Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegputzen zu wollen – nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden! Bertha von Suttner
Foto: Land Steiermark, Europäisches Parlament
EZB-Chefin Christine Lagarde will von einer Zinserhöhung noch immer nichts wissen, weil das in überschuldeten Staaten Probleme auslösen würde. Damit schwächt sie jedoch den Euro und befeuert die Inflation. Die EZB verweigert die Inflationsbekämpfung Im Euroraum ist die Inflation für Haushalte mit geringem Einkommen längst existenzbedrohend geworden. Mangels Ersparnisse haben die Ärmeren so gut wie keine Puffer, mit deren Hilfe sie die gewaltigen Kostensteigerungen bei den Lebenshaltungskosten so lange überbrücken könnten, bis die Arbeitseinkommen bzw. staatlichen Transferleistungen irgendwann – meist mit einem Jahr Verspätung – nachziehen. Zuständig für die Inflationsbekämpfung 14 /// FAZIT MAI 2022
in der Eurozone ist eigentlich die Europäische Zentralbank. Doch die zuständige EZB-Chefin, Christine Lagarde, stellt sich taub und stützt sich auf das Narrativ der importierten Inflation, das sie schaffen konnte, weil ihre Aussagen von zahlreichen Journalisten völlig unkritisch übernommen werden. Der Hauptgrund für die Inflation sind nämlich nicht die Lieferkettenprobleme nach der Pandemie und auch nur zum kleinen Teil die Energiepreise, die nach Putins Überfall auf die Ukraine einen Satz nach oben gemacht haben. Die extreme Teuerungswelle ist eine Nachwirkung der gewaltigen Geldmengenausweitung im Zuge des Anleihenkaufs durch die EZB im Zuge der Staatschuldenkrise. Ende der Nullerjahre waren tatsächlich geldpolitische Maßnahmen notwendig, um eine noch tiefere Rezession und Massenarbeitslosigkeit zu verhindern. Lagardes Vorgänger als Notenbankchef, der Italiener Mario Draghi plagten außerdem eher Deflations- als Inflationsprobleme. Tatsächlich gelang es ihm, sowohl den Bankrott von Griechenland, Italien, Frankreich und Spanien als auch den Zusammenbruch der Gemeinschaftswährung zu verhindern. Spätestens 2015 war aber klar, dass es höchst an der Zeit wäre, das Zuviel an Liquidität aus dem Markt zu nehmen und die Geldmengenausweitung einzubremsen. Doch weil mit den Billionen vor allem Staatschulden aufgekauft wurden, wurde das Problem nicht gleich schlagend. Erst als die EZB das Anleihenkaufprogramm fortsetzte, nachdem der Euro längst gerettet war, begannen die derzeitigen Probleme. Denn zwischen 2015 bis 2021 ist die Wirtschaft der Eurozone gerade einmal um 16,4 Prozent gewachsen. Im selben Zeitraum hat die EZB die Geldmenge (M3) mit ihrer ultraleichten Politik jedoch um unglaubliche 42,7 Prozent durch die Decke schießen lassen. Dass diese Entwicklung ein enormes Inflationspotenzial birgt, war den Investoren schon 2009 klar. Da aber auch die US-Notenbank »Fed« und die »Bank of Japan« eine ähnliche Politik betrieben,
gab es einen sinnvollen Weg, den das viele Geld, das nach Veranlagungsmöglichkeiten lechzte, nehmen konnte.
In 12 Monaten hat der Euro 13 Prozent zum Dollar verloren Seit die Fed jedoch vor einigen Monaten auf einen konservativen Kurs zurückgekehrt ist, hat sich das Bild drastisch geändert. Ohne dass jemals breit darüber berichtet worden wäre, verliert der Euro seit Monaten kontinuierlich an Wert gegenüber dem Dollar und verteuert dadurch sämtliche in Dollar abgerechneten Rohstoffe. Binnen eines Jahres ist der Euro um 13 Prozent von 1,25 Dollar auf 1,08 Dollar abgestürzt. Vor diesem Hintergrund erklären sich auch die zahlreichen Preissteigerungen, die von Lagarde allesamt den pandemiebedingten Lieferschwierigkeiten zugeschrieben und als temporäres Problem abgetan wurden. Natürlich haben das Ende der Lockdowns und der Krieg in der Ukraine das Ihre zur Preisentwicklung beigetragen. Eine 7,5-prozentige Inflationsrate – der höchste Wert seit Bestehen der Gemeinschaftswährung – bei einem Inflationsziel von nur zwei Prozent lässt sich dadurch jedoch nicht erklären. Auch die USA kämpfen mit der Inflation. Aber dort reagieren die Löhne wesentlich sensibler und vor allem schneller auf die Preissteigerungen als in Europa. Die Teuerung schlägt also nirgends sonst so stark auf die Geringverdiener durch wie in der Eurozone. Anleger wetten auf einen weiter sinkenden Euro Inzwischen haben die unterschiedlichen Notenbankpolitiken der USA und der Eurozone auf den Finanzmärkten ein deutliches Zinsgefälle ausgelöst. So wirft eine zehnjährige österreichische Staatsanleihe gerade einmal eine Rendite von 0,4 Prozent ab, deutsche Bundesanleihen gar nur 0,3 Prozent. Ein US-Papier mit gleicher Laufzeit bringt hingegen zwei Prozent. Rechnet man die Wechselkursentwicklung dazu, konnten Anleger, die wegen Lagarde ihr Geld vor einem Jahr