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ANNO DAZUMAL
Entstehung Brunnenplatz
Von der „Viechertränke“ zum Knappenplatz
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In letzter Zeit hat sich einiges getan
im Dorfzentrum. Wir werfen einen Blick zurück auf die Entstehung des heutigen Knappenplatzes.
Dass genau an diesem Platz jetzt noch ein Brunnen steht, ist auf die ehemalige Wasserstelle für die Tiere des Dorfwirts zurückzuführen. Die Straße durch den Ort war damals sehr schmal, ein kleines Dorfbächlein (heute oberhalb der Shell-Tankstelle) floss durch. Der damalige Trog wurde auch als Dorfnachbarschaftswasser genutzt, die Bewohner holten dort Wasser, da es in den Häusern kein fließendes gab. Schon aus Josef Hagers Zeiten um 1800 gibt es ein Schreiben, in welchem zu lesen ist, dass die umliegenden Bauern ihr Wasser abdrehen müssen, wenn Wasserknappheit herrscht, damit der Gemeinschaftsbrunnen weiter Wasser führt. Der Dorfwirt führte bis 1960 seine Tiere nach dem Melken durch die Wassergasse zum Betontrog mit Brunnsäule. Danach gab es eine Tränke im Stall.
Ein paar Jahre später wurden im Rahmen eines dreitägigen Dorffestes am Sonntag, dem 10. September 1967, nach einer Feldmesse vom Pfarrprovisor Johann Dollmann der hölzerne Dorfbrunnen, sowie die neue Tracht der Musikkapelle und ein neues Feuerwehrauto geweiht. Die Zimmerei Mitterer aus Going stellte den Brunnen her. Die dort angebrachte Floriani-Statue war ein Werk des HobbySchnitzers und Forstmeisters Sepp Tschurtschenthaler aus Oberndorf, der damit großartige Arbeit leistete (siehe Dorfchronik).
Der Holztrog wurde insgesamt zweimal getauscht bis schließlich Bürgermeister Hans Schweigkofler bei einem Händler am Ritten in Südtirol, wo er seine Familie besuchte, einen Steintrog sah. Er fragte, ob dieser zum Verkauf stünde und kurze Zeit später wurde er auch schon geliefert. Die Firma Stöckl aus Bramberg war verantwortlich für die Brunnensäule, welche der Bürgermeister aus dem Pinzgauer Steinbruch aussuchte. Er traf den Firmenbesitzer im Hotel Lindner, wo dieser ihm die Spende der Granitsäule zusicherte.
Der neue Steintrog wurde schließlich wieder von Pfarrer Hans Dollmann geweiht und „anschließend beim Dorfwirt ordentlich begossen“, erzählt Schweigkofler. Schließlich musste der steinerne Trog weichen. Er findet nun Verwendung im Urnenfriedhof.
2020 wurde der Knappenplatz mit dem Bronzebrunnen, der langen Bank deren Form an den Wilden Kaiser angenähert wurde und einem Kirschbaum neu gestaltet. Diese drei Symbole repräsen-
Erster Dorfbrunnen – Einweihung durch Johann Dollmann 1967
tieren die Oberndorfer Geschichte des Bergbaus. Unter letzterem sollen einer Sage nach im 16. Jahrhundert drei Männer vom Erzvorkommen am Rerobichl geträumt haben. Die Messingplatten an der Holzbank erinnern an die damals tiefsten Schächte weltweit. Der Brunnen – in dessen Form ein Berghäckel zu erkennen ist – spendet nicht nur Wasser, sondern setzt dieser für Oberndorf sehr bedeutsamen Zeit ein Denkmal.
Übrigens führt der Brunnen heute Gemeindewasser, er könnte jedoch umgestellt werden auf Dorfwasser von der „Biescht“.
Detaillierte Beschreibungen zum Knappenplatz sind nachzulesen auf: www.oberndorf-tirol.at/knappenplatz
Zweiter Dorfbrunnen Dritter Dorfbrunnen
Der Graf von Oberndorf
Auszug aus der St. Johanner Faschingszeitung von 1964
Nur ein echter Graf von Monte die Oberndorfer prellen konnte. Einst kam nach Oberndorf gefahren ein junger Mann in besten Jahren. Er stellt sich dort geziemend vor und die Gemeinde leiht ihm Ohr: „Ich bin der Graf von Thurn und Taxis, hab im Schiliftbauen Praxis.“ Die Oberndorfer schrein voller Lust, das ist der Mann nach dem uns g'lust. Und sie fangen an besessen die Strecke hurtig auszumessen. Der Graf spricht: „Geld spielt keine Rolle, ich hab ne Geldtasche ne volle.“ Nothdurfters Herz wird warm und weich, er fühlt sich schon St. Moritz gleich. „Auf diesen Mann habn wir gewartet, bald wird die erste Bahn gestartet.“ Alles ist total begeistert, wie der Fremdling alles meistert. Am Abend lädt er dann zum Essen und hat die Gattin nicht vergessen. Der Neuwirt durch die Kuchl rennt: „Paßt auf, daß euch heit nix verbrennt. Wenn ich nur zeigen kann, was er uns wert ist, dieser Mann, kostet es auch was es will, Kredit hat er bis zum April.“ Der Wein, der fließt zum Überlaufen, den Schilift müssen wir heit noch taufen. Auch St. Johanns Gemeindeväter waren hier als Ortsvertreter. Habn wir niemanden vergessen, einzuladen zu dem Essen, denn es zahlt heut alles brav dieser hochverehrte Graf. Reden wurden nun geschwungen, Graf und Gräfin fein besungen. Die Nacht, die geht ganz traut zu Ende, der Wirt, der reibt sich seine Hände. Hätten wir so edle Gäste doch öfter hier bei einem Feste. Während alle fröhlich hocken, macht der Graf sich auf die Socken, und um ein Uhr in der Nacht der Graf sich aus dem Staube macht. Als kassieren will der Ober, ist der Graf schon in Hannover. Als Pfand bleibt nur zurück die Frau, verschoben wird der Schiliftbau. Der Wirt voll Wut nun laut schreit: „Wo bleiben meine 20 tausend?“ Der Luis schreit hin, der Luis schreit her: „Es muss a neier Graf jetzt her, der uns erbaut den Penzing-Lift und wärs a nur a Bäckerstift.“