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#161x
Nr. 161x 3/2020 Erscheinungsort Graz Diese Ausgabe erscheint als Onlinemagazin unter bit.ly/Fz161x Version 1.06
FA ZITGESPR ÄCH
Zurück zur Offenheit!
Landesrat Christopher Drexler im Interview
FAZIT
Onlineausgabe Mai 2020
FAZIT THEMA CORONAPANDEMIE
ONLINE
FA ZITESSAY
Matthias Horx mit einer »Rückwärtsprognose« in Sachen Coronakrise Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.
Der lange Weg zum »Was immer es kostet«
L I E B E M I TA R B E I T E R I N N E N , L I E B E M I TA R B E I T E R
DANKE, AUF EUCH IST VERLASS!
In unsicheren Zeiten gebt Ihr den Menschen in unserem Land Sicherheit. Mit grĂźner Energieversorgung hier aus der Region, auf die man sich zu 100 % verlassen kann. Wir sagen DANKE! Liebe Kundinnen und Kunden, wir sind fĂźr Sie da: e-steiermark.com, service@e-steiermark.com, Serviceline 0800 73 53 28
EDITORIAL
VON CHRISTIAN KLEPEJ
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b der Frühling 2020 als gelungener Kampf gegen eine gesundheitliche Katastrophe oder als die Zerstörung unserer wirtschaftlichen Lebensgrundlage in die Geschichtsbücher Einzug halten wird, werden wir erst in einigen Jahren mit Sicherheit sagen können. Aus heutiger Sicht ist das Vorgehen der österreichischen Bundesregierung, das Verhängen eines »Ruhemodus« über die Republik, eine sinnvolle und erfolgreiche Strategie. Die Zahlen der Erkrankungen, die aktuelle Übertragungsrate des Krankheitserregers und alle weiteren Statistiken zur Coronapandemie lassen diesen Schluss zu. Die Bilder aus Italiens Spitälern und dem oft am Rande der Verzweiflung arbeitendem Pflegepersonal, die Bilder der Militärtransporter dort, die die vielen Toten abtransportieren mussten, sind zwar erst
WILLKOMMEN IM FA ZIT
Erste postcoronale Erkenntnisse wenige Wochen alt, trotzdem schon wieder aus der Erinnerung zahlreicher Kommentatoren in Funk und Facebook getilgt. Denn viele monieren nun, dass der Covid-19-Keim ja »nicht so schlimm« gewesen sei. Recht haltlos außer Acht lassend, dass es ja gerade der Lockdown war, der eine Situation wie in Italien verhindert hat. Am 28. April nun hat die Regierung die stufenweise Lockerung aller Einschränkungen ab sofort bekanntgegeben und auch hier wird erst die Zukunft zeigen, ob es zu einer zweiten Ansteckungswelle kommt, oder ob wir fürs Erste – sprich für dieses Jahr – über den Berg sind. Die Lockerungen sind unumgänglich, der Schaden, den unse///
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re Wirtschaft schon bis jetzt genommen hat, ist in seiner Dimension einzigartig. Nun bin ich noch viel weniger Virologe als ich Arzt bin und kann wenig inhaltlich zu Viren, deren Gefahr und Mitteln gegen Viren sagen. Was ich aber, und mit mir jeder Beobachter dieser Tage, treffen kann, ist eine neue Einschätzung der Begriffe »Fakten« und »Expertisen«. Postcoronal kann man nämlich mit Fug behaupten, dass die – gerne als »eindeutig« ausgewiesenen – Naturwissenschaften so eindeutig nicht sind. Denn auch hier zeigt sich recht klar, dass die Mutter der virologischen Weisheit die Zeit bzw. der einzelne Wissenschafter und seine Überzeugung darstellt. Masken etwa wurden noch bis vor Kurzem von anerkannten wissenschaftlichen Instituten wie einzelnen Wissenschaftern als »unnütz« und »unwirksam« abgetan. Heute sind sie weltweit quasi verpflichtend. Durchseuchung und Herdenimunisierung ist für den einen Experten der Schlüssel zur Überwindung der Krise, für den anderen Teufelszeug. Oder auch nur die Kontaktbeschränkungen, die beispielsweise vom bundesdeutschen Innenministerium als »Fake News« rechter und
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rechtsextremer Kreise via Twitter heftigst dementiert wurden; zwei Tage (!) bevor diese in der Bundesrepublik verkündet worden sind. Undsoweiter undsofort. Postcoronal kann man sich also wenigstens einer Gewissheit erfreuen: drei Wissenschafter welcher Art auch immer ergeben mindestens sieben sicher hervorragend argumentierte Absolutheiten.
Was ich auch kann, ist auf das offensichtliche Versagen einiger internationaler Organisationen hinzuweisen. Wobei ich mir dieses »Versagen« gar nicht unbedingt mit »böser Absicht« erklären will. Der Mensch in all seinen Facetten ist nunmal vor allem eines: fehlbar. Etwa das der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wo sich ebenfalls auf deren Twitteraccount gut nachverfolgen lässt, wie falsch deren Einschätzungen betreffend Corona gewesen sind. Oder das der Europäischen Union, die wochenlang aus einer Schockstarre der Bedeutungslosigkeit nicht herausgekommen ist. Wenn man von einer Videobotschaft der Kommissionspräsidentin, wie man sich richtig die Hände wascht, absieht. Als strategische Koordinationszentrale aller – durchaus sinnvollerweise unterschiedlichen – regionalen Maßnahmen, ist die EU ///
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nicht oder bestenfalls viel zu spät in Erscheinung getreten. Die »Wissenschaft« an sich, all die europäischen Bildungsinstitutionen also, möchte ich – noch – nicht als Teil des Systemversagens sehen, wichtig erscheint aber (siehe weiter vorne), der zukünftige Umgang mit den Empfehlungen, die von dort kommen.
Und damit sind wir noch einmal bei der Bundesregierung und beim Lockdown. Was mich dabei am meisten »verunsichert« oder zumindest überrascht hat, ist die Tatsache, dass es nur eines Fingerschnipps (die Pressekonferenz von Sebastian Kurz, Rudi Anschober e.a.) bedarf, eine Gesellschaft in ihrer Freiheit so – bis vor wenigen Tagen noch unvorstellbar – einzuschränken. Nämlich einmal ungeschaut der Gründe, die zu einer solchen Situation führen. Dass die Bevölkerung im Grunde all das so konstruktiv mitgetragen hat, ist dabei das eine; das positive natürlich. Dass dies aber gleichzeitig gut vor Augen führt, dass eine Regierung sowas überhaupt kann, ist das andere. Das »Coronaparadoxon« für mich. In einem Radiointerview mit Ö1 wurde der Gesundheitsminister gefragt, ob die »drastischen Maßnahmen« nicht auch gegen die »Erderhitzung« möglich werden. Und tatsächlich hat Anschober folgenFA ZIT ONLINEAUSGABE
des geantwortet: »... ich freue mich darauf, wenn wir die Coronakrise überstanden haben, dass wir dann die Klimakrise mit einer ähnlichen politischen Konsequenz angehen werden.« Das halte ich – bei allem Respekt vor dem Minister und seiner ansonsten aktuell ordentlichen »Performance« – für eine gefährliche Bedrohung unserer Freiheit. Der etwa die aktuelle Justizministerin wenig entgegenhalten wird. Die hat sich in der gesamten Krise – neben einer hoffentlich sinnvollen Mieterschutzaktion – lediglich zur Gefahr von rechts und zur Gefahr von gewaltätigen Familienvätern zu Wort gemeldet. Dabei hätte es bei all den Schnellschussverordnungen viel Notwenigkeit zumindest zur Erklärung, zur besseren Kommunikation und auch besseren Legistik gegeben. Der in seiner Beliebtheit immer stärker steigende Kanzler – und ich bin froh, dass wir ihn haben! –, sollte langsam aber sicher darauf schauen, dass seine Regierungsmitglieder insgesamt mehr an Kompetenz gewinnen. Und das gilt natürlich auch für jene der ÖVP. n
Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at ///
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Inhalt Fazit Mai 2020
Coronapandemie: »Was immer es kostet.« Die Bundesregierung versprach nach dem Shutdown schnelle und unbürokratische Hilfen für die betroffenen Unternehmen. Doch der Geldfluss stockt.
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Der Vordenker der Steirischen Volkspartei sieht die Gesellschaft gut gewappnet gegen die Angst, beklagt aber die schwindende Lust am Fortschritt. Seite 48
AMS-Powerfrau gegen die Krise Eine Fazitbegegnung mit Silvia Dimitriadis vom AMS Graz. Die Doppelakademikerin hilft betroffenen Arbeitnehmern und Arbeitgebern durch die Krise. Seite 100
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Fotos: Pille-Riin Priske/Unsplash, Marija Kanizaj, Heimo Binder
Fazitgespräch mit Christopher Drexler
Wirtschaft und mehr.
Liebe Leser,
Foto: Marija Kanizaj
danke, dass Sie uns die Treue halten. Natürlich geht der Shutdown auch an Fazit nicht spurlos vorüber. Viele unserer Leser befinden sich im Homeoffice und ihre Büros sind wegen der Abstandsregeln nur spärlich besetzt. Wir haben uns daher dazu entschlossen, die Mai-Ausgabe von Fazit als Onlinemagazin zu produzieren.
Rubriken Editorial 3 Serie 80 Außenansicht 83 Immobilien 112 Fazitessay 114 Schluss 122
In Fazit »161x« beschäftigen wir uns hauptsächlich – aber nicht nur – mit der ökonomischen Bewältigung der Coronakrise. Denn selbst eineinhalb Monate nach Beginn des Shutdowns fühlen sich viele heimische Unternehmen von der Regierung kläglich im Stich gelassen. Anstatt ihr »Wasimmer-es-kostet-Versprechen« wahrzumachen, scheitern Hilfe suchende Betriebe an der Bürokratie, an den Bonitätsbedingungen oder daran, dass die Hilfsprogramme falsch aufgesetzt oder zu gering dotiert sind. Dazu führten wir ein Gespräch mit IV-Präsident Georg Knill über den langen Weg unserer auf einen funktionierenden Binnenmarkt angewiesenen Industrie aus der Krise. Und wir sprachen mit dem Chef der Steirischen Wirtschaftsförderung Christoph Ludwig über die Coronahilfspakete des Landes. Das Fazitgespräch führten wir ganz klassisch mit Landesrat Christopher Drexler, der ein Zurück zur Offenheit fordert und eine schwindende gesellschaftliche Lust am Fortschritt beklagt. Gutes Lesen! -redImpressum
Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation) Lektorat AdLiteram Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz, Telefon 0316/671929*0, E-Mail office@wmedia.at bit.ly/Fz161x fazitmagazin.at fb.com/fazitmagazin
Ausgabe Mai 2020 XVII. Jahrgang Nr. 161x (3/2020) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.
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Foto: Ashkan Forouzani/Unsplash
FAZITGESPR ÄCH MIT THEMA DEM STEIRISCHENFAZIT L ANDESR AT DIE CORONAPANDEMIE CHRISTOPHER DREXLER IN ÖSTERREICH
FA ZIT THEMA PANDEMIE
Der lange Weg zum »Was immer es kostet« Knapp sechs Wochen nach Beginn des Shutdowns fühlen sich viele heimische Unternehmen von der Regierung im Stich gelassen. Hilfesuchende Betriebe scheitern an der Bürokratie, an den Bonitätsbedingungen oder daran, dass die Hilfsprogramme falsch aufgesetzt oder zu gering dotiert sind. Text von Johannes Tandl
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Die Regierung hat unter dem Motto »Was immer es kostet« angekündigt, die meisten Schäden für die Wirtschaft abzudecken, doch die bisher beschlossenen Hilfen erfüllen dieses Versprechen nur ansatzweise.
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irtschaftsförderungen sind in Österreich grundsätzlich an Bedingungen wie ein positives Eigenkapital, ein geringes Insolvenzrisiko oder die Schuldentilgungsfähigkeit gebunden. Doch gerade der kapitalintensive Tourismus, dessen Hotellerie- und Freizeitbetriebe davon leben, jedes Jahr neue Millionen in die Bespaßung der Gäste zu investieren, tut sich mit den entsprechenden Fördervoraussetzungen schwer. Denn gegenüber den Banken konnten sie ihre Millioneninvestitionen in Komfort und Wellness schon bisher oft nur mit steigenden Umsätzen und ihrer Tilgungszuverlässigkeit rechtfertigen. Die Unternehmen wurden zu Bittstellern Nun sind die Betriebe seit Mitte März per Verordnung geschlossen.
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Das Epidemiegesetz, das ihnen einen vollständigen Ersatz der Verdienstentgänge zugesichert hätte, wurde vom Nationalrat einstimmig durch die Covid-19-Regelungen ersetzt. Darin werden die Unternehmen zu Bittstellern degradiert. Die Ausgestaltung eines 15-Milliarden-Notfallfonds ist immer noch offen. Bis es so weit ist, haben die Betriebe nur die Möglichkeit, ihre Liquidität mit staatlich garantierten Krediten, die wiederum ihr Obligo und damit ihre Bonität massiv belasten, zu überbrücken. Die abwickelnden Agenturen sind das Austria Wirtschaftsservice und die Österreichische Hotel- und Tourismusbank. Beide dürfen nur solchen Unternehmen Kredite gewähren, deren Bilanzkennzahlen neben einem positiven Eigenkapital auch die Rückzahlung der zusätzlichen
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Schulden innerhalb von 15 Jahren erwarten lassen. Kein Wunder also, dass selbst jene Unternehmen, die die Bedingungen erfüllen, in den staatlichen Kreditgarantien eher ein Danaergeschenk oder gar ein Programm zur Insolvenzverschleppung als eine wirkliche Hilfe sehen.
Der Finanzminister hat das Problem zwar erkannt und bei der EU erreicht, dass die staatlichen Kreditgarantien von 80 auf 100 Prozent erweitert werden. Das soll die Bonitätsprüfung durch die Hausbank erleichtern. Doch selbst wenn sich eine Bank darauf einlässt, diese Kredite unabhängig von der Bonität zu vergeben, wäre sie spätestens bei der Verlängerung der bestehenden Kreditlinien dazu gezwungen, das gesamte Obligo in das europarechtlich unbedingt erforderliche Rating einfließen zu lassen. Denn auch Kredite, die mit einer Staatshaftung gesichert sind, erhöhen die Insolvenzgefahr der Kreditnehmer
tter g’rad Wenn die Hü foaht, net talwärts hl’ sie in der Mü oat’. auf’s Kernöl w
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www.steirisc
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und damit natürlich das Ausfallsrisiko von Altkrediten für die finanzierende Bank.
Der private Dienstleistungssektor leidet am stärksten Ähnliches wie für den Tourismusund die Freizeitbetrieb gilt auch für den stationären Handel. Im Textilhandel sind etwa die Lager brechend voll mit den bereits bezahlten und zu Normalpreisen unverkäuflich gewordenen Frühlingskollektionen. Bis auf die Kosten für das in Kurzarbeit verharrende Personal laufen die Fixkosten ungebremst weiter. Wenn nun die größeren Textilketten wieder hochfahren, wird es daher zu noch nie dagewesenen Rabattschlachten kommen, weil sie Platz schaffen müssen für die vor Monaten bestellten Sommer- und Herbstkollektionen. Während die Konzerne in der Lage sein dürften, diese Last zu stemmen, schaut es für die zahlreichen unabhängigen Familienbetriebe düster aus.
CORONAVIRUS INFORMATION Tipps, Infos und Hilfsangebote für Grazerinnen und Grazer finden Sie auf
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Am stärksten unter dem Shutdown leidet der private Dienstleistungssektor. Und zwar vom finanziell verwöhnten Consulting- und Coachingbereich über die erfolgreichen Kultur- und Eventveranstalter bis zu den Gesundheits- und Pflegedienstleistern. Sowohl Großbetriebe als auch EPU warten auf den Notfallfonds und müssen – bis es so weit ist – abgesehen vom »HärtefondsTausender« für die Kleinsten – von der Substanz leben.
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Die Reisebüros trifft es sogar doppelt. Ihnen wurde nicht nur auf viele Monate die Geschäftsgrundlage entzogen, sie müssen ihren Kunden noch dazu das Geld für jene Reisen rückerstatten, die diese wegen des Shutdowns nicht antreten konnten. Einzig die IT-Dienstleister dürfen sich wegen der zahlreichen zusätzlichen Home-Office-Arbeitsplätze über steigende Umsätze freuen.
Trotz der versprochenen 38 Milliarden des Bundes werden viele steirische Unternehmen wohl nur solange überleben können, bis ihre Reserven aufgezehrt sind. Bei diesen Reserven handelt es sich oft um die persönlichen Ersparnisse der Unternehmer aus bereits versteuerten Gewinnen der letzten Jahre, die eigentlich für die persönliche
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Altersvorsorge vorgesehen waren und nun aufgelöst werden müssen.
Mit Italien, Großbritannien und den USA befinden sich drei entscheidende steirische Exportmärkte in einer
Foto: Eevgeni Tcherkasski/Unsplash
Die Industrie steht erst am Anfang der Coronakrise Der weltweite Shutdown drückt weltweit auf die Industrienachfrage. Zusätzlich wurden wichtige internationale Lieferketten unterbrochen. Entsprechend groß sind daher die Auswirkungen auf die Industrieunternehmen. Aus Sicht der Industriellenvereinigung geht es jetzt darum, so schnell wie möglich die volle Lieferfähigkeit wieder herzustellen, um sich auf den Märkten neu positionieren zu können. Die jüngste Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung unter 313 Unternehmen mit 212.000 Beschäftigten zeigt, dass die Betrie-
be das Vertrauen in einen raschen Aufschwung verloren haben. Beurteilt wurden dabei die aktuelle Geschäftslage und die Erwartung in sechs Monaten. Der Wert stürzte im Vergleich zur letzten Umfrage im Dezember um 37,8 Punkte ab. Eine bereits zuvor durchgeführte Blitzumfrage der IV-Steiermark zeigt, dass bei mehr als einem Viertel der Betriebe die April-Auslastung auf unter 50 Prozent gefallen ist. Etwa die Hälfte der Unternehmen ist zwar bis Monatsende noch gut ausgelastet. Bis Quartalsende erwartet aber nur noch ein Drittel eine gute Auslastung.
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besonders schwierigen Situation. Auch die für den Personenverkehr nur eingeschränkt passierbaren Grenzen tragen zum Produktionsrückgang bei. Mangels internationaler Reisemöglichkeiten können etwa Auslandsbaustellen nicht betreut werden. Das gleiche gilt für Wartungsarbeiten bei internationalen Kunden. Auch die Vertriebstätigkeit erfolgt derzeit nur äußerst eingeschränkt. Eine »Covid-19-Heat-Map« von Moody’s und Deutscher Bank rechnet vor, dass global besonders der in der Steiermark überrepräsentierte Automotive-Bereich samt Zulieferindustrie unter der Coronarezession leiden wird. Auch die Luftfahrt – von deren kontinuierlichem Wachstum die steirische Industrie zuletzt massiv profitierte – sowie der Tourismus gehören zu den großen ökonomischen Verlierern der Pandemie. Weniger stark treffen dürfte es mit der klassischen Metall- und Maschinenindustrie oder der Stahlproduktion einen anderen traditionell starken Sektor der steirischen Industrielandschaft. Und nur geringe Auswirkungen werden für die Lebensmittelindustrie, den Baubereich, die Immobilienwirtschaft oder den IT-Bereich erwartet. Krisengewinner sehen Moody’s und
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Deutsche Bank hingegen im Onlinehandel samt der dazugehörenden IT- und der in der Steiermark besonders starken Lageraustattungsund Logistikindustrie.
Der Nachfrageeinbruch hat viele Unternehmen dazu veranlasst, die Investitionen zu stoppen. Trotzdem ist es Österreich gelungen, die Betriebe offen und die Produktion aufrecht zu halten. Das könnte das geordnete Wiederhochfahren der restlichen Wirtschaft zumindest erleichtern. Ob es eine Alternative zum Shutdown gegeben hätte, wird man erst in einigen Monaten wissen. Die Regierung hat ihre Maßnahmen als »Fahren auf Sicht« bezeichnet. Andere als »kontrollierten Blindflug«. Faktum ist, dass es eine solche Pandemie noch nie zuvor gegeben. Daher ist vieles von dem, was die »Nachher-Besser-Wisser« nun vermelden, politisch kaum zu bewerten. Da die Wirtschaftshilfen bisher aber nur eingeschränkt greifen, scheint, was den Zugang zu den Förderungen betrifft, ein Nachbessern dringend geboten.
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Steirische Industrie ist lieferfähig Die stark internationalisierte steirische Industrie ist auf einen funktionierenden Binnenmarkt, aber auch auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit angewiesen. Fazit sprach mit IV-Präsident Georg Knill über Chancen und Risken auf dem langen Weg aus der Krise. Was hat die steirischen Industriebetriebe bisher härter getroffen: die Unterbrechung der Wertschöpfungsketten oder die Entwicklung der Märkte in Italien, Großbritannien oder den USA? Unser Wirtschaftssystem ist eng verzahnt und ein Entweder-Oder zu kurz gegriffen. Dass drei von vier unserer wichtigsten Exportmärkte schwer betroffen sind, spüren wir
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natürlich in der Steiermark schon jetzt deutlich. Hinzu kommt, dass steirische Industriebetriebe auf Vorleistungen, also Komponenten und Bauteile warten, die wiederum für die Produktion in der Steiermark benötigt werden. Es ist also ein Bündel an Herausforderungen, die es zu meistern gilt und die ineinandergreifen.
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Welche Industriesektoren könnten nach der Coronarezession auf der Strecke bleiben? Wir erwarten eine Erholung in zwei Geschwindigkeiten. Prognosen zeigen, dass die Investitionsgüterbranche schneller den Weg aus der Krise finden wird als die Konsumgüterbranche. Schon jetzt von ganzen Sektoren zu sprechen, ist deutlich zu früh. Außerdem sind wir zuversichtlich, dass mit den richtigen Maßnahmen Anreize geschaffen werden, die möglichst alle Branchen unterstützen. Der Automotive-Bereich samt Zulieferindustrie sowie die Luftfahrtindustrie leiden weltweit besonders unter der Rezession. Wie gefährdet sehen Sie den steirischen Automotivebereich? Hier sind wir wieder bei den internationalen Lieferketten, die im Automotivebereich besonders ausgeprägt sind. Wenn Zulieferketten nicht funktionieren, dann ist das Aufrechthalten von Produktionen belastet. Die fehlenden Absatzmärkte kommen natürlich noch hinzu. Besteht die Gefahr, dass die steirischen Industrieunternehmen diesmal als Konjunkturlokomotive ausfallen, oder rechnen Sie mit einem schnellen Aufschwung?
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Die Industrie hat gezeigt, wie wichtig sie für die Versorgungssicherheit im Land ist und dass sie wesentlich dazu beiträgt, die Steiermark am Laufen zu halten. Die Dauer des Rebounds ist schwer kalkulierbar, da die Krise weltweit asynchron verläuft. Eine IV-Steiermark-Blitzumfrage unter 74 Industriebetrieben hat gezeigt, dass vor allem das 2. Quartal geprägt sein wird von Auftragsrückgängen und in weiterer Folge von eingeschränkter Produktionstätigkeit. Für den Herbst zeigen sich die Betriebe zuversichtlicher. Fest steht: Der Aufschwung wird bei Weitem nicht so rasant erfolgen wie das Einsetzen der Krise. Wir müssen uns – bildlich gesprochen – die Situation als rechtsgelagertes »V« vorstellen. Derzeit sind wir noch auf dem Weg nach unten und der Weg zurück nach oben, wird lange und abgeflacht ausfallen. Einen Vorteil orten wir darin, dass wir die Produktionen fast zur Gänze aufrechthalten konnten. Bestehende Aufträge konnten abgearbeitet werden und die steirische Industrie ist jetzt lieferfähig, wo es andere am Markt vielleicht nicht sind. Das könnte bei der Rehabilitation wesentlich mitentscheidend sein. Die gesamte steirische Wirtschaft profitiert enorm vom hohen Interna///
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Wenn Zulieferketten nicht funktionieren, dann ist das Aufrechthalten von Produktionen belastet.
Foto: Marija Kanizaj
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tionalisierungsgrad der steirischen Industrie. Wie wollen sie Wertschöpfungsketten resilienter machen, ohne die globalen Absatzmärkte für steirische Industrieprodukte zu gefährden? Es wird in einzelnen Bereichen ein Umdenken geben und auch geben müssen, vor allem wenn wir von Systemrelevanz sprechen. Die Abhängigkeit von Asien muss reduziert werden. Und es bestätigt sich einmal mehr, dass wir Schlüsseltechnologien nicht nur im Land halten müssen, sondern auch den Rahmen dazu benötigen, diese weiter auszubauen. Wir müssen Österreich zum »Tech for Green«- und »Life Science«-Champion machen. Generell werden wir aber mit Blick auf unsere Produktionen und Exporttätigkeiten auch in Zukunft die Märkte dieser Welt und die internationalen Partnerschaften benötigen. Akuten Stärkungsbedarf sehen wir für den europäischen Binnenmarkt, den wir rasch wieder hochfahren müssen. China macht es vor. Moody’s und DB gehen davon aus, dass die Stahl- und Maschinenindustrie nur mittelmäßig und die Lebensmittelindustrie und die Bauindustrie kaum von Covid-19 betroffen sein werden. Wie ist die Steiermark diesbezüglich aufgestellt?
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Pauschalaussagen, wer wie stark von dieser Krise betroffen ist, lassen sich nicht treffen. Wir stecken noch mitten drinnen, es ist unklar, wann welches Land wieder hochfährt, wie es mit der Reisetätigkeit und daran geknüpft den Vertriebs- und Montage-Tätigkeiten weitergeht und vieles mehr. Es sind wohl eher einzelne Betriebe als ganze Branchen, die aus heutiger Sicht – und hier müssen wir täglich neu bewerten – weniger getroffen sind. Zum Beispiel ist es im genannten Lebensmittelbereich so, dass aufgrund der Hamsterkäufe die Auslastung sehr hoch war und jetzt die Zeit ist, die Lager zu füllen. Inwiefern die Produktionen auf diesem zuletzt außerordentlich hohen Niveau gehalten werden, ist jedoch fraglich. Einen Hebel sehen wir aber einmal mehr in Forschung und Entwicklung. Die genannten Bereiche Stahl- und Maschinenindustrie sind sehr starke Innovations-Bereiche und wir haben bereits 2008/09 erlebt, dass die antizyklische Investition in F&E nachhaltig positiv gewirkt hat. Auch jetzt mitten in dieser Coronakrise hat die Steiermark ihre Position als Technologieland Nummer 1 in Österreich eindrucksvoll bestätigt. Sie hat gezeigt, dass die F&E-Quote nicht nur eine Zahl ist, sondern sie imstande ist, dank F&E und vor allem dank Inno///
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vation rasch zu handeln und lebenswichtige Produkte herzustellen.
Eine Blitzumfrage der IV-Steiermark hat ergeben, dass bei mehr als einem Viertel der Betriebe die April-Auslastung bereits auf unter 50 Prozent gefallen ist. Bis Quartalsende erwartet nur noch ein Drittel eine gute Auslastung. Was könnte die Politik tun, um gegenzusteuern? Der Weg aus der Krise führt über unsere Möglichkeit, die Weltmärkte zu beliefern und von dort unsere Vormaterialien zu beziehen. Und aus dem daraus ermöglichten Wachstum. Auch die jetzt notwendigen Ausgaben der öffentlichen Hand können wir nur durch das Wirtschaftswachstum der kommenden Jahre gegenfinanzieren. Was wir seitens der Politik benötigen, ist die Unterstützung für eine Technologieoffensive und für das Vorantreiben der Digitalisierung – beides wird den Produktionsstandort stärken. Dazu benötigen wir ein investitionsfreundliches Klima und wir müssen F&E einen noch höheren Stellenwert beimessen, etwa mit der Stärkung der Forschungsprämie. Sie ist unser absoluter USP. Die IV-Blitzumfrage prognostiziert einen langen Weg zurück, der bis weit in den Herbst hineinreichen wird.
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Mir kommt das trotzdem schnell vor. Glauben Sie, dass die Auftragsbücher im Dezember 2020 ähnlich voll sein werden als im Dezember 1919? Wir sind zuversichtlich und die IVUmfrage stützt diese Zuversicht. Gleichzeitig ist die Dauer der Ausnahmezustände und der Shutdowns in anderen Ländern nicht abschätzbar. Das macht die Situation auch hier in Österreich und in der Steiermark unsicher. Klar ist, je länger der momentane globale Zustand anhält, desto schwieriger wird eine belastbare Prognose. Wir wollen also auf volle Auftragsbücher hoffen, wir würden sie alle dringend benötigen.
Was kann die heimische Politik (Bund und Land) angesichts der Internationalität der Krise zu einem rascheren Aufschwung beitragen? Sie muss Wachstum ermöglichen und hier sehe ich das bereits erwähnte investitionsfreundliche Klima als zentralen Hebel. Weiters muss sich die heimische Politik für Europa stark machen. Für viele Herausforderungen wird es zentral sein, eine akkordierte europäische Vorgangsweise sicherzustellen. Industriepolitisch, aber auch beispielsweise in der Frage offener Grenzen für den Güterverkehr. Danke für das Gespräch. ///
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Mit frischem Geld gegen die Coronakrise Fazit sprach mit dem Chef der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Christoph Ludwig über die gewaltigen Herausforderungen für die steirischen Unternehmen und die Möglichkeiten der SFG, sie bei der Bewältigung zu unterstützen. Die Pandemie stellt die steirische Wirtschaftsförderung vor völlig neue Herausforderungen. Wie haben Sie auf die Folgen des Shutdowns für die steirischen Unternehmen reagiert? Die SFG ist nicht nur ein Partner in guten Zeiten, in denen man von Rekord zu Rekord schreitet. Wir sind aber auch ein Partner in der Krise. Das haben wir zuletzt nach 2008 bewiesen. Wirtschaftslandesrätin
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Barbara Eibinger-Miedl hat uns klar gemacht, dass nun auch die Hoffnungen von Unternehmen auf uns ruhen, die sonst nicht zu unseren Kunden oder Kernzielgruppen zählen. Bei dieser Krise geht es für sehr viele Unternehmen um alles. Daher haben wir eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, mit denen wir die Betriebe durch diese schwierige Phase begleiten.
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Viele Firmen haben jetzt Zeit, um sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen und sich neu aufzustellen.
Foto: Harry Schiffer
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Und welche Maßnahmen sind das konkret? Zum einen übernimmt das Land Steiermark die Zinsen für Überbrückungskredite zum Liquiditätserhalt aus dem Haftungsprogramm der Bundesregierung (AWS und ÖKB). Wir haben in den letzten Wochen die steirischen Betriebe bei der Einrichtung von rund 5.000 zusätzlichen Telearbeitsplätzen für ihre Mitarbeiter in Heimarbeit gefördert. Aktuell arbeiten wir an den Unterstützungsinstrumenten der Phase II des Landes Steiermark, dort wird in den kommenden Wochen und Monaten eine Arbeitsmarktoffensive im Fokus sein. Gibt es dafür zusätzliches Geld aus dem Budget oder haben Sie nur die Möglichkeit bestehende Programme umzuwidmen oder umzuschichten? Ich bin unserer Wirtschaftslandesrätin und dem Finanzressort des Landes Steiermark sehr dankbar, dass wir jetzt tatsächlich zusätzliches Geld bekommen. Vom ersten Nothilfepaket des Landes Steiermark (Phase I) im Ausmaß von 53 Millionen gehen rund 80 Prozent – das sind 42,5 Millionen Euro – an die zuvor erwähnten Corona-Hilfsmaßnahmen, die von der SFG abgewickelt werden. Das ist wirklich »fresh money«. Wir haben dadurch
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so viel Geld für die steirische Wirtschaft – vom Kleinst-Unternehmen bis zum Großbetrieb – wie noch nie. Was passiert mit den bestehenden Förderprogrammen? Bleiben die bestehen oder wurden die ausgesetzt? Wir verzeichnen auch bei den bestehenden Förderungsprogrammen eine außerordentlich große Nachfrage. Viele Firmen haben jetzt Zeit, um sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen und sich neu aufzustellen. Zu diesen Planungen gehört auch, die neuen Konzepte in förderbare Projekte zu gießen. Jetzt ist die Zeit um sich für die Phase »Post Corona« gut aufzustellen. Von Jänner bis März hatten wir in etwa die gleiche Anzahl an Förderanträgen wie im gesamten letzten Jahr. Es ist klar, dass die Hauptlast der Coronahilfen beim Bund liegt. Viele Unternehmen klagen jedoch darüber, dass sie an den Voraussetzungen für die finanziellen Hilfen scheitern, weil sie finanziell zu schwach oder die Hürden der Bürokratie zu hoch sind. Kann das Land irgendetwas für diese Unternehmen tun? In der Wirtschaftskrise 2009 hat man in Österreich rund fünf Monate gebraucht, um geeignete Förderprogramme zu entwickeln. Da sind wir jetzt definitiv viel schneller. Fakt ///
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N E T N E Z U D O R P E L A N IO 437 REG E H C IS IR E T S 6 8 .8 3 U Z IS LIEFERN B PRODUKTE AN SPAR.* RTGRÖSSE UN DO AN ST CH NA JE RT IE RI VA L AH NZ *A
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ist aber auch, dass der für den wichtigsten Topf, den vom Bund mit 15 Milliarden Euro dotierten Notfallfonds, noch nicht einmal die Richtlinien stehen. Das dauert halt leider eine gewisse Zeit und bedingungslose Hilfen wird es aus Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler wohl nicht geben. Ich gehe davon aus, dass wir bis Anfang Mai wissen werden, wie die Entschädigung für jene Betriebe, die coronabedingt behördlich geschlossen oder massiv beeinträchtigt wurden, aussehen werden. Und so wie unsere bisherigen Coronahilfen werden auch unsere künftigen Maßnahmen jene des Bundes ergänzen. Sie glauben also, dass es noch mehr Landesgeld für die steirischen Unternehmen geben wird? Ich gehe davon aus, auch für die beiden kommenden Wirtschaftspakete (Phasen II und III) einen Großteil der weiteren Maßnahmen, die das Land treffen muss, über uns abgewickelt werden. Wir sehen das als »Work in progress«, bei dem wir uns an den Programmen des Bundes orientieren.
Wie schaut es mit den staatlichen Kredithaftungen aus? Die Voraussetzungen für die Kreditgarantien des Bundes, die über das FA ZIT ONLINEAUSGABE
AWS, das Austria-Wirtschafts-Service, die ÖKB, die Österreichische Kontrollbank, und die ÖHT, die Österreichische Hotel- und Tourismusbank, sind definiert und wurden zuletzt immer wieder zugunsten der Unternehmen verbessert. Wir unterstützen die steirischen Unternehmen mit einer fünfjährigen Übernahme des Zinsaufwandes durch diese coronabedingten zusätzlichen Schulden. Wie läuft die Telearbeitsplatzförderung? Sind die Töpfe wirklich leer? Seit Beginn der Coronakrise vor sechs Wochen hatten wir weit über 1.000 Förderanträge in der SFG. In einem normalen Monat sind es etwa 200 bis 300. Im Vorjahr haben wir insgesamt 2.500 Förderungen genehmigt. Allein bei der Telearbeitsplatzförderung waren es in den letzten Tagen 700! Wir haben in 4 Wochen die Voraussetzung für rund 4.000 Home-Office-Arbeitsplätze geschaffen. Die Telearbeitsplatzförderung ist damit das erfolgreichste SFG-Programm seit Gründung der Fördergesellschaft vor 29. Jahren, die Aktion war 4 Wochen am Markt nun sind die Sondermittel des Landes Steiermark leider ausgeschöpft. Internationale Analysten rechnen damit, dass global der Automotive-Be///
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reich samt Zulieferindustrie sowie die Luftfahrtindustrie am stärksten unter der Coronarezession leiden werden. Wie gefährdet sehen Sie die steirischen Automotive-Unternehmen? Ich bin laufend in Kontakt mit Vertretern der Industrie und Betrieben aller Größe. Die Betriebe geben uns permanente Updates über unsere Cluster-Organisationen. Die automotiven Unternehmen sind natürlich schwer gebeutelt, weil weltweit die Autoverkäufe eingebrochen sind. In der Luftfahrtindustrie sind sämtliche Flugzeugflotten am Boden. Das ist im Moment eine ganz schwierige Zeit, aber man darf jetzt nicht die Nerven schmeißen. Viele Betriebe gehen neue innovative Wege, auch Magna etwa hat 2009 genutzt und einen Geschäftsbereich Magna Health gegründet um sich breiter aufzustellen. Gibt es Signale, dass es bald wieder aufwärts geht? Die gibt es. Viele Wertschöpfungsketten werden auch mit Hilfe der SFG gerade wieder instandgesetzt. Wir helfen betroffenen Unternehmen, neue Zulieferer aus dem Kreis jener heimischen Unternehmen zu finden, denen gerade die Exportmärkte weggebrochen sind. Und wenn wir nach China schauen, sehen wir, dass sie die erste Welle bereits FA ZIT ONLINEAUSGABE
überstanden haben und wieder einigermaßen Normalität einkehrt. Dort ziehen auch die Autoverkäufe wieder an.
Und Wie wird sich die steirische Wirtschaft nach der Krise aufstellen? Ich bin zuversichtlich. Denken wir an das Krisenjahr 2009. Danach haben sich viele Unternehmen breiter aufgestellt und sind dadurch krisenresistenter geworden. Ich bin davon überzeugt, dass uns auch diese Krise im Rückblick noch widerstandsfähiger und dadurch letztendlich noch erfolgreicher gemacht haben wird. Wir sind eine der innovativsten Regionen der Europäischen Union, das wird uns zweifellos dabei helfen aus der hohen F&E Quote rasch wieder neue Wertschöpfung und damit neue Arbeitsplätze zu schaffen. In einigen Jahren wird es internationale Studien geben die versuchen werden zu analysieren warum gerade die Steiermark so gut und rasch aus der Krise gekommen ist, davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt! Danke für das Gespräch.
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Coronahilfen des Landes N eben den Coronahilfen des Bundes gibt es auch noch niederschwelligere Unterstützungsmaßnahmen der steirischen Landesregierung.
Foto: Teresa Rothwangl
Im ersten Paket übernimmt das Land Steiermark die Zinsen für die mit Bundeshaftungen versehenen Überbrückungskredite zur Aufrechterhaltung der Liquidität in den Unternehmen. Das Land fördert gemeinsam mit der Arbeiterkammer 5.000 Telearbeitsplätze für Arbeitnehmer in Heimarbeit.
Barbara Eibinger-Miedl hat die SFG voll in den Dienst der Corona-Unterstützungsmaßnahmen gestellt. Als unmittelbare Folge der CoronaKrise hat die Landesregierung ein erstes Hilfspaket im Umfang von 53 Millionen Euro beschlossen. Davon gehen 42,5 Millionen an die Unternehmen. Mit der Abwicklung der Corona-Hilfen hat Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG betraut.
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Für Unternehmen, die die Voraussetzungen des Härtefallfonds des Bundes nicht erfüllen, stellen das Land Steiermark und die Wirtschaftskammer Steiermark je 6 Millionen Euro in einem eigenen Härtefallfonds zur Verfügung. Der gesamte Fonds in der Höhe von 12 Millionen Euro wird über die Wirtschaftskammer Steiermark abgewickelt, an den näheren Richtlinien wird gerade gearbeitet. Neben diesem ersten Paket sind noch zwei weitere Corona-Hilfspakete des Landes Steiermark in Planung. n
Einen genauen Überblick über die Wirtschaftsmaßnahmen des ersten Pakets gibt es auf der Webpage der SFG unter sfg.at
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LANDESDIREKTION STEIERMARK 8010 Graz, Brockmanngasse 32 Telefon: 050 350-43000 E-Mail: ld-stmk@wienerstaedtische.at
»Als Regionalbank können wir unsere Kundinnen und Kunden gerade jetzt bestmöglich unterstützen.« HYPO-Generaldirektor Martin Gölles
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HYPO Steiermark
Nähe und Vertrauen in der Krise Die Corona-Krise stellt Unternehmen vor große, oft existenzbedrohende Herausforderungen. Viele von ihnen benötigen jetzt rasche und unbürokratische Unterstützung.
Anzeige Foto: Hannes Loske
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ls Regionalbank, die seit vielen Jahrzehnten tief in der Steiermark verwurzelt ist, kennen wir unsere Kundinnen und Kunden ganz genau und können sie daher gerade jetzt bestmöglich unterstützen“, erklärt Martin Gölles, Generaldirektor der HYPO Steiermark. Unbürokratische Hilfe Zahlreiche Maßnahmen wurden initiiert, um unbürokratisch zu helfen.
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So können Kundinnen und Kunden online über die HYPO-Homepage innerhalb weniger Minuten eine Stundung von Kreditraten beantragen und davon ausgehen, dass sie kurzfristig eine Lösung auf dem Tisch haben. Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist derzeit nicht absehbar. Obwohl es sukzessive zu Erleichterungen kommt, besteht eine große Nachfrage nach Überbrückungshilfen und es muss
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Auch, wenn jetzt so vieles anders ist. Manches bleibt wie immer: Zählen Sie auf uns! Bleiben wir in Kontakt Peter Schwarzenegger Filiale Riesstraße/LKH, Graz +43 664 80510 5248 peter.schwarzenegger@landes.hypobank.at Mein ELBA www.hypobank.at
rasch Liquidität bereitgestellt werden. Um eine existenzbedrohende Gefährdung für österreichische Unternehmen zu vermeiden, werden beispielsweise Unterstützungsprogramme als „Garantien für Überbrückungsfinanzierungen (Covid-19)“ für gesunde Unternehmen zur Verfügung gestellt. Gemeinsam durch die Krise Martin Gölles betont: „Unsere Beraterinnen und Berater sind unermüdlich in Kontakt mit Kundinnen und Kunden. Ich bin davon überzeugt, dass es nach der Krise auf österreichischer wie auch europäischer Ebene Konjunkturpakete geben wird, um den Wirtschaftskreislauf wieder anzukurbeln.“ Darüber hinaus gewinnen gerade in schwierigen Zeiten Werte wie Vertrauen und Nähe neue Bedeutung. Denn Unterstützung für die steirische Wirtschaft und die Bevölkerung des Landes zu leisten, steht bereits im Gründungsauftrag der HYPO Steiermark. „Für uns bedeutet das, unseren Beitrag zu leisten, um die Krise gemeinsam zu bewältigen“, fasst der Generaldirektor zusammen.
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Anzeige Foto: Marija Kanizaj
RLB-Steiermark-CEO Martin Schaller sieht die gesamte Raiffeisenbankengruppe sehr gut zur Bewältigung der Corona-Krise aufgestellt.
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Raiffeisen: Gut aufgestellt in Corona-Zeiten Am 24. März präsentierten RLB und Raiffeisenbankengruppe sehr gute Zahlen für 2019. Generaldirektor Martin Schaller sieht das Unternehmen sehr gut aufgestellt, um die Kunden erfolgreich durch die Corona-Krise zu begleiten.
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ie steirische Raiffeisenbankengruppe (RBG) besteht aus der Raiffeisenlandesbank und den 53 selbstständigen steirischen Raiffeisenbanken. Die Bilanzsumme stieg im Vorjahr um fünf Prozent auf 30 Milliarden Euro, die Kundeneinlagen auf 16,3 Milliarden und die Ausleihungen auf 16,2 Milliarden. Der Gewinn nach Steuern beträgt 236 Millionen, die Eigenmittel liegen nun bei 3,6 Milliarden. Beim RLB-Konzern (RLB und HYPO Steiermark) beträgt der Gewinn 141
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Millionen und die Eigenmittel stiegen auf 1,6 Milliarden. Der Anteil ausfallsgefährdeter Kredite konnte auf 2,5 Prozent gesenkt werden, wobei Schaller klarstellte, dass dieser Anteil atypisch niedrig sei und sich in der ersten Corona-Bilanz, in einem Jahr, deutlich erhöhen werde. Seit Beginn der Corona-Krise hat Raiffeisen Steiermark für 7.500 Kunden rund 12.000 Ratenstundungen ermöglicht, 60 % davon übrigens bereits vor dem gesetzlichen Moratorium. Weiters wurden bisher rund
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meinsamen Kraftanstrengung aller Beteiligten zu einem Comeback der Wirtschaft kommen wird.“ Schaller ging auch auf die Mitte 2021 geplante vollständige Fusion von RLB und HYPO ein. Für die HYPO-Kunden werde sich dadurch gar nichts ändern – nicht einmal der Name ihres Beraters, so der Bankchef. Schaller schloss mit dem Appell, trotz der Größe der Herausforderungen den Optimismus und die Zuversicht zu wahren. Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Erwin Scheriau
500 Überbrückungsfinanzierungen mit einem Volumen von annähernd 100 Millionen Euro ermöglicht. Schaller stellte klar, dass es gelingen werde, diese Finanzierungen für sämtliche Unternehmen, die vor der Krise wirtschaftlich gesund waren, sicherzustellen. „Aufgrund unserer sehr guten Liquiditätsausstattung sind wir in der Lage, sehr rasch zu helfen“, so der Raiffeisen-Chef und er ergänzt: „Wir haben ein tiefes konjunkturelles Tal vor uns. Doch wir sind überzeugt, dass es bei einer ge-
SO GEHT STEIRISCH ... UND INNOVATIO N ZUM GUTE N TON. IN DER STEI ERMA RK GEHÖ REN TRAD ITION bringt alle Ob Hackbrett oder Tablet – die steirische Lebensart ern Generationen in Einklang. Einfach # traditionellmod www.volkskultur.steiermark.at | www.heimatwerk.steiermark.at
Die Corona-Pandemie stellt die Steiermärkische Sparkasse vor große Herausforderungen: v.l. Georg Bucher, Vorstandsmitglied, Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender, Walburga Seidl, Vorstandsmitglied, und Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied.
Steiermärkische Sparkasse:
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Foto: Werner Krug
Herausforderung
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Der Corona-Lockdown, und nicht die durchwegs guten Vorjahreszahlen, überschattete die Bilanzpräsentation der Steiermärkischen Sparkasse. Generaldirektor Gerhard Fabisch hatte daher zu einer virtuellen VeröffentlichungsPressekonferenz geladen.
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er CEO der Steiermärkischen eröffnete, dass er trotz guter Zahlen keine Jubel-PK veranstalten werde. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass eine gute Eigenkapitaldecke und eine gesunde Kundenstruktur eine wichtigste Voraussetzung dafür seien, dass die Bank nun über einen extrem langen Atem verfüge, um ihre Kunden durch die schwierige Zeit zu führen. Schließlich wisse noch niemand, wie lange sie letztendlich dauern werde. Das Bilanzjahr 2019 schloss die Steiermärkische Sparkasse mit einem Rekordgewinn nach Steuern von 197 Millionen Euro ab, der zur Gänze dem Eigenkapital zugeführt wurde. Der Kommerzbereich hat etwa
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62 Millionen zum Ergebnis beigetragen. Die Bilanzsumme stieg auch wegen 70.000 Neukunden auf 17,2 Milliarden. Das für die Leistungsfähigkeit der Bank ausschlaggebende Eigenkapital erhöhte sich dadurch von 1,64 auf 1,83 Milliarden Euro und konnte zwischen 2011 und 2019 mehr als verdoppelt werden. Bis Anfang April wurden etwa 1.000 Kreditstundungsanträge bei der Bank gestellt und seit dem gesetzlichen Moratorium weitere 4.500, davon 250 von Kleinstunternehmen. „Von den online eingereichten Stundungen können wir etwa 60 Prozent automatisch erledigen, den Rest müssen wir aufgrund von Fehleingaben händisch bearbeiten“, er-
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gänzte Gerhard Fabisch am 24. April die Angaben bei der Bilanz-PK. Etwa 90 Prozent der Stundungsanträge würden den Kriterien des gesetzlichen Moratoriums unterliegen und daher automatisch erledigt werden. Stundungen, die außerhalb des Moratoriums lägen, müssten individuell vereinbart werden. Bei Kunden, die vor der Krise wirtschaftlich gesund waren, würden diese sofort bearbeitet und positiv erledigt. Auch bei den staatlichen Kredithaftungen arbeitet die Bank intensiv mit ihren Kunden zusammen, so Fabisch: „Wir haben derzeit 740 AWS- bzw. ÖHTÜberbrückungsfinanzierungen mit einem Volumen von rund 185 Millionen Euro sowie 19 OeKB-Kredite mit einem Volumen von etwa 48 Millionen in Bearbeitung. Davon konnten wir bereits ca. 400 Finanzierungen auszahlen.“ Das Finanzierungsvolumen liege jedoch deutlich unter der Hälfte des beantragten Volumens. Auch der SFG-Zinsenzuschuss der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) werde extrem gut angenommen und zu jeder Überbrückungsfinanzierung mitbeantragt. Aufgrund des großen Ansturms bei den Förderstellen sei in den nächsten Wochen eine Verzögerung bei den Genehmigungen der Haftungsanträge zu erwarten. „Um Härtefälle bei wirtschaftlich gesunden Unternehmen zu vermeiden, werden wir uns geeignete
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Maßnahmen überlegen, um diesen die dringend benötigten Finanzierungsmittel vorzufinanzieren“, schließt der Bankchef seine Ausführungen. Aus seinen Worten ist aber auch herauszuhören, dass es für Unternehmen, die schon vor Corona in finanziellen Schwierigkeiten steckten, nun noch schwieriger werden könnte, den Kopf über Wasser zu halten. Denn schließlich belasten auch jene Kredite, für die nun Republik haftet, das Obligo und damit das Insolvenzrisiko. Österreichische Banken sind europarechtlich dazu verpflichtet, vor jeder Kreditentscheidung die Bonität ihrer Kunden zu bewerten. Krisenzeiten fördern immer auch Aktivitäten auf der Veranlagungsseite. Derzeit registriert die Bank eine stärkere Nachfrage nach Gold, aber auch nach Aktienfonds. Während Gold als sicherer Hafen für Krisenzeiten gilt, wollen viele Anleger die derzeit niedrigen Wertpapierpreise für Zukäufe nützen.
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„Schmuckstars 2020“ Schullin ist nominiert Schullin freut sich, besonders in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten, über die Nominierung für „Schmuckstars 2020“. Unter dem Motto #StayHome&Vote ruft Schullin gemeinsam mit anderen österreichischen Juwelieren dazu auf, die heimische Wirtschaft zu unterstützen und – von zu Hause aus – beim Online-Voting mitzumachen. In den drei Kategorien „The Web-Star 2020“, „Schmuckstück des Jahres“ und „Premiumjuwelier des Jahres“ kann man auf www.schmuckstars.com für Schullin abstimmen und dabei wertvolle Preise gewinnen.
Fotos: Afritsch Kinderdorf, Julia Baldauf, Croce & Wir
Nachhaltiges Recycling in Krisenzeiten Seit Beginn der Corona-Krise sind die Kunststoffabfälle österreichweit um ca. 8 Prozent gestiegen. Die Mülltrennqualität ist dennoch auf einem sehr guten Niveau geblieben. In der innovativen Hightech-Kunststoffsortieranlage der Firma Saubermacher in Graz werden im 3-Schichtbetrieb 14 verschiedene Kunststofffraktionen sowie Aluminiumdosen und Getränkeverbundkartons aus gelber Tonne und gelbem Sack aussortiert. Die 82 und Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Verpackungsabfälle nachhaltig recycelt werden. „Kunststoff zu verbieten, hilft nicht. Wir müssen die Mehrwegflaschen forcieren, das Recycling verbessern und den Einsatz von Rezyklaten im Produktionsprozess forcieren“, so Saubermachergründer Hans Roth. Spar und Haribo bringen Kinderdörfern Osterfreude Die Osterzeit in Zeiten von Corona hat für viele Kinder Einschränkungen bedeutet. Spar setzte gemeinsam mit Haribo ein positives Zeichen: Um den Kindern, die im Anton-Afritsch-Kinderdorf und dem SOS Kinderdorf in Stübing leben, die Osterzeit zu versüßen, gab es für jedes Kind dort ein Geschenkpaket von Spar und Haribo gratis. „Jedes Zeichen der Hoffnung ist jetzt wichtig“, betont Christoph Holzer, GF Spar Steiermark und Südburgenland. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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achtzigzehn | Joel Kernasenko | bezahlte Anzeige
BEGLEITUNG IST VERTRAUENSSACHE
0 bis 24 Uhr 0316 887 2800
ICH PFLANZE NEUES LEBEN, WENN EIN ANDERES VERBLÜHT Josef Waldegg, Gärtner der Bestattung Graz, kümmert sich seit 40 Jahren um die letzten Ruhestätten der Verstorbenen. Seine Pflegearbeiten entlasten die Angehörigen und mit Bepflanzungen und Blumenschmuck schafft er Orte, an denen Erinnerungen aufblühen.
grazerbestattung.at
Vorstands-Vors. Regina Ovesny-Straka und Vorstands-Vors.Stv. Monika CisarLeibetseder sehen die Volksbank gut auf Kurs.
Stolzes Ergebnis 2019 für die Volksbank Steiermark Das Bilanzjahr in eine knappe Formel gebracht lautet: „Gezieltes Kostenmanagement trägt uns ein stolzes Ergebnis ein“, verkündete Vorstands-Vors. Regina Ovesny-Straka am 16. April bei der Präsentation des Geschäftsberichts der Volksbank Steiermark AG.
Foto: Volksbank Steiermark
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ür das Geschäftsjahr 2019 konnte die Bilanzsumme um 3,1 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro gesteigert werden und das Betriebsergebnis kletterte von 12,16 auf 17,5 Mio. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) fiel aufgrund von Wertberichtigungen auf 14,8 Mio. Euro (2019: 17,02 Mio. Euro). Deutliche Zuwächse gab es sowohl bei den Krediten als auch beim Wertpapiervolumen. „Unsere Eigenmittel konnten wir auf 192 Mio. Euro steigern, auch das harte
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Kernkapital ist gestiegen, das ist ein guter Polster für ein anspruchsvolles Jahr 2020“, betont ihre Stellvertreterin Monika Cisar-Leibetseder. Als klassische Hausbank nah an den Unternehmen will man jetzt, in Zeiten von Corona, noch mehr für die eigenen Kunden da sein, so OvesnyStraka: „Deshalb wollen wir unseren eingeschlagenen Weg – nämlich die Kundenberatungen in den Mittelpunkt zu stellen und Online-Services weiter zu forcieren – auch in Zukunft konsequent weitergehen.“
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mit hoher Qualität ist, mit der auch eine dauerhafte Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Anfang April läutete bei uns der steirische Krauthäuptel die heimische Gemüsesaison ein. Daneben haben wir auch die steirischen Tomaten und Gurken aus Bad Blumau, und aktuell hat der grüne und weiße steirische Spargel Saison. Im Mai folgt dann die heimische Erdbeersaison.
Inwiefern können Sie die Bauern in dieser angespannten Lage bzw. angesichts des Arbeitskräftemangels unterstützen? Wir hoffen natürlich, dass die wich-
Christoph Holzer, GF von SPAR Steiermark und Südburgenland im Interview zur Corona-Krise.
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Anzeige Foto: Werner Krug
Die Erntesaison hat bereits begonnen, wie stellt Spar die Versorgung der Menschen mit regionalen Lebensmitteln sicher? SPAR ist sehr stolz auf die jahrzehntelangen Partnerschaften mit vielen steirischen Produktionsbetrieben und bäuerlichen Betrieben. Wir führen über 3.886 verschiedene Produkte von über 437 steirischen Produzenten bei Spar in der Steiermark. Ich hoffe, dass alle Menschen in der Steiermark auch nach der Krise das Bewusstsein bewahren, wie wichtig eine heimische Lebensmittelproduktion mit frischen, saisonalen und geschmackvollen Lebensmitteln
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tigen Erntehelfer aus dem benachbarten Ausland auch weiterhin nach Österreich einreisen dürfen, um die österreichischen Bauern bei der Ernte zu unterstützen. Als Spar erfüllen wir die wichtige Aufgabe, die Ware unserer heimischen Produzenten zu den Konsumenten zu bringen und so den heimischen Bauern eine große Sicherheit zu geben. Wir haben in der Krise auch neue steirische Lieferanten ins Boot geholt. Ein aktuelles Beispiel ist die Firma Prem, die uns jetzt neu seit 30. März mit steirischen Kulmlandeiern beliefert. Davor hat die Firma Prem hauptsächlich die Gastronomie beliefert. Da dieser Vertriebskanal aber komplett eingebrochen ist, vertreiben wir die verfügbaren steirischen Kulmlandeier nun über unsere Spar-Standorte. Wie sieht es angesichts aktueller logistischer Herausforderungen mit dem Warenfluss aus anderen Ländern aus? Mit sehr viel Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einkauf ist es gelungen, auch den internationalen Warenfluss gut abzuwickeln, und wir sind diesbezüglich auch optimistisch für die nächsten Monate. Es haben jedoch alle unsere Einzelhändler, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allen Märkten, in der Logistik, in unseren Produktionsbetrieben und natürlich auch in
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unserer Verwaltung Großartiges geleistet und dafür sind wir sehr dankbar.
In welchem Ausmaß hat Spar aufgrund der Situation neue Arbeitskräfte aufgenommen und was sind deren Perspektiven für weiteren Verbleib im Unternehmen? Einer unserer Job-Slogans lautet „Jobs mit Sicherheit“. Diese Krise hat gezeigt, wie wichtig die Berufe im Lebensmittelhandel für die Versorgung von Österreich sind, und vor allem auch, dass wir krisensichere Arbeitsplätze anbieten. Es war auch sehr schön zu erleben, wie viele Kundinnen und Kunden sich positiv gegenüber unseren SupermarktMitarbeitenden geäußert haben. Da gab es auch schöne Gesten, z. B. haben Kunden ein großes Papierherz mit „Mariagrün sagt DANKE“ an die Eingangstür unseres Spar-Supermarktes in Graz Mariagrün geklebt. Viele haben in dieser Zeit gesehen, dass das Arbeiten im Lebensmitteleinzelhandel eine sehr wichtige Tätigkeit ist. Wir eröffnen auch heuer wieder neue Spar-Standorte in der Steiermark. Daher suchen wir laufend neue Mitarbeiter. Und wir suchen aktuell auch wieder neue Lehrlinge. Es gibt also viele großartige neue Chancen bei uns. Bei Interesse einfach auf unserer Jobseite www. spar.at/jobs vorbeischauen. Wir freuen uns über alle Bewerbungen!
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Welche Veränderungen beim Einkaufsverhalten in den Spar-Märkten haben sich aus Ihrer Sicht in den vergangenen Wochen abgezeichnet bzw. sind markant? Die ersten Märzwochen waren sehr intensiv. Da waren auch einige Kunden dabei, die aus Angst Hamsterkäufe durchgeführt haben. Wir konnten aber alles sehr gut abwickeln und konnten alle Verordnungen gut umsetzen. Auch unsere Kunden haben sich beim Einkaufen gut verhalten und setzen die Maßnahmen wie das Tragen von Masken weitgehend problemlos um. Unsere Kunden haben sehr schnell erlebt,
dass wir dauerhaft eine gute Versorgungssicherheit bieten. Daher haben auch die anfänglichen Hamsterkäufe bald aufgehört und es ist alles gut abgelaufen. Spürbar ist jedenfalls dass, die Häufigkeit des Einkaufens abgenommen hat und gleichzeitig der Durchschnittseinkauf gestiegen ist. Für mich persönlich waren die letzten Wochen eine schöne Bestätigung dafür, dass wir unsere Arbeit für die Versorgung der Menschen mit den letztlich wichtigsten Produkten machen und dass ich diese Arbeit im richtigen Unternehmen machen darf.
LIEBE KUNDIN, LIEBER KUNDE! wir wissen wie herausfordernd die aktuelle Situation für Sie ist. Wir in der Volksbank sind deshalb vorbereitet, Sie in diesen Tagen und Wochen mit all unserer Kraft zu unterstützen. Denn jetzt ist mehr denn je die Zeit, in der Zusammenhalt und Vertrauen besonders wichtig sind.
Als Hausbank für UNTERNEHMEN und PRIVATKUNDEN sind wir gerade jetzt für Sie da! Zuverlässig, schnell und flexibel arbeiten wir daran, dass das von der österreichischen Bundesregierung beschlossene Garantie- und Haftungspaket umgehend zu den Unternehmen kommt. Unsere ExpertInnen stehen Ihnen deshalb mit allen wichtigen Informationen zur Seite, unterstützen Sie bei Anträgen und helfen bei der Abstimmung mit dem Austria Wirtschaftsservice, der Österreichischen Kontrollbank sowie allen weiteren Förderstellen. Für Privatkunden und Kleinstunternehmer schaffen wir Erleichterung bei der Kreditrückzahlung und setzen das Gesetz zur Stundung um. Persönlich und individuell. Kontaktieren Sie Ihren Berater. Wir unterstützen Sie dabei, aus dem Paket der Bundesregierung, mit Überbrückungskrediten, mit der Übernahme von Haftungen, mit Stundungen, Ihre Liquidität sicherzustellen. Offen und ehrlich gehen wir in eine sowohl für Sie als auch für die Volksbank völlig neuartige Situation. Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam mit Ihnen als UnternehmerIn und PrivatkundIn diese einmalige Herausforderung bewältigen werden.
GD KR Mag. Regina Ovesny-Straka Vorstandsvorsitzende
www.volksbank-stmk.at
Dir. DI Monika Cisar-Leibetseder Vorsitzende-Stellvertreterin
VOLKSBANK. Vertrauen verbindet.
Die ausgezeichnete Qualität des Jahrgangs 2019 gibt Anlass zur Hoffnung auf wieder wachsende Umsätze zu soliden Preisen.
Fotos: Anna Stöcher, Flora P. Photography
Online-Verkauf gibt Weinbauern Hoffnung
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ie Corona-Krise stellt neben anderen Branchen auch die heimische Landwirtschaft vor große Herausforderungen. In besonderem Maße gilt dies für die Weinbauern, und das obwohl die kommende Ernte noch in weiter Ferne liegt. Tatsache ist, dass seit Mitte März praktisch alle Gastronomiekunden wegfallen und Buschenschenken noch nicht
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aufsperren dürfen. Da auch der Abhofverkauf eingeschränkt ist, sehen sich steirische Weinbauern mit teils massiven Umsatzeinbrüchen konfrontiert.
Drastische Einbrüche beim Absatz Dazu kommt, dass die großen Weinpräsentationen für den Verlauf des
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Weinbaudirektor Werner Luttenberger: „Das Wichtigste für uns ist der gesicherte und stabile Inlandsmarktanteil auf sehr hohem Niveau.“
Frühjahrs abgesagt werden mussten, ebenso viele kleinere regionale Veranstaltungen und Verkostungen. Auch steht bereits fest, dass diesen Sommer über die traditionellen großen Feste nicht stattfinden werden. Betroffen ist derzeit auch der Export und insgesamt ist der Weinverkauf im Schnitt um mehr als die Hälfte zurückgegangen, erklärt Werner Luttenberger, Geschäftsführer der Wein Steiermark: „Die steirische Weinwirtschaft ist wie andere Branchen durch die Krise stark betroffen. Weingenuss findet nun mal in guter Gesellschaft statt. Die Schließung der Gastronomie, die ein wichtiges Absatzsegment darstellt, hat zu Umsatzeinbrüchen geführt. Außerdem sind die Einschränkungen zu Beginn des Verkaufsstarts für den 2019er Jahrgang gekommen.“ Besorgt äußert sich auch stellvertretend für viele Weinbaubetriebe Rosalinde Jöbstl vom Weingut Jöbstl in Gamlitz: „Die Gastronomie ist ein
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wichtiger Partner für uns, und wenn ich von unserem Betrieb ausgehe, werden viele Veranstaltungen, für die wir Lieferant sind, ausfallen und das sogar bis Ende August. Vor allem wird die Weinmenge, die über die Gastronomie und Veranstaltungen vermarktet wird und jetzt praktisch auf null gesetzt ist, das große Problem werden. Es wird ein Überangebot geben und das ist für den Preisdruck nicht positiv. Die Probleme werden sich im kommenden Jahr auswirken. Die Traubenerzeuger wird es wahrscheinlich als Erstes treffen, denn wenn der Absatz sich verkleinert, muss man auch nicht zukaufen.“ Online- und Ab-Hofverkauf legen zu Doch es gibt nicht nur negative Nachrichten, so Luttenberger: „Am besten hat sich der direkte Verkauf ab Hof gehalten. Durch kontaktlose Übergabe von Wein bzw. ebensol-
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che Lieferung an Kunden konnten noch vernünftige Umsätze erreicht werden.“ Sprunghaft gestiegen ist wie in vielen Branchen die Bedeutung des Online-Handels. Die Webseite der Wein Steiermark hat daher mit dem Motto „regional einkaufen“ als Unterstützung viele Webshops steirischer Winzer online verlinkt, und das mit deutlichem Erfolg, so Luttenberger: „Die Betriebe sind unterschiedlich darauf vorbereitet gewesen. Vielfach waren wegen der funktionierenden Verkaufswege solche Aktivitäten nicht nötig. In einzigartiger Geschwindigkeit haben die Weingüter aber auf die geänderte Situation reagiert und online Weine angeboten. Jene, die schon bisher im Online-Marketing aktiv waren, hatten natürlich Vorteile.“ Unter dem Motto „regional einkaufen“ finden Interessierte auf www. steiermark.wine/news jene Weinbaubetriebe, bei denen steirische Weine online bestellt werden können. Nach Anfragen von Weinbauern hat Micha Beiglböck, Mitbegründer von nahgenuss.at, mit seiner Plattform, die sonst hauptsächlich Fleisch von Direktvermarktern anbietet, ebenfalls spontan Bio-Weine in das Angebot aufgenommen. Mehr als 10 Bio-Weinbaubetriebe aus der Steiermark und angrenzenden Regionen sind schon an Bord und bieten online Weinpakete an. Bereits in der ersten Woche – einer kurzen TestMAI 2020
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Sie können sich auch in Krisenzeiten auf uns verlassen! Wir sind rund um die Uhr für Sie da: Servicehotline +43 316 8057-1857 office@energie-graz.at www.energie-graz.at
Die steirischen Weinbauern blicken sorgenvoll in die Zukunft.
phase – konnten über 400 Flaschen Wein verkauft werden.
Hoffen auf den Sommertourismus Die Erwartungen vieler Buschenschankbetriebe richten sich auf die Sommersaison, wenn hoffentlich nicht nur Österreicher, sondern auch vermehrt wieder Touristen auch aus dem Ausland wieder Reisen unternehmen, so Jöbstl: „Wenn ausländische Gäste ausfallen, dann kann man nur auf Inländer hoffen. Die Südsteiermark war bis jetzt bereits ein Lieblingsgebiet für Kurzurlauber aus Österreich. Wir hoffen, dass sie uns vor allem im Sommer treu bleiben. Da gibt es sicherlich noch Aufholbedarf. Eine Alternative wäre die Verlängerung der Saison bis Mitte Dezember,
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aber ob man so etwas so kurzfristig erfolgreich auch schafft, ist natürlich eine große Frage. Trotz allem sind Gäste aus Deutschland für die Südsteiermark sehr wichtig und können sicher nicht durch Inlandstourismus allein ausgeglichen werden.“ Diesen Hoffnungsschimmer unterstreicht auch Weinbaudirektor Luttenberger: „Die zwei Monate sind schwer aufzuholen und die Gäste trinken deswegen nicht mehr aufgrund ihres Nachholbedarfs. Für mich besteht aber zumindest die Hoffnung, dass die Konsumenten des steirischen Weins auch heuer wieder zu ihren Lieblingsweingütern reisen können, um dort den neuen Jahrgang zu verkosten und auch mit nach Hause zu nehmen. Durch den sanften Start in die Ver-
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triebssaison ab Mitte Mai sollte auf jeden Fall ein Teil des bisher fehlenden Konsums nachgeholt werden können. Die steirische Weinkulturlandschaft ist einzigartig wie ihre Anziehungskraft. Dabei lassen sich viele malerische Plätze mit schönen Terrassen entdecken, auf denen perfekt bei einem Glas Wein mit kulinarischer Begleitung ausgespannt werden kann.“ Einen Vorteil hat steirischer Qualitätswein allerdings noch gegenüber vielen anderen landwirtschaftlichen Produkten, er ist sehr gut lagerfähig und das gilt auch für den Jahrgang
www.wirtschaftsbund.st
2019, so Luttenberger: „Die steirische Weinernte 2019 betrug ca. 24 Mio. Liter. Das ist nur unwesentlich geringer als die Vorjahresernte. Es handelt sich um einen klassisch steirischen Jahrgang mit frischer Säure und moderatem Alkoholgehalt. Besonders auffällig sind die fruchtigen Aromen und die bereits jetzt vorhandene Eleganz und Harmonie.“ Diese Eigenschaften dürften diesen perfekt gelungenen Jahrgang, der in den steirischen Weinkellern ruht und geduldig auf Kunden wartet, auch in der Nachkrisenzeit wieder zu einem begehrten Gut werden lassen.
FAZITGESPR ÄCH MIT DEM STEIRISCHEN L ANDESR AT CHRISTOPHER DREXLER
FA ZITGESPR ÄCH MIT CHRISTOPHER DREXLER
Zur Kultur der Offenheit zurückfinden
Der steirische Landesrat Christopher Drexler über Angst in Coronazeiten, ein neues Biedermeier und eine schwindende gesellschaftliche Lust am Fortschritt. Text von Peter K. Wagner und Johannes Tandl Fotos von Marija Kanizaj
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FA ZITGESPR ÄCH MIT CHRISTOPHER DREXLER
»Da ist er ja, der Babyelefant«, stellen wir erfreut, aber mit ironischem Unterton fest, als wir den Vorraum des Büros von Landesrat Christopher Drexler im Grazer Landhaus betreten. Etwas versteckt im südwestlichsten Winkel des Zimmers hängt neben dem Fenster tatsächlich ein Kalender mit einer Illustration eines Elefanten. Und dieser Babyelefant war für das Abstandhalten in Geschäftsflächen zu Coronazeiten zu einem Synonym für nicht immer ganz leicht verständliche Vorgaben zur Eindämmung des Covid-19-Virus geworden.
Das Kalenderbild mit dem exotischen großen Tier sollte hier eigentlich gar nicht mehr aufgeschlagen sein. Es ist das Kalenderblatt für den Monat Jänner. Doch diese Feststellung könnte falsch gedeutet werden. Die Zeit ist alles andere als stehengeblieben, hier in einem der Vorhöfe der steirischen Landesregierung. Naturgemäß ist auch an diesem Ort Corona das bestimmende Thema.
Erstmals in der Geschichte des Fazit erfolgt die Begrüßung eines Gesprächspartners ohne Handschlag, der Mindestabstand von zwei Metern wird durch das Platznehmen an unterschiedlichen Enden des Tisches eingehalten. Und auch im Zentrum des knapp einstündigen Austausches steht das Virus mit den Kronenzacken, das auch die Steiermark in Atem hält. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Christopher Drexler, wie viel Angst verträgt eine Gesellschaft? Im Laufe der Geschichte haben sich menschliche Gesellschaften als außerordentlich angstresilient bewiesen. Die Frage ist, wie viel Angst verbreitet sich und was kann man dagegen tun? Insgesamt ist unsere Gesellschaft relativ stabil. War Angst das geeignete politische Stilmittel der österreichischen Bundesregierung, damit die Bevölkerung Verständnis hat für unpopuläre Maßnahmen? Angst ist kein Stilmittel der Regierung, aber es braucht ein nüchternes Problembewusstsein. Jene, die geglaubt haben, diese Coronapandemie kann man auf die leichte Schulter nehmen, haben – aus jetziger Sicht – nicht gut und richtig gehandelt. Man denke nur an die Vereinigten Staaten oder das Vereinigte Königreich. Es gibt dennoch eine gewisse Rhetorik, die Angst erzeugt. Innenminister Nehammer hat am 30. März etwa in einer Pressekonferenz gesagt: »Wer sich jedoch vorsätzlich nicht an die Maßnahmen hält, wird zum Lebensgefährder«. Ich habe keine besonderen Probleme mit der Regierungsrhetorik in den letzten Wochen gehabt. Noch FA ZIT ONLINEAUSGABE
einmal: Es geht darum, die Dramatik der Lage zu erklären und da braucht es klare Worte. Das ist, glaube ich, der österreichischen Bundesregierung gut gelungen. Man darf nämlich eines nicht vergessen: Im Grunde sind die Österreicher außerordentlich diszipliniert in der Umsetzung der notwendigen Beschränkungen und Maßnahmen. Insofern glaube ich, dass sich die Regierung nicht im Ton vergriffen hat.
Der Stanford-Wissenschaftler John Ioannidis hat bereits im März gesagt, er frage sich, was es mit Menschen macht, wenn Infektions- und Todeszahlen eines Virus in dieser Form live als Update nahezu stündlich weitergegeben werden. Immerhin sterben weltweit 60 Millionen Menschen pro Jahr. Was haben diese Zahlen der österreichischen Bundesregierung mit den Steirerinnen und Steirern gemacht? Ich leugne ja nicht, dass das, was wir derzeit erleben, tiefe gesellschaftliche Auswirkungen hat. Ich würde es nur nicht von der Rhetorik der Bundesregierung herleiten wollen, sondern einfach von den Begebenheiten, denen wir uns gegenübersehen und die bemerkenswert sind. Vor kurzem hat der Kanzler sehr klug, wenn auch hart, formuliert: Er sprach von der Konfrontation ///
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Es ist wahrlich nichts Alltägliches, wenn der gesamte Handel und die Gastronomie geschlossen werden, und eigentlich jeder daheimbleiben sollte. CHRISTOPHER DREXLER
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mit dem Tod und mit Todesfällen, die stattfindet. Etwa am LKH Graz II, Standort West. Und zwar täglich. Diese Konfrontation schärft das Bewusstsein, wie ernst die Lage tatsächlich ist. Ich war Anfang März noch in New York, wo ich im Fernsehen einzelne Repräsentanten gesehen habe, die erklärt haben, man solle nicht übertreiben, es sei eine kleine Grippe, die auf uns zukomme. Jetzt sieht man, was sich insgesamt in der Vereinigten Staaten tut, und ganz besonders, was sich in New York City getan hat. Insofern ist es schon vernünftig gewesen, für europäische Verhältnisse sehr früh, am Freitag, dem 13. März, die ersten Beschränkungen zu verkünden. Es ist wahrlich nichts Alltägliches, wenn der gesamte Handel und die Gastronomie geschlossen werden, und eigentlich jeder daheimbleiben sollte. Das muss man erklären – und dafür braucht es die richtigen Worte. Insofern glaube ich, dass der nüchterne, klare Sprachduktus des Bundeskanzlers und der gesamten Bundesregierung gut war. Ich glaube aber auf der anderen Seite, dass natürlich niemand – weder in Stanford noch in Graz – beantworten kann, was eine derartige Situation mit einer Gesellschaft macht. Das soziale Leben kam ja buchstäblich zum Erliegen und Menschen weiFA ZIT ONLINEAUSGABE
chen einander intuitiv aus. Darüber hinaus weiß niemand, wie lange wir noch mit Einschränkungen zu leben haben.
Trotz dieser drastischen Maßnahmen zur Freiheitseinschränkung, die Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr kannte, steigen die Zustimmungswerte zur Regierung. Ein Bekannter stellte die Sehnsucht zur Unfreiheit bzw. zur geführten Demokratie fest. Erkennen Sie diese auch? Nein, der Meinung bin ich absolut nicht. Erstens ist eine gesteigerte Zustimmung für die Regierung bzw. zur Person des Kanzlers ein allgemeiner Trend. Krisenzeiten gelten als Zeiten der Exekutive. Eine Regierung, die in Krisenzeiten einen guten Job macht, wird hohe Zustimmung haben. Die überwiegende Mehrheit der Österreicher ist der Meinung, dass die Bundesregierung einen exzellenten Job macht. Selbst, wenn nun nach einigen Wochen die ersten Spurenelemente von Kritik aufkommen und die Opposition sich an ihre eigene Existenz erinnert. Ich glaube aber jedenfalls nicht, dass diese Situation so zu interpretieren ist, dass dies passiert, weil es Ausgangsbeschränkungen gibt. Es wird wohl hoffentlich eine über 90-prozentige Mehrheit geben, die sich ///
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darauf freut, wenn diese Beschränkungen wieder aufgehoben werden.
»Dahoamsteirern« ist eine Kampagne des Landes Steiermark, die im positiven Sinne zur Solidarität aufruft. Wie wird die Aktion angenommen? Sehr gut. Gerade heute früh habe ich mir über den Instagram-Auftritt der Kampagne wieder einen Eindruck verschafft und habe anderen Medien entnommen, dass immer mehr, auch originelle Beiträge eingereicht werden. Von Kulinarischem bis zu Tanzdarbietungen von Eltern und Kindern, kreativen Beiträgen unse-
rer tollen Musikvereine usw. Uns war es wichtig, das steirische Bewusstsein auch in Zeiten der Krise hochzuhalten.
Passt Dahoamsteirern auch zu Coronazeiten als Zeichen eines neuen Biedermeier? Würde Dahoamsteirern in normalen Zeiten sein, wäre es Cocooning [Anmerkung: die Tendenz, sich vermehrt aus Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit ins Private zurückzuziehen]. Wir sind aber nicht in normalen Zeiten und das Dahoamsteirern ist daraus entstanden, dass wir angesichts
GEMEINSAM HALTEN WIR DIE STEIERMARK AM LAUFEN. Danke an alle, die gerade jetzt in der steirischen Industrie arbeiten und produzieren.
dieindustrie.at/Kniepeiss
Wir brauchen Euch.
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der notwendigen Einschränkungen diese Lust am Steirischen weiterleben wollen. Es geht um die Lust am Brauchtum und der steirischen Identität – ohne, dass eine Musikkapelle live auftreten kann. Die Ausgangsbeschränkungen der Coronakrise stellen uns die Frage, wie wir leben wollen und wie ein gutes Leben enden soll. Was ist in Anbetracht der größten Einschränkung auch Ihrer persönlichen Grundrechte Ihre Antwort? Die Frage »Wie wir leben wollen?«, sollte man sich ohnehin öfter stellen. Es ist ja bemerkenswert, dass das Kulturjahr 2020 der Stadt Graz diese Frage aufgenommen hat. Genau mit dieser Formulierung. Ich habe dazu zwei Gedanken, wo ich auch nicht die abschließenden Antworten weiß. Zum einen ist aktuell auf Leserbriefseiten und in Foren immer wieder von der Heilsamkeit der Entschleunigung dank Corona die Rede. Das wäre eigentlich der Weg hin zu einem neuen Biedermeier, der mir überhaupt nicht behagt. Ich glaube im Übrigen auch nicht, dass es so sein wird. Das zweite Feld, das eine gewisse Wechselwirkung mit dem anderen hat, bereitet mir viel größeres Unbehagen. Das, was wir jetzt erleben, ist die Fortsetzung dessen, was wir die letz-
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ten Jahre erlebt haben. Dazu muss ich etwas ausholen: Wir haben im Jahr 2000 eine Publikation präsentiert mit dem Titel »Aktion – Vision – Modell – Steiermark«, ich war damals Teil eines Politik-Thinktanks der steirischen Volkspartei. Die Publikation war mit einer Vielzahl an Zitaten garniert. Eines davon geht mir nicht mehr aus dem Kopf, weil es mir aus Sicht des Jahres 2020 völlig aus der Zeit gefallen scheint, was ich sehr bedaure. Es lautet: »In a nutshell, the key formula for the coming ages is this: open, good. closed, bad.« Doch nun erleben wir eine Sehnsucht nach dem Zusperren, eine Sehnsucht nach Grenzen [haut auf den Tisch]. Das ist vielen meiner Generation völlig fremd, weil wir Grenzen noch erlebt haben. Diese Entwicklung hat unterschiedliche Ursprünge. Es beginnt bei der großen Migrationskrise im Jahr 2015. Logischerweise braucht man eine geordnete Migration. Natürlich braucht es klare Regeln und wir können nicht die Not der gesamten Welt in der Steiermark und in Österreich klären. Alles andere wäre unvernünftig. Aber daraus ist zu einem großen Teil eine Grenzsehnsucht entstanden. Ich habe die vergangenen Monate oft gesagt: »Gebt mir mein Schengen zurück.« Nun wird es noch länger auf sich war///
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Die Frage »Wie wir leben wollen?«, sollte man sich ohnehin öfter stellen. CHRISTOPHER DREXLER
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ten lassen müssen. Ich hoffe aber ganz gegenteilig, dass wir wieder zu einer Kultur der Offenheit zurückfinden, zu einer Kultur, in der Austausch gut ist, zu einer Kultur, wo das Kennenlernen anderer Länder und Kulturen etwas Positives ist und nichts, wovor man sich fürchtet. Im Übrigen hat das noch einen ganz anderen Nebeneffekt: Die Sehnsucht, dass alles nur noch regional sein sollte. So positiv diese Entwicklung auf der einen Seite auch ist, was den regionalen Handel, das regionale Einkaufen gerade im Bereich der Lebensmittel angeht, sind die mancherorts vorherrschenden Tendenzen zu einer nahezu gänzlichen Regionalisierung der Wirtschaft gerade für die Steiermark mehr als problematisch. Immerhin kommt bei uns die Wertschöpfung für jeden zweiten Euro aus dem Export! Das halte ich für eine der größten Wiederaufbauherausforderungen nach der Krise, weil die positiv besetzte Beschränkung wohl durchbrochen werden wird müssen. Insofern gebe ich der ersten Sequenz dieses Gesprächs auch recht. Ist das nicht ein intellektueller Mainstream inzwischen, der diese Meinung vertritt? Die Klimakrise ist auch ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang.
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Aber das kann nur ein mieselsüchtig europäischer Mainstream sein, nicht buchstäblich regional auf Europa gemünzt. Ich sehe auch den Glauben an den Fortschritt am Schwinden. Vor einiger Zeit hätte man gesagt: »Flugzeuge sind offensichtlich schädlich – die Herausforderung ist: Welche Technologien finden wir, um die Situation zu verbessern.« Heute sagen wir: »Wir fliegen nicht mehr.« Das ist ein Rückschritt in der Menschheitsgeschichte. Der grundsätzliche Zugang ist weniger Wohlstand und weniger zu tun. Das ist eine zutiefst pessimistischer, fast dystopischer Zugang. Einer fortschrittlichen Gesellschaft stünde eigentlich gut an: Welche Technologien können wir finden, um alles noch besser und schöner zu machen. Ein wichtiges Anliegen zum Schluss: Haben Sie als Sportlandesrat bereits bei Minister Kogler, dem Österreichischen Fußballbund und der österreichischen Fußballbundesliga interveniert, damit die Steiermark nächste Europacupsaison Teil der FußballChampions League ist? Austragungsort oder ... ... der Hintergrund der Frage ist die Tatsache, dass die zweite Mannschaft des USV Kainbach-Hönigtal der bis///
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her einzige feststehende österreichische Meister der Saison 2019/20 ist und daher den Anspruch auf eine Teilnahme am nächsten Europacupbewerb stellt. Mit einem Augenzwinkern wohlgemerkt. [lacht] Sie haben sich bei mir noch nicht gemeldet. Herr Drexler, vielen Dank für das Gespräch!
Christopher Drexler wurde 1971 in Graz geboren, maturierte am Keplergymnasium und studierte anschließend Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität. Seine politische Laufbahn begann er bereits in der Schülerunion. Er war Landesschulsprecher, Landesobmann der JVP, Landessekretär des ÖAAB und seit 2000 Abgeordneter des steirischen Landtages. 2003 wurde er Klubobmann, seit 2014 ist er als Landesrat Mitglied der Steirischen Landesregierung. Aktuell für die Ressorts Kultur, Europa, Sport und Personal.
RECHT HABEN
Corona-Pandemie: Betriebsunterbrechungsversicherung
Mit einer Betriebsunterbrechungsversicherung werden die Risiken einer Unterbrechung des Betriebes versichert. Jedoch knüpft die Leistungspflicht des Versicherers nicht nur daran an, dass ein Betrieb tatsächlich vorübergehend (teilweise) unterbrochen ist, sondern (zusätzlich) an den Grund. Ob eine Leistung aus einer Betriebsunterbrechungsversicherung zusteht, muss daher im Einzelfall anhand der konkret abgeschlossenen Versicherung beurteilt werden.
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Fotos: kskp.at
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m Zusammenhang mit der Cofragen. Zu prüfen ist, ob das gegenrona-Pandemie sind folgende ständliche Risiko „Krankheit/Arvier Gründe besonders bebeitsunfähigkeit“ versichert deutend: Krankheit/ ist. Arbeitsunfähigkeit des Das Verbot des Betretens Unternehmers, Unterdes Kundenbereiches brechung aufgrund aufgrund der „Coviddes Verbotes des BeVerordnung 96/2020“ tretens des Kundenkann nur dann versibereiches von Betriebschert sein, wenn eine sostätten im Zusammenhang genannte „Seuchenklausel“ mit der „Covid-Verordvereinbart wurde. Es gibt Dr. Andreas Kaufmann nung 96/2020“, behörddiverse Formulierungen, liches Betretungsverbot des Bewobei folgende zitiert werden darf: triebes, Umsatzeinbruch oder „Maßnahmen oder Verfügungen vorübergehende freiwillige Schlieeiner Gesundheitsbehörde oder ihr ßung aufgrund des Verbotes des gleichgestellter Organe, die anlässBetretens öffentlicher Orte im Zulich einer Seuche oder Epidemie sammenhang mit der „Covid-Verergehen und die den Betrieb oder ordnung 98/2020“. Bei einer Erdie namentlich genannten, den Bekrankung des Versicherten selbst trieb verantwortlich leitende Perstellen sich keine neuen Rechtssonen betreffen.“ Ob aufgrund der
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Foto: Energie Steiermark / C. Vesnic
Verordnung bei einer solchen KlauOrte im Zusammenhang mit der sel eine Leistungspflicht des Ver„Covid-Verordnung 98/2020“ sollsicherers besteht, ist derzeit te hin-gegen grundsätzlich umstritten. Es sprechen keine Zahlungspflicht des aber gute Gründe für Versicherers auslösen. eine Zahlungspflicht Dies, weil keine Maßder Versicherer, vor alnahme vorliegt, die den lem weil Unklarheiten Betrieb direkt betrifft, in der Auslegung der auch wenn die AuswirBedingung zu Lasten der kungen sehr groß sind. Versicherer als VertragsOb eine Leistungspflicht verfasser gehen. Ein bedes Versicherers besteht, Mag. Manuel Fähnrich, hördliches Betretungsmuss somit zusammenAkad. Vkfm. verbot kann ebenfalls zur gefasst im Einzelfall auf Zahlungspflicht des Versicherers Grundlage der individuellen Situatiführen. Wiederum muss geprüft on und der vereinbarten Bedingunwerden, ob eine „Seuchenklausel“ gen geprüft werden. vereinbart wurde und ob diese zu einer Leistungspflicht im indiviAutoren: duellen Fall führt. Ein UmsatzeinDr. Andreas Kaufmann, Mag. Manubruch oder eine vorübergehende el Fähnrich, Akad. Vkfm. beide Partfreiwillige Schließung aufgrund des ner bei KSKP Rechtsanwälte Verbotes des Betretens öffentlicher E-Steiermark spendet 40 Schutzanzüge Um die Gesundheit des Teams im ÖAMTC-Notarzt-Hubschrauber „Christophorus 12“ zu sichern und sie für Einsätze auszustatten, hat die Energie Steiermark 40 Schutzanzüge als Spende am Stützpunkt Flughafen Graz-Thalerhof übergeben. „Zusammenhalt ist in schwierigen Zeiten selbstverständlich“, gab das Vorstandsduo Christian Purrer und Martin Graf grünes Licht für die Aktion. Mit der Ausrüstung ist gewährleistet, dass Piloten und Ärzte vor einer Übertragung des Coronavirus geschützt sind. „Wir haben uns im Unternehmen auf die Krise vorbereitet, für gefährliche Einsätze in Corona-Gebieten stehen den Einsatz-Trupps der Energie Steiermark ausreichend Schutzanzüge zur Verfügung“, betonen Purrer und Graf. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Interview zur Corona-Krise mit Franz Titschenbacher, Präsident der steirischen Landwirtschaftskammer
Mit welchen Mitteln wird die Landwirtschaftskammer die steirischen Bauern und Bäuerinnen in diesen schwierigen Zeiten unterstützen? Die Fachberatung erfolgt weitgehend digital via Internet, Telefon oder Fachvideos. Im Bereich der Weiter-
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Wie lauten die Forderungen der Landwirtschaftskammer angesichts der großen Einkommenseinbußen vieler landwirtschaftlicher Betriebe, welche Sparten sind besonders betroffen? In der Forstwirtschaft sind die Märkte weggebrochen, Marktverwerfungen bestimmen den Rinder- und Schweinemarkt, die Belieferung der Gastronomie ist zum Erliegen gekommen. Die Buschenschankbetreiber haben einen Totalverlust, der Verkauf von Wein, Säften, Mosten und Edelbränden ist dramatisch eingebrochen, ebenso die Buchungen
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bildung finden zahlreiche Webinare und Farminare statt. Seit 20. April haben wir die Bezirkskammern für die Förderantragserfassung, die sogenannten Mehrfachanträge, wieder geöffnet. Ab 4. Mai bieten wir auch im Außendienst unsere gesamten Dienst-, Service- und Beratungsleistungen wieder flächendeckend unter Einhaltung der entsprechenden Sicherheitsvorschriften an.
WIRTSCHAFT
Angesichts geschlossener Buschenschenken und Gastronomiebetriebe gibt es auch für viele Weinbauern empfindliche Absatzeinbußen, kann diese Entwicklung durch Online-Marketing kompensiert werden bzw. sind die Betriebe auch ausreichend dafür gerüstet? Viele Winzer haben innerhalb kürzester Zeit enorm viele Initiativen in alternative und kontaktfreien Verkauf gesetzt. Allerdings lassen sich die Verluste bei weitem nicht kompensieren.
für Urlaub am Bauernhof. Neben den ersten Soforthilfen der Bundesregierung brauchen insbesondere auch die Rinderbauern und Forstwirte eine gesonderte Unterstützung zur Sicherung der Höfe. Von der EU erwarten wir ein rasches Aufspannen der Sicherheitsnetze, wie es bei Milch bereits angekündigt ist. Welche Lösungen gibt es für den immer noch gravierenden Mangel an Erntehelfern, für viele Kulturen hat die Erntezeit begonnen bzw. steht in wenigen Wochen bevor? Wir haben eine Arbeitskräfte-Plattform etabliert, auf der die Bauern ihren Arbeitskräftebedarf anmelden und Arbeitskräfte ihre Bereitschaft kundtun. Bisher haben 101 landwirtschaftliche Betriebe einen Bedarf an 941 Arbeitskräften in den nächsten Wochen, Monaten bis in den Herbst angemeldet. 38 Personen wurden bereits an elf Betriebe vermittelt.
Lässt es sich bereits abschätzen, welche Einbußen die Frostschäden im April und die anhaltende Trockenheit für die Ernten zur Folge haben werden? Die Frostschäden im Obstbau lassen sich erst nach der Blüte quantifizieren, wobei es bei Steinobst zu erheblichen Schäden gekommen ist. Die Trockenheitsschäden sind noch nicht abschätzbar. Die Land- und Forstwirtschaft braucht dringendst einen ausgiebigen Regen.
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14.04.20 16:20
Die Gemüsebauern Martin Ridisser, Josef Schusteritsch und Bernhard Gogg liefern den steirischen Krauthäuptel täglich frisch an SPAR.
SPAR sichert die Nahversorgung mit heimischer Qualität D
ie Ernte von Spargel und anderem Gemüse läuft bereits auf Hochtouren, und das bedeutet in Zeiten wie diesen Garantie für frische Lebensmittel aus der Region, täglich frisch im SPAR-Regal. Gemüsebauer Martin Ridisser aus Graz,
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sieht in seiner Arbeit einen wichtigen Auftrag: „Wir arbeiten gemeinsam täglich daran, die Versorgungssicherheit in Österreich durch die heimische Produktion aufrechtzuerhalten.“ Der österreichische Kopfsalat und der steirische Krauthäup-
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Anzeige Fotos: Spar, Krug, Melbinger
Frisches Gemüse und andere Lebensmittel aus der Region mit Qualität, auf die man sich verlassen kann: Besonders in Krisenzeiten sind jahrzehntelang gewachsene Partnerschaften, wie jene zwischen SPAR und den heimischen Bauern, besonders wichtig. Die steirische Gemüsesaison hat bereits begonnen. Es gibt bereits Kopfsalat und steirischen Krauthäuptel und Spargel aus der Steiermark.
WIRTSCHAFT
tel sind bereits erhältlich. Aktuell folgt der grüne und weiße Spargel aus der Steiermark in die Regale, der von einer Bauerngemeinschaft aus vier Jungbäuerinnen und -bauern produziert wird und im Mai folgen dann die steirischen Erdbeeren.
Regional kaufen als Gebot der Stunde Obst und Gemüse aus der Region stellen eine wichtige Komponente in der Nahversorgung dar. Christoph Holzer, Geschäftsführer SPAR Steiermark und Südburgenland, appelliert an die Konsumentinnen und Konsumenten: „Greifen Sie zu steirischen Produkten! Damit unterstützen wir gemeinsam die heimischen Bauern, was wiederum sicherstellt, dass auch morgen die Regale gefüllt bleiben.“ Vielfältige Frische bei SPAR Neben dem Gemüse gibt es eine weitere Vielzahl an steirischen Produkten im Angebot wie regionale Klassiker wie Kernöl, steirisches Mehl,
Nudeln, Käse, Kren, Milch, Weine, Mineralwasser, Marmeladen und hunderte weitere Produkte. Insgesamt führt SPAR 3.886 steirische Produkte von 437 steirischen Produzentinnen und Produzenten. Seit über 25 Jahren Frischfleisch aus Österreich Auch in Punkto Fleisch setzt SPAR mit seinem Produktionsbetrieb TANN auf heimische Qualität. Seit über 25 Jahren bietet SPAR Rind-, Kalb- und Schweinefleisch zu 100 % aus Österreich an. Auch hier bleibt regionale Wertschöpfung das Gebot der Stunde, wie zahlreiche Kooperationen von TANN mit der heimischen Landwirtschaft zeigen: Ob hochwertigstes Rindfleisch vom Murbodnerrind, exzellentes steirisches Schweinefleisch vom Mühlenhof Duroc Schwein (mit einem Mehr an Tierwohl), dem Alpenochs oder dem steirischen Vulkanlandschwein: SPAR steht für heimische Qualität.
Markus Klobassa, Patrick Drobetz, Claudia Hofer und Andreas Domaschitz bauen in der Region Bad Radkersburg grünen und weißen Spargel an. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Energie Graz: Ihr Partner für Elektromobilität Spielen Sie mit dem Gedanken, sich als nächstes Fahrzeug ein Elektroauto anzuschaffen, oder haben Sie bereits eines? Laden Sie dieses doch ganz einfach zu Hause, im Freien oder in der Garage. Mit der „Energie Graz-Wallbox“ laden Sie schnell, sicher und einfach – und vor allem: Bis zu sechsmal schneller als an einer handelsüblichen Steckdose. Profitieren Sie zudem von der „Förderungsaktion E-Ladeinfrastruktur“ und sparen Sie 200 Euro bei der Anschaffung der Wallbox. Wir bieten intelligente Ladelösungen für den Fuhrpark, Services wie Roaming im österreichweiten Ladenetz und individuelle Ladekarten. Ausführliche Informationen rund um das Thema Elektromobilität finden Sie auf www.energie-graz.at
Masken- statt Bühnenproduktion Trotz Sperre bis Ende Juni lassen die Bühnen Graz – zumindest hinter den Kulissen – nicht den Vorhang fallen. Gemeinsam mit den Eigentümern Stadt Graz und Land Steiermark riefen die Grazer Bühnengesellschaften ein Sozialprojekt ins Leben, das ab sofort von der art + event Theaterservice GmbH umgesetzt wird: Die Werkstätten der Bühnen Graz produzieren, anstelle von Kostümen, nun Gesichtsmasken, die den Bewohnern von Pflegewohnhäusern der Caritas kostenlos zur Verfügung gestellt werden. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Fotos: Energie Graz / KEBA, Marija Kanizaj
Lieferservice für Hilfsbedürftige Sebastian Schatz, ein 18-Jähriger Schüler aus Bruck an der Mur, hat den Dienst www.lieferservice-graz.net ins Leben gerufen. Hier können freiwillige Helfer hilfsbedürftige Menschen bei der Besorgung von Lebensmitteln unterstützen. Bis jetzt verzeichnet das Projekt ca. 20 freiwillige Helfer und 17 Menschen, die diesen kostenlosen Service regelmäßig in Anspruch nehmen. Nach eigenen Aussagen besteht jedoch wesentlich mehr Bedarf und daher sucht Schatz nach Möglichkeiten, für diesen Dienst mehr Bekanntheit zu erlangen. Zum momentanen Zeitpunkt ist das Projekt nicht gewerblich tätig, aber der Betreiber plant, nach der überstandenen Krise den Service anzumelden und gegen Entgelt anzubieten.
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Online hilft stationär Die Onlinehändler Beate Brandstätter von Cellstar Kosmetic und Gerald Berger von Conversory Development Lab machen trotz Corona-Lockdown beste Geschäfte. Die beiden haben daher eine Solidaritätsaktion für kleine stationäre Handelsunternehmen, die wegen des Shutdowns ums Überleben kämpfen, ins Leben gerufen und unter anderem Hausmann als starken Partner gefunden.
Anzeige Foto: Karin Bergmann
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ellstar und unsere Partner, mit denen wir diese Aktion umsetzen, waren wegen ihrer Onlineumsätze auch während des Shutdowns gut im Geschäft“, begründet Beate Brandstätter ihre Initiative. Die vielen kleinen Unternehmen, die behördlich sperren mussten und denen daher von einem Tag auf den anderen der Umsätze zu hundert Prozent weggebrochen sind, haben die Solidarität jener verdient, die wegen ihres Online-Geschäftsmodells besser durch die harte Phase des Shutdowns gekommen sind. „Wir werden einen Teil unserer Umsätze in einen Fonds spenden und hoffen, dass sich auch noch viele andere Betreiber von heimischen Onlineshops anschließen“, erklä-
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Beate Brandstätter von Cellstar Kosmetik hat einen Hilfsfonds des steirischen Onlinehandels ins Leben gerufen und sucht noch weitere Partner.
ren Brandstätter und Berger bei der Präsentation ihrer Initiative. Gleichzeitig appellieren sie an die Konsumenten, zusammenzustehen und bevorzugt in Österreich einzukau-
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fen, um die heimische Wirtschaft in der schwierigsten Phase der letzten Jahrzehnte zu stärken. Zu den Trägern gehört neben anderen der steirische KonsumartikelGroß- und Einzelhändler Hausmann, der einen Teil seiner Online-Einzelhandelserlöse zur Verfügung stellt. „Unsere Umsätze fließen in den Corona-Hilfsfonds für Kleinsthändler und Ein-Personen-Unternehmen“, so Gerhard Merdonik von Hausmann. Und er ergänzt: „Wir stärken damit die steirische Wirtschaft und
sorgen dafür, dass die Kaufkraft im Land bleibt und nicht zu den internationalen Versandriesen abfließt.“ Die aktuelle Krise trifft den gesamten Non-Food-Handel hart, am härtesten aber die Kleinsthändler und Ein-Personen-Unternehmen. Die teilnehmenden Onlinehändler spenden Teile ihrer Onlineumsätze und garantieren mindestens 10.000 Euro für die Initiative. Weitere Onlinehändler, die mitmachen wollen, können sich an die EMail info@cellstar.at wenden.
Die bisherigen Partner des Hilfsfonds der heimischen Onlinehändler: Cellstar Kosmetik GmbH www.cellstar.at A. Hausmann GmbH www.hausmann.at/shop Conversory Development Lab GmbH www.spielsachen.shop SSF Handels Gmbh www.bikeonline.store Conversory Development Lab GmbH www.gartenundhaus.shop Ewalia GmbH www.ewalia.at Jerky Continental www.jerky-continental.com Stärken Sie die heimische Wirtschaft und kaufen Sie in Österreich ein!
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Im Grazer Urnenfriedhof gibt es schon länger das Angebot fßr Baum- bzw. Rasenbestattungen in harmonischem Ambiente.
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Würdevoll Abschied nehmen in schwerer Zeit Die Einschränkung der sozialen Kontakte während der Corona-Pandemie verhindert zurzeit, dass Verabschiedungen und Bestattungen in einem größeren Rahmen abgehalten werden können. Die Bestattung Graz bietet in ihren umfangreichen Services würdevolle Alternativen für die Angehörigen und die Möglichkeit, Trauerfeiern zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.
Fotos: Joel Kernasenko, Friessnegg, Vidalli , Bestattung Graz
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bwohl die Zahl der Todesfälle durch das Corona-Virus nicht gerade dramatisch in die Höhe geschnellt ist, erfordert die Situation einen besonders behutsamen Umgang mit dem Thema Tod und Trauer. Grundsätzlich werden auch in diesen schwierigen Zeiten Begräbnisse ganz regulär durchgeführt, erläutert Gregor Zaki, Geschäftsführer der Bestattung Graz: „Wir halten unseren Betrieb wie gewohnt und in vollem Umfang aufrecht. Allerdings müssen wir die Hinterbliebenen bitten, die Trauerfeier nur in kleinstem Kreis, mit maximal fünf Personen, abzuhalten.“ Das Verständnis dafür ist allgemein groß, schließlich will man ja die Ansteckungsgefahr möglichst gering halten, und gibt zu-
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mindest den engsten Angehörigen ausreichend Gelegenheit, ihre Trauerarbeit zu verrichten.
Trauerfeier im Livestream Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, welche Alternativen es gibt, doch an der Trauerfeier teilzuhaben, erklärt Geschäftsführer Friedrich Probst: „Wir bieten seit Beginn vorigen Jahres als erstes Unternehmen unserer Branche als Service einen Livestream für die Teilnahme über Bildschirm an den Verabschiedungsfeierlichkeiten an. Dieser kann auswärtigen Trauergästen – nach Vergabe eines Passwortes – durch die Hinterbliebenen zugänglich gemacht werden. Diesen Service bieten wir weiterhin völlig kosten-
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Eine Urnenbestattung bietet die Möglichkeit, die Trauerfeier mit mehr Anwesenden zu einem späteren Zeitpunkt in der Grazer Feuerhalle nachzuholen.
los an.“ Seit dem akuten Ausbruch der Pandemie wird dieser Dienst, ursprünglich für Angehörige und Freunde im fernen Ausland oder mit Gehbehinderungen gedacht, auch immer häufiger in Anspruch genommen.
Begleitung ist Vertrauenssache Als Platzhirsch mit einem Marktanteil von rund 80 Prozent in Graz verfügt die Bestattung Graz sowohl über eine großzügige und leistungsfähige Infrastruktur als auch über empathische und speziell geschulte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Diese nehmen den trauernden An-
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gehörigen nicht nur die zahlreichen Formalitäten und Besorgungen von Dokumenten ab, sondern nehmen sich Zeit und gehen mitfühlend auf die Wünsche der Hinterbliebenen ein, erklärt Zaki. Die Feuerbestattung wird seit Jahren immer populärer, sodass inzwischen im Stadtgebiet von Graz rund 80 Prozent der Verstorbenen eingeäschert werden. Aber auch am Land gewinnt die Feuerbestattung zunehmend an Popularität, wie die Statistiken der Filialen außerhalb von Graz in den Bezirken zeigen. „Trauerbegleitung ist für uns als Unternehmen mit einer 115-jährigen Tradition Vertrau-
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enssache, deswegen kommen trotz der Marktliberalisierung trauernde Angehörige auch immer wieder auf uns zurück, betont Zaki. Er verweist darauf, dass die Bestattung Graz das einzige rein steirische Krematorium betreibt und auf diesem Gebiet über die umfangreichste Erfahrung verfügt. Späteres Nachholen der Trauerfeier Die Wahl der Urnenbestattung ermöglicht es auch, die Trauerfeier zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Dieser Service wird seit Corona-Zeiten den Angehörigen vermehrt angeboten, denn die Urne kann in den dazwischenliegenden Wochen oder Monaten in den Räumlichkeiten der Bestattung aufbewahrt werden. An einem späteren zu fixierenden Zeitpunkt nach dem Überwinden der Corona-Krise kann dann die Urne in der Feuerhalle würdevoll aufgebahrt und geschmückt den Mittelpunkt der Abschiedsfeier bilden. Wie auch schon bisher kann neben einer größeren Anzahl von geladenen Trauergästen auch die Gestaltung des Rahmens individuell gewählt werden, erläutert Probst: „Sehr beliebt sind Motive, die auf Beruf und Hobbies des verstorbenen Menschen Bezug nehmen, etwa als Biker, Fischer, Angehöriger der Freiwilligen Feuerwehr oder auch zu den Fahnen und Wappen seines
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Lieblingssportvereines.“ Die passende musikalische Begleitung kann vom Tonband eingespielt werden, aber auch privat engagierte Musiker oder Gruppen können diesen Part übernehmen. Die Bestattung vermittelt, wenn keine geistliche Begleitung gewünscht ist, professionelle Trauerredner wie Helmut Rodler, die mit einer stimmungsvollen Gestaltung, unterstützt von Videos oder Bildern, in ihrer Rede das Leben und die Leistungen des Verstorbenen angemessen würdigen. Und damit Erinnerungen an Momente des Glücks und der Gemeinschaft in den Angehörigen wachrufen. Baum- und Rasenbestattungen Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich auch die sogenannten Rasen oder Baumbestattungen, für die ein Teil des Urnenfriedhofs umgestaltet wurde. Die biologisch abbaubaren Urnen werden im Rasen oder unter einem Baum bestattet. Die Namen der verstorbenen Personen sind auf steinernen Stelen verewigt, die sich um die Wege und Bäume gruppieren. Für diesen Fall kann ein All-inone-Paket gewählt werden, dessen Preis die zeitlich unbeschränkte Erhaltung und Pflege der Grabstelle garantiert, erklärt Probst, und ergänzt: „Diese ökologische Form der Bestattung in der Natur kommt den spirituellen Vorstellungen vieler Menschen von heute sehr entgegen.“
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Die Aufbahrung kann sehr individuell entsprechend der Persönlichkeit des Verstorbenen gestaltet und geschmückt werden, wie hier für einen passionierten Waidmann.
Entscheidend auch in Zeiten von Corona-Bedrohung ist der würdevolle und respektvolle Umgang mit dem letzten Weg des Menschen und seinen bzw. ihren Angehörigen, sind sich die beiden Geschäftsführer Zaki und Probst einig. Dazu gehört für sie
neben transparenter Preisgestaltung, Seriosität und pietätvollem Umgang in erster Linie Kompetenz und Erfahrung, wie sie das seit 1906 bestehende Bestattungsunternehmen der Stadt Graz mit seiner reichen Tradition vorweisen kann.
World Spirit Award 2020 für Destillerie Bauer Die Grazer Destillerie Franz Bauer hat es sich auch im Jahr 2020 nicht nehmen lassen, eine vielseitige Produktauswahl beim „World Spirits Award“ einzureichen. Die Steiermark entwickelt sich zu einer der erfolgreichsten Gegenden, die der Brenner-Szene zugehören. Die Destillerie Franz Bauer darf sich zu einem der erfolgreichsten Unternehmen zählen, die in diesem Jahr wieder mit zahlreichen Prämierungen die Aufmerksamkeit auf sich lenkt: Double Gold gab es für den „Jaga Tee 38%“, Goldmedaillen gab es für Kuss der Haselnuss (33%), Karamell küsst die Kaffeebohne (33%), Stroganoff Vodka Red (20%) sowie Marillen- und Williamsbirnen-Schnaps. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Landtag beschließt CovidSondermaßnahmen Der Landtag hat in einer Sondersitzung zwei Initiativanträge zur Änderung der Gemeindeordnung und zum Covid-19-Sammelgesetz beschlossen.
Foto: Wolfgang König
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ie Novelle der Gemeindeordnung ermöglicht es den Gemeinden, bis Jahresende ihre Gemeinderatsbeschlüsse über Umlaufbeschlüsse oder Videokonferenzen zu fassen. Es besteht nach wie vor die Möglichkeit, auf große Veranstaltungsräume wie zum Beispiel Mehrzweckhallen, unter Einhaltung des erforderlichen Abstands, auszuweichen. Ausgenommen von dieser Regelung sind die Behandlung eines Misstrauensvotums und die Wahl von Gemeindeorganen. Weiterhin müssen mindestens zwei Drittel der Mitglieder des Gemeinderates zur Zeit der Beschlussfassung anwesend sein. Das Steiermärkische Covid-19-Sammelgesetz behandelt die landesgesetzlichen Regelungen anknüpfend an die bundesgesetzlichen Regelungen. Damit werden die Mindestsicherung, die Wohnunterstützung und andere sozialen Hilfen automatisch bis 31. Mai verlängert. „Mit diesem Sammelgesetz ermöglichen wir
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vorerst die automatische Verlängerung von Unterstützungsleistungen. Dadurch muss derzeit niemand den Weg zu Behörden oder Ämter auf sich nehmen“, erklären die Klubobleute der Regierungsparteien Barbara Riener (ÖVP) und Hannes Schwarz (SPÖ). Die Novelle der Gemeindeordnung und das Covid-19-Sammelgesetz wurden als Initiativanträge eingebracht, dringlich beschlossen und sind somit bereits gültig.
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Steuerboard Mag. Alexander Hofer
Das Corona-Füllhorn oder Steuerreform ade!
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38 Milliarden Euro umfasst das Corona-Hilfspaket der Bundesregierung. Für Kleinunternehmer mit weniger als 10 Mitarbeitern wurde der Härtefallfonds eingerichtet, der den Betroffenen über 3 Monate bis zu 6.000 Euro an Zuschüssen für den erlittenen Nettoeinkommensentgang bringt. Die Anträge für die sogenannte Phase 2 können seit 20. April bei der WKO eingebracht werden. Der Corona-Hilfsfonds stellt zum einen staatliche Kreditgarantien bis zu 90 % der Kreditsumme und Kredite für notwendige Überbrückungsfinanzierungen bereit. Es sind keine (persönlichen) Haftungen der Unternehmer notwendig. Weiters werden nicht rückzahlbare Zuschüsse gewährt, die der Abdeckung von Fixkosten dienen sollen. Voraussetzung ist unter anderem, dass alle zumutbaren Anstrengungen unternommen wurden, um die Kosten zu senken und – insbesondere im Zusammenhang mit Abgabenschuldigkeiten – großzügig angebotene Möglichkeiten an Stundungen zu erreichen. Eines regen Zulaufs erfreut sich die COVID-19-Kurzarbeit. Bei einer Reduktion des Arbeitsausmaßes um bis zu 90 % ersetzt das AMS dem Arbeitgeber die Kosten für die Ausfallstunden während der Kurzarbeit. Beim Mitarbeiter ergibt sich eine Nettoersatzrate von 80 bis 90 %. Freilich sollte man nicht der Illusion erliegen, es handle sich um Großzügigkeiten des Staates oder gar um dessen „Vermögen“. Allein die Unternehmer und deren Arbeitnehmer – niemand anderes Geld verwaltet der Staat – werden in den nächsten Jahr(zehnt)en das leere Horn wieder aufzufüllen haben. Keine Zeit für Steuersenkungen!
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KURZ & NEWS
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Gutscheine mit „Herz für Graz“ Auf der neuen Plattform www.ein-herz-fuer-graz.at können Grazer Betriebe Gutscheine online verkaufen. Die Kunden können auf dieser Seite dann einfach Gutscheine von ihrem Lieblingsbetrieb online kaufen, selbst ausdrucken oder per Mail verschenken. Das hilft den Betrieben und bringt Freude. Nach wie vor haben viele Unternehmen große Liquiditätsprobleme und tun sich beispielsweise schwer, die Kurzarbeit vorzufinanzieren. Jede Einnahme, die jetzt beim Handel, bei der Gastronomie oder für Dienstleistungen eingeht, hilft, diese schwierige Phase zu überbrücken. Jeder gekaufte Gutschein ist eine kleine Finanzspritze für das Lieblingscafé, den besten Frisör oder das Geschäft, in dem man sonst gerne einkauft. 20.000 Härtefallfonds-Anträge abgewickelt Mitte April wurde bereits die Schallmauer von 20.000 Härtefall-Fonds-Anträgen in der Steiermark durchbrochen. „Fast 90 Prozent davon haben ihr Geld bereits am Konto“, weiß WKO-Steiermark-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg zu berichten. Möglich sei diese rasche Abwicklung nur durch einen wahren Marathoneinsatz der Mitarbeiter der WKO Steiermark. Sie haben in den vergangenen drei Wochen für eine schnelle und unbürokratische Abwicklung dieser ersten finanziellen Überbrückungshilfe der Bundesregierung für EPU, Kleinstunternehmer und neue Selbstständige gesorgt. Ab 20. April können diese Unternehmen für die zweite Phase des Härtefall-Fonds einreichen, alle Infos dazu gibt es unter wko.at/haertefall-fonds. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Der Schirmherr der Aktion „Gemeinsam stark“, LH Hermann Schützenhöfer, bedankt sich bei den großzügigen Unternehmen, die Kindern mit Bedarf die Teilnahme am digitalen Unterricht ermöglichen.
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Mobile Endgeräte für steirische Schülerinnen und Schüler Die Corona-Pandemie stellt auch den Schulunterricht vor neue Herausforderungen. Das Land Steiermark hat daher mit der Unterstützung der WKO, der IV und steirischer Unternehmen zahlreiche steirische Schülerinnen und Schüler mit mobilen Endgeräten ausgestattet.
Foto: Sabine Hoffmann
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esondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Die Aktion ‚Gemeinsam stark, gemeinsam steirisch‘ ist ein vorbildlicher Schulterschluss und ermöglicht den Kindern die Teilnahme am digitalen Unterricht. Ich bedanke mich bei allen Unterstützern für ihren wichtigen Beitrag“, so der Schirmherr der Aktion, LH Hermann Schützenhöfer. „Die Sammel-Aktion von Laptops sorgt dafür, dass auch Kinder von Eltern, denen es finanziell nicht so gut geht, optimalen Zugang zu Bildung erhalten. Ein herzliches Danke an alle Partner, die zum Gelingen dieser tollen Aktion beitragen“, so LH-Stv. Anton Lang. Das Ziel dieses steirischen Gemein-
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schaftsprojektes ist es, Kindern aus Familien mit Bedarf, die dem digitalen Unterricht bislang nicht oder nur eingeschränkt folgen konnten, die Teilnahme zu ermöglichen. Seit 18. April wurden auf Basis einer Bedarfsliste 1.380 mobile Endgeräte an steirische Neue Mittelschulen und Landesberufsschulen übermittelt. Die Verteilung der mobilen Endgeräte erfolgt durch die Bildungsdirektion Steiermark sowie das Land Steiermark. Die Schulen werden die Geräte leihweise und kostenlos an Schülerinnen und Schüler mit entsprechendem Bedarf weitergeben und, wo notwendig, auch für einen entsprechenden Internetzugang sorgen.
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ERFOLG BR AUCHT FÜHRUNG MANAGEMENTSERIE VON CAROL A PAYER
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sterreich und die ganze Welt befinden sich aktuell in einem Ausnahmezustand. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben wir keine so elementare Krise erlebt. Die Situation ist eine, die noch nie von jemandem erlebt wurde und daher absolut ungewohnt. Wesentlich für Führungskräften ist es, sich in Krisenzeiten von Corona richtig zu verhalten um Mitarbeitern und der Organisation eine Stütze zu sein. Alles beginnt mit Selbstreflexion und Selbstführung Um eine kräftige Säule zu sein, braucht es Stabilität und Resilienz. Daher ist es wesentlich, sich zuerst mit den eigenen Ängsten, Unsicherheiten und Befindlichkeiten auseinander zu setzen und die eigene Zuversicht, Optimismus und einen Glauben an eine positive Weiterentwicklung zu aktivieren. In dieser Situation muss auch Mut aufgebracht
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Führen durch die Coronakrise werden. Führungskräfte dürfen nicht wegschauen und verdrängen und müssen Szenarien für ein Bestcase und Worstcase zulassen. Die Basis für das Vertrauen von Mitarbeitern ist, dass ihre Führungskräfte mutig sind und bereit sind, sie ehrlich zu informieren und die Fakten auf den Tisch zu legen. Führungskräfte, die ihren Kopf in den Sand stecken oder sich in einem Laissezfaire-Stil verlieren, werden auch nach der Krise keine Follower haben. Qualitative Selbstfürsorge und mentaler, körperlicher Ausgleich ist für Führungskräfte in unsicheren Zeiten besonders wichtig, um in der Kraft zu bleiben. Ausreichend Schlaf ist unabdingbar, da auch die kollek///
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MANAGEMENTSERIE ERFOLG BR AUCHT FÜHRUNG [#29]
tive Energie rundherum besonders anstrengend ist. Viele berichten, dass sie oft zwischendurch unabhängig vom eigenen Arbeitspensum von einem riesigen Ohnmachtsgefühl erfasst werden, dass Ihnen auf unerklärbare Weise die Energie nimmt. Orientierung trotz unsicherer Perspektiven Auch wenn Führungskräfte selbst nicht in die Glaskugel gucken können, ist es wesentlich den Mitarbeitenden die nächsten Schritte, Szenarien, Experimente zu kommunizieren und die Erwartungen an jeden einzelnen herunter zu brechen. Transparenz zu geplanten Maßnahmen aber auch Offenlegen von: »Da haben wir noch keine Ahnung« sind gefordert. Laden Sie aber auch Mitarbeiter ein, sich selbst im Schaffen von Szenarien für die Zukunft zu üben. Damit wird Eigenverantwortung, Eigeninitiative und Kreativität aktiviert. Gerade wenn es eng wird, braucht es die Sichtweisen aller. Wecken Sie ihre Mitarbeiter auf, nicht in eine »für mich ist schon gesorgt« oder »jetzt ist eh schon alles Wurst«Mentalität zu verfallen, sondern machen Sie jedem klar, wie wesentlich die Gestaltungskraft und Kreativität jedes Einzelnen jetzt gefragt ist. Co-
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Stay-Prinzipien für Führungskräfte:
Stay cool Stay awake Stay clear Stay honest Stay near rona-Brainstormings ausgerichtet auf mögliche Kundenbedürfnisse nach der Krise können irgendwann mal ganz viel Geld wert sein. Routinen und Rituale Mitarbeiter gewinnen Sicherheit, wenn ihre Zugehörigkeit bestätigt ist. Daher sind Rituale wesentlich, auch wenn ein Großteil im Homeoffice oder in Kurzarbeit ist. Regelmäßige Meetings, virtuelle Kaffeepausen oder vielleicht auch mal eine nette »Ansichtskarte«, ein Telefonat abseits der Arbeitsinhalte oder andere kreative Ideen, fördern das positive Teamgefühl. Feedback und ein offenes Ohr für Befindlichkeiten müssen Raum haben. Nähe ///
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MANAGEMENTSERIE ERFOLG BR AUCHT FÜHRUNG [#29]
trotz Distanz muss gefühlt werden. Kreative virtuelle Teambuildings können den ernsten Arbeitsalltag auflockern und Zuversicht für den Coronaalltag und die Zukunft geben.
Stabilisierung von Kundenund Lieferantenbeziehungen Für viele Führungskräfte ist auch die Außenkommunikation ein Teil ihrer Kernaufgaben. Die Devise lautet: »Sichtbar und in Kontakt zu bleiben«, trotz eventuell nicht stattfindender operativer Geschäftsfälle. Key-Account-Aktivitäten müssen konstant und stetig geplant und durchgeführt werden. Solidarität, offener Austausch, Augenhöhe, aber auch Mut sind in solch dramatischen Ausnahmesituationen wesentlich für zukünftige qualitative
Kooperationen. Nähe trotz Distanz gilt hier genauso wie in der Mitarbeiterführung.
Austausch mit anderen Führungskräften in der Organisation Miteinander und nicht gegeneinander ist auch unter allen Führungskräften gefragt. Abteilungsgräben haben endgültig ausgedient. Gemeinsam an einem Strang zu ziehen ist in der Krise unabdingbar. Agile Zusammenarbeit darf kein Schlagwort mehr sein, sondern ist zum n »Muss«-Kriterium mutiert. Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
Carola Payer und ihr Team haben auf Youtube den Videokanal »Self Agil« eingerichtet, um einen Beitrag zur Krisenbewältigung zu leisten. Die Videos sind natürlich kostenfrei anzusehen und können kommentiert werden. Carola Payer freut sich über Ihre Likes und Ihr Feedback! Zu finden unter: bit.ly/SELFagil
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AUSSENANSICHT VON PETER SICHROVSK Y
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m letzten Dienstag, es war spät abends, so gegen 23.00 Uhr rief mich meine Tochter T. aus New York an und hörte nicht mehr zu Reden auf. »Papa, hast du dir endlich diese neue App heruntergeladen«, rief sie laut ins Telefon, als ob so die Distanz zwischen den Vereinigten Staaten und Österreich überwunden werden könnte. Ich stammelte eine Ausrede, ich hätte mir den genauen Namen nicht gemerkt, um mein Vergessen zu verbergen, und sie antwortete, sie würde mir einen Link senden, ich sollte ihn sofort herunterladen und mehrmals täglich Puls und Sauerstoffgehalt im Blut messen. Falls er unter einen gewissen Wert fallen würde, sollte ich sofort den Arzt aufsuchen. Dann fragte sie mich, ob ich husten müsse und vielleicht sogar Fieber hätte. Als ich verneinte, meinte sie, das bedeute gar nichts, sie habe etliche Fälle im Krankenhaus, bei denen die FA ZIT ONLINEAUSGABE
Meine verstreute Coronafamilie Infektion ohne diese Symptome begonnen hätte. Ich sollte mich lieber auf eigene Kosten testen lassen.
Sie ist die Älteste, lebt in New Jersey, außerhalb von New York, mit ihren vier Kindern und arbeitet als Kardiologin in einem Krankenhaus. Zur Zeit hat sie ihr Haus geteilt in einen Bereich, in dem sie isst und schläft, und einen anderen Teil, abgetrennt für den Rest der Familie um sie nicht anzustecken. Sie betreut unsere ganze Großfamilie mit ihren Ratschlagen, und kontrolliert streng die Einhaltung. Streng ist überhaupt ein besonderes Kennzeichen von ihr, und erinnert mich von allen meinen Kindern am ehes///
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AUSSENANSICHT
ten an meine Mutter, vor der wir drei Söhne und natürlich mein Vater ständig in Panik lebten, was wir wieder falsch gemacht hätten.
In der Alterspyramide darunter ist ihr Bruder A., lebt in Berlin als Schauspieler mit zwei Kindern und schreibt an einem Coronatagebuch, das immer wieder von einem seiner Schauspielkollegen online vorgetragen wird. Seine Frau ist Architektin und nach Wochen der Isolation beschlossen sie, die gesamte Wohnung neu einzurichten, verschoben Möbel, nahmen Bilder von den Wänden, bemalten die Wände mit neuen Farben und reparierten wackelige Bücherregale. A. kommentiert manchmal, was ich auf Facebook schreibe, um mir dann zu widersprechen. Selbst wenn ich schreiben würde, dass Kühe »muh« machten, wäre seine Bemerkung dazu, ich hätte keine Ahnung von Kühen. Unsere humorvollen Streitereien auf Facebook haben sich während Corona intensiviert und manchmal drängt sich unterschiedliche politische Überzeugung in scheinbar harmlose Geplänkel. Mein jüngster Sohn M., studiert Biochemie in St. Andrews, dieser kleinen, romantischen Stadt an der Küste in Schottland, etwa eine Stun-
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de von Edinburgh, mit einer der besten Universitäten Europas. Von den rund 16000 Einwohner sind ein Drittel Studenten. Hier wurde 1754 einer der ersten Golfklubs der Welt gegründet, der »Royal and Ancient Golf Club of St Andrews«. M. ist der Pragmatiker unter meinen Kindern, der Alltag ist geplant wie eine Untersuchung im chemischen Labor, da gibt es auch während Corona wenig Veränderungen und Überraschungen. Mit drei Wochen Verspätung gegenüber Österreich ist Großbritannien noch weit hinter der Öffnung der ersten Geschäfte oder Restaurants, das Leben wird streng reguliert und sogar die Distanz, die man das Rad verwendet darf, genau definiert. M. als Chemiker hat die chemischen Versuchsanordnungen des Labors mit Kochrezepten ersetzt und die Küche in dem kleinen Haus, wo er mit mehreren Studenten lebt, ist jetzt sein Versuchslabor, wo er die kompliziertesten Rezepte versucht. Eine Tagesreise entfernt von M. lebt mein Sohn J., ein paar Jahre älter als M., südlich von London in Shalford, einem winzigen Dorf in der Nähe der Universitätsstadt Guildford, wo J. heuer sein Jusstudium abschliessen sollte. J. ist der verträumte Philosoph der Familie. Er hat vor dem
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AUSSENANSICHT
Studium in Großbritannien in den USA Philosophie studiert. In Shalford lebt er zur Untermiete in dem Haus eines älteren Ehepaars, das die meiste Zeit, wie er erzählt, im Garten verbringen würde, wobei er sich nicht sicher ist, ob der Grund die Liebe zur Gartenarbeit oder die ängstliche Distanz zu ihm sei. J. versteht weder etwas vom Kochen, noch verspürt er Lust, es zu lernen und hat sich zu Beginn der Krise mit zwei Dutzend verschiedenen Cornflakespackungen, Brot, Butter, Wurst und Käse eingedeckt. Am Wochenende laden ihn die Eltern seiner Freundin zum Abendessen ein, was natürlich verboten ist, ihm jedoch die einzig warme Mahlzeit der Woche garantiert, und er den sich schuldig fühlenden Eltern jedes Mal versichert, dass er als zukünftiger Anwalt eine Lücke in den Bestimmungen gefunden hätte, die diese Treffen legal machen würden. Bleibt L., die älteste der drei jüngeren Kinder. Sie lebt in Wien und studiert Psychotherapie und finanzierte sich das Studium derzeit mit Onlinebabysitten, das bei manchen Kindern Begeisterung auslöst, die den ganzen Tag mit den Eltern verbringen. Wie sie es schafft, dass Mütter sie verzweifelt schon Tage im voraus buchen und ihr eine Er-
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höhung des Honorars vorschlagen, wenn sie andere Kinder aufgeben würde, versteh ich auch nicht, aber was soll’s, der Markt entscheidet. L. versucht sich als Therapeutin der isolierten Geschwister und bietet ihnen ihm Gegensatz zu den medizinischen Ratschlagen von T. eher tiefgreifende Analysen des Verhaltens in der Krise. Sie ist die einzige der Kinder, die ich hin und wieder treffen kann und geht mit mir manchmal mit dem Hund spazieren. Sie ist das Gesicht zur Familie, die ich vermisse. Sie leben isoliert in den USA, Schottland, England, Deutschland und Österreich, unter nicht so unterschiedlichen Bedingungen und zeigen wie grenzenlos und international diese Krise ist, die alle, selbst innerhalb einer derart verstreuten Familie, erreicht hat, von der Chefärztin in New York bis zur Onlinebabysitten rin in Wien.
Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at ///
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»Viele Unternehmen haben hundertprozentige Umsatzverluste.«
Herr Präsident, manche Kritiker behaupten jetzt, wer nicht einmal genug Liquidität für zwei bis drei Monate habe, brauche eh nicht zu überleben. Was entgegnen Sie diesen Menschen? Solche Aussagen kann ich nur entschieden zurückweisen. Corona hat
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viele Unternehmerinnen und Unternehmer von heute auf morgen gänzlich unverschuldet vor existenzielle Fragen gestellt. Viele Selbstständige haben 100-prozentige Auftragsund Umsatzverluste, auch ich selbst habe so etwas in meinem Unterneh-
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Fazit sprach mit WK-Präsident Josef Herk darüber, was die Kammer zusätzlich zur Interessensvertretung tun kann, um den Unternehmen zu helfen.
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merleben noch nie erlebt. Wer solche Aussagen trifft, hat aus meiner Sicht von der wirtschaftlichen Realität jedenfalls wenig Ahnung und disqualifiziert sich selbst. Die WKO musste massive Kritik einstecken, weil sie – übrigens mit unglaublichem Engagement – den Härtefonds abwickelt. Warum ist es aus Ihrer Sicht besser, dass die WKO das tut und nicht etwa das Finanzamt? Wir machen das, weil wir es zum einen können und zum anderen, weil wir darum von der Bundesregierung gebeten worden sind. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, haben in den vergangenen Wochen quasi durchgearbeitet, auch an den Wochenenden, um hier eine möglichst rasche Abwicklung zu garantieren. Ich verstehe freilich, dass der eine oder andere enttäuscht ist, weil am Ende nicht die Summe rauskommt, die man sich vielleicht ge-
wünscht hat. Aber um auch das klarzustellen: Die Rahmenbedingungen legt die Regierung fest und es gibt ja nicht nur den Härtefallfonds, sondern auch den viel größeren Corona-Hilfs-Fonds, der gerade erst angelaufen ist. Es ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob die WKO ihre eigenen Rücklagen nicht zur Gänze ihren vom Shutdown betroffenen Mitgliedern bereitstellen soll. Wie sehen Sie das? Selbstverständlich sind auch wir als WKO gefordert unseren Teil zu leisten – und das tun wir auch. Sämtliche Grund- und Kammerumlagen wurden seit Ausbruch der Krise gestundet, dazu bereiten wir ein bundesweites Hilfspaket im dreistelligen Millionenbereich vor. Darüber hinaus werden von den Kritikern hier aber auch Äpfel mit Birnen verglichen. Zum einen handelt es sich nämlich zu einem großen Teil um
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Rücklagen in Form von Immobilien und zum anderen um gesetzlich vorgeschriebene Bestimmungen für die einzelnen Fachorganisationen.
Die Hilfen der Bundesregierung sind mit einer ziemlich großen Bürokratie verbunden. Außerdem schaffen sehr viele Betroffene die erforderlichen Bilanzkennzahlen nicht. Was tut die WKO, damit hier nachgebessert wird? Wir sind hier in ständigen Verhandlungen. Unser Ziel ist selbstverständlich eine so unbürokratische Abwicklung wie möglich, gleichzeitig braucht es aber auch ein gewisses Maß an Kontrolle. Um hier also den Unternehmerinnen und Unternehmern bei der persönlichen Abwicklung zu helfen, haben wir unser Service massiv ausgebaut und wir sind
auch ständig dabei Nachbesserungen einzufordern. Das soll aber nicht als Vorwurf verstanden werden, das hohe Tempo der Maßnahmen macht eine laufende Anpassung einfach notwendig.
Tausende Unternehmen in Gastronomie, Hotelerie und Handel sehen sich wegen des langen Shutdowns und der aus ihrer Sicht ungeeigneten Kredithaftungen vor dem Ende. Was kann die WK tun, um den eigenkapitalschwachen Branchen zu helfen? Ich glaube, dass mit dem CoronaHilfs-Fonds ein gutes Instrument vorhanden ist, wenn es einmal voll anläuft. Aber mir ist klar, dass es in einigen besonders schwer betroffenen Branchen weitere Hilfsmaßnahmen brauchen wird.
EuroSkills wird auf Jänner 2021 verschoben Das Gute vorweg: Die EuroSkills 2020 in Graz finden statt. Aufgrund der schwer einschätzbaren Entwicklung rund um COVID-19 musste sich die EuroSkills 2020 GmbH in Abstimmung mit der Dachorganisation WorldSkills Europe dazu entschließen, die EM der Berufe, die EuroSkills 2020, auf Jänner 2021 zu verschieben. Der neue Termin ist der 6. bis 10. Jänner 2021 im Messe Congress Graz. „So schwer uns dieser Schritt auch fällt, so alternativlos ist er“, erklärt EuroSkills-2020-AR-Vors. Josef Herk. „Wir danken allen Partnern und Sponsoren, dass sie diesen Schritt mittragen. Und ich bin mir sicher, dass wir mit dieser erstmaligen Berufs-EM in Österreich einen sensationellen Start in ein gutes Jahr 2021 hinlegen werden.“ FA ZIT ONLINEAUSGABE
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addIT zum 8. Mal „Bester Arbeitgeber Österreichs“ Für viele österreichische Unternehmen und deren Mitarbeiter bringt die aktuelle Corona-Krise große Herausforderungen mit sich. Gerade dann sind gute Nachrichten besonders wichtig. Kärntens größter IT-Dienstleister addIT wurde wie schon in den vergangenen sieben Jahren vom Great-Place-to-Work-Institut ausgezeichnet und darf sich auch im Jahr 2020 „Bester Arbeitgeber Österreichs“ nennen. Am 8. April 2020 wurden die Preisträger durch das Great Place to Work-Institut bekanntgegeben, addIT konnte in der Kategorie „Small“ österreichweit den 6. Platz erreichen.
Fotos: Geopho, IV Kärnten / cip gmbh, oststeiermark.at
Startup „drd“ bietet hausärztliche Beratung per Video Der schnelle Zugang zu Hausärzten ist in Zeiten des Coronavirus wichtiger denn je. Um Arztpraxen zu entlasten und das Infektionsrisiko bei Arztbesuchen zu minimieren, wurde der für Sommer 2020 geplante Start des ersten vollwertigen telemedizinischen Dienstes Österreichs vorgezogen. Seit 3. April ermöglicht das Wiener Healthcare Startup „drd“ (doctors recommended by doctors) gemeinsam mit Drei und Generali rasche und sichere ärztliche Erstbetreuung durch erfahrene Wahl-Hausärzte via Videotelefonie auf Smartphone, Tablet oder PC. Die Kosten von 49 Euro pro Konsultation tragen bis einschließlich 30. April 2020 Drei und Generali.
Mehr Präsenz für regionale Unternehmen Voriges Jahr startete die Regionalentwicklung Oststeiermark eine Kampagne, um die Oststeiermark als Wirtschaftsregion in den Fokus zu rücken, und holte unternehmerische Erfolgsgeschichten vor den Vorhang. Die Kampagne zum „Wirtschaften und Leben“ in der Region wird heuer fortgesetzt – wenn auch unter anderen Vorzeichen. Denn die Corona-Krise stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Gerade deshalb will die Regionalentwicklung Oststeiermark weiterhin mit inspirierenden Geschichten positive Signale setzen und zeigen, dass die Oststeiermark nicht nur für Apfel und Kernöl steht, sondern auch für Teamgeist, Innovationskraft und Wandlungsfähigkeit. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Neuroth – Online-Shop für Hörgeräte-Batterien & Co Gut zu hören ist die Voraussetzung dafür, um im Alltag miteinander kommunizieren zu können. Vor allem jetzt, wenn man aufs Telefon, TV und Radio besonders angewiesen ist. Deshalb bietet Neuroth als Österreichs führender Hörakustiker neben notwendigsten Dienstleistungen in den Fachinstituten ab sofort ein Service an, damit Hörgeräte im Alltag weiterhin voll funktionstüchtig bleiben: Im neuen Online-Shop gibt es für Hörgeräteträger bzw. deren Angehörige die Möglichkeit, Hörgeräte-Batterien, Pflegeprodukte und ausgewähltes Zubehör online auf shop.neuroth.com zu bestellen und versandkostenfrei nach Hause liefern zu lassen, alternativ auch unter der kostenlosen Serviceline 00800 8001.
Steirischer Prototyp für Erdrutsch-Warnsystem Ein neues österreichisches Überwachungssystem für Bodensenkungen und Erdrutsche namens „SuLaMoSA – Subsidence and Landslide Monitoring Service in Austria“ steht vor dem Durchbruch. Die Forscher von Digital, dem Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien der steirischen Joanneum Research, haben unter der Leitung von Karlheinz Gutjahr, basierend auf Copernicus-Satellitendaten (Sentinel-1) ein neues Informationssystem entwickelt, um frühzeitig Hinweise auf instabile Gebiete zu erhalten. „Erst durch die Auswertung längerer Zeitreihen ist es möglich, langfristige Bodenbewegungen aufzuspüren und die vorhandene Infrastruktur zu überwachen“, betont Projektleiter Gutjahr. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Fotos: Neuroth, LK Stmk, JR / Manuela Schwarzl
Mehr Wertschätzung für Bauern Die heimischen Bäuerinnen und Bauern freuen sich über mehr Wertschätzung für ihre Arbeit. „Auf den Höfen wird auf Hochtouren gearbeitet, die Bauern geben alles, um die Bevölkerung zu versorgen“, erklärt Kammerobmann Manfred Kohlfürst von der Bezirkskammer Graz-Umgebung. Die Corona-Krise macht deutlich, wie wichtig es ist, uns als Land so weit wie möglich von globalen Märkten unabhängig zu machen. „Auch für die Zukunft muss es ein wichtiges Ziel sein, so viele Lebensmittel wie möglich im eigenen Land herzustellen“, betont auch Bezirksbäuerin Grete Auer. Die Bäuerinnen und Bauern aus Graz und Umgebung sagen jedenfalls danke fürs Vertrauen!“
KURZ & NEWS
BKS Bank im Einsatz für Kunden „Die Freude über unser hervorragendes Geschäftsjahr 2019 währte nur kurz. Aktuell prägt die COVID-19-Krise unseren Alltag. Wir wurden vor fast 100 Jahren als reine Firmenkundenbank gegründet und sind entsprechend nah am Puls der Wirtschaft. Unsere Betreuer verfügen über enorme Förder- und Finanzierungsexpertise. Sie beraten derzeit fast rund um die Uhr Unternehmer, wie sie die neuen Förderungen der Fördergesellschaften nutzen können und in welcher Form Stundungen möglich sind“, erklärt die Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. Der Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht 2019 der BKS Bank ist unter https://www.bks.at/investor-relations/berichte-und-veroeffentlichungen online abrufbar.
Fotos: Arnold Poeschl / BKS, Lebensressort / Oliver Wolf
Gady bietet 24-Stunden-Service-Hotline Individuelle Mobilität ist ein notwendiges Grundbedürfnis jedes Menschen. Die Produktion von landwirtschaftlichen Gütern sichert unsere Grundversorgung. Die Gady Family trägt diese Verantwortung mit. Angesichts der aktuellen Situation kümmert sich das Verkaufsteam derzeit um Kundenanliegen telefonisch und online. In den Kfz- und Landmaschinenwerkstätten sorgen unsere Mitarbeiter unter strenger Einhaltung aller hygienischen Maßnahmen für den Erhalt kritischer Infrastruktur. Die Servicehotline für Gady Landmaschinen (Tel. 0699 16004099) ist 24 Stunden besetzt.
Mutterbäume machen Wald stark Die Pflanzung sogenannter Mutterbäume trägt zu mehr Biodiversität im Wald bei und macht ihn damit widerstandsfähiger. Dafür dienen bekannte „Tiefwurzler“ wie Tannen oder Eichen. Die Steirischen Landesforstgärten beraten Waldbesitzer über die geeignetste Art. Neben der Beratung durch Experten unterstützt das Lebensressort des Landes Steiermark die Pflanzung von Mutterbäumen auch finanziell, denn: „Für die Steiermark, das grüne Herz Österreichs, ist der Wald von größter Bedeutung und eine starke Steiermark braucht einen starken Wald“, betont Seitinger. Die Beratung und Bestellung der Bäume ist telefonisch, per Mail oder über den Webshop www.forstgarten.at bis 30. April 2020 möglich. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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LH-Stv. Anton Lang sieht wegen Corona ein Drei- bis Vierhundertmillionenloch im Landeshaushalt.
»Erst die Menschen, dann die Zahlen«
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ir helfen der steirischen Wirtschaft mit einem großen Maßnahmenpaket in drei Phasen. In einem zweiten Paket wollen wir, gemeinsam mit dem AMS, auch den steirischen Arbeitnehmerinnen
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und Arbeitnehmern, die ihren Job durch diese Krise verloren haben, helfen“, stellt Lang klar. „Unter dem Motto ‚erst die Menschen, dann die Zahlen‘ werden wir keine Steirerin und keinen Steirer im Regen stehen
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Foto: Gallhofer
Die Corona-Krise hat auch die steirische Wirtschaft hart getroffen. Neben dem Geld für die Corona-Hilfen – vorerst wurde ein erstes Wirtschaftspaket im Ausmaß von 53 Millionen Euro beschlossen – reißen die sinkenden Ertragsanteile allein heuer ein Loch von 300 bis 400 Millionen Euro in das Landesbudget.
WIRTSCHAFT
lassen“, so der Landeshauptmannstellvertreter. Neben den Hilfsmaßnahmen steht für Lang das gemeinsame Durchhalten im Kampf gegen die Corona-Krise an erster Stelle. „Die Steirerinnen und Steirer halten sich großartig an die vorgegebenen Maßnahmen, dennoch müssen wir weiter gemeinsam gegen die Ausbreitung des Virus kämpfen und die Vorgaben konsequent einhalten“, sagt der steirische SPÖ-Chef, der sich vor allem bei jenen bedankt, die unser System derzeit aufrechterhalten: „Egal ob im Krankenhaus, im Pflegebereich, in den Supermärkten, in den Apotheken oder auch im
öffentlichen Verkehr. Tausende Steirerinnen und Steirer leisten derzeit Außergewöhnliches. Dafür gebührt ihnen mein größter Dank“, sagt Landeshauptmann-Stv. Anton Lang. Besonders erfreulich ist für Lang der steirische Zusammenhalt in dieser schweren Zeit. „Die Welle der Solidarität, die derzeit durch Österreich und auch durch die Steiermark geht, berührt mich tief. Viele sind sich nicht zu schade, um für jene die der Risikogruppe angehören Besorgungen zu erledigen oder anderweitig zu helfen. Dadurch bleiben wir alle auch in der Krise eng miteinander verbunden.“
Gerechtigkeit ist gekommen, um zu bleiben. Die Arbeiterkammer setzt sich seit 100 Jahren für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein. Sie steht für soziale Gerechtigkeit in Österreich. Damals. Heute. Für immer.
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KURZ & NEWS
Saubermacher spendet Schutzmasken an Caritas Schnelle praktische Hilfe erfolgte von „Saubermacher“ Hans Roth in Corona-Zeiten: Der Unternehmer stellte 500 hochwertige Schutzmasken für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Klienten der Caritas zur Verfügung. Roth überreichte den „Schatz“, der derzeit auch für soziale Organisationen nur schwer zu beschaffen ist, an die Leitung des Marienstüberls, Schwester Elisabeth und Philipp Friesenbichler, sowie Caritasdirektor Herbert Beiglböck. „Wir sind sehr dankbar für diese wertvolle Spende, die es uns weiterhin ermöglicht, in schwierigen Zeiten für die Menschen da zu sein“, dankte Beiglböck dem langjährigen Unterstützer Roth.
Kompetent beraten durch die Krise „In stürmischen Zeiten wie diesen braucht es qualifizierte Experten, die den Wirtschaftstreibenden zur Seite stehen und das Ruder routiniert in die Hand nehmen“, so Dominic Neumann, Obmann der Fachgruppe UBIT der WKO. „Leider kursieren derzeit fragwürdige Angebote, die kostenfreie Beratung und Unterstützung versprechen.“ Er rät davon ab und verweist auf die Expertise der heimischen Profis in den Bereichen Unternehmensberatung und IT-Dienstleistung. „Unsere Fachgruppenmitglieder punkten mit wertvoller Erfahrung und Spezialwissen in ihren Fachgebieten. Darauf ist auch in Krisenzeiten zu 100 % Verlass“, betont Neumann. Fachkundige UBITProfis sind im Firmen A-Z unter www.ubit-stmk.at/ beratungfinden zu finden. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Fotos: Caritas, ARTige Bilder / Hannes Loske, Ubit
Erfolgreiches Geschäftsjahr für Hypo Steiermark Mit einer deutlichen Ergebnissteigerung hat die Landes-Hypothekenbank Steiermark AG das Geschäftsjahr 2019 abgeschlossen. Bei einer auf rd. 3,62 Mrd. Euro gestiegenen Bilanzsumme konnte das Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit (EGT) auf rd. 25,01 Mio. Euro (14,5 Mio. Euro) verbessert werden. Ausschlaggebend dafür war die konsequente Marktbearbeitung in den Kerngeschäftsfeldern der Regionalbank. „Ausschlaggebend für den Erfolg waren wie schon in der Vergangenheit unsere Erfahrung und die kompetente Beratung.
WIRTSCHAFT
Herausforderung Covid 19
Foto: Helge O. Sommer / Holding Graz
Interview über die Corona-Krise mit Wolfgang Malik, Vorstandsvorsitzender Holding Graz Mit welchen Herausforderungen ist die Holding Graz in der aktuellen Krise konfrontiert? Die unlängst präsentierte positive Bilanz 2019 zeigte einmal mehr, dass die Holding Graz im 60. Jahr ihres Bestehens und zum zehnten Jubiläum als Holding im „Haus Graz“ der verlässliche Garant für eine funktionierende Infrastruktur und
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Daseinsvorsorge in Graz ist. Unsere Maßnahmen der vergangenen Jahre zur Modernisierung des Stadtmanagements bewähren sich auch in Krisenzeiten wie in der Corona-Krise. Wie ambivalent sich die Situation für die Holding Graz und ihrer Beteiligungen darstellt, zeigt sich an einigen Beispielen. So konnten der Flughafen Graz, der Ankünder und die
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Freizeit Graz mit ihren Unternehmensteilen im Jahr 2019 wiederum Rekordergebnisse und Rekorde bei den Passagier-, Gäste- und Umsatzzahlen erzielen. Aktuell mussten jedoch alle drei Unternehmen Kurzarbeit anmelden, weil der Betrieb dort nahezu stillsteht. Wirtschaftlich werden die Auswirkungen des Coronavirus also auch auf die Holding Graz im Geschäftsjahr 2020 enorm sein. Welche Maßnahmen trifft man zur Normalisierung der Fahrpläne im öffentlichen Verkehr bzw. in welchem Ausmaß müssen Personalressourcen wieder mobilisiert werden? Hier haben wir uns seit Ausbruch der Krise immer wieder schnell und flexibel auf neue Herausforderungen eingestellt. Das Fahrpersonal ist wie auch vor Covid-19 einsatzbereit. Wie ist um die Zeitpläne der laufen-
den Bauvorhaben bestellt, z. B. am Zentrale Speicherkanal? Hier sind die wichtigsten Baustellen im Plan. Vor einigen Tagen haben wir gemeinsam mit der Stadt Graz die Augartenbucht eröffnet und auch der Zentrale Speicherkanal geht in die Endphase. Ganz besonders erwähnenswert ist auch der laufende Ausbau der Straßenbahninfrastruktur Richtung Reininghaus und der Start der Smart City-Linie am 14. April 2020.
Gibt es schon Aussichten für eine Planung zur Öffnung von Freizeiteinrichtungen, insbesondere der Bäder, die für die Bevölkerung in der warmen Jahreszeit einen hohen Stellenwert haben? Wir arbeiten an einem Konzept, wie wir eine Öffnung logistisch bestmöglich organisieren können. Wie und wann wir die Bäder öffnen können, ist leider noch offen.
Scoop & Spoon für Marketingpreis nominiert Das steirische Unternehmen Scoop & Spoon hat es mit der umfassenden Rebranding-Kampagne des Start-ups „Acten“ für ihren Kunden Red Bull Media House ins Finale der Drum Marketing Awards UK geschafft. Das österreichische Marketing- und Technologieunternehmen überzeugte die hochrangige Fachjury mit ihrer revolutionären Marketingstrategie in der Kategorie „Brand Development of the Year“. Gerade in einem so kompetitiven Markt wie Großbritannien – in dem sich einige der größten digitalen Schwergewichte der Welt tummeln – unterstreicht die Nominierung für Scoop & Spoon den erfolgreichen Kurs des Marketing- und Technologieunternehmens, wie Michael Ksela, CEO und Gründer von Scoop & Spoon, betonte. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Energie Steiermark:
Krisenfest und lösungsorientiert
Foto: Energie Steiermark
Wie stellt die Energie Steiermark in diesen schwierigen Zeiten die Versorgung mit elektrischer Energie sicher? Nur aufgrund eines erfolgreichen Arbeitsjahres 2019 ist es derzeit möglich, unsere Aufgabe als Rückgrat der Versorgungssicherheit unter deutlich erschwerten Rahmenbedingungen auch in der aktuellen Krisen-Situation zu gewährleisten. So kann die zentrale Aufgabenstellung im Bereich der kritischen Infrastruktur lückenlos erfüllt werden: Die Versorgungssicherheit ist zu jedem Zeitpunkt voll gewährleistet. Die Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie die Stördienst-Einsätze funktionieren dank einem grandiosen Team in allen Regionen trotz der hohen, zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen reibungslos. Mit welchen Mitteln bewältigen Sie die Herausforderung, unter diesen Umständen die zahlreichen hoch qualifizierten Arbeitskräfte im Unternehmen zu halten? Ebenso wie alle anderen Unternehmen sind wir von den wirtschaft-
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lichen Konsequenzen der CoronaKrise stark betroffen. So ist u. a. der Strom- und Gasverbrauch in den letzten Wochen teilweise um bis zu 20 Prozent zurückgegangen, einige Projekte mussten zeitlich nach hinten verschoben werden. In einigen – nicht zum Kernbereich des Konzerns zu zählenden – Tochterunternehmen musste Kurzarbeit angemeldet werden. Rund 1.300 Mitarbeiter des Konzerns arbeiten derzeit noch immer im Home Office und sind vor allem in Sachen Kundenbetreuung gefordert.
Was bedeutet das zum Beispiel für die Lehrlingsausbildung und deren geplanten weiteren Ausbau? Momentan sind unsere Lehrlinge natürlich nicht in ihrer Lehrwerkstätte im E-Campus, sondern bekommen die Lehrinhalte von unseren Ausbildnern über digitale Medien nach Hause geliefert. Unsere Qualifizierungs-Offensive läuft jedoch auf Hochtouren. In den kommenden Monaten werden wir das modernste Ausbildungs-Zent-
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Martin Graf, Vorstandsdirektor Energie Steiermark, im Interview zur Corona-Krise
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rum für Lehrlinge in Graz Österreich eröffnen, unseren E-Campus. Dafür haben wir über 10 Millionen Euro investiert und können damit nicht nur ein kräftiges Signal gegen den vielzitierten Fachkräftemangel setzen und die Anzahl der Lehrlinge im Konzern wesentlich aufstocken, sondern auch mit völlig neuen Technologien Inhalte in Sachen nachhaltige Energie-Innovation vermitteln.
Foto: Leitner
Inwiefern kommen Sie den von Härtefällen betroffenen Kunden entgegen, u. a. auch im gewerblichen Bereich? Gerade jetzt in der Krise ist uns die Partnerschaft mit UnternehmerInnen und Privat-KundInnen besonders wichtig: Bei finanziellen Härtefällen in Sachen Energiekosten konnte in nahezu allen Fällen eine
individuelle, positive Lösung gefunden werden. Wir haben auch einen eigenen Hilfsfonds der Caritas mit 100.000 Euro dotiert.
Welche weiteren Projekte gibt es von Ihrer Seite, um Menschen in wirtschaftlichen Notlagen zu unterstützen? In den kommenden Monaten des Hochfahrens werden wir als Impulsgeber für regionale Unternehmen eine wesentliche Rolle übernehmen. Die Energie Steiermark wird in den nächsten 5 Jahren rund eine Milliarde Euro in den Ausbau erneuerbarer, CO2-freier Energie und in die Entwicklung von Smart Grids investieren. Der überwiegende Teil unserer Aufträge geht an regionale Firmen, wir sind daher Job-Motor am Wirtschaftsstandort Steiermark.
Campus 02: „Digital wurde normal“ Die FH Campus 02 hat für die Phase der Hochschulsperre komplett auf Online-Studium umgestellt. Da ist nun digital optimal. „Es hat auch uns überrascht“, sagt Rektorin Kristina Edlinger-Ploder. „Aber wir wussten, was wir zu tun haben.“ Technische Prozesse optimieren, betriebliches Krisenmanagement, Wirtschaftsinformatik, Marktstrategien, neue Ideen für neue Herausforderungen das sind typische Schwerpunkte in den Studieninhalten. „Die Umstellung des Lehrbetriebs auf elektronische Medien ging sehr rasch“, weiß Dagmar Archan, Leiterin des Zentrums für Hochschuldidaktik an der FH Campus 02, übrigens Staatspreisträgerin für Online-Learning: „Praktisch die gesamte Präsenzlehre wurde auf online umgestellt.“ FA ZIT ONLINEAUSGABE
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FAZITBEGEGNUNG MIT SILVIA DIMITRIADIS
FA ZITBEGEGNUNG MIT SILVIA DIMITRIADIS
Powerfrau für alle Fälle Text von Volker Schögler Foto von Heimo Binder
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ilvia Dimitriadis als umtriebig zu bezeichnen, ist eine Untertreibung. Es sind gleich vier Visitenkarten, die sie mir bei unserem Treffen übergibt, später kommt noch eine fünfte dazu. Wer ist die doppelte Magistra mit MBA-Abschluss? Die erste Karte weist sie als Mitarbeiterin des Arbeitsmarktservice Graz Ost aus. Hier ist sie aber nicht für Arbeitssuchende zuständig, sondern für Unternehmen. Genauer gesagt, bietet sie innerhalb eines Teams von zwölf Mitarbeitern »Service für Unternehmen« an. Das reicht von der Personalsuche und -planung, über Jobbörsen und Speeddating bis zum Führen von Bewerbungsgesprächen. Seit dem 16. März ist alles ein bisschen an-
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ders – Stichwort »Corona-Kurzarbeit«. Als zuständige Stelle für Kurzarbeitsanträge von Unternehmen sah man sich hier mit einem (An-) Sturm Shakespear‘schen Ausmaßes konfrontiert.
Allein in Graz sind bislang mehr als viertausend Anträge eingelangt, wobei sich die Rahmenbedingungen zunächst beinahe täglich änderten. »Schon am Sonntag davor haben wir Mitarbeiterinnen des SFU Graz Ost uns den ganzen Tag über WhatsApp ausgetauscht«, so Dimitriadis. Im AMS liefen buchstäblich die Telefone heiß, die Ereignisse begannen sich zu überschlagen. Unternehmer wollten wissen, was selbst die Regierung noch nicht wusste, ständige gesetzliche Verbesserungen sorgten
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für Informationsnotstand, das siebenseitige Formular für das Begehren und das vierzehnseitige für die Sozialpartnervereinbarung sorgte für kafkaeske Albtraumstimmung bei den Selbständigen.
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»Veränderungsrestistent? Rufen Sie mich an!« – das steht auf der zweiten Visitenkarte von Silvia Dimitriadis und nimmt Bezug auf ihren zweiten Job als Unternehmensberaterin, außerhalb des AMS natürlich, wo sie übrigens erst vor dreieinhalb Jahren angeheuert hat. Wo andere zaudern mögen, ist sie in ihrem Element. Der tägliche Arbeitseinsatz der zuständigen AMS-Mitarbeiter dehnte sich ab Mitte März auf zehn und mehr Stunden und auf die Samstage aus. Zusätzlich sorgte ihre schnelle und flexible Informationspolitik und die proaktive Vorgangsweise, auf die Unternehmen zuzugehen und Beistand zu leisten, um möglichst rasch und unbürokratisch die Ansuchen zu erledigen, für Beruhigung und Zuversicht. Grundsätzlich dürfte sich das AMS mit der Bearbeitung drei Monate Zeit lassen, aber durch den außertourlichen Einsatz von Mitarbeitern wie Silvia Dimitriadis fließt das Geld bereits jetzt im ersten Monat nach Einreichung der Abrechnungs-
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unterlagen, was für die Unternehmer, die schließlich vorfinanzieren müssen, eine wichtige Unterstützung ist. Arbeitnehmer erhalten je nach Bruttoentgelt vor Kurzarbeit eine Nettoersatzrate zwischen 80 und 90 Prozent. Dimitriadis: »Das Unternehmen bekommt die Kosten für die Ausfallstunden gemäß festgelegten Pauschalsätzen, die sämtliche Sozialversicherungsbeiträge und sonstige lohnbezogene Dienstgeberabgaben enthalten, vom AMS ersetzt.« Und je früher desto besser – schließlich gilt es, die Liquidität der Unternehmen zu erhalten.
Dass Silvia Dimitriadis Durchblick, Nerven und Empathie bewahrt, wird noch durch strukturiertes Vorgehen vervollständigt. Dafür mag – auch – eine zwanzigjährige Banklaufbahn vom Controlling und Bankmanagement bis zu Task-Force-Aufgaben und Geschäftsleitung verantwort-
lich sein. Und ein Postgraduate-Studium in Management. Oder? »Mir macht es Spaß, weil ich mit Menschen zu tun habe und das Unternehmertum verstehe«, sagt sie. Außerdem neige sie zum Blick über den Tellerrand. Auch angesichts der anderen Visitenkarten, sprich Engagements, muss man ihr einfach glauben: So ist sie auch Vorstandsmitglied im SOWI-Absolventenverein der Universität Graz und Vizepräsidentin sowie Finanzreferentin beim steirischen Landesverband des Roten Kreuzes und im dortigen Kriseninterventionsteam. Sozial engagiert sie sich auch als Rotarierin. Hinsichtlich der Frage nach HomeOffice in dieser Corona-Zeit, sagt die Mutter zweier erwachsener Söhne, sie könnte sich nicht vorstellen, zu Hause zu bleiben. Ha, eine Schwäche? »Ich würde wahrscheinlich den ganzen Tag telefonieren und andere aufbauen.« Doch nicht. n
Silvia Dimitriadis, Jahrgang 1966, wuchs auf einem Bauernhof in Riegersburg auf und ist dort seit 20 Jahren im Gemeinderat. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne, studierte Betriebswirtschaft und Erziehungswissenschaften, arbeitete 20 Jahre im Bankensektor und ist heute beim Arbeitsmarktservice Graz-Ost im »Service für Unternehmen«. Zahlreiche andere Tätigkeiten wie selbständige Unternehmensberatung oder beim Roten Kreuz, beim SOWI-Alumni-Club der Uni Graz oder den Rotariern zeugen von ihrer Energie. FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Wie kann die Arbeiterkammer die Arbeitnehmer in diesen schwierigen Zeiten unterstützen? Wir stehen den Arbeitnehmern in dieser schwierigen Situation zur Seite. Seit 16. März haben wir mehr als 33.000 Anfragen in den Bereichen Arbeitsrecht und Konsumentenschutz per Telefon und via E-Mail
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sogar an Wochenenden beantwortet und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Österreichweit verzeichnet die von AK und dem ÖGB ins Leben gerufene Hotline rund 90.000 Anrufer und die Homepage www.jobundcorona.at über eine Million Besucher. Darüber hinaus fördern wir gemeinsam mit der steirischen Landesregierung die
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Foto: AK Steiermark
Steirische Arbeiterkammer hilft in der Krise
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Errichtung von Telearbeitsplätzen. Damit werden Arbeitsplätze erhalten und die Gesundheit der Beschäftigten geschützt.
Was raten Sie Arbeitern und Angestellten, die sich in Kurzarbeit befinden? Auch während der Kurzarbeit ist der Arbeitgeber verpflichtet, die genaue Lage der Arbeitszeit mit einer Vorlaufzeit von 14 Tagen bekanntzugeben. Während der Kurzarbeit besteht ein Kündigungsschutz für die Arbeitnehmer, der auch noch nach der Beendigung der Kurzarbeit für
die einmonatige Behaltepflicht fortbesteht. Urlaubs- und Weihnachtsgeld müssen vom Arbeitgeber zum gewohnten Zeitpunkt mit 100 Prozent des letzten Entgelts ausbezahlt werden. Ein Urlaubsverbrauch während der Kurzarbeit bedarf einer Vereinbarung und kann nicht einseitig angeordnet werden. Im Falle eines Urlaubverbrauches gebührt das Urlaubentgelt auf Basis der Arbeitszeit vor der Kurzarbeit. Auch während der Kurzarbeit entsteht ein Anspruch auf Urlaub. Bei einer Erkrankung während der Kurzarbeit erhalten Arbeitnehmer für die
Für die einsetzen, die sich für uns alle einsetzen. steiermark.spoe.at
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Tag der Arbeit
Impressum gem. § 24 Abs 2 MedienG | SPÖ Steiermark, LGF Günter Pirker, Eggenberger Allee 49, 8020 Graz | Foto: Wolfgang Spekner, iStock / yoh4nn
ANTON LANG
WIRTSCHAFT
Dauer des Krankenstandes die Entgeltfortzahlung weiter. Viele Mieter sind von der Corona-Krise direkt betroffen, weil Einkommen wegfallen, welche Hilfe wird ihnen angeboten? Mieter, die ihre Miete wegen Einkommensausfall nicht mehr zahlen können, können einen Aufschub der Miete bei ihrem Vermieter beantragen. Es kann die Miete für maximal drei Monate gestundet werden, aber sie muss bis Jahresende abbezahlt werden und überdies können Vermieter die gesetzlichen Zinsen in Höhe von 4 Prozent verlangen. Es gibt auch Beschränkungen bei Delogierungen.
Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf das Angebot der Volkshochschulen aus, inwiefern kommen digitale Medien für Telelearning zum Einsatz? Bis die Regierung wieder grünes Licht gibt, finden auch in der Volkshochschule keine Kurse statt. In der Zwischenzeit führen einige VHSKursleiter manche Kurse aus den Bereichen Sprachen, Bewegung, Gesundheit und Kreativität online weiter. Zudem erstellen die VHSKursleiter kurze Videounterrichtseinheiten, die dann auf Facebook oder YouTube gepostet werden. Somit sind wir auch in dieser herausfordernden Zeit mit innovativen
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Konzepten bei unseren Teilnehmerinnen präsent.
Ein zentrales Thema sind auch Reisen, viele Flüge/Fahrten sind gestrichen worden und etliche Menschen haben bereits für den Sommer gebucht bzw. geplant, was sind deren Ansprüche und Rechte? Wenn Flüge, Reisen und Hotels durch die Fluglinie, den Veranstalter oder das Hotel storniert werden, haben Konsumenten Anspruch auf Rückzahlung aller Kosten, abgesehen von Buchungsgebühren und Kosten für eine eventuelle Stornoversicherung. Stornoversicherungen zahlen aber nicht, weil eine Absage aufgrund der Pandemie nicht versichert ist. Bei Flügen muss der Flugpreis laut Gesetz binnen sieben Tagen rückerstattet werden, die Fluglinien machen das aber praktisch nie, sie bieten fast alle nur Umbuchungen oder Gutscheine an. Das widerspricht der Gesetzeslage. Buchungsplattformen und Reiseveranstalter bieten ebenfalls nur Umbuchungen und Gutscheine an, aber auch da kann auf Rückzahlung bestanden werden. Schwieriger sind Fälle zu beurteilen, bei denen die Konsumenten selbst storniert haben. Da kommt es darauf an, wann storniert wurde und ob es zum Zeitpunkt des Urlaubsantritts einen objektiven Grund für eine Stornierung (Wegfall der Geschäftsgrundlage,
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eindeutige Reisewarnung, behördliche Sperre der Unterkunft und ähnliches) gegeben hat oder geben wird. Wenn Konsumenten selbst storniert haben, etwa aus Angst vor einer Ansteckung, und zu diesem Zeitpunkt keine konkrete Grundlage dafür vorhanden war, dann müssen sie Stornokosten bezahlen und bekommen
Schütz‘ Dich! Schütz‘ Andere! Regelmäßig Hände mit Seife waschen!
Nicht ins Gesicht greifen!
Vermeiden Sie Menschenmassen!
i Niesen und husten Sie in die Armbeuge!
i
Informieren Sie sich!
Nutzen Sie soziale Netzwerke!
news.steiermark.at | ages.at/coronavirus Hotline: 0800 555 621 | Gesundheitstelefon: 1450
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WIR DANKEN EUCH!
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BEZAHLTE ANZEIGE DES LANDES STEIERMARK. BILDER: GETTYIMAGES.AT.
diese auch nicht zurück, wenn zum Urlaubszeitpunkt keine Reise möglich sein wird. Wer also einen Sommerurlaub gebucht hat und diesen bereits jetzt storniert, wird Stornokosten bezahlen müssen. Wann und wohin Reisen im Juni, Juli, August oder noch später möglich sein wird, kann derzeit niemand sagen.
Doris Kampus, Landesrätin für Soziales, Arbeit und Integration
Was sind angesichts der Corona-Krise die wichtigsten Aufgaben und Maßnahmen, die Ihrem Ressort zufallen? Zunächst war es die erste Aufgabe, das soziale System in der Steiermark, von der Behindertenhilfe über die Kinder- und Jugendhilfe bis zu den Frauenhäusern, am Laufen zu halten. Ein Riesen-Danke an alle Beteiligten, die so konstruktiv
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zusammengearbeitet haben! Gemeinsam ist es so gelungen, für alle da zu sein, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Wir haben sofort in der Landesregierung ein Paket für die Wirtschaft und ein Sozialpaket geschnürt. Die Folgen sind dramatisch. Tausende Menschen sind ja von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit betroffen. Keiner kann sagen, wie
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Foto:r Land Steiermark
Corona-Krise : Soziales, Arbeit und Integration
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lange die Krise dauert. Wir müssen daher stets bereit sein, auf neue Herausforderungen zu reagieren.
waren und sind die Frauen, die das Land in der Krise am Laufen gehalten haben und halten.
Im Moment gibt es immer noch große Engpässe bei der Pflege, vor allem im häuslichen Bereich, was kann hier unternommen werden, um rasche Abhilfe zu schaffen? Viele Steirerinnen und Steirer sorgen sich um ihre Angehörigen. Wir haben in der Landesregierung intensiv darüber beraten. Eine Maßnahme ist, die Kosten für Corona-Tests bei den 24-Stunden-Pflegerinnen zu übernehmen. Dazu gibt es einen Reisekostenfonds der Wirtschaftskammer. Eine Erleichterung wird allgemein auch durch einen Korridor für Züge durch Ungarn von und nach Rumänien erwartet. Es zeigt, dass gerade im Sozialbereich die wahren Systemerhalterinnen tätig sind. Es
Was bedeutet das z. B. für den Bereich der Wohnunterstützung bzw. -beihilfen? Die Expertinnen und Experten in unserer Sozialabteilung erwarten bei Wohnunterstützung und auch bei der Mindestsicherung einen deutlichen Anstieg. Wir haben rasch reagiert, die Verfahren vereinfacht und die Fristen verlängert. Das letzte soziale Netz muss gerade in solchen Belastungsproben halten. Und es hält in der Steiermark.
Inwiefern können Sie in dieser schwierigen Situation Hilfestellungen in arbeitsrechtlichen Fragen für Bedienstete und Unternehmen leisten? Viele machen sich Sorgen und haben Fragen. Die Expertinnen und Experten der Arbeiterkammer, aber auch jene der Gewerkschaft sind in diesen Tagen besonders gefragt. Zum Glück haben wir Instrumente wie Kurzarbeit und Härtefonds. Dennoch ist die Arbeitslosigkeit explodiert. Mein Ziel lautet: Wir dürfen niemanden zurücklassen.
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Wie kann jenen Menschen geholfen werden, die in dieser Situation durch Jobverlust bzw. durch Entziehen der Grundlagen ihrer wirtschaftlichen Existenz (z. B. als EPU und Selbstständige) in finanzielle Notlagen geraten sind? Das Wirtschaftspaket des Landes stellt in Ergänzung zum Bund noch einmal Maßnahmen für 53 Millionen Euro zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem die Zinsübernahme für Überbrückungskredite, die verstärkte Förderung von Telearbeitsplätzen und der steirische Härtefallfonds. Ich gehe davon aus, dass wir hier noch weitere Maßnahmen setzen werden. Wir dürfen aber gerade auf die EPU und Selbstständigen nicht vergessen.
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Home Office: Welche Werbungskosten lassen sich absetzen? In Zeiten der Corona-Krise wird vermehrt auf Home Office gesetzt. Die Umstellung darauf kann bewirken, dass die beruflich bedingten Ausgaben stetig steigen. Doch was kann alles abgesetzt werden, um die steuerlichen Abgaben zu reduzieren? len Geräte und Materialien, die für die berufliche Tätigkeit notwendig sind, wie beispielsweise Büromaterial, Computer, Drucker oder Werkzeuge. Bei Arbeitsmitteln, die nicht mehr als 400 Euro (ab 2020: 800 Euro) kosten, handelt es sich um „geringwertige Wirtschaftsgüter“. Diese können zur Gänze in dem Kalenderjahr abgesetzt werden, in dem diese angeschafft wurden. Ein häusliches Arbeitszimmer liegt vor,
»In Zeiten von verordnetem Home Office lässt sich zum heutigen Stand noch nicht sagen, ob die Voraussetzungen für die steuerliche Absetzbarkeit eines Arbeitszimmers seitens der Gesetzgebung gelockert werden.« Bernhard Koller, AK-Steuerabteilung
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Foto:r AK Stmk / Graf-Putz
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öchten Sie Ihre tatsächlichen Ausgaben, welche im Rahmen der Berufsausübung entstehen und nicht vom Arbeitgeber ersetzt werden, absetzen, müssen diese zusammengerechnet das Werbungskostenpauschale von 132 Euro übersteigen“, so AK-Steuerexperte Bernhard Koller: „Erst dann wirken sich die Werbungskosten bei der Arbeitnehmerveranlagung steuermindernd aus.“ Darunter fal-
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wenn es sich in der Privatwohnung oder im privaten Wohnhaus befindet. Es darf sich nicht um ein Durchgangszimmer zu anderen privaten Räumen handeln. Weiters sollte die Aufbewahrung von privaten Gegenständen tunlichst vermieden werden. Für die steuerliche Abzugsfähigkeit muss es den Mittelpunkt der beruflichen Tätigkeit bilden und (nahezu) ausschließlich beruflich
genutzt werden. Erfüllt ein Arbeitszimmer diese Voraussetzung, können Arbeitnehmer die Miete sowie die Betriebskosten anteilig absetzen. Hat der Steuerpflichtige eine Eigentumswohnung bzw. ein Haus erworben, können auch anteilige Finanzierungskosten (Zinsen für Darlehen) und eine anteilige Absetzung für Abnutzung steuermindernd berücksichtigt werden.
Foto:r Oliver Wolf
Generali bietet telefonische Unterstützung zum Coronavirus In Zusammenarbeit mit dem Notfalldienstleister Europ Assistance hat die Generali in Österreich eine Hotline für medizinische Fragen und IT-Probleme sowie für persönliche Sorgen und Ängste der österreichischen Bevölkerung eingerichtet – unabhängig davon, ob sie Generali Kunden sind oder nicht. Die Corona-Unterstützungs-Hotline der Generali ist österreichweit rund um die Uhr unter 0800 500 156 erreichbar. Ein Team aus Krankenschwestern, Ärzten, Technikern, Psychologen und Gesundheitstherapeuten steht dafür bereit. CEO Alfred Leu: „Die Corona Unterstützungs-Hotline der Generali bietet in dieser Ausnahmesituation eine unmittelbare Hilfestellung für die Probleme und Sorgen der Menschen.“ Campus 02 startet „Team Unternehmertum“ Das Innolab an der FH Campus 02 schickt die Internet-Plattform „Team Unternehmertum“ an den Start. Ab sofort können steirische Unternehmen, die rasch Unterstützung während der Corona-Krise brauchen, über eine Website die Hilfe von Experten aus unterschiedlichsten Bereichen in Anspruch nehmen. Das Angebot ist für Unternehmen völlig kostenlos und unverbindlich. „Zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe brauchen Hilfe, Rat und jemanden zum Reden“, sagt Hans Lercher, Leiter des Studiengangs Innovationsmanagement an der FH Campus 02. „Gleichzeitig möchten viele Experten, die derzeit zu Hause bleiben müssen, helfen. Mit der Plattform ‚Team Unternehmertum‘ bringen wir diese beiden Gruppen zusammen.“ FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Ein Platz für die Seele! Traumliegenschaft in Kitzeck-Sausal. Sehr gepflegter Landsitz in sonniger und ruhiger Wohnlage mit wunderschöner Aussicht, großer Terrasse und optimaler Westausrichtung. Gfl.2086 m², Wfl.241 m², HWB: 9704 kWh/m²a, fGEE: 1,37. KP auf Anfrage. Infos: Manuela Roiderer 0664-8184143, www.sreal.at
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KURZ & NEWS
Foto:r Marija Kanizaj, Renate Trummer / fotogenia, Bank Austria, Wolfgang Spekner
SPÖ Steiermark startet Laptop-Sammelaktion Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen müssen Schüler wohl noch länger zu Hause bleiben. Darum ist es wichtig, dass alle die Voraussetzungen haben, daheim zu lernen. Dazu gehört auch ein Laptop. Jedoch gibt es viele Schüler, die keinen Computer besitzen, weil es für die Eltern nicht leistbar ist. Aus diesem Grund startet die SPÖ Steiermark eine landesweite Sammelaktion, bei der Privatpersonen, aber auch Firmen ihre alten Laptops spenden können. Diese werden neu aufgesetzt und an wirtschaftlich benachteiligte Familien verteilt.
Melisse: ein antivirales Nervenkräutl Optimismus, innere Ruhe und Ausgeglichenheit – zurzeit ist die Bewahrung dieser Gemütszustände besonders wichtig. Hilfe kennt Aromapraktikerin Ingrid Karner: „Durch seine antivirale Wirkung ist das kostbare ätherische Melissenöl gerade in Zeiten des Coronavirus zu empfehlen.“ Es wirkt ausgleichend auf das Gemüt und wird vor allem bei Ängsten, Herzbeschwerden, Fieberblasen und Nervosität empfohlen. Um Fieberblasen zu behandeln oder präventiv abzuwenden, empfiehlt Ingrid Karner: „Sobald man die Fieberblase spürt, sollte man auf die betroffene Stelle pures Melissenöl auftragen.“ Verdünntes Melissenöl, einmassiert an den Schläfen, kann laut der Aromaexpertin auch unangenehme Kopfschmerzen lindern. Bank Austria Sozialpreis 2020 Die UniCredit Bank Austria hält auch in der aktuellen Corona-Krise an ihrem sozialen Engagement fest. Gerade jetzt ist besonders wichtig, auf die Bedeutung von gemeinnützigen Initiativen hinzuweisen und deren Tätigkeit weiter zu unterstützen, wie Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden der UniCredit Bank Austria in der Steiermark, betont: „Mit dem Bank Austria Sozialpreis fördern wir zum elften Mal herausragende soziale Initiativen und Organisationen in der Steiermark, die ihren Beitrag leisten, um die Schwächsten in unserer Gesellschaft zu unterstützen. Es ist für uns selbstverständlich, an unserem sozialen Engagement festzuhalten und den Sozialpreis auch 2020 wieder auszuschreiben.“ FA ZIT ONLINEAUSGABE
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Essay von Matthias Horx
Corona-Rückwärtsprognose: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise »vorbei« ist.
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Die Welt as we know it löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können. Dafür möchte ich Ihnen eine Übung anbieten, mit der wir in Visionsprozessen bei Unternehmen gute Erfahrungen gemacht haben. Wir nennen sie die RE-Gnose. Im Gegensatz zur PRO-Gnose schauen wir mit dieser Technik nicht »in die Zukunft«. Sondern von der Zukunft aus ZURÜCK ins Heute. Klingt verrückt? Versuchen wir es einmal: FA ZIT ONLINEAUSGABE
Matthias Horx, geboren 1955 in Düsseldorf, ist deutscher Publizist. Er versteht sich als Trend- und Zukunftsforscher. Mit seinem 1998 mit Sitz in Frankfurt und Wien gegründetem »Zukunftsinstitut« arbeitet er an der Weiterentwicklung der »Futurologie« der Neunzehnsechziger- und Neunzehnsiebzigerjahre zu einer Beratungsdisziplin für Unternehmen, Gesellschaft und Politik. zukunftsinstitut.de ///
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Foto: Klaus Vyhnalek/vyhnalek.com
ch werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn »vorbei sein wird«, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Meine Antwort: Niemals. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt.
DIE CORONA- RÜCK WÄRTSPROGNOSE
Die Re-Gnose: Unsere Welt im Herbst 2020 Stellen wir uns eine Situation im Herbst vor, sagen wir im September 2020. Wir sitzen in einem Straßencafe in einer Großstadt. Es ist warm, und auf der Strasse bewegen sich wieder Menschen. Bewegen sie sich anders? Ist alles so wie früher? Schmeckt der Wein, der Cocktail, der Kaffee, wieder wie früher? Wie damals vor Corona? Oder sogar besser? Worüber werden wir uns rückblickend wundern?
Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führten. Im Gegenteil. Nach einer ersten Schockstarre führten viele von sich sogar erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren auf Multikanälen plötzlich zu einem Halt kam. Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume eröffnen. Das hat schon mancher erlebt, der zum Beispiel Intervallfasten probierte – und dem plötzlich das Essen wieder schmeckte. Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben FA ZIT ONLINEAUSGABE
alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst. Die gesellschaftliche Höflichkeit, die wir vorher zunehmend vermissten, stieg an.
Jetzt im Herbst 2020 herrscht bei Fussballspielen eine ganz andere Stimmung als im Frühjahr, als es jede Menge Massen-Wut-Pöbeleien gab. Wir wundern uns, warum das so ist. Wir werden uns wundern, wie schnell sich plötzlich Kulturtechniken des Digitalen in der Praxis bewährten. Tele- und Videokonferenzen, gegen die sich die meisten Kollegen immer gewehrt hatten (der Business-Flieger war besser) stellten sich als durchaus praktikabel und produktiv heraus. Lehrer lernten eine Menge über InternetTeaching. Das Homeoffice wurde für Viele zu einer Selbstverständlichkeit – einschließlich des Improvisierens und Zeit-Jonglierens, das damit verbunden ist. Gleichzeitig erlebten scheinbar veraltete Kulturtechniken eine Renaissance. Plötzlich erwischte man nicht nur den Anrufbeantworter, wenn man anrief, sondern real vorhande///
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ESSAY VON MAT THIA S HOR X
Reality Shows wirkten plötzlich grottenpeinlich. Der ganze TriviaTrash, der unendliche Seelenmüll, der durch alle Kanäle strömte.
ne Menschen. Das Virus brachte eine neue Kultur des Langtelefonieren ohne Second Screen hervor. Auch die »messages« selbst bekamen plötzlich eine neue Bedeutung. Man kommunizierte wieder wirklich. Man ließ niemanden mehr zappeln. Man hielt niemanden mehr hin. So entstand eine neue Kultur der Erreichbarkeit. Der Verbindlichkeit. Menschen, die vor lauter Hektik nie zur Ruhe kamen, auch junge Menschen, machten plötzlich ausgiebige Spaziergänge (ein Wort, das vorher eher ein Fremdwort war). Bücher lesen wurde plötzlich zum Kult. Reality Shows wirkten plötzlich grottenpeinlich. Der ganze TriviaTrash, der unendliche Seelenmüll, der durch alle Kanäle strömte. Nein, er verschwand nicht völlig. Aber er verlor rasend an Wert. Kann sich jemand noch an den Political-Correctness-Streit erinnern? Die unendlich vielen Kulturkriege um … ja um was ging da eigentlich? Krisen wirken vor allem dadurch, dass sie alte Phänomene auflösen, über-flüssig machen … Zynismus, diese lässige Art, sich die Welt durch Abwertung vom Leibe zu halten, war plötzlich reichlich out. Die Übertreibungs-Angst-Hysterie in den Medien hielt sich, nach
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DIE CORONA- RÜCK WÄRTSPROGNOSE
einem kurzen ersten Ausbruch, in Grenzen. Nebenbei erreichte auch die unendliche Flut grausamster Krimi-Serien ihren Tipping Point. Wir werden uns wundern, dass schließlich doch schon im Sommer Medikamente gefunden wurden, die die Überlebensrate erhöhten. Dadurch wurden die Todesraten gesenkt und Corona wurde zu einem Virus, mit dem wir eben umgehen müssen – ähnlich wie die Grippe und die vielen anderen Krankheiten. Medizinischer Fortschritt half. Aber wir haben auch erfahren: Nicht so sehr die Technik, sondern die Veränderung sozialer Verhaltensformen war das Entscheidende. Dass Menschen trotz radikaler Einschränkungen solidarisch und konstruktiv bleiben konnten, gab den Ausschlag. Die human-soziale Intelligenz hat geholfen. Die vielgepriesene Künstliche Intelligenz, die ja bekanntlich alles lösen kann, hat dagegen in Sachen Corona nur begrenzt gewirkt. Damit hat sich das Verhältnis zwischen Technologie und Kultur verschoben. Vor der Krise schien Technologie das Allheilmittel, Träger aller Utopien. Kein Mensch – oder nur noch wenige Hartgesottene – glauben heute noch an die große digitale Erlösung. Der große Technik-
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Hype ist vorbei. Wir richten unsere Aufmerksamkeiten wieder mehr auf die humanen Fragen: Was ist der Mensch? Was sind wir füreinander? Wir staunen rückwärts, wieviel Humor und Mitmenschlichkeit in den Tagen des Virus tatsächlich entstanden ist.
Wir werden uns wundern, wie weit die Ökonomie schrumpfen konnte, ohne dass so etwas wie »Zusammenbruch« tatsächlich passierte, der vorher bei jeder noch so kleinen Steuererhöhung und jedem staatlichen Eingriff beschworen wurde. Obwohl es einen »schwarzen April« gab, einen tiefen Konjunktureinbruch und einen Börseneinbruch von 50 Prozent, obwohl viele Unternehmen pleitegingen, schrumpften oder in etwas völlig anderes mutierten, kam es nie zum Nullpunkt. Als wäre Wirtschaft ein atmendes Wesen, das auch dösen oder schlafen und sogar träumen kann. Heute im Herbst, gibt es wieder eine Weltwirtschaft. Aber die Globale Just-in-Time-Produktion, mit riesigen verzweigten Wertschöpfungsketten, bei denen Millionen Einzelteile über den Planeten gekarrt werden, hat sich überlebt. Sie wird gerade demontiert und neu konfiguriert. Überall in den ///
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ESSAY VON MAT THIA S HOR X
Produktionen und Service-Einrichtungen wachsen wieder Zwischenlager, Depots, Reserven. Ortsnahe Produktionen boomen, Netzwerke werden lokalisiert, das Handwerk erlebt eine Renaissance. Das Global-System driftet in Richtung GloKALisierung: Lokalisierung des Globalen. Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste durch den Börseneinbruch nicht so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte. In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten. Könnte es sein, dass das Virus unser Leben in eine Richtung geändert hat, in die es sich sowieso verändern wollte?
RE-Gnose: Gegenwartsbewältigung durch Zukunfts-Sprung Warum wirkt diese Art der »VonVorne-Szenarios« so irritierend anders als eine klassische Prognose? Das hängt mit den spezifischen Eigenschaften unseres ZukunftsSinns zusammen. Wenn wir »in die Zukunft« schauen, sehen wir ja meistens nur die Gefahren und Probleme »auf uns zukommen«, die sich zu unüberwindbaren Barrieren türmen. Wie eine Lokomotive aus dem Tunnel, die uns überfährt. FA ZIT ONLINEAUSGABE
Diese Angst-Barriere trennt uns von der Zukunft. Deshalb sind Horror-Zukünfte immer am Einfachsten darzustellen. Re-Gnosen bilden hingegen eine Erkenntnis-Schleife, in der wir uns selbst, unseren inneren Wandel, in die Zukunftsrechnung einbeziehen. Wir setzen uns innerlich mit der Zukunft in Verbindung, und dadurch entsteht eine Brücke zwischen Heute und Morgen. Es entsteht ein »Future Mind« – Zukunfts-Bewusstheit.
Wenn man das richtig macht, entsteht so etwas wie Zukunfts-Intelligenz. Wir sind in der Lage, nicht nur die äußeren »Events«, sondern auch die inneren Adaptionen, mit denen wir auf eine veränderte Welt reagieren, zu antizipieren. Das fühlt sich schon ganz anders an als eine Prognose, die in ihrem apodiktischen Charakter immer etwas Totes, Steriles hat. Wir verlassen die Angststarre und geraten wieder in die Lebendigkeit, die zu jeder wahren Zukunft gehört. Wir alle kennen das Gefühl der geglückten Angstüberwindung. Wenn wir für eine Behandlung zum Zahnarzt gehen, sind wir schon lange vorher besorgt. Wir verlieren auf dem Zahnarztstuhl die Kontrolle und das schmerzt, bevor es überhaupt wehtut. In der Antizipation dieses Gefühls steigern wir uns in ///
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DIE CORONA- RÜCK WÄRTSPROGNOSE
Ängste hinein, die uns völlig überwältigen können. Wenn wir dann allerdings die Prozedur überstanden haben, kommt es zum CopingGefühl: Die Welt wirkt wieder jung und frisch und wir sind plötzlich voller Tatendrang.
Coping heißt: bewältigen. Neurobiologisch wird dabei das Angst-Adrenalin durch Dopamin ersetzt, eine Art körpereigener Zukunfts-Droge. Während uns Adrenalin zu Flucht oder Kampf anleitet (was auf dem Zahnarztstuhl nicht so richtig produktiv ist, ebenso wenig wie beim Kampf gegen Corona), öffnet Dopamin unsere Hirnsynapsen: Wir sind gespannt auf das Kommende, neugierig, vorausschauend. Wenn wir einen gesunden Dopamin-Spiegel haben, schmieden wir Pläne, haben Visionen, die uns in die vorausschauende Handlung bringen. Erstaunlicherweise machen viele in der Corona-Krise genau diese Erfahrung. Aus einem massiven Kontrollverlust wird plötzlich ein regelrechter Rausch des Positiven. Nach einer Zeit der Fassungslosigkeit und Angst entsteht eine innere Kraft. Die Welt »endet«, aber in der Erfahrung, dass wir immer noch da sind, entsteht eine Art Neu-Sein im Inneren. Mitten im Shut-Down der Zivilisation laufen wir durch WälFA ZIT ONLINEAUSGABE
Wir verlassen die Angststarre und geraten wieder in die Lebendigkeit, die zu jeder wahren Zukunft gehört.
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ESSAY VON MAT THIA S HOR X
der oder Parks, oder über fast leere Plätze. Aber das ist keine Apokalypse, sondern ein Neuanfang. So erweist sich: Wandel beginnt als verändertes Muster von Erwartungen, von Wahr-Nehmungen und WeltVerbindungen. Dabei ist es manchmal gerade der Bruch mit den Routinen, dem Gewohnten, der unseren Zukunfts-Sinn wieder freisetzt. Die Vorstellung und Gewissheit, dass alles ganz anders sein könnte – auch im Besseren.
Vielleicht werden wir uns sogar wundern, dass Trump im November abgewählt wird. Die AFD zeigt ernsthafte Zerfransens-Erscheinungen, weil eine bösartige, spaltende Politik nicht zu einer Corona-Welt passt. In der Corona-Krise wurde deutlich, dass diejenigen, die Menschen gegeneinander aufhetzen wollen, zu echten Zukunftsfragen nichts beizutragen haben. Wenn es ernst wird, wird das Destruktive deutlich, das im Populismus wohnt. Politik in ihrem Ur-Sinne als Formung gesellschaftlicher Verantwortlichkeiten bekam dieser Krise eine neue Glaubwürdigkeit, eine neue Legitimität. Gerade weil sie »autoritär« handeln musste, schuf Politik Vertrauen ins Gesellschaftliche. Auch die Wissenschaft hat in der Bewährungskrise eine erstaunFA ZIT ONLINEAUSGABE
liche Renaissance erlebt. Virologen und Epidemiologen wurden zu Medienstars, aber auch »futuristische« Philosophen, Soziologen, Psychologen, Anthropologen, die vorher eher am Rande der polarisierten Debatten standen, bekamen wieder Stimme und Gewicht. Fake News hingegen verloren rapide an Marktwert. Auch Verschwörungstheorien wirkten plötzlich wie Ladenhüter, obwohl sie wie saures Bier angeboten wurden.
Ein Virus als Evolutionsbeschleuniger Tiefe Krisen weisen obendrein auf ein weiteres Grundprinzip des Wandels hin: Die Trend-Gegentrend-Synthese. Die neue Welt nach Corona – oder besser mit Corona – entsteht aus der Disruption des Megatrends Konnektivität. Politisch-ökonomisch wird dieses Phänomen auch »Globalisierung« genannt. Die Unterbrechung der Konnektivität – durch Grenzschließungen, Separationen, Abschottungen, Quarantänen – führt aber nicht zu einem Abschaffen der Verbindungen. Sondern zu einer Neuorganisation der Konnektome, die unsere Welt zusammenhalten und in die Zukunft tragen. Es kommt zu einem Phasensprung der sozio-ökonomischen Systeme. ///
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DIE CORONA- RÜCK WÄRTSPROGNOSE
Die kommende Welt wird Distanz wieder schätzen – und gerade dadurch Verbundenheit qualitativer gestalten. Autonomie und Abhängigkeit, Öffnung und Schließung, werden neu ausbalanciert. Dadurch kann die Welt komplexer, zugleich aber auch stabiler werden. Diese Umformung ist weitgehend ein blinder evolutionärer Prozess – weil das eine scheitert, setzt sich das Neue, überlebensfähig, durch. Das macht einen zunächst schwindelig, aber dann erweist es seinen inneren Sinn: Zukunftsfähig ist das, was die Paradoxien auf einer neuen Ebene verbindet. Dieser Prozess der Komplexierung – nicht zu verwechseln mit Komplizierung – kann aber auch von Menschen bewusst gestaltet werden. Diejenigen, die das können, die die Sprache der kommenden Komplexität sprechen, werden die Führer von Morgen sein. Die werdenden Hoffnungsträger. Die kommenden Gretas.
»Wir werden durch Corona unsere gesamte Einstellung gegenüber dem Leben anpassen – im Sinne unserer Existenz als Lebewesen inmitten anderer Lebensformen.« Slavo Zizek im Höhepunkt der Coronakrise Mitte März
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Jede Tiefenkrise hinterlässt eine Story, ein Narrativ, das weit in die Zukunft weist. Eine der stärksten Visionen, die das Coronavirus hinterlässt, sind die musizierenden Italiener auf den Balkonen. Die zweite Vision senden uns die Satellitenbilder, die plötzlich die Industriegebiete Chinas und Italiens frei von Smog zeigen. 2020 wird der CO&sub2;Ausstoss der Menschheit zum ersten Mal fallen. Diese Tatsache wird etwas mit uns machen. Wenn das Virus so etwas kann – können wir das womöglich auch? Vielleicht war der Virus nur ein Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt. Aber sie kann sich neu erfinden. System reset. Cool down! Musik auf den Baln konen! So geht Zukunft.
Dieser Text erschien erstmals im März 2020 auf der Webseite des Autors. Wir danken für die freundliche Genehmigung zum Abdruck. horx.com zukunftsinstitut.de ///
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TANDL MACHT SCHLUSS
ALLMONATLICHE FINALBETR ACHTUNGEN VON JOHANNES TANDL
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er hofft, dass es nach mehreren Wochen im goldenen Coronakäfig nun ein Zurück zu unseren gewohnten Freiheiten gibt, dem droht eine große Enttäuschung. Denn die Regierung stellt uns jetzt eine »Neue Normalität« in Aussicht, die so lange andauern wird, bis ein wirksames Coronamedikament bzw. eine Impfung auf dem Markt ist. Die dringend erforderliche vollständige Aufhebung des Shutdowns ist daher nicht in Sicht. Und so werden Monate vergehen, bis wir uns wieder treffen dürfen, wo und mit wem wir wollen. Und auch unser beruflicher Alltag wird sich wegen der Abstandsgebote noch lange nicht normalisieren. Der Begriff »Neue Normalität« ist daher nichts anderes als ein Euphemismus für einen autoritären Staat, der unsere Freiheit auf un-
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Die Lust an der Unfreiheit? bestimmte Zeit in einem Ausmaß einschränkt, das wir bis vor kurzem für unvorstellbar gehalten haben. Völlig unglaublich ist in diesem Zusammenhang, dass die Zustimmung zur Regierung gestiegen ist, je mehr Freiheiten uns genommen wurden.
Obwohl keine Rede mehr davon ist, dass die Coronaeinschränkungen bald gänzlich aufgehoben werden, geht die Mehrheit der Österreicher immer noch mit den Einschränkungen unserer Freiheit mit. Sowohl Bundeskanzler Sebastian Kurz als auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober, Vizekanzler Werner Kogler und sogar Innenminister ///
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TANDL MACHT SCHLUSS
Karl Nehammer erreichten Anfang April beim OGM-Vertrauensindex Rekordwerte. Die Menschen befänden sich in einer fast euphorisch anmutenden »Blood, Sweat and Tears«-Stimmung und rückten näher zusammen, analysierte OGM-Chef Wolfgang Bachmayr das Ergebnis seiner 800 Interviews. Inzwischen ist die Regierung immerhin dabei, den Shutdown stückweise zurückzufahren. Bis wann wir endlich wieder ins Kino, zu einem Fußballspiel oder auf ein Konzert gehen dürfen, ist trotzdem noch nicht absehbar. Dabei wurde uns vom Gesundheitsminister über Wochen suggeriert, dass alles gut wird, wenn die Reproduktionszahl des Virus endlich unter Eins sinkt. Ab dann würde die Zahl der Neuinfektionen sinken und nicht mehr exponentiell ansteigen. Nun gut! Die Reproduktionszahl ist seit einigen Wochen kleiner als Eins. Aber über eine völlige Aufhebung des Shutdowns darf nicht einmal laut nachgedacht werden. Anstatt die Schäden für Gesellschaft und Wirtschaft zu minimieren, folgt nun die »Neue Normalität«. Natürlich sind die Zustimmungswerte zu Kurz und Co mit den schrecklichen Bildern aus der Lombardei und New York – die so nie ausgestrahlt werden hätten sollen – erklärbar. Dort
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Überall in der Welt und auch bei uns in Europa erleben autoritäre Strukturen eine längst überwunden geglaubte Renaissance.
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TANDL MACHT SCHLUSS
waren die Intensivstationen dermaßen überlastet, dass ältere Menschen ohne Chance auf eine künstliche Beatmung sterben mussten. Die Zustimmung zu den Freiheitsbeschränkungen kann man aber nicht nur mit der medial geschürten Angst, sondern auch mit der Lust der Österreicher an einem gewissen Maß an Unfreiheit interpretieren. Überall in der Welt und auch bei uns in Europa erleben autoritäre Strukturen eine längst überwunden geglaubte Renaissance. Im Zuge der Pandemiebekämpfung wurden uns die strengen Maßnahmen von China oder Singapur sogar als vorbildlich präsentiert.
Je länger es dauert, bis unser Land in die »Alte Normalität« zurückkehrt, desto normaler erscheint uns die autoritäre »Neue Normalität«. Dabei kosten die Einschränkungen unsere Wirtschaft jede Woche Milliarden und die Steuerausfälle gefährden längst unser Sozial-, Gesundheits- und Bildungssystem. Hoffentlich lässt sich die Regierung bei ihren Freiheitsbeschränkungen in Zukunft nicht nur von Virologen, sondern auch von Public-Health-Experten und Ökonomen beraten. Und hoffentlich lässt sie sich bei der Beendigung der »Neuen Normalität« FA ZIT ONLINEAUSGABE
nicht von der Lust der Bevölkerung an ihrer neu gewonnenen Unfreiheit bremsen. Sollte sich herausstellen, dass die angeblich unvermeidliche zweite Infektionswelle tatsächlich schlimmer wird als die erste, kann man den Shutdown ja jederzeit wieder hochfahren – mittlerweile weiß man ja, wie das geht.
Die kontinentaleuropäische Gesellschaftsethik orientiert sich vor allem am Wohl des Individuums. Vielleicht sollte Europa einige utilitaristische Elemente der angloamerikanischen Gemeinwohlidee aufnehmen. Im Utilitarismus gelten Handlungen des Staates nämlich nur dann als moralisch gerechtfertigt, wenn sie den größtmöglichen Nutzen für die gesamte Gesellschaft zur Folge haben. Bezogen auf die Bekämpfung der Coronapandemie bedeutet das, dass nicht nur die Zahl der mit Covid-19 Gestorbenen über die Maßnahmen entscheidet, sondern auch die Opfer aufgrund von Arbeitslosigkeit, Rezession und Hoffnungslosigkeit. Die gesellschaftlichen Kosten der Seuchenbekämpfung dürfen nicht größer sein als ihr gesellschaftlicher Nutzen. n Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at ///
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Was wäre der Tag der Arbeit ohne Zusammenarbeiten und zusammenhalten. Wann, wenn nicht jetzt? Unsere steirischen Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen jetzt Ihre Unterstützung: Viele Geschäfte, Betriebe und Lokale haben wieder geöffnet und unter wko.at/steirischeinkaufen steht auch online ein breites Angebot unserer heimischen Unternehmen zur Verfügung. Wir wünschen Ihnen einen schönen 1. Mai und alles Gute für das Jahr 2020.
achtzigzehn | Fotos: Lupi Spuma, Joel Kernasenko, Holding Graz | bezahlte Anzeige
Graz hält zusammen! Die Holding Graz und ihre Beteiligungen wie Energie Graz, Citycom, Servus Abfall uvm. sorgen derzeit dafür, dass die wichtigsten Services und Leistungen zur öffentlichen Grundversorgung sichergestellt werden. Unsere MitarbeiterInnen der Graz Linien halten den öffentlichen Verkehr aufrecht, während die Abfallwirtschaft eine reibungslose Müllentsorgung garantiert. Wasser-, Abwasser- und Strom- bzw. Energieversorgung sind ebenso sichergestellt, wie unsere IT-Dienstleistungen. Unsere MitarbeiterInnen erledigen ihre Arbeit mit Überzeugung und voller Stolz. Für Sie und für unsere Stadt. Bitte unterstützen auch Sie uns dabei, indem Sie sich regelmäßig über unsere Informationskanäle wie Website, Facebook, Instagram oder die GrazAbfall-App über Maßnahmen, Services und Änderungen informieren. Für Personen, die keinen Online-Zugang besitzen oder sich mit der Nutzung schwer tun, werden wir im besten Einvernehmen mit allen Tages- und Wochenzeitungen kooperieren. So stellen wir sicher, dass wir ALLE Grazerinnen und Grazer erreichen. Tagesaktuelle Infos zu unseren Services finden Sie hier: facebook.com/grazholding instagram.com/holding_graz holding-graz.at