster, das den Erzengel Raphael mit einem

die historischen, aus England stammenden Glas-

Fisch in der Hand zeigt. Dieses Werk im Stil des

fenster aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.

16. Jahrhunderts entstand bei Hardman in Birming-

Drei zeitgenössische Fenster in der Südfassade des

ham – dem Unternehmen, das auch die Fenster im

Gotteshauses stammen vom im Engadin geborenen

Londoner Westminster-Palast hergestellt hatte.

Künstler Gian Casty.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015

6

1 Kreuzigungsgruppe mit traditionellen Sonne- und Mond-Symbolen und der Inschrift «It is finished». 2 Das Motiv «Licht der Welt» erinnert an die jung verstorbene Mary Brittan. 3, 4 Ensemble hoch oben in der Westwand: Ein Fenster der Gruppe ist Franklin Kinney gewidmet. 5 Erzengel Raphael mit Fisch, zur Erinnerung an Charles Sartoris, der 1884 bei einem Bergsturz starb. 6 Ein Satz von König David erinnert an Kirchengründer Kaplan Alfred Strettell – sein Gesicht ist im Kirchenfenster erkennbar.

15


piz : Publireportage

ROLF SACHS, OLIVIER MOSSET, ATTILIO CODOGNATO WINTERAUSSTELLUNGEN IN DER GALERIE ANDREA CARATSCH AN DER VIA SERLAS 12 IN ST. MORITZ, DEZEMBER 2014 BIS APRIL 2015.

ROLF SACHS «CAMERA IN MOTION: FROM CHUR TO TIRANO» Rolf Sachs wurde 1955 von deutsch-französischen Eltern in Lausanne

fernung entstehen Aufnahmen, in denen verschiedene Grade von Ver-

geboren und lebt heute hauptsächlich in London. Er ist von Kindheit an

schwommenheit mit Momenten überraschender Klarheit spielen und

aufs Engste mit dem Engadin und St. Moritz verbunden.

konkurrieren. Angesichts der berauschenden Landschaften kommt

Schon in jungen Jahren kreativ, hat sich Rolf Sachs seit den späten

man nicht umhin, an die deutschen Romantiker zu denken oder an Bil-

Achtzigerjahren als Designer und Künstler etabliert. Seine Arbeiten sind

der Turners. Zeitlich näher findet man eine ähnliche postmoderne Aus-

inspiriert von alltäglichen Objekten und Materialien, die er auf unkonven-

einandersetzung mit den Themen Landschaft, Abstraktion und Foto-

tionelle Weise neu interpretiert. Von Anfang an hat sich Sachs in seiner

grafie, wenn auch rein malerisch verarbeitet, bei den übermalten

ästhetischen Form zurückgenommen, Dekoratives vermieden zuguns-

Foto-Landschaften Gerhard Richters. Als Kontrast zur Dramatik und

ten einer eher konzeptionellen Sprache, die emotionale und sensorische

dem Pathos der grossformatigen Landschaftsbilder wirken die stillen

Reaktionen hervorruft. Die Einbeziehung des menschlichen Faktors wie

und besinnlicheren Bilder des Bahnarbeiters oder des Bahnsignals, in

auch humoristische Elemente sind typische Charakteristiken, die für

denen wir Sachs̓ Interesse fürs Alltägliche und Prosaische wiedererken-

sein multidisziplinäres Werk stehen. In Zusammenarbeit mit der Galerie

nen. Jenseits der visuellen Referenzen sollte «Camera in Motion: von

von Bartha zeigt die Galerie Andrea Caratsch eine Auswahl des Ende

Chur nach Tirano» als eine Reflexion über die Notionen von Zeit und

2012 angefangenen Fotozyklus «Camera in Motion: von Chur nach Ti-

Vergänglichkeit verstanden werden. Es sind Sinnbilder für die Schnell-

rano». In dieser Werkgruppe fotografiert Sachs aus dem fahrenden Zug.

lebigkeit unserer Zeit, festgehaltene Momente unser aller Lebensreisen,

Je nach Schnelligkeit des Zuges, je nach Sujet und der jeweiligen Ent-

die unserem Bewusstsein und der Erinnerung immer wieder entgleiten.


OLIVIER MOSSET «THE KITCHEN PAINTINGS» Der Künstler verbrachte viele Jahre in Paris und New York. In den Sech-

priation und Wiederholung. Der Künstler verzichtet bewusst auf anekdo-

zigerjahren war er Mitglied von BMPT, einer Gruppe konzeptionell orien-

tische, bedeutungsvolle oder interpretierbare Inhalte und lädt ein zur

tierter Maler, zu der ausserdem Daniel Buren, Michel Parmentier und

Wahrnehmung der meditativen Ruhe seiner grossflächigen Farbbilder.

Niele Toroni zählten. Die Gruppe strebte eine Demokratisierung der

Die aktuelle Ausstellung wurde ursprünglich im Herbst 2013 für den

Kunst durch radikale Verfahren der Neutralisierung an, die darauf abziel-

Künstlerraum «The Kitchen» in New York konzipiert. Sie besteht aus drei

ten, das Kunstwerk über dessen Autorschaft zu stellen. In den Siebziger-

Gruppen von vier monochromen Gemälden in Buchstabenform, die auf

jahren fertigte er eine Reihe monochromer Bilder auf klassisch rechtecki-

den Künstler Marcel Duchamp verweisen: TUM, MUTT und TUTU.

gen oder unkonventionell geformten Leinwänden an («Shaped canvases»),

Mosset sagt über die Arbeiten: «Es hat etwas von Frank Stella, und es

die, meist im Grossformat, mehr oder weniger implizit zu Kreisläufen von

gibt ein subtiles Wortspiel mit Duchamp.» Mit TUTU verweist er auf

Produktion und Austausch Stellung nahmen. Über die letzten vier Jahr-

Duchamps Zeichnung einer Ballerina, gleichzeitig ist das Werk eine

zehnte hinweg charakterisiert sich sein Schaffen durch geometrische

Hommage an sein eigenes Interesse am Ballett und seine Freundschaft

Abstraktion und das Experimentieren mit anderen Bildträgern und Mate-

mit einer Primaballerina. Dennoch sieht er diese Dinge als «einen Vor-

rialien, um zu einer zukunftsweisenden Malerei zu finden.

wand, um zu malen. Doch dann verliert sich die subjektive Geschichte,

Nach wie vor dreht sich sein Schaffen um die Themen Neutralität, Appro-

und wird jene des Betrachters.»

THE ART OF CODOGNATO dig ein illustres internationales Publikum an, das vom Ideenreichtum des Designs und den eigenwilligen Kreationen fasziniert ist. Zu Hause, in seinem venezianischen Palazzo, ist Attilio Codognato von seiner eklektischen Sammlung umgeben, in der Werke von Warhol, Duchamp, de Chirico, Rauschenberg, Kosuth oder Naumann auf klassische Antiquitäten sowie italienische und russische Empire-Möbel treffen. Die Galerie Andrea Caratsch zeigt Meisterstücke aus der Schmucksammlung Codognatos, die von seiner Familie oder ihm selbst entworfen wurden. Ergänzt wird die Ausstellung mit Kunstwerken, die der Juwelier aus dem Bestand der Galerie ausgewählt hat und die seinen Sinn für das Ausgefallene und Unkonventionelle widerspiegeln.

Die Galerie in St. Moritz ist in der Hauptsaison von Montag bis Samstag von 14.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Attilio Codognato ist Juwelier in fünfter Generation, aber auch Kunstsammler, Autor, Kurator und Intellektueller. Seit nahezu 150 Jahren zieht das Juweliergeschäft der Codognatos nahe dem Markusplatz in Vene-

Galerie Andrea Caratsch, www.galeriecaratsch.com Via Serlas 12, 7500 St. Moritz, Tel. +41 (0)81 734 00 00


Scholz – Pedretti und das Licht «Jedes Bild fragt, spricht, fordert auf» – auch wenn dieses Zitat von W. G. Sebald in einem ganz andern Zusammenhang steht, hat es Gültigkeit für jede fotografische Arbeit, vielleicht sogar für jedes künstlerische Werk schlechthin.

Text: Gisela Kuoni Fotos: Christian Scholz

C

hristian Scholz ist Fotograf, Giuliano Pedretti

onalen Gestalten zu widmen. Seine Arbeiten spie­

gegnet sind sich die beiden Persönlichkeiten

geln die Gebirgswelt, in der er lebte. Der Künstler

im November 2009. Christian Scholz war in seinem

kämpfte mit dem, was er zum Ausdruck bringen

Kunstinteresse auf Arbeiten von Giuliano Pedretti

wollte. «Eine Skulptur entsteht von innen nach aus­

gestossen. Diese weckten seine Aufmerksamkeit so

sen» – und sie besteht schliesslich «nur aus Licht

sehr, dass er den Engadiner Künstler persönlich ken­

und Schatten» – so Pedrettis eigene Worte. Auch die

nenlernen wollte. Scholz’ Anliegen dabei war,

Fotografien von Christian Scholz scheinen von in­

Pedretti zu fotografieren und sein Abbild in die

nen nach aussen entstanden zu sein, sie zeugen von

Reihe seiner Porträtfotografien einzureihen, denen

seinem

er sich seit geraumer Zeit widmet. Im Zyklus

Schauen und von oft langem Warten. Ruhe und Un­

geduldigen

Beobachten,

von

stillem

«Schweizer Künstler» hat Christian Scholz Fotogra­

ruhe sind gleichzeitig spürbar in diesen Bildern.

fische Porträts verschiedener namhafter Persön­

Und ebenso sind Licht und Schatten die eigentliche

lichkeiten geschaffen – auch der anfangs zitierte

Voraussetzung für seine fotografischen Arbeiten,

W. G. Sebald gehört dazu.

auch ausserhalb von allen Porträtstudien.

Soweit die Vorgeschichte. Doch wenn man die aus­ sergewöhnliche Hingabe des Fotografen an seine

«Trenzlas» auf der Wiese, in den Skulpturen

Arbeit und das lebenslange Ringen des Künstlers be­

Da steht eine Kuh, scheinbar überrascht vom ersten

trachtet und auf sich wirken lässt, öffnet sich noch­

Neuschnee. Sie ist allein auf dieser weissgefleckten,

mals eine neue Dimension. Wir sehen mehr als eine

schier endlosen Hochebene, die in ferne Berghänge

Reihe gelungener Fotos. Hier haben sich zwei Künst­

aufsteigt. Ratlos schaut sie einen an. Erstaunt und

lerpersönlichkeiten getroffen, deren Arbeiten zu­

gleichzeitig ergeben in das Unvermeidliche. «Trenz­

sammengehören und gegenseitig bedingen: Chris­

las» – Schneereste – entdeckt man auch in Pedrettis

tian Scholz hat in seinen Bildern erfasst, was

Skulpturen, wenn er filigrane Körper modelliert,

Giuliano Pedretti sein Leben lang gesucht hat.

ausgefranste Figuren scheinbar ohne Halt und

Gegenseitiges Erkennen

18

Schon früh begann Pedretti, sich dem dreidimensi­

(1924 – 2012) war Künstler. Erstmals direkt be­

Gleichgewicht. Da ist dieses erste Erscheinen des Künstlers, im

Die hier gezeigte Auswahl macht das Zusammen­

schmalen Spalt der Ateliertüre, in einer wattierten

wirken der beiden Protagonisten deutlich, ihr ge­

Jacke, es ist Winter. Den Kopf leicht erhoben, kon­

genseitiges Erkennen und Einvernehmen. Man

zentriert mit geschlossenen Augen und einem nach

meint, hinter das Bild zu sehen. In aller schwarzweis­

innen gekehrten Blick. Wie achtsam muss ein Foto­

sen Begrenztheit scheinen Farben zu leuchten. Ge­

graf sich diesem scheinbar in sich versunkenen Ge­

räusche werden hörbar: das Rauschen von Bergbä­

genüber nähern! Christian Scholz gelingt das mit

chen, schmelzender Schnee, Wind, Vogellaute. Das

grossem Respekt, und er erfasst diese aussergewöhn­

war Giuliano Pedrettis Welt. So ist er aufgewachsen,

liche Situation. Er selbst spricht von einer «wunder­

in diesem Hochtal mit den extremen Anforderun­

baren Andacht», die er da miterlebte. Kein Wort

gen an Mensch und Tier und mit seiner grossen

stört die Stille. Licht und Schatten stehen miteinan­

Liebe zur Natur.

der im indirekten Austausch.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


Realit채t und Traum. Schweiz 2009


Nicht alles, was wir sehen, muss gedeutet werden.

und später staunt man selbst über das tiefgründige

Sind es Sonnenflecken auf dem hölzernen Balken?

Miteinander, das zwischen Fotograf und Porträtier­

Oder ist es das umgekehrte Schattenbild einer Skulp­

tem im Bild zum Ausdruck kommt.

tur des Künstlers? Ist es Spiegelung oder Gemälde?

An Giuliano Pedretti faszinierte ihn sofort dessen

Lichtstrahl oder Zeichnung? Unkenntliche Aus­

fester Stand auf der Erde, seine Haftung am Boden,

schnitte werden zu eigenen Kompositionen, ver­

im direkten und im übertragenen Sinne. Pedretti

wandeln sich und werden selbständig. Das unge­

war ein Mensch, der die Urkräfte der Natur am eige­

löste Rätsel macht die Spannung des Bildes aus.

Schnee als Schicksal

nen Leibe erfahren hatte. Er wusste um Geburt und Tod, hatte beides hautnah erlebt und konnte in sei­ nem künstlerischen Schaffen diesen Erfahrungen

Immer lässt der Schnee an Pedrettis Schicksal den­

gar nicht ausweichen. Sie hatten ihn geprägt. Giuli­

ken. Als im Januar 1951 das Ateliers seines Vaters

ano Pedretti kannte die permanente Bedrohung,

von einer Lawine verschüttet wurde und der junge

doch sein Glaube ans Leben war auch nach dem La­

Künstler Giuliano Pedretti wie durch ein Wunder

winenniedergang stark und tief, und er sprach selbst

überlebte. Er sah dieses einschneidende Ereignis

von diesem wieder geschenkten Leben als von «ei­

stets als seine Wiedergeburt an, die ihn inspirierte

nem Geschenk, das gefüllt werden muss mit meiner

und fortan ein reiches Schaffen von ihm forderte. Er

Arbeit». Darum hat er sich ein Leben lang bemüht.

selbst hatte ein Vertrauen zum Leben, das ihm

Pedretti wusste sehr wohl um die Unsicherheit der

scheinbar in die Wiege gelegt war.

Welt, um alle Widersprüche und Gräuel. Er setzte

Wir gehen weiter – immer noch prüfend und kon­

sich damit auseinander, schuf sein Werk nicht ohne

zentriert schaut Pedretti hinaus in den Tag, erwartet

Marter und Qual.

vielleicht den Fotografen. Sein Gesicht ist eine

Christian Scholz spürte das zutiefst. In seiner Begeg­

Landschaft, es erzählt die Geschichte seines Lebens,

nung mit Pedretti bestätigte sich einmal mehr seine

zeichnet Abgründe und Verwerfungen, es ist voll

Erkenntnis: «Beide machen das Bild» – Fotograf und

Ruhe und wach zugleich. Und schliesslich ist es

Porträt gehören zusammen, bilden eine Art «Ge­

ganz zu sehen, jede Pore dieses markanten Antlitzes,

samtkunstwerk».

die Schönheit eines gelebten Lebens, die Würde ei­

Scholz selbst spricht von einem Geschenk, das die

nes alten Menschen. Das Gesicht strahlt Gelassen­

Zusammenarbeit für ihn bedeutete. Er spürte die

heit aus, die abgeklärte Grösse einer ausserordentli­

Energie, die vom Künstler ausging, sie trieb ihn an,

chen Persönlichkeit.

weckte seine Sehnsucht, diesen aussergewöhnli­

Unterwegs in den Seitentälern der Welt

und ihm im Abbild gerecht zu werden. Es geht

Christian Scholz fotografiert nicht nur grosse Stars

Scholz in seinen Porträtaufnahmen nicht nur um

in grossen Städten. Er macht sich vielmehr auf die

den Moment, in dem das Bild entsteht.

Suche nach Menschen, die etwas Aussergewöhnli­

chen Menschen in seiner ganzen Tiefe zu erfassen

ches geleistet haben. Die «Seitentäler der Welt» zie­

Ein Bild muss Bestand haben

hen ihn an. Diese Begegnungen kann man nicht be­

Mindestens ebenso wichtig ist ihm der Akt des Be­

wusst steuern. Oftmals sind sie nicht voraussehbar

wahrens, der Sicherung. Nur wenn das Bild diese Nachhaltigkeit ausstrahlt, gilt es für ihn als gelun­

Die Zeit der Kamera Die hier erstmals veröffentlichten Bilder mit Nota­

BUCHTIPP «Die Zeit der Kamera» Christian Scholz, Schwabe Verlag, Fr. 24.–

20

gen. Es soll nicht ein Erinnerungsstück sein, es muss über den Akt der Aufnahme hinaus seine Lebendig­ keit bewahren und eine Persönlichkeit vermitteln,

ten von Christian Scholz erzählen von Start und

die Vergangenheit und Gegenwart in sich trägt.

Landung, Aufklang und Ausklang, Lärm und Stille,

Auch wenn nie die Gefahr bestand, dass der Name

Vergangenem und Zukünftigem. Die Notate benen­

Giuliano Pedretti je in Vergessenheit geraten

nen einen Kontext. Es sind Reflexionen über das

würde – erst in den Fotografien von Christian

menschliche Gesicht, über hohe Häuser und be­

Scholz wird die Persönlichkeit des Engadiner Künst­

kannte Persönlichkeiten, über Atelieraufnahmen in

lers in ihrer grossen Lebendigkeit so richtig sichtbar.

Paris, tierische Landschaften, amerikanische Real­

Zurück zum Anfangszitat: Auch die Porträtaufnah­

und Traumwelten. Es sind Mutmassungen über Te­

men von Christian Scholz stellen Fragen. Sie spre­

leobjektive und Weitwinkelobjektive, Kunst und

chen ihre eigene Sprache und fordern zum Nach­

Wirklichkeit sowie Dummheit und Raffinesse.

denken auf.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


Gefrorene Skulptur. Schweiz 2003


Junge Kuh im Schnee. Schweiz 1993


Giuliano Pedretti, en face. Schweiz 2009


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Kultur fördern – oder doch nicht? Zweimal hat das Bündner Kantonsparlament 2014 mehr Geld für die Kultur bereitgestellt – erfreulich! Weniger positiv sind die Überlegungen zur Kultur im aktuellen Wirtschaftsbericht der Regierung. Hier wird ihr nur ein bescheidener Stellenwert zugeschrieben.

Text: René Hornung Illustration: Gregor Gilg

W

enn es nur ums Geld ginge, wäre 2014 für

Skeptische Töne im Wirtschaftsbericht

die Bündner Kultur als gutes Jahr zu bewer-

Im «Bericht über die Wirtschaftsentwicklung im

ten. Schon mit dem Budget hatte das Parla-

Kanton Graubünden», den das Amt für Wirtschaft

ment zusätzliche 500’000 Franken vor allem zu-

und Tourismus diesen Sommer publizierte, kommt

gunsten der «grossen» Kulturinstitutionen – dem

Kultur aber weiterhin nur am Rand vor. Dort werden

Churer Stadttheater, der Kammerphilharmonie, der

Studien zitiert, die zeigen, dass «Kulturangebote nur

Theatergruppe Origen, der Opera Viva Obersaxen

dann einen bedeutenden Beitrag zu Wertschöpfung

und der Fundaziun Nairs – bewilligt. Im April er-

und Einkommen einer Region leisten, wenn es ih-

kundigte sich dann Kantonsrat Vincent Augustin

nen gelingt, zusätzlich Gäste zum Verweilen in

(CVP), ob die Kulturinstitutionen davon ausgehen

Graubünden zu bewegen». Das würden nur Einrich-

könnten, dass diese zusätzlichen Gelder auch in den

tungen von nationaler Ausstrahlung wie das Kirch-

folgenden Jahren zur Verfügung gestellt würden.

ner- oder das Segantini-Museum schaffen. Auch die

Die Regierung antwortete ausweichend.

grossen Theaterevents würden in ihren engeren Re-

Das war Vincent Augustin zu wenig. Mit einem Auf-

gionen kaum etwas zur Wertschöpfung beitragen.

trag wollte er die Regierung zu dieser zusätzlichen

Es gebe bisher «wenige bis gar keine kulturellen Ein-

halben Million so lange verpflichten, bis ein neues

richtungen und Anlässe, die mindestens nationale

Kulturförderungsgesetz in Kraft ist – dies wird

Ausstrahlung erzielen», so der Bericht.

frühestens 2017 der Fall sein.

Das Amt für Wirtschaft und Tourismus will kultu-

Ende August setzte es deshalb noch einmal eine

relle Angebote deshalb nur dann fördern, «wenn sie

lange Kulturdebatte im Kantonsparlament ab, in der

Teil einer Gesamtstrategie eines touristischen Rau-

sich die Churer Kantonsrätin Sandra Locher Bengue-

mes sind und buchbare Arrangements entstehen,

rel (SP) für den inzwischen zurückgetretenen Vin-

welche die ganze touristische Wertschöpfungskette

cent Augustin und sein Anliegen einsetzte: «Kultur

einbeziehen». Einzelanlässe hätten langfristig kaum

ist ein zentrales Feld gesellschaftspolitischer Zu-

ökonomische Wirkung.

kunftsgestaltung. Dieses kulturelle Gut ist für unse-

Aus der Kulturwirtschaft gibt es gegen die Haltung

ren Kanton nebst der gesellschaftlichen auch von

Einwände. Luzern habe schon vor Jahren vorgerech-

touristischer und wirtschaftlicher Bedeutung», be-

net, was Festivals bringen, und die dritte Auflage des

tonte sie. Kulturinstitutionen bräuchten eine Pla-

Zürcher Berichts über die Kreativwirtschaft zeige

nungssicherheit, deshalb müsse die Regierung ver-

klar die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur.

bindliche Zusagen geben. Kulturgelder seien auch

Wenn Graubünden nicht weiter im Ranking der

nicht einfach eine Ausgabe oder gar eine Belastung,

Kantone zurückfallen will, müsse der Kanton seine

sondern eine sinnvolle Investition.

bisherige Haltung ändern.

Die Regierung wollte den Auftrag allerdings nicht

Was die kulturfreundliche Mehrheit des Parlaments

annehmen, vor allem aus rechtlichen Gründen. In-

zu den Ausführungen im Wirtschaftsbericht sagen

haltlich hatte sie allerdings die Erhöhung verspro-

wird, ist offen. Bei Redaktionsschluss dieser piz-Aus-

chen. Die Kantonsratsmehrheit setzte trotzdem ein

gabe war der Bericht noch nicht politisch diskutiert.

zweites Zeichen für die Kultur. Damit sind die Auseinandersetzungen aber noch nicht zu Ende.

26

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015

Kommentar von Köbi Gantenbein, Seite 28



«Kunst und Kultur sind mehr als Übernachtungsmotoren» Ein Kommentar von Köbi Gantenbein

weiter. Wie also können mit eigensinniger

Das kantonsweite Netz

Kultur über das Veranstaltungswesen hinaus

Viertens ist beachtlich: Der Kanton Grau-

Standorte gefördert werden – als attraktive

bünden führt Museen für Kunst, Geschichte

Wohnorte, als Arbeitsplätze und -räume, als

und Natur. Ihr dichtes Netz spinnt sich über

Orte für Gäste?

alle Talschaften. Museen sind Orte der Wis-

Kulturträger brauchen Förderung

KOBI GANTENBEIN ist Präsident der kantonalen Kommission für Kulturförderung. Er arbeitet als Chefredaktor von «Hochparterre» und lebt in Fläsch und Zürich.

sensproduktion, der Bildung und der Veranstaltungen. Sie verdienen Würdigung und

Zweitens folgt: Kultur und Kunst bauen wie

Förderung als Orte, denn auch sie sind rele-

andere Zweige auch das Wissen, die Infra-

vant für wirtschaftliches Gedeihen.

strukturen und die Arbeitsplätze auf. Getragen von privaten Unternehmen wie der Stif-

Umdenken im Tourismus

tung Nairs in Scuol, dem Theater Origen in

Und fünftens schliesslich ist nicht zu verges-

Riom oder dem Kloster in Disentis. Unter-

sen: Wesentlich für die Substanz und das

nehmer von Kultur und Kunst versuchen

Bild, das die Bewohnerinnen und Bewohner

Wirtschaft wird in Graubünden gerne mit

Neues und gehen Risiken aller Art ein. Gut so.

an ihren Landschaften und Dörfern in Grau-

Fremdenverkehr gleichgesetzt. Und ebenso

Der Wirtschaftsblick tut gut daran, solche

bünden mögen und aus denen der Fremden-

gerne fordern die Touristiker: Kunst und Kul-

Unternehmen und ihre Projekte nach Mass-

verkehr Geschäfte macht, sind intakte En-

tur sollen Logiernächte beschaffen. Leute in

gabe der Innovationspolitik herauszufor-

sembles in Dörfern, alte malerische Häuser

den Kanton bringen, die hier dann einige

dern und zu fördern.

und zeitgenössische Bauten. Graubünden ist

es gut einfädelt und etwas von der Sache ver-

Kultur und Kunst bilden

klug. Hier liegt etliche «In-Wert-Setzung»

steht. Aber das ist nur die eine Seite der Me-

Drittens zählt: Der wirtschaftliche Blick

brach, wie die Ökonomen sagen, wenn sie aus einem Lied einen Franken machen. Dies

Tage verbringen, das kann Kultur, wenn man

damit gesegnet, und sie zu bewirtschaften ist

daille, sie hat noch eine andere: Kultur und

möge die wachsende Bedeutung von kultu-

Kunst sind – auch ökonomisch gesehen –

reller und künstlerischer Aus- und Weiterbil-

umzusetzen setzt bessere Ausbildung und

weit mehr als für den blossen Konsum herge-

dung nicht verkennen: Ein Beispiel für viel-

mehr Fantasie der Tourismusleute voraus.

richtete Veranstaltungen. Ich rege dazu an,

fältige,

ökonomische

Zu konstatieren ist auch, dass die Substanz

den rein wirtschaftlichen Blick gleich fünf-

Wirkung sind die «Kultur- und Musikwo-

vieler Denkmäler lottert, weil die Mittel Pri-

fach zu erweitern.

Die weichen Faktoren

auch

nachhaltige

chen Arosa», die dank breitem Kursangebot

vater und der Denkmalpflege für den Unter-

weit über die eng gefasste, konsumorien-

halt nicht reichen. Und es ist immer wieder

tierte Veranstaltungskultur hinausreichen.

erschreckend, wie wenig Gewicht Investoren

Erstens gilt: Kultur und Kunst schaffen Um-

Ein anderes Beispiel sind die Ateliers für

dem Baudenkmal geben. Teils aus Unwissen,

felder, begünstigen Standorte, bereichern

Künstlerinnen und Künstler in Nairs und ein

teils aus Geiz, teils aus Unkultiviertheit. Das

wirtschaftliche Stimmungen – alles weiche

drittes der noch junge Filmclub in Vnà, wo

Drama um die Sanierung des alten, schönen

Faktoren, die in Wert zu setzen sind. Denn

Kinder das Medium Film kennenlernen. Mu-

Hotelkastens «Scuol Palace» ist nur ein Bei-

wo gesungen wird, lass ich mich nieder. Es

sikalische Aus- und Weiterbildung Jugendli-

spiel. Es ist ertragreich, Architektur und

mag sein, dass sich in Wollerau die Millio-

cher wird an Gewicht gewinnen, weil die

Landschaft, Denkmal und Denkmalpflege

näre auf die Füsse stehen, die Chordichte im

Schweizerinnen und Schweizer mit einem

als ökonomisch relevanten künstlerischen

Unterengadin ist aber höher und die Vielfalt

eindrücklichen Ja die Musikausbildung in

Beitrag ans wirtschaftliche Gedeihen zu pfle-

der Dorfbilder im Prättigau grösser. Und so

die Verfassung geschrieben haben.

gen, zu fördern und zu mögen.

28

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


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Kunst zwischen hell und dunkel Samedan, Zürich, New York und Tibet prägten den Künstler Kesang Lamdark. 1963 kam er als Flüchtling mit seinen Eltern in die Schweiz. Heute sind seine «Lightboxes» und andere Objekte, bei denen Licht eine wichtige Rolle spielt, international gefragt.

Text: Marina U. Fuchs Fotos: Kesang Lamdark, Cortesy Grieder Contemporary sowie Rossi & Rossi

N

ach dem Einmarsch Chinas in Ost-Tibet 1950

betischen Provinz Sichuan.» In Samedan besuchte

kam es neun Jahre später zum Volksaufstand.

Kesang den Kindergarten und lernte mit Mühe eine

Er kostete zahllosen Tibetern das Leben. Ge-

Mischung aus Romanisch, Bündnerdeutsch und Ti-

meinsam mit dem Dalai Lama, dem geistigen und

betisch. «Ich war der Exot», erinnert er sich, «aber es

weltlichen Oberhaupt, flohen 100’000 Tibeter. Un-

gab keine Vorurteile und es war eine gute Zeit.» Eine

ter ihnen war auch Kesangs Vater, ein angesehener

Zürcher Familie mit einem Ferienhaus in St. Moritz

Mann mit dem Ehrentitel eines «Rinpoche». Er war

wünschte sich ein Pflegekind, einen grossen Bruder

im Krieg, wurde verletzt und flüchtete dann. In In-

für die eigene Tochter. Sie kamen ins Tibeterhaus und

dien lernte er eine junge Frau aus Bhutan kennen

lernten die Familie Lamdark kennen. Kesangs Fami-

und heiratete sie. Als tibetischer Mönch hatte er die

lie, zu der inzwischen noch zwei Schwestern gehör-

Wahl zwischen einem geistlichen und einem weltli-

ten, war arm und der Vater wollte dem Sohn eine gute

chen Leben. 1963 wurde der Sohn Kesang Lamdark

Ausbildung und Zukunft ermöglichen. In Tibet ist es

in Dharamsala (Indien) geboren.

üblich, dass der Älteste als kleines Kind ins Kloster

Mit Hilfe des Roten Kreuzes kam die Familie in die

geht, und es erschien dem Vater, der ohne Sprach-

Schweiz. «Zum Glück wurden wir nach Samedan ge-

kenntnisse im Kino als Platzanweiser arbeitete, nur

schickt», meint Kesang Lamdark heute, «die Land-

normal, ähnlich zu verfahren. «Für meine Mutter

schaft, die Berge und vor allem das Licht erinnern

war es schlimm», weiss Kesang Lamdark noch genau,

mich an Kanze, die Heimat meines Vaters in der ti-

«es hat ihr fast das Herz gebrochen.»

Kesang Lamdark (vorne, Mitte) mit Eltern und Geschwistern im Oberengadin. Foto: Familienbesitz

30

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


2

1 Kesang Lamdark in seinem Z端rcher Atelier. Foto: Marina U. Fuchs 2 Gene Simmons, 2012. Plexiglas, LED-Licht, Holz, 39 x 50 cm Courtesy: The artist and Rossi & Rossi 3 Kesang Lamdark, Manuscript Cover with Images of Jambhala and Vasudhara (Study), 2013; Pierced aluminium can, 11,4 x 19 x 6,3 cm Courtesy: The artist and Rossi & Rossi

1

3


Bald besuchte Kesang seine zukünftigen Pflege-

einen Arzt, der nach der tibetischen Medizinlehre

men, in Zürich und blieb schliesslich dort. «Erst war

behandelt, aufzusuchen. Dieser erhitzte eine feine

ich in Zürich in den Ferien und in Samedan zuhause,

goldene Nadel und punktierte damit mehrere Stel-

dann war es umgekehrt», schildert er. Sein Pflege-

len in Lamdarks Gesicht. Wie durch ein Wunder

vater wollte, dass er richtig Tibetisch lernte, und

verschwand die Lähmung. Die Mimik, die Empfin-

schickte ihn einmal die Woche in ein tibetisches

dungen und die Ausdrucksfähigkeit kamen zurück.

Kloster in der Schweiz. Kesang sprach bald auch Zü-

«Dieses Erlebnis hat wohl meine tibetische Seele ge-

richdeutsch, besuchte die Rudolf Steiner Schule,

weckt und mein Interesse für das Land und seine

machte eine Lehre als Innenausbauzeichner und ar-

Kultur gefördert.»

beitete bei einem Innenarchitekten. Aber damit

Lamdarks leiblicher Vater war bereits in den 1980er-

hatte er seine Berufung noch nicht gefunden.

Jahren zurück nach Tibet gegangen. Das Heimweh

Kunst im Zentrum

v.l.n.r. Red Pixel Skull, 2012. Perforiertes Glas, LED-Licht, Leuchtkasten, Kabel 30,6 x 22,5 x 9 cm Courtesy: The artist and Grieder Contemporary Mahakala, 2014. Plexiglas, Holz, LEDs, Aluminium, Ø 56 cm Courtesy: The artist and Grieder Contemporary Snowlion, 2014. Plexiglas, Holz, LEDs, Aluminium, Ø 56 cm Courtesy: The artist and Grieder Contemporary

32

Seine leibliche Mutter empfahl ihm, einen «Amchi»,

eltern, die später noch vier leibliche Kinder beka-

und die Sehnsucht waren zu gross und er baute in seinem Heimatort das Kloster wieder auf. Lamdark

Für Kesang Lamdark war Kunst Lebensinhalt und er

hat seinen Vater mehrmals besucht. «Obwohl ich in

wollte mit 28 Jahren nochmals zur Schule. So be-

Indien geboren wurde, spürte ich in Tibet sofort

gann er 1991 in New York ein Kunststudium an der

Wurzeln», bekennt er. «Aber ich wurde entwurzelt

Parsons School of Design, gefolgt vom Master in Vi-

und verpflanzt – meine Heimat ist hier in der

sual Art an der Columbia University. «Es war eine

Schweiz!» Früher war er noch oft im Engadin im Ti-

sehr interessante und inspirierende Zeit», erinnert

beter-Heim zu Gast. Inzwischen liegen die Schwer-

sich Lamdark, «in der Schule habe ich viel künstle-

punkte anders, die Freunde aus Kindertagen sind

risch experimentiert und bin dadurch zu dem ge-

weit verstreut.

kommen, was ich heute mache.» Skulpturen waren immer der Schwerpunkt und seine erste bildhaueri-

Licht als schöpferische Kraft

sche Arbeit von 1992 «Leben und Tod» steht heute

Im künstlerischen Werk Kesang Lamdarks fällt der

in seinem Atelier in der Roten Fabrik in Zürich. Dort

Einsatz von Licht besonders auf, das fast mystische

arbeitet er seit 2000, als er nach acht Jahren in New

Spannungsfeld zwischen Hell und Dunkel. Am An-

York in die Schweiz zurückkehrte.

fang experimentierte er mit Cellophan, bald kamen

Ausschlaggebend für Kesang Lamdarks einzigartige

PVC, Plastik und Fundsachen dazu. Erst projizierte

Kunst, seinen Umgang mit Licht, Hitze, Feuer und

er genagelte Bleche an die Wand, dann begann er auf

Nägeln – fast so fein wie Nadeln – war wohl ein Er-

der ganzen Welt Büchsen zu sammeln. Über einem

lebnis in seiner Jugend, das ihn prägte. Kesang er-

Leuchttisch arbeitet er mit einem feinen Nagel und

krankte schwer und die europäischen Ärzte waren

Hammer faszinierende Bilder in die Böden der Alu-

nicht in der Lage, seine Gesichtslähmung zu heilen.

dosen. Wenn der Betrachter durch die Öffnung

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


blickt, kann er in den von unten beleuchteten Büch-

Staatsorakel die Zunge heraus und viele Tibeter tun

sen, die oft als Gruppen arrangiert sind, ein ganzes

es im Gespräch, um darauf hinzuweisen, dass sie die

Universum entdecken. Lamdark erhellt die Dunkel-

Wahrheit sagen. Beim Frontman der Gruppe Kiss,

heit, indem er das Licht durch winzige Löcher strö-

der oft mit ausgestreckter Zunge abgebildet ist, dürf-

men lässt und so die genagelten Bilder sichtbar

ten die Beweggründe andere sein. Trotzdem legt

macht. «Licht ist mir wichtig», erklärt der Künstler,

Lamdark die Gesichter und Zungen übereinander.

«in einem dunklen Raum kann ich das Licht bestimmen, erst durch meine Nagelung und das Licht be-

Lightboxes als Markenzeichen

kommt alles eine Seele, es ist das Licht, das schöpfe-

Seine Leuchtkästen, die «Lightboxes», zeigen in sei-

risch wirkt.» Für ihn kann durch Licht alles

nem pointillistischen Stil Szenen von Kitsch bis zu

umgeformt werden, verformt und ausgelöscht, die

aufwühlenden Statements. Mit einer eigenen Tech-

Geschmeidigkeit des Lichtes ist für ihn exakt die-

nik schmilz er mit einem Industrieföhn Plastik, oft

selbe wie die eines Pinsels. Zu diesen Werken haben

zusammen mit Stoff, über Metallgittern zu Kunst-

ihn Samedan, Kanze und New York inspiriert: «Alles

werken. Fundstücke wie PET-Flaschen werden zu

Orte mit extrem klarem Licht», kommentiert er. Er

Masken, ein goldener Plastikanzug wird zum Sym-

arbeitet mit Leuchtdioden, mit Schwarzlicht und

bol eines Schutzschildes für die Nonnen und Mön-

flackernder Diskobeleuchtung. Zu den Büchsen ka-

che, die sich in Tibet selbst verbrannt haben.

men kaputte Bildschirme, später Flatscreens, Spie-

So gelingt es Kesang Lamdark, aus wertlosen Werk-

gel und Plexiglas. Gerade hat er nach zwei Jahren Ar-

stoffen wertvolle Kunstwerke zu schaffen. Seine Ar-

beit 108 Spiegel für einen amerikanischen Sammler

beiten konzentrieren sich auf das Spannungsfeld

fertiggestellt. Kesang Lamdark kratzt auch Muster in

zwischen Identität und Ablösung, reflektieren seine

Fotos oder sticht Konturen nach und verstärkt sie

multikulturelle Erziehung, das tibetische Erbe und

durch eine Lichtquelle.

die europäischen Werte. Sie bringen die unterschiedlichsten Dinge zusammen, vereinen das Un-

Breites Interesse – viele Sujets

gewohnte, Unerwartete. Viele Werke fordern den

Lamdarks Interessen umfassen das ganze Spektrum

Betrachter und die Betrachterin dazu auf, sich der ei-

menschlicher Erfahrung vom Profanen bis zum

genen Vergänglichkeit zu stellen und über sich

Göttlichen. Motive gibt es viele. Punk und Porno-

selbst und die Welt nachzudenken.

grafie, Selbstporträts, Schädel, tibetische Masken,

Kesang Lamdark kann auf viele Einzel- und Grup-

Buddhas, Tierköpfe, Drachen, Porträts von Andy

penausstellungen zurückblicken. Seine Arbeiten be-

Warhol bis Mao, Waffen und Szenen des gewaltlosen

finden sich in privaten und öffentlichen Sammlun-

politischen Widerstandes. Inspiriert haben ihn der

gen in Europa, den USA und Australien. Er wird

Dadaismus und Pop Art. Das Symbol der ausge-

unter anderem von den Galerien Grieder Contem-

streckten Zunge fasziniert ihn. In Tibet streckt das

porary, Zürich, und Rossi & Rossi, London, vertreten.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015

v.l.n.r. Kiss the Future, 2014. Leuchtkasten, LED, Aluminium, Plexiglas, Spiegel, Ø 120 x 10 cm Courtesy: The artist and Rossi & Rossi Sitting Bull / Ling Gesar, 2014. Leuchtkasten, LED, Aluminium, Plexiglas, Spiegel, Ø 57 cm x 11 cm Courtesy: The artist and Rossi & Rossi Red Disco Skull, 2012. Perforiertes Glas, LED-Licht, Leuchtkasten, Kabel 30,5 x 22,5 x 9 cm Courtesy: The artist and Grieder Contemporary

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piz : Publireportage

«Best Service» im Private Banking – Erfolgsfaktor Bündner Mentalität

Bodenhaftung, Gradlinigkeit und Bescheidenheit zeichnen die Bündner Mentalität aus. Das sind drei Eigenschaften, die gerade auch in der Finanzwelt wieder an Bedeutung gewinnen. Dies ist wohl mit ein Grund, wieso sich immer mehr Kunden für das Private Banking der Graubündner Kantonalbank (GKB) entscheiden. bestmögliche

Private Banking bereits Bestnoten. Dafür sind

Performance und vor allem Lösungen aus

wir sehr dankbar, denn es bestätigt unseren

einer Hand, wenn es um seriöse Anlagebera-

«Best Service»-Ansatz. Wir setzen täglich alles

nen

Interview mit Marco Sacchet, Leiter Private Banking & Institutionelle

und

Kunden

die

tung und Vermögensverwaltung geht. Unser

daran, hohe Erwartungen in jeder Beziehung

Geschäftsmodell ist nicht auf Spekulation

zu übertreffen. Gerade wer uns neu kennen

ausgerichtet. Wir legen grossen Wert auf eine

lernt, ist oft überrascht. Wir halten nicht nur,

ausgeglichene Risikopolitik und sorgen in der

was wir versprechen, sondern setzen in der

Beratung bewusst für Transparenz – die Basis

Leistung eben gerne noch einen drauf, wenn

für Vertrauen.

es um das persönliche Engagement für unsere Kundinnen und Kunden geht.

Marco Sacchet, Bündner Mentalität und Private Banking – was soll daran speziell sein? Die Bündner Mentalität ist bekannt für ihre Bodenhaftung, Gradlinigkeit und gesunde Bescheidenheit. Das sind drei Eigen-

VERTRAUEN IST ENTSCHEIDEND, DENN BANKGESCHÄFTE SIND VERTRAUENSGESCHÄFTE.

Bei aller Sympathie für dieses Engagement «in den Bergen»: Geht die Post nicht an den internationalen Finanzplätzen ab? Wir leben in den Bergen, aber nicht hinter dem Mond. Oft sieht man aus der Höhe und Distanz

schaften, die gerade auch in der Finanzwelt

vieles sogar klarer. Entscheidend ist die Kom-

wieder an Bedeutung gewinnen. Wir sehen

Vertrauen – ein überstrapaziertes Wort

den Tatsachen einfach gern ins Auge und

heute? Im Gegenteil, vor dem aktuellen Hin-

petenz, mit ruhiger Hand rechtzeitig die richti-

beraten schnörkellos und möglichst nachhal-

tergrund ist es wichtiger als je zuvor. Bankge-

gen Schlüsse zu ziehen und Entscheide zu

tig – nicht, weil Vernunft im Trend liegt, son-

schäfte sind Vertrauensgeschäfte. Vertrauen

fällen. Da sind wir stark, wie uns internationale

dern weil sie unserer Identität entspricht.

ist und bleibt die Basis für jede funktionierende

Gäste immer wieder bestätigen. Bündnerin-

Beziehung und setzt gegenseitige Transpa-

nen und Bündner werden überall geschätzt,

Was verstehen Sie unter Bodenhaftung?

renz voraus. Da machen wir keine Kompro-

übrigens auch wegen ihres gesunden Men-

Das hat mit der Weltanschauung zu tun. Wir

misse. In Graubünden ist man es gewohnt,

schenverstandes. Genau für diesen stehen wir

sehen die internationalen Veränderungen,

Dinge anzusprechen.

ein – mit dem Bewusstsein einer wunderschö-

Schweiz und befassen uns mit den Auswir-

Das hört sich alles gut an. Aber führen der

der Finanzwelt mit gesunden Massstäben

kungen in und für Graubünden. Und hier gibt

Regionalbankcharakter und die erwähnten

gern repräsentieren. Die Messlatte bleibt die

man sich mit Halbwahrheiten und Oberfläch-

Bündner Tugenden nicht vor allem zu Un-

Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden.

lichem bekanntlich nicht zufrieden. Mit die-

terschätzung im Private Banking? Die

Hier scheuen wir keinen Vergleich. Nehmen

sem Anspruch suchen wir für unsere Kundin-

Bündnerinnen und Bündner erteilen uns im

Sie uns beim Wort und fordern Sie uns heraus.

nen und weltbekannten Bergregion, die wir in

analysieren deren Konsequenzen für die


Ihr Kontakt: Graubündner Kantonalbank Via Maistra 1 7500 St. Moritz Christoph Raschle Leiter Region St. Moritz Tel +41 81 837 02 01 christoph.raschle@gkb.ch www.gkb.ch/pb Hans Christian Gut, Jole Pozzoli, Marianna Mosca und Christoph Raschle beraten Sie gerne.

Christoph Raschle, Sie sind Leiter Region

wenn sie zur Anlagestrategie des Kunden oder

der Welt? Nein, gerade wenn sich die Ereig-

St. Moritz. Sind Offenheit und gegenseiti-

der Kundin passt. Die Strategie ist abhängig

nisse heute überstürzen, wird überlegtes und

ges Vertrauen mehr als ein hohles Lippen-

von der Risikobereitschaft und -fähigkeit. Risi-

konsequentes Handeln mit ruhiger Hand

bekenntnis? Aber sicher. Offenheit bedeutet

koprofil und Anlagestrategie werden im Bera-

wichtiger – gerade auch im Anlagegeschäft.

für die Bank, transparent in den Anlageent-

tungsgespräch sorgfältig erarbeitet. Anschlies-

Gemäss Untersuchungen hängt Anlageerfolg

scheiden und klar in den Titelempfehlungen zu

send empfehlen wir unserer Kundschaft, ein

tatsächlich zu rund 80 Prozent von der richti-

sein, aber auch Chancen und Herausforde-

Vermögen nach dem bewährten «Core Satel-

«OFFENHEIT UND VERTRAUEN» DAS FUNDAMENT FÜR NACHHALTIGEN ERFOLG.

chen. Vertrauen bedeutet aus Kundensicht, sich blind darauf verlassen zu können, dass unsere Bankberaterinnen und -berater das anvertraute Vermögen genau so sorgfältig und verantwortungsvoll verwalten wie ihr Privatver-

zung mit der eigenen subjektiven Risikobereitschaft und der eigenen objektiven Risikofähigkeit. Hier ist gute Beratung entscheidend, denn sie vermeidet persönliche Unter- oder Überschätzung. Nur ein realistisches Risikoprofil führt zu nachhaltigem Anlageerfolg.

mögen. Genau das ist unser Ansatz. Dabei setzen wir auf solide Private-Banking-Dienst-

gen Strategie ab. Entsprechend lohnt sich für Kundinnen und Kunden die Auseinanderset-

rungen im Kundengespräch offen anzuspre-

lite» Ansatz zu strukturieren. Damit sorgen wir Worauf würden Sie selbst Wert legen in

leistungen und betreiben bewusst kein speku-

für eine optimale Diversifikation und Gewich-

latives Investment Banking: Wir empfehlen nur,

tung der Anlagen im Sinne der individuell ver-

diesem Zusammenhang? Bankgeschäfte

was wir selbst verstehen. Das bringt nachhal-

einbarten Anlagestrategie. Nur wer eine Stra-

sind Vertrauenssache und damit geprägt von

tigen Erfolg.

tegie hat, hat langfristig Erfolg, da sind wir

den Menschen, die sie betreuen. Nebst einer

überzeugt.

hohen Beratungskompetenz ist für mich genauso wichtig, dass sich der Kundenberater

Was unterscheidet eine «klare Titelempfehlung» von einer unklaren? Klar und

Beissen sich «Strategie» und «langfristiger

auch für mich als Mensch interessiert, und

nachvollziehbar ist eine Titelempfehlung dann,

Erfolg» nicht mit der heutigen Kurzlebigkeit

nicht einfach nur für mein Vermögen.

BÜNDNER PRIVATE BANKING MIT BESTNOTEN.

trifft voll und ganz zu

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andere Banken

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Quelle: VSKB-Studie 2012

Gemäss Markenindex-Studie erhält unser Bündner Private Banking Bestnoten in Graubünden. Sie fragen sich, weshalb? Weil Bündner Mentalität selbst eine entscheidende Rolle spielt. Wir sind gerne Bündner und stolz auf unseren Kanton. Bodenhaftung, Gradlinigkeit und Bescheidenheit zeichnen unsere Mentalität aus – auch im Private Banking.


Die dunkle Nacht gibts nicht mehr Die Nächte werden immer heller, auch in den Bergen. Beleuchtete Strassen und reflektierende Strassenschilder, selbst Lichtinszenierungen von ganzen Berggruppen verursachen die Lichtverschmutzung. Dagegen gibt es zunnehmend Opposition.

Text: René Hornung / Sina Bühler

O

b nächtliche Loipen und Skipisten, beleuch-

Vinadi nach Samnaun – fast keine mehr. Auch der

tete Schlösser und Kirchen, stark reflektie-

Übergang aus der hellen Landschaft ins dunkle Tun-

rende Werbeschilder am Strassenrand oder

nel ist genau geregelt, damit sich das Auge anpassen

ganze Berg-Illuminationen – die Nacht ist nicht

kann, dazu braucht es längere Zeit. Bei der Ausfahrt

nur in den Städten des Mittellandes, sondern auch

aus dem abgedunkelten Tunnel ins Helle ist die An-

in den Bergregionen kaum mehr dunkel. Bilder aus

gewöhnungszeit viel kürzer – allerdings belasten

dem Weltall zeigen, wie verbreitet künstliches Licht

solche abrupten Lichtwechsel das Auge.

ist. Nur noch die Ozeane bleiben nachts dunkel,

Am meisten stören Blendungen. Das gilt nicht nur

über die bewohnten Gebiete ziehen sich auch um

für entgegenkommende Fahrzeuge, die mit aufge-

Mitternacht gelbe und weisse Spinnennetze aus

blendeten Scheinwerfern fahren, sondern auch für

künstlichem Licht.

Verkehrs- und Werbeschilder, die stark reflektieren.

Beispiele gibt es auch aus dem Engadin genug. Zwar

Dieses Phänomen zeigt sich vor allem bei neuen

beleuchtet der Kanton Graubünden im Grundsatz

Schildern. «Nach ein paar Monaten sind sie wegen

keine Hauptstrassen, «denn die Autos haben ja eige-

der Umweltverschmutzung meist nicht mehr so

nes Licht», wie Peter Stirnimann vom kantonalen

blendend», weiss man bei einem der Hersteller, der

Tiefbauamt argumentiert. Aber wenn Gemeinden –

Firma Walter in Sulgen. Die Reflexionsstärke ist in

wie beispielsweise Tarasp es tat – die neue Brücke

drei Kategorien unterteilt. Am schwächsten leuch-

über den Inn nach Scuol als Wahrzeichen mit Licht

ten die lokalen Hinweis- und Strassenschilder. Stär-

inszenieren wollen, dann bleibt das möglich. Der

ker reflektieren die Wegweiser und Verkehrsschilder

Effekt beim Drüberfahren ist aber mitunter irritie-

der Überlandstrassen, und auf den Autobahnen gilt

rend: Man fährt zuerst durchs Dorf mit seinen ge-

die höchste Reflexionsstufe. Erreicht werden die un-

dämpften, gelblichen Strassenlampen, ausserorts

terschiedlichen Wirkungen mit Folien, die bedruckt

wird es dann ganz dunkel, und plötzlich gerät man

werden. Je nachdem, wie die Glasperlen oder Pris-

auf die Brücke, deren Fahrbahn in kaltweisses Licht

men der Folien ausgerichtet sind, leuchten uns die

getaucht ist – und nachher wird es wieder dunkel.

Beleuchtung und reflektierende Schilder

Beleuchtung werden heute nicht mehr hergestellt,

Mit solchen Strassenbeleuchtungen befasst sich un-

sie sind im Unterhalt zu aufwendig.

ter anderem der Verband der Schweizerischen Stras-

1 Gelbes Strassenlicht in den Dörfern. 2 Stark reflektierende, im Schweinwerferlicht blendende Werbetafel. 3 Kaltweiss beleuchtete Brücke Scuol-Tarasp. Fotos: piz

36

Schilder mehr oder weniger stark entgegen. Hinterleuchtete Wegweiser mit einer eigenen elektrischen

senfachleute (VSS). Auch er empfiehlt, Überland-

Inszenierte Berggipfel

strassen nicht zu beleuchten. Für Galerien und

Auf den Bildern aus dem Weltall sind aber nicht nur

Tunnels gibt es aber aus Sicherheitsüberlegungen

beleuchtete Siedlungen und Strassenzüge zu erken-

detaillierte Beleuchtungsvorschriften, denn dort

nen. In den letzten Jahren gab es auch immer mehr

haben Unfälle meist viel schwerwiegendere Folgen.

Werbeinszenierungen. So feierten beispielsweise

Es gilt das Prinzip der «Hindernis-Sichtbarkeit».

die Bergbahnen Engadin-St.Moritz ihren hunderts-

Auch kleinere Gegenstände auf und neben der Fahr-

ten Geburtstag mit einer Lichtprojektion am Cor-

bahn sollen gesehen werden. Unbeleuchtete Tun-

vatsch. Und der Schweizerische Alpenclub SAC er-

nels gibt es deshalb – mit Ausnahme der Strasse von

leuchtete zum 150. Geburtstag 25 seiner Hütten.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


1

2

3


Münstertal: Eine der letzten dunklen Gegenden im Land. Wenig Licht in Sta. Maria (Bildmitte). Am unteren Bildrand das hell erleuchtete Bormio.

Bilder: NASA Black Marble 2012, swisstopo 2013, Dark-Sky Switzerland 2014

Das Unterengadin von Zernez (links unten) bis Samnaun (rechts oben). In der Mitte das vom Satelliten aus gut sichtbare Scuol.

Weniger auffällig sind die Inszenierungen, die die-

Nacht starben 30’000 Vögel, weil sie in einen be-

sen Winter im Engadin stattfinden: In Samedan

leuchteten Fernsehturm im amerikanischen Bun-

wird «La Tuor» zum Jubiläum der Möbelwerkstatt

desstaat Wisconsin flogen.

von Ramon Zangger abends angestrahlt und in Ma-

Zu viel Licht stört aber auch die Menschen im Schlaf,

loja wird in einer multimedialen Installation mit

eine Erfahrung, die vor allem Schichtarbeiter ken-

Ausstellung das Maloja Palace illuminiert. Die bei-

nen. Schlafen am Tag führt nicht nur zu Schlafstö-

den Werke laufen unter dem Titel «Alpen Mythen

rungen, sondern laut Studien auch zu einem höhe-

Sehen», für die der Fotograf und Regisseur Mark Ble-

ren Risiko von Herz-Kreislauf-Krankheiten, von

zinger und die Kunsthistorikerin Dora Lardelli ver-

Diabetes, Fettleibigkeit oder gar von Krebs.

antwortlich zeichnen. Im kommenden Winter gibt es andernorts aber er-

Problem erkannt

neut Beleuchtungsprojekte, die den Schweizer Able-

«Dark Sky» kämpft zwar im Moment gegen die Licht-

ger der international tätigen Organisation «Dark

verschmutzung in den Alpen, aber das Problem ist

Sky» aufgeschreckt haben. Zum Walliser Kantonsju-

vor allem in Städten und Agglomerationen gross.

biläum sollen im Winter 13 Gipfel beleuchtet wer-

Dort wird es nämlich nachts immer heller. Einige

den, im Sommer gar 26. «Dark Sky» hat deshalb eine

Ortschaften haben das Problem erkannt und achten

Petition «Zur Erhaltung der Nacht im Alpenraum»

mit eigens ausgearbeiteten Lichtkonzepten darauf,

lanciert. Sie verlangt, dass unnötige Lichtanlagen

dass beispielsweise Strassenbeleuchtungen redu-

und Beleuchtungen wenigstens in den Bergen ver-

ziert oder ganz abgeschaltet werden. Bereits gibt es

boten werden, selbst wenn sie nur für einen befriste-

in St. Gallen Quartierstrassen, die nur dann be-

ten Zeitraum geplant sind.

leuchtet sind, wenn sich darauf ein Auto oder eine

Dark Sky gegen Lichtverschmutzung

Verminderung der Lichtverschmutzung ist auch

Die meisten dieser Inszenierungen sind der Organi-

wichtig, dass keine Leuchten gegen den Himmel

sation «Dark Sky» ein Dorn im Auge. Sie macht sich

strahlen.

seit Jahren für die Eindämmung dieser Lichtver-

38

Oberengadin von Sils (links unten ) bis S-chanf (rechts oben). Die Agglomeration St. Moritz leuchtet heraus. Am Bildrand rechts: das helle Livigno.

Person bewegt – Sensoren machen es möglich. Zur

schmutzung stark, weil es in der Schweiz keinen ein-

Dunkles Münstertal

zigen Ort mehr gebe, wo nachts eine natürliche

Trotz sehr viel Licht – es gibt auch noch dunkle Orte.

Dunkelheit herrscht.

Fast am wenigsten Lichtverschmutzung gibt es in

Das hat Folgen für die Natur: Nächtliches Licht

Lü-Stailas im Val Müstair auf 2000 Meter über Meer.

schwächt die Pflanzen. Sie wachsen zu schnell, mer-

Die Initianten des «Alpine Astrovillage», der Stern-

ken zu spät, dass es Herbst wird ,und erfrieren. In-

warte mit ihrem internationalen Zentrum für Astro-

sekten verbrennen an den Lichtquellen, Fleder-

fotografie, haben gezielt nach einem möglichst

mäuse werden verdrängt und Zugvögel verlieren bei

dunklen Ort mit möglichst wenig Luftverschmut-

ihren Langstreckenflügen die Orientierung, weil sie

zung gesucht. «Die Nachtbeleuchtung der Dörfer im

wegen der künstlichen Lichtquellen die Sterne nicht

Tal ist für die Astrofotografie und Himmelsbeobach-

mehr lesen können. Eines der extremsten Beispiele

tung relativ unbedeutend», stellen sie fest. Schöner

stammt aus den 1970er-Jahren. In einer einzigen

ist der Himmel nachts fast nirgends.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


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11.11.14 11:25


Heidi gegen Schellen-Ursli Fast gleichzeitig wurden in Graubünden eine weitere Verfilmung des Heidi-Romans und die erste Adaption des bekannten Bilderbuchs «Schellen-Ursli» für die Kinoleinwand gedreht. An der Kinokasse könnte es zum Zweikampf kommen: Heidi gegen Schellen-Ursli.

Text: Andreas Kneubühler Illustration: Gregor Gilg

S

ie sind die Hauptfiguren der beiden be-

der aber erkrankte. Der italienische Schauspieler

kanntesten Kinderbuchklassiker der Schweiz

Paolo Villagio war Ersatz. Gedreht wurde unter an-

und stammen beide aus Graubünden: das

Heidi aus Maienfeld und der Schellen-Ursli aus Guarda. Ihre Geschichte wird seit Generationen wei-

sich die Frage: Braucht es überhaupt eine weitere

tererzählt – in der Schweiz, aber beispielsweise auch

Heidi-Verfilmung? Lässt man die verschiedenen

in Japan. Geht alles nach Drehplan, dann starten

Versionen Revue passieren, dann fehlt bisher eine

um Weihnachten 2015 zwei neue Filme, die die be-

alles überstrahlende Umsetzung des Stoffs. Anders

rühmten Vorlagen auf die Leinwand bringen.

bei einem anderen berühmten Kinderbuch. Bei Ast-

Wer wird an der Kinokasse gewinnen? Auf den ers-

rid Lindgrens Pippi Langstrumpf ist im kollektiven

ten Blick müsste die von Johanna Spyri 1879 erfun-

Gedächtnis nur eine einzige Verfilmung haften ge-

dene Mädchenfigur eigentlich die besseren Chan-

blieben: diejenige mit der sommersprossigen Inger

cen haben: Es ist wohl kein Zufall, das die

Nilsson als Pippi.

zweibändige Buchvorlage immer wieder dazu animiert hat, Drehbücher, Theaterstücke oder Musicals

Bruno Ganz als Alpöhi

zu verfassen – während die Geschichte vom Schel-

Vielleicht wird nun die Bündnerin Anuk Steffen, die

len-Ursli noch nie verfilmt wurde.

Jeder Generation ihre Heidi

40

derem in und oberhalb von Sent. Angesichts der vielen Adaptionen des Stoffes stellt

in einem aufwendigen Kindercasting ausgewählt wurde, die prägende Heidi-Darstellerin. Für die Nachfolge von Heinrich Gretler als Alpöhi wird mit

Viele Schweizerinnen und Schweizer sind mit einer

Bruno Ganz auf Prominenz gesetzt. Entscheidender

bestimmten Heidi-Verfilmung aufgewachsen – die

als die Auswahl der Schauspieler könnte aber sein,

prägendste ist vielleicht diejenige von 1952: Regie

welchen Schwerpunkt das Drehbuch setzt. Es

führte Luigi Comencini, den Alpöhi spielte Hein-

stammt von Petra Volpe, deren Spielfilmdebüt

rich Gretler, in der Rolle des Heidi war Elsbeth Sig-

«Traumland» über das Thema Strassenprostitution

mund zu sehen. Sie übernahm die Rolle gleich noch

2014 für den Schweizer Filmpreis nominiert wurde.

einmal: in der 1955 gedrehten Fortsetzung unter der

Regie führt Alain Gsponer, der in den letzten Jahren

Regie von Franz Schnyder. Spätere Generationen er-

in den Kinos sehr präsent war: Sein Spielfilm «Akte

innern sich vielleicht eher an die 1974 fertiggestellte

Grüninger» eröffnete 2014 die Solothurner Film-

japanische Zeichentrick-Serie des späteren Oscar-

tage, ein Jahr zuvor hatte er mit «Das kleine Ge-

Gewinners Hayao Miyazaki.

spenst» einen Kinderfilm herausgebracht. 1998

Eine der vielen Heidi-Verfilmungen wurde ab Herbst

drehte Gsponer bereits einmal einen Film mit dem

2000 unter anderem im Unterengadin gedreht. Als

Namen Heidi: einen Animations-Kurzfilm, in dem

Alpöhi war damals Maximilian Schell vorgesehen,

er das verstaubte Image der Schweiz aufs Korn nahm.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


Heidi ist aber nicht nur eine Romanfigur, sondern

giet (1902–1985), die Geschichte zu illustrieren. Ca-

HEIDI-FILME A GOGO Während das Schellen-UrsliBuch zum ersten Mal verfilmt wird, gibt es unzählige HeidiAdaptionen. Schon 1937 entstand ein Film in den USA mit Sherley Temple. 1952 und 1955 wurden zwei Schweizer Versionen mit Heinrich Gretler und Franz Schnyder gedreht. 1965 spielte Gustav Knuth in einer deutschen Produktion den Alpöhi. Ab 1975 entstand die japanische Zeichentrickfilmserie, mit Folgen. Eine deutsche TVSerie bringt es auf 26 Folgen. 1993 wurde Heidi wieder in den USA gedreht. 2000 / 2001 nahm sich der Schweizer Regisseur Markus Imboden des Stoffes an und filmte in Sent. 2005 spielten in einer weiteren deutschen Version unter anderem Max Sydow und Geraldine Chaplin. Im Frühling 2015 beginnt der Dreh einer weiteren englischen Poduktion mit dem Titel «Heidi an The Magic Pool». Wenn die Titel «Heidi, Heida» und «Heidi, das Luder lässt die Alpen glühn» oder «Heidi, das Luder von der Alm» heissen, ist klar, dass diese DVDs in der Abteilung Erotik stehen.

auch eine bekannte, viel genutzte Marke: Es gibt die

rigiet lebte damals als Künstler in Obersaxen. Fünf

Tourismusregion Heidiland im sanktgallischen Sar-

Jahre dauerte die Arbeit am Buch, schilderte Selina

ganserland und die Autobahn-Raststätte mit glei-

Chönz in einem späteren Radiointerview.

chem Namen zwischen Bad-Ragaz und dem Heididorf Maienfeld, das jedes Jahr 80’000 Besucherinnen

Lokale Schauplätze

und Besucher zählt. Die Migros verkauft unter dem

Die Geschichte ist nicht zuletzt dank Carigiets kar-

Heidi-Label Butter, Käse oder Yoghurt.

Setzt sich Schellen-Ursli durch?

gen, aber präzisen Zeichnungen berühmt geworden. Diese Bilder, die sich Generationen von Kindern eingeprägt haben, muss die Filmcrew nun aber

Was hat all dem der Schellen-Ursli entgegenzuset-

durch neue ersetzen – und die Handlung auf Spiel-

zen? Es gibt einen nach ihm benannte Wanderwege

filmlänge ausbauen. Ob das gelingt, wird sich wohl

unter anderem in Guarda und in St. Moritz. Es gibt

erst bei der Premiere zeigen. Gedreht wird unter an-

eine 2007 herausgebrachte Briefmarke mit Schellen-

derem in Guarda, Ardez, Sent und in der Val d'Uina.

Ursli als Sujet. In Guarda steht das mit Sgraffito ver-

Regisseur ist der 70-jährige Xavier Koller, der 1990

zierte Haus, in dem im Bilderbuch Urslis Familie

mit «Reise der Hoffnung» den Oscar des besten aus-

wohnt. Guarda nennt sich gerne «Schellen-Ursli-

ländischen Films gewann und zuletzt «Die schwar-

Dorf». Und wie den meisten Engadiner Dörfern ist

zen Brüder» ins Kino brachte.

auch in Guarda der Chalandamarz, das eigentliche

Die Rolle des Ursli ging nach einem vom «Blick» me-

Thema des Buches, lebendig: Die Kinder vertreiben

dial begleiteten Casting an den achtjährigen Jonas

immer am 1. März mit ihrem Umzug den Winter mit

Hartmann. Die Produktion setzt vor allem auf

Schellengeläut. Zuvorderst laufen die Buben mit

Schweizer Schauspieler wie Leonardo Nigro («Die

den grössten Glocken.

Schwarzen Brüder»), Marcus Signer («Der Goalie bin

Vorlage für den Schellen-Ursli-Film ist das 44-seitige

ig»), Martin Rapold («Der grosse Kater», «Achtung,

Kinderbuch. Die Geschichte hat nur einen Hand-

fertig, WK») oder die Bündnerin Tonia Maria Zindel

lungsstrang: Ursli will es am Chalandamarz allen

(«Lüthi & Blanc»).

zeigen und holt auf gefahrvollem Weg eine riesige

Welcher Film wird besser? Das ist natürlich Ge-

Schelle aus dem verschneiten Maiensäss. Am

schmackssache. Bei der Heidi-Verfilmung kann

Schluss folgt der Triumphzug um den Dorfbrunnen

man gespannt sein, wie viel Realismus in eine Hand-

und im letzten Bild sind alle Ängste ausgestanden

lung einfliessen darf, bei der der Alpenkitsch nie

und die Familie geniesst gemeinsam Kastanienribel

weit weg ist. Dem Schellen-Ursli könnte man einen

und Nidel.

Überraschungserfolg zutrauen – falls es gelingt, die

Die gereimten Texte stammen von der im Jahr 2000

Atmosphäre und die Stimmungen aus dem Kinder-

verstorbenen ehemaligen Kindergärtnerin und Au-

buch auf die Leinwand zu transferieren. Und viel-

torin Selina Chönz, die sie zuerst auf rhätoroma-

leicht heisst es dann am Schluss an der Kinokasse

nisch verfasste. Sie lebte in den 1940er-Jahren mit

wie im Schellen-Ursli-Bilderbuch: «Und wer geht

dem Architekten und Heimatschützer Jachen Ul-

vorne dran? Hurra! Der kleine Ursli, bim, bam, bum,

rich Könz in Guarda. Sie bat den Grafiker Alois Cari-

der hat die grösste Glocke um!»

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015

41


Auf dem Piz Top of the World St. Moritz war immer wieder Schauplatz für Pioniertaten. Zum Beispiel für den ersten motorisierten Flug der Schweiz. Auch die Technik des «natürlichen Skilaufens» wurde hier erfunden und das erste Gourmetrestaurant an der Skipiste eröffnet.

Text: Michael Lütscher

V

or 150 Jahren begann in St. Moritz und Davos

der es schafft, mindestens 30 Minuten in der Luft zu

die Ära des Wintertourismus. Zunächst waren

bleiben. Am 25. Februar 1910 hebt Engelhard mit

es Lungenkranke, die in die winterlichen

Hilfe eines Katapults erstmals ab. Sieben Minuten

Berge kamen, in der Hoffnung, sich in der trocke-

bleibt er in der Luft – es ist der erste motorisierte Flug

nen, reinen Luft und im hellen Sonnenschein zu er-

in der Schweiz.

holen. Die Hoffnung erfüllte sich oft, und die ku-

«Die Aeroplanflüge durch Kapitän Engelhard haben

rierten Gäste suchten nach Möglichkeiten, sich zu

erfolgreich begonnen und man erwartet die nächs-

vergnügen. So etablierten die Briten den Winter-

ten Tage grössere Flüge», meldet die «Neue Zürcher

sport als Bewegungstherapie gegen Langeweile im

Zeitung». Und tatsächlich: am 15. März kreist Engel-

Schnee und St. Moritz wurde noch vor Ende des

hard während 31 Minuten und 40 Sekunden in ei-

19. Jahrhunderts zum ersten Wintersportplatz der

ner Höhe von etwa fünf Metern über dem See. Die

Welt. Wagemut, Abenteuerlust und Erfindergeist

2000 Franken des Kurvereins sind Engelhard sicher,

prägten sowohl den Anfang als auch die Weiterent-

und das Publikum, das von den eigens errichteten

wicklung zum mondänen Zentrum des Winter-

Tribünen zuschaut, zollt ihm «Ovationen», so die

sports. Dazu drei Highlights aus drei Epochen:

Der erste Flug

42

schule einrichten. Doch das Interesse ist gering.

Flugfelder sind in der Frühzeit des Fliegens rar. Man

Sein Beispiel macht aber Schule. Bereits zwei Jahre

sucht sich eine ebene, möglichst hindernisfreie

später führt der Zürcher August Jucker erste Passa-

Wiese oder einen gefrorenen See. 1909 reist der deut-

gierrundflüge über dem See aus. In den frühen

sche Baron Clement Auffm’Ordt mit einem zerlegten

1930er-Jahren richtet die junge Swissair sogar einen

Flugzeug im Gepäck mit der Bahn ins Engadin.

Liniendienst von und nach Zürich ein, der nach Un-

«Palace»-Hotelier Hans Badrutt – sich der Sensation,

terbrüchen zuletzt 1957 wieder auflebt. Danach war

die in der Luft liegt, bewusst – lässt ihn am See einen

endgültig Schluss mit dem Flugplatz St. Moritzersee.

Hangar errichten. Zwei Monate basteln der Baron

Der 1938 eröffnete Flugplatz von Samedan erwies

und seine Mechaniker am Flugapparat. Doch mehr

sich zu jeder Jahreszeit als praktischer.

als ein paar Hüpfer auf dem See schafft er nicht.

Mehr Highlights aus St. Moritz im Buch: Michael Lütscher: «Schnee, Sonne und Stars. Wie der Wintertourismus von St. Moritz aus die Alpen erobert hat» 272 S., 250 Abb. Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014, Fr. 88.–

Gästezeitung «Engadin Express & Alpine Post». Eigentlich will Engelhard in St. Moritz eine Piloten-

Ein Jahr später macht es ihm ein Landsmann nach.

Giovanni Testas natürliches Skilaufen

Korvettenkapitän Paul Engelhard bringt gleich zwei

Ein ganz anderes Glanzlicht setzt 1928 bei den

Maschinen mit ins Engadin. Er hat sie als Bausatz

Olympischen Winterspielen 1928 in St. Moritz der

von den Gebrüdern Wright erworben, denen es sie-

25-jährige einheimische Giovanni Testa am 18-Ki-

ben Jahre zuvor in den USA gelungen war, mit einer

lometer-Skilauf. Das alpine Skifahren ist zu dieser

motorisierten Maschine abzuheben. Engelhard ist

Zeit noch nicht als Wettkampf-Disziplin anerkannt.

angelockt vom Ruf der mondänen Wintersportsta-

Aber eineinhalb Jahre später erhält Testa vom Kur-

tion und den Leistungen des Kurvereins. Dieser baut

verein St. Moritz und vom Skiclub Alpina den Auf-

ihm einen zweiten Hangar und lässt auf dem ver-

trag, die erste öffentliche Skischule der Schweiz zu

schneiten See eine Piste stampfen. Zudem schreibt

gründen. «Wie kann man das Skifahren in zwei bis

er einen Preis von 2000 Franken aus für den Ersten,

drei Wochen erlernen?», lautet die Frage, die sich der

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


1

2

1 Das schaffte zuvor keiner: Korvettenkapitän Paul Engelhard gelang 1910 mit einem Wright-Doppeldecker auf dem St. Moritzersee der erste längere motorisierte Flug in der Schweiz. Foto: Dokumentationsbibliothek St. Moritz/ Engadin Press AG 2 Es daurte lange, aber er setzte sich durch: Giovanni Testa zeigt die Technik des «natürlichen Skilaufens». Foto: zVg 3 Zuvor gabs nur Verpflegung aus dem Rucksack: 1967 eröffneten Hartly und Friedy Mathis das Restaurant La Marmite auf der Corviglia. Foto: zVg

3


junge Skischulleiter stellt. Mit «natürlichem Skilau-

ches wollte die Gemeinde St. Moritz eigentlich ein-

gene Technik – eine, die darauf angelegt ist, Flieh-

richten, als sie Mitte der 1960er-Jahre die Bergsta-

und Schwerkräfte möglichst optimal zu nutzen, um

tion der Corvigliabahn ausbaute. Das Ehepaar

möglichst wenig Muskelkraft einsetzen zu müssen.

Mathis als Pächter aber fand, ein bedientes Restau-

Testa ist nicht der Einzige im Land, der eine Skitech-

rant mache sich besser. «Ich war überzeugt, dass wir

nik ausheckt. Bald gibt es so viele Lehrmeinungen

hier eine Klientel haben, die etwas anderes will als

wie Wintersportorte.

eine Bratwurst», sagt Mathis heute.

Als in den frühen 1930er-Jahren der Schweizer Ski-

Als langjähriger Küchenchef des Fünf-Sterne-Hotels

schulverband gegründet wird, einigt man sich auf

Suvretta House wusste der Wirt, wovon er sprach.

die «schweizerische Einheitstechnik». Festgeschrie-

Bald wurde auch das «Marmite»-Dessertbuffet mit

ben im «grünen Büchlein» ist diese die einzig wahre

bis zu 40 verschiedenen Süssigkeiten zur Attraktion,

Lehre der Schweizer Skischulen. Testa aber aner-

«mit Desserts nach alten Rezepten, die man nicht

kennt sie nicht; er hält sein «natürliches Skilaufen»

überall kriegte», sagt Mathis. Er stellte sich damit in

für die bessere, weil einfachere und ganzheitlichere

die grosse Tradition der Engadiner Zuckerbäcker.

Technik. Konsequenz: Der Verband nimmt ihm sein

Auch seine Grosseltern waren Pâtissiers in Frank-

Skilehrerpatent weg; Testa muss bis zum Bundesge-

reich, ein Onkel arbeitete in Russland.

richt rekurrieren, bis er es zurückerhält. Seine Ski-

Es geht aber nicht nur um Süsses: Mathis bietet Spe-

schule St. Moritz muss er trotzdem verlassen. Er

zialitäten an, vom Bergeller Gitzibraten über den

stellt seine eigene auf die Beine, publiziert mit dem

Bollito misto bis zum Bœuf à la ficelle. Hartly Mathis

in München lehrenden Physiologie-Professor Eugen

(*1926) hat die klassische französische Küche von

Matthias mehrere Skiratgeber und dreht Filme, um

der Pike auf gelernt. Kräftige Saucen gehören ebenso

seine Technik zu demonstrieren. Dass sie funktio-

dazu wie Luxusprodukte. Um 1970 erweitert er das

niert, beweist die von ihm initiierte und betreute

Repertoire bis zum Kaviar. «Als Gag», wie er sagt.

Rennfahrergruppe «Guardia Grischa». Rudolf Ro-

«Jetzt isch er dura», habe man daraufhin im Dorf ge-

minger, ihr prominentestes Mitglied, wird in den

lästert.

1930er-Jahren viermal Weltmeister. Später wird man Giovanni Testa (1903 – 1996) den

Fürs Volk und die Prominenz

«geistigen Vater der österreichischen Skitechnik»

Es ist die Zeit des Wirtschaftswunders. Leute, deren

nennen, dank der die Sportler aus dem Nachbarland

Geschäfte prächtig laufen, kommen übers Wochen-

den Schweizern in den späten 1950er- und frühen

ende aus München oder aus Mailand, um zu feiern.

1960er-Jahren herbe Niederlagen zufügen. Und

«Sie schätzten es, in Skischuhen und Pullover wie in

dann erobert die österreichische Technik in Form

einem Grill-Room speisen zu können», erinnert

des Wedelns auch die Schweizer Skipisten. Als alter

sich Ehefrau Friedy Mathis, die den Service leitete.

Mann wird Testa 1982 (zusammen mit dem Inner-

Jeder Stuhl im 110-plätzigen Restaurant ist besetzt.

schweizer Josef Dahinden, einem anderen dissiden-

Doch Friedy und Hartly Mathis sorgen gewissermas-

ten Skipionier) vom Verband rehabilitiert. Und Art

sen auch für eine Demokratisierung à la mode de

Furrer, der Walliser, der in den USA zum Pionier der

St. Moritz. Die «Marmite» steht allen offen, die es

Skiakrobatik wurde, sagt: «Eigentlich habe ich alles

sich leisten wollen und können. Im elitären Corvig-

von Giovanni Testa gelernt.»

lia-Club auf der anderen Seite der Bergstation ist da-

Hartly Mathis’ Gourmetküche an der Piste

44

in den ersten Selbstbedienungsrestaurants. Ein sol-

fen», lautet seine Antwort. Testa entwickelt seine ei-

gegen nur willkommen, wer die richtigen Beziehungen hat.

«Der macht das nicht lang», habe man im Dorf ge-

Natürlich kam auch Prominenz in die «Marmite».

sagt, als er 1967 mit seiner Frau Friedy das Restau-

Irans Kaiserin Farah Diba pflegte mit Kindern, Ski-

rant La Marmite auf der Corviglia eröffnete, erin-

lehrern und Leibwächtern hier einzukehren, wäh-

nert sich Hartly Mathis. Das Besondere: «Marmite»

rend der Gemahl im Corviglia-Club speiste (wo das

ist ein Gourmetrestaurant. Auf den Tisch kommen

Essen sehr viel frugaler ist). Und berühmte Kollegen

zum Beispiel Gänseleber und Hummer. Solcher Lu-

wie die französischen Drei-Sterne-Köche Paul Bo-

xus am Pistenrand ist in den Schweizer Bergen in

cuse und Roger Vergé machten Mathis die Aufwar-

den 1960er-Jahren gänzlich neu. Skifahrer verpfleg-

tung. – 1992 übergaben Hartly und Friedy Mathis

ten sich aus dem Rucksack, assen in einer Hütte eine

ihr Restaurant an Sohn Reto, der die «Marmite» im

Suppe, fuhren mittags ins Hotel oder bedienten sich

gleichen Stil bis heute weiterführt.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


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Häuser schreien um die Wette Sie rufen uns in ihren Farben zu: «Schau her, hier bin ich – schau mich an!» Die aus den Ortsbildern rot, blau oder gelb herausleuchtenden Gebäude sind aber nicht nach jedermanns Geschmack. Die Fachleute vom Zürcher Haus der Farbe raten zur Zurückhaltung.

Text: René Hornung Fotos: piz

V

iele Engadiner Dörfer sind bis heute in sich

alien: Sand und Kalk aus der Region kommen in der

stimmige, geschlossen wirkende Ensembles.

Natur in unterschiedlichen Tönungen vor. Aller-

Die Häuser sind eng zusammengebaut, unter

dings wurde auch schon früher mit Farbzusätzen ge-

mächtigen Dächern ducken sich massive Volumen.

arbeitet. Von Jachen Ulrich Könz, dem Architekten

In den Farbtönen unterscheiden sich die einzelnen

und Pionier der Denkmalpflege, der ab den 1940er-

Gebäude wenig. Gekalkte Fassaden mit zurückhal-

Jahren als Retter des Dorfbildes von Guarda bekannt

tenden Sgraffiti verziert ergeben ein ruhiges Ge-

geworden ist, erzählt man sich dazu eine Anekdote.

samtbild. Doch zwischendurch leuchten immer

Er sei immer mit einem Fläschchen Ocker-Abtön-

mehr Häuser heraus – gelb, blau, aprikosenorange

farbe in der Hosentasche unterwegs gewesen. Wenn

und rot in allen Nuancen.

er auf einer Baustelle – auch auf einer, an der er über-

Es sind die Hauseigentümer und Architekten, die

haupt nicht beteiligt war – die Maurer, Gipser oder

damit bewusste Akzente setzen wollen. Doch dies

Maler antraf, die eine Fassade ganz weiss verputzten,

stösst vor allem innerhalb der alten Ortsbilder im-

kalkten oder malten, habe er sein Ocker-Fläschchen

mer mehr auf Kritik. Farbige Häuser, wie es sie zum

gezückt und das Weiss abgetönt. «Weisse Häuser

Beispiel in Skandinavien häufig gibt, haben hierzu-

sieht man im Schnee ja nicht», soll er zur Begrün-

lande keine Tradition. Selbst in Frankreich und Ita-

dung jeweils gesagt haben.

lien präsentieren sich Strassenzüge viel farbiger als in der Schweiz. Und dann gibt es die «pueblos blan-

46

Farben wirken in jeder Jahreszeit anders

cos», die weissen Dörfer in Andalusien oder auf den

Inzwischen gibt es zu genau dieser Frage – zur Farb-

griechischen Kykladen-Inseln.

wirkung der Gebäude in den unterschiedlichen

Die Fassadenfarben in den Engadiner Dörfern zei-

Landschaftsfarben der Jahreszeiten – breite Unter-

gen sich traditionell aber nur in feinen Nuancen –

suchungen. Das Zürcher «Haus der Farbe», eine spe-

allerdings ist es mehr als nur «graues Weiss». Der

zialisierte Forschungs- und Ausbildungsstätte, hat

Grund dafür waren die früher verwendeten Materi-

zwar das Engadin noch nicht untersucht, doch ei-

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


nige Erkenntnisse aus der Bestandesaufnahme für

alles besser, was früher gemacht wurde», fügt Denk-

die Thurgauer Denkmalpflege lassen sich durchaus

malpfleger Florin an. Und er nennt das Beispiel aus

auf andere Regionen übertragen.

Sent, wo alte Gebäude «schon damals falsch bemalt

Vor allem bei denkmalgeschützten Objekten – so rät

wurden», wie er kommentiert.

das Haus der Farbe – brauche es eine sorgfältige Farbwahl. Dabei gilt es zu beachten, dass ein Ton sehr

Farbkarten und die Zürcher Farbbox

unterschiedlich wirkt, je nachdem welche Gebäude

Die Farbigkeit der Gebäude ist aber nicht nur in Dör-

in der Nachbarschaft stehen, je nach Jahreszeit oder

fern ein Thema. Das «Haus der Farbe» hat für die

Lichteinfall. Ein kleines Farbmuster kann deshalb

Stadt Zürich eine «Farbbox» entwickelt. Die Archi-

oft täuschen. Rasch wird ein Haus zu bunt, zu süss

tekten und Bauherren sind angehalten, die Fassa-

oder zu hell respektive zu dunkel. Je nach Umge-

denfarbe aus dem vorgegebenen Spektrum auszu-

bung wirken selbst Beige, Braun und Ocker an einer

wählen. Damit will das Zürcher Amt für Städtebau

Fassade sehr bunt.

Farbe und Putz spielen zusammen

erreichen, dass die Farben der Häuser «aus dem Kontext heraus entwickelt werden und sich sorgfältig in die Umgebung einfügen.» Stefanie Wettstein, die

Denkmalpfleger Johannes Florin, zuständig fürs En-

Leiterin des «Hauses der Farbe», betonte in einem

gadin, weist darauf hin, dass es nicht allein der Farb-

Gespräch mit der NZZ, dass es vor allem darum gehe,

ton ist, der den Eindruck von einer Fassade prägt.

den Architekten und Bauherren eine Grundlage mit

Auch das Material, der Aufbau und die Struktur des

auf den Weg zu geben.

Verputzes tragen viel zur Wirkung bei. Für die Ge-

Das «Haus der Farbe» hat für die Denkmalpflege des

samtwirkung wichtig ist ausserdem die Gestaltung

Kantons Thurgau mehrere Dörfer und Kleinstädte

der Fenster und des Dachrandes. Bei denkmalge-

im ländlichen Kontext untersucht. Die Publikation

schützten Häusern werde deshalb über diese Details

zeigt interessante Unterschiede der Farbwirkungen

jeweils länger diskutiert. In den neuen Wohnzonen,

je nach Jahreszeit. Das gleiche Haus wirkt auf der

die meist am Rande der alten Engadiner Dorfkerne

grünen Wiese ganz anders als im Schnee.

liegen, werde die Farbe der Neubauten aber leider oft

Rot, Gelb, Blau. In den Wohnzonen einiger Engadiner Dörfer leuchten die Neubauten um die Wette.

als Nebensache behandelt, so Florin. Die örtlichen

Ochsenblutrot und teures Blau

Baubehörden seien in der Regel froh, dass überhaupt

Die «Unfarbigkeit» alter Ortskerne ist allerdings

jemand baue und zuziehe. Wenn dann ein durchge-

nicht bewusst entstanden. Es waren vielmehr die

färbter Kunststoffputz aufgetragen werde, sei es in

nur beschränkt vorhandenen Materialien, die zu

der Regel zu spät. Die Bauberatung müsste in sol-

den nahe beieinander liegenden Farbtönen führten.

chen Fällen früher intervenieren können.

Bis in die 1950er-Jahre wurden die Kalkschlämme

Die modernen Materialien sind zwar wetterfest und

nur sparsam mit Ocker, Umbra, Kupfergrün, Holz-

beständig, aber sie altern nicht «schön», sie setzen

kohleschwarz oder Bleiweiss gefärbt. Das auch im

keine Patina an. Deshalb hat der erwähnte durchge-

Unterland

färbte Kunststoffputz aus denkmalpflegerischer

wurde tatsächlich mit Ochsenblut eingefärbt, das

oft

anzutreffende

«Ochsenblutrot»

Sicht an historischen Bauten und an Bau-Ensembles

Blut diente gleichzeitig als Bindemittel. Schon das

nichts zu suchen. «Allerdings ist auch nicht einfach

Ausgangsmaterial, der gebrannte Kalk, war früher

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015

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Farbschmuck an Fassaden ist in der Architekturkritik ziemlich verpönt.

nicht so weiss, wie es die industriell hergestellten

saden passen ihrerseits nie ganz zum Grün der Um-

Produkte von heute sind. Ein anderer Grund der

gebung. Deshalb raten die Farbenfachleute dazu,

«Unfarbigkeit» der historischen Gebäude war das

Gebäude nur «vergraut-grün» zu streichen. Und

fehlende Geld. Blau, das nur selten vorkommt, war

noch aus einem anderen Grund gibt es Kritik an zu

die teuerste Farbe. Wenn Hausbesitzer Fensterrah-

viel Farbigkeit: Statt Farbe einzusetzen, würden sich

men oder -läden blau streichen liessen, was klar: In

Architekten besser auf ihr eigenes Fach konzentrie-

diesem Haus gibts einen gewissen Reichtum.

ren und interessantere Gebäude entwerfen. «Farbe

Graue Dörfer waren in ihrer Geschichte nicht im-

statt Architektur» komme nie gut, hört man in der

mer grau. Mitunter fehlte das Geld, um die Fassaden

Architekturkritik immer öfter.

zu renovieren. Ein Beispiel dafür war bis vor kurzem

Noch sind es vor allem in den Engadiner Bergdör-

Giarsun: Seit Generationen waren alle Häuser grau-

fern erst vereinzelte Gebäude, die mit ihrer Farbig-

braun. Doch jetzt zeigte sich an einem Haus: unter

keit auffallen. Die meisten stehen in den Wohnzo-

der Schmutzschicht verbargen sich barocke Orna-

nen am Rand der historischen Siedlungen. Doch

mente, die nun wieder zu sehen sind.

Zurückhaltung ist angesagt

Leiterin der Thurgauer Denkmalpflege, sagt im Vor-

rückhaltung: Blau wirke als Farbe des Himmels, der

wort zum Farbkulturbuch (siehe Randspalte) klar,

Luft und des Wassers «entmaterialisiert». Blau ge-

was die Fachleute von solcher Effekthascherei hal-

strichene Häuser lösen sich beim Betrachten aus Di-

ten: «Wo alle sich unterscheiden, unterscheidet sich

stanz auf, sie verschwinden im Himmel, so wie

niemand mehr. Der bewusst gesetzte Akzent geht

weisse Häuser im Schnee verschwinden. Grüne Fas-

im Chaos der Banalitäten unter.»

Wie unterschiedlich Farben wirken, erlebt man eindrücklich in der begehbaren Rauminstallation «Skyspace, Piz Utèr» von James Turrell beim Hotel Castell in Zuoz. Das Dach des Natursteingebäudes, das einer Bergkapelle gleicht, ist in der Mitte kreisrund ausgeschnitten. Setzt man sich auf die im Innern rundumlaufende Bank und betrachtet längere Zeit den Himmel, überspannt eine Kuppel das Loch. Wie unsere Farbwahrnehmung sich ändert, erlebt BUCHTIPP

48

an!» Beatrice Sendner, die inzwischen pensionierte

Generell mahnen die Farbfachleute aber zur Zu-

James Turrell lässt uns Farben erleben

Denkmalpflege im Thurgau, Band 15: «Farbkultur – pflegen und gestalten», Schwabe Verlag, Basel, 2013, Fr. 57.90

auch dort fallen sie auf und rufen den Nachbarn und Passanten zu: «Schau her, hier bin ich – schau mich

man in der Dämmerung: Das Kunstlichtband unter der Decke verändert immer auch die Farbe des Himmels. Turrell hat in den unterschiedlichsten Weltgegenden solche «Skyspaces» realisiert.

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


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Zwischen den Kulturen Maloja, zwischen geografischen und kulturellen Differenzen angesiedelt, von der Historie ungerecht behandelt und vom Tourismusboom übergangen, muss seine Identität immer wieder neu erfinden. Dies macht das Dorf einzigartig.

Text und Fotos: Walter Aeschimann

D

iego Fasciati ist ein offener Mensch. Er wird

die Grenze schloss – Maloja blieb verbunden mit

sich mit dem Unterländer treffen und von sei-

dem Nachbarland. Die lebenswichtige Nahrung ge-

nem Dorf erzählen. «Aber negative Geschich-

langte vom Veltlin über den schmalen Pfad des Mu-

ten über Maloja werden Sie von mir nicht hören»,

rettopasses ins Oberengadin, Maloja wurde zum

signalisiert er beim Feierabendbier mit fester, enga-

Mittelpunkt für Schmuggler. Und als Mitte des

gierter Stimme. «Maloja ist ein Paradies», sagt der

19. Jahrhunderts die Strasse nach Italien verlängert

78-jährige und schwärmt von Adlerkolonien, von

wurde, ab 1930 asphaltiert, rückte Mailand und die

Bartgeiern am Cavlocsee, von Steinbockherden am

grosse Welt ganz nah.

Piz Lunghin, von Enzianen, die zu tausenden aus

Aber Maloja profitierte selten. Die Reisenden zogen

der vom Schnee befreiten Erde spriessen, vom Loi-

weiter. Österreicher und Franzosen belagerten das

pen- und Wandernetz, von den 36 Gletschermüh-

Dorf, zwangen die Bauern zur Fronarbeit und plün-

len, geologisch einmalig im Alpenraum, und von

derten deren Hab und Gut. Es waren die vermögen-

«seinen» Füchsen, die er im Winter füttert.

den Familien aus dem unteren Engadin, die für teu-

Maloja, am gleichnamigen Übergang auf 1815 m

res Geld die geschmuggelte Ware kauften. Und der

ü.M. gelegen, ist bei jeder Betrachtung exklusiv. Als

motorisierte Arbeits- und Schwerverkehr nutzt die

niedrigster Alpenpass ist er eine geografische Beson-

moderne Strasse vor allem als Durchgangsroute.

derheit: Vom flachen Hochtal des Oberengadins

Selbst die Tourismuskarawane zog vorbei – nach

fällt die Strasse schroff und unvermittelt 300 Hö-

Sils, St. Moritz, Samedan und Pontresina.

henmeter ins Bergell ab. Beim Lunghinsee auf 2484 m ü. M. entspringt der Inn. Am Pass Lunghin

«Keine ideale Entwicklung»

trennt eine europäische Hauptwasserscheide die

Erst mit dem penetranten Rummel in den mondä-

Zuläufe zum Schwarzen Meer, zur Nordsee und zur

nen Orten wurde das gemütliche Maloja interessant.

Adria. Während sich der Inn entschieden hat, nach

Die Nachfrage nach Zweitwohnungen setzte ein

Osten wegzufliessen, blieb Maloja für alle Seiten of-

und mit ihr eine rege Bautätigkeit. Unterländer und

fen. Geografisch gehört es zum Engadin, politisch

Piemonteser kauften mit der Bleibe für wenige Wo-

zur Gemeinde Bregaglia.

chen jedes Jahr auch etwas Ruhe und Diskretion.

Die Launen der Geschichte 1 Traditionshaus Hotel Schweizerhaus.

Die bedeutungsvolle Situation hat auch die Historie

Ein soziales Engagement war nicht inbegriffen. Das habe, wie mancher Dorfbewohner beim Apéro am Tresen des «Pöstli» klagt, zur «schleichenden Ver-

zu erheblichen Launen animiert. Bergeller Hirten

elendung» geführt. Heute hat Maloja rund 300 Ein-

2 Neubau Hotel Longhin. Foto: geryhafner.ch

nutzten die Gegend im späten Mittelalter als Som-

wohner und 730 Wohnungen. «Die Entwicklung

mersäss. Pilger, Händler und Reisende passierten

der vergangenen Jahre war für eine harmonische

3 Beschriftete Fassade des neuen Zwischenbaus der Biblioteca pubblica. Foto: Ralph Feiner

den Übergang. In die Wirrnisse europäischer Politik

Dorfstruktur nicht ideal», muss auch Bürgermeiste-

4 Sie waren der Auftakt zur markanten Veränderung: die drei Natursteinhäuser.

50

geriet Maloja 1798 in den Napoleonischen Kriegen.

rin Anna Giacometti eingestehen.

Österreicher und Franzosen stritten mit Waffen um

Die markanten baulichen Veränderungen setzten

den strategisch wichtigen Pass. Wenn die Ernten

vor rund 15 Jahren ein, erst drei Natursteinhäuser

wenig Ertrag abwarfen und Italien die Ausfuhr

am Dorfrand zum Silsersee, dann augenfällige

stoppte, wenn die Cholera wütete und die Schweiz

Mehrfamilienhäuser. Am Dorfeingang aus Sils kom-

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


1

2

4

3


5

mend ist das «Hotel Longhin» neu gebaut worden,

weise erbaute Passhotel «Maloja Kulm» steht am

mit Sonderbewilligung etwas höher als im Gesetz

schönsten Platz am Ort, mit wunderbarer Sicht zum

festgeschrieben. Richtung Bergell trutzt am Dorf-

Piz Salecina und ins Bergell. Doch seit Jahren ist es

rand ein neuer markanter Bau. Beide stehen wie mit-

geschlossen. Während die alpinen Naturgewalten

telalterliche Türme da, als ob Wachposten die

gnadenlos an der Hausfassade nagen, liegt ein Pro-

Durchreisenden kontrollieren wollten.

jekt für einen Umbau zu einem Aparthotel beim

Diego Fasciati ist im Bergeller Stampa geboren, hat

Verwaltungsgericht in Chur.

sein Berufsleben als Versicherungsfachmann in

Gion A. Caminada, ETH-Dozent und Architekt, be-

Winterthur verbracht und liess sich danach in Ma-

urteilt die Situation in vielen Bündner Dörfern als

loja nieder. Jeden Dienstag führt er Touristen gratis

«paradox», wie er kürzlich dem Zürcher «Tages-An-

durch das Dorf. Zum Turm Belvedere, zum Atelier

zeiger» klagte: «Sie werden immer grösser und

des Malers Giovanni Segantini, zur Chiesa Bianca,

gleichzeitig immer leerer. Auch die geistige Entlee-

in der eine Nichte Segantinis jeden Sommer Kultur

rung nimmt zu.» Das ist auch den Touristikern auf-

veranstaltet, oder ins «Kutscherstübli» im Hotel

gefallen: «Als erste Priorität wollen wir die vorhan-

Schweizerhaus, als Osteria Vecchia vor sechs Jahr-

denen vermietbaren Ferienwohnungsbetten besser

hunderten erbaut. «Es ist erstaunlich, wie viele un-

auslasten – darin besteht noch ein grosses Poten-

terschiedliche Leute sich jede Woche für die Dorfge-

zial», sagt Roberto Rivola, Sprecher der Tourismus-

schichte interessieren», sagt er stolz.

Architektur brilliert – Sozialleben wankt

Um neue Familien anzulocken, hat die Gemeinde

Heute prägen Natursteinhäuser und Betonfassaden

mit der «scuola bilingua» ein mustergültiges Pilot-

das Dorfbild, eine moderne und urbane Architektur,

projekt lanciert. Die Kinder werden in Italienisch

die Bezüge zur alpinen Umwelt schafft. Die Qualität,

und Deutsch unterrichtet. Das hat eine Familie aus

vorab vom einheimischen Architekturbüro Mauri-

Sils bewogen, hierherzuziehen. Die Gemeinde

zio verantwortet, wird kaum bestritten, und der

wünscht sich weitere Einwohner, doch der Blick zu-

Zwischenbau der Biblioteca wird besonders oft ge-

rück zeigt, dass Fremde, die einst hiergeblieben sind,

lobt. Ob diese Architektur hierher passt, ist Gegen-

einen zweifelhaften Ruf hinterliessen.

stand von Kontroversen. Die Architekten wollten

52

organisation «Engadin St. Moritz», der sich Maloja angeschlossen hat.

sich an diesen Diskussionen nicht beteiligen.

Rebell, Pleitier und Anarchist

Aber das soziale Leben geriet ins Wanken. Die Woh-

Der italienische Rebell Felice Orsini schöpfte hier in

nungsmieten sind gestiegen. Das «Sporthotel» wird

den ersten Januartagen 1856 Mut und Kraft, ehe er

als Garnihotel mit Barbetrieb geführt. Das «Chesa

Napoleon III. ermorden wollte. Das Attentat miss-

Alpina», gerühmt für exklusive Küche, hatte wegen

lang. Orsini wurde in Paris geköpft.

einem tragischen Todesfall des Wirtes schliessen

Den belgischen Grafen Camille de Renesse verlei-

müssen. Eine neue Crew versucht den alten Glanz

tete das klare Blau des Silsersees zum unternehmeri-

zu aktivieren. Der Lebensmittelladen, der «Alimen-

schen Grössenwahn. Er baute zwischen 1882 und

tari», hat dichtgemacht, was wenigstens der «Latte-

1884 das «Maloja Palace»: fünf Stockwerke, 300 Zim-

ria» das Überleben sicherte. Das ab 1648 etappen-

mer mit 450 Betten, 20 Ess- und Ballsäle, eines der

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


6

7

grössten und modernsten Hotels jener Zeit. Fünf

eine markante Pufferzone in dieser Zwischenwelt

Monate nach der Eröffnung musste das Unterneh-

herauszubilden und als Vorteil zu betrachten.» Es

men Konkurs anmelden. Seither verursacht der Ko-

gelte, ein Publikum zu gewinnen, das in St. Moritz

loss den wechselnden Besitzern und der Gemeinde

einen Kaffee trinken, aber nicht zur mondänen

chronisch neue Umstände.

Welt dazugehören möchte, das an Italiens Frische

Als der italienische Milliardär und Anarchist Gian-

schnuppern und die Gletscherwelt bewundern

giacomo Feltrinelli zu Beginn der 1970er-Jahre eine

wolle, das Ruhe suche und es trotzdem liebe, zwi-

Zuflucht für Mitglieder der Roten Brigaden suchte,

schen den Kulturen hin und her zu pendeln, sagt

fiel ihm ein verlassenes Gehöft im Seitental Orden

Luthe. «In diesen Prozess sollten auch die Bedürf-

an der Orlegna-Brücke auf. Er hat Geld für dessen

nisse der Einheimischen einbezogen werden.»

Kauf gebracht und die libertäre Attitüde. Beim ge-

Diego Fasciati hat viel erzählt und kein böses Wort

meinsamen Abwasch stritten die sozialrevolutionä-

verloren. «Den ‹Malögin› müssen Sie versuchen»,

ren Geister über neue Gesellschaftsformen und pro-

sagt er am Schluss des Treffens. Ein milder Weich-

bierten die freie Liebe aus. Der Ruf war dahin, so

käse, der seinen Namen wie ein ewiges Versprechen

sehr, dass ein Magistrat erst einen Bediensteten zum

an die einstige Dorfbezeichnung führt: Maloggia,

Probewohnen ins Ferien- und Bildungszentrum

das Erlenwäldchen. Den Namen haben Hirten aus

«Salecina» schickte, bevor er sich ein Haus in dieser

dem Veltlin gegeben.

5 Der ehemalige «Alimentari» ist geschlossen. 6 «Maloja Palace» machte einst den Ort bekannt. Der angekündigte Umbau erfolgt erst schrittweise. 7 Die «Latteria» funktioniert weiterhin.

Gegend kaufte. Heute wird «Salecina» von Engadin St. Moritz Tourismus als «einzigartiges Ferien- und Kurszentrum» beworben.

Maloja im Umfeld der Differenzen Diego Fasciati – der heimische Gewährsmann – findet Salecina wichtig, weil Familien günstig Ferien machen können und die Dorfkultur belebt wird. «Familien willkommen», das offizielle touristische Gütesiegel des Schweizer Tourismus-Verbandes, hat Maloja dennoch eingebüsst. «Maloja liegt in einem Umfeld der Differenzen», sagt Dr. Tobias Luthe, Professor und Leiter Forschung am Institut Tourismus und Freizeit der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur. «Zwischen bäuerlicher Tradition und mondänem Ambiente, zwischen dem rauen Bergell und dem städtisch geprägten St. Moritz, zwischen der südlichen Kunst des Müssigganges und dem unterkühlten Norden.» Diese Ausgangssituation sei nicht leicht, aber darin liege die grosse Chance. «Maloja muss versuchen,

Eine der Attraktionen Malojas und auf jeder Dorfführung zu besichtigen: das Atelierhaus des Malers Giovanni Segantini. Foto: commons.wikimedia.org / Adrian Michael

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015

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Scoula Steiner: Lernen fürs Leben Seit 14 Jahren gibt es in Scuol eine Rudolf-Steiner-Schule, die frühere Scoula Libra. Dank Engagement von Lehrerschaft und Eltern hält sie sich tapfer. Dank des etwas anderen Lehrplans entwickeln sich die Mädchen und Buben zu selbstbewussten Jugendlichen.

Text: Luzia Campell Fotos: Mayk Wendt, Gian Michel Denoth

Q

uartalsfeier in der Scoula Rudolf Steiner in

über das Leben in der Gegend, die wir durchwan-

Scuol, der Scoula Libra, wie sie sich früher

dern.» Andere Touren führten auf den Piz Padella,

nannte. Das Fest findet in der Kantine einer

den Muttler und auf den Morteratsch-Gletscher. Im

lokalen Baufirma statt. Die Tische sind weggeräumt.

Winter stehen Skifahren, Langlaufen und Skitouren

An der Wand sitzen erwartungsvoll Eltern und

auf dem Programm.

Grosseltern. Die Schülerinnen und Schüler drängen sich auf zwei Bänken. Die Vorführung beginnt. Es

«Immer nur rechnen ist doch langweilig»

werden Sprüche aufgesagt, Eurythmie gezeigt, es

Die Kinder und Jugendlichen haben eine ambiva-

wird Goethe rezitiert und es werden Theaterszenen

lente Einstellung zu diesen Aktivitäten. «Wir wan-

aufgeführt, wie in allen anthroposophisch ausge-

dern sehr weit», erzählt ein Zwölfjähriger. «Das

richteten Rudolf-Steiner-Schulen rund um den Glo-

kann ab und zu wirklich nerven.» Doch seine Klas-

bus. Und doch ist es in Scuol eine ganz besondere

senkameradin freut sich. «In meiner alten Schule

Schule – sehr klein und sehr familiär.

gab es keine Touren. Immer nur schreiben und rech-

Nach der Aufführung wird diskutiert. Die meisten

nen, das ist doch langweilig.» Und man spürt auch

kennen sich gut. Wie in jeder Schule gibt es Eltern-

einen Stolz aus den Schilderungen: «Bei der Tour auf

abende, einmal pro Quartal trifft man sich zudem

den Muttler mussten wir um drei Uhr am Morgen

am «Forum». Dort wird gesungen, gezeichnet und

aufstehen. Ich habe gedacht, das schaffe ich nie,

gemalt und man beschäftigt sich mit pädagogi-

dann stand ich auf dem Gipfel – toll!»

schen Themen. Die Eltern helfen überall mit – ba-

Doch es wird nicht immer gewandert. Auch an der

cken Kuchen, begleiten Wanderungen, kochen am

Scoula Steiner in Scuol gibt es den Schulalltag, und

Mittag. In dieser kleinen Schule müssen alle ihren

dieser ist nicht einfach. «Eine so kleine Schule auf-

Beitrag leisten.

rechtzuerhalten, ist eine grosse Herausforderung»,

Kinder lernen Grenzen kennen

zwei altersdurchmischten Lerngruppen. Für 25 Kin-

Inzwischen hat Gian Michel Denoth, Schulleiter

der würde die Kapazität reichen, zurzeit sind es

und Lehrer der fünften bis achten Klasse, Leinwand

17 Schülerinnen und Schüler.

und Beamer eingerichtet. Er zeigt Fotos der letzten

54

erklärt Gian Michel Denoth. Unterrichtet wird in

Touren. Jedes Schuljahr beginnt mit einer Wander-

Lernen in «Epochen»

woche. Dieses Jahr ging es ins Bergell – das Wetter

Kann die Pädagogik von Rudolf Steiner, die sich am

gab das Thema vor. Auf den Bildern ist viel Wasser zu

Entwicklungsstand jeder Altersgruppe orientiert, in

sehen, überschwemmte Gassen in Chiavenna, die

altersgemischten Klassen funktionieren? In der Un-

tosende Maira, das Zeltlager mit den nassen Schlaf-

terstufe ist das – allein von der Fülle des Stoffes her,

säcken und Kleidern, die auf langen Leinen zum

der vermittelt werden muss, einfacher. Wie in allen

Trocknen aufgehängt sind. «Sich in der Natur bewe-

Steiner-Schulen wird in Epochen unterrichtet, das

gen», so erklärt Gian Michel Denoth, «bringt die

heisst, die Lerngruppe konzentriert sich drei bis vier

jungen Menschen an Grenzen. Sie lernen diese

Wochen lang im Hauptunterricht auf ein einziges

Grenzen zu bezwingen. Sie lernen, selbständig zu

Fach. Nicole Sprenger, die Unterstufenlehrerin, er-

sein, zu beobachten und sich Gedanken zu machen

klärt: «Bei einer Deutschepoche lernen zum Beispiel

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


Impressionen aus dem Schulalltag der Scoula Steiner, Scuol.


Ausflüge und Schulalltag wechseln in der Scoula Steiner ab.

die Zweitklässler die kleinen Buchstaben, die Dritt-

cole Sprenger. «Sie trauen sich etwas zu. Sie geben

klässler beschäftigen sich mit der Schreibschrift,

nicht gleich auf, wenn sie an einer Sache scheitern,

während die Viertklässler Wortarten zuordnen.»

sondern wachsen daran. Sie sind stark im Sozialen

Wenn sie der einen Altersgruppe etwas erzählt, muss

und sie gehen respektvoll mit anderen Menschen

die andere Gruppe still arbeiten – eine intensive Vor-

um.» Dazu kommt die Selbständigkeit der Kinder

bereitung ist für die Lehrerin unabdingbar.

und ihre Fähigkeit, auf ein Ziel hin zu arbeiten. Das

In der Mittelstufe ist der Unterricht komplizierter.

brauchen sie auch, denn nach acht Jahren geht es hi-

Gian Michel Denoth hat die Lerngruppe in zwei Al-

naus in die Welt.

tersgruppen aufgeteilt und unterrichtet parallel

In der achten Klasse werden sie intensiv darauf vor-

zwei verschiedene Epochen. Innerhalb einer Epo-

bereitet und je nach Weg, den sie wählen, gilt es, ei-

che arbeitet auch er individuell mit den Kindern

nige Defizite aufzuholen. Auch an das Tempo in ei-

und passt den Stoff an ihren Entwicklungsstand an.

ner öffentlichen Schule müssen sie sich gewöhnen.

«Das altersgemischte Lernen hat Vor- und Nach-

In der Scoula Steiner wird das Wissen anders vermit-

teile», urteilt Gian Michel Denoth. «Ich kann mich

telt. Hier wird nicht nach 45 Minuten zum nächsten

nicht ganz einer Altersstufe widmen und den Stoff

Fach gewechselt. Einfacher ist der Wechsel in eine

genau an sie anpassen. Dafür bekommen die Kinder

andere Steiner-Schule, die die Jugendlichen bis hin-

den Stoff der anderen Altersstufe am Rande mit und

auf zur Matura ausbildet.

sozial profitieren sie ganz klar von dieser Durchmi-

56

schung.» Eine grosse Herausforderung, die jedoch

Oft Kinder aus Zuzügerfamilien

aufgrund der familiären Struktur der Schule auch

Auch nach 14 Jahren ist die Verankerung der Scoula

viel Befriedigung bringt.

Rudolf Steiner in Scuol im Tal nicht stark. Gian Mi-

Selbständigkeit wird gefördert

und hat einen starken Bezug zur Region, doch «un-

chel Denoth ist zwar selbst in Scuol aufgewachsen

Neben dem Hauptunterricht gibt es Fachunterricht:

sere Schule hat es hier nicht einfach. Das, was wir

Gartenbau, Eurythmie, Werken, Malen, Handarbeit

machen, ist nicht im Tal entstanden, sondern

und Musik. Französisch und Englisch wird ab der

kommt von aussen. Dafür gibt es in unseren Dörfern

ersten Klasse unterrichtet. Da einige Kinder eine

wenig Offenheit und Neugier», stellt er fest. Die

weite Anreise haben, hat die Schule vor einem Jahr

Lehrpersonen der Dorfschule sind gegenüber der

eine Tagesstruktur eingeführt. Ab der dritten Klasse

Scoula Steiner allerdings sehr offen. Es gab bereits

essen die Schülerinnen und Schüler an der Schule.

gemeinsame Musikprojekte mit guter Zusammenar-

Dieses Mittagessen kochen sie einmal pro Woche

beit. Die Kinder der Scoula Steiner stammen meist

selbst – mit Unterstützung der Kochlehrerin und al-

nicht aus Familien, die in der Region verwurzelt

lem, was der Schulgarten zu bieten hat. «Die Tages-

sind. Vre Bertschinger, eine ehemalige Schülermut-

struktur ist für Lehrpersonen anstrengend», stellt

ter, erzählt: «Als Zuzüger bleibt man hier im Grunde

Gian Michel Denoth fest, «doch die Kinder genies-

genommen immer fremd. Dafür geniessen wir eine

sen es und der Zusammenhalt wird stärker.»

gewisse Narrenfreiheit – auch bei der Schulwahl.»

Was können die Kinder nach acht Jahren an der

Doch sie findet die Schule für das Tal sehr wichtig:

Scoula Steiner? «Sie sind selbstbewusst», erklärt Ni-

«Die Steiner-Schule zeigt, dass verschiedene Wege

piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


möglich sind.» Für Familien, die stark in den Dör-

Schule, sieht die zukünftige Entwicklung der Schule

fern verwurzelt sind, ist der Wechsel ihrer Kinder in

positiv. «Wir sind zuversichtlich, dass unsere Schule

die Steiner-Schule allerdings ein grosser Schritt. Se-

positiv nach aussen strahlt und wieder wächst.» Die

raina Planta aus Sent hat ihn gewagt. «Wir wurden

Eltern finden auf verschiedensten Wegen hierher –

schräg angeschaut und man fragte sich, ob mit un-

einige sind Zuzüger aus dem Unterland, die bereits

seren Kindern etwas nicht in Ordnung sei.» Doch

mit der Pädagogik von Rudolf Steiner vertraut sind,

die Mutter hat ihren Entscheid nie bereut.

einige kommen, weil ihr Kind in der öffentlichen Schule nicht zurechtkommt. Die familiäre Atmo-

Zufriedene Eltern

sphäre gefällt den Kindern besonders gut. Eine

Generell sind die Eltern von der Schule begeistert:

12-Jährige erzählt: «Wir sind wie eine grosse Familie,

«Ich bin sehr froh, dass es diese Schule gibt», versi-

niemand steht abseits.» Und wenn man einmal je-

chert Yvonne Jud. Und ihr Mann ergänzt: «In der

manden in der Klasse nicht nett findet? «Das pas-

Scoula Steiner wird die Natur einbezogen, der

siert fast nie», versichert ein 14-Jähriger. «Aber

Mensch steht im Mittelpunkt. Unser Sohn hat sich

wenn es passiert, dann reden wir miteinander und

hier sehr gut entwickelt. Er war nervös, unausgegli-

klären das Problem.» Damit hat er bereits viel fürs

chen und unsicher, als er vor vier Jahren hierher

Leben gelernt.

wechselte. Das ist alles vorbei, heute ist er selbstbewusst.» Um dem Sohn den Schulbesuch in Scuol zu ermöglichen, scheut die Familie aus Pany keinen Aufwand. Dank des Vereina-Tunnels ist tägliches Pendeln zwischen dem Prättigau und Scuol möglich. Der Sohn übernachtet aber dreimal pro Woche bei einer Familie im Engadin, die ihre Kinder ebenfalls in die Steiner-Schule schickt – auch das sei eine sehr positive Erfahrung. Sibylle Ovenstone, engagierte Schülermutter und Mitglied im Vorstand der

www.scoulasteiner-scuol.ch

Rudolf-Steiner-Schulen

schaft Rudolf Steiners, die Anthroposophie, ist

Die mehr als dreissig Rudolf-Steiner-Schulen in der

Grundlage. Der künstlerischen Tätigkeit kommt auf

Schweiz sind autonome Schulen in nicht staatlicher

allen Altersstufen eine besondere Rolle zu.

Trägerschaft; sie sind allen Bevölkerungskreisen zu-

Neben der Scoula Libra in Scuol wird auch die heil-

gänglich, unabhängig von deren weltanschaulich-

pädagogische Sonderschule Avrona in Tarasp nach

religiöser oder politischer Haltung und wirtschaftli-

den Grundsätzen der Steiner-Schulen geführt. Be-

cher Situation. Die Schulen vertreten ausserdem ein

gonnen hatte es dort in den 1940er-Jahren mit Som-

eigenständiges pädagogisches Anliegen. Sie orien-

merlagern. 1955 wurde daraus eine Schule und in

tieren sich an den Entwicklungsbedürfnissen des

der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre eine anerkannte

heranwachsenden Menschen. Die Geisteswissen-

Sonderschule mit Betreuung im Internat.

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BUCHER

Plädoyer für die Mehrsprachigkeit

Der Professor aus Stampa

Besondere Architektur in den Alpen

Das Waldhaus-Buch

Romedi Arquint: «Plädoyer für eine gelebte

Andreas Kley: «Von Stampa nach

Claudia Miller, Hannes Bäuerle: «Alpen.

Christian Scholz: «Wie gross ist die Welt

Mehrsprachigkeit. Die Sprachen im Räder-

Zürich», Schulthess Verlag 2014,

Orte . Über Nacht in besonderer Architek-

und wie still ist es hier. Geschichten ums

werk der Politik.» NZZ, Fr. 29.–

Fr. 59.–

tur.» Edition Detail, 2014, Fr. 65.90

Waldhaus in Sils-Maria» Weissbooks, 2014, Fr. 29.90

Mit dem Aufkommen

Das Bergell und die Fa­

Fasziniert von

Albert Einstein und David

der Nationalstaaten

milie Giacometti! Be­

den Alpen ver­

Bowie, C.G. Jung und Rod

gelangten die Sprachen

rühmt, allerdings nicht

bringen die bei­

Stewart, Thomas

in den Fokus der Politik.

als Künstler, war auch

den Autoren ei­

Bernhard und Isabelle

Die sich neu bildenden

Zaccaria Giacometti

nen Grossteil

Huppert – sie und viele

Staaten mussten eine

(1893–1970): Der Rechts­

ihrer Freizeit in

andere berühmte Zeitge­

emotional positive kollektive Bindung

wissenschaftler und leidenschaftlich

den Bergen. Bei der Suche nach immer

nossen haben im Hotel Waldhaus in Sils­

zu den Bürgern schaffen. Die National­

liberal­demokratische Staatsdenker aus

wieder neuen und besonderen Orten ha­

Maria unvergessliche Tage erlebt. Und

sprachen waren ein Mittel dazu. Dabei

Stampa war ab 1927 Professor an der

ben sie eine Vielzahl an Unterkünften

haben die Atmosphäre eines Hotels

verloren die Sprachen aber ihre politi­

Universität Zürich, später Dekan und in

zusammengetragen: von Häusern, die

genossen, das so einzigartig ist, dass

sche Unschuld. Der Staat bestimmte die

den 1950er­Jahren zwei Jahre lang

seit Generationen im Familienbesitz

man in ihm «die Welt draussen» vergisst.

Amtssprache, alle andern Idiome wur­

Unirektor. Seine liberale Linie gab er

sind, über modern sanierte Chalets bis

In der neu herausgegebenen Anthologie

den mehr oder weniger diskriminiert.

auch im medialen Gegenwind der

zur einsamen Hütte. Der Umgebung ge­

beschreiben Autorinnen und Autoren

Die Schweiz ist zwar in exemplarischer

Kriegs­ und Nachkriegsjahre nie auf.

recht werdende Materialien und nach­

den besonderen Ort in einer grandiosen

Weise mehrsprachig, doch die Kantone

Während andere Rechtsgelehrte zum

haltige Bauweisen beeinflussen die Aus­

Landschaft. Geschichten, die sie eigens

mit ihrer Hoheit über die Sprachen

Beispiel die teils als problematisch ein­

wahl der Projekte dabei ebenso wie das

für diesen Band und dieses Hotel ge­

haben das Modell der Nationalstaaten

gestuften wirtschaftsrechtlichen Bun­

gelungene räumliche und atmosphäri­

schrieben haben. Mit Texten von Jürg

übernommen. Angesichts der gewalti­

desbeschlüsse stützten, blieb Zaccaria

sche Konzept. Aber es geht nicht nur um

Amann, Françoise Autin, Arno Ca­

gen gesellschaftlichen Veränderungen

Giacometti hier ganz auf der liberalen

die Architektur, die Autoren erzählen

menisch, Elke Heidenreich, Thomas

plädiert das Buch dafür, das Grundrecht

Linie. – Professor Andreas Kley (*1959),

gleichermassen von der Entstehung der

Hürlimann, Daniel Kehlmann, Jürg

auf Sprachenfreiheit aus der Territoria­

würdigt seinen prominenten Vorvor­

Häuser und vom Leben und den Men­

Kienberger, Donna Leon, Rosetta Loy,

litätsfalle zu befreien. Kantonsübergrei­

gänger, der sein Leben lang vehement

schen in den Alpen. Hintergrundinfor­

Eva Menasse, Klaus Merz, Michel Mett­

fend soll die Sprachfreiheit eingeführt

für strikte Rechtsstaats­ und Verfas­

mationen, Übersichtskarten und ein Ad­

ler, Martin Mosebach, Milena Moser,

werden. Für die Schulen bedeutet dies:

sungstreue plädierte, mit einer süffigen,

ressverzeichnis machen dieses Buch zu

Chasper Pult, Wilhelm Schmid, Alain

Mehrsprachigkeit wird zum Normalfall.

«unverkopften» Biografie. (es)

einem aussergewöhnlichen Reiseführer.

Claude Sulzer und Daniel Zahno.

Constant Könz

Davoser Geschichte

Il comissari e ses assistent

Culan da Crestaulta

Marcella Pult: «Constant Könz. Wurzeln

Yvonne Schmid: «Davos – eine Geschichte

Attilio Bivetti: «Nuot Nes», Chasa

Toni Halter: «Culan da Crestaulta», illus­

und Flügel.» Dreisprachig. Chasa editura

für sich. Historischer Stadtbegleiter.»,

editura rumatscha, 2014, 30 francs

traziuns: Alois Carigiet, Chasa editur

rumantscha, 2014, Fr. 48.–

Verlag Desertina, 2014, Fr. 28.–

Constant Könz, 1929

Ab Mitte des 13. Jahr­

Adina sin ils chaltgogns

Romans ed en spezial

in Zuoz geboren, stu­

hunderts besiedelten

als delinquents d’Engia­

romans d’aventuras

dierte in Zürich

die ersten Walser das

din’Ota as movan il

n’appartegnan betg al

Architektur und in

Davoser Hochtal. Damit

comissari Nuot Nes e ses

gener tipic da la litteratura

Genf Kunst. Seit

begann die spannende

assistent Marco Mangiù

rumantscha che cumpi­

über einem halben

und wechselvolle Ge­

sin pistas e pradas, in

glia cunzunt istorgias

Jahrhundert arbeitet er im Kanton

schichte. Aus den weit verstreuten

stallas e bars d’hotel, els s’occupan

curtas. Culan da Crestaulta è in exem­

Graubünden und hat mit seinen

Bauernhöfen entwickelte sich der heu­

d’embrugls turistics, immobigliers e

pel d’in roman d'aventura ch’è daventà

Werken eine bemerkenswerte Spur

tige Tourismusort mit internationalem

mafius. Lur nes fins als mainan fin a

in classicher e ch’è era vegnì translatà

hinterlassen. In vielen öffentlichen

Kongresszentrum und Forschungsplatz.

Milaun ed a Monterey, e sco recreaziun

e publitgà per tudestg. Il scrivent Toni

Gebäuden, aber auch auf unzähligen

Dieser Stadtbegleiter macht die Spuren

as laschan els gustar grondiusas bistec­

Halter (1914–1986) cumpleness quest

Fassaden von Privathäusern findet

einer ereignisreichen Zeit sichtbar. Ne­

cas e fins chaschiels, vins exquisits e

onn ses 100avel giubileum. Halter è stà

man seine Figuren und Sgraffiti. Auch

ben dem Textteil, der die historische

whiskys retschertgads.Bivetti lascha

engaschà en la cultura e politica locala e

drei Fenster in der Kirche San Luzi in

Entwicklung des Ortes aufzeigt, enthält

resplender realitads e fantasias da las

regiunala ed ha publitgà numerus

Zuoz stammen von Constant Könz.

das Buch zahlreiche Informationen

vals grischunas en quests raquints, che

cudeschs. Culan da Crestaulta è in da

Ausserdem hat er zahlreiche – vorab

über Bauten, Denkmäler und Anlagen

sa referischan entras l’originalitad e

ses impurtants romans, ch’è cumparì

romanische – Bücher illustriert. Erst

in Davos. Ausserdem werden die Bio­

l’umor als gronds models da la littera­

l'emprima giada 1955, silsuenter è el ve­

kürzlich wurde Könz mit dem Ober­

grafien all jener Persönlichkeiten her­

tura criminala.

gnì edì anc duas giadas – tuttas ediziuns

engdiner Kulturpreis ausgezeichnet.

vorgehoben, die die Entwicklung des

èn exaustas. Era las 23 illustraziuns en

Die Kunsthistorikerin Marcella Pult

Ortes entscheidend geprägt haben. Die

tuscha dad Alois Carigiet, ch’el aveva

hat die nun vorliegende erste Mono­

zahlreichen Fotografien veranschauli­

fatg 1955 per ses ami Toni Halter per

grafie zu Leben und Werk von Cons­

chen die Entwicklungen auch im Bild

questa ovra, èn vegnidas integradas en

tant Könz zusammengestellt.

eindrücklich.

questa ediziun actuala.

58

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PIZZERIA Zernez will CO2-frei werden

mentar der Betriebsleitung. An Spitzentagen befanden sich sogar bis zu 2000 Gäste in der Anlage. Das

Im Sommer feierte der

Bad bietet neben dem 25-Meter-Schwimmbecken

Nationalpark in Zernez sein

und den separaten Anlagen für Familien und Kinder

100-Jahr-Jubiläum. Jetzt

auch einen grossen Sauna- und Wellnessbereich

lanciert die Gemeinde Zernez

samt separatem Damen-Spa. Ein Fitnesszentrum

eine neue Pioniertat: Bis

und Verkaufsgeschäfte sowie ein Restaurant sind im

2020 soll alle für die Gebäude

Neubau untergebracht. Im Winterbetrieb ist auch

nötige Energie selbst erzeugt

das Laufzentrum angegliedert. Ovaverva wurde von

werden. Einheimische und Gäste sollen CO2-frei wohnen

den Architekten Bearth und Deplazes in Chur sowie

können. Seit 2011 laufen die

Fulminanter Start fürs neue Hallenbad

Arbeiten am Sanierungs-

Nach jahrelangem Hin und Her wurde im Juli 2014

Investitionsvolumen betrug fast 70 Millionen Fran-

und Energiegewinnungs-

das neue Hallenbad und Sportzentrum Ovaverva

ken. Der Komplex bezieht 60 Prozent des Energiebe-

programm «Zernez Energia

in St.Moritz eröffnet. In den ersten Monaten hat es

darfs aus Erdwärme und Grundwasser, 25 Prozent

2020», zusammen mit der

einen fulminanten Start hingelegt mit einem Ta-

aus dem Fernwärmeverbund und nur zu fünf Prozent

ETH Zürich.

gesdurchschnitt von fast 850 Personen. Damit habe

aus fossilen Energien. Eine weitere Energiequelle ist

man die Prognosen weit übertroffen, lautet der Kom-

die Abwasser-Wärmerückgewinnung.

Forum Paracelsus

wasserspiegel im vergangenen nassen Sommer hat

In der Nachbarschaft des neuen St. Moritzer Hal-

gezeigt, dass das historische Gebäude noch besser

lenbads steht der Rest der 1866 erbauten, einstigen

abgedichtet werden muss.

von Morger Dettli Architekten, Basel, geplant. Das

Trinkhalle. Das kleine, lange verwaiste Gebäude wurde nun saniert und zum «Forum Paracelsus» umgebaut. Hier ist die aus der Bronzezeit stammende hölzerne Fassung der Mauritiusquelle ausgestellt und die Geschichte von St. Moritz als Kurort wird aufgerollt. Das Gebäude ist neu auch ein Saal für Veranstaltungen. Allerdings musste es nach der Sommersaison wegen zusätzlicher Arbeiten nochmals geschlossen werden, denn der hohe Grund-

PUBLITEXT

Wohndesign in Scuol Schon seit einiger Zeit präsentiert die Schreinerei Curdin Müller aus Strada im Laden der ehemaligen «Glatscharia» am Stradun in Scuol Möbelstücke aus der eigenen Produktion. Nun konnte die Fläche des Ausstellungsraums mit zwei zusätzlichen Räumen zur Talseite des Hauses verdoppelt werden und auch die Durchgänge wurden zu eigenständigen Räumen gestaltet. Besonderes Augenmerk legte Architekt Christof Rösch auf «geheimnisvolle» dunkle Verbindungen. Die Besucherinnen und Besucher treten durch eine mit einem Stahlblechrahmen ausgekleidete Öffnung ins Dunkel und gelangen dahinter durch einen zweiten Rahmen wieder ans Licht. So erleben sie verschiedene Licht- und Farbstimmungen in den unterschiedlichen Räumen. Die Möbel werden jetzt thematisch präsentiert: Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche sind entsprechend möbliert. Gezeigt werden die im Engadin selbst hergestellten Produkte, auch die Mobiglias Modularas Engiadinaisas. Dazu gibt es ausgewählte Stücke aus Kollektionen bekannter Hersteller wie Vitra, Thut, Horgen Glarus oder Embru. www.mobigliamueller.ch

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piz 48 : Winter | Inviern 2014/2015


Disegnà da Christof Rösch Disegned by Christof Rösch Prodüt exclusiv da Curdin Müller Exclusively produced by Curdin Müller Christof Rösch Kunst + Baukunst Schigliana 183 CH-7554 Sent

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PIZZERIA Kulturagenda Hotel Laudinella, St. Moritz-Bad, Winter 2014/2015

Hochalpines Institut Ftan mit neuem Verwaltungsratspräsidenten

Details: www.laudinella.ch. Die Abendveranstaltungen beginnen, wo nichts anderes vermerkt ist, um 20.30 Uhr

Neun Jahre lang hatte der ehemalige St.Galler Uni-

26.12. Weihnachtskonzert mit der Familie

(79) den Verwaltungsrat des Hochalpinen Instituts

Hotel als Holzbau Auf dem Areal des alten Zeughauses in Bever entsteht die «Bever Lodge». Das Hotel richtet sich an sportliche Gäste und wird Zimmer im

2015 soll das Haus den

lierpaar Marco und Johanna Zeller aus Celerina. Konstruiert wird die Lodge

der designierte neue Schuldirektor Bruno Büchi wegen personeller Differenzen noch in der Probezeit

ns. Buchvernissage und Film, 17 h

seinen Posten wieder aufgegeben. Auch Büchis Vor-

Klavierrezital Konstantin Scherbakov mit

gänger blieben nur relativ kurz im Amt. In einem In-

Werken von Beethoven, Liszt und Schubert

terview räumte Verwaltungsratspräsident Dubs tief-

Friends Musical Olympus Preisträger Konzert

erliegende Probleme ein – Differenzen, die teilweise

5.1. 4.2.

13.2. Annette Postel «Best of» Am Piano: Sebastian Matz 19.2. Neues Zürcher Orchester

bereich und Serviceräume

hatte über längere Zeit Schüler- wie Lehrerschaft unmittelbar zu Wort kommen lassen. Auch wegen der TV-Sendungen leide die Schule zurzeit an einem

St. Moritz. Leitung Alexandra Demarmels 24.2. City Lights. Film von Charlie Chaplin.

5.4.

Bistro, Seminarräume, eine Lounge, ein kleiner Wellness-

«Das Institut» zur Sprache kamen. Das Fernsehen

21.2. Jahreskonzert der Musikgesellschaft

mer werden vor Ort montiert. hören ein ganztags geöffnetes

auch in der «Dok»-Serie des Schweizer Fernsehens

Leitung: Martin Studer-Müller

Die 42 identischen HotelzimZum Raumprogramm ge-

den Schlagzeilen herausgekommen. Zuletzt hatte

Turo Pedretti – ein grosser Maler des Engadi-

als modularer Holzbau bei der Firma Uffer in Savognin.

in Ftan (HIF) präsidiert. Die Schule ist aber nicht aus

Mendelssohn, Dvoràk 4.1.

Betrieb aufnehmen. Geleitet wird es vom jungen Hote-

Saitkoulov Oppert. Werke von Beethoven, 28.12. Kasperlitheater: Das Sonnenschloss, 17 h

Preissegment von rund 100 Franken anbieten. Ende

versitätsprofessor und Bildungsspezialist Rolf Dubs

Schülermangel, meinte Dubs. Allerdings seien in allen Internaten ausserhalb der Städte rückläufige

Die Kammerphilharmonie Graubünden

Schülerzahlen festzustellen. Die Finanzierung des

spielt dazu live

HIF sei dagegen im Moment gesichert, denn das

Osterkonzert. Kammermusik mit

Unterengadin sei sich der Bedeutung einer eigenen

Kamilla Schatz & Friends

Mittelschule bewusst. Im Dezember übernahm der

15.11. Engadiner Kammerchor, Jahreskonzert

ehemalige Rektor der Kantonsschule Chur, Johan-

5.12. Adventskonzert der Chorwoche, 17 h

nes Flury, das Amt des Verwaltungsratspräsidenten.

für Sportler. Geplant wird der Bau vom Architekten Gian-Andrea Hartmann. Die Gemeinde Bever beteiligt sich mit 19,2 Prozent am 10-Millionen-Franken-Bau.

Hotel Laudinella wird umgebaut Das

genossenschaftlich

organi-

sierte Kulturhotel Laudinella in St.Moritz-Bad wird um- und ausgebaut. Nach Schluss der laufenden Wintersaison zieht der Betrieb ins benachbarte Hotel «Reine Victoria», damit im Stammhaus die Handwerker an die Arbeit gehen können. Für rund 65 Millionen Franken wird der Konzertsaal auf eine Kapazität von bis zu 500 Personen ausgebaut. Markant wird der Ersatzbau für das Haus Metropol. Es

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wird durch eine Holzkonstruktion ersetzt. Die Pläne

terung möglich wurde, musste die Ortsplanung

stammen vom Zürcher Architekturbüro Burkhalter

revidiert werden. Die Stimmberechtigten haben

Sumi. Im Neubau sind 157 Zimmer geplant. Auch

den Plänen im September 2014 mit grossem Mehr

die bisherige Pizzeria wird ausgebaut und mit einer

zugestimmt. Das Kulturhotel «Laudinella» ist ein

Lounge und einem Steakhouse erweitert und die

bekanntes Musikhotel, hat sich aber auch in den

Wärmeversorgung wird saniert. Statt mit Öl wird

Sparten Literatur und Film einen Namen gemacht.

künftig mit Seewasserwärme geheizt. An der 1956

Im Dezember 2016 soll das erneuerte Haus wieder er-

gegründeten Genossenschaft ist die Gemeinde

öffnet werden – in der Zwischenzeit wird der Betrieb

St.Moritz massgeblich beteiligt. Damit die Erwei-

«next door» weitergeführt.

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PIZZERIA Hotel Waldhaus, Sils-Maria Winterprogramm 2014/2015 Details und Ergänzungen: www.waldhaus.ch

Komponisten und Hochschuldozenten Till

Generationenwechsel

Löffler mit der Pianistin Lora-Evelin

Er nennt sich augenzwin-

Nikolova Vakova.

kernd «Direktor für das Unnötige» oder CIO, Chief

20.2. 150 Jahre Wintertourismus: Szenische Lesung aus «Mr. Fips in St. Moritz» mit

24.12. Weihnachtslesung von Renate Heuser.

Annette Wunsch.

Kinderweihnacht mit Anita und dem

23.2. Jakobsweg: Waldhaus-Pâtissière Hannah

Waldhaus-Trio. 31.12. Silvesterball: 150 Jahre Wintertourismus.

Schlotterbeck berichtet in Wort und Bild

5.1.

über ihre Pilgererfahrungen.

Alena Cherny am Flügel und im Film. Der ukrainisch-schweizerischen Konzertpianistin

27.2. Jazz zu zweit: Susanne Menzel (Gesang/Texte) und Klaus Ignatzek (Klavier/Komposition).

gilt der Dokumentarfilm «Appassionata» von

9.1.

mitglied des Hotels Waldhaus in Sils-Maria und KulturAficionado. Wie schon vor vier Jahren sein Schwager Felix Dietrich, macht nun auch Urs Kienberger

Autorin von «Hochhaus und Traktor.

«die Bühne freier» für die

A Little Green – Irish Folk and more.

Siedlungsentwicklung in Graubünden in den

Waldhaus-«Generation V»,

60er und 70er Jahren».

die bereits den Betrieb

Buster-Keaton-Abend, live begleitet von

leitet. In diesem Winter werde

Jazzpianist Gigi Marson, Mailand.

man ihn im Haus nicht

Ashoff zeigt ihr Autorenporträt «Der Himmel,

2.3.

das Meer». 12.1. Antoine de Saint-Exupéry: Joseph Hanimann

6.3.

Jazz mit Walter Weber und Band.

liest aus seiner Biografie «Der melancholische

9.3.

«Das grüne Seidentuch» als fesselndes

antreffen, kündigt er an. Als Präsident der Familien-

Ein-Frauen-Stück mit Sarah Huismann.

Weltenbummler». 16.1. 150 Jahre Wintertourismus: eine literarische

13.3. «Ausgewandert» – Gabrielle Alioth liest aus ihrem Buch.

Annäherung. Chasper Pult liest. 23.1. Clown Pic: «Komische Knochen», eine

15.3. Jürg Kienberger und Clemens Sienknecht, «Alleinunterhalter (Mehrzahl)».

szenische Lesung. 26.1. Die Muse von Egon Schiele. Lesung aus 30.1. Jazzabend: Swing de Paris mit Sophie

Chasper Pult.

Kienberger so wenig von der Bildfläche verschwinden wie Schwester und Schwager Maria und Felix DietrichMitarbeit hören nicht einfach auf», sagt er selbst.

23.3. «L’Histoire du Soldat» in Strawinskys eigener Trio-Fassung und in Mani Matters hochdeut-

Lüssi & Friends.

scher Übersetzung von 1963.

Stradivari-Duo: Maja Weber (Cello) und Per Lundberg (Klavier). Kammerkonzert:

27.3. Jazz in der Bar auf zwei Flügeln: Anne Folger und Jennifer Rüth.

Werke von Beethoven, Schumann und Grieg. Jazz in der Bar: Prague-Vienna Connection.

12.2. 150 Jahre Wintertourismus: Kamingespräch mit Hoteliers aus alten Wirtsfamilien, die seit Generationen hier tätig sind. 17.30 Uhr.

30.3. Donna Leon. Die Autorin liest auf Englisch. 1.4.

«Fünf winzig kleine Zwerge», Kinderprogramm, 17 h.

11.4. Von Schubert bis Tom Waits: Lieder zum

13.2. Chasper Pult liest Robert Vieli (*1935).

Saisonschluss mit Bariton Nathaniel Webster

16.2. Liszt und Goethe: Weimar. Moderiert vom

und Tenor Michael McCown.

Suppentopf. Apfelstrudel. Portweinbar.

31. Okt 2014  – 31. Jan 2015 Am DorfplAtz von lAvin.

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Pailletten, Kunst und Bücher. Werkspuren. Foufoulard. Gläsertisch. Biblioteca Linard.

gesellschaft wird Urs

Kienberger. «Mitdenken und

20.3. Die Autorin Helen Meier im Gespräch mit

«Wally: Muse, Modell, Mensch».

6.2.

25 Jahre lang Direktions-

Klavierrezital. 11.1. Antoine de Saint-Exupéry im Film: Birgitta

4.2.

Rede ist von Urs Kienberger,

Raumplanung in Sils. Carmelia Maissen,

Christian Labhart. 17 h Filmprojektion, 21 h

1.3.

Intellectual Officer. Die


PIZZERIA Play RTR

Scuol Palace wird inventarisiert

Enconuschais Vus gia Play RTR? Play RTR è in player

Die neuen Eigentümer des

da video che mussa tut las emissiuns da la Televisiun

ehemaligen Kurhaus Tarasp,

Rumantscha. Play RTR è in app per telefonins e ta-

dem heutigen «Scuol Palace»,

blets dad iPhone ed Android ch’ins po telechargiar

hatten im Herbst mit Sanie-

ord ils stores. Ed era sin il computer u laptop a chasa

rungsarbeiten begonnen.

pon ins guardar tut ils videos en Play RTR.

Bereits wurden Fensterstöcke

Dapli sut rtr.ch/play.

herausgebrochen um eine

Haben Sie eine Fernsehsendung von RTR Radiote-

14 Zentimeter dicke Aussenisolation mit Styroporplatten

levisiun Svizra Rumantscha verpasst? Auf Play RTR

anzubringen. Das hat den

können Sie nun alle TV-Sendungen online ansehen:

Heimatschutz auf den Plan

wann, wo und sooft Sie wollen. Die Sendungen

gerufen. «Dieser Umgang mit

Telesguard, Cuntrasts, Minisguard und Battaporta

einem Baudenkmal von na-

werden zeitversetzt – unbegrenzt und kostenlos – zur

tionaler Bedeutung ist nicht

Verfügung gestellt. Zu allen Sendungen können auf

akzeptabel», sagte Geschäfts-

dem Computer deutsche Untertitel (UT) durch Betä-

führerin Ludmilla Seifert.

tigen des UT-Buttons in der Funktionsleiste ein- oder

Darauf erliess die Gemeinde einen Baustopp. Das Gebäude

ausgeblendet werden.

RTR Radiotelevisiun Svizra Rumantscha bietet Radiound Fernsehsendungen für die Svizra rumantscha und ist eine Unternehmenseinheit der SRG SSR.

Warum weniger Fische?

Der Silsersee und der Silvaplanersee haben eine sehr

Zwischen 2004 und 2007 wurden in den Oberenga-

gute Wasserqualität und einen ausreichenden Sau-

diner Seen bis zu 60 Prozent weniger Seesaiblinge ge-

erstoffgehalt bis zum Seegrund. Im Champfèrersee

fangen. Die Fangquote ist seither auf tiefem Niveau

und im St. Moritzersee sind die Belastungen mit

stabil. Im Silsersee wurden zu Beginn die Gründe ge-

Phosphor deutlich zurückgegangen, in beiden Seen

sucht. Dabei zeigte sich, dass die Fische gesund sind,

besteht jedoch weiterhin ein Sauerstoffdefizit im Tie-

ein gutes Wachstum aufweisen und in allen Grössen-

fenwasser. Der beobachtete Rückgang der Fischerei-

klassen vorhanden sind. Danach wurde das Wasser

erträge kann also auch nicht mit einer schlechteren

analysiert. Seit Oktober 2013 wurden erstmals seit

Wasserqualität erklärt werden. Inzwischen werden

1993 wieder Messungen durchgeführt. Das Ergebnis:

die Seen zusätzlich gewässerökologisch untersucht.

Die Wasserqualität hat eine mit früher vergleichbare,

Insbesondere zum Plankton als Nahrungsbasis für

an einigen Stellen sogar eine verbesserte Qualität.

die Fische sind weitere Abklärungen notwendig.

wird inventarisiert, bevor an den historischen Bauteilen weitergearbeitet werden darf.

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PIZZERIA Scuol wird grösste Gemeinde der Schweiz

NAIRS FUTUR

Nach den bereits erfolgten Gemeindefusionen im

Die Fundaziun NAIRS rettet das unter Denkmal-

Nairs braucht Ihre Unterstützung

Münstertal, im Bergell und im östlichsten Teil des

schutz stehende historische Badehaus in Nairs am

Spendenkonto:

Unterengadins (der Zusammenschluss von Ramosch

Inn in Scuol. Mit den bereits durchgeführten Not-

Graubündner Kantonalbank,

und Tschlin zu Valsot, dazu gehören auch Vnà, Se-

massnahmen konnte der Einsturz der Nordfassade

Chur, zugunsten Fundaziun

raplana, Strada, Martina und Vinadi) kommt es auf

und der Terrasse verhindert werden. Seit Juli 2014

Anfang 2015 zu zwei weiteren grossen Fusionen: Zur

läuft die Sanierung des Hauses. «Nairs Futur» will die

neuen Gemeinde Zernez gehören neu auch Lavin

Kontinuität der kulturellen Aktivitäten der Stiftung

und Susch. Scuol wiederum wird mit der Fusion von

im Unterengadin ab 2016 ganzjährig ermöglichen.

Ardez, Ftan, Guarda, Sent und Tarasp zur flächen-

Dank breiter Unterstützung ist das Fundraising

mässig grössten Gemeinde der Schweiz. Sie umfasst

bisher erfolgreich verlaufen. Trotzdem fehlt noch

438,77 Quadratkilometer. Bisher galt die fusionierte

rund ein Drittel der Bausumme. Etwas mehr als eine

Gemeinde Glarus-Süd als flächenmässig grösste

Million ist noch zu finanzieren.

Nairs, IBAN: CH38 0077 4110 4428 0210 0

Schweizer Ortschaft. 4725 Menschen wohnen im neuen Scuol. Scuol bekommt zehn Millionen Franken Fusionsbeitrag aus der Kantonskasse. Die Schulen werden weiterhin dezentral geführt, Oberstufenklassen gibt es in Scuol und Sent. Das Hochalpine Institut Ftan (HIF) gehört dann auch zur neuen politischen Gemeinde Scuol und hat eine wichtige Rolle als regionale Mittelschule. Mit 344 Quadratkilometern Fläche und 1597 Einwohnerinnen und Einwohnern ist die neue Gemeinde Zernez etwas kleiner. Mehr als zwei Drittel der Fläche des Nationalparks liegen auf dem Territorium von Zernez.

PUBLITEXT

Bei Vollmond auf die Loipe Das La Fainera Classic Langlauf-Rennen findet in der Vollmond-Nacht vom 7. Februar 2015 statt. – La Fainera verbindet dabei Sporterlebnisse und Mode auf einzigartige Weise. Der Name La Fainera steht im Engadin für Sport und aktuelle Casual-Mode und gilt als Top-Adresse für Sport, Sportmode und alles, was es dazu braucht. Im Winter findet die Kundschaft hier alles für den Langlauf, den Alpinski, fürs Snowboarden oder für eine Schneeschuhwanderung. Das Sportgeschäft befindet sich am Dorfeingang von Sils, die Boutique im Dorfzentrum. Die Familie Weiner betreibt die Geschäfte schon in zweiter Generation. Ob Langlauf, Alpinski, Snowboard oder Schneeschuhwandern: Bei La Fainera finden Sie kompetente, freundliche Fachberatung, ein umfassendes Sortiment und einen perfekten Service, zu dem auch ein grosses Mietangebot im Rahmen des Intersport-Rent-Network Engadin gehört. Der Vollmond-Circuit auf der Langlauf-Loipe startet am 7. Februar 2015 bei der Furtschellas-Talstation. Er führt hinauf bis nach Fex Platta und wieder an den Ausgangspunkt zurück. Die Strecke misst 12,2 km und ist ein Classic Langlauf. Startnummernausgabe ist um 19 Uhr beim Parkplatz der Furtschellasbahn. Die Preisverteilung findet ab 21 Uhr statt. Das Startgeld beträgt 29 Franken. Anmeldung und weitere Informationen auf www.lafainera.ch

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VORSCHAU / PREVISTA

IMPRESSUM

Das Dorf | il cumün In ganz Südbünden gibt es keine Stadt. Dieser Lebensraum ist vom Dorfleben geprägt. Doch inzwischen ist die «Welt» auch in den Bergtälern angekommen. Viele Dinge wurden so komplex, dass die kleinen und kleinsten Verwaltungseinheiten immer mehr überfordert sind. Die Folge sind Gemeindezusammenschlüsse. Sie verändern aber nicht nur die politischen und die Verwaltungsstrukturen. Die Fusionen haben auch Einfluss auf die lokalen Sitten und Bräuche und auf soziale Netzwerke. Findet in einer globalisierten Welt heute noch ein Dorfleben statt? Trifft man sich noch auf dem Dorfplatz oder am Dorfbrunnen? Früher wählte man den Vorsteher, den Ammann oder den Capo und mit ihm den Gemeinderat unter Nachbarn. Man kannte und vertraute sich – und heute? Allerdings gab und gibt es auch Dorfkönige und Dorfkrach – Statusunterschiede und Gerangel um Einfluss und Macht. piz wird in der Sommerausgabe 2015 solchen Themen nachgehen.

Herausgeberin | editura Edition piz, Urezza Famos, Schigliana 183, 7554 Sent Tel. +41 (0)79 610 48 04, info@pizmagazin.ch, www.pizmagazin.ch Redaktion | redacziun Urezza Famos, René Hornung (rhg), redaktion@pizmagazin.ch Anzeigenverkauf | inserats E. Deck Marketing Solutions, Edmund Deck, Via Giovanni Segantini 22, 7500 St. Moritz, Tel. +41 (0)81 832 12 93, e.deck@bluewin.ch Produktion | producziun René Hornung, Eva Lobenwein Artdirektion, Grafik | grafica Eva Lobenwein, Innsbruck, www.dieeva.com Bildredaktion | redacziun da las illustraziuns Urezza Famos Bildbearbeitung | elavuraziun grafica TIP – Tipografia Isepponi, Poschiavo Korrektorat | correctorat tudais-ch Helen Gysin, Uster Copyright Edition piz, Scuol

Das Dorf Vnà aus der Luft. Foto: zVg

Druck | stampa AVD, Goldach (SG)

Autorinnen und Autoren, Fotos | auturas ed auturs, fotografias Walter Aeschimann, *1957. Historiker und freier Journalist in Zürich Sina Bühler, *1976, freie Journalistin im Pressebüro St. Gallen www.pressebuero-sg.ch Luzia Campell, *1967, Schreibende in Zürich Diane Conrad, *1944, Engländerin, an Geschichte interessierte, emeritierte Dozentin, St. Moritz

Magazin für das Engadin und die Bündner Südtäler Magazin per l'Engiadina ed il Grischun dal süd

www.pizmagazin.ch Nr. 48, Winter | Invern 2014 / 2015. Erscheint zweimal jährlich. Auflage: 23’000 Ex. Abonnemente: Edition piz, Schigliana 183, CH-7554 Sent. Zweijahresabonnement: Fr. 35.– (exkl. Versandkosten und Mehrwertsteuer). Das Abonnement ist mit einer Frist von zwei Monaten vor Ablauf kündbar. Ohne schriftliche Kündigung erneuert es sich automatisch um zwei Jahre. info@pizmagazin.ch Nächste Ausgabe: Juni 2015 Für unverlangt eingesandtes Text-, Bild- und Tonmaterial übernimmt der Verlag keine Haftung. – Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.

Marina U. Fuchs, *1953, freie Journalistin und Kulturvermittlerin in Celerina Köbi Gantenbein, *1956, Chefredaktor von «Hochparterre», der Zeitschrift für Architektur und Design. Er lebt in Zürich und Fläsch Gregor Gilg, *1964, visueller Gestalter und Comic-Zeichner, Bern www.malepiwo.ch Thomas Kaiser, *1979, betreibt in Chur die Denk- und Schreibwerkstatt www.wortwert.ch Andreas Kneubühler, *1963, Journalist der Schweizerischen Depeschenagentur, St. Gallen Gisela Kuoni, *1938, freie Kulturjournalistin, Domat / Ems Michael Lütscher, *1962, freiberuflicher Autor in Zürich Hansruedi Schäppi, *1956, Lehrer und freier Fotograf in Nesslau SG. Geschäftsführer der Bildagentur www.naturwaerts.ch Verena Schoch, *1957, Fotografin und Kamerafrau in Waldstatt AR Christian Scholz, *1951, Fotograf in Zürich, www.christianscholz.ch Bettina Vital, *1981, Übersetzerin und Koordinatorin für Rumantsch in der Bundeskanzlei, Bern. Mayk Wendt, *1982, Fotograf in Tarasp. www.maykwendt.com

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Einziehen. Ausatmen.

Park Quadratscha, Samedan Exklusive Zweitwohnungen im Herzen des Oberengadins Der «Wohnpark Quadratscha» bietet an unverbaubarer Lage in der schönsten Ferienregion der Schweiz eine einmalige Wohnsituation, die keine Wünsche offen lässt. Eine äusserlich markante Architektur, die traditionelle Baumaterialien mit den Ansprüchen moderner Formensprache verbindet. Im Innern erlauben moderne, flexible Wohnungsgrundrisse eine individuelle Gestaltung der persönlichen Raumbedürfnisse. Grosszügige Fensterflächen geben den Blick auf die imposante Bergkulisse frei und sorgen für helle, lichtdurchflutete Räume. Neben der überzeugenden Grundrissgestaltung sorgen hochwertige Apparate und Materialien für ein erstklassiges Wohngefühl. Der Ausbaustandard darf als hochwertig bezeichnet werden. Der Verkauf umfasst sieben 2½-, 4½- und 5½-Zimmer-Wohnungen im Rohbau. Somit können Ihre Ausbauwünsche optimal berücksichtigt werden.

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Schneesport verliert seinen Zauber, wenn Sie zu viel riskieren.

Wenn Sie aufmerksam fahren, erkennen Sie die Herausforderungen auf der Piste rechtzeitig. Passen Sie Ihre Fahrweise deshalb Ihrer Verfassung und dem Können an. Damit Unfälle schon bald Schnee von gestern sind. Für weitere Informationen: www.suva.ch


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