Südtirol Panorama Februar 2013

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panorama südtirol

Das Wirtschaftsmagazin

Nr. 01/2013 – 1,80 Euro

Februar 2013

Malik Wirtschaft und Gesellschaft sind am Scheideweg Ausbildung Ein Besuch in einer der exklusivsten Privatschulen Europas Unerschrocken Drei Firmengründer, die sich vor der Krise nicht fürchten

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Südtirols Winterindustrie und wie sie auch in Zukunft erfolgreich sein kann


Für manche Prozesse benötigt man auch weiterhin Papier. Für alle anderen nicht.

Einfach, gesetzeskonform, komplett und ergreifend genial: Dokumenten Management mit d.3, Enterprise Collaboration Lösungen mit SharePoint und ecspand. Viele Unternehmen aus „Südtirols Top 100“ sind schon dabei. Sie auch? www.alpin.it www.alpin.it 0471 056000 0471 056000


INHALT

EDITORIAL

Alles schmilzt

Foto: Alexander Alber

Es ist Ballsaison und ein Ruf klingt durch die Säle: Alles Walzer! Nein, nicht alles Walzer, alles schmilzt, muss man mit Blick auf unsere Titelgeschichte sagen. Wenn es mit dem Klimawandel in diesen Rhythmus weitergeht, dann werden aus den eiskalten Geschäften bald lauwarme. Und das dürfte Südtirol besonders treffen. Sind doch hierzulande jede Menge Unternehmen angesiedelt, die entweder mit der Produktion von Schnee, dem Transport jener, die darauf fahren oder deren Unterbringung Geld verdienen. Der Anteil der Wirtschaftszweige, die mit Schnee zu tun haben, und ihre Wirtschaftsleistung ist groß. Was wird passieren, wenn die Grundlage, nämlich Schnee, ausbleibt? Gibt es Vorkehrungen für diesen Fall? Welche Gedankenspiele gibt es bereits? Die Antworten finden Sie ab Seite 6. Er ist charismatisch, rhetorisch unerreicht, ein freier Denker und ein ausgezeichneter Kletterer und Bergsteiger. Die Rede ist von Fredmund Malik, den wir anlässlich seines Vortrages im Rahmen des Top Management Forum in der Eurac zum Interview gebeten haben. Malik ist nach wie vor überzeugt, dass sich unsere Wirtschaft und Gesellschaft an einem Scheideweg befindet. Sein Tipp: das Neue freudig begrüßen. Das sehr lesenswerte Interview finden Sie ab Seite 26. In einem Märchen heißt es, dass hinter den Bergen die sieben Zwerge wohnen. Das stimmt nicht. Hinter den Bergen befindet sich eine der exklusivsten Ausbildungsstätten der Deutschschweiz. Im Internat Lyceum Alpinum Zuoz im Engadin, kaum zwei Fahrstunden von Bozen entfernt, wurden schon Könige, Grafen und andere VIPs ausgebildet. Und Südtiroler. Wir wollten uns das einmal ansehen und sind hingefahren. Die Reportage finden Sie ab Seite 33.

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Titel 06 Südtirols Winterindustrie Hat der Winter hierzulande noch eine Chance? Welchen Beitrag leisten winterrelevante Branchen für Südtirols Wirtschaft?

06 Tourismus & Winter Die umsatzstärksten Tourismusbetriebe des Landes

Unternehmer & Märkte 20 Was darf es sein, Herr Moriggl? Ein Tischgespräch mit Thomas Moriggl von der Moriggl GmbH in Glurns und wie er mit Anfang 20 schon zum Unternehmer wurde.

24 Die Sinne machen’s Nicht wir entscheiden, sondern unsere Sinne. Wie unbewusste Sinneswahrnehmungen im Verkauf eingesetzt werden können.

Geld & Finanzen 26 Am Scheideweg Die Analyse des bekannten Wirtschaftswissenschaftlers und Beraters Fredmund Malik

30 Banken 3.0 Ein Gespräch über die Probleme der Banken und deren Lösungen.

Karriere 32 Hoch droben in den Bergen Besuch bei einer der exklusivsten Internatsschulen der Schweiz, an der auch Südtiroler lernen.

38 Was kostet Bildung? Bildung kostet, keine Bildung kostet noch mehr. Warum zukünftige Entscheider studiert haben sollten.

40 Sternenhimmel Das Jahrestreffen der im Netzwerk Südsterne vereinten Auslandssüdtiroler in Bildern

Plus 42 Die Mutigen Wer in Zeiten der Krise eine Firma gründet, muss ein Abenteurer sein. Wir stellen drei vor.

Luxus & Lifestyle 46 Moderne Kutsche Die Geschichte einer Bändigung: Ausritt mit dem neuen Mercedes CLS Shooting Break.

peter.seebacher@ff-bz.com

Titelbild: Hansi Weißensteiner

Impressum Erscheinungstermin: 14.2.2013 Chefredakteur: Peter Seebacher Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Mara Mantinger, Max Otte, Thomas Amonn Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler Anzeigenkoordination: Lisa Forer-Naumann Anzeigenleitung: Michael Disertori – 0471 304545 Herausgeber: FF-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 07.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 50, Fax 30 45 11, www.panorama-online.com Druck: Radin-Berger Print GmbH, Innsbruck (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück

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News & Trends

Service 28 29 48 49 49 50 50 50

Finanzkommentar: Finanzkolumne: Wo ist die Eurokrise? Up to Date: Winterausrüstung der Zukunft Lesezeichen Lifestyle genießen Ein Anruf bei... Paul Pöder Logout Cartoon

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NEWS & TRENDS

Weltweiter Touristenstrom ist gestiegen Tourismus global Gewinner und Verlierer

Europa

+3 % Mittlerer Osten

Amerika

Asien

+7 %

+4 % Afrika

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Weltweit: +4 %

Laut Welttourismusorganisation (World Tourist Organisation - UNWTO) haben die Touristenankünfte (tourist arrivals) 2012 weltweit um vier Prozent zugenommen. In absoluten Zahlen bedeutet das eine Steigerung von 996 Millionen im Jahre 2011 auf 1.035.000 im Jahre 2012. Mit Ausnahme des mittleren Ostens (-5 Prozent) konnten die Tourismusgroßräume allesamt eine Steigerung der Besucherzahlen verzeich-

Quelle: UNWTO

Afrika 52

Amerika 162 53 Mittlerer Osten

Asien

+6 %

233

535

Europa

-5 %

nen. Aufgeschlüsselt nach Ländern verzeichneten aufstrebende Volkswirtschaften wie China (+42 Prozent) und Russland (+31 Prozent) die höchsten Zuwächse. Auch für das laufende Jahr fällt die Prognose der Welttourismusorganisation positiv aus. So wird für Europa ein Anstieg von zwei bis drei Prozent, für Amerika von drei bis vier Prozent und für Asien von fünf bis sechs Prozent vorausgesagt. (PAS)

Zum zweiten Mal suchen Business Location Südtirol (BLS), Export Organisation Südtirol (EOS), Südtiroler Marketing Gesellschaft (SMG) und TIS Innovation Park gemeinsam die Preisträger in den Kategorien Investment, Export, Marketing und Innovation. Der Name der Initiative: Südtirol Awards, quasi die Südtiroler Oscars für Wirtschaftstreibende. „Die erste Ausgabe der Südtirol Awards im November 2011 hat gezeigt, dass es richtig war, die verschiedenen Bereiche der Wirtschaft zusammenzuführen und unternehmerische Leis-

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Foto: BLS

Gewinner gesucht: Südtirol Awards der Wirtschaft

BLS, EOS, SMG und TIS suchen gemeinsam Preisträger

tungen einem größeren Publikum zu präsentieren. Die Preise dienen in erster Linie der Anerkennung der Unternehmer“, so Landeshauptmann Luis Durnwalder. Interessierte Unternehmen haben bis 15. April Zeit, ihre Bewerbungen bei BLS, EOS, SMG oder TIS einzureichen. Die Verleihung der Preise erfolgt am 18. Oktober 2013 im Rahmen einer glanzvollen Gala im Stadttheater Bozen. Alle Informationen zur Bewerbung gibt es auch unter www.suedtirol-awards.it (PAS)

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NEWS & TRENDS

ebenfalls der Südtiroler Milchwirtschaft. Mittelfristig soll die Partnerschaft zwischen der privaten Feinkäserei Capriz und der genossenschaftlich organisierten Südtiroler Milchwirtschaft - ein Novum übrigens - dazu führen, dass die Ziegenmilchproduktion in Südtirol verdoppelt wird. Kurzfristig wird eine Steigerung von jährlich 600.000 Kilo auf 800.000 Kilo angestrebt. Außerdem möchten die beiden Partner Südtirol als Käsedestination etablieren. Der Obmann des Sennereiverbandes Südtirol, Joachim Reinalter, sieht in der Zusammenarbeit einen Beitrag zur Steigerung des Wertes der Südtiroler Milch. (PAS)

Foto: capriz

Alles Käse hieß es kürzlich bei der Vorstellung der Kooperation zwischen der Südtiroler Milchwirtschaft und der Feinkäserei Capriz in Vintl. Capriz ist ein Projekt der Oberalp Gruppe, der Bau der neuen Käserei soll in wenigen Wochen fertiggestellt sein. Der Beginn der Käseproduktion ist für April geplant. Verarbeitet werden soll vor allem Ziegen-, aber auch Kuhmilch. Geplant sind zwölf verschiedene Sorten. Die Südtiroler Milchwirtschaft ist Partner des Projekts und soll den notwendigen Rohstoff für die Käseproduktion liefern. Die Vertragsabwicklung sowie die notwendigen Qualitätskontrollen obliegen

Gruppenbild mit Ziegen: Vorstellung der Kooperation zwischen Feinkäserei Capriz und Südtiroler Milchwirtschaft

Premium Economy geplant

Foto: Lufthansa

Käsedestination Südtirol

Die Lufthansa-Gruppe konnte im vergangenen Jahr Auslastung und Verkehrsleistung steigern.

Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa will ihr Produktportfolio erweitern. Der Aufsichtsrat des Unternehmens hat bereits im vergangenen Dezember die Gelder für das Einführungsprojekt einer Premium Economy Klasse bewilligt. In den kommenden Monaten soll eine Projektgruppe für das Einführungsmanagement gebildet werden, in der die konkrete Produktgestaltung und der detaillierte Zeitplan erarbeitet werden sollen. Die neue Klasse soll die Lücke zwischen dem gehobenen Segment der Business Class mit dem zu einer horizontalen Liegefläche verwandelbaren Sitz einerseits und der klassischen Economy Class andererseits, schließen. Dadurch möchte Lufthansa in Zukunft sowohl komfortorientierte

Privatreisende als auch Geschäftsreisende ansprechen. Die Premium Economy soll in der gesamten Interkontinentalflotte der Lufthansa eingebaut werden. Das deutsche Flugunternehmen konnte im vergangenen Jahr seine Verkehrsleistung steigern. Die zur Lufthansa-Gruppe gehörenden Unternehmen Lufthansa, Germanwings, Swiss und Austrian Airlines beförderten 2012 insgesamt 103 Millionen Fluggäste. Das sind 2,5 Millionen mehr als im vorangegangenen Jahr, was eine Steigerung von 2,4 Prozent bedeutet. Auch die Auslastung konnte um 1,2 Prozent auf 78,8 Prozent gesteigert werden. Die Wirtschaftsdaten der Lufthansa-Gruppe für das Jahr 2012 werden am 14. März veröffentlicht. (PAS)

Alles aus einer Hand Wir bieten Ihnen individuelle Kundenberatung und unser technisches Knowhow für Lösungen, die ganz auf Sie und Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.

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PR-INFO

STAHL UND FASSADENBAU UNTER EINEM DACH Stahlstrukturen und Fassaden für anspruchsvolle Architektur – dafür ist Stahlbau Pichler bekannt. Das Unternehmen aus Bozen steht für Qualität, Vielseitigkeit und High-Tech-Engineering. Der neue Firmensitz der Atzwanger AG in Bozen: Planung und Ausführung von Stahlbau Pichler

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iel von Stahlbau Pichler war es in den vergangenen Jahren vor allem, sich als Komplettanbieter für die Planung und Entwicklung von Stahlstrukturen und Fassaden zu etablieren und sich so seinen Kunden als einziger Ansprechpartner zu empfehlen.

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Dieses Angebot scheinen die Kunden gerne anzunehmen – vor allem im Ausland. So kamen 2012 fast 70 Prozent der Aufträge für Stahlbau Pichler aus Österreich, Deutschland, Russland und der Schweiz. Bereits vom Bozner Unternehmen verwirklichte Projekte zeugen von der hohen Qualität der Aus-

führung, denen sich Stahlbau Pichler verpflichtet fühlt. Die Verleihung einer Auszeichnung im Rahmen des Deutschen Stahlbaupreises 2012 für das Projekt Skylink auf dem Frankfurter Flughafen ist dafür eine Bestätigung. „Wir begeistern uns für Projekte, bei denen wir mit unserem Know-how neue, innovative


PR-INFO

Gewagte Stahl-Glas-Konstruktion als Herausforderung: Benetton, Rom (Arch. M. Fuksas)

„Wir begeistern uns für Projekte, bei denen wir mit unserem Know-how den Planern eine wesentliche Stütze sein können.“ HANNES MARKET, STAHLBAU PICHLER

Lösungsansätze kreieren und den Planern eine wesentliche Stütze sein können“, so der Leiter des Technischen Büros von Stahlbau Pichler, Hannes Market. Dies sei auch ein Grund dafür, dass Stahlbau Pichler trotz der schwierigen Wirtschaftslage in Italien besondere Projekte realisieren konnte, wie etwa den neuen Flagshipstore von Benetton in Rom, den Stararchitekt Massimiliano Fuksas verantwortet. Stahlbau Pichler setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit Planern und Auftraggebern, bei der das Unternehmen seine Ingenieurkunst und Erfahrung mit einbringen kann. Erfahrung im Stahl- und im Fassadenbau gleichzeitig mitzubringen, bedeutet einen erheblichen Vorteil für den Endkunden. Für das Bozner Unternehmen ist klar, dass auch bei sogenannten gewerblichen Bauten nicht mehr nur der funktionale Aspekt zählt, sondern auch das optische Erscheinungsbild. Dieses muss zur Vision des Unternehmens passen. Dies bedingt höchste Anforderungen an gestalterischen Details, natürliche Belichtung, Be- und Entlüftung sowie sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz. Es geht darum – so eine der Maximen von Stahlbau Pichler - „interaktive“ Gebäude zu errichten. Komplettanbieter. Stahlbau Pichler plant und realisiert von Baubeginn bis zur schlüsselfertigen Übergabe. Beispiel dafür ist der neue Firmensitz der Atzwanger AG, direkt an der Stadteinfahrt von Bozen. Neben der bestmöglichen Anordnung und Zusammensetzung der verschiedenen Funktionsbereiche galt das planerische Hauptaugenmerk der Schaffung eines repräsentativen Firmensitzes, welcher durch großzügige und helle Räumlichkeiten ein angenehmes Ambiente für Kunden, Geschäftspartner und vor allem für Mitarbeiter bieten sollte. Stahlbau Pichler zeichnete für die gesamte Pla❧ nung und Ausführung verantwortlich.

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Stahlbau Pichler

Projekt Skylink auf dem Frankfurter Flughafen: Auszeichnung „Deutscher Stahlbaupreis 2012“

Edisonstr. 15 I-39100 Bozen Tel. +39 0471 065 000 info@stahlbaupichler.com www.stahlbaupichler.com

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Foto: Alexander Alber

TITEL

Das erfolgreiche Winterwonderland Südtirol ist nicht nur das Land der Berge und des Skifahrens, sondern auch Standort großer und kleiner Unternehmen, die mit ihrer Wintertechnologie erfolgreich sind. Was passiert aber, wenn der Schnee, auf dem wir heute talwärts fahren, nicht mehr kommt?

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TITEL

Anzahl der Seilbahnanlagen nach Planungsraum 2011 Gesamtzahl: 375 18 77

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49

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Ahrntal

31

Wipptal Passeiertal

12 17 Obervinschgau Sarntal

Pustertal

Eisacktal

Hochpustertal

Schnalstal

17

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30

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Latsch-Martell

Hochabtei

3 Ritten Gröden-Seiseralm

Vigiljoch-Ulten Stilfs Etschtal

Die meisten Aufstiegsanlagen in Südtirol befinden sich in der östlichen Landeshälfte. Im Schnitt sind die Anlagen 20 Jahre alt. Ganze 116 wurden zwischen 1990 und 1999 errichtet, 117 nach dem Jahr 2000. Der Rest ist älter.

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hne Schnee kein Moos“, ließe sich salopp formuliert auf Südtirol gemünzt sagen. Und mit „Moos“ ist in diesem Fall nicht die Steine überwuchernde Pflanze gemeint. Südtirol ohne Schnee im Winter, das will man sich gar nicht vorstellen. Und Südtirol ohne Winterindustrie, und damit sind in diesem Fall alle Bereiche gemeint, die von der kalten Jahreszeit profitieren, schon gar nicht. Wie wichtig das weiße, flauschige Etwas, das in den letzten Monaten regelmäßig auf Südtirols Landschaft niederging, ist, lässt sich aus einer Aufstellung von Pro Neve aus

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dem Jahre 2010 ersehen. Darin wird festgestellt, dass etwa ein Viertel des Südtiroler Bruttoinlandprodukts (BIP) „direkt oder indirekt dem Wirtschaftsfaktor Schnee“ zuzuordnen ist. Weiter rechnet die „unabhängige Plattform Südtiroler Experten und Promotoren aus Sport, Tourismus, Agrarwirtschaft, Universität, Journalismus, Politik, Seilbahnwesen und Wintertechnologie“ vor, dass die rund 11 Millionen Nächtigungen, welche die Südtiroler Tourismusbetriebe während des Winters verzeichnen, einer jährlichen Wertschöpfung in Form einer extern generierten Kaufkraft von 1,61 Milliarden Euro entsprechen (Daten 2008). Auch die Aufstiegsanlagen selbst, so stellt Pro Neve fest, seien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber, bei denen rund 2.000 Menschen beschäftigt sind. 800

Quelle: ASTAT

Eggental-Jochgrimm

Mitarbeiter, so heißt es weiter, sind unbefristet eingestellt, der Rest während der Wintersaison. Insgesamt beträgt der Jahresumsatz aller Aufstiegsanlagen laut Pro Neve rund 250 Millionen Euro, 50 Millionen werden jährlich investiert. Wie wichtig Schnee für Südtirol ist und wie unsicher dessen Zukunft in diesem Lande eigentlich erscheint, wird allein schon durch die Tatsache klar, dass es eine Plattform wie Pro Neve gibt. Und klar wird damit auch, dass sich die Entscheidungsträger aus den verschiedenen Bereichen der Situation bewusst sind. Pro Neve hat sich vor allem die Imageverbesserung des künstlichen Schnees auf die Fahne geschrieben. Oft genug ist diese künstlich hergestellte Variante der Eiskristalle die einzige, die in den Skigebieten zur Verfügung steht.

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TITEL Vorsitzender der am Tis Innovation Park angesiedelten Plattform ist Alex Andreis, Geschäftsführer von Seiser Alm Marketing. Als passionierter Skifahrer, Telemarker und Snowboarder weiß er, dass Schneesportarten und der damit zusammenhängende Tourismus bald ein Problem haben könnten. „Bei den einheimischen Skifahrern fehlt der Nachwuchs“,

stellt Andereis fest. Kinder und Jugendliche hätten heute viel mehr andere Möglichkeiten, sich zu unterhalten und Geld auszugeben. Dazu komme, dass viele Kinder in den Schulen von Familien stammten, die erst kürzlich nach Südtirol gekommen sind aus Ländern, wo Skifahren eher unbekannt ist. „Diese Kinder interessieren sich nicht für Schneesportarten.“ Was das

Mit den Seilbahnanlagen beförderte Personen Wintersaisonen 1980/81 – 2010/11 140 Millionen

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Quelle: ASTAT

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Seit den 80er-Jahren stieg die Anzahl der mit der Seilbahn transportierten Personen - mit einer kurzen Unterbrechung - stetig an. Nun sinkt diese wieder.

Beförderte Personen nach Sportart - Sommersaison 1990-2010

DIE LEIDTRAGENDEN. Bald könnte es

Wintersaisonen 1980/81 – 2010/11

in Südtirol endgültig mit dem Skilaufen im Sommer vorbei sein. Die Schnalstaler Gletscherbahnen haben vor kurzem beschlossen, vor der Klimaerwärmung zu kapitulieren. Ab Sommer 2013 wird es im Schnalstal keinen Sommerskilauf mehr geben. Die Entwicklung hatte sich bereits in den vergangenen Jahren angekündigt. Immer schmäler und grauer wurden die Schneestreifen auf dem befahrbaren Gletscher in Schnals. Jetzt hat die Geschäftsleitung die Reißleine gezogen. So bleibt als Sommerskigebiet in Südtirol nur mehr das Stilfserjoch übrig. Wie lange noch, weiß niemand. Neben der Plattform Pro Neve ist am Tis Innovation Park in Bozen innerhalb des Bereichs Alpine Technologien der Cluster Sports & Wintertech angesiedelt, in dem Südtiroler Unternehmen vereinigt sind, die der Winterindustrie zugerechnet werden. Die Idee dahinter: Wintertechnologie als Kernkompetenz des Landes ausbauen und die Unternehmen untereinander

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Quelle: ASTAT

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Fußgängerbeförderung Sommerski

Der Sommerskilauf findet immer weniger Liebhaber, wenngleich die Anzahl der Sommerskifahrer in den letzten Jahren wieder leicht zugenommen hat.

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1990

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für die Zukunft heißen könnte, ist Andreis auch klar: „Wenn immer weniger Einheimische zum Skifahren gehen, dann fehlt das Herz und die Seele in den Skigebieten. Wenn Urlauber nur mehr unter sich sind, dann kommen auch diese immer seltener“, so seine Einschätzung. Denn die Winterurlauber kämen nicht wegen der Pisten zum Skifahren nach Südtirol, sondern wegen des „Gesamtpakets“. Schon jetzt sei der Wintertourismus kein Erfolgsmodell mehr: „Das Problem sind die steigenden Energiekosten“, erklärt der Touristiker. Als Folge seien die Margen der Skigebiete in den vergangenen Jahren stark gesunken. Dazu kommt, dass die Anzahl der mit Seilbahnanlagen beförderten Personen in den vergangenen Jahren ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint (siehe nebenstehende Grafik). In der Wintersaison 2010/2011 sank diese wieder nahezu auf den Wert von 2005/2006. Zahlen, die auch Alex Andreis bestätigen kann: „Studien zeigen, dass die Ersteintritte sinken.“ Vollkommen eingebrochen sind die Zahlen des in den 70er- und 80er-Jahren beliebten Sommerskilaufs. Der Niedergang zeichnete sich bereits Anfang der 90erJahre ab. Nach einem kurzen Zwischenhoch 1995 ging es bis 2007 mit den Zahlen stetig abwärts. Seit 2007 zeigt die Statistik wieder einen leichten Anstieg.

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TITEL

„Ohne einheimische Skifahrer fehlt das Herz und die Seele in den Skigebieten.“

Alex Andreis: Wintertourismus ist zur Zeit kein Erfolgsmodell mehr.

vernetzen und Synergien nutzen. Geleitet wird der Bereich von Andreas Winkler, der ebenfalls der Meinung ist, dass für Wintersport und Wintertechnologie die Zeiten nicht leichter werden: „Der europäische Markt ist gesättigt“, so Winkler, „und

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wir müssen versuchen, neue Märkte zu erschließen“. Vor allem die USA, Kanada und China seien wichtige Zukunftsmärkte für die Winterindustrie, aber auch Russland und Korea seien Wachstumsmärkte. Um sich auf diesen Märkten etablieren zu können, müssten Südtirols Hersteller der verschiedenen Produkte und Dienstleistungen für den Winter enger zusammenarbeiten. Winkler: „Wir müssen dabei systematischer vorgehen, und die Verzahnung von kleinen und großen Unternehmen muss noch enger werden.“

Foto: Alexander Alber

Foto: privat

Alex Andreis

Elmar Stimpfl: Sein Wintertraum zerbrach im Januar 2013.

DIE ETABLIERTEN. Ganz die großen Süd-

tiroler Unternehmen, die im Bereich Wintertechnologie tätig sind, haben es bereits geschafft, neue Märkte zu erobern und dort erfolgreich zu sein. So etwa die Leitner-Gruppe mit Sitz in Sterzing.

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TITEL

„Der Markt wird nicht mehr wachsen“

Foto:www.stillbezirk.com

Thomas Rakuscha, Head of International Marketing bei dem zur Tecnicagruppe gehörenden Skihersteller Blizzard, über Klimaveränderung, die weltweite Zukunft des Skimarkts und das veränderte Kaufverhalten der Kunden

Thomas Rakuscha: Schlechte Winter hat es immer schon gegeben

SÜDTIROL PANORAMA: Wie sind Sie mit der laufenden Saison zufrieden? THOMAS RAKUSCHA: Wir sind mit

dem Verlauf des bisherigen Geschäftsjahres eigentlich zufrieden. Verglichen mit dem vergangenen Winter, der ziemlich schwierig war, müssen wir zufrieden sein. Wir sind aber nach wie vor weg von Rekordsaisonen, aber es ist deutlich besser als im vergangenen Jahr. Es war natürlich sehr hilfreich, dass fast überall in den relevanten Ländern früh Schnee da war. Und auch, dass die Weiterentwicklung unserer Produkte sehr gut angenommen worden ist – einerseits vom Handel, andererseits von Presse und Endverbraucher. Insgesamt und die schwierige wirtschaftliche Situation berücksichtigend, sind wir zufrieden. Wird die Situation weiterhin schwierig bleiben oder von welchen Entwicklungen gehen Sie aus?

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Der Markt wird umkämpft bleiben, das ist keine Frage. Grundsätzlich denken wir, dass der Markt nicht mehr wachsen, sondern bestenfalls stabil bleiben wird. Die logische Folgerung dieser Prämisse ist, dass es zu einem Verdrängungswettbewerb kommen wird. Und auf den sind wir gut vorbereitet. Im Sinne von guten Entwicklungen, von Innovationen, Produktneuheiten und guter Abstimmung unserer Hauptmarken, sprich Tecnica Skischuhe und Blizzard Ski. Wir versuchen vom Produktportfolio, von der Performance der Produkte her ganz klare Zeichen zu setzen. Wir sind für unsere Innovationen bekannt, dafür, dass wir neue Produkte auf den Markt bringen, und das wollen wir wieder unterstreichen. Unser Motto ist „From Skier to Skier“. Will heißen: Wir wollen den Skifahrern neue Produkte anbieten, die ihnen wirklich etwas bringen. Natürlich wird auch in Zukunft alles davon abhängen, wie die Winter verlaufen, ganz klar.

Welche Änderungen auf dem Markt sehen Sie?

Nun, der Bereich Verleih von Wintersportausrüstung wird immer stärker. Das ist eine Entwicklung, die unserer Meinung nach anhalten wird. In welcher Größenordnung und wo das passiert, ist aber durchaus sehr unterschiedlich. So ist Frankreich beispielsweise einer der größten Märkte für den Wintersportartikelverleih überhaupt. Der Großteil der Wintersportler dort borgt sich die notwendigen Gerätschaften aus, nur wenige kaufen sie noch. Auch in Österreich geht es vermehrt Richtung Verleih, ebenso in Italien. Wie reagieren Sie als Hersteller auf diese Entwicklung?

Wir haben unsere gesamte Produktpalette für die Saison 2013/14, salopp gesagt, verleihtauglich gemacht. Wir bieten nicht mehr nur zwei, drei spezifische Verleihmodelle an, sondern die gesamte

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TITEL

Produktpalette. Denn eines muss man schon sagen: Der Verleiher heute, der qualitativ hochwertig aufgestellt ist, der verleiht vom Top-Ski bis zum Einsteigerski alles. Entscheidend für den Verleiher ist, dass die Ski widerstandsfähig sind, sprich, dass sie öfter präpariert, die Kanten öfter geschliffen werden können. Und genau all diesen Anforderungen haben wir mit unserer neuen Kollektion entsprochen. So sind die Oberflächen der Ski um zwei Drittel dicker als bisher. Die Ski sind damit kratzfester und widerstandsfähiger. Und das ist im Verleih natürlich von Vorteil. Glauben Sie, dass diese Änderungen vom Markt honoriert werden?

Wir erwarten wir uns einiges davon. Gerade unser IQ-System, dieses integrierte Ski-Bindungs-System, macht das Anpassen der Bindung an verschiedene Schuhgrößen sehr einfach. Das kommt den Verleihern sehr entgegen. Die Performance des Ski – und das ist der große Unterschied zu anderen auf den Verleih abgestimmten Lösungen – bleibt dabei immer gleich. Das Original-Setup des Ski bleibt erhalten. Kann diese Hinwendung zum Verleih die zu erwartenden Rückgänge im Verkauf ausgleichen?

Moment, es ist nicht so, dass wir unsere Kollektion nur mehr auf den Verleih ausgerichtet haben. Alle Veränderungen, die wir vorgenommen haben, machen den Ski widerstandsfähiger, ohne Performance zu verlieren. Das gilt sowohl für den Verkauf als auch den Verleih. Unsere oberste Prämisse bleibt weiterhin die Performance, ganz klar. Thema Klimaerwärmung: Stellen Sie sich als Skihersteller schon darauf ein? Wurden im Unternehmen bereits Strategien entworfen, wie man darauf reagieren könnte?

Natürlich beschäftigen wir uns auch mit diesem Thema. Auf der anderen Seite hat es ja schon immer schneearme Winter gegeben, das ist ja nicht neu. Wichtig ist immer der Winterstart, und der war beispielsweise in der vergangenen Saison überall schlecht. Ab Weihnachten

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„Man darf sich keinen Fehler leisten und muss den Markt und die Entwicklung genau beobachten und dann darauf reagieren. Entspannt der Dinge zu harren, die da kommen, würde ich nicht raten.“ Thomas Rakuscha

gab es dann wieder genügend Schnee und so konnte etwa die Hotellerie noch sehr gut arbeiten. Für uns als Skihersteller ist aber wichtig, dass es bereits einige Wochen vor Weihnachten schneit. Oft war es so, dass der Winterstart in Europa nicht gut verlief, dafür aber in den USA, Skandinavien oder in Japan. Vergangene Saison war der Winterstart aber weltweit schlecht. So gesehen schauen wir eigentlich mit Optimismus in die Zukunft, weil wir denken, dass das wohl nicht jedes Jahr so sein wird. Beeinflussen können wir es ja sowieso nicht. Wir reagieren insofern, als dass wir uns sehr stark nach den Vorordern richten, wir produzieren kaum auf Lager. Damit halten wir unser Risiko gering. Was produziert wird, wird auch verkauft. Welches sind die Märkte, auf denen die Marke Blizzad in den vergangenen Jahren am meisten gewachsen ist?

An erster Stelle stehen da sicher die USA, wo wir auch dank der Zusammenarbeit mit Tecnica stark aufgeholt haben. Produkte von Tecnica-Blizzard sind in vielen Fachzeitschriften als Testsieger vertreten. Dort haben wir die Absatzzahlen seit 2007 locker verdreifacht, auch dank unserer verstärkten Hinwendung zum Bereich Freeride und Freemountain. Ebenso haben wir in Italien unsere Absatzzahlen erhöhen können. Dort haben wir als Mitglied der Blizzard-Tecnica-Gruppe ja quasi Heimvorteil. Und viele der dortigen Meinungsmacher im Wintersportbereich, sprich Skilehrer, Trainer usw., fahren unser Material. Das hilft uns natürlich. Wir verkaufen dort jetzt doppelt soviel Ski wie vorher. Ein aufstrebender Markt ist Tschechien, wo mittlerweile ein starkes Qualitätsbewusstsein Einzug gehalten hat. Das kommt uns entgegen. Kernmarkt ist für uns weiterhin Österreich. In Deutschland sehen wir großes Potenzial, dort könnten wir noch kräftig wachsen. Daran arbeiten wir. Zusammenfassend: Trotz Klimaerwärmung muss man sich um die Skiindustrie keine Sorgen machen?

Wir werden darauf zu reagieren wissen, aber es ist auch klar, dass das keine einfache Sache wird. Man darf sich keine Fehler leisten und muss den Markt und die Entwicklung genau beobachten und dann darauf reagieren. Entspannt der Dinge zu harren, die da kommen werden, das würde ich nicht raten. Die Skiindustrie wird nicht komplett abstürzen, aber schnelles Reagieren auf Marktveränderungen ist unbedingt notwendig. Wir haben in den vergangenen Jahren einiges investiert, um unsere Abläufe in der Produktion zu optimieren, um eben auf neue Entwicklungen schneller eingehen, Kundenanfragen schneller bedienen zu können. In Zusammenarbeit mit Porsche haben wir unsere Produktionsabläufe verschlankt und beschleunigt. So konnten wir das Rohmateriallager halbieren und unseren Produktionsplan trotzdem einhalten. Wir sind jetzt für die Zukunft ◀ gut gewappnet. INTERVIEW: PETER SEEBACHER

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Foto: Alexander Alber

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Erich Gummerer von Technoalpin war im vergangen Jahr auf Einkaufstour. Zwei Unternehmen wurden aufgekauft.

Allein die Leitner AG konnte 2011 einen Umsatz von 156,6 Millionen Euro vermelden und erwirtschaftete einen Gewinn von 6,2 Millionen Euro. Die gesamte Gruppe mit dem Pistenfahrzeugehersteller Prinoth, dem Windradbauer Leitwind und dem Schneekanonenhersteller DemacLenko schaffte 2011 einen Umsatz von 795 Millionen Euro. Ein weiterer „Riese“ der Südtiroler Winterindustrie ist der Schneekanonenproduzent Tecnoalpin mit Sitz in Bozen. Für 2011 meldete das Unternehmen mit Walter Rieder und Erich Gummerer an der Spitze einen Umsatz von 85,5 Millionen Euro. Der Gewinn belief sich für das gleiche Jahr auf 4,8 Millionen Euro. In der Bilanz für 2012 dürften die Zahlen weiter nach oben schnellen, denn im abgelaufenen Jahr hat Technoalpin den deutschen Indoor-Beschneiungsanbieter Innovag übernommen. Ebenso zur Technoalpin-

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„Die Hersteller profitieren als Marke von der Destination Südtirol.“ Andreas Winkler

Gruppe gehört seit 2012 der Beschneiungsanlagenhersteller Johnson Controls Neige. Der ehemalige Konkurrent aus Frankreich ist nun in den Händen des Bozner Unternehmens und wurde flugs in MyNeige umgetauft. Ebenfalls dick im Wintergeschäft ist die Oberrauch-Gruppe mit Salewa und Dynafit sowie der Aufstiegsanlagenhersteller Doppelmayr Italia GmbH (Umsatz 2011: 32,1 Millionen Euro), dessen Mutterkonzern mit Sitz in Vorarlberg als Weltmarktführer im Seilbahnbau gilt. DER GESCHEITERTE. Es gibt die Erfolgs-

geschichten der Unternehmen in Südtirols Winterbranche und die Geschichten der weniger Erfolgreichen. Die Geschichte der Firma Vist gehört zur letztgenannten Gattung. Dabei lief es am Anfang sehr gut. 1997 gründete Elmar Stimpfl aus Kaltern, ein ehemaliger Skirennläufer, ge-

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TITEL meinsam mit Robert Vivian die Firma Vist. Einziges Produkt der Firma waren Skibindungsplatten, die von Stimpfl mitentwickelt wurden. 2004 stieg das Unternehmen in den Markt für Skibekleidung ein, die bei anspruchsvollen Kunden sehr guten Anklang fand. Genauso wie vorher die technischen Produkte von Vist. So konnte das Unternehmen 2009 einen Umsatz von 11 Millionen Euro bilanzieren. Der Höhenflug dauerte aber nicht an. 2012 schlossen sich Vist und der Bergund Wintersportbekleidungshersteller Bailo aus Trient zur Officina Italiana zusammen. Es half nichts. Im Januar 2013 vermeldeten die beiden Unternehmen schließlich in einer Presseaussendung, dass mit den Gläubigern ein Vergleich angestrebt werde. „Letztlich“, so sagt Elmar Stimpfl, „war unsere Liquiditätsdecke nicht ausreichend, um eine weitere Krise wie die derzeitige erfolgreich zu überbrücken“. Damit war das Wintermärchen für Vist ausgeträumt.

nehmen aus dem Bereich Wintertechnologie agieren mittlerweile weltweit und sind von einem schrumpfenden Markt in Südtirol kaum mehr betroffen. Trotzdem sei sehr wichtig, dass diese Betriebe ihren Firmensitz in Südtirol haben, so ProNeve-Vorsitzender Alex Andreis: „Diese Unternehmen sind für Südtirols Image als Winterland sehr wichtig“, ist er überzeugt. Umgekehrt gelte das aber ebenso, stellt Andreas Winkler vom Bereich Alpine Technologien am Tis Innovation

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Foto: Alexander Alber

GLOBAL. Die größten Südtiroler Unter-

Am TIS Innovation Park wird bereits intensiv über die Zukunft der Winterindustrie in Südtirol nachgedacht.

Park fest: „Hersteller profitieren als Marke von der Destination Südtirol.“ Außerdem könnten die Produkte direkt vor der Haustür getestet werden. Und dass Kaufinteressenten - sei es für Beschneiungsanlagen oder andere Produkte - sich von einer winterlichen Berglandschaft durchaus beeindrucken lassen, lässt sich durchaus nachvollziehen. Wie lange wird diese alljährliche Winterlandschaft aber noch da sein? Noch eine ganze Weile, sind sich Andreis und Winkler in ihrer Meinung einig und verweisen darauf, dass sich Südtirol glücklich schätzen kann. Die meisten der Skigebiete befänden sich in höheren Lagen. „Und dort wird noch eine ganze Weile im Winter Schnee fallen“, so Winkler. Dabei sei es aber bereits jetzt schon so, dass aufgrund der gestiegenen Energiekosten sich einige Skigebiete nur dank des lukrativen Sommerbetriebes über die Wintersaison retten können, so der Touristiker Alex Andreis. Die Betriebskosten seien im Sommer nun mal um ein einiges geringer als im Winter und die Auslastung in der warmen Jahreszeit werde immer besser. Außerdem, so Andreis, müsse man zwischen Ski- und Wintertourismus unterscheiden. Immerhin gebe es winterliche Tourismusdestinationen, die über gar keine Lifte verfügten. Der Tourismus dort funktioniere aber trotzdem. „Die Leute suchen heute vielfach ein Rundumangebot, auch in Skigebieten. Der reine Skiurlauber, der Tag für Tag Pistenkilometer herunterspult, wird immer seltener“, glaubt Andreis.

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TITEL

Klimawandel nicht nur Bedrohung Reiner Gerstner, Group Marketing and Brand Director von Salewa und Dynafit, über die Entwicklung im Wintersportbereich in den vergangenen Jahren.

In dieselbe Kerbe schlägt auch Andreas Winkler: „Nicht die Wintertouristen werden weniger, sondern die Skifahrer.“ Deshalb müsse das Angebot im Winter erweitert werden. Und: Die Gebiete dürften sich nicht mehr nur über den Skisport definieren, sondern müssten sich als Outdoor-Erlebnis inszenieren. „Die Positionierung ist sehr wichtig“, so Winkler.

Foto: Alexander Alber

NEUE WEGE. Das Problem der hohen

SÜDTIROL PANORAMA: Wie ist Salewa und Dynafit mit der Entwicklung des Wintersportbereichs in den vergangenen zwei Jahren zufrieden?

Wir planen für alle unsere Marken ein Wachstum und setzen dabei auf qualitative Ziele. Quantitativ streben wir ein Wachstum von 7-10 % pro Jahr an.

REINER GERSTNER: Der Wintersport hat an bergsportlicher Relevanz gewonnen, das freut uns natürlich. Gleichzeitig geht das einher mit einer gesellschaftlichen Entwicklung, die sich in der Hinwendung zum Abschalten in der Natur zeigt. Die Menschen wollen ausgetretene Pfade verlassen. Das zeigt sich auch in der veränderten Geometrie der Ski, die breiter geworden sind und damit zum Geländeskifahren einladen. Und auch Winterwanderer erweitern mit Schneeschuhen ihr Terrain.

Stichwort Klimawandel: Wie reagiert Ihr Unternehmen auf diese Entwicklung?

Ist die Hinwendung der Wintermarke Dynafit zum Laufsport mit einer eigenen Kollektion bereits eine Reaktion auf stagnierende Absätze im Wintersportbereich?

Nein, das überhaupt nicht. Wir möchten vielmehr die gewachsene SkitourenCommunity bei ihren sommerlichen Aktivitäten „abholen“ und ihnen ein entsprechendes Marken-Rundum-Paket bieten für ausdauersportliche Aktivitäten am Berg - auch im Sommer. Ihre Prognose für die Entwicklung in den kommenden Jahren im Wintersportbereich?

Wir sehen den Klimawandel weniger als Bedrohung, sondern vielmehr eröffnet er Möglichkeiten, alle Beteiligten zu sensibilisieren, angefangen beim Rohstofflieferanten über die Händler bis hin zu den Kunden. Wir möchten dazu beitragen, einen Lebens- und Geschäftsstil zu entwickeln, bei dem die Überzeugung vorherrscht, dass jeder etwas beitragen kann „to make this world a better place for everyone“. Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Tatsache, dass das Headquarter nun in Bozen liegt und das auch so kommuniziert wird?

Die Architektur unseres Headquarters und die damit eröffneten Aktivitätsbedingungen für User - Kletterhalle, Shop, Bistro - drücken unseren Charakter als Bergsportmarke in exzellenter Weise aus. Wir haben hier „touchpoints“ geschaffen und tauschen uns täglich mit unseren Bezugsgruppen aus. Die umliegenden Berge sind wichtige Motivation ◀ und Inspiration für unsere Arbeit. INTERVIEW: PETER SEEBACHER

Energiekosten der Skigebiete ist auch im TIS Innovation Park bekannt und soll gelöst werden. Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit. So sucht eine Arbeitsgruppe von Skigebietsbetreibern innerhalb des Clusters „Alpine Technologien“ nach Wegen, das gesamte Energiemanagement eines Skigebiets zu optimieren. Dabei werden Faktoren wie Liftlaufzeiten ebenso unter die Lupe genommen wie die Pistenoptimierung. Andererseits wird im TIS auch darüber nachgedacht, wie der Skisport in tieferen Lagen als Trainingsstätte für den Nachwuchs erhalten bleiben kann. „Da dürfen auch Gedankenspiele nicht ausgeschlossen werden, die eine Skihalle in Südtirol in Betracht ziehen“, so Andreas Winkler. Da müsse man nach allen Richtungen hin offen sein. Eine Skihalle in Südtirol? Wäre das nicht ein wenig zuviel des Guten? Mitnichten, sagt das Beratungsunternehmen Innovationsmanufaktur. Im Bereich Schneesport werde es in Zukunft tiefgreifende Änderungen geben. Nicht nur, dass Skisport an ganz neuen Orten und in neuen Ländern stattfinden wird – China, Russland, Osteuropa –, sondern auch in einer neuen Umgebung, etwa in Ballungsräumen und Stadtgebieten. Eine Skihalle in Südtirol würde in dieses Zukunftsszenario also durchaus passen. Die Klimaveränderung wird wohl unaufhaltsam fortschreiten und Alex Andreis ist sich heute schon sicher: „In zehn Jahren wird es in Südtirol weniger Skigebiete geben als jetzt.“ Wie wichtig dann der Faktor Winterindustrie in all seinen Facetten in Südtirol noch sein wird, wird sich zeigen. Aber vielleicht ist in Südtirol das Unternehmen ja bereits gegründet, das dann genau jene Produkte auf den Markt bringt, die gebraucht werden. Und damit ähnlich erfolgreich wird wie ◀ Leitner, Technoalpin und Co. PETER SEEBACHER

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Foto: Hotel Adler GmbH

TITEL

Winter, bitte bleib „Never change an winning team“, heißt es bei amerikanischen Footballtrainern. Ändere nie ein Team, das gewinnt. Winter, Schnee und Berge sind in Südtirol ein Dreigespann, das Jahr für Jahr gewinnt – vor allem Gäste. Nun verändert das Klima langsam alles. Wie kann man darauf reagieren?

D

efiniert man den Begriff „Winterindustrie“ etwas weiter als gemeinhin, dann landet man schnell bei der „Tourismusindustrie“. Tourismus in Wintersportorten ist direkt abhängig von den Seilbahnanlagen, den Pisten und dem vorhandenen Schnee - egal ob natürlich oder nicht. Diese Abhängigkeit beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Sind die Beherbergungsbetriebe nicht lukrativ und ansprechend genug, kommen auch in die schönsten Skigebiete großteils nur Tagesgäste. Betrachtet man die Liste der umsatzstärksten Hotelunternehmen, dann zeigt sich, dass Tourismus in Südtirol weiterhin durchaus attraktiv ist. Trotz aller Unkenrufe dürfte das im vergangenen Jahr, also 2012, nicht viel anders gewesen sein

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Südtirol Panorama | Februar 2013

als 2011 - jenes Bilanzjahr, auf das die Zahlen des Rankings sich beziehen. Das Bild an der Spitze hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren nicht viel verändert. Das Hotel Palace in Meran bleibt der umsatzstärkste Hotelbetrieb des Landes. Der Umsatz von 32,6 Millionen Euro ist fast doppelt so hoch wie der des Zweitplatzierten. Auch die restlichen Bilanzzahlen des Palace sprechen eine äußerst positive Sprache. Die Umsatzsteigerung zum Vorjahr von 12,6 Prozent resultierte in einen Gewinn von drei Millionen Euro und bedeutet eine Umsatzrendite von 9,2 Prozent. Besonders auffallend im Vergleich zu den anderen im Ranking vertretenen Hotelbetrieben ist die geringe Personalkostenquote von 17,9 Prozent. Die niedrigste der 15 aufgelisteten Betriebe.

Ob das in Meran liegende Hotel auch von der neuen Seilbahn nach Meran 2000 profitiert, kann nur vermutet werden. Kernkompetenz des Palace Hotel ist jedenfalls die gehobene Gastronomie, gepaart mit Wellness- und Gesundheitsangeboten auf höchstem Niveau. Gar einige der in der Liste vertretenen Hotelbetriebe liegen aber direkt oder in der Nähe von Skigebieten und dürften einen guten Teil ihres Umsatzes dem Wintertourismus verdanken. Und sind damit direkt vom Klima abhängig. Anders als etwa für Hersteller von Wintersportartikeln ist das Ereignis und der Zeitpunkt des Winterbeginns für den Tourismus nicht so uneingeschränkt wichtig. Schneit es nicht vor Weihnachten, dann schneit es vielleicht später. Und da die Gäste immer kurzfristiger buchen, kann es auf diese Weise durch-

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TITEL

aus sein, dass bei günstigem Schneefall ein Hotel innerhalb kurzer Zeit für das Wochenende ausgebucht ist. Ein bekannter Südtiroler Hotelier formulierte die veränderten Buchungsgewohnheiten einmal folgendermaßen: Ganz früher riefen die Gäste Monate vorher an, um zu buchen, später riefen sie zwei Wochen vorher an.

Heute stehen sie, wenn sie anrufen, oft schon vor der Tür. Tatsache ist, dass ein reines Wintersporthotel nicht mehr funktioniert. Die üblichen Annehmlichkeiten werden heute von vielen Gästen als Standard empfunden, gleichzeitig wollen die Kunden neben den Angeboten zur körperlichen Tätigkeit UMSATZ IN MIO. €

UMSATZSTEIGERUNG

32,6

12,6 %

3,0

2. HOTEL ADLER GmbH, St. Ulrich

17,3

-2,2 %

3. HOTEL ADLER THERMAE GmbH, St. Ulrich

15,2

2,0 %

4.

NR.

TOP 15 HOTELS 2011

1. HOTEL PALACE BETRIEBS GmbH, Meran

GEWINN UMSATZIN MIO. € RENDITE

EIGENKAPITAL IN MIO. €

PETER SEEBACHER

PERSONAL- PERSONALCASHFLOW KOSTEN IN KOSTENIN MIO. € MIO. € QUOTE

9,2 %

5,5

4,4

5,8

1,0

5,7 %

13,4

2,1

1,5

9,8 %

4,8

3,2

2,0

13,1 %

8,1

4,0

4,6

ENTRICHTETE STEUERN IN MIO. €

17,9 %

1,5

5,2

30,1 %

0,8

5,0

32,7 %

1,1

30,8 %

1,1

14,9

5,9 %

5. QUELLENHOF GmbH, St. Martin in Passeier

13,6

15,1 %

1,6

12,1 %

8,1

2,7

3,3

24,1 %

0,9

6. WINKLER HOTELS GmbH, St. Lorenzen

8,8

4,3 %

0,5

5,9 %

1,8

2,0

2,6

29,5 %

0,3

CAVALLINO BIANCO FAMILY AG GRAND HOTEL, St. Ulrich

8,1

5,9 %

0,5

6,7 %

1,6

1,7

2,0

24,7 %

0,4

8. RESIDENCEHOTEL AG, Bozen

6,4

0,3 %

-0,3

-4,6 %

22,8

1,3

1,8

27,8 %

-0,1

9. HOTEL BOZEN GmbH, Bozen

6,4

6,3 %

-0,8

-11,9 %

0,0

0,0

2,5

39,0 %

-0,2

7.

ANDREUS GOLFHOTEL GmbH, St. Leonhard in Passeier

10. HOTEL ERIKA GmbH, Tirol

5,9

5,8 %

0,6

11,0 %

5,1

1,3

1,6

27,3 %

0,3

11. HOTEL LA PERLA GmbH, Corvara

5,8

2,5 %

0,3

5,8 %

8,4

0,9

1,8

31,4 %

0,3

12. HOHENWART GmbH, Schenna

5,6

7,5 %

0,0

-0,5 %

-0,2

0,2

1,9

34,3 %

0,1

13. EHRENBURGERHOF GmbH, Kiens

4,8

2,6 %

0,3

6,1 %

0,6

0,8

1,4

28,4 %

0,2

14. VIGILIUS GmbH, Lana

4,1

2,9 %

0,2

4,0 %

0,3

0,3

2,0

48,1 %

0,1

15.

4,0

13,2 %

0,0

-0,2 %

10,2

0,8

1,1

27,1 %

0,1

SPORT & KURHOTEL BAD MOOS GMBH, Sexten

Datenquelle: Handelskammer Bozen

Winterliche Weihnachtsstimmung in Gröden: Das Hotel Adler in St. Ulrich ist eines der 15 Top-Hotels Südtirols

vor allem auch entspannen. Ein Wintersporthotel ohne umfangreiches Wellnessangebot ist heute nicht mehr denkbar. Die Hotellerie liegt genau an den Schnittpunkten der beiden erfolgreichsten Branchen Südtirols. Einmal gehört sie zum Tourismussektor, dessen Wirkung als Wirtschaftsmotor des Landes kaum jemand anzweifelt. Und zum anderen kann der Teil, der vom Wintertourismus in Südtirol profitiert, durchaus auch zur „Winterindustrie“ Südtirols gerechnet werden. An beiden Bereichen wird die fortschreitende Klimaveränderung - an der mittlerweile nur mehr wenige zweifeln - nicht spurlos vorübergehen. Gedankenspiele und Ansätze, wie sowohl Winterindustrie als auch Tourismus - sei es im Sommer, sei es im Winter - darauf reagieren könnten, gibt es mittlerweile einige. Das Problem dabei: Alle Gedankenspiele können nur jene Faktoren berücksichtigen, die bekannt sind, wirkliche Vorausplanung ist mithin unmöglich. So bleibt als „Waffe“ gegenüber den zu erwartenden, aber auch unvorhersehbaren Veränderungen nur eine Möglichkeit: Flexibilität. Wenn es auch ein wenig komplizierter werden wird, als es die Antwort des Tourismusgurus von Ischgl, Günther Aloys, auf die Frage, wie er auf die Klimaveränderung reagieren werde, impliziert. Seine Anwort: „Dann stellen wir halt noch ein paar Hundert Schneekanonen mehr auf.“ ◀

Das Hotel Palace des Henri Chenot führt auch diesmal wieder das Ranking der umsatzstärksten Hotelbetriebe an. Die beste Umsatzrendite erzielte im Jahre 2012 mit 13,1 Prozent allerdings die Cavallino Bianco Family AG in St. Ulrich.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Fotos: Alexander Alber

Manchmal sind auch Zweifel da: Thomas Moriggl beim Tischgespräch im Bistro Pilhof in Eppan

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Was darf es sein, Herr Moriggl? Thomas Moriggl führt gemeinsam mit seinem Cousin Gunnar Moriggl das Familienunternehmen Moriggl GmbH. Warum er diese Rolle eigentlich nicht wollte, der Weg dahin ziemlich beschwerlich war und wie er sich am besten entspannen kann.

S

elbstverständlich habe auch ich meine Auf und Abs. Manchmal belastet es mich mehr, manchmal weniger.“ Der, der das sagt, sieht auf den ersten Blick gar nicht danach aus, als könnte ihm je etwas zusetzen. Thomas Moriggl, einer der beiden Geschäftsführer der Moriggl GmbH mit Sitz in Glurns, erscheint Unbekannten gegenüber als Inbegriff eines Sonnyboy. Jung, das Hemd statt mit einer Kravatte zugeschnürt lässig zwei Knöpfe weit geöffnet, ein cooles Lächeln auf den Lippen, so präsentiert er sich zum Tischgespräch mit Südtirol Panorama im Bistro Pilhof in Eppan. Stimme und Habitus entsprechen dem rein optisch gewonnenen, ersten Eindruck überhaupt nicht. Mit ruhig gesprochenen Sätzen, die deutlich die Vinschger Herkunft hören lassen, antwortet Thomas Moriggl auf die Fragen des neugierigen Journalisten. Und formuliert sein Erstaunen darüber, dass die Einladung zu einem Tischgespräch gerade an ihn gerichtet wurde. Dabei führt Thomas Moriggl gemeinsam mit seinem Cousin Gunnar ein Unternehmen, das mit seinen rund 75 Beschäftigten für den Vinschgau durchaus ein relevanter Arbeitgeber ist. Warum also nicht? Im Laufe des Gesprächs dann die eingangs erwähnte Antwort auf die Frage, ob er die Rolle als Unternehmer und die Verantwortung für seine Mitarbeiter manchmal nicht auch als belastend empfinde. Die ehrliche Antwort überrascht dann eigentlich nicht mehr. Thomas Moriggl ist einer, der es lieber geradlinig mag und sagt, was er denkt. Zur Rolle des Unternehmers ist er eher unfreiwillig und für sein damaliges Gefühl viel zu früh gekommen. Mit 22 war

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Thomas Moriggl im Management eines Schweizer Hotels tätig, als ihn der Anruf seines Vaters erreichte, der ohne lange Umschweife fragte, ob er in den Betrieb einsteigen wolle. „Er hat gesagt“, erinnert sich Thomas Moriggl schmunzelnd, „Thomas, du musst mir nicht jetzt sofort eine Antwort geben, es reicht, wenn du mir morgen Bescheid sagst“. Dabei, so der Jungunternehmer, sei er in dieser Zeit nahezu wunschlos glücklich gewesen: „Ich hatte einen tollen Chef, habe gut verdient und meine Arbeit hat mir sehr gut gefallen. Eigentlich war mein Plan, so noch einige Jahre weiterzumachen.“ Dass er später irgendwann einmal in den väterlichen Betrieb einsteigen könnte, mit diesem Gedanken habe er schon gespielt. Deshalb habe er auch eine kaufmännische Ausbildung absolviert.

LOCATION

Classic & chic Feine Gerichte, sehr guter Service und erlesene Weine - dafür ist das Bistro Pilhof bekannt.

Nach dem Anruf seines Vaters entscheidet sich Moriggl zugunsten des Familienbetriebes und lässt seine Weltreisepläne, die damals auch noch in seinem Kopf herumschwirrten, wieder fallen. Ungefähr zur gleichen Zeit wird er das erste Mal Vater und heute ist Moriggl froh, die Entscheidung so und nicht anders getroffen zu haben. Rückblickend glaubt er auch, dass es gut war, schon mit 22 Jahren in das Unternehmen einzusteigen. Die Seniorinhaber wollten sich so bald wie möglich zurückziehen, die Übergabe an die nächste Generation war bereits geplant, als Thomas Moriggl im väterlichen Betrieb seine Arbeit aufnahm. In weiser Voraussicht und wohlwissend, dass die Übergabe eines Familienbetriebes mit mehreren Familien als Teilhaber nicht einfach ist, wurden zwei Universitätsprofessoren aus Innsbruck damit beauftragt, den Übergabeprozess zu begleiten und zu coachen. „Mein Gedanke damals war: In drei Monaten ist das über die Bühne. Als einer der Professoren meinte, normalerweise dauere das bei so einer Konstellation fünf bis sieben Jahre, hab ich mir gedacht, die wollen sich nur für längere Zeit ein schönes Nebeneinkommen sichern“, sagt Thomas Moriggl heute. „Tatsächlich ist es aber so, dass wir nach zwölf Jahren noch immer nicht ganz abgeschlossen haben.“ Die beiden Seniorinhaber sitzen immer noch im Verwaltungsrat, das operative Geschäft lenken Thomas und Gunnar Moriggl. „Wir wollen die beiden noch nicht gehen lassen, ihre Erfahrung ist für uns einfach zu wertvoll“, begründet der Unternehmer diese Entscheidung. Der Prozess der Übergabe und des Aufdröselns der Beziehungen untereinander sei ziemlich hart gewesen, erzählt Moriggl von dieser Phase in seinem Leben. „Da

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UNTERNEHMER & MÄRKTE waren zehn, zwölf Leute beteiligt und wir haben uns immer wieder unter Supervision der beiden Berater getroffen. Und natürlich sind da dann Dinge hochgekommen, die so mancher vielleicht schon lange mit sich herumgetragen hat“, erzählt Thomas Moriggl weiter und man merkt ihm an, dass der Gedanke an diese Sitzungen Emotionen in ihm weckt. Am Ende kam man überein, dass den anderen Teilhabern ihre Anteile abgekauft werden. Im Betrieb tätig, aber nicht beteiligt sind auch heute noch sowohl Geschwister von Thomas als auch von Gunnar Moriggl. UMZUG. Seit sechs Jahren lebt Moriggl

Thomas Moriggl führt gemeinsam mit seinem Cousin Gunnar das Unternehmen. Die Zuständigkeiten haben sich beide aufgeteilt. Thomas Moriggl ist für Marketing und Vertrieb verantwortlich, Gunnar Moriggl für den Rest. Bekannt ist die Firma Moriggl vor allem für ihre Methode der Rohrsanierung von innen, bei der verunreinigte Rohrleitungen von Schmutz und Rost befreit werden und anschließend mit einer Kunststoffschicht überzogen werden, ohne dass die Rohre herausgerissen werden müssen. Das Unternehmen, das in den 60er-Jahren gegründet wurde, hat seinen Sitz in Glurns und beschäftigt 75 Mitarbeiter. 2011 verbuchte die Moriggl GmbH einen Umsatz von rund 10 Millionen Euro. Die Moriggl GmbH sieht sich als Anbieter von Energie und Anlagetechnik. Wachsen will man in den nächsten Jahren vor allem mit speziellen Angeboten wie schlüsselfertige Badrenovierungen oder Bakterienbekämpfung im Trinkwasser.

ausgefunden, dass für ihn Musizieren einfach entspannender ist. Mittlerweile betreibe er kaum noch Sport. Nach Beruf, Familie – neben seinem Erstgeborenen hat Thomas Moriggl noch eine dreijährige Tochter – und Musik bleibe vom Zeitbudget nicht mehr viel übrig. Seit einigen Monaten ist Moriggl Mitglied der Naturnser Musikkapelle. Zuvor war er jahrelang Teil der Musikkapelle Burgeis. „Das war eine bewusste Entscheidung von mir“, begründet er seinen Schritt. „Wenn ich schon in Naturns sesshaft geworden bin, dann möchte ich auch zum Dorfleben etwas beitragen und mit den Menschen in Kontakt kommen.“ Als beruflich sehr engagierter Unternehmer sei es sonst nicht einfach gewesen, Leute im Dorf kennenzulernen.

Sein Engagement bei der Musikkapelle nimmt Thomas Moriggl sehr ernst. „Ich bin der Meinung, dass jeder etwas für die Gemeinschaft tun sollte, egal was. Sich ehrenamtlich zu engagieren, finde ich wichtig.“ Moriggl frönt nicht nur in den Reihen der Musikkapelle seinem Hobby Musik. Daneben tritt er noch mit einem BrassEnsemble auf. Außerdem ist er seit Jahren Mitglied der Jungunternehmer im Unternehmerverband, deren Arbeit er sehr schätze. DIE LAGE. Zwischen Haupt- und Nachspeise kommen wir dann auf die aktuelle wirtschaftliche Lage zu sprechen. Ist er mit dem vergangenen Geschäftsjahr zufrieden? Ja, ist die Antwort, wenn man die herrschende Wirtschaftssituation berücksichtige. Es hätte sogar Zuwächse gegeben. Als Grund für die überraschend positive Entwicklung seines Betriebes nennt Thomas Moriggl das Fokussieren auf Speziallösungen und besondere Dienstleistung, mit denen sich die Moriggl GmbH versuche abzuheben. Besonders erfolgreich sei man mit dem Angebot für Tourismusbetriebe, schlüsselfertige Bäder zu liefern. Gerade in Österreich würde dies sehr gut angenommen. Der Markt in Südtirol sei mittlerweile schwierig und im restlichen Italien sowieso. Zur aktuellen schwierigen Wirtschaftslage hat Moriggl seine eigene Meinung: „Diese Krise ist in meinen Augen eigentlich keine Finanzkrise, dies ist vor allem eine Vertrauenskrise. Und daran ist die Politik nicht unschuldig.“ ◀ PETER SEEBACHER

Fotos: Alexander Alber

in Naturns. Da seine Frau aus dem Unterland stamme und er selbst aus Burgeis, habe man sich ganz demokratisch darauf geeinigt, sich irgendwo in der Mitte zu treffen. „Uns gefällt es in Naturns gut“, bekennt Moriggl. So gut, dass man sich vor kurzem entschlossen habe zu bleiben und eine Wohnung zu kaufen. Was treibt er eigentlich in seiner Freizeit? Hat er überhaupt welche? „Ich mache Musik, ich spiele Posaune“, antwortet er nach kurzem Zögern. So, als wolle er das nicht unbedingt öffentlich machen. Beim Musikmachen könne er sich vollkommen entspannen und abschalten. „Da denke ich gar nicht mehr an die Arbeit. Für zwei Stunden bin ich dann völlig weg“, erzählt der 35-Jährige. Früher habe er sehr viel Sport betrieben. Laufen, Radfahren, Fußball – die ganze Palette. Sich vollkommen zu entspannen, das habe er dabei aber nie geschafft. Moriggl: „Beim Laufen oder Radfahren habe ich eigentlich die ganze Zeit an berufliche Dinge gedacht.“ Schließlich habe er her-

Moriggl GmbH

Garnelen in Tempura auf Karotten-Kokos-Püree

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Ravioli gefüllt mit Polenta auf Räucherlachscreme

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PR-INFO

MEHR ICT IN SÜDTIROL MIT DEDAGROUP UND DDWAY Mit dem Ankauf von CSC Italia Srl baut das führende ICT-Unternehmen der Region seine Kompetenzen in den Bereichen Beratung und Systemintegration weiter aus und liegt nun auf Platz neun der italienischen Software- und Dienstleistungsanbieter

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edagroup ICT Network fährt weiterhin großartige Geschäftsergebnisse ein. Letzthin hat das Netzwerk über den Mutterkonzern Dedagroup SpA das Unternehmen CSC Italia Srl, eine der beiden italienischen Niederlassungen des weltweit führenden Anbieters innovativer Services und IT-Lösungen, Computer Sciences Corporation, angekauft. DDway – so der neue Name des Betriebs seit dem Einstieg in das Netzwerk – festigt die führende Position des Konzerns weiter. Die Gruppe generiert nunmehr mit über 1.700 Mitarbeitern (300 davon in den Filialen Trient und Bozen) Jahresumsätze von nahezu 200 Mio. Euro. Durch den Ankauf kommen weitere 250 ausgewählte Großkunden zu den 3.300 Unternehmen und Einrichtungen hinzu, mit denen Dedagroup bereits auf lokaler und nationaler Ebene zusammenarbeitet. Darunter 4 Ministerien, 13 der größten Bankkonzerne Italiens und über 220 Unternehmen aus den Bereichen Produktion, Versorgung, Telekommunikation sowie nahezu alle Größen der italienischen Modewelt. Mit diesem Schritt und dank eines Geschäftsmodells, das die Integration der Kompetenzen sämtlicher Unternehmen des Netzwerks sowie die Aufwertung des Humankapitals in den Mittelpunkt stellt, fest in der Region TrentinoSüdtirol verwurzelt ist und konstant nach Ausbau und Entwicklung von Innovation und Knowhow strebt, konnte sich Dedagroup als regional führende Kraft nun auch unter den Spitzenunternehmen des italienischen ICT-Sektors positionieren. DDway stärkt insbesondere die Fähigkeit des Konzerns, auf die Bedürfnisse der Kunden betreffend Neuorganisation des Geschäftsmodells, Neupositionierung und Re-Engineering von Geschäftsprozessen einzugehen. Durch ICT werden die Öffnung nach außen sowie die Steigerung der Kompetenzen durch höhere Innovations- und Anpassungsfähigkeit begünstigt. Mit seiner systemischen Herangehensweise trifft Dedagroup sämtliche Entscheidungen in puncto Technologien nicht anhand der verfügbaren

Gianni Camisa, Geschäftsführer von Dedagroup und DDway

Lösungen, sondern vielmehr auf der Basis genauester Kenntnisse über den Unternehmenskontext des jeweiligen Kunden. Dynamische ERP-Lösungen, gezielte IT-Infrastrukturservices und Cloud Computing ermöglichen Kostenreduzierung, mehr Flexibilität und die unmittelbare Expansionsfähigkeit der Geschäfts- oder Marktbereiche. DDway bildet das Herzstück der System Integration des Konzerns, festigt dessen Position auf den Bezugsmärkten – Produktion, Öffentliche Verwaltung, Banken und Versicherungen – und erlaubt dank seiner strategischer Kompetenzen auf dem Gebiet der Beratung den Einstieg in neue Sektoren und die Erweiterung der Angebotspalette. Das Südtiroler Netzwerk wird um wertvolle Erfahrungen in den Bereichen

Business Intelligence und Dokumentenverwaltung bereichert und bietet neue Softwarelösungen. Dank eines erweiterten BankingPortfolios, starkem Wachstumspotenzial in den Bereichen Retail und Fashion und dem firmeneigenem Managementsystem von DDway, Stealth, das bereits von 60 Prozent der italienischen Unternehmen der genannten Sektoren verwendet wird, plant Dedagroup bereits neue ❧ Schritte zur internationalen Expansion.

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Dedagroup AG Bozen, Trient info@dedagroup.it www.dedagroup.it

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Immer der Nase nach Reicht Ihnen der Obstverkäufer manchmal Kirschen zum Kosten, und dann kaufen Sie welche, obwohl Sie das gar nicht vorhatten? Dann hat die Strategie des Multisensorik-Marketing gewirkt. Die moderne Version dieses Konzepts erobert zurzeit die ganze Welt - und auch Südtirol.

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ANWENDUNG. Dieses Wissen wird im Multisensorik-Marketing direkt umgesetzt. Einer der fünf Multisensorik-Bereiche befasst sich mit der Olfaktorik, dem Riechen. Auch Irene Moschén von der Mode-Boutique Moiré in Bozen nutzt das Konzept seit Längerem: „Ich verwende hier im Geschäft einen Luftveredler. Das ist ein Gerät, das aus der Luft alle negativen Gerüche herausfiltert und sie neutralisiert. Je nach Jahreszeit werden unterschiedliche Düfte versprüht. Im Winter eher ein warmer, nach Holz oder Zimt, und im Sommer eher frische Düfte wie Minze. Das wirkt sich stark auf die Atmosphäre im Geschäft aus und meine Kunden fühlen sich hier automatisch wohler.“ Das Besondere am Luftveredler ist, dass der Kunde die Gerüche, die das Gerät ver-

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Foto: stock.xchng/maiapi

enn Kinder einen Bauklotz in die Hand bekommen, dann betrachten und betasten sie ihn, werfen ihn auf den Boden, um zu hören, welches Geräusch er macht, stecken den Bauklotz in den Mund, um dessen Geschmack zu erfassen. Sie nehmen ihre Welt mit allen fünf Sinnen wahr: mit den Augen, den Ohren, der Nase, dem Mund und den Händen. Jedes Sinnesorgan liefert seine Beurteilung des Bauklotzes und aus ihnen entsteht dann das eine, entscheidende Urteil: Mag ich oder mag ich nicht? Wenn Erwachsene ein neues Sofa kaufen wollen, dann läuft das ähnlich ab – auch sie testen zuerst einmal die Bequemlichkeit und setzen sich darauf. Durch die Forschungen wird immer klarer, wie einflussreich oder gar entscheidend das Drumherum bei einem Kauf ist: ob der Kunde das Sofa Probesitzen darf, wie warm oder kalt es im Geschäft ist, ob es angenehm riecht, wie der Verkäufer den Kunden behandelt und auftritt, aber auch welche Farbe die Wände haben, welche Musik im Hintergrund läuft und wie das gesamte Geschäft beleuchtet ist.

Was wir über Augen, Nase und Mund wahrnehmen, beeinflusst unsere Kaufentscheidungen bewusst und unbewusst.

sprüht, nur unbewusst wahrnimmt. Das Unterbewusstsein wiederum speichert die Kaufsituation als Gefühl ab. Wie sauber die Luft riecht, hat also großen Einfluss darauf, ob ein positives oder negatives Gefühl in Erinnerung bleibt. Ein Kunde, der sich im Geschäft wohlfühlt, bleibt länger und kauft eher etwas, als ein Kunde, der vom starken Parfum im Raum Kopfschmerzen bekommt und deshalb instinktiv aus dem Geschäft fliehen möchte. „In Südtirol gibt es noch nicht so viele Geschäfte, die Luftveredler verwenden“, weiß Klaus Resch. Seine Firma Real Commerz vertreibt in ganz Italien diese Geräte, bietet Beratungen an und hilft auch dabei, Farben der Wände und Düfte auf einzelne Geschäfte abzustimmen. „Bei uns sind die Luftveredler noch nicht so verbreitet, weil sie ein ziemlicher Kostenfaktor sind. Der Anschaffungspreis liegt zwischen 1.000 und 5.000 Euro. Pro Jahr kommen dann noch 600 Euro für die Duftstoffe hinzu“, erklärt Resch. Irene Moschén hingegen glaubt nicht, dass der Kostenfaktor das Problem ist: „In den Geschäften der großen Ketten hier in Bozen wird dieses System schon lange angewandt, da gibt es einheitliche Vorschriften. Unbekannt ist die Multisensorik besonders bei den typischen Südtiroler Unternehmen, den traditionellen Geschäften. Die laufen aber ziemlich gut und arbeiten mit den Stammkunden. Hier gibt es meiner Meinung nach einfach keinen Bedarf nach Verbesserung. Es würde auch nicht authentisch ausschauen, wenn ein Geschäft, das blaue Schürzen und „Sarner Toppar“ verkauft, mit moderner Einrichtung und bunten Wänden Kunden anzulocken versuchen würde.“ Außerdem: Luftveredler werden vor allem dort gekauft, wo es Probleme mit unangenehmen Gerüchen gibt, wie Fachmann Klaus Resch weiß: „In Florenz kämpfen alle gegen starke Abwassergerüche, die sehr unangenehm sind. Generell verwen-

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

DIE FÜNF SINNE Jeder der fünf Sinne beeinflusst unsere Kaufentscheidung

tasten

riechen

Das Berühren eines Produktes verleitet den Kunden zum Kauf

Der Geruch eines Geschäftes lässt den Kunden sich wohlfühlen

sehen det man die Luftveredler nicht bloß in Geschäften, sondern vielfach auch in Hotels, Büros und Wartezimmern.“

Ordnung erleichtert die Auswahl

FÜNF SINNE. Die Olfaktorik ist nur ei-

ner der fünf Bereiche der Multisensorik. Heute weiß man beispielsweise, dass, wenn ein Kunde einen Gegenstand bereits in der Hand gehalten hat, er diesen eher kaufen wird, als wenn er diesen nur ansieht. In diesem Fall stellt sich beim Kunden nämlich das Gefühl ein, dass er den Gegenstand bereits einmal besessen hat – und damit wird er für ihn wertvoller. „Wir haben unsere Kleider hier so an den Bügeln aufgehängt, dass sie sich berühren. Der Kunde muss die Kleider auseinander schieben, um sie betrachten zu können, und fasst sie auf diese Weise an. Er spürt die Qualität der Stoffes und weiß dadurch schon viel mehr über das Produkt, als wenn er dieses nur betrachten würde“, bestätigt Irene Moschen. Forscher nennen als Beispiel eines gelungenen multisensorischen Produktes das iPhone. Apple ist es gelungen, seine Kunden dazu zu bringen, das Smartphone zu streicheln – und zwar mit mehreren Fingern. Dadurch werden im Gehirn Zonen aktiviert, die mit Intimität verbunden sind, denn man streichelt nur Dinge, die man liebt. Ein Experiment hat gezeigt,

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hören Musik kann die Stimmung heben

schmecken Das Verkosten eines Produktes animiert den Kunden zum Kauf

dass beim Läuten eines iPhones im Kopf der Besitzer der Bereich für Beziehung und Liebe aktiviert wird und nicht der Bereich, der für Objekterkennung zuständig ist. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Apple-Käufer nochmals ein iPhone kaufen wird, sehr viel höher. Doch wie der Tastsinn angesprochen werden will, möchte auch das Ohr zum Zuge kommen: Hintergrundmusik in Geschäften übt großen Einfluss darauf aus, wie lange der Kunde im Geschäft verweilt und sich die Produkte ansieht. Genauso, wie nur gut beleuchtete Produkte eingehend betrachtet werden, weil im Halbdunkel die Farben eines Kleides nicht beurteilt werden können. Schlussendlich wird ein Geschäft oder eine Marke immer auch nach den Personen, die den Kontakt zu den Kunden herstellen, definiert. Sind diese gepflegt, freundlich und aufmerksam, bleibt das gesamte Unternehmen in guter Erinnerung. Doch aufgepasst – auch bei der Beurteilung von Mitmenschen spielen nicht nur die Augen, sondern auch Ohren und Nase eine große Rolle. Denn auch Menschen werden von ihren Mitmenschen multisensorisch wahrgenommen. ◀ MARA MANTINGER

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GELD & FINANZEN

„Das Neue freudig begrüßen“ Der bekannte Wirtschaftswissenschaftler und Managementberater Fredmund Malik über die Veränderung des Wachstums, die Ohnmacht der Politik und was man in den Bergen für das eigene Unternehmen lernen kann. SÜDTIROL PANORAMA: „Wirtschaft und Gesellschaft am Scheideweg“ hieß der Titel Ihres Vortrages beim Top Management Forum 2013 in der Eurac in Bozen. Ist der Titel nicht ein wenig übertrieben?

Das ist nicht übertrieben, denn die herkömmlichen ökonomischen und politischen Maßnahmen wurden nun mehrere Jahre lang so massiv eingesetzt, wie nie zuvor in der Geschichte. Entweder müssen diese nun ganz schnell und markant zu wirken beginnen, oder man muss akzeptieren, dass man grundlegend neue Wege braucht. Auf die bisherige Weise wurde zwar Zeit gewonnen, aber kaum ein Problem gelöst. Die Schuldenberge sind noch größer geworden und die nötigen Reformen der öffentlichen Institutionen und auch des Finanzsystems sind bisher kaum begonnen worden. Bisher hat man versucht, das alte System durch gewaltige Finanzmittel aufrechtzuerhalten. Wir haben nicht nur eine Finanz- und Schuldenkrise, sondern es geht um etwas weit Größeres. Was als Finanzkrise verstanden wird, sind die Geburtswehen einer Neuen Welt. Wir stehen in einer tiefgreifenden Umwandlung von Wirtschaft und Gesellschaft, deren Anfänge ich erstmals 1997 in einem Buch beschrieben habe. Ich nannte diesen Veränderungs-Prozess schon damals „Die Große Transformation 21“. Es ist eine Metamorphose von der Alten Welt zu einer Neuen Welt, vergleichbar mit dem Wandel von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft vor gut 250 Jahren, diesmal nur weit umfassender und komplexer. FREDMUND MALIK:

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„Auf die bisherige Weise wurde zwar Zeit gewonnen, aber kaum ein Problem gelöst.“ Fredmund Malik

Sparen und Kosten reduzieren sind wohl die häufigsten Begriffe, die in Unternehmerkreisen zurzeit fallen. Ist das der richtige Weg?

Fast alle Unternehmen müssen derzeit ihre Ergebnisse verbessern. Mit den bisherigen Methoden funktioniert das aber immer weniger. Das heutige Motto lautet daher: Neu und anders! Selten zuvor gab es so viele Chancen, grundlegend umzudenken und die Dinge auch neu anzupacken. Zum Glück gibt es dafür heute auch ganz neue Hochleistungs-Methoden und –Tools, die viele aber noch nicht kennen. Damit werden Einsparungen im hohen zweistelligen Bereich möglich, die mit den alten Mitteln gänzlich unvorstellbar sind. Eine dieser Methoden sind die von uns entwickelten Syntegrations-Verfahren für innovative Lösungen, die man innerhalb von kürzester Zeit umsetzen kann. Die Unternehmen stellen zurzeit Investitionen soweit wie möglich zurück, es herrscht ein Klima der Unsicherheit. Wie könnte man dem entgegenwirken?

Das ist in Zeiten großer Umbrüche die neue Normalität, weil alles viel komplexer geworden ist. Darauf muss man sich einstellen und dann ergeben sich fast immer ganz neue Chancen und Möglichkeiten. Dafür sind auch neue Managementsysteme und Organisationsformen nötig, sowie neue Strategien. Diese habe ich in meinem jüngsten Buch über Strategie dargestellt. Dort sind zum Beispiel neue, zuverlässige Strategien für das Innovieren beschrieben und auch neue Methoden, mit denen man fast garantiert in kurzer Zeit eine unangreifbare Alleinstellung im Markt aufbauen kann. Wirtschaft braucht Wachstum. Stimmen Sie dieser Aussage zu? Und wie könnte Wirtschaft anders funktionieren?

Das Wachstum kann und wird weitergehen, aber es ändert seine Richtung. Heutige Produkte, Materialien, Werkstoffe, Herstellungsverfahren, Vertriebssysteme usw. werden zum Teil radikal durch neue ersetzt. Beispiele dafür gibt es bereits genügend, etwa in der Informatik und in den Biotechnologien. Altes stirbt aus und Neues entsteht. Das ist der Lauf der Zeit, besonders in der „Großen Transformation“, von der ich sprach. Sich dagegen zu stemmen, ist wenig sinnvoll. Das Neue freudig begrüßen, ist die unternehmerische Maxime. Viele Leute wissen immer ganz genau, „warum es nicht geht.“ Das ist leicht, aber es hilft nicht, und daher sollte man ihnen gar nicht zuhören. Sondern man soll fragen: Was kann ich tun, damit es geht? In Ihrem Vortrag ging es auch darum, dass bei der Überwindung der Krise den Führungskräften eine wichtige Rol-

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Foto: Malik Management Zentrum St. Gallen AG

GELD & FINANZEN

Am 8. Februar 2013 referierte Fredmund Malik im Rahmen des Top Management Forum Bozen in der Europäischen Akademie über das Thema „Wirtschaft und Gesellschaft Europas am Scheideweg“

le zukommt. Ist es nicht vor allem die Politik, welche die Richtung vorgibt? Was können da Manager ausrichten?

Allein kann die Politik immer weniger bewirken. Gerade die politischen Maßnahmen sind heute oft enorm kontraproduktiv. Aber es gibt auch die überaus positiven Fälle, wie zum Beispiel die Stadt Fürth in Bayern, die jahrelang vergeblich versuchte, ihre Finanzlage zu verbessern. Es wurden nur die politischen Gräben noch tiefer. Dann sollte die Stadt unter Kuratel gestellt werden. Zum Glück entdeckte die Finanz-Referentin der Stadt unsere Syntegrations-Methoden. Damit fanden im Juli 2010 innerhalb

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von nur drei Tagen die 40 wichtigsten Personen der Stadt neue Lösungen, an die noch niemand gedacht hatte. Das Projekt hieß „Befreiungsschlag“. Nur zwei Jahre später ist die Stadt wieder gesund und funktioniert besser als je zuvor. Sie sagten auch, dass sich Führungskräfte weiterentwickeln müssen. Haben wir zurzeit die falschen Personen an den Schlüsselpositionen der Unternehmen?

Es liegt weniger an den Personen, als an den falschen Methoden und Werkzeugen, die viele noch immer benützen. Dort liegen die größten Ent-

wicklungsmöglichkeiten. Das Schöne daran ist, dass man diese sofort einsetzen kann. Das Neulernen und Umdenken kommt dann fast von selbst, denn man sieht sehr schnell die neuen Wirkungen. So haben wir ein Instrument für den Umgang mit Komplexität entwickelt. Schon innerhalb weniger Tage kann man damit ganz neue Stellhebel für innovative Lösungen finden. In der niederösterreichischen Stadt Tulln hat der Bürgermeister damit eine Initiative gestartet, bei der sogar Schülerinnen und Schüler mit großer Begeisterung neue Lösungen für die heutigen Herausforderungen der Stadt entwickeln.

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KOMMENTAR VON THOMAS AMONN

Dysfunktion Das seit 2005 geltende italienische Wahlgesetz ist dazu angetan, klare Regierungsmehrheiten hervorzubringen: Die Listenverbindung, die mit der relativen Mehrheit der Stimmen bedacht wird, erhält als Prämie in der Kammer so viele zusätzliche Sitze als Siegerprämie, dass die absolute Mehrheit gesichert ist. Also sollte der Anreiz für die Wähler sehr gering sein, für politische Parteien zu stimmen, die sich der Einreihung in einen Links- und einen Rechtsblock verweigern – unabhängige Kleinparteien haben von vornherein keine Chance auf Regierungsteilhabe. Soweit die Theorie. Doch wie sieht die Praxis aus? Wenige Wochen vor den Parlamentswahlen kommen das Mitte-LinksBündnis unter Premierkandidat Luigi Bersani und das von Silvio Berlusconi angeführte Mitte-Rechts-Bündnis gemäß Umfragen mit Ach und Krach auf 60% der Wählerstimmen. Und selbst diese 60% verklären die Wirklichkeit: Die Kleinparteien Lega Nord im Mitte-RechtsBündnis und Nichi Vendolas SEL im MitteLinks-Bündnis stellen notorisch wankelmütige Partner dar. Also liegt die Anzahl der Wähler, die sich dem Entweder-Oder-Zwang unterwerfen, eher bei 50% als bei 60% – trotz Alternanzlogik des Wahlsystems ist die Dispersion der Stimmen größer denn je. Italien steht damit nicht allein da in Europa: In Griechenland ist die Parteienlandschaft in tausend Fetzen zerstoben, bei den Wahlen im Mai 2012 blieben alle Parteien unter der Schwelle von 20%. Auch in Spanien zeigen die Umfragen, dass im Zuge des Parteifinanzierungsskandals Mariano Rajoys die Tendenz zur politischen Zersplitterung zunimmt. Im Kontrast zu Südeuropa zeichnet sich Nordeuropa – ob Deutschland, Frankreich oder Vereinigtes Königreich – durch eine kompaktere Parteienlandschaft und eine dementsprechend höhere Wirksamkeit und Verantwortlichkeit der Regierungen aus. Die Dysfunktionalität und Entscheidungsschwäche des politischen Systems gehören zu den größten Handicaps Italiens wie auch der anderen südeuropäischen Länder. Wie Lorenzo Bini Smaghi, Ex-Direktoriumsmitglied der EZB, in einer glasklaren Analyse in der Financial Times ausführt, wirkte sich die politische Führungsschwäche Italiens zwar schon immer in Form von populistischen Wahlgeschenken, Schuldenmachen und vermiedenen Reformen aus, doch konnte sich die italienische Wirtschaft bis Anfang der 90er durch Abwertung der Lira der negativen Folgen entziehen. Seit Einführung des Euro geht das nicht mehr – die Wirtschaft lahmt, und die politische Willensbildung wird immer dysfunktionaler, in Italien wie im restlichen Südeuropa.

Stimmen Sie der Einschätzung vieler Experten zu, die sagen, dass das Jahr 2013 ein wichtiges Schlüsseljahr beim Überwinden der Eurokrise sein wird?

2013 wird das Jahr der Entscheidung dafür sein, ob die bisherigen Maßnahmen endlich durchgreifend wirksam sind, oder ob sie ganze Länder, wie Griechenland, in die Knie zwingen. Mit den Milliarden von Euros kann man ganz Griechenland und auch die anderen Ländern innerhalb kurzer Zeit von Grund auf reformieren. Ende Februar starten wir dort ein Pilotprojekt gemeinsam mit dem größten griechischen Ministerium. Auf Ihrem Blog haben Sie Ende Januar 2013 die Einschätzung veröffentlicht, dass die positiven Zeichen an den Börsen eigentlich Indikatoren für eine kommende Talfahrt seien. Woran machen Sie das fest und befinden wir uns jetzt schon auf besagtem Weg nach unten?

Es gibt ganz bestimmte Muster an den Finanzmärkten, an denen man die Wahrscheinlichkeiten ablesen kann, in welche Richtung es geht. Zwar gibt es keine Sicherheiten, aber man kann sich an gewissen Merkmalen orientieren, so wie bei der Beurteilung des Wetters oder der Lawinengefahr. Wirtschaftlich ist heute die wichtigste Strategie nicht die Vermehrung von Geld, sondern die Erhaltung von Geld. Man muss sein Kapital zusammenhalten, damit man die großen Chancen dann nutzen kann, wenn sie da sind. Das braucht auch Geduld. Dabei geht man gar keine Risiken ein und hat dennoch alle Chancen. Es ist bekannt, dass Sie begeisterter Bergsteiger sind, auch dort geht es oft darum, immer höhere und steilere Berge zu erklimmen. Um bei Bildern aus dem Alpinismus zu bleiben: Ist es nicht so, dass wir in den letzten Jahrzehnten einfach zu sehr daran gewöhnt waren – wirtschaftlich gesehen – immer neue und höhere Berge besteigen zu können, ohne uns richtig anstrengen zu müssen?

Das ist ein sehr gutes Bild. Bildlich gesprochen hatten wir eine anhaltende Schönwetterlage. Jetzt hat das Wetter für eine Zeitlang umgeschlagen. Ein bekannter Spruch sagt, dass es nur zwei Arten von Bergsteigern gibt – nämlich kühne und alte. Gerade Südtiroler Bergsteiger-Pioniere haben vorgemacht, wie man beides zusammenbringt. Ich denke

„Mit zuverlässigen Prognosen kann man heute tatsächlich nicht mehr rechnen.“ Fredmund Malik

da an Battista Vinatzer und natürlich an Reinhold Messner, der in einzigartiger Weise Kühnheit, Vorsicht und Professionalismus miteinander verbunden hat. Vor allem denke ich aber auch an die vielen hoch professionellen Südtiroler Bergführer, wie Ivo Rabanser und ganz besonders an Hermann Comploj aus Wolkenstein, mit dem ich nunmehr seit fast 30 Jahren zu allen Jahreszeiten in den Bergen sicher und gesund unterwegs bin. Um ein guter Manager zu sein, muss man zwar nicht Bergsteigen. Aber in den Bergen kann man viel lernen, was einem auch in der Praxis sehr hilft. So war es auch bei meinem eigenen Unternehmen. Können in dieser globalen, immer komplexer werdenden Wirtschaftswelt überhaupt noch zuverlässige Prognosen über die Entwicklungen gestellt werden? Viele der Fachleute lagen bei den Voraussagen für 2012 ja ziemlich daneben. Siehe Entwicklung des Euro.

Mit zuverlässigen Prognosen kann man heute tatsächlich nicht mehr rechnen, aber man kann auch ohne zuverlässige Prognosen erfolgreich sein. Die Schlüsselfrage dafür lautet: Wie muss ich heute handeln, wenn ich nicht genau weiß, wie die Zukunft wird, eben weil eine Neue Welt im Entstehen ist? Daher sollte man die Wörter „Optimismus“ und „Pessimismus“ vorerst aufgeben. Wichtig ist vielmehr nüchterner Realismus. Was man aufgrund einer realistischen Lagebeurteilung dann tut, kann wiederum sehr optimistisch sein. Das ist ja die eigentliche Leadership, von der heute so viele reden, aber nicht immer so genau wissen, was das denn praktisch bedeu◀ tet. INTERVIEW: PETER SEEBACHER

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GELD & FINANZEN

KOLUMNE

Wo ist sie denn, die Eurokrise? Auf einmal redet niemand mehr von der „Eurokrise“. Und die Aktienmärkte der Südländer steigen. Es besteht gute Hoffnung, dass sich das fortsetzt, auch wenn die Probleme Europas noch lange nicht gelöst sind.

MAX OTTE ist Professor für allgemeine und internationale Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms und Professor für Unternehmensanalyse und -diagnose an der Karl-FranzensUniversität Graz.

IN den letzten Wochen ist es ruhig geworden um die Eurokrise. Man hört nicht mehr viel davon. Die Refinanzierungsschwierigkeiten Zyperns waren den Medien keine Schlagzeilen mehr wert. Sicher, es handelt sich nur um 0,2 Prozent des BIP der Euroländer. Aber welch ein Unterschied zum nicht wirklich wichtigeren Griechenland, wo es angeblich um „Krieg oder Frieden“ (Jean-Claude Juncker) ging. Die Renditedifferenzen bei Staatsanleihen zwischen dem Norden und dem Süden gehen dramatisch zurück. Die Kurse der Aktien der Südländer sinken. Mit dem Draghi-Put wird die Europäische Zentralbank den Südländern wieder unbegrenzt Liquidität zur Verfügung stellen, falls dies notwendig werden sollte. Ich habe Ihnen an dieser Stelle mehrfach geschrieben: Der Euro wird von der herrschenden politischen Elite mit aller Kraft gerettet. (Dabei retten wir den Euro gar nicht – welche Verdrehung der Tatsachen – sondern wir stellen nur sicher, dass kein Land aus der Eurozone ausscheidet. Was das mit einer „Rettung“ des Euro zu tun hat, muss man mir erst einmal erklären.) Wir beschädigen vielleicht die Demokratie. Wir schaffen Unfrieden in Europa. Wir stürzen die Bevölkerungen etlicher Südländer ins Elend. Aber wir werden die Eurozone verteidigen, komme was wolle. Das heißt: mehr Geld, mehr Liquidität, mehr Inflation im Norden. In einer solchen Situation sind Sachwerte besser als Geldforderungen. Auf einmal ist das Interesse an italienischen, spanischen (und anderen südeuropäischen) Aktienfonds hoch. Dabei ist der spanische IBEX-Index seit letztem Sommer um 50 Prozent, der italienische MIB um 25 Prozent und der griechische Aktienmarkt um 70 Prozent gestiegen. Es ist immer wieder dasselbe

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Spiel – wenn es massiv gedreht hat, kommen die Anleger zurück. „Erst einmal Bodenbildung abwarten“ wird das genannt. Einen der dümmsten Börsensprüche, die ich kenne. Das Problem ist nämlich, dass Sie sich erst dann sicher sein können, dass der Boden gebildet wurde, wenn Sie schon sehr weit davon weg sind und massiv Rendite verschenkt haben. Das gilt für Indizes wie auch für einzelne Aktien. Die griechische Telekom, die ich im letzten Herbst an dieser Stelle bei ca. 2 € als Idee genannt habe, steht nun bei 6,20 €. Noch sind die südeuropäischen Märkte im Großen und Ganzen sehr billig. Aber eben nicht so billig wie vor einigen Monaten. Interessant ist nach wie vor Energias der Portugal, bei der die Chinesen vor etwas mehr als einem Jahr 20 Prozent zu 3,45 € je Aktie gekauft haben. Auch der gesamte italienische Aktienmarkt ist noch billig, ENI, ENEL und Telecom Italia allemal. Es gibt also durchaus noch Chancen. Europas Probleme sind deswegen noch lange nicht gelöst. Der Süden steht vor weiteren schmerzhaften Anpassungsprozessen, während im Norden wahrscheinlich die Inflation steigen muss. Ein selektiver Austritt einiger Länder – dazu gehört Italien nicht! – wäre sicherlich besser. Dann könnten einzelne Volkswirtschaften eine Zins- und Währungspolitik betreiben, die ihnen jeweils angemessener wäre. Aber dazu wird es die europäische politische Kaste wohl nicht kommen lassen. P.S.: Ganz habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Griechenland vielleicht doch noch aus der Eurozone ausscheiden wird. Wir lesen uns! Ihr Prof. Dr. Max Otte

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GELD & FINANZEN

Herausforderungen für Banken Der österreichische Bankenexperte und Berater Christian Rauscher über die Probleme des Bankensektors und warum in Zukunft der Bankkunde mehr mitgestalten wird. SÜDTIROL PANORAMA: Herr Rauscher, welche sind die großen Herausforderungen für der Banken?

Der Zwang, Kosten zu sparen, sorgt dafür, dass auch Banken nach neuen Wegen für den Umgang mit den Kunden suchen müssen

CHRISTIAN RAUSCHER: Die heutige Si-

tuation in der Bankenwelt ist mit Sicherheit ganz maßgeblich von der inversen Zinsstruktur charakterisiert. Das wichtigste Ertragsfeld der Banken hat es ganz hart getroffen. Was bedeutet, dass Banken heute unter einen ganz massiven Kostendruck geraten sind. Und sich dementsprechend auf die Suche nach Potenzialen begeben, in denen Kostenpositionen reduziert oder zumindest das Kostenniveau eingefroren werden kann. International erleben wir das im großen Maßstab. Die Banken haben begonnen, Mitarbeiter abzubauen, was einen schmerzhaften Einschnitt darstellt und mit Sicherheit in Richtung Zukunft keine Wachstumspotenziale zulässt. Eigentlich ist es ein Gesundschrumpfungsprozess, der momentan stattfindet.

Ganz einfach – wenn man sich die Ertragsstruktur der Banken anschaut, sind wir nach wie vor in einem Bereich – in Österreich zumindest – wo der Großteil der Erträge zinskurvenabhängig ist. Lediglich aus Teilbereichen, wie z.B. aus dem Provisionsgeschäft, können Zusatzerträge lukriert werden. Insgesamt muss man feststellen, dass das Geschäftsmodell der Banken sehr anfällig ist für die internationalen Zinskurven und die Entwicklungen derselben. Insofern sind Banken heute umso mehr gefordert, ihre Geschäftsmodelle zu hinterfragen und dahingehend zu optimieren, dass neue Absatzwege erschlossen werden - sofern man an Wachstum denkt. Ich möchte jedoch noch einen kleinen Silberstreifen am Horizont

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Foto: stock.xchng/iancarry

Wieso ist der Kostendruck in Summe so massiv ausgebrochen?

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GELD & FINANZEN zeichnen. Natürlich ist das Risikothema ganz kurz beleuchtet und da zeigt sich durch den Ausblick auf das Jahr 2013 wieder ein leichtes Anspringen oder zumindest die Hoffnung darauf. Das dürfte das Risiko auf Firmenkundenseite etwas in Grenzen halten.

le auch Mundpropaganda zu betreiben, und haben darüber einen besseren Zinssatz erhalten. Das sind neue basisdemokratische Reformen mit einer Kundenintegration, die sicherlich für Banken eine Wachstumschance darstellen. Hinsichtlich der Wachstumschance – jetzt geht es darum, Geschäftsmodelle zu finden, neue Ertragschancen zu kreieren – das könnte etwa über Marketing 3.0 gelingen. Wie konkret kann eine Bank jetzt an diese Herausforderung herangehen, um neue Ertragsquellen für sich zu finden?

Eine Wertung erachte ich als nicht zulässig. Natürlich haben wir ganz deutlich gesehen, dass im Zeitalter der Krise, beginnend mit 2008, beispielsweise durch die Menschen und Bürger nähere Geschäftsmodelle einen gewissen Rückenwind erhalten haben. Die Tendenz ist auch zu kleineren Strukturen gegangen, im Vergleich zu den globalen Konzernen. Was bedeutet, dass die Geschäftsmodelle der Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken, die genossenschaftlich organisiert sind bzw. einen Förderauftrag inkludiert haben, insgesamt von der Bevölkerung positiv aufgenommen worden sind. Ganz allgemein stehen wir wirtschaftlich an einer Umbruchsituation, in der wir heute gefordert sind, als Bank den Kunden nicht nur einen einzelnen Kundennutzen zu schaffen, was auch der klassische Ansatz des Relationship Marketings ist, hier wechselseitig profitable Kundenbeziehungen einzugehen – ganz bewusst in diese Beziehung zu investieren, die langfristig ertragreich sein soll. Wir müssen uns langsam damit anfreunden, dass wir uns in Richtung eines Marketing 3.0Ansatzes bewegen. Das bedeutet, wir müssen nicht nur in die Richtung eines einzelnen Kunden profitabel sein, sondern wir müssen auch einen Nachweis erbringen, dass wir für die Gesellschaft einen Beitrag leisten. Die Existenzberechtigung der Banken speist sich genau daraus.

Foto: Foto-Video-Weiss

Gibt es Sektoren, deren Geschäftsmodell lebensfähiger ist als das von anderen? Und wie sieht der Vergleich zum internationalen Feld aus?

Christian Rauscher ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens emotion banking & victor mit Sitz in Baden bei Wien

„Der Marketing 3.0-Gedanke inkludiert natürlich auch ein hohes Maß an Transparenz. Der Kunde bekommt Freiraum fürs Mitgestalten und Mitmachen“ Christian Rauscher

Wie benötigen hier zwei Ansatzpunkte. Erster Ansatzpunkt ist einer, den wir mit unserem Marketinginstrument victor ganz eindeutig konkretisieren. Damit stimulieren wir „banking exzellenz.“ Dies inkludiert eine „banking effizient“, das bedeutet, wir müssen zunächst die internen Ertragspotenziale heben und greifbar machen. Da müssen wir feststellen, was ist für unsere Leistungserbringung erforderlich, welche Teile führen zu welchen Ertragsoptionen und wo verschleudern wir Ressourcen. Das heißt: Wo bringen wir einen Einsatz, der sich letztendlich nicht rechnet? Wir brauchen Zahlen, Daten, Fakten – das ist für uns die Stufe der banking exzellenz. Diese brauchen wir aus einer ganzheitlichen Perspektive und da setzen wir an. Und der zweite Ansatzpunkt?

Das eigene Haus leistungsfähiger zu machen, bedeutet auch herauszufinden, ob die strategische Ausrichtung von den Mitarbeitern nicht verstanden wird, ob die Struktur nicht zur strategischen Zielsetzung passt, ob es Ressourcenengpässe oder Überkapazität gibt. Kurz gesagt: Herauszufinden, ob man nicht effizient genug unterwegs ist. Dieser zweite Ansatzpunkt ist natürlich auch Ansatzpunkt für Innovation und Weiterentwicklung.

Nehmen die Banken diesen Ansatz an?

Es zeigt sich ganz deutlich die große Berührungsangst im Bankenbereich, die diesen Marketing 3.0-Gedanken haben. Denn dieser inkludiert natürlich auch ein hohes Maß an Transparenz, am Mitgestaltungsmöglichkeit für die Kunden, und führt zu einer massiven Machtverschiebung. Nicht die Banken sind die Gestalter, sondern der Kunde bekommt

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Freiraum fürs Mitgestalten und Mitmachen. Wie es beispielsweise die Fidor Bank in Deutschland vorgelebt hat. Eine Mitmachaktion mit dem FidorLike-Zinssatz. Wo eine Aktion im Internet angelegt wurde, wie viele Likes eine Bank erzielen kann. Dementsprechend waren die Kunden motiviert, die Bank weiterzuempfehlen, an dieser Stel-

Abschließend Ihre Empfehlung an die Banken für das Jahr 2013? Welches sind die drei wichtigsten Themenblöcke, an denen Banken 2013 arbeiten sollten?

Klarheit schaffen, Leistungskapazitäten aufbauen und Aufbruchsenergie in ◀ Richtung Innovation investieren. INTERVIEW: RED

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KARRIERE

Foto: Alex Abbasciano

Bildung in den Bergen

Alle Eltern wollen für ihre Kinder das Beste. Manche scheuen dafür keine Kosten. Nur wenige Hundert Kilometer von Bozen entfernt befindet sich eine der exklusivsten Ausbildungsstätten der Schweiz. Ein Besuch im Lyzeum Alpinum Zuoz, wo auch Südtiroler zur Schule gehen.

A

nders wie vielleicht für so manchen Schüler ist unser Weg in eine der renommiertesten Ausbildungsstätten der Schweiz alles andere als geradlinig. Kurvenreich geht es zuerst durch das Vinschgau, dann über Müstair und den Ofenpass nach Zernez. Nach einer kurzen Kaffeepause, die uns am eigenen Leibe erfahren lässt, was der Euro in der Schweiz noch wert ist (nämlich nicht viel), geht es weiter nach Zuoz. Zuoz ist ein kleines Dorf im Oberengadin, liegt auf rund 1.700 Meter Meereshöhe und hat gerade einmal rund 1.300 Einwohner. Ein durchschnittliches, beschauliches Schweizer Bergdorf, möchte man meinen. Dass das täuscht, erschließt sich dem Besucher spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem er den langgezogenen Komplex in

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„Das Lyceum Alpinum kann auf eine illustre Schar von Absolventen zurückblicken“ Orange gehaltener, herrschaftlich anmutender Häuser am Westhang des Dorfes erspäht. Umgeben von Fußball-, Cricketund Tennisplätzen, die im alpinem Winter zu Eishockeyplätzen umfunktioniert werden. Aus dem Schornstein der groß-

zügig dimensionierten Turnhalle dringt sanft Wasserdampf. Tief verschneit zeigt sich das Engadiner Tal, die hochalpine Luft füllt kalt und klirrend die Lungen, das Summen einer Aufstiegsanlage ist ganz leise aus der Ferne zu hören. Kein Mensch ist zu sehen und würde man nicht wissen, dass hier rund zweihundert Sprösslinge der weltweiten Elite hinter den hundert Jahre alten Mauern in ihren Schulräumen sitzen, würde man keinen Unterschied zu einem beliebigen Dorf in den Schweizer Alpen merken. Das bereits 1902 gegründete Lyceum Alpinum Zuoz kann auf eine illustre Schar von Absolventen zurückblicken. PorscheErbe Ferdinand Alexander Porsche gehörte ebenso dazu wie Afrikahelfer Karlheinz Böhm, Schauspieler Götz George

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KARRIERE

Foto: Alex Abbasciano

Massimiliano (li.) und Konstantin: Aus Rom und Südafrika nach Zuoz

Der Spirit von Zuoz Das Lyceum Alpinum Zuoz nahm als „Institut Engiadina“ 1904 die ersten Schüler auf. Gründungsväter waren fünf Engadiner Honoratioren. Bereits die erste Schulklasse in der Geschichte des Lyceums war international besetzt: zehn Schweizer saßen neben vier Amerikanern, drei Franzosen, drei Engländern und zwei Russen in der Schulbank. Die Internationalität der „höheren Lehranstalt“ war den Gründervätern wichtig. Bereits 1913 wurde ordentlich erweitert, die Internatsschule um ein Verwaltungsgebäude, Theater- und Konzertsaal, Hallenbad und Krankenabteilung vergrößert. Die Schülerzahl wuchs auf 137 an. Nach dem Ankauf der Felder rund um das Lyceum Alpinum Zuoz wurden darauf Sportstätten errichtet. Auch ein Cricketfeld - das höchstgelegene Europas - wurde darauf angelegt. Sport spielt im Engadiner Internat bis heute eine große Rolle und der Einfluss des englischen Sportgeistes - das Engadin ist stark von den seit über hundert Jahren im Tal urlaubenden Briten geprägt - ist unübersehbar. So ist etwa das Lyceum Alpinum Zuoz einer der wenigen akademischen Orte außerhalb von Eton (GB), wo „Eton Five“ gespielt wird, ein Ballspiel in der Art von Squash, bei dem der Ball mit der handschuhbekleideten Hand gespielt wird. Neben viel Sport treiben - das Leitmotto des Lyceum Alpinum ist „Mens sana in corpore sano“ - kann an der Internatsschule auch das deutsche Abitur, die Schweizer Matura (oder auch beides gemeinsam) und das Diplom des Internationalen Bakkalaureats erworben werden. Die Schüler sind zwischen 12 und 19 Jahre alt, seit 1991 sind auch Mädchen zugelassen. Die Ausrichtung ist nach wie vor international, den größten Teil der Schüler stellen die Schweiz und andere deutschsprachigen Länder. Auch einige Südtiroler haben in den vergangenen Jahren ihre Hochschulreife im Engadin erworben. Der Schulaufenthalt im Lyceum Alpinum Zuoz ist nicht billig. Zwischen rund 59.000 und 65.000 Euro, je nach Unterbringung, müssen für ein Schuljahr bezahlt werden. Dazu kommt noch eine Anmeldegebühr von 1.250 Euro und eine einmalige Kaution von 15.000 Euro. Ein Aufnahmetest ist ebenso Pflicht. Aktuell leben und lernen rund 200 Schüler und Schülerinnen im Internat, dazu kommen noch rund 100 Schüler beiderlei Geschlechts, die das Externat besuchen. Für Graubündner Bürger übernimmt der Kanton die Schulkosten.

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oder das Staatsoberhaupt des Fürstentums Liechtenstein, Fürst Hans-Adam II. Und das sind nur einige der Namen, die in der Öffentlichkeit bekannt sind. Denn Diskretion ist im Lyceum das A und O, wie Rektor Beat Sommer betont. Namen aktueller Schüler werden aus Prinzip nicht genannt, und damit hausieren geht man schon gar nicht. Rektor Sommer ist ein freundlicher Herr. Groß gewachsen und schlank strahlt der 55-Jährige die Ruhe der Berge aus, die den Ort und seine Schule umgeben. Dass so mancher sein Internat auch mit kritischen Augen sieht, ist ihm bewusst und er beugt gleich zu Beginn des Gesprächs falschen Gedankengängen vor: „Die Schulgebühren ersetzen bei uns nicht die Leistung“, stellt er klar. Ein Gedanke, der einem bei jährlich geforderten Schulgebühren zwischen rund 59.000 und 65.000 Euro insgeheim schon kommen könnte. Trotzdem, die Durchfallquote ist im Lyceum Alpinum Zuoz erfreulich gering. Das habe aber damit zu tun, dass die Schüler

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KARRIERE

Die Bildungs-AG Beat Sommer ist seit 2005 Rektor des Lyceum Alpinum Zuoz. Ein Gespräch darüber, wie es ist, eine internationale, exklusive Schule zu führen, die eigentlich ein Unternehmen ist. SÜDTIROL PANORAMA: Welches sind die besonderen Herausforderungen, denen sich ein Rektor einer internationalen, mehrsprachigen Schule mit Internat stellen muss? Immerhin kommen die Schüler und Studenten aus unterschiedlichen Kulturkreisen.

Die ersten Monate im Internat sind für einen Schüler dann wohl die wichtigsten?

Das ist richtig, da sie sich in dieser Anfangsphase neu einstellen und umstellen müssen. Zu Hause ist der Rahmen der Familie natürlich viel kleiner, hier ist er größer. Man muss, damit eine Gemeinschaft gut funktioniert, nach diesen Werten und Regeln leben und arbeiten. Man muss bereit sein, Rücksicht auf andere zu nehmen, sich einzugliedern und nicht immer die persönlichen Interessen und Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Wie wichtig ist für Sie der Ort, an dem sich das Lyceum Alpinum befindet? Oder würde Ihrer Meinung nach das Internat an jedem beliebigen Ort der Welt genauso funktionieren?

Ich denke, Wertehaltungen sind unabhängig von Orten, die können überall gelebt und umgesetzt werden. Bei unserer Schule allerdings spielt der Ort schon eine große Rolle. Weil eben ein Teil unserer Philosophie der Mann-

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Südtirol Panorama | Februar 2013

Foto: Alex Abbasciano

BEAT SOMMER: Eine Herausforderung bei so vielen verschiedenen Kulturen, verschiedenen Mentalitäten und Sprachen und auch verschiedenen Denkweisen ist sicher, dass man, im besten Sinnen des Wortes, eine „unité de doctrine“ hinkriegt. So, dass alle am gleichen Strang ziehen, dass alle verstehen, welches die Regeln und Strukturen sind und dort auch mitmachen, trotz zum Teil unterschiedlicher Ansichten. So, dass sich alle mit der Schule und auch mit den Werten identifizieren können. Werte wie etwa commitment, fair play, lifelong learning, cosmopolitan und so weiter.

Beat Sommer ist Pädagoge und Manager zugleich. Und hat Spaß daran.

schaftssport und der kulturelle Aspekt auch eine große Rolle spielen und nicht nur der akademische Teil. Ist Sport an Ihrer Schule so wichtig wie das Schulische?

Natürlich ist das Akademische wichtig, weil hier sowohl die Matura, das Abitur als auch das internationale Bakkalaureat anspruchsvolle Programme haben. Aber unsere Schule hat sich schon immer dazu bekannt, dass ein gewisser Ausgleich da sein soll. Es ist nicht so, dass wir eine spezifische Sportschule sind, aber der Mannschaftssport spielt bei uns eine große Rolle. Und dafür braucht es eben im Winter diese Landschaft, diesen Standort, diese wunderschöne Umgebung. Das ist wichtig im Vergleich zu anderen internationalen Schulen, vor allem in Städten, die kein Internat haben, wo es halt auch Sicherheits- und Umweltprobleme geben kann. Hier, in diesem natürlichen, herrlichen Tal, in dieser tollen Landschaft mit diesem Klima ist das ganz anders. Und das ist für Schüler und Schülerinnen aus der ganzen Welt nach wie vor ein wichtiger Grund, hierher zu kommen. So gesehen spielt sicher der Ort in Bezug auf diese Werte eine große Rolle.

Mit welchen schulischen Einrichtungen konkurrieren Sie, wer sind die Hauptmitbewerber Ihres Internats?

In der Schweiz haben wir etwa zehn bis zwölf qualitativ hochstehende Internate. Diese sind für uns natürlich immer eine Konkurrenz, weil wir das gleiche Kundensegment bedienen. In der deutschsprachigen Schweiz ist die Konkurrenz kleiner, da belegen wir einen Spitzenplatz. Im deutschsprachigen Raum ist allenfalls Salem eine Konkurrenz. Weltweit gesehen, denke ich, sind es vor allem die Internate in England, mit denen wir um Schüler konkurrieren. Wenn es um das Internationale Bakkalaureat geht, dann sind es die internationalen, großen Schulen in den urbanen Zentren, sei es in der Schweiz oder im Ausland. Wie finanziert sich das Lyzeum Alpinum und von welchem Budget sprechen wir in diesem Fall?

Wir haben einen Umsatz von 20 bis 22 Millionen Schweizer Franken pro Jahr und wir sind eine private Institution. Das heißt, wir sind eine AG, haben einen Verwaltungsrat und eine Geschäftsleitung. Wir sind keine Stiftung oder Verein. Schon bei der Gründung 1904 war klar, dass man mit der Schule Geld

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verdienen wollte. Das Lyceum Alpinum Zuoz kommt aber auch den Schülern aus der Umgebung zugute. Alle Schüler und Schülerinnen, die ihren Wohnsitz im Kanton Graubünden haben, können als externe Schüler die Schule besuchen, ohne dass sie Schulgeld bezahlen müssten. Dieses übernimmt für sie der Kanton Graubünden. Als Privatschule müssen wir nicht nur schauen, dass wir hinsichtlich der pädagogischen Konzepte konkurrenzfähig sind, sondern dürfen auch den wirtschaftlichen Aspekt nicht aus den Augen verlieren.

Das Kapital der AG ist sehr breit gestreut, es sind etwa zwischen 800 und 900 Aktionäre, davon viele Kleinaktionäre. Auch die öffentliche Hand ist beteiligt. Und es gibt etwa vier bis fünf größere Aktionäre, die alle aus dem Bereich der ehemaligen Schüler kommen und die sehr daran interessiert sind, dass die Schule so erhalten bleibt, wie sie ist, und dass die Aktienmehrheit nicht in falsche Hände gerät. Der maximale Aktienanteil ist aber ohnehin auf zehn Prozent limitiert. Was macht Ihnen in Ihrer Rolle als Rektor eines privaten Internats am meisten Freude?

Als Pädagoge gefällt mir vor allem die Tatsache, dass ich hier auch mit wirtschaftlichen Fragen zu tun habe. Im Prinzip bin ich in vielen Bereichen meiner Arbeit nicht nur pädagogisch tätig, sondern auch Manager und Geschäftsleiter. Das macht mir große Freude, weil mich das immer schon interessiert hat. Und das ist an staatlichen Schulen, die ja einfach verwalten und weniger führen, nicht in diesem Ausmaß der Fall. Was mir sehr gut gefällt, ist die internationale Ausrichtung der Schule sowie die Tatsache, dass es eine kleine, familiäre Schule ist, die sehr offen und sehr international ist und ich so durch meine Arbeit mit Leuten aus der ganzen Welt zu tun habe und weltweit vernetzt bin. ◀ INTERVIEW: PETER SEEBACHER

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Foto: Alex Abbasciano

Wieviele Aktionäre gibt es und wer sind die Hauptaktionäre der Lyzeum Alpinum Zuoz AG?

Ulrike Sommer: Wir wollen nur Schüler, die auch hier sein wollen

besonders intensiv unterstützt und begleitet würden, erzählt Ulrike Sommer, Ehefrau des Rektors und verantwortlich für die PR der Schule. Wer aufgenommen werden möchte, müsse außerdem neben einer Bewerbung eine zwei- bis dreiwöchige Testphase durchlaufen. Grund dafür sei nicht nur, die Eignung des Bewerbers festzustellen, sondern man wolle dem Kandidaten auch die Gelegenheit geben, für sich zu entscheiden, ob es im gefalle. „Die Zeiten, als man Kinder einfach in ein Internat abschob, sind definitiv vorbei“, erklärt Ulrike Sommer und begleitet ihre Aussage mit einem sanftem, bestimmten Lächeln. „Wir wollen nur Schüler, die auch hier sein wollen.“ Jene, die im Lyceum Alpinum bleiben wollen, haben die Möglichkeit, die Schule entweder mit der Schweizer Matura oder dem deutsche Abitur abzuschließen. „Gute Schüler können auch beide Abschlüsse in einem machen“, erklärt Ulrike Sommer.

Diese Möglichkeit sei in der Schweiz einzigartig. Wer hingegen eine international anerkannte Hochschulreife erwerben möchte, kann in Zuoz das Diplom des International Bakkalaureat (IB) anstreben. Ein international anerkannter Abschluss, zu dessen Erlangung auch 150 Stunden sportlicher, künstlerischer und gemeinnütziger Stunden und Sozialarbeit (Creativity, Action, Service, kurz CAS genannt) absolviert werden müssen. ORDNUNG. Die schulische Ausbildung

ist das eine, die Disziplin, die gefordert wird, eine andere. Jeder Tag ist genau getaktet. Um 7.10 Uhr haben die Schüler beim Frühstück zu erscheinen. Anschließend wechseln sich Unterrichtsstunden, Sport und verpflichtendes Studium ab. Individuelle Ausgangszeiten, um etwa ins Dorf zu gehen, sind genau geregelt. Besitz und Konsum von Alkohol ist auf

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Foto: Alex Abbasciano

Die „Skyline“ des Lyceum Alpinum Zuoz dominiert das Dorf

dem gesamten Schul- und Internatsgelände verboten, geraucht werden darf nur in speziellen Raucherbereichen. Und nur, wenn jemand älter als 16 ist. Bei Drogen kennt die Schulleitung kein Pardon. Ulrike Sommer: „Wem Drogenkonsum irgendeiner Art nachgewiesen wird, wird sofort von der Schule verwiesen.“ Damit dieses Verbot auch eingehalten wird, werden monatlich stichprobenartig Drogentests durchgeführt. Und wer in Verdacht gerät, betrunken vom abendlichen Ausgang zurückzukommen, bei dem wird der Blutalkoholwert überprüft. Bei mehr als 0,5 Promille gibt es eine Verwarnung. Den zwei jungen Herren, denen wir wenig später in der Mensa begegnen, scheinen die strikten Regeln des Internats nichts auszumachen. Massimiliano und Konstantin sind typisch für die Art von Schülern, welche im Internat untergebracht sind: international und mehrsprachig aufgewachsen. Massimilianos Vater ist italienischsprachiger Schweizer aus dem Tessin, seine Mutter ist Deutsche. Seine ersten zehn Lebensjahre hat der 17-jährige Blondschopf mit dem Aussehen eines Surfers in Südafrika verbracht, was seinem Deutsch auch anzuhören ist. Nach dem Erwerb des IB möchte er am liebsten Mar-

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„Klar muss man sich am Anfang hier erst einmal an die Regeln gewöhnen, aber anders würde das Zusammenleben wohl nicht funktionieren.“ Massimiliano

keting in Vancouver studieren, aber ganz sicher ist er sich darüber noch nicht. Konstantin, 15, der im Schulblazer erschienen ist, ist Italiener und hat in Rom die deutsche Schule besucht und möchte am Lyceum ebenfalls seinen IB machen. Wo und was er danach studieren möchte, darüber ist er sich noch nicht im Klaren. Auf die entsprechende Frage hin gibt Massimiliano unumwunden zu, dass ihm zu Beginn die Anpassung an das Leben im Internat nicht leicht gefallen ist. Zweifel darüber, dass die einzuhaltenden Regeln nicht sinnvoll wären, hat er nicht: „Klar muss man sich am Anfang hier erst einmal daran gewöhnen“, erzählt er mit englischem Akzent, „aber anders würde das Zusammenleben so vieler wohl chaotisch werden und nicht funktionieren.“ Seit 1992 sind in dem ehemaligen reinen Bubeninternat auch Mädchen zugelassen. Mittlerweile ist die Geschlechterbalance bei den rund 200 Internatsschülern nahezu hergestellt und das Verhältnis beträgt 50:50. Eine Besonderheit im Lyceum von Zuoz ist, dass auch externe Schüler zugelassen sind. Sofern die Familie im Kanton Graubünden ansässig ist und die Aufnahmeprüfung bestanden wird, werden auch Einheimische in die Schule aufge-

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Foto: Alex Abbasciano

Cristina Cavallari: Kennt die Geschichte des Internats in- und auswendig

nommen. Zurzeit sind es rund 100 Graubündner, die diese Möglichkeit nutzen. Die Kosten übernimmt der Kanton. Das Nebeneinander von einheimischen und internationalen Schülern sieht Rektor Beat Sommer als Gewinn für alle Seiten: „Wir können nur alle voneinander lernen“, ist er überzeugt. Und dass es möglich ist, dass der Engadiner Bauernsohn neben dem Nachwuchs der internationalen Elite die Schulbank drückt, findet er gut. Cristina Cavallari, eine quirlige Italienerin, begleitet uns auf unserem Rundgang durch die zum Teil hundert Jahre alten Gemäuer. Cavallari stammt aus dem Valtellina, hat in Mailand studiert und ist seit 1992 am Internat beschäftigt. Sie ist neben ihrer Tätigkeit als Italienischlehrerin auch für PR-Aktivitäten auf dem italienischsprachigen Markt für das Lyceum Alpinum verantwortlich. Cavallari kennt die Geschichte des Internats in- und auswendig und führt uns durch die ehrwürdigen Gänge, an deren Wände die Eishockeyund Cricketmannschaften der Schule, beginnend beim Gründungsjahr 1904, chronologisch aufgereiht sind. Die begeisterte Langläuferin schätzt die Vorteile und die vielen sich bietenden Sportmöglichkeiten, die dieser Ort in den Bergen bietet.

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„Dass es möglich ist, dass der Engadiner Bauernsohn neben dem Nachwuchs der internationalen Elite die Schulbank drückt, finde ich gut“ Beat Sommer

Aber sie weiß auch, dass der Schweizer Winter für Südländer ein wenig gewöhnungsbedürftig ist: „Zu hören, dass zu Hause 20 Plusgrade herrschen und hier steht das Thermometer bei null, das muss man erst einmal akzeptieren.“ Zwei Personengruppen will das Lyceum Alpinum Zuoz vor allem ansprechen, wie es im Jahresbericht 2011/12 heißt: „die zahlungskräftigen Eltern und die leistungsbeziehenden Schüler.“ Dass dies in schwieriger werdenden wirtschaftlichen Zeiten und in einer globalisierten Welt nicht mehr so einfach ist, vermerkt der gleiche Bericht einige Zeilen weiter: „Trotz intensiver Werbe- und Akquisemaßnahmen war die Nachfrage und Anzahl der Bewerbungen 2011/12 deutlich schwächer als in früheren Jahren, was vor allem auf die finanziell schwierigen Zeiten und die starke, deutlich preiswertere Konkurrenz in England und Amerika zurückzuführen ist.“ Das mag wohl so sein, denken wir, als wir im 6. Stock aus dem Zimmerfenster von Massimiliano auf die gegenüberliegenden Berge blicken, die sich weiß vom dunkelblauem Himmel abheben. Diesen Ausblick gibt es dort aber bestimmt nicht. ◀ PETER SEEBACHER

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Foto: Alexander Alber

Wieviel keine Bildung kostet Unzählige Schulabgänger stürzen sich in die Arbeit der elterlichen Betriebe, ohne vorher ein Universitätsstudium in Betracht zu ziehen. Das hat nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Auswirkungen.

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lrich Ladurner, Gründer und Präsident des Unternehmens Dr. Schär, ist einer jener Unternehmer Südtirols, die nicht nur keinen Universitätsabschluss, sondern auch keine Maturaprüfung vorweisen können: „Ich war ein schlechter Schüler und habe deshalb mit 17 die Schule abgebrochen. Damals war es aber die richtige Entscheidung und ich habe auch keine Nachteile bemerkt.“ Ladurner bereut seine Entscheidung nicht, legt heute aber dennoch viel Wert auf Ausbildung und Weiterbildung. „Studieren war damals nicht notwendig, um erfolgreich sein zu können. Heute ist das anders; ohne eine professionelle Ausbildung und ohne ein wissenschaftliches Fundament stößt man bald auf unüberwindbare Grenzen.“ Ladurner erklärt, den Abschluss nicht nachgeholt zu haben, weil er einfach keine Zeit dazu hatte. Besonders außerhalb von Südtirol bilden jedoch Lebensläufe – und mit ihnen der Abschluss und die verschiedenen Praktika, die ein Bewerber vorweisen kann – die Basis für die Entscheidung, ob jemand überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird.

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AUCH OHNE MÖGLICH. In Südtirol ist es

jedoch auch ohne eine universitäre Ausbildung vergleichsweise einfach, eine Arbeit zu bekommen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nur knapp 6,4 Prozent der Südtiroler haben einen Universitätsabschluss, während die Arbeitslosenquote bei 3,6 Prozent liegt. Im gesamtitalienischen Raum gibt es hingegen eine Akademikerrate von 7,5 Prozent und eine Arbeitslosenquote von 10,1 Prozent. Das wird nicht so bleiben. Südtirol wird die Insel der Seligen genannt, kann sich aber nicht den Gesetzen der Wirtschaft entziehen. Bei der Vorstellung einer Studie zum Thema Betriebsgröße des Wirtschaftsforschungsinstituts wurde betont, dass eine gute Ausbildung erst das Werkzeug ist, das es einem Unternehmen ermöglicht, innovativ zu handeln und zu planen. Und dieses Werkzeug fehlt zurzeit vielen Südtiroler Unternehmen. Auch Ladurner ist derselben Meinung: „ Wir leben heute in einer anderen und komplizierteren Welt, als noch vor vierzig, fünfzig Jahren. Jeder, der heute Erfolg haben will, muss eine gute Ausbildung vorweisen können. Im Anfangsstadium eines wirtschaftlichen Wachstums reichen

Köpfchen und Hausverstand aus, um die Gewinnzahlen zu maximieren. Die Anforderungen werden aber größer – und die Gewinnzahlen zu maximieren immer schwerer, wenn Unternehmer nicht konkrete und erprobte Strategien zur Hand haben.“ Die Wirtschaftskrise hat einen Konkurrenzkampf ausgelöst, der nach den Regeln der Natur gekämpft wird: Der Stärkere gewinnt – der Schwächere geht in Konkurs. NEUER BLICK. Dafür ist ein kleiner Blick

auf die erwähnte Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts der Handelskammer Bozen hilfreich. Daraus geht hervor, dass der Grund für die niedrige Arbeitslosigkeitsquote in Südtirol in den vielen Familienbetrieben und Kleinunternehmen liegt. Sie bilden die Basis der Südtiroler Wirtschaft. Ein Thema, das Südtirol Panorama bereits in einer der vergangenen Ausgaben ausführlich behandelt hat (Nr. 04/2012, Klein ist gut). Schon damals stellten wir fest: Ohne die kleinen und mittleren Unternehmen würde der Wirtschaft in Südtirol die Basis fehlen. Die WIFO-Studie hat aber auch klargestellt, dass 30 Prozent der Kleinunterneh-

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KARRIERE gen, wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen.“ Sollte es nicht soweit kommen, kann es problematisch werden. Besonders, wenn der bereits genannte Konkurrenzkampf größer wird. Eines ist nämlich auch klar: Das Unternehmen mit den innovativeren Produkten wird überleben – und dass dabei besser ausgebildete Unternehmen die größeren Chancen haben, leuchtet ebenfalls ein. Laut der Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts sind sich viele Unternehmer dessen bewusst und deshalb kritisieren sie auch die mangelnde Weiterbildung der Südtiroler. So gibt ein Betrieb auf die Frage, warum er nicht mehr Mitarbeiter einstellt, obwohl er welche bräuchte, in der Studie an: „Die hohen Kosten und die teilweise mangelnde Qualität neuer

Ulrich Ladurner: In hohen Positionen ist ein Universitätsabschluss ein Muss

EINWAND. Roberto Bizzo, der Landesrat

für Innovation und Arbeit, gab bei der Vorstellung der WIFO-Studie zu bedenken: „ Die Berufsausbildung in Südtirol ist eine der besten Europas. Zugleich gibt es aber viel weniger Akademiker als in anderen Ländern – und das muss sich ändern. Die Anzahl der Akademiker muss stei-

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ZUKUNFT. Daraus lässt sich schließen,

Foto: Alexander Alber

men nicht Wachstum, sondern die bloße Erwirtschaftung des Lebensunterhalts anstreben – und insofern viel toleranter beim Einstellen von neuen Mitarbeitern sind, die es nicht unbedingt bräuchte. Besonders bei Familienbetrieben darf der Nachwuchs nach der bestandenen Berufsausbildung oft sofort in den Betrieb einsteigen, ohne eine weitere Ausbildung anzustreben. Thomas Moriggl, der Geschäftsleiter des Familienbetriebes Moriggl GmbH, sagt dazu: „Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, sofort nach dem Abschluss der Oberschule in den Betrieb einzusteigen. Ich habe mich dagegen entschieden und in Kufstein Facility Management studiert. Mein Bruder hat hingegen sofort begonnen. im Betrieb zu arbeiten und ist nun gemeinsam mit mir Geschäftsleiter der Moriggl GmbH.“

Mitarbeiter ist für eine Ausweitung der Betriebsgröße ein Problem.“ „Die Anzahl der Abschlüsse ist im Laufe der letzten Jahre zwar gestiegen, aber das ist darauf zurückzuführen, dass mehr Berufsbilder einen Universitätsabschluss fordern. Viele weiterführende Ausbildungen, besonders im Gesundheitssektor, wurden in ein Studium umgewandelt. Die Abschlüsse an den traditionellen Studiengängen wie Wirtschaft, Recht und Medizin stagnieren aber zurzeit,“ erklärt Martin Fink von der Südtiroler Hochschülerschaft (SH) beim Gespräch mit Südtirol Panorama. Die SH stellt fest, dass die vielen Jobangebote für Maturanten besonders im technischen Bereich dazu führen, dass sie keine Motivation mehr für ein Studium haben. „Ich empfehle allen, sich so gut wie möglich auszubilden!“, betont Thomas Moriggl, der Geschäftsleiter der Moriggl GmbH. Er selbst hat nach dem Studium in Kufstein Auslandserfahrungen im Bereich der Gastwirtschaft gemacht, bevor er in den Familienbetrieb, der sich um Rohrsanierung, Heizung und Fotovoltaik kümmert, eingestiegen ist. Und auch Ladurner warnt: „Besonders in hohen Positionen ist ein Universitätsabschluss ein MustHave.“

„Die Berufsausbildung in Südtirol ist eine der besten in Europa“ Roberto Bizzo

dass Landesrat Bizzo nicht umsonst warnt, Südtirol habe einen Nachholbedarf an Ausbildung auf Hochschulniveau – und sich damit sogar beeilen sollte. Sobald auch in diesem Land die Krise angekommen sein wird, werden solche Mängel schwer ins Gewicht fallen, betont auch der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner: „In guten Zeiten bleiben Probleme zugedeckt und unbeachtet, in schlechten Zeiten kommen sie schneller zum Vorschein, als jedem lieb ist“. Die Südtiroler können nun auf die ausgewerteten Daten der letzten Volkszählung warten, wo schwarz auf weiß stehen wird, wie es mit der Zukunft Südtirols aussieht. Bei der Volkszählung wurde nämlich auch die aktuelle Zahl der Akademiker ermittelt. An ihnen lässt sich erkennen, wie stark sich die Mentalität seit der letzten Volkszählung 2001 verändert hat. Die Südtiroler sollten das Beste hoffen. Denn wie der ehemalige US-Präsident Kennedy es einmal treffend sagte: „Es gibt nur eine Sache auf der Welt, die teurer ist als ◀ Bildung: Keine Bildung.“ MARA MANTINGER

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Nach Sternen greifen Das mittlerweile traditionelle Jahrestreffen der Südsterne fand Ende Dezember im Salewa-Headquarter in Bozen statt. Man könnte sagen: Der Ansturm aus aller Welt war enorm. Südtiroler aus Australien, Brasilien, den USA und vielen anderen Ländern genossen die gemeinsamen Stunden. Das Motto des Abends war ein bodenständiges: „Reach for the stars – and keep your feet on the ground“.

Carl Blommè mit Judith Habicher (Uppsala)

(v. l.) Monica Viskanic (München), Ignaz Donà (Wien), Ingrid Donà (Wien), Martino Viskanic (Den Haag) (v. l.) Klaus Haller (Kairo) und Markus Kofler (London)

Südstern-Team: (v. l.) Gerd Reisigl, Andreas Schneck, Armin Hilpold, Hubert Rienzner, Thomas Mur, Doris Salzburger

Singer-Songwriter Max von Milland

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(v.l.) Daniel Penasa (Husum), Jenna Leiter (London), Klaus Innerebner (Wien), Stefanie Zambelli (Orlando), M. Innerebner (Peking)

Jazz-Saxophonistin Helga Plankensteiner

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Die Freiheit, zu entscheiden Eine Firma gründen ist ein Abenteuer. Und das nicht nur wegen der bürokratischen Hürden, die in Italien dafür überwunden werden müssen. Wer lässt sich in unsicheren Zeiten wie diesen auf ein solches Experiment ein? Wir haben drei Unerschrockene getroffen.

A

ngelika Ambach lebt, was sie tut. Endlich, wie sie später erzählen wird. Perfekt gestylt von Kopf bis Fuß, mit einem offenen, gewinnenden Lachen im Gesicht, empfängt die Blondine den Besucher in ihrer erst vor wenigen Monaten eröffneten Boutique in Kaltern. Kleider, Blusen und Hosen sind gekonnt auf den ganz in Weiß gehaltenen Raum verteilt und sorgen für dezente Farbtupfer. Der geweißte Holzboden verbreitet Wärme und Eleganz zugleich. Alte, weiß lackierte Möbel sorgen für den besonderen Flair, der entsteht, wenn Alt und Neu, Modernes und Antikes, nebeneinander bestehen müssen. 20 Jahre hat die heute 44-Jährige gewartet, bis sie sich ihren Traum vom eigenen Modegeschäft erfüllt hat. Dafür hat sie nun die Räumlichkeiten so gestaltet, wie sie es sich immer schon vorgestellt hat. Aber warum hat sie so lange gewartet, um dann gerade in Krisenzeiten den Entschluss zu fassen, eine eigene Firma zu gründen und ihren alten Beruf im Landesdienst an den Nagel zu hängen? Ist das nicht der falsche Moment, solch wichtige Weichen für das eigene Leben zu stellen? „Es sind einfach so viele Dinge zusammengekommen und passiert, dass ich einfach das Gefühl hatte, jetzt oder nie“, lacht Ambach. Während eines Urlaubs dann fiel dann der endgültige Entschluss, das Abenteuer eigene Firma anzugehen. NICHT ALLEINE. Ein Entschluss, den An-

gelika Ambach in Südtirol nicht als Einzige getroffen hat, wie man den Eintragungen im Firmenregister der Handelskammer in Bozen entnehmen kann. Erstaunlicher-

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weise ist die Anzahl der Firmengründungen in den vergangenen Jahren in Südtirol relativ stabil geblieben, wie Urban Perkmann, Direktor für Studien der Handelskammer Bozen auf Anfrage mitteilt. Die Zahl der Neueintragungen im Handelsregister lag in den vergangenen Jahren immer um die Zahl 3.000. Im Jahre 2011 habe es 3029 Eintragungen gegeben. Dabei sei es aber schwierig festzustellen, ob es sich um echte Neueintragungen handle oder nur um die Veränderung der Rechtsform oder Übertragungen. „Wir schätzen, dass zirka die Hälfte dieser Eintragungen ins Handelsregister echte Neugründungen sind“, so Perkmann. Außerdem beträfen etwa 400 der jährlichen Firmeneintragungen landwirtschaftliche Betriebe. Erstaunlicherweise habe es 2012 eine Zunahme der eingetragenen Betriebe in Südtirol gegeben. Urban Perkmann: „Bis jetzt liegen uns erst die konkreten Zahlen bis November 2012 vor. Mit einer Zahl von 58.115 Betrieben liegen wir um 0,5 Prozent über dem Wert von 2011 zum gleichen Zeitraum.“ EINE IDEE. Manuel Unterhofer ist eben-

falls einer dieser jungen Enthusiasten, die sich auch von der ausgerufenen Krise nicht an der Verwirklichung ihrer Ideen hindern ließen. 2008 gründete er gemeinsam mit seinem Vater als Partner die Unterhofer KG,, die sich zuerst vor allem auf Lebensmittelim- und exporte konzentrierte. Schon während seiner Zeit als Wirtschaftsstudent war für ihn klar: Ich werde meine eigene Firma gründen. Mittlerweile ist er dabei, kräftig zu expandieren. Durch

seine Geschäftsreisen und auch aufgrund der Tatsache, dass seine Schwester in Chile lebt und dort verheiratet ist, kam er mit dortigen Unternehmen und Unternehmern in Kontakt. Gemeinsam mit einem dieser Unternehmen entwickelte er einen neuen Zuckerersatzstoff, in dem auch Stevia – die Pflanze, die auch zum Süßen genutzt werden kann - enthalten ist. Als Generalimporteur des neuen Produkts für alle 27 EU-Länder und der Schweiz ist Unterhofer, der neben Deutsch und Italienisch auch Englisch und Spanisch fließend spricht, davon überzeugt, mit seinem Unternehmen einer erfolgreichen Zukunft entgegenzugehen. Warum ist er hinsichtlich Erfolg so zuversichtlich? Und die schwierige Wirtschaftslage? „Zum einen setzen wir konsequent auf Qualität“, argumentiert Manuel Unterhofer. „Wir verwenden das hochwertigste Stevia, das es auf dem Markt zu kaufen gibt.“ Und auch der Hauptbestandteil des neuen Zuckerersatzstoffes, Erythritol, sei besonders hochwertig. „Ich bin überzeugt“ so Unterhofer weiter, „dass gerade in Krisenzeiten bei Produkten verstärkt auf Qualität geachtet wird.“ NEUBEGINN. Ähnlicher Meinung ist auch

Paul Stuefer, der sich vor zwei Jahren dazu entschlossen hat, seinen Job im Sozialbereich, den er ein Vierteljahrhundert lang ausgeübt hatte, zu kündigen und einen Barbetrieb zu übernehmen: „Man muss seine Nische finden, und wenn man damit erfolgreich ist, muss man diesen Weg konsequent weiterverfolgen. Mit einem 08/15-Angebot lockt man heute keine Kunden mehr an“, ist der gebürtige

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Foto: Alexander Alber

Angelika Ambach inmitten ihres wahr gewordenen Traumes in Kaltern.

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SELBSTBESTIMMT. Boutique-Betreibe-

rin Angelika Ambach erlebte die Möglichkeit, Entscheidungen selbst zu treffen und selbstbestimmt zu arbeiten, ebenfalls als große Befreiung. „Außerdem“, so die energiegeladene Mittvierzigerin, „habe ich mir gesagt: Ich will während der nächsten 20 Jahre das tun, was mir Spaß macht.“ Aber auch bei ihr sei es so, dass ein Arbeitstag jetzt mehr Stunden habe und auch an den Wochenenden sei sie meist beruflich unterwegs. Kein Wunder, dass die bescheidenen Erwartungen, mit denen sich Ambach in das Abenteuer Selbstständigkeit gestürzt hat, übertroffen wurden. „Natürlich“, so Ambach“, jetzt muss man schauen, wie es weitergeht, aber mit dem bisherigen Verlauf bin ich zufrieden.“ Eigentlich, so stellt Angelika Ambach fest, habe ihr die Krise sogar geholfen. Da die Absätze vieler Hersteller und Importeure in Italien gesunken seien, wären diese viel offener gegenüber ihr als Quereinsteigerin gewesen.

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Südtirol Panorama | Februar 2013

Paul Stuefer: „Das schwierige wirtschaftliche Umfeld war für mich eher ein Ansporn.“ Seine Frau Vroni hat vor Kurzem ihre Festanstellung ebenfalls gekündigt.

Fotos: Alexander Alber

Sarner, den es nach Völs am Schlern verschlagen hat, überzeugt. Zweifel, ob seine Entscheidung die richtige sei, habe er anfangs selbstverständlich hin und wieder gehabt. Sogar sein Wirtschaftsberater habe ihm anfänglich eher ab- als zugeraten. Trotzdem stand für Stuefer fest, dass er eine neue Herausforderung brauchte und wollte. Da kam die Gelegenheit, an einem zentralen Platz in Völs eine Bar zu betreiben, gerade recht. Überzogene Erwartungen habe er sowieso nicht gehabt, so der 48-Jährige: „Ich habe mir gesagt: Wenn ich es schaffe, soviel Umsatz zu machen, dass mein Verdienst in etwa der ist, den ich vorher hatte, dann passt das für mich. Auch wenn ich dafür ein Vielfaches an Arbeitsstunden investieren muss, als in meinem Leben als öffentlicher Angestellter.“ Diese Mehrarbeit nehme man aber sowieso nicht wahr, da die Freiheit, über die Dinge selbst entscheiden zu können, alles aufwiege. Dass er seinen Schritt in die Selbstständigkeit gerade während einer wirtschaftlich nicht so rosigen Periode getan hat, sei für ihn kein Angstfaktor, sondern vielmehr Ansporn gewesen. Stuefer: „Gerade der Umstand, dass es wirtschaftlich zurzeit etwas schwieriger ist, ist für mich eigentlich ein Ansporn, neue Ideen zu entwickeln und neue Wege zu gehen. Je kreativer und fleißiger ich bin, umso erfolgreicher kann ich sein.“ Als Angestellter, so der Neo-Gastronom, gibt es diese Möglichkeit nicht.

„Ich hatte ja keine Kontakte und musste mir meine Lieferanten erst mühsam zusammensuchen und anfragen. Ich bin mir sicher, dass ich es nur dank der Krise geschafft habe, dass ich mit bestimmten Marken beliefert werde, die ich mir in den Kopf gesetzt hatte.“ Ambach setzt in Zeiten der Krise ebenfalls auf die Faktoren Nische und Flexibilität. „Ich verkaufe eigentlich genau die Kleidungsstücke, die ich selber gerne tragen würde“ lacht sie. Und im Sommer hat sie auf die Gewohnheiten ihrer Kunden reagiert und auch abends geöffnet. „Als Einzelfirma ist das klarerweise leichter zu organisieren, als mit einer Firma mit mehreren Mitarbeitern“, gibt sie offen zu. Diese Flexibilität wolle sie sich aber erst einmal erhalten. Barbetreiber Paul Stuefer hätte sich ebenfalls nicht vorstellen können, gleich einen größeren Betrieb mit mehreren Mitarbeitern zu eröffnen, wie er bekennt: „Einen Betrieb mit mehreren Mitarbeitern zu er-

öffnen, hätte ich mich nicht getraut“, so der Völser. „Dieses Risiko wäre mir dann doch zu groß gewesen.“ Gerade eben in diesen Zeiten. LIEBER ETWAS GRÖSSER. Nicht davor zurückgeschreckt, ein Unternehmen im größeren Stil zu betreiben, ist Manuel Unterhofer, der mittlerweile einen Techniker und neun Mitarbeiter im Vertrieb beschäftigt. Allerdings auf freiberuflicher Basis. Dabei, so Unterhofer, habe er sogar von der schwierigen Wirtschaftslage profitiert: „Freiberufler, die in Bereichen tätig waren, die jetzt nicht mehr so gut laufen, orientieren sich langsam um. So waren wir imstande, einige sehr fähige freie Mitarbeiter für den Vertrieb zu finden, die viel Erfahrung und Wissen mitbringen. Das wäre uns vorher wohl nicht gelungen.“ Trotzdem will es der Jungunternehmer langsam angehen, das Wachstum des Unternehmens soll nicht forciert werden. Organisches Wachstum

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Das nächste große Ding? Manuel Unterhofer, hier mit seinem Vater und Geschäftspartner Norbert, ist davon überzeugt, dass seine Geschäftsidee funktionieren wird.

ist das Stichwort. Der Weg zum neuen Hauptprodukt, das Unterhofer vertreibt, war lang. Auf eine lange Recherchezeit folgte eine längere Entwicklungsperiode, um den Zuckerersatz zur Marktreife mit den geforderten Eigenschaften zu bringen. Die korrekte Formulierung und behördliche Genehmigung des Produktetiketts für Italien habe ebenfalls einen langen Atem erfordert, so Unterhofer. Zurzeit werden die Firmenräumlichkeiten im Parterre des in Moritzing gelegenen Elternhauses für die neuen Anforderungen umgebaut. Die Büroräume werden erweitert und Lagerräume geschaffen. Insgesamt habe man bis dato rund 100.000 Euro in das Unternehmen investiert, erzählt der Bozner Jungunternehmer. Da bei Bestellung des Produkts im Voraus bezahlt werden muss, sei man bei der angeforderten Menge etwas vorsichtig. Vorerst würden 5.000 Kilogramm pro Bestellung genügen. Die nächste Lieferung sei bereits für April 2013 geplant.

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Als Ziel peile man einen monatlichen Import von 20 Tonnen an. Einen zeitlichen Rahmen für die Erreichung dieses Ziels habe man sich aber nicht gesetzt. MOTIVATION. In den Gesprächen mit

den drei Firmengründern wird schnell eine Parallele klar: Größere Risiken werden gemieden, die Umsatzerwartungen sind vorerst einmal bescheiden und das Wachstum des Betriebes soll langsam und natürlich erfolgen. Oder besser gesagt: Muss langsam erfolgen, denn Fremdkapital zu bekommen, ist für Firmengründer sehr schwierig bis nahezu unmöglich. Eine weitere Parallele: Menschen, die in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten eine Firma gründen, tun das nicht, weil sie Geld scheffeln, sondern weil sie sich ihren Traum von der Selbstbestimmtheit erfüllen wollen. Und weil sie an das glauben, was sie tun. Ihre Motivation und der Glaube an den Erfolg der Sache scheint unendlich zu sein, und sie sind trotz der Unsi-

Manuel Unterhofer ist davon überzeugt: Der von ihm und seinem Unternehmen mitentwickelte Zuckerersatzstoff ZeroCal Stevia wird zuerst den Markt in Südtirol, dann in Italien und schließlich den europäischen Markt erobern. Was soll an diesem Produkt aber so Besonderes sein? Süßstoffe gibt es ja mittlerweile mehr als genug. Neu sei vor allem, so Unterhofer, dass Konsistenz, Aussehen, Wasserlöslichkeit und Süßkraft seines Produkts dem von Zucker entsprächen. Und das bei einem Brennwert von null Kalorien und einem Glykämischen Index von ebenfalls null. Der Vorteil liege auf der Hand: Egal, ob beim Kuchenbacken oder beim Kaffeetrinken, die Menge und die Art des benutzten Süßstoffes bleibe gleich. Der Zucker könne einfach eins zu eins durch sein Produkt ersetzt werden, so der Bozner Unternehmer. Bei anderen Produkten müsse man anders kalkulieren, will heißen, mehr oder weniger benutzen, um die Süße, die der des Zuckers entspreche, zu erreichen. Es habe einige Versuche gebraucht, um dies beim neuen Produkt zu gewährleisten. Und wie wurde dies erreicht? Hauptinhaltsstoff von ZeroCal Stevia ist nicht Stevia, sondern Erythritol aus der Familie der Zuckeralkohole. Diese werden auf biochemischem Weg gewonnen. Basis für die Herstellung ist Stärke. Durch Enzyme und Vergärung wird daraus Erythritol gewonnen, ein Stoff, der im Handel unter der Bezeichnung „Sukrin“ oder „Xucker“ erhältlich ist und seit 2006 unter der Nummer E968 in der EU als Zuckerersatz zugelassen ist. Warum aber noch die Zugabe von Stevia in der eher geringen Größenordnung von 0,26 Prozent? „Damit“, so die Begründung von Manuel Unterhofer, „erreichen wir genau dieses Eins-zu-einsVerhältnis zu Zucker, das wir angestrebt haben.“ Jedes einzelne Kristall von ZeroCal Stevia enthalte dieses Verhältnis. Dass der Begriff „Stevia“ auch marketingtechnisch sehr gut genutzt werden kann, ist wahrscheinlich ebenfalls von Vorteil.

cherheit, der ein Unternehmer nun mal ausgeliefert ist, glücklich und zufrieden. „Es kann nur gelingen und du kannst nur Erfolg haben, wenn du das, was du tust, gerne tust“, fasst es Barbetreiber Paul Stuefer in Worte. Und Angelika Ambach meint: „Wenn jemand einen Traum hat, dann kann ich ihm nur raten, diesen zu verwirklichen.“ Und zum möglichen Risiko und den Schwierigkeiten, die auftauchen können, hat Ambach ebenfalls eine Meinung und tut sie mit einem herzlichen Lachen kund: „Ein wenig blauäugig muss man im Leben ja sein, oder etwa nicht?“ ◀ PETER SEEBACHER

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LUXUS & LIFESTYLE

Foto: pas

Luftgefederter Ausritt

Voll auf Linie: Das stark abfallende Heck lässt den Shooting Break leicht geduckt aussehen.

Mercedes bietet den neuen CLS als Coupé und als Shooting Break an. Letztgenannter Name rührt von den Kutschen her, die dazu benutzt wurden, Pferde zu bändigen. Heute werden besonders schnittig gestaltete Kombis damit bezeichnet. Die Geschichte einer Zähmung.

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ie Versuchung, sie war schon da, als wir uns bei seiner Präsentation in Bozen das erste Mal gegenüberstanden. Irgendwie fühlten wir uns gegenseitig angezogen. Jedenfalls bilde ich mir das bis heute ein. Eine klare Antwort auf meine Frage ist mir der Mercedes CLS Shooting Brake aber bis heute schuldig geblieben. Die im Anschluss an die Präsentation mitgegebenen Informationsunterlagen schreckten mich dann wieder ab. Gleich zu Beginn ist in der Hochglanzbroschüre über eine Doppelseite eine silberbeschlagene Pistole aus dem 17. Jahrhundert zu sehen. Eine, wie sie gerne in den Mantelund-Degen-Filmen von edlen Freibeutern benutzt werden. Edel? Ja, das könnte passen. Und hat „Shooting Break“ nicht auch etwas mit Schießen zu tun? Wenige Tage später dann der Anruf in der Redaktion: „Sie können den neuen CLS

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Shooting Break testen.“ Ich war bereit für den Zuritt. Die Bezeichnung Shooting Break hat weniger mit einer Schießpause zu tun, wie man vielleicht annehmen könnte, sondern ist viel mehr die Bezeichnung für einen besonders schnittig und sportlich gestalteten Kombi. So gesehen hat Mercedes die selbstgestellte Aufgabe bestens erfüllt. Lassen wir einmal die Geschichte der Entstehung dieses Namens links liegen. Trotz seiner Länge von fast fünf Metern wirkt das Gefährt sportlich-aggressiv und zugleich elegant. Geschuldet ist dieser Eindruck vor allem dem langgezogenen, abgeflachten Heck, das dem Fünf-MeterTrumm trotz allem eine schlanke Optik verleiht. Tief muss ich mich hinunterlassen, um beim Einsteigen Kontakt mit dem lederbezogenen Sitz zu bekommen. Und bin sogleich überrascht. Das sieht ja al-

les so anders aus? Endlich hat sich Daimler dazu durchgerungen, das mittlerweile etwas altbacken daherkommende Aussehen des Cockpits zu überarbeiten, das in der Vergangenheit in fast allen Modellen zum Einsatz kam. Nun denn, das Zureiten kann beginnen! Ich entscheide mich für den Fahrtest „Nicht zu kurvige Landstraße mit gelegentlich möglichen Überholmöglichkeiten“ und lege los. Doch kaum bin ich einige hundert Meter unterwegs, schafft es mein „Pferd“, mir seinen Willen aufzuzwingen. Nicht sportlich-scharf bin ich unterwegs - wie es eigentlich meine Absicht war - sondern gemütlich-sanft. Dieses Auto mag durch sein Aussehen im Fahrer den Sportsgeist wecken, im Inneren tut es genau das Gegenteil. Die Motorengeräusche des 265 PS-starken Dreiliter-Dieselmotors dringen kaum zu den Passagieren durch. Bequem sitzt der Len-

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ker in seinem Sitz, spürt dank der serienmäßig luftgefederten Hinterachse auch die Schläge auf einer ruinierten Fahrbahn kaum und versinkt so in eine entspannte Körper- und Geisteshaltung. Ohne groß Widerstand zu leisten, gebe ich mich diesem Gefühl hin und lasse mich auch nicht von dahinzuckelnden und fahrbahnblockierenden Traktoren aus meiner Nahezu-Trance wecken. Nein, mit diesem Auto will man nicht unbedingt schnell fahren - auch wenn man könnte. Ein entschlossenes Durchdrücken des Gaspedals reicht, und besagter Traktor ist nur mehr ein buntes Etwas im Rückspiegel. Fleißig werkelt das serienmäßige 7GTronic-Plus-Automatikgetriebe, und die Tachonadel wäre bei entsprechender Bleifußkonsequenz nach 6,5 Sekunden auf Position 100. Doch soweit lasse ich es nicht kommen. Immerhin möchte ich endlich einmal bei einem Testauto den vom Hersteller angegebenen Kraftstoffverbrauch erreichen. Doch auch diesmal klappt es trotz behutsamer Fahrweise nicht. Wie mir die Verbrauchsanzeige mitteilt, wird es bei den 6,6 Litern Kraftstoffverbrauch auf hundert Kilometer wohl nicht bleiben. Zugegeben, auf einen Zusatzausritt mit dem Shooting Break auf eine kurvige Bergstraße will ich nicht verzichten und so scheuche ich das fast zwei Tonnen schwere Gefährt ein paar enge Kehren hoch. Der CLS nimmt die ihm gestellte Herausforderung an und zeigt keine Schwächen. Dank 4Matic Allradantrieb lässt er sich wie gezirkelt durch die Kurven treiben. Trotzdem ist man als Fahrer in die-

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LUXUS & LIFESTYLE

Darf man einem Auto auf das Heck starren? Wir sagen ja, vor allem, wenn es so gelungen ist, wie beim CLS Shooting Break.

„Auf einen Zusatzausritt mit dem Shooting Break auf eine kurvige Bergstraße will ich nicht verzichten.“

sen Momenten nicht unbedingt von seinem Tun überzeugt. Wäre es nicht besser - und auf jeden Fall vernünftiger - man würde gelassen dahingleiten und die Aussicht durch das aufpreispflichtige Panoramadach auf die Berge rundherum und das gediegene Innenraumambiente genießen? Ja, das wäre es wahrscheinlich. Den Allradantrieb könnte man ja spätestens beim nächsten Neuschnee während der Anfahrt zum Skigebiet testen. Die Skier hätten wahrscheinlich im Kofferraum mit seinen üppigen Grundmaßen der Länge nach Platz. Und wer weiß, vielleicht lerne ich dann wieder ganz neue Seiten des CLS kennen. ◀ PETER SEEBACHER

Technische Daten

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Mercedes CLS 350 DCI 4Matic BlueEfficiency mit Panoramadach, Airmatic Dual Control (Luftfederung), Lederausstattung in Beige, Memory Pack (Außenspiegel und Sitze sind stufenlos verstellbar und speicherbar) Sechszylinder V6

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▶ 2.987 ccm Hubraum ▶ 195 KW (265 PS) Nennleistung bei 3.800 Umdrehungen/Minute ▶ 210 km/h Höchstgeschwindigkeit ▶ Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,7 Sekunden ▶ Verbrauch in l/100 km: 8,0 (innerorts), 6,0 (außerorts), 6,7 (kombiniert) ▶ CO2 Emission: 176 g/km ▶ Emissionsklasse: Euro 5 ▶ Basispreis: 61.739 Euro ▶ Preis Testauto: 67.844 Euro

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LUXUS & LIFESTYLE

Winter? Ja bitte! Die ISPO, die Internationale Sportartikelmesse in München, hat wieder einmal sich selbst und den Wintersport gefeiert und gezeigt, was 2014 auf uns zukommt. Unsere Favoriten: Skier mit Stoßdämpfer und batteriebetriebene Ohrwärmer. R-Power Full Suspension IQ von Blizzard

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Fot o: U

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Der Vorgänger dieses Modells wurde bereits einmal mit dem ISPO-Award ausgezeichnet und wenn es mit rechten Dingen zugeht, dürfte auch dieser Ski, der in der Wintersaison 2013/14 auf den Markt kommen wird, so manche offizielle Anerkennung erfahren. Der Tip-Tail-Rocker - Schaufel und Skiende sind angehoben - hat die gesamte Technologie an Bord, über die Blizzard verfügt. Samt integriertem Stoßdämpfer für mehr Laufruhe. Resultat: leichtes Handling, gepaart mit hochsportlichem Fahrverhalten. Preis: 999 Euro

Foto: Blizzard

p1us von Uvex

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Südtirol Panorama | Februar 2013

So kryptisch der Name, so neu das Modell. Bis dato mussten sich Skifahrer und Snowboarder immer zwischen einem Hardshell- oder Inmould-Helm entscheiden. Dieser neue Helm vereint beide Techniken und ist damit der leichteste Hardshell-Helm der Welt. Mit rund 400 Gramm Gesamtgewicht ist er auf dem Kopf kaum spürbar und stört auch bei einem langen Skitag nicht. Dank der speziellen Ohrpads mit Spezialmembrane wird auch der Hörsinn nicht beeinträchtigt. Preis: 99,95 bis 199,95 Euro (je nach Modell)

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LESEZEICHEN

Foto: Alpenheat

FIT OHNE STUDIO

Batteriebetriebene Ohrwärmer von Alpenheat Sie haben viel um die Ohren? Nicht genug, sagen wir. Ihnen fehlen bestimmt noch batteriebetriebene Ohrwärmer. Ganz bestimmt, denn diese kommen erst in der nächsten Wintersaison auf den Markt. Damit empfindliche Ohren nicht überhitzt werden, ist die Höchsttemperatur auf 45 bis 50 Grad Celsius begrenzt. Ein Satz von drei AA-Batterien sorgt für vier bis fünf Stunden kuschelige Ohrwärme. Danach heißt es wieder in die warme Stube zurückkehren. Preis: 39,95 Euro

Die Weihnachtskekse sind schon seit einiger Zeit aufgegessen, die engen Hosen sind geblieben? Mark Lauren, Muskelpaket, Elitesoldatentrainer und Autor von „Fit ohne Geräte“ weiß da Rat. Der heißt: Trainieren mit dem eigenen Körpergewicht. Wer braucht schon Gewichte und Geräte, so sein Credo, das eigene Körpergewicht reicht als Widerstand völlig, um die Muskulatur zu kräftigen. Sofern man die richtigen Übungen kennt. Ausgeübt werden können diese auf kleinstem Raum und nur wenige (intensive!) Minuten am Tag sollen reichen. Also ideal für Menschen mit knappem Zeitbudget, die trotzdem fit bleiben oder werden wollen. Und: Je mehr Körpergewicht, umso intensiver die Übung.

INFO: Mark Lauren, „Fit ohne Gewichte“, Riva Verlag, rund 17 Euro

LIFESTYLE GENIESSEN

Foto: C olum

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Bugaboot von Columbia

Domain du Comte Thun

Modernste Technologie unter klassischem Look inklusiv traditioneller Details versteckt, so könnte dieser Schuh charakterisiert werden. Der aus Wildleder gefertigte Bugaboot punktet vor allem durch seine inneren Werte. 100 Gramm thermoreflektierendes Omni-Heat-Futter sorgen dafür, dass vor allem Männer, die gerne kalte Füße bekommen, in diesem Schuhwerk einen Freund sehen. Die griffige Gummisohle sollte auch auf rutschigem Untergrund Halt geben und mit einer Schafthöhe von 13 Zentimeter kann man auch einmal im Schnee herumstapfen. Preis: ab 149,95 Euro

Foto: Domain du Comte Thun

MUST-HAVE DES MONATS

Ein Doctor gegen Viren

LA PARRAZAL | Dies ist eine Geschichte von

Foto: Samsung

„Steck mich bloß nicht an!“ ist ein um diese Jahreszeit oft gehörter Satz. Die Ratschläge, wie man sich am besten gegen Grippeviren und deren Übertragung schützt, sind Legion. Die einen empfehlen homöopathische Mittelchen, die anderen Handschuhe oder Mundschutz. Dabei scheint es so einfach zu sein. Zumindest laut Elektronikhersteller Samsung. Einfach das „Virus Doctor“ genannte Gerät aufstellen, an die Steckdose anstöpseln und den Schalter entweder auf „normal“ oder „turbo“ drehen. Schon wird den Viren im Umkreis von 10 Quadratmetern schwarz vor Augen. Wie das funktioniert? Na, dank S-Plasma-Ionen-Technologie! Das heißt laut Samsung, dass das Gerät negativ geladene Ionen erzeugt, welche die „in der Luft herumschwirrenden Viren, Bakterien, Allergene und Schimmelpilze abtöten.“ Das Resultat sei eine gesündere Luft, die Wohlbefinden und Konzentration steigert und vorzeitiger Hautalterung engegenwirkt, so Samsung. Kochen, Putzen und Staubsaugen müssen Sie aber trotzdem noch selbst. INFO: www.samsung.at Preis: 229 Euro

einem, der auszog, um in der Ferne seinen eigenen Wein zu produzieren. Die Rede ist von Ferdinand Graf von Thun und Hohenstein, der Wein liebte, in München sein Glück mit Immobilien machte und schließlich im französischen Albi einen Ansitz mit 27 Hektar Rebfläche kaufte. Flugs pflanzte der Graf seine Lieblingssorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Syrah an und produzierte fortan seinen ganz persönlichen Wein. Und genau der Cuveé aus diesen vier Rebsorten mit Namen Parrazal ist es, der uns bei der Verkostung der Thun‘schen Weine am besten gefallen hat. Feines, zurückhaltendes Tannin, vermählt mit runder Frucht und einem Hauch würziger Noten hat uns überzeugt. INFO: www.comtedethun.com Preis: ca. 35 Euro

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DIE LETZTE SEITE

EIN ANRUF BEI … LOGOUT

Paul Pöder

Engl gegen Sterne

SÜDTIROL PANORAMA: Wie geht es den Tourismusbetrieben in Südtirol?

Die neuen Medien sind zu einem fixen Bestandteil unseres Alltages geworden. Das Netz vermittelt eine globale Übersicht und ermöglicht einen unmittelbaren Zugriff auf alle gewünschten Informationen. Zudem kann das Internet geradezu „alles“ visualisieren und somit eine Gesamtübersicht vermitteln. Eine unaufhaltsame Performance erleben die sozialen Netzwerke. Sie verbinden, vermitteln und sozialisieren. Sie schaffen weitreichende Interessengemeinschaften auch über Kontinente hinweg und invol◀ vieren weite Kreise.

Nun wird der Engl also ein Stern. Genauer gesagt: Christoph Engl wird ein Südstern - höchstwahrscheinlich. Südstern nennt sich das Netzwerk, in dem jene Südtiroler zusammengeschlossen sind, die - meist aus Arbeitsgründen - im Ausland leben. So wie in Bälde Herr Engl. Der langjähriger Direktor der SMG tut im Alter von über fünfzig Jahren das, was viele junge, hoch qualifizierte Südtiroler mit Anfang zwanzig machen: Er geht ins Ausland, nach Nürnberg. Christoph Engl müsste das nicht tun, es ist seine freie Entscheidung. Aber viele jungen Südtiroler mit bester Ausbildung haben keine andere Wahl, wenn sie die Karriereleiter erklimmen, etwas Großes auf die Beine stellen wollen. Die Möglichkeiten außerhalb Südtirols sind eben vielfältiger, das Klima für Newcomer offener und freier. Natürlich kann Südtirol auch stolz auf seine „Arbeitsexporte“ sein, stolz darauf, dass junge Südtiroler Arbeitskräfte auch auf Arbeitsmärkten ohne Proporzzwang bestehen können. Trotzdem: mehr gut ausgebildete, weltgewandte, polyglotte und welterfahrene junge Menschen würden auch unserem kleinen Land guttun. Deshalb, liebes Ausland, gib uns unsere Sterne wieder. Du bekommst jetzt ja einen Engl dafür. ◀

INTERVIEW: PETER SEEBACHER

PETER SEEBACHER

zuversichtlich und stellt sich den Herausforderungen. Sowohl die einzelnen Hotel- oder Gastbetriebe als auch die Tourismusorganisationen vor Ort haben die Veränderungen auf den internationalen Märkten erkannt und entsprechend reagiert. Wie muss sich heute ein Tourismusbetrieb präsentieren?

Nach wie vor gilt es sich von den jeweiligen Mitanbietern abzuheben. Die unverkennbaren Merkmale und den Mehrwert eines Hotels, eines Dorfes oder einer spezifischen Talschaft zu kommunizieren. Es geht darum, eine starke Identität zu prägen, ein Erscheinungsbild zu schaffen, an dem sich der Gast orientieren kann. Die Printmedien sind in einer Krise, wird allenthalben vermeldet. Können Sie das als Partner großer deutscher und Schweizer Zeitungen bestätigen?

Qualität wird weiterhin bestehen bleiben. Dies gilt besonders für den Printbereich. Etablierte Tageszeitungen und Magazine können sich nach wie vor größter Beliebtheit und Nachfrage erfreuen. Print wird auf jeden Fall auch in Zukunft eine führende Rolle im Bereich der Touristikwerbung spielen.

CARTOON

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Foto: Alexander Alber

PAUL PÖDER: Die gesamte Branche ist

Paul Pöder, Account Supervisor bei OP Werbung Fachagentur für Tourismuswerbung und -kommunikation

Wie wichtig ist die Werbung in digitalen Medien?

von Kiri

Südtirol Panorama | Februar 2013

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