Fazit 99

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fazitmagazin.at

#99

Nr. 99 10/2013 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-7204 Neudörfl P.b.b. 04Z035487 M

Wachstum. Wie viel Aufschwung ist noch möglich?

An der Wurzel

Fazitgespräch mit Johannes Silberschneider

Fazit

Jänner 2014

Therapie mit Pferden

Essay von Werner Reichel

Serie: Europa wählt sich ab

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.



Editorial

Von Christian Klepej

N

ach mehr als zwei Monaten hat sich die Regierung neu erfunden. SPÖ und ÖVP haben sich auf eine Fortführung ihrer Koalition geeinigt. Das mediale Echo auf die Koalitionsvereinbarung der beiden – noch immer – stärksten Parteien im österreichischen Nationalrat fiel durch die Bank negativ aus. Und nicht einmal die Tatsache, dass auch Altvizekanzler Erhard Busek und Standard-Chefin Alexandra Föderl-Schmid kaum ein gutes Haar an dieser wiedermaligen Neuauflage der rot-schwarzen-Koalition gelassen haben, kann mich dazu bringen, die nächste Regierung bzw. die Absichtserklärungen der nächsten Regierung positiv zu beurteilen. Zu verfahren ist der Karren, in dem Österreichs Innenpolitik steckt. Allerorts ist vom »Stillstand« die Rede und auch wenn dieser »Stillstand« im Grunde vor allem ein gefühlter ist, tut dies nichts zur Sache. Beinahe die gesamte österreichische Öffentlichkeit hat jedes Vertrauen in das Tun der beiden Volksparteien und vor allem in das Tun ihrer beiden Parteichefs verloren. Da erscheint die – zu Recht kritisierte – Zusammenlegung des Wirtschafts- mit

Die Zusammenarbeit von Rot und Schwarz kann nicht mehr funktionieren

dem Wissenschaftsministerium geradezu als bloße »Sollproteststelle«, um von all den anderen (wesentlicheren) Unzulänglichkeiten in der Zusammenarbeit von SPÖ und ÖVP abzulenken. Die schwarze Beflaggung vieler unserer Universitäten ist auf den ersten Blick übrigens ein netter Aktionismus, in letzter Konsequenz aber doch mehr Symbol der Hilflosigkeit auch universitärer Öffentlichkeit in unserem Land. Liest man in die Foren der sozialen Medien hinein, fühlt man sich an den alten Spruch »Österreich hat lauter Teamchefs« erinnert, nur geht es halt diesmal darum, dass immer mehr der Eindruck entsteht, jede und jeder in diesem Land sei der bessere Regierungschef, zumindest aber der bessere Regierungserklärer. Sogar in Tageszeitungen sind rührig-bemühte »Alternativ-Regierungserklärungen« zu lesen, die in ihrer Einfachheit der Lösungskompetenz (natürlich) unschlagbar sind und ganz sicher zu zahlreichen positiven Leserkommentaren führen werden. Dabei ist all diesen Wortspenden eines immanent: Die eigene Meinung wird überhöht, überschätzt und zu einem dem Guten verpflichteten Wortbrei verbraten, gegen den keiner was haben kann. (Dass dies in aller Regel linkslastige Gesellschaftsvisionen sind, überrascht dabei bei der drückend linken Meinungshoheit in österreichischen Redaktionen wenig.) Solche alternative Regierungserklärungen verfehlen aber ein wesentliches Momentum jeder Demokratie: Sie sind schlicht nicht demokratisch legitimiert. Und das ist das eigentliche Problem dieser Regierung, dieser immer und immer wiederkehrenden »großen Koalition« in Österreich. (Ich schreibe seit Jahren im letzten Satz der Lage, dass eine große Koalition dem Lande nicht dienen kann!) Sie ist durch die Wahl natürlich legitimiert, aber keine Bevölkerungsgruppe kann erkennen, dass mit der Wahl – mit der »Abgabe der Stimme« – irgendetwas verändert werden würde. Und das – mit der Ausnahme der kurzen Jahre von SchwarzBlau – seit 1986. Als Bürger dieses Landes kann ich jederzeit damit leben, dass eine

gewählte sozialdemokratisch gesinnte Regierung ein sozialdemokratisch dominiertes Regierungsprogramm abarbeitet. Oder eben eine bürgerliche (liberal-konservative oder rechtsliberale) ein bürgerlich dominiertes. Bei uns herrschen aber Zustände, in denen seit Jahrzehnten die beiden ehedem großen Volksparteien ihre Programme innerhalb der Koalitionsjahre zur Unkenntlichkeit verwaschen haben lassen. Das zu ertragen fällt immer schwerer. Mir als aufgeklärtem Christen etwa, dem die (vollzogene!) Trennung zwischen Kirche und Staat ein wichtiges Anliegen ist, bereitet es durchaus Kopfzerbrechen, eine Koalitionsvereinbarung zu lesen, in der das Wort »Christ« nicht vorkommt. (Dass im Übrigen das Wort »Islam« sich sehr wohl findet, füge ich nur fürs Protokoll an.) Wozu wähle ich dann eine christliche Volkspartei, wenn sie dieses Programm mitgestaltet haben will? Wäre die Partei, die ich gewählt habe, nicht in der Regierung, bräuchte ich kein Problem damit haben. So aber findet sich niemand im Tun und Handeln der Regierung wieder. Und kann sich nur in eine biedermeierliche Abkehr von der Politik retten. Dafür haben n wir Wahlen nicht erfunden.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at Fazit Jänner 2014 /// 3


Inhalt Fazit Jänner 2014 24 06

Fotos: Wikimedia, Marija Kanizaj, Michael Neumayr, Archiv (2)

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An der Wurzel

Schauspieler Johannes Silberschneider spricht im Fazitgespräch auch über die Ängste vor seiner nächsten Premiere in Graz.

Fetisch Wachstum

Warum wir nicht darauf verzichten können. Und es trotzdem lernen müssen.

Die Feinde der Freiheit

Werner Reichel über den »politisch korrekten Untertan«, dem in unseren Tagen immer öfter gesagt wird, was opportun ist und wie und was er gerade zu denken hat.

Ausgabe Jänner 2014 X. Jahrgang Nr. 99 FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Promotion« oder »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen. Printed in Austria.

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Wirtschaft und mehr. Rubriken Editorial 3 Politicks 12 Investor 34 Zur Lage 46 Immobilien 62 Alles Kultur 80 Schluss 82

68 75

Liebe Leser!

Eine neue Regierung. Ein neues Jahr. Das geht ja gut los. Im Editorial befürchtet Christian Klepej, dass diese neue Regierung nur scheitern kann. Johannes Tandl absolviert die dazu nötige journalistische Pflichtübung und analysiert in den Politicks ausführlich die Kausalitäten, die hinter der Regierungsbildung stecken.

Außerdem diskutieren wir mit der Unterstützung einiger prominenter Steirer den »Fetisch Wachstum«. Warum wir ihn brauchen und wie wir auch künftig nachhaltig wachsen können. Stichwort prominente Steirer: Johannes Silberschneider lebt inzwischen zwar in München, ist seiner Heimat Mautern (nahe dem Erzberg) aber noch immer sehr verbunden. Im Jänner kommt er außerdem ans Schauspielhaus nach Graz zu einer neuen Thomas-Bernhard-Inszenierung. Was das alles mit seinen Haaren und dem Tod zu tun hat, lesen Sie im Fazitgespräch.

Die Fazit Redaktion wünscht Ihnen und Ihren Familien vor, während oder nach der Lektüre dieser Ausgabe ein gesegnetes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen glücklichen Start in das neue Jahr 2014! -red-

Pferde in der Therapie

Gudrun Dietrich setzt Pferde in der Psychotherapie ein und senkt damit für Kinder und Jugendliche die Hemmschwelle, überhaupt eine Behandlung zu beginnen.

Impressum Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Europa wählt sich ab

Vier Monate vor der Europawahl setzen wir unsere Serie u.a. mit Slowenien, Dänemark und Rumänien fort.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Leitender Redakteur Michael Thurm

Redaktion Mag. (FH) Michael Neumayr, Mag. Maryam Laura Moazedi, Mag. Josef Schiffer, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Vanessa Fuchs (Organisation) Lektorat AdLiteram, Victoria Graf Produktion noahcommunications.at

Oper im Jänner

Die Highlights im Opernhaus zu Ja Grazer hresbeginn.

Seite 81

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Wachstum

Fetisch Wachstum Warum alles immer mehr werden muss, aber nicht kann.

»Wachstum als Nebenprodukt« Wachstum, also dass es der Wirtschaft gut geht, ist auch für ein Kaffeehaus von großer Bedeutung. Früher war das vielleicht anders. Da galt der Kaffee als kleine, günstige Freude, die mit einem Mehrwert verbunden war, der die paar Groschen für den Kaffee mehr als wettmachte. Im Kaffeehaus traf man seine Freunde, konnte Zeitungen lesen, die man sich sonst vielleicht nicht leisten konnte, und hatte es vor allem warm. Heute nützen viele Leute, die voll im Wirtschaftsleben stehen, unser Kaffeehaus, weil eine gewisse Lockerheit oft auch dem Geschäftsleben sehr guttut. Sie kommen zum Netzwerken, Unternehmer führen hier ihre Bewerbungsgespräche, weil die Bewerber in der Kaffeehausatmosphäre viel ungezwungener reagieren, oder sie halten hier Meetings ab. Für mich ist das Café Kaiserfeld vor allem der Ort meiner persönlichen Selbstverwirklichung. Als überall anders die traditionellen Kaffeehäuser zugemacht haben, habe ich eines eröffnet. Ich dachte mir, die Leute suchen einen Rückzugsort, der eher zum Verweilen einlädt als eine »stylishe Coffee-Bar«. Wachstum und steigendes Einkommen sind daher ein Nebenprodukt der Überzeugung, das Richtige zu tun.

Foto: Michael Thurm

Kaffeehausbetreiber Rudi Lackner vom Café Kaiserfeld in Graz

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Wachstum

Von Michael Thurm Mitarbeit: Frank Zafka

E

ine der erfolgreichsten Werbe-Erzählungen der Achtzigerjahre ist die der Wachstum fördernden Fruchtzwerge. »So wertvoll wie ein kleines Steak« lautete der Originalslogan, später umgewandelt zu »Kleiner Quark – knochenstark«. Nur wer genügend Fruchtzwerge isst, wird groß und kräftig. Das war das Versprechen, mit dem kleine Kinder zum Fruchtquark überredet wurden, der ihnen dank ausreichend Zucker und bunter Verpackung auch noch geschmeckt hat.

Jeder vernünftige Mensch verabschiedet sich irgendwann von Fruchtzwergen – schon weil diese Ein-Löffel-Portionen so albern sind. Die Hoffnung vom immerwährenden Wachstum wird stattdessen von der eigenen Körpergröße auf das Unternehmen übertragen. Wachstum ist gut, je mehr, desto besser – das galt und gilt weitgehend unwidersprochen. Bis vor 40 Jahren erstmals der »Club of Rome« mit seinen Warnungen vor zu viel Wachstum für Aufmerksamkeit sorgte. Und auch wenn die Apologeten von damals aus unterschiedlichen Gründen heute widerlegt sind oder für unglaubwürdig befunden werden, gehören zu jedem guten Konjunkturtrend auch die Warnungen, es nicht zu übertreiben. Denn Wachstum ist ein zartes Pflänzchen – wer es auf Dauer erhalten will, sollte bescheiden sein. Wachstum und seine Grenzen Auch wenn verführerische Analogien von Menschen, Unternehmen und Staaten oft falsch sind: Für alle gibt es ungesunde Übergrößen und zu rasante Wachstumskurven. Jugendliche, die zu schnell wachsen, bekommen ebenso Medikamente wie jene, die überhaupt nicht wachsen. Zahlreiche zu schnell gewachsene Unternehmen wurden durch plötzliche Liquiditätsprobleme in den unnötigen Ruin getrieben. Und die Staaten, die ihr Wirtschaftswachstum durch immer mehr und vor allem zu hohe Schulden finanziert haben, müssen sich heute mit Sparpaketen »gesundschrumpfen«. Gleiches gilt für viele Banken, die während der Finanzkrise ihre Bilanzsummen gezielt verkleinert haben. Die Thesen des »Club of Rome« haben auch nach dessen 40-jährigem Jubiläum noch Anhänger: Wachstum ist endlich und schon

allein durch die begrenzte Menge natürlicher Ressourcen eingeschränkt. Vor kurzem erneuerte der frühere Chefökonom der Weltbank Larry Summers seine Warnungen und prophezeite den führenden Industrieländern eine lang anhaltende Wirtschaftsflaute mit geringem bis nicht vorhandenem Wachstum. Dabei ist gerade Wirtschaftswachstum die einzige »gefahrlose« Hoffnung, die weltweit hohen Staatsschulden zu reduzieren, künftige Pensionen zu finanzieren, den erreichten Wohlstand zu bewahren und vor allem neue Arbeitsplätze für jene zu schaffen, deren Jobs durch den technologischen Fortschritt obsolet werden. Unser ganzes bisheriges System vertraut auf Wachstum.

Defizit vs. Wirtschaftswachstum In den letzten 60 Jahren war dieser Zusammenhang offensichtlich: Das Wohlstandsniveau stieg kontinuierlich mit dem Wirtschaftswachstum, Krisen wurden innerhalb weniger Jahre überwunden und konnten dem stetigen Aufwärtstrend nichts anhaben. Dass parallel auch die Staatsschulden weiter wuchsen, sorgt aber seit 2009 für die problematischste aller Nachkriegskrisen. Weil sie nämlich das System in Frage stellt. Während Wohlstand immer wieder neu erarbeitet und finanziert werden muss, werden Schulden kumuliert und durch den Schuldzins wachsen sie sogar expotentiell. Es war unser Glück, dass die Grenzen dieser Methode zuerst in anderen Ländern deutlich wurden, als nämlich Griechenland, Malta und das inzwischen wieder besser wirtschaftende Irland plötzlich Probleme bekamen, bezahlbare Kredite zu erhalten. Ein hoher Schuldenstand und geringe Erwartungen an die ökonomische Zukunft sorgten für deutlich höhere Zinsen am Kapitalmarkt und brachten die Staaten in Zahlungsnöte. Das wird auch Österreich passieren, wenn nicht rechtzeitig der Schuldenpolitik und Reformverweigerung ein Ende gemacht wird. Geht‘s auch ohne? Lässt sich ein Wirtschaftssystem auch so gestalten, dass es ohne oder mit nur geringem Wachstum auskommt? Das berühmte »Nullwachstum« ist im Grund alles andere als erstrebenswert – aber eben keine Katastrophe. Sowohl Aktionäre und Unternehmen als auch der Staat sollten mit Kontinuität umgehen können

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Wachstum und nicht »auf Wachstum spekulieren«. Denn wer davon ausgeht, dass immer größere Schuldenberge durch immerwährendes Wachstum irgendwann einmal bezahlt werden können, der irrt und sollte diesen Irrtum angesichts der letzten 60 Jahre einsehen. Wer heute noch glaubt, dass die Wachstumsgewinne zur Schuldenreduktion eingesetzt werden, der hat weder John Maynard Keynes noch das Wesen der Krise verstanden. Hinzu kommt das Phänomen, dass gutes Wirtschaftswachstum sogar noch die relative Verschuldung verringert: Wenn sich nämlich eine Bilanzsumme nach einem Jahr von 100 auf 109 Millionen Euro erhöht, sind das neun Prozent Wirtschaftswachstum. Wenn sich im gleichen Zeitraum aber die Neuverschuldung von drei auf neun Millionen erhöht (also verdreifacht!), ist das nur ein Anstieg von drei auf 8,2 Prozent! Obwohl also das gesamte Wachstum von neun Mio. Euro schuldenfinanziert ist, suggeriert der relative Vergleich (8,2 Prozent Verschuldung vs. 9 Prozent Wachstum) eine positive Entwicklung. Wachstum durch Schulden Schulden und Investitionen dürfen für den Staat nur Mittel sein, um Krisen zu dämpfen und konjunkturellen Depressionen etwas entgegenzuhalten. Wenn sie in guten Zeiten verwendet werden, führt das erneut und tiefer in die budgetäre Sackgasse, in der wir uns aktuell befinden. Darin unterscheidet sich der Staat eben von Unternehmen, die natürlich gelegentlich Investitionen durch Schulden tätigen müssen, um überhaupt langfristig erfolgreich sein zu können. Das gelingt des Öfteren, aber manchmal endet es in einer Pleite, die für Angestellte, Eigentümer und Banken immer eine Katastrophe ist. Ein Staat sollte sich auf dieses

6%

Spiel nicht einlassen, denn dessen faktische Pleite – siehe Griechenland – hätte weit gravierendere Folgen als der Konkurs jeder noch so großen Firma. Stattdessen hat der Staat die Aufgabe, über die Generationen hinaus zu denken und das richtige Maß zu finden: Wann braucht es Schulden, um jetzt Schlimmes zu verhindern; wann braucht es Reformen, um künftig noch Schlimmeres zu vermeiden. Aktuell scheinen die Überlegungen der Politik zu oft im ersten Teil der Frage zu verharren und die Diskussionen über wichtige Reformen lediglich in Fernsehdiskussionen stattzufinden, aber leider nicht im Parlament.

Qualitatives Wachstum statt Rekordergebnissen Auf Wachstum zu verzichten kann dabei nicht die Lösung sein. Die Gründe dafür führen unsere Gesprächspartner in seltener Einigkeit plausibel an. Doch es gilt, dieses Wachstum nicht um jeden Preis, vor allem nicht um den Preis ewiger Neuverschuldung zu erreichen und stattdessen gelegentliche Nullwachstumsjahre zu überstehen. Dieses Dilemma müssen wir aushalten: Nach mehr streben und mit weniger zufrieden sein. Die Logik des »immer mehr« geht nicht auf – es sich im Stillstand bequem zu machen aber auch nicht. Was wir ändern sollten: Politiker und Firmen nicht immer nur an nominellen Wachstumszahlen messen, sondern auch an qualitativen Veränderungen wie Arbeitslosenzahlen bzw. der Anzahl der Beschäftigten bei einem Unternehmen, ihren Arbeitsbedingungen etc. Zehn neue Arbeitsplätze, die bei gleichbleibendem Ertrag finanziert werden können, müssen erstrebenswerter sein als zehn Prozent Plus beim Jahresgewinn.

Defizit und Wachstum im Jahrestrend (1977–2012)

Neue Schulden im Verhältnis zum BIP Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Vorjahr

0% 1978 (Cordoba)

1995 (Nationalratswahl)

2001 (Nulldefizit)

Folgende Entwicklung zeigt sich: Oft ist das Defizit höher als das erreichte Wachstum in den Folgejahren. In den Neunzigerjahren wurde die Verschuldung trotz positiver Wachstumszahlen auf einen neuen Höchststand gebracht. Das Nulldefizit wurde lediglich 2001 erreicht.

-3 %

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2009 (Krise)


Wachstum

Foto: Archiv

»An Wachstum führt kein Weg vorbei« Die im Eigentum meiner Familie stehende GAW-Gruppe ist das Ergebnis einer konsequent betriebenen Unternehmensentwicklung, die ihren Ursprung in der GAW-Technologies hat. Erst deren nachhaltiger Erfolg machte es möglich, auch durch Firmenakquisitionen zu wachsen und neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Heute haben wir innerhalb unserer Unternehmensgruppe ein sehr differenziertes Portfolio auf unterschiedlichen Märkten und werden das internationale Wachstum der Gruppe auch zukünftig vorantreiben. Gleichzeitig setzen wir natürlich weiterhin auf entsprechendes Wachstum in der GAW-Technologies. Für die steirische Industrie im Allgemeinen ist der Markt überall dort, wo deren Produkte gebraucht werden. Die Exportintensität der steirischen Industrieunternehmen liegt im Durchschnitt über 70 Prozent und wird weiter zunehmen. Bei der GAW-Technologies hat die Internationalisierung schon in den Sechzigerjahren eingesetzt – heute liegt die Exportquote bei 98 Prozent, wobei der Großteil in Länder wie China, Indien und Russland geliefert wird. Dort steckt noch immer viel Wachstumspotenzial.

Und das ist auch notwendig: Denn um die Überlebensfähigkeit einer Organisation langfristig zu garantieren und Arbeitsplätze zu sichern, führt allein schon vor dem Hintergrund laufend steigender Personalkosten – Stichwort Kollektivvertragsverhandlungen – kein Weg an Umsatzund Gewinnwachstum vorbei. Für die Politik gilt: Österreich ist trotz höchster Abgabenquoten massiv verschuldet und gleichzeitig zu teuer – die Lohnsteuer und Lohnnebenkosten sind zu hoch, wir sind inflexibel und überreguliert und wir verlieren jetzt schon wertvolle Industriejobs, weil Investitionen woanders stattfinden. Eine Fortsetzung der bisherigen Politik wird unser Land in eine Sackgasse führen und unsere Probleme in den kommenden Jahren deutlich verschärfen. Die Reformnotwendigkeiten sind gleichermaßen zahlreich wie bekannt und wir benötigen eine Bundesregierung, die durch einen konsequenten Budgetkurs und massive strukturelle Veränderungen den Menschen und Unternehmen in unserem Land eine klare Zukunftsperspektive bieten kann.

Nina Pildner-Steinburg, GAW-Technologies Vorsitzende der Jungen Industrie Steiermark

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Wachstum

Fotos: Paul Sturm, Michael Thurm

»Wachstum durch Investitionen, auch wenn es neue Steuern braucht« Wenn man den Leuten immer nur erzählt, wie arm wir alle sind, bringt das gar nichts. Unsere Klein- und Mittelbetriebe müssen endlich wieder investieren. Die Leute brauchen mehr Geld im Börserl. Das geht nur über steigende Einkommen oder über sinkende Steuern auf Arbeit. Es gibt keine Alternative zu Impulsen, mit denen wir die Wirtschaft ankurbeln. Österreich hat 400.000 Arbeitslose. Das ist ein Wahnsinn! Viele kluge Menschen haben bereits Angst vor sozialen Unruhen. Die Arbeitslosigkeit muss also mit allen Mitteln bekämpft werden. Das Geld dafür könnten wir über eine Finanztransaktionssteuer hereinbringen. 20.000 Selbstanzeigen von Österreichern, die ihr Schwarzgeld in der Schweiz gebunkert haben, zeigen ja, dass genügend Geld vorhanden ist. Das Einzige, was derzeit bei uns wächst, ist leider die Zahl der prekären Arbeitsverhältnisse. Immer mehr Leute werden in Jobs gezwungen, von denen sie nicht leben können. Vor diesem Hintergrund sind wir auch für Vermögenssteuern. Und zwar sehen wir 0,5 Prozent für Geldvermögen über 700.000 Euro und 1,5 Prozent für Vermögen über drei Millionen Euro als gerechtfertigt an. Mir ist klar, dass wir damit unsere Probleme nicht lösen können, doch es braucht dringend auch ein Zeichen der Solidarität der Vermögenden.

Horst Schachner ÖGB-Steiermark-Vorsitzender

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Wachstum

»Nicht zu wachsen ist keine Option« Wir leben in einer paradoxen Zeit – die Steiermark hatte mit 490.000 Beschäftigten im Oktober 2013 den höchsten jemals registrierten Oktober-Beschäftigungsstand und gleichzeitig mit 7,3 Prozent die höchste Arbeitslosenrate der letzten 15 Jahre. Wir haben also Beschäftigungshöchststand. Gleichzeitig drängen immer mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt. Diese Menschen werden nur Arbeit finden, wenn Unternehmen wachsen und neue Arbeitsplätze schaffen. Die Steiermark ist das innovativste Bundesland Österreichs und konnte in den vergangenen, wirtschaftlich herausfordernden Zeiten stets ein Wirtschaftswachstum vorweisen. Dazu hat in großem Maße auch die hohe Exportquote der Steiermark beigetragen, die jeden zweiten Arbeitsplatz sichert. Nicht zu wachsen ist daher für eine erfolgreiche Region wie die Steiermark keine Option. Mit meiner Wirtschaftspolitik setze ich mich für einen nachhaltigen Wandel zur wissensbasierten Produktionsgesellschaft ein. Wir benötigen die hellen Köpfe, um Forschung und Entwicklung und damit Innovation zu betreiben. Und wir müssen unsere Industrie und mittelständische Wirtschaft bei neuen Produkten und Dienstleistungen unterstützen und so die Produktion am Wirtschaftsstandort Steiermark sichern. Durch die Konzentration auf unsere Stärkefelder Mobilität (Auto, Schiene und Luft), Humantechnologie und Umwelttechnologie wird es gelingen, auch mittelfristig Wachstum und Beschäftigung aufzubauen.

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Christian Buchmann Wirtschaftslandesrat


Das ist ein Negierungsprogramm und kein Regierungsprogramm. Christian Buchmann

Fotos: SPÖ-Presseabteilung, Steirische Volkspartei/Fischer

Um den Pakt nicht an einem Freitag, dem 13. bekanntgeben zu müssen, präsentierten SPÖ und ÖVP ihre Einigung schon am 12. Dezember …

SPÖ-ÖVP-Koalition im Zwang der Realverfassung Was soll herauskommen, wenn zwei Parteien miteinander verhandeln, die seit Jahren nicht miteinander können? Wäre nicht auch auf Bundesebene eine Art Reformpartnerschaft, ähnlich jener in der Steiermark, möglich gewesen? Die Ursache für die Reformresistenz von SPÖ und ÖVP liegt wieder einmal in der österreichischen Realverfassung, und die unterscheidet sich ganz wesentlich von der steirischen. Da sind einmal die Sozialpartner, die in den Bundesländern bei weitem nicht jene Rolle spielen wie im Bund. Über ihre Verbände und Organisationen haben sie die beiden Regierungsparteien fest im Griff. Und so verdanken wir es der Macht der Gewerkschaften, dass die Regierung sich nicht an die nachhaltige Sanierung etwa des Pensionssystems heranwagt. Wie mächtig die Sozialpartnerschaft ist, zeigt unter anderem auch der Umstand, dass es zwar für knapp drei Prozent der Bevölkerung wieder einen Landwirtschaftsminister gibt, der sich noch 12 /// Fazit Jänner 2014

dazu traditionell eher als Agrar-Lobbyist versteht, während mit Wissenschaft und Forschung einer der wichtigsten Zukunftsbereiche auf ein Ministerium verzichten muss. Die mächtigsten Organe der österreichischen Realverfassung sind jedoch die Landeshauptleute. Das führt dazu, dass in Österreich der Schwanz mit dem Hund wedelt, statt umgekehrt. Und wenn – so wie jetzt – die Landeshauptleute von Wien und Oberösterreich vom Bund Stabilität statt Reformen fordern, werden sie sich durchsetzen. Im konkreten Fall stehen 2015 nämlich in beiden Bundesländern Landtagswahlen auf dem Programm. Weil eine reformeifrige Bundesregierung jedoch die Wahlchancen von SPÖ und ÖVP in den Ländern schmälern könnte, haben die jeweiligen Landeshauptleute auch kein Interesse an einer unbequemen Bundespolitik. Nach dieser Regierungsbildung ist klar, dass SPÖ und ÖVP unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr lange mehrheitsfähig sind. Daher wird diese Regierung mit großer Wahrscheinlichkeit die letzte große »Stillstandskoalition« sein.

Obwohl diese Regierung keiner will, gibt es keine Alternative Dennoch sind keine Alternativen zu »Rotschwarz« in Sicht. Den Grund dafür liefert die FPÖ. Die Freiheitlichen hätten schon jetzt mit der SPÖ eine Regierung bilden können, doch sie haben bewusst Positionen bezogen, die es Werner Faymann unmöglich machten, »Rotblau« ernsthaft zu erwägen. Aber H. C. Strache scheint sich in der Rolle des »Ausgegrenzten« ohnehin pudelwohl zu fühlen. Denn aus heutiger Sicht spricht alles dafür, dass die FPÖ in fünf Jahren erstmals bundesweit zur stärksten Partei aufsteigen könnte. Den Blauen kann bei der nächsten Nationalratswahl also ohne viel Zutun ein Sieg in den Schoß fallen. Da schadet ihnen der Ruf des »bundespolitischen Parias« nicht im Geringsten. Schließlich haben die freiheitlichen Positionen gegen Zuwanderung und EU längst den Weg in die gesellschaftliche Mitte gefunden. Die FPÖ setzt auf das altbekannte Haider-Rezept, indem sie den Wohlstandsverlierern Feindbilder liefert. Feindbilder wie die Wirtschaftsflüchtlinge, die ab 1. Jänner 2014 ganz legal aus der ganzen EU zu uns kommen dürfen, um sich hier mit sehr schlecht bezahlten Jobs so lange über Wasser zu halten, bis sie nach einigen Monaten in unserem Sozialsystem Unterschlupf finden. Denn für diese Menschen garantieren selbst ausbeuterische Stundenlöhne um die fünf Euro oder die Mindestsicherung ein wesentlich besseres Leben als der Verbleib in ihrer wirtschaftlich kaputten, korruptionsverseuchten Heimat. Leider haben weder SPÖ noch ÖVP den Mut, sich zu einer aktiven Zuwanderungspolitik durchzuringen: Es werden weder Menschen, die bei uns arbeiten wollen, herzlich willkommen geheißen, noch wird jenen, die das nicht tun, den Zugang zu unseren sozialen Sicherungssystemen


Politicks

Mit Johannes Tandl

verwehrt. Und angesichts der drohenden Völkerwanderung aus Bulgarien und Rumänien ist das natürlich Munition für die FPÖ.

Auch die anderen Oppositionsparteien bieten sich nicht fürs Regieren an Die Grünen würden zwar prinzipiell regieren wollen. Und mit Eva Glawischnig oder Werner Kogler gibt es dort auch Persönlichkeiten, denen man das auch zutrauen würde. Das Problem der Grünen ist jedoch, dass sie mit keiner anderen Partei eine Mehrheit finden, die zum Regieren reicht. Und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Denn je schwächer SPÖ und ÖVP werden, desto schlechter werden – trotz vieler Wahlerfolge – die Karten der Grünen auf eine Regierungsbeteiligung. Ganz andere Probleme haben da die NEOS. Mitregieren kommt für die mediale One-Man-Show um Matthias Strolz derzeit ohnehin nicht in Frage. Bei der Nationalratswahl haben die NEOS ihre Stimmen vor allem von ehemaligen ÖVP-Wählern bekommen, denen die ÖVP zu links geworden ist. Doch der USP der NEOS als einzige wirtschaftsliberale Partei ist nun gefährdet. Denn das Reservoir an geeigneten Kandidaten, die ordo- oder neoliberale Positionen eloquent vertreten können und sich gleichzeitig für ein politisches Amt hergeben, ist äußerst begrenzt. Und so könnte den NEOS das Gleiche widerfahren wie vor einigen Jahren dem Liberalen Forum: Dass sich nämlich innerparteilich Leute durchsetzen, die vom Wirtschaften keine Ahnung haben. Die inhaltliche Ausrichtung der NEOS wäre in kürzester Zeit von linksliberalen Themen dominiert. Doch die Wähler, die Themen wie die Schwulenehe, Gendergerechtigkeit oder die Säkularisierung der Klassenzimmer vor die Aufrechterhaltung des Kapitalismus stellen, gehen gleich zum Schmied und nicht zum Schmiedl – oder besser gesagt zu den Grünen und nicht zu den NEOS. Für die NEOS ist das ein schwieriges strategisches Problem. Schließlich haben bei der Nationalratswahl auch einige ehe-

malige Grüne die NEOS gewählt. Strolz scheint angesichts dieses Dilemmas hin- und hergerissen zu sein. Denn einige Insider behaupten, dass er bei Othmar Karas vorgefühlt hätte, ob dieser nicht bereit wäre, gemeinsam mit den NEOS für das EU-Parlament zu kandidieren. Andere sagen, dass er über eine gemeinsame Liste mit den Grünen bei der im Jänner 2015 stattfindenden WK-Wahlen nachdenkt. Inzwischen ist bekannt, dass Karas als ÖVP-Spitzenkandidat in die EU-Wahl geht. NEOS-Spitzenkandidatin ist die aus dem Liberalen Forum kommende Migrationsexpertin Angelika Mlinar. Den Steirern reicht es Es war ein echter Paukenschlag, als Franz Voves in laufender Sitzung »aus persönlichen Gründen« den stellvertretenden SPÖ-Vorsitz zurücklegte, um nicht für oder gegen den Koalitionspakt stimmen zu müssen. Da half es auch nichts, dass die Steirer-SPÖ mit Gerald Klug und Sonja Stessl nun sogar zwei Regierungsmitglieder stellen darf. Voves blieb konsequent und bedankte sich mit diesem Schritt wohl auch für die Häme, die er nach den starken Nationalratswahlverlus-

ten der Reformpartner in der Steiermark hinnehmen musste. In den sozialen Netzwerken gilt Voves nun jedenfalls umso mehr als jemand der den nötigen Mumm hat um gegen den Strom zu schwimmen. Auch die Reaktion der steirischen ÖVP hatte es in sich. Parteiobmann Hermann Schützenhöfer verließ die laufende Vorstandssitzung und am nächsten Tag bezeichnete Klubobmann Christopher Drexler in einer Pressekonferenz des steirischen VP-Vorstandes den Koalitionspakt als »wenig ambitioniertes Stillstandsweiterwurschtelabkommen«. Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder zeigte sich enttäuscht, dass die Regierung das Wissenschaftsministerium aufgibt und der steirische Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann sieht im Regierungsprogramm gar ein Negierungsprogramm, das jegliche Zukunftsbelange vermissen lässt und will die Regierung daher auf die »Watchlist« der Steirischen Volkspartei stellen. Der Steirer Reinhold Lopatka, er ist Klubobmann der ÖVP-Nationalratsfraktion, versuchte zwar seine STVP-Vorstandskollegen vom Regierungspakt zu überzeugen, er stand dabei jedoch auf verlorenem Posten.

… dafür trat der Steirische VP-Vorstand am Freitag, dem 13. vor die Presse und zerpflückte die Einigung auf Bundesebene. Fazit Jänner 2014 /// 13


Kurz & News

Kinderarmut in der Steiermark

Kinderarmut ist in der Steiermark kein Märchen. Die Volkshilfe wird sich daher in den kommenden Jahren verstärkt für armutsbetroffene Kinder und deren Familien einsetzen. Das Volkshilfe-Sozialbarometer zeigt, dass die Bevölkerung das ähnlich sieht. 78 Prozent fordern eine Anhebung der Familienbeihilfe und 74 Prozent halten die Anhebung der Mindestsicherung für Kinder für eine effektive Maßnahme, berichtet Volkshilfe Geschäftsführer Erich Fenninger.

110.000 Euro durch Crowdfunding

FH Joanneum beim Lifelong Learning Award doppelt ausgezeichnet

1.000 Lkw-Ladungen Müll im Kanal

Anlässlich des „World Toilet Days“ am 19. November wurde wieder die unsachgemäße Entsorgung von Müll über den Kanal thematisiert. Die Gemeinschaft der steirischen Abwasserentsorger, angeführt von Obmann Michael Lechner, möchte die Fehlwürfe, die mehr als 1.000 Lkw-Ladungen pro Jahr betragen, deutlich verringern und so 1,2 Millionen Euro Kosten einsparen.

Binder+Co steigert Umsatz

Der in Gleisdorf beheimatete Spezialist für Aufbereitungs-, Umwelt- und Verpackungstechnik konnte seinen Umsatz in den ersten neun Monaten 2013 um 17 Prozent auf 68,89 Millionen Euro steigern. Obwohl die Marktverhältnisse schwierig sind, konnten neue Märkte, etwa in China, erschlossen werden. 14 /// Fazit Jänner 2014

Mit dem besonderen Engagement ihrer Lehrenden in länderübergreifenden Bildungsprojekten konnte die FH Joanneum bei der Verleihung der Lifelong Learning Awards 2013 doppelt überzeugen. James Miller vom Institut Gesundheitsmanagement im Tourismus wurde als Erasmus-Botschafter ausgezeichnet. Ebenfalls ausgezeichnet wurde ein interdisziplinäres Erasmus-Intensivprogramm des Instituts „Diätologie“.

Joanneum Research erhält Förderzusage der US Food and Drug Administration

Für ein Projekt über ein neues Verfahren zur Untersuchung von generischen Medikamenten in der Haut erhält die Forschungseinrichtung Joanneum Research eine Förderzusage der USA Food and Drug Administration. Die FDA unterstützt Joanneum Research bei der Entwicklung von Methoden, welche die Vorgänge in der menschlichen Haut abbilden. Damit soll die Barriere für die künftige Entwicklung von generischen Medikamenten in der Haut gesenkt werden.

Fotos: Volkshilfe, Ludwig Schedl, Kuziba, Scheriau

Über 110.000 Euro hat Green Rocket für das erste Projekt SunnyBAG drei Tage vor Ablauf des Fundingzeitraums gesammelt. Die Fundingschwelle von 50.000 Euro konnte in nur drei Wochen erreicht werden. In der vierten Woche konnte der Betrag noch einmal mehr als verdoppelt werden. 109 Kleininvestoren haben sich beteiligt, freuen sich Green Rocket Geschäftsführer Wolfgang Deutschmann und Peter Gaber.


Wirtschaftsbund präsentiert 70 Ideen für Graz Eine EU-Umfrage bestätigt: Graz ist eine Stadt mit sehr hoher Lebensqualität. Das liegt wohl auch an der Vielfalt der Bezirke und deren Wirtschaft. Um diese Vielfalt zu erhalten, hat der Wirtschaftsbund 70 Ideen gesammelt und als Buch veröffentlicht.

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Fotos: Burgstaller, Fischer

raz ist ein überregional bedeutsamer Wirtschaftsstandort. 43 Prozent der steirischen Wertschöpfung findet an der Murmetropole statt. „Die Grazer Wirtschaft verfügt über einen gesunden Branchenmix und arbeitet wissensintensiv und innovativ“, berichtet Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk. Damit das so bleibt, muss sich der Standort Graz immer weiter entwickeln. Ideen dafür gibt es genug. Doch jeder Stadtteil hat seine eigenen Bedürfnisse und Anforderungen. Für den Wirtschaftsbund Grund genug, Ideen für die Grazer Zukunft zu sammeln und in einem Buch zu präsentieren. Unter dem Titel „70 Ideen für Graz“ werden wirtschaftspolitische Vorschläge den Bezirken entsprechend aufgeschlüsselt. Von der bereits umgesetzten Shopping-Bim im Bezirk

Innere Stadt über ein neues Verkehrskonzept in Wetzelsdorf bis zum raschen Bau des Murkraftwerkes in Puntigam ist alles vertreten. Der Maßnahmenkatalog wurde gemeinsam mit den Bezirksfunktionären des Wirtschaftsbundes und den Bezirksvorstehern erarbeitet und soll Wohlstand und Wachstum in Graz noch stärker fördern“, erklärt Daniela Gmeinbauer, Obfrau des Wirtschaftsbundes Graz. Der Fortschritt bei der Umsetzung der Ideen lässt sich auch online verfolgen. Auf www.70ideenwbgraz.at wird regelmäßig darüber informiert, wenn Ideen umgesetzt sind oder wenn es Fortschritte bei einem Thema gibt. Außerdem soll die Website eine Möglichkeit bieten, Anliegen und Ideen für die Grazer Wirtschaft zu kommunizieren.

Der Wirtschaftsbund, allen voran Obmann Christian Buchmann, präsentierte 70 Ideen für Graz.

Kurz im Gespräch mit Martin Schaller Vorstandsdirektor der Raiffeisen Landesbank Stmk. Wegen der niedrigen Margen müssen die österreichischen Banken ihre Kosten senken. Wie lässt sich da die dreistufige Gliederung der Raiffeisenbanken aufrechterhalten? Dieses Umfeld stellt besondere Herausforderungen für alle Banken dar, nicht nur für den Raiffeisensektor. Innerhalb unserer Dreistufigkeit arbeiten wir schon jetzt eng und gut zusammen und suchen laufend neue Möglichkeiten effizienter Zusammenarbeit. Wobei grundsätzlich jede Stufe sich auf das konzentriert, was sie am besten kann. Darüber hinaus bleibt Raiffeisen jene Bankengruppe, die immer am nächsten bei den Kunden ist. Eine bedeutende und wertvolle Eigenschaft, die sich auch aus unserer Struktur ergibt. Welche Geschäftsfelder sehen Sie als regionale Bank angesichts der niedrigen Zinsen? Generell, aber gerade auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist die Nähe vor Ort ein wesentlicher Vorteil. Durch unser Tätigkeitsgebiet kennen wir die Menschen in den Regionen, die Entwicklung der Wirtschaftsstandorte und die sich ändernden Bedürfnisse von Menschen und Unternehmen sehr gut. Daher liegen unsere Kernkompetenzen auch eindeutig im Firmen- und Kommerzkundenbereich sowie bei den Privatkunden. Die Raiffeisen-Landesbank wird in Zukunft von Raaba aus geleitet. Befinden Sie sich beim Umzug im Zeitplan? Wir befinden uns absolut im Zeitplan. Bereits am 12. Dezember siedelt der Vorstand in das neue RaiffeisenMultifunktionszentrum. Damit setzen wir für uns selbst wieder neue qualitative Maßstäbe in der Zusammenarbeit und Kommunikation.

Fazit Jänner 2014 /// 15


Kurz & News

Spannung, Spaß und Preisgeld: Die Junge Wirtschaft lud zum „Elevator Pitch“, bei dem 20 Finalisten aus 150 Einsendungen in einer 90-sekündigen Liftfahrt einer Expertenrunde aus Wirtschaft und Politik ihre Geschäftsidee präsentieren konnten. Jungunternehmer Alexander Smolle mit seinem Unternehmen „TecPac“ gewann den mit 5.000 Euro dotierten ersten Preis.

Steiermärkische Sparkasse erhält staatliches Gütezeichen für Familienfreundlichkeit

Wirtschaftsbund setzt Wachstumspartnerschaft fort

Bei einer Auftaktveranstaltung wurden die Teilnehmer der zweiten Wbnet Wachstumspartnerschaft präsentiert. Zehn Kleinstunternehmen aus den verschiedensten Branchen wurden ausgewählt und ihren Mentoren vorgestellt. „Ich bin stolz, dass wir auch diesmal wieder so motivierte Unternehmerinnen und Unternehmer gewinnen konnten“, erklärt WB-Obmann Christian Buchmann.

Bereits zum dritten Mal stellte sich die Steiermärkische Sparkasse der Rezertifizierung Audit berufundfamilie. Dabei werden familienfreundliche Maßnahmen geprüft und zukünftige Umsetzungsvorhaben vereinbart. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner übergab in Wien die Zertifikate.

Junior eDay

Mehr als 1.000 Schüler aus der ganzen Steiermark haben sich am WIFI in Graz beim „Junior eDay/Ich bin online“ über Jobmöglichkeiten in der IT-Branche informiert. Experten diskutierten mit Schülern und Lehrern über die Arbeitswelt von morgen. „Diese Initiative bietet ein erstklassiges Informationsangebot und präsentiert Branchen in denen wir dringend Fachkräfte brauchen“, so WK-Präsident Josef Herk.

BESInnLIchE WEIhnachTEn EIn ErfoLGrEIchES nEuES Jahr aLLES GuTE für 2014 wünschen Ihnen die MitarbeiterInnen der Landesdirektion Steiermark 8010 Graz, Brockmanngasse 32 Telefon: 050 350-43000, E-Mail: ld-stmk@staedtische.co.at 16 /// Fazit Jänner 2014

Fotos: Junge Wirtschaft, WB, Schlossko, Jamnig, RLB, Steiermärkische Sparkasse, Fischer,

90 Sekunden für den Geschäftserfolg


Edles für die Weihnachtszeit

Unter dem Motto „Ein edler Hauch von Ewigkeit“ luden unlängst das PrivateBanking der Raiffeisen Landesbank Steiermark und „Pachleitner Schmuck, Brille & Design“ zu einem exklusiven Abend in den Pachleitner Flagship Store nach Graz. „Individuell wie unsere Kunden gestalten sich diese Schätze der Erde und ihre Verarbeitung in einzigartigen Schmuckstücken. Persönlicher Geschmack und Wertanspruch lassen sich hier wunderbar verbinden“, erklärt RLBPrivate Banking-Chef Stefan Tschikof.

Gedämpfte Erwartungen für Weihnachtsgeschäft

Steiermärkische Sparkasse und Universitätsrat unterstützen junge Forscher

Wie werden Romani-Migranten in Zentraleuropa dargestellt? Welche Konzepte gibt es zur Gewaltenteilung von Justiz und Verwaltung? Und welche Rolle spielt das Magnetfeld in Sonnenstürmen? Diese aktuellen Fragen versuchen junge Forscherinnen und Forscher der Karl-Franzens-Universität in ihrer Doktorarbeit zu beantworten. Finanziell unterstützt werden sie dabei von der Steiermärkischen Sparkasse und dem Universitätsrat. Insgesamt 120.000 Euro wurden übergeben, berichtet Rektorin Christa Neuper.

Schüler zu Gast bei SSI Schäfer Peem

Der Weltmarktführer für Lagerlogistik bot mehr als 500 Jugendlichen im November die Chance, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Hautnah durften sie erleben, wo auch sie in wenigen Jahren in ihrer beruflichen Laufbahn stehen könnten. Die zielgruppengerechten Events SSI@Take Tech sowie das bereits etablierte SSI insight waren nicht nur für das Unternehmen ein voller Erfolg.

we process the future

Nach den Rekordumsätzen der vergangenen Jahre fallen die Erwartungen des Einzelhandels fürs heurige We i h n a c h t s g e s c h ä f t etwas gedämpfter aus. Lauf KMU Forschung Austria planen die Steirer heuer rund 30 Euro weniger auszugeben als noch vor zwei Jahren. Trotzdem wird der Einzelhandel in der Steiermark mehr als 200 Millionen Euro im Weihnachtsgeschäft erzielen, erklärt Spartenobmann Gerhard Wohlmuth.

63 Julius-RaabStipendien vergeben

An 50 steirische Studierende von Universitäten und Fachhochschulen wurden heuer wieder Stipendien der Julius-RaabStiftung im feierlichen Rahmen in der Wirtschaftskammer Steiermark übergeben. Zusätzlich gab es auch Preise für 13 Absolventen einer Berufslehre. In den 52 Jahren seines Bestehens wurden durch den Stipendienfonds der JuliusRaab-Stiftung bisher insgesamt 57.792 Stipendien vergeben.

453.707.863 TONNEN SCHÜTTGUT/JAHR Binder+Co, seit 1894 bedeutender Arbeitgeber mit internationalem Renommee, gilt als Synonym für innovative Aufbereitung von Primär- und Sekundärrohstoffen. Zukunftsweisendes, weltweit erfolgreich eingesetztes Know-how, ein hochqualifiziertes Mitarbeiterteam und wegbereitende Technologien sind unsere Stärke. • Aufbereitungstechnik • Umwelttechnik • Verpackungstechnik

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Fazit Jänner 2014 /// 17


Graz hat's

130 Jahre Friebe

Die Friebe GesmbH hat kürzlich ihren 130. Geburtstag gefeiert. In den Anfängen im freien Mechanikergewerbe beheimatet, ist daraus ein renommiertes Elektroinstallationsunternehmen geworden. Knapp 25 Mitarbeiter sind im Unternehmen beschäftigt, das bereits in der vierten Generation von Christine und Michaela Korp geleitet wird.

Bestes Qualitätsmanagement an der FH Joanneum

Die FH Joanneum ist die erste Fachhochschule Österreich, die ihr bestehendes Qualitätsmanagement mit dem Modell der European Foundation for Quality Management erweitern und für die gesamte Hochschule die erste Stufe erfolgreich abschließen konnte. „Es macht mich stolz, dass wir die ersten sind“, hebt Geschäftsführer Günter Riegler hervor.

Novapark schließt Brunchreihe ab

Mit einem Adventbrunch hat das Hotel Novapark seine Brunchreihe abgeschlossen. 250 Gäste genossen die Kreationen von Küchenchef Philipp Pirstinger. Nach der Winterpause findet am 2. März der neue Brunch mit italienischer Küche statt.

Spar renoviert Traditionsstandort in der Grazer Humboldtstraße

Am 11. Dezember eröffnete der traditionsreiche Nahversorger von Wolfgang Gössl wieder seine Pforten. Über 50 Jahre ist Spar bereits an diesem Standort vertreten. Eine Besonderheit: Vor genau 50 Jahren wurde der Wurst- und Fleischverarbeiter Tann in den Räumlichkeiten des Marktes gegründet. ach rund dreieinhalb Monaten Bauzeit ist auf dem Gelände des alten Standortes ein neuer, 430 m² großer, moderner SparMarkt entstanden. Der Markt fügt sich gut in die urbane Umgebung ein. Bereits seit dem Jahr 1963 ist Spar im Bezirk Geidorf an der Ecke Humboldtstraße und Goethestraße vertreten. Der Standort verfügt über eine lange Tradition: So wurde hier vor 50 Jahren im April 1963 der Spar-eigene Wurst- und Fleischwaren-Betrieb Tann genau an diesem Standort gegründet. Heuer,

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im 50-jährigen Jubiläumsjahr der Tann, erstrahlt der neu errichtete Supermarkt, der von Spar-Kaufmann Wolfgang Gössl betrieben wird, in neuem Glanz. „Ich möchte mich herzlich bei allen Kundinnen und Kunden für die Treue bedanken, die sie uns während der Umbauphase entgegengebracht haben“, erklärt Wolfgang Gössl. „Ich bin stolz, dass wir nun unseren Neubau eröffnen konnten, und freue mich drauf, die Bevölkerung in Geidorf in neuer Atmosphäre mit Lebensmitteln versorgen zu dürfen“, so Gössl.

Moderner Ladenbau und regionales Sortiment Der neue Markt verfügt über einen in Brauntönen gehaltenen, sehr ansprechenden Ladenbau. Beim Sortiment wurde ein starker Fokus auf regionale Produkte gelegt: So gibt es unter anderem Spezialitäten von Vulcano, delikate Käsesorten von der Hofkäserei Deutschmann oder eine großzügige Auswahl an steirischen Weinen. Für Feinschmecker gibt es verschiedenste hausgemachte Aufstriche. 22 Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter finden bei Spar Gössl einen sicheren Arbeitsplatz.

Foto: Spar

N

Wolfgang und Barbara Gössl betreiben den wieder eröffneten Spar in der Humboldtstraße


Edelsbrunner Peugeot gewinnt Service Award

Nur zwei Autohäuser pro Land erhalten den weltweit vergebenen „Service Quality Award“ von Peugeot. Erstmals kam die Trophäe nach Graz zum Grazer Autohaus Edelsbrunner. Klaus Edelsbrunner: „Diese Auszeichnung macht uns stolz – sie ist eine Bestätigung für das ganze Team.“

bit Gruppe als österreichischer Leitbetrieb zertifiziert

AVL-Kinderkrippe eröffnet

Für die Kinder ihrer Mitarbeiter hat AVL eine Kinderbildungs- und betreuungseinrichtung etab-liert. Rund 50 Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren werden dort durch den Umgang mit unterschiedlichen Kulturen auf das Leben in einer globalen Gesellschaft vorbereitet. AVL-CEO Helmut List und Landeshauptmann Franz Voves haben die Einrichtung feierlich eröffnet.

Destillerie Bauer ist die 35. Erlebniswelt Wirtschaft

Fotos: Friebe, FH Joanneum, Edelsbrunner, Novapark, bigshot, cis, bit

Am 19. November eröffnete die Destillerie Bauer in der Grazer Prankergasse offiziell ihre Erlebnistouren. Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann übergab damit dem 35. Unternehmen das Gütesiegel „Erlebniswelt Wirtschaft“. Besucher können bei einer Erlebnistour unterirdische Gewölbe erkunden, modernste Technik erleben und in die Welt der Aromen eintauchen.

Am Vorabend der Wirtschaftswanderung wurden neue Leitbetriebe für Österreich ausgezeichnet. Unter den erfolgreichen Unternehmen befindet sich auch die bit Gruppe. Die Auszeichnung wird nur an Unternehmen vergeben, welche die strengen Kriterien für die Qualifizierung als österreichischer Leitbetrieb erfüllen. Walter Khom, Geschäftsführer der bit Gruppe, und Gottfried Reyer nahmen den Preis entgegen.

… rund um die Uhr gut betreut!

Pflege Zuhause Pflegeheime

MBE Winter-Versandaktion

Mail Boxes Etc. kümmert sich von A bis Z um alles, was Sie verpacken und verschicken möchten. Die aktuelle Winteraktion: Versenden Sie in Ihrem MBE Center bis zum 18. Jänner von Österreich nach Deutschland um 11,58 Euro (excl. 20 Prozent USt.) für maximal 30 Kilogramm. Nähere Informationen: neutorgasse@mbe-graz.at

Tagesbetreuung Betreutes Wohnen Essen Zuhause Notruftelefon 24 Stunden Betreuung

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Fazit Jänner 2014 /// 19


Energie

Die Energie Graz als Öko-Pionier Immer mehr Grazer Unternehmen und Haushalte wollen mit Naturstrom versorgt werden. Johannes Tandl sprach mit Gert Heigl und Werner Ressi, den beiden Geschäftsführern der Energie Graz, über diese und andere Initiativen des kommunalen Energieversorgers.

Damit meinen sie die Beteiligungen an großflächigen Photovoltaikanlagen? Wie genau sieht dieses Modell aus? Ressi: Der Kunde erwirbt eine Beteiligung an einem unserer Solarkraftwerke, indem er einzelne Solar-Module kauft. Die leasen wir dann von ihm zurück. Er erhält dafür eine garantierte Rendite von 3,3 Prozent, die ihm jährlich auf seinen Energieliefervertrag gutgeschrieben wird. Teil der Vereinbarung ist ein „Commitment“ des Kunden zu Naturstrom. Jeder Kunde kann sich bis zum Ausmaß von 6.500 Euro – das sind 10 Module – beteiligen. Wir sehen das nicht als Finanzbeteiligung, sondern als Weg, um den Grazern Naturstrom zur Verfügung zu stellen. 3,3 Prozent Rendite sind aber auch finanziell attraktiv! Heigl: Das ist sicherlich eine sehr gute Verzinsung. Dennoch verfolgen wir primär ökologische Ziele und wollen die Kundenbindung verstärken. Bankgeschäfte haben wir nicht im Sinn. Mittlerweile konnten wir tausende Module im Wert von 2,2 Millionen Euro verkaufen. Derzeit sind 5.000 Module montiert, das ist mehr als ein Megawatt an installierter Leistung. Ein leidiges Thema sind die Strompreise. Was haben wir diesbezüglich in nächster Zeit zu erwarten? Ressi: Wir haben heuer im Jahr eine große 20 /// Fazit Jänner 2014

Tarifprüfung gehabt, die sich auf ganz Österreich bezogen hat, und aufgrund der Effizienzsteigerung werden unsere Stromnetztarife mit 1.1.2014 sinken. Wir rechnen mit fünf bis sieben Prozent bei den Netztarifen. Für den Durchschnittskunden mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden im Jahr wird die Ersparnis jährlich etwa bei 13 Euro liegen.

Foto: Energie Graz

Warum sollen sich die Grazer weiterhin von der Energie Graz versorgen lassen? Was ist der Mehrwert, den Sie ihren Kunden bieten können? Heigl: Einer der Mehrwerte ist unsere Nähe zu den Kunden. Als kommunales Dienstleistungsunternehmen sind wir vor Ort. Wenn sich ein Versorgungsunternehmen nicht im näheren Umfeld befindet, sind viele Probleme viel schwerer in den Griff zu bekommen. Mit Produkten wie unserem Solaranleger bieten wir unseren Kunden zudem nicht nur eine interessante Rendite, sondern gleichzeitig die Garantie, dass sie mit Naturstrom versorgt werden.

Trotz des liberalisierten Marktes bleiben die Kunden der Energie Graz treu. Die beiden Geschäftsführer Gert Heigl und Werner Ressi sehen ihr Unternehmen als Kompetenzzentrum, das die Kunden beim Energiesparen unterstützt.

Wie entwickelt sich eigentlich der Stromverbrauch in Graz? Ressi: Die Zeiten des großen Stromverbrauchswachstums sind trotz eines raschen Bevölker ungswachst ums eigentlich vorbei. Die Anlagen werden erfreulicherweise immer energieeffizienter und verhindern so einen steigenden Gesamtstromverbrauch. Wir rechnen in den nächsten Jahren sogar damit, dass sich der Verbrauch leicht rückläufig entwickeln wird. Auf den ehemaligen Reininghausgründen ist ein moderner Stadtteil geplant. Inwiefern ist die Energie Graz daran beteiligt? Heigl: Wir sind nicht nur bei der Strom-, sondern auch bei der Wärmeversorgung voll involviert. Der neue Stadtteil soll mit industrieller Abwärme von der Marienhütte beheizt werden. Diese Niedrigtemperaturabwärme wird über Wärmepumpen erhitzt, die wiederum mit Naturstrom betrieben werden. Der Lechthaler-Silo in Graz-Eggenberg wird zur Wärmespeicherzentrale für das gesamte Projekt umgebaut.

Wie sehen sie die zukünftige Rolle der Stromprovider? Was erwartet uns technologisch? Ressi: Derzeit steht die „Smart-MeterUmstellung“ im Raum. Wir haben auf der einen Seite eine EU-Vorgabe, die fordert, dass bis 2020 80 Prozent der Stromzähler auf „Smart Meter“ umgestellt werden. Die Vorgabe wurde von Österreich jedoch gleich einmal auf 95 Prozent bis 2019 verschärft. Gleichzeitig hat man jedoch festgelegt, dass die Versorger die Wünsche jener Kunden berücksichtigen müssen, die keine „SmartMeter“ wollen. Heigl: Wir wissen also nicht genau, wie sich die Rahmenbedingungen weiterentwickeln und insofern gehen wir an das Thema zurückhaltend heran, um möglichst lange zuzuwarten. Das kostet allein für Graz viele Millionen Euro. Bricht man diese Kosten auf die Anlagen herunter, wird ein neuer Zähler wohl so um die 200 bis 300 Euro kosten.


Promotion

Fotos: Thomas Raggam, Solid

Die Solarkollektoren der UPC-Arena liefern Wärme ins Grazer Fernwärmenetz.

Sonnige Aussichten für saubere Investitionen

Das innovative und äußerst lukrative Bürgerbeteiligungsmodell für SolarwärmeAnlagen der international tätigen Firma SOLID schlägt voll ein. Nach wenigen Wochen sind von privaten Anlegern rund 600.000 Euro für neue Solar-Projekte gezeichnet.

E

rneuerbare Energien sind seit Jahren ein beliebtes Feld, und das zu Recht – im weltweiten Wachstumsmarkt locken tolle Gewinnchancen. Gerade Solarthermie wird angesichts steigender Energiekosten zu einer attraktiven Alternative, nicht zuletzt in sonnenreichen Gefilden. Mit der Kraft der Sonne wird nicht nur Warmwasser erzeugt: Fernwärmeanlagen werden mit umweltfreundlicher Energie gespeist, mit ihrer Hilfe werden Kälte und Wärme für Industriebetriebe, Krankenhäuser und öffentliche Gebäude zur Verfügung gestellt. Kapital für innovative Solarthermie-Projekte Das Grazer Unternehmen SOLID ist seit über 20 Jahren führend am Markt für thermische Solarenergie tätig und ist seit den frühen 1990er Jahren ein Pionier

Christian Holter und Franz Radovic (li.), Geschäftsführer von SOLID, sehen großes Potenzial für Umwelttechnik in Finanzierungsformen mit Bürgerbeteiligung.

in der thermischen Solarbranche. Ein Team von 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern plant, baut und betreut weltweit große thermische Solaranlagen. Mit SOLID Invest – dem österreichweit ersten Bürgerbeteiligungsmodell für thermische Groß-Solaranlagen – werden umweltbewusste GeldgeberInnen aktiv in den Unternehmenserfolg eingebunden und ermöglichen mit ihren Beiträgen die Umsetzung neuer Solar-Projekte in Österreich und aller Welt.

Solide Erträge mit Sonnenkraft Als Privatdarlehen wird SOLID Invest auf einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren vergeben. Es handelt sich um ein qualifiziertes Nachrangdarlehen im Sinne der Finanzmarktaufsicht (FMA). „SOLID Invest gibt allen umweltbewussten AnlegerInnen die – mit 4,5 Prozent Verzinsung (KESt-frei) pro Jahr sehr lukrative – Chance, sich ab einer Investitionssumme von 2000 Euro am Bau von Solarwärmeanlagen zu beteiligen und somit ihr Geld in realen Werten anzulegen“, erklärt Finanzberater Stefan Weinberger. Bis zu einer Anlage von 16.000 Euro wird bei einer 4,5%-igen Verzinsung der jährliche Veranlagungs-Freibetrag von 730 Euro unterschritten, sodass keine Einkommensteuer anfällt. Die Zinserträge sind außerdem von der KeSt befreit. Bisher konnten Abschlüsse in der Höhe von mehr als einem Drittel der angestrebten Investitionssumme von 1,5 Mio € unter Dach und Fach gebracht werden. „Wir freuen uns sehr, dass unser Bürgerbeteiligungsmodell als nachhaltige Investmentform so rasch großen

Anklang findet. Gemeinsam mit unseren engagierten GeldgeberInnen wollen wir in den nächsten Jahren neue Projekte im Ausmaß von 7,5 Mio € realisieren, davon 1,5 Mio € über unser Bürgerbeteiligungsmodell SOLID Invest“, freuen sich Christian Holter und Franz Radovic, Geschäftsführer von SOLID.

Nachhaltige Strategien für neue Energien Der Energiebeauftragte der Steiermark, DI Wolfgang Jilek, spricht SOLID Invest seine volle Unterstützung aus: „Die Nutzung erneuerbarer Energie stellt ein wesentliches Fundament unserer Energiestrategie 2025 dar. Mit dem Projekt ‚SOLID Invest‘ bietet nun das international renommierte Unternehmen SOLID eine attraktive und nachhaltige Investitionsmöglichkeit in SolarwärmeProjekte. Das nützt dem Umwelt- und Klimaschutzgedanken, fußt auf dem Modell der immer erfolgreicheren Bürgerbeteiligung und hat daher meine volle Unterstützung.“ Konkret werden in einer ersten Phase mit dem frischen Kapital die größte Solaranlage Mitteleuropas mit Österreichs größtem Warmwasserspeicher in Oberösterreich, eine solarthermische Großanlage mit Prozesswärmenutzung in Graz und die Erweiterung und Optimierung der Kollektorfläche am United World College (UWC) in Singapur realisiert werden, erklärt GF Franz Radovic. Weitere Informationen: www.solid.at/invest invest@solid.at 0316/292840-50

Fazit Jänner 2014 /// 21


Innovation

Raus aus dem Dschungel

Foto: Schiffer

Personalverrechnung ist etwas für Profis. Wer sich im Dickicht von Arbeits- und Sozialversicherungsrecht, Dienstgeberbeiträgen, Zulagen, Pauschalen, Steuern und dergleichen nicht völlig verirren will, braucht eine helfende Hand. Aber auch die Profis in diesem Gebiet brauchen Unterstützung – Erfolgs!Duo gibt sie ihnen.

Mit Hilfe der SFG konnte Birgit Oswald bereits zwei Mitarbeiterinnen einstellen.

S

chuld“ an ihrer Karriere als Unternehmerin sind eigentlich ihre Söhne Tobias und Simon. „In der Karenz arbeitete ich teilweise von zu Hause aus

für das Unternehmen, in dem ich damals angestellt war“, erzählt Birgit Oswald. Das ging aber nur bis zu einem gewissen Grad. „Irgendwann wurde der Wunsch seitens des Unternehmens immer größer, dass ich wieder an meinen Arbeitsplatz nach Graz komme.“ Verständlich, war sie dort doch 12 Jahre lang als Leiterin der Personalverrechnung einer großen Steuerberatungskanzlei tätig. Die Südsteirerin wollte ihre beiden Söhne nicht alleine lassen. Also machte sie sich als Personalverrechnerin im südweststeirischen Wernersdorf selbstständig. Und das mit so großem Erfolg, dass sie bald Hilfe brauchte – und mit Erfolgs!Duo auch bekam. Das Förderungsprogramm der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG fördert Jungunternehmen bei der Ausstattung des Arbeitsplatzes für den ersten Mitarbeiter. Birgit Oswald nahm diese Hilfe an und engagierte ihre erste Mitarbeiterin. „Als Personalverrechnerin ist man verpflichtet, sich permanent weiterzubilden“, erklärt sie die Herausforderungen ihrer Tätigkeit. „Laufende Änderungen in den gesetzlichen Vorschriften zwingen einen dazu. Damit sind viele vor allem kleine und mittlere Unternehmen fachlich und ressourcenmäßig überfordert. Deshalb lagern sie die Personalverrechnung aus.“

Mehr als nur brutto und netto Ihr Unternehmen nannte sie Sibit: Service, individuelle Beratung, individuelles Training. Aus den Anfangsbuchstaben dieser Wörter setzt sich der Firmenname zusammen. Und der ist Programm: „Man muss dem Kunden mehr bieten, als nur vom Brutto zum Netto zu rechnen. Ich mache nicht nur die Personalverrechnung, sondern berate meine Kunden auch in der Personalplanung und schule die Mitarbeiter der Personalabteilungen.

Informationen zu Förderungsmöglichkeiten Die Steirische Wirtschaftsförderung SFG unterstützt innovationsfreudige Unternehmen in der Steiermark bei Forschung und Entwicklung und ihrem Wachstum, damit diese neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgreich am Markt etablieren können.

22 /// Fazit Jänner 2014

Service und individuelle Beratung sind unsere Stärken.“ Ihr umfassendes Wissen in Personalfragen kam ihr auch zugute, als sie plante, die erste Mitarbeiterin einzustellen. „Da habe ich genau gerechnet, ob sich das wohl ausgeht. Aufgrund der vielen Termine und Fristen, die ich einzuhalten hatte, schaffte ich es aber ohnehin nicht alleine.“ Inzwischen hat Oswald eine zweite Mitarbeiterin aufgenommen hat, die sie gerade ausbildet. Alle drei Damen sind übrigens Mütter und dementsprechend wird bei Sibit Rücksicht auf das Familienleben genommen. Birgit Oswald und ihr Team – drei Damen als Wegweiser aus dem Personalverrechnungsdschungel. Innovative steirische Unternehmen: Eine Serie der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG

Steirische Wirtschaftsförderung

Nikolaiplatz 2 8020 Graz +43 316 70 93-0 http://sfg.at


Fotos: Junge Wirtschaft Steiermark

Promotion

Jungunternehmer suchen neue Innovationen.

Von der Idee zum Erfolg Die Junge Wirtschaft Steiermark fördert mit der Roadshow „Unternehmer tun 2.0“ die Innovationskraft steirischer Jungunternehmer. Mit dabei ist auch das Innolab von der FH Campus 02, wo sich Unternehmer kostenlos Tipps holen können. Insgesamt sechs Stationen in der ganzen Steiermark sind geplant. Erfolg begann einmal mit einer Jeder guten Idee. Mit diesem Grundsatz

startet die Junge Wirtschaft Steiermark eine Informationskampagne, mit der man junge Unternehmer mit innovativen Ideen tatkräftig unterstützen will. Mit der Roadshow „Unternehmer tun 2.0“ finden in der ganzen Steiermark Termine statt, bei denen sich Unternehmer über Förderungsmöglichkeiten und das Innovationslabor der FH Campus 02 informieren können. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG und dem Innolab der FH Campus 02 stehen zahlreiche Experten zur Verfügung, die die Unternehmer mit wertvollen Tipps und Anregungen versorgen können. Das Innolab der FH Campus 02 gibt kostenlose, aber umso wertvollere Tipps für die erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung eigener Ideen. „Wir haben sehr viel Potenzial in der Steiermark und das müssen wir auch bestmöglich nutzen. Deshalb zeigen wir Jungunternehmern, wie man innovative Ideen entwickeln und auch umsetzen kann“, erklärt Burkhard Neuper, Landesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Steiermark. Bei der Auftaktveranstaltung am 8. November in Graz

wurde außerdem ein eigener Film zur Veranstaltungsreihe, in dem regionale Jungunternehmer mit ihren Ideen gezeigt werden, präsentiert.

Film zur Roadshow Durch den Film und die Veranstaltungsserie „Unternehmer tun 2.0“ sollen Wissen und Erfahrungen für andere nutzbar gemacht werden. Deshalb berichten steirische UnternehmerInnen im Film, wie aus ihrer Idee ein erfolgreiches Unternehmen wurde. „Die mitwirkenden Unternehmen stellen authentisch und enthusiastisch ihre Ideen vor und das motiviert andere, eigene Ideen anzupacken“, ist Andreas Rehklau vom Innolab überzeugt. Ein Beispiel ist Christoph Kovacic mit seiner Idee Styrian Drop. Dabei handelt es sich um in Einzelportionen verpacktes Kürbiskernöl, das ohne Schmierereien auskommt. Mit der neuen Verpackungsidee will er nicht nur die Gastronomie, sondern auch die Kernölliebhaber am internationalen Markt erobern und kommt damit im kommenden Jahr auf den Markt. „Das könnte, in Kombination mit dem besten steirischen Kernöl, ein Exportschlager werden“, ist Neuper überzeugt.

In folgenden Bezirken wird die Roadshow „Unternehmer tun 2.0“ Halt machen: • Hartberg: 6. Februar • Weiz: 20. März • Deutschlandsberg: 4. März • Murtal: 8. April • Graz Umgebung: 6. März • Bruck – Mürzzuschlag: 15. April

„Wir müssen das Potenzial in der Steiermark nutzen“, so Burkhard Neuper, Landesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Steiermark.

Über die Junge Wirtschaft: die Junge Wirtschaft ist Österreichs größte Interessenvertretung junger Unternehmer. Mit über 21.000 Jungunternehmern in der Steiermark setzt sie sich dafür ein, dass junges Wirtschaften Zukunft hat. Fazit Jänner 2014 /// 23


Fazitgespr채ch Von Michael Thurm Fotos: Marija Kanizaj

An der Wurzel

24 /// Fazit J채nner 2014


Schauspieler Johannes Silberschneider 端ber seine Frisur und den Tod.


Fazitgespräch

Herr Silberschneider, ich würde gern ganz oberflächlich beginnen. Wie machen Sie das mit Ihren Haaren? Sie wollen über meine Haare reden?

Es gibt ganz frühe Bilder von Ihnen, da hatten Sie schon diese Frisur, die Sie wie ein Markenzeichen begleitet. Ich glaube, dass Haare etwas ganz Eigenes sind. Bei den Regensburger Domspatzen ist mir das zum Beispiel aufgefallen. Die haben eine mörderische Haarzeremonie, wahrscheinlich weil es wegen der Uniform das einzig Individuelle ist. Auch der letzte Papst, der Ratzinger, war ein Haarfetischist. Meine eigene Beschäftigung damit hat in den frühen Achtzigern während der Schauspielschule angefangen. Lange Haare stehen mir nicht und mein Idealbild eines Mannes ist das der Vierziger- und Fünfzigerjahre gewesen. Und dann habe ich versucht, mit alten Frisören so etwas zu erzeugen. Das Haar prägt ja das Wesen. Ich kann mich an den alten Will Quadflieg erinnern, der sich durch die Haare gefahren ist, obwohl er kaum noch welche hatte. Ich glaube, das gehört irgendwie dazu.

Aber es ist ja bei Ihnen noch ein Schritt mehr: Sie haben immer diese Tolle, egal welche Rolle Sie spielen, Ihre Figuren tragen die Silberschneider-Frisur. Das ist furchtbar. Eigentlich. Wenn die Frisur zum Qualitätsmerkmal für einen Schauspieler wird. Aber ich dachte mir immer, die Nase kann ich auch nicht verändern. Inzwischen bin ich nicht mehr ganz so fixiert. Jetzt vor dem Interview hab ich zum Beispiel die Pomade vergessen. Aber Sie fühlen sich trotzdem wohl? So wie mit dem Alter die Haare schwinden, so verschwindet auch der Fetischismus. Ich hatte ganz lange den gleichen Haarschneider in Leoben, der hat mir mit zwanzig einen Haarschnitt gemacht, mit dem ich total glücklich war. Und ich hab das immer so festgelegt: Haarschneider, bei denen man rausgeht und die Frisur sieht gut aus, sind schlechte Haarschneider. Wenn man mit der Frisur ins Bett geht, die Haare wäscht und frisiert und dann stimmt alles, das sind die Genies.

Aber bei Ihnen ist das kein Ausdruck von Eitelkeit, sondern … Es war ein Selbstfindungsprozess, ein männlicher Initiationsakt. Witzigerweise waren diese Haarschneider in Leoben sehr kunst-

26 /// Fazit Jänner 2014


Fazitgespräch

beflissen und kannten sich mit alten Haarschnitten gut aus. Deren Vater hat noch dem Koloman Wallisch die Haare rasiert, bevor er hingerichtet wurde. So was Morbides gefällt Ihnen. Na ich dachte mir halt, die haben das schon eine Zeit lang gemacht. In Bern bin ich mal in ein Geschäft gegangen, da wurden mir die Haare geschnitten von einem Frisör, das war ganz wunderbar. Nachher wurde mir dann erzählt, dass der schon mal wen umgebracht hat. Naja, wer weiß.

Gibt es einen Film oder ein Theaterstück, wo Sie eine andere Frisur tragen? Es gibt ja Schauspieler, die sich für ihre Rollen kahlrasieren oder herunterhungern oder fettfressen. Ich habe bei Ihnen nicht mal besonders auffällige Masken oder Ähnliches gefunden. Einmal hatte ich einen Kurzhaarschnitt für »Baal« von Bertolt Brecht. Das war vielleicht 1988. Aber das war alles.

Ab Jänner sind Sie erneut am Grazer Schauspielhaus zu sehen, und zwar als Erzähler in »Holzfällen« von Thomas Bernhard. Soweit ich Ihre lange Liste an TV-, Film- und Theaterproduktionen richtig überblicke, ist das Ihre erste Begegnung mit Thomas Bernhard. Ich hab vor 14 Jahren mal eine Bernhard-Lesung von »Alte Meister« begonnen, aber tatsächlich war »Holzfällen« auch mein erstes Bernhard-Buch. Das wurde damals noch unter dem Tresen verkauft, weil es ja verboten war. Es ist seltsam, dass es auch das erste Werk ist, mit dem ich als Theaterstück in Berührung komme. Im Buch besteht Ihre Rolle unter anderem darin, Schauspieler und Künstler zu beschimpfen, als »Künstlerattrappen« und »perfide Gesellschaftsonanisten«. Ist eine Portion Masochismus nötig, um eine solche Figur zu übernehmen? Ich hab mir schon gedacht, dass es eine zerstörerische, selbstzerstörerische Arbeit werden wird. Ich glaube, Bernhard nimmt sich selbst nicht aus. Sein gespaltener Menschheitskosmos wird in den Romanen und Theaterstücken auf die Figuren übertragen, die dann seine eigenen Aggressionen und Minderwertigkeiten ausleben. Er agiert mit sich in einer Art Eigentherapie … Er lässt seine Widersprüche an den Figuren aus. Genau. Meine Freundin und ich, wir wurden beide nach Graz

eingeladen, haben den Regisseur Krystian Lupa kennengelernt und gesehen, dass das eine andere Beschäftigung mit Bernhard werden wird. Und Lupa macht ja wirklich etwas, was ich nicht erwartet hätte, weil wir bei ihm durch die Augen der Figuren auf den Dichter Bernhard schauen. Das hat für mich als Erzähler natürlich auch rückwirkende Einflüsse.

Welche? Dass man sich selbst bei der Kreation des eigenen Österreich-Kosmos zuschaut und gleichzeitig wie in einer therapeutischen Sitzung hockt. So blöd das klingt, aber ich hab bei den Proben bisher kaum mehr als ein paar Sätze gesprochen, obwohl ich riesige Monologe habe. Bernhard hat ja mit seinen Texten und mit sich selbst ein Monument geschaffen und dadurch, dass er sein Werk nur von deutschen Regisseuren hat aufführen lassen, wurde das Monument noch größer. Das war für ihn wohl der Akt, seiner Lungenkrankheit etwas Gewaltiges entgegenzusetzen. Lupa hatte Bernhard mal einen begeisterten Brief geschrieben, weil er »Das Kalkwerk« von ihm inszenieren wollte, und das hat Bernhard damals nicht erlaubt. Bei »Holzfällen« haben die Nachfahren jetzt zum Glück zugestimmt. Und der Lupa versucht dieses Bernhard-Denkmal, das ja schön langsam porös ist, von innen her zu rekonstruieren. Er stellt mit diesem Stück auch eine Art Bernhard-Psychogramm auf die Bühne.

Sind Sie damit einverstanden? Ja, ich glaube, der Autor würde den Regisseur lieben, wenn er ihn heute sehen würde. Und diese Gesellschaft, die Bernhard mit seinen Beschimpfungen beschreibt, gibt es gar nicht mehr. Der Bernhard hat ja immer auch darauf spekuliert, zu provozieren. Sie sehen die Operetten-Republik in Österreich nicht mehr? Ich denke nur an die letzte Nestroy-Verleihung. So seriös und bemüht so etwas immer abgehalten wird – es ist solchen Veranstaltungen doch immanent, dass sie zu Karikaturen werden, wenn sie regelmäßig stattfinden. Schon auch. Aber das sind immer Dinge, die in der Zeit entstehen. Es gibt ja auch sehr gute Veranstaltungen wie die Nestroy-Verleihung, die der Ostrowski moderiert hat … … dann ist es Unterhaltung. Wenn es lustig ist, kann es gelingen. Aber eine ernsthafte Preisvergabe ist doch nicht möglich.

Fazit Jänner 2014 /// 27


Fazitgespräch

Und das ist genau die Gespaltenheit Österreichs, die spätestens seit dem Ersten Weltkrieg besteht. Wir waren mal ein europäisches Großreich und sind dann zu einem Wurmfortsatz geschrumpft. Wir wissen, dass es einmal Größe gab, aber gleichzeitig können wir sie nicht mehr behaupten. Deshalb gibt es vermutlich in Österreich so gutes Kabarett. Mit der Musik ist das ja genauso. Der erste österreichische Nachkriegshit war der Bundesbahnblues, ein deutscher Text mit einem amerikanischen Musikschema. Über Ihre musikalische Karriere würde ich später gern noch reden, aber mich interessiert der Punkt von der Bühne als Therapie. Sie haben mal gesagt, dass im Theater »Heilung« geschieht. Bezieht sich das auf die Schauspieler oder das Publikum? Auf alle. Wie im alten Griechenland. Da waren die Spiele dazu da, dass eine Läuterung stattfindet und sich dann im Himmel, nach oben hin, auflöst.

Zu dieser Heilung gehört wohl auch, dass all Ihre Rollen durch Sie sympathisch werden. Vom Strizzi Rudi in »Trautmann« über Gustav Mahler bis zu Adolf Hitler, den Sie 2012 in »Rommel« spielten. Sie alle werden unabhängig von den realen Figuren dahinter sympathisch, weil Sie deren Schwächen zeigen. Ist das Ihre Absicht oder gar eine Voraussetzung, damit Sie eine Rolle annehmen können? Ich glaube, das passiert im Prozess. Aber vielleicht ist das auch der verborgene Katholik in mir. Meine Freundin sagt dann immer: »Jetzt hast du‘s wieder geschafft. Jetzt hast du aus dem Goebbels einen Katholiken gemacht.« Ich weiß nicht, was das ist … Ich gehe im Grunde davon aus, dass der Mensch einmal als Mensch geboren worden ist. Und ich kann die äußeren Einflüsse nicht ignorie-

ren. Beim Bernhard ganz genauso. Der muss ja ein Gigant gewesen sein, dass er die Ablehnung von seiner Mutter ertragen hat. Ich sehe die Figuren auch nie aus einer richtenden Position. Ich versuche, sie immer historisch mitzudenken und trotzdem vom heutigen Standpunkt aus zu sehen, weil ich spiele sie ja heute. Ich glaube, da kommt immer mehr an Einsicht dazu. Oder Mitleid … aber Mitleid ist das falsche Wort … Warum ist Mitleid falsch? Mitleiden kann man ja nicht. Aber ich gehe mit einer positiven Empathie an die Figuren heran. Ich sehe deren Verletzungen und Verkümmerungen und vielleicht gerät es deshalb manchmal ins Komödiantische und Depressive oder so was.

Sie spielen viele unglückliche Menschen. Ja. Das ist wohl so … Der Bernhard spricht das ja auch an, diese traurigen Gestalten, und er fragt sich, was die in den letzten 30 Jahren aus sich gemacht haben. Gleichzeitig fragt er sich selbst: »Ich bin auch nur mehr depressiv und unglücklich. Was hab ich eigentlich aus meinem Leben gemacht?« Das spricht er nicht aus, sondern hält es für sich zurück und versucht, Orte zu finden, an denen er leben kann. Bernhards Problem war immer die Lungenkrankheit. Er wollte sie überleben und konnte nur atmen in diesem wahnsinnigen Atemzug, diesem Hin und Her zwischen Stadt und Land. Ein- und ausatmend wie eine eiserne Lunge.

Täuscht der Eindruck oder spielen Sie nicht nur den Erzähler, sondern auch Ihr Bild von Bernhard? Das könnte passieren. Ich interpretiere das hinein, aber ich weiß nicht, wie man das im Stück ausleben kann. Für mich sind das

Aber vielleicht ist das auch der verborgene Katholik in mir. Johannes Silberschneider

28 /// Fazit Jänner 2014


Johannes Silberschneider wurde 1958 in Mautern geboren. Nach der Matura in Eisenerz 1978 ging er ans Wiener Max-Reinhardt-Seminar

und studierte Schauspiel. Nach Engagements in Zürich, Hamburg und

München ist er inzwischen vor allem durch Filmproduktionen bekannt. In Graz trat er zuletzt als Kurt Gödel in »Geister in Princeton« auf, ab

Jänner ist er in einer neuen Thomas-Bernhard-Inszenierung zu sehen.


Fazitgespräch Erfahrungen. Schon die Proben sind ja ein therapeutischer Akt. Einem Menschen wie Krystian Lupa bin ich noch nie begegnet. Er hat sehr viel Humor und gleichzeitig eine große Ernsthaftigkeit dabei, Fährten in dem Text zu folgen, die von anderen übersehen wurden.

Du kannst nicht alle ansprechen. Aber man muss die Therapie so ernsthaft wie möglich versuchen. Und lustig sollte es auch immer ein bisserl sein.

Das klingt so, als ließen Sie sich leiten und beeinflussten selber sehr wenig. Das passiert ja auch oft, dass bekannte Schauspieler ihren Einfluss geltend machen. Davon hab ich nie etwas gehalten. Ich glaube, ich bin zu blöd, hab viel zu wenig gelesen. Ich denke mir, der Regisseur ist das Medium für den Autor und ich bin ein Verbindungsglied in dieser Kette. Das Stück des Dichters ist wie ein Wasserreservoir und als Schauspieler bist du ein Brausekopf und musst schauen, dass du nicht verstopfst oder verkalkst. Und der Regisseur spritzt halt mit dieser Brause und diesem heilenden Wasser des Dichters auf das Publikum.

Sie haben das Unglück Bernhards auf der Bühne angesprochen. Das zwingt Sie doch auch, über das eigene Glück und Unglück nachzudenken. Das ist bei allem so. Bei allem, was ich spiele, setze ich etwas in Bezug zu meinem Leben. Das ist ja das Besondere an dem Beruf. Wenn man es ernst nimmt, müsste das bei allen Berufen so sein, die mit Menschen zu tun haben. Priester, Ärzte, Kaufleute. Auch der Frisör ist jemand, der dort, wo der Mensch am dünnsten und empfindlichsten wird, arbeitet. So wie der Zahnarzt, der am feinen Zahnnerv ansetzt. Eigentlich müssten in diesen Berufen die feinsinnigsten Psychologen sein.

Es ist nicht nur das Stück der Therapeut, sondern der Regisseur? Auch. Es ist immer beides.

Eine fulminante Metapher! Man wirkt als Schauspieler schon genug. Wir sind ja in unserem Körper gefangen, in der Frisur gefangen … Ohne Zweifel gefangen. Wie gehen Sie damit um, dass diese heilende Wirkung niemals auf alle niedergeht? Es wird Leute geben, die gelangweilt aus dem Stück gehen, andere vielleicht verärgert, hoffentlich viele erfreut und eventuell »geheilt«.

Sonst erträgt man es nicht? Als Junger geht man vielleicht noch krampfhafter damit um. Paulus Manker, den ich am Reinhardt-Seminar kennengelernt habe, hatte den Spruch drauf: »Wozu vielfältig sein!«

Aber Sie verhandeln auf der Bühne ja doch große Themen. Das ist etwas anderes als Zahnweh oder Scheitel ziehen. Mich interessiert schon: Wie gehen Sie mit Ihrem eigenen Unglück um, wenn Sie das inszenierte Unglück auf der Bühne verhandeln? In dem Moment, wo ich auf der Bühne spiele, wird das weggestellt. Da hat man quasi von sich selbst frei und ist die Figur. Aber die Beschäftigung findet in der Probe statt. Für mich geht es wie

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Fazitgespräch im Stück um die letzten 30 Jahre – ich bin genau so lang Schauspieler und genau damals habe ich diesen Roman gelesen, für den ich jetzt auf der Bühne stehe. Und natürlich fragt man sich, wie geht man mit Alter um, wie geht man mit Tod um. Ich hab ja vor 30 Jahren hier in Graz vorgesprochen und die haben mich nicht genommen – mit dem typischen Intendanten-Spruch: »Sie werden Ihren Weg machen, aber nicht bei uns.« Dann bin ich vor zwei Jahren hier gelandet in diesem Gödel-Stück …

»Geister in Princeton«. Wirklich durch Zufall, durch ein Begräbnis. Und dieses Stück beginnt mit zwei Särgen auf der Bühne. Ich hatte immer wieder Angst – ich war Einzelkind –, dass ich sehr weit weg sein würde, wenn meine Eltern sterben. Kurz nach der Premiere von diesem Stück, das mit den Särgen beginnt, ist meine Mutter gestorben und nach dem Ende der Aufführungen ist mein Vater gestorben. Ich konnte bei beiden dabei sein und ich war ihnen noch nie so nah. Und jetzt ist diese Bernhard-Inszenierung, in der auch wieder ein Begräbnis im Mittelpunkt steht. Ich glaube, in der Steiermark hab ich mich immer intensiv mit eigenen wichtigen Lebensvorgängen beschäftigen müssen. Mit dem Tod. Und überhaupt. Wie das geht. Leben. Wie man was wird. Warum man rausgehen muss und wieder zurückkommen. Haben Sie irgendwelche Antworten gefunden? Oder muss so etwas immer unbeantwortet bleiben? Ich wollte eigentlich nie weg von zu Hause. Ich wollte auch nie Schauspieler werden. Das ist halt alles passiert. Ich wollte nur

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immer nach Graz, bin nie hergekommen und jetzt offensichtlich im richtigen Augenblick. Nein, ich hab keine Antworten gefunden, aber es beruhigt mich, dass es so passiert. Ich weiß auch nicht, warum ich bei »Holzfällen« dabei bin. Ich sehe nicht aus wie der Bernhard, aber ich bin froh darüber. Auch wenn ganz viele Monologe auf mich zukommen, die noch nicht einmal da sind, und ich weiß nicht, wie ich mir das merken soll. Als ich begonnen habe zu lernen, hab ich mich gewundert, warum ich die Texte nicht rein bekomme. Dann ist es wieder gegangen. Ganz komische Blockaden. Man fühlt sich wie ein Holzwurm, der sich durch den Bernhard und den Lupa durchfressen muss. Eigentlich hab ich Angst, daran zu scheitern. Das ist ja auch ein Bernhard-Phänomen: dass einem das eigene Nachdenken im Wege steht, dabei produktiv zu sein. Und doch hat er wieder nicht anders gekonnt und musste schreiben. Er hat auch immer Angst gehabt, dass er nicht zu seinem Thema hinkommt. Dann ist er an andere Orte gefahren, hat Plätze gesucht und trotzdem Atemprobleme bekommen … Das ist schon alles seltsam.

Ist diese Angst vorm Scheitern speziell auf dieses Stück bezogen oder ist das Ihre generelle und »normale« Angst, die halt dazugehört? Nein, das ist eine existenziellere. Sind Sie schon mal gescheitert? Schon. Aber das hab ich mir, glaube ich, nie eingestanden. Am Anfang des Berufes waren das sehr große Amplituden.


Fazitgespräch

In Bezug auf Ihre eigenen Ansprüche? Nicht nur, ich glaube, auch objektiv gab es einiges, was nicht gut war. Ich hab den Beruf nie von mir trennen können. Das war immer ein Scheitern, denn der Schauspieler, das bist ja auch du und das ist ja auch deine Entwicklung. Diesmal spielt Ihre Lebensgefährtin Barbara de Koy mit. Ist das eine zusätzliche Last oder macht es das leichter? Es ist gut, wir spielen nicht oft zusammen. Am Anfang fand ich das furchtbarer als jetzt. Das ist auch eine Frage des Alters. Manches wird besser. Nur manches? Leichter wird‘s.

Das macht mir Hoffnung. Mir auch.

Es klingt, als wären Sie im Grunde mit Ihrem Beruf glücklich. Dabei haben Sie eigentlich als Musiker angefangen und in Eisenerz erste Bands gehabt. Sie haben es sogar in das Rockarchiv des Landes Steiermark geschafft. Ja, das ist super, dass es so was gibt. Ich wollte eigentlich immer mal eine steirische Bandchronologie schreiben. Mein heimatlicher Abschied aus Mautern – ich bin dort zur Volks- und zur Hauptschule gegangen – bestand ja vor allem aus der Frage, was aus mir mal werden soll. Meine Eltern haben sich nie damit beschäftigt, ich hab mir gedacht, ich geh nach Admont ins Kloster. Wie kommt man auf so eine Idee? Ich bin auf dem Bauernhof meiner Großeltern geboren und direkt daneben war das Freibad. Das war immer ein mystischer Ort für mich und ist es auch heute noch. Ich bin irgendwann mal reingefallen und mein Großvater hat mir das Leben gerettet. Und da bin ich, als ich etwa zwölf war, mit meinem Puch-Minirad vorbeigeradelt und es trieb eine Schönheit im weißen Bikini auf dem Wasser. Rundherum planschten die männlichen Anwärter und ich dachte mir, das wird sich für mich nie spielen. Und dann hatte ich eine Vision von einem Priester in einer Soutane und von einem James Bond. Und ich wusste, eines von den beiden sollte es wohl werden.

Aber noch mal: Warum sind Sie nicht Musiker, nicht Priester geworden, sondern ans Max-Reinhardt-Seminar in Wien zur Schauspielausbildung gegangen?

32 /// Fazit Jänner 2014

Irgendwann nach der Hauptschule kam ein Verwandter, der war Hauptschuldirektor und hat gefragt: »Was soll aus dem Jungen werden, was kann er?« Und die Eltern sagten: »Zeichnen!« Na und dann bin ich aufs musisch-pädagogische Gymnasium nach Eisenerz, hab im Keller vom Internat gewohnt. Der Direktor hieß Kurt Makowski und war eine gefürchtete Figur, die ausgesehen hat wie ein jungsozialistischer Ohm Krüger mit riesigen Koteletten. Er hat eine Bühnenspieltruppe betrieben und hat mich da hinein genötigt. Wir haben dann eine Curt-Goetz-Komödie gespielt, da kommen zwölf Kinder vor und die gab es auf der Mittelschule nicht mehr. Ich sah ja ewig aus wie ein Achtjähriger und habe dann das jüngste Kind gespielt. Zum Schluss hat der Direktor zu mir gesagt: »Du musst aufs Reinhardt-Seminar.« Ich hab geantwortet: »Ja, ich wollt‘ eh immer Priester werden«, weil ich den Begriff Seminar nur in Verbindung mit Priesterseminar kannte. Er sagte: »Schauspielschul‘, du Trottel!« Und das blieb hängen. Aber nur weil Lehrer etwas sagen, muss daraus ja nichts werden. Ich hatte nämlich den Eindruck, Ihre Musikerkarriere war dominanter. Das ist parallel entstanden. Ich hab damals die Sendung »Film für dich« gesehen, später hieß das »Trailer«, und da wurde der Film »American Graffiti« vorgestellt. Da kamen Lieder vor, so eine Musik hatte ich noch nie zuvor gehört. Das erste war »Almost Grown« von Chuck Berry und außerdem »You‘re Sixteen, You‘re Beautiful And You‘re Mine«. Und ich dachte mir, das ist super, das muss ich machen. Als ich dann nach Eisenerz gekommen bin, hatte einer der Jungs die Zeitschrift »Rock Dreams« mit einem sechzehnseitigen Bildteil von einem belgischen Grafiker, die hab ich gesehen und war total fasziniert. Und dann gab es die Papierhandlung Meixner, die von der Mutter unseres Turnlehrers und Geschichtsprofessors betrieben wurde … Sie haben ein unglaublich gutes Gedächtnis für diese Anekdoten. Wieso haben Sie Angst, sich keine Texte zu merken? Mich hat damals einfach alles so fasziniert, dass sich das eingegraben hat. Ich hab mir den Rock ‘n‘ Roll erarbeitet, als er noch nicht so angesagt war. Und über Filme und Zeitschriften bin ich da hineingeraten. Aber Sie haben mir immer noch nicht verraten, warum dann die Entscheidung für das Schauspiel kam. Ihre Begeisterung für die Rockmusik ist ja jetzt noch zu spüren. Ich hab fast den Eindruck, Sie würden lieber Musik machen. Ich glaub, ich will‘s eh. … Stört‘s nicht, wenn ich so viel red‘?


Überhaupt nicht, wenn Sie mir verraten, was Sie bewegt. Nach dem Tod meines Vaters hab ich eine Musik entdeckt, die ich zuletzt als 16-Jähriger gehört habe und die für mich eine Heilung bewirkt hat. Das war »The Train and the River« von Jimmy Giuffre. Und es ist die Eröffnungsmusik des Films »Jazz on a Summer’s Day«. Eine wundersame Dokumentation über das Newport Jazz Festival des Jahres 1958. Den Film hatte ich im Rechbauerkino gesehen. Das war wieder eine Erlösung. Und mir ist etwas aufgefallen: Das Jahr 1958, mein Geburtsjahr, ist auch das Jahr, aus dem all diese Lieder stammen, die mich so prägen – und ich wäre im Alter von 14 Monaten fast an einer Darmvergiftung gestorben. Das hat mich natürlich beschäftigt, so wie der Tod halt alle Österreicher beschäftigt. Ich frag mich immer, ob man sich so etwas merken kann oder ob einem das so oft erzählt wird, bis man anfängt, es zu verinnerlichen. Ich glaube, man baut sich eine eigene Biografie und versucht, Erklärungen für sein Vorhandensein zu finden. Oder zu erfinden. Und deshalb ist eine Biografie nie etwas Objektives. Aber wahrscheinlich eine Sehnsucht nach Objektivität …

… und Kausalität. Und nach Erlösung! Man versucht, etwas Lösendes zu finden. Das Erdendasein, was ja auch nur ein Internatsdasein ist, in einen größeren Zusammenhang zu stellen.

Und Ihre Erlösung war eine Darmvergiftung? Ich glaube, ich wollte mich von dieser Welt verabschieden, weil ich dachte, ich werde bereits mit 17 Jahren geboren. Ich saß 1958 auf einer Wolke und da hat mir die Welt so gut gefallen, ich hab mich aber verrechnet und wurde als Baby geboren. Und die Darmvergiftung war vielleicht der Versuch, sich wieder zu verabschieden, weil ich unbedingt diese Zeit, das Weltgeschehen und die Musik damals miterleben wollte. Das klingt wie der kleine Oskar Matzerath aus der Blechtrommel. Nicht ganz. Man hat mich halt vom Sterbenwollen zurückgehalten in diesem zeitversetzten Leben, in dem ich dann später alles ausleben durfte mit der Band und auf dem Theater. Man muss es halt erwarten können! Das Warten gilt es zu erlernen! Herr Silberschneider, vielen Dank für das Gespräch.


Steuer Board

Pendlerförderung Neu Mit Wirkung 1.1.2013 wurden einige steuerliche Maßnahmen umgesetzt, um Pendler zu unterstützen. So wurde die Anwendbarkeit des Pendlerpauschales (PP) auf teilzeitbeschäftigte Personen ausgeweitet. Für Pendler, denen das PP zusteht, gibt es zusätzlich den Pendlereuro, dessen Höhe abhängig von der Entfernung zum Arbeitsplatz ist. Der Pendlereuro ist ein Absetzbetrag, der die Steuer selbst reduziert. Pendler, die einkommensbedingt keine Einkommensteuer zahlen, steht ein Pendlerausgleichsbetrag zu – das ist eine „Negativsteuer“, die zu einer Gutschrift bei der Veranlagung führt. Pendler, denen ein Firmenauto zur Verfügung steht, „verlieren“ das Pendlerpauschale. Das Jobticket kann nun auch Arbeitnehmern gewährt werden, die keinen Anspruch auf das Pendlerpauschale haben. Die Kriterien für die Anwendbarkeit des PP und des Pendlereuro ab 2014 wurden in einer Verordnung festgesetzt. Kernstück dieser Verordnung ist der Pendlerrechner, mit dem die Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsstätte und die Zumutbarkeit der Benutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels beurteilt werden können. Da noch nicht feststeht, ob der Pendlerrechner bereits ab 1.1.2014 (im Internet auf der Homepage des BMF) online ist, wurden auch Bestimmungen für die spätere Anwendung vorgesehen. Unter anderem sind die Arbeitgeber verpflichtet, so bald wie möglich und spätestens bis 30.9.2014 eine Aufrollung vorzunehmen. Tipp: Der Ausdruck des ermittelten Ergebnisses des Pendlerrechners gilt als amtlicher Vordruck, der die Berücksichtigung des PP durch den Arbeitgeber im Rahmen der Gehaltsabrechnung rechtfertigt. Werden vom Arbeitgeber PP bereits vor Veröffentlichung des Pendlerrechners berücksichtigt, muss vom Arbeitnehmer unbedingt bis spätestens 30.6.2014 ein Ausdruck des Ergebnisses des Pendlerrechners verlangt werden.

Bei Fragen steht Ihnen Mag. Alexander Hofer gerne zur Verfügung. Sie erreichen den Autor unter Tel.: 0316 386001 40 oder E-Mail: alexander.hofer@gaedke.at

Massensterben von Autohäusern droht

P

ricewaterhouseCoopers(PwC) hat den deutschen Kfz-Handel analysiert und kommt zum Ergebnis, dass große Umbrüche bevorstehen. Bis 2020 sollen 40 Prozent der Autohäuser wegfallen. Aufgrund eines identen KfzHandelssystems in Österreich gehen Experten davon aus, dass die Ergebnisse auch für Österreich gelten.

Der Automobilhandel steht vor großen Veränderungen. Während der demografische Wandel die Zahl der potenziellen Autokäufer sinken lässt, muss sich der traditionelle stationäre Autovertrieb einer verstärkten Konkurrenz durch Internetund Direktanbieter stellen. Zudem werden Mobilitätskonzepte wie das Car-Sharing als Alternative zur Anschaffung eines eigenen Pkw an Bedeutung gewinnen, so die Studie. „Für das Jahr 2020 sehen wir vier wesentliche Geschäftsmodelle. Neben dem klassischen Autohandel und dem bereits gängigen Flottenvertrieb an Großkunden sind dies der Direktvertrieb und das Modell des Mobilitätsdienstleisters, bei dem nicht der Fahrzeugverkauf, sondern die Bereitstellung jeweils passender Verkehrsmittel im Vordergrund steht. Händler werden sich entscheiden müssen, in welchen Geschäftsmodellen sie ihre Kernkompetenzen sehen. Erfolgreich ist, wer bereits heute anfängt, sich auf die stärker differenzierten Kundenbedürfnisse auszurichten“, kommentiert Felix Kuhnert, Leiter des PwC-Automotive-Bereichs für Europa. Kunden werden weniger und älter Die Nachfrage auf dem Pkw-Markt wird in den kommenden Jahren von 34 /// Fazit Jänner 2013

drei Haupttrends bestimmt. Erstens sorgt der demografische Wandel dafür, dass die Zahl der potenziellen Autokäufer deutlich sinken wird. Dass das Durchschnittsalter der aktiven Autofahrer weiter steigen wird, ist in der Studie berücksichtigt. Zweitens steigt der Anteil der Single-Haushalte weiter und drittens hält die Landflucht an. Die Menschen zieht es in die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossenen Ballungsräume. In Deutschland werden 2020 bereits 86 Prozent der Autokäufer in Städten bzw. Ballungszentren leben. Wer in der Stadt lebt und alleine wohnt, braucht seltener ein Auto – und kaum einmal ein großes. Die Urbanisierung lässt allerdings die Nachfrage nach Kleinwagen und alternativen Mobilitätskonzepten steigen. Im dünner besiedelten ländlichen Raum werden aufgrund der schrumpfenden Bevölkerung in allen Segmenten weniger Fahrzeuge gekauft und auch weniger Mobilitätsdienstleistungen nachgefragt. Insbesondere auf dem Land wird es daher schwieriger, im Autohandel profitabel zu bleiben, so die Studie. PwC rät Händlern in ländlichen Regionen, verstärkt auf Kooperationen und eine Multimarkenstrategie setzen, um Service- und Verkaufsstützpunkte rentabel zu betreiben. 40 Prozent der Händler werden bis 2020 verschwinden Das stationäre Autogeschäft wird zwar auch 2020 das Rückgrat des Vertriebs sein, jedoch wird die Zahl der Händler um über 40 Prozent sinken. Als Grund für diese Entwicklung sieht PwC eine steigende Unternehmensmindestgröße, die das Autohaus der

Foto: speed4presse

Steuerberater Mag. Alexander Hofer


Investor

Von Johannes Tandl

Bis 2020 werden sich bis zu 40 Prozent der Autohäuser zum Aufgeben gezwungen sehen.

Zukunft haben wird müssen, um die erforderlichen Investitionen stemmen zu können. Das klassische Geschäftsmodell gerät aber auch von anderer

Seite unter Druck. Das Internet ist derzeit im Neuwagengeschäft vor allem ein Informationsmedium. Das wird sich jedoch ändern. In Zukunft wird

das Netz auch als Handelsplattform für das Neuwagengeschäft an Bedeutung gewinnen. Auch der Marktanteil der Flottenverkäufe wird bis 2020 weiter steigen. Wesentliche Treiber aus Sicht der Großkunden sind hier die Senkung der Gesamtkosten und eine höhere Umweltfreundlichkeit. Wer die Bedürfnisse der Flottenkunden versteht, spezialisiertes Know-how und Verkäufer aufbaut und entsprechend umweltverträgliche Produkte im Portfolio hat, wird erfolgreich sein. Wer darüber hinaus Mobilitätsmanagement von der Reiseplanung über die Fahrtkostenabrechnung bis hin zur Wartung anbieten kann, dürfte die Nase vorn haben. Eine besondere Herausforderung für den stationären Handel ist der Trend zu Mobilitätsdienstleistungen. Für viele Menschen steht nicht das Verkehrsmittel, sondern die günstigste Fortbewegung von A nach B im Vordergrund. Bislang wird dieses Segment vor allem von reinen Car-Sharing-Anbietern bedient, zumindest in den Großstädten drängen aber auch die Hersteller in das Geschäftsfeld. Für Händler ist die Einstiegsschwelle nicht unüberwindbar, aber doch hoch. Ein Knackpunkt ist die effiziente Zusammenarbeit mit anderen Dienstleistern, da zur Koordination der verschiedenen Leistungen integrierte Serviceprozesse und eine leistungsfähige IT notwendig sind.

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Chancen bei Themenfonds

T

hemenfonds sind in den letzten Jahren zunehmend beliebter geworden. Tatsächlich ist es nicht schwer, potenziellen Anlegern plausibel zu erklären, dass sie viel verdienen können, wenn sie in Unternehmen investieren, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen auf aktuelle Megatrends setzen. Doch die Strategie ist umstritten! Denn bis sich ein hoffnungsvoller Trend zur Bankfiliale um die Ecke durchgesprochen hat, sind die entsprechenden Aktien oft bereits dramatisch überteuert. Außerdem sagt ein Trend, auf den ein Fonds setzt, eigentlich nicht viel über die Renditechancen aus. Entscheidend ist die Auswahl der Unternehmen, beziehungsweise ihrer Aktien oder Obligationen. Daher gilt für Themenfonds das Gleiche wie für alle anderen ETFs: Wer der Goldgräberstimmung erliegt, die von geschickt agierenden Wertpapierverkäufern verbreitet wird, kann sich gewaltig verspekulieren. Wer jedoch auf einen Themenfonds, der von erfahrenen Fondsmanagern verwaltet wird, setzt, kann wesentlich besser performen als der in den Indices abgebildete Durchschnittsmarkt. Das Schweizer Anlagehaus Pictet sieht neun Megatrends, die von ihm, gleich gewichtet, im Megatrendfonds „Pictet Global Megatrend Selection“ abgebildet werden. Seit 1. Jänner hat der Fonds ein Plus von 18,9 Prozent erzielt. Es sind 36 /// Fazit Jänner 2014

dies Biotech, digitale Kommunikation, generische Pharmaprodukte, Holz, Landwirtschaft, Premium-Marken, erneuerbare Energien, Sicherheit und Wasser. Das deutsche Investmenthaus Schroders setzt hingegen auf die Megatrends Demographie und Klimawandel. Der Demographie-Fonds „Schroder ISF Global Demographic Opportunities“ investiert in Branchen und Unternehmen, die von der Überalterung der Gesellschaft in den alten Industrieländern und von der explodierenden

Bevölkerung in den Schwellenländern profitieren sollen. Dabei werden 90 Prozent der globalen Aktienmärkte abgegriffen und analysiert. Die Rendite seit Jahresanfang liegt bei 20,6 Prozent. Der Klimawandelfonds „Schroder ISF Global Climate Change Equity“ ist hingegen in Aktien von Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen helfen sollen, die Klimafolgen zu begrenzen oder beherrschbar zu machen, veranlagt und hat seit Jahresbeginn mit 22,8 Prozent performt.

Performance seit Jahresanfang (YTD) Stand: 11.12.2013 ......zum Vergleich

Schroder ISF Global Climate Change Equity

22,8 %

Schroder ISF Global Demographic Opportunities

20,6%

DAX

17,7 %

18,9 %

2,1%

ATX Pictet Global Megatrend Selection

18,9 % Dow Jones


Investor

Von Johannes Tandl

PhotovoltaikBeteiligungsmodelle boomen

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Foto: Bernd Sieker

un steigt auch der Lebensmittelhändler Spar in den Energiemarkt ein. Die Lebensmittelhandelskette

Nach der „Energie Graz“ nutzt auch der Lebensmittelhändler Spar ein Photovoltaik-Beteiligungsmodell als umweltfreundliches Kundebindungsinstrument.

beginnt damit, ihre Supermärkte mit Photovoltaik-Anlagen auszustatten, an denen sich auch Spar-Kunden beteiligen können. Die technische Umsetzung des Konzepts erfolgt durch die Wien Energie. Das Konzept sieht vor, dass Spar-Kunden in Solarpaneele investieren und der gewonnene Sonnenstrom vor Ort vom Supermarkt verbraucht wird. Die Investoren erhalten dafür eine 5,1-prozentig verzinste Vergütung in Form von Spar-Gutscheinen. Die Mindestinvestitionssumme beträgt 950 Euro für ein Solarpaneel. Jeder Kunde kann maximal fünf Paneele um 4.750 Euro erwerben. Voraussetzung für das Investment ist ein Hauptwohnsitz in Österreich. Spar nutzt seine Photovoltaikanlagen als Kundenbindungsinstrument, denn anders als bei den klassischen Investments erhalten die Investoren kein Geld,

sondern 25 Jahre lang Spar-Einkaufsgutscheine im Wert von 60 Euro pro Jahr und Paneel. Das entspricht einer Rendite von 5,1 Prozent. Den danach angesichts der Verzinsung noch offenen Restbetrag kann man sich dann entweder bar oder ebenfalls in Gutscheinform ablösen lassen. In Summe verdoppelt sich so der ursprünglich eingesetzte Betrag. Ein ähnliches Projekt verfolgt auch die „Energie Graz“. Das kommunale EVU stattet große Dachflächen in der steirischen Landeshauptstadt mit Photovoltaik-Anlagen aus und least die Solarmodule von den Investoren zurück. Wie Spar zahlt auch die „Energie Graz“ die Rendite von 3,3 Prozent nicht bar, sondern stellt eine Gutschrift auf die Stromrechnung aus. In Graz kostet ein Solarpaneel 650 Euro und jeder „Energie-Graz“-Kunde kann bis zu 10 Paneele erwerben.

Finanzielle Erfolge auf lange Sicht absichern

U

m Ihr Vermögen solide abzusichern, müssen Sie sich nur Zeit für eine fundierte Beratung nehmen. Mit dem Ziel, Ihr Vermögen über Jahrzehnte zu stärken, nehmen sich auch die Experten des Bankhauses Zeit für Sie. Erst auf Basis gegenseitigen Vertrauens sind vernünftige Entscheidungen in Vermögensangelegenheiten möglich.

In hektischen Zeiten sollte die Vernunft den Ausschlag geben und Trends wie „Vorsorgewohnungen“ rational hinterfragt werden. „Bessere Optionen erarbeiten wir mit Ihnen gemeinsam und nehmen uns als First-Class-BankingHaus Zeit dafür. Nehmen auch Sie sich Zeit für vernünftige Entscheidungen“, so Gmoser.

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Wenn ein Jahr zu Ende geht, hält man gerne Rückschau und schmiedet Pläne. „Wer heuer viel erreicht hat, muss sich Gedanken machen, wie er finanzielle Erfolge auf lange Sicht absichert“, weiß Finanzexperte Willibald Gmoser. Hier setzt Private Banking an – und das nicht nur zum Jahreswechsel. Willibald Gmoser, Leiter Private Banking im Bankhaus Krentschker Graz Kontakt: Telefon: 0316 8030-387 77 www.krentschker.at

Fazit Jänner 2014 /// 37


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Steuern

Wer Geld sparen will, muss sich jedes Jahr mit den steuerlichen Neuerungen befassen.

Steuern: Zahlreiche Neuerungen für 2014 Im kommenden Jahr kommen zahlreiche Neuerungen auf uns zu. Steuerexperte Alexander Hofer hat die wichtigsten Änderungen zusammengefasst. Zuschuss des Arbeitgebers zur Kinderbetreuung Arbeitgeber können allen Arbeitnehmern oder bestimmten Gruppen von Arbeitnehmern einen Zuschuss für die Kinderbetreuung gewähren, der im Jahr 2013 mit Wirkung 1.1.2013 von EUR 500 auf EUR 1.000 erhöht worden ist. Der Zuschuss ist lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei. Tipp: Noch im Jahr 2013 betroffenen Arbeitnehmern so ein „Brutto-für-Netto-Geschenk“ statt einer Prämie oder Ähnlichem zukommen lassen.

GmbH light und Reduktion der Mindestkörperschaftsteuer Per 1.7.2013 wurde mit dem GesRÄG 2013 eine Absenkung der gesetzlichen Mindesthöhe des Stammkapitals bei GmbH von EUR 35.000 auf EUR 5.000 vorgenommen. Damit einhergehend sinkt die Mindestkörperschaftsteuer – auch für bestehende GmbH – auf EUR 500 (5 Prozent vom gesetzlichen Mindeststammkapital). Tipp: Prüfen Sie die Möglichkeit der Herabsetzung des Stammkapitals Ihrer Gesellschaft auf EUR 10.000 und ob Sie so steuerfrei zu einem bislang in der Gesellschaft gebundenen Kapital kommen können. 38 /// Fazit Jänner 2014

Lassen Sie sich dabei unbedingt beraten, um nicht in die „Falle“ einer Unterkapitalisierung zu laufen.

Alexander Hofer präsentiert die wichtigsten Steueränderungen für 2014.

Erleichterungen für Vereine ab 2013 Kleine Vereinsfeste, die insgesamt maximal 48 Stunden pro Jahr dauern, sind umsatzsteuerbefreit. Die Abgrenzung zu großen Vereinsfesten besteht vor allem darin, ob die Veranstaltung von Vereinsmitgliedern getragen wird, und ist in den Vereinsrichtlinien präzisiert (Rz 306 und 307). Die Besucheranzahl ist demnach irrelevant. Auch bei großen Vereinsfesten dürfen ab 2013 20 Prozent der erzielten Betriebseinnahmen pauschal als Eigenleistung abgezogen werden, sofern diese über eine Ausnahmeregelung verfügen bzw. der jährliche Nettoumsatz aus solchen Festen EUR 40.000 nicht übersteigt. Neues Rechtsmittelverfahren im Abgaben-, Zoll- und Finanzstrafrecht Ab 1.1.2014 treten zahlreiche verfahrensrechtliche Änderungen in Kraft. Ein paar Highlights: Der Unabhängige Finanzsenat (UFS) wird durch das Bundesfinanzgericht (BFG) ersetzen. Berufungen heißen künftig „Beschwerden“, es ist grundsätzlich zu-


Steuern

nächst mit Beschwerdevorentscheidung abzusprechen, es gibt keine zweite „Beschwerdevorentscheidung“ mehr.

Begünstigt besteuerte Gewinne – Klarstellung zur Nachversteuerung und Entnahmemöglichkeit Eine Nachversteuerung ist nach dem Gesetz vorzunehmen, wenn in einem der Inanspruchnahme der Begünstigung folgenden Jahr das Eigenkapital entnahmebedingt sinkt. Nachzuversteuern ist höchstens der Betrag, der in den vorangegangenen sieben Wirtschaftsjahren begünstigt besteuert worden ist. Vor Kurzem wurde durch das BMF klargestellt, dass jeweils ab dem 8. Jahr eine Entnahme des jeweils betroffenen Gewinns ohne Nachversteuerung mög-

lich ist, auch wenn dadurch insoweit ein Absinken des Eigenkapitals verbunden ist. Diese Aussage ermöglicht nun Entnahmen, von denen bislang von einer bis zu 13-jährigen Kapitalbindung auszugehen war. Tipp: Prüfen Sie die erweiterten Entnahmemöglichkeiten noch im Jahr 2013! Übertragung von Altabfertigungsanwartschaften – Vollübertritt Der Voll-Übertritt vom Alt-Abfertigungssystem in das System „Abfertigung Neu“ ist nun über den 31.12.2012 hinaus unbefristet möglich. Teil-Übertritte mit „Einfrieren“ der Alt-Abfertigungsanwartschaft waren nie befristet. Tipp: Prüfen Sie die Attraktivität des (Teil-) Über-

tritts vor allem bei „langgedienten“ Mitarbeitern durch die zusätzliche abgabenund beitragsschonende Altersvorsorge.

Elektronische Rechnungen Die in der Praxis verbreitetste Form der elektronischen Rechnung ist eine per E-Mail übermittelte pdf-Datei. Die Anforderungen an eine elektronische Rechnung sind in der „E-Rechnung-UStVerordnung“ (BGBl II 2003/583 idF BGBl II 2012/516) geregelt. Achtung: Ab 1.1.2014 tritt die „e-Rechnungsverordnung“ (BGBl II 2012/505) in Kraft, welche die verpflichtende Ausstellung und Übermittlung von elektronischen Rechnungen an Bundesdienststellen vorsieht!

Der Bankomat vor der Haustüre E

ine Bank wiegt 15 Tonnen, hat acht Räder und erreicht bis zu 90 km/h. Ende November präsentierte die Raiffeisenbank Leoben-Bruck Österreichs erste mobile Bankstelle. Dabei bietet die fahrbare Bank alles, was eine normale Bank auch zu bieten hat. Es gibt einen Kassenbereich, aber auch eigene Bereiche für wartende Kunden und Beratungsgespräche. Auch zwei Bankomaten sind in die Bank integriert. Österreichische Vorschriften Das Konzept kommt aus Deutschland, wo bereits mehrere Kreditinstitute mobile Bankstellen einsetzen, um kleine Orte zu versorgen. Doch das österreichische Modell bietet mehr als das deutsche. Bankdirektor Sepp Trippl erklärt: „In der mobilen Bankfiliale steckt heimisches Bank-Know-how genau-

so wie das Fachwissen des Herstellers GS-Mobile. Gemeinsam haben wir das Hightech-Fahrzeug entwickelt.“ Um auch bei winterlichen Bedingungen den Service anbieten zu können, wurde etwa ein Fahrgestell mit drei Achsen gewählt. Aber nicht nur das Fahrgestell unterscheidet sich vom deutschen Vorbild. Der österreichische Gesetzgeber fordert höhere Räume und auch die Sicherheitsvorschriften sind anders. So spielt die fahrbare Bankfiliale alle technischen Stücke, die auch eine klassische Bank bietet: Der Tresor ist zeitschlossgesichert, die Innenräume videoüberwacht und der Bankomat ist genauso einbruchssicher wie ein stationäres Modell. Auch in Bewegung ist das Fahrzeug stets unter Kontrolle: Seine Position ist über Satellitenortung jederzeit bekannt.

Foto: GS-Mobile

Gerade für den ländlichen Raum bieten sich mobile Bankfilialen an. Die Raiffeisenbank Leoben-Bruck hat daher ein in Deutschland bereits gängiges Konzept für die österreichischen Verhältnisse adaptiert und bietet jetzt erstmalig in Österreich einen mobilen Bankservice an.

Mit diesem Bus versorgt die Raiffeisenbank Leoben-Bruck die kleinen Dörfer der Region mit Bankdienstleistungen.

Fazit Jänner 2014 /// 39


Bildung

Kapitalismus ist Bürgerpflicht

Transatlantische Kontakte

Wir alle sind Akteure in der Welt von Wirtschaft und Kapital – vor allem aber haben wir die Wahl. Wir können einen Kapitalismus gestalten, der uns gerecht wird und der gerecht ist. Von der Ohnmacht zur Marktmacht des Einzelnen – dafür streitet dieses Buch.

Paperback, 224 Seiten, € 15,50 [A] ISBN 978-3-570-55231-5 Auch als E-Book erhältlich

Detroit muss sich neu erfinden. Die krisengeschüttelte Stadt bemüht sich um den Titel »City of Design«. Eine Kooperation zwischen der FH Joanneum und dem »College for Creative Studies« soll da mithelfen. Von Michael Neumayr

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Weitere Informationen und Leseproben unter www.pantheon-verlag.de

etroit kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Einst eine Millionenstadt, ist das Hauptquartier von General Motors über die Jahrzehnte auf nur noch 700.000 Einwohner geschrumpft und steht de facto vor der Pleite. Deshalb will sich die Stadt neu erfinden und strebt den Titel »Unesco City of Design« an. Eine Voraussetzung dafür ist eine Designhochschule, die in Detroit mit dem renommierten College for Creative Studies bereits besteht. Trotzdem wollte man sich Erfahrungswerte aus den bestehenden Designstädten holen und hat in der FH Joanneum einen kompetenten Partner gefunden. 40 /// Fazit Jänner 2014

Kooperationen zwischen den Hochschulen »Entstanden ist der Kontakt über die persönliche Beziehung zwischen AVL America und der Detroiter Universität. Deshalb war der Rektor des College for Creative Studies, Rick Rogers, bereits bei uns auf Besuch«, erzählt Günter Riegler, Geschäftsführer der FH Joanneum. Mit einem hochkarätigen Gegenbesuch von Rektor Karl Peter Pfeiffer, Günter Riegler und den Institutsleitern Karl Stocker und Georg Wagner konnte nun die Kooperation intensiviert werden. Bei der Frage der Bewerbung Detroits als »City of Design« sei es vor allem


Fotos: FH Joanneum

Bildung

Es ist spürbar, dass Europa den Amerikanern viel geben kann.

Günter Riegler, FH-Geschäftsführer

darum gegangen, welche Kooperationen man eingehen könne, erklärt Riegler. Außerdem seien Kooperationsmöglichkeiten und der Erfahrungsaustausch im Vordergrund gestanden. »Wir brauchen uns nicht zu verstecken«, ist Riegler überzeugt. Zwar hätten die Amerikaner mehr Budget für ihre Designstudiengänge und dadurch eine sehr gute Infrastruktur. Viele Vortragende am Detroiter College würden jedoch aus Europa kommen. Der Dekan Vince Carducci stammt etwa aus Italien. »Es ist spürbar, dass Europa den Amerikanern viel geben kann«, so Riegler. So hätten die amerikanischen Professoren versichert, dass man in Europa einen Vorsprung beim Gefühl von Schönheit habe. »Kein Wunder, wir wachsen in einer Umgebung mit historischen Prachtbauten und einer Jahrhunderte langen Geschichte auf«, erklärt Riegler. Studierenden- und Lehrendenaustausch Potenzial für eine gemeinsame Kooperation sieht Günter Riegler vor allem für gemeinsame Forschungsprojekte und einen künftigen Studierenden- und Lehrendenaustausch. »Unsere Studierenden sollen in Zukunft davon profitieren, dass wir einen weiteren starken Partner für Austausch und gemeinsame Projekte haben«, erklärt Riegler die neue Partnerschaft. Bei einem gemeinsamen

Brainstorming wurden bereits konkrete Kooperationsthemen eingegrenzt. Die Vertreter des Detroiter Colleges zeigten sich auf jeden Fall beeindruckt von den Bachelor- und Mastergebnissen der Grazer Studenten. Die Bedeutung der FH Joanneum als Antriebskraft für die Grazer Design-Aktivitäten sei dabei nicht zu unterschätzen, betont Rektor Pfeiffer. Neuer Partner Montreal Beim Besuch in Amerika nutzen die vier Vertreter der FH Joanneum die Gelegenheit und knüpften auch Kontakte nach Montreal. Bei einem Zwischenstopp traf man Vertreter der beiden Design-Fakultäten Montreals und Vertreter der City-of-Design-Spitze der Stadt, um die FH Joanneum zu präsentieren. Montreal ist 2015 Design-Partnerstadt von Graz, und so konnten schon erste Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet werden. »Für unsere Studiengänge ist es enorm wichtig, in internationalen Kooperationen Projekte zu realisieren. Graz als Teil des Creative-Cities-Networks der Unesco bietet uns dafür beste Voraussetzungen. Nach dem erfolgreichen Graz-Nagoya-Projekt und dem laufenden Projekt mit Saint-Étienne freuen wir uns sehr auf die Kooperation mit Montreal im Jahr 2015«, sagt Karl Stocker. Fazit Jänner 2014 /// 41


Bildung

Land und AMS wollen Jobchancen erhöhen Die aktuelle Beschäftigungssituation stellt Politik und Wirtschaft vor große Herausforderungen. Die Arbeitslosenrate steigt gegenüber dem Vorjahr. Derzeit ist nicht zu erwarten, dass sich das rasch ändern wird. Trotzdem beklagen sich Vertreter von Industrie und Wirtschaft seit Jahren über einen Fachkräftemangel. Unter diesen Vorzeichen wollen nun Land Steiermark und AMS mit dem neuen Projekt Aqua (Arbeitsplatznahe Qualifizierung) einen Gegenimpuls setzen.

G

rößere Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Mangel an Fachkräften – genau in diesem Spannungsfeld setzt unser gemeinsames Projekt an“, erklärt Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser bei der Präsentation von Aqua mit AMSLandesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe. Die Zielgruppe des Projektes sind Betriebe, die aufgrund des Facharbeitermangels Stellen schwer besetzen können. Auf der anderen Seite sollen arbeitslose Personen mit eingeschränkten Vermittlungsmöglichkeiten angesprochen werden. Diese Arbeitsuchenden bekommen die Möglichkeit, praxisnahe Aus- und Weiterbildungen zu absolvieren. Die Qualifizierungsmaßnahmen müssen jedoch ganz konkreten betrieblichen Anforderungen entsprechen. „Mit anderen Worten: Dieses Modell bietet den Unternehmen die Möglichkeit, für ihren eigenen Bedarf ganz gezielt Fachkräfte ausbilden zu lassen“, unterstreicht Schrittwieser.

www.wirtschaft.steiermark.at

Unternehmen beteiligen sich an der Finanzierung Die Betriebe finanzieren über einen Unternehmensbeitrag nicht nur die Ausbildung ihrer künftigen Fachkräfte mit, sondern müssen sich auch vor Ausbildungsbeginn dazu verpflichten, dass sie jene in ein Dienstverhältnis übernehmen, welche die Ausbildung ab-

geschlossen haben. Das Land steuert eine Qualifizierungsförderung von monatlich 95 Euro pro Teilnehmer bei, das AMS übernimmt während der Ausbildung die Fortzahlung der Existenzsicherung. „Durch den Schulterschluss von Politik, AMS und Wirtschaft ergeben sich mehrere Chancen“, sieht Schrittwieser nur Vorteile. So würden die Betriebe zu jenen Fachleuten kommen, die sie brauchen, und die Arbeitsuchenden haben die Chance auf eine gezielte Ausbildung und eine höhere Qualifikation. Das soll die Jobsuche erheblich erleichtern. AMS-Geschäftsführer Snobe verweist auf Erfolge im Bundesland Oberösterreich,

Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser und AMS-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe starten ein Ausbildungsprogramm zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.

*

Stei

mark European Entrepreneurial Region 2013

42 /// Fazit Jänner 2014

das sich durch seine industrielle Prägung sehr gut mit der Steiermark vergleichen lässt: „Dort ist Aqua in ähnlicher Form im Einsatz. Pro Jahr steigen knapp 1.400 Personen in dieses Programm ein. Die Quote für die langfristige Integration in den Arbeitsmarkt nach dieser Qualifizierung liegt bei über 70 Prozent.“ In der Steiermark sind in der ersten Tranche (bis Herbst 2014) vorerst rund 230 Teilnehmer für Aqua vorgesehen, wofür das Land aus seinem kooperativen Programm 170.000 Euro reserviert hat. „Die Ausbildung kann maximal zwei Jahre dauern – ab sofort sind wir startbereit“, so Snobe.

Foto: Land Steiermark

Von Michael Neumayr

*Die Steiermark erhielt die Auszeichnung als eine von 271 EU-Regionen für ihre innovativen Unternehmen und ihre zukunftsweisende Wirtschaftsstrategie.


Bildung

„Second Chance“ Model ICT

„Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen“

Gemäß diesem Zitat von Benjamin Franklin ist das Studium im Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz eine ideale Zukunftsinvestition.

Die bit group GmbH beschäftigte sich im Rahmen eines durch die Österreichische National Agentur geförderten internationalen Projekts (Second Chance ICT) mit Projektpartnern aus Italien, Spanien, Belgien und Polen mit der Konzeptionierung von Web-Applikationen für sehbehinderte und blinde Personen.

D

er angeführten Zielgruppe muss es zukünftig erleichtert werden, an webbasierten sozialen Netzwerken und eGovernmentAnwendungen teilhaben zu können. Falsch eingefügte und nicht beschriebene Grafiken, Symbole, Werbebanner und Software-Updates sind trotz modernster Technologien wie Braillezeile, Screenreader-Software und Verg rößer ungsmöglichkeiten ein permanentes Problem, mit dem sehbehinderte Personen im Alltag zu kämpfen haben. Aus dem Grund hat sich die bit group GmbH als Ziel gesetzt, einerseits internationale Richtlinien für Organisationen und deren Software-Entwickler zu definieren und andererseits zukünftige digitale Lehrinhalte und Webanwendungen unter starker Berücksichtigung von Anforderungen sehbehinderten

I

Personen zu erstellen. Ein wesentlicher Beitrag auf nationaler Ebene kann sein, stark sehbehinderten Personen den elektronischen Datenaustausch mit öffentlichen Stellen wie dem Finanzamt, Magistrat bzw. den Sozialversicherungen mit Web-Applikationen zu ermöglichen. Wichtig für die Konzeptionierung und die Erstellung der Richtlinien ist es, Informationen und Anforderungen aus erster Hand verarbeiten zu können, das Odilien Blindeninstitut in Graz mit seinen Experten der Lehre und den betroffenen Studenten spielt dabei eine entscheidende Rolle. Mittelfristig gilt es, sehbehinderte Personen im täglichen Umgang mit WebApplikationen bestmöglich zu unterstützen, um sie im großen Ausmaß tatsächlich IT-technologisch in den Alltag zu integrieren.

n Zusammenarbeit mit der Hochschule Mittweida (D) besteht die Möglichkeit, den Titel des Dipl.-Ing. (FH) bzw. Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) berufsbegleitend in zwei Jahren zu erwerben. Das maßgeschneiderte Studienmodell holt HTL-Absolventen/ -innen genau dort ab, wo diese mit ihren Kompetenzen stehen. Fähigkeiten und Qualifikationen, die bereits durch HTL-Abschluss und entsprechender Praxis erworben wurden, werden angerechnet und dadurch verkürzt sich die Studiendauer von 8 auf 4

Semester. Die Kombination von Präsenzveranstaltungen und Fernlehrelementen ermöglicht den Studierenden eine flexible Zeiteinteilung. An insgesamt 13 Standorten in Österreich kann man zwischen den Studienrichtungen Wirtschaf t singenieur wesen, Maschinenbau und Technische Informatik wählen. Starten Sie durch mit einem Studium nach Maß: Im März 2014 beginnt an der BULME Graz und an der HTBLA Wolfsberg jeweils ein neuer Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen.

Informationen zu Studienablauf und Anmeldung: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz Tel.: 03172/603 4020, Mail: info@aufbaustudium.at

Vom Ing. zum

Dipl.-Ing. (FH)

berufsbegleitend in 2 Jahren mit Fernstudienelementen

Studienstart:

März 2014  Wirtschaftsingenieurwesen

an der Bulme Graz an der HTBLA Wolfsberg  Maschinenbau

an der HTBLA Hollabrunn insgesamt 13 Studienstandorte in Österreich

Das Modell ICT will sehbehinderte Personen im täglichen Umgang mit WebApplikationen bestmöglich unterstützen.

Foto: bit

03172/603 4020 info@aufbaustudium.at www.aufbaustudium.at in Kooperation mit der Hochschule Mittweida (D)

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09.12.2013 11:43:09

Fazit Jänner 2014 /// 43


Kurz & News

Neues Gesu-fitnessloft in Graz eröffnet

Nicht die große Zahl der Ergometer, sondern auf den einzelnen Menschen abgestimmte Fitness ist das Ziel im neuen Gesu-Fitnessloft. Seit Dezember gibt es in Graz damit erstmals ein Fitnessstudio, das auf nachhaltige und ganzheitliche Fitnessprogramme setzt. Am 27. November wurde die Eröffnungsparty gefeiert. Mit dabei war auch Stephan Görgl.

Ausstellung Holz & Eisen eröffnet

Mit einer Vernissage startete am 5. Dezember die diesjährige Ausstellung in der Landarbeiterkammer in Graz. Bürgermeister Siegfried Nagl eröffnete den Abend, der ganz im Zeichen von „Holz & Eisen“ und den Künstlern Diana Schwarzenberg und Hans Leitner stand.

Franz Titschenbacher wird Obmann von pro Holz

Die Generalversammlung von pro Holz Steiermark hat Franz Titschenbacher einstimmig zum neuen Obmann gewählt. In dieser Funktion steht er künftig der übergeordneten Plattform für die gesamte steirische Holzwertschöpfungskette vor. Er folgt damit Hans Resch, der sich in den vergangenen Jahren für die Steigerung des Holzeinsatzes stark gemacht hat.

Knapp startet Talentsuche

Die Knapp AG veranstaltet am 7. März zum dritten Mal den Knapp coding contest. Der Programmierwettbewerb lockte Schüler und Studenten aus fast allen Bundesländern nach Hart bei Graz. Gelöst werden konnte die Aufgabe wahlweise in java oder C#. Über 100 Teilnehmer, vorwiegend Schüler und Studenten, nutzten in den vergangen zwei Jahren die Möglichkeit, ihr Talent zu zeigen. „Ich will mein theoretisches Wissen, das ich in der Schule gelernt habe, in der Praxis anwenden und mich mit anderen messen“, erklärt HTL-Schülerin Julia.

Eine gesangliche Kostprobe ihres schwungvollen Sounds lieferten die über 20 SängerInnen des Soweto Gospel Choirs im Grazer Rathaus und brachten die Stimme Afrikas in die Steiermark. Veranstalter Alex Pfleger und Gottfried Reyer und die Mitglieder des Chors wurden von Stadtrat Gerhard Rüsch und Stadträtin Lisa Rücker eingeladen, sich ins Goldene Buch der Stadt Graz einzutragen.

Genussball: Kulinarisches Ereignis des Jahres

Am 14. Juni 2014 findet zum vierten Mal der Grazer Genussball im congress Graz statt. Die Fine-Dining-begeisterten Gäste dürfen sich auf ein Fest der Genüsse freuen, bei dem 16 bis 20 nationale und internationale Spitzenköche für ein kulinarisches Gipfelerlebnis nach dem anderen sorgen werden. Unter den Köchen werden Christof Widakovich, Lorenz Kumpusch und Michael Hebenstreit erwartet. 44 /// Fazit Jänner 2014

Spar investiert am Standort Gratkorn

Am 4. Dezember eröffnete Spar den neu errichteten Supermarkt in Gratkorn. Der neue Markt wurde in nur fünfmonatiger Bauzeit am Gelände des alten Standortes neu errichtet. Der Neubau verfügt über eine Verkaufsfläche von 950 m² und wurde somit um 120 m² vergrößert. Mit dem Neubau sichert Spar auch weiterhin 29 Arbeitsplätze in der Region. Im Rahmen der Neueröffnung übergab Spar 2.000 Euro an das SOS-Kinderdorf für den Neubau des Kinderdorfes Stübing.

Fotos: gesu, pro Holz, Knapp, Spar, LAK, Fischer

Soweto Gospel Choir zu Besuch in Graz


Erfolgsgeschichte steirisches Pistengütesiegel Das steirische Pistengütesiegel soll für sicheren Skispass und komfortable Abfahrten sorgen. Seit 13 Jahren werden die steirischen Pisten überprüft. Seit einem Jahr unter der Leitung der Wirtschaftskammer. Insgesamt 85 Prozent der Pistenfläche wurde ausgezeichnet.

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Fotos: Kreischberg, WKO Steiermark

eit 13 Jahren wird das steirische Pistengütesiegel verliehen. Die insgesamt 14 Skigebiete, die sich dafür qualifizieren, lesen sich wie das Who is who des steirischen Wintersports. Insgesamt sind mehr als 85 Prozent der steirischen Pistenfläche zertifiziert. Mit Hilfe einer unabhängigen Kommission werden die einzelnen Skigebiete bewertet. Schwerpunkt des Pistengütesiegels ist, die Gefahrenstellen sukzessive zu reduzieren und somit die Unfallzahlen zu senken. Als einziges Pistengütesiegel Österreichs wird dabei auch die Qualität des Rettungsdienstes erfasst. Jeder einzelne Unfall wird mit einem eigenen Unfallerfassungsbericht erhoben und durch die Experten vom Verein „Große schützen Kleine“ unter Leitung von Peter Spitzer ausgewertet. „Dadurch konnten seit Einführung des Pistengütesiegels

die Skiunfälle um 45 Prozent verringert werden“, erklärt Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer.

Orientierungshilfen für Skifahrer Der Komfort der Gäste steht natürlich auch im Fokus, hier sind insbesondere Markierungen, Tafeln, Absperrungen und sonstige Orientierungshilfen ein Schwerpunkt, den die Kommission überprüft. So ist im Talbereich eine große Panoramatafel anzubringen. Die Skipisten sind nach drei Schwierigkeitsgraden einzustufen und auch die Präparierung der Pisten hat auf höchstem Standard zu erfolgen. Die Kommission selbst wird durch Mediziner, Praktiker aus der Seilbahnbranche und unabhängige Experten des Land Steiermark gebildet. Das Siegel wird für drei Jahre verliehen, danach muss neu geprüft werden.

Mit dem Pistengütesiegel, das für drei Jahre vergeben wird, sorgen die Liftbetreiber für mehr Sicherheit.

Kurz im Gespräch mit Karl Schmidhofer Obmann der Fachgruppe der Seilbahnen in der steirischen Wirtschaftskammer und seit 2009 Leiter des Skigebiets Kreischberg.

Vielen Österreichern ist das Skifahren zu teuer. Wie viel darf Österreichs Volkssport kosten? Dazu muss man festhalten, dass es in Österreich eine große Bandbreite an Skigebieten gibt, von Ischgl Arlberg bis Teichalm Gaberl. Besonders in der Steiermark muss das Skifahren aber nicht teuer sein, wenn man ein kleineres Skigebiet auswählt.

Das steirische Pistengütesiegel soll Qualitätssicherheit in die heimischen Skigebiete bringen. Welche Kriterien werden da herangezogen? Wir überprüfen Faktoren wie Pistenqualität und Kontrolle, das Leitsystem, die Absicherung und die Versorgung von Verunfallten. Die aktuelle Wintersaison ist in der Steiermark schon voll angelaufen. Wie zufrieden sind Sie mit dem diesjährigen Geschäft? Die Wintersaison ist sehr gut angelaufen, die Skigebiete haben eine gute Schneelage und die Buchungslage ist ebenfalls zufriedenstellend. Wir erwarten diesmal einen sehr guten Winter. Insgesamt wurden von den steirischen Seilbahn- und Liftbahnbetreibern 28 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert. Es wurden neue Seilbahnen, Pisten, Beschneiungsanlagen und Qualitätsverbesserung gebaut.

Fazit Jänner 2014 /// 45


Zur Lage #64 Ausschließlich über das Koalitionsabkommen zwischen der Sozialdemokratischen Partei Österreichs und der Österreichischen Volkspartei für die österreichische Bundesregierung 2013 bis 2018.

Zur Lage Spezial! Aus Bürgerpflicht

D

ie Würflein sind gefallen, die kleinste große Koalition aller Zeiten hat sich neu erfunden. Ein Schicksal, das unserem Land erspart bleiben kann, denn Österreich braucht nicht neu erfunden zu werden, wie uns der Kanzler bei der Bekanntgabe der Verhandlungsergebnisse zwischen SPÖ und ÖVP versichert hat. Mir bleibt in dieser letzten Lage des Jahres nur eine Aufgabe zu erledigen: Sie mit den wesentlichen Punkten der segensreichen Ausführungen der Koalitionsvereinbarung bzw. vor allem deren Präambel vertraut zu machen. Fangen wir an. »Die Sozialdemokratische Partei Österreichs und die Österreichische Volkspartei verbindet der Glaube an Österreich, das feste Vertrauen in die Stärke der Österreicherinnen und Österreicher und der Wille, die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu bewältigen.« Dem ist wenig hinzuzufügen, das sind die Textbausteine, aus denen große Erklärungen gezimmert werden. »Die letzten Jahre der Krise haben eines deutlich gezeigt: Die konstruktive Zusammenarbeit von zwei unterschiedlichen po-

»Wir betrachten es als unsere Aufgabe, die Regierungsarbeit und die notwendigen Veränderungen so zu gestalten, dass sie von breiten Bevölkerungsschichten mitgetragen werden können.« Das könnte man jetzt natürlich auch als Drohung verstehen, kaum was Wesentliches anzugehen, denn wir wissen: »Einem jeden recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.« Wird aber sicher nicht so gemeint sein. »Wir werden uns aktiv um Verständnis für Entscheidungen, Zustimmung zu Veränderungen und Anerkennung von Neuerungen bemühen.« Ui. Das muss ich jetzt nochmals lesen. ... Aha. Es geht also weniger um Neuerungen als um das Schaffen von Verständnis für solche. Das ist super, das ist irgendwie auf der »Höhe der Zeit«, ist es heutzutage doch von allergrößter Bedeutung, dass sich alle wohlfühlen. »Besonders wichtig ist uns dabei der Ausgleich zwischen den verschiedenen Gruppen, zwischen den Städten und dem ländlichen Raum, zwischen Alt und Jung und zwischen Arm und Reich.« Hört, hört! Das kann man eigentlich nur unterstreichen, dem kann eigentlich jeder nur zustimmen,

Österreich setzt sich aktiv für Menschenrechte, Frieden sowie soziale, wirtschaftliche ... litischen Kräften hat Österreich gut durch schwierige Zeiten geführt.« Gut. Das werden jetzt nicht alle bis ins letzte Detail so sehen, aber wahrscheinlich kann man auch »konstruktiv zusammenarbeiten« und trotzdem nichts zusammenbringen. »Unser Land, seine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und seine Unternehmen gelten heute in vielen Fragen in Europa als Vorbild; von der Beschäftigung über die Innovationskraft, von der Lehrlings- und Facharbeiterausbildung bis zum sozialpartnerschaftlichen Ansatz, Herausforderungen gemeinsam zu bestreiten.« Sapristi! Na da schau her, ein Vorbild ist man immer gerne, Europa kommt vor und die Sozialpartnerschaft; was will man mehr? Da kann man wirklich kaum etwas aussetzen. 46 /// Fazit Jänner 2014

selbst wenn sich das mit den »Gruppen« (wer ist da jetzt konkret noch gemeint?) mir nicht ganz erschließt. Sei‘s drum. »Wir wollen jedem die Möglichkeiten bieten, seine Ideen und Lebensvorstellungen zu verwirklichen, gleichzeitig auch Sicherheit geben und für Chancengerechtigkeit sorgen.« Ja, also, ja schon. Jeder soll jede Idee, jede Lebensvorstellung verwirklichen können. Sag ich aus dem Bauch heraus ein klares und deutliches »Ja!«. Solange ich es nicht bezahlen muss, sogar gerne. Ansonsten würde ich hier noch Potenzial für Nachbesserung sehen. Aber das ist wahrscheinlich kleinlich. »Die Menschen erwarten sich von der Politik und vom Staat zu Recht Verlässlichkeit, Stabilität, soziale Gerechtigkeit und Soli-

Von Christian Klepej darität.« Hoppla! Wenn »die Menschen« herangezogen werden, ist oft besondere Vorsicht angebracht. Verlässlichkeit und Stabilität jedenfalls, bei der Solidarität hingegen, also da vertraue ich lieber auf die meiner Freunde und Nachbarn, weil nämlich echte Solidarität nur aus Freiwilligkeit heraus entstehen kann. So weit zur Präambel, ich darf abschließend noch auf zwei im Papier formulierte »Ziele« der neuen Bundesregierung eingehen, die mich in ihrer Präzision beeindruckt haben. Erstens der Punkt im Abschnitt Kunst und Kultur: »Politisches Bekenntnis zur öffentlichen Finanzierung von Kunst und Kultur, zur Freiheit der Kunst, zur kulturellen Vielfalt und zur Geschlechtergerechtigkeit. (...) Zugang zu Kunst und Kultur für alle Menschen unabhängig von ihrer gesellschaftlichen und sozialen Stellung, Förderung der kulturellen Partizipation und sozialen Öffnung.« Klarer kann man nichts eigentlich nicht sagen. Und endlich für die Freiheit der Kunst einzutreten, das ist ja was! Zweitens noch ein Regierungsziel, das mich etwas verunsichert hat: »Österreich setzt sich aktiv für Menschenrechte, Frieden sowie soziale, wirtschaftliche und ökologische Sicherheit ein und beteiligt sich aktiv am Aufbau eines wirksamen multilateralen Systems mit den Vereinten Nationen als Zentrum, um damit die Schaffung einer geregelten und gerechten Weltordnung voranzubringen.« Tja, sicher gut gemeint! Nur muss ich gestehen, immer sehr skeptisch zu sein, wenn jemand nach einer »gerechten Weltordnung« ruft. Das tut etwa Alt-Neffe Kim Jong-un sicher auch gut und gerne. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Koalition dem Lande nicht nutzen kann. n Leider wurden das Editorial (Seite 3) und eben die Lage dieser Ausgabe in einer unlektorierten Fassung gedruckt. Wir entschuldigen uns für die Tippfehler.

Das gesamte Koalitionsabkommen steht auf den Seiten des Bundeskanzleramtes zum Download zur Verfügung: redir.ec/KoAbk


Essay von Werner Reichel

Die Feinde der Freiheit

sterreichs mediale, kulturelle und politische Landschaft ist eine Wüste. Mitten in dieser weiten Einöde steckt tief im Sand ein Schild. Darauf steht in dicken Lettern: »Politisch korrekt«. Die meisten Bewohner dieser Wüste denken, leben und handeln nach demselben Muster. Auf den Bühnen, im TV und in der Literatur stets derselbe neosozialistische Meinungsbrei. Gleiches gilt für die Medien. Egal ob Qualitäts- oder Boulevardblätter, ob privates Unterschichten-TV oder regierungstreues Staatsfernsehen, alle bewegen sich im selben Meinungs- und Gedankenbiotop. Nur die Verpackung ist entsprechend der jeweiligen Zielgruppe eine andere, der Inhalt wird immer an die politischen Vorgaben angepasst. Egal ob kleiner Boulevardzeitungsredakteur oder Feuilletonist beim elitären links-»liberalen« Blatt, alle verkünden dieselben Wahrheiten. Der politisch korrekte Untertan erfährt so, was opportun ist und wie und was er gerade zu denken und zu sagen hat. Die Grenze zwischen Gut und Böse ist, so wie einst im Kommunismus oder Nationalsozialismus, klar gezogen, um auch dem einfacher gestrickten Gutmenschen die Orientierung zu ermöglichen, damit er das Böse und den Feind klar erkennen und benennen kann. Andernfalls kämen manche vielleicht auf die Idee, dass freie Marktwirtschaft, Eigenverantwortung oder Atomkraft so übel nun doch nicht sind und dass man mit Sozialismus, Männerdiskriminierung, Plastiksackerlverbot, Wind- und Fahrrädern nur sehr schwer die Welt wird retten können.

Dem gemeinen Bürger wird jedenfalls stets derselbe Meinungseintopf inklusive dem politisch korrekten Koordinatensystem serviert: An einem Ende der Skala (am bösen) stehen: Kapitalismus, (Neo-)Liberalismus, freie Marktwirtschaft, Atomkraft, Gentechnik, Männlichkeit, Unternehmertum, traditionelle Familienstrukturen, Fleischkonsum, Eigenverantwortung oder strenge Zuwanderungskriterien. All das gilt es zu bekämpfen und auszumerzen, sei es mit Quoten, Gesetzen, Gewalt, Zuckerbrot und Peitsche, Propaganda, Marketing oder (Um-)Erziehung. Die Mittel werden von Jahr zu Jahr drastischer, das politische Koordinatensystem immer weiter nach links verschoben. Haltungen, die vor zehn Jahren noch als bürgerlich galten, werden heute als rechts oder rechtsextrem bekämpft. Die einstmals konservativen europäischen Parteien wie ÖVP oder CDU passen ihre Überzeugungen und Ziele an das kontinuierlich nach links driftende politische Koordinatensystem brav und ohne großes Murren an. Im grünen Bereich des politisch korrekten Wertekatalogs finden sich: Linke, Feminismus, Gender-Mainstreaming, Buntheit, Greenpeace, Keynesianismus, Multikulti, Neosozialismus, Patchworkfamilien, Veggie-Day, Planwirtschaft, Windräder oder Einkaufstaschen aus fair gehandelter Jute. Das Ziel der europäischen neosozialistischen Gesellschaftsingenieure scheint jedenfalls ein gegenderter, technik- und fortschrittsfeindlicher, staatsgläubiger, antikapitalistischer, öko-muslimischer Einheitsbürger zu sein. Aber wo es genau hingehen soll, dürften die Apologeten der Öko-Gender-Multikulti-Ideologie selbst nicht so genau wissen. Jedenfalls will man, so wie einst der »g’schupfte Ferdl«, möglichst schnell dort sein. Vorerst geht es deshalb primär um die Zerstörung »überkommener Strukturen und Traditionen«, um das Ende des reaktionären, repressiven, kapitalistischen, patriarchalen Schweinesystems. Um das zu erreichen, müssen die Bewohner der politisch korrekten Meinungswüste von Kindesbeinen an auch ganz korrekt erzogen werden. Die Linke und die sich in einem Transformationsprozess befindlichen einstmaligen bürgerlichen Parteien drängen deshalb immer stärker auf möglichst viele verpflichtende Kindergartenjahre, auf Gesamtund Ganztagsschulen, frei nach der Marketing-Binsenweisheit: Schnapp sie dir, solange sie jung sind. Die Kinder sollen, so wie einst im real existierenden Sozialismus Osteuropas, möglichst rasch dem schädlichen Einfluss der potenziell nicht-linken Eltern entzogen werden. In staatlicher Obhut sind die lieben Kleinen besser aufgehoben als im privaten Umfeld, zudem sie besser kontrolliert und indoktriniert werden können. Mit hohlen, pseudowissenschaftlichen Phrasen verkauft man den Eltern diese Zwangsmaßnahmen

Der politisch korrekte Untertan erfährt so, was opportun ist und wie und was er gerade zu denken und zu sagen hat.

Foto: Archiv

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Mag. Werner Reichel ist Publizist und Autor. Er studierte Ethnologie, Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien. Seit 1995 ist er im Rundfunk tätig und war am Aufbau mehrerer Radiostationen maßgeblich beteiligt. Er unterrichtet an der Fachhochschule für Journalismus und Medienmanagement in Wien. 2012 veröffentlichte er »Die roten Meinungsmacher - SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute« im Deutschen Wissenschaftsverlag. wernerreichel.at Fazit Jänner 2014 /// 47


Die Feinde der Freiheit

als pädagogisch wert- und sinnvoll und als Investition in »unsere« Zukunft (gemeint ist natürlich die Zukunft der politisch korrekten Elite). Schließlich kennt jede Kindergartentante und jede Volkschullehrerin nach ihrer Sozialisation in den staatlichen pädagogischen Ausbildungsstätten ihre Pflichten und Aufgaben ganz genau. Erst vor Kurzem hat die linke und einflussreiche Amadeu Antonio Stiftung in Deutschland Maßnahmen gegen Kindergartenkinder von »rechten« Eltern angeregt (laut Stiftung erkennt man diese geistig kontaminierten Kleinlebewesen übrigens daran, dass sie nicht auffallen und nicht mit dunkelhäutigen Kindern spielen). Ja, die Feinde der schönen, neuen Welt müssen rechtzeitig erkannt, enttarnt und ausgesondert werden.

Mit immer restriktiveren Sprachregelungen, Gesetzen und Verhaltensregeln wird die Meinungsfreiheit Schritt für Schritt eingeschränkt.

48 /// Fazit Jänner 2014

Die Wächter der politisch korrekten Wüste vermuten hinter jedem Stein und jeder Düne einen Feind und Gedankenverbrecher. In unserer Gesellschaft wimmelt es deshalb nur so von Nazis, Rassisten, Populisten, Sexisten, Chauvinisten, Klimaleugnern, Schwulenhassern, Xenophoben oder gierigen Turbokapitalisten. Und wer zu den Feinden gehört, das bestimmt die politisch korrekte Elite im Alleingang. Um zumindest den Anschein von demokratischer Legitimation zu haben, hält man sich in Universitäten, Bildungsund Forschungseinrichtungen, NGOs und anderen von öffentlichen Geldern abhängigen Institutionen sogenannte Experten (Experte wäre übrigens ein guter Vorschlag für das nächste Unwort des Jahres). Dieses Heer von pseudowissenschaftlichen Genderforscherinnen, Rassismusfachleuten, Soziologen, Klimahysterikern, Diversitäts- und Multikultipredigern prägt in Zusammenarbeit mit Politik und Medien das geistige Klima dieses Kontinents. Sie regeln unsere Sprache, legen fest, welche Worte man noch oder nicht mehr verwenden darf und welche Bedeutung sie haben, wie man sich fortzubewegen hat, welche Duschköpfe und Beleuchtungskörper man verwenden darf, was man essen soll, wie man seine Kinder zu erziehen hat, welche Bücher man nicht mehr lesen soll oder welche Konzerte und Veranstaltungen man besser nicht besucht, sofern sie überhaupt stattfinden dürfen (Stichwort: Frei.Wild). Die politisch korrekten Inquisitoren kennen kein Pardon. Ein unbedachtes Wort, eine falsche Redewendung, ein Lacher an der falschen Stelle bzw. kein Lacher an der geforderten, schon ist man verdächtig. Vor allem im Universitäts-, Wissenschafts-, Kunst- und Medienbetrieb ist der linke Gruppendruck enorm. In diesen für die Zukunft einer Gesellschaft so wichtigen Bereichen herrscht de facto eine politisch korrekte Monokultur. Eine neosozialistische Elite bestimmt über das Leben und die Zukunft einer bürgerlichen/konservativen Mehrheit. Eigenständig denkende Menschen werden durch die selbsternannten Rassismus-, Faschismus- und Sexismus-Wächter und deren politisch korrekte Hilfssheriffs und Blockwarte kontrolliert und gegängelt. Mit immer neuen und restriktiveren Sprachregelungen, Gesetzen und Verhaltensregeln wird die Meinungsfreiheit Schritt für Schritt eingeschränkt. Die Hüter der politisch korrekten Moral, die 68er und ihre Epigonen, sitzen nach dem erfolgreichen Marsch durch die Institutionen an den Schalthebeln der Macht, in den Medien, Universitäten, Gerichten, Ministerien, den NGOs, im Staatsund Kulturbetrieb. Die neuen Jakobiner geben die Marschroute der Lemminge vor.

Wer das von ihnen abgesteckte Terrain verlässt, die politisch korrekten Tabus bricht, Denkverbote ignoriert und an der propagierten Alternativlosigkeit neosozialistischer Glaubenssätze zweifelt, der wird sozial ausgegrenzt, mit Berufsverboten belegt, verfolgt und diffamiert. Die Liste derer, die dem politisch korrekten Wohlfahrtsausschuss zum Opfer gefallen sind, wird von Monat zu Monat länger. Wobei die meisten Fälle niemals an die große Öffentlichkeit gelangen. Den Ball lieber flach halten ist die Devise, außer dort, wo es sich aufgrund der Popularität der Abweichler nicht vermeiden lässt. Dann inszeniert man, so wie bei Thilo Sarrazin oder Eva Hermann, mediale Schauprozesse, nach dem Motto von Mao Zedong: Bestrafe einen, erziehe Hundert. Die Gutmenschen sorgen effektiv und gründlich dafür, dass ihre intellektuelle Wüste nicht von unerwünschten Gedanken, Ideen und Ideologien verschmutzt wird. Jede Oase wird ausgetrocknet, jedes aufkeimende Pflänzchen zertreten. Man möchte eine politisch korrekte Monokultur. Man fühlt sich wohl in dieser tristen Umgebung. Die ständig wachsende Zahl an Ge- und


Essay von Werner Reichel

Verboten wird nicht einmal als Einschränkung der persönlichen Freiheit begriffen. Freiheit wird vor allem als Bedrohung und Unsicherheit wahrgenommen. Anderseits tummeln sich auch unter den braven Wüstenbewohnern unzählige Kritiker, Mahner und Querdenker. Im Grunde sieht sich jeder aufrechte Gutmensch als kritischer Geist und Denker. Als unbequem, couragiert und engagiert gilt man, wenn man päpstlicher als der Papst ist, sprich noch korrekter ist als der politisch korrekte Mainstream. Nicht diejenigen, die die herrschende Ideologe hinterfragen, gelten als unbequeme Kritiker, sondern die übereifrigen, politisch korrekten Streber. So gaukelt man sich und den anderen Pluralität und Meinungsfreiheit vor. Die, die den Veggie-Day auch mit Zwang durchsetzen wollen, die nach »no borders« rufen, die die »Reichen« enteignen wollen, sind auch diejenigen, die von staatlichen und staatsnahen Institutionen mit Ehrungen und Preisen gewürdigt und mit Subventionen und Aufträgen belohnt werden. So hat etwa der linksintellektuelle Paradeliterat, gutmenschliche Mahner und Querdenker Robert Menasse, nach Recherchen von Dietmar Horst, alleine in den Jahren 2001 bis 2011 über 300.000 Euro an Zuwendungen vom österreichischen Kunstministerium erhalten. Für einen Gutmenschen ist das kein Widerspruch. Als mutig gilt, wer mit den Kojoten jault, offene Türen einrennt und gegen den zuvor aufgebauten Popanz – also weitgehend virtuelle Gefahren und Feinde – kämpft. Jeder schmalbrüstige Gymnasiast und jeder angepasste Soziologieprofessor darf sich mit der richtigen Gesinnung als waschechter antifaschistischer Widerstandskämpfer fühlen. Held sein zum Nulltarif im neosozialistischen Disneyland. Wer gegen Schießbudenfiguren, Plastikmonster und Leintuchgespenster kämpft, der braucht auch nichts zu riskieren. Henryk M. Broder brachte es auf den Punkt: »Die Abwesenheit von Faschismus ist die Grundlage für eine vitale Antifa.« Die Propagandisten der dominanten und im Kern faschistischen politisch korrekten Ideologie sind in Kunst, Literatur und Medien die modernen Helden, die Geschichte wiederholt sich als Farce. Wer die herrschende Ideologie hingegen hinterfragt und kritisiert, der wird mit der Nazikeule verprügelt, bis er am Boden liegt, dem unterstellt man Geisteskrankheiten (Xeno-, Islamo- oder je nach Bedarf andere Phobien), der wird lächerlich gemacht (Sarrazin: »eine lispelnde und stotternde Menschenkarikatur«), dessen berufliche Existenz wird vernichtet, so einer kann nur unredliche Motive haben. Wer nicht im politisch korrekten Mainstream schwimmt, der wird geächtet und sozial ausgegrenzt.

Nicht diejenigen, die die herrschende Ideologe hinterfragen, gelten als unbequeme Kritiker, sondern die übereifrigen, politisch korrekten Streber.

Die öffentlichen Diskurse in Politik, Medien und Kultur sind deshalb nur Scheindebatten und Schaukämpfe, weil sie sich immer nur in einem ganz bestimmten vorgegebenen Rahmen bewegen dürfen. Grundlegende Kritik ist nicht mehr gestattet und wird zunehmend kriminalisiert, etwa durch den gummiartigen Verhetzungsparagraphen (§283 StGB):

(1) Wer öffentlich auf eine Weise, die geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu gefährden, oder wer für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar zu Gewalt gegen eine Kirche oder Religionsgesellschaft oder eine andere nach den Kriterien der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion oder Weltanschauung, der Staatsangehörigkeit, der Abstammung oder nationalen oder ethnischen Herkunft, des Geschlechts, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung definierte Gruppe von Personen oder gegen ein Mitglied einer solchen Gruppe ausdrücklich wegen dessen Zugehörigkeit zu dieser Gruppe auffordert oder aufreizt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen (2) Ebenso ist zu bestrafen, wer öffentlich gegen eine der im Abs. 1 bezeichneten Gruppen hetzt oder sie in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft oder verächtlich zu machen sucht.

Vor solchen Formulierungen ist niemand sicher. Wehe, man versucht Pädophile (auch eine sexuelle Ausrichtung) »verächtlich« zu machen, schließlich (Achtung Ironie!) schauen die Linken auf ihre Leute. Mit dieser Schützenhilfe kann die Gutmenschen-Kamarilla mit Unterstützung ihrer medialen Hilfssheriffs auch ganz einfach pseudowissenschaftliche Erkenntnisse (die Geschlechterunterschiede sind primär ein gesellschaftliches Konstrukt; mit erhöhten Staatsausgaben lässt sich die Wirtschaft ankurbeln; soziale Ungerechtigkeit ist der primäre Auslöser für Gewalt, Hass und Konflikte; der Mensch verursacht Fazit Jänner 2014 /// 49


Die Feinde der Freiheit

Und während man den Schuldkult pflegt und mit großen Gesten vor dem Wiederaufkeimen des Nationalsozialismus warnt, installiert man ohne großen Widerstand und vor aller Augen ein neues totalitäres, faschistisches System.

den Klimawandel etc.), als unumstößliche Wahrheiten postulieren, um so, so wie einst die Kirche, die Untertanen besser lenken zu können. In so einem gesellschaftlichen und politischen Klima fährt man am besten, wenn man seine eigenen Standpunkte von ihrer Mehrheitsfähigkeit abhängig macht. Deshalb werden in Kunst und Medien stets dieselben ledrigen Binsenwahrheiten Tag für Tag wiedergekäut. Die politische Korrektheit ist zum Selbstläufer geworden. Adolf Hitler ist als untotes Schreckgespenst Dauergast in Medien, Talkshows, Romanen, Debatten, Theaterstücken, Universitäten. Ohne Unterlass wird die nationalsozialistische Vergangenheit »aufgearbeitet«. Der durchschnittliche autochthone, produktiv arbeitende, heterosexuelle Mann steht unter generellem Sexismus- und Rassismus-Verdacht. Und während man den Schuldkult pflegt und mit großen Gesten vor dem Wiederaufkeimen des Nationalsozialismus warnt, installiert man ohne großen Widerstand und vor aller Augen ein neues totalitäres, faschistisches System. Und damals wie heute wollen die Feinde der Freiheit nur unser Bestes. Dem politisch korrekten Fußvolk wird einiges geboten, damit es sich willig in die Untertanenrolle fügt. Da wären zum einen die weitgehend virtuellen Feinde und Gefahren. Die politisch korrekte Avantgarde, die Grünen, haben es darin zur Meisterschaft gebracht, ihre leichtgläubigen Anhänger im Jahresrhythmus mit neuen Katastrophenszenarien in Angst und Schrecken zu versetzen. Das hat nicht einmal die mittelalterliche katholische Kirche so geschmeidig hinbekommen.

Der erste große Hype der grünen Untergangspropheten war das Waldsterben, es folgten, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit, Atomkraft, Ozonloch, Klimaerwärmung, Gentechnik und Peak Oil. Nur beim Feinstaub hat die ansonsten bewährte grüne Panikmache nicht mehr so wie erhofft funktioniert. Selbst die gutgläubigsten Schafe der politisch korrekten Herde sind angesichts des grünen Katastrophenstakkatos schon etwas abgestumpft. Auch beim Klimawahn mussten die Öko-Apokalyptiker bereits zurückrudern. Man gibt es angesichts der seit Jahren stagnierenden Durchschnittstemperaturen etwas billiger. Die Mainstreammedien die noch vor Kurzem unisono von der Klimaerwärmung warnten, sprechen nur noch vom Klimawandel, auch vom Meeresspiegel, der angeblich über 50 Meter ansteigen soll, spricht kaum noch jemand. Aber keine Grund zur Panik für die Gutmenschen mit ihrem bereits etwas ranzigen Öko-Schmäh. Denn das Reservoir an Katastrophen und Ängsten scheint unerschöpflich. Der durchschnittliche Mitteleuropäer, der dank Wohlstand, Wissenschaft, Schulmedizin, moderner Lebensmittel- und Pharmaindustrie selbst bis ins immer höhere Alter gesund und vital bleibt, fürchtet sich vor einer Unzahl an Giften, Strahlen, Technologien, Lebensmitteln und Chemikalien. Für die wirklich gläubigen Ökos sind zudem auch Handys, Mikrowellen oder moderne Medizin Teufelszeug. Der politisch korrekte Mitläufer wird in dieser Öko- und Politik-Geisterbahn täglich unzähligen Gefahren, Katastrophen und Ängsten ausgesetzt, man denke etwa an die völlig überzogene Fukushima-Hysterie oder die permanenten Warnungen der Linken vor der angeblich allgegenwärtigen rechten Gefahr. Trotzdem haben es die Gutmenschen geschafft, den politischen Gegner als ängstlich und neurotisch darzustellen. Erst vor wenigen Tagen hat die linke »Edelfeder« des Online-Spiegels, Sybille Berg, konstatiert: »2013 von links und rechts zu reden und etwas anderes als geografische Richtungen zu beschreiben, ist aus der Zeit gefallen. Heute kann man doch fast nur mehr Menschen mit Angst und solche ohne unterscheiden.« Und es braucht nicht extra erwähnt zu werden, wer die Menschen voller Ängste und wer die Mutigen und Zukunftsorientierten sind und zu welcher Gruppe sich Frau Sybille und ihre Schwestern im Geiste zählen. Von wegen überholtes Links-Rechts-Schema.

50 /// Fazit Jänner 2014

Mit linkem Alarmismus, der ständig heraufbeschworenen Rechtsextremismusgefahr und dem Öko- und Umwelt-Voodoo kann man seine Unterstützer und Gesinnungsgenossen mit Jobs, Funktionen und Subventionen versorgen, das gemeine Volk den halben Tag »sinnvoll« beschäftigen, dressieren und ablenken. Denn wer Angst hat, dass japanische Atomkraftwerke seine Gesundheit beeinträchtigen, Genmais die Zukunft der Menschheit gefährdet und wem jede Technologie, die komplexer als Wind- , Wasser- und Fahrräder


Essay von Werner Reichel

ist, grundsätzlich suspekt ist, der hat keine Augen und keinen Sinn mehr für die echten Gefahren unserer Gesellschaft. Denn Europas Probleme und künftigen Herausforderungen lassen sich definitiv nicht mit Energiesparlampen, Plastiksackerlverbot oder Gender- und Multikulti-Beauftragten lösen. Ganz im Gegenteil, politische Korrektheit, Neosozialismus und Ökultismus haben Europa erst dorthin gebracht, wo es heute steht. Dank der Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit ziehen gerade China oder Südkorea wirtschaftlich an uns vorbei. Die Deindustrialisierung Europas vollzieht sich, von den Mainstreammedien weitgehend ignoriert, in atemberaubendem Tempo. Der Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung Europas liegt bei nur noch rund 15 Prozent. Tendenz weiter stark fallend. Europa, der Klimamusterschüler, den ohnehin keiner mehr ernst nimmt, gerät dank verfehlter Energiepolitik, überbordender Bürokratie, leistungshemmenden Quotenregelungen und extrem hohen Steuern und Abgaben gegen die Konkurrenz aus Fernost immer mehr ins Hintertreffen. Dazu kommt noch die katastrophale Einwanderungspolitik. Während kluge Köpfe und Leistungswillige eine großen Bogen um die EU machen, hält der Zustrom von unqualifizierten und bildungsfernen Migranten in die europäischen Sozialsysteme an. Nicht gerade das beste Zukunftskonzept. Während in China oder Südkorea Kinder täglich von früh bis spät zu schulischen Höchstleistungen angespornt werden, versuchen die Europäer gerade, die Analphabetenrate mit untauglichen Mitteln wie etwa der Gesamtschule möglichst gering zu halten. Die unzähligen Euro-Milliarden, mit denen Europa versucht, die Probleme der verfehlten Einwanderungspolitik oberflächlich zu kaschieren (eine Art Schutzgeld für den sozialen Frieden), werden anderswo in Forschung und Entwicklung investiert. Indien hat übrigens vor wenigen Wochen erfolgreich eine Mars-Mission gestartet. Die chinesische Wirtschaft wird in diesem Jahr um über sieben Prozent wachsen. Das ist zwar der schlechteste Wert seit über 20 Jahren, trotzdem kann Europa von solch astronomischen Zuwächsen nur träumen. Doch die Gutmenschen rufen: Haltet den Dieb! An der gegenwärtigen Krise sind die Banken, die Kapitalisten und die Rechten schuld. Mit noch höheren Steuern, der Enteignung der Reichen, noch mehr Quoten (siehe das schwarz-rote Koalitionsabkommen in Deutschland), kurz mit noch mehr Staat und weniger privat könne man das Ruder herumreißen und ein neosozialistisches Multikulti-Öko-Schlaraffenland schaffen, wo Biomilch und Transferleistungen in Strömen fließen und wo man alle Armen der Dritten Welt mit offenen Armen empfangen wird, weil ja genug für alle da ist.

Es ist eben leicht, sich auszudenken, wie die Welt sein soll, aber ziemlich anstrengend und schwierig, auch nur bruchstückhaft zu erkennen, wie die Welt tatsächlich funktioniert. Linke Utopien, wie die politisch korrekte eine ist, haben in der Geschichte mit absoluter Präzision immer in Chaos, Krieg, Diktatur, Unterdrückung, Verfolgung und Armut geendet. Keine Ideologie hat mehr (Todes-)Opfer gefordert. Trotzdem gelten die vielen Millionen Toten in Russland, China, Kambodscha, Rumänien, Nordkorea usw. als eine Art Betriebsunfall. Deshalb holt man in Europa die linken Ideen wieder aus der Mottenkiste. Wer bei dieser schmierigen Tragikomödie nicht mitspielt, der hat es in Österreich und der EU zunehmend schwerer. Für dezidiert nicht-linke Journalisten etwa gilt de facto ein Berufsverbot. In der medialen Einöde gibt es für Abweichler keine Jobs. Liberale, konservative, rechte, ja selbst halbwegs neutrale Ansichten und Ideen sucht man in den großen Medien und im Universitätsbetrieb lange und oftmals vergebens. Nur noch wenige Zeitschriften und Magazine nehmen ihre Funktion als vierte Gewalt im Staat wahr. Die Mainstream-Medien fungieren als Gatekeeper, sie lassen nur zu, was opportun ist. Beim Entscheidungsfindungsprozess, was gerade genehm ist und was nicht, helfen die vielen Inserate aus öffentlicher Hand ungemein. Und weil vielen kritischen Geistern der Zugang zu den großen Medien verwehrt wird, weichen sie zunehmend ins Internet aus. Hier ist eine vielfältige kritische Meinungslandschaft, allerdings mit überschaubarer Außenwirkung, entstanden. Bestrebungen in Brüssel, dem einen Riegel vorzuschieben, gibt es schon länger. Trotzdem ist es wichtig, immer und immer wieder den Finger in die offenen Wunden zu legen, die Auswüchse der politisch korrekten Ideologie anzuprangern, um den selbstgerechten Gutmenschen den Spiegel vor ihre totalitäre Fratze zu halten. n

Es ist eben leicht, sich auszudenken, wie die Welt sein soll, aber ziemlich anstrengend und schwierig, auch nur bruchstückhaft zu erkennen, wie die Welt tatsächlich funktioniert.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Vorwort zu dem Anfang 2014 erscheinenden eBook »Die Feinde der Freiheit«, Kindle Edition. Fazit Jänner 2014 /// 51


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Gemeindefusionen:

Was 채ndert sich eigentlich f체r die Steirer?

52 /// Fazit J채nner 2014


Promotion

B

raucht man eigentlich neue Reisepässe oder Führerscheine, wenn man nach der Zusammenlegung in einem „neuen“ Ort wohnt? Nein, lautet die Antwort, denn die Dokumente müssen nicht neu ausgefertigt werden. Erst bei einer Neuausstellung wird auf die geänderten Daten geachtet. Somit entstehen auch keine Mehrkosten. Bei Gemeindegebühren (Kanal- oder Müllkosten) wird es Übergangszeiten (bis 2022) und Abfederungsmöglichkeiten geben. Die neuen Gemeinden bekommen auch nicht weniger Geld vom Land, die Mittel, über die auch in Zukunft vor Ort entschieden wird, können nur fokussierter und besser koordiniert eingesetzt werden.

Foto: Urlaubsregion Murtal

Nichts verschwindet Bisherige Gemeinden werden auch nicht einfach von den Landkarten gelöscht. Sie können nämlich als Ortschaftsnamen weiterhin bestehen bleiben, ebenso die Ortstafeln. Nur der Name der neuen Großgemeinde kommt kleingeschrieben an der Unterkante der Tafel dazu. Auch Postkarten, auf denen die „alte“ Gemeinde als Adresse geschrieben wurde, werden weiterhin ankommen. Die Postleitzahlen ändern sich ja nicht. Auch die Schulsprengel sind nicht von der Gemeindestrukturreform betroffen.Also gehen Kinder natürlich weiterhin in jene Schule, die sie vor der Reform besucht haben.

Vereine bleiben Sportvereine, Musikkapellen oder auch die freiwillige Feuerwehr und das Rote Kreuz bleiben genau so, wie sie aktuell sind. Diese werden durch die Gemeindereform nicht angetastet. Die Identifikation über Vereine soll beibehalten und gestärkt werden. Ein bestehendes Gemeindeamt in einer Fusionsgemeinde kann beispielsweise als Bürgerservicestelle weitergeführt werden. Ein bestehendes Gemeindeamt in einer Fusionsgemeinde kann beispielsweise als Bürgerservicestelle weitergeführt werden. Die Mitarbeiter in den Gemeinden werden auch übernommen. Wer schließlich neuer Amts- oder Referatsleiter wird, werden die Organe der neuen Gemeinde beschließen. Kostspielige Infrastruktur in den Kommunen wird künftig noch stärker gemeinsam genutzt werden und daher auch besser instand gehalten werden können. Dazu zählen etwa Bauhöfe, Spezialfahrzeuge, Veranstaltungshallen, Hallen- oder Freibäder oder auch Sportanlagen.

In der Steiermark werden Gemeinden zusammengelegt, damit diese besser für die Zukunft gerüstet sind. 303 Gemeinden haben dies freiwillig bereits beschlossen. Ab 2015 wird die Steiermark dann nur mehr 288 Gemeinden statt wie bisher 539 zählen. Was sind eigentlich die Gründe für diese Reform? Es geht etwa um die Professionalität der Verwaltung und auch die Möglichkeit, raumordnungs- und verkehrspolitische Maßnahmen abzustimmen. Ein weiteres Argument ist auch der finanzielle Aspekt – neben Einsparpotenzial gibt es auch Fusionsprämien.

Im Bezirk Murau werden aus derzeit 34 Kommunen 14 neue Gemeinden. Fazit Jänner 2014 /// 53


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Landtagsabgeordneter Detlef Gruber Bürgermeister von Retznei „Die Gemeindestrukturreform, die ich als Vorsitzender des Gemeindeausschusses hautnah begleiten durfte, bringt in erster Linie eine Neuorientierung, um die Kommunen zukunftsfit zu halten. Durch bessere Kooperationen kann die Infrastruktur besser ausgelastet werden und dadurch kommt es letztlich zu spürbaren Kostenreduktionen. Auf Sicht wird es in den zusammengelegten Gemeinden auch zu schlankeren Verwaltungen kommen, wodurch in Zukunft mehr Geld für konkrete Projekte in den Gemeinden zur Verfügung stehen wird.“

Landtagsabgeordneter Erwin Dirnberger Bürgermeister von Sankt Johann-Köppling „Die Gemeindestrukturreform ist sicher für alle Beteiligten eine große Herausforderung, weil hier sehr unterschiedliche Standpunkte aufeinanderprallen und sehr oft der Standort auch den Standpunkt bestimmt, was durchaus verständlich ist. In unserem Bezirk wurde gegenüber dem Landesvorschlag im Jänner die Konstellation Köflach, Maria Lankowitz, Gößnitz, Salla, Graden wie bekannt abgeändert, was sinnvoll ist und wesentlich zur Entspannung beigetragen hat. Es wird in Zukunft zwei Gemeinden, nämlich Maria-Lankowitz-GößnitzSala und Köflach-Graden geben. Mir ist gerade durch diesen freiwilligen Prozess noch stärker bewusst geworden, welch große Herausforderung eine Gemeindezusammenlegung darstellt und dass es viel leichter ist, von außen Zurufe zu tätigen, als wenn man selbst vor dieser Entscheidung steht und diese auch verantworten und umsetzen muss.“ 2. Landtagspräsidentin Ursula Lackner Hart bei Graz „In Europa ergibt sich ein klares Bild bei den Gemeindefusionen: Erfolgreiche Staaten wie die skandinavischen Länder, aber auch die Niederlande und Deutschland haben ihre Gemeindestrukturen bereits den zeitgemäßen Erfordernissen angepasst. Jetzt macht sich auch die Steiermark fit dafür.“

54 /// Fazit Jänner 2014

Die neue Gemeindestruktur ab 2015

2010

hatte die Steiermark

542 Gemeinden

10.000+

und damit im Bundesländervergleich die kleinteiligste Struktur.

Es kommen zehn neue steirische Gemeinden über 10.000 Einwohner dazu (15 statt 5).

Durch die Gemeindereform verringert sich die Anzahl der Gemeinden von 542 auf 288.

Durchschnittliche Einwohnerzahl je steirischer Gemeinde (ohne Graz) erhöht sich so von auf

1.754

3.342

(Österreichschnitt 2.840).

In

leben

32%

200 Gemeinden

< 1.000 EinwohnerInnen.

Der Steiermarkanteil an Gemeinden unter 1.000 Einwohnern in Österreich verringert sich von 32 Prozent auf 3,6 Prozent.

Laut Prognose wäre in etwa von

300 542 Gemeinden

in den kommenden Jahren mit Bevölkerungsrückgängen zu rechnen.

Quelle: Land Steiermark, Stand Dezember 2013; Grafik: noahcom.at

Landtagspräsident Franz Majcen Fürstenfeld „Mobilität und Kommunikationsmöglichkeiten haben sich grundlegend verändert. Zudem steht die Politik immer mehr vor der Herausforderung, Verwaltungskosten zu senken. Die Gemeindestrukturreform ist daher eine wichtige und richtige Maßnahme. Dass Neuerungen nicht immer nur Vorteile mit sich bringen, liegt in der Natur der Sache.“


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Eine historische Reform? Maßgeblich verantwortlich für die Gemeindestrukturreform sind die Landtagsklubs der beiden Reformpartner. Die beiden Klubobleute Walter Kröpfl (SPÖ) und Christopher Drexler (ÖVP) im Kurzinterview. Warum ist die Gemeindestrukturreform so historisch? Kröpfl: Seit mehr als 40 Jahren hat keine Strukturreform in der Steiermark stattgefunden. Die Steiermark ist das kleinststrukturierteste Bundesland in Österreich, daher ist diese Reform unbedingt notwendig, um in der Steiermark auch in Zukunft Gestaltungsmöglichkeiten zu haben.

Den Reformpartnern wird immer wieder vorgeworfen, dass diese Reform über den Köpfen der Menschen hinweg gemacht wurde? Drexler: Es gibt in beinahe mehr als 300 Gemeinden freiwillige Gemeinderatsbeschlüsse für Vereinigungen, das sind 80 Prozent aller von der Reform betroffenen Gemeinden. Ich glaube daher, dass eine breite Mehrheit der steirischen Bevölkerung hinter dieser Gemeindestrukturreform steht.

Fotos: Landtag Steiermark (5), Harry Schiffer, Teresa Rothwangl

Wie wichtig ist das Gemeindestrukturreformgesetz für die Steiermark? Drexler: Das Gemeindestrukturreformgesetz, so wie es der Landtag beschlossen hat, ist für die Zukunft der Steiermark besonders wichtig. Wir müssen unsere Strukturen auf kommende Jahrzehnte vorbereiten, damit wir leistungsfähige, bürgernahe und zugleich kompetente Gemeinden sicherstellen können.

Die Oppositionsparteien kritisieren seit Jahren, dass keine Reformen gemacht werden. Jetzt gibt es Reformen und jetzt sind sie dagegen. Kröpfl: Das ist eine typische Haltung der Opposition in der Steiermark: Auf der einen Seite Reformen einfordern, auf der anderen Seite, sobald Reformen in Gang gesetzt werden, dagegen Opposition betreiben. Sie versuchen, mit ihrer Strategie einen Keil in die Bevölkerung zu treiben. Die Reformpartnerschaft wird sich dadurch nicht irritieren lassen und die notwendigen Reformen für die Steiermark durchführen.

Die 40 Gemeinden im Bezirk Deutschlandsberg vereinigen sich zu 15 gestärkten Kommunen.

Fazit Jänner 2014 /// 55


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Die Reform in den Bezirk Bruck-Mürzzuschlag Gleich mehrere „Trios“ und zwei „Quartette“ gibt es ab 2015 im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag. So werden etwa Gußwerk, Halltal, Mariazell und St. Sebastian Anfang 2015 zusammengehen, ebenso wie Altenberg an der Rax, Kapellen, Mürzsteg und Neuberg an der Mürz. Insgesamt wird die neue Gemeindestruktur ab 2015 19 Gemeinden umfassen.

Bezirk Deutschlandsberg Aus 40 mach 15: Im Bezirk Deutschlandberg verändert sich mit der Gemeindestrukturreform einiges. So wird zum Beispiel die Bezirkshauptstadt Deutschlandsberg dank der Verschmelzung mit Bad Gams, Freiland bei Deutschlandsberg, Kloster, Osterwitz und Trahütten von rund 8.000 auf etwa 11.000 Einwohner wachsen. Ebenfalls von Sechs auf eins: Aibl, Eibiswald, Großradl, Pitschgau, St. Oswald ob Eibiswald und Soboth sowie Georgsberg, Marhof, Rassach, Stainz, Stainztal und Stallhof. Darüber hinaus werden zwei Quartette, ein Trio und zwei Doppel (siehe Karte) zu je einer Gemeinde verschmelzen.

Bezirk Graz-Umgebung 36 statt wie bisher 57 Gemeinden – das ist die Bilanz der Gemeindestrukturreform im Bezirk Graz-Umgebung. Eine Gemeinde aus dem Bezirk Südoststeiermark wird neu hinzukommen, wenn Petersdorf II mit Sankt Marein bei Graz und Krumegg zusammengeht. Die größten neuen Gemeinden, die rund 10.000 Einwohner umfassen, befinden sich im Norden (Judendorf-Straßengel, Gratwein, Eisbach und Gschnaidt) und Süden von Graz (Pirka und Seiersberg). Weitere größere Gemeinden entstehen bei den Zusammenführung von Attendorf, Hitzendorf und Rohrbach-Steinberg sowie bei Edelsgrub, Langegg bei Graz und Nestelbach bei Graz oder aber auch bei Brodingberg, Eggersdorf bei Graz, Hart-Purgstall, Höf-Präbach. Bezirk Hartberg-Fürstenfeld Keine Gemeinde mehr unter 1.000 Einwohnern. So sieht das neue Hartberg-Fürstenfeld in Zukunft aus. Allerdings werden zwei Teilungen vorgenommen: Schlag bei Thalberg kommt zu einem Teil zu Dechantskirchen und zum andren Teil zu Rohrbach an der Lafnitz. Weiters hat Limbach bei Neudau seine Aufteilung zu Bad Waltersdorf und Neudau beschlossen. Zudem kommt die Gemeinde Hirnsdorf aus dem Bezirk Weiz neu hinzu und wird sich mit Blaindorf, Kaibing, St. Johann bei Herberstein und Siegersdorf bei Herberstein vereinigen. Zwei weitere „Fünfer“, die zu einer gemeinsamen Gemeinde werden, betreffen Pöllau, Rabenwald, Saifen-Boden, Schönegg bei Pöllau und Sonnhofen sowie Puchegg, Riegersberg, Schachen bei Vorau, Vorau und Vornholz. Bezirk Leibnitz Dank der Zusammenführung mit Kaindorf an der Sulm und Seggauberg wird aus Leibnitz eine Gemeinde mit mehr als 10.000 Einwohnern. Drei Gemeinden kommen neu aus dem Bezirk Südoststeiermark hinzu: Weinburg am Saßbach fusioniert 56 /// Fazit Jänner 2014

LI

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mit St. Nikolai ob Draßling und St. Veit am Vogau, während Mitterlabill und Schwarzau im Schwarzautal mit Breitenfeld am Tannenriegel, Hainsdorf im Schwarzautal und Wolfsberg im Schwarzautal zusammengehen. Ebenfalls zu einer Gemeinde verschmelzen wird jeweils das Quartett EichbergTrautenburg, Glanz an der Weinstraße, Leutschach und Schloßberg sowie Berghausen, Ehrenhausen, Retznei, Ratsch an der Weinstraße und auch Obervogau, Straß in Steiermark, Spielfeld und Vogau gehen zusammen.

Bezirk Leoben Im Bezirk Leoben gibt es hingegen seit 1. Jänner 2013 bereits eine neue Gemeinde mit mehr als 10.000 Einwohnern: Denn Hafning bei Trofaiach, Gai und Trofaiach haben bereits freiwillig fusioniert. Gemeinsam bilden sie das neue, größere Trofaiach.

Bezirk Liezen AIn Sachen Gemeindestrukturreform wird sich im Bezirk Liezen einiges bewegen: Rund um das Benediktiner Stift in Admont kommen die Nachbargemeinden Hall, Weng im Gesäuse und Johnsbach dazu. So wächst Admont auf knapp 5.000 Einwohner. Ebenfalls im Gesäuse bilden auch Gams bei Hieflau, Hieflau, Landl und Palfau zukünftig eine Gemeinde. Im Enns-


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steirischen Bezirken Oberwölz Stadt, Oberwölz Umgebung, Schönberg-Lachtal und Winklern bei Oberwölz. Insgesamt ändert sich die Anzahl der Gemeinden im Bezirk Murau um mehr als die Hälfte von 34 auf 14. Dafür wird es in Zukunft nur mehr zwei Gemeinden unter 1.000 Einwohnern geben.

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LB Grafik: noahcom.at

tal einigten sich Donnersbach, Donnersbachwald und Irdning. Weißenbach bei Liezen wird mit der Bezirkshauptstadt Liezen zusammengeführt. Und am Fuße des Grimming vereinigen sich die Gemeinden Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz zu einer neuen Gemeinde. Gemeinsam wächst man auf 4.833 Einwohner.

Bezirk Murau Vieles neu in Murau! Gleich sieben Gemeinden – Dürnstein in der Steiermark, Kulm am Zirbitz, Mariahof, Neumarkt in Steiermark, Perchau am Sattel, St. Marein bei Neumarkt und Zeutschach – werden 2015 zusammengeführt. Darüber hinaus fusionieren auch zwei „Quartette“: Laßnitz bei Murau, Murau, Stolzalpe und Triebendorf gehen ebenso zusammen wie

Bezirk Murtal In Murtal wird vieles weniger – und doch größer. Denn mit der Fusion von Oberkurzheim und Pöls entsteht eine neue 3.000-er-Gemeinde, beim Quartett aus Eppenstein, Maria Buch-Feistritz, Reisstraße und Weißkirchen in Steiermark sogar eine knapp 5.000-Einwohner-Gemeinde. Beim zweiten „Vierer“ aus Amering, Obdach, St. Anna am Lavantegg und St. Wolfgang-Kienberg kratzt man an den 4.000 Einwohnern. Und auch Judenburg wird wachsen – dank der Verschmelzung mit Oberweg und Reifling wird die Murtaler Bezirkshauptstadt auf etwas mehr als 10.000 Einwohner wachsen.

Bezirk Südoststeiermark Zehn Gemeinden rund um Gnas werden eins: Aug-Radisch, mgarten bei Gnas, Grabersdorf, Maierdorf, Poppendorf, Bau­ Raning, Trössing, Unterauersbach und ein Teil von Kohlberg vereinigen sich ebenso zu einer Gemeinde wie das Septett Auersbach, Feldbach, Gniebing-Weißenbach, Gossendorf, Leitersdorf im Raabtal, Mühldorf bei Feldbach und Raabau. Damit werden im „neuen“ Feldbach mehr als 13.000 Einwohner leben. In Zukunft hat der Bezirk Südoststeiermark darüber hinaus vier neue Gemeinden mit über 4.000, eine mit mehr als 7.000 Einwohnern und keine mehr unter 1.000 Bewohnern.

Bezirk Voitsberg Eine Veränderung betrifft das Gebiet rund um Köflach. Die 9.600-Einwohnergemeinde wird mit Graden fusionieren, auf mehr als 10.000 Bewohner anwachsen. Eine „Dreierlösung“ gibt es zwischen den Gemeinden Gößnitz, Maria Lankowitz und Salla. Diese wurde von der Landesregierung bereits genehmigt. Weitere Vereinigungen betreffen Edelschrott und Modriach, Geistthal und Södingberg, Bärnbach und Piberegg sowie Hirschegg und Pack. Auch das Trio Gallmannsegg, Kainach bei Voitsberg und Kohlschwarz wird zu einer Gemeinde zusammenwachsen. Bezirk Weiz Weiz bekommt Zuwachs: Denn Tulwitz und Tyrnau werden aus Graz-Umgebung nach Weiz stoßen und gemeinsam mit Fladnitz an der Teichalm ab 2015 eine neue Gemeinde bilden. Des Weiteren stehen vier größere Vereinigungen an: So verschmelzen nicht nur die Quartette Anger, Baierdorf bei Anger, Feistritz bei Anger und Naintsch sowie Arzberg, Hohenau an der Raab, Neudorf bei Passail und Passail, sondern auch die „Fünfer“ Birkfeld, Gschaid bei Birkfeld, Haslau bei Birkfeld, Koglhof und Waisenegg sowie Gleisdorf, Labuch, Laßnitzthal, Nitscha und Ungerdorf. Die Bezirkshauptstadt Weiz wird auch wachsen und kommt gemeinsam mit Krottendorf auf rund 11.000 Einwohner. Fazit Jänner 2014 /// 57


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Erfolgreich übergeben, erfolgreich übernehmen Die erfolgreiche Übergabe eines Unternehmens braucht eine intensive Vorbereitung. Das zeigte auch der KMU-Infotalk der Bank Austria, an dem auch die erfolgreichen Übergeber der Neuroth AG teilnahmen.

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und 100 steirische Unternehmer fanden am 12. November den Weg zum KMU-Infotalk der Bank Austria. Landesdirektor Bernd Meister und Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk luden in die Filiale in der Grazer Herrengasse. Die interessierten Unternehmer konnten sich zum Thema „Unternehmensnachfolge“ umfassend informieren und sich mit zahlreichen Experten, darunter auch Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann, austauschen. Jährlich stehen in Österreich tausende Unternehmer vor der Herausforderung einer Unternehmensnachfolge. Aber nur bei rund einem Drittel aller Betriebe gelingt eine erfolgreiche Übergabe, bei der alle Beteiligten zufrieden sind, auch tatsächlich. Aktuelle Umfragen zeigen, dass bei nahezu einem Drittel der Unternehmen, die in den nächsten fünf Jahren übergeben werden sollen, der Chef noch nicht weiß, wer die Firma übernehmen soll, berichtet

Bei der Neuroth AG ging die Übergabe von Waltraut SchinkoNeuroth auf ihren Sohn Lukas Schinko glatt über die Bühne. Susanne Wendler, Leiterin Firmenkunden Österreich der Bank Austria.

Erfolgreiches Beispiel Neuroth Erfolgreich war die Übergabe bei der Neuroth AG. Die langjährige Firmenchefin Waltraud Schinko-Neuroth hat nach

intensiver Vorbereitung im Oktober 2011 den Vorstandsvorsitz an ihren Sohn Lukas Schinko übergeben. Bereits seit Jänner 2009 war er als Prokurist in der Firmenführung seiner Mutter eingebunden. Das Unternehmen konnte den nachhaltigen Expansionskurs so nahtlos weiterführen.

IBC: Holter zieht es in den Süden Der Bad- und Heizungsspezialist Holter weitet sein Standortnetz in Österreich aus und befindet sich gerade mitten im Bau des neuen Ausstellungs- und Lagergebäudes auf den Grundstücksflächen des IBC (International Business Center) südlich von Graz. Holter setzt mit diesem modernen Standort auf beste Lage direkt an der Autobahn. raz weitet sich in Richtung Süden aus. Das IBC trägt dieser Entwicklung mit bester Infrastruktur und Verkehrsanbindung vor den Toren von Graz Rechnung“, so Andreas Mairitsch, Geschäftsführer des International Business Center, das aufgrund seiner Lage südlich von Graz und der guten Erreichbarkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt. International tätige Unternehmen nutzen gute Infrastruktur am IBC Das International Business Center präsentiert sich für neue und bestehende Mieter als Zukunftsstandort mit hohem Potenzial für den Großraum Graz. So auch für die neu eingemieteten Unternehmen Elin, ITK Engineering und Toshiba, dem siebtgrößten Hersteller von elektrischen und elektronischen Geräten weltweit. Ausschlaggebend für ihre Betriebs58 /// Fazit Jänner 2014

ansiedelung im Grazer Süden war die sehr gute Infrastruktur. Der Flughafen befindet sich in unmittelbarer Nähe. Zudem bietet das IBC Platz für weiteres Wachstum. Neben dem Bad- und Heizungsspezialisten Holter, der sein neues Ausstellungs- und Lagergebäude im Mai 2014 eröffnet, Foto: Melbinger

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Andreas Mairitsch: „Das IBC ist ein idealer Partner sowohl für Start-up-Unternehmer als auch für Global Player.“

hat sich mit Herbst dieses Jahres auch Deutschlands führender Vermieter und Händler von Baugeräten, HKL Baumaschinen, auf den Grundstücksflächen für Industrie- und Gewerbebetriebe südlich des IBC angesiedelt. „Als Full-ServiceAnbieter – von der Vermietung bis hin zum maßgeschneiderten Neubau und dem nutzerorientierten Facility-Management – erweist sich das IBC als idealer Partner sowohl für den Start-up-Unternehmer als auch für den Global Player. Sowohl für Kleinmieter als auch für großflächige Logistiker entwickelt sich das IBC immer mehr zum idealen Betriebsstandort“, ist Andreas Mairitsch, Geschäftsführer IBC, überzeugt. Nähere Informationen: www.ibc-graz.at


Promotion

Die Steiermark ist österreichischer Exportsieger Die Wollsdorf Leder Schmidt & Co GesmbH und die qpunkt GmbH sind die Gewinner der steirischen Exportpreise 2013. Bei der Exportpreisgala konnten Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann, Vizepräsident der Industriellenvereinigung Steiermark Georg Knill, WKO-Vizepräsident und ICSAufsichtsratsvorsitzender Jürgen Roth sowie RLB-Generaldirektor Martin Schaller neben den Exportpreissiegern die gesamte steirische Exportwirtschaft feiern. Mit einer Steigerung von 6,2 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro war die Steiermark 2012 österreichischer Wachstumssieger im Export.

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ie exportorientierten Unternehmen leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, dass die Steiermark mit einer Forschungs- und Entwicklungsquote von aktuell 4,6 Prozent das angestrebte Ziel der EU bereits deutlich übertroffen hat. Dank dieser Erfolge wurde die Steiermark von der EU als „Europäische Unternehmerregion 2013“ ausgezeichnet.

Foto: ICS

Die steirischen Export-Champions 2013 Einmal im Jahr werden herausragende steirische Exporterfolge ausgezeichnet, heuer das erste Mal auf der Exportpreisgala, wo der Geschäftsführer des Inter-

nationalisierungscenters Steiermark (ICS), Mag. Claus Tüchler, mehr als 100 Unternehmer begrüßen konnte. In der Kategorie „Industrie“ setzte sich die Wollsdorf Leder Schmidt & Co GesmbH durch. Wollsdorf ist seit vielen Jahren Marktführer für Lenkradnarbenleder. Dieses hat in der Herstellung die höchsten Ansprüche, da das Produkt laufenden Hautkontakt hat und der Verbau des Leders durch Dehnung bei der Montage und den Wechsel aus konvexen und konkaven Formen eines Lenkrades sehr anspruchsvoll ist. Produziert wird an zwei Standorten in der Steiermark, vor allem für den Weltmarkt, denn 95 Prozent der Produkte gehen in den Export.

Den Erfolg feiern bei der Exportpreisgala des ICS Wollsdorf-Geschäftsführer Andreas Kindermann und Robert Beinl, Geschäftsführer bei qpunkt.

In der Kategorie „Information & Consulting“ verwies die erst 2008 gegründete qpunkt GmbH die Konkurrenz auf die Plätze. Der AutomotiveEntwicklungsdienstleister bietet Simulation, Versuch, Messtechnik und Prüfstandtechnik aus einer Hand. In nur vier Jahren konnte das Unternehmen seinen Umsatz verzwölffachen und neben seinem Stammsitz in Graz Standorte in Wolfsburg, München und Stuttgart aufbauen. Für die Zukunft ist mit China und Russland die Erschließung weiterer Exportmärkte geplant. Preisübergabe an KMUNischenweltmeister in der Steiermark Ein Novum auf der heurigen Exportpreisgala war die Übergabe des seit zwei Jahren von der Wirtschaftskammer Österreich verliehenen Preises des KMUNischenweltmeisters. Der Preis zeichnet Firmen mit führender Marktposition in ihrer Nische, entweder am Weltmarkt oder in Europa, aus. Vier steirische Firmen nahmen ihren Preis in Graz entgegen: die Anton Paar GmbH, Payer International Technologies GmbH, Vexcel Imaging GmbH und Mag Maschinen und Apparatebau GmbH. Landesrat Christian Buchmann hob im Rahmen der Exportpreisgala die Bedeutung des Exports für die steirische Wirtschaft hervor: „Der Export ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die steirische Wirtschaft. Die Steiermark erwirtschaftet die Hälfte ihrer Wertschöpfung im Ausland und jeder zweite heimische Arbeitsplatz wird durch den Export gesichert. Aus diesem Grund müssen wir gemeinsam mit dem ICS weitere steirische Unternehmen motivieren, den Sprung auf internationale Märkte zu wagen.“ Fazit Jänner 2014 /// 59


Fotos: MCG/Wiesner

Promotion

Die extremste Freestyle-Motocross Sportserie der Welt - “Night of the Jumps” kommt wieder in die Stadthalle Graz.

Spektakulärer Ausblick ins kommende Veranstaltungsjahr Armin Egger, Vorstand der Messe Congress Graz, berichtet vom erfolgreichen Jahr 2013 und gibt einen beeindruckenden Ausblick in das kommende Veranstaltungsjahr. Das Jahr 2013 geht zu Ende. War es ein gutes Jahr? Ich würde sagen, es war ein ordentliches Jahr, das viel Aufwand bedeutet hat. Wir sind zufrieden, aber es ist kein Rekordjahr. Allerdings, wenn man sich die Vorzeichen anschaut, die Anfang des Jahres dagestanden sind, muss man sehr zufrieden sein. Was hat sich besser entwickelt als erwartet? Wir haben im gesamten Veranstaltungsbereich und auch bei den Großevents eine sehr gute Entwicklung gehabt. Wir sind ganz ordentlich bei den Messen gefahren, wir wissen aber, dass wir hier wieder einen Verbesserungsbedarf haben. Das waren die Herausforderungen. Abgesehen davon, dass wieder alles kurzfristiger geworden ist.

Trotz aller Herausforderungen. Was waren die Highlights im Veranstaltungskalender 2013? Wir hatten auch im heurigen Jahr eine sehr breite Palette an unterschiedlichen Veranstaltungsformaten in allen Standorten – unter anderem mit Elina Garanca einen Weltstar im Stefaniensaal, über 55.000 Besucher beim Gastspiel von Cats, die Europa-Premiere von "Quidam" des Cirque du Soleil, die TV-Show "Das Sommerfest aus Österreich - die über60 /// Fazit Jänner 2014

raschende Show mit Florian Silbereisen", die überhaupt erstmals außerhalb von Deutschland gastierte, das ESA Earth Explorer Consultation Meeting, den RoboCup, die European Choir Games, 14 Messen und natürlich Kongresse, wie den 44. Kongress für Allgemeinmedizin oder den Österreichischer Zahnärztekongress - diese Kongresse sind immer sehr international besucht. Das Geschäft der Aussteller und Veranstalter hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Was würden Sie jemandem raten, der neu im Geschäft ist? Man muss gut vorbereitet kommen und

Armin Egger: „Das Geschäft ist kurzfristiger geworden.“

die besten Leute auf die Messen schicken. Eine gute Messevorbereitung ist die halbe Miete. Wenn die Mitarbeiter nur hinten am Messestand möglichst versteckt sitzen und hoffen, dass der Kunde nicht stört, wird das Geschäft schlecht laufen. Messe heißt direkter Kontakt zum Kunden und das wird sich auch mit der Elektronik nicht ersetzen lassen. Von selbst läuft auf einer Messe nichts. Auf welche Veranstaltungen darf man sich im kommenden Jahr besonders freuen? Es ist uns gelungen, die extremste Freestyle-Motocross Sportserie der Welt – "Night of the Jumps"–wieder in die Stadthalle zurückzuholen, mit Rolando Villazon gastiert im März ein weiterer Weltstar im Stefaniensaal, André Hellers "Afrika! Afrika" wird den Tour-Abschluss in der Stadthalle feiern, die Gruppenspiele der American Football-EM finden in der UPC Arena statt, im Entertainmentbereich haben wir von Andrea Berg bis zu den Sportfreunden Stillern ebenso ein sehr breites Spektrum anzubieten. Auch im kommenden Jahr gibt es mit dem "Silvesterstadl" eine große TVProduktion, die bei uns zu Gast sein wird. An Kongressen sind wir auch gut gebucht, u. a. mit Österreichs Energie Kongress, dem Kongress für Allgemeinchirurgie oder dem Internationalen Richard Wagner Kongress.


Promotion

Trotz Fusionen bleiben Ortsund Vereinsleben erhalten

ir haben es uns alles andere als leicht gemacht und viel Überzeugungsarbeit geleistet“, erläutert SPÖ-Klubobmann Kröpfl, „es sind allein in diesem Jahr über 1.000 Gespräche geführt worden, es wurde mit jedem Bürgermeister diskutiert und jede Bürgerinitiative ist empfangen worden.“ Landeshauptmann Franz Voves zur Reform: „Wir sind der festen Überzeugung, wenn wir Heimat in den Regionen erhalten wollen, dann müssen wir zu größeren Strukturen kommen. Nur so wird es uns gelingen, Gestaltungsspielräume für wichtige Wirtschaftsimpulse zu garantieren, Arbeitsplätze in den Regionen zu erhalten, neue zu

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Foto: SPÖ/Gallhofer

„Das Orts- und Vereinsleben in der Steiermark bleibt trotz der Gemeindefusionen voll erhalten – wir verändern nur die organisatorischen Strukturen, um die steirischen Kommunen fit für die Zukunft zu machen“, unterstreicht der steirische SPÖ-Klubobmann Walter Kröpfl. ermöglichen sowie die Abwanderung unserer Jugend zu stoppen.“

Landesbudget 2015 Neben der Umsetzung und Finalisierung der Gemeindestrukturreform wird das kommende Jahr auch von den Verhandlungen zum Landesbudget 2015 geprägt sein. „Wir wollen trotz schwieriger Rahmenbedingungen einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen“, kündigt Kröpfl an – und er ergänzt: „Wenn uns das gelingt, dann rundet die steirische Reformpartnerschaft zwischen SPÖ und ÖVP ihre erfolgreiche Arbeit seit der Landtagswahl 2010 mit einem wahren ‚Meisterstück‘ ab!“

„Gemeindestrukturreform und ausgeglichenes Landesbudget für 2015 als große Herausforderungen“: SPÖ-Klubobmann Walter Kröpfl.

Lebensmittel für bedürftige Grazerinnen und Grazer spenden Immer mehr Menschen suchen die Grazer Sozialeinrichtungen auf, da das Einkommen oft nicht einmal mehr dazu reicht, den täglichen Lebensbedarf zu decken. Genau hier setzt die von der Stadt Graz, der Caritas und von Spar ins Leben gerufene „Aktion Herz“ an, bei der Kundinnen und Kunden in nun sechs Grazer Spar-Märkten Lebensmittel spenden können. Die Caritas verteilt die gesammelten Lebensmittel an bedürftige Grazerinnen und Grazer. or Ort helfen und wissen, wo die Spende tatsächlich landet und wem gezielt geholfen wird – das sind Wünsche, die man in letzter Zeit von spendenwilligen Menschen vermehrt zu hören bekommt. Genau dieses Anliegen haben die Caritas, die Stadt Graz und Spar aufgegriffen und die „Aktion Herz“ ins Leben gerufen. Ziel der Aktion ist es, dauerhaft und langfristig gemeinsam Lebensmittel für bedürftige Grazerinnen und Grazer zu sammeln. In sechs Grazer Spar-Märkten steht im Kassenbereich ein Spendenkorb, in den die Kunden gekaufte Lebensmittel hineingeben können. Die sechs „Aktion Herz“-Märkte: • Spar Lendplatz

• Spar-Markt Langegasse 40 • Eurospar-Markt Kastner & Öhler, Sackstraße 7-13 • Eurospar-Markt Volksgartenstraße 3 • Spar-Markt Mariengasse 63 • Ab Jänner 2014: Interspar-Markt Citypark, Lazarettgürtel 55

Das Resümee nach rund einem Jahr: Bisher wurden rund 2,5 Tonnen an Lebensmitteln gesammelt, die vor Ort in Graz bedürftigen Menschen zugutegekommen sind. „Mit der ‚Aktion Herz‘ helfen und unterstützen unsere Kundinnen und Kunden Menschen in Notsituationen hier vor Ort in Graz“, erklärt Spar-Geschäftsführer Christoph Holzer.

Foto: Spar

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Präsentieren die „Aktion Herz“: SparGeschäftsführer Christoph Holzer, Sozialstadträtin Martina Schröck und Gerhard Kucera von der Caritas.

Fazit Jänner 2014 /// 61


Bauen & Wohnen

Thermische Sanierung mit Holz Wenisbuch: Eingebettet in schöne Umgebung, viel Grün, Ganztagessonne, Grünruhelage, Dichte 0,3 (WR). ca. 730 m² Gfl., EUR 169.000,– Michael Pontasch-Hörzer, 0664 5345495 www.wohntraumjournal.at

Graz-Gries: Exklusive 2-ZimmerWohnung, Projekt: „Zum Sibernen Elefanten“, Defreggergasse, Küche hochwertig möbliert, begehbarer Schrankraum, TG, Bad mit Wanne und Dusche, HWB 42 kWh/m2a; BK: EUR 330,– 111 m2 Wfl., Miete EUR 985,– Brigitte Brandstätter, 0664 6275108 www.wohntraumjournal.at

Gössendorf: absolut getrennte Wohnbereiche mit 3 bzw. 4 Zimmern, Gartengrund, sehr sonnig, Vollkeller, Garage, 1.131m² GF, HWB: 192,6 kWh/m2a; Obj.-Nr.: 860/15573 ca. 180 m² Wfl., EUR 249.000,– Thomas Kormann, 0316/8036-2597 www.wohntraumjournal.at 62 /// Fazit Jänner 2014

Das Thema der thermischen Sanierung von Gebäuden mit den unterschiedlichsten Werkstoffen und Materialien ist aktueller denn je. Laufend werden neue Möglichkeiten und Innovationen entwickelt, um Gebäude wieder den aktuellen energetischen Standards anzupassen. Dabei spielt der Baustoff Holz eine entscheidende Rolle.

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er Holzcluster Steiermark widmete Mitte November seine dritte Fast Forward for you-Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der SFG und proHolz Steiermark diesem Thema – rund 55

Teilnehmer folgten dem Aufruf. Fünf Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen (Planung, Forschung & Entwicklung, Wohnbauträger und Holzbauunternehmer) zeigten in Vorträgen

Graz-Mariatost: 4 Zimmer, Erstbezug, ruhig, erstklassige Ausstattung, ca. 30m² Terrasse; HWB: 46 kWh/m2a; Obj.-Nr.: 860/15352 131,39 m² Wfl., EUR 458.500,– Thomas Kormann, 0316/8036-2597 www.wohntraumjournal.at

Graz-Andritz: moderne Wohnanlage, interessante Architektur, begehrte Wohngegend, beste Infrastruktur, Westterrasse ca. 40 m2, TG, HWB 49 kWh/m2a ca. 75 m² Wfl., EUR 295.000,– Michael Pontasch-Hörzer, 0664 5345495 www.wohntraumjournal.at

Folgende Themen wurden durch die Vortragenden behandelt: • Planerische Herausforderungen beim Einsatz von vorgefertigten Elementen; Architekt DI Werner Nussmüller (Nussmüller Architekten ZT GmbH) • Ergebnisse und Erkenntnisse für weitere Sanierungen aus dem Forschungsprojekt „e80^3“; Dr. Karl Höfler (AEE INTEC - Institut für Nachhaltige Technologien) • Herausforderungen bei der Sanierung von Wohngebäuden aus Sicht des Wohnbauträgers; Vorstand Dr. Georg Pilarz, (GIWOG Gemeinnützige Industrie-Wohnungsaktiengesellschaft) • Herausforderungen in der Bauausführung bei vorgefertigten Elementen, Ablauf, Produktion, Transport, Montage, Lagerung; DI Christian Liebminger (Kulmer HolzLeimbau GesmbH) • Energiegewinnende Fassade - GAP Solution, System und Vorteile; DDI Volker B. Taschil (gap-solution gmbh)


die Möglichkeiten, Herausforderungen und Erfahrungen auf dem Gebiet der thermischen Sanierung mit vorgefertigten Fassadenelementen aus Holz auf.

Welches Potenzial in der thermischen Sanierung liegt, zeigte eine Baustellenbesichtigung im Süden von Graz. In der Liebenauer Hauptstraße werden aktuell zwei Wohnblöcke mit insgesamt 137

v.l.n.r.: Moderator DI (FH) Peter Stachel (proholz Steiermark) mit den Vortragenden Dr. Karl Höfler (AEE INTEC), DDI Volker B. Taschil (gap solution), DI Christian Liebminger (Kulmer Holz-Leimbau), Dr. Georg Pilarz (GIWOG)

Wohneinheiten aus dem Baujahr 1979 / 1981 thermisch saniert. Der Wohnbauträger GIWOG setzt dabei vorgesetzte Solarfassaden der Firma gap solution mit passiven Solar-Wabenpaneelen und vorgefertigten Funktions-Paneelen ein. Die Grundgerüste der Paneele bestehen aus Holz und werden vom Holzclusterpartner Kulmer Holz-Leimbau. Die dadurch verbaute Holzmenge beträgt für dieses Projekt rund 950 m³, was in etwa 310 Dachstühlen von Einfamilienhäusern entspricht. Vorfertigung ist auch hier der entscheidende Faktor, da die Arbeitsschritte vor Ort rasch vor sich gehen müssen, denn: Das Geld verliert man auf der Baustelle.

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Kurz & News

Friedrich W. Sperl ausgezeichnet

Der Gleisdorfer Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder Friedrich Wolfgang Sperl wurde vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur mit dem Professorentitel ausgezeichnet. Ausschlaggebend dafür waren seine Leistungen in der Erwachsenenbildung.

Kooperation zur besseren Patienten-Versorgung

Die Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen dem Land Steiermark, dem Krankenhaus der Elisabethinen GmbH und den Konventen der Barmherzigen Brüder Graz Eggenberg und Graz Marschallgasse wurde mit dem Beschluss im Landtag offiziell besiegelt. „Wir haben damit einen weiteren Meilenstein in der Umsetzung des Regionalen Strukturplans Gesundheit Steiermark 2020 gesetzt“, ist Gesundheitslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder überzeugt.

Kummer-Institut: Neuer Aufschwung für die Katholische Soziallehre

Beim 24. Adventgespräch des Dr.-KarlKummer-Instituts für Sozialreform-, Sozial- und Wirtschaftspolitik in der Steiermark wurde die Frage „Katholische Werte, Moral, Ethik: Was können wir von Papst Franziskus erwarten?“ diskutiert. „Moral und Sozialethik werden bei Papst Franziskus aus dem Kontext des Verbietens herausgenommen und in den Zusammenhang der Ermöglichung gelungenen menschlichen Lebens gestellt“, erklärt Hauptreferent Leopold Neuhold.

SPÖ Steiermark spendet 5.000 Euro der Aktion „Kinderarmut ist kein Märchen“

Die SPÖ Steiermark verdoppelt heuer den Betrag, den sie für Weihnachtsgeschenke vorgesehen hat, und spendet somit im Namen aller MitarbeiterInnen 5.000 Euro dem Volkshilfe-Steiermark-Projekt „Kraft tanken“ im Rahmen der Aktion „Kinderarmut ist kein Märchen“. „Wir wollten gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Kinderarmut in der Steiermark setzen und unterstützen deshalb die neue Aktion der Volkshilfe Steiermark“, erklärt SPÖ-Steiermark-Geschäftsführer Toni Vukan. 64 /// Fazit Jänner 2014

Am 9. Dezember fand ein Börsen- und Wirtschaftsinformationsabend der Raiffeisenbank Gleisdorf statt. 360 Besucher informierten sich bei den Referenten Paul Lendvai und Joachim Nareike. Lendvai referierte über die Chancen und Risiken im Osten und Nareike beschäftigte sich mit der demografischen Entwicklung und der dadurch entstehenden Pensionslücke.

Soundportal bekommt neue Straßenbahn

Das Team des erfolgreichen steirischen Radiosenders Soundportal wird seine flächendeckende Präsenz in der Landeshauptstadt Graz auch weiterhin mit einer neuen stylisch gestalteten Straßenbahn in den nächsten Jahren wirksam zur Schau stellen. Wir sind täglich über 70.000 Hörern eines der stärksten Medien in der jungen Zielgruppe“, erklärt Soundportal-Verkaufsleiter Reinhard Holber.

Fotos: Sperl, Kummer-Institut, Raggam, Foto Gentile, Raiffeisen Gleisdorf, Soundportal

Börsen- und Wirtschaftsabend bei Raiffeisen Gleisdorf


Kurz im Gespräch mit

Leoben:

40.000 Besucher bei der „Schädelkult-Ausstellung“ Die Besucherzahl der diesjährigen Ausstellung in Leoben blieb hinter den Erwartungen. Trotzdem konnte ein neues, junges Publikum angesprochen und fasziniert werden.

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Fotos: Freisinger, DHL

ie diesjährige Ausstellung „Faszination Schädel“ in der Kunsthalle Leoben ging Anfang Dezember zu Ende. Genau 40.193 Besucherinnen und Besucher waren es, welche die Ausstellung in Leoben besucht haben. „Damit blieben wir mit den Besucherzahlen zwar deutlich hinter unseren Erwartungen, wir konnten jedoch ein neues, junges Publikum ansprechen, was uns für die Zukunft große Hoffnung macht“, so Leobens Kulturreferent Franz Valland. Auch Leobens Bürgermeister Matthias Konrad resümiert nicht völlig unzufrieden über die diesjährige Ausstellung: „Natürlich hätten wir uns mehr Besucher erhofft, trotzdem darf man in Zeiten wie diesen mit dem Ergebnis nicht unzufrieden sein; es waren 40.000 zufriedene Gäste, die nicht nur die Ausstellung, sondern auch

die Stadt Leoben mit einem positiven Eindruck verlassen haben und wieder nach Leoben kommen werden.“ Da die Großausstellungen in Leoben im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden, wird die nächste Großausstellung erst wieder 2015 stattfinden und zwei überaus interessanten historischen Persönlichkeiten gewidmet sein – dem Ptolemäer Alexander dem Großen und Kleopatra VII, der letzten ägyptischen Pharaonin. Im nächsten Jahr, 2014, werden die ShaolinMönche vom 15. Mai bis 28. September im Rahmen einer Fotoausstellung in Leoben Einzug halten. Die Fotografin Sabine Kress und der Journalist Felix Kurz durften als erste Europäer die Mönche hautnah und ganz privat beobachten. Zusätzlich wird es einige Aufführungen von Shaolin-Ensembles in Leoben geben.

Die Schädelkult-Ausstellung lockte ein neues, aber deutlich kleineres Publikum nach Leoben.

Heike Sommer Managing Director bei DHL Freight Feinstaub ist besonders im Winter immer ein großes Thema. Eine Möglichkeit, dem Herr zu werden, wären Elektro-Lkw. Ist das realistisch? Auf Kurzstrecken benutzen wir bereits Elektro-Lkw, auf der Langstrecke ist dies leider aufgrund der Technologien noch nicht möglich.

In Europa sehr umstritten sind auch die Gigaliner. Was halten Sie von der Einführung dieser großen Lkw? DHL Freight nimmt mit einigen Partnern am Feldversuch teil, da der Einsatz von Lang-Lkw erhebliche ökologische, wirtschaftliche und verkehrliche Vorteile mit sich bringt. So konnten wir durch den punktuellen Einsatz von Lang-Lkws im Stückgutnetz den Kraftstoffverbrauch und damit die CO2-Emissionen für diese Verkehre signifikant senken. Gleichzeitig reduziert sich durch den Einsatz die Anzahl der Fahrten. Gerade für die Industrie ist eine Justin-Time-Lieferung essenziell. Welche Entwicklungen gibt es, um diese Form der Logistik zu optimieren? Um das Just-in-Time-Konzept zu perfektionieren, analysieren wir regelmäßig die Anforderungen und Bedürfnisse unserer Kunden und passen unsere Produkte und Services entsprechend an. Mit DHL Eurapid zum Beispiel bieten wir seit Kurzem einen taggenauen Stückgutservice mit priorisierten Transporten an, um immer kürzere Produktlebenszyklen und den Bedarf nach höheren Frequenzen abzudecken. Ein weiteres Beispiel sind RFID-basierte Lösungen. Durch den Einsatz von RFID-Chips lassen sich Vorrat und Bedarf der Produktionsmittel in Echtzeit erfassen und die nötige Liefermenge und -zeit genau planen.

Fazit Jänner 2014 /// 65


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Kreischberg: Neue Gondelbahn Der Kreischberg startet mit einer neuen Attraktion in die Wintersaison. Ende November wurde eine 2,1 Kilometer lange 10er-Gondelbahn in Betrieb genommen, die stündlich 3.000 Wintersportler von 1.600 auf 2.050 Meter Seehöhe befördert. amit zeige sich der Kreischberg, so Geschäftsführer Karl Schmidhofer, auch in Bezug auf den Beförderungskomfort bestens für die im Jahr 2015 stattfindenden Snowboard- und Freestyle-Weltmeisterschaften gerüstet. LHVize und Tourismusreferent Hermann Schützenhöfer betonte in seiner Eröffnungsrede die dynamische Entwicklung, die das Wintersportparadies Kreischberg in den letzten Jahren genommen hat. Die neue Gondelbahn ist nicht nur die höchste, sondern auch die kapazitätsstärkste Bahn der Steiermark. Mit vier Kilometern neuen Pisten wurde auch das Pistenangebot noch größer und attraktiver! Für die neue 10er-Gondelbahn wurden 7,2 Millionen Euro aufgewendet, der Bau der Pisten und der Beschneiungsanlage kostete 2,3 Millionen Euro. Von

der neuen Bergstation erreicht man direkt die Pisten am Rosenkranz bei

der Sixpack-Sesselbahn und bei den Sonnenliften.

Foto: Haselmann

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Bei der Eröffnung der neuen Kreischberg-Gondelbahn: (v.l.) Bezirkshauptmann Florian Waldner, Bürgermeisterin Michaela Seifter, LAbg. Hermann Hartleb, LAbg. Manuela Khom, Harald Fritzer, Kreischberg-Chef Karl Schmidhofer, LH-Vize. Hermann Schützenhöfer, Erich Moser, Bgm. Cäcilia Spreitzer und LAbg. Max Lercher.

Einkehrschwung ins Traumhotel

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er die Ferien im Traumhotel Alpina in Gerlos verbringt, ist oben angekommen. Und zwar ganz oben, auf 1.300 Metern Höhe. Wo andere Skigebiete bereits enden, da beginnt im Wintersport-Paradies Gerlosstein erst der Winterspaß. „Aufgrund unserer Höhenlage punkten wir natürlich mit einer absoluten Schneesicherheit von Anfang Dezember bis weit ins Frühjahr“, erzählt Hotelier Reinhard Hollaus. Über 139 km Pisten, 37 urige Hütten und Schneebars und Après-Ski bis zum Abwinken – die Zillertal-Arena zählt zu den besten Wintersport-Gebieten Österreichs. Und das Traumhotel Alpina liegt mittendrin – genau gegenüber der Gondelstation. „Vom Bett auf die Piste in 10 Schritten“, wissen die Stammgäste. Doch nicht nur die weiße Pracht wird garantiert, auch ein luxuriöses Ambiente, exquisite Kulinarik und perfektes Service. Edel und stilvoll präsentiert sich die gesamte

66 /// Fazit Jänner 2014

Ausstattung des Traumhotels bis hin zum Wellness-Schlössl. Die Angebote des ****Superior Spa-Relax sind purer Luxus. „Klassische Gesichtsbehandlungen und Massagen, Anti-Stress-Programme oder das Sportlerpaket – nehmen Sie sich Zeit für sich selbst“, empfiehlt das Spa-Team.

Entspannung pur Danach wird relaxt und entspannt bei Sauna, Schwitzstube, Dampfbad oder im Wasserbett. „Traumhaft genießen“ lautet auch das Motto, wenn es um die Kulinarik geht. „Liebe geht durch den Magen, darum erhält unser Küchenchef täglich Liebeserklärungen der Gäste“, erzählt der Hotelier. Den passenden Tropfen zu jedem Gericht finden die „Ab ins Winterwunderland“ 3 Übernachtungen mit zahlreichen Extras sind bereits ab € 360,– p.P. buchbar.

Gäste in der hoteleigenen Weingasse, von der selbst Sommeliers begeistert sind. Zum Abschluss eines perfekten Wintertages werden bei einem Drink an der Hotelbar die Pläne für den nächsten Tag geschmiedet.

Foto: Alpina

Schneesicherheit, ein luxuriöses Hotel und eine Almkuh, die durch den Winter führt. Willkommen im Traumhotel Alpina in Gerlos.

Das Traumhotel Alpina mitten in der Zillertal-Arena. ****Superior Traumhotel Alpina, Familie Hollaus, A-6281 Gerlos 298 +43 5284 5305, office@traumhotel.at www.traumhotel.at


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Opernredoute: Feiern im schönsten Ballsaal des Landes Bereits zum 16. Mal findet am 25. Jänner der Höhepunkt der steirischen Ballsaison im Grazer Opernhaus statt. Neben dem „Who is who“ aus der steirischen Politik und Wirtschaft wird Moderator Alfons Haider auch zahlreiche Promis begrüßen können. ie Grazer Opernredoute ist einer der Fixpunkte in der steirischen Ballsaison. Die rund 2.500 Gäste werden im prächtig geschmückten Opernhaus einen Abend mit Glanz und Glamour, ganz im Motto von 1.001 Nacht genießen. Die arabisch-maurische Atmosphäre wird unterstützt durch fließende Baldachine und Teppiche mit ausdrucksstarken Mustern. Die Eröffnung gestalteten 128 Debütanten unter der Leitung der Choreografen Claudia Eichler und Werner Dietrich. Die Musik wird dabei einen Bogen zwischen Salsa, Wiener Walzer, Csárdás und Tarantella spannen. Erstmals zwei Quadrillen Die französische Quadrille ist von Anfang an ein fester Bestandteil der Opern-

redoute und wird traditionell nach der Mitternachtseinlage als Mitternachtsquadrille veranstaltet. Dabei wird das Publikum zum Star des Abends. Um der Popularität dieses zur Zeit Napoleons entstandenen Tanzes gerecht zu werden, gibt es bei der diesjährigen Opernredoute erstmals eine zweite Quadrille in den frühen Morgenstunden um 2.30 Uhr. Eingeläutet wird die Opernredoute traditionell vom Grazer Philharmonischen Orchester, unter der Leitung von Dirk Kaftan. Auch unter den prominenten Gästen wird es wieder zahlreiche Highlights geben. Im Vorjahr mischten sich neben der steirischen Landesregierung, der Grazer Stadtpolitik und zahlreichen Gästen aus der steirischen Wirtschaft auch Mode-

designer La Hong und TV-Moderatorin Vera Russwurm unter das Tanzvolk. Karten gibt es an der Theaterkasse am Kaiser-Josef-Platz oder online unter www.ticketzentrum.at

Foto: Art + Event

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Die Opernredoute ist der gesellschaftliche Höhepunkt im Grazer Ballkalender.

Pisten, Thermen und Grand Kulinarik Traumhafte Winterlandschaften, ein umfangreiches Health-&-Spa-Angebot und exquisite Kulinarik treffen im Grand Park Hotel in Bad Hofgastein auf interessante Gäste aus aller Welt.

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ch bin angekommen!“ Schön, wenn der Gast das nicht nur auf die Ankunft im luxuriösen 5-Sterne Grand Park Hotel bezieht, sondern sich ab der ersten Minute seines Aufenthaltes nachhaltig entspannen kann. Schon beim Check-in ist die Wohlfühlatmosphäre des Hotels spürbar und sie begleitet den Gast während des gesamten Aufenthaltes. Dezenter Luxus, gepaart mit Lebensfreude und Gastlichkeit – das sind drei Faktoren, die dieses besondere Hotel in Bad Hofgastein auszeichnen. Es gibt aber noch viele Gründe mehr, warum sich seit Jahrzehnten Gäste aus aller Welt hier einfinden. Beispielsweise das Winterangebot der Region mit unzähligen Spazierwegen, perfekt präparierten Langlaufloipen und über 200 km Skipisten der Ski amadé. Das

hohe Niveau der österreichischen Hoteltradition zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Haus. Küchenchef Franz Huick und sein Team verwöhnen mit kulinarischen Hochgenüssen. „Auf Wunsch werden selbstverständlich auch spezielle Diät- oder Gesundheitswünsche berücksichtigt“, erklärt das Küchenteam. Weltberühmt: Heilstollen & Therme Weitere Gründe, warum es viele Gäste immer wieder ins Grand Park Hotel zieht, sind die Therme und der Gasteiner Heilstollen. Auch im Hotel wird den Gästen im 2.000 Quadratmeter großen Grand Spa und Grand Health Spa ein umfangreiches Wellness- und Spa-Angebot offeriert und auf Wunsch mit den Kurangeboten des Gasteinertals abgestimmt.

Grand Winter Feeling: 11.1. – 1.2. bzw. 8. - 30.3.2013, 7 Übernachtungen, reichhaltiges Frühstücksbuffet, 2x Gourmet Dinner, 1x Berg- und Talfahrt, 1x € 80,– Grand Spa-Gutschein, alle Grand Spa- und Grand Park-Leistungen inklusive. Ab € 798,– p.P. im DZ.

Das Grand Park Hotel bietet dezenten Luxus, gepaart mit Lebensfreude. Grand Park Hotel Health & Spa Kurgartenstraße 26, A-5630 Bad Hofgastein, +43 6432 6356-0 office@grandparkhotel.at www.grandparkhotel.at

Fazit Jänner 2014 /// 67



Fazitportrait

Pferde heilen Text und Fotos von Michael Neumayr

Dass Gudrun Dietrich ihre Liebe zum Beruf macht, war nur eine Frage der Zeit. Mit f체nf Jahren hat sich die ausgebildete

Psychotherapeutin und P채dagogin zum ersten Mal auf ein Pferd gesetzt. Heute unterst체tzen ihre Tiere sie dabei, Kindern und Jugendlichen zu helfen und sie zu verstehen.

Fazit J채nner 2014 /// 69


Fazitportrait

Die Pferde erleichtern mir die Arbeit ungemein, denn die Kinder freuen sich auf die Tiere.

Gudrun Dietrich, Psychotherapeutin

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s gibt Dinge, die gehören zusammen, und wenn man Gudrun Dietrich auf ihrem kleinen Pferdehof in Stattegg besucht, dann merkt man schnell, dass das auch hier der Fall ist. Denn dass Tiere in Dietrichs Leben schon immer eine große Rolle gespielt haben, erkennt man in wenigen Augenblicken. Keine Frage also, dass die Psychotherapeutin bemüht ist, die Tiere – von der kleinen unruhigen Wachtel bis zum gutmütigen Islandpferd – mit ihrem Beruf zu verbinden. Pferde als Spiegel Therapie und Tiere. Das ist schon seit Langem ein Erfolgskonzept. Hunde, Delphine und viele andere Tiere werden mit großem Erfolg in der Physio-, aber auch in der Psychotherapie eingesetzt. Dass man Pferde auch in der Psychotherapie einsetzen kann, ist in Graz aber noch ein relativ neues Konzept. »Dabei sind Pferde perfekt für die Therapie geeignet. Sie können unglaublich gut spiegeln. Das heißt, sie geben das wieder, was Menschen in ihrer Umgebung gerade fühlen«, erklärt Dietrich, die ihre Pferde selbst ausbildet. Therapiemöglichkeiten bietet die ausgebildete Psychotherapeutin und studierte Pädagogin für Erwachsene aber vor allem auch für Kinder und Jugendliche an.

Tiere senken Hemmschwelle Bevor Gudrun Dietrich vor einem Jahr ihre Praxis in Stattegg eröffnet hat, war sie im Landeskrankenhaus Graz als Psychotherapeutin tätig. »Es war aber immer schon ein Wunschtraum, mit meinen Pferden zusammenzuarbeiten. Ich habe schon mit fünf Jahren zu reiten begonnen und seitdem begleiten mich die Tiere«, erzählt die Mutter von zwei Kindern, die sich mit der eigenen Praxis einen Lebenstraum erfüllt hat. Die Pferde seien nämlich gerade bei Kindern und Jugendlichen ein guter Einstieg in die Therapie. Vor allem die Hemmschwelle, überhaupt in die Therapie zu kommen, würde durch die Tiere deutlich sinken: »Naturgemäß wollen Kinder nicht in eine Therapie gehen. Die Pferde erleichtern mir die Arbeit ungemein, denn die Kinder freuen sich auf die Tiere. Der Zugang zu den Kindern erfolgt also viel schneller als in der Klinik und deshalb bin ich überzeugt davon, dass in einem

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entspannteren Rahmen, etwa im Pferdestall, eine Therapie viel besser funktioniert.« Neben der klassischen Psychotherapie setzt Dietrich ihre Isländer Skuggi, Krümmi, Skrymir auch in der systemischen Familientherapie ein. »Das Pferd ist ein Herdentier und muss sich einem sozialen Gefüge unterordnen. Auch der Mensch lebt in einem sozialen Gefüge. Es spielen immer die Familie und das Umfeld eine große Rolle. Das darf nicht außer Acht gelassen werden, und genau hier setzt die systemische Familientherapie an«, erklärt Dietrich die Verbindung zwischen ihren Pferden und der Therapie. Die Pferde seien aber vielseitig einsetzbar, denn auch die taktile Wahrnehmung kann durch die Arbeit mit den Pferden trainiert werden. »Ein wichtiger Punkt ist die Entwicklung der Körperwahrnehmung, die zum Beispiel bei Essstörungen nicht mehr vorhanden ist. Durch die Berührung und die Arbeit mit den Pferden kann man Körpergrenzen ausloten und ein Selbstbild wieder aufbauen«, ist Dietrich überzeugt. Pferdespaß und Streichelzoo Pferde sind nicht nur für die Therapie geeignet, sondern machen auch einfach nur Spaß. Grund genug für Gudrun Dietrich, auch im klassischen pädagogischen Bereich tätig zu sein. Besonders Stadtkinder hätten oft Aufholbedarf beim Umgang mit Tieren und würden enorm vom Angebot profitieren. »Die Kinder wissen manchmal nicht einmal, was eine Maus ist. Es ist sehr wichtig, dass sie auch das lernen«, so Dietrich. In der zweiten Schiene geht es dabei weniger um Therapie, sondern um pädagogische Maßnahmen. In der Tiererlebnis-Pädagogik mit Kindern spricht Dietrich vor allem die Kleinsten an. »Die Pferdespaßkurse sind für ein bis sechs Jahre alte Kinder gedacht. Die würden oft schon gerne reiten lernen, sind aber noch zu klein dafür.« Deshalb habe Dietrich ein Angebot geschaffen, bei dem die Kinder zumindest den Umgang mit den Pferden lernen und sich auch einmal auf die Pferde draufsetzen können. Gemeinsam mit einer zweiten Pädagogin werden kleine Gruppen von maximal sechs Kindern betreut. »Vor allem für Kinder, die nicht in den Kindergarten gehen, ist dieses Angebot wichtig. Acht Mal treffen sich die Kinder




Fazitportrait

Isländer sind die Teddy-Bären unter den Pferden.

Gudrun Dietrich, Psychotherapeutin

innerhalb von zwei Monaten. Sie lernen dabei auch die Dynamik einer Gruppe und den Umgang mit anderen Kindern kennen«, erzählt Dietrich. Besonders beliebt scheint der kleine Streichelzoo zu sein, den Gudrun Dietrich auf ihrem Hof eingerichtet hat. Die Lieblinge der Kinder sind die hyperaktive Wachtel und die Hasen, die sich gerne streicheln lassen. Ein weiteres Highlight ist Cara, die Berner Sennenhündin, die als Therapiehund ausgebildet wird. »Cara ist toll. Sie hat absolut kein Aggressionspotenzial. Da können fünf Kinder an ihr herumziehen und das sechste nimmt ihr das Spielzeug aus dem Maul und sie bleibt trotzdem ruhig«, schwärmt Dietrich. Aber auch die drei Meerschweinchen und die beiden Sittiche Frida und Fred bekommen genug Streicheleinheiten. Die Kinder würden so auch spielerisch den richtigen Umgang mit Hunden und den anderen Tieren lernen. Besonders beliebt sind auch die Programme »Tierkunterbunt« und »Pferdespaß bei den Indianern«. Kein Wunder, dürfen doch die Kinder bei dieser Gelegenheit mit Fingerfarben spielen und auch die Pferde anmalen und dekorieren. Gudrun Dietrich lacht, als sie von den Fingerfarben erzählt: »Eigentlich kommt das Spiel mit den Farben aus der Therapie, aber die Kinder haben unheimlich viel Spaß dabei. Da dachte ich, warum kann man das nicht auch einfach nur der Freude wegen machen?«

Spielerische Nachhilfe Bei den Spaßeinheiten können die Kinder, die eigentlich den Stadtalltag gewohnt sind, auch einmal draußen sein und schmutzig werden. Bei einer eigenen Putzstation mit Gartenschlauch und Bürsten kann man die Gummistiefel ohnehin wieder von der Erde und dem Mist befreien. Die Eltern dürfen bei den Spaßeinheiten übrigens gerne dabei sein. »Oft kommen Mütter mit ihren noch kleineren Kindern und schauen zu«, so Dietrich. Aber noch ein zusätzlicher, ganz praktischer Bezug lässt sich beim Spaß

mit den Tieren finden. Es wird nämlich auch eine spielerische Nachhilfe für Volksschüler angeboten. Gemeinsam mit dem Pferd lernen die Kinder, sich zu konzentrieren, und lösen auch Rechenaufgaben. Mit einer klassischen Nachhilfe, wo man die Schulbank drücken muss, hat das wenig zu tun. »Wir bemühen uns, dass die Kinder mit dem Lernen etwas Schönes verbinden. Das erhöht die Motivation ungemein«, erklärt Dietrich, warum man besser auf dem Rücken eines Pferdes als hinter der Schulbank lernt. Die Spaßeinheiten sind aber auch ein niederschwelliges Angebot, um das Kind an eine Therapie heranzuführen. »Man kann Vertrauen aufbauen und es sind schon manche Eltern nach dem Pferdespaßprogramm an mich herangetreten und haben auch nach einer Therapiemöglichkeit gefragt«, erzählt Dietrich, die für die Kinder ein ungezwungenes Umfeld schaffen will. Artgerechte Haltung Wie bei den Tieren im Streichelzoo setzt Gudrun Dietrich auf besonders gutmütige Tierrassen. »Islandpferde sind die Teddy-Bären unter den Pferden. Sie sind besonders gutmütig und extrem robust. Sie sind auch nicht so groß und daher besonders für Kinder gut geeignet«, erzählt Dietrich. Da sie selbst mit Isländer großgeworden ist und ihre eigenen Pferde selbst ausgebildet hat, weiß sie genau, was man ihren Isländern zutrauen kann. Das heißt auch, dass die artgerechte Haltung besonders leicht fällt. Die Pferde können das ganze Jahr über im Freien bleiben, können sich aber auch jederzeit in den Stall zurückziehen. Auch im Streichelzoo werden die Kleintiere nicht in kleinen Käfigen gehalten, sondern in einem großen, begehbaren Stall. Dadurch haben auch die beiden Sittiche genügend Platz und die Hasen und Meerschweinchen können sich richtig austoben. Manche Dinge gehören einfach zusammen. In dem Fall wohl auch die Tiere vom Streichelzoo von Gudrun Dietrich.

Dippids. Psychotherapie und Pferde Mag. Gudrun Dietrich 8046 Graz-Stattegg, Hofweg 2a Telefon: 0650 22 61 812 psychotherapie-pferde.at

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Zu Gast bei Fazit

Ein Kommentar in drei Akten von Martin Novak

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ären Sie lieber Hauptaktionär von Black-Rock oder von Apple? Von Black-Rock natürlich, sonst hätte ich ja nicht gefragt. Gute Antwort: Black-Rock ist Hauptaktionär von Apple. Und von Exxon Mobil, von Google, Microsoft, Nestlé … und noch ein paar Unternehmen, von denen die meisten Leute lieber Hauptaktionär wären als von Black-Rock. Aber nicht Sie und ich. Sie, weil sie Bescheid wissen. Ich, weil ich kürzlich gelesen habe, dass Black-Rock der größte Investor der Welt ist. Es war die Titelgeschichte im Economist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Black-Rock diese Geschichte nicht gewollt, sie ist passiert. Vermutlich hat das Unternehmen aber nicht versucht, sie zu verhindern. Es wäre auch kaum gelungen. Selbst dann, wenn man Hauptaktionär des Unternehmens ist, das Hauptaktionär des Economist ist. Genutzt hat der Beitrag

Mediengeilheit hilft. Einen Platz im Haubenrestaurant zu bekommen, ohne es kaufen zu müssen.

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Black-Rock aber ebenso wenig. Entscheider kannten Black-Rock vorher schon und auf Nichtentscheider kommt es nicht an. Erster Akt. Man kann nicht sagen, dass John Alcock es nicht in die Medien geschafft hat. Es war sogar auf der Titelseite der New York Times zu lesen, dass er 1919 als erster Mensch gemeinsam mit seinem Navigator Arthur W. Brown einen Nonstop-Flug über den Atlantik geschafft hat. Und zwar acht Jahre, bevor Charles Lindbergh als erster Mensch über den Atlantik geflogen ist. Charles Lindbergh? Genau, der ist doch als erster Mensch über den Atlantik geflogen. Nein, ist er nicht. Er ist nur als erster Mensch allein über den Atlantik geflogen. Und er ist nicht wie Alcock von Neufundland nach Clifden an die irische Westküste geflogen, sondern von New York nach Paris. Das war die bessere Inszenierung. Charles Lindbergh hat sich tief in die mediale Erinnerung eingegraben, weil er alles richtig macht hat, und er ist, muss man dazu sagen, im medialen Gedächtnis geblieben, weil er danach – ungeplant – weiter im Mittelpunkt medialer Großereignisse stand, wie der Entführung seines Kindes, politischer Querelen und erst vor wenigen Jahren der Enthüllung mehrerer, lange geheim gehaltener Beziehungen zu mehreren Frauen samt gemeinsamer Kinder. Zweiter Akt. Stellen wir uns vor, Felix Baumgartner (die Miniaturausgabe von Charles Lindbergh sozusagen) und Larry Fink (Gründer und Vorstandsvorsitzender von Black-Rock) würden sich gleichzeitig in einem Haubenlokal in Graz um den letzten freien Tisch bemühen. Sicher würde ihn Felix Baumgartner bekommen. Außer Miley Cyrus käme auch gerade herein. Dann dürften sich die beiden vielleicht den letzten Tisch teilen. Prominenz hat in einem medial inszenierten Setting immer Vorrang gegenüber realer Bedeutung. Also müsste Larry Fink hungrig bleiben. Dritter Akt. Im Buch »Drei Männer im Schnee« von Erich Kästner hieß Larry Fink Tobler. Der gewann unter falschem Namen bei einem Preisausschreiben der eigenen Firma einen Urlaub. Als vorgeblich armer Schlucker wurde er im Hotel aber schlecht

behandelt und wollte letztendlich das Hotel kaufen, um dem Personal eine Lehre zu erteilen. Den Plan musste er aufgeben. Das Hotel gehörte ihm bereits. So etwas könnte Larry Fink auch passieren. Wenn auch kaum im Falle eines Grazer Haubenlokals. Nachspiel. »Only bad news is good news«, lautet der fatalistische Trost, wenn Medien böse berichten. »Tue Gutes und rede darüber«, heißt das 1961 veröffentlichte Sachbuch von Krupp-PR-Chef Georg-Volkmar Graf Zedtwitz-Arnim, dessen Titel auch heute noch gelegentlich als allzu billige PR-Definition herhalten muss. Ich bin da mehr beim aktuellen Papst, dessen Apostolisches Schreiben »Evangelii Gaudium« ein umfassendes PR-Konzept ist: »Das Gute neigt immer dazu, sich mitzuteilen«, widerlegt Franziskus den »Good/bad news«-Satz und dreht das Zedtzwitz-Diktum um und gleichzeitig zurecht. »In der Welt von heute«, schreibt der Papst weiter, »mit der Schnelligkeit der Kommunikation und der eigennützigen Auswahl der Inhalte durch die Medien ist die Botschaft, die wir verkünden, mehr denn je in Gefahr, verstümmelt und auf einige ihrer zweitrangigen Aspekte reduziert zu werden.« Da widersprechen Alcock, Fink und ich. Das war auch in der Welt von gestern nicht anders und nicht (nur) die Medien wählen aus, sondern primär die Mediennutzer.

Martin Novak ist geschäftsführender Gesellschafter der Conclusio PR-Beratung in Graz. office@conclusio.at


Fazitserie Europa wählt Teil 2

Von Michael Thurm Mitarbeit: Johannes Tandl und Michael Neumayr

Europa wählt sich ab

In vier Monaten sind Europawahlen. Und sie könnten zu einem Desaster für all jene werden, die in der Europäischen Union noch immer ein glanzvolles Zukunftsprojekt sehen. Fazit stellt bis zur Wahl die Mitgliedsstaaten vor.

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ir könnten wahrscheinlich bei allen 28 Ländern, die wir vor der Europawahl hier porträtieren, über die politische Landschaft und noch mehr über das politische Personal schreiben. Es würde wohl ein ziemlich verheerendes Bild entstehen. Kaum ein Land ist frei von Spitzenpolitikern mit Korruptionsvorwürfen, überall grassiert Politikverdrossenheit und wenn es einem Regierungschef doch gelingt, Stabilität durch gute Wahlergebnisse zu erreichen – wie Viktor Orbán in Ungarn –, wird jede Nutzung der demokratisch gewonnenen Macht zu seinen Guns-

ten oder zugunsten seiner Partei mit Argwohn und Missbilligung der europäischen Partner bedacht. Dass die notwendige öffentliche Kontrolle demokratisch gewählter Politiker dabei mitunter in unzulässige Ausgrenzung übergeht, ist für einen integrierenden Staatenbund wie Europa gefährlich.

In Teil zwei porträtieren wir fünf Länder und ihre schätzenswerten Besonderheiten, die aber meist prägender für eine Nation sind als deren auf Zeit gewählte Vertreter.

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Europa wählt Kroatien

Kroatien. Eineinhalb neue EU-Länder

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m 22. Jänner 2012, dem Tag des kroatischen EU-Referendums, fieberten jeder vierte Kroate und auch zahlreiche Journalisten im Parlament dem Endergebnis entgegen. Emotionen kochten hoch und es wurde gejubelt und geflucht. Um Politik ging es dabei freilich nicht, denn im Fernseher lief nicht die Sondersendung zum Volksentscheid, sondern das Handball-Ländermatch gegen Spanien. Selbst im Parlament wurde das Wahlergebnis zur Nebensache. Wohl auch weil die Wahlbeteiligung mit 43,58 Prozent besonders gering war. Angst vor Wirtschaftseinbruch Inzwischen ist Kroatien als zweites exjugoslawisches Land der EU beigetreten und noch immer will sich kaum jemand von Zagreb bis Dubrovnik für die Europäische Union begeistern. Besonders an der Küste fürchtet man den Ausverkauf wertvoller Grundstücke und das Hinterland, von den Touristen kaum wahrgenommen, galt sowieso nie als EU-reif. Mit Argusaugen blicken die Kroaten dabei auch auf die Erfahrungen, die der Nachbar Slowenien beim EU-Beitritt vor neun Jahren gemacht hat. Dort haben nämlich längst nicht alle Branchen von der Marktöffnung profitiert. So ist etwa die Getränkeindustrie in den ersten Jahren der slowenischen EU-Mitgliedschaft um rund ein Viertel eingebrochen. Ein ähnliches Schicksal befürchten die Kroaten für ihre eigene Lebensmittelindustrie. Durch den Austritt aus dem Freihandelsabkommen CEFTA wird es für Kroatien auf wichtigen Exportmärkten für seine Lebensmittel teurer, während der große EU-Markt für die eigenen Produkte aufgrund der Hygienestandards noch nicht geöffnet ist. Die kleinteilige Struktur der kroatischen Landwirtschaft bereitet dem Land Schwierigkeiten, die EU-Richtlinien umzusetzen. In ganz Kroatien gibt es rund 400.000 landwirtschaftliche Betriebe bei einer durchschnittlichen Betriebsgröße Das Land in Zahlen Einwohner: 4,3 Millionen Wahlbeteiligung bei der letzten EU-Wahl: – Durchschnittsalter: 40,3 Jahre Mobiltelefone auf 1.000 Einwohner: 640 Häftlinge auf 1.000 Einwohner: 0,67

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von 5,6 Hektar. Zum Vergleich: Die österreichische Landwirtschaft zählt rund 173.000 Betriebe, die im Schnitt jeweils 42,4 Hektar bewirtschaften.

Jeder fünfte Bosnier tritt bei Für die alten EU-Länder kommt noch ein schwieriger Punkt hinzu: der gemeinsame Arbeitsmarkt. Bis zu 800.000 bosnische Staatsbürger haben auch einen kroatischen Reisepass, genaue Zahlen gibt es nicht. Mit der kroatischen Staatsbürgerschaft wird rund ein Fünftel der bosnischen Bevölkerung zu EU-Bürgern. Dieser logische Schritt birgt einiges an Brisanz und ist nicht mit der EU-Osterweiterung von 2004 vergleichbar. Bei einer Arbeitslosigkeit von derzeit rund 45 Prozent suchen viele Bosnier ihr Glück in der EU. Umfragen zufolge fassen 98 Prozent der bosnischen Kroaten eine Jobsuche in der Europäischen Union, meistens aber in Kroatien, ins Auge. Die große Völkerwanderung wird jedoch ausbleiben, denn Österreich nimmt großzügige Übergangsfristen in Anspruch. Der hiesige Arbeitsmarkt öffnet sich für kroatische Staatsbürger daher erst in sieben Jahren. Kein Wunder also, dass die Einschaltquoten am Wahltag ein deutliches Bild zeigten. 24,6 Prozent der Fernsehzuseher verfolgten die Handball-Übertragung, während nur 12,7 Prozent sich über den Wahlausgang informierten. Die Begegnung mit Spanien hat Kroatien übrigens knapp mit 22 zu 24 verloren. -nem-

Foto: Dennis Jarvis

Die Euphorie um die neu erworbene EU-Mitgliedschaft in Kroatien hält sich in Grenzen. Nicht nur weil viele Angst haben, ein untergehendes Schiff zu entern. Auch die Wirtschaft, allen voran die Lebensmittelindustrie, kann nicht sofort vom europäischen Markt profitieren. Hinzu kommt: Die Angehörigen der kroatischen Volksgruppe in Bosnien und Herzegowina sind ebenso der EU beigetreten. Denn auch sie besitzen einen kroatischen Pass und drängen aufgrund der dramatischen Arbeitslosigkeit besonders auf den europäischen Arbeitsmarkt.


Europa wählt Ungarn

Paul Lendvai Publizist

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aul Lendvai (*1929) gilt gleichzeitig als profunder Kenner und Kritiker Ungarns. Der in Wien lebende Publizist geriet vor allem nach der Veröffentlichung seines Buches »Mein verspieltes Land« ins Visier nationalistischer Kritiker, die ihm Vaterlandsverrat vorwerfen. Wir sprachen mit dem streitbaren Journalisten über sein Geburtsland.

Herr Lendvai, wann waren Sie eigentlich zuletzt in Ungarn? Im November. Ich habe im Vorjahr einen Journalistenpreis gegründet, der ist sehr klein, aber in einem Land mit niedrigen Löhnen doch etwas wert. Der Preis wird vergeben von einer Jury aus Chefredakteuren und diesmal haben sie aus 29 Bewerbungen eine unabhängige Journalistin aus der Provinz gewählt. Ich habe nur bei der Verleihung in Budapest eine kurze Rede gehalten und den Preis übergeben. Wie schwierig ist es für Sie, einen solchen Preis zu initiieren? Sie sind ja nicht gerade ein gern gesehener Gast in Budapest und stehen auf Kriegsfuß mit der amtierenden Regierung. Es ist so, dass alle, die kritisch sind, geächtet werden. Das gilt für die Philosophin Ágnes Heller, den Schriftsteller György Konrád und viele andere. Ich bin in guter Gesellschaft. Der Unterschied ist, dass ich als Journalist mehr geschrieben habe. Und mein vorletztes Buch war natürlich eine Herausforderung für die autoritäre Regierung. Aber es ist keine Diktatur: Jeder Ungar darf reisen und ich habe Meinungsfreiheit. Zu Kreiskys Zeiten stand ich ja auf der schwarzen Liste, das ist heute anders. Aber dass gegen kritische Autoren Kampagne gemacht wird, ist in anderen europäischen Ländern undenkbar. Hatten Sie einmal Kontakt mit Regierungschef Viktor Orbán selbst? Ich habe ihn einmal an einer Tankstelle gesehen, ein anderes Mal habe ich auch eine Diskussion mit ihm geleitet und wir haben uns am Rande kurz unterhalten, aber es gibt da keine persönlichen Probleme. Vor einiger Zeit wollte Erhard Busek mit ihm sprechen, da hat ihm der ungarische Botschafter in Österreich ausrichten

Das Land in Zahlen Einwohner: 9,9 Millionen Wahlbeteiligung bei der letzten EU-Wahl: 36,3 % Durchschnittsalter: 38,7 Jahre Mobiltelefone auf 1.000 Einwohner: 860 Häftlinge auf 1.000 Einwohner: 1,6

Foto: Michael Thurm

lassen, dass er, Orbán, glaubt, dass es keinen Sinn habe, sich zu treffen, weil Busek wahrscheinlich nicht gefallen werde, was er zu sagen hat. Und das sagt Orbán zu jemandem, der so viel für Ungarn und Osteuropa getan hat. Aber Orbán ist der mächtigste demokratische Politiker in Europa …

Mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament. Selbst Kreisky hat mehr Widerstand gehabt. Er wird in der gesamten Presse rechts der Mitte nicht kritisiert, er ist ein Gott. Er hat überall – in Gerichten, Behörden, der Nationalbank – seine Leute installiert und das meistens auf neun Jahre oder mehr. Er hat selber gesagt, dass er den nächsten acht bis zehn Regierungen die Hände binden will. Und das macht er sehr geschickt. Er hat zwar die klare Mehrheit im Parlament, aber nur wegen der Wahlarithmetik: 36 Prozent sind nicht zur Wahl gegangen und da hatte er nur 52 Prozent. Es hat also nur ein Drittel der Ungarn diese Regierung gewählt. Geht es dem Land unter Orbán trotzdem ökonomisch besser? Nein, überhaupt nicht. Dem Land ging es schon unter der sozialliberalen Regierung schlecht. Und Orbán hat viel Zeit mit den Angriffen gegen die internationalen Organisationen verschenkt. Nur eine kleine Schicht profitiert. Die Wirtschaftslage ist insgesamt schlechter geworden, die Arbeitslosigkeit ist hoch und es gibt viele Tricksereien, um die Zahlen zu manipulieren.

Ungarn. Sorgenkind an der Donau Wie beurteilen Sie die Rolle der EU? Hat sie sich richtig verhalten, indem sie ihn u.a. ins Europäische Parlament zur Rechtfertigung geladen hat? Ich glaube persönlich, die EU hat mehr getan, als man hätte erwarten können. Die EU kann die politische Elite nicht ersetzen, sie kann nur auf sie einwirken, aber sobald ein Land aufgenommen wurde, ist es schwierig. Es ist schon eine große und gute Sache, dass Ungarn Mitglied der EU ist. Das verhindert, dass gewisse Grenzen überschritten werden. Ungarn hat aber vor allem in den USA an Sympathie verloren.

Haben Sie noch Hoffnung, dass sich Ungarn in Ihrem Sinne zum Besseren ändert? Nein. Die ungarische Opposition ist schwach und zerstritten. Das Wahlgesetz wurde auch noch zugunsten der großen Parteien geändert. Und Orbáns Fidesz-Partei wird die nächste Wahl sicher wieder gewinnen.

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Europa wählt Rumänien

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umänien zählt mit ca. 21 Millionen Einwohnern zu den bevölkerungsreichsten Ländern und damit interessantesten Absatzmärkten und Produktionsstandorten Mittelund Osteuropas. 4,1 Prozent BIP-Wachstum (Q3/2012 zu Q3/2013), eine geringe Inflationsrate von 3,3 Prozent, ein Durchschnittslohn von 499 Euro, gute Infrastruktur und leistungsstarkes Bildungswesen – trotzdem interessieren sich nur wenige Österreicher oder Deutsche für dieses Land. Zu Unrecht, wie ich meine. Denn Rumänien könnte – dank europäischer Integration, eigener Währung und bei weiterer Eindämmung der Korruption – bald an die erfolgreiche Zeit anknüpfen, als Siebenbürgen (NW-Rumänien) noch Teil des Habsburgischen Reiches war. Als »Best-Cost-Country« (Mindestlohn: 179 Euro/Monat; zum Vergleich Frankreich: 1.280 Euro) innerhalb der EU entwickelte sich Rumänien in den letzten zwanzig Jahren nach 1989 zu einer »verlängerten Werkbank« für „Kerneuropa« (hauptsächlich Deutschland, Italien und Frankreich). Heute allerdings beginnen die hier angesiedelten Großunternehmen und deren Zulieferer, sich auch mit hochwertiger Wertschöpfung in Rumänien anzusiedeln. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Regionen wir Temeschwar (Timisoara), Hermannstadt (Sibiu), Klausenburg (Cluj) und Kronstadt (Brasov) zu echten Technologiestandorten werden. Unser Unternehmen Caditec hat mit der Entscheidung, im Jahre 2004 nach Rumänien zu gehen, die Entwicklung des Landes mitgemacht. Zuerst haben wir hier ausschließlich für deutsche Kunden konstruiert: Low-Cost-Lohnfertigung. Unter Ausnutzung der niedrigen Gehälter hochqualifizierter Ingenieure lieferten wir unseren (meist deutschen) Kunden günstige Dienstleistungen und schufen ihnen Wettbewerbsvorteile auf den internationalen Absatzmärkten. Erst allmählich verstanden auch rumänische Unternehmen die Vorteile einer durchgängigen CAD-Konstruktion und waren bereit, Geld dafür auszugeben. Unser Wachstum wurde bis zum Krisenjahr 2010 dennoch überwiegend von ausländischen Auftraggebern getragen. Erst in den letzten beiden Jahren fragten dann rumänische Niederlassungen globaler Großunternehmen

Werner Braun ist geschäftsführender Gesellschafter von Caditec, einem Technologiedienstleister für die europäische Maschinenbau-, Auto- und Luftfahrtindustrie. Braun wurde 1967 in Temeschburg im rumänischen Banat geboren. Nach Übersiedlung in die BRD 1990 studierte er in Furtwangen (D) und Leicester (GB) Ingenieurwissenschaften. Eine ausführlichere Version dieses Textes finden Sie online auf fazitmagazin.at

Fotos: Archiv, Mike Kollöffl/DR

Rumänien. Standort für Unternehmen

und immer mehr auch »echte« rumänische Firmen unsere Konstruktionsdienstleistungen und Automatisierungsanlagen an. Jetzt sind wir so weit, dass chinesische Fertigungsstraßen eines deutschen Konzerns in Rumänien gebaut werden sollen. Darauf sind wir und unsere Mitarbeiter sehr stolz – wir erwirtschaften deren Einkommen, beschäftigen rumänische Zulieferer und zahlen an den rumänischen Staat Steuern und Abgaben. So kann es weitergehen – sowohl mit unserem Unternehmen als auch mit diesem Land. Es ist nicht zu übersehen, dass in Rumänien im wirtschaftlichen Bereich nicht alles so reguliert und zuverlässig läuft wie zum Beispiel in Österreich. Es ist schwierig, eine Terminplanung einzuhalten und in manchen Bereichen überhaupt zuverlässige, preiswerte und qualifizierte Lieferanten zu finden – oft ist man weiterhin auf Lieferanten aus dem Westen angewiesen. HighTech-Büros und qualifiziertes Personal findet man nur in Großstädten und dort werden sie allmählich knapp. Besonders der Mangel an Facharbeitern – meines Erachtens eines der größten Versäumnisse der rumänischen Regierungen nach der Wende – trifft jetzt schon alle im Lande ansässigen Unternehmen. Die körperliche Arbeit, der Handwerker oder das, was der Engländer »Blue-Collar-Job« nennt, wird hier als minderwertig betrachtet. Es herrscht die Mentalität, dass »mein Kind« unbedingt Akademiker werden muss. Warum denn nicht auch Mechatroniker, CNC-Dreher oder Fräser? Aber langsam tut sich was, die Regierung wacht auf, es gibt erste konkrete Ansätze: Ministerpräsident Ponta hat in Deutschland mit Ministerpräsident Kretschmann (Baden-Württemberg) ein Regierungsabkommen unterzeichnet, in dem die Fachausbildung eine wichtige Rolle spielt. In Kronstadt haben sich die »deutschen« Unternehmen selbst geholfen und gemeinsam mit dem Deutschsprachigen Wirtschaftsclub (DWC) die »Berufsschule Kronstadt« nach dem deutschen Vorbild der dualen Ausbildung gegründet. Gemeinsam mit dem Bildungsministerium soll dieses Modell nun in Rumänien vervielfältigt werden. Rumänien hat zahlreiche Reformen im Bereich des Wirtschaftsund Steuerrechts eingeläutet und so das Investitionsklima erheblich verbessert. Gleichwohl darf nicht verkannt werden, dass noch genügend zu tun bleibt. Immer noch geben zahlreiche Missstände Anlass zu Klagen. Angeführt wird die »Mängelliste« von der Steuergesetzgebung und der Finanzadministration (viele ausführende Organe kennen nicht alle Regelungen). Beklagt werden auch der allgemein unsichere Rechtsrahmen sowie fehlende oder unklare Ausführungsbestimmungen.

Das Land in Zahlen Einwohner: 20 Millionen Wahlbeteiligung bei der letzten EU-Wahl: 27,7 % Durchschnittsalter: 36,6 Jahre Mobiltelefone auf 1.000 Einwohner: 50 Häftlinge auf 1.000 Einwohner: 1,73

Das Land in Zahlen Einwohner: 5,6 Millionen Wahlbeteiligung bei der letzten EU-Wahl: 59,5 % Durchschnittsalter: 39,8 Jahre Mobiltelefone auf 1.000 Einwohner: 897 Häftlinge auf 1.000 Einwohner: 0,7

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Dänemark. Eine Welt im Fernsehen E

in Land lässt sich nicht anhand einer Fernsehserie begreifen. Aber was dem dänischen Rundfunk DR1 mit »Borgen« gelungen ist, verdient eine Würdigung, die über eine Fernsehkritik hinausgeht. Erst recht, weil die Serie mit dem deutschen Titel »Gefährliche Seilschaften« inzwischen auch vollständig synchronisiert auf Arte und zumindest die erste Staffel auch im ORF ausgestrahlt wurde. Im Kern geht es um die dänische Politikerin Birgitte Nyborg, fantastisch gespielt von Sidse Babett Knudsen, die im zergliederten Parlament von Dänemark Premierministerin wird. In jeder Folge werden typische politische Phänomene, die alle ohne Weiteres auch in Österreich stattfinden können, thematisiert und auf eindrücklich präzise Weise wird gezeigt, was sich hinter den Kulissen abspielt. Dabei sind weder allzu viele Übertreibungen noch Hollywood-mäßige Dramatik nötig. Das Ränkespiel zwischen Politikern und Medien ist so plausibel, so wahrhaftig, dass man Angst bekommt. Dabei gelingt dem Serienautor Adam Price das Kunststück, eine gleichzeitig wünschenswerte wie realistische Politik zu zeigen. Nyborg ist die visionäre und ehrliche Idealpolitikerin, die Fehler macht und aus ihnen lernt, ohne dabei zum geschliffenen Parteimenschen zu werden. Fast ein bisschen zu schön, um glaubhaft zu sein, aber genau in diesem »fast« besteht die Stärke der Serie. Spätestens als bei Nyborg im Wahlkampf eine Form von Brustkrebs festgestellt wird, läuft es dem österreichischen Zuschauer kalt den Rücken herunter. Zu groß sind die Parallelen mit Parlamentspräsidentin Barbara Prammer. Zu deckungsgleich die inszenierte und die tatsächlich geführte Debatte darüber, ob und wann man so etwas öffentlich machen darf. Dass es auch noch gelingt, Themen wie das Verbot der Prostitution, wie es gerade in halb Europa diskutiert wird, innerhalb einer 60-minütigen Folge so präzise und ausgewogen zu behandeln, wie es keine Talkshow und keine Parlamentsdebatte schafft, ist eines der großen Verdienste dieser Serie. Die Dänen erzählen uns weniger über sich – außer dass sie das stilsicherste Volk der Europäischen Union sind – als über die Politik und ihre Machtspiele. Eine uneingeschränkte Empfehlung für das dänische Meisterwerk! Ab Jänner wird die erste Staffel nochmals auf ORF III ausgestrahlt. -mt-

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Europa wählt Dänemark | Slowenien

lowenien ist vor allem für die Steiermark und Kärnten der nächste Nachbar. Zumindest geografisch. Doch trotz der Nähe bekommen die Slowenen weder von uns noch wir von ihnen sonderlich viel mit. Mal ein paar Schlagzeilen über die politischen Proteste in Slowenien hier, mal etwas über Kärntner Ortstafeln dort. Und natürlich beiderseits der Grenze die Ergebnisse der seit 2006 gemeinsam ausgetragenen Eishockeymeisterschaft. Das Kulturhauptstadtjahr in Marburg/Maribor 2012 wurde hingegen vollständig vergeigt. Kulturelle Strahlkraft außerhalb Sloweniens gleich null, selbst ein Lokalaugenschein hat bis auf einige Ausstellungen wenig Kulturelles ans Tageslicht gebracht. Für Schlagzeilen sorgte stattdessen der Bürgermeister Franc Kangler, der Ende 2012 durch teils gewalttätige Proteste aus dem Amt gejagt wurde.

Slowenien. Mehr als Ortstafeln

In der Hauptstadt Laibach/Ljubljana regiert hingegen erfolgreich Zoran Janković, ein engagierter Linksliberaler mit Erfahrungen als Manager. Er wurde so schnell beliebt, dass seine eigene Partei bereits zwei Jahre nach der Gründung zur stärksten Fraktion bei der nationalen Wahl wurde, allerdings damals keine Mehrheit fand. Erst nach dem Rücktritt des rechts-konservativen Janez Janša übernahm die Partei »Positives Slowenien« von Janković die Regierung. Mit Alenka Bratušek wurde erstmals eine Frau Regierungschefin – Janković blieb lieber Bürgermeister der Hauptstadt. Er ist bekannt dafür jedem, der eine Idee für die Stadt hat, einen Termin zu geben und jeden – wo möglich und sinnvoll – zu unterstützen. Unter ihm ist die Stadt – trotz einiger Probleme am Immobilienmarkt – in den letzten Jahren aufgeblüht. Inzwischen kann sie ohne Weiteres mit Graz mithalten. Ein gepflegter und herrlicher Altstadtkern, in dem sich zahlreiche traditionelle Geschäfte verstecken – und nicht durch riesige Werbebanner auf sich aufmerksam machen. Viele kulinarische Juwele, die zum Glück nur langsam Eingang in diverse Reiseführer finden. Vor allem aber ein Marktplatz, der von Montag bis Samstag ein unglaubliches Angebot zur Verfügung stellt. Frische Kaki-Früchte von den südlichen Landstrichen am Meer, fangfrischen Fisch, der in Österreich nur in Spezialitätenrestaurants zu bekommen ist, und nicht zuletzt slowenische Spezialitäten wie Kajmak – eine salzige Mischung aus Butter und Sahne, die fantastisch zu Brot und Fisch passt. Insgesamt ergibt sich eine wunderbare Melange aus Bodenständigem und Feinschmeckerischem, aus venezianischem Flair und Ostblock-Charme. So schön, dass man sich fragen muss, warum man nicht öfter im gerade mal zwei Stunden entfernten Laibach seinen Vorratsschrank auffüllt – wo der Markt auch noch täglich bis vier Uhr am Nachmittag geöffnet ist. -mt-

Das Land in Zahlen Einwohner: 2 Millionen Wahlbeteiligung bei der letzten EU-Wahl: 28,3 % Durchschnittsalter: 40,6 Jahre Mobiltelefone auf 1.000 Einwohner: 970 Häftlinge auf 1.000 Einwohner: 0,55

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Man muss das erfolgreiche Land Österreich nicht neu erfinden. Werner Faymann gibt die Fortsetzung der Großen Koalition bekannt.

Olivia Grigolli und Verena Lercher brillieren trotz eines langweiligen Bühnenbilds.

Wieder Sterz Die seit 1977 erscheinende Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kulturpolitik widmet sich in ihrer aktuellen Ausgabe der »Freundschaft«. Wie immer ist der Sterz ein (gelungenes) Gesamtkunstwerk. Jedenfalls mehr Einrichtungsgegenstand als Magazin, das in einem Zug durchgelesen werden will. Dabei macht es – wahrscheinlich – auch den Charme dieser Zeitschrift aus, dass »Typografie« nicht als Handwerk, das Lesen zu ermöglichen, verstanden wird, sondern als Gestaltungsmerkmal, welches mit vielem rechnet, nur nicht mit dem Leser. Was nicht immer schlecht sein muss! Hätte ich mir etwa die Mühe erspart, den Text eines Thomas Rothschild (»Wahre Freundschaft soll nicht wanken«) zu lesen, so wäre sogar dieser unvorstellbar trübe Dezembertag noch deutlich freundlicher vorrübergezogen. -cakSterz 107/108 Freundschaft

In gut sortierten Trafiken und im Buchhandel um zehn Euro erhältlich. sterz.mur.at 80 /// Fazit Jänner 2014


Alles Kultur Drama und Dramaturgie

Der Gott des Gemetzels wütet nun auch in Graz

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igentlich ist die Idee zu simpel, um gut zu sein: Ein Ehepaar besucht ein anderes, um sich gesittet über den Streit ihrer Söhne auszusprechen – verständlich, weil dabei immerhin ein Schneidezahn abhandenkam. Aus dieser schlichten Versuchsanordnung hat die Schriftstellerin Yasmina Reza ein Meisterwerk der Dialoge gemacht, das 2011 bereits erfolgreich mit Jodie Foster, Kate Winslet und Christoph Waltz verfilmt und in den letzten Jahren an über 60 Theatern aufgeführt wurde. Nun hatte das populäre Stück am Schauspielhaus Graz Premiere und auch da entfaltete die Brillanz der unverschämten Höflichkeiten ihre Wirkung. Selten wird in Theaterstücken so viel gelacht. Selten gibt es so intelligente Gründe dafür.

Fotos: Sterz (Faksimile), Lupi Spuma, Enlarge

Verena Lercher und Olivia Grigolli brillieren als Ehefrauen, die sich zwar andere und bessere Ehemänner wünschen, diese aber im Zweifel doch gegen die Kritik der jeweils anderen verteidigen. Sebastian Klein und Stefan Suske kämpfen den typisch männlichen Hahnenkampf aus, der sich erst in der Verbrüderung gegenüber dem »zänkischen Weib« befriedet. Man muss um dieses Glanzstück des Sprech -theaters nicht allzu viel herum inszenieren, aber was Regisseur Stefan Beh-

rendt tut, ist zu viel des Guten: Er lädt seinem Ensemble – vermutlich »um etwas Schwung in die Sache zu bringen« – immer wieder völlig übertriebene Exzesse auf: von alberner Trunkenheit über einen Nervenzusammenbruch wegen eines kaputten Mobiltelefons bis zu einem völlig unnötig ausartenden Tulpenmassaker. All diese Szenen wären auch mit deutlich weniger Übertreibung ausgekommen – und hätten wohl mehr Wirkung gehabt. So verliert das Drama an Glaubwürdigkeit und schrumpft zur Posse. Die Tragödie wird in ihrem Höhepunkt zur Lachnummer. Das ist erträglicher, nimmt dem Stück aber viel von seiner wohltuenden Brutalität. Mehr Energie hätte dafür dem prüden bis langweiligen Bühnenbild gutgetan.

Den Schauspielern darf man daraus keinen Vorwurf machen. Ihnen gelingt allen, was bei diesen Rollen so schwierig ist: das Spielen zu spielen. Die bürgerliche Fassade kenntlich entstellt über die Maske der Schauspieler zu ziehen, um sie zu entlarven. Dabei spielt keiner die anderen gegen die Wand, auch das trägt dazu bei, dass dieser zivilisatorische Ringelpiez seine Spannung über das gesamte Stück hinweg hält und eben keiner inszenierten Höhepunkte bedarf. Die »Normalität« ist -mtdramatisch genug.

Der Gott des Gemetzels von Yasmina Reza Schauspielhaus Graz u.a. mit Verena Lercher und Stefan Suske 28. Dezember sowie 4. und 31. Jänner Jeweils 19.30 Uhr

Die Oper im Jänner Mit dem Neujahrskonzert am 1. und der Opernredoute am 25. Jänner stehen bereits zwei traditionelle Höhepunkte für die Oper Graz fest. Als ob das nicht schon genügen würde, feiert am 18. Jänner – damit die Zeit zwischen den beiden Festivitäten nicht zu lang wird – noch Giacomo Puccinis Turandot Premiere. Die letzte Oper des Italieners ist nach Lohengrin und der Zauberflöte der dritte echte Klassiker, der in dieser Spielzeit auf die Bühne gebracht wird. Die meisten Fäden hat dabei Regisseur Marco Arturo Marelli in der Hand, der auch für Bühnenbild und Licht verantwortlich ist. Bekannt ist er dem Grazer Publikum durch den Rosenkavalier, Arabella und den Freischütz. Die Hauptrolle in Turandot singt Mlada Khudoley, die zuletzt in der Lady Macbeth von Mzensk in Graz zu Gast war. -mtGrazer Oper

1.1., 19.30 Uhr, Neujahrskonzert 18.1., 19.30 Uhr, Premiere Turandot 25.1., 21.30 Uhr, Opernredoute oper-graz.at

schauspielhaus-graz.com

Fazit Jänner 2014 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

H

aben Sie sich heute schon über die EU geärgert? Ich schon! Sogar mehrere Male! Einmal, als ich in den Deutschen Wirtschaftsnachrichten lesen musste, dass die EU 1,4 Milliarden Euro an palästinensische Beamte bezahlt hat, die seit sechs Jahren nicht zur Arbeit erschienen sind. Dann noch einmal, als ich die Begründung der zuständigen Kommissionsmitarbeiter für diesen vom Europäischen Rechnungshof aufgedeckten Skandal hörte: Diese Aufwendungen seien deshalb notwendig, weil man damit die Zweistaatenlösung politisch am Leben halten könne. Die wollen tatsächlich mit Korruption einen Staat begründen. Ein Skandal, der jedem aufrechten EU-Bürger die Zornesröte ins Gesicht treiben muss und vermuten lässt, dass der Schelm so ist, wie er denkt. Und noch ein drittes Mal hab ich mich geärgert: Als ich nämlich auf eine Studie stieß, der zu Folge kleine Unternehmen bei der Inanspruchnahme von EU-Förderungen massiv benachteiligt werden. So erhalten zwar 21 Prozent der österreichischen Unternehmen mit mehr als 50 Mit-

Österreich wird auch in Zukunft ein starkes Europa brauchen!

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arbeitern regelmäßig EU-Förderungen, aber nur 6 Prozent der Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern. Der Grund dafür liegt in der extremen Bürokratie, die mit dem Geld aus Brüssel einhergeht – zumindest wenn man kein Palästinenser ist. Ich habe daraufhin bei einigen Förderstellen nachgefragt und die haben mir bestätigt, dass für diese Benachteiligung der Kleinbetriebe nicht Brüssel, sondern wieder einmal eine typisch österreichische Lösung verantwortlich ist. Die weisungsunabhängige Abrechnungsstelle für EU-Förderungen im Bundeskanzleramt zieht nämlich in vorauseilendem Gehorsam zusätzliche bürokratische Hürden zu den ohnedies strengen Bestimmungen der EU-Kommission ein. Da scheint es für viele Unternehmen effizienter zu sein, auf die EU-Förderung zu verzichten, als sich im Namen der EU von einem Wiener Beamten schikanieren zu lassen. Angesichts dieser Skandale könnte ich jetzt das Gleiche tun, wie wahrscheinlich die relative Mehrheit der österreichischen Wähler bei der EU-Wahl in sechs Monaten tun wird. Nämlich den Wahlzettel als Denkzettel nutzen und eine EU-feindliche Partei wie die FPÖ wählen! Gleichzeitig stellt sich mir die Frage, wem denn so eine Protestwahl tatsächlich nützt? Meine Antwort: Niemandem, mit dem ich privat in der Öffentlichkeit gesehen werden will! Denn eines steht bei aller EU-Kritik fest: Österreich hat wirtschaftlich massiv von Brüssel profitiert. So sind bei uns seit 1995 etwa 250.000 Jobs nur als Folge der EU-Integration entstanden. Und auch die Wirtschaftsleistung und damit unser aller Einkommen sind insgesamt um rund 10 Prozentpunkte stärker gewachsen als ohne die vier EU-Grundfreiheiten (Waren-, Personen-, Kapital- und Dienstleistungsfreiheit). Ich bin außerdem davon überzeugt, dass die Finanzkrise für uns weit schlimmer ausgegangen wäre, wenn Österreich nach wie vor eine Währung hätte, die nicht in ein starkes europäisches Wechselkursregime eingebettet wäre. Dass die Eurorettung – so wie sie durchgeführt wird – alles, nur nicht den Euro rettet und dass die Gemeinschaftswährung

langfristig nur überleben wird, wenn es zu einem europäischen Bundesstaat kommt, steht freilich auf einem anderen Blatt. Und Österreich wird auch in Zukunft ein starkes Europa brauchen! Wenn wir etwa unsere Industrie im Land behalten wollen. Das kann langfristig nur funktionieren, wenn sich die Energiekosten zwischen Europa und den USA oder Russland annähern. Der russische Gasgigant Gazprom, der bislang unsere Energiepreise diktiert, kann nur von Brüssel in Schach gehalten werden. Ich will daher ein starkes EU-Parlament mit Parteien, die ein Interesse an einem wirtschaftlich starken demokratischen Europa haben. Und Gott sei Dank ist das diesbezügliche Angebot bei der EUWahl groß genug. Denn noch ist die EU mit sieben Prozent der Weltbevölkerung für etwa 25 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung verantwortlich. Und in Europa lebt es sich immer noch um vieles friedvoller und besser als in den meisten anderen Teilen der Welt. Ich will, dass das so bleibt und auch, dass wir es uns leisten können, für sieben Prozent der Weltbevölkerung 50 Prozent der globalen Sozialausgaben zu stemmen.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at Wir lesen uns wieder AB 18. Februar 2014!


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