8 minute read
ENGELBERG
Der Berg ruft
Engelberg am Titlis hat sich vom stillen Klosterdorf zur Skiarena für die ganze Familie gewandelt. Anfänger, Könner, Freestyler – hier wird jeder glücklich. Wintercamper sind im Camping Eienwäldli perfekt aufgehoben.
TEXT UNDFOTOS: Martin Häußermann
In der „Deutschen Alpenzeitung“ schreibt der Journalist Theodor Herzog in seinem Beitrag „Skitouren um Engelberg“: „Stiebender Pulverschnee. Eine rasante Abfahrt inmitten einer herrlichen Bergwelt. Und dazu viel Sonne.“ Erschienen ist der Artikel vor 100 Jahren, doch seine Aussage ist immer noch top aktuell. Unsere eigenen Erfahrungen sind noch nicht ganz so alt. Vor 15 Jahren waren wir zum ersten Mal in Engelberg zum Skifahren. Unser Quartier: der Camping Eienwäldli. Damals waren die Kinder noch klein und wir waren im Wohnwagen unterwegs. Heute sind wir zu zweit und reisen im Malibu-Teilintegrierten. Doch sonst ist vieles beim Alten geblieben. Der Camping Eienwäldli ist das perfekte Basislager für Wintersportler. Die Berge bieten viel Abwechslung. Immerhin ist Engelberg das größte Skigebiet der Zentralschweiz und wartet im Winter mit mehr als 80 Kilometern präparierten Pisten auf, die mit modernen Liftanlagen erschlossen sind.
Willkommen in Engelberg
Ski- und Snowboardanfänger dürfen auf geistlichen Beistand hoffen. Der Übungshang „Klostermatte“ liegt unmittelbar neben dem Benediktinerkloster, das 1120 gegründet wurde und der historische Kern des Ortes ist. In der zum Kloster gehörenden Stiftschule wird die Engelberger Jugend unterrichtet und bis zum Abitur geführt. Auch die Touristen können hier etwas lernen. Die Schaukäserei zeigt seinen Besuchern wie Käse von Hand hergestellt wird. Während wir den Käser bei seinem Handwerk beobachten, kosten wir an kleinen Bistrotischchen die Spezialitäten des Hauses – zum Schluss decken wir uns mit Käse ein, den wir abends im eigenen Reisemobil genießen. Ein Highlight ist hier auch das hauseigene Käsefondue. Die Skiarena Engelberg teilt sich in zwei getrennte Skigebiete. Familien und Skiläufer, die es etwas ruhiger angehen lassen, tummeln sich auf den sonnigen Hängen unterhalb der Brunni, einem 1.860 Meter hohen Gipfel. Die Abfahrten sind durch eine Seilbahn erschlossen, deren Talstation nahe der Ortsmitte von Engelberg liegt. Erreichbar ist die Station durch den kostenlosen Skibus und einen Shuttleservice.
WETTERWECHSEL Waren am Anreisetag Campingplatz und Südhänge nur spärlich mit Schnee bedeckt, änderte sich dies in beiden folgenden Nächten erheblich (links und oben).
AB IN DIE LOIPE Engelberg bietet nicht nur Alpinen viel Abwechslung, auch Langläufer kommen auf ihre Kosten. Am Langlaufzentrum im Zentrum oder direkt am Platz können Camper in die Loipe einsteigen.
und ein Schlepplift, sowie sieben Kilometer leichte und fünf Kilometer mittelschwere Abfahrten.
Der besondere Kick
Auf der gegenüber liegenden südlichen Talseite eröffnet sich dem Wintersportler das deutlich höchster Punkt die Bergstation auf dem Kleinen Titlis (3.020 Meter) ist. Eine Sechsergondel bringt uns zur Station Trübsee auf 1.800 Meter. Dort können wir direkt in die Seilbahn umsteigen. Die zweite Sektion ab Stand (2.450 Meter) absolvieren wir in der „Rotair“, deren runde Gondel während der Bergfahrt zum Kleinen Titlis langsam um die eigene Achse rotiert. Die Abfahrt nach Stand sollte allerdings nur absolvieren, wer sicher auf den Brettern steht. Während das obere Drittel der Abfahrt mit dem Gletscherlift nur mittelschwer ist, hat es der zweite Teil, der zurecht als schwarze Piste markiert ist, in sich. Steiles, teilweise buckliges Gelände, fordert die Sportler heraus. Wer es lieber ruhiger angehen möchte steigt schon in Stand aus und genießt die einladenden Hänge in Richtung Trübsee. Aber nicht nur auf den Brettern wartet Nervenkitzel. „500 Meter Abgrund. 150 Schritte Herzklopfen.“ So werben die Touristiker für den „Titlis Cliff Walk“, der spektakulären Hängebrücke am
ABENDROT Der Blick aus dem Fenster unseres Mobils ist oft besser als jedes Fernsehprogramm. Wenn die Sonne über den Gipfeln untergeht, kommt man eine Weile nicht vom Fenster weg. GUT VERSORGT Die Platzbetreiber halten immer einen reichlichen Gasvorrat parat (links). Im modernen Sanitärhaus Geissberg gehen wir gerne duschen (rechts).
WEISSE PRACHT Neuschnee ist super. Auf dem Berg ver- bessert er die Pistenqualität und auf dem Campingplatz die Atmosphäre. So muss Wintercamping sein.
Gipfel. Die Brücke spannt sich vom Südwandfenster der Gipfelstation bis zur Bergstation der GletscherSesselbahn „Ice Flyer“. Sie ist Europas höchstgele tomotiv oder Fotoplattform.
Badenixen und Wellnessfans
Wer sich tagsüber ausgetobt hat, sucht abends Ent zu dem auch noch ein kleines Hotel mit 20 Zimmern gehört. Das Drei-Sterne-Superior-Hotel Eienwäldli, in dem auch die Rezeption des Campingplatzes untergebracht ist, wartet mit einer großen Wellnesslandschaft auf. Im „Felsenbad“ warten zwei Becken auf die Besucher: Das Kinderbecken mit Rutsche und das Erlebnisbecken mit Wasserfall, diversen Sprudelzonen und einer Gegenstromanlage. Um das Becken herum sind eine Dampfgrotte, eine Regengrotte und ein Kneippbecken angeordnet. Gegen einen extra Obulus kommen wir ins Schwitzen. Die Saunalandschaft gliedert sich in mehrere Solarien, Ruheräume, ein Dampfbad, einen Whirlpool und drei verschieden warme Saunen. Der Clou ist die so
HOCH HINAUS Die Drehgondel „Rotair“ bringt uns zur Bergstation auf 3.020 Meter über dem Meeresspiegel. Zu Fuß oder mit einem Sessellift kommt man noch ein wenig höher und kann die Bergstation von oben sehen (rechts unten).
NERVENKITZEL Die Hängebrücke mit dem schönen Namen „Titlis Cliff Walk“ ist für viele Besucher eine gelungene Ergänzung des Skitags – und eine perfekte Location für Instagram-Fotos.
genannte „Engelberger Schwitzstube“, eine großzügige Sauna mit einem riesigen Fenster. Nichts für Voyeure, denn von außen ist das Fenster schlicht schwarz, von innen haben die Schwitzenden aber einen traumhaften Blick auf das Bergpanorama. Ganz unter sich sind die Camping- und Hotelgäste hier nicht. Um diesen Spa rentabel zu betreiben, hat auch die Öffentlichkeit Zutritt. Doch müssen sich entspannungswillige Camper keine Sorgen machen, wie wir bei mehreren Besuchen erfahren haben. Selbst, wenn alle Garderobenschränke belegt sind, herrscht in der Saunalandschaft keine drangvolle Enge. Gleiches gilt für den Campingplatz und seine Infrastruktur. Waschräume, Trockenraum, Skistall, alles ist großzügig dimensioniert, sehr ge
Rundum versorgt
Der Camping Eienwäldli hat den Charme eines gewachsenen Campingplatzes. 1960 eröffnete die Familie Bünter den ersten Campingplatz an einem Skiort, der bisher von feinen Hotels dominiert wurde. Neun Jahre später eröffneten sie das erste Hallenbad im Ort. 1979 folgte ein Lebensmittella-
HEIM GEHT’S Nach einer Woche muss der Malibu wieder auf die verschneite Straße. Auch wenn es bis zur Autobahn nur 20 Kilometer sind, gute Winterreifen sind in den Bergen einfach unerlässlich. KÄSE IM KLOSTER Das Benediktinerkloster beherbergt nicht nur eine weiterführende Schule, sondern auch eine Schaukäserei. Hier kaufen wir Schweizer Käsespezialitäten ein und genießen ein wunderbares Käsefondue.
REISEINFOS
ANREISE:
Man erreicht Engelberg leicht über die Schweizer Autobahn A2. Von der Ausfahrt Stans-Süd sind es dann noch rund 20 Kilometer bis zum Campingplatz. Die kurvige Steigungsstrecke vor Engelberg ist meist geräumt und gestreut.
TOURISMUS:
Engelberg-Titlis Tourismus AG Tourist Center CH-6390 Engelberg Telefon: +41/41/639 77 77 www.engelberg.ch
CAMPING:
Camping Eienwäldli Wasserfallstraße 108 CH-6390 Engelberg Telefon +41/41/637 19 49 www.eienwaeldli.ch
SKIFAHREN:
Skischule Engelberg Tourist Center CH-6390 Engelberg Telefon: +41/41/639 54 54 www.skischule-engelberg.ch
Titlisbahnen CH-6390 Engelberg Telefon: +41/41/639 50 50 www.titlis.ch
den, 1990 wurde das Sporthotel gebaut. Den Campingplatz teilen sich Dauer- und Touristencamper, wobei die Urlauber eindeutig in der Überzahl sind. Platz. Das Reisemobil brauchen wir während eines Aufenthalts auf dem Camping Eienwäldli ohnehin nicht als Fortbewegungsmittel. Denn direkt vor der Schranke ist die Haltestelle für den kostenlosen Skibus, der bis zum Ende der Skisaison regelmäßig fährt. Das Stadtzentrum erreichen wir problemlos auch in einem knapp halbstündigen Spaziergang. Gerade nach dem Essen in einem der vielen guten Restaurants ist ein Verdauungsspaziergang ohnehin eine gute Idee. Der fällt eher kurz aus, wenn man im Restaurant Eienwäldli gespeist hat. Die Qualität ist auch hier hoch, leider auch das schweizer Preisniveau. Gut, dass wir auch im eigenen Mobil immer wieder etwas zubereiten können. So sind wir gestärkt, wenn am nächsten Morgen wieder der Berg ruft.
SCHWUNGVOLL Die Pisten am Trübsee eignen sich eher für geübte Skifahrer (oben). Auf der Talabfahrt bietet sich ein schöner Anblick der Gemeinde Engelberg.