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#177
FA ZITGESPR ÄCH
Nr. 177 8/2021 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M
Der Bauer als Präsident Franz Titschenbacher im Interview
FAZIT
November 2021
FA ZIT THEMA L ANDWIRTSCHAF T
FA ZITESSAY
Hans-Werner Sinn über die Aktualität von Karl Marx’ Kapital Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.
Was aus dem Land wird, weiß der Landwirt
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Editorial
Von Christian Klepej
D
ie österreichische Volkspartei ist schwer angeschlagen. Und hat das in seiner gesamten Dimension offenbar noch nicht richtig realisiert. Die letzten Veröffentlichungen bzw. die Voruntersuchungen gegen VP-Obmann Sebastian Kurz und einen Teil seiner engsten Mitarbeiter haben zu seinem Rücktritt als Bundeskanzler geführt. Es war lediglich ein »Schritt zur Seite«, er ist nun Klubobmann der ÖVP im Nationalrat. Es geht aber nicht mehr darum, dass auch für Politiker die Unschuldsvermutung gelten muss. Es geht nicht mehr darum, dass es einen eigenen Justizskandal darstellt, dass unter dem Schutz des Briefgeheimnis zu stehen habende Nachrichten – immer wenn es gerade gut passt – an die Öffentlichkeit gelangen, und es geht auch nicht darum, dass der Hass und die Häme, die Kurz von Beginn seiner Tätigkeit als Integrationsstaatssekretär an, entgegenschlugen, einen eigenen Tiefpunkt politischer Kultur in diesem Land darstellen. Es geht darum, dass die Integrität der Volkspartei auf dem Spiel steht. Das lässt es nicht zu, dass dieser untragbaren Situation
Die ÖVP braucht eine Zäsur. Und unser Land eine integre konservative Kraft
seitens der Partei nicht umgehend Rechnung getragen wird. Robert Lichal hätte von der »normativen Kraft des Faktischen« gesprochen, wenn man sich die Summe der Vorwürfe (und Chatprotokolle) anschaut, die mittlerweile einen Rücktritt von Sebastian Kurz auch als VP-Chef erzwingen. Es ist einfach erforderlich, dass alles getan wird, all die Vorkommnisse lückenlos aufzuklären. Das stellt im Übrigen auch das einzig denkbare Szenario dar, in dem Sebastian Kurz von den Vorwürfen reingewaschen werden und – wenn das so wäre – in dem er danach eine Möglichkeit zum Wiedereinstieg in die Spitzenpolitik finden kann. Was ich sehr hoffe! In den letzten Wochen bin ich in diversen persönlichen Gesprächen (an Diskussionen und Postings im Internet gar nicht zu denken) auf eine ungeheure und bisher nicht gekannte Wucht an Ablehnung gegenüber der Volkspartei gestoßen. Das ist ungerecht, vor allem ist es natürlich nicht den Tatsachen entsprechend, dass die ÖVP etwa ein »verbrecherischer Verein« oder ein »korrupter Haufen« sei. Die ÖVP kann aber, solange sie nicht reinen Tisch gemacht hat, nicht einmal damit beginnen, die eben großteils ungerechtfertigten Vorwürfe gegen sie zu entkräften. Glaubhaft zu entkräften. Sie kann nicht sinnvoll darauf hinweisen, dass der Umgang mit öffentlichen Geldern in Sachen Inseraten vor allem in der Bundeshauptstadt schlicht ungeheuerlich ist. Sie kann auch nicht einmal sinnvoll die – richtigen und wichtigen! – Argumente gegen die skandalösen Veröffentlichungen von privaten Nachrichten einbringen und anprangern. Die aktuellen Herausforderungen dieses jungen Jahrtausends, in der eine fragile Gesellschaft immer öfter den Verlockungen der »sozialistischen Utopie« (Graz!) zu erliegen droht, in der viel zu viele Junge gar nicht wissen, dass es einzig der Kapitalismus (die ökosoziale Marktwirtschaft, welch großartige Errungenschaft der ÖVP!) ist, der seit Jahr und Tag das Leben der Menschen in Österreich, in Europa, auf der ganzen Welt nur besser und besser macht (Kindersterblichkeit, Armut, Alphabetisierung, Ernährung und und und), diese aktuellen
Herausforderungen brauchen eine starke und handlungsfähige Konservative wie der Hungernde ein Stück Brot. Dummdreisten Genderentwicklungen, aberwitzigen Rassismusdebatten, schrecklicher Cancel-Culture oder schwachsinnigen Diskriminierungsvorwürfen allerorts kann nur eine nicht diskreditierte Partei mit Verstand, Gelassenheit und klarer konservativer Kante begegnen. (Die Union in Deutschland gibt ja ein ähnlich desaströses Bild nach 16 Jahren, in denen sie unter Merkel jede linksliberale gesellschaftspolitische Mode mitgemacht hat, ab – aber ohne Korruptionsverdacht.) Schafft die ÖVP keine echte Zäsur, verabsäumt sie es, sich ordentlich und glaubhaft für das fragwürdige Bild zu entschuldigen, dass sie derzeit abgibt, dann droht dieser Partei viel mehr an Ungemach, als es der Rücktritt eines Obmanns darstellt. Zu dem wäre es so essentiell, wenn alle im Nationalrat vertretenen Parteien erkennen würden, dass der wichtigste Untersuchungsausschuss im Parlament einer wäre, der sich auf die Suche nach der verlorenen poltischen Kultur (aller Parteien!) in unserem Land macht. Aber auch dazu kann die ÖVP erst beitragen, wenn sie ihre Hausaufgaben gemacht und sich ernsthaft neu aufn gestellt hat. Ich hoffe, es gelingt ihr.
Hinweis: Lesen Sie zu diesem Thema auch Johannes Tandls Einschätzungen in den Politicks auf Seite 14 und Peter Sichrovskys Außenansicht auf Seite 38.
Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT NOVEMBER 2021 /// 3
Inhalt Fazit November 2021
Was aus dem Land wird …
Peter K. Wagner über findige junge Landwirte und wie sie auf die aktuellen Herausforderungen reagieren.
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39 Fotos: Arno Friebes, Mario Bühner, Enlarge, Heimo Binder (2), Jonas Netter/Albertina
06
Der Bauer als Präsident
Der Präsident der Landwirtschaftskammer Franz Titschenbacher über die EU, unser Essen und über das Einkommen der Bauern.
Wie aktuell ist Karl Marx?
Aus Gründen ein Essay von Hans-Werner Sinn über den Einfluss von Marx auf heutige Sozialwissenschaften.
Modigliani versus Hubmann
Michael Petrowitsch hat in der Albertina zwei Ausstellungen besucht. Und war sowohl von Amedeo Modigliani als auch Franz Hubmann angetan. Seite 80
Ausgabe November 2021 XVIII. Jahrgang Nr. 177 (8/2021) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.
4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT
Wirtschaft und mehr. 46
72
Rubriken Editorial 3 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82
Der talentierte Mister Lallitsch
Volker Schögler trifft Nikolaus Lallitsch und erfährt, warum der Ex-Journalist in der Das Salz im Kernöl Immobilienbranche gelandet ist. Thomas Hartlieb stellt in seiner Ölmühle in Heimschuh in vierter Generation zwei Dutzend verschiedene Speiseöle her.
Zum Fazitgespräch trafen wir Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher. Ihn ärgert die geringe Wertigkeit, die Lebensmittel bei uns haben. 30 Prozent der Haushaltseinkommen für Lebensmittel auszugeben statt nur 10 Prozent wäre angemessen. Dazu passend das Fazitthema mit den wunderschönen Titel »Was aus dem Land wird, weiß der Landwirt«. Findige junge Menschen trotzen mit neuen landwirtschaftlichen Konzepten dem Klimawandel. Dabei antizipieren sie auch neue Ernährungstrends von biologisch bis vegan.
In Heimschuh presst Thomas Hartlieb in vierter Generation nicht nur Kürbiskernöl, sondern zwei Dutzend weiterer Speiseöle. Ein Erlebnis! Außerdem verliebte sich unser Kulturredakteur in zwei Ausstellungen in der Albertina; und zwar Amedeo Modiglianis Porträts sowie Franz Hubmanns fotografische Künstlerportraits. Gutes Lesen! -redIMPRESSUM Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG
Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)
4 d olg ng #4 f r E hru 48 Fü Seite
Lektorat AdLiteram
Druck Walstead-Leykam
t Außenanskyicüh ber Seite 38
Turbulente Zeiten! Nicht nur für die ÖVP, deren Probleme wir mit einer gewissen Innensicht ziemlich hart analysieren. Harte Zeiten stehen wegen ihrer Wahlentscheidung wohl auch den Grazern bevor. Grund genug für einen Essay des Ökonomen Hans-Werner Sinn über den Einfluss von Marx auf die heutige Sozialwissenschaft.
Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl
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Peter Sichrovs des die Rache m Talent. a s e ß a lm te it M
Liebe Leser!
Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer
Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol
Titelfoto von Mario Bühner
Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin
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Fazitthema
Raabtaler Oliven und Meeresfische aus Weiz?
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Fazitthema
Was aus dem Land wird, weiß der Landwirt Von Peter K. Wagner Fotos: Arno Friebes, Christian Schellnegger
Der Klimawandel ist real, die Globalisierungskritik ebenfalls – und zwischen all den Hypes um biologisch, regional oder vegan müssen jene Unternehmungen überleben, die unsere Kühlschränke füllen. Vorhang auf für vier besonders findige Lebensmittelproduzenten aus der Oststeiermark, die mit ungewöhnlichen Konzepten auf große Fragen der (Ernährungs-)Zeit reagieren.
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Fazitthema
D »Der regionale Ingwer hat den großen Vorteil, dass er außen nicht getrocknet ist. Man muss die Schale nicht entfernen.« Irene Gombotz Ingwer- und Kurkumazüchterin aus Straden
er Frost hat im Frühjahr wieder zugeschlagen. Statt 50 können wohl nur 30 Prozent der steirischen Äpfel heuer exportiert werden, sagte der Obmann der Obst Partner Steiermark, Bernhard Ramminger, Anfang September auf steiermark.orf.at. Auch wenn mit rund 115.000 Tonnen Äpfel gerechnet wird – nicht zuletzt die Apfelbauern merken: E ist eine Transformation im Gange, die eine Überschrift namens Klimawandel kennt und nicht zuletzt dazu führte, dass ein junger Student aus Fladnitz im Raabtal in diesem Jahr schon einige Anfragen erreichten – von Obstproduzenten, die sich fragen, ob das mit der steirischen Olive ein Zukunftsszenario sein könnte.
Die steirische Toskana liegt doch im Raabtal
Richtig gelesen: steirische Olive, nicht nur mehr als Werbebotschaft, sondern richtig »Toskana« im Süden von Graz. Oder genauer gesagt: Südosten in diesem Fall. Die Geschichte geht so: Im April pflanzte der Raabtaler Lukas Weber gemeinsam mit seiner Freundin und seinen Eltern 250 Olivenbäume auf einem Grundstück, das unweit seines Elternhauses liegt. »Wir haben vom Großonkel eine Landwirtschaft geerbt«, erzählt Weber, als wir ihn im Raabtal besuchen. Da seine Eltern im Bankwesen tätig sind, wurden die Ackerflächen zu Wildacker. »Wir sind Jäger, ein paar Gründe haben wir verpachtet«, erklärt er weiter. »Auch das Feld war lange verpachtet«, sagt er bald und zeigt auf eine große Fläche unterhalb seines Wohnhauses. »Aber jetzt, ja, jetzt ist es mein Olivenhain«, erklärt er und grinst stolz. »Ein paar Bäume tragen bereits Oliven«, sagt er. »Aber allgemein wird die Ernte nicht besonders groß ausfallen heuer.« Aufgrund der Bodenbeschaffenheit dürften die einen Exemplare mehr Ertrag bieten als die anderen. Die gesetzten Bäume kamen von einer italienischen Baumschule zu ihm ins Raabtal, sind aber eine spanische Sorte und gelten als besonders kälteresistent. Das Know-how rund um die zur Gattung der Ölbäume zählende Nutzpflanze holte er sich in Eigenrecherche übers Internet und in Fachliteratur, bald will er auch bio-zertifiziert sein. Ganz am Anfang seines Hains finden sich zwei ältere Olivenbäume, die er bereits vor drei Jahren zur Probe gesetzt hat. Fürs richtige Überwintern setzt er auf weiße Kalkfarbe am Stamm und Stroh auf dem Boden.
Noch fünf Jahre bis zum Öl
»Ich habe es hier auf dem Feld auch schon einmal mit Kürbis probiert und wollte eigenes Kürbiskernöl produzieren, aber der Ertrag war nicht so, wie ich mir das vorgestellt hab. Auf die Olive bin ich gekommen, weil ich ein großer Fan der Olive bin«, erklärt er. Den ersten Olivenhain Österreichs beherbergt Lukas Weber allerdings nicht. 2017 startete in Mörbisch am Neusiedlersee ein Projekt namens »Oliva«, von dem Lukas auch seine »Probebäume« erwarb. Unlängst begann auch das Weingut Skoff damit, Olivenbäume zu setzen. So wie die Kollegen aus Ostösterreich seine Vorbilder waren, wurde er in den vergangenen Wochen zum potenziellen Vorbild in der Region. »Wir haben eigentlich nicht das richtige Klima für die Oliven, aber wir können den Pflanzen helfen, dass sie es bei uns aushalten«, sagt der Student
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der Umweltsystemwissenschaften. Olivenbäume tragen in unseren Gefilden Ende November oder Anfang Dezember. Heuer wird er die Früchte einlegen. Olivenöl wird er noch keines pressen. »Ich schätze, in fünf Jahren werde ich genug Oliven haben, um auch Öl produzieren zu können.« Ob irgendwann einmal tonnenweise Oliven in der Steiermark geerntet werden wie heuer und auch in den kommenden Jahren noch Äpfel, weiß Lukas Weber ebenso wenig wie wir. Dass bis dahin noch viel sprichwörtliches Wasser die Mur und diverse andere Flüsse der Steiermark hinunterlaufen wird, steht allerdings ebenso außer Frage wie die Tatsache, dass der Otter unseren heimischen Fischbestand auf dem Gewissen hat. Und schon sind wir bei einem anderen steirischen Transformator angekommen: dem Michi, von Michi’s frischen Fischen.
Tropenhaus zu Mortantsch
Mortantsch, unweit von Weiz. Etwas mehr als 2.200 Einwohner leben in der Gemeinde, die auf 550 Meter Seehöhe liegt. Und zur See sind auch wir unterwegs. Quasi. Denn hinter einem kleinen Zufahrtsweg befindet sich nur auf den ersten Blick eine Tisch-
lerei. Das Holz ist nur in Form von selbst gebauten Anlagen mit Holzverkleidungen geblieben. Zwischen dem Holzboden steht die Luft hier, in dieser großen Halle. Es riecht ein bisschen nach Tropenhaus im Zoo und natürlich – nach Fisch. Denn ja, wir sind eben zur See gefahren. Quasi. Tore auf für Michis Zuchtbecken. »Ich war schon immer passionierter Fischer«, erzählt der Michi, der Michael Wesonig heißt und gerade den Doraden Futter zuwirft. »Doch durch den Fischotter gibt es ja kaum heimische Fische mehr, also habe ich begonnen, Fische zu züchten.« Noch immer hat er im Mürzer Oberland, wo er einst begann, Bio-Gebirgssaiblinge. Aber hier in Mortantsch, unweit seines Lebensmittelpunkts, hat er auch alte Hallen zu Indoor-Urban-FishFarming umgebaut. Alles in Eigenregie, ist er doch eigentlich Diplomingenieur mit Spezialgebiet Holztechnik. »Meeresfische« – ja, mit Anführungszeichen – nennt er das, was in den Becken um uns herum gezüchtet wird. Steirischer Branzino (Wolfsbarsch) zum Beispiel, aber auch Doraden, Lachs und Garnelen. Möglich machen das eine dauerhafte Wasserzirkulation und stetes Filtern – und ein Mix aus Mineralien, in dem sich die Meeresbewohner auch in der Oststeiermark wohlfühlen. 550 Meter
»Es wird noch viele gute Entwicklungen geben und wir werden zu 100 Prozent unabhängig vom Meer werden.« Michael Wesonig Weizer »Meeresfischezüchter«
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»Ein paar Bäume tragen bereits Oliven. Aber allgemein wird die Ernte nicht besonders groß ausfallen heuer.« Lukas Weber Raabtaler Olivenbauer
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über dem Meeresspiegel, um das noch einmal zu betonen. Gibt es so etwas oft weltweit? »Nein, eigentlich noch nicht, weil es viel einfacher ist, Netzgehege ins Meer zu hängen, da muss man sich um nichts mehr kümmern. Wenn wir uns einen Tag nicht kümmern, ist es vorbei.« Damit es seinen Fischen und Garnelen gut geht, schaut Michi tatsächlich jeden Tag nach dem Rechten. »Schaut’s, wie sie im Kreis schwimmen«, sagt er, und zeigt auf die Doraden, die erst zu Weihnachten verkauft werden können. »Daran sieht man, dass sie sich wohlfühlen.« Während seine Familie gerade auf Urlaub ist, hält er die Stellung, Urlaub hatte er schon lange keinen mehr.
Der »Meeresfisch« der Zukunft
Man merkt Michi seine Leidenschaft für seine Profession bei jedem Arbeitsschritt an. Wie geht‘s ihm dann damit, die Fische rauszufischen und zu verkaufen? »Für mich ist es das Schlimmste, ich kümmere mich jeden Tag um sie und dann sind sie weg«, sagt er durchaus wehmütig. Er selbst ist eigentlich Vegetarier, schon seit Jahren, aber selten esse er noch seine eigenen Fische. Immer kann er im Übrigen nicht liefern. Das sei so ein Ziel für die Zukunft, dass er das ganze Jahr hindurch Produkte anbieten könne. Apropos Zukunft. Er ist sich sicher, dass irgendwann so
wie bei ihm in Mortantsch, überall »Meeresfische« gezüchtet werden. »Es wird noch viele gute Entwicklungen geben und wir werden zu 100 Prozent unabhängig vom Meer werden. Und das ist nicht zuletzt für das Klima gut.« Ja, das Klima. In Zeiten der Klimakrise stellen nicht nur Michael Wesonig, sondern auch die Konsumenten naturgemäß die Frage nach der Herkunft. Gerade bei Lebensmitteln. Während das Label »biologisch« in vielen Bereichen des bürgerlichen Lebens immer selbstverständlicher wird, ist Regionalität ein Trend, der eigentlich nie einer war, weil es immer schon angesagt war, Obst und Gemüse aus der Umgebung zu beziehen. Aber globalisierte Gesellschaften lernen auch neue Produkte kennen, die sich heimlich, aber stetig über Ethnoküchen eine Nebenrolle in unseren Speiseplänen sicherten und in vielen österreichischen Haushalten mittlerweile zu Hauptdarstellern mutierten. Wenn diese Produkte dann nicht nur schmackhaft, sondern auch noch so gesund sind wie Ingwer und Kurkuma, was wäre da nur allzu praktisch? Richtig, Ingwer und Kurkuma regional zu beziehen. Und das geht auch. Dank Irene Gombotz. Die Obfrau der »Jungen Wilden«, der Junglandwirt:innenvereinigung aus der Steiermark, machte sich schon vor Jahren mit steirischen Mini-Wassermelonen einen Namen. 2017 übernahm sie
»Sprossen sind sehr gesund, schmecken außergewöhnlich gut und sind einfach produzierbar.« Sebastian Rauer Rauers Sprössling GmbH
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den elterlichen Betrieb, der einst für Tomaten und Ackerbau bekannt war, und stellte auf Beeren um. Himbeeren, Heidelbeeren, Kiwibeeren und Ribiseln produziert Gombotz heute. Weiterhin in Straden, im Südosten des Vulkanlands, und in so großem Stil, dass sie damit sogar die Lebensmittelkette Spar österreichweit beliefern kann. Und diesen Herbst versorgt sie – zumindest steirische – Supermärkte zum zweiten Mal mit Kurkuma und Ingwer. Wie bei den Beeren ebenfalls in Bio-Qualität. »Wir haben es im Herbst 2019 erstmals probiert«, erzählt sie. »Aus dem einfachen Grund, dass das beliebte Produkte sind, die es im Geschäft aber nur aus dem Ausland zu kaufen gab.« Im Burgenland und in Deutschland wurden vergleichbare Projekte besucht. Es sind winterfeste Sorten, die sie hier in Gewächshäusern anbaut und für uns bei unserem Besuch im September frisch aus der Erde holt. »Die Wurzeln brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme.« »Ich will eh schauen, wie die Wurzeln heuer gedeihen«, sagt sie. Und zeigt den überraschten Städtern dabei gleich, wie so eine Ingwerpflanze eigentlich aussieht, im Supermarkt findet sich ja nur die Wurzel selbst. In etwa wie zu groß gewachsener Früh-
lingszwiebel könnte man sagen. »Die Ingwerpflanze selbst kann in der Küche auch eingesetzt werden«, erklärt sie, ehe sie uns ein Stück Ingwer in die Hand gibt, der aus Peru kommt. »Der regionale Ingwer hat den großen Vorteil, dass er außen nicht getrocknet ist. Man muss die Schale nicht entfernen.« Wenige Gewächshäuser weiter landen wir bei großen grünen Blättern, die an Bananenstauden erinnern. Und einen ruckartigen Stich in die Erde später riechen wir an steirischem Kurkuma. »Wir ernten ab Mitte Oktober, aber nicht alles auf einmal. Einen Tag nach der Ernte sind die Wurzeln im Geschäft.« Bis zum zweiten Advent soll die Ernte heuer abgeschlossen sein.
Auf die Sprossen gekommen
Ob nun Olive, Zucht(meeres)fisch oder Kurkuma und Ingwer – die neuen Konzepte der vorgestellten kreativen Landwirte sind ja eigentlich gar nicht neu, sondern nur gut adaptiert und angepasst in neuen Regionen. Aber schon immer waren auch jene Wirtschaftstreibende erfolgreich, die gut im Benchmarken und Importieren waren. Bestes Beispiel: Vater und Sohnemann Rauer aus Bad Blumau. Ursprünglich kommt der Senior Fritz aus
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»Wir haben eigentlich nicht das richtige Klima für die Oliven, aber wir können den Pflanzen helfen, dass sie es bei uns aushalten.« Lukas Weber, Raabtaler Olivenbauer
dem Gemüsebau, der Junior Sebastian auch, hat aber zusätzlich einen erfolgreichen Zwischenstopp auf der Universität für Bodenkultur in Wien eingelegt. Das war nicht nur lehrreich, sondern brachte ihn auch auf neue Ideen. »Mein Vater hat vor über 35 Jahren angefangen, jetzt waren wir auf der Suche nach einer Innovation, mit der wir uns abheben können«, erklärt Junior Sebastian. Das Produkt, das die beiden gesucht hatten, fanden sie in Frankreich: Sprossen. Nein, nicht Sojasprossen, wie wir sie aus den Chinarestaurantbuffets unseres Vertrauens kennen, vor allem Sprossen dieser Sorten: Alfalfa, Weizengras, Sonnenblumen, Leinsamen, Hirse, Buchweizen, Roggen und Dinkel. Die Gründe liegen auf der Hand, wie Sebastian Rauer erklärt: »Sprossen sind sehr gesund, schmecken außergewöhnlich gut und sind einfach produzierbar.« Zunächst als Frischeprodukte angedacht, erkennen Vater und Sohn bald, dass die Verarbeitung besonders
charmant ist, und machen ernst. Riegel, Shots und Joghurt gibt’s zu kaufen, alle Sprossen sind biologisch produziert und alle Produkte werden von Hand abgefüllt. Aus dem alten Schweinestall wird die erste Produktionsanlage, weil es so gut läuft – unter anderem treten die beiden erfolgreich bei der Start-up-Show »2 Minuten, 2 Millionen» auf –, besitzen sie im heimischen Bad Blumau mittlerweile eine große Produktionsanlage, haben ein Folienhaus errichtet und eine Verarbeitungshalle gebaut. Die Sprossenprodukte der Rauers gibt’s mittlerweile nicht nur im eigenen feschen Onlineshop, sondern auch bei Billa und Billa+. Kann man probieren, sollte man probieren. So wie auch die anderen vorgestellten Produkte der letzten Zeilen. Und wer schon im Supermarkt ist: Auch steirische Äpfel werden sich dort noch wie gewohnt finden. Noch? Noch lange. So viel ist gesichert, auch in Zeiten des Klimawandels.
In der Gefahr und in der Not, ist der Mittelweg der Tod.
Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann
Frage mehr, ob, sondern wann sich die Landeshauptleute mit oder ohne die VPBündechefs zusammenfinden, um zu tun, was getan werden muss.
Fotos: Bwag/CC-BY-SA-4.0., P. Lechner/BMKÖS
Der Gewinner der ÖVP-Krise ist eindeutig Herbert Kickl. Er hat bereits damit begonnen, die wegen Ibiza zur ÖVP abgewanderten FPÖ-Wähler zurückzuholen. Eine Frage von Tagen? Natürlich gibt es aus der österreichischen Innenperspektive derzeit kein wichtigeres Thema als die Frage, wann Sebastian Kurz endgültig die politische Bühne verlässt. Denn obwohl es eigentlich ein juristischer Wahnsinn ist, wie die Justiz privateste Chatnachrichten aus geheimen Vorermittlungen durchsticht, ist allen außerhalb des engsten Kreises um den Exbundeskanzler längst klar, dass es nicht beim »Beiseitetreten« bleiben kann. Trotzdem wäre es falsch, der ÖVP Vorwürfe für den schleichenden Rückzug ihres Superstars zu machen, selbst wenn er von der Idee getragen ist, dass Kurz als Schattenkanzler und VP-Obmann weiterhin die Hauptrolle in der Koalition spielen wird. Der Organismus Volkspartei ist nämlich noch lange nicht so weit, den politischen Super-GAU, den die Chatinhalte ausgelöst haben, in ihrer Tragweite zu bewältigen. Was in der ÖVP gerade passiert, erinnert stark an die Phasen der Akzeptanz von lebensbedrohenden Krankheiten, wie sie aus der Psychologie bekannt sind. Die erste Phase ist das »Nicht-wahr-haben-Wollen des Prob14 /// FAZIT NOVEMBER 2021
lems«. Damit hat sogar der engste Zirkel um den Exkanzler bereits abgeschlossen. Dieser innerste Kreis befindet sich gerade in der zweiten Phase – »dem Zorn und dem Ärger«. Hoffnungslos überfordert mit den Dingen, die über Kurz und die ÖVP hereinbrechen, ärgern sich die Weggefährten des Exkanzlers, dass es ausgerechnet die ÖVP und nicht eine andere Partei getroffen hat. Schließlich sind sie überzeugt, dass die auch nichts anderes tun als das, wobei man selbst ertappt wurde. Die VP-Landesorganisationen und die Bünde sind jedoch bereits in der dritten Phase, »dem Verhandeln«. Sie haben das Problem akzeptiert und wissen, dass die Zeit, die für eine Schadensbegrenzung bleibt, verrinnt. Innerhalb von wenigen Wochen muss die ÖVP ihr Regierungsteam völlig neu aufstellen und einen neuen Parteichef finden. Denn sonst folgt unweigerlich die vierte Phase – »die Depression«. Und die geht der fünften Phase, »der Akzeptanz« des eigenen Untergangs, voraus. Noch wagt sich kaum ein namhafter ÖVPFunktionär aus der Deckung. Es ist keine
Kickl und Kogler als Krisengewinner? Die Krise der Volkspartei hat den anderen Parteien – mit Ausnahme der NEOS – völlig neue strategische Ausgangslagen eingebracht. Mit Ausnahme der NEOS deshalb, weil sie auch weiterhin bei keiner einzigen Konstellation etwas zur Mehrheitsbeschaffung beitragen können. Ihre Unterstützung reicht nicht für einen Regierungswechsel zu Rot-Grün und für eine etwaige Zusammenarbeit einer NachKurz-ÖVP mit der FPÖ werden sie erst recht nicht gewollt oder gebraucht. Der SPÖ wiederum ist das wohl einzigartige Kunststück gelungen, so gut wie gar nicht von der ÖVP-Krise zu profitieren. Im Gegenteil. Die Annäherung von Pamela Rendi-Wagner zur Kickl-FPÖ, nur weil auf einmal eine kleine Chance auf den Bundeskanzlersessel bestand, macht die SPÖ zum zweiten moralischen Verlierer nach der ÖVP. Die Beinahe-Kanzlerin hat sich nämlich über sämtliche SPÖ-Parteitagsbeschlüsse hinweggesetzt, die eine Abgrenzung zur FPÖ festgelegt hatten. Damit hat die SPÖ ihre zentrale interne Identität als Bollwerk gegen die für sie rechtsextreme FPÖ aufgegeben. Erster Gewinner der Krise der ÖVP sind eindeutig die Freiheitlichen unter Herbert Kickl. Der kann im Kampf um die zur türkisen ÖVP abgewanderten ehemaligen FPÖWähler ganz klar die Doppelzüngigkeit der Volkspartei ins Treffen führen. Die hat Türkis-Blau bekanntlich aus moralischen Gründen platzen lassen. Außerdem wurde er jetzt durch die tollpatschige Pamela Rendi-Wagner reingewaschen. Und wegen Rendi-Wagners geplanten Verrats an der Anti-FPÖ-Linie könnten am Ende sogar die Grünen von der Krise ihres Regierungspartners profitieren. Nachdem sich Werner Kogler von der SPÖ ständig sein mangelndes Durchsetzungsvermögen gegenüber der ÖVP in der Regierung vorwerfen lassen musste, steht er auf einmal
Politicks
MIT JOHANNES TANDL
als Gewinner im Machtpoker da. Kogler kann mit einer Heldengeschichte für linke SPÖ-Wähler aufwarten. Denn Kurz ist ja nur deshalb zurückgetreten, weil die Grünen standhaft geblieben sind. Außerdem erkennen viele linke SPÖ-Aktivisten gerade, dass die Anti-FPÖ-Linie ihrer Partei nur Taktik und Show ist.
Der gefährliche Aufstand der Polen Die Machtprobe zwischen Polen und der Europäischen Union könnte sich zur Zerreißprobe für die EU entwickeln. Denn obwohl völlig klar ist, dass EU-Recht über nationalem Recht steht und in Streitfällen der Europäische Gerichtshof entscheidet, hat das polnische Verfassungsgericht geurteilt, dass polnisches Recht vor EURecht steht. Der Versuch des EuGH, sich in das polnische Justizwesen einzumischen, verstoße gegen die Regel des Vorrangs der Verfassung und gefährde die Souveränität Polens, so der Beschluss. Bereits im März hatte der EuGH festgestellt, dass EU-Recht die Mitgliedstaaten dazu zwingen kann, einzelne Vorschriften im nationalen Recht außer Acht zu lassen, selbst wenn es sich um Verfassungsrecht handelt. Konkret geht es um das Verfahren zur Besetzung des Obersten Gerichts in Polen, das gegen EU-Recht verstößt. Damit kann der EuGH Polen dazu zwingen, Teile der umstrittenen – verfassungsrechtlich abgesicherten – Justizreform wieder aufzuheben. Statt das EuGH-Urteil zum Anlass für einen gesichtswahrenden Rückzieher zu machen, hat sich Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki mit der Bitte an das polnische Verfassungsgericht gewandt, die EuGH-Entscheidung zu überprüfen. Dazu muss man wissen, dass das polnische Höchstgericht kein unabhängiges Gericht im eigentlichen Sinn ist. Es sieht seine Aufgabe vor allem darin, die Aufträge der PiSRegierung umsetzen. Das Urteil gegen den Vorrang von EU-Recht ist daher eine Farce. Vor wenigen Tagen hat Polens Streit mit den EU-Institutionen eine weitere Eskalationsstufe erreicht. In seiner Rede vor dem EU-Parlament sprach der polni-
Nachdem sich Werner Kogler von der SPÖ mangelnde Durchsetzungskraft in der Koalition vorwerfen lassen musste, punktet er nun bei linken SPÖ-Wählern, die erkennen müssen, dass der AntiFPÖ-Kurs der Partei nur Taktik und Show war. sche Premier Morawiecki nämlich von Erpressung durch die EU. So würden die EU-Kommission und das EU-Parlament versuchen, schleichend ihre Kompetenzen zu Lasten Polens auszuweiten. Morawiecki verwies dabei auf die zahlreichen Extrawürste, die die EU regelmäßig brät, um den EU-rechtswidrigen Sonderwünschen wichtigerer Mitgliedsstaaten entgegenzukommen. Die Spielregeln müssten, so der Premierminister, für alle Mitgliedsstaaten gelten. Die Rechtsstaatlichkeit beinhalte auch die Pflicht der Institutionen, das einzuhalten. Das Problem dabei ist, dass die EU-Institutionen in der Vergangenheit tatsächlich immer wieder mit zweierlei Maß gemessen haben, wenn es etwa um Sonderwünsche von Frank-
reich oder Deutschland ging. Trotzdem sind sich die Mitgliedsstaaten und alle Fraktionen des EU-Parlaments mit Ausnahme der Rechtsradikalen darin einig, die Interessen der Union gegen Polen durchzusetzen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drohte daher mit neuen Sanktionen: »Wir können und wir werden es nicht zulassen, dass unsere gemeinsamen Werte aufs Spiel gesetzt werden.« Die Kommission müsse handeln, weil das polnische Urteil die Grundlagen der Europäischen Union in Frage stellt. Zur Wahl stehen ein weiteres Vertragsverletzungsverfahren oder ein Artikel-7-Verfahren, das zum Entzug der polnischen Stimmrechte bei EU-Entscheidungen führen könnte. Das EU-Parlament fordert hingegen die erstmalige Anwendung des »Rechtsstaatsmechanismus«. Das ist jenes neue Sanktionsverfahren, das renitente Mitgliedsstaaten mit der drohenden Kürzung von EU-Mitteln zum Einlenken zwingen soll. Und das Parlament droht sogar damit, die Kommission beim EuGH zu klagen, wenn sie weiter zögern sollte, den Mechanismus in Gang zu setzen. Der Aufstand der Polen hat sogar das Potenzial, den weiteren Bestand des Binnenmarktes zu gefährden, weil es den gemeinsamen Rechtsrahmen gefährdet. Das kann natürlich weder von den Mitgliedsstaaten und erst recht nicht von der EU-Kommission hingenommen werden. Gleichzeitig hängen zahlreiche andere europäische Entscheidungen wie die Umsetzung des »Fit for 55«-Klimaschutzpakets von der Mitwirkung Polens ab. Der polnische Ministerpräsident ließ keinen Zweifel aufkommen, dass Polen seine Rechtsauffassung beibehalten werde. Und damit geht es längst nicht mehr nur um die Rechte der polnischen Bevölkerung, sondern um die Rechtssicherheit aller Europäer. Polen bestreitet zwar, einen Austritt aus der EU anzustreben, doch wenn die Grundfesten der Union gefährdet sind, könnte der am Ende nicht zu verhindern sein; mit allen unwägbaren Konsequenzen für die Europäerinnen und Europäer. FAZIT NOVEMBER 2021 /// 15
Recht haben
Wirtschaft
Recht auf Akteneinsicht im Bau
Foto: kskp.at
Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at
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Steirische VPDelegation besucht Passau
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ine Delegation bestehend aus Regierungsmitgliedern und zahlreichen Abgeordneten der Sterischen Volkspartei hat der Dreiflüssestadt Passau vor wenigen Tagen einen Besuch abgestattet. Der bayrische Landtagsabgeordnete Gerhard Waschler begrüßte die Delegation am Aussichtspunkt auf der Veste Oberhaus und überreichte an Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer einen Maßkrug vom Politischen Aschermittwoch der CSU, der jährlich in Passau von stattfindet. „Passau ist eine wunderschöne und beeindruckende Stadt. Bereits seit vielen Jahren verbindet Bayern und die Steiermark eine starke Partnerschaft. Mein Dank gilt unseren Freunden in Passau, die uns so herzlich empfangen haben und mit denen wir uns über aktuelle politische Themen austauschen konnten“, so der Landeshauptmann. Auch VP-Klubobfrau Barbara Riener freute sich über den Erfolg des von ihr organsierten Besuchs: „Ich freue mich sehr, dass wir mit einer steirischen Delegation das schöne Passau besuchen können und so herzlich von Professor Waschler empfangen worden sind. Endlich ist der persönliche Austausch über Grenzen hinweg, der uns allen so lange gefehlt hat, wieder möglich!“ Neben Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Klubobfrau Barbara Riener nahmen auch Landtagspräsidentin Manuela Khom, die Landesräte Juliane Bogner-Strauß, Barbara Eibinger-Miedl, Christopher Drexler und Hans Seitinger sowie zahlreiche steirische VP-Abgeordnete aus Landtag, Bundesrat und Nationalrat am Ausflug teil.
Foto: Stefanie Starke
Die bei Baubehörden aufliegenden Akten und deren Inhalte sind vielfach für unterschiedliche Personengruppen von Interesse. Wer darf bei der Baubehörde in welche Akten Einsicht nehmen? Grundsätzlich steht das Recht auf Akteneinsicht und Anfertigung von Abschriften nur jenen Personen zu, die in einem konkreten Bauverfahren Parteistellung haben. Gemäß § 17 AVG können Parteien grundsätzlich bei der Behörde in die ihre Sache betreffenden Akten Einsicht nehmen und sich von den Akteninhalten an Ort und Stelle Abschriften auf ihre Kosten anfertigen lassen. Dieses Recht kann auch auf dritte Personen, insbesondere professionelle Rechtsvertretungen, übertragen werden. Dieses Akteneinsichtsrecht soll der Partei die Möglichkeit geben, sich durch unmittelbare Einblicke in die Ergebnisse des Ermittlungsverfahrens selbst vorab eine Meinung zu bilden und dadurch genauere Kenntnis vom Verlauf des Verfahrens und den Entscheidungsgrundlagen der Behörde zu haben. Ein derartiges Recht steht aber nicht jenen Personen zu, die bloß ein eigenes persönliches Interesse an einem Verfahrensinhalt haben, allerdings tatsächlich nicht Partei des Verfahrens sind. Die Behörde selbst steht oft in einem Spannungsfeld zwischen Gewährung einer Akteneinsicht und einer Ablehnung derselbigen. Tatsächlich ist dieses Recht sehr eng gefasst. In der Regel geht die Behörde restriktiv vor. Die Behörde muss abwägen, wer tatsächlich Parteistellung hat und wer nicht. Sollte einer Person Akteneinsicht gewährt werden, die nicht Partei ist, droht eine Amtshaftung. Wird einer Partei die Akteneinsicht verweigert, so stellt dies eine Verfahrensanordnung dar, deren Rechtswidrigkeit erst mit dem Rechtsmittel gegen den abschließenden Bescheid, also in aller Regel mit Beschwerde gegen die Baubewilligung, geltend gemacht werden kann. Wird einer Person, die nicht Partei ist, die Akteneinsicht verwehrt, so ist darüber mit einem gesonderten Bescheid abzusprechen, der wiederum im Instanzenzug bekämpft werden kann. Die Grenzen sind fließend. Ein Beispiel dazu: Grundsätzlich hat ein Nachbar nur ein Recht auf Akteneinsicht, soweit dies zur Wahrung seiner Nachbarrechte notwendig ist. Soweit nun etwa Themen des Stadtbildes oder Brandschutzes betroffen sind, welche grundsätzlich keine Nachbarrechte an sich darstellen, kann ein Nachbar auch kein Recht auf diesbezügliche Akteneinsicht geltend machen. Kleine Empfehlung dazu: Ein höflicher, kritischer und professionell begleiteter Weg zur Behörde öffnet eher Türen und verhilft zur rascheren Akteneinsicht.
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Graz hat's
WKO fordert mehr netto vom Brutto Die Konjunkturlage im steirischen Gewerbe und Handwerk nähert sich dem Vorkrisenniveau an. Trotzdem sei eine nachhaltige Konjunkturerholung nicht in Stein gemeißelt, warum man nun seitens der Sparte Gewerbe und Handwerk auch für KV-Verhandlungen mit Augenmaß plädiert. Ziel müsse es sein, dass das Geld bei den Arbeitnehmern landet und nicht beim Staat. Einen Gutteil dieser Erhöhung würde wiederum der Staat kassieren, daher schlägt die Sparte Gewerbe und Handwerk ein neues Modell vor. Der Staat soll auf Teile der Lohnnebenkosten im Segment des 13. und 14. Monatsgehalts verzichten. Dies würde den Arbeiternehmern netto in Prozenten genauso viel bringen wie der Tariflohnabschluss, fordert Sparten-Obmann Hermann Talowski.
Wiederaufnahme der Verbindung Graz − München Mit vorerst zwei täglichen Flügen ist der Flughafen Graz mit dem bayrischen Wirtschaftsraum, aber auch mit den vielen Umsteigemöglichkeiten ab dem Flughafen München gut vernetzt. „Wir freuen uns, dass wir Graz wieder an das weltweite Lufthansa Streckennetz in München anbinden können. Zur Wiederaufnahme der Verbindung hätten wir uns auch kaum einen besseren Zeitpunkt aussuchen können, denn langsam fallen im Ausland Corona-bedingte Restriktionen, das Reisen wird wieder einfacher. Eine gute Nachricht auch für alle Reisenden aus Graz und der Steiermark“, sagt Stefan Kreuzpaintner, Chef des Münchner Drehkreuzes und CCO der Lufthansa Airlines anlässlich der Wiederaufnahme der Verbindung von Graz nach München.
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Bilanz der Grazer Herbstmesse Von 30. September bis 4. Oktober öffnete die Messe Graz endlich wieder ihre Tore für all die Herbstmesseliebhaber. Inszenierungen im Designerviertel, Modenschauen in der Fashionworld, fancy Drinks und Livemusik von Simon Lewis im Liquid Garden, LivePainting im Kunstpavillon 21 – das ist nur ein kleiner Auszug der Highlights, die heuer rund 62.000 Besucher begeisterten. MCGVorstand Armin Egger freut sich über das Ergebnis: „Ich möchte an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Aussteller, Besucher und unser Team aussprechen – gemeinsam ist uns ein guter Start in die Messe-Saison gelungen. Im Prozess, die beiden großen Publikumsmessen inhaltlich zu überarbeiten, haben erste Änderungen bereits gegriffen.“
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Fotos: Oliver Wolf, Flughafen Graz, MCG / Remling,
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Foto: Bestattung Wolf
Grazer Gründermesse war voller Erfolg Fast 5.000 Steirer haben sich 2020 für den Schritt in die Selbstständigkeit entschieden. Ideen, Informationen und noch viel mehr für sie gab es heuer wieder auf der Gründermesse 2021 powered by WKO Steiermark, SFG, dem Land Steiermark und der Steiermärkischen. Zum Auftakt begeisterte Keynote Speaker Michael Altrichter mit Gründungsgeschichten und Tipps für alle Jungunternehmer. Am Nachmittag gab es Vorträge zu den Themen Finanzierung, Businessplan sowie Workshops zum Gründen in der Krise, Influencer – die neuen Superstars und Markenschutz. Networking vom Feinsten fand ab 17 Uhr beim Start-up Spritzer powered by Ideentriebwerk statt. Der perfekte Ausklang für einen Messetag voller geballter Information.
Rauminstallation von Herbert Soltys
Der Grazer Künstler Herbert Soltys hat einige seiner Werke zu einer großartigen Rauminstallation zusammengeführt, die man in der VHS in der Köflachergasse in Graz bewundern kann. Er lädt den Betrachter mit seiner Installation ein, sich zu freuen, nachzudenken, neu zu denken. Der Titel „Darüber hinaus“ steht für das Schaffen an sich. Menschen müssen die Positionen im Leben immer wieder neu überdenken oder auch über sich hinausgehen. AK-Präsident Josef Pesserl: „Kunst und Kultur sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Die VHS ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Bildungspartner. Soltys schafft für uns hier eine Verbindung nicht nur durch seine Werke, er zählt auch zu den Vortragenden der VHS.“
Fotos: Martin Schönbauer, MCG/Kurt Remling, AK Stmk/Fürst, Fotografie Schrotter
Starke Marken schaffen Werte
Unter diesem Motto lud die BKS Bank zu einer Markenveranstaltung mit Klaus-Dieter Koch, einem der renommiertesten Markenspezialisten Europas. Nicht zufällig wurde als Veranstaltungsort der neue Flagshipstore der Bäckerei Auer in Graz gewählt. Die BKS Bank hat vor zwei Jahren selbst einen umfangreichen Markenrelaunch durchgeführt. „Wir freuen uns sehr, dass so viele Kunden unserer Einladung gefolgt sind“, so Nikolaus Juhász, Vorstandsmitglied der BKS Bank.
Duckland 2 im Orpheum Graz
Nach dem großen Erfolg der Cartoon-Ausstellung „Duckland“ auf der Schloßbergbühne Kasematten und dem Kultur-Comeback im Frühjahr freut sich Bernhard Rinner, GF der Grazer Spielstätten, im Orpheum Graz die Nachfolgeschau „Duckland 2“präsentieren zu dürfen. Gemeinsam mit Star-Trickfilm-Zeichner Florian Satzinger machen die Grazer Spielstätten in der Zeit von 14.10.2021 bis 20.01.2022 die Welt der Enten mit Duckland 2 wieder erlebbar. Florian Satzinger erklärt: „Duckland 2 wirft einen Blick hinter die fertigen Striche und Farbflächen von Trickfilmfiguren.
Kurz im Gespräch mit GF Ewald Wolf, Bestattung Wolf
Mit welchen Leistungen unterstützen Sie Ihre Kunden bei Todesfällen? Einerseits kümmern wir uns um die zeitnahe und fachgerechte Abholung der verstorbenen Person. Andererseits übernehmen wir, je nach Kundenwunsch, die Organisation und Umsetzung einer individuellen und pietätvollen Trauerfeier. Auch bei den Behördengängen bemühen wir uns, die Angehörigen so gut wie es geht zu entlasten.
Welche Vorsorge- und Versicherungsoptionen bieten Sie an, um sich gegen unerwartete bzw. unnötige Kosten bei Sterbefällen abzusichern? Wir bieten an all unseren 23 Standorten unverbindliche Informationsgespräche an. Um gegen ein unerwartetes Ableben bestmöglich abgesichert zu sein, haben wir uns mit einer renommierten Versicherung zusammengeschlossen und eine Bestattungsvorsorgeversicherung mit persönlich zugeschnittenen Leistungen entworfen. Die letzten Wünsche sollten unter keinen Umständen ein Tabuthema sein. Welche Covid-Regeln sind bei Begräbnissen immer noch zu beachten? Natürlich hat das Virus die Rahmenbedingungen bei Trauerfeiern stark verändert. Zurzeit gibt es aber, zum Glück, keine Höchstgrenze mehr für die Personenzahl. Somit dürfen wieder alle Trauernden an Verabschiedungsfeiern teilnehmen und der verstorbenen Person die letzte Ehre erweisen. Zu beachten ist außerdem, dass aktuell in geschlossenen Räumen, wie in Kirchen und Aufbahrungshallen, eine FFP2-Maskenpflicht gilt.
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Kurz & News
Spar übergibt Spende an Krebshilfe Anfang September startete Spar eine Spendenaktion für die Krebshilfe Steiermark. Die Handelskette spendete mit den Partnerlieferanten Manner, Hornig Kaffee und Farina Mehl einen Teil des Verkaufserlöses bei ausgewählten Produkten. Insgesamt kamen so über 8.400 Euro für die Krebshilfe zusammen. Dieser Betrag hilft der Krebshilfe, ihre wichtige Arbeit fortzusetzen. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Kunden durch den Kauf der Produkte die Krebshilfe Steiermark unterstützt haben und wir nun das Geld übergeben dürfen“, sagt Spar-Steiermark-GF Christoph Holzer. Für Christian Scherer, GF der Krebshilfe Steiermark, ist die langjährige Kooperation ein Grund zur Freude: „Ein großes Dankeschön an die Spar-Kunden für die Unterstützung.“ Sichern. Schützen. Erhalten. BEZ AHLTE ANZEIGE DES L ANDES STEIERMARK
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STEIERMARK
Ausweitung der Aktion Weiße Kreuze Die Aktion Weiße Kreuze wird in diesem Jahr ausgeweitet. Insgesamt werden bis zum 15. November auf steirischen Freilandstraßen 1147 weiße Kreuze zu sehen sein. Jedes einzelne steht symbolisch für einen tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer. Die Kreuze stehen auf den steirischen Freilandstraßen, wo in den letzten zwei Jahrzehnten rund 59 Prozent aller Getöteten im Straßenverkehr verunglückten. „Das Projekt hat letztes Jahr enorme Resonanz ausgelöst. Die Kreuze sollen das Bewusstsein stärken, dass ein Unfall jederzeit und an jedem Ort passieren kann und aufzeigen, wie schnell überhöhte Geschwindigkeit oder Ablenkung zu verheerenden Folgen führen können“, sagt Landesverkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang.
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Tourismus-Allzeitrekord für die Steiermark
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Der August 2021 war für den steirischen Tourismus der beste aller Zeiten. 576.800 Gäste bedeuten ein Plus von 3,4 Prozent gegenüber dem bisherigen Höchststand. Die Nächtigungen konnten mit 2.015.700 sogar um sechs Prozent gegenüber 2020 gesteigert werden und übertrafen erstmals im August die Zwei-Millionen-Marke. Die Zuwächse waren vor allem auf internationale Gäste zurückzuführen. „Der steirische Tourismus war im Hochsommer stärker als je zuvor. Die positive Entwicklung ist vor allem ein verdienter Lohn für die Betriebe. Sie haben sich nicht entmutigen lassen, wichtige Zukunftsinvestitionen getätigt und damit die Qualität unseres touristischen Angebots weiter gesteigert“, so LR Barbara Eibinger-Miedl.
Fotos: Land Steiermark, Spar / Krug, Steiermark Tourismus / Tom Lamm
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Foto: Werner Krug
Kurz im Gespräch mit Christoph Holzer,
GF Spar Steiermark u. Südburgenland
„Ölmühle des Jahres“ wurde die Agrarunion Süd-Ost in Grabersdorf: Leiter Sepp Christandl (2.v.l.) mit Obmann Alois Hausleitner (m.) mit den Gratulanten Franz Labugger (l.), Reinhold Zötsch (2.v.r.) und Paul Kiendler, WKO-Sprecher der Ölmühlen (r.).
Neue Gesichter beim KürbiskernölChampionat
Die Champions-League der besten Kernöle des Landes wurde heuer von drei völligen Newcomern dominiert: Die drei Stockerlplätze belegten Andreas Lückl aus Jagerberg vor Bianca und Gerald Malli aus Bad Schwanberg sowie Andrea und Karl Koch aus St. Martin/ Sulmtal. Bei der ersten Kür zur „Ölmühle des Jahres“ machte die Agrarunion Süd-Ost mit ihrer Ölmühle in Grabersdorf das Rennen.
Foto: Kristoferitsch
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ine 80-köpfige Expertenjury mit viel Prominenz – darunter der beliebte Sterne-Koch Johann Lafer − erkostete am 19. Oktober in der Landesberufsschule für Tourismus Bad Gleichenberg die besten Kernöle des Landes. Als Organisatoren fungierten die Landwirtschaftskammer und die Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl. Den Sieg holte sich überraschend der Jagerberger Nebenerwerbsbauer Andreas Lückl, der erst vor fünf Jahren mit dem Kürbisanbau begann und dessen perfektes Öl die Jury beeindruckte. Platz 2 ging an Bianca und Gerald Malli aus Bad Schwanberg, die auch erst vor fünf Jahren in die Kürbiskernölproduktion einstiegen. Platz 3 belegten Andrea und Karl Koch aus St. Martin/Sulmtal, die ebenfalls zum ers-
ten Mal in der Champions-League der Top 20 mitspielten. Erstmals wurde auch die „Ölmühle des Jahres“ vor den Vorhang geholt. Denn ein gutes Kürbiskernöl braucht nicht zuletzt das schonende Rösten und achtsame Verpressen der Kerne in der Ölmühle. Den Titel holte sich die Agrarunion Süd-Ost mit ihrer Ölmühle in Grabersdorf, die erfolgreich von Sepp Christandl geführt wird. Er verpresst mit seinem neunköpfigen Team jährlich rund eine Million Kilo Kürbiskerne. Christandl freut sich: „Diese Auszeichnung ist eine Bestätigung der geleisteten Arbeit, wir sind auf diesen Titel richtig stolz.“ Und Obmann Alois Hausleitner ergänzt optimistisch: „Wenn neue Kapazitäten notwendig sind, dann sind Erweiterungen überlegenswert.“
Wie stehen Sie zur jüngsten Kritik von BMin Elisabeth Köstinger an den Lebensmittelketten? Für Spar ist die Partnerschaft zur regionalen Landwirtschaft seit Jahrzehnten gepflegt und ein Anliegen. In der Steiermark bauen wir unser Angebot regionaler Produkte laufend aus. Viele tolle steirische Produkte sind neu bei uns im Regal, wie die Bio-Austernpilze oder der steirische Spargel und Bio Ingwer „der jungen wilden Gemüse:bäuerinnen“. Hier geht es um Vertrauen und nachhaltiges Wachstum für beide Seiten.
Steigen die Konsumentenpreise tatsächlich stärker als die Produzentenpreise? Nein, ganz sicher nicht. Preisverhandlungen sind immer sehr sensibel. Die langjährigen Beziehungen zu unseren Lieferanten zeigen jedoch, dass sowohl Handel als auch Produzenten an einer gemeinsamen Lösung interessiert sind. Für uns ist natürlich auch wichtig, dass die Preise für unsere Kunden möglichst niedrig sind, mitunter geht es daher bei Preisverhandlungen ein bisschen härter zu.
Welchen Stellenwert haben regionale Lebensmittel für Spar? Heimische Produkte haben für uns einen sehr hohen Stellenwert. Allein in der Steiermark bieten wir über 3.880 steirische Produkte von über 430 Produzenten. Unser Rind- und Schweinefleisch trägt das AMA-Gütesiegel und stammt so wie Eier und Frischmilch zu 100% aus Österreich. Ebenso haben heimische Produkte bei Obst und Gemüse Vorrang, dasselbe gilt auch für Brot und Backwaren.
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Fazitgespräch Von Volker Schögler und Johannes Tandl mit Fotos von Mario Bühner
Der Bauer als Präsident Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher über
Bauerneinkommen, chinesische Eier, die EU, den steirischen Wald und die Wertigkeit von Essen.
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Fazitgespräch
Es war gar nicht so einfach, als Fußgänger durch die schmale Einfahrt der Landwirtschaftskammer Steiermark in den Innenhof zum Haupteingang
vorzudringen – ständig fahren Autos geschäftig aus
und ein. Oder nutzen die Einfahrt, um umzudrehen, weil sie in die Sackgassenfalle der Hamerlinggasse in Graz geraten sind.
Die Landwirtschaftskammer ist seit jeher fest in Händen der ÖVP, bei der heurigen Wahl zu Jahresbeginn zogen fünf Parteien ein, der
Bauernbund erhielt mehr als 70 Prozent der
Stimmen. Der Obersteirer Franz Titschenbacher wurde zum dritten Mal in Folge als Präsident der Bauernkammer bestätigt und nahm sich
gute eineinhalb Stunden Zeit, um sich unseren Fragen zu stellen.
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Fazitgespräch
Zielbild ist der bäuerliche Familienbetrieb. Franz Titschenbacher
Ministerin Köstinger hat sich mit dem Handel angelegt und warf den Supermarktketten einen erpresserischen Umgang mit den Bauern vor. Die haben mit einer Studie entgegnet, derzufolge die Umsatzrendite im Lebensmittelhandel bei unter einem Prozent liegt. Wer hat recht? Das ist für uns natürlich ein wesentliches Thema. Es ist eine Lehre von Corona, dass wir uns um eine regionale Versorgungssicherheit kümmern müssen. Im Rahmen der Woche der Landwirtschaft ist eine Wifo-Studie von Franz Sinabell veröffentlicht worden, die unter anderem besagt, dass von 100 Euro nur 3,67 Euro an Wertschöpfung im Bereich der Landwirtschaft verbleiben – das bedeutet Handlungsbedarf für die Zukunft. Natürlich gibt es in der Zusammenarbeit von Handel, Vermarktungsbetrieben und Verarbeitungsbetrieben mit Bäuerinnen und Bauern, aber auch positive Beispiele und darauf muss aufgebaut werden. Dann war das nicht nur Theaterdonner, um von der Säumigkeit der Regierung bei der Umsetzung einer EU-Richtlinie zur Erlassung von Vorschriften gegen unfaire Praktiken im Lebensmittelhandel abzulenken? Wir erleben in vielen Bereichen, dass wir strenge Umweltstandards haben, eines der strengsten Tierschutzgesetze in Europa, dass wir teilweise aber damit konfrontiert werden, dass Produkte importiert werden, die diesen Standards nicht gerecht werden und letztlich unsere Betriebe dabei auf der Strecke bleiben. Ein Beispiel ist der Einkauf von Trocken-Eipulver und Flüssig-Ei. Da geht es um eine Kennzeichnungsverpflichtung auch im verarbeiteten Bereich, damit Vergleichbarkeit für Konsumenten und Konsumentinnen und unsere Kunden möglich ist, im Sinne von Gleichberechtigung. Auch bei Frischeiern haben Sie an Penny vom Rewe-Konzern appelliert, nur mehr inländische Eier ins Regal zu stellen? Ja, in Österreich wurde ja die Käfighaltung im Jahr 2004 mit Übergangszeiten bis 2018 verboten. Fakt ist, dass wir nach wie vor mit Importen aus der Ukraine, aus China und so weiter konfrontiert sind, aber letztlich die Vergleichbarkeit im Regal für die Kunden auch gewährleistet sein muss. Das heißt, dass ein heimischer Weiterverarbeiter ein Ei aus China kaufen kann, das aus dem Käfig kommt?
Ja, insbesondere gilt das für Flüssig-Ei und Trocken-Eipulver, deren Verwendung momentan nirgends gekennzeichnet sein muss.
Täuscht der Eindruck, dass es noch nie so viele regionale Lebensmittel gegeben hat, sowohl bei Spar als auch bei Billa, weil der Konsument offenbar danach fragt? Müsste da nicht die Marktmacht automatisch zum Bauern zurückwandern? Insgesamt hat Corona sicher zu einem verbesserten Regionalbewusstsein geführt, auf der anderen Seite ist immer Luft nach oben. Das heißt, auch in Zukunft ist eine Nachschärfung dieses Bewusstseins notwendig. Was die Marktmacht betrifft, so ist der Handel mit 87 Prozent auf vier Ketten in Österreich aufgeteilt, in der Landwirtschaft sind es in der Steiermark 36.000 Betriebe, österreichweit etwa fünfmal so viele. Die Vielfalt der Landwirtschaft ist auf der einen Seite ein Vorteil, auf der anderen Seite geht es letztendlich immer auch um eine Bündelung der Kräfte, etwa bei der Kennzeichnungsverpflichtung oder bei Verarbeitung und Vermarktung. Spar beklagt nicht nur, dass es zu wenig steirisches Rindfleisch gibt, sondern auch, dass es an regionalem Gemüse mangelt. Können Sie das bestätigen? Jein, gerade was das Gemüse betrifft, wird es natürlich Produkte geben, die nicht ganzjährig verfügbar sind, allein schon aufgrund der Vegetationsperiode.
Da hat Spar ja mit den riesigen Glashäusern von Frutura, wo es ganzjährig etwa Tomaten gibt, sozusagen gegengesteuert. Uns geht es um das Thema Saisonalität und das Bewusstsein, ob das ganze Jahr über immer alles vorhanden sein muss. Der Versorgungsgrad einzelner Produkte reicht von Mitte Juni bis Mitte oder Ende September in manchen Bereichen von 250 bis 300 Prozent – und jetzt sind zusätzlich die Glashäuser dazu gekommen. Die Folge war, dass viele Betriebe, die saisonbezogen produziert haben, seitdem mit der Produktion aufgehört haben. Als ganzheitliche Interessensvertretung haben wir als Zielbild aber den bäuerlichen Familienbetrieb vor Augen und nicht die Großbetriebe. Ist das nicht Ziel der EU-Landwirtschaftspolitik, den Konsumenten die größtmögliche Menge an möglichst billigen Lebensmitteln zur
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Fazitgespräch Verfügung zu stellen? Wie passt das mit der österreichischen Agrarpolitik zusammen, die unser Land zum Feinkostladen Europas machen will? Schließlich steigen auch bei uns die Betriebsgrößen ganz deutlich und die Kleinbauern kommen unter die Räder. Was läuft da falsch? War der EU-Beitritt aus Sicht der Bauern ein Riesenfehler und gilt das Motto »wachse oder weiche«? Nein, diese Frage ist in den Neunzigerjahren ausführlich diskutiert und in einer demokratischen Volksabstimmung den Österreichern und Österreicherinnen zur Entscheidung vorgelegt worden. Außerdem sehe ich Europa nicht nur als Wirtschaftsunion, es ist ja auch ein Demokratie- und Friedensprojekt. Die Begrifflichkeit »wachse oder weiche« hat Ende der Sechzigerjahre der damalige EU-Kommissar Mansholt (Anmerkung: Er gilt als Begründer der gemeinsamen Agrarpolitik) geprägt. Ich halte es lieber mit einer Begrifflichkeit, die unser ehemaliger Landwirtschaftsminister und Vizekanzler Josef Riegler Anfang der 90er Jahre geprägt hat, nämlich der »ökosozialen Marktwirtschaft«. Das ist an sich das Programm des 21. Jahrhunderts – Ökologie, Soziales und Marktwirtschaft. In der Verantwortung von Bauernbund und Landwirtschaftskammer Steiermark steht der bäuerliche Familienbetrieb in seiner Vielfalt und Qualität mit seinen durchschnittlich 18,5 Hektar an oberster Stelle und absolutes Ziel ist es vor allem auch, der bäuerlichen Jugend eine Zukunft zu ermöglichen. Unter Einbezug von Weiterentwicklung, Veränderungen in der Technologie oder im Zuchtfortschritt.
achtzigzehn | Foto: Lex Karelly
Ist die kontinuierliche Betriebsvergrößerung letztlich auch eine Folge des technischen Fortschritts in der Landwirtschaft?
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Fazitgespräch Auch zum Teil, aber letztendlich ist es in vielen Bereichen schon gelungen, Perspektiven für Betriebe zu eröffnen. Herunter gebrochen auf die Steiermark, war der Strukturwandel zwischen 1970 und 1995 noch größer als er es seit dem EU-Beitritt ist. Wobei ich schon dazusage, dass es um jeden Betrieb schade ist, wo die betriebliche und familiäre Entscheidung getroffen wird, dass es nicht mehr weitergeht. Unser Auftrag und unsere Aufgabe als Interessensvertretung ist die Begleitung der Betriebe in Richtung Zukunft. Die Verkaufspreise sind in den letzten Jahren ja deutlich gestiegen, die Erzeugerpreise nicht? Da verweise ich noch einmal auf die aktuelle Wifo-Studie von Sinabell. Es stimmt, dass die Preise in verschiedenen Branchensparten angezogen haben, wobei aber auch die Produktionspreise sich erhöht haben. Insbesondere in den Bereichen Düngemittel, Futtermittel und Energie. Der Wertschöpfungsanteil von 3,67 Prozent für die Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahren sogar verringert. Das heißt, die Landwirtschaft kann ihre Kostensteigerungen nicht an den Handel weitergeben. So ist es. In der Gesamtbetrachtung verlangt das bäuerliche Grundverständnis natürlich einen fairen Preis für das produzierte Lebensmittel. Aufgrund unserer Struktur in der Steiermark sind aber immer agrarpolitische Rahmenbedingungen notwendig. Auf europäischer Ebene sind das die sogenannte Säule 1 mit Betriebsprämien, die Säule 2 mit dem Programm der ländlichen
Entwicklung, Umweltleistungen oder Abgeltung für erschwerte Bedingungen im Berggebiet.
Das Ziel in der EU-Agrarpolitik, »möglichst viel, möglichst billig«, wird durch Subventionen erreicht, und wegen der schlechten Preise ist der österreichische Bauer dann bei seinem Einkommen zu 50 bis 70 Prozent auf Subventionen angewiesen. Ist das noch eine gute Entwicklung? Das ist Teil der Einkommensbildung in der Landwirtschaft. Man darf nicht die Zeit vor dem EU-Beitritt vergessen, auch da gab es schon die Marktordnungsgesetze. Es gab den Getreidewirtschaftsfonds, den Milchwirtschaftsfonds, den Fleischwirtschaftsfonds. Damals wurden die öffentlichen Unterstützungen für das Produkt gewährt. Mit dem EU-Beitritt fiel die Koppelung an das Produkt und es wurde die Flächenleistung abgegolten. Das Prinzip des freien Warenverkehrs widerspricht der Produktförderung, daher gilt die Flächenbindung.
Aber mit dem Ergebnis, dass wir in Österreich heute dreimal so viel Geld für das Wohnen ausgeben wie für das Essen. Nur rund 10 Prozent des Einkommens werden für die Ernährung aufgewendet. Was wäre ein fairer Anteil aus Sicht der Landwirtschaft? In den Neunzehnsiebziger- bis Achtzigerjahren waren das noch 30 Prozent. Daher ist es auch unser Auftrag, diese Wertigkeit entsprechend zu vermitteln und darzustellen. Da sind wir alle miteinander gefordert, nicht zuletzt auch angesichts von Problemen wie der Klimakrise, in der Kaufentscheidung zu heimischen Produkten zu greifen. Am Beispiel vom Rindfleisch sieht man, dass
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Franz Titschenbacher wurde am 4. April 1964 in Schladming geboren. Er ist Präsident der steirischen Landwirtschaftskammer und ehemaliger ÖVP-Bürgermeister der Marktgemeinde Irdning. Der Vater dreier Kinder ist verheiratet und bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Familie in Altirdning einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchviehhaltung, Forstwirtschaft und Urlaub am Bauernhof. 1993 wurde er im Alter von 29 Jahren zum jüngsten Bürgermeister der Steiermark gewählt. Heuer wurde der Obmann des Raiffeisenverbands Steiermark sowie Generalanwaltstellvertreter des Österreichischen Raiffeisenverbandes zum dritten Mal als Präsident der Bauernkammer bestätigt.
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Fazitgespräch
Von 100 Euro bleiben nur 3,67 Euro an Wertschöpfung in der Landwirtschaft. Franz Titschenbacher
ein Kilo aus österreichischer Produktion mit 14 Kilo Kohlendioxid bilanziert, im europäischen Durchschnitt sind es über 22 Kilo und bei brasilianischem und argentinischem Rindfleisch 82 Kilo in der CO2-Bilanz. Allein an diesen Zahlen sieht man, dass es gut und richtig ist, zu heimischen Produkten zu greifen.
Es gibt in Österreich einen klaren Trend in Richtung Biolandwirtschaft. Derzeit liegt der Anteil der Biobetriebe schon bei über 20 Prozent. Sehen Sie die Zukunft der heimischen Nahrungsmittelerzeugung in der biologischen Landwirtschaft? Auf europäischer Ebene ist es das Ziel, dass der Bioanteil 25 Prozent erreichen soll. In Österreich und der Steiermark mit 23 bis 24 Prozent Bioanteil sind wir an dieser Zielsetzung nahe dran, daher heißt es nicht »entweder-oder«, sondern »sowohl-als-auch«.
Thema Klimawandel: Wie sehr ist die heimische Land- und Forstwirtschaft gefährdet? Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, wobei die Reduktion der Kohlendioxidemissionen und unter anderem der Ausstieg aus fossiler Energie erklärtes Ziel bleiben muss. Mit Initiativen in Richtung »klimafitte Waldbewirtschaftung« wie der dynamischen Waldtypisierung oder dem Waldfondsgesetz werden etwa Klima- und Bodendaten, die Baumartenwahl, die standortgerechte Aufforstung oder neue, trockenheitsresistente Züchtungen erarbeitet. Bei der Wahl der Baumarten geht es letztlich um zumindest Zwei- bis Drei-Generationen-Entscheidungen. Parallel dazu gibt es verschiedenste Forschungsaktivitäten. Österreichweit haben wir die Trägerplattform »Forst, Holz, Papier«. Und in der Steiermark haben wir mit »Pro Holz« und dem Holzcluster Kräfte, die innovative Projekte, wie beispielsweise »Holz im Fahrzeugbau«, hervorbringen. Ich sehe uns schon auf einem zukunftsfähigen Weg. Mit der Waldstrategie 2030 plant die EU nun den besseren Schutz der Wälder unter anderem durch eine Nichtbewirtschaftung. Was würde das für unsere Forstwirtschaft bedeuten? Und bindet ein nicht bewirtschafteter Wald tatsächlich mehr Kohlendioxid als ein bewirtschafteter?
In der EU-Waldstrategie ist tatsächlich die Außer-Nutzungsstellung und Stilllegung von bestimmten Flächen formuliert. Und zwar in einer Größenordnung zwischen zehn und 30 Prozent. Unser Zugang ist jedoch, dass mit der Waldbewirtschaftung die bessere Kohlendioxidspeicherung im Holz ermöglicht wird, während bei einer Außer-Nutzungsstellung durch die Verrottung erst wieder Kohlendioxid freigesetzt wird. Aktiv bewirtschafteter Wald ist aktiver Klimaschutz. Wir sehen eine nachhaltige Forstwirtschaft als Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise. So haben wir es in der Wiener Deklaration von 16 EU-Mitgliedstaaten erst kürzlich formuliert. Während der Lockdowns wurden die steirischen Wälder von Erholungssuchenden gestürmt. Die Interessenskonflikte haben zugenommen. Denn während der Wald für Fußgänger offensteht, tut er das für Radfahrer oder Skitourengeher nicht. Auch Schwammerlsucher werden von Waldbesitzern und Jägern nicht immer gern gesehen. Wie sieht die Kammer diese Nutzungskonflikte? Dass es hier Spannungsfelder gibt, ist Fakt. Unsere Position, insbesondere was das Thema Mountainbiken betrifft, ist klar. Wir wollen keine generelle Freigabe der Forststraßen und –wege. Der Forstweg ist ein Arbeitsplatz und er wurde zur Erschließung der Waldflächen errichtet. Wir stehen aber vertraglichen Lösungen sehr offen gegenüber. Mit Markus Pekoll, dem steirischen Mountainbike-Koordinator, sind wir durchaus in sehr konstruktiven Gesprächen. Letztlich werden wir aber gemeinsam an den Taten gemessen und ich denke, da wird es insgesamt Lösungen geben. Vielfach wird Bayern als Beispiel hergenommen, wo es vor einigen Jahren eine generelle Öffnung der Forstwege gegeben hat. Dort wird aber – angesichts der unterschiedlichen Interessenslagen – de facto eher ein Weg zurückgegangen. Insofern will ich, dass Respekt vor dem Eigentum und Verantwortung mit dem Eigentum gelten müssen. Das heißt » ja« zu vertraglichen Lösungen, aber keine generelle Öffnung. Herr Präsident, danke für das Gespräch.
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Firmengründer Roland Fink mit den CO-GFs Barbara Unterkofler und Christoph Schreiner sowie den GFs von Cosmeterie, Sophie Ryba, Babauba, Antonia Stubenberg, und 9Weine, Herbert Zerche.
Mag. Alexander Hofer
Verkehrte (Arbeits-)Welt
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Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at
Niceshops:
Neue Standorte in Wien und Graz
Im Vorjahr erzielten die Niceshops einen neuen Umsatzrekord von 100 Millionen Euro. Heuer wurde diese Zahl bereits nach acht Monaten im August erreicht. In den letzten Monaten wurde nicht nur in die Unternehmens- und Logistikzentrale in Feldbach kräftig investiert. In Wien wurde ein Standort am Universitätsring zum „Hub“ für Start-ups, die an die Niceshops angedockt haben, etabliert. Und in Graz verleiht der NiceshopsStandort im Rossegerhaus der heruntergekommenen Annenstraße neuen Glanz. Daneben gibt es noch einen Logistikstandort in Ulm.
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iceshops betreibt 40 verschiedene Shop-Portale mit mehr als 1 Million aktiven Kunden. Das Unternehmen wächst seit mehr als 10 Jahren jährlich zwischen 40 und 70 Prozent. Und Firmengründer Roland Fink freut sich über das anhaltende Wachstum: „Wir liegen voll auf Kurs und haben in jedem Quartal einen massiven Zuwachs verzeichnet.“ Konkret wurde im ersten Halbjahr 2021 ein Umsatzplus von 62 Prozent zum Vorjahr erzielt. Bis zum Ende des Jahres werden es wohl mehr als 150 Millionen Euro sein. Die dynamische Entwicklung von Niceshops wird zudem durch die Übernahme von rund einem Dutzend Start-ups befeuert, wovon „Cosmeterie”, „Babauba” und „9Weine” jetzt am Wiener Universitätsring ein neues Zuhause gefunden haben. Christoph Schreiner skizziert die eingeschlagene Start-up-Strategie so:
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„Unsere Partner bringen das notwendige Branchenwissen mit. Wir nehmen ihnen die Wachstumsschmerzen und entwickeln sie zu international relevanten Verticals.“ Dafür stehen nun in der ersten Stufe auf 650 Quadratmetern 145 Arbeitsplätze für Mitarbeiter und Partner zur Verfügung. In das Grazer Rosseggerhaus wurden etwa drei Millionen Euro investiert. Dort wird künftig der Gutteil der Software für das E-Commerce-Unternehmen entwickelt. Außerdem sitzen dort die Marketingexperten und die Übersetzer, die die Shopportale in 16 Sprachen übersetzen und supporten. Die 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden dort in einem urbanen Umfeld die bestmöglichen Arbeitsbedingungen vor, wobei die gute Einbindung des Standorts in das Grazer Öffi-Netz ebenso maßgeblich war wie die Nähe zum Hauptbahnhof.
Foto: Valerie Voithofer
Was wir von der größten Steuerentlastung in der 2. Republik erwarten dürfen, geht gerade durch alle Medien. Eine eher unscheinbare Maßnahme hat Symbolcharakter: Ab 1.1.2022 können Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern zusätzlich zum Bezug eine Erfolgsbeteiligung von bis zu 3.000 Euro im Jahr steuerfrei auszahlen. Ja, »Menschen, die arbeiten gehen, aufstehen und fleißig sind, sollen mehr zum Leben haben.« Ich würde präzisieren, bevorzugt jene Fleißigen, die leistungsorientiert zum Unternehmenserfolg beitragen und dafür wohl verdiente Prämien erhalten. Für die Betroffenen ist dies oft mit der schmerzlichen Einsicht verbunden, dass netto nach Abgaben und Beiträgen nicht einmal die Hälfte von einer Prämie bleibt. Nun weiß jeder in der Wirtschaft, dass das knappste Gut in jeder Branche fähige »Arbeitgeber« sind, also Menschen, die bereit sind, ihre Ressource Arbeitskraft an »Arbeitnehmer«, also die Unternehmer, hinzugeben. Diese angespannte Situation geht zu einem guten Teil auf die fragliche Sozial-, Wirtschaftsund Steuerpolitik der Vergangenheit zurück. Daher: Leistung wieder fördern! Als gelernter Systemerhalter weiß man leider, dass eine angekündigte Steuerfreiheit nicht notwendigerweise auch Sozialversicherungs- und Lohnnebenkostenfreiheit bedeutet. Das Gesetzwerdungsverfahren wird zeigen, wie heutige Politiker und Funktionäre zu leistungsbereiten Menschen tatsächlich stehen. Bis zu 1,7 Prozentpunkte weniger Krankenversicherung für Wenigverdiener? Ja, dann aber auch volle Abgabenfreiheit bei Erfolgsbeteiligungen für Leistungsträger!
Mit 1,2 Milliarden Euro Investitionen in erneuerbare Energien will die Energie Steiermark nicht nur die Energiewende unterstützen, sondern auch den Strompreis stabilisieren.
Energie Steiermark: Nach einer durchwachsenen Phase blicken die beiden Binder + Co-Vorstände Martin Pfeiffer und Jörg Rossegger in eine positive Zukunft.
Binder + Co:
Deutliches Umsatzund Ertragsplus Der Gleisdorfer Anlagenbauer Binder + Co verzeichnete im ersten Halbjahr eine deutliche Umsatz- und Ergebnisverbesserung. Europa blieb im ersten Halbjahr 2021 mit über 70 Prozent der wichtigste Absatzmarkt.
Fotos: Erwin Scheriau, Adobe Stock
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ie internationale Ressourcenknappheit und immer strengere Bestimmungen für den Wiedereinsatz von Wertstoffen wie Glas, Metall und auch Kompost bieten Binder + Co ein großes Marktpotenzial. Zur Bewerkstelligung dieser Aufgaben ist Binder + Co mit dem Frohnleitner Kompostspezialisten „Komptech“ eine Technologiepartnerschaft eingegangen. Komptech verbaut in seinen Anlagen ein Spezialsiebsystem von Binder + Co. Beide Unternehmen sehen sich als Technologietreiber für die Kreislaufwirtschaft. Eine weitere Partnerschaft wurde
mit „Linetechnology“ in Waidhofen/Ybbs eingegangen. Um auch geringere Mengen an Metallen effizient aufzubereiten, wurde von den Niederösterreichern eine modulare Aufbereitungsanlage entwickelt, die auf die sensorbasierte Sortierung von Binder + Co als zentrale Technologie setzt. Die Binder + Co Gruppe besteht aus der Binder + Co AG, den vier 100%-Töchtern Comec-Binder S.r.l., Bublon GmbH, Binder + Co Machinery (Tianjin) Ltd. und Binder + Co USA, Inc. sowie dem Joint Venture Statec Binder GmbH.
Strompreis steigt um 7,9 Prozent Die Energie Steiermark sieht sich angesichts der Verdreifachung der internationalen Strompreise gezwungen, die Tarife für ihre Kunden ab 15. November zu erhöhen. Auch um die Abhängigkeit von den Strommärkten zu reduzieren, investiert der steirische Landesenergieversorger in den nächsten Jahren 1,2 Milliarden Euro in die erneuerbare Stromproduktion.
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ie Mehrkosten für einen durchschnittlichen Haushalt werden, so die Energie Steiermark, monatlich 5,33 Euro betragen. Betroffen sind 80 Prozent der Privatkunden. Aufgrund der langfristigen Einkaufsstrategie sieht sich der Landesenergieversorger jedoch in der Lage, nur einen Teil der enormen Kostensteigerung an seine Kunden weiterzugeben zu müssen. Der reine Energiepreis steigt um 19,5 Prozent. Da der Energie-Anteil aber nur rund ein Drittel der Stromrechnung ausmacht, verteuern sich die Stromrechnungen der steirischen Haushalte lediglich um 7,9 Prozent. Für soziale Härte-
fälle wurde von der Energie Steiermark ein Fonds in Höhe von 100.000 Euro eingerichtet. Damit soll sozial Bedürftigen bei der Bewältigung ihrer Stromrechnung rasch und unbürokratisch geholfen werden. „Die aktuelle internationale Lage zeigt, dass wir unsere regionalen Erzeugungsmöglichkeiten für grüne Energie noch stärker und rascher ausbauen müssen, um die Abhängigkeit von Zukäufen zu reduzieren“, so das E-Steiermark-VorstandsDuo Christian Purrer und Martin Graf.
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Wirtschaft
FW-Obmann Schoklitsch kritisiert »ökosoziale Steuerreform« Enttäuscht äußert sich Erich Schoklitsch, der Obmann der Freiheitlichen Wirtschaft Steiermark, zur sogenannten „ökosozialen Steuerreform“ der Bundesregierung. Sie heize nur die bestehende Teuerung weiter an und ihr Nutzen für das Klima sei sehr zu bezweifeln. Er fordert stattdessen Maßnahmen gegen den zunehmenden Arbeitskräftemangel und für mehr Regionalität in der Wirtschaft. örtlich spricht Schoklitsch von einer „Mogelpackung“, die geringfügige Senkung der Körperschaftsteuer ist kein großer Wurf und bringt noch dazu den Kleinbetrieben überhaupt keine Entlastung. Dasselbe gilt für die Anhebung des Gewinn- und Investitionsfreibetrags, die allein schon durch die Inflation überfällig gewesen seien. Die kolportierten Senkungen bei der Lohnsteuer sind ebenfalls viel zu gering, so Schoklitsch: „Die kalte Progression frisst diese Vorteile binnen kur-
zer Zeit auf. Die Chance, das Land durch eine spürbare Senkung der eklatant hohen Lohnnebenkosten wettbewerbsfähiger zu machen, wurde leider vertan“, kritisiert Schoklitsch. Viel sinnvoller wäre es gewesen, die Lohnnebenkosten vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen gestaffelt zu senken, Investitionsrücklagen zu fördern und nicht entnommene Gewinne zu entlasten, um Eigenkapital und Liquidität zu stärken.
Zeitbombe Arbeitskräftemangel Der eklatante Mangel an Arbeitskräften in fast allen Branchen hat sich durch die Pandemie weiter verschärft und erfordert klare und wirksame Strategien, erklärt Schoklitsch: „Der reicht vom Gewerbe und Handwerk über den gesamten Gastrobereich bis hin zum Handel. Längere Zeit wurde über den Facharbeitermangel geklagt, nun existiert der Mangel bereits bei einfachsten Tätigkeiten.“ In der Steiermark gibt es aktuell ungefähr 39.000 Arbeitslose samt Schulungsteilnehmern. Hier könne man ansetzen und verstärkt Bildungsmöglichkeiten vor allem für Langzeitarbeitslose anbieten. Auch sei die Option degressiver Arbeitslosengelder zu erwägen, so Schoklitsch. Ein weiterer wichtiger Punkt sei, dass zukünftige Fachkräfte bereits in den Schulen verstärkt angesprochen werden müssen. Er betont: „Durch die demografische Abwärtsbewegung sind einfach zu wenige Jugendliche für die Lehre verfügbar. Daher
gilt es, in den Mittel- aber auch weiterführenden Schulen anzusetzen, damit Direktoren und Lehrer verstärkt in die Pflicht genommen werden, Beratungsangebote auch anzunehmen.“ Natürlich ist auch die Unterstützung der Betriebe bei der Aufnahme von Lehrlingen ein wichtiger Faktor, wo jedenfalls Verbesserungen notwendig sind.
Mehr Regionalität für Wertschöpfung Die globalisierte Wirtschaft hat viele negative Begleiterscheinungen hervorgebracht, die sich in den jüngsten LieferkettenProblemen und Rohstoffteuerungen niederschlagen, konstatiert Schoklitsch. Er sieht eine Lösung vieler Herausforderungen in der Rückkehr zu mehr Regionalität. Durch die Förderung regionaler Produktionen könnte man auf lange Lieferwege verzichten, die Wertschöpfung in Österreich sichern, dem Rohstoffmangel und der damit verbundenen Preisexplosion entgegenwirken und sich gleichzeitig aus der Abhängigkeit von ausländischen Zulieferungen lösen. Dazu braucht es eine Strategie zur Stärkung der Wirtschaft durch Steuersenkungen, gezielte und sinnvolle Investitionen in moderne Infrastruktur, den Abbau bürokratischer Hemmnisse und eine neue Außenwirtschaftsstrategie. Dies sind laut Schoklitsch nur einige Beispiele für Maßnahmen, um die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Innovationsstandortes Österreich zu erhöhen und langfristig zu sichern.
FW-Landesobmann Erich Schoklitsch kritisiert die Steuerreform und fordert Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel.
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Wirtschaft
Die Hackerattacken gegen Unternehmen haben im laufenden Jahr weiter zugenommen und werden immer raffinierter.
Sicherer Schutz vor Cyber-Attacken und deren Folgen
Noch nie hat es so viele Hacker-Angriffe wie in diesem Jahr gegeben. Rund 60 Prozent aller österreichischen Unternehmen sind schon mindestens einmal Opfer einer Cyber-Attacke geworden. Die finanziellen Konsequenzen dieser Sicherheitsbrüche sind für viele Unternehmen zum Teil nichts weniger als existenzbedrohend.
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ie die jüngst erschienene KPMG-Studie „Cyber Security in Österreich 2021“ enthüllte, verzeichneten insgesamt 38 Prozent der österreichischen Unternehmen seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie einen deutlichen Anstieg an Cyber-Angriffen. In einer Zeit, wo sich immer mehr Geschäftsabläufe ins Internet verlagern, ist der Schutz vor Hacker-Angriffen daher so wichtig wie noch nie. Das zeigt auch die Tatsache, dass der Großteil der einheimischen Unternehmen die Gesamtausgaben für Cybersecurity-Maßnahmen erhöht – trotz der Pandemie-bedingten Umsatzrückgänge. Da allgegenwärtige Cyber-
kriminalität wie Phishing-Attacken, E-Mail-Erpressungen und Malware-Angriffe unsere Unternehmen nicht nur vor neue Sicherheits- und EDVtechnische Herausforderungen stellt, sondern im schlimmsten Fall auch enorme finanzielle Konsequenzen nach sich zieht, bietet die Steiermärkische Sparkasse nun in Zusammenarbeit mit der Wiener Städtischen Versicherung ein innovatives und maßgeschneidertes Produkt an, mit dem sich Unternehmen insbesondere vor den finanziellen Risiken schützen können. Mit „s Cyber-Protect“ erhalten Sie nicht nur die nötige Absicherung vor Diebstahl, Beschädigung oder Verlust Ihrer digitalen
Daten, sondern sind auch für Haftungsfragen im Zusammenhang mit Geheimhaltungspflichten und entstandenen Schäden bei Dritten mit einer Deckungssumme von bis zu 1 Mio. Euro geschützt. Die 24-h-Hotline hilft sofort Die auf die verschiedensten Unternehmensbedürfnisse maßgesc hn eiderte Versicherung umfasst auch den Support durch die 24-h-Hotline, die Ihnen per Fernwartung sofort mit entsprechender technischer Expertise zur Verfügung steht. Optional können Sie die Versicherungsdeckung auch auf Folgekosten wie interne und externe Krisen-PR, Medien-
haftpflicht und Markenschutz erweitern – bis hin zum Kostenersatz für länger andauernde Betriebsunterbrechung. Neben den für jedes Unternehmen unbedingt erforderlichen Investitionen in zeitgemäße und laufend gewartete IT-Infrastruktur sowie den Aufbau des entsprechenden Problembewusstseins bei den Mitarbeitern bietet „s Cyber-Protect“ also die optimale Ergänzung zu Ihrer digitalen Abwehrstrategie. Damit es – könnte man sagen – im Ernstfall nicht zu verhängnisvollen Verläufen und existenzbedrohenden Nebenwirkungen für Ihr Unternehmen kommt!
GISA-Zahl: 27507049. Die Steiermärkische Bank und Sparkassen Aktiengesellschaft übt die Tätigkeit eines vertraglich gebundenen Versicherungsagenten der WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group als Nebengewerbe aus und vermittelt ausschließlich Produkte dieser Versicherung. Sie stützt ihren Rat nicht auf eine umfassende Marktuntersuchung und erhält für vermittelte Versicherungsverträge Provisionen, die in den Versicherungsprämien enthalten sind. Versicherer ist: WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group Schottenring 30, 1010 Wien.
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Innovatives Analyse-Tool: NachhaltigkeitsBarometer der UniCredit Bank Austria Wie Unternehmen jetzt ihre Nachhaltigkeitsstrategie überprüfen und individuelle ESG-Ziele optimieren und umsetzen können – und wie sie die UniCredit Bank Austria dabei unterstützt, erläutert Christian Strobel-Ludwig, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark. Vor einigen Jahren war Nachhaltigkeit noch eher ein Nischenthema. Wie sieht das heute aus? Nachhaltigkeit ist heute ein strategisches Megathema. Investitionen in Nachhaltigkeit und Klimaschutz gehören auf die Agenda eines jeden mittelständischen Unternehmens. Als führende Unternehmerbank des Landes* wollen wir unseren Kundinnen und Kunden vor allem eines vermitteln: Nachhaltigkeit bietet Chancen in den unterschiedlichsten Bereichen!
Welche Rolle spielt hier die UniCredit Bank Austria? Als strategischer Finanzpartner unterstützen wir unsere Unternehmenskunden dabei, ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und Schritt für Schritt umzusetzen – von der IstAnalyse bis hin zu passenden Finanzierungslösungen. Hier kommt auch unser neuer Nachhaltigkeits-Barometer ins Spiel, ein innovatives Analyse-Tool, das wir gemeinsam mit einer renommierten internationalen ESG-Ratingagentur entwickelt haben.
Christian Strobel-Ludwig, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark der UniCredit Bank Austria Wie setzen Sie den Nachhaltigkeits-Barometer in der Beratung ein? Im partnerschaftlichen Dialog mit unserem Kunden führen wir zunächst eine individuelle Standortbestimmung des Unternehmens in Sachen ESG durch. Zur Orientierung stellen wir das Ergebnis der Ist-Analyse dann im Branchenvergleich dar – derzeit decken wir mit unserem Analyse-Tool 19 Branchen ab. Auf dieser Basis können wir gemeinsam mit unserem Kunden individuelle ESG-Ziele definieren und mögliche Maßnahmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit identifizieren. Weiters zeigen wir dem Kunden Möglichkeiten auf, wie er seine ESG-Ziele mit nachhaltigen Finanzierungen und Förderungen kombinieren kann. Unsere speziellen ESG-Finanzierungen helfen Unternehmen jedenfalls
*Nach Unternehmenskredit- und Einlagenvolumen in Österreich auf Einzelbankbasis (Quelle: OeNB 2020)
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Nähere Informationen erhalten Sie bei Christian Strobel-Ludwig, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark der UniCredit Bank Austria, Telefon +43 (0)5 05 05-63436, und auf unternehmerbank.at. Beratungskompetenz der UniCredit Bank Austria • Eine der kapitalstärksten Großbanken Österreichs und Teil von UniCredit, einer erfolgreichen paneuropäischen Geschäftsbank mit voll integriertem Corporate & Investment Banking • Sieben von zehn heimischen Großunternehmen sind Kunden der UniCredit Bank Austria • Ihr Geschäftsbereich „Unternehmerbank“ betreut nahezu jedes dritte mittelständische Unternehmen Österreichs
bezahlte Anzeige Fotos: Foto Fischer / UniCredit Bank Austria
Gilt das für große Unternehmen ebenso wie für mittelständische Unternehmen? Egal ob Großunternehmen oder mittelständische Unternehmen: In Zukunft wird es immer wichtiger werden, in der Unternehmensstrategie die ESG-Kriterien – nach der englischen Abkürzung für Umwelt, Soziales und nachhaltige Unternehmensführung (Environment, Social, Governance) – zu berücksichtigen, um sich den Zugang zu Liquidität und Investoren weiterhin zu sichern.
dabei, konkrete Ziele zu formulieren und von der erfolgreichen Umsetzung zu profitieren: beispielsweise, indem sie ihren CO2Verbrauch reduzieren, die Arbeitssituation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessern oder eine an Nachhaltigkeit orientierte Unternehmensführung sicherstellen. Letztlich ist jede Nachhaltigkeitsstrategie nur so gut wie ihre Finanzierung!
Lebensmittel retten mit SPAR und »Too Good To Go« Mit Anfang Oktober hat SPAR die Zusammenarbeit mit „Too Good To Go“ auf ganz Österreich ausgeweitet. Untertags in den Filialen nicht verkaufte Lebensmittel werden am Abend in Überraschungssackerl zu stark reduzierten Preisen angeboten.
Foto: SPAR / wildbild
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ie Teams in den Märkten wissen genau, wie viel jeden Tag verkauft wird. Auch Brot und Gebäck werden immer bedarfsgerecht aufgebacken. „Es ist uns sehr wichtig, dass auch die letzten Kundinnen und Kunden noch genügend Auswahl haben. Dabei wissen wir nicht, ob sie sich zum Beispiel für ein Salzstangerl oder ein Mohnweckerl entscheiden. Daher bleiben trotz genauer Planung kleine Mengen Lebensmittel über, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden können“, erklärt SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer. Diese Mengen sind gut abschätzbar, was genau übrigbleibt, zeigt sich aber erst am Ende des Tages. Daher ist über die App bereits am Vortag ersichtlich, wie viele Sackerl im gewünschten Markt verfügbar sein werden. Ihr Inhalt variiert, je nach dem was am Ende des Tages übrigbleibt. Wer Lebensmittel retten und günstig einkaufen möchte, lädt sich die App von „Too Good To Go“ aufs Smartphone. In der App wer-
Spar-Steiermark-GF Christoph Holzer mit Georg Strasser (GF Too Good to Go) den verfügbare Überraschungssackerl in SPAR- und EUROSPAR-Filialen sowie zahlreichen SPAR-Einzelhändlern angezeigt. Verfügbare Sackerl können direkt über die App reserviert und bezahlt werden. Die Sackerl mit einem Warenwert von mindestens 15 Euro kosten 4,99, werden von Kunden per App reserviert und sind ab 30 Minuten vor Geschäftsschluss im jeweiligen Markt abholbereit. „Mit diesem Angebot setzt SPAR einen weiteren Schritt gegen Lebensmittelverschwendung und damit gegen eines der größten ökologischen Probleme unserer Zeit. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit“, so Georg Strasser, Country Manager Österreich von „Too Good To Go“.
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Außenansicht Von Peter Sichrovsky
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xbundeskanzler Sebastian Kurz ist gestürzt, darüber sind sich heimatliche Medien und die Opposition einig. Ob aktiv oder passiv, vom Sessel gestoßen oder selbst gestolpert, ist noch nicht für alle entschieden. Ein Teil der medialen und politischen Opposition feiert sich selbst, hat das sachliche Kommentieren aufgegeben und klopft sich gegenseitig auf die Schultern mit der Aussage: Kurz ist weg und wir haben es geschafft! Den hätten wir geschafft! Nun könnte man eine gewisse Nüchternheit bewahren und auf die Reaktionen der Gerichte und Untersuchungen warten, um zu verurteilen oder zu entschuldigen. Das passiert jedoch nicht. Die Dokumente, die Vermutungen und Verdächtigungen nähren das Vorurteil und bestätigen lediglich eine Meinung, die sich schon längst gebildet hatte. Doch, und hier beginnt der Zweifel, geht es wirklich nur um politische Inhalte? Begründet sich die Ablehnung auf konservative Ideen und Programme, die von linker und rechter Seite abgelehnt werden?
Die Rache des Mittelmaßes
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Oder geht es doch um eine Person, die in ausnehmend kurzer Zeit, innerhalb nur weniger Jahre, das traditionelle, politische System in Österreich völlig auf den Kopf gestellt hat? Kurz versuchte, eine konservativ strukturierte Partei zu modernisieren und komplett neu aufzustellen, und eilte mit seiner »Neuen Volkspartei« von Wahlsieg zu Wahlsieg. Er ist eine Ausnahmeerscheinung in der österreichischen Politik. Seine Rhetorik, seine Argumentation und sein strategisches Denken sind bei Konkurrenten in der eigenen und in anderen Parteien nicht zu finden. Und dennoch stolperte er über ungeschickte, banale Textnachrichten, infantile Botschaften und der Unvorsichtigkeit bei seiner Personalauswahl. All das steht im Widerspruch zu seiner sonst präsentierten Perfektion. Warum sind sein Äußeres, seine Frisur, sein Anzug, seine Sprache, die öffentlichen Reden, Antworten gegenüber Journalisten perfekt und druckreif und warum unterlaufen ihm gleichzeitig solche Fehler? Seine nach außen gezeigte Perfektion verrät die typische innere Unruhe der Begabten. Als müsse die äußere Ruhe den inneren Motor schützen. Er ist kein »bunter Hund«, der mit extravaganter Kleidung und Frisur aufzufallen versucht. Hinter solchen Fassaden verbirgt sich meist ein perfekter Kleinbürger. Andere versuchen eher, ihre Kreativität und Intelligenz zu beschützen und sie gezielt einzusetzen, wenn Situationen beeinflusst und verändert werden könnten. Damit wird ein Großteil der »einflussreichen« Gesellschaft nicht fertig. Sie haben sich hoch gearbeitet mit Müh und Plag, sind Dutzenden Chefs in die verlängerten Rücken gekrochen und sitzen endlich (fast) schon auf dem Stuhl, von dem sie seit Jahren träumten. Und dann kommt einer und macht es ganz anders, schneller, ohne die peinliche Selbstverleugnung, die man erdulden musste, um wieder eine Sprosse auf der Leiter zu erklimmen. Er steigt einfach auf, Stufe um Stufe, manchmal zwei oder mehrere auf einmal, nur weil er intelligenter, geschickter, einfach besser ist. Nichts verärgert das heimische Mittel-
maß mehr als der Erfolg der Begabten. Gegen Kontakte und Beziehungen kann man nichts machen, die hat einer oder nicht. »Ist halt die Tochter vom Freund des Chefs«, die den Posten bekam, ist eher zu akzeptieren als die Erkenntnis: »Sie oder er ist einfach besser«. Gegen Talent und Fähigkeit rottet sich die Gesellschaft des Mittelmaßes zusammen und organisiert sich trotz Neid und Misstrauen, das sonst untereinander herrscht. Talentierte machen Fehler, mehr als die anderen. Neben ihrer Konzentrationsfähigkeit sind sie unkontrolliert, fahrlässig und verlieren den Überblick. Mit außergewöhnlichen Leistungen auf einem bestimmten Gebiet entgleiten ihnen andere. Und darauf wartet das Mittelmaß, geduldig und ausdauernd, um im richtigen Moment zuzuschlagen. Sie stürzen sich auf das Außergewöhnliche, das ihren Durchschnitt bloßstellt. Wie Antonio Salieri in dem Film »Amadeus«, als er auf die Noten von Mozart starrt und erkennen muss, dass er dieses Niveau nie erreicht wird. Also versucht er, Mozart zu vernichten. Das Mittelmaß hat die tragische Begabung, Qualität zu erkennen und den Unterschied zu sich selbst. Die einen erleben das als Bereicherung und Chance, die anderen als Gefahr und Bedrohung. Dementsprechend untern schiedlich reagieren sie.
Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at
Essay von Hans-Werner Sinn
Was uns Marx heute noch zu sagen hat D
er Sozialismus hat den Systemwettbewerb mit dem Kapitalismus verloren. Ineffizienz und Gewaltherrschaft waren die absehbaren Folgen des Versuchs, eine Zentralverwaltungswirtschaft mit Kommandos statt pekuniären Anreizen zum Laufen zu bringen. Als das auch der Letzte merkte, brach das System zusammen. Ist Marx deshalb obsolet? Mitnichten, denn obwohl Marx die sozialistische Revolution prognostiziert und gefordert hat, hat er nur wenig über den Sozialismus geschrieben, sondern sich stattdessen umso intensiver mit der Funktionsweise der kapitalistischen Marktwirtschaft beschäftigt. Viele der marxschen Behauptungen wurden zwar von der Volkswirtschaftslehre verworfen. Und die Werturteile, die er in seine Analysen einfließen ließ, entsprechen nicht dem Wissenschaftsverständnis, das mit Max Weber Konsens in den Sozialwissenschaften geworden ist. Dennoch hat Marx viele interessante Gedanken geäußert, die nachhaltigen Einfluss auf die weitere Forschung und den Erkenntnisprozess der Volkswirtschaftslehre und der anderen Sozialwissenschaften hatten. Das Sein bestimmt das Bewusstsein
Über den Einfluss von Karl Marx auf die weitere Forschung und den Erkenntnisprozess der Sozialwissenschaften. Wir bringen diesen Text von Hans-Werner Sinn aus dem Jahr 2017 nochmals als Essay, weil er durch den ersten Platz für die KPÖ bei den Wahlen in Graz wieder mehr als aktuell geworden ist.
Ökonomen sind in dieser Frage häufig mit Politikern uneins, die stets das Wort vom Primat der Politik im Mund führen. Ironischerweise sind es gerade linke Politiker, die an die Möglichkeiten politischer Interventionen in das Marktgeschehen glauben, während die Ökonomen auf die Dominanz der ökonomischen Gesetze verweisen und viele der Interventionen als unwirksam, wenn nicht kontraproduktiv, zurückweisen. Man denke nur an die Mindestlohngesetzgebung, die europäischen Rettungsschirme, die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) oder die Regeln für die Inklusion von Migranten in den Sozialstaat, die derzeit starke Magnetwirkungen entfalten. Ökonomen sind wie Marx vom Primat der ökonomischen Gesetze über die Wünsche der Politik und der Medien überzeugt. In diesem Sinne stehen sie heute Marx häufig näher als jene, die sich explizit auf ihn berufen. Dass es ein Primat der ökonomischen Gesetze über die Politik gibt, heißt nicht, dass man auf den Staat verzichten kann. Die Marktwirtschaft ist nämlich keine Anarchie, sondern verlangt ganz im Gegenteil einen festen gesetzlichen Ordnungsrahmen, damit sie überhaupt funktionieren kann. Dabei stehen das Zivilrecht und das Strafrecht an erster Stelle, denn die Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Tausch von Gütern und Leistungen ist die Sicherung von Eigentumsrechten an eben diesen Gütern und Leistungen. Nur auf der Basis gesicherter Eigentumsrechte an produzierten Gütern und den Produktionsfaktoren, von der Arbeit über Kapitalgüter bis zum Boden, können Märkte
Foto: Ifo-Instiut
Das gilt auf jeden Fall für Marx’ Grundthese, dass nicht, wie Hegel meinte, das Bewusstsein das Sein, sondern ganz im Gegenteil das Sein das Bewusstsein bestimme, dass also die objektiven Produktionsverhältnisse letztlich den ideologischen Überbau in Form des Staatswesens, der Gesetze und der medialen Mehrheitsmeinung determinieren. Es gibt kein Primat der Politik über die Gesetze der Ökonomie. Vielmehr bestimmen die ökonomischen Gesetze den Rahmen, innerhalb dessen sich die Politik bewegen kann. Systeme, die sich nicht an den Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens und der objektiven Knappheit der Ressourcen orientieren, sondern aufgrund bloßer Wunschvorstellungen von Ideologen, Theologen oder Ethikern eingerichtet werden, gehen unter, weil sie ökonomisch nicht funktionieren und dem Wettbewerb mit anderen Systemen nicht standhalten. Das Schicksal des Kommunismus beweist dies ja selbst in aller Klarheit. Gerade in der Fehlerhaftigkeit der marxschen Prophezeiung eines dauerhaften Übergangs zum Sozialismus liegt der Beweis für die Richtigkeit seiner Grundthese vom Primat der ökonomischen Verhältnisse.
Hans-Werner Sinn, geboren 1948 in Bielefeld, ist Ökonom. Der emerierte Ordinarius der Ludwig-MaximiliansUniversität München war von 1999 bis 2016 Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung. Seit 2017 ist er ständiger Gastprofessor an der Universität Luzern. hanswernersinn.de FAZIT NOVEMBER 2021 /// 39
Was uns Marx heute noch zu Sagen hat
ihre segensreichen Wirkungen entfalten. Und natürlich gibt es Bereiche, in denen der Markt durch eine Staatswirtschaft ergänzt werden muss, weil er nicht funktioniert, wie etwa im Umweltbereich, wo Fehler auftreten, weil sich Märkte für die Schadstoffe nicht leicht herstellen lassen, oder bei öffentlichen Gütern, die nur in einer für alle gemeinsamen Qualität hergestellt werden können. Die klassischen Beispiele sind Straßen, Brücken oder Deiche. Schließlich versagt der Markt auch bei der Aufgabe, eine als gerecht empfundene Einkommensverteilung herzustellen. Deswegen muss die Marktwirtschaft durch eine sozialstaatliche Umverteilung von reich zu arm ergänzt werden. Marx hat den Standpunkt vertreten, dass die ökonomische Basis einer Volkswirtschaft sich unaufhörlich weiterentwickele, während der ideologische Überbau in Form der Meinungen der herrschenden Klasse – heute könnte man wohl vom »politisch-medialen Komplex« sprechen – unflexibel sei. Der Mangel an Flexibilität im ideologischen Überbau führe im Laufe der Zeit zu wachsenden gesellschaftlichen Spannungen, die schließlich in Umbrüchen, wenn nicht gar einer Revolution, enden würden.
Was hat beispielsweise der Preis eines Gemäldes von Rembrandt mit dem Lohn des Meisters zu tun? Was hat der Preis des Erdöls mit dem Lohn der Arbeiter am Bohrloch zu tun? Nichts, oder so gut wie nichts.
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Was könnte aktueller sein als diese Aussage? Wenn man bedenkt, wie in den USA und Großbritannien die durch die Kräfte der Globalisierung und die Migration bedrängten Unter- und Mittelschichten sich 2016 erfolgreich gegen das Establishment aufgelehnt haben, leuchtet Marx’ These unmittelbar ein. Der medial-politische Komplex reagierte auf den Realitätsschock mit der Behauptung, die Menschen seien Opfer von Populisten geworden, so als wüsste man nicht, dass in einer Demokratie stets Populisten regieren. Populisten sind immer nur die anderen, die nicht oder noch nicht an der Macht sind und der eigenen Partei die lukrativen Posten im Staatsapparat abspenstig machen wollen. Welch eine verquere Definition! Ähnliches Unverständnis hat die herrschende Klasse stets gegenüber Aufrührern ihrer Zeit gezeigt, die ihre Positionen ernsthaft infrage stellten. Natürlich bedeuten die Wahl Donald Trumps und das Referendum zum Brexit keine Revolutionen im marxschen Sinne. Wohl aber stehen sie für Umbrüche, die aus der wachsenden Dichotomie zwischen ideologischem Überbau und ökonomischer Basis zu erklären sind. Wer die Wahlergebnisse auf die Verführungskünste und persönlichen Defizite eines Trump zurückführen möchte, bewegt sich auf der äußersten Oberfläche der Erkenntnis. Marx als Ökonom Zu Marx’ größten wissenschaftlichen Fehlleistungen gehört die Arbeitswerttheorie, die wohl vor allem ideologisch begründet war – auf ihr ruhte schließlich die Theorie des Mehrwerts und der Ausbeutung. Die Behauptung, dass sich die relativen Güterpreise in der Marktwirtschaft grundsätzlich nach der in den Waren steckenden Arbeitszeit richten, ist schlichtweg falsch, denn erstens sind die Löhne nur eine von vielen Kostenkomponenten einer Firma und zweitens sind Preise grundsätzlich Knappheitspreise, die ihren Wert auch von den Präferenzen und der gegenseitigen Konkurrenz der Nachfrager herleiten. Was hat beispielsweise der Preis eines Gemäldes von Rembrandt mit dem Lohn des Meisters zu tun? Was hat der Preis des Erdöls mit dem Lohn der Arbeiter am Bohrloch zu tun? Nichts, oder so gut wie nichts. Wegen der Arbeitswerttheorie und wegen der offenkundigen Fehlleistung Marx’ im Bereich der Verteilungstheorie und der damit auf das Engste zusammenhängenden mikroökonomischen Preistheorie, der Königsdisziplin der Volkswirtschaftslehre, wird Marx von den meisten angelsächsischen Ökonomen nicht als jemand wahrgenommen, der Wesentliches zur Geschichte der volkswirtschaftlichen Lehrmeinungen beigetragen hat. Das jedoch ist nach meiner Einschätzung ein Fehler, denn die wahre Leistung von Marx liegt in der Makrotheorie. Er war einer der ersten Makroökonomen der Geschichte und hat diese Teildisziplin wesentlich begründet. Vor ihm hatten Begriffe wie »Nationaleinkommen«, »Konsum« oder »Investition« kaum eine Relevanz in der Theorie gehabt.
Essay von Hans-Werner Sinn
Marx wusste und erklärte, dass das Nationaleinkommen als Wertsumme der neu produzierten Güter für den laufenden Konsum und für die Akkumulation des Kapitals verwendbar war. Auch John Maynard Keynes konnte seine Theorie von der Bedeutung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage für die Stabilität der Wirtschaft nur mithilfe solcher Aggregatvorstellungen entwickeln.
Auf der Basis seiner makroökonomischen Definitionen gelang es Marx im zweiten Band seines Hauptwerkes »Das Kapital«, eine Wachstumstheorie zu entwickeln, die als Vorläufer der später von Evsey Domar oder Paul Romer entwickelten Theorien des Wachstums bei einer konstanten Relation von Kapital und Sozialprodukt gelten kann. Marx zeigte dort auch unter Verwendung numerischer Rechnungen, dass Wachstum grundsätzlich nicht durch Konsum, sondern durch Konsumverzicht, nämlich Ersparnis und Akkumulation von Kapital, zustande kommt. Je größer der Anteil des Volkseinkommens ist, der nicht konsumiert, sondern gespart und investiert wird, desto höher ist die Wachstumsrate der Ökonomie.
Je größer der Anteil des Volkseinkommens ist, der nicht konsumiert, sondern gespart und investiert wird, desto höher ist die Wachstumsrate der Ökonomie.
Die Sowjetunion hat auf der Basis der marxschen Wachstumstheorie in der Nachkriegszeit versucht, eine Strategie zur Überflügelung des Westens zu entwickeln. Wenn ihr der Erfolg versagt blieb, so vor allem auch deshalb, weil übersehen wurde, dass die von Marx behauptete Proportionalität von Sparquote und Wachstumsrate nur dann gewährleistet ist, wenn eine hinreichend große industrielle Reservearmee von Arbeitslosen zur Verfügung steht, die sicherstellt, dass auch die Zahl der eingesetzten Arbeitskräfte in Proportion zum Kapitaleinsatz wachsen kann. Sobald das Kapital schneller wächst als der mögliche Arbeitseinsatz und die Produktionsstätten nicht einfach nur proportional aufgebläht werden können, sondern gezwungen sind, arbeitssparende Verfahren zu verwenden, wird der Wachstumseffekt aufgrund einer Akkumulation des Kapitals abgeschwächt, und die marxsche Formel gilt nur noch in modifizierter Form. Das hat auch Marx selbst gesehen und im dritten Band, der von Engels erst postum editiert und herausgegeben wurde, ausführlich analysiert. Nach der Methode der abnehmenden Abstraktion sah er das Wachstumsmodell des zweiten Bandes, das auf konstanten Proportionen basierte, nur als gedanklichen Zwischenschritt zu einer realistischeren Beschreibung eines Wachstumsprozesses, der durch eine zunehmende Kapitalintensivierung der Produktion gekennzeichnet ist. Er sprach in diesem Zusammenhang von der wachsenden »organischen Zusammensetzung des Kapitals«, also einer Zunahme der Relation von fixem und variablem Kapital, oder in heutiger Sprache: einer Zunahme der Relation von Produktionskapital und Arbeitskräften. Rolle der Nachfrage Marx war indes weniger an den Bedingungen des Wachstums als an den Ursachen von Krisen interessiert. So richtig es ist, dass Wachstum nur aus Ersparnis und Investition resultieren kann, so wichtig ist zugleich die Rolle des Konsums als eines wesentlichen Elements der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Stockungen im Konsum können, wie Marx richtig erkannte, Unterkonsumtionskrisen hervorrufen, die die Wirtschaft in eine konjunkturelle Abwärtsspirale ziehen. Insofern bereitete Marx die später von John Maynard Keynes entwickelte nachfragebasierte Konjunkturtheorie vor, die gerade in den vergangenen Jahren sehr häufig bemüht wurde, um auf die negativen konjunkturellen Wirkungen einer angeblichen Austeritätspolitik in Südeuropa hinzuweisen. Aber Marx wie auch Keynes würden fehlinterpretiert, wollte man ihnen die Behauptung in die Schuhe schieben, dass es bei der Nachfrage speziell nur auf die Konsumnachfrage und die Massenkaufkraft ankomme. Beide wussten natürlich und betonten, dass auch die Nachfrage der Unternehmen nach Kapitalgütern, die sie akkumulieren, ein wesentliches Element der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ist, das im Falle von Unterbrechungen ebenfalls zu krisenhaften Störungen im Wirtschaftsablauf führen kann.
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Was uns Marx heute noch zu Sagen hat
Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate
Bekanntlich krebsen die Zinsen nun schon seit Jahren herum, und Teile der Welt, so Süd- und Westeuropa sowie Japan, scheinen von einer nicht enden wollenden Krise erfasst zu sein.
Überhaupt sind wohl die Krisentheorien Marx’ wichtigste Beiträge zur Entwicklung der Volkswirtschaftslehre. Neben und eigentlich noch vor der Unterkonsumtionstheorie kommt dabei der Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate, die im dritten Band des »Kapital« entwickelt wird, eine besondere Bedeutung zu. Die Profitrate, die wir heute Ertragsrate oder Rendite nennen, fällt nach Marx im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung tendenziell auf ein immer niedrigeres Niveau, weil sich die organische Zusammensetzung des Kapitals erhöht, also das Kapital schneller akkumuliert werden kann, als die Zahl der Arbeitskräfte wächst. Es wird immer mehr Kapital pro Arbeiter angehäuft, aber nicht proportional mehr verdient.
Marx prognostizierte, dass die fallende Profitrate irgendwann den Punkt erreichen müsse, an dem die Rendite für die Unternehmer zu gering sei, als dass sie neue Investitionen wagen würden. An diesem Punkt komme es zu einem Investitionsstreik, der die Wirtschaft in eine Krise stürze, weil der unterlassene Kauf von Investitionsgütern die Hersteller dieser Güter ebenfalls veranlasse, weniger Vorprodukte zu kaufen und es somit zu einer alle Wirtschaftsbereiche umfassenden Kettenreaktion komme. Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate verknüpft also die Theorie des Wachstums bei steigender organischer Zusammensetzung des Kapitals mit der Nachfragetheorie und wird damit zur Theorie einer endogenen Krise des kapitalistischen Systems. Diese Krisentheorie ist hochaktuell. Denn heute, 150 Jahre nach Marx, zeigen sich deutliche Anzeichen für langfristig fallende Kapitalrenditen. Bekanntlich krebsen die Zinsen nun schon seit Jahren herum, und Teile der Welt, so Süd- und Westeuropa sowie Japan, scheinen von einer nicht enden wollenden Krise erfasst zu sein.
Manche Ökonomen, so zum Beispiel Carl Christian von Weizsäcker oder auch Lawrence Summers, der ehemalige Finanzminister der USA, interpretieren die fallenden Zinsen und die langwährende Krise, in der sich die westliche Welt seit 2008 befindet, als »säkulare Stagnation«. Das ist ein Begriff, der von Alvin Hansen, einem Zeitgenossen von Keynes, – vermutlich auch unter dem Einfluss von Marx – schon in den 1930er Jahren geprägt wurde. Die These von der säkularen Stagnation besagt, dass die Menschheit bereits zu viel investiert hat, sodass die Rentabilität der noch verbleibenden Investitionsprojekte nicht mehr hoch genug ist, um selbst nur einen sicheren Zins von Null verkraften zu können. Da ein Zins von Null in einer Geldwirtschaft nicht leicht unterschritten werden kann, droht der Investitionsstreik mit einem ewigen Siechtum, wenn nicht einer Dauerkrise. Das alles ist der Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate sehr ähnlich, nur dass die modernen Autoren als Konsequenz nicht den Systemwechsel, sondern eine nachfragestimulierende staatliche Budgetpolitik fordern. Wenn die private Investitionsgüternachfrage unzureichend ist, solle der Staat in die Bresche springen, indem er die gesamtwirtschaftliche Nachfrage durch kreditfinanzierte Staatsausgaben so weit erhöht, dass die fehlende Investitionsnachfrage kompensiert wird. Von Weizsäcker argumentiert, dass eine nach dem Umlagesystem konstruierte Rentenversicherung, die, wie man zeigen kann, eine versteckte Staatsverschuldung ist, sowie auch andere Schattenhaushalte, mithilfe derer sich die Schuldenschranken der EU umgehen lassen, dabei nützliche Nachfragedienste leisten können. Stets wird der Konsum zukünftiger Generationen zugunsten gegenwärtiger Generationen gesenkt, was nach seiner Meinung die heutigen Nachfragedefizite ausgleichen kann. Und Summers redet einer Überwindung oder Abschaffung gesetzlicher Schuldengrenzen das Wort.
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Andere Ökonomen, wie etwa Kenneth Rogoff, nehmen die Gefahr einer säkularen Stagnation ernster und fordern, dass man das Bargeld abschaffen müsse, um den Zins so stark negativ machen zu können, dass neue Investitionen wieder rentabel werden. Ohne eine Einschränkung des Bargelds kann der Zins in einer Geldwirtschaft nicht, beziehungswei-
Essay von Hans-Werner Sinn
se nur im Umfang der Tresorkosten, negativ werden, denn niemand würde sein Geld zu negativen Zinsen an jemand anderen verleihen, wenn er die Möglichkeit hat, es billiger aufzubewahren. Die Theorie der säkularen Stagnation hat insbesondere auch bei der EZB viel Anklang gefunden, sei es, weil sie die Wirtschaft beleben will, sei es, weil sie Interesse an einer Politik hat, die der mandatswidrigen Rettung überschuldeter Banken und Firmen in Südeuropa dient. Der EZB-Rat hat den Zins auf Einlagen, die die Banken bei ihren nationalen Notenbanken unterhalten, bereits vor einiger Zeit in den negativen Bereich gedrückt und dadurch erreicht, dass auch die Zinsen auf dem Interbankenmarkt negativ wurden. Und am liebsten würde er diese Politik wohl noch weiter intensivieren. Das Problem ist nur eben das Bargeld. Wegen dessen Existenz lassen sich die Zinsen nur bis zur Höhe der Tresorkosten negativ machen, denn die Sparer würden ihr Geld lieber bei sich halten, als es zu verleihen, wenn der Negativzins die Tresorkosten übersteigt. Die Tresorkosten sind deshalb in einer Geldwirtschaft die Grenze, bis zu der die Zentralbank den Zins negativ machen kann. Schon heute scheint der Negativzins an seiner Grenze angekommen zu sein. Große Anleger wie Banken und Versicherungen, die die Möglichkeit haben, Bargeld zu relativ niedrigen Kosten pro Euro zu halten, horten gewaltige Geldbestände, um den negativen Zinsen zu entkommen. Es gibt einzelne Banken, die hinter vorgehaltener Hand bekunden, dass sie 500-Euro-Scheine im Umfang von weit über zehn Milliarden Euro in riesigen Lagerstätten aufbewahren. Der scheidende Vorstandsvorsitzende der Munich Re, der größten Rückversicherungsgesellschaft der Welt, Nikolaus von Bomhard, hat bei seiner Abschiedsrede 2016 sogar ganz offen bekundet, dass sein Unternehmen große Bargeldbestände hält, um den Negativzinsen auszuweichen. Die Nachfrage der Banken und Kapitalsammelstellen nach Bargeld ist mittlerweile so groß geworden, dass man sogar Schweizer Bergwerkstollen anmietet.
Dem EZB-Rat sind diese Ausweichmanöver ein Dorn im Auge. Um sie zu erschweren, hat er 2016 beschlossen, die 500-Euro-Scheine allmählich aus dem Verkehr zu ziehen. Damit zwingt er die Tresorinhaber, ersatzweise 200-Euro-Scheine zu lagern, und da die Geldhaltung in den Tresoren damit etwa zweieinhalbmal so teuer wird, gewinnt er etwas mehr Luft für negative Zinsen. Sollte das nicht reichen, kann er die 200-Euro-Scheine auch noch abschaffen und die Lagerung von 100-Euro-Scheinen erzwingen, was die Tresorkosten abermals verdoppeln würde. Ja, auch an eine völlige Abschaffung des Bargelds ist perspektivisch zu denken, um jegliche Schranken für negative Zinsen zu beseitigen. Entwertung und Schöpferische Zerstörung Die marxsche Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate hat mit der Null- und Negativzinspolitik der EZB neue Relevanz bekommen. Die Profitrate des Kapitals ist derzeit offenbar so stark gesunken, dass die Firmen nur noch zu Investitionen verführt werden können, wenn man härteste Mittel wählt und ihnen das Geld beinahe hinterherwirft; ja, sie irgendwann sogar dafür bezahlt, dass sie sich Geld leihen und es investieren. Dennoch wäre es überzogen, Marx für die EZB-Politik in Anspruch nehmen zu wollen, denn erstens hat er sich über Geldpolitik nicht ausgelassen und zweitens sprach er ja nur vom »tendenziellen« Fall der Profitrate. Letzteres tat er deshalb, weil er beständige Gegenkräfte gegen diesen Fall am Werke sah, die den Rückgang der Kapitalrendite temporär unterbrechen und aufheben können. Dabei kommt seiner Theorie von der Entwertung des Kapitals eine besondere Bedeutung zu. Mit Entwertung meint Marx zunächst einmal eine ständige relative Entwertung in Relation zum Arbeitswert, die durch technischen Fortschritt zustande kommt, kurzum produktivitätsgetriebene Lohnsteigerungen. Darüber hinaus spricht er aber immer wieder
Die Profitrate des Kapitals ist derzeit offenbar so stark gesunken, dass die Firmen nur noch zu Investitionen verführt werden können, wenn man härteste Mittel wählt und ihnen das Geld beinahe hinterherwirft.
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Was uns Marx heute noch zu Sagen hat
von der krisenbedingten Entwertung des Kapitals. Die Entwertung des Kapitals treibt die Profitrate automatisch wieder in die Höhe, weil sie den Nenner des Quotienten aus Profiten und Kapitalwert senkt. Sie tut es aber auch deshalb, weil sie dem technischen Fortschritt in Form neuer, innovativer Unternehmen den Weg ebnet und ihnen die Möglichkeit bietet, auf den Ruinen alter, in Konkurs gehender Firmen neue Unternehmungen zu starten, die die Maschinen und Gebäude sehr billig aus der Konkursmasse erwerben können. Die Rentabilität des Kapitals wird also durch die Vernichtung alten Kapitals wiederhergestellt. Diese Sicht der Dinge ist später vom Ökonomen Joseph Schumpeter vertieft worden, der 1912 dazu seine »Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung« veröffentlichte und noch viel später, während des Zweiten Weltkriegs, in den USA sein Buch »Capitalism, Socialism and Democracy«. Schumpeter prägte dort den Begriff der »schöpferischen Zerstörung«, um den Neuanfang auf den Ruinen alter Industrien zu beschreiben.
Das sind äußerst wichtige Zusammenhänge, die in der modernen Theorie der Wirtschaftsblasen weiterentwickelt wurden. Eine Blase entsteht zumeist durch leicht verfügbaren Kredit, der übermäßige Investitionen ermöglicht. Dabei handelt es sich vornehmlich, doch nicht allein, um Immobilieninvestitionen, die bekanntlich sehr viel Kapital absorbieren. Immerhin bestehen ja fünf Sechstel des Kapitalstocks einer entwickelten Wirtschaft, wie sie Deutschland hat, aus Immobilien, und nur ein Fünftel aus Ausrüstungskapital im Sinne von Maschinen und Anlagen. Die Investitionen treiben die Preise der Altbestände an Immobilien hoch und beleben die Bauwirtschaft, was selbst wiederum die Beschäftigung und die Löhne erhöht. Ähnlich ist es im Rest der Wirtschaft, wie sich unter anderem an steigenden Aktienkursen und fallenden Dividendenrenditen zeigt.
Und besonders wirkungsvoll ist es, wenn sich zur Häme nicht nur ernstzunehmende Drohungen gesellen, sondern diese auch exemplarisch ins Werk gesetzt werden.
Wachsende Löhne bedeuten eine zusätzliche Nachfrage nach lokalen Dienstleistungen und Gütern, die den Nachfrageimpuls auf den Rest der Wirtschaft ausdehnen und auch dort Lohnsteigerungen induzieren. Angesichts der allgemein wachsenden Einkommen trauen sich die Leute, noch mehr Geld in Immobilien zu investieren, und angesichts der beobachtbaren Preissteigerungen bei den Immobilien glauben sie auch, dass sich das lohnt. Doch irgendwann kommen den ersten Investoren Zweifel. Sie treten auf die Bremse, und wenn andere das merken und sich der Zweifel verstärkt, entsteht eine negative Kettenreaktion mit sehr rasch fallenden Immobilienpreisen und Aktienkursen, der eine Massenarbeitslosigkeit folgt. Das ist die Krise, die Marx und Schumpeter so treffend beschrieben haben.
Die Krise ist schmerzhaft, doch liegt in ihr auch schon wieder der Keim des neuen Aufschwungs, weil die Preise der Immobilien, Kapitalgüter und Aktien wieder auf das Normalmaß zurückgeführt werden. Bei den niedrigen Preisen und den nun wieder hohen Renditen beziehungsweise Profitraten lohnt sich die Investition wieder, und das Wachstum der Wirtschaft beschleunigt sich erneut. In diesem Wachstum liegt jedoch, wenn die Politik nicht auf die Bremse tritt, stets die Gefahr einer neuen Übertreibung und Blasenbildung. Im Auf und Ab der Zyklen, die wesentlich länger als normale Konjunkturzyklen dauern und ein bis zwei Jahrzehnte umfassen können, kommt es immer wieder zu neuen Innovationsschüben, die die wirtschaftliche Entwicklung stets von Neuem beflügeln und in aller Regel auch den Massenwohlstand vermehren. Zweifelhafte Rolle der Zentralbanken
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Die schöpferische Zerstörung, die den Keim des neuen Aufschwungs legt, wird heute allerdings von den Zentralbanken der Welt verhindert, indem sie die Zinsen so tief und die Vermögenswerte durch den Kauf von Wertpapieren so hoch halten, dass die Blasen nicht mehr platzen, beziehungsweise wenn sie platzen, die vollständige Rückkehr der Vermögenswerte auf ihr Normalniveau verhindert wird. Zombie-Banken und mit ihnen ihre Zombie-Kunden aus der Realwirtschaft, also Einrichtungen, die eigentlich nicht
Essay von Hans-Werner Sinn
mehr wettbewerbsfähig sind, werden so am Leben gehalten, verharren wie lebende Tote aktivitätslos in ihren Positionen und halten die Plätze besetzt, die nun eigentlich junge Unternehmer mit neuen Produkten einnehmen müssten. Eine harte Krise wird damit zwar vermieden, doch rutscht die Wirtschaft stattdessen in eine Dauerkrise. Aus dem nur tendenziellen Fall der Profitrate wird ein durch die Geldpolitik administrierter Rückgang, der in einem schleichenden Siechtum endet. Dieses Siechtum sieht wie eine säkulare Stagnation mit fallenden Profitraten aus, die aufgrund der Erschöpfung der Investitionsmöglichkeiten zustande kommt, sie ist aber in Wahrheit durch eine an Partikularinteressen orientierte Zentralbankpolitik verursacht, die die Rückkehr der Vermögenswerte auf ihre Gleichgewichtsniveaus verhindert. Die ultralockere Geldpolitik droht zur Verkrustung des Kapitalismus und auf dem Wege ausufernder Rettungsaktionen direkt in die diktatorische Staatswirtschaft zu führen, denn sie geht mit einer Grenzüberschreitung durch die Zentralbanken einher. So hatte die EZB den Krisenländern auf dem bisherigen Höhepunkt der Krise im Sommer 2012 den Löwenanteil der öffentlichen Rettungskredite (83 Prozent) im Umfang von insgesamt 1342 Milliarden Euro gewährt, ohne dass es dazu Parlamentsbeschlüsse gegeben hätte. Auch hat die EZB angekündigt, dass sie bis Ende 2017 für 2300 Milliarden Euro mit frisch gedrucktem Geld Wertpapiere im privaten Sektor kaufen wird, wovon im Widerspruch zu Artikel 123 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union rund 80 Prozent Staatspapiere sind. Und im Rahmen des vielzitierten »whatever it takes« von EZB-Präsident Mario Draghi hat sie den Käufern der Staatspapiere der Krisenländer sogar eine unbegrenzte Deckungszusage gegeben, die, wenn man sie am Markt in Form von Kreditausfallversicherungen erworben hätte, jährlich viele Dutzende von Milliarden Euro gekostet hätte. Durch diese Maßnahmen betreibt die EZB eine regionale Investitionslenkung zugunsten der Standorte in Südeuropa, die fatal an die Verwaltung des gesellschaftlichen Produktionsfonds im »Neuen Ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft« der DDR erinnert.
Durch diese Maßnahmen betreibt die EZB eine regionale Investitionslenkung zugunsten der Standorte in Südeuropa, die fatal an die Verwaltung des gesellschaftlichen Produktionsfonds im »Neuen Ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft« der DDR erinnert.
Das alles ist in höchstem Maße besorgniserregend. Im Endeffekt könnte sich Marx’ Behauptung, der Kapitalismus werde am Fall der Profitrate zugrunde gehen und dem Sozialismus den Weg ebnen, auf diese Weise doch noch irgendwie bewahrheiten, wenn auch etwas anders, als Marx es sich gedacht hatte. n
Vorliegender Text erschien erstmals im Buch »RE: Das Kapital: Politische Ökonomie im 21. Jahrhundert«, herausgegeben von Mathias Greffrath, Verlag Antje Kunstmann, München, März 2017. kunstmann.de FAZIT NOVEMBER 2021 /// 45
Nikolaus Lallitsch wurde am 13. 5. 1962 in Graz geboren. Sein Vater war Vertinärmediziner, seine Mutter ist studierte Kunsthistorikerin, sein Bruder Arzt, seine Schwester Volksschullehrerin. Er ist in 2. Ehe mit einer Rechtsanwältin verheiratet und hat drei Kinder. Während des Jusstudiums war Lallitsch Journalist, danach Mitgründer von GALA-Immobilien. Seit bald 30 Jahren arbeitet der passionierte Rotweinsammler und gerichtlich beeidete Sachverständige für Immobilienbewertung und -vermittlung im Bankengeschäft in Führungspositionen.
Menschen
Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Nikolaus Lallitsch Fotografiert von Heimo Binder
Der talentierte Mister Lallitsch E
igentlich hätte der studierte Jurist und vormalige Mitarbeiter bei »Tagespost« und »Profil« mit Freund Harald Ganster eine Stadtzeitung gründen wollen. Doch als er die Kostenvoranschläge für Druck, Papier & Co sah, entschieden sie sich für eine lukrativere Branche – so entstand Ende der 1980er Jahre »GALA-Immobilien« (GAnster und LAllitsch), der Grundstein für die Entwicklung des Nikolaus Lallitsch zum Immobilienexperten. Nach fünf Jahren in der Selbständigkeit wurde er ab 1992 bei »sReal« der Sparkasse für vier Jahre Steiermark-Chef in Graz und für weitere vier Jahre Österreich-Geschäftsführer in Wien. Bis ihn der steirische Raika-General Georg Doppelhofer im Jahr 2000 als Prokurist, Geschäftführer und Immobilienchef zu Raiffeisen holte. Das hat folgende Vorteile: Er weiß, was Journalisten wollen, daher befragen sie ihn oft. Er ist anerkannter Spezialist, daher befragen sie ihn oft. Er formuliert knackig und hat immer einen guten Sager parat, daher . . . »Die Smart City ist die Gegenveranstaltung zum Geidorfer Salon«, sagt er zum Beispiel. Dort, hinter dem Bahnhof haben die Grundeigentümer Raiffeisen und AVL auf jeweils 40.000 Quadratmetern, somit acht Hektar, zwischen 2013 und 2017 einen eigenen Stadtteil entwickelt, mit Lallitsch im Projektleitungsteam: »Wir wollen Vorbild sein, auch im Bauträgergeschäft. Einen Hektar haben wir etwa als Park für die Öffentlichkeit abgetreten.« Aus Industriegebiet wurde Kerngebiet, »so wächst die Stadt von innen nach außen, durch Verdichtung, bis zu sechs Stockwerke hoch, unter Nutzung und Ergänzung bestehender Infrastruktur. Das Schlimmste ist ein Wachsen über den Stadtrand hinaus in das Umfeld, den sogenannten Speckgürtel.« Wird in Graz zu viel gebaut? Droht angesichts der Kostenexplosion eine Immobilienblase? Lallitsch winkt ab: »Wir sind die Welthauptstadt der Lebensqualität. Es gibt keine Blase, weil wir nicht über Bedarf bauen.« Angesichts der gestiegenen Einwohnerzahl »in der Größenordnung der Bevölkerung von Kapfenberg, Leoben, Hartberg und Leibnitz zusammen« wurden 35.000 Wohnungen gebraucht. Die Preise in Graz seien aber nicht so hoch wie etwa in Innsbruck oder Salzburg: »Eben weil mehr
gebaut wurde.« Den Grazer Immobilienmarkt sieht Lallitsch ausgewogen und rechnet vor: Etwa 5.000 Wohnungen sind am Markt, das sind rund drei Prozent des Bestands von 160.000 Haushalten. »Damit kommen auf 100 Personen 103 Wohnungen, das passt.« Für den Neubau ist mittlerweile mit 4.000 Euro pro Quadratmeter zu rechnen, gebrauchte Wohnungen beginnen bei 2.000 Euro, so der Fachmann. Wo es teuer ist? »Im Grazer Osten, in Geidorf, Maria Trost und Grün, in Waltendorf, St. Peter, aber auch in Alteggenberg.« Steiermarkweit ist es am teuersten in Schladming, Gleisdorf und Leibnitz, am günstigsten im Südosten, im oberen Murtal ab Judenburg nach Westen, eventuell noch im äußersten Südwesten um Eibiswald. Gut gelungen im Sinne von vorbildhaft ist die Idee des »Green Village«, verwirklicht und goldzertifiziert für nachhaltiges Bauen etwa in Fernitz: »Statt mehrerer Einfamilienhäuser wurden andere Wohnformen für die Familien geschaffen, jeweils mit Garten oder Terrasse oder zumindest Loggia, mit flexiblem Grundriss, mit heimischen Materialien und heimischer Wertschöpfung.« Eine andere Lallitsch-Idee ist das »Glücksdorf«, eine »Antwort auf die Ursehnsucht nach dem Landleben«. Zielgruppen sind junge Familien und in oder kurz vor der Pension Stehende. Vier Gemeinden bekunden bereits Interesse. Dass St. Radegund dazugehört, ist (eigentlich) noch geheim. Nikolaus Lallitsch war auch in das 80-Millionen-Projekt des Raiffeisen-Multifunktionszentrums in Raaba-Grambach gemeinsam mit seinem Kollegen Helmut Baudendistel führend involviert. Nicht zuletzt angesichts der im Sommer erfolgten Fusion von Raiffeisen mit der Hypo widmet er sich heute einer weiteren anspruchsvollen Sache: Er ist Sprecher von Raiffeisen-Immobilien-Österreich und steckt sich in der gleichnamigen Akademie als vortragender Sachverständiger das Ziel, »die Mitarbeiter so auszubilden, dass sie die Markt- und Kompetenzführerschaft in Österreich absichern können.« Was anderen den Schlaf rauben würde, scheint Lallitsch wie nebenbei zu erledigen. Vielleicht geben ihm die 1.000 Laufkilometer pro Jahr die Kraft und Muße dazu? Aber was weiß darüber schon ein Außenstehender. n
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Erfolg braucht Führung
Managementserie
Job versus Berufung Über Sinn und Unsinn von Arbeit
Ein Gespräch von Carola Payer mit dem jungen Kameramann und Kameraassistenten Gregor Franz
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
I
ch schaue in der Früh, bevor ich zum Kunden losfahre noch schnell ins Zimmer zu meiner Tochter und sie sagt: »Mama, warte! Ich habe eine Frage! Macht Arbeit eigentlich Sinn?« »Gute Frage! Wir reden später!« Inzwischen sind sich die meisten Unternehmen aller Branchen einig: Wir haben eine ziemliche Herausforderung den Arbeitsmarkt betreffend. Die Einstellung zur und das Hinterfragen von Arbeit hat sich insbesondere bei potenziellen Mitarbeitern der Generation Y und Z bezeichneten jungen Menschen verändert. Forderung nach Sinnstiftung, flexiblen Arbeitszeit- und Teilzeitmodellen, Führung auf Augenhöhe, Abwechslung, schneller Karriere, gute Bezahlung ohne Berufserfahrung mitzubringen, fordern die Personalabteilungen und Führungskräfte. Auf der anderen Seite bringen einige der Internet- und Handygeneration eine geringe Fähigkeit zur Aufmerksamkeit, wenig Durchhaltvermögen und »Leidensfähigkeit« mit und neigen dazu, schnell mal eine Sache, die nicht gleich funktioniert, hinzuwerfen. Man findet, wie in jeder Generation, natürlich auch Beispiele, die ganz fokussiert der von ihnen erkannten Berufung folgen. On fire. Leidenschaft für eine Sache Gregor Franz, 19 Jahre jung, Generation Z, hat direkt von der Matura an der HTBLVA Ortweinschule Graz – Film und Multimediaart seine Leidenschaft als Filmer gestartet: »Vor der Schule wollte ich schon Film machen. Ich habe mit Tontechnik angefangen. Meine ersten Erfahrungen als Tontechniker machte ich in meiner Heimatgemeinde St. Ulrich im Greith-Haus. In der 3. Klasse Ortwein entstand die Klarheit: Kamera und Film, da ist es! Mein erstes Schnuppern war bei der ORF-Produktion Wir sind Kaiser. Da war ich für zwei Tage am Set und konnte spüren, wie das so ist. Da war ich sofort so richtig on fire. Hier begann ich, das Kameramann-Sein kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Schon bald war ich Kameraassistent bei Universum History. Einer meiner Kurzfilme ist Pressure. Das ist ein Unterwasserdreh, der am 15. Oktober dieses Jahres veröffentlicht wurde. Er hat in New York für den besten Unterwasserdreh den ersten Preis gewonnen (New York Cinematography Award – Best Underwater cinematography). In Amsterdam wird er noch einmal nominiert. Im heurigen Sommer hatte ich viele Aufträge in der Werbebranche.« Engagement und klare Erwartungen Gregor Franz: »Ich komme durch Mundpropaganda und durch mein Eigeninteresse immer wieder weiter. Ich bin technisch extrem versiert, weil ich mich in meiner Freizeit voll hineinwerfe, alles Mögliche lese und mich weiterbilde. Es muss aber jeder Auftrag auch persönlich passen und ich bin da potenzialorientiert in der Auswahl. Arbeit ist zwar Arbeit, aber es ist doch auch Leiden-
Fotos: Marija Kani zaj, Julian Tatzl
»Mich treibt es an, etwas zu schaffen, was beim Kunden gut ankommt und Bewunderung auslöst.«
GREGOR FRANZ
48 /// FAZIT NOVEMBER 2021
Managementserie [44]
schaft, weil ich mein Hobby zu meinem Beruf gemacht habe. Arbeit gehört zum Erwachsenwerden dazu. Ich will auf eigenen Beinen stehen ohne Input von Dritten. Es ist super spannend, man erlebt so viel. Ich brauche gar nicht mehr auf Urlaub fahren, weil ich viel reise und viele Menschen, Orte, Gegenden in verschiedenen Ländern und in Österreich kennenlerne.« Blick auf die Generation Z Wie sieht Gregor Franz die eigene Generation? Gregor Franz: »Mein Umfeld ist primär film- und arbeitsorientiert. Wir wollen alle was tun und intensives Arbeiten ist unser Geschäft. Das macht meistens Spaß. In der breiteren Masse meiner Generation sind Chillen, Ruhe und kein Stress ein wesentliches Bedürfnis. Ich höre
auch immer wieder die Frage: Warum soll ich arbeiten? Meine Hypothese ist, dass viele durch die Unterstützung des Elternhauses sehr verwöhnt sind, es vielen zu gut geht. Das unterstützt, keinen Impuls zu haben etwas anzupacken. Manche träumen nur und kommen nicht in ein sinn- und nutzenstiftendes Handeln, denn das würde Arbeit bedeuten. Die Leute wollen auch mehr leben und nicht so viel arbeiten. Ich denke, dass es hier neue Modelle geben wird. Arbeit ist für mich wichtig, solange es die richtige ist. Wenn die Arbeit mal keinen Spaß macht, mache ich sie trotzdem, denn ich komme da immer ein Stück weiter. Man muss am Set sehr stressresistent sein, weil man keine Fehler machen soll oder darf. Ich versuche, Stress als gesunde Eile zu sehen und ruhig zu bleiben. Man muss immer fokussiert und hochkonzentriert sein. Wir können viel Aufregung mit einer genaueren Planung schon im Vorfeld vermeiden. Wenn man die unlustigen Situationen gut durchtaucht, kann man sich auch die coolen Dinge rauspicken, die Spaß machen, weil das Umfeld weiß, dass man es kann.« Sinn versus Geld Am Set ist der Druck sehr hoch. Die Tage können durchaus lang werden. Wetter, Lichtstimmungen, Uhrzeit können fordernd werden. Hört sich der Spaß und die Leidenschaft dann auch mal auf? Gregor Franz: »Es geht so lange um den Sinn, solange ich mir um Geld keine Sorgen machen muss. Momentan ist es noch so, dass solange es Spaß macht, für mich Geld zur Nebensache wird. Jedoch die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Spaß muss passen. Teilzeitarbeit ist in der Filmbranche eher unrealistisch. Mich treibt es an, etwas zu schaffen, was beim Kunden gut ankommt und Bewunderung auslöst. Ich will mit meinen Bildern spannende Geschichten erzählen. Die Menschen sollen sich freuen und sagen: Das ist ein cooler Film! Mein Traum ist, bei einem Film die Kamera zu machen und dass dieser dann ein Blockbuster wird. Ein Werk zu schaffen, das weltweit Anklang findet, wäre sehr schön für mich.«
Wie kann man die Generation Z gewinnen Gregor Franz: »Ich glaube, man muss der Generation Z eine Perspektive aufzeigen. Ziel kann nicht mehr sein, nur zu arbeiten, einen Job zu haben. Es muss Sinn machen, warum ich arbeite, wofür ich arbeite, mit wem ich arbeite. Der Raum für Freunde hat einen hohen Stellenwert. Ein freundschaftliches Umfeld im Unternehmen wird vermehrt erwartet. Stupides Arbeiten von 8 bis 17 Uhr hat ausgedient. Im Beruf mehr miteinander und gemeinsam etwas zu schaffen, wird als attraktiver empfunden. Man muss Anreize schaffen, Benefits, wie zum Beispiel, das Klimaticket. Es müssen Goodies sein, die man auch für die Freizeit nutzen kann. Die Generation braucht mehr Bestätigung. Man will sehen, dass das eigene Einbringen einen Effekt hat und man das Gefühl hat: Jawohl das war gut! Weiters wird Augenhöhe erwartet und ein Abschied vom Hierarchiedenken. Keiner will mehr das Gefühl haben, dass man selbst nur derjenige ist, der niedere Aufgaben machen muss. Die Generation Z will auch alles etwas relaxed und ruhiger angehen. Man darf oder soll sich auch ausprobieren können. Es gibt aber immer ein zeitliches Limit. Irgendwann sollte man etwas anpacken und das dann zu seiner Berufung machen. Beruf sollte eine Kombination aus Verwirklichung und Wirtn schaftlichkeit sein.« FAZIT NOVEMBER 2021 /// 49
Millionenförderung für Doktoratsprogramm
„Ein Blick in den Rückspiegel ist wichtig, aber wir müssen nach vorne schauen und rasch nachhaltige Zukunftsprojekte umsetzen“, meinte das Vorstandsduo Christian Purrer und Martin Graf beim Festakt „100 Jahre Energie Steiermark“ in der Alten Universität. Deshalb wurde die wechselvolle Unternehmensgeschichte seit 1921 in Buchform einem aufrüttelnden Appell von ORF Wetterexperte Marcus Wadsak gegenübergestellt. Angesichts zunehmender Unwetterkatastrophen und der globalen Erderwärmung forderte er, „den Ausbau erneuerbarer Energie-Ressourcen zu beschleunigen und zu handeln, bevor es zu spät ist“. Zustimmung gab es von LH Hermann Schützenhöfer, der das Leit-Unternehmen mit dem steirischen Landeswappen auszeichnete.
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Start für „Follow me Award 2021“
Zwölf steirische Nachfolgebetriebe sind auch heuer wieder für den „Follow me Award“ nominiert. Sie stehen ab sofort in zwei Kategorien für den Titel „Nachfolgebetrieb des Jahres“ zur Wahl, gevotet wird bis Ende Oktober. Ziel ist es, mit diesen Erfolgsgeschichten auch anderen potenziellen Nachfolgern Mut und Zuversicht in herausfordernden Zeiten zu geben. WKO-Vize-Präs. Prämierung der Sieger des „Follow me Award 2021“ findet am 15. November als Online-Show statt.
Silber für ein junges Verkaufstalent Insgesamt 18 Teilnehmer gingen am 13. Oktober beim Bundeswettbewerb für Verkaufslehrlinge, ins Rennen, darunter die beiden Steirer Jennifer Paar (Kastner & Öhler) und Michael Uhl (Franz Gady GmbH). Sie hatten in den Bundesländern für den „Junior Sales Champion National 2021“ qualifiziert. Die meisten Punkte und damit den ersten Platz holte sich die Tirolerin Tara Fuchs. Platz zwei ging mit Jennifer Paar an die Steiermark. Ein sensationelles Ergebnis, zu dem auch Handelsobmann Gerhard Wohlmuth herzlich gratulierte: „Unsere Teilnehmer haben das großartig gemacht, am Ende haben Nuancen entschieden. Wir haben damit einmal mehr die hervorragende Ausbildungsqualität in unseren Handelsbetrieben unter Beweis gestellt.“ 28.09.21 12:21
Fotos: Land Steiermark, Energie Steiermark, TU Graz / Lunghammer, Camerasuspicta / Susi Berger
Festakt 100 Jahre Energie Steiermark
Der Wissenschaftsfonds FWF fördert das gemeinsame Ausbildungsprogramm „Denise“ von Doktoratsstudierenden der beiden steirischen Hochschulen FH Joanneum und TU Graz im Bereich Elektronikbasierter Systeme (EBS) mit einer Million Euro. Das Geld stammt aus dem neuen Programm „doc.funds.connect“. „Durch die Zusammenarbeit von FH Joanneum und TU Graz im EBS-Doktorratsprogramm wird sowohl der Forschungs- als auch der Wirtschaftsstandort Steiermark in einem bedeutenden Zukunftsthema weiter gestärkt. Denn schon jetzt werden 80 Prozent der österreichischen Wertschöpfung in der Mikroelektronik in den südlichen Bundesländern generiert“, so Wirtschafts- und Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl zum Förderzuschlag.
Fotos: Marija Kanizaj, Spar / Foto Triebel
Merkur Versicherung setzt auf individuelle Lösungen
Goldene Tanne für Spar Klaman in Passail
Die Merkur Versicherung bietet ihren Kunden eine neue Unfallversicherung, die individuelle und bedürfnisorientierte Lösungen beinhaltet. Die drei Tarifvarianten mit aufsteigender Versicherungsleistung enthalten Produkthighlights wie Sofortleistungen bei definierten Verletzungen, Entschädigungen oder psychologische Behandlungen. Mit bis zu sieben Zusatzbausteinen können Kunden ihr Sicherheitspaket flexibel erweitern. „Der Kunde von morgen verlangt Produkte, die transparent und nachvollziehbar sind. An diesen Bedürfnissen orientieren wir uns, verstecken uns nicht hinter Dauerrabatten oder langen Laufzeiten, sondern überzeugen mit individuellen Lösungen“, erläutert Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung.
Einmal im Jahr kürt Spar die besten Spar-Kaufleute Österreichs. Dieses Jahr legte die Jury neben kaufmännischen Erfolgsziffern und der Umsetzungsstärke besonderen Wert auf die Brot-, Obst und Gemüse- sowie Feinkostabteilung. Der Gewinner aus der Steiermark ist dieses Jahr der Spar-Markt Klaman in Passail. Manuela Klammler-Almer freut sich mit Ehemann Karl über die hohe Auszeichnung: „Wir sind sehr stolz, dass unser Einsatz für die Nahversorgung auf diese Weise gewürdigt wird. Das spornt uns noch mehr an. Die Auszeichnung gebührt aber auch allen Mitarbeitenden, die sich täglich mit vollem Einsatz um die Kunden bemühen und ihnen den Eindruck vermitteln, dass ‚Spar Klaman‘ etwas Besonderes ist.“
Kurz & News
Merkur Versicherung gewinnt Award
Soundportal setzt auf Autos von Ford Seit 21 Jahren vertraut das beliebte Radio Soundportal auf FordPkw vom Autohaus Ford Gaberszik. Hunderttausende Kilometer wurde mit ihnen problemlos und pannenfrei zu unzähligen Presse -und Verkaufsterminen zurückgelegt und dies mit sehr hohem Sicherheits- und Spaßfaktor. Radio Soundportal betreut als stärkstes Medium in der jungen Zielgruppe und als größter Eventveranstalter in Graz steiermarkweit seine Kunden und Partner auf allen Wegen mit Dienstwägen von Ford. Bei der Übergabe der zwei neuen Ford Focus ST-Line strahlten Reinhard Holber (Verkaufsleitung Radio Soundportal), GF Maria Gaberszik, Christina Vaterl (GF Radio Soundportal) und Mario Lercher (Verkauf Radio Soundportal).
52 /// FAZIT NOVEMBER 2021
Saubermacher erneut Nachhaltigkeitsweltmeister Das steirische Recyclingunternehmen hat zum vierten Mal in Folge beim GRESB1-Rating als weltweit nachhaltigster Entsorger abgeschnitten. Für sein Engagement in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) hat Saubermacher 96 von 100 möglichen Punkten bei der Nachhaltigkeitsbewertung von Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB) erreicht. „Nachhaltiges Wirtschaften ist die Grundlage des Erfolgs von Saubermacher. Durch unsere Recyclingtätigkeiten leisten wir jeden Tag einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Unser wiederholter Erfolg bestärkt uns, unsere Vision Zero Waste weiterhin zu verfolgen“, freut sich Hans Roth, Vorsitzender des Aufsichtsrats und Gründer der Saubermacher AG.
AMS Steiermark auf Business Tour 2021 Im Oktober stand das AMS Steiermark ganz im Zeichen der AMS Business Tour 2021: Die rund 100 Mitarbeiter des Service für Unternehmen (SfU) statteten hunderten Firmen im ganzen Bundesland persönliche Besuche ab oder kamen telefonisch bzw. per Online-Meeting mit ihnen ins Gespräch. „Unsere Beraterinnen und Berater haben in drei Wochen rund 700 Betriebsbesuche absolviert. Nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie möchten wir nun wieder die persönliche Begegnung mit den Unternehmen forcieren“, betont der AMS-Landes-GF KarlHeinz Snobe. „Im jetzt angelaufenen wirtschaftlichen Aufschwung wollen wir den Unternehmen beratend bei der Bewältigung der Herausforderungen im Personalbereich zur Seite stehen.“
Fotos: Marija Kanizaj , M. Krobath / Austrian News, Saubermacher, AMS / Adobe Stock
Im Rahmen der AssCompact Trendtage 2021 in der Pyramide Wien/Vösendorf, zu der Veranstalter Franz Waghubinger nach zwei Jahren Pause wieder geladen hat, gewann die Merkur Versicherung einen Award in der Kategorie Krankenversicherung. Das Besondere: Abgestimmt haben im Vorfeld knapp 3.000 unabhängige Vermittler, die dadurch ihr Vertrauen in die Partnerschaft, in Produkte und Services zum Ausdruck bringen. „Wir freuen uns über einen Vertrauensbeweis, der unterstreicht, dass es Partnerschaft auf Augenhöhe braucht, um die Herausforderungen von morgen zu meistern. Als Vertraute der Makler sehen wir diese Auszeichnung als Bestätigung, unseren Zukunftsweg weiterzugehen“, betont Vorstandsdirektor Christian Kladiva.
Foto: AK-Temel
Kurz im Gespräch mit Josef Pesserl,
Präsident der AK Steiermark
(v.l.) Filialeröffnung Am Eisernen Tor: Vorstandsmitglieder Oliver Kröpfl und Georg Bucher, Filialleiter Bernhard Koschar, Vorstandsmitglied Walburga Seidl und Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch, Steiermärkische Sparkasse.
Steiermärkische eröffnet Flagship-Filiale Am Eisernen Tor
Am 19. Oktober wurde die Filiale der Steiermärkischen Sparkasse Am Eisernen Tor offiziell neu eröffnet. Die Räumlichkeiten im bekannten Eckhaus am Joanneumring werden damit zur ersten Flagship-Filiale des traditionsreichen Kreditinstituts.
Foto: Stefan Sukic
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ie Filiale bietet ein übersichtliches Selbstbedienungsfoyer für alle Bankdienstleistungen sowie elf diskrete Multimedia-Beratungsräume auf zwei Geschoßen. Daneben wartet die Filiale mit einer Besonderheit auf, die bereits aus dem Headquarter am Sparkassenplatz bekannt ist: Die österreichweit einzigartige SB-Safeanlage, mit der rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche komfortabel und diskret Wertsachen hinterlegt werden können, steht den Kunden künftig auch am Joanneumring zur Verfügung. Auf rund 800 Quadratmetern erstreckt sich eine avantgardistische Wohlfühloase, die mit zahlreichen Innovationen aufwarten kann. „Es liegt in unserer Sparkassen-DNA, das Wohl der Menschen stets im Blick zu haben. Dazu gehört auch, vorauszudenken und Raum für Innovationen zu schaffen. Mit unserem künftigen
Angebot in der Filiale Am Eisernen Tor schaffen wir diesen wichtigen Raum und geben einen Ausblick auf das Banking-Erlebnis der Zukunft. Wir beweisen damit einmal mehr, dass es gelingen kann, Tradition und Innovation erfolgreich zu verbinden“, erläutert Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse. Bei allen Umbaumaßnahmen stand der Aspekt der Nachhaltigkeit im Fokus, wie Filialleiter Bernhard Koschar erklärt: „Ganz im Sinne unserer Nachhaltigkeitsstrategie wurde beim Umbau der Filiale besonders auf die Verwendung von recycelten Materialien geachtet. Außerdem wurde vorwiegend mit regionalen Dienstleistern zusammengearbeitet. Im innovativen Banking-Erlebnis der Filiale Am Eisernen Tor steckt also eine gehörige Portion Steiermark.“
Wie beurteilen Sie die angekündigte ökosoziale Steuerreform? Die hohen Einkommen profitieren davon stärker als die niedrigen und ich finde es schade, dass man nicht versucht hat, diese Schieflage im Steuersystem zumindest ansatzweise zu korrigieren. Außerdem bleibt die kalte Progression bestehen – diese hätte beseitigt werden müssen. Zudem fehlt für wichtige Bereiche, wie Gesundheit, Pflege und Kinderbetreuung, die Finanzierung. Da hätte man die Chance nutzen müssen, das viel breitflächiger und weitgehender zu denken. Wir sehen hier große Defizite.
Welche Berufsgruppen sollten PandemieSonderzahlungen erhalten? Alle Beschäftigten hätten sich eine Corona-Prämie verdient. Die Variante, dass nur jene Beschäftigten im Gesundheitsbereich eine Prämie bekommen sollen, die an Corona erkrankte Personen betreut und gepflegt haben, halte ich für unfair, da alle im Gesundheits- und Pflegebereich coronabedingt einer besonderen Belastung und Gefahr ausgesetzt sind. Hier sollten alle eine Prämie bekommen. Die steirische Kinderbetreuung hat sich nach dem jüngsten AK-Bericht verbessert, wo gibt es noch Handlungsbedarf? Trotz der Verbesserungen gibt es hier immer noch ganz großen Handlungsbedarf. Es braucht unter anderem mehr Betreuungsplätze, mehr Betreuungspersonal, kleinere Gruppen, einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz und eine ausreichende Finanzierung durch den Bund und dem Bundesland.
FAZIT NOVEMBER 2021 /// 53
„Das Projekt ist ein Meilenstein für die Fortbildung der Zukunft“, freuen sich Josef Herk (li.) und Josef Pesserl.
Sozialpartner starten virtuelles Lernlabor I
n der Arbeitswelt lauern viele Gefahren. Diese zu minimieren, ist sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer ein wichtiges Anliegen. Sicherheitsfortbildungen sind allerdings nur beschränkt möglich, vor allem im Umgang mit Elektrizität. Zu aufwendig sind viele Übungen, zu gefährlich das Umfeld – zumindest in der realen Welt. Aus diesem Grund haben das Wirtschaftsförderungsinstitut (Wifi) der WKO und die AK Steiermark das Forschungsprojekt „DigiLernSicher“ ins Leben gerufen. Projektfonds Arbeit 4.0 In Kooperation mit AVL, dem Austrian Institut of Technology (AIT) und mindconsole wurde eine virtuelle Wohnung gebaut, in der Stromkreisläufe auf Fehler zu überprüfen sind – dabei müssen bestimmte Sicherheitsregeln beachtet werden. „So werden sicherheitsrelevante Themen auf innovative Art und Weise in einer virtuellen Welt trai54 /// FAZIT NOVEMBER 2021
niert“, erklärt WKO-Präsident Josef Herk. Besonders freut ihn in diesem Zusammenhang die Unterstützung der AK, die das Projekt aus ihrem Projektfonds Arbeit 4.0 mit knapp 190.000 Euro unterstützt. „Gerade wenn es um die Sicherheit am Arbeitsplatz geht, ist das Potenzial neuer digitaler Technologien enorm“, betont AK-Präsident Josef Pesserl. Im Bereich Virtual Reality (VR) sehen hier beide Präsidenten viel Zukunftspotenzial. Lernen in Extended Reality Aus diesem Grund wird am Wifi Steiermark und am Talentcenter nun auch das Angebot in diesem Bereich enorm ausgebaut. „In den kommenden Monaten soll ein eigener ‚Extended Reality Hub‘ entstehen, an dem nicht nur Sicherheitsthemen in der virtuellen Welt unterrichtet werden. Die Basis dafür ist das gemeinsame Projekt mit der AK“, so Herk und Pesserl ergänzt: „Das DigiLernProjekt zeigt: In einer gelebten
Sozialpartnerschaft werden Ideen gefördert, unabhängig davon, wer sie einbringt.“ Der Extended Reality Hub ist ein höchst ambitioniertes Projekt, das auch schon zahlreiche Vorschusslorbeeren bekommen hat. Die International Chamber of Commerce hat dieses in der Kategorie „unkonventionelle Projekte“ nämlich als bestes Projekt der Welt im Bereich der Kammern nominiert. Die Entscheidung darüber fällt Ende November. „Es wäre nach dem Talentcenter die nächste große internationale Auszeichnung für unser Bildungsengagement“, freut sich Herk.
Investitionen in Arbeitswelt Der Projektfonds Arbeit 4.0 der AK Steiermark hat zum Ziel, die Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung im Sinne der Arbeitnehmer mitzugestalten, damit die Beschäftigten durch den Einsatz moderner Technologien profitieren können. Förderbar ist hier beispielsweise die Ein-
schulung in eine neue Software genauso wie Datenbrillen in Produktionsbereichen oder App-Entwicklungen und vieles mehr. Pesserl: „Unser Ziel ist es, Bildung in allen Varianten – und dadurch die Arbeitnehmer direkt – zu fördern. Das tun wir nach objektiven Kriterien.“ Die Einreichfrist für die 5. Förderrunde läuft bis 31. Oktober 2021. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf dem Bereich Weiterbildung. Jedes Projekt hat die Möglichkeit auf bis zu 200.000 Euro Förderung. Pesserl: „Seit Herbst 2019 wurden 110 Projekte eingereicht, von denen wir 52 mit einem Fördervolumen von 3,4 Mio. Euro gefördert haben.“ Gemeinsam mit der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG hat die AK Steiermark ebenfalls aus dem Projektfonds Arbeit 4.0 seit April 2019 – und verstärkt durch die Coronakrise – etwa 3,7 Millionen Euro für rund 5.500 Telearbeitsplätze ausgegeben.
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Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer haben mit „DigiLernSicher“ ein innovatives Forschungsprojekt auf die Beine gestellt. Damit sollen in Virtual Reality (VR) sicherheitsrelevante Inhalte vermittelt werden.
Einigeln im Home Office? Empfehlungen für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
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ie Tage werden kürzer und das Bedürfnis, mehr zu Hause zu bleiben, wird bei vielen größer. Viele schätzen nun die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten, ohne das Haus verlassen zu müssen. Doch Vorsicht, hier gilt es einiges zu beachten, denn:
Erwerbsarbeit dient nicht nur dem Verdienen von Geld Arbeit erfüllt auch eine psychosoziale Funktion. Das heißt, Arbeit schafft persönliche Identität, ermöglicht soziale Anerkennung für unsere Leistung, gibt uns die Möglichkeit, aktiv und kompetent zu sein, strukturiert unseren Tag und ermöglicht sozialen Kontakt zu anderen. All diese Punkte sind wichtig für unsere psychische Gesundheit. Im Home Office müssen wir uns bewusster um diese Punkte bemühen. Wie kann das gelingen und wie bleiben wir auch im mehrtägigen Home Office gesund und leistungsfähig?
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Bleiben Sie in „Bild-Kontakt“! Tauschen Sie sich regelmäßig mit Ihrem Team und Ihren Vorgesetzten aus. Igeln Sie sich nicht vollständig ein. Schreiben Sie nicht nur E-Mails, sondern nutzen Sie auch Chats mit Videofunktion: Mimik und Gestik helfen uns, eine Nachricht richtig zu verstehen. Es kommt zu weniger Missverständnissen und damit zu einem besseren Betriebsklima. Auch eine virtuelle Kaffeepause mit der Arbeitskollegin oder dem Arbeitskollegen tut gut und hilft dabei, in Kontakt zu bleiben.
Arbeit im Home Office braucht Anerkennung Die Leistung im Home Office ist gleich viel wert wie die Arbeit im Büro. Vielen Führungskräften fällt es schwer, darauf zu vertrauen, dass ihr Team seine Leistung auch im Home Office erbringt. Ist ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin zum Beispiel telefonisch nicht erreichbar, obwohl keine Termine im Outlook-Kalender stehen, kann das schon ausreichen, um bei Vorgesetzten Misstrauen zu schüren und an der Arbeitsleistung zu zweifeln. Hier hilft eine klare Auftragsklärung: Wer hat was zu tun? Woran ist zu sehen, dass das Team gearbeitet hat? (z.B.: gehen Berichte pünktlich raus?) Eine minutengenaue Aufzeichnung von Leistung hilft bei der Erreichung dieses Ziels nicht, sondern ist kontraproduktiv – es demotiviert das Team und führt zu Dienst nach Vorschrift. Ver-
trauen Sie als Führungskraft in Ihr Team und schätzen Sie die Arbeit, die Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Home Office erledigen.
Schaffen Sie Struktur und machen Sie regelmäßige Pausen Wie auch immer die eigene Tagesstruktur und die jeweiligen Arbeitszeiten aussehen: Wichtig hierbei sind Struktur und Routine. Stehen Sie im Home Office immer (annähernd) zur gleichen Zeit auf und beginnen Sie immer (annähernd) zur gleichen Zeit mit Ihrer Arbeit. Machen Sie ausreichend Pausen und vergessen Sie nicht auf Bewegung. Resumée: Home Office braucht Struktur, Anerkennung und sozialen Kontakt In unserer sich schnell verändernden Arbeitswelt ist Home Office ein willkommenes Mittel, um Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mehr Flexibilität zu ermöglichen. Das Zuhause hin und wieder nicht verlassen zu müssen, kann zudem an manchen Tagen seine Vorteile haben. Home Office braucht allerdings eine gute Gestaltung und diese sollte von allen Beteiligten ernst genommen werden. Denn unser Ziel sollte es nicht nur sein, körperlich gesund durch den Winter zu kommen, sondern auch psychisch gesund und leistungsfähig im Frühling anzukommen.
Mag. Dr. Sylvia Peißl
Arbeitspsychologin Unfallverhütungsdienst Göstinger Straße 26, 8021 Graz Tel. +43 59393 33719 Mobil: +43 676 83395 1501 sylvia.peissl@auva.at www.auva.at
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WB fordert mehr Handlungsspielraum für Unternehmen Bei der Landesgruppenhauptversammlung in Spielberg hat der WB Steiermark am 13. Oktober ein starkes Signal in Richtung #zukunftunternehmertum gesendet. WB-Landesgruppenobmann Josef Herk wurde mit 100 Prozent für die nächsten vier Jahre wiedergewählt.
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abei wurde unter dem Motto „alle Kraft der Wirtschaft“ der neue Leitantrag – in dessen Mittelpunkt Nachhaltigkeit, Glokalisierung und Flexibilität der steirischen Wirtschaft stehen – beschlossen. „Unternehmertum schafft Zukunft in allen Bereichen. Deshalb müssen wir als Wirtschaftsbund die richtigen Weichen stellen, damit die steirische Wirtschaft zukünftig ihr volles Potenzial entfalten kann“, lautet der Appell von Herk.
Regionalität und Globalisierung Als zentrales Anliegen im Leitantrag sieht der Wirtschaftsbund das Thema Nachhaltigkeit. Das Unternehmertum der Zukunft braucht Entlastung, um mehr soziale und ökologische Nachhaltigkeit ermöglichen zu können. Daher fordert der Wirtschaftsbund in diesem Zusammenhang mehr Technologieoffenheit, den Ausbau von Nachhaltigkeits-Checks sowie eine Reform der bestehenden Anreizsysteme. Regionalität und Globalisierung sollen Hand-in-Hand gehen, um den Wirtschaftsstandort zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern. Der WB weist zudem auf den Stellenwert der Flexibilität als Grundwert unternehmerischen Denkens und Handelns hin, der durch entsprechende Maßnahmen verstärkt werden soll. Demnach soll das Bildungssystem, durch die Nutzung unterschiedlicher Bildungspfade, flexibilisiert werden, selbständiges und unternehmerisches Denken bereits in der Schule vermittelt und Arbeit neu gedacht werden. Mitarbeiterbeteiligungsmodelle, Leistungsprämien und die Senkung der Lohnnebenkosten sieht der Wirtschaftsbund zusätzlich als wichtige Bestandteile auf dem Weg zu mehr Flexibilität – und damit zu einem starken Unternehmertum.
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Der neue WB-Vorstand (v.l.n.r.) oben: Vinzenz Harrer, Dir. Jochen Pack, Manfred Kainz, Martin Schaller, Egon Hierzegger, Norbert Steinwidder; unten: Astrid Baumann, Daniela Gmeinbauer, LH Hermann Schützenhöfer, Obmann Josef Herk, Beatrice Erker, Marcella Handl, Kurt Egger, Harald Mahrer und Barbara Eibinger-Miedl
Fotos: arvideo, ILS / Valerie Maltseva
Kurz & News
Sparefroh − ein alter Bekannter kehrt zurück
Volles Haus beim Internationalen Logistik Sommer
Seit über 35 Jahren gibt es den Kinder- und Jugendklub der Steiermärkischen Sparkasse unter dem Namen „Knax-Klub“. Nun ist es an der Zeit, das Erfolgskonzept zu modernisieren und den neuen Sparefroh Club in der Sparkassen-Welt willkommen zu heißen. Das Maskottchen ist kein Geringerer als der Sparefroh höchstpersönlich. Das Männchen mit Geldkörper ist seit den 50er Jahren eine Leitfigur der Sparbewegung und tritt nun erneut ins Rampenlicht. „Das frische Format bietet für unsere Kleinsten altersgerechte Angebote sowie zahlreiche Vorteile und Vergünstigungen. Mit der passenden Spar-Produktpalette begleitet der neue Sparefroh Club Kinder bis zum 12. Lebensjahr“, erklärt Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch.
Ob vor Ort oder virtuell, den Teilnehmern wurden zwei ereignisreiche Hybrid-Eventtage unter dem Motto „Digital Reality – Was bleibt?“ im MuseumsCenter Leoben geboten. Top-Speaker, eine breite Themenvielfalt, arbeitsintensive und lösungsorientierte Thinktanks, digitale Vernetzung und Networking vom Feinsten sind die Erfolgsfaktoren des Events. Mit rund 700 Teilnehmern im Livestream und 125 vor Ort schreibt der Internationale Logistik Sommer 2021 seine Erfolgsgeschichte weiter. „Unser Event hat sich stets weiterentwickelt. Aber mit der heurigen Veranstaltung, den frischen Eventformaten, den Interaktionen und Netzwerkmöglichkeiten ist uns ein Quantensprung in die Zukunft gelungen“, so ILS-Projektleiter Kajetan Bergles.
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INDUSTRIE + INNOVATION = KLIMASCHUTZ, DER WIRKT Dank ihrer Technologie gehören steirische Unternehmen zu den klimafreundlichsten der Welt.
steiermark.iv.at
»Unternehmerinnen des Jahres« sind gekürt Die steirischen Unternehmerinnen beanspruchen die wirtschaftliche Überholspur weiter für sich: Exakt 29.818 weiß-grüne Betriebe sind in weiblicher Hand – Tendenz steigend. Dem entsprechend wurden von „Frau in der Wirtschaft“ (FiW) am 11. Oktober zum sechsten Mal die „Unternehmerinnen des Jahres“ gekürt.
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ie WKO Steiermark hat diese geballte Frauenpower erneut im Europasaal der WKO Steiermark auf die Bühne gebracht und in vier Kategorien die „Unternehmerinnen des Jahres“ gewählt. Die Verleihung wurde von Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl gemeinsam mit WKO Steiermark Vizepräsidentin und FiW-Landesvorsitzender Gabriele Lechner vorgenommen – in Kooperation mit der Steiermärkischen Sparkasse. Besonders im Fokus standen dabei die Leistungen für den Wirtschaftsstandort– vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie. Der Preis in der Kategorie „Beste Neugründerin“ ging an Michaela Hösele und Ulrike Walther (Aniveri GmbH). Den Award als „Beste Durchhalterin“ holt sich Tanja Pschait (Tanja Pschait Trockenbau GmbH). Den Titel „Beste Innovatorin“ sicherte sich Jennifer Kribernegg (Tattoo Arts by JK) und den heuer bereits das zweite Mal vergebenen „Publikumspreis“
WKO-Vize-Präsidentin Gabi Lechner (l.) und LR Barbara Eibinger-Miedl (2. v. r.) mit den Unternehmerinnen des Jahres 2021 (v.l.)Michaela Hösele, Tanja Pschait, Nicole Moser und Jennifer Kribernegg sowie den weiteren Siegerinnen. konnte Nicole Moser (Babyrella e.U.) für sich entscheiden. Lechner strich besonders hervor: „Daher war es uns ein großes Anliegen, die Leistungen der Unternehmerinnen während der Corona-Pandemie aufzuzeigen, egal ob es sich um eine Neugründerin, eine Innovatorin oder eine Durchhalterin handelt.“ Eibinger-Miedl gratulierte den Gewinnerinnen: „Die steirische Wirtschaft wird immer weiblicher: Bereits jedes zweite Unternehmen wird in unserem Bundesland von einer Frau gegründet. Das schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern bereichert und stärkt den heimischen Wirtschaftsstandort insgesamt. Ich freue mich daher, dass wir die Leistungen der heimischen Unternehmerinnen durch diese Prämierung sichtbar machen können.“
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Bestattung Graz – Trauernde brauchen in schwierigen Zeiten einen verlässlichen Begleiter arum zu einem privaten Bestattungsunternehmen gehen, wenn es die Grazer Bestattung gibt?“, meint Geschäftsführer Fritz Probst. „98 Prozent unserer Kunden sind mit unserer Leistung äußerst zufrieden und empfehlen uns weiter“, stellt GF Probst weiter fest und fügt hinzu: „Was bietet mehr Zuverlässigkeit und Vertrauen als ein kommunales Traditions-
Geschäftsführer Fritz Probst unternehmen der Stadt Graz? „Wir leisten aus traditionellem Bewusstsein seit über 115 Jahren unsere Dienste für die Steirerinnen und Steirer.“ 60 /// FAZIT NOVEMBER 2021
Tatsächlich ist die Grazer Bestattung 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche treuer Begleiter in schweren Stunden für viele Steirerinnen und Steirer. „Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern ist sie ein durch und durch steirisches Unternehmen, mit bestens geschultem Personal“, so Zaki weiter. Sicherheit in unsicheren Zeiten – der Vorteil des Traditionsunternehmens Bestattung Graz GmbH. Seit bald 120 Jahren gewährleistet die Grazer Bestattung mit ihren Filialbetrieben Professionalität, Tradition und Sicherheit. „Wir werden unserem Leitsatz ‚Begleitung ist Vertrauenssache‘ vollauf gerecht“, bekräftigt GF Mag. Zaki. Ein landesweites Service, nicht nur im Großraum Graz, sondern auch in den verschiedenen, modern ausgestatteten Filialen, steht bei der Bestattung Graz im Mittelpunkt. Gerade im Trauerfall gilt es, ein letztes Mal individuelle Wünsche zu erfüllen, und
so bietet man vom Schauraum über Tablet und HD-Flatscreen die verschiedensten technischen Möglichkeiten für eine persönliche Gestaltung. „Wir sind nicht die Teuersten – sondern die Besten!“, so Probst und Zaki weiter: „Außerdem bleibt die Wertschöpfung im Land und wird
Geschäftsführer Gregor Zaki nicht von Kärntner Unternehmen abgezogen. Mit der völligen Transparenz in Sachen Begräbniskosten und der Möglichkeit der OnlinePlanung einer Verabschiedung gehen wir völlig neue Wege.“ So ist es möglich, schon be-
vor man die notwendige persönliche und professionelle, aber dennoch einfühlsame Beratung in der Grazer Bestattung aufsucht, gleichsam als Erstorientierung die Verabschiedung online mit dem Konfigurator zusammenzustellen. Bestattung-Graz-Geschäftsführer Fritz Probst ergänzt: „Durch dieses Angebot bleibt im ersten Schock des Geschehenen genügend Zeit, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.“ Auch dieses Jahr wieder: Verteilaktion zu Allerheiligen Wie jedes Jahr um diese Zeit gibt es eine kleine Aufmerksamkeit für die Friedhofsbesucher. Heuer verteilt die Grazer Bestattung anstelle von Allerheiligenstriezel schöne Grablichter. Die gibt’s schon am 31. Oktober und am 1. November. Nicht nur am eigenen Urnenfriedhof, sondern auch auf anderen Friedhöfen – solange der Vorrat reicht.
Fotos: Ralf Knüfer/Unsplash
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Fotos: Land Steiermark / Purgstaller, Erwin Scheriau / C UAW
Kurz & News
Rekordnachfrage für Heizungstausch-Förderung
Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung
Die Folgen des Klimawandels werden in der Steiermark immer spürbarer. Schon heute leiden viele Menschen unter den Auswirkungen. Um dem entgegenzuwirken, hat Klimaschutzlandesrätin Ursula Lackner am Beginn des Jahres die Mittel für den Heizungstausch und die Energieberatung massiv aufgestockt. Die Bilanz bis September 2021 zeigt: mit Erfolg. Im Vergleich zu 2020 gibt es mit einem Plus von 54 Prozent einen massiven Anstieg an Förderanträgen. „Wenn wir die Steiermark lebenswert erhalten wollen, müssen wir weg von fossilen Energieträgern!“, erklärt Lackner und ergänzt: „Deshalb unterstützen wir alle Steirer bei dieser Herausforderung. Und die aktuellen Zahlen zeigen: Unsere Bemühungen wirken“.
Jahr für Jahr landen in der Steiermark bis zu 100.000 Tonnen an Lebensmitteln im Abfall – das entspricht 2.300 Lkw-Ladungen, und ist auch ziemlich schädlich für das Klima. Dass es auch anders geht, belegt das Betriebsrestaurant der Knapp AG in Hart bei Graz mit rund 800 ausgegebenen Essen täglich. Seit 2018 beobachtet es seine Abfälle laufend im Monitoring von United Against Waste. Während der Lebensmittelabfall bei anderen steirischen Großküchen im Durchschnitt 21 % der ausgegebenen Essensmenge ausmacht, sind es bei der Knapp AG nur 5 %. Dahinter steckt laut Katrin Pucher genaue Planung: „Wir bieten eine breite Palette an Menüs mit regionalen und saisonalen Zutaten und die Möglichkeit, Portionsgrößen zu wählen.“
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Kurz & News
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Die Steiermark stellt sich den Herausforderungen des Klimawandels und der notwendigen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft. „Wir nehmen die Bewältigung der energie- und klimapolitischen Herausforderungen sehr ernst und stellen uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung", sagen die Präsidenten der Sozialpartner Josef Pesserl (AK), Josef Herk (WKO), Franz Titschenbacher (LK), Landes-Vors. Horst Schachner (ÖGB) und IV-Präsident Stefan Stolitzka. Das Dossier „Klima, Energie und Nachhaltigkeit“, das unter Beiziehung zahlreicher Experten erarbeitet wurde, gibt Anregungen und zeigt Lösungen auf.
Knapp erweitert Standort Leoben Die in Leoben ansässige Knapp Systemintegration GmbH setzt den bisherigen Wachstumskurs fort und investiert knapp elf Millionen Euro in die Erweiterung des Standortes sowie weitere infrastrukturelle Maßnahmen. Zudem sucht das obersteirische Unternehmen nach 100 neuen Mitarbeitern. „Unser Ziel ist es, sowohl die Mitarbeiteranzahl als auch den Umsatz kontinuierlich weiter zu steigern. In den nächsten Jahren streben wir ein Wachstum von 50 Prozent an. Mit den geplanten Maßnahmen sind die Weichen am obersteirischen Standort gestellt und wir sind bestens vorbereitet“, zeigt sich Bernhard Rottenbücher, einer der drei Geschäftsführer der Knapp Systemintegration GmbH, sehr optimistisch für die Zukunft des Unternehmens. Foto: Spatenstich
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Sehnsucht nach dem Winterurlaub
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Mit dem Rückenwind aus der Sommersaison und einer guten Herbstbuchungslage blickt die Steiermark zuversichtlich auf die Wintersaison. Steiermark Tourismus stellt daher elf Sehnsuchtsmomente aus elf Erlebnisregionen in den Vordergrund, um die Wintervorfreude zu wecken, z. B. die erste Abfahrt auf einer frisch präparierten Piste. „Der steirische Tourismus ist für die kommende Wintersaison bestens vorbereitet. Die Unternehmen haben in den vergangenen Monaten enorme Investitionen getätigt, um das touristische Angebot auszubauen und die Qualität weiter zu steigern. Wir haben daher gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Comeback des steirischen Wintertourismus“, so Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.
62 /// FAZIT NOVEMBER 2021
Fotos: Foto Fischer, FH Campus 02, Foto Fischer, Kanizaj, Steiermark Tourismus / Bernhard Loder
der herrliche Duft dringt durch jeden Mundschutz
Wege zur nachhaltigen Zukunft der Steiermark
Foto: Furgler Fotografie
Kurz im Gespräch mit GF Josef Trummer,
Josef Trummer Consulting GmbH
Spar Steiermark-GF Christoph Holzer präsentiert mit „den jungen Wilden Gemüse:bäuerinnen“ Irene Gombotz und Markus Puntigam den steirischen Bio-Kurkuma.
Bio-Kurkuma aus der Region bei Spar
Frisch vom Feld in den Supermarkt: Ab sofort findet man frischen Bio-Kurkuma aus der Steiermark direkt bei Spar im Regal. Die Pflanze benötigt das ganze Jahr über Temperaturen zwischen 20 und 30 °C sowie ausreichend Feuchtigkeit. Die „Jungen Wilden Gemüsebauern“ machen den Anbau möglich.
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Foto: Spar / Werner Krug
urkuma kommt ursprünglich aus Südostasien. Der venezianische Seefahrer Marco Polo soll die würzige Wurzel im 14. Jahrhundert nach Europa gebracht haben. Kurkuma wird als Gewürz, Färbemittel, Medizin und Kosmetik verwendet. Er passt etwa perfekt zum Kräutertee und macht aus einer Cremesuppe eine exotische Delikatesse. Das Gewürz ist außerdem ein wichtiger Bestandteil von Curry. Exotische Wurzel aus der Südsteiermark Um an frischen Bio-Kurkuma zu kommen, brauchen die Spar-Kunden jedenfalls keine Weltumsegelung machen: Die „Jungen Wilden Gemüsebauern“ bauen die exotische Wurzel direkt in der Steiermark an. „Wir befinden uns 50 Kilometer von Graz entfernt“, betont Irene Gombotz,
eine von zwei Landwirten, die Kurkuma exklusiv für SPAR anbaut. Die Wurzeln werden händisch geerntet und am Folgetag an SPAR geliefert. Es werden für dieses Jahr insgesamt vier Tonnen Kurkuma-Ernte erwartet. Die Kooperation mit den „Jungen Wilden Gemüsebauern“ ist für SPAR und für die Bäuerinnen und Bauern ein großer Erfolg: „Letztes Jahr haben wir mit Bio-Ingwer gestartet, was sehr erfolgreich war“, sagt Gombotz. „Heuer kommt Kurkuma dazu – die Ernte startet jetzt im Oktober.“ Die kurzen Transportwege sind Teil der SPAR-Nachhaltigkeitsstrategie: „Frische Lebensmittel direkt aus der Region: Das schont das Klima, das sorgt für Wertschöpfung und dass unterstützt die regionale Landwirtschaft“, sagt Spar-GF Christoph Holzer.
Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit von Blackouts, also großflächigeren Stromausfällen, derzeit ein? Auf Basis vieler Gespräche sowie aus Workshops mit den Stromversorgern sowie den Netzbetreibern ist deutlich, dass diese Gefahr permanent gegeben ist. Daher erfolgen hierzulande die Appelle für konkrete Schutzmaßnahmen an alle Institutionen und Bürger. Verschiedene Gemeinden und Städte haben konkrete Notfallpläne erarbeitet und führen Blackout-Übungen mit ihren Teams durch. Wie unterstützen Sie Gemeinden in den Vorbereitungen gegen Energieausfälle? Mit unseren Projektumsetzungen „Blackout Klimaschutzpaket 3-Säulen-Selbsthilfe mit Sonnenstrom“. Im Zuge dessen wurde ein umfassendes Maßnahmenpaket fixiert, das von den zuständigen Stellen zielorientiert umgesetzt werden kann. Dabei werden für die dezentrale Stromversorgung auch Blackout-resistente Photovoltaikanlagen eingesetzt.
Wie kann der einzelne Bürger am besten gegen Blackouts Vorsorge treffen? Indem jeder Haushalt gleichfalls die Vorsorgemaßnahmen trifft und umsetzt. In allen Blackout-fitten Gemeinden erhalten die Bürgerinnen sowie Betriebe einen umfassenden „Eigenvorsorge-Ratgeber“ als Basis für die eigene Absicherung. Darüber hinaus gibt es diese Ratgeber vielfach digital herunterzuladen, die von den Zivilschutzverbänden erarbeitet wurden.
FAZIT NOVEMBER 2021 /// 63
Wirtschaft
Das Fernwärmenetz in Graz wird ständig weiter ausgebaut.
Grazer Fernwärme wird wieder einen Schritt ökologischer Die Fernwärmeproduktion in Graz wird laufend ökologisch nachhaltiger. Zahlreiche Projekte der Energie Graz haben ein Ziel: Die Grazer Haushalte noch sauberer und umweltschonender mit Wärme zu versorgen. Künftig werden aus diesem Grund 25 Prozent mehr industrielle Abwärme aus dem Papier- und Zellstoffwerk Sappi ausgekoppelt und als CO2-freie Wärme ins Grazer Fernwärmenetz eingespeist. ereits seit 2017 versorgt eine Wärmeauskopplungsanlage beim Papier- und Zellstoffwerk Sappi Grazer Haushalte mit sauberer und sicherer Fernwärme. Durch die Erweiterung der bestehenden Anlage um eine zusätzliche Wärmepumpe, kann künftig sogar noch mehr Wärme generiert werden. Ab 2022 werden dann jährlich nahezu 200 Gigawattstunden Wärme von Gratkorn nach Graz transportiert. Damit können durchschnittlich 35.000 Haushalte mit Wärme
64 /// FAZIT NOVEMBER 2021
430 Kilometer langes Netz Die Fernwärme der Energie Graz ist eine saubere, zuverlässige und komfortable Heizform. Rund 80.000 Grazer Haushalte nutzen Fernwärme, um ihr Zuhause oder auch ihr Warmwasser zu heizen – das ist bereits jeder zweite Haushalt in Graz. Das Fernwärmenetz umfasst eine Trassenlänge von rund 430 Kilometern und wird Stück für Stück erweitert. „Als regionaler Energiedienstleister
ist es der Energie Graz ein besonderes Anliegen, leistbare und nachhaltige Versorgung mit Energie sicherzustellen. Mit dem Ausbau der klimafreundlichen Wärmegewinnung schaffen wir es, etwas für unsere Umwelt zu tun und gleichzeitig Versorgungssicherheit zu gewährleisten,“ betont MMag. Werner Ressi, Geschäftsführer der Energie Graz. Im Rahmen des Projektes „Wärmeversorgung Graz 2020/2030“ hat die Energie Graz Konzepte erarbeitet, um die Energiewende weiter voranzutreiben. Ziel ist es, den Anteil an Wärme aus erneuerbaren Quellen bis ins Jahr 2030 auf 50 Prozent zu steigern. Auch andere Projekte, wie die Nutzung der Abwärme aus der Marienhütte für den neuen Stadtteil Reininghaus oder das solare Speicherprojekt Helios, leisten dazu bereits wichtige Beiträge.
versorgt und mehr als 50.000 Tonnen klimaschädliches CO2 eingespart werden.
Fernwärme aus Abwärme In unterschiedlichen industriellen Produktionsprozessen entsteht Wärme, die durch z. B. Wasserkühlung kompensiert werden muss. Diese Wärme wird im Papier- und Zellstoffwerk Sappi von der Energie Graz in nutzbare Fernwärme umgewandelt. Diese wird über ein elf Kilometer langes Leitungsnetz der west-
In der Übergabestation wird die Abwärme vom Papier- und Zellstoffwerk Sappi in das Fernwärmenetz der Energie Graz eingespeist.
Anzeigen Foto: Bioenergie
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steirischen Bioenergie Fernwärme BWS GmbH nach Graz transportiert und in Andritz, in einer eigens errichteten Wärmeübergabestation dem Grazer Netz übergeben. „Saubere Fernwärme aus ohnehin anfallender Abwärme zu generieren und damit Grazer Haushalte zu versorgen, ist ein wichtiger Beitrag, um die Energiewende weitervoranzutreiben und die Grazer Fernwärme noch ökologischer zu machen,“ so DI Boris Papousek, Geschäftsführer der Energie Graz.
Wirtschaft
Modellpalette − beginnend mit dem Stadtlieferwagen Transit Courier , über Connect, Custom bis zum Transit (als Kasten- und Pritschenwagen) besichtigt werden.
Variantenreiche Ausstattung Vielfältige Aufbaumöglichkeiten (Koffer- und Planenaufbauten, Behindertenumbauten) runden das Angebot ab. Bestens geschulte, langjährige Mitarbeiter stehen für die Anliegen der Gewerbekunden beratend zur Verfügung. Auslöser für die Errichtung eines eigenen Nutzfahrzeugzentrums war nicht zuletzt die Tatsache, dass Ford heuer bereits zum zweiten Mal die Zulassungsstatistik in dieser Sparte anführt. Der Ford Ranger ist übrigens schon zum fünften Mal in Folge der meistverkaufte Pick-up Österreichs. Und die letzte gute Nachricht zum Schluss: Ein zirka 80 Fahrzeuge umfassendes Neuwagenlager hilft, einen kurzfristig auftretenden Nutzfahrzeugbedarf zu decken! Und bei den Ford Gewerbewochen kann man jetzt bis zu 10.000 Euro sparen − mit Ford, der Nr. 1 bei Nutzfahrzeugen in Österreich!
Maria Gaberszik und ihr Team stehen für alle Anfragen und Anliegen von Nutzfahrzeugkunden bereit.
Fotos: Ramminger / Gaberszik
Neues Zentrum für Nutzfahrzeuge für Graz
Das Traditionsautohaus Ford Gaberszik in Graz bietet seinen Gewerbekunden nun noch mehr Service – mit einem eigenen Nutzfahrzeugzentrum.
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urch die verstärkte Nachfrage im Nutzfahrzeugbereich entspricht es der Philosophie von Ford, Pkw und Nutzfahrzeuge räumlich getrennt zu präsentieren. Das Autohaus Gaberszik verfügt deswegen über zwei Schauräume in der
Fabriksgasse (gegenüber Citypark): auf Nr. 27 wird die gesamte Pkw-Modellreihe präsentiert, in der Fabriksgasse 15 haben Transit & Co nun eine eigene Bühne. Im völlig neu nach Ford-CI-Richtlinien gestalteten Schauraum kann nun die gesamte
FORD ÖSTERREICHS NUMMER 1 *
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Ford Transit Custom: Kraftstoffverbrauch kombiniert 6,8 – 8,4 l/100 km | CO2-Emission kombiniert 179 – 219 g/km | (Prüfverfahren: WLTP) Ford Transit: Kraftstoffverbrauch kombiniert 7,7 – 11,6 l/100 km | CO2-Emission kombiniert 203 – 305 g/km | (Prüfverfahren: WLTP)
Symbolfoto. 1)2) Unverbindlich empfohlener, nicht kartellierter Aktionspreis (beinhaltet Importeurs- und Händlerbeteiligung) exkl. USt. bzw. inkl. USt., inkl. NoVA, nur gültig für Gewerbekunden bis 31.10.2021. Freibleibendes Angebot. Nähere Informationen auf www.ford.at. 3) Der maximale Unternehmervorteil (beinhaltet Importeurs- und Händlerbeteiligung) exkl. USt. , inkl. NoVA ist ein unverbindlich empfohlener Preisnachlass, der vom unverbindlich empfohlenen, nicht kartellierten Listenpreis des Neufahrzeugs abgezogen wird. Aktion nur gültig für Gewerbekunden. Unternehmervorteil abhängig von der Kundenfuhrparkgröße und dem gewählten Modell. Freibleibendes Angebot. *Ford ist gemäß den Zulassungen im Jahr 2020 und den Zulassungen bis 31.07.2021 Österreichs Nutzfahrzeugmarke Nummer 1 bis 3,5 Tonnen. (Quelle: Statistik Austria)
Porsche Macan
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ie Porsche-Designer haben das Design geschärft und beispielsweise das Bugteil mit einem Einleger in Exterieurfarbe versehen. Heckseitig wurde der Diffusor markanter gestaltet und optional kann man die Sideblades mit 3DStruktur bekommen. Die LED-Hauptscheinwerfer mit Porsche Dynamic Light System (PDLS) und die Sport-DesignAußenspiegel sind jetzt bei allen Modellen Serie. Außerdem montiert Porsche nun von Haus aus auch größere Räder –
die sind mindestens 19 Zoll groß, im Topmodell GTS 21 Zoll. Dank neu gestalteter Mittelkonsole mit Touchfunktion wirkt der Macan nun aufgeräumter und moderner. Die Tasten lassen sich gut bedienen, da sie aktiv gedrückt werden müssen. Lediglich berühren genügt nicht. Einige klassische Knöpfe finden sich im Innenraum aber doch noch, nämlich am Dachhimmel für die Innenbeleuchtung. Ebenfalls neu sind die Lenkräder, die aus dem 911 und Panamera übernommen wur-
den. Ein echter Blickfang ist zudem die jetzt immer serienmäßige Uhr auf dem Armaturenbrett. Das Basismodell kommt mit einem neuen Vierzylinder-Turbo mit 265 PS. Mehr Power bietet der Macan S (mit 380-PS-V6-Biturbo). Stärkster in der Familie ist nunmehr der GTS – Macan Turbo gibt es keinen mehr – mit 440 PS und einer Sport-Luftfederung, die es nur im Topmodell gibt. Demnächst kommt der elektrifizierte Nachfolger, doch die Macan-Baureihe mit Benzinmotoren dürfte weiter gebaut werden. Das aktuelle Facelift macht den Macan fit für die nächsten Jahre.
Porsche Macan
Hubraum: 1.984 cm³ Leistung: 265 PS / 195 kW max. Drehm: 400 Nm ab 1.800 bis 4.500 U/min Verbrauch komb.: 10,1 l/100 km CO2-Emission: 228 g/km Schadstoffeinstufung: Euro 6 Beschleunigung (0-100 km/h): 6,2 s Höchstgeschwindigkeit: 232 km/h Ferdinand-Porsche-Platz 1 8041 Graz-Liebenau Telefon: 0316/46 80-0 Telefax: 0316/46 80-20 E-Mail: autostadt@porsche.co.at www.porschegrazliebenau.at 66 /// FAZIT NOVEMBER 2021
Fotos: Porsche
Porsche Inter Auto GmbH & Co KG
Fotos: Mercedes
Der neue Mercedes EQS bei Pappas M it dem EQS will Mercedes neue Maßstäbe beim Elektroauto setzen. Das Kürzel EQS verrät bereits die Positionierung im S-Klasse-Segment, nur eben mit E-Antrieb. Der EQS ist außerdem das erste Elektrofahrzeug von Mercedes, das auf einer eigens dafür entwickelten Plattform basiert. Sie heißt EVA (Electric Vehicle Architecture). Grund für die außergewöhnliche Energieeffizienz ist eine Reihe von Faktoren, die man unter dem Begriff Feinschliff zusammenfassen kann. Dazu gehört zum einen ein Aerodynamikbestwert von 0,2 Cw. Dieser geringe Luftwiderstand zahlt sich vor allem bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn aus; zum anderen wurden beim EQS sämtliche Lager
und die Reifen auf geringe Fahrwiderstände optimiert. Drittens findet ein intelligenter Wärmeaustausch von Systemkomponenten statt. Außerdem gehört zur Energieeffizienz eine möglichst hohe Ausbeute bei der Rückgewinnung von Energie beim Bremsen und Bergabfahren. Mercedes beziffert die Rekuperationsleistung für den EQS 450+ auf bis zu 186 kW. Die Topversion EQS 580 4Matic soll Bremsenergie mit bis zu 290 kW in die Batterie zurückspeisen Die Traktionsbatterie im EQS lässt sich flexibel mit Pouch- oder Hardcasezellen bestücken. Diese verteilen sich je nach Antriebsvariante (Allrad oder Hinterradantrieb) auf zehn oder zwölf Zellenmodule. Das Innenleben besteht aus Nickel, Kobalt
und Mangan im Verhältnis 8:1:1 und damit aus rund zehn Prozent weniger Kobalt als bei bisherigen Systemen. Die Kapazität des Lithium-Ionen-Akkus aus eigener Produktion liegt je nach Ausführung bei 90, beziehungsweise 107,8 kWh netto. Eine Garantie auf den Stromspeicher gewährt der Hersteller für zehn Jahre oder 250.000 Kilometer Laufleistung.
Mercedes EQS 450+
Leistung: Elektromotor mit 245 kW/333 PS Batterie:108 kWh netto Verbrauch: 19,8 - 15,8 kWh/100 km Reichweite: bis 780km Beschleunigung (0-100 km/h): 6,2s Höchstgeschwindigkeit: 210kmh
Pappas Steiermark GesmbH Schippingerstraße 8 8051 Graz Telefon: 0316 6076-0 Telefon: 0800 727727 Fax: 0316 6076-700 E-Mail: info.graz@pappas.at www.pappas.at
Der neue EQS. This is for you, world. Entwickelt, um Maßstäbe neu zu setzen: der vollelektrische EQS mit elegantem One-Bow-Design, bis zu 780 km* Reichweite, luxuriösem Innenraum und zukunftsweisender Technologie. Mehr erfahren unter mercedes-benz.at/eqs EQS: Stromverbrauch gesamt (kombiniert): 16,6–21,1 kWh/100 km; CO2-Emission gesamt (kombiniert): 0 g/km. Ermittelt nach WLTP. Tippfehler vorbehalten. Abbildung ist Symbolfoto. *Stromverbrauch und Reichweite sind abhängig von der Fahrzeugkonfiguration.
Pappas Steiermark GmbH Autorisierter Mercedes-Benz-Vertriebspartner sowie autorisierter Mercedes-Benz Servicepartner für PKW, Transporter und Unimog, 8051 Graz, Schippingerstraße 8, Tel. 0316/60 76-0; Zweigbetriebe: Niklasdorf, Liezen, www.pappas.at FAZIT NOVEMBER 2021 /// 67
Das Bürogebäude TPR VI (links vorne) besticht durch zeitlose Ästhetik, moderne Raumkonzepte und komfortable Klimatechnik. Rechts sieht man das noch in Bau befindliche Parkhaus.
Technopark Raaba
Attraktive Arbeitswelten von morgen
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as aus heimischer Erde gewachsene Familienunternehmen sorgt seit über 20 Jahren zusammen mit einem hochkompetenten Team für die professionelle Entwicklung, Realisierung und Verwaltung von Büro- und Lagerflächen sowie von Wohneinheiten. In den Fußstapfen des Firmengründers und Seniorchefs leiten heute die Söhne Peter und Hannes Schreiner die Technopark Raaba Holding mit ihren Tochtergesellschaften. Trotz des umfangreichen Bestandes an Immobilien umfasst das gesamte Team, inklusive der Mitglieder der Familie Schreiner selbst, nur 18 Mitarbeiter.
Ein gefragter Standort für Firmen Der Ehrgeiz des Unternehmens spiegelt sich nicht nur darin, die individuellen Wünsche der Kunden hundertprozentig zu erfüllen, sondern darüber hinaus mit visionären Konzepten schon heute die Basis für Arbeits- und Lebenswelten von morgen zu schaffen. Die Gewerbeflächen überzeugen durch beste Erreichbarkeit, ein
68 /// FAZIT NOVEMBER 2021
modernes Erscheinungsbild, optimale Infrastruktur und flächenökonomische Bürokonzepte ebenso wie durch hohe ökologische Standards mit entsprechend wirtschaftlichen Betriebskosten. Und dieses Konzept ist nicht nur zukunftsorientiert, sondern stößt auch auf hohe Nachfrage unter den potenziellen Mietern, so Hannes Schreiner: „Über 99 Prozent unserer Immobilien sind bereits vorvermietet. In den kommenden zwei Jahren sind weitere 25.000 m2 Bürofläche geplant.“ Neben Großkunden aus der Automobilbranche wie Magna-Steyr und Daimler Benz oder der Strabag-Tochter Efkon finden sich zahlreiche Klein- und Mittel-Unternehmen aus dem IT-Bereich am Standort. Moderne Büroraumkonzepte Der Ambitionen des Unternehmens in Bezug auf die realisierten Projekte sind hoch gesteckt, denn man will in den Gebäudekonzepten komfortable Arbeitsumgebungen für die Mitarbeiter umsetzen und so perfekte Strukturen schaffen, die geschäftlichen
Anzeige Fotos: TPR Holding / Mario Gimpel
Als innovativster Immobilienentwickler im Süden von Österreich wächst die Technopark Raaba Holding an ihrem Standort weiter und hat sich schon seit geraumer Zeit zum größten Anbieter für Gewerbeimmobilien in der Steiermark und darüber hinaus gemausert. Am Firmensitz in Raaba wurde kürzlich das Bürogebäude TPR VI fertiggestellt und das neue mehrstöckige Parkhaus für 750 Pkw steht vor der Gleichenfeier.
Wirtschaft
Erfolg und persönliches Wohlbefinden unterstützen. Oder um es mit den Worten von Marketing- und Projektentwicklungsleiter Hannes Schreiner zu formulieren: „Die Steiermark ist eines der innovativsten Bundesländer, deshalb hat es auch die innovativsten und coolsten Gebäude verdient.“ Dazu zählt nun zweifellos das neue Bürogebäude TPR VI, das im Sommer vollendet wurde. Der elegante Büroturm besticht durch individuelle Raumkonzepte und eine bestmögliche Anbindung. Auf zehn Stockwerke verteilt finden sich zwischen 480 und 800 m 2 modernster Bürofläche. Weitere von der TPR Holding gesicherte angrenzende Grundstücke mit einer Fläche von 80.000 m² sorgen für gewaltiges Entwicklungspotenzial. Der Trend in der Nutzung der Büroflächen geht in Richtung Großraumbüros, berichtet Hannes Schreiner: „Dazu werden raumhohe Trennwände eingesetzt, die flexibel genutzt werden können, Stichwort Desksharing in Zeiten des Homeoffice, ergänzt durch Video- und Telefonboxen sowie Seminarräume. Auffallend ist auch, dass den Sozialflächen mehr Raum gewidmet wird, in einem Fall sogar 170 von insgesamt 900 m2. So wird die Küche dann ganz schnell zum Besprechungszimmer.“ Für ein angenehmes Raumklima und Komfort sorgen eine zugfreie Heizung und Kühlung mittels Metalldecke mit Deckenregister für die Einzelraumregelung ausgestattet. Eine Photovoltaikanlage auf dem Flachdach hilft bei
Hannes Schreiner setzt auf noch mehr Nachhaltigkeit und fordert eine bessere Öffi-Anbindung an Graz. Hannes Schreiner endlich eine bessere Öffi-Anbindung an Graz, die leider bis heute in den Kinderschuhen steckt. Er träumt von einer Verlängerung der Straßenbahn vom Murpark bis zum Technopark.
Nachhaltigkeit und Lebensqualität Nachhaltiges Denken spielt auch in den übrigen Bereichen eine wichtige Rolle. Am Standort Raaba wurden umfangreiche Flächen mit Photovoltaikanlagen installiert und in Zukunft soll eine E-Tankstelle die zunehmende Zahl von E-Fahrzeugen mit Energie versorgen. Aber auch der Fahrradverkehr wird aktiv forciert, rund 150 gesicherte Stellplätze sind am Technopark Raab bereits verfügbar. Der ökologische Aspekt wird zu einem bestimmenden Markenzeichen, sagt auch Peter Schreiner: „Mit den bestehenden
Heute wird in vielen Unternehmen in den Büros ein hoher Stellenwert auf großzügige Sozialflächen gelegt. der partiellen Abdeckung des Allgemeinstrom- und Kühlanlagenbedarfs und spart damit Kosten.
Das neue Parkhaus – grün und ökologisch Ein richtiges Highlight im Gebäudeensemble entsteht gerade mit dem neuen Parkhaus am Technopark Raaba, für das im Februar der Spatenstich erfolgt ist und das noch in diesem Jahr fertiggestellt sein soll. Das Gebäude mit Stellplätzen für 750 weitere Pkw spielt alle Stückerl auch in Bezug auf Nachhaltigkeit. Auf dem begrünten Dach des großen Parkhauses sind außerdem ein neuer Tennisplatz und auch ein Fußballplatz sowie eine Surround-Anlage fix eingeplant, erklärt Hannes Schreiner. Als Ausdruck der Harmonie von Natur und Technik wird die Fassade des Parkhauses vollständig mit Kletterpflanzen begrünt werden. Schon jetzt sind 50 E-Ladestationen vorgesehen, für die in Zukunft ein steigender Bedarf vorherzusehen ist. Hannes Schreiner erklärt: „Elektromobilität spielt eine immer wichtigere Rolle. Auch wenn die Zahlen vorerst noch relativ bescheiden aussehen, stellen wir uns auf einen anhaltenden Megatrend ein.“ Ebenfalls ein Anliegen wäre
Die idyllische Terrasse auf dem größten TPR-Gebäude mit traumhaften Ausblick auf Graz ist bei Mitarbeiter und Gästen gleichermaßen beliebt. Photovoltaikanlagen auf den neueren Gebäuden setzen wir Schritte in Richtung Grüner Energiesysteme. Das wollen wir in Zukunft weiter verstärken.“ Das gerade in Planung befindliche Gebäude TPR VII wird neben einem großzügigen Konferenzzentrum nicht nur eine begrünte Fassade, sondern auch einen botanischen Garten in seinem Inneren beherbergen. Auf dem Dachgeschoß sollen etliche große Bäume gepflanzt und Rasenflächen angelegt werden, um so eine grüne Erholungsoase zu schaffen. Mit Zertifizierungen nach ÖGNINormen will Hannes Schreiner den hervorragenden Standard der neuen Gebäude belegen, aber auch die älteren Gebäude nach und nach modernisieren. FAZIT NOVEMBER 2021 /// 69
Gemeinsam Wohnbau gestalten: (v.l.n.r.) LR Johann Seitinger, Bgm. Manfred Komericky, Ennstal-Vorstand Wolfram Sacherer und Architekt Werner Nussmüller.
Kooperatives Leben im Projekt Kolibri In Kalsdorf bei Graz entsteht mit dem Projekt Kolibri eine geförderte Wohnanlage, die von den zukünftigen Bewohnern gemeinsam gestaltet und getragen wird. In einem ersten Schritt werden nun die Wohnwünsche erforscht. Auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse wird das Wohnprojekt umgesetzt.
B
ei der Gestaltung der eigenen Wohnung helfen Experten, die Wünsche der Bewohner umzusetzen. Ihre Mitbestimmung wird bei den privaten Grundrissen, Freiflächen sowie Mobilitäts-
angeboten möglich sein. In moderierten Sitzungen werden sie sich über ihre Wohnvorstellungen und das Teilen von Verantwortungen austauschen und gemeinsame Lösungen entwickeln. Das
Wohnprojekt soll Menschen aller Altersgruppen ansprechen. So können neue Formen des Zusammenlebens entstehen. „Mit dem Projekt Kolibri beschreiten wir im Wohnbau neue Wege. Durch die Einbindung der Bewohner schon in der Planungsphase kann bestmöglich auf ihre Bedürfnisse eingegangen werden. Wir unterstützen die wissenschaftliche Begleitung dieses Projektes, damit wir in Zukunft auch im geförderten Wohnbau noch lebenswertere Lebensräume schaffen können“, erklärt Wohnbaulandesrat Hans Seitinger. Der Kern des neuen Wohngebäudes sind großzügige Gemein-
schaftsflächen, die von allen Bewohnern genutzt werden dürfen. Dazu wird eine aufgelassene Tischlerei direkt im Ort Kalsdorf umgebaut. Damit leistet dieses innovative Wohnprojekt auch einen Beitrag zur Belebung des Ortskerns. Die Bewohner können sowohl bei der Planung der eigenen Wohnung als auch bei den Gemeinschaftsräumen mitbestimmen und diese ihren Bedürfnissen anpassen. Dabei werden oft vielfältig nutzbare Flächen geteilt: Werkstatt, Bibliothek, Spielraum, CoWorking-Space, gemeinsame Gartenbereiche oder Gewerbeflächen - Platz hat, was immer gewünscht wird.
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Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder
Wie kommt das Salz ins Kernöl
72 /// FAZIT NOVEMBER 2021
Fazitportrait
Thomas Hartlieb stellt in seiner Ölmühle im südsteirischen Heimschuh in vierter
Generation Kürbiskernöl und weitere zwei Dutzend verschiedene Speiseöle her.
Wie aus einer Getreidemühle aus dem
19. Jahrhundert und einem Sägewerk ein gut
besuchtes Ölparadies und Ausflugsziel wurde,
warum Kernöl niemals salzig sein sollte und ob der steirische Ölkürbis ein echter Steirer ist,
W
hat Fazit versucht herauszufinden.
enn der gemeine Steirer »Kernöl« sagt, meint er immer Kürbiskernöl. Obwohl er weiß, dass das Unsinn ist. So wie der Schwede weiß, dass sich aus jedem Gräschen ein Schnaps brennen lässt, weiß der Steirer, dass sich aus jedem Kern ein Öl pressen lässt. Zumindest der Südsteirer. Zumindest einer wie Thomas Hartlieb. Er ist Ölmüller und seine Ölmühle steht im südsteirischen Heimschuh. Das ist später noch von Bedeutung. Hartlieb presst zur Zeit Öle aus 24 verschiedenen Kernsorten und eröffnet uns Unwissenden damit seltene wie ungeahnte neue Geschmackswelten. Wer weiß schon, wie Marillenkernöl schmeckt? Ja, Auskenner vermögen das zu erraten – es schmeckt nach Mandeln und riecht nach Marzipan. Aber haben Sie es schon einmal in einer Gemüsecremesuppe verkostet? Eben. Thomas Hartlieb, der den Betrieb in vierter Generation führt, weiß aber noch viel mehr und konnte mir eine alte Geschichte meines Vaters bestätigen, die noch dazu zu beweisen scheint, dass der steirische Ölkürbis, Cucurbita pepo var. styriaca, tatsächlich ein geborener Steirer ist, entsprungen der heimischen Scholle – Peter Rosegger hätte seine Freude gehabt, aber er hat ihn in dieser Form wahrscheinlich nicht gekannt, als er 1918 verstarb. Denn es ist erst ziemlich genau 100 Jahre her, als in der Süsteiermark bei den Ölkürbissen mit hartschaligem Kern eine Mutation entdeckt und weitergezüchtet wurde. Sie hat keine Schale um den Kern, genauer nur ein dünnes Häutchen. Damit entfiel die mühevolle, meist im Winter ausgeführte Arbeit für die Bauern, nach dem Trocknen der Kerne jeden einzelnen schälen zu müssen. Den Erzählungen meines Vaters nach tauchte die Mutation in der Oststeiermark Ende der Neunzehnzwanziger-, Anfang der Dreissigerjahre auf. Hartlieb: »Das Kürbiskernöl galt noch lange Zeit als Arme-Leute-Öl«. Das hat sich bekanntlich gewaltig geändert. Suchtgefahr Der Kürbis, von dem es mehr als 600 Sorten gibt, stammt ursprünglich aus Südamerika und ist in der Südsteiermark seit mehr als 300 Jahren bekannt. Wie das Öl seinerzeit hergestellt wurde, wird im frei zugänglichen Museum im Mühlenboden anhand der alten Originaleinrichtung anschaulich dargestellt und es ist klar erkennbar,
74 /// FAZIT NOVEMBER 2021
Fazitportrait
Erst in den letzten fünf bis sieben Minuten entstehen die Röstaromen.
dass es sich hier auch um eine Getreidemühle gehandelt hat. Außerdem stand hier noch ein Sägewerk. Im Erdgeschoß neben dem Verkaufsladen trifft die Geschichte auf das Heute. Hier kann man jederzeit bei der zeitgemäßen Herstellungsmethode des Öls zusehen. In Hotels werden bekanntlich Duftstoffe eingesetzt, damit sich die Gäste wohlfühlen, hier sorgt der betörende Duft frischen Kernöls dafür, dass kaum ein Besucher dem Warensortiment widerstehen kann. Dass die meisten Leckerlis auch noch frank, frei und problemlos zu verkosten sind, gehört eigentlich verboten. So groß sind Sucht- und Abhängigkeitsgefahr angesichts von mit Schokolade, Wasabi, Karamell und Co überzogenen Kürbiskernen, diversen Mehlen und Mehlzusätzen, (Brot-)Backmischungen, Nudeln, Pestos, Marmeladen (von Isabellatrauben bis Kriecherl vulgo Mirabellen) und Fruchtaufstrichen, steirischem Reis, Gewürzen, Senfen bis zu Kochbüchern – teils aus eigener Produktion, teils Handelsware. Und im Onlineshop gibt es noch viel mehr. Während die unzähligen Essig- und Essigbalsamsorten von Apfel über Brombeer bis zu Zitrone und Schalotten wegen des hohen Säuregehalts eher nur für hartgesottene Degustationsprofis sind, scheint bei der Verkostung der erwähnten 24 von Hartlieb selbst hergestellten, teils seltenen Öle die Ausschaltung des freien Willens Programm. Nur zur Appetitanregung ohne Kommentar: Distelöl, Mohnöl, Pistazienöl, Leinöl, Leindotteröl, Sonnenblumenöl, Pinienöl, Macadamianussöl, Mandelöl, Schwarzkümmelöl, Hanföl, Traubenkernöl. Das war gerade einmal die Hälfte der Produktion. Der Schlüssel zur Qualität ist wohl das Zusammenspiel von Güte der Kerne und traditionellem Ölmüllerhandwerk bei Hartlieb. Das Pressverfahren gestaltet sich je nach Kernsorte unterschiedlich: »Bis wir die Parameter für eine neue Ölsorte optimiert haben, vergeht bis zu einem halben Jahr.« Dabei kommt ihm die Erfahrung von mehr als einem Jahrhundert und vier Generationen bei der Produktion von steirischem Kürbiskern- und Walnussöl zugute. »Das Endprodukt muss sich durch bestmöglichen Geschmack auszeichnen«, so der Ölmüller. Auch, wenn dabei die Geschwindigkeit der Herstellung geringer sei im Vergleich zu quasi automatisierten Ölproduktionen. Kernölmuseum Als Thomas‘ Urgroßvater Karl Hartlieb 1907 die Getreidemühle mit Sägewerk aus dem Jahr 1898 erwarb und nur wenige Jahre später eine kleine Ölmühle einrichtete, war diese für die ruhigen Wintermonate in der Müllerei gedacht. Die nahe Sulm lieferte die
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Thomas Hartlieb
Energie für den Betrieb, doch ständige Hochwasser bereiteten große Probleme. Großvater Albin modernisierte die Ölmühle 1957 und stattete sie mit einer gusseisernen Röstpfanne mit Rührwerk und mit einer modernen Hydraulikpresse aus, deren Zylinder aus einem alten Kanonenrohr gefertigt war. »Diese Presse ist nach der Generalüberholung im Jahr 2005 nach wie vor in Betrieb«, so Thomas Hartlieb. Als in den 1960-er Jahren im Zuge der Sulmregulierung die Wasserkraft wegfiel, stellte sein Großvater die Getreidemüllerei zur Gänze ein. Mit dem aus dem Verkauf des Wasserrechts erworbenen Kapital schaffte er eine neue Bandsäge an und konzentrierte sich neben dem sogenannten Landesproduktenhandel vor allem auf den Betriebszweig Sägewerk und die Herstellung von Mischfutter. Thomas‘ Vater Gerhard schließlich erbaute im Jahr 1985 ein neues modernes Bandsägewerk, das in den folgenden 20 Jahren den wirtschaftlichen Bestand des Unternehmens sicherte. In dieser Zeitspanne wurde die Ölmühle aber zu einem immer wichtigeren Geschäftszweig. Insbesondere die Nutzung des Betriebsstandortes mitten im südsteirischen Weinland als touristisches Ausflugsziel war Gerhard Hartlieb schon früh ein Anliegen. Im Zuge der Landesausstellung »Weinkultur« in Gamlitz 1990 richtete er einen kleinen Schauraum mit alten Geräten und Werkzeugen zur Kernölherstellung ein und öffnete die Türen der Ölpresse für jedermann, was damals noch eher ungewöhnlich war. Die ständig steigenden Besucherzahlen brachten der Sammlung bald den Titel »Kernölmuseum in Heimschuh« ein. Thomas Hartlieb, der jetzige Chef, übernahm das Unternehmen im Jänner 2000: »Wir haben 2004 mit dem Neubau der Ölmühle begonnen und ein Jahr später in Betrieb genommen. Jetzt erfüllt die Mühle auch die strengen Auflagen bezüglich der Betriebshygiene im Lebensmittelbereich.« Die größte Herausforderung für ihn war, das über Generationen erworbene Wissen um die Herstellung hochwertiger Öle anzunehmen und den heutigen Gegebenheiten anzupassen, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen. 200 Tonnen Kürbiskerne Die wirtschaftliche Entwicklung in der Sägerbranche machte Ende 2006 die Stillegung des Sägewerks notwendig. Die Maschinen wurden verkauft, die Halle zu einer ohnehin bereits dringend benötigten Lagerhalle für Rohstoffe zur Speiseölerzeugung umgebaut. Der adaptierte 120 Quadratmeter große Ausstellungsraum im Obergeschoß, der Mühlenboden der ehemaligen Getreidemühle, zieht mit der Ausstellung »Kernöl einst und jetzt«
Fazitportrait
Wenn Kernöl salzig schmeckt, dann muss das Salz nachträglich zugefügt worden sein. Thomas Hartlieb
pro Jahr mehr als 10.000 Besucher an und hat sich zu einem wettersicheren Ausflugsziel entwickelt . »Wenn man die tägliche Laufkundschaft mitzählt, werden es schon 20.000 sein«, so Hartlieb. Schließlich ist sein Betrieb von Montag bis Samstag geöffnet und produziert an den Wochentagen in zwei Schichten, um der Nachfrage gerecht zu werden. 200 Tonnen Kürbiskerne werden pro Jahr verarbeitet und ergeben eine Ausbeute von 80.000 Liter Kernöl. Zwei Drittel davon als Lohnpressung für die Bauern. Hartlieb selbst betreibt keine Landwirtschaft, sondern kauft die Kerne im Umkreis von 20 Kilometern zu und dieses sein Drittel unter eigenem Namen. Die Abfüllung erfolgt erst nach rund eineinhalb bis zwei Wochen, weil sich das Öl setzen muss, im Verkauf ist es bei Thomas Hartlieb nie älter als zwei Wochen. 15 Mitarbeiter erwirtschaften so einen Umsatz von zwei Millionen Euro im Jahr. Rund 60 Prozent der verkauften Öle sind Kürbiskernöl. Ein Liter kostet zur Zeit 24,80 Euro, ab Hof 21,50 Euro. Für einen Liter Kernöl werden zweieinhalb Kilogramm Kerne benötigt – »das sind 35 bis 40 Kürbisse«, so der Ölmüller. Seit 1998 gibt es für das steirische Kürbiskernöl den strengen Marken- und Herkunftsschutz innerhalb der EU, eine Plakette mit dem Zusatz »ggA«, was für »geschützte geografische Angabe« steht. Denn die größte Anbaufläche des steirischen Ölkürbis ist heute bereits Niederösterreich. Aber neben den Kriterien »Herkunft der Kerne« und »Kernsorte« muss auch der »Standort der Mühle« – nämlich in der Steiermark – erfüllt sein. Daher auch eingangs die Erwähnung, dass sich die Ölmühle von Hartlieb in Heimschuh befindet. Insgesamt gibt es in der Steiermark etwa 35 Ölmühlen. »Und mit der Prüfnummer kann der Flascheninhalt bis zum Acker rückverfolgt werden«, sagt Thomas Hartlieb.
Die Salzsache Viertes Kriterium ist die Produktionsmethode, die sich aus vier Arbeitsschritten zusammensetzt: mahlen, kneten, rösten, pressen. Was so einfach klingt, ist in Wahrheit die Kunst. 60 Kilo Kerne – so viel fasst die große Presse – müssen vor dem Mahlen getrocknet sein. Die kleinere 30-Kilo-Presse ist im Übrigen für die anderen Öle da. Der entstandene Kernbrei wird in der Folge mit 10 bis 15 Liter heißem Wasser und rund 500 Gramm Salz versetzt, weil sich sonst Öl und Eiweiß nicht trennen. Das nicht fettlösliche Salz dient bei diesem als Denaturierung bezeichneten Vorgang nur als Hilfsstoff und bindet beim anschließenden Röstvorgang das durch die Temperatur verfestigte Eiweiß (Konditionierung) und so wie das Wasser sich durch Verdampfung verflüchtigt, erhält auch das Salz keinen Zugang zum Öl. Hartlieb: »Wenn Kernöl salzig schmeckt, dann muss das Salz nachträglich zugefügt worden sein.« Das wollte ich schon immer wissen. Erfahrung und Geschick sind für die Qualität ausschlaggebend. Der Röstprozess bei rund 100 Grad dauert etwa 45 bis 60 Minuten: »Aber erst in den letzten fünf bis sieben Minuten entstehen die Röstaromen.« Es wird mild-feinnussig bis kräftig würzig mit feinen Karamell- bis Kaffeetönen. Dieser Vorgang wird durch den Ölpresser gesteuert und ist daher eine handwerkliche Fertigung. Er benötigt neben Erfahrung auch sehr gute Produktkenntnisse. Dieses Wissen wird im Detail von Generation zu Generation weitergegeben. Das anschließende Pressen ist weniger geheimnisvoll, eher eine Frage von Kraft. Wer es wissen will: Pressdruck 300 Kilo pro Quadratzentimeter. Der Presskuchen wird vermahlen und als Tierfutter genutzt. Nach den erwähnten zwei Wochen im Lagertank aus Edelstahl haben sich die Schwebstoffe abgesetzt, das Öl wird in Flaschen gefüllt, fertig. n
Ölmühle Hartlieb 8451 Heimschuh, Mühlweg 1 Telefon +43 3452 825510 hartlieb.at
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Große Anführer sind fast immer auch große Künstler im Vereinfachen.
Colin Powell, 1937–2021, Offizier und Politiker
Zweimal Albertina
Fotos: Außenministerium der Vereinigten Staaten, Franz Hubmann/Imagno/Albertina/Schenkung Sammlung Helmut Klewan (2), Museum der Moderne Paris
Modigliani versus Hubmann
Die Wiener Albertina verwöhnt uns gleich mit zwei hervorragenden Ausstellungen, die vom Stoff unterschiedlicher nicht sein könnten, aber durch ihre orts- und zeitnahe Präsentation eine Gesamtbetrachtung verdienen. Amedeo Modiglianis Porträtmalerei aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts steht Franz Hubmanns fotografischen Künstlerportraits aus der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gegenüber. Wir sind sehr verliebt. Von Michael Petrowitsch
A
medeo Modiglianis Lebenswege nachzuzeichnen ist das eigentliche Narrativ der Megaschau. Ein Lebenskünstler wie aus dem Bilderbuch, der dem Anspruch gemäß mit 35 Jahren den Löffel abgab. Frauen, Alkohol, Drogen und natürlich Armut und Krankheit, gepaart mit diversen Schicksalsschlägen und anderer Pein, was für eine fesche Bilderbuchkünstlerbiografie für die Nachwelt. Als Draufgabe Typhus, Tuberkulose und der Selbstmord der schwangeren Freundin. Netflix könnte diese Ausgeburt an Bohemienismus nicht besser formulieren. Wie gut, dass es eine perfekt funktionierende Albertina gibt, die auch diese Entwicklung aufbereitet und mit den Arbeiten kontextualisiert.
Superstar der Kunstgeschichte Naturgemäß zählt der in Livorno geborene und in Paris tätige Superstar mittlerweile zu den teuersten Künstlern der Kunstgeschichte und naturgemäß freut sich Klaus Albrecht Schröder über diesen Coup, den er vom Modiglianispezialisten Marc Restellini, dem Verfasser und Herausgeber des Werkverzeichnisses, kuratieren ließ. Rund 130 Gemälde und Skulpturen zeichnen einen künstlerischen Werdegang nebst biografischen Aperçus nach. Gelungen ist die didaktische Einführung mit Querver80 /// FAZIT NOVEMBER 2021
Hubmann-Portraits von Andy Warhol und Maria Lassnig
weisen zu Zeitgenossen wie Picasso, der mit seinem Kubismus in den Jahrzehnten danach das Rennen machte, während der früh Verstorbene erst zu späten aber umso gewaltigeren Ehren kam. Vor allem Modiglianis frühe Beschäftigung mit dem Begriff des »Primitivismus«, der heute in Zeiten der marktschreierischen politischen Korrektheit oft bewusst verfälschend eingesetzt wird, ist in den zeitlichen Rahmen der Nullerjahre des 20. Jahrhunderts eingeordnet. Hier trifft etwa ein Frauenkopf aus Stein aus dem kambodschanischen Angkor und eine hölzerne Maske, der Fang aus dem heutigen Gabun, auf zwei von Modigliani aus Sandstein geschlagene Köpfe mit überschlanken Schädeln und Mandelaugen. Merkmale, die uns in den wenige Zeit später entstandenen Porträts wieder begegnen werden und ihn bis zum Lebensende, das sich 2020 zum 100. Mal jährte, beeinflussen. Dass der Picassobezug in der Albertina nur geringfügig dargestellt wird – und marketingtechnisch für Albertinaverhältnisse erstaunlich hintangestellt wird – tut der Schau gut. Und die Besucherzahlen in den ersten Tagen sind gefühlt wohl ansehnlich. Man traut sich wieder ins Museum. Schwarzweißes Wem die Massen im ersten Stock der Albertina zu viel werden, möge sich an-
Alles Kultur Dame mit blauen Augen Amedeo Modigliani, ca. 1918
findet sich naturgemäß Schwarzweißes von Maria Lassnig bis Andy Warhol vom jungen bartlosen Hermann Nitsch bis Albrecht Paris Gütersloh in strenger braver Hängung. Parallelen zu den Betrachtungen Modiglianis, dessen Œuvre durchaus auch ebenso als Zeitchronik gelesen werden kann, tun sich auf. Wobei Hubmann die Spontanität im Blick der Kamera weit wichtiger war als die große Inszenierung.
Kultur trotzt der Pandemie Spontan zu behaupten wäre auch, dass die Pandemie für den Kulturaficionado – wie es scheint – überstanden ist. Klaus Albrecht Schröder dazu: »Um Kultur wieder für breite Schichten zugänglich zu machen, braucht es praktikable Sicherheitskonzepte. Und leider auch noch 2021 eine substanzielle Unterstützung, um die dramatischen Verluste, die wir während des Lockdowns und durch Reiserestriktionen erlitten haben, auszugleichen. Das gilt vom Off-Theater bis zum Bundesmuseum. Kultur ist ein Wirtschaftszweig mit mehr Arbeitsplätzen als die Automobilindustrie. Das wird leider oft vergessen.« Seine Worn te in jedermanns Ohr. Leider haben wir erst in letzter Minute realisiert, dass die Hubmann-Ausstellung schon am 17. Okober beendet wurde. Wir bedauern diesen Fehler. Als Ersatz bietet sich eine Ausstellung über amerikanische Fotografie von den Neunzehndreissigerjahren bis 2000 an.
schließend eine Etage höher verfügen. Dem großen österreichischen Fotografen und vor allem alltagsgeschichtlichen Chronisten Franz Hubmann ist dort eine Werkschau gewidmet. Auch hier finden wir Portraits, auch hier prägnant präsentiert, wenngleich der aus der Alltags- und Gesellschaftsreportage kommende als Brotberuf im Bildjournalismus verortet war. Die Schau in der Albertina fokussiert auf die Arbeiten, die Hubmann als akribischen
Präsentator seiner Künstlerkollegenschaft zwischen den Neunzehnfünzigerjahren bis zur Jahrtausendwende zeigen. Der ehemalige Galerist Helmut Klewan überließ der Albertina eine umfangreiche Sammlung. Eine Würdigung des 2007 verstorbenen Fotografen kommt gerade recht in einer Zeit der wildgewordenen Instagramgesellschaft. Ein Lars Eidinger etwa lässt seine Instagram-Fangemeinde zwei-, dreimal am Tag wissen, dass es ihn gibt. Bei Hubmann
Modigliani. Revolution des Primitivismus Noch bis 9. Jänner 2022 in der Wiener Albertina. Täglich von 10 bis 18 Uhr. albertina.at
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Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl
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olen ist gerade drauf und dran, die europäische Rechtsordnung zu zertrümmern. Die vier europäischen Grundfreiheiten, die den Binnenmarkt ergeben – also die Dienstleistungsverkehrsfreiheit, die Kapitalverkehrsfreiheit, die Personenverkehrsfreiheit und die Warenverkehrsfreiheit – benötigen einen gemeinsamen Rechtsrahmen. Nur so sind einheitliche Standards gesichert. Und zwar nicht nur solche, die es jetzt schon gibt, sondern auch zukünftige. Das Ausscheren eines Mitglieds käme daher dem Austritt aus dem Binnenmarkt – und damit der EU – gleich. Selbst wenn Polen beteuert, unbedingt in der Union bleiben zu wollen, hat das polnische Höchstgerichtsurteil auf kurz oder lang den Polexit zur Folge. Denn die Einstimmigkeit im Rat ist nur mehr bei Beschlüssen zu sehr sensiblen Bereichen wie etwa der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik oder der Aufnahme neuer EU-Mitglieder notwendig. Die meisten Beschlüsse zur Integration und Harmonisierung können mehrheitlich
Verursacht Polen gerade den perfekten Sturm?
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getroffen werden. Darin sind auch viele Bereiche umfasst, die die staatliche Souveränität auf die EU-Ebene verlagern. Das ist Teil des Vertrags von Lissabon, der von allen nationalen EU-Parlamenten ratifiziert wurde. Die Europäische Union von heute ist daher selbstverständlich nicht mehr mit der Gemeinschaft, der etwa Österreich am 1. Jänner 1995 beigetreten ist, vergleichbar. Die Union ist seit ihrer Gründung ein bewegliches Gebilde, dessen Geschichte von Prozessen zur Vertiefung und Erweiterung gekennzeichnet ist. Obwohl es immer wieder vorkommt, dass die EU-Institutionen bei einzelnen Staaten ein unterschiedliches Maß anlegen, kann ein polnisches Gericht niemals den Beschluss fassen, dass die eigene Verfassung über dem EU-Recht bzw. dessen aktueller Interpretation durch den EuGH steht. Denn die Zuständigkeit des EuGH bei Streitigkeiten zwischen der EU-Kommission und Mitgliedsstaaten wurde von den nationalen Parlamenten mit Verfassungsmehrheit schon beim EU-Beitritt beschlossen. Seit dem Vertrag von Lissabon ist auch die EU-Grundrechtecharta Teil des Vertrages. Weil darin das Recht jeder Person auf ein Verfahren vor einem unabhängigen Gericht als Grundrecht aufgezählt ist, wird die Kommission automatisch zur Partei, wenn ein EU-Mitglied sein Justizsystem umbauen will. Zuletzt hat das Ungarn versucht und nun Polen. Vor wenigen Monaten hat der ungarische Premier seine in der EU-Kritik stehende Reform der Verwaltungsgerichte jedoch abgesagt. Ihm wurde bewusst, dass er keine Möglichkeit hat, bei der EU damit durchzukommen, wenn er die Verwaltungsrichter von seiner eigenen Regierung ernennen lässt. Polens starker Mann, Jarosław Kaczyński, denkt jedoch gar nicht daran, die aus EUSicht vertragswidrige Justizreform zu stoppen. »Die Kompetenzen der EU haben ihre Grenzen«, sagte der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki vor wenigen Tagen vor dem EU-Parlament. Und er fügte hinzu: »Wir können nicht länger schweigen, wenn sie überschritten werden.« Das von Polen bekämpfte EuGH-Ur-
teil stellt klar, was ohnehin alle wissen; dass nämlich EU-Recht auch über nationalem Verfassungsrecht steht. Daher wurde keine einzige Grenze überschritten. Dabei fühlt sich nicht nur Polen womöglich sogar zu Recht von den EU-Institutionen bevormundet. Kürzlich wurde der ehemalige Kommissionschef Jean Claude Juncker von der Stadt Wien geehrt – wofür, wusste Juncker selbst nicht. Sein seltsames Amtsverständnis fasste er einmal in folgendem Satz zusammen: »Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert.« Polens Premier hat in seiner Rede die Selbstgefälligkeit der EU-Politiker und EU-Beamten gegeißelt und ihnen einen massiven Vertrauensverlust attestiert. Morawiecki hatte in vielem, was er sagte, Recht – auch was seine Sorgen um die nationale Unabhängigkeit der Mitgliedsstaaten betrifft. Doch deren Regierungen und Parlamente haben der fortschreitenden Integration immer wieder zugestimmt. Daher fehlt dem Aufstand der Polen jegliche rechtliche Legitimation. Moralisch verwerflich ist er deshalb, weil er das Potenzial zum perfekten Sturm birgt, der ganz n Europa gefährden kann.
Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 23. NOVEMBER 2021!
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