fazitmagazin.at
#146
FA ZITGESPR ÄCH
Nr. 146 7/2018 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M
Nicht immer gemeinsam
Ein Gespräch mit den Jugendsprechern von SPÖ, ÖVP und FPÖ im steirischen Landtag
FAZIT
FA ZIT THEMA
Oktober 2018
Die Digitalisierung und ihre Folgen
FA ZITESSAY
Thomas Ramge über das Wirken künstlicher Intelligenz Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.
Foto: Jon Tyson
Was tun nach der Schule?
Mostwanted lesen! Das Bildungsmagazin fĂźr junge Menschen. Aus der Fazitredaktion.
fazitmagazin.at fb.com/fazitmagazin Erscheint wieder im Herbst 2018. Weitere Infos unter mostwanted@wmedia.at oder auf wmedia.at/mostwanted
FAZIT
www.mcg.at
PLACES BIG ENOUGH FOR YOUR IDEAS. Egal ob Sie nach einem großen Konferenzgebäude oder einer intimen Event-Venue suchen, wir von der MCG haben mit Sicherheit die passende Location für Sie. Klassische, elegante Ballsäle oder ein ultramodernes Messegelände – dank unserer großen Auswahl an Veranstaltungsorten ist alles möglich. 25 verschiedene Säle mit bis zu 6.500 Quadratmetern Fläche für bis zu 3.000 Kongressteilnehmer stehen zur Verfügung. Alle Locations sind mit der derzeit besten Technik ausgestattet. Das garantiert einmalige Erlebnisse.
Editorial
Von Christian Klepej
K
ern konnte Kanzler. Opposition konnte er nicht. Das war – spätestens – in den Stunden nach dem Wahlausgang der letzten Nationalratswahl offensichtlich. Nun hat er aber mit seinem ausnehmend unorthodoxen Abgang seine ohnehin in einer Krise befindlichen Partei weiter geschwächt. Per Pressestatement zu verkünden, er habe sich dazu »entschlossen«, Spitzenkandidat der Sozialdemokraten bei der nächsten Europawahl zu werden, lässt jedes politische Feingefühl vor allem aber Gespür vermissen. Das ganze noch dazu mit so kruden Äußerungen, wie es sei nicht sein Stil, »mit dem Bihänder auf Leute einzudreschen«, denn er habe sich »andere Umgangsformen« erworben, zu garnieren, schadet zudem wieder einmal – da lassen sich ja aus allen Parteien Beispiele finden – der Politik insgesamt. Jetzt ist das Wohlergehen der SPÖ nicht mein erstes Thema, wenn ich frühmorgens aufstehe, ihr aktueller Niedergang vermag mich aber keinesfalls mit Freude zu erfüllen. Wie weit Pamela Rendi-Wagner, die nach zahlreichen Absagen möglicher Kandida-
Diese Regierung hat ein großes Manko. Ihr fehlt eine funktionierende Opposition
ten nun offenbar die nächste – und damit erste weibliche – SPÖ-Chefin sein soll, die richtige Frau zur richtigen Zeit ist, wird sich zeigen. Ich befürchte, dass mit ihrer Kür eine sympathische und jedenfalls kompetente, aber (partei-)politisch recht unerfahrene Person in den nächsten Jahren eher aufgerieben wird, und dass ein Andreas Schieder der Partei zumindest für eine Übergangszeit besser getan hätte. Rendi-Wagner wäre ja jung genug, dann bei der übernächsten Wahl als Spitzenkandidatin anzutreten. Besonders geschadet hat Christian Kern auch der versammelten Opposition im Parlament. Die Neos haben mit dem (bald ganz vollzogenen) Abgang von Parteigründer Matthias Strolz ordentlich an Strahlkraft verloren und ihre gesellschaftspolitisch viel zu deutlich linken Positionen machen sie nach meinem Dafürhalten auch nicht nur interessanter. Und die Liste Pilz stellt für mich sowieso ein Faszinosum dar: Welch echter Demokrat, kann eine Bewegung, der ein derart angeschlagener Peter Pilz (im Parlament) vorsteht, noch wirklich ernst nehmen? Die Opposition muss endlich wieder Tritt fassen, um ihrer wichtigen demokratischen Funktion, die eben nicht nur aus dem Dreschen mit Bihändern besteht, nachkommen zu können. Zuallererst sollte sie sich aus der Umklammerung von reserveoppositionellen, vor allem natürlich links orientierten, Journalisten lösen, die seit Antritt der aktuellen Bundesregierung das vierte Reich erstanden sehen. Und mit gerechtfertigtem Vertrauen in die – plusminus wunderbar funktionierenden – demokratischen Strukturen in Österreich mehr Gelassenheit an den Tag legen. Auch die perpetuierenden Kalauer und Vorwürfe, der Kanzler hätte ja keine Berufsausbildung (ein Studienabbrecher!) festigen auf Sicht nicht das Vertrauen auf die inhaltliche Dichte der Minderheitsfraktionen, sondern stellen ganz im Gegenteil ein abgehobenes und – von linken ja eigentlich so verachtetes – elitäres Verhalten dar. Recht gut beobachten konnte man das dieser Tage, als – der von Vizekanzler Strache übrigens in Verachtung der Realität als
»bester Innenminister der zweiten Republik« bezeichnete – Herbert Kickl mit einem Rundschreiben seines Ministeriums (die genaue Urheberschaft ist zur Stunde noch unklar) ins Gerede kam. Diese »Anregung« an untergeordnete Dienststellen hat zum Inhalt, dass mit »kritische Medien« (Falter, Kurier und Standard wurden explizit genannt) die Kommunikation auf das nötigste rechtlich vorgesehene Maß beschränkt werden soll. Der Aufschrei in der Twitterblase war gewaltig. Die Pressefreiheit werde abgeschafft, an Bücherverbrennungen wurde erinnert und zum »Gang auf die Straße« aufgerufen. Geht es auch etwas weniger hysterisch? Zum Einen hat es eben geheissen, das »rechtlich vorgesehene« Maß sei einzuhalten, zum Anderen wäre es viel konstruktiver, abzuwarten und jeden einzelnen Fall von wirklicher Einschränkung der Medienfreiheit deutlich aufzuzeigen. Das würde ich mir von einer kritischen Medienöffentlichkeit und eben auch von einer sinnvollen Opposition erwarten. Derzeit habe ich in beide wenig Vertrauen. Wer immer sofort Feuer schreit, der läuft Gefahr, dann, wenn es wirklich brennt, nicht gehört zu werden. Das würde dann allen Demokraten in diesem Land auf den Kopf fallen. n
Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT OKTOBER 2018 /// 5
Inhalt Fazit Oktober 2018
Digitalisierung und ihre Folgen Vom Upskilling bis zum Grundeinkommen. Antworten falls die Digitalisierung doch mehr Jobs kostet, als neu entstehen.
39 Fotos: Franck V./Splash, Marija Kanizaj (2), Enlarge, Sabine Hoffmann, Mathias Völzke
08
22
Nicht immer gemeinsam
Die steirischen Jugendsprecher Michaela Grubesa (SPÖ), Lukas Schnitzer (ÖVP) und Liane Moitzi (FPÖ) im Fazitgespräch.
Mensch fragt, Maschine antwortet
Im Fazitessay geht Thomas Ramge der Frage nach, wie künstliche Intelligenz unsere Arbeit und unser Leben verändert.
Steirischer Herbst
Leicht angegraut und nicht mehr zu retten? Oder lässt er sich neu erfinden? Michael Petrowitsch hat sich mit dem Avantgardefestival beschäftigt. Seite 80
Ausgabe Oktober 2018 XV. Jahrgang Nr. 146 (7/2018) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.
6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT
Wirtschaft und mehr. 46
72
Rubriken Editorial 5 Politicks 16 Investor 32 Zur Lage 38 Da Wanko 50 Immobilien 68 Alles Kultur 80 Schluss 82
Liebe Leser!
Im Fazitthema geht es um die Folgen der Digitalisierung. Entwickelt sie sich wie oft prophezeit zum Jobkiller, müssen Menschen, die keinen Platz mehr in der Arbeitswelt finden, sozial verträglich und leistungsgerecht aufgefangen werden. Eine Möglichkeit ist das Bedingungslose Grundeinkommen. Doch kann das Staats- und Sozialwesen noch länger über die Besteuerung der Arbeit finanziert werden? Drei Jungpolitiker im Fazitgespräch gab es noch nie. Michaela Grubesa (SPÖ), Lukas Schnitzer (ÖVP) und Liane Moitzi (FPÖ) sprechen über ihren Zugang zur Politik, über ihre Gemeinsamkeiten und über Trennendes.
In unserer Managementserie geht Carola Payer der Frage nach, wie ein Kleinbetrieb überleben kann, wenn die Chefin oder der Chef selbst in der Krise ist. Wenn die Unterstützung stimmt, kann ein Kleinbetrieb einen mehrwöchigen Totalausfall des Besitzers überstehen.
Die Kulturarbeiterin
Seit 1. September leitet die erfahrene Kulturmanagerin Isabella Holzmann das Greith-Haus in St. Ulrich am Greith.
Das Tann-Werk in Graz wurde gerade um 30 Millionen Euro erweitert. Dass Supermärkte überhaupt Frischfleisch verkaufen, geht auf eine Reise der steirischen Spar-Eigentümerfamilie Poppmeier in die Vereinigten Staaten zurück. Gutes Lesen! -redIMPRESSUM
Im Zeichen der Tanne
Spar hat als Erster Frischfleisch in die Supermärkte gebracht. Eine Handelsrevolution, die auf die Familie Poppmeier zurückgeht.
Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)
ri rieben K r t Übeinstbee 48 Kle Seit
Lektorat AdLiteram
Druck Leykam-Letsprint
Zur Lage Seite 38
Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl
IE in SER sen
Christian Klepej das bisschen Fern über seh er noch konsumieen, das rt.
Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl
Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer
Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol
Titelfoto von Marija Kanizaj
Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin
FAZIT OKTOBER 2018 /// 7
Foto: Franck V. / Unsplash
Fazitthema
Digitalisierung Vom »Upskilling« bis zum bedingungslosen Grundeinkommen Von Johannes Tandl Die soziale Utopie eines bedingungslosen Grundeinkommens, bei der jeder – unabhängig von seiner Beschäftigung – vom Staat genügend Geld für ein Leben in relativem Wohlstand erhält, erlebt gerade eine Renaissance. Auslöser ist das tatsächliche oder vermeintliche Bedrohungspotenzial, das von der zunehmenden Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche ausgeht. Aus heutiger Sicht ist ein bedingungsloses Grundeinkommen völlig unfinanzierbar. Doch falls der technische Fortschritt tatsächlich viel mehr Jobs kostet als neu entstehen, sollten sozial verträgliche Antworten parat sein. Diese Antworten müssen aber nicht nur den Wohlstand für alle gewährleisten, sondern gleichzeitig leistungsgerecht und finanzierbar sein.
FAZIT OKTOBER 2018 /// 9
Fazitthema
Jean-Claude Juncker, EU-Kommissionspräsident
So hoch sollte ein bedingungsloses Grundeinkommen sein: Einschätzung der Befragung zur Höhe eines bedingungslosen Grundeinkommens auf der Bais von 1.024 Befragten zwischen 18 und 69 Jahren in Deutschland.
1.602€
1.243€ 1.137€ 953€
Quelle: Splendid Research GmbH
750€
Zu niedrig um davon leben zu können.
Niedrig, aber gerade noch ausreichend zum Leben.
10 /// FAZIT OKTOBER 2018
Durchschnitt
Hoch, aber gerade noch akzeptabel.
Zu hoch.
Foto: European People's Party
»Jeder, der in einem EUMitgliedsland wohnt, hat Anspruch auf ein Mindesteinkommen.«
D
ie fortschreitende Digitalisierung und die Notwendigkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens hängen eng miteinander zusammen. Aber noch ist nicht klar, ob es sich bei der vierten industriellen Revolution um ein Job-Wunder oder um einen Job-Killer handelt. Doch Anfang des heurigen Jahres hat sich der mächtige deutsche IT-Branchenverband »Bitkom« – er vertritt 2.600 IT-Unternehmen mit 190 Milliarden Euro Umsatz und 700.000 Beschäftigten – festgelegt. Er hat sich auf die Seite derjenigen geschlagen, die prognostizieren, dass der digitale Rationalisierungsdruck nicht durch Erweiterungsinvestitionen abgefangen werden kann. Ausschlaggebend war eine Umfrage unter 500 Managern, die ergab, dass in den kommenden fünf Jahren 3,4 Millionen deutsche Arbeitsplätze aufgrund von Innovationen in der Roboter- und Automatisierungstechnik wegfallen werden. Der deutsche Maschinenbauverband »VDMA« – er hat 3.200 Mitglieder mit 226 Milliarden Euro Umsatz und 1,3 Millionen Beschäftigten – und auch der Verband der Elektroindustrie, »ZVEI«, reagierten höchst irritiert auf die Festlegung ihrer IT-Kollegen. Die VDMA und die ZVEI sehen ihre Branchen in Bezug auf die Digitalisierung nämlich ebenfalls im Auge des Zyklons. Schließlich werden sich ihre unternehmerischen Kernbereiche, die Innovationszyklen und die Geschäftsmodelle durch den digitalen Fortschritt völlig verändern. Für beide Verbände ist dennoch klar, dass die Digitalisierung in der Nettobilanz – wie schon vorangegangene disruptive Technologiesprünge auch – zu keinen Jobverlusten führen wird. Man geht davon aus, dass die Digitalisierung genügend neue Jobprofile generiert und dass sich der Fachkräftemangel aufgrund der demografischen Situation sogar noch weiter zuspitzen wird. Die Maschinenbauer und Elektrotechniker sind davon überzeugt, dass die Industrienationen mit der höchsten Automatisierungsrate auch in Zukunft diejenigen mit dem höchsten Wirtschaftswachstum sein werden. Das glaubt zwar auch der IT-Verband, nicht jedoch, dass das Wachstum so stark sein kann, um die wegrationalisierten Arbeitnehmer durch gleichwertige oder sogar bessere neue Jobs zu ersetzen. Das Thema Digitalisierung polarisiert extrem. Das hat bereits im Jahr 2013 begonnen, als die berühmte MIT-Studie des schwedischen Ökonomen Carl Benedikt Frey und des Informatikers Michael Osborne erschien und, mit Blick auf Robotik und Automatisierung, das Verschwinden von 50 Millionen Jobs weltweit prognostizierte. Der Philosoph Richard David Precht und der Informatiker Manfred Broy ließen sich unter dem Eindruck der Frey/Osborne-Studie sogar dazu hinreißen, das Verschwinden jedes zweiten Jobs in den nächsten 15 Jahren zu prognostizieren. Die volkswirtschaftliche Abteilung der Direktbank »ING-DiBa« erstellte eine eigene Studie zum Thema und kam dabei auf das Verschwinden von 18 Millionen deutschen Jobs. Egal ob die Skeptiker oder die Euphoriker Recht haben, Faktum ist, dass Automatisierung und Robotik bereits in der Vergangenheit zu erheblichen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt geführt haben. Richtig scheint auch, dass sich der technische Fortschritt durch die Globalisierung enorm beschleunigt. Die digitale Revolution läuft nämlich wesentlich schneller ab als sämtliche industrielle Revolutionen zuvor. Damit stellt sich natürlich die Frage, ob der
Fazitthema
Gesellschaft genügend Zeit bleibt, um die hervorgerufenen sozialen Verwerfungen zu stemmen.
Foto: re:publica
Das Wachstum muss mit dem technischen Fortschritt Schritt halten
Die Folgen des technischen Fortschritts zeigen sich nicht nur in besseren Produkten für die Konsumenten, sondern auch in immer effizienteren Maschinen und technischen Anlagen, mit denen diese Produkte hergestellt werden. Technische Innovationen führen daher zu Produktivitätssprüngen. Aufgrund des Fortschritts wird für die Erzeugung des gleichen Outputs weniger Input benötigt – weniger Rohstoffe, weniger Energie und vor allem weniger menschliche Arbeit. Um das Ausmaß der menschlichen Arbeit zu erhalten, müssen daher immer mehr Produkte erzeugt und verkauft werden oder anders gesagt, die Wirtschaft muss wachsen. In den letzten 25 Jahren ist das mit Ach und Krach gelungen. Obwohl die Politik ständig von neuen Beschäftigungsrekorden spricht, ist etwa die Gesamtzahl der in Österreich bezahlten Arbeitsstunden im letzten Vierteljahrhundert nicht gestiegen. Bedenkt man außerdem, dass sich die Exporte in diesem Zeitraum verdreifacht und die Importe nur verdoppelt haben und dass gut bezahlte Industriejobs durch viel schlechter bezahlte Dienstleistungsjobs ersetzt wurden, wird klar, dass der technische Fortschritt nur dann einen sozialen Fortschritt für die Bevölkerung bedeutet, wenn die Wirtschaft stark wächst. In der Vergangenheit ging man von einem jährlichen Wachstum von zwei Prozent aus, das notwendig sei, um die technisch wegrationalisierten Arbeitsplätze zu ersetzen. Kalkuliert man das österreichische Bevölkerungswachstum der letzten 25 Jahre von etwa 13 Prozent und die Beschleunigung des technischen Fortschritts durch die Globalisierung mit ein, geht sich diese Rechnung bei »nur« zwei Prozent Wachstum schon lange nicht mehr aus. Da die vierte industrielle Revolution sämtliche sich wiederholende Tätigkeiten ersetzen kann, muss das Wachstum daher deutlich steigen, um das Arbeitsniveau zu halten. Schon jetzt arbeiten etwa 29,1 Prozent der Österreicher in Teilzeit und der Anteil der Löhne und Gehälter am Volkseinkommen ist seit den 80er Jahren von über 80 auf etwa 65 Prozent gesunken. Zwar sind laut OECD die durchschnittlichen Arbeitseinkommen in den vergangenen Jahrzehnten inflationsbereinigt gestiegen. Mit den selbstständigen Einkommen und den Kapitaleinkünften konnten sie dennoch nirgends auf der Welt mithalten. Selbst die stark wachsenden Schwellenländer sind von diesem Phänomen, das vor allem auf den technischen Fortschritt und die Globalisierung zurückzuführen ist, betroffen. Und daher ist davon auszugehen, dass die Lohnquoten weiter sinken werden. Damit geht eine Umverteilung von den unselbstständig Erwerbstätigen zu allen anderen Bevölkerungsgruppen einher. Es sind vor allem die Jobs der gesellschaftlichen Mitte, die routinemäßig durch Roboter ersetzt oder ins Ausland verlagert werden. Das schwächt die Arbeitnehmer auch bei den Lohnverhandlungen. Nennenswerte Lohnsteigerungen lassen sich daher nur mehr in Bereichen ohne Rationalisierungs- oder Internationalisierungsmöglichkeit durchsetzen. Das führt nicht nur zu sozialen Spannungen und zur
»Das Ziel der Digitalisierung besteht darin, so viel wie möglich automatisiert von Maschinen machen zu lassen, von Robotern, durch künstliche Intelligenz. Nicht alles, aber alles, was irgendwie geht. Und wenn man das täte, hätte die Hälfte der heute Beschäftigten keine Arbeit mehr.« Richard David Precht
FAZIT OKTOBER 2018 /// 11
Fazitthema
Erosion der Mitte. Aus Sicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) bremst es auch das Wirtschaftswachstum, weil dadurch Politiker, die auf Protektionismus setzen und die Heimmärkte abschotten, ans Ruder gelangen. Durch drohende Handelskriege steigt der Druck auf den Arbeitsmarkt weiter. Die Wirtschaft wächst also zu langsam, um die Beschleunigung des technischen Fortschritts aufzufangen.
Die wichtigste Antwort auf die Digitalisierung heißt Qualifizierung
Die Digitalisierung beschleunigt die Effizienzsteigerungen
Sollten daher die Pessimisten, wie der deutsche IT-Verband Bitkom, die MIT-Studien-Autoren Frey und Osborne oder der Philosoph Precht Recht haben, entwickelt sich die Digitalisierung nicht nur zum Jobkiller, sie fördert auch den Aufstieg von Populisten, die auf Abschottung statt auf Freihandel setzen. Das stellt über kurz oder lang aber auch das Modell des zu einem Gutteil über die Besteuerung der Arbeitseinkommen finanzierten Wohlfahrtsstaates in Frage. Daher liegt es nun an den Sozialwissenschaften
Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Erwin Scheriau. Mit Dank an True Fellas Tattoo.
Eine Studie der Boston Consulting Group hat die veränderten Tätigkeitsprofile in der Industrie untersucht und kommt zum Ergebnis, dass für die Facharbeitnehmerschaft ein »Upskilling« notwendig ist, weil die Tätigkeiten wissensintensiver werden und der Anteil an Routinetätigkeiten weiter abnehmen wird. Bei der automatisierten Produktion der Zukunft geht es weniger um das »Bedienen« von Maschinen, sondern um Prozessentwicklung, Fehlerbearbeitung, Wartung und Instandhaltung. Kognitive und interaktive Tätigkeiten werden wichtiger. Das gilt sowohl für die Industrie als auch für die meisten Dienstleistungsbranchen. Die Digitalisierung wird daher jene Volkswirtschaften, die nur auf Lohnkostenvorteile setzen, am härtesten treffen. Heruntergebrochen auf die Steiermark heißt das, dass die innovationsbasierte Wirtschaftsstrategie mit großer Wahrscheinlichkeit die erfolgversprechendste Antwort auf die anstehenden Veränderungen der Arbeitswelt ist. Die Steiermark weist mit fünf Prozent des regionalen BIP die höchste Forschungs- und Entwicklungsquote al-
ler 270 EU-Regionen aus. Doch selbst wenn die Unternehmen fit für Veränderungen sind, bedeutet das noch lange nicht, dass sie für weitere Automatisierungswellen gewappnet sind. Denn von den 35.000 steirischen Arbeitslosen verfügen nur wenige über das erforderliche Qualifikationsniveau, das die Jobs automatisierungssicher macht. Ohne Anpassungsqualifikationen werden viele Jobs verlorengehen. Um jene Un- und Angelernten, die wegen der Hochkonjunktur zuletzt wesentlich einfacher auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen konnten als in der letzten Dekade, im Job zu halten, führt an einer nachholenden Ausbildung und der Weiterbildung kein Weg vorbei. Derzeit entstehen im Onlinehandel in den Bereichen Versand und Logistik zwar mehr Arbeitsplätze als im stationären Handel verlorengehen. Doch das wird nicht so bleiben. Schon in naher Zukunft wird die Automatisierung viele Helfertätigkeiten ersetzen.
SO GEHT STEIRISCH ... DIE STEI ERM ARK GEH T UNT ER DIE HAU T. rlässt über Steirische Qualität hält ein Leben lang und hinte traditionellmodern Generationen eindrucksvolle Spuren. Einfach # www.volkskultur.steiermark.at | www.heimatwerk.steiermark.at
Fazitthema
und an der Politik, gesellschaftlich verträgliche Antworten auf den bevorstehenden disruptiven Wandel zu finden. Diese Antworten müssen aber auch leistungsgerecht und finanzierbar sein. Um diese Transformation zu stemmen, rückt daher immer öfter die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) in das Zentrum der Diskussion.
Was ist das bedingungslose Grundeinkommen (BGE)?
Das Konzept hinter der BGE-Idee ist jedoch nicht nur, jene Menschen sozial abzufangen, die auf dem Arbeitsmarkt keinen Platz finden, weil sie zu gering oder falsch qualifiziert sind, oder ihre Branche auf Grund des technischen Fortschritts nicht mehr existiert. Das BGE soll bedingungslos allen erwachsenen Mitgliedern einer Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden und muss so hoch sein, dass es nicht nur die Existenz sichert, sondern auch gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Je nach Modell werden auch Kinder mit einbezogen oder deren Kosten für die Erziehungsberechtigten werden durch Zuschläge abgegolten. Das Grundeinkommen stellt daher kein Entgelt für irgendeine Gegenleistung dar. Dadurch unterscheidet es sich vollkommen von den bestehenden Sicherungssystemen wie der österreichischen Mindestsicherung oder dem in Deutschland als »Hartz IV« bekannten »Arbeitslosengeld zwei«. Deren Bezieher müssen nämlich zumindest den Willen zur Arbeit bekunden und dürfen außerdem nur sehr beschränkt über eigenes Vermögen besitzen. Die Idee ist, dass das BGE für wesentlich mehr Gerechtigkeit sorgt
als bestehende Sozialhilfen, weil es auch an die Leistungsträger und jene, die den Sozialstaat finanzieren, ausbezahlt wird.
Die Menschen müssten nicht mehr arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu »verdienen«, sondern könnten sich auf das konzentrieren, was für sie (und für die Gesellschaft) wirklich wichtig ist. Dazu gehört, sich zu bilden, die Familien zu stärken oder ehrenamtlichen Tätigkeiten nachzugehen oder mit eingeschränktem individuellem Risiko den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Um die genannten Voraussetzungen zu erfüllen, müsste ein bedingungsloses Grundeinkommen in Österreich etwa 1.500 Euro monatlich für alle über 18-jährigen Österreicher ausmachen. Das entspricht einem niedrigen Vollzeiteinkommen und würde jedem Österreicher zusätzlich zu seinem Arbeitseinkommen ausbezahlt werden.
Noch scheitert ein BGE an der Finanzierbarkeit
Die Kosten für dieses BGE von 1.500 Euro monatlich sind mit etwa 130 Milliarden im Jahr jedoch horrend. Derzeit liegen jene staatlichen Ausgaben, die durch das BGE ersetzt würden, bei etwa 50 Milliarden Euro jährlich, von denen etwa 22 Milliarden vom Steuerzahler und der Rest von den über steuerähnliche Lohnabgaben finanzierten Sozialversicherungen getragen werden. Dazu zählen die Pensionen, die Renten, aber auch Sozialhilfen wie die Mindestsicherung. Um das Delta von 80 Milliarden Euro aufzubringen, müsste die Abgabenquote statt durchschnittlich 41 Pro-
>> Be first. Drive electric. Beschleunigen schon beim Aufladen. Die Elektrifizierung des Stadtverkehrs ist nur noch eine Frage der Zeit – rund 40 Minuten, um genau zu sein. Länger brauchen die neuen smart EQ fortwo und forfour mit dem optionalen 22 kW-Bordlader nämlich nicht, um von 10 auf 80 % zu kommen. Also trinken Sie doch einfach entspannt einen Kaffee, und schon haben Sie und Ihr smart beide wieder neue Energie. Erfahren Sie mehr auf smart.com
Pappas Steiermark GmbH Autorisierter smart Vertriebs- und Servicepartner, 8051 Graz, Schippingerstraße 8, Tel. +43(0)316 6076-101; Zweigbetrieb: Liezen; www.pappas.at
smart – eine Marke der Daimler AG
smart EQ forfour mit 4,6 kW-Bordlader – Stromverbrauch (kombiniert): 13,2 – 13,1 kWh/100 km, CO2-Emissionen (kombiniert): 0 g/km.1 smart EQ forfour mit optionalem 22 kW-Bordlader – Stromverbrauch (kombiniert): 14,0 – 13,4 kWh/100 km, CO2-Emissionen (kombiniert): 0 g/km.2 Abbildung zeigt Sondermodell. smart EQ forfour edition nightsky voraussichtlich bestellbar ab 3. Quartal 2018. Das hier abgebildete blaue Ladekabel ist nicht verfügbar für die smart EQ fortwo und forfour Modelle. Alle Modelle werden mit schwarzen Ladekabeln ausgeliefert. 1 Werte variieren in Abhängigkeit der gewählten Sonderausstattungen. Die angegebenen Werte sind die „gemessenen NEFZ-CO2-Werte“ i.S.v. Art. 2 Nr. 2 Durchführungsverordnung (EU) 2017/1153, die im Einklang mit Anhang XII der Verordnung (EG) Nr. 692/2008 ermittelt wurden. Die Kraftstoffverbrauchswerte wurden auf Basis dieser Werte errechnet. Der Stromverbrauch wurde auf der Grundlage der VO 692/2008/EG ermittelt. Aufgrund gesetzlicher Änderungen der maßgeblichen Prüfverfahren können in der für die Fahrzeugzulassung und ggf. Kfz-Steuer maßgeblichen Übereinstimmungsbescheinigung des Fahrzeugs höhere Werte eingetragen sein. 2 Werte variieren in Abhängigkeit der gewählten Sonderausstattungen. Die angegebenen Werte wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Es handelt sich um die „NEFZ-CO2-Werte“ i.S.v. Art. 2 Nr. 1 Durchführungsverordnung (EU) 2017/1153. Die Kraftstoffverbrauchswerte wurden auf Basis dieser Werte errechnet. Der Stromverbrauch wurde auf der Grundlage der VO 692/2008/EG ermittelt.
smartEQ_forfour_184x120_Fazit_Pappas Stmk.indd 1
11.09.18 16:58
Fazitthema
zent knapp 70 Prozent betragen. Aus heutiger Sicht ist das aus mehreren Gründen unmöglich zu stemmen. Erstens wäre das BGE dadurch extrem leistungsfeindlich. Denn ohne Umbau des Steuersystems müssten für jeden durch Arbeit zum BGE dazu verdienten Euro etwa 90 Cent an Steuern und Sozialabgaben bezahlt werden. Und ein BGE-Empfänger, der durch Arbeit zwar 2500. Euro brutto dazuverdient, aber nur 250 Euro netto ausbezahlt erhält, würde wohl nicht lange aus dem Motiv arbeiten, sein Einkommen aufzubessern. Durch ein BGE in angemessener Höhe käme die legale Erwerbsarbeit ohne Umbau des Steuerrechts daher völlig zum Erliegen.
Das BGE erfordert Anreize für die Leistungsbereiten
Aus Expertensicht ist klar, dass die Einführung eines BGE nur mit einer Totalveränderung des Steuersystems einhergehen kann. Denn es braucht Anreize für die Mehrleister. Wenn es nicht mehr genug Arbeit für alle gibt, muss der gesamtgesellschaftliche Wohlstand von jener Minderheit erwirtschaftet werden, die sich im Arbeitsmarkt halten kann. Experten schlagen daher vor, die Arbeitseinkommen wegen der negativen Auswirkungen auf die Leistungsmoral nicht länger steuerlich oder durch Sozialabgaben zu belasten. Damit müssten im Zuge der Einführung des BGE zusätzlich zu den 40 Milliarden Einkommensteuereinnahmen des Staates auch die 62 Milliarden an lohn- und einkommensabhängigen Sozialabgaben durch andere Quellen kompensiert werden. Gemeinsam mit den zusätzlich benötigten 80 Milliarden durch
das BGE liegt der steuerliche Umschichtungsbedarf des Finanzministers und der Sozialversicherungen bei etwa 182 Milliarden Euro. Derzeit liegen die Gesamteinnahmen des Staates aus nicht einkommensabhängigen Steuern und Abgaben bei etwa 53 Milliarden Euro. Sämtliche indirekte Steuern wie die Mehrwert- oder die Mineralöl- und Tabaksteuer, aber auch die Vermögenssteuern müssten sich daher mehr als verdreifachen. Die Normalsatz der Mehrwertsteuer läge dann bei 70 statt bei 20 Prozent. Einem Sozialhilfeempfänger, der in Zukunft 1.500 BGE statt wie bisher 870 Euro Mindestsicherung erhält, würde dann jedenfalls nur unwesentlich mehr Geld zum Leben übrigbleiben als bisher.
Neben der drastischen Erhöhung der indirekten Steuern gibt es auch ordnungspolitische Steuermodelle, die nicht nur die Staatsfinanzierung auf eine völlig neue Basis stellen würden, sondern zusätzlich der Umweltzerstörung oder der Krisenanfälligkeit des globalen Finanzsystems entgegenwirken könnten. Gemeint sind die Besteuerung des Ressourcenverbrauchs sowie Finanztransaktionssteuern. Doch dazu wäre ein international harmonisiertes Vorgehen notwendig, bei dem nicht nur die hochentwickelten Industrienationen, sondern auch die Schwellenländer gemeinsam agieren. Die Digitalisierung wird die Schwellenländer nämlich ungleich härter treffen als die USA oder Europa, weil diese ihre Lohnkostenvorteile einbüßen werden. Aus einer rationalen Perspektive betrachtet spräche daher alles für eine globale Reform der Staatsfinanzierung. Empirisch wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich jene Populisten durchsetzen, für die jede Form der
Finanzieren Sie Ihr Wunschauto, eine neue Wohnungseinrichtung oder Ihren Traumurlaub bequem mit Klick – sogar unterwegs. Einfach online abschließen unter steiermaerkische.at/klick-kredit
Bis zu0 € 50.00
Foto: FORTUNE GLOBAL FORUM
Fazitthema
»Von zehn Menschen der Mittelschicht wird nur einer den Aufstieg im Digitalen Zeitalter schaffen. Die anderen werden scheitern, ihre Jobs verlieren. Das wird die Mittelklasse schlichtweg ausradieren.« Joe Kaeser, Siemens-CEO
Internationalisierung einen Kontrollverlust bedeutet, den es zu verhindern gilt. Aber vielleicht ist ja eine G7-Einigung möglich, die danach von der gesamten EU übernommen wird. Denn in den G7-Staaten haben die Globalisierung und der technische Fortschritt schon in der Vergangenheit deutlich mehr gut bezahlte Industriearbeitsplätze gekostet, als durch das Wirtschaftswachstum neu entstehen konnten. Vielen Politikern schwebt vor, dass als eine der möglichen Antworten auf die Digitalisierung damit begonnen werden muss, ein bedingungsloses Grundeinkommen in die Wege zu leiten. Und weil das nur bei einer entsprechenden Motivation der Leistungsträger klappen kann, muss die Abgabenlast auf den Faktor Arbeit Schritt für Schritt durch andere Abgabenformen ersetzt werden. Dadurch wird die Arbeit für die Unternehmen billiger. Und das würde auch den Automatisierungsdruck auf die menschliche Arbeit dämpfen. Trotzdem wird die Lohnquote weiter sinken. In Österreich könnte das BGE daher durch einen Umbau der Mindestsicherung in eine Negativsteuer starten. Alle Erwachsenen würden dann unabhängig von ihrem Vermögen eine monatliche Steuergutschrift in Höhe der bisherigen Mindestsicherung erhalten, die dann Schritt für Schritt auf ein Niveau erhöht wird, das ein Leben in relativem Wohlstand und eine gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht.
wastebox.at Toilettes
Rein damit. Weg damit. Hausbau, Umbau oder Renovierung und Ihre Mülltonne ist hoffnungslos überfordert? Organisieren Sie Ihre Abfallentsorgung jetzt einfach online unter www.wastebox.at!
- Die einfachste Art Abfall zu entsorgen.
Die Eisbären haben verloren. Aber wir haben vielleicht noch eine Chance. Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur Klimapolitik
Eigentlich haben sich nur die VP-Frauen und die westlichen Länder begeistert zur neuen Parteiobfrau geäußert. Auch, dass ausgerechnet der gescheiterte Noch-Vorsitzende Christian Kern – ohne Flankenschutz aus Wien und vom ÖGB – vor die Presse treten durfte oder musste, um Rendi-Wagners Nominierung zu verkünden, zeigt, dass es von jenen, auf die es ankommen wird, kaum Vorschusslorbeeren für die Quereinsteigerin an der Parteispitze gibt.
Fotos: Bergmann, Scheriau
Bereits eineinhalb Jahre vor der steirischen Landtagswahl ließ sich LH-Vize Michael Schickhofer als SPÖ Spitzenkandidat nominieren. SPÖ – Rendi-Wagner muss nicht nur gegen Türkis-Blau bestehen Dass Christian Kern irgendwann alles hinschmeißen wird, war schon am Tag der letzten Nationalratswahl abzusehen. Die PR-Katastrophe, die Kern mit der Art seiner Rücktrittsankündigung auslöste, war es nicht. Doch mit Pamela Rendi-Wagner hat die SPÖ überraschend schnell eine zumindest in ihrer Außenwirkung hervorragende Nachfolgerin für Kern gefunden. Warum sich die Tropenmedizinerin und anerkannte Wissenschaftlerin das angesichts des derzeitigen Zustands der SPÖ antut, ist dennoch schleierhaft. Denn anders als VP-Chef Sebastian Kurz hatte Rendi-Wagner, wegen ihres fehlenden innerparteilichen Gewichts, auch keine Chance, sich von den Parteigranden ein schriftlich besiegeltes inhaltliches und personelles Durchgriffsrecht für die gesamte Partei zusichern zu lassen. Die Wiener SPÖ und die roten Gewerkschafter haben ihr zwar die Möglichkeit eingeräumt, ihr eigenes Team zusammenzustellen, nicht jedoch ohne ein »Schau ma mal, dann sehen wir schon« anzuhängen. 16 /// FAZIT OKTOBER 2018
Die SPÖ sollte in der „Vor-Kurz-ÖVP“ ein schlechtes Vorbild sehen »Opposition ist Mist. Lasst das die anderen machen – wir wollen regieren.« Mit diesen Worten bewarb sich seinerzeit Franz Müntefering um den Vorsitz der SPD. Und auch die SPÖ fühlt sich sichtlich unwohl in der ungeliebten Oppositionsrolle. Der Verlust des Bundeskanzlers und der Ministerposten ist natürlich eine Zäsur. Das darf aber dennoch kein Grund dafür sein, dass sich die Partei einigelt und zuerst mit sich selbst beschäftigt statt mit der Regierungspolitik. Irgendwie scheint sich die SPÖ auf dem gleichen Abwärtsweg zu befinden, den jahrzehntelang die ÖVP beschritten hatte. Deren Obleute scheiterten bekanntlich regelmäßig an der eigenen Partei. Den mächtigen VP-Bünden und noch mächtigeren VP-Landesparteien war nämlich – bis zur türkisen Revolution von Sebastian Kurz – das Hemd immer deutlich näher als der Rock. Denn wenn einem VP-Landeshauptmann oder einem Bündechef der politische Gegenwind zu heftig ins Gesicht wehte, blies dieser sehr oft zum Halali auf die eigene Bundespartei. Der letzte ÖVP-Bundesobmann, der so von der eigenen Partei abgeschossen wurde, war bekanntlich Reinhold Mitterlehner. Der ist offiziell von sich aus zurückgetreten. Aber erst nachdem er monatelang von den eigenen Parteifreunden für seinen Koalitionswillen desavouiert und dafür bestraft wurde, dass er sich Christian Kerns Neuwahlultimatum gebeugt hatte. Aus Sicht der VP-Mächtigen, die mit Sebastian Kurz
ja einen jungen Superstar im Talon hatten, der alle Umfragen klar anführte, durfte Mitterlehner der SPÖ keines jener Zugeständnisse mehr machen, mit denen er bisher vorgezogene Wahlen verhindert hatte. Sebastian Kurz sitzt fester im Sattel als je ein VP-Chef vor ihm. Die ÖVP hat den Weg nach unten verlassen und führt klar bei sämtlichen Umfragen. Solange Kurz so erfolgreich bleibt, ist er auch immun gegen Kritik von innen. Wie die schwarze VP reagieren wird, wenn ihre türkise Spitze irgendwann der Erfolg verlässt, ist dennoch absehbar. Aber weil Sebastian Kurz das ganz genau weiß, nutzt er seine momentane Stärke auch dazu, um seine Leute aus der JVP, die er in allen Landesparteien und Bünden hat, auf ihrem Weg nach oben zu stärken. Weil Pamela Rendi-Wagner auf kein derartiges parteiinternes Netzwerk zurückgreifen kann, wenn es Widerstände gibt, kann man ihre Situation nicht mit der von Sebastian Kurz vergleichen. Und anders als die ÖVP bei Kurz konnte oder wollte die SPÖ bisher auch keinen bedingungslosen Rückhalt hinter der neuen Parteispitze kommunizieren. Wenn die eigene Eitelkeit den Abgang vermiest Christian Kern konnte sich nicht dazu überwinden, mit seinem Rückzug von der SPÖ-Spitze, auch sein persönliches Scheitern einzugestehen. Daher hat er auf ziemlich plumpe Art versucht, die Niederlage als Sieg darzustellen, indem er sich selbst – ohne auf die Partei Rücksicht zu nehmen oder die Gremien zu befragen – zum SPÖ-Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl 2019 ausgerufen hat. Offenbar musste Kern jedoch am Vorabend jener SPÖ-Präsidiumssitzung, bei der er seinen Rückzug von der Parteispitze und die angestrebte SPÖ-Spitzenkandidatur bei der EU-Wahl bekanntgeben wollte, einige SPÖ-Mächtige informieren. Schließlich kam Kern nicht umhin, den Parteigranden aus Wien und im ÖGB ein Placet für den skurrilen Eintausch des Parteivorsitzes gegen die EU-Kandidatur
Politicks
MIT JOHANNES TANDL
zu entlocken. Dem Vernehmen nach haben daraufhin gleich mehrere Präsidiumsmitglieder Kerns geplanten Rückzug an die Medien durchgestochen. Schließlich hatte Kern wenige Tage zuvor die 626.000 Zuseher des ORF-Sommergesprächs angeflunkert. Damals bezeichnete er die kursierenden Gerüchte über seine EU-Spitzenkandidatur als vollkommenen »Mumpitz«. Kerns geplanter Rückzug wurde am Dienstag, dem 18. September bekannt. Am selben Tag gab (Noch-)SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher seinen Sitz im Steirischen Landtag an Wolfgang Moitzi weiter. Lercher tat das, um sich mit voller Energie seiner beruflichen Aufgabe zu widmen. Er sah es als seine Aufgabe, Christian Kern den Weg zurück in das Kanzleramt zu ebnen. Vor diesem Hintergrund ist es daher alles andere als glaubhaft, dass Lercher, wie von ihm behauptet, tatsächlich rechtzeitig in Kerns Rücktrittsund EU-Pläne eingebunden war. Kern ließ seinen treuen Geschäftsführer sprichwörtlich in ein offenes Messer laufen. Und nachdem ausgerechnet Christian Kern die Nominierung von Pamela Rendi-Wagner als nächste SP-Chefin bekanntgeben durfte, sagte er, dass seine Nachfolgerin nun völlige Freiheit bei der Wahl ihres Teams haben werde. Die Frage, ob das auch die Person von Max Lercher als Geschäftsführer betrifft, für dessen Verbleib sich zuvor der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofer starkgemacht hatte, bejahte Kern ausdrücklich. Man sagt, Führungsqualität kennt man vor allem am persönlichen Umgang mit den wichtigsten Mitarbeitern. Auch vor diesem Hintergrund sollte die SPÖ daher froh sein, dass sich Exkanzler Christian Kern nun aus der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße zurückzieht. Die steirische SPÖ nominiert Michael Schickhofer für die Landtagswahl 2020 Recht früh hat sich LH-Vize Michael Schickhofer zum SPÖ-Spitzenkandidaten für die Wahlen, die irgendwann im Frühjahr 2020 stattfinden soll, nominieren
Auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hat seine Kandidatur für 2020 bereits angekündigt. Wie bald nach der Wahl er das Zepter in jüngere Hände legen wird, bleibt offen. lassen. Obwohl Schickhofer als Spitzenkandidat gegen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer völlig unumstritten ist, hat er den Parteivorstand zuvor nicht über seine Pläne informiert. Dem Vernehmen nach sei es in der SPÖ nämlich sonst üblich, geplante Abstimmungen über so weitreichende Fragen wie eine Spitzenkandidatur vorab bekanntzugeben. Doch die Nominierung des SPÖ-Spitzenkandidaten sei nicht auf der Tagesordnung gestanden, sondern auf Vorschlag des Leobner Bürgermeisters Kurt Wallner erfolgt. Die Vorstandsmitglieder seien zuvor jedoch auf die Wichtigkeit der Sitzung hingewiesen worden. Trotzdem seien – so die Kleine Zeitung – nur 39 von 66 abstimmungsberechtigten Mitgliedern anwesend gewesen. Schickhofer wäre aber ganz sicher auch dann nominiert worden, wenn er seine eigene Partei nicht mit einer unangekündigten Abstimmung überrumpelt hätte. Die ÖVP hat die besten Chancen mit Hermann Schützenhöfer Außer Schickhofer hat derzeit ohnehin niemand in der SPÖ den Mut, gegen Lan-
deshauptmann Hermann Schützenhöfer, der seine nochmalige Kandidatur ja bereits vor dem Sommer gegenüber der Kronen Zeitung verlautbart hat, in den Ring zu steigen. Für die FPÖ will es mit großer Wahrscheinlichkeit Verteidigungsminister Mario Kunasek noch einmal wissen. Die FPÖ lag 2015 knapp hinter der damals von Franz Voves angeführten SPÖ und der ÖVP an dritter Stelle. Glaubt man den Umfragen, liegt Hermann Schützenhöfer inzwischen mit deutlichem Vorsprung an der Spitze. Trotz seiner herausragenden Werte lässt der Landeshauptmann aber kaum eine Gelegenheit aus, um zu erklären, dass es in der Volkspartei zahlreiche Persönlichkeiten gebe, die ihm problemlos als Landeshauptmann nachfolgen könnten. Die besten Chancen werden Gesundheitslandesrat Christopher Drexler, Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl eingeräumt. Zum geplanten Wahltermin ist Schützenhöfer 68 Jahre alt. Daher stellt sich die Frage, wie lange er – im Falle seiner Wiederwahl – das Amt in der nächsten Periode wohl ausüben wird. FAZIT OKTOBER 2018 /// 17
Recht haben
Als Ausgangssachverhalt dient eine klassische Situation, in der ein Werkunternehmer (folgend: Unternehmer) dem Werkbesteller (folgend: Besteller) ein mangelhaftes Werk übergibt und trotzdem den vollen Werklohn fordert. Ist der Besteller trotzdem zur Zahlung verpflichtet und wie muss er sich im Falle der Bereitschaft des Unternehmers zur Beseitigung des Mangels verhalten? Gemäß § 1170 ABGB ist der Werklohn nach Vollendung des Werkes zu bezahlen. Solange das Werk nicht vertragsgemäß hergestellt wurde, hat der Besteller gemäß § 1052 ABGB das Recht, den Werklohn zurückzubehalten. Dieses Leistungsverweigerungsrecht stellt für den Besteller ein Hilfsmittel zur Absicherung seines Anspruches auf Verbesserung des mangelhaften Werkes dar. Hervorzuheben ist dabei, dass der Besteller den gesamten Werklohn und nicht nur die Kosten für die Beseitigung des Mangels zurückbehalten darf. Als schikanös und somit unzulässig anerkennt die Rechtsprechung die Zurückbehaltung des Werklohnes, wenn die Verbesserungskosten bei rund drei Prozent des Werklohnes liegen. Ein solches krasses Missverhältnis liegt jedoch nicht mehr vor, wenn die Verbesserungskosten im Verhältnis zur Gegenleistung fünf Prozent übersteigen. Dabei handelt es sich jedoch ausschließlich um Richtwerte. Eine eindeutige Judikatur, ab welchem Prozentpunkt von einer schikanösen Rechtsausübung auszugehen ist, besteht nicht. Voraussetzung für das Leistungsverweigerungsrecht ist die Behebbarkeit des Mangels sowie ein ernstliches Verbesserungsbegehren des Werkbestellers. Der Besteller ist nicht berechtigt, Art, Umfang und Durchführung der Verbesserung in einem größeren Umfang zu beeinflussen, als es ihm nach dem zugrundeliegenden Vertrag zusteht. Dem Unternehmer steht es frei, die Verbesserung nach dem eigenen besten Wissen vorzunehmen, ohne sich an Vorgaben des Bestellers halten zu müssen. Lässt der Besteller eine Behebung der Mängel durch den Unternehmer nicht zu, vereitelt er die Verbesserung oder lässt er das mangelhafte Werk von einem Dritten vervollständigen, kann er die Bezahlung des Werklohns nicht mehr verweigern. Ein vertraglicher Ausschluss des Zurückbehaltungsrechtes ist aufgrund der dispositiven Wirkung des § 1052 ABGB grundsätzlich zulässig. Anderes gilt jedoch, wenn sich die Sittenwidrigkeit der Vereinbarung aus dem Einzelfall ergibt und bei dem Vertragsabschluss mit einem Verbraucher iSd § 1 KSchG. Gemäß § 6 Abs 1 Z 6 KSchG ist eine Vertragsklausel, mit der das Leistungsverweigerungsrecht des Verbrauchers ausgeschlossen oder eingeschränkt wird, nichtig.
Foto: dklra.at
Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at
18 /// FAZIT OKTOBER 2018
Anzeige Foto: STVP-Landtagsklub
Das Leistungsverweigerungsrecht des Werkbestellers
Der ländliche Raum erlebt einen Turn-around Die Steirische Volkspartei setzt in diesem Herbst mutige Akzente. Der Fokus liegt auf der Weiterentwicklung des ländlichen Raumes sowie auf der Bau- und Raumordnung.
E
in Thema, das in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, ist die Entwicklung des ländlichen Raumes. Um die Abwanderung aus den Regionen zu verhindern, setzt die Steirische Volkspartei schon seit geraumer Zeit auf gezielte Maßnahmen aus ihrem Programm „Land.Raum.Zukunft“, das von ÖVP-Klubobmann Karl Lackner federführend mit dem Landtagsklub der Steirischen Volkspartei entwickelt wurde. „Der ländliche Raum erlebt einen Turn-around. Das bedeutet, dass er für die urbane Bevölkerung immer interessanter wird. Die Maßnahmen aus unserem Papier greifen, und Sie werden im Herbst im Landtag weitere Umsetzungsschritte finden“, so Lackner. So steht beispielsweise die Weiterentwicklung der Bauund Raumordnung auf der
Herbst-Agenda. Durch Vereinfachungen, beispielsweise bei Abstandsbestimmungen, sollen die Gemeinden mehr Verantwortung und mehr Spielräume bekommen und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister beim Vollzug entlastet werden. Außerdem werden verschiedene Maßnahmen gesetzt, die insbesondere jungen Familien die Schaffung von Eigenheim ermöglichen oder erleichtern soll. Ein neues Landwirtschaftskammergesetz ist ebenso in Planung wie die Umsetzung des neuen Leitspitals Liezen. „Wir haben in diesem Herbst sehr viel geplant und wollen mutig und voller Engagement an die Arbeit für die Steiermark gehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir umsetzen, was wir uns vorgenommen haben“, so der ÖVP-Klubobmann.
Himbeeren und Heidelbeeren mit bester Qualität finden sich schon länger in den SPAR-Frischeregalen, jetzt hat sich die Kiwibeere unter sie gemischt. Hinter der gesunden Köstlichkeit steckt eine Kooperation zwischen SPAR und zehn Bauern aus der Steiermark.
D
ie Kiwibeere, auch Mini-Kiwi genannt, ist eine Kiwiart mit saftigem Fruchtfleisch und süßlich aromatischen Geschmack in der Größe einer Stachelbeere. Anders als ihre Verwandten, die große Kiwi und Gold-Kiwi, ist sie unbehaart und kann mitsamt der weichen Schale im Ganzen gegessen werden – auch für Kompott eignet sie sich her-
vorragend. War ihr Vorkommen zuvor auf exotische Länder in Asien beschränkt, fühlt sich die Mini-Kiwi dank SPAR und den steirischen Bauern nun auch in der Steiermark heimisch. Das freut Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland: „Uns bei SPAR ist es wichtig, die steirischen Bauern zu unterstützen, die uns mit Produkten wie der
Anzeige Foto:: Spar / Krug
Süßer Saisonstart für die steirische Kiwibeere
Die Bauerngemeinschaft aus der Region Feldbach/Weiz: v.l.n.r. Johannes Pankarter, Christian Kalcher, Karl Hadler, Gertraud Reicher, Dominik Loder, Andreas Gremsl, Klaus Rosenberger und Markus Unger Minikiwibeere den Herbst versüßen.“ Der kommerzielle Anbau der saftig-süßen Frucht ist relativ neu, erst seit sieben Jahren findet man sie im Frühherbst im Einzelhandel. Der Anbau in unseren gemäßigten Klimazonen ist durch ihre Kältetoleranz möglich – Temperaturen bis zu minus 25 °C hält die exotische Frucht stand. „Ein knappes Drittel der österreichischen Anbauflächen liegt in der Steiermark. Es sind exakt 4,5 Hektar, auf denen die
Mini-Kiwi gedeiht und heuer vielleicht Ertragsrekorde feiert, da das befürchtete Frostjahr ausgeblieben ist“, erklärt Johannes Pankarter von der Bauerngemeinschaft. Sie beliefert SPAR steiermarkweit mit 165 Tonnen Genuss-Beeren, darunter Heidelbeeren, Himbeeren und Kiwibeeren. Die Kundinnen und Kunden können sich also auf den Genuss von 15.000 kg der saftig-süßen Mini-Kiwi freuen.
Sehnsucht nach
Bad Waltersdorf...
FAZIT OKTOBER 2018 /// 19
Anzeige Foto: Joanneum Research / Manuela Schwarzl
Anzeige Foto: Fischer
Freuen sich über mehr Umsatz und mehr Beschäftigte im steirischen Handel: Spartenobmann Gerhard Wohlmuth, Sparten-GF Helmut Zaponig (r.) und Ernst Gittenberger (l.) von der KMU Forschung Austria.
Verteidigungsminister Mario Kunasek (li.) und JR-GF Wolfgang Pribyl präsentierten den Kooperationsvertrag.
Erfreuliche HalbjahresBundesheer verlängert bilanz für steirischen Kooperation mit Einzelhandel Der steirische Handel steht im Zeichen der zunehmenden Digitalisierung des Konsums und damit vor großen Herausforderungen, es eröffnen sich aber auch neue Chancen. Alles in allem ist es eine höchst erfreuliche Halbjahresbilanz.
D
ie KMU Forschung Austria weist für den stationären Einzelhandel in der Steiermark ein Umsatzplus von 2,1 Prozent aus. „Gestiegen ist auch die Zahl der Beschäftigten, und zwar um 1,4 Prozent, das sind 600 neue Jobs“, freut sich Gerhard Wohlmuth, Obmann der Sparte Handel in der WKO Steiermark: „In absoluten Zahlen sind es vier Milliarden Euro, die der steirische Einzelhandel im ersten Halbjahr netto umsetzen konnte.“ Damit liegt man auch deutlich über dem Bundesschnitt, wie Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria zu berichten weiß: „Österreichweit beträgt das Plus 1,3 Prozent, im steirischen Einzelhandel sind es 2,1 Prozent.“ Unter Berücksichtigung der Inflation und sämtlicher Preiseffekte, ist das Absatzvolumen damit real um insgesamt 0,2 Prozent gestiegen. Weiter starkes Wachstum im Onlinesektor Ein rasantes Wachstum zeigt 20 /// FAZIT OKTOBER 2018
nach wie vor der Onlinehandel. Insgesamt kaufen schon 60 Prozent bzw. 560.000 Steirer Dienstleistungen und Waren via Internet ein. Für Wohlmuth braucht es aufgrund dessen mehr Augenmerk auf die Durchsetzung von fairen Spielregeln. Heimische Handelsbetriebe sehen sich im Internet oft mit Billigkonkurrenz aus dem Ausland konfrontiert, die weder im Lohn- und Abgabenbereich noch bei den Sozialstandards Vergleichbares leisten, so Wohlmuth: „Hier müssen wir die Bemühungen auf europäischer Ebene verstärken.“ Für den heimischen Handel spielt die mobile Internet-Nutzung eine bedeutende Rolle, Smartphone-optimierte Websites und Online-Shops werden immer wichtiger. Heuer wurde daher der Lehrberuf E-Commerce-Kaufmann/-frau eingeführt, die Ausbildung dazu findet – neben den Betrieben – in der Landesberufsschule Feldbach statt.
JOANNEUM RESEARCH Am 21. September wurde die seit fünf Jahren bestehende Kooperation zwischen dem Österreichischen Bundesheer und der JOANNEUM RESEARCH in Beisein von BM Mario Kunasek um weitere fünf Jahre verlängert. Mit ihren sieben Forschungseinheiten ist es dem Unternehmen möglich, dem Bundesheer interdisziplinäre Lösungsansätze anzubieten.
A
us der erfolgreichen Kooperation ging eine neue Kompetenzgruppe bei DIGITAL, dem Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien, hervor: „Cyber Security and Defence“ agiert mit verstärktem Engagement im Verteidigungssektor. DIGITAL arbeitet schon weit länger mit und für das Österreichische Bundesheer. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung des „ABC-Informationsmanagementsystems (ABCIS)“ im Bereich Aufklärung: Über mehrere Generationen wurde das System permanent technologisch und funktional weiterentwickelt. Technologiesprünge in der Sensorik und Rechenleistung erlauben neue Forschungsergebnisse: Ein aktuelles Spezialgebiet bildet die Detektion und Ortung von unbemannten Flugobjekten. „Die aktuellen Herausforderungen an Streitkräfte erfordern
einen Schulterschluss zwischen Forschung, Wirtschaft, Industrie und Bundesheer. Wir müssen unsere Fähigkeiten weiterentwickeln und neue Möglichkeiten erforschen, um auch künftig für die Sicherheit sorgen zu können. Die JOANNEUM RESEARCH ist uns ein wichtiger und verlässlicher Partner in der österreichischen Forschungslandschaft“, erklärte der Verteidigungsminister bei der Unterzeichnung. „Aufbauend auf einer langjährigen Kooperation im Bereich der Frühwarnsysteme wurde 2013 erstmals eine fünfjährige Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Es freut mich daher besonders, jetzt feststellen zu können, dass sich die Erwartungen in die Intensivierung dieser Zusammenarbeit nicht nur erfüllt haben, sondern deutlich übertroffen wurden“, ergänzte JR-Geschäftsführer Wolfgang Pribyl.
Wirtschaft
Neues AK-Servicezentrum in Feldbach Am 22. September wurde in Feldbach das neue Servicegebäude der Arbeiterkammer Steiermark feierlich eröffnet. Es erfüllt die Anforderungen an ein modernes Serviceund Veranstaltungszentrum: helle, klimatisierte und barrierefreie Büroräume, ein Mehrzwecksaal sowie ausreichend Parkplätze für Fahrräder und Autos. as alte Volkshaus in der Ringstraße war in die Jahre gekommen und so desolat, dass eine Renovierung nicht mehr in Frage kam. Eine moderne Lösung musste her, und die konnte nur in einem Neubau realisiert werden. AK-Präsident Josef Pesserl betont: „Das neue Servicezentrum bedeutet Aufbruch und Erneuerung für die ganze Region. Wir präsentieren unseren Mitgliedern ein modernes barrierefreies Objekt, in dem sich alle wohlfühlen werden.“ Die Arbeiterkammer hat mehr als fünf Millionen Euro in den
Neubau und die Ausstattung des Gebäudes investiert. Den 32.000 Mitgliedern im Bezirk Südoststeiermark steht nach einjähriger Bauzeit nun ein modernes Haus zur Verfügung. Insgesamt waren 45 Firmen, der größte Teil davon aus der Region, an Bau und Ausstattung beteiligt. Die nutzbare Fläche wurde um ein Drittel auf 2.000 m2 erweitert. Das Haus wird von Arbeiterkammer und Volkshochschule genutzt, als Mieter sind der ÖGB und die SPÖ vertreten. Das Gebäude ist extrem energieeffizient, barrierefrei vom
Keller bis zu den Obergeschoßen, klimatisiert und an die Fernwärme angeschlossen. Am Dach verwandelt eine Photovoltaikanlage Sonnen-
Anzeige Foto:Schleich
D
licht in Strom und deckt etwa ein Drittel des Strombedarfs. In einer Zisterne wird Regenwasser für die WC-Anlagen gesammelt. In die modernen Büro- und Wartebereiche fällt viel Tageslicht. Herzstück des Hauses ist der Veranstaltungssaal für 250 Personen, der mit mobilen Trennwänden für viele Zwecke geeignet ist und auch der VHS für Bewegungskurse dienen wird.
AK-Präsident Josef Pesserl, Bürgermeister Josef Ober und AK-Direktor Wolfgang Bartosch eröffneten das neue AKServicecenter in Feldbach.
Verliebt in
Bad Waltersdorf!
Gewinnen Sie Bad Waltersdorfer Gutscheine unter www.badwaltersdorf.com/erholung
Fazitgespräch Von Barbara Jernej und Johannes Tandl mit Fotos von Marija Kanizaj
Nicht immer gemeinsam Mit Michaela Grubesa, Lukas Schnitzer und Liane Moitzi stellten sich
gleich drei Personen dem Fazitgespräch. Sie sind die steirischen Jugendsprecher von SPÖ, ÖVP und FPÖ.
Fazit Oktober 2018 /// 23
Fazitgespräch
Als Jugendsprecher ihrer Landtagsfraktionen kümmern sich Michaela Grubesa (SPÖ), Lukas Schnitzer (ÖVP) und Liane Moitzi (FPÖ) vor allem um die Lebensverhältnisse der steirischen Jugendlichen. In einem gesellschaftlichen Umfeld, das von Überalterung und in vielen Regionen von Abwanderung geprägt ist, gibt es zahlreiche Themen, bei denen man eigentlich keine unterschiedlichen roten, schwarzen oder blauen Standpunkte vermuten würde. Doch die politischen Vorstellungen der Parteien unterscheiden sich so deutlich, dass eine Zusammenarbeit selbst dann schwerzufallen scheint, wenn ähnliche Standpunkte naheliegen. Dass SPÖ und ÖVP im Land eine Regierungskoalition bilden, zeigt sich dennoch in zahlreichen gemeinsamen Anliegen von Michaela Grubesa und Lukas Schnitzer. Schwerer tut sich da Liane Moitzi. Denn vor allem die SPÖ hat kaum Verständnis dafür, dass sich eine junge erfolgreiche Frau für eine rechtspopulistische Partei wie die FPÖ entscheidet und dort dann auch noch eine Politkarriere startet.
24 /// Fazit Oktober 2018
Fazitgespräch
Ich glaube, dass wir alle ein gemeinsames Ziel haben, nämlich für junge Menschen in ihrer unmittelbaren Lebensrealität etwas zu bewegen. Lukas Schnitzer
Wir haben uns im Vorfeld zu diesem Gespräch darüber unterhalten, dass die politischen Jugendorganisationen früher viel mehr gemeinsam gemacht haben. Stimmt der Eindruck, Frau Grubesa, oder arbeiten sie gut zusammen? MG Ich bin mittlerweile seit über drei Jahren im steirischen Landtag und habe sehr viele Initiativen mit dem Luki Schnitzer gemeinsam gestartet.
Was waren eure letzten erfolgreichen Projekte? MG Das letzte größere Projekt, das medial sehr gut aufgenommen wurde, war zum Beispiel die Abschaffung der Internatskosten für Lehrlinge. LM In meinem Heimatbezirk, dem Murtal, gibt es zum Beispiel einmal im Jahr ein gemeinsames Eisschießen der Jugendorganisationen. Selbst wenn wir politisch selten einer Meinung sind, ist es wichtig, sich auch persönlich zu kennen. Herr Schnitzer, unser Eindruck ist, dass ihr drei als Jugendsprecher in erster Linie Parteienvertreter seid. Wäre es da nicht an der Zeit für eine gemeinsame Achse – wenn man den Begriff noch verwenden darf – der Jungen gegen die Alten? LS Ich glaube, dass wir alle ein gemeinsames Ziel haben, nämlich für junge Menschen in ihrer unmittelbaren Lebensrealität etwas zu bewegen. Insofern bin ich ganz froh, dass wir in der Steiermark eigentlich mit allen Jugendorganisationen ein sehr gutes Einvernehmen haben. Allein was wir im Landtag gemeinsam an Initiativen zusammengebracht haben, ist beachtlich. Das zeigt aber auch, dass wir die Parteipolitik – wenn es um Jugendthemen geht, als zweitrangig sehen. Ist die Jugend in der alternden Gesellschaft politisch nicht extrem unterrepräsentiert? LS Dass die Jugend früher stärker repräsentiert war, stimmt nicht. Noch nie gab es mehr junge Gemeinderäte und junge Abgeordnete als heute.
Was verändert sich durch mehr junge Menschen in der Politik? MG Mir fällt da zum Beispiel die Ausweitung oder die Harmonisierung der Ausgehzeiten im Rahmen des Jugendschutzgesetzes in der Steiermark und in ganz Österreich ein. Das sind Dinge, die sehen unsere Kolleginnen und Kollegen als Eltern oder vielleicht sogar als Großeltern ganz anders als der Luki und ich. LS Ich glaube, es verändert sich vor allem die Debatte, wenn Jugendliche mitreden. Als junger Mensch bringst du eine andere Perspektive mit.
Wann ward ihr euch das letzte Mal politisch uneinig? LM Also ich würde auf jeden Fall sagen, beim Jugendschutzgesetz. Wieso wart ihr, als Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ), da dagegen? LM Wir haben da festhalten müssen, dass uns das Gesetz eindeutig zu weit geht. Wenn ein Sechzehnjähriger ohne Begleitung unbegrenzt in der Nacht draußen bleiben darf und ein Vierzehnjähriger bis ein Uhr nachts unterwegs sein darf, ist das falsch. Ein weiterer Punkt waren die im Gesetz definierten Rauschmerkmale, nach denen jetzt betrunkene Jugendliche bestraft werden können.
Hat sich der RFJ mit diesen Aussagen nicht gegen die eigene Partei gestellt? Die FPÖ hat der Gesetzesvereinheitlichung ja ihren Segen gegeben. LM Meine Verantwortung ist es, mein Mandat als Jugendsprecherin in der Steiermark auszuüben. Die nehme ich wahr. LS Also ich widerspreche Frauen nur sehr ungern, aber in dem Fall muss ich es tun: Ich finde es durchaus bemerkenswert, dass der steirische FPÖ-Landesparteiobmann das Regierungsprogramm mit unterschrieben hat, in dem die Vereinheitlichung des Jugendschutzes eines der großen Themen war, und sich die eigene Landespartei dann gegen ihn stellt. Mit dem neuen Gesetz gehören total skurrile Grenzfälle der Vergangenheit an. Zudem muss ja kein Jugendlicher die erlaubten Ausgehzeiten voll ausschöpfen. Es wird kein Jugendlicher dazu verdonnert, dass er bis 23 Uhr Bier trinkend in einer Bar sitzen muss. Werden Jugendliche tatsächlich bestraft, wenn sie betrunken aufgegriffen werden? LS Es gilt auch der Grundsatz: Information und Prävention vor Bestrafung.
Wie steht die Junge ÖVP eigentlich zu der großzügigen Pensionserhöhung, mit der die Regierung bei den Alten punkten will? LS Eine gewisse Generationengerechtigkeit ist das Grundanliegen aller Jugendorganisationen und da gehört die Pensionsfrage selbstverständlich dazu. Faktum ist, dass Mindestpensionen jetzt überproportional erhöht werden. Der Ansatzpunkt für die Pensionsdiskussion ist meiner Meinung nach die Schere zwischen faktischem und gesetzlichem Pensionsantrittsalter. Der Unterschied liegt immer noch bei sechs Jahren. In dem Bereich gibt es also noch viel zu tun. MG Menschen, die körperlich nicht mehr dazu imstande sind, länger arbeiten zu lassen, ist auch keine Lösung. FAZIT OKTOBER 2018 /// 27
Fazitgespräch LS Ich sehe das positiv, wenn man daran arbeitet, dass nicht alle vorzeitig in Pension gehen können.
Also uns hat es gewundert, dass die Pensionserhöhung von den Jugendorganisationen problemlos geschluckt worden ist. Die Idee dazu dürfte von der FPÖ gekommen sein. MG Die FPÖ macht reine Symbolpolitik. Mich erinnert das Ganze an die Hunderterverteilaktionen von Haider in Kärnten. Die Sozialdemokratie ist beim Geldausgeben zielgenauer und agiert da nicht nach dem Gießkannenprinzip. In den Fragen, die die Bundesregierung betreffen, sind der Lukas und ich uns zu großen Teilen uneinig. Aber das bremst unsere Kooperation im Land nicht. Wird die steirische Landeskoalition zwischen SPÖ und ÖVP die Vereinheitlichung der Mindestsicherung überstehen? LS Wir haben bereits im Zuge der Flüchtlingsbewegung in der Steiermark ein sehr strenges Mindestsicherungsgesetz beschlossen, an dem sich auch der Bund orientiert hat. Wir waren die ersten, die gesagt haben, dass mehr in Sachleistungen und gleichzeitig in Deutschkurse investiert werden muss. MG Na ja, nur dass die Mittel für Deutschkurse jetzt von der Bundesregierung gekürzt wurden. Wie viel Fantasie braucht eigentlich die Politik? Wieviel verträgt sie und was ist mutige Politik? Gibt es so etwas oder ist das Wort Fantasie in Zusammenhang mit Politik gar böse besetzt? MG Ich schaue persönlich sehr gerne über die Grenzen hinaus. Auch über die europäischen. Und wir holen uns natürlich Anre-
gungen von außerhalb, lesen natürlich alle die Zeitungen und tauschen uns gegenseitig darüber aus. LS Ich glaube, es braucht unbedingt einen visionären Zugang. Aber noch wichtiger ist Mut, den es in der Politik braucht. Gewisse Entscheidungen sind einfach unpopulär. Und trotzdem müssen sie getroffen werden. LM Man setzt sich natürlich mit den Ideologien der verschiedenen Parteien auseinander. Dann nähert man sich dann einfach irgendwann einer Ideologie und damit einer Partei an. Das ist dann die Vision. Die Ideologie bildet sozusagen den große Rahmen für die eigenen politischen Handlungen. Doch in der politischen Auseinandersetzung erfährt man dann sehr schnell, dass man oft nur ein kleines Stück von der Vision umsetzen kann.
Von der freiheitlichen Ideologie bleibt eigentlich derzeit nur das Migrationsthema übrig, Frau Moitzi. Bevor wir konkreter auf das Migrationsthema eingehen: Besteht zwischen Ihnen eine Einigung darüber, dass die Steiermark Zuwanderung braucht? LM Jein, es ist immer die Frage, welche Zuwanderung wir benötigen. Wenn es eine Massenzuwanderung ist wie 2015, wo sehr viele Menschen zu uns gekommen sind, die keine Chance auf einen Asylstatus haben und in unser Sozialsystem drängen, dann sage ich konkret nein. Und was ist mit jener Zuwanderung, die die Wirtschaft benötigt? LS Ich glaube, in erster Linie haben wir einen Fachkräftemangel. Wir haben Probleme, was die Lehrlinge betrifft, und ich würde mir sehr wünschen, dass die Bundesregierung hier den richtigen
Fazitgespräch Akzent setzt. Dass Menschen, die keinen Asylgrund haben und so kein Recht darauf haben, hier bei uns zu leben, auch keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben, ist nachvollziehbar. Schließlich haben wir viele junge Menschen, die legal im Land sind und denen man die Chance auf eine Ausbildung ermöglichen muss. Der Volkspartei unter Sebastian Kurz wird ja oft vorgeworfen, dass sie ihre christlich-sozialen Wurzeln vollkommen gekappt hat. LS Ich glaube, das ist die subjektive Meinung von gewissen Leuten, die Dinge bewusst falsch sehen. Ich glaube überhaupt nicht, dass die ÖVP ihren christlich-sozialen Ansatz verloren hat.
Aber trotzdem gibt es sehr viele, die im klassisch christlich-sozialen Bereich verankert sind, die jetzt enttäuscht sind von der ÖVP. LS Diese Vorwürfe kommen doch von den gleichen Leuten, die vorher kritisiert haben, dass die ÖVP viel zu christlich-sozial ist. Wäre die ÖVP tatsächlich nicht christlich, wäre es ihr wohl egal, wie trostlos die Lebensumstände in manchen Ländern sind. Wir gehen diesen Problemen nicht aus dem Weg. Ich finde es sehr christlich, dass wir als ÖVP alles daran setzen, damit den Menschen vor Ort in ihrer Heimat geholfen wird. MG Luki, du tust ein bisschen so, als würdest du nicht wissen, welche Personen den Verlust der christlichen Werte bei euch konkret kritisieren. Das ist doch absurd. Schließlich sind das eure eigenen Leute. Wir haben Asylberechtigte, die keine Lehre antreten wollen, obwohl man sie gut dafür brauchen könnte. Kann das auch damit zu-
sammenhängen, dass die Mindestsicherung höher ist als die Lehrlingsentschädigung? MG Selbstverständlich ist die Lehrlingsentschädigung nicht hoch genug. LS Österreich braucht qualifizierte Zuwanderung. Das muss man über die Rot-Weiß-Rot-Card lösen und natürlich muss genau zwischen Asylberechtigten und Asylwerbern unterschieden werden. Wir müssen vor allem schauen, dass wir arbeitslose Jugendliche, darunter auch viele Asylberechtigte, in Beschäftigung und Lehrausbildung bringen. MG Dass ein Asylwerbender seine Lehre nicht fertig machen darf, wenn er einen negativen Asylbescheid bekommt, selbst wenn das dem Betrieb helfen würde, ist nicht nachvollziehbar. LS Daher wird auf Bundesebene ja gerade diskutiert, ob die Asylwerber ihre Lehre nicht doch fertig machen dürfen, selbst wenn sie einen rechtskräftigen negativen Asylbescheid erhalten. LM Ein Asylwerber hat das Recht, sich in Österreich aufzuhalten, bis geklärt ist, ob er einen Asylgrund hat oder nicht. Wenn kein Asylgrund vorliegt, dann muss das Gesetz natürlich durchgesetzt werden.
Asylwerber, die nicht arbeiten dürfen, können sich doch nicht wirklich frei bewegen. Sie können sich nicht auf irgendeine legale Art und Weise in die Gesellschaft einbringen. Sehen Sie da kein Problem? LS Die Bundesregierung muss vor allem Maßnahmen setzen, um die 25.000 unter 25-Jährigen, davon 8.000 Asylberechtigte, in Ausbildung und Beschäftigung zu bringen.
ZUM LEBENSERHALT. ZUR LEBENSFREUDE.
Lebenssituationen sind vielfältig. Unsere Lösungen auch.
fazitmagazin.at fb.com/fazitmagazin
Um zu verstehen,wie mussSie manbeim zuhören. Sprechen Sie mit uns und wir finden die Lösung, die am besten zu Ihnen passt. www.generali.at Informationen, Gewinnspiel Regionaldirektion Steiermark, T +43 316 8056 0, office.stmk.at@generali.com mitmachen können, erfahren Sie unter fazitmagazin.at. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
FAZIT
Unter den Flügeln des Löwen.
Michaela Grubesa (29) lebt in Bad Aussee und startete ihre politische Karriere als Landesgeschäftsführerin der Sozialistischen Jugend. Sie ist Juristin und Mutter und arbeitet neben ihrer Politkarriere in einer Rechtsanwaltskanzlei. Lukas Schnitzer (30) ist Student lebt in Hartberg. Er ist Landesobmann der Jungen ÖVP und seit 2015 stellvertretender JVP-Bundesobmann. Innerhalb der ÖVP Landtagsfraktion ist er auch noch Sprecher für Verfassung, Europa, sowie Sicherheit und Einsatzorganisationen und stellvertretender Klubobmann. Liane Moitzi (26) kommt aus Fohnsdorf und hat in der HAK Judenburg maturiert. Moitzi ist Landesobfrau des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ). Vor ihrem Einzug in den Landtag arbeitete Moitzi als parlamentarische Mitarbeiterin bei Mario Kunasek und Walter Rauch. Im FPÖ-Klub ist sie außerdem für Jugend auch für Frauen und den Tierschutz zuständig.
Fazitgespräch
Menschen, die körperlich nicht mehr dazu imstande sind, länger arbeiten zu lassen, ist auch keine Lösung. Michaela Grubesa
Und was soll mit den Asylwerbern während des Verfahrens geschehen? Sollen sie gar nicht arbeiten dürfen? LS Wenn die alle innerhalb eines halben Jahres ihren Asylbescheid bekommen, löst sich das Problem von selbst. MG ... und was sollen sie in diesem halben Jahr machen? LS Ich glaube, dass es einen andern Pragmatismus braucht: rasche Verfahren für Asylwerber. Die sollen dafür möglichst rasch Deutsch lernen, sich rasch integrieren und die Werte, die bei uns gelten, erlernen. MG Genau das lässt die Regierung ja nicht zu. Ich bin zwar in Österreich als Gastarbeiterkind geboren, habe aber nach meiner Geburt zwei Jahre bei meiner Oma im ehemaligen Jugoslawien gelebt. Man hätte meinen Eltern die Arbeitsgenehmigung entzogen, wenn meine Mutter nicht weitergearbeitet hätte. Als ich dann nach Kriegsausbruch nach Österreich gekommen bin, hat man mich dann ganz normal in einen Kindergarten geschubst, wo ich in kurzer Zeit Deutsch lernen konnte. Mit den Deutschförderklassen wird das nicht mehr so reibungslos funktionieren. Aber die Durchmischung, die es bei Ihnen im Kindergarten gab, werden wir nicht erreichen, weil es gar nicht genügend einheimische Kinder gibt. MG Natürlich kann man die erreichen. Zum Beispiel indem man ein einheitliches Schulsystem schafft und nicht Gymnasien und Neue Mittelschulen. Oder indem man einen Gratis-Kindergarten anbieten würde.
Weil wir vorhin über die Lehre gesprochen haben, würde es uns interessieren, ob irgendjemand von euch eine Lehre gemacht hat? LM Also ich habe die HAK-Matura gemacht. LS Ich leider auch nicht. Ich habe die BORG-Matura gemacht, war dann gezwungen, logischerweise auch ein Studium zu beginnen.
Aber Sie haben mit Sebastian Kurz doch einen Freund, der vorzeigt, wie man ganz gut auch ohne Studium zurechtkommt. LS Mich beschäftigt mein Studium jedenfalls seit Ewigkeiten. Und es wird mich wahrscheinlich noch Ewigkeiten beschäftigen. MG Ich war tatsächlich in der Hauptschule, weil mir meine Eltern gesagt haben: Du hast zwar lauter Einser, aber ins Gymnasium gehen die Ingenieurs- und Zahnarztkinder, da hast du nichts verlo-
ren. Ich war anschließend im BORG, habe Jus studiert und arbeite mittlerweile in einer Rechtsanwaltskanzlei. Ist das schlechte Image der Lehre, das die Eltern davon abhält, ihren Kindern eine duale Ausbildung nahezulegen, nicht das eigentliche Problem? LM Absolut! MG Wir haben diesbezüglich tatsächlich ein großes Problem. Da hilft nur Aufklärung und Information. LS Wir müssen alles daransetzen, um den Stellenwert der Lehre gesellschaftlich noch stärker zu verankern. Was bedeutet Heimat für Sie? Was ist das typisch Österreichische, auf das man so stolz ist und das man gerne mit anderen teilt? LM Das ist für mich durchaus auch die Tracht. Das Murtaler Dirndl bietet einfach ein Gefühl von Zusammenhalt. Da gehören wir hin, das ist unsere Heimat.
Ist Heimat ein Wert? LM Das ist für mich schon ein Wert. LS Ich mag es jedenfalls nicht, wenn die FPÖ die Volkskultur zu vereinnahmen versucht. MG Die Tracht gehört keiner Partei, sondern allen. Und als Ausseerin, die mehrere Dirndl besitzt, weiß ich, wovon ich rede. Dann zum Abschluss noch eine einfache Frage: Was läuft richtig gut in der Steiermark? LM Die Oppositionsarbeit der FPÖ. MG Ich finde tatsächlich, die Zusammenarbeit zwischen mir und dem Luki läuft richtig gut. Wenn da jetzt eine andere Person statt ihm da wäre, würde es vielleicht nicht so laufen. Trotz unserer Koalition mit der ÖVP nicht. LS Das kann ich teilen, Michi. Wenn der Zusammenhalt gegeben ist, macht es schon Spaß, Politik zu machen. Was richtig gut läuft, ist aber auch, die Steiermark in Europa noch stärker zu positionieren. Wir haben schon bisher die höchste Forschungs- und Entwicklungsquote und ich glaube, das ist angesichts kommender Herausforderungen besonders wichtig. Vielen Dank für das Gespräch!
Die Ideologie bildet sozusagen den große Rahmen für die eigenen politischen Handlungen. Liane Moitzi
FAZIT OKTOBER 2018 /// 31
Foto: Marija Kanizaj
Steuerboard
Mag. Alexander Hofer
Transparenz unerwünscht – Interesse berechtigt?
Anzeige
Das Wirtschaftliche Eigentümer Registergesetz (WiEReG) hat zuletzt für einige Aufregung und Arbeit gesorgt. Dem Offenlegungs-Ziel des WiEReG laufen allerdings berechtigte Interessen betroffener Personen zuwider, wenn diese nun Opfer von Betrug, Entführung oder strafbaren Handlungen werden können oder wenn minderjährige bzw. geschäftsunfähige Personen geschützt werden sollen. Davon betroffen sind insbesondere Privatstiftungen, die Angaben über ihre wirtschaftlichen Eigentümer, insbesondere über Stifter und Begünstigte, zu machen haben. Eine Besonderheit des Registers ist der weit gefasste Kreis der Einsichtsberechtigten. Denn neben Rechtsanwälten, Notaren und Steuerberatern können nicht nur Kreditinstitute, Glückspielbetreiber, Personalabrechner, Immobilienmakler, Unternehmensberater und Versicherungsvermittler Einsicht nehmen, sondern auf Antrag auch jede beliebige Person bei berechtigtem Interesse. Ab 1. Oktober 2018 treten neue Bestimmungen in Kraft, die die Privatsphäre von Stiftern und Begünstigten schützen sollen. So kann eine Einschränkung der Einsicht in das Register beantragt werden. Voraussetzung: Der wirtschaftliche Eigentümer muss nachweisen können, dass der Einsichtnahme schutzwürdige Interessen entgegenstehen (z. B. Betrug, Nötigung, Erpressung etc.). Schutzwürdige Interessen liegen allerdings nicht vor, wenn sich die Daten bereits aus anderen öffentlichen Registern ergeben. Und: Das Einsichtsrecht für Behörden, Notare oder von der Finanzmarktaufsicht beauftragte Kredit- und Finanzinstitute lässt sich allerdings weiterhin nicht verhindern.
Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at
Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (M.) mit den Gewinnern des Fast Forward Award 2018 (v.l.): Bernhard Grentner (Innofreight Solutions), Martin Smolka (Joanneum Research), Christoph Schöggler (Aurox GmbH), Dieter P. Gruber (Polymer Competence Center Leoben), Jörg Schönbacher (CFO Usound) und Manfred Schweinzger (EPCOS).
Fast Forward: Die Steirische Wirtschaft krönt ihre Innovativsten
Der Innovationspreis Fast Forward Award ist der offizielle Wirtschaftspreis des Landes Steiermark. Dabei werden jährlich die innovativsten Unternehmen sowie die innovativste Forschungsinstitution prämiert. Bei der diesjährigen Gala im Messecenter Graz konnte Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl die Auszeichnungen an die Unternehmen Aurox, USound, Innofreight Solutions und Epcos sowie an die steirische Forschungsgesellschaft Joanneum Research vergeben. Das Polymer Competence Center Leoben erhielt einen Sonderpreis im Bereich Digitalisierung.
D
er herausragende Erfindergeist in den Betrieben und Forschungseinrichtungen ist aus Sicht von Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl ausschlaggebend dafür, dass die Steiermark eine der innovativsten Regionen in Europa ist. Die eingereichten Projekte wurden durch das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) bewertet. Die Sieger der einzelnen Kategorien wurden von einer Fachjury ermittelt. In der Kategorie Kleinstunternehmen gewann die Aurox GmbH aus Graz mit dem Projekt „Aurox Headband“. Das Stirnband ermöglicht präzise Kühlung im Stirn- und Schläfenbereich und steigert dadurch die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden. Bei den Kleinunternehmen siegte das Grazer Unternehmen USound mit dem Projekt „MEMS – Mikrolautsprecher für Kopfhörer, Smartphones, VR-Headsets und Wearables“. Dadurch soll die Soundqualität von Smartphones, Tablets und anderen elektronischen Gadgets deutlich verbessert werden. Das siegreiche Mittelunternehmen ist die Innofreight Solutions GmbH aus Bruck an der Mur, die für das Projekt „Smart GigaWood – Innovativer digitalisierter Hochleistungswaggon für Holz und weitere KV-Module“ ausgezeichnet wurde. Der Smart GigaWood Wagon soll Holzlieferungen von der Straße auf die Schiene
32 /// FAZIT OKTOBER 2018
verlagern. Die dadurch erzielbare Produktivitätssteigerung für Logistikunternehmen und Eisenbahngesellschaften liegt bei 40 Prozent. In der Kategorie Großunternehmen gewann die Deutschlandsberger Epcos OHG mit ihrem Projekt „CeraCharge“. Dabei handelt es sich um einen nicht brennbaren Li-Ionen-Akku. Die Akkus werden als vollkeramische Festkörper-Akkus hergestellt. Bei den Institutionen der angewandten Forschung und Entwicklung setzte sich Joanneum Research mit dem Projekt „Diagnostik zur flächendeckenden Früherkennung antibiotikaresistenter Keime“ durch. Mit einem herkömmlichen Labor dauert die Analyse zwischen 24 und 72 Stunden. Durch das europaweite Projekt unter steirischer Führung kann erstmals eine schnelle und sichere Vor-Ort-Bestimmung von Antibiotikaresistenzen erfolgen. Ein Sonderpreis wurde dem Polymer Competence Center Leoben (PCCL) für das Projekt „Neues High-Speed-Verfahren für die Qualitätsinspektion von 3D-Bauteilen“ verliehen. Die lückenlose Kontrolle von 3D-Teilen oder strukturierten Oberflächen war bisher in der Herstellung so gut wie unmöglich. Durch Robot-Vision in Kombination mit künstlicher Intelligenz wird die exakte und vollständige Prüfung nun weltweit erstmals realisiert.
Bahn: Voestalpine als digitaler Komplettanbieter Die Voestalpine Metal Engineering Division nimmt eine weltweit führende Position bei Schienen, High-Tech-Weichen und digitalen Tailway-Überwachungssystemen ein. Nun bündelt der Konzern diese Kompetenzen und steigt zum weltweiten Anbieter für komplette Bahninfrastruktursysteme auf. Der neue Bereich umfasst rund 7.000 Mitarbeiter an 70 Produktions- und Vertriebsstandorten auf allen fünf Kontinenten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Umsatz bei 1,4 Milliarden Euro. Durch intensive Forschungsund Entwicklungsarbeit sowie gezielte Akquisitionen haben wir in den letzten Jahren ein umfassendes Knowhow in der Monitoring- und Signaltechnologie aufgebaut. Kombiniert mit unserer langjährigen Erfahrung in der Schienen- und Weichenherstellung, schaffen wir hinsichtlich Verfügbarkeit, Performance und Lebenszykluskosten damit ein einzigartiges Angebot für unsere Kunden“, so Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied der Voestalpine AG und Leiter der Metal Engineering Division. Der globale Trend zur Urbanisierung sowie der Ausbau des öffentlichen Verkehrs lassen ein durchschnittliches jähr-
liches Wachstum von annähernd drei Prozent erwarten.
Ob im Hochgeschwindigkeits-, Schwerlast- oder Nahverkehrsbereich: Bahntechnologie der Bahn: Voestalpine als digitaler Komplettanbieter. Die Voestalpine-Metal-Engineering-Division nimmt eine weltweit führende Position bei Schienen, High-TechWeichen und digitalen Tailway-Überwachungssystemen ein. Nun bündelt der Konzern diese Kompetenzen und steigt zum weltweiten Anbieter für komplette Bahninfrastruktursysteme auf. Der neue Bereich umfasst rund 7.000 Mitarbeiter an 70 Produktions- und Vertriebsstandorten
auf allen fünf Kontinenten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Umsatz bei 1,4 Milliarden Euro. „Durch intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie gezielte Akquisitionen haben wir in den letzten Jahren ein umfassendes Know-how in der Monitoring- und Signaltechnologie aufgebaut. Kombiniert mit unserer langjährigen Erfahrung in der Schienen- und Weichenherstellung schaffen wir hinsichtlich Verfügbarkeit, Performance und Lebenszykluskosten damit ein einzigartiges Angebot für unsere Kunden“, so Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied der Voestalpine AG und Leiter der Metal Engineering Division. Der globale Trend zur
START!KLAR
Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied der Voestalpine AG und Leiter der Metal Engineering Division. Urbanisierung sowie der Ausbau des öffentlichen Verkehrs lassen ein durchschnittliches jährliches Wachstum von annähernd drei Prozent erwarten. Ob im Hochgeschwindigkeits-, Schwerlast- oder Nahverkehrsbereich: Bahntechnologie der voestalpine kommt überall dort zum Einsatz, wo anspruchsvollste Infrastrukturprojekte realisiert werden.
Die Förderung für Beratung und Investitionen für Start-Ups! www.sfg.at/startklar
Anzeige Foto: Foto Fischer
Graz hat's
Freude über mehr Lehranfänger: Viktor Larissegger, Thomas Böck, Sabine Wendlinger-Slanina und Paul Spitzer.
In den vergangenen zwölf Monaten haben exakt 1.254 Jugendliche in Graz eine Lehre begonnen, das sind um 106 mehr als im Vergleichszeitraum. Mit einem Plus von 9,2 Prozent liegt man sogar knapp über dem Steiermarkschnitt, freuen sich Vertreter der WKO Graz.
R
egionalstellenobfrau Sabine Wendlinger-Slanina erklärt den wachsenden Bedarf: „Diese Entwicklung ist für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Graz von immenser Bedeutung, da Fachkräfte auch in den kommenden Jahren dringend benötigt werden. Nur wenn die Unternehmen genügend gut ausgebildete Mitarbeiter haben, können sie wachsen, während ein Mangel die Attraktivität des Wirtschaftsraums vermindert.“ Regionalstellenleiter Viktor Larissegger ergänzt: „Zu erklären sind diese positiven Zahlen zum einen natürlich durch den bestehenden Fachkräftemangel, der den Unternehmen bewusst macht, wie wichtig es ist, Lehrlinge auszubilden, um solchen Engpässen vorzubeugen. Zum anderen haben wir aber auch in der WKO massiv investiert und durch zahlreiche Initiativen das Image der Lehre gehoben.“ Eine davon bildet die „Stars of Styria“-Prämierung für ausgezeichnete Lehrabsolventen, die in Graz aufgrund der Vielzahl an Anmeldungen heuer erstmals an zwei Tagen hintereinander stattfindet. Am 3. und 4. Oktober werden ca. 250 Trophäen an Jungfachkräfte und deren Ausbildungsbetriebe vergeben. „Damit setzen wir ein Zeichen der Anerkennung für die jungen Menschen und Unternehmen, die sich für die duale Ausbildung einsetzen“, erklärt Wendlinger-Slanina abschließend. 34 /// FAZIT OKTOBER 2018
Anfang August lud die Rechtsanwaltskanzlei Aspida in Graz zum Sommerfest, das von über einhundert Gästen besucht wurde. Highlight war die Eröffnung des neu renovierten Pools. Bei 17 Grad trauten sich trotz schwül-heißen Wetters neben Einhorn Agnes und Flamingo Gerti aber nur hartgesonnene Wassernixen und -männer in den mit Grazer Stadtwasser befüllten Pool. Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Aspida, Mag. Wolfgang Ehß, klärte über die Hintergründe auf: „Wir möchten damit ein Zeichen setzen und widmen die Pooleröffnung wegen des kommenden 12-Stunden-Arbeitstages unseren Mitarbeitenden, denn ihr Wohlbefinden ist uns sehr wichtig, da sie eine wesentliche Ressource unseres Unternehmens darstellen.“
Großer Andrang am fünften EPU Erfolgstag
Am 8. September stand die WKO Steiermark wieder voll und ganz im Zeichen der über 46.000 Kleinstunternehmer im Land. An diesem Tag fand heuer nämlich – wiederum in Kooperation mit dem Land Steiermark und der Stadt Graz – bereits der fünfte EPU Erfolgstag statt. Rund 1.000 Besucher strömten in die Wirtschaftskammer, denn das Programm bot auch heuer wieder jede Menge Highlights und ist für alle WKO-Mitglieder kostenlos.
Spar feierte Doppeljubiläum
Bei der Spar-Jubiläumsgala am 21. September in der Zentrale in Graz-Puntigam gab es gleich zwei Geburtstage zu feiern: das Unternehmen 1958 von Theodor Poppmeier als freie Handelskette Spar Steiermark und Südburgenland gegründet, wird heuer 60 Jahre alt und Pionier in zahlreichen Gebieten, vom ersten Frischfleisch bis zur Umstellung auf ausschließlich AMA- -geprüfte Fleisch- und Wurstwaren. Die Tann, der hauseigene Produktionsbetrieb für Fleisch- und Wurstwaren, wurde 1963 gegründet. „Wir feiern 60 Jahre Erfolgsgeschichte eines steirischen Familienunternehmens, das tausenden Menschen im Land Arbeit gibt“, betonte GF Christoph Holzer bei der Spar-Gala.
Freie Fahrt zu den Bühnen Graz
Oper Graz, Schauspielhaus Graz und sämtliche Häuser der Bühnen Graz bieten ab sofort in Kooperation mit der Verbund Linie Steiermark ein neues Service an. Aus der gesamten Steiermark sichert ein am Beförderungstag gültiges Theater-Ticket bzw. Abo der Bühnen Graz die kostenlose Fahrt in allen Öffis zu den Veranstaltungen. „Was in Städten wie Wien oder Salzburg schon Standard ist, wird jetzt auch für die steirische Landeshauptstadt angeboten“, freut sich LR Anton Lang. Auch Bernhard Rinner, GF der Bühnen Graz, freut sich über die Kooperation: „Wir möchten das Geschehen auf unseren Bühnen für alle erlebbar machen, damit setzen die Bühnen Graz einmal mehr einen Schritt in diese Richtung.“ Infos: freiefahrt.buehnen-graz.com
Fotos: Land Steiermark, Aspida, Novapark HotelbetriebsgmbH / Ulrike Rauch, Fischer, werbelechner, pixelmaker, MP Group, Geopho. LK / Fischer, Spar / Werner Krug
Deutlicher Zuwachs an Lehranfängern in Graz
Poolparty im Zeichen des 12-Stunden-Tages
Der neue Designsouvenirshop ist da Designsouvenir, der etwas andere Souvenirshop, launcht seinen neuen Onlineshop mit einem erweiterten Sortiment. Hier werden Design-Aficionados und Graz-Liebhaber ebenso fündig wie Menschen auf der Suche nach dem ganz besonderen Geschenk. Die Liebe zu Graz und die Suche nach dem Besonderen sind der Ausgangspunkt für alle Kreationen des Grazer Unternehmens. Selbst alltägliche Gegenstände erscheinen in aufsehenerregendes Gewand verpackt und sind das ideale Geschenk für liebe Menschen oder als kleine Aufmerksamkeit für sich selbst. Die Produkte findet man unter anderem beim Fachl Graz und beim Kunsthaus Graz Shop und ab jetzt auch zum Bestellen unter: www.designsouvenir.at.
Ehrung für Konsul Rudi Roth Im Rahmen eines großen Festaktes anlässlich des Jubiläums 25 Jahre ungarisches Honorarkonsulat und seines 70. Geburtstags ehrte die Universität Graz Konsul Rudi Roth für die Vergabe seines 200. Stipendium an osteuropäische Studenten mit der Namensgebung eines eigenen Rudi-Roth-Lesesaals an ihrer Uni Bibliothek. Der ungarische Kanzleramtsminister Gergely Gulyas würdigte den Oststeirer als großen Brückenbauer. 25 Jahre lang sei hüben wie drüben eine Generation herangewachsen, die nicht mehr vom Fahrrad steigen müsse, wenn sie sich der Staatsgrenze nähert.
Bio ums Eck live erleben
Nova-Air –Restaurant und Bar am Hoteldach Schon der erste Transport einer Iljuschin schaffte es in alle Medien. Kaum war diese Meisterleistung vollbracht, wurden die Gerüchte über ein zweites Flugzeug von Helmut Neukam, GF und Initiator von Nova-Air, bestätigt. Am Hoteldach im 8. Stock des Novapark in Graz-Gösting wurden beide Flugzeuge Anfang September durch ein Flugdeck verbunden. Die Ausstattung und die schwindelerregende Höhe vermitteln das Gefühl, sich auf einem Flughafen zu befinden. „Eine Besonderheit ist der eigene Veranstaltungsraum, der als außergewöhnliche Location für geschlossene Feiern wie Geburtstage oder Weihnachtsfeiern, Firmen- und Vereinsjubiläen bis 60 Personen zur Verfügung steht“, erklärt Direktor Ricardo Nickel.
Flying high – mit Sonnenbrillen aus Graz
Jeden Tag wird weltweit gezeigt, dass für das patentierte Dual Temple System von Red Bull Spect Eyewear keine Sportart zu ruppig oder schnell ist. Egal, ob es um waghalsige Bungy-Sprünge oder anspruchsvolle Akrobatik geht, diese Sonnenbrillen halten extremen Fliehkräften stand. Auch Ausnahmeathleten wie das Red Bull Skydive Team vertrauen auf das bewährte System. Sie stürzen sich fast täglich mit Red Bull Spect Eyewear-Sonnenbrillen aus dem Flugzeug. Durch einen unauffälligen Schieber am Bügel der Brille wird ein zusätzlicher Bügel ausgefahren, der sich sicher hinter das Ohr legt. Blitzschnell verwandelt sich das elegante Accessoire so zur hochfunktionellen Sportbrille.
Rotahorn-Literaturpreisträger 2018
Mit dem „rotahorn“ bereichert seit 2011 ein Literaturpreis, initiiert von Saubermacher-Gründer Hans Roth die österreichische Kulturlandschaft. Die Auswahl der Preisträger erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Alfred Kolleritsch und seiner Literaturzeitschrift „manuskripte“. Die heurigen Gewinner Marie Gamillscheg und Miroslava Svolikova wurden aus einer hochklassigen Shortlist talentierter Lyrik- und Prosa-Autoren ermittelt, die ein Naheverhältnis zu den „manuskripten“ pflegen. Die Jury hob in ihrer Begründung die spezifischen Qualitäten im Schaffen der Preisträger hervor. Sie werden im Herbst 2018 von Kulturlandesrat Christopher Drexler im Lesehof der Landesbibliothek im Graz ausgezeichnet.
„Bei einer Bio-Radtour, beim Bio-Picknick, beim Bio-Knollenfest, bei der Wintergemüse-Genussrallye, bei der langen Nacht der Ramsauer ‚Bioniere´, einem Schaffestival und anderen regionalen Veranstaltungen bekommen die Steirerinnen und Steirer einen guten Einblick in die biologische Wirtschaftsweise“, hebt LK-Präsident Franz Titschenbacher die mehrmonatige Aktion „Bio ums Eck“ der steirischen Biobäuerinnen und Biobauern hervor. Die Steirerinnen und Steirer können so hinter die Kulissen des Biolandbaues blicken, die Biobäuerinnen und Biobauern informieren dabei auch über ihre Biolebensmittel. Startschuss dafür ist das beliebte Bio-Fest am 28. und 29. September am Grazer Hauptplatz.
FAZIT OKTOBER 2018 /// 35
Kurz & News
Traktoren, Boliden und steirisches Lebensgefühl Am 8. und 9. September war wieder Marktzeit im südsteirischen Lebring. Bereits zum 105. Mal öffnete der traditionelle Gady Markt bei Sonnenschein seine Pforten. Der Samstag startete mit dem Traktortreffen, an dem mehr als 300 Oldtimer teilnahmen. Die Österreich-Premiere des Opel Combo, der neue Landmaschinenhof sowie die Autoausstellung waren Höhepunkte im Marktgeschehen. Im Lauf der zwei Tage wurden es mehr als 25.000 Besucher die sich das Steirische Volksfest nicht entgehen lassen wollten. „Es ist faszinierend zu erleben, wie sich die Besucher jeden Alters bestens miteinander unterhalten und gemeinsam bei uns eine schöne Zeit verbringen“, resümierte Philipp Gady zufrieden am Sonntagabend.
Gewinner des Bank Austria Sozialpreis 2018
„Dabei sein ist alles“ gegen Kinderarmut Rund 51.000 Kinder und Jugendliche leben in der Steiermark an bzw. unter der Armutsgrenze. Ein Projekt der Volkshilfe mit Unterstützung der Steiermärkischen Sparkasse soll diesen Kindern mehr Teilhabe ermöglichen. „Die Volkshilfe hat 2017 das Projekt gegen Kinderarmut ‚Dabei sein ist alles‘ ins Leben gerufen, um Kindern aus einkommensschwachen Familien mehr Chancen zu ermöglichen. Wir unterstützen sie bei der Finanzierung ihrer Klassenfahrten, Sprachreisen oder Projektwochen“, erklärt Volkshilfe-Präsidentin Barbara Gross. „Unsere Gesellschaft braucht Kinder, die an ihre Zukunft glauben und wir wollen sie darin bestärken“, erklärt Oliver Kröpfl, Leiter Generalsekretariat Steiermärkische Sparkasse.
Eine regional besetzte Jury traf im Juni eine Vorauswahl und schickte drei Projekte ins Online-Voting im Sommer. Das Preisgeld in der Höhe von 6.000 Euro erhält das Siegerprojekt „Gruppen für Kinder und Jugendliche nach Trennung oder Scheidung der Eltern“, „heidenspass“ wird mit 2.000 Euro und „Kickstart“ mit 1.000 Euro gefördert. Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden: „Es gibt eine Vielzahl an gemeinnütziger Projekte und Initiativen, die zu einem positiven gesellschaftlichen Klima einen wichtigen Beitrag leisten. Wir möchten diesen Einsatz mit dem Bank Austria Sozialpreis finanziell unterstützen.“
Ein bewegter Sommer mit Wiki
Berufstätige Eltern konnten in diesem Sommer ein abwechslungsreiches Betreuungsangebot von Wiki genießen. Im Sportzentrum wurde getanzt, gespielt und trainiert, während sich die Kids beim Bundesheer über Sandkisten aus Sandsäcken, Tarnnetzen als Sonnenschutz oder Ausflügen in der Kaserne freuen durften. Wiki-Obmann Bernhard Ederer sieht im ausgebauten Sommerbetreuungsprogramm noch viel Potenzial: „Wir bemühen uns am attraktiven Standort in Liebenau, aber auch außerhalb davon, intensiv um noch mehr und gesunde Bewegungsangebote.“ Ab sofort starten die neuen Kurse im Wiki Sportzentrum für Kinder, Erwachsene und Senioren.
Die Schuldnerberatung startet mit einem neuen Angebot für junge Menschen: in dreistündigen Workshops sollen die Teilnehmer das Rüstzeug für einen soliden Start ins eigenständige Finanzleben erwerben. „Schulden sind ein ganz schlechter Start ins Leben. Einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld kann man aber lernen“, betont LR Doris Kampus. „Diese Initiative unterstützt die Schulen dabei, Jugendliche auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten“, ergänzt LR Ursula Lackner. „Das Angebot richtet sich an Berufsschülerinnen und -schüler, die als Lehrlinge bereits mehr Geld zur Verfügung haben als der Durchschnitt der Altersgruppe“, erläutert Präventionsexpertin Julia Strablegg-Muchitsch.
GKB modernisiert Bahnübergänge
36 /// FAZIT OKTOBER 2018
Im Zuge der Umsetzung einer BMVIT-Verordnung modernisiert die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH (GKB) laufend ihre Bahnübergänge oder lässt sie auf. Die GKB betreibt aktuell auf rund 92 Kilometern Streckenlänge insgesamt 112 Bahnübergänge. Davon sind bereits 68 Prozent technisch gesichert, d. h. mit Lichtzeichen- oder Schrankenanlagen ausgestattet. „Aus Sicherheitsgründen sind wir bestrebt, die Anzahl der Eisenbahnkreuzungen in unserem Netz zu reduzieren und die verbleibenden Eisenbahnübergänge mit moderner Technik noch sicherer zu machen, nach Möglichkeit ohne große Einschränkungen für den lokalen Verkehr“, erläutert Gerald Klug, Leiter des Bereichs Infrastruktur der GKB.
Fotos: GKB_Fer, Gady, Volkshilfe Steiermark, Wiki
geldWERKstatt für sicheren Start ins Leben
Foto: Stadt Graz
Kurz im Gespräch mit
Foto: Raiffeisen
Elke Kahr, Grazer Stadträtin für Straßenamt und Verkehrsplanung
Raiffeisen-GenDir. Martin Schaller, Bgm. Siegfried Nagl, Sportunion-Präs. Stefan Herker, StR. Kurt Hohensinner mit Vertretern des Grazer Ballsports.
Raiffeisen Sportpark in Graz eröffnet
Der neue Raiffeisen Sportpark gilt als Leuchtturmprojekt für den heimischen Vereins- und Leistungssport und soll die positiven Effekte für die Gesellschaft verstärken. Am 13. Oktober wird die offizielle Eröffnung stattfinden.
D
er Raiffeisen Sportpark in der Grazer Hüttenbrennergasse, der im September den Betrieb aufgenommen hat, ist die modernste Ballsporthalle Österreichs, die internationalen Standards gerecht wird und vor allem wichtige Impulse für den heimischen Ballsport geben soll. „Der Raiffeisen Sportpark ist nicht nur sportlich ein Leuchtturm-Projekt, sondern auch für die Zusammenarbeit zwischen Sport und Wirtschaft“, erklären Sportunion-Steiermark-Präsident Stefan Herker als Initiator und Betreiber sowie Gen-Dir. Martin Schaller von Raiffeisen als langjähriger Partner der Sportunion. Sport und Wirtschaft brauchen einander Beide Organisationen nahmen das Leuchtturmprojekt „Ballsporthalle“ zum Anlass, ihre Partnerschaft zu vertiefen. Herker: „Sport und Wirtschaft brauchen einander,
denn vieles wäre ohne das finanzielle Engagement der Wirtschaft nicht möglich.“ Herker formuliert als gemeinsames Ziel, „sowohl den Breiten- als auch den Leistungssport entsprechend zu fördern.“ Mit dem Namenssponsoring für diese neue Sportstätte soll diese gemeinsam getragene Stoßrichtung nun nach außen getragen werden. Als Beweggründe für das sportliche Engagement nennt Schaller den ‚genetischen Code‘ von Raiffeisen, Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. Schaller: „Raiffeisen fördert seit vielen Jahren die Vielfalt im Sport, denn die Sportvereine erbringen nachweislich wichtige gesundheitliche, soziale und ökonomische Leistungen für die Gesellschaft.“ Das neue Sponsoring-Modell finanziert nicht Errichtungs- oder Betriebskosten der Halle, sondern kommt direkt den Vereinen zugute, indem günstige Hallenmieten ermöglicht werden.
Welche Projekte werden in der näheren Zukunft im öffentlichen Verkehr in Graz umgesetzt? Im Busverkehr gibt es einige Verbesserungen jetzt mit Schulstart, im September 2019 kommt die neue Tangentiallinie 66 Grottenhof – St. Peter und der Vollausbau der Linie 62. Das Straßenbahnnetz wird 2019/23 um drei Strecken erweitert: Reininghaus, Smartcity und Innenstadtentlastung.
Welche Konzepte gibt es dafür, den zunehmenden Pkw-Individualverkehr in der Stadt einzudämmen? Ich setze auf moderate Flächenumverteilung zugunsten des ÖV, des Rad- und Fußgängerverkehrs, und mir ist die Rolle des öffentlichen Raums als – konsumfreie – Verweil- und Kommunikationszone ein Anliegen. Bessere Alternativen, wie Carsharing, bessere Rad- und fußläufige Infrastruktur sowie weniger Attraktivität für die Autonutzung in der Stadt: in diese Richtung muss der Mix aus Maßnahmen zielen. Wie gehen Sie mit der „Bevormundung“ in Ihrem Ressort durch Bgm. Nagl um? Die Strategie von Schwarzblau war es, mir ein ungeliebtes Ressort zuzuschanzen und selbst Verkehrspolitik zu machen. Das ist leider nicht immer konstruktiv und im Sinn der Sache. Es ist halt so, dass auch Planungen, die letztlich nicht realisiert werden, kosten und Ressourcen binden. Politisch hat man den Verdacht, dass dieses „Ideenfeuerwerk“ von anderen Themen ablenken soll, wie z. B.: Wie halten wir in der Infrastruktur Schritt mit der rasanten Stadtentwicklung? Daher sehe ich meinen Auftrag darin, darauf zu schauen, dass die Hausaufgaben, von der Beleuchtung bis zu den Gehsteigen, nicht zu kurz kommen. FAZIT OKTOBER 2018 /// 37
Zur Lage #94 Über das gute alte Fernsehen, vor allem das lineare, und über diverse Formen von Homeshoppingkanälen. Über die Kurzlebigkeit von DVD-Sets und eine großartige Unterhaltungsshow. Und nichts mehr über Politik.
F
ernsehen tu ich ja gar nichts mehr. Also gar nichts mehr stimmt auch nicht, wir wollen hier ja keine Fakenews verbreiten, fast gar nichts mehr wäre politisch korrekter. Zum Einen kommt man mit zwei kleinen Kindern da gar nicht dazu und zum Anderen gibt es quasi nichts Interessantes im Fernsehen. Wenn überhaupt – das schau ich dafür sogar recht gerne, das erscheint mir Fernsehen am Höhepunkt seiner Entwicklung, am Zenit dieses Mediums sozusagen –, dann schau ich so einen Sender, wo Live-Auktionen stattfinden. Also das große Genre »Homeshopping« und dort eben die Unterabteilung »Live-Auktionen«. Wie das genau funktioniert, habe ich natürlich nicht verstanden, aber das ist wie bei Football, das kann man auch schauen, ohne dem eigentlichen Geschehen wirklich folgen zu müssen. Also, wenn man Football mag, ich mag’s nicht. Bei diesen Auktionssendern verkaufen am ehesten als Moderatorendarsteller zu bezeichnende Menschen irgendwelche Sachen. Oft Uhren, meistens eigentlich Uhren, manchmal Goldmünzen, aber auch Lufterwärmer oder so Salben, die das Altern der Haut entschleunigen. Und all diese Dinge haben eines gemeinsam: nämlich keinen Preis. Oder zumindest keinen fixen, weil er andauernd, mit optischen wie akustischen Spezialeffekten von diesen Moderatoren-
Bei diesen Auktionssendern verkaufen am ehesten als Moderatorendarsteller zu bezeichnende Menschen irgendwelche Sachen.
38 /// FAZIT OKTOBER 2018
Von Christian Klepej darstellern etwas hektisch begleitet, im Sinken begriffen ist. Wahrscheinlich geht es da um Angebot und Nachfrage, vor allem um die Nachfrage nehme ich an, die diesen Preis dann eben sehr »volatil« gestaltet. (»Volatil« verwende ich viel zu selten in der Lage.) Und da ich vertrauensseliger Kerl nie anzweifeln würde, was mir Menschen im Fernsehen erklären, geht es da immer um wirklich sensationelle Angebote, wo erwähnte Uhren, Goldmünzen, Lufterwärmer oder Salben, die ansonsten nur um einen ans Vierstellige kratzenden Eurobereich zu haben sein sollen, um gut und gerne auch mal 49,99 oder gar nur 29 Euro zu »ersteigern« sind. Der Sender heißt übrigens »1-2-3-TV«, denke ich zumindest, wobei, vorstellen kann ich es mir eigentlich nicht, dass der allen Ernstes »1-2-3-TV« heißt, das wäre ja vollkommen lächerlich, aber ich wüsste auch nicht, wie der anders heißen sollte; so ähnlich wird es schon sein. Den schau ich also sehr gerne, wie überhaupt alles, was mit Homeshopping zu tun hat. Von »QVC« über »QVC deLuxe« bis hin zu »QVC-Kosmetikprodukte«. Das bezieht sich alles auf das lineare Fernsehen, weil was schon auch der Fall ist, dass meine Frau und ich, nein, nicht »streamen«, so modern werden wir nicht so schnell gewesen sein, sondern DVDs (immerhin auf Amazon) uns kaufen und die dann schauen. Da haben wir etwa unlängst aufgehört, die wunderbare Serie »House of Cards« zu schauen. Nicht aus Protest gegenüber dem großen Schauspieler Kevin Spacey übrigens, würde mir nie einfallen (»#MeNot«), viel profaner! Wir waren in der dritten Staffel und haben dann plötzlich merken müssen, die vierte DVD ist kaputt, die ruckelt so und das Bild friert immer wieder ein. Das war in etwa zeitgleich als Kevin Spacey …, Sie wissen, der schlimme Finger! Hatte aber eben nichts miteinander zu tun. Und meine Frau und ich, wir besprechen das jetzt seitdem so alle zwei, drei Wochen, wie wir weiter vorgehen. Weil an Umtausch ist nicht mehr zu denken, wir hatten das DVD-Set ja schon Monate, wenn nicht Jahre daheim, bevor wir zum Schauen gekommen sind, und eine Neuanschaffung fällt uns halt auch nicht leicht. Sind wir beide doch nicht nur konservativ sondern auch, bitte schlagen
Sie mich nicht!, noch sparsam und wollen jetzt nicht unbedingt noch einmal Geld dafür ausgeben müssen. Was soll’s, das ist halt eines der Probleme der Digitalisierung, da werden wir lernen müssen, damit umzugehen. Da machen sich gescheitere Köpfe darüber Gedanken. Einen Pflichttermin gibt es für mich dann schon noch im Linearen, das ist meine absolute Lieblingssendung dieses Jahrzehnts, das ist die wunderbare Sendung »Bares für Rares«, eine ZDF-Übernahme eines weltweiten Dokutainmentformates. Da werden werktags am Abend zwei Folgen hintereinander auf ZDF-Neo ausgestrahlt und das schau ich mir immer an! Nachdem ich meine Gutenachtgeschichten meinen Kleinen vorgetragen habe, geht sich – wenn alles klappt –, eine gute Viertelstunde, so zwanzig Minuten, plusminus die zweite Hälfte der zweiten Sendung also aus und mir gefällt das ungemein. Ich trage mich ja sogar mit dem Gedanken, in einem Antiquitätengeschäft ein wertvolles Kollier oder einen schönen Ring zu erstehen, nur damit ich dort einmal der Schmuck- und Antiquitätenhändlerin aus Nordrhein-Westfalen was verkaufen könnte. Die zählt nämlich so toll, wenn sie was von den Teilnehmern an dieser Fernsehshow ergattert. Das kann man gar nicht beschreiben, das muss man erleben. Das begeistert mich. Also würde mich begeistern, wäre ich nicht verheiratet. So gesehen brauch ich das nicht mehr, aber, wäre ich ein Anderer und wäre dieser Andere nicht verheiratet, unbedingt müsste ich bei dieser Sendung einmal mitmachen. Damit sind wir schon wieder am Schluss dieser Lage und sollten Sie sich jetzt wundern, dass so gar keine tagesaktuellen politischen Themen diesmal vorgekommen sind, dann darf ich Ihnen versichern, da hab ich jetzt damit aufgehört, darüber nachzudenken. Es ist einfach nicht mein Stil, mit dem Bihänder, und das wäre noch das geringste aller einzusetzenden Schlaginstrumente, auf Leute einzudreschen. Meine Eltern, meine ganze Familie hat mich da andere Umgangsformen erwerben lassen. Zudem liegt mir Neokonservativen das Ungemach der Sozialdemokratie nicht am Herzen, ganz im Gegentum. Also was bleibt, außer zu schweigen? Uns allen einen schönen Herbst. n
Essay von Thomas Ramge
Mensch fragt, Maschine antwortet A
Alexa, erzähle mir einen Zungenbrecher«. Alexa muss nicht lange überlegen und sagt: »Brautkleid bleibt Brautkleid und Blaukraut bleibt Blaukraut.« Die leicht blecherne Frauenstimme in Amazons zylindrischem Lautsprecher verspricht sich natürlich nicht dabei. Alexa – genauer das datenreiche System in der Amazon-Cloud hinter der Produktfamilie Echo – kann sehr viele sehr flache Witze erzählen. »Sagt ein Ballon zum anderen: Ich habe Platzangst.« Der interaktive Lautsprecher singt auf Befehl eines Menschen auch gerne Weihnachtslieder. Über die Gagfunktionen von Amazon Echo wurde seit Einführung des Produkts 2015 viel gelacht und viel gespottet, je nach persönlicher Humorpräferenz. Über die weltverbessernde Relevanz von Flachwitzen abrufbar durch Sprachbefehle lässt sich in der Tat streiten. Doch vor lauter Debatte über die spielerischen Funktionen des Systems, wurde oft übersehen: Amazon Echo ist kein Spielzeug, sondern ein technischer Durchbruch auf dem Weg zu einem intelligenten Alltagsassistenten.
Wie Künstliche Intelligenz Wirtschaft, Arbeit und unser Leben verändert
Mit »Amazon Echo« können Nutzer auf der Couch liegend per Sprachbefehl die Heizung höher stellen, das Licht dimmen und Alexa bitten, nach einer Netflix-Serie zu suchen, die ähnlich wie Narcos ist, aber nicht so brutal. Vor dem Kleiderschrank können sie das System rasch fragen, wie das Wetter wird, und in der Küche, mit beiden Händen im Kuchenteig, die Anweisung geben, frische Eier auf die Einkaufsliste zu setzen. Alexa liest die Nachrichten vor oder informiert, wenn die Lieblingsmannschaft ein Tor geschossen hat. US-amerikanische Kunden können sich auch den Kontostand zurufen lassen oder eine Pizza bei Domino’s bestellen. Das Sortiment des Amazon-Shops ist weltweit zugänglich, mit den bekannten Empfehlungsroutinen, aber es greift zu kurz, in Alexa eine reine Abverkaufsmaschine zu sehen. Auch lexikalisches oder zeitgenössisches Wissen lässt sich dialogisch abrufen. Das System führt dabei Informationen aus verschiedenen Onlinequellen wie Wikipedia oder Newswebseiten zusammen und versucht diese, in den gewünschten Sinnzusammenhang zu rücken.
Der Fachbegriff für Systeme wie Alexa ist virtual assistant. Oft werden sie auch nur kurz bots genannt. Die digitalen Technologieriesen in den USA und Asien liefern sich seit einigen Jahren einen harten Kampf um die Vorherrschaft bei sprachgesteuerten virtuellen Assistenten. Sie bauen riesige Teams aus Datenwissenschaftlern und Experten für Maschinelles Lernen [1] auf, übernehmen KI-Startups, wie jüngst Samsung den kalifornischen Shootingstar unter den virtuellen Assistenten Viv, oder schmieden überraschende Allianzen wie Microsoft und Amazon, die ihre digitalen Helfer künftig zusammen im Dienste des Nutzers arbeiten lassen. Diesen Aufwand betreiben diese Unternehmen nicht aus purer Freude am technischen Fortschritt, sondern auch aus Angst um die unternehmerische Existenz. Den Strategen bei Apple (mit Siri), Google (mit Google Assistant), Microsoft (mit Cortana), Facebook (mit M) und Samsung (mit Bixby) ist heute klar, dass in Zukunft der Zugang zu vielen, vermutlich den meisten digitalen Diensten erfolgen wird wie im Raumschiff Enterprise: Mensch fragt, Maschine antwortet. Wenn die Maschine das Frage-Antwort-Spiel nicht beherrscht, sucht sich der Mensch einen anderen Anbieter.
Nutzer erwarten dabei zum einen immer präzisere Antworten auf immer komplexere Problemstellungen. »Ok, Google. Ich will im März für drei Tage in die Schweiz zum Skilaufen fliegen. Welche Gebiete sind dann noch schneesicher, wo gibt es noch günstige Hotels, wann noch günstige Flüge, und brauche ich einen Mietwagen, um vom Flughafen Zürich ins Skigebiet zu kommen?« Dazu muss ein virtueller Assistent keinen Turing-Test [2]
Foto: Stefan Ostermeier
Virtuelle Assistenten
Thomas Ramge, geboren 1971 in Gießen, ist Sachbuchautor und Wirtschaftsjournalist. Er hat in Deutschland, Frankreich und den USA Geschichte, Politik und Germanistik studiert. Danach war er einige Jahre für den Südwestrundfunk in Stuttgart als Redakteur und Moderator sowie für die Deutsche Welle als politischer Korrespondent in Berlin tätig. Derzeit schreibt er vorwiegend für die Wirtschaftsmagazine »Brand eins« und »The Economist«. thomasramge.de FAZIT OKTOBER 2018 /// 39
Mensch fragt, Maschine antwortet
Computer können nach wie vor am besten mit Computern.
bestehen, sondern sauber Informationen recherchieren, aggregieren und gemäß der Vorgaben als Entscheidungsgrundlage aufbereiten. Zudem besteht berechtigte Hoffnung, dass wir eine Reihe nicht ganz so komplizierter, aber lästiger Alltagsentscheidungen nicht mehr selbst treffen müssen, sondern dass wir diese an intelligente Maschinen delegieren können. Virtual assistants werden rechtzeitig Druckerpatronen nachbestellen, keine Zahlungsfrist einer Rechnung übersehen, aber auch deutlich öfter merken als der Mensch, wenn die Rechnung zu hoch ist, und die Zahlung verweigern.
Einen Vorgeschmack darauf, wie intelligente Agenten künftig nervige Alltagsaufgaben übernehmen, geben Terminkoordinierungsassistenten wie Amy oder Julie. Zielgruppe sind Menschen, die keinen menschlichen persönlichen Assistenten haben. Die Nutzer geben diesen KI-unterstützten Diensten Zugriff auf den Kalender und das E-Mail-Programm. Terminvereinbarung läuft dann wie folgt: Eine Anfrage für ein Treffen kommt per E-Mail. Der Nutzer stimmt grundsätzlich per E-Mail zu und setzt dabei Amy oder Julie in »cc«. Von nun an übernimmt der künstlich intelligente Assistent das übliche E-MailPing-Pong, bis Ort und Zeit mit Geschäftspartnern ausgemacht sind, oder klar ist, wer wen wann unter welcher Nummer anruft. Erweiterte Systeme versprechen zudem, die gesamte Tagesplanung zu übernehmen, Termine zu priorisieren und unter Umständen automatisiert zu verschieben, dem Nutzer in Meetings relevante Informationen vorzulegen und auf Versäumnisse hinzuweisen. Zumindest Terminkoordinierung funktioniert bereits heute recht gut. Nahezu perfekt klappt es, wenn zwei virtuelle Assistenten im Auftrag ihrer menschlichen Chefs miteinander kooperieren. Computer können nach wie vor am besten mit Computern. Gleichzeitig gilt: Immer mehr Menschen hören auf die Ratschläge von Computern, und dass nicht mehr nur bei eher trivialen Fragen, etwa ob es besser ist, auf der Autobahn den Stau durchzustehen oder die deutlich längere Ausweichstrecke über die Bundesstraße zu nehmen – eine Prognoseanwendung, die besonders Google dank seiner Fülle an Echtzeitdaten aus den Smartphones mit Android-Betriebssystem relativ leicht und weitgehend genau errechnen kann. Die Verkaufsmaschine Es ist freilich kein Zufall, dass Amazon hunderte Millionen Dollar in die Entwicklung von Echo gesteckt hat. Allerdings ist es auch kein Zufall, dass just dieses System so viel Erfolg hat. Seit seiner Gründung 1996 hat es Amazon wie kein zweites Unternehmen verstanden, aus Daten die Bedürfnisse seiner Kunden zu verstehen. Seit Einführung seines personalisierten Empfehlungssystems 1998 leitet das Unternehmen aus diesem Wissen über Kunden immer passendere Schlüsse ab, welches Produkt es einem bestimmten Nutzer zu welchem Zeitpunkt zu welchem Preis anbieten muss, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass dieser auf den Kaufknopf klickt. Genaue Zahlen, wie gut diese virtuelle Empfehlungsmaschine beim größten Onlinehändler der westlichen Welt funktioniert, gibt Amazon nicht bekannt. Experten gehen davon aus, dass rund ein Drittel aller Verkäufe durch Kaufempfehlungen des Systems angestoßen wird. Ein so hoher Wert ist nur möglich, wenn Kunden die Empfehlungen tatsächlich als sinnvollen Ratschlag empfinden, und eben nicht als nervige Onlinewerbung, die uns auf unseren Streifzügen im Netz verfolgt und uns Produkte anbietet, die uns kein bisschen interessieren oder die wir sogar bereits gekauft haben. Digitales Marketing mit seiner dümmlichen Penetranz hat in den vergangenen Jahren auf der einen Seite viel verbrannte Erde bei Kunden hinterlassen. Auf der anderen Seite spornt der schlechte Ruf der Onlinewerbung innovative Unternehmen an, tatsächlich Intelligenz in die virtuelle Kaufberatung zu bringen.
40 /// FAZIT OKTOBER 2018
Zu den Vorreitern gehört hier Stitch Fix. Das kalifornische Startup bietet seinen Kunden Mode in einem Abo-Modell, im Fachjargon curated shopping genannt. Es verschickt regelmäßig Kisten mit fünf Kleidungsstücken, von denen die Kunden so viele behalten können, wie sie wollen. Das Unternehmen lebt also davon, dass die Klamotten im Paket möglichst genau den Geschmack des Kunden treffen. Jede Rücksendung hingegen verursacht Kosten. Um die Trefferquote zu erhöhen, beschäftigt Stitch Fix über 70 hochbezahlte Datenwissenschaftler, die mit extrem komplexen Algorithmen und neuesten Methoden des Maschinellen Lernens die Prognose zu der Frage verbessern: Behält dieser Kunde dieses Kleidungsstück? Neben naheliegenden Datenquellen wie Fragebögen und der Kaufhistorie – also Feedbackdaten, welche Kleidungsstücke der Kunde in der Ver-
Essay von Thomas Ramge
gangenheit behalten oder zurückgeschickt hat – errechnet das System seine Vorschläge aus Instagram-Bildern, die der Kunde geliked hat. Die KI erkennt so mitunter Muster in den Bildern, die er Vorlieben zuordnen kann, die dem Kunden selbst nicht bewusst sind.
US-Warenhäuser wie Macy’s und große Supermarktketten wie Tesco in Großbritannien oder Carrefour in Frankreich versuchen hingegen, mit Shopping-Assistenz-Apps die im Onlinehandel erprobten Empfehlungsmechanismen in die Welt der physischen Geschäfte zu übertragen. Diese Apps lassen Kunden den schnellsten Weg zum Shampooregal finden, falls Shampoo auf der gespeicherten Einkaufsliste steht oder der Kunde in der Gemüseabteilung per Sprachbefehl danach fragt. Manche Apps weisen ungefragt vor dem Rotweinregal darauf hin, dass heute kräftiger Roquefort im Angebot ist. Das Problem all dieser virtuellen Kaufberater ist freilich: Sie werden von Verkäufern zur Verfügung gestellt und stehen grundsätzlich im Verdacht, die Interessen des Verkäufers höher zu gewichten als die des Käufers. Die intelligenten unter den künstlich intelligenten Shopping-Helfern sind deshalb so programmiert, wie ein seriöser Kaufmann, der an einer langfristigen Kundenbeziehung interessiert ist. Sie werden nicht versuchen, Kunden zu Kaufentscheidungen zu verleiten, über die sie sich im Nachhinein mit hoher Wahrscheinlichkeit ärgern. Wünschenswert wären derweil mehr virtuelle Shopping-Assistenten, die händlerunabhängig beraten. Die Apps von Preissuchmaschinen, die Verbraucher automatisch auf Sonderangebote von Produkten hinweisen, die sie vor einiger Zeit gesucht, aber dann nicht gekauft haben, verfolgen diesen Ansatz. Es gibt noch keinen Bot, der das Konsumverhalten eines Verbrauchers systematisch über alle Produktgruppen beobachtet, aus Kaufentscheidungen Präferenzen und Preisbereitschaft immer besser kennenlernt, der weiß, dass das Klopapier in einer Woche aufgebraucht sein wird und auch noch versteht, welche Routinekäufe er selbsttätig online in Auftrag geben soll, und bei welchen Einkäufen gut aufbereitete Entscheidungsvorlagen für den Menschen gefragt sind – und der im Idealfall sogar noch mit dem Verkäufer über den Preis verhandeln kann. Für Datenschützer wäre ein solcher virtueller Agent der letzte Schritt zum gläsernen Verbraucher, der anfällig für viele Formen der Manipulation ist. Für alle, die ungern Zeit mit Shopping verschwenden, wäre er ein großer Gewinn an Komfort. Wäre ein solcher KI-Berater tatsächlich ein Agent des Käufers und neutral gegenüber Verkäufern, fiele er auch nicht so oft auf dumme Marketingtricks rein – wie wir Menschen. Der Robo-Anwalt Auf dem Feld der künstlich intelligenten Rechtsberatung wächst das Angebot zurzeit rasch, vor allem in englischer Sprache. Der wohl erfolgreichste virtuelle Rechtsassistent der Welt hat den profanen, aber bezeichnenden Namen »DoNotPay«. Der Legal-Bot wurde von dem 19-jährigen Stanford-Studenten Joshua Browder programmiert und unterstützte seine US-amerikanischen und britischen Nutzer zunächst bei Einspruchsverfahren gegen Parkknöllchen, die nach Einschätzung der Parkenden zu Unrecht verhängt wurden. Im Dialog fragt der Chatbot alle relevanten Informationen ab und spuckt nach wenigen Minuten einen individuell begründeten, örtlich angepassten und juristisch wasserdichten Einspruchsbrief aus. Diesen muss der Nutzer dann nur ausdrucken, unterzeichnen und abschicken. Binnen zwei Jahren wehrte der Roboter-Anwalt auf diese Weise rund 375.000 Bußgeldbescheide ab. Derweil erweiterte Browder die Kompetenz des Legal-Bots vom Verkehrsrecht auf viele andere Rechtsfelder wie Ansprüche gegen Fluglinien, Anträge auf Mutterschutz, Mietsachen und Einspruchshilfe für abgelehnte Asylbewerber in den USA und Kanada. Beim eigenen Honorar wird der Legal-Bot seinem Namen ebenfalls gerecht. Der Service ist kostenlos – unter anderem weil IBM den Stanford-Studenten seine KI-Plattform Watson kostenlos nutzen lässt. DoNotPay ist nur ein Beispiel von Tausenden Bots und Programmen, die juristische Arbeit verrichten. Der Boom bei sogenannter Legal Tech hat zwei einfache Gründe. Juristische Expertise ist erstens teuer, es lässt sich also viel Geld damit verdienen. Zweitens eignet sich die Juristerei besonders gut für Automatisierung mithilfe Künstlicher Intelligenz, denn sie baut auf präzise formulierten Regeln (den Gesetzen und Verordnungen) in einer stark formalisierten Sprache, und es gibt viele schriftlich dokumentierte Fälle, Kommentare und Verträge, die Maschinen mit Fähigkeit zu Musterkennung zum Vergleich heranziehen können. Zurzeit wird der größte Teil intelligenter Legal Tech von Pro-
Der wohl erfolgreichste virtuelle Rechtsassistent der Welt hat den profanen, aber bezeichnenden Namen »DoNotPay«.
FAZIT OKTOBER 2018 /// 41
Mensch fragt, Maschine antwortet
fis genutzt, also von Anwälten und Unternehmensjuristen, die mit ihnen Verträge nach Fallstricken überprüfen, Berge von Dokumenten für die Unternehmensprüfung durchforsten oder auch Wahrscheinlichkeiten berechnen lassen, bei welchem Gericht sie eine Klage einreichen sollten, um die Aussicht auf Erfolg zu erhöhen.
Je umfassender die Kompetenzen der Legal-Bots werden, und je einfacher ihre Benutzeroberflächen sind, desto mehr werden Laien sie direkt nutzen. DoNotPay-Gründer Joshua Browder hat im Sommer 2017 seine KI-getriebene Chatbot-Technologie geöffnet. Jeder Rechtskundige kann nun ohne technische Kenntnisse selbst Anwendungen bauen. Ziel ist es, dass DoNotPay bald in mehr als 1.000 Rechtsfeldern vom Scheidungsrecht bis zur Privatinsolvenz schnell und unkompliziert helfen kann. Das soll ja nicht die Stärke jedes menschlichen Anwalts sein. Ein kostenloser Legal-Bot hat zudem kein Interesse daran, einen Vertrag möglichst kompliziert zu gestalten, um damit sein Honorar zu erhöhen. Zudem gilt: Es wird vielleicht noch lange dauern, bis Künstliche Intelligenz so schlau ist wie der beste und teuerste Jurist in einem bestimmten Fachgebiet. Aber bei Standardfällen schlägt KI bereits heute das menschliche Mittelmaß mehr als nur gelegentlich. Ist dies der Fall, greifen die Mechanismen der digitalen Skalierung. Sind KI-Programme erst einmal entwickelt und lernen dann durch Feedbackeffekte laufend dazu, können sie kostengünstig vielen Menschen zugänglich gemacht werden – zumindest wenn die Betreiber das wollen. Fachwissen wird demokratisiert, ermächtigt Verbraucher und erhöht auch die Kompetenz der mittelmäßigen Fachleute. Das ist auch ein realistisches Szenario für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz in dem Feld, in dem Maschinelles Lernen in den vergangenen Jahren wohl die größte Hoffnung auf Fortschritt geweckt hat: die Medizin. Was fehlt mir, Dr. Watson?
Smarte Uhren können den Herzschlag eines Menschen rund um die Uhr analysieren und Alarm schlagen, wenn abweichende Muster einen Herzinfarkt speziell für eine Risikogruppe ankündigen.
Können Maschinen Krankheiten von Menschen besser diagnostizieren als Menschen? Viele Experimente und Studien besonders aus der Onkologie, Kardiologie und bei genetischen Krankheiten deuten darauf hin. Dank Deep-Learning-Verfahren mit Computertomografiebildern lässt sich zum Beispiel das Tumorwachstum bei bestimmten Brustkrebsarten sehr viel genauer vorhersagen und damit deutlich bessere Entscheidungen für Therapien treffen. Doch das ist nur der erste Schritt auf dem Weg des medizinischen Fortschritts durch KI. Algorithmen haben bereits durch Mustererkennung in Zellproben Merkmale zur Unterscheidung von gutartigen und bösartigen Tumoren identifiziert, die der medizinischen Literatur bislang vollkommen unbekannt waren. Künstliche Neuronale Netze diagnostizieren also nicht nur, sie betreiben Spitzenforschung. Große Hoffnung ruht auch auf der massenhaften Verbreitung von günstigen Sensoren, eingebaut in Standardprodukte, die massenhaft Daten liefern und damit die Grundlage für KI-Gesundheitsinnovationen schaffen. Smarte Uhren können den Herzschlag eines Menschen rund um die Uhr analysieren und Alarm schlagen, wenn abweichende Muster einen Herzinfarkt speziell für eine Risikogruppe ankündigen. Die Zuordnung zur Risikogruppe ist wiederum nur dank Maschinellen Lernens innerhalb eines genanalytischen Verfahrens möglich, bei dem unvorstellbar viele genetische Daten in ein Künstliches Neuronales Netz eingefüttert werden. Künstliche Intelligenz kann auf MRT-Aufnahmen der Gehirne von sechs Monate alten Babys voraussagen, ob es als Kind oder Jugendlicher Autismus entwickelt, was ein erheblicher Gewinn ist, denn je früher die Therapien beginnen, desto stärker können die Effekte eingedämmt werden. Perspektivisch könnte KI helfen, nicht nur die zurzeit beste verfügbare Therapie für das Baby herauszusuchen, sondern ein auf Basis des individuellen Genoms maßgeschneidertes Medikament mit optimaler Wirkung zu entwickeln. Forscher und Startups arbeiten zudem mit Hochdruck an Big-Data- und Machine-Learning-Ansätzen, die den Ausbruch und Verlauf von Epidemien vorhersagen wie Dengue-Fieber, sodass Gesundheitsbehörden rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten und die Epidemie im besten Fall direkt am Ausbruchsherd eindämmen können.
42 /// FAZIT OKTOBER 2018
Zusammengefasst lautet die Hoffnung: KI-Agenten werden sich durch Gendatenbanken, Patientenakten, wissenschaftliche Studien und epidemische Statistiken fräsen, um Vorsorge, Forschung, Diagnose und Therapie auf eine neue Stufe zu heben. Das wäre freilich
Essay von Thomas Ramge
schön, wenn dies für möglichst viele Krankheitsbilder sobald wie möglich gelingt. Allerdings ist auch hier, wie bei allen Meldungen zu medizinischen Durchbrüchen, Vorsicht geboten. Forscher und Gründer neigen auch hier zu Übertreibung, oft aus Gründen der Selbstvermarktung. Aber der noch wichtigere Grund dürfte sein: Kaum ein anderer Bereich ist so stark reguliert wie Medizin und Gesundheit – von der Qualifikation des medizinischen Personals und seinen Befugnissen über Zulassungsverfahren für Medikamente und Gerätschaften bis zu besonders hohem Datenschutz der Patienten. Dafür gibt es gute Gründe. Der Preis hierfür ist, dass der Weg für Neuerungen aus den Forschungslaboren in die Umsetzung in Krankenhäusern und Praxen weit und steinig ist. In den USA nutzen 40 Prozent der niedergelassenen Ärzte und ein Viertel aller Krankenhäuser nach wie vor keine elektronischen Krankenakten. In Deutschland verhindert eine Allianz aus Datenschützern und Ärztelobby seit mehr als zehn Jahren die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte. Der wichtigste Rohstoff für KI-Innovationen im Gesundheitsbereich, die Daten von Patienten, sind in vielen rechtlich verschlossenen Datensilos in vielen unterschiedlichen Formaten gespeichert. Damit diese überhaupt für künstlich intelligente Anwendungen rechtskonform und technisch nutzbar werden, müssen sie in der Regel anonymisiert und dann aufwändig gesäubert und homogenisiert werden. Der komplizierte Zugang zu Daten in einem eigentlich datenreichen Forschungsfeld verzögert den medizinischen Fortschritt also zusätzlich zu den langwierigen Zulassungsverfahren.
In Deutschland verhindert eine Allianz aus Datenschützern und Ärztelobby seit mehr als zehn Jahren die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte.
(Ver-)Trauen wir den Maschinen? Wenn es die Innovationen in die Praxis geschafft haben, stellt sich allerdings noch eine grundsätzlicher Frage: Vertrauen wir dem datenbasierten Urteil eines Künstlichen Neuronalen Netzes mehr als dem eines erfahrenen Arztes, der uns vielleicht schon als Kind behandelt hat? Der Informatikstudent mag dies uneingeschränkt mit Ja beantworten. Er glaubt an Statistik. Viele Patienten werden sich mit der schrittweisen Übergabe der Entscheidungskompetenz vom Menschen auf die Maschine schwer tun. Diagnoseärzte und Anwälte stehen immer sehr weit oben auf den Listen von qualifizierten Wissensarbeitern, deren Jobs durch KI-Automatisierung bedroht sind. Gleiches gilt für Wirtschaftsprüfer, Controller, Anlageberater, Versicherungsmakler, öffentliche Verwaltungsbeamte, Sachbearbeiter, Verkäufer und – eine weitere Pointe der Technikgeschichte – auch für jenen Berufsstand, der KI-Systeme schafft, die Programmierer. Die eine oder andere Studie von Arbeitswissenschaftlern bewegt sich mit ihren Automatisierungsprognosen und den sich daraus ergebenden negativen Beschäftigungseffekten auf sehr dünner Datenbasis. Nüchtern betrachtet müssen KI-Systeme hohe Hürden überwinden, bevor Menschen ihren Urteilen und Entscheidungen trauen. In vielen Fällen wird es auch den meisten Laien kaum möglich sein, künstlich intelligenten Ratschlag ohne Hilfe von Experten überhaupt einzuholen oder diesen sinnvoll einzuordnen. Wenn es um unser höchstes Gut geht, unsere Gesundheit, werden wir auf diese Einordnung kaum verzichten wollen. Aber wir werden von Ärzten verlangen, dass sie die besten KI-Systeme zu nutzen wissen, um ihre Therapien evidenzbasiert zu verordnen, und nicht auf Grundlage ihres Bauchgefühls, wie allzu oft in der Vergangenheit.
Bei Stitch Fix treffen nach wie vor Menschen die endgültige Entscheidung über die Zusammensetzung der Kleidungsstücke in der Box. Tausende (menschliche) Stylisten legen jedem Paket eine persönliche Karte bei und stehen für Rückfragen zur Verfügung. Auch bei diesem Vorreiter von algorithmisierter Verkaufsberatung ist man davon überzeugt: Menschen verkaufen am Ende doch besser als Maschinen, weil sie eine menschliche (Kunden-)Beziehung aufbauen. Vielleicht wird die Welt mit weniger Juristen nicht zwingend ein schlechterer Ort. Wo liegt der volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Mehrwert von immer komplizierteren Regeln, die von immer mehr Menschen interpretiert werden? »Die Rechtsindustrie macht mehr als 200 Milliarden Dollar Umsatz in den USA. Ich freue mich, das wir das Recht kostenlos anbieten«, sagt DoNotPay-Gründer Joshua Browder und schiebt hinterher: »Die großen Kanzleien können darüber nicht glücklich sein.« Als Mandanten wer-
FAZIT OKTOBER 2018 /// 43
Mensch fragt, Maschine antwortet
den wir von Anwälten künftig fordern, dass sie ihre Dienste günstiger und in besserer Qualität anbieten, indem sie KI-Werkzeuge wie den Legal-Bot Ross einsetzen, der Anwälte bei der Großkanzlei BakerHostetler unterstützt. In fast allen Wissensberufen, bei denen Entscheidungen automatisiert werden, lässt sich die Frage nach Massenarbeitslosigkeit von Wissensarbeitern auch umformulieren: Wie stellen Verkäufer, Anwälte und Ärzte sicher, dass sie mithilfe von KI mehr Menschen günstiger mit besserer Beratungsleistung helfen können? Der Leitgedanke hier ist: augmented decision making anstatt reine Automation. Ginni Rometty, die Vorstandsvorsitzende von IBM, sieht die Dinge so: »Was einige Leute Künstliche Intelligenz nennen, ist in Wirklichkeit eine Technologie, die unsere Fähigkeiten stärkt. Eigentlich geht es nicht um Künstliche Intelligenz, sondern um die Erhöhung unserer Intelligenz.« Für Wissensarbeiter hieße das im Umkehrschluss, dass nicht Künstliche Intelligenz sie in den kommenden Jahren ersetzen wird. Tech-affine Verkäufer, Anwälte und Ärzte werden jene Kollegen ersetzen, die KI nicht als Entscheidungsassistenten intelligent zu nutzen wissen. Denken müssen wir noch selbst
Menschen müssen mit ihren Entscheidungen glücklich werden, Computer nicht. Maschinen werden nie fühlen, was Glück ist.
44 /// FAZIT OKTOBER 2018
Für jeden Einzelnen stellt Künstliche Intelligenz also eine neue, sehr grundlegende Frage: Welche Entscheidungen wollen wir nicht an Maschinen delegieren? Denn natürlich irren auch die intelligentesten Maschinen und natürlich können aus Daten lernende Systeme von Menschen eingesetzt werden, um andere Menschen zu manipulieren oder unfair zu behandeln. Je intelligenter Maschinen werden, desto kritischer müssen wir sie hinterfragen. Mit der Hinwendung zur Vernunft und Wissenschaft hat die Aufklärung die Grundlagen gelegt, die Mitte des 18. Jahrhunderts Charles Babbage den ersten Computer erdenken und Konrad Zuse gut hundert Jahre später den ersten programmierbaren Rechner bauen ließ. Die Verknüpfung der Computer in einem weltweiten Netz durch Tim Berners-Lee vor rund 25 Jahren machte die digitale Riesenmaschine zum mächtigsten Werkzeug, das der Mensch je geschaffen hat. Jetzt lernen Maschinen das Lernen – und wir brauchen mehr Abstand zu ihnen. Wir müssen verstehen, wann maschinelle Assistenz uns nützt – und in welchen Kontexten sie uns in unserem Denken behindert. Die Automatisierung von Entscheidungen bietet große Chancen für den Einzelnen, Organisationen und für die Gemeinschaften, die wir Gesellschaften nennen. Doch auch im Zeitalter der rationalen Automatisierung von Entscheidungen durch KI gilt: Menschen müssen mit ihren Entscheidungen glücklich werden, Computer nicht. Maschinen werden nie fühlen, was Glück ist. Die Irrationalität gehört zum Wesen menschlicher Entscheidungen. Im Zeitalter der Berechenbarkeit durch aus Daten lernende Maschinen könnte unsere Unberechenbarkeit unsere größte Stärke werden. In den vergangenen Jahren wurde viel über eine neue Maschinenethik diskutiert und über die Frage, ob man (und wenn ja, wie) Maschinen ethisch korrektes Verhalten einprogrammieren könne. Aufgehängt waren diese Debatten oft an konstruierten Dilemmata nach dem Prinzip: Ein autonomes Fahrzeug steuert auf eine Mutter mit Baby im Kinderwagen und eine Gruppe mit fünf Senioren zu. Es muss entscheiden, wen es überfährt. Mutter und Baby, die zusammen voraussichtlich noch 150 Jahre leben, oder die fünf Senioren mit einer kollektiven Lebenserwartung von 50 Jahren. Solche Gedankenspiele sind notwendig. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Im Krieg darf ein General die Abwägung treffen, fünf Soldaten zu opfern, wenn er zehn dafür retten kann. Im zivilen Leben darf dies in der Theorie niemand. In der Praxis macht es ein Autofahrer, der bei überhöhter Geschwindigkeit und ohne Möglichkeit zu bremsen sein Fahrzeug lieber in eine Menschengruppe steuert als gegen einen Betonpfosten. Die Automatisierung von Entscheidungen ist in vielen Kontexten eine ethische Herausforderung, aber zugleich ein moralischer Imperativ. Wenn wir mit autonomen Fahrzeugen die Zahl der Verkehrstoten halbieren können, müssen wir das tun. Wenn wir dank maschineller Mustererkennung von Zellen vielen Krebspatienten das Leben retten können, dürfen wir diesen Fortschritt nicht von einer Ärztelobby verzögern lassen, die Angst um ihre Honorare hat. Und wenn KI-Systeme in Südamerika Kindern aus armen Verhältnissen das Rechnen lehren, dürfen wir nicht darüber lamentieren, dass es doch schöner wäre, wenn es dort mehr menschliche Mathematiklehrer gäbe. Im Verhältnis
Essay von Thomas Ramge
von Mensch und Maschine ändert sich durch Künstliche Intelligenz im Grundsatz weniger, als es uns der ein oder andere KI-Entwickler weismachen möchte. Joseph Weizenbaum, der deutsch-amerikanische Erfinder des Chatprogramms »ELIZA«, schrieb 1976 den Weltbestseller »Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft«. Das Buch war ein Appell wider den mechanistischen Maschinenglauben seiner Epoche. In einer Zeit, in der die Vorstellung einer technischen Vorherbestimmung der Menschheit im Silicon Valley wieder in Mode kommt, verdient dieses Buch eine Neuauflage. Wir können Entscheidungen an Maschinen in vielen einzelnen Bereichen delegieren. KI-Systeme, gut programmiert und mit den richtigen Daten gefüttert, sind nützliche Fachidioten. Ihnen fehlt aber die Fähigkeit, das große Ganze zu sehen. Die wichtigen Entscheidungen, darunter jene über das Ausmaß der maschinellen Assistenz, bleiben menschliche. Oder allgemeiner formuliert: Künstliche Intelligenz kann uns das Denken nicht abnehmen.
KI-Systeme, gut programmiert und mit den richtigen Daten gefüttert, sind nützliche Fachidioten. Ihnen fehlt aber die Fähigkeit, das große Ganze zu sehen.
Die Geschichte der Menschheit ist die Summe menschlicher Entscheidungen. Wir entscheiden normativ, was wir wollen. Das wird so bleiben. Das positive Weltbild für die nächste Entwicklungsstufe des maschinenunterstützten Informationszeitalters müssen wir dabei nicht einmal neu erfinden. »Es ist ganz schlicht die Rückbesinnung auf die humanistischen Werte«, sagt der New Yorker Risikokapitalist, Buchautor und TED-Speaker Albert Wenger. Diese lassen sich seiner Ansicht nach auf folgende Formel bringen: »Die Fähigkeit, Wissen zu schaffen, macht uns Menschen einzigartig. Wissen entsteht in einem kritischen Prozess. Alle Menschen können und sollen an diesem Prozess teilhaben.« Die digitale Revolution ermöglicht uns zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte, dieses humanistische Ideal in die Praxis umzusetzen. Indem wir Künstliche Intelligenz intelligent und zum Wohle des Menschen einsetzen. n
Anmerkungen [1] Bei Maschinellem Lernen erkennen Computersysteme Muster in Beispielen und können ihre »Erkenntnisse« auf andere Beispiele übertragen. So lernen sie, aus Daten immer genauere Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen abzuleiten.
[2] Beim Turing-Test, entwickelt von dem Informatiker Alan Turing, stellt ein Mensch einem anderen Menschen und einem Computer Fragen. Mensch und Rechner antworten im Chat (ohne Sicht- und Hörkontakt). Der Turing-Test ist bestanden, wenn der Fragesteller nicht sagen kann, welcher seiner »Gesprächspartner« eine Maschine ist.
Vorliegender Text erschien erstmals am 2. Februar 2018 in der Zeitschrift »Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), Ausgabe 6-8/2018 und ist ein leicht abgeänderter Auszug aus Thomas Ramges Buch »Mensch und Maschine. Wie Künstliche Intelligenz und Roboter unser Leben verändern«, Verlag Reclam Ditzingen, März 2018. reclam.de FAZIT OKTOBER 2018 /// 45
Isabella Holzmann kam 1965 in Innsbruck zur Welt und verdiente sich ihr erstes Geld als Schilehrerin in Igls und den USA. Die Mutter von zwei Töchtern betreibt in Graz eine Agentur für Kunst, Kultur und Kommunikation und den Verein »culture unlimited«, der über den »Kulturpass Steiermark« Kunst und Kultur auch in die Reichweite von sozialen Randgruppen bringen will. Ab 2013 »LeibnitzKULT«, ab 1. September 2018 kaufmännische und künstlerische Leitung des Greith-Hauses.
Menschen
Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Isabella Holzmann Fotografiert von Sabine Hoffmann
Die Kulturarbeiterin D
as Greith-Haus in der Südweststeiermark hat zwei Jahre vor seinem 20jährigen Jubiläum mit Isabella Holzmann eine neue Leiterin bekommen. Die erfahrene Kulturmanagerin übernimmt damit ein Haus in der »Peripherie«, das auch Gäste von weiter her und aus dem urbanen Raum anzieht – was einerseits an der ansprechenden Programmgestaltung liegt, aber auch an Charme und Reiz des Syzskowitz-Kowalski-Baus mitten im Ort St. Ulrich im Greith. Und wohl auch an der Gründungsgeschichte, die auf den Schriftsteller Gerhard Roth zurückgeht, der seit vielen Jahren einen bauernhäuslichen Wohnsitz in der Nähe und eine natürliche Anziehungskraft für Künstler aus der Ferne hat. Das Greith-Haus ist ja auch dafür bekannt, seine Besucher immer wieder mit klingenden Namen anlocken zu können, allein heuer etwa mit Klaus-Maria Brandauer, Gerhard Haderer, Andreas Vitasek, Nicholas Ofczarek oder Herbert Prohaska. Isabella Holzmann verfügt neben ihrem umfangreichen Netzwerk in der kulturellen Landschaft über einen weiteren Vorteil: Als (Mit-)Erfinderin und Obfraustellvertreterin des Vereins »LeibnitzKULT« kennt und schätzt die gebürtige Tirolerin Mentalität und Qualität in der Peripherie, sprich am Land. Tatsächlich wurde sie regelrecht abgeworben und hat ihre Funktion bei »LeibnitzKULT« in Absprache mit Vereinsobfrau Helga Sams, die mittlerweile auch Vizebürgermeisterin von Leibnitz ist, zurückgelegt. Was ihr nicht ganz leicht gefallen ist, hat sie doch das Kulturprogramm in der Bezirksstadt Leibnitz seit 2013 maßgeblich mitgestaltet. »Aber das wäre alles zuviel geworden«, gibt sie zu bedenken. Um im gleichen Atemzug anzumerken, dass sie das
Jazzfestival Leibnitz weiterhin organisieren wird. Kein Wunder, ist Leibnitz unter der künstlerischen Leitung von Otmar Klammer doch dabei, sich als Fixpunkt der heimischen Jazzfestival-Szene zu etablieren. Im sechsten Jahr seines Bestehens warten zwischen 27. und 30. September wieder einige Jazz-Gustostückerl auf das Publikum in der Südsteiermark. »Wenn man von Kulturarbeit leben will, muss man viel machen«, erläutert Isabella Holzmann, angesprochen auf ihre weiteren Aktivitäten in der eigenen Agentur (Tagungen, PR und Öffentlichkeitsarbeit, Projekt- und Veranstaltungsmanagement, wie eben etwa für das Jazzfestival Leibnitz) oder mit dem Verein »culture unlimited« (»Hunger auf Kunst und Kultur« beziehungsweise »Kulturpass Steiermark«) und seit heuer im Kulturkuratorium des Landes Steiermark. Die Vielbeschäftigte hat im Übrigen zwei Seiten: Aus Gründen der Begabung hat sie Technische Mathematik und ein Fächerbündel bis zur Diplomprüfung studiert, ihr Herz aber schon in jungen Jahren an die Geisteswissenschaften verloren. Ein gewonnener Italienischwettbewerb an der Schule verschaffte ihr einen Florenz-Aufenthalt, Übersetzerjobs führten sie in den Kulturbetrieb, in die Theaterpädagogik, in die Mediation und schließlich in die Erwachsenenbildung nach Leibnitz, wo sie »LeibnitzKULT« aus der Taufe hob. Im Greith-Haus wird ihre Handschrift erst ab 2020 zu erkennen sein, sie verrät aber immerhin, dass die »BurgschauspielerSchiene« beibehalten werden soll. Dazu ein Tipp: Einen Filmabend (»Toni Erdmann«) und ein Bühnengespräch mit Peter Simonischek gibt es am 6. Oktober, 18 Uhr. n
FAZIT OKTOBER 2018 /// 47
Erfolg braucht Führung
Managementserie
P
Wenn es eng wird Persönliche Krisen in Kleinstunternehmen.
Gespräch von Carola Payer mit Ingrid Friedl, der Geschäftsführerin eines Friseursalons.
Fotos: Marija Kanizaj, Privat (2)
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
48 /// FAZIT OKTOBER 2018
ionierinnen und Pioniere schaffen Arbeitsplätze. Klein-, Kleinst- und Mittelbetriebe prägen die Wirtschaft. Neun von zehn Kleinstbetrieben haben maximal fünf Mitarbeiter. Die meisten halten auch in schwierigen Zeiten an ihren Mitarbeitern fest. Aber, was ist, wenn die Eigentümerin, der Chef selbst in der Krise sind? Ingrid Friedl, seit 25 Jahren Unternehmerin in der Friseurbranche, wurde von so einer Krise von einem Tag auf den anderen überrascht. Nach langer Zeit als Partnerin eines Salons in Graz führt Sie seit zehn Jahren als Eigentümerin ein Geschäft mit vier Mitarbeiterinnen in Wundschuh.
Raus aus der Routine – plötzlich ist alles anders Jeder kann einmal über einen kürzeren oder auch längeren Zeitraum ausfallen – sei es durch Unfall oder Krankheit. Fast jeder Unternehmer hat einen Plan B, falls es erforderlich ist, drei bis vier Wochen nicht zu arbeiten. Aber wie sieht es aus, wenn die Arbeitspause viel länger sein muss? Diese Information bekam Ingrid Friedl völlig überraschend bei einer Routineuntersuchung 2013 im Alter von 52 Jahren. Keine vorausgehenden Schmerzen, keine Form einer Ankündigung. Diagnose: Brustkrebs. Ingrid Friedl bei der Frage, was ihr erster Gedanke war: »Ich muss ehrlich sagen, ich habe nicht als Erstes ans Geschäft gedacht. Ich dachte an meine Tochter und: »Ich will meine Enkelin aufwachsen sehen«. Die intensiven Behandlungen und Therapien erforderten von ihr ein fast einjähriges Fernbleiben vom Betrieb. Ingrid Friedl: »Die Chemo- und Alternativtherapien haben mich so geschwächt, ich hatte gar nicht die Kraft, die Arbeit zwischendurch aufzunehmen. Ich konnte auch den Geruch der Mittel nicht ertragen. Ich brauchte die ganze Kraft, um mich auf mich zu konzentrieren.« Professor Hendrik Berth, Medizinpsychologe des Uniklinikums Dresden, bestätigt die Notwendigkeit eines kompletten Rückzuges: »Ich bin definitiv dagegen, dass während einer Krebstherapie noch weiter gearbeitet wird.« Die allermeisten Chemotherapien gehen nicht nur mit körperlicher Erschöpfung einher, sondern auch mit kognitiven Einschränkungen. Die Konzentrations- und Gedächtnisleistungen werden vermindert«, sagt Berth. Die Tätigkeit für das Unternehmen macht demnach noch kränker. »Die Arbeit stellt eine weitere Belastung dar und führt dazu, dass der Genesungsprozess verzögert wird«, so der Psychologieprofessor. Aus der wissenschaftlichen Forschung ist bekannt, dass beispielsweise Stress den Ausbruch von Erkältungen begünstigt. Dementsprechend könne man zusätzliche arbeitsbedingte Belastungen neben einer Krebserkrankung als ungesund betrachten. Das Weiterarbeiten sei während einer Chemotherapie also nicht empfehlenswert – weder seitens des Erkrankten noch seitens der Firma. Herausforderung – die eigene Arbeitskraft kompensieren Wie gelingt ein vollständiger Rückzug in einem so personenbezogenen Dienstleistungsgeschäft, mit einer hohen Affinität der Kunden von ihrem Friseur oder ihrer Friseurin betreut zu werden? Moser, Professor für Managementkompetenzen an der Europäischen Fachhochschule, meint dazu: »Ein kooperatives, wertschätzendes Klima innerhalb der Belegschaft ist ein Grundpfeiler, um eine krankheitsbedingt geschwächte Führung auszugleichen.« Auch Ingrid Friedl weist darauf hin, dass in der Krise ihr jahrelanges Fördern einer guten Teamarbeit hier Früchte gezeigt hat. »Ich sorge immer dafür, dass es den Mitarbeitern gut geht. Ich möchte, dass alle gerne arbeiten gehen. Ich bin auf Augenhöhe mit meinen Mitarbeitern und gehe mit ihnen um, wie ich es auch gerne möch-
Managementserie [17]
te. Ich denke, dass hat dazu beigetragen, dass auch alle in der schwierigen Zeit hinter mir gestanden sind, zu mir gehalten haben und vor allem die Situation nicht ausgenutzt haben. Manchmal heißt das aber auch, sich von guten Mitarbeitern zu trennen, weil sie nicht ins Team passen. Hier wartet man vielleicht als Kleinstunternehmen aufgrund einer vermuteten Abhängigkeit zu lange.« Persönliche Krisen zeigen auch, was sich Kleinstunternehmen ohne Budget für Personalentwicklung vorher durch gute persönliche Führungsarbeit erarbeitet haben. Auch eine positive Fehlerkultur sei förderlich. »Dann kann die Belegschaft leichter akzeptieren, dass der CEO nicht voll einsatzfähig ist«, erklärt Professor Moser.
Verantwortung abgeben, loslassen und durch qualitative Kommunikation in Verbindung bleiben Ingrid Friedl betont, dass es wichtig war, Mitarbeiter zu haben, die in dieser Phase auch bereit waren, mehr Verantwortung zu übernehmen. Mitarbeiter, die auch »Blick für das Ganze haben«. Selbst auch Verantwortung vollkommen abzugeben und zu vertrauen, war Voraussetzung. Ingrid Friedl »Sich keine Sorgen zu machen, war für mich ein Schlüssel um Kraft für die Genesung zu haben und ‚willigen‘ Mitarbeitern Raum zu geben. Auch mein Lebenspartner hat mir sehr geholfen, mich sogar darauf einzulassen, vollkommen von der Vorstellung, dass es muss so weitergehen müsse wie bisher, loszulassen. Er hat mich aufgemuntert und unterstützt. Kommunikation wurde auf qualitativen Austausch reduziert. Anrufe der Mitarbeiter waren die Informationsbrücke zum Geschäft.« Lerneffekte aus der Krise – Kleinstunternehmer brauchen einen gesunden Egoismus Für Ingrid Friedl ergeben sich folgende Lernfelder aus ihrer persönlichen Krankheitsgeschichte: » Ich habe mein Leben lang gearbeitet, viel gearbeitet, mir jeden Tag viel zu viel vorgenommen. Wollte immer alles fertig machen. Sowohl im Geschäft als auch zu Hause. Man muss als Kleinstunternehmer funktionieren, man hat einen großen Druck. Schwangerschaften, Krankheiten, Ausfälle, Urlaube müssen oft durch einen selbst kompensiert werden. Personen, die ganz wegfallen und Kunden mitnehmen, können schnell riesige Budgetlöcher hinterlassen. Ich achte jetzt viel mehr auf mich. Esse gesünder, genieße mehr, stresse mich weniger. Ich bin auch mehr daheim. Nehme mir mehr freie Zeit für mich und für wichtige Beziehungen. Die Arbeitstage wurden reduziert. Ich musste auch lernen, nix zu tun und meine Muster zu verändern.« Kleinstunterneh-
mer legen ihre höchste Priorität meist auf ihr Unternehmen und ein sehr intensives Einstellen auf die Kunden. Dann werden noch die Rollen im privaten Umfeld erfüllt. Auf der Strecke bleibt die eigene Ressource, die sich dann eventuell mit extremeren Krankheitsbildern meldet, um wieder wahrgenommen zu werden. Gesunder Egoismus statt permanenter Altruismus ist angesagt. Verantwortung ist gut fürs Geschäft – Verantwortung und Achtsamkeit für sich selbst aber genauso bedeutend. Ingrid Friedl: »Ich nehme mein Geschäft gleich ernst wie vor der Krankheit. Jedoch bedeutend relaxter und mit weniger Zeit vor Ort. Ich ärgere mich nicht mehr über Dinge, die ich nicht ändern kann. Ich mach mir keine Sorgen. Ich hör mehr in mich rein. 20 Prozent an Kunden, die ich verloren habe in dieser Zeit (danke an die 80 Prozent, die auch Vertrauen in die Vertretung durch meine Mitarbeiterinnen gelegt haben!), wurden ausgeglichen durch mehr Lebensqualität, die ich gewonnen habe. Ich freue mich, wenn mein Kind sagt: »Mama, du bist viel relaxter …« n
Ingrid Friedl, Geschäftsführerin des Friseursalon »Haartreff« in Wundschuh, 57 Jahre alt, 25 Jahre Unternehmerin, 10 Jahre mit Salon in Wundschuh, Lehre zur Friseurin, dann angestellte Friseurin und danach Unternehmerin. haartreff.com
Das Team von Haartreff (von links): Manuela Hernus, Christine Dokter (oben), Stephanie Zach, Ingrid Friedl und Bianca Schwaiger
»Ich nehme mein Geschäft gleich ernst wie vor der Krankheit. Jedoch bedeutend relaxter und mit weniger Zeit vor Ort.«
INGRID FRIEDL
FAZIT OKTOBER 2018 /// 49
Da Wanko
Mein allererster Herzinfarkt
U
nd plötzlich liegst du auf der Matte, um dich herum kümmern sich einige Menschen um deine Gesundheit und das ziemlich ernsthaft und ohne Kompromisse. Du wirfst einen Blick aus der Oberlichte, die Sonne ist gnädig. Mögen die letzten Sonnentage in diesem Sommer vielleicht schon zu lange angehalten haben, Graz ist eine Stadt der warmen Temperaturen. Die Stadt genügt sich dann selbst. Aber an das alles denkst du natürlich nicht, wenn du hier auf dem Tisch liegst. In dem Moment bist du einfach überrascht, dass du an nichts und wieder nichts Dramatisches denkst. immerhin liegst du jetzt unter dem Messer und die Damen und Herren um dich herum bringen deine Pumpe wieder in Form, denn du hast einen Herzinfarkt. Das ist also eine dieser Krankheiten, die du als junger Mensch für dich ausschließt und an die du nicht mehr denken willst, wenn du älter wirst. Leck fuck, die Ärzte hackeln bei dir rein, dass es eine Freude ist. Du beobachtest sie und wartest, dass sich etwas einstellt. Irrtum, von oben kommt nix. Gott ist also noch immer tot. Keine spirituelle Einsicht, immerhin könntest du jetzt abkratzen, wenn das hier blöd läuft. Vielleicht bist du auch nur deshalb so locker, weil du dich in sicheren Händen fühlst, weil du nicht glaubst, dass dir beim großartigen Team der LKH-Kardiologie in Graz etwas passieren kann. Hauptsache der Druck auf die Lunge hat sein Ende. Denn dieser Druck ist unangenehm, jetzt nicht dass es einen umwirft, aber nicht weggeht. Momentan weißt du, dass du in einer Sackgasse bist, aus der du ohne fremde Hilfe nicht mehr rauskommst. Dann geht alles super schnell, vom Anruf der Tochter bei der Rettung bis zur OP. Wie im Film! Perfektes Timing. Vielen Dank, Rotes Kreuz, vielen Dank, LKH Klinikum Graz. Alles richtig gemacht! Und trotzdem wundert es dich, dass du so gottverdammt ruhig bleibst. Die stecken Schläuche in deinen Körper und dein Herz schaut im Ultraschall aus, als ob aus ihm ein dünner Ast wächst, aber du bist sehr cool, verdammt! Kein Schock. Du machst dir keine Sorgen um deine Frau und deine Tochter, die steMartin G. Wanko (48) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at
50 /// FAZIT OKTOBER 2018
hen auf stabilen Beinen. Dein Verein ist so und so unsterblich und beruflich denkst du, da und dort könnte noch etwas kommen, aber du musst ja niemandem etwas beweisen. Und überhaupt, welchen Scheißdreck du manchmal geschöpft hast, der Klomann am Jakominiplatz hat schon öfter ins Klo gegriffen. Der einzige Gedanke, der dir in echt kommt, ist, dass du jetzt gerade erwachsen wirst. Während der Herr Oberarzt dir drei Stents setzt, dem Geräusch nach könnte er auch Schweineohren plombieren, spürst du mit 48 Jahren das endgültige, elendigliche Gefühl, dass du erwachsen wirst. Halt die Goschen, das hat ziemlich lange gedauert! Jetzt bist du endlich erwachsen. Vom Berufsjugendlichen zum Erwachsenen in 90 Minuten, was für ein Sprung! Jetzt musst du plötzlich sieben Medikamente aufgeteilt auf den Tag nehmen, in diesem blassblauen Behälter, mit dem instabilen Deckel, wie bei deinen Großeltern, als sie in die Zielgerade des Lebens einfuhren. Ja, Oida! Gibt’s ja net! Irre! Dabei hast du ja noch ein Glück, zumindest meinen das die Ärzte. Mit 48 Jahren ist man knapp über der Mitte. Da kann man noch gut korrigieren, es zahlt sich aus, man ist ja noch nicht wirklich, wirklich alt aber halt auch nicht mehr scheiß jung. Ein bisserl weniger schöpfen und ärgern und das Ding läuft schon mal gut an. Dazu eher helles Fleisch als dunkles, eher Rotwein als Bier, eher Hartkäse als weichen und Sport betreibst du so und so. Eigentlich eh eine sehr noble Krankheit, mit viel Lebensgefühl. Operation beendet, Patient lebt. Du kommst vom OP zur Beobachtung auf die Intensivstation und dort wirst du von der Schwester damit begrüßt, dass du ja noch jung bist, unter den Herzinfarktlern ein junger Hüpfer. Das gefällt dir: Vom Berufsjugendlichen zum Jung-Infarkt-Hawie. Schon am nächsten Morgen ist das Herz wieder sehr herzig drauf. Dir geht es großartig! Nach der Reha wirst du ein Running-Team gründen, alles nur Herzinfarktler: »Martin G. and the Heartbreakers«. Und übrigens, kennen Sie den? Lieber einen Stent, als gar niemand steht auf einen. So schaut’s aus im Schneckenhaus und das Leben ist wundervoll! Ihr weiter pumpender G Punkt. n
Kurz & News
Knapp AG goes green Die Knapp AG feierte Ende Juli die Inbetriebnahme ihrer Photovoltaikanlage am Headquarter in Hart bei Graz. In Zusammenarbeit mit der Energie Steiermark entstand eine hochmoderne Anlage, die den Stromgrundbedarf des Konzerns in Hart deckt. 704 Module erbringen eine Spitzenleistung von 197,12 kWp – der Jahresbedarf von 65 Einfamilienhäusern. Knapp-CFO Christian Grabner betont: „Für uns war die Installation einer Photovoltaikanlage ein logischer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, die wir schon seit einigen Jahren verfolgen. In Verbindung mit unserer Mobilitätsinitiative Knapp goes green können zukünftig auch sämtliche Ladestationen für unsere Elektrofahrzeuge mit Sonnenenergie versorgt werden.“
20-jähriges Jubiläum Eigenständigkeit der GKB Als die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH vor 20 Jahren als eigenständiges Eisenbahnunternehmen gegründet wurde, war seine Erfolgsgeschichte keineswegs absehbar. GenDir. Franz Weintögl zeigte in einer Multimedia-Präsentation die Entwicklung zur international erfolgreichen Unternehmensgruppe und führte die 300 Gäste in der Gelenktriebwagenhalle am Graz-Köflacherbahnhof per Image-Video im Zeitraffer durch die letzten zwanzig Jahre, danach begrüßte er die Gäste des Festaktes persönlich. Neben BM Norbert Hofer wohnten der Veranstaltung die Landesräte Johann Seitinger und Anton Lang und viele weitere hochrangige Gäste, Wegbegleiter sowie Partner, Kunden und Mitarbeiter der GKB bei.
Schokotaler für Winzeroriginal Koarl Thaller
Pünktlich zum 60er überraschte der Unternehmer Hans Roth von Saubermacher als erster Gratulant bereits am Morgen das Winzeroriginal Koarl Thaller mit Geburtstagsmozarttalern mit dem Konterfei des Jubilars. Koarl Thaller, der in der Fachszene als „Rotwein-Pionier der Steiermark“ bekannt und anerkannt ist, haben es vor allem die Potenziale von Rotweinen auf steirischem Terroir angetan. Hier kommt seine persönliche Leidenschaft und langjährige Erfahrung für die Natur und den Wein zur Vollendung. Jubilar und Winzeroriginal Koarl Thaller bedankte sich bei Saubermacher Hans Roth für den zeitigen Besuch und die personalisierten Geburtstagstaler.
52 /// FAZIT OKTOBER 2018
Regionale Unterschiede bei der Bevölkerungsentwicklung, älter werdende Belegschaften und ein zu erwartender Engpass des Arbeitskräftepotenzials: Ausgehend von der demografischen Entwicklung stellt das Arbeitsmarktservice in seinem jüngsten Bericht Trends zum heimischen Arbeitsmarkt bis 2030 dar. Die Unternehmen werden sich in Zukunft stärker als bisher mit den Herausforderungen infolge der Veränderung der Altersstruktur ihrer Beschäftigten befassen müssen. „Der steirische Arbeitsmarkt steht infolge des demografischen Wandels vor einem Umbruch“, erklärt AMS-GF Karl-Heinz Snobe. „Der Fachkräfteengpass ist bearbeitbar, aber ein Potenzialengpass verlangt weitergehende Strategien.“
Fotos: GKB / Ferk, Saubermacher, Energie Steiermark
Trends am Arbeitsmarkt bis 2030
Foto: StGKK / Wrann
Kurz im Gespräch mit
Foto: Pappas
Josef Harb, Obmann der Stmk. Gebietskrankenkasse
(von li.) Lkw-Werkstattmeister Peter Raiser und Betriebsleiter Franz Prutsch, Pappas Premstätten.
Pappas erweitert Nutzfahrzeug-Kompetenz in Premstätten Um den Nutzfahrzeugkunden noch besseren Service und längere Öffnungszeiten zu bieten, übersiedelt der autorisierte Werkstattbereich von Pappas für Mercedes-Benz-Lkw, Unimog, Fuso Canter sowie der Sonderfahrzeuge Bucher, Multihog und MULAG mit September von Graz-Schippingerstraße in das Nutzfahrzeugzentrum Pappas Premstätten. Die Mitarbeiterzahl in Premstätten wächst damit um sieben Personen auf 100 Beschäftigte.
D
as ehemalige Grazer Lkw/Unimog-Werkstattteam unter Leitung des Werkstattmeisters Peter Raiser wird sich in Premstätten vorrangig um Unimog und Sonderfahrzeuge kümmern, aber auch bei Reparatur- und Servicearbeiten an Mercedes-Benz-Lkw zur Verfügung stehen. Pappas Premstätten ist seit über 20 Jahren das Nutzfahrzeug-Kompetenzzentrum von Pappas Steiermark. Südlich von Graz und direkt an der A9-Autobahnabfahrt Kalsdorf/Flughafen gelegen, ist der Standort sehr gut erreichbar. Folgende Werkstätten-Bereiche übersiedeln ab sofort zu Pappas Premstätten in die Industriestraße 31: Lkw-Werkstätte Mercedes-Benz, Lkw-Werkstätte Fuso, Unimog-Werkstätte, Bucher-Municipal-Werkstätte, Multihog-Werkstätte und MULAG-Werkstätte.
Betreuung für Transporter weiterhin auch in Graz Die Transporter-Werkstatt in Graz wird unverändert von Kundendienstberater Harald Holzschuster betreut. Pappas bietet damit autorisierten Mercedes-Benz-Transporter-Service sowohl in Graz als auch im Mercedes-Benz Van ProCenter in Premstätten an. Die in Graz frei werdenden Kapazitäten werden für das stark wachsende Pkw-Geschäft genutzt. Ebenso von Graz nach Premstätten übersiedelt der Unimog-& Sonderfahrzeug- Vertrieb und komplettiert das Nutzfahrzeugangebot mit Unimog, Multihog, Bucher und MULAG. Ganz neu im Kommunalangebot bei Pappas Premstätten sind zusätzlich die Kommunal- und Transportfahrzeuge der Marken MUP technologie (ELI) und Hansa.
Wie lautet Ihr Resümee nach rund einem halben Jahr in der neuen Funktion? Eine spannende und herausfordernde Tätigkeit in extrem turbulenten Zeiten. Was die Regierung als Kassenreform verkauft, ist in Wahrheit eine Enteignung der Versicherten. Ich befürchte den ersten Schritt in Richtung Privatisierung unseres Gesundheitssystems. Das wäre dann das bislang größte Geschenk an die Industriebosse und Konzernchefs, aber eine Katastrophe für die meisten Menschen in unserem Land. Welche Nachteile haben die Versicherten durch die beabsichtigte Fusion der Gebietskrankenkassen zu befürchten? Jeder kann sich selbst ausrechnen, in welchem Umfang ein Wiener Versicherungsmoloch für rund 7,4 Millionen Menschen regionale steirische Aspekte berücksichtigen wird – vielen Regionen droht das medizinische Abstellgleis. Das von der Regierung genannte Einsparungspotenzial von einer Milliarde Euro lässt sich nur über Leistungskürzungen erzielen. Die künftige Struktur sieht vor, dass der Wirtschaft quasi eine Alleinherrschaft eingeräumt wird, obwohl sich die Arbeiter und Angestellten ihre Krankenversicherung über Beiträge und Selbstbehalte zu mehr als 70 Prozent selbst finanzieren. Das ist keine Reform, sondern eine Umfärbeaktion, wie es sie in Österreich noch nie gegeben hat. Wo liegen noch Sparpotenziale, ohne Leistungen für Patienten zu beschränken? Mit 1,59 Prozent haben wir den niedrigsten Verwaltungsaufwand aller Sozialversicherungsträger. Dennoch gelingt es Jahr für Jahr, die Leistungen für unsere Versicherten zu erhöhen – im Vorjahr immerhin um 64,4 Millionen Euro. FAZIT OKTOBER 2018 /// 53
Wirtschaft
15 Jahre ETIVERA Neues Hightech-Center in der Oststeiermark
D
as Unternehmen baut sein Sortiment im Verpackungsbereich seit 15 Jahren kontinuierlich aus, darunter individuelle Etiketten, hochwertige Verpackungen aus Karton und Papier sowie Glasgebinde aller Art. Heute beziehen tausende Kunden aus ganz Europa ihre hochwertigen und innovativen Verpackungslösungen aus St. Margarethen an der Raab, wo sich seit seinen Anfängen der Firmensitz des Unternehmens befindet. Neben dem umfangreichen Sortiment für Direktvermarkter führt ETIVERA spezielle Produkte für bekannte Marken wie „Bio Austria“, „Gutes vom Bauernhof“ und „Genuss Region Österreich“. Besonders stark wächst das Unternehmen im Export, vornehmlich in Deutschland, Ungarn und Slowenien. Mit dem Erfolg wuchs im Laufe der Zeit auch das Unternehmen immer weiter und damit das Bedürfnis nach einem neuen geeigneten Standort. Business-Leuchtturm für die Oststeiermark Mit dem architektonisch spektakulär umgesetzten Neubau setzt ETIVERA in der oststeirischen Hügellandschaft auf54 /// FAZIT OKTOBER 2018
fällig unauffällig ein modernes Zeichen. Für die Fassadengestaltung galt es, spezielle Auflagen zu erfüllen, damit sich das 30 Meter hohe und 180 Meter lange Hochregallager harmonisch in die Umgebung einfügt. In Betrieb ging das Hightech-Center am 20. August, offiziell gefeiert wurde die Fertigstellung am 11. September bei einem großen Festakt im Beisein des steirischen LH Hermann Schützenhöfer und des WKO-Präsidenten Josef Herk sowie zahlreichen weiteren Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. „Ein starker Impuls für die Oststeiermark“, kommentierte LH Hermann Schützenhöfer die Fertigstellung der neuen Firmenzentrale. Er zeigte sich vom neuen Hightech-Center höchst begeistert und betonte: „Investitionen wie diese sowie die hervorragend qualifizierten Mitarbeiter, sichern Arbeit und Wohlstand in den Regionen und tragen damit zum Erfolg unseres Landes bei.“ Auf dem Programm standen vier Tage der „offenen Tür“ mit exklusiven Führungen durch die neue Anlage, die Gelegenheit boten, das Unternehmen sowie seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in entspannter
Anzeige Fotos: Schrotter / Etivera
Passend zum 15-jährigen Jubiläum eröffnete ETIVERA, Österreichs führender Anbieter für innovative Lebensmittelverpackungen und Etiketten, am 11. September mit einem Festakt den neu errichteten Standort in St. Margarethen a. d. Raab.
Durch die Hochbauweise fügt sich die Logistikhalle harmonisch in die Landschaft und verbraucht weniger Flächen. Atmosphäre persönlich kennenzulernen.
Vom Nebenjob zur Leadership Begonnen hat die Erfolgsgeschichte von ETIVERA mit einem Zufall: Der gebürtige Oststeirer Peter Kulmer hatte gerade seine Ausbildung zum Landwirt an der HBLFA Raumberg abgeschlossen, als der Betreuer für einen örtlichen Direktvermarkter-Verein ausfiel. Also begann er direkt von der Schule weg mit seinem Nebenjob: Er organisierte Verpackungsmaterial für die Mitglieder des Vereins. Sein Va-
ter stellte ihm dafür einen 60 Quadratmeter großen Raum am 160 Jahre alten elterlichen Bauernhof zur Verfügung. Die Nachfrage der rund 600 Direktvermarkter des gemeinnützigen Vereins stieg von Jahr zu Jahr. Zusätzliche Lagerräume wurden benötigt und Kulmer entschloss sich, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen: Die Marke ETIVERA − zusammengesetzt aus ETiketten, VERpackung und A für Austria − war geboren. Als Chef und Mastermind von ETIVERA lautet das Credo des Unternehmers und Visionärs Peter Kulmer, der in St. Mar-
Mit Hightech für den Wirtschaftsstandort: ETIVERA-Gründer Peter und Edith Kulmer mit LH Hermann Schützenhöfer (li.) und WKO-Präs. Josef Herk. garethen aufgewachsen ist: „Ich investiere ganz bewusst in meine Heimat, aus persönlicher Verbundenheit und weil die meisten meiner 63 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus der Umgebung kommen, top ausgebildet und hoch motiviert sind. Sie sind maßgeblich am Erfolg von ETIVERA beteiligt.“
Hoch hinaus mit Blick auf die Umwelt Am neuen Standort, der nur 400 Meter vom alten Firmensitz entfernt ist, können jetzt mehr als 14.000 Paletten mit Hilfe von modernster Elektronik vollautomatisch gesteuert und 500 Aufträge pro Tag bearbeitet werden. Im Zentrallager sind rund 1.500 verschiedene Verpackungslösungen vorrätig und „just in time“ lieferbar − von Großaufträgen bis zu Kleinstmengen. Die Bauweise in Form eines Hochregals bietet dabei den Vorteil, dass weniger Bodenfläche versiegelt werden musste − was dem naturverbundenen Firmenchef bei der Planung ein großes Anliegen war: „Wir haben dadurch mehr als zwei Drittel an Platz eingespart!“ Für den Ausbau der Firmenzentrale, in der neben dem neuen automatisierten Fulfillment- Logistik-Center die Entwicklungsabteilung, die
High-End-Etiketten- und Verpackungsdruckerei sowie ein 700 Quadratmeter großer Showroom für die Produktpräsentation Platz finden, wurde ein zweistelliger Millionenbetrag in die Hand genommen. Unterstützt wurde diese Investition durch Mittel der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG. Weitere Ausbaustufen sind bereits in Planung, denn Peter Kulmer sieht die Zukunft der Branche äußerst positiv: „Regionalität liegt absolut im Trend. Davon werden wir als Dienstleister regionaler Genussmittelproduzenten auch weiterhin profitieren.“ Ebenso erfreut zeigte sich WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk: „Investitionen wie diese sind echte Leuchttürme. Sie sind nicht nur ein Bekenntnis zu unserem Standort und zur Region, sie spiegeln auch wider, wie erfolgreich unsere steirischen Unternehmen im Inund Ausland agieren. Etivera hat sich zu einem wirtschaftlichen Aushängeschild entwickelt, dessen Strahlkraft weit über die Region hinausreicht. Dazu gratuliere ich sehr herzlich“. Innovation als wichtigster Erfolgsfaktor Mit den zwei Unternehmen „Etivera Verpackungstechnik
GmbH“ und dem Produktionsbetrieb für Selbstklebeetiketten „Etivera Etiketten Produktions GmbH“ bietet ETIVERA seinen Kunden alles aus einer Hand. Dabei versteht sich das Unternehmen nicht nur als Großhändler, sondern ist auch in der Entwicklung und Markteinführung von innovativen und oftmals richtungsgebenden Verpackungen führend, wie z.B. einer nassfesten Isoliertragetasche aus Papier, außergewöhnlich designten Glasgebinden oder speziellen Druckverfahren. Die Inspirationen dazu holt sich der Firmenchef aus regelmäßigen Gesprächen mit Kunden sowie den Lieferanten aus der Papier- und Glasproduktion. Im Zuge der Eröffnung wurden die Preisträger des großen ETIVERA Honig-Etiketten-Awards prämiert. Hunderte Teilnehmer aus Österreichs renommiertesten Grafik-Design-Schulen reichten ihre Ideen dazu ein und haben hochkreative Honig- Etiketten gestaltet, die von einer fachkundigen Jury bewertet wurden. Die glücklichen Sieger sind: Aurelian Grüner (HTL1 Linz, 1. Platz, Euro 5.000,-), Sophie Straka (Die Grafische Wien, 2. Platz, Euro 3.000,-) und Jan Eloy Gabriel (HTBLA für Kunst und Design Graz, 3. Platz, Euro
Auch hochwertige Glasgefäße für Hochprozentiges sind in der Palette von Etivera. 2.000,-). Die Sieger-Etiketten wurden zudem vor Ort live auf der modernsten Hybridrollen-Offset-Druckmaschine Europas für Etiketten und Verpackungen gedruckt.
ETIVERA
Verpackungstechnik GmbH Innovationspark 3 8321 St. Margarethen a. d. Raab Telefon: +43 3115 21 999 Web: www.etivera.com E-Mail: office@etivera.at
FAZIT OKTOBER 2018 /// 55
Wirtschaft
Qualizyme
Schnelldiagnose für Wundvorsorge Bahnbrechende Innovationen in der Medizintechnik und Biotechnologie zählen heute zu den zukunftsträchtigsten Forschungsfeldern, nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels und der damit zunehmenden Anzahl älterer Personen. Einen wichtigen Beitrag für bessere Heilungschancen bietet die Früherkennung von chronischen Wundinfektionen.
B
ahnbrechende Fortschritte auf diesem Gebiet erbringen die beiden steirischen Forscherinnen Eva Sigl und Andrea Heinzle am ZWT − Zentrum für Wissens- und Technologietransfer in Graz. Sie haben mit ihrem Start-up-Unternehmen Qualizyme in jahrelanger Zusammenarbeit einen viel versprechenden und einfach zu handhabenden Schnelltest für die Diagnose von Entzündungsprozessen entwickelt. Das Prinzip dahinter ist einleuchtend, wenn auch komplex in der Umsetzung: Die Heilung chronischer Wunden – etwa bei Diabetesbeinen oder durch Wundliegen − wird häufig durch bakterielle Infektionen verzögert oder behindert. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass nach heutigem Stand Diagnose und Therapie auf zeitaufwendige sowie kostenintensive Labortests angewiesen sind. Unter anderem müssen Bakterienkulturen angelegt werden, die für ihr Wachstum mehrere Tage benötigen. Unter diesen Verzögerungen leidet nicht zuletzt die Lebensqualität der Patienten. Der von Sigl und Heinzle entwickelte Schnelltest erkennt gefährliche Wundinfektionen rasch und einfach anhand von Enzymen, die der Körper bei beginnender Infektion vermehrt produziert. Mittels eines speziell entwickelten
56 /// FAZIT OKTOBER 2018
Projekttätigkeit promovierte. Gemeinsam mit Prof. Georg Gübitz erforschten sie am Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz potenzielle Anwendungen für den Nachweis von bakteriellen Wundinfektionen mithilfe von Schnelltestpflastern.
Eva Sigl (li.) und Andrea Heinzle arbeiten seit langem in der medizintechnischen Forschung zusammen. Farbstoffes kann die Reaktion auf Enzymbildung in wenigen Minuten am Teststreifen abgelesen werden. Diese geniale wie einfache Methode trägt das Potenzial in sich, vorsorgendes und erfolgreiches Wundmanagement weltweit zu revolutionieren. Kongeniales Forscherinnenteam Die beiden Wissenschaftlerinnen haben sich bereits 2006 nach Absolvierung ihrer Studien bei einem gemeinsamen EU-Forschungsprojekt kennengelernt, das der Prävention von chronischen Wunderkrankungen gewidmet war. Die Aufgabe lautete schon damals, schnelle und zuver-
lässige Diagnosen zu entwickeln, um etwa die unnötigen Behandlungen mit Antibiotika auf bloßen Verdacht hin möglichst zu vermeiden. Diese verursachen nicht nur hohe Kosten, sondern tragen auch zu den gefürchteten Resistenzen von Bakterienstämmen bei. Die beiden Forscherinnen ergänzen sich in ihren jeweiligen Fachgebieten perfekt. Die Molekularbiologin Eva Sigl wechselte nach dem Doktorat und einer Beschäftigung an der Karl-Franzens-Universität im Jahr 2006 an die Technische Universität Graz, während Andrea Heinzle nach dem Studium der Technischen Chemie direkt in die Forschung einstieg und im Anschluss an die
Von der Idee zum Start-up Aus den universitären Forschungsarbeiten heraus entstand bei den Wissenschaftlerinnen die Idee zur geschäftlichen Selbstständigkeit, nicht zuletzt da sie den beiden als mehrfachen Müttern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mehr zeitliche Flexibilität bot. Im Jahr 2009 meldeten sie nach einer Einigung mit der TU Graz ihre Erkenntnisse zum Patent an, gründeten wenig später ihr eigenes Start-up und widmeten sich von nun der kontinuierlichen Verbesserung der technischen Verfahren zunächst im Science Park Graz. Der Platz mit der notwendigen Grundausstattung an der mustergültigen „Brutstätte“ für innovative Geschäftsideen mit technisch-wissenschaftlichem Hintergrund kam Sigl und Heinzle aufgrund eines Ideenwettbewerbes zugute und bildete sozusagen die Initialzündung für den Entschluss, selbstständig zu werden. Die Anschubfinanzierung wurde durch das AWS (Austria Wirt-
Fotos: Qualizyme, SFG / Werner Krug
Die beiden Gründerinnen von Qualizyme freuen sich über den 1. Platz beim Fast Forward mit Mitgründer Michael Burnet (re.) und ihrem Team.
schaftsservice) ermöglicht und die Aufgabenverteilung im technischen Bereich ergab sich durch die jahrelange gemeinsame Arbeit im Projekt quasi von selbst. „Hilfe und Rat bedurfte es vor allem in unternehmerischer Hinsicht, da wir auf diesem Gebiet keine Erfahrung besaßen“, erklärt Andrea Heinzle. In dieser Hinsicht kam tatkräftige Unterstützung von Mitgründer Michael Burnet, der als langjährig erfolgreicher Unternehmer in Deutschland tätig ist, aber trotz der räumlichen Distanz den Geschäftsführerinnen von Qualizyme in geschäftlichen Fragen zur Seite steht. Vor der Serienherstellung Die jahrelange folgende Forschungsarbeit geschah seit 2011 in Kooperation mit dem Austrian Centre of Biotechnology (acib), einem vom Wissenschafts- und Technologieministerium geförderten Kompetenzzentrum. Im Mai 2014 erfolgte der Umzug in das brandneue ZWT beim LKH Graz und seitdem forschen die
beiden Forscherinnen mit einem fünfköpfigen Team unter der neuen Firmenbezeichnung Qualizyme. Ein internationales Pharmaunternehmen konnte als Partner gewonnen werden, das derzeit an Einrichtungen in Holland und Deutschland die vorklinischen Tests abwickelt, um eine Praxiszulassung für die Anwendung des Schnelltests zu erhalten, was vermutlich im kommenden Jahr der Fall sein wird. „Dann kann mit einer Serienherstellung begonnen werden, die zunächst an Krankenhäusern zum Einsatz kommen soll“, erklären Sigl und Heinzle. In weiterer Folge ist neben der Anwendung durch ärztliches Personal der Einsatz auch in Pflegeeinrichtungen sowie im häuslichen Pflegebereich vorgesehen, „denn auch für Laien ist die Anwendung leicht zu bewerkstelligen“, erklärt Heinzle. Mit einem Tupfer wird eine Probe aus der Wundfläche entnommen. Die Reaktionsfläche des Teststreifens analysiert das Auftreten von vier verschiedenen Enzy-
men des Immunsystems, die vermehrt entstehen, wenn sich eine Infektion abzeichnet. „Wenn diese Enzyme in einer bestimmten Konzentration vorhanden sind, verfärbt sich der Teststreifen. Das funktioniert ähnlich, ist ebenso schnell verfügbar und so klar wie bei einem herkömmlichen Schwangerschaftstest“, erklärt Sigl.
Erste Früchte des Erfolgs Die jahrelange Forschungsarbeit von Sigl und Heinzle rief international breites Interesse hervor und blieb nicht ohne Anerkennung und einen regelrechten Regen von Auszeichnungen. Anfang 2017 landeten sie unter den Top-3-Finalisten bei den „European Health Awards for Better use of antibiotics“ in Brüssel. Bei der Verleihung des Fast Forward Awards der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG für innovative Unternehmen im September 2017 triumphierte das Team von Qualizyme in der Kategorie „Kleinstunternehmen“.
Schon Anfang 2018 folgte der renommierte Unternehmerinnen-Award von Wirtschaftskammer und „Presse“ und im heurigen Jänner wurde das Start-up beim SFG-Voting zum Unternehmen des Monats gewählt. Die Kooperation mit dem Partnerunternehmen aus der Pharmabranche sichert die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens, die Einnahmen aus Produktion der Testsubstanzen und für die Entwicklungsarbeiten fließen. Dennoch würden die beiden Unternehmerinnen heute manches anders machen, „denn es gab auch Durststrecken und angespannte Situationen, denn gerade für ein Unternehmen in der Medizintechnik braucht es einen langen Atem zur Finanzierung der Laboreinrichtungen und der Patentanmeldungen“, resümieren Sigl und Heinzle.
Qualizyme Diagnostics Neue Stiftingtalstraße 2 8010 Graz www.qualizyme.com
FAZIT OKTOBER 2018 /// 57
Wirtschaft
Der Schlüssel zur leistbaren Pflege Rund-um-die-Uhr-Betreuung in den eigenen vier Wänden zu leistbaren Konditionen – mit Herzlichkeit und Empathie: Über 15.000 selbstständige PersonenbetreuerInnen sorgen allein in der Steiermark dafür, dass Tausende Familien ihre pflegebedürftigen Angehörigen in besten Händen wissen.
U
m die 600.000 Österreicherinnen und Österreicher sind nicht mehr in der Lage, ihren Alltag auf sich allein gestellt zu bewältigen und gelten daher als pflegebedürftig. Schon jetzt stehen nicht mehr genug Pflegeplätze für alle Pflegebedürftigen zur Verfügung. Doch viele Menschen haben ohnehin den Wunsch, so lange wie möglich in ihrer vertrauten familiären Umgebung zu leben. Und so stehen Jahr für Jahr Tausende Familienmitglieder – oft ganz plötzlich – vor der Frage, wie sie die Pflege von Angehörigen mit ihrem eigenen Leben und ihren beruflichen Verpflichtungen in Einklang bringen sollen. „Das System der 24-Stunden-Betreuung durch selbstständige PersonenbetreuerInnen“, erklärt Andreas Herz, Obmann der Fachgruppe „Personenberatung und Personenbetreuung“ und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Steiermark, „ist seit vielen Jahren der Schlüssel zu leistbarer Pflege in vertrauter Umgebung und hat sich damit als Felsen in der Brandung eines drohenden Pflegenotstands erwiesen.“ Das beste Rezept gegen den Pflegenotstand Herr Herz, hat sich das System der 24-Stunden-Betreuung 58 /// FAZIT OKTOBER 2018
Andreas Herz, MSc, Obmann der Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Steiermark. durch selbstständige PersonenbetreuerInnen in Ihren Augen bewährt? Andreas Herz, MSc: Unbedingt! Wir müssen froh und dankbar sein, dass es in einigen Staaten der Europäischen Union Menschen gibt, die ein vitales Interesse daran haben, diesen Dienst bei uns zu übernehmen. Und wir müssen für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen, damit sie das auch in Zukunft gerne tun. Denn ohne ihre Dienstleistungen wird es kaum möglich sein, den Bedarf an leistbarer Vor-Ort-Betreuung und Pflege auf längere Sicht zu decken.
Wie dramatisch schätzen Sie die Lage ein? Herz: Wir haben in Österreich heute schon um die 600.000 Menschen, die Pflege benötigen. In Zukunft wird sich deren Zahl ohne Zweifel noch dramatisch erhöhen. So liegt das Durchschnittsalter der Österreicherinnen und Österreicher aktuell bei 42,3 Jahren. Fast 24 Prozent der Menschen sind mittlerweile älter als 60 – in Zahlen: über zwei Millionen! 2050 werden es bereits drei Millionen sein. Davon wird laut Einschätzung von Experten etwa ein Drittel, also rund eine Million, Betreuung benötigen. Ist der Pflegenotstand zu verhindern? Herz: Wir stehen tatsächlich vor gewaltigen individuellen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die wir nur bewältigen können, wenn wir das bewährte System der 24-Stunden-Personenbetreuung weiter ausbauen und stärken. Dieses System ist derzeit sicher das beste Rezept gegen den Pflegenotstand. Ich sehe momentan weit und breit keine Alternative. Kann man dieses System noch weiter verbessern? Wir haben bereits in der Vergangenheit eine Reihe von
Initiativen gesetzt, die sicher maßgebliche Qualitätsverbesserungen gebracht und zu einem hohen Grad an Zufriedenheit bei allen Beteiligten geführt haben. Diese Bemühungen werden wir in Zukunft fortsetzen. Noch stärker arbeiten wollen wir auch an den Qualitätskriterien für die Vermittlungsagenturen. Die vielen seriösen Agenturen müssen noch deutlicher erkennbar sein. Aber wir müssen natürlich auch darauf achten, dass sich die Leistungen nicht durch zusätzliche Bürokratie und ausufernde Vorschriften verteuern.
www.betreuung-stmk.at
Bezahlte Anzeige
Wirtschaft
Sozialministeriumservice Arbeit – Behinderung – Unterstützung
500 neue Fachkräfte für die Steiermark
Anzeige Foto: AMS/Frankl
Über die Initiative »AQUA - Arbeitsplatznahe Qualifizierung« fördert das AMS Steiermark gemeinsam mit dem Land die Ausbildung von Fachkräften. Bisher haben knapp 500 arbeitssuchende Männer und Frauen ihre Schulungen positiv absolviert.
AMS-Chef Snobe: „AQUA bietet individuelle Ausbildung für neuen Job.“
Q
uer durch alle Branchen besteht derzeit eine hohe Nachfrage nach Fachkräften. Bereits seit Jahren bietet das Arbeitsmarktservice Steiermark zahlreiche Angebote zur individuellen Ausbildung für offene Stellen in Betrieben. Eines dieser Modelle ist seit Ende 2013 das Projekt „AQUA – Arbeitsplatznahe Qualifizierung“. Gemeinsam mit dem Land Steiermark getragen, sind bisher rund 640 arbeitssuchende Frauen und Männer in das Programm eingestiegen – mit großem Erfolg: Mittlerweile haben knapp 500 Personen ihre Schulungen bereits positiv absolviert oder stehen vor dem Abschluss. Mehr als zwei Drittel der Teil-
nehmerInnen sind auch drei Monate nach Beendigung der Ausbildung noch in Beschäftigung. Der 23-jährige David Lembacher absolviert derzeit etwa eine Ausbildung zum IT-Techniker am Schulungszentrum Fohnsdorf sowie in der Kapfenberger Firma SWD Infrastruktur GmbH: „Über AQUA bin ich von Anfang an direkt im Betrieb, in dem ich später übernommen werde. Ich lerne dort und im Kurs wirklich die Inhalte, die ich für den Job benötige. Theorie und Praxis gehen Hand in Hand.“ AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe ergänzt: „Der große Vorteil bei AQUA liegt darin, dass wir genau für den Bedarf des jeweiligen Betriebes und Arbeitssuchenden einen eigenen, individuellen Ausbildungsplan erstellen und somit schnell auf die Nachfrage der Wirtschaft reagieren können. Die betroffene Firma ist dabei vom ersten Tag voll eingebunden.“ Informationen: www.ams.at/stmk
Das Sozialministeriumservice hat für Menschen mit Assistenzbedarf von 15 bis 65 Jahren sowie für Unternehmen eine Vielzahl an arbeitsmarktpolitisch relevanten Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Das daraus resultierende Netzwerk Berufliche Assistenz (NEBA) bietet zurzeit fünf Unterstützungsleistungen an. Diese sind kostenfrei und können österreichweit in Anspruch genommen werden, auch für Unternehmen. Mit dem Jugendcoaching und der Produktionsschule werden Jugendliche mit Benachteiligungen fit für den Arbeitsmarkt gemacht - Unternehmen profitieren somit von besser qualifizierten Nachwuchskräften. Dem Jugendcoaching obliegt insbesondere die Heranführung an die Ausbildungspflicht durch Information der Jugendlichen, Eltern bzw. Erziehungsberechtigten sowie die Begleitung der Jugendlichen. Die Berufsausbildungsassistenz (BAS) begleitet Jugendliche mit Behinderung bzw. anderen Vermittlungshemmnissen bei ihrer Ausbildung in Form einer verlängerten Lehre oder Teilqualifizierung sowohl im Betrieb als auch in der Schule und sichert damit nachhaltig diesen Ausbildungsweg ab. Sie fungiert als Drehscheibe zwischen Betrieb, Berufsschule und den Auszubildenden. Die Aufgaben der Arbeitsassistenz liegen in der Sicherung, der Erhaltung und der Unterstützung bei der Suche und Erlangung eines Arbeitsplatzes. Die ArbeitsassistentInnen sind zentrale Ansprechpersonen für benachteiligte Arbeitssuchende, Arbeitnehmende, Dienstgebende, Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen. Das Jobcoaching soll speziell Menschen mit Lernbehinderung zur selbständigen Bewältigung ihres Arbeitsalltags befähigen. Betrieben hilft es, die langfristige und nachhaltige Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu sichern. Bei Fragen zu finanziellen Zuschüssen und Förderungen können Sie sich an die NEBA-Anbieter/innen in Ihrer Region wenden. Sprechen Sie mit den NEBA-Berater/innen, lernen Sie Unternehmen kennen, welche die kostenlosen NEBA Services bereits erfolgreich genutzt haben und werden Sie selbst Partner/in dieses erfolgreichen Netzwerkes. Infos unter: www.neba.at NEBA ist eine Initiative des Sozialministeriumservice
sozialministeriumservice.at FAZIT OKTOBER 2018 /// 59
05 99 88 österreichweit
Wirtschaft
LR Doris Kampus kündigt offensive Sozialpolitik an Die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus startet mit einer sozialpolitischen Offensive in den Herbst. Die Schwerpunkte liegen im Bereich der Behindertenhilfe sowie bei der Integration von Flüchtlingen. Für gemeinnützige Beschäftigungsprojekte will das Land 3,5 Mio. Euro in die Hand nehmen.
W
Behinderte Menschen in Arbeitswelt bringen Doris Kampus stellte aus ihren Zuständigkeitsbereichen einige Leuchtturmprojekte vor. Im Bereich der Behindertenhilfe wird der Ausbau der Betreuungsplätze (insgesamt 173) mit Hochdruck vorangetrieben. Vorbild sind die Projekte in Neudau und Birkfeld. Ein zweiter Schwerpunkt sind die regionalen Beratungszentren. Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer will man mehr Beschäftigung für Menschen mit Be-
Anzeige Foto: Erwin Scheriau
enn es um Sozialpolitik geht, kennt die schwarz-blaue Bundesregierung nur den Rotstift“, leitete Kampus ihre Anliegen ein. Von Arbeitsmarkt über die Gesundheitsversorgung bis zur sozialen Basisabsicherung werde radikal gespart und Sozialpolitik auf dem Rücken der Menschen betrieben.
LR Doris Kampus: „Wir brauchen eine Sozialpolitik, die diesen Namen auch verdient.“ hinderung schaffen: Raus aus Tageswerkstätten, hinein in die Arbeitswelt, ist das Ziel. „Die Potenziale sollen besser genutzt und gestärkt werden“, so die Landesrätin. „Sozialpolitik ist Frauenpolitik“, so Kam-
pus, die einen Schwerpunkt zum Schutz von Frauen und Kindern vor häuslicher Gewalt – zum Beispiel durch ein Gewaltpräventionstraining – vorstellte.
Integration durch Beschäftigung Die Zahl der Flüchtlinge ist stark rückläufig, aktuell befinden sich rund 5.500 Menschen in Grundversorgung. Seit Juni 2016 wurden bereits 149 Quartiere geschlossen. Kampus: „Unser steirischer Weg war erfolgreich: kleinere Quartiere, regional verteilt, in Zusammenarbeit mit den Gemeinden.“ Nun komme aber erst die eigentliche Herausforderung – die Integration jener Menschen, die Asyl bekommen haben. „Fordern und fördern“ heißt das Prinzip. Die Landesrätin verwies dabei auf das preisgekrönte Integrationsprojekt Talenteküche und das steirische Jugendcollege.
JOBS MIT ZUKUNFT! Pflege & Betreuung Kinderbetreuung Management u.v.m.
www.volkshilfe-jobs.at Benachteiligungen beseitigen – Erfolge ermöglichen!
Anzeige Foto: Fischer
Anzeige Foto: Fischer
Hermann Talowski (l.) und Josef Muchitsch wollen Lehre für Asylwerber ermöglichen.
WKO-Präs. Josef Herk (Mitte), FH-Rektorin Kristina EdlingerPloder und WIFI-Leiter Martin Neubauer.
Wirtschaft braucht Lehrausbildung von Wissensdurst Asylwerbern soll bleiben D D iese Meldung, dass zukünftig Asylwerber keine Lehre mehr beginnen dürfen, hat zu einer großen Verunsicherung der Beteiligten geführt. NRAbg. Josef Muchitsch und WKO-Spartenobmann Hermann Talowski fordern die Bundesregierung auf, mit den Sozialpartnern eine Lösung zu erarbeiten. Seit 2012 ist die Lehrlingsausbildung für junge Asylwerber bis 25
Jahre in Mangelberufen erlaubt. Das soll laut Muchitsch auch so bleiben und Talowski ergänzt: „Aktuell gibt es in der Steiermark 162 und bundesweit 1.023 junge Asylwerber, die sich bewähren.“ Einig sind sich beide, dass Lehrlinge mit negativem Asylbescheid nach abgeschlossener Lehre einen befristeten Niederlassungstitel erhalten sollen.
ie Einrichtungen des WKO Bildungscampus starten mit einem fulminanten Fest in die neue Bildungssaison. Das Erfolgsjahr wird 7. Oktober mit „Wissensdurst – Das Fest für Bildung und Talente“ in Graz am Areal der Wirtschaftskammer gefeiert. Im Bildungsjahr 2017/18 können WIFI-Leiter Martin Neubauer und FH-Rektorin Kristina Edlinger-Ploder mit einer erfolgreichen Bilanz aufwarten. Der Rekord von 60.000
Bildungskunden konnte erneut übertroffen werden. „Das zeigt, wie wichtig das Engagement der WKO Steiermark ist“, freut sich WKO-Präs. Josef Herk. „Besonders im Bereich Digitalisierung und in rechtlichen Fragen holen die steirischen Unternehmen ihren Bildungsbedarf nach“, erklärt Neubauer. Die FH CAMPUS hat das neue Bachelor-Studium Business Software Development mit dualem Ansatz im Programm.
Das Land Steiermark Kultur
Wirtschaft
Sattes Plus bei Lehranfängern
Anzeige Foto: Fischer
Erstmals seit Jahren ist die Anzahl der Lehrlinge in der Steiermark wieder deutlich im Aufwind: 4.962 junge Steirerinnen und Steirer haben sich im vergangenen Jahr für eine duale Ausbildung entschieden, das entspricht einem Plus von 9,1 Prozent, die Steiermark liegt mit Abstand bundesweit an erster Stelle.
Freuen sich über den Zuwachs bei Lehranfängern (von li.): Max Oberhumer, Hermann Talowski, Alfred Ferstl, WKOPräs. Josef Herk, Gerhard Wohlmuth und Franz Perhab.
N
ach der jahrelangen demografisch bedingten Talfahrt ist das ein höchst erfreulicher Trend. Schließlich ist die Gesamtzahl der 15-Jährigen in der Steiermark um 48,9 Prozent von 22.096 (1977) auf
11.300 (2017) gesunken. Der Anteil jener Jugendlichen, die sich für eine duale Ausbildung entschieden haben, ist dabei relativ stabil geblieben, aber nun steigt er markant an. Damit wird der Anteil jener Ju-
gendlichen, die sich für eine Lehre entscheiden, mit Jahresende voraussichtlich auf über 44 Prozent zunehmen.
Engagement und massive Investitionen Für WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk ist dieser aus weiß-grüner Sicht höchst erfreuliche Unterschied mit dem großen Bildungsengagement der steirischen Unternehmen zu erklären, wozu auch die WKO Steiermark ihren Beitrag leistet. „Wir haben massiv in die Qualität der dualen Ausbildung investiert und zahlreiche Initiativen gestartet, angefangen vom Talentcenter bis hin zur erfolgreichen Bewerbung um die EuroSkills 2020. Mit
dem Center of Excellence steht bereits die nächste Großinvestition an. Es freut mich außerordentlich, dass dieses Engagement sich auch in Zahlen niederschlägt. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das eine höchst erfreuliche und sehr wichtige Entwicklung.“ Dabei könnte der Lehrstellenzuwachs in der Steiermark noch größer sein. Aktuell stehen 1.400 im AMS gemeldeten Lehrstellen nur 1.231 Lehrstellensuchende gegenüber. Und wie die Praxis zeigt, werden bei Weitem nicht alle Lehrstellen dem AMS gemeldet, wodurch von einer weitaus höheren Bewerberlücke auszugehen ist − ein weiterer Beleg für den akuten Fachkräftemangel.
Aktuelle Entwicklungen im Arbeitsrecht Ein Hintergrundgespräch Vortragender
Univ.-Prof. Dr. Gert-Peter Reissner, Vorstand des Instituts für Arbeitsrecht, Sozialrecht und Rechtsinformatik Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Inhalt Foto: Fotolia, Erwin Wodicka
Aktuelle Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes u. a. zu den Themen: ▪ Kündigung wegen häufiger Krankenstände ▪ Entgeltfortzahlung ▪ Mitwirkungsrechte des Betriebsrates ▪
die Auswirkungen des neuen Arbeitszeitrechts
anschließend Diskussionsmöglichkeit zu diesen und anderen Themen
Donnerstag, 27. September 2018, 18 Uhr Flughafen Graz, Konferenzräume im Obergeschoß, 8073 Feldkirchen bei Graz Wir bitten um Anmeldung bis Freitag, 21. September 2018, unter www.akstmk.at/arbeitswelt oder telefonisch: 05 7799-2433, -2448
Weitere Infos unter
Anzeige Foto: Murnockerl
Die Mannschaft des „Murnockerl“ und Winzer Franz Josef Strablegg begeisterten die Gäste des Galadinners „Steak und Pilze“ mit Ihren Köstlichkeiten.
Galaabend für Steak und Pilze Die Steiermark bietet hervorragende Rindfleischqualitäten, frische Pilze und traumhafte Weine. Warum nicht diese herrlichen Grundstoffe miteinander verbinden und bei traumhaftem Sommerwetter seinen Gästen präsentieren
D
as dachte sich auch Karl Hernach vom „Murnockerl“ in Gralla und lud am 3. August zu Beginn des Spezialitätenmonats „Steaks und Pilze“ zu einem einzigartigen Galaabend mit einer exquisiten Weinbegleitung aus dem Hause der Familie Strablegg-Leitner. Der laue Sommerabend ermöglichte es, das – diesmal achtgängige – Menü im verträumten Gastgarten des „Murnockerl“ zu genießen und in entspannter Atmosphäre, in netter Runde, dem Dolce Vita zu frönen. Küchenchef Thomas Koch zauberte neben einem Mousse von der Räucherforelle mit Rucola, Sprossen und marinierten Eierschwammerl an Krenschaum auch eine ganz besondere Spezialität auf den Tisch: Kaiserlinge gesotten. Diese, in der Steiermark eher selten anzutreffenden Speisepilze der Sonderklasse, wurden we process the future
eines der Highlights im Menü. Die Steinpilzconsommé mit Schwammerl-Tartare, pochiertem Kalbsfilet und gebackenem Kalbsbries sowie das gebratene Saiblingsfilet an Trüffel-Kartoffelcreme bereiteten die geschmackvolle Vorbereitung auf den Hauptgang: Rinderfilet an Portweinsauce mit sautierten Steinpilzen und Zweierlei von der Süßkartoffel. Abgerundet wurde mit dem Dessert: Mousse vom steirischen Schafskäse, mit karamellisierten Walnüssen und geeister Melone und geeisten Weintrauben. Karl Hernach, Chef des Hauses, sieht das Gelingen eines solchen Galaabends in folgenden Gründen: „Ein solcher Event braucht die bestmögliche Vorbereitung, Personal, das Hand in Hand mit dem Chef zusammenarbeitet, und die Ideen eines kreativen Kopfes, die man gemeinsam um-
setzt. Grundlage für vollen Genuss bilden aber höchste Qualität und Regionalität der verwendeten Produkte.“ Die Weinbegleitung mit feinen Tröpferln aus dem Hause Strablegg-Leitner aus Eichberg-Trautenburg rundete das Galamenü nicht nur ab, sondern durch die Auswahl der Weine – neben einem Grauburgunder Kaiseregg konnte auch ein 2011 Chardonnay Ausbruch genossen werden – unterstrich man die speziellen Geschmacksempfindungen hervorragend. Das Angebot „Steaks und Pilze“ kann noch bis Ende September im „Murnockerl“ in Gralla genossen werden, ab Oktober folgt dann der „Kulinarische Herbst“ mit herbstlichen Fleisch- und Fischvariationen. Anmeldungen/Reservierungen sowie Informationen, u.a. auch für das Galamenü, unter 0664 12 75 400 oder
murnockerl-gourmet.at
453.707.863 TONNEN SCHÜTTGUT/JAHR Binder+Co, seit 1894 bedeutender Arbeitgeber mit internationalem Renommee, gilt als Synonym für innovative Aufbereitung von Primär- und Sekundärrohstoffen. Zukunftsweisendes, weltweit erfolgreich eingesetztes Know-how, ein hochqualifiziertes Mitarbeiterteam und wegbereitende Technologien sind unsere Stärke. • Aufbereitungstechnik • Umwelttechnik • Verpackungstechnik
Binder+Co AG, 8200 Gleisdorf, Grazer Straße 19-25, Tel.: 03112 800-0, Fax: DW-300, office@binder-co.at, www.binder-co.com
FAZIT OKTOBER 2018 /// 63
Raiffeisen: Online-Kontoeröffnung mit Video-Chat
Spar-Jubiläums-Gewinnerin freut sich über Hauptgewinn Über einen brandneuen Opel Corsa darf sich Hermine Lafer aus St. Marein bei Graz freuen: Ende Juli wurde sie zur Gewinnerin des großen Spar-Jubiläumsgewinnspiels gekürt. Über 42.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten um zahlreiche kleine und große Gewinne gespielt – darunter Kurzurlaube, Tann-Grillpartys, Eintritte in die Therme Bad Radkersburg sowie eine Vielzahl verschiedener Gutscheine für Spar-Produkte. Das flotte Gefährt von Opelhändler Fior aus Graz überreichte Christoph Holzer, Geschäftsführer Spar Steiermark und Südburgenland, und gratulierte: „Wir sagen unseren treuen Spar-Kundinnen und -Kunden danke und wünschen der Gewinnerin viel Freude mit ihrem neuen Opel Corsa.“
Selbstständigkeit steht hoch im Kurs
Die heimische Unternehmerlandschaft wächst: Alleine im ersten Halbjahr 2018 wurden in der Steiermark 2.204 Betriebe gegründet – das entspricht einem Plus von 56 Gründungen bzw. von 2,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk ein erfreulicher Trend, zeige er doch, dass der unternehmerische Grundwasserspiegel in unserem Land kontinuierlich steigt: „Ziel muss es sein, aus den Gründern von heute die Arbeitgeber von Morgen zu machen.“
„Noch nie war es so einfach, ein Raiffeisen-Konto zu eröffnen“, erklärt RLB-Steiermark-Generaldirektor Martin Schaller: „Mit unserem neuen digitalen Service tragen wir dem Trend nach digitalem Banking Rechnung und vereinfachen die Kontoeröffnung. Zugleich bieten wir persönliche Beratung in den Bankstellen.“ Als steirischer Marktführer mit 275.000 Online-Kunden bietet Raiffeisen dank der neuen Online-Kontoeröffnung ab sofort den Service für beide Präferenzen. Schaller: „Die Kombination beider Kundenbedürfnisse macht die Marke Raiffeisen als ‚Digitale Regionalbank‘ einzigartig. Wir wollen die Pole-Position durch innovative Services ausbauen und gleichzeitig die Beratung vor Ort stärken.“
Neues Präventionsprojekt schützt Frauen
Das Sozialressort des Landes Steiermark und die Vereine Frauenhäuser Steiermark und Neustart schaffen ein neues Präventionstraining für Frauen. Ziel von „Gewalt erkennen. Gewalt vermeiden“ ist es, Opfern von häuslicher Gewalt durch ein Gewaltpräventions-Training die Entstehungsfaktoren deutlich zu machen und sie zu bemächtigen, die damit verbundene Dynamik zu durchbrechen. „Gewalt insgesamt, aber vor allem Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein No-go“, betont LR Doris Kampus. Michaela Gosch von den Frauenhäusern und Neustart-Landesleiterin Susanne J. Pekler betonen ebenfalls, „dass es notwendig ist, dem Teufelskreis von verbaler und körperlicher Gewalt durch Training zu entkommen“.
Mobilitätswoche in der Steiermark
In der Steiermark organisiert das Klimabündnis im Auftrag des Landes die weltweit größte Kampagne für sanfte Mobilität, österreichweit wurde die Mobilitätswoche (16. bis 22.9.) vom Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus unterstützt. „Mix and Move“– Multimodalität, so lautete das Schwerpunktthema der heurigen Mobilitätswoche und passt somit perfekt zur Förderinitiative des Landes Steiermark für E-Autos, Lasten- und Falträder. „Die Schwerpunkte der Elektromobilitätsinitiative sind die schrittweise Umstellung der Landesflotte, die Förderung von Elektro-Taxis sowie die Förderung von kommunalen Elektrofahrzeugen“, so Anton Lang, Landesrat für Umwelt und Erneuerbare Energien.
Generali bietet Rundumschutz für Familien
Die steirische SPÖ legt sich im Landesparteivorstand auf Parteichef und LH-Stv. Michael Schickhofer mit 100 Prozent Zustimmung in geheimer Wahl als Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2020 fest. Obwohl dieser Punkt nicht auf der Tagesordnung stand, entschlossen sich die Mitglieder des Landesparteivorstandes auf Antrag von Bürgermeister Kurt Wallner während der Sitzung, diese Entscheidung zu fällen und Schickhofer als Kandidat für die Landtagswahl zu fixieren.
Im September startete die Generali mit dem neuen Versicherungsschutz „Besitz & Familie“. Das Bündelpaket ist eine einfache und dennoch maßgeschneiderte Produktlösung und enthält neben Sachversicherungen den Ablebensschutz „Familie plus“. Zur Auswahl stehen Haus und Wohnen, Haftung, Recht, Unfall, Reise, Bauwesen, Wassersportkasko und Ableben. Darüber hinaus werden auch umfassende Präventions- und Assistance-Leistungen wie die innovative IT-Assistance aus der Haushaltsversicherung angeboten. Das Paket schützt die Familie vor den finanziellen Folgen nach dem Ableben des Hauptverdieners. Die Hinterbliebenen erhalten rasch und unbürokratisch eine finanzielle Unterstützung für die erste Zeit. 64 /// FAZIT OKTOBER 2018
Fotos: Spar, Raiffeisen/Kanizaj, Land Steiermark, SPÖ Steiermark
Steirische SPÖ stellt Weichen Richtung 2020
Kurz & News
Auszeichnung für den Tiergarten von Zotter Der „Essbare Tiergarten“ der Schokoladen-Manufaktur von Zotter wurde als einer der ersten Gärten mit dem Zertifikat „Natur im Garten“ ausgezeichnet. Mit dem „Essbaren Tiergarten“ hat Josef Zotter seinen Traum wahrgemacht und so können Besucher die 27 Hektar große Erlebnis-Bio-Landwirtschaft erkunden, wo alte heimische Tierrassen leben und regionale Obst- und Gemüsesorten gedeihen. Vielfalt, Qualität und Bio stehen nicht nur in der Schokoladen-Manufaktur im Vordergrund, sondern bei allen regionalen Lebensmitteln. „Es geht beim ‚Essbaren Tiergarten‘ um artgerechte Haltung, ganzheitliches und nachhaltiges Wirtschaften − es geht schlichtweg um die Zukunft unseres Essens“, so Zotter.
Die originelle Idee der heimischen Kürbiskernöl-Bauern fand bei den Eisliebhabern großen Anklang: In diesem Sommer besuchten Tausende Schleckermäulchen die Stationen der Ice-Surprise-quer durch alle Bundesländer. Mit im Gepäck hatten die Kürbiskernölbauern wieder außergewöhnliche Eissorten wie Kürbiskernöl-, Aronia- oder Grazer Krauthäuptel-Eis. „Wir konnten auch heuer wieder alle Schleckermäulchen mit neuen außergewöhnlichen Gaumenfreuden und feinen Geschmackserlebnissen überraschen“, freut sich der Geschäftsführer der Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl Andreas Cretnik und erklärt: „Wir planen schon fürs nächste Jahr und haben schon die gute Ideen für weitere Überraschungen.“
Saubermacher macht seine Fahrzeug-Flotte wieder ein Stück weit grüner und nimmt als erstes Entsorgungsunternehmen in Österreich einen Presswagen mit Hybrid-Antrieb und Elektro-Aufbau in Betrieb. Die Bürger des Bezirk Mödling profitieren von einer besseren Luft und weniger Lärm. „Gemeinsam mit der Zustimmung der Gemeinden als Auftraggeber kann die Entsorgungswirtschaft einen großen Beitrag zur CO2-Einsparung und Senkung der Lärmbelastung leisten“, betonte Saubermacher-Chef Hans Roth. „Ich freue mich sehr, dass Saubermacher diesen Hightech-Lkw bei uns erstmals einsetzt. Innovationen wie diese sind für uns alle wichtig und von großem Vorteil für die Bürger und Betriebe“, ergänzt Bgm. Martin Schuster.
Bei der nunmehr fünften Auflage der Langen Nacht der Jungen Wirtschaft auf dem Grazer Schloßberg konnte die JW Steiermark einen wahren Besucheransturm verbuchen: Mehr als 2.000 junge Wirtschaftstreibende, Gründer und Interessierte stürmten mit unternehmerischem Spirit das Herz der Landeshauptstadt. JW-Chef Christoph Kovacic durfte auch Gäste aus dem „eigenen Haus“ wie WKO-Präs. Josef Herk, Vize Andreas Herz und Dir. Karl-Heinz Dernoscheg sowie den Vizepräsidenten der WKÖ, Jürgen Roth, begrüßen. Die international erfolgreiche Designerin und Grazerin Lena Hoschek plauderte in ihrer Keynote aus dem „Nähkästchen“ und riet: „Das Wichtigste ist, genug Leidenschaft für das mitzubringen, was man tut.“
Hightech-Hybrid-Müllwagen für Mödling
Fotos: JR / Alexandra Reischl, Hypo Steiermark, Lebensressort, LK / Danner, Fischer, Saubermacher
Kürbiskernöl- und Aronia-Eis
Lange Nacht der Jungen Wirtschaft
Konstante Geschäftsentwicklung bei der Hypo Steiermark
Der in der ersten Jahreshälfte vorherrschende positive Wirtschaftstrend bildet sich in den stabilen Halbjahres-Ergebnissen der Bank ab. Bei einer Bilanzsumme von 3,4 Mrd. Euro konnte die Landes-Hypothekenbank Steiermark AG ein EGT von rd. 6,7 Mio. Euro erwirtschaften. „Die jüngst vorherrschende gute wirtschaftliche Stimmung hat dazu beigetragen, innerhalb unserer Kerngeschäftsfelder neue Geschäftsbeziehungen aufzubauen und bereits vorhandene zu festigen. Obwohl sich das Ergebnis zum Halbjahr geringfügig unter dem Vorjahr befindet, blicken wir trotz herausforderndem Marktumfeld optimistisch in die Zukunft“, interpretiert Gen-Dir. Martin Gölles den Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr 2018.
Joanneum Research am Europäischen Forum Alpbach
Bei den Gesundheitsgesprächen des Europäischen Forum Alpbach 2018 stand die spannende Session von Joanneum Research Health heuer unter dem Titel „Disease-Management-Programme und Digitalisierung in der Medizin“. Disease-Management-Programme stellen den Patienten in den Mittelpunkt und sichern eine gute Versorgung. Gemeinsam mit der digitalen Prozess- und Entscheidungsunterstützung leisten sie einen Beitrag zur Resilienz der Gesundheitsversorgung. Über die Vorreiterrollen diskutierten im Congress Centrum Alpbach Helmut Hildebrandt von der OptiMedis AG, Clemens Martin Auer vom BM für Gesundheit, Joachim Henkel von der AOK – Hessen Health Insurance und Romana Ruda von der Wiener GKK.
FAZIT OKTOBER 2018 /// 65
Kurz & News
Neuroth startet Kampagne mit Mika Häkkinen
Mit 12. September ist Max Oberhumer der neue Obmann der Sparte Industrie in der WKO Steiermark. „Ich werde die Funktion in ihrem Sinne zum Wohl der steirischen Industrie weiterführen“, zollt Oberhumer seiner Vorgängerin Angelika Kresch Respekt. Der studierte Maschinenbauer, der seit 2007 die Geschicke des traditionsreichen Papierherstellers leitet, hat sich darüber hinaus auch Fachkräftemangel und eine sowohl nachhaltige wie auch wirtschaftliche Klima- und Energiestrategie ganz oben auf seine interessenpolitische Agenda gesetzt. „Hier braucht es realistische und umsetzbare Ziele, damit wir die Produktion und damit Wertschöpfung und Wohlstand im Land halten können“, mahnt Oberhumer.
Die neue Kampagne von Österreichs führendem Hörakustiker Neuroth hat ein prominentes Gesicht: Formel-1-Champion Mika Häkkinen, der selbst langjähriger Hörgeräteträger ist, soll das öffentliche Bewusstsein für das Thema Hören stärken. Die Kampagne wurde inhouse entwickelt und läuft in mehreren Ländern. Aus seiner Perspektive erzählt der 49-jährige Finne im Rahmen der Kampagne, wie Hörgeräte sein Leben und seine Karriere positiv beeinflusst haben. „That’s better hearing“, lautet die Kernbotschaft des Neuroth-Hörbotschafters. „Mit der persönlichen Geschichte von Mika Häkkinen möchten wir auf emotionale Weise auf das Thema Hören aufmerksam machen“, sagt Vorstandsvorsitzender Lukas Schinko.
Nach einer zweimonatigen Umbauphase hat der Eurospar in Weiz am 6. September wieder seine Pforten geöffnet. Die Erweiterung der Verkaufsfläche schafft eine neue, freundliche Einkaufsatmosphäre. Auch das Thema Energie hatte man beim Umbau im Blick: „Der neu eröffnete Eurospar entspricht ganz den umweltfreundlichen Standards, die wir an die Ausstattung unserer Märkte setzen“, so GF Christoph Holzer. Mit der energiesparenden LED-Beleuchtung und dem modernisierten Heizungs- und Kühlsystem setzt Spar auf mehr Nachhaltigkeit. Im modernisierten Eurospar haben 21 Mitarbeitende unter der Marktleitung von Ulrike Taucher und ihrem Stellvertreter Philipp Hofbauer einen sicheren Arbeitsplatz.
Ein renommiertes russisches Orchester trifft auf steirische Ausnahme-Pianisten – das Ergebnis ist ein Konzerterlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Von Sonntag, 30. September bis Samstag, 6. Oktober finden fünf Konzerte statt, die ihre Besucher in die Klangwelten österreichischer und russischer Komponisten entführen. Am 3. Oktober findet das Hauptkonzert im Grazer Stefaniensaal statt, ein Charity-Konzert gemeinsam mit Rotary für bedürftige Kinder und Jugendliche. In Frohnleiten und Weiz ist der Markus Schirmer-Schüler Philipp Scheucher als Solist zu erleben und in Bad Radkersburg sowie Leibnitz die mehrfach ausgezeichnete Pianistin Martina Padinger. Infos: www.araca.at
Eurospar Weiz nach Umbau noch größer
Konzerttournee des russischen Orchesters Klassika
Zehn Jahre BKS Bank in Weiz
Seit der Eröffnung in Weiz entwickelt sich die BKS Bank zu einem wichtigen Ansprechpartner für Privat- und Firmenkunden. „Unsere Kunden schätzen unsere hohe Beratungskompetenz, die Regionalität und die Gespräche auf gleicher Augenhöhe. Wir freuen uns, dass wir uns so gut in der Region positionieren konnten“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank, welche die Feier eröffnete. Nikolaus Juhász und Alfred Kordasch, Leiter der BKS Bank-Direktion Steiermark bedankten sich beim engagierten Team für für ihr Engagement. „Die durchwegs positive Entwicklung der Filiale Weiz spiegelt deutlich wieder, dass hier ein eingespieltes Team mit gutem Gespür für Kunden und Markt am Werk ist.“
Neuer Vertriebsdirektor bei Leykam Let’s Print
Aufgrund ihres anhaltenden Wachstums mit der Übernahme der NP Druck GmbH kann die Leykam Let’s Print Gruppe ein noch breiteres Portfolio an Produkten und Dienstleistungen anbieten. Mit der Ernennung des neuen Konzernvertriebsleiters Hans Peter Jordan hat sich die Vertriebskraft weiter verbessert. Er verfügt über fast 15 Jahre Erfahrung in der grafischen Industrie sowie über exzellente Marktkenntnisse.
66 /// FAZIT OKTOBER 2018
Fotos: Fischer, Neuroth, Spar, Foto Katharina Ulz, Fotostudio Schrotter,
Neuer Obmann der Sparte Industrie
Foto: pixelmaker
Kurz im Gespräch mit
Foto: Archiv
Andreas Cretnik, GF Verein »Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl«
Vernissage der „Kunstmeile“ am 17. September mit Kultur- und Finanzstadtrat Günter Riegler vor dem Café Kaiserfeld.
»Money« in der Kunstmeile Kaiserfeldgasse
In den Schaufenstern und Auslagen von Geschäften und Lokalen in der Kaiserfeldgasse ist noch bis 17. Oktober die Ausstellung „Money“ von Thomas Schöggl sehen. Der Künstler stellt sich mit seinen Werken der Frage, was den Wert von Geld ausmacht und was man damit alles anstellen kann. Dabei geht es ihm nicht um Verteufeln oder Dämonisieren, sondern darum, zum Nachdenken anzuregen.
D
er Grundstoff der Kunstwerke besteht aus von der Österreichischen Nationalbank zerschredderten Euro-Banknoten im ehemaligen Gegenwert von einer halben Million Euro, was den relativen Wert von Geldscheinen an sich aufzeigt, erklärt der aus Neuberg an der Mürz stammende Künstler: „Alleine das zeigt schon, dass der Wert davon wirklich nur zugeschrieben ist, weil es sind ja eigentlich die gleichen Papierscheine wie davor.“
Kunstwerke aus Geld-Scheinen Aus dieser halben Million Euro sind neun Kunstwerke entstanden, in Form kurzer Begriffe, die anregen sollen zum Nachdenken über den eigenen Umgang mit Geld und dessen Bedeutung für uns, wie „Think Big“, „Luxury“ oder „You only live once“. Geld vermag vieles im Guten wie im
Schlechten, so der 27-jährige Schöggl: „Man könnte damit jetzt die Waffenproduktion unterstützen, man könnte einkaufen und damit die Wirtschaft unterstützen, man könnte aber auch Forschungsprojekte unterstützen. Oder man kauft sich einfach etwas zu essen, weil man Hunger hat, auch das ist absolut legitim.“ Seine Idealvorstellung: „Man könnte die 100 Euro in eine Marke investieren – aber nicht in Hilfiger, Apple, Calvin Klein, Audi oder Porsche. Sondern: in die Marke Frieden.“ Die Exponate der Ausstellung „Money“ sind bis 17. Oktober in der Kaiserfeldgasse in den Schaufenstern von Parfümerie Ebner, BKS-Bank, Restaurant La Meskla, Mario-Palli-Planungs- und Einrichtungshaus, Strohmaier-Immobilien, Gangl Interieur, Popp-Immobilien und dem Café Kaiserfeld zu betrachten und zu bedenken.
Worum geht es bei der Auseinandersetzung um die Löschung der Individualmarke „Steirisches Kürbiskernöl“? Die Löschung wurde von einer Ölmühle mit der Begründung beantragt, dass die Markeninhaberin (Landwirtschaftskammer Steiermark) diese Individualmarke in den vergangenen fünf Jahren nicht „ernsthaft“ verwendet habe. Da diese selbst kein Kürbiskernöl erzeugt, hat sie die Markennutzung der Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g.A. und deren Mitgliedern übertragen. Bei einer Individualmarke muss das Produkt aus einem Unternehmen stammen, unter dessen Kontrolle die Waren erzeugt werden und das für ihre Qualität verantwortlich ist. Was ändert sich für die Konsumenten von Steirischem Kürbiskernöl? Die Wortbildmarke „Steirisches Kürbiskernöl“ hat nichts mit dem EU-Herkunftsschutz für das Leitprodukt der Steiermark zu tun. Daher gibt es keine unmittelbaren Änderungen für die Konsumenten. Dazu kommt, dass eine idente Wortbildmarke auch international eingetragen wurde. Dieser Schutz ist weiterhin für die EU und die Schweiz aufrecht. Glauben Sie, dass die Entscheidung wieder rückgängig gemacht wird? Wir haben auf europäischer Ebene ein Rechtsmittel erhoben und hoffen, dass wir die Entscheidung noch einmal kippen können. Parallel dazu haben wir die Wortbildmarke in Form einer Verbandsmarke national und international neu angemeldet. National ist die Eintragung bereits erfolgt, international läuft das Eintragungsverfahren noch und wird bald abgeschlossen sein. Damit ist eine unveränderte Weiterverwendung der Wortbildmarke in Zukunft gewährleistet. FAZIT OKTOBER 2018 /// 67
Foto: NYR Design & Photography
Bauen & Wohnen
(von li.) Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse, Roland Jagersbacher, GF s REAL Steiermark, Architektin Marion Wicher und René Vertnik, wohn² Beratung Steiermärkische Sparkasse.
Wohnstudie 2018: Wie die Steiermark wohnen will Die neue Wohnraumstudie 2018 der Erste Bank und Sparkassen durchleuchtete auch dieses Jahr wieder die Wohnträume der Steirer – rund 53 Prozent wollen sich verändern.
D
ie Studie zeigt, dass die Steirerinnen und Steirer mit ihrer Wohnsituation grundsätzlich zufrieden sind. Dennoch hat ein erheblicher Teil der steirischen Bevölkerung vor, die Wohnsituation zukünftig zu ändern. „Der Trend im Wohnen geht derzeit vom Haus zur Wohnung und vom Land in die Stadt", betont Roland Jagersbacher, GF der s REAL Steiermark. Davon ist auch Architektin Marion Wicher überzeugt: „Die europäischen Städte konkurrieren mit der Lebensqualität in ihren Zentren und ihrer Wohnqualität. In Graz entstehen aktuell neue städtische Wohnmodelle für jede Zielgruppe. Die Stadt als Lebensumfeld fördert ein gleichgesinntes Miteinander in einem immer wieder neu gestalteten Gewand.“ Niedrigzinsen motivieren Häuslbauer Das Eigenheim ist nach wie vor der Traum vieler – und wegen weiter niedriger Zinsen setzen rund 41 Prozent der Steirer
68 /// FAZIT OKTOBER 2018
ihre Bau-oder Renovierungsvorhaben früher um (österreichweit: 38 Prozent). Besonders im Neugeschäft nimmt die fixe Verzinsung zu; rund 50 Prozent greifen darauf zurück, während die andere Hälfte eine variable Verzinsung bevorzugt, erklärt Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse: „Die anhaltende Niedrigzinsphase beschleunigt die Aufnahme von Wohnkrediten und motiviert viele Interessenten zu vorgezogenen Investitionen.“ Wichtig ist objektive Information vorweg, sagt René Vertnik, wohn²Beratung Steiermärkische Sparkasse: „Alle Kundinnen und Kunden, die sich für eine Wohnbaufinanzierung in der Steiermärkischen Sparkasse interessieren, werden auch über mögliche Förderungen des Landes Steiermark informiert. Wir bieten unseren Kunden einen Finanzierungsmix an, bei dem alle Förderungsmöglichkeiten mitberücksichtigt werden.“
Raaba: Familienfreundliche sehr gepflegte 5 Zi-Wohnung, überdachter, großzügiger Balkon mit Grünblick, Carport, perfekte Infrastruktur, Wohnfl. ca. 90 m² KP.: EUR 199.000,00 - HWB 54,4 kWh/ m²a; Ing. Wolfgang Sixt, 0316/8036-2598 www.raiffeisen-immobilien.at Obj.-Nr.:19364
Graz-Webling: Familiendomizil X, traumhafter Garten, 7 bis 8 Zimmer, teilw. klimatisierte Räumlichkeiten, schöne Küche, 2 Bäder, Vollkeller, Doppelcarport usw. Perfekte idyllische Lage. Wohnfl. ca. 187 m² und ca. 95 m² Kellerfläche; KP.: 449.000,- Euro, HWB 118,4 kWh/m²a;Ing. Wolfgang Sixt, 0316/80362598 oder 0664/627 51 00 www.raiffeisen-immobilien.at Obj.-Nr.:19317
Symbiose aus Licht, Natur und Architektur: Nur 15 (Auto-) Minuten vom Geidorfplatz entfernt und eingebettet in eine schöne Umgebung mit viel Grün erfüllen Sie sich Ihren Traum vom schöner Wohnen! Bezugsfertige, aber noch nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu adaptierende multifunktionale Bausubstanz! 1.000 m² Grundfläche: WFL: 360 m² plus 100m2 UG; Kaufpreis ab 395.000,- Euro ! HWB 75,4 kW/h; Michael Pontasch-Hörzer, 0316 8036-2599; 0664 53 45 495, www.raiffeisen-immobilien.at Obj.-Nr. 18531
Wohn- und Geschäftshaus am Stadtrand von Graz: Ehemaliges gut gehendes Gasthaus mit eigener Brauerei. 150 Sitzplätze, Gastgarten, 2 Wohnungen, perfekte Lage, auch für Büros geeignet. Nfl. ca. 945 m², Gfl. 1.227 m² HWB 160, fGEE 1,5 michael. dorner@planet-home.at 0664/2072792
Exklusive Immobilien im Fazitimmobilienmarkt 0316/6719290 office@wmedia.at
achtzigzehn | Foto: Sebastian Urban | BEZAHLTE ANZEIGE
Nähe Citypark: Einfamilienhaus mit Garage und uneinsehbarem Garten, rd. 120 m2 Wfl, 5 Zimmer, komplett unterkellert, 720 m2 Grund, ideal für große Familien und ev Bauträger, KP 349.000,Euro, HWB 158 kWH/m2a. Sabine Roschitz, 0664/85 50 199, www.raiffeisen-immobilien.at Obj.Nr. 19393
Traumlage in Hausmannstätten: Großzügiges Familienwohnhaus aus den 80igern mit Keller, Garage und wunderschönem, parkähnlichem Grundstück direkt am Waldrand, KP 380.000,- Euro, HWB 187 kWH/m2a. Sabine Roschitz, 0664/85 50 199, www.raiffeisen-immobilien.at Obj.Nr. 19605
WO SPATZEN VON DÄCHERN ZWITSCHERN twitter.com/grazstadt #diestadtmeineslebens
Seltene Gelegenheit am Fuße des Ruckerlberges: Neuwertiges Familienwohnhaus in absoluter TraumWunsch-Lage, rd. 150 m² Wfl. auf rd. 660 m² Grund, beheizbarer Keller, Doppelcarport, Dichte 0,2-0,8, Kaufpreis 880.000,- Euro, HWB 64 kWH/m2a . Sabine Roschitz, 0664/85 50 199, www. raiffeisen-immobilien.at Obj. Nr. 19499
Malerisches Hengsberg! exzellenter Wohnkomfort mit unglaublichem Platzangebot (6 Schlafzimmer) und wunderbarem Gartengrund, Sonnen- und Ruhelage, Vollkeller, Pool, zweifamilientauglich, qualitätsvolle Ausstattung, unweit Preding, WFL ca. 274 m², Grund 1.767m², HWB 107 kWh, KP 419.000,- Euro; Thomas Kormann, 0316/80362597, www.raiffeisen-immobilien.at Obj.-Nr. 19544
Foto: Bogdan Baraghin
Europäisches Forum Alpbach
Diskussion im globalen Dorf
Thomas Goiser hat für uns das Europäische Forum in Alpbach besucht
A
lpbach ist ein Ort der Extreme. Jährlich verfällt das Tiroler Kongressdorf im August in einen (positiven) Ausnahmezustand, wenn insgesamt mehr als 5.000 Gäste (überwiegend zeitversetzt) das »Europäische Forum Alpbach« frequentieren. Hier treffen Top-Managerinnen und Landesräte auf Studierende, Staatspräsidenten auf EU-Kommissare, Abgeordnete auf Künstlerinnen etc. Vor allem ist es die offene und freundschaftliche Konfrontation von Personen und Meinungen, die Freude am Austausch und der Begegnung zwischen alpiner Blumen- und Schützenromantik und den Herausforderungen der Zukunft. Heuer merkte man, dass einiges im Umbruch ist. Der Ausstieg der Wirtschaftskammer Österreich als Partner der Wirtschaftsgespräche dürfte eine Zäsur darstellen, während die Bedeutung der Politischen Gespräche (in Verbindung mit den Rechtsgesprächen) zu einem neuen Höhepunkt wird. Partner wie »Avenir Suisse«, das »Center for European Policy Studies« oder der »Club of Rome« liefern neue Impulse.
Die Eröffnungspanels sprengen regelmäßig die Kapazität des vor zwei Jahren neu eröffneten erweiterten Kongresszentrums. Etwas Abhilfe schafft – weltweit online abrufbar – notfalls der Live Stream). Diesmal trafen etwa bei einem Eröffnungspanel Serbiens Präsident Aleksandar Vučić auf den Präsidenten der Republik Kosovo, Hashim Thaçi, und Sloweniens Präsident Borut Pahor und – selbstverständlich – auch Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Weitere prominente Diskutanten waren der ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon, EU-Kommissar Johannes Hahn, Maja Göpel und Ugo Bardi vom Club of Rome, Schriftsteller Ayad Akhtar, Nobelpreisträger Joseph Stiglitz oder die Berliner Rechtsanwältin und Moscheegründerin Seyran Ates. Erfahrungsgemäß können in einem solchen Forum die großen
70 /// FAZIT OKTOBER 2018
Fragen nur angerissen werden, der Mehrwert liegt im Dialog und der Chance auf die persönliche Begegnung. Daher finden sich auf der nächsten Seite zwei Aspekte in aktuellen Büchern näher beschrieben: Die Weiterentwicklung von Demokratie und Partizipation im Buch »Die freundliche Revolution« von Forum-Alpbach-Geschäftsführer Philippe Narval; und der Umgang mit den ökologischen Herausforderungen in einer »vollen Welt« und »Come on!« des Club of Rome über die Überwindung der Zwänge von Kurzfristigkeit, Überbevölkerung und Umweltzerstörung. n
In Alpbach kamen heuer in der 2. Augusthälfte insgesamt weit mehr als 5.000 Menschen aus über 100 Nationen, um unter dem Generalthema »Diversity & Resilience« Zukunftsfragen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zu diskutieren. Rund 800 Sprecherinnen und Sprecher trafen auf etwa die gleiche Anzahl von 720 Stipendiatinnen und Stipendiaten unter 30 Jahren. 2019 findet das Forum von 14. bis 30. August statt. Dann wird das Generalthema »Freiheit & Sicherheit« lauten. Reisetipps: Frühzeitig buchen. Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung einplanen. Nehmen Sie sich für mehr als ein »Gespräch« Zeit (also vier bis fünf statt zwei bis drei Tage), blicken Sie mit Freude etwas über den Tellerrand und vielleicht auch von einem Gipfel auf das Geschehen. alpbach.org
Europäisches Forum Alpbach
Buchrezensionen Demokratie retten Philippe Narval hat eine Mission. Und ein Buch geschrieben. Dieses handelt von konstruktivem Protest, von Beteiligung und einer Weiterentwicklung. Auf knapp 160 Seiten beschreibt der Geschäftsführer des Europäischen Forum Alpbach Modelle und – sehr persönlich – die Menschen dahinter. Die Beispiele reichen von der Vorarlberger Gemeinde Mäder über die Bürgerversammlung in Irland, die Schweizer »Libero«-Aktivisten, Frankreichs erste Digitalministerin, die Bürgermeisterin von Barcelona und eine neue Partei in Dänemark. Dabei kommen in den Beschreibungen auch die Mühen der Ebene, das gelegentliche Scheitern und die notwendige Beharrlichkeit nicht zu kurz. Das Buch ist eine Anleitung zum Finden von Kompromissen im Dialog. Gegen Ende warnt Philippe Narval auch vor oberflächlichem »Beteiligungstheater«, das die Mächtigen manchmal für Akzeptanzmanagement oder politisches Marketing veranstalten. »Beginnen können wir diese Reise zu einer neuen Kultur des Dialogs nur bei uns selbst.« Also deliberative Demokratie revisited, und eine Aufforderung zum persönlichen Gespräch abseits der (sozialen) StVG_Fazit_Buehnen.qxp_Layout 1 10.09.18 09:59 Seite 1 Medienblasen.
Welt retten Passend zum Generalthema »Diversity and Resilience« ist auch das Buch »Come on! – Capitalism, Short-termism, Population and the Destruction of the Planet« von Ernst Ulrich von Weizsäcker und Anders Wijkman, beide Vizepräsidenten des Club of Rome. Es ist zum 50. Geburtstag als Report an den Club of Rome verfasst. In der Publikation findet sich eine kompakte Darstellung, dass die globalen Trends weiterhin nicht nachhaltig sind und die Menschheit die verfügbaren Ressourcen des Planeten in steigender Intensität ausbeutet. Die Autoren greifen auch das Thema globale Überbevölkerung auf, das einer der Gründe für die beschleunigte Ausbeutung des Planeten ist. Alles in allem sollten wir davon ausgehen, dass der Planet nun »voll« ist, während bisherige Ideologien, Wirtschaftssysteme, Religionen etc. auf einen noch zu erobernden Planeten ausgerichtet waren. Gefragt ist eine neue Balance – zwischen Mensch und Natur, zwischen Markt und Staat und zwischen kurzfristigem und langfristigem Denken. Die zweite Hälfte des Buches widmet sich Lösungsansätzen von Kreislaufwirtschaft über Investmentstrategien bis zur Beteiligung der Bevölkerung. Für die Vernetzung zu einem System und den Austausch von Erfahrungen würde es wohl ein Forum brauchen, das dauerhaft tagt. n
FREIE FAHRT ZU DEN BÜHNEN GRAZ OPER / SCHAUSPIELHAUS GRAZ / NEXT LIBERTY / ORPHEUM / DOM IM BERG / SCHLOSSBERGBÜHNE KASEMATTEN
EINTRITTSKARTE = FAHRKARTE Die Eintrittskarte der Bühnen Graz gilt zur Hinfahrt 3 Stunden vor und zur Rückfahrt 7 Stunden nach Veranstaltungsbeginn als Fahrkarte im Verkehrsverbund Steiermark. Details unter www.verbundlinie.at, freiefahrt.buehnen-graz.com
FAZIT OKTOBER 2018 /// 71
Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Marija Kanizaj
Im Zeichen der Tanne 72 /// Fazit Oktober 2018
Fazitportrait
55 Jahre Tann und 60 Jahre Spar in der Steiermark und Südburgenland heißt es heuer. Tann ist sozusagen die Fleischabteilung des Lebensmittelkonzerns Spar, mit sechs Niederlassungen in Österreich. Das Tann-Werk in Graz/Puntigam
weist die höchste Produktivität auf und wurde gerade um 30 Millionen Euro erweitert. Eine Entwicklungsgeschichte.
W
ären Fritz und Theo Poppmeier im Jahr 1963 nicht mit ihrem Vater in die USA gereist, würde es Tann wahrscheinlich gar nicht geben. Dort beobachteten sie, dass Lebensmittelhändler auch Fleisch- und Wurstspezialitäten zum Verkauf anboten. Intuitiv erkannten die Studienreisenden die damit verbundenen Chancen für den heimischen Lebensmittelhandel und wagten nach ihrer Rückkehr die Realisierung einer Vision: Frischfleisch aus dem Supermarkt. Unvorstellbar für die meisten in einer Zeit, in der der Fleischer ums Eck zur Alltagskultur zählte. Entsprechend groß waren auch die Widerstände, die sie in der Heimat erwarteten. Kein Fleischer wollte mit Spar kooperieren. Gegenwind gab es ohnehin genug, denn schon die Großhändlerkollegen hatten fünf Jahre zuvor das Konzept der niederländischen De Spar (»die Tanne«) nicht verstanden, dass es Marktplätze im Einzelhandelsverkauf geben muss, wohin man die Ware als Großhändler liefern kann. Das hatte sich die Familie Poppmeier zuvor beim österreichischen Spar-Pionier Hans Reisch in Kufstein genau angesehen: den Zusammenschluss der Einzelhändler unter einer Marke. »Wären wir damals nicht in die Spar eingestiegen, dann hätte es uns als Großhändler bald nicht mehr gegeben«, wird Dr. Fritz Poppmeier, Miteigentümer der Spar Österreich und Mitbegründer der Spar Steiermark und Südburgenland, im Magazin zum Jubiläumsjahr zitiert. Das bekamen viele der Großhändler am eigenen Leib zu spüren – sie verschwanden von Markt. Die übrigen Großhändler unterschrieben in der Handelskammer, der heutigen Wirtschaftskammer, sogar einen »Anti-Spar-Vertrag« wegen vorgeblicher kartellrechtlicher Bedenken. Eine Revolution Heute kann man sagen, dass Spar den Markt revolutioniert hat und dies gelang auch mit der Tann, über die man als erster Tro-
FAZIT OKTOBER 2018 /// 75
Fazitportrait
Kunden, die weniger Fleisch essen, wollen dafür etwas Besonderes, wie das Murbodnerrind. Siegfried Weinkogl, Tann-Leiter in Graz
ckensortimenter auch Frischfleisch hinter der Theke anbot. Wie schon die Großhändler erkannten auch die Fleischer, von denen es in Graz damals noch 240 gab, nicht die Zeichen der Zeit und waren nicht bereit, in einen Entwicklungsprozess einzusteigen, der letztlich von den sich verändernden Kundenbedürfnissen, aber auch von angehobenen, anspruchsvolleren Hygienevorstellungen bestimmt wurde. »Damals wurde in einem Raum geschlachtet, das Tier zerlegt, gewurstet und das Fleisch für den Verkauf hergerichtet – heute wäre so eine Vorgangsweise aufgrund der Hygienevorschriften undenkbar«, wie sich Theo Poppmeier im Jubiläumsmagazin zurückerinnert. Tann wird gegründet Dementsprechend mühevoll verlief der Start. Fleischermeister Karl Loidl war der Einzige, der daran geglaubt hat, dass der Frischfleischverkauf funktionieren kann. So begann 1963 eine freundschaftlich verbundene Partnerschaft, die bis heute anhält, und es erfolgte die Gründung der Tann. Im angeführten Interview kommt auch Karl Loidl zu Wort und es ist teils erschreckend, teils amüsant, wie es damals zugegangen ist. Die beiden brauchten einen langen Atem, als zeitgleich ein Spar-Supermarkt in der Grazer Humboldtstraße mit Frischfleisch-Sortiment eröffnet – eine Sensation aus damaliger Sicht. Auch für Mitgründer Karl Loidl war das Unternehmen ein Wagnis. Der Fleischermeister wurde für den Tabubruch verhöhnt und angefeindet. Doch das Start-up bewies Geduld und Konsequenz. Qualitätsbewußtsein und smarte Preisgestaltung lieferten das Fundament. Karl Loidl: »In den ersten zehn Jahren wurde das Tann-Fleisch ausschließlich verpackt und zur Selbstbedienung verkauft. 1974 haben wir begonnen, das frische Fleisch auch hinter der Theke zu verkaufen. Ab 1980 hatten wir aufgrund eines Vorstandsbeschlusses in den Sparmärkten nur noch das Fleisch mit Bedienung hinter der Theke verkauft. Heute haben Kunden bei Spar zwei Möglichkeiten, Fleisch zu kaufen, hinter der Fleischtheke mit Bedienung und Beratung oder verpackt im Kühlregal.« Theo Poppmeier: »Wir waren damals die Ersten, die das Fleisch netto, sprich ohne Knochen, verkauft haben. Damals haben uns die Fleischer alle gefragt, ob wir »deppert« sind. Es war seinerzeit üblich, dass man überall den Knochen dabei gelassen hat. Beim Schnitzelfleisch hat es auf der Waage gleich um 25 Prozent mehr ausgemacht. Am Anfang waren wir ein bisschen teurer als die Fleischer. Die Kunden haben es aber bald zu schät-
zen gewusst, dass sie von uns ein gut aufbereitetes Fleisch, welches auch besser schmeckt, bekamen.« Die beiden Gründer erinnern sich auch, wie sich die Zeiten sonst geändert haben. Damals war das Schweinefleisch gefragt und sehr teuer. Das Rindfleisch wesentlich billiger. Heute ist es genau umgekehrt. Karl Loidl: »Ich kann mich auch erinnern, dass die Fleischer uns boykottiert haben. Meine drei Onkel waren Fleischhauer, die haben nie mehr mit mir gesprochen.« Und zur Hygiene: »Das war damals bei weitem nicht so streng wie heute. Wenn man bedenkt, dass Kälber bis 1978 nur mit Fell angeliefert wurden. In den Räumlichkeiten der Tann war es dann so, dass das Schweinefleisch verkaufsfertig aufgearbeitet wurde und daneben hing das Kalb im Fell. Heute wäre das unvorstellbar.« Eine weitere Reise spielt eine wichtige Rolle. Die beiden lernten sich bei einer dreiwöchigen Schweiz-Reise näher kennen. Sie besuchten die Schweizer »Migros«, damals das fortschrittlichste Unternehmen, um sich dort weiterzubilden, vor allem hinsichtlich der Selbstbedienung von Fleisch. Diese Reise war ein besonders wichtiger Schritt für die Gründung von Tann. Bei einem internen Seminar erfuhren die beiden, dass Konsum mit 25 Prozent Marktanteil an erster Stelle stand, Meinl mit 20 Prozent an zweiter und Spar gerade einmal vier Prozent erreichte. Karl Loidl: »Dr. Fritz Poppmeier hat uns bei der Präsentation sein Ziel genannt, nämlich den Konsum zu überholen.« Theo Poppmeier schmunzelnd: »Und wir haben beide gekauft!« Husarenstücke Um die Marke Tann bekannt zu machen, waren die beiden zu manchem Husarenstück bereit. Eines Tages waren in der Grazer Fleischhalle 5.000 Stück Karree liegen geblieben, die nicht verkauft werden konnten. Da es damals keine Kühlung gab, war das für den Verkäufer ein großes Problem und auch ein finanzieller Aderlass. Karl Loidl kaufte die gesamte Partie, was den ganzen Markt in großes Erstaunen versetzte. Die beiden verkauften anschließend alle 5.000 Karrees zu einem sehr günstigen Preis an nur einem Wochenende in den Sparfilialen. Diese Aktion hat das Image von Tann rasant gehoben und die Geschäftsleute wurden ernst genommen. Die ersten zehn Jahre gingen zäh voran. Der Durchbruch erfolgte mit einem Stand auf der Grazer Messe. Dort haben sie ein paar Frankfurter Würstel mit Senf und Semmel um fünf statt um 15 Schilling verkauft und handelten sich damit 50 FAZIT OKTOBER 2018 /// 77
Fazitportrait
Anzeigen ein. Sowie das Gerücht, dass man von ihren Würsteln krank wird. Bis das Gesundheitsamt zur Überprüfung anrückte und bestätigte, dass alles in Ordnung war. So konnten sie um elf Uhr ihren Stand wieder aufsperren.
Graz als »Steak-Drehscheibe« Direkter Nachfolger von Karl Loidl ist heute Siegfried Weinkogl als Leiter von Tann. Unter seiner Ägide wurde der Standort Graz-Puntigam allein mit der letzten Investition von 4.320 auf 8.581 Quadratmeter praktisch verdoppelt. Technologische Neuerungen bei der Zerlegung oder der Verpackungslinie sowie eine neue Linie für Faschiertes in Selbstbedienung sorgen für einen weiteren Entwicklungsschwung. Die »Dry-Aged«-Reiferäume wurden so vergrößert, dass 650 halbe Rinderrücken gleichzeitig die erforderlichen 21 Tage bei 0 bis 2 Grad Celsius und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit abliegen können, was sogar für die Belieferung für die Sparmärkte im gesamten Bundesgebiet reicht. Graz ist damit zur »Steak-Drehscheibe« geworden. Der gelernte Fleischermeister hat in Graz 130 Mitarbeiter (800 Tann-Mitarbeiter sind es österreichweit), die hier pro Jahr 10.500 Tonnen Fleisch und Wurst verarbeiten (österreichweit 65.000 Tonnen ausschließlich heimisches Fleisch). In der Steiermark und dem Südburgenland werden 255 Kunden (Filialen und selbstständige Spar-Kaufleute) beliefert. Der 58jährige zweifache Vater, einst jüngster Fleischermeister Österreichs, ist seit 35 Jahren bei Tann und leitet das Grazer Tann-Werk seit 1994. Ganz zur Unternehmensphilosophie von Spar und Tann passend, nicht Trends hinterherzulaufen, sondern sie selbst zu setzen, ist er ein »Treiber« und legt Wert darauf, das Unternehmen als branchenweiten Innovationsführer immer weiter zu entwickeln. Aus seiner langjährigen Erfahrung weiß
er, dass und wie sich Kundenverhalten verändert: »Das hat etwa auch mit den Fernsehköchen zu tun. Kunden verlangen zum Beispiel gezielt nach einem Tomahawk-Steak oder einer Lamm- oder Kalbskrone. Aber auch das Thema Steak ist in aller Munde und da hat unsere Kundschaft mittlerweile eine große Auswahl. Ob Filet-Steak, Rump-Steak oder auch Steaks mit Knochen wie das Tomahawk-Steak. Oder trocken gereifte »Dry-Aged«-Steaks.« Immer wichtiger wird das Thema Fleischqualität. »Manche Kunden entscheiden sich bewusst dazu, weniger Fleisch zu essen. Wenn doch, dann wollen Sie etwas Besonderes wie beispielsweise ein Steak von unserem Murbodnerrind oder Tann-Alpenochs oder auch Produkte vom Weizer Berglamm oder vom Vulkanlandschwein.« Nachhaltigkeit und Regionalität sind für Tann ein wichtiges Thema. Die Wertschöpfung soll in der Region bleiben, Bauernfamilien das Einkommen gesichert sein. Der Tann-Alpenochs ist ein »Qualitätsfleisch-Programm mit mehr Tierwohl«. Die Tiere haben 40 Prozent mehr Platz, Mutterkuhhaltung und eingestreute Liegeflächen. Außerdem verfügt das gesamte Frischfleischangebot über das AMA-Gütesiegel. Stolz ist der Tann-Leiter auf die Verwirklichung seiner eigenen Vision: »Ich wollte das beste Rindfleisch von Österreich machen. Resultat ist das Murbodner Rindfleisch. Eine Marke mit hohem Genusswert und mit einer Geschichte. Eine vom Aussterben bedrohte Rasse wurde gerettet und aus anfangs 200 Züchtern sind bereits 500, meist Bergbauern, geworden.« Trotz eines offenkundigen Trends bei einem Teil der Konsumenten zu vegetarischer und veganer Ernährung investiert Spar in den Ausbau von Fleischwerken. Christoph Holzer, der Geschäftsführer in Graz, selbst Flexitarier, kennt den Grund: Die, die gern Fleisch essen, werden in Zukunft vermehrt auf die Qualität schauen. Spar will Ihnen die beste Fleischqualität anbieten. n
Spar-Zentrale Graz 8055 Graz, Hafnerstraße 20 Telefon +43 316 248*0 spar.at
FAZIT OKTOBER 2018 /// 79
Das ist nicht mein Stil, mit dem Bihänder auf Leute einzudreschen. Ich habe mir andere Umgangsformen erworben. Christian Kern, zur Stunde Bundesparteivorsitzender der SPÖ
K
Fotos: Sabine Hauswirth, Neue Philharmonie München, Sascha Meister, Mathias Völzke (2), Liz Eve
Furioser Opener Beim Eröffnungskonzert der Grazer Oper am 22. September dieses Jahres machten die Grazer Philharmoniker mit Sergei Rachmaninows zweitem Klavierkonzert große Lust auf die nächste Spielzeit. Oksana Lyniv (Bild), Chefdirigentin des Orchesters, begeisterte mit ihrer unverwechselbaren Art des Dirigierens und führte das Orchester mit jedem Muskel ihres Körpers zu einer mehr als hörenswerten Aufführung dieses so schwermütigen (Moll!) wie schönen Konzertes von Rachmaninow. Auch Kateryna Titova am Klavier überzeugte und selbst nach dem zweiten Teil des Konzertes, einer Symphonie von Karol Szymanowski, kann man getrost auf den Spielplan für 2018/2019 schauen, wo etwa Richard Strauss’ »Salome« oder die »Cavalleria rusticana« von Pietro Mascagni (gemeinsam mit Leoncavallos »Pagliacci«) als Premieren anstehen. Freuen darf man sich auch auf die Wiederaufnahme von Giacomo Puccinis »Tosca«. Schauen Sie sich das an! oper-graz.com [ck]
Bilder einer Stadt
Zum zweiten Mal stellt der obersteirische Fotograf Sascha Meister seine Bilder im Grazer Café Kaiserfeld aus. Nach Prag steht diesmal die steirische Landeshauptstadt im Fokus. Die Ausstellung läuft noch bis November. saschameister.com [red] 80 /// FAZIT OKTOBER 2018
eine Gnade« war das Festivalmotto des steirischen herbst 1986. Neben den großen »The Fall« traten damals auch »Laibach« auf. Mit Spannung pilgerte man zu jener Zeit über die Mur zu einer Halle beim Hoferparkplatz in der Nähe des gar nicht so schicken Lendplatzes. Gentrifizierung auf der einen Seite, Provokation, Slavoj Žižek, Spiel mit Totalitarismen etc. auf der anderen ... Wir erinnern uns. Mittlerweile sieht Graz anders aus. Gebäudetechnisch ist einiges passiert, veranstaltungsmäßig und atmosphärisch ohnehin. Der Bedarf an »kritischer Kunst« ist jedoch weiterhin gegeben! Erwartungsvoll war man dieser Tage auf »das Neue«, weil irgendwie viel als »neu« angepriesen wurde. Handelnde Personen inklusive. Keine wirkliche Gnade kannte man auch für Ek-
gar nicht so einfach umzusetzen ist. Also gemach mit den Volksfronten. Symbolisch ging man schon am Eröffnungstag neue Wege und zwar nicht in die Listhalle, sondern vom Bahnhof durch die Keplerstraße bis zum Schlossberg, um eben Laibach zu huldigen. Die versuchten es diesmal mit explizit tagespolitischer Grundaussage. Ein aufgelegtes Leitmotiv ist die allgemeine politische Entwicklung in Österreich und Europa, eine sichere Bank sozusagen. Die Wichtigkeit dieser einen von vielen Funktionen von Kunst nämlich als Regulativ sieht auch Heinz Wietrzyk als Aufsichtsratsvorsitzender. Und natürlich wäre eine Schau mit rein ästhetischem Anspruch verfehlt (außer man bastelt ein Konzept drum herum). »Das Politische« muss also hier in einem Festi-
Der Herbst war nicht tot, er hat nur ab und zu ein wenig komisch gerochen, so ist das halt, wenn man älter wird … aterina Degot und ihr Team, das in relativ kurzer Vorlaufzeit ein Traditionsfestival neu erfinden musste. Dies in einer Stadt, in der bürgerliche und politische Bedürfnisse stark in kulturelle Gegebenheiten einfließen. Zudem war durch eine megalange Anwesenheit der Vorgängerin (diese hat fast ein Viertel der Festivalgeschichte geprägt) alles ein wenig zu, wie darf ich sagen, zu geordnet erschienen. Man war gespannt, denn die neue Intendanz hat neu aufgestellt. Der Herbst war nicht tot, er hat nur ab und zu ein wenig komisch gerochen, so ist das halt, wenn man älter wird … Mit einer schärferen Ausrichtung und vor allem angedachten stärkeren Internationalisierung tut man ihm freilich etwas Gutes. Ein Ansinnen, das auf die Schnelle
val sein, das ohnehin schon politisch und ästhetisch hoch diskursiv sein muss. »Das gehört zu seiner DNA!«, doziert Ernst Brandl als Aufsichtsratsmitglied, wiewohl er einräumt, dass Provokation und Stil zusammenhängen müssen. Provokation als Staffage »hat mit einem Avantgarde-Festival« seiner Meinung nach wenig zu tun. Aber das liegt unserer Meinung nach ja dann doch wieder im Auge bzw. in der Fähigkeit zur Reflexion des Betrachters. Und es gibt ihn, den starken Miteinbezug des Stadtbildes mit »schweren Zeichen« (Jean Baudrillard), um mehr als »nur« das Kunstpublikum zu erreichen. Ein großes Anliegen. Das »Begreifen des Festivals als Gesamtausstellung« begründet Henriette Gallus als stellvertretende Intendantin mit langer Documenta-Erfahrung ihr An-
Alles Kultur Steirischer Herbst
Lässt sich ein leicht angegrautes Festival neu erfinden? Die kurze Antwort von Michael Petrowitsch lautet »Ja!«. Lesen Sie hier seine längere.
sinnen. Vieles ist ortsspezifisch »mit globaler Relevanz« und mit dem bewussten Impetus, mehr Öffentlichkeit zu erreichen. Für Gallus steht die »Hoffnung auf die reinigende Kraft der modernen Kunst, die die Bevölkerung mit ihrer gescheiterten Aufklärung versöhnt« an vorderer Stelle. Dass sich der Herbst von seiner internationalen Relevanz her in eine Richtung »Documenta« entwickeln könnte, bejaht sie nachdrücklich. »Der politische Biss«, das möge es ausmachen, das ist das »Neue«! Den Spagat zwischen lokalem (Mitein-)Bezug und Internationalität in einer Stadt, in der Kulturbürger ein starkes Gewicht haben, ist von jeher gleichermaßen schwierig wie spannend gewesen. Künstlerhausleiter Sandro Droschl etwa würdigt die neue Intendantin als interessiert am
Begriff des Politischen mit dem Hinweis, dass dies »im steirischen Kulturleben ein durchaus beliebtes Interessensfeld« ist. Die angesprochenen »schweren Zeichen« finden sich heuer im öffentlichen Raum. Das begann bereits mit der Konzeption der Presseführung: Start im Volkshaus, Ende bei den Minoriten oder der Installation »Smrt fašizmu. Sloboda narodu« auf dem Dach der Arbeiterkammer. Die Aktion von Ernst Logar und Heimo Halbrainer an einem Ort der Unruhe. Der in der Belgierkaserne an den NS-Terror im öffentlichen Raum erinnert. Auch indoor geht’s spannend zu, die Lokalmatadoren (apropos Partizipation) lassen sich nicht lumpen. Anspieltipps: Im Haus der Architektur präsentiert die junge »ostdeutsche« Henrike Naumann eine andere Version
des Anschlusses am Beispiel der DDR und dem Einzug von Neumöblierung im Kontext mit »Faschisierung« als Installation zu einem Showroom für Möbel aus dem Jahr 1990. Alles ist voll mit Teppichmustern, Tapetenproben und sich türmenden Vorhanglandschaften. Weitere »schwere Empfehlungen« sind die, wie immer stark diskursiven Schauen im Rotor, im Grazer Kunstverein, bei der Camera Austria, dem Forum Stadtpark (Milica Tomić hat 20 Kubikmeter Erde in das Haus gebracht) und bei den Minoriten. Mit Änderungen tut man sich hierzulande oft schwer. Die österreichische Gemütlichkeit tut ein weiteres. Wir haben einem gelungenen Neustart beigewohnt, die Zeichen für 2019 und die Zeit danach stehen gut. n FAZIT OKTOBER 2018 /// 81
Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl
I
m Fazitthema geht es diesmal um die Folgen der Digitalisierung. Denn immer mehr Experten warnen davor, dass das Wachstum der kommenden beiden Jahrzehnte nicht ausreichen wird, um wegrationalisierte Arbeitsplätze durch neue zu ersetzen. Gleichzeitig warnen dieselben Experten jedoch vor den Folgen des Facharbeitermangels, des Ärztemangels oder vor einem Pflegenotstand. Die Digitalisierung als Jobkiller bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel? Passt das zusammen? Leider besser, als man vermuten würde. Schon längst weisen Industrienationen mit einer hohen Automatisierungsrate auch das höchste Wirtschaftswachstum auf. Wer aber keine Arbeitskräfte zur Verfügung hat, kann auch nicht wachsen. Und so schrauben viele Unternehmen ihre Investitionen zurück, weil sie niemanden finden, der bei ihnen arbeiten will oder kann. In den letzten Monaten hat sich etwa Magna in Kroatien, Slowenien und Ungarn umsehen müssen, um 4.000 bestbezahlte neue Industriejobs im Grazer Puchwerk
Fachkräftemangel trotz Digitalisierung
82 /// FAZIT OKTOBER 2018
besetzen zu können. Auf dem steirischen Arbeitsmarkt waren trotz der 40.000 Arbeitslosen nur 1.500 Menschen verfügbar, die den Anforderungen der Personalmanager entsprachen. Schulabbrecher und Pflichtschulabsolventen haben kaum mehr Chancen auf einen guten Job. Durch die Digitalisierung werden die zu erfüllenden Ansprüche weiter steigen. Wir brauchen daher jede Arbeitskraft, die in Bezug auf ihre Qualifikationen und Lern- sowie Veränderungsbereitschaft mithalten kann. Leider hat das Migrationsthema seit 2015 einen extrem negativen Spin bekommen. Viele Menschen sehen in den Zuwanderern vor allem »Sozialschmarotzer«, die es auf die Mindestsicherung und die österreichischen Sozialleistungen abgesehen haben. Natürlich gibt es Problemgruppen unter den überwiegend moslemischen Zuwanderern, die 2015 zu uns gekommen sind. Denn viele von ihnen weisen ein so geringes Qualifikationsniveau auf, dass sie für den Arbeitsmarkt einfach (noch) nicht geeignet sind. Trotzdem sind in immer mehr Restaurantküchen, aber auch in den Industriebetrieben viele nach nur drei Jahren bestens integrierte Asylberechtigte anzutreffen, die extrem stolz drauf sind, weil sie ihren Lebensunterhalt aus den Erträgen der eigenen Arbeit bestreiten können. Wenn sogar Ausflugslokale an Sonntagen geschlossen sind, weil die verzweifelten Wirte niemanden finden können, der am Wochenende arbeiten will, sollten auch die Freiheitlichen endlich auf ihr »Ausländer raus!«-Getue verzichten, mit dem sie versuchen, politisches Kleingeld einzusammeln. Die Politik sollte den Österreichern klarmachen, dass jeder nicht besetzte Arbeitsplatz mindestens so bedrohlich für den Sozialstaat ist, wie die Einwanderung in das Sozialsystem. Trotz der Akzeptanzprobleme muss Österreich Zuwanderer gezielt ins Land holen. Die Wirtschaft braucht ganz einfach deren Engagement und Arbeitsleistung. Leider ist die Rotweißrot-Card dafür kein geeignetes Instrument. Das lässt sich aufgrund der geringen Zahl der bisher auf
diesem Weg ins Land gekommenen Fachund Spitzenkräfte klar dokumentieren. Mit der Regionalisierung der Mangelberufsliste hat die Regierung eine wichtige Reform der legalen Migration in die Wege geleitet. Sie darf dabei nicht auf halbem Wege stehenbleiben. Denn viel Erfolg versprechender als über die Rotweißrot-Card wäre es, qualifizierte Jobkandidaten – vorerst befristet – ins Land zu lassen, damit sie sich hier einen Arbeitsplatz suchen. Schaffen sie es, in sagen wir sechs Monaten auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, können sie bleiben, schaffen sie es nicht, müssen sie wieder ausreisen. Dass so eine Regelung nur für Drittstaatenangehörige möglich sein kann, deren Regierungen alle Staatsangehörigen, die keinen legalen Aufenthaltsstatus bei uns haben, problemlos zurücknimmt, versteht sich von selbst. Beschränken wir die Zuwanderung daher nicht auf Flüchtlinge, sondern lassen wir Menschen bei uns ihr Glück versuchen, die den Willen und die Fähigkeit haben, hier zu arbeiten. Davon würden der Sozialstaat und alle, die auf ihn angewiesen sind, profitieren. n
Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 24. OKTOBER 2018!
DER SCHÖNSTE ORT FÜR LETZTE GRÜSSE Zeremoniensaal und Feuerhalle
achtzigzehn | Foto: Joel Kernasenko | bezahlte Anzeige
www.grazerbestattung.at
Cirque Noël 2018, G ravit y and Other My ths © Carnival Cinema
Bezahlte Anzeige
WIR FLIEGEN AUF GRÜN Wer die Natur liebt, der schützt sie. Zum Beispiel vor CO2-Schadstoffen. Mit Erneuerbarer Energie geht das. Darum setzen wir auf Windenergie und Photovoltaik. Und natürlich auf Strom aus Wasserkraft. Zu 100 Prozent frei von Emissionen – regional und nachhaltig. Warum? Weil saubere Energie ein Auftrag für uns alle ist.
www.e-steiermark.com