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#143
Fa zitGespr äch
Stahl im Glück
Nr. 143 4/2018 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M
Voestalpine-Vorstand Franz Rotter im Interview
Fazit
Fa zit Thema
Juni 2018
EPUs – Unternehmer aus Leidenschaft?
Fa zitessay
Laura Moazedi über Diskriminierungen in der Schule Teil 2
Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.
An ihren Daten werdet Ihr sie erkennen. Foto: Light & Grace
Bitte beachten Sie unseren Hinweis zur seit dem 25. Mai 2018 geltenden Datenschutz-Richtlinie auf Seite 53 dieser Ausgabe. Danke!
Macht auch Ihre Meinung bunter.
Fazit
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© JOANNEUM RESEARCH, Bergmann
Forschung auf internationalem Niveau
Die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH entwickelt Lösungen und Technologien für Wirtschaft und Industrie in einem breiten Branchenspektrum und betreibt Spitzenforschung auf internationalem Niveau. Mit den klügsten Köpfen stellen wir uns den Herausforderungen der Zeit und sind
mit unseren innovativen Antworten den Fragen der Wirtschaft und Gesellschaft weit voraus. Innovation ist Kultur des Unternehmens und wird mit dem Slogan THE INNOVATION COMPANY zum Ausdruck gebracht.
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Editorial
Von Christian Klepej
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eit 25. Mai 2016 gilt die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) nun in der gesamten Europäischen Union. Die Unruhe, die dieses Regelwerk in den Tagen vor dem 25. in beinah allen österreichischen Unternehmen – aber auch bei Vereinen und anderen Organisationen – ausgelöst hat, wird Ihnen nicht entgangen sein. Etwa häuften sich Emails, wo der Empfänger dazu aufgerufen wurde, weiterhin Abonnement eines Email-Newsletters zu bleiben. Dabei ging es meistens darum, da ja in Hinkunft jede Form der automationsunterstützten Datenspeicherung durch die DSGVO besonderen Auflagen ausgesetzt ist, da ein Versender eines Newsletters immer in der Beweislast steht, dass der »Inhaber der Daten« (also der Empfänger) seine Einwilligung zur Speicherung gegeben hat. War der Satz jetzt unklar formuliert? Ja! Wie diese gesamte Verordnung des Europäischen Parlaments unklar und unverständlich formuliert ist. In 99 überaus unübersichtlichen Artikeln will die EU fortan den Datenverkehr hierorts regeln.
Von den Totengräbern der Europäischen Union
Ich halte das für unfassbar. Zum einen ist es die enorm hohe Strafandrohung – 10 bzw. 20 Millionen Euro »im Wiederholungsfall« der Missachtung der DSGVO, zum anderen die schon angesprochene Unübersichtlichkeit dieses Regelmonsters. Ich weiß, dass ich in der Lage bin, Gesetzestexte zu lesen und zu verstehen. Vollinhaltlich zu verstehen. Bei der DSGVO ist dies nicht der Fall. Ja, ich weiß bis heute nicht einmal, ob ich mit meinem (winzigen) Verlag (Pressefreiheit?) auch alle Kriterien erfüllen muss. Oder was ist mit kleinen (karitativen) Vereinen, die jetzt nicht mehr – ohne enormen bürokratischen Aufwand – ihre Mitglieder anschreiben dürfen? Bei meinem letzten Besuch im Autohaus meines Vertrauens haben wir 20 Minuten dafür aufgebracht, unsere seit über zehn Jahren bestehende Geschäftsverbindung neuerlich zu »legitimieren«; es waren dazu sechs Formulare zu unterschreiben. Wer bezahlt jetzt dem Autohaus aus der Oststeiermark die nun zusätzlich anfallenden Arbeitsstunden (von meiner Zeit einmal nicht zu reden)? Das kann sich natürlich nur in dem von mir zu bezahlenden Preis auswirken. Größere Unternehmen werden sich einen eigenen Datenschutzbeauftragten anstellen müssen und in meiner Firma sind es halt wir Eigentümer, solange wir uns keinen weiteren Mitarbeiter dafür leisten (können). Die DSGVO entspringt nicht zuletzt dem Geist, es den »großen Internetkonzernen« einmal richtig zu zeigen. (Dass ich sinnvollen Datenschutz nicht ablehne, ist hier nicht das Thema und klar.) Mit diesem Gesetzesirrsinn werden aber vor allem Kleinund Mittelbetriebe getroffen und eben auch alle Vereine. Dabei ist es kein Zufall, dass einer der Hauptverantwortlichen für dieses Desaster der grüne Politiker und Berichterstatter des EP für die DSGVO Jan Phillipp Albrecht ist. Dieser hatte es in seinen zahlreichen gut bezahlten öffentlichen Funktionen sicher nie notwendig, sich überlegen zu müssen, woher das Geld für die vierte Zettelhalterin oder den fünften Sesselschieber gekommen ist; die öffentliche Hand wird’s schon richten. (Eine Tätigkeit Albrechts in irgendeinem produktiven Sektor ist nicht überliefert.) Dass er bei
den Grünen mit seinem unternehmerfeindlichen Tun gut ankommt, ist Problem der Grünen, aber fatal für die echte Welt. Wie ernst es die Heroen der EU mit dem Datenschutz und dem Kampf gegen »die Konzerne« nehmen, haben sie bei der einstündigen Anhörung des Mark Zuckerberg unter Beweis gestellt. Statt Zuckerberg einen knappen Fragenkatalog vorzulegen, haben sich alle Fraktionsvertreter in eitlen Wortmeldungen ergossen, um dafür zu sorgen, dass der Milliardär kaum zu Wort kam und recht bald entspannt von dannen ziehen konnte. Etwa Guy Verhofstat, der so weit ausholend wie selbstverliebt den Facebook-Chef mit der Romanfigur »Kalden« aus dem In-Roman »Der Circle« (muss man nicht gelesen haben) verglich. Einleitend. Um dann keine wesentliche Frage zu formulieren. Lächerliches Spektakel! Diese Union hat so und so große Probleme. Und dieses Gesetz hat das Zeug dazu, die EU an den Rand des Untergangs zu führen – wo dann die neue italienische Regierung wartet. Als glühender Europäer bin ich mir nicht mehr sicher, ob nicht nur ein vollkommener Neustart die Rettung sein kann. Die handelnden Personen in Brüssel sind sie ganz sicher nicht. Die sind die Totenn gräber der Europäischen Union.
Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at Fazit Juni 2018 /// 5
Inhalt Fazit Juni 2018
Ein-Personen-Unternehmer
Unternehmer aus Leidenschaft oder Vertreter eines neuen Prekariats, die zur Selbstständigkeit gezwungen sind?
39 Fotos: Ben White/Unsplash, Sabine Hoffmann (2), Enlarge, Marija Kanizaj, Das blaue Sofa/Club Bertelsmann
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Stahl im Glück
Franz Rotter über die Treue der Voestalpine zu Österreich, allfällige amerikanische Strafzölle und glänzende Aussichten.
Diversity als Chance für Lehrer
Der zweite Teil des Essays von Laura Moazedi über die Vielfalt in der Schulklasse und Vorurteile die als Lob getarnt sein können.
Über ein Schamhaar
Michael Bärnthaler arbeitet sich weiter mit »überflüssigen Anmerkungen« an den 68ern ab. Seite 81
Ausgabe Juni 2018 XV. Jahrgang Nr. 143 (4/2018) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.
6 /// Willkommen Im Fazit
Wirtschaft und mehr. 44
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Rubriken Editorial 5 Politicks 16 Investor 32 Zur Lage 38 Da Wanko 48 Immobilien 66 Alles Kultur 80 Schluss 82
Liebe Leser!
An den Ein-Personen-Unternehmen scheiden sich die Geister. Die einen sehen in den sogenannten EPUs Lichtwesen, die sich ohne Absicherung in die Höhen und Tiefen des freien Marktes stürzen, um die Welt zu erobern. Für andere sind sie Angehörige eines neuen Prekariats, bei dem sich die Auftraggeber die Sozialabgaben ersparen. Josef Schiffer zeigt im Fazitthema, dass sich der Bogen vom freiberuflich tätigen Anwalt bis zur 24-Stunden-Personenbetreuerin spannt. Er will zwar nicht als der Retter der Steiermark gelten, aber mit der von ihm maßgeblich beeinflussten Entscheidung zum Bau eines neuen Stahlwerkes in Kapfenberg hat Voestalpine-Vorstand Franz Rotter mehr für Kapfenberg getan als sämtliche Lokal- und Regionalpolitiker. Ein Fazitgespräch über einen Technologiekonzern, der nicht länger Teil der Schwerindustrie sein will.
Begegnung im Jugendamt
Eine Fazitbegegnung mit Ingrid Krammer. Die Grazer Jugendamtsleiterin managt 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Seit Generationen lassen Private wie auch öffentliche Stellen ihre Bücher oder Diplomarbeiten in der Buchbinderei Folkhard am Grazer Glockenspielplatz binden. Mit diesem Fazitportrait werden besonders bibliophile Geister eine Freude haben. Gutes Lesen! -red-
Eine Frage der Bindung
Die Buchbinderei Folkhard in Graz wirkt wie aus der Zeit gefallen. Dabei geht auch dort ohne moderne IT nicht mehr viel.
Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl
Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)
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Impressum Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl
Lektorat AdLiteram
Druck Leykam-Letsprint
Zur Lage
Christian Klepej aufkeimende Intoüber seine lera seinen Umgang d nz und amit.
Seite 38
Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer
Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol
Titelfoto von Sabine Hoffmann
Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin
Fazit Juni 2018 /// 7
Foto: Ben White
8 /// FAZIT JUNI 2018
Unternehmer aus Leidenschaft oder Prekariat als Tugend? Einzelunternehmer und Selbstständige, so nannte man früher jene unternehmerisch tätigen Menschen, die oft auf sich allein gestellt in Handwerk, Gewerbe oder Handel arbeiteten. Seit rund zehn Jahren hat sich auch offiziell die hippe Abkürzung EPU eingebürgert, die für die Wortschöpfung »Ein-Personen-Unternehmen« steht. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine äußerst heterogene und zahlreiche Gruppe, die in den vielfältigsten Berufsfeldern und in sehr unterschiedlichen Arbeitsbedingungen ihrem Broterwerb nachgeht. Viele von ihnen kämpfen aber mit ähnlichen Problemen, zu deren Lösung die Politik bislang nur zögerlich beiträgt. Von Josef Schiffer
FAZIT JUNI 2018 /// 9
Foto: Hunters Race
»Das geschieht freilich nicht zuletzt aus dem nicht ganz uneigennützigen Antrieb, die WKOPflichtmitgliedschaft durch entsprechende Serviceangebote und rechtliche Verbesserungen besser zu rechtfertigen.«
Fazitthema
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chon bei der Abgrenzung und Definition der Gesamtheit aller EPU in Österreich zeigen sich deutliche Unschärfen. Die Wirtschaftskammer weist in ihrer aktuellen Statistik mit Ende 2017 eine Anzahl von 307.883 Ein-Personen-Unternehmen aus, während es im Jahr 2011 erst rund 240.000 waren, sie bezieht dabei jedoch in diese Aufstellung nur ihre Mitglieder mit ein. In dieser Summe schlagen zudem 62.700 meist aus osteuropäischen Ländern stammende selbstständige Personenbetreuer und Pflegekräfte zu Buche, die seit 2007 als freies Gewerbe verpflichtend der Wirtschaftskammer angehören müssen.
Viele heterogene Berufsbilder
Nicht zu Angehörigen der Wirtschaftskammer zählen weitere selbstständige Erwerbstätige, die ebenfalls auf eigene Rechnung arbeiten und vielfach keine zusätzlichen Arbeitnehmer beschäftigen. Neben den typischen traditionellen Berufsgruppen, wie Landwirten, Rechtsanwälten, Architekten, Therapeuten oder Ärzten, die in jeweils eigenen Standesvertretungen organisiert sind, gibt es inzwischen österreichweit an die 45.000 »Neue Selbstständige«, in weiter stark wachsenden Zahlen, die weitgehend ohne eigene Berufsvertretung auskommen müssen. Darunter fallen unter anderem freie Journalisten, Wissenschaftler, Kulturschaffende und Vertreter des Kreativsektors, aber auch viele Beschäftigungsformen im Gesundheitsbereich. Die rasch wachsende Zahl an EPUs spiegelt auch den strukturell begründeten dramatischen Wandel in den Beschäftigungsverhältnissen wider − nicht nur der österreichischen Wirtschaft, sondern auch europaweit und global. Neben einem Zuwachs an Teilzeit- und Mehrfachbeschäftigungen kommt es in vielen Branchen parallel zu einem Abbau von nach Kollektivverträgen angestellten Mitarbeitern. Da der heimische Arbeitsmarkt trotz leichter Verbesserung der Wirtschaftslage vor allem ältere Arbeitnehmer, die ihren Job verloren haben, nicht ausreichend absorbieren kann, wählen viele davon mehr oder minder freiwillig den Weg in die Selbstständigkeit. Gründerprogramme des AMS und zahlreiche Informationsangebote können den Mangel an unternehmerischer Erfahrung in vielen Fällen leider nur unzureichend ausgleichen: Die Erwartungen der neuen Unternehmer sind hoch, ihr Eifer groß. Den Vorteilen, wie flexibler
Zeiteinteilung, weitgehend selbstständige Arbeitsplanung und mehr Zeit für die Familie stehen mitunter extreme Schattenseiten gegenüber, wie z. B. lange Arbeitszeiten von 80 und mehr Wochenstunden, die in vielen Fällen an gesundheitlichen Raubbau grenzen oder gar zum Burn-out führen, entsprechend niedrige Stundensätze sowie nicht selten die Abhängigkeit vom Wohlwollen eines oder weniger Auftraggeber, weil die Ressourcen für die Anwerbung neuer Aufträge bzw. ein effektiver und origineller Webauftritt nicht vorhanden sind.
Hohe Abgaben und Zahlungsdruck
Auch wenn für neue Selbstständige kein Gewerbeschein erforderlich ist und daher keine Pflichtmitgliedschaft in der Wirtschaftskammer besteht, gilt für sie, dass sie ihre Tätigkeit bei der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) anmelden müssen, wenn ihr Jahresbruttoeinkommen den Betrag von 5.256,60 Euro (für 2018) übersteigt. Das bedeutet in der Praxis, dass vor allem bei selbstständigen, relativ geringen Einkommen die Beiträge zur Sozialversicherung − oft fast ein Drittel des Einkommens – einen unverhältnismäßig hohen Anteil ausmachen, wie die kritische Plattform »Amici delle SVA« auf ihrer Homepage festhält. Laut ihren Berechnungen heißt das, dass ein alleinstehender Selbstständiger erst ab einem Jahreseinkommen von 14.000 Euro nach Abzug aller Steuern und Beiträge die Höhe der bedarfsorientierten Mindestsicherung (838 Euro im Monat) erreicht. In diesen Einkommenskategorien bewegt sich immerhin knapp die Hälfte aller EPUs, bei den freien Selbstständigen sogar ein noch weitaus höherer Anteil. Der Weg zur Mindestsicherung bleibt Selbstständigen in aller Regel verschlossen, da diese dann den Gewerbeschein zurücklegen und im Gegensatz zu Arbeitnehmern keine zusätzlichen Einkünfte generieren dürfen. Vor allem bei niedrigen Einkommen wirkt sich dieser Effekt drastisch aus, wie ein Rechenbeispiel der Amici (mit Zahlen aus dem Jahr 2014) aufzeigt: »Jemand, der als EPU im Jahr 6.500 Euro verdient, muss die SVA-Mindestbeiträge in Höhe von 1.700 Euro im Jahr zahlen. Es bleiben ihm also 4.800 Euro zum Leben.« Durch die jüngst erfolgte Absenkung der Einkommensgrenze auf 5.256,60 Euro im Jahr fallen weitere Tausende kleine Selbst-
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Fazitthema
Krankheit und Auftragsflaute als EPU-Killer
Eines der zentralen Probleme der Selbstständigkeit besteht in der permanenten Unsicherheit über die eigene Zukunft. Die damit verbundenen Unwägbarkeiten hat wohl jeder Inhaber eines EPU schon einmal miterlebt. An einem Tag fällt aufgrund von Missverständnissen ein wichtiger Auftrag flach, am nächsten erfährt man von Verzögerungen oder gar einem Zahlungsausfall eines anderen Kunden, während am dritten Tag Rechnungen und Forderungen eintrudeln. Und während sich der mit dem hohen bürokratischen Aufwand oft schon überforderte Unternehmer die Haare rauft, kommt es noch dicker und er liegt mit einer Grippe oder einem Beinbruch im Krankenbett, sodass es unter Umständen zu wochenlangen Arbeitsausfällen kommt. Solche Situationen treffen natürlich EPUs, die in erster Linie auf ihre eigene Arbeitskraft angewiesen sind, am härtesten und können schnell an den Rand der wirtschaftlichen Existenz führen. Trotz einer Neuregelung ist vor allem die derzeitige Lage
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beim Krankengeld für die Betroffenen weiter unbefriedigend. Statt wie bisher ab dem 43. Tag der Erkrankung wird es jetzt bereits ab dem 4. Tag rückwirkend ausbezahlt. Der Pferdefuß bei der Geschichte: Der Tagessatz beträgt magere 29,60 Euro, und dauert die Krankheit kürzer als 43 Tage, gibt es gar keine Entschädigung. Ein weiteres Problem ist der schwierige Zugang zu Fremdkapital, ein Thema, das ein eigenes Kapitel füllen würde. Immer strengere Eigenkapitalerfordernisse erschweren gerade kleinen Unternehmen den Zugang zu Investitionsmitteln enorm. Alternative Finanzierungsformen erleben derzeit einen kleinen Boom, haben aber in Österreich im internationalen Vergleich eine bislang nur marginale Bedeutung.
Konkurrenzdruck und sinkende Honorare
Auch wenn in vielen Branchen kein Anlass zum Jammern besteht und die Auftragsbücher oft sprichwörtlich überquellen, gibt es doch unter anderem bei freien Berufen und am Kreativsektor inzwischen auch Phänomene von Lohndumping. Von den Fachhochschulen und Universitäten abgehende, gut ausgebildete Absolventen sind nur zu oft bereit, für geringe Entlohnung oder im Extremfall gratis ihre Leistungen anzubieten, um Praxiserfahrung zu sammeln. Das trifft zum Beispiel auf Journalisten und Werbetexter zu, aber auch auf Grafiker und den Medi-
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Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: iStock
ständige unter die Versicherungspflicht der SVA. Ein weiteres Problem liegt zudem in den je nach der aktuellen Auftragslage schwankenden Einkommen, sodass schlechte Jahre in Kombination mit höheren Nachforderungen für vergangene bessere Jahre schnell in den Konkurs führen können.
Fazitthema
enbereich. Gerade bei Filmschaffenden sind durch die Vielzahl von Anbietern die erzielbaren Tagessätze in den vergangenen Jahren um teilweise mehr als fünfzig Prozent zurückgegangen, berichten EPUs, die in dieser Branche Aufträge zu ergattern versuchen. Dem steigenden Druck versucht man auf vielfältige Weise zu entgehen, im Trend liegen Coworking-Spaces und Bürogemeinschaften, wo sich im Idealfall auch unterschiedliche Talente und Berufserfahrungen ergänzen und man einander gegenseitig Aufträge weitervermitteln kann. Im Netzwerken und dem Aufbau von Kontakten, von vielen Workaholics oft als Zeitverschwendung abgetan, liegt nicht selten der Schlüssel zum wirtschaftlichen Überleben. Nur durch die damit verbundenen Strategien des Crowdworking kann die Kundenbasis erweitert und das eigene Portfolio aufgestockt werden, um sich breiter aufzustellen und den unerwarteten Ausfall von Aufträgen wettzumachen.
Zwiespältige Haltung der Wirtschaftskammer
Foto: Joel Kernasenko | BEZAHLTE ANZEIGE
Die Wirtschaftskammern beginnen sich erst langsam auf die Potenziale und Risiken der flexiblen Einzelunternehmer einzustellen. Auch wenn in der Zwischenzeit die wachsende Zahl an EPUs einen überwiegenden Anteil der Mitglieder in der WKO ein-
MEIN OFFIZIELLER SCHWARM twitter.com/grazstadt #diestadtmeineslebens
nimmt, bleibt ihr Einfluss in den Gremien gering. Andererseits betont man von Seiten der WKO gern deren durchaus prestigeträchtiges modernes Image, ihren immensen Beitrag für die gesamte Wirtschaft sowie ihre wichtige Rolle in vielen innovativen Sparten, was sich auch in der Schaffung eines eigenen EPU-Erfolgstages ausdrückt, der seit vier Jahren veranstaltet wird und der der Information und besseren Vernetzung unter den Selbstständigen dienen soll. Das geschieht freilich nicht zuletzt aus dem nicht ganz uneigennützigen Antrieb, die WKO-Pflichtmitgliedschaft durch entsprechende Serviceangebote und rechtliche Verbesserungen besser zu rechtfertigen. Rund 44.000 Ein-Personen-Unternehmen zählt man mittlerweile in der Steiermark, weiß Josef Herk, Präsident WKO Steiermark, und hebt die erfolgreichen Bemühungen um Verbesserungen in Teilbereichen hervor, erkennt aber auch die problematische Situation vieler kleiner Selbstständiger: »Es ist erfreulich, dass wir als WKO gerade für diese Gruppe in jüngster Zeit zahlreiche Verbesserungen erzielen konnten, so zum Beispiel die Senkung der SV-Mindestbeitragsgrundlage, mehr Rechtssicherheit durch eine bessere Abgrenzung zwischen Selbstständigen und Dienstnehmern oder die beinahe Verdoppelung des Wochengeldes. Trotzdem gibt es hier bei den Rahmenbedingungen, speziell für Kleinstunternehmer, nach wie vor Verbesserungspotenzial.«
Fazitthema
Dem schließt sich Burkhard Neuper, Vorsitzender des EPU-Beirates in der WKO Steiermark, an: »Ein besonderes Anliegen für uns ist die Verbesserung von Rahmenbedingungen für EPUs, speziell was die rechtliche und soziale Absicherung betrifft, aber auch steuerliche Vereinfachungen sind für uns für die nächste Legislaturperiode sehr wesentlich.« Ob sich diese berechtigten Anliegen auch politisch in die Praxis umsetzen lassen werden, hängt jedoch in erster Linie von künftigen Plänen der Bundespolitik ab, auf die die zahnlose Lobby der kleinen Selbstständigen erfahrungsgemäß nur minimalen Einfluss hat. Eine von der Jungen Wirtschaft in mehreren Auflagen herausgegebene Broschüre mit dem Titel »14 EPU-Mythen« versucht mit den Vorurteilen und negativen Sichtweisen auf die Kleinstunternehmen aufzuräumen und vermittelt eine optimistische Sicht auf die Chancen der EPUs auf dem wirtschaftlichen Parkett. Manche der darin präsentierten Statistiken wirken etwas geschönt, wie jene, dass nur zwei Prozent der Arbeitslosen, die davor unselbstständig beschäftigt waren, sich aus der Arbeitslo-
sigkeit heraus selbstständig gemacht hätten. Auf kammerpflichtige Gewerbe mag das ja eventuell zutreffen, aber bei den freien Berufen sieht die Relation in der Praxis deutlich anders aus.
Langjährige Forderungen
Rund um die oben schon erwähnte kritische Plattform »Amici delle SVA« der freien Selbstständigen, die mit der Zeit auf über 11.000 Mitglieder angewachsen ist, ist es in den letzten beiden Jahren eher ruhiger geworden. Vor der Nationalratswahl hatte man noch versucht, den damaligen Bundeskanzler Christian Kern bzw. weitere zuständige Minister und Politiker mit Forderungen nach gerechteren Bedingungen in der sozialen Absicherung zu konfrontieren. Vielfach stieß man dabei angesichts starrer ideologischer Scheuklappen auf schlichtes Unverständnis, berichten die Amici-Vertreter auf ihrer Facebook-Seite. Nach jahrelangem Verhandeln waren seit 2011 immerhin einige Erfolge erzielt worden, wie eine Deckelung des Selbstbehaltes auf 5 Prozent des Jahreseinkommens, die Senkung der Verzugs-
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Während eine beträchtliche Anzahl von Einzelunternehmern zweifellos gut über die Runden kommt, bedeutet EPU vielfach prekäres Unternehmertum. Immer mehr dieser Personen gehen wechselnd oder auch gleichzeitig selbstständiger und unselbstständiger Erwerbsarbeit nach, da sie häufig nicht von einem Job alleine leben können. Gerade unter den Selbstständigen ist der Anteil an »Working Poor« mit 15 Prozent besonders hoch und rund ein Drittel der SVA-Versicherten sind zugleich mehrfach versichert, das heißt, sie haben mehrere Erwerbsformen, erklären Vertreter der Grünen Wirtschaft, die sich ganz besonders für diese Zielgruppe einsetzen. Die soziale Absicherung ist in Österreich zwar gut, kostet aber gerade Kleinstverdienern beträchtliche Anteile des Einkommens mit allen damit verbundenen Risiken, während Arbeitslose von Sozialabgaben weitgehend befreit sind. Die Vorschläge der Grünen Wirtschaft, die sich auch mit Studien und Erkenntnissen innerhalb der SVA decken, gehen dahin, die Mehrfachversicherung unterhalb eines bestimmten jährlichen Gesamteinkommens (in Höhe von etwa 20.000 Euro) zusammenzulegen, in Form eines so genannten integrierten Modells, wie es beispielsweise in Dänemark bereits praktiziert wird. Weitere Forderungen betreffen die Abschaffung des 20-prozentigen Selbstbehaltes beim Arzt, der etwa für Bauern schon vor vielen Jahren ersatzlos abgeschafft wurde, sowie ein einheitliches Pensionsrecht und eine Arbeitslosenversicherung für Selbstständige. Es bleibt abzuwarten, ob die Strategien der neuen Bundesregierung für die Zusammenlegung der Sozial- und Krankenversicherungen auch für die Kleinstunternehmer echte Verbesserungen mit sich bringen werden. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Bundespolitik auf den zahlenmäßigen Anstieg der EPUs nach den Erfahrungen vieler Betroffener bislang nur mit zögerlichen Maßnahmen und vagen Absichtserklärungen reagiert hat. Dennoch wird sich die Politik auf Dauer nicht der Beantwortung der Frage entziehen können, ob es angesichts einer sich radikal verändernden Arbeitswelt nicht sinnvoller ist, die Rahmenbedingungen für Selbstständige attraktiver zu gestalten, anstatt Modelle der Mindestsicherung auszubauen. Denn eine solche Entwicklung benachteiligt exakt die motivierten und leistungsbereiten Anteile der arbeitsfähigen Bevölkerung.
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zinsen und eine Erhöhung des Wochengeldes für selbstständige Mütter. Zentrale Forderungen wie die Abschaffung des 20-Prozent-Selbstbehaltes, die Befreiung von Zahlungen während Krankheit sowie eine grundlegende Umstrukturierung des Versicherungssystems für Selbstständige sind von den Verantwortlichen nicht einmal ansatzweise ins Auge gefasst worden.
Österreichweit laden mit nur einer Karte
Österreichweites Laden bezieht sich auf alle gekennzeichneten Ladestationen der Mitglieder des Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ).
„Ich werde so eine Stadtseilbahn sicher sehr namhaft fördern.
Infrastrukturminister Nobert Hofer zur Grazer Murgondel
Fotos: Mahrer/BMDW Marek Knopp, Strache/Gregor Tatschl
Um das türkisblaue Projekt über die nächsten Wahlen am Leben zu erhalten, muss FPChef Heinz-Christian Strache die Sozialpartnerschaft, in der die FPÖ kaum Mitspracherechte hat und die von der SPÖ als Blockadeinstrument verwendet werden kann, deutlich schwächen. SV-Reform – Türkis-Blau ändert nachhaltig das Nachkriegs-Machtgefüge Noch hat die SPÖ in sämtlichen Fragen der Gesundheitspolitik über ihre Stärke in den Gebietskrankenkassen ein beinahe umfassendes Vetorecht. Das will die Regierung im Zuge der Sozialversicherungsreform ändern, indem sie nicht nur die neuen Länderkassen bündelt, sondern gleich viele Arbeitgeber- wie Arbeitnehmervertreter in die verbleibenden GKK-Gremien entsendet. Denn obwohl die Dienstnehmer und Dienstgeber annähernd gleich hohe Beiträge leisten, ist bisher jede GKK nach Köpfen und nicht nach Beiträgen paritätisch zusammengesetzt. Weil es mehr Arbeitnehmer als Arbeitgeber gibt, war bisher klar, dass die Arbeitnehmer mit einer satten Zweidrittelmehrheit das eindeutige Sagen haben. Welcher Partei die Arbeitnehmervertreter angehören, können die GKK-Beitragszahler nur über ihr Stimmverhalten bei der Arbeiterkammerwahl beeinflussen. 16 /// FAZIT JUNI 2018
Und da die SPÖ überall bis auf Tirol und Vorarlberg die AK-Präsidenten stellt, dominiert sie auch überall bis auf Tirol und Vorarlberg die Gebietskrankenkassen. Das ist insofern undemokratisch, da völlig außer Zweifel steht, dass die SPÖ die Mehrheit unter den Arbeitnehmern bei sämtlichen Wahlen mit Ausnahme der AK-Wahlen längst an die FPÖ abtreten musste. Die hat jedoch innerhalb der AK so gut wie nichts zu reden. Daher kann die SPÖ im Namen der Arbeitnehmer sämtliche Reformen und Regierungspläne im Gesundheitsbereich verzögern oder sogar blockieren. Solange sich die politische Grundhaltung von Regierung und Sozialpartnern deckt, ist die Sozialpartnerschaft ein wertvolles Instrument, um sämtliche Gesellschaftsgruppen in die Sozial- und Gesundheitspolitik einzubinden oder um die unterschiedlichen Standpunkte der verschiedenen Interessengruppen in Kompromissen zusammenzuführen. Wenn jedoch die FPÖ mitregiert, funktioniert das System des gesellschaftlichen
Interessenausgleichs in der Sozialpartnerschaft nicht mehr, weil die Freiheitlichen darin keine Rolle spielen. Stattdessen kann sich die Rolle der Sozialpartner wie schon unter »Schwarz-Blau I« im Jahr 2000 umkehren. Für die SPÖ als parlamentarische Opposition ist es wegen der österreichischen Realverfassung nämlich ein Leichtes, über die von ihr dominierten Sozialpartner Reformen zu blockieren oder den sozialen Frieden im Lande zu boykottieren. Daher will die FPÖ diese Realverfassung ändern – freilich ohne das gewünschte Ergebnis als »Dritte Republik« zu bezeichnen. Aus Sicht der türkis-blauen Bundesregierung ist nämlich völlig klar, dass sie ihre Maßnahmen und Reformen nicht von der SPÖ konterkarieren lassen will. Die Sozialversicherungsreform zeigt, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz die Pläne von Vizekanzler Heinz-Christian Strache unterstützt, der die verbleibenden Jahre bis zur nächsten Wahl unter anderem dazu nutzen will, die Rolle der Sozialpartner nachhaltig zu schwächen. Die Sozialversicherungsreform ist daher ein wichtiger Schritt auf dem langen Marsch, der Türkis-Blau noch bevorsteht. Wenn die Liste Pilz und die NEOS strategisch denken, unterstützen sie Strache bei der Demontage der Sozialpartner, weil sie dort ebenfalls kein Mitspracherecht haben. Wenn taktische Mätzchen das Handeln der neuen NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger und des politisch wieder auferstandenen Peter Pilz dominieren, könnten sie dennoch dazu verleitet sein, die Sozialpartner in ihrem Abwehrkampf stärken. Die Regierungspläne treffen auch die WKO Mit der Sozialversicherungsreform wird aber nicht nur der SPÖ-Einfluss geschwächt. Wenn die Sozialpartner demontiert werden, verliert auch die Wirtschaftskammer maßgeblich an Bedeutung. Wie in der Arbeiterkammer hat die FPÖ nämlich auch in der WKO so gut wie nichts zu bestimmen. Und für die Un-
Politicks
MIT JOHANNES TANDL
ternehmer gilt Ähnliches wie für die Arbeitnehmer: Sie wählen bei Nationalratsoder Landtagswahlen längst nicht mehr mehrheitlich die ÖVP, sondern durchaus auch die FPÖ, die NEOS oder die Grünen. Trotzdem dominiert der ÖVP-Wirtschaftsbund die Wirtschaftskammern mit satten Mehrheiten zwischen 51 Prozent in Wien und 77 Prozent in Tirol. Bei der Wirtschaftskammerwahl dürfen die Mitglieder nämlich nur die Zusammensetzung des Fachgruppenausschusses ihrer jeweiligen Branche wählen. Allein schon aus finanziellen und organisatorischen Gründen ist aber immer nur der Wirtschaftsbund in der Lage, in allen neun Bundesländern in den meisten der über neunzig Fachgruppen eigene Listen aufzustellen. Da in den Fachgruppenausschüssen nur selten Parteipolitiker, sondern meist völlig pragmatisch handelnde Interessenvertreter sitzen, ist es den Wahlberechtigten jedoch ziemlich egal, ob ihre Vertreter einer schwarzen, roten, blauen, grünen oder pinken Fraktion angehören, denn für die Qualität der Interessenvertretung spielt das keine wesentliche Rolle. Was wird aus den Kammern? Dem Vernehmen nach konnte die ÖVP bei den Koalitionsverhandlungen die völlige Infragestellung der Kammern durch eine Volksabstimmung oder eine nach Regierungsvorgaben durchgeführte einheitliche Mitgliederbefragung verhindern. Dabei wäre nämlich mit ganz anderen Ergebnissen zu rechnen wie auf die Suggestivbefragungen, mit denen die Kammern ihre Mitglieder vor einigen Jahren bereits einmal zur Beibehaltung der Pflichtmitgliedschaft überredet haben. Trotzdem trauen AK und WKO dem Frieden nicht und strengen sich immens an, ihr öffentliches Erscheinungsbild zu optimieren. Die beiden großen Kammern verweisen auf ihre Erfolge als Interessenvertreter, Konsumentenschützer oder Rechtsbeistände. Die WKO hat mit Harald Mahrer einen neuen Präsidenten, dem es besser gelin-
gen soll, die neue dynamische Unternehmerschaft anzusprechen. Nicht Ziegelindustrielle wie Christoph Leitl, dessen Verdienste als Interessenvertreter selbst von seinen Kritikern anerkannt werden, prägen das moderne Unternehmerbild, sondern es sind die EPUs und die Startups aus dem Dienstleistungs-, Consulting oder IT-Bereich, die es immer noch schaffen, etwa bei jungen Menschen Sehnsüchte auf ein Unternehmertum zu wecken. Und bei dieser Gruppe punktet Mahrer eindeutig besser als der biedere Familienunternehmer Leitl. Dass sich unter den EPUs, die von der WKO vertreten werden, auch die Zigtausenden osteuropäischen Personenbetreuerinnen befinden, die das überlastete österreichische Pflegesystem aufrechterhalten, tut dem modernen schlanken Unternehmerbild, dem die
WKO entsprechen will, keinen Abbruch. Auch die Arbeiterkammer hat ihre Bundesspitze ausgewechselt. Nachfolgerin von Präsident Rudolf Kaske wurde Ende April die Wienerin Renate Anderl. Die neue Präsidentin präsentierte sich bei ihrer Antrittsrede als Speerspitze gegen den türkis-blauen Sozialabbau. Sie lehnt die Einschränkung der Arbeitnehmermitbestimmung in der Sozialversicherung ebenso ab wie die Einführung des 12-Stunden-Tages, der innerhalb der SPÖ neuerdings mit dem Wording »60-Stunden-Woche« versehen ist. Anderl spricht sich klar gegen die Senkung der Kammerumlage aus, vermeidet aber bisher Streikdrohungen gegen die Regierungspläne.
Der neue WKOPräsident Harald Mahrer kommt wie alle seine Vorgänger aus dem ÖVPWirtschaftsbund und muss den Kampf der WKO gegen die Schwächung der Sozialpartnerschaft daher defensiv anlegen. FAZIT JUNI 2018 /// 17
Recht haben
Ob und in welchem Ausmaß das Nachbargrundstück im Rahmen von Bauarbeiten am eigenen Grundstück genutzt werden darf, stellt in der Praxis ein immer wiederkehrendes (Streit-)Thema dar. Dabei ist darauf zu achten, dass die einzelnen Bauordnungen der Bundesländer unterschiedliche Voraussetzungen für die Nutzung des Nachbargrundstückes vorsehen. Dieser Artikel beleuchtet die in der Steiermark geltenden Zulässigkeitsvoraussetzungen für die Benützung des Nachbargrundstückes und mögliche rechtliche Konsequenzen im Falle einer rechtswidrigen Nutzung. Bei der Herstellung, Erhaltung und beim Abbruch baulicher Anlagen im Bereich der Grundgrenze hat der Nachbar gemäß § 36 Abs 1 StmkBauG die Nutzung seines Grundstückes unter bestimmten Umständen im unbedingt erforderlichen Ausmaß zu dulden. Wesentlich ist, dass die Arbeiten nur temporär sind und ohne die Nutzung des Nachbargrundstückes gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand möglich wären. Dies gilt auch für die Nutzung des Luftraums des Nachbargrundstückes, beispielsweise durch einen Kran. Vor Inanspruchnahme des benachbarten Grundstücks ist gemäß § 36 Abs 1 StmkBauG das Einvernehmen zwischen den Grundstückseigentümern herzustellen. Wird das benachbarte Grundstück ohne die Zustimmung des Nachbarn in Anspruch genommen, liegt eine Besitzstörung vor, die auf dem Zivilrechtsweg mittels Klage bekämpft werden kann. Verweigert der Nachbar die Duldung von Arbeiten auf seinem Grundstück, hat die Baubehörde auf Antrag über die Zulässigkeit der Nutzung zu entscheiden. Im Ergebnis kann dem Nachbar jedoch nicht dazu geraten werden, seine Zustimmung leichtfertig zu verweigern, weil eine rechtswidrige Verweigerung Schadenersatzansprüche des Bauwilligen auslösen kann. Dies beispielsweise dann, wenn es durch die rechtswidrige Weigerung zu Mehrkosten durch eine Verzögerung des Bauablaufes kommt. Gleichzeitig ist dem bauenden Nachbarn zu raten, bei der Nutzung des benachbarten Grundstückes behutsam vorzugehen. Grund dafür ist, dass er Schäden, die im Rahmen der Nutzung des Nachbargrundstückes entstehen, zu ersetzen hat und er sich zur Vermeidung einer Besitzstörungsklage strikt an den Umfang des Duldungsbescheides bzw. der Zustimmung des Nachbarn halten sollte. Foto: dklra.at
Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at
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Anzeige Foto: VP-Landtagsklub
Die vorübergehende Nutzung des Nachbargrundstücks
VP-Nationalratsklubobmann August Wöginger besuchte seinen steirischen Kollegen VP-Landtagsklubobmann Karl Lackner, um den steirischen Mandataren die vorläufige Bilanz der VP-FP-Bundesregierung zu präsentieren.
VP-Nationalratsklubobmann Wöginger beim VP-Landtagsklub Der VP-Klubobmann im Nationalrat, August Wöginger, war Gast im Landtagsklub der Steirischen Volkspartei. Er präsentierte den Abgeordneten die Bilanz der ersten Monate der neuen Bundesregierung.
D
as gemeinsame Resümee aus Sicht der VP-Mandatare: „Die Bundesregierung arbeitet die Ankündigungen, die vor der Wahl gemacht wurden, konsequent ab. Ein neuer Stil der Zusammenarbeit hat Einzug gehalten. Die Veränderung hat begonnen.“ Tatsächlich konnte Wöginger auf eine breite Palette an Maßnahmen verweisen, die innerhalb weniger Monate auf den Weg gebracht wurden. Er nannte den Familienbonus Plus, der bei einem Bruttogehalt von 1.500 Euro einer Familie mit einem Kind ab 2019 eine Steuerentlastung von 1.022 Euro pro Jahr bringt. Zudem nannte er die Entlastung kleinerer Einkommen durch die Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrages, die
Aufstockung der Personalressourcen bei der Polizei, die Senkung der Umsatzsteuer bei Übernachtungen sowie ein Lehrlingspaket, das 13 neue Berufsbilder und die Attraktivierung der Lehre insgesamt beinhaltet. „Die Steiermark profitiert von den positiven Entwicklungen auf der Bundesebene“, zeigte sich der Klubobmann der Steirischen Volkspartei, Karl Lackner, überzeugt. Mit August Wöginger hätten nicht nur die acht steirischen VP-Abgeordneten im Nationalrat, sondern auch die VP-Landtagsebene einen wichtigen und kompetenten Ansprechpartner. Lackner kündigte an, dass er diese Achse weiter aktiv im Interesse der Steiermark nutzen und ausbauen werde.
Mit den neuen Besucherkapazitäten ist die Stadthalle endgültig in der Oberliga europäischer Locations angekommen.
Stadthalle Graz steigt in die internationale Oberliga auf Was bedeutet die Erweiterung der Stadthalle für zukünftige Show- und Musikevents? Nach umfangreichen Vorstudien und Simulationen wurden die Fluchtweg-Szenarien sowie die technische Infrastruktur so weit angepasst, dass wir zukünftig wesentlich höhere Kapazitäten an Zuschauern begrüßen können. Konkret bedeutet das, dass wir für die beiden wichtigsten Showund Konzert-Settings rund 30 Prozent mehr an Publikum bewältigen können, in der reinen Stehplatz-Bespielung von 11.000 auf 14.520 und in der kombinierten Steh-Sitzplatz-Variante von 8.500 auf 11.403 Besucher und Besucherinnen. Wir schließen damit in die höchste Hallenkategorie auf, die es in Europa gibt, und sind für internationale Großproduktionen bestens gerüstet. Welche weiteren Adaptierungen wurden dafür vorgenommen? Während des Sommers werden die Ausgänge umgerüstet und ein dynamisches Leitsystem umgesetzt, um die Flucht-
wegsituation anzupassen. Es geht aber nicht nur um eine Erweiterung der benutzbaren Flächen für mehr Besucher, sondern auch um bessere Flexibilität für verschiedenste Einsatzzwecke. Alleine für die Stadthalle hat die MCG mehr als 32 verschiedene Konfigurationen im Angebot, auf deren Basis je nach Anforderung des Veranstalters entsprechend geplant und adaptiert werden kann.
Welche Neuigkeiten gibt es vom Tagungstourismus? Graz hat seinen beeindruckenden 2. Platz unter den österreichischen Kongressorten hinter Wien erneut festigen können. Die ICCA, die International Congress and Convention Association, hat die Anzahl von relevanten Tagungen mit mehr als 50 Teilnehmern von internationalen Verbänden mit insgesamt 31 Veranstaltungen im Jahr 2017 festgestellt; damit beherbergen wir fast doppelt so viele Tagungen wie die international bekannteren Städte Salzburg oder Innsbruck. Das bedeutet nicht zuletzt für den Tourismus und die Näch-
Anzeige Fotos: mcg / Wiesner
Getreu dem Motto „Dare to dream a little bigger“ hat die Stadthalle Graz grünes Licht für die bereits lange geplanten Kapazitätserweiterungen auf höchstes internationales Niveau bekommen, um bei großen Konzertveranstaltungen in Hinkunft ein noch zahlreicheres Publikum beherbergen zu können, erklärt MCG-CEO Armin Egger.
Das farbenfrohe Spektakel Holi Festival gastiert heuer schon zum 6. Mal auf dem Messegelände Graz tigungszahlen erfreuliche Zuwächse.
Welche Highlights erwarten das Publikum in der Sommersaison an der MCG? Schon am 2. Juni haben wir bereits zum 5. Mal unter freiem Himmel das farbenfrohe Holi Festival zu Gast. Nach dem erfolgreichen Dreamwave-Festival für Electronic Music stehen an musikalischen Ereignissen zum Sommerbeginn Wanda mit der Niente Tour am 7. Juli, das Ring-Festival mit 187 Straßenbands & Bausa am 8. Juli sowie etwas später Thirty Seconds to Mars mit der Monolith Tour am 1. September auf dem Programm.
Heuer wird ja auch ein Tennis-Großevent wieder den Weg nach Graz finden? Der erstmals seit über 20 Jahren wieder in Graz auszutragende Davis Cup wird ein besonderer Leckerbissen für Tennisfans werden. Wir scheuen keine Mühen und errichten am Freigelände der Messe einen Centercourt mit Arena, sodass bis zu 5.800 Zuschauer die Matches live verfolgen können. Ich bin sicher, dass wir hier großartige Stimmung und tolle Begeisterung zur gebührenden Anfeuerung des österreichischen Teams entfachen werden. FAZIT JUNI 2018 /// 19
M
aßgeschneidert und individuell für HTL- und HAK-Absolventen/-innen: Eine ideale Kombination aus Präsenz- und Fernstudium, kleine Studiengruppen und exklusive Betreuung machen den Unterschied. Über 5.300 Berufstätige haben seit 1999 über das Studiennetzwerk von Studienzentrum Weiz und Ingenium Education ihren Hochschulabschluss absolviert. Verkürzte Studiendauer: Für praxiserfahrene HTL-Absolventen/-innen ist somit der Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern der Diplomstudien möglich, die Bachelorstudien für HAK-Absolventen/-innen können bis auf 4 Semester verkürzt werden. Gute Vereinbarkeit von Be-
ruf, Studium und Familie: Der Studienablauf ist optimal auf die Bedürfnisse Berufstätiger abgestimmt. Die Vorlesungen finden 6 bis 7 Mal pro Semester am Wochenende statt. Studienstarts Herbst 2018 in Graz – jetzt anmelden: Diplomstudien Maschinenbau und Bauingenieurwesen, Bachelorstudium Betriebswirtschaft. Weitere Studienstarts und alle Infotermine unter: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz Tel.: +43 3172 603 4020 www.aufbaustudium.at Ingenium Education Tel.: +43 316 82 18 18 www.ingenium.co.at
1. Grazer Schloßbergball am 30. Juni Der Grazer Schloßberg ist ein einzigartiges Naturschauspiel und vor allem genießt man den schönsten Ausblick auf Österreichs charmanteste Stadt. Am 30. Juni ab 16 Uhr 30 wird dieses markante Wahrzeichen der Stadt zur Bühne für das neue Sommerhighlight der Genusshauptstadt Graz, den 1. Grazer Schloßbergball. Die rund 2.000 Gäste können bei diesem sommerlichen Event Kulinarik, Tanz und den atemberaubenden Blick auf Graz von den Kasematten, dem Restaurant über die Kanonen- und Stallbastei bis hin zum Aiola upstairs genießen. Als Conférencière wird Kabarettistin Marion Petric fungieren, die Eröffnungspolonaise wird von Claudia Eichler und Klaus Höllbacher gestaltet.
Mehr Öffiverbindungen mit RegioBus Steiermark
Auf der Grazer Frühjahrsmesse präsentierte LR Anton Lang gemeinsam mit Bernhard Breid, dem Referatsleiter für öffentlichen Verkehr, das zukunftsweisende Gesamtpaket „RegioBus Steiermark – Die neue Busqualität für Stadt und Land“. Auch in verkehrstechnisch weniger erschlossenen Regionen wollen wir damit ein attraktives Angebot mit Bussen schaffen. In diesem Sinne haben wir zum Beispiel den Busverkehr zwischen Leoben und Trofaiach auf einen Viertelstundentakt hin verdichtet“, so Lang, der betonte: „Meine Vision ist, dass es so künftig – in Kombination mit dem Mikro-ÖV – in der Steiermark keine weißen Flecken mehr gibt. Dazu wird auch der neue RegioBus Steiermark einen wesentlichen Beitrag leisten.“
basic-check AG fusioniert mit bit media (Schweiz) AG
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Mit Wirkung ab 1. Januar 2018 wurde der Geschäftsbereich der basic-check AG in die bit media Schweiz AG überführt. Der basic-check prüft in einem unabhängigen, schweizweit einheitlichen Eignungstest die Kenntnisse und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler nach Abschluss der 8. Klasse. Nach mehreren projektbezogenen Kooperationen haben strategische Überlegungen von den Vorteilen einer Fusion überzeugt. Manfred Brandner, GF bit media e-solutions GmbH, begrüßt die Gründung des neuen Unternehmens: „Dieser Zusammenschluss macht uns nicht nur zum Marktführer, sondern unterstützt uns dabei, das IT-Portfolio weiter auszubauen. Wir kommen damit den Anforderungen unserer Kunden nach Qualifizierungspaketen weiter entgegen.“
Fotos: Marija Kanizaj, Robert Frankl, Werner Krug, Privat, Soundportal, Foto Fischer
Karriere durch akademische Weiterbildung
Graz hat's
Foto: Stadt Graz / Fischer
Streets Opening Party in Eggenberg Am 6. Mai fand die offizielle Opening Party des neuen Grossauer-Lokals „Streets: Famous Food and Drinks“ in der Waagner-Biro-Straße statt. Die Streets-GF Franziska Grossauer und ihre Stellvertreterin Viktoria Grossauer sowie das Streets-Team rund um Christof Widakovich und Küchenchefin Alexandra Grabner servierten u. a. Gordon Ramsay’s Famous Burger oder Tom Yam Gung aus Thailand. Ausgesuchte Partner sorgten außerdem für Verkostungsstände rund um Wein, Käse, Schinken & Co. Unter den 250 Gästen befanden sich unter anderem Unternehmer Rudi Roth, Juwelier Klaus Weikhard, Flughafendirektor Gerhard Widmann und die Ex-Landhauskeller-Chefs Günther und Doris Huber.
Vernissage für Marlene Mühlbacher
Am 7. Mai fand im s’Auenbrugger am Südtirolerplatz die Vernissage zur Ausstellung der Künstlerin Marlene Mühlbacher statt, für die Malerei Ausgleich und Freude an den Bildern bedeutet. Ihr Mentor war der bekannte Grazer Maler Ernst Posch, der ihr durch seine Workshops viel mitgegeben hat. Zu dem Event erschienen über 80 Gäste, unter ihnen Wolfgang Seidl, Othmar Langmeier, Willi Haider, Jakob Taibinger, Stefan Pineggger, Heinz Michalitsch und Thomas Spann. Prosecco, Wein und würzige Häppchen unterstrichen die Gastlichkeit und die tolle Stimmung. Mühlbacher bedankte sich bei der Gastgeberin Anna E. Schachner und Günther Huber. Die Ausstellung ist bis über den Sommer zu sehen, die Bilder können käuflich erworben werden.
Soundportal-Bim im neuen Design
Nach fast drei Jahren war es wieder an der Zeit für eine neue Soundporta-Straßenbahn auf dem Grazer Schienennetz. Und die hat auch gleich ein neues, frisches Design bekommen. Seit März 2010 rollt das beliebte neue Soundportal-Sujet auf den Graz-Linien-Schienen, nachdem das alte Design seit dem Jahr 2007 auf den Grazer Straßen unterwegs war. Mittlerweile ist dieser Zug seit dem Jahr 2003 der dritte, der von Radio Soundportal gestaltet worden ist. Radio Soundportal und die Holding Graz wünschen somit für die nächsten Jahre gute Fahrt!
WKO zeigt Fachkräftemangel auf
Am 9. Mai war die Stadt Graz Station von „WKO on Tour“: Bei der Veranstaltungsreihe, die die Wichtigkeit der regionalen Standortentwicklung unterstreicht, wurden über 60 Betriebe in Graz besucht. Deutlich brachten die Unternehmer dabei ihre Besorgnis aufgrund des immer stärker spürbaren Fachkräftemangels zum Ausdruck. „In vielen Bereichen bleiben Stellen über Monate vakant, weil es ihnen an den dafür notwendigen Qualifikationen mangelt“, erklärt WKO-Präsident Josef Herk Herk und weiter: „Eine vermeintlich hohe Zahl an Arbeitssuchenden bedeutet nicht automatisch, dass offene Stellen besetzbar sind.“
Kurz im Gespräch mit Kurt Hohensinner, Grazer Stadtrat für Integration, Bildung und Sport
Die Migrationswelle ist rückläufig, wie schreiten in Graz die Projekte zur Integration jener Menschen voran, die auf absehbare Zeit hierbleiben? Die Stadt Graz war immer ein Vorreiter im Bereich Integration. Im Rahmen der Migrationswelle haben wir unsere Bemühungen, vor allem im Bereich Sprachförderung, massiv verstärkt. Integration ist für uns eine der großen Zukunftsherausforderungen. Für eine erfolgreiche Integration brauchen wir eine restriktive Zuwanderungspolitik, gleichzeitig müssen wir jenen, die hier bleiben, auch Zukunftschancen anbieten. Sind Werte- und Orientierungskurse ein ausreichendes Mittel, um problematische Einstellungen von Migranten zu beeinflussen? Ich halte die Werte- und Orientierungskurse für eine äußerst sinnvolle Maßnahme, um Menschen, die aus völlig anderen Kulturkreisen kommen, die grundlegenden Spielregeln des Zusammenlebens zu vermitteln. Für wirksame Prävention gegen Radikalisierung braucht es aber viel mehr.
Welche Maßnahmen setzt man in Schulen, die hohe Anteile von nicht Deutsch sprechenden Schülern aufweisen? In Graz haben wir zahlreiche Unterstützungssysteme zur Sprachförderung im Bildungsbereich implementiert. Sei es spielerisches Deutschlernen im Kindergarten, Projekte im Schulalltag oder spezielle Deutschkurse in der Nachmittagsbetreuung. Außerdem begrüße ich das Vorhaben, eigene Deutschklassen einzurichten. FAZIT JUNI 2018 /// 21
Fazitgespräch Von Johannes Tandl und Volker Schögler mit Fotos von Sabine Hoffmann
Stahl im Glück Franz Rotter über Gründe für die Treue des Voestalpine-Konzerns zum
Standort Österreich, allfällige amerikanische Strafzölle, die Digitalisierung und die glänzenden Aussichten der additiven Produktion.
Fazit Juni 2018 /// 23
Fazitgespräch
Die Voestalpine ist mit der Errichtung eines neuen Stahlwerks in Kapfenberg wieder verstärkt ins Rampenlicht gerückt. Speziell in der Steiermark freut man sich über das 350 Millionen Euro schwere Investitionsprojekt. Ab 2021 soll das volldigitalisierte Werk jährlich mehr als 200.000 Tonnen an Hochleistungsstählen vor allem für die Flugzeug- und Automobilindustrie sowie den Öl- und Gassektor produzieren und 3.000 Arbeitsplätze in der Region langfristig absichern.
Im Fazitgespräch gibt Franz Rotter, Vorstandsmitglied der Voestalpine AG und Leiter der High Tech Performance Metals Division, Einblicke in die Stahlproduktion vor und nach der Privatisierung, seinen eigenen Arbeitsalltag und die Integration von Böhler-Uddeholm.
Fazit Juni 2018 /// 25
Fazitgespräch
Diese Dualität zwischen Entwicklung und Wertschöpfung ist untrennbar. Franz Rotter zur Standortfrage Österreich
Herr Rotter, sind wir hier bei Ihnen beim Retter von Kapfenberg? Nein, überhaupt nicht. Es ist ein bescheidener Beitrag, den wir hier leisten können. Kapfenberg hat sich in der Vergangenheit hervorragend entwickelt. Wir wollen dem Standort auch in der Zukunft die Möglichkeit geben, diese Position, die er sich auf dem Weltmarkt erarbeitet hat, weiterhin einzunehmen und weiter ausbauen zu können. Das ist unsere Aufgabe, und ich erfülle hier meine Aufgabe als Divisionsvorstand.
Sie sind ja gebürtiger Steirer, haben in Leoben Maschinenbau studiert. Sie waren lange Zeit bei der Voestalpine in Zeltweg, sind dann bei der Iso AG oder AMAG »fremdgegangen«, mit völlig artfremden Materialien, sind dann im Zuge der Böhler-Uddeholm-Übernahme durch die Voestalpine zurückgekommen und in einem mittlerweile privatisierten Konzern gelandet. War das ein Kulturschock für Sie? Es war mit Sicherheit kein Kulturschock für mich. Die Voestalpine hat ja auch in der Struktur der Achtziger und Neunziger Jahre durchaus einige sehr attraktive Ansätze gehabt. Die Voestalpine war auch zu dieser Zeit ein sehr innovatives Unternehmen mit einem interessanten, vielschichtigen Produktportfolio. Als ich zurückgekommen bin, war die Böhler-Uddeholm ein voll privatisiertes Unternehmen an der Börse, das nach allen Facetten eines börsennotierten Unternehmens gearbeitet hat. Mit der Übernahme durch den Voestalpine-Konzern bin ich in eine Voestalpine zurückgekommen, die doch gravierend anders aufgestellt war als zuvor; und zwar äußerst professionell, auf betriebswirtschaftliche und strategische Ziele ausgerichtet. Das war für mich überhaupt kein Kulturschock, im Gegenteil – ich habe mich vom ersten Augenblick an sehr wohl gefühlt. Das heißt, die ehemals Verstaatlichte war auf einmal mit den Kapitalmarktunternehmen vergleichbar, bei denen Sie zwischenzeitlich gearbeitet haben? Richtig. In vielen Dingen war die Voestalpine den Unternehmen, bei denen ich zwischen Voestalpine 1 und Voestalpine 2 die Möglichkeit hatte, zu wirken, sogar einen wesentlichen Schritt voraus. Fühlen Sie sich eigentlich eher als Steirer oder als Oberösterreicher oder als Wiener und spielt bei den Konzernentscheidungen ein gewisser Lokalpatriotismus eine Rolle? Also grundsätzlich muss ich einmal sagen, dass es unsere Aufgabe ist, unsere Entscheidungen zum Wohle des Unternehmens nach rein betriebswirtschaftlichen Grundsätzen zu treffen. Und so
handeln wir auch. Wir versuchen, sämtliche Herausforderungen sehr professionell zum Wohle unserer Mitarbeiter und zum Wohle unserer Aktionäre zu meistern. Dass man zu seinem Geburtsbundesland eine gewisse emotionale Beziehung hat, hat auf die grundsätzlichen Entscheidungen keinen Einfluss. Dadurch, dass ich in all diesen drei Bundesländern sehr stark präsent bin, habe ich da auch keine spezifische präzise Zuordnung in mir.
Wo ist Ihr Arbeitsalltag? Mein Arbeitsalltag ist in Österreich zeitlich ziemlich gleich aufgeteilt zwischen Wien und Linz. In Linz aufgrund meiner Funktion als Mitglied des Voestalpine-AG-Vorstandes und in Wien wegen meiner Funktion als Vorsitzender des Vorstandes der »High Performance Metals Division«, aber ich bin schon in der Größenordnung von 80 bis 100 Tagen im Jahr auch international unterwegs.
Sie sind ein Obersteirer, kommen aus Zeltweg – seit wann war für Sie klar, dass Sie eine Karriere in der Schwerindustrie anstreben? Warum sind sie nicht Jurist oder Geisteswissenschaftler geworden? Mit dem Wort Schwerindustrie habe ich gewisse Schwierigkeiten. Ich kam in jungen Jahren von der Montan-Universität zur Voestalpine und die war schon in dieser Zeit nicht mehr der Schwerindustrie zuzuordnen. Heute können wir sagen, dass wir ein Technologieunternehmen sind und dass der klassische Ausdruck »Schwerindustrie« für ein Technologieunternehmen und insbesondere die Voestalpine seit mindestens zwei Dekaden überhaupt nicht mehr passt.
Aber Sie haben sich für den Werkstoff Metall entschieden … Zu meiner persönlichen Entwicklung: Mein Großvater und mein Vater waren schon in der Voestalpine tätig. Ich hatte die Möglichkeit, als Werkstudent der Voestalpine Zeltweg in Leoben zu studieren. Und die Technik als solche hat mich grundsätzlich interessiert, darum habe ich auch Maschinenbau studiert. Das Werkstipendium machte das finanziell möglich und damit war mein Weg vorgezeichnet. Nach dem Studium war ich direkt in der Voestalpine tätig. In einem Zeitraum von 17 Jahren lernte ich einer richtigen Job-Rotation unterschiedliche Arbeitsbereiche kennen, vom Konstruktionsbüro über den Stahlbau, als Produktionsleiter in der Weichentechnik. In der Krise der Voestalpine-Bergtechnik habe ich die Möglichkeit bekommen, dort eine leitende Funktion zu übernehmen und sie über fünf Jahre auch als Vorsitzender der Geschäftsführung zu führen. Ich konnte einen umfassenden Fazit Juni 2018 /// 27
Fazitgespräch Internationalisierungsprozess umsetzen, mit Gründung von Firmen in Südafrika, in Australien, in Amerika und schließlich auch entsprechend dem Auftrag der Regierung die Voestalpine-Bergtechnik der Privatisierung zuzuführen. Dann habe ich das »Schiff Voestalpine« zunächst einmal verlassen.
Wir sind hier in Linz, in der Voestalpine-Konzernzentrale. Die High Performance Metals Division, zu der auch die Voestalpine-Betriebe im steirischen Kapfenberg und Mürzzuschlag gehören, sitzt doch eigentlich in Wien. Wie eigenständig ist die Division innerhalb des Mutterkonzerns? Schauen Sie, ich glaube, eine der Grundprämissen der Voestalpine-Führungsphilosophie ist am besten beschrieben mit der Aussage »So dezentral wie möglich und so zentral wie notwendig«. Ich glaube, dass das eines der Erfolgsgeheimnisse der Voestalpine ist: diese hohe strategische und operative Verantwortung der Divisionen auf der einen Seite und auf der anderen Seite ein hervorragend funktionierender Prozess, um die notwendigen und möglichen Synergien zwischen den Divisionen trotzdem voll auszuschöpfen. Ich bin der Meinung, dass die strategische und operative Entwicklung des Unternehmens, natürlich eingebettet in eine gesamtstrategische Leitung des Konzerns, bei den Divisionen doch einen sehr hohen Grad an Selbstständigkeit, aber auch an Eigenverantwortung ergibt.
Beim kürzlich erfolgten Spatenstich für das neue Edelstahlwerk in Kapfenberg haben sowohl der ehemalige Böhler-Uddeholm-CEO Claus Raidl als auch Ihr CEO Wolfgang Eder klargestellt, dass
Das kann e-Medikation
E NTG E LTLI C H E E I N S C HALTU N G
e-Medikation ist … … eine Funktion von ELGA, der elektronischen Gesundheitsakte. Von Ärztinnen und Ärzten verordnete und in der Apotheke abgegebene Medikamente werden als sogenannte e-Medikationsliste für ein Jahr gespeichert. Ihre e-Medikationsliste können Sie über das ELGA-Portal auf www.gesundheit.gv.at selbst einsehen.
Böhler nichts Besseres passieren hätte können als die Übernahme durch die Voestalpine. Warum war das so wichtig, beziehungsweise was hätte passieren können, wenn irgendein anderer globaler Konzern oder ein Finanzinvestor damals Böhler übernommen hätte? Lassen Sie mich das so beantworten: Ich möchte das Positive von der Integration der Böhler-Uddeholm in die Voestalpine betonen und keine Hypothese aufstellen über was wäre, wenn. Das wäre völlig aus der Luft gegriffen. Grundsätzlich muss man dazu sagen, dass die damalige Böhler-Uddeholm Gruppe ja eine hervorragende Entwicklung aus der Sanierung heraus und einen großen Internationalisierungsschritt gemacht hat. In ihrer Grund-DNA war sie ein sehr stark technologiegeprägtes Unternehmen und hat in den Kernelementen des Produktportfolios entweder eine marktführende Position eingenommen oder zumindest zu den Marktführern gehört. Für die Weiterentwicklung des Unternehmens war es enorm wichtig, in ein Unternehmen eingegliedert zu werden, welches in seiner Grundausrichtung das gleiche Verständnis für Technologie, für Internationalisierung, für Prozessund Produktinnovation hat. Und welches auch die Möglichkeit besitzt, diese Entwicklungen zu finanzieren. Dieses Umfeld haben wir in der Voestalpine gefunden und dazu noch eine sehr hohe Planbarkeit mit Strategie- und Entwicklungskonstanz. Es gab auch einen nicht unbedeutenden synergetischen Ansatz. Also positive Synergien, die wir entwickeln konnten, sei es in den Industriesegmenten, aber auch in gewissen internen Prozessen. Wenn man das alles zusammenfasst, dann muss ich sagen, dass es für die Böhler-Uddeholm-Gruppe als nunmehrige High Performance Metals Division des Voestalpine-Konzerns ein wirklich nachhaltig
e-Medikation startet … … schrittweise in der Steiermark bei Apotheken, niedergelassenen Kassenordinationen und öffentlichen Krankenhäusern. Ab Mitte Mai steht Ihnen e-Medikation in der gesamten Steiermark zur Verfügung. Weitere Informationen erhalten Sie bei der ELGA-Serviceline oder im Internet.
e-Medikation bringt … … besseren Überblick und verhindert unerwünschte Wechselwirkungen sowie unnötige Doppelverschreibungen. Niedergelassene Kassenärztinnen und Kassenärzte sind verpflichtet, verordnete Medikamente in Ihre e-Medikation zu speichern. Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte können Ihre Medikationsliste einsehen und haben damit eine bessere Entscheidungsgrundlage für Diagnostik und Therapie. Durch Scannen des Codes auf Ihrem Rezept kann die Apotheke die Abgabe der verordneten Medikamente in Ihre e-Medikation speichern. Wenn Ihre e-card gesteckt wird, kann die Apotheke auch rezeptfreie Medikamente eintragen und Ihre gesamte e-Medikationsliste für eine Wechselwirkungsprüfung oder Beratung abrufen.
Für allgemeine Fragen und Fragen zu ELGA und e-Medikation steht Ihnen die ELGA-Serviceline unter der Telefonnummer 050 124 4411 werktags von Montag bis Freitag von 07.00 bis 19.00 Uhr zur Verfügung. Weitere Informationen erhalten Sie online unter www.gesundheit.gv.at (Zugang ELGA-Portal) oder unter www.elga.gv.at.
Meine elektronische Gesundheitsakte. Meine Entscheidung!
Fazitgespräch sehr guter Ansatz war, in die Voestalpine-Familie aufgenommen zu werden.
Das heißt, Sie sind in ein innovatives Umfeld gekommen, wo auch die Gewinne eher thesauriert worden sind, als dies bei einem möglichen Finanzinvestor der Fall gewesen wäre? Die Voestalpine ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Das ist die Grundbasis für eine langfristige positive Entwicklung in jeder Form.
Inzwischen ist die Fusion Geschichte. Die früheren »Böhlerianer« haben sich zu hundert Prozent in den Konzern eingefügt. Gibt es den alten Böhler-Geist noch oder sind die Mitarbeiter inzwischen wirklich alle zu überzeugten Voestalpine-Mitarbeitern geworden? Die Integration in ein neues Umfeld ist immer eine herausfordernde Aufgabe. Im Grundverständnis der Mitarbeiter und im Grundverständnis der einzelnen Standortkulturen ist ein großer Einklang vorhanden. Das war sehr hilfreich bei der Integration der Böhler-Uddeholm-Gruppe in die Voestalpine. Auch die Identität der Unternehmen, die im Rahmen der Böhler-Uddeholm-Integration in das Unternehmen Voestalpine aufgenommen wurden, ist in jeder Form aufrechterhalten worden. Es ist auch ein wesentlicher Wert, dass sich die Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren. Als größte Nachteile eines Standorts in Österreich gelten die hohen Personal- und Energiekosten. Warum hält der Voestalpine-Konzern unserem Land so stark die Treue?
Informationen, wie Sie beim Gewinnspiel mitmachen können, erfahren Sie unter fazitmagazin.at. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
fazitmagazin.at fb.com/fazitmagazin
Fazit
Dipl. Ing. Franz Rotter wurde am 30.7.1957 in Zeltweg geboren. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er studierte an der Montanuniversität Leoben Maschinenbau und trat 1981 in die Dienst von Voestalpine Zeltweg. Schon von der Familie her gilt er als Voest-Urgestein, sein Großvater und sein Vater waren ebenfalls in der Voestalpine tätig. In der Folge durchlief er zahlreiche Stationen innerhalb des Konzerns. Wechselte dann in den Vorstand der Iso-Holding AG, danach in den Vorstand der ATB. Es folgten Stationen als Geschäftsführer der AMAG Rolling GmbH und Vorstandspositionen in der Austria Metall AG und Böhler-Uddeholm AG. Schließlich wurde er Vorsitzender des Vorstands der Voestalpine Edelstahl GmbH (vormals Böhler-Uddeholm) und Mitglied des Vorstands der Voestalpine AG.
Fazitgespräch
In der metallerzeugenden und -verarbeitenden Industrie hat Österreich immer eine außergewöhnliche Position eingenommen. Sowohl was die Technologie als auch, was die Leistungsfähigkeit der Unternehmen hier in Österreich betrifft. Die Unternehmen waren stets gezwungen, sich technologisch am Weltmarkt ganz an der Spitze zu positionieren. Daraus resultieren modernste Technologien und höchst qualifizierte Mitarbeiter mit hoher Motivation. Diese beiden Faktoren gewährleisten auch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit. Das ist eine Stärke, die es weiter zu generieren gilt. Außerdem sind auf Universitätsbasis sowohl Forschung und Entwicklung als auch die Bereitstellung von höchstqualifizierten Mitarbeitern in Österreich sehr gut gegeben. Es gibt noch einen dritten Grund, der für den Standort Österreich spricht: Unsere Produkte werden hier entwickelt und auch produziert. Diese Dualität zwischen Entwicklung und Wertschöpfung ist untrennbar. Wir könnten nicht Kernwertschöpfungselemente woanders hin verlagern und trotzdem hier Produkte entwickeln. Daher müssen wir hart daran arbeiten, unsere Wettbewerbsfähigkeit trotz anspruchsvoller Lohn- und Energiekosten hier in Österreich aufrechtzuerhalten. Wie sehr würden allfällige amerikanische Strafzölle und steigende Stahlimporte aus China das Unternehmen betreffen? Was uns auszeichnet, ist, dass wir uns in der Qualitätspyramide der Produkte an der Spitze orientieren und dort auch positioniert sind. Wir sind kein Massen- und kein Commodity-Produzent, sondern in einem sehr anspruchsvollen Hochtechnologiebereich positioniert. Dabei sind wir wesentlich weniger abhängig von sogenannten »Billigimporten« aus China oder Indien. Unsere Marktführerschaft basiert ausschließlich auf Technologieführerschaft sowohl am Produkt als auch im Prozess. Als wie groß bewerten sie das Problem des Facharbeitermangels, der ja immer mehr Wirtschaftsbereiche erfasst? Neben den betriebswirtschaftlichen Aspekten und der Möglichkeit, in modernste Technologie zu investieren, was auch in Zukunft durch die Digitalisierung möglich sein wird, brauche ich ja auch die Menschen, die in der Lage sind, diese Entwicklung effektiv umzusetzen. In Technologie zu investieren ist die eine Seite, die PS dann auch nachhaltig auf den Asphalt zu bekommen, aber die andere. Dafür haben wir in der Steiermark eine hervorragende Basis, tun aber auch viel dafür! Wir sind einer der größten Lehrlingsausbildner in der Region. Wir investieren etwa 70.000 Euro in die Ausbildung eines Lehrlings, bis er auf der Facharbeiterebene angelangt ist. Dazu gehören heute zusätz-
lich Ausbildungen in Digitalisierungskompetenzen. Aber auch auf die Weiterbildung unserer Mitarbeiter wird Wert gelegt und auf unser bilaterales Engagement mit den Universitäten. Dazu zählen nicht nur die Finanzierung von Diplomarbeiten und Dissertationen, sondern auch Stiftungsprofessuren.
In Donawitz waren in den 1970er Jahren 5.000 Menschen damit beschäftigt, einen Bruchteil jener Erzeugnisse herzustellen, die heute von knapp 2.000 Menschen gefertigt werden. Obwohl die steirische Wertschöpfung zum Großteil von der Industrie getragen wird, gehen die Mitarbeiterzahlen im sekundären Sektor seit Jahrzehnten kontinuierlich und unaufhaltsam zurück. Macht die Digitalisierung den Menschen im Produktionsprozess langfristig überflüssig? Die Digitalisierung ist für uns die Möglichkeit, dass wir in Zukunft auch die entsprechende Wertschöpfung hier in Österreich überhaupt halten können. Sie wird natürlich viele Berufsbilder verändern. Ich sehe aber nicht, dass Digitalisierung insbesondere in der wertschöpfenden Industrie einen signifikanten Verlust von Jobs bedeutet.
Ihre Division beschäftigt sich intensiv mit additiver Produktion beziehungsweise dem 3D-Print von aus Metall gefertigten Werkstücken. Was tut sich diesbezüglich und welche Auswirkungen sind langfristig für die Produktionsprozesse denkbar? Was das Volumen betrifft, wird 3D-Druck die bestehenden Technologien der Metallverarbeitung nicht substituieren. Wir sehen den 3D-Druck als eine Nischentechnologie für spezifische Anwendungen. Etwa für konstruktive Lösungen wie bionische Strukturen und für neue Werkstoffkombinationen. Damit kann auch in Klein- und Mittelserien ökonomisch produziert werden. Auf dem Weltmarkt ist das Potenzial dann doch wieder riesengroß? Lassen Sie mich hierzu nur ein Beispiel nennen: Allein in der Ölund Gasindustrie wird bis 2030 der Markt für additiv gefertigte Bauteile bei 2 bis 2,5 Milliarden Dollar liegen. Welche Alternativstandorte für das neue Stahlwerk in Kapfenberg standen eigentlich zur Auswahl? Das ist eine hypothetische Frage, deren Beantwortung keinen Mehrwert bringt. Aber es hat Alternativstandorte gegeben? Ja.
Herr Rotter, wir danken für das Gespräch.
Fazit Juni 2018 /// 31
Steuerboard
Mag. Alexander Hofer
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Mit dem Wirtschaftliche Eigentümer Registergesetz (WiEReG) wird ein zentrales Register beim Bundesminister für Finanzen (BMF) eingerichtet, in das bis 1.6.2018 die wirtschaftlichen Eigentümer von Gesellschaften und anderen juristischen Personen einzutragen sind. Damit sind komplexe Sorgfalts- und Meldepflichten verbunden. Das WiEReG ist auf Rechtsträger wie OG, KG, GmbH aber auch AG, Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, Privatstiftungen, Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit etc anzuwenden. Die betroffenen Rechtsträger haben die Identität ihrer wirtschaftlichen Eigentümer festzustellen. Die Eigentümer und wirtschaftlichen Eigentümer sind zur Mithilfe bei der Erfüllung der Sorgfaltspflichten verpflichtet. Die dafür erforderlichen Dokumente sind bis mind. 5 Jahre nach Ende des wirtschaftlichen Eigentums der natürlichen Person vom Rechtsträger aufzubewahren. Die Aktualität der gemeldeten wirtschaftlichen Eigentümer ist jährlich zu prüfen. Die Rechtsträger haben bestimmte personenbezogene Daten der ermittelten wirtschaftlichen Eigentümer elektronisch über das Unternehmensserviceportal an die Bundesanstalt Statistik Austria zu melden. Das Unternehmensserviceportal bietet den Rechtsträgern eine anwenderfreundliche Applikation zur Erstattung ihrer Meldungen. Verletzungen der Meldepflichten können zu empfindlichen Strafen von bis zu € 200.000 führen. Bedingt durch das von der Behörde versendete Informationsschreiben kam es zu einer intensiven Nutzung der WieEReG-Meldeformulare, wodurch Performanceprobleme entstanden sind. Aus diesen Gründen wird der erste Lauf des automatisationsunterstützten Zwangsstrafenverfahrens auf den 16. August 2018 verschoben.
Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at
Foto: Energie Steiermark
Was ist das Register für wirtschaftliche Eigentümer?
Die Vorstände der Energie Steiermark, Christian Purrer (li.) und Martin Graf (re.) mit Eigentümervertreter LHStv. Michael Schickhofer (Mitte), Aufsichtsratspräsident Josef Mülner (2 v.l.) und dem Vertreter des Minderheitseigentümers Macquarie, Hilko Schomerus (2 v.r.).
Rekordjahr für die Energie Steiermark AG
Die Energie Steiermark kann das Jahr 2017 als eines der erfolgreichsten ihrer Unternehmensgeschichte verbuchen: Der weiß-grüne DienstleistungsKonzern hat mit 1.747 Mitarbeitern (seit 2016: +16) sein Wachstum sowohl bei den Finanz-Kenndaten als auch bei den Kundenzahlen weiter ausgebaut. Auch die Investitionen sind von 146,5 Millionen Euro auf 161,9 Millionen deutlich gestiegen. Die Dividende beträgt 55 Millionen, davon gehen 41,25 Millionen Euro an das Land Steiermark.
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nvestiert wurde in Projekte rund um das Thema Erneuerbare Energie wie das Murkraftwerk Graz, der Windpark Handalm oder neue Fernwärme-Projekte. Dazu erfolgte ein Modernisierungsschub bei der Versorgungssicherheit des rund 35.000 Kilometer langen Strom- und Gasnetzes. „Der überwiegende Teil unserer Aufträge geht an heimische, Firmen“, erklärt Vorstandssprecher Christian Purrer. Die Energie Steiermark übernehme daher eine zentrale Rolle als Job-Motor und Impulsgeber am Wirtschaftsstandort Steiermark. Der Umsatz konnte auf 1.046,7 Millionen Euro (+ 0,7 Prozent) gesteigert werden, der Operative Gewinn (EBIT) wuchs auf 119,6 Millionen (+ 1,9 Prozent). Ein kräftiges Plus von 7 Prozent gibt es auch bei der Bilanzsumme, die mit 2.627,7 Millionen ausgewiesen wird. „Unser Eigenkapital 32 /// FAZIT JUNI 2018
konnte im vergangenen Jahr um 10 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro aufgestockt werden“, so Finanz-Vorstand Martin Graf. Die internationalen Analysten von Standard & Poor’s haben die Energie Steiermark AG daher mit dem Rating „A“ bewertet und in Sachen Bonität unter die Top 3 der österreichischen Energieunternehmen gereiht. An die Eigentümer kann aufgrund der erfolgreichen Entwicklung eine Dividende von insgesamt 55 Millionen Euro ausgeschüttet werden. Davon entfallen auf den Mehrheitseigentümer Land Steiermark 41,25 Millionen Euro und den Finanz-Investor Macquarie 13,75 Millionen. Diese Ausschüttung entspricht exakt den Werten des vorangegangenen Bilanz-Jahres.
Pfeiffer bleibt Rektor der FH Joanneum P
feiffer wurde von der Hearing-Kommission unter 11 Bewerberinnen und Bewerbern aus dem In- und Ausland einstimmig empfohlen. Begründet wurde dies mit der fachlichen Qualifikation, der langjährigen Führungserfahrung und seinen Kenntnissen der Fachhochschule. Er wird mit 1. Oktober 2018 erneut zum wissenschaftlichen Geschäftsführer bestellt. „Bereits seit 2009 zeichnet sich Karl Peter Pfeiffer als
wissenschaftlicher Geschäftsführer durch seine Erfahrung und seine hervorragenden Fachkenntnisse aus“, so Eibinger-Miedl. Bezüglich der Ausrichtung der FH Joanneum hält die Landesrätin fest, dass sie davon überzeugt sei, dass Führung und Kollegium der FH „… im Hinblick auf das Studienangebot einen noch stärkeren Fokus auf aktuelle Entwicklungen wie die Digitalisierung legen werden“.
Foto: Kanizaj
Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl hat der Landesregierung vorgeschlagen, Karl Peter Pfeiffer weiterhin als wissenschaftlichen Geschäftsführer der Fachhochschule Joanneum zu bestellen.
Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl freut sich über die Verlängerung von Karl Peter Pfeiffer als wissenschaftlicher Geschäftsführer der FH Joanneum und freut sich auf einen noch stärkeren Fokus des Studienangebots auf aktuelle Entwicklungen der Digitalisierung.
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Investor
AK | Graf
Foto: Riedler/Raiffeisen
aktipp RLB-Generaldirektor Martin Schaller sieht die Gründe für das in seinen Augen hervorragende Ergebnis in der guten Konjunktur, dem dynamischen RaiffeisenKundengeschäft sowie der umsichtigen Geschäftspolitik.
Raiffeisen-Landesbank Steiermark steigert Gewinn Gibt es Fallen bei der Flugbuchung im Internet?
AK-Expertin Birgit Auner antwortet:
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Vergleichsportale werben damit, dass über ihre Plattform der billigste Flug binnen Sekunden gefunden wird. Tatsächlich sind die Preise bestechend günstig. Aber Achtung, oft steht nur im Kleingedruckten, dass bei den billigen Tickets nur das Handgepäck inkludiert ist. Bei einigen Portalen lassen sich Koffer gar nicht dazubuchen oder man muss direkt bei der Fluglinie zukaufen. Auch Spesen für die Zahlungsart werden erst am Ende des Buchungsvorganges genannt. Der günstige Preis, der bei der Suche aufscheint, ist oft an eine spezielle Kreditkartenart gebunden. Wer diese nicht hat, muss mit Mehrkosten rechnen.
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Die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark konnte im Geschäftsjahr 2017 ihren Jahresüberschuss laut Gewinn- und Verlustrechnung von 14,3 Millionen im Vorjahr auf 61,4 Millionen Euro (UGB) steigern. Das Eigenkapital stieg von 910.000 auf 967.000 Euro.
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ie für Banken maßgebliche Eigenmittelquote gemäß Basel III ist mit 21 Prozent mehr als doppelt so hoch wie das Mindesterfordernis. Die echte Eigenkapitalquote stieg von 7,8 Prozent auf 8,4 Prozent und liegt nun wieder beim Wert von 2015. Die Bilanzsumme ist von 11,7 auf 11,5 Milliarden Euro rückläufig, liegt aber deutlich über dem Wert von 2015 mit 10,7 Milliarden. Auch die gesamte Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark bilanzierte erfolgreich und erzielt ein EGT von 152 Millionen Euro. „Die gute Konjunktur, unser dynamisches Kundengeschäft sowie die umsichtige Geschäftspolitik waren die drei wesentlichen Säulen für dieses hervorragende Ergebnis“, freut sich Generaldirektor Martin Schaller über das vorliegende Ergebnis und er ergänzt: „Wir lehnen uns aber nicht zurück, denn das Zins- und regulatorische Umfeld bleibt gerade für Regionalbanken herausfordernd“. Das Gesamtergebnis der RLB Steiermark beträgt nach IFRS 233,4 Millionen Euro und legt gegenüber dem Vorjahreswert von 49,1 Millionen Euro ebenfalls deutlich zu. IFRS steht für „International Financial Reporting Standards“ und definiert die für kapitalmarktorientierte Unternehmen maßgeblichen internationalen Rechnungslegungsvorschriften. Der Ergebnisunterschied zwischen IFRS und dem für die G&V-Rechnung maßgeblichen österreichischen UGB-Standard erklärt sich aus einem anderen Vorsichtsmaß. Während für UGB-Jahresabschlüsse das Niederstwertprinzip gilt, ist nach IFRS der objektive Wert vorrangig. Ausschlaggebend
34 /// FAZIT JUNI 2018 Fallen bei Flugbuchung_Urlaub_Auner_Fazit_60x244.indd 1 04.05.18 11:43
für den Unternehmenserfolg waren laut Schaller das dynamische Kundengeschäft, kaum notwendige Risikovorsorgen sowie Bewertungseffekte der Raiffeisen Bank International (RBI), an der die RLB mit 9,95 Prozent beteiligt ist. Negative Sonderfaktoren waren Rückstellungen zur Refundierung von „Negativzinsen“ in Höhe von rund 10 Millionen Euro. Mit einem EGT (nach UGB) von 61,2 Millionen Euro verdoppelt die RLB ihr Vorjahresergebnis von 30,5 Millionen. Positiv haben laut Schaller vor allem das starke Kreditwachstum und die gleichzeitig hohe Kreditqualität gewirkt. So konnte die RLB in der Solobetrachtung das Kreditvolumen um 13 Prozent besonders deutlich steigern und die NPL-Quote auf historisch niedrige 3,4 Prozent senken. NPL steht für „Non Performing Loans“, die notleidenden, also nicht fristgerecht bedienten Kredite. Die Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark, das sind die Raiffeisen-Landesbank Steiermark und die 60 steirischen Raiffeisenbanken zusammengefasst, erwirtschaftete ein EGT von 152 Millionen Euro und kommt trotz der Refundierung von „Negativzinsen“ beinahe an den Rekordwert des Vorjahres (161 Millionen) heran. Zum Erfolg beigetragen haben die Ausweitung des Finanzierungsvolumens auf 14,1 Milliarden Euro (+ 4,4 Prozent) sowie höhere Dienstleistungserträge und gesunkene Betriebskosten. Die Eigenmittelquote konnte leicht auf 25,2 % verbessert werden. Die Bilanzsumme stieg um knapp ein Prozent auf 27,05 Milliarden.
Besser leben dank Smart Production
Foto: Land Steiermark
Investor
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und LH-Vize Michael Schickhofer freuen sich über die Produktion der neuen Mercedes-G-Klasse bei Magna in Graz.
Neuer Mercedes-G bei Magna in Graz Mit einer großen Party für 3.000 Personen startete bei Magna in Thondorf am 17. Mai offiziell die Produktion des neuen Modells der Mercedes-G-Klasse. Die Geländewagen-Ikone weicht äußerlich nur geringfügig vom Vorgängermodell ab, wurde aber technisch in vielen Bereichen völlig neu aufgesetzt.
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um Festakt konnten Magna-Vorstand Günther Apfalter und Daimler-Vorstand Ola Källenius unter den zahlreichen Ehrengästen auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und LH-Vize Michael Schickhofer begrüßen. Schützenhöfer unterstrich, dass die Steiermark von der Fertigung der G-Klasse in Graz enorm profitiert: „Dieses Auto könnte aber nicht bei uns gebaut werden, wenn wir nicht stetig in Forschung und Entwicklung investieren.“ Das Wichtigste sei das Investment in die Forschung und Entwicklung. Es sichere Tausende Arbeitsplätze und garantiere Arbeitsplätze über Generationen. „Produkte wie die Mercedes Benz G-Klasse zeigen, dass die Steiermark weltweit als innovativer Standort mit hohen Qualitätsansprüchen wahrgenommen wird″, so der Landeshauptmann. Neu am „G” sind unter anderem die Einzelradaufhängungen vorne, eine Zahnstan-
gen-Direktlenkung sowie die Dämpfung. Daimler-Vorstand Ola Källenius stellte klar, dass die Ikone erhalten bleibt. Der Neue „G“ ist außerdem etwas breiter und länger als sein Vorgänger. Hauptabnehmer sind Kunden in den USA, aber auch Deutschland und China. Källenius versicherte, dass es auch weiterhin kein Ablaufdatum für die G-Klasse gäbe. Der Mercedes-G konnte 2017 mit mehr als 22.000 verkauften Stück einen neuen Absatzrekord erreichen. Heuer sollen sogar 25.000 Fahrzeuge vom Band laufen. Seit 1979 wurden in Graz über 300.000 Fahrzeuge der G-Klasse gebaut. Der Mercedes-G gilt als Urvater des SUV. Der Auftrag ging mit dem Verkauf der Steyr-Daimler-Puch-Fahrzeugtechnik im Jahr 1998 von der SteyrDaimler-Puch-AG auf Magna über. Damit wurde auch die Marke „Puch-G“, unter der die G-Klasse in Österreich und der Schweiz vertrieben wurde, zu Mercedes-G transformiert. FAZIT JUNI 2018 /// 35
Johanna liebt ihr Rad und den Sommer, wo die Nächte lang und die Abende lau sind. Die Spezialistin für Lagerlogistik betreut ihre Kunden weltweit und ist unermüdlich als Servicetechnikerin im Einsatz. Früher saß Johanna dafür viele Stunden im Flugzeug – auch an ihren geliebten Sommerabenden. Heute kann sie dank neuer Technologie und Spezialbrille in Graz bleiben und trotzdem in Sekunden zum Störfall in Mexiko oder zur neuen Anlage in China schalten, wo sie jedes Problem mit den Technikern vor Ort behebt. Das spart Zeit, Geld und rettet so manchen Sommerabend. Schlauer arbeiten in der steirischen Industrie.
Einer nachhal g guten Qualität des Lebens verpflichtet.
Kurz & News
Zehntausende Eichen für den Klimaschutz Im April haben Kinder gemeinsam mit Förstern und Waldbesitzern rund 60.000 Bäume (größtenteils Eichen) in den heimischen Wäldern gepflanzt. Konkret erfolgte die großangelegte Aktion in den steirischen Bezirken Graz und Graz-Umgebung, Voitsberg, Weiz, Hartberg-Fürstenfeld, Deutschlandsberg, Leibnitz, Bad Radkersburg und Feldbach, da diese von Klimawandelfolgen wie Unwettern besonders stark betroffen sind. „In Zeiten des Klimawandels wird die Bewirtschaftung durch die Waldbesitzer immer wichtiger. Von der großen Beteiligung an der Aktion sind auch wir überrascht, aber es zeigt, dass sie ihre Verantwortung sehr ernst nehmen", freut sich Franz Titschenbacher, Obmann von proHolz Steiermark.
VP-Klubobmann Lackner: „Bester Spitalsstandort!“
Ausstellung „Form und Raum“ im VP-Landtagsklub
Bereits seit mehr als 20 Jahren stellt der Landtagsklub der Steirischen Volkspartei den Steinsaal im Grazer Landhaus für Ausstellungen heimischer Künstler zur Verfügung. Aktuell freut sich ÖVP-Klubobmann Karl Lackner über Bilder und Skulpturen der Künstlerin Hortensia, die in den Räumlichkeiten des VP-Landtagsklubs im Landhaus zu bewundern sind. Unter dem Titel „Form und Raum“ präsentierte Hortensia am 25. April ihre Werke. Eröffnet wurde die Ausstellung von LR Christopher Drexler. „Hortensia ist eine so herausragende Künstlerin, weil man bei ihr den inneren Drang zu gestalten spürt, der sich in meisterhaft ausgefertigten Skulpturen und Zeichnungen äußert“, beschrieb Landtagspräsident a. D. Franz Majcen.
Girls’ Day 2018: Stärker denn je! Am diesjährigen Girls’ Day, den 26. April, war ein Rekord zu verzeichnen: Noch nie zuvor war die Beteiligung so rege wie in diesem Jahr: 650 Mädchen aus 79 Schulen besuchten 136 steirische Unternehmen, um dort für einen Tag männerdominierte Berufe kennenzulernen und dabei zu erfahren, ob diese ihren Interessen und Talenten entsprechen. Der Girls‘ Day soll Mädchen und Frauen in der Steiermark motivieren, einen technischen Beruf zu ergreifen. Denn in diesen Berufen gibt es in allen steirischen Regionen offene Stellen. Dazu kommt, dass technische Berufe meist besser bezahlt werden als „typische“ Frauenberufe, und Frauen damit mehr Unabhängigkeit und Gerechtigkeit bieten, erklärte LRin Ursula Lackner.
Eigene Zunftfahne für steirische Rauchfangkehrer
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Am 4. Mai, dem „Florianitag“, hat die steirische Landesinnung der Rauchfangkehrer in Mariazell bei einem Festgottesdienst als letzte Landesinnung eine eigene Zunftfahne bekommen. Anlässlich des 300-jährigen Bestehens der steirischen Rauchfangkehrer wurde dabei die erste bundesweite Florianifeier in Mariazell abgehalten, zu der mehr als 1.200 Rauchfangkehrer und Gäste erschienen. Abt Benedikt Plank und Superior Pater Michael Staberl weihten die Zunftfahne in einer feierlichen Messe. Im Anschluss würdigte LH Hermann Schützenhöfer in seiner Festrede die Leistungen der Rauchfangkehrer. „Jahrhundertealte Tradition und modernste Technik bilden in dieser Zunft eine eindrucksvolle Symbiose“, so Schützenhöfer.
Fotos: proHolz Steiermark / Jimmy Lunghammer, Fotoarchiv, Foto Fischer, WKO, Sabine Hoffman
Der steirische VP-Klubchef Karl Lackner sieht mit Stainach-Pürgg den aus fachlicher Sicht am besten geeigneten Standort für das neue Leitspital des Bezirkes Liezen ausgewählt. Nach einer Konferenz mit den Bürgermeistern und Entscheidungsträgern des Bezirkes Liezen hat Gesundheitslandesrat Christopher Drexler Mitte Mai diese Standortentscheidung präsentiert. Die bisherigen drei Krankenhäuser Rottenmann, Bad Aussee sowie Schladming, die nun dadurch ersetzt werden, werden auch in Zukunft als Gesundheits- und Facharztzentren benötigt.
Foto: Foto Fischer
Kurz im Gespräch mit
Foto: MCG / Kanizaj
Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden der Bank Austria Steiermark
Eröffneten die Gründermesse 2018 (v.l.): Karl-Heinz Dernoscheg, Kurt Egger, Franz Kerber, Hermann Zotter, Barbara Eibinger-Miedl und Armin Egger.
Durchstarten auf der Gründermesse 2018 Für Gründer ist Wissen der kostbarste Rohstoff. Und das konnten sie sich im Zuge der Gründermesse 2018 sichern. So trafen sich am 5. Mai an die 650 Jungunternehmer, Durchstarter und Networker im Messecongress Graz, um Ideen zu diskutieren, Businesspläne zu analysieren und vom Wissen der rund 40 Aussteller zu profitieren. In Zusammenarbeit mit der WKO Steiermark und der Steiermärkischen Sparkasse wurde die Messe erneut zu einem der Highlights der Gründertage 2018. Eröffnet wurde die Messe in diesem Jahr von LRin Barbara Eibinger-Miedl, die gemeinsam mit WKO-Kammerdirektor KarlHeinz Dernoscheg, WB-Präsident Kurt Egger, Steiermärkische-Vorstandsvorsitzender-Stv. Franz Kerber, und Messe-CEO Armin Egger die Besucher zum Durchstarten motivierte. Egger: „Insbesondere dieser Austausch und die rege Diskussion über eigene Erfolge – aber auch Misserfolge – sind für einen guten Start ins Unternehmertum wichtig.“ Noch mehr Motivation gab’s vom Verein IdeenTriebwerk, der Start-ups unterstützt und in der Gründerszene vernetzt. Von ih-
ren Erfahrungen direkt aus der Praxis berichteten die drei Jungunternehmer Marco Paul von Discovery Books, Dominik Wieser von der Accessio GmbH und Thomas Pfummerl von smart trainings. Den Abschluss der Gründertagung machte Extremsportler Christian Redl mit einer unterhaltsamen Keynote. Dichtes Workshop-Programm Wer von Stand zu Stand unterwegs war, merkte gleich – hier sind Profis am Werk. Neben Fachgruppen der WKO und Finanzierungseinrichtungen kümmerten sich B2B-Dienstleister, Steuerberater, Rechtsanwälte, Vereine und Marketingprofis um die Anliegen der Besucher. Neben Beratung zu innovativen Ideen wurden vor allem konkrete Vorhaben besprochen und weiterentwickelt. Wem das an Beratung und Profitipps noch nicht genug war, der konnte am Nachmittag noch zahlreiche Workshops und Vorträge besuchen. Finanzierung, Businessplan, Gesellschaftsvertrag, Markenschutz und Werbung – das Programm hatte allerhand Wissenswertes rund ums Gründen zu bieten.
Das internationale Netzwerk der UniCredit wurde kürzlich um einen neuen Firmenkunden-Standort in Abu Dhabi erweitert. Warum? Als Unternehmerbank steht für uns an erster Stelle, dass wir unsere Kunden dorthin begleiten, wo sie uns brauchen. Abu Dhabi als Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) spielt für immer mehr österreichische Unternehmen eine wichtige Rolle in deren Expansionsstrategie. Derzeit haben schon mehr als 300 österreichische Unternehmen Geschäftsbeziehungen oder führen Tochtergesellschaften in dieser Region. Die VAE sind also eine wichtige Drehscheibe für den Mittleren Osten und die Länder des Golf-Kooperationsrates.
Welche Services stehen Unternehmen in Abu Dhabi zur Verfügung? Wir bieten als einzige österreichische Bank die gesamte Palette an wesentlichen Bankdienstleistungen an – angefangen vom Zahlungsverkehr über Betriebsmittelkredite sowie Trade & Export Finance-Lösungen bis hin zum Dokumentenund Akkreditivgeschäft. Währungsmäßig liegt unser Fokus auf Finanzierungen in US-Dollar und Euro.
Das vergangene Jahr hat global ein starkes Wirtschaftswachstum gebracht. Für 2018 ist mit einer Fortsetzung zu rechnen. Welche Chancen ergeben sich aus Ihrer Sicht daraus ganz generell für österreichische Unternehmen? Wir sehen ganz deutlich, dass mit dem Wirtschaftsaufschwung die Unternehmen wieder internationaler denken. Sie verstärken ihre Exporttätigkeit, überlegen die Gründung ausländischer Produktionsstätten oder prüfen Möglichkeiten zur Unternehmensübernahme. FAZIT JUNI 2018 /// 37
Zur Lage #91 Über die sich langsam ausbreitende Intoleranz und die immer geringer werdende Fähigkeit, unwichtige Dinge als solche zu verstehen. Wieder etwas über Twitter und ganz und gar nichts über Politik.
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ch bin ja ein ungemein umgänglicher Mensch. Denke ich. Das werden nicht alle so sehen, aber so ist das Leben, mal flach, mal eben. (Wollte ich schon immer mal unterbringen, diese mir liebste Floskel meines liebsten Freundes.) Nur tu ich mir immer schwerer. Grundsätzlich sollte mein zweiter Vorname ja eher Konsens als Andreas lauten, weil ich doch davon überzeugt bin, ein immer kompromissbereiter Kerl zu sein. Und damit spreche ich jetzt nicht nur die »Eherne totale Kompromissnotwendigkeit«, unter der Abkürzung »Ehe« auch einem breiteren Publikum bekannt, an, nein, ich rede schon vom wahren Leben. Da werde ich immer intoleranter. Stelle ich mit leichtem Entsetzen, aber noch keiner Empörung fest. Letztens etwa begegnet mir in unserem neuen Bürohaus, wir haben nur ein Büro im zweiten Stock, aber »Bürohaus« vermittelt so einen internationalen Touch und außerdem war es ja im Stiegenhaus – soll ich Stiegenhaus schreiben? Eben! –, eine junge Dame, die ich als alter weißer Mann natürlich mit einem höflichsten »Grüß Gott« beachte wie -grüße. Kommt mir doch glatt ein »Hallo!« aus ihr heraus zurückgeflogen. Hallo! Was soll das? Wir hatten ja nicht telefoniert, wir sind uns auf einer Stiege begegnet. »Hallo« sag ich, wenn ich etwa ein
Und wie ich so fahre und mich wohlig fühle in meiner absoluten Gewissheit, dass mein Lieblingssender an diesem Tag, zumindest zu dieser Stunde, mit mir sogar einen Hörer beschallen darf, beginnt so eine Wasist-los-in-Graz-Sendung.
38 /// Fazit Juni 2018
Von Christian Klepej Echo hören will – meiner Tochter, der Größeren, demonstriere ich das gerne – oder wenn ich in einen schwarzdunklen Keller hinunter muss, nicht wissend, ob schon wer drinnen ist. So nach der Art, hallo! Ist da jemand? Dann verwendet man »Hallo!«. Und eben beim Telefonieren. Aber als Gruß! Das machen ja nicht einmal Affen. Das ist doch kein Gruß nicht. Na gut, mein Vorhaben, sie zur Rede zu stellen und das alles ein für alle Mal zu klären, hatte ich nach einer guten Zehntelsekunde wieder verworfen, aber ich bin mir bis heute nicht ganz sicher, ob ich nicht irgendeine der vielen mein Hirn durchstömenden Unflätigkeiten habe laut werden lassen, also artikuliert; gemurmelt hab ich irgendwas, da bin ich mir sicher. Es hätte keinen Sinn ergeben, es wäre nur unhöflich gewesen. Selbstverständlich. Sie brauchen keine Angst haben, ich bin noch nicht vollkommen durchgedreht. Bin also mit einem frohen Lächeln an ihr vorbei und direkt in die Tiefgarage zu meinem Wagen, um meine Tante, die andere, die jetzt in Andritz wohnt, zu besuchen. Höre ich selbstverständlich Radio Helsinki im Autoradio. Und wie ich so fahre und mich wohlig fühle in meiner absoluten Gewissheit, dass mein Lieblingssender an diesem Tag, zumindest zu dieser Stunde, mit mir sogar einen Hörer beschallen darf, beginnt so eine Was-ist-los-in-Graz-Sendung. Oje, denk ich mir und da war es schon passiert. Die haben da nämlich eine ganz sicher ganz liebe und nette Sprecherin, die das Wort »Grätzl« so ausspricht, als würde man von einem Rätsel mit einem vorangestellten »G« sprechen. Das klingt unglaublich dämlich. Und ich hab das da von dieser sicher ganz lieben und netten Sprecherin zum gefühlten dreihundersten Mal gehört. Grätsel, unerträglich. Dankenswerterweise weiß ich nicht genau, wo Radio Helsinki seine Zentrale hat, ich wäre hingefahren und hätte der Dame erklärt, wie man das richtig ausspricht. Aber auch das wäre wieder von wenig Sinn getragen gewesen und – siehe Hallo – vor allem unhöflich. Nur beginnt sich halt langsam so ein unaufhaltsam anwachsender Knoten in mir zu bilden, der mehr und mehr Platz einnimmt und drauf und dran ist, den für die »Toleranz« zu besetzen. Die Toleranz also geradezu aus mir rauszudrängen. Und gra-
de eben, so vor einer Stunde, kam wieder eine neue Unwichtigkeit dazu, die diesen Knoten befeuert. Lese ich doch auf Twitter vom Account der ÖBB, das sind die Österreichischen Bundesbahnen, ein Staatskonzern und wohl noch immer größter Anbieter von Zugfahrten am heimischen Markt, eine Botschaft an eine Kundin, die ein kleines Problem mit der Bahn hatte: »Auch wenn dich diese Woche das Pech verfolgt, mögen wir dich. Versprochen!« (Eingeleitet von einem traurigen Smiley und abgeschlossen mit einem kleinen roten Herzchen.) Ich nix fad, verfasse daraufhin einen eigenen Tweet: »Ich kann es nicht leiden, wenn ein Unternehmen, noch dazu eines im Staatseigentum, so ‚kommuniziert‘. In welch vertrottelten (sic!) Welt von Nichterwachsenen bin ich da gefangen?« und hänge den Tweet von der Bahn daran an. Pflaumt mich nicht wenige Minuten danach irgendein Würstchen auf Twitter an: »Ich finde es ja faszinierend, wie manche 2018 noch Probleme damit haben, wenn Sprache um ein symbolisches Zeichen-Set erweitert & zunehmend in den Dienst der Kommunikation gestellt wird statt umgekehrt. Nach derselben Logik könnte man auch Satzzeichen kindisch finden.« Was ist das für ein ausgezeichneter Dolm? Abgesehen davon, dass die Verwendung von Smileys diesen vertrottelten Duktus à la »wir mögen dich« auch nicht mehr schlechter macht, ging es mir darum, dass ich es etwas eigenwillig empfinde, wenn die Kommunikation eines der größten Unternehmens des Landes auf diese Art stattfindet. Aber kann man eh machen. Man kann ja alles heutzutage machen. Wichtig dabei ist offensichtlich nur, dass sich alle mögen. Und möglichst viele Herzen in diese unpersönlichen Botschaften packen. Mich einfaches Gemüt, mich muss die ÖBB nicht mögen, sie braucht mir auch kein Herzerl schicken, sie soll mich lediglich (und das tut sie in aller Regel! Damit das klar ist.) möglichst schnell und womöglich komfortabel von A nach B bringen. Aber das muss ein junger Mann auf Twitter ja nicht verstehen. Er kann es auch gerne anders sehen. So tolerant bin ich dann eh noch. Und, das ist das Schöne, jetzt wo ich Ihnen das alles geschrieben habe, ist mein Knoten fast nicht mehr zu spüren. Ich mag Sie alle sehr. Versprochen. n
Essay von Maryam Laura Moazedi
Diversity als Chance für Lehrende zu lernen A
lbert Camus war in Armut aufgewachsen. Den Vater verlor er mit elf Monaten im Krieg, die Mutter konnte nicht lesen und schreiben, dem Wunsch der Großmutter zufolge, sollte er bei einem Händler in der Nähe als Lehrling aushelfen um die finanzielle Notlage der Familie zu lindern. Es war kein sonderlich bildungsfreundliches Klima. Albert sah in der Schule einen heiligen Zufluchtsort, an dem er lernen und dem Familienleben entfliehen konnte. Das mochte er an der Schule besonders gerne, nicht zuhause zu sein, einem Zuhause, das er aufgrund des geringen Stellenwertes von Wissen und Lernen als noch trostloser empfand. In der Schule lebte er auf. Seinen eigenen Worten zufolge, verdankte er diesen Umstand seinem Lehrer Louis Germain. Als Albert Camus 1957 den Literaturnobelpreis bekam, schrieb er seinem ehemaligen Volksschullehrer folgende Zeilen:
Vielfalt in der Schulklasse: Diversity als Chance für Lehrende zu lernen. Teil 2: Noch mehr Vorurteile, weitere Zitate von Sir Peter Ustinov und Albert Camus‘ Brief an Monsieur Germain.
Lieber Herr Germain, (…) man hat mir gerade eine zu große Ehre erwiesen, die ich weder begehrt noch beansprucht habe. Aber als ich die Nachricht hörte, ging mein erster Gedanke, nach dem an meine Mutter, an Sie. Ohne Sie, ohne diese liebevolle Hand, die Sie dem armen kleinen Kind reichten, das ich war, ohne Ihren Unterricht und Ihr Beispiel wäre mir nichts von alledem widerfahren. Diese Art von Ehrung bedeutet mir nicht allzu viel aber zumindest eröffnet sie mir die Möglichkeit Ihnen zu sagen, welche Bedeutung Sie für mich hatten und nach wie vor haben und Ihnen zu versichern, dass Ihre Mühe, Ihre Arbeit, Ihr großzügiges Herz, das Sie hineingesteckt haben, in einem Ihrer kleinen Schüler weiterschlägt, einem, der trotz der vergangenen Jahre nie aufgehört hat Ihr dankbarer Schüler zu sein. Ich umarme Sie mit all meinen Kräften. Albert Camus
Ethnizität, Religion, Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung (und außerhalb der Schule Alter) sind klassische Marker des Andersseins und der Diskriminierung. Auf einer Metaebene wirkt der sozioökonomische Status; ihr wird nach wie vor eine starke Auswirkung auf den Schul- und Bildungserfolg zugesprochen. Ein postumer Dank an Monsieur Germain, der vielleicht die literarische und philosophische Welt vor dem hypothetischen Verlust Camus‘ Werke bewahrte.
Geschlechtsspezifische Leistungserwartungen manifestieren sich sowohl in der Selbsteinschätzung als auch dem tatsächlichen Abschneiden beim Lösen mathematischer Aufgaben. Durch die Medien gingen Diskussionen um die vergleichsweise schlechten Pisa-2012-Ergebnisse von Mädchen in Deutschland. Mädchen hätten Angst vor Mathematik und damit einhergehend eine negativere Einstellung war die Conclusio. Das gilt allerdings nicht universal. In vielen Ländern schneiden Mädchen gleich gut, wenn nicht sogar besser ab. Laut der »Trends in International Mathematics and Science Study« von 2015 liegen in 18 Ländern Buben mit durchschnittlich neun Punkten vorne und in acht Ländern Mädchen mit 18 Punkten. In 23 Ländern wurden keine Unterschiede ausgemacht. Die Berücksichtigung von Einkommen, Gender Gap Index, politischer Teilhabe, Bildung und Gesundheit führte zum Schluss, dass im Allgemeinen Mädchen und Buben bessere Leistungen in Mathematik erzielen, je gleichberechtigter eine Gesellschaft ist. Insgesamt betrachtet werden die Leistungsunterschiede zwischen den beiden Geschlechtern immer kleiner, eine Entwicklung, die bei biologischen Determinanten nicht möglich wäre und kulturell erklärt wird. Neben den kulturellen Unterschieden sind auch altersbedingte zu beobachten. So unterscheiden sich mathematische Leistungen von Schülerinnen und Schülern im Kindergarten und in der Volksschule nicht signifikant voneinander. Erst nach der Volksschule verlieren Mädchen das Vertrauen in ihr mathematisches Können und lassen ihre Leistungen nach. Mehr als das Können ist es die Selbsteinschätzung, die
Foto: Paperwalker
Geschlecht
Mag. Maryam Laura Moazedi ist Diversity-Fachfrau und -Bloggerin, sowie Universitätslektorin an der Grazer Karl-Franzens-Universität. moazedi.org
Fazit Juni 2018 /// 39
Diversity als Chance für Lehrende zu lernen (Teil 2)
Beispielsweise zeigen Lehrkräfte Mädchen gegenüber eine geringer Erwartungshaltung, wenn sie sie für ihren Fleiß loben.
leidet. Dass dies das Ergebnis internalisierter Vorurteile sein dürfte zeigt eine Reihe von Untersuchungen. Teilt man Kindern vor dem Lösen von Mathematikaufgaben mit, dass Buben gewöhnlich besser abschneiden, so kommt es zu einer selbst-erfüllenden Prophezeiung. Das setzt sich im Erwachsenenalter auf subtilere Art fort.
Beispielsweise zeigen Lehrkräfte Mädchen gegenüber eine geringer Erwartungshaltung, wenn sie sie für ihren Fleiß loben. Carol Dweck erforschte die unterschiedlichen Rückmeldungen von Lehrenden an zehn- und elfjährigen Schulkindern und fand, dass Mädchen häufiger gelobt und Buben häufiger getadelt werden. Als vier Hauptgründe für Lob und Tadel kristallisierten sich intellektuelle Leistungen, ordentliches Betragen, Fleiß und Arbeitshaltung heraus. Im Allgemeinen wurden Mädchen in allen vier Bereichen mehr gelobt und zeigten dadurch insgesamt eine höhere »Lobbilanz«. Im Besonderen gab es Lob für nicht-intellektuelle Aspekte wie Ordentlichkeit und Tadel vor allem für nicht zufriedenstellende intellektuelle Leistungen. Letzterer zeigte eine verhältnismäßig starke Wirkung, da Mädchen sonst keinerlei Tadel erfuhren; Lob für intellektuelle Leistungen hingegen ging bei der allgemeinen Lobinflation unter. Bei Buben war das Muster invers. Sie wurden in allen vier genannten Bereichen ausgewogen gerügt, am meisten Lob erhielten sie für ihre intellektuelle Kompetenz. Bei der hohen »Tadelbilanz« stach das Lob besonders hervor und stützte das Selbstwertgefühl hinsichtlich Kompetenz, während Tadel für intellektuelle Fehlleistungen aufgrund der gleichmäßig verteilten Rüge nicht als gravierend empfunden wurde. Die Autorin kommt zum Schluss, dass Lob Mädchen wenig zur Förderung der Leistungen nützt und ebenso Tadel wenig bei Buben bewirkt. Sehr wohl kann aber das unreflektierte Kontrastprogramm bei den Geschlechtern vor allem bei Mädchen kontraproduktiv sein, wenn sie eine ambivalente Einstellung zur eigenen Kompetenz entwickeln. Die Untersuchung zeigte zudem, dass Lehrkräfte Misserfolge bei Buben achtmal häufiger als bei Mädchen auf mangelnde Anstrengung zurückführten. Andere Studien zeigen ähnliche Tendenzen, wie etwa das häufigere Zu-Wort-kommen-lassen von Buben in den Unterrichtsfächern Mathematik und Physik. Train-the-Trainer-Programme helfen, Klischee-Denken abzubauen und stereotypem Handeln vorzubeugen. Behinderung Inklusion im Kontext Schule bedeutet das Recht, nach dem Wohnortprinzip eine Regelschule zu besuchen und gleichberechtigt zu partizipieren, ohne von anderen auf Basis des Merkmals Behinderung segregiert zu werden. Inklusion verzichtet auf Etikettierungen wie lern-, seh- oder sprachbehindertes Förderbedarfs- oder Gutachtenkind. Es sieht das Individuum, fokussiert auf eine Pädagogik der Vielfalt, des Miteinanders. Eltern von Kindern an inklusiven Schulen beurteilen das Engagement und die Kooperation der Lehrkräfte, den sozialen Zusammenhalt, Individualisierung, Unterricht und Klassengröße deutlich positiver als Eltern, deren Kinder keine inklusive Schule besuchen – unabhängig davon, ob ihre Kinder einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben oder nicht. Untersuchungen zufolge lernen Kinder mit einer Behinderung oder Störung in einem gemeinsamen Unterricht mehr und entwickeln sich auch nach der Schule stärker, als wenn sie gesondert Schulen besuchen. In den letzten Jahren stiegen, beispielsweise in Deutschland, die Inklusionsanteile in Regelschulen, allerdings in erster Linie in den niedrigeren Bildungsstufen. Die Exklusionsanteile, d.h., der Anteil jener, der die Förderschule besucht, zeigt keine gegenläufige Entwicklung. Die Bertelsmann Stiftung erklärt dieses Phänomen damit, dass immer mehr Kindern ein sonderpädagogischer Förderbedarf attestiert wird. Die Abnahme von Inklusion mit zunehmendem Bildungsniveau bedeutet, dass Kinder in den ersten Schuljahren gemeinsam mit Kindern ohne Förderbedarf unterrichtet werden und beim Eintritt in weiterbildende Schulen erleben, dass sie einer Randgruppe angehören, marginalisiert werden. Dies birgt das Risiko »biographischer Brüche«.
40 /// Fazit Juni 2018
Einer 2015 in Deutschland von forsa durchgeführten Befragung von 1.003 Lehrenden zufolge halten 57% inklusiven Unterricht für sinnvoll, wenn die benötigten Ressourcen vorhanden sind. 41% bleiben auch bei geeigneten finanziellen und personellen Rahmenbedingungen skeptisch. Als Hauptgründe für den inklusiven Unterricht werden die Förderung sozialer Kompetenzen genannt, sowie die Möglichkeit voneinander zu lernen, Toleranz zu steigern und Vorurteile abzubauen. Als Barrieren gelten die mangelnde
Essay von Maryam Laura Moazedi
Ressourcen, Sorge um individuelle Förderung, um die Benachteiligung der Kinder ohne bei gleichzeitiger Überforderung der Kinder mit Behinderung, sowie die Diskriminierung und Ausgrenzung letzterer. Mit dieser Sorge liegen sie leider nicht falsch, denn Behinderungen und Störungen bedeuten ein erhöhtes Mobbingrisiko. Internationale Untersuchungen sprechen von Mobbing-Risiken beispielsweise im Zusammenhang mit Autismus-Spektrum, Stottern oder der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Bei ADHS kommt die Gefahr hinzu, bei gleicher Intelligenz schlechter beurteilt zu werden als andere; neun von zehn Kindern mit ADHS bleiben in der schulischen Entwicklung hinter ihren intellektuellen Möglichkeiten zurück. Ihr Verhalten wird von Lehrkräften häufig als faul und widerspenstig fehlinterpretiert. Oft werden sie in Förderschulen abgeschoben, weil sie als schwierig empfunden werden und Lehrkräfte überfordern. Friedrich Gedike, Pädagoge und Bildungsreformer der Aufklärung, beschreibt, wie Zeugnisse und Beurteilungen im Allgemeinen Rückmeldung über den Lernfortschritt, aber auch Fleiß, Aufmerksamkeit und Verhalten – wie etwa Zuspätkommen – gaben. Die demonstrierte Lerndisziplin blieb offiziell bis Ende des 19. Jahrhunderts an Volksschulen und Gymnasien ein wesentlicher Teil der Zeugnisse und war oft sogar wichtiger als die Fachnote selbst. Gehorsam und die Unterordnung im »Herrschaftssystem Schule« wurden stärker gewichtet als die tatsächliche Leistung im jeweiligen Lerngegenstand. Dieser Gedanke wird zumindest fragmentarisch - man denke an das Klassenbuch - durchaus an Schulen überlebt haben. Elisabeth von Stechow analysiert die Bedeutung von Ruhe und Aufmerksamkeit und verbindet diese mit dem störenden Verhalten von ADHS-Kindern. Sie beobachtet, dass das störende Verhalten vor allem an Schulen auffällt. Von ADHS ist in Deutschland statistisch betrachtet ein Kind pro Schulklasse betroffen, bei Mädchen wird die Störung nach wie vor oft übersehen. Doch unabhängig davon welches Geschlecht, Interventionen im Schulsetting führen zu deutlichen Verbesserungen. Das Stottern gilt behindertensoziologisch betrachtet ebenso als ein hoher Risikofaktor für Isolation und Mobbing; bis zu 75% stotternder Kinder sollen von diesen Belastungen betroffen sein. Sozialpsychologisch gilt, dass die Integration von Menschen mit Behinderung oder Störung von deren Phänomenologie abhängt. Auf das Stottern umgelegt bedeutet das, dass Außenstehende die Ursachen nicht kennen und diese auf die Persönlichkeit zurückführen: Hemmung, Scham, Unsicherheit, Verlegenheit und Ängstlichkeit passen in die küchenpsychologischen Erklärungsmuster und sind allesamt für die Integration nicht förderlich. Hinzu kommt, dass nicht in jeder Situation gestottert wird, was zum reflexartigen Schluss führt, man müsse sich nur ausreichend zusammenreißen, um das Stottern in den Griff zu bekommen. Die »Verletzung der Ästhetik« im Gesichtsbereich lädt zum Auslachen und zur Infantilisierung ein, ist ferner bei Benecken und Spindler nachzulesen.
Trotz des erhöhten Mobbing-Risikos ist die Förderschule keine automatische Lösung. Kinder können lernen andere nicht auszugrenzen; die Ausrichtung der Schule und der Lehrkräfte spielt eine wesentliche Rolle bei der sozialen Integration. Allgemein betrachtet zeigen Schulen die Tendenz, sich mit dem Thema Inklusion kaum zu beschäftigen und nicht ausreichend über Handlungsmöglichkeiten und Rechte informiert zu sein, wie beispielsweise Nachteilsausgleich, Notenschutz, verlängerte Zeiten bei Schularbeiten oder kompetenzorientierte Reifeprüfungen. Zwar hatten, zurück zur forsa-Befragung, 75% der Lehrkräfte bereits ein Kind mit Förderbedarf in der Schulklasse. Dennoch beurteilen 77% das Fortbildungsangebot im Bereich Arbeit mit inklusiven Schulklassen als weniger bis gar nicht gut. Nur 15% bezeichnen ihre Schule als barrierefrei. Es mangelt an Ausund Weiterbildung im Bereich Inklusion und an Räumen für gemeinsames Lernen.
Kinder können lernen andere nicht auszugrenzen; die Ausrichtung der Schule und der Lehrkräfte spielt eine wesentliche Rolle bei der sozialen Integration.
Religion Gesetzlich anerkannte Feiertage sind in Österreich zum Großteil religiöser Natur. Sie gelten nicht als Eingriff in den religionsfreien Raum, da niemand gezwungen wird, den Feiertag religiös zu zelebrieren. Auch im Zusammenhang mit »zusätzlichen« Feiertagen gibt es de facto im Alltag kaum Beschwerden z.B. hinsichtlich der Regelung der Befreiung von Schülerinnen und Schülern der evangelischen Kirche am Reformationstag. Ähnliches gilt für Angehörige der israelitischen Religionsgemeinschaft oder den Siebenten-Tag-Adventisten und deren Befreiung vom Samstagsunterricht. Diskussionen um Religionsfreiheit
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Diversity als Chance für Lehrende zu lernen (Teil 2) werden häufig emotional und einseitig geführt. Religionsfreiheit wird zu einem Reizthema, die Komplexität negiert, das Thema als identitätsstiftendes »wir« zum Stimmenfang in Wahlzeiten instrumentalisiert. Das macht es Schulen nicht leichter, mit diesem Thema konstruktiv umzugehen. Die Mehrschichtigkeit lässt sich in einem ersten Schritt anhand der Konzepte der positiven und negativen Religionsfreiheit darstellen. Unter positiver Religionsfreiheit versteht man das Recht, sich für einen Glauben zu entscheiden, diesen zu praktizieren und religiöse Symbole zu verwenden. Die negative Religionsfreiheit sieht das Recht auf Zwangsfreiheit vor Religion vor, das Recht, sich ihr zu entziehen und vor Missionierung geschützt zu sein. Positive und negative Religionsfreiheit befinden sich in einem Spannungsverhältnis zueinander, wie es beispielsweise die Debatte um das Kreuz im Klassenzimmer zeigt. Das positive Recht des einen bedeutet mitunter, dass das negative Recht des anderen tangiert wird, der andere wenig Ausweichmöglichkeit hat. Ein plakatives Beispiel für die Verletzung negativer Religionsfreiheit lieferte 2014 der Musikunterricht an einer niederösterreichischen Volksschule. Mehrere Stunden des Musikunterrichts bestanden aus Proben für die Erstkommunion, dem Singen von Kirchenliedern. Die Eltern einer konfessionslosen Schülerin reichten Beschwerde ein, weil ihre Tochter ein Recht auf Musikunterricht hätte und nicht gegen ihren Willen Religionsunterricht bekommen sollte.
2016 wurde von der »Initiative für ein diskriminierungsfreies Bildungswesen unter SchülerInnen und Studierenden in österreichischen Bildungseinrichtungen« eine Erhebung durchgeführt. Ergebnissen zufolge ist Islamophobie mit 61.7% unangefochten Grund Nummer Eins für Diskriminierungserfahrungen. An zweiter Stelle steht abgeschlagen mit 31.91% die ethnische Herkunft, gefolgt von Sexismus mit 4.26% und Atheismus mit 2.13%. Vor allem das Kopftuch als sichtbares Symbol für den Islam veranlasst den Lehrkörper Schülerinnen zu diskriminieren. Die Intersektion von Geschlecht und Religion wirkt auf zwei Ebenen: 73% der Schülerinnen und 10% der Schüler geben an, aufgrund ihrer islamischen Konfession diskriminiert worden zu sein. Unter den muslimischen Schülerinnen berichten wiederum vor allem jene mit Kopftuch von Diskriminierungserfahrungen (62% vs. 38%). Auch bei den Lehrerinnen und Lehrern spielt das Geschlecht eine Rolle. Deutlich mehr männliche Lehrkräfte diskriminieren Schulkinder aufgrund ihrer Religion. 2016 entschied sich eine 16-jährige Oberstufengymnasiastin in Wien aus freien Stücken, ein Kopftuch zu tragen. Ihr Klassenvorstand assoziierte das Kopftuch reflexhaft mit Terrorismus und Radikalisierung, holte die Schülerin öfter aus dem Regelunterricht, befragte sie zum IS und verständigte das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, damit die Schülerin verhört wird. Das Bundesamt meldete der Schule, die Vorgehensweise sei überzogen und unangebracht. An der negativen Einstellung des Lehrkörpers änderte sich dadurch nichts, Konsequenzen für das Verhalten blieben aus.
Nahezu ein Drittel der befragten Lehrenden meinte, es würde das eigene Kind nicht auf eine Schule schicken, die viele Muslime besuchten.
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»Sollte das Tragen eines Kopftuchs eine Provokation sein, reagiert man am besten gar nicht darauf. Dann ist es keine Provokation mehr.« Sir Peter Ustinov
Auch ohne Kopftuch gibt es Vorurteile gegenüber muslimischen Schülerinnen und Schülern. Eine 2017 von Lorenz, Müller und Mohini in Deutschland durchgeführte Studie ergab, dass viele Lehrkräfte Vorbehalte haben. Nahezu ein Drittel der befragten Lehrenden meinte, es würde das eigene Kind nicht auf eine Schule schicken, die viele Muslime besuchten. Was nach einem hohen Anteil klingt ist jedoch im Vergleich zur Allgemeinpopulation gering. Lehrerinnen und Lehrer schneiden liberaler ab, denn im Durchschnitt würde jede zweite Person ihr Kind nicht auf eine Schule mit hohem Anteil muslimischer Schulkinder schicken. Ähnlich meinten 17% der Lehrenden, Muslime seien aggressiver als andere (vs. 27% der Allgemeinbevölkerung) und 39% hielten sie für weniger bildungsorientiert (vs. 45% der Allgemeinbevölkerung). Es zeigte sich auch ein Generationenwandel, vor allem jüngere Lehrkräfte schnitten als offener ab. Über zwei Drittel der Lehramtsstudierenden würden Lehrerinnen das Kopftuch in der Schule erlauben. Im Gegensatz dazu war nur knapp ein Drittel der pensionierten Lehrerinnen und Lehrer mit dem Kopftuch einverstanden. Ronellenfitsch unterscheidet beim Tragen von Kopftüchern zwischen Schülerinnen und Lehrerinnen. Schülerinnen könne man »die symbo-
Essay von Maryam Laura Moazedi
lische Demonstration ihrer Religionszugehörigkeit« nicht verbieten. Der Eingriff in die negative Glaubensfreiheit der Nicht-Kopftuch-Trägerinnen wäre nicht so massiv, dass es unzumutbar wäre. Die Conclusio von Ronellenfitsch ähnelt Ustinovs Zitat, lautet sie, die »religiöse Zur-Schau-Stellung läßt sich folgenlos ignorieren«. Bei Lehrerinnen hingegen sähe es anders aus. Sie übten eine Staatsgewalt über Schulkinder aus und müssten die negative Glaubensfreiheit der Schülerinnen und Schüler bewahren. Nicht nur der Lehrkörper kann Vorurteile haben, sondern auch Mitschülerinnen und -schüler. Es wird ein Mangel an Problembewusstsein in Schulen beklagt, Lehrkräfte wüssten nicht was sie tun sollten, wenn sie beispielsweise in der Schulklasse Antisemitismus begegnen und wären unbeholfen. Bei Mobbing würden sie nur schwerfällig reagieren. Laut einer 2017 durchgeführten stichprobenhaften Befragung der American Jewish Committee von 27 Lehrkräften an 21 Berliner Schulen besteht enormer Fortbildungsbedarf. Umgang mit Diskriminierung habe bisher keinen Platz in der Lehramtsausbildung, somit bestünde auch kaum die Möglichkeit, diesbezüglich Kompetenzen zu entwickeln.
Nicht nur der Lehrkörper kann Vorurteile haben, sondern auch Mitschülerinnen und -schüler.
Religionsspezifische Unterschiede bei Bildungsergebnissen lassen sich laut Helbig und Schneider zu einem Großteil auf den sozialen Status der Eltern zurückführen. Von Baden-Württemberg und Bayern der 1960er und den frühen 1970er-Jahren, zum Beispiel, wird festgehalten, dass katholische Kinder an Gymnasien wegen den ungünstigen sozialen Verhältnissen unterrepräsentiert waren. In protestantischen Bundesländern wurden bessere sozioökonomische Verhältnisse katholischer Kinder ausgemacht, damit einhergehend auch bessere Bildungsergebnisse. Die Autoren halten fest, dass dies auch für heute gilt und hinter Unterschieden in Gymnasialquoten nach Religionszugehörigkeit im Grunde genommen soziale Faktoren stecken. Konfessionslose Schülerinnen und Schüler werden aufgrund ihrer höheren sozialen Herkunft mit höheren Gymnasialquoten in Zusammenhang gebracht, die niedrigen Gymnasialquoten muslimischer Schülerinnen und Schüler wiederum mit ihrem niedrigeren sozialen Status. Religiöse Spezifika würden keine Rolle spielen, vielmehr wären es soziale Faktoren. Und damit wären wir wieder bei Camus.
»Kinder brauchen unsere besondere Fürsorge, weil sie unsere Zukunft sind.« Sir Peter Ustinov Schlussgedanken
Kinder brauchen unsere besondere Fürsorge, weil sie unsere Zukunft sind, Kinder mit und ohne Behinderung, mit und ohne Kopftuch, mit heller und dunkler Hautfarbe, homound heterosexuelle, Mädchen und Buben … Kinder. Heterogene Klassen und Vielfalt im Allgemeinen werden häufig als Herausforderung bis hin Problem thematisiert. Diversität entpricht der Realität und es liegt an uns, konstruktiv damit umzugehen und sie als Normalfall anzuerkennen. Pauschalisierte Urteile, Exotisierung und Feindbilder mögen unser Gemeinschaftsgefühl kurzzeitig beflügeln, gehen allerdings auf Kosten der Zukunftschancen der betroffenen Kinder, eines friedlichen Miteinanders und werden uns gesellschaftlich kaum voranbringen. Vielleicht gelingt es sogar, die Chance darin zu erkennen, von »dem Anderen« zu lernen und uns unseren Ängsten und Vorurteilen zu stellen, uns nicht nur in Abgrenzung zu als anders etikettierten Gruppen zu definieren. Charles Dickens besuchte die unter dem Vorstand des Baptistenpredigers William Giles stehende Schule in Chatham. Dickens wurde als ein Kind beschrieben, das nachdenklich, sensibel, phantasievoll, intelligent und schwächlich war, eine gefährliche Kombination, die »ein Lehrer zum Guten oder Bösen, zu Glück oder Elend wenden konnte«, schreibt John Forster in Dickens‘ Biographie. William Giles entschied sich für einen positiven Einfluss und Dickens blieb seinem Lehrer ein Leben lang dankbar dafür, dass er sein Talent bestärkte in einer sonst lieblosen Kindheit. Ob Dickens oder Camus, Lehrerinnen und Lehrer können auch innerhalb gesellschaftlicher und bürokratischer Limitationen viel bewegen. Zum Guten. n Der erste Teil dieses Textes »Vorurteile, Homophone und ein paar Zitate von Sir Peter Ustinov« erschien in der Maiausgabe 2018 (Fazit #142). Sie finden den Text auch auf fazitmagazin.at Fazit Juni 2018 /// 43
Ingrid Krammer ist geb체rtige Deutschlandsbergerin und feierte ihren 50er k체rzlich in der W체ste Negev beim Laufen. Als erste Nichtjuristin nach fast hundert Jahren leitet sie seit 2002 das Jugendund Familienamt in Graz nach dem Fachkonzept Sozialraumorientierung. Dabei kommen der achtfachen Tante nicht zuletzt das P채dagogik- und Germanistikstudium und die Medienkunde zugute.
Menschen
Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Ingrid Krammer. Fotografiert von Sabine Hoffmann.
Konstante Veränderung
D
ie offizielle Bezeichnung »Abteilungsvorständin« gefalle ihr gar nicht. Ingrid Krammer ist also »Amtsleiterin« des Amts für Jugend und Familie der Stadt Graz. Als solche ist sie, wie es sich für eine zeitgemäße Verwaltung gehört, im Managementbereich tätig. So managt sie auch die Führungskräfte des Amts, denn Referate gibt es in dieser breit gefächerten Abteilung der Stadt eine Menge. Schließlich sind auch die Aufgaben mannigfaltig. 180 Mitarbeiter decken zwei Geschäftsbereiche ab: Die Kinder- und Jugendhilfe sowie die offene Kinderund Jugendarbeit.Von der Sozialarbeit über psychologischen Dienst bis zu Unterhaltsfragen und Gesundheit; aber auch Freizeitangebote, Streetwork, Adoption, Elternkurse oder Willkommensbesuche nach Geburten zählen dazu. Ingrid Krammer macht das bereits seit 2002 und ist die erste Nichtjuristin und zweite Frau in diesem Job. Voriges Jahr feierte das »Jugendamt« sein hundertjähriges Bestehen, Krammer ihr fünfzehnjähriges Amtsjubiläum. Zuvor war die Nichtpragmatisierte Journalistin, Pressereferentin der SPÖ Steiermark, Leiterin des Renner-Instituts und Büroleiterin der ehemaligen Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl und sogar für ein paar Monate Gemeinderätin. Von Letzterer schwärmt Krammer noch heute, weil sie ihr »Frauenunterstützung« zukommen ließ, was aber auch für Männer wie Gerfried Sperl (damals Tagespost) oder Wolfgang Riedler (damals SPÖ-Chef Graz) gelte. Theoretisch ist Krammer für 45.660 Grazer und Grazerinnen zuständig. Soviele Unter-Achtzehnjährige leben mit Stichtag 1. Februar 2018 in der Stadt. Plus Familien natürlich, von denen voriges Jahr exakt 3.711 betreut wurden. Der Bereitschaftsdienst – als Novität in Österreich 24 Stunden rund um die Uhr im Krisenfall erreichbar – hat 991 Beratungen durchgeführt. 15 Kinder wurden 2017 gegen den Willen der Eltern abgenommen, 554 waren bei Pflegefamilien oder in Einrichtungen untergebracht. Die Worte »Fürsorge« oder »Jugendwohlfahrt« wurden übrigens 2013 mit dem gleichnamigen Gesetz durch »Kinder- und Jugendhilfe« ersetzt. Die Fürsorgerin heißt heute Sozialarbeiterin, immerhin zählen 60 der 180 Mitarbeiter dazu. Seit 2004/5 unterliegt das Amt für Jugend und Familie unter ihrer Regie einem ständigen Veränderungsprozess nach dem Vorbild des Jugendamts in Stuttgart. »Es muss nicht alles neu erfunden werden, oft genügt es zu schauen, wo etwas gut läuft«, so Krammer. Dementsprechend wird das sogenannte Fachkonzept der Sozialraumorientierung für das Grazer Modell »übersetzt«. Was das heißen soll? Bei Unterstützungsmaßnahmen für Jugend und Familie ist deren Wille handlungsleitend. Krammers Botschaft an sie: »Dein Wille geschehe und wir unterstützen dich dabei.« Das oberste Gebot laute auch hier immer: Kinderschutz. Für das grundsätzliche Interesse, die erfolgreiche Recherche und die so konsequente Weiterverfolgung dieses Sozialraumorientierungsgedankens, wie auch für die Bereitschaft zur entsprechenden Weiterbildung, waren ihr Studium der Pädagogik und der Germanistik sowie der Medienkunde offenbar hervorragende Voraussetzungen. »Veränderung ist das einzig Kontinuierliche, wenn man mit Menschen zu tun hat«, lautet Ingrid Krammers Credo, nach dem sie auch (amts) handelt. Sie würde den Literaturnobelpreis an Philip Roth vergeben (für »Der menschliche Makel«) – zu spät, kurz nach dieser Fazitbegegnung ist er gestorben – und sie outet sich als Fan der Serie Fazitportrait. Rechtzeitig. Um es mit Joe Zawinul beziehungsweise Cannonball Adderley zu sagen: Mercy, Mercy, Mercy. n Fazit Juni 2018 /// 45
Erfolg braucht Führung
Managementserie
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Digitales Führen Wie Digitalisierung die Art der Führung beeinflusst.
Ein Interview von Carola Payer mit dem Spezialisten für Content Marketing, Personal Branding und Digital Executive Coaching Geronimo Hirschal.
Fotos: Marija Kanizaj, Felicitas Matern
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
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ie digitale Transformation führt zu tiefgreifenden Veränderungen von Geschäftsmodellen, Organisationen und der Arbeitsgestaltung. Das bedeutet für Führungskräfte eine neue Herausforderung in der Haltung, im Führungsprozess und den eingesetzten Führungstools im Alltag. Wie sieht die digitale Führungskraft 2018 aus?
Vom Egozentriker zum Altrozentriker Das Führungsverständnis der Machtzentrale wird abgelöst von einer Führungshaltung, die beziehungsförderndes und coachendes Verhalten von Mitarbeitenden in den Vordergrund stellt. Führungskräfte agieren als Moderatoren in Netzwerkknoten. Sie müssen Teams schnell in Verbindung und Arbeitsfähigkeit bringen. Innovation und gezieltere Anpassung an die Kundenbedürfnisse erfordert, die Sichtweisen der Akteure im Unternehmen noch schneller sichtbar zu machen und wirksam zu bündeln. Geronimo Hirschal: »Ein Aspekt bleibt immer gleich: Führungskräfte müssen Unternehmen zum Erfolg bringen. Was sich jedoch grundlegend verändert hat, ist die Art, wie wir kommunizieren. Das Internet hat Jahrtausende alte Mechanismen ausgesetzt. Überspitzt ausgedrückt: Die Welt wird heute per Twitter regiert. Unmittelbar und nahbar, transparent und in Echtzeit. Hier die eigene Rolle zu finden und strategisch auszulegen ist für Führungspersönlichkeiten essenziell.« Führung auf Distanz und Digital Work Design Outsourcing und Internationalisierung ergibt die Anforderung, globale Teams, firmenübergreifende Arbeitsgruppen und »Clickworker« (bedarfsgerecht beauftragte hochqualifizierte Fachkräfte) zu führen. Geronimo Hirschal: »Eine optimale digitale Führungskraft versteht, dass der Sinn von Technologie am Ende des Tages darin liegt, konstruktive zwischenmenschliche Interaktion zu fördern, die bei allen Beteiligten ein möglichst gutes Gefühl hinterlässt.« Führung auf Distanz erfordert auch, mehr die Ergebnisse von Leistung als Anwesenheit zu bewerten bzw. auszuwerten. Dadurch werden Mitarbeiterleistungen auch transparenter und Führungskräfte müssen Erwartungen noch konkreter vereinbaren und Zeit für Reflexion einplanen.
Digitales Cockpit Führung selbst kann immer stärker durch digitale Tools unterstützt werden. Geronimo Hirschal: »Ein Smartphone trägt mehr Rechenleistung in sich als die staatlichen Rechenzentren der USA im Kalten Krieg. Wer das im Unternehmen nicht nutzt, handelt in meinen Augen fahrlässig. Suchmaschinen und Soziale Medien sind heute die dominanten Medienunternehmen und Werbeplattformen. Warum? Weil Menschen dort interagieren können. Daher müssen Unternehmen digital gewinnbringend kommunizieren können, um die Nase vorne zu haben.«
Digitales Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten fördern Geronimo Hirschal empfindet es als wichtig, am Ball zu bleiben, was die neuen Technologien anbelangt. Er empfiehlt, sich selbst und die Mitarbeiter regelmäßig mit Grundwissen um all die neuen Disziplinen wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing, Internet of Things, Blockchain, Augemented Reality ... zu versorgen. Wer die Möglichkeiten für das eigene Team oder ein neues Geschäftsmodell, für Produkt-, Service- und Marketing-Innovationen sucht, wird sie auch finden.
Managementserie [14]
Digitaler Fußabdruck der Führungskraft Auf die Frage, was es heißt, einen »stimmigen« digitalen Fußabtritt zu hinterlassen, meint Geronimo Hirschal: »Führungskräfte tragen Verantwortung gegenüber ihren Teams und geben ihren Unternehmen ein Gesicht. Ihre Reputation beeinflusst die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber, das Markenvertrauen und oft auch den Börsenwert. Nun haben wir alle einen »digitalen Zwilling«, der zum Vorschein kommt, sobald unser Name in die Suchmaschine eingegeben wurde. Und das passiert weitaus häufiger, als uns bewusst ist. Rund 80 % aller Talente googeln das Management, bevor sie auf eine Stellenanzeige reagieren. Dieser Zwilling sollte daher kein Eigenleben führen, sondern aktiv gemanaged sein. Stimmig heißt in diesem Fall, dass man authentisch in Themenführerschaft geht und aus dem Unternehmen heraus durch die persönliche Perspektive Einblick gewährt und dafür begeistert. Das hat positive Auswirkungen innerhalb und außerhalb der Organisation und gehört zur persönlichen digitalen Transformation.« Eine digitale Ich-Marke zu pflegen, die persönliche und Business-Ziele im Einklang authentisch kommuniziert, ist digitale Professionalität. Digitale Kultur und Prozesse im Unternehmen fördern Wann ist ein Unternehmen digital kultiviert? Geronimo Hirschal: »Wenn Technologien, Tools und Daten nicht zum Selbstzweck werden. Wer glaubt, dass eine »Stechuhr 3.0« etwas bringt und dass 20 offene Kommunikationskanäle mehr helfen, als sie Schaden anrichten, ist am besten Weg, eine klassische Überwachungs-Bürokratie auf digitalen Steroiden aufzubauen. Also Transparenz statt Überwachung, Kooperation statt Stoppuhrmentalität, Raum und Zeit für Eigeninitiativen statt Standardisierung. Sonst werden wir zu den Maschinen, die uns eigentlich die Freiheit und Zeit erübrigen sollten, um die menschlichen Kompetenzen stärker ausleben zu können.« Digitale Prozesse können Transparenz und Kollaboration durch den Einsatz der richtigen Tools schaffen und zu exponentiell gesteigerter Effizienz, Produktivität und Zufriedenheit führen. Gleichzeitig kann Wissen immer und überall zugänglich gemacht werden. Ort und Zeit werden voneinander gelöst. Besonders in der Kommunikation, Marketing und Sales lässt sich durch das Erheben und Auswerten von Daten, die durch Interaktionen mit Stakeholdern, wie Kunden, Partnern, Mitarbeitern etc. gesammelt werden können, Wissen aufbauen. Das ist ein wesentlicher Teil zum Aufbau einer lernenden Organisation.
Interessen und Einstellungen ihrer Zielgruppen. Die Digitalisierung führt auch dazu, dass Kundenfeedbacks zeitnah und auch sehr kritisch und direkt gespiegelt werden. Das ist einerseits die Chance, dass Unternehmen ihr Angebot schneller und passgenauer auf spezifische Bedürfnisse Einzelner ausrichten, andererseits ist die Befähigung zum professionellen und emotionsfreien Umgang mit Beschwerden wesentlich. Kundenorientierung, Kritikfähigkeit, Kommunikationsstärke und Kooperationsverhalten sind Chefsache und müssen in der Personalentwicklung ausreichend Raum finden. Geronimo Hirschal empfiehlt, die eigene digitale Transformation, sowohl als Persönlichkeit, als Führungskraft und als Unternehmen, aktiv zu gestalten. Entscheiden Sie selbst, welche digitale Spuren Sie hinterlassen wollen und wie sie Digitalisierung für noch mehr Mitarbeiter- und Kundenorientierung n nutzen! Geronimo-Noah Hirschal hat sich auf Content Marketing, Personal Branding und Digital Executive Coaching fokussiert. Er hilft Führungskräften dabei, digitale Kommunikations-Tools strategisch einzusetzen um deren digitalen Fußabdruck zu optimieren und auszubauen. Mit über 15 Jahren Erfahrung im Kommunikationsbereich setzt er speziell soziale Medien im B2B- und B2C-Bereich ein. CEOs, Corporates und Privatpersonen im In- und Ausland zählen zu seinen Kunden. Außerdem ist er Berater und Designer für Kundenerlebnisse tätig. gnh.online
Förderung von Kundenorientierung und Feedbackfähigkeit Unternehmen treten vermehrt in einen Dialog mit ihren Kunden und lernen dabei mehr über Motive,
»Alles beginnt mit der richtigen Strategie und endet in professioneller und zielorientierter Umsetzung.«
Geronimo-Noah Hirschal
Fazit Juni 2018 /// 47
Da Wanko
Was bringt der Sommer 2018? 100 Spekulationen
S
chützenhöfer verkündet Neuwahlen, da die Budgetgespräche mit der SPÖ scheitern. Michael Schickhofer tritt zurück, Jörg Leichtfried übernimmt die SPÖ Steiermark. Die Pilz-Parlamentarier verlassen ihre Partei und gründen das »Grüne Bündnis 18«. Finanzminister Hartwig Löger tritt zurück, die Regierung holt den Vorarlberger LH Markus Wallner an Bord. Am Wiener Naschmarkt wird schadhaftes Lammfleisch verkauft, hunderte Personen landen im Spital. Die Mur trägt Hochwasser, Siegfried Nagl ruft den Notstand aus, Vize-Bürgermeister Mario Eustacchio verpflichtet alle Grazer Arbeitslosen zu kostenlosem Hilfsdienst. J. Hornig übernimmt den insolventen Julius Meinl, die Marke Meinl bleibt jedoch erhalten. Hubert und Martin Auer fusionieren. Magna baut den neuen Toyota Supra. Dietrich Mateschitz kauft alle Schlösser in der Steiermark sowie den Grazer Schloßberg. Der Schloßberg wird für die Bevölkerung gesperrt und beherbergt nun seltene Raubkatzen. Die Demokratische Republik Kongo versucht sich in einer neuen Regierungsform: der diktatorischen Demokratie. Das Volk hat das Recht, alle vier Jahre einen neuen Diktator zu wählen. Die UNO entsendet einen fixen Botschafter, um diese Regierungsform zu beobachten. Nordkorea geht Bankrott und bietet Südkorea als Deal die Übernahme an, dafür wird Kim IIsung Außenminister. Die südafrikanische Luftlinie Mango Airlines stellt nur noch Frauen ein. Ein japanisches Konsortium produziert die Concorde auf dem neuesten Stand der Technik. Simmering-Graz-Pauker erhält den Auftrag, das Straßenbahnnetz in Zürich zu erneuern. In einer Not-OP bekommt Niki Lauda seine vierte Niere. Im Salzkammergut nimmt im Sommer der Niederschlag um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Die Weißstorchpopulation in Rust hat sich verdoppelt. US-Flusskrebse verstopfen die Berliner Kanalisation. In Ostafrika stirbt die Rothschild-Giraffe aus. Auf dem Mond findet man Fußstapfen eines Seismo-Dinosauriers. Die Universität von Kalifornien erforscht eine Therapie gegen Internetsucht. Donald Trump muss zum Vaterschaftstest. Unveröffentlichte Falco-Lieder auf YouTube veröffentlicht. Das Cornetto mit Blattgold wird der neue Sommerhit. Im Bodensee finden Erdöl-Probebohrungen statt. H.C. Strache hört zum Rauchen auf. Die EU verbietet biodynamischen Weinbau. In den USA dürfen Gorillas den Aufnahmetest in die Pflichtschule machen. Johann Wolfgang von Goethe wird posthum Martin G. Wanko (48) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at
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des Plagiats bezichtigt. Texas wird von einer Heuschreckenblage heimgesucht. In Dartmoor wird der mumifizierte Hund von Baskerville gefunden. Lego stellt die Produktion ein. In Graz wird der öffentliche Verkehr durch einen Zeppelin bereichert. Der Klagenfurter Lindwurm wird vom chinesischen Internetprovider Lin Bim gekauft und vor dem Platz des Himmlischen Friedens aufgestellt. Der HSV sickert in die Insolvenz. Nestlé erfindet die Kaffee-Kapsel aus Zellstoff. Kanzler Sebastian Kurz’ Reisekoffer ist in Salzburg verschwunden und taucht in Istanbul wieder auf. Netrebko macht Überraschungsauftritt auf der Murinsel. Tirol führt die Brenner-Maut ein. In Bayern hebt eine Steuer auf nichtdeutsches Bier ein. Ganz Österreich ist vom Leopardennachwuchs »Bronko« in Schönbrunn entzückt. Mario Kunasek übernimmt die erste Fleisch-Fütterung. Emmanuel Macron vermittelt zwischen den USA und dem Iran. Buttermilch wird das neue Lieblingsgetränk in der Schweiz. In der Grazer Innenstadt gibt es kein Raucher-Lokal mehr. Rod Steward kauft sich ein Haus in Schladming. Der Mount Everest darf nur noch von Einheimischen bestiegen werden. Im Attersee werden Überreste des Rheingolds gefunden. Auf der TU Graz wurde die erste seriell gefertigte Leichtdrone unter zwei Kilo patentiert. Evakuierung auf Linzer Hauptbahnhof nach Fliegerbomben-Alarm. Gösser wird zum beliebtesten Export-Bier in Brasilien gewählt. Michael Köhlmeier erhält den Jean-Améry-Peis für europäische Essayistik. Erdogan wird abgewählt. Alexander Wrabetz übernimmt die Sendeleitung bei Servus TV. In Tierfutter wird ein Finger gefunden. Citroën wird nach Argentinien verkauft. Paris Hilton wird Mutter. Madonna verkündet Karriereende. Arnulf Rainer präsentiert weiße Übermalungen auf weißem Papier. Thomas Muster erhält eigene Statue in Leibnitz. Die Grazer Bauernmärkte streiken, die Gebühren sind zu hoch. In St. Pölten eröffnet das erste Kino, welches das Mitnehmen von Haustieren erlaubt. Die Wiener Fiaker-Fahrer dürfen keinen Alkohol mehr trinken. Simon & Garfunkel geben Gratis-Konzert gegen Trumps Mexiko-Politik in New Yorks Central Park. Arnold Schwarzenegger kehrt in die Politik zurück. Ihr werter G Punkt. n
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Leitbetriebe Austria GF Monica Rintersbacher (li.) überreichte die Auszeichnung an Thermenleiterin Stefanie Schmid.
Erneute Auszeichnung für die Parktherme Bad Radkersburg Im Rahmen einer Weinwanderung am Klöcher Traminer Weg in der Region Bad Radkersburg wurde die Parktherme Bad Radkersburg erneut als Leitbetrieb Austria ausgezeichnet.
I
n den vergangenen sechs Jahren wurden insgesamt 25 Mio. Euro unter anderem in die Revitalisierung der Parktherme sowie in den Neubau des Vita med Gesundheitszentrums der Parktherme investiert. Mit rund 225 direkten Arbeitsplätzen, über 100.000 direkten Nächtigungen und rund 350.000 Eintritten pro Jahr leistet die Parktherme Bad Radkersburg einen wertvollen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. „Als Leitbetrieb sind wir unserer Verantwortung bewusst und es freut uns sehr, seit dem Jahr 2013 das rot-weiß-rote A-Label als einer der führenden Leitbetriebe in Österreich tragen zu dürfen“, erklärt die Leiterin der Therme, Stefanie Schmid. Dass die Parktherme nicht nur ein innovativer und impulsgebender Wirtschaftsbetrieb ist, sondern auch in Österreich zu den Top drei
Dienstleistungsunternehmen mit einer außerordentlich hohen Gästezufriedenheit gehört, zeigte auch die Spitzenplatzierung im Branchen-Monitor 2018 als „Kunden-Champion“ in der Kategorie „Sport, Hobby und Freizeit“. Vor allem in den Sommermonaten sind das 50-Meter-Outdoor-Sportbecken mit garantierten 25 Grad Wassertemperatur im Außenbereich der Therme, das innovative Outdoor-Fitness-Programm, mit u.a. Faszien-Fitness oder Kräuter-Yoga, sowie das einzigartige hochmineralisierte Thermalwasser bei den Gästen sehr beliebt.
www.parktherme.at
Rund 1.500 Menschen waren bei der 1.-Maifeier in Graz dabei. Angeführt wurde der Aufmarsch von der steirischen SPÖ-Spitze rund um LH-Stv. Michael Schickhofer, Landesrätin Doris Kampus und LGF Oliver Wieser, dem ÖGB-Vors. Horst Schachner und AK-Präsident Josef Pesserl.
22.000 Menschen gegen schwarz-blauen Zukunftsraub 88 traditionelle Veranstaltungen fanden in der Steiermark am und rund um den 1. Mai statt – ein Zeichen der Stärke und des Zusammenhalts von Partei und Gewerkschaft und gleichzeitiger Höhepunkt der Kampagne „Arbeit.Zukunft.Solidarität.“
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n der ganzen Steiermark setzten an diesem 1. Mai rund 22.000 Menschen ein deutliches Signal gegen die arbeitsmarktpolitischen Verschlechterungen durch Schwarz-Blau und für die positive Zukunftsvision der Sozialdemokratie“, zeigt sich SPÖ-Landesgeschäftsführer Oliver Wieser begeistert von den 88 traditionellen Veranstaltungen zum 1. Mai, die den Höhepunkt der landesweiten Kampagne „Arbeit.Zukunft.Solidarität.“ bildeten. In Graz marschierten rund 1.500 Teilnehmer und Teilnehmerinnen vom Lendpavillon im Volksgarten auf den Hauptplatz, um dort an einer hochkarätig besetzten Kundgebung teilzunehmen. Im Zentrum der
Veranstaltung stand die Rede des steirischen SPÖ-Chefs LHStv. Michael Schickhofer. „Die Wurzeln des 1. Mai liegen im Kampf für den Acht-Stunden-Tag“, erinnerte der steirische SPÖ-Chef. Heute sei der Kampf für den guten Ausgleich zwischen Arbeits- und Freizeit aktueller denn je: „Wenn man über 60-Stunden-Woche, Zwölf-Stundentag und absolut flexible Arbeitszeiten nachdenkt, dann geht es jetzt am 1. Mai darum, zu sagen: Wir Menschen sind keine Produktionsfaktoren. Nicht wir funktionieren für die Wirtschaft, sondern wirtschaftlicher Erfolg und Arbeit sollen fürs Lebensglück der Menschen da sein.“ FAZIT JUNI 2018 /// 49
Bei den täglichen Staus in Hongkong mit Millionen von Berufstätigen, Taxis und Bussen heißt es, die dichten Termine sorgfältig zu kalkulieren.
Ein steirischer Business-Pionier im Reich der Mitte In Österreich stammt jeder zweite verdiente Euro aus dem Exportgeschäft, und da ist vor allem die Steiermark mit ihren exportorientierten klein- und mittelständischen Unternehmen sehr erfolgreich am Weltmarkt unterwegs. Hinter diesen Unternehmen haben sich ein paar wenige Exportberater etabliert, um heimische Betriebe im Ausland zu unterstützen oder auch Neo-Exporteure bei den ersten Schritten zu begleiten.
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er Grazer Bernd Liebmann studierte Betriebswirtschaft und war im Laufe seiner Karriere für weltweit tätige Unternehmen wie Magna oder SAP im Einsatz. Dort konnte er »International Business« erfahren, lernen und „fühlen“, wie er es selber gerne ausdrückt. Das Aneignen von interkultureller Kompetenz führte zu einer wachsenden Liebe für eine länderübergreifende Geschäftstätigkeit, von EU, CEE über den Nahen Osten bis nach Asien und schließlich Fernost. Mit seiner PR-Agentur, die er 1998 in Graz und Wien gegründet hatte, „wurden nur selten österreichische, sondern meist die lokalen Ableger ausländischer Großkonzerne betreut“, verrät Liebmann lächelnd. Was macht ein Exportberater? Als Exportberater unterstützt Liebmann österreichische Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen, die den Weg in ausländische Absatzmärkte suchen oder weiter ausbauen wollen. Zu klären sind erste Potenzialanalysen der Zielmärkte und Absatzkanäle, Analyse der Mitbewerber, Herstellen von Kontakten, Organisation und Betreuung von Messen und Kongressen sowie rechtliche, steuerliche, zolltechnische oder auch logistische Problemstellungen. Einige Kunden brauchen nur einzelne 50 /// FAZIT JUNI 2018
Informationen, andere suchen Vertriebsund Projektpartner in den Exportmärkten, andere wiederum werden schon seit Jahren umfassend betreut. Da hat Liebmann mit seinen Damen in China schon die eine oder andere Repräsentanz von österreichischen Industrieunternehmen aufgebaut und leitet diese heute noch von seinem Büro in Hongkong aus. Zwischen China und Österreich wurden vielfach Delegationen mit Investoren, Universitäten und politischen Vertretern betreut. Der Fokus auf China – und immer mehr auf weitere asiatische Märkte – entwickelte sich aus einem Jugendtraum heraus. Die Menschen mit ihrer Kultur, aber auch ihrer ganz speziellen Art, Geschäfte zu machen, lernte Liebmann in den vielen Jahren kennen, während derer er in Hongkong, Shanghai, Guangzhou und Foshan lebte und arbeitete. Wie sieht ein Arbeitstag in Hongkong aus? Die Termine in Hongkong sind oft sehr vielfältig, sehr dicht und meist hektischer als in der Heimat. Sein Büro im 66. Stockwerk eines der höchsten Türme der Finanz-Metropole am Viktoria-Hafen sieht Liebmann dennoch recht selten, da er ständig unterwegs ist, Geschäftspartner und Baustellen vor Ort besucht und vor
allem in den letzten Jahren immer öfter Reisen in andere asiatische Länder absolvieren musste. China wird nicht immer die Nummer 1 für alle Österreicher im asiatischen Raum bleiben, einige wollen ganz bewusst ihre Strategien in andere Märkte weiterentwickeln. Zwei mittelständische Industriebetriebe, die Bernd Liebmann schon seit Jahren von Hongkong aus repräsentiert, waren im Mittleren Osten über viele Jahre sehr erfolgreich und statten exklusive Hotels, Casinos und Villen mit großteils handgefertigten Stücken aus. Da kommt es schon vor, dass man plötzlich zu einem Termin nach Macau gerufen wird, und dann um 7 Uhr früh die Fähre besteigen muss, um rechtzeitig auf der Baustelle zu erscheinen. Die Termine in Hongkong sind auf alle Stadtteile aufgeteilt, da ist auch schon die Fahrt zwischen den Terminen mit Taxi oder U-Bahn manchmal sehr zeitraubend. „In Hongkong darfst Du es nie eilig haben“, empfiehlt Liebmann, „sonst gehen Dinge schief und die Hektik wird nur noch größer“. Kurz vor Weihnachten war Liebmann mit einer Mitarbeiterin zum „Mystery Shopping“ in Shanghai unterwegs. Ein Kunde aus Österreich hatte Probleme mit einem Einzelhändler wahrgenommen und verlangte Details über die Situation
Foto: Archiv BLM, Alexandra Luef
Exportportrait
Im bunten Treiben des Viktoria-Hafens von Hongkong treffen moderne Businesswelt und chinesische Tradition aufeinander. vor Ort. Da gab sich der Exportberater als privater Familienvater aus, der mit seiner Frau „exklusive Einrichtungsgegenstände aus Europa“ sucht. Mit vielen Hotel- und Appartementbetreibern arbeitet man schon lange zusammen, da ist es hilfreich, das Management zu kennen. Die Reisegruppen werden im Herbst regelmäßig wiederkommen, ebenso wie die Delegationen von heimischen Unternehmen. Da steht dann der Besuch in einem der exklusiven „Private Business Member Clubs“ in Hongkong oder Shanghai auf dem Programm, um zu „spüren“, wo und wie man dort Geschäftskontakte pflegt. Ein Abstecher ins Büro ist heute notwendig, da ein Paket gekommen sein soll, dann wartet schon Präsident Chan, der eine Vereinigung von fast tausend chinesischen Industriebetrieben von Hongkong aus leitet, in einem privaten Club beim Lunch. Tägliche Mails, Präsenz im „We Chat“, dem rein chinesischen Facebook, das dort alle nutzen, von Studenten bis Anwälten, von Jungunternehmern bis zu Vorständen von börsennotierten Unternehmen und politischen Beamten. Es ist immer wieder überraschend, dass in China Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten tatsächlich in den Social Media beginnen.
Neue Märkte – neue Ideen In einer Shopping Mall wurde eine Ausstellung besucht, auf der europäische Länder ihre Produkte, aber auch den Tourismus bewerben. Da gibt es gleich wieder Ideen auch für unsere Heimat … zu Weihnachten will man vor Ort schon die ersten Ideen sehen. Designer in Singapur warten, man will mit dem Kunden aufgrund der bisherigen guten Zusammenarbeit weitere Designteams vorstellen, um zukünftige Projekte auszuloten. Und in der folgenden Woche sind Flüge nach Bangkok, Manila und Phnom Penh geplant. Im Auftrag von Kunden sollen weitere Märkte besucht und analysiert werden. Neue Perspektiven und damit auch Geschäftschancen für die heimische Wirtschaft nimmt Liebmann immer wieder auf seinen Reisen wahr. „Vor Ort zu sein, ist die einzige wirkliche Möglichkeit, all diese Chancen zu entdecken und auszuloten“ bestätigt Liebmann. Langweilig wird es einem Exportberater nie, ganz im Gegenteil, Bernd Liebmann freut sich immer wieder, in der Heimat Projekte zu betreuen oder auch nur zur Erholung wieder in der Steiermark zu sein.
Der in Hongkong ansässige Exportberater Bernd Liebmann leistet für viele österreichische Unternehmen in China und im asiatischen Raum wertvolle Dienste. Dr. Bernd Liebmann (53), studierte Betriebswirtschaft in Graz und leitete viele Jahre die PR-Agentur BLM in Wien und Graz. Heute lebt und arbeitet er als Unternehmens- und Exportberater in Österreich und China, daneben unterrichtet er an Universitäten und FHs Public Relations und interkulturelle Themen. In seiner Freizeit stehen Familie, Sport (Golf, Mountainbike), gutes Essen und Reisen auf dem Programm; sein Interesse an fremden Ländern und Kulturen kann er auch beruflich gut nutzen und verbinden. Info: www. blmarketing.biz
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Zu Gast bei Fazit
Ein Gastkommentar von Thorsten Seifter
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er Begriff »Heimat« geriet durch das Aufkommen der Achtundsechziger (alles Liebe zum Fünfziger!) – Stichwort Anti-Heimatliteratur – zusehends zu einem Nicht-Wort, zumindest für fortschrittliche, liberale Geister. Die FPÖ hat aus dieser Tabuisierung Kapital geschlagen und den Begriff in Österreich besetzt. Selbstverständlich war das jedem bewusst, aber viele vertraten die Meinung, dass sie mit diesem antiquierten, »kontaminierten« Begriff ohnehin nichts zu tun haben möchten. Man überließ ihn auch der FPÖ im Wissen, die studierten, hippen Schichten in den Städten stramm auf »Weltoffenheit« gebürstet zu haben. Die Proleten, also die Dummen, sollen sich ruhig an ihrer national gedachten Heimat erfreuen, die im Zeitalter der Globalisierung sowieso weggefegt wird. Ein totes, braunes Pferd,
Heimat ohne Heimat
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worauf niemand Vernünftiges sein (politisches) Geld setzt. Und doch, der Bundespräsidentschaftswahlkampf im Jahr 2016 signalisierte eine diskursive Trendwende. Der Grüne Van der Bellen posierte auf seinen »Heimat«-Plakaten vor wunderschönen Panoramen. Etwas, das dem 68er seinerzeit locker als »affirmativer Scheiß« um die Ohren geflogen wäre. Im jüngsten Salzburger Landtagswahlkampf hat sich die dortige Grünen-Chefin Astrid Rössler sogar auf einem Plakat mit Kindern in Lederhosen und Dirndln ablichten lassen. »Heimat beschützen« stand darauf. Auf Rösslers Sujet fanden sich ausschließlich einheimische Kinder wieder, noch dazu alle streng »cis-gender«, die Buben trugen Lederhosen, die Mädchen Dirndl. Also, weniger »Buntheit« und »Vielfalt« ginge selbst bei der verhassten FPÖ nicht. Freilich beeilte sich Rössler, klarzustellen, für sie sei Heimat »ein Zuhause, das weltoffen ist und zugleich Halt gibt. Ein Zuhause, in dem wir uns über das Gemeinsame und nicht über das Trennende finden«. Wäre es dann nicht folgerichtig, neben Einheimischen auch Menschen nicht europider Physiognomie in traditionell alpenländischer Kleidung abzubilden? Das ist das Problem, wenn man als weltoffen und verwurzelt, gemeinsam und nicht trennend gesehen werden möchte. Man kann es nie allen recht machen, eine Seite würde immer abgeschreckt. Trotzdem steigen seit wenigen Jahren die Versuche, diesen Spagat möglichst galant zu vollführen. Christian Klepej unternahm diesen Versuch ebenfalls, sehr darauf bedacht, das eine (»Weltoffenheit«) nicht gegen das andere (»Halt«) auszuspielen (es geht schließlich um das Gemeinsame, nicht das Trennende). Apropos: Die Warnung vor dem importierten Antisemitismus darf nicht fehlen, mahnende Worte an den ebenso stark ausgeprägten Hass gegen Einheimische können dagegen unterbleiben. Klepej wägt ab, betrachtet die eine Seite (die »herzensgute« türkische Familie) und die andere (»kein deutsches Wort mehr« im Kindheitsviertel) und spürt,
dass die Adduktoren strapaziert werden. Doch was soll daraus folgen? Darauf gibt er keine Antwort. Auch Rössler oder VdB haben keine Antwort parat. Alle aber haben (nunmehr) erkannt, dass die Frage der Identität jene unserer Zeit, vor allem aber die Frage meiner Generation ist, die wiederum untrennbar mit der Zuwanderungsthematik verwoben ist. Ohne zu bestimmen, wer Teil der Heimat ist und wer nicht, drückt man sich um eine notwendige Entscheidung. So ist Heimat vollkommen beliebig, nichts als ein ahistorisches Gelände ohne Ecken und Kanten. Damit zieht man sich in letzter Konsequenz auf einen kosmopolitischen (globalistischen) Humanitarismus zurück, ein Menschheitsphantasma: Heimat: Erde; Nation: Mensch. Die Bezüge sind maximal global und abstrakt, transient und konturlos. Die Heimat, die ich meine, ist das genaue Gegenteil davon: sie stiehlt sich nicht aus der Geschichte, ist real, konn kret, exklusiv und opulent.
Dieser Text ist eine Reaktion auf den Kommentar »Zur Lage« (#90) aus der letzten Ausgabe. Thorsten Seifter (29), hat Sprachwissenschaft in Graz studiert (MA). (Ko-)Autor linguistischer Publikationen. Aktuell ist er im 6. Semester des Fachhochschulstudiums Logopädie in Graz.
Kurz & News
Fotos: Werner Krug, Stefan Lozar, AMS
Helios erhält Energy Globe Styria Award 2018 Für das solare Großspeicherprojekt Helios wurde die Energie Graz gestern, im feierlichen Rahmen der Aula der Alten Universität, mit dem begehrten Energy Globe Styria Award 2018 ausgezeichnet. Helios kombiniert Wärme aus Sonnenergie und Deponiegas mit einem Großspeicher, ein in Europa einzigartiges Innovationsprojekt der Energie Graz. Es ist Bestandteil der nachhaltigen Grazer Vision „Wärmeversorgung Graz 2020/2030“ und soll die Versorgungssicherheit des Fernwärmenetzes weiter stärken. Die beiden GF der Energie Graz, Boris Papousek und Werner Ressi, sind erfreut über die Auszeichnung: „Helios ist ein weiterer Meilenstein in Richtung ökologische Nachhaltigkeit und zukunftsorientierte Wärmeversorgung.“
AMS-Jobmesse setzt Impulse für steirischen Tourismus
Sommer am Berg 2018 Der heurige Musik-Sommer auf dem Schloßberg bringt einen reichen Mix an Rock, Pop, Oper, Weltmusik, Hip-Hop, Musical, Schlager, Techno und vieles mehr. Ein Highlight wird das „Metal on the Hill“-Festival am 17. Und 18. August. Bernhard Rinner, GF der Theaterholding Graz / Steiermark GmbH betont: „Nicht nur qualitativ, auch quantitativ wird es eine Sommersaison der Superlative. Noch nie gab es so viele Konzerte und Veranstaltungen wie heuer auf der Schloßbergbühne Kasematten. Wir haben wirklich alle logistischen, personellen und behördlichen Grenzen ausgereizt, um unserem Publikum ein Maximum an Shows bieten zu können.“ Die Volksbank Steiermark fungiert auch heuer weiter als Hauptsponsor der Grazer Spielstätten, so GD Regina Ovesny-Straka.
Mehr als 500 Besucherinnen und Besucher, rund 50 Betriebe aus der ganzen Steiermark: Bei der großen Jobmesse für den Sommertourismus am 9. Mai in der Grazer Messe führte das AMS Steiermark erfolgreich Arbeitssuchende und Unternehmen zusammen. „Damit unterstützen wir die Personalsuche der steirischen Betriebe aus Gastronomie und Hotellerie“, sagt der LGF des AMS Steiermark, Karl-Heinz Snobe. „In diese Richtung zielt auch unser erfolgreicher Schwerpunkt ‚Überregionale Vermittlung im Tourismus‘. So fanden während der Wintersaison 1.200 Personen mit Hilfe des AMS eine neue Stelle im Tourismus, etwa in der Region Schladming/Dachstein, aber auch in anderen Bundesländern.“
Fazit und die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)
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Kurz & News
Top Innovation Award für die FH Joanneum
E-Tankstelle für den Steiermarkhof
Das Bildungshaus Steiermarkhof der Landwirtschaftskammer in Graz hat eine eigene E-Tankstelle bekommen. „Der Steiermarkhof mit seinen jährlich 65.000 Seminarteilnehmern ist damit das erste E-Mobil-fitte Bildungshaus Österreichs“, unterstreicht LK-Präsident Franz Titschenbacher. Während sich die Seminarteilnehmer weiterbilden, können hier mit vier Ladestationen die E-Fahrräder und E-Autos betankt werden. Die dazu gehörige hauseigene Photovoltaikanlage erzeugt den Ökostrom, eine Speicheranlage sorgt für die ausreichende Verfügbarkeit des CO2-freien Stroms. Auch Rasenmäher „Karl“ wird mit Ökostrom betrieben und sorgt somit emissionsfrei für ein gepflegtes Ambiente rund ums Haus.
Tag der Sicherheit bei der Grazer Wechselseitigen Als Fußgänger oder Radfahrer legen Kinder ihren Schulweg oft im Dunkeln zurück. Dabei sind laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) knapp 40 Prozent aller Kinder zu dunkel gekleidet, und 17 Prozent tragen weder helle Kleidung noch Reflektoren. Darüber hinaus sind sie aufgrund ihrer Körpergröße sowie ihres teilweise unvorhersehbaren Verhaltens als Verkehrsteilnehmer besonders gefährdet. Mit dem „Tag der Sicherheit“ am 4. Mai informierte die Grawe mit den Österreichischen Länderversicherern über die potenziellen Gefahren und gab Tipps zu den Sicherheitsvorkehrungen.
Steiermärkische Sparkasse und FH Joanneum im Praxisdialog
Am 24. April fand an der FH Joanneum Graz ein weiterer Praxisdialog zwischen Professoren und Vertretern der Wirtschaft statt. Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse, Martin Payer, kaufmännischer GF der FH Joanneum, Christian Vogel, Leiter des FH-Studienganges „Elektronik und Computer Engineering“, Dominik Wanda, Referent am Kompetenzzentrum Recht des Sparkassenverbands, tauschten sich in einem − von Werner Hauser moderierten − angeregten Dialog über das Thema „Kryptowährung − technische und rechtliche Aspekte“ aus. Im Anschluss an die Veranstaltung nutzten die Gäste die Möglichkeit, am Buffet mit den Vortragenden ins Gespräch zu kommen.
Konferenz für inklusiven Arbeitsmarkt
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Mehr Beschäftigung für Menschen mit Behinderung ist eines der wichtigsten Ziele in der Behindertenpolitik in der Steiermark. Als Teil einer gemeinsamen Initiative des Landes Steiermark und der Wirtschaftskammer trafen am 25. April rund 250 Teilnehmer am Flughafen Graz-Thalerhof mit europäischen Experten zum Erfahrungsaustausch zusammen. „Es ist die erste Konferenz in der Steiermark in diesem Rahmen. Ich erwarte mir praktische Anregungen und neue Ideen, die wir gemeinsam mit den Unternehmen umsetzen können“, betonte LR Doris Kampus. WKO-Präsident Josef Herk erläuterte, dass „die Integration von Menschen mit Behinderung ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen ist“.
Fotos: Ralph König, designaustria, Energie Steiermark, Margit Kundigraber, steiermark.at / Streibl
Am 21. April wurde das Institut Product & Transportation Design der FH Joanneum zur „Top Design Education Institution“ gekürt. Anlässlich der World Industrial Design Conference 2018 in Hangzhou, China, wurden auch drei weitere österreichische Design-Vertreter (aws Designteam, KISKA Shanghai sowie designaustria) mit dem Top Innovation Award (TIA) für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet. Die Preisträger wurden aus insgesamt 5.000 Einreichungen aus 30 Ländern und nach vier Evaluierungsphasen ermittelt. Der Wettbewerb wird von der China Industrial Design Association (CIDA) organisiert und würdigt herausragende Gestaltungsleistungen zu nachhaltigen Verbesserungen für Gesellschaft und Wirtschaft.
Foto: Scheriau
Kurz im Gespräch mit
Anzeige Foto:Foto Fischer
Doris Kampus, steirische Landesrätin für Soziales, Arbeit und Integration
GO Ingrid Karner (4. v.l.) und FGO-Stv. Christian Dillinger (6. v.l.) überreichten elf Mitgliedern das Gold-Siegel für Humanenergetiker.
Wirtschaftsenergetik am Tag der persönlichen Dienstleister Am 26. April fand in der WKO Steiermark zum 3. Mal der österreichweite „Tag der Energetik“ statt, der in der Steiermark als Tag der persönlichen Dienstleister ausgerufen wurde.
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ie zahlreichen Besucher erhielten bei den Veranstaltungen umfassende Informationen zu wichtigen Themen. Der Bogen spannte sich von der EU-Datenschutz-Grundverordnung über Wirtschaftsenergetik und -astrologie bis zum Thema Kundenbeziehungen. In seinem Vortrag „Absicherung im Berufsalltag“ informierte Thomas Hartmann über Betriebshaftpflicht- und Rechtsschutzversicherung. Die Teilnehmer erfuhren zudem, wie sie Menschenkenntnis einsetzen können, um herauszufinden, wie ihre Kunden ticken. Im Zentrum stand das übergreifende Thema „Wirtschaftsenergetik und mehr“, bei dem Methoden und Dienstleistungen für Unternehmen vorgestellt wurden. Raumbeduftung für Büros und Sitzungszimmer, Lebensraumconsulting mit Feng Shui und der Einsatz von Farben sowie Radionik zum Feststellen von Erdstrahlen werden immer mehr von Unternehmen nachgefragt. Auch die Farb-, Typ- und Stilberater haben sich im Businessbereich bestens etabliert.
Qualitäts-Siegel für Energetiker 2016 wurde das Qualitäts-Siegel für Humanenergetiker erstmals vorgestellt. Rund 1.900 Humanenergetiker haben seither österreichweit am Qualifizierungsprogramm teilgenommen. In der Steiermark haben bereits rund 200 Mitglieder das Bronze-Siegel und rund 60 Mitglieder das Silber-Siegel verliehen bekommen. Elf Mitgliedern wurde von FGO Ingrid Karner und FGO-Stv. Christian Dillinger im Rahmen des Tages der Energetik feierlich das Gold-Siegel überreicht. Mit dabei war auch diesmal wieder die „Energiewaschstraße“, um Energieräuber zu identifizieren und neue Energiequellen zu erschließen. Drei Stationen mit verschiedenen Methoden und Dienstleistungen aus dem Bereich der Humanenergetik, aber auch der Astrologie und der Farb- und Typberatung standen dem Publikum zum Kennenlernen, Ausprobieren und Energietanken zur Verfügung.
Welche Änderung erwarten Sie von der kommenden bundeseinheitlichen Regelung zur Mindestsicherung und wo ziehen Sie die rote Linie? Das steirische Modell der Mindestsicherung wäre eine gute Grundlage für Gespräche gewesen. Nun warten wir auf die Pläne des Bundes. Ich appelliere an den Bund, einen verfassungskonformen Vorschlag zu unterbreiten. Für mich steht insgesamt außer Frage: Die Mindestsicherung ist das letzte soziale Netz, es muss reißfest bleiben. Meine rote Linie verläuft dort, wo der tatsächlich notwendige Mindestbedarf zum Leben unterschritten werden würde. Grundsätzlich muss es freilich unser Ziel sein, Menschen in Arbeit zu bringen, sodass sie gar nicht Mindestsicherung beziehen müssen. Erhalten Sie in dieser Frage Unterstützung vom Regierungspartner ÖVP auf Landesebene? Die Zusammenarbeit mit dem Regierungspartner funktioniert gut, auch in Fragen der Sozialpolitik.
Wie hat sich das steirische Modell der Mindestsicherung in der Vergangenheit bewährt? Mit dem steirischen Modell ist es gelungen, eine gute soziale und finanziell verträgliche Regelung umzusetzen. Wir haben bewiesen, dass wir die Kosten im Griff haben. Für anerkannte Flüchtlinge haben wir die Integrationshilfe eingeführt, die an klare Auflagen geknüpft ist. Die Kontrollen wurden verstärkt, allein im Vorjahr wurden mehr als 1.000 Mal Sanktionen, das heißt Kürzungen, verfügt. Die Mindestsicherung ist das soziale Netz, aber sie ist keine Hängematte und sie kann auch keine sein. FAZIT JUNI 2018 /// 55
Anzeige Fotos: Citycom/Lunghammer
Christian Nußmüller (Stadtbaudirektion Graz), Igo Huber (Citycom), Markus Pernthaler (Architekt) und Hans Höllwart (Science Tower Graz) trafen sich zur Diskussion im Science Tower.
Im Kleinen groß denken Über Stadtteilentwicklung in Zeiten der Digitalisierung diskutierten im Rahmen der Citycom-Gesprächsreihe WeITblick Hans Höllwart (Science Tower Graz), Igo Huber (Citycom), Christian Nußmüller (Stadtbaudirektion Graz) und Markus Pernthaler (Architekt). Die Experten im Wordrap. Alles smart … Pernthaler: Für mich bedeutet Smartness in Bezug auf das Planen, die Lebensbedingungen der Menschen auf allen Ebenen zu verbessern und nicht zum Selbstzweck. Das alles unter Berücksichtigung eines nachhaltigen Ressourcenmanagements – wobei ganz wichtig ist, dass Letzteres nicht zum Selbstzweck erfolgt. Nußmüller: Weltweit gibt es ganz unterschiedliche Interpretationen des Begriffs „Smart City“. Während in Asien dabei die Technologiekomponente im Mittelpunkt steht, ist es bei uns die Lebensqualität der Menschen, welche die erste Stelle von smarten Stadtteilentwicklungen einnimmt. Eigentlich ist Smart City mittlerweile ein überstrapaziertes Wort. Worum es wirklich geht, ist der vernünftige Ansatz einer interdisziplinären, zukunftsfähigen Stadtentwicklung mit einer Nachhaltigkeitskomponente, unter Einbeziehung möglichst aller Anspruchsgruppen. Höllwart: Smart Production und Industrie 4.0 sind eine große Chance, wenn man sie richtig nützt. Dann können wir damit die Arbeit nämlich so gestalten, dass auch möglichst 56 /// FAZIT JUNI 2018
viele Menschen beschäftigt werden können. Jedes Individuum soll Platz haben, nicht nur die Hochqualifizierten. Huber: Was die Infrastruktur für Smart Cities betrifft, braucht es in Zukunft mehrere Netzebenen. In den heutigen Smart Homes läuft das ja alles noch über das gleiche Netz, das wird nicht mehr funktionieren, wenn selbstfahrende Autos unterwegs sind, die sowohl Daten senden als auch empfangen oder im Energiesektor die Dezentralisierung weitergeht.
… und nachhaltig? Höllwart: Wir müssen lernen, die riesigen Ressourcen, die uns die Sonne bietet, besser zu nutzen und so zu verteilen, wie wir sie brauchen. Wir haben in den Regionen die Möglichkeit, all das zu produzieren, was wir brauchen und auch die Menschen hier zu beschäftigen. Der Bauer der Zukunft produziert hochwertige Lebensmittel und Energie, und wenn eine gute Vernetzung herrscht, können die Wege zu diesen Produkten auch viel kürzer sein. Man muss die Smart Cities mit den Regionen rundherum verbinden. Es hat keinen Sinn, die Produkte quer
über den Globus zu transportieren, das ist doch ein Irrsinn. Pernthaler: Im Programm für das neue Stadtteilzentrum, das wir vor 7 Jahren geschrieben haben, haben wir die Nachhaltigkeit in 4 Themenbereiche geteilt: Ökonomie (was ist leistbar etc.), Ökologie (Energiefragen, Mobilität, ...), Soziales (soziale Ausgewogenheit etc.) und Kulturelles (Qualitätssicherung, Nachhaltigkeit). Bei der kulturellen Nachhaltigkeit war uns zum Beispiel wichtig, dass es auch Qualitätssicherungsmaßnahmen gibt. Wie stelle ich sicher, dass das, was am Papier skizziert ist, am Ende auch so umgesetzt wird? Was das betrifft, gibt es sicher noch Potenzial in der Verwaltung. Sobald der Baubescheid ausgestellt ist, gibt es so gut wie keine Qualitätssicherungsmaßnahmen mehr. Und in Zukunft? Nußmüller: Eine große Frage der Zukunft wird sein: Wie integriert man moderne
Smart-City-Technologien wie Glasfaser in die bereits bebauten Stadtgebiete? Dabei stellt sich natürlich auch die Frage der Finanzierung neuer Infrastrukturen – wollen oder können es sich die BürgerInnen bzw. die öffentliche Hand überhaupt leisten? Huber: Die Umsetzung kann da durchaus herausfordernd sein. Ich kann eine Glasfaserleitung ja nicht einfach in die Künette eines anderen Leitungsträgers „hineinschmeißen“, das muss alles als eigenes Teilgewerk ausgeschrieben und ausgeführt werden. Das führt unterm Strich dazu, dass die Errichtung außerordentlich teurer wird. Gewisse Strukturen sind über Jahrhunderte gewachsen, bedürfen aber dringend einer Anpassung. Dass eine Straße öffentliches Gut ist, ist selbstverständlich. Mittlerweile ist eine Glasfaserleitung aber eine genauso wichtige Infrastruktur, muss allerdings privat finanziert werden.
Citycom Telekommunikation GmbH www.citycom.co.at
Wirtschaft
KNAPP liefert Technologie für Schweizer Messer-Produzenten
Vertragsunterzeichnung für das neue Europa Distributions Center von Victorinox
Die KNAPP AG hat vom Schweizer Traditionsunternehmen Victorinox AG, unter anderem Hersteller des bekannten Schweizer Taschenmessers, den Zuschlag für eine schlüsselfertige Automatisierungslösung erhalten. Das neue Europa Distributions Center wird mit Shuttle-Technologie und manuellen Lager- und Kommissionierbereichen ausgestattet sein. Das Warehouse Management System KiSoft von KNAPP wird für optimale und effiziente Abläufe im neuen Logistikzentrum sorgen.
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Traditionsreiches Unternehmen Das Unternehmen Victorinox entwickelt und verkauft weltweit einzigartige und hochwertige Produkte – von Haushaltsund Berufsmessern über Uhren und Reisegepäck bis hin zu Parfums – und das wohl weltweit bekannteste Produkt: das Schweizer Taschenmesser. Als global agierendes Unternehmen von heute blickt Victorinox auf eine über 130-jährige Firmengeschichte zurück. Qualität, Tradition und Innovation bestimmen die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens. Victorinox produziert an mehreren Standorten in der Schweiz. Um die Lagerung zu zentralisieren und Logistikabläufe zu vereinfachen, entschied sich Victorinox für den Bau eines Europa Distributions Centers. Ab April 2020 wird der gesamte Versand für alle Produktionsgruppen und fertigen Produkte über dieses Lager abgewickelt.
Menschen stehen im Mittelpunkt Die beiden Projektpartner legen großen Wert auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit: „Nicht nur die Geradlinigkeit und die ergonomische Gestaltung der Lösung hat uns überzeugt – wichtig war uns auch die Diskussion auf Augenhöhe. Die starre Grenze zwischen Lieferant und Kunde wurde aufgebrochen. Die Projektteams arbeiten partnerschaftlich zusammen und das spiegelt sich in der Projektausarbeitung
Anzeige Foto:Knapp AG
as neue Europa Distributions Center von Victorinox wird in der Nähe der Unternehmenszentrale in Ibach im Kanton Schwyz entstehen. Carl Elsener, CEO und Verwaltungsratspräsident Victorinox AG, und Heimo Robosch, Executive Vice President KNAPP AG, unterzeichneten Anfang Mai im Zuge eines offiziellen Rahmenprogrammes den Vertrag.
Carl Elsener, CEO und Verwaltungsratspräsident Victorinox AG (re.), und Heimo Robosch, Executive Vice President KNAPP AG, unterzeichneten den Vertrag im Victorinox-Headquarter. wider“, resümiert Carl Elsener nach der Angebotsphase. Heimo Robosch, Executive Vice President KNAPP AG, ergänzt: „Mit Victorinox verbindet uns die Tradition eines Familienunternehmens, die Verbundenheit zu unseren Heimatstandorten und die soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern. Das erzeugt eine sehr gute Vertrauensbasis und wir sehen dem weiteren Projektverlauf mit Freude entgegen.“ Direkte Bahnanbindung als Teil der Lösung Im Zentrum der Lösung steht ein OSR Shuttle System mit 37.500 Stellplätzen, das für eine variable Lagerung der Produkte sorgt. So können Lagerdichte und Reichweite maximiert werden. Weltweit wohl einzigartig ist die integrierte Bahnanbindung des neuen Distributions Centers an die meistbefahrene Strecke in Europa. Ein eigenes Gleis der Schweizer Bundesbahn für die Anlieferung von Produktionsmaterial in Großmengen führt direkt in die neue Halle.
Über KNAPP KNAPP zählt zu den globalen Marktführern unter den Anbietern intralogistischer Komplettlösungen und automatisierter Lagersysteme und hat sich auf die Kernbranchen Healthcare, Fashion, Retail, Food Retail und Industry spezialisiert. KNAPP ist Erfinder und Weltmarktführer im Bereich Shuttle-Technologie und hat mit dem Lager- und Kommissioniersystem OSR Shuttle™ oder den Open Shuttles – selbstnavigierende Transportfahrzeuge – die Branche nachhaltig geprägt. KNAPP setzt sich auch mit Technologien abseits gewohnter Logistikpfade auseinander und nutzt zum Beispiel Augmented Reality als Basis moderner Bildverarbeitungs- und Bilderkennungssysteme zur Qualitätsprüfung in der Industrie. Innovation, Forschung und Entwicklung spielen demnach eine wichtige Rolle im Unternehmen: Rund sechs Prozent des Umsatzes werden jährlich in Forschung und Entwicklung investiert. knapp.com
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Kulinarik
Großer Auftritt für den Grazer Krauthäuptel
Wirtschaftsbund Oberwart auf „Schmankerl-Tour“
Bereits zum 9. Mal organisierte der WB-Bezirk-Oberwart eine Schmankerl-Tour mit Bezirksobfrau Andrea Gottweis an der Spitze durch das Südburgenland. Das Reiseprogramm umfasste mehrere Stationen, um regionale Betriebe aus Gewerbe-Handwerk, Tourismus sowie dem Obst- und Uhudler-Weinbau kennen zu lernen: Frühstück bei Aloisia Bischof in Badersdorf, Führung durch das Bildeiner Geschichtenhaus, Uhudlermenü mit Weinbegleitung im Kirchenwirt Mirth in Eltendorf, Betriebsführung und Verkostung im Obsthof Zotter in Kukmirn und Kulinarik am Teich im Koi, Rotenturm/ Oberdorf. Für die 20 Teilnehmer war es ein kulinarischer Genuss – besonderes Lob gab es auch für die interessanten Führungen durch die Betriebe.
Staatsmeistertitel für steirische Tourismus-Lehrlinge
Von 18. Bis 20. April kämpften die 81 besten österreichischen Tourismus-Lehrlinge um die begehrten Staatsmeistertitel in den Kategorien „Küche“, „Service“ und „Hotelund Gastgewerbeassistenz“. Auch heuer war wieder die LBS Obertrum Austragungsort des hochkarätigen Wettbewerbs. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: 27 Gold-, 31 Silber- und 22 Bronze-Medaillen wurden vergeben. Die steirischen Kandidaten konnten mit ihren zahlreichen Bestplatzierungen wiederum den Titel für das beste Bundesland erringen. Die Topplatzierten haben jetzt die Chance, Österreich bei den europäischen und weltweiten Berufsmeisterschaften (Euro- bzw. WorldSkills) zu vertreten.
Bienen machen Schule in Feldbach Anlässlich des runden Geburtstages von Bgm. Josef Ober aus Feldbach überreichte Saubermacher Hans Roth an die Volksschulen I und II in Feldbach zwei Insektenhotels, eigens für Wildbienen. Gemeinsam mit den Schülerinnen wurden diese unter fachkundiger Anleitung von Wildbienenhotel-Erbauer Konrad Guggi errichtet und bei der feierlichen Eröffnung der VS I Feldbach mit Einzelnestern befüllt.
Sauber gartln Immer mehr Menschen schätzen selbst angebautes Gemüse, auch wenn der Platz dafür noch so klein ist. Die Antwort von Saubermacher darauf ist die mobile und platzsparende „Gartlbox“. Die Beete sind trendig designte Mülltonnen aus hochwertigem Kunststoff und machen das Gärtnern auch auf kleinstem Raum, wie einem Balkon, möglich. Zum Einsatz kommen sowohl gebrauchte Mülltonnen als auch neue. „Die alten Mülltonnen werden für ihr ‚zweites Leben‘ als Gartlbox gründlich gereinigt und von Jugend am Werk Steiermark in die passende Form gebracht.
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Fotos: LK / Danner, WB Oberwart, Andreas Kolarik, Saubermacher,
Weil die kühlen Nächte ihn außergewöhnlich knackig gedeihen ließen, schmeckt der Aristokrat unter den Salaten jetzt vorzüglich. Aus diesem Anlass erfreuten LK-Vizepräsidentin Maria Pein und Bgm. Siegfried Nagl die Grazerinnen und Grazer bei einer einmaligen Verteilaktion mit einem frisch geernteten Grazer Krauthäuptel. Pein freut sich: „Der beliebteste Salat der Steirer ist ein wahrer kulinarischer Hochgenuss. Er punktet mit seinen zartknackigen, leicht süßlichen bitterfreien Geschmack und vielen wertvollen Inhaltstoffen, die ihn zu einer wahren Vitaminbombe machen. Er ist sehr kalorienarm und ideal für leichte Kost sowie für Schonkost.“ Grazer Krauthäuptel gibt es übrigens jetzt auch als Eis – kreiert von der Gelateria Sax.
Kulinarik
Herkunft der Lebensmittel in Kantinen deklarieren Bei der diesjährigen Woche der Landwirtschaft Anfang Mai stand die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Dem zunehmenden Bedürfnis nach Transparenz und einer klaren Kennzeichnung soll eine gesetzliche Grundlage verliehen werden, fordert LK-Präsident Franz Titschenbacher.
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Rot-weiß-rote Lupe „Gut zu wissen“ „In heimischen Produkten vereinen sich Qualität, Frische, Regionalität und nachvollziehbare Herkunft – das ist das große Plus, warum beim persönlichen Einkauf in den Geschäften gezielt und vermehrt heimische Lebensmittel bevorzugt werden“, unterstreicht Titschenbacher. Und weiter: „Um auch beim Großküchen-Essen für Entscheidungsfreiheit und Vertrauen in ein gutes Essen zu sorgen, verlangt die Landwirtschaftskammer eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung“. Am Symbol der rotweißroten Lupe soll man künftig die Herkunft der Lebensmittel in Kantinen erkennen. Die gesetzlichen Grundlagen bestehen bereits: „Öffentlich geführte Großküchen müssen nicht mehr die billigsten Lebensmittel, sondern können nach dem Bestbieterprinzip regionale Lebensmittel einkaufen“, so Titschenbacher. Das Regierungsprogramm sieht eine verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch und Eiern bei Kantinen, sowie eine Pflichtkennzeichnung von verarbeiteten Produkten aus Fleisch und Eiern vor. Auch in anderen EU-Ländern liegen die Transparenz bei der Herkunft der Lebensmittel und die Herkunftskennzeichnung voll im Trend. Botschafter für regionale Produkte Seit 2016 setzen die Betriebsküchen der Steiermärkischen Krankenanstal-
LK-Präs. Franz Titschenbacher (li.) und Kammerdirektor Werner Brugner (re.) zeichneten die „Gut zu wissen“-Botschafter aus: Ulli Retter, Christopher Drexler, Christa Wimberger und Johann Spreitzhofer. tengesellschaft das Bestbieterprinzip um, erklärt Gesundheitslandesrat Christopher Drexler, der künftig als „Gut zu wissen“-Botschafter fungieren wird: „Ausgewogene Ernährung hat einen wesentlichen Anteil an der Gesundheit der
Anzeige Foto:LK / Danner
ie Situation ist für viele Konsumenten unbefriedigend: In Schulen, Kantinen, Mensen, Krankenhäusern sowie Pflegeund Seniorenheimen ist die Lebensmittelherkunft meist unklar. „Die Gäste und Kunden haben keine Wahlfreiheit, wünschen sich aber mehr Transparenz durch klare Herkunftskennzeichnung des Kantinen-Essens“, unterstreicht LK-Präsident Titschenbacher. Das bestätigt eine brandaktuelle GfK-Umfrage vom März 2018: Die Steirer sind die ausgeprägtesten Konsumpatrioten – 79 Prozent wünschen sich eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung der Zutaten beim Kantinen-Essen (österreichweit sind es 68 Prozent).
LK Präsident Franz Titschenbacher: „Wir fordern eine verpflichtende Kennzeichnung zur Herkunft von Kantinen-Essen.“ Steirerinnen und Steirer. Von unserem Budget in Höhe von rund 11,5 Millionen Euro pro Jahr für den Lebensmitteleinkauf werden zirka 80 Prozent regional eingekauft. Gerade im Krankheitsfall ist es von
großer Bedeutung, dass man sich gesund ernährt. Mir ist es daher ein großes Anliegen, dass in unseren Häusern regionale und saisonale Produkte für unsere Patientinnen und Patienten eingekauft werden.“ Nur Regionales, mit einem Bioanteil von einem Drittel, kommt auf die Teller des Steiermarkhofes, dem Bildungshaus der Landwirtschaftskammer, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Mit gutem Beispiel voran geht das Sudhaus der Anton Paar GmbH, erklärt Wirtin Ulrike Bernhard: „Regionaler Einkauf entsprechend der Jahreszeit hat für uns Priorität.“ Auch Josef Donhauser und seine 1.200 Mitarbeiter unterstützen als Österreichs größtes Cateringunternehmen seit März 2015 die „Gut zu wissen“-Initiative. Um für die Herkunftskennzeichnung in Gastronomie und Großküchen die Werbetrommel zu rühren, zeichnete die Landwirtschaftskammer neben LR Drexler weitere verdiente Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft aus, u. a. Ulli Retter, Seminar-Hotel und Bio-Restaurant (Pöllauberg), Gastwirtin Christa Wimberger (Bad Waltersdorf), Johann Spreitzhofer, Obmann Fachgruppe Hotellerie und GF Landhotel Spreitzhofer (St. Kathrein/Offenegg). FAZIT JUNI 2018 /// 59
Neue Spar-Filiale in Premstätten eröffnet I n der neuen Filiale in der Thalerhofstraße in Premstätten finden Kundinnen und Kunden ab sofort die breite Spar-Produktpalette. Christoph Holzer, GF Spar Steiermark und Südburgenland, erklärt: „Der Grazer Süden ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Wir freuen uns, unseren Kundinnen und Kunden mit dem neuen Standort künftig als Nahversorger
zur Verfügung zu stehen.“ Der neue Spar-Supermarkt in Premstätten bietet 18 Mitarbeitern, unter der Marktleitung von Daniel Dockter und seiner Stellvertreterin Michelle Drosg, einen sicheren Arbeitsplatz nahe von daheim. Im Rahmen der Eröffnung wurde Bgm. Anton Scherbinek ein 2.500 Euro-Scheck für bedürftige Familien der Gemeinde übergeben.
Foto: Slow Food Styria
Foto: Spar
Kulinarik
(von re.) Ilse Blachfellner-Mohri (GH Eberhard), Manfred Flieser, Helga Schenkermaier-Leis, Reini Schenkermaier (Erzberg Bräu) und die Schenkermaier-Töchter, die ein perfektes Service boten.
Slow-Food-Frühling in der Steiermark Im April lud Slow Food Styria bewusste Genießerinnen und Genießer zu vier Frühlings-Kulinarien ins Café Kaiserfeld in Graz, um Köchinnen und Köchen sowie Manufakturen, deren Betriebe abseits der Hauptverkehrsrouten liegen, eine Bühne zu bieten.
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en Beginn machte am 9. April Agnes Lemmerer (Sölkstub’n, St. Nikolai im Sölktal) mit einer Wildkräutersuppe mit Krennockerln und einem Wildeintopf. Dazu schmeckte das obergärige „Slow 2“ von der Handbrauerei Forstner in Kalsdorf. Am 16. April bekochten Ilse Blachfellner-Mohri (GH Eberhard, St. Michael) und Helga Schenkermaier-Leis (Erzbergbräu) das begeisterte Publikum. Zu den einzelnen Gängen kredenzte Reini Schenkermaier die stimmige Bierbegleitung. Am 26. April hieß es Bühne frei für Bianca Rohrer und Ulrich Matlschweiger (Restaurant „Hoamat“, Großreifling) und Susanne Weissensteiner (Mostkellerei Veitlbauer). Begrüßt wurden die Gäste mit einem Apfel-Johannisbeersaft von der Mostkellerei Veitlbau-
er. Dieser mundete zum raffiniert marinierten Ziegenkäse (Bio-Hofkäserei Ennsleitner, Mooslandl) mit frischen Wildkräutern. Zur Ennstaler Steirerkassuppe erwies sich der „Brünnerling“-Most als perfekter Begleiter. Am 30. April stand Christoph Zotter mit seiner Kalbfleischmanufaktur (Oberbuch bei St. Magdalena) im Rampenlicht. Küchenchef Jürgen van Werven (Genusswerk Pur) veredelte das ausgezeichnete Fleisch im Menü „Kalb trifft Rind“. Die Weinbegleitung dazu bot Andreas Mörth (Weingut Mörth-Pommer) aus Oberfahrenbach. Der Erfolg motiviert „Slow Food Styria“-Gründer Manfred Flieser, für den kommenden Herbst zu weiteren Kulinarien ins Café Kaiserfeld zu laden.
Veterinärmedizinerin Dr. Kerstin Schön von TANN kontrolliert laufend die Einhaltung der Tierwohlkriterien.
Genießer-Fleisch vom Alpenochs bei SPAR Höchster Fleischgenuss und strengste Standards beim Tierwohl gehen bei SPAR Hand in Hand. Mit dem Alpenochs-Schwerpunkt, der im Mai 2018 startet, kommt hochqualitatives Fleisch aus der Region in die Regale der regionalen SPAR-Supermärkte.
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ls größter Partner der heimischen Landwirtschaft steht SPAR zur Verantwortung für Umwelt und Tiere. Der Alpenochs wächst unter tiergerechten Bedingungen auf, nach Standards, die über rechtliche Vorgaben hinausgehen. Die Genussfleisch-Marke Alpenochs steht für eine zeitgemäße, tiergerechte Aufzucht. „Die Kälber wachsen in Mutterkuhhaltung auf und holen sich in der Zeit in der Alpenregion Vitalität und Gesundheit“, erklärt Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland. Dabei setzt man auf die Kontrolle durch die AMA sowie auf Tier-Expertinnen und -Experten: „Der Alpenochs hat bis zu 40 Prozent mehr Platz zur Verfügung als gesetzlich vorgeschrieben“, bestätigt Veterinärmedizinerin Dr. Kerstin Schön, die bei SPAR für die Markenprogramme zuständig ist. Rindfleisch für höchsten Genuss Die Alpenregion bietet bes-
te Voraussetzungen für den Alpenochs. Dieses Heranwachsen unter besten Bedingungen merkt man einfach. „Wir haben für SPAR gemeinsam mit der AMA nur ganz bestimmte Rassen für das Programm Alpenochs definiert“, erklärt Siegfried Weinkogl, Leiter Bereich TANN Frischfleisch und Wurstwaren. Die Vaterlinie muss einer definierten Fleischrasse oder einer seltenen Rasse gemäß ÖPUL-Richtlinie angehören. Das sichert die Fleischqualität. Das Fleisch vom Alpenochs zeichnet sich durch sein einzigartiges, kräftiges Aroma aus. Mit der Marke Alpenochs fördert SPAR die regionale Landwirtschaft und trägt dazu bei, die natürliche Umwelt zu erhalten. Erhältlich wird das Qualitätsrindfleisch für Genießer vorerst zu Schwerpunktaktivitäten bei SPAR, EUROSPAR und INTERSPAR in der Steiermark und im Südburgenland sein.
Foto: Philipp Hutter
Anzeige Foto: Spar / Werner Krug
Kulinarik
Gault&Millau prämiert das beste Kürbiskernöl
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m 7. Mai wählte der führende Gourmetguide Gault&Millau aus 20 Top-Produkten das beste steirische Kürbiskernöl. Die EU-herkunftsgeschützte Spezialität wurde heuer zum 13. Mal von einer Fachjury, bestehend aus den besten Köchen Österreichs, darunter Rudolf Obauer, Konstantin Filippou, Thomas Dorfer, Andreas Döllerer, Max Stiegl, Hubert Wall-
ner sowie Hausherrin Birgit Reitbauer und Gault-&-Millau-Herausgebern Karl und Martina Hohenlohe, verkostet. Als bestes steirisches Kernöl wurde das grüne Gold der Ölmühle Kiendler aus St. Georgen a. d. Stiefing prämiert. Den zweiten Platz belegte Monika Raidl aus Ottendorf. Auf Platz drei schaffte es „Steirerkraft“ von Estyria Naturprodukte aus St. Ruprecht.
GOURMET HIGHLIGHTS Das Restaurant Murnockerl – mit einem schönen Gastgarten – bietet Ihnen den idealen Rahmen, um gemütliche Stunden in entspannter Atmosphäre zu verbringen. Hier wird Ihr „dinner for two“, Ihre Familienfeier, Ihre Firmenfeier, Ihre Hochzeit zum unvergesslichen Genusserlebnis!
UNKTE IM SOMMER: KULINARISCHE HÖHEP & Wildkräuter“ Juni: „Heimische Fische t“ lfal vie ten ma „To i: Jul ust / Galadinner: Fr, 03. Aug August: „Steak & Pilze“ Obere Murstraße 21, 8431 Gralla restaurant@murnockerl-gourmet.at Reservierung: 0664–12 75 400 www.murnockerl-gourmet.at
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Kurz & News
Erfreuliche Geschäftszahlen für die Grawe AG: Im Geschäftsjahr 2017 stiegen die gesamten Prämieneinnahmen um 3,6 Prozent auf 560,4 Mio. Euro. Das Prämienwachstum in der Schaden- und Unfallversicherung betrug 4,9 Prozent, in der Lebensversicherung war hingegen aufgrund einer Verminderung der Einmalerlagen ein leichter Rückgang von 0,2 Prozent zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu konnte bei den Verträgen mit laufenden Prämien auch 2017 wieder ein Prämienzuwachs erzielt werden. Die Eigenkapitalquote der Grawe AG konnte weiter auf 21,3 Prozent gesteigert werden, berichteten GenDir. Klaus Scheitegel und Vorstandsvorsitzender Othmar Eder. Der Gewinn vor Steuern (EGT) wuchs 2017 um 2,6 Prozent an und erreichte damit einen Wert von 59,7 Mio. Euro.
Human Resources Award 2018 für Martin Hintsteiner
Premiere für Wirtschaftsmesse in Gratwein-Straßengel Das erste Festival der Wirtschaft in der Großgemeinde Gratwein-Straßengel war ein großer Erfolg. Vom 11. bis 13. Mai veranstaltete die Marktgemeinde mit organisatorischer Unterstützung der Agentur Eleven Shows ihre erste Wirtschaftsmesse. Der Wunsch des Initiators, Robert Köppel, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft in der Gemeinde, hat sich glänzend erfüllt. Nicht nur die Aussteller, sondern auch Tausende Besucher waren begeistert vom vielfältigen Programm. Den rund 50 teilnehmenden Unternehmern wurde mit diesem Event eine tolle Möglichkeit geboten, sich und ihr Angebot der Bevölkerung zu präsentieren. Bgm. Harald Mulle und die geladenen Ehrengäste waren sichtlich begeistert.
RLB Steiermark platziert 500-Millionen-Anleihe
Bereits zum sechsten Mal verleiht der Wirtschaftsbund Steiermark anlässlich des Tages der Arbeitgeber, am 30. April, den Human Resources Award. Heuer geht die Auszeichnung an Martin Hintsteiner, Geschäftsführer der Hintsteiner Group. Mit dem Human Resources Award weist der Wirtschaftsbund alljährlich auf die große Verantwortung von Arbeitgebern hin und bringt ihnen damit die notwendige Wertschätzung entgegen. „Am Tag der Arbeitgeber wollen wir Danke an unsere 70.000 Unternehmerinnen und Unternehmer sagen. Menschen wie Martin Hintsteiner verdienen höchsten Respekt, denn sie schaffen und sichern Arbeitsplätze in unserem Land“, so WB-Landesgruppenobmann Präsident Josef Herk.
Die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark hat Anfang Mai am internationalen Kapitalmarkt eine Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro platziert. Die Laufzeit beträgt lange 15 Jahre, was bisher noch keiner anderen österreichischen Bank gelungen ist. Die Anleihe war binnen 1,5 Stunden ausverkauft und mit 1,7 Mal stark überzeichnet. Das große Investoren-Interesse belegt, dass die regionale Verankerung einer Bankengruppe auch auf dem internationalen Finanzparkett positiv bewertet wird. „Raiffeisen Steiermark wird über unsere Landesgrenzen hinaus als stabiler und zuverlässiger Partner wahrgenommen“, kommentiert RLB-Generaldirektor Martin Schaller.
Der 5. Mai steht im Zeichen der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Europaweit, in Österreich und auch in der Steiermark fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, die dieses wichtige Anliegen in den Mittelpunkt rücken. „Ich begrüße alle diese Anstrengungen, hoffe aber sehr, dass wir einmal keinen speziellen Tag dafür mehr brauchen werden“, betonte LR Doris Kampus. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf das Sechs-Punkte-Paket für mehr Beschäftigung für Menschen mit Behinderung, das in der Steiermark auf den Weg gebracht wurde. Die Partnerschaft Inklusion, die Kampus ins Leben gerufen hat, bezeichnet die Landesrätin als „wichtiges Forum des Dialogs, in dem neue Zugänge entwickelt werden“.
„SfU on Tour“ hieß es im April wieder für die fast 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Service für Unternehmen (SfU) im AMS Steiermark. „Wir wollen die steirischen Unternehmen aktiv beim Recruiting von neuem Personal unterstützen. Mit 1.500 besuchten Betrieben und 6.000 neuen offenen Stellen ist uns das im April jedenfalls gelungen“, zog KarlHeinz Snobe, GF des AMS Steiermark, zufrieden Bilanz. „Das AMS ist aber natürlich das ganze Jahr bei den Firmen, der persönliche, regelmäßige Kontakt ist uns sehr wichtig.“ Einer der besuchten Betriebe war das Pflegewohnheim Kirschallee in Deutschlandsberg, wo Manuela Kröll gemeinsam mit Harald Brunner für die Pflegedienstleistung verantwortlich zeichnet.
Kampus: „Inklusion ist eines meiner wichtigsten Ziele“
Nachfolger gesucht: Follow me Award 2018
AMS-Tour brachte 6.000 neue Stellen
Es ist wieder so weit: „Follow me“, die Betriebsnachfolgeinitiative der WKO Steiermark, macht sich auf die Suche nach den besten weiß-grünen Nachfolgergeschichten. Jährlich werden rund 1.000 Betriebe übergeben – und das oft nicht mehr nur an die „nächste Generation“, sondern viele auch außerhalb der Familie. Für den „Follow me Award 2018“ sucht die Wirtschaftskammer wieder jene, die frischen Wind in den Betrieb bringen! Ab sofort können Betriebe aller Sparten und Größen nominiert werden, sowohl familieninterne als auch familienexterne Übergaben. 62 /// FAZIT JUNI 2018
Fotos: Grawe / Ralph König, Gerald Hirl, Wirtschaftsbund Steiermark, Raiffeisen, Scheriau, AMS / Woche
Hübsche Zuwächse in der Grawe-Bilanz 2017
Kurz & News
Was zählt, ist eine zweite Chance Die Steiermärkische Sparkasse unterstützt die Zweite Sparkasse in Graz seit ihrer Geburtsstunde am 15. Mai 2008. Mit einer Investition von rund 1,5 Mio. Euro war die Steiermärkische Sparkasse am Aufbau der Zweiten Sparkasse in Graz beteiligt und ist ihr als verlässliche Partnerin in den letzten zehn Jahren zur Seite gestanden. Zum Jubiläum lud man die Wegbegleiter zu einem Festakt, um die Entstehungsgeschichte der Zweiten Sparkasse, die nicht für Gewinn, aber für unternehmerische Verantwortung steht, Revue passieren zu lassen. „Das Ziel ist es, den Kundinnen und Kunden den dauerhaften Wiedereinstieg in geordnete wirtschaftliche Verhältnisse zu ermöglichen“, erklärte Gerhard Fabisch, Präsident des Österreichischen Sparkassenverbandes.
Schullin gewinnt Unternehmenspreis
Ehrung am Landestag der Berg- und Naturwacht Beim Landestag der Steiermärkischen Berg- und Naturwacht wurde als Landesleiter Heinz Pretterhofer wiedergewählt. Neu in den Landesvorstand wurden diesmal Klaus-Emmerich Herzmaier (Bezirksleiter Liezen) sowie Fritz Stockreiter, Josef Riegler und Kurt Kemeter gewählt. Die Berg- und Naturwacht in der Steiermark besteht aus insgesamt 146 Ortseinsatzstellen. Nach dem Motto: Aufklären, pflegen und überwachten engagieren sich in dieser Körperschaft öffentlichen Rechts 2.146 Frauen und Männer ehrenamtlich. Der „pensionierte“ Nachhaltigkeitskoordinator des Landes, Wilhelm Himmel, wurde vom Landestag zum Ehrenmitglied ernannt. Landesleiter Heinz Pretterhofer überreichte ihm Diensthemd und Ehrenurkunde.
Fotos: Berg- und Naturwacht in der Steiermark, Margit Kundigraber, Weinwurm und Beni Mooslechner, Foto Lunghammer
Am 15. Mai wurde der Grazer Juwelier Schullin in Wien von der Bundeskammer mit dem Unternehmenspreis für Innovation und Exzellenz ausgezeichnet. Ausschlaggebend für die Prämierung war der von Schullin produzierte Werbefilm, der den Schmuck des Designers auf subtile und unaufdringliche Weise zeigt. Der Film „Bring Your Time“ gewann 2017 den Österreichischen Staatspreis für Wirtschaftsfilm. In dem prämierten Film wirken Grete Tiesel und Franz Solar sowie der Trainer der Österreichischen Nationalmannschaft, Franco Foda, mit. Die darin getragenen Schmuckstücke stammen aus Schullins Kollektion Amitiés; die Kollektion 2018 heißt Temptation und wurde am 8. Mai im Grazer Mausoleum vorgestellt.
Wir können WirSteirer SteirerKÖNNEN können WIR STEIRER jedem reichen jedem daS WaSSer JEDEMdaS DASWaSSer WASSER reichen REICHEN Steirische Poly-Schüler maßen sich im Kaminbau Die steirische Bauinnung lud wieder Schüler der steirischen Polytechnischen Schulen zum Landeswettbewerb im Fachbereich Bau. Am Dienstag, dem 25. April 2018, traten in der BAUAkademie Steiermark in Übelbach 21 Burschen und ein Mädchen gegeneinander an. Als Sieger ging Jonas Marbler (Poly Kirchbach) hervor, den zweiten Platz konnte sich Kilian Lupinski (Poly Feldbach) sichern. Auf dem dritten Platz landete Elias Windner (Poly Friedberg). Die beiden Erstplatzierten vertreten die Steiermark beim heurigen Bundespolybewerb in Bischofshofen, Salzburg. Wettbewerbe dieser Art bieten eine geeignete Plattform einerseits für Lehrstellensuchende und andererseits für die Lehrbetriebe − von den 22 Teilnehmern haben bereits alle eine Lehrstelle.
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ie ie Steirische Steirische Wasserwirtschaft Wasserwirtschaft sichert gutem sichert die dieVersorgung Versorgungmitmit gutem Trinkwasser. Eine Vielzahl von MaßnahTrinkwasser. Eine Vielzahl von Maßnahmen zum Schutz des Wassers sowie der men zum Schutz des Wassers sowie der Errichtung und Instandhaltung von AnErrichtung und Instandhaltung von Anlagen sowie Adaptierungsmaßnahmen lagen sowie Adaptierungsmaßnahmen garantieren eine optimale Wasserversorgarantieren optimale gung unsereseine Landes auch Wasserversorfür künftige gung unseres Landes auch für künftige Generationen.
Generationen.
Wasser – unser KOST-barstes Gut.
Wasser – unser KOST-barstes Gut.
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Kurz & News
Davis Cup findet in Graz statt
Die Merkur Versicherung AG konnte mit einem Vorsteuergewinn von 15,0 Mio. Euro erneut ein Rekordergebnis verbuchen (2016: 14,1 Mio. Euro). Die Summe der abgegrenzten Prämien erhöhte sich um 5,1 Prozent auf 470 Mio. Euro. Die gesamten Aufwendungen für Versicherungsfälle des Jahres 2017 beliefen sich auf 334,6 Mio. Euro – das entspricht einem Plus von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. GenDir. Gerald Kogler zog Bilanz: „Der Erfolgskurs der Merkur Versicherung bestätigt eindrucksvoll die Philosophie unseres Hauses, für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein, bevor etwas passiert. Es ist das Investment in diese besondere Verantwortung, das im neuerlichen Rekordergebnis sichtbar wird.“
FIW Graz − „Wirtschaft in Bewegung“ „Wirtschaft in Bewegung“, lautete das Motto des Come-together, zu dem Frau in der Wirtschaft Graz in die Tanzschule Eichler lud. Dass das Team von FIW Graz etwas bewegen kann, bewies es, indem es Opernballorganisatorin Maria Großbauer für diesen Abend zu einer Kurzvisite nach Graz holen konnte. Sie begeisterte die gut 80 Unternehmerinnen durch ihre lebhaft erzählten Storys rund um den Wiener Opernball, erläuterte die Wirtschaftskraft des weltbekannten Ereignisses. Als Bereichssprecherin im Parlament für Kunst und Kultur ist es ihr Ziel, dass Kunst in jeder Ausdrucksform ins Alltagsleben integriert ist und das Bewusstsein dafür schon in der Schule beginnt. 64 /// FAZIT JUNI 2018
WKO-Bilanz am Tag der Arbeitgeber
Mit dem „Tag der Arbeitgeber“ am 30. April setzt die WKO Steiermark ein starkes Zeichen für mehr Unternehmertum. „Unsere Betriebe leisten tagtäglich Hervorragendes und sichern damit Wachstum und Wohlstand für unser Land – dafür wollen wir uns gerade am Tag der Arbeitgeber bedanken“, betont die Führungsspitze der WKO Steiermark geschlossen. Josef Herk, Benedikt Bittmann, Andreas Herz und Karl-Heinz Dernoscheg nehmen diesen „besonderen Tag“ zum Anlass, um unter dem Motto „Wirtschaft legt Zeugnis ab“ Bilanz zu ziehen. Insgesamt beschäftigt die gewerbliche Wirtschaft in unserem Bundesland 374.287 Menschen – Tendenz weiter steigend. „Eine tolle Leistung, die man gar nicht hoch genug schätzen kann“, lobt Herk.
AK präsentiert „Frauen Management Report 2018“
Seit mehr als zehn Jahren untersucht die AK Wien den Anteil von Frauen in den Top-Positionen der führenden österreichischen Unternehmen. Große Erfolge sind bis dato ausgeblieben. Seit 1. Jänner gilt eine gesetzliche Quote von 30 Prozent – diese ist bitter nötig, so die Studienautorin. Als Ursachen für die männerdominierten Führungsspitzen ortet AK-Betriebswirtin Christina Wieser: „Die Rekrutierung erfolgt vorwiegend aus persönlichen Netzwerken, die Auswahlprozesse laufen unstrukturiert ab.“ Ihr Fazit: „Nur eine gesetzliche Quotenregelung bringt den gewünschten Erfolg. Sie schafft die Voraussetzung dafür, dass nicht mehr ausschließlich auf Kandidaten aus dem Freundeszirkel zurückgegriffen wird.“
Stipendien für wirtschaftsnahe Diplomarbeiten
Zum fünften Mal hat die WKO Steiermark Forschungsstipendien für wirtschaftsnahe Diplom- und Masterarbeiten vergeben. Im Rahmen eines feierlichen Festaktes an der KUG-Graz wurden 20 Stipendiatinnen und Stipendiaten für ihre Arbeiten gewürdigt und von WKO -Präsident Josef Herk vor den Vorhang geholt. In Summe wurden rund 52.000 Euro an die jeweiligen Universitäten und Fachhochschulen ausgeschüttet – davon gehen jeweils 2.100 Euro an die jungen Wissenschaftler und 500 Euro an ihr Institut. „Ziel dieser Förderung junger Forscher ist es, den Wissensaustausch zwischen Hochschulen und Wirtschaft voranzutreiben“, betont Herk: „Zudem dient dieses Programm auch dazu, dass vermehrt wirtschaftsrelevante Themen in wissenschaftlichen Arbeiten Einzug halten.“
Fotos: Merkur Versicherung AG/Joel Kernasenko, Van_Lonsperch photography, GEPA-Pictures / ÖTV, Foto Fischer, AK Stmk/Graf, Foto Fischer,
Merkur Versicherung erneut auf Erfolgskurs
Zum zweiten Mal nach 1997 tritt die Tennis-Nationalmannschaft in der Stadt Graz an. Das sportliche Großereignis findet von 14. bis 16. September 2018 statt. Am Messegelände wird ein Stadion für 5.800 Zuschauer errichtet, gespielt wird auf einstimmigen Beschluss der Spieler im Freien auf Sand. Gewinnt das Team von Kapitän Stefan Koubek gegen Australien, würde man 2019 in der Weltgruppe antreten und damit wieder zu den besten 16 Tennisnationen der Welt gehören. Veranstalter ist die Agentur e|motion, in der Steiermark auch bekannt durch das langjährige Ausrichten des „Tennis am Dach“-Turniers, in Kooperation mit dem ÖTV. Der offizielle Ticketverkauf startet am 1. Juni 2018 via Ö-Ticket.
Kurz & News
Steirische Landesräte auf Besuch im UKH Graz
Fuchsbriefe: Hypo Steiermark ist auf Erfolgskurs Der Fuchsbriefe Performance Report zählt zu den wichtigsten Leistungsvergleichen in der Bankwirtschaft. Rund 70 europäische Banken und Vermögensverwalter nehmen an dem insgesamt vier Jahre andauernden Wettbewerb teil. Derzeit läuft gerade das „Performance Projekt 4“. Die Hypo Steiermark, welche zum zweiten Mal an dem Projekt teilnimmt, kann erneut auf eine Top-Platzierung im Zwischenergebnis verweisen.
Fotos: Hypo Steiermark, AUVA / Buchinger, Saubermacher AG, Konstantinov
Energie Steiermark steigt bei Windpark Stubalm ein
Die Stubalm Windpark Penz GmbH und die Energie Steiermark sind ab sofort Partner und wollen die Pläne für einen Windpark auf der steirischen Stubalm gemeinsam weiterentwickeln. Das im Jahr 2015 gestartete Projekt sieht die Errichtung von bis zu 20 Windrädern auf einer Seehöhe zwischen 1.400 und 1.700 Metern vor. Mit einer Leistung von maximal 64 MW und einer Jahreserzeugung von 111 GWh könnten diese bis zu 40.000 Haushalte mit grüner Windenergie versorgen. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 65 Mio. Euro. Die Energie Steiermark hat als Partner jetzt 49 Prozent der Anteile an der Projektgesellschaft erworben. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) wird noch im ersten Halbjahr 2018 erwartet.
Mit an die 7.000 stationären Fälle, 50.000 ambulanten Behandlungen und 5.000 Operationen im vergangenen Jahr leisten die 450 Beschäftigten des AUVA Unfallkrankenhauses Graz einen wesentlichen Beitrag zur unfallchirurgischen und orthopädischen Versorgung der steirischen Bevölkerung. Über diese Leistungen und das neue UKH Steiermark informierten sich bei einem Besuch die steirischen Landesräte Ursula Lackner und Christopher Drexler bei der Kollegialen Führung des Hauses (Prim. Dr. Michael Plecko, Sieglinde Fuhrmann, Gerald Schlemmer) sowie dem Institutsleiter für Anästhesie, Prim. Dr. Josef Heydar-Fadai, und den beiden Direktoren der Landesstelle, Dr. Hannes Weißenbacher und Dr. Harald Frühwirth.
Online Plattform wastebox.biz expandiert international
Künftig wird die Baustellenentsorgung auch in Deutschland, Frankreich und Großbritannien ganz einfach mit der wastebox.biz App digital organisiert. Diese ist eine intelligente Plattform, die Kunden und Lieferanten in Echtzeit vernetzt und sämtliche Vorteile eines modernen Onlineservice bietet. Der weltweit tätige Umweltkonzern Veolia bringt die vom österreichischen Recyclingunternehmen Saubermacher entwickelte Plattform in Deutschland auf den Markt. Ziel ist es, die Plattform mittels Franchisesystem zum führenden Entsorgungsunternehmen für Baustellenabfälle zu entwickeln. Ralf Mittermayr, Sprecher des Vorstandes Saubermacher AG: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Veolia einen starken Partner für das erste internationale Rollout gewinnen konnten.“
Erfahrungsaustausch zum Thema CSR meets HR
Designmonat Graz 2018: „World Wide Things“ Wie kann man die 31 UNESCO Cities of Design und ihre Kreativen schnell miteinander verbinden? – Indem man einen „Hyperloop“ schafft, der ausgewählte Produkte aus den Städten auf die Reise schickt. Im Designmonat Graz erfolgte nun der Startschuss für das Projekt mit dem Titel „World Wide Things“. Dabei werden im Auditorium des Joanneumsviertel die ersten dieser weltweiten „Things“ aus Mexico City, Montréal und Graz gezeigt: Wie bei einem „Hot Wheels Highway“ – oder bei einer Märklin-Eisenbahn – gehen die Produkte auf einem eigens entwickelten Parcours ins Rennen.
SinnWin lädt im Rahmen seines Netzwerkes und der Aktionstage Nachhaltigkeit zu einem Erfahrungsaustausch ein. „Impulse − Wie kann Nachhaltigkeit (Sustainable Development Goals – SDG´s) mit Personalthemen verbunden werden? Wie können die besten MitarbeiterInnen gefunden und gebunden werden? Wie wird der Organisationserfolg dadurch langfristig gesichert?“ Es geht darum, das Employer Branding durch betriebliche Vereinbarkeit und Gesundheit zu stärken. GF Claudia Schenner-Klivinyi steht nach dem Impulsvortrag zu ausgewählten CSRHR-Themen für Fragen und Erfahrungsaustausch zur Verfügung. Zeit: 4. Juni von 9 bis 10.30 Uhr. Ort: MC Office Seminarraum, Johann-Seifried Ring 1, 8054 Seiersberg-Pirka. Anmeldung unter netzwerk@sinnwin. at, bis spätestens 28. Mai. FAZIT JUNI 2018 /// 65
Foto: Michaela Lorber / AWV
Bauen & Wohnen
Gemeinsamer Spatenstich für den Ressourcenpark mit zahlreichen Vertretern des AWV Leibniz, der Gemeinden und des Landes Steiermark.
Nähe Deutschlandsberg/ Schwanberg: Sonnige Bauparzelle, eben, Kanal, Wasser u. Strom a. d. Grundstücksgrenze, Gfl. ca 926 m², 24.076,- Euro. Wilfried Fröhlich, 06648184140, www.sreal.at
Baustart für Ressourcenpark der Zukunft
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ie 29 Gemeinden des Bezirks schaffen damit für ihre Bevölkerung eine ganz neue Qualität: „Der neue Ressourcenpark garantiert niedrigere Kosten, mehr Service sowie die tiefergehende stoffliche Trennung und Recycling“, erklärt der Obmann des AWV, Wolfgang Neubauer. Bis zu 80 verschiedene Fraktionen können dort während der ausgedehnten Öffnungszeiten an fünf Tagen in der Woche – sogar am Samstag – abgegeben werden. In einem
eigenen Re-use-Shop am Gelände gibt es zusätzlich die Möglichkeit, gebrauchte, aber noch gut funktionierende Haushalts- und Gartengeräte, Bücher, Spielsachen, Dekoartikel und vieles mehr sehr günstig zu kaufen. „Der Ressourcenpark wird eine zentrale Rolle in der Ressourcen- und Wertstoffrückgewinnung spielen und damit einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten“, betont der zuständige Landesrat Johann Seitinger.
Schwanberg/Deutschlandsberg: Schöner Baugrund in leichter Hanglage, Gfl. 1.591 m², Bebauungsdichte: 0,2-0,4, VB 35,- Euro/m², Wilfried Fröhlich, 06648184140, www.sreal.at
Deutschlandsberg: Charmantes Wohnhaus in Stadtnähe, neuwertig ausgebaut, Grün- und Ruhelage, Gfl. 2810 m², Wfl. 135 m². HWB: 98,76 kWh/m²a, fGEE: 1,48, VB: 259.000,- Euro, Wilfried Fröhlich, 0664/818 41 40, www.sreal.at
Bezirk Deutschlandsberg Wettmannstätten: Versteigerung Gasthof/Pension in guter Lage, am 26.6.18, geringstes Gebot 125.000,- Euro, Gfl. 1.008 m², Nfl. ca. 500 m² HWB: 250 kWh/m²a, Infos: Wilfried Fröhlich, 06648184140, www.sreal.at Deutschlandsberg Zentrumsnähe: nettes Wohnhaus aus den 50ern, sanierungsbedürftig, schönes Grundstück 1804 m², Nfl. ca. 200 m², 229.000,Euro, Wilfried Fröhlich, 06648184140, www.sreal.at
Die Zukunft des Wohnens: Greencity Graz-Straßgang Nähe Schloß St. Martin – 2- bis 3-Zimmer-Eigentumswohnungen – 2- bis 4-Zimmer-Mietwohnungen – Jede Wohnung mit Terrasse – Tiefgaragenstellplätze – Bezug ab Sommer 2018 – Honorarfrei für den Käufer/Mieter – HWB: 25,03 kWh/m²a , fGEE: 0,79 T + 43 5 0100 - 26400 graz@sreal.at www.greencity-graz.at www.sreal.at
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23.05.2018 09:14:58
Südsteiermark Nähe Kitzeck: Stilvolles Wohnhaus in absoluter Ruhelage, mit höchstem Komfort ausgebaut, herrlicher Garten mit romantischen Ruheplätzen. Gfl. 3417 m², Wfl. Ca. 250 m², HWB: 305,2, fGEE: 3,53, 450.000,- Euro. Astrid Strebl, 0664-8385080, www.sreal.at
25 km nach Graz: Moderne Wohnung mit traumhafter Aussicht, Nähe Hengsberg, Wfl: 80 m², große Terrasse, Heizung: Erdwärme, HWB: 35 kWh/m²a, fGEE: 0,83, 231.000,- Euro, Astrid Strebl 0664-8385080, www. sreal.at
Südsteiermark: Perfekte Aussichts- und Ruhelage - Nähe St. Nikolai i.S., großzügiges Wohnhaus, sonniges Grundstück mit Pool, Gfl. 1850 m², Wfl. 150 m². HWB: 127 kWh/m²a, fGEE: 1,83, 464.000,- Euro. Astrid Strebl 0664-8385080, www.sreal.at
Nähe Leibnitz Straß/Unterschwarza: Bungalow - top saniert, sympathische Raumaufteilung, Wfl. 144 m², sonniges Grundstück 2265 m², Nebengebäude mit 2 Garagen, wenige Autominuten zur A9. HWB: 101 kWh/m²a, fGEE: 1,88, 290.000,- Euro, Astrid Strebl 0664-8385080, www.sreal.at
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Kurz & News
Die Bartenstein Holding GmbH übernimmt mit sofortiger Wirkung 28,4 Prozent der Knapp AG vom bisherigen Miteigentümer, der japanischen Daifuku Co., LTD. Der Vorstand der Knapp AG begrüßt das Engagement der Familie Bartenstein als strategischen, langfristigen Investor und versteht die Erhöhung der Anteile durch die Familie Knapp als großen Vertrauensbeweis. Gerald Hofer, CEO KNAPP AG dazu: „Wir freuen uns auf eine aktive und engagierte Zusammenarbeit, um unsere Vision eines internationalen Technologieführers im Bereich Logistiksystemlösungen mit österreichischen Wurzeln weiter erfolgreich vorantreiben zu können. Wir werden alles daran setzen, das in uns gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen.“
Styrian Skills kürt besten Nachwuchsspediteur
Die steirischen Spediteure haben einen „Superstar“ gesucht und gefunden: Christopher Schaden hat die weiß-grünen Meisterschaften „StyrianSkills“ gewonnen und damit das Ticket für die „AustrianSkills“ gelöst. Als kleines Dankeschön für den Platz an der Spitze gab es einen Gutschein für ein Wochenende in Amsterdam für zwei Personen. Da strahlte der sonst eher zurückhaltende Spediteur, der drei Jahre Ausbildung bei Kühne + Nagel abgeschlossen hat und zurzeit „Lehrzeit“ anhängt, um sich als Logistiker die Fitness für das Berufsleben zu holen. „Er hat bewiesen, „dass er unglaublich viel Talent und Know-how besitzt, um sehr komplexe Aufgaben zu übernehmen“, bestätigt sein Abteilungsleiter Karl-Heinz Krois.
BSA-Veranstaltung zum Thema „Blockchain und Bitcoin“ Am 23. April veranstaltete der Bund sozialistischer Akademiker im Hotel Weitzer eine interessante Veranstaltung zum Thema „Blockchain − die Technologie hinter Bitcoin & Co“. Nach einer Einführung durch Bernhard Türk, Vorsitzender der FG Wirtschaft und Arbeit, informierte der Leiter des Raiffeisen Informatik Centers, Dietmar Schlar, über die neue Technologie hinter der Kryptowährung. Die Speicherung von Informationen in die Blockchain erfolgt nach einem technischen Consensusprozess, wenn eine (demokratische) Zustimmung im Ecosystem entsteht. Hier sind der revolutionäre Ansatz der Technologie und die potentiell disruptive Wirkung auf klassische Weise zu erkennen. Im Anschluss an den Vortrag gab es eine intensive Diskussion der Teilnehmer.
Die besten Holz-Hymnen des Landes stehen fest
„Du speicherst so viel Energie, für jeden Dochstuhl brauch ma di“, beschreibt der Gewinner der „Woodstock-Challenge“ Johnny Paper alias Harald Zettl die Vorzüge von Holz in seinem „Liebeslied an das Holz“. Damit setzte sich der Musiker aus Krottendorf bei Voitsberg mit 37.000 Stimmen im Public Voting in der groß angelegten „Woodstock-Challenge“ unter 100 eingereichten Holz-Hymnen durch und wurde von der Fachjury mit Platz 1 ausgezeichnet. Bei dem von proHolz Steiermark mit der Antenne Steiermark organisierten Wettbewerb galt es die Genialität des Holzes im wahrsten Sinne des Wortes zu besingen. Der Publikumspreis geht an den Kindergarten Obdach und die Volksschule Gratwein gewinnt den Sonderpreis. 68 /// FAZIT JUNI 2018
Initiative zum Umsteigen: Go! – Steiermark Radmobil Mit einer landesweiten Informationskampagne, die mobile Menschen aller Altersstufen zum Nachdenken anregen soll, startete LR Anton Lang eine Initiative zur Stärkung des Fahrrads als Verkehrsmittel für den Alltag. „Mir geht es keineswegs darum, den Autoverkehr auszubremsen, sondern einfach um mehr Fairness und Vernunft“, betont Lang und bezeichnet den Anteil des Radverkehrs im urbanen und suburbanen Raum als Indikator für die Lebensqualität in einer Gemeinde. Anton Lang: „Jede Bewegung beginnt im Kopf. Nicht nur in der Bevölkerung braucht es ein grundlegendes neues Denken, sondern auch bzw. vor allem in der Politik. Das Fahrrad bekommt noch bei weitem nicht den ihm zustehenden Raum auf den Verkehrsflächen.“
Fotos: Knapp AG, Lunghammer, proHolz / Lunghammer, Türk / Hypo, Land Steiermark / Strasser
Änderung der Eigentümerstruktur bei Knapp AG
Foto: LK-Kristoferitsch
Kurz im Gespräch mit Anzeige Foto: Raiffeisen /Riedler
Franz Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark
Geballte Kraft beim 200. Gründerjubiläum von Raiffeisen: (Reihe v.l.) RLBPräsident Wilfried Thoma, Vorstand Rainer Stelzer, Generaldirektor Martin Schaller, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner, RBI-Vorstand Hannes Mösenbacher, RLB-Vorstand Matthias Heinrich, Moderatorin Christiane Wassertheurer (vorne links)
Raiffeisen-Idee pulsiert zum 200-jährigen Jubiläum Ganz im Zeichen eines nachhaltigen Wirtschaftsmodells stand die steirische Festveranstaltung am 16. Mai zum Jubiläumsjahr „Raiffeisen200“ in der RLB Steiermark. Generaldirektor Martin Schaller und AR-Präsident Wilfried Thoma begrüßten unter den Ehrengästen LH Hermann Schützenhöfer, Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner sowie RBIVorstand Hannes Mösenbacher.
S
challer präsentierte eindrucksvolle Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2017 und betonte dabei das gesunde Wachstum. Die Eigenmittelquoten sind sowohl in der RLB als auch für die Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark mehr als doppelt so hoch als gesetzlich gefordert. Raiffeisen ermöglicht damit in der Steiermark in Summe 14,1 Mrd. Euro an neuen Finanzierungen, basierend auf Einlagen in Höhe von 14,8 Mrd. Euro, erklärt Schaller: „Die Kraft der Raiffeisen-Idee pulsiert in der Steiermark und besonders zum Jubiläum 200 Jahre nach Raiffeisens Geburtstag. Wir sind stolz auf das hervorragende Ergebnis 2017.“
„Taten Bank“ für Start-ups Mit der Jubiläumsveranstaltung, die unter dem Motto „Die Kraft der Idee“ stand, präsentierte die RLB Steiermark zudem ihr
neues Service für Start-ups. Schaller: „Ein starker Wirtschaftsstandort braucht junge Unternehmen, die neue Ideen entwickeln. Als RLB nehmen wir unsere Verantwortung wahr.“ Das Start-up-Service ist unter „Raiffeisen Taten Bank“ zusammengefasst und deckt fünf Kompetenzbereiche ab: eine ausführliche Gründungsberatung, das Gründerkonto, die Förderungsberatung, Finanzierung sowie IT-Unterstützung. Bei Bedarf ermöglicht die RLB Steiermark auch Finanzierungsformen, die als Eigenkapital anrechenbar sind. GenDir. Schaller erklärt: Für viele Unternehmen ist gerade Eigenkapital ein Engpassfaktor. Mit dieser speziellen Finanzierung setzen wir ein klares Signal für Start-ups und auch für Unternehmen, die expandieren wollen.“ Informationen zur „Taten Bank“: www.raiffeisen.at/rlbstmk/ tatenbank
Die Kennzeichnung der Herkunft von Speisezutaten ist eine langjährige Forderung. Ist mit einer baldigen Umsetzung für Kantinen und Gemeinschaftsverpflegung zu rechnen? Obwohl sich die Steirerinnen und Steirer eine Kennzeichnung von Großküchen-Essen wünschen, werden sie am Kantinen-Tisch über die Herkunft der Lebensmittel aber meist im Unklaren gelassen. Uns stimmt optimistisch, dass eine verpflichtende Kennzeichnung von Kantinen-Essen auch im Regierungsprogramm verankert ist. Was unternimmt man, um auch in der Gastronomie mehr Bewusstsein in dieser Frage zu schaffen? Immer mehr Gastronomiebetriebe und Restaurants erkennen in der Herkunftskennzeichnung der Speisen einen Wettbewerbsvorteil. Lebensmittel aus der Nähe sowie vom Bauern ums Eck haben einen besonderen Wert. Unsere kürzlich ausgezeichneten „Gut zu wissen“-Botschafter rühren dafür auch die Werbetrommel.
Beschert die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln den Bauern somit bessere Verdienstchancen? Das lässt sich nicht auf diese Frage reduzieren. Denn heimische Lebensmittel punkten bei den Verbrauchern in erster Linie durch ihre Frische, durch kurze Transportwege sowie durch Klima- und Umweltschutz. Wer regionale, saisonale Lebensmittel kauft, leistet einen praktischen Beitrag zum Klimaschutz. FAZIT JUNI 2018 /// 69
Konferenz
Millstätter Wirtschaftsgespräche 2018
Wie Regionalität den Unterschied macht 70 /// Fazit Juni 2018
Konferenz
Ein wunderbarer Ort, einzigartige Natur- und Kultur und kein Event-Kongress-Tourismus, bei
dem die Inhalte nur mehr sekundär sind. So sehen sich die Millstätter Wirtschaftsgespräche, die heuer zum zweiten Mal stattfanden. Thomas Goiser war für uns vor Ort.
Standortfaktoren Als wichtige Standortfaktoren nannte IHS-Chef Kocher in seinem Einleitungsreferat etwa gute Regulierung, Entbürokratisierung, ein flexibler Arbeitsmarkt, die Attraktivität für Fachkräfte aus dem Ausland, die Kooperation aller am Standort und Identität. Was die Leistungen unseres Staates angeht, betonte er: »Wir zahlen in vielen Bereichen für einen Luxuswagen, aber erhalten einen guten Mittelklassewagen. Es fehlt an Effizienz.« Kocher nannte auch einige unpopuläre Wahrheiten, etwa den »Scheinföderalismus«, wo Ausgaben- und Einnahmenverantwortlichkeit auseinandergehen, fehlende Transparenz und ein Mangel an Fachkräften. Daher müsse man die gute Konjunktur für Reformen nützen. Die Balance zwischen ausgeprägten Identitäten und Offenheit sei für Regionen wie für Unternehmen gleichermaßen wichtig wie klare Verantwortlichkeiten. Identität der Regionen Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher berichtete von der besonderen Erfolgsgeschichte seines Landes und unterstrich, dass nur eine starke Identität in den Regionen jene Sicherheit bietet, mit der die Anforderungen der Globalisierung bewältigt werden können. Im europäischen Kontext könnten die Regionen den Staaten wichtige Impulse zur Stärkung der verbindenden Idee liefern. »Subsidiarität sei das beste Rezept gegen Nationa-
lismus«, verwies Kompatscher auf den besonderen »Autonomiepatriotismus« und das »Südstern«-Netzwerk für Südtiroler außerhalb des Landes.
Bildungs- und Forschungsinfrastruktur Nationalbank-Präsident Claus Raidl wiederum betonte die Notwendigkeit, die Bildungs- und Forschungsinfrastruktur der Regionen auszubauen. Weiters stellte er fest, dass viel von einem »Europa der Werte« die Rede sei. Allerdings vermisst er die Diskussion um ein »Europa der Interessen«, das seine Interessen in den Vordergrund stellt. Er warnte auch: »Ein neuer Regionalismus führt eventuell zu einem Separatismus, weil eine Spaltung der Erfolge stattfindet.« Raiffeisen OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller betonte die verantwortungsvolle Rolle der Raiffeisenbanken in den Regionen. Ein wichtiger Aspekt sei den Ausverkauf regionaler Unternehmen ins Ausland zu verhindern. Der »Austrian Spirit« solle als USP aufgebaut werden, Weltoffenheit, Konnektivität und Mehrsprachigkeit sind Voraussetzungen; Wolfgang Ruttenstorfer verwies auf die
Erfolgsgeschichte der österreichischen Unternehmen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Das Rechts- und Bildungssystem waren in diesen Ländern historisch ähnlich geformt, 1918 wurde der Kulturraum in Nationalstaaten zerrissen; das Nachfolgeland Österreich verfügte über keine industrielle Basis am Staatsgebiet und musste diese erst aufbauen. Im Land ansässige Technologieunternehmen mussten durch die Globalisierung über den Heimmarkt hinaus an CEE/Gesamteuropa oder gleich global denken, brachte er RHI als Beispiel. Derzeit verändert die Digitalisierung sämtliche Branchen, die regionale Wirtschafts- und Standortpolitik muss sich entsprechend weiterentwickeln und die Region Mitteleuropa als Heimmarkt fitter für Globalisierung machen. Übermäßige Regulierung bindet Ressourcen und wäre ein Standortnachteil. Die frühere EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner forderte eine bessere Verteilung Flüchtender in alle Regionen Europas. Dies würde die Integration erleichtern und den Erhalt der kulturellen und religiösen Identität in den aufnehn menden Regionen erleichtern.
Inhaltliche Klammer der Millstätter Wirtschaftsgespräche sind jeweils die »nicht-ökonomischen Grundlagen wirtschaftlichen Erfolgs«, nämlich Werte, Haltungen und »Mindsets« als Standortfaktoren. So besonders wie der Ort ist auch das Konzept der Veranstalter Markus Gruber und Alfons Helmel: Mitglieder von Netzwerk-Organisationen wie der Österreichische Gewerbeverein, der Wiener Wirtschaftsklub, Senat der Wirtschaft, ÖCV Wirtschaftsclub, Zukunft-Frauen-Alumnae-Club, der Management Club oder das Wirtschaftsforum der Führungskräfte erhielten als Partner vergünstigten Eintritt. Das Ergebnis, nämlich Netzwerken über (politische und sonstige) Netzwerkgrenzen hinaus, spricht für sich. mwg.or.at Fazit Juni 2018 /// 71
Fotos: Thomas Goiser
D
ie zweite Auflage der Millstätter Wirtschaftsgespräche brachte rund 170 Gäste und hochkarätige Diskutanten wie Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher, die ehemalige EU-Kommissarin und Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, Nationalbankpräsident Claus J. Raidl, IHS-Chef Martin Kocher und Wolfgang Ruttenstorfer nach Kärnten. Regionalität war das Thema, das sich gewissermaßen aufdrängte. Entsprechend vielseitig verliefen die Diskussionen über die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Region und Identität.
Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Marija Kanizaj
Eine Frage der Bindung
Fazit Juni 2018 /// 73
Fazitportrait
Den meisten ist die Buchbinderei Folkhard am Grazer Glockenspielplatz ein Begriff. Seit Generationen lassen Private wie auch öffentliche Stellen hier ihre Bücher und
Diplomarbeiten binden. Für bibliophile Geister
der Inbegriff an Gediegenheit und Verlässlichkeit, für andere ein Hort analoger Handwerkskunst alter Schule.
N
eulich am Glockenspielplatz. Als Verfasser von Texten, die keiner Zensur unterliegen, außer der schlimmsten, der Selbstzensur, von Texten, die insbesondere nicht gekauft werden können, hat man es auch nicht so leicht. Wenn man, wie es ein scheidender Spitzenkandidat einer pinken Partei ausgedrückt hat, nicht Passagier, sondern Pilot seines Lebens sein will, muss man Entscheidungen treffen. Etwa jene – im Angesicht der Weltenspiels vordergründig unwichtige – welches Unternehmen man diesmal für ein Portrait auswählt. Da ich oft nach den Kriterien gefragt werde, und weil nicht nur der berühmteste Nicht-Literaturnobelpreisträger Philip Roth, sondern auch Tom Wolfe, der Hauptbegründer des New Journalism, kürzlich verstorben ist, einer journalistischen Spielart, die schon Gegenstand einer Fazitabschweifung war, seien hier quasi epigonenhaft drei Auswahlgründe angeführt. Da wären einmal Zeitdruck und Panik. Beides Ausfluss selbstverschuldeten Zeitmissmanagements, also immerhin als Pilot. Um den dritten Grund zuzugeben, bedarf es einigen Mutes, schrammt er doch in den Augen so mancher an der Grenze der Peinlichkeit, ja Lächerlichkeit entlang. Es hat mit Romantik zu tun; nicht Sozialromantik, sondern mit dem versucht unverdorbenen Blick eines Kindes, das Schönheit auch dort noch erkennt, wo es dem Erwachsenen zuweilen nicht mehr möglich ist. Aus der Zeit gefallen Wir sind also am Glockenspielplatz. Der Romantiker sieht ein Kaffeehaus, zeitweise ein Glockenspiel, ein Modegeschäft, eine Farbenhandlung, Wirtshäuser und eine Buchbinderei. Was sucht er aus? Das Glockenspiel? Nein, der Romantiker ist ja erwachsen und weiß, das könnte schwierig werden. Obwohl – na, vielleicht ein andermal. Natürlich die alte Buchbinderei Folkhard. Das äußere Erscheinungsbild wie aus der Zeit gefallen, unspektakulär wie eine Fazit Juni 2018 /// 75
Fazitportrait
Viele lassen ihre beschädigten Lieblingsbücher neu binden. Erich Folkhard, Buchbinder
alte Fotographie in Sepiatönen, aber in der Auslage Bücher oder zumindest Einbände, die wie Bücher aussehen, steife Einbände aus Leinen mit gold- oder silbergeprägten Titelschriften. Beflügelungen der Phantasie, Geistesfutter, Zeitvertreiber, Abenteuer zum An- und Begreifen. Romantiker erkennen das sofort, Kinder spätestens dann, wenn ihnen viel vorgelesen wird. So fällt also die Entscheidung. Zugegeben, ich wollte am Glockenspielplatz jemand anderen portraitieren, aber der wollte ja nicht. Wie gesagt, der freie Journalist hat es auch nicht leicht. Dazu kommt aber noch etwas; das verrate ich Ihnen erst am Schluss.
Dämpfer für Romantiker Herr Folkhard ist ein netter Mann. Nicht nur, weil ich ihm sage, dass diese acht Seiten im Fazit nichts kosten, wie das eben so ist, bei redaktionellen Beiträgen. Und er sieht nicht nur gut aus, er ist auch fit wie ein Turnschuh. Als ihm während des Gesprächs etwas hinunterfällt, hebt er es schneller auf, als ich den Gedanken vollenden kann, ob ich da unten noch etwas anders erledigen könnte, wenn ich schon einmal dort bin, Schuhe zubinden etwa. Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz. Erich Folkhard ist siebenundsiebzig, sollte man erwähnen. Es sind wahrscheinlich die Gene, kommen wir überein. Wie so oft, bekommt der Romantiker alsbald einen ersten Dämpfer. Buchbinderei ist natürlich ein Handwerk. Aber keines, das man im Sitzen erledigt. Meister Folkhard betreibt sein Gewerbe zusammen mit Tochter Ursula, Sohn Michael und einer Mitarbeiterin. Hinter dem winzigen Verkaufsraum dehnt sich eine immerhin rund neunzig Quadratmeter große Werkstatt aus, in der es keine Sitzgelegenheit gibt. Buchbinderei findet ganztägig im Stehen statt und ist körperlich anstrengend. Da wird geleimt, gemessen, geschnitten, gepresst, genäht, gehämmert und geprägt. Manchmal auch gebohrt, etwa für Sichtfenster in den Einbänden der Krankenhausmappen, die das Landeskrankenhaus halbjährlich zu jeweils 10.000 Stück ordert, um schon von außen zu erkennen, ob etwas drinnen ist.
76 /// Fazit Juni 2018
ÖH-Auftrag Diplomarbeiten Im Mai haben die Arbeiten der an den Universitäten und Fachhochschulen Studierenden Saison. »Seit zwei Monaten haben wir die Österreichische Hochschülerschaft als Kunden«, erklärt Folkhard die ungewohnte Geschäftigkeit. Pro Tag werden zwischen 40 und 80 Arbeiten zum Binden ins Haus gekarrt. Als da wären: Bachelorarbeiten, Masterarbeiten, Diplomarbeiten, Dissertationen, Fachbereichsarbeiten, Projektarbeiten, Hausarbeiten, Habilitationen oder Diplomrollen. Natürlich kommen Studierende nach wie vor auch direkt in den Laden, gehören diese Arbeiten doch seit jeher zum Kerngeschäft dieser Handbuchbinderei. In der Regel werden die ausgedruckten Unterlagen von der Kundschaft beigestellt, es genügt aber auch ein USB-Stick mit einer PDF-Datei, denn bei Folkhard wird auch ausgedruckt. Zur Freude jener, die es eilig haben, bekommt man die Diplom- oder sonstige Arbeit innerhalb von 24 Stunden fertig gebunden zurück. Wie groß der Aufwand des Buchbinders für eine Arbeit tatsächlich ist, wird gern unterschätzt. Zwar sind alle DIN A4-Seiten gleich groß, da die Seitenanzahl aber differiert, muss der Buchrücken verschieden dick gefertigt werden. Der Einband wird selbstverständlich zur Gänze im Haus produziert, der Pappendeckel ist üblicherweise mit Leinen oder Kunstleder überzogen, auf Wunsch auch mit Leder, aber auch andere Materialien sind möglich. Die Beschriftung ist geprägt, die unterlegte Folie muss mit einer eigenen Maschine heiß aufgetragen werden. Bleisatz ist begrenzt Das Besondere ist das im Computerzeitalter archaisch anmutende Prozedere mit den Lettern für die Prägung. Die sind tatsächlich aus Blei und unendlich oder zumindest unglaublich viele. Schließlich werden nicht nur verschiedene Schrifttypen nachgefragt, sondern auch verschiedene Schriftgrößen, was bedeutet, dass von Typen wie Größen alle Buchstaben in mehrfacher Ausfertigung vorhanden sein müssen. Das hat natürlich seine Grenzen
Fazitportrait
und kann mit der Schriftauswahl des Computers nicht mithalten. Jeder einzelne Buchstabe muss wie in einer alten Druckerei extra gesetzt werden, was auch bedeutet, dass man in der Lage sein muss, spiegelverkehrt lesen zu können. Ein Fehler, und der ganze Einband muss neu gemacht werden. Das Vorsatz- (Umschlaginnenseite) und das Nachsatzblatt (das gleiche hinten, quasi die vorletzte Seite) werden in der Folge mit dem Einband verleimt, in der Fachsprache heißt das, der Buchblock wird eingehängt. Sein Rücken muss schon zuvor verleimt und mit einem Gazestreifen versehen sein. Lumbecken nennt der Buchbinder diesen Vorgang, benannt nach seinem Erfinder Emil Lumbeck. Dazu müssen die einzelnen aufeinanderliegenden Seiten zunächst beschnitten und dann etwas aufgefächert werden, damit der Leim ordentlich hält. Alles in reiner Handarbeit versteht sich. Für eine hochwertige Fadenbindung eignen sich Einzelseiten natürlich nicht. Die kann nur in sogenannten Lagen durchgeführt werden. Die Klebebindung ist keine schlechte Sache. Man denke an Schuhe. Die waren seinerzeit stets rahmengenäht, aber überspitzt gesagt nur deshalb, weil es noch keine guten Kleber gab. – Nichts gegen rahmengenähte Schuhe und schon gar nichts gegen Fadenheftung für Bücher, im Gegenteil, aber Arbeitszeit ist bekanntlich teuer.
Kleine Fazitabschweifung Folkhard macht natürlich viel mehr, als bloß Diplomarbeiten zu binden. »Rund zehn Prozent unserer Kunden sind privat«, so der Meister. »Viele lassen etwa ihre beschädigten Lieblingsbücher neu binden oder Sammelhefte zu Büchern binden.« Dann ist es kein Problem, wenn die Wartezeit 14 Tage bis einen Monat beträgt.
Oder Rollen, Kartons, Sonderanfertigungen wie eine Besteckkassette mit Rehleder für Silberbesteck, aber auch Prägungen auf Gürtel oder Ledertaschen – was übrigens ziemlich günstig ist und etwa Geschenken den letzten Schliff gibt. Erich Folkhard hat noch den Beruf des Rastrierers gelernt, der zum Beispiel Notenlinien zog oder Einteilungen in Geschäftsbüchern machte und übernahm 1969 von seinem Lehrherrn A. Kniplitsch das seit 1946 bestehende Geschäftslokal im Carolinenhaus am Glockenspielplatz in Miete. Außerdem war er mehr als 30 Jahre lang Berufsschullehrer und unterrichtete nicht nur in seinem Fach, sondern auch Turnen. Dass er den Zeugwart, Schiwart und Schilehrer auch in der Tasche respektive in den Beinen hat, hat er auch erst verraten, nachdem er sich so schnell gebückt und wieder aufgerichtet hat. Und dass er viertausend Kilometer im Jahr mit dem Rennrad unterwegs ist. Gene, soso. Man erfährt doch viel, wenn man sich zu fragen getraut, leider kann nicht alles publiziert werden. Dazu passt, dass ich Ihnen zur Entscheidungsfindung für das Fazitportrait anfangs noch ein ziemlich persönliches Kriterium verraten wollte. Was bereuen wir, wenn unser Leben zu Ende geht? Das fragt eine Palliativpflegerin, die viele Menschen am Sterbebett bis zum Tod begleitet hat, vor einigen Jahren in ihrem Buch »5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen«. Nehmen Sie den Link (bit.ly/5-dinge) oder n das Buch als mutige Fazitabschweifung.
Buchbinderei Folkhard 8010 Graz, Glockenspielplatz 7 Telefon +43 316 832348 buchbinderei-graz.at
Fazit Juni 2018 /// 79
Das Alter ist kein Kampf; es ist ein Massaker. Aus dem Roman »Jedermann« des amerikanischen Autors Philip Roth, 1933–2018
»Die 68er«
Schämst du dich nicht?
Weitere überflüssige Anmerkungen zu 1968 Von Michael Bärnthaler
Fotos: Brigitte Lacombe/WSJ, Das blaue Sofa/Club Bertelsmann, wernerboote.com
E
in vergoldetes Schamhaar von Rainer Langhans hat vor kurzem den mit der geschichtsträchtigen Summe von 1968 Euro dotierten Preis des Kunstvereins Ahlen gewonnen. Rainer Langhans wäre heute ein Influencer und war damals ein Beeinflusser. Rainer Langhans hat einen Harem. Rainer Langhans ist ein sogenannter Alt-68er. Von denen gibt es einige, und Deutschland ehrt seine Helden, auch wenn sie nicht auf dem Feld der Ehre gefallen sind. Deutschland ehrt seine Helden, indem sogenannte Künstler, also wiederum Influencer, Beeinflusser, Was-mit-Medienmacher des nie gefallenen Helden Schamhaar vergolden und stolz der Öffentlichkeit präsentieren, wofür freilich eine geschichtsträchtige Summe fällig ist: 1968. Dafür schämt sich natürlich niemand, denn WIR HABEN DIE SCHAM ÜBERWUNDEN. WIR SIND FREI. Der 68er-Mythos ist ein Mythos der kollektiven Befreiung. Wie jeder Mythos ist er wahr und falsch zugleich. Wie jeder gute Mythos will er nicht unbedingt Mythos genannt werden. Man spricht heute ja auch gern von Narrativen. Das vergoldete Schamhaar des Rainer Langhans wird von den Künstlern, deren Namen ich leider vergesse habe, unter dem Titel »Searching for the Revolution« präsentiert. Ja, es geht immer noch blöder. Revolutionen sind unmenschlich, und wenn heute eine ausgerufen wird, kommt dazu noch eine gewisse Lächerlichkeit.
80 /// Fazit Juni 2018
Der Reliquienkult wiederum ist ein Menschenrecht. Ich bin mir sicher, die Künstler zitieren ihn auch bloß, und das Ganze ist ziemlich ironisch gebrochen und regt zum Nachdenken an. Bei dem vergoldeten Schamhaar unseres (Anti-)Helden handelt es sich ja um eine Reliquie 1. Klasse – dazu zählen alle Körperteile von Heiligen, insbesondere aus dem Skelett, aber auch Haare, Fingernägel und so weiter. Reliquienverehrung gilt – etwas altmodisch formuliert – als geziemend, da es einem Zug allgemeiner menschlicher Pietät entspricht, die Überreste verehrter und geliebter Menschen in Ehren zu halten. Und Rainer Langhans ist ja bald tot, wie die anderen Protagonisten der Pseudorevolution von 1968 auch. Im Hyperpluralismus von 2018 ist jede ideengeschichtliche Strömung längst in den Mainstream eingeflossen, und jeder Influencer erklärt auf YouTube jeden Tag anderen Influencern so lange die Welt, bis sie endlich niemand mehr versteht. Kein Grund, sich zu schämen. n
Unsere Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus Rainer Langhans’ Haupthaar.
Alles Kultur Filmkritik
Prädikat: Klimaneutral Werner Boote hat einen neuen Dokumentarfilm veröffentlicht. »The Green Lie« beschäftigt sich mit nachhaltigem Konsum. Und regt an oder auf. Von Peter K. Wagner
E
s gibt einfachere Dinge, als passende Filmtitel zu kreieren. Sollen diese doch einerseits dafür sorgen, dass genügend Menschen ins Kino gehen, und andererseits idealerweise auch noch den Inhalt eines Bewegtbildwerks in wenigen Worten deutlich machen. Den Filmtitel von Werner Bootes aktuellen Dokumentarfilm könnte man grenzgenial nennen, allerdings auch als irreführend bezeichnen. Suggeriert doch »The Green Lie« – zu deutsch: die grüne Lüge –, dass es sich bei Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und all diesen bereits seit einigen Jahren allgegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen hin zu einem Konsum des Hinterfragens, um Humbug handelt. Das stimmt so natürlich nicht. Aber irgendwie doch. Und genau deshalb hat Werner Boote bei seinem Filmtitel in all seiner ambivalenten Klarheit so viel richtig gemacht. Bin ich nämlich ohnehin schon jemand, der den menschlichen Einfluss auf zunehmende Extremwetterereignisse, klimatische Veränderungen oder steigende Meeresspiegel als unbedeutend einstuft oder ihm gar die faktische Grundlage abspricht, werde ich mich in meiner Welt der ewigen Suche nach Alternativen zur »Systemmedienmainstreammeinung«
unmittelbar angesprochen und gar bestätigt fühlen. Bin ich selbst ein leidenschaftlicher Biobobo, Fairtradefreund und Nachhaltigkeitsnazi habe ich den Titel entweder richtig verstanden und will das dahinter verborgene Werk sehen, um mich bestätigt zu fühlen, oder ich fühle mich in meiner ideologischen Wahrheit dermaßen angegriffen, dass ich dem Film erst recht Aufmerksamkeit schenke. Weil der Mensch stets Recht haben will. Das steht ihm ja auch zu. Ebenso wie Filmrezensionen, in denen über die Handlung des besprochenen Bewegtbilds zu lesen ist. Also bitteschön: Werner Bootes neueste Doku durchleuchtet die Industrie des nachhaltigen Wirtschaftens und Konsums. Etwa anhand von – zumindest so genannten – Gütesiegeln von – zumindest angeblich – fair gehandeltem Palmöl, die am Ende des Geschäfts natürlich nur reines Marketingwerkzeug sind und keiner tatsächlich unabhängigen Kontrolle unterliegen. Wie so ein Marketingwerkzeug funktionieren könnte, beschreibt Boote selbst beim Filmgespräch im Grazer Schubertkino am besten: Bei der Berlinale, wo ›The Green Lie‹ Premiere feierte, wurde ihm das Siegel ›CO2-neutral‹ für seinen Film angeboten. »Ich hätte keinen Nachweis erbringen müssen, es hätte mich nur 3.000
Euro gekostet«, sagt Boote. Beispiele wie diese erklären das beleuchtete Phänomen des Greenwashings. Der Regisseur bereist zusammen mit der zweiten Hauptdarstellerin, der deutschen Autorin Kathrin Hartmann, eine Welt, in der Unternehmen Nachhaltigkeit vorgaukeln, um Konsumenten glücklich zu machen. Wo doch jeder mündige Konsument wissen sollte, dass – angeblich – nachhaltig produzierte und – vermeintlich – sozial gerechte Produkte nie nachhaltig produziert und sozial gerecht sein können, solange die Welt vom aktuellen ökonomischen System regiert wird. Was zur Conclusio des Films führt: Es braucht mehr Widerstand gegen die moderne Weltordnung. Oder einfach: »System Change, not Climate Change«, wie es die eloquente Dame von gleichnamiger Bewegung kürzlich am Klimagipfel in Wien – dank Duldung von Bundeskanzler Sebastian Kurz – ausdrücken durfte. Ich kann richtig spüren, wie die letzten Zeilen reflexartige Tobsuchtsanfälle in überzeugten Kapitalisten und gleichzeitig Freudenschreie in überzeugten Sozialisten, Marxisten oder Kommunisten auslösten. Und verbleibe deshalb ganz klassisch: »The Green Lie« von Werner Boote – Prädikat: sehenswert; Inhalt: diskussionswürdig. Und zwar in der neutralsten Ben deutung des Wortes gemeint.
Fazit Juni 2018 /// 81
Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl
W
enn die Regierung ihr Reformprogramm durchziehen will, braucht sie jeden nur erdenklichen Schwung aus der Wirtschaft, um die unausweichlichen Einschnitte abzufedern. Dank des starken Wachstums ist die Staatschuldenquote Ende 2017 erstmals seit der Krise wieder unter 80 Prozent des BIP gerutscht. Aktuell liegt sie bei etwa 77 Prozent. Obwohl also die Schulden im Vorjahr deutlich gestiegen sind, dürfte das Vorkrisenniveau von 69 Prozent noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden. 2008 ließen Krise und Kärntner Hypo-Pleite die Schulden ja auf knapp 86 Prozent in die Höhe schnellen. Um die Schuldenquote, wie von der EU gefordert, unter 60 Prozent des BIP zu drücken, müssten Bund, Länder und Gemeinden völlig unrealistisch erscheinende 65 Milliarden Euro konsolidieren. Doch wie bei wachsenden Unternehmen funktioniert Entschuldung auch bei wirtschaftlich erfolgreichen Staaten meist nicht durch die Rückzahlung der aufgenomme-
Wettbewerbsföderalismus statt reinem Verteilungsföderalismus
82 /// Fazit Juni 2018
nen Kredite, sondern indem das Vermögen schneller wächst als die Schulden. Die Regierung braucht daher weiterhin konjunkturellen Rückenwind. Dafür sind aber nicht nur das weltwirtschaftliche Umfeld bzw. die Entwicklung der Eurozone verantwortlich. Es muss auch gelingen, die Wachstumsbremsen, die sich aus der jahrzehntelangen österreichischen Reformverschleppung ergeben haben, zu lockern. Mit der Reform und der Fusion der Sozialversicherungen ist ein erster Schritt gesetzt. Auch die längst überfällige Regelung der Arbeitszeitflexibilisierung auf betrieblicher Ebene – ohne Zuziehung der zunehmend oppositionell agierenden Gewerkschaften – wirkt in diese Richtung. Dass sich auch die Abgabenquote von extrem hohen 44 Prozent endlich nach unten bewegt, ist aber noch der alten Regierung, die nicht alles falsch, jedoch viel zu wenig richtig gemacht hat, zu verdanken. Die Regierung will die Quote ja in den nächsten Jahren auf unter 40 Prozent drücken. Für dieses Ziel müssen aber viel größere Reformen folgen. Selbst wenn sich die Landeschefs querlegen wollen: Eine Föderalismusreform ist dringend notwendig. Dabei geht es aber nicht darum, den Einfluss der Länder zu beschneiden, sondern um eine klarere Abgrenzung der Zuständigkeiten und um den Aufbau eines Wettbewerbsföderalismus anstelle des praktizierten Verteilungsföderalismus. Österreich braucht also nicht weniger, sondern mehr Föderalismus! Und zwar einen Föderalismus, der den Landes- und Gemeindepolitikern nicht nur Freiräume für Ausgaben, sondern auch für Einnahmen zubilligt. Bezüglich der Einnahmen geht es aus Ländersicht bis jetzt nämlich nur darum, sich bei den alle paar Jahre stattfindenden Finanzausgleichsverhandlungen einen möglichst großen Anteil am vom Bund eingehobenen Steuerkuchen zu sichern. In der Schweiz ist das völlig anders. Dort funktioniert der Wettbewerbsföderalismus deshalb so gut, weil die jeweilige Ebene nicht nur in einem viel größeren Ausmaß als hierzulande über die Ausgaben bestimmen kann, sondern auch über
die Einnahmen. Kantone und Gemeinden haben eine umfassende Steuerautonomie. Die österreichischen Bundesländer bestreiten nur 0,05 Prozent ihrer Ausgaben aus eigenen Einnahmen, die Schweizer Kantone über 50 Prozent. Der damalige Finanzminister Hans Jörg Schelling wollte das bei den letzten Finanzausgleichsverhandlungen zwar ändern. Doch aus seinen hochfliegenden Plänen wurde nichts. Der Widerstand in den Landeshauptstädten war einfach zu stark. Daher lenkte Schelling mit dem Argument ein, ein Steuerwettbewerb wäre unangenehm für die Landesfürsten. Schließlich konnte er eine Minimalvariante durchsetzen. Die Länder können seitdem den Wohnbauförderungsbeitrag selbst festlegen. Der aktuelle Finanzausgleich gilt bis 2021. Die etwa 85 Milliarden an Gesamtsteuereinnahmen werden weiterhin nach Köpfen auf Länder, Gemeinden und den Bund verteilt. Die Bundesregierung sollte mutig sein und den Ländern eine Föderalismusund Steuerreform nach Schweizer Vorbild anbieten: Mit mehr statt weniger Kompetenzen für die Länder, samt Steuerautonomie, die dazu führen würde, dass die Länder endlich auch die Verantwortung n für ihre Einnahmen übernehmen.
Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at Wir lesen uns wieder AB 27. Juni 2018!
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