Fazit 167

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fazitmagazin.at

#167

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 167 8/2020 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Digitaler Optimist Stefan Stolitzka im Interview

FAZIT

November 2020

FA ZITESSAY

Christopher Drexler über Kultur, Europa und die Steiermark Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

FA ZIT THEMA AUSWIRKUNGEN DER US -WAHL AUF DIE S TEIERMARK

Vom Handel mit den unbegrenzten Möglichkeiten


Foto: Light & Grace

Macht auch Ihre Meinung bunter.


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FAZIT



Editorial

Von Christian Klepej

M

onat für Monat entscheidet sich, um wenigstens im Kommentar sehr aktuell zu sein, Thema und Inhalt meines Editorials am Freitag vor der Erscheinungswoche. Diesmal ist das etwas anders, komplexer. Denn am 16. Oktober wurde in Paris der Mittelschullehrer Samuel Paty getötet. Und seit Tagen kämpfe ich innerlich mit mir, mich diesem Thema zu widmen. Paty wurde von einem muslimischen Flüchtling auf offener Straße enthauptet. Danach brüstete sich der Mörder im Internet mit Fotos seiner schrecklichen Tat und »rechtfertigte« sie mit dem Worten »ich habe einen Ihrer Höllenhunde hingerichtet, der es gewagt hat, Mohammed herabzusetzen«. Samuel Paty hatte es gewagt, im Unterricht seine Schüler mit den durch die Veröffentlichung in der französischen Satirezeitschrift »Charlie Hebdo« eine (noch) größere Bekanntheit erzielten »Mohammed-Karikaturen« zu konfrontieren, diese als Unterrichtsmaterial zu präsentieren und sie als Gegenstand einer Diskussion über Meinungsfreiheit mit den jungen Menschen zu machen. Nachdem also seit der Erstveröf-

Köpfen von Lehrern kann und darf nicht zu Europa gehören!

fentlichung in der dänischen Tageszeitung »Jyllands-Posten« im Jahr 2005 dadurch zahlreiche islamistisch motivierte Verbrechen verübt wurden – 2015 kamen bei einem Überfall auf die Redaktion von Charlie Hebdo zwölf Menschen zu Tode –, ist Paty ein weiteres Opfer fanatischer Anhänger der Religion des Friedens. Ich bin ein gläubiger Mensch, ich bin Christ und Katholik und also Mitglied der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Was sie ansonsten gar nicht interessieren müsste, ich darf es heute hier aber festhalten, weil ich als Christ ausnehmend großen Respekt vor allen Religionen dieser Welt habe. Im sicheren Gottvertrauen, der mir richtigen anzugehören. Und ich bin selbstverständlich davon überzeugt, die »Verletzung religiöser Gefühle« als einen Akt anzusehen, den ich ablehne. Den es eben aus Respekt vor anderen Menschen, ihren Gefühlen, ihren Werten und ihrem ganzen Menschsein zu vermeiden gilt. Ich bin aber auch – zuvorderst! – Bürger eines aufgeklärten europäischen Rechtsstaates, einer modernen Demokratie, in der neben der persönlichen allumfassenden Freiheit, etwa der Freiheit Eigentum zu besitzen, das Recht auf Meinungsfreiheit eine wesentliche und unumstößliche Säule unseres Wertesystems darstellt. Dabei soll, kann und darf es keine Ausnahmen geben. Dass ich etwa mit Andres Serranos »Immersion (Piss Christ)«, eine Fotografie eines Kruzifix, die Darstellung meines Herren am Kreuz, das in einem gläsernen Kasten voller Urin versenkt wurde, wenig Freude habe, wahrscheinlich sogar nur schwer in der Lage bin, darin große Kunst zu entdecken, ist keine Überraschung. Ich muss, will und darf (!) es aber ganz selbstverständlich hinnehmen; es ist Teil des gern bezahlten Preises für unsere Meinungsfreiheit und damit unser aller friedlichen Zusammenlebens. Samuel Paty war Lehrer. Er hat einer der mithin edelsten, schönsten und wichtigsten Aufgaben unserer Zivilisation gedient: Er hat die Bildung und Ausbildung unserer jungen Menschen ermöglicht. Samuel Paty wurde deswegen, ausschließlich deswegen, von einem Verbrecher auf bestialische Weise getötet. Am hellichten Tag auf offener

Straße geköpft. Wir, in Österreich wie in der gesamten Europäischen Union, können jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen. Zu einer Tagesordnung, die aus hohlen Phrasen und Sprechblasen »betroffener« Politiker und aus in ihrem Social-Media-Avatar Kerzlein anzündender »Ich bin ein Lehrer«-Nachplauderer besteht. Ich bin übrigens kein Lehrer, ich bin nicht Samuel Paty. Ich wurde nicht auf offener Straße geköpft. Vielleicht bin auch ich in den Augen einiger noch nicht so lange hier Seiender ein Höllenhund. Jedenfalls werde ich mich nicht der Unfreiheit ergeben und darüber schweigen. Über diesen unhaltbaren Zustand in weiten Teilen Europas. Es ist gar nicht so wichtig, welche Religion zu Europa »gehört«; etwas übrigens, was keine noch so schwache Regierungschefin oktroyieren sollte. Nicht zu Europa gehört das Köpfen von Lehrern! Meine beiden Töchter sind jetzt sechs und vier Jahre alt. Wenn sie nicht in rund zehn Jahren, da werden sie wohl aufs Gymnasium gehen, mit ihren Mitschülern – auch mit ihren muslimischen –, anhand der Mohamed-Karrikaturen in Lehrbüchern über Meinungsfreiheit diskutieren können, dann werden wir es nicht geschafft haben! Und n dann gnade uns Gott.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT NOVEMBER 2020 /// 5


Inhalt Fazit November 2020 39

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Fotos: Adobe Stock, Marija Kanizaj, Enlarge, Heimo Binder (2), Archiv

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Die Vereinigten Staaten wählen

Die USA zählen längst zu den wichtigsten Außenhandelspartnern der steirischen Wirt- Digitaler Optimist schaft. Welchen Einfluss hat die US-Wahl? Der neue Präsident der IV-Steiermark, Stefan Stolitzka, über die Einfachheit der Digitalisierung und vieles mehr.

Kultur, Europa und Steiermark

Ein Essay von Christopher Drexler über die Kultur als zentrales verbindendes Element zwischen den Völkern Europas.

Heftig, neu und etabliert

Michael Petrowitsch über die beiden zeitgleich stattfindenden Ausstellungen des aus der Steiermark stammenden Malers Herbert Brandl. Seite 81

Ausgabe November 2020 XVII. Jahrgang Nr. 167 (8/2020) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 42

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Scheidungsgeschichten

Eine Fazitbegegnung mit Barbara-Cecil Prasthofer-Wagner. Die Rechtsanwältin ist Expertin für Familienrecht.

Rubriken Editorial 5 Politicks 16 Investor 34 Außenansicht 38 Immobilien 68 Alles Kultur 78 Schluss 82

Acht Monate hat das Virus unser Leben nun bereits fest im Griff. Trotzdem mag sich niemand an die neue Normalität gewöhnen, die uns von der Pandemie aufgezwungen wird. Daher zieht sich das Thema wie ein roter Faden durch das gesamte Magazin. Anfang November wählen die USA einen neuen oder einen neuen alten Präsidenten. Das Land ist in den letzten Jahren in Bezug auf die Exporterlöse zum zweitwichtigsten Außenhandelspartner der steirischen Wirtschaft geworden. Also hat der Wahlausgang massiven Einfluss für viele steirische Arbeitnehmer. Das Fazitgespräch führten wir mit dem neuen steirischen IV-Präsidenten Stefan Stolitzka. Wir sprachen mit dem Schuhfabrikanten über Optimismus, die Einfachheit der Digitalisierung, einen Corona-Impfstoff, aber auch über sein besonderes Verhältnis zu Kunst und Kultur.

Der Fazitessay stammt vom steirischen Kulturlandesrat Christopher Drexler. Er beweist einmal mehr, dass sich Intellekt und Politik nicht gegenseitig ausschließen, und führt aus, dass die Steiermark mehr kulturelle Relevanz erlangen muss, damit die Kultur ihre verbindende Kraft zwischen den europäischen Völkern noch besser entfalten kann. Gutes Lesen! -redIMPRESSUM

Erlebnis Schlüssel

In Graz steht das größte Museum für Schlüssel und Schlösser der Welt. Gegründet wurde es von Unternehmer Hanns Schell.

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Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Lektorat AdLiteram

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Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Seite 38

Liebe Leser!

Druck Walstead-Leykam

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Grafik: Adobe Stock

Fazitthema


Fazitthema

Vom Handel mit unbegrenzten Möglichkeiten Von Johannes Roth

Was die steirische Präsenz in den USA betraf, war noch bis in die späten Neunzehnneunzigerjahre der Kurs eng gesteckt. Das wirtschaftliche Verhältnis der Steiermark zu den Vereinigten Staaten hat sich seither grundlegend gewandelt.

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Fazitthema

»Trotz der America-first-Politik von Präsident Trump haben sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Steiermark und den USA sehr positiv entwickelt.« Barbara Eibinger-Miedl, Wirtschaftslandesrätin

Erarbeiteter Strukturwandel

Unternehmen wie die oben angeführten stehen beispielhaft nicht nur dafür, wie gefragt steirisches Know-how und Servicebewusstsein in Nordamerika mittlerweile sind, sondern auch dafür, wie sehr der in den frühen Zweitausendern eingeleitete wirtschaftliche Strukturwandel den Übergang vom Preiswettbewerb am Massenmarkt hin zum Qualitätswettbewerb in Nischensegmenten begünstigt hat. Dieser Strukturwandel ist nicht zuletzt den Bemühungen der dafür verantwortlichen Institutionen bzw. Interessenvertretungen geschuldet. Die hatten es in den vergangenen Jahren nicht immer leicht. Die Krise auf den Finanzmärkten, eine immer breiter werdende Ablehnung gegen das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP, dann Donald Trump und sein Protektionismus, der schließlich in hohen Schutzzöllen und Handelskriege mündete, waren gewaltige Herausforderungen. Und just jetzt, wo eine 50:50-Chance darauf besteht, dass Joe Biden die umstrittene Administration Trump auf- und ablöst, müssen sich nicht nur steirische Unternehmen coronabedingt auf einen völlig veränderten amerikanischen Markt einstellen. »Die Corona-Krise hat die Anfälligkeit von globalen Wertschöpfungsketten entblößt und hat damit auch den Trend zum Near-/Reshoring in den USA noch weiter verstärkt. Investitionen in hochautomatisierte Indus-

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trieanlagen genauso wie in Infrastruktur werden bereits 2021 neue Chancen für österreichische Unternehmen eröffnen«, vermutet der österreichische Wirtschaftsdelegierte in New York, Michael Friedl. »Der USA werden langfristig weiterhin einer unserer wichtigsten Exportmärkte bleiben«, sagt Friedl. Ob nun Trump im Amt bestätigt oder von Joe Biden abgelöst werde, sei dabei zweitrangig. Friedl: »Über 700 österreichische Niederlassungen, knapp 50.000 geschaffene Arbeitsplätze und weit mehr als 20 Milliarden Euro bilaterales Investment sind kein kurzfristiges Commitment, sondern ein Symbol der langen Wirtschaftsfreundschaft.«

Steirische Schlüsselindustrien

Tatsache ist aber auch, dass die steirischen Exporte in die USA zu einem großen Teil von Stahl und Automotive getragen sind. Für die voestalpine etwa gehört Nordamerika zu den wichtigsten Exportmärkten. »Vor allem unsere Tochtergesellschaft voestalpine Tubulars, die auf die Produktion von Nahtlosrohren für die Ölund Gasförderung spezialisiert ist, liefert von Kindberg aus einen erheblichen Anteil ihrer Produkte in die USA. Die Einführung der US-Schutzzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte hat seit 2018 jedoch zu massiven Wettbewerbsnachteilen für voestalpine Tubulars am US-amerikanischen Markt geführt«, fasst Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied der voestalpine AG und Leiter der Metal-Engineering-Division mit Hauptsitz in Donawitz zusammen.

Wachsende Hürden

Die Corona-Pandemie hat das nicht besser gemacht, wie der Wirtschaftsdelegierte in New York erklärt: »Die US-Stahlindustrie sah sich bereits vor der Covid-19-Pandemie wachsenden Hürden gegenüber und war von unregelmäßigen Ergebnissen gekennzeichnet. Eine Stabilisierung ist in naher Zukunft nicht absehbar. Die im März 2018 von Präsident Donald Trump erlassenen Strafzölle auf Stahlimporte aus Kanada, Mexiko und Europa sind zwar wieder revidiert worden, gegenüber China aber weiterhin in Kraft. Obwohl diese Maßnahmen den US-Herstellern grundlegend ermöglichten, das Preisniveau auf ein normales Level zu heben, bleibt die Profitabilität und damit die Zukunft der Stahlgiganten ungewiss.« Dies sei auf zwei grundlegende Probleme zurückzuführen. »Viele integrierte Hüttenwerke in den USA werden aufgrund von Überkapazitäten geschlossen, gleichzeitig aber wächst der Bedarf nach weiterentwickelten Stahlsorten wie dem AHSS (Advanced High Strength Steel, hochfester Stahl) sowie speziellen Legierungen. Diese Produkte werden oftmals von US-Firmen nicht in

Fotos: Oliver Wolf, WKO

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iscreme und Muskelberge: Lange Zeit galten Eiskönig Charly Temmel und Terminator Arnold Schwarzenegger als Speerspitze steirischer Exporte in die Vereinigten Staaten. Noch zu Beginn der Zweitausenderjahre, als man die wirtschaftlichen Strukturschwächen der Neunzehnachtziger und -neunziger nicht zuletzt dank der aufstrebenden Fahrzeugindustrie überwunden hatte, waren die wichtigsten Exportmärkte innereuropäisch zu finden: Neben Deutschland und Italien war es vor allem der osteuropäische Raum, mit dem sich die Hoffnungen der steirischen Außenwirtschaft verknüpft hatten. Ein paar Krisen später sieht die Welt grundlegend anders aus. Die Vereinigten Staaten haben im steirischen Außenhandelsranking längst Italien überholt. Nach Deutschland sind sie der zweitwichtigste Exportmarkt für die steirischen Industrien. Vor allem die Stahl- und die Automobilindustrie punkten in den USA, aber auch andere Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen haben längst den amerikanischen Markt erobert. Erfolgreiche exportorientierte Unternehmen, die am US-Markt punkten, sind etwa Andritz, AT&S, Anton Paar, die Knapp AG, die AMS AG, AHT, Boxmark oder Pankl Racing, XAL, Rosendahl Nextrom, AVL List, Magna, Jerich Logistics und viele mehr.


Fazitthema

»Unabhängig davon, ob Trump oder Biden gewinnt, werden die USA langfristig einer unserer wichtigsten Exportmärkte bleiben.« Michael Friedl, Außenhandelsdelegierter

ausreichenden Mengen oder gar nicht hergestellt. Diese Trends resultieren in einem erhöhten Preisniveau und flacher Profitabilität, wobei Kunden auf ausländische Märkte für spezifische Stahlsorten angewiesen sind.«

Export-Offensive

Das wiederum erhöht die Chancen für die steirische Stahlindustrie. Bis diese Chancen aus den Vereinigten Staaten aber in der Steiermark »ankommen«, wird es noch eine Weile dauern – und sie kommen nicht von alleine. Das weiß auch die Landesregierung. Die zuständige Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl hat sich dementsprechend für die nächsten Monate eine Exportoffensive vorgenommen. »Das ist für die Steiermark als Exportland von essenzieller Bedeutung«, sagt Eibinger-Miedl, die aus den vergangenen Jahren ausgesprochen positive Zahlen zum Thema Exportwirtschaft zitieren kann: »Trotz der America-first-Politik von Präsident Trump haben sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Steiermark und den USA vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie sehr positiv entwickelt. Im vergangenen Jahr wurden steirische Waren und Dienstleistungen im Wert von 2,3 Milliarden Euro in die USA exportiert.«

Internationalisierungscenter

»Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie« ist hier ein durchaus relevanter Zusatz. Denn ob sich diese positive Entwicklung auch nach der Pandemie fortsetzen wird, steht in den Sternen und ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Die Landesrätin streut hier einer steirischen Institution Rosen, die in dieser Form österreichweit einzigartig ist: das Internationalisierungscenter der Wirtschaftskammer-Steiermark. »Das Team hat in den vergangenen Monaten herausragende Arbeit geleistet, um die heimischen Unternehmen in der Phase des Lockdowns und danach zu unterstützen. In den kommenden Monaten wird die Arbeit des ICS so bedeutend sein wie seit seiner Gründung nicht«, so EibingerMiedl.

Markterschließung auf Distanz

Beim ICS arbeitet man mit positiver Energie an der Bewältigung der Krise. Aus Sicht des ICS-Geschäftsführers Robert Brugger machen vor allem die Einreisebestimmungen in die USA der steirischen Wirtschaft zu schaffen. »Während der grenzüberschreitende Waren- und Dienstleistungsverkehr weiter fast reibungslos verläuft, stellen uns die geltenden Einreisebeschränkungen in die USA vor große Herausforderungen. Visa werden in bestimmten Fällen zwar wieder ausgestellt, aber die Abwicklung von Projek-

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Fazitthema

ten wurde sicher verzögert. Internationale Messen sind bis auf Weiteres abgesagt und die Markterschließung in der Distanz, ohne persönliche Kontakte, verläuft eher schleppend, wie uns steirische Firmen berichten.«

US-Konflikte entscheidend für Steirer

Jedenfalls könnte ein Wechsel der Präsidentschaft in den USA für die steirische Exportwirtschaft hilfreich sein. Trumps Handelspolitik habe Unsicherheit geschaffen. Denn die Drohung von Einfuhrzöllen auf Automobilimporte hätte deutlich drastischere Auswirkungen als die Strafzölle auf Aluminium oder Stahl. Brugger: »Sollten deutsche Automobilbauer ihre Produktion in die USA verlagern, müssten steirische Zulieferer nachziehen – dies steht nach wie vor im Raum und schafft, wie gesagt, Ungewissheit in einer momentan ohnehin angeschlagenen Branche«, sagt Brugger. Hierzulande wenig beachtet ist übrigens der Zusammenhang zwischen der steirischen Exportwirtschaft und den Konflikten, die die USA mit anderen Regionen haben. Etwaige US-amerikanische Sanktionen gegen den Iran sieht man mit wachsender Besorgnis. »Hier müssen steirische Firmen ihre US-Interessen gegen die iranischen abwägen und sich gegebenenfalls aus dem Iran zurückziehen. Und natürlich beschäftigt uns auch Trumps Handelskrieg mit China und seine Auswirkungen auf die Weltwirtschaft«, so der ICS-Geschäftsführer. Abzuwarten bleibe darüber hinaus

die Entwicklung des Wechselkurses. „Momentan hat sich der für den US-EU-Warenverkehr so wichtige Wechselkurs in einem Korridor zwischen 1,16 und 1,19 eingependelt – dies entspricht einer mittleren Preissteigerung von knapp zehn Prozent seit März 2020. Diese Entwicklung dürfte den – durch die Corona-Krise angeschlagenen – US-Exporteuren zugutekommen.«

Investitionen in Infrastruktur

Wobei der Wechselkurs nicht die einzige Chance ist, die der ICSChef für die steirische Exportwirtschaft nach Corona aus den derzeitigen Schwierigkeiten ableitet: »Die coronabedingt verstärkten Megatrends der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit bieten konstruktive Zukunftsaussichten für die Zeit nach der Pandemie. Unsere Firmen sind in den USA im Maschinen- und Anlagensektor gut positioniert. Maschinen und mechanische Geräte, Fahrzeuge, elektrische Maschinen gehören zu den wichtigsten Exportgütern«, sagt Brugger. Mit Biden – darin stimmt der ICS-Chef mit Landesrätin Eibinger-Miedl und dem Wirtschaftsdelegierten Michael Friedl überein – könnten die steirischen Green Technologies mehr Potenzial entwickeln als mit einem Präsidenten Trump. EibingerMiedl: »Insgesamt lassen sich die Exportchancen bei einem möglichen Sieg Bidens bei den Wahlen schwer einschätzen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Biden insgesamt eine offenere Außenpolitik verfolgt, als dies derzeit der Fall ist. Darüber hinaus wür-

Für uns!

Eine Steiermark für alle.

Eine entgeltliche Einschaltung des SPÖ Landtagsklubs.

Foto: Land Steiermark/Peter Drechsler


Fazitthema

»Entscheidend, um am US-Markt Erfolg zu haben, ist die Qualität, und zwar sowohl die Produktqualität als auch die Servicequalität.«

Foto: Fisch-Tools

Christoph Riegler, GF von Fisch-Tools

de wohl das Thema grüne Technologien eine größere Bedeutung bekommen, ein Bereich, der zu den wesentlichen Stärkefeldern der Steiermark zählt.« Michael Friedl kann dies bestätigen und präzisiert: »Nicht nur die immensen Straßen- und Schienennetze, sondern auch andere Bereiche der Infrastruktur (Energie, Telekommunikation, Abfall- und Abwasserwirtschaft, Bildungswesen etc.) benötigen dringende Modernisierung in den USA. Trotz der Rekordverschuldung haben beide Präsidentschaftskandidaten über eine Billion an Investitionen in Infrastrukturprojekte angekündigt.«

Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Die Covid-19-Krise habe zu einem massiven Digitalisierungsschub und damit zu einer drastischen Implementierung von E-Banking, E-Learning, E-Commerce, E-Entertainment, neuer

Kommunikation und E-Health geführt, aber gleichzeitig die Verwundbarkeit von dezentralen Netzwerken aufgezeigt, so Friedl. Bereits jetzt zeigen die vorliegenden Wirtschaftsdaten, dass der Konsum wieder anzieht. Für die Exportwirtschaft heißt das, dass man den Trend zur Nachhaltigkeit, die auch von den amerikanischen Konsumenten verstärkt gefordert wird, ernst nehmen muss. Friedl: »Die bereits vor der Krise immer stärker auftretenden Präferenzen nach nachhaltigen Lösungen werden sich auch in Zukunft fortsetzen und damit die Nachfrage in den Bereichen Biolebensmittel, umweltfreundliche Textilien sowie elektrifizierte Mobilität und energieeffizientes Bauen generieren.« Die Industrie wiederum könnte von der zu erwartenden Nachfrage nach Vollautomatisierung, Logistik und Fernwartung profitieren. Das Interesse an Industrie-4.0-Lösungen sei »sehr groß, wodurch sich für österreichische Maschinenbauer vor allem in Hightech-Nischen-

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Fazitthema

»Asiatische Ware dominiert dort die Baumärkte, aber im Gegensatz zu den europäischen Baumärkten führen die US-Märkte auch eine Premiumlinie. Und die lässt sich in Asien und den USA kaum herstellen. Wenn also Bedarf ist, wendet man sich nicht nur wegen der hohen Strafzölle für Produkte aus China an uns, sondern auch wegen des Good-Old-EuropeGedankens: Man wisse, dass hier die Qualität stimmt.«

Foto: Adobe Stock

Christoph Riegler, Geschäftsführer Fisch-Tools

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Fazitthema

bereichen auch zukünftig gute Geschäftsmöglichkeiten ergeben werden«, ist Michael Friedl überzeugt. Und auch das ICS bestätigt, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit eine wesentliche Chance für steirische Waren- und Dienstleistungsexporteure werden könnten.

Erfolgsfaktor Beziehungsmanagement

Wie aber sehen die Exporteure selbst Donald Trump und die Coronakrise? Das weststeirische Unternehmen Fisch-Tools ist eines davon. Fisch-Tools haben sich mit Präzisionsholzbohrern international einen Namen gemacht. Entscheidend, um am US-Markt Erfolg zu haben, sei die Qualität, und zwar sowohl die Produktqualität als auch die Servicequalität, sagt Fisch-Tools-Geschäftsführer Christoph Riegler. Sein Co-Geschäftsführer Andreas Eberhard ergänzt: »Zusätzlich zur Qualität legt der US-Kunde auch auf Innovationskraft großen Wert, er hat eine Idee, definiert eine Anforderung und erwartet sich dementsprechend technische Lösungen.« Dass man beiden Herausforderungen gewachsen sei, sei auch die Grundlage für einen Millionenauftrag gewesen, den Fisch-Tools mitten in der Krise aus den Vereinigten Staaten in die Steiermark geholt hat. »Der Austausch, die Beziehungsarbeit mit unseren Kunden ist dabei essenziell«, so Riegler.

Premiumware aus Europa

Grundsätzlich sei der US-Markt im Werkzeugbereich sehr asienlastig. »Asiatische Ware dominiert dort die Baumärkte, aber im Gegensatz zu den europäischen Baumärkten führen die US-Märkte auch eine Premiumlinie. Und die lässt sich in Asien und den USA kaum herstellen. Wenn also Bedarf ist, wendet man sich nicht nur wegen der hohen Strafzölle für Produkte aus China an uns, sondern auch wegen des Good-Old-Europe-Gedankens: Man wisse, dass hier die Qualität stimmt.« Entscheidend für den Erfolg sei darum auch die gute Vertriebsarbeit – regelmäßig in die USA zu fliegen, um dort die klassische Vertriebsarbeit zu machen, sei unabdingbar. Nur weil man das seit Jahren konsequent verfolgt, konnte während der Pandemie die digitalen Kommunikationskanäle voll nutzen. »Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass das so einfach geht«, erzählt Christoph Riegler. »Wenn man etwa für einen Black-Friday eine

Verkaufsaktion mit dem Kunden vorbereitet hat, dann brauchte man plötzlich keine langen Flugreisen und Hotelaufenthalte mehr – innerhalb von 30 Minuten war der Preis verhandelt und der Deal gemacht. Aber das ist eben nur möglich gewesen, weil der Kunde schon auf den Erfahrungsschatz einer jahrelangen Partnerschaft zurückgreifen konnte.« Dass man heuer nicht wie sonst in die USA reisen durfte, sei bei Projektgeschäften spürbar gewesen.

Alles richtig gemacht

Die Regierung Trump und ihre Entscheidungen haben dem Unternehmen eher genützt als geschadet. Denn die hohen Einfuhrzölle gelten zwar für Stahlwaren und die Zulieferer der Stahlindustrie – nicht aber für die Holzindustrie, die die Kernkompetenz des Bohrerherstellers ist. Und die Baumärkte, die Fisch-Tools beliefert, wurden in der Coronakrise als essential eingestuft; während also alle anderen Shops in den USA schließen mussten, war bei den Konsumenten genug Geld vorhanden, um es in den Baumärkten auszugeben. Dazu kommt, dass Fisch-Tools die Großprojekte, die man jetzt abarbeitet, schon 2019 vereinbart hat. In der Abwicklung bedeute es jetzt unermüdliche Arbeit aller Beteiligten. Auch Investitionsentscheidungen – gegenwärtig hat man drei Millionen Euro in den Standort St. Josef investiert – müssten innerhalb weniger Wochen, manchmal Tagen, getroffen werden. Fisch-Tools hat die richtigen Entscheidungen getroffen, die Auftragslage für 2020 und 2021 bedingen weitere Investitionen in Millionenhöhe. »Wir investieren vor allem in die technische Infrastruktur, um Produktionsabläufe weiter zu optimieren und die Produktionskapazitäten bei gleichbleibender Premiumqualität zu steigern«, informiert Eberhard. Digitalisierungs- und Industrie-4.0-Strategien verfolgt Fisch-Tools konsequent und sichert trotz hohem Automatisierungsgrad Arbeitsplätze und personelles Wachstum. Womit sich der Kreis schließt – die Strategie des Unternehmens aus der Weststeiermark entspricht genau dem, was das Internationalisierungscenter des Landes, aber auch der Wirtschaftsdelegierte in New York empfehlen. Fazit: Wenn die Möglichkeiten in den USA auch nicht unbegrenzt sind – vorhanden sind sie auch für die steirischen Unternehmen allemal.

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Die Regierung macht die Bevölkerung zum Sündenbock für den Anstieg der Neuinfektionen. Pamela Rendi-Wagner, SPÖ-Chefin

Fotos: BMF, Jakob Glaser

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß: »In besonderen Zeiten braucht es besondere Maßnahmen, um die Risikogruppen zu schützen.«

Eigene Corona-Ampel für Pflegeheime Die Corona-Pandemie hat das Zusammenleben einschneidender verändert als sämtliche negativen Ereignisse und positiven Errungenschaften zusammen. Während das Virus für Jugendliche weitgehend harmlos ist und die meisten unter 60-Jährigen damit nicht schlechter zurechtkommen als mit einer Grippe, stellt Corona für Menschen mit gewissen Vorerkrankungen und für die über 70-Jährigen tatsächlich ein tödliches Risiko dar. Insbesondere im Pflegebereich kam es zu zahlreichen Todesfällen. Die Betreuung von älteren Menschen ist die zentrale Herausforderung der Pandemie. »In besonderen Zeiten braucht es besondere Maßnahmen, um Risikogruppen zu schützen«, zeigt sich Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß überzeugt. Daher wurde mit eigenen Corona-Ampeln für den stationären, ambulanten und mobilen Pflege- und Betreuungsbereich ein praxisnahes und transparentes Instrument aufgebaut, mit dem die zweite Welle bewältigt werden soll. Die Basis der Corona-Ampeln für den Pflege- und Betreuungsbereich stellt die Coro16 /// FAZIT NOVEMBER 2020

na-Ampel des Bundes dar, bei der die Regionen durch die Corona-Kommission eingestuft werden. In der Folge können die Maßnahmen in Abstimmung mit den Trägern und der zuständigen Gesundheitsbehörde je nach Bedarf verschärft werden. In den Pflegeheimen weisen die Ampelfarben Grün und Gelb auf einen Normalbetrieb mit verschärften Hygienevorkehrungen hin. Bei Orange wird ein Pflegeheim unter erhöhten Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen sowie Schutzmaßnahmen geführt. So sind Besuchs- bzw. Begegnungszonen einzurichten und bevorzugt zu verwenden. In diesen kann der geforderte Abstand eher eingehalten werden. Schaltet die Ampel auf Rot, kann ein Heim nur unter Einhaltung von höchsten Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen sowie Schutzmaßnahmen weiter betrieben werden. In dieser Phase können im Innenbereich etwa FFP2Schutzmasken vorgeschrieben werden. Außerdem wird der Zugang massiv eingeschränkt. Palliativ- und hospizbetreuten Bewohnern werden in jeder Ampelphase individuelle Besuchs- und Begleitmöglichkeiten angeboten. Diese können mit der Leitung der jeweiligen Einrichtung individuell vereinbart werden. Ähnliche Vorschriften gelten für Tageszentren und andere Betreuungseinrichtungen. Die Corona-Ampel ist ein Konzept, um die Risikogruppen individuell besser vor einer Infektion zu schützen als die weniger gefährdeten Bevölkerungsschichten. Der rasante Anstieg fordert ein ständiges Überdenken der Corona-Strategie Bei der Teststrategie der Bundesregierung scheiden sich die Geister. Für die einen Experten werden die Falschen, für andere zu viel oder zu wenig getestet. Tatsächlich stellen das Contact Tracing sowie die Verwaltung der Quarantäneanordnungen und -aufhebungen, aber auch das gefühlt ewige Warten auf die PCR-Testergebnisse alle Beteiligten vor gewaltige Herausfor-

derungen. Die Mitarbeiter an den Bezirkshauptmannschaften sind teilweise bis Mitternacht im Einsatz und völlig überlastet. In den meisten Nachbarländern wurde das Contact Tracing bereits aufgegeben und auch bei uns ist es – sollten die Infektionszahlen weiter steigen – nicht aufrechtzuerhalten. Die Corona-Pandemie stellt die Verantwortlichen vor Probleme, wie es sie noch nie gab. So führt der Mangel an klaren Handlungsrichtlinien im Umgang mit der Pandemie zu einem ständigen »Trial and Error«. Und natürlich bleiben die auftretenden Widersprüche, wie sie etwa bei der Bewertung der Masken auftraten, niemandem verborgen. Dazu kommt die komplizierte Kompetenzaufteilung zwischen Bund und Ländern. Die neuen Antigentests, die innerhalb von 15 Minuten ein zu über 90 Prozent richtiges Ergebnis liefern, können tatsächlich für eine Entlastung der Gesundheitsbehörden sorgen. Der Gesundheitsminister Rudolf Anschober ermöglicht diese Tests vorläufig aber nur für symptomatische Patienten und verknüpft sie mit einer Testung in jenen Arztpraxen, die sich freiwillig dazu bereit erklären. Da diese Tests aber auch für asymptomatische Personen und nicht nur von Arztpraxen und Spitalsambulanzen angewendet werden können, ist bereits davon die Rede, sie auch in Schulen, Alters- und Pflegeheimen bzw. bei sensiblen Berufsgruppen einzusetzen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober rechnet in den nächsten Tagen bis Wochen mit weiteren validierten Testverfahren und kündigte an, die Verordnungen zur Teststrategie rasch anzupassen. Gesellschaftlicher Lockdown soll ökonomischen Lockdown verhindern Dass zwar 50 Leute im gleichen Pendlerbus in die Arbeit fahren dürfen, aber nur sechs bei einer privaten Feier gemeinsam feiern dürfen, stößt vielerorts auf Unverständnis. Denn auf den ersten Blick erscheinen die neuerlichen Verschärfungen der Corona-Maßnahmen des Bundes völlig willkürlich getroffen worden zu sein. Doch die Regierung folgt einer eigenen


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Logik: Anders als im März verfolgt sie jetzt – während der zweiten Welle – nicht das Ziel, die Zahl der Neuinfektionen unter allen Umständen klein zu halten. Stattdessen werden die Sozialkontakte unterschiedlich gewichtet. Und zwar in volkswirtschaftlich wichtige und in volkswirtschaftlich weniger wichtige Kontakte. Natürlich ist es dem Virus völlig egal, ob es während eines Businessmeetings oder einer Rave-Party einen neuen Wirt findet. Um die wirtschaftlichen Folgen der zweiten Welle möglichst klein zu halten, bleiben die Schulen so lange wie möglich geöffnet, damit die Eltern arbeiten können. Nur in den Wintersportgebieten gelten andere Zielsetzungen. Dort wird alles getan, um die Reisebeschränkungen für Schitouristen aus den Nachbarländern so rasch wie möglich vom Tisch zu bekommen. Denn spätestens ab Weihnachten sollen die Deutschen, die Osteuropäer, aber auch die Briten und Skandinavier wieder die Pisten von Schladming, Saalbach oder Ischgl stürmen. Denn anders als im Sommer reichen die österreichischen Wintertouristen schon quantitativ nicht aus, um die alpinen Hotelbetten zu füllen. Daher kann es in Salzburg, aber auch in Tirol oder Kärnten in den nächsten Tagen und Wochen – bei entsprechenden Fallzahlen – durchaus auch wieder zu einem völligen Lockdown kommen. In den anderen Bundesländern wird hingegen alles versucht, um die Leitbetriebe und deren Zulieferer offen zu halten. Tatsächlich gibt es aktuell kaum einen Ort, an dem die Corona-Infektionsgefahr geringer ist als in einem großen österreichischen Unternehmen. Dort herrscht für die Mitarbeiter fast überall eine generelle Maskenpflicht, die nur dann gelockert wird, wenn am unmittelbaren Arbeitsplatz ein Mindestabstand von zwei Metern zum nächsten Kollegen garantiert ist. Infiziert sich ein Mitarbeiter bei der Anreise im Öffi oder im privaten Bereich, muss das Unternehmen die Einhaltung der Schutzbestimmungen nachweisen können, damit die Kollegen des Infizierten als Kontakte der Kategorie zwei und nicht der Kategorie

Gesundheitsminister Rudolf Anschober lehnt zwar eine Verkürzung der Quarantänedauer ab, ermöglicht aber zumindest den Einsatz schnellerer und günstigerer Testverfahren.

eins gewertet werden. Nur so entgehen sie der Quarantänepflicht und damit der Stilllegung ganzer Unternehmensbereiche. Derzeit kann die 10-tägige Quarantäne bekanntlich nicht einmal mit einem negativen Coronatest beendet werden. Dass Gesundheitsminister Rudolf Anschober nichts von einer weiteren Verkürzung der Quarantänedauer wissen will, sorgt ebenfalls für Unverständnis. Trotz der temporär zusammengebrochenen Lieferketten und der geschwächten Exportmärkte sind viele Exportunternehmen bereits wieder zuversichtlich und hoffen darauf, bald wieder auf die Erfolgsspur zurückzukehren. Und zwar unabhängig davon, ob es bald einen CoronaImpfstoff gibt oder nicht. Noch wird der Aufschwung zwar durch Reisebeschränkungen für die Vertriebsmitarbeiter, Monteure und Servicetechniker verhindert. Doch die Politik tut alles, um so bald wie möglich eine generelle Aufhebung sämtlicher Reisebeschränkungen für Geschäftsreisende zu erwirken. Dem Vernehmen steht man diesbezüglich, sowohl was Reisen zu Geschäftspartnern im EU-Binnenmarkt als auch in China anlangt, vor einem Durchbruch. Weniger Glück haben wieder einmal die volkswirtschaftlich weniger bedeutsamen Branchen – etwa im Unterhaltungs- oder im Freizeitbereich. Denn das Virus lässt

sich nun einmal nur durch die Minimierung der Gesamtkontakte klein halten. Daher werden die Maßnahmen in den vermeintlich wirtschaftlich unwichtigeren Bereichen solange verschärft werden, bis das exponentielle Wachstum bei den positiv Getesteten gestoppt ist.

Industrie: ein Drittel optimistisch, ein Drittel neutral, ein Drittel unzufrieden An der regelmäßigen Konjunkturbefragung der IV nahmen 48 steirische Industrieunternehmen mit rund 40.000 Beschäftigten teil. Dabei zeigte sich, so IV-Geschäftsführer Gernot Pagger, eine Dreiteilung bei der aktuellen Geschäftslage. Ein Drittel bewertet die derzeitige Lage als gut, ein weiteres als durchschnittlich und ein Drittel stuft die aktuelle Situation als schlecht ein. Der Auftragsbestand hat sich gegenüber der letzten Umfrage im Juli zwar verbessert, er ist aber noch immer deutlich schlechter als vor einem Jahr. Die befragten Unternehmen rechnen nicht mehr mit einer raschen Erholung. Nur 15 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Ertragslage im nächsten halben Jahr, 27 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung. Die Industriellenvereinigung rechnet für 2020 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 7,6 Prozent und einem gesamtwirtschaftlichen Schaden von rund 30,7 Milliarden Euro. FAZIT NOVEMBER 2020 /// 17


Recht haben

Politik

EuGH erklärt Mindest- und Höchstsätze für Planungsleistungen für EU-rechtswidrig

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

18 /// FAZIT NOVEMBER 2020

Die Klubobleute Barbara Riener (VP) und Hannes Schwarz (SP) sehen in der befristeten Ausnahmegenehmigung für Elementarpädagogen die einzige Möglichkeit, den Mangel an Kindergärtnern kurzfristig zu überbrücken.

Kindergärten: Beste Ausbildung statt Crashkurs

D

ie Behauptungen, über einen Crashkurs Elementarpädagoge werden zu können, sind schlichtweg falsch!“, erklären die Klubobleute der steirischen Regierungsparteien, Barbara Riener (VP) und Hannes Schwarz (SP). Bekanntlich herrscht bereits seit längerer Zeit ein Mangel an Kindergärtnern. Darauf reagiere das Land nun, indem die Möglichkeit geschaffen wird, Personen mit facheinschlägigen pädagogischen Ausbildungen eine befristete Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Nur Personen, die eine der folgenden Voraussetzungen erfüllen, kommen für eine Ausnahmegenehmigung in Frage. • • • • • •

Sie befinden sich in der Kindergartenpädagogen-Ausbildung. Sie haben mindestens zwei Semester eines Elementarpädagogik-Kollegs absolviert. Sie haben beim Besuch der BAfEP das 18. Lebensjahr vollendet. Sie haben eine Fachschule für pädagogische Assistenzberufe abgeschlossen. Sie haben ein einschlägiges pädagogisches Studium abgeschlossen. Sie sind Kinderbetreuer mit mindestens 5-jähriger einschlägiger Berufserfahrung.

Aufgrund des gestiegenen Bedarfs und des damit verbundenen Ausbaus der Einrichtungen herrscht schon seit längerer Zeit am Arbeitsmarkt in ganz Österreich ein Mangel an ausgebildeten Elementarpädagogen. Nur so können vermieden werden, dass einzelne Einrichtungen geschlossen werden müssten. In anderen Bundesländern sind solche Ausnahmegenehmigungen längst üblich. „Wir fordern die Bundesregierung auf, gezielt mehr Ausbildungsplätze vor allem in Kolleg-Form anzubieten. Wir sind den Eltern und Kindern in der Steiermark verpflichtet!“, so Riener und Schwarz abschließend.

Anzeige Foto: König

Am 4. Juli 2019 wurde ein über mehrere Jahre andauernder Rechtsstreit zwischen der Europäischen Kommission und der Bundesrepublik Deutschland beendet. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied, dass die Mindest- und Höchstsätze der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) EU-rechtswidrig sind. Die HOAI ist eine Verordnung der deutschen Bundesregierung zur Regelung der Honorare für Architekten- und Ingenieurleistungen. Sie legt ein verbindliches Preisrecht für Planungsleistungen im Bauwesen fest. Dadurch soll der Wettbewerb ausschließlich über die Qualität der Arbeit bestimmt werden und ein zerstörender Preiswettbewerb, welcher negative Folgen auf die Qualität der Planungsleistungen hätte, unterbunden werden. Im Jahre 2015 leitete die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland ein, da sie die Meinung vertrat, dass die Honorarvorschriften der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure gegen die Dienstleistungsrichtlinie (RL 2006/123/EG) sowie gegen das Niederlassungsrecht gemäß Art. 49 AEUV verstoßen. Die Bundesrepublik Deutschland sah dies allerdings anders. Selbst mit der Begründung, dass die Niederlassungsfreiheit durch die HOAI beschränkt wäre, dann sei dies durch zwingende Gründe des Allgemeininteresses gerechtfertigt. Es handle sich um rein innerstaatliche Sachverhalte und daher seien die Richtlinien der Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit nicht einschlägig. Darin sah die Europäische Kommission eine Vertragsverletzung, sodass die Kommission Klage zum EuGH erhob. Der Europäische Gerichtshof richtete seine Entscheidung nach der Richtlinie über die Dienstleistungen im Binnenmarkt. Diese Richtlinie ist nämlich auch auf einen Sachverhalt anzuwenden, dessen Merkmale nicht über die Grenzen eines einzigen Mitgliedsstaates hinausweisen. Aus der Sicht des EuGHs behindern die HOAI in unzulässiger Weise die Niederlassungsfreiheit, da die darin enthaltenen Mindest- und Höchsthonorare den Architekten und Ingenieuren nicht die Möglichkeit geben, sich über niedrigere Preise am Markt zu etablieren. Durch dieses Urteil wurde die Bundesrepublik Deutschland aufgefordert, die HOAI diesbezüglich aufzuheben und EU-rechtskonform anzupassen. Auch für andere Mitgliedsstaaten hat die Entscheidung zukunftsweisenden Charakter, denn wenn deren Rechtsordnungen ähnliche Honorartabellen mit verpflichtenden Mindest- und Höchstpreisen vorsehen, müssen diese nun aufgehoben beziehungsweise angepasst werden.


Die neue Eishalle B ergänzt den sportlichen Eiscluster in Graz perfekt.

Positive Impulse für Sport und Kultur

Anzeige Fotos: MCG / Krug, Christian Jungwirth

Seit Juli dieses Jahres bekleidet Barbara Muhr als gleichberechtigte zweite Spitze neben Armin Egger die Vorstandsposition in der Messe Congress Graz (MCG). Neben dem Schwerpunkt Sportstätten ist sie auch für die Bereiche Marketing, Personal und die Tochtergesellschaft AMB Logistics zuständig. Im Gespräch mit FAZIT nahm sie zu ihren neuen Aufgaben und den besonderen Herausforderungen durch die Corona-Krise Stellung.

Ihr Aufgabenschwerpunkt liegt unter anderem beim Sport, wie laufen die Dinge derzeit? Der Sportbereich bildet hier im Moment die positive Ausnahme. Im Gegensatz zur Messe- und Veranstaltungssparte funktioniert der laufende Betrieb auf den diversen Sportstätten relativ gut, auch wenn aufgrund der Bestimmungen die Zuschauerzahlen stark eingeschränkt bleiben müssen. Aber es ist insofern positiv und auch wichtig, als wir viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen so in Beschäftigung halten können. Bei der Einnahmensituation gibt es durch die geringeren

Besucherzahlen gewiss empfindliche Einschnitte, wenn auch nicht so stark wie in den übrigen Geschäftsbereichen. Darüber hinaus sehen wir uns auch veranlasst, den Ver-

MCG Vorständin Barbara Muhr: „Der Sportbereich funktioniert auch mit weniger Zuschauern, und das ist für Mitarbeiter wie Besucher ein wichtiges Signal.“ einen, die sich selbst in oft sehr schwierigen Situationen befinden, bei den Kosten entgegenzukommen. Ein erfreulicher Anlass ist die Eröffnung der Eishalle B, die am 23. Oktober mit einem großen Publikumslauf, natürlich unter

Beachtung aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, ihre Premiere feiert.

Wie wird es in den kommenden Monaten weitergehen? Durch die aktuelle Covid-Situation sind weitere Einschränkungen momentan nur schwer vorhersagbar. Fest steht seit kurzem, dass die Euro-Skills, die ja in der Stadthalle ablaufen sollten, wegen der Reisebeschränkungen nicht wie geplant im Jänner stattfinden können, sondern auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden müssen. Jedenfalls bereiten wir uns intensiv darauf vor, wie und in welchen Formaten in Graz das Sporthauptstadtjahr 2021 stattfinden kann. In diesem Rahmen hat sich Graz für die Teilnahme am internationalen Global Active Cities-Netzwerk beworben. Das Ziel dieser Initiative ist es, in Sport, Infrastruktur sowie Ernährung den Menschen dieser Stadt Impulse für einen aktiven und gesundheitsbewussten Lebensstil zu geben. Auch in der Kultur gibt es wieder Lebenszeichen, wie zum Beispiel die Konzerte des Musikvereins im Grazer Cong-

ress und Tagungen, wie jüngst den „Fresh Content“-Kongress.

Wann nimmt die Corona-Zentrale in der Grazer Messe ihre Aktivität auf? Schon im Vorfeld wurde die Covid-Teststraße auf das Messegelände in der Fröhlichgasse verlegt, wo in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz CoronaTestungen von Personen, die sich zuvor dafür angemeldet haben, durchgeführt werden. Was die neue Corona-Zentrale betrifft, starten wir, so der Plan, am 1. November mit dem Covid-Callcenter im Messegebäude mit maximal rund 40 Arbeitsplätzen, die von unseren Mitarbeitern bzw. weiteren Fachkräften aus dem Haus Graz besetzt werden, um die Ressourcen für das effiziente und rasche „Contact Tracing“ zu bündeln. Nicht zuletzt für die Mitarbeiter ist es wichtig, dass hier sinnvolle Einsatzmöglichkeiten geschaffen werden, um Kurzarbeit so weit als möglich zu vermeiden. Für den Fall des Falles sind im Congress Graz weitere 50 technisch ausgestattete Arbeitsplätze vorerst in Reserve vorhanden, die bei Bedarf besetzt werden können. FAZIT NOVEMBER 2020 /// 19


Graz hat's

Steirischer Herbst als Gast bei Spar

Grazer »Stars of Styria«:

Strahlen trotz Corona

Qualifizierte Fachkräfte sind auch in Krisenzeiten ein wesentlicher Erfolgsfaktor für unsere heimischen Unternehmen. 2019 haben sich 1.233 Jugendliche für den Start in eine Lehre bei einem Grazer Ausbildungsbetrieb entschlossen.

Anzeige Foto: WKO Graz

I

nsgesamt befanden sich im Vorjahr in Graz 3.884 Auszubildende in einem Lehrverhältnis. Bei den Lehrabschlussprüfungen in der Steiermark erreichte rund ein Fünftel einen ausgezeichneten Erfolg und wird damit zum „Star of Styria“ nominiert. Im Bezirk Graz entsprachen in etwa 200 Lehrabsolventen dieser TopKategorie – mit ihnen freuen sich ihre rund 120 Ausbildungsbetriebe über den Star. Auch die erfolgreichen Absolventen und Absolventinnen von Meister- und Befähigungsprüfungen dürfen sich „Stars of Styria“ nennen, in Graz sind es in dieser Periode rund 70. Zum ersten Mal in der Erfolgsgeschichte von „Stars of Styria“ powered by Raiffeisen, Uniqa und Energie Steiermark konnte man die Jugendlichen covidbedingt leider nicht bei einer

20 /// FAZIT NOVEMBER 2020

Ehrungsveranstaltung willkommen heißen. „Trotzdem haben die Fachkräfte und ihre Ausbilder ihre Auszeichnungen verdient und wir haben heuer auf persönliche Zustellung oder Abholung gesetzt. Zahlreiche Urkunden und Sterne fanden so den Weg zu ihren stolzen Besitzern“, berichtet Regionalstellenobmann Paul Spitzer und ergänzt: „Wir gratulieren den vielen tollen Ausbildungsbetrieben, die sich mit Nachdruck für eine hochwertige Fachkräfteausbildung einsetzen und somit einen wichtigen Beitrag für unseren attraktiven Wirtschaftsstandort leisten. Denn eines ist klar: Fachkräfte sind selbst in Krisenzeiten schwer zu finden. Umso wichtiger ist es, in Ausbildung zu investieren, um wieder erfolgreich durchstarten zu können!“.

Die neue Eishalle B ist fertiggestellt

Bestens gerüstet und mit vielen Erweiterungen startet die neue Grazer Eishalle B in die Wintersaison. Der Spatenstich erfolgte im Februar 2019 und seither hat sich viel getan: Die Stadion GmbH realisierte gemeinsam mit Architekt Anton Mariacher sowie unter der Projektbetreuung durch GBG in einem 9,2 Mio.-Projekt die Errichtung einer Eishalle mit einer wettkampftauglichen Eisfläche von 60 x 30 m und einer Besuchertribüne für insgesamt 250 Besucher.

Messe „Für immer Jung 2020“ abgesagt

Die aktuelle Situation, bedingt durch die Corona-Krise, macht die Abhaltung der Messe „Für immer Jung 2020“ in Graz am 7. und 8. November leider nicht möglich, erklären die Verantwortlichen der MCG. „Wir haben die Situation mit den Vertretern der Zielgruppe und der Gesundheitsbehörde offen diskutiert. Wir waren einerseits natürlich daran interessiert, diesem Publikum ein informatives und unterhaltsames Wochenende zu bieten, gerade weil die Messe in den Vorjahren richtig gut angenommen wurde. Aber in Hinblick auf die COVID-19-Situation ist es für uns klar, dass wir der Empfehlung nachkommen und die ‚Für immer Jung‘ auf 2021 verschieben“, erklärte dazu Armin Egger, Vorstand MCG Graz.

Fotos: MCG / Wiesner, MathiasVoelzke,

Gratulation an die jungen „Stars“ der Grazer Firma Granit David Strommer, Laura Ofner und Maximilian Plenk sowie die Ausbilder Werner Jäger (li) und Joachim Plenk (re)

Das Kunstfestival „steirischer herbst“ kommt mit einer futuristischen Klanginstallation in zwei Grazer Spar-Standorte. Mit „A Convention of Tiny Movements“ bringt der jordanischstämmige Künstler Lawrence Abu Hamdan Verpackungen, Gläser und sogar Blumen zum Klingen. Die Installation soll auf eine nicht allzu ferne Zukunft anspielen, in der Alltagsgegenstände als Überwachungsgeräte fungieren. „Wenn die Menschen nicht zu den Produktionen kommen können, kommt die Produktion einfach zu den Menschen“, beschreibt Intendantin Ekaterina Degout die Intention hinter dem Projekt. Spar-GF Christoph Holzer freut sich über die Kooperation: „Das erweitert das Einkaufserlebnis um eine ganz neue Dimension!“


Großer Erfolg für erste Drive-in-Sponsion An der FH Campus 02 ging am 30. September die erste Drive-inSponsion Österreichs im wahrsten Sinne des Wortes „über die Bühne“. Ganz nach dem Vorbild eines Autokinos waren rund 200 Absolventen bei dem Event dabei. Besondere Zeiten erfordern besondere Ideen. Es wurden Möglichkeiten gesucht, die mit den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen durchführbar sind. „Alle, die in dieser Zeit ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben, können mit besonderem Stolz darauf blicken“, zeigt sich Rektorin Kristina Edlinger-Ploder überzeugt. „Wir müssen uns als Hochschule auf geänderte Formate einstellen. Im Vordergrund steht für uns jedoch immer das Wohl unserer Mitarbeiter und Studierenden“, betont GF Erich Brugger.

Innenstadthandel braucht Verkehrsanbindung

Für Irritation sorgen die Aussagen des Schweizer Verkehrsplaners Willi Hüsler zur Situation in Graz. „Selbstverständlich unterstützen wir die Pläne zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Speziell für den Innenstadthandel braucht es aber auch eine gute Erreichbarkeit mit dem Auto, da der Großteil der Kunden aus dem Umland kommt – dieser Faktor ist im Gegensatz zu den Aussagen Hüslers wesentlich“, betont WKO-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg, der sich auf eine aktuelle Umfrage des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung unter 168 Gewerbetreibenden der Innenstadt im Auftrag der WKO-Regionalstelle Graz stützt. „Wir haben bei dieser Umfrage einen klaren Auftrag unserer Innenstadtunternehmen bekommen“, ergänzt Paul Spitzer.

Schullin ist Premiumjuwelier 2020 Das Grazer Familienunternehmen Schullin freut sich über den Gewinn der Kategorie „Premiumjuwelier des Jahres“ bei den Schmuckstars-Awards 2020. Die begehrten „Oscars“ der heimischen Uhren- und Schmuckbranche wurden am 10. Oktober von Star-Moderator Alfons Haider verliehen – heuer nicht wie geplant bei einer großen Gala, aber nicht weniger glanzvoll in kleinem Rahmen in einer Suite des Andaz Vienna im Belvedere. Mit den Schmuckstars-Awards zeichnet Initiator Christian Lerner exzellenten Service, handwerkliche Kreativität, stilvolles Ambiente und zukunftsorientierte Konzepte aus. Geleitet von Ines B. Kasparek, kürte die Jury die diesjährigen Preisträger aus über 170 Einreichungen in 13 Kategorien.

Was jetzt zählt: 100% Vertrauen. Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen und Herausforderungen. Umso wichtiger, dass man für seine finanziellen Belange einen starken, zuverlässigen Partner zur Seite hat.

Fotos: Stefan Joham, Oliver Wolf, Saubermacher,

Saubermacher investiert in Premstätten Bis 2022 modernisiert und erweitert Saubermacher seine Verwertungskapazitäten an seinem Recyclingstandort südwestlich von Graz. Errichtet werden eine Hightech-Anlage zur Erzeugung von Ersatzbrennstoffen und Hallen für die Aufbereitung mineralischer Abfälle. Die Investition nimmt steigende Anforderungen durch technologische Innovationen vorweg, erhöht die regionale Wertschöpfung und sichert den Standort. Saubermacher verbessert damit die Wettbewerbsfähigkeit nicht nur auf den Recyclingmärkten, sondern auch seine Position als weltweit nachhaltigstes Entsorgungsunternehmen. „Die Investitionen schaffen wichtige innerbetriebliche Synergien und sichern Arbeitsplätze“, so Ralf Mittermayr, CEO Saubermacher.

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Kurz & News

Rolle des Banking in Corona-Zeiten Laut einer IMAS-Umfrage im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen geben 81 % der Steirerinnen und Steirer an, dass Sparen „sehr wichtig“ bzw. „ziemlich wichtig“ ist. Bei den Veranlagungsoptionen bieten sich, neben den Klassikern wie Sparbuch (71 %), Bausparen (53 %) sowie Lebens- und Kapitalversicherung (42 %) auch Wertpapiere (30 %) als eine Alternative zum klassischen Sparen an. Aufgrund der Corona-Pandemie wird es in diesem Jahr nicht nur einen Weltspartag geben, sondern das Fest des Sparens findet daher von 19. bis 30. Oktober statt. „Heuer haben dabei die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitmenschen oberste Priorität“, erläutert Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse.

Weihnachts-Gutscheinaktion für Gastronomie

Fragen Sie nach dem Original!

Jungbauernkalender 2021 zeigt Technik Beim Presseshooting mit vier Models am 29. September gab das Jungbauernkalenderteam erste Einblicke in die kommende Ausgabe. Nach der Jubiläumsausgabe steht in diesem Jahr die moderne Technik in der Landwirtschaft im Vordergrund. „Die bäuerlichen Familienbetriebe leisten jeden Tag herausragende Arbeit, das wollen wir authentisch veranschaulichen. Dazu gehören Geräte, ohne die die Arbeit nicht mehr möglich wäre“, weiß Herausgeber Franz Tonner. Das diesjährige Thema wurde von der Jungbauernschaft nicht zufällig gewählt. „Landwirt zu sein, bedeutet körperliche Anstrengung und maximalen Einsatz an jedem Tag des Jahres. Auch der Umgang mit der neuesten Technik gehört da dazu“, ist Tonner überzeugt.

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Fotos: Sabine Hoffmann, Arthur Mallaschitz,

Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl unterstützt die heimische Gastronomie mit einer Gutschein-Aktion. Diese Gastronomiebetriebe werden aufgerufen, sich bei beim Portal von Steiermark Tourismus zu registrieren, damit diese Gutscheine bei ihnen eingelöst werden können. Unternehmen, Vereine oder Privatpersonen können ab 16. Oktober über das Portal www.steiermark.com/gutschein Geschenk-Gutscheine zu 20, 50 oder 100 Euro erwerben, die in steirischen Gastronomiebetrieben eingelöst werden können. „Die Gutscheinaktion bietet einerseits die Möglichkeit, Mitarbeitern und Freunden in der Vorweihnachtszeit eine Freude zu machen, und soll andererseits die heimischen Betriebe unterstützen“, so LR Eibinger-Miedl.

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Es war eine im wahrsten Sinne des Wortes „geistreiche“ Feier, zu der die Destillerie Bauer am 8. Oktober lud. Neben hunderten Kunden, Partnern und Gratulanten folgten auch Vertreter der steirischen Landes- und Grazer Stadtpolitik der Einladung ins stilvolle Ambiente des Firmensitzes in der Grazer Prankergasse.

Foto: Oliver Wolf

N

ach der Enthüllung und Taufe der drei neuen Brennblasen verlieh Bgm. Siegfried Nagl der Firma Bauer das „Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz“. Unter den weiteren Gratulanten fanden sich LR Johann Seitinger und WKO-Dir. KarlHeinz Dernoscheg. Den bissfesten Untergrund für den flüssigen „Brennstoff“ kredenzte der Streetfoodmarket Austria, musikalische Leckerbissen servierten unter anderem die Spielgemeinschaft Schwanberg/St. Peter im Sausal, das Eva Planton Duo und Schullis Kapelle. Für den reibungslosen Ablauf der unter strengen COVID-19-Maßnahmen choreografierten Veranstaltung sorgte die Firma Media Event. Im Jahr 1920 („In einer Zeit, in der in Amerika der Alkohol gerade verboten wurde“, wie LR Seitinger zum Stichwort „antizyklisches Denken“, bemerkte) gründete Franz Bauer in der Grazer Sparbersbachgasse 9 einen Brennerei- und Destillationsbetrieb. 1931/32 wurde der noch heute bestehende Firmensitz in der Prankergasse erworben. Und im Juli 1961 erfolgte die Übergabe der Firma Franz Bauer an die Agricola Getränke GesmbH, ein Tochterunternehmen der Familie H. W. Schlichte. Heute ist Bauer die einzige noch in Graz existierende Destillerie. Mit modernen, dampfbeheizten Destillationsanlagen werden jährlich über eine Million Kilogramm Früchte eingemaischt und nach altbewährten Methoden sorgfältig destilliert. Im Jahr 1967 wurde in Graz die erste Flasche Jägermeister abgefüllt. Außerhalb

Feierliche Taufe der drei neuen Brennblasen (von li.) Anita Schubert, LR Seitinger, Winifred Schlichte, Hans Werner Schlichte Deutschlands ist die Destillerie Franz Bauer damit heute der einzige in Lizenz abfüllende Betrieb für die Marke Jägermeister. Jährlich finden hier über 2 Millionen Liter Jägermeister ihren Weg in die traditionelle grüne Flasche. Bauer ist außerdem noch Handelspartner vieler namhafter Spirituosenmarken wie Angostura, Barceló, Bunnahabhain, Francoli, Hine oder Stin Gin, um nur einige zu nennen.

Foto: Ralph König

Destillerie Franz Bauer: Ein hochprozentiger Hunderter

Kurz im Gespräch mit Klaus Scheitegel,, Gen-Dir. Grazer Wechselseitige Versicherung AG Mit welchen besonderen Herausforderungen war die GRAWE heuer coronabedingt konfrontiert? Die vergangenen Monate waren mitunter fordernd, dennoch haben alle Unternehmen der GRAWE Group die Krise bislang gut gemeistert. In der Phase des Lockdowns haben wir auf Video- und Telefonkonferenzen, E-Kommunikation sowie Home-Office-Lösungen zurückgegriffen. Die damit verbundenen technischen Herausforderungen hat unsere IT-Abteilung flexibel und rasch gelöst. Welche Leistungen sind von den Kunden aufgrund dieser Situation mehr bzw. auch weniger nachgefragt worden? Wir konnten bei unseren KundInnen beobachten, dass der Bedarf an Reiseversicherungen deutlich zurückgegangen ist. Die Nachfrage nach Vorsorgeprodukten sowie Produkten rund ums Wohnen ist jedoch stabil geblieben. Von besonderer Bedeutung waren zudem Unterstützungsleistungen für unsere KundInnen, insbesondere Vertragsanpassungen, Stundungen und Mietzinsreduktionen.

Welche Präventiv- bzw. Vorsichtsmaßnahmen haben Sie für den Kundenservice eingeführt? Wir haben all unsere Kundencenter mit Desinfektionsmöglichkeiten und Plexiglasscheiben ausgestattet und zudem Vorkehrungen für die Einhaltung der Abstandsregelungen getroffen. Zudem sind unsere Kundenberater dazu angehalten, mit ihren KundInnen verstärkt ohne persönlichen Kontakt zu kommunizieren. FAZIT NOVEMBER 2020 /// 23


Fazitgespräch Von Volker Schögler und Johannes Tandl mit Fotos von Marija Kanizaj

Digitaler Optimist Der Schuhfabrikant und neue Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark, Stefan Stolitzka, über Optimismus, die Einfachheit der Digitalisierung, Corona-Impfstoff, über sich als Maler und über Thomas Bernhard.

24 /// FAZIT NOVEMBER 2020



Fazitgespräch

Wenn der Legero-Chef und IV-Präsident die steirische Industrielandschaft nachzeichnet, sprüht er vor

Optimismus und Zuversicht, preist den Beschleunigungseffekt der Digitalisierung, sieht hinter Problemen bereits die

Chancenhorizonte und legt wenig Wert auf Forderungen, sondern bevorzugt die Schaffung von Möglichkeiten zur Umsetzung von erfolgversprechenden Lösungen.

26 /// FAZIT NOVEMBER 2020



Fazitgespräch

Die eingeschränkte Reisemöglichkeit ist eines unserer Hauptprobleme. Stefan Stolitzka

Herr Stolitzka, was motiviert einen erfolgreichen Schuhproduzenten dazu, sich voll in der Interessenvertretung der steirischen Industrie einzubringen? Ich war seit 2008 Vizepräsident, übrigens auch ein Krisenjahr, und heuer im März wussten wir beide noch nicht, dass Georg Knill für den Bund kandidieren wird. Aber als er dann gewählt wurde, habe ich gesagt, ich mache das gerne, speziell mit der Achse, die ich zu ihm habe. Ich übernehme diese Aufgabe gerne und es bewegt mich, für die Industrie und das Land Steiermark unterstützend eintreten zu können.

Sie haben als Selfmadeindustrieller aus der alten Schuhfabrik Strakosch mit Legero einen global tätigen Markenproduzenten gemacht. Wie sehr taugt Österreich als Standort für die Konsumgüterindustrie? Hervorragend. Egal ob das Schuhe sind oder etwas anderes. Mir war es mithilfe von Haftungen des Landes und des Bundes damals möglich, das Unternehmen über einen Management-Buy-out zu kaufen. Bei der Schuhindustrie unterschätzt man vielleicht, wie hoch der Ausbildungsgrad der Mitarbeiter sein muss. Weil wir bei uns eine extrem hohe Wertschöpfungstiefe haben, müssen wir alle diese Bereiche vom Designer über den Mechatroniker bis zu Leuten, die eine CNC-Maschine betreuen können, selbst abdecken. Das ist vielleicht auch die Basis unseres Erfolgs, dass wir vom Design angefangen bis zur Ausarbeitung und technischen Entwicklung alles hier in Österreich machen und mit unseren Produktionsstätten dann auch weltweit agieren können.

Normalerweise heißt es, dass Entwicklung und Produktion sich räumlich nahe sein sollten. Bei Ihren Produktionsstätten im Ausland ist das aber weniger der Fall. Das hängt davon ab, wie man es sieht. Wir haben sowohl hier in Graz eine vollwertige Produktion wie auch mit »Think« an unserem zweiten Standort in Oberösterreich, wo wir auch eine Fertigung mit zwanzig Personen haben. Wir produzieren hier Prototypen und können auch Kleinserien fertigen. Also so gesehen sind Produktion und Entwicklung hier. Außerdem ist eine unserer Hauptfertigungen in Rumänien gerade einmal sieben Stunden Autofahrt entfernt, das ist nicht aus der Welt. Wir produzieren 60 Prozent in Europa und nur 40 Prozent in Asien. Wie beurteilen Sie die Corona-Maßnahmen der Regierung? Wo würden Sie sich ein Mehr oder auch ein Weniger wünschen? Ich würde sagen, die erste Anfangsphase – von März bis Juni – hat die Regierung bestmöglich gemeistert. Die Unterstützung ist 28 /// FAZIT NOVEMBER 2020

teilweise nicht so schnell angekommen, aber grosso modo schon. Und das hat sehr geholfen. Die Maßnahmen wie Kurzarbeit, Zurverfügungstellung von Mitteln, Zuschüsse – das war alles richtig. Aber nicht um jeden Preis, diese Aussage würde ich in keinem Fall unterstützen. Am Anfang der Coronakrise hat die Industrie unter dem Zusammenbruch der internationalen Lieferketten gelitten, jetzt leidet sie unter dem Zusammenbruch der Exportmärkte. Erholen die sich schneller als vermutet? Definitiv ja, vor allem im asiatischen Raum. Das eine große Problem, das wir als Industrie haben, ist die eingeschränkte Reisemöglichkeit, das heißt, es gibt sie de facto nicht. Ein absolutes Asset der steirischen Industrie ist, dass Sie nicht nur einfach etwas liefert, das dann irgendwo aufgestellt wird, sondern sie stellt vielfach auch das Knowhow für Montage, Servicierung und so weiter zur Verfügung. Das Reiseproblem sollte hoffentlich bald gelöst werden – dazu wären für Geschäftsreisende bilaterale Abkommen sehr wichtig, wofür angeblich China bereit wäre. Und das betrifft zum einen die Akquisition und zum anderen auch die Auftragsbetreuung? Genau, denn beides geht oft Hand in Hand. Auch in Europa gibt es im Moment diesbezüglich keine Abstimmung. Es scheint aber einen Lichtblick zu geben, dass man für Geschäftsreisende einen anderen Weg findet. Und das muss auch unbedingt passieren.

Wie sehr fehlen der Industrie die Messen? Die ganzen Leitmessen wurden ja abgesagt. Das ist ein interessanter Aspekt. Ich glaube, das wird sich neu ordnen. Ohne Frage geht die persönliche Begegnung ab. Aber es hat sich auch gezeigt, dass wir auf dem virtuellen Weg sehr viel leisten können und dass es von den Kunden momentan sehr geschätzt wird, wenn man das anbieten kann. Viele Unternehmer sind diesbezüglich gut aufgestellt, aber es ist natürlich bei weitem nicht das, was man auf Messen selbst anbieten kann – den Dialog, das Gespräch, die Haptik. Das mag ein Jahr lang funktionieren, aber dann muss es sich wieder ändern. Sie haben sich in ihrer Antritts-PK im Juli durchaus optimistisch bezüglich der Bewältigung des Corona-Schocks geäußert. Sind sie noch immer optimistisch oder fürchten Sie, dass es ohne Covid-19-Impfung auch keine echte Normalisierung geben wird? Ich bin noch immer optimistisch, aber ich glaube nicht, dass wir auf eine Impfung warten dürfen, sondern wir sollten mit



Fazitgespräch Covid-19 leben lernen. Das habe ich damals auch gesagt. Wer weiß, wann eine Impfung kommt? Wenn wir nur darauf hoffen, werden wir vielleicht sehr lange warten. Wir können jetzt aber auch ganz normal weitermachen, wenn wir uns an die Regeln halten. Ich bin daher sehr zuversichtlich, weil die steirische Industrie prinzipiell ja gut aufgestellt ist und jetzt die Bereitschaft hat, digitale Prozesse noch mehr zu beschleunigen und in neue Geschäftsmodelle sehr viel zu investieren. Auch von Seiten der Landesregierung ist die Bereitschaft da, viel zu tun, etwa den Ausbau der digitalen Infrastruktur vorzuziehen. Generell wird der digitale Prozess immer mehr als eine positive Veränderung verstanden.

Aber reden Sie vom Gleichen wie die Landesregierung, wenn Sie von Digitalisierung sprechen? Dort meint man eher die digitale Kommunikation und Sie meinen vermutlich das Internet der Dinge. Ja, ich meine das Internet der Dinge, aber die Digitalisierung hat viele Ebenen, das versuchen wir in der IV gerade aufzubereiten. Das beginnt bei der Kommunikation, dazu gehört aber auch, wie ich Prozesse abbilde oder wie ich entwickle oder wie ich zum Kunden hinkomme. Je besser man das versteht, umso weniger ist es eine Bedrohung. Wenn man bedenkt, wie viele Leute ein Handy besitzen, erkennt man erst, dass ohnehin bereits so gut wie jeder in vollem Umfang mit der Digitalisierung lebt und keine Angst davor hat. Das ist es. Um mit dabei sei zu können, müssen wir alle Ebenen digital bespielen.

Wie sehr fürchten Sie die Gefahr eines weiteren Lockdowns? Welche Auswirkungen hätte das auf die Wirtschaft? Die Folgen wären über Jahrzehnte spürbar, deshalb ist die Zielsetzung, dass es zu keinem zweiten Lockdown kommt. Vor allem nicht bei Produktion und Industrie, das heißt, die Wertschöpfungsbereiche sollten ausgenommen sein und es sollte keine Unterbrechung der Lieferketten mehr geben. Hier scheint eine Einigkeit in Europa vorhanden zu sein. Ich sage immer: Wir entwickeln und produzieren mit Menschen für Menschen, und die Menschen, für die wir arbeiten, müssen Zuversicht haben, weil sonst gibt es für uns auch keine Arbeit.

Derzeit gibt der Staat Milliarden aus, um Unternehmen und Arbeitsplätze zu erhalten. Wie soll dieses Geld jemals zurückbezahlt werden? Oder sehen Sie wie viele andere nur den Ausweg über die Notenpresse – sprich ein weiteres Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank? Meiner Meinung nach bestehen jetzt der Optimismus und die Chance, in Dinge, die zukunftsfähig sind, zu investieren. Ich meine zwei Säulen: eben die Digitalisierung und den Green Deal, also das Thema Klima. Weil hinter beiden auch wahnsinnig viel Investment steckt, können wir damit tatsächlich so viel bewegen, dass

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Und Voraussetzung ist die Infrastruktur. Genau, die brauchen wir und alles andere sind viele sogenannte

neue Geschäftsmodelle, die es als solche schon gibt, nur sind sie für viele Unternehmen neu. Und da müssen wir die Unternehmen unterstützen, damit sie erkennen, welches Geschäftsmodell wäre für mich richtig und wo muss ich einsteigen, und mit der Aus- und Weiterbildung ansetzen.

EUROPA stärkt die STEIERMARK.

Die STEIERMARK stärkt EUROPA.

Die Steiermark hat in 25 Jahren Mitgliedschaft zur

Die Steiermark bringt sich mit kräftiger Stimme in

bringt uns die europäische Zusammenarbeit weiter

Ebene ein. Wir mischen mit, um die steirischen Inte-

Europäischen Union enorm profitiert. Jeden Tag

nach vorne und macht uns stärker. Auch aus der aktuellen Krise werden wir nur gemeinsam erfolgreich hervorgehen können.

Mehr über die Steiermark als starke Region im Herzen Europas: EUROPA.STEIERMARK.AT

die politischen Entscheidungen auf europäischer

ressen zu wahren und um das gemeinsame Projekt

Europa zu stärken. Denn davon profitieren alle Steirerinnen und Steirer.


Fazitgespräch wir gut aufgestellt aus der Krise kommen können, so dass nach fünf bis sieben Jahren die Steuermittel wieder fließen, um alles zurückzahlen zu können. Ich bin da optimistisch. Mit einem zweiten Lockdown wäre das verunmöglicht.

Zusätzlich zum Corona-Problem hat die steirische Industrie mit einem strukturellen Problem im Automotive-Bereich zu kämpfen. Dort sind die Umsätze bereits im ersten Quartal um 10 Prozent eingebrochen. Wie gefährlich ist diese Entwicklung für die Steiermark als Industriestandort? Grundsätzlich haben wir keine Gefahr zu befürchten, wenn wir im digitalen Bereich besser werden. Konkret für die Automotive-Industrie, in der ja viele Teile entwickelt werden, heißt das: Wenn man diese Teile in einem digitalen Prozess abgebildet entwickeln kann, wirkt das wesentlich effizienter und kostengünstiger. Wenn schon das Layout digital ist, verkürzt sich der Prozess vom Entwurf bis Fertigstellung. Und hier sind wir schon sehr weit. So haben auch wir als Unternehmen etwa den Entwicklungsprozess für die Sohlen von drei Monaten auf eine Woche reduziert. In der Steiermark haben wir die besten Voraussetzungen, wir haben den universitären Hintergrund, die Geschäftsmodelle sind auch da, man muss sie nur umsetzen. Und das gilt für jeden Bereich, egal ob im Automotive-Bereich oder in der Holzindustrie. Die wegen Corona zusammengebrochene Flugzeugindustrie ist in den letzten Jahren ein wichtiger Wachstumsmarkt für viele AC-Styria-Mitglieder geworden. Sehen sie Chancen, die betroffenen steirischen Jobs zu erhalten?

Wenn ich den Betrachtungshorizont des Luftverkehrs erweitere, muss ich ihn nicht auf die Airlines beschränken, sondern auch die kommende Bedeutung von Drohnen berücksichtigen. Dieser Luftverkehr wird explodieren und da kommt viel in jenen Wirtschaftsbereichen auf uns zu, in denen wir gut sind. Es entwickelt sich ein riesiges Feld an neuen Möglichkeiten, etwa bei der Paketzustellung, wo auch die steirische Industrie etwas anzubieten hat. Ich mache mir da nicht so viele Sorgen, man muss die Veränderung nur annehmen. Ist der Fachkräftemangel so akut wie vor der Krise? Oder tritt er im Zuge der Corona-Bekämpfungsmaßnahmen vorläufig in den Hintergrund? Im Gegenteil, er ist genauso akut. Insbesondere wenn man auch noch neue Geschäftsmodelle angehen will, braucht man Fachkräfte mit exzellenter Basis. Die Digitalisierung ist ja nicht in allen Facetten eine »Rocket-Wissenschaft«. Es lassen sich Mitarbeiter relativ einfach qualifizieren, um etwas neu anzuwenden. So wie man eben lernen musste, mit einem Computer umzugehen. Wir brauchen Fachleute, die sich etwa mit Prozessen auskennen, weil die ideal geeignet sind, das im Digitalen weiterzuführen. Und wir brauchen mehr von ihnen. Bildung ist längst zum Hauptthema der IV geworden. Auch während der Kurzarbeit ist digitale Qualifizierung aus unserer Sicht sinnvoll. Wir sind hier mit Bildungseinrichtungen und dem AMS in Kontakt. Generell geht es darum, aufzuzeigen, welche Qualifizierungen gebraucht werden. Deshalb ist unser Ohr bei den Unternehmen, um einzusammeln, welche Profile gefragt sind.

Aktive Unterstützu ng für n i b e l e K triebe in Not fällen

Verein „Betriebshilfe für die Steirische Wirtschaft“

Foto: Freepic

Unterstützung in Form einer kostenlosen Arbeitskraft bei Babypause • Unfall • Krankheit Sie erreichen uns unter: 0316 601-727 oder per E-Mail: betriebshilfe@wkstmk.at www.wko.at/stmk/betriebshilfe


Stefan Stolitzka wurde 1959 geboren und ist geschäftsführender Gesellschafter von Legero United mit Sitz in Graz. Stolitzka hat die Legero Schuhfarbik, deren Geschäftsführer er ab 1991 war, 1994 im Rahmen eines Management-Buy-Outs zu 100 Prozent übernommen. Stolitzka ist seit 25 Jahren in der Industriellenvereinigung Steiermark aktiv – 20 Jahre davon als Mitglied des Landes- und Bundesvorstands sowie von 2008 bis 2016 als Vizepräsident der IV-Steiermark. Der Wirtschaftsingenieurwesen-Absolvent der Technischen Universität Graz ist zudem als Förderer zeitgenössischer Kunstinstitutionen und Festivals bekannt. Legero United entwickelt, designt und produziert Schuhe der Marken Legero, Vios, Superfit und Think. In Österreich beschäftigt das Unternehmen rund 300 Mitarbeiter, weltweit sind es weitere 1.400. Stefan Stolitzka steht für eine der größten steirischen Industrieinvestitionen des letzten Jahres. Am neuen Standort in Feldkirchen bei Graz investierte er über 30 Millionen Euro in eine neue Firmenzentrale, die auch die Entwicklung, das Prototyping und die Musterkollektionsfertigung beheimatet.


Fazitgespräch

Ich bin kein Fan von Forderungen. Stefan Stolitzka

Ein wichtiger Standortfaktor für die Industrie bleibt neben der digitalen Infrastruktur natürlich auch die Verkehrsinfrastruktur. Was tut sich diesbezüglich? Oder sehen Sie die Erfordernisse der Industrie mit dem Ausbau von Koralmbahn und Südbahn erfüllt? Zwischen Semmering und Koralm muss natürlich die Achse Bruck-Graz ausgebaut werden. Da ist die ÖBB voll im Plan, so wie auch beim Bau des neuen Bosrucktunnels für die Pyhrnbahn bis 2040. Uns geht es in erster Linie um die Freigabe der Mittel durch die jeweiligen Regierungen. Wichtig für unseren Standort ist auch die Anbindung von Triest und Koper, die so ausgebaut werden muss, dass man sie in dieses Netz perfekt eingliedern kann. Wichtig sind natürlich auch die europaweit interessanten Flugverbindungen von Graz aus. Auch und vor allem zu den Hubs. Daher muss man sich überlegen, ob der Flughafen Graz das ganz alleine schafft oder ob er mit einem internationalen Luftdrehkreuz als strategischen Partner nicht bessere Chancen hätte. Ihre Vorgänger haben sich als Mahner einer leistungsstarken Verwaltung und einer umfassenden Budgetdisziplin profiliert. Wie geht es Ihnen diesbezüglich, auch vor dem Hintergrund der erwartbaren Rekorddefizite der kommenden Haushalte? Jede Zeit hat ihren Weg, die Themen sind die gleichen geblieben. Ich bin aber kein Fan von Forderungen. Ich möchte in einer Zusammenarbeit Substantielles erarbeiten, Verständnis schaffen, unterstützen, Best Practice bieten und sofort Möglichkeiten zur Umsetzung generieren. Das führt am ehesten zum Erfolg. Mit Forderungen allein kann man nicht genug erreichen.

Eine Frage an den Kunstliebhaber und Sammler: Wie sind Sie dazu gekommen, gab es ein ausschlaggebendes Momentum und gibt es so etwas wie einen Mehrwert der Kunst?

Für mich ist Kunst eine unfassbare Bereicherung, der Mehrwert tritt in jedem Moment ein, in dem ich mit ihr konfrontiert werde – wenn man spürt, wie ein Bild zu einem spricht, kann die Zeit stehenbleiben. Zur Kunst gekommen bin ich einfach, weil mein Onkel Maler war und mich in Wien als Sechs-, Siebenjährigen in die Ateliers mitgenommen hat zu Karl Korab, Nitsch, Rainer, Hundertwasser oder Fuchs. Und mein Lehrer aus Bildnerischer Erziehung bei den Jesuiten hat mir Talent zugesprochen. Sie malen selbst? Bis zu meinem vierzigsten Lebensjahr habe ich sehr viel selbst gemalt, heute zeichne ich noch hie und da. Ich kenne aber meine Grenzen und habe gesagt, wenn ich einmal mehr Zeit habe, mich mehr damit auseinanderzusetzen und auch ein bisschen Geld habe, dann fange ich zum Sammeln an, und das war eben vor 22 Jahren so. Nach dem Management-Buy-out und wahnsinnig viel Arbeit habe ich meinen Ausgleich wieder über die Kunst gebraucht. Sollte das Leben von Stefan Stolitzka zu einem Stück verarbeitet oder verfilmt werden, wie könnte das Stück heißen und wer würde ihn spielen? »Ein gutes Leben« könnte der Titel sein. Schauspieler fällt mir jetzt spontan keiner ein, aber mir würde Thomas Bernhard gefallen, weil der den richtigen Humor gehabt hat und eine Super-Sensibilität. Er hat das Leben eigentlich wirklich verstanden. Herr Stolitzka, danke für das Gespräch.

FAZIT NOVEMBER 2020 /// 33


Steuerboard

Ministerin Leonore Gewessler: „Mit der Umweltförderung schaffen wir den zentralen Hebel für Investitionen in österreichische Umwelttechnologien“

Mag. Alexander Hofer

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Bundesförderung für Klimaschutzprojekte

D

ie UFI (Umweltförderung im Inland) ist seit Jahren das zentrale Förderungsinstrument des Bundes für Klima- und Umweltschutz. In der Oktobersitzung der Förderungskommission im Umweltministerium wurden 341 Umweltprojekte mit einem Investitionsvolumen von 121 Millionen Euro und einem Förderungswert von rund 16,4 Millionen Euro genehmigt. „Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen können wir mit unseren Förderungen einfach und rasch Unternehmen gezielt unterstützen und damit den Grundstein für

eine nachhaltige Zukunft in Österreich legen“, ist Klimaschutzministerin Leonore Gewessler überzeugt. Durch die im Oktober genehmigten Projekte können mehr als 65.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Mehr als die Hälfte der Projekte (60 Prozent) stammen aus dem Bereich der effizienten Energienutzung und über ein Drittel (35 Prozent) aus dem Bereich erneuerbare Energieträger. Der Rest der Projekte entfällt auf die Bereiche Abwärmenutzung, Rohstoffmanagement, Luftreinhaltung, Lärmschutz und Gefährliche Abfälle.

Der 27. November wird der stärkste Black Friday aller Zeiten

Der „Black Friday“ kommt eigentlich aus den USA und bezeichnet den Freitag nach dem Thanksgiving-Donnerstag. Der vierte Freitag im November markiert aber längst auch in Europa den Start der Weihnachtseinkaufsaison und hat sich für den Handel in den letzten Jahren zum wichtigsten Tag des Jahres entwickelt.

H

euer fällt der Black Friday auf den 27. November. An diesem Tag fluten sowohl Online- als auch stationärer Handel den Markt mit speziellen Aktionen und Sonderangeboten. Um den Einfluss der aktuellen Corona-Pandemie auf die Einkaufspläne der Verbraucher zu prognostizieren, hat das deutsche Internetportal

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„blackfriday.de“ eine repräsentative Umfrage präsentiert, die dem stationären Handel nichts Gutes in Aussicht stellt. Statt zumindest im Jahresendspurt einen Teil der Lockdown-Verluste aus dem Frühjahr wettmachen zu können, müssen die Händler mit deutlichen Verlagerungen in den Onlinebereich rechnen. So wollen heuer

Foto: BMF, CC BY 2.0

Bei Stundungsanträgen stellt sich stets die Frage, inwiefern Geschäftsführer mit ihrem Privatvermögen im Falle der späteren Uneinbringlichkeit der gestundeten Abgaben der Gesellschaft zur Haftung herangezogen werden können. War die Einbringlichkeit der Abgaben im Zeitpunkt der Antragstellung durch den Zahlungsaufschub nicht gefährdet, ist die persönliche Haftung des Geschäftsführers ausgeschlossen. Wenn die Uneinbringlichkeit jedoch bereits bei Antragstellung gegeben war, kann es zu einer Haftung des Geschäftsführers wegen einer schuldhaften Verletzung seiner abgabenrechtlichen Pflichten kommen. Leichte Fahrlässigkeit ist für das Verschulden bereits ausreichend. Um eine Haftungsinanspruchnahme zu vermeiden, muss der Geschäftsführer daher im Zeitpunkt der Antragstellung konkrete und schlüssige Gründe darlegen, die der gebotenen rechtzeitigen Abgabenrichtung entgegenstanden. An einer integrierten Planungsrechnung kommt der sorgfältig handelnde Geschäftsführer nicht vorbei, wenn er dem vom VwGH geforderten Sorgfaltsmaßstab entsprechen will. Neben einer Liquiditätsund Erfolgsplanung enthält diese auch eine Darstellung der Vermögenslage. Unser Fazit: Leider ist davon auszugehen, dass im nächsten Jahr Unternehmensinsolvenzen und Haftungsfragen zunehmen werden. Geschäftsführer sollten jetzt bloß nicht den Schluss ziehen, dass „eh alles nicht so schlimm wird“. Es ist absehbar, dass die aktuelle Großzügigkeit der Abgabenbehörden im Zusammenhang mit Stundungen aufgrund des Budgetdrucks einer konsequenten Eintreibungspolitik weichen wird.


77 Prozent der deutschen Konsumenten die Black-Friday-Schnäppchen für ihre Weihnachtseinkäufe nützen. Die Mehrheit der Käufer möchte einen Betrag zwischen 101 und 200 Euro ausgeben, was einer Steigerung von 16,7 Prozent entspricht. 69 Prozent der Konsumenten, die einen Einkauf zum Black Friday planen, haben vor, ihre Einkäufe ausschließlich im Internet zu tätigen. 40 Prozent gaben an, dass die derzeitige Corona-Pandemie einen Einfluss auf ihre Einkaufspläne habe und sie daher lieber im Internet anstatt in den Geschäften einkaufen werden. 65 Prozent möchten dadurch das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus vermeiden. 42 Prozent sehen sich dagegen durch die zu erwartenden Corona-Schutzmaßnahmen in ihrem Einkaufserlebnis gestört. 20 Prozent planen sowohl online als auch offline Käufe und lediglich 11 Prozent gaben an, dass sie am Black Friday nur in den Geschäften einkaufen werden.

Größter Gläubiger der Commerzialbank ist die Einlagensicherung mit 488 Millionen Euro.

I

m Insolvenzverfahren der Commerzialbank Mattersburg haben innerhalb der Anmeldefrist 373 Gläubiger Forderungen von knapp 812 Millionen Euro angemeldet. Der größte Teil davon entfällt mit 488 Millionen auf die Einlagensicherung. Nach derzeitigem Stand beträgt die Überschuldung – nach Bereinigung um Malversationen – 705,4 Millionen Euro. Aktiva von 163,4 Millionen Euro stehen Schulden von 868,9 Millionen Euro gegenüber. Dies berichteten die Masseverwalter Gerwald Holper und Michael Lentsch (Kosch &

START!KLAR

Partner Rechtsanwälte) bei der zweiten Gläubigerausschusssitzung am Landesgericht Eisenstadt. Eine Schadenersatzklage gegen den Abschlussprüfer der Bank, TPA Wirtschaftsprüfung GmbH, ist bereits eingebracht. Eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich wird derzeit ebenso geprüft wie eine Schadenersatzklage gegen das Land Burgenland. Das Land war seit 1995 der verantwortliche Revisionsverband für die Genossenschaft, dem die Bank gehört.

Foto: DerPhotograf(talk)

Foto: Adobe Stock

Commerzialbank Mattersburg: 870 Millionen Euro Schulden

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Wirtschaft

Sustainable Finance: Günstige Finanzierungen für grüne Projekte Was muss man sich unter Sustainable Finance vorstellen? Mit Sustainable Finance können Unternehmen nachhaltige Investitionen günstig finanzieren und so ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern – weil sie für Geschäftspartner, Mitarbeiter und Investoren attraktiver werden, weil nachhaltige Produkte und Dienstleistungen stark nachgefragt sind, aber auch weil die Finanzierung von Umweltinvestitionen zu äußerst günstigen Konditionen erfolgen kann. Denn das Interesse von Investoren ist riesig und der Markt für Sustainable Finance entwickelt sich dynamisch: Weltweit hat die Emission von Green, Social und Sustainability Bonds 2019 ein neues Allzeithoch von 300 Mrd. US-Dollar erreicht, ein Anstieg von 49 Prozent gegenüber 2018. An diesem Trend ändert auch die Pandemie nichts. So gibt es aktuell auch „COVID19-related Bonds“, eine spezielle Form von Social Bonds, die sich vor allem auf den Gesundheitssektor beziehen. Was sind die gebräuchlichsten Finanzierungsmöglichkeiten für nachhaltige Investitionen? Am gebräuchlichsten sind Green Loans und Green Bonds: Dabei werden die Mittel des aufgenommenen Kredits oder der platzierten Unternehmensanleihe ausschließlich für Umweltinvestitionen verwendet. Bei Sustainability linked Loans und Sustainability linked Bonds werden 36 /// FAZIT NOVEMBER 2020

die Mittel ebenfalls für umweltorientierte Verbesserungen im Unternehmen eingesetzt, der Zinssatz hängt jedoch von einem vorher definierten Nachhaltigkeitsziel ab. Eine weitere Variante sind Social Bonds oder Social Loans, diese beziehen sich auf soziale Aspekte im Bereich der Nachhaltigkeit.

Muss man diese Finanzierungen unbedingt für die Erfüllung von Klimaschutz- und Umweltzielen in Anspruch nehmen? Für die Inanspruchnahme von Green, Social oder Sustainability Bonds ist ein Nachweis des Einsatzes der Mittel erforderlich – ein aktuelles Beispiel aus Österreich ist ein nachhaltiges Schuldscheindarlehen, bei dem die Verzinsung an Leistungen des Unternehmens im Bereich der Nachhaltigkeit gekoppelt ist, die von einer unabhängigen Nachhaltigkeitsagentur jährlich geprüft und bewertet werden. Bei Sustainability linked Finanzierungen ist der Kunde bei der Wahl des Verwendungszwecks frei. Dort entscheiden Unternehmen gemeinsam mit der Bank, welche Kriterien für die Überprüfung herangezogen werden sollen – üblich sind etwa der CO2Ausstoß, der Anteil recycelten Abfalls oder Energieeinsparungen in der Produktion.

Wie kann das Sustainable Finance Advisory Team der UniCredit Bank Austria interessierte Unternehmen unterstützen? Mit unserem langjährigen Know-how in Sachen Nachhaltigkeit, verbunden mit einer profunden Expertise in Bezug auf Kapitalmarkttransaktionen: Das Team setzt sich aus Kapitalmarktexperten, erfahrenen Mitarbeitern aus der strukturierten Finanzierung und Kollegen aus einer der führenden grünen Rating-Agenturen zusammen. Wir unterstützen Kunden bei ihrem Wandel hin zu nachhaltigem Wirtschaften und beraten auf dem Weg von „Brown to Green“ Finance – von den ersten Schritten bis zur Auswahl der geeigneten Instrumente für eine „grüne“ Finanzierung. Nähere Informationen erhalten Sie bei Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark, Telefon +43 (0)5 05 0593122 oder unter unternehmerbank.at.

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Sustainable Finance verhilft Unternehmen, die aktiv in Nachhaltigkeitsprojekte investieren, zu Wettbewerbsvorteilen und günstigen Kreditkonditionen. Wie das geht, erklärt Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark der UniCredit Bank Austria.


Neuer SPAR-Supermarkt in Kainbach eröffnet Am 8. Oktober öffnete der neue SPAR-Supermarkt in Kainbach bei Graz seine Pforten. Anlässlich der Eröffnung spendete SPAR je 1.000 Euro an die Lebenswelten der Barmherzigen Brüder Steiermark und an den Pampuri Club.

Anzeige Foto: SPAR Foto Krug

F

ür die rund 2.800 Bewohnerinnen und Bewohner von Kainbach wird das Einkaufen jetzt noch bequemer und angenehmer: Auf den rund 700 Quadratmetern findet sich eine breite Auswahl an frischen Lebensmitteln, darunter viele regionale Köstlichkeiten. Präsentiert wird das Angebot in einer ansprechenden Marktplatzatmosphäre: „Das moderne Design setzen wir in allen neu eröffneten SparSupermärkten um“, erklärt

Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland. Breite, großzügige Gänge erleichtern außerdem das Abstandhalten beim Einkaufen. „Regionalität und Frische stehen bei uns ganz oben – und ein Einkauf bei Spar soll zu einem Erlebnis werden.“ Zahlreiche kostenlose Parkplätze machen den Einkauf noch komfortabler. Wie alle neuen SPAR-Supermärkte ist auch der Markt in Kainbach mit moderner,

Bei der Schlüsselübergabe (v. li.) Bgm. Matthias Hitl, Marktleiter Thomas Wimmer, Marktleiter-Stv. Maria Harrer und SPAR-GF Christoph Holzer. ressourcenschonender Haustechnik ausgestattet. Die Kühlanlagen haben eine Wärmerückgewinnungsanlage integriert – die Abwärme wird zum Heizen genutzt. Statt Glühbirnen kommen energiesparende LED-Lampen zum Einsatz. Nachhaltig zeigt sich auch das Verpackungskonzept bei SPAR: Für die Feinkost können die Kundinnen und -Kunden auch eine Mitnahmebox für Wurst, Fleisch,

Fisch oder Käse mitbringen. Die Eröffnung des neuen SPARSupermarktes unter Marktleiter Thomas Wimmer und Marktleiter-Stellvertreterin Maria Harrer schafft in Kainbach zudem in der Region 18 neue Arbeitsplätze. SPAR ist ein zu 100% österreichisches Familienunternehmen und gilt als krisensicherer Arbeitgeber, der exzellente Karrierechancen und Weiterbildungsmöglichkeiten bietet.

Regionalentwicklung:

Weiz und St. Ruprecht entwickeln ihren Wirtschaftsraum gemeinsam

D Foto: Innovationszentrum W.E.I.Z.

ie Verbesserung der Lebensqualität der Menschen vor Ort ist das erklärte Ziel der steirischen Landes- und Regionalentwick-

Region Oststeiermark

lung. Seit 2018 hat jede der sieben steirischen Regionen fixe finanzielle Mittel für eigene Schwerpunkte. Mit diesen Mitteln sind in jeder Region neue Projekte gewachsen, insgesamt gibt es bereits mehr als 1000 Regionalentwicklungsprojekte in der gesamten Steiermark.

schaft gegründet, die geeignete Industrieflächen und Betriebsstätten aufbereitet, vermittelt und entsprechende Standort-Marketingmaßnahmen durchführt. Ziel der Kooperation ist, dass für jedes interessierte Unternehmen im Wirtschaftsraum ein idealer Standort gefunden wird – und zwar unabhängig von einzelnen Gemeindeinteressen.

Im Projekt „Wirtschaftsraum Weiz – St. Ruprecht/Raab“ arbeiten die Stadtgemeinde Weiz und die Marktgemeinde St. Ruprecht zusammen, um den gemeinsamen Wirtschaftsraum zu entwickeln. Dafür wurde eine eigene Industrieansiedlungsgesell-

Das Projekt „Wirtschaftsraum Weiz – St. Ruprecht/Raab“ ist in der Region entstanden und macht nachhaltiges Wachstum möglich. Die Regionalentwicklung in der Steiermark setzt auf viele weitere regional gewachsene Projekte und Zusammenarbeit vor Ort. Dadurch entstehen starke Regionen für die Herausforderungen der Zukunft.

Wirtschaftsraum entlang der B 64: Nachhaltige Entwicklung.

Nähere Infos unter www.landesentwicklung.steiermark.at

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Statt Konkurrenz untereinander sucht man im Bezirk Weiz miteinander den jeweils besten Standort für neue Unternehmen.


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

D

er unten angeführte Ausspruch von Karl Farkas könnte das Ergebnis der Wahlen in Wien zusammenfassen. Selbst der Absturz der Freiheitlichen hat daran nichts geändert. Der Bürgermeister als strahlender Sieger nach einem völlig inhaltslosen Wahlkampf, in dem er versprochen hatte, es werde alles so bleiben, wie es ist. Es ist ja tatsächlich ganz angenehm, in dieser Stadt zu leben. Parkanlagen und Grünflächen, der perfekte öffentliche Verkehr, die große Dichte von Cafés und Restaurants, ein eindrucksvolles Kulturangebot und eine gut organisierte Bürokratie summieren sich in einem Lebensgefühl, das bereits dem Neugeborenen eine Sicherheit garantiert, die in anderen Städten höchstens die Pensionisten erwarten. Selbst die große Zahl von Flüchtlingen schluckt diese Stadt, als hätte sie den Magen eines Allesfressers, der einfach verdaut, was er zu sich nimmt. Außer ein paar Schlägereien zwischen Türken, Syrern und Tschetschenen untereinander oder mit linken Aktivisten ist es ruhig in der Stadt. Im Sportzentrum Donaucity spielen Kore-

»Wiener blicken vertrauensvoll in die Vergangenheit«

38 /// FAZIT NOVEMBER 2020

aner Tennis, Tunesier Fußball, türkische Kinder auf dem Spielplatz und Amerikaner Beach-Volleyball, alle nebeneinander, allerdings auch nie mit- oder gegeneinander. Im zweiten Bezirk siedeln sich orthodoxe Juden an, es gibt koschere Supermärkte, Bäckereien und Restaurants mit arabisch/ israelischen Spezialitäten während andere Städte in Europa No-Go-Zonen haben, in denen Islamisten die Länge der Röcke der Frauen kontrollieren. Eine eigenartige Wolke aus Zuckerwatte liegt über dieser Stadt und selbst bei den wenigen politischen Demonstrationen ist man sozusagen unter sich, grüßt einander freundlich, nimmt ein Plakat oder ein Transparent, und wenn alles vorbei ist, genießt man mit Genossinnen und Kameraden ein Bier oder einen Großen Braunen in einem der wunderbaren Cafés. Die ideologische Flexibilität der Wiener zeigte auch die letzte Wahl. Während ein Teil der Medien täglich die ÖVP in der Vorwahlzeit kritisierte, dass sie mit ausländerfeindlicher Rhetorik immer weiter nach rechts rücke, um die Stimmen der FPÖ einzufangen, verteilten sich die flüchtenden freiheitlichen Wähler auf Sozialdemokraten, Türkise und Nichtwähler und widerlegten damit die hysterischen Warnungen. Im Grunde genommen müsste sich die SPÖ für ihren Wahlsieg bei H. C. Strache bedanken. SPÖ und FPÖ sind in keiner beneidenswerten Situation. Man kann sich nur noch neugierig wartend zurücklehnen, was den beiden Parteien einfallen könnte, um Wähler für sich zu gewinnen. Grün hat Klimaund Umweltschutz reserviert und der ÖVP vertraut man in Bereichen Wirtschaft und Sicherheit. Die reine Anwaltsfunktion hat einer Partei noch nie gut getan. Auch wenn die SPÖ sich Jahrzehnte lang für die Rechte der Arbeiter eingesetzt hatte, sind diese dennoch zu den Freiheitlichen übergelaufen und wären jetzt noch dort, wenn diese Partei sich nicht selbst gesprengt hätte. Erkämpft eine Partei gewisse Vorteile für ein Segment unter den Wählern, heißt das noch lange nicht, dass dieses sich mit der entsprechenden Unterstützung bei Wahlen bedankt.

Das politische Programm der Freiheitlichen wurde von deren Vertretern auf die Flüchtlingsproblematik reduziert. Der Versuch, diese Auseinandersetzung auf eine Art »Kulturkampf« auszuweiten, mit der Argumentation, dass der Islam unsere »Werte« nicht respektieren würde und daher unser Leben verändern werde, greift nur zum Teil. Der Flüchtling als »Gefahr« war noch vorstellbar, bei einer Religion ist das schon schwieriger zu vermitteln. Auf Wien werden schwierige Zeiten zukommen. Die Zuckerwattewolke hat ihren Preis. Die Bevölkerung leidet bereits jetzt unter einer extrem hohe Steuerbelastung, die Stadt ist verschuldet und gilt innerhalb der EU als ungünstiges Pflaster für Neugründungen und Investitionen. Die hohe Arbeitslosigkeit mit einem langsamen Wirtschaftswachstum wird dieses Problem noch verschärfen. Schulabsolventen, die weder Deutsch sprechen noch Rechnen können, werden nicht einmal als Lehrlinge aufgenommen. Wenn durch Krisen wie Corona auch noch der Tourismus wegfällt, könnte dieser ewig singende Heurige, wie sich die Stadt gerne darstellt, bald keine Musiker mehr bezahlen und die Gäste verlieren, weil denen der Wein einfach zu n sauer ist.

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Christopher Drexler

Kultur, Europa und die Steiermark Kultur und Europa. Der gesellschaftspolitische Wert

E

ines der bekanntesten, Jean Monnet – dem Ideengeber für die Montanunion – zugeschriebenen Zitate, lautet: »Wenn ich nochmals mit dem Aufbau Europas beginnen könnte, dann würde ich mit der Kultur beginnen.« Vermutlich hat Monnet diesen Satz wohl nie gesagt, denn einerseits gibt es keine verlässliche Quelle für dieses Zitat, andererseits widerspricht diese Haltung der eigentlichen Grundidee, wie sie Robert Schuman in seiner Europarede am 9. Mai 1950 vorgestellt hat. Er sprach davon, dass Europa nicht mit einem Schlage hergestellt werden könne und nicht durch einfache Zusammenfassung. Es müsse durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen. Europa müsse daher von »unten« wachsen, durch gemeinsame Aktivitäten und ersichtlichen Mehrwert von Kooperation. Wenn dies gelänge, würde das nächste Thema der Zusammenarbeit von selbst kommen und dann das übernächste. Aus diesem Grund war es unerlässlich, sowohl bei der Montanunion als auch bei der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1958 mit der Wirtschaft zu beginnen – nirgends wird der konkrete Mehrwert deutlicher, gerade im Nachkriegseuropa.

Die Kultur ist das zentrale verbindende Element zwischen den Völkern Europas. Christopher Drexler beschreibt in seinem Text den Weg der Steiermark zu einem relevanten Player in der internationalen Kulturarbeit.

Kultur hatte darin zunächst keinen Platz, schlicht, weil es für die Zielrichtung der ersten Jahre der europäischen Integration – einen rasch erkennbaren Mehrwert für die Mitglieder zu schaffen – nicht geeignet war.

Foto: Marija Kanizaj

Heute, fast 70 Jahre nach der Europarede von Schuman ist die EU einerseits das erfolgreichste friedliche Integrationsprojekt der Geschichte; andererseits ist die EU aber auch in einer womöglich existentiellen Krise. Eine der großen Herausforderungen für Gegenwart und Zukunft der EU ist die wachsende Kluft zwischen dem »Projekt EU« und der Bevölkerung. Es gibt eine Integration der Volkswirtschaften, aber keine Integration der Völker. Die EU muss aber eine Union nicht nur der Staaten, sondern auch der Bürgerinnen und Bürger sein, will sie eine Zukunft haben. Ein Gemeinschaftsgefühl braucht jedoch ein gemeinsames Narrativ, ein verbindendes Element nach innen (das in Wahrheit mitunter ein abgrenzendes nach außen ist). Die Union befragt in Eurobarometerumfragen regelmäßig die europäische Bevölkerung; eine der Fragen ist dabei »Was erzeugt am stärksten ein Gefühl der Gemeinschaft unter den Bürgern der EU?«, die häufigste Antwort mit 31 Prozent lautet Kultur, vor Geschichte und Werten. In Österreich wurde Kultur sogar in 34 Prozent als wichtigstes Element für eine Gemeinschaft angesehen. Es ist also die Kultur, die von den Menschen in Europa als zentrales verbindendes Element zwischen den Völkern Europas gesehen wird. Kultur ist daher heute kein europäisches Nebenfach mehr, sondern ein zentraler Schauplatz europäischer Integration. Kultur- und Europaarbeit bewusst zu verbinden bedeutet, die zentrale Rolle der Kultur für Schaffung einer Gemeinschaft in Europa zu erkennen und aktiv zu nutzen. Kultur und Europa. Der Wert der Europäischen Kulturarbeit Die Europäische Union ist bestrebt, das gemeinsame kulturelle Erbe Europas zu bewahren sowie Kunst und Kreativwirtschaft in Europa zu fördern. Spezielle Initiativen wie das »Europäische Jahr des Kulturerbes« sollen diese lebendige und vielfältige Kultur allen zugänglich machen. Viele Bereiche der EU-Politik, beispielsweise Bildung, Forschung, Sozialpolitik, Regionalentwicklung und Außenbeziehungen, haben kulturelle Komponenten. Kulturschaffen und ‑förderung in der interaktiven und globalisierten Welt von heute gehen auch mit Medien und digitalen Technologien Hand in Hand. Die EU fördert die kulturpolitische Zusammenarbeit zwischen den nationalen Regierungen und mit internationalen Organisationen.

Mag. Christopher Drexler, geboren 1971 in Graz, ist seit 2014 als Landesrat Mitglied der Steirischen Landesregierung. Aktuell für die Ressorts Kultur, Europa, Sport und Personal. FAZIT NOVEMBER 2020 /// 39


Kultur, Europa und die Steiermark

Die Bewahrung und Förderung von kulturellem Erbe, materiell wie auch immateriell, ist die Grundlage für gegenseitiges Verständnis und Toleranz in der europäischen Staatengemeinschaft.

Mit dem Programm »Creative Europe« unterstützt die EU die europäische Film-, Kunstund Kreativbranche, um ihr neue internationale Chancen, Märkte und Zielgruppen zu erschließen und so für Arbeitsplätze und Wachstum in Europa zu sorgen. Mit dem kulturellen Erbe in Europa beschäftigt sich die EU schon seit geraumer Zeit – zur Intensivierung einer europäischen Bewusstseinsbildung zu diesem Thema wurde im Jahr 2018 das »Cultural Year of Heritage« ausgerufen. Die Bewahrung und Förderung von kulturellem Erbe, materiell wie auch immateriell, ist die Grundlage für gegenseitiges Verständnis und Toleranz in der europäischen Staatengemeinschaft. Seit 1954 gibt es ein Europäisches Kulturabkommen, in dem sich die 47 Mitgliedsstaaten des Europarats (der Europarat geht weit über die EU hinaus) verpflichtet haben, ihren Beitrag zum gemeinsamen europäischen kulturellen Erbe zu schützen und zu mehren. Durch den Vertrag von Maastricht (1993) fand das Thema Kultur vertraglich geregelt Eingang in die EU. Grundlegend ist seitdem die Kulturbestimmung in den EU-Verträgen, die entscheidend für das Verständnis von Kulturpolitik in Europa ist. Zentral ist ein Satz: »Die Union leistet einen Beitrag zur Entfaltung der Kulturen der Mitgliedstaaten unter Wahrung ihrer nationalen und regionalen Vielfalt sowie gleichzeitiger Hervorhebung des gemeinsamen kulturellen Erbes.« Seit dem 2009 in Kraft getretenen Lissabon-Vertrag gibt es nun sogar eine kulturpolitische Zielbestimmung für die gesamte EU. Demnach muss sie ihr gesamtes Handeln u.a. danach ausrichten, »…den Reichtum ihrer kulturellen und sprachlichen Vielfalt zu wahren … und das kulturelle Erbe Europas zu schützen und zu entwickeln«. Kultur als Kernelement des europäischen Integrationsprozesses Was ist hier also in der EU passiert? Die EU wurde sich immer stärker der Tatsache bewusst, dass Kultur und das kulturelle Erbe Kernelemente des europäischen Integrationsprozesses sind, wenn man die Völker und nicht nur die Volkswirtschaften integrieren will. Um das Thema »Kulturelles Erbe« zu intensivieren hat die EU ein Kulturerbe-Forum eingerichtet, gedacht als gemeinsame Plattform von EU, Mitgliedstaaten, Kulturerbe-Einrichtungen und internationalen Organisationen. Die Aufgaben des Kulturerbeforums gliedern sich in einen Informationsaustausch zwischen der Kommission, den Mitgliedstaaten und Stakeholdern auf dem Gebiet der Kultur und des kulturellen Erbes zu Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung internationaler, europäischer und nationaler Rechtsvorschriften, Programme und Politiken im Bereich des europäischen Kulturerbes.

Es wird 2021 ein neues Kulturförderungsprogramm »Creative Europe 2021 – 2027« geben, in dem die Förderung künstlerischer und kultureller Kooperation, einschließlich der Mobilität von Künstlerinnen und Künstler und Kulturschaffenden in Europa sowie die Unterstützung der Zusammenarbeit, der Wettbewerbsfähigkeit sowie des Innovationspotentials der europäischen audiovisuellen Industrie und die Unterstützung der Schaffung und Verbreitung europäischer Werke, einschließlich Medienvielfalt und Medienkompetenz verankert sein werden.

40 /// FAZIT NOVEMBER 2020

Ein weiterer Schwerpunkt in der europäischen Kulturpolitik ist EUNIC (European Union National Institutes for Culture), ein Netzwerk nationaler Kulturinstitute und Ministerien der Europäischen Union, welches im Jahr 2006 von 19 Staaten (darunter auch Österreich) gegründet wurde. Heute zählt EUNIC 36 Mitglieder aus allen Mitgliedstaaten, die gemeinsam Projekte im Bereich des interkulturellen Dialogs, der Sprachenvielfalt, der Kunst und der Zivilgesellschaft realisieren. Ein aktuelles Schwerpunktprojekt von EUNIC nennt sich »European Houses of Culture«, in dem es um die Rolle der Kultur in den Außenbeziehungen der EU zu Drittstaaten geht. Der Fokus liegt auf einem Konzept echter kultureller Beziehungen mit einem Schwerpunkt auf people-to-people-Projekten. Mit den europäischen Kulturhauptstädten werden Jahr für Jahr zwei Europäische Städte ausgewählt, die durch diesen Titel wirtschaftlich zusätzliche Impulse bekommen, und die vor allem ihre lokale Kunst- und Kulturszene und ihren kulturellen Reichtum ins Rampenlicht stellen können. Nach Graz 2003 und Linz 2009 wird die europäische Kulturhauptstadt 2024 das Salzkammergut mit Bad Ischl an der Spitze sein. Unter den beteiligten Gemeinden befinden sich auch die vier steirischen Gemeinden Altaussee, Bad Aussee, Grundlsee und Bad Mitterndorf.


Essay von Christopher Drexler

Kultur und Europa. Steirische Kulturarbeit mit internationaler Ausrichtung Das Land Steiermark hat bereits 2013 das Aktionsfeld »Kultur International« – zur Stärkung der steirischen Kunst- und Kulturszene durch internationale Vernetzung ins Leben gerufen. Hier wurden erstmals vorhandene Bausteine, die sich programmatisch zu einem einheitlichen Aktionsfeld erfolgreicher und nachhaltiger Internationalisierung steirischen Kunst- und Kulturschaffens zusammenfügen, gebündelt: n Projektförderungen im Rahmen des steirischen Kultur- und Kunstförderungsgesetzes n Call Kunst-/Kulturkooperationen Südosteuropa (Trigon-Raum) n Atelierprogramme des Landes Steiermark n Atelierprogramm »Kunstraum Steiermark« n Atelierprogramm Artist-in-Residence n Atelierprogramm Atelier-Auslandsstipendien (weltweit und in Kulturhauptstädten) n Atelierprogramm Film-Auslandsstipendien (Steiermark in Südosteuropa) n ART-Steiermark im Steiermarkhaus in Brüssel n Incoming/outgoing-Service n Beratungsstelle für EU-Förderungen n Kulturveranstaltungen mit Partnerländern n Alpen-Adria-Allianz – Steiermark verantwortlich für Kunst und Kultur Dieser umfangreiche kulturpolitische Schwerpunkt wird Jahr für Jahr ergänzt und erweitert und ermöglicht zahlreichen Kunst- und Kulturschaffenden einen direkten internationalen Austausch, der auch in nachhaltigen Kooperationen mündet. Durch diese Erfahrungen und immer weitere Vernetzungsmöglichkeiten und -tätigkeiten ergeben sich auch neue kreative Handlungsfelder auf einer internationalen Basis. Damit wird das künstlerische Schaffen über die Grenzen getragen. Gleichzeitig vernetzen sich internationale Kunst- und Kulturschaffende in der Steiermark mit den hier ansässigen Kunst- und Kulturinstitutionen.

Zum Europaressort zählt auch das sog. »Steiermark-Haus« in Brüssel. Es vertritt – als Außenstelle des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung – die steirischen Interessen in der EU. Um diesen Ort auch künstlerisch zu nutzen, wurde das Programm »Art Steiermark« geschaffen. Ein international ausgerichteter Veranstaltungszyklus, der seit 2014 sowohl junge als auch arrivierte steirische Künstlerinnen und Künstler ins Steiermark-Haus in Brüssel einlädt, um ihr kreatives Schaffen einem internationalen Publikum präsentieren zu können. Seit 2016 nominieren unterschiedliche steirische Institutionen der freien Szene Kunstschaffende, die in Brüssel ganz unterschiedliche Präsentationen gestalten, und die das Steiermark-Büro einen Abend lang in einen Kunstraum und in einen Raum der kulturellen Begegnung verwandeln. Darüber hinaus wird die Vernetzung in und mit europäischen Institutionen als auch mit der Kunst- und Kulturszene in Brüssel ermöglicht. Die internationale Ausrichtung der steirischen Kulturszene strahlt nicht nur österreichweit, sondern findet auch europaweit Beachtung. Die Verbindung von Kultur und Europa stärkt somit die steirische Kulturarbeit. Sie ermöglicht es steirischen Kulturschaffenden, die internationale Ausrichtung der steirischen Kultur zu stärken und zu nutzen und macht die Steiermark zu einem international relevanten Player in der internationalen Kulturarbeit. Immer mit dem Ziel, die Vielfalt und die kreative Vielseitigkeit des Kulturlandes Steiermark sowie die Lebensqualität zu stärken. n

Die internationale Ausrichtung der steirischen Kulturszene strahlt nicht nur österreichweit, sondern findet auch europaweit Beachtung.

Der vorliegende Text ist dem im Oktober d. J. erschienenen »Steirischem Jahrbuch für Politik 2019« entnommen. Wir danken für die freundliche Genehmigung, ihn abdrucken zu dürfen. boehlau.at FAZIT NOVEMBER 2020 /// 41


Barbara-Cecil Prasthofer-Wagner wurde am 10.7.1958 in Graz in eine Unternehmerfamilie (Sport-Prasthofer) hineingeboren. Die renommierte Scheidungsanwältin und Mediatorin ist ihrerseits geschieden und hat einen zwanzigjährigen Sohn. Sie spricht neben Englisch und Italienisch perfekt Französisch und betreibt neben ihrer Grazer Rechtsanwaltskanzlei zwei Sprechstellen in Leoben und Wien.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Barbara-Cecil Prasthofer-Wagner Fotografiert von Heimo Binder

Scheidungsgeschichten B

arbara-Cecil Prasthofer-Wagner hat keinen Computer am Schreibtisch. Damit entfalle ein großer Ablenkungsfaktor und sie könne besser auf ihre Klienten eingehen. Die stets in Schwarz gekleidete Rechtsanwältin hat neben der Allgemeinpraxis ein Spezialgebiet: Ehe- und Familienrecht. Landläufig gesagt, ist sie Scheidungsanwältin. Die weitere Steigerung von »Freund, Feind, Parteifreund« lautet ja vorgeblich »Partner, Ex-Partner«. Zum Glück ist sie auch ausgebildete Mediatorin, denn: »Ich habe stets mit Menschen zu tun, die gescheitert sind, und das ist immer schmerzhaft.« Egal, ob Scheidung (Ehe), Trennung (Lebensgemeinschaft) oder Auflösung (eingetragene Partnerschaft) – ein Ansprechpartner sowohl mit rechtlicher als auch mit psychotherapeutischer Ausbildung wird dabei kein Nachteil sein: »Ich lerne im Rahmen so eines Mandats Menschen zumindest partiell besser kennen, oft wie einen Elternteil, eine Schwester oder einen Bruder.« Der männliche Anteil an Klienten sei im Übrigen gleich hoch wie der weibliche. Aber das ist eine lange Geschichte. Die Einzelkämpferin war nach ihrem, 1980 in Mindestzeit absolvierten Jusstudium zwar in Wirtschaftskanzleien tätig und mit Materien wie Schadenersatz-, Banken- und Versicherungsrecht befasst, erhielt aber in der Folge, als sie sich mit einer eigenen Kanzlei selbständig machte, als Frau keine entsprechenden Mandate. »Im ganzen OLG-Sprengel gab es 1986 gerade einmal drei oder vier Richterinnen, heute hingegen ist die erste Instanz zu mehr als fünfzig Prozent weiblich.« Erst mit der erfolgreichen Vertretung von zwei Ehefrauen in den Scheidungsverfahren gegen deren Männer – in sogenannten angesehenen Positionen – wuchs ihr Ruf als Scheidungsspezialistin. Entsprechende Mundpropaganda sorgte für vermehrten Klientenzulauf ganz im Sinne der alten, mittlerweile gelockerten Standesregel, wonach der Rechtsanwalt nur durch seine Leistung werben durfte. Vor rund acht Jahren wurde der Name Prasthofer über die Bundesgrenzen hinaus bekannt, als die Anwältin im »Fall Oliver« den dänischen Vater des Buben gegen die Grazer Mutter in einem Sorgerechtstreit beziehungsweise einer Kindesentziehung vertrat. Zeitgenossen, die schon in den Neunzehnsiebziger und

-achtzigerjahren sportlich aktiv waren, verbinden den Namen mit dem damals größten Sportgeschäft von Österreich in der Grazer Schmiedgasse, das dem Großvater und dem Vater von Barbara-Cecil und ihrem Bruder Christoph gehörte. So kam es, dass die heutige Rechtsanwältin als gelernte Einzelhandelskauffrau zunächst Skistöcke und Surfbretter verkaufte und als Spezialistin für Anglerbedarf galt, während ihr Bruder Golfprofi wurde. Barbara-Cecil Prasthofer-Wagner habe bereits in der fünften oder sechsten Klasse im Akademischen Gymnasium den Entschluss gefasst, Anwältin zu werden, ohne eine Ahnung zu haben, was sie erwartete: »Ein steiniger Weg war es auf alle Fälle.« Nicht nur, weil sie vor 34 Jahren in eine Männerdomäne eindrang, auch weil das Leben als selbständig Erwerbstätige, etwa wenn man späte Mutter wird und ohne Karenz und Mutterschutz auskommen muss, einiges an Unwägbarkeiten zu bieten hatte. Auch die eigene Scheidung gehörte dazu, die – so wie in 80 Prozent der Fälle in Österreich – eine einvernehmliche war. Ob sie das im Fall der Fälle auch ihren Klienten rate? »Jein«, so die nicht untypische Juristenantwort, »vorher müssen erst Einvernehmen und Konsens erreicht werden, und dabei hilft der Rechtsanwalt.« Sie treffe keine Lebensentscheidungen, sondern erläutere rechtliche, aber auch wirtschaftliche Konsequenzen mit dem Ziel, einen Prozess zu vermeiden. Wegen schlechter Vorbereitung bekommt sie viele Mandate erst nach bereits erfolgter einvernehmlichen Scheidung: »Es müssen die Differenzen auf zwei Ebenen geklärt sein – auf der Paarebene und auf der Elternebene. Sonst wird nachher auch noch um den Hund gestritten.« Die bestens vernetzte Juristin – sie ist Ausschussmitglied in der Steiermärkischen Rechtsanwaltskammer, Präsidentin der Vereinigung der steirischen Rechtsanwälte und Vorstandsmitglied der Vereinigung der österreichischen StrafverteidigerInnen – findet »Frau Rechtsanwalt« als geschlechtsneutrale Berufsbezeichnung in Ordnung. Während das hochgestellte in nach Dr. »die deutsche Sprache auch nicht schöner macht«, hält sie das Gendern allerdings für wichtig in der Außenwirkung – daher auch das im vorigen Satz verwendete Binnen-I. Gut, das wir auch darüber gesprochen haben. n FAZIT NOVEMBER 2020 /// 43


Erfolg braucht Führung

Managementserie

Potenzial kommt vor Biografie Mitarbeiter nach ihren Talenten und ihren Fähigkeiten entwickeln.

Fotos: Marija Kanizaj, Wolfgang Mühlthaler

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

44 /// FAZIT NOVEMBER 2020

D

ie Covid-Krise führt auch zu zahlreichen Insolvenzen, Firmenschließungen, Umgestaltung von Organisationen oder Neupositionierungen. Der Arbeitsmarkt ist voll, die Arbeitslosenraten steigen. Auf der anderen Seite suchen zahlreiche Unternehmen verzweifelt passende Mitarbeiter. Um Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen und Unternehmen mit den richtigen Mitarbeitern auszustatten, wird es eine andere Art der Personalentwicklung erfordern. Kritisch zu betrachten ist, wenn Kandidaten in Arbeitslosigkeit wahllos in Kurse geschickt werden. Menschen, die auf Jobsuche sind, und bestehende Mitarbeiter sollten stark daran arbeiten, zu erkennen, welche Talente, Kompetenzen, Erfahrungen sie in neue Felder einbringen können. Nicht nur der Lebenslauf und die erworbenen Fertigkeiten sollten im Fokus stehen. Vielfach sehen Führungskräfte ihre Mitarbeiter nur durch die Brille der bisherigen Funktionen oder Positionen. Andrea Hofer – Von der gewissenhaften Rechnerin zur visionären Pionierin In einem Produktionsunternehmen beabsichtigt die neue Geschäftsführung, eine Abteilung für Personalentwicklung zu installieren. Die Stelle soll ausgeschrieben werden. Im Austausch mit einer externen Begleitung taucht jedoch der Vorschlag auf, unternehmensintern nach einer geeigneten Person für diesen Posten zu suchen. Sämtliche Abteilungsleiter hatten schon einmal an einem Teamworkshop nach dem SELFagil Modell teilgenommen. Von allen liegt daher bereits ein Persönlichkeitsportrait vor. Bei näherer Sichtung dieser Ergebnisse und in gezielten vertiefenden Potenzial-Gesprächen zeigt sich, dass Andrea Hofer, die bisherige Leiterin der Personalverrechnung, über das entsprechende Potenzial für den neuen Job verfügt. Sie kennt das Unternehmen gut und hat genügend Feuer für die Pionierarbeit. Ihre visionäre und konzeptive Ader prädestinieren sie für die Aufgabe. Sie hat viel kreatives Potenzial, einen unstillbaren Wissensdurst und eine hervorragende Kommunikationsfähigkeit. In ihrer bisherigen Aufgabe wurde sie eher durch ihre rechnerischen Fertigkeiten, Umsetzungsstärke und Termintreue sichtbar. Als Leiterin der Personalverrechnung punktete sie mit Präzision und Verlässlichkeit. Ihre Vorgesetzten sahen in ihr zunächst nur eine stille Umsetzerin und kein weiteres Entwicklungspotenzial. Allerdings waren ihre proaktiven, »lauten« Qualitäten bisher unterdrückt und traten nur auf Umwegen und manchmal auch in destruktiver Form zu Tage: Punktuelle Aggression, schnippische Bemerkungen und großen manchmal auch ein wenig unpassenden Auftritten bei Meetings. Nach einiger Überzeugungsarbeit wird Andrea Hofer der Aufbau der Personalentwicklungsabteilung übertragen. Dabei zeigt sich, dass sie nicht nur über ausreichend Pionierenergie verfügt. Mit vollem Engagement durchläuft sie die internationale Ausbildung zur Fachfrau für Human Resources. Sie entwickelt nach all den Jahren im starren Korsett der Personalverrechnung eine unbändige Lust am Gestalten des neuen Aufgabengebietes und im Aufbau der Organisationseinheit. Sie fühlt sich nun ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt. Die überschüssige Energie, die manchmal im ruppigen Verhalten mit ihren Kollegen sichtbar wurde, setzt sie nun konstruktiv und wirksam ein. Ihre Vorgesetzten waren anfangs erstaunt, wie eine neue berufliche Herausforderung in einer langjährigen Mitarbeiterin bisher unentdeckte Persönlichkeitsanteile zum Vorschein bringen kann. Mittlerweile wissen sie ihre Qualitäten zu schätzen und vertrauen ihr. Nicht selten werden Menschen im beruflichen Kontext so eingeschätzt,


Managementserie [34]

Menschen mit geringem »Selbst-be-wusst-sein« kennen ganz genau ihre Schwächen und Defizite, aber nicht ihre Stärken und Wirkungsfelder. wie es ihre Rolle im Job erfordert. Jene Potenziale, die von Natur aus in ihnen schlummern, bleiben dabei verborgen. Oft sind sie nicht mal der Person selbst bewusst. Potenzialarbeit ist wesentlich. Mitarbeiter, die ihr »bestes Selbst« in eine Rolle einbringen können, sind zufriedener, erfolgreicher und agieren kooperativer.

»Selbst-be-wusst-sein« stärken Führungskräfte und Unternehmen, die Mitarbeiter suchen, müssen Menschen oft unterstützen, sich ihrer selbst bewusst zu werden. Die Bildungssysteme und vorherigen Unternehmen und die Personen selbst haben oft zu wenig dazu beigetragen. Es besteht oft nicht genügend Reflexionskompetenz, sich selbst zu erforschen. Menschen mit geringem »Selbst-be-wusst-sein« wissen oft, was sie nicht wollen, aber nicht, was sie wollen. Menschen mit geringem »Selbst-be-wusst-sein« kennen ganz genau ihre Schwächen und Defizite, aber nicht ihre Stärken und Wirkungsfelder. Auch das eigene Anliegen, sinnstiftende Tätigkeiten auszuüben, die der Person wichtig sind, bleibt oft verschüttet.

Talentemanagement als Bewertungsdimension der Balance Score Card Das Erforschen der eigenen Individualität und der möglichen Schauplätze, wo diese eigesetzt werden kann, ist in jedem Alter möglich. Talentemanagement wird in Unternehmen immer mehr ein strategischer Eckpfeiler und eine wesentliche Betrachtungsdimension in der Balance Score Card. Potenzialorientierung muss zur Chefsache werden. Eigentümer, Topmanagementmitglieder und Führungskräfte wird empfohlen, eine Haltung und einen Rahmen zu bieten, in dem Menschen mit ihren Ressourcen sichtbar werden. Die passenden Mitarbeiter nicht mehr zu finden, ist in vielen Unternehmen kein Zukunftshorrorszenario mehr, sondern Realität im Recruiting-Alltag. Unternehmen werden im Arbeitsmarkt erfolgreicher sein, die sich als Partner für Mitarbeiter sehen, die Potenziale und Anliegen identifizieren, fördern und adäquat einsetzen. Eine Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter sich in ihrer Einzigartigkeit schätzen und nutzen können, garantiert Kreativität, lustvolles Arbeiten und geniale ambitionierte Lösungen für Kunden. So werden Potenziale in Erfolg umgewandelt. Potenziale bestehen aus unseren veranlagten Talenten, Anliegen, Prinzipien, die uns antreiben, Sehnsüchten und unserem Wesen. Sie stehen in engem Zusammenhang mit unserer Persönlichkeit. Es handelt sich dabei um nachhaltige Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster, die bereits von Kindheit an entwickelt werden und die in der Regel im späteren Leben nicht beliebig reproduzierbar

oder antrainierbar sind. – Unser »SELF-Agil-Profil« bildet diese Wesenszüge ab. (Weitere Informationen dazu unter payerundpartner.at oder per Email an office@payerundpartner.at)

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FAZIT NOVEMBER 2020 /// 45


Kurz & News

Tag der metalltechnischen Industrie Die steirische metalltechnische Industrie, an der über 40.000 Arbeitsplätze hängen, steht durch COVID-19 vor großen Herausforderungen. Frühestens mit 2021 kann mit einer langsamen Erholung gerechnet werden. „Die Innovationskraft, neue Produkte zu entwickeln und diese smarter als andere zu produzieren, ist das Rezept für die wirtschaftliche Erholung. Jetzt muss die Zeit für eine breite Qualifizierungsoffensive in der Digitalisierung genutzt werden“, betonte der am Tag der Metalltechnischen Industrie Steiermark wiedergewählte Obmann Höllwart. „Das große Interesse an gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten vieler Maschinen- und Anlagenbauer gibt erste Lichtblicke für die Zukunft“, so Obmann Höllwart.

Finanzielle Reserven bilden in bewegten Zeiten Die Steirer haben so viel Geld auf der hohen Kante wie noch nie. 17 Mrd. Euro liegen auf den Sparund Girokonten der steirischen Raiffeisenkunden – ein Allzeit-Rekord. Ein Teil davon könnte höherwertig veranlagt werden. Auf Basis der Zahlen der RLB ortet Vorstandsdirektor Rainer Stelzer ein „riesiges Potenzial für höherwertige Veranlagungen“. Erst 14 Prozent des Geldvermögens bei Raiffeisen sind in Wertpapieren veranlagt, mehr als die Hälfte davon in Fonds. Der Löwenanteil liegt aber auf Spar- und Girokonten – aufgrund der Zinspolitik der EZB leider praktisch unverzinst. Legt man die Zahlen von Raiffeisen auf die Steiermark um, hat jeder Steirer 1,3 Sparbücher, aber nur jeder 6. Steirer ein Wertpapierdepot.

AMS startet Qualifizierungsoffensive

Die Auswirkungen der gesundheitspolitischen Maßnahmen auf den Arbeitsmarkt sind enorm. Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung mit Oktober 2020 die „CoronaArbeitsstiftung“ ins Leben gerufen – im Zuge einer Qualifizierungsoffensive soll Arbeitsuchenden die Chance einer beruflichen Weiterbildung ermöglicht werden. „Mit der herausfordernden Situation am steirischen Arbeitsmarkt werden wir noch länger konfrontiert sein“, betont der AMSLandes-GF Karl-Heinz Snobe. „In solchen Krisenzeiten ist berufliche Qualifizierung daher das Gebot der Stunde: Wir wollen daher die Zahl unserer Fachausbildungen um 50 Prozent erhöhen, damit die steirischen Betriebe mit gut ausgebildeten Fachkräften neu durchstarten können.“

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Seit 1.10.2020 läuft die dritte Phase der CoronaKurzarbeit mit neuen, strengeren Bestimmungen. Über das eAMS-Konto kann das überarbeitete Kurzarbeitsmodell III bis 1.11.2020 rückwirkend beantragt werden. Am Höhepunkt Ende Mai waren mit 175.000 Menschen circa 35 Prozent der unselbstständig Beschäftigten in Kurzarbeit, Ende September waren es noch 45.000 Personen. „Die Unternehmen melden uns zurück, dass etwa die Hälfte der derzeit 2.700 Betriebe in die neue Kurzarbeitsphase III einsteigen will“, sagt AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe.

29.09.20 12:42

Fotos: Foto Fischer, Raiffeisen, AMS/Tauscher,

Quelle: ASFINAG

AMS − Start der Kurzarbeit III


Foto: Wolfgang Spekner

Kurz im Gespräch mit Ursula Lackner, Landesrätin für Klimaschutz und Umwelt

Die Coronakrise als Chance für Bildungsoffensive: WIFI-Leiter Martin Neubauer, FH-Campus-02-Rektorin Kristina Edlinger-Ploder, WKO-Präs. Josef Herk und FH-Campus-02-GF Erich Brugger (v.l.)

Coronakrise als Chance für Bildungsoffensive

Nach den Herausforderungen der letzten Monate startet der WKOBildungscampus gut vorbereitet ins neue Semester: Viele Investitionen in eine krisenfeste Infrastruktur und Angebote für Menschen in Kurzarbeit und Arbeitsstiftungen sind am Start.

Foto: Melbinger

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ngesichts der COVID-19-Krise können WIFI-Leiter Martin Neubauer, Campus 02-Rektorin Kristina Edlinger-Ploder und GF Erich Brugger dennoch mit einer positiven Bilanz der Bildungseinrichtungen der WKO Steiermark aufwarten. Trotz des Lockdowns verzeichnete man beim größten nicht-staatlichen Bildungsanbieter eine stabile Zahl an Bildungskunden, wobei vor allem im dritten Quartal das Interesse merklich nach oben geschnellt ist. „Wir hatten bei den Informationsabenden um 18 Prozent mehr Teilnehmer“, freut sich Neubauer. An der FH Campus 02 verbuchte man heuer sogar um 30 Prozent mehr Bewerbungen. Eine Chance, die es zu nutzen gelte, betont Herk: „Wir müssen heute dafür sorgen, dass morgen genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Denn der Facharbeitermangel bleibt ein großes Thema, wie eine aktuelle Umfrage unseres Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung zeigt.“ Aus diesem Grund wird auch das „Center of Excel-

lence“ weiter forciert – rund 50 Mio. Euro will man am Standort Körblergasse in die Jugendausbildung sowie in die dazugehörende Infrastruktur investieren. „Unser Ziel ist es, im kommenden Jahr mit der Umsetzung zu starten“, betont Herk. Investitionen in Digitalisierung „Das vergangene Jahr war für uns – neben den coronabedingten Herausforderungen – vor allem auch ein Quantensprung in Sachen Digitalisierung“, erklärt Neubauer. So konnte das WIFI trotz Schließung der Präsenzveranstaltungen innerhalb kürzester Zeit für einen Großteil der Kunden das Bildungsangebot online fortsetzen, dazu wurde jetzt auch ein eigenes Webinarstudio eingerichtet. „Wir verstehen uns aber auch als Bildungshaus der Technik und sind daher froh, dass wir wieder im Präsenzunterricht tätig sein können. Denn eine CNC-Maschine hat man meistens nicht zu Hause herumstehen“, betont Neubauer.

In der Steiermark wurde ein neuer Klimafonds angekündigt. Was ist hier geplant? Damit die Steiermark auch in Zukunft lebenswert bleibt, braucht es einen breiten Schulterschluss. Für mich heißt das, dass ich es als Landesrätin jeder und jedem Einzelnen möglich machen muss, den größtmöglichen Anteil beizusteuern. Gleichzeitig trete ich innerhalb der Regierung koordinierend, aber auch fordernd auf, damit auch jedes Ressort im Land seinen Beitrag leistet. Denn Klimaschutz kann nur gemeinsam – über Ressortgrenzen hinweg – funktionieren. Der Klimafonds stellt dafür Mittel bereit. Wie viel Geld steht zur Verfügung? Wir müssen uns im Klaren sein: Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Insgesamt sind für den Klimafonds 40 Millionen Euro, verteilt auf die nächsten vier Jahre, vorgesehen. So viel Geld hat das Land Steiermark noch nie in Klima- und Umweltschutz investiert. Damit können, zusätzlich zu den umfangreichen Förderungen wie beispielsweise Investitionen im Verkehr, der Gebäudesanierung oder der „Raus aus Öl“-Förderung, wichtige neue Maßnahmen gesetzt werden. Die Schwerpunkte dazu werden wir im Klimakabinett festlegen.

Gibt es schon konkrete Pläne? Als Vorsitzende des Klimakabinetts arbeite ich bereits an Vorschlägen, die die Landesverwaltung in ihrer Vorbildfunktion stärken. Sozusagen als Zugpferd für Institutionen, Unternehmen und Private. Das reicht von einer Elektro-Offensive für den Landesfuhrpark über das Steigern der Energieeffizienz bei Landesgebäuden bis hin zu einem Schwerpunkt, Landesgebäude mit Photovoltaik-Anlagen auszurüsten und so grünen Strom zu produzieren. FAZIT NOVEMBER 2020 /// 47


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Kurz & News

Mehr Geld für Gesundheit, Pflege und Klimaschutz LH-Stv. Anton Lang stellte in seiner Rede zum Landesbudget 2021 die Schwerpunkte klar: keine Kürzungen im Sozial- und Gesundheitsbereich, kräftige Investitionen in den steirischen Arbeitsmarkt und mehr Geld für Gesundheit, Pflege und den Klimaschutz. „Die Corona-Krise hat uns in eine tiefe Krise gestürzt. Das Wirtschaftswachstum sinkt nach aktuellen Prognosen um rund 7 %, die Arbeitslosenquote steigt auf fast 10 %.“ Für LH-Stv. Lang steht dabei fest: „Wir lassen uns sicher nicht unterkriegen. Wir werden das Budget für das kommende Jahr ausgabenseitig nicht reduzieren! Denn wir lassen den steirischen Arbeitsmarkt, die Wirtschaft und somit die Steirerinnen und Steirer in dieser schwierigen Zeit nicht im Stich!“

Volksbank Weltspartage als Gesundheitstage

Der Volksbank Steiermark ist die Gesundheit ihrer Kunden und Mitarbeiter gerade jetzt ein besonderes Anliegen. Um große Menschenansammlungen in den Filialen zu vermeiden, stehen die Weltspartage unter dem Motto „Finanzielle Gesundheitstage 2020“. Denn nicht nur die persönliche Gesundheit ist wichtig, auch die finanzielle sollte nicht außer Acht gelassen werden. Im Zeitraum bis 30. Oktober steht der persönliche finanzielle Gesundheitscheck des Kunden, gemeinsam mit dem Volksbank-Berater im Fokus. Dabei ist die Frage „Wie kann ich mich in Geldangelegenheiten noch fitter machen?“ zentral, sei es bei der Nutzung des Volksbank Hausbanking oder bei der eigenen Vorsorge, jener der Familie oder dem Eigentum.

Weitere Informationen auf www.energie-graz.at/elektromobilitaet

Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Um die Zahl der Wildunfälle nachhaltig zu reduzieren, wurde 2014 ein Kooperationsprojekt zwischen dem Land Steiermark, der Landesjägerschaft und der Boku Wien ins Leben gerufen. Neben dem Ziel, die Wildverluste in der Steiermark zu verringern, gilt es, Erfahrungswerte der Unfallprävention in der Praxis zu sammeln und durch wissenschaftliche Analysen auszuwerten. LR Anton Lang: „Die Sicherheit von Mensch und Tier im Straßenverkehr zu erhöhen hat oberste Priorität und so freut es mich als Verkehrs- und Tierschutzreferent des Landes, dieses Projekt mit wissenschaftlicher Begleitung so in der Steiermark etabliert zu wissen. Ein Dank an alle Beteiligten für diese großartige und erfolgreiche Zusammenarbeit!“ 48 /// FAZIT NOVEMBER 2020

Fotos: Land Steiermark, Volksbank Steiermark,

Österreichweites Laden bezieht sich auf alle gekennzeichneten Ladestationen der Mitglieder des Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) sowie jene von SMATRICS.


Rudi-Roth-Stipendien vergeben Der Unternehmer Rudi Roth ist der Karl-Franzens-Universität eng verbunden und macht das auf besondere Weise deutlich. In einem Festakt wurden zum 20. Mal die Rudi-Roth-Stipendien im Gesamtwert von 10.000 Euro an vier junge Wissenschaftler vergeben. Gemeinsam ist den Arbeiten der ausgezeichneten Akademiker die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Herausforderungen in den Staaten und Regionen des östlichen und südöstlichen Europas. Roth ist der Überzeugung, dass Europa mehr als ein Wort ist, nämlich die Anleitung zum gemeinsamen, vertrauensvollen Handeln. Es sei ihm schon immer in großes Anliegen, Europa zusammenzubringen, erklärte er. Im Jahr der Corona-Krise will er damit ein Zeichen des Aufbruchs und der Zuversicht setzen.

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Erfreut zeigen sich LR Barbara Eibinger-Miedl sowie Vertreter der steirischen Fachhochschulen über die Aufstockung des Budgets des Bundes in den Jahren 2021 bis 2024. Die Fördermittel für die FHs werden in diesem Zeitraum um zehn Prozent erhöht, dies ist die größte Erhöhung seit 25 Jahren. „Das ist ein großer Erfolg für den FH-Sektor. Damit können notwendige Investitionen getätigt werden und unsere FHs haben Planungssicherheit“, so LR Eibinger-Miedl, die auf die Bedeutung der Aufstockung für die heimische Wirtschaft verweist: „Wir haben trotz der aktuellen Corona-Krise in einigen Branchen einen enormen Fachkräftemangel. Hier kommt den FHs eine Schlüsselrolle zu, um die dringend benötigten Fachkräfte auszubilden.“

Fotos: Roth, Steiermark Tourismus / Bernhard Loder

Ausblick für den Wintertourismus Eine herausfordernde Wintersaison steht bevor: Die Vorbereitungen bei den steirischen Gastgebern in den Unterkünften, bei Bergbahnen, Thermen und den Veranstaltungen laufen auf Hochtouren. „Die kommende Wintersaison wird für den heimischen Tourismus eine große Herausforderung. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns auch im Winter 2020/21 als Urlaubsland behaupten können“, so LR Barbara Eibinger-Miedl, die appelliert: „Sorgen wir gemeinsam dafür, dass wir den Winterurlaub genießen können!“ „Die Vorbereitungen bei den Hotels, Bergbahnen und den Veranstaltungen laufen auf Hochtouren, damit der Winterurlaub so unbeschwert wie möglich genossen werden kann“, bekräftigt Erich Neuhold, GF von Steiermark Tourismus. FAZIT NOVEMBER 2020 /// 49

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Aufwertung der Fachhochschulen


Kurz & News

Steirische Mostkönigin gekrönt Standesgemäß im Aiola im Schloss in Graz St. Veith krönten LR Johann Seitinger und LK-Präs. Franz Titschenbacher die neue Mostkönigin Hanna I. Sie ist in den kommenden zwei Jahren die Botschafterin für das trendige Lifestyle-Produkt Most. Das alkoholarme, spritzige Getränk erobert immer stärker die Herzen der Steirerinnen und Steirer. Titschenbacher betont: „Immer mehr Obstbauern sehen ihre Zukunft in der Veredelung ihrer Früchte und im Verkauf von hochwertigen Mosten, Säften und Bränden.“ Die Nachfrage steigt kontinuierlich, denn die heimischen Obstveredler treffen den Geschmack und das gestiegene Qualitätsbewusstsein der Bevölkerung, die sich vermehrt regionale Getränke und Genussmittel wünscht.

Lehre und Sportkarriere Bisher konnten zukünftige Hoffnungsträger im Alpinen und Nordischen Rennsport zwischen den etablierten Ausbildungszweigen der Ski-HAK Schladming, dem NAZ Eisenerz und weiteren Sportgymnasien und Leistungszentren in Österreich wählen, um beste Voraussetzung und Unterstützung für ihre Sportkarriere zu erwarten. Mit dem neuen Angebot „Lehre & Sportkarriere“ eröffnen sich viele neue Möglichkeiten für die sportbegeisterte Jugend. Das neue Lehr-Modell für den alpinen Spitzensport präsentierten WKO-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg, AK-Präsident Josef Pesserl, Franz Bachler (Intersport) mit Lehrling Luis Tritscher sowie Karl Schmidhofer und Renate Götschl, LR Christopher Drexler und Andreas Hausberger von der Bildungsdirektion.

Der Aufsichtsrat der RLB hat beschlossen, die Vorstände Gen-Dir. Martin Schaller und Vorstandsdirektor Rainer Stelzer nach Ablauf ihrer Funktionsperiode wieder zu bestellen. Darüber hinaus wurden ab sofort Ariane Pfleger zur Vorstandsdirektorin und Florian Stryeck zum Vorstandsdirektor bestellt. Vorstandsdirektor Matthias Heinrich steht auf eigenem Wunsch für eine weitere Funktionsperiode nicht zur Verfügung. ARPräs. Wilfried Thoma: „Das neue Vorstandsteam wird in einer Zeit, die für die gesamte Wirtschaft markante Umbrüche bringt, die Dynamik in der Bank weiter erhöhen. Der neue RLB-Vorstand vereint Persönlichkeiten mit hervorragenden Qualifikationen und wird mit hoher Energie die Zukunft gestalten.“

Wiener Städtische sucht neue Mitarbeiter

Die Wiener Städtische ist in der Steiermark bisher stabil durch die Corona-Krise gekommen. Um auch in Zukunft eine Top-Kundenbetreuung bieten zu können, sucht die Wiener Städtische für die Steiermark rund 40 kommunikative, zielstrebige Persönlichkeiten als neue Mitarbeiter. Aufgrund der COVID-19-Krise musste der physische Kontakt zwar weitgehend eingestellt werden. Dem Unternehmen ist es jedoch gelungen, in nur wenigen Tagen den gesamten Betrieb auf digitale Beine zu stellen. „So konnten wir auch in dieser Zeit des Abstandhaltens unseren Kundenservice über sämtliche Onlinekanäle aufrechthalten und alle Mitarbeiter waren auch in diesen Monaten durchgehend erreichbar“, sagt Landesdirektor Michael Witsch.

50 /// FAZIT NOVEMBER 2020

Herbert Ritter bleibt Vorsitzender der AT-Plattform

Die GV der Plattform Automatisierungstechnik Steiermark AT Styria hat Herbert Ritter einstimmig zum Vorsitzenden gewählt, als seine Stellvertreter fungieren Udo Traussnigg und Hans Höllwart. Die starke Automatisierungsbranche in der Steiermark ist ein wesentlicher Faktor für den internationalen Erfolg der steirischen Industrie in den letzten Jahren sowie selbst ein wichtiger Exportmotor. „Jede Krise ist auch eine Chance – die Pandemie hat die Digitalisierung und die Automatisierung beschleunigt, was neue Marktchancen bringt“, erklärt Ritter. AT Styria verbindet als Netzwerk exklusiv alle relevanten Player in der Automatisierungstechnik – von den Unternehmen über die Hochschulen bis hin zu Forschungseinrichtungen.

Fotos: Foto Fischer, Photo Eisenberger, Parlamentsdirektion / Thomas Topf, LK / Danner, Kanizaj, Raiffeisen,

RLB Steiermark verjüngt Vorstands-Team


Foto: Parlamentsdirektion/Simonis

Kurz im Gespräch mit Karl Schmidhofer , Präsident des steirischen Schiverbandes, Abgeordneter zum Nationalrat und Tourismusobmann von Murau-Murtal

Start-Ziel-Sieg für Claudia Pein und Vater Anton – Vizepräsidentin Maria Pein, Starjuror Martin Baudrexel, Schi-Ass Conny Hütter und Präs. Franz Titschenbacher (v.l.n.r.) gratulieren.

Jungbäuerin gewinnt das Kürbiskernöl-Championat

Eine unglaubliche Premiere: Erstmals mitgemacht und schon auf Platz 1. Die Newcomerin und Jungbäuerin Claudia Pein aus Mureck ist die Siegerin des Kürbiskernöl-Championats 2020/21.

Foto: Kristoferitsch

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nter strenger Einhaltung der COVID19-Vorgaben ehrten am 13. Oktober Landesrat Johann Seitinger, LK-Präs. Franz Titschenbacher und Vizepräsidentin Maria Pein die Sieger des KürbiskernölChampionats im Grazer Schlossberg-Restaurant. Den allerersten Start-Ziel-Sieg in der Geschichte des Kürbiskernöl-Championats feiert Claudia Pein gemeinsam mit ihrem Vater Anton, der ihre Leistungen würdigt: „Ich hab es 40 Jahre lang versucht. Meine Tochter führt erst seit einem Jahr unseren Hof und hat gleich die Champions-League gewonnen.“ Die strahlende Siegerin verrät das Um und Auf bei der Kernöl-Produktion: „Unsere konsequente Qualitätsarbeit vom Acker über die Kulturpflege bis zur Ernte, Trocknung, Lagerung und Pressung der Kerne.“ Ebenso einen Start-Ziel-Sieg legten die zweitplatzierten Kernölproduzenten Andrea und Manfred Platzer aus Obergnas hin. „Wir sind überwältigt und freuen uns,

weil wir als so kleiner Betrieb zur absoluten Kernöl-Spitze aufgeschlossen haben“, sagt Andrea Platzer. Auf etwa einem Hektar kultiviert die begeisterte Kleinbäuerin Kürbisse. Die Kernqualität ist heuer erstklassig, obwohl Überschwemmungen zunächst die Ernte bedroht hatten. „Ende gut, alles gut“, sagt Andrea Platzer, deren erntereife Kürbisse nach dem Starkregen auf Nachbarfeldern landeten und von der ganzen Familie wieder händisch zurückgeholt werden mussten. „Der dritte Platz ist die Krönung unseres schönen Berufslebens“, erklären Aloisia und Josef Jauk aus Groß St. Florian als Drittplatzierte des Kürbiskernöl-Championats, denn in absehbarer Zeit werden ihre beiden Söhne den Betrieb übernehmen. Ihr Kürbiskernöl wird von Haubenlokalen in der Südsteiermark ebenso geschätzt wie von Spitzenkoch Toni Mörwald, der ebenfalls begeisterter Abnehmer von Jauk-Kürbiskernöl ist.

Die steirischen Schigebiete stehen vor der schwierigsten Saison aller Zeiten. Was wird getan, um das Corona-Ansteckungsrisiko zu minimieren? Es gibt branchenspezifische Regelungen für den Wintertourismus, zum Beispiel gibt es kein Après-Ski und die Testungen für Mitarbeiter in Gastronomie-Beherbergungsbetrieben sowie neu in Skischulen werden weitergeführt. Etwa 85 % der Seilbahnen sind offene Fahrbetriebsmittel mit niedrigem Ansteckungsrisiko, zudem gibt es auf den Pisten genügend Platz. Ist sichergestellt, dass die Lifte auch in den kleineren Schigebieten aufsperren werden? Traditionell hat die Steiermark sehr viele mittlere und kleinere Skigebiete. Gerade die kleinen Skigebiete, die nicht überlaufen sind, haben für die Wintersaison gute Chancen. Es können die Sicherheitsmaßnahmen noch sehr gut eingehalten werden.

Wie beurteilen Sie die finanzielle Belastbarkeit von Hotellerie und Gastronomie? Zu allererst hoffen wir, dass es zu keinem regionalen Lockdown kommt, die Fallzahlen zurückgehen und damit auch das Reisen wieder gut möglich wird. Sollten jedoch Umsätze und Frequenzen ausfallen, hat der Nationalrat sowie die Bundesregierung eine Reihe von Maßnahmen zur Hilfe beschlossen: Haftungsübernahmen bzw. Tilgungsaussetzungen, Fixkostenzuschuss, Härtefallfonds, Kurzarbeitsmodell, das Wirte-Paket mit der Senkung der Mehrwertsteuer auf 5 %, Testangebot zur Prävention. FAZIT NOVEMBER 2020 /// 51


Wirtschaft

Algorithmen und vorgezeichnete Wege für Entscheidungsprozesse bilden die Grundlage praktischer Anwendungen künstlicher Intelligenz in der Wirtschaftswelt.

Künstliche Intelligenz Das Schlagwort von der „Künstlichen Intelligenz“ (KI) geistert immer wieder durch die Medien, sei es als ferne technologische Zukunftsvision, als sinistere Bedrohung in Science Fiction à la „Terminator“ oder allgegenwärtig als Werkzeug finsterer Mächte in Politik und Wirtschaft, siehe Facebook, Google und Cambridge Analytica. Dass alle diese Schlagworte und Klischees zu kurz greifen, zeigt das Grazer Start-up Leftshift One, das es sich zum Ziel gesetzt hat, eine ethische Dimension in die Nutzung intelligenter Algorithmen einzubringen. Von Josef Schiffer

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as Konzept der künstlichen Intelligenz, oder auch Englisch Artificial Intelligence (AI), geht zurück in die Anfangszeiten der Computertechnik nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit dem rasanten technischen Fortschritt auf diesem Gebiet wurden immer wieder neue Versuche unternommen, menschliche Entscheidungsstrukturen nachzubilden, indem Computer so programmiert wurden, dass sie in relativer Eigenständigkeit Probleme bearbeiten und Entscheidungen treffen können. Professionelle Gründung Heute sind sowohl Rechenleistung als auch Sensorik auf einem hohen Niveau angelangt, das ein ungeheures Potenzial für An52 /// FAZIT NOVEMBER 2020

wendungen in allen möglichen Bereichen darstellt, erklären die beiden Gründer von Leftshift One, CEO Patrick Ratheiser und CTO Christian Weber. Beide haben berufsbegleitende Studien der Informatik und des Softwaredesigns an der FH Campus 02 absolviert und sich dabei kennen gelernt. Im Jahr 2017 beschlossen sie, auf der Grundlage ihrer Ausbildungen und ausgestattet mit umfangreicher und langjähriger Berufserfahrung ihre Ideen schließlich in einem eigenen Unternehmen umzusetzen. Dabei war von Anfang an auch die Unterstützung durch die SFG − Steirische Wirtschaftsförderung eine große Hilfe, betonen die beiden Gründer, sowohl mit dem Coaching „Start!klar“ als auch mit den Programmen „Tele!arbeit“ und „Familien!freundlich“, die es einem großen


Wirtschaft

Fotos: Luef, Fotomontage: Adobe Stock/Leftshift One

Teil der inzwischen 40 Mitarbeiter ermöglicht, einen großen Teil ihrer Aufgaben vom Home Office aus erledigen zu können. Im Jahr 2018 wurde des Weiteren auch ein Forschungsprojekt von der SFG mitfinanziert.

Intelligentes Betriebssystem Das Fundament für ihre weitere Software-Entwicklung und die daraus entspringenden Anwendungen ist eine vom Unternehmen selbst entwickelte Plattform auf der Basis von künstlicher Intelligenz. Damit ist es möglich, auch Bilder, Videos, Emotionen und Big Data zu verarbeiten. Die Software verfügt über kognitive Fähigkeiten wie Textverständnis, Datenanalyse über die Umwandlung von Sprache in Text bis hin zur Interpretation von Emotionen. Darauf aufbauend bildet das AIOS − Artificial Intelligence Operating System das Betriebssystem für die KI, erklärt Weber: „Es ist gleichermaßen Baukasten mit unterschiedlichsten AI Skills wie auch Basis, um mithilfe dieser Skills beliebig komplexe KI-Anwendungen zu betreiben.“ Damit scheinen den Anwendungsmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt, etwa in der Optimierung von Businessprozessen entlang der Wertschöpfungskette. Durch die generische Entwicklung können die Bausteine branchenübergreifend genutzt werden. Der „Skill“ Textverständnis bereitet etwa hochautomatisiert Antworten auf Anfragen in einem Reisebüro vor. Skills zur Analyse von Bildern werden in der Pharma-Industrie für die Qualitätssicherung eingesetzt – und die Automotive-Branche nutzt die KI-Fähigkeiten von Leftshift One für intelligente Textmodelle, mit denen die Wünsche des Kunden in Ingenieurssprache übersetzt werden. Der derzeit prominenteste Kunde ist wohl McDonald’s, dessen rund 60.000 jährliche Bewerbungen mithilfe von AIOS völlig diskriminierungsfrei und objektiv analysiert werden. Ethik und Gewissen als Grundlage „Das AIOS ist das erste seiner Art aus Europa“, ergänzt Ratheiser, „als technische Plattform, auf der unterschiedliche Applikationen und Anwendungen laufen – ähnlich den Stores der Smartphone-Apps“. Damit können dann nicht nur die von Leftshift One selbst entwickelten Fähigkeiten, die sogenannten „Skills“ (etwa zur Lösung von Optimierungsproblemen) laufen. Denn auch weitere Anwendungen darüber hinaus, die dann von Kunden oder Drittanbietern implementiert werden können, sind geplant, wie Ratheiser betont: „Die Öffnung unseres Betriebssystems für zertifizierte Drittanbieter ermöglicht unseren Kunden die einfache Integration bereits bestehender KI-Konzepte“. Vor allem in einem Punkt will man sich von den Big Playern im Silicon Valley oder China unterscheiden. Das besondere Augenmerk liegt für Ratheiser und Weber auf den Assets Ethik und Datenschutz, sagt CTO Christian Weber: „Das ‚AI Operating System‘ bietet dank modernster Verschlüsselung maximale Sicherheit. Auch die Verarbeitung der Daten in der eigenen Infrastruktur ist möglich. Darüber hinaus haben wir Algorithmen verbaut, die Ethik und Moral sicherstellen. Unser Betriebssystem hat ein Gewissen.“ Daneben sind für die beiden Entwickler hoher Bedienkomfort und das unkomplizierte Handling von großer Wichtigkeit, ergänzt Ratheiser: „Wir haben uns der Symbiose von Mensch und KI verschrieben. Deshalb unterstützt AIOS Menschen durch hohe Flexibilität und einfache Bedienung ideal im Arbeitsalltag. Dieser Anspruch setzt sich auch in unseren Lösungen zur Erklärbarkeit und Robustheit der KI-Modelle fort. Nicht zuletzt verfolgen wir auch einen Privacy-by-Design-Ansatz: 100 % Datenhoheit für Kunden.“ Ehrgeizige Wachstumspläne In nur knapp drei Jahren hat sich Leftshift One mit seiner Agen-

Arbeiten gemeinsam an ihrer Vision: Christian Weber (l.) und Patrick Ratheiser sind international groß im Geschäft – dank ihrer datensicheren Technologie. da nicht nur Respekt, sondern auch einen Platz in den vorderen Rängen der technologischen Innovation gesichert. Die Anerkennung ließ nicht lange auf sich warten: Das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ zeichnete im Frühjahr 2020 das steirische Software-Start-up in seiner DACH-Ausgabe (Deutschland, Österreich, Schweiz) als eines der 30 besten und vielversprechendsten Jungunternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) aus. Schon im Jahr davor wurden Investoren auf das Potenzial von Leftshift One aufmerksam. Im Dezember letzten Jahres investierten der ARM-Gründer und Tech-Guru Hermann Hauser aus Cambridge/UK, die Beteiligungsgesellschaft eQventure rund um Herbert Gartner, die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) sowie die Austria Wirtschaftsservice-Gesellschaft (Aws) insgesamt zwei Millionen Euro in das Unternehmen. „Durch diese Finanzierung können wir uns noch stärker entwickeln und unsere KI-Plattform weltweit branchenübergreifend vorantreiben. Darüber hinaus ermöglicht uns das eQventure-Netzwerk neue, internationale Marktzugänge. Mit diesen Möglichkeiten wollen wir mittelfristig zum europäischen KI-Marktführer im Business-Bereich avancieren“, betonen dazu Ratheiser und Weber. Damit ist weiteres Wachstum geradezu vorprogrammiert, neben dem Ausbau des Standortes in Graz werden von München aus die Unternehmensaktivitäten zukünftig in Deutschland bzw. der Schweiz ausgeweitet. FAZIT NOVEMBER 2020 /// 53


Wirtschaft

FW-Landesobmann Erich Schoklitsch fordert unkomplizierte und weitreichende Fördermaßnahmen für KMU und EPU.

Wenn die Lösung schlimmer ist als das Problem B

ei aller gebotener Vorsicht – mit Angstund Panikmache sowie mit unverhältnismäßigen Corona-Maßnahmen erreicht die Regierung nur eines: den nachhaltigen Ruin vieler Betriebe. Während wenige Unternehmen von großzügigen Staatshilfen profitieren, werden kleine Selbstständige mit unüberwindlichen Hürden bedacht oder mit Almosen abgespeist.

Hilfe für Kleinunternehmen So ist zum Beispiel das Umweltförderungsgesetz (UFG) eine Farce, weil es nur auf Institutionen und große Unternehmen zugeschnitten ist. Wenn eine Umweltförderung das Erreichen einer „wesentlichen Entlastung“ der Umwelt voraussetzt oder der Sanierungsscheck für Private 2020 nur bis zum 31. Dezember 2020 beantragt werden kann, klingt das nicht nach einem beherzten Konjunkturpaket für kleine und mittlere Betriebe. Laut Umweltministerin Leonore Gewessler hat Österreich so viel Geld für den Klimaschutz wie noch nie, um die Wirtschaft wieder zu stabilisieren. Die Frage ist nur, wohin das viele Geld der Klimaschutzmilliarde fließt, wenn nicht 54 /// FAZIT NOVEMBER 2020

einmal die sinnvolle thermische Sanierung ausreichend unterstützt wird. Dabei wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um praktikable Förderungsmöglichkeiten zu schaffen, die Einpersonenunternehmen und KMU zugutekommen. Gerade bei der thermischen und energetischen Sanierung tritt die Freiheitliche Wirtschaft für unkomplizierte und weitreichende Fördermaßnahmen ein, zumal es in diesem Bereich des Umweltschutzes tatsächlich Handlungsbedarf gäbe.

Gefährdung von Arbeitsplätzen Großartige Ankündigungen ohne Taten werden der Wirtschaft nicht wieder auf die Beine helfen. Und der Strukturwandel, so wie er jetzt praktiziert wird, ist auch kein Wandel, sondern Zerstörung. Die vielgepriesene Klimaneutralität gefährdet hunderttausende Arbeitsplätze und zieht die daran hängende Wertschöpfungskette mit in den Abgrund. Der Städtetourismus, die Eventbranche, die Gastronomie kämpfen ums Überleben und der stationäre Handel muss zusehen, wie die Regierung die Kunden mit ihren überbordenden Maßnahmen

zu Amazon und Co treibt. Zusätzlich zu all den Problemen findet indessen in der EU, ohne große Diskussion, eine Vergemeinschaftung der Schulden statt. Schritt für Schritt wird die Bargeldabschaffung vorangetrieben und der Staat dazu ermächtigt, Dinge zu tun, die vor ein paar Jahren für uns alle noch undenkbar waren. Alles in allem sind das keine guten Aussichten für die österreichische Wirtschaft. Die Lösungen, die uns hier aufgezwungen werden, sind am Ende schlimmer als das ursprüngliche Problem. Weil diese selbst zum Problem werden und unserer Wirtschaft massiv schaden. Was wir brauchen, ist Freiheit statt quasi-sozialistischer Planwirtschaft, Bürokratieabbau statt Verordnungswahnsinn und Senkung der Abgabenlast statt Stundungen und Almosen. Dann, und nur dann haben die freie Marktwirtschaft, die Demokratie und der soziale Friede auch tatsächlich eine Zukunft. FREIHEITLICHE WIRTSCHAFT STEIERMARK

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Mittlerweile sind wir schon so weit, dass immer mehr kleine Betriebe geschlossen bleiben, weil sich das Aufsperren nicht mehr auszahlt. Manche sogar für immer. Und das Aussetzen des Insolvenzrechts, also die staatlich legalisierte Konkursverschleppung, geht auf Kosten der verbliebenen, noch gesunden Unternehmen.


Wirtschaft

Klimawandel und Schädlinge bedrohen Ernten

Das Landwirtschaftsjahr 2020 war einmal mehr geprägt von massiven Wetterextremen. Neben der langen Trockenheit und Spätfrösten im Frühjahr sowie Starkregen im Sommer bereitet den Bauern auch die rasante Ausbreitung von eingeschleppten Schädlingen und Unkräutern große Sorgen.

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ls Folge davon werden die Zeitfenster für Anbau, Kulturpflege und Ernte immer kürzer. „Der Klimawandel stellte unsere Bäuerinnen und Bauern auch heuer vor große und neue Herausforderungen“, fasst Kammerpräsident Franz Titschenbacher das Vegetationsjahr 2020 zusammen. Die besonders frühen Spätfröste richteten große Schäden an den vorzeitig entwickelten Obstkulturen wie Marillen, Kirschen und Äpfeln an. Die extrem warmen Monate Februar und März begünstigten den Anbau, aber auch die Massenentwicklung von Insekten, die Keimlinge zerstörten und Pflanzen vor allem beim Mais dezimierten. Schließlich führten enorme Starkregenmengen in wenigen Minuten zu Erosionen und Überschwemmungen.

Durchwachsene Erntebilanz Viele Kulturen haben massive Einbußen erlitten: Bei Marillen führten die Wetterextreme zu Totalausfällen, nur 30 Prozent der üblichen Kirschenernte konnte eingebracht werden. Auch bei Äpfeln, Zwetschken und Pfirsichen gab es nur schwache Durchschnittsernten. Die Kürbisernte war unterdurchschnittlich, die Versorgung ist wegen der Flächenausweitungen jedoch gut gesichert. Die Frühjahrstrockenheit hat die Grünlandernte beim ersten Schnitt arg

in Mitleidenschaft gezogen, die folgenden Aufwüchse konnten eine Futterknappheit abwenden. Die Weizen-, Gerste- und Maiserträge sind trotz der schwierigen Bedingungen sehr zufriedenstellend ausgefallen. Zufrieden sind auch die Gemüsebauern: Die Erträge bei Paradeisern, Paprika und Gurken waren durchschnittlich.

Dramatische Schädlingslage Erschwerend zur Klimaänderung kommt die massive Zunahme von Insektenschädlingen. „Diese invasiven Schaderreger verursachen riesige

Schäden in der Land- und Forstwirtschaft“, mahnt Kammerdirektor Werner Brugner. Besonders dramatisch ist heuer die Auswirkung der aus Ostasien eingeschleppten Kirschessigfliege auf die steirische Leitkultur Holunder. „Etwa die Hälfte der Ernte wurde zerstört, und die Totalausfälle gefährden die Erfüllung von langjährigen Lieferverträgen mit Partnern der Lebensmittelbranche“, betont Brugner und gibt zu bedenken, dass die Steiermark bei Holunder Weltmarktführer ist. Titschenbacher fordert daher dringend Lösungen von Wissenschaft

und Forschung zur Eindämmung der Schädlinge und Unkräuter, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“ Außerdem verlangt er, dass die sichere Versorgung mit Lebensmitteln in der Bundesverfassung verankert wird.

Maßnahmen gegen Klimawandel Lösungsansätze angesichts des Klimawandels sehen Experten im Humusaufbau und Erosionsschutz. „Die immer intensiver auftretenden Wetterextreme wie Starkregen oder die anhaltende Trockenheit in den vergangenen Jahren erfordern eine verbesserte Speicherfähigkeit der Ackerböden für Wasser. Das ist nur über eine Stärkung des Humusgehaltes möglich“, erklärt Vizepräsidentin Maria Pein. Die Landwirtschaftskammer hat den Humusaufbau daher zu einem Schwerpunktthema in ihrer Versuchs- und Beratungstätigkeit gemacht und begleitet Landwirte auf dem Weg zum klimafitten Ackerbau. Denn, so Pein: „Ein humusreicher Boden speichert Wasser, schützt die Pflanzen vor Trockenheit und bei Starkregen den Boden vor Abschwemmung.“

Klimawandel und Schädlinge bedrohen die Ernten: LK-Präs. Franz Titschenbacher (re.), Vizepräsidentin Maria Pein und Kammerdirektor Werner Brugner FAZIT NOVEMBER 2020 /// 55


Kurz & News

Steirische Äpfel für das Parlament

Neueröffnung SPAR-Supermarkt Lang-Lebring

Anzeige Foto: SPAR Foto Krug

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ach einer kurzen Umbauphase öffnete der SPARSupermarkt Lang-Lebring am 8. Oktober wieder seine Tore. Direkt an der Autobahnabfahrt Lebring gelegen, ist er für Pendler und Fernfahrer eine beliebte Station, um sich mit frischen Lebensmitteln oder Artikeln des täglichen Bedarfs einzudecken. Auffällig ist das moderne Marktplatzdesign, das SPAR bei jedem neu gestalteten Supermarkt umsetzt. „Das Auge isst mit“, betont Mag. Christoph Holzer, Geschäftsführer SPAR Steiermark und Südburgenland. „Wer bei SPAR einkauft, bekommt nicht nur regionale Frische geboten, sondern auch ein ganz besonderes Einkaufserlebnis.“ Die extra breiten Gänge sorgen auch dafür, dass sich die Corona-Abstandsregeln leicht einhalten lassen. Die 82 Gratis-Parkplätze machen den Einkauf auch in Zukunft besonders komfortabel. Nachhaltigkeit pur im Supermarkt Ein Totalumbau eines SPAR56 /// FAZIT NOVEMBER 2020

Supermarkts bedeutet in der Regel auch ein „Upgrade“ der Haustechnik auf moderne, klimaschonende Technologien. „Ressourcenschonung und Klimaschutz gehören bei uns zum Marktkonzept“, so Holzer. Auch in Lang-Lebring gehören jetzt etwa stromfressende Glühbirnen der Vergangenheit an: Moderne LED-Leuchten erhellen den SPAR-Supermarkt. Die Kühlgeräte sind mit einer Wärmerückgewinnungsanlage ausgestattet, sodass die Abwärme zum Heizen genutzt werden kann – das spart zusätzlich Energie. Auch beim Sortiment setzt SPAR immer stärker auf Nachhaltigkeit: „Karton statt Plastik, Mehrweg statt Einweg“, fasst Holzer die Ziele zusammen. Die 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bei Marktleiterin Maria Sabathy und Marktleiter-Stellvertreterin Martina Ruckenstuhl in LangLebring einen sicheren Arbeitsplatz gefunden.

Steirische Wetterzeugen gesucht

Neun der zehn heißesten Jahre fanden seit der Jahrtausendwende statt und extreme Wetterereignisse nehmen zu. Hängt das mit dem Klimawandel zusammen? Dieser Frage widmet sich das erste Wetterzeugenportal Österreichs, das LR Ursula Lackner gemeinsam mit der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) und dem Klimabündnis Steiermark vorgestellt hat. Es soll die möglichst viele Erinnerungen von Menschen sammeln, aufbereiten und zugänglich machen. Unter www.wetterzeugen.at haben ab sofort alle Steirerinnen und Steirer die Möglichkeit, Erinnerungen und Fotos direkt vom Smartphone oder Heim-PC auf der neuen Plattform zu teilen. Unter allen Einreichungen bis Ende November werden tolle Preise verlost.

Leoben investiert in die Infrastruktur

Um den Personennahverkehr im Stadtgebiet und im obersteirischen Ballungsraum Bruck – Leoben – Kapfenberg zu stärken, soll in Kooperation mit dem Land Steiermark und der ÖBB Infrastruktur AG in Leoben-Lerchenfeld eine Verkehrsstation errichtet werden. Im Rahmen dieses Projektes ist auch die Errichtung eines Vorplatzes samt Bushaltestelle, Bike-&-Ride-Anlage sowie eines Geh- und Radweges geplant. Die Stadtgemeinde Leoben leistet einen Zuschuss in Höhe von 167.500 Euro. Die Gesamtinvestition beträgt 6 Mio. Euro. Zuvor hatte sich die Stadtgemeinde Leoben zur Errichtung einer Tagesbetreuung für ältere Menschen mit zwölf Betreuungsplätzen am Standort der Volkshilfe Leoben in Donawitz bekannt.

Landesweite Kampagne „Gesichter der Gewalt“

Seit Anfang Oktober präsentieren das Land und die steirischen Frauenhäuser eine Plakat-Kampagne gegen Gewalt an Frauen: „Gesichter der Gewalt“. Diese beginnt oft schon lange vor dem ersten Schlag, betont Frauenhaus-GF Michaela Gosch. Das Phänomen Gewalt zeigt sich oft nicht erst beim Körperlichen, sondern bereits bei Kontrolle, Angst, Isolation. „Ab dem Moment, wo ich Angst habe und mich unwohl fühle, sollte ich mich an eine Beratungsstelle wenden“, empfiehlt sie.

Fotos: Parlamentsdirektion / Thomas Topf, Freisinger, Peter Drechsler,

SPAR-Marktleiterin Maria Sabathy und ihr großes engagiertes Team.

Die Landwirtschaftskammer Steiermark überzeugte mit einer Positiv-Aktion: Vizepräsidentin Maria Pein, Kammerdirektor Werner Brugner, Apfelprinzessin Judith I. sowie Vertreter der steirischen Obstbauern überreichten NR-Präs. Wolfgang Sobotka saftige steirische Äpfel. Die Charmeoffensive war ein voller Erfolg. „Gerade im Parlament müssen wir ein klares Vorbild sein, wenn es darum geht, regionale Produkte zu fördern“, betonte Sobotka, als er die heimischen Äpfel entgegennahm. Über diese Charme-Offensive freuten sich auch die steirischen Parlamentarier Ernst Gödl und Andreas Kühberger: „Es darf nicht sein, dass ein Catering-Unternehmen im Hohen Haus Äpfel aus Neuseeland verkauft.“


Bäuerinnen informierten im Lebensmittelhandel

Neuroth eröffnete neuen Produktionsstandort

Unter dem Motto „Schau auf regionale Qualität“ informierten die Bäuerinnen bei den Aktionstagen der „Woche der Landwirtschaft“ Anfang Oktober in allen steirischen Bezirken über das, was heimische Qualität ausmacht, und gaben Tipps, worauf man beim Einkauf achten sollte. „So unterstützen die staatlich anerkannten Gütesiegel, das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel und das AMA-Biosiegel bei der richtigen Wahl und garantieren nachvollziehbar Qualität aus Österreich. Für das neue Gütesiegel „AMA Genuss Region“ und die Marke „Gutes vom Bauernhof“ wiederum bildet das national anerkannte und EU-notifizierte Qualitäts- und Herkunftssicherungssystem die gemeinsame Basis“, betonte Landesbäuerin Auguste Maier.

Österreichs führender Hörakustiker Neuroth hat am 2. Oktober in Lebring seinen neuen gruppenweiten Produktionsstandort offiziell eröffnet – und damit einen weiteren Meilenstein in seiner über 110-jährigen Unternehmensgeschichte gesetzt. Rund 190 Mitarbeiter sind vom langjährigen Sitz in Schwarzau nach Lebring übersiedelt. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir unser geplantes Standortprojekt trotz der Corona-Krise erfolgreich umsetzen konnten. Unser neuer Standort bietet alle Möglichkeiten, um uns in Sachen Internationalisierung und Innovation nachhaltig weiterentwickeln zu können. Wir sind bereit für die Zukunft“, erklärte Neuroth-CEO Lukas Schinko, der das Traditionsunternehmen in vierter Generation leitet.

Wetterzeugen gesucht! Fast jeder von uns erinnert sich an ein besonderes Wettererlebnis wie einen schneereichen Winter oder riesige Hagelkörner.

Ob Jung oder Alt, laden Sie Ihre besonderen Wettererlebnisse auf www.wetterzeugen.at hoch und gewinnen Sie attraktive Preise!

Mit dem Wetterzeugen-Projekt möchten wir Ihre persönlichen Erlebnisse sammeln und dieses Wissen bewahren.

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Ein Projekt des Landes Steiermark im Rahmen der Klima- und Energieinitiative „Ich tu's – für unsere Zukunft“ in Kooperation mit der ZAMG Steiermark und dem Klimabündnis Steiermark. Weitere Infos unter: www.ich-tus.at/wetterzeugen

chen Mitma en! inn & gew Bezahlte Anzeige

Fotos: LK / Danner, Kanizaj,

Kurz & News


Kurz & News

Aktion gegen Lebensmittelverschwendung Jede zweite Unternehmerin musste ihren Betrieb im Zuge der Coronakrise vorübergehend schließen – das geht aus einer Umfrage unter 1.286 steirischen Unternehmerinnen hervor. Einer der Hauptgründe dafür war – neben zusätzlichen Kinderbetreuungspflichten – die geringe Eigenkapitalquote. Um hier für die Zukunft bestmöglich gewappnet zu sein, wird am Wifi eine eigene Unternehmerinnen-Akademie ins Leben gerufen. „Wir bieten damit ein maßgeschneidertes Angebot“, freut sich Initiatorin Gabriele Lechner, Landesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft (FiW) und Vizepräsidentin der WKO Steiermark. Die ersten Kurse starten im Oktober, unterstützt wird das Projekt von der Steirischen Wirtschaftsförderung (SFG).

Trüffel-Siegerweine

Über 100 Weine haben die steirischen WinzerInnen zur Blindverkostung „Der Steirische Wein zur Steirischen Trüffel“ eingereicht. Zu diesem, mittlerweile jährlich stattfindenden Wettbewerb wurden speziell Weine gesucht, die den Geschmack der Trüffel unterstreichen. Die drei Sieger: Weingut Krispel, Grauburgunder / Ried Hochstrandl; Erzherzog Johann Weine, Grauburgunder /Straden; Weingut Frauwallner, Morillon / Ried Buch. Das Trüffelfestival gastiert vom 28.10 bis 31.10 und vom 04.11 bis 07.11 im Paradeishof in der Grazer Innenstadt. Die Siegerweine sowie zahlreiche Schmankerln von der Grazer Trüffel können hier verkostet und gekauft werden. Auch online unter www.trüffelwein.at gibt es die guten Tröpfchen zu erwerben.

Der Junker 2020 ist da

Traditionell hat der steirische Junker am Mittwoch vor Martini seinen großen Auftakt, der für gewöhnlich mit Junkerpräsentationen gefeiert wird. Heuer eröffnen ganz nach dem Motto „Der Junker ist da!“ die Junker-Winzer, die Junker-Wirte und der gut sortierte Handel die Junker-Saison. Aufgrund der derzeit nicht abschätzbaren Situation wurden die Großveranstaltungen seitens Wein Steiermark für dieses Jahr abgesagt. Der Verkaufsstart fällt auf Freitag, den 23. Oktober 2020. Über 400.000 Flaschen Junker werden heuer von rund 150 Junkerweinbauern produziert. Weitere Informationen zum Steirischen Junker sowie allen Junker-Weinbauern und Junker-Wirten 2020 finden Sie auf der Website unter: www.steirischerjunker.at

58 /// FAZIT NOVEMBER 2020

Anlässlich des 1. Welttags gegen Lebensmittelverschwendung am 29. September verstärkt das Land Steiermark gemeinsam mit den Großküchen in Gesundheitseinrichtungen Bemühungen zur Abfallvermeidung. Mit einer Informationskampagne soll den Konsumenten gezeigt werden, wie sie dazu beitragen können. „Allein im steirischen Restmüll landen jährlich fast 19.000 Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen. Das wollen wir ändern – denn wir verschwenden damit nicht nur kostbare Produkte, sondern auch die Ressourcen, die in deren Produktion und Transport investiert wurden. Die gestiegene Wertschätzung für Lebensmittel aus regionaler Landwirtschaft muss sich auch im sorgsameren Umgang widerspiegeln“, fasst LR Johann Seitinger zusammen.

RLB-Halbjahres-Bilanz im Zeichen der Pandemie

Das erste Halbjahr 2020 war auch bei der Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark von der COVID-19-Pandemie geprägt. Im Zentrum stand die intensive Begleitung der Unternehmens- und Privatkunden in Zeiten, die bisher unbekannte Situationen mit sich brachte. Trotz des Konjunktureinbruchs und großer Unsicherheiten entwickelte sich das operative Geschäft stabil. Gen-Dir. Martin Schaller: „Banken sind ein Spiegelbild der Wirtschaft. Selbstverständlich spüren wir zeitversetzt ebenso die Folgen der Pandemie. Wir haben in den Jahren davor durch eine umsichtige Geschäftspolitik finanzielle Puffer aufgebaut, die unseren Kunden nun zugutekommen. Dadurch bleiben wir auch in bewegten Zeiten ein stabilisierender Faktor.“

Leoben bietet individuelle Müll-App

Die Stadt Leoben bietet ein neues Service: Mit der Müll-App erhalten die Bewohner ihren individuellen Müllkalender mit Erinnerungsfunktion direkt auf das Smartphone. Die App ist kostenlos für iPhone und Android in den App Stores verfügbar. Neben dem Müllplan bietet sie Infos zu den Entsorgungsplätzen in Leoben und gibt Antworten auf häufige Fragen zum Thema Abfall. Bgm. Kurt Wallner zeigt sich begeistert: „Die Stadt Leoben ist stets bemüht, ihre Serviceleistungen im Sinne einer zielgerichteten Kommunikation auszubauen. Mit der Müll-App geben wir den Leobenern nun ein praktisches Tool an die Hand, dass sämtliche Fragen rund um das Thema Müll beantwortet und dadurch eine Erleichterung im Alltag darstellt.“

Fotos: Fotokuchl Johannes Polt, Wein Steiermark, Foto Fischer, steiermark.at / Streibl, freepik-BüKo,

Unternehmerinnen-Akademie geht an den Start


Bestattung Graz Trauernde brauchen in schwierigen Zeiten einen verlässlichen Begleiter

Anzeige Foto: Ralf Knüfer/Unsplash, Michael Schaffer-Warga, Foto Fischer

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arum zu einem privaten Bestattungsunternehmen gehen, wenn es die Grazer Bestattung gibt?“, meint Geschäftsführer Fritz Probst. „98 Prozent unserer Kunden sind mit unserer Leistung äußerst zufrieden und empfehlen uns weiter“, stellt GF Probst weiter fest und fügt hinzu: „Was bietet mehr Zuverlässigkeit und Vertrauen als ein kommunales Traditionsunternehmen der Stadt Graz? „Wir leisten aus traditionellem Bewusstsein seit über 115 Jahren unsere Dienste für die Steirerinnen und Steirer.“ Tatsächlich ist die Grazer Bestattung 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche treuer Begleiter in schweren Stunden für viele Steirerinnen und Steirer. „Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern ist sie ein durch und durch steirisches Unternehmen, mit bestens geschultem Personal“, so Zaki weiter. Sicherheit in unsicheren Zeiten – der Vorteil des Traditionsunternehmens Bestattung Graz GmbH. Seit bald 120 Jahren gewähr-

leistet die Grazer Bestattung mit ihren Filialbetrieben Professionalität, Tradition und Sicherheit. „Wir werden unserem Leitsatz ‚Begleitung ist Vertrauenssache‘ vollauf

verschiedensten technischen Möglichkeiten für eine persönliche Gestaltung. „Wir sind nicht die Teuersten – sondern die Besten!“, so Probst und Zaki weiter: „Außerdem bleibt die Wertschöpfung im Land und wird nicht von Kärntner Unternehmen abgezogen. Mit der völligen Transparenz in Sachen Begräbniskosten und der Mög-

Geschäftsführer Fritz Probst gerecht“, bekräftigt GF Mag. Zaki. Ein landesweites Service, nicht nur im Großraum Graz, sondern auch in den verschiedenen, modern ausgestatteten Filialen, steht bei der Bestattung Graz im Mittelpunkt. Gerade im Trauerfall gilt es, ein letztes Mal individuelle Wünsche zu erfüllen, und so bietet man vom Schauraum über Tablet und HD-Flatscreen die

Geschäftsführer Gregor Zaki lichkeit der Online-Planung einer Verabschiedung gehen wir völlig neue Wege.“ So ist es möglich, schon bevor man die notwendige persönliche und professionelle, aber dennoch

einfühlsame Beratung in der Grazer Bestattung aufsucht, gleichsam als Erstorientierung die Verabschiedung online mit dem Konfigurator zusammenzustellen. Bestattung-Graz-Geschäftsführer Fritz Probst ergänzt: „Durch dieses Angebot bleibt im ersten Schock des Geschehenen genügend Zeit, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.“

Auch dieses Jahr wieder: Verteilaktion zu Allerheiligen Wie jedes Jahr um diese Zeit gibt es eine kleine Aufmerksamkeit für die Friedhofsbesucher. Heuer verteilt die Grazer Bestattung anstelle von Allerheiligenstriezel schöne Grablichter. Die gibt’s schon am 31. Oktober und am 1. November. Nicht nur am eigenen Urnenfriedhof, sondern auch auf anderen Friedhöfen – solange der Vorrat reicht.

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Kurz & News

Energy Globe 2020 für Joanneum Research Am 1. Oktober nahm Franz Prettenthaler, Direktor von Life – Institut für Klima, Energie und Gesellschaft der Joanneum Research, den ersten Preis in der Kategorie Forschung entgegen. Prämiert wurde das Projekt „Smart City Rooftop Farming“, ein Forschungsprojekt im Bereich Urban Gardening am Dach des Science Towers. Dächer als Produzenten von Strom, Nahrung und Stadtklima: An dieser Vision forschen die Experten der JR, um ein Best-Practice-Beispiel für die nachhaltige Nutzung von Dachgärten zu entwickeln. „Es ist schön zu sehen, dass unsere Forschung für mehr Klimaneutralität, aber auch die konkrete Vorführung, wie unkompliziert die Zukunft aussehen kann, Früchte trägt“, freut sich der Klimaexperte Prettenthaler.

„Fridays for Future“ und das Thema Klimaschutz erfordern neues Denken und das schon bei den Jüngsten. Deshalb wurde die neue „Klima- und Energiewerkstatt Graz“ eröffnet. Eine Kooperation von Energieforum Steiermark, Klima- und Energiefonds und Energie Steiermark, die Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren anhand von konkreten Praxisarbeiten in einer Werkstatt technisches Wissen vermittelt und Experimente rund um Klima, Ressourcen und Energie ermöglicht. Das neu gestaltete Testlabor, konzipiert vom GF des Energieforum Steiermark Rudolf Schwarz und dem Energie-Experten Wolfgang Jilek, befindet sich in einem Gebäude der Energie Steiermark in der Angergasse nahe dem Murkraftwerk und dem E-Campus.

Schauspiel und Musik in der Komödie Graz

Der Saisonauftakt in der „Komödie Graz“ hat alle Erwartungen übertroffen: Ausverkaufte Vorstellungen, beste Stimmung, tosender Applaus − und ein umfassendes COVID19-Sicherheitskonzept, das überaus positiv aufgenommen wird. Der Dank gilt auch dem disziplinierten Publikum. Mit viel Humor geht es weiter. Im Mittelpunkt: die Erfolgs-Komödie „Der Club der Hypochonder“ von Meggie W. Wrightt. Das turbulente Stück aus dem Verlag „Schultz&Schirm“ von Michael Niavarani über drei Männer in der Midlife-Krise ist ein Lachschlager der Extraklasse. Gespielt wird bis Anfang Februar 2021. Weitere Termine mit den Kabarettisten Florian Klenk/Florian Scheuba, Gernot Haas, Stefan Moser und Martin Kosch. Infos: www.komoedie-graz.at

Wechsel in der FG Spedition und Logistik

Bei der konstituierenden Sitzung der FG Spedition und Logistik am 23. September wurde Norbert Adler zum Obmann gewählt. „Ich freue mich sehr, dass ich mit meinem Team das Vertrauen der Unternehmer gewinnen konnte und unsere Arbeit der letzten Jahre wertgeschätzt wurde“, freut sich Neo-Obmann Adler und ergänzt: „Ich möchte mich bei meinem Vorgänger Alfred Ferstl bedanken, ich konnte ein gutes Fundament übernehmen und so war der Start in die neue Aufgabe sehr angenehm.“ Der WB Steiermark bedankt sich bei Ferstl für seinen herausragenden Einsatz. Mit Norbert Adler stellt der Wirtschaftsbund einen erfahrenen Unternehmer als Obmann, der auch in den letzten Monaten schon sein Engagement unter Beweis gestellt hat.

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EuroSkills werden neuerlich verschoben

Die COVID-19 Situation und die damit verbundenen Restriktionen in ganz Europa stellen die EuroSkills 2020 GmbH, Veranstalterin der EuroSkills 2020, mit der Organisation für Jänner 2021 vor enorme Herausforderungen. „Die aktuelle Situation ließ uns leider keine andere Wahl, als die EuroSkills neuerlich zu verschieben. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wir wollen die Berufs-EM in Graz auf jeden Fall nachholen. Wir stehen mit den internationalen Verantwortungsträgern in intensivem Austausch“, erläutert AR-Vors. Josef Herk. Die Absage einiger Nationen hat die Anzahl der Wettbewerbsteilnehmer um rund ein Drittel verringert. „In einigen Wettbewerben kann somit auch die Mindestteilnehmerzahl nicht mehr erreicht werden“, so Herk.

Thermen-Donnerstag belohnt die Besucher

Das Thermen- und Vulkanland Steiermark hat gemeinsam mit der H2O-Hotel-Therme-Resort, der Heiltherme Bad Waltersdorf, dem Rogner Bad Blumau sowie der Parktherme Bad Radkersburg eine besondere Aktion ins Leben gerufen: Ab sofort winken treuen Thermenbesuchern mit dem „ThermenDonnerstagPass“ erholsame Preise. „Die Thermen im Thermen- und Vulkanland Steiermark sollen immer die erste Wahl sein, wenn man daran denkt, in eine Therme zu fahren, sich etwas Gutes zu gönnen oder etwas Spannendes zu erleben“, erklärt Mario Gruber, GF Thermen- und Vulkanland Steiermark, die Hintergründe der Aktion. „Auch ein zusätzlicher Anreiz für eine Verlängerung des Tagesaufenthaltes über das Wochenende soll mit dem ‚ThermenDonnerstag‘ geschaffen werden.“

EuroSkills werden neuerlich verschoben

Die COVID-19 Situation und die damit verbundenen Restriktionen in ganz Europa stellen die EuroSkills 2020 GmbH, Veranstalterin der EuroSkills 2020, mit der Organisation für Jänner 2021 vor enorme Herausforderungen. „Die aktuelle Situation ließ uns leider keine andere Wahl, als die EuroSkills neuerlich zu verschieben. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wir wollen die Berufs-EM in Graz auf jeden Fall nachholen. Wir stehen mit den internationalen Verantwortungsträgern in intensivem Austausch“, erläutert AR-Vors. Josef Herk. Die Absage einiger Nationen hat die Anzahl der Wettbewerbsteilnehmer um rund ein Drittel verringert. „In einigen Wettbewerben kann somit auch die Mindestteilnehmerzahl nicht mehr erreicht werden“, so Herk.

Fotos: WB Steiermark / Mathias Kniepeiss, JR, Energie Steiermark AG, Thermen- & Vulkanland Steiermark/Hopfer,

Klima- und Energiewerkstatt für Kinder


Wirtschaft

Haben schon mehr gelacht! Rückgänge, Abwärtstrends und pessimistische Prognosen, wohin man blickt: Die Pandemie hat die wirtschaftlichen Aussichten nachhaltig eingetrübt. Das spürt man auch im steirischen Gewerbe und Handwerk. Jetzt heißt es, kühlen Kopf bewahren und konsequent weiterarbeiten.

Anzeige Foto: Lunghammer

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ie steirischen Gewerbeund Handwerksbetriebe gelten traditionell als Garant für Stabilität in schwierigen Zeiten. Corona hinterlässt allerdings auch hier seine Spuren – und zwar auf ziemlich dramatische Art. Die Umsätze und Auftragseingänge sind im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 11,5% gesunken. Laut aktueller Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria melden 51% der Unternehmen Rückgänge, 35% geben an, dass die Auftragseingänge auf Vorjahresniveau liegen, und lediglich 14% melden Steigerungen. Schwacher Trost: Das Minus ist im ersten Halbjahr im steirischen Gewerbe und Handwerk geringer ausgefallen als im Österreichdurchschnitt. „Ja, wir haben schon mehr gelacht“, meint Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk. „Die Situation ist für alle Betriebe schwierig, und wir wissen nach wie vor nicht so recht, wie sich die nächsten Monate entwickeln werden.“ Gedämpfte Erwartungen Im Vergleich zum Vorquartal ist das Stimmungsbarometer zwar wieder etwas gestiegen,

es liegt allerdings nach wie vor im negativen Bereich. Der Anteil der Betriebe mit einer guten Geschäftslage ist von 12% im 2. Quartal 2020 auf 24% im 3. Quartal 2020 gestiegen, hat aber das Niveau vor der

Spartenobmann Hermann Talowski: „Die Zeiten waren schon besser. Aber irgendwann wird auch diese Krise vorbei sein.“ Pandemie noch nicht erreicht. Der Anteil der Betriebe mit einer schlechten Geschäftssituation ist im 3. Quartal 2020 (27%) zwar niedriger als im 2. Quartal 2020 (50%), jedoch deutlich höher als in den Quartalen davor. Der Anteil der Betriebe, die eine saisonübliche Geschäftslage melden, ist von

38% auf 49% gestiegen. Die schlechte Stimmung spiegelt sich auch in den Erwartungen für das 4. Quartal 2020 wider. Insgesamt erwarten im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Betriebe Rückgänge: Waren es 2019 nur 8%, die sich auf sinkende Umsätze eingestellt haben, so sind es heuer 33%! Öffentliche Hand gefordert Auch wenn die Situation mehr als angespannt ist, so gibt es dennoch auch positive Signale. „Wir wissen, dass etwa das Bau- und das Baunebengewerbe bisher verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen sind, vor allem auch durch die privaten Aufträge“, so Hermann Talowski. Jetzt sei aber auch die öffentliche Hand gefordert, ihre Rolle als Auftraggeber wahrzunehmen. Mit der Gemeindemilliarde könnten Kommunen schnell und unkompliziert Investitionszuschüsse bekommen, um damit die regionale Wirtschaft zu unterstützen. „Clevere Gemeinden haben das bereits gemacht.“ Eines ist aber auch klar: Viele andere Branchen – von den Frisören über die Floristen bis hin zur Mode, um nur einige zu nennen – profitieren

davon nicht. „Hier brauchen wir ähnlich wie in der Gastronomie eine Halbierung der Mehrwertsteuer“, so Talowski.

Lehrlinge gefragt Lehrlinge sind im Gewerbe und Handwerk nach wie vor stark nachgefragt. Talowski: „Die steirischen Betriebe sind bekannt für ihre hohe Ausbildungsqualität! Sie bieten jungen Menschen ein familiäres Umfeld mit zahlreichen Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung.“ Und eines ist auch klar: Wenn die aktuelle Krisensituation überwunden ist und der Wirtschaftsmotor wieder anspringt, dann braucht es bestens ausgebildete Fachkräfte, um die Aufträge auch abarbeiten zu können. „Wer jetzt eine Lehre in einem steirischen Gewerbe- und Handwerksunternehmen beginnt, hat die besten Chancen für eine gute berufliche Zukunft“, so Talowski. Mit Stichtag 30.9.2020 sind übrigens 2.059 junge Menschen im ersten Lehrjahr in einem Gewerbe- und Handwerksbetriebe beschäftigt. Nimmt man alle Unternehmen zusammen, so ist die Sparte Gewerbe und Handwerk sogar der größte Lehrlingsausbildner der Steiermark. FAZIT NOVEMBER 2020 /// 61


Das Team von Ford Gaberszik steht dem Kunden im modernisierten Ambiente zur Verfügung.

Vieles neu bei Ford Gaberszik

Die Zeiten sind hart im Moment und nicht gerade rosig – besonders die Wirtschaft ist in diesem Jahr stark gebeutelt. Doch trotz COVID-19 heißt das nicht, dass totaler Stillstand herrscht, dass nicht investiert wird. So baut das Grazer Traditionsautohaus Gaberszik seine bestehende Neuwagenhalle um; damit nicht genug, erweitert die Familie Gaberszik ihr Firmengelände ab sofort sogar um einen brandneuen zweiten Schauraum in der Fabriksgasse 27, also quasi nebenan. Mit diesem Umbau wird das alteingesessene Autohaus zu einem der modernsten Ford-Partner Österreichs. ie Zeiten sind hart im Moment und nicht gerade rosig – besonders die Wirtschaft ist in diesem Jahr stark gebeutelt. Doch trotz COVID-19 heißt das nicht, dass totaler Stillstand herrscht, dass nicht investiert wird. So baut das Grazer Traditionsautohaus Gaberszik seine bestehende Neuwagenhalle um; damit nicht genug, erweitert die Familie Gaberszik ihr Firmengelände ab sofort sogar um einen brandneuen zweiten Schauraum in der Fabriksgasse 27, also quasi nebenan. Mit diesem Umbau wird das alteingesessene Autohaus zu einem der modernsten Ford-Partner Österreichs. Im Zuge dieses Umbaus ist das Verkaufsteam vorübergehend in die Räumlichkeiten der Schwesterfirma GB Premium Cars eingezogen. Da man bei GB Premium Cars beschloss, sich als Fachwerkstätte für Jaguar & Land Rover zu spezialisieren, wurde dieser Umzug ermöglicht – nähere Infos unter www.gbpremiumcars.com. Auch nach Abschluss der Umbauarbeiten wird dieser zweite Schauraum beibehal-

62 /// FAZIT NOVEMBER 2020

ten. Die breite und vielfältige Pkw- und Nutzfahrzeugpalette von Ford wird den Kunden dadurch künftig jeweils in einem modernem Schauraum präsentiert, in dem das speziell geschulte Team, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Kunden, beraten wird. Gerade dem wachsenden Nutzfahrzeugbereich werden damit die Aufmerksamkeit und nun auch der Platz geschenkt, die er verdient. So werden vom kleinen Ford Transit Courier, über den Ford Ranger – Österreichs meistverkauftem Pick-up –, bis hin zu den verschiedensten Sonderaufbauten wie Koffer- oder Pritschenaufbau beim Ford Transit, und vieles mehr gemäß dem Motto „Ford: Motor der österreichischen Wirtschaft“ vor Ort zu bestaunen sein und wichtiger noch: zum Testen bereit stehen. Das kompetente und erfahrene Verkaufsteam von Ford Gaberszik kann so sicherstellen, dass jeder Kunde für sich den perfekten Geschäftspartner auf vier Rädern findet; wenn dieser eines der über 100

lagernden Nutzfahrzeugmodelle ist, kann man auch sofort durchstarten.

Im Trend der Zeit: alternative Antriebe Auch die alternativen Antriebe sind ein wichtiges Thema, dem man in den neuen Schauräumen noch besser nachkommen will. Mit dem Ford Transit Custom Plug-in-Hybrid (PHEV) steht sogar der „International Van of the Year 2020“ im Schaufenster. Der größte steirische FordPartner und sechstgrößte Österreichs sieht mit seiner Marke trotz COVID-19 speziell im Businesskundenbereich Potenzial, dem man mit den neuen Firmenräumlichkeiten und seinem hochmotivierten Team entsprechen will.

Autohaus A. Gaberszik OHG Fabriksgasse 15 8020 Graz Telefon: 0316 710171-0 www.ford-gaberszik.at

Fotos: Gaberszik

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Wirtschaft

Gady Service- und Ersatzteile Zentrum in Lieboch

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Öffentliche Aufträge für regionale Unternehmen

Wenn Gemeinden öffentliche Aufträge direkt an regionale Unternehmen vergeben, schafft und sichert das Arbeitsplätze vor Ort.

Anzeige Foto: Land Steiermark/Peter Drechsler

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ie Menschen zurück in Beschäftigung zu bringen, steht für uns an oberster Stelle“, betont SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz. „Mit erhöhten Schwellenwerten können wir genau das erreichen. Denn wenn Gemeinden öffentliche Aufträge direkt an regionale Unternehmen vergeben können, schafft und sichert das zig Arbeitsplätze vor Ort.“ Durch die Schwellenwerteverordnung können öffentliche Aufträge im Bau-, Liefer- und Dienstleistungsbereich bis zu 100.000 Euro direkt an Unternehmen vergeben werden. Bei „nicht offenen Verfahren ohne vorherige Bekanntmachung“

– also Aufträgen, für deren Vergabe es zumindest drei Vergleichsangebote braucht – liegt der Schwellenwert bei einer Million Euro. „Die Verordnung läuft allerdings mit 31. Dezember aus. Eine Direktvergabe ist dann nur noch bis 50.000 Euro möglich. Darum fordert das Land Steiermark nicht nur eine dringende Verlängerung der Schwellenwerte, sondern auch deren Erhöhung. Damit schaffen wir neue Arbeitsplätze – die es gerade jetzt dringend braucht – und wirken auf lange Sicht einer Abwanderung der Menschen in städtische Regionen entgegen.“

tarter, Lichtmaschinen, Einspritzpumpen und viele weitere Neuteile inkl. Reparatur und Instandsetzung sowie Pkw-Service und Oldtimer-Teile sind hier aus einer Hand erhältlich. Zudem finden im neuen Räder- und Reifenhotel ca. 2.000 Rädergarnituren Platz. Die umfangreichen Serviceleistungen werden durch eine Landmaschinen-Servicewerkstätte inkl. § 57a-Prüfstelle abgerundet. Das riesige Ersatzteillager begünstigt die rasche und unkomplizierte Reparatur durch das mobile Gady Landmaschinen-24-Stunden-Service. Die Belieferung von

Fachwerkstätten und Karosserie- und Lackierwerkstätten mit Originalteilen der Marken BMW, Mini, Opel und Toyota sowie für Landmaschinen ist ein weiterer Schwerpunkt des neuen Gady Family Service- & Ersatzteile-Zentrums in Lieboch. Die Wartezeiten verkürzen sich in Zukunft erheblich, denn das bestehende Team wurde mit neuen Mitarbeitern verstärkt.

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Gadystraße 1a, 8501 Lieboch, Tel. +43 3136 90360 www.gady.at

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FAZIT NOVEMBER 2020 /// 63

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Seit Anfang August steht das umfangreiche Aftersales-Angebot der Gady Family mit seinem gut ausgestatteten Ersatzteillager den Kunden zur Verfügung. Es befindet sich neben dem neuen GadyBMW-Standort in Lieboch.


Wirtschaft

Motorbezogene Versicherungssteuer

Ersparnis oder Teuerung? Steuern sind in allen Ländern und Bereichen ein nicht gerade beliebtes Thema. Leider sind sie ein notwendiges „Übel“ und werden häufig angepasst und geändert. Eine dieser aktuellen Änderungen betrifft die motorbezogene Versicherungssteuer, die seit 1. Oktober 2020 neu berechnet wird. Doch was bedeutet das für die Autofahrer?

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den. Somit wird die motorbezogene Versicherungssteuer – wie auch die NoVA – ab 2020 auch auf Grundlage der CO2Emissionen berechnet. Wird es billiger oder teurer? Für Fahrzeuge, die vor dem Stichtag 1. Oktober 2020 zugelassen wurden, ändert sich nichts. Beim Kauf eines Neuwagens ist es nun besonders entscheidend, sich genau die Abgaswerte anzuschauen – sprich die CO2-Emmission. „Im Großen und Ganzen profitiert der Autokäufer davon. Vor allem, da neue Wägen immer umweltweltfreundlicher und sparsamer im Verbrauch werden“, erklärt Ing. Klaus Edelsbrunner, Obmann des

Bundesgremiums des Fahrzeughandels und selbst Inhaber eines renommierten Fahrzeughauses. „Für mich ist das auf alle Fälle ein Schritt in die richtige Richtung im Sinne des Klimaschutzes, Fahrzeuge nach deren CO2-Emmissionen zu besteuern. Das ist auch eine lange gestellte Forderung von uns“, so Edelsbrunner weiter.

Gewinner und Verlierer Auf der Homepage des ÖAMTC findet man einen Link zu einer recht anschaulichen Darstellung, wer die Gewinner bzw. die Verlierer der Neuerung sind. Kurz gesagt profitieren die meisten Fahrzeugkäufer mehr oder weniger davon, für wirkliche PS-Boliden hin-

gegen wird es teilweise richtig teuer. Sieht man sich etwa den Ford Focus 1,5l EcoBlue mit 70 kW an, liegt die Ersparnis bei satten 75% oder knapp 256 Euro jährlich. Bei der aktuellen Flotte von Peugeot liegt die Ersparnis ebenfalls im Bereich von 10 Prozent bis 66 Prozent je nach Modell. Die Verlierer auf der anderen Seite sind etwa Modelle wie der Grand Jeep Cherokee 3.0 V6 mit einer Verdoppelung der bisherigen Steuer. Übrigens findet man auf der ÖAMTC-Homepage ebenfalls die Möglichkeit, die neue motorbezogene Versicherungssteuer für seinen Neuen zu berechnen – damit es später nicht zu einer unliebsamen Überraschung kommt.

Foto: Fotokia

ür die Steuerberechnung sind die in der Zulassungsbescheinigung eingetragenen Werte maßgebend. D.h., die tatsächliche Steuer bzw. der CO2-Ausstoß kann von den Herstellerangaben abweichen, da diese Angaben sich in der Regel auf die Basisausstattung beziehen. Die gegebenenfalls gewählte Sonderausstattung oder das Zubehör können sich auf den Verbrauch und damit auf den CO2-Ausstoß auswirken. Bei Motorrädern müssen die Emissionen nach dem World Motorcycle Test Cycle (WMTC), bei Pkw nach dem Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicle Test Procedure (WLTP) gemessen wer-

64 /// FAZIT NOVEMBER 2020


Goldene Tanne für den SPAR-Landmarkt Gröbming Alljährlich wird der beste SPAR-Einzelhändler in der Steiermark gekürt. Im Rahmen der heurigen Tagung der österreichischen SPAR-Kaufleute wurde der SPAR-Landmarkt Gröbming mit der „Goldenen Tanne 2020“ geehrt.

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Anzeige Foto: Spar / Eva-Maria Mrazek

nen Tanne“ freuen. Johannes ls BewertungsgrundlaPauritsch (Geschäftsführer gen dienen dabei kaufder Landmarkt KG) und Jomännische Erfolgsziffern und sef Pehab (Leiter Landmarkt die Umsetzungsstärke von Gröbming) sind die Preisjährlich wechselnden Schwerträger der „Goldenen Tanne punkten. In diesem Jahr wurde 2020“ in der Steiermark. Mit besonderes Augenmerk auf die der angesehenen SPAR-inFeinkostabteilungen gelegt. ternen Ehrung gehört der Rund 130 SPAR-Kaufleute gibt Landmarkt Gröbming zu den es in der ganzen Steiermark, besten Kaufleuten der Regieiner von ihnen durfte sich bei on. SPAR ist im Geschäftsfeld der traditionellen SPAR-Deder selbstständigen Kaufleulegiertentagung, die in diesem te – bezogen auf Umsatz und Jahr in Salzburg stattfand, – mit über den Gewinn der „GoldeVSTG_InsertBBB_Wmedia_Okt20.qxp_Layout 1Marktanteil 05.10.20 17:03 Seite Abstand 1

 Gratis als App für Smartphones (Android, iOS)  auch am Desktop auf www.verbundlinie.at  aktuelle Fahrplaninformationen von Adresse zu Adresse

Wir steigen wieder ein.

Gewinner der „Goldenen Tanne 2020“ (v.l.n.r.) SPAR-GF Christoph Holzer, Johannes Pauritsch, LA-Vors. Barbara Reiß, Josef Pehab und SPAR-Vertriebsleiter Jörg Bernert Marktführer und deshalb ein attraktiver Partner für Neugründungen und Neuzugänge.

Rundum überzeugender Gewinner Der SPAR Landmarkt in Gröbming hat unter anderem bei vier Store-Checks durch Gebiets- & Frischeberater in allen Punkten überzeugt. Auch das Einkaufsambiente spielt eine große Rolle für die Bewertung der Qualität eines Marktes. „Unseren Konsumenten täglich eine moderne Nahversor-

gung mit sehr vielen, hochwertigen regionalen Produkten anbieten zu können, ist nur mit einem fabelhaften Team möglich. Diese Auszeichnung gebührt demnach dem gesamten Team des Spar Landmarkts Gröbming“, erklärte Josef Pehab bei der Preisverleihung. „Es ist damit bereits die 2. Goldene Tanne für Pehab nach 2004 und zeigt damit eindrucksvoll seine hervorragende Arbeit für die Kunden und das Unternehmen“, betonte die Jury einhellig.


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uf Wunsch von Verkehrsreferent LHStv. Anton Lang sind in der Steiermark derzeit zusätzliche Busse in den steirischen Regionen unterwegs. In Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen erarbeitete der Verkehrsverbund Steiermark einen Maßnahmenkatalog, auf welchen regionalen Buslinien Verstärkerbusse eingesetzt werden. Ziel ist es, dass stark frequentierte Buslinien zu bestimmten Zeiten (Frühspitze, Schülerverkehr) jeweils einen zweiten Bus erhalten, damit sich die Platzsituation deutlich entspannt. Insgesamt werden rund 50 Verstärkerbusse auf den steirischen Straßen unterwegs sein, um Schüler und Schülerinnen sicher in die Schule zu bringen. Vorrangig wurde dabei das Augenmerk auf mögliche interne Synergien gelegt – zum Beispiel Einsatz eines 15-Meter-Busses statt eines 12-Meter-Busses oder eines vorhandenen Fahrzeuges. Das Land Steiermark, der Verkehrsverbund Steiermark und die beteiligten Verkehrsunternehmen arbeiten gemeinsam auf Hochtouren, um stark ge66 /// FAZIT NOVEMBER 2020

nutzte Linien zu entlasten und den Fahrgästen einen größeren Abstand in den Fahrzeugen bieten zu können. Prüfung weiteren Bedarfes Die Verkehrsunternehmen wurden vorab gebeten, eine Liste von stark genutzten Schülerlinien zu erstellen und diese dem Verkehrsverbund Steiermark zusammen mit einer Kostenschätzung zu übermitteln. Nach einer Prüfung der Maßnahmenlisten wurde mit den Unternehmen Kontakt aufgenommen, um eine rasche Lösung zu finden. Die Verkehrsunternehmen beobachten die Entwicklung der Fahrgastzahlen weiterhin – diese dienen als Basis für die weitere Vorgangsweise und eventuellen Anpassungen.

Staffelung der Unterrichtszeiten „Es freut mich, dass es uns im Interesse der Fahrgäste gelungen ist, als Sofortmaßnahme zusätzliche Busse zur Verfügung zu stellen. Ein sicherer Schulweg mit ausreichend Platz in den Bussen ist besonders in dieser schwierigen Zeit enorm wichtig. Die

eingesetzten Verstärkerbusse sollen unseren Schülern und Schülerinnen jedenfalls bis Ende des Jahres zur Verfügung stehen. Gleichzeitig appellieren wir auch weiterhin an die Verantwortlichen im Bildungsbereich, ernsthaft eine Staffelung der Unterrichtsbeginnzeiten zu prüfen“, erklärt Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang. „Wir rechnen derzeit mit rund 50 zusätzlichen Bussen, die als Verstärker bei den bestehenden Linien eingesetzt werden. Besonders wichtig ist, dass die zusätzlichen Busse auch genutzt werden und nicht alle Fahrgäste in den ersten Bus, der an der Haltestelle stehen bleibt, einsteigen. Mein besonderer Dank gilt den Verkehrsunternehmen, die diese zusätzlichen Leistungen in kurzer Zeit auf die Beine stellen konnten“, erklärt Peter Gspaltl, Geschäftsführer Verkehrsverbund Steiermark. Aktuelle Informationen zu den eingesetzten Verstärkerbussen sind auf der Webseite des Verkehrsverbundes abrufbar : www.verbundlinie.at/zusatzbusse

Fotos: Harry Schiffer, Tom Lamm

Landesrat Anton Lang und Verkehrsverbund-GF Peter Gspaltl sorgen für zusätzliche SchulbusKapazitäten.

Regionalbusverkehr: Verstärkerbusse für die Steiermark


Anzeige Foto: Wr. Städtische, *) Quelle: FNG - Forum Nachhaltige Geldanlagen

Wiener Städtische setzt Maßstäbe mit nachhaltigem Fondsprodukt Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Umweltzeichen, verbindet die neue Fondspolizze ECO SELECT INVEST zwei Mega-Trends unserer Zeit: attraktive Ertragschancen und nachhaltige Veranlagung.

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as innovative Produkt ECO SELECT INVEST ist eine fondsgebundene Lebensversicherung gegen laufende Prämienzahlung mit ausschließlich nachhaltigen Fonds, die allesamt das Österreichische Umweltzeichen des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) tragen. „Für immer mehr Menschen ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema – und das mittlerweile über sämtliche Lebens-

bereiche“, ist Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen, überzeugt und weiter: „Wir haben diesen Nachhaltigkeitstrend frühzeitig erkannt und mit April unsere neue Fondspolizze ECO SELECT INVEST – ausgezeichnet mit dem Österreichischen Umweltzeichen – auf den Markt gebracht“. Die Wiener Städtische ist österreichweit die erste Versicherung, die dieses Umweltzeichen

für eine Fondsgebundene Lebensversicherung erhalten hat. Nachhaltige Veranlagung: Trend stark steigend „Dass wir mit diesem Produkt den Nerv der Zeit getroffen haben, belegen die Entwicklungen am Markt für nachhaltige Veranlagungen durchaus eindrucksvoll: Die Zuflüsse in nachhaltige Geldanlagen haben sich österreichweit in

Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen, setzt auf das Thema Nachhaltigkeit. den letzten Jahren zum klaren Trend entwickelt“, so Witsch. Lag das Volumen bei nachhaltigen Veranlagungen im Privatbereich im Jahr 2012 noch bei 860 Mio. Euro, so stieg dieses bis 2019 bereits auf 6,75 Mrd. Euro* und seitdem kontinuierlich weiter.

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Bauen & Wohnen

Neue Studie:

So wohnen die Steirer Wo wird wie viel gebaut? Welche Art von Wohnungen und in welcher Größe werden diese realisiert? Wie ist die typische Ausstattung? Antworten darauf gibt die neue Baudatenbank der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der WKO und des Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) in Kooperation mit Exploreal.

Foto: Fotolia

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in typisches steirisches Wohnbauprojekt sieht so aus: 38 Wohneinheiten pro Projekt, die Wohnnutzfläche liegt im Durchschnitt bei 62,1 Quadratmetern. 43 Prozent fallen unter die Kategorie 1-2-Zimmer-Wohnungen, über 3 Zimmer verfügen 38 Prozent und mehr als 4 Zimmer haben 19 Prozent. 94 Prozent der einzelnen Wohnungen haben Freiflächen mit einer durchschnittlichen

es in der Steiermark mit einem Durchschnittspreis von 213.400 Euro, danach folgt das Burgenland mit 274.350 Euro, Niederösterreich mit 278.965 Euro und schließlich – erwartungsgemäß – Wien mit einem durchschnittlichen Preis von 363.000 Euro. „Eine große Herausforderung wird der Ausgleich zwischen urbanen Lebensräumen und ländlichen Regionen sein“, bekräftigt der Fachgruppenobmann der

Größe von 11,2 Quadratmetern. Auffällig ist dabei der geringe Loggienanteil, aber ein hoher Balkon- und Gartenanteil. Im Detail verfügen 60 Prozent über einen Balkon, 32 Prozent über eine Terrasse, 22 Prozent über eine Gartenfläche und 6 Prozent über eine Loggia. Alles in allem verfügen 94 Prozent der Wohnprojekte über Freiflächen, weiters verfügt jede Einheit im Schnitt über 1,37 PKW-Stellplätze. Die günstigsten Wohnungen laut Baudatenbank gibt

Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Gerald Gollenz „Diese Studie zeigt dies ganz deutlich.“ So sind innerhalb des letzten Jahres in Graz 15,7 Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner auf den Markt gekommen, in Graz-Umgebung 14,0 – in Murau und Murtal dagegen, die hier das Schlusslicht der Tabelle bilden, nur jeweils 0,9. „Ähnlich wie in Wien übersteigt auch in der Steiermark das Angebot von BauträgerWohneinheiten die prognostizierte Haushaltsentwicklung“, so Gollenz.

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Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Erlebnis Schlüssel 70 /// FAZIT NOVEMBER 2020




Fazitportrait

In Graz steht seit Jahrzehnten das weltweit größte Spezialmuseum für Schlüssel, Schlösser, Kästchen und Eisenkunstguss. Seine erfolgreiche Tätigkeit als Unternehmer erlaubt es dem

mittlerweile zweiundachtzigjährigen Bergsteiger

Hanns Schell den durchschnittlich 5.000 Besuchern pro Jahr eine faszinierende, längst vergangene Welt voller wertvoller Kulturgüter zu präsentieren. Über mehr Unterstützung seitens der Politik würde er sich freuen.

G

raz ist eine geheimnisvolle Stadt. Einerseits geheimnisumwoben, weil abseits der transnationalen Verkehrsachsen gelegen und Fremden daher eher vom Hörensagen bekannt. Sie hören vom Alpenostrand, missverständlich, je nachdem, wie man ihn ausspricht, vom mediterranen Klima mit pannonischen Einflüssen aus der Tiefebene im Osten, von altitalienischer Architektur in der größten zusammenhängenden Altstadt Südostmitteleuropas oder von einer heimlichen Literaturhauptstadt. Alles irgendwie nicht ganz unwahr: Es gibt eine nahe Copacabana, manchmal gute Luft, einige wenige Renaissancebauten und das in einer Altstadt, die fast an jene von Brno heranreicht, einen vergessenen Wolfi Bauer, aber doch einen nobelpreisgekrönten Peter Handke. Andererseits gibt es auch für Einheimische ständig etwas Neues, teils Geheimes zu entdecken. Manches ist unzugänglich, wie die Blut- und die Goldgasse, manches kaum zugänglich, wie das Cerrini-Schlössl und manches aus dem öffentlichen Bewußtsein verdrängt, wie das schönste Museum der Stadt, die Schell Collection, das unbekannte Schlüsselmuseum. Mann mit Passion Aber was soll an einem Schlüssel oder einem Schloss so interessant sein? »Man hat jeden Tag mindestens dreißigmal in irgendeiner Form mit Aufsperren und Versperren zu tun«, sagt Hanns Schell, der Gründer des Museums. So eine Antwort war zu erwarten, und das aus zwei Gründen. Zunächst, die Antwort ist selbstverständlich gut, man denke an die Schlüssel für Wohnung oder Haus, für FAZIT NOVEMBER 2020 /// 73


Fazitportrait

Alle stürzen sich auf die Keuschheitsgürtel. Hanns Schell

Auto und Fahrrad, das macht schon mindestens zehnmal Sperren pro Tag. Nein, die Frage war schlecht. Es ist zwar eine offene Frage – im Gegensatz zur geschlossenen, wie ich in der Journalistenausbildung lehren würde, hätte ich die Möglichkeit dazu – aber sie ist nicht beantwortbar. Dass sich ein Briefmarkensammler für Briefmarken interessiert, ist genauso vermutbar, wie jede einzelne seiner Begründungen subjektiv ist. Alles, was im Auge des Betrachters liegt, ist eben nicht immer allgemeingültig. Der zweite Grund: Der 82jährige Hanns Schell ist ein Mann mit Passion. Das schließt Objektivität von vornherein aus. Sonst wäre er nicht bis in seine Fünfziger auf die höchsten Berge dieses Planeten gestiegen. Der Name Schell ist Legion in der Welt der Bergsteiger und wird in einem Zug mit einem Reinhold Messner oder einem Peter Habeler genannt. Zwar war er dabei, aber nicht am Mount Everest oben, als die beiden 1978 ohne künstlichen Sauerstoff Geschichte schrieben. Hanns Schell war damals in der zweiten Gruppe, deren Gipfelangriff abgeblasen wurde. Aber neben einigen Erstbesteigungen von Siebentausendern hat er auch von den 14 Achttausendern vier in seiner Sammlung: Hidden Peak, Nanga Parbat, Gasherbrum II, Shisha Pangma. Den Nanga Parbat bestieg er über eine neue Route, die seitdem »Schell-Route« heißt und den Grazer quasi unsterblich gemacht hat. Derartiges hätte er sich auch für seine, um ein Jahr jüngere Frau Lieselotte »Lilo« gewünscht, mit der er seit mehr als 58 Jahren verheiratet ist und sechs Kinder hat, die ihrerseits bereits für 14 Enkel und sechs Urenkel gesorgt haben. Doch Lilo möge das Rampenlicht nicht, daher solle ich folgende Episode nicht schreiben. Da Lilo aber genauso wie Hanns einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat, kann diesem Wunsch nicht entsprochen werden. Der erwähnte Hidden Peak, der auch Gasherbrum I heißt, war damals, 1975, eine Drittbesteigung, nur einen Tag nach der Zweitbesteigung durch Messner und Habeler. Für Fans: Diese wiederum erfolgte 17 Jahre nach der Erstbesteigung durch Kauffman und Schoening. Auch Lilo war bei der Drittbesteigung dabei und gelangte bis Lager III. Kurz davor aber waren Hanns und Lilo mit Freunden auf einem Siebentausender am Gipfel, laut Wikipedia eine Erstbesteigung (Urdok Kangri I, 7250 m). Für die Bücherfreunde unter uns: Das ist so ähnlich wie eine Erstausgabe, nur besser, weil tatsächlich einmalig. Hanns Schell: »Wäre sie mit auf den Gipfel vom Gasherbrum I, dann wäre sie die siebente oder achte Frau weltweit und die erste Österreicherin

74 /// FAZIT NOVEMBER 2020

überhaupt auf einem Achttausender gewesen.« Und das hätte er ihr besonders gegönnt.

Eisenwaren Odörfer Die bessere Frage lautet also, woher denn die Passion des Bergsteigers für Schlüssel und Schlösser käme. Die wurzelt in seinem Beruf als Gesellschafter bei Odörfer, Segro und Filli-Stahl, weshalb Wikipedia ihn auch als Industriellen bezeichnet. Die Firma Odörfer war bereits fast hundert Jahre alt, als der Großvater des Bergsteigers, Hanns Schell I., ein Siebenbürger Sachse aus Hermannstadt, heute Sibiu/Rumänien, um das Jahr 1900 mit zwei Kompagnons in das Unternehmen einstieg. Damals war der Betrieb in der Griesgasse, wo der Detailhandel bis in die 1980er Jahre verblieb, während der Großhandel bereits 1967 in die Herrgottwiesgasse zog. Nach der Aufspaltung von Odörfer in ein Sanitär- und ein Eisenwarenunternehmen verblieb letzteres bei der Schell-Familie. Nach dem Tod von Vater Hans II. übernahm Hanns III. im Jahr 1969 die Firmenanteile mit 31 Jahren. Da hatte er schon einige Siebentausender hinter sich, die Achttausender sollten erst später folgen. Die Sammelleidenschaft war längst geweckt, entfacht durch den Werbeleiter des Eisenwarenfachgeschäfts Odörfer, der für die Dekoration der Auslagen in der Griesgasse alte Schlüssel und Schlösser ankaufte. Zur Vermeidung der damals enormen Flugspesen fuhr Schell 1965 mit dem Auto auf eine Expedition nach Pakistan und in den Iran. In Isfahan und Teheran erstand er auf den Basaren seine ersten Schlösser, knüpfte Kontakte zu Händlern und Sammlern und graste in Graz die Trödel- und Fetzenmärkte ab. Die Sammelleidenschaft weitete sich in der Folge auch auf Kästchen, Kassetten und Eisenkunstguss aus. 1973 öffnete das Schloss- und Schlüsselmuseum in der Griesgasse, 1985 die »Collection Schell« in der Triesterstraße, 1992 schließlich folgte der Neubau am heutigen Standort in der Wienerstraße 10. Unbeschreiblich und präzise Heute präsentieren sich dort unglaubliche 14.000 Exponate auf großzügigen 2.500 Quadratmetern, verteilt über drei Stockwerke. Darunter 7.500 filigrane bis pompöse Schlüssel, komplizierte Schlösser, aufwendig gearbeitete Kästchen und nicht minder wertvolle Kassetten, 3.000 eiserne Kostbarkeiten, gegossen und geschmiedet, sowie 3.000 ethnologische Objekte aus Afrika und




Fazitportrait

Immer sind alle am gleichen Tag am Gipfel gestanden. Hanns Schell

Asien. Leider sind sie unbeschreiblich: Vorhängeschlösser in der Größe von einem Zentimeter oder solche, die so groß und schwer sind, dass man dafür einen Waffenschein braucht, so sie nicht überhaupt von selbst schießen (mit integriertem Schussapparat), allesamt mit einer Kunstfertigkeit und Präzision verarbeitet, dass man teilweise nicht mehr an Handarbeit, sondern den Einsatz von CNC-Fräsen glauben möchte. Welch Wunderwerke vor allem auch in technischer Hinsicht Kassetten und Truhen darstellen können, ist tatsächlich nur beschau- und nicht beschreibbar. »In der Nacht der Museen stürzen sich immer alle auf die Keuschheitsgürtel«, lacht Hanns Schell, dabei ist man sich heute sicher, dass das nur »Fakes« sind, allesamt Fälschungen aus der Zeit der Frührenaissance. Die angeschlossenen Texte und Erklärungen sind so überzeugend und erkenntniserweiternd, wie die wissenschaftliche Aufbereitung, die ein kleines vierköpfiges Team rund um die Museumsdirektorin und wissenschaftliche Leiterin Martina Pall leistet. Natürlich kann über Konzeptionen, Methodik, Präsentationstechnik bis hin zu Museumspädagogik etc. pp. unendlich diskutiert werden, so wie einem der postmoderne Bau aus den frühen 1990ern vielleicht mehr oder weniger gefallen mag. Für Gelassenheit und Leichtigkeit sollte hier allein schon der Gedanke sorgen, dass morgen nicht heute sein wird. »Leicht« ist dabei nicht im Sinne von anspruchslos zu verstehen – sondern im Sinne von Castiglione und seinem Buch über den Hofmann, der einst propagierte, dass man die größte Kunstfertigkeit nur dann zur Vollendung treibe, wenn dieser keine Anstrengung anhafte, sondern lässige Mühelosigkeit. Diesen Eindruck vermittelt der Gründer dieses Privatmuseums auf natürliche Weise, vielleicht liegt es auch daran, dass Hanns Schell als Bergsteiger besonders geerdet ist. Als solcher ist er stolz darauf, dass unter seiner Expeditionsleitung immer alle am gleichen Tag am Gipfel gestanden sind, »zumindest die, die wollten.«

Familientechnische Schell-Route Familientechnisch gesehen ist Hanns Schell ebenfalls froh, auch hier eine eigene Schell-Route gegangen zu sein. Über den Weg, alle eine Erbverzichtserklärung unterschreiben zu lassen, konnte er eine Aufsplittung des Erbes vermeiden und es schon zu Lebzeiten an die sechs Kinder verteilen. – Die unterschiedlich damit umgingen. Das einzige operativ noch tätige Unternehmen ist Filli, als Eisenwarenhandel gekauft und heute als Spenglerbedarfshändler und -erzeuger sowie als Servicebetrieb für Lasertechnik im Geschäft. Von Odörfer und Segro blieben immerhin die Immobilien im In- und Ausland, die vorwiegend unter der Ägide von Sohn Christof, der Immobilienentwickler ist, verwaltet, das heißt vermietet werden. Er war es auch, der heuer im Februar den Eisenwaren-Odörfer nach 97 Jahren im Familienbesitz verkauft hat. Auch das Gelände rund um das Museumsgebäude hat seine außerfamiliäre Bestimmung gefunden. Bei einem Bauträger, der hier gerade 260 Wohnungen errichtet. Hanns Schells Mission ist nach wie vor die Erhaltung von Kulturgut, deshalb kauft er auch schon einmal ein riesiges Portal aus Holz, »das schon ewig in Pakistan im Dreck gelegen ist.« Und erläutert dazu die Geschichte von Kafiren und Nuristen mit eigener Religion, von denen es in zwei oder drei Tälern gerade noch rund dreitausend gäbe. So wie er im Museum zu fast jedem Stück eine Geschichte zu erzählen weiß. Auch das Museum ist längst an Christof übergeben und seit dem Vorjahr ist der Betrieb überhaupt in den Händen des Betreibervereins »Verein zur Förderung der Schell Collection«. Dazu wurde den Privatmuseumsbetreibern geraten, in der Hoffnung, dass es dann vielleicht doch einmal eine Förderung gibt. Hanns Schell macht aus seinem Herzen keine Mördergrube, wenn er sagt: »Wir sind mit Abstand das größte Spezialmuseum weltweit, werden aber in Graz und der Steiermark von der Politik zwar goutiert, aber nicht n honoriert.«

Hans Schell Collection, Museum 8020 Graz, Wienerstrasse 10 Telefon +43 316 766177 schell-collection.com

FAZIT NOVEMBER 2020 /// 77


Zur Hölle mit Regeln. Wenn es gut klingt, dann ist es gut. Eddie Van Halen, Rockmusiker, 1955–2020

Neues Museum in Graz

Lebendiges Buch der Geschichte

Es ist eine lange und wechselreiche Geschichte, die den Grazer Schloßberg von den ersten Siedlungsspuren der Steinzeit über spätere Festungsanlagen bis hin zum heutigen Naherholungsparadies geprägt hat. Das kürzlich eröffnete neue Schloßbergmuseum will Grazern ebenso wie Touristen viele zum Teil vergessene Aspekte der spannenden Zeitläufe nahebringen. Von Josef Schiffer

Fotos: Van Halen News Desk, Franziska Schurig, Marija Kanizaj

N

ach mehreren Jahren Vorarbeit gelangte an Stelle des alten Garnisonsmuseums durch den Direktor des Graz Museum, Otto Hochreiter, ein völlig neues Konzept, unterstützt von zahlreichen Historikern und Experten, zur Umsetzung. Längere Zeit spießte es sich im Gemeinderat an der Finanzierung des ambitionierten Projekts, dessen Endkosten mit 2,8 Mio. Euro angegeben werden. Wesentlich erleichtert wurde diese Aufgabe durch eine Million Euro, die eine Grazer Bürgerin der Stadt Graz dafür zweckgebunden hinterlassen hatte. Im anschließenden Wettbewerb zur Findung von Architektur- und Gestaltungspartnern konnte sich das Grazer Architekturbüro studio WG3 erfolgreich durchsetzen. Innerhalb rund eines Jahres, mit Beginn im Juli 2019, konnte das gesamte Vorhaben trotz coronabedingter Unterbrechung verwirklicht werden. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Kanonenbastei und die ehemaligen Gebäude der Feuerwache zeigen eine klare, übersichtlich gegliederte Gesamtkonzeption. Im Eingangsbereich mit frisch gepflanzten Hainbuchen führt der »Wundergarten« mit symbolhaften Kunstwerken an die Legenden und Geschichte des Berges heran, den steirischen Panther, den Hund, der die Kaisertochter vor der Entführung rettete

78 /// FAZIT NOVEMBER 2020

oder den Löwen, die Personifikation des heldenhaften Schloßbergverteidigers von 1809, Major von Hackher. Von der Bastei aus eröffnet sich den Besuchern ein wundervoller Blick auf die Stadt. Das zentrale Objekt der Kanonenhalle bildet nun eine »Sehmaschine«, mit deren Hilfe historisch vertiefte Blicke mittels Überblendung auf die Stadt geworfen werden können. Die Ausstellungsräume sind mit exemplarischen Objekten bestückt, die viele interessante Einblicke in die Historie des Berges ermöglichen, ohne dem üblichen Fehler der Überfrachtung zu verfallen. Zum Abschluss wartet im barrierefrei zugänglichen Keller

Das eindrucksvolle Herzstück des Museums bildet ein beleuchtetes kristallines Modell des Schloßbergs, dessen historische Entwicklung multimedial aufbereitet anschaulich vor Augen geführt wird.

der Kasematten ein echter Glanzpunkt: Ein Modell des Schloßbergs, gestaltet als 3D-Kristall, zeigt in wechselnder Beleuchtung, begleitet von einer multimedialen Präsentation, der »Schloßberg-Story« die einzelnen historischen Bauphasen vom frühmittelalterlichen »Gradec« und der kaiserlichen Burg, die leider in den Franzosenkriegen zerstörte Festung bis hin zu den Luftschutzstollen des 2. Weltkrieges. Kulturstadtrat Günther Riegler sieht am von Flaneuren stark frequentierten Schloßberg ein enormes Besucherpotenzial für diese Filiale des Graz Museums, was durch den moderaten Eintrittspreis von zwei Euro sicher unterstützt wird. n


Alles Kultur Musik

Graz jazzt. Wie schon lange nicht mehr Jazz ist eine der Säulen von Graz! So schallte es dereinst aus dem Munde von Wolfgang Bauer. Tatsächlich hatte Graz so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal zumindest innerhalb der österreichischen Szene, gab es doch in der steirischen Landeshauptstadt eine Fülle von Clubs und eine sehr lebendige Jazzszene. Von Gerhard Kosel

D

er Turbo war hier ganz klar die Jazzabteilung an der KUG und lockte eine Vielzahl von Studenten und auch viele Gastprofessoren nach Graz. Heute gibt es eine Vielzahl an Ausbildungsstätten in Sachen Jazz europaweit. Die hiesige Jazzabteilung schlägt sich wacker im Wettbewerb der Besten. Mit einem Namen allerdings ist die Grazer Jazzszene ganz intensiv verbunden: Karlheinz Miklin brachte die »Jazzakademie«, wie sie landläufig noch immer genannt wird, erst so richtig zum Strahlen. Als deren langjähriger Leiter erweiterte er mit einer Vokalklasse das reichhaltige Ausbildungsangebot und lockte mit Gastprofessuren und wirklichen Weltstars wie Mark Murphy, Sheila Jordan, Jay Clayton und Andy Bey auch eine Vielzahl von Studierenden nach Graz, was wir auch heute noch nachhaltig hören können. Mit Projekten wie »Graz Meeting«, gemeinsam mit Gamsbart durchgeführt, mit mehreren Weltkongressen der International Association of Jazzschools, deren Chairman er auch war, wurde Graz in der Fachwelt auch international wahrgenommen Mr. Bigband Das Spiel in der Bigband ist für viele Studierende Training und das Zusammen-

spiel von rund 20 MusikerInnen immer wieder herausfordernd. Als Trainer und Dirigent hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein Mann ganz besonders hervorgetan, den man getrost »Mr. Bigband« nennen darf: Sigi Feigl gründete nicht nur die wichtigsten Bigbands der Steiermark, von der Bigband Süd und der Jazzbigband Graz im Jahr 1999, mit der er nicht nur 96 »Monday Nights« veranstaltete, sondern eine Erfolgsgeschichte ermöglichte. Ganz nebenbei kam die Gründung des HGM-Jazzorchesters in Zagreb hinzu, eine weitere Facette im Curriculum des Bandleaders und Programmdirektors. Dass er in vielen Genres sattelfest ist, konnte man alljährlich bei der Grazer Opernredoute live erleben. Auch heute noch trägt er mit seinen Bigband-Themenabenden zu einer bunten und qualitätsvollen Programmschiene in der Komödie Graz bei. Im Jahr 2016 wurde von Sigi Feigl das Jazzorchester Steiermark gegründet und gleich mit dem ersten Programm startete er so richtig durch. Galt es doch, die Kompositionen von Karlheinz Miklin, dem wohl erfolgreichsten Jazzer der Grazer Szene, arrangiert von Michael Abene, auf die Bühne zu bringen und auch auf CD zu verewigen. Der nächste Meilenstein war das Projekt mit der Indie-Rockband »The Base«, die sich mit dem Jazzorchester Steiermark zu »The Big Base Band« temporär vereinte und auch international durchstarten konnte. Dieses » FAZIT NOVEMBER 2020 /// 79


Alles Kultur » Projekt verbindet dynamischen Bigbandsound mit zeitgemäßen und innovativen Kompositionen zahlreicher Arrangeure aus der Grazer Szene und wird demnächst wieder durchstarten. Sigi Feigl und Karlheinz Miklin waren ein Erfolgsduo, das den Jazz in Graz ein wichtiges Stück weitergebracht und den Ruf der Jazzabteilung an der KUG auch international nachhaltig festigte. Am 6. November 2020 gibt es mit »A Tribute to Karlheinz Miklin« einen ganzen Abend lang die Musik von Miklin zu hören, dargeboten vom Jazzorchester Steiermark sowie einigen ehemaligen Studenten dieser Abteilung. Jazzen – Corona zum Trotz Vermeintlich still ist es geworden in den vergangenen Monaten und so mancher pflegt seine Depression im stillen Kämmerlein. Aber da waren auch ein paar ermunternde und oftmals sogar sehr kräftige Lebenszeichen zu hören. Der Saxophonist Heinrich von Kalnein etwa veranstaltete donnerstags von seinem Balkon aus ganz wunderbare Livekonzerte, welche im Grätzel um den Geidorfplatz zu hören und in aller Munde waren. Und da sind wir mitten im Thema: Kaum eine Musik wie der Jazz lebt vom »Live-Moment«. Jedes Konzert ist einzigartig und kaum wiederholbar, das macht wohl den Kern dieser lebendigen und oftmals unberechenbaren Musik aus. Folgerichtig wurden auch die sommerlichen Generali Jazzkonzerte durchgeführt. Die Grazer Murinsel bot die Homebase und das Publikum nahm dieses Angebot dankbar an. Unter Einhaltung aller vorgeschriebenen

Richtlinien gelang es, wunderbare Konzertabende durchzuführen, und auch die Murinsel konnte sich von ihrer besten Seite zeigen, nämlich als vielseitig nutzbares und durchaus einladendes architektonisches Kleinod in der Mitte von Graz. Und schon kommt wieder ein Mann ins Spiel, den wir scheinbar ganz selbstverständlich in den vergangenen Jahrzehnten als umtriebigen Motor des Jazz erleben durften. Denn am 1. Oktober konnte Sigi Feigl das »Tube’s« am Grieskai 74 wieder als Music-Club eröffnen. Es gibt 40 coronataugliche zugewiesene Sitzplätze, eine überkomplett ausgestattete Bühne, Flügel inklusive. Die Klimaanlage arbeitet hervorragend und sämtliche Räumlichkeiten sind barrierefrei erreichbar, sogar die Sanitäreinheit ist behindertengerecht gebaut. Auch heute noch keine Selbstverständlichkeit! Die Programmatik ist einfach: Jede Band spielt an drei aufeinanderfolgen Tagen von Donnerstag bis Samstag und kann sich dem Publikum von ihrer besten Seite präsentieren. Die ersten drei Wochenenden wurden vom Publikum gestürmt und die zahlreichen Rückmeldung sind äußerst ermutigend. Dies hat sich wie ein Lauffeuer auch in der Bundeshauptstadt herumgesprochen und so ist es nicht verwunderlich, dass das Programm bis Ende April 2021 bereits steht. Vom Luis Bonilla Quintet bis zu Harri Stojka und von Harry Sokal, Alex Deutsch und Raphael Wressnig, dem Trio de Janeiro, Marina & the KATs, es seien hier in der Kürze nur ein paar kommende Highlights aufgezählt. Der Jazz in Graz ist lebendiger den je! n

Vom 3. bis 5. Dezember in Graz: Das Harri Stojka Hot Swing Trio. Das ganze Programm gibt es unter tubes-music.at

80 /// FAZIT NOVEMBER 2020

Rezension I

Just do it? Von Thomas Goiser

W

ir sind Meister im Konservieren von Strukturen geworden« lautet eine der ersten Überschriften und ein Hauptbefund in Hannes Androschs neuem Buch, das er in Zusammenarbeit mit Bernhard Ecker verfasst hat. Digitalisierung, Dekarbonisierung, demografischer Wandel – diese »3 Ds« markierten die großen aktuellen Umbrüche. Der 1938 Geborene Androsch war in der Ära Kreisky als Finanzminister und Vizekanzler tätig, ist jetzt Industrieller und Buchautor. Die bisherigen 75 Jahre der 2. Republik teilt er in zwei Phasen, jene bis zum Jahr 2000 und die Zeit danach, in der er Bequemlichkeit und Stillstand ortet. Mitten in diese Phase fiel auch das von ihm initiierte Bildungsvolksbegehren, das weitgehend folgenlos geblieben war. Mit der Corona-Pandemie sei heuer wieder eine neue Zeitrechnung angebrochen; insgesamt brauche es ein grundlegendes Umdenken in Politik und Gesellschaft. Der Zeitzeuge spart nicht mit Ratschlägen an Regierung, die Sozialdemokratie und die Gesellschaft an sich. Das kompakte Buch besteht aus der aktuellen Zusammenfassung von Befunden, der Einschätzung politischer Maßnahmen auf österreichsicher und EU-Ebene sowie am Kapitelende jeweils To-do-Listen. Dabei kommt auch Kritik an den Maßnahmen der Regierung (als langsam und überreguliert) nicht zu kurz; stattdessen fordert Androsch ein umfassendes Konjunkturprogramm. »Leistung, Aufstieg, Sicherheit« – das SPÖ-Motto aus den Neunzehnsiebzigerjahren – gelte heute mehr denn je, bemerkte der Zeitzeuge bei der Buchpräsentation. Entsprechend auch die Widmung im Buch an die nächsten Generationen »auf dass sie Antworten auf die großen n Fragen ihrer Zeit finden«.


Alles Kultur

Kunsthaus und (noch) Künstlerhaus

Heftig, neu und etabliert Krimi Von Alexandra Perntaler

J

enny ist glücklich. Sie liebt das Leben in Eisenhagel, ihren Beruf und ihre Freunde Kevin, Daniel und Annika. Sie sind so etwas wie die vier Freunde aus Eisenhagel und führen ein entspanntes Leben. Das könnte so bleiben, doch da sind die verschütteten Erinnerungen aus der Vergangenheit und es scheint, als hätte jemand mit ihnen eine Rechnung offen. Die Vier werden auf die Probe gestellt. Jenny hat Angst. Ihr Leben ist in Bewegung. Gehen Freunde wirklich durch dick und dünn? Und ab wann ist die Angst vor dem Leben größer als die Furcht vor dem Tod? Am 5. Dezember wird man es wissen, so viel ist klar. Denn am Krampustag wurde in Eisenhagel schon immer abgerechnet. Das Genre des Provinzkrimis hat der mit 25 Uraufführungen meistgespielte lebende steirische Autor, Martin G. Wanko, mit seinem Roman »Bregenzer Blutspiele« bereits früher für sich entdeckt. »Eisenhagel«, sein neuer Roman, trägt sich in der Obersteiermark zu. Für alle, die das Genre und oder Wanko mögen, ein echtes »Must n read«! Was jetzt zu tun ist Von Hannes Androsch Verlag Brandstätter brandstaetterverlag.com Eisenhagel. Der Krampuslauf Von Martin G. Wanko Edition Keiper editionkeiper.at

Von Michael Petrowitsch

A

lle guten und vernünftigen Dinge kommen bekanntlich aus Amerika. Modebewegungen oftmals auch. Die leichtfüßige Strömung der Neuen Wilden Maler schwappte Anfang der 80er Jahre nach Europa und erfasste Deutschland und Österreich intensiv. Der wohl unmittelbar nach der, mit momentanem Wissensstand, frühesten (Höhlen-)Malerei in Altamira vor über 40.000 Jahren ausgerufene Tod der Leinwand konnte bekanntlich immer wieder in Wellen ins Bewusstsein gelangen und tritt in verschiedenen Facetten in Erscheinung. Duchamp hielt sie schlicht für »dumm« und »uninteressant«. Malerei durchzog trotzdem weiter die Kunsthistorie, mit den üblichen merkantilen Auswüchsen. In den 1980ern hatte sie dann plötzlich Punk- und Glam-Beigeschmack. Auf die richtige Kontextualisierung kommt es halt an. Hubert Schmalix, Erwin Bochatsch, Siegfried Anzinger etwa und eben Brandl, der irgendwie auch immer wiedermal Neoexpressive unter den Abstrakten. Und neue Arbeiten wie »Sonnenblume II« aus dem Jahr 2020 heißen nicht von ungefähr so, sondern sehen auch so aus, wie sie heißen. Die immer wieder

betriebene Totsagung von »oil on canvas« ist dem mittlerweile Höchstetablierten konsequenterweise egal. Das macht ihn nur umso quietschlebendiger und aktiver. Brandls Schaffen ist unter anderem geprägt von riesigen Bergpanoramen und Farbexplosionen. Beharrlichkeit macht sich bezahlt. Im österreichweiten Ranking rangiert er verkaufskräftig ganz oben. Es gibt eine Vielzahl an steirische Aktien, die man getrost links liegen lassen hätte können. Und es gibt andere, bei denen man früher hätte zuschlagen sollen. Bei Kunstankäufen ist’s ja wie bei den Lottozahlen. Anyway. Der Künstler Brandl hat sich im Ranking ganz nach oben katapultiert. Die sehenswerte Schau im Wiener Belvedere 21 ging gerade zu Ende. Jetzt ist Graz dran und das gleich in zwei Häusern. Die Schauen sind nebst ambitioniertem Begleitprogramm (u.a. mit Vorträgen von Barbara Steiner, Peter Pakesch und Robert Fleck) in Graz flächendeckend im Kunstund Künstlerhaus untergebracht. Ein Hoch jenen, die international Erfolgreiche auch in der Heimat würdigen. Es ist längst an der Zeit für einen Documenta- und Venedigbiennaleteilnehmer, in ordentlicher Breite der Öffentlichkeit vor Ort vorgestellt zu werden und in das kollektive Gen dächtnis implantiert zu werden. Herbert Brandl 24/7 Künstlerhaus Graz 23.10.2020 bis 24.1.2021 km-k.at Herbert Brandl Morgen Kunsthaus Graz 23.10.2020 bis 7.3.2021 kunsthausgraz.at Sonnenblume II, 2020 Monotypie (Ausschnitt)

FAZIT NOVEMBER 2020 /// 81

Fotos: Sabine Hauswirth, Markus Wörgötter

Rezension II

Der steirische Maler Herbert Brandl wird mit zwei zeitgleichen Schauen in den Grazer Tempeln gewürdigt. Endlich.


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

D

ie meisten Jugendlichen in Österreich haben ihre Angst vor dem Coronavirus abgelegt, und auch immer mehr Erwachsene halten sich nur mehr mit Widerwillen an die Maßnahmen der Bundesregierung. Für ihre Ignoranz müssen sie sich vorwerfen lassen, sogenannte »Covidioten« zu sein. Dabei mehren sich die Beweise, dass das Coronavirus tatsächlich viel weniger gefährlich ist, als noch im März befürchtet. Der renommierte US-Forscher John Ioannidis ist Professor für Medizin und Epidemiologie an der Stanford University und gilt als einer der meistzitierten Mediziner der Welt. Er wertete für eine im WHO-Bulletin veröffentlichte Publikation 61 Studien über Corona-Antikörpertests aus der ganzen Welt aus. Dadurch konnte er erstmals die Gesamtzahl der Infizierten errechnen und nicht nur die Zahl der positiv Getesteten. Ioannidis verglich in der Folge die Zahl der Covid-19-Toten mit jener Population, bei der Corona-Antikörper nachgewiesen werden konnten.

Klüger werden in Sachen Corona ist keine Schande

82 /// FAZIT NOVEMBER 2020

Eine der seinen Untersuchungen zugrundeliegenden Studien war übrigens die berühmte Heinsberg-Studie des Bonner Virologen Hendrik Streeck. Streeck fand heraus, dass bis Mitte April 15,5 Prozent – das sind etwa 2.000 Personen – der 12.000 Einwohner im Corona-Hotspot Gangelt im deutschen Landkreis Heinsberg eine Infektion durchgemacht hatten. Offiziell lag die Zahl der Infizierten jedoch nur bei knapp 500 Personen. Sieben Menschen von ihnen waren bis Mitte April gestorben. Daraus errechnete Ioannidis zusammen mit der Dunkelziffer aus der Streeck-Studie eine Sterberate von 0,25 Prozent, also 2,5 Todesfälle auf 1.000 Infizierte. In seiner Metastudie kommt Ioannidis außerdem zum Schluss, dass in der Altersgruppe unter 70 »nur« eine von 2.000 infizierten Personen an Covid-19 stirbt. Im Median der von ihm untersuchten Studien liegt die Mortalität bei 2,7 Promille. Das bedeutet, bei 50 Prozent der Studien lag die Sterblichkeit unter 0,27 Prozent, bei 50 Prozent darüber. Die höchste Sterblichkeit ergab sich mit 1,63 Prozent übrigens aus einer Studie in zwei Gemeinden im US-Bundesstaat Louisiana. Und die höchste Infiziertenrate fand sich mit 58 Prozent in einem Slum im indischen Mumbai, wo die Sterblichkeit jedoch unter dem Durchschnitt lag. Statt mit 2,7 Promille wurde im März mit einer Sterblichkeit von etwa fünf Prozent gerechnet. Ioannidis selbst folgert aus seinen Ergebnissen, dass die Covid-19-Mortalität sehr stark vom Anteil alter Menschen unter den Infizierten und vom Zustand des jeweiligen Gesundheitswesens abhängig ist. Umgemünzt auf Österreich bedeuten die Ioannidis-Ergebnisse, dass trotz der steigenden Infektionszahlen ein Exit aus den bisherigen Corona-Maßnahmen möglich wäre, weil eine Durchseuchung der jüngeren Bevölkerung ohnehin nicht zu einer Übermortalität führt. Gleichzeitig wird aber klar, dass die Übersiebzigjährigen unter allen Umständen vor einer Infektion geschützt werden müssen – und zwar bis entweder eine Herdenim-

munität erreicht ist oder bis endlich eine Impfung zur Verfügung steht. Daher sind Projekte wie die steirische Corona-Ampel im Pflegebereich oder geplante tägliche Testungen vor Dienstantritt für alle Mitarbeiter im Pflegebereich unabdingbar. Mit den neuen Antigentests und anderen zuverlässigen Schnelltests stehen endlich mächtige Werkzeuge zur Verfügung. Mit den neuen Tests kann in sensiblen Bereichen schnell und täglich getestet werden. Ältere Menschen in den Pflegeheimen könnten weitgehend in ihr Leben vor der Pandemie zurückkehren. Älteren Menschen, die zu Hause ein selbstbestimmtes Leben führen wollen, bleibt aber weiterhin weder die Minimierung der Sozialkontakte noch die Einhaltung der Sicherheitsregeln erspart. Nur wäre das jedenfalls ein vertretbarer Preis, um sowohl das Leben der Älteren zu schützen als auch um einen weiteren Lockdown – mit seinen unabsehbaren ökonomischen Folgen – zu verhindern. Die Bundesregierung sollte einräumen, dass sie aus neuen Erkenntnissen klüger werden kann und einen neuen Weg aus n der Coronakrise beschreiten.

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