ALTBAU-CHARME
WELTOFFEN
Die
SINNLICH
DER
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,
ein Haus in die Gegenwart zu holen und seine Vergan genheit zu wahren, ist in vielerlei Hinsicht eine Grat wanderung. Wir haben Architektinnen und Architekten getroffen, die sich dieser Herausforderung gestellt haben. Ihre Arbeit gleicht jener von Detektiven, die akribisch nach der wahren Identität alter Bausubstanz suchen. Mit viel Feingefühl für den „genius loci“, den Geist des Ortes, erschaffen sie moderne Wohnwelten, die den alten Zeiten huldigen. Ganz nach dem Motto: bewahren und beleben, und zwar so, dass alles am rich tigen Platz sitzt. Apropos sitzen: Wir haben mit einem Mann gesprochen, der ein echtes Faible für Stühle hat: Martino Gamper. Der in London lebende Designer zählt zu den ganz Großen seiner Zunft. Warum er Sitz möbel so faszinierend findet und Design auch politisch Wellen schlagen kann, erfahren Sie in einem ausführli chen Interview, das einmal mehr eine alte Weisheit zum Ausdruck bringt: Gestaltung ist Haltung.
Viel Vergnügen beim Lesen! Barbara Tilli
INHALT
DIE
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MERAN
STILLA IM WUNDERLAND
Architektin Stilla Graf hat einem alten Laubenhaus seine wahre Identität zurückgegeben. Sie schuf eine Wohnwelt, die mit kuriosen Perspektiven überrascht.
Text: Barbara Tilli | Fotos: Dirk Lindner
„ALTBAUTEN SIND IMMER FÜR EINE ÜBERRASCHUNG GUT. “
Bunte Fassaden, zierliche Er ker und zahlreiche Torbögen kennzeichnen die Meraner Laubengasse. Seit dem 14. Jahrhundert wird unter den schattigen Gängen der zweireihigen Häuserflucht Handel betrieben. Noch heute geht es hier, wo die schmalen Stadthäuser in
Reih und Glied stehen, sehr geschäftig zu. Abseits vom quirligen Getümmel, in einem kleinen Hinterhof, fand Archi tektin Stilla Graf das Tor zu einer anderen Welt. Es führte sie schnurstracks in ein altes Laubenhaus aus dem Jahr 1880. Zwei Jahre lang entlockte sie dem Ge bäude seine Geheimnisse. Dabei legte sie
wertvolle Schätze frei, fügte neue hinzu und hinterließ selbst kaum übersehbare Spuren.
STILLA GRAF HAT EINE VORLIEBE für Altbauten. „Sie strahlen einen unglaub lichen Charme aus und sind immer für eine Überraschung gut“, betont sie. Ihre
STILLA GRAF
Stimmige Wohnwelt: Die blaue Wand und das farblich passende Mobiliar verleihen dem Altbau einen modernen Touch. In Kombination mit Holz wirkt die Farbe erfrischend und ausdrucksstark.
DIE ARCHITEKTEN
Stilla Graf und Michael Bäder stammen aus Deutschland. Sie lebt in Meran, er in Mailand. 2015 gründeten sie ihr gemeinsames Studio „Graf+Bäder“ mit Sitz in Mailand. Zu ihren Referenzprojekten gehören Neubauten und Sanierungen, genauso wie Masterpläne und Interior Designs.
Spezialität: akribische Detektivarbeit, die es ihr ermöglicht, die wahre Iden tität von Gebäuden zu entdecken und ihre einzigartigen Merkmale ans Licht zu bringen.
Als die Architektin den Auftrag erhielt, das alte Laubenhaus zu renovieren,
erkannte sie sofort das Potenzial, das in den historischen Mauern steckte. Trotz dem galt es einige Hürden zu überwin den: „Gleich zu Beginn, in der Abbruch phase, mussten wir Bausünden aus den 90er-Jahren beseitigen. Dazu gehörten auch unschöne Gipsdecken“, erklärt Stilla
Graf. Darunter fand sie einen wahren Schatz: eine massive Holzdecke, die nun wieder atmen kann und dem Haus seinen unverkennbaren Charakter zurückgibt.
Der Eingriff hatte einen willkommenen Nebeneffekt: Die Zimmer gewannen fast 40 Zentimeter an Raumhöhe.
WIE EIN KANINCHENBAU – schmal und finster – , so sind die meisten Laubenhäu ser. Nur ein kleiner Lichtschacht, häufig im Zentrum des Gebäudes positioniert, lässt ein wenig Tageslicht in die langgezogenen Räume fließen. Um einen zeitgemäßen Grundriss zu kreieren, ließ die Architektin Mauern versetzen, den Lichthof vergrö ßern und mit raumhohen Glasfassaden umrahmen. Ein kluger Schachzug. Heute mutet der Lichtschacht wie ein altes Ge wächshaus an. Im Inneren befindet sich ein verspiegeltes Badezimmer. „Das Licht
wird von allen Seiten reflektiert, flutet die umliegenden Bereiche und lässt den Raum größer wirken“, erklärt Stilla Graf. Auf Privatsphäre muss man im stillen Örtchen trotzdem nicht verzichten, schließlich lässt sich das „Spiegelkabinett“ mit Blick auf die Küche im Nu mit Stoffjalousien verdun keln.
BEINAHE SURREAL wirkt der Fliesenbo den, den die Architektin vom Eingangsbe reich bis in die Küche verlegen ließ. Seine 3D-Optik stellt die Wahrnehmung kurzer
hand auf den Kopf und lässt den schmalen Korridor endlos lang erscheinen. Verstärkt wird die optische Illusion von mehreren Spiegeln, die an der Wand entlang die Täu schung fortführen. Mit etwas Fantasie hat man das Gefühl, in einem Gemälde von René Magritte oder Salvador Dalí zu ste hen, an dem sich das Auge kaum sattsehen kann. Und dann sind da noch schmucke Kredenzen, Flohmarkt-Raritäten und aus gewählte zeitgenössische Möbel, kunstvoll in Szene gesetzt von Tischlampen, Hänge leuchten und Neonröhren.
„DIE BAUHERRIN WOLLTE DAS DUNKLE LAUBENHAUS MIT LICHT FLUTEN.“
STILLA GRAFSpiegelkabinett: Das Badezimmer befindet sich vor einem Lichtschacht. Spiegel lassen den Raum optisch größer wirken. Für etwas mehr Privatsphäre lässt sich das stille Örtchen mit Stoffjalousien verdunkeln.
„DAS ZIMMER WIRKT INTIM, BEINAHE GEHEIMNISVOLL.“
WIE EINE KUNSTINSTALLATION wirkt das Zick-Zack der alten Holzbalken an der Wohnzimmerdecke. Das Eichenpar kett darunter wurde bewusst im Fisch grat verlegt. Das Ergebnis: ein Raumkontinuum aus Materialien, Mustern und Formen. Moderne Akzente setzen eine dunkelblau gestrichene Wand, eine farblich passende Chaise longue und ein
stilvolles Sideboard. Drei Elemente, die Stilla Graf bewusst gewählt hat: „Das Blau hebt sich sehr gut vom Holz ab und frischt den Raum auf, genauso wie die Vorhänge mit dem floralen Muster.“
Zur Freude der Bauherrin – eine wahre Pflanzenliebhaberin – wurde auch das Schlafzimmer mit Blumen aufgepeppt. Hier zieren sie eine dunkle Tapete, die
einen Hauch von Melancholie ver sprüht. Das Zimmer, das von Lampen in diversen Formen und Farben in direkt beleuchtet wird, wirkt äußerst intim, beinahe geheimnisvoll. Schwere Samtvorhänge dämpfen die Schritte im Raum. Hier schläft man, als wäre man tief unter der Erde – in einem schummrig-schönen Kaninchenbau. n
Naturstein Fliesen Holzböden
Beratung,
und
Martino Gamper, 51, stammt aus Meran. Seit 1998 lebt er in London. Er studierte Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien und schloss einen Master am Royal College of Art in London ab.
Zu seinen Lehrmeistern gehörten Ikonen wie der italienische Künstler Michelangelo Pistoletto und der israelische Industriedesigner Ron Arad.
DESIGN
DER MEISTER
Seit Jahren zählt Martino Gamper zu den ganz Großen in der europäischen Designszene. Seine Bodenständigkeit hat er trotzdem nicht verloren. Ein Gespräch über Gestaltung und Haltung.
Interview: Barbara Tilli
100 Stühle in 100 Tagen: Damit ist Martino Gamper der Durchbruch gelungen. Er sammelte auf den Sperrmüll geworfene Sitzmöbel sowie alte Stuhlklassiker und arrangierte sie neu. Seine Designsprache: vielfältig, kurios, fast schon ironisch.
Denkt man an Martino Gamper, denkt man an Stühle. 2007 gelang ihm der Durchbruch in der Designwelt – mit einem Projekt, das den Namen „100 Chairs in 100 Days“ trug. In hundert Tagen entwarf er aus Sperrmüll, alten Stuhlklassikern und diversen Dingen, die er in Kellern oder auf der Straße fand, hundert verschiedene Stühle. Seitdem ist er ein gefragter Designer. Seine Arbeiten befinden sich an der Schnittstelle von Kunst, Handwerk und Industrie design. Er kuratiert Ausstellungen, entwirft Objekte für Museen
und Galerien, designt Möbelserien für große Hersteller, entwirft Schaufenster für internationale Modehäuser und – wie könnte es anders sein – nach wie vor auch Stühle.
Herr Gamper, auf welchem Stuhl sitzen Sie gerade? Ich sitze auf einem Stuhl aus Zirbenholz. Es handelt sich um eine Interpretation von einem alpinen Stuhl, den ich vor einiger Zeit für eine Berghütte in Südtirol entworfen habe. Es ging darum, eine neue Ikone zu kreieren. Die Form ist
1. Schöner Lichtblick: Für ein Restaurant hat Martino Gamper eine Lampe mit einem mundgeblasenen Leuchtkörper aus Borosilikatglas entworfen.
2. Kleiner Allrounder: Die Haken aus Messing, entworfen von Martino Gamper, dienen als platzsparende Alternative zur Garderobe im Flur oder als effektvolle Design Elemente an jeder beliebigen Wand.
3. Faible für Food: Martino Gamper kocht leidenschaftlich gerne und entwirft auch eigene Kochutensilien, wie etwa diese Salz und Pfefferstreuer aus Esche und Walnussholz. Dazu die passenden Schneidebretter.
an den typischen Stubenstuhl. Er besteht aus schließlich aus geraden Holzbrettern, sodass er in jeder Werkstatt mit den einfachsten Werkzeugen herstellbar ist.
Warum Stühle
was fasziniert
so sehr daran?
Das Schöne an Stühlen ist, dass sie einen sehr starken geografischen und kulturellen Bezug haben. Stühle gehören aber auch zu den schwierigsten Designobjekten. Schon immer haben sich Designer daran gemessen. Sie sind eine Herausforderung, immerhin sollen sie elegant, aber nicht zu schwer, stabil und doch komfortabel sein.
Ein Möbelstück, das in den letzten Monaten medial sehr viel diskutiert wurde, ist der sechs Meter lange Tisch made in Italy von Renato Pologna, mit dem der russische Präsident Wladimir Putin hochrangige europäische Politiker auf Distanz hielt. Kann Design politisch sein? Sicher, Design ist sehr politisch. Teilweise war das schon immer so, schließlich kann man auch Waffen oder Plakate designen. Ich glaube nicht unbedingt, dass Design die Welt verändern kann, aber es kann das Verhalten von Menschen beeinflussen. Denken wir an Tesla und die Autobranche, an das iPhone oder an Software-Design im Allgemeinen. Apps und Applikationen haben heutzutage einen großen Einfluss. Eine bestimmte Designsprache kann also durchaus große Wellen schlagen, auch politisch.
Apropos Politik: Sie leben seit Jahren in London. Hat der Standort für Designer, jetzt wo der Brexit Realität ist, an Attraktivität verloren?
In vielerlei Hinsicht ist der Brexit ein großes Problem. Es ist nicht mehr so einfach, hier zu leben und zu arbeiten, weil man eine Aufenthaltsbewilligung braucht. Das ist auch spürbar. So hat es an den Universitäten einen deutlichen Rückgang an europäischen Studenten gegeben. London ist aber nach wie vor eine pulsierende Stadt, ein Zentrum für neue Ideen. Es hat schon immer ein Kommen und Gehen gegeben. Hier herrscht wahnsinnig viel Kreativität und eine völlig andere Realität als im restlichen Land. Die realen Ausmaße des Brexits werden wir vermutlich erst in einigen Jahren sehen, aber ja, es weht schon jetzt ein anderer Wind.
Haben Sie die britische Staatsbürgerschaft beantragt? Ja, mittlerweile bin ich britischer Staatsbürger. Das war ein großer Schritt für mich. Ich leite hier ein Unternehmen, beschäftige Mitarbeiter, zahle Steuern, also wollte ich auch politisch meine Stimme abgeben können. Das war aus schlaggebend für meine Entscheidung. Vorher habe ich mich als Bürger zweiter Klasse gefühlt: Ich durfte Steuern zahlen, aber nicht wählen.
Wir leben in einer Zeit, die geprägt ist von Unsicherheit, Materialknappheit, Lieferengpässen, hohen Energiekosten und explodierenden Preisen. Welchen Einfluss hat das auf Ihre Arbeit?
Kühldecke
Alles Gute kommt von oben!
Kühlen
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Neubau
Wohn-, Gewerbe-,
Aufbauhöhe
keine Zugluft
hohe
Holzbau
Ideen Werkstatt: Gemeinsam mit seiner Frau, Bildhauerin Francis Upritchard, hat Martino Gamper eine ehemalige Druckerei im Londoner Stadtteil Hackney bezogen. Die Wohnung – ein Schmelztiegel aus Werken, Prototypen und maßgefertigten Möbeln – befindet sich in der zweiten Etage, das Atelier im Erdgeschoss. In der Küche (oben) wird jeden Tag gemeinsam mit den Mitarbeitenden gekocht und gespeist.
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beeinflusst meine Arbeit sehr stark. Materialkosten sind ein großes Thema. Nicht nur wenn ich Einzelstücke für Galerien oder Museen anfertige, sondern auch bei Auftrags arbeiten für Kunden und Firmen, die das Material einkaufen müssen. Da gibt es jetzt große Einschnitte. Allgemein ist es schwieriger geworden, Material zu bekommen. Man muss überlegen, womit man arbeitet. Bis vor Kurzem habe ich an einem Projekt in Murano gearbeitet, dort wurde nun alles auf Eis gelegt, weil sich die Glasereien das Betreiben der Gasöfen nicht mehr leisten können. Alles, was mit hohen Energiekosten verbunden ist, ist derzeit nur schwer umsetzbar. Das bedeutet sicher ein Umdenken.
Ist das jetzt die Chance für die Kreisökonomie, sich stärker zu etablieren?
Sicher, ich bin der Meinung, dass wir alle viel mehr mit jenen Ressourcen arbeiten könnten und sollten, die wir zur Verfügung haben. Engpässe zeigen uns auf, wie vernetzt und abhängig wir geworden sind. Wenn in diesem System ein Element fehlt, bricht das Kartenhaus zusammen. Natürlich braucht es ein Umdenken, aber das wäre schon ein sehr großer Schritt. Ich bin dafür, dass man prinzipiell damit beginnt, nachzudenken. Sehr lange haben sich Menschen keine Gedanken darüber gemacht, wo die Dinge herkamen. Der einfachste Weg war das Ziel.
Inwiefern können Designer mit ihren Entwürfen und Objekten als moralischer Kompass für den Markt dienen?
Ich glaube schon, dass man mit gewissen Projekten zum Umdenken anregen kann. Das sind aber nicht unbedingt die kommerziellen Projekte, sondern jene, die aus Überzeugung und Eigeninteresse entstehen. Als Designer kann man leichte Wellen schlagen. Es ist aber nicht einfach und man weiß auch nicht immer, wo man anfangen soll. Es ist deshalb schwierig, weil man das Gefühl hat, das Problem nie an der Wurzel zu packen. Und dann ist da diese Ohnmacht, schließlich weiß man, dass man mit seiner Arbeit nicht die Welt retten wird. Vielleicht ist es nur ein kleiner Beitrag, den Designer leisten können, aber jeder einzelne ist wichtig.
Ihr Aktionsfeld ist sehr breit gefächert: angefangen bei Ausstellungsdesign und Interior Design bis hin zu Auftragsarbeiten und Entwürfen von Serienprodukten für große Möbelmarken.
Ist das Ihr Wunsch oder eine Notwendigkeit?
Das ist schon ein Wunsch von mir. Ich brauche eine gute Mischung, um mich ausdrücken zu können. Jedes Projekt beeinflusst das nächste. Wenn ich etwas mache, das Experi menteller oder im ersten Moment etwas Unkommerzieller ist, dann wirkt sich das auf andere Objekte und Produkte aus. Diese Erfahrungswerte sind von großem Vorteil.
Sie sind ein etablierter Designer. Wie schaffen Sie es, relevant zu bleiben?
Ich habe immer versucht, meinen eigenen Weg zu gehen. Auf Trends vertraue ich nicht. Es gibt sicher viele, die damit erfolgreich sind, aber sobald man auf einen Trend aufspringt, hat man den Zug schon verpasst. Ich beobachte, was in der Welt passiert, interessiere mich für das aktuelle Geschehen und versuche, mir
Schön schräg: Die Verarbeitung von Holz ist Gampers große Stärke. Für Tamara Rojo, künstlerische Leiterin des English National Ballet, entwarf er ein freistehendes Regal zur Aufbewahrung ihrer Plattensammlung.
ein eigenes Bild zu machen. Ich versuche auch, meine Arbeit neu zu interpretieren, mich selbst zu hinterfragen. Hierfür eignet sich London ganz gut. Es ist ein Ort, der einem immer wieder eine frische Watschen verpasst.
Inwiefern?
Vor Kurzem stand ich auf der Straße und sah die Menschen an mir vorbeiziehen. Ich merkte: Wow, es gibt keine Mode mehr, alles ist stark diversifiziert und individuell geworden. Jeder hat seinen Platz, und das ist wunderbar erfrischend. Deshalb ist es wichtig, den eigenen Visionen zu folgen, sich von Fiktionen in Literatur, Film und Musik inspirieren zu lassen und sich selbst nicht immer allzu ernst zu nehmen. Das verleiht einem eine gewisse Lockerheit.
Sie leben im Londoner Stadtteil Hackney, in einer ehemaligen Druckerei. Ebenerdig befindet sich Ihr Atelier. Stimmt es, dass Sie dort jeden Tag mit Ihren Mitarbeitern gemeinsam kochen und essen?
Ja, das stimmt. Mit dem Kochen wechseln wir uns ab. Es ist mir sehr wichtig, dass man nicht nur gemeinsam arbeitet, sondern auch Zeit miteinander verbringt.
Sie haben in Vergangenheit immer wieder FoodEvents auf die Beine gestellt. Welche Verbindung gibt es zwischen Food und Design?
Es gibt sehr viele Parallelen. Designen und Kochen ist sehr ähnlich. Man hat eine gewisse Anzahl an Zutaten, bestimmte Techniken und kulturelle Elemente. Der Rest ist der Kreativität überlassen.
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WOHNEN IM SCHAUFENSTER
Bei der Sanierung eines Wohnhauses aus den und Verena Messner Licht und Raum multipliziert.
Text: Barbara Tilli |Eingerahmt:
Ein langgezogenes Panoramafenster flutet den Wohnraum mit Tageslicht. Es wurde bündig an der Südfassade des Hauses angelegt. Im Inneren bildet es eine Sitzbank.
SCHAUFENSTER
den 60er-Jahren haben die Architekten David multipliziert. Die Rechnung ist aufgegangen.
| Fotos: Karina Castro
Einblicke: Das Haus mit seinem Sockel aus Natursteinquadern und seinem klassischen Walmdach wirkt geradezu konservativ.
Das große Panoramafenster aber verrät: Hier wird Weltoffenheit gelebt.
Die 60er-Jahre waren bunt, laut und rebellisch: Die Beatles und die Rolling Stones revolutionierten die Musikwelt, Pop-Art-Künstler Andy Warhol eroberte die Kunstszene und Designer wie Charles Eames begeisterten mit funktionalen und zeitlosen Entwürfen. Hinzu kamen ausdrucksstarke Tapeten, geometrische Muster, opulente Stoffe und bunte Plastikstühle, die das Interieur in den Woh nungen aufpeppten. In den „Swinging Sixties“ erfüllten sich viele den Traum vom Eigenheim, so auch in Südtirol. In dieser Zeit entstand in St. Michael-Eppan ein Haus, das noch heute an Ort und Stelle steht.
DIE VILLA mit ihrem Walmdach, dem Sockel aus Naturstein quadern und den streng angeordneten Kastenfenstern wirkt geradezu unauffällig, als wäre die Zeit an ihr vorbeigerauscht, ohne Spuren zu hinterlassen. Dabei ist ihr makelloses Erschei nungsbild das Ergebnis einer gut durchdachten Verjüngungskur. Mit präzisen Eingriffen haben die Architekten David und Verena Messner das Haus renoviert und an die Ansprüche der neuen Besitzer angepasst. Dabei war Licht der Ausgangspunkt der Gestaltung.
DER WUNSCH der Bauherren nach einem hellen Zuhause mit großzügigen Flächen war entwurfsbestimmend. Anstelle der zwei identischen Grundrisse im Erd- und Obergeschoss, die ur sprünglich als autonome Wohneinheiten dienten, sollten ebe nerdig Wohnzimmer und Küche entstehen, eine Etage höher die Schlafzimmer. Die Vision der Architekten: eine Wohnung mit offenem Grundriss und fließenden Raumfolgen. Um diese Idee umzusetzen, übten die Architekten einen Befreiungsschlag gegen die bestehende statische Struktur aus. „Wir haben eine Wandscheibe aufgelöst und mit zwei Stützpfeilern ersetzt. Hier für wurde die Decke fachgerecht mit Stahlträgern abgesichert“, erklärt Verena Messner.
Während eine der tragenden Säulen geschickt in einem Möbel integriert wurde, steht die andere gut sichtbar im Raum. „Sie ist funktional und schön anzusehen. Gleichzeitig dient sie als subtile, wenngleich konkrete Barriere. Die Säule leitet intuitiv durch den Raum, ohne einen Bereich hermetisch abzuriegeln, so wie es eine Wand tun würde“, erklärt David Messner. Das filigrane, geometrische Design der Säule erzeugt ein Spiel aus Licht und Schatten, dem sich das Auge kaum zu entziehen ver mag. Zu verdanken ist das zwei geschickt platzierten Öffnungen
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1. Elegant: Die filigrane Säule ist nicht nur ein Blickfang, sondern ein Element mit tragender Funktion, das aus dem weiß geölten Lärchen boden wächst. Sie leitet intuitiv durch den Raum, ohne einen Bereich hermetisch abzuriegeln.
2. Clever: Die Möbel dienen als funktionale Gestaltungselemente. Sie strukturieren den Raum und schaffen fließende Übergänge. Hier und dort haben die Architekten farbliche Akzente gesetzt, wie etwa bei den Kehrleisten.
3. Stark: Das schlichte Innenleben des Hauses besteht aus massiven Holzböden und Einbaumöbeln in weißem Dekor. Der markante Küchenblock aus Chloritschiefer ist ein Statement-Piece in Schwarz mit grünlichem Schimmer.
Radikale Ordnung: Die Waschküche im Oberge schoss setzt farbliche Akzente. Das türkisgrüne Möbelstück aus glattem Holzdekor bietet genügend Platz für Waschmaschine, Trockner und Reinigungsmittel.
in der Außenfassade, die den Wohnraum mit natürlichem Tageslicht fluten. Um dem Wunsch der Bauherren nach Helligkeit Rechnung zu tragen, wurden sie prominent vergrößert. Die neue, raumhohe Verglasung an der Nordfassade ist als Schiebe element konzipiert, das langgezogene Panoramafenster im Süden als fassadenaußenliegende Fixverglasung, die im Inneren eine gemütliche Sitzbank bildet. Sie sind Tore zur Außenwelt, die das Licht von einem Ende des Raumes ins andere projizieren.
Neugierige Passanten mögen über ein Leben im Schaufenster philosophieren, die Besitzer des Hauses wohnen aber so wie sie denken: weltoffen. Und soll die Welt mal draußen bleiben, wer den die Textilrollos einfach nach unten gezogen.
FÜR DEN SCHLICHTEN SIXTIES-LOOK im Inneren des Hauses haben die Architekten alles auf eine Karte gesetzt: hochwertiges Holz. Im Erdgeschoss wurden weiß geölte Lärchendielen ≥
DIE ARCHITEKTEN IM GESPRÄCH
Wie kommt es, dass ihr beide denselben Berufsweg eingeschlagen habt?
Verena: Es ist bestimmt nicht so, dass ich es meinem großen Bruder nachmachen wollte, schließlich esse ich nicht Vanille-Joghurt, nur weil es ihm schmeckt (lacht)
Wie war es dann?
Verena: Zunächst wollte ich Germa nistik und Kunstgeschichte studieren. Dafür zog ich nach Wien, aber es war einfach nicht das Richtige für mich. Also bin ich nach Innsbruck. Dort habe ich mich bei David einquar tiert, der dort Architektur studierte. Damals liebäugelte ich noch mit dem Gedanken, in Mailand Interior Design zu studieren, doch dann hat es mich überrascht, dass das Archi tekturstudium nicht nur technisch, sondern auch überaus kreativ war. Das hat mich überzeugt.
David: Heute ist Verena technisch unglaublich fit. Oft übernimmt
sie die Bauleitung, obwohl das im ländlichen Raum als Frau nicht immer einfach ist.
Und wie entstand die Idee, gemeinsame Sache zu machen?
David: Ich arbeitete in einem Architekturbüro in Brixen, Verena war in Bozen beschäftigt, als die ersten direkten Anfragen und Projekte reinkamen. Wir haben einfach damit begonnen, gemeinsam daran zu arbeiten. Damals dachten wir noch, dass wir als selbstständige Architekten scheitern würden, das hat sich aber nicht bewahrheitet.
Gab es auch Bedenken, ob die Zusammenarbeit klappen würde?
David: Nicht wirklich. Wir kommen aus einem ländlichen Kontext, da ist die Idee vom Familienbetrieb noch sehr stark verankert. Zudem ist es so, dass wir uns blind verstehen. Wir haben denselben Workflow, arbeiten fast identisch. Das ist sehr angenehm.
Fällt es schwer, Berufliches und Privates zu trennen?
David: Nein, wir verstehen uns echt gut, das erleichtert das Miteinander. Es ist aber auch völllig ok, wenn man sich mal in die Haare bekommt.
Und wie äußert sich das?
David: Naja, wenn jemand etwas verbockt, ist man zunächst nicht gut darauf zu sprechen, aber ich glaube, das wäre auch so, wenn man nicht verwandt wäre.
Ihr arbeitet gemeinsam, räumlich seid ihr aber getrennt. Warum?
Verena: Genau, wir haben uns in der alten Schmiedewerkstatt unseres Vaters eingerichtet. Jeder hat seinen Arbeits raum. Dabei geht es nicht so sehr um die Abwesenheit des anderen, sondern darum, sich zu konzentrieren.
David: Die räumliche Trennung tut uns gut, dann gibt es keine Ablenkung. Ich genieße es aber sehr, dass wir uns gegenseitig inspirieren. Wir ergänzen
uns hervorragend. Rechthaberische Vorgehensweisen gibt es bei uns nicht. Der Entwurfsgedanke ist immer ein gemeinsamer.
Eure Projekte befinden sich häufig am Schnittpunkt von Architektur, Kunst und Design. Inwiefern hat euch euer Vater, Franz Messner, geprägt?
Verena: Die Aufgeschlossenheit für neue Ideen und das Interesse für Kunst – all das haben wir von unseren Eltern mit auf den Weg bekommen. Ihre Weltoffenheit hat uns sehr geprägt.
David: Und jetzt, wo wir von unserer Arbeit leben können, gefällt es uns, hin und wieder auch Projekte zu übernehmen, die ein klein wenig aus dem Rahmen fallen.
Verena: Stimmt, ich selbst identifiziere mich nämlich nicht nur als Architektin. Ich mag es, an vielfältigen, gestalterischen Projekten zu arbeiten.
David. Das geht mir genauso. Neulich durfte ich zusammen mit einem Bauern einen Hühnerstall planen. Auch diese Bauaufgabe war spannend!
Cooles Geschwisterpaar: Seit 2013 führen David und Verena Messner in Klobenstein am Ritten ihr eigenes Architekturbüro. Beide haben eine hohe Affinität für das Bauen in der Landschaft.
Raumwunder: Der Einbau schrank bietet jede Menge Stauraum. Die türkisen Kehrleisten heben sich farblich vom Boden ab, gehen in einen weißen Sockelbereich über und münden in ein Regal aus Nadelholz. Die gepolsterte Sitzbank (rechts) ist mit grauem Lodenstoff bezogen.
verlegt, eine Etage höher dominiert weiß geölte Fichte. Selbst die Decken im Haus sind stellenweise mit Holz verkleidet und erzeugen so ein Gefühl von Wärme. Die fließenden Raumfolgen im Wohnbereich sind geprägt von einem einzigen Einbaumö bel, das jede Menge Stauraum bietet. Seine türkisen Kehrleisten heben sich farblich vom Boden ab, gehen in einen nüchternen, weißen Sockelbereich mit kaum sichtbaren Schubladen und in ein elegantes Regal aus Nadelholz über. Nahtlos zieht sich das Möbelstück durch den Raum, wo es in einer Nische mit einer
gepolsterten Sitzbank mündet. Gegenüber befindet sich eine tannengrüne Sofalandschaft. Sie ist als modulares System kon zipiert und lässt sich beliebig verstellen. Farblich harmonieren die Sitzmöbel mit dem alten Holzofen. Seine grünen Kacheln inspirierten die Architekten, das schlichte Interieur hier und dort mit ausgewählten farblichen Akzenten aufzupeppen. Mit einem kleinen Augenzwinkern erinnern sie an die verspielten 60er-Jahre und damit an die Geburtsstunde des Hauses. n
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Christina Biasi-von Berg
führt gemeinsam mit ihrem Mann Alexander Biasi das Design- und Architekturbüro „Biquadra“ in Meran.
Die gebürtige Deutsche studierte Innenarchitektur in Rosenheim und absolvierte einen Master in Design in Mailand. Später studierte sie Architektur in Innsbruck.
Fünf Jahre lang arbeitete Christina Biasi-von Berg für Stararchitekt Matteo Thun in Mailand.
PORTRÄT
DIE RAUMFLÜSTERIN
Mit viel Feingefühl gestaltet Architektin Christina Biasi-von Berg zeitlose Gebäude und sinnliche Räume. Ihre Interieurs schreien nicht, sie flüstern – und bleiben doch im Gedächtnis.
Text: Barbara Tilli
1.+2. Werkstoff-Bibliothek: Das Designstudio von Christina Biasi-von Berg in Meran ist eine gut sortierte Wunderkammer. Alte Möbel, Designobjekte, Skizzen, Collagen sowie Stoff-, Farb- und Material muster prägen das Ambiente.
3. Oldschool: Ihre Skizzen fertigt Christina Biasi-von Berg nicht nur am Computer, sondern nach wie vor auch mit freier Hand. Denn das perspektivische Zeichnen gehört zum kleinen Einmaleins der Innenarchitektur.
Hochwertige Stoffe, außergewöhnliche Tapetenmuster, diverse Farbpaletten, Materialien und Hölzer aller Art – die Werkstoffbibliothek im Designbüro von Christina Biasi-von Berg ist wie ein gut sortierter Weinkeller, nur etwas bunter. Dabei dachte sie eine Zeit lang fast ausschließlich an Stahl, Glas und Beton. Damals, mit Anfang 20, als sie die Welt noch völlig anders sah und die klas sische Moderne mit ihrer kompromisslosen Geradlinigkeit verehrte. Heute besinnt sich die Architektin gerne wieder auf ihre Wurzeln. Und die liegen in Bayern, wo ihre Mutter ein
Raumausstattungsgeschäft führte. „Sie beschäftigte Näherinnen und Polsterer, führte Beratungsgespräche mit Kunden und nahm Aufmaß in Privatwohnungen. Oft war ich mittendrin im Geschehen,“ erinnert sich Biasi-von Berg.
Schon als junges Mädchen rollte sie Stoffe auf, zeichnete die Aufmaß-Pläne ihrer Mutter ab und lauschte neugierig den Wünschen und Vorstellungen der Erwachsenen. „Später, nach dem klar war, dass ich im Nähen eine Niete war, durfte ich selbst die ersten Kunden beraten – das war meine Stärke“, so Biasi-von Berg.
An der Seite ihrer Mutter entwickelte sie nicht nur ein Gespür für Menschen. Sie begann auch damit, ihren unverkennbaren Instinkt für Material, Raum, Licht und Farbe zu formen, von dem sie sich heute gerne leiten lässt, wenn sie Hotels, Geschäfts räume, Büros, ausgewählte private Wohnprojekte oder Möbel auf Maß gestaltet.
CHRISTINA BIASI-VON BERG wirkt vorbereitet, pragmatisch – wie je mand, der nichts dem Zufall über lässt. Präzise wählt sie ihre Worte. Keine Floskeln, keine Oberfläch lichkeiten. Mit derselben Präzision entstehen ihre Projekte. Kaum et was ist überflüssig, alles erfüllt ei nen Zweck, trägt zur Beschaffenheit eines Raumes oder der Revitalisierung eines Gebäudes bei. Und doch ist da ganz viel Sinnlichkeit. Besonders wichtig ist ihr der respektvolle Umgang mit dem „genius loci“, sprich dem Geist und der Geschichte des Ortes, dem Kontext und dem Bestand.
„Mein Vater betrieb eine Mühle aus dem 15. Jahrhundert. Von ihm habe ich gelernt, was es bedeutet, umweltfreundlich und ressourcenschonend zu arbeiten“, erklärt Biasi-von Berg. Seit es im Zuge der Coronapandemie und des Krieges in der Ukraine vermehrt zu Material- und Lieferengpässen kommt sowie zu deutlichen Preissteigerungen, sei es oft einfacher, Kunden zu überzeu gen, Bestehendes mit einer gewissen Wertigkeit zu reparieren oder zu sa nieren. Eine positive Entwicklung, findet die Architektin. Ob sich die ser nachhaltige Ansatz als Doktrin verfestigen wird, daran zweifelt sie, auch wenn es in ihren Augen wün schenswert wäre.
„NACHHALTIG SCHÖN, stimmig, zeitlos. So sollte ein Interieur sein“, betont Christina Biasi-von Berg. Die Räume, die sie ge staltet, schreien nicht, sie flüstern. Mit klaren Linien und einer unaufdringlichen Formensprache bleiben sie als schlichte Ele
„NACHHALTIG SCHÖN, STIMMIG, ZEITLOS: SO SOLLTE EIN INTERIEUR SEIN.“
CHRISTINA BIASI-VON BERGPreisgekrönt: Für das Interior Design des Chalet Mimi in Lech am Arlberg wurde Christina Biasi-von Berg mit dem German Design Award 2022 ausgezeichnet. Maßgefertigte Möbel, veredelt durch ortstypische Handwerkskunst, sowie zeitgenössische Accessoires prägen die Räumlichkeiten. Foto: Stefano Scatà
Haus am See: Die Rooftop-Zimmer im Hotel Flaminia in Sirmione strahlen geometrische Schönheit aus. Mit einem ausgeklügelten Spiel aus Symmetrien erschuf Christina Biasi-von Berg harmonische Räumlichkeiten.
Kathedrale aus Holz: Für eine Familie aus Hafling plante Christina Biasi-von Berg ein Massivholzhaus, das trotz des geringen Bauvolumens großzügig und hell wirkt. Gelungen ist das mit geschickt platzierten Öffnungen und spektakulären Fensterfronten.
WIR GEBEN RAUM
Fest der Sinne: Für das Sterne-Restaurant Castel Fine Dining in Dorf Tirol erschuf Christina Biasi-von Berg eine samtig-weiche Atmo sphäre. Raumhohe Vorhänge, elegante Polstermöbel und goldene Farbakzente begleiten Gäste auf ihrer kulinarischen Reise.
in
Heizen mit Wärmepumpen
Natur
Wählen
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dank der
ganz im Gedächtnis. So wie das Vigilius Mountain Resort am Vigiljoch – ihr erstes, großes Projekt. Damals arbeitete sie für keinen Geringeren als Stararchitekt Matteo Thun. Fünf Jahre lang war Biasi-von Berg für Thun in Mailand tätig. 2005 verließ sie die pulsierende Designmetropole und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Gemeinsam mit ihrem Mann, Alexander Bia si, gründete sie das Design- und Architekturbüro „Biquadra“ in Meran. Sie ist die Architektin, die Interior Designerin. Kurz gesagt: der kreative Kopf. Er hingegen ist Ökonom, kümmert sich um das Management, die Mitarbeiter, die Finanzen und die Kommuni kation. „Ich kann mich auf seine Entscheidungen verlassen, und auch seine Meinung ist ungemein wertvoll. Als Unternehmer sieht er die Dinge oft aus einer völlig anderen Perspektive. Dieser Blick von außen auf meine Arbeit ist sehr wertvoll“, betont Bi asi-von Berg. Trotzdem: Berufliches und Privates zu trennen, sei nicht immer einfach, gesteht sie. So wird auch zu Hause viel
über die Arbeit gesprochen. „Aber das ist eben so, wenn man seinen Beruf liebt“, fügt sie mit einem Lächeln hinzu.
„ES MACHT KEINEN SINN, JEDEM TREND
HINTERHERZULAUFEN.“
CHRISTINA BIASI-VON BERGWER INTERIEURS PLANT und Einrichtungen entwirft, kommt kaum an Trends vorbei. Immer neue Produkte, Mö bel und Textilien strömen auf den Markt und werden als der letzte Hit angepriesen. Christina Biasi-von Berg glaubt nicht an Trends. „Es ist durchaus wichtig, am Puls der Zeit zu sein, aber es macht keinen Sinn, jedem Trend hinterherzulaufen. Es braucht ei nen äußerst restriktiven Filter“, betont sie. Schließlich gehe es darum, Räume zu schaffen, die Menschen und ihre einzigartige Persönlichkeit oder eben Unternehmen und ihre individuellen Werte widerspiegeln. „Kalte, unpersönliche Interieurs gibt es zur Genüge. Das ist auch deshalb so, weil es Unternehmen gibt, die Innenarchitektur sehr kommerziell und unseriös betreiben. Das schadet dem Image der Branche. Da geht es
Wachgeküsst:
Für die Hoteliers familie Dissertori aus Lana hat Christina Biasivon Berg das Park hotel Mondschein in Bozen zu neuem Leben erweckt. Hohe Decken mit Stuck verzierungen und edles Vollholz mobiliar lassen die Schönheit des Traditionshauses wieder aufleben. Foto: Ana Santl
nicht immer um die beste räumliche Lösung, sondern um den Umsatz, da die Planungsleistung oft im Preis inbegriffen ist. Mit ein Grund für diese Entwicklung ist, dass der Be ruf des Innenarchitekten in Italien nicht geschützt ist. Hier gibt es Nachholbedarf“, so Biasi-von Berg. Ihre Vision: ein neuartiges Studium der Innenarchitektur, gekoppelt an einer offiziellen Anerkennung des Berufsbildes, „um ein größeres Bewusstsein zu vermitteln und die Qualität zu verbessern“, wie sie sagt.
FEST STEHT: Wenn Innenarchitekten Räume zum Leben er wecken, tragen sie indirekt auch zur persönlichen Entwicklung und Entfaltung von Menschen bei. Immerhin prägen Interieurs all jene, die sich darin aufhalten. Zeitgleich beeinflussen sie ihr Verhalten, wenn auch nur unterbewusst. Dasselbe gilt für Mö bel, sie sind weit mehr als reine Einrichtungsgegenstände. Sie definieren die Funktion und die visuelle Balance eines Raumes, leiten den Bewegungsfluss und schaffen Identität. Im Laufe ihrer Karriere hat Christina Biasi-von Berg selbst unzählige Einzel stücke entworfen. Die Retrospektive auf ihre Schaffenslust lässt sie kurz innehalten. „Ich habe nicht viel darüber nachgedacht, aber wer weiß, vielleicht arbeite ich eines Tages an meiner eige nen Kollektion ...“ n
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