südtirol panorama - februar 2012

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panorama südtirol

Das Wirtschaftsmagazin

Prozessoptimierung Wie Produktion beschleunigt werden kann Investment Sind strategische Metalle eine realistische Alternative? Karrieresprung Was man als Neo-Chef vermeiden sollte

Vers. in Post. - 45% - Art. 1 Abs. 1 - Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) - CNS Bozen Poste Italiane SpA - Taxe percue / Tassa pagata - Abo im Inland: 11 Euro - Abo im Ausland: 20 Euro

www.panorama-online.com – Nr. 01/2012 – 1,80 Euro

Februar 2012

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KRAFTVERTEILUNG Welcher Teil des Landes ist der stärkste? Wer hat wo Aufholbedarf? Wo liegen versteckte Stärken?


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INHALT

EDITORIAL

Keine Probleme

Foto: Alexander Alber

Bereits jetzt haben Wirtschaftspropheten und Wirtschaftsfachleute das Jahr 2012 zum Schicksalsjahr erklärt. In diesem Jahr, so der Tenor, entscheide sich alles: wie es mit dem Euro weitergeht, was mit Europa und den USA passiert, ob China wirtschaftlich einknickt – einfach alles. Am liebsten möchte man noch hinzufügen: und ob die Welt untergeht. Da ist es manchmal gut, wenn man mit Menschen zusammentrifft, die solchen Meldungen und Voraussagen einfache, klare Worte entgegenstellen. Wie Markus Prugger, Geschäftsführer der Nordpan AG, der beim Vorgespräch zum Interview in diesem Heft meinte: Unsere Eltern und Großeltern haben viel Schlimmeres durchgemacht. Was sind da schon unsere heutigen Probleme dagegen? Die Zukunft kann niemand voraussagen – zumindest sind die meisten Menschen dieser Meinung. Zurückblicken kann man hingegen schon. Wir blicken in diesem Heft auf die wirtschaftliche Entwicklung in den Bezirken Südtirols und bewerten die aktuelle Situation. Für diesen Bericht haben wir ganze 14 Seiten freigemacht. Für alle, die sich für alternative Anlagemöglichkeiten interessieren, bringen wir in diesem Heft ein Interview mit zwei absoluten Experten in Sachen „Seltene Erden“ und strategische Metalle. Sie erklären darin, warum Halbmetalle wie Indium oder Germanium sehr gut in jedes Anlageportfolio passen. Eine Veränderung hat unsere ehemalige Seite „Personalien“ durchgemacht. Sie heißt jetzt „Letzte Seite“, und anstatt eines einzigen Interviews gibt es drei Rubriken: ein Kurzinterview mit dem Titel „Ein Anruf bei...“, eine Glosse mit dem Titel „Logout“ und einen Cartoon von unserer neuen Zeichnerin Kiri.

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News & Trends Titel

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Die Kraftzentren Die wirtschaftliche Kraft Südtirols. Stärken und Schwächen, aufgedröselt nach Bezirken

Unternehmer & Märkte 20 Den Flaschenhals umgehen Wie Produktionsprozesse mit wenig Aufwand beschleunigt werden können

24 Mit Vollgas auf dem Holzweg Warum Nordpan und die Rubner-Gruppe gerade jetzt investieren. Ein Gespräch mit Stefan Rubner und Markus Prugger

30 Was darf es sein, Herr Jungmann? Gemeinsam am Tisch mit Andreas Jungmann, geschäftsführender Gesellschafter der Wohn-Zentrum Jungmann AG

Geld & Finanzen 34 Südtirols Finanzindustrie Banken und Versicherungen in Südtirol bewegen jährlich Milliardensummen

40 Investment Strategische Metalle und „Seltene Erden“ können durchaus eine Anlage wert sein

Architektur & Immobilien 44 Jenseits der Landesgrenzen Immobilien in Toplage: Hierzulande unerschwinglich, in der Tiroler Landeshauptstadt bezahlbar

Karriere 50 Heute Kollege, morgen Chef Worauf Neo-Chefs beim Aufstieg aus dem Kollegenkreis achten sollten

Luxus & Lifestyle 56 Raus aus dem Alltag Vier Reisetipps für einen relaxten Winter-Kurzurlaub

56 Dem Trend voraus PETER SEEBACHER

Auf der alljährlichen Ispo Winter in München zeigen Hersteller die Produkte der kommenden Saison. Wir haben vier Must-haves für die Skisaison 2013

Impressum Erscheinungstermin: 17.02.2012 Chefredakteur: Peter Seebacher Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Susanne Pitro, Ariane Löbert, Sonja Marzoner, Max Otte, Thomas Amonn, Jürgen Abel, Kiri Schlussredaktion: Alexandra Fössinger Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler Anzeigenkoordination: Lisa Forer-Naumann Anzeigenleitung: Michael Disertori – 0471 304545 Herausgeber: FF-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 07.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 50, Fax 30 45 11, www.panorama-online.com Druck: Radin-Berger Print GmbH, Innsbruck (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück

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Service 42 43 57 57 58 58 58

Finanzkommentar: Sparen ist kontraproduktiv Finanzkolumne: Keine Angst mehr vor Abstufung Lesezeichen: Siegen kann jeder Reisebericht: Barcelona Ein Anruf bei … Franz Staffler Logout Cartoon

Südtirol Panorama | Februar 2012

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NEWS & TRENDS

Auftragseingänge der Industrie des Euroraumes und der EU27 Auftragsorientiertes verarbeitendes Gewerbe

Euroraum, saisonbereinigte Reihe EU27, saisonbereinigte Reihe

130 125 120 115 110 105 100 95 90

11-2002 02-2003 05-2003 08-2003 11-2003 02-2004 05-2004 08-2004 11-2004 02-2005 05-2005 08-2005 11-2005 02-2006 05-2006 08-2006 11-2006 02-2007 05-2007 08-2007 11-2007 02-2008 05-2008 08-2008 11-2008 02-2009 05-2009 08-2009 11-2009 02-2010 05-2010 08-2010 11-2010 02-2011 05-2011 08-2011 11-2011

Quelle: eurostat

80

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

85

2005 = 100

Auftragseingänge der Industrie in Europa rückgängig gänge im November 2011 gar um 2,7 Prozent gefallen. Im Jahresvergleich zwischen 2010 und 2011 verzeichneten acht EU-Mitgliedsstaaten einen Rückgang der Auftragseingänge im auftragsorientierten verarbeitenden Gewerbe und 13 eine Zunahme. Den höchsten Rückgang erlitten Portugal (-25 Prozent), Schweden (-9,7 Prozent) und Ungarn (-7,4 Prozent). Die stärksten Zuwächse meldeten Lettland (+35,6 Prozent) Estland (+12,4 Prozent) und Polen (+11,3 Prozent). (PS)

Im Vergleich zum Vormonat hat im November 2011 der Index der Auftragseingänge im Euroraum um 1,3 Prozent abgenommen. Im Oktober 2011 war dieser noch um 1,5 Prozent angestiegen. Dies geht aus einer Aussendung des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) hervor. Nimmt man als Basis für die Erhebung die gesamten Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU27), dann betrug der Rückgang 1,4 Prozent. Im Vergleich zum November 2010 ist der Index der Auftragsein-

Die Bank für Trient und Bozen und der Unternehmerverband Südtirol haben das Abkommen für die Entwicklung der Klein- und Mittelunternehmen (KMU) erneuert. Am 6. Februar 2012 wurde die Vereinbarung, die für das Trentino-Südtirol einen Plafond von 200 Millionen Euro vorsieht, vom Präsidenten des Unternehmerverbandes Südtirol, Stefan Pan (Pan Tiefkühlwaren GmbH), und vom Vizepräsidenten der BTB, Michl Ebner, unterzeichnet. Grundlage für das Abkommen ist die Ratifizierung auf lokaler Ebene der gesamtstaatlich abgeschlossenen Vereinbarung zwischen der Gruppe der Kleinunternehmen („Piccola Industria“), Confindustria und Intesa San Paolo. Um die Liquidität italienischer Unternehmen sicherzustellen, sieht die Vereinbarung italienweit einen Plafond von 10 Mrd. Euro vor. (SM)

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Südtirol Panorama | Februar 2012

Foto: Unternehmerverband Südtirol

Lokale Wirtschaft im Wachstum

Anlässlich der Erneuerung des Abkommens für die Entwicklung der KMU fand am Verbandssitz eine Tagung statt

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NEWS & TRENDS

Steigendes Interesse fĂźr Klimahouse

Foto: Messe Bozen

Die Nachfrage zum Thema energieeffizientes Bauen ist groĂ&#x;. Dies zeigen die eindrucksvollen Besucherzahlen der „Klimahouse 2012“ in der Messe Bozen. Die internationale Fachmesse fĂźr energieeffizientes und nachhaltiges Bauen hat Ăźber 40.000 Besucher angelockt. Laut einer von der Messe Bozen durchgefĂźhrten Umfrage kamen rund 78 Prozent von auĂ&#x;erhalb der Provinz. Vier Tage lang konnte sich das interessierte Publikum bei rund 459 Ausstellern Ăźber die Trends und Innovationen im Bereich des energieeffizienten Bauens informieren. Der grĂśĂ&#x;te Teil der Besucher (63 Prozent) besuchte die Klimahouse aus beruflichen GrĂźnden. Laut Umfrage kamen 60 Prozent der Privatbesucher nach Bozen, weil sie im Begriff sind ein Haus zu bauen oder zu sanieren. Die nächste Klimahouse findet vom 24. bis 27. Januar 2013 statt. (SM)

Klimahouse 2012: Die Fachmesse lockte Besucher aus ganz Italien an

Kaum Veränderungen bei Konkursen Laut Astat, dem Landesinstitut fßr Statistik, wurden 2011 insgesamt 59 Konkursverfahren erÜffnet; 28 davon im 2. Semester. Im Vergleich: 2010 wurden 60 Konkurse angemeldet. Die Jahresgesamtzahl verzeichnet somit keine substanzielle Veränderung. Gleich geblieben ist auch die Anzahl an Verfahren je 1.000 Unternehmen, welche mit 1,4 Konkursen dem Wert des Vorjahres entspricht. Einen Wandel gibt es allerdings im Bereich Gastgewerbe, das

eine Zunahme von sechs auf zwÜlf Verfahren verzeichnet. Nach wie vor ist das Baugewerbe mit 3,2 Konkursen je 1.000 Unternehmen der Sektor mit den meisten Konkursen, obwohl die Zahl der erÜffneten Verfahren gegenßber dem Vorjahr von 23 auf 19 gesunken ist. Die Analyse nach Bezirksgemeinschaften ergibt in keinem Sßdtiroler Gebiet nennenswerte Veränderungen. Im Jahr 2011 wurden insgesamt 156 Konkurse abgeschlossen. (SM)

Ideal fĂźr Renovierungen: DekorbĂśden von Ragespi

Konkurse je 1.000 Unternehmen Unternehmen laut dem Statistischen Archiv der aktiven Unternehmen (Asia), Stand: 31.12.09 2,5

Vinschgau 1,3 1,3 1,2

Burggrafenamt

1,7

Ăœberetsch/Unterland

2,1

Eisacktal

Quelle: Astat

Wipptal

Pustertal

t /VS NN Eà OO t 4DIOFMMF FJOGBDIF 4FMCTUWFSMFHVOH t 4JNQMFT ;VTDIOFJEFO PIOF 4UBVC VOE -ÊSN t 6OUFSHSà OEF )PM[ 'MJF•FO #FUPO LÚOOFO JN 0SJHJOBM[VTUBOE CFMBTTFO XFSEFO t 'FVDIUF VOE OÊTTFCFTUÊOEJH t &DIUFO )PM[PCFSnÊDIFO WFSCMà GGFOE ÊIOMJDI t 7FSTDIJFEFOTUF %FLPSF

1,4 1,5

Bozen

Salten/Schlern

Extrem dßnn, exibel und hart im Nehmen

0,9 1,1 1,1 0,8 0,8 2,4 1,5 1,2

Analyse nach Bezirksgemeinschaft: nur geringe Veränderungen im Vergleich zum Jahr 2010

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SĂźdtirol Panorama | Februar 2012

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TITEL

Wirtschaftsparadies mit Makeln Welcher Bezirk hat in Südtirol wirtschaftlich gesehen die Nase vorn? Südtirol Panorama ist dieser Frage nachgegangen und hat einige interessante Antworten gefunden. Das Ergebnis – soviel steht fest – war nicht in dem Maße voraussehbar, wie man vielleicht annehmen möchte.

S

üdtirol ist in vielerlei Hinsicht der Streber unter Italiens Provinzen. So leisten etwa Südtirolers Bewohner, die 0,8 Prozent der italienischen Bevölkerung ausmachen, einen überdurchschnittlichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Italiens in der Höhe von 1,1 Prozent. Oder: Die Erwerbsquote liegt in Südtirol bei 73,7 (2010) Prozent, in Gesamt-Italien bei 62,2 Prozent. Oder weiter: Die Arbeitslosenquote in Südtirol wird gegenwärtig vom Landesinstitut für Statistik (Astat) mit 3,1 Prozent beziffert. In Italien sind es 8,6 Prozent. Ebenfalls nach dem Landesinstitut für Statistik betrug das Bruttoinlandsprodukt Südtirols im Jahre 2009 rund 17,3 Milliarden Euro. Für den größten Teil der Wertschöpfung sorgt in Südtirol der Dienstleistungssektor, gefolgt vom öffentlichen Sektor, dem verarbeitenden Gewerbe sowie Gastgewerbe und Handel. Wie das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in einem WirtschaftsbarometerBulletin feststellte, war es der Südtiroler Wirtschaft auch 2011 möglich, Arbeitsplätze zu schaffen. Allerdings ist Südtirol dabei, seinen Wirtschaftsmotor zu wechseln – zumindest war das anscheinend in den vergangenen Monaten der Fall. Nicht

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Südtirol Panorama | Februar 2012

„Insgesamt liegt Südtirol hinsichtlich Forschung und Entwicklung unter dem gesamtstaatlichen und europäischen Durchschnitt.“ Landesinstitut für Statistik

mehr Gastgewerbe und private Dienstleister sorgten für Wachstum, sondern Landwirtschaft, das verarbeitende Gewerbe und der Handel. Auch sonst wartet das vergangene Wirtschaftsjahr mit positiven Zahlen auf: Der Außenhandel hat – vor allem in den ersten Monaten des Jahres – zugenommen. Ebenso die Nächtigungen im Vergleichszeitraum zum vorangegangenen Jahr. Alles paletti also? Mitnichten. Die Wirtschaftsleistung ist in Südtirol sehr konzentriert. So sorgen die Landeshauptstadt Bozen zusammen mit dem Bezirk SaltenSchlern für 39,9 Prozent der Wertschöpfung in Südtirol. Das Schlusslicht bei dieser Leistungsschau bildet das Wipptal, das gerade mal für 3,4 Prozent der Südtiroler Wirtschaftsleistung verantwortlich ist. Als wirtschaftlich stark gibt sich das Burggrafenamt mit einem Beitrag von 16,8 Prozent zur Südtiroler Wirtschaftskraft, gefolgt vom Pustertal (15 Prozent), Überetsch/Unterland (12,4 Prozent), Eisacktal (9,1 Prozent) und Vinschgau (5,8 Prozent). Die starke Zentralisierung der Wirtschaftskraft in Südtirol bringt aber einige Probleme mit sich. Vor allem, wenn dies mit einer schwierigen elektronischen und physischen Erreichbarkeit einhergeht. Dass das Selbstbildnis Süd-

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TITEL

Durchschnittlicher finanzieller Ertrag pro Arbeitstag in der Landwirtschaft Verteilung in Euro

STERZING

BRUNECK

BRIXEN MERAN SCHLANDERS

BOZEN

bis 51,1 € bis 63,7 € bis 79,5 € Quelle: Wifo

tirols, eine prosperierende, wettbewerbsstarke Region zu sein, nicht unbedingt stimmt, zeigt der vom Forschungsinstitut Joint Research Center (JRC) der Europäischen Kommission veröffentlichte Index für die Wettbewerbsfähigkeit. Südtirol wird auf diesem für 271 Regionen erstellten „Regional Competitiveness Index“ erst auf auf Platz 194 gereiht. Hinter dem Trentino (Platz 187) und weit hinter Tirol (Platz 86). Bei der Erstellung dieses Index werden Kriterien wie Qualität der Institutionen, Infrastruktur, Beschäftigung und Verbreitung der Technologien sowie Wirtschaftsstruktur und Innovation berücksichtigt. Bemängelt wird vor allem die beschränkte Verwendung von Informationstechnologie, eine kaum auf wissensintensive Dienstleistungen und hochtechnologische Produkte ausgerichtete Wirtschaftsstruktur, zu geringe Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie ein Mangel an hochqualifizierten Mitarbeitern für Wissenschaft und Technik. Gerade in Bezug auf Forschung und Entwicklung (F & E) hinkt Südtirol weiterhin hinterher, wie das Landesinstitut für Statistik kürzlich bekanntgab. „Insgesamt liegt Südtirol hinsichtlich Forschung und Entwicklung unter dem gesamtstaatlichen und europäischen Durchschnitt. Im Vergleich zur europaweiten Strategie

bis 160,0 € mehr als 160,0 €

Die Karte mit dem durchschnittlichen Ertrag in Südtirol pro Arbeitstag in der Landwirtschaft zeigt ein Ost-West-Gefälle. Am höchsten ist er im Süden.

„EU2020“, welche Investitionen von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als Ziel vorgibt, liegt die F & E-Quote in Südtirol weiterhin auf dem Vorjahreswert von 0,57 Prozent des BIP“, stellt darin das Astat fest. Doch nicht nur im Vergleich mit den umliegenden Regionen weist Südtirol Unter-

Versteuerbares Einkommen pro Steuerpflichtigen Verteilung in Euro

STERZING

BRUNECK

BRIXEN MERAN SCHLANDERS

BOZEN

bis 12.708 € bis 13.901 € Quelle: Wifo

bis 15.025 € bis 16.620 € mehr als 16.620 €

Das versteuerbare Einkommen pro Steuerpflichtigen scheint proportional entgegengesetzt zum landwirtschaftlichen Ertrag zu sein. Hier ist der Osten vorne.

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schiede und Defizite auf, sondern auch innerhalb der verschiedenen Landesteile. Betrachtet man den durchschnittlichen finanziellen Ertrag pro Arbeitstag in der Landwirtschaft, kristallisiert sich eine klare Achse von Salurn über das Überetsch/Unterland, das Burggrafenamt bis hinauf nach Schlanders heraus. Im Norden und im Osten des Landes fällt dieser Ertrag um einiges geringer aus. Genau umgekehrt sieht es aus, wenn die Verteilung des versteuerbaren Einkommens pro Steuerpflichtigen herangezogen wird. Im Vinschgau liegt diese Summe unter knapp 14.000 Euro. Die Steuerpflichtigen des Burggrafenamtes, des Überetsch, des Unterlands, Bozens und der Gebiete rund um Brixen, Sterzing und Bruneck weisen im Schnitt weit über 16.000 Euro an steuerpflichtigen Einkommen auf (siehe Grafik links, alle Daten 2006). Dies sind nicht die einzigen Zahlen, die aufzeigen, wie „zerklüftet“ und heterogen Südtirol in Sachen wirtschaftlicher Entwicklung und Prosperität ist. Je nachdem, welche statistischen Zahlen man betrachtet, zeigt sich ein – einmal mehr, einmal weniger – heterogenes Bild. Und nicht immer sind es die städtischen Zentren, die dabei gut abschneiden, wie auf den folgenden Seiten ▶ ersichtlich ist.

Südtirol Panorama | Februar 2012

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TITEL

Bozen/Salten-Schlern

Foto: Alexander Alber

In Bozen konzentriert sich ein großer Teil von Südtirols wirtschaftlicher Leistungskraft. Das Dasein als politisch und wirtschaftlich wichtigste Metropole des Landes bringt aber nicht nur Vorteile mit sich.

Kultur und Wirtschaft: das Stadttheater und das Gebäude der Handelskammer in Bozen

B

ozen ist nicht nur geographisch gesehen der Nabel Südtirols, sondern auch politisch und wirtschaftlich. Beliebt macht das die Stadt nicht unbedingt bei allen. Was für Österreich Wien oder für Italien Rom, ist in den Augen mancher Südtiroler Bozen: ungeliebt, weit weg und doch mit einer unwiderstehlichen Anziehungskraft. Wie wichtig Bozens Rolle in Sachen Wirtschaft ist, zeigt sich am Ranking der Top-300-Unternehmen in Südtirol. Von den zehn Unternehmen Südtirols mit dem höchsten Umsatz haben acht ihren Rechtssitz in der Südtiroler Landeshauptstadt. Aspiag führt diese Liste der Bozner Vorzeigebetriebe mit einem Umsatz von über 1,5 Milliarden an. Acciaierie Valbruna (828 Mio.), Fercam Finance AG (426 Mio.), Etschwerke AG (417), Maxi GmbH (304), Sel AG (268 Mio.), Alim-

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Südtirol Panorama | Februar 2012

co Fin AG (257) und schließlich San Marco Petroli Distribuzioni (173 Mio.) folgen. Allein diese acht Unternehmen stellen bereits eine imposante Finanzund Wirtschaftskraft dar. Damit sind die Bozner Unternehmen nicht nur Leitbetriebe für die Stadt selbst, sondern wohl auch für ganz Südtirol. Da verwundert es nicht, dass Bozen zusammen mit dem Bezirk Salten-Schlern für rund 40 Prozent der Südtiroler Wertschöpfung sorgt. In absoluten Zahlen sind das rund 6,2 Milliarden Euro, welche dieses Gebiet zum Südtiroler BIP beiträgt. Der Index der Arbeitsproduktivität für Bozen liegt mit 108 ebenfalls weit über jenem für Südtirol, der mit 100 angegeben wird. Für Südtirol ohne Bozen beläuft sich dieser gar nur auf 97,4. In Südtirols größter Metropole ist aber nicht alles so rosig, wie so manche statistische Zahl verdeutlicht. Mit einem Alters-

strukturkoeffizient von 1,6 liegt die Landeshauptstadt weit über dem Südtiroler Wert von 0,9. Das heißt, dass Bozen die im Schnitt ältesten Bürger hat, was früher oder später wirtschaftliche Folgen haben wird, beispielsweise für den Arbeitsmarkt. Vor allem sollte die Stadt ihren letzthin wieder positiven Bevölkerungssaldo (+ 0,1) weiterhin beibehalten. TOURISMUS. Nachteilig für Bozen wirkt

sich die geringe touristische Aufnahmekapazität aus, die der weiteren Enwicklung auf diesem Sektor im Wege steht. Je tausend Einwohner stehen in Bozen gerade einmal 31 Gästebetten bereit. Zum Vergleich: Im Pustertal liegt dieser Wert bei 861. Dementsprechend gering fällt auch die Nächtigungskapazität aus, die mit 5,1 angegeben wird. In Pustertal wird dieses Verhältnis von Nächtigungen zu Einwohnern mit 97,2 angegeben. Dafür ist die

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TITEL

Firmendichte (ohne Landwirtschaft) Lokaleinheiten/1.000 Einwohner Vinschgau

68,3

Burggrafenamt Überetsch/Unterland

VIELE UNTERNEHMEN. Bezogen auf die

83,2

Bozen

107,7

Salten-Schlern Eisacktal

Quelle: Wifo

Vollauslastung der gastgewerblichen Betriebe mit 178,7 die höchste in Südtirol. Auf gut Deutsch: Die wenigen Betriebe sind gut ausgelastet. Die Landwirtschaft hat für die Landeshauptstadt nicht den Stellenwert für die Wertschöpfung wie in den anderen Bezirken, aber mit einem Ertrags-Index von 139,7 ist sie sehr effizient (Südtirol: 100).

90,7

Firmendichte sind Bozen und SaltenSchlern den anderen Bezirken voraus (siehe Grafiken). Der Index in Bozen ist mit 114,4 der südtirolweit höchste, Salten-Schlern liegt mit 101,5 an der zweiten Stelle. Auch Firmengründungen finden in Bozen öfter statt als im Rest des Landes: Die Quote der Neugründungen beläuft sich in der Landeshauptstadt auf 8,4 Prozent, südtirolweit liegt sie bei 6,7 Prozent. Bei der Wertschöpfung pro Beschäftigten hat Südtirols einzige 100.000-Ein-

101,4 80,3

Wipptal

85,9

Pustertal

85,6

Südtirol

90,6

In Bozen und im Bezirk Salten-Schlern herrscht in Südtirol die größte Firmendichte. Der Vinschgau bildet das Schlusslicht.

wohner-Stadt ebenfalls die Nase vorne. Bei einem angenommenen Basiswert von 100 für ganz Südtirol liegt diese in Bozen bei 105,3. Verdienen lässt es sich in Bozen ebenfalls mehr als im Rest von Südtirol. Zumindest, wenn man der Statistik Glauben schenkt. Das versteuerbare Einkommen pro steuerpflichtigen Bozner wird mit

Firmendichte (ohne Landwirtschaft) Lokaleinheiten/1.000 Einwohner

STERZING

18.043 Euro beziffert. Wer im Vinschgau wohnt, gibt in der Steuererklärung im Schnitt rund 400 Euro weniger an. Dass die Landeshauptstadt gute Verdienstmöglichkeiten aber eine geringere Lebensqualität bietet als die angrenzenden Gemeinden, ist nichts Neues. So kämpfen Transport- und Straßensystem auch täglich mit Tausenden von Pendlern, die zur Arbeit nach Bozen strömen. Ein Problem, das die Landeshauptstadt ihrem Rang als Zentrum zu verdanken hat. Aber: Auch 12,9 Prozent der Bozner verlassen täglich die Stadt, um außerhalb ihrer Arbeit nachzugehen. UMBAU. Bozen ist dank der angesiedel-

BRUNECK

BRIXEN MERAN SCHLANDERS

BOZEN

bis 63,7 bis 71,5 Quelle: Wifo

bis 84,9 bis 103,2 mehr als 103,2

Die Firmendichte in Südtirol dargestellt, nach Gemeinden. Auch hier gibt es ein klar ersichtliches Ost-West-Gefälle.

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ten Unternehmen – die es in dieser Zahl und mit dieser geballten Wirtschaftskraft in Südtirol nirgendwo mehr so konzentriert gibt - ohne Zweifel eines der Zugpferde von Südtirols Wirtschaft. „Baustellen“ gibt es trotzdem einige – im wahrsten Sinne des Wortes. So harrt der Plan für den Umbau des Bahnhofs noch seiner Verwirklichung. Ein Megaprojekt, das der Stadt seinen Stempel aufdrücken und die Zukunft derselben mitbestimmen wird. Und der Umbau – um nicht zu sagen Abbau – so mancher großer Produktionsbetriebe in Bozen Süd – sprich Stahlwerke – wird früher oder später unausweichlich sein. ▶

Südtirol Panorama | Februar 2012

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TITEL

Burggrafenamt Der Bezirk Burggrafenamt leistet sich in Sachen Wirtschaftsdynamik wenig Auffälligkeiten. In vielen Bereichen ist die Entwicklung mit jener in ganz Südtirol konform. Ausnahme ist der Tourismus.

Foto: Alexander Alber

Das Unternehmen Dr. Schär: Sitz in Burgstall und weltweit erfolgreich

M

it Meran, Passeiertal und Lana liegen einige wirtschaftlich starke Gebiete im Burggrafenamt. Im vorliegenden Fall wurden auch die Gemeinden Naturns, Plaus und Partschins von den Statistikern des Wirtschaftsforschungsinstituts der Handelskammer (Wifo) zum Burggrafenamt hinzugerechnet. Damit liegen diesen Betrachtungen insgesamt die Zahlen von 26 Gemeinden rund um Meran zugrunde. In diesen lebt fast ein Fünftel der Südtiroler Bevölkerung (19,4 Prozent). Der Anteil des Burggrafenamts an den Unternehmen ist exakt der gleiche: 19,4 Prozent der Betriebe Südtirols haben ihren Sitz in den Gemeinden rund um Meran. Sie beschäftigen fast 40.000 Personen und damit 18,4 Prozent von Südtirols arbeitender Bevölkerung. Über 8.000 Personen im Burggrafenamt sind in den 2.700 Handwerksbetrieben beschäftigt. Maurer,

10

Südtirol Panorama | Februar 2012

Tischler und Elektriker haben daran den größten Anteil. Der Wertschöpfungsanteil von 16,8 Prozent (rund 2,6 Milliarden Euro) entspricht nicht ganz der zu erwartenden Höhe und dementsprechend liegt auch die Arbeitsproduktivität mit einem Index von 97,9 unter dem für ganz Südtirol (100). Zwar gibt es im Burggrafenamt einige wichtige wirtschaftliche Zentren, aber gleichzeitig liegen in diesem Bezirk auch einige Gemeinden mit großer Strukturschwäche, die besonders abwanderungsgefährdet sind. Als Beispiel dafür können Laurein, Proveis und Unsere liebe Frau im Walde gelten. Die Statistik stellt für den Bezirk mit Meran als urbanem Mittelpunkt wenig Außergewöhnliches fest. Viele Zahlen entsprechen fast genau jenen, die auch für ganz Südtirol gültig sind. So ist die Verteilung der Arbeitsplätze nach Sektoren na-

hezu identisch mit den Südtiroler Durchschnittszahlen. Im Handel ist es sogar exakt der gleiche Anteil, nämlich 14 Prozent. Auch die restlichen Sektoren weichen wenig vom Durchschnitt ab, etwa in der Landwirtschaft (13 Prozent statt 10 Prozent in Südtirol) oder bei den öffentlichen Bediensteten (23 Prozent statt Südtirols 24 Prozent). Einzig bei den im Gastgewerbe Beschäftigten gibt es eine nennenswerte Differenz. Südtirolweit sind 11 Prozent der Arbeitsplätze der Gastronomie zu verdanken, im Burggrafenamt stellt dieser Sektor 14 Prozent der Arbeitsstellen. Auch beim Wertschöpfungsanteil der verschiedenen Wirtschaftssektoren bewegt sich das Burggrafenamt im Bereich der südtirolweiten Mittelwerte. Allein das Gastgewerbe mit einem Anteil von 13 Prozent (Südtirol: 11 Prozent) und die Landwirtschaft mit 9 Prozent (Südtirol:

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TITEL

Wertschöpfung nach Sektoren

Burggrafenamt

Verteilung in Prozent

Südtirol

Landwirtschaft

9% 6% 15 %

Verarbeitendes Gewerbe

6 Prozent) weichen nennenswert positiv von den Südtiroler Durchschnittswerten ab. Der Diensleistungssektor bleibt mit 25 Prozent Anteil zu den für Südtirol errechneten 28 Prozent mehrere Prozentpunkte zurück.

Baugewerbe

15 % 8%

Handel

Gastgewerbe

9% 13 % 13 % 13 % 11 %

DYNAMISCH. Die Bevölkerungsentwick-

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25 %

Dienstleister Quelle: Wifo

lung verlief in den zehn Jahren zwischen 2000 und 2010 im Burggrafenamt insgesamt etwas dynamischer als in Südtirol. Während der Index für Südtirol um 9,1 Prozent anstieg, waren es für die Gemeinden im Schatten der Texelgruppe 10,9 Prozent. Ein noch dynamischeres Bild zeigt sich bei der Entwicklung der Handwerksbetriebe. Die Zunahme in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends betrug südtirolweit 0,9 Prozent, im Burggrafenamt konnte hingegen ein Anstieg der gewerblichen Unternehmen im Handwerk von 6,8 Prozent festgestellt werden. Die Entwicklung der Unternehmen wich wiederum nur gering von jener im ganzen Land ab und übertraf diese nur um 1,7 Prozent. Die Anzahl der gesamten Betriebe nahm insgesamt mit 10,7 Prozent nur unterdurchschnittlich zu (Quote für Südtirol: 12,4 Prozent). Für mehr Arbeitsplätze sorgten in den Jahren von 2000 bis 2010 vor allem der Handel, das Gastgewerbe sowie der Dienstleistungs- und öffentliche Sektor. Insgesamt übertraf die Entwicklung unselbstständig Beschäftigter im Burggrafenamt mit den drei zusätzlich dazugerechneten Gemeinden Naturns, Partschins und Plaus mit einem Plus von 29,3 Prozent die Entwicklung in Südtirol (+ 21,4 Prozent) um fast 8 Prozentpunkte. Überdurchschnittlich – und zwar mit einer Zunahme von 24,2 Prozent – entwickelte sich auch der Toursismus im Verhältnis zum Südtiroler Mittelwert, der bei 20,9 Prozent lag. Dabei weisen die gastronomischen Betriebe des Burggrafenamtes auch die höhere Auslastung auf. Zwei Dinge könnten sich allerdings in Zukunft für die Tourismusbetriebe in diesem Wirtschaftsraum als Fußangel erweisen. Ein-

Öffentlicher Sektor

28 % 18 % 18 %

Die Wirtschaftssektoren im Burggrafenamt tragen im Gleichschritt mit GesamtSüdtirol zur Wertschöpfung bei. Ausreißer sind Landwirtschaft und Gastgewerbe.

„Für mehr Arbeitsplätze sorgten vor allem der Handel, das Gastgewerbe sowie der Dienstleistungssektor.“ mal ist es die statistisch nachweisbare Abhängigkeit von Gästen aus Deutschland und zum Zweiten der geringe Anteil des Wintertourismus. SCHWERGEWICHTE. Die Unternehmen

des Burggrafenamtes, die als Leitbetriebe gelten, habe alle klingende Namen und sind weit über Südtirols Grenzen hinaus bekannt. Zum Teil sind es auch Tochtergesellschaften weltweit oder europaweit tätiger Konzerne. Genannt seien hier Hoppe (St. Martin), Dr. Schär (Burgstall), Forst (Algund), Doppelmayr (Lana), Röfix (Partschins), Maico (St. Leonhard i. P.) und Schweitzer (Naturns). Eine Besonderheit des Bezirks Burggrafenamt ist das Vor-

handensein mehrerer Tourismusbetriebe im obersten Segment, vor allem in Meran und der näheren Umgebung wird dem besonders anspruchsvollen Gast einiges an Auswahlmöglichkeiten geboten. Eine weitere Auffälligkeit des Burggrafenamtes – immerhin hat dieser Bezirk einen Anteil von 35 Prozent an der gesamten Obstanbaufläche Südtirols – sind die obstverarbeitenden Betriebe, die vor allem Fruchtsäfte und Marmelade herstellen, so zum Beispiel die Unternehmen Iprona und Zipperle. ZUKUNFT. Wirtschaftlich gesehen hat das

Burggrafenamt eine solide Basis. Einige Schwachstellen werden trotzdem sichtbar. So wird es weiterhin schwierig bleiben, die Bevölkerung in den abwanderungsgefährdeten Gemeinden zu halten. In diesem Fall wäre der Ausbau der digitalen und physischen Erreichbarkeit wohl ein wichtiges Argument. Die Ankurbelung des Tourismus in diesen peripheren Gebieten wird ebenfalls seit Jahren versucht, will aber nicht recht gelingen. Die Konzentration der Tourismustreibenden auf eine bestimmte Gästeschicht ist ebenfalls mit kritischem Blick zu sehen. Immerhin ist dieser Sektor im Burggrafenamt für 13 Prozent der Wertschöpfung verantwortlich. Fallen die üblichen Stammgäste weg, kann dieser Anteil schnell sinken. ▶

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TITEL

Vinschgau Der Westen unterscheidet sich in mehreren Bereichen vom Rest Südtirols. Die Landwirtschaft hat einen vergleichbar hohen Anteil an der Wertschöpfung und an den vorhandenen Arbeitsplätzen. Die Arbeitsproduktivität ist unterdurchschnittlich.

Foto: Alexander Alber

Können als Symbol für den Vinschgau gelten: die Obstgenossenschaften

S

tatistisch gesehen ist der Vinschgau ist in den vergangenen Jahren hinter der Entwicklung in Südtirol zurückgeblieben. Dies lässt sich an mehreren Daten festmachen. Zum Beispiel an der Bevölkerungsentwicklung. Während Südtirols Bevölkerungsindex in den Jahren von 2000 bis 2010 ein Plus von 9,1 Prozent verzeichnete, waren es im Vinschgau nur bescheidene 3,1 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung zeigt die Zahl der gewerblichen Unternehmen: Südtirol weist eine Zunahme von 12,4 Prozent auf, der Vinschgau blickt auf ein Plus von 9,5 Prozent. Auffallend dabei: Bis 2005 verlief die Entwicklung in Südtirol und im Bezirk Vinschgau analog, erst danach verflachte sich die Entwicklungskurve von Südtirols Westen. Dabei ist Vinschgau nicht gleich Vinschgau. Während geografisch gesehen übli-

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Südtirol Panorama | Februar 2012

cherweise die Gemeinden Naturns, Partschins und Plaus zum Vinschgau gerechnet werden, wurde dies bei der Erstellung der hier herangezogenen Statistiken nicht berücksichtigt. Die Werte der drei genannten Gemeinden sind in diesen Berechnungen für den Vinschgau nicht enthalten. Ein Blick auf die Eckdaten des westlichsten Landesteils von Südtirol zeigt, dass es dort statistisch gesehen einige Auffälligkeiten gibt. Mit rund 35.500 Einwohnern stellen die Gemeinden westlich von Naturns sieben Prozent der Bevölkerung Südtirols. Den etwa gleichen Anteil haben sie bezogen auf die dort vorhandenen Unternehmen (7,6 Prozent). Dass die Landwirtschaft eine wichtige ökonomische Rolle spielt, zeigen die in diesem Bereich tätigen Betriebe. Mit 13,1 Prozent ist dieser Anteil fast doppelt so hoch. Auch die Quote der in diesem Bereich Beschäftigten ist mit 18 Prozent weit höher als in Südtirol allge-

mein gesehen (10 Prozent). Kein Wunder, denn 18 Prozent der Obstbaufläche Südtirols befindet sich auf dem Territorium des Vinschgaus. Dafür gibt es in diesem Landesteil weniger öffentliche Bedienstete. Südtirolweit betrachtet liegt diese Zahl bei 24 Prozent, im Vinschgau sind es 4 Prozent weniger. Die Quote der im verarbeitenden Gewerbe Beschäftigten ist im Westen ebenfalls höher (20 Prozent) als in Südtirol (18 Prozent), genauso wie jene der im Baugewerbe tätigen (11 Prozent, Südtirol: 9 Prozent). SEKTOREN. Betrachtet man die Wert-

schöpfung der Sektoren, dann bietet sich mehr oder weniger ein ähnliches Bild. Die Landwirtschaft trägt 14 Prozent zur gesamten Wertschöpfung des Vinschgaus bei. In Südtirol liegt dieser Wert im Schnitt bei 6 Prozent. Das verarbeitende

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TITEL

Wertschöpfung nach Sektoren

Vinschgau

Verteilung in Prozent

Südtirol

Landwirtschaft

14 % 6% 17 %

Verarbeitendes Gewerbe

KLEINE BETRIEBE. Wie ein Blick auf die

Mitarbeiterzahl aller 4.377 Betriebe im Vinschgau zeigt, ist die Wirtschaft in Südtirols Westen eher kleinstrukturiert. Fast 50 Prozent der Unternehmen beschäftigen zwischen neun und 49 Mitarbeiter, 22 Prozent der Betriebe haben zwischen zwei und vier Beschäftigte. „Exportschlager“ des Vinschgaus sind zweifellos der Apfel und andere Obstsorten. Obstprodukte machen ganze 52 Prozent des gesamten Exportvolumens des Vinschgaus aus (361 Mio. Euro). Mit einem Exportvolumen von 103 Millionen Euro und einem Anteil von 15 Prozent reihen sich imprägnierte Holzprodukte an die zweite Stelle dieser Rangliste. Die Tatsache, dass mehrere große Speckund Wurstproduzenten des Landes im Vinschgau ihren Sitz haben, schlägt sich ebenfalls in dieser Bilanz nieder. Mit einer Summe von 73 Millionen Euro haben diese Produkte 11 Prozent Anteil am Export. Im westlichsten Teil des Landes haben sich rund 900 Handwerksbetriebe niedergelassen, in denen zirka 3.900 Menschen beschäftigt sind. Die Statistik weist vor allem Maurer, Tischler und Friseure auf.

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Baugewerbe

Handel

Gastgewerbe

11 % 9% 9% 13 % 12 % 11 % 20 %

Dienstleister Quelle: Wifo

Gewerbe (17 Prozent) sowie das Baugewerbe (11 Prozent) und das Gastgewerbe (12 Prozent) tragen ebenfalls überdurchschnittlich zur Wertschöpfung bei. Gänzlich aus dem Rahmen fallen die Sektoren Dienstleistung und Handel. In Südtirol liegt der Beitrag des Dienstleistungssektors zur Wertschöpfung bei 28 Prozent, im Vinschgau sind es 20 Prozent. Im Handel wird die Quote in Südtirol mit 13 Prozent angegeben, im Westen des Landes mit 9 Prozent. Der starke Anteil der Landwirtschaft an der Wirtschaft in Vinschgau zeigt sich auch bei der Verteilung der Unternehmen aufgeschlüsselt nach Sektoren. Über die Hälfte, nämlich 51 Prozent, können dem Sektor Landwirtschaft zugeordnet werden.

15 %

Öffentlicher Sektor

28 % 17 % 18 %

Landwirtschaft und verarbeitendes Gewerbe tragen im Vinschgau überdurchschnittlich zur Wertschöpfung bei.

„Die Arbeitsproduktivität ist im Vergleich zu jener in Südtirol unterdurchschnittlich.“

Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten hat im Vinschgau in den Jahren von 2000 bis 2010 stark zugenommen, was eine entsprechende Zunahme an Arbeitsplätzen bedeutet. Während Südtirol einen Anstieg um 21,4 Prozent aufweist, liegt diese Quote für Südtirols Westen bei 29 Prozent. Analog dazu ist die Zahl jener Vinschger, die im öffentlichen Sektor tätig sind, ebenfalls überdurchschnittlich gestiegen. Eine Entwicklung, die in jedem der Südtiroler Bezirke mehr oder weniger ausgeprägt ist. Ein Minus mussten die Vinschger Touristiker verkraften. Während die Nächtigungen in Südtirol zwischen 2000

und 2010 um 20,9 Prozent zunahmen, belief sich der Zuwachs im Vinschgau auf unterdurchschnittliche 17,4 Prozent. Insgesamt trägt der Westen Südtirols 5,8 Prozent – bei einem Anteil von 7 Prozent der Bevölkerung – zur Wertschöpfung Südtirols bei. Die Arbeitsproduktivität, sprich Wertschöpfung pro Beschäftigten, liegt im Vinschgau – ausgehend vom Index 100 für Südtirol – bei 95,8, ist also unterdurchschnittlich. Eine im Vergleich zu Gesamt-Südtirol geringe Firmendichte geht in diesem Teil des Landes einher mit dem geringsten versteuerbaren Einkommen pro Steuerpflichtigen. In Südtirol liegt diese Summe statistisch gesehen bei 16.723 Euro, im Vinschgau im Schnitt hingegen bei nur 11.297 Euro. Außerdem gibt es zirka 450 Grenzpendler, die täglich zur Arbeit in die Schweiz pendeln. Wer sind nun die dominanten Betriebe, die in der Wirtschaft im Westen von Südtirol eine Leitfunktion einnehmen? Im Landwirtschaftssektor sind es vor allem die Obstgenossenschaften, allen voran der Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse (VI.P). Die Sel Edison AG mit Sitz in Kastelbell, die Karl Pedross AG (Latsch) oder die Selimex GmbH (Latsch) sowie die Moriggl GmbH (Glurns) zählen ebenso zu den Vorzeige▶ betrieben im Vinschgau.

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TITEL

Überetsch/Unterland Landwirtschaft und Großhandel sind die dominierenden Sektoren. Zwei Dinge stechen in diesem Bezirk besonders heraus: ein überdurchschnittlicher Zuwachs an Arbeitsplätzen sowie die Stagnation im Tourismus.

Foto: Alexander Alber

Rothoblaas mit Sitz in Kurtatsch liefert Produkte für den Holzbausektor

W

er hätte das gedacht? Gerade das Gebiet, das so manchem deutschen Gast als Inbegriff von Südtiroler Gastfreundschaft gilt, kämpft seit Jahren mit einer vor sich hindümpelnden Zahl an Nächtigungen (siehe Tabelle rechts unten). Während in den Jahren von 2000 bis 2002 die Nächtigungszahlen mit jenen im gesamten Südtirol noch mitzuziehen schienen, kam ab 2003 die große Flaute. Obwohl die Kurve für Südtirol weiterhin stetig nach oben kletterte, fiel die Anzahl der Nächtigungen in Überetsch/Unterland sogar unter den Ausgangswert des Jahres 2000. Erst seit 2008 scheinen Touristen wieder Gefallen an Südtirols sonnigem Süden zu finden, die Nächtigungszahlen steigen wieder. Trotzdem: In Südtirol hat die Anzahl der Nächtigungen in den Jahren von 2000 bis 2010 um 20,9 Prozent zugenommen, im Überetsch/Unterland nur um 1,5 Prozent.

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Südtirol Panorama | Februar 2012

„Das Überetsch/ Unterland trägt 12,4 Prozent zum Südtiroler Bruttoinlandsprodukt bei.“ Das ist aber nicht die einzige Auffälligkeit, welche die 18 Gemeinden des Bezirks – ein Gebiet, das von Aldein über Tramin bis nach Terlan und Andrian reicht – aufweisen. Insgesamt leben im Überetsch/Unterland 72.144 Menschen (2010), das sind 14,2 Prozent der Südtiroler Bevölkerung.

Mit einem Anteil von 16,3 Prozent haben sich auf dieser Fläche überdurchschnittlich viele Betriebe niedergelassen. Und mit einem Anteil von 25,4 Prozent sind im Überetsch/Unterland sogar über ein Viertel der landwirtschaftlichen Betriebe des Landes zu finden. Immerhin liegen ganze 70 Prozent der Südtiroler Rebfläche sowie 37 Prozent der Obstanbaufläche auf diesem Gebiet. Mit einer Wertschöpfung von 1,9 Milliarden trägt das Überetsch/Unterland 12,4 Prozent zu Südtirols BIP bei, der Index der Wertschöpfung pro Beschäftigtem liegt aber mit 96,7 unterhalb des Südtiroler Wertes von 100. Die Landwirtschaft bietet überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze (17 Prozent, Südtirol: 10 Prozent), genauso wie der Handel (17 Prozent, Südtirol: 14 Prozent) und das verarbeitende Gewerbe (19 Prozent, Südtirol: 18 Prozent).

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TITEL

Wertschöpfung nach Sektoren

Überetsch/Unterland

Verteilung in Prozent

Südtirol 13 %

Landwirtschaft

6% 15 %

Verarbeitendes Gewerbe 9%

Baugewerbe

9% 22 %

Handel

13 % 7%

Gastgewerbe

11 % 23 %

Dienstleister Quelle: Wifo

Im öffentlichen Dienst sind im Überetsch/ Unterland weniger Bürger beschäftigt als im Landesdurchschnitt. In Südtirol liegt diese Quote bei 24 Prozent, im sonnigen Süden Südtirols bei 18 Prozent. Wertschöpfung generiert vor allem und überdurchschnittlich der Handel. Südtirolweit liegt dieser Wert bei 13 Prozent, im Überetsch/Unterland hat der Handel im Umfang von 22 Prozent Anteil an der gesamten Wertschöpfung des Bezirks. Auch der Anteil der Landwirtschaft liegt mit 13 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im landesweiten Durchschnitt (6 Prozent). Öffentlicher Sektor (12 Prozent) und das Dienstleistungsgewerbe (23 Prozent) sind entsprechend geringer an der Wertschöpfung beteiligt als im Südtiroler Durchschnitt (18 und 28 Prozent). Die meisten Betriebe gibt es mit 46 Prozent in der Landwirtschaft, gefolgt vom Handel (15 Prozent) und den privaten Diensten (14 Prozent). Ganze 1.800 Handwerksbetriebe sind im Überetsch/Unterland tätig. Die meisten Beschäftigten weisen mit jeweils über 400 die Auto- und Gütertransport-Betriebe sowie Elektrotechnik-Betriebe auf.

15 %

28 % 12 %

Öffentlicher Sektor

18 %

Für überdurchschnittlich viel Wertschöpfung sorgen im Bezirk Überetsch/Unterland vor allem der Handel und die Landwirtschaft.

Ein Grund, warum Wohnraum im Überetsch/Unterland in den vergangenen Jahren immer teurer wurde, kann in der Bevölkerungsentwicklung gefunden werden. Während Südtirol ein Plus von 9,1 Prozent in zehn Jahren verzeichnete (2000 – 2010), weist der Bezirk Überetsch/Unterland eine Zunahme von 13,5 Prozent auf. Die Entwicklung der Anzahl der Firmen hingegen ging mit 12,2 Prozent mit dem Südtiroler Trend nahezu im Gleichschritt. Überdurchschnittlich zugenommen hat

Entwicklung der Nächtigungen im Tourismus

Überetsch/Unterland

Index: 2000 = 100

Südtirol

130 125 +20,9 % 120 115 110 105 +1,5 % 100

2010

2009

2008

2007

2006

2005

2004

2003

2002

2001

Quelle: Wifo

90

2000

95

Tourismus ade? Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache, die touristische Entwicklung blieb in diesem Teil Südtirols weit hinter dem Durchschnitt zurück.

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die Anzahl der Handwerksbetriebe mit einem Plus von 4,4 Prozent (Südtirol: 0,9). Außergewöhnlich stark gestiegen ist die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten, was ein entsprechendes Angebot an Arbeitsplätzen voraussetzt. Im Landesschnitt liegt diese Quote bei 21,4 Prozent, im Bezirk Überetsch/Unterland hingegen bei 33,1 Prozent. Der größte Teil dieser Arbeitsplätze ist im Handel sowie im öffentlichen Sektor entstanden. Dass ein Drittel des Südtiroler Großhandels im Überetsch/Unterland angesiedelt ist, verdankt der Bezirk Unternehmen wie der Würth AG (Neumarkt), Rothoblaas GmbH (Kurtatsch) oder Miele AG (Eppan). Im Sektor Landwirtschaft sind es wiederum die Genossenschaften, wie Fruchthof Überetsch-VOG (Terlan), ESO oder die Kellerei St. Michael Eppan, die als Leitbetriebe gelten können. Und mit den verarbeitenden Betrieben Röchling Automotive Italia (Leifers), Fructus Meran (Terlan) oder Pan Tiefkühlprodukte (Leifers) haben einige gewichtige Unternehmen des Sektors ihren Sitz in diesem Bezirk. Eine Stärke dieses Teils von Südtirol könnte in Zukunft wirtschaftlich gesehen immer wichtiger werden: In keinem anderen Bezirk gibt es eine derartige sprachliche Vielfalt. Eine wichtige Voraussetzung, wenn es im Tourismus für den Bezirk mal wieder besser laufen sollte. ▶

Südtirol Panorama | Februar 2012

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TITEL

Eisacktal/Wipptal

Foto: Alexander Alber

Ein starker Rückgang der Handwerksbetriebe im Wipptal und eine unterdurchschnittliche Entwicklung des Tourismus im Eisacktal sind in diesem Bezirk die auffälligsten Entwicklungen. Positiv ist die gute Erreichbarkeit.

Alupress ist eines der wirtschaftlichen Zugpferde im Eisacktal

S

o nah das Wipp- und Eisacktal liegen, so unterschiedlich zeigt sich das wirtschaftliche Bild, das sie bieten. Zum Beispiel in ihrer Größe. Der Südtiroler Teil des Wipptals umfasst gerade mal sechs Gemeinden, in denen knapp 20.000 Menschen leben. Das ist ein Anteil von 3,8 Prozent der Südtiroler Bevölkerung. In den 13 Gemeinden des Eisacktales hingegen leben mit über 50.000 Menschen rund 10 Prozent der Südtiroler. Dementsprechend fallen auch die Beiträge zu Südtirols Wirtschaftskraft unterschiedlich aus. Die Wertschöpfung des Wipptals betrug 2008 rund 530 Millionen Euro, was einem Anteil von 3,4 Prozent des Südtiroler BIP entspricht. Die Arbeitsproduktivität ist in den sechs Gemeinden im Norden Südtirols gut und wird vom Wirtschaftsforschungsinstitut mit einem Index von 98,9 angegeben, wobei für ganz Südtirol ein Index von 100 zugrunde gelegt wird.

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Südtirol Panorama | Februar 2012

„Außergewöhnlich hoch ist der Beitrag des verarbeitenden Gewerbes zur Wertschöpfung im Wipptal.“ Die meisten Arbeitsplätze stellen das verarbeitende Gewerbe und der öffentliche Dienst bereit (17 und 22 Prozent). Dies entspricht der Situation in Gesamt-Südtirol. Einen außergewöhnlich hohen Anteil an Arbeitsplätzen gibt es im Wipptal im Gastgewerbe, nämlich 14 Prozent. Südtirolweit beläuft sich diese Quote auf 11 Pro-

zent. Ebenso außergewöhnlich hoch und weit über dem Südtiroler Durchschnitt ist der Beitrag des verarbeitenden Gewerbes zur Wertschöpfung. Diese beträgt im Bezirk Wipptal ganze 20 Prozent im Gegensatz zu den landesweit errechneten 15 Prozent. Hier macht sich das Vorhandensein der großen Leitbetriebe des Wipptals wie Leitner, Wolfsystem, Troyer oder Bayerland bemerkbar. Vor allem die LeitnerGruppe mit Leitner, Leitwind und Prinoth dürfte wesentlichen Einfluss auf diese Zahl haben. Insgesamt stieg die Zahl der Arbeitsplätze zwischen 2000 und 2010 um fast 45 Prozent. Der Dienstleistungssektor im Wipptal bleibt hingegen in Sachen Wertschöpfung zurück. Mit 24 Prozent Anteil ist er weit von den südtirolweiten 28 Prozent weg. Auch die 14 Prozent Beitrag zur Wertschöpfung des öffentlichen Sektors entsprechen nicht den für ganz Südtirol

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TITEL

Wertschöpfung nach Sektoren

Eisacktal

Verteilung in Prozent

Wipptal Südtirol

6% 7% 6%

Landwirtschaft

20 % 20 %

Verarbeitendes Gewerbe 15 % 9% 10 % 9%

Baugewerbe

11 % 10 % 13 %

Handel

9%

Gastgewerbe

15 % 11 % 24 % 24 %

Dienstleister

28 % Quelle: Wifo

errechneten 18 Prozent, und auch jener des Handels im Wipptal bleibt mit 10 Prozent drei Prozentpunkte unter dem ganz Südtirols. Bezogen auf die Anzahl von Betrieben blieb das Wipptal in der Dekade zwischen 2000 und 2010 um 2,8 Prozent hinter der Entwicklung in Südtirol zurück. Besonders eklatant ist aber die Entwicklung der Handwerksbetriebe. Während in Südtirol eine leichte Zunahme von 0,9 Prozent festgestellt werden konnte, fiel der Index für das Wipptal um 6,1 Prozent.

19 %

Öffentlicher Sektor

14 % 18 %

EISACKTAL. Das Eisacktal ist für 9,1 Pro-

Auf einen Blick: die Zahlen des Wertschöpfungsanteils der verschiedenen Wirtschaftssektoren von Südtirol, Wipp- und Eisacktal im Vergleich.

zent – rund 1,4 Milliarden Euro – der Wertschöpfung Südtirols verantwortlich und ist Heimat für knapp 10 Prozent der Südtiroler. Mit einem Wertschöpfungs-Index von 99,2 liegt dieser knapp unter dem Gesamt-Südtiroler Index von 100. Große Anteile an der Wertschöpfungsleistung des Eisacktales haben das verarbeitende Gewerbe (20 Prozent), der Dienstleistungssektor sowie der öffentliche Sektor. Letzterer sogar überdurchschnittlich, verglichen mit ganz Südtirol. Im Gegensatz zum Wipptal, aber auch zur gesamten Provinz, verlief die Entwicklung der

Firmenzahl im Eisacktal ebenfalls überdurchschnittlich. Ein Plus von 14,7 Prozent steht einer Zunahme von 12,4 Prozent (Südtirol) und 9,6 Prozent (Wipptal) gegenüber. Positiver auch die Entwicklung bei den Handwerksbetrieben: Ein Plus von 3,6 Prozent steht einer Gesamt-Südtiroler Zunahme von 0,9 Prozent gegenüber. Eine weitere erfreuliche Entwicklung im Bezirk Eisacktal ist die 34-prozentige Zunahme an Arbeitsplätzen. Vor allem im öffentlichen Sektor, bei den Dienstleistern

Entwicklung der Anzahl an Handwerksbetrieben

Eisacktal

Index: 2000 = 100

Wipptal

106

Südtirol

104

+3,6 %

102 +0,9 % 100 98 96 -6,1 %

94

2010

2009

2008

2007

2006

2005

2004

2003

2002

2001

Quelle: Wifo

90

2000

92

Die Kurve, welche die Anzahl der Handwerksbetriebe darstellt, zeigte im Wipptal in den vergangenen Jahren stark nach unten.

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und im Handel wurden laut Statistik im Zeitraum von 2000 bis 2010 Arbeitsplätze geschaffen. Der Tourismus konnte in den vergangenen Jahren mit dieser allgemein positiven Entwicklung der Gemeinden rund um und mit dem Zentrum Brixen nicht mithalten. Stieg die Anzahl der Nächtigungen südtirolweit im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts um knapp 21 Prozent, so verzeichnete das Eisacktal im gleichen Zeitraum nur eine Zunahme von 15,4 Prozent. Als Tourismusdestination scheint das Eisacktal also an Begehrlichkeit zu verlieren. Segen und Fluch zugleich ist sowohl für das Wipptal als auch das Eisacktal die Tatsache, an einer hochfrequentierten Verkehrsachse zu liegen. Sehr gute Erreichbarkeit geht einher mit starker Lärm- und Luftbelastung. Hier muss der Tourismussektor wohl einen Weg finden, um das Argument der ausgezeichneten Erreichbarkeit zu unterstreichen und die negativen Auswirkungen dieser Tatsache einzudämmen. Wirtschaftliche Zugpferde des Eisacktals finden sich in allen Sektoren und haben so klingende und über die Grenzen hinaus bekannte Namen wie Duka, Durst, Progress, Frener & Reifer, Alupress oder Beton Eisack, Jungmann und Zumtobel. Allesamt Unternehmen, die gesunde Wirtschaftszahlen vorzuweisen haben. ▶

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TITEL

Pustertal Im Osten Südtirols ist es vor allem das Dienstleistungsgewerbe – allen voran die Seilbahn-Unternehmen rund um den Kronplatz – die zur Wertschöpfung überdurchschnittlich beitragen. Einige Gemeinden sind allerdings abwanderungsgefährdet.

Foto: Alexander Alber

Das Unternehmen Rieper in Vintl zählt zu den Leitbetrieben im Pustertal

D

as Pustertal hat die Veränderungen der letzten Jahrzehnte gut genutzt. Das faktische Wegfallen der Grenze zu Österreich konnte als Impuls genutzt werden. Dies haben etwa Pusterer Unternehmen wie die zur Rubner-Gruppe gehörende Nordpan genutzt und Werke auch jenseits der Grenze aufgebaut. Die Wirtschaftskraft des Pustertals unterstreichen auch Veranstaltungen wie die alljährlich stattfindende Messe Tipworld in Stegen, ihres Zeichens die größte Messe des Tales. Nach Bozen und Burggrafenamt ist das Pustertal jener Bezirk, der am meisten zur Wertschöpfung in Südtirol beiträgt, nämlich 15 Prozent. Dieser Prozentsatz entspricht in etwa jenem Anteil, den dieses Gebiet an der Südtiroler Bevölkerung hat (15,7 Prozent) und auch dem Anteil an Südtirols Unternehmen (15 Prozent).

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„Das Gastgewerbe trägt im Pustertal überdurchschnittlich zur Wertschöpfung bei.“ Weit vorne liegt der Osten Südtirols mit seinen rund 80.000 Einwohnern bei den touristischen Nächtigungen. Im Jahre 2010 waren es ganze 8.813.690. Das entspricht einem Anteil von 30,8 Prozent. Verglichen mit den Zahlen für Südtirol trägt das Gastgewerbe im Pustertal überdurchschnittlich zur Wertschöpfung bei.

Sind es südtirolweit nur elf Prozent, so sind es im Bezirk Pustertal ganze sechs Prozentpunkte mehr. Die Prosperität im Westen Südtirols, gespeist vom Tourismus? Nicht nur, auch das verarbeitende Gewerbe trägt mit rund 20 Prozent Anteil an der Wertschöpfung (Südtirol: 15 Prozent) wesentlich und überdurchschnittlich dazu bei. Weit zurück mit dem Beitrag zur Wertschöpfung im Vergleich mit GesamtSüdtirol bleibt hingegen das Dienstleistungsgewerbe. Während es für Südtirol vom Wirtschaftsforschungsinstitut mit 28 Prozent angegeben wird, sind es im Pustertal nur 21 Prozent. ARBEIT. Einen Großteil der Arbeitsplät-

ze bietet auch im Pustertal der öffentliche Sektor. Rund 20 Prozent der arbeitenden Einwohner des Bezirks sind öffentliche Bedienstete. In ganz Südtirol beläuft sich diese Quote auf „nur“ 24 Prozent. Als

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TITEL

Wertschöpfung nach Sektoren

Pustertal

Verteilung in Prozent

Südtirol 5%

Landwirtschaft

6% 20 %

Verarbeitendes Gewerbe 11 %

Baugewerbe

9% 11 %

Handel

13 % 17 %

Gastgewerbe

11 % 21 %

Dienstleister Quelle: Wifo

Arbeitsbeschaffer Nummer zwei erweist sich das verarbeitende Gewerbe, das mit 21 Prozent überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze bietet (Südtirol: 18 Prozent). Überdurchschnittlich war in den letzten Jahren im Pustertal die ansteigende Zahl der unselbstständig Beschäftigten, folglich der Arbeitsplätze. Während diese Zahl in Südtirol im Zeitraum von 2000 bis 2010 um 21,4 Prozent zugenommen hat, waren es im Pustertal im gleichen Zeitraum ganze 28,4 Prozent (siehe Grafik unten). Allerdings: Auch die Anzahl der Handwerksbetriebe in den Pusterer Tälern ist in den zehn Jahren von 2000 bis 2010 um 2,8 Prozent gestiegen. Südtirolweit beläuft sich diese Quote auf nur 0,9 Prozent. Von den 8.623 Unternehmen im Pustertal sind 2.534 in der Landwirtschaft tätig. Fast die Hälfte, nämlich 47 Prozent, beschäftigen nicht mehr als eine Person, aber immerhin 4 Prozent der Betriebe geben jeweils mehr als 250 Personen Arbeit. Unter diesen sind auch einige Leitbetriebe des Pustertals, wie etwa die Monier AG (Kiens, über 400 Beschäftigte), Rubner Haus (Kiens, über 260 Mitarbeiter), die

15 %

28 % 15 %

Öffentlicher Sektor

18 %

Dienstleistungssektor, Gastgewerbe und verarbeitendes Gewerbe tragen im Pustertal überdurchschnittlich zur Wertschöpfung bei.

GNK Driveline (Bruneck, 585 Mitarbeiter) oder GNK Sinter (Bruneck, 623 Mitarbeiter). Auch Handelsunternehmen wie Bauexpert (Bruneck, 201 Mitarbeiter) oder Bauunternehmen wie Oberosler (St. Lorenzen, 173 Mitarbeiter) dürfen als Leitbetriebe für den Westen Südtirols angesehen werden. Nicht zu vergessen sind die großen milchverarbeitenden Betriebe wie etwa Senni, die dafür sorgen, dass die 35 Prozent der Milchproduktion, die im Pustertal an-

Entwicklung der Anzahl unselbstständig Beschäftigter

Pustertal

Index: 2000 = 100

Südtirol

130

+28,4 %

125 +21,4 % 120 115 110 105 100

2010

2009

2008

2007

2006

2005

2004

2003

2002

2001

Quelle: Wifo

90

2000

95

Die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten hat sich im Pustertal im Zehnjahreszeitraum von 2000 bis 2010 besser entwickelt als im gesamten Südtirol.

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fällt, auch verarbeitet wird. Der Westen des Landes kann auch mit einigen Superlativen innerhalb Südtirols aufwarten. Und zwar sowohl positiven als auch negativen. So hat das Pustertal die durschnittlich jüngste Bevölkerungsstruktur Südtirols, den geringsten Ausländeranteil und die höchste touristische Aufnahmekapazität. Außerdem ist es der einzige Bezirk Südtirols, wo die Wintersaison für den Tourismus wichtiger ist als die Sommersaison. Aber: Das Pustertal weist auch den geringsten finanziellen Ertrag pro Arbeitstag in der Landwirtschaft innerhalb Südtirols auf, und so manche Gemeinde ist von Abwanderung bedroht. Ein Problem, das seit Jahren einer Lösung harrt, ist jenes der besseren Erreichbarkeit. Wie diese Lösung aussehen sollte, darüber scheiden sich die Geister. Aber gerade wenn der nächsten Generation an vorhandenen Arbeitskräften ein ansprechendes Angebot gemacht werden und eine Abwanderung verhindert werden soll, müssen physische und elektronische Erreichbarkeit gegeben sein. Laut Einschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts der Handelskammer Bozen haben eine ganze Reihe von Betrieben Exportpotential, und so mancher der vorhandenen Leitbetriebe könnte sich als Wegbereiter für neue Märkte entwickeln. ◀ PETER SEEBACHER

Südtirol Panorama | Februar 2012

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: Archiv

Die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens hängt immer vom schwächsten Glied in der Produktionskette ab

Nach oben geht’s nur durch den Flaschenhals Prozessoptimierungen sind in aller Munde und Flexibilität gilt als das Allheilmittel. Die positiven Auswirkungen aller Optimierungen reduzieren sich aber am Ende der Wertschöpfungskette immer auf die Leistungsfähigkeit des schwächsten Gliedes darin. 20

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

S

o hilft weniger der Blick auf den dicken Flaschenbauch, wenn alles durch den Flaschenhals muss. Wer seine Produktion an der engsten Stelle ausrichtet, vermeidet hingegen Produktionsstaus und Lieferengpässe – und kann ungehindert wachsen. Produzierende Unternehmen stehen permanent vor der Herausforderung, Aufträge effektiv, qualitativ hochwertig und termingerecht abzuarbeiten. Unproblematisch wäre dies, wenn die Rahmenbedingungen gleich bleibend wären – doch die Realität sieht anders aus. Aufträge differieren von einem zum nächsten, Märkte schwanken, Chargen schrumpfen, während der Variantenreichtum schier explodiert. Kurzum: Die Volatilität der Märkte gibt Unternehmen kaum noch Chancen, auf dauerhafte und verlässliche Routinen zurückzugreifen. Vergleicht man die Produktion mit einer Flasche und stellt sich vor, dass die Prozesse im Bauch des Behälters optimiert laufen, taucht die Frage auf: Müssen die Produkte am Ende des Fertigungsverlaufs alle durch den Flaschenhals? Die Antwort lautet: Ja! Und eröffnet damit den Blick auf ein zentrales Problem solcher Ansätze. Alle Verbesserungen und Verschlankungen innerhalb des Flaschenbauches führen nicht zur erwarteten Umsatzsteigerung, weil das Mehr an Produktion innerhalb des Bauches nicht durch den Flaschenhals geht. Tatsächlich ist es sogar noch dramatischer. Die erhöhten Produktionsmengen innerhalb des Flaschenbauches führen zu Materialstauungen, sprich höheren Workin-process-Beständen, längeren Materialdurchlaufzeiten und damit längeren Lieferzeiten, Intransparenz der Dringlichkeit einzelner Chargen, erhöhtem Steuerungsaufwand, Lieferrückständen und letztendlich zu höheren Fertigungskosten. Anstatt die Produktion im Flaschenbauch unter Volldampf laufen zu lassen, sollte diese vielmehr am Engpass ausgerichtet werden – wie es die „Theory of Constraints“ fordert. AUS DER PRAXIS. Ein mittelständischer

Polstermöbelhersteller produziert Sessel, Sofas, Hocker und Stühle im Auftrag namhafter Möbelhäuser, aber auch direkt für Hotelketten. Aufgrund der vergangenen Krisenjahre gingen sowohl die Reiselust als auch die Kauflust auf neue Möbel zurück. Möbelhäuser reduzierten die Chargen, um nur wenige Möbel vor-

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rätig zu haben und Hotels verschoben ihre Renovierungen auf ertragreichere Zeiten. Kurzum: Es wurde überall gespart. Die Aufträge des Polstermöbelherstellers brachen ein und die Geschäftsführung versuchte die Verluste durch Kleinaufträge zu kompensieren. Diese bestanden allerdings aus meist extravaganten und passgenauen Einzelstücken oder kleinen Auflagen. Zwar konnte das Unternehmen damit die Auftragsbücher wieder füllen und die Produktion unter Volllast fahren, doch kam es zu deutlichen Lieferrückständen. Die Produktion kam an einer Stelle mit den permanenten Maschinenumrüstungen nicht hinterher und es kam zum Produktionsstau. Liefertermine konnten nicht

„Eine Produktion kann nie effizienter sein als der ,Constraint‘, wobei jede Produktion eine engste Stelle hat.“ mehr eingehalten werden, Rabatte mussten eingeräumt und die erhofften Umsätze konnten nicht generiert werden. Zu allem Übel kam dann noch der Großauftrag eines Stammkunden hinzu, der ebenso unter dem Produktionsstau litt, was beinahe zum Bruch der Geschäftsbeziehung führte. Anstatt das Unternehmen sicher durch die Krise zu führen und für Wachstum zu sorgen, setzte der Geschäftsführer beinahe die Zukunft des Betriebs aufs Spiel. Was war passiert? Ein Engpass in der Produktion sorgte für einen massiven Rückstau, weil die Produktion an den Krisenplan angepasst wurde und nicht der Krisenplan an die Möglichkeiten der Produktion. Die unterschiedlichen Sessel in Kleinserie und Kleinstserie konnten überwiegend auf der Basis eines einzigen Prototypen gebaut werden. So gab es keine großen Veränderungen in den ersten Produktionsschritten. Bei Polsterung und Beziehen der Polster hingegen waren permanente und zeitaufwendige Anpassungen

notwendig. Mit Hilfe der „Theory of Contraints“ konnte das Produktionsproblem zunächst akut und anschließend dauerhaft gelöst werden. Dadurch entstand dauerhaftes Wachstum dank angepasster Produktionsabläufe. THEORY OF CONSTRAINTS (TOC). Neben breit angelegten Optimierungsansätzen hat die „Theory of Constraints“ ihren Fokus klar auf dem Engpass entlang der Wertschöpfungskette, weil dieser den Gesamtfluss bestimmt. Eine Produktion kann laut der TOC nie effizienter sein als der „Constraint“, wobei jede Produktion eine engste Stelle hat und diese auch nicht zwingend aufzulösen ist. Vielmehr gilt es, die Arbeitsleistung an dieser Stelle zu optimieren. Hierzu werden fünf Arbeitsschritte vorgegeben, die sowohl Produktionsstaus auflösen als auch vermeiden.

1) WO LIEGT DER CONSTRAINT (ENGPASS) IN DER PRODUKTION?

Produktionsabläufe sind nur selten linear und einfach nachvollziehbar, sodass sich die Suche nach dem ursprünglichen und auslösenden Engpass umfangreich gestaltet. Wichtig ist es an dieser Stelle, zwischen Ursache und Symptom zu unterscheiden und tatsächlich den Auslöser zu benennen: An welchem Punkt des Produktionsprozesses ist der längste Materialaufenthalt? Eine Messung des Materialdurchlaufverfahrens eignet sich hervorragend, um den Constraint zu identifizieren. Alternativ können die Fertigungszeiten anhand der Artikelstammdaten und Arbeitspläne analysiert und verglichen werden. Beide Wege bringen die entscheidende Antwort und den Ausgangspunkt für die folgenden Schritte. PRAXIS: Der Polstermöbelhersteller hatte das Glück, seinen Engpass schnell benennen zu können. Die Polsterei wurde dabei als Flaschenhals identifiziert und erste Maßnahmen wurden sofort eingeleitet.

2) WIE LÄSST SICH DIE LEISTUNG AM CONSTRAINT AKUT STABILISIEREN?

Sobald der Engpass eindeutig identifiziert ist, müssen zunächst Sofortmaßnahmen eingeleitet werden – wobei diese keinesfalls kostenintensiv sein müssen. In den meisten Fällen reicht es aus, die vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen. Anstatt eines ablösenden Schichtsystems

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3) WIE LÄSST SICH DER GESAMTE PRODUKTIONSFLUSS ENGPASSFREUNDLICH GESTALTEN?

Die Stabilisierung des Constraints ist nur dann dauerhaft sinnvoll, wenn die restlichen Produktionsabläufe nach dem Engpass ausgerichtet werden. Durch die Produktionsplanung werden die Prozesse an der derzeit maximalen Kapazität des Constraints ausgerichtet und es wird die entsprechende Materialmenge bestimmt, die freigegeben werden darf, um den Constraint nicht erneut zu verstopfen. So entstehen ein harmonisierter Materialfluss und eine engpassfreundliche Produktionsgeschwindigkeit. PRAXIS: Durch die Sofortmaßnahmen konnte der größte Produktionsstau bereits aufgelöst werden, und die wichtigsten Lieferfristen wurden eingehalten. Parallel dazu wurde bestimmt, wie viele Kleinaufträge für Sessel und Sofas zukünftig angenommen werden dürfen, um die maximale Kapazität des Constraints nicht zu überschreiten. Dies wurde an die Auftragsan-

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Materialfluss anpassen. Diese punktuelle Erweiterung hat somit Einfluss auf die gesamte Produktion und kann mit chirurgischer Präzision erfolgen, weil der tatsächliche Engpass bekannt ist. PRAXIS: Es stellte sich heraus, dass der Polstermöbelhersteller mit der Bearbeitung von Kleinserien eine lukrative Nische gefunden hatte, die er neben der Massenproduktion besetzen wollte. Um die Kunden bedienen zu können, musste der Constraint allerdings um eine Polstermaschine erweitert werden. Nach der Anschaffung konnte das Unternehmen seinen Umsatz deutlich steigern und insgesamt wachsen.

5) WORAUF MUSS PERSONELL BESONDERS GEACHTET WERDEN?

Foto: www.teamgisoweyand.de

sollten überlappende Schichten eingeführt werden, sodass keine Position unbesetzt ist und ausreichend Zeit für wichtige Übergaben bleibt. Auch Verspätungen können so abgefedert werden – ohne Auswirkungen auf den Materialdurchlauf. Die Einarbeitung von Springern hilft, schnell Krankheitsausfälle effizient zu kompensieren. Regelmäßige Wartungen und Instandhaltungsmaßnahmen der Geräte und Gesundheitsvorsorge bei den Mitarbeitern helfen ebenso, Ausfällen von Mensch und Maschine vorzubeugen. Besondere Prozesse und Vereinbarungen zwischen Lager und Constraint gewährleisten wiederum eine kontinuierliche Materialzufuhr. So entsteht kein Ausfall durch Materialmangel. Mit kostengünstigen und einfach umsetzbaren Maßnahmen lässt sich so bereits eine Stabilisierung und Optimierung der Leistung am Engpass erreichen. PRAXIS: Durch die Einführung entsprechender Überlappungen in den Schichten konnten täglich zwei Stunden in doppelter Besetzung geschaffen werden. Dies sorgte bereits für eine immense Effizienzsteigerung. Ebenso wurde ein Lagerist speziell abgestellt, um die Polsterei permanent mit Materialien zu versorgen, wodurch alle Stoffe und Schaumstoffe ausreichend vor Ort waren. Auch dies half bereits, den Produktionsfluss zu stabilisieren.

Jürgen Abel ist „Produktionsmann“ durch und durch: Seit über 25 Jahren setzt er sich mit dem industriellen Supply Chain Management auseinander. Heute berät er mittelständische Unternehmen bei der Optimierung ihrer Produktion. Im Juni vergangenen Jahres ist sein Buch „Die flexible Produktion. Praxisbuch für Entscheider“ bei Mi-Wirtschaftsbuch erschienen. Weitere Infos zu Jürgen Abel unter www.juergenabel.de

nahme kommuniziert und ein Kontrollprozess zwischen Auftragsannahme und Constraint eingeführt.

Dinge einmal zu ändern ist nicht schwer, sie dauerhaft zu implementieren hingegen eine Herausforderung. Schnell fallen die Beteiligten in alte Muster zurück, Gewohnheiten reißen wieder ein und Bequemlichkeit erstickt jede Verbesserung im Keim. Es besteht die Gefahr, dass genau diese Bequemlichkeit zum neuen Constraint wird. Dem muss durch sich wiederholende Sensibilisierung und entsprechende Erinnerungen entgegengewirkt werden. Regelmäßige Workshops, Seminare und Meetings helfen, die Veränderung präsent zu halten und für kontinuierliche Umsetzung zu sorgen, bis diese zur Routine wird. PRAXIS: Einmal monatlich wurden kurze Meetings mit den Polstereimitarbeitern abgehalten. Die Mitarbeiter konnten ihre Erfahrungen teilen, die durch die veränderten Prozesse entstanden waren und auch eigene Verbesserungsvorschläge einbringen. Die Motivation konnte so hochgehalten und ein Rückfall in alte Muster vermieden werden. FAZIT. Durch die klare Ausrichtung am

4) WIE LÄSST SICH DIE PRODUKTION HOCHFAHREN?

Sollte die Produktion nach den ersten drei Schritten tatsächlich noch nicht die nötige Leistung haben, kann nun die Produktionsleistung erhöht werden, indem die Kapazität am Constraint entsprechend angehoben wird. Durch zusätzliches Personal und Maschinen lässt sich der Constraint-Durchfluss nun gezielt erhöhen und die restliche Produktion am verbesserten

Engpass lässt sich eine Produktion flexibel und effizient steuern. Diese punktuelle Herangehensweise ist übersichtlich, leichter messbar als traditionelle Steuerungsmaßnahmen und mit geringem Aufwand bereits effektiv. Ebenso lässt sich Wachstum generieren, weil die Erweiterung des Constraints ad hoc für höhere Stückzahlen sorgt und entsprechend steigende Auftragsvolumina umgesetzt werden können. ◀ JÜRGEN ABEL

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“Bei Despar finde ich den Geschmack unserer Tradition. Deshalb wähle ich Despar!” “Da Despar trovo tutto il gusto della tradizione. Per questo scelgo Despar!” Alex Schwazer

Unsere einheimischen Produkte und somit auch die Südtiroler Wirtschaft liegen uns von Despar, Eurospar und Interspar am Herzen. Auch Alex Schwazer liebt und unterstützt lokale Produkte und bringt sie täglich auf seinen Tisch. Noi di Despar, Eurospar e Interspar abbiamo da sempre a cuore i prodotti tipici che fanno grande la nostra realtà locale. Come noi anche Alex Schwazer ama e sostiene il tipico e lo premia scegliendolo ogni giorno sulla sua tavola.


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Auf dem richtigen Holzweg

Foto: Alexander Alber

Warum Holz der Werkstoff der Zukunft ist, Innovation gerade im malerischen Pustertal besonders gut gedeiht, Export eine Herausforderung ist und Südtirol in Sachen Wald vieles versäumt hat. Stefan Rubner (Rubner-Gruppe) und Markus Prugger (Nordpan) im Gespräch.

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Stefan Rubner (li.) und Markus Prugger (re.) blicken mit Zuversicht in die Zukunft und investieren kräftig. In Magdeburg baut die Rubner-Gruppe ein neues Brettschichtholzwerk, Nordpan wird die Produktionskapazität von vier auf fünf Millionen Quadratmeter Massivholzplatten steigern

SÜDTIROL PANORAMA: Muss man als Geschäftsführer eines Holzindustriebetriebes beziehungsweise als Präsident einer Holz-Holding ein besonderes Verhältnis zum Werkstoff Holz haben oder reichen gängige Management-Fähigkeiten? STEFAN RUBNER: (beide lachen) Ganz

offen gesagt: nein. Ich glaube nicht, dass ich, wenn das Unternehmen sich mit einem anderen Werkstoff beschäftigte, diese Freude an der Arbeit empfinden würde. Bei mir besteht eindeutig eine besondere Verbindung zum Werkstoff Holz. Ganz klar. Das ist aber auch etwas, was wir von unseren Führungskräften verlangen: die besondere Leidenschaft für das Material Holz muss vorhanden sein. Wer diese nicht hat, wird langfristig gesehen in unserem Unternehmen auch nicht erfolgreich sein, weil eben dieser Bezug fehlt ... Und was ist für Sie das Besondere am Werkstoff Holz? MARKUS PRUGGER: Die Überzeugung,

dass ich in der richtigen Branche tätig bin, festigt sich bei mir immer mehr. Es gibt beispielsweise keinen anderen Baustoff in dieser Qualität, der einfach nachwächst. Folglich verbrauchen wir durch unsere Produktion keine Ressourcen. Was mir auch wichtig ist: Holz hat bei uns hier eine jahrhundertelange, wenn nicht gar jahrtausendelange Tradition. Mit etwas zu tun zu haben, was Tradition hat, ist Ihnen beiden also wichtig? STEFAN RUBNER: Ja, schon. Dabei

muss man wirklich sagen, dass Holz der traditionelle Baustoff schlechthin ist. Nur für vergleichbar kurze Zeit ist dieser Werkstoff etwas in den Hintergrund gerückt, nämlich, als die Baustoffe Stahl und Beton eine starke Weiterentwicklung durchgemacht und sich deshalb als Baustoffe durchgesetzt haben. Diese Periode hat etwa 150 Jahre gedauert. Jetzt ist Holz aber wieder auf dem Vormarsch. Eben aufgrund der Klimawandel-Diskussion und auch dadurch, dass in den letzten zwanzig Jahren die Holzbranche starke Innovationsschübe erfahren hat. Ich glaube, dass der Werkstoff Holz wieder zu alter Blüte zurückfinden wird. Wohlgemerkt: Es ist kein neuer Trend, sondern die Renais-

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UNTERNEHMER & MÄRKTE sance eines alten Werkstoffes. Die Ausstrahlung von Holz ist einfach eine besondere und die Vorteile von Holz sind vielfältig. Und für mich ist es täglich eine große Freude, damit zu tun zu haben.

Stefan Rubner ist seit 2005 Präsident der Rubner Holding

Welches sind denn die großen Innovationen im Bereich Holz, die Sie gerade angesprochen haben? RUBNER: Vor allem ist es die Verarbei-

tungstechnik. Eigentlich kann man es darauf reduzieren. PRUGGER: In unserem konkreten Fall ist es die Verarbeitungstechnik, die sich stark weiterentwickelt hat. Wir haben das traditionelle Wissen über das Verarbeiten von Holz herangezogen und mit neuer Technologie verbunden. So kommt unser Betriebsleiter beispielsweise vom Rodelbau. Sein in diesem Bereich erworbenes Wissen haben wir mit Technik aus der Automobilindustrie verbunden und so etwas Neues, Innovatives geschaffen.

Gut, Sie sagen also, dass der Wald als Holzlieferant in Südtirol zu wenig genutzt wird. Würde sich eine solche intensive Nutzung aber mit der Nutzung als Erholungsraum – denken Sie an den Tourismus – überhaupt vertragen? RUBNER: Sicher, nach einer Schläge-

rung sieht der Wald zuerst einmal etwas wild aus, das gebe ich zu, aber innerhalb kurzer Zeit wächst das wieder nach. Deshalb glaube ich nicht, dass die eine Nutzung die andere ausschließt. Und: Das Resultat ist ein verstärkter Zuwachs, dadurch wird auch wieder mehr CO2 gebunden.

Nordpan gilt als besonders innovativ: Was machen Sie anders als andere Unternehmen? PRUGGER: Wir versuchen, das traditi-

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Die Frage der Nutzung wird aber wohl auch eine Frage des Preises sein. Würde sich eine intensive Nutzung des Waldes in Südtirol überhaupt rechnen? RUBNER: Warum denn nicht, bitte-

schön? Warum sollte es hier nicht funktionieren? In Tirol und Osttirol rechnet es sich durchaus, warum also nicht auch hier? Allerdings haben wir das Problem, dass die Weiterverarbeitung – sprich Sägeindustrie – zu wenig ausgebaut ist. In Österreich hat sich die Sägeindustrie viel besser entwickelt. In Südtirol ist sie immer kleinstrukturiert geblieben.

Foto: Alexander Alber

onelle Wissen und die Erfahrungen des bodenständigen Handwerks mit neuen Technologien zu verbinden. Das ist eine nicht einfache Gratwanderung, speziell beim Rohstoff Holz. Gegenwärtig haben wir wieder ein neues Investitionsprojekt laufen, bei dem wir speziell in Sachen kleine Kreisläufe aktiv werden möchten. Wir wollen den hier gewonnenen Rohstoff wieder vor Ort verwenden. So wie es eben auch früher war. Auch dabei wollen wir wieder Tradition mit neuen Technologien verbinden. RUBNER: In Südtirol haben wir in diesem Bereich einiges an Nachholbedarf. Der Bezug zum Wald ist zwar nicht verloren gegangen, geht aber in eine etwas falsche Richtung. Der Wald gilt vielen nur noch als Erholungsraum und wird weniger als Nutzwald gesehen – und das ist schade. Denn andernorts in Europa gilt der Wald als ein großes Kraftwerk, das nachwachsenden Rohstoff liefert und ein unheimlich großes Potential hat. Dieses Potential gilt es zu nutzen. Natürlich müssen wir Lebensräume im Wald erhalten, aber schlussendlich ist es eine „Erntefläche“, die genutzt gehört. Südtirol hat eine sehr

schlechte Holznutzung. Ein großer Teil des Südtiroler Holzes wird verfeuert – und Verbrennen des Rohstoffes Holz als erster Verarbeitungsschritt ist volkswirtschaftlich gesehen ein großer Verlust. PRUGGER: Wir haben in Südtirol laut Amt für Forstwesen einen Zuwachs von 1,8 Millionen Volumenfestmeter, genutzt werden aber nur rund 500.000 Volumenfestmeter. Also sind wir von einer Übernutzung der Wälder weit entfernt.

„Wenn ich schon an die Wand fahren muss, dann tue ich das lieber mit Vollgas.“ Stefan Rubner

Und welchen Grund sehen Sie dafür? PRUGGER: Nun, in Südtirol besteht

einfach ein anderer wirtschaftlicher Fokus. Bei uns hat sich – Gott sei Dank muss man sagen – der Tourismus sehr gut entwickelt und auch die mittelständische Industrie. RUBNER: Ein Beispiel: In Nordtirol gibt es zwei Sägewerke, die jeweils eine Million Festmeter pro Jahr einschneiden, in Osttirol schneidet das größte Werk immer noch 300.000 Festmeter pro Jahr. In Südtirol verarbeitet das größte Sägewerk jährlich 40.000 Fest-

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UNTERNEHMER & MÄRKTE meter. Dies nur, um die Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. In den letzten zwanzig Jahren wurden in Südtirol in diesem Bereich keine Investitionen getätigt, die vielleicht notwendig gewesen wären.

„Im Grunde war die Konzentration auf Innovationen der einzige Ausweg, der uns blieb.“

Und wie sollte dieses brachliegende Potential am besten genutzt werden? PRUGGER: Nun, wir sind dabei, neue

Möglichkeiten dafür zu finden. Allerdings: Rein auf eine Sägewerkindustrie zu setzen, wäre für uns als Nordpan nicht sinnvoll. Wir suchen aber tatsächlich nach neuen Wegen, wie man diese Ressource, die vor der Haustür liegt, nutzen und etwas Neues daraus machen kann. Da sind wir auch konkret dran. Dabei versuchen wir, auf unseren Innovationen aus der Vergangenheit aufzubauen, zum Beispiel auf der von uns entwickelten Nassschnitttechnik, für die wir im vergangenen Jahr den Südtiroler Innovationspreis erhalten haben.

Markus Prugger

gentlich, dass wir hier in unserem Werk in Olang keinen Platz mehr hatten. Um die damals geplanten und mittlerweile durchgeführten Innovationsschritte durchzuführen, haben wir einfach mehr Platz gebraucht. Eines muss ich aber noch dazusagen: Das Pustertal reicht ja von Mühlbach bis Lienz, wir bleiben also auch mit dem neuen Werk in Strassen lokal verwurzelt, es liegt immer noch im Pustertal. Für uns gibt es mittlerweile keine Grenze mehr. Die Menschen sind hüben wie drüben die gleichen. RUBNER: Mittlerweile ist es fast schon so, dass aus einem Innovationsschritt schon der nächste entsteht. Zur Zeit ist ein richtiger Innovationsschwung vorhanden. In so einem Klima ist in meinen Augen die Innovationskraft eines Unternehmens nahezu unendlich. PRUGGER: Am Anfang war der Betrieb ja in einer etwas verfahrenen Situation. Im Grunde war die Konzentration auf Innovationen der einzige Ausweg, der uns blieb. Und man muss schon sagen, dass die Umgebung hier im Pustertal mit Bergen und Wäldern absolut inspirierend ist.

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Sie betreiben auch ein Werk in Strassen, Osttirol. Welches war der Grund für den Aufbau einer Produktionsstätte hinter der Grenze? PRUGGER: Der Hauptgrund war ei-

Sie sind mit Ihrem Nischenprodukt – Massivholzplatten – Weltmarktführer und deshalb stark exportorientiert. Ist Ihnen dieser Schritt schwergefallen? PRUGGER: Ja, schon. Was soll ich sa-

gen? Nichts ist leicht ... RUBNER: Sagen wir so: Jedesmal, wenn

beim Schritt zum Export gleichzeitig eine Sprachgrenze überschritten wird, ist es eine ungleich größere Herausforderung als wenn man im deutschen oder italienischen Sprachraum bliebe. Am Anfang gibt es nur Hürden und nur Schwierigkeiten! Aber je konsequenter diese angegangen und gelöst werden, umso größer ist danach die Genugtuung, wenn es geklappt hat. Und diese Freude über das Erreichte gibt einem dann eine irrsinnige Kraft und positive Energie. PRUGGER: Auch die Einführung des Euro sehen wir in diesem Zusammenhang als Ansporn. Früher, in LireZeiten, war es ja relativ leicht. Gab es mal größere Schwierigkeiten für italienische Exportprodukte, wurde die Lira einfach abgewertet und schon waren italienische Waren wieder billiger und es lief erneut. Wie wir alle wissen, ist das jetzt nicht mehr so, und man muss sich gehörig anstrengen, um trotzdem im Export erfolgreich zu sein. Das war in den letzten Jahren auch immer unser Anspruch. Wir wollten in allen Bereichen gut dastehen, um für nicht so gute Zeiten gerüstet zu sein. Die Erfolge haben uns auch selbstbewusster gemacht. Früher hatten wir großen Respekt vor unseren Konkurrenten in der Tschechischen Republik oder der Slowakei, heute sind wir da gelassener. Wir wissen, was wir können und dass wir absolut keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Nur wenn es schwierig ist, wenn man Widerstände überwinden muss, wird man besser und stärker. Entsprang der Entschluss, sich neue Märkte zu erobern und sich im Export zu engagieren, einer Zwangssituation, da Sie sonst nicht hätten wachsen können? PRUGGER: Es hat sich so ergeben, da

Markus Prugger ist geschäftsführender Teilhaber der Nordpan AG

Menschen aus verschiedenen Ländern auf uns zugekommen sind und unsere Produkte kaufen wollten. Also mussten wir ihnen die Möglichkeit bieten.

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Schmuck von bleibendem Wert Schmuck ist Lebensfreude, Lust und Leidenschaft. Und Schmuck ist „in“. Wen wunderts? Exklusive Preziosen und Uhren trotzen jeder Rezession, weil Qualität eben Wertbeständigkeit bedeutet und im Preis stabil bleibt. Schauen Sie vorbei bei Bertignoll, dem führenden Uhren- und Schmuckfachgeschäft im Unterland. Wir führen erlesenen Schmuck von bekannten Designern, Uhren aller bekannten Weltmarken in großer Auswahl und in allen Preislagen.

Haben Sie durch einheimische Organisationen Unterstützung erfahren oder waren Sie ganz auf sich gestellt? PRUGGER: Wir haben viel Unterstüt-

zung erfahren, besonders von der EOS (Exportorganisation Südtirol). Vor allem bei den Messen wurden und werden wir sehr gut betreut. Wo sehen Sie in Südtirols Wirtschaft noch Mankos? Wo liegt das größte Verbesserungspotential? RUBNER: Ich denke, dass das weniger

Südtiroler Mankos sind als solche, die Italien betreffen. Eine Lockerung des Arbeitsschutzgesetzes wäre ganz sicher für niemanden ein Nachteil, der mit Engagement seiner Arbeit nachgeht. Das würde der Wirtschaft einen neuen Impuls geben. Ebenso wäre es notwendig, für eine sichere und zuverlässige Rechtssprechung in Italien zu sorgen. Genauso bräuchte es eine eindeutigere Steuergesetzgebung. Wir sehen einfach, dass zum Beispiel in Deutschland, wo wir ja auch tätig sind und Steuern zahlen, dies alles viel weniger zeitaufwändig und klarer ist. Das sind einfach ganz andere – und vor allem zuverlässigere – Rahmenbedingungen. Wir sind da, um für unsere Kunden Produkte zu entwickeln und darauf sollten wir uns konzentrieren können – und nicht auf die Bürokratie. PRUGGER: Ein Thema, bei dem wir merken, dass es für unsere Mitarbeiter immer wichtiger wird, ist das Thema Arbeitsplatzsicherheit. Und diese versuchen wir ihnen zu geben, indem wir uns immer weiter entwickeln und verändern. Aber natürlich, Veränderung ist anstrengender und mühsamer als immer gleich weiterzumachen. Aber die Mitarbeiter schätzen das. Stichwort mühsam: Ist die Holzbranche eine Branche, die größere Herausforderungen verlangt als andere? PRUGGER: Nun, beim Holz ist es das

Neumarkt · Lauben 29/Widumdurchgang Tel. 0471 812 470 · Fax 0471 812 470 www.bertignoll.it · bertignoll.uhren@rolmail.net

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dauernde Reagieren auf einen Rohstoff, der jedes Mal anders ist. Holz ist wie ein Fingerabdruck, jeder Stamm ist anders. Die Komplexität des Werkstoffes als solcher in Kombination mit technologischer Verarbeitung und einem Endprodukt, das immer die gleiche Qualität haben soll – das ist die große Herausforderung.

Rubner Holding und Nordpan Die Rubner-Gruppe ist mit ihren 16 Unternehmen auf vier verschiedenen Geschäftsfeldern aktiv: Holzindustrie, Ingenieurholzbau, Holzausbau und Türen. Rubner-Unternehmen gibt es auch in Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Slowenien und Polen. Die zur Rubner Holding gehörende Nordpan AG – Rubner hält 75 Prozent der Anteile, Geschäftsführer Markus Prugger 25 Prozent – ist nach eigenen Angaben bei der Herstellung von Massivholzplatten weltweit führend. Jährlich verlassen insgesamt vier Millionen Quadratmeter Massivholzplatten die Werke in Olang und im Osttiroler Strassen. Dieser Ausstoß soll innerhalb des laufenden Jahres auf fünf Millionen Quadratmeter gesteigert werden. Das Nordpan-Werk in Strassen verfügt über eine eigene Anbindung an das Gleis-Netz der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Die Nordpan AG konnte 2010 ihren Umsatz im Vergleich zum vorangegangenen Jahr um 15,65 Prozent auf 47,5 Millionen steigern. Den dabei erzielten Gewinn gibt das Unternehmen mit 200.000 Euro an.

Wie sehen Sie und Ihr Unternehmen den kommenden zwölf Monaten entgegen? Eher mit Besorgnis oder eher mit Freude an der Herausforderung? RUBNER: Wir sind auf jeden Fall op-

timistisch und investieren kräftig. Das heißt im Klartext, dass wir unsere Kapazität von vier auf fünf Millionen Quadratmeter Massivholzplatten im Jahr erhöhen werden. Aber wir investieren auch anderweitig. In Magdeburg baut die Rubner-Gruppe zur Zeit ein neues Brettschichtholzwerk. Wir glauben an die Zukunft. Vor allem glauben wir an die Zukunft des Werkstoffs Holz. Klar, niemand kann sagen, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird, aber wenn ich schon an die Wand fahren muss, dann tue ich das lieber mit maximaler Geschwindigkeit. PRUGGER: Man muss das schon in Relation sehen. Frühere Generationen haben ganz andere Dinge mitgemacht als wir jetzt. Ich denke, wir können nur einen Fehler machen: nicht fleißig sein. Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wie sieht Ihre Work-Life-Balance aus? Haben Sie Zeit und Muse zum Entspannen? RUBNER: (lacht) Na, da kann ich nur ei-

nen alten Spruch zitieren, den wir hier alle verinnerlicht haben: Solange ein Geschäft gut läuft, wird man nicht müde. ◀ INTERVIEW: PETER SEEBACHER

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Was darf es sein, Herr Jungmann? Andreas Jungmann ist geschäftsführender Gesellschafter der Wohnzentrum Jungmann AG . Er findet, dass Ikea für sein Unternehmen keine Konkurrenz ist, der Einkaufstourismus der Südtiroler alle schädigt. Genauso wie Steuerhinterziehung.

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– „Wildgerichte sind die Spezialität des Kochs hier“ – an und bestellen dasselbe. Die Anfänge des Wohn-Zentrums Jungmann waren bescheiden. Gegründet wurde das Unternehmen 1972 – das 40-jährige Jubiläum steht in diesem Jahr an – von Max Josef Jungmann im Ahrntaler Steinhaus. Erster Sitz des Betriebes war kurioserweise der Kornkasten. Jenes Haus, in dem heute das Bergbaumuseum seine Heimat hat. Beim Erzählen der Unternehmensgeschichte merkt man Andreas Jungmann an, dass er auf das vom Vater und der Familie Erreichte stolz ist. Dabei wirkt der 39-Jährige weniger wie ein Nostalgiker sondern eher wie jemand, der mit beiden Beinen im Hier und Jetzt steht und den Blick in die Zukunft gerichtet hat. Dieser Blick in die Zukunft hat die Familie Jungmann bereits vor einiger Zeit dazu veranlasst, alle Nachfolgefragen inner-

LOCATION Foto: Alexander Alber

ndreas Jungmann trinkt nicht. Zumindest nicht Wein und nicht mittags an einem ganz normalen Arbeitstag unter der Woche. „Während der Arbeit ist Alkohol üblicherweise tabu“, so die Begründung. Diesmal macht der Eisacktaler Möbelunternehmer aber eine Ausnahme und schließt sich dem Rest der Tischgesellschaft an. Blauburgunder und stilles Wasser für alle also. Normalerweise begibt sich der geschäftsführende Gesellschafter der Wohn-Zentrum Jungmann AG auch nicht zum Mittagessen in ein Restaurant, sondern nimmt mit dem Besuch einer Mensa Vorlieb. Das sei schnell und gut und vor allem nicht weit vom Geschäftssitz in Brixen entfernt. In einer halben Stunde sei alles erledigt und danach sitze er gleich wieder hinter dem Schreibtisch. Für das Tischgespräch mit Südtirol Panorama nimmt sich Andreas Jungmann aber länger Zeit und nimmt auch eine längere Anfahrt in Kauf. Wir treffen den Jungmanager im Restaurant Fischer in Klerant oberhalb von Brixen. Ein Ort mit einer beeindruckenden Aussicht über das Eisacktal und dem richtigen Ambiente für ein von einem guten Essen begleiteten, ruhigen Gespräch. Jungmann wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nur wenige Kilometer weg in St. Andrä. Die Entscheidung, von der Stadt Brixen aufs Land zu ziehen, hätten er und seine Frau bewusst getroffen: „Vor allem wegen der Kinder.“ Beim Essen gibt sich Andreas Jungmann unkompliziert und auf Effizienz bedacht, ohne dabei auf den Genuss verzichten zu wollen. Es soll nur ein Hauptgericht sein und so entscheidet sich unser Gast für das Hirschgulasch mit Knödeln. Wir schließen uns seiner Empfehlung

Aussichtsreich Wild ist das Markenzeichen des Restaurants Fischer in Klerant

halb des Unternehmens zu regeln. War das schwierig? Ja und nein, ist die Antwort. Man habe sich professionell beraten lassen und sich auch entsprechend viel Zeit dafür genommen. Der Prozess der Weitergabe an die nächste Generation sei über mehrere Monate gelaufen. Nun habe man alles geregelt, jeder habe seinen Bereich und seine Aufgabe – Bruder, Schwester, Eltern. Alles, was nicht rechtsverbindlich geregelt werden konnte, wurde in einer eigenen „Familienverfassung“ niedergeschrieben. ERFAHRUNG. Der Weg in die Firma sei-

nes Vaters war für den jungen Jungmann vorgezeichnet und wurde von ihm auch nie in Frage gestellt. Der Ausbildung zum Tischler folgte ein Einsatz im Familienbetrieb als Verkäufer. Später zog er für mehrere Jahre nach Köln und absolvierte an der dortigen Fachhochschule für Möbelfachhandel die Ausbildung zum Betriebswirt Fachrichtung Möbelhandel. Anschließend hängte er noch ein einjähriges Praktikum bei einem großen deutschen Möbelfachhändler in Bayern an. Was hat er aus dieser Zeit vor allem mitgenommen? „Nun, vor allem hat mir die Effizienz und Korrektheit in der Arbeitsweise imponiert. Das hat mich sicher beeinflusst. Mitgenommen habe ich auch einen größeren Wortschatz und die korrekte Aussprache im Deutschen. Außerdem, denke ich, sollte jeder junge Südtiroler Erfahrungen im Ausland sammeln und sich den gewonnenen Blick über den Tellerrand auch nach seiner Rückkehr erhalten.“ Für ihn selbst sei seine Zeit in Deutschland jedenfalls eine sehr wichtige und wertvolle Erfahrung gewesen, die erheblich zum Erfolg seines Unternehmens beigetragen habe. Die Wohn-

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Foto: Alexander Alber

Jeder junge Südtiroler sollte Erfahrungen im Ausland machen und sich bei seiner Rückkehr den Blick über den Tellerrand erhalten, ist Andreas Jungmann überzeugt

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UNTERNEHMER & MÄRKTE Zentrum Jungmann AG ist auch in einen deutschen Einkaufsverbund eingebunden: „Wir sind – vom Geschmack unserer Kunden her gesehen – eher ein deutsches Unternehmen. Deshalb ist es für uns auch sinnvoll, bei einem Einfkaufsverbund in Deutschland Mitglied zu sein.“ Allerdings ist das Sortiment der Jungmann-Möbelhäuser nicht überall gleich. Jungmann: „Natürlich passen wir uns den Kundenwünschen an. In unserer erst vor zwei Jahren eröffneten Filiale in Neumarkt, wo wir auch viele Kunden aus dem Trentino haben, mussten wir auch das Sortiment dem italienischen Geschmack angepassen.“ Ist eine weitere Ausdehnung des Jungmann-Filialnetzes nach Süden geplant? Zur Zeit nicht, aber eine Option könnte das eventuell schon sein. Wenn, dann nicht in Trient, sondern eher weiter südöstlich, so die Antwort. FAMILIE. Neben seinem Beruf ist An-

1972 gründete Max Josef Jungmann in Steinhaus im Ahrntal einen kleinen Tischlereibetrieb. Heute ist die Wohnzentrum Jungmann AG das größte Möbelunternehmen Südtirols und verzeichnet seit Jahren steigenden Umsatz. Auf der aktuellen Top-300-Rangliste dieser Zeitschrift rangiert das Unternehmen mit einem Umsatz von 26,1 Millionen Euro auf Platz 136. Die Umsatzsteigerung zum Vorjahr betrug ganze 47,6 Prozent. Die Wohnzentrum Jungmann AG hat mittlerweile drei Verkaufssitze – Brixen, Sand in Taufers und Neumarkt – und betreibt eine eigene Tischlerei sowie ein Auslieferungslager in Percha. Der Familienbetrieb, der von den Eltern und den drei Kindern gemeinsam geführt wird, beschäftigt rund 180 Mitarbeiter.

denen Ausschüssen. Vor allem die Unterstützung der Wirtschaft hat sich der Neopolitiker auf die Fahne geschrieben. Gar nichts abgewinnen kann Jungmann der in Italien verbreiteten Steuerhinterziehung: „Für unsere deutschen Geschäftspartner sind diese ganzen Geschichten, die sie über die Medien mitbekommen, unglaublich und natürlich müssen wir uns dann ein paar süffisante Bemerkungen gefallen lassen. Das Ausmaß, in dem hier Steuern hinterzogen werden, ist für einen Bundesdeutschen unvorstellbar. Für mich ist klar: Wenn wir als Unternehmen Steuern bezahlen, dann weiß ich, dass wir ein gutes Geschäftsjahr hatten. Und die Gelder bleiben ja in Südtirol und kommen uns allen zugute.“ Allerdings sollte auch der Staat seinen Teil dazu beitragen, dass die eingesammelten Steuergelder gut verwaltet und eingesetzt werden. „Das würde die Steuermoral bestimmt anheben“, ist Jungmann überzeugt. Wir sprechen den Möbelun-

ternehmer auch auf seinen vermeintlich größten Konkurrenten an: Ikea. Die Antwort ist verblüffend: „Ikea ist für uns eigentlich keine Konkurrenz.“ Der schwedische Konzern verdiene vor allem am Kleinkram, der Umsatz mit Möbeln mache wenige Prozente vom Gesamtumsatz aus. Wer in Südtirol Möbel suche, komme eher in die Filialen des Pusterer Unternehmens. KRITISCH. Den Einkaufstourismus der

Südtiroler sieht Jungmann trotzdem kritisch: „Herr und Frau Südtiroler müssen sich klarmachen, dass sie auf diese Weise der heimischen Wirtschaft und sich selbst nichts Gutes tun.“ Immerhin trügen etwa Mehrwertsteuer und Einkommenssteuer einen großen Teil zum Landeshaushalt bei. Wird das Geld im Ausland ausgegeben, fehle dieser Beitrag. Und damit schlussendlich allen Südtirolern. „Dabei sind die Produkte oft nicht einmal billiger, vor allem, wenn die Fahrtspesen und die Qualität der Produkte berücksichtigt wird“, ist Andreas Jungmann überzeugt. Trotz Engagement in Beruf, Familie und Politik findet Andreas Jungmann noch Zeit für Sport. Oder besser: Er lässt sich diese Zeit nicht nehmen: „Ich spiele seit meiner Jugend Fußball, jetzt aber nur mehr in der Altherrenmannschaft“, lacht er. Einmal in der Woche ist deshalb gemeinsames abendliches Training angesagt. Zum Nachtisch muss der Unternehmer sanft überredet werden und die Wahl fällt dann auch nicht unbedingt auf etwas Üppiges. Ein „Affogato“ darf es dann trotzdem sein. Danach geht’s wieder gleich zurück an die Arbeit. ◀ PETER SEEBACHER

Fotos: Alexander Alber

dreas Jungmann vor allem seine Familie wichtig, wenngleich es nicht einfach sei, alles unter einen Hut zu bringen, wie er unumwunden zugibt: „Da samstags unsere Filialen geöffnet sind, habe ich eine Sechs-Tage-Arbeitswoche. Da ist es dann so, dass ich am Sonntag öfters einfach nur mal zu Hause relaxen möchte, meine Familie aber voller Unternehmungslust ist. Da müssen wir manchmal einen Kompromiss finden“, so der junge Familienvater. Neben seiner Aufgabe als Geschäftsführer des Familienunternehmens engagiert sich Andreas Jungmann auch politisch. Seit den letzten Gemeinderatswahlen sitzt er für die Südtiroler Volkspartei im Brixner Gemeinderat und in verschie-

Wohnzentrum Jungmann AG

Solide und ohne Schnörkel: Das Hirschgulasch mit Knödeln konnte durch kräftigen Geschmack überzeugen

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Affogato al caffè: Elegant serviert und ohne zu viel zu belasten entließ es die Gäste wieder in die Arbeitswelt

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Werbemitteilung

Ich will " mein Geld in Sicherheit wissen!" Wir denken langfristig: Die Geschäftspolitik der Südtiroler Raiffeisenkassen ist nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf Sicherheit ausgerichtet. Das Eigenkapital ist mit rund 1,6 Milliarden Euro das höchste aller Banken in Südtirol.

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Meine Bank


GELD & FINANZEN

Die Fabriken des Geldes Mehrere Hundert Gesellschaften und Betriebe sind in Südtirol in der Finanzbranche tätig. Allein die Banken bewegen jährlich Summen im zweistelligen Milliardenbereich. Die so genannte Finanzindustrie lässt sich aber nicht so gerne in die Karten schauen. Ein Bericht.

D

ie Finanzindustrie in Südtirol scheint nicht weniger weitläufig zu sein als jene weltweit (siehe Tabelle). Das ist dann aber fast schon alles, was an Gemeinsamkeit vorhanden ist, denn vom Finanzindustrie-Bashing, wie es vor allem in Europa und den USA zurzeit groß in Mode ist, ist in Südtirol nichts zu spüren. Banken und Versicherungen, so scheint es, haben hierzulande kaum oder gar nicht an Ansehen eingebüßt. Finanzberater sind weiterhin immer und überall willkommen. Ganz nach der Meinung von Sparkassendirektor Peter Schedl, der vor Monaten in einem Interview mit diesem Magazin die bösen Banker vor allem in den Finanzmetropolen und weniger in Südtirol verortete. UNRICHTIG. Nicht alle sind der Meinung,

dass der Begriff Finanzindustrie, der erst seit 2005 verstärkt durch die Medien Verbreitung gefunden hat, auch korrekt ist. Schließlich, so das oft vorgebrachte Argument, würde ja nichts produziert, folglich sei die Bezeichnung irreführend. Wie auch immer, der Begriff hat sich mittlerweile eingebürgert und ist mehrheitlich als Bezeichnung für die Finanzbranche akzeptiert. Was genau aber alles damit zusammengefasst werden kann, ist nicht immer klar. Je nach Ansatz werden damit alle Dienstleister der Finanzbranche gemeint oder oft auch nur im engeren Sinne die Banken und Kapitalanlagegesellschaften. Egal, ob man einen engen oder weiten Maßstab ansetzt, aufzuzählen gibt es dazu in Südtirol in beiden Fällen jede Menge. So gibt es laut Bollettino statistico der Banca d’Italia 55 Banken mit Sitz in Südtirol. Die Handelskammer Bozen kann ebenfalls mit

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„Südtirols Banken haben im Jahre 2010 Mittel in der Höhe von 22,2 Milliarden Euro verwaltet.“

einer ganzen Reihe von Finanzdienstleistern aufwarten, die im Firmenregister eingetragen sind. Da finden sich etwa 22 Beteiligungsgesellschaften (Holdings), 26 Gesellschaften für Finanzierungsleasing, 44 Handelsvertreter, 75 Finanzberater, 155 Versicherungsagenten und 133 Versicherungsunteragenten. Insgesamt sind es 699 Gesellschaften und Einzelfirmen, die sich mit dem Produkt Geld beschäftigen. Südtirol, so scheint es, möchte Finanzmetropolen wie London oder Frankfurt Konkurrenz machen. Eine Treuhand-Verwaltungsgesellschaft ist auch darunter. NICHT MAL GESCHÄTZT. Schätzungen

oder gar genaue Angaben dazu, welche Summe Südtirols gesamte Finanzbranche im Jahr bewegt, sind nicht zu bekommen. Die Branche ist traditionell verschwiegen und niemand möchte sich weiter in die Karten schauen lassen als unbedingt nötig.

Das Landesinstitut für Statistik (Astat) hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach mit dem Finanzmarkt und den Banken in Südtirol beschäftigt. Als Grundlage haben die Statistiker dabei die Zahlen genutzt, welche die Banken bei der Banca d’Italia hinterlegen müssen. Demzufolge haben Südtirols Banken im Jahre 2010 insgesamt Mittel im Wert von 22,2 Milliarden Euro verwaltet. Damit, so hat das Landesinstitut für Statistik errechnet, haben die Banken in Südtirol einen Mehrwert von 615 Millionen Euro geschaffen. Der „geschaffene Mehrwert“ ist eine Kennzahl, die herangezogen wird, um den erwirtschafteten Ertrag von Banken zu beziffern und gleichzeitig ihren Beitrag zum wirtschaftlichen Umfeld zu schätzen. Der vom Astat berechnete geschaffene Mehrwert durch Banken entspricht einem vierprozentigen Anteil an der gesamten Wertschöpfung Südtirols. Der Anteil daran ist je nach Banktyp verschieden. Den größten Teil dazu tragen in Südtirol die lokalen Banken bei. Volksbank, Sparkasse und die Raiffeisenkassen sind für den Löwenanteil dieser Summe verantwortlich. Der Beitrag der Regionalbanken ist hingegen nur gering. Aber auch innerhalb der Lokalbanken sind es vor allem die Genossenschaftsbanken, die mit über 43 Prozent den größten Anteil an diesem errechneten Betrag haben. Die Banken AG – damit fasst das Astat alle Banken zusammen, die als Aktiengesellschaft eingetragen sind – steuern rund 37 Prozent bei. Knapp 20 Prozent des Mehrwerts produzieren die Südtiroler Volksbanken. Eine nicht unwichtige Rolle für die Wirtschaft spielt die Finanzindustrie in Südtirol als Arbeitgeber. Allein Südtirols Banken beschäftigen über 4.000 Personen,

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GELD & FINANZEN

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Laut Banca d’Italia haben 55 Bankinstitute ihren Sitz in Südtirol

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GELD & FINANZEN

Foto: Alexander Alber

Die Raiffeisenkassen tragen in Südtirol einen großen Teil zum geschaffenen Mehrwert bei

Südtirols Finanzbranche Die verschiedenen Finanzdienstleister

Quelle: Handelskammer

Anzahl

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Bezeichnung Unternehmenszweck

24

Erbringung von Finanzdienstleistungen (ausgenommen Versicherungen und Pensionsfonds

67

Finanzvermittlung von anderen Finanzinstituten als den Zentralbanken

22

Beteiligungsgesellschaften (Holdings)

26

Finanzierungsleasing

1

Kreditbürgschaftsgenossenschaften

2

Sonstige Kreditdienstleistungen

1

Wertpapiervermittlung

3

Factoring

13

Merchant-Banken

6

Sonstige Finanzvermittlungen

1

Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ausgenommen gesetzliche Sozialversicherung)

9

Nichtlebensversicherungen

13

Sonstige mit Finanzdienstleistungen verbundene Tätigkeiten (ausgenommen Versicherungen und Pensionsfonds)

75

Finanzberater

44

Handelsvertreter, Vermittler und Geschäftsvermittler für Finanzdienstleistungen

1

Treuhand-Verwaltungsgesellschaften

6

Überweisungs-Dienstleistungen (Money-Transfer)

19

Tätigkeit von Versicherungsmaklern

22

Versicherungsbroker

155

Versicherungsagenten

133

Versicherungsunteragenten

55

Geschäftsvermittler und sonstige Vermittler von Versicherungen

1

Management von Investmentfonds und Pensionsfonds

die mit 267 Millionen Euro Personalkosten zu Buche schlagen. Diese Bankmitarbeiter haben nicht nur die gesamten Einlagen in Höhe von 9,9 Milliarden Euro im Jahre 2010 verwaltet, sondern auch die 21.865 Wertpapiere, die im gleichen Jahr bei den einheimischen Geldinstituten hinterlegt waren. Angefangen von Staatspapieren über Schuldverschreibungen bis hin zu Aktien. Die gesamten Ausleihungen von Banken beliefen sich im gleichen Jahr auf über 20 Milliarden Euro. Die Summe des gesamten Zinsüberschusses aller Südtiroler Banken betrug im gleichen Jahr rund 443 Millionen. VERSICHERUNGEN. Zahlen zu den Prä-

mienaufkommen der Versicherungen veröffentlicht in Italien die Associazione nazionale fra le imprese assicuratrici (Ania). Diesen Daten zufolge belief sich das Prämienaufkommen in Südtirol für Lebensversicherungen im Jahre 2009 auf rund 510 Millionen Euro. Für Schadensversicherungen wurden im gleichen Jahr 203 Millionen Euro aufgewandt. Das Prämienaufkommen für Haftpflichtversicherungen hingegen beziffert die Ania mit 111 Millionen Euro. Das gesamte Prämienaufkommen für Versicherungen der Südtiroler im Jahre 2009 betrug insgesamt rund 823 Millionen Euro. ◀ PETER SEEBCHER

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PR-INFO

BESTENS BERATEN

Foto: Alexander Alber

2001 wurde die Finanzagentur Capital & Finance Banking (CFB) vom Finanzexperten Heinrich Sparber mit dem Ziel gegründet, ein innovatives Beratungsund Betreuungskonzept anzubieten, bei dem der Kunde im Mittelpunkt steht. Und wie sieht es mit den anderen Bereichen aus? Im Private Banking propagieren wir Kapitalschutz vor Risiko. Unsere Investmentempfehlungen beruhen nach umfangreicher Analyse des Kunden auf breiter Streuung und Diversifikation auch in Realgütern. Im Kreditgeschäft verzeichnen wir eine rege Nachfrage, wenn auch die Zinssätze vor allem bei langfristigen Finanzierungen angestiegen sind. Eine gute Rückzahlungsfähigkeit sowie angemessene Eigenkapitalausstattung sind allerdings für jeden Neukredit erforderlich. Finanzierungsanfragen, die die Kreditlimits unserer Partnerbank übersteigen, können im Pool mit anderen Banken abgewickelt werden. Damit bleiben wir weiterhin Ansprechpartner auch für Projektfinanzierungen. Projekte mit zu wenig Eigenkapital können über die Agentur durch Investorenbeteiligungen auch kapitalisiert werden.

Heinrich Sparber, Finanzexperte und Gründer von Capital & Finance Banking (CFB) ist seit mehr als drei Jahrzehnten im Finanz- und Beratungsbereich tätig

Herr Sparber, was hatte Sie vor zehn Jahren dazu veranlasst, die Finanzagentur CFB zu gründen? Die Umsetzung eines neuen Konzeptes einer allumfassenden Finanz- und Vermögensberatung, die in Kombination dazu auch Investitionen in Realgüter beinhaltete, war nur in Form einer freiberuflichen Tätigkeit zu bewerkstelligen. Ich hatte im Laufe meiner 20-jährigen Tätigkeit bei diversen Banken die Erkenntnis gewonnen, dass der vermögende Kunde eindeutig mehr braucht als nur reine Finanzberatung.

dern, verlangt nicht nur großes Finanzwissen, sondern darüber hinaus auch jahrelange Erfahrung in den Bereichen Immobilien, Gesellschaftsrecht sowie Steuer- und Vertragswesen. Mit der Zusammenlegung all dieser Geschäftsfelder hat die Agentur CFB in der Finanzwelt Neuland betreten. Wir bieten somit auch für komplexe Realgeschäfte „schlüsselfertige“ Finanzlösungen. Unsere Partner – allen voran die Raiffeisenkasse Meran, aber auch Makler, Steuer- und Rechtsexperten – waren von Anfang an unerlässlich und sind heute mehr denn je mit der Agentur vernetzt.

Wie unterscheidet sich das Anbebot von CFB von vergleichbaren Anbietern? Vor allem durch unsere ganzheitliche Kapital-, Rentabilitäts- und Liquiditätsflussanalyse des Kundenvermögens unter Berücksichtigung des gesamten Finanzkapitals und der vorhandenen Realgüter. So können wir eine maßgeschneiderte Investmentempfehlung abgeben. Das klingt einfach, ist es aber nicht, denn das ganze private oder betriebliche Vermögen eines Kunden zu durchleuchten, zu bewerten und dann je nach Bedarf und Zielvorgabe zu verän-

Welche Auswirkungen hat die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise auf die einzelnen Geschäftsfelder ihrer Agentur? Vorausgeschickt, dass wir tagtäglich die Finanzmärkte und das Wirtschaftsgeschehen im Fokus halten, Analysen und Prognosen unserer internationalen Partner begutachten, sind wir der Meinung, dass aufgrund einer vom Internationalen Währungsfonds prognostizierten Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums große Vorsicht bei „Risiko-Finanzinvestitionen“ geboten ist.

Wie sieht es im Immobiliensektor aus? Bei Immobilieninvestitionen stehen Rendite mittlerweile vor stiller Aufwertung aus Inflation. Daher spielt in Krisenzeiten wie jetzt zusehends auch die Standfestigkeit des Mieters vor allem bei Gewerbeimmobilien eine immer größere Rolle. Eine Miete hat nicht die Zuverlässigkeit eines Zinsscheines. Ein Mietausfall ist vor allem bei Investitionen mit Fremdkapital im Vorfeld mit zu berücksichtigen, da die Weitervermietung öfters die Garantiezeit der Mitbesicherung übersteigt und somit die Rückzahlung des Fremdkapitals gefährdet. Wir planen daher mit unseren Kunden immer ein angemessenes Liquiditätspolster ein, um bei Mietinsolvenz eventuelle Notverkäufe des Objektes zu ❧ vermeiden.

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Capital & Finance Banking Heinrich Sparber c/o Raiffeisenkasse Meran Freiheitsstr. 40, Meran www.cfbanking.com heinrich.sparber@meranbank.it

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PR-INFO

„VERSICHERUNG“ HEISST IN SÜDTIROL ITAS Seit 1821 ist ITAS im Dienst der Mitglieder und der Gemeinschaft. ITAS versichert alle Bereiche des Alltags: Mobilität, Gesundheit, Haus, Unternehmen und die Zukunft der Südtiroler.

Foto: ITAS

• 24 ITAS Verkaufsstellen in Südtirol • Mehr als 1.700 Menschen, die ITAS italienweit vertreten • + 20,7% Steigerung* des Prämienaufkommens von ITAS Mutua, Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit • Mehr als 19 Millionen Euro an Schadenersatzzahlungen in Südtirol • Mehr als 9.500 ausgezahlte Schadensfälle in Südtirol • Mehr als 930.000 Euro als Brandschutzbeitrag an die Region Trentino-Südtirol bezahlt

Gegründet bereits zu Zeiten der Donaumonarchie, kann ITAS auf eine lange Historie zurückblicken

I

TAS ist seit mehr als 190 Jahren Synonym für Zuverlässigkeit und Verantwortung in Südtirol. Das Versicherungsunternehmen fühlt sich diesem Land zugehörig und steht mit den flächendeckend auf die gesamte Provinz verteilten Beratungsstellen jedem Südtiroler zur Verfügung. Die erfahrenen und qualifizierten Versicherungsexperten der ITAS sprechen die Sprache ihrer Kunden und stehen ihnen mit ihrem Fachwissen zur Seite. Durchaus erfolgreich, wie die nachfolgenden Zahlen zeigen: • Mehr als 190 Bestehensjahre • Mehr als 500.000 versicherte Mitglieder • Mehr als 63.000 versicherte Mitglieder in Südtirol • Mehr als 900.000 ausgestellte Versicherungspolizzen • Mehr als 400 Angestellte der ITAS-Gruppe • Mehr als 260 Agenten italienweit • 19 Agenten in Südtirol • Mehr als 110 Menschen, die ITAS in Südtirol vertreten • Mehr als 370 Verkaufsstellen in Italien • 20 neu eröffnete ITAS-Agenturen im Jahr 2011

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Die Bindung zu Südtirol ist stark ITAS ist die Landesversicherungsanstalt Trentino-Südtirol und Italiens ältester Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit – und der einzige mit Sitz in der Region. Der Versicherungsverein ist bereits 1821 – das Trentino gehörte noch zum Kaiserreich Österreich-Ungarn – entstanden, hat zwei Weltkriege, große Wirtschaftskrisen und technologische Revolutionen überstanden. Die Welt rundherum hat sich radikal verändert und ITAS mit ihr, die Unternehmenswerte sind aber die gleichen geblieben. ITAS glaubt weiterhin an Korrektheit, Loyalität und Transparenz. All das im alleinigen Interesse der versicherten Mitglieder. Denn die Beziehung zu den versicherten Mitgliedern stellt die Basis von ITAS dar. Es gibt keine Aktionäre und die Versicherungsnehmer sind gleichzeitig auch Mitglieder des Versicherungsvereins. Damit kommen sie in den Genuss des besten PreisLeistungs-Verhältnis in der Branche. Das ist nur möglich, weil die VersicherungsAgenten der ITAS die realen Bedürfnisse der Menschen erkennen und daraufhin angemessene Versicherungslösungen entwickeln. Das ist der tiefe Sinn des Begriffes Gegenseitigkeit. Ein Wert, den es zu schützen gilt. ITAS pflegt in Südtirol eine konstante und persönliche Beziehung zu den Menschen, um de-

ren Bedürfnisse zu erkennen und gemeinsam die passende Versicherungslösung zu finden. So entsteht die Zusammenarbeit mit verschiedenen öffentlichen und privaten Vereinen: • mit den Universitäten, um Wissen und Kompetenzen zu teilen und neue Berufschancen zu schaffen. Aus dieser Überlegung heraus entstand auch die Zusammenarbeit mit dem Masterstudiengang KlimaHaus der Freien Universität Bozen. Durch die Analyse der aktuellen Bedürfnisse rund um innovatives Bauen wird es möglich sein, ein Versicherungsprodukt zu entwickeln, das den Anforderungen all jener entspricht, die sich für ein zertifiziertes KlimaHaus entschieden haben; • mit den Berufsverbänden: etwa mit dem Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol, der gemeinsam mit ITAS die spezifischen Bedürfnisse der Verbandsmitglieder ermittelt hat, um maßgeschneiderte und innovative Versicherungslösungen zu finden; • mit der Autonomen Region Trentino-Südtirol: das Projekt PensPlan ist aus einer einzigartigen Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Partnern im Bereich Zusatzvorsorge entstanden, zu der ITAS mit der Gründung des offenen Rentenfonds PensPlan Plurifonds beigetragen hat. Bindung mit der Gemeinschaft bedeutet aber auch, sportliche Initiativen kleiner Vereine zu unterstützen, kulturelle Initiativen, die den Wert von Geschichte und Tradition unterstreichen, soziale Initiativen für mehr Gerechtigkeit, Initiativen für Verkehrssicherheit und Vorsorge. Aber nicht nur. Es bedeutet auch, an der Seite der Unternehmer zu sein, um umfassende Information und eine qualifizierte Beratung rund um das Thema Verantwortung der Geschäftsführer zu garantieren, indem Kongresse mit freier Beteiligung organisiert werden (Societas delinquere potest).

*halbjährliches Ergebnis 2011 gemessen am selben Zeitraum 2010


PR-INFO

KOMPETENT UND ZUVERLÄSSIG Die Versicherungsagenten von ITAS leben die Werte einer Mannschaft mit Teamgeist. Ein Gespräch mit Walter Pichler, dem Delegierten der ITAS-Agenten in Südtirol. Er ist seit 1988 für ITAS im Passeiertal tätig. Was bedeutet es, ITAS-Agent in unserer Provinz zu sein? Es bedeutet, Teil eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit zu sein, der weder Gewinnabsicht noch Aktionäre hat. ITAS blickt auf eine lange Geschichte zurück und hat eine ganz besondere Bindung zu den Menschen hier. Vor mehr als 190 Jahren haben wir begonnen, die Häuser dieser Provinz zu versichern. Wir kennen Land und Leute und wissen um die Mühen, die es zu dem gemacht haben, was es heute ist. In unserer Arbeit tun wir das, was wir am besten können: Wir gehen auf die Bedürfnisse der Menschen ein, vertreten ihre Anliegen und bieten schlüssige und innovative Antworten.

Welchen Mehrwert bringen ITAS-Agenten unserer Provinz? Unsere Schlagworte sind: Präsenz, Kompetenz, Verantwortungssinn. Südtirol stellt für ITAS eine Art animierende Werkstätte dar. Viele Versicherungsprodukte, die ITAS im Angebot hat, wurden auf Grundlage der ganz besonderen Bedürfnisse in diesem Land entworfen. Ich denke dabei etwa an die Polizze speziell für den Tourismusbereich und deren facettenreiche Versicherungsdeckung für das Gastgewerbe; oder an die Polizze für die Landwirtschaft, mit der die Menschen und die Arbeit dieses traditionsreichen Wirtschaftszweiges bestens versichert sind; oder etwa die Feuerversicherung, die hier als Erstrisikoversicherung angewandt wird und deren Inhalt absolut

Foto: ITAS

Welchen wirtschaftlichen Stellenwert hat ITAS in der Provinz? Wir sind in Südtirol flächendeckend präsent: Mit 24 Agenturen und Subagenturen sind wir sprichwörtlich an der Seite unserer versicherten Mitglieder. Nicht zuletzt bieten wir auch qualifizierte Arbeitsplätze. In Zahlen ausgedrückt hat ITAS im vergangenen Jahr seinen versicherten Mitgliedern in Südtirol – das sind heute mehr als 63.000 – fast 19 Millionen Euro an Schäden ausgezahlt.

Kompetenz, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Service – das sind laut Walter Pichler, der seit 24 Jahren für das Versicherungsunternehmen tätig ist, die Werte, denen sich ITAS vor allem verpflichtet fühlt

flexibel für jede Art von privatem oder gewerblichem Wohnbau gestaltet werden kann; schließlich denke ich an den Versicherungsschutz für erneuerbare Energien, für die sich die Menschen hier aus Überzeugung entscheiden, im vollen Respekt vor der Natur und Umwelt, in der sie leben. Und ich denke an die Zusatzvorsorge PensPlan Plurifonds, den italienweit einzigartigen offenen Rentenfonds, der aus der Zusammenarbeit zwischen Autonomer Region Trentino-Südtirol und ITAS Leben AG entstanden ist. Heute nimmt er Platz 5 auf dem nationalen Markt ein und seine Investitionslinien SerenItas und SecurItas wurden von der Zeitschrift Milano Finanza mit „sehr gut“ (Rating: AAA) bewertet.

seren versicherten Mitgliedern in den Zufriedenheitsumfragen erhalten. Sie bekunden uns einen hohen Zufriedenheitsgrad, sowohl was den respektvollen Umgang mit den zwei Sprachgruppen betrifft – alle Unterlagen und Mitteilungen werden auch in deutscher Sprache abgefasst – als auch, was die effiziente und unbürokratische Abwicklung im Schadensfall betrifft. Unsere versicherten Mitglieder schätzen außerdem die rasche Auszahlung und die kompetente Betreuung von Seiten unserer An❧ gestellten und Agenten.

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Warum entscheiden sich die Leute Ihrer Meinung nach für ITAS? „Weil ITAS hier gegründet wurde; ITAS kennt das Land; meine Familie vertraut seit jeher auf ITAS; der Versicherungsagent ist einer von uns“, das sind die Antworten, die wir von un-

ITAS – Handelsabteilung Bozen Leonardo da Vinci Str. 8 39100 Bozen Tel. 0471 98 02 95 comunicazione@gruppoitas.it www.gruppoitas.it

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GELD & FINANZEN

Strategisch investieren in strategische Metalle

Foto: Börsenbuchverlag

Sie haben so ausgefallene Namen wie Gallium und Germanium und werden unter dem Begriff strategische Metalle zusammengefasst. Die Metall- und Anlage-Experten Gunther Maassen und Michael Vaupel erklären, warum sie so wertvoll sind. Und eine Investition sich lohnt.

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Strategische Metalle wie Indium versprechen hohe Renditen

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GELD & FINANZEN

SÜDTIROL PANORAMA: Sie beide sind Experten für strategische Metalle. Investieren Anleger in Krisenzeiten in alles, was sich tatsächlich „angreifen“ lässt? Sehen Sie da einen Zusammenhang?

Gunther Maassen führt ein Unternehmen mit Spezialisierung Metallhandel

Was versteht man unter „Seltenen Erden“? MICHAEL VAUPEL: Der Begriff ist zu-

Warum sind „Seltene Erden“ und so genannte strategische Metalle so wichtig? VAUPEL: Sie werden für das verwen-

det, was wir als Zukunftstechnologien bezeichnen. Vom Smartphone bis zum Offshore-Windpark, von LED-Leuchten bis zu neuen Turbinen mit Speziallegierungen – überall werden strategische Metalle und Seltene Erden benötigt. Zwar oft nur in geringen Mengen, doch ohne sie geht es zumindest beim derzeitigen Stand der Technik nicht.

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Wie Sie in Ihrem Buch darlegen, können Anleger unter Umständen exorbitante Gewinne damit realisieren. Warum? VAUPEL: Es gibt einige strategische Me-

talle, bei denen diese Kombination auftritt: stark steigende Nachfrage, stagnierendes (oder sogar leicht sinkendes) Angebot. Diese Kombination ist ein klassischer Fall für einen wahrscheinlichen starken Preisanstieg. Ist es sinnvoll, „Seltene Erden“ direkt in ihrer physischen Form zu erwerben? MAASSEN: Als leidenschaftlicher Me-

tallhändler mit über 30 Jahren Erfahrung im Handel Sondermetallen würde ich mich immer für physisches Eigentum entscheiden. Dies ist bei vielen Metallen wie Tantal möglich.

Foto: Michael Vaupel

nächst einmal irreführend. Es sind keine Erden, sondern Übergangsmetalle. Und selten sind sie auch nicht – allerdings erreichen ihre Vorkommen nur in wenigen Fällen abbauwürdige Konzentrationen. Insgesamt geht es dabei um 17 Elemente, die durchaus oft mit den strategischen Metallen durcheinandergebracht werden. MAASSEN: Seltene Erden sind alles – nur keine Erden und nicht selten. Der Engpass bei seltenen Erden ist temporär und vor allem politisch. Es gibt genügend Ressourcen weltweit, jedoch wurde zu wenig Vorsorge geleistet. Zurzeit ist die Welt von der Volksrepublik China abhängig, aber es gibt erste Lichtblicke in Form von westlichen Minen, die die Produktion derzeit aufnehmen. Deutlich kritischer ist die Lage bei einigen strategischen Metallen wie Indium, Gallium etc. Hier wird auf Jahre die Nachfrage deutlich das Angebot übersteigen.

menten eine dominante Rolle, und zwar nicht nur bei den „Seltenen Erden“, sondern auch bei Elementen wie Antimon, Arsen, Indium. In unserem Buch haben wir zu jedem Element die Abhängigkeit von China dargestellt. Ohne gute Verbindungen nach China ist ein Handel mit diesen Elementen praktisch nicht mehr möglich und die Versorgung der westlichen Wirtschaft wäre gefährdet.

Foto: Gunther Maassen

GUNTHER MAASSEN: Strategische Metalle sind Sachwerte, und Sachwerte sind eine Alternative für Anleger. Das Vertrauen in eine stabile Währung und in das weltweite Bankensystem schwindet, und viele Anleger suchen einen sicheren Hafen für ihr Vermögen. Eine Investition in strategische Metalle kann hier durchaus eine sinnvolle Ergänzung für die private Anlagestrategie sein.

Wie groß ist die Rolle Chinas bei diesem Wettstreit um rare Metalle? MAASSEN: China hat bei vielen Ele-

Michael Vaupel ist diplomierter Volkswirt und Vollblut-Börsianer

„Bei strategischen Metallen wie Indium oder Gallium wird auf Jahre die Nachfrage deutlich das Angebot übersteigen.“ Michael Vaupel

Was sollte bei einer Investition in „Seltene Erden“ und andere strategische Metalle beachtet werden? VAUPEL: Zwei Dinge: Lagerbarkeit und

Wertdichte. Lagerbarkeit ist offensichtlich: Wer möchte schon ein Metall im Tresor oder Keller haben, welches explosiv ist oder krebserregend? Davon raten wir natürlich dringend ab. Mit Wertdichte meinen wir, dass ein Anleger für ein paar Tausend Euro nicht gleich eine ganze Garage leer räumen muss. Da passt es besser, wenn es für einige Tausend Euro nur einige Kilogramm gibt. Und bei den knappen Metallen, welche auch lagerbar sind, ist dies der Fall. Welcher Anlegertyp sollte sich ernsthaft ein Investment in strategische Metalle oder „Seltene Erden“ überlegen? MAASSEN: Man sollte in diese Anlage-

klasse nur Beträge investieren, die man langfristig anlegen kann. Und wie im-

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KOMMENTAR VON THOMAS AMONN

Kein Totsparen

Foto: Gunther Maassen

Sparen sich die Staaten zu Tode? Die Haltung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, den geplanten Beistandsmechanismus für die Eurozone an eine strikte Budgetdisziplin der Mitgliedsländer zu koppeln, wird von vielen Ökonomen und Kommentatoren als kontraproduktiv verworfen. Zu den lautesten kritischen Stimmen zählt der Nobelpreisträger Paul Kruger, der die Austeritätspolitik zur Rettung des Euro genauso kritisiert wie die Sparmaßnahmen David Camerons in Großbritannien und die Opposition der Republikaner, aber auch vieler Demokraten, gegen eine Ausweitung des US-Staatsdefizits. Das Argument der Kritiker klingt plausibel: In Zeiten der Konjunkturschwäche, des Abbaus vergangener Kreditexzesse und sich mühsam sanierender Banken ist es die Aufgabe des Staates, antizyklisch Nachfrage und Beschäftigung zu stützen. Wenn der Staat die Reduzierung der öffentlichen Defizite und der Staatsschulden anstrebt, so erzielt er paradoxerweise den entgegengesetzten Effekt – die Spar- und Steuererhöhungspolitik würgt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ab und führt dadurch zu höheren Defiziten und Staatsschulden im Verhältnis zum BIP. Das Argument ist zwar in sich geschlossen; das Problem ist jedoch, dass es kaum auf die heutige Lage anwendbar ist. Die Ausgabenkürzungen der Staaten halten sich bislang in engen Grenzen. Die Pensionsreformen in Italien und anderswo bedeuten nur die sukzessive Umsetzung des Prinzips, dass die Rentenhöhe von Neupensionisten von der Summe der einbezahlten Beiträge und der verbleibenden statistischen Lebenserwartung abhängen soll – ein Prinzip, das sowohl versicherungsmathematisch korrekt wie sozial gerecht ist. Dass in den USA die Medizinausgaben pro Kopf doppelt so hoch sind wie in Europa bei gleichzeitig eher schlechterer Gesundheitsstatistik, impliziert eine gigantische Fehlallokation von Kapital – die Umsetzung struktureller Reformen würde für die restliche Volkswirtschaft enorme Ressourcen freisetzen. Wenn schließlich moderate Steuererhöhungen bei Mehrwert- und Vermögenssteuer ansetzen, so zahlt, wer zahlen kann – Konsum und Vermögenswerte sind schließlich viel aussagekräftigere Wohlstandsindikatoren als das offizielle Einkommen gemäß Steuererklärung. Wenn die so genannten Austeritätsmaßnahmen zu keinem schlimmeren Ergebnis führen, als dass das Wirtschaftswachstum der Eurozone 2012 um die Null-Linie einpendelt, und das italienische BIP um 1 % schrumpft, dann ist der Preis für eine langfristige haushaltspolitische Stabilität sicherlich nicht zu hoch.

Halbmetall Germanium: Glänzt wie Gold, wird es bald auch so stark nachgefragt sein?

mer im Leben sollte man nicht alles auf eine Karte setzen. Ich persönlich halte ein solches Investment als Beimischung für eine ernsthafte Alternative mit interessanten, wenn auch nicht risikofreien Perspektiven. Ist diese Form der Anlage mit dem Wunsch manches Investors nach einer nachhaltigen, im Sinne von umweltschonender, Anlage vereinbar? VAUPEL: Hier die beliebte Antwort: „Es

kommt darauf an“. Die Herstellung von Metallen ist per se nicht umweltschonend. Der Abbau der Ressourcen auch nicht. Doch es lassen sich gewisse Weichen stellen. So gibt es z. B. Richtlinien, nach welchen der Import von „BlutColtan“ – also Erz für Tantal – aus dem Kongo untersagt ist. Zwiespältiges Thema. Oder nehmen wir das „Seltene Erden“-Metall Neodym. Der Abbau kann die Umwelt beeinträchtigen – doch das Produkt Offshore-Windpark liefert dafür nachhaltige Energie. Es gibt hier unserer Ansicht nach kein eindeutiges Schwarz oder Weiß. Wo können Privatanleger strategische Metalle erwerben? MAASSEN: Man sollte sich an ein lang-

fristig etabliertes und erfahrenes Handelshaus wenden. Mein Unternehmen ist seit über 60 Jahren auf dem Markt und hat dementsprechend ein weltweites Netzwerk. Diese Verbindungen sind die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Handel mit Rohstoffen. Eine Alternative ist das Warenkorbsystem der SMH Schweizer Metallhandels AG, Schweiz, die konfektionierte Warenkörbe anbietet. Dies hat den Vorteil einer mehrwertsteuerfreien und sehr flexiblen Anlage. Wir stehen für Fragen zur Verfügung.

Ist diese Anlageform für Privatanleger überhaupt geeignet? VAUPEL: Der Privatanleger sollte schon

über einen Anlagehorizont von einigen Jahren verfügen. Es geht hier um reale Werte, physische Rohstoffe. Da gibt es natürlich gewisse Handelsspannen zwischen An- und Verkaufspreisen. Ein schnelles „Traden“ lohnt sich da nicht. Und fundamentale Entwicklungen brauchen manchmal Zeit, bis sie sich in Form steigender Preise widerspiegeln. Wie kann ein Anleger sich vor Betrug schützen und sicherstellen, dass das von ihm erworbene Metall auch den angegebenen Reinheitswert hat? MAASSEN: Der Verkäufer sollte bei je-

der Lieferung eine Analyse beifügen. Ein seit vielen Jahren aktives Familienunternehmen wird seinem Namen immer gerecht werden und für diese Analyse einstehen. Für mich sind solche Analysen viel sicherer als durchgereichte chinesische Produzentenanalysen, da ich das Handelshaus kenne. Welchen der Metalle prophezeien Sie eine rasante Preisentwicklung? VAUPEL: In unserem Buch „Strategische

Metalle für Investoren“ gehen wir die unserer Ansicht nach wichtigsten Metalle durch. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Displays jeder Art (Smartphone, LED-Fernseher, Navigationsgeräte) sollten die knappen Metalle Indium und Gallium im Preis steigen. Ähnliches gilt ◀ für Tantal und Tellur. INTERVIEW: PETER SEEBACHER

Gunther Maassen, Michael Vaupel Strategische Metalle für Investoren Börsenbuchverlag, 2011 ISBN 978-3-942888-84-4 www.boersenbuchverlag.de

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GELD & FINANZEN

KOLUMNE

Verlieren die Ratingagenturen ihren Schrecken? Das Spiel der Ratingagenturen wird immer durchschaubarer. Nachdem die Emission italienischer und spanischer Staatsanleihen am 13. Januar überraschend gut gelang, wurden neun weitere Euroländer abgestuft.

MAX OTTE ist Professor für allgemeine und internationale Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms und Professor für Unternehmensanalyse

Dabei geht es Europa deutlich besser als den USA: 4,5 Prozent laufendes Haushaltsdefizit für Europa entgegen extremen 10,8 Prozent für die USA. 90 Prozent Staatsschulden in Europa entgegen 100 schnell wachsenden Prozent in den USA. Selbst Italien ist mit einem Haushaltsdefizit von 4,5 Prozent wesentlich gesünder als die Vereinigten Staaten von Amerika.

und -diagnose an der Karl-FranzensUniversität Graz.

Die Ratings haben Züge einer zentral gesteuerten Planwirtschaft. Anstatt dass Finanzinstitutionen und institutionelle Investoren die Qualität von Wertpapieren selber bewerten – was eine ihrer Kernaufgaben sein sollte – schieben sie die Verantwortung auf externe Agenturen, die im Zweifelsfall für den Schaden, den sie verursachen, gar nicht aufkommen können. Und was bei der Planwirtschaft herauskommt, haben wir gesehen: eklatante Fehlurteile bei amerikanischen Subprime-Papieren sowie jetzt bei Staatsanleihen. Im Fall der USA sind die Ratings eindeutig zu gut, im Fall etlicher europäischer Länder eindeutig zu schlecht.

KURSENTWICKLUNG VON ENI SPA IN DEN LETZTEN 6 MONATEN 17

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AM 13. JANUAR gelangen Italien und Spanien erfolgreiche Emissionen ihrer Staatsanleihen. Prompt stufte S & P neun weitere Euroländer ab. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Agenturen hier ein durchschaubares Spiel spielen: Solange Kontinentaleuropa sich mit sich selbst beschäftigt, schaut man nicht so genau hin, in welch maroder Lage sich die USA und England befinden. Denn dort ist der Sitz der drei großen Agenturen.

JAN.

Der Wert von Eni-Aktien ist seit Oktober 2011 um gut 30 Prozent gestiegen. Das Preisniveau ist immer noch attraktiv.

Nun scheinen dies „die Märkte“ langsam zu merken. Der europäische Aktienmarkt schert sich nicht um die erneute Abstufung und steigt munter vor sich hin. Auch die noch nicht ganz abgeschlossenen Verhandlungen zum Fall Griechenland stören nicht weiter. Richtig so!

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Bei dem jetzigen niedrigen Preisniveau europäischer Aktien – der italienische Markt ist zum Beispiel nur mit 20 Prozent des BIP bewertet, der deutsche mit 80 Prozent – könnte das erste Quartal 2012 ein sehr schönes Quartal für Aktieninvestoren werden. So ist die Aktie von Eni seit Oktober 2011 schon um gut 30 Prozent gestiegen. Das Preisniveau ist aber immer noch attraktiv: Die Aktie wird mit dem achtfachen des Gewinns bewertet und schüttet eine Dividende von 6 Prozent p. a. aus. Enel hat vielleicht nicht ganz so gute Zukunftsaussichten wie Eni, ist aber nur mit dem siebenfachen des Gewinns bewertet und schüttet 9 Prozent Dividende aus. Gute italienische (österreichische, deutsche) Aktien werden über die nächsten Jahre nicht das schlechteste Investment sein, um Vermögen inflationssicher anzulegen und eine ordentliche Rendite zu erzielen. Daneben geht das Tauziehen im Griechenland weiter. Angela Merkels und Nicolas Sarkozys neueste Idee: Das Geld für die Zinszahlungen Griechenlands soll auf ein Sonderkonto, an das der griechische Staat nicht herankommt. Das bedeutet nichts anderes als ein EU-Protektorat über Griechenland und die Aussetzung von Souveränität und Demokratie. Wie viel und zweckdienlicher wäre es, den Griechen die Drachme zurückzugeben. Das wäre zwar nicht ganz einfach, aber machbar. Und dann könnte Griechenland seinen Weg selber bestimmen. Zum Schluss: Griechenland ist ein Sonderfall. Italien ist und bleibt eine Gründungsnation der EWG. Das Land wird die anstehenden Herausforderungen meistern. Wir lesen uns! Ihr Prof. Dr. Max Otte

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ARCHITEKTUR & IMMOBILIEN

Foto: Christoph Lackner/TVB Innsbruck

Die Tiroler Landeshauptstadt erfreut sich wachsender Beliebtheit unter Südtiroler Investoren

Fluchtpunkt Innsbruck Immobilien sind als solide Anlage-Alternative so gefragt wie lange nicht mehr. Auch die Preise ziehen langsam wieder an. Wer jetzt noch günstig einsteigen will, sollte sich beeilen.

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ie Flaute am Immobilienmarkt ist vorbei. Diese Erkenntnis birgt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht freut Makler, Bauträger und Immobilienbesitzer: Die Nachfrage steigt wieder und damit auch die Preise beziehungsweise die Wertentwicklung. Die schlechte Nachricht trifft all jene, die noch überlegen ob, wo und welche Immobilie sie kaufen sollen: Ab jetzt wird es wieder teurer. Aber auch für den, dessen Anlagerahmen etwas enger gefasst ist, findet sich meist noch etwas Passendes, denn wer sich die heimischen Toplagen nicht leisten will, der sucht immer öfter jenseits der Landesgrenzen sein Glück. Aber auch in etwas entlegeneren Gegenden Südtirols sind Investitionsob-

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Südtirol Panorama | Februar 2012

jekte mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden. Traditionell haben Immobilien, die zu Anlagezwecken gekauft werden, eher wenig Quadratmeter, eine durchschnittliche Ausstattung und finden sich an weniger attraktiven Stadtrandlagen. Also die typischen Single- oder Kleinfamilienwohnungen mit zwei bis drei Zimmern und einer Nettofläche von meist weniger als 60 Quadratmetern. Große Wohnungen mit einer höherwertigen Ausstattung, Toplagen, Einfamilienhäuser und alles andere im sogenannten Luxussegment befindet sich dagegen meist in Eigennutzung. Spitzenimmobilien sind als reine Investition für die allermeisten ein etwas zu dicker Happen, zum einen, weil sie beträcht-

liche finanzielle Mittel binden, aber vor allem auch, weil im oberen Preissegment geringere Renditen erwirtschaftet werden können. Für kleinere Wohnungen mit maximal drei Zimmern gibt es einen weit größeren Markt, und auf den Quadratmeter umgerechnet, bringen sie weit höhere Mieten als eine in Lage und Ausstattung vergleichbare XXL-Immobilie. Luxus ist oft schwer vermietbar, denn wer mehr als 2.000 Euro Miete zahlen soll, der kauft normalerweise lieber selbst. DIE ANGST GEHT UM. Die Preise hat-

ten in den vergangenen drei, vier Jahren leicht nachgegeben und erholen sich erst langsam wieder. „Bei vielen geht noch die Angst um“, sagt Johanna Seeber, Vorstand

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pte e z n o K iderte e n h c s und MaĂ&#x;ge s g n u nlag im Vera ngsbereich. eru Finanzi

Unsere Tiroler Bank.

www.hypotirol.it


Foto: Seeste Bau AG

ARCHITEKTUR & IMMOBILIEN

Investitionsobjekt Turnhof in Brixen. 48 Wohnungen mit Tiefgarage, Geschäftslokale im Erdgeschoss. Verkaufsfläche zwischen 46 und 80 Quadratmetern sind für 155.000 bis 280.000 Euro brutto zu haben.

der Seeste Bau. Ebenso wie die Krise etwas später in Südtirol angekommen ist, braucht man hierzulande auch etwas länger, um sich aus ihr zu lösen. Zumal auch längst noch nicht abzusehen ist, wie weit die italienische Schuldenkrise und die Sparmaßnahmen der Regierung Monti auf Südtirol durchschlagen werden. Allerdings hat die Finanz- und Wirtschaftskrise auch ihr Gutes für den Immobiliensektor. In Zeiten unberechenbarer Börsen und eines schwächelnden Euros wenden sich viele Anleger wieder den traditionellen (Anlage-) Werten zu, und da stehen Immobilien an vorderster Stelle. Fast schon vergessen ist, dass die aktuelle Weltwirtschaftskrise im gar nicht so fernen Jahr 2007 als Immobilienkrise begonnen hat. Aber in Südtirol gab und gibt es keine Immobilienblase, sondern eher das Gegenteil. Allerdings, so großzügig wie noch vor einigen Jahren geben auch die heimischen Banken keine Wohnbau-Darlehen mehr heraus. Ein solides Drittel der Kaufsumme sollte der potentielle Käufer schon beisteuern. Früher, so heißt es, gab man nicht selten auch bei nur zehn Prozent Eigenmitteln grünes Licht für die Eigenheimfinanzierung. Dieser rauere Wind hat auch Bauträgern und Immobilienmaklern ins Gesicht ge-

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„Ferienwohnungen: je näher an der Skipiste, desto teurer“ Daniel Peslalz

blasen. Bei Immobilien zur Eigennutzung mussten in den vergangenen Jahren Nachlässe von 5 bis 10 Prozent gewährt werden. Bei Investitionsobjekten waren die Abschläge zwar etwas geringer, aber immer noch spürbar, sagt Johanna Seeber, genaue Zahlen will sie aber nicht nennen. Ferienwohnungen taugen ebenfalls als Investitionsobjekt, werden aber, im Unterschied zum klassischen Anlageobjekt, meist selbst genutzt. Während in Südtirol manche Orte oder ganze Talschaften, wie zum Beispiel Gröden oder das Gadertal, unter der preistreibenden Nachfrage der Italiener stöhnen, kauft der Südtiroler inzwischen ebenfalls gerne bei seinen Nach-

barn. Gefragt ist traditionell der Gardasee und seit einigen Jahren auch Innsbruck. Dort allerdings weniger zu Urlaubs-, denn zu Arbeits- respektive Studienzwecken. Bauträger und Immobilienmakler der Tiroler Landeshauptstadt werden beinahe überrannt von potentiellen Südtiroler Käufern, weiß Monika Froschmayr, Geschäftsführerin beim Innsbrucker Bauträger Weinberg. „Viele versuchen den horrenden Preisen im eigenen Land zu entkommen und nehmen in Innsbruck, was sie kriegen können. Schlimmstenfalls, so heißt es unter Kollegen, gehen so auch die größten Ladenhüter weg,“ sagt Froschmayr, selbst gebürtige Südtirolerin und Kennerin der Szene. BRUTTO ODER NETTO? Obwohl es auch

sehr professionelle Käufer gebe, fänden sich viele Südtiroler auf dem Nordtiroler Terrain nicht gut zurecht. Ihnen fehle der Überblick über den Immobilienmarkt, sie könnten Lage und Wohnungsstandard oft nicht so gut einschätzen, so die Erfahrung. Das liegt auch an der schweren Vergleichbarkeit der Märkte in Nord- und Südtirol. Vor allem die unterschiedlichen Angaben zur Wohnungsfläche wirken sich marktverzerrend und vergleichserschwerend aus. Während in Österreich, ebenso wie

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ENERGIE SPAREN. BEHAGLICHKEIT SPÜREN. Unter HELLA Markisen lässt sich der Sommer im wohltuenden Schatten in vollen Zügen genießen. Die Hitze wird durch das UVLicht-absorbierende Markisentuch ausgesperrt und hält auch die Wohnräume dahinter wohltemperiert. Das schafft ein behagliches Wohlfühl-Ambiente. Und Kühlenergie wird gespart. Näheres zu den Sonnen- und Wetterschutzlösungen von HELLA erfahren Sie bei Ihrem Berater in Leifers, Bruneck, Bozen und Mailand.

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ARCHITEKTUR & IMMOBILIEN ungedämmten Bestandsimmobilien müssen künftig immer größere Zugeständnisse beim Preis gemacht werden, um noch Käufer zu finden, so die Prognose.

Foto: Alexander Alber

SARNTHEIN ODER BERLIN? Lohnende

Der Sarner Bauunternehmer und Wirtschaftsberater Richard Moser: Die Nachfrage kommt überwiegend aus dem Tal

in Deutschland und vielen anderen europäischen Staaten, bei Wohnungen die Nettowohnfläche angegeben wird, rechnet man in Italien immer noch mit undurchsichtigen Bruttoflächen, die zudem von verschiedenen Bauträgern oft auch unterschiedlich interpretiert werden. So entspricht eine Bruttofläche von 90 Quadratmetern, je nach Auslegung, einer tatsächlichen Wohnfläche von etwa 70 – 75 Quadratmetern. Das macht es für Südtiroler Interessenten nicht leichter, die richtige Kaufentscheidung zu fällen. Trotzdem, der Trend ist ungebrochen, im Gegenteil, er hat sich in letzter Zeit sogar noch verstärkt. Meist ist die Wohnung als Studentenbude für die Kinder gedacht, mit der Aussicht, sie nach einigen Jahren gewinnbringend zu verkaufen. Besonders nachgefragt sind qualitativ hochwertige und gut ausgestattete zentrumsnahe Wohnungen mit zwei Zimmern und einer Größe von 50 bis 55 Quadratmetern. „Alles, wo man sich als Südtiroler noch gut auskennt und was vom Zentrum noch mit dem Fahrrad zu

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erreichen ist, geht gut“, sagt Froschmayr. Preiswertere periphere Quartiere wie Hall oder Igls werden dagegen von Südtirolern so gut wie gar nicht nachgefragt. Das hat die Preise in Innsbruck zuletzt etwas stärker aussteigen lassen. Für eine solide Bleibe in Innsbruck Downtown sind etwa 250.000 Euro zu investieren. Das entspricht rund 4.500 Euro pro Quadratmeter (netto!) und ist wahrlich kein Schnäppchen, immerhin ist Innsbruck nach Wien das teuerste Pflaster Österreichs, aber für eine vergleichbare Lage und Ausstattung wären in Bozen mindestens 6.000 Euro pro Quadratmeter (brutto!) fällig. Hinzu kommt, dass die Wohnungen in Innsbruck im Durchschnitt eine höhere bauphysikalische Qualität haben, vor allem in Bezug auf Dämmung und Lärmschutz, als Vergleichsobjekte in Bozen, meint Froschmayr. Dies sei strengeren Bauvorschriften zu verdanken, die es in Innsbruck bereits lange vor der Erfindung des Südtiroler Klimahauses gegeben habe. Ein Fakt, der sich wertstabilisierend auswirkt. Bei

Zweitimmobilien kann man aber auch innerhalb der Landesgrenzen finden. „Im Tourismusland Südtirol rechnen sich als Ferienwohnung nutzbare Objekte eigentlich immer“, sagt Daniel Peslalz von Seeber Immobilien. Da sei es fast schon egal, wo man kauft, denn touristisch interessante Zonen gebe es im ganzen Land, auch in weniger erschlossenen Gebieten, wie zum Beispiel dem Vinschgau oder dem Sarntal. Dort könnte man zusätzlich den Vorteil eines etwas geringeren Preisniveaus nutzen. Eine 40-Quadratmeter-Investition sei dort schon ab 150.000 Euro zu haben, so der Fachmann. Am gefragtesten und damit am hochpreisigsten sei aber, neben den bereits genannten ladinischen Tälern, nach wie vor das Pustertal, und hier vor allem der Kronplatz und seine Umgebung. „Durch die Anbindung an den Zug könnte sich diese Zone in nächster Zeit etwas ausweiten“, schätzt der Immobilienmakler. Grundsätzlich gelte aber: je näher an der Skipiste, desto teurer. Erschließungen durch einen Straßenausbau wie sie seit einigen Jahren im Eggental oder im Sarntal im Gange sind, scheinen sich dagegen vorerst kaum auf den Immobilienmarkt auszuwirken. „Die Nachfrage kommt vorwiegend aus dem Tal selbst“, sagt Richard Moser, Inhaber der Moserbau in Sarnthein. Im Moment bewege sich ohnehin so gut wie gar nichts, so Moser weiter. Die Moserbau hat nach eigener Aussage rund 90 Prozent der Bauprojekte der jüngeren Geschichte des Tales abgewickelt und „die Objekte, die wir an Auswärtige verkauft haben, lassen sich an zwei Händen abzählen“, sagt Richard Moser. Nicht viel anders ist die Situation in Welschnofen. Hier gibt es zwar eine stärkere Nachfrage von Italienern, diese konzentriert sich aber vor allem auf die Ferienhaussiedlung Karersee. „Bei den Südtirolern hat es sich anscheinend noch nicht rumgesprochen, dass man heute von Bozen in gut zwanzig Minuten hier ist“, sagt der Bauunternehmer Reinhard Kaufmann achselzuckend. Da im Dorf in den vergangenen Jahren viel gebaut wurde, sind die Preise zuletzt unter 2.000 Euro pro Quadratmeter gesunken – viel günstiger kauft man auch in den entlegensten

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Fotos: Ariane Löbert

ARCHITEKTUR & IMMOBILIEN

Neubauten, soweit das Auge reicht. In Welschnofen wurde zuletzt viel gebaut, das lässt die Preise sinken

Landesteilen nicht. Gerade hat die Landesregierung den Bau des dritten Tunnels im Eggental auf ihrer Prioritätenliste ganz nach oben gesetzt, die Fahrzeit dürfte sich in Zukunft weiter verkürzen. Hier lohnt sich also ein Investment oder auch eine eigengenutzte Zweitimmobilie ganz sicher. Wen es dennoch in die Ferne zieht, der sollte ein Auge auf den bundesdeutschen Immobilienmarkt werfen. Hier ziehen die Preise nach fast jahrzehntelanger Stagnation zwar schon seit zwei, drei Jahren kräftig an, bewegen sich aber (sieht man ein-

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mal von München ab) nach wie vor auf einem Bruchteil des Südtiroler Niveaus. Vor allem städtische Märkte wie Hamburg, Frankfurt, Leipzig und neuerdings auch Berlin versprechen eine rasante Entwicklung. Allein in der Hauptstadt gibt es 1,8 Millionen Mietwohnungen, immerhin 87 Prozent der Berliner leben in Miete. Mit ihrem Ruf als sexy Partymetropole lockt Berlin immer mehr auch die Reichen und Schönen an. Wer etwas auf sich hält, will eine Wohnung an der Spree, und das führt vielerorts zu Luxussanierungen und treibt die Preise in die Höhe. Eine Ent-

wicklung, unter der die Alteingesessenen stöhnen, die den Neuankömmlingen aber gute Wertzuwächse garantiert. Und damit man sich nicht von unseriösen Verkäufern übers Ohr hauen lässt, hat der Berliner Senat jetzt die Seite www.schutz-vor-schrottimmoblien.de eingerichtet. Dort finden sich ausführliche Informationen und eine Checkliste rund um den Wohnungskauf zu Investitionszwecken. Ein Leitfaden, der in vielen Punkten auch über Berlin und Deutschland hinaus Gültigkeit hat und damit auch hierzulande hilfreich ist. ◀ ARIANE LÖBERT

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KARRIERE

Hallo Kollege, ich bin jetzt dein Boss Eine Beförderung ist meist Anlass zur Freude – und birgt gleichzeitig Konfliktpotential mit den Arbeitskollegen. Was Neo-Chefs beachten sollten.

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WER AN DER SPITZE STEHT, IST EINSAM. Das erste Mal Chef sein ist keine

leichte Aufgabe. Der Aufstieg aus dem Kollegenkreis liefert zusätzliches Konfliktpotenzial. Denn Neider gibt es im-

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Aufsteiger sollten – ohne sich dabei auf Machtspielchen einzulassen – klar kommunizieren, wer nun das Sagen hat

Foto: imagesource

ie Freude über eine Beförderung ist meist groß. Die Sektkorken knallen und der Betroffene malt sich eine glanzvolle Zukunft aus, freut sich über die Gehaltserhöhung und über das nun eigene Büro. Die anfängliche Euphorie über das Emporklettern der Karriereleiter erhält aber oft schon wenig später den ersten Dämpfer. Vielen Beförderten wird erst im Nachhinein klar, welche Veränderungen die neue Aufgabe mit sich bringt und welche Erwartungen damit verbunden sind. Denn die Rolle der Betroffenen verändert sich damit von heute auf morgen schlagartig. Sie sind keine Fachkräfte mehr, sondern Führungskräfte. Man ist nicht mehr Kollege, sondern Chef. Der Aufsteiger wird nun nicht mehr nur an der eigenen Arbeitsleistung gemessen, sondern auch an jener der Mitarbeiter. Eine Beförderung ist mit einem Sprung ins kalte Wasser gleichzusetzen. Die fachliche Kompetenz, die zum Chefsessel verholfen hat, ist nun Nebensache. Der Aufstieg in eine Führungsposition gleicht einem Berufswechsel. Wichtig sei darum, so Jörg Herzig, Personalvermittler und -berater für die Personal KG in Bozen, sich bereits vorher klarzumachen, ob man eine Führungskraft sein will: „Jeder kann Chef werden, aber nicht jeder wird damit glücklich.“ In Büchern und Seminaren wird oft betont, dass jeder das Zeug zum Chef habe. Herzigs Erfahrung nach ist Führung vor allem Charaktersache. Bevor der Sekt also schon mal kühl gestellt wird, sollte sich jeder fragen: Will ich Chef sein?

mer. Prinzipiell gilt für eine Führungskraft: keine Angst vor Machtausübung. Machtspielchen sollten aber vermieden werden. Jörg Herzig rät, den ehemaligen Kollegen gleich von Anfang an zu verstehen zu geben, wer ab jetzt das Kommando hat. Der Personalvermittler empfiehlt vor allem, ganz offen über Probleme zu sprechen: „Offenheit nimmt Mobbing den Nährboden“, so seine Begründung. Irene Mandolesi, Business- und Management-Coach in Bozen, bestätigt, wie wichtig es ist, die neue Rolle ganz klar zu kommunizieren. Im besten Fall wird die

Beförderung offiziell von oberster Stelle verkündet. Um den Rollenwechsel zu unterstreichen, sollten den ehemaligen Kollegen zunächst auch kleinere Änderungen, wie der Umzug in das neue Büro sowie die neuen Kontaktdaten mitgeteilt werden. Mandolesi empfiehlt, ab dem Zeitpunkt einer Beförderung zur Führungskraft vermehrt darauf zu achten, Privates und Berufliches strikt zu trennen. Selbst wenn es nicht leicht erscheinen mag: Das vertraute Mittagessen mit unterstellten Mitarbeitern ist ab nun tabu. Diese neue Distanz

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COACHING ALS ERFOLGSSCHLÜSSEL.

„Coaching wird von Jahr zu Jahr mehr nachgefragt“, sagt Irene Mandolesi. In Südtirol fristet diese Art von Unterstützung zur persönlichen Weiterentwicklung aber immer noch ein Mauerblümchendasein. Mandolesi kann sich das nur mit dem negativen Image erklären, welches dem Coa-

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Irene Mandolesi: Frauen sind auf eine Führungsaufgabe besser vorbereitet

Foto: privat

gibt den ehemaligen Kollegen die Gelegenheit zu erkennen, dass ein neuer Wind weht. Ob die Büro-Freundschaften eine Beförderung überstehen, hängt von den beruflichen Ambitionen der auf der unteren Karrierestufe Zurückgebliebenen ab. Mandolesi weiß aus Erfahrung, dass keine Führungskraft ohne Neider bleibt: „Als Führungskraft bin ich im Blickfeld. Es gibt immer Neider und Kritik.“ Die Wahrheit ist bitter: Wer an der Spitze steht, ist einsam. Denn der Chef ist nun mal kein Kumpel. Frauen haben es in dieser Beziehung meist noch ein wenig schwerer, denn weibliche Führungskräfte legen mehr Wert darauf, dass die Beziehungsebene stimmt. Auch die Anerkennung der Mitarbeiter ist Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen wichtiger. „Man muss nicht von allen gemocht werden, man muss aber von allen akzeptiert werden“, beschreibt Jörg Herzig die neue Position. Um als Führungskraft nicht unterzugehen, muss darum in erster Linie am eigenen Selbstwert gearbeitet werden. Idealerweise, bevor eine neue Stelle angetreten wird. Die Schwierigkeit mancher Aufsteiger, sich in die Rolle als Führungskraft einzufinden, hat die Landesverwaltung bereits vor Jahren erkannt. Seit 2004 wird darum neu ernannten Führungskräften der Landesverwaltung die Möglichkeit geboten, sich bei einem Coach oder einem Psychologen Ratschläge und Feedback einzuholen. Manuela Pierotti, Leiterin des Amtes für Personalentwicklung in der Personalabteilung der Provinz Bozen, ist überzeugt, dass Coaching der beste Weg für eine neue Führungskraft ist und auf alle Fälle effektiver als der Besuch eines Seminars. Verpflichtend ist das Coaching dennoch nicht. Manuela Pierotti erklärt, warum: „Weiterbildung ist immer eine persönliche Entscheidung. Bisher ist es jedoch selten, dass das Coaching abgelehnt wurde.“ Für Landesangestellte, die aus dem Kollegenkreis zur Führungskraft aufsteigen, bietet die Landesverwaltung eigens zu diesem Thema Seminare an.

Foto: Erich Dapunt

KARRIERE

Jörg Herzig: Jeder kann Chef werden, aber nicht alle werden dabei glücklich

ching anhaftet. Hilfe von außen zu suchen ist landläufig gleichbedeutend mit Versagen. Mandolesi kontert: „Heutzutage muss ich nicht mehr alles wissen. Ich muss nur wissen, wo ich das Wissen finde oder wo ich mir helfen lassen kann.“ Irene Mandolesi hat selbst jahrelang in Führungspositionen gearbeitet und ist seit 2009 unter anderem als Coach und Beraterin für das Roi Team Consultant tätig. Nicht nur Führungskräfte wenden sich an sie, sondern auch Unternehmer, Selbstständige, Topmanager und Menschen, die auf eine Führungsposition hinarbeiten. Coaching, so beschreibt Mandolesi den Prozess, ist Beratung ohne Ratschlag und am effektivsten, wenn es vorbeugend in Anspruch genommen wird. Voraussetzung für ein erfolgreiches Resultat ist absolutes

Vertrauen zwischen Coach und Coachee. Mandolesi ist überzeugt, dass Coaching auch dann erfolgreich war, wenn das angestrebte Ziel nicht erreicht wurde: „Ziel ist es, mit sich selbst zufrieden zu sein, um die neue Aufgabe gestärkt angehen zu können.“ Für einen Rollenwechsel innerhalb eines Unternehmens rät Mandolesi zu einem Gruppen-Coaching. Gemeinsam mit dem gesamten Team wird dieses nicht im Unternehmen, sondern vorzugsweise an einem neutralen Ort abgehalten. WAS MACHT MICH ZU EINEM GUTEN CHEF? Die erste Führungsaufgabe ist si-

cher die schwierigste, man muss sich nicht nur den Vorgesetzten gegenüber beweisen, sondern auch den Mitarbeitern. Manuela Pierotti unterstreicht, dass in der heutigen Zeit die größte Schwierigkeit für eine Führungskraft in der Personalführung liegt: „Eine Führungskraft muss natürlich in erster Linie kompetent sein. Doch die menschlichen Probleme rücken immer weiter in den Vordergrund, denn die Mitarbeiter werden immer anspruchsvoller.“ Die soziale Kompetenz wird darum zunehmend ein wichtiger Faktor für den Führungserfolg. Der erste Schritt zu einer guten Führungskraft ist, die eigenen Schwächen kennenzulernen. Niemand erwartet, dass der Vorgesetzte perfekt ist. Zu guter Führung gehört auch, akzeptieren zu können, dass ein Mitarbeiter in einem fachlichen Bereich besser Bescheid weiß. Eine Möglichkeit zur Selbsteinschätzung bietet eine Potenzialanalyse, wo in Gesprächen mit einem Personalentwickler die eigenen Schwächen und Stärken interpretiert werden. FRAUEN HANDELN ANDERS. Menschen

führen, Ellbogen einsetzen und bereit sein, Steine aus dem Weg zu räumen – all das gehört zum Chef-Sein mit dazu. Wie mit dem Rollenwechsel umgegangen wird, ist bei Mann und Frau unterschiedlich. „Obwohl Frauen es zuerst einmal schwerer haben, befördert zu werden,“ so Irene Mandolesi, „fällt es ihnen am Ende leichter, diesen Rollenwechsel zu vollziehen.“ Laut Mandolesi machen sich Frauen mehr Gedanken über ihre bevorstehende Rolle als Führungskraft, deshalb seien Frauen in der Regel besser auf ihre neue Rolle vorbereitet als Männer. ◀ SONJA MARZONER

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LUXUS & LIFESTYLE

Kurz mal weg

Foto: Therme Vals

Foto: zhangweiysyn.blog.163.com

Foto: zhangweiysyn.blog.163.com

Foto: zhangweiysyn.blog.163.com

Mit einem entspannten Wellness-Wochenende den stressigen Alltag hinter sich lassen. Südtirol Panorama stellt vier relaxte Winter-Kurzurlaubsziele vor.

Info: www.therme-vals.ch

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Foto: Therme Vals

Am Ende des abgelegenen Valsertals im Kanton Graubünden in der Schweiz liegt der idyllische Ort Vals. Auf drei Seiten von Bergen umschlossen und Ursprung jahrtausendealter Thermal- und Mineralquellen, ist der idyllische Ort ein ideales Rückzugsgebiet. Die Therme Vals wurde vom Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfen. Die außergewöhnliche Architektur aus Valser Gneis macht die Felsentherme nicht nur zum Anziehungspunkt für Erholungssuchende, sondern zieht Architekturinteressierte aus aller Welt an. Nur zwei Jahre nach der Eröffnung wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Auch das über 140 Zimmer verfügende angrenzende Thermen-Hotel trägt die Handschrift des Schweizer Architekten. Das Angebot der Therme beinhaltet verschiedene Bäder im Valser Heilwasser, diverse Therapie-, Wellness- oder Beauty-Anwendungen und ein reiches Kulturprogramm mit Konzerten und Lesungen. Aufgrund einer beschränkten Anzahl an Plätzen empfiehlt sich für Tagesgäste eine Ticket-Reservierung via Internet. Wintersportler können sich auf den Pisten des Skigebiets Dachberg austoben.

Foto: zhangweiysyn.blog.163.com

Archaische Bergwelt und moderne Architektur (CH)

Links oben: Die übereinander geschichteten Steinplatten des Valser Gneis prägen die Architektur der Therme. Oben Mitte: Topograhie und Landschaft waren für Peter Zumthor Vorbild für den Entwurf. Oben rechts: Mit rund 30 Grad Celsius tritt die einzige Thermalquelle Graubündens zu Tage. Unten: Die Therme Vals ist Gewinner des Tageslicht-Awards 2010 der Velux Stiftung.

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LUXUS & LIFESTYLE

Foto: www.o-pichler.at

Familienurlaub (A)

Foto: o-pichler.at

Info: www.mein-edelweiss.at

Foto: o-pichler.at

Foto: o-pichler.at

Das Hotel Edelweiss im Salzburgerland ist das erste und einzige Hotel Österreichs mit Spa-Landschaft in Passivbauweise. Aufgrund seines umfangreichen Angebotes für Kinder ist es ein ideales Urlaubsziel für Familien

Kindermassagen, Kinderbad und Kindermenü – im Hotel Edelweiss in Wagrain werden auch die kleinen Gäste so richtig verwöhnt. Im nahe gelegenen Kinder-SkiPark „Wagraini’s Winterwelt“ können die Kleinen erste Ski-Versuche starten. Die nahe gelegenen Skigebiete Flachau-Wagrain und Wagrain-Alpendorf/St. Johann sind Teil des größten Skiverbunds Österreichs. Im hoteleigenen Skiverleih kann sich jeder die nötige Ausrüstung besorgen. Für Langlauf-Begeisterte stehen in der Region insgesamt 200 Kilometer an Loipen zur Verfügung. Die in Passivbauweise errichtete SpaLandschaft des auf 1.200 Metern gelegenen 4-Sterne-Hotels bietet Saunawelt, Ruhebereiche und Panorama-Hallenbad. Zum Verwöhn-Angebot gehören Massagen, Aromatherapie und Qi-Gong-Stunden. Sportfans freuen sich über das hoteleigene Fitnesscenter mit modernen Techno-Gym-Geräten. Besonders erwähnenswert: die abwechslungsreiche vegetarische Küche mit aus der Region stammenden biologischen Lebensmitteln.

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Foto: therme-badwörishofen.de

LUXUS & LIFESTYLE

Foto: therme-badwörishofen.de

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Südseeflair im Allgäu (D)

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Foto: therme-badwörishofen.de

Foto: therme-badwörishofen.de

Oben: Bei Schneefall können durch die Glaskuppel die fallenden Flocken beobachten werden. Das komplett zu öffnende „Cabriodach“ ist das architektonische Wahrzeichen der Therme Bad Wörishofen. Mitte links: Rund zehn unterschiedlich thematisierte und temperierte Saunaangebote auf rund 2.000 Quadratmetern hat die Therme im Allgäu zu bieten. In der im maurischen Stil gestalteten „Alhambra-Sauna“ dürfen sich Besucher ganz im Orient wähnen.

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Die Therme Bad Wörishofen bietet alles, was ein Wellness-Herz begehrt. Acht Becken, darunter Schwefelbecken, Solebecken und Calcium-Bad, Poolbar, Champagnerpool, Sprudelliegen, Nackenduschen, Ruheoasen unter Palmen, 15 unterschiedlich thematisierte Sauna- und Wellnessangebote, Solarium, Massage- und Beauty-Angebote und KneippParcours sind nur einige Attraktionen, die das Thermalbad zu bieten hat. Besonders ausgefallen sind die Sauna-Angebote: Die Römer-Sauna ist dem Kolosseum nachempfunden und im Backhäusle können Saunagänger Brötchen backen. Das aus einer Tiefe von 1.100 Metern geförderte Heilwasser mit besonders hohem Gehalt an Mineralien wird bereits seit der Antike genutzt. Dem Wasser wird eine wohltuende und gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Das Mindestalter von 16 Jahren garantiert für absolute Ruhe und Entspannung. Am Familiensamstag dürfen auch die Kleinen in das Thermen- und Saunaparadies. Im angrenzenden Sport- und Familienbad blueFun mit Speedrutsche, 140-Meter-Wildwassercanyon, Bambini-Pool und 25-MeterBecken gibt es keine Altersbeschränkung. Info: www.therme-badwörishofen.de

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LUXUS & LIFESTYLE

Der Auener Hof im Sarntal ist ein ideales Ziel für einen Wochenendausflug. Mit insgesamt zehn Zimmern bietet das Hotel mit Spa-Bereich Urlaub im familiären Bereich. Panorama-Whirlpool mit 300-Grad-Aussicht auf die verschneiten Berggipfel, Zirm-Kräuterdampfsauna, Latschenkieferbad und Sterneküche. Wem das nicht Exklusivität genug ist, der lässt sich mit dem Helikopter in die Sarner Berge fliegen und kann sich dort ein 4-Gänge-Menü munden lassen. Auf dem Speiseplan stehen Leckerbissen wie „Stockfisch mit Grasasche“ und „Malser Palabirne und Taubenfuß“. Die Wildkräuter für das SterneMenü sammelt der Küchenchef höchstpersönlich. Besonderes Highlight im Winter: Mit Schneeschuhen durch die verschneite Berglandschaft stapfen. Flug mit dem Helikopter und 4-Gänge-Menü: 299 Euro pro Person

Foto: Auener Hof

Sarner Bergluft (I)

Short stay & gourmet Wellness-Nachmittag, 6-Gänge-Degustationsmenü, Übernachtung mit Frühstück im neuen Doppelzimmer: 140 Euro pro Person

Oben: Der Spa-Bereich steht den Gästen des Auener Hofs täglich und kostenfrei zur Verfügung. In den Schwebeliegen lässt es sich schön relaxen. Der Whirlpool bietet mit seinen Panoramafenstern eine einzigartige Aussicht auf die Sarntaler Gipfel. Unten rechts: Nach einem Spaziergang durch die verschneite Winterlandschaft kann man sich im Kaminzimmer wunderbar aufwärmen.

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Foto: Auener Hof

Foto: Auener Hof

Foto: Auener Hof

Info: www.auenerhof.it

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LUXUS & LIFESTYLE

Skifahren 2013 Heute schon wissen, was morgen sein wird? Was für Investoren ein Wunschtraum ist, wird für Wintersportler alljährlich auf der Ispo Winter in München wahr. Dort zeigen die Hersteller Produkte, die in der nächsten Saison in den Geschäften stehen werden.

UP T DATEO Hypersonic Pro von Uvex Seine neue Skihelmgeneration hat Uvex Hypersonic getauft. Zwischen all den knallbunt-frechen Modellvarianten des Hypersonic Pro haben wir diesen auf edel getrimmten Kopfschutz mit seinem kuscheligen Ohrschutz entdeckt. Da wirkt jeder Skischwung gleich noch eleganter! Damit der im InmouldVerfahren hergestellte Leichtgewichtshelm auch perfekt auf dem Kopf sitzt, kann er dank IAS-3D-Verstellsystem in Umfang und Höhe schnell und millimetergenau angepasst werden. Zu haben ab Herbst 2012. Preis: 149,95 Euro. vex

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G.GL 9 cx recon ready von Uvex Bereits seit Herbst 2011 sind die Skibrillen der G.GL 9-Reihe von Uvex auf dem Markt. Für die kommende Saison wurde die Farb- und StylePalette nochmals erweitert. Der Clou bei diesen Skibrillen: Das multimediale GPS-System von Recon kann schnell und einfach integriert werden. Über einen Mini-LCD-Bildschirm, der innen am unteren Brillenrand angebracht wird, lassen sich dann Fahrtgeschwindigkeit, Strecke, Höhenmeter usw. ablesen. Alle gesammelten Daten können am Ende des Skitages auch auf den heimischen Computer heruntergeladen werden Preis: ca. 140 Euro.

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Südtirol Panorama | Februar 2012

Foto: Uvex

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LESEZEICHEN SIEGEN KANN JEDER „Schon wieder so ein Lebensratgeber, mit dem ein bekannter Sportler seinen Ruhm vergolden will“, ist wohl der erste Gedanke vieler, wenn sie Titel und Autor auf dem Buchcover lesen. Michael Gross ist aber nicht nur ein ehemaliger Weltklasseschwimmer und mehrfacher Olympiasieger, sondern auch erfolgreicher Coach und Unternehmer. So platt der Titel sein mag, der Inhalt des Buches ist es nicht. Vielmehr teilt Gross darin sein durch Studium und vor allem durch persönliche Erfahrung erworbenes Wissen mit dem Leser, wie man Ziele konsequent verfolgen und erreichen kann. Und dabei sein persönliches Glück und Wohlbefinden nicht aus den Augen verliert.

M-Power 8.5 Full Suspension von Blizzard Die österreichische Skimarke in italienischen Händen (Tecnica) setzt für den kommenden Winter voll auf den Freeski-Trend. Der M-Power 8.5 Full Suspension ist das Resultat davon. Blizzard will damit einen Ski geschaffen haben, der mühelos die Ansprüche an einen Pistencarver sowie einem Tiefschnee-Ski vereint. Da bleibt auf dem Gipfel nur noch die Frage: Welchen Weg nehmen ich? Preis: 1.149,95 Euro

INFO: Michael Gross, Siegen kann jeder, Ecowin Verlag, 23,40 Euro

Foto: Blizzard

REISETIPP

Barcelona Foto: Sa lewa

Taos 28 Pro von Salewa Auch Salewa setzt für die Wintersaison 2012/13 auf das Thema Freeride. Zum ersten Mal wird die Südtiroler Marke mit bayrischen Wurzeln im kommenden Herbst einen passenden Rucksack dafür anbieten. Lawinenschaufel und Sonde finden in einem eigenen Fach Platz, genauso wie Skibrille und Trinkbeutel. Der Clou bei diesem Rucksack ist aber der integrierte Rückenprotektor, der sich dank breiten Velcro-Hüftgurts eng an den Körper schmiegt. Die Skier können auf drei verschiedene Weisen am Rucksack fixiert werden. Das innovative Rucksack-Konzept erfuhr mit der Verleihung des Ispo Award 2012 bereits die erste Anerkennung. Preis: noch unbekannt.

VON STEFAN LANTSCHNER | Der Steineggner ist BMX-Profi und reist um die ganze Welt. Mehrere Monate im Jahr lebt er in Barcelona. In Barcelona ticken die Uhren anders. Vor 11 Uhr vormittags kräht kein Hahn, dafür wird gefeiert bis in die frühen Morgenstunden. Ein ideales Reiseziel für all diejenigen, die auf der Suche nach „La vida loca“ sind.

MUST-HAVE DES MONATS

Pastas frescas: Die unterschiedlichen Kulturen, die in Barcelona aufeinandertreffen, prägen das kulinarische Angebot der Stadt. Wer sich an der typischen spanischen Paella satt gegessen hat, sollte im „Tucco“, einem kleinen Lokal in der N’Aglà, einer Straße nahe der Plaça Reial, vorbeischauen. Hier servieren Argentinier hausgemachtes italienisches Essen zu günstigen Preisen. Mein Tipp: ausschlafen und den Tag mit einem Lunch im Tucco beginnen.

Wie die letzten Quartalszahlen von Apple zeigen, ist das iPhone begehrter denn je. So beliebt das Smartphone mit dem Apfel-Logo ist, so sensibel ist es gegenüber einer etwas härtereren Behandlung. iPhone-Besitzer behelfen sich deshalb oft mit einer Schutzhülle, die aber nach einiger Zeit meist recht unansehnlich wird. Der Autohersteller Nissan hat sich dieses Problems nun angenommen und eine iPhone-Hülle entwickelt, die sich selbst heilt. Das Nissan „Scratch Shield iPhone“-Case repariert Kratzer einfach selbst. Dabei wurde auf den von Nissan für Autos entwickelte ScratchShield-Lack zurückgegriffen, der bereits bei Automodellen wie Nissan Murano oder X-Trail zum Einsatz kam. Das aus besonders robustem ABS-Plastik gefertigte iPhone-Case ist mit diesem Lack überzogen. Kleine Kratzer verschwinden so innerhalb eines Tages, größere im Laufe einer Woche. Vorerst gibt es von der selbstheilenden Hülle nur eine Serie von Prototypen. Bei entsprechender Nachfrage will Nissan das iPhone-Case noch in diesem Jahr auf den Markt bringen. Wie viel der selbstheilende Schutz kosten soll, ist noch nicht bekannt.

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Foto: Nissan

Selbstheilender Schutz

Sehenswert: Auf jeden Fall die Treppen zum Montjuïc, dem Hausberg Barcelonas, hinaufsteigen. Oben angelangt hat man Ausblick auf die gesamte Stadt. Besonders empfehlenswert im magischen Abendlicht. Wer das von Touristen überschwemmte Barcelona hinter sich lassen will, findet nur wenige Gehminuten von der Rambla entfernt die Plaça de Sant Felip Neri. Auf diesem idyllischen Platz inmitten des Stadtzentrums trifft man weniger Leute als auf dem Gipfel des Schlerns. Fiesta: Barcelona ist ein beliebtes Ziel für Urlauber und Studenten. Darum findet die beste Party der Woche auch montags statt. Um für den „Nasty Monday“ im Apollo fit zu sein, unbedingt das Wochenende davor etwas ruhiger angehen.


DIE LETZTE SEITE

EIN ANRUF BEI … LOGOUT

Franz Staffler

Kennt Siri Sistri?

SÜDTIROL PANORAMA: Erleben Sie bei Air Alps gerade ein Déjà-vu oder wurden Sie von den Ereignissen der vergangenen Wochen auch überrascht?

Für den Flughafen auf jeden Fall. In die Fluglinie würde ich dagegen nicht mehr investieren. Ich habe zwar nie erwartet, dass ich damit Geld verdienen würde. Doch dass ich so viel verlieren wür◀ de, auch nicht.

Ich gestehe: Ich habe keines. Ich besitze kein iPhone. In meiner Jackentasche befindet sich weder ein sprachloses iPhone 4, noch ein 4S mit seiner Sprachassistentin Siri, die dem Nutzer jeden Wunsch von den Lippen abliest. Deshalb weiß ich auch nicht, was Frau Siri sagen würde, wenn man sie nach ihrer Meinung zu Sistri fragte. Vielleicht sind die Sprachassistentin und das Abfallerfassungssystem sogar verwandt? Die Namensähnlichkeit ist ja frappant. Oder vielleicht hat Siri sogar mitgeholfen, Sistri zu entwickeln? Das Apple-Sprachprogramm ist ja für so manch sinnfreie Antwort bekannt. Und noch eine Parallele: Siri und Sistri werden von ihren „Herstellern“ als bahnbrechende Revolution verkauft, haben aber in der Praxis so ihre Macken. Gut, bei Sistri weiß man das noch nicht so genau, denn das Inkrafttreten des neuen italienischen Abfallerfassungssystems ist bereits mehrmals verschoben worden. Noch so eine Parallele mit Siri. Wie würde also die Antwort der digitalen Apple-Dame auf die Frage lauten: Was hältst du von Sistri? Etwa: Kenne ich nicht? Oder doch eher: Ach, dieses Beta-Release eines Abfallerfassungsprogramms, das noch stark verbessert werden muss. Stammt das nicht von Microsoft? ◀

INTERVIEW: SUSANNE PITRO

PETER SEEBACHER

2001 haben Sie mit einer Gruppe von Unternehmern die Air Alps gerettet, 2009 wurden sie von der Welcome Air gerettet. Wer soll jetzt retten?

Ich würde nicht sagen, dass wir gerettet wurden, denn wir haben ein aus operativer und organisatorischer Sicht gesundes Unternehmen übergeben. Aber wir hatten mit Rückschlägen wie 9/11 oder der Pleite der Alitalia immer wieder Geld verloren und das Grundproblem, mit Kleinstflugzeugen eine kritische Masse von Flügen zu erreichen. Die Übernahme durch Welcome Air sollte dieses Problem durch die gezielte Nutzung von Synergien lösen. Doch diese Erwartungen haben sich offenbar nicht erfüllt. Sie engagieren sich seit 20 Jahren für eine funktionierende Fluganbindung von Bozen – sei es als Vorkämpfer für einen öffentlichen Flughafen, sei es als Air-Alps-Aktionär. Glauben Sie überhaupt noch an ein Happy End dieser Geschichte?

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Foto: Alexander Alber

FRANZ STAFFLER: Das war für mich alles absolut überraschend. Ich hatte keine Ahnung, was bei Welcome Air läuft und habe es aus der Zeitung erfahren.

Flughafen-Vorkämpfer und Air-AlpsMinderheitsaktionär Franz Staffler

Für den Bozner Flughafen wird es ein Happy End geben, ob mit den Gostners, einer anderen Fluglinie oder mehreren Fluglinien. Die Bedingung dafür ist aber, dass die Piste ausgebaut wird. Würden Sie all die Zeit und das Geld, das sie bisher ausgegeben haben, noch einmal investieren?

von Kiri

Südtirol Panorama | Februar 2012

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