panorama südtirol
Das Wirtschaftsmagazin
Juni 2012
George Soros Ein Treffen mit dem Investment-Guru Startups Die jungen Wilden unter den Südtiroler Unternehmern Immobilien Warum Wohnungen trotz IMU nicht billiger werden
Vers. in Post. - 45% - Art. 1 Abs. 1 - Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) - CNS Bozen Poste Italiane SpA - Taxe percue / Tassa pagata - Abo im Inland: 11 Euro - Abo im Ausland: 20 Euro
www.panorama-online.com – Nr. 03/2012 – 1,80 Euro
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GRÜNE GELDMASCHINE Südtirols erfolgreiche Green Economy
INHALT
EDITORIAL
Grün in die Zukunft
Foto: Alexander Alber
Es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie aus einem Land, in dem noch vor wenigen Jahrzehnten Müllberge weithin sichtbar waren, nun eine grüne Beispielregion geworden ist. Mit Unternehmen, die im Bereich der Green Economy national und international mitmischen. Und die immer mehr Menschen Brot und Arbeit geben. Unterstützt von einer Bevölkerung, die diesem grünen Pfad in die Zukunft anscheinend gerne folgt. Das ist gut, denn, so der deutsche Unternehmer Jürgen Schmidt im Interview, der Umschwung wird kommen - besser, wenn wir uns darauf vorbereiten. Lesen Sie unsere „grüne“ Titelgeschichte ab Seite 6. Nicht immer werden Menschen zum Unternehmer, weil sie es so geplant haben. Manchmal passiert es einfach. So geschehen im Fall von Heidi Röhler, die sich aufgrund eines Schicksalsschlages von einem Tag auf dem anderen plötzlich als Geschäftsführerin wiederfand. Das war nicht einfach, wie sie Alexandra Aschbacher beim Tischgespräch erzählte. Um ihn zu treffen, haben wir keine Mühe gescheut: George Soros, einer der reichsten und bekanntesten Spekulanten der Welt. Südtirol Panorama war eingeladen, ihn in Berlin zu treffen und Karl Hinterwaldner ist für uns hingefahren. Zurückgebracht hat er uns nicht weniger als Soros‘ Rezept gegen die Finanzund Wirtschaftskrise. In unserem Plus geht es diesmal um die jungen Wilden unter den Unternehmern, den so genannten Startups. Liest man den Bericht unserer Autorin Susanne Pitro, dann kommt man nicht umhin, diesen Youngstern ordentlich Respekt zu zollen. Sie haben tolle Ideen, verfolgen diese konsequent, arbeiten hart und glauben an ihre Chance. Wenn uns das nicht Vorbild sein sollte, was dann?
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Titel 06 Grün ist die Wirtschaft Südtirols grüne Unternehmen sind erfolgreich, das Land selbst gilt als ökologische Beispielregion. Wird das so bleiben?
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Titelbild: Fri-El Green Power/Gregor Khuen Belasi
Impressum
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Green Economy Daten und Fakten zur Entwicklung der grünen Wirtschaft im Lande
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Erfolgreich mit Öko Jürgen Schmidt hat früher Recyclingpapier auf dem Schulhof verkauft. Heute ist er Aufsichtsratvorsitzender eines Unternehmens, das - mit Recyclingpapier handelt
20 Südtirols grünste Gemeinden 16 der 22 von Legambiente gekürten grünen Gemeinden liegen in Südtirol. Wie kann das sein?
Unternehmer & Märkte 26 Was darf es sein, Frau Röhler? Ein Schicksalsschlag war schuld, dass Heidi Röhler plötzlich Geschäftsführerin der Firma KKR war
Geld & Finanzen 30 Ein Treffen mit George Soros George Soros ist Spekulant, unheimlich reich und hat bei Karl Popper studiert. Wir haben ihn in Berlin getroffen.
Architektur & Immobilien 36 Interview Karlheinz Ausserhofer ist Vorsitzender der Maklervereinigung Südtirol und glaubt nicht, dass die IMU den Immobilienmarkt beeinflussen wird
Plus 40 Startups Was bringt junge Menschen dazu, ihre eigene Firma zu gründen. Ein Bericht über Südtirols Startup-Szene
Luxus & Lifestyle 46 DolomythiCup 2012 Die schönsten Bilder der bisher härtesten Ausgabe der einzigen Südtiroler Segelregatta
PETER SEEBACHER
Erscheinungstermin: 01.06.2012 Chefredakteur: Peter Seebacher Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Susanne Pitro, Ariane Löbert, Stefan Perini, Max Otte, Thomas Amonn, Karl Hinterwaldner, Alexandra Aschbacher, Sonja Marzoner, Kiri, Schlussredaktion: Christine Kaufmann Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler, Sabine Rainer Anzeigenkoordination: Lisa Forer-Naumann Anzeigenleitung: Michael Disertori – 0471 304545 Herausgeber: FF-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 07.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 50, Fax 30 45 11, www.panorama-online.com Druck: Radin-Berger Print GmbH, Innsbruck (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück
News & Trends
62 Ein Ausflug mit Robin Segway ist out, Mini-Segway ist in. Ein Ausflug in die Stadt auf kleinen Rollen
Service 32 33 65 65 80 66 66
Finanzkommentar: Euroland ohne die Griechen Finanzkolumne: Occupy - nicht nur Spinner Lesezeichen: Die Thank You Economy Reisebericht: Winterthur Ein Anruf bei... Alessandro Righi Logout Cartoon
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NEWS & TRENDS
Schwierige Zeiten für den Einzelhandel in Europa Einzelhandelswachstum in Europa 2011-2012
Quelle: GfK Geomarketing
Die Situation des Einzelhandels und seine Entwicklung
Laut einer vom European Shopping Centre Trust (ESCT) in Auftrag gegebenen Studie wird sich der Einzelhandel in 32 europäischen Staaten im Jahre 2012 sehr unterschiedlich entwickeln. Demnach erwarten die Einzelhändler der von der Euro-Krise schwer gebeutelten Staaten wie Spanien, Portugal und Griechenland herbe Umsatzeinbußen.
2011 generierten die Einzelhändler der in der Studie betrachteten Länder in Europa einen Umsatz von rund 2,96 Billionen Euro. Im Vergleich zu den Zahlen aus dem Jahre 2010 bedeutet das ein Plus von 2,4 Prozent. Ausnahmen bei dieser positiven Entwicklung waren Spanien (-2,0 Prozent), Portugal (-6,9 Prozent) und Griechenland (-14,2 Prozent). Auch beim Ausblick auf 2012 kristallisiert sich eine sehr heterogene Entwicklung heraus. Während laut Studie in Russland und
den baltischen Staaten die positive Entwicklung der letzten Jahre im Einzelhandel anhalten wird, müssen die Einzelhändler in Griechenland wiederum mit einem Rückgang im zweistelligen Prozentbereich rechnen. Steigende Einzelhandelsumsätze, wenn auch nur in geringem Maße, soll es in Österreich und Deutschland geben. Italien und überraschenderweise auch der Schweiz sagt die Studie stagnierende Umsätze im Einzelhandel voraus. (PAS)
„Sorge dich nicht - lebe!“ heißt das wohl berühmteste Buch des amerikanischen Motivationstrainers Dale Carnegie. Der 1955 verstorbene Autor unterstreicht darin die Macht des positiven Denkens. Das von ihm bereits 1912 in den USA gegründete Institut Dale Carnegie International vergibt alljährlich an maximal fünf Unternehmen weltweit den nach seinem Gründer benannten Award. Ausgezeichnet werden Firmen, die besonderen Wert auf Personalentwicklung, Innovation und Kreativität legen und denen die per-
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Südtirol Panorama | Juni 2012
Foto: Hofherr
Rubner: Sorge dich nicht, sondern sei ausgezeichnet
Stefan Rubner (li.) bei der Übergabe des Awards durch Peter Handal
sönliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter besonders am Herzen liegt. Unter den Preisträgern 2012 befindet sich auch die Rubner Group. Das Südtiroler Unternehmen überzeugte die Jury vor allem durch seine Konsequenz, wie Dale Carnegie-CEO Peter Handal bei der Preisverteilung betonte: „Rubner führt vor, wie ein Unternehmen gleichermaßen profitabel und innovativ sein kann und kontinuierlich Initiativen setzt, um die Unternehmenskultur in Richtung seiner Kernwerte weiterzuentwicklen.“ (PAS)
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NEWS & TRENDS PR-INFO
Innovative Zeppelin Group
Foto: Messe Bozen
Gernot Rössler wurde für weitere drei Jahre als Messepräsident bestätigt.
Erfolgreiches 2011 für Messe Kürzlich hat die Messe Bozen auf der Gesellschafterversammlung über das abgeschlossene Messejahr Bilanz gezogen. 2011, so der Tenor, kann „angesichts der Krise insgesamt als sehr erfolgreich angesehen werden“. Dafür sprächen nicht nur die teilweise außergewöhnlich guten Ergebnisse mehrerer Messeveranstaltungen, sondern vor allem die Bilanz der Messe Bozen, die einen Bruttogewinn von 443.000 Euro und einen Cashflow von über 1,8 Millionen Euro aufweise. Die nahe Zukunft sieht Messedirektor Reinhold Marsoner etwas düsterer: „Für 2012 müssen wir mit einem noch wesentlich härteren Jahr rechnen, das sich auch auf den Umsatz der Messeveranstaltungen negativ auswirken wird.“ (PAS)
Blauburgundertage Vor wenigen Jahren noch wenig beachtet, ist der Blauburgunder heute ein Wein, der wieder in Mode kommt. Dazu beigetragen haben nicht nur die steigende Qualität, sondern auch die Blauburgundertage, die heuer zum 14. Mal in Neumarkt stattfanden. Welches sind nun die „Pinot Noir“, die man 2012 unbedingt probieren sollte? Laut Jury sind es der Pinot Nero „Faedi“ der Azienda Agricola Bellaveder di Faedo, der Pinot Nero „Monastero“ des Istituto Agrario San Michele all‘Adige und der Pinot Nero „Mazzon“ vom Weingut Gottardi. (PAS)
MACO-ID, QR-Lösung von Zeppelin Group für Fenster
Die 65-köpfige Internet Marketing Agentur aus Meran und Mailand arbeitet täglich an innovativen Lösungen für ihre Kunden. Dazu gehören unter anderem mobile Lösungen, die auch internationale „Big Player“ begeistern. Für MACO, dem führenden Hersteller von Beschlägen für Fenster und Türen aus Österreich mit 2.100 Mitarbeitern und Marktpräsenz in 35 Ländern, hat Zeppelin Group die MACO–ID entwickelt. Eine QR-Lösung, bei welcher der QR-Code auf den MACO Fensterbeschlägen angebracht wird und gleich für mehrere Zielgruppen einen Mehrwert stiftet. Der Fensterbesitzer scannt den Code ab und erfährt mehr über Pro-
dukteigenschaften genauso wie über anfallende Instandhaltungsarbeiten. Monteure und Servicemitarbeiter nutzen den QRCode als Arbeitsinstrument und dokumentieren die ausgeführten Arbeitsschritte mittels einer speziell von Zeppelin realisierten Applikation. Dank der MACO-ID erhält somit jedes Fenster seine eigene „Identität“ und es entsteht ein „Dialog“ zwischen Produkt, Endkunden und Servicemitarbeitern. Die anfallenden Arbeitsschritte werden durch die gemeinsamen Informationen wesentlich beschleunigt. Zur Präsentation dieser einzigartigen Lösung hat Zeppelin eine spezielle Microsite unter www.maco-id.com eingerichtet.
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TITEL
Foto: iStock
Ist Grün in Zukunft die Farbe des Erfolgs?
Auf dass der grüne Euro sprieße Südtirol hat sich während der letzten Jahrzehnte innerhalb Italiens die Rolle einer grünen Beispielregion erarbeit. So manches heimische Unternehmen ist mit einer „grünen“ Geschäftsidee sehr erfolgreich. Wird das auch in Zukunft so bleiben? 6
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TITEL
Grün gewinnt Die Umsätze 2010 der 20 führenden Green Economy-Unternehmen in Südtirol UMSATZ IN MIO. €
UMSATZZUWACHS 09/10
GEWINN IN MIO. €
1. Etschwerke AG, Bozen
417,3
5,41%
29,7
2. Sel AG, Bozen
268,6
10,83%
14,1
NR.
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Quelle: Wifo
D
as Geld liegt direkt neben der Straße. Der ganze Hang ist auf einer Länge von über hundert Metern damit bedeckt. Einer stehengebliebenen Lawine gleich häuft sich Haushalts- und Betriebsmüll an dieser Hangstelle, die sich weit hinunterzieht. Hin und wieder lugt eine alte Waschmaschine hervor und auch zwei halbverrostete Schrottautos sind weiter unten sichtbar. Immer wieder erneuert und aufgefrischt durch Nachschub von oben. In unregelmäßigen Abständen stoppen Autos und entleeren den mitgebrachten Müll über diese wilde Mülldeponie. Die Szenerie ist nicht erfunden und gar nicht einmal so lange her. Mitte der Siebzigerjahre sah Südtirol so gar nicht nach grüner Beispielregion aus. Überall im Lande gab es wilde Mülldeponien neben den offiziellen Ablagerungsstätten. Der sichtbarste Müllablageplatz war wohl jener neben Schloss Sigmundskron. Auf einem Hügel gelegen, konnten die Bozner dem Müllberg langsam beim Wachsen zusehen. Ein Wachstum, zu dem sie täglich fleißig beitrugen. Umweltschutz war in jenen Jahren ein Fremdwort und Müll etwas, an das man noch nicht so gewohnt war. Die Generation, die damals an den Rudern von Politik und Wirtschaft saß, konnte damit im wahrsten Sinne des Wortes nichts anfangen. Ein oder vielleicht zwei Jahrzehnte vorher gab es das Wort Müll noch gar nicht und alles, was man entsorgte, war organisch und verrottete irgendwann. Nur wenige Menschen und Organisationen erkannten schon in den 70er- und 80er-Jahren, dass Müll, und vor allem wilde Müllentsorgung, irgendwann den Einwohnern dieses Landes selbst auf den Kopf fallen würde. Allen voran der Südtiroler Alpenverein (AVS), der als eine der ersten Organisationen in Südtirol zum Umweltschutz aufrief. Dass Müll, Umweltschutz und umweltfreund-
FIRMENNAME
3. Fri-El Green Power AG, Bozen
150,8
74,19%
43,0
4. Tecno Spot GmbH, Bruneck
147,8
276,70%
6,3
5. Greenvision Ambiente AG, Bozen
106,7
-48,03%
-14,9
6. Leitner Solar AG, Bruneck
68,1
165,65%
2,9
7. Elpo GmbH, Bruneck
65,2
145,13%
1,0
8. Wolf System GmbH, Freienfeld
61,6
-1,06%
1,9
9. Atzwanger AG, Branzoll
60,9
10,61%
0,0
10. Leitwind AG, Sterzing
51,9
73,21%
-2,8
11. Solartotal GmbH, Bozen
49,9
568,62%
0,3
12. Obrist GmbH, Feldthurns
44,7
370,51%
1,8
13. Innerhofer Holding AG, St. Lorenzen
40,3
8,40%
0,7
14. Seab – Servizi Energia Ambiente Bolzano AG, Bozen
35,9
3,80%
0,5
15. Stadtwerke Brixen AG, Brixen
33,0
5,25%
0,5
16. Sel Edison AG, Kastelbell
33,0
-3,27%
7,9
17. BTS Italia GmbH, Bruneck
31,4
268,50%
0,3
18. Enrisol GmbH, Lana
28,6
204,77%
1,0
19. F.lli Santini GmbH, Bozen
25,8
51,68%
0,8
20. Eco Center AG, Bozen
25,0
1,13%
-0,3
Die zwanzig erfolgreichsten Unternehmen Südtirols, die zur Green Economy gerechnet werden können, erwirtschafteten im Jahre 2010 einen Gesamtumsatz von 1,75 Milliarden Euro
„Die Bevölkerung hilft fleißig mit, aus Südtirol eine grüne Beispielsregion zu machen.“
liche Technologie irgendwann ein Geschäft werden könnten, daran dachte damals niemand. ANDERE ZEITEN. Heute sind in Südtirol die „schmutzigen“ Zeiten vorbei. Viele Forderungen der Umweltschutzbewegung der 80er-Jahre sind Mainstream. Mit grünen Ideen und Dienstleistungen lassen sich mittlerweile schöne Umsätze und Gewinne machen. Statt weggeworfen wird der Müll heute getrennt, gesammelt und der Wiederverwertung zugeführt. Müll ist heute bares Geld wert. So sind laut dem Schrottpreis-Berechnungsportal www.schrott.de 100 Kilogramm Elektromotoren-Schrott rund 69 Euro wert, 100 Kilogramm Batterien 30 Euro und 100 Kilogramm Kupfer gar 510 Euro. Wer würde da noch etwas wegwerfen wollen? Doch Südtirols „Green Economy“ beschränkt sich nicht nur auf das Sammeln von Müll. Die vom Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer erfassten 465 Südtiroler Unternehmen, die auf diesem Ge-
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make it yours.
sunlight is everywhere.
Stefan Pan, Präsident Unternehmerverband Südtirol
Südtirol Panorama | Juni 2012
biet tätig sind, finden sich auch in anderen Bereichen. Den größten Erfolg haben jene, die sich der Energiegewinnung durch Wasserkraft verschrieben haben, wie etwa die Etschwerke AG und die Sel AG (siehe Tabelle). Nicht viel weniger erfolgreich sind die Südtiroler Unternehmen, die sich auf die Gewinnung von Energie durch Windkrafträder oder Biogasanlagen konzentrieren, zum Beispiel die FriEl Green Power AG der Gebrüder Gostner. Das Unternehmen erwirtschaftete mit seinen grünen Aktivitäten im Jahre 2010 einen Umsatz von knapp 151 Millionen Euro. Rechnet man den Umsatz der 20 größten Unternehmen Südtirols, die im Bereich Green Economy tätig sind, zusammen, dann kommt man auf ganze 1.746,5 Millionen Euro. Und dabei handelt es sich durchwegs um Firmen, die zum „harten Kern“ der grünen Unternehmen gezählt werden können. Denn wenn man sich mit dem Bereich der Green Economy beschäftigt, stellt sich immer wieder die Frage: Wo hört diese auf? Wo fängt sie an? Welche Betriebe können noch dazugezählt werden? Welche nicht? Gehört ein Biobauer zur Green Economy? Was ist mit Unternehmen wie dem Terra Institut in Brixen, das sich der Wegbereitung der Gemeinwohlökonomie verschrieben hat? Oder den über 20 Südtiroler Betrieben, die sich dieser Initiative angeschlossen haben und die alljährlich eine Gemeinwohlbilanz erstellen, in der unter anderem ressourcenschonendes Gebaren bewertet wird? Wer sich in Südtirol auf die Spurensuche der Green Economy macht, dem wird bald
Foto: Alexander Alber
Foto: Alexander Alber
TITEL
Siegfried Tutzer, Generaldirektor Etschwerke AG
energy // autonomy mit Leitner Solar in die Unabhängigkeit
Leitner Solar AG / SpA www.leitnersolar.com
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TITEL
Verwertungsquote Entwicklung von 2001 bis 2010 54,5 % 54,7 %
55 %
53,8 % 50 %
50,2 % 46,3 %
45 % Quelle: Amt für Abfallwirtschaft
klar, dass das Thema Ökologie mittlerweile in Südtirol tiefe Wurzeln geschlagen hat und großer Konsens darüber herrscht, wie umweltfreundliches Verhalten aussieht oder auszusehen hätte. Auf Unternehmen, die nur „Green washing“ betreiben, um in der Öffentlichkeit gut dazustehen, stößt man dabei nicht. Der Wille, Südtirol zur führenden „grünen Provinz“ Italiens zu machen, ist quer durch Institutionen und Vereinigungen spürbar. So bekannte sich der Unternehmerverband Südtirol bereits Anfang 2011 zur nachhaltigen Entwicklung Südtirols und goss diese Absicht anhand eines Zehn-Punkte-Manifestes in eine schriftliche Form. Unter Punkt eins heißt es dort: „Unser Land ist reich an Ressourcen. Es ist uns, nach viel harter und umsichtiger Arbeit, gut bestellt übergeben worden. Dafür gebührt allen, die daran beteiligt waren, großer Dank. Es ist unser Auftrag, verantwortungsvoll alles zu tun, um unser Land auch für die nächsten Generationen nachhaltig weiterzuentwickeln.“ Der Schulterschluss für ein grünes Südtirol reicht noch weiter. Angefangen bei der Eurac über das Tis und die Universität Bozen bis zum Südtiroler Bauernbund alle sind für ein nachhaltiges Südtirol und wollen sich dafür engagieren. Und Südtirols Bevölkerung hilft fleißig mit, aus dem Land eine grüne Beispielregion zu machen. Dies kann auch an Zahlen festgemacht werden. So stieg die MüllVerwertungsquote in Südtirol in den zehn Jahren von 2001 bis 2010 von 36,8 Prozent auf 54,7 Prozent. In allen Bereichen kann in diesem Zeitraum eine Zunahme bei der
43,7 %
40,6 % 40,9 % 40 %
35 %
40,6 % 36,8 % 2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Im Vergleich zum restlichen Italien ist Südtirols Verwertungsquote hoch, verglichen mit jener von mitteleuropäischen Staaten wie Deutschland eher niedrig.
Wertstoffsammlung festgestellt werden. Egal ob Altglas, Papier und Karton oder Kunststoff, die Südtitoler sammeln und trennen immer fleißiger. Die größte Zunahme ist beim Bioabfall festzustellen. Statt knappe 7.000 Tonnen wie im Jahre 2001, waren es 2010 bereits über 30.000 Tonnen. Das ist alles sehr beispielgebend in Italien. Aber: Verglichen mit den mittelund nordeuropäischen Staaten nicht besonders herausragend. In Deutschland betrug die Verwertungsquote beispielsweise im Jahre 2009 ganze 79 Prozent. Dass Südtirol in Sachen Green Economy im Vergleich zu anderen Regionen in Mitteleuropa noch einiges aufzuholen hat, weiß auch Ulrich Stofner, Direktor der Business Location Südtirol (BLS): „Wir sind
zwar die „Green Region“ in Italien, aber wir dürfen uns nicht anmaßen, uns auf gleicher Höhe mit den Regionen nördlich der Alpen zu sehen. Denn verglichen damit stehen wir wahrscheinlich irgendwo im Mittelfeld.“ Trotzdem: Egal mit wem man spricht, eines wird vor allem hervorgehoben: Südtirol wirkt als Green Region authentisch. Dem Land und seiner Bevölkerung wird von Außenstehenden abgenommen, dass der Wunsch, in einer grünen Region leben zu wollen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, echt ist. Dies bestätigt auch eine Umfrage, welche die BLS in Italien hat durchführen lassen. Ergebnis: Südtirol wird in Sachen Green Economy als Referenzpunkt gesehen. Aber sogar innerhalb
ecspand. einfach gute Lösungen. Microsoft SharePoint trägt dazu bei, die Effektivität und Zusammenarbeit Ihrer Organisation zu verbessern: umfassendes Content Management, unternehmensweite Suche, Beschleunigung der Geschäftsprozesse und einfache gemeinsame Daten- und Dokumentennutzung. ecspand ist das technologisch optimale Produkt für Microsoft SharePoint und bietet neben den Standard Services, Produkte und fertig vorkonfigurierte ECM-Lösungen: alles einfach, alles komplett, alles auf einen Blick, alles revisionssicher. Lösungen von Alpin. Intelligenter Arbeiten. Tausche Mailflut gegen Struktur. Zeitsparen ist wertvoll. Abläufe optimieren. e-commerce. „Archiviazione Sostitutiva“. Digitale Signatur. Und Qualität, die überzeugt. alpin gmbh Tel. 0471 056000
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TITEL
Die Zukunft der Energie: Wind, Wasser und Sonne. Südtirols private und öffentliche Unternehmen wollen kräftig mitmischen.
Italiens wird die Konkurrenz immer härter, andere Regionen holen auf. Stofner: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht unsere Vorreiterrolle verlieren. Toskana, Piemont oder auch Apulien sind Regionen, die ebenfalls verstärkt auf Green Economy setzen. Einmal, weil sie von Natur aus gute Voraussetzungen haben, wie etwa Apulien, oder weil viel technisches Know-how vorhanden ist, wie etwa im Piemont.“ MITSPIELEN. Trotzdem gibt es in Südti-
rol einige Unternehmen, die sich erfolgreich als Player auf dem internationalen Markt der Green Economy platziert haben und expandieren. Etwa die Fri-El Green Power AG der drei Gostner-Brüder. Josef Gostner, CEO der Gruppe, sieht die Entwicklung hin zur grünen Energie weltweit
„Der Bau von Solar- und Windkraftwerken wird immer günstiger“ Josef Gostner
Foto: Alexander Alber
erst am Anfang: „Der Bereich der erneuerbaren Energie wird in Zukunft weiter ausgebaut werden“, ist sich der Unternehmer sicher. „Der Bau von Solar- und Windkraftwerken wird immer günstiger. Bald werden wir ohne Zuschüsse Strom mit Hilfe von Wind und Sonne produzieren können, und das wird die Welt komplett verändern.“ Dass es zum Durchbruch kommt, dafür werde auch die technische Weiterentwicklung sorgen und damit werde auch der Kraftwerksbau viel günstiger und damit rentabler. Josef Gostner: „Eine Sonnenkraftanlage, deren Bau vor drei Jahren noch fünf Millionen Euro gekostet hat, können Sie heute schon um nur mehr 1,2 Millionen Euro bauen. Dazu kommt noch,
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Südtirol Panorama | Juni 2012
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TITEL
Wertstoffsammlungen in Südtirol Angaben in Tonnen 40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 Quelle: Amt für Abfallwirtschaft
dass heutige Sonnenpaneele mehr Strom produzieren können. Die Rentabilität wird also immer besser und folglich wird auch Öko-Strom immer günstiger.“ Dass das Zentrum dieser Entwicklung nicht in Südtirol sein wird, ist dem Bozner Unternehmer und seinen Brüdern bereits seit längerem klar. Die Fri-El-Gruppe, die sich ganz der Produktion und dem Verkauf elektrischer Energie aus erneuerbaren Energiequellen, wie Wind, Sonne, Biomasse und Biogas verschrieben hat, ist weltweit tätig. Erst vor wenigen Monaten wurde der Rechtssitz des Unternehmens von Bozen nach Rom verlegt. Ein Zeichen dafür, dass Südtirol bereits dabei ist, seine in Jahren und Jahrzehnten aufgebaute Vorreiterrolle zu verlieren? Siegfried Tutzer, Generaldirektor der Etschwerke, stellte bereits in einem Interview im Herbst
Jahr
Altglas
Papier/Karton
Kunststoffe
Metalle
Bioabfall
2001
13.673
23.937
1.787
6.586
6.898 t
2004
15.852
28.093
2.332
5.020
12.073
2010
20.844
38.602
3.833
6.093
30.109
Herr und Frau Südtiroler trennen fleißig den Müll. In den zehn Jahren zwischen 2001 bis 2010 ist eine deutliche Steigerung festzustellen.
Foto: Alexander Alber
2011 fest, dass die Möglichkeiten, in Südtirol Strom zu produzieren, ausgereizt seien. Energieunternehmen, die weiter wachsen wollen, so der Manager, müssten den Bau von Produktionsanlagen außerhalb des Landes ins Auge fassen. Der Fokus müsse dabei auf Energiegewinnung mithilfe erneuerbarer Energien gerichtet sein.
Josef Gostner, CEO von Fri-El Energy: Entwicklung wird weitergehen
MOTOR. Stottert der kleine grüne Südtiroler Wirtschaftsmotor also schon, bevor er überhaupt richtig in Fahrt gekommen
ist? Immerhin arbeiten bereits heute in den Unternehmen, die das Wirtschaftsforschungsinstitut zur Green Economy rechnet, 3.500 Menschen. Das sind immerhin 2 Prozent aller Südtiroler Beschäftigten (siehe eigenen Artikel dazu auf Seite 14 und 15). Tatsächlich stellt auch Stefan Perini vom Wifo fest, dass „Green“ auch in anderen Provinzen Italiens langsam, aber stetig zum Modewort wird. Allen voran in Südtirols Nachbarprovinz Trentino. Perini: „Im Trentino passiert tatsäch-
3RVLWLYH (QHUJLH LVW JU¾Q :LU EULQJHQ XPZHOWIUHXQGOLFKH (QHUJLH LQ ,KU *HE¦XGH PLW 3KRWR YROWDLNDQODJHQ (OHNWURLQVWDOODWLRQHQ DXV HUVWHU ([SHUWHQTXHOOH
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ZUKUNFT. Ist Südtirol also ein ökolo-
Ulrich Stofner, Direktor BLS: Südtirol ist Italiens grüne Beispielregion
Foto: Alexander Alber
lich viel in diesem Bereich, beeindruckend viel.“ Und auch er meint: „Wir müssen wirklich aufpassen, dass uns andere Provinzen Italiens nicht links überholen.“ Ulrich Stofner vom BLS kann den Bemühungen der Provinz Trient im Bereich Green Economy auch etwas Positives abgewinnen: „Da sehe ich kein Problem, dann treten wir eben mit Trient gemeinsam als ‚Green Region‘ auf.“ Problematischer sieht der Direktor der BLS die Stellung Südtirols als grüner Brückenkopf für deutsche Umweltunternehmen, die in Italien Fuß fassen wollen. Stofner: „Das hat in der Vergangenheit recht gut funktioniert. Umgekehrt allerdings nicht. Italienische Betriebe, die mit ihrer Umwelttechnologie auf dem deutschen Markt expandieren wollten, sind lieber direkt nach Deutschland gegangen.“ In Zukunft werde es aber nicht mehr darum gehen, welche Region die besten sprachlichen Voraussetzungen bieten kann, sondern welche die besten Entwicklungsmöglichkeiten für Unternehmen hat, ist Ulrich Stofner überzeugt. „Südtirol hat zwar einen ausgezeichneten Ruf in Italien als grüne Region, aber es fehlt uns an Exzellenz. Bis jetzt war es ja meistens so, dass wir Produkte, die von deutschen Firmen entwickelt wurden, als erste auf dem italienischen Markt eingeführt haben. Deshalb wurden wir oft als innovativ wahrgenommen.“ Und das, so Ulrich Stofner, treffe eben nicht zu. „Wir müssen dazu übergehen, selbst Forschung in diesem Bereich zu betreiben und Dinge zu entwickeln, ansonsten werden andere Standorte bald an uns vorbeiziehen.“ Der in Bozen Süd geplante und entstehende Technologiepark, so Stofner, sei deshalb besonders wichtig, damit dieser Innovationsstau gelöst werden kann.
Wolfram Sparber, Präsident Sel: Müssen heute schon Akzente setzen
16 m Durchmesser …
gisches Schlaraffenland, das einer erfolgreichen Zukunft als Green-Leader mit einer florierenden Green Economy entgegensieht? Gemach, denn um das wahr werden zu lassen, gibt es noch einiges zu tun. Wie das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) errechnet hat, betrug der benötigte Gesamtenergieeinsatz 2009 in Südtirol 14.932 Gigawattstunden (GWh). Fast die Hälfte davon, nämlich 49 Prozent, wurde in Form fossiler Brennstoffe importiert und für Verkehr und die Erzeugung thermischer Energie genutzt. Der restliche Energieeinsatz, so das ASTAT, stammt aus der Wasserkraft (38,6 Prozent), anderen erneuerbaren Energiequellen (12,1 Prozent) und Hausmüll (0,3 Prozent). Und: Jeder Bewohner Südtirols produziert jährlich 6,33 Tonnen CO2. Vorbildlich ist das nicht, denn bezogen auf ganz Italien produziert jeder Einwohner 7,2 Tonnen CO2 pro Jahr. Und ob Südtirol als Produzent alternativer Energie eine Rolle spielen kann, ist eine weitere Frage. Josef Gostner, CEO von Fri-El Energy: „Vor allem Wind- und Sonnenkraft wird die Ökostromgewinnung vorantreiben. Diese Entwicklung wird weltweit um sich greifen. Überall, wo es genug Sonne und Wind gibt und damit die Rentabilität gegeben ist, werden entsprechende Kraftwerke entstehen.“ Kann sich zumindest Südtirol selbst in absehbarer Zeit mit Energie versorgen? Dazu Wolfram Sparber, Leiter des Instituts für Erneuerbare Energien an der Eurac und seit Kurzem auch Präsident der Sel AG in einem Interview mit dem Magazin „M2: „Südtirol hat gute Voraussetzungen, um eine neutrale Energiebilanz zu erreichen, dafür müssen aber bereits heute Akzente ◀ gesetzt werden.“ PETER SEEBACHER
188 m2 Fläche …
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GREEN SELLS Südtirol ist die „Green Region“ Italiens: Mit dieser Aussage will Südtirols Standortagentur Business Location Südtirol (BLS) Unternehmer und Investoren auf den Wirtschaftsstandort Südtirol und seine grüne Vorreiterrolle aufmerksam machen.
Starke Zahlen: So unterstreicht BLS medial Südtirols grüne Leadership.
Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann: „Südtirols Vorreiterrolle im Bereich ,Green Energy‘ ist unbestritten.“
gebahnt worden. Der nächste große Schritt in diese Richtung ist der Technologiepark in Bozen, den die BLS im Auftrag des Landes bauen wird.“ Dieser könne bei der Positionierung Südtirols als grüne Region entscheidende Arbeit leisten, ist auch Landesrat Widmann überzeugt: „Er wirkt als Leuchtturm für nachhaltige Entwicklung und ist so ein Magnet für weitere Ansiedlungen, die neues Know-how und Innovationen ins Land bringen.“ Das wiederum stärke den Standort und erhöhe seine Wettbewerbsfähigkeit.
Foto: xxxxxxxxxxxxxx
Grüne Entwicklung. In Italien hingegen lag die Bewerbung als „Green Region“ auf der Hand: „Hier sind wir stark, hier können wir uns gegen Mitbewerber abgrenzen“, sagt BLS-Direktor Ulrich Stofner. Laut einer Befragung des renommierten Marktforschungsinstituts ISPO aus Mailand im Auftrag von BLS hat Südtirol vor allem in der Wirtschaftswelt bereits den Appeal einer grünen Region; diese Bezeichnung eigne sich deshalb sehr gut für das Marketing des Standorts, sei aber ein umfassender Auftrag. „Der Anspruch der ‚grünen Region’ beinhaltet die gesamte Entwicklung des Standorts. Dieser Prozess ist dank einer sehr vorausschauenden Umwelt- und Energiepolitik längst an-
Fotos: xxxxxxxxxxxxxx
G
reen“ ist in Südtirol nicht nur eine Modefarbe, sondern wird hier seit Langem gelebt: “Gerade unsere Vorreiterrolle im Bereich ‚Green Energy‘ innerhalb Italiens ist unbestritten und wird auch immer wieder durch zahlreiche Studien und Untersuchungen bestätigt“, unterstreicht Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann. Klar, dass diese Tatsache für Südtirols Standortagentur Business Location Südtirol (BLS) ein wichtiges Marketingargument ist, um Unternehmern und Investoren den Wirtschaftsstandort Südtirol schmackhaft zu machen. Das gilt sowohl für den deutschen, als auch für den italienischen Markt, die beiden Hauptmärkte für die Marketingbemühungen der BLS. Tatsächlich bietet sich für Unternehmen aus Deutschland der Einstieg in den italienischen Markt von Südtirol aus geradezu an, ganz besonders für Betriebe mit Schwerpunkt Energieeffizienz und erneuerbare Energie. Für sie ist Italien derzeit aufgrund des Booms grüner Technologien ein lukrativer Markt. In Deutschland wirbt man deshalb mit der Kernaussage: „Südtirol als Sprungbrett in den italienischen Markt“ – ein Statement, das sich als überzeugend erwiesen hat und funktioniert, wie die zahlreichen Ansiedlungsanfragen und -projekte aus deutschen Landen untermauern.
Mit der Bewerbung Südtirols als „Green Region“ hat BLS in Italien bereits im Herbst 2011 begonnen. Bei den Sujets dominiert natürlich die Farbe Grün, die Botschaft allerdings ist dem Bereich der Fakten entnommen: Kommuniziert werden Zahlen, die Südtirols grüne Leadership untermauern. Ziel der Anzeigenkampagne ist es, auf möglichst eindrucksvolle und überraschende Art auf Südtirols Vorreiterrolle auf❧ merksam zu machen.
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BLS – Business Location Südtirol – Alto Adige Dompassage 15 39100 Bozen Tel. 0471 06 66 00 service@bls.info www.bls.info
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TITEL
Die Farbe des Erfolges 465 Unternehmen und 3.500 Beschäftigte, das sind die Zahlen der „Green Economy“ für Südtirol. Ein noch kleiner Bereich, der allerdings boomt. In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der Betriebe verdoppelt.
D
er Sektor der „Erneuerbaren“, Green Economy, Utilities: Begriffe dieser Art haben längst Einzug in die öffentliche Diskussion gefunden. Wo fängt aber die Green Economy an und wo hört sie auf? Bereits beim Versuch, diesen Tätigkeitsbereich einzugrenzen, scheiden sich die Geister. Das WIFO – Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer hat in akribischer Kleinarbeit die Südtiroler Unternehmen ermittelt, die der Green Economy zugeordnet werden können. Ermittelt wurden 465 Unternehmen mit insgesamt 3.564 Beschäftigten. Am meisten Arbeitsplätze, nämlich rund ein Drittel, sind mit Energieproduktion, -verteilung und –verkauf aus Wasserkraft verbunden. Der Bereich Fotovoltaik stellt 13 Prozent der Arbeitsplätze, es folgen Biomasse und Biogas. Die Rolle dieses Sektors für die Südtiroler Wirtschaft ist noch bescheiden (knapp 2 Prozent der Beschäftigten), das Wachstum ist aber rasant. Vor allem ist die Green Economy noch relativ jung. Rund die Hälfte der 465 Unternehmen ist in den letzten 10 Jahren entstanden. Im Jahr 1990 zählte der Sektor erst 110 Firmen. Die Firmenanzahl hat sich also innerhalb von zwei Jahrzehnten vervierfacht. Einen regelrechten Boom in den letzten drei Jahren gab es in den Bereichen Fotovoltaik, Biogas und Windkraft. Parallel dazu immer gefragter sind Dienstleistungen im energetischen Bereich wie Planungsbüros, Beratung und Contracting.
Foto: Wifo
IM SPITZENFELD. Wenn es um Green
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Stefan Perini ist Direktor des Amtes für Wirtschaftsinformation, Statistik und Preise am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) der Handelskammer in Bozen
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Economy geht, mischt Südtirol im nationalen Spitzenfeld mit. Wie eine Untersuchung der Umweltorganisation Legambiente zeigt, ist die Südtiroler Gemeinde Vahrn die Nummer 1 in Sachen erneuerbare Energien in Italien. Von den 7.900 Gemeinden Italiens sind nur 23 in der Lage, ihren Strom- und Wärmebedarf zur Gänze aus erneuerbaren Quellen zu decken. Von diesen 23 Vorzeigegemeinden Italiens liegen 16 in Südtirol. Auch
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TITEL Unioncamere, die Vereinigung der italienischen Handelskammern, stellt Südtirol ein gutes Zeugnis aus. Laut diesen Analysen haben in Südtirol im Zeitraum 20082011 knapp mehr als 28% der Unternehmen in Produkte der Green Economy bzw. in Umwelttechnik investiert. Von den 105 italienischen Provinzen nimmt die Provinz Bozen den sechsten Rang ein.
Die Green Economy in Südtirol 2010 Tätigkeitsbeginn der Unternehmen
34 %
Anzahl der Unternehmen
160
24 %
23 %
110
106
19 %
KOMPETENZFELD ERNEUERBARE ENERGIEN. Südtirols Wirtschaft hat es in den
88
Vor 1991
1991 – 2000
2001 – 2005
2006 – 2010
Die meisten der „grünen“ Unternehmen in Südtirol wurden erst nach 2011 gegründet. Die Green Economy im Lande ist noch ziemlich jung.
209 Unternehmen nach Tätigkeitsfeldern Anzahl der Unternehmen im Jahr 2010 (Gesamt: 465)
104
47 28
42 132
156 145
Energieproduktion, -verteilung und -verkauf
6 Bereichsübergreifend tätige Unternehmen
Solarthermie
Planungsbüros
11
10 Wasserkraft und Wasserstoff
Fotovoltaik
Geothermie
12
12
Windkraft
Biomasse
Biogas
Beratung und Contracting
16
10
92 262
352 371
359 474
Anzahl Mitarbeiter nach Tätigkeitsfeldern
Die meisten der Südtiroler Unternehmen der Green Economy sind im Bereiche Energieproduktion und -verteilung tätig. Sie schaffen die meisten der „grünen“ Arbeitsplätze.
1.179
Quelle: Wifo
Anzahl Beschäftigte im Jahr 2010 (Gesamt: 3.564)
letzten Jahren – auch dank einer vorausschauenden Wirtschaftspolitik – geschafft, in der Green Economy Kernkompetenzen herauszuarbeiten. Die Vorreiterrolle innerhalb Italiens ist das Resultat aus naturgegebenen Voraussetzungen einerseits und bewussten Entscheidungen andererseits. Dank seines naturgegebenen Reichtums an heimischen erneuerbaren Energieträgern wie Wasser, Biomasse und Wind bringt Südtirol schon gute Ausgangsbedingungen für die Green Economy mit. Doch auch sprachliche, kulturelle und logistische Vorteile sollten nicht außer Acht gelassen werden. Als Wirtschaftsstandort gilt Südtirol als das Bindeglied zwischen dem deutschen und italienischen Sprachraum. Die günstige geografische Lage und die perfekte Zweisprachigkeit begünstigen diese Bindegliedfunktion. Südtiroler Unternehmen übernehmen hier die wichtige Rolle des Wissenstransfers in beide Richtungen, sprich, deutsches Know-how in den italienischen Sprachraum zu exportieren und umgekehrt. Der Fleiß und die Weiterbildungsbereitschaft Südtiroler Fachkräfte sind nicht nur von heimischen, sondern auch von ausländischen Investoren geschätzt. Kein Wunder also, wenn sich in den letzten Jahren einige ausländische Unternehmen gerade aus dem Bereich der Green Economy in Südtirol niedergelassen haben. Unterstützt werden sie dabei von der BLS – Business location Südtirol – der kürzlich gegründeten landeseigenen Ansiedlungsagentur. Diese schenkt gerade dem Sektor der Green Economy große Bedeutung. Einen weiteren Qualitätssprung dürfte die Südtiroler Green Economy mit dem geplanten Technologiepark erfahren. Die erneuerbaren Energien werden einen der Haupteckpfeiler des Technologieparks darstellen. Eine ideale Gelegenheit für ausländische Green-Economy-Unternehmen, welche auf dem italienischen Markt Fuß fassen wollen. ◀ STEFAN PERINI
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PR-INFO
HANDWERKLICHE EXZELLENZ „Made by Frener & Reifer“ ist international und in Südtirol gefragter denn je. Das Know-how des Brixner Unternehmens ist weltweit begehrt.
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rener & Reifer ist führend im Sonderfassadenbau und bekannt für eine seriöse Auseinandersetzung mit komplexen Bauaufgaben. Höchste Qualität in Planung und Ausführung werden für international renommierte Architekten und Bauherren erbracht. „Doch auch in Südtirol werden Projekten genauso ernst genommen“ verspricht Franz Reifer, einer der Inhaber. Die Kletterhalle Brixen stellte ihn und Georg Frener, seinen Partner, vor die Herausforderung, mit den gegebenen wirtschaftlichen Vorgaben eine sehr gute Ausführungsqualität zu erreichen. Als federführendes Unternehmen realisierte Frener & Reifer die bis zu 15 Meter hohe Stahl-Glasfassade aus großformatigen Isolierglasscheiben und die vorgesetzte Außenhülle aus gelochten und dreidimensional verformten, champagner-bronzefarbenen Aluminiumblechen. Zur besten Zufriedenheit ❧ aller.
Handwerkskunst: Mit hoher Präzision in der manuellen Fertigkeit werden unterschiedliche Materialien im Werk Brixen bearbeitet. Zum Beispiel Bronze-Sonderprofile für den neuen Apple-Store in Barcelona .
Franz Reifer an seinem Lieblingsarbeitsplatz in der Firmenzentrale in Brixen. Seit fast 40 Jahren entwickelt und tüftelt er an den ganz besonderen Aufgaben im Fassadenbau. Zweifellos zählt er heute zu den großen Koryphäen der Branche und ist dank der aktuellen Herausforderungen motivierter denn je, für Architekten und Bauherren perfekte und langlebige Lösungen umzusetzen.
Zwei Generationen, die mächtig anzupacken wissen: Bernhard Reifer, Franz Reifer, Georg Frener und Michael Reifer. Das ideenreiche Familienunternehmen hat heute 150 Mitarbeiter und zählt zu den weltweit leistungsstärksten Betrieben im Glasbau- und Metallhandwerk.
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PR-INFO
Im Mai diesen Jahres hat das Brixner Kletterzentrum seinen Betrieb aufgenommen. Frener & Reifer war beim Bau der modernen Kletterhalle das federführende Unternehmen und realisierte unter anderem die Fassaden.
Voller Stolz streicht Architekt Wolfgang Meraner nach elf Jahren langen Wartens endlich über die imposante Gebäudehülle „seines“ persönlichen Klettertraums. Zusammen mit Architekt Martin Mutschlechner hat er die neue Kletterhalle geplant und ihr eine besondere Gestaltungsnote gegeben. Auf die Frage, was sein persönlicher Mehrwert im Projekt war, antwortet er mit der Erkenntnis, „dass nur durch die gemeinsame Zusammenarbeit zwischen Architekten und hochwertige Firmen wie Frener und Reifer scheinbar Unrealisierbares plötzlich Form und Gestalt annimmt“.
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FRENER & REIFER GmbH
Sportkletterer finden in dem bauphysikalisch und lichttechnisch optimierten Sportzentrum hervorragende visuelle und klimatische Bedingungen vor – und dies bei jedem Wetter.
Alfred-Ammon-Str. 31 39042 Brixen Tel. 0472 27 01 11 purzer@frener-reifer.com
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TITEL
Nachhaltig gut Jürgen Schmidt wollte Unternehmer sein und gleichzeitig die Welt zu einem etwas besseren Ort machen. Heute ist er Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Memo AG und ist sich sicher, dass sich in der Wirtschaft bald viele Dinge stark ändern werden.
JÜRGEN SCHMIDT: Nein, bin ich nicht, denn wenn ich meinen persönlichen CO2-Ausstoß im Verhältnis zu dem anschaue, wo wir eigentlich alle hin müssen, dann bin ich sicher kein Öko. Aber nicht nur meiner, sondern auch weltweit ist dieser viel zu hoch. Schuld daran ist der sehr, sehr gute Lebensstil, den wir pflegen. Die Bezeichnung „Öko“ trifft meiner Meinung nach eher auf Leute zu, die ein asketisches und sehr CO2-limitiertes Leben führen. Leben wir viel zu gut?
Wir leben über unsere Verhältnisse und wie gesagt, auch mein CO2-Fußabdruck ist zu hoch. Ich bemühe mich zwar auch im privaten Bereich, dem Ideal näherzukommen und natürlich sieht es bei mir zu Hause auch ein wenig wie im MemoTestlabor aus. Es wäre ja komisch, wenn ich nicht alles, was wir so verkaufen, auch zu Hause testen würde. So gesehen habe ich vielleicht mehr Möglichkeiten, ökologisch zu leben als viele andere. War es immer schon Ihr Wunsch, Unternehmer zu werden?
Ich glaube schon, dass mir das Handeln, das unternehmerische Handeln im Blut liegt. Ich komme zwar nicht direkt aus einer Unternehmerfamilie – meine Eltern waren beide Angestellte – aber unter meinen Ahnen gibt es einige, wo ich mir denke, da habe ich vielleicht etwas mitbekommen. Ich habe aber auch gemerkt, dass mir das Handeln an sich viel Spaß macht. Ich habe ja schon in der Schule damit angefangen. Da war immer eine unternehmerische Motivation meinerseits dabei. Ich hätte später auch die Möglichkeit gehabt, in einem großen deutschen Konzern Karriere zu
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machen, trotzdem habe ich mich dafür entschieden, selbst Unternehmer zu werden. Ich wollte all die Dinge, die ich immer schon im Kopf gehabt habe, umsetzen. Das ist schon eine ganz tiefe unternehmerische Berufung, die ich da gespürt habe. War es Ihnen dabei wichtig, dass Ihr Unternehmen in der Green Economy angesiedelt ist, oder hätte das auch irgendein anderer Bereich sein können?
Nein, das war absoluter Bestandteil der Geschäftsidee, dieser positive gesellschaftliche Beitrag – in mehreren Bereichen. Einmal ökologisch und dann auch sozial. Es hätte definitiv kein anderer Bereich sein können. Wie muss man sich Sie mit 17 Jahren vorstellen? Lange Haare? Schlabberhose? Der Alternative schlechthin?
Nein, mittellange Haare und eher unauffällig, das trifft es besser. Also, ich war nie der Typ, der sehr stark auffallen wollte; ich war auch nie vorne dran bei Demos. Ich wollte die Dinge tun, die mir Spaß machen und wollte damit meinen Beitrag leisten. Wo werden die Produkte, die Sie verkaufen – es sind ja über zehntausend – hergestellt?
Wir verfolgen auch hier den Ansatz eines möglichst niedrigen CO2-Fußabdrucks. Das heißt, „local sourcing“ (Beschaffung der Produkte in geografischer Nähe zum Unternehmen. A.d.R.) spielt bei uns eine große Rolle, wobei manchmal die besten Produkte nicht aus der Nähe kommen. Außerdem kommt dazu, dass manche technischen Produkte nur mehr in Asien hergestellt werden. Beispiel LED-Lampen. Diese werden fast ausschließlich in Asien produziert. In so einem Fall ist es wichtig, dass Produ-
Foto: www.memo.de
SÜDTIROL PANORAMA: Sind Sie ein „Öko“?
Jürgen Schmidt: Kein Revoluzzer, aber ein zielstrebiger Unternehmer mit einer klaren Agenda
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TITEL zenten von uns Wie wichtig ist Ihnen Wachstum? geforderte ZertiMir ist Wachstum fizierungen vorinsofern wichweisen können, tig, als dass wir Ein kleiner Teil substituieren wolder Betriebe dort len. Das heißt, wir hat von den Promöchten andeduktionsbedinren – nicht nachgungen her bereits haltig ausgerichteden Standard, den ten Unternehmen wir in Europa auf Jürgen Schmidt - Marktanteile abbreiter Ebene hanehmen. Aber ben. Aber es gibt insgesamt gesehen dort auch schon möchte ich überhaupt kein Wachstum. Spitzenbetriebe, deren Produkte die euEin ganz großer Teil unseres Konsums ropäischen bereits bei weitem übertrefist schlicht überflüssig und trägt nicht fen. Auch weil der Markt dort sehr dyzur Lebensqualität bei. Und ich glaube, namisch ist und alle drei Jahre neue dass das inzwischen viele spüren. So geFabriken gebaut werden. sehen wäre es mir durchaus lieber, wenn Glauben Sie, dass Sie mit Ihren Aufträwir weniger, aber bessere Produkte vergen ein Umdenken in China anstoßen? kaufen würden. Dazu sind wir als Unternehmen zu Wie könnte das funktionieren? klein. Aber sicher, vor sechs Jahren bin Der Umschwung wird einfach komich in Asien noch über Messen gelaufen men, weil mit steigenden Energiekound habe die Hersteller nach FSC-Zersten in den nächsten Jahren viele Dintifikaten für Holzprodukte oder nach eige – unvernünftige Dinge, die wir jetzt ner SA800-Sozialzertifizierung gefragt. noch machen – einfach unbezahlbar Die Leute haben mich dann mit großwerden. Und dadurch wird ganz von en Augen angesehen, wollten aber auch selbst ein Hebel in Bewegung gesetzt. wissen, was das ist und wo man InforDas Problem ist nur, dass wir, wenn mationen darüber bekommt. Heute ist wir einfach warten, bis wir an diesem es so, dass ein immer größerer Anteil Punkt angekommen sind, eine Transder Hersteller über eine dieser Zertiformation unter Schmerzen durchmafizierungen verfügt. Das wird natürchen werden. lich dadurch verstärkt, dass die großen Handelskonzerne, wie Metro oder auch Wie weit werden wir in dieser EntwickRewe-Group, heute wesentlich rigidere lung in zehn Jahren sein? Einkaufsbedingungen haben. Deswegen Ich bin sicher, dass die Geschwindighat sich der Standard wesentlich verbessert, und man kann heute nicht mehr keit zunehmen wird. Einfach weil ich rundherum sehe, wie das Thema ganz Asien oder auch ganz China über Nachhaltigkeit, das Thema Corporate einen Kamm scheren. Auch in China Social Responsability (CSR, Untergibt es die vorbildlichen Unternehmen, nehmerische Gesellschaftsverantworgenauso wie die schwarze Schafe. tung. A.d.R.) gerade auch bei großen Unternehmen ein Top-ManagementVom Schulhofhändler zum Öko-Unternehmer Thema wird. Und weil es kapitalmarktrelevant ist. Will heißen: Wenn Jürgen Schmidt ist Gründer der Memo AG, die ihren Sitz in der Nähe von Würzburg hat. der Kapitalmarkt heute sieht, dass ein Schmidt leitete das Unternehmen über zwanzig Jahre lang, vor wenigen Monaten wechselUnternehmen in diesem Bereich keite er als Vorsitzender in den Aufsichtsrat. Schon in den 80er-Jahren verkaufte der Teenager Schmidt seinen Mitschülern das damals noch mit Argwohn betrachtete, weil schwer beschreibne Perspektive aufzuweisen hat, wird bare Recyclingpapier und besserte so sein Taschengeld auf. Heute beschäftigt die Memo AG es abgewertet. Ratings werden heu127 Mitarbeiter und verfügt über ein Sortiment von 10.000 Büroartikeln, die zu 98 Prozent te schon sehr stark vom CSR, von von öko-zertifizierten Unternehmen hergestellt werden. 2011 betrug der Nettoumsatz des UnNachhaltigkeitskriterien beeinflusst. ternehmens rund 20 Millionen Euro. Jürgen Schmidt war als Vortragender bei den „Tagen der Nachhaltigkeit - think more about“ Deshalb glaube ich, dass die Verändein Brixen zu Gast. Bei diesem vom Terra-Institut und dem Bildungshaus Neustift organisierten rung deutlich schneller vorangehen Kongress, der heuer vom 10. bis 13. Mai zum zweiten Mal stattfand, sollen Wege und Ideen auf◀ wird als zurzeit. gezeigt werden, wie Wirtschaft menschen- und umweltfreundlicher gestaltet werden kann.
„Auch in China gibt es vorbildliche Unternehmen, genauso wie schwarze Schafe“
INTERVIEW: PETER SEEBACHER
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TITEL
Grüner geht immer Die Zahl der energieautarken Kommunen in Südtirol wächst und wächst. Eitel Sonnenschein herrscht dennoch nicht. Und der Weg zum Klimaland ist noch weit.
Foto: Gemeinde Vahrn
Der Schalderer Bach. Ein geplanter Kraftwerksbau wurde nach Protesten von Umweltorganisationen gekippt.
W
ir sind Italienmeister. Von 22 Gemeinden, die von Legambiente als „Comuni 100% Rinnovabili“ geführt werden, befinden sich 16 in Südtirol. Eine schöne Zahl, die noch dazu stetig wächst. Heuer wurden Vahrn und Abtei neu ins Ranking des Umweltbundes aufgenommen, wobei Vahrn zusätzlich auch noch den Preis für den besten Energiemix entgegennehmen konnte. Die Eisacktaler Gemeinde ist energieautark und nutzt zur Gewinnung von Strom und Wärme fünf verschiedene erneuerbare Energiequellen.
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Alles im grünen Bereich also in Südtirol? Ganz so einfach ist es nicht. Denn die umweltfreundliche Energieerzeugung ist nur die eine Seite der Medaille, und auch die hat manchmal Schattenseiten. Die Anforderungen von Legambiente an die Energiegewinnung auf kommunaler Ebene werden regelmäßig erhöht. Neben der Vorgabe der Energieautarkie durch dezentrale Energieerzeugung ist die Kombination möglichst vieler unterschiedlicher, regenerativer Energiequellen dem Umweltbund ein besonderes Anliegen. Die prämierten Gemeinden müssen heute ih-
ren Strom- und Wärmebedarf aus mindestens vier verschiedenen Quellen decken, vor drei Jahren genügten noch zwei unterschiedliche Energiearten. In Frage kommen neben Wasser, Sonne, Wind und Biomasse auch Biogas und Bioöl sowie Erdwärme. Dabei wird streng auf Regionalität geachtet. Palmölkraftwerke, der Import von Brennholz oder das Verbrennen von Hausmüll werden, ebenso wie größere Wasserkraftwerke mit einer Leistung von mehr als drei Megawatt, nicht honoriert. Das Siegel „100 Prozent erneuerbar“ verlangt außerdem, dass die Gemeinden ih-
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TITEL ren Bedarf an Wärme- und Elektroenergie komplett aus eigener Kraft decken, also mindestens gleich viel Energie produzieren, wie die Haushalte im Gemeindegebiet verbrauchen.
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Das Heizwerk der Gemeinde Vahrn produziert mittels Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme aus heimischen Hackschnitzeln.
Gemeinden im Bereich erneuerbare Energien und Legambiente Preisträger 2009, sowie Prad, RES Championsleague Sieger 2010, und Schluderns, im vergangenen Jahr Preisträger der Comuni Rinnovabili. INNERHALB ITALIENS ist Südtirol unbestritten ein Musterland der erneuerbaren Energie. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz gibt allerdings zu bedenken, dass Italien in Europa nicht gerade eine
Foto: Gemeinde Vahrn
Gemeinde gewinnt ihren Strom hauptsächlich aus Solarenergie und über die KraftWärme-Kopplung des vor fünf Jahren in Betrieb genommenen Heizwerkes. Dort wird neben heimischen Hackschnitzeln, je nach saisonalem Bedarf, auch Rapsöl aus Deutschland und zu Spitzenzeiten (vor allem im Winter) auch Erdgas verheizt. Hinzu kommt die Beteiligung an einer kleinen, dem Kloster Neustift gehörenden Wasserkraftanlage in Schalders, sowie einige Sonnenkollektoren in der Größe von insgesamt 40 Quadratmetern. Das Heizwerk verfügt über vier Motoren mit einer Gesamtleistung von knapp 6.500 Kilowatt und versorgt rund 80 Prozent der Haushalte im Gemeindegebiet mit Fernwärme. Nicht angeschlossen wurden lediglich einige abgelegene Höfe in den Fraktionen Spiluck und Schalders. Gleichzeitig mit dem Fernwärmenetz wurde ein Glasfaserkabel verlegt, das zum einen die Fernablesung des Heizwärmeverbrauchs gewährleistet und zum anderen den Nutzern einen Highspeed-Zugang zum Internet ermöglicht. Ein zusätzliches Angebot, in das die Gemeinde 480.000 Euro investiert hat und das nach Aussage von Vizebürgermeister Josef Tauber bei den Bürgern sehr gut ankommt. Tauber war es auch, der Ende März den Umweltpreis in Rom entgegengenommen hat. Er ist immer noch beeindruckt vom Treffen mit Legambientepräsident Cogliati Dezza und Umweltminister Clini. Ständig sei dort von Südtirol als leuchtendem Vorbild die Rede gewesen. „Die können sich vieles, was bei uns längst Standard ist, oft gar nicht vorstellen“, sagt er und meint dabei nicht nur das Klimahaus. Legambiente lobt in ihrem Bericht vor allem das Umweltziel des Landes, bis 2050 den Energiebedarf der Provinz komplett aus erneuerbaren Quellen zu decken. Hervorgehoben wird außerdem, dass sich in sämtlichen Südtiroler Gemeinden Solaranlagen auf den Dächern finden und in 68 von 116 Gemeinden mit Fernwärme geheizt wird. Als Leuchttürme unter den energieautarken Gemeinden gelten Toblach, im vergangenen Jahr Gewinner der RES Champions League, eines Wettbewerbs europäischer
Foto: Gemeinde Vahrn
BEISPIEL VAHRN. Die 4.260-Einwohner-
Vizebürgermeister Josef Tauber freut sich über die Auszeichnung von Legambiente.
Vorreiterrolle in diesem Bereich innehat. „Wir vergleichen uns sonst immer gern mit Österreich oder Deutschland“, sagt Dachverbandsgeschäftsführer Andreas Riedl, „das sollten wir auch beim Thema Energie tun.“ Der Blick gen Norden dämpft die Euphorie ein wenig. Unangefochtener Spitzenreiter in Sachen erneuerbare Energie ist nach wie vor Deutschland. Niemand produziert mehr Strom und Wärme aus Sonne und Wind als die Deutschen. Fast 14 Quadratkilometer an Sonnenkollektoren befinden sich auf deutschen Dächern, hinzu kommen Fotovoltaikanalgen mit einer Leistung von rund 25.000 Megawatt, bei der Windkraft wurden sogar knapp 30.000 Megawatt installiert. Einzig bei der Fläche an Sonnenkollektoren pro Kopf der Bevölkerung landet Deutschland nicht auf Platz eins. Mit mehr als einem halben Quadratmeter pro Einwohner ist Österreich Spitzenreiter, gefolgt von Griechenland. Deutschland belegt Platz drei. Italien schafft es lediglich im Bereich Fotovoltaik aufs Podest. Mit Photovoltaikanlagen von knapp 13.000 Megawatt leistet man zwar nur rund halb so viel wie Deutschland, aber immer noch dreimal mehr als das drittplatzierte Spanien. Positiv zu vermerken ist außerdem, dass die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen derzeit ein enormes Wachstum erfährt. Waren es bei der ersten Ausgabe der „Comuni Rinnovabili“ staatsweit gerade einmal 356 Gemeinden, die in irgendeiner
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TITEL
100 % Rinnovabili Südtirols energieautarke Gemeinden GEMEINDE
SOLARTHERMIE (m2)
Abtei
WINDKRAFT (kW)
WASSERKRAFT (kW)
BIOGAS (kWe)
BIOMASSE (kWe)
75
1.254
–
2.325
115
Bruneck
840
4.996,8
–
4.390
Toblach
1.350
1.298,3
–
1.279
Glurns
–
838,3
1
32
Latsch
53
4.365
–
0
1.260
3.142
–
933
Laas Quelle: Legambiente, Rapporto „Comuni Rinnovabili 2012“
FOTOVOLTAIK (kW)
Welsberg
PFLANZENÖL (kWe)
TOTAL (kWh/Jahr)
–
–
12.640.000
1.500
990
–
66.882.000
132
18.000
–
65.000.000
70
–
50
15.105.026
–
320
–
18.000.000
–
6.500
–
15.262.000
9
1.178,7
–
2.961
100
–
–
19.578.000
1.100
5.722,6
1.200
2.050
570
990
–
14.765.000
Ratschings
43
1.607,9
–
5.255
–
145
50
30.018.800
Rasen Antholz
28
1.860
–
1375
–
910
–
11.280.000
Schlanders
1.563
5.086,8
–
900
–
2.470
–
37.110.026
Schluderns
960
1.332,1
400
306
750
520
–
13.721.000
–
65,1
–
125
–
540
890
13.646.000
Prad am Stilfserjoch
Stilfs Olang
34
1.626,5
–
56
–
688
830
23.667.000
Vahrn
40
3.338,9
–
70
–
1.140
1.050
30.656.000
2.434
2.157,6
20
3.215
–
–
–
58.000.000
Sterzing
Die sechzehn Südtiroler Gemeinden mit dem Siegel „Comuni 100% Rinnovabili“ von Legambiente. In der Gemeinde Prad werden zusätzlich noch 28 kW aus Erdwärme erzeugt.
Form auf erneuerbare Energien setzten, sind es heute, sieben Jahre später, fast 8.000. Inzwischen produzieren 400.000 kleinere und größere Anlagen 26,6 Prozent des italienischen Gesamtverbrauchs an elektrischer Energie. GESTIEGENER VERBRAUCH. Andreas
Riedl hat mit Blick auf den Umweltpreis noch einen weiteren, vielleicht sogar gravierenderen Einwand. Es sei zwar absolut wichtig, von der fossilen und atomaren Energieerzeugung wegzukommen, aber wenn nur auf die Produktion geschaut werde, greife das viel zu kurz. „Wir produzieren heute in Südtirol doppelt so viel sauberen Strom als wir verbrauchen, das ist toll. Früher haben wir allerdings dreimal so viel produziert, als wir gebraucht haben. Ganz einfach, weil der Energieverbrauch in den vergangenen Jahren nicht gesunken, sondern gestiegen ist,“ sagt der Dachverbandschef. Die im März erschienene Energiebilanz des Landesstatistikinstituts Astat gibt ihm Recht. Südtirol produziert heute mit rund 6.000 Gigawattstunden etwa gleich viel Strom wie vor 35 Jahren. Der Verbrauch ist im selben Zeitraum jedoch von zwei- auf dreitausend Gigawattstunden gestiegen. Ver-
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„Was bei uns längst Standard ist, kann man sich im Süden oft gar nicht vorstellen“ Josef Tauber
antwortlich für diesen Anstieg sind vor allem drei Bereiche: Der Dienstleistungssektor (und hier vor allem das Hotel- und Gastgewerbe), die Landwirtschaft und der private Verbrauch. Seit 1977 hat sich der Stromverbrauch im Dienstleistungssektor verfünffacht und in der Landwirtschaft vervierfacht, während sich der Verbrauch der Haushalte verdoppelt hat. Der Energiebedarf des produzierenden Gewerbes ist hingegen leicht gesunken. Bemerkenswert ist auch, dass in Südtirol, anders als auf gesamtstaatlicher Ebene, der Dienstleistungssektor mit 41,5 Prozent der größte Stromkonsument ist, während das produzierende Gewerbe mit gut 33 Prozent nur an zweiter Stelle liegt. Im itali-
enweiten Vergleich ist die Situation genau spiegelverkehrt. Beinahe noch erstaunlicher ist, dass die Südtiroler Bauern mehr als dreimal so viel Energie verbrauchen, als ihre italienischen Kollegen. Solange also der Verbrauch nicht drastisch verringert wird, werden kleine, lokale Energieerzeuger wenig an der negativen Gesamtbilanz ändern. Auch den selbstgesetzten Klimazielen kommt man so nicht näher. Das Vorhaben der Landesregierung, bis 2015 den Energiebedarf zu 75 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken, musste bereits auf 2020 verschoben werden. Derzeit liegt der Anteil an erneuerbarer Energie laut Astat bei knapp 51 Prozent. Ob die für 2050 angepeilten 90 Prozent überhaupt erreicht werden können, scheint aus heutiger Sicht mehr als fraglich. TROTZDEM ODER GERADE DESHALB,
Klimaschutz beginnt im Kleinen, mit dem konkreten Engagement vor Ort. Diese Überzeugung hält Tausende von lokalen Umweltinitiativen am Leben. Und diese Überzeugung steht nicht nur hinter dem Legambiente-Preis für die umweltfreundlichsten Gemeinden Italiens, sie war auch der Gründungsgedanke des Klimabündnisses.
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TITEL
Foto: Gemeinde Vahrn
Die Gemeinde Vahrn mit ihren 4.260 Einwohnern ist über die Jahre fast mit Brixen zusammengewachsen.
In Südtirol haben sich in den Anfangsjahren 87 Gemeinden dem Bündnis angeschlossen, heute weiß kaum noch jemand, worum es beim Klimabündnis überhaupt geht. Wir erinnern uns: Das Bündnis wurde 1990 zwischen den europäischen Gemeinden und den indigenen Völkern der Regenwälder geschlossen, um einerseits die Regenwälder vor Abholzung zu schützen und andererseits die Treibhausgasemissionen der Industriestaaten durch lokales Umweltengagement zu reduzieren. Über einen Jahresbeitrag finanzieren die Mitgliedsgemeinden soziale- und Umweltinitiativen im Amazonasbecken, führen daheim Maßnahmen zur Umweltbildung durch und verpflichten sich, ihre CO2-Emissionen alle fünf Jahre um zehn Prozent zu senken. Allerdings ist diese Verpflichtung freiwillig, ihre Einhaltung wird nicht kontrolliert. In Südtirol wurde das Klimabündnis ursprünglich vom Amt für Luft und Lärm koordiniert, wegen rechtlicher Probleme musste diese Koordinierungsstelle jedoch aufgelöst werden, sodass die Ansprechpartner für die Südtiroler Gemeinden heute in Mailand oder Frankfurt sitzen. Und so ist es ruhig geworden um die Initiative. Einige Gemeinden haben das Klimabündnis wieder verlassen
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„Auch beim Thema Energie sollten wir uns mit Österreich oder Deutschland vergleichen“ Andreas Riedl
und bei vielen anderen ist, außer einem Schild am Dorfeingang, nur noch wenig zu bemerken vom weltumspannenden Umweltgedanken. Johanna Berger, früher beim Amt für Luft und Lärm für das Klimabündnis zuständig, hält die Initiative dennoch nicht für gescheitert. „Das Geld, das über die Mitgliedsbeiträge gesammelt wird“, sagt sie, „bewirkt tatsächlich etwas.“ Und auch die Umweltbildung an den Schulen werde fortgesetzt. Den Nachhaltigkeitsgedanken noch stärker in die Gemeinden tragen, will auch ein neues Südtiroler Projekt mit dem Titel „Management der Nachhaltigkeit von Gemeinden“, das von der Eurac gemein-
sam mit der Gemeinde Naturns erarbeitet wurde. Darin wurden alle für die Nachhaltigkeit wichtigen Indikatoren in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Soziales erhoben. Im Umweltbereich etwa Trinkwasserverbrauch, Landschaftsvielfalt, Energieverbrauch pro Einwohner und Abfallbewirtschaftung. Im Sozialbereich sind es unter anderem Bevölkerungsdichte und Bildungsgrad. Im Wirtschaftsbereich wurden Arbeitslosenrate, Tourismus oder Firmendichte betrachtet. Die Ergebnisse wurden in einem sogenannten Nachhaltigkeitsbericht zusammengefasst und sollen anderen Gemeinden als Leitfaden zur Nachahmung dienen. Allgemeinverbindliche Regeln enthält er nicht. Vielmehr geht es um einen Prozess hin zu „einer Lebensweise und einem Handeln, das nicht zu Lasten zukünftiger Generationen geht“. Dazu braucht es eine neue Denkweise und die Einbindung aller wichtigen Akteure aus Politik, Verwaltung, Gesellschaft und Wirtschaft. Wobei den Gemeinden als kleinster Verwaltungseinheit eine besondere Rolle zukommt. Und genau hier liegt der Sinn von Initiativen wie dem Klimabündnis oder der Comu◀ ni Rinnovabili. ARIANE LÖBERT
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PR-INFO
SEL NACHHALTIGE ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT Die Wasserkraft gilt weltweit als eine der bedeutendsten regenerativen Energiequellen. Sie ist klimaneutral und, was unser alpines Territorium anbelangt, besonders zur Verwertung geeignet.
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n Südtirol wird derzeit, von der Mobilität abgesehen, ein Großteil des Energiebedarfs durch einheimische Ressourcen gedeckt, davon 38,6% durch Wasserkraft. Dank der gebirgigen Topografie unseres Landes und den vorhandenen Niederschlagsmengen eignet sich Wasser ideal für die saubere Energiegewinnung. Langfristig bleibt die Wasserkraft in Südtirol der wichtigste Faktor für die Stromversorgung. Davon lässt sich ableiten, dass diese Energiegewinnung in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gemeinden behutsam
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Südtirol Panorama | Juni 2012
weiter ausgebaut werden soll, soweit dies mit der Umwelt in Einklang gebracht werden kann. Die Umweltverträglichkeit der Verwertung einer Energieressource ist im klima- und umweltbewussten Südtirol von grundlegender Bedeutung. Im Bereich der Ressource Wasser investiert die SEL AG in den kommenden 30 Jahren in Südtirol ca. 450 Millionen Euro an Umweltgeldern. Mit ihren insgesamt 36 Kraftwerken nimmt die SEL AG eine sehr wichtige Position ein, was die Erhaltung und den Ausbau des Standorts Süd-
tirol als Klimaland betrifft. Im Grunde geht es hierbei um einen historischen Auftrag unseres Landes, der sowohl von der Politik, als auch von der Wirtschaft voll wahrgenommen wird. Energie zurück. Die Rückholung der Wasserkraft in Südtiroler Eigentum durch Abkommen der SEL mit den beiden großen italienischen Energiekonzernen Edison im Jahr 2008 und ENEL Produzione im Jahre 2009 hat einen Prozess in die Wege geleitet, in dessen Mittelpunkt die SEL steht. Mit ihrer Mehrheit in den Gesellschaften
PR-INFO
Foto: Archiv SEL AG
Fischtreppe am Eisack - HydrosKraftwerk Barbian-Waidbruck
Daten & Fakten BETRIEBSDATEN Anzahl Wasserkraftwerke (2012) Anzahl Fernheizkraftwerke (2012) Stromkunden (2012) Gaskunden (2011) Fernwärmekunden (2011) Netzkunden (2011) Anzahl Mitarbeiter SEL-Gruppe (2012)
36 4 8.758 32.861 1.637 ca. 90.000 412
FINANZDATEN Konsolidierter Umsatz (2010) Investitionen in Infrastruktur SELGASNET GMBH (2002-2010) Investitionen in Infrastruktur SELGASNET GMBH (geplant 2011-2013) Investitionen in Umweltpläne (30 Jahre)
272,2 Mio € 26,6 Mio € ca. 50 Mio € 450 Mio €
Hydros GmbH und SE Hydropower GmbH ist die SEL AG zum größten Produzenten von Elektroenergie aus Südtiroler Wasserkraft geworden. Der durch Wasserkraft erzeugte Strom der SEL AG wird als „grüne Energie“ zertifiziert und als „Green Energy“ an die Kunden weitergegeben. Im Mittelpunkt steht hierbei die Garantie, dass Südtirols Wasserkraftwerke, die von der SEL AG zusammen mit Partnern geführt werden, saubere, umweltfreundliche und C02-freie elektrische Energie erzeugen. Die Zertifikate stellen einen hohen ökologischen, aber auch einen wirtschaftlichen Mehrwert dar. Sie weisen Südtirol einmal mehr als ein Land aus, das seinen Beitrag in Sachen Umwelt, Nachhaltigkeit und Zukunft leistet. Regionen und Unternehmen, die nachweislich CO2-frei produzierten Strom verbrauchen, genießen wachsendes Ansehen. Eine vermehrte Nachfrage nach ihren Erzeugnissen seitens umweltbewusster Kunden ist nur eine von mehreren positiven Folgen. Der Nachweis der Verwendung von „grüner Energie“ bringt den heimischen Betrieben einen weiteren direkten Wettbewerbsvorteil durch die Erfüllung der Standards, die zur Erlangung der verschiedenen EU-Umweltzeichen verlangt werden. Diese Standards sind vor allem für die Landwirtschaft und für den Tourismus besonders wichtig. Daneben setzt die SEL AG mit ihren vier Fernheizwerken in Bozen, Klausen, Schlanders und Sexten auch auf Fernwärme, eine weitere effiziente Nutzung heimischer Energieressourcen, welche die Umwelt schonen. Ein weiterer Tätigkeitsbereich der SEL AG liegt im Gasbereich. Mit ihrer Tochtergesellschaft, der SELGASNET AG, werden 57 Gemeinden mit Erdgas versorgt. Langfristig bleibt eine möglichst hohe Versorgung Südtirols durch einheimische Energieressourcen primäres Ziel der SEL AG. Die gesetzliche Lage hierfür ist günstig. Autonome Befugnisse versetzen das Land und die SEL als Landesenergiegesellschaft in die Lage, neben der traditionellen Wasserkraft weitere Förderungen zu bieten und Initiativen im Energiebereich zu realisieren. Man denkt dabei besonders an die Bereiche Fotovoltaik, Windkraft und ❧ E-Mobilität.
infobox
SEL AG Kanonikus-Michael-Gamper Str. 9 39100 Bozen Tel. 0471 060 700 info@sel.bz.it www.sel.bz.it
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UNTERNEHMER & MÄRKTE
„Was darf es sein, Frau Röhler? Seit dem Tod ihres Bruders führt Heidi Röhler das Familienunternehmen Kälte Klima Röhler. Bei Spargel und Weißwein erzählt sie von ihrem persönlichen Rollenwechsel – von der Mitarbeiterin hin zur Geschäftsführerin. Und verrät bei Crème brulée ihre heimlichen Leidenschaften.
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Zweimal in der Woche lässt die junge Firmenchefin das Mittagessen trotzdem sausen und bleibt am Schreibtisch sitzen. Sie mag die Stille im Büro, ihre zwei Kinder sind gut versorgt, so dass sie bis vier Uhr nachmittag durcharbeiten kann. „Ich bin keine typische Mami, die rund um die Uhr bei ihren Kindern sein muss“, sagt sie. Mit dem Kopf sei sie ständig bei der Arbeit. „Meine Kinder kennen mich, sie verstehen das.“ Umgebung und Atmosphäre des Restaurants sind angenehm, das reizt zum Erzählen. Zehn Jahre lang arbeitete Röhler bei einem Wirtschaftsberater in Bozen, ihr dortiger Erkenntnisgewinn war: Sich nur ja nie als Freiberuflerin durchschlagen müssen! Nebenbei widmete sie sich der Buchhaltung von KKR. Im Jahr 1994 hatte ihr Bruder Klaus die Kälteanlagenbau-Firma gegründet, ein Jahr später stieg auch der jüngere Bruder Hans-Joachim, kurz Hansi, ein. Mit den Jahren ist das
LOCATION Foto: Alexander Alber
esser kann man nicht sitzen: In einem lauschigen Gastgarten, unter einem schattigen Baum. Wir sind im Sparerhof in Vilpian, es ist Spargelzeit und angenehm ruhig. Gut so. Heidi Röhler hat das Restaurant ausgesucht, weil sie es gut kennt. Es war ihr wichtig, erzählt sie, sich für dieses Essen in dem Dorf zu treffen, wo sie lebt. Sie trägt ein farbiges Sommerkleid und hat ein einnehmendes, offenes Lächeln. Die 39-Jährige gehört zu jenen Menschen, die von sich sagen, im Moment zu leben. „Besonders lange im Voraus planen bringt nichts“, meint sie. „Es ist besser, das Leben auf sich zukommen zu lassen. Man ist dann nicht ganz so überrascht, wenn es mal wieder völlig anders kommt.“ Im Leben von Heidi Röhler gab es viele Einschnitte, der jüngste war der Tod ihres Bruders, des Geschäftsführers vom Familienunternehmen Kälte Klima Röhler (KKR). Plötzlich war der Gründer und Chef des Unternehmens weg, und Heidi Röhler tauschte von einem Tag auf den anderen ihren Stuhl als halbtags mitarbeitende Gesellschafterin mit jenem der geschäftsführenden Gesellschafterin. Wir unterbrechen das Gespräch, um zu bestellen. Die Karte ist übersichtlich, es gibt eine eigene Spargelkarte. Röhler wählt Steinbuttfilet an Spargel Margarethe mit Spinat und neuen Kartoffeln, ich Spargel mit geschmolzener Butter, Parmesan und neuen Kartoffeln. Dazu einen Spargelwein. Heidi Röhler ist eine grazile Frau, die dennoch gerne isst. Sie sei eine „Allesesserin“ sagt sie, grinst und gesteht, sie esse meistens sogar mehr als ihr Mann. Sie genieße es, bei all den vielen irdischen Genüssen doch noch die Form wahren zu können.
Authentisch Der „Sparerhof“ in Vilpian bietet Spargelgerichte vom Feinsten.
Unternehmen stetig gewachsen, irgendwann meinten die Brüder, sie könnte doch in Vollzeit bei ihnen arbeiten – im Sinne eines richtigen Familienbetriebes. Rund zehn Jahre sind seitdem schon wieder vergangen, aus Heidi Röhler ist das geworden, was sie nie wollte: eine selbständige Unternehmerin. Sie erzählt davon mit einem Lachen, man spürt, wie sehr ihr die Arbeit gefällt. Sie spricht von einer „spannenden und schwierigen Zeit“, davon, wie sehr sie Herausforderungen mag – auch wenn der Alltag manchmal „zermürbend“ ist. „Ich versuche mein Bestes. Mehr kann ich nicht geben.“ UNSER ESSEN KOMMT. Gute Geschäfts-
leute vermögen gleichzeitig zu reden und zu essen. Das Gespräch mäandert an Weißwein und Spargel weiter. Ihren ersten Wendepunkt im Leben erlebte Heidi Röhler als Zwölfjährige. Da packte ihr Vater ihre Mutter, die zwei Söhne und zwei Töchter zusammen und kehrte seiner bayerischen Heimat den Rücken und zog in sein Traumland Südtirol. „Er hat Zigeunerblut in seinen Adern“. erzählt Heidi Röhler, die gebürtige Münchnerin. Ihr Vater hat sich als selbständiger Kältetechniker bald einen Namen gemacht, Sohn Klaus ging bei ihm in die Lehre – bis er seine eigene Firma KKR gründete. Wie würden Sie Ihren Führungsstil umschreiben, Frau Röhler? Die Antwort kommt prompt: Die Röhlers, sagt die Unternehmerin, seien alle „ein bisschen eigen“: „Sie arbeiten effizient und sind dabei freundlich und kollegial, Probleme werden gemeinschaftlich ausgeredet.“ Als bei ihrem Bruder vor zwei Jahren Krebs diagnostiziert wurde, sei man sich einig gewesen, den Betrieb weiterzuführen und zu erhalten. Für Heidi Röhler als neue Che-
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UNTERNEHMER & MÄRKTE
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KKR-Geschäftsführerin Heidi Röhler: Es geht tatsächlich. Reden und Essen. Gleichzeitig.
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UNTERNEHMER & MÄRKTE
Kälte Klima Röhler - KKR Das Unternehmen wurde 1994 von Klaus Röhler gegründet. Sein Vater, Kältetechnicker von Beruf, war Jahre vorher mit der Familie von München nach Südtirol gezogen. Bei ihm war Klaus Röhler in die Lehre gegangen, bevor er sich selbständig machte. Kurz darauf trat sein Bruder Hans-Joachim, und später seine Schwester Heidi in das Unternehmen ein. „Kälte ist für uns heiße Leidenschaft“, ist eines ihrer Mottos. Heute beschäftigt die Firma 17 Mitarbeiter, ist spezialisiert für Kälte- und Klimatechnik und beliefert Gärtnereien, Supermärkte, Labors und Kellereien im ganzen Land sowie im Trentino. 2010 verzeichnete KKR einen Umsatz von 3.256.263 Euro, bei einem Gewinn von 113.415 Euro. Nach dem Tod von Klaus Röhler am 26. Februar wurde Heidi Röhler zur Präsidentin der Gesellschaft, der Bruder zu ihrem Stellvertreter.
von da an jeden Tag zur Arbeit nach Bozen gefahren. Nach zwei Jahren siedelten sie der Arbeit ihres Mannes wegen nach Vilpian, das erste Kind mit im Gepäck. Sieben Jahre sind seitdem vergangen, heute sagt Röhler, sich als „richtige Vilpianerin“ zu fühlen. Deshalb sitzen wir jetzt im Sparerhof. KOMISCH. Die Spargel sind weg, der
Steinbutt freilich auch. Der ganze Teller ist leer. Der Wirt kommt vorbei. „Nachtisch geht immer“, sagt Heidi Röhler und bestellt eine Crème brulée mit BourbonVanille. Bei der Firmenchefin und zweifachen Mutter kehrt Ruhe ein, wenn die Kinder im Bett sind. Oder früh morgens, wenn sie gegen halb sechs Uhr mit einigen Freundinnen durch Vilpianer Wiesen und Felder walkt – im Winter mit einer Stirnlampe auf dem Kopf. Sie nennen sich deshalb auch „Die Glühwürmchen von Vilpian“. Zweimal die Woche machen sie das, ohne Pardon, nun schon seit zwei Jahren. Und wenn das immer noch nicht reicht,
springt sie einmal die Woche abends noch in das Becken des Meraner Hallenbades. Schwimmkurs ist dann angesagt. Heidi Röhlers Zeitmanagement ist erstaunlich. Seit einiger Zeit besucht sie auch Unternehmerzirkel, das sind Treffen von Familienbetrieben. Alle zwei Monate trifft man sich in einem jeweils anderen Familienbetrieb, bespricht dort mit „Gleichgesinnten“ Themen und Ideen. „Man redet über Dinge, für die man sich im Alltagstrott oft nicht Zeit nimmt“, erzählt sie. „Diese Treffen geben mir sehr viel.“ Mit dem Tod ihres Bruders Ende Februar hat sich ihr Leben völlig verändert. Sie weiß, er lebt im Unternehmen weiter. Im vergangenen Jahr wurde die Firma beim Wettbewerb „Bester Arbeitgeber Südtirols“ ausgezeichnet, im Moment steckt man noch im Prozess der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems. Heidi Röhlers Motto: Einfach machen und nicht immer alles zerreden. „Dann kann auch viel Tolles entstehen.“ So wie Ende März, als sie gemeinsam mit Bruder, Mann und einigen anderen mitten in Bozen die „Free Hugs“-Aktion (kostenlose Umarmung) durchführte – in Erinnerung an ihren verstorbenen Bruder. Der Sinn hinter dieser Kampagne: zwischenmenschliche Kontakte fördern und mehr Liebe in die Welt bringen. Also stellten sich Röhler & Co. mit Schildern mit der Aufschrift „Free Hugs“ auf den Kornplatz. Jeder, der sie sah und stehen blieb, bekam eine Umarmung. „Einige waren sehr skeptisch, andere ganz locker“, erzählt Röhler und grinst. „Aber es war ein tolles Gefühl.“ Wir trinken noch einen Kaffee. Haben wir auch nur einen Moment geschwiegen? Es geht tatsächlich. Reden und essen. Gleichzeitig. Ohne dass man es merkt. ◀ ALEXANDRA ASCHBACHER
Foto: Alexander Alber
fin war von da an vor allem eines wichtig: „Zu wissen, dass die Mitarbeiter hinter mir stehen. Und das tun sie.“ Der Glaube, sagt sie, helfe ihr sehr. Jeden Sonntag besuchen ihre Familie und sie den Gottesdienst der Evangelischen Freikirche in Meran. Sie war nie eine eifrige „Kirchgängerin“, aber die Art und Weise, wie dort die Messe gefeiert wird, gefalle ihr. Sie glaubt fest daran, dass „das, was wir hier erledigen, nach dem Tod noch weiter geht“. Das helfe ihr, mit dem Tod lieber Menschen leichter zurechtzukommen. Vor einigen Jahren ist ihre Mutter einem Krebsleiden erlegen, nun also ihr Bruder. „Nichts passiert umsonst“, sagt sie. „So spielt nun einmal das Leben.“ Heidi Röhler ist kein Kind von Traurigkeit. Sie ist offen für Neues, geht unbeschwert auf Menschen zu. Früher wollte sie immer als Angestellte auf einer Messe arbeiten. Während ihrer Urlaube beim Wirtschaftsberater hat sie das auch für einige Zeit gemacht – für die Südtiroler Marketinggesellschaft oder den Hotelierund Gastwirteverband. Bei der Messe Bozen war sie immer der Messeclown für die Kinder: Auf Rollerblades und im Clownkostüm fuhr sie dann immer durch das Messegelände, mit einem Topf voller Süßigkeiten, und unterhielt die Kinder. „Zum trockenen Beruf der Buchhalterin habe ich diesen Ausgleich gebraucht, es hat mir gut getan“, sagt sie und widmet sich wieder ihrem Steinbuttfilet. Die Spargel schmecken köstlich, der Wein ist aromatisch. Röhler kommt auf ihre Messezeit zurück. Einmal sollte der Zufall schließlich Schicksal spielen: Auf einer Messe in Köln lernte sie ihren jetzigen Mann kennen, einen Bozner, der eben diese Messe besuchte. Liebe auf den ersten Blick? „Fast, ja“, sagt sie und lächelt. Wenig später ist sie für eben diese Liebe nach Bruneck gezogen und ist
Sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch: Steinbuttfilet an Spargel Margarethe, Spinat und neue Kartoffeln
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„Nachtisch geht immer“, sagt Heidi Röhler: Crème brulée mit Bourbon-Vanille
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Das Wirtschaftsmagazin
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SPIELWIESE ARCHITEKTUR So bunt wird in Südtirol gebaut
t z t Je zeige n ! A n e e r r e h I ervi ss: res igenschl0u 12 Unsere Themen im Juli:
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• Die Wirtschaftskraft der KMU • Plus: Südtirols Wirtschaftslenker
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GELD & FINANZEN
Foto: Quadriga Communication
George Soros, 81, bei der Buchvorstellung in Berlin: „Ich würde die jetzige Situation dazu nutzen, um mit dem Klimaschutz ernst zu machen“
Soziale Heuschrecke George Soros, 81, ist Spekulant, Wohltäter und Buchautor in einem. Der amerikanische Multimilliardär glaubt nun, ein Rezept gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise gefunden zu haben. Südtirol Panorama hat Soros in Berlin getroffen.
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as ist also der Mann, der die englische Notenbank geknackt hat: schlohweißes Haar, dicke Tränensäcke unter blauen Augen, dazu ein dunkelblauer Anzug mit Blümchenkrawatte. George Soros, 81, hat schon glücklichere Tage erlebt. Zurzeit duelliert er sich mit seiner um 53 Jahre jüngeren Ex-Lebensgefährtin vor Gericht, ob er sie geschlagen hat oder nicht. Dafür verlangt sie von ihm 38 Millionen Euro. Für George Soros ist so eine Summe ein besseres Taschengeld. Laut dem US-Magazin Forbes gehört er mit einem Vermögen von umgerechnet 17 Milliarden Euro zu den zehn reichsten Amerikanern. Soros möchte aber nicht zahlen, er wehrt sich, hat Angst um den Mythos, der ihn
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umgibt. Es war im September 1992, als er gegen das britische Pfund wettete – und gewann. Er hatte das Pfund als überbewertet angesehen und geliehene Pfund in Deutsche Mark und französische Francs umgetauscht. Damit verdiente er auf einen Schlag eine Milliarde Dollar und gilt seither als Investor-Legende. Auch weil die englische Notenbank daraufhin das Pfund aus dem europäischen Wechselkursmechanismus nehmen und abwerten musste. NACH BERLIN ist Soros aber nicht gekom-
men, um über diese alten Geschichten zu plauschen. Er ist hier, um sein neues Buch vorzustellen: „Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika“. Darin sind seine Artikel, die er
von Zeit zu Zeit in verschiedenen Wirtschaftsblättern veröffentlicht, aus den Jahren seit 2008 versammelt. Daran lässt sich gut ablesen, wie die Krise bisher verlaufen ist und wie sich die Schwerpunkte verschoben haben. So steht beispielsweise über die von ihm entwickelte Reflexivitätstheorie zu lesen: „Laut meiner Theorie streben die Preise an Finanzmärkten nicht unbedingt einem Gleichgewicht zu. Sie spiegeln nicht nur passiv die fundamentalen Bedingungen von Angebot und Nachfrage wider, sondern beeinflussen auf mehrere Arten die Fundamentaldaten, die sie angeblich widerspiegeln.“ Die Finanzmärkte führen also die Realwirtschaft unter Umständen weit vom Gleichgewicht weg. Durch die
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GELD & FINANZEN derzeitige globale Wirtschafts- und Finanzkrise sieht Soros seine Theorie voll und ganz bestätigt. Sie sei nicht von den realen Märkten, sondern eben von den Finanzmärkten ausgelöst worden. Für seine Theorie sprechen die Volumen hinter den Märkten: Während das weltweite Bruttoinlandsprodukt 2011 bei rund 55.000 Milliarden Euro lag, übersteigen die auf den Finanzmärkten hinund hergeschobenen Summen diesen Wert um das Dreißigfache. Dass diese Unsumme an Spielgeld Einfluss auf die Realwirtschaft nimmt, erscheint da nur logisch.
kern, Banken, Aufsichtsbehörden und sogar seinesgleichen ins Gericht. Er fordert, dass die Finanzmärkte wieder strengeren Regeln unterworfen werden; er bemängelt, dass die Kontrollen der Aufsichtsbehörden oft zu lasch seien; er prangert vor allem Investmentbanken an, die immer wieder neue Produkte erfinden, ohne sich um die Folgen zu kümmern, und er hält die Maßnahmen der Politiker, allen voran der deutschen Kanzlerin Merkel, für halbherzig und zu fehlerhaft. „Der von Deutschland vorangetriebene Fiskalpakt treibt Europa in eine deflationäre Todesspirale“, sagt Soros (Deflation: die Preise von Waren und Dienstleistungen gehen zurück). Er meint damit vor allem die südlichen Euro-Länder Griechenland, Italien, Spanien und Portugal.
Von der Hypothek zum Wertpapier
Foto: Bundesministerium für Finanzen
GEORGE SOROS GEHT HART mit Politi-
Die Entstehung der Finanzkrise
„Mario Monti betreibt eine gute Politik, Italien ist auf dem richtigen Weg.“ George Soros
Soros Weissagungen für die Zukunft George Soros hält die Zeiten billiger Kredite und großer Wachstumsraten für beendet – zumindest in Westeuropa und Nordamerika. Die Menschen könnten aufgrund der drückenden Schuldenlasten der Staaten nicht mehr so viel und so unbeschwert konsumieren wie früher, das werde „ein langwieriger, schmerzhafter Prozess“. Weiters sieht Soros die Inflation wiederkehren, die in den vergangenen Jahren tief gehalten worden ist. Inflation wird dadurch ausgelöst, dass mehr Geld im Umlauf ist, als eigentlich Werte vorhanden sind. Dadurch verringert sich der Geldwert, die Menschen werden eines Teiles ihrer Kaufkraft beraubt. Doch die Industriestaaten hätten eigentlich keine andere Wahl, sagt Soros, denn sonst komme es zu einer großen Depression, also zu einem Wirtschaftsschwund. Da sei eine Phase der Stagflation das geringere Übel. Stagflation nennt man das Miteinander schwachen Wachstums und hoher Teuerung. Die Inflation ist für Soros „ein Luxusproblem im Vergleich zu einer Depression“. Denn eine Depression würde seiner Ansicht nach in „ein globales Chaos“ münden, das es unter allen Umständen zu vermeiden gelte. Durch die erhöhte Geldmenge werde die Wirtschaft wieder angekurbelt, sagt Soros. Und sobald sie wieder laufe, müssen die Behörden die überschüssige Geldmenge rasch wieder aus dem Kreislauf nehmen. Dann habe die Weltwirtschaft gute Chancen, wieder in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen. George Soros sagt außerdem: China wird schon bald zur Weltmacht auf Augenhöhe der USA aufsteigen. Und er warnt: „Die Entstehung einer neuen Weltmacht ist ein sehr gefährlicher Vorgang. Zweimal entwickelte sich daraus ein Weltkrieg, in dem die aufstrebende Macht geschlagen wurde.“ Damit es nicht soweit kommt, müssten sowohl der Westen als auch China Zugeständnisse machen. „Das wird für keine Seite einfach.“
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Sie würden durch Sparauflagen und hohe Zinsen dauerhaft geschwächt, während wettbewerbsfähige Staaten wie Deutschland davon profitieren. Dies könne das Aus für die Euro-Zone sein. Um das zu verhindern, müsse es Geldtransfers von reichen zu ärmeren Euro-Ländern geben. Sprich etwa von Deutschland nach Italien. Soros versteht zwar, dass Deutschland nicht der Zahlmeister Europas sein wolle, doch „keine Währungsunion kann ohne Finanztransfers und gegenseitige Garantien funktionieren“. Auf Nachfrage von Südtirol Panorma sagt George Soros, dass Italien jetzt auf dem richtigen Weg sei: „Regierungschef Mario Monti betreibt eine gute Politik.“ Er schnürt umfangreiche Spar- und Wachstumspakete, dadurch sichere er sich die Zustimmung von Politikern, Wirtschaftstreibenden und Arbeitnehmern. Trotzdem könnte das alles zu wenig sein, denn laut Soros „steuert die Euro-Zone auf eine Tragödie historischen Ausmaßes zu“. Um das zu verhindern, präsentiert er eine Reihe von Lösungsvorschlägen (siehe Kasten auf der nächsten Seite). Der mündige Leser könnte an dieser Stelle fragen: Wie kann ein Mann Lösungen vorschlagen, der möglicherweise durch sein eigenes Tun das Problem mitausgelöst hat? Denn wenn ein George Soros gegen Getreide- oder Ölpreise wettet, folgen ihm viele Anleger. Den Schaden haben dann jene Menschen, die sich diese Nah-
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KOMMENTAR VON THOMAS AMONN
UNHAPPY END Die griechische Schuldenkrise ist ein Fortsetzungsroman, von dem man von vornherein weiß: Die Geschichte wird schlecht enden. Was bisher geschah: Im Februar genehmigte die so genannte „Troika“ (EU – Europäische Zentralbank – Internationaler Währungsfonds) ein Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro als Basis für die Restrukturierung der Staatsschulden von 208 Milliarden Euro, mit einem Verlust von 53,5% für die privaten Gläubiger. Am 8. Mai griechische Nationalwahlen: 70% der Stimmen gingen an Parteien, welche das mit der Troika vereinbarte Austeritätsprogramm ablehnen. Für Juni wurden Neuwahlen angesetzt – soweit der aktuelle Stand. Im EU-Ausland mehren sich jetzt die Stimmen, die für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone plädieren. In Kauf zu nehmen wären ein Absturz der neu eingeführten Drachme, Zusammenbruch von Zahlungsverkehr und Banken, Insolvenz des Staates und neuer Schuldenschnitt. Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende – das Risiko wäre allerdings hoch, denn sobald Griechenland aus dem Euro fliegt, wird es an den Finanzmärkten heißen „who’s next“: Portugal? Spanien? Italien? Eine Angstspirale würde die Staatsanleihen dieser Länder unplatzierbar machen, die inländischen Anleger würden ihre Euro ins Ausland verschieben, Banken wie Staaten Südeuropas wären insolvent, und die Eurozone würde auseinanderbrechen. Wie groß ist diese Gefahr wirklich? Europa wird nicht mehr unvorbereitet getroffen wie vor einem Jahr: Es besteht ein 500 Milliarden Euro schwerer Rettungsfonds, und die Europäische Zentralbank könnte den Aufkauf von Staatsanleihen wieder aufnehmen. Auch die Einführung einer eurozonenweiten Einlagensicherung ist im Gespräch. Können wir uns also darauf einstellen, dass es im Juni in Athen zum großen Knall kommt? Gewinnen wieder die griechischen Nein-Parteien, wird die „Troika“ wohl nicht sofort den Stecker ziehen, sondern mit die Hilfsgelder für die Bedienung der restrukturierten Schulden reservieren; da das griechische Budget bereits vor Zinsaufwand deutlich negativ ist, werden auch die Nein-Parteien um Austeritätsmaßnahmen nicht herumkommen. Gewinnen die griechischen Ja-Parteien, werden sie die von der Troika auferlegte Rosskur umzusetzen versuchen. Die Crux jedes Austeritätsansatzes bleibt jedoch seine Undurchführbarkeit – seit Ausbruch der Krise ist die hellenische Wirtschaft um 18% geschrumpft, mit weiterhin negativer Tendenz. Das traurige Schlusskapitel steht schon fest: Griechenland wird aus der Eurozone austreten.
„Mir liegt das Gemeinwohl am Herzen, nicht mein eigenes.“ George Soros
rung oder diese Energie nicht mehr leisten können. Soros spricht von einer „falschen Anklage“. Er spiele nämlich immer nach den Regeln, die er stets zu verbessern suche. In einem Spiegel-Interview sagte er einmal: „Ich fordere eine Regeländerung, auch wenn ich davon persönlich nicht profitiere. Mir liegt das Gemeinwohl am Herzen, nicht mein eigenes.“ Vor diesem Hintergrund finanzierte er bereits vor über 30 Jahren schwarze Studenten in Südafrika, er förderte demokratische Strukturen in seinem Herkunftsland Ungarn und unterstützte die berufliche Emanzipation von Frauen in Armenien. Seine Stiftungen umspannen mittlerweile den halben Erdball: Jährlich gibt George Soros rund 350 Millionen Euro aus, um das Stiftungsräderwerk in mehr als sechzig Ländern am Laufen zu halten. Das Wirtschaftsblatt Financial Times Deutschland betitelt Soros ob seiner zwiespältigen Haltung als „soziale Heuschrecke“. Einerseits engagiert er sich stark für jene, denen es nicht so gut geht wie ihm. Und andererseits nützt er jeden Spielraum auf den Märkten aus, um wie eine Heuschrecke über fette Beute herzufallen. Das bescherte ihm während der Asien-Krise 1997 den Vorwurf des malaysischen Ministerpräsidenten, ein „ökonomischer Kriegsverbrecher“ zu sein. Dabei lehnt George Soros Kriege und totalitäre Systeme kategorisch ab. Schließlich stammt er aus einer jüdischen Familie und musste 1944 in Budapest vor den Nazis flüchten. Das führte ihn zunächst nach England und später in die USA, wo er in den Sechzigerjahren rasch zu den Pionieren der Hedgefonds-Branche (Hedgefonds: Geldanlage mit spekulativer Anlagestrategie) aufstieg. Dieser George Soros, den wir in Berlin treffen, ist ein Mann mit vielen Gesichtern. In seiner Kindheit, sagte er der Süddeutschen Zeitung, habe er „messia-
Soros Lösungsvorschläge für die Krise ▶ Staaten, vor allem Industrienationen und Schwellenländer, müssen zusammenarbeiten, statt skrupellos miteinander zu konkurrieren. ▶ Weniger entwickelte Länder sollen verstärkt Geld (Sonderziehungsrechte) vom Internationalen Währungsfonds IWF erhalten; dadurch würde der IWF gestärkt, die internationale Zusammenarbeit gefördert und die Gefahr von Staatsbankrotten vermindert. ▶ Banken und Finanzmärkte müssen international reguliert werden. Schließlich haben Staaten, wie zum Beispiel Großbritannien, die laschen Kontrollen genutzt, um ihre Finanzindustrie hochzuzüchten und international an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen. Dadurch wurde die Stadt London seit den Neunzigerjahren zu einem der bevorzugten Standorte der Investmentbranche. Es gilt: Die Nation mit der geringsten Regulierung setzt die Standards. Eine Welt-Behörde soll dieser zunehmenden Deregulierung Einhalt gebieten. ▶ Immobilienkredite sollen künftig nach dem sogenannten Dänischen Modell vergeben werden. Bei diesem Modell bleibt das Kreditrisiko beim Kreditvermittler. Er muss für ausbleibende Zahlungen aufkommen. ▶ Alternative Energiequellen müssen ausgebaut werden. Erstens könne man damit den Klimawandel eindämmen. Und zweitens werde der Westen damit unabhängiger von den erdölexportierenden Ländern und Russland. Damit Europa sich nicht völlig in die Hand von Russland und seiner Gasvorkommen begibt, schlägt Soros eine europaweite Regulierungsbehörde und Netzinfrastruktur vor. Sonst könne Russland ein Land gegen das andere ausspielen – und einfach den Gashahn zudrehen. ▶ Europa braucht eine einheitliche Finanzpolitik und ein gemeinsames Finanzministerium. Nur so könne man der Finanz- und Währungskrise langfristig Herr werden. ▶ Ins Trudeln geratene Euro-Staaten wie Italien, Spanien und Portugal sollen kurzfristige Schatzanleihen ausgeben. Für das Risiko haften müssten im Gegenzug die Europäische Zentralbank (EZB) und der Rettungsschirm EFSF. Damit seien diese Staaten in der Lage, kurzfristig zu billigem Geld zu kommen – ohne dass die EZB den Staaten Geld leiht oder neues Geld druckt.
nische Phantasien“ gehabt und große Pläne geschmiedet. Und dabei blieb es nicht, sagt Soros wenig bescheiden: „Ich habe das Privileg, dass ich einige dieser Phantasien tatsächlich ausleben konnte.“ ◀ KARL HINTERWALDNER
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GELD & FINANZEN
KOLUMNE
Occupy – nur Spinner? Warum nicht wir die Reichen sind: Wir haben einen zu guten Charakter.
MAX OTTE ist Professor für allgemeine und internationale Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms und Professor für Unternehmensanalyse und -diagnose an der Karl-FranzensUniversität Graz.
ENTWICKLUNG DER EINKOMMEN IN DEN USA 1979-2007 DOLLAR 1.250.000 1.000.000 750.000 500.000 250.000 50.000 UNTERE 80 % 0 1979
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AM 16. MAI wurde die nicht genehmigte Demonstration von Occupy vor dem Frankfurter Römer und die Zeltstadt vor der Europäischen Zentralbank durch die Polizei geräumt – friedlich, wie ich las. Dennoch wird es für einige der Weggetragenen sicherlich nicht ohne Schmerzen passiert sein. Bis auf eine wurden alle Demonstrationen von der Frankfurter Verwaltung untersagt (Begründung: Gefahr von Gewalt). Das ist schon sehr an den Haaren herbeigezogen! Hier ging es um Demonstrationen zu einem legitimen politischen Anliegen. Man hätte ja die Banken selber zu demonstrationsfreien Zonen erklären können, um Blockade- und Sabotageakte zu vermeiden. Aber alles absagen? Einfach so? Die Demokratie ist nicht in Gefahr, sie ist teilweise schon abgeschafft. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich nicht dabei sein und für die kläglichen Reste unserer Demokratie kämpfen konnte. Ich habe meine Kinder für ein langes Wochenende bei mir, und die gehen in meiner Situation – ich lebe getrennt - vor. Für die Demo sind sie mit 7 und 8 Jahren noch etwas zu jung. Sicherlich sind auch bei Occupy einige Spinner, Berufsdemonstranten und Chaoten. Die friedliche Natur der Proteste zeigt aber, dass sie in der verschwindenden Minderheit sind. Deswegen hat die Bewegung dennoch legitime Anliegen: aufzuzeigen, wie Bürgerinnen und Bürger mittlerweile durch die Finanzoligarchie – eine kleine, privilegierte Kaste – nach Strich und Faden ausgenommen werden. Mittlerweile kontrolliert ein Prozent der amerikanischen Bevölkerung nahezu die Hälfte des Volksvermögens. Die Einkommen sind in den letzten 30 Jahren massiv auseinandergedriftet. In Europa sieht es nicht viel anders aus.
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Investmentbanken und Superreiche haben über den Lobbyismus und vorauseilenden Gehorsam die Politik in der Hand. Ich rede hier nicht von Unternehmern, die ihre Vermögen auf ehrliche Art erworben haben. Dazu zähle ich mich selber. Aber die Spekulationswirtschaft ist ausgeufert. Selbst Francois Hollande wagt sich nicht an einen entscheidenden Schritt zur Beteiligung der Finanzbranche am selbst angerichteten Schaden in Europa heran: den umfassenden Schuldenschnitt. In Griechenland gibt man Deutschland die Schuld. In Deutschland besteht man auf einem Sparkurs (der aber in dieser Form unsinnig ist). In Italien ist eine technokratische Regierung an der Macht, die auch wenig vorzuweisen hat. Spanien spart sich gerade in die Katastrophe hinein. Dabei haben sich die europäischen Länder insgesamt nach Einführung des Euro in eine schwierige Situation manövriert. Meine Nerven werden durch die neuerliche Kurskorrektur an den europäischen Börsen noch auf eine zweite Weise strapaziert. Hier zeigt sich nicht Europas wirtschaftliche, sondern seine politische Schwäche. Der italienische Aktienmarkt wird mittlerweile an den Börsen nur noch mit einem Drittel des bilanziellen Eigenkapitals der Unternehmen gehandelt. Grotesk! Europäische Aktien sind eine gute Anlageklasse. Die Investments werden sich auszahlen. Aber wir wissen nicht, wann. Das macht das Durchhalten so enorm schwer. Vergessen Sie aber nicht, fünf bis zehn Prozent Ihres flüssigen Vermögens in Gold anzulegen. Im Falle eines Falles werden Sie sich über diese Versicherung freuen. Wir lesen uns! Ihr Prof. Dr. Max Otte
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PR-INFO
Den Alltag schnell hinter sich lassen – das Sommerprogramm 2012 des Flughafens Innsbruck macht es möglich. In nur wenigen Stunden sind Ägypten, Griechenland, Italien, Kroatien, Portugal, Spanien und die Türkei erreichbar.
Charterprogramm. Kalabrien (Lamezia Terme), die traumhafte Region in Süditalien, und die Algarve (Faro) sind die neuen Destinationen in diesem Sommer. Ein weiteres Highlight in Italien ist die Insel Sardinien (Cagliari), die jeweils samstags zwischen Mai und September angeflogen wird. Nach Ägypten (Hurghada) kommen Sie jeden Sonntag. Genießen Sie dort die Auswahl an jahrtausendealter Kultur, schönstem Badeund Tauchvergnügen, wunderschönen Hotelanlagen und Entspannung pur. Sie möchten lieber nach Griechenland? Dann empfehlen wir Ihnen folgende Ziele mit Direktverbindung ab Innsbruck: Heraklion, Kefalonia, Korfu, Kos, Preveza/Lefkas und Rhodos. Natürlich darf auch Kroatien mit Brac und Rijeka/Krk nicht im Charterprogramm fehlen. Tiefblaues Meer, einzigartige Landschaften und kulinarische Spezialitäten erwarten den Besucher dort. Zudem eignet sich die Insel Krk besonders als Ausgangspunkt zum „Inselhüpfen“. Mallorca, die größte Baleareninsel, hat sich in den letzten Jahren zu einem Klassiker entwickelt. Jung und aAlt, Sport- und Kulturinteressierte kommen voll auf ihre Rechnung. Mallorca
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Woche mit EasyJet und Palma de Mallorca viermal pro Woche mit NIKI. Zusätzlich können Sie mit mehrmals täglichen Flügen über Frankfurt und Wien auch Fernreisen in die schönsten Gegenden der Welt beginnen. Lassen Sie sich vom Reisebüro Ihres Vertrauens beraten und finden Sie das für Sie perfekt zugeschnittene Urlaubsangebot.
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Foto: Michael Narzt
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wird von Mitte Mai bis Anfang Oktober angesteuert und bietet sich bestens auch für Kurzurlaube oder die immer beliebter werdenden Zehn-Tages-Aufenthalte an. Zu guter Letzt möchten wir Ihnen noch die Türkei (Antalya) ans Herz legen. Hier finden Sie beste Voraussetzungen sowohl für einen klassischen Badeurlaub mit der Familie, als auch beispielsweise für einen Golfurlaub. Liniendestinationen. Begehrte Linienflüge in diesem Sommer sind Amsterdam zweimal pro Woche mit Transavia, London bis zu dreimal pro
Service wird großgeschrieben. Egal, für welche Destination Sie sich entscheiden, Sie profitieren in jedem Fall vom besonderen Service und Komfort am Flughafen Innsbruck. Kurze Wege, Übersichtlichkeit und angenehmes Ambiente ermöglichen einen stressfreien Beginn ❧ jeder Reise.
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Flughafen Innsbruck Fürstenweg 180 6020 Innsbruck Tel. +43 512 22525-0 info@innsbruck-airport.com www.innsbruck-airport.com
Charterflüge Sommer 2012 ÄGYPTEN DEUTSCHLAND FINNLAND FRANKREICH
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Keine Ausnahme Karlheinz Ausserhofer ist Präsident der Südtiroler Maklervereinigung. Im Interview mit Südtirol Panorama erklärt er, warum hohe Immobilienpreise in Südtirol normal sind und die Preise für Wohnungen auch in Zukunft nicht sinken werden. Schuld daran sei auch die Politik. SÜDTIROL PANORAMA: Die Teilnehmer am Immobilienmarkt scheinen sich zurzeit nicht einig zu sein, wohin sich die Preise entwickeln. Werden diese nun steigen oder sinken? AUSSERHOFER: Grundsätzlich muss
man zwischen Wohnungsmarkt und gewerblichem Markt unterscheiden. Beim Wohnungsmarkt glaube ich, dass die Spitzenpreise zurechtgestutzt werden. In der oberste Preisklasse wird es einen Preisrückgang geben. Dabei ist immer zu bedenken, dass von Stadt zu Stadt, von Tal zu Tal andere Voraussetzungen herrschen. In bestimmten Gebieten kann es durchaus auch zu einer Preissteigerung kommen. Und welche Städte oder Gebiete könnten das sein?
Nun, zum Beispiel im Unterpustertal oder dem Ahrntal, da sehe ich beim Preis noch Potential. Oder auch im unteren Vinschgau, Meran und Umgebung. Vor allem in Meran sind die zurzeit üblichen Marktpreise weit unter den möglichen. Da ist noch Luft nach oben. Aber hier sieht man eben, dass eine Aussage über die Preisentwicklung nicht verallgemeinert werden kann. Bozen hat dabei sowieso immer eine eigene Rolle gespielt. Aber auch für die Landeshauptstadt gilt: An der Spitze der Preispyramide wird es bröckeln. Klar, die Wohnungen in den noblen Bozner Stadtgebieten werden immer ihren Preis halten, keine Frage. Da wird es immer Interessenten geben, die nicht auf den Preis schauen müssen. Genauso wird es auch immer den Zweitwohnungsmarkt in begehrten Gebieten geben. Es wird auch weiterhin jene geben, die 15.000 Euro pro Quadratmeter auf den Tisch legen, um sich zum Beispiel in Corvara ein Feriendomizil zu kaufen. Dass aber die Wohnungspreise für durchschnittliche Wohnungen fallen, das wird nicht
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„Wer sich eine Zweitwohnung leisten kann, wird auch die IMU zahlen können“ Karlheinz Ausserhofer
passieren, darauf werden die Leute vergebens warten. Sie sind also der Meinung, dass die neue Gebäudesteuer IMU keinen Einfluss auf die Preise am Wohnungsmarkt haben wird?
Dass Zweitwohnungen wegen der zu zahlenden IMU verkauft werden oder werden müssen, sehe ich nicht kommen. Wer sich eine Zweitwohnung leisten kann, wird auch die IMU zahlen können. Wenn Wohnungen, im Speziellen Zweitwohnungen, jetzt auf den Markt kommen, dann eher wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Situation. Ich kann mir vorstellen, dass Unternehmer ihre Investition – und das ist eine Zweitwohnung – die sie in den fetten Jahren getätigt haben, nun wieder flüssig machen, da sie finanzielle Mittel für das Unternehmen benötigen. In der ganzen Diskussion um die Zweitwohnungsbesitzer, die in den letzten Wochen geführt wurde, geht nebenbei immer unter, dass die Zweitwohnungsbesitzer in Südtirol oft nicht Provinzfremde sind, sondern vielfach auch Südtiroler bereit waren, die hohen Summen für eine Zweitwohnung in einer begehrten Ortschaft zu zahlen. Es gibt keine Statistik, in der zwischen Südtiroler und Nichtsüdtiroler Besitzern von Zweitwohnungen unterschieden wird. Viele Südtiroler haben sich in der Vergangenheit eine Immobi-
lie als Geldanlage angeschafft. Zugegeben, wer jetzt eine hochpreisige Immobilie verkaufen will, findet momentan nicht mehr den Markt vor, wie noch vor einiger Zeit. Es muss aber auch gesagt werden, dass der Wohnungsmarkt in Südtirol der einzige ist, der momentan noch normal funktioniert. Der ganze restliche Immobilienmarkt ist ja bereits infrage gestellt. Wie meinen Sie das?
Nun, zum Beispiel muss man sagen, dass der Verkäufer eines Stadthauses oder eines Hofes längst schon gut daran getan hätte, die nicht gebrauchte Immobilie zu veräußern. Bei solchen großen Objekten haben wir bereits die Preisspitze erreicht. Woran machen Sie diese Einschätzung fest, woran sehen Sie, dass es nicht mehr weiter nach oben geht?
Wenn man lange genug im Geschäft ist, seine Kontakte hat und die Stimmung am Markt beobachtet, dann merkt man das schon. Ist man nicht mehr imstande, eine Immobilie, von der man hundertprozentig überzeugt ist, zu einem bestimmten Preis zu verkaufen, und man auf der anderen Seite eine ähnliche Immobilie angeboten bekommt, dann sind das untrügliche Zeichen dafür. Auch das Gespräch unter Kollegen aus anderen Bezirken ist für die Einschätzung des Marktes natürlich immens wichtig. Da ist man der offiziellen Statistik meist voraus. Die Krise macht sich also bemerkbar?
Naja, wir spüren am Markt schon jetzt nicht mehr die Nachfrage vonseiten der Handwerksunternehmer und Freiberufler. Die sind alle total verunsichert. Die Handwerker haben das Geld nicht mehr, ihre Geschäfte sind in den letzten Jahren eher schlecht gelaufen. Da gibt es keine Reserven mehr, die angelegt wer-
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Karlheinz Ausserhofer betreibt Maklerbüros in Bruneck und Sterzing und ist seit Jahren Präsident der Südtiroler Maklervereinigung.
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zent entsprechend teurer verkauft. Die Folge: Genauso wie man den Geringverdienern damit geholfen hat, hat man den Mittelstand dadurch geschädigt, denn dieser muss höhere Preise bezahlen. Indem ich die einen fördere, schädige ich die anderen?
den müssten. Und die, die Geld haben, halten sich zurück. Wer aber wieder auf dem Markt Wohnungen nachfragt, sind die kleinen Anleger, die kein Vertrauen mehr in die Banken haben und ihr Geld nun in Immobilien anlegen, meist in kleinere Ein- bis Zweizimmerwohnungen. Südtirol hat Wohnungspreise wie die begehrtesten Metropolen der Welt. Warum?
Südtirol hat die gleichen Preise, wie jede andere Wohlstandsregion in Europa auch. Der Grund dafür ist ganz einfach: Seit zwanzig Jahren läuft die Wirtschaft bei uns rund, es gibt keine nennenswerte Arbeitslosenquote, es geht uns gut. Jede andere Wohlstandsregion, wo Grund und Boden so knapp sind wie in Südtirol, hat ähnliche Preise, da ist Südtirol überhaupt keine Ausnahme. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten konnte man einen regelrechten Bauboom in Südtirol beobachten, es
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Südtirol Panorama | Juni 2012
müssten also genug Wohnungen vorhanden sein und folglich müssten auch die Preise sinken.
Nein, eben nicht. Und daran Schuld ist unter anderem auch die Politik. Warum? Weil zuviel gefördert wird?
Auch, vielleicht. Aber vor allem durch die Enteignungspolitik. 60 Prozent des verfügbaren Grundes für Wohnbau werden für die Wohnbauförderung enteignet, unabhängig von der verfügbaren Bausubstanz, also den bereits bestehenden Häusern. Dabei wird ja immer vom so wertvollem Grund und Boden in Südtirol gesprochen. Mit einer Ausnahme: Bei Gewerbezonen ist das Thema vom raren Grund und Boden ausgeklammert. Dort werden in vielen Gemeinden Südtirols riesige Flächen bereitgestellt. Aber nochmals zurück: Wenn ich als Bauherr von dem seltenen Wohnbau-Bauland 60 Prozent dem geförderten Wohnbau überlassen muss und damit dem Markt entziehe, dann werden eben die restlichen 40 Pro-
Im Prinzip ja. Die Frage ist eben: Was wäre passiert, wenn man auch die 60 Prozent dem freien Markt überlassen hätte? Anstatt zu enteignen, hätte man dann halt die Leute zum Bausparen anregen müssen. Danach hätte man sie, je nach Bedürfnis, mehr oder weniger fördern können. Man hätte auch eine Obergrenze festlegen können, was eine Wohnung pro Zimmer kosten darf. Die Wohnbauförderung war also von Anfang an falsch angelegt?
Man sollte zumindest darüber nachdenken. Die Macher der Gesetze müssen sich fragen lassen, warum trotz dieser Förderung Wohnungen in Südtirol so teuer sind. Aber natürlich, die Teuerungsspirale dreht sich schon von Beginn an. Baugrund muss bei uns teuer gekauft werden. Dann kommen die Kosten der notwendigen Infrastrukturen dazu – Kanalisierung, Anschluss an Fernwärme usw. – dazu kommen die Baukostenabgaben und schlussendlich sind es die hohen Ansprüche, welche die Südtiroler
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„Die Höhe des Verkaufspreises interessiert uns Makler eigentlich überhaupt nicht“ Karlheinz Ausserhofer
an ihre Wohnung oder ihr Haus haben. Bei den meisten privaten Bauvorhaben kommen einheimische Unternehmen und Handwerker zum Zug. Warum? Nun, ich könnte keinem Einheimischen eine Wohnung verkaufen, wenn ich sagen würde, das Unternehmen, das die Heizungsinstallationen vorgenommen hat, war aus Treviso. Einheimische Kaufinteressierten würden sofort skeptisch. Südtiroler Handwerker sind aber nun mal teurer und folglich verteuert sich auch der Bau. Die gesetzlichen Vorgaben bei uns sind ein weiterer Teuerungsfaktor: Bei Neubauten müssen Tiefgaragen und Aufzüge errichtet werden und die Bauten müssen dem Klimahausstandard entsprechen. Das alles ist nicht billig. Die Qualitätsansprüche wurden immer weiter nach oben getrieben und damit auch die Preise.
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Reicht das an Argumenten für die hohen Immobilienpreise in Südtirol?
Nun, auch die Vorgaben zur Baudichte sind Faktoren, welche die Preise nach oben treiben. Wenn ich nur mehr zwei Stockwerke hoch bauen kann, dann sind die Wohnungen eben teurer, als wenn ich zum Beispiel vier Stockwerke hoch bauen könnte. Gerade wenn Baugrund Mangelware ist. Sie werfen der Politik Versäumnisse vor...
Ja, vor allem fehlte und fehlt es bis heute an Kommunikation. Ich fände es zum Beispiel richtig, wenn sich öffentliche Verwalter, sobald sie Bedarf an Wohnungen oder Räumlichkeiten für die Öffentlichkeit sehen, zuerst einmal mit den Hausbesitzern des Ortes zusammensetzen und nachfragen würden, welche der bereits bestehenden Immobilien leerstehen oder für einen Ausbau in Frage kämen. Im Gegenzug könnten den Immobilienbesitzern ja Möglichkeiten für ihre eigene Bedarfsdeckung gewährt werden.
Bis heute ist es aber immer so, dass privaten Immobilieneigentümern von den Verwaltern Prügel zwischen die Beine geworfen werden, bis sie schließlich frustriert an einen Bauunternehmer verkaufen, der dann prompt zehn Wohnungseinheiten baut und diese teuer verkauft. Als Makler müssten Sie über hohe Preise ja glücklich sein. Die Höhe Ihres Verdienstes hängt ja direkt damit zusammen.
Die Höhe des Verkaufspreises interessiert uns Makler eigentlich überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, wir versuchen, die Preise eher zu drücken. Uns ist wichtig, dass wir verkaufen – auch zu einem niedrigeren Preis, damit wir uns gleich um die nächste Vermittlung kümmern können. Ob eine Wohnung, die wir vermitteln, 100.000 Euro teurer oder günstiger den Besitzer wechselt, macht für uns am ◀ Ende nicht so viel aus. INTERVIEW: PETER SEEBACHER
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Unternehmensideen gibt es viele – doch nur ein Bruchteil davon verspricht durchschlagenden Erfolg.
Start it up Sie sind jung, schaffen Neues, arbeiten viel, stecken voller Ideen und wollen hoch hinaus: Ein geschätztes Dutzend Südtiroler Gründer startet alljährlich mit einer hochinnovativen Geschäftsidee. Das Porträt einer Branche mit eigenen Gesetzen.
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u seinem 29. Geburtstag machte sich der Bozner Andrea Girardello heuer ein besonderes Geschenk: die ersten Einkünfte seines Unternehmens. Anfang Mai lancierte das in Zürich gegründete Startup AppAware sein erstes kommerzielles Angebot: Entwicklern von Android-Applikationen Handynutzer zu vermitteln, die an ihren Produkten interessiert sein könnten. Die notwendige Vorarbeit hat der Absolvent der Bozner Informatikfakultät in den zwei Jahren davor erledigt. Ein Forschungsdoktorat an der renommier-
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ten ETH Zürich, wo Girardello eine Anwendung entwickelte, die aufzeigt, welche Applikationen auf Handys installiert werden. Die Geschäftsidee, damit ein soziales Netzwerk für App-Benutzer zu schaffen, das aus der Masse von rund einer halben Million Android-Applikationen jene herauspickt, die von Freunden genutzt werden. Und schließlich die Unternehmensgründung vor einem Jahr. Mit an Bord ist neben Girardello, drei weiteren Entwicklern aus Deutschland, Bulgarien und China und seinem ETH-Professor, auch eine der bekanntesten Figuren
der Berliner Gründer-Szene: der Serial Entrepreneur Christoph Maire. Auch dank der Kontakte seines „Business Angels“ kehrte Girardello bereits einen Monat nach der Gründung von einer Vorstellungstour bei europäischen Investoren mit einem weiteren Partner zurück: Einem Wiener Venture Capital Fonds, der es den Gründern mit seinem Einstieg ermöglicht, das erste Unternehmensjahr ohne Einkünfte zu bestreiten. Nun, mit fast 100.000 Usern ihrer kostenlosen Applikation, ist die Zeit gekommen, mit dem Geldverdienen zu beginnen. Im nächsten
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INNOVATION. Rechts vom Eingang des
Bozner TIS kommt man über eine Art Garagentor in die Labors der alpitronic GmbH. Auf derzeit 140 Quadratmetern finden sich teils selbstentwickelte Teststände, die in Südtirol einmalig sind. Hier können Motoren unter verschiedenen Belastungen getestet werden, elektronische Schaltelemente 50.000 Mal in der Sekunde ein- und ausgeschaltet und Komponen-
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BOZEN, TIS
Philipp Senoner (2. v. l) und seine Mitgründer entwickeln Leistungselektronik - u.a. für Fahrzeuge von morgen.
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AppAware ZÜRICH
Das Team um den Bozner Andrea Girardello (Mitte) bietet Orientierung auf dem rasant wachsenden App-Markt.
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Halbjahr will das derzeit fünfköpfige Team aus eigener Kraft die Hälfte der Kosten decken. Und danach? „Der Traum wäre natürlich, irgendwann zu verkaufen“, sagt Girardello, „um dann wieder mit neuen Ideen weiterzumachen.“ Es ist der Stoff, aus dem die Träume vieler junger heller Köpfe gestrickt sind. Eine Idee umzusetzen, die es noch nicht gibt; ein Produkt ganz nach den eigenen Vorstellungen zu entwickeln, um es irgendwann von der legendären Garage an die Börse zu schaffen – oder es eben um viel Geld an Branchengrößen zu verkaufen. Der englische Begriff Startup liefert solche Verheißungen indirekt mit: junge, kleine Unternehmen mit wenig Kapital und großen Ideen, Unternehmergeist im Format des 21. Jahrhunderts. Wie weit dieser führen kann, veranschaulichte zuletzt der Börsengang von Facebook, das seinen 28jährigen Gründer Marc Zuckerberg in nur wenigen Jahren zum Multimillardär gemacht hat. Wie spannend, vielfältig, aber auch herausfordernd die Startup-Branche sein kann, zeigen aber auch innovative Jungunternehmer in und aus Südtirol.
„Der Traum wäre, irgendwann zu verkaufen und mit neuen Ideen weiterzumachen“ Andrea Girardello
ten extremen Temperaturen oder Spannungen von bis zu 600 Volt ausgesetzt werden. Auf den Arbeitstischen dazwischen werden Leiterplatten getestet, die davor in den Büros des Unternehmens in den Stöcken darüber entwickelt wurden. Drei Jahre ist es her, dass die vier alpitronic-Gründer im TIS auftauchten und erklärten, Elektronik für die Automobilindustrie entwickeln zu wollen. „Zuerst hat man uns hier einmal mit großen Augen angeschaut“, erklärt Mitgründer Philipp Senoner. Doch es dauerte nicht lange, bis das Team auch dank seiner einschlägigen Erfahrung als Entwickler in München von der Durchführbarkeit seines Businessplans überzeugt hatte. Heute zählt das alpitronic-Team zehn Entwickler, arbeitet als Zulieferer von BMW an der Leistungselektronik für die Hybridund Elektrofahrzeuge von morgen und hat auf Europas größter Leistungselektronikmesse gerade den Prototyp seines ersten eigenen Produktes vorgestellt, einer neuen leistungselektronischen Schaltkomponente. „Klarerweise stoßen wir regelmäßig an die Grenzen des technisch Machbaren“, sagt Senoner, „doch es ist einfach ein tolles Gefühl, Probleme zu lösen und Projekte abzuschließen.“ Wären Philipp Senoner und seine Kompagnons in Südtirol auf Jobsuche gegangen, hätten sie wohl keine Chance gehabt, das zu machen, was sie heute machen. Startups schaffen Neues, stellen Bestehendes auf den Kopf, füllen Marktlücken. Ihre Innovationskraft ist einer der wesentlichen Gründe, wieso ihnen nicht
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PLUS nur von der Wirtschaftspolitik, sondern auch von Marktführern ein besonderes Augenmerk geschenkt wird. „Wirkliche Innovation entsteht in kleinen Unternehmen mit flachen und extrem anpassungsfähigen Strukturen, wo frei gearbeitet und gedacht werden kann“, ist der Wirtschaftsingenieur Frank Manuel Saviane überzeugt. Der Innovations- und StartupExperte ist spätestens seit einer einjährigen Forschungsmitarbeit bei Microsoft in Silicon Valley von der Startup-Kultur infiziert. Seine These: Sobald Unternehmen eine bestimmte Größenordnung erreichen, sinkt ihr Innovationsgrad, da sie immer mehr strukturellen Zwängen unterworfen sind. In diesem Stadium werde der Großteil der innovativen Ideen und Geschäftskonzepte von außen zugekauft. Ob Google, Apple oder Deutsche Telekom: „Jedes große Unternehmen beschäftigt Leute, die nur damit beschäftigt sind, weltweit innovative Ideen in ihrem oder verwandten Geschäftsfeldern zu suchen, um sie dann aufzukaufen“, sagt er.
„Wirkliche Innovation entsteht in kleinen Unternehmen, wo frei gedacht werden kann“ Frank Manuel Saviane
Doch wie viele solche kleinen, echte Innovation bringenden Unternehmen gibt es in Südtirol? Eine konkrete Antwort auf diese Frage haben weder die Handelskammer Bozen noch das TIS. Im Bozner Innovati-
„Viele gründen aus der Not heraus“ Altes weicht, Neues kommt: Das gilt auch für Südtirols Unternehmenslandschaft. Alljährlich werden im Handelsregister der Handelskammer Bozen an die 3000 neue Unternehmen eingetragen, also immerhin rund 5% der insgesamt mehr als 57.000 Betriebe, sowie eine etwas geringere Zahl ausgetragen. Hinter vielen dieser Bewegungen stecken formale Gründe wie Rechtsformwechsel oder Übertragungen; geschätzte 50% der jährlichen Eintragungen entfallen auf Neugründungen, sagt Stefano Perini vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Genauere Daten will das WIFO im Laufe des Jahres mit einer Studie liefern, mit der die Dynamik und Aspekte von Unternehmensgründungen und Betriebsnachfolge untersucht werden. Sicher ist jedoch jetzt schon: Start-ups im eigentlichen Sinne, also innovative Unternehmen mit großem Entwicklungspotential, machen nur einen geringen Anteil der demnach rund 1500 Gründungen aus. „Wir haben den Eindruck, dass die Gründer immer unqualifizierter werden“, lautet vielmehr die alarmierende Einschätzung der Direktorin des Amtes
für Unternehmensentwicklung Irmgard Lantschner. Der dort angesiedelte Service für Unternehmensgründung macht alljährlich 300 bis 350 Erstberatungen; rund die Hälfte der Beratenen sind laut der Zuständigen Chiara Rupini derzeit ohne Beschäftigung und handeln eher aus der Not heraus, als auf Basis einer fundierten Geschäftsidee. Hoch im Kurs bei den Ideen stehe derzeit der Internet-Handel; weitere Renner sind Tabaktrafiken, Imbiss-Bars, Second-Hand-Shops, die Gestaltung von Internetseiten und -portalen sowie Vermittlertätigkeiten. So mancher potentielle Gründer verlässt die Handelskammer nach dem ersten Gespräch ziemlich ernüchtert. „Unsere Aufgabe ist es nicht nur, Beratung und Weiterbildungen anzubieten, sondern die Leute auch vor unüberlegten Schritten zu warnen und dafür zu sensibilisieren, was es heißt, Unternehmer zu sein“, sagt Irmgard Lantschner. Dabei geht es laut Lantscher im Wesentlichen vor allem um eines: Die Bereitschaft, die nächsten 20 Jahre für eine Geschäftsidee zu kämpfen.
Unternehmen in Südtirol
Quelle: Wifo
Bewegungen im Handelsregister
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2009
2010
2011
Eintragung
2.948
3.315
3.029
Löschungen
3.036
2.656
2.633
56.645
57.316
57.712
Unternehmen gesamt
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on Park kann Direktor Hubert Hofer aber immerhin auf 12-jährige Erfahrungswerte zurückblicken. Seit der Gründung des vormaligen Business Innovation Centers BIC im Jahr 1998 hat die öffentlich geförderte Struktur mehr als 90 Startups begleitet, von denen stolze 92% immer noch aktiv sind, sagt Hofer. Von rund 80 Erstgesprächen im Jahr werden im Durchschnitt sechs bis acht Geschäftsideen als so innovativ und erfolgversprechend bewertet, dass sie im Gründerzentrum aufgenommen werden, also dessen Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Klarerweise entspricht diese Zahl nicht der vollständigen Anzahl innovativer Unternehmensgründungen im Land. „Doch die meisten dieser Gründer schauen zumindest bei uns vorbei“, meint Hofer. Als grobe Schätzung gibt er auf dieser Basis einen Wert zwischen 10 bis 20 innovativer Startup-Gründungen pro Jahr an. UNTERNEHMERGEIST. Der aktuelle Star-
tup-Boom in europäischen Metropolen wie Berlin oder London legt nahe, dass diese Zahl in Zukunft steigen wird. Denn der Arbeitsmarkt von heute bietet der nun antretenden Generation bei weitem nicht mehr die Sicherheit und Auswahl der vergangenen Jahrzehnte. Gleichzeitig gibt es so viele gut ausgebildete, international und technologisch versierte Uni-Absolventen wie nie zuvor. Einer davon ist der Bozner Daniel Tocca, der bei seinem Master für Unternehmensgründung in Rotterdam das Motto mitbekam: Entweder ihr startet jetzt oder ihr macht es nie wieder. Tocca entscheidet sich für das Jetzt und beginnt mit seinen Bozner Jugendfreunden Emanuele Bacchin und Daniel Sperandio Geschäftsideen zu entwickeln. Dass die beiden Bocconi-Absolventen im Londoner Investmentbanking- bzw. im Mailänder Consulting-Sektor arbeiten, tut der Sache keinen Abbruch. Via Skype wälzen die drei Freunde abends Ideen, machen Recherchen und finden schließlich Geschäftsidee samt Namen: Re-bello, junge, freche Mode aus Ökomaterialien. Eine bisherige Lücke in einem Wachstumsmarkt, dem ein Anteil von 15 Prozent prognostiziert wird. Während seine beiden Geschäftspartner ihre Jobs behalten, kehrt Tocca im Herbst 2009 nach Bozen zurück und macht sich an die Arbeit. Im März darauf kommt das
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Lächeln ist Human
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Unternehmen mit 1000 T-Shirts auf den Markt. Zwei Jahre später sind es bereits 15.000 Shirts – 80% davon aus Bambusfaser und je 10 % aus Eucalyptusfaser und Ökobaumwolle – die Re-bello in Italien, Deutschland, der Schweiz und Holland vertreibt. Dazwischen liegt viel „learning by doing“: das Eintauchen in eine unbekannte Branche, die Suche nach den richtigen Forschungszentren, Designern, Produzenten, Kunden, Vertretern. „Doch jetzt haben wir langsam das nötige Knowhow und wollen so richtig durchstarten“, sagt Tocca. Was heißt das? Die Entwicklung einer vollständigen Kollektion und weiterer Materialien sowie „einen schönen Anteil jener 15%, die der Ökomarkt in der Modebrache haben wird“.
Foto: Ludwig Thalheimer
PLUS
Re-bello STEINMANNWALD
Gründer Daniel Tocca (3.v.l) und sein Team bringen Pep in den Ökotextil-Markt.
GESUCHT: INVESTOR. Der finanziel-
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Frinzer BOZEN
Hannes Pardeller hat seine Marktnische in der Integration sozialer Netzwerke gefunden.
Foto: Frinzer
le Teil ist zweifelsohne eine der größten Herausforderungen einer Unternehmensgründung – insbesondere in der derzeitigen Kreditklemme. Denn statt Geld abzuwerfen, verschlingen es Startups in der Anfangsphase zumeist. Vorerst den bisherigen Job behalten, Erspartes aufbrauchen, oder die Immobilien der Verwandtschaft mit Hypotheken belasten, lauten in dieser Phase Alternativen zu externen Kapitalgebern. Patrick Pedevilla finanzierte sein Startup Air Tech dagegen bisher aus einem bestehenden Unternehmen: dem Bozner Mützenhersteller Norton. Vor 13 Jahren ist der 34-Jährige in das Familienunternehmen eingestiegen, das ihm nun erlaubt, die Idee seines Lebens zur Marktreife zu bringen: einen vollkommen neuartigen Skihelm, der einen Aufprall nach dem Airbag-Prinzip durch eingebaute Luftkammern absorbieren soll. Allein die Patentierung der Idee hat den Bozner mehrere 10.000 Euro gekostet; ihre Umsetzung hat er in die Hände des Bozner Fraunhofer Institutes gelegt, wo er gemeinsam mit einem Ingenieur seit einem Jahr am richtigen Verfahren tüftelt. Nun wird in Kürze mit dem Bau des Prototyps begonnen, der im Winter präsentiert werden soll. Damit hat der zweifache Unternehmer nun aber die eigenen finanziellen Grenzen erreicht. Nur die Vorfinanzierung der ersten Produktion macht mehr als eine Million Euro aus. Sein Ziel, mit der bahnbrechenden Innovation die klare Nummer eins auf dem Skihelmmarkt zu werden, erfordert zudem ein Marketingbudget und Vertriebsnetz, über das nur Big Player wie
Fischer oder Head verfügen. Dort stieß der Bozner bei ersten Kontakten bereits auf großes Interesse und Begeisterung. Verhandlungen mit potentiellen Investoren, die als gleichgestellte Partner in die Firma einsteigen sollten, beginnt er aber bewusst erst jetzt – mit einem konkreten Produkt in der Hand. „Davor hätte ich einen Ausverkauf betreiben müssen“, so Pedevilla. Der Vergleich mit der Konsumgüterindustrie macht deutlich, welche neuen Möglichkeiten die Internet- & SmartphoneBranche Gründern bietet. Als Frinzer, ein Startup der beiden jungen Bozner Hannes Pardeller und Hannes Niederwieser, vor einem Jahr unter dem Namen Stroodle
eine Applikation für IPhones lancierte, die soziale Netzwerke in einem Tool integrierten, verzeichneten sie innerhalb kürzester Zeit mehr als 35.000 Downloads – 60% davon aus den USA. Stroodle war eigentlich Teil eines größeren Forschungsprojektes, für das die beiden Tüftler beim Gründerwettbewerb Working Capital von Telecom Italia eine Finanzierung erhalten hatten. Das Marketing der App übernahm netterweise Apple, das sie auf seiner Homepage vorstellte; Vertriebskosten entfallen im Netz. Derzeit entwickelt Frinzer die Idee unter anderem im Auftrag von Telecom Italia weiter; unter dem Namen Smeedia soll demnächst ein Produkt herauskommen,
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PLUS se er schlanke, schnell und international agierende Unternehmen gleichzeitig mit bürokratischen Hürden aus – wie der Vorschrift, Einkäufe im Ausland 30 Tage vorher melden zu müssen. HOHER PREIS. Mit solchen Problemen
Air Tech Foto: Alexander Alber
BOZEN
Patrick Pedevilla will mit einem völlig neuartigen Skihelm den weltweiten Durchbruch schaffen.
Not Just a Label LONDON Foto: Denis Laner
Der Meraner Stefan Siegel sorgt mit einer Internet-Plattform für Jungdesigner weltweit für Furore.
das die Verwaltung der Unternehmenskommunikation durch eine Integration von Websites, Blogs und Social Media vereinfacht. Der neuen Freiheit, die das Netz Gründern bietet, stehen jedoch gerade in Italien gesetzliche und bürokratische Beschränkungen gegenüber. „Startups sind große Unternehmen, die noch klein sind“, sagt Hannes Pardeller, seit Kurzem alleiniger Eigentümer von Frinzer. Sprich: Sie müssten, zum Beispiel für die Führung einer GmbH, Kosten und bürokratische Prozeduren tragen, die unverhältnismäßig zu Größe und Einnahmen seien. Und obwohl vom Staat letzthin einiges getan werde, um Gründer gerade im Bereich ICT und Green Tech zu fördern, brem-
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„Startups sind große Unternehmen, die noch klein sind“ Hannes Pardeller
muss sich Stefan Siegel in England nicht herumschlagen. Der gebürtige Meraner findet im hippen London nicht nur bessere Rahmenbedingungen für sein Startup „Not Just a Label“. Die 2007 mit seinem Bruder Daniel und dem Vilpianer Simon Mittelberger gegründete InternetPlattform für Jungdesigner kann zweifelsohne als Vorzeigebeispiel für eine erfolgreiche Gründung bezeichnet werden. Mit 8500 Jungdesignern aus 98 Ländern ist sie die heute weltgrößte Agentur der Branche und mischt das Modebusiness kräftig auf. Ihr Onlineshop wird von Celebrities wie Lady Gaga kuratiert. Stefan Siegel selbst führt nicht nur das derzeit 15-köpfige Team, sondern reist mittlerweile als eine Art Botschafter für Jungdesigner durch die ganze Welt. Dennoch: „Wenn der Drucker nicht funktioniert, repariere ich ihn immer noch selbst“, sagt er, „und wenn du dich nicht jeden Montag Morgen neu erfindest, bekommst du die Rechnung garantiert kurz darauf präsentiert.“ Es ist die Seite, die im Hype um erfolgreiche Startups gerne verschwiegen wird. Das Gründerdasein ist nicht nur cool und verspricht Erfolg, Macht und Geld. Es kann auch verdammt anstrengend sein. „Urlaub gibt es nicht“ und „Privatleben ist gleich Null“ sind Standardsätze vieler „Startuper“. „In London liegt es derzeit voll im Trend, die eigene Firma aufzubauen“, sagt Stefan Siegel, „doch die meisten lassen es auch recht schnell wieder.“ Trotz seiner realistischen Sicht der Dinge denkt Siegel aber keineswegs ans Aufhören, sondern ist derzeit ebenfalls auf der Suche nach einem Investor. Auch wenn die Südtiroler in London bisher auf ihre Unabhängigkeit pochten – um all ihre Ideen umzusetzen und schneller zu werden, brauchen sie mehr Kapital. Ein notwendiger Schritt also, der aber auch ein Ende der Startup-Phase darstellt, wie Stefan Siegel nicht ganz ohne Wehmut bewusst ist: Denn: Im Rückblick wird die Zeit, die wir bis jetzt gehabt haben, sicher ◀ die spannendste gewesen sein.“ SUSANNE PITRO
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Von den Monti aufs Mare Der DolomythiCup 2012 hat wieder Hunderte von Südtiroler Seglern nach Kroatien gelockt. Die alljährlich stattfindende Regatta ist Südtirols Seglern vorbehalten und damit die inoffizielle Südtiroler Meisterschaft für Regattasegler. Wind und Wetter stellten die Teilnehmer diesmal vor große Herausforderungen. Und die Entscheidung fiel erst im letzten Rennen. Eine Bildergeschichte über segelnde Bergler. TEXT: LISA FORER-NAUMANN UND PETER SEEBACHER FOTOS: ALEXANDER ALBER
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Regattaleiter Gert „Blondl“ Schmidleitner gibt den Startschuss
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Die Bewertung nach Ende der Regatta durch Organisationschef Edy Scherer fällt eindeutig aus: „Der DolomythiCup 2012 war sicher der bisher anspruchsvollste.“ Schon der erste Wettkampftag forderte bei Windstärken von bis zu 35 Knoten seine Opfer. Nach dem Zusammenstoß mit Team Auto Hofer-Weico und daraus resultierendem Mastbruch musste das Boot von Team Selectra abgeschleppt werden. Im Bild versucht Team Athesia das manövrierunfähige Boot von Team Selectra bis zur Ankunft des rettenden Motorboots der Sea Helb auf Position zu halten.
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Das wichtigste Ereignis des Tages: Beim Skipper-Briefing werden vom Regattaleiter die Routen und die Art der Wettkampffahrt bekanntgegeben sowie die neuesten Informationen über die zu erwartende Entwicklung von Wind und Wetter mitgeteilt. Genaues Hinhören und korrektes Notieren können über Sieg oder Niederlage entscheiden.
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Christoph Weissteiner Skipper Auto Hofer-Weico Was fasziniert Sie so am DolomyhiCup? Der DolomythiCup ist immer sehr aufregend von Anfang bis Ende. Vor allem für mich als Hobbysegler, der nur einmal im Jahr richtig segelt. Ich versuche halt ein bisschen mitzuhalten. 2011 waren wir im Mittelfeld und hatten uns für 2012 eigentlich mehr vorgenommen. Dann hatten wir am ersten Regatta-Tag eine Kollision mit Mastbruch und mussten auf ein Reserveboot umsteigen. Klar, dass die Stimmung nicht so toll war. Danach haben wir gleich einen ersten Platz geschafft. Das war schon toll. Ganz ehrlich: Diese Regatta ist zum Großteil ein gesellschaftliches Event, oder etwa nicht? Für uns wahrscheinlich eher ein gesellschaftliches Ereignis. Wir sind ein gemischtes Team mit drei Mädels und wir hatten immer viel Spaß. Wir sehen die ganze Sache auch nicht so verbissen. Meer oder Berge? Eigentlich lieber Berge, aber ein paar Tage auf dem Meer Segeln macht Spaß.
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Christoph von Pföstl Skipper (statt Reinhard Widmann) Lasa Marmo Was fasziniert Sie so am DolomythiCup? Das Gruppenerlebnis und unsere immer besser werdende Performance. 2010 waren wir Letzte, 2011 Dritte und wer weiß, wo wir heuer landen. Ganz ehrlich: Diese Regatta ist zum Großteil ein gesellschaftliches Event, oder etwa nicht? Klar. Trotzdem ist es mehr Wettkampf denn gesellschaftliches Ereignis. Was wäre es Ihnen wert, einmal eine DolomythiCup-Wettfahrt zu gewinnen? Mit Lisa zu tanzen wäre eine tolle Belohnung. Was genießen Sie in diesen Tagen hier in Kroatien am meisten? Den Kick, den Wettkampf, die Euphorie, das Kulinarische.
Kreuzen gegen den Wind: Für SegelLaien sieht es einfach nur schön aus, für Experten ist es der Zeitpunkt, wo sich Können und Erfahrung auszahlen
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Meer oder Berge? Meer! Eine Faszination seit den 80ern! Damals als Surfer und seit zehn Jahren als Segler.
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Wenn Engagement auf Geschwindigkeit trifft. Segelleidenschaft und sportliches Know How führen das Dr. Schär Team auch 2012 zum Sieg. Seit 30 Jahren engagiert sich Dr. Schär für mehr Lebensqualität im Bereich glutenfreier Ernährung. Angetrieben von immer wieder neuen Ideen zur Steigerung von Qualität, Genuss und Service, hat sich das Unternehmen zum führenden Lebensmittelspezialisten für besondere diätetische Ernährungsbedürfnisse entwickelt. Mitarbeiter, Konsumenten und Partner vertrauen deshalb in Dr. Schär und seinen Marken.
Dr. Schär AG / SPA, Winkelau 9, I - 39014 Burgstall / Postal Tel. +39 0473 293 300, Fax +39 0473 293 399, info.it@drschaer.com, www.drschaer.com
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Karl Manfredi Skipper Brennercom Was fasziniert Sie so am DolomyhiCup? Dass alle die gleichen Boote haben und damit klare Vergleichbarkeit gegeben ist. Trotzdem ist der Wettkampf nicht zu verbissen und es herrscht einfach immer eine super lockere Stimmung. Ganz ehrlich: Diese Regatta ist zum Großteil ein gesellschaftliches Event, oder etwa nicht? Nicht unbedingt! Es wird hart gefightet und danach trotzdem gefeiert.
Was wäre es Ihnen wert, einmal eine DolomythiCup-Wettfahrt zu gewinnen? Das ist ein großes Ziel. Wir werden hart kämpfen, aber manchmal ist auch ein zehnter Platz super. Wichtig ist, dass es keine Verletzungen gibt. Was genießen Sie in diesen Tagen hier in Kroatien am meisten? Ich mag das Land sehr gerne, die Kroaten sind super Leute und der Fisch hier ist der beste der Welt. Meer oder Berge? Ich wohne auf 1.600 Meter im Sarntal. Also: mehr Meer, weil Berge habe ich sowieso.
Anspannung: Kurz vor dem Start versucht jedes Boot, sich die beste Ausgangsposition zu sichern. Sicherheitsabstand gibt es da nicht mehr.
Günther Pernthaler Skipper Selectra 2012, das war wohl ein etwas anderer DolomythiCup, oder? Richtig! Bei der ersten Wettfahrt hatten wir einen Zusammenstoß mit Mastverlust. Unser Boot war dadurch segeluntauglich und es gab kein Ersatzboot. Die Lösung war ein CruiserCup-Boot. In dieser Klasse haben wir dann auch gewonnen und sind sehr stolz und froh, dass wir so wieder beim DolomythiCup 2013 dabei sein werden. Ganz ehrlich: Diese Regatta ist zum Großteil ein gesellschaftliches Event, oder etwa nicht? Für uns ist es vorwiegend ein sportliches Ereignis. Eine große Regatta mit gleichen Booten, was sehr wichtig ist. Auf diese Weise merkt man, wer
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die besseren Segler sind. Schön ist auch: Man kämpft unter Südtirolern. Inzwischen kennen sich alle und es ist eine ganz tolle Gemeinschaft entstanden. Es gibt nach der Regatta immer intensive Diskussionen und Gespräche. Was genießen Sie in diesen Tagen hier in Kroatien am meisten? Das Segelrevier ist sehr abwechslungsreich, mit den vielen Inseln und den antiken Stätten längs der alten Seehandelswege. Die Kornaten finde ich einzigartig. Meer oder Berge? Ich bin eher der Meer- und See-Typ. Berge habe ich zwar auch sehr gerne, aber es zieht mich mehr aufs Wasser, zum Beispiel an den Gardasee.
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Hans Hell Skipper Hell Commerce Was fasziniert Sie so am DolomythiCup? Ich bin seit dem ersten Mal immer dabei. Die Crew ist bis auf zwei Leute immer dieselbe. Das ist faszinierend.
Jede Wettfahrtroute hat ihre Tücken. Wer diese herauslesen kann, ist im Vorteil
Ganz ehrlich: Diese Regatta ist zum Großteil ein gesellschaftliches Event, oder etwa nicht? Ja, klar, das hier ist auch ein gesellschaftliches Event, aber in erster Linie ist es eine Regatta. Ich bin kein Profi, aber sehr ehrgeizig. Was wäre es Ihnen wert, einmal eine DolomythiCup-Wettfahrt zu gewinnen? (lacht) Das ist heute passiert! Was genießen Sie in diesen Tagen hier in Kroatien am meisten? In wenigen Worten: Segeln, Wetter, Kollegen, Trinken. Meer oder Berge? Berge! Ich liebe Skitourengehen und Mountainbiken und alles, was man in den Bergen tun kann.
Das stürmische Wetter beim DolomyhtiCup 2012 beanspruchte Mensch und Material
Wie ein Uhrwerk: Jedes Mannschaftsmitglied hat seine speziellen Aufgaben
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Welcome Home! $AS EINZIGE ,EADING (OTEL OF THE 7ORLD IN +ROATIEN
%RLEBEN 3IE +ROATIEN IN EINER VyLLIG NEUEN $IMENSION AN EINEM DER SCHyNSTEN /RTE AM -ITTELMEER 'ENIE†EN 3IE DEN ,UXUS VON 'RO†Z~GIGKEIT UND INDIVIDUELLER &REIHEIT IM EINZIGEN Ă‚,EADING (OTELÂą UND Ă‚,EADING 3PAÂą IN +ROATIEN %NTDECKEN 3IE DAS SPEKTAKULiRE !CQUAPURA 30! MIT T~RKISCHEM (AMAM AUF EINER &LiCHE VON ~BER MÄ&#x; UND LASSEN 3IE SICH VON DER iSTHETISCHEN 1UALITiT DER !RCHITEKTUR UND DES $ESIGNS INSPIRIEREN %RLEBEN 3IE WIE ENTSPANNEND DISKRETER ABER IMMER AUFMERKSAMER 3ERVICE SEIN KANN UND GENIE†EN 3IE DIE KySTLICHE !LPEN !DRIA +~CHE Ă‚'2!.$ /0%.).'Âą AB Ă&#x; P 0 .ACHT IM $: INKL 'OURMET &R~HST~CK FREIER :UTRITT ZUR !CQUAPURA 30! 7ELLNESS UND 7ASSERWELT MIT (AMAM UND TiGLICHEM !KTIVPROGRAMM BC 1SFJT H MUJH CJT Falkensteiner Hotel & Spa Iadera fffff . PUNTA SKALA HR-23231 PetrÄ?ane/Zadar . Tel. +385/(0)23/555 601 iadera@falkensteiner.com . www.iadera.falkensteiner.com
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Andrea Sandini
Regatta ist sehr gut organisiert, außerdem sind die Kornaten wirklich ein super Segelrevier.
Skipper Dr. Schär 2012, das war ein etwas anderer DolomythiCup, oder? Ja, wir haben mehr kämpfen müssen und bis zum letzten Tag war alles offen. Am Ende war unsere Konstanz entscheidend. Was fasziniert Sie so am DolomyhiCup? Die Gesellschaft ist jedes Jahr toll und die
Meer oder Berge? Beides, wenn ich es haben kann. Ich möchte weder auf die Berge noch auf das Meer verzichten. Wenn ich mich aber wirklich entscheiden müsste, dann würde ich sicher das Wasser vorziehen. Ob Kalterer See oder Meer spielt dabei keine Rolle.
Kampf bis zur Ziellinie: Die richtige Taktik ist oft entscheidend. Hier nimmt das hintere Boot dem vorderen den Wind aus den Segeln.
Wenige Meter vor dem Ziel zieht Team Dr. Schär noch am Team Yacht Club Wolfsgruben vorbei
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Nicht das Werkzeug ist der Schlüssel unseres Erfolgs.
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Zum Zweiten: Das Team Dr. Schär holte sich nach 2011 nun in diesem Jahr zum zweiten Mal die DolomythiCup-Trophäe. Der DolomythiCup 2012 fand vom 12. bis 19. Mai 2012 vor der kroatischen Küste statt.
DOLOMYTHICUP 2012 Platzierung
Team
Skipper
1.
Dr. Schär
Andrea Sandini
2.
Hell Comerce
Hans Hell
3.
Lasa Marmo
Reinhard Widmann
4.
In Car Audi Bozen
Peter Rosatti
5.
Brennercom
Karl Manfredi
6.
BMW Auto Ikaro
Bernhard Mair
7.
Yachtclub Wolfsgruben
Robert Andreolli
8.
ACS Data Systems
Luis Plunger
9.
Geox Sailing
Norbert Rainer
10.
Business Pool
Andreas Unterhofer
11.
Auto Hofer-Weico
Christof Weissteiner
12.
Tecnodigital Sail Team
Germano Lucchetta
13.
Brigl Spedition
Heinz Trebo
14.
Fastnet
Peter Moroder
15.
Wolf Fenster
Michele Magagna
Befreiendes Lachen: Organisator Edy Scherer (li.), Moderator Markus Frings und CruiserCup-Sieger Günther Pernthaler
CRUISER TROPHY 2012 Platzierung
Team
Skipper
1.
Selectra
Günther Pernthaler
2.
Banca Mediolanum
Stefano Moser
3.
Bäckerei Wörndle
Christof Wörndle
4.
Hotel-Konditorei Pupp
Martin Pupp
5.
Alpe Pragas
Alessandro Vollono
6.
Falkensteiner Punta Skala
Renato Zago
7.
Spedition Hartmann
Daniel Hartmann
8.
Vinschger Wind
Peter Oberhofer
9.
Dallmayr Kaffee Import-Ring Thomas Rinner
10.
Athesia
Christian Unterhofer
11.
Team Gallonetto
Patrick Gallonetto
12.
Tim MoMi Srl
Stephan Eckl
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Partystimmung: Als krönenden Abschluss des DolomyhtiCup 2012 gab es eine Überraschungs-Cocktailparty
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Unterwegs mit Robin Die Chinesen haben den Segway geschrumpft. Der vom chinesischen Unternehmen Robstep produzierte Personal Transporter nennt sich Robin M1 und soll genauso viel Spaß machen wie das große Vorbild. Taugt das Fahrzeug auch im Alltag? Südtirol Panorama hat die Probe aufs Exempel gemacht.
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Fotos: Alexander Alber
W
enn die chinesischen Unternehmen eines gut können, dann ist es Produkte kopieren - so die vielfach in Europa verbreitete Meinung. Der Mini-Segway Robin M1 scheint dies auf den ersten Blick zu bestätigen. Dabei geht alles mit rechten Dingen zu, denn einige der für den original Segway erlassenen Patente sind vor Kurzem ausgelaufen. Dies hat den Weg für Nachahmer frei gemacht. Der chinesische „Personal Transporter“ (PT) ist aber nicht nur ein simpler Nachbau, sondern hat durchaus seine Eigenheiten. Die fernöstlichen Ingenieure haben sich nicht mit einer Kopie begnügt, sondern haben alle Teile verkleinert. Während ein Original-Segway - je nach Modell- an die 50 Kilogramm auf die Waage bringt, sind es beim Robin M1 nicht einmal 20 Kilogramm. Diese Verschlankung bringt einen großen Vorteil im Handling. Über Stufen oder in den Kofferraum heben ist damit kein Problem mehr. Auch die kompakten Maße des Mini-PT machen ein Verstauen einfach. Der Lenker kann stufenlos verstellt oder ganz eingefahren werden. So fängt die erste Begegnung mit dem kleinen Flitzer genauso an, wie bei einem großen - sprich Auto. Zuerst einmal muss der Lenker in die richtige Position gebracht werden. Anschließend wird das Gerät per Fernbedienung, die aussieht wie ein heute üblicher Autoschlüssel, in Gang gesetzt. Rotes und grünes Geblinke und ein leises „Piep“ ist die Antwort. Der Robin ist bereit. Nun heißt es zuerst den einen Fuß und dann sofort den anderen auf die Trittflächen zu stellen und schnellstmöglich die Balance zu finden. Wer das nicht gleich schafft, den straft der kleine chinesische Personal Transporter mit ruckartigen Vor- und Rückwärtsbewegungen, was den Fahrer nicht nur komplett idiotisch aussehen lässt,
Der Spaßfaktor ist da. Dank der geringen Maße ist der Robin M1 sehr wendig. Menschen mit einer Schuhgröße von über 45 werden sich allerdings eine größere Standfläche wünschen. Aufgrund des relativ geringen Gewichts kann der Mini-Segway locker getragen oder in den Kofferraum gehievt werden.
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LUXUS & LIFESTYLE sondern sich auch nicht besonders angenehm anfühlt. Hat man erst einmal die korrekte Haltung herausgefunden, ist das Fahren relativ einfach. Leichtes Vorwärtslehnen beschleunigt den Robin M1, leichtes Rückwärtslehnen bremst ihn. Anfänger sollten zuerst einmal nicht an die Grenzen des Geräts gehen, denn die Maximalgeschwindigkeit des kleinen Rollers beträgt satte 20 km/h. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase stellt sich für den Fahrer des Ro-
Hat man erst einmal die korrekte Haltung herausgefunden, ist das Fahren einfach
bins vor allem ein Gefühl ein: Erhabenheit. Genährt wird diese Empfindung von zwei Tatsachen: Der Lenker überragt alle Menschen ringsherum um mindestens eine Kopflänge - sofern kein Basketballer in der Nähe ist. Und: Man ist schneller und agiler als die anderen Zweibeiner. Kurz den Lenker energisch nach vorne gedrückt und Robin legt los, als wäre Batman hinter ihm her. Wird die Lenkstange leicht nach links oder rechts gelegt, reagiert das Gerät sofort und führt die entsprechende
Technische Daten Der Personal Transporter (PT) Robin M1 wird vom Robstep Robot Co. LTD mit Sitz im chinesischen Dongguan hergestellt und ist erst seit Kurzem in Europa erhältlich. Fahrer dieser Geräte müssen mindestens 16 Jahre alt sein und gelten gesetzlich als Fußgänger. Genau wie beim großen Vorbild Segway, sorgen auch im Robin M1 Gyroskope (Kreiselinstrumente) dafür, dass sich das Gerät selbst ausbalanciert. Akrobatische Fähigkeiten sind also keine notwendig, um damit fahren zu können. ▶ Gewicht: 18,5 kg ▶ Batterieart: Lithium-Ionen ▶ Wendekreis: 0 ▶ Ladezeit: 1-3 Stunden ▶ Max. Nutzlast: 150 kg ▶ Reichweite. 20-30 km ▶ Leistung: 1.300 Watt ▶ Höchstgeschwindigkeit: 20 km/h ▶ max. Steigung: 15 Grad ▶ Maße: 460x320x900 mm ▶ Lebensdauer Aku: bis 35.000 km ▶ Preis: 2.999 + MwSt.
Kurve aus. Hat man die anfängliche Skepsis - oder gar Angst - abgelegt, macht das Fahren mit dem Mini-Segway richtig Laune. Getrübt kann diese nur durch Pflaster werden. Nach einigen Kilometern in der Innenstadt von Bozen konnten wir die Größe der Pflastersteine blind und nur anhand der Rüttelgeschwindigkeit bestimmen. Auf dem asphaltglatten Fahrradweg gab sich der Robin aber keine Blöße. Gerade bei Steigungen spielte er seine 1.300 Watt Motorleistung gekonnt aus und ließ so manchen Radfahrer alt aussehen. Im Langstreckentest über mehrere Kilometer von Bozen Süd bis in die Redaktion in der Innenstadt beeindruckte uns der PT vor allem durch seine Ausdauer. Immerhin soll der Robin bis zu 30 Kilometer mit einer Ladung durchhalten. Ob man die aber stehend auf zwei Trittflächen zurücklegen möchte, ist eine andere Sache. ◀ PETER SEEBACHER
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Südtirol Panorama | Juni 2012
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LUXUS & LIFESTYLE
City Radler Seit der Erfindung des Elektrobikes müssen normalsterbliche Radfahrer noch heftiger in die Pedale treten, um in Sachen Geschwindigkeit mithalten zu können. Südtirol Panorama stellt vier City-Bikes vor, mit denen es sich zwar nicht unbedingt schneller, auf alle Fälle aber stilvoller radeln lässt.
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Vanmoof Düsenjäger In Holland ist Fahrradfahren eine alte Tradition, selbst die königliche Familie schwingt sich gerne mal auf den Drahtesel. Der niederländische Fahrradhersteller Vanmoof entwickelte ein Stadtfahrrad ganz ohne Schnick-Schnack. Das kabellose Fahrrad „Düsenjäger“, in Leichtbauweise gefertigt, ist durch den eloxierten Rahmen ideal für den täglichen Gebrauch. Mit der Sturmey-Archer-Kick-Shift-Schaltung (zwei Gänge) radelt es sich hervorragend durch die Stadt. Die solarbetriebene Beleuchtung ist im Rahmen versteckt und kann zusätzlich über einen USB-Anschluss aufgeladen werden. Der „Düsenjäger“ besitzt ein integriertes Abus-Kettenschloss. Seit April 2012 ist die neue M2 Kollektion erhältlich. Preis: 848 Euro
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Als trendbewusster City-Radler fährt man ein Create Bike. Create Bikes sind Single-Speed-Bikes im puristischen Design. Durch einen einfachen Handgriff lässt sich entweder auf Fahren mit FixedGear oder mit Freilauf wechseln. Die bunten Fahrräder sind mit Vorder- und Hinterbremse ausgestattet und in 14 Farbkombinationen erhältlich. Preis: 399 Euro
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Südtirol Panorama | Juni 2012
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LESEZEICHEN
Siegfried von Schindelhauer Dem Namen nach könnte es sich bei Siegfried um ein schwedisches Fahrradmodell in Fertigbauweise handeln, es ist aber in Wirklichkeit ein mit modernster Technik ausgestattetes Stadtfahrrad des deutschen Fahrradherstellers Schindelhauer. Siegfried, in den Farben mit den ansprechenden Namen schieferschwarz, sahneweiß und alu pur erhältlich, ist ein EinGang-Fahrrad (singlespeed). Durch den Gates Carbon Drive Zahnriemen garantiert der Hersteller ein sauberes Handling und Wartungsfreiheit. Schöne Extras: die Lederapplikationen von Brooks. Preis: 1.350 Euro
Jeder Rahmen von Boo Bicycles wird in einem 50-stündigem Prozess in Handarbeit gefertigt. Boo Bicycles bestehen aus Bambus und haben im Vergleich zu Modellen aus Aluminium oder Karbon den Vorteil, stabiler und langlebiger zu sein. Bambus absorbiert Schwingungen und Vibrationen besonders gut. Der etwas längere Radstand des Boo „T“ Touring sorgt für erhöhte Stabilität und für eine aufrechte und entspannte Sitzposition. Bis zu 100 Kilo können auf dem im Rahmen integrierten Gepäckträger transportiert werden. Tipp: Alle Boo Bicycles gibt es auch als E-Bike. Preis: 4.420 Euro
Mit dem Fahrrad durch den Stadtverkehr – nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern auch des Stils. Extra für Stadtradler hat das dänische Unternehmen Yakkay einen modischen Kopfschutz entwickelt. Der Fahrradhelm „Smart One“ besteht aus einem Basishelm (in unterschiedlichen Farben erhältlich) und verschiedenen Bedeckungen, wie Kappe, Hut oder Mütze. Auf diese Weise wird der Helm zum modischen Accessoire. „Smart One“ erfüllt die europäischen Sicherheitsstandards und wurde mit diversen Designpreisen geehrt. Einziger Wermutstropfen: Vor einer Helmfrisur schützt auch der schicke „Smart One“ nicht. Preis: ab 109 Euro
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Gary Vaynerchuk hasst die Bezeichnung „Social Media“ und ist trotzdem sehr gut darin, Twitter, Facebook und Co. für sich und seine Geschäfte zu nutzen. Auf Twitter folgen ihm fast 1 Mio. Menschen. Dank der neuen Medien schaffte es der Amerikaner, das kleine Weingeschäft seiner Eltern zu einem führenden Weinhandel auszubauen. Nun hat der smarte 37-Jährige ein Buch darüber geschrieben, wie man mit Hilfe intensiver Interaktion mit Menschen über die modernen Medien seine Geschäfte ankurbeln kann. Denn: Nur hin und wieder eine Pressemeldung posten reicht nicht, sagt Vaynerchuk. Aber das haben die meisten wahrscheinlich auch schon vorher geahnt.
INFO: Gary Vaynerchuk, „Die Thank You Economy“, Börsenmedien, rund 23 Euro
REISETIPP
Winterthur
MUST-HAVE DES MONATS
Smarte Haube
DANKE IST NICHT GENUG
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BOO „T“ Touring von Boo Bicycles
VON SYBILLE STAMPFLI | Die Schweizerin mit Südtiroler Mutter ist in Lausanne aufgewachsen und hat in Zürich und Winterthur Übersetzung studiert. Winterthur ist eine lebendige Studentenstadt und mit ihren 120.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt der Schweiz. Die Stadt punktet mit einem reichen Kultur- und Freizeitangebot. „Lädele“: Die malerische Altstadt lädt zum Bummeln, auf Schweizerdeutsch „lädele“ genannt, ein. In der Fußgängerzone findet man alles, was das Herz begehrt: Modegeschäfte, Bäckereien, Cafés und Restaurants. Kleine originelle Boutiquen findet man entlang der Steinberggasse. Im Sommer bieten unzählige Lokale Sitzplätze im Freien, so auch das „Kafisatz“ oder das „Fahrenheit“. Die Gastronomie in der Altstadt bietet einen bunten Mix aus lokalen und exotischen Spezialitäten. Kulturelles Angebot: Mit ihren 16 Museen hat die Stadt einiges an Kultur zu bieten. Kunstliebhaber sollten die Villa Flora, das Fotomuseum und das Kunstmuseum nicht verpassen. Für Familien eignet sich das Technorama, das mit seinen Experimentierstationen rund um die Themen Technik und Naturwissenschaft für Spaß und Unterhaltung sorgt. Natur: Grünanlagen gibt es in Winterthur sehr viele. Sehr beliebt ist unter anderem der Lindengutpark am Ostende der Altstadt. Wer die freie Natur bevorzugt, findet rund um Winterthur grüne Wälder und Hügel. Eine schöne Aussicht auf die Stadt genießt man vom Goldenberg. Dort befindet sich auch das edle Restaurant gleichen Namens.
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Alessandro Righi
Zu spät
SÜDTIROL PANORAMA: Die Kellerei St. Pauls war eine der Hauptsponsoren des Alpinitreffens in Bozen. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Nein, In Bozen hat ein Sponsoring durch eine heimische Kellerei seine Berechtigung, nicht aber, wenn das Treffen in Piacenza oder sonst irgendwo statt◀ findet.
Der Spruch wurde so nie gesagt, er ist aber trotzdem zum geflügelten Wort geworden: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Zugeschrieben wird diese Aussage Michail Gorbatschow und gerichtet war sie Ende der Achtzigerjahre an die Staatslenker der DDR. Spät dran zu sein ist nie gut. Anstatt zu überlegen, werden dann überhastet Dinge beschlossen und in die Wege geleitet, die nicht immer gut ausgehen. Siehe die nicht mehr existierende DDR. Dabei ist oft nicht klar, warum jemand zu spät dran ist. Hat er nicht auf die Uhr geschaut? Den Termin vergessen? Einfach nicht mehr daran gedacht? Zu spät dran ist man, so sagt die Landesregierung, jetzt auch mit der Überetscher Bahn. Keine Zeit mehr für deren Verwirklichung, Das einzige, was sich noch ausgehen könnte, ist ein Metrobus. All die Jahre seit der ersten Idee zu einer Neuauflage der Überetscher Bahn - einfach verflogen. Wenn man jetzt eine baldige Lösung will, bleibt nur der Metrobus. So die Landespolitik. Ich habe Verständnis dafür, mir ist es ja mit diesem Text ebenso ergangen. Ich hätte einen viel besseren schreiben können, aber jetzt war einfach die Zeit knapp und es hat nur mehr für diesen hier gereicht. Ich war einfach zu spät ◀ dran.
INTERVIEW: PETER SEEBACHER
PETER SEEBACHER
war ja seit langem geplant und wir hatten uns überlegt, wie man das nutzen könnte. Wir als Kellerei wollten auch im Sinne der Südtiroler Weinwirtschaft etwas dazu beitragen. Ohne unser Engagement wäre die Wahrscheinlichkeit relativ groß gewesen, dass die nationale Vereinigung der Alpini sich für einen Nicht-Südtiroler Wein als Sponsor entschieden hätte. Haben Sie für diesen Anlass einen eigenen Cuvée kreiert?
Nein, wir haben aber eigene Etiketten mit dem offiziellen Logo des Treffens entworfen. In den Rotweinflaschen haben wir Lagrein abgefüllt, in den Weißweinflaschen Weißburgunder. Beides Weine, die wir auch sonst der Gastronomie und Hotellerie liefern.
Foto: Kellerei St. Pauls
ALESSANDRO RIGHI: Das Alpinitreffen
Alessandro Righi ist Geschäftsführer der Kellerei St. Pauls
Wieviel Wein haben Sie insgesamt bei der Veranstaltung abgesetzt?
Ich möchte die offiziellen Zahlen nicht publik machen. Das sind Zahlen, die nur intern bekannt sind, und dabei soll es bleiben.
Ihr Resümee?
Wir sind sehr zufrieden, weil wir als Kellerei überall gut sichtbar waren. Wir haben auch eine beträchtliche Menge an Wein verkauft. Viele der Teilnehmer wollten eine Flasche des offiziellen Alpini-Weins mitnehmen. Auch die Gastronomie in und um Bozen hatte unseren Alpini-Wein im Angebot.
CARTOON
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Werden Sie dem Alpinitreffen als Sponsor treu bleiben?
von Kiri
Südtirol Panorama | Juni 2012
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„Die Volksbank investiert 100% der lokalen Spareinlagen in Kredite für heimische Familien und Unternehmen. Das macht uns unabhängig, flexibel und wenig anfällig für Krisen. Nach unserem Motto:
100% aus Südtirol – für Südtirol.“
Johannes Schneebacher, Generaldirektor
www.volksbank.it