FF Extra Bauen

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ff-extra vom 09.07.2020 – ff Nr. 28

Beilage zu ff 28/2020 I Vers. in Post. - 45% I Art. 1 Abs. 1 I Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) CNS Bozen I Poste Italiane SpA I Taxe percue / Tassa pagata

BAUEN

LUST AUF HOLZ

Nachhaltig schön: So inszeniert Südtirols Architektur den Rohstoff Holz DAS BRÜDERPAAR

Sie bauen lokal und punkten international: Alex und Armin Pedevilla im Interview

LUFTIGER STADEL

So verwandelt ein junger Landwirt einen nicht genutzten Stadel in ein helles Loft

RADIKAL ANDERS

Wie der Grödner Architekt Rudi Perathoner den Sprung aus dem Tal geschafft hat


CiAsa Aqua Bad Cortina, St. Vigil Ein Vollholzhaus von holzius ist ein Ort, in dem seine Bewohner Kraft schรถpfen und zur Ruhe kommen. Durch eine konsequent รถkologische Bauweise aus leim- und metallfreien Holzelementen entsteht ein gesunder Lebensraum, in tiefer Verbundenheit mit der Natur. www.holzius.com


EDITORIAL

Bauen mit System

Foto: Manuela Tessaro – Location: Goldenstern Townhouse

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, Wirtschaftsabschwünge sind nie gut für den Umweltschutz. Das hat uns die Vergangenheit gelehrt. Und auch inmitten dieser Pandemie scheinen Nachhaltigkeit und Klimaschutz ins Hintertreffen zu geraten. Viel wichtiger im Moment: Boden unter die Füße bekommen und verlorenes Terrain wiedergutmachen. Dabei muss das eine das andere nicht ausschließen. Etwa in der Bauwirtschaft. Es ist hinlänglich bekannt, dass Holz die CO2-Bilanz von Bauprozessen verbessert. Dabei hat der nachwachsende Rohstoff noch viel mehr drauf: Er sieht verdammt gut aus. In diesem Magazin liefern wir den Beweis dafür. Wir stellen Ihnen ganz unterschiedliche Projekte aus Holz vor. Jedes ist anders, jedes ist speziell, jedes ist made in Südtirol. Gewollt von Bauherren mit Visionen, ausgearbeitet von Architekten mit Kreativitäts- und Innovationsgeist und umgesetzt von Handwerkern mit Passion, Kompetenz und Zuverlässigkeit. Halten wir an ihren Qualitäten fest – auch oder gerade jetzt. Lassen Sie sich inspirieren! Verena Pliger

INHALT LUFTIGER STADEL

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RADIKAL ANDERS

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DAS BRÜDERPAAR

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AUS EINS MACH FÜNF

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GEKONNT ERGRAUT

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HOLZ IN HOLZ

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Ein junger Landwirt verwandelt einen nicht genutzten Stadel in ein helles Loft.

So ticken Alex und Armin Pedevilla – die Architekten-Brüder im Doppelinterview.

So hat Albert Pürgstaller ein betagtes Häuschen mit Holz modernisiert.

IMPRESSUM

Wie der Grödner Architekt Rudi Perathoner den Sprung aus dem Tal geschafft hat.

So raffiniert hat die Familie Zuegg in Lana ihr Einfamilienhaus erweitert.

Wie Veronika Mayr am elterlichen Hof eine Bühne für den Wein geschaffen hat.

„ff-extra Bauen“, 09.07.2020, Beilage zu ff 28, Herausgeber: FF-Media GmbH, Eintragung Landesgericht Bozen 9/80 R.ST. vom 27.08.1980. Presserechtlich verantwortlich, Konzeption & Redaktion: Verena Pliger; Grafik & Layout: Sabine Rainer; Werbung: Elisabeth Forer-Naumann, Roswitha Rauter, Bernhard Elzenbauer; Titelseite: Gustav Willeit. © ® FF-Media GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf mit grafischen, mechanischen, elektronischen oder mit digitalen Mitteln reproduziert werden. Jeglicher Missbrauch wird im Rahmen des Gesetzes verfolgt.

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≥ LUFTIGER STADEL

Offenes Wohnkonzept: Außen blieb der Stadel, wie er war, innen wurde er bewohnbar gemacht. Wände und Böden sind aus hellem Holz, die Möbel präsentieren sich in einem schlichten Weiß. Stadeloptik: Der vorgelagerte Balkon wurde mit Lärchenholz verkleidet. Die schmalen Lamellen dienen als Sichtund Blendschutz.

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≥ LUFTIGER STADEL

EISACKTAL

LUFTIGER STADEL So verwandelt ein junger Landwirt einen nicht genutzten Stadel in ein helles Loft. Text: Verena Pliger | Fotos: Gustav Willeit

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Zu Tisch, bitte! Direkt unter dem First, wo das Dach am höchsten ist, hängt eine große Pendelleuchte. Eine Leuchte mit Charakter – für gutes Licht am Esstisch.

Kochzone: Von der Küche in L-Form geht es direkt auf die sonnige Terrasse. Sie ist die Verbindung zum Bauernhaus, in dem die Eltern des jungen Landwirts wohnen.

Stauraumwunder: Alle Kleingeräte und Küchenutensilien verschwinden hinter großzügigen Schränken. Der Hochschrank verbirgt Backrohr und Kühlschrank.

Raumteiler: Der Ofen wärmt im Winter und dient als optische Trennung zwischen Wohn- und Essbereich. Um das Weiß-Schwarz-Spiel der Wohnung fortzuführen, wurde der Kamin schwarz verputzt.

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≥ LUFTIGER STADEL

Der Grundriss: Rechts drei Schlafzimmer mit einem gemeinsamen Badezimmer, in der Mitte ein Abstellraum und Tages-WC, vorne der große offene Wohnbereich mit Küche, Esstisch und Wohnzimmer.

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as Futterhaus ist das Herzstück eines jeden Bauernhauses. Mit seiner typischen Holzfachwerk-Konstruktion bildet es ein Ensemble mit dem Wohnhaus. Doch viele dieser Futterhäuser erfüllen heute nicht mehr ihren Zweck und dienen nur noch als Abstellplatz. So auch in einem Obstbaubetrieb in einer kleinen Fraktion im Eisacktal. DAS ERDGESCHOSS des Stadels wurde für landwirtschaftliche Geräte genutzt, das gesamte Obergeschoss stand leer. Der junge Landwirt ließ sich davon inspirieren. „Er hat uns kontaktiert und uns von seiner Idee erzählt. Er wollte sich mit seiner Familie im leerstehenden Stadel einrichten, und wir waren natürlich sofort Feuer und Flamme“, erzählt Jürgen Prosch. Der Architekt führt gemeinsam mit Felix Kasseroler das Brixner Studio „raum3 Architekten“. Gemeinsam mit dem Bauherren haben sie Ideen geschmiedet, wie die leerstehende Struktur

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1 1. Hommage an die Natur: Die Böden sind aus Eiche, alle Türen wurden flächenbündig in Fichte ausgeführt. Für den modernen Kontrast sorgen Türgriffe aus Schwarzstahl.

2. Skulpturaler Charakter: Die geometrische Treppe aus Schwarzstahl wurde von den Architekten geplant und führt von der Wohnund Schlafebene ins Dachgeschoss.

2 3. Zimmer mit Aussicht: Im Schlafzimmer gibt Fichtenholz den Ton an – von den Innenwänden bis hin zu den Nachtkästchen und dem Bett, das direkt unter den Fenstern positioniert wurde.

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≥ LUFTIGER STADEL

DIE ARCHITEKTEN

Foto: Jasmine Deporta

Felix Kasseroler (links) stammt aus Gufidaun, Jürgen Prosch aus Albeins. Kennengelernt haben sich die beiden Architekten während ihres Studiums in Innsbruck. 2014 haben sie in der Brixner Industriezone das Studio „raum3 Architekten“ gegründet. Seither realisieren sie private und öffentliche Bauten mit Fokus auf die Renovierung von historischen, denkmalgeschützten Gebäuden.

sinnvoll genutzt werden kann. Das Ergebnis: Ein Haus im Haus. „Als wir das Projekt realisiert haben, war es noch möglich, landwirtschaftliche Fläche in private Kubatur umzuwandeln. Aus einem Stadel also eine Privatwohnung zu machen. Mit dem neuen Raumordnungsgesetz wäre es nicht mehr erlaubt“, erklärt Architekt Felix Kasseroler.

DIE ÄUSSERE HOLZHÜLLE blieb unverändert. Genauso das Erdgeschoss mit den landwirtschaftlichen Geräten. Darüber wurde in das bestehende Volumen eine Art Box in Holzbauweise aufgebaut. „Wir haben uns gezielt für den Holzbau entschieden. Der Baustoff Holz ist leicht, und die Bauzeiten sind kurz“, erzählt

Faszinierende Ausblicke

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≥ LUFTIGER STADEL

Familienbad: Auch im Nassbereich gehen die Farben Schwarz und Weiß eine lockere Kombination ein. Dazu gesellt sich der Waschtisch aus hellem Fichtenholz.

Prosch. Ein halbes Jahr nur hat es gedauert, bis der junge Landwirt mit seiner Familie einziehen konnte.

Schwarzstahl. Hier wurde für die Bauherren ein Büro und für die beiden Kinder ein Spielzimmer geschaffen.

ENTSTANDEN IST EIN HELLES, modernes und luftiges Loft. Die gesamte Planung hat sich an der vorhandenen Struktur orientiert. Die bestehenden Stadel-Öffnungen wurden verglast, und es mussten keine neuen Fenster eingebaut werden. Die Wohnung zieht sich über zwei Ebenen. Die erste Ebene ist rund 130 Quadratmeter groß, hier wird gewohnt und geschlafen. In das deutlich kleinere Obergeschoss führt eine Treppe aus

DIE STADELARCHITEKTUR, so die Vorstellung der Architekten, sollte auch in den Innenräumen spürbar bleiben. Sie sollte aber modern interpretiert werden. Dafür wurden alle Oberflächen, also Decken, Wände, Fenster und Türen, einheitlich in hellem Fichtenholz ausgeführt. Ein weiches Holz mit einer hohen Oberflächentemperatur, mit dem einst auch die n bestehende Grundstruktur des Stadel aufgebaut wurde.

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≥ LUFTIGER STADEL

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Foto: Alexander Alber

≥ „WIR WAREN NICHT IMMER SO LÄSSIG“

Brüderherzen: Der 47-jährige Armin Pedevilla (links) und sein zwei Jahre älterer Bruder Alex haben vor 15 Jahren ihr gemeinsames Architekturbüro gegründet. Die beiden wuchsen in Sterzing und St. Georgen auf. Heute lebt Alex in Brixen und Armin im Weiler Pliscia.

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BRÜDERPAAR

„WIR WAREN NICHT IMMER SO LÄSSIG“ Sie bauen lokal und überzeugen international. Warum die Architektur von Alex und Armin Pedevilla bei Jurys so gut ankommt. Die Architekten-Brüder im Doppelinterview. Interview: Verena Pliger

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er eine trägt Bart und von Kopf bis Fuß Dunkelblau, der andere ist glatt rasiert und begrüßt uns – klassisch Architekt – ganz in Schwarz. Bei Armin und Alex Pedevilla machen die Nuancen den Unterschied. Außen wie innen. Optisch wie charakterlich. Der eine ist ruhig, der andere laut. Gemeinsam holen sie das Beste für sich raus. Ob „German Design Award“, „Best Architects“ oder „Archilovers“, die Liste internationaler Anerkennungen ist lang. Warum die Pedevilla-Brüder bei Architektur-Awards im Moment so oft die Nase vorn haben und welche Rolle dabei ihre familiäre Verbindung spielt – wir haben die beiden Architekten in ihrem Studio in der Brunecker Oberstadt zum Interview getroffen. ff: Warum schlagen zwei Brüder denselben Berufsweg ein? Armin: Alex liebte es schon als Kind, Häuschen zu bauen. Alex: Das stimmt. Ich wollte schon in der Grundschule Architekt werden. Armin dagegen war der Techniker in unserer Familie, er hat als Kind immer gedrechselt und geschweißt. Armin: Deshalb wollte ich eigentlich auch immer Maschinenbau studieren. Am Ende war mir das Studium zu trocken.

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Alex hat zu der Zeit bereits Architektur in Graz studiert und hat mich am Ende dazu inspiriert, denselben Weg einzuschlagen. Und wie entstand die Idee, gemeinsame Sache zu machen? Armin: Ein gemeinsames Studio, das stand eigentlich nie auf dem Plan. Alex hat nach seinem Studium als Architekt in Salzburg gearbeitet und ich in einem Architekturstudio in Graz. In den Weihnachtsferien 2004 – wir waren beide auf Heimaturlaub – haben wir vom Wettbewerb für den Bau des Pflegeheims Bruneck erfahren. Ein 12-Millionen-Euro-Projekt. Wir wussten beide: So eine Chance bekommen wir nie wieder. Also haben wir teilgenommen und am Ende tatsächlich gewonnen. So kam es, dass erst Alex und ein halbes Jahr später auch ich zurück nach Südtirol zogen und unser gemeinsames Büro gründeten. Mittlerweile gibt es Ihr Büro seit 15 Jahren – und Sie streichen einen Award nach dem anderen ein. Was machen Sie anders als andere Architekten? Alex: Das fragen wir uns selbst manchmal. Wir sind mit sechs Mitarbeitern ja ein sehr kleines Büro. Dennoch konnten wir uns zuletzt wiederholt gegen Architekturstudios mit über 200 Mitarbeitern durchsetzen. No. 28 / 2020

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Fotos: Gustav Willeit

Armin: Der Erfolg kam nicht über Nacht, wir wurden von den Jurys lange Zeit nicht wahrgenommen. Alex: Im Grunde, Armin, kam die Wende erst mit Deinem Wohnhaus, dem Haus Pliscia in St. Vigil in Enneberg. Obwohl es eines unserer kleinsten Projekte war, wurden wir plötzlich für internationale Preise nominiert. Also noch einmal, woran liegt es? Vermarkten Sie sich besser als andere? Alex: Was heißt vermarkten. Ich hoffe wirklich, dass unsere Qualität den Ausschlag gibt. Verglichen mit einem 14 No. 28 / 2020

Marathonlauf, kann man sagen: Die Kunst eines guten Laufs besteht darin, auch auf den letzten Kilometern top zu sein. Wir bringen genau dieses Durchhaltevermögen mit. Wir arbeiten so, dass wir auch noch kurz vor Bauende genügend Energie haben, um Materialien weiterzuentwickeln. Wie sehr nützen Ihnen die internationalen Auszeichnungen? Alex: Natürlich bringen uns die internationalen Anerkennungen weiter, sie bestätigen die Qualität unserer Arbeit. Zudem ist ein Award meistens mit einer tollen

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≥ „WIR WAREN NICHT IMMER SO LÄSSIG“

Das Kleid: CiAsa, so nennt sich dieses Vollholzhaus, das ohne Chemie, ohne Leime und ohne Dämmung auskommt. Es ist die Privatwohnung der Hoteliers Sandra und Nicol Alberti Mutschlechner und befindet sich in St. Vigil in Enneberg, direkt neben ihrem Hotel Aqua Bad Cortina. Die Pedevilla-Brüder haben dem Gebäude ein einheitliches und hochwertiges Holzkleid verpasst. Das Holz: Für den Holzaufbau wurde Fichtenholz verwendet, das vor zwei Jahren dem Windwurf Vaja zum Opfer fiel. Die Fassade und das Dach wurde mit handgespaltenen Lärchenschindeln verkleidet. Die Philosophie: Das Haus CiAsa wurde von A bis Z nachhaltig geplant. Ob Fußböden, Möbel oder die Küche – im CiAsa-Inneren sind alle Oberflächen aus massiver handgehobelter Zirbe.

Medienberichterstattung verbunden, und diese steigert den Bekanntheitsgrad unsers Studios. Wegen eines Awards stehen uns in den heimischen Gemeinden aber noch lange nicht alle Türen offen. Vielfach herrscht das Vorurteil vor, dass sich durch den Erfolg auch unsere Preise erhöhen – was natürlich nicht stimmt. Armin: Ein Award ist ein angenehmer und schöner Applaus. Das Maximum an Anerkennung bekommen wir aber, wenn wir hören, dass ein von uns geplantes Gebäude zu den Bewohnern passt. Ein besseres Kompliment gibt es nicht.

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1 1. Raffiniert: Vor drei Jahren haben die Pedevilla-Brüder die Erweiterung des Hotels Bad Schörgau am Eingang des Sarntals geplant. Entstanden ist ein Zweigeschosser aus Holz, der eine Kochakademie und das sogenannte Trehs-Haus beheimatet.

2 3. Traditionsbewusst: Holzrauten sind typisch für Sarner Städel. Die Pedevillas haben dieses dreidimensionale, sternförmige Ornament aufgegriffen und an der Decke der Kochakademie wirkungsvoll eingesetzt.

2. Siegreich: Das Projekt Bad Schörgau wurde mit dem Award „best architects 19“ ausgezeichnet. Der Showroom der Naturkosmetik-Marke Trehs erstreckt sich als offener Raum über zwei Geschosse. Naturbelassene Fichte und Hanf geben den Ton an.

Fotos: Gustav Willeit

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≥ „WIR WAREN NICHT IMMER SO LÄSSIG“

„ICH BIN DER EMOTIONALERE UND SPONTANERE TYP, ARMIN IST SEHR KONSEQUENT, DENKT LÄNGER NACH.“ ALEX PEDEVILLA

Bekommen Sie diese Rückmeldung auch für Ihr jüngstes Projekt, das CiAsa in St. Vigil in Enneberg? Armin: Genau dieses Projekt ist exemplarisch dafür. Wir haben uns auf den Charakter und das Sein der Bauherren voll und ganz eingelassen. Wir haben für Sandra und Nicol Alberti Mutschlechner neben ihrem Hotel, dem Aqua Bad Cortina, ihre Dienst- also Privatwohnung geplant. Die beiden Hoteliers sind zwei Visionäre, sehr spirituell, was die Wertschätzung der Natur betrifft, zugleich aber auch sehr bodenständig. Alex: Ihre Ansichten forderten uns extrem. Das Thema Spiritualität sollte Form, Raum und Substanz durchziehen. Es hat eine Weile gedauert, bis wir ihre Idee auf Papier gebracht haben. Zur Inspiration hat uns der Bauherr jeden zweiten Tag einen Krug frisches Wasser aus der eigenen Thermalquelle ins Büro gebracht. Und plötzlich sind auch die Ideen gesprudelt.

Alex: Im Gegenteil. Wir lieben es, an unsere Grenzen zu gehen. Wir sind dafür bekannt, es uns nie leicht zu machen. Auch wir fordern alle heraus – vom Bauherren bis zum Handwerker. Wer sich für uns entscheidet, braucht Vertrauen. Vertrauen in Architekten geht oft mit Mehrkosten einher. Alex: Bestimmte Ausführungen und Materialien sind bei uns meistens sehr hochwertig und damit auch teurer. Dafür machen wir an anderen Stellen Einschnitte oder verzichten auf bestimmte Klassiker. So haben wir beim Haus am Mühlbach im Ahrntal bewusst auf Balkone und Terrassen verzichtet. Erstens hätten sie nur den Preis nach oben geschraubt, zweitens würde man sie gar nicht nutzen, da es zu kalt wäre, draußen zu sitzen.

Und das Ergebnis? Armin: Die aufstrebende Form des dreigeschossigen Hauses, ohne Unterscheidung zwischen Dach und Fassade, stand ziemlich schnell fest. Nachdem wir den ersten Entwurf in Beton ausgearbeitet haben, wünschte sich der Bauherr ein Holzhaus. Und zwar ein Vollholzhaus. Ohne Chemie, ohne Leime, ohne Dämmung. Ziemlich zeitgleich gab es den starken Windwurf Vaja. Der Bauherr fasste die Naturkatastrophe als ein Geschenk der Natur auf und organisierte die Bergung des Holzes aus dem höchst unwegsamen Gelände. Wir haben uns dann auf die Suche nach einem Betrieb gemacht, der das Holz verarbeiten kann. Da für die Bauherren ausschließlich Firmen aus der Region infrage kamen, wurden wir bei Holzius in Prad fündig. Gemeinsam haben wir das Projekt weiterentwickelt. Sie haben das klassische Holzhaus also aufgepeppt? Armin: Wenn man so sagen will, ja. Der Holzaufbau ist aus Fichtenholz, die 3 cm dicke Endbeschichtung wurde aber vollflächig mit Zirbe beplankt. Damit haben wir dem Gebäude ein einheitliches und hochwertiges Kleid verpasst. Zumal das Zirbenholz auch noch vom Wald des Bauherren im Fanes-Gebiet kommt. Zusätzlich haben wir die Fassade und das Dach wie einen Zapfen mit handgespaltenen Lärchenschindeln verkleidet. Die Bauherren hatten sehr konsequente Vorgaben. Fühlt sich ein Architekt nicht in seiner Gestaltungsfreiheit eingeschränkt?

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Foto: Alexander Alber

Siegertypen: Alex und Armin Pedevilla haben sich im historischen Haus Sternbach in der Brunecker Oberstadt eingerichtet. Obwohl ihr Büro mit sechs Mitarbeitern relativ klein ist, konnten sie sich zuletzt bei Wettbewerben gegen Architekturstudios mit über 200 Mitarbeitern durchsetzen.

Wie gehen Sie eigentlich mit der Corona-Krise um – laufen Ihre Projekte weiter? Alex: Wir können von Glück sprechen, dass wir unsere Arbeit während des Lockdowns zu 100 Prozent weiterführen konnten. Als wir ins Homeoffice übersiedelten, hatten wir mehrere Planungsprojekte, also bereits fertige Ideen, am Laufen. Die konnten wir auch von zu Hause aus gut weiterbringen. Wären wir erst in der Entwurfsphase gewesen, hätte es wohl nicht so gut geklappt. Dazu kommt, dass wir in dieser Zeit wirklich sehr konzentriert arbeiten konnten, da ja die vielen BaustellenGespräche wegfielen. Armin: Die wahren Auswirkungen der Krise wird man aber erst noch spüren. Vor allem private Bauherren warten erst mal ab. Aber auch die öffentlichen Auftraggeber sind zurückhaltender. 18 No. 28 / 2020

Ob wirklich krisen- oder nur systembedingt, bleibt dahingestellt. Unser breites Portfolio kommt uns in dieser Krisenzeit sicher sehr zugute. Wobei wir eh nie Lust hatten, uns auf nur einen Bereich zu konzentrieren. Irgendwann ist die Luft raus, und man hat Bock auf was völlig Neues. Wie sehr wird sich die Krise auf das Wettbewerbswesen auswirken? Alex: Das bleibt abzuwarten. Es wurde ja bereits im letzten Jahrzehnt immer komplexer. Als wir vor 15 Jahren das Pflegeheim in Bruneck gewonnen haben, war alles noch etwas leichter. Josef March, der ehemalige Ressortdirektor des Landesressorts für Bauten, hatte eine Vision. Und er hatte den Mut, diese den Bürgermeistern und Landespolitikern

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Foto: Gustav Willeit

Foto: Alessandra Ianiello

≥ „WIR WAREN NICHT IMMER SO LÄSSIG“

Medienhype: Außen eine schwarze Holzfassade, innen eine Mischung aus Beton und hellem Zirbenholz. Das ist Pliscia, das Wohnhaus von Armin Pedevilla und seiner Frau Caroline Willeit in St. Vigil in Enneberg. Das Haus hat es in die auflagenstärksten Design- und Wohnmagazine geschafft, und die Pedevilla-Brüder schafften damit ihren Durchbruch.

Es wird also immer schwieriger, einen Wettbewerb zu gewinnen? Alex: Auf jeden Fall. Es scheitert vor allem an der mangelnden Effizienz im politischen Entscheidungsprozess. Zudem entscheiden Jurys heute eher über Formalismus – also ob ihnen ein Projekt gefällt oder nicht – als über architektonische Qualität.

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überzeugend zu präsentieren. Heute werden vielfach erst mal verschiedene Machbarkeitsstudien durchgeführt, es vergehen fünf Jahre, und am Ende wird das Projekt auf Eis gelegt. In der Zwischenzeit arbeiten und bemühen sich Architekten wie blöd. Mit dieser Vorgehensweise werden Millionen Euro in den Sand gesetzt.

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Fotos: Gustav Willeit

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Starke Akzente: Die letzten Jahre haben die Pedevillas auch mehrere Projekte für die Hotellerie und Gastronomie realisiert. Unter anderem das Decantei in Brixen. Das neue Wirtshaus in der Brixner Altstadt war einst Amtssitz des Domdekans. Die Türen und Leuchten aus goldenem Messing weisen auf diese historische Verankerung hin, für Geselligkeit sorgt heimisches Lärchenholz.

Wie sehr schmerzt es eigentlich, einen Wettbewerb zu verlieren? Alex: Das steckt man nicht so leicht weg, auch nicht nach über 100 Wettbewerben, an denen wir mittlerweile teilgenommen haben. In Österreich haben wir es zuletzt bei einigen Wettbewerben unter die Top 20 von über 100 Teilnehmern geschafft. Bei einer so großen Konkurrenz zu verlieren, schmerzt natürlich viel weniger, als hier in Südtirol leer auszugehen. Armin: Wettbewerbe sind ja nicht nur zeitintensiv, sondern auch teuer. Pro Wettbewerb investieren wir an die bis zu 20.000 Euro. Zudem arbeiten ein bis zwei Mitarbeiter für zwei Monate an der Ausarbeitung. Umso mehr freut es uns natürlich, dass mittlerweile ganz tolle und spezielle Bauherren 20 No. 28 / 2020

auf uns zukommen, die unsere Arbeit und unser Sein zu schätzen wissen. Wer von Ihnen kümmert sich eigentlich um die Finanzen? Armin: Wir sind tuttofare. Wir haben keine Sekretärin und machen wirklich alles selbst. Wir kümmern uns um das Marketing genauso wie um die Buchhaltung. Und ich muss sagen – vielleicht weil wir gleich erzogen wurden – in puncto Finanzen und Honorare haben wir dasselbe Verständnis. Alex: Dafür ticken wir sonst recht unterschiedlich. Ich bin der emotionalere und spontanere Typ, Armin ist sehr konsequent, denkt länger nach und hat seine Gedanken besser sortiert. Somit ergänzen wir uns recht gut. ≥

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≥ „WIR WAREN NICHT IMMER SO LÄSSIG“

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Fotos: Gustav Willeit

≥ „WIR WAREN NICHT IMMER SO LÄSSIG“

Premiere: Außen schwarz lasierte, innen naturbelassene Lärche, dazu Lehmputz, Lodenstoffe und Leuchten aus Kupfer. Die Erweiterung des Wanderhotels Bühelwirt in St. Jakob im Ahrntal war das erste Hotelprojekt der Pedevillas. „Es war ein totales Wagnis, denn wir konnten damals noch keine Hotel-Referenzen aufweisen“, erzählt Alex Pedevilla. Der Zubau aus Holz wurde ein voller Erfolg und mehrfach ausgezeichnet.

Gerade weil Sie Brüder sind? Alex: Weil wir ein Team sind. In der Südtiroler Architekturszene gibt es für mich zwei Ausnahmen für erfolgreiche Einzelkämpfer: Walter Angonese und Werner Tscholl. Die meisten anderen guten Architekten arbeiten an der Spitze im Team. Bei uns ist es genauso: Würde ich das Büro alleine führen,

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stünden wir nicht dort, wo wir heute stehen. Wobei wir nicht immer so lässig drauf waren. Es ging zwischen uns auch schon mal lauter zu. Mittlerweile haben wir eine gewisse Kultiviertheit entwickelt. Armin: Beruflich ergänzen wir uns wirklich gut, Lust auf einen n gemeinsamen Urlaub hätten wir aber wohl beide nicht.

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ALBEINS

GEKONNT ERGRAUT Der ehemalige Brixner Bürgermeister hat sein kleines Häuschen mit Holz erweitert – und zwar so, dass Altes und Neues harmonieren. Text: Verena Pliger | Fotos: Helmuth Rier

Homogene Hülle: Direkt unter der Pfarrkirche von Albeins hat Albert Pürgstaller sein Elternhaus erweitert. Das Erdgeschoss in Massivbauweise blieb erhalten, die beiden darüber liegenden Geschosse wurden in Holzbauweise aufgestockt und mit einer vertikalen Holz-Fassade verkleidet.

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n einem kleinen Häuschen direkt unter der Pfarrkirche von Albeins ist Albert Pürgstaller groß geworden. Hier hat er all sein Leben verbracht, und hier sind auch seine drei mittlerweile erwachsenen Kinder groß geworden. Und an genau diesem idyllischen Ort wollte er alt werden. 25 JAHRE WAR Albert Pürgstaller in der Politik, er war Landtagsabgeordneter und zehn Jahre Bürgermeister von Brixen. Außerdem war der Eisacktaler SVP-Arbeitnehmer-Chef und 26 No. 28 / 2020

Wobi-Präsident. Kurz bevor er sich für eine weitere Legislaturperiode als Bürgermeister entschied, ging er sein Projekt an. Vor sechs Jahren hat er das betagte Häuschen umgebaut und erweitert. DER PLAN: Das Erdgeschoss sollte erhalten bleiben, zwei neue Geschosse sollten dazukommen. Entschieden hat sich der Bauherr für einen Aufbau aus Holz. Der Entwurf für den Umbau stammt von Stefan Gamper. Der Klausner Architekt

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≥ GEKONNT ERGRAUT

Radikal anders: Vorne ein traditionelles Satteldach, hinten klare und gerade Linien – mit einem horizontalen Fensterband und Füllelementen aus Hartholzplatten.

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Handwerkerzone Kalditsch 11 · 39040 Montan Tel. 0471 819 806 · Mobil 335 576 55 81 philipp.rizzolli@rolmail.net No. 28 / 2020 27


DER BAUHERR IM GESPRÄCH Meine Frau war so begeistert vom hellen und offenen Obergeschoss, dass wir am Ende selbst dort einzogen. Die Wohnung im Erdgeschoss haben wir in der Zwischenzeit zu einer Ferienwohnung umfunktioniert.

Albert Pürgstaller: Herrlich, auch da ich voll ausgelastet bin. Ich habe ja ziemlich rasch nach meinem Ausscheiden aus der Politik mit dem Studieren begonnen. Den Bachelor in Kunstgeschichte an der Uni Innsbruck habe ich bereits abgeschlossen, nun hänge ich einen Masterstudiengang an. Zusätzlich studiere ich seit zwei Jahren an der Theologischen Hochschule in Brixen Philosophie. Und Sie genießen Ihr neues Haus? Ja, absolut. Ich bin wahnsinnig froh, dass wir uns für den Umbau ent-

Foto: Privat

ff: Sie waren 25 Jahre in der Politik, wie fühlt sich das Leben als Rentner an?

Die Bewohner: Seit fünf Jahren ist Albert Pürgstaller in Pension. Seither studiert er und kann in aller Ruhe mit seiner Frau Anni das neue Zuhause genießen.

schieden haben. Meine Frau und ich leben ganz oben unter dem Dach. Dabei wollten wir ursprünglich im Erdgeschoss wohnen bleiben. Erst im Zuge des Umbaus haben wir uns anders entschieden.

Würden Sie alles noch mal genauso machen? Ich würde vor allem noch einmal mit Holz bauen. Die schnelle Bauzeit hat mich fasziniert. Wir haben im Mai vor sechs Jahren mit den Bauarbeiten begonnen und konnten nur 3,5 Monate später einziehen. Für mich waren es spannende Monate. Da wir während des Umbaus im Erdgeschoss wohnen blieben, hatte ich die Bauarbeiten ständig unter Kontrolle.

Stilmix: Draußen eine großzügige Terrasse, innen eine gemütliche Küche, die in den offenen Essbereich ragt. Dort, im Zentrum, steht ein leicht ovaler Esstisch, ein Antiquitätenstück von Albert Pürgstaller: „Dieser Tisch begleitet uns seit Jahrzehnten, und wir wussten von Beginn an, dass er mit einziehen muss.“

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≥ GEKONNT ERGRAUT

„MEINE FRAU WAR SO BEGEISTERT VOM HELLEN UND OFFENEN OBERGESCHOSS, DASS WIR AM ENDE SELBST DORT EINZOGEN.“ ALBERT PÜRGSTALLER

gilt als Experte der Holzbauweise und ist Dozent des Masterstudiengangs Holzbau und Energieeffizienz an der Hochschule Rosenheim. „Holz ist sehr leicht, ist leistungsfähig und eignet sich somit wunderbar für einen Aufbau“, erklärt Gamper und führt einen Vergleich mit der Massivbauweise an: „Eine Holzkonstruktion wiegt rund 500, Beton rund 2.500 Kilogramm pro Kubikmeter. Aus statischer Sicht liegt Holz also ganz klar im Vorteil“, ergänzt Architekt Gamper. Zudem könne ein Aufbau in Holz in einem überschaubaren Zeitrahmen abgewickelt werden, da er nicht mehrere Monate austrocknen muss. Argumente, die den Bauherren überzeugt haben.

NUR ETWAS MEHR als drei Monate hat der Umbau gedauert. Erst wurde das Erdgeschoss saniert, dann wurde das Obergeschoss und der Dachgiebel abgerissen. Für den zweistöckigen Aufbau im Holzrahmenbau wurde direkt über das Erdgeschoss eine neue Decke mit einer wasserabweisenden Bahn eingezogen. Die Außenwände wurden im Holzrahmenbau errichtet und voll ausgedämmt. Die rund 35 Zentimeter dicken Außenwände wurden teilweise verputzt und teilweise mit einer vertikalen Sichtschalung aus Zedernholz versehen. „Dieses relativ astfreie Holz eignet sich sehr gut für Außenfassaden, es ist sehr witterungsbeständig und damit formbeständiger als etwa Lärchenholz“, erklärt Stefan Gamper. Für ein homogenes Fassadenbild

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≥ GEKONNT ERGRAUT

„WÄNDE AUS LEHM SORGEN FÜR EINE KONSTANTE UND GESUNDE LUFTFEUCHTIGKEIT.“ STEFAN GAMPER

Gemütlich bis unters Dach: Im Wohnzimmer im zweiten Obergeschoss hat sich die Familie Pürgstaller eine gemütliche Leseecke eingerichtet. Für ein angenehmes Raumklima sorgen Wände aus Lehmputz. Praktisch: Die Bauherren haben sich gegen eine vollflächige Verglasung entschieden. Jedes der drei Fenster lässt sich einzeln öffnen und kann so von innen gereinigt werden.

wurde auf Dachvorsprünge bewusst verzichtet. Damit sich das Holz infolge der Witterung dennoch nicht wölbt, wurden die schmalen Holzleisten vertikal verschraubt. „Es lohnt sich, die Elemente von Holzfassaden oder Holzbalkonen vertikal einzusetzen. So kann das Wasser schön abrinnen und bleibt nicht auf dem Holz liegen“, meint Gamper. AUSSEN HOLZ, INNEN PUTZ. Das war der Wunsch der Familie Pürgstaller. Für alle Innenräume haben sie sich zusätzlich

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für eine Wand in Lehmputz entschieden. „Lehm entzieht den Räumen Feuchtigkeit. Entsprechend sorgen Wände aus Lehm für eine konstante und gesunde Luftfeuchtigkeit“, erklärt der Architekt. SEIT SECHS JAHREN nun leben Albert und Anni Pürgstaller in ihrem alten neuen Heim. Sie haben sich im ersten und zweiten Obergeschoss eingerichtet. Oben wird gewohnt, unten geschlafen. Zugleich entstand im ersten Obergeschoss eine 55 Quadratmeter große Wohnung für eine ihrer Töchter. „Unsere Tochter lebt mit ihrer Familie in Zürich, und sie wollten sich hier in ihrem Heimathaus eine kleine Bleibe für ihre Ferien in Südtirol schaffen“, erzählt Bauherr Albert Pürgstaller. Auch sechs Jahre später zeigt er sich glücklich mit der Erweiterung. Genauso wie der Architekt. „Wir haben damals die Verschalung aus Zedernholz bewusst naturbelassen. Das Holz hat sich mit der Witterung bereits verändert und ist fast vollständig ergraut. Und diese graue Patina wird in zwei bis drei Jahren noch einheitlicher werden.“ Dann, so ist Stefan Gamper überzeugt, wird sich das Gebäude noch harmonischer in die Landn schaft integrieren.

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Foto: Alexander Alber

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RADIKAL ANDERS Rudi Perathoner ist karg in den Worten, stark in den Formen. Wie der Grödner Architekt lebt und wie er den Sprung aus dem Tal geschafft hat.

So lebt der Architekt: Bereits als Kind war Zeichnen seine Passion. Und noch heute zeichnet er jedes seiner Projekte mit der Hand. Auch jenes für sein ganz privates Reich. In Daunei oberhalb von Wolkenstein hat Rudi Perathoner vor acht Jahren sein eigenes Haus geplant. Heimelig und gemütlich sollte es sein. Decke und Wände wurden mit Lärchenholz verkleidet, am Boden gibt weiß geölte Lärche den Ton an.

Text: Verena Pliger

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röden ist im Baufieber. Allein im Dorfzentrum von Wolkenstein stehen aktuell sieben Baukräne. Einer davon steht direkt vor dem Rathaus. Hier soll ein neuer Gemeindeplatz entstehen. Ein ausgefallener Musikpavillon aus Holz mit einer gefalteten Dachstruktur. Bis Ende November soll der Platz fertiggestellt sein. Der Entwurf stammt von Rudi Perathoner. Der Grödner Architekt ist im Moment in aller Munde. Seine Projekte fallen ins Auge. Die weiß getünchte Villa am Gardasee genauso wie seine Grödner Chalets und Villen im modernen Alpinstil oder die Erweiterung des 5-Sterne-Hotels Gran Baita in Wolkenstein. Perathoner entwirft nie zu radikal, aber doch radikal anders. DER GRÖDNER ist kein Mann der großen Worte. Seine Architektur in Worte zu fassen, fällt ihm schwer. Jedes Wort wählt der Architekt mit Bedacht. Immer in Sorge, es könnte zu großkotzig daherkommen, er könnte sich zu sehr selbst in Szene setzen. „Der Ort ist der Hauptdarsteller, an diesen soll sich die Architektur richten. Es geht nicht um mich und erst gar nicht darum, mir irgendwo ein Denkmal zu setzen“, erklärt Rudi Perathoner.

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| Foto: Alex Filz

Fotos: William Croall

Bauen in der Schweiz: Direkt im Zentrum von Zermatt hat Rudi Perathoner für den Schweizer Hotelier Mario Julen das Hotel Mama entworfen. Ein Boutique-Hotel mit 22 Zimmern, eingerichtet von Lea Perathoner, der Schwester des Architekten.

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≥ RADIKAL ANDERS

„DER STRESS AUF DEN BAUSTELLEN IST HAPPIG, DIE VERANTWORTUNG RIESENGROSS. FEHLER DARF MAN SICH NICHT LEISTEN.“ RUDI PERATHONER

Charakter haben“, so Perathoner. Die Fassade ist aus Holz, experimentiert hat er mit dem Edelweiß, einer Ikone der Schweiz. Hunderte dieser Alpenblumen hat er mit Südtiroler Handwerkskunst in die Fassade einarbeiten lassen. Das Ergebnis ist weder alpin kitschig, noch kühl und modern. Einfach nur stark. Das Hotel Mama ist sein erstes Projekt in der Schweiz. „Als mich der Bauherr kontaktiert hat, war ich total überfordert. Eine Baustelle in der Schweiz – wie sollte das funktionieren? Aber Herr Julen beharrte und meinte ganz cool: Das organisieren wir schon, mach einfach“, erzählt

Perathoner. Er hat sich organisiert, und es hat funktioniert. MIT SEINER ARCHITEKTUR den Sprung über die Landesgrenzen geschafft zu haben, kann er noch immer nicht fassen. Was er von seinem Leben wollte, war ihm lange nicht klar. Dabei hat ein Lehrer in der Mittelschule seine Berufung schon früh erkannt. „Er meinte immer: Du zeichnest so präzise, Du wirst sicher irgendwann mal Architekt“, erinnert er sich. Zeichnen, ja, das war seine große Passion. Auch deshalb besuchte er – wie so viele im Tal – die Grödner Kunstschu-

| Foto: Alex Filz

EINES SEINER JÜNGSTEN PROJEKTE steht im Zentrum von Zermatt, mit direktem Blick auf das Matterhorn. „Die imposante Form dieses Berges hat mich seit jeher fasziniert, und ich dachte mir immer: Hier mal was planen zu dürfen, das wär’s“, erzählt der Architekt. Aus dem Traum wurde Realität – ein Boutique-Hotel mit dem spritzigen und doch simplen Namen Hotel Mama. Gebaut wurde es vom bekannten Schweizer Hotelier Mario Julen in einem markanten Trapez-Stil. „Was ganz Braves hätte nicht zum Ort gepasst, das Gebäude neben der Gornergrat-Bahn musste

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„MAN ARBEITET JA, UM ZU LEBEN. MAN LEBT JA NICHT NUR, UM ZU ARBEITEN.“

Fotos: Aldo Amoretti

RUDI PERATHONER

Villa am Gardasse: Für Südtiroler Bauherren hat der Grödner Architekt diese Villa am Gardasee entworfen. Weiß in Weiß, versprüht sie mediterranes Flair. Weißbeton mit Carrara-Marmor als Zuschlag ist Hauptbestandteil der Gebäudehülle, die auf einem Kalkstein-Mauerwerk ruht.

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Grandiose Hanglage: Mit Gespür für Design und Ästhetik hat Rudi Perathoner diese weiße lichtdurchflutete Ferienvilla am Gardasee geplant. Auch im Inneren gibt Weiß den Ton an. Die bodentief verglasten Fenster im Wohnraum bieten einen herrlichen Ausblick auf den langgezogenen Pool und den dahinterliegenden See.

le. Für das Architekturstudium entschied er sich nicht aus Passion, es habe sich einfach so ergeben, meint er. Und noch im ersten Semester wollte er alles hinschmeißen. Doch seine Mutter blieb hart: Was man beginnt, führt man auch zu Ende. Und am Ende war es ein Professor, der mit dem jungen Grödner Klartext sprach. „Bist Du Dir eigentlich im Klaren, dass Deine Entwürfe und Zeichnungen weit besser sind als von all den anderen hier im Raum?“ Diese Feststellung sollte sein Antrieb sein. Der junge Wilde, der alles

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locker-lässig nahm, klemmte sich dahinter. Er wollte es zu was bringen. In den Ferien absolvierte er Praktika in Architektenbüros. Er arbeitete bei der Planwerkstatt in Bozen, bei Markus Tauber in Brixen und bei Julius Perathoner in St. Christina. Und machte sich dann, relativ bald nach dem Studium, selbstständig. VOR 16 JAHREN gründete er in Wolkenstein sein eigenes Architekturstudio. Er startete alleine, also ganz klein. Zu seinen ersten größeren Projekten zählte das

Chalet Gerard in der Nähe des Grödner Jochs, bekannt für sein exravagantes geschwungenes Dach. Im Tal einen Namen gemacht hat er sich für den Entwurf von drei Seilbahnstationen. Jener von Raschötz und Dantercepies mit ihrer runden Formgebung sowie jener von Piz Seteur in Wolkenstein mit ihrer sehr klaren und geradlinigen Form. MIT SEINER ARCHITEKTUR Erfolg zu haben, das war nie sein Ziel. Schön sollten seine Projekte sein. Basta. Und

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Foto: Alexander Alber

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Rudi Perathoner: Seine Architektur in Worte zu fassen, fällt ihm schwer. Jedes Wort wählt der Architekt mit Bedacht. Immer in Sorge, es könnte zu großkotzig daherkommen.

dafür hat er sich reingehängt. Über Jahre mehr, als es ihm gutgetan hat. „Ich habe mich teilweise um zwei bis drei Baustellen parallel gekümmert. Und jeder weiß: Der Stress auf den Baustellen ist happig, die Verantwortung riesengroß. Fehler darf man sich nicht leisten“, erzählt Pe-

rathoner. Es war seine Gesundheit, die ihm zeigte, dass es so nicht weitergehen kann. Die Erkenntnis ließ ihn wachsen, Schritt für Schritt erweiterte er sein Büro. Mittlerweile beschäftigt er neun Mitarbeiter, darunter seine vier Jahre ältere

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Schwester Lea, die sich um das Interiordesign seiner Projekte kümmert. Und seit gut drei Jahren geht es für ihn steil nach oben. Die Projekte werden immer besonderer, keines gleicht dem anderen. Jedes passt sich an Ort und Auftraggeber an. Einen wahren Kreativitätsschub hat

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Foto: Aldo Amoretti

Gekonnter Mix: In Lajen im Eisacktal hat der Architekt Rudi Perathoner ein modernes Spiel gewagt. Er hat weißes Mauerwerk mit dunklen Holzelementen verbunden. Entstanden ist „La casa pura“.

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Fotos: Aldo Amoretti

≥ RADIKAL ANDERS

Bauen im Heimatdorf: Im Herbst hat die Familie Puntscher-Perathoner das 5-Sterne-Hotel Gran Baita erweitert. Der Entwurf stammt von Rudi Perathoner. „Eigentlich wollten wir so ein großes Hotelprojekt gar nicht annehmen. Auf einer Hochzeit, zu der wir eingeladen waren, haben uns die Bauherren schließlich überredet. Heute sind wir überglücklich“, meint der Architekt.

sein Studio inmitten der Coronakrise erlebt. In Zusammenarbeit mit den Unternehmen Prima und Erlacher Innenausbau haben er und seine Schwester Lea mehrere innovative Produkte entworfen. Darunter einen Rollcontainer aus Holz

für Hotel-Buffets oder cool designte Desinfektionsspender. PINGELIG UND ZUGLEICH locker, so beschreibt sich Rudi Perathoner selbst. Charakterzüge, die voll und ganz auf sein

Sternzeichen Jungfrau zutreffen. Damit weiß er zu punkten. Termin- und Kostenwahrheit haben bei ihm höchste Priorität. „Wir investieren wahnsinnig viel Zeit, um Termine und Kosten ganz genau einzuhalten. Schließlich arbeiten wir ja

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Fotos: Aldo Amoretti

Mediterrane Architektur: Am Gardasee hat Rudi Perathoner diesen privaten Verkostungsraum für Olivenöl und Wein geplant. Die Konstruktion aus Sichtbeton und Glas schmiegt sich in das Natursteinmauerwerk ein, das im Inneren die Rückwand bildet und so für ein natürlich temperiertes Raumklima sorgt. Am langen Esstisch aus Eichenholz ist Platz für 18 Gäste, darüber hängt eine DesignerLeuchte von Viabizzuno.

mit dem Geld der Bauherren“, meint er. Das Maximale für den Kunden rausholen und dennoch keine Kompromisse eingehen, das ist sein Ziel. Dafür brauche es als Architekt vor allem eines: „‚Eier.‘ Die einen haben sie von Haus aus, bei mir hat es etwas gedauert“, erzählt er. Die Arbeit,

der Druck und die Verantwortung haben ihn gestärkt. „In meiner Kindheit war es ähnlich. Ich hatte damals noch rote Haare und wurde gerne gehänselt. Dieses ständige Mich-zur-Wehr-Setzen hat mich am Ende gestärkt“, erzählt der zweifache Familienvater.

DIE MITARBEITER sind sein Rückhalt. Sein Büro, so sagt er, sei mittlerweile gut aufgestellt. Jedes einzelne Projekt hat einen Baustellenleiter, und ihm bleibt wieder mehr Zeit und Muße, kreativ zu sein. Und zu leben. „Man arbeitet ja, um zu leben. Man lebt ja nicht nur, um zu arbeiten.“ n

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Neues Leben: Einst stand hier ein klassisches Einfamilienhaus. Im Zuge des Umbaus kam ein neuer Erweiterungsbau dazu. „Beide Gebäude wurden so aufeinander abgestimmt, dass sie ein harmonisches Ganzes ergeben“, erzählt Architekt Philipp Nösslinger.

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AUS EINS MACH FÜNF Die Kinder zogen in die Welt, zurück blieb das große Haus. Jetzt hat es die Familie Zuegg erweitert, entstanden sind fünf helle Einheiten. Text: Verena Pliger | Fotos: Alex Filz

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2 1. Klein, aber oho. Außen wird gechillt, innen geschlafen. Obwohl die drei Einzimmerwohnungen mit maximal 41 Quadratmetern relativ klein sind, haben die Bauherren originelle Ruhe-Oasen geschaffen. 2. Multifunktional. Das zentrale Möbel ist der Hauptdarsteller der Wohnung. Es sorgt für eine visuelle Trennung zwischen Schlaf- und Wohnbereich und wird doppelt bespielt: Vorne wurde ein Kleiderschrank eingebaut, hinten dockt der Esstisch an. 3. Freiheitsgefühl: Vom Bett fällt der Blick direkt ins Grüne. Die großen Fenster geben dem Raum ein Gefühl der Weite und Freiheit.

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enn er von früher spricht, kommt er ins Schwärmen. Lukas Zuegg erzählt vom riesigen Wintergarten und vom großen Haus, in dem er mit seinen beiden Geschwistern groß geworden ist. Es war ein klassisches Einfamilienhaus im Grünen, ganz in der Nähe vom Tribusplatz in Lana. Ende der Achtziger haben es die Architekten Höller und Klotzner nach den damaligen Bedürfnissen der Familie geplant. Doch die Zeiten ändern sich. Die Kinder wurden erwachsen, sie zogen in die Welt, zurück blieb das große Haus. „Als sich bei mir und meiner Partnerin Lisa unser erstes Kind ankündigte, haben wir alle gemeinsam die Entscheidung getroffen, das Haus nicht nur zu sanieren, sondern so zu erweitern, damit jeder von uns eine Wohnung erhält“, erzählt Lukas Zuegg.

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„AUSSEN WIE INNEN SPIELEN WIR EINHEITLICH MIT DEM HELL-DUNKEL-KONTRAST“ LUKAS ZUEGG

Schöner baden: Über den Boden und die Wände des Badezimmers zieht sich eine dunkle Fliese. Der Waschtisch wurde in Eiche gefertigt. Für Wohncharakter sorgen die dekorativen Pendelleuchten.

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Haus im Grünen: In der Hauptwohnung im Erdgeschoss lebt Lukas Zuegg mit seiner Familie. Im ersten Stock hat sich seine Mutter, die Sängerin Petra Gruber, eingerichtet.

NEBEN DEM KUBISCHEN BESTANDSBAU entstand ein neuer, etwas verspielterer Erweiterungsbau. „Beide Gebäude wurden so aufeinander abgestimmt, dass sie ein harmonisches Ganzes ergeben“, erzählt Architekt Philipp Nösslinger vom Architektur- und Generalplanungsunternehmen G22 Projects in Lana. Gemeinsam mit den Bauherren hat er aus dem ehemaligen Einfamilienhaus zwei Gebäude mit insgesamt fünf Wohnungen geplant. IN DER HAUPTWOHNUNG im Erdgeschoss lebt Lukas Zuegg mit seiner Lebensgefährtin Lisa und dem zweijährigen Sohn Leon Edgar. Im ersten Stock des Neubaus hat sich seine Mutter, die Gesangslehrerin und Sängerin Petra Gruber, eingerichtet. Direkt daneben, im einstigen Haus seiner Kindheit, entstanden drei Miniwohnungen. Im Moment werden sie vermietet. „Meine beiden Geschwister haben zwar im Moment keinen unmittelbaren Bedarf für eine eigene Wohnung, aber es war unser

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gemeinsamer Wunsch, dass wir drei Geschwister in dem Haus, in dem wir groß wurden, auf ewig eine Basis haben“, erzählt Lukas Zuegg. SCHÖNE EINRICHTUNG ist keine Frage der Größe. Kleine Räume brauchen einfach mehr Fantasie. Deshalb sind die drei Miniapartments funktional und gut durchdacht. Jedes wurde nach demselben Konzept geplant und eingerichtet. „Den Mittelpunkt jeder Wohnung bildet ein zentrales Möbel. Es unterteilt die Räume in Zonen, ohne sie voneinander abzutrennen. Die rein visuelle Trennung schafft auf den relativ kleinen Grundrissen ein Gefühl von Großzügigkeit“, erklärt Architekt Philipp Nösslinger. Das Möbel wurde jeweils zwischen Schlafzimmer und Wohn-/ Essbereich platziert. Konzipiert wurde es so, dass es – anders als eine Wand – mit der Decke nicht in Berührung kommt. Das Besondere: Das Möbel wird doppelt bespielt. In Richtung

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DER BAUHERR

Foto: Privat

Lukas Zuegg lebt mit seiner Lebensgefährtin Lisa Maria Calvi und dem gemeinsamen Sohn Leon Edgar im Erdgeschoss des Neubaus. Der 35-Jährige arbeitet nach Jahren in Boston, Peking und London seit 2014 im Familienunternehmen Zuegg Com in Lana. Das international tätige Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt innovative Zutaten für die globale Lebensmittelindustrie.

Bett fungiert es als Kleiderschrank, in Richtung Wohnbereich als TV-Möbel oder Bücherregal. KLEINE RÄUME, große Wirkung. Bewusst haben sich Architekt und Bauherren auf wenige Materialien beschränkt. Anthrazitfarbene Fliesen im Badezimmer, ansonsten viel helles Eichenholz. „Wir wollten möglichst viel Harmonie schaffen. Außen

wie innen spielen wir deshalb einheitlich mit dem Hell-Dunkel-Kontrast“, erklärt Bauherr Lukas Zuegg. Gut durchdacht ist nicht nur das Einrichtungskonzept, sondern auch das Heizund Kühlkonzept. Geheizt und gekühlt werden die Räume über die Decken, nur in den Bädern wurde eine Fußbodenheizung eingebaut. Die Temperaturregulierung erfolgt mit einer umweltfreundlichen und energieeffizienten Wärmepumpe. n

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EIN HAUS AUS ZIEGELFERTIGTEILEN

In nur 8 Schritten zum schlüsselfertigen Wohlfühlhaus mit Fixpreisgarantie. Das ist das Motto des Sterzinger Unternehmens Alp House. Schritt 1: Die Beratung Nach einem Lokalaugenschein am Baugrund, werden die Wünsche, Ideen und Preisvorstellungen des Bauherrn gesammelt. Gemeinsam wird dann das Traumhaus Schritt für Schritt geplant. Mithilfe eines 3-D-Programmes wird das Haus innen wie außen visualisiert, so hat

der Kunde eine klare Vorstellung, wie sein neues Heim aussehen wird. Alle Kosten werden dabei gleich im Hintergrund des Programmes errechnet. So kann ein Fixpreis bereits von Beginn an garantiert werden. Auch bei Gemeinde- und Beitragsansuchen lässt Alp House seine Kunden nicht allein. Die Experten führen gekonnt, mit Übersicht und Klarheit durch den Bürokratiedschungel und liefern wichtige grundlegende Informationen zu baurechtlichen Fragen.

Schritt 6: Die Montage Montiert werden die Wände im Baukastenprinzip. Innerhalb weniger Wochen steht so der Rohbau und ist samt Dach wetterfest.

Schritt 3: Die Produktion Mit der modernen halbautomatischen Mauermaschine wird Ziegelreihe für Ziegelreihe millimetergenau und mit minimalem Verschnitt angefertigt. Der Vorteil: Die Produktion kann bei jeder Witterung erfolgen. Zudem entstehen durch die Produktion im Trockenen keine gesundheitsschädlichen Schimmelpilze. Auch die Elektroinstallationen werden bereits in der Halle durchgeführt.

Schritt 7: Die Fertigstellung Die Wände werden verputzt, der Endputz wird aufgetragen, Installations- und Estricharbeiten werden durchgeführt, die Fenster und Türen werden eingesetzt, der Maler beginnt mit den Malerarbeiten, der Fliesen- und Bodenleger mit dem Verlegen der Bodenbeläge, die Hydrosanitär- sowie Elektroanlagen werden montiert, und der Heizkreislauf wird in Betrieb genommen. Schritt 8: Die Schlüsselübergabe Sind die letzten Feinarbeiten durchgeführt, kann das neue Heim schlüsselfertig übergeben werden. Zum vereinbarten Fixpreis und -termin. Abschließend übergibt Alp House eine 10-jährige Qualitätsgarantie – für ruhige Nächte im neuen Wohlfühlhaus.

Schritt 2: Die Bemusterung Von den Fenstern, Haus- und Innentüren über die Fliesen und den Holzboden bis hin zu den Treppen, Balkonen und Sanitärobjekten. Bei der Auswahl der Materialien wird der Kunde professionell unterstützt.

Schritt 5: Der Transport In der Halle werden die fertigen Ziegelwände auf den LKW geladen, und von dort geht es zur Baustelle. Beim Transport der Wände sind gute Nerven gefragt, denn der Weg zur Baustelle führt häufig durch enge Gassen und Straßen.

Fotos: Alp GmbH

Schritt 4: Das Fundament Zeitgleich mit der Produktion der Ziegelfertigteile wird auf der Baustelle alles vorbereitet. Alp House übernimmt nicht nur die Fundamentarbeiten, sondern montiert auch die Betonfertigteile des Kellergeschosses. Sobald die Kellerdecke gegossen und getrocknet ist, können die Ziegelwände angeliefert werden.

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Foto: Simon Oberhofer

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1+2: Außenspiel: Im neuen Wein-Verkostungsraum des Unterganznerhofes sorgt eine polygonale Fassade für eine wunderschöne Lichtstimmung. An der Außenseite wurde sie mit vertikal angeordneten Lärchenholzleisten versehen, an der Innenseite mit einer imposanten Glasfassade. 3+4: Innenspiel: Für die Weinverkostungen wurde die Strebhütte mit einer langen Tafel aus Lärchenholz bestückt. Dazu passend: elf Stühle und eine lange Rückbank. Die Steinmauer blieb erhalten. Einziger Eingriff: Eine neue Tür, die zu einem Vorraum und in das darunter liegende Weinlager führt.

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HOLZ IN HOLZ Einst ein Lager für Stroh, heute eine Bühne für den Wein. Veronika Mayr verwandelt eine alte Strebhütte in einen modernen Wein-Verkostungsraum. Text: Verena Pliger | Fotos: Franziska Gilli

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ort, wo der Eggentaler Bach in den Eisack und das Eisacktal in den Bozner Talkessel mündet, liegt der Unterganzner-Hof. Nüsse und Kastanien gedeihen hier genauso wie Feigen- und Olivenbäume. Vor allem aber baut die Familie Mayr Wein an – und das bereits seit 1629. Seit zehn Generationen wird der Hof vom Vater an den Sohn weitergegeben. VOR 39 JAHREN hat der heute 60-jährige Josephus den Hof von seinem Vater übernommen. Josephus Mayr zählt zu den Winzer-Rebellen im Land. Gemeinsam mit elf anderen Winzern hat er die Freien Weinbauern Südtirols gegründet. Einen Verein, dem er sechs Jahre als Präsident vorstand, und der mittlerweile über hundert unabhängige Weinproduzenten als Mitglieder zählt. JOSEPHUS MAYR und seine Frau Barbara gelten seit Jahren als konsequent: Die Böden werden naturnah gepflegt, die Reben schonend angebaut, sie verwenden keine Herbizide und auch

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keinen Kunstdünger. Das Ergebnis sind edle Tropfen wie der Cabernet Riserva Kampill, die Cuvée „Composition Reif“ oder der Lamarein, der gerne auch mit einem Amarone verglichen wird. EDLE TROPFEN ALSO, die sich eine Verkostung in Würde verdienen. Einen Raum, der ihrem Charakter entspricht. Tochter Veronika hat diese Bühne für den Wein geschaffen. Die 31-jährige Architektin hat für ihre Eltern einen neuen Verkostungsraum geplant. Und zwar in einer Strebhütte. Also in einem Zubau, der direkt an den wuchtigen Stadel aus dem 19. Jahrhundert andockt. Vor genau 75 Jahren wurde er zweigeschossig für die Lagerung von Stroh errichtet. Seit die Familie Mayr die Viehhaltung aufgegeben hat stand er leer und wurde nicht mehr genutzt. Nun hat Veronika Mayr der Hütte neues Leben eingehaucht. Entstanden ist ein großzügiger, lichtdurchfluteter Begegnungsraum mit einer sechs Meter langen Verkostungstafel.

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Die Architektin: Veronika Mayr hat am elterlichen Unterganznerhof eine alte Strebhütte in einen neuen WeinVerkostungsraum verwandelt. Die 31-Jährige hat in Graz, Istanbul und in den Niederlanden Architektur studiert und ist seit einem Jahr selbstständig in Bozen tätig.

DIE SANIERUNG erfolgte behutsam, ausgeführt aus einer Hand. „Eine einzige Zimmerei übernahm alle Holzbauarbeiten, von den tragenden Bauteilen bis zu den Stühlen“. Schritt für Schritt wurde die Tragstruktur konsolidiert, die Rückwand erneuert, die Fassade, Verkleidungen und Möbel angefertigt. Innen wie außen wurde Lärchenholz verwendet, es stammt aus dem hofeigenen Wald in Kohlern. Entstanden ist ein vielseitiger Raum, in seiner Form geborgen und offen zugleich.

Foto: Privat

≥ HOLZ IN HOLZ

FÜR EINE WUNDERSCHÖNE LICHTSTIMMUNG sorgt die polygonale Fassade. An der Innenseite wurde sie mit einer Glasfassade versehen, an der Außenseite mit vertikal angeordneten Lärchenholzleisten. „Die Form der Fassade lehnt sich an die ursprüngliche Holzlattung an. Sie fungiert als Lichtfilter zur Außenwelt. Es ist ein Flechtwerk, das den Sonneneinfall reguliert und den Blick auf den Weinberg leitet“, erklärt die n Architektin.

Die Duschkabine

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