ff Extra Bauen 20-2019

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ff-extra vom 16.05.2019 – ff Nr. 20

Beilage zu ff 20/2019 I Vers. in Post. - 45% I Art. 1 Abs. 1 I Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) CNS Bozen I Poste Italiane SpA I Taxe percue / Tassa pagata

bauen

stark & stur

Südtirols Häuser mit einem ganz eigenen Charakter Dunkle Hütte

Beim Stockerhof in Reischach bilden Alt und Neu ein gelugenes Hofgespann

Kollege Ehepartner

Gerd Bergmeister und Michaela Wolf: Eines der wenigen Südtiroler Architektenpaare

100 Jahre Bauhaus

Ist die deutsche Schule für Design und Architektur total überbewertet?


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editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Foto: Privat

WeiĂ&#x;e Architektur steht fĂźr mich fĂźr die weiĂ&#x;e Perle der griechischen Kykladen: FĂźr Mykonos Stadt. Ob Häuser, Kirchen, Kapellen oder WindmĂźhlen, jedes Gebäude in strahlendem WeiĂ&#x; getĂźncht. FĂźr Farbe sorgen nur Bougainvilleen, Oleander und Feigenkakteen. Dass sich die Farbe WeiĂ&#x; in WeiĂ&#x; nicht nur auf der griechischen Insel gut macht, beweist der Neubau in Laas, den wir ab Seite 10 vorstellen. Hauptbestandteil der GebäudehĂźlle ist ein typisches Vinschger Kalkgestein: der strahlend weiĂ&#x;e Laaser Marmor. Innovativ wurde er als Zuschlagstoff dem Sichtbeton beigemischt. Geplant wurde das weiĂ&#x;e Unikat von einem der wenigen SĂźdtiroler Architektenehepaare. Von Katja Trauner und Christian Monsorno. Sie leben gemeinsam und schaffen gemeinsam Architektur. Genauso wie das Brixner Architektenpaar Gerd Bergmeister und Michaela Wolf. Obwohl ihnen viele davon abgeraten haben, das BĂźro gemeinsam zu fĂźhren, Sie haben bewiesen, dass es mehr als gut gehen kann. Wie das geht, erzählen sie im Interview auf Seite 20. Lassen Sie sich inspirieren – viel VergnĂźgen beim Lesen! Verena Pliger

Inhalt Dunkle hĂźlle

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Modernes nest

Weisses gold

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Kult im kult 36

Der Stockerhof in Reischach: Alt und Neu bilden ein gelungenes Hofgespann.

WeiĂ&#x; in WeiĂ&#x; versprĂźht ein Einfamilien­ haus in Laas mediterranes Flair.

Wie Andreas Eisenkeil neues Leben in die alte Seifenfabrik in Marling bringt.

Kollege ehepartner 20

100 JAHRE BAUHAUS

Das Architektenehepaar Gerd Berg­ meister und Michaela Wolf im Interview.

„ff-extra Bauen“, 16.05.2019, Beilage zu ff 20, Herausgeber: FF-Media GmbH, Eintragung Landesgericht Bozen 9/80 R.ST. vom 27.08.1980. Presserechtlich verantwortlich: Manuel Saxl; Konzeption & Redaktion: Verena Pliger; Grafik & Layout: Sabine Rainer; Werbung: Elisabeth Forer-Naumann, Roswitha Rauter; Titelseite: RenĂŠ Riller. Š ÂŽ FF-Media GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf mit grafischen, mechanischen, elektronischen oder mit digitalen Mitteln reproduziert werden. Jeglicher Missbrauch wird im Rahmen des Gesetzes verfolgt.

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Warum Architekt Oswald ZĂśggeler fĂźr den Bauhaus-Hype wenig Ăźbrig hat.

Impressum

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Ein junger Sterzinger zaubert aus einem dunklen Dachgeschoss luftige Räume.

No. xx / 2018


≥ dunkle hütte

Reischach

Dunkle Hütte Geometrisch klar das Wohnhaus, rustikal schlicht der Stadel. Beim Stockerhof bilden Alt und Neu ein gelungenes Hofgespann. Text: Verena Pliger | Fotos: Gustav Willeit

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≥ DUNKLE HÜTTE

Mut für Neues: Neues Erscheinungsbild für den Stockerhof in Reischach. Das bisherige Wohnhaus ließ die Familie Steurer abreißen und neu aufbauen. Die Gebäudehülle ist einheitlich aus Holz und dockt an das noch gut erhaltene Wirtschaftsgebäude an. Moderner Anbau: In der linken Haushälfte wohnt die Familie Steurer selbst, rechts wurden zwei eingeschossige Ferienwohnungen errichtet, die für Urlaub auf dem Bauernhof vermietet werden. R

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1. Abschottung: Die halbgeschlossene ­Fassadenschalung aus Holzlamellen sorgt ­dafür, dass die großzügige Loggia im Ober­ geschoss von außen nicht einsehbar ist. Der ­Terrassenboden ist aus Thermo-Eschenholz und passt farblich zur dunklen Holzfassade. 2. Berührung: Ein Verbindungstrakt mit ­Flugdach verbindet den Alt- und Neubau und dient zugleich als Eingangsbereich.

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3. Verbindung: Nach oben führt das Treppen­ gebäude in die Wohnung der Inhaber und in eine der beiden Ferienwohnungen, nach unten in die Ferienwohnung im Erdgeschoss.

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ie dunkle Farbe wirkt schlicht und optisch klar. Und sie trifft den Zeitgeist. Denn dunkle Fassaden liegen im Moment total im Trend. Vor einigen Jahren noch wurden nur Firmensitze oder Bürogebäude in Schwarz gekleidet. Heute ziehen immer mehr Einfamilienhäuser nach. Eines der jüngsten Südtiroler Projekte steht in Reischach. Es ist der Neubau oder, besser gesagt, An- und Wiederaufbau des Stockerhofes. Ein Hof, erbaut um 1900, mit weitem Blick auf den Brunecker Talkessel. No. 20 / 2019

Halbgeschossig ins Gelände versetzt, ragt das neue Wohnhaus aus der satten grünen Wiese. Es wurde an derselben Stelle errichtet, wo das einstige Wohnhaus stand. Während sich letzteres in einem so schlechten Zustand befand, dass es abgerissen werden musste, blieb der Stadel erhalten. Leicht saniert bildet er heute mit dem dunklen Neubau einen harmonischen Mix – zwischen Alt und Neu. Der Entwurf stammt vom Brunecker Architekturbüro Comfort Architekten. Ganz nach dem Wunsch der Bauherren

haben die Architekten Marco Micheli und Michael Mumelter das neue Wohnhaus an das bestehende ­ Wirtschaftsgebäude angedockt. Verbunden werden der Alt- und Neubau mit einem überdachten Flur, der zugleich als Eingang dient und in die drei neuen Wohnungen führt. In der rechten Haushälfte wohnt die Besitzerfamilie Steurer selbst, in der linken Haushälfte befinden sich zwei übereinanderliegende eingeschossige Ferienwohnungen, die für Urlaub auf dem Bauernhof vermietet werden.

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≥ DUNKLE HÜTTE

≥ DUNKLE HÜTTE

DER ARCHITEKT IM GESPRÄCH ff: Das Projekt wurde in nur sechs Monaten Bauzeit realisiert. Wie war eine so schnelle Bauzeit überhaupt möglich? Marco Micheli: Wir waren in der Tat sehr schnell. Das überrascht mich selbst. Im Juni haben wir mit dem Bau begonnen, an Weihnachten konnten die Bauherren bereits einziehen. Die rasche Bauzeit hängt mit der reduzierten Materialwahl zusammen. Da wir uns auf Beton und Holz beschränkt haben, konnten wir sofort nach Abschluss der Betonarbeiten die Holzfassade anbringen. Von Vorteil war auch, dass Teile der Dachelemente bereits in der Zimmerei vorgefertigt wurden. Warum haben Sie sich für eine dunkle Holzfassade entschieden? Die dunkle Schalung soll an das alte verbrannte Holz des Stadels erinnern und sorgt so für ein harmonisches Ganzes. Zugleich soll die dunkle Holzschalung aber auch die Eigenständigkeit des neuen Volumens verstärken. Damit das Wohnhaus möglichst einheitlich wirkt, haben wir auch die Lamellen der Terrassen, die Fensterrahmen und Eingangstüren in dunklem Holz ausgeführt. Wird sich das Holz im Laufe der Jahre verändern? Nicht wesentlich. Um die Fassade gleichmäßig altern zu lassen, haben wir das Lärchenholz mit einer Farblasur abgedunkelt. Wir hätten das Lärchenholz natürlich auch in Natur belassen können, aber dann würde die Fassade unregelmäßig ergrauen und der Alterungsprozess länger dauern.

Foto: Privat

Wo sehen Sie beim Bauen mit Sichtbeton die größte Herausforderung? Je genauer die Planung, umso besser. Das heißt, man muss sich im Vorfeld sehr klare Gedanken machen. Etwa zur Beleuchtung. In diesem Fall haben wir uns ganz klassisch für Einbaustrahler entschieden, die in die Sichtbeton-Decken eingebaut wurden. Dafür wurden beim Betonieren Aussparungen geschaffen und die Lampen darin versenkt.

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≥ dunkle hütte

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3 1. Kompakt: Das neue Wohnhaus des Stockerho­ fes wurde halbgeschossig ins Gelände versetzt. Das leicht geneigte Dach inter­ pretiert das Satteldach ganz modern.

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2. Schnörkellos: Im Erdge­ schoss wird gewohnt, im Obergeschoss geschlafen. Verbunden werden die ­beiden Geschosse mit ­einem Treppenblock aus Holz und Schwarzstahl.

Das einheitliche Farbkonzept gibt dem Wohnhaus des Stockerhofes ein unverwechselbares Gesicht. Holz und Beton geben den Ton an. Außen wie innen. So homogen wie möglich wurde die gesamte äußere Hülle sowie die vorgesetzte Fassade und Dachkonstruktion in dunklem Holz ausgeführt. Alle Decken und tragenden Wände dagegen sind aus Beton. Vor ­Hitze und Kälte schützt der Wandaufbau mit einer 20 cm dicken Dämmung und No. 20 / 2019

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3. Hell: Die Verglasungen wurden so großflächig wie möglich geplant. Im Erdgeschoss führen sie von der Küche und dem Wohnraum direkt auf die überdachte Terrasse.

4. Kontrastreich: Am ­Boden dominiert ein leicht ­rustikaler Eichenholz­ boden, an den Decken und an einzelnen Seitenwänden Sichtbeton mit einer ­leichten Holzstruktur.

doppelten Hinterlüftung zwischen Beton und Holzschalung. Das Satteldach wurde modern interpretiert. Für eine zeitgemäße Form wurde es leicht geneigt und nach vorne versetzt. Schlicht und klar präsentieren sich auch die Innenräume. Am Boden liegen Eichenholzdielen, Fenster und Türen sind aus dunklem Holz. Für den gewünschten Kontrast sorgen einzel-

5. Raus ins Grüne: Für ­ emütliche Stunden im g Freien wurde im Erdge­ schoss eine überdachte Terrasse geschaffen. Sie erweitert den Wohnraum in den vorgelagerten Garten.

ne Wände und Decken in Sichtbeton. „Sie geben dem Raum einen ganz eigenen Charakter, vor allem durch ihre Holzstruktur“, erklärt Architekt Marco ­Micheli. Der Effekt gelingt dank Holzperlinen, die auf die klassische Schalung aufgebracht wurden. So werden die schmalen Holzbretter als Negativform im Sichtbeton sichtbar, und der Beton wirkt wärn mer und gemütlicher.

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≥ dunkle hütte

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LAAS

Das weisse Gold Gebäude in Sichtbeton sind Unikate. Ein besonderes Einzelstück steht im Marmordorf Laas. Text: Verena Pliger | Fotos: René Riller

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≥ Das weisse gold

Monolith in der Landschaft: Mitten im Grünen hat sich eine junge Familie ihren Traum verwirklicht – ein Einfamilienhaus ganz in Weiß. Der Laaser Marmor ist Hauptbestandteil der Gebäudehülle aus weißem Sichtbeton. Raffinierte Raumfolge: Eine weiße Sichtbetonrampe führt in den Eingangsbereich mit Garderobe und Tages-WC, ­dahinter öffnet sich ein weitläufiger Raum mit Küche und Esszimmer. Im Untergeschoss befindet sich eine Tiefgarage und ein privat genutztes Studio. Der auskragende Erker schützt den ­Eingangsbereich vor Wind und Wetter.

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≥ Das weisse gold

≥ Das weisse gold

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1. +2. Schöner Kontrast: Die Formensprache des Baukörpers ist ­reduziert, die Außengestaltung üppig mediterran. Auch die ­Grund­stücksgrenzmauern rund ums ­Gelände wurden in weißem ­Sichtbeton aus­geführt. 3. Klare Sache: Damit die Spiegelung des Fensters bis zum Sichtbeton erhalten bleibt, wurden die Fensterrahmen aus Glas gefertigt. Die ­Senkklapp-Fenster fügen sich flächenbündig in die Fassade ein und ­lassen das Volumen wie einen geschlossenen Baukörper wirken.

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≥ Das weisse gold

Raus ins Grüne: Eine windgeschützte Terrasse verlängert an der Gebäudesüdseite den Wohnraum. Raffstores und Rollos sind überflüssig, da von dieser Seite niemand Einblick nehmen kann.

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er Laaser Marmor ist strahlend weiß und von seltener Reinheit. Nicht umsonst wird er weißes Gold genannt. Abgetragen wird das Kalkgestein an der Nordostflanke der Ortlergruppe, zum Einsatz kommt es rund um den Globus, selbst in der neuen U-Bahnstation Ground Zero in New York. Nun wurde mit dem Laaser Marmor am Dorfrand von Laas ein ganzes Haus gebaut. Verwirklicht hat sich diesen Traum eine junge Familie. Die Idee stammt vom Architektenpaar Christian Monsorno und Katja Trauner. „Für uns war klar: Wenn wir schon in Laas bauen, dann sollte der Marmor aus dem Ort eine bedeutende Rolle spielen“, erzählt Architekt Christian Monsorno. Einst eine Apfelwiese, ragt heute ein weißer rechteckiger Baukörper aus dem Grundstück. „Das zu bebauende Gelände 14 No. 20 / 2019

war schmal und langgezogen und hatte eine leichte Hanglange. Um die Fläche bestmöglich zu nutzen, haben wir den Baukörper versenkt und mit zwei auskragenden Gebäudeteilen an der Nord- und Südseite nach außen hin geöffnet“, erklärt der Architekt. Die Form folgte dabei der Funktion. Innen mit verschiedenen Raumhöhen und Durchblicken, mit Gefühl für Weite, mit Orten des Rückzugs. Ganz nach dem Motto von Monsorno und Trauner: Je komplexer, umso interessanter. Bislang wurde der Laaser Marmor vor allem für Oberflächen und Dekorelemente verwendet. Die Architekten gingen nun einen Schritt weiter. Sie zogen das weiße Gestein über die gesamte Fassade. Dafür wurde das Abfallprodukt, das beim Schneiden des Marmors zurückbleibt, dem Beton als Zuschlagstoff beigemischt. „Gemeinsam mit dem Betonwerk Ortler

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≥ Das weisse gold

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„IM LAUFE DER JAHRE ALTERT DER SICHTBETON UND BEKOMMT EINE GANZ BESONDERE PATINA.“ CHRISTIAN MONSORNO

Obergeschoss

haben wir so lange an Mustern getĂźftelt, bis der Sichtbeton eine strahlend weiĂ&#x;e Farbe erhielt. Das Besondere: Fällt die Sonne auf die Fassade, beginnt sie leicht zu glimmern, und es kommt die wunderbare Plastizität des Betons zum Vorschein“, erklärt der Architekt.

Erdgeschoss

DAS SCHALUNGSBILD des Sichtbetons wurde fugenlos entworfen (siehe Interview auf der linken Seite). So wirkt die weiĂ&#x;e GebäudehĂźlle wie aus einem Guss. Und flächenbĂźndig fĂźgen sich auch die Fenster in die Fassade ein. Sie werden Teil des Gebäudes und lassen das Volumen wie einen geschlossenen ≼

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≥ DAS WEISSE GOLD

DIE ARCHITEKTEN IM GESPRÄCH Damit wird der sogenannte Lotosblüteneffekt erzielt, wie wir ihn auch vom Goretex-Material kennen. Zusätzlich hat eine Fassade aus Sichtbeton den Vorteil, dass sie immer schön kühl bleibt. So bleiben keine Insekten oder Spinnen daran haften.

Foto: Hannes Ochsenreiter

Christian Monsorno und Katja Trauner: Das Ehepaar führt gemeinsam das Architekturbüro Monsorno Trauner mit Sitz in Auer und Prad.

ff: Ist weißer Sichtbeton nicht wahnsinnig empfindlich? Christian Monsorno: Genauso wie Holz ist auch Beton ein Naturprodukt. Das heißt, Beton altert und kann sich verändern. Doch gerade diese Patina macht das Material so besonders. Die weiße Farbe bleibt aber trotz Witterungseinflüssen erhalten. Obwohl das Haus keinen Dachvorsprung hat? Die Fassaden wurden hydrophobiert. Dank dieser Imprägnierung perlt das Regenwasser an der Fassade ab.

Lässt sich der Laaser Marmor eigentlich überall einsetzen? Nein, leider hat der wunderschöne Laaser Marmor auch seine Grenzen. Ursprünglich wollten wir auch die Küche in weißem Sichtbeton realisieren. Allerdings konnten wir bereits auf den Betonmustern feststellen, dass darauf zu viele Flecken zurückbleiben. Am Ende hat sich der Bauherr für eine geradlinige weiße Küche entschieden, die mit Klavierlack gestrichen wurde. Wie ist Ihnen ein so fugenloses Schalungsbild gelungen? Entscheidend für die Optik einer Sichtbeton-Oberfläche ist ja die Schalung, in die auf der Baustelle der frische Beton gegossen wird. Wie die Struktur der Schalung aussehen soll und wie die Flächen angeordnet sind, haben wir im Schalungsplan sehr genau definiert. Wie die Fassade am Ende tatsächlich wird, war bis zum Schluss eine Überraschung. Wir können uns wirklich sehr glücklich schätzen. Es wurde sehr gut gearbeitet, und trotz der scharfen Kanten mussten wir an keiner Stelle nachbessern.

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≥ Das weisse gold

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1 1. Aufgang: Eine Treppe in der Mitte des Wohnraumes führt in die vier Schlafräume und die ­beiden Badezimmer im Obergeschoss. Die Holz­ innenwände wurden mit Gipsplatten verkleidet.

2. Luftraum: Der kleine Innenhof im ­Obergeschoss ermöglicht eine optimale ­Belichtung der Schlaf- und Badezimmer und schützt vor neugierigen Blicken.

Baukörper wirken. Zum Einsatz kamen Senkklapp-Fenster, eine skandinavische Fenstertypologie, die sich nahezu unsichtbar in die Fassadenhaut integrieren lässt. Da das Gebäude von außen kaum einsehbar ist, konnten die Bauherren auf Rollos oder Raffstores verzichten. „Wir haben

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3 3. Zentrum: Der dunkle Eichenholzboden zieht sich konsequent durch alle Wohnräume. Die ­Küche wurde vom Tischler gefertigt und mit Klavierlack beschichtet.

die Fenster so geplant, dass sie zwar ohne Sichtschutz auskommen, aber dennoch ausreichend Privatsphäre garantieren. Im Tages-WC etwa haben wir das Fenster im oberen Teil der Wand positioniert, damit keiner reinsieht“, erklärt der Architekt. Auch für den notwendigen Sonnenschutz sorgt die Architektur. Die Verglasungen wurden so positioniert, dass die Innenräume nicht überhitzen. Die großen Verglasungen wurden unter Terrassen gesetzt, die restlichen Fenster – allesamt quadratisch nach dem Vorbild von Le Corbusier – wurden relativ klein gehalten. Das Flächenbündige, Schlichte und Einfache setzt sich auch innen fort. Durch alle Räume zieht sich ein dunkler ­Eichenholzboden. Nur im Eingangsbereich und in den Bädern wird er von Laaser Marmor abgelöst. Für ein Wohngefühl wie in einem Holzhaus sorgt der Innenausbau. Alle Wände und Decken wurden in Holzbauweise ausgeführt. Verkleidet wurden sie mit weißen Gipsplatten. Für Weiß in Weiß innen wie außen. n

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pr-info

Nachhaltig Bauen

Foto: Alphouse

Alp House aus Sterzing setzt auf eine zukunftsorientierte Bauweise: Moderner Lifestyle, kombiniert mit Nachhaltigkeit. Doch worauf muss man wirklich achten, und was bedeutet nachhaltiges Bauen eigentlich?

Ferienhaus „Larchsoge“ in Ratschings: Zertifiziert mit dem Nachhaltigkeitssiegel „KlimaHaus Nature“

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as Ziel einer energetisch und ökonomisch optimierten Bauweise liegt in der Minimierung des Verbrauches von Energie und Ressourcen“, meint Helmuth Leitner, Eigentümer des Unternehmens Alp House aus Sterzing. „Heute sind bauphysikalische Kenntnisse bei Entwurf, Planung und praktischer Ausführung, aber auch bei der Nutzung von Bauwerken unerlässlich. Denn für die Sicherung der Funktionen und den Erhalt eines Gebäudes muss das gesamte Bauwerk auf seine Nutzer abgestimmt sein, Feuchteschäden vermieden, ein angenehmes Raumklima geschaffen und das Außenklima berücksichtigt werden. Die dazu notwendigen Baustoffe und -konstruktionen werden nach ihren Eigenschaften bezüglich der Durchlässigkeit von Wärme, Feuchtigkeit, Akustik und Luft ausgewählt.“ „Nachhaltiges Bauen beginnt schon beim ersten Entwurf“, berichtet Alexander Baldassarre, der im Verkauf und der Planung tätig ist. „Denn hier wird entschieden, ob das Gebäude

beispielsweise in Bezug auf die Belüftung oder die Sonneneinstrahlung optimale Voraussetzungen erfüllt. Man merkt schnell, dass also eine ganzheitliche Projektbearbeitung das Um und Auf bei der Planung ist. Bei Alp House werden alle Projekte mittels eines 3D-unterstützten Planungsprogrammes ausgearbeitet. Der große Vorteil für die Bauherren ist dabei, dass sie ihr Haus schon virtuell betreten können, bevor der erste Spatenstich gemacht worden ist. Der Vorteil für uns besteht darin, dass wir eventuelle Optimierungen in Bezug auf Nachhaltigkeit, aber auch Kosten und Ästhetik sofort erkennen und nutzen können.“ „Auch im Bereich der Gebäudetechnik gehören energetisch optimierte Konzepte zu den wichtigsten Voraussetzungen der Nachhaltigkeit“, meint David Überegger, ­ Geometer und ­Leiter der technischen Abteilung von Alp House. „Ein wichtiger Punkt dabei ist die Reduzierung des Heizwärmebedarfes aufgrund einer kompakten und gut gedämmten Außenhülle und die Wahl einer auf das jeweilige Pro-

jekt ­ abgestimmten effizienten Heizquelle, in Verbindung mit regenerativen Energiequellen wie Erdwärme oder Solarthermie – beispielsweise durch den Einsatz von Wärmepumpen mit Solaranlagen oder Photovoltaik. Je nach Lage des Baugrundes und Ausrichtung des Gebäudes muss aber auch auf ­einen Wärmeschutz im Sommer geachtet werden, der anhand von Beschattungen oder einer schwereren Außenhülle gewährleistet werden kann. Auch der sparsame Umgang mit Wasser ist zu beachten, zum Beispiel durch die Nutzung von Regenwasser oder den Einsatz was❧ sersparender Armaturen.“

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BRIXEN

Kollege Ehepartner Wie sich Gerd Bergmeister und ­Michaela Wolf gefunden haben und wie sie ­Berufliches und Privates vereinen – ein Gespräch mit einem der ­wenigen ­Südtiroler Architektenehepaare. Interview: Verena Pliger | Fotos: Alexander Alber

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as Architekturbüro berg­ meisterwolf experimentiert gerne mit Formen und Ma­ terialien. Die Architektur­ sprache ist klar und stark. Zu sehen an der Feuerwehrstation in Margreid, einem Baukörper, der direkt in den Felsen ge­ baut wurde, am Firmensitz von Peratho­ ner in Gröden oder am neuen Turm des Pacherhofs in Neustift. Seit mehr als 13 Jahren projektieren und planen Gerd Bergmeister und Michaela Wolf gemeinsam. Und ungefähr gleich lang sind sie ein Paar. Wie geht das, wie fühlen sich Zusammenleben und Arbei­ ten an? Wir haben eines der wenigen Südtiroler Architektenehepaare zum In­ terview getroffen. Sie verbringen nicht nur beruflich, sondern auch privat viel Zeit ­miteinander. Wie gut tut das Ihrer ­Beziehung? Gerd Bergmeister: Uns haben viele abgeraten, das Büro gemeinsam zu ­führen. Aber wir genießen es, zu zweit zu arbeiten. Es gelingt uns viel besser, 20 No. 20 / 2019

um die Ecke zu denken. Und wir sind froh, einen Ansprech­partner zu haben, der gleich denkt und fühlt.

Gruppe mit folgenden Worten bekannt machte: ‚Darf ich vorstellen, das ist mein bestes Projekt’.

Michaela Wolf: Wir machen auch echt alles zusammen. Vom Erstgespräch über die Präsentation, den Entwurf, das Weiter­ arbeiten am Modell bis hin zu den Bau­ stellenbesichtigungen. Zu zweit ist vieles schöner und vielleicht auch einfacher.

Zu dieser Zeit hatten Sie bereits Ihr eigenes Architekturstudio in Brixen. Bergmeister: Ja, das stimmt. Nur acht Monate nach meinem Studium habe ich mich selbstständig gemacht. Ich habe damals bei der Lichtfabrik Halotech in Bozen gearbeitet, als die erste An­frage kam. Ich durfte für Markus Öhler, einen Freund von mir, sein HerrenModegeschäft in Brixen einrichten. Dieses Projekt und ein Wohnhaus in der ­Sachsenklemme waren sozusagen mein Start in die Selbstständigkeit.

Aber nehmen Sie so den Job nicht zwangsläufig mit nach Hause? Wolf: Wir trennen Beruf und Privates nicht wirklich strikt. Das kann man als Architekt auch gar nicht. Gedanklich ist man irgendwie immer beim Entwurf und denkt darüber nach. Wir nehmen aber nur Positives mit nach Hause, ­belastende Probleme lassen wir im Büro. Wie haben Sie sich ­kennengelernt? Bergmeister: Zum ersten Mal begegnet­ sind wir uns vor 14 Jahren bei einer Filmpremiere in Bozen. Vorgestellt wurde der Film über den Architekten Werner Tscholl, der übrigens – ganz lustig – Jahre später uns einer kleinen

Und Sie hatten gleich Lust, bei Gerd im Büro einzusteigen? Wolf: Als wir uns kennenlernten, war ich noch mitten in der Diplom­ arbeit. Ich habe als ‚work in progress‘ für die Tischlerei meines Vaters ein Stuben­museum entwickelt und gebaut. Zwischen Gerd und mir entstanden immer spannendere und anregendere Ideendialoge. Bis wir entschlossen, alles

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≥ kollege Ehepartner

Das Architektenehepaar: Der Brixner Gerd Bergmeister, 49, und die Meranerin Michaela Wolf, 39, sind seit zwei Jahren ­verheiratet und ­führen seit mehr als 13 Jahren gemeinsam das Architekturstudio bergmeisterwolf in Brixen. R

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≥ kollege Ehepartner

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Klare Architektursprache. Seit mehr als 13 Jahren projektieren und planen Gerd Bergmeister und Michaela Wolf gemeinsam. Die Projekte, die in diesen Jahren entstanden sind, hat das Architektenehepaar diesen Winter in der Galerie Prisma ausgestellt. „Wir wollten zeigen, dass es viele Wege gibt. ein Haus zu planen und zu entwerfen“, so Bergmeister. Auf den Bildern von ­Gustav Willeit waren unter anderem das Pensionistenhäuschen Weingart in Neustift (1.) zu sehen, der Firmensitz von ­Perathoner (2.) in Pontives, der neue Keller des Pacherhofes (3.) in Neustift sowie die Feuerwehrhalle von Margreid (4.).

gemeinsam zu machen. Es war die beste Entscheidung überhaupt. Inzwischen sind wir eine Einheit. Wir könnten uns nicht vorstellen, ohne den anderen zu leben und zu arbeiten. Bergmeister: Es war damals aber auch eine sehr schwierige Zeit. Ich hatte ein Burn-out und war fast sechs Monate ­außer Gefecht. Gerade weil wir so ­ähnlich ticken, denken und arbeiten, war es möglich, das Büro gut weiterzu­ führen. Im Rückblick war die Zeit auch sehr lehrreich. Sie hat uns geprägt und noch stärker verbunden. Ihre Kunden sind vor allem private Bauherren, Hoteliers und Unter­ nehmer. Warum planen sie kaum für öffentliche Auftraggeber? Wolf: Weil wir die Gespräche, den Austausch und damit auch die positive Reibung mit den Bauherren brauchen.­ Das macht für uns den Reiz aus. Dieses 22 No. 20 / 2019

intensive Miteinander gibt es bei ­öffentlichen Wettbewerben nicht. Nehmen Sie überhaupt an ­Wettbewerben teil? Bergmeister: Nur an geladenen Wett­ bewerben, und auch dort ­selektieren wir stark. In der Regel sind es aber an die acht bis zehn Teilnahmen pro Jahr. Aktuell nehmen wir an einem Wett­ bewerb für den Bau eines Konzertsaales im bayerischen Ebern teil. Wolf: Wir sehen einen Wettbewerb ­immer als Chance, uns weiterzuent­ wickeln. Als Experiment und als eine Möglichkeit, uns zu verbessern. Kommt es auch vor, dass Sie ­Anfragen und Aufträge ablehnen? Wolf: Ja, das kommt vor. Wir müssen uns mit einem Projekt identifizieren können. Nur so gelingt es uns, dahinter zu stehen und all unsere Energie rein­

zustecken. Diese Philosophie vertreten wir von Beginn an. Bergmeister: Selbst als wir noch wenige Aufträge hatten. Wir haben nur Auf­ träge angenommen, wo wir gemeinsam­ mit dem Bauherren auch wirklich was ­bewegen durften. Wir haben es zum Glück ausgehalten, in gewissen ­Momenten Nein zu sagen und unserer Linie treu zu bleiben. Heute sind wir froh, denn mittlerweile kommen die richtigen Bauherren auf uns zu. Was verstehen Sie unter richtigen ­Bauherren? Bergmeister: Bauherren, die sich in ­unserer Architektur wohlfühlen möchten­ und nicht für andere, sondern nur für sich selbst bauen. Sie sollen mit dem Haus eins werden und sich damit identifizieren. Wolf: Wir schneidern jedes Haus wie einen Maßanzug, nur für diesen einen

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Bauherren. Der Maßanzug passt sich an den Kunden an und verknüpft sich mit ihm. Entsprechend wichtig ist es, dass wir mit dem Bauherren gut können – und natürlich auch der Bauherr mit uns. Stimmt es, dass Sie für das Projekt eines Einfamilienhauses an die 15 bis 20 Modelle konstruieren? Bergmeister: Ja, das stimmt, bei manchen sind es auch mehr. Wir bauen so lange Modelle und tüfteln so lange an Varianten, bis es nicht nur dem Bauherren, sondern auch uns gefällt. Je mehr wir uns gegenseitig fordern, umso besser wird das Projekt. Aber rechnet sich dieser Aufwand? Wolf: Die Kalkulation, wie viel uns am Ende bleibt, ist uns nicht immer wirklich wichtig. Sobald wir ein Projekt angehen, haben wir nur ein Ziel vor Augen: Es soll schön werden. Und dafür krempeln wir oft in letzter Sekunde alles um.

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Bergmeister: Oft ist es einfach besser, neu zu starten, als an einem kränkelnden Projekt weiterzubasteln. Neue Ideen oder der Entschluss, noch einmal neu zu starten, kommen uns übrigens sehr häufig bei gemeinsamen Spaziergängen oder Wanderungen. Alles auf Anfang heißt aber auch, dass die bisherige Arbeit Ihrer Mitarbeiter umsonst war, oder? Wolf: Ja, das stimmt. Für unsere sechs Mitarbeiter ist unsere Art zu arbeiten oft auch eine Herausforderung und kann sehr anstrengend sein. Bergmeister: Das Schöne ist, dass wir nicht nur ein interkulturelles Team haben – unsere Mitarbeiter kommen aus Palermo, Mailand, Deutschland und Mexiko – sondern auch ein Team, das unglaublich zusammenhält. Wenn es ein Projekt erfordert, dann arbeiten wir selbstverständlich auch am Wochenende.

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≼ KOLLEGE EHEPARTNER

Einmal geht noch: Das Architektenehepaar gibt sich nicht so schnell zufrieden. Michaela Wolf und Gerd Bergmeister bauen so lange Modelle, bis ihnen das Projekt gefällt. Fßr ein Einfamilienhaus fertigen sie bis zu 20 Modelle an.

Haben Sie auch schon Ihr eigenes Haus geplant? Bergmeister: Nein, wir wohnen in einer wunderschĂśnen Altbauwohnung in Brixen, mit Blick auf den WeiĂ&#x;en Turm. Inmitten von vielen BĂźchern, Kunst und einem spannenden Mix aus Alt und Neu mit besonderen MĂśbel-EinzelstĂźcken. Darunter einem BĂźcherregal von der Firma Olivetti aus den FĂźnfzigerjahren, das wir in einem Magazin in Mailand gefunden haben.

SEEBER - DER BODEN Wir legen Ihnen die Natur zu FĂźĂ&#x;en +%-7 &3>)2 R

Ob Wohnräume, Arbeitsräume oder Terrassen, in unserer umfangreichen Produktpalette ć RHIR 7MI HMI -HIEPI 0šWYRK JÂżV EPP -LVI %RWTVÂżGLI -R YRWIVIR %YWWXIPPYRKIR MR +EMW YRH &S^IR ć RHIR 7MI IMRI KVS¢I %YW[ELP ER ZIVWGLMIHIRWXIR &šHIR

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≥ kollege Ehepartner

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Altes bewahren. bergmeisterwolf baut nicht nur neu, sondern auch viel im Bestand. Eines der j­üngsten Projekte ist der Keller des Pacherhofes in Neustift (1.). Für den Umbau des historischen Park­ hotels Holzner (2.) in Oberbozen hat das Paar ein auf zehn Jahre angelegtes Gesamtprojekt geliefert. Unter dem Motto Musik für den Wald stand die Renovierung des 1913 errichteten Hauses Settari in Briol (3.). Bestehendes mit Neuem wurde in einem Ferienhaus am Gardasee (4.) vereint.

Wolf: Wir haben beide ein Faible für Kunst. Statt uns an Weihnachten oder Geburtstagen etwas zu schenken, legen wir das Geld zusammen und kaufen uns einmal im Jahr ein schönes Stück. Bergmeister: Leider wohnen wir zu ­selten. Wir sollten öfter mal einen ­Sonntag nur in der Wohnung ver­ bringen, um zu lesen. Wolf: Aber das machen wir doch. Bergmeister: Zu selten. Wolf: Ich finde dagegen, wir sollten­ öf­

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ter verreisen. Deshalb bin ich ­eigentlich ganz froh, dass wir immer öfter auch ­außerhalb der Landesgrenzen ­Projekte planen dürfen und zu Vorträgen ein­ geladen werden. Zudem bin ich seit zwei Jahren an zwei Tagen die Woche in Rosenheim. Sie unterrichten dort an der ­technischen Hochschule. Wie ­bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Wolf: Zu Beginn hatten wir große ­ edenken, ob es sich zeitlich ausgeht. B Wir haben aber gemerkt, dass es gut funktioniert. Zudem ist die Arbeit mit den Studenten eine unglaubliche Bereicherung. Und die wissenschaftliche Arbeit motiviert uns, oft auch ganz neue Wege einzuschlagen. Bergmeister: Das Forschen bringt uns beide weiter. Wir werden gefordert, uns noch stärker mit Architekturtheorie zu n befassen.

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pr-info

Nachhaltigkeit als Wohngefühl

Die Holzbauweise von Rubner Haus hat viele Vorteile gegenüber der konventionellen Massivbauweise. Ein geringer Energiebedarf und ein angenehmeres Raumklima sind nur zwei davon.

Aufstockung und Erweiterung

Fotos: Rubner Haus

Der Platz ist begrenzt in Südtirol und nicht nur in den Städten ist das ein Problem. Doch es gibt Lösungen, wie man aus wenig – viel machen kann. Rubner Haus, hat sich mit der Aufstockung von Wohnflächen bereits einen Namen gemacht. Die Kunden profitieren ­dabei nicht nur von der Holzbauweise von Rubner, sondern auch von den ­aktuellen Klimahaus-­ richtlinien und dem ­Kubatur-­Bonus, der bei einer energetischen Sanierung winkt.

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uf der ganzen Welt lässt ratur durch die nächtliche Abkühdie Firma Rubner individulung bereits wieder sinkt, bevor elle Traumhäuser aus Holz die Wärme an das Gebäudeinnere wahr werden – und setzt dabei weitergegeben wird. Kurz: angeMaßstäbe in Sachen Technologie, nehme Raumtemperatur im SomUmweltschutz und Nachhaltigmer, weniger heizen im Winter. keit. Mit 250 gebauten HolzhäuEin weiterer Vorteil der Rubsern pro Jahr und einer 50-jähner-Bauweise ist der Faktor Zeit. rigen Geschichte kann die Firma Nicht nur bei privaten Bauherren Rubner aus einem reichen Erfahsoll es schnell gehen, besonders Deborah Zani, rungsschatz schöpfen. Der ent- D­irektorin Vertrieb & bei der Gastronomie und Hotellescheidende Vorteil im Vergleich Marketing rie ist Schnelligkeit Trumpf. zur konventionellen MassivbauMit zwei Monaten Bauzeit pro weise? Holz. Projekt rechnet man bei Rubner Die Oberflächentemperatur von Holz liegt im Schnitt. Dabei handelt es sich aber nicht nämlich nahe an der Raumtemperatur. Dieser um Kataloghäuser, sondern um individuelle Effekt verhindert etwa im Winter die für Mauer- und von Architekten konzipierte Häuser. Für werk typische Abstrahlung von Kälte. Die Tem- die Planungszeit müssen zusätzlich drei Moperatur gemauerter Wände kann bis zu 5 Grad nate veranschlagt werden. Dennoch vergehen unter der Raumtemperatur liegen. Im Sommer von der Idee bis zum schlüsselfertigen Haus trägt das Holz entscheidend zu einem ausge- nur 20 Wochen. Unvergleichlich. Genauso der glichenen Raumklima bei. Die Außenflächen Kostenpunkt. Denn Rubner Haus bietet dem erwärmen sich so langsam, dass ihre Tempe- Bauherren eine Fixpreisgarantie. Heißt: Alle

Kostenabweichungen vom vertraglich vereinbarten Betrag werden vom Unternehmen ge❧ tragen. Rubner Haus Brunch Besuchen Sie uns an folgenden exklusiven Beratungstagen: 1. Juni 6. Juli 3. August 14. September 12. Oktober 16. November Die Teilnehmerzahl ist begrenzt – ­vereinbaren Sie jetzt Ihr persönliches ­Treffen mit dem Rubner-Team

Rubner Haus Handwerkerzone 4, 39030 Kiens Tel. 0474 563333 haus@rubner.com | www.rubner.com/haus

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STERZING

Das moderne Nest Ein junger Sterzinger zeigt, wie man aus einer engen, dunklen Dachgeschosswohnung ein luftiges Raumgefühl zaubert. Text: Verena Pliger | Fotos: Jürgen Eheim

Schöne neue Welt: Ein Sterzinger hat sich in ­diesem Gebäude aus dem 13. Jahrhundert seine Dachgeschosswohnung ausgebaut. Für den Umbau wurde die ­Wohnung ­komplett entkernt, nur die ­alten Holzbalken blieben ­erhalten. In Kombination mit viel hellem Holz und ­rohem Stahl wirkt der Raum weder zu rustikal noch zu kühl. Holz und Stahl: Blickfang ist die 4,5 Meter lange Küchen­zeile mit Fronten aus schwarz geöltem ­Flachstahl. Dank der Dachschräge bleibt dahinter viel Platz für Stauraum. Der ­Zugang zu diesem ­Technik- und Abstellraum erfolgt ganz unauffällig über die erste Tür der ­Küchenzeile.

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er ZwĂślferturm ist das Wahrzeichen der Fuggerstadt Sterzing. Erbaut wurde er zwischen 1468 und 1472. Noch älter sind die historischen Stadthäuser in der Sterzinger Neustadt, also sĂźdlich des ZwĂślferturms. In einem dieser Häuser hat sich ein junger Sterzinger seinen Traum erfĂźllt. Ganz oben unter dem Dach hat er sich in einem denkmalgeschĂźtzten Gebäude aus dem 13. Jahrhundert neu eingerichtet. Mit viel Respekt fĂźr die Historie und Leidenschaft fĂźr die Moderne hat er die 120 Quadratmeter groĂ&#x;e Dachgeschosswohnung in ein stilvolles Zuhause verwandelt. Dunkel, eng, verbaut. So der erste Eindruck, als die Architekten Claudia Unterhauser und JĂśrn-Hendrik Liebich die Wohnung zum ersten Mal betraten. Schnell aber wusste das Duo vom Studio Imoya: Aus diesen historischen Räumen lässt sich was Einzigartiges schaffen. „Vor allem das Dach mit dem Sprengwerk hat es uns angetan. Uns war klar: Wir wollen diesen Charakter der Altbaustruktur nicht nur erhalten, sondern noch stärker hervorheben“, erzählt Claudia Unterhauser.

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≥ das moderne nest

Warm: Der geradlinige und weiß verputzte Ofen thront freistehend in der Mitte des Raumes und fungiert zugleich als Raumteiler. Hell: Die Leuchten sind simple U-Profile aus Schwarzstahl mit integrierten Led-Streifen. Sie wurden nach dem Entwurf der Architekten auf Maß angefertigt. Kreuz und quer angeordnet hängen sie als Teamplayer von der Decke. Clever: Für hellen Wohnsinn sorgt eine raffinierte Ein- und Aufteilung der Räume. Vorne befindet sich der Wohnraum mit Küche, hinter der Holzwand das Schlaf- und Badezimmer.

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DIE ARCHITEKTEN

Foto: Stephanie Unterhauser

Claudia Unterhauser stammt aus Neumarkt, ­ Jörn-Hendrik Liebich aus Deutschland. ­Gemeinsam führen sie das noch junge Büro ­Studio Imoya mit Sitz in Bozen und haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie ein gutes Händchen für Umbauten mit Charakter haben. Der Alte Schlachthof in Brixen trägt ebenso ihre Handschrift wie der erst jüngst fertiggestellte ­Umbau des Hotels Traminerhof in Tramin.

Es folgten viele gemeinsame Stunden mit dem Bauherren. An einem Tisch wurden Ideen gesammelt, in Wohn-Zeitschriften geblättert. Das Ergebnis: Ein klar definierter Stil und eine klare Botschaft. Die Architektur und die Materialien sollen sich zurücknehmen, damit die Räume so zeitlos wie möglich wirken. Die Materialien dafür waren schnell gefunden. Einheimisches Holz – schließlich ist der Bauherr Waldbesitzer – und

schwarzer Stahl, möglichst roh belassen. Dieser Stil zieht sich nun konsequent durch alle drei Halbebenen der Wohnung. 14 Monate dauerte der Umbau. Das Dach musste erneuert, die Wohnung komplett entkernt und ausgehöhlt werden. Ob Böden oder sanitäre Anlagen, alles wurde rausgenommen. Geblieben sind nur die Wände und die alten dunklen Holzbalken.

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≼ DAS MODERNE NEST

Clever gelÜst: Die nach oben verglaste Trennwand dient sowohl als Raumteiler als auch als Stauraum. Angefertigt wurde sie wie aus einem Guss. In die Wand integrierte Schränke und Tßren sind so auf den ersten Blick gar nicht erkennbar. Besonders raffiniert: Der Fernseher und die Musikanlage verschwinden in der Wand.

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≥ das moderne nest

„Der Tischler hat die Holzwand wie aus einem Guss angefertigt.“ Claudia Unterhauser

Raffiniert geplant: Die Räume wurden mit einer Holzwand abgetrennt. Die vom Tischler ­gefertigte Wand aus Lärchenholzstreben ­schlängelt sich durch den gesamten Wohnraum. Schön kombiniert: In den Schlafzimmern ­bedeckt Eichenholz den Boden, im Rest der Wohnung geben großformatige Fliesen in einer warmen Sandfarbe den Ton an.

Sie wurden vom Statiker geprüft und mit zusätzlichen Holzbalken und Eisenträgern gestützt. „Wir haben die Bausubstanz erhalten, die Räume aber so geplant, dass sie großzügig, luftig und offen wirken“, erzählt Architekt Jörn-Hendrik Liebich. Die Räume selbst wurden mit einer Holzwand abgetrennt. Die vom Tischler gefertigte Wand aus Lärchenholzstreben schlängelt sich durch den gesamten Wohnraum. 34 No. 20 / 2019

Damit die Holzwand nicht zu massiv wirkt, wurde das obere Wanddrittel in Glas ausgeführt – für einen uneingeschränkten Blick auf die Dachuntersicht mit ihrer schönen Holzstruktur. „Der Tischler hat die Holzwand wie aus einem Guss angefertigt. In die Wand integrierte Schränke und Türen sind so auf den ersten Blick gar nicht erkennbar“, erklärt die Architektin Claudia n Unterhauser.

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≥ das moderne nest

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Foto: René Riller

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MARLING

Kult im Kult Andreas Eisenkeil hat die ehemalige Seifenfabrik Kikinger in Marling zu neuem Leben erweckt: Mit alten Techniken und neuen radikalen Ideen.

Foto: René Riller

Foto: Jacopo-Coen

Foto: Im Kult

Text: Verena Pliger

Neues Leben: Aus der ehemaligen Seifensiederei entstand nach zwei Jahren Bauzeit das „Im Kult“. Ein Bistro und Concept Store, bei dem Food Design und Culture den Ton angeben. Innovativer Mix: Im Erdgeschoss befindet sich eine Bar und Paninoteca und ein Store mit Designstücken kleiner Manufakturen. Im Obergeschoss wurde eine Ausstellungsfläche für Künstler und Kreative eingerichtet.

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Fotos: Frankie Neulichedl

Foto: Archiv Eisenkeil

≥ kult im Kult

Historische Fabrik. Von 1920 bis in die frühen 70er-Jahre wurde die Seifenfabrik Kikinger in Marling von der Kaufmannsfamilie Ortner-Kikinger geführt. In diesen Jahren wurden in diesem historischen Industriegebäude Seife und Kerzen produziert. Dann stand es 40 Jahre leer, bis es Andreas Eisenkeil 2011 erwarb. Bewahren & erhalten. Die Geschichte weitererzählen, das war der Wunsch von Architekt Werner Tscholl. Nach seinen Plänen hat Andreas Eisenkeil die ehemalige Seifensiederei zu neuem Leben erweckt.

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enn Andreas Eisenkeil spricht, strahlen seine Augen. Vor Begeisterung, vor Enthusiasmus. Wir treffen den Meraner Unternehmer in seinem Büro in Marling. Auf seinem Tisch liegen Werke vergangener Tage. Bücher aus den 60er-Jahren, von und über die Großen der italienischen ­Designszene. Von Carlo Scarpa über Dino Gavina bis hin zu Pier Giacomo und Achille Castiglioni. Ihre Namen stehen für Industriedesign, für ihre Gabe, mit minimalistischem und funktionalem Design beeindruckende Formen zu kreieren. Ihre Objekte sind ausgefallen und radikal, zu finden in den wichtigsten Design-Museen der Welt. Und ihre Namen 38 No. 20 / 2019

haben die Geschichte seines Familienunternehmens wesentlich geprägt. Der Grund, warum Andreas Eisenkeil mit den italienischen Designern mehr als pure Bewunderung verbindet, hat einen Namen: Cocoon. Gemeint ist der Kunststoff, mit dem sein Vater Artur Mitte der 50er-Jahre erste Leuchten angefertigte. Ein Material, mit dem sich Leuchten nahezu nahtlos umhüllen lassen. Kreiert hat sie Artur Eisenkeil – der Sohn einer Gastwirtefamilie, der eigentlich als Holzhändler tätig war – für das Hotel seiner Frau. „Die Idee kam ihm, weil damals auf dem Markt keine schönen Leuchten zu finden waren“, erzählt Andreas Eisenkeil über seinen Vater.

So einfach Eisenkeils Cocoon-Leuchten waren, so groß war ihre Wirkung. Sie weckten das Interesse der großen Designer. Von der Cocoon-Technik angetan, begannen Carlo Scarpa und die Castiglioni-Brüder damit zu tüfteln und experimentieren. In einem Obstmagazin in Marling entstanden Designklassiker wie Gatto, Fantasma, Viscontea oder Taraxacum. Leuchten, die für die Anfänge des Labels Flos stehen. Ein Unternehmen, das Artur Eisenkeil gemeinsam mit Sergio Biliotti, Dino Gavina und Cesare Cassina 1961 in Marling gegründet hat. Mit einem Jahresumsatz von über 220 Millionen Euro zählt Flos heute zu den weltweit wichtigsten und erfolgreichsten Leuchtenherstellern. Auch wenn das

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≥ kult im Kult

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Unternehmen seit 1966 seinen Sitz in der Nähe von Brescia hat, die damals in Marling entworfenen Cocoon-Leuchten gehören nach wie vor zu den Top-Modellen. Gefertigt werden sie noch heute vom Lichtstudio Eisenkeil in der Produktionsstätte in Piombino Dese in der Nähe von Treviso. Jede Leuchte ist ein Unikat, jedes Modell wird von Hand gespritzt. Und die Technik Cocoon fasziniert Interiordesigner. Marcel Wanders etwa, der Popstar unter den Designern, entwarf für Flos die Cocoon-Leuchte Zeppelin, ­ Michael Anastassiades die Leuchte Overlap Suspension. Nun hat auch Andreas Eisenkeil mit Cocoon getüftelt. Innovativ in Szene gesetzt hat er die Technik bei seinem jüngsten Projekt: Dem „Im Kult“ in Marling. Ein Bistro und Concept Store, bei dem Food Design und Culture den Ton angeben. Dafür hat Andreas Eisenkeil die aus den Zwanzigerjahren stammende ehemalige Seifenfabrik Kikinger in Marling zu neuem Leben erweckt. Gemeinsam 40 No. 20 / 2019

mit dem Vinschger Architekten Werner Tscholl hat er die Geschichte der ehemaligen Seifensiederei weitererzählt. Vergangenes wurde mit Gegenwärtigem vereint, und das Gebäude wurde in zwei Jahren Bauzeit behutsam renoviert. Entstanden ist eine innovative Mischung aus Bistro und Concept Store. Im Erdgeschoss mit einer Paninoteca und einem Store mit Designstücken kleiner Manufakturen. Im Obergeschoss, direkt unter dem Dach, mit einem Atelier, eingerichtet als Ausstellungsfläche für Künstler und Kreative. Faszinierend in Szene gesetzt wurde das Untergeschoss. Dort, wo die Toiletten angesiedelt sind. Am Boden liegen schwarze Stahlgitter, darunter fließt Wasser, die Wände leuchten abwechselnd in Grün, Blau oder Rot, dazwischen hängen großformatige Spiegel. „Wir haben mit Licht und Wasser gespielt, um dem Raum seine Grenzen zu nehmen“, erklärt der Besitzer. An den Wänden hat Andreas Eisenkeil die Cocoon-Technik eingesetzt. Dieselbe Technik also, mit der sein Vater

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Foto: René Riller

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3.4. Riesenlampenschirm. Andreas Eisenkeil (links) und Architekt Werner Tscholl haben im „Im Kult“ die Cocoon-Technik neu in Szene gesetzt.­ Das Material Cocoon umhüllt die vier Toiletten im Untergeschoss wie ein Seidenkokon und versprüht so eine ganz ­besondere ­Licht­atmosphäre.

Foto: Serhat Akbal

Foto: Archiv Eisenkeil

Foto: Archiv Eisenkeil

1.+2. Revolutionär: Mit der Cocoon-Technik ­ aben Artur Eisenkeil und die Designer Carlo h Scarpa, Pier Giacomo und Achille Castiglioni Ende der 50er-Jahre das Leuchtendesign ­revolutioniert. Dafür wurde die Kunstharzfaser so lange auf ein Metallgestell gespritzt, bis eine ­feste Form entstand. Das Ergebnis waren ­Design­klassiker, die den Grundstein des ­Unternehmens Flos legten.

Artur und die Designer Scarpa, Gavina und Castiglioni Ende der Fünfzigerjahre das Leuchtendesign revolutionierten. Das Material umhüllt die vier Toiletten wie ein Seidenkokon. „Rund um die Wände haben wir eine Eisenstruktur aufgebaut, darin haben wir die Beleuchtung platziert und das Gerüst anschließend händisch mit dem Cocoon-Material eingespritzt. Am Ende haben wir die dehnbare und elastische Kunstharzfaser noch beschichtet, damit sie gut abwischbar ist“, erzählt Eisenkeil. Damit wurde erstmals eine ganze Wandfläche mit der ­Kunstharzfaser überzogen. „Bislang haben wir mit der Cocoon-Technik ja nur Pendel- oder Stehleuchten angefertigt. Wir wollten nun zeigen, was das Material alles kann“, erzählt Eisenkeil. Die Konstruktion vergleicht er mit einem riesigen Lampenschirm. Das Ergebnis sind beleuchtete Wände, die auf den ersten Blick wie Wachs oder Papier wirken, und so für eine ganz besondere n Lichtstimmung sorgen.

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≥ kult im Kult

GREEN CODE KLIMADECKE

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PROGRESS Thermowand®, Green Code Klimadecke®

The Lodge Hotel - Golfclub Eppan/Appiano

GOSTNER ALEXANDER CEO The Lodge Hotel Golfclub Eppan/Appiano

INTERVIEW MIT HERRN GOSTNER ALEXANDER INTERVISTA CON SIGNOR GOSTNER ALEXANDER D PROGRESS: Warum haben Sie sich für die PROGRESS Thermowand® und Green Code Klimadecke® entschieden? Wurden Ihre Erwartungen erfüllt und welche besonderen Vorteile ergeben sich? GOSTNER A.: Anfangs stellte ich mir die Frage, ob ich das Hotel aus Beton oder Holz realisieren soll. Die zahlreichen Vorteile, vor allem die Wertbeständigkeit, überzeugten mich den Bau in Betonfertigteilen auszuführen. Ich bin bei der PROGRESS mit der Thermowand und Klimadecke fündig geworden. Diese beiden Produkte ermöglichen die Errichtung eines

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„Wohnfühl-Gebäudes“. Mit der Klimadecke kann ich die Raumtemperatur rasch anpassen: im Winter behaglich erwärmen und vor allem im Sommer an heißen Tagen angenehm kühlen. Zu den größten Vorteilen gehören die kurze Reaktionszeiten, die separate Raumheizung und -kühlung sowie die Heizkostenersparnis. Ich werde die PROGRESS Massivbauweise weiterempfehlen und bin davon überzeugt, dass in Zukunft die meisten Hotels mit Betonfertigteilen realisiert werden.

I PROGRESS: Perchè ha deciso di costruire con la PROGRESS Thermowand® e Green Code Klimadecke®? Quali sono i loro vantaggi principali? Sono state soddisfatte le Vostre aspettative? GOSTNER A.: In un primo momento ho avuto il dubbio se realizzare l’hotel in calcestruzzo o in legno. I numerosi vantaggi, soprattutto la resistenza del calcestruzzo mi hanno convinto ad eseguire la costruzione con i prefabbricati. Ho deciso di utilizzare due prodotti innovativi della ditta PROGRESS: la Thermowand e il solaio Klimadecke, i quali rendono

© Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/SrlBrixen PROGRESS Julius-Durst-Straße 100 - I-39042 (BZ) - Tel. +39 0472 823 111 - Fax +39 0472 834 333

possibile la costruzione di un “edificio benessere”. Con il solaio Klimadecke è regolabile la temperatura d‘ambiente: riscaldare comodamente in inverno e raffrescare piacevolmente in estate nelle giornate calde. I vantaggi più importanti sono i brevi tempi di reazione, il riscaldamento e raffrescamento separato per singola zona, così come la riduzione dei costi di riscaldamento. Raccomanderò i sistemi costruttivi massicci PROGRESS e sono convinto che in futuro la maggior parte degli Hotel saranno realizzati con i prefabbricati in calcestruzzo.

20 / 2019 41 info@progress.ccNo. - www.progress.cc


BAUHAUS

„Völlig überbewertet“ Bauhaus wird 100, und die Welt bejubelt den Purismus der Schule für Design und Architektur. Warum der Bozner Architekt Oswald Zöggeler dafür wenig übrig hat. Interview: Verena Pliger

Foto: Alexander Alber

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Foto: T. Franzen

Architekt Oswald ­Zöggeler über Walter Gropius und das von ihm entworfene BauhausGebäude in Dessau.

ff: Wofür steht für Sie das Bauhaus? Oswald Zöggeler: Für eine völlig überbewertete Schule. Bauhaus ist eine Industriedesignschule, nicht mehr und nicht weniger. Aber sie hat nicht die Moderne erfunden. Die italienischen Futuristen, die russischen Konstruktivisten oder der österreichische Architekt Alfred Loos waren dem Bauhaus weit voraus. Sie waren viel dynamischer und fantasievoller, als Gropius es war Immerhin war Walter Gropius der Bauhaus-Gründer. Lassen Sie mich Ludwig Mies van der Rohe zitieren, einen der besten Architekten des Jahrhunderts, der ja 1930 die Leitung der Bauhaus-Kunstschule in Dessau übernommen hat. Van der Rohe meinte über Gropius: ‚Er hat in seinem­ Leben nichts an architektonischer ­Qualität hervorgebracht. Das einzige Gute war die Erfindung des Wortes Bauhaus.‘ Das mag zwar böse klingen, trifft aber weitgehend zu. Die meisten Projekte hat Gropius an der Seite eines bekannten Architekten geplant. 42 No. 20 / 2019

Was zeichnet für Sie den Bauhaus­Architekturstil aus? Es ist kein Architektur-Stil. Denn das Fach Architektur wurde an der BauhausSchule ja kaum gelehrt. Entsprechend ging von den über 1000 Studenten auch kein bekannter Architekt hervor. Wie erklären Sie sich dann den Hype rund um das Bauhaus? Walter Gropius war nicht nur kultiviert, elegant und charmant, sondern auch sehr fähig. Als der sympathische ­Berliner Salonlöwe 1919 nach Weimar kam, um die Bauhaus-Schule als Direktor zu führen, war Europa im Aufbruch. Man wollte Tradition und Religion hinter sich lassen und alles anders ­machen. In dieser Zeit hat sich das Industrie­ design ­entwickelt. Gropius hat seine ­Studenten auf diese industrielle Fertigung vor­bereitet. Er etablierte einen neuen ­Unterrichtsstil und brachte erstmals Künste und Handwerk zusammen. Gibt es in Südtirol Beispiele von ­Bauhaus-Architektur? All die Beispiele, die oft genannt werden,

wie etwa das Hotel Monte Pana oder das Hotel Briol, sind Beispiele der Moderne, aber nicht des Bauhauses. Diese ­Gebäude lassen eine formelle Spielerei zu, zu sehen etwa an der leicht geschwungenen Fassade des Monte Pana. Für so etwas Verspieltes hatte die Bauhaus-Theorie kein Verständnis, sie war in ihrer Geradlinigkeit und ihrem Purismus sehr stur. Und was ist mit den geradlinigen faschistischen Gebäuden? Während Hitler und Stalin in Deutschland und Russland der Moderne den Garaus gemacht haben, hat Mussolini mit Architektur das Land modernisiert. Inspirieren ließ er sich unter anderen vom Bauhaus. Das heißt, die einzigen Bauhaus­Erben sind die Faschistenhäuser? Das kann man durchaus so sagen. Faschistische Häuser sehen mit ihren Flachdächern und der uniformen Höhe und Fassadengestaltung ziemlich gleich aus. So als hätte sie ein Architekt entworfen. Das passt recht gut zum Bauhaus, n wenn auch im negativen Sinn.

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